Edelweiss Prinzengeschichte

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or vielen, vielen Jahren beherrschte ein kleines, hässliches, rothaariges Männlein das gesamte Gebiet um Großarl. Der Kupfergeist, so hieß das boshafte Männlein, verschüttete sämtliche Bergwerkseingänge der Bergarbeiter, damit alle Schätze ihm gehörten. So konnten die Bergarbeiter nicht mehr arbeiten und es entstand eine große Hungersnot im Volk. Verzagt saßen die Bewohner Großarls eines Abends beieinander und berieten sich. »Jemand muss in die Berge gehen und den Kupfergeist verjagen«, meinte einer der Bergarbeiter. »Ja genau, wir brauchen einen sehr großen und starken Mann, der dies siegreich ausführt! Wer meldet sich also freiwillig?«

Es wurde plötzlich still. Keiner der Männer war dazu bereit. »Ich gehe!«, meinte ein kleiner Junge mit Hirtenjacke plötzlich. »Nun, wenn es sonst niemand wagt gehe du, und versuche dein Glück«, sagten die Bergarbeiter.


Schon bald machte sich der mutige Junge, unbewaffnet und unerfahren, auf den Weg ins Salzburger Gebirge. Nach einigen Tagen anstrengender Wanderung war jedoch sein gesamter Proviant aufgebraucht und er setzte sich müde unter einem Baum zur Rast. »Was soll ich bloß machen?«, fragte er sich. »Ich habe Hunger und noch immer habe ich den Kupfergeist nicht gefunden. So kann ich unmöglich weiter gehen.«

Da hörte er plötzlich eine Stimme aus dem Wind. »Kehr nicht um, kleiner Junge! Marschiere noch eine Weile den Steinpfad weiter hinauf und du wirst eine Hütte namens „Kösslerhäusl“ finden. Dort wirst du gut versorgt und auch alles Nötige für deine Weiterreise bekommen.«


Und wirklich - beim Kösslerhäusl wurde er freundlich von der alten Sennerin empfangen und mit einer herzhaften Brettljause und Krapfen versorgt. Er erzählte ihr von seinem waghalsigen Vorhaben. »Du wirst es alleine nicht schaffen. Der Kupfergeist verfügt über viele Kräfte«, meinte die Sennerin. »Aber es gibt vielleicht einen Weg. Geh zum Gipfel des großen Keeskogel und rufe die Namen der vier Elemente - möglicherweise helfen sie dir.«

Also zog unser tapferer kleiner Held gut gestärkt weiter in die Berge. Als er mit viel Kraft und Mühe den Gipfel erklommen hatte, rief er sogleich nach den vier Elementen. »Feuer, Wasser, Luft, Erde!«, rief er laut. »Kommt doch bitte schnell herbei und helft mir im Kampf mit dem bösen Kupfergeist.« Wolken zogen auf und ein mächtiges Rauschen war zu hören. »Hier sind wir - wir helfen dir«, flüsterten sie.


»Die vier Elemente meinten es gut mit dem tapferen Jungen. Sie gaben ihm geheimnisvolle Geschenke - und somit waren sie auch immer bei ihm: Der Wind gab ihm einen Umhang, das Wasser einen Stab, das Feuer eine Krone und die Erde gab ihm Stiefel - die ihm im Kampf gegen den Kupfergeist helfen sollten. »Viel Glück und Berg heil!«, riefen sie ihm noch zu.

Mit neuem Mut und großer Zuversicht marschierte er nun auf das Bergwerk zu, in dem der Kupfergeist hauste. Da schoss aus der Tiefe des Bergwerks der Kupfergeist hervor. »Was willst du kleiner Knirps hier?«, schrie das rothaarige Männlein. »Ich bin gekommen um den Bergarbeitern zu helfen, damit sie wieder in Ruhe ihre Arbeit verrichten können!«, entgegnete der Junge mutig.

»Ha, ha - mich wird hier niemals jemand vertreiben, und schon gar nicht du«, lachte der Berggeist höhnisch.


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