AUSGABE # 11 / SOMMER 2015
Körper und Geist Sport ist essentiell für unsere physische wie psychische Gesundheit.
Männergesundheit Über die spezifischen gesundheitlichen Bedürfnisse der Männer.
Krebs-Prävention Gesunde Ernährung kann dazu beitragen, das Risiko für Krebs zu verringern.
Lauf dem Stress davon Warum Sport der Stresskiller Nummer eins ist und ab wann Belastung krank macht.
Inhalt & Editorial
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Editorial Was bedeutet Stress in unserer Leistungsgesellschaft? Ist er immer ungesund? Wirkt er sich auf Frauen und Männer unterschiedlich aus und wie können wir am besten damit umgehen? Wir haben Antworten auf diese Fragen und dürfen an dieser Stelle eines gleich vorwegnehmen: Sport ist ein wahrer Stresskiller und darüber hinaus unverzichtbar für unsere Gesundheit. Auch ihm widmen wir uns in dieser Ausgabe. Außerdem Thema – Männergesundheit, Suizid-Prävention bei Jugendlichen und Tics. Aus dem Operationssaal gibt es alles rund um Organtransplantationen zu erfahren sowie alles zur geheimnisvollen Krankheit Fibromyalgie und der gefährlichen, weil nicht leicht zu erkennenden Sepsis. Abschließend wird die Frage geklärt: „Was ist eine PET?“ Wir wünschen eine spannende Lektüre! Die Redaktion
Inhalt Kurz & bündig Stress
Impressum Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck Redaktion: Rebecca Müller (Ltg.), Marianna Kastlunger, Eva Schwienbacher, Barbara Wohlsein, Sylvia Ainetter, Max Schnabl, Daniel Feichtner Grafik & Produktion: Doris Pfifferling, Kristina Fallenegger, Thomas Bucher Titelfoto: shutterstock.com Fotos, falls nicht anders gekennzeichnet: Archiv/TARGET GROUP Publishing GmbH Geschäftsführung: Andreas Eisendle, Michael Steinlechner Telefon: +43 (0)512/586020-0 Fax: +43 (0)512/586020-20 E-Mail Redaktion: redaktion@target-group.at E-Mail Verkauf: office@target-group.at Druck: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten
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Was Stress mit uns macht Und wie man mit ihm umgehen kann
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Stresskiller Sport Regelmäßige Bewegung ist unverzichtbar
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Gesund leben
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Interview Leopold Saltuari im Gespräch Einblicke in die Neurorehabilitation
Wissen
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Risiko Sepsis Gefährlich, weil schwer zu erkennen
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Männergesundheit und Gender Medizin Maßgeschneiderte Gesundheitsangebote
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Organtransplantationen Innsbrucker Klinik ist führend
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Suizid-Prävention Hilfe und Unterstützung für Jugendliche
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Geheimnisvolle Fibromyalgie Eine Krankheit, die Rätsel aufgibt
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Unwillkürliches Zucken Tics: Auffällig, aber oft nicht gefährlich
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Krebs-Prävention durch Ernährung Durch ausgewogene Essgewohnheiten und die Vermeidung von Übergewicht
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PET-Scan Das Innenleben von Organen wird mit dieser Untersuchung sichtbar gemacht
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Ratgeber Schutz vor HPV Wie und warum schützen?
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Kurz & bündig
Kurz & bündig
Gender Medizin: Männergesundheit Viel Gemüse, wenig Wurst
Beim Stichwort Gender Medizin denken die meisten an Frauengesundheit, dabei sind die Männer in diesem Zusammenhang ebenso Thema. Für beide hat sich die Gender Medizin zum Ziel gesetzt, bessere, weil individuelle und auf die Bedürfnisse von beiden Geschlechtern abgestimmte Gesundheitsangebote zu schaffen. Nur wahrgenommen werden müssen sie auch, und damit gehen Männer weniger bewusst um als Frauen.
Mit gesunder Ernährung kann auch das Risiko für Krebs reduziert werden.
In Bewegung kommen Sport ist für unsere Gesundheit unverzichtbar. Aber er will auch richtig betrieben werden. Seine Vorteile sind aber unbestritten. Sport ist essentiell für das HerzKreislauf-System, stärkt das Immunsystem sowie die Muskeln und schützt dadurch auch Gelenke und Knochen. Außerdem kommt der Stoffwechsel in Schwung und durch die Ausschüttung von Endorphinen macht Sport auch noch glücklich.
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Kurz & bündig
Stress lass nach! Stress ist nicht gleich Stress. Anspannung spornt auch zu Höchstleistungen an – vor allem körperlicher Natur. Aber zu viel Stress macht krank. Frauen und Männer sind im unterschiedlichen Maß betroffen, das weibliche Geschlecht hat tendenziell bessere Werkzeuge, mit Belastungen und Druck umzugehen. Wichtig ist, den für sich besten Weg zu finden, Dampf abzulassen.
Richtige Dosis Zwei bis drei Mal pro Woche für 45 Minuten gilt es die Herzfrequenz mit Sport in die Höhe zu treiben – Spazierengehen zählt nicht!
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Kurz & bündig
Risiko HPV: Bis zu 70 % aller Menschen stecken sich im Laufe ihres Lebens mit HPV (Humane Papillomviren) an – die meisten durch ungeschützten Geschlechtsverkehr. In vielen Fällen verläuft diese Infektion ohne Komplikationen und bleibt nicht selten sogar unbemerkt. Heilt die Erkrankung allerdings nicht ab, kann sie sowohl bei Frauen als auch Männern Krebs verursachen.
Männer: sorgt vor! Ergebnisse aus der Männergesundheit machen deutlich: Männer gehen seltener zur Vorsorge als Frauen.
Unwillkürliches Zucken und Räuspern Tics machen sich z. B. in Form von Zwinkern, Räuspern oder Zungeschnalzen bemerkbar. Gefährlich oder behandlungsbedürftig sind sie in vielen Fällen aber nicht. Bei Kindern sind Buben anfälliger als Mädchen. Warum Tics bei den Kleinen überhaupt auftreten, gilt als noch nicht restlos geklärt. Eine medikamentöse Behandlung ist hier nicht die zwingende Lösung, oft beeinträchtigt eine solche Therapie den Alltag und die Persönlichkeit mehr als die Tics.
Kurz & bündig
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Gemeinsam stark bleiben In puncto Suizid-Prävention bei Jugendlichen können vor allem Gleichaltrige eine wichtige, unterstützende Rolle einnehmen. Wie eine neue Studie zeigt, können junge Menschen zusammen mit Altersgenossen lernen, ihre Gefühle auszudrücken. Besonders in der Schule ist daher ehrliche Aufklärung über das Thema Suizid – für und mit den Schülern – ein wichtiger Aspekt der Prävention.
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it unserer Werbekampagne mit Frau Dr. med. Vera Russwurm als Testimonial wollen wir zu einem gesünderen Lebensstil animieren. Die GENERALI bietet mit dem GENERALI Gesundheitscoaching eine achtwöchige Begleitung durch Coaches mit persönlichen Gesprächen und zugeschnittenen Tipps rund um Ernährung und Bewegung.
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GENERALI Regionaldirektor Markus Winkler: „Mit einer privaten Krankenversicherung kann man auf Leistungen zurückgreifen, die von der staatlichen Sozialversicherung nicht gedeckt sind (z. B. Ganzheitsmedizin). Wir betrachten die private Absicherung als sinnvolle Ergänzung zur unbestritten guten Grundversorgung in Österreich.“ lll
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Kurz & bündig
Innsbruck ist Vorreiter An der Innsbrucker Klinik wurde im Herbst erfolgreich ein „total artifical heart“ eingesetzt – ein Herz ganz aus Titan. Mittels Transplantation im menschlichen Körper ersetzt werden können außerdem Lunge, Leber, Niere, Dünndarm und Bauchspeicheldrüse. Patienten sind aber mit langen Wartezeiten konfrontiert, denn an Organen fehlt es oft. Erhalten sie eine Spende, stehen ihre Chancen aber gut: Nach einem Jahr leben noch bis zu 90 % der Transplantierten, nach zehn Jahren noch bis zu 70 %.
Ernährung: Krebs-Prävention Mit der richtigen Ernährung kann das Risiko, an Krebs zu erkranken, deutlich reduziert werden. Jährlich erkranken fast 40.000 Österreicherinnen und Österreicher an Krebs. Auch wenn die Behandlungsmöglichkeiten laufend besser werden, so steigt gleichzeitig auch die Zahl der Neuerkrankungen. Dementsprechend wächst das Bedürfnis vieler Menschen, aktiv etwas für ihre Krebsvorsorge zu tun. Eine gesunde Ernährung spielt hier eine zentrale Rolle.
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Schmerzen für Körper und Seele Diagnose und Therapie von Fibromyalgie sind eine Herausforderung. Die Betroffenen leiden an Schmerzen am ganzen Körper, Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Erkannt werden kann die Krankheit nur per Ausschlussdiagnose. Eine Untersuchung, mit der die Fibromyalgie eindeutig festgestellt werden kann, gibt es nicht. Auch die Therapie gestaltet sich dementsprechend schwierig, herkömmliche Schmerzmittel wirken nicht, Antidepressiva können eine Alternative sein, unumgänglich ist eine Psychotherapie.
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Stress
Interview
Damit das Fass nicht
© FRANZ OSS
überläuft Stress ist schon längst kein Phänomen mehr, das bloß erfolgreichen Managern vorbehalten ist, denn wirklich jeder kann unter Druck geraten. Prof. Josef Marksteiner, Primar der Psychiatrie und Psychotherapie A im Landeskrankenhaus Hall, weiß warum.
„Sport ist ideal. In der Stresssituation ist der Körper ja zu maximaler Leistung bereit.“
Stress
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JOSEF MARKSTEINER
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an könnte fast meinen, Stress gehöre im alltäglichen Sprachgebrauch zum guten Ton. Wenn man heute von Stress redet, nimmt man tatsächlich immer den negativen Teil davon wahr. Es gibt aber den sogenannten Eustress, der uns auf spontane Leistung vorbereitet, ein gesunder Stress sozusagen. Wenn zum Beispiel das Gehirn Leistung bringen soll, braucht es viel Energie, sogar bis zu 20 % des Energieumsatzes. Hierfür muss der Körper also Energie wie Glukose zur Verfügung haben, die über die Nahrung aufgenommen wird. Wenn wir also in die Stresssituation kommen, und uns eine physische oder psychische Anstrengung bevorsteht, bereitet sich der Körper durch eine gewisse Unruhe und eine stärkere Anspannung darauf vor. Er schüttet Stresshormone wie das Kortisol aus, dessen Level dann besonders hoch ist. Das begünstigt den Anlauf.
ruhige ist und nach der Stresssituation wieder Ruhe einkehrt, ist das in Ordnung. Aber: Sobald mein Stresslevel immer hoch ist, wird’s gefährlich. Wir haben zwar alle ein unterschiedliches Stressempfinden, aber Stress macht krank, wenn er über das subjektiv empfundene Maß hinausgeht. Diese Belastung ist auch objektiv überprüfbar, etwa durch Messungen des Kortisol-Levels im Speichel oder im Blut.
Das kann doch nicht nur schlecht sein, oder? Genau. Denn zwei Dinge weiß die Wissenschaft: Man ist unter Stress körperlich und geistig leistungsfähiger. Unter Stress merken wir uns Handlungen oder Abläufe besser.
Individuell relevant sind aber Dauer und Intensität von Stress. In Wahrheit merken Betroffene oft selbst, wenn’s zu viel ist. Darum ist es auch schwierig zu sagen, wie viel Stress im Allgemeinen zumutbar ist.
Woher kommt das? Der Hintergrund ist wohl evolutionsbedingt. Als Jäger und Sammler war es notwendig, sich richtige oder verkehrte Handlungen zu merken, es hätte sonst auch tödlich enden können. Der Körper hat sich also auf diese Notwendigkeit eingestellt, um leistungsfähiger zu sein. Ab wann ist diese Anspannung zu viel des Guten? Solange die Ausgangslage eine
„Stress ist ein Risikofaktor für verschiedenste Erkrankungen wie Depressionen, Burnout, oder Herzund Magen-Darmerkrankungen.“ JOSEF MARKSTEINER
Ist es also ratsam, sich selbst beim Umgang mit Stress im Alltag zu beobachten? Genau, das ist auch ein wichtiger therapeutischer Ansatz in der Beratung. Die Kunst herauszufinden, welcher Stresstyp man ist. Manche funktionieren bei der Arbeit in Eigenregie super, andere vielleicht gar nicht, sobald sie auf sich gestellt sind. Wir sind wirklich sehr unterschiedlich. Für die Stressanalyse gibt es wichtige Parameter, etwa nach einer körperlichen Anstrengung. Man kann beobachten, wie
schnell man wieder einen Ruhepuls erreicht, wie rasch nach der Erschöpfung die Entspannung eintritt. Sobald diese Erholungsphase nicht mehr erreicht werden kann, kommen wir ins Spiel. Welche Art ist die falsche, um mit Stress umzugehen? Alkohol- oder Tablettenkonsum sind fälschlicherweise die „probatesten“ Mittel, um Stress abzubauen, dabei droht aber bald der Einstieg in den Missbrauch. Wie sollte man dann am besten Dampf ablassen? Sport ist ideal. In der Stresssituation ist der Körper ja zu maximaler Leistung bereit. Und ohne eine Möglichkeit, so viel bereit gestellte Energie umzusetzen, kommt man nicht zur Ruhe. Wenn das Fass voll ist, braucht‘s den metaphorischen Stöpsel, um alles rauszulassen, damit das Fass nicht überläuft. An dem alten Sprichwort kann man sich nach wie vor sehr gut orientieren. Methoden zur Stresssenkung kann jeder individuell finden. In der Therapie fordern wir auch unsere Patienten auf, sich was auszusuchen. Wie manifestiert sich Stress, wenn man ihn nicht abbauen kann? Stress ist ein Risikofaktor für verschiedenste Erkrankungen wie Depressionen oder Burnout, oder Herz- und Magen-Darmerkrankungen. Er führt nicht zwangsläufig zu einem Herzinfarkt, er erhöht nur die Wahrscheinlichkeit. Aber da Stress den Energiehaushalt durcheinanderbringt, ist eine körperliche Erkrankung nicht verwunderlich. Er manifestiert sich durch Folgewirkungen wie Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen und Unruhe. Wenn man kaum fokussiert bleiben kann, ständig auf das Nächste losgeht und nicht planerisch handeln kann. Klinisch gesehen sind Schlafstö-
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Stress
Berühmte Zitate
rungen ein Hauptindikator. Der Körper verfügt ja über brillante Strategien wie den Schlaf, um Stress loszuwerden. Und wenn wir genau auf den Körper hören, finden wir schon bald raus, wann wir eine Pause brauchen. Ist Stress auch eine Tücke der Wohlstandsgesellschaft? Nicht nur. Oft vergessen wir, dass wir nicht unbegrenzt Leistung erbringen können. Aus der Stressforschung ist ersichtlich, dass wir gut mit akutem Stress umgehen können, dafür ist chronischer Stress auf Dauer schädlich. Und eine besonders schlechte Kombination ist die Mischung aus chronischem Stress und der fehlenden Freude an der jeweiligen Tätigkeit. Wir sind ja eine Leistungsgesellschaft, die viel Positives hervorbringen und schaffen will, aber das birgt Gefahren. Eine „Null-Fehler-Generation“ ist ein falsches Konstrukt, denn Menschen machen Fehler.
Zur Person Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef Marksteiner Leiter der Psychiatrie und Psychotherapie A am Landeskrankenhaus Hall
© FRANZ OSS
Kann man auch andersrum an Unterforderung leiden? Ja, es gibt auch das BoreoutSyndrom. Die Auslastung funktioniert ein bisschen wie ein Pendel. Schlägt es nur in die eine Richtung, droht Überforderung, in die andere wiederum Unterforderung. Ist diese an Frust über eine empfunden sinnlose Tätigkeit gekoppelt, droht Stress durch Langeweile. In den 1930er Jahren gab es zu diesem Thema die sogenannte Marienthal-Studie über die dortigen Arbeitslosen. Damals wurde angenommen, dass diese sich schön erholen, lesen oder einfach Urlaub machen, aber diese Studie lieferte ganz andere Ergebnisse. Die Tatsache, keine Aufgabe zu haben, und das Gefühl der Nutzlosigkeit stressen ebenso und verursachen Schlafstörun-
für den besseren Umgang mit Leistungsdruck und Stress
„Stress ist, wenn man schreiend aufwacht und bemerkt, dass man noch gar nicht eingeschlafen war.“ WILLY MEURER, PUBLIZIST
„Die Kunst des Ausruhens ist ein Teil der Kunst des Arbeitens.“
„Den Reichtum eines Menschen kann man an den Dingen messen, die er entbehren kann, ohne seine gute Laune zu verlieren.“ HENRY DAVID THOREAU, SCHRIFTSTELLER UND PHILOSOPH
JOHN STEINBECK, AUTOR
gen. Die Studie gilt als Meilenstein der Sozialforschung. Gehen Frauen eigentlich anders mit Stress um als Männer? Es gibt die Tendenz, dass Frauen sich früher artikulieren und mehr auf sich schauen. Diese ist entweder genetisch bedingt, sozial erlernt oder beides, aber sie besteht. Frauen holen sich eher Hilfe und verfügen über vielfältigere Strategien, um mit Stress umzugehen, Männer tendieren eher zur Depression, Aggression und zum Alkoholmissbrauch. Aber im Einzelfall muss das nicht immer stimmen. Ich hatte sogar den Eindruck, diese Tendenzen nähern sich etwas an. Zudem sind bestimmte Verhaltensmuster sehr verschieden, andere ähnlich, und man muss immer Gleiches mit Gleichem vergleichen. Tendenziell sind Frauen zwar stressresistenter, allerdings muss man sich fragen, was wären die Alternativen? Natürlich gibt es auch bei Frauen Stressreaktionen, ich hab den Eindruck, dass sie mehr werden. Können auch Kinder unter Stress leiden? Natürlich! Die vielen Herausforderungen oder der Gruppenzwang bereits in der Vorschule überfordern. Das sollte man nicht mit noch mehr Leistung einheizen. Aber heute muss man schon in der Volksschule entscheiden, ob das Kind ins Gymnasium soll, es muss so viel wie möglich lernen, dann noch ein zu streng organi-
siertes Freizeitprogramm. Das ist überdreht, aber wir tun es trotzdem. Das Problem ist: Vieles passiert ja in guter Absicht, aber in Summe ist es nicht mehr gut. Und frisch Pensionierte? Das ist sehr verschieden. Ganz allgemein ist jede Lebensabschnittsänderung ein bisschen wie eine Gefahrenzone. Manche Rentner freuen sich auf das Alternativprogramm, manche haben keinen Plan. Aber auch hier gilt: Wir sind alle unterschiedlich. Wenn man zehn Personen mit einer Situation konfrontiert, erhalten wir mindestens fünf unterschiedliche Reaktionen darauf. Ist der Mensch ein Gewohnheitstier? Ja und nein, Veränderungen sind ja auch gut, und werden auch herbeigewünscht. Aber: Je verunsicherter ich bin, umso weniger will ich, dass sich was ändert. Das ist paradox. Ich habe einen triftigen Grund, etwas zu verändern, schaffe es aber nicht. Aber das kann sich rächen. Viele Menschen, die ihrem Lebensende nahe sind, bereuen, dass sie sich zu wenig zugetraut haben. Das belegen zahlreiche Studien und Interviews. Etwas aufschieben, mag ja oft die vernünftigere Lösung sein, aber bei wohlüberlegten Handlungen sollte es kein richtig oder verkehrt geben. Vielen Dank für das Gespräch. INTERVIEW: MARIANNA KASTLUNGER
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Sport
Bewegung! Sport ist, macht und hält gesund und ist damit essentiell für Körper und Geist. Er unterstützt die Genesung, ist ein wahrer Stresskiller und er macht glücklich.
Sport
D
ie Medizin definiert Sport als Bewegung im adäquaten Ausmaß und auf unterschiedlichen Niveaus. Also alles vom massentauglichen Breiten- bis hin zum Hochleistungssport. Tatsache ist, dass so gut wie jeder Sport betreiben und sich sein Level, auf dem er trainieren will, selbst festlegen kann. An einem Mindestmaß an Bewegung kommt aber niemand vorbei. Die medizinische Empfehlung lautet: Zwei bis drei Mal in der Woche für 45 Minuten gilt es die Herzfrequenz in die Höhe zu treiben und ins Schwitzen zu geraten. „Und das ist entscheidend. Spazieren gehen gilt nicht. Das Herz muss klopfen und die Atmung muss beschleunigt sein, sonst hat man keinen Sport betrieben“, stellt Regina Stemberger, Fachärztin für Physikali-
sche Medizin und Allgemeine Rehabilitation und Allgemeinmedizinerin klar.
Individuelles Programm
In der medizinischen Trainingslehre wird aus gutem Grund viel auf Individualität gesetzt. Mit den Patienten wird zunächst die Zielsetzung definiert. Neben der Klärung der Frage, was erreicht werden will, muss jeder Einzelne für sich herausfinden, wie er es erreichen will. Fitnessstudio? Joggen? Radfahren? Schwimmen? Aerobic? Yoga? Kampfsportarten? Allein? In der Gruppe? Eine Teamsportart vielleicht? „Oder Line-Dance im Gemeindezentrum – vor allem für Anfänger muss das Motto lauten: Erlaubt ist, was Spaß macht!“, betont Regina Stemberger. Denn für die notwendige Motivation ist der Spaßfaktor enorm wichtig. Essentiell ist aber auch: „Jede Sporteinheit sollte
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darauf ausgelegt sein, Kraft und Ausdauer zu trainieren“, betont Stemberger. Bevor man aber in die Sportsachen schlüpft und einfach loslegt, empfehlen Mediziner in jedem Fall den körperlichen IST-Zustand zu erheben. Über ein Belastungs-EKG wird die Ausdauer gemessen. „Dazu setzen wir die Leute aufs Rad und es wird unter steigender Belastung ein EKG geschrieben und der Blutdruck gemessen“, erklärt Stemberger das Prozedere. Von den Ergebnissen der Untersuchung kann anschließend ein Trainingsplan erstellt oder gezielte Empfehlungen seitens der Mediziner abgegeben werden. Aber auch für Sporterfahrene lohnt sich der Gang zum Experten.
Auf den Körper hören
Wer noch nie zuvor Sport getrieben hat, sollte es in jedem Fall langsam, aber den-
zurück zum
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Sport
Gesünder leben mit Sport:
Wie und warum?
Wie? Zwei bis drei Mal in der Woche für 45 Minuten Kraft UND Ausdauer trainieren IST-Zustand erheben – wie fit bin ich? Beim Joggen so schnell laufen, dass man sich noch unterhalten kann Bedachte Leistungssteigerung Erholungsphasen einplanen Aufwärmen nie vergessen
Warum? Stärkt das HerzKreislauf-Systems Stärkt das Immunsystems Senkt des Risikos für z. B. Diabetes oder Bluthochdruck Verbessert die Blutfette Verbessert Sauerstoffaufnahme Verbessert Stoffwechsel Endorphine heben die Stimmung Hilft bei Depressionen und Burnout Stresskiller Stärkt das Selbstbewusstsein Schützt Knochen und Gelenke Balance verhindert Stürze
noch konsequent angehen lassen. „Gehe ich zum Beispiel Joggen, sollte ich anfangs so schnell laufen, dass ich mich noch locker unterhalten könnte“. Anfänger müssen auch nicht gleich zu Hanteln greifen, gefüllte Wasserflaschen erfüllen ihren Zweck auch. In Sachen Beweglichkeit ist Umsicht geboten: „Wenn Sporttreibende nicht auf ihre Flexibilität achten, kann dies zu Problemen mit den Bändern und Gelenken führen“, erklärt Stemberger. Auf seinen Körper zu hören, ist in dieser Phase daher sehr wichtig. Schreit dieser „Stopp“, sollte man auch eine Pause einlegen. Echte Warnsignale, wie Schmerzen oder Schwindel, gilt es aber nicht mit dem inneren Schweinehund zu verwechseln. Denn auch für Anfänger gilt die Faustregel, mindestens zwei bis besser drei Mal pro Woche für 45 Minuten sportlich aktiv zu werden. Das Tempo oder die Intensität muss allerdings angepasst werden. Außerdem gilt für alle Sportarten: „Aufwärmen nie vergessen. Kalte Muskeln verletzt man sich schnell“, warnt Stemberger. Auch Erholungspausen sind für Sportler wichtig: „Ist man übertrainiert, kommt es zu einem Leistungsabfall“, betont sie. Es zu übertreiben, davor sind aber auch erfahrene Sportler nicht gefeit: „Wenn ich mich nach dem Winter das erste Mal wieder aufs Rad setze, muss es nicht gleich eine mehrstündige Tour mit über 1.000 Höhenmetern sein“, gibt die Expertin zu bedenken. Dasselbe gilt natürlich auch für Wintersportler, wobei natürlich immer der individuelle Trainingszustand ausschlaggebend ist.
Geduld bei Verletzungen
Muss man aufgrund einer Verletzung eine Zwangspause machen, ist in der Genesungsphase vor allem Geduld gefragt. Je nach Grad und Art der Verletzung kann diese mehrere Wochen oder auch mehrere Monate dauern. Das ist auch von der Art der notwendigen Behandlung abhängig. „Egal ob operiert oder ein konservatives Vorgehen gewählt wird, ent-
scheidend ist, wie rasch man wieder zur Bewegung und Vollbelastung zurückkehren darf“, erklärt Stemberger. In jedem Fall muss dem Heilungsprozess Vorrang gegeben werden, um sich anschließend mit Geduld Stück für Stück zurückzuarbeiten. Dieser Weg birgt einiges an Frustrationspotenzial in sich, räumt Regina Stemberger ein, betont aber auch: „Tatsache ist, dass nach einer Verletzung, variierend nach der Schwere, es bis zu einem Jahr dauert, bis man auf einem gesunden Weg wieder zum Ausgangspunkt zurück gelangt.“ Damit die Muskeln während der Zwangspause nicht verkümmern, können diese mit elektrischen Impulsen stimuliert werden, ohne dabei die Gelenke zu belasten. „Lässt die Verletzung dies zu, ist diese Behandlung eine gute Möglichkeit. Sofern keine Wunde vorhanden ist, kann aber auch Unterwassertherapie in der Zwischenzeit eine gute Alternative sein“, ergänzt Stemberger.
Die „Glücklichmacher“
Gründe, Sport zu treiben, gibt es viele und einer ist überzeugender als der andere. „Sport und Bewegung sind unverzichtbar für unser Herz-Kreislauf-System, senkt das Risiko für Erkrankungen wie z. B. Diabetes oder Bluthochdruck, verbessert unsere Blutfette und stärk unser Immunsystem“, so Stemberger. Zudem sind die positiven Auswirkungen des Sports auf unseren Körper und unsere Gesundheit relativ schnell sicht- und spürbar. Das wiederum steigert die Motivation. Trainierte Muskeln können mehr Sauerstoff aufnehmen und weitergeben, der Stoffwechsel arbeitet schneller, man fühlt sich
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Zur Person Dr.in Regina Stemberger ist Fachärztin für Physikalische Medizin und Allgemeine Rehabilitation und Vorständin des Institutes für Physikalische Medizin und Rehabilitation im Landeskrankenhaus Hall.
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„Sport und Bewegung sind unverzichtbar für unser Herz-Kreislauf-System.“ REGINA STEMBERGER Stresskiller Nummer eins
Aufgrund seiner positiven Wirkung hält Sport nicht nur gesund, er kann auch aktiv zur Heilung beitragen. Zahlreiche Patienten mit Depressionen und Burnout erhalten durch regelmäßige, bewusste und aktive Bewegung ein großes Stück Lebensqualität zurück. Sport gehört, neben Gesprächstherapie und Medikamenten, heute zum Standard in der Behandlung solcher Krankheitsbilder. Zudem ist Sport ein regelrechter Stresskiller. Für Regina Stemberger ist auch klar: „Auch das Selbstbewusstsein wird enorm gestärkt. Aktiv zu sein, hat viel mit Selbstbestimmung zu tun – das macht stark und gibt Kraft für den Alltag.“ Im Alter gibt ein durchschnittlich trainierter Körper vor allem eines: Sicherheit. Starke Muskeln schützen Knochen und Gelenke und eine gute Balance verhindert Stürze. Das Gefühl, sich auf seinen Körper verlassen zu können, sei den Menschen sehr wichtig, weiß Regina Stemberger und ist sich auch sicher: „Ein fitter 60-Jähriger steckt die 30-jährige Couchpotato locker und jederzeit in die Tasche!“ REBECCA MÜLLER lll
„So etwas wie Haltung gibt es nicht“ Wer lebt, bewegt sich ständig. Selbst wenn wir stehen oder sitzen, sind wir in Bewegung.
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ören wir auf uns zu bewegen sterben wir. Eine statische Haltung ist damit erreicht. Haltung – wenn wir es doch so nennen wollen – ist also eine Handlung und nichts Statisches. Mit jedem Atemzug wird unser Skelett bewegt und eine Gleichgewichtsreaktion initiiert. So wird klar, dass Haltung wie jede andere Handlung erlernt und damit ohne Manipulation des Bewegungsapparates veränderbar ist. Dem zugrundeliegend ist die Plastizität unseres Gehirnes – seine Fähigkeit, sich in jedem Alter neu zu organisieren. Also stellt sich die Frage, wie und unter welchen Umständen solche Lernprozesse stattfinden. Wichtige Faktoren sind u. a. Bewusstheit, Variation und Begeisterung. Unser Gehirn durchläuft in der Kindheit einen einmaligen Entwicklungsprozess, in dem es ständig neue Verbindungen eingeht und neue Muster schafft. Ein Lernprozess führt zum nächsten und aus vielen Teilchen entstehen komplexe Fähigkeiten. Sind Teile unvollständig, ist das Ergebnis dementsprechend. NeuroScanBalance holt den Menschen da ab wo er steht, und gibt ihm die Möglichkeit, verpasste Lernprozesse nachzuholen und zu integrieren. Nach Traumata hilft NSB Funktion wieder zu erlangen. Auch Kinder mit schweren Hirnschäden und Entwicklungsstörungen können durch NSB Erfolge erfahren. lll
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energiegeladener und leistungsfähiger. Und die Medizinerin liefert noch ein unbestritten gutes Argument: „Endorphine, die so genannten Glückshormone!“ Diese werden bei sportlicher Aktivität ausgeschüttet und halten, was ihr umgangssprachlicher Name verspricht – sie heben unsere Stimmung. Das oft zitierte „High-Gefühl“ fällt aber nicht bei jedem gleich aus. „Ich kenne das von mir. Du läufst und läufst und wartest auf dieses Gefühl und es kommt nicht. Und dann fragt dich jemand, wie du dich denn nach dem Sporteln fühlst, und es wird dir bewusst, dass du vielleicht kein intensives High hattest, aber – nach dem Joggen geht es dir einfach gut“, berichtet die Medizinerin aus eigener Erfahrung.
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Gesund leben
Gesund leben Männergesundheit und Gender Medizin Mit Gender Medizin wird meist das Thema Frauengesundheit assoziiert. Dabei hat sie sich aus Frauengesundheit und Männergesundheit entwickelt.
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m Jahr 2007 war die Medizinische Universität Innsbruck die erste Hochschule im deutschsprachigen Raum, die das Fach Gender Medizin als Pflichtfach in die Lehre aufnahm. 2014 bekam das Fach eine eigene Professur, die durch Margarethe Hochleitner mit einer international anerkannten Expertin auf diesem Gebiet besetzt wurde. Die gebürtige Schwazerin ist seit 1997 Leiterin des Frauengesundheitszentrums und seit 2008 auch Direktorin des Frauengesundheitszentrums an der Innsbrucker Klinik. Aber nicht nur das Thema Frauengesundheit beschäftigt die Medi-
zinerin. Gender Medizin berücksichtigt natürlich beide Geschlechter, wie Hochleitner erklärt: „Gender Medizin oder geschlechtsspezifische Medizin versucht, alle ‚Wahrheiten’ der Schulmedizin daraufhin zu untersuchen, ob sie für Frauen und Männer in gleichem Ausmaß und in gleicher Weise zutreffen, und wenn nein, die Unterschiede aufzuzeigen.“
Wozu Gender Medizin?
Aber warum soll man in der Medizin zwischen Frauen und Männern unterscheiden, worin liegt der Wert dieser Spezifizierung? „Die Gender Medizin bietet die Chance, bessere, weil für Frauen und
Männer speziell untersuchte, medizinische Angebote in Prävention, Diagnose, Therapie und Rehabilitation zu entwickeln“, bringt Hochleitner die Vorteile auf den Punkt. Die Gender Medizin sorgt also für einen unbestrittenen Mehrwert, für Patientinnen und Patienten wie für die Medizin im Allgemeinen. Die medizinische Nicht-Unterscheidung in der Vergangenheit blieb naturgemäß nicht ohne Folgen. Noch bis Ende des 20. Jahrhunderts wurden Medikamente beispielsweise bekanntlich fast ausschließlich nur an Männern getestet. Verlässliche Aussagen über Wirkung, Nebenwirkungen und Do-
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sierungen für Frauen konnten so nur unzulänglich getroffen werden. Heute ist es gesetzlich geregelt, dass Medikamente getrennt getestet werden. Hier wie auch bei Kardiologie haben Frauen profitiert, aber es gibt auch Gebiete, wo Männer übersehen wurden. „Weniger bekannt ist, dass zum Beispiel, was Osteoporose betrifft, Männer komplett ignoriert wurden, obwohl wir zwischenzeitlich wissen, was auch nicht wirklich erstaunlich ist, dass auch Männerknochen altern, d. h. auch bei vielen Männern Osteoporose mit all ihren Folgen auftritt, wenn auch meist einige Jahre später.“ Die geschlechtsspezifische Medizin unterscheidet heute
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zwischen Frauen und Männer unter zwei Gesichtspunkten: Sex-Unterschiede und Gender-Unterschiede. Bei ersteren handelt es sich um Differenzierungen, die auf Chromosomen und Hormonen, z. B. auf äußeren Geschlechtsorganen basieren. Gender-Unterschiede hingegen sind sozioökonomisch und kulturell geprägt. Berücksichtigt werden Faktoren wie Familie, Beruf, Freizeitgestaltung oder: „Ein Paar bestellt im Lokal: ein Cordon bleu, ein Bier, ein Mineralwasser mit Zitrone, einen grünen Salat mit gegrillten Putenstreifen, wer isst was?“, erklärt Hochleitner diesen Ansatz.
Eckdaten der Männergesundheit
Zur Person
Univ.-Prof.in Dr.in Margarethe Hochleitner ist seit 1997 Leiterin des Frauengesundheitszentrums und seit 2008 Direktorin des Frauengesundheitszentrum an der Klinik Innsbruck.
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Was sind nun also die wichtigen Erkenntnisse aus dem Gebiet der so genannten „Männergesundheit“? An welchen Krankheiten leiden sie typischerweise? Worauf müssen sie besonders achten? Was sollten sie in puncto Vorsorge nicht vernachlässigen? „Ein klassischer Gesundheitsindikator ist die Lebenserwartung und hier ist das weltweite Phänomen, dass Männer eine geringere Lebenserwartung haben als Frauen“, so Hochleitner. Da die Lebenserwartung auch ein Indikator für Gesundheitssysteme ist, leitet Margarethe Hochleitner hier auch einen für ihr Fachgebiet entscheidenden Aspekt ab: „Die Frage lautet nicht nur: warum leben Frauen länger,
„Seit Jahrzehnten sterben mehr Frauen als Männer an HerzKreislauf-Erkrankungen und mehr Männer als Frauen an Krebserkrankungen.“ MARGARETHE HOCHLEITNER
sondern: was sollte vom Gesundheitssystem den Männern noch speziell angeboten werden?“ Die Haupttodesursache für Männer und Frauen weltweit, außer südlich der Sahara, ist der Herz-Kreislauf-Tod. Die damit verbundenen Risikofaktoren: hoher Blutdruck, Zuckerkrankheit, Fettstoffwechselstörung, Rauchen, Bewegungsmangel und Übergewicht. Das gilt für Frauen wie Männer, allerdings in unterschiedlicher Ausprägung und Wirkung. Zweithäufigste Todesursache sind Krebserkrankungen. „Seit Jahrzehnten sterben mehr Frauen als Männer an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und mehr Männer als Frauen an Krebserkrankungen“, erklärt Hochleitner. Die Medizinerin ist davon überzeugt, diese Fakten sind kaum bekannt und würden auch bei einer Publikumsbefragung nicht so herauskommen. Männer befürchten generell den Herztod, Frauen den Krebstod, besonders Brustkrebs. Dies sei fatal, denn: „Wissen um das tatsächliche Risiko ist die Grundlage jeder Prävention und Risikovermeidung“, betont sie.
Angebote auch annehmen: Sind Männer Präventionsmuffel?
Stichwort Prävention. Alle Studien zeigen, dass sich Männer im Vergleich zu Frauen den Vorwurf gefallen lassen müssen, Vorsorgemuffel zu sein. Am größten fällt diese Kluft bei der Krebsvorsorge aus. Besonders beim Vergleich von Prostata- und Brustkrebsvorsorge, wie die Expertin betont: „Maximal halb so viele Männer wie Frauen nehmen hier Teil, obwohl ca. 3 % der Männer am
Prostatakarzinom und ca. 4 % der Frauen an Brustkrebs sterben. Am wichtigsten sei der Expertin daher, dass Männer auch tatsächlich zur Gesundheitsvorsorge gehen und die bestehenden Angebote und Maßnahmen auch wahrnehmen. Hier hilft, auf Männer zugeschnittene Präventionsangebote zu entwickeln. Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei männertypischen Berufsbildern und den damit verbundenen spezifischen physischen und psychischen Belastungen. „Selbstverständlich gibt es zahlreiche Männer, die eine Arbeit verbunden mit physischer Anstrengung ausführen, gerade zu diesen Betätigungen gibt es aber seit langem gute arbeitsmedizinische Untersuchungen und daraus resultierende Angebote, die aber auch angenommen werden müssen“, führt Hochleitner aus. Das Thema Männergesundheit scheint also noch nicht so richtig angekommen bei der dazugehörigen Zielgruppe. Männergesundheit hat noch nicht den Stellenwert der Frauengesundheit erreicht. Dies sei aber auch historisch bedingt, glaubt Hochleitner: „Da die Frauengesundheit ja als Teil der Frauenbewegung von den Frauen selbst initiiert und betrieben wurde und wird, während die Männergesundheit erst später und eher analog zu Frauengesundheit weitgehend ohne politisches Engagement der Männer entwickelt wurde.“ Die Angebote in Richtung Prävention, Diagnose, Therapie und Rehabilitation sind aber vorhanden. Das Thema sei auch präsent, dennoch müsse man hier noch mehr Bewusstsein schaffen, glaubt auch die Gendermedizinerin: „Es gibt derzeit schon leicht goog-
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lebare Männergesundheitsangebote, Zeitschriften, auch populärmedizinische Zeitschriften, Gesundheitsaktivitäten, -tage etc., aber mehr Awarenessarbeit ist generell für neue Ideen, und die Männergesundheit ist deutlich jünger als Frauengesundheit, notwendig“.
Mehr Bewusstsein für Männergesundheit notwendig
Aufmerksamkeit soll deshalb in Zukunft in der Männergesundheit verstärkt auf Spezialthemen gerichtet werden. Vor allem im Bereich der Prävention. Beispiele wären hier Anti-Aggressionstraining,
Gesund leben
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Prostatascreening oder sexuelle Beratung. Ziel bleibt bessere, weil maßgeschneiderte, Angebote für Frauen und Männer zu entwickeln. Dazu soll in der Medizin von der Grundlagenforschung bis zur Klinik mehr geforscht werden. Verstärkt wird man hier nicht nur zwischen den Geschlechtern unterscheiden. Der Begriff „diversity“ hat bereits Einzug gehalten in der Gender Medizin. „Das bedeutet ganz einfach, diese Untersuchungen müssen neben dem Geschlecht Aspekte wie Alter, Herkunft, soziale, kulturelle, religiöse und sexuelle Orientierung berücksichtigen, um daraus das zu entwickeln, was sich Männer und Frauen wirklich wünschen, nämlich maßgeschneiderte Angebote für Prävention, Diagnose und Therapie für jede Einzelne und jeden Einzelnen“, fasst Margarethe Hochleitner abschließend zusammen. REBECCA MÜLLER lll
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Gesund leben
Am Leben halten
Junge Menschen können im schulischen Umfeld lernen, ihre Gefühle auszudrücken und um Hilfe zu bitten. Das kann dazu beitragen, Suizid vorzubeugen. Eine wichtige Rolle spielen dabei Mitschüler, wie eine Studie zum Thema Suizid-Prävention zeigt.
„Es geht darum, Jugendlichen zu helfen, eine Sprache zu finden, mit der sie ihre psychosozialen Probleme zum Ausdruck bringen können.“
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CHRISTIAN HARING
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ilf mir“ – diese Worte fallen vielen schwer, wenn es ihnen psychisch schlecht geht. Die wenigsten geben gerne zu, es alleine nicht mehr zu schaffen. Besonders in der Jugendzeit, der Übergangsphase von der Kindheit zum Erwachsensein, können Krisen auftreten. In der Adoleszenz tauchen kritische Fragen auf, wie: wer bin ich eigentlich, wo ist mein Platz und wo will ich hin? Es gilt, schwierige Entwicklungsaufgaben zu meistern. Identität
und Selbstwertgefühl, Individualität und Autonomie sind herauszubilden. Auch mit körperlichen Umstellungen werden Heranwachsende konfrontiert. Vielfach geraten Jugendliche dabei in eine Krise. Im Normalfall geht sie wieder vorbei. Bei einigen kann die Krise aber intensiver werden. Experten zufolge trifft das auf rund 20 % der Mädchen und 10 % der Buben zwischen 14 und 16 Jahren zu. Im schlimmsten Fall kann es passieren, dass Jugendliche keinen Ausweg mehr aus der sogenannten normativen Krise erkennen. Hilfe aufzusuchen, ist mit
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„Wir arbeiten mit Schulen zusammen, um die Dunkelziffer zu erheben und um die Jugendlichen direkt zu erreichen. Zugleich können wir so auch die Eltern von morgen für das Thema sensibilisieren.“ CHRISTIAN HARING
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Scham- und Schuldgefühlen verbunden. Stattdessen ziehen sie sich in ihrer Verzweiflung komplett zurück. „Wenn Beziehungen und Kontakte reduziert werden, einst wichtige Werte plötzlich bedeutungslos werden, die Schule verweigert wird und der Konsum von Alkohol und Drogen steigt, ist das als Warnsignal zu sehen“, erklärt Christian Haring, Leiter der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie B am Landeskrankenhaus Hall (LKH Hall). Treten diese zum Teil von körperlichen Beschwerden begleiteten Zeichen auf, sollte das Umfeld professionelle Unterstützung für den Betroffenen suchen. Suizidgefährdete Jugendliche rechtzeitig zu identifizieren, Beratungsstellen zu kontaktieren und diese gemeinsam aufzusuchen, sind Schlüsselelemente in der Suizid-Prävention, so der Experte.
Handlungsort Schule
Suizid ist laut WHO weltweit die zweithäufigste Todesursache nach Unfällen bei jungen Menschen zwischen zehn und 24 Jahren. In Tirol sind laut Haring etwa 1.500 Jugendliche suizidgefährdet, in Österreich 18.000. Am LKH Hall erkannte man den Bedarf an Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit Jugendlicher und der Prävention psychischer Probleme. Seit den 1990er Jahren führt das LKH Studien zum Thema Suizid-Prävention bei Jugendlichen durch, teils auch im internationalen Rahmen. Dabei wird aus mehreren Gründen auch an Tiroler Lehranstalten geforscht. „Wir arbeiten mit Schulen zusammen, um die Dunkelziffer zu erheben und um die Jugendlichen direkt zu erreichen“, erklärt der Psychiater. „Zugleich können wir so auch die Eltern von morgen für das Thema sensibilisieren.“ 2009 nahm das LKH Hall an einer dreijährigen europaweiten Studie mit dem Titel Saving and Empowering Young Lives in Europe (SEYLE) teil. An verschiedenen Lehranstalten in zehn unterschiedlichen Nationen wurden vier verschiedene Präventionsprogramme getestet. Darunter auch in Tirol. Ziel war es, herauszufinden, welche Präventionsmaßnahmen im schulischen Setting am besten greifen. Zu den Inhalten zählen eine Lehrerschulung zur Identifikation gefährdeter Schüler, ein „Awareness“ genanntes Schülertraining, das „Professional Screening“, wobei gefährdete Schüler
mittels Fragebögen ausfindig gemacht werden sollten, und eine Aufklärung der Schüler durch Poster. Besonderen Fokus legte man auf die Weitervermittlung gefährdeter Jugendlicher an psychologische Beratungsstellen oder niedergelassene Kinder- und Jugendpsychiater. Die Ergebnisse der vergleichenden Studie zeigten klar, dass Betroffene nur sehr schwer über einen Fragebogen zu erreichen sind, erzählt Haring. Überraschend war hingegen das Resultat im Bereich Schülertraining: „Der Vergleich zwischen den Fragebögen, die am Anfang des Präventionsprogramms und nach den Schülertrainings von den Jugendlichen beantwortet wurden, haben gezeigt, dass sich die suizidalen Handlungen und Gedanken halbiert hatten.“ Mit so einem großen Unterschied habe man nie gerechnet.
Schlüsselpersonen definieren
Die Schülertrainings wurden in Form von Seminaren durchgeführt. Dabei lernten die Schüler auf spielerische Art, psychosoziale Kompetenzen zu entwickeln. „Es geht darum, Jugendlichen zu helfen, eine Sprache zu finden, mit der sie ihre psychosozialen Probleme zum Ausdruck bringen können“, erläutert Haring. „Denn viele leiden unter Sprachlosigkeit, was ihre eigene Emotionalität anbelangt.“ Bei Rollenspielen übten die teilnehmenden Schüler zum Beispiel, Klassenkameraden nach dem Wohlbefinden zu fragen und ihnen gegebenenfalls Hilfe anzubieten. Auch Schlüsselpersonen, die sich als Helfer besonders kompetent erwiesen, wurden dabei ausfindig gemacht. Diese erhielten weitere Schulungen. Der Experte betont, dass es nicht darum gehe, selbst Probleme zu lösen, sondern darum, gemeinsam pro-
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Gesund leben
fessionelle Hilfe aufzusuchen. „Das Ziel solcher Maßnahmen ist es, gefährdete Personen in ein Helfersystem zu integrieren“, sagt Haring. Entscheidend dabei ist auch, an der Grundhaltung der Jugendlichen zu arbeiten. „Was den Aufbau von Strukturen anbelangt, sind wir in Tirol bereits auf einem guten Weg. In der Entstigmatisierung des Themas besteht noch Handlungsbedarf“, beschreibt der Experte
die Situation im Land. Seit Frühjahr 2014 wird die europäische Studie unter dem Namen SEYLA –Saving and Empowering Young Lives in Austria – in vier weiteren Bundesländern durchgeführt. Für Tirol hofft Haring, dass das Präventionsprogramm zukünftig flächendeckend durchgeführt wird, damit hilfsbedürftige Jugendliche erfahren, dass es einen Ausweg gibt. EVA SCHWIENBACHER lll
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Zur Person Univ.-Prof. Dr. Christian Haring, MAS ist Primar der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie B im Landeskrankenhaus Hall und unter anderem Leiter der Arbeitsgruppe SuizidPrävention und Krisenintervention der ÖGPP sowie Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Suizidprävention (ÖGS).
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Gesund leben
Tics –
der Drang zu zucken
Häufiges Zwinkern, Räuspern oder mit der Zunge schnalzen. Tics können nur schwer kontrolliert werden. Auch wenn sie auffallen – gefährlich oder behandlungsbedürftig sind sie in vielen Fällen nicht.
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„Den Alltag und die Persönlichkeit des Betroffenen beeinträchtigt eine medikamentöse Behandlung unter Umständen noch mehr als die Tics.“ SYLVIA BÖSCH
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örperliche Tics sind im Grunde Teile normaler Bewegungen und Verhaltensweisen, die allerdings nicht beherrschbar und in einer bestimmten Situation nicht adäquat sind“, erklärt Sylvia Bösch, Dozentin an der Universitätsklinik für Neurologie in Innsbruck. Der körperlichen Zuckung oder vokalen Äußerung geht ein starker Drang voraus, der es Betroffenen schwer macht, ein bestimmtes Verhalten zu unterdrücken, obwohl sie wissen, dass dieses gerade nicht angebracht ist. Die
zwanghafte Bewegung kann zwar fallweise hinausgezögert, aber nicht vollkommen verhindert werden – irgendwann bricht sich der Impuls seine Bahn. Unmittelbar nachdem dem Drang zu „ticken“ nachgegeben wurde, stellt sich ein kurzes Gefühl der Erleichterung ein. Wann der Drang zu einer Muskelaktivität erneut auftritt, kann jedoch nicht beeinflusst werden. Unterschieden werden motorische und vokale Tics. Diese beiden Gruppen können wiederum in einfache Tics wie Zwinkern, Schnalzen oder Schniefen und komplexe Tics wie Klatschen, Sprünge, Körperverdrehungen oder das Berüh-
ren anderer Menschen eingeteilt werden. Meistens sind von Tics das Gesicht und die oberen Extremitäten betroffen. Gerade das macht diese Drang-Impulse in der Öffentlichkeit für andere sichtbar. „In vielen Fällen verursachen die Tics an sich bei Betroffenen weder körperliche noch psychische Einschränkungen. Was aber häufig doch zu einer Belastung wird, ist das soziale Umfeld“, so Bösch.
Buben neigen stärker zu Tics
Zum einen leiden manche Betroffenen unter den Reaktionen des Umfelds auf die Tics, zum anderen sind bestimmte
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Formen der unkontrollierbaren Handlungen schlicht nicht kompatibel mit gesellschaftlichen Anforderungen und Regeln. „Ein Kind, das häufig zwinkert, wird in der Schule kaum jemanden stören. Eines, das den Drang hat, ständig zu pfeifen oder zu schnalzen, beeinträchtigt den Unterricht natürlich viel stärker“, weiß Bösch. Dieses Beispiel ist nicht zufällig gewählt, zumal die Mehrheit der von Tics Betroffenen, Kinder sind. Erstmals treten Tics meist im Kindergartenalter auf, am stärksten ausgeprägt sind sie statistisch bei Sechs- bis Zwölfjährigen. Auffällig ist die Geschlechterverteilung: Buben sind dreimal häufiger betroffen als Mädchen. Beim Großteil der Jugendlichen verschwinden die Tics bis zur Volljährigkeit von selbst. Nur jedes vierte Kind mit Tics behält diese im Erwachsenenalter.
Ursache noch nicht geklärt
Warum gerade Kinder zu Tics neigen und worin deren genaue Ursache besteht, ist noch nicht restlos geklärt. Forscher gehen jedoch davon aus, dass Tics weder rein körperliche noch rein soziale oder kulturell geprägte Phänomene sind. „Wir haben starke Hinweise darauf, dass organische und genetische Faktoren eine wichtige Rolle für das Entstehen von Tics spielen. Für diese Ansicht spricht, dass Tics erstens weltweit und zweitens manchmal gehäuft innerhalb einer Familie auftreten“, weiß Bösch. Vermutet wird derzeit, dass durch eine Entwicklungsverzögerung im Gehirn Verschaltungen nicht reibungslos funktionieren. Diese mangelnde Weiterleitung von Erregungen könnte Grund dafür sein, dass motorische Impulse nicht ausreichend gehemmt werden und so immer eine Bewegung nach sich ziehen – ungeachtet der äußeren Umstände, in der sich die betroffene Person in diesem Augenblick befindet. Tics können zwar in Kombination mit anderen neurologischen Entwicklungsstörungen auftreten, sind aber keineswegs ein Indikator für mentale Defizite oder mangelnde Intelligenz. „Ganz im Gegenteil“, sagt Sylvia Bösch, Betroffene hätten mitunter sogar besondere Fähigkeiten, gerade auch, was Koordination betrifft, da motorische Programme in ihnen schneller ablaufen. Dass die Häufigkeit von Tics aufgrund bestimmter Lebensweisen zunimmt, kann Bösch nicht
„Bei einfachen Tics reicht häufig schon ein Beratungsgespräch aus.“ SYLVIA BÖSCH
bestätigen, „was jedoch eindeutig kulturell geprägt ist, ist die Art, wie wir als Gesellschaft mit dieser Art von Normabweichung umgehen“. Ein Umfeld, in dem Konformität über allem steht, erschwere die Lage von Patienten mit Tics.
Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom vorliegt. Je mehr Störungen zusammentreffen, desto eher werden medizinische Abklärung und Behandlung notwendig. Zur Diagnosefindung werden genetische Disposition und bisherige Entwicklung des
Nicht jeder Tic muss behandelt werden
Tics sind nicht heilbar. Nachdem zum überwiegenden Teil Kinder betroffen sind und drei Viertel dieser, ihre Tics von selbst verlieren, rät Bösch Eltern dazu, besonnen zu reagieren. „Sollten die Muskelzuckungen das tägliche Leben beeinflussen, empfiehlt es sich, zuerst einmal mit dem Kinderarzt über die Problematik zu sprechen.“ Sich in einem Beratungsgespräch mit dem Thema auseinanderzusetzen und zu wissen, wie das Umfeld des betroffenen Kindes damit umgehen soll, reiche oft schon völlig aus, sagt Bösch. Fällt dennoch die Entscheidung, gegen die Tics vorzugehen, wird in einem weiteren Schritt abgeklärt, ob es sich ausschließlich um einen Tic handelt oder ob zusätzlich eine Zwangsstörung oder ein
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Zur Person Priv.-Doz.in Dr.in Sylvia Bösch, MSc ist leitende Oberärztin an der Universitätsklinik für Neuro-logie in Innsbruck.
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Kindes erhoben, auch ein Videoprotokoll zur Aufzeichnung der Tics zuhause kann dabei unterstützend sein.
Psychotherapie und Lebensstil
„Bei einfachen Tics reicht häufig schon eine Beratung aus. Helfen kann auch ein verhaltenstherapeutischer Ansatz. Kinder erlernen dabei sogenannte Copingstrategien, also Wege, die Tics in ihr tägliches Leben zu integrieren und so besser damit umgehen zu können“, sagt Bösch. Wenngleich Tics nicht durch eine ungesunde Lebensweise entstehen, so lässt sich ihre Ausprägung dennoch durch körperliche Bewegung, ausreichend Schlaf, einen geregelten Tagesrhythmus und die Reduktion von Stress abmildern. Ein geregelter Tagesablauf und genug Schlaf helfen dabei, jene Hirnsysteme, in denen die Ursache von Tics vermutet wird, nachreifen zu lassen, erklärt Bösch. Und Ausdauersport sei alleine deshalb
förderlich, weil eine gewisse körperliche Müdigkeit die Häufigkeit muskulärer Tics senke. Je wacher ein Betroffener ist, je mehr er unter Druck steht, desto stärker treten seine Tics zutage. Erschöpfung nach sportlicher Aktivität, Ruhe und Entspannung wirken dem entgegen. Im Zustand äußerster Ruhe, im Schlaf, hören die Tics komplett auf.
Gratwanderung in der Neuropsychiatrie
Wirkliche Dauerlösungen, um die Tics nachhaltig zu beseitigen, gibt es aber nicht. Heftige Muskelzuckungen können in Einzelfällen mit dem Nervengift Botolinumtoxin abgeschwächt werden, das im Gegensatz zu psychoaktiven Substanzen nicht auf den gesamten Organismus, sondern lokal auf den Muskel einwirkt. Von einer allzu schnellen Behandlung mit Psychopharmaka hält Bösch nichts: „Natürlich lassen sich bestimmte Tics durch
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die Einnahme von Medikamenten hemmen. Den Alltag und die Persönlichkeit des Betroffenen beeinträchtigt so eine Behandlung unter Umständen aber noch mehr als die Tics. Psychopharmaka können in gravierenden Fällen helfen, man muss aber aufpassen, nicht mit Kanonen auf Spatzen zu schießen.“ Es gibt eindeutige und schwere Grade von Tic-Störungen, allen voran das Tourette-Syndrom, das sich durch multiple motorische und vokale Tics kennzeichnet und medikamentös behandelt werden muss. Dieses Syndrom ist jedoch sehr selten, die Regel sind weit harmlosere Tics. Und genau hier stehe die neuropsychiatrische Medizin immer wieder vor der Problematik, die Grenze zwischen einer zu behandelnden Krankheit auf der einen und einer anzuerkennenden „Variante des menschlichen Seins“ auf der anderen Seite ziehen zu müssen, sagt Bösch. MAX SCHNABL lll
Gut hören, aber schlecht verstehen?
Prof. Dr. Stefan Launer, Vorstandsmitglied und wissenschaftlicher Leiter bei Phonak, lädt zum Test des neuen Audéo V ein.
Immer mehr Menschen verstehen schlecht. Vor allem in Gesellschaft fällt dies auf. Grund dafür kann ein unerkannter Hochtonverlust sein. „Sprache klingt dann undeutlich, dumpf und Konsonanten wie s, f, t, k, h und g werden nicht mehr verstanden bzw. verwechselt“, so Prof. Dr. Stefan Launer von Phonak. Das Dilemma: Wer einen solchen Hochtonhörverlust hat, erlebt sich nicht als schwerhörig, denn tiefe Töne werden problemlos gehört. Die Schwierigkeiten beim Verstehen werden häufig mit undeutlicher Aussprache erklärt.
Neuer Hörchip
Schweizer Hörforscher haben nun einen neuen Hörchip entwickelt, der insbesondere bei nachlassenden hohen Tönen das Sprachverstehen wieder herstellt. Für die neuen Audéo V Systeme von Phonak können sich jetzt Testhörer anmelden. Sofern Innenohr-Schädigungen vorlie-
gen, analysiert eine Software den Unterschied zum normalen Gehör. Diese Werte werden in den neuen Venture-Hörchip im Audéo V übertragen. Eine Probephase soll klären, wie sich das Sprachverstehen verbessern lässt und welche Rolle die neue Technologie namens „AutoSense OS“ spielt. Durch mehrere synchrone Mikrofone kann das Hörsystem in alle Richtungen hören und in Millisekunden die Hörprogramme harmonisch anpassen. Dadurch funktioniert insbesondere das Sprachverstehen in Gesellschaft deutlich besser. Interessenten können sich unter 0800 880 888 (Anruf kostenlos) oder per E-Mail an: info@hansaton.at zum unverbindlichen Test anmelden.
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Ratgeber
Ratgeber
HPV: leicht zu
übersehendes Risiko Humane Papillomaviren, kurz HPV, sind eine der durch Sexualkontakt am häufigsten übertragenen Erreger. Worin die Risiken einer Erkrankung mit diesen Viren liegen und worauf man dringend achten sollte, erklärt Alexandra Ciresa-König, Oberärztin an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Innsbruck.
Ratgeber
„Eine spezifische, systemische Therapie gegen HPV gibt es nicht.“
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Alexandra Ciresa-König
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und 60 bis 70 % aller Menschen stecken sich im Laufe ihres Lebens mit Humanen Papillomaviren an. Oft bleibt die Infektion unentdeckt und heilt in vielen Fällen sogar von alleine wieder ab. Doch die Infektionskrankheit birgt Gefahren in sich, die nur durch angemessene Vorbeugungsmaßnahmen vermieden werden können. Was genau ist HPV? Beim Humanen Papillomavirus handelt es sich um einen sogenannten DNA-Virus. Der Erreger befällt Zellen, in denen er das Erbgut verändert. Infiziert werden von den Viren vor allem die Epithelzellen der Haut und verschiedener Schleimhäute. Dort schleusen sie Gene in die Erbsubstanz ein, die den natürlichen Zelltod verhindern. Dadurch entstehen unkontrollierte, oft gutartige Wucherungen in Form von Warzen. Allerdings können so auch Krebsvorstufen oder direkt Krebs entstehen. Wie wird HPV übertragen? Eine Ansteckung mit dem Virus erfolgt in der Regel durch direkten Kontakt mit einer infizierten Hautstelle. In den meisten Fällen geschieht das durch ungeschützte Sexualkontakte. Daher finden sich die meisten Erkrankungen, die auf HPV zurückzuführen sind, auch im Genital- beziehungsweise Anal-Bereich. HPV kann aber auch auf die Rachenschleimhaut übertragen werden. Ansteckungen durch indirekte Kontakte wie zum Beispiel durch die gemeinsame Benutzung von Handtüchern, Waschlappen oder Zahnbürsten sind selten, aber möglich. Woran erkennt man eine Infektion? Offensichtliche Ausbrüche von HPV sind vor allem durch Hautveränderungen beziehungsweise Genitalwarzen – sogenannte Feigwarzen – an den Schamlippen, in der Scheide, am Penis oder am Anus erkennbar. Oft sind diese aber so klein, dass sie mit freiem Auge nicht erkennbar sind oder sie bleiben gänzlich
unsichtbar. So bleiben Ansteckungen nicht selten unentdeckt. Eine HPV-Erkrankung kann aber auch entdeckt werden, wenn bei einem gynäkologischen Krebsabstrich veränderte Zellen am Gebärmutterhals festgestellt werden. Zusätzlich erschwerend ist die Tatsache, dass zwischen der eigentlichen Infektion und dem Ausbruch von Symptomen wie Warzen oder Zellveränderungen auch mehrere Monate liegen können. Dadurch ist es meist nicht möglich festzustellen, woher die Infektion genau stammt. Die höchste Rate an HPV-positiven Menschen findet sich in der Altersgruppe der 15- bis 25-Jährigen. Welche Risiken gehen mit HPV einher? Die eigentliche Infektion mit dem Virus ist meist relativ unscheinbar und hat je nach Stamm, mit dem man infiziert wurde, abgesehen von den lokalen Symptomen, oft kaum Auswirkungen. Allerdings kann HPV neben den meist gutartigen Hautveränderungen auch bösartige Wucherungen und damit Krebs verursachen. Dieser ist meist ebenfalls nicht sichtbar: Besonders häufig sind Zellveränderungen beziehungsweise bösartige Erkrankungen am Gebärmutterhals. Aber auch Krebsgeschwüre im HalsRachen-Raum und im oder am Anus werden mit HPV in Verbindung gebracht. Insgesamt wurden mittlerweile rund 100 verschiedene Virenstämme identifiziert. Bei weitem nicht alle davon haben ein gleich großes Risiko, Tumore auszubilden. Es gibt jedoch einige Hochrisikotypen, wie HPV16 und HPV18, die das Krebsrisiko deutlich steigern. Untersuchungen haben gezeigt, dass über 90 % aller Gebärmutterhalskrebserkrankungen in Verbindung mit einer HPV-Infektion stehen. Ist HPV heilbar? Eine spezifische, systemische Therapie gegen HPV gibt es nicht. Aktuell können nur die Symptome bekämpft werden. Das geschieht entweder mit zellzerstörenden Substanzen, die direkt auf die infizierten Stellen, zum Beispiel den Warzen, aufgetragen werden, oder chirurgisch, also
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mittels Operation. Bei einem solchen operativen Eingriff zur Beseitigung von Genitalwarzen kommt vor allem ein CO2Laser zum Einsatz, mit dem die betroffenen Hautareale abgetragen werden. Dabei entstehen Brandwunden, entsprechend der Größe der entfernten Warzen, die dann wieder abheilen. Gelegentlich sind allerdings mehrere Behandlungen nötig. Treten bei Frauen bereits Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs auf, werden diese mittels einer Operation entfernt. Das hat allerdings eine Verkürzung des Gebärmutterhalses zur Folge. Im Fall einer Schwangerschaft wird dadurch das Risiko von Frühgeburten erhöht. Wie kann man sich schützen? Als wichtigste Vorkehrung sollte natürlich, vor allem mit neuen Partnern, nur geschützter Geschlechtsverkehr praktiziert werden. Ein Kondom, das eventuell infizierte Hautstellen bedeckt, schützt bis zu einem gewissen Grad vor einer Ansteckung. Hundertprozentige Sicherheit bietet es allerdings auch nicht. Seit einigen Jahren wird zudem eine Impfung angeboten. Diese schützt allerdings nicht gegen alle Formen von HPV, sondern nur vor einigen Typen des Virus. Aktuell sind Impfungen gegen zwei und gegen vier Typen erhältlich. Hoffentlich noch in diesem oder im kommenden Jahr wird ein weiterer Impfstoff auf den heimischen Markt kommen, der vor insgesamt neun Typen schützt. Dieser ist in den USA bereits seit kurzem zugelassen. Um eine möglichst hohe Schutzwirkung zu erzeugen, müssen bei den derzeitig in Österreich erhältlichen Impfstoffen mehrere Teilimpfungen in speziellen Abständen, abhängig vom Alter, vorgenommen werden: Kinder und Jugendli-
Als wichtigste Vorkehrung sollte natürlich, vor allem mit neuen Partnern, nur geschützter Geschlechtsverkehr praktiziert werden.
che zwischen neun und 15 Jahren benötigen zwei Teilimpfungen. Nach dem 15. Lebensjahr sind drei Impftermine nötig. Wer sollte sich gegen HPV impfen lassen? Idealerweise findet eine Impfung vor dem ersten Sexualkontakt statt. Besonders bietet sich dafür das Alter von neun bis 15 Jahren an – und zwar für Mädchen und Buben. In diesem Alter reagiert das Immunsystem am besten und es entsteht eine ausreichende Antikörpermenge im Blut, die über mehrere Jahre einen hohen Schutz vor den geimpften Virenstämmen bietet. Aber auch für Erwachsene lohnt sich die Immunisierung. Und selbst Personen, die in der Vergangenheit bereits mit HPV infiziert wurden, können und sollten sich impfen lassen, um sich in Zukunft vor einer neuerlichen Infektion zu schützen. Zurzeit wird die Impfung an den österreichischen Volksschulen im SchulImpfprogramm angeboten. Wir empfehlen allen unseren Patientinnen beziehungsweise deren Kindern, dieses Angebot anzunehmen, um das Risiko für eine HPV assoziierte Erkrankung zu reduzieren. Wir wissen aus Untersuchungen aus Australien, Dänemark und
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den USA, dass die Impfung auch im Bezug auf Nebenwirkungen sicher ist und dass das Prinzip funktioniert. In diesen Ländern ist die Anzahl der hochgradigen und damit operationsbedürftigen Veränderungen am Muttermund bereits um knapp 50 % gesunken. DANIEL FEICHTNER lll
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Zur Person Dr.in Alexandra Ciresa-König ist Fachärztin an der Innsbrucker Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe und seit 2006 Oberärztin der operativen Station Gynäkologie 2.
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Interview
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„Letztendlich habe ich mich für die Medizin entschieden, weil ich einen Beruf mit sozialem Impact ausüben wollte.“ LEOPOLD SALTUARI
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err Professor, warum haben Sie sich für die Medizin entschieden? Warum in weiterer Folge für die Neurologie? Zunächst war ich nicht sicher, ob ich für einen medizinischen Beruf „geeignet“ bin. Ich bin damals viel gereist, weil mein Interesse der Ethnologie und Vor- und Frühgeschichte galt. Eine Lebenserfahrung, von der ich durchaus profitiert habe. Letztendlich habe ich mich für die Medizin entschieden, weil ich einen Beruf mit sozialem Impact ausüben wollte. Die Neurologie hat mich später im Studium besonders fasziniert, da über Funktionsanalysen die Lokalisation der Pathologie möglich ist. Damals war die Neurologie ein vorwiegend diagnostisches Fach, was sich in den letzten Jahren grundlegend geändert hat. Auch hat mich während des Studiums dieses Fach fasziniert, da mein Lehrer, Prof. Gerstenbrand, vor allem über nachhakend-kritische Fragen erfreut war.
Und schließlich haben Sie sich für die Neurorehabilitation entschieden. Die instrumentellen, neurodiagnostischen Untersuchungstechniken haben sich in den letzten Jahrzehnten enorm entwickelt, aber um das Gesundheitspotential eines Patienten zu erkennen, wird vor allem klinisches Wissen und Erfahrung benötigt. Das ist entscheidend in der Neurorehabi-
litation, um die richtigen Ziele und Therapieprogramme zu definieren und damit eine optimale Behandlung des Patienten zu ermöglichen. Das hat mich an der Neurorehabilitation besonders fasziniert. Ihre wichtigsten Forschungsaktivitäten an der Universität Innsbruck und in Hochzirl? Mit den neurophysiologischen Untersuchungsmethoden, z. B. den „Ereignis korrelierten Potentialen“,
„Als ich mit der Neurologie begonnen habe, war es ein rein diagnostisches Fach, das hat sich grundlegend geändert.“ LEOPOLD SALTUARI waren wir in der Lage, nachzuweisen, dass Patienten, die klinisch im Wachkoma sind, zum Teil trotzdem über ein kognitives Processing verfügen. Das heißt, dass diese Patienten – ohne jede klinische Evidenz von Bewusstsein – in der Lage sind, Umwelteinflüsse zu verarbeiten. Als Beispiel: Wir haben die Patien-
ten über Kopfhörer beim Namen gerufen und konnten über die Messung der Hirnströme nachweisen, dass sie ihren Namen verstanden hatten und ein Aufmerksamkeitspotential entwickeln konnten. Das hat die Einstellung zu diesen Patienten und die Therapieoptionen grundlegend verändert. Um spastische Bewegungsstörungen effizient behandeln zu können, haben wir eine neue Therapiestrategie entwickelt, bei der das Medikament – mittels einer subcutan implantierten Pumpe – direkt in die Hirnflüssigkeit eingebracht wird. Mit dieser Strategie reduzieren wir effizient den Muskeltonus, lediglich mit einem Bruchteil der ursprünglich oral verabreichten Medikamentendosis mit weitaus geringeren Nebenwirkungen. Heute zählt diese Methode zu den Routinebehandlungen bei intraktabler Spastik und die neurologische Abteilung in Hochzirl ist weltweit ein Referenzzentrum für diese Behandlungsstrategie. In diesem Zusammenhang werden mehrmals jährlich Ausbildungskurse für interessierte Ärzte aus ganz Europa abgehalten. Auch auf dem Gebiet der Rehabilitationstechnologien war und ist Hochzirl Vorreiter. Im Jahr 2002 konnten wir österreichweit als erste Einrichtung einen so genannten „Lokomat“, ein „Exoskeleton“ – das dem Patienten ein geführtes Gehen ermöglicht – einsetzten. 2003 haben wir ein dynamisches Stehbett mit
Interview
Zur Person Univ.-Prof. Dr. Leopold Saltuari ist seit 1995 Leiter der Neurologischen Abteilung des Landeskrankenhauses Hochzirl – Natters. Facharzt für Neurologie, Facharzt für Rehabilitation und Physikalische Therapie. Sein Medizinstudium absolvierte er an der Universität Innsbruck, die Assistenz- und Facharztausbildung in Pavia, Innsbruck und Mailand. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen: Motor Control, Komaforschung, Robotik in der Neurorehabilitation und Neurophysiologie.
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integrierten Schreitfunktionen (Erigo) implementiert, und 2005 haben wir – in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Seibersdorf – Armorthesen entwickelt, um auch die oberen Extremitäten mittels Robotik behandeln zu können. Die neueste Entwicklung von uns in diesem Bereich ist eine mechanische Umsetzung der Hippotherapie, indem wir mit einem Roboter die Bewegung eines Pferdes imitieren und damit die Rumpf- und Beckenkontrolle – auch bei schwer betroffenen Patienten – entscheidend verbessern können. Welche Bedeutung hat die Robotik für die Neurorehabilitation? Die Robotik ermöglicht die Therapie auch bei schwer betroffenen Patienten, indem durch die bessere Stabilisierung des Patienten die Bewegungs- bzw. Gehfähigkeit geübt werden kann. Während bei einem Patienten mit massiven Rumpf- und Beckenkontrollstörungen drei Therapeuten die Behandlung übernehmen müssten, ermöglicht die Robotik, dass ein Therapeut diese Aufgabe übernehmen kann. Bei gut
eingeschulten Mitarbeitern können sogar zwei Patienten simultan durch einen Therapeuten behandelt werden. Diese Strategie ermöglicht uns somit eine Erhöhung der täglichen Therapiestunden. Ich möchte allerdings erwähnen, dass die Robotik nicht die Arbeit der Therapeuten ersetzen kann, da die Fähigkeit der Therapeuten, auf die individuelle Störungen des Patienten einzugehen, entscheidend ist. Die Robotik, die wir in der Neurorehabilitation einsetzen, wird die Therapeuten nie ersetzen können, diese aber sehr effektiv ergänzen. Was bedeuten diese Innovationen und Ihre besondere Stellung in der Fachwelt für die tägliche Arbeit? Für Sie und für Ihr Team? Die Akzeptanz, die die Neurologische Abteilung in Hochzirl hat, bedingt dass häufig die „schwierigsten Fälle“ an unsere Abteilung transferiert werden. Das bedingt nicht nur mehr Arbeit, sondern einen enormen Erfolgsdruck, zugleich spornt uns diese Herausforderung zu Höchstleistungen an. Mir ist wichtig, dass meine Mitarbeiter trotz des Arbeits-
Interview
„Ausgleich und vor allem Abstand zum Berufsalltag sind in meinem Beruf sehr wichtig.“ LEOPOLD SALTUARI
drucks neugierig, offen für neue Erfahrungen und Behandlungsmethoden sind, sie kritisch evaluieren und bereit sind, neue Grenzen auszuloten. Was macht Ihren Beruf noch aus? Empathie, für die Patienten sowie für die Angehörigen und Geduld. In meinem Beruf muss man die Geduld eines Gärtners haben, wo sich das Gesundheitspotential des Patienten langsam entwickelt und wo man mit verschiedensten Behandlungsstrategien die Funktionsebenen des Patienten Schritt für Schritt verbessert. Sie haben es schon gesagt – in der Rehabilitation braucht man viel Geduld und die Erfolge werden kleiner bemessen als wir es in unserer Leistungsgesellschaft kennen. Und Wunder gibt es in der Medizin sowieso nicht, oder? Das Ziel im Sinne der Patienten muss sein, sie so gut wie möglich wieder ins Leben zu reintegrieren oder ihnen so viel Selbstständigkeit wie möglich zurückzugeben. Das dauert und entwickelt sich oft nur in kleinen Schritten. Was in der Öffentlichkeit oft als „Wun-
der“ publizistisch ausgeschlachtet wird, beruht auf – zum Teil – initial nicht korrekt gestellten Diagnosen/Prognosen, oder auf nicht erkannten Problemen die, wenn erkannt, anschließend erfolgreich behandelt werden können. Aber ich muss auch sagen, ich durfte in meiner Laufbahn Patienten behandeln, die sogar mich durch ihre positive Entwicklung überrascht haben, wo rationale Erklärungsversuche an ihre Grenzen stoßen. Mittlerweile bin ich auch überzeugt, dass das Gesundheitspotential der Patienten auch auf genetische Faktoren zurückzuführen ist. Wie wichtig ist Ihnen ein Ausgleich zu Ihrem beruflichen Alltag? Wo finden Sie ihn? Ausgleich und vor allem Abstand zum Berufsalltag sind in meinem Beruf sehr wichtig. In der Arbeit mit den Patienten ist Empathie ein entscheidender Faktor, in diesem Zusammenhang Abstand zu gewinnen, ist nicht einfach, aber trotzdem wichtig. Den notwendigen Ausgleich finde ich mit meiner noch jungen Familie und im Sport. Dabei ist mir im sportlichen Bereich wichtig, neue Grenzen und He-
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rausforderungen zu suchen und meine motorischen Kontroll- und Belastungsfähigkeiten auszuloten. Auch hier geht es um Neugierde, Motivation, Bewegung und Balance. Das hilft mir, mich vom beruflichen Alltag abzulenken. Wie sehen Sie die Zukunft der Neurologie und der Neurorehabilitation? Haben Sie noch „persönliche“ Ziele? Als ich mit der Neurologie begonnen habe, war es ein rein diagnostisches Fach, das hat sich grundlegend geändert. Die Forschung und Therapieoptionen in der Neurologie haben sich in den letzten Jahrzehnten so entscheidend entwickelt, sodass z. B. „The Lancet“ – eine der renommiertesten Fachzeitschriften in der Medizin – sich in den klassischen „The Lancet“ und „The Lancet-Neurology“ aufgeteilt hat, um den rasanten Entwicklungen in der Neurologie gerecht zu werden. Ich persönlich beschäftige mich wissenschaftlich weiterhin unter anderem mit der intrathekalen (in den Liquorraum zu verabreichenden) medikamentösen Therapie und mit der Objektivierung der Effizienz der Robotik-Therapie. Ich bin überzeugt, dass die wissenschaftlichen Anforderungen an die Neurorehabiliation in den nächsten Jahren weiter zunehmen werden. Apropos Ruhestand. Dieser ist für Sie ja nicht mehr allzu weit entfernt. Ja, der stand eigentlich schon vor der Tür. Aber ich habe das Angebot der TILAK bekommen, weiterhin die Abteilung zu leiten. Ich habe es gerne angenommen, nicht aber ohne Rücksprache mit meinem Team. Den richtigen Zeitpunkt für den Ruhestand zu wählen, ist schwierig, viele verpassen ihn. Mein Wunschziel wäre, das Timing richtig zu wählen. Zur Zeit warten noch viele Aufgaben auf mich, nicht zuletzt die Organisation meiner Nachfolge. Die Medizin – der ich dann 45 Jahre meines Lebens gewidmet habe – werde ich den Rücken kehren, in der glücklichen Position, dass mein Beruf mir stets große Freude bereitet hat. Aber irgendwann muss man loslassen können, es werden andere Aufgaben auf mich warten. Zum Beispiel kann ich endlich meiner Familie mehr Zeit widmen und meine privaten Projekte (mein landwirtschaftlicher Betrieb, Reisen etc.) verwirklichen. Vielen Dank für das Gespräch. INTERVIEW: REBECCA MÜLLER lll
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Wissen
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Gift
im Blut Infektionen werden oft unterschätzt, obwohl rund 30 % aller Todesfälle weltweit auf sie zurückzuführen sind. In ihrer schwersten Form, der Sepsis, können sie innerhalb kürzester Zeit tödlich verlaufen. Diese, den ganzen Körper betreffende, systemische Infektion gilt noch immer als die dritthäufigste Todesursache in Westeuropa.
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nser Blutkreislaufsystem dient dem Körper als wichtiger Transportund Kommunikationsweg. Über das Blut wird jede einzelne Zelle mit Nährstoffen, Sauerstoff und Botenstoffen versorgt. Nur so können sie ihre Funktion erfüllen und am Leben erhalten werden. Da diese „Autobahn“ unseres Körpers jeden Teil unseres Organismus direkt erreicht, wird sie von unserem Immunsystem ganz besonders gut geschützt. Denn gelingt es Krankheitserregern, Blutgefäße als Transportwege zu benutzen, haben sie die Möglichkeit, systemische Erkrankungen zu verursachen – darunter auch die gefürchtete Sepsis, an der auch heute noch rund 20 % aller Betroffenen versterben. „Jede Sepsis nimmt ihren Anfang als ‚einfache’ Infektion“, erklärt der Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin VI der Klinik Innsbruck, Günter Weiss. „Diese ist normalerweise auf einen Herd beschränkt. Wenn ihre Erreger allerdings
in das Kreislaufsystem gelangen und das Immunsystem nicht mehr in der Lage ist, sie einzudämmen, wird sie systemisch, und es kommt zu einer Sepsis.“
Immunreaktion
Die Ursachen dieses im Volksmund als Blutvergiftung bezeichneten Krankheitsbilds können vielfältig sein. Jede Infektion durch Bakterien oder Pilze kann eine Sepsis auslösen, wenn sie schwer genug wird, egal ob sie von einem inneren Organ oder einer äußeren Verletzung ausgeht. Meistens sind es die Erreger selbst, die in den Kreislauf gelangen und von dort aus den Körper angreifen. Es kann aber ebenso geschehen, dass sie Giftstoffe in die Blutbahn absondern, die dort zu einer Entzündung führen und so die schweren Folgen einer Sepsis mit HerzKreislaufversagen bedingen. Das Risiko, so schwer zu erkranken, ist dabei nicht für alle gleich groß. „Besonders bedroht sind Menschen mit einem geschwächten Immunsystem“, meint Weiss. „Das betrifft
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Wissen
Zur Person
Univ.-Prof. Dr. Günter Weiss ist Professor für Innere Medizin und „Klinische Infektiologie und Immunologie“. Er leitet als Direktor die Innsbrucker Universitätsklinik für Innere Medizin VI mit den Schwerpunkten Infektiologie, Immunologie, Rheumatologie und Pneumologie.
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Wenn sich Erreger einer lokalen Infektion über die Blutbahn ausbreiten, können sie Organe oder das Zentralnervensystem angreifen. Dann droht eine Sepsis.
natürlich ältere und junge Menschen, aber auch Personen mit Erkrankungen, die die Immunabwehr beeinträchtigen, wie Diabetes, HIV oder angeborene Defekte des Immunsystems. Ebenso große Vorsicht ist nach Transplantationen oder Autoimmunerkrankungen geboten, wenn Patienten Medikamente einnehmen, die Immunreaktionen unterbinden sollen.“
Rennen gegen die Zeit
Sobald es den Erregern einmal gelungen ist, von einer lokalen Infektion aus in die Blutbahn zu streuen, können sie sich im ganzen Körper verbreiten und innere Organe oder das Zentralnervensystem angreifen. Tritt dieser Fall ein, kommt es zu einer Vorform der Sepsis, dem sogenannten Systemisches inflammatorisches Response-Syndrom, kurz SIRS. Gemeint ist damit eine systemische, also den ganzen Organismus betreffende, Entzündungsreaktion. Aus diesem SIRS kann sich in kürzester Zeit, manchmal innerhalb weniger Stunden, eine Sepsis entwickeln. Wird diese nicht schnell behandelt, entsteht eine schwere Sepsis, und schließlich versetzen die Erreger beziehungsweise die von ihnen abgesonderten Giftstoffe den Organismus in einen Schockzustand. „Ist einmal dieser sogenannte septische Schock eingetreten, zählt jede Stunde“, erklärt Weiss. „In dieser letzten Phase drohen Organversagen, der Zusammenbruch des Kreislaufs und schließlich Multiorganversagen. Wird der Ausbruch innerhalb einer Stunde erkannt und richtig behandelt, besteht
eine Überlebenschance von 90 %. Verstreichen 24 Stunden, sinkt sie auf zehn bis 15 %.“
Spurensuche
Deswegen ist der Zeitpunkt der Diagnose der Faktor, der in der Regel über Leben und Tod entscheidet. Zuallererst muss die Sepsis als solche erkannt werden. Die Symptome, auf die die Mediziner achten, sind neben Fieber jenseits der 38 Grad vor allem eine erhöhte Herz- und Atemfrequenz und ein erniedrigter Blutdruck. Zusätzlich können Bluttests Aufschluss darüber geben, ob eine systemische Entzündungsreaktion vorliegt. Handelt es
„Ist einmal dieser sogenannte septische Schock eingetreten, zählt jede Stunde.“ GÜNTER WEISS
sich wirklich um eine Sepsis, ist es essenziell, den verursachenden Erreger zu finden, um eine erfolgreiche Therapie einzuleiten. „Weil jede Stunde zählt, ist es nicht möglich, den Auslöser im Labor zu eruieren“, erklärt der Infektiologe. „Mikrobiologische Tests zur Bestimmung des Aus-
lösers benötigen zwei Tage. So viel Zeit haben Betroffene aber nicht.“
Wissen hilft
Bei der Suche nach der geeigneten Therapie sind Mediziner daher auf jede Information angewiesen. Aufschluss über den Erreger geben zum einen Symptome und Vorerkrankungen sowie die Erkenntnisse aus der klinischen Untersuchung. Zum anderen werden auch die Lebensumstände und die Region, in der sich der Erkrankte aufgehalten hat, in Betracht gezogen. Anhand dieser Details werden die wahrscheinlichsten Erreger ausfindig gemacht. „Bakterielle Infektionen werden mit Antibiotika therapiert. Dabei verläuft die Therapie normalerweise möglichst spezifisch, zielgerichtet und auf den wahrscheinlichen Erreger abgestimmt. Ein ‚Flächenbombardement’ durch Breitspektrumantibiotika wird dementsprechend vermieden“, beschreibt Weiss die weitere Vorgehensweise. „Eine Sepsis ist da die Ausnahme. Da in diesem Fall oft mehrere Erreger in Betracht kommen, die nicht alle gleich auf dieselben Wirkstoffe reagieren, werden Breitbandantibiotika eingesetzt, die in den Organen wirken, in denen wir den Infektionsherd vermuten.“ Ziel ist es immer, Erreger so früh, so spezifisch und so hart wie möglich zu behandeln.
Profis vor Ort
Bei der Suche nach dem Auslöser einer Sepsis sind Spezialisten und Fachkompetenz gefragt. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Infektiologen, also Fachleute für Infektionskrankheiten, bis zu doppelt so häufig die richtige anti-mikrobielle Therapie bei einer Sepsis einleiten. „Es ist auch wichtig, Risikopatienten als solche zu erkennen. Insbesondere muss dabei auf das mögliche Vorhandensein von Erregern geachtet werden, die Resistenzen gegen Antibiotika besitzen. Das ermöglicht eine raschere Einleitung der richtigen Therapie. Falls die mikrobiologischen Befunde bei einem Sepsispatienten später zeigen, dass kein komplexer Keim vorliegt, ist es auch wichtig, einen Schritt zurückzugehen. Dann muss die antibiotische Therapie ‚de-eskaliert’, also ein Wechsel von einem Breitspektrum- auf ein Schmalspektrumantibiotikum vollzogen werden“, meint Weiss. „Deshalb gilt es bei schweren Infektionen so früh wie möglich Experten hinzuzuziehen. So bekommt der Patient die größtmögliche Chance auf eine rasche, zielorientierte Behandlung, die sein Leben retten kann.“ DANIEL FEICHTNER lll
Wissen
Ein neues
Herz
Organtransplantationen sind Routineoperationen – doch häufig fehlt es an Organen. Ein ganz spezieller Fall ist die Herztransplantation.
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Das „total artifical heart“ wurde im Herbst 2014 an der Klinik Innsbruck erstmals erfolgreich eingesetzt.
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erz, Lunge, Leber, Niere, Dünndarm und Bauchspeicheldrüse – das sind jene Organe, die mittels Organtransplantation ersetzt werden können. Jährlich werden ca. 90.000 Transplantationen durchgeführt, bisher sind weltweit 126.000 Herzen transplantiert worden. An der Klinik Innsbruck sind bis heute mehr als 6.400 Organe verpflanzt worden, davon rund 260 allein 2014. „Eine
Organtransplantation ist inzwischen eine Routineoperation“, erklärt Stephan Eschertzhuber, Anästhesist an der Innsbrucker Klinik und Transplant-Referent für West-Österreich. Für die durchführenden Ärzte ist dennoch jede Transplantation etwas Besonderes. „Mit einer Organtransplantation können wir todkranken Menschen zu einem normalen Leben verhelfen. Das ist immer wieder erstaunlich“, erklärt Eschertzhuber, „ich bekomme häufig Fotos von Patienten aus dem
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weise unterdrücken – so wird eine Abstoßung des Organs verhindert. Denn das Immunsystem ist darauf programmiert, sich gegen Fremdkörper zu wehren – und damit auch gegen das „fremde“ Organ. Wie alle Medikamente haben auch Immunsuppressiva Nebenwirkungen: erhöhte Infektanfälligkeit etwa oder auch ein erhöhtes Krebsrisiko. „Die Statistiken zeigen aber, dass diese Gefahr häufig überschätzt wird“, so Eschertzhuber, „aber natürlich existieren diese Risiken.“ Nichtsdestotrotz ist die Erfolgsquote sehr hoch: Nach einem Jahr leben noch bis zu 90 % der Transplantierten, nach zehn Jahren noch bis zu 70 % – und das bei bester Lebensqualität. Ohne Transplantation sinkt die Lebenserwartung massiv. Der Tag des Transplantationstermins wird von vielen Patienten also zu Recht als zweiter Geburtstag gefeiert.
Lange Wartezeit
An der Innsbrucker Klinik befindet sich das einzige Transplantationszentrum Österreichs, das alle möglichen Organtransplantationen durchführt. Meist
stammen die Organe von Menschen, die einen Hirntod bei aufrechtem Kreislauf erleiden. Eine Lebendspende ist nur bei Nieren und Teilen der Leber möglich. „In Tirol haben wir auffällig wenige Le-
„Es gibt unterschiedliche Unterstützungssysteme, die wir verpflanzen können.“ HERWIG ANTRETTER
Ein Herz aus Titan bendspenden“, erklärt Eschertzhuber, „deshalb ist Bewusstseinsbildung hier besonders wichtig.“ Aber auch kaum jemand macht sich Gedanken darüber, ob er seine Organe im Todesfall spenden würde – das kann für die Angehörigen zu einer zusätzlichen Belastung werden, die
© UNIV.-KLINIK FÜR HERZCHIRURGIE
Zur Person
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Kunstherzen sind eine Alternative – vor allem aufgrund der Organknappheit.
Priv.-Doz. Dr. Stephan Eschertzhuber ist Anästhesist an der Klinik Innsbruck und Transplant-Referent für West-Österreich.
zum Verlust eines geliebten Menschen noch hinzukommt. Doch ein einziger Todesfall mit anschließender Organspende kann meist gleich mehreren todkranken Menschen zum Überleben verhelfen. „Das ist auch für uns Ärzte oft eine schwierige Situation. Unser Anliegen ist es natürlich, Menschenleben zu retten. Doch der Wille des Verstorbenen ist in jedem Fall zu respektieren“, so Eschertzhuber. Die Wartezeit auf ein passendes Organ ist mitunter lang. Auf eine Spenderniere warten die Patienten in Österreich durchschnittlich etwa 42 Monate, auf eine Leber vier und auf ein Herz etwa neun Monate – für so manchen zu lange. Besonders spektakulär erscheint dem Laien eine Transplantation des Herzens. Und genau auf diesem Gebiet ist die Innsbrucker Universitätsklinik für Herzchirurgie führend in Österreich. 1983, vor über 30 Jahren, wurde hier das erste Herz transplantiert, seither wurde die aufwändige Operation mehr
Wissen
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„Mit einer Organtransplantation können wir todkranken Menschen zu einem normalen Leben verhelfen. Das ist immer wieder erstaunlich.“ STEPHAN ESCHERTZHUBER
als 400 Mal durchgeführt – mit sehr guten Erfolgsquoten. Nach einem Jahr leben noch 96 % der Transplantierten, nach zehn immerhin noch 70 %. „Wir kontrollieren die Patienten nach der Operation sehr engmaschig, um einer beginnenden Abstoßung entgegenwirken zu können“, so Antretter. Denn früh erkannt, lässt sich eine Schädigung des Organs in den meisten Fällen leicht ver-
hindern. Wer ein neues Herz braucht, hat oft nicht viel Zeit, auf ein Spenderherz zu warten. Um das Leben des Patienten zu retten, muss die Zeit bis zu einer möglichen Transplantation immer häufiger überbrückt werden – mit einem Unterstützungssystem oder einem so genannten Kunstherz. „Es gibt unterschiedliche Unterstützungssysteme, die wir verpflanzen kön-
nen“, erklärt Herwig Antretter, Chirurg an der Innsbrucker Universitätsklinik für Herzchirurgie und spezialisiert auf Herztransplantationen und mechanische Kreislaufunterstützung. Meist verbleibe das kranke Herz im Körper und eine Pumpe werde zusätzlich eingesetzt, so Antretter, die übernehme dann einen Teil der Herzleistung. Nur in Ausnahmefällen werde das kranke Herz ent-
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Wissen
Organtransplantation – Regelung in Österreich In Österreich gilt die so genannte „Widerspruchsregelung“: Wer seinen Widerspruch gegen eine Organentnahme nicht zu Lebzeiten kundtut (zum Beispiel durch Eintragung ins Widerspruchsregister) gilt im Todesfall automatisch als Organspender. In der gelebten Praxis halten jedoch die Ärzte Rücksprache mit den Angehörigen und versuchen die Einstellung des Patienten zur Organspende zu eruieren. Gab es beim Verstorbenen oder gibt es bei den nächsten Angehörigen große Vorbehalte gegen eine Organspende, werden diese berücksichtigt.
„Organtransplantationen sind inzwischen Routineoperationen.“
fernt und durch zwei Pumpen ersetzt. Zuletzt kam ein solches Kunstherz, ein „total artificial heart“ im Herbst 2014 in Innsbruck zum Einsatz – dem Patienten gehe es gut. „Doch das machen wir nicht ganz so häufig“, so Antretter. Beim Blick auf die Patienten wird klar, warum: Die Unterstützungssysteme befinden sich zwar im Körper, die Steuerungseinheit und die Akkus aber bleiben außerhalb, verbunden mit einem Schlauch, der durch den Bauch ausgeleitet wird. „Hier hat sich in den letzten Jahren viel getan“, erklärt Antretter, „die Patienten können sich an diesem System zehn bis zwölf Stunden lang frei bewegen. Dann müssen die Akkus getauscht werden.“ Es gibt mehrere Indikationen für den Einsatz eines Kunstherzens bzw.
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eines Unterstützungssystems: Manchmal überbrückt es die Wartezeit auf ein Spenderorgan, die der Patient ohne Unterstützung nicht überleben würde. Manchmal dient es aber dazu, dem Herz Erholung zu ermöglichen – etwa nach einer Herzmuskelentzündung oder einem Infekt. Oder aber es bleibt dauerhaft im Körper, ohne dass eine Transplantation angestrebt wird. Wird es denn jemals ein Kunstherz geben, das das kranke Herz ohne Einschränkungen ersetzen kann? „Bestimmt. Wenn die Forschung so weiter voranschreitet, ist das in 20 oder 30 Jahren durchaus möglich“, ist Antretter überzeugt. Bis dahin werden aber weiterhin Spenderherzen gebraucht. SYLVIA AINETTER lll
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STEPHAN ESCHERTZHUBER
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Wissen
Das Chamäleon unter den
Krankheiten Schmerzen, Müdigkeit, Antriebslosigkeit – Betroffene des Fibromyalgie-Syndroms leiden unter diffusen Beschwerden. Diagnose und Therapie sind eine Herausforderung.
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„Das FibromyalgieSyndrom zu diagnostizieren, ist nicht einfach.“ ANDREAS SCHLAGER
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chmerzen am ganzen Körper und kein Schmerzmittel hilft. Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Antriebslosigkeit und daraus resultierend oft soziale Isolation. Das sind die Symptome. „Das Fibromyalgie-Syndrom zu diagnostizieren, ist nicht einfach“, erklärt Andreas Schlager, Oberarzt der Schmerzambulanz an der Innsbrucker Klinik, „denn zuerst müssen alle anderen Krankheitsbilder ausgeschlossen werden.“ Die Diagnose ist eine so genannte Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass es keine Untersuchung gibt, mit der zweifelsfrei
festgestellt werden kann, dass der Betroffene eben dieses Krankheitsbild erfüllt. Leidet ein Patient unter Schmerzen, muss erst abgeklärt werden, ob nicht eine rheumatologische, neurologische oder psychiatrische Erkrankung dahintersteckt. „Erfüllt ein Patient alle Kriterien für das Fibromyalgie-Syndrom – das sind neben den Schmerzen in weitgestreuten Arealen des Körpers auch Müdigkeit und Schlaflosigkeit, wird die Diagnose Fibromyalgie gestellt“, so Schlager. Denn kein bildgebendes Untersuchungsverfahren, keine Blutuntersuchung kann körperliche Veränderungen feststellen. Und so dau-
ert es oft lange bis zur Diagnose, wenn der Betroffene sie überhaupt bekommt. Und selbst die klare Benennung der Erkrankung ist nicht zwingend eine Erleichterung für den Patienten. „Es gibt derzeit kein Heilmittel und nicht jede Therapiemöglichkeit hilft jedem Betroffenen“, erklärt der Schmerzmediziner.
Schwierige Therapie
Schmerzmittel helfen im Normalfall nicht – so wird von der Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten, Morphinen und Opiaten abgeraten. Was helfen kann, aber nicht muss, sind
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Sommer, Sonne, Sonnenschein ... Jetzt kommt die Zeit, in der man wieder jeden Sonnenstrahl ausnützen und die frische Luft genießen will. Doch dabei ist Vorsicht geboten, man darf die Sonne nicht unterschätzen. Jedes Jahr kommen wieder einige Fälle an Hautkrebs dazu, die vermieden werden könnten.
Andrea Gschwenter, Berufsgruppensprecherin der Tiroler Drogisten
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anz wichtig ist der Sonnenschutz, an den man denken sollte, sobald man die frische Luft genießt. In der Drogerie wird Ihnen das ausgebildete Personal mit Rat und Tat zur Seite stehen und Sie bestmöglichst beraten. Es gibt mittlerweile etliche Firmen, die in der Tagespflege schon einen Sonnenschutz eingebaut haben, das ist ganz wichtig bei Menschen, die sich generell viel im Freien aufhalten. So müssen sie nicht noch separat eine Sonnenpflege fürs Gesicht verwenden. Aber trotzdem darf man den Körper nicht vergessen. Der Sonnenschutz ist natürlich auch auf den Hauttyp abzustimmen. Je heller die Haut,
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umso höher muss der Schutzfaktor sein. Der Lichtschutzfaktor bestimmt die Zeit, die man in der Sonne verweilen darf, ohne dass die Haut angegriffen wird. Befolgt man diesbezüglich den Rat des Drogisten, steht einem Sommer-Sonne-Sonnenschein-Vergnügen nichts mehr im Wege. ●●●
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Wissen
„Es gibt derzeit kein Heilmittel und nicht jede Therapiemöglichkeit hilft jedem Betroffenen.“ ANDREAS SCHLAGER
zeit nicht – aber es kann vergehen. Auch hinterlässt die Krankheit keine bleibenden körperlichen Schäden bei den Betroffenen – die Lebenserwartung eines Fibromyalgie-Patienten ist also nicht herabgesetzt.
Auslöser: unbekannt
Betroffen sind mehr Frauen als Männer und meist tritt es erst nach dem 35. Geburtstag auf – aber es gibt natürlich Ausnahmen. Wie die Erkrankung entsteht, weiß man nicht. „Es wird vermutet, dass neben entzündlichen-rheumatologischen Erkrankungen auch die Psyche eine Rolle spielt“, erklärt Schlager, „Auslöser könnte da etwa Missbrauch in der Kindheit sein, der sich im Erwachsenenalter mit Depression und Schmerzen äußert.“ Eine andere Möglichkeit wäre eine Störung des Schmerzzentrums im Gehirn, eine weitere, dass die Gene dahinterstecken. „Wir gehen davon aus, dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen“, sagt Schlager. Auch die Lebensweise spielt eine große Rolle. „Die Betroffenen sind selten sehr sportlich. Und auch Übergewicht und Rauchen dürften das Ihre dazu beitragen“, so Schlager. Doch was ist den Betroffenen zu raten? „Nach einer ausführlichen Abklärung und der Diagnose ist es wichtig, dass die Erkrankten sich
nicht immer weiter untersuchen lassen – das führt zu nichts“, so Schlager. Vielmehr sollte der Fokus auf den therapeutischen Mitteln liegen, die zur Verfügung stehen: Antidepressiva, Bewegung, Pflege des Soziallebens. „Ich würde auch empfehlen, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. Einerseits stärkt der Austausch mit Leidensgenossen die Psyche, andererseits werden hier wichtige neue Forschungsergebnisse kommuniziert.“ SYLVIA AINETTER ●●●
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einige Antidepressiva, die häufig in der Schmerztherapie zum Einsatz kommen. „Aber auch eine psychotherapeutische Behandlung ist bei jedem Betroffenen angezeigt. Denn die psychische Verfassung spielt eine große Rolle bei der Fibromyalgie“, sagt Schlager. Alles, was die Psyche stärkt, gehört somit zur Behandlung: wie etwa eine Psychotherapie und eine Bewegungstherapie. Leichte Ausdauerund Kraft- und Funktionstrainings zeigen meist eine positive Wirkung, Massagen aber führen eher zu einer Verschlechterung. Wichtig ist es, aktiv zu sein. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Bedeutung eines intakten Soziallebens. „Schmerzen und Antriebslosigkeit führen häufig dazu, dass sich die Betroffenen sozial isolieren. Doch genau das verschlechtert Schmerzen und Depression – und so kommt ein Teufelskreis in Gang“, erklärt Schlager. Diese Spirale gilt es zu unterbrechen. Schlager rät den Betroffenen weiterzuarbeiten – natürlich mit angemessen vielen Pausen. Ein strukturierter Tagesablauf, das Gefühl nützlich zu sein und regelmäßige soziale Kontakte – der Arbeitsalltag kann eine große Stütze sein. „Das erfordert natürlich viel Verständnis der Vorgesetzten und Kollegen, ist aber wesentlich für den Krankheitsverlauf“, so der Mediziner. Geheilt werden kann das Fibromyalgie-Syndrom der-
Zur Person
Univ.-Prof. Ing. Dr. Andreas Schlager, MSc ist Oberarzt an der Schmerzambulanz der Innsbrucker Klinik.
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Vorsorge am Teller
Mit der richtigen Ernährung kann das Risiko, an Krebs zu erkranken, deutlich reduziert werden. Die wichtigsten Regeln: Übergewicht vermeiden, viel Gemüse und Obst essen, Fleisch und Wurst nur in Maßen konsumieren.
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ährlich erkranken fast 40.000 Österreicherinnen und Österreicher an Krebs. Auch wenn die Behandlungsmöglichkeiten laufend besser werden, so steigt gleichzeitig auch die Zahl der Neuerkrankungen. Dementsprechend wächst das Bedürfnis vieler Menschen, aktiv etwas für ihre Krebsvorsorge zu tun. Eine nach-
weislich große Rolle in der Prävention spielt die Ernährung ¬ und zwar von Kindesbeinen an.
Wichtige Empfehlungen
Die wichtigste Grundlage zum Thema Krebsvorsorge durch Ernährung ist der Report des WCRF (World Cancer Research Fund), der sämtliche Studien zum Thema sammelt, auswertet und daraus
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gut verständliche Empfehlungen ableitet. „Mit diesen Ernährungsempfehlungen gibt man Menschen ein Instrument in die Hand, um das individuelle Krebsrisiko zu minimieren“, erklärt Diätologin Bernadette Wegscheider von der Innsbrucker Klinik. Aktuell gibt es neun allgemeine Empfehlungen, die Wegscheider auch in ihrer täglichen Arbeit an Patienten weitergibt.
Risikofaktor Übergewicht
Gleich drei Empfehlungen zielen auf die Vermeidung oder Reduzierung von Übergewicht ab, das als größter Risikofaktor gilt. „Hier geht es vor allem um den Body Mass Index (BMI), dieser sollte bei Europäern zwischen 21 und 23 liegen“, erklärt die Ernährungsexpertin. Eine besondere Rolle spielt auch das sogenannte „Bauchfett“, das bestimmte Krebsarten begünstigen kann. Um den Körperfettanteil zu reduzieren bzw. auf einem gesunden Level zu halten, werden 30 Minuten moderate Bewegung täglich empfohlen – damit sind zum Beispiel Alltagsaktivitäten wie Zufußgehen oder Treppensteigen gemeint. Wer seine
Fitness steigern will, sollte circa 60 Minuten moderate oder 30 Minuten intensive körperliche Aktivität pro Tag anstreben. Die dritte Präventionsmaßnahme im Rahmen der Übergewichtsreduzierung betrifft Lebensmittel mit einer hohen Energiedichte, wie Bernadette Wegscheider erklärt: „Auf verarbeitete Lebensmittel, die mehr als 250 Kalorien pro 100 Gramm haben, sollte man laut WCRF-Report verzichten. Das trifft zum Beispiel auf Gummibären, Schokolade oder Muffins zu. Bei einzelnen Lebensmitteln mit hoher Energiedichte, zum Beispiel Nüssen, werden aber Ausnahmen gemacht, da diese in der empfohlenen Menge durchaus gesund und wertvoll sind.“
Viel Gemüse, wenig Wurst
Kräftig zulangen sollte man bei Obst und Gemüse – hier sind allerdings nicht stärkehaltige Gemüsesorten wie Kartoffeln gemeint. Stattdessen sollte man möglichst buntes, saisonales Obst und Gemüse essen und auf die berühmten fünf Portionen (oder 400 Gramm) pro Tag kommen. „Die Ballaststoffe in pflanzli-
Im Wildpreiselbeer-Sirup von Darbo steckt die ganze Kraft der Preiselbeere: erlesene Früchte, besonders schonend zubereitet und in hochkonzentrierter Form.
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„Die Ballaststoffe in pflanzlichen Lebensmitteln sind vor allem in der Darmkrebsvorsorge wichtig.“
Zur Person
Bernadette Wegscheider, MSc ist Diätologin an der Innsbrucker Klinik.
© TILAK
BERNADETTE WEGSCHEIDER
chen Lebensmitteln sind vor allem in der Darmkrebsvorsorge wichtig“, erklärt die Diätologin. Reduzieren sollte man hingegen den Verzehr von rotem Fleisch (Rind, Schwein, Lamm) und verarbeiteten, also zum Beispiel gepökelten oder geräucherten Fleischprodukten. Wegscheider: „Der Fleischverzehr sollte auf maximal 500 Gramm pro Woche reduziert werden, von dieser Menge sollte sehr wenig, wenn überhaupt, verarbeitetes Fleisch wie Wurst oder Speck sein.“ Alkohol sollte nach Möglichkeit komplett vermieden werden. Wenn doch alkoholische Getränke konsumiert werden, dann sollten Frauen maximal ein Glas pro Tag und Männer maximal zwei Gläser pro Tag trinken.
Vorsicht bei Schimmel
Abgeraten wird auch vor zu hohem Salzkonsum, der Magenkrebs begünstigen kann. Besondere Vorsicht sollte auch bei Schimmelbefall von Getreide und Hülsenfrüchten gelten – die entstandenen Aflatoxine können eine Ursache für Leberkrebs sein.
Eine ganz klare Aussage gibt es auch zu Nahrungsergänzungsmitteln, wie Bernadette Wegscheider erklärt: „Diese werden für die Krebs-Prävention nicht empfohlen. Nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel bei veganer Ernährung, kann zum Beispiel Vitamin B12 oder Eisen substituiert werden. Generell sollte man aber versuchen, die Nährstoffversorgung durch eine möglichst abwechslungsreiche Ernährung sicherzustellen.“ Die letzte Präventionsrichtlinie betrifft das Stillen von Babys – dieses wird empfohlen, das es die Gesundheit von Mutter und Kind fördert. Dieselben neun Regeln gelten laut World Cancer Research Fund auch für Krebsbetroffene, die eine erneute akute Erkrankung vermeiden wollen. Wichtig ist für Bernadette Wegscheider die Feststellung, dass Ernährung nur ein Baustein der Krebsvorsorge sein kann: „Natürlich hat man trotz bester Ernährung keine Garantie, nicht an Krebs zu erkranken. Ein gesunder Lebensstil und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind natürlich ebenso wichtig.“ BARBARA WOHLSEIN ●●●
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Vorsicht beim Grillen Die Grillsaison steht bevor: Im Sinne der KrebsPrävention wird empfohlen, Fleisch nicht zu dunkel werden zu lassen und unbedingt zu vermeiden, dass Fleischsaft in die Glut tropft – am besten eine Aluschale verwenden! Auch die Verwendung von gepökelten Fleischsorten (Speck, Fleischkäse) sollte vermieden werden, da sich das enthaltene Nitrit mit dem Eiweiß im Fleisch zu krebserregenden Nitrosaminen verbindet.
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Was ist eine
PET?
An der Innsbrucker Universit채tsklinik f체r Nuklearmedizin steht zur Befundung schwerer Erkrankungen ein ganz spezielles Ger채t bereit. Mit Radioaktivit채t entsteht ein Bild vom Innenleben der Organe.
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„Die PET wird überwiegend dazu verwendet, Krebserkrankungen festzustellen.“ IRENE VIRGOLINI
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ie PET (PositronenEmissions-Tomographie) ist ein bildgebendes Verfahren, das mittels Radioaktivität Organfunktionen sichtbar macht. Entwickelt wurde der erste Tomograph vor über 40 Jahren in den USA. Im Gegensatz zu vielen anderen Verfahren wie dem Röntgen oder der CT (Computertomographie) ist die PET nicht der Radiologie, sondern dem Fachbereich der Nuklearmedizin zugeordnet. Im CT etwa wird die Beschaf-
fenheit von Organen und Gewebe, also deren Größe und Form, dargestellt. Mithilfe der PET können hingegen Vitalität und Funktion von Organen abgebildet werden. „Konkret zielt eine PET darauf ab, das Ausmaß der Stoffwechselaktivität in einem bestimmten Organ, zu zeigen“, erklärt Irene Virgolini, Direktorin der Innsbrucker Klinik für Nuklearmedizin.
Radioaktive Tracer
Vor der PET-Untersuchung werden dem Patienten schwach strahlende Substan-
zen, sogenannte Tracer, zugeführt. Diese radioaktiven Isotope müssen künstlich erzeugt werden. Glucose wird mit den radioaktiven Isotopen markiert und in die Vene des Patienten gespritzt. Jede Zelle im menschlichen Körper benötigt Zucker. Bis der radioaktiv markierte Zucker sein Ziel, nämlich das zu untersuchende Organ erreicht hat und in dessen Zellen Stoffwechselprozesse in Gang bringt, dauert es etwa eine halbe Stunde. Die anschließende Untersuchung in der Röhre des Tomographen benötigt ca. 15 Minuten für den gesamten Körper.
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„Beide Verfahren in einer Maschine zu vereinen, ist durchaus sinnvoll. So können wir mit einem PET/CT-Scan den Nachweis des Tumors erbringen und auch gleich dessen Lokalisation und Größe bestimmen.“ IRENE VIRGOLINI
© TILAK
Krebs-Diagnose
Zur Person
Univ.-Prof.in Dr.in Irene Virgolini ist Direktorin der Innsbrucker Klinik für Nuklearmedizin.
„Großteils verwenden wir dieses Verfahren, um bösartige Tumore zu diagnostizieren. Patienten werden an unsere Abteilung überwiesen, wenn ein Verdacht auf eine Krebserkrankung besteht“, sagt Virgolini. Wachsende Tumore sind sehr stoffwechselaktiv. Je bösartiger ein Tumor ist, desto mehr Glucose nimmt er auf. Wenn die radioaktiven Teilchen des Zuckers zerfallen, werden Positronen, also positiv geladene Elektronen, frei. Aus der zeitlichen und räumlichen Verteilung des Zerfalls errechnet der Tomograph, in welchem Bereich die höchste Stoffwechselaktivität besteht und wo damit der Tumor liegt. Das Ergebnis wird auf einem Schnittbild dargestellt. Das Verfahren wird nicht nur zur Krebsdiagnose, sondern auch zur Kontrolle des Therapie-Fortschritts eingesetzt. Durch wiederholte Scans der Aktivität und Ausbreitung der Tumorzellen erhalten die behandelnden Ärzte eines Krebspatienten wertvolle Aufschlüsse darüber, wie erfolgreich eine Chemo- oder Strahlentherapie anschlägt.
Kombinierte Geräte
In ganz Österreich gibt es rund zehn Positronen-Emissions-Tomographen, die Kosten eines Geräts liegen bei 1,5 Millionen Euro. An der Innsbrucker Klinik stieg die Zahl der Scans in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich an, derzeit
werden pro Jahr ca. 4.000 PET-Untersuchungen durchgeführt. Die nuklearmedizinische Abteilung verfügt über ein reines PET- und ein kombiniertes PET/ CT-Gerät. „Beide Verfahren in einer Maschine zu vereinen, ist durchaus sinnvoll“, erklärt Virgolini, „so können wir mit einem PET/CT-Scan den Nachweis des Tumors erbringen und auch gleich dessen Lokalisation und Größe bestimmen.“ Das Gerät findet aber auch abseits von Krebserkrankungen Anwendung. Jede fünfte PET-Untersuchung dient zur Diagnostizierung einer neurologischen Erkrankung, hinter jedem zehnten steckt eine kardiologische Fragestellung.
Alzheimer-Früherkennung
Die PET wird zur Früherkennung von Alzheimer eingesetzt. Wie bei der Befundung von Krebs werden dem Patienten radioaktiv markierte Tracer gespritzt. Diese binden sich an jene Eiweiße, die bei einer beginnenden Alzheimer-Erkrankung im Gehirn angereichert werden, und machen sie so sichtbar. Die Früherkennung von Alzheimer, einer noch immer unheilbaren Erkrankung, die im Verlauf immer drastischere Gedächtnisund Denkstörungen zeigt, erfordert einiges an Fingerspitzengefühl. „Wenn man einem Patienten sagt, dass er in einigen Jahren einen großen Teil seiner Hirnleistung und Persönlichkeit verlieren wird, ist das natürlich ein gewaltiger Einschnitt in dessen Leben“, sagt Virgolini.
Vitalität des Herzmuskels
Von der Kontrolle der Funktionsfähigkeit von Organen mittels PET wird auch in der Kardiologie Gebrauch gemacht. So kann nach einem Herzinfarkt, einer Durchblutungsstörung des Herzmuskels, festgestellt werden, inwieweit beschädigte Gewebsteile noch vital sind. Die PET hilft damit, die Chancen eines Eingriffs an den Blutgefäßen des Herzens abzuschätzen und die für den Patienten beste Behandlungsmethode zu wählen. MAX SCHNABL ●●●
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