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QUARTIER-MAGAZIN
Bern, 15. Juni 2022
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Magali Kniel und Maruska Houdijk vom «Strunk» im Murifeld haben das Café Fleuri im BOGA übernommen. Unser Besuch zeigt Reize und Tücken des Lokals inmitten einer Stadt-Oase. Jean-Claude Galli
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Früher Vogel sitzt gern im Schatten
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CAFÉ FLEURI BY STRUNK
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Küche: Der Geist aus dem Glas reisst alles raus Service: Selbst sind alle, auch jeder Stern Ambiente: Noch Fragen? Mit Blick auf die schöne, grüne Aare.
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Bild: jc
Sonnengeschützt sitzen auch die Gäste.
m Anfang dieses Artikels steht und Affenpocken ein süsses, angeein Mailwechsel, ausgelöst nehmes. Und wir stellen uns heimdurch eine gewisse Vorahnung in lich vor, wie sie schon um 09.55 Uhr Anbetracht des überfallartig herein- mit der Stoppuhr gewartet haben. brechenden Hochsommers im Mai. Ob es wohl möglich wäre, für einen Preise und Kalauer samstäglichen Frühstücksbesuch Tatsächlich finden auch wir direkt einen Tisch zu reservieren, wollten am Schildkröten-Teich dank einem wir von den neuen Gastgeberinnen etwas aus der Reihe tanzenden HaMagali Kniel und w a i i-Fr a n s enMaruska Houdischirmes einen «Die Apero-Karte ist höchst adäquajk wissen, die verlockend, die Weine das Café Fleuri ten Schattenseit Anfang Saiplatz. Unser Rat stammen von der bleibt jedoch: son verantworWeinhandlung Trallala, Zackiges Komten. Ihr bewährtes Stammhaus men lohnt sich. die Biere von Wobei es über«Strunk» im MuBraukunst Bern.» all auf dem Gerifeld und auch die Manufaktur lände auch abauf dem nahen Viktoria-Feuerweh- seits der eigentlichen Fleuri-Fläche rareal betreiben sie weiterhin und Sitz- und Ruhemöglichkeiten gibt, halten an allen Standorten an ihrer das sei nicht verschwiegen und daKernkompetenz des Konservierens mit wir uns richtig verstehen. Nun und Fermentierens von Bio-Gemü- wollen wir uns aber endlich der se und am Credo eines charman- Frühstückskarte zuwenden, die auf ten Gastgeberinnen-Auftritts fest. einer Tafel neben dem ContainerDie beiden Frauen lassen uns in ei- wagen ersichtlich ist. Das Ziel ist wie ner freundlichen Antwort denn auch immer bei all unseren Lokal-Besuwissen, dass das Café Fleuri nur bei chen, einen möglichst breiten Einschönem Wetter offen sei und sie des- druck zu bekommen. Weshalb wir halb keine Reservationen entgegen- auf die Gipfeli der Backbord Bäckenehmen, wir aber angesichts der Grö- rei aus Ostermundigen verzichten, sse des Areals sicher ein Plätzchen deren ganze Qualitätspalette bei refinden würden und das Frühstück- gionalen Connaisseurs längst – dürsangebot von 10 bis 14 Uhr erhältlich fen wir den Kalauer wagen? – in aller sei. Wie sagt man heute schon wie- Munde sind. Wir beginnen mit eider? «Fair enough», was in etwa dem nem «beleite Brot» mit Erbsenmayo, Altberndeutschen «Minetwäge» ent- Spargeln und Basilikum, während spricht, aber keineswegs despektier- unsere Begleiterin das Müesli mit lich klingen soll. Als wir um 11 Uhr Yoghurt, Früchtekompott und Graeintreffen, ist das Rennen natürlich nola wählt. Wir sind nie kleinlich, längst gemacht: Höchst muntere, hoffen wir jedenfalls. Trotzdem finauffallend weiblich geprägte Tisch- den wir den Preis für die überschaurunden grüssen unter den senfgelben bare Portion mutig, um es dezent Sonnenschirmen und geniessen die auszudrücken. Auch andere Gäste Imagination, ihr Wochenende habe reagieren vor Ort sensibel. Vielleicht eben erst begonnen und das Leben wird vor unserem nächsten Besuch sei trotz naher Kriegs-Katastrophe ja eine Anpassung vorgenommen,
«das Leben ist Veränderung», sagte der österreichische Sänger Falco einst treffend. Wir zitieren ihn gerne, wie Sie wissen, wenn Sie diese Zeilen regelmässig lesen.
Lebensentwürfe und Fantasien Daneben herrscht helle Freude, ausgesprochen und ehrlich, und wir wollen Ihnen hier niemals mit Rappenspaltereien kommen, das versprechen wir hoch und heilig. Als Nächstes wagen wir uns an ein «I’Klemmts» mit Pulled Pork, Spinat-Kimchi und Alpkäse. Gerade eine solche Komposition zeigt, wie ein konformes Grundgerüst durch einen überraschenden Zusatz mit eingelegtem Spinat an Raffinesse gewinnt. Es ist – aus gastronomischer Sicht gesehen – der Höhepunkt unseres BOGA-Besuches. Und dass dieser Garten Eden rein schon in visueller Hinsicht einen Vorgeschmack auf einen konträren Lebensentwurf darstellen könnte, in dem der Ruhestand der einzige Existenzgrund ist, wissen Eingeweihte. Mittlerweile ist es Mittag geworden, «die Lockenpracht wird abgemacht, die Tänzer sind gestoppt», um den guten Falco noch einmal zu bemühen. Sollen wir schon oder dürfen wir noch? Konkret geht es um den ersten Schluck abseits von Kaffee und Tee, dem auch wir uns bisher gewidmet haben. Weisswein nicht vor 11, heisst die allgemeine Devise, Puristen raten gar, erst ab 17 Uhr mit alkoholischen Getränken zu beginnen. Die Apero-Karte ist jedenfalls verlockend, die Weine stammen von der Weinhandlung Trallala, die Biere von Braukunst Bern. Auch ein Bitter di Berna lockt. Ob Nüchternheit oder sanftmütige Unvernunft gewinnen? www.strunk.ch
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Preise: Partiell schwierig, grundsätzlich gängiges Bio&hip-Niveau Adresse: Altenbergrain 21 3013 Bern www.strunk.ch Öffnungszeiten: bei schönem Wetter täglich bis September 9 bis 20 Uhr, Juli und August 9 bis 21 Uhr. Frühstück Samstag und Sonntag 10 bis 14 Uhr.
Kreativ-dezent: der FLEURI-Logo.
Ein «Eingeklemmtes» mit viel Grün.