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SCHATTENPLÄTZE IM GRÜNEN

CAFÉ FLEURI BY STRUNK Früher Vogel sitzt gern im Schatten

Magali Kniel und Maruska Houdijk vom «Strunk» im Murifeld haben das Café Fleuri im BOGA übernommen. Unser Besuch zeigt Reize und Tücken des Lokals inmitten einer Stadt-Oase. Jean-Claude Galli

Mit Blick auf die schöne, grüne Aare. Bild: jc Sonnengeschützt sitzen auch die Gäste.

Am Anfang dieses Artikels steht ein Mailwechsel, ausgelöst durch eine gewisse Vorahnung in Anbetracht des überfallartig hereinbrechenden Hochsommers im Mai. Ob es wohl möglich wäre, für einen samstäglichen Frühstücksbesuch einen Tisch zu reservieren, wollten wir von den neuen Gastgeberinnen Magali Kniel und Maruska Houdijk wissen, die das Café Fleuri seit Anfang Saison verantworten. Ihr bewährtes Stammhaus «Strunk» im Murifeld und auch die Manufaktur auf dem nahen Viktoria-Feuerwehrareal betreiben sie weiterhin und halten an allen Standorten an ihrer Kernkompetenz des Konservierens und Fermentierens von Bio-Gemüse und am Credo eines charmanten Gastgeberinnen-Auftritts fest. Die beiden Frauen lassen uns in einer freundlichen Antwort denn auch wissen, dass das Café Fleuri nur bei schönem Wetter offen sei und sie deshalb keine Reservationen entgegennehmen, wir aber angesichts der Grösse des Areals sicher ein Plätzchen finden würden und das Frühstücksangebot von 10 bis 14 Uhr erhältlich sei. Wie sagt man heute schon wieder? «Fair enough», was in etwa dem Altberndeutschen «Minetwäge» entspricht, aber keineswegs despektierlich klingen soll. Als wir um 11 Uhr eintreffen, ist das Rennen natürlich längst gemacht: Höchst muntere, auffallend weiblich geprägte Tischrunden grüssen unter den senfgelben Sonnenschirmen und geniessen die Imagination, ihr Wochenende habe eben erst begonnen und das Leben sei trotz naher Kriegs-Katastrophe und Affenpocken ein süsses, angenehmes. Und wir stellen uns heimlich vor, wie sie schon um 09.55 Uhr mit der Stoppuhr gewartet haben. Preise und Kalauer Tatsächlich finden auch wir direkt am Schildkröten-Teich dank einem etwas aus der Reihe tanzenden Hawaii-Fransen-

«Die Apero-Karte ist schirmes einen höchst adäquaverlockend, die Weine ten Schattenstammen von der platz. Unser Rat Weinhandlung Trallala, b Z leibt ackige j s edoch: Komdie Biere von men lohnt sich.

Braukunst Bern.» Wo all bei auf e d s e ü m berGelände auch abseits der eigentlichen Fleuri-Fläche Sitz- und Ruhemöglichkeiten gibt, das sei nicht verschwiegen und damit wir uns richtig verstehen. Nun wollen wir uns aber endlich der Frühstückskarte zuwenden, die auf einer Tafel neben dem Containerwagen ersichtlich ist. Das Ziel ist wie immer bei all unseren Lokal-Besuchen, einen möglichst breiten Eindruck zu bekommen. Weshalb wir auf die Gipfeli der Backbord Bäckerei aus Ostermundigen verzichten, deren ganze Qualitätspalette bei regionalen Connaisseurs längst – dürfen wir den Kalauer wagen? – in aller Munde sind. Wir beginnen mit einem «beleite Brot» mit Erbsenmayo, Spargeln und Basilikum, während unsere Begleiterin das Müesli mit Yoghurt, Früchtekompott und Granola wählt. Wir sind nie kleinlich, hoffen wir jedenfalls. Trotzdem finden wir den Preis für die überschaubare Portion mutig, um es dezent auszudrücken. Auch andere Gäste reagieren vor Ort sensibel. Vielleicht wird vor unserem nächsten Besuch ja eine Anpassung vorgenommen, «das Leben ist Veränderung», sagte der österreichische Sänger Falco einst treffend. Wir zitieren ihn gerne, wie Sie wissen, wenn Sie diese Zeilen regelmässig lesen.

Lebensentwürfe und Fantasien Daneben herrscht helle Freude, ausgesprochen und ehrlich, und wir wollen Ihnen hier niemals mit Rappenspaltereien kommen, das versprechen wir hoch und heilig. Als Nächstes wagen wir uns an ein «I’Klemmts» mit Pulled Pork, Spinat-Kimchi und Alpkäse. Gerade eine solche Komposition zeigt, wie ein konformes Grundgerüst durch einen überraschenden Zusatz mit eingelegtem Spinat an Raffinesse gewinnt. Es ist – aus gastronomischer Sicht gesehen – der Höhepunkt unseres BOGA-Besuches. Und dass dieser Garten Eden rein schon in visueller Hinsicht einen Vorgeschmack auf einen konträren Lebensentwurf darstellen könnte, in dem der Ruhestand der einzige Existenzgrund ist, wissen Eingeweihte. Mittlerweile ist es Mittag geworden, «die Lockenpracht wird abgemacht, die Tänzer sind gestoppt», um den guten Falco noch einmal zu bemühen. Sollen wir schon oder dürfen wir noch? Konkret geht es um den ersten Schluck abseits von Kaffee und Tee, dem auch wir uns bisher gewidmet haben. Weisswein nicht vor 11, heisst die allgemeine Devise, Puristen raten gar, erst ab 17 Uhr mit alkoholischen Getränken zu beginnen. Die Apero-Karte ist jedenfalls verlockend, die Weine stammen von der Weinhandlung Trallala, die Biere von Braukunst Bern. Auch ein Bitter di Berna lockt. Ob Nüchternheit oder sanftmütige Unvernunft gewinnen?

EINKEHR

5 7 FOLG E

BEIZENIM QUARTIER• INFOS

Küche: Der Geist aus dem Glas reisst alles raus

Service: Selbst sind alle, auch jeder Stern

Ambiente: Noch Fragen?

CHF Preise: Partiell schwierig, grundsätzlich gängiges Bio&hip-Niveau

Adresse: Altenbergrain 21 3013 Bern  www.strunk.ch Öffnungszeiten: bei schönem Wetter täglich bis September 9 bis 20 Uhr, Juli und August 9 bis 21 Uhr. Frühstück Samstag und Sonntag 10 bis 14 Uhr.

Kreativ-dezent: der FLEURI-Logo.

DIE GELBE SPALTE IM

da steht, was geht

Polizei Feuerwehr / Ölwehr Sanität 117 118 144

Dargebotene Hand 143

Pro Juventute, Telefonhilfe für Kinder und Jugendliche 147 Vergiftungsnotfälle 145 ACS/TCS Strassenhilfe 140 REGA 1414 Air Glacier 1415 aha! Allergiezentrum 031 359 90 00 Aids Hilfe Bern 031 390 36 36 Alzheimervereinigung Bern 031 312 04 10 Anonyme Alkoholiker 031 311 05 01 Apothekennotruf 0900 98 99 00 AugenCentrum Zytglogge 031 311 58 33 Berner Gesundheit, Fachstelle für Suchtprobleme 031 370 70 70 Beratungsstelle Ehe, Partnerschaft, Familie der ref. Kirchen 031 311 19 72 Betax/Tixi 031 990 30 90 Blaues Kreuz 031 311 11 56 Blutspendedienst SRK Bern 031 384 22 22 City-Notfall 031 326 20 00 Contact Bern 031 378 22 22 Einsatzzentrale Kapo 031 634 41 11 EWB Pikettdienst 031 321 31 11 Familientreff 031 351 51 41 Frauenhaus-Bern/ AppElle 031 533 03 03 Gesundheitsdienst Stadt Bern 031 321 68 27 Hirslanden Salem-Spital 031 337 60 00 – 24h-Notfallzentrum 031 335 35 35 – Psychiatrischer Dienst 031 337 80 60 Inselspital 031 632 21 11 – Notfallzentrum

Erwachsene 031 632 24 02 – Notfallzentrum

Kinderkliniken 031 632 92 77 INFRA 031 311 17 95 Kindernotaufnahme KINOSCH 031 381 77 81 Klinik Beau-Site 031 335 33 33 – 24h-Notfallzentrum 031 335 30 30 MedPhone/Nofallarzt 0900 57 67 47 Mieter/-innenverband Bern 0848 844 844 Praxiszentrum am Bahnhof 031 335 50 00 Pro Senectute 031 359 03 03 RailService SBB 0900 300 300 Schulzahnklinik Breitenrain 031 321 59 59 Selbsthilfe BE 0848 33 99 00 Spitex 031 388 50 50 Spitex Region Bern Nord 031 300 31 00 Tierarzt Notfall Stadt Bern 0900 58 70 20 Tierklinik Bern 031 631 23 15 – Nacht, Sonn- und Feiertage 0900 900 960 VCS Pannenhilfe 0800 845 945

«WIR LEIHEN DIR FAST ALLES» Aktiver Umweltschutz in der LeihBar

In der Alten Feuerwehr Viktoria und in Wabern können Dinge geliehen statt gekauft werden. Martin Iseli vom Team der LeihBar erzählte uns, warum immer mehr BernerInnen diesen Service nutzen, und gab uns einen Einblick in die interessante Arbeit und Philosophie des Vereins. Bianka Balmer

«Die LeihB thek der ar Di ist eine nge›, die ‹BiblioGegenstände und Geräte aller Art verleiht. Es ist heute nicht mehr nötig, all die Dinge, die eh die meiste Zeit zuhause verstauben, zu kaufen, um sie nutzen zu können. (...) Sie bietet einfachen und unkomplizierten Zugang zu zig Gegenständen. Wenn du die Dinge nicht kaufst, schont das dein Portemonnaie und die Umwelt.»: Die Einleitung auf der Website (www. leihbar.ch) macht neugierig, mehr zu erfahren. Lieber Herr Iseli, wie und mit welcher Idee hat alles angefangen? Unter der Projektleitung von Raphael Wüthrich wurde 2019 vom Schweizerischen Konsumentenschutz die RealisationfürdieersteSchweizerLeihbar dieserArtinBerninitiiert.InDeutschland gab es das Ganze schon eher. Begonnen haben wir mit einem Kernteam von circa 10 Personen. Wir freuenuns,heute480Mitgliederzuhaben und auf 6255 abgeschlossene Ausleihen zurückzublicken. Mit der LeihBar Bern wollen wir eine Dienstleistung anbieten, die ein Bedürfnis von vielen Menschen deckt und in unsere Zeit, in der der Konsum von Gütern sinnvoll reduziert werden sollte, passt. DadurchwirdeinwesentlicherBeitrag zur Reduktion von Umweltbelastungen und Energieverschleiss erreicht. kostet 60 Franken. Die Tarife für CoMitgliedschaften, GönnerInnen oder Wenigverdienende finden Sie auf unserer Website. Welches sind die am häufigsten ausgeliehenen Gegenstände? Während des Jahres ändern sich je nach Saison die Bedürfnisse unserer Mitglieder. Unser Angebot wird dementsprechend angepasst: So haben wir zum Beispiel von sehr gefragten Werkzeugen mehrere im Lager. Im Sommer werden oft GummibooteundOutdoor-Produkteausgeliehen undimWintervornehmlichWerkzeuge, Waffeleisen und andere Produkte. Welche Pläne und Wünsche haben Sie für die Zukunft? Wir möchten ein noch spezifische-

res Angebot ausarbeiten, noch näher zu den Leuten gehen. Im Dezember 2018 haben wir im Viktoria-Areal angefangen und seit eineinhalb Jahren eine weitere Niederlassung in Wabern. Demnächst werden wir wohl eine Filiale in Ostermundigen eröffnen. Lieber Herr Iseli, vielen Dank für «Unser Verein setzt sich dieses Interview! Wir wünschen Ihaus einem Querschnitt nen alles Gute! der gesamten Gesell-  Für weitere Informationen: www.leihbar.ch schaft zusammen.» Stand der LeihBar Bern am LorraineFest. Bild: zVg

SOMMERFEST 2022 im Pferdezentrum

Aus welchem Umfeld kommen die Mitglieder Ihres Vereins? Unser Verein setzt sich aus einem Querschnitt der gesamten Gesellschaft zusammen, sowohl beruflich wie auch bezüglich des Alters: StudierendeundLeuteausallenBerufsgruppen kommen vorbei, um sich Produkte auszuleihen.

Samstag, 25. Juni 2022, 11 bis 17 Uhr

Nationales Pferdezentrum Bern

Wasmussichtun,wennichIhrenService nutzen möchte? Das ist denkbar einfach: Sie können sich auf unserer Website registrieren, im Online-Katalog stöbern, den gewünschten Gegenstand reservieren und ihn dann einfach während der Öffnungszeiten abholen und wieder zurückbringen. Wir bieten verschiedene Arten der Mitgliedschaften an – so ist zum Beispiel ein SchnupperMonat für 15 Franken möglich. Eine Mitgliedschaft für Einzelpersonen • Buntes Rahmenprogramm mit Pferdevorführungen • Aktivitäten von Ponyreiten bis Nägel schmieden • Erlebnisspielplatz und geführte Rundgänge • Festwirtschaft vor Ort • Picknick erwünscht – Grillstellen vorhanden

Detailliertes Rahmenprogramm auf www.npz.ch

Genossenschaft / Coopérative

Nationales Pferdezentrum Bern Centre Equestre National Berne

T 031 336 13 13 info@npz.ch www.npz.ch

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