berlin créative
Berlin ist hip, gehypt und durch und durch voller kreativem Flair. Viele Künstler und Designer zieht es von überall her in die pulsierende Metropole. Für dieses Projekt machen die Künstler nicht nur die Türen zu ihren Ateliers auf, sondern lassen uns auch noch einen Blick durch die Stadt werfen.
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IMPRESSUM KONZEPTION | GESTALTUNG | FOTOGRAFIE Zoë Baldinger www.zoebaldinger.com FOTO-ASSISTENZ Nina Cottrell Jane Di Renzo Madelaine Grambow Chris Wiemer
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Berlin ist arm – aber verdammt sexy. Die Stadt ist hipp und gehypt. Sie schläft nie – auch wenn sie ab und an doch mal aufstehen muss. Und nicht wenig davon hat sie den kreativen Köpfen, die in der Stadt wirken, zu verdanken. Die Design- und Kunstschaffenden gestalten und tauchen sie in ein spezielles Flair. Berlin scheint wie ein Provisorium, das nach unkonventionellen Lösungen lechzt. Und schafft somit neuen idealen Nährboden für andere Kreative. Hier stellen sich einige von ihnen vor.
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Beatrice pötschke Ohne Linse, ohne Objektiv – nur ein kleines Loch in einem dunklen Kasten und hinten einen Film eingespannt. Es ist die Ruhe, die Einfachheit, aber auch die experimentelle Herausforderung, welche die Faszination der Camera Obscura für Beatrice Pötschke ausmacht. Mit der Lochbildkamera fotografiert die Künstlerin ihre Ansichten: Menschen, Situationen, Natur und Landschaften. Sie nutzt die Einfachheit und die Leichtigkeit der Kamera und eröffnet dem Betrachter eine Welt, die wieder einen Gang langsamer und ruhiger läuft, sowohl auch ein Stück außerhalb der absoluten Kontrolle und Vorhersehbarkeit funktioniert.
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Bea PĂśtschke auf der Hobrecht BrĂźcke mit Blick auf den Landwehrkanal. Zur linken Seite sieht man das Maybachufer, zur rechten das Paul-Lincke-Ufer
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Im Vordergrund ist eine Holzlochbildkamera zu sehen. Die Kamera im Hintergrund auf dem Sessel hat sie selbst aus einer alten Mittelformat-Kamera zusammengebaut.
Bildauswahlen werden bei ihr immer auf dem Tisch entschieden. Auch wenn sie die Filme einscannt, will sie Serien nicht am Bildschirm zusammensetzen. Sie bevorzugt es die Abzüge nach gut dünken verschieben und aneinander reihen zu können.
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« In meiner Arbeit passt Berlin durch ein winziges Loch. »
Die Künstlerin in ihrem Atelier. Die Bilderrahmen hat sie speziell für eine Ausstellung zusammen gesucht und gebaut. Sie ersetzte die Rückwand der Rahmen mit Glasscheiben, so dass die Wand im Hintergrund teil des Werkes wird.
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Younhee Yang Ursprünglich aus Südkorea, wo sie orientalische Kunst studiert hatte, machte sie so manchen Zwischenhalt in der ganzen Welt. In New York schloss sie ihren Bachelor of Fine Arts ab. Später zog es sie nach München und schließlich lebt und arbeitet sie als freischaffende Künstlerin seit fünf Jahren in Berlin. Ihre ruhige und stille Art ist ein Bestandteil der Bilder und visualisiert zeitgenössisch ein Stück Nach-Nachkriegs-Generation Koreas. Eine Generation, die sich offen, vernetzt und globalisiert zeigt, aber auch nachdenklich mit den historischen Gegebenheiten umgeht. Die sie in der Malerei sowie auch in Installationen und mit Video-Kunst umsetzt
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Younhee Yang mit einem ihrer Werke an der KantstraĂ&#x;e unweit des KurfĂźrsten Damms.
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Die Arbeitintensität der Künstlerin wird einem bewusst, wenn man an den Regalen ihres Atelies vorbeiläuft.
Auf ihrem Tisch werden die Farben ausgewählt und gemischt. Entscheidend ist für sie nicht nur der passende Farbton, sondern auch die richtige Auswahl des Pinsels.
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« Der kulturelle Austausch in Berlin wirkt wahnsinnig inspirierend. »
Younhee Yang in ihrem Atelier. Zwischen Ordnung und Chaos findet sie die Ruhe zum Arbeiten. An den Wänden hängen Bilder, Skizzen, Farbmuster-Blätter, Fotografien – in jeder Ecke ist das künstlerische Schaffen zu spüren.
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Howard mccalebb In Howard McCalebbs Kunst dreht sich alles um die Primärfarben und die Grundformen. Die Farben ergänzt er mit den – wie der Künstler sie nennt – neutralen Tönen Weiß und Schwarz. Seine oft groß dimensionierten Skulpturen, die ebenfalls in die Primärfarben getaucht sind, setzt er in den Kontext des jeweiligen Ausstellungsortes. Gelernt hat der Bildhauer an der « C alifornia State University » und lehrte später, neben seiner künstlerischer Arbeit, als Professor an diversen Universitäten in der USA, u. a. in New York. 2009 gründete er in einer alten Fisch-Verarbeitungs-Fabrik die Kunstgalerie und Atelierräumlichkeiten DadaPost in Berlin-Reinickendorf. Wer durch das Tor tritt steht in mitten einer kunstdurchfluteten Welt, über dessen Kopf die Flugzeuge fast greifbar nahe durch den Himmel brummen, um im noch betrieben Flughafen Tegel zu landen.
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Howard McClalebb steht neben seiner Skulptur «Butterfly (Yellow)» vor seinem Atelier und Galerie an der Nordbahnstraße in Berlin-Reinickendorf
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In der Werkstatt – die er liebevoll als seinen « Messie-Raum » bezeichnet – steht ein Model seiner Skulptur « Butterfly ». Im Hintergrund sind Zigarettenschachteln und Flaschen zu sehen, die er gefunden, nach Hause genommen und gelb eingefärbt hat. Sie sollen in einer installativen Arbeit wieder in den Kontext ihrer Umgebung eingebracht werden.
Sind es nicht die Primärfarben, um die es sich dreht, so bedient sich der Künstler des Polygons, welches er dreidimensional und aus verschieden Materialen konstruiert. Die Betonskulptur ist noch als ein unvollendeter Rohbau zu verstehen.
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« Das deutsche Bier ist schuld ! » sagt er, auf seinen Bauch klopfend und lacht.
Der Künstler in seinem Atelier / seiner Galerie. Die nächste Ausstellung ist noch ein paar Monate hin und bis da nutzt er den Platz und den Freiraum für sein neustes Projekt, bei dem er collagenartig die Vernetztheit der Welt darstellen will.
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Rachel bühlmann Wer sich für das neuste Projekt der Schweizer Künstlerin interessiert, sollte nicht allzu prüde sein. Mit ihrer 360°-Camera-Obscura bildet sie Paare während deren Höhepunkt ab. Die Filme scannt die Künstlerin ein und erstellt mit den Einzelbildern eine Video-Abfolge, die dem Betrachter eine 360°-Ansicht des Aktes ermöglicht. Die Kamera hat sie eigenhändig geplant und konstruiert. Das Projekt startete sie im Zuge ihres Master-Studiums an der Universität der Künste. Sie verfolgt und vertieft die Idee nun nach ihrem erfolgreichen Abschluss weiter. Das Studium hat sie nach Berlin gezogen – das Projekt lässt sie hier bleiben. Auch wenn sie ab und an in die Schweiz zurück fliegt, ist die Stadt zu ihrer zweiten Heimat geworden und insbesondere für dieses Projekt ein geeigneter Nährboden.
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Rachel Bühlmann mit einem Dia-Positiv-Streifen aus ihrer 360°-Camera-Obscura an der Schinkestraße.
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Im Hintergrund sind die Baupläne der Kamera sichtbar. Darüber liegen einige Dia-Positiv-Streifen. Diese sind noch in der Testphase der ersten Kamera-Konstruktion entstanden und zeigen ein Paar, das per Selbstauslösung ihren Höhepunkt fotografierte.
Die Kamera besteht aus fünf Teilen, die jeweils ein Verschlusssystem zusammen hält. Fünf Kleinbildfilme können insgesamt eingespannt werden, dann ist die Kamera geladen und mit einer Auslösung entstehen 180 Bilder.
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« Wer unkonventionelle Ideen verwirklichen will, ist hier in der Stadt genau richtig ! »
Rachel Bühlmann in mitten ihrer Camera Obscura. 180 Bilder belichtet die Kamera in einem Moment. Den Raum hat sie extra für dieses Projekt dazugemietet. Sie selbst nennt ihn, mit einem Lachen im Gesicht, den « David-Lynch-Raum ». Wieviel der rote Vorhang oder generell das Thema zum Namen geführt haben, lässt sie dem Leser offen.
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Si lvio Talamo Silvio Talamo ist ein Musiker ursprünglich aus Italien, der die Chancen, der kreativen Vernetzung Berlins, nutzen will. Eigentlich war er nur auf der Durchreise in Berlin. Doch das Gefühl, wie Kunst und Kultur hier das Tagesgeschäft beeinflussen, hat ihn so beeindruckt, dass er beschloss herzuziehen. Seinen Musikstil bezeichnet er als einen Mix aus klassischem italienischen Songwriter mit einem Schluck Reggae und einer kleinen Prise « the Gipsy King ». Wer es genau wissen will zieht durch die Straßen und Parks Berlins, und mit ein bisschen Glück trifft man den sympathischen Italiener beim spielen an. Nur der Sommer fehlt dem Südländer im allzuoft kalten Berlin. Dann geht er nach Hause – nach Sizilien, legt sich an den Strand und lässt sich vom Elternhaus bekochen. Bis er vollgetankt wieder in die pulsierende Metropole taucht.
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Silvio Talamo spielt an der Kolmarer StraĂ&#x;e in der Nähe des Kollwitzplatzes.
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Meistens steht seine mobile Musikanlage nicht im Zimmer, sondern ist mit ihm zusammen auf den Straßen Berlins unterwegs.
In jeder Ecke seines Wohnraums ist die Musik spürbar präsent.
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« Hier in Berlin bekommt jeder eine Chance. » Der Musiker in seinem Wohnraum im Prenzlauer Berg. Die Gemütliche Wohnung lädt sofort zum Verweilen ein. Die Gitarre hat er nur kurz für das Bild neben sich gestellt. Denn sobald er sie in der Hand hält, kann er es nicht mehr lassen, sie zu spielen.
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claudia c. Lorenz Die Fotografin und Malerin kommt ursprünglich aus Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemniz. Später zog sie nach Berlin und studierte Fotografie an der Ostkreuz-Schule bei Professor Sibylle Bergemann. Der Austausch mit namhaften Künstler der ehemaligen DDR, hat sie nicht zwingend geprägt, aber immer wieder inspiriert und ermutigt neue eigene Wege zu beschreiten. Mittlerweile konzentriert sie sich mehr auf die Malerei, als die Fotografie. Ihre Pinsel sind die Hände und dadurch entsteht, wie sie selbst sagt, einen Moment des Zufalls, bei dem sie Unbewusstes sichtbar macht. Seit zwei Jahren wohnt sie nun in Potsdam, der idyllischen Stadt neben der pulsierenden Metropole. Ruhiger sei sie nun geworden, doch noch während sie dies sagt, verrät ihr Lächeln und die strahlenden Augen, dass dies nur eine Station, der lebensfrohen sprudelnden Künstlerin ist.
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Claudia Constanze Lorenz an der Brandenburger StraĂ&#x;e in Potsdam bei Berlin.
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Ist sie nicht am Arbeiten, so dient ihr Atelier als Galerie, dessen Türen fast jeden Samstag offen stehen.
Die Künstlerin arbeitet gerne bunt. Sie selbst sagt von ihren Bildern: der Farbenrausch soll bei dem Betrachter Emotionen auslösen.
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« Ich wohne ganz brav im idyllischen Potsdam – hast du gesehen, Papa ? »
Claudia Constanze Lorenz in ihrem Atelier in Potsdam. Wenn sie arbeitet, bedeckt eine blaue Plane den Boden und sie kann sich künstlerisch frei austoben.
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sergeant Pepper Sergeant Pepper ist ein junges Corporate-Fashion-Label gegründet von Anna Vogt und Gilles Pascher. Anna studierte Modedesign, Gilles hat KFZ-Mechaniker gelernt und später ein Wirtschaftsstudium abgeschlossen. Vor vier Jahren haben sich die beiden Designer auf Mitarbeiterbekleidung spezialisiert. Mit dem eigens für eine Firma kreierten Modedesign möchten sie die Persönlichkeit der Marke ihres Kunde bestärken und nach außen tragen. Mittlerweile beschäftigen sie einige Mitarbeiter und Freiberufler, dass sie auch an große Konzerne treten können. Berlin stellt für die beiden den idealen Standort eines jungen kreativen Start-Ups dar.
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Anna Vogt und Gilles Pascher auf der Fussg채ngerbr체cke vor der Kohlenquelle.
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Bis die Muster den Designer und dem Kunden gefallen, ist hier alles Handarbeit. Dabei werden die Kleider bis ins Detail ausgearbeitet. Erst die industrielle Produktion wird im Ausland erstellt.
Hinten auf an der Stange hängen Muster ihrer Kollektionen – die keineswegs ab der Stange sind. Die Arbeitsplatte steht auf mehreren ausgedienten Flugzeugtrolleys und kann somit ganz nach Lust und Laune durch den Raum gerollt werden.
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« Berlin bietet den idealen Nährboden für Start-ups. »
Die beiden Designer in ihrem Atelier. Die Papierschnipsel am Boden sind Reste der Schnittmuster, die von Hand ausgeschnitten und auf den entsprechenden Stoff übertragen werden. Genäht werden hier nur die Muster. Die Produktion geben sie auswärts.