A1 – Das Wirtschaftsmagazin 2022/1

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Ein Produkt der ZT Medien AG

an der A1 im Kanton Aargau


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Liebe Leserschaft

Vorwort

Die A1 prägt Landschaft und Gesellschaft, von Genf bis St. Margrethen ist sie Fluch und Segen zugleich. Die Bevölkerung entlang der längsten Nationalstrasse erträgt die Auswirkungen des Strassenverkehrs und profitiert gleichzeitig von den Chancen, die der Anschluss an die Autobahn mit sich bringt. Wo die A1 durchgeht, ist Arbeit, sind spannende Firmen; unsere Region ist der beste Beweis dafür. Mit dem Magazin A1 wollen wir Ihnen die hiesige Wirtschaft näher bringen. Wir wünschen Ihnen viel Lesevergnügen.

Ich kann mich an keine Zeit erinnern, in der ein so zwiespältiges Gefühl in der Luft lag wie im Mai 2022. Die Aargauer Wirtschaft kam erstaunlich robust durch die Pandemie, wie die jüngste Umfrage der Aargauischen Industrie- und Handelskammer eindrücklich zeigte. Bei den sieben Aargauer RAV waren per Ende April 578 Personen weniger arbeitslos gemeldet als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote liegt bei tiefen 2,7 Prozent. Und doch ist die Unsicherheit mit Händen greifbar. Welche Verwerfungen verursacht dieser Krieg noch? Wird er uns in eine Rezession reissen? Löcher ins Portemonnaie frisst er schon längst. Jetzt ist Zuversicht gefragt – sowie bei Urs Widmer, dem Geschäftsführer des Aargauischen Gewerbeverbands. «Ich bin ein Grundoptimist. Unser Gewerbe wird auch jetzt wieder Lösungen finden», sagt er (lesen Sie dazu das Interview ab Seite 4). Wir hoffen, dass die Lektüre der zweiten Ausgabe unseres Wirtscha f t sm a g a zins Ihnen in dieser unsicheren Zeit auch sonst viele zuversichtliche Momente beschert.

AGV-Geschäftsführer Urs Widmer über den Zustand des Aargauer Gewerbes. Foto: zvg.

ZT Medien AG

Seite 4

Mögliche Engpässe in der Energieversorgung

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StWZ-Geschäftsführer Paul Marbach über Herausforderungen und Massnahmen.

CO2-neutrale Energieerzeugung

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Eniwa-CEO Hans-Kaspar Scherrer beantwortet Fragen zur Energiewende.

Aargau goes Shanghai

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Unterwegs mit Prema-Servicetechniker

Vier junge Aargauer nehmen Kurs

Florian Baumann

auf die WorldSkills 2022.

Foto: phil Seite 10

Netzwerken zum Zmorge

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Besuch beim Unternehmerteam BNI Lärche.

Transporte sind der Motor für funktionierenden Alltag

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Wenn die Lastwagen nicht fahren herrscht binnen kurzer Zeit Chaos.

Mit dem Auto direkt vor das Zementregal

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Viel Spass beim Lesen!

Handwerker freuen sich über den BAUHAUS-Drive-in in Oftringen. Mit Lastwagen-Chauffeur Edgar Bernet

Preisschwankungen an der Zapfsäule

auf Tour.

Tankstellenbetreiberin Franziska Hirschi

Foto: phil Seite 18

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Philippe Pfister, Chefredaktor ZT Medien AG

gibt Einblick in ein nervöses Geschäft.

Impressum Das Magazin «A1» ist ein Bestandteil des «Zofinger Tagblatt/Wiggertaler/Landanzeiger» ZT Medien AG Henzmannstrasse 20 4800 Zofingen Telefon 062 745 93 93 info@ztmedien.ch, www.ztmedien.ch

CEO: Sabine Galindo Director Marketing/Verlag: Fatima Gmati Director Sales Media: Roberto Lombardi Layout: Tamara Schenker Redaktion: Philipp Kissling Erscheinung: 19. Mai 2022

Copyright: Text, Bilder und Inserate sind in Teilen oder als Ganzes urheberrechtlich geschützt. Jegliche Verwertung, auch in Onlinediensten, ist nur mit Einwilligung des Verlages oder der Redaktion erlaubt. Verstösse werden gerichtlich verfolgt.


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«Ich bin ein Grundoptimist» Interview mit Urs Widmer, Geschäftsführer des Aargauischen Gewerbeverbands. Von Philipp Kissling

Urs Widmer, wie geht es den Aargauer Unternehmen im Frühling 2022? Gut – gut. Dank ihrer Flexibilität und Resilienz konnten sie sich schnell anpassen. Das konnten wir vor allem während der Covid-Krise feststellen. Viele Branchen arbeiteten durch, Home-Office funktionierte ebenso wie die Sicherheitskonzepte in den Betrieben. Auch die Vertriebskanäle konnten aufrechterhalten werden.

Das Aargauer Gewerbe nahm also während der Pandemie keinen Schaden. Das ist abhängig von der Branche. Die Gastronomie wurde stark durchgeschüttelt, aber zum Beispiel in der Elektro- oder Haustechnikbranche sind die Bücher voll. Hier haben wir den Fachkräftemangel. Die Unternehmen haben das Problem erkannt und messen der Nachwuchsförderung einen noch höheren Stellenwert bei.

Wie unterstützt der AGV diesbezüglich die Unternehmen? Wir organisieren alle zwei Jahre eine Berufsschau, die trotz Pandemie dank eines politischen Efforts des Regierungsrats auch 2021 durchgeführt werden konnte. Wir zählten 32 000 Besuchende, hauptsächlich Schülerinnen und Schüler, die über 200 Berufe kennenlernen konnten. Ausserdem haben die Gewerbevereine regional ihre eigenen Berufsmessen. Die sind sehr wichtig, weil die Handwerksbetriebe sich vor Ort

den zukünftigen Lernenden präsentieren können. Der AGV unterstützt diese Berufsmessen konzeptionell und finanziell.

Zeigt sich bei den Gewerbeschauen ein Nachholbedarf? Leider nicht. Es gibt sogar solche, die noch einmal verschoben worden sind. Es sind noch nicht alle KMU und Gewerbler wieder bereit, Geld in diese Gewerbeschauen zu investieren. Das ist schade, denn jetzt wäre es gut, sich der Bevölkerung wieder zu präsentieren. Eine gewisse Unsicherheit ist noch zu spüren bezüglich der Durchführbarkeit. Kosten wegen Verschiebungen will niemand riskieren. Die Mutigen, die es trotzdem wagen, haben gute Chancen, denn das Publikum sucht diese Anlässe, das hat der Aufmarsch bei «Bauen und Wohnen» in Wettingen gezeigt.

Welche Auswirkungen hat der Krieg in der Ukraine auf Ihr Tagesgeschäft als Geschäftsführer des Aargauischen Gewerbeverbands? Ich nehme den Krieg mit Schrecken zur Kenntnis, auf die Arbeit hat er aber keinen direkten Einfluss. Allenfalls hat die Anzahl Telefongespräche, die ich zu Koordinationszwecken führe, zugenommen. Mitglieder fragen, wo Flüchtlinge gebraucht und ob sie angestellt werden dürfen. Diese Dinge müssen wir aber dem Kanton überlassen, zumal der Krieg keine kurzfristige Sache zu sein scheint. Sicher ist, dass die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt den Fachkräftemangel nicht beseitigt.

Welche Herausforderungen stellen sich den Aargauer Unternehmen? Die Unternehmen müssen sich mit der Lieferkette und der Lagerhaltung auseinandersetzen. Hier erhalte ich ganz unterschiedliche Rückmeldungen. Oft ist die Verfügbarkeit von der Höhe des Preises, den man bereit ist zu zahlen, abhängig. Oder es bestehen grosse Unsicherheiten bezüglich des Liefertermins eines Rohstoffs.

Für Unternehmen, die unter Termindruck arbeiten müssen, ist das eine sehr schwierige Situation.

Wie steht es mit Ihrer Zuversicht? Ich bin ein Grundoptimist. Unser Gewerbe wird auch jetzt wieder Lösungen finden. Andererseits haben wir noch nicht sämtliche Auswirkungen des Kriegs zu spüren bekommen. Wir haben erhöhte Preise in der Energieversorgung

URS WIDMER ÜBER … … die Pandemie: «Aktuell kann die Wirtschaft wieder Vollgas geben. Die Vorbereitung auf eine mögliche nächste Welle im Herbst dürfen wir aber nicht vernachlässigen, dazu ist die Aufarbeitung der Erfahrungen wichtig. Gefährlich wurde es für die Betriebe, als ab Januar die Durchseuchung einsetzte und wegen der Quarantänepflicht die Mitarbeitenden fehlten. Beim AGV hatten wir rasch zahlreiche Hinweise deswegen, worauf wir beim Regierungsrat umgehend auf die Bedürfnisse der Unternehmen aufmerksam machen konnten. Weil unsere Mitglieder schnell auf Umfragen antworten, sind wir innert kürzester Zeit in der Lage, einen Trend anzugeben. Hier können wir als AGV wertvolle Unterstützung leisten.» … Dauerthemen: «Seit x Umfragen auf Rang 1 des Sorgenbarometers: Der administrative Aufwand und die Vorschriften. Beides dürfen wir trotz Covid und Krieg nicht aus den Augen lassen. Geben Sie als KMU mal ein Baugesuch ein, da bekommen Sie Zustände! Der Fachkräftemangel bleibt ebenfalls präsent, gerade auch während des Kriegs. Zum Beispiel bei den Chauffeuren: Es gab eine Zeit, in der die ukrainischen Chauffeure nach Polen gingen, die Polen nach Deutschland und die Deutschen in die Schweiz. Jetzt geht es in die umgekehrte Richtung. Das sind bedeutende Wechselwirkungen, die man angehen muss.» … Lobbyarbeit: «Über die interfraktionelle Gewerbegruppe, der rund 40 Grossrätinnen und Grossräte angehören, informieren und sensibilisieren wir regelmässig über Gewerbebelange. Ebenfalls stehen wir in regelmässigem Austausch mit dem Regierungsrat sowie den Branchenverbänden. Abends müde zu sein, ohne etwas erreicht zu haben, ist nicht unser Ziel, wir wollen in erster Linie Dinge tun, die den Mitgliedern etwas bringen. Wenn wir abends dann trotzdem müde sind, ist das auch in Ordnung.»


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registriert, aber bisher war Energie immer verfügbar. Sollte sich das ändern, drohen Betriebsausfälle. Es ist die Aufgabe des AGV, politisch Druck auszuüben zu Gunsten der Versorgungssicherheit. Wir müssen in der Schweiz überlegen, selber Speicher zu bauen, und können uns nicht auf das Ausland verlassen. Wir erhielten schon keine Masken aus Deutschland, es ist also erst recht fraglich, ob wir von irgendwem Speicherkapazitäten bekommen würden. Die Schweiz muss zudem in die Forschung investieren und darf hier keine Technik ausschliessen.

«Es fühlt sich gut an.» Urs Widmer ist seit 1. April 2021 Geschäftsführer des Aargauischen Gewerbeverbands.

Foto: zvg

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«Wärmepumpen und Elektroautos schenken ein» StWZ-Geschäftsführer Paul Marbach spricht über den steigenden Strombedarf und die Versorgungssicherheit. Text und Bild von Philipp Kissling

Wie werden sich die Engpässe zeigen?

Paul Marbach, alle Welt spricht von Energieknappheit. Müssen wir uns Sorgen machen?

Zum Teil sind sie bereits jetzt feststellbar als Schwankungen der Frequenz im Stromnetz. Wenn es Ausfälle in der Produktion gibt oder Anlagen in Revision gehen, werden die Generatoren durch die gleichbleibenden Lasten gebremst und drehen langsamer. Reservekraftwerke müssen eingesetzt werden, um die Lücken auszugleichen. Gemäss Bundesrat soll sich die Strombranche auf eine Mangellage vorbereiten, indem Reserven geschaffen werden. So soll in Speicherkraftwerken eine gewisse Menge Wasser zurückgehalten werden und nur im Notfall zur Stromerzeugung verwendet werden. Und es wird in kritischen Phasen auf Gaskraftwerke zurückgegriffen, die aber erst gebaut werden müssten. Eine weitere Massnahme ist Stromsparen bzw. den Stromverbrauch bei Engpässen zu reduzieren. Das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung hat den Auftrag, in Zusammenarbeit mit uns Stromversorgern die Grossverbraucher auf einen reduzierten Bezug bzw. eine Kontingentierung vorzubereiten. In unserem Stromversorgungsgebiet würde diese Massnahme etwa 70 Industrie-, Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe betreffen. Es geht dabei darum, vorsorglich das Risiko eines Blackouts so klein wie möglich zu halten.

Ja, durchaus. Die letzten Monate zeigen, wie stark wir in der Energieversorgung vom Ausland abhängig sind. Zudem steigt der Bedarf nach Strom stetig, vor allem auch im Winter, wenn wir in der Schweiz weniger Strom produzieren und bereits Strom in grossen Mengen importieren müssen. Der Bundesrat hat Handlungsbedarf festgestellt. Unter bestimmten Stresssituationen werden bereits 2025 Engpässe befürchtet.

Paul Marbach leitet den Zofinger Energiedienstleister, bei dem über 70 Mitarbeitende tätig sind.

viel Messarbeit leisten und Gewohnheiten jedes einzelnen Haushalts berücksichtigen, das wäre nicht praktikabel. Die Haushalte würden aber bei einer Strommangellage ebenfalls zur Reduktion ihres Stromverbrauchs aufgerufen.

Wo liegen aktuell Ihre Herausforderungen? Wir wollen unsere Kundschaft in der aktuellen Marktsituation möglichst gut betreuen und bedienen. Wir sind ja nicht nur Energielieferant, sondern auch Dienstleister. Momentan besteht eine hohe Nachfrage bei Photovoltaikanlagen. Die Kundinnen und Kunden vollständig energieautark zu machen, ist nicht das Ziel, aber etwas mehr Unabhängigkeit kommt gut an. Hier haben wir als Energiedienstleister die Gelegenheit, einen guten Job zu machen und Kundenwünsche zu erfüllen. Sollte dereinst tatsächlich eine Strommangellage eintreten, wollen wir die Kundschaft in dieser Phase gut betreuen und auch gegenüber dem Bund unsere Rolle zur Reduktion des Stromverbrauchs erfüllen. Darüber hinaus befassen wir uns aktuell stark mit dem Umbau des Energiesystems, ausgelöst durch den Ausstieg aus den Atomkraftwerken und der geforderten Reduktion des CO2-Ausstosses. 2050 soll unsere Energieversorgung klimaneutral sein, das haben auch wir uns auf die Fahne geschrieben.

Wäre eine Kontingentierung auch für Privathaushalte möglich?

Woher kommt der Strom in unserer Steckdose?

Das Einhalten der zugeordneten Kontingente muss kontrolliert werden können. Dazu müsste man

Wir von StWZ produzieren nur wenig Strom, wir kaufen ihn grösstenteils ein. Wir haben vier Produk-

te im Angebot: Aquapur, Regiostrom, Ökomix und Varia. Beim «Ökomix» zum Beispiel stammte der Strom im Jahr 2020 aus Windenergie (9,5 Prozent), Biomasse (18,9 Prozent), Wasserkraft (64,6 Prozent) und gefördertem Strom (7,0 Prozent). Beim «Varia»-Modell hatten wir 7,3 Prozent Sonnenenergie, 33,4 Prozent Biomasse, 13,2 Prozent Wasserkraft, 33,4 Prozent Abfälle, 5,7 Prozent Kernenergie und 7,0 Prozent geförderten Strom enthalten. Die 7,0 Prozent des durch die «Kostendeckende Einspeisevergütung KEV» geförderten Stroms sind in allen Produkten enthalten.

Wir sollten Strom sparen und benutzen gleichzeitig immer mehr elektronische Geräte. Ein Widerspruch. Das stimmt. Aber weil neue Geräte deutlich an Effizienz gewonnen haben, stellen wir in diesem Bereich bei den Privathaushalten beim Stromverbrauch keine Steigerung fest. Was einschenkt, sind die Wärmepumpen und die steigende Anzahl Elektroautos.

Wie wird sich der Strombedarf in der Region entwickeln? Eine Prognose ist schwierig, aber vermutlich wird die Region ungefähr im Durchschnitt der Schweiz liegen. Im Vergleich zu heute rechne ich bis 2040 mit einem um 15 Prozent höheren Stromverbrauch. 2020 haben die Haushalte mit 34,6 Prozent gefolgt von Industrie / verarbeitendem Gewerbe (29,9 Prozent) und Dienstleistungen (26,1 Prozent) am meisten Strom benötigt.


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«Einen Grossteil der Energie verwenden wir für unsere Mobilität» Eniwa-CEO Hans-Kaspar Scherrer beantwortet Fragen zur Energiewende. Von Philipp Kissling

Eine sichere, wirtschaftliche und umweltfreundliche Energiezukunft lautet Ihre Vision. Wo stehen Sie als Unternehmen und wir als Kundinnen und Kunden? Hans-Kaspar Scherrer: Seit 2012 baut Eniwa das Wärmenetz in der Stadt Aarau und Buchs sowie in weiteren Gemeinden auf und kontinuierlich aus. Die Fernwärme stammt mehrheitlich aus Grundwasserwärme der Energiezentralen Torfeld und Kasino. 2021 konnten bereits 70 Millionen Kilowattstunden erneuerbare Wärme und Kälte an die Kundinnen und Kunden geliefert werden. Beim Strom liefert Eniwa 100 Prozent erneuerbaren Strom aus Wasserkraft und Solarenergie an die 38 000 Haushalte und Betriebe im Versorgungsgebiet. Rund 20 Prozent des gelieferten Stroms werden im Wasserkraftwerk Aarau, mit weiteren Wasserkraftwerkbeteiligungen in der Schweiz und mit eigenen Solaranlagen produziert. Beim Erdgas beträgt der erneuerbare Biogas-Anteil 20 Prozent, er kann freiwillig bis auf 100 Prozent erhöht werden. Weitere Erhöhungsschritte sind in Vorbereitung.

Bis 2050 muss die Energieversorgung CO2-neutral werden. Wie sieht Ihr Fahrplan aus? In der Energiestrategie und den Klimazielen der Stadt Aarau wird eine CO2-Neutralität der Energieversorgung bereits 2040 gefor-

dert. Eniwa hat deshalb eine grobe Dekarbonisierungsstrategie erstellt, die folgende Stossrichtungen verfolgt: Ausbau der Fernwärme bis auf rund 200 Millionen Kilowattstunden im Jahr 2040 und eine vollständig erneuerbare Gaslieferung ab 2040. Damit können gegenüber heute rund 100 000 Tonnen CO2 jährlich eingespart werden. Kurz- und mittelfristig unterstützen wir mit dem Ausbau des Ladestationsnetzes die Elektromobilität. Der Ersatz der zahlreichen mit Heizöl betriebenen Heizungen durch Holz- und Pelletheizungen oder auch durch elektrische Wärmepumpen kann ebenfalls ein Teil der Lösung sein. Eniwa setzt sich zudem auch mit der Rückholung des CO2 auseinander und ist an der ersten Power-to-Gas-Anlage bei der Limeco in Dietikon beteiligt. Dort wird in einer biologischen Methanisierung aus CO2 und H2 wiederum Methan hergestellt und ins lokale Gasnetz eingespeist.

Hans-Kaspar Scherrer ist CEO der Eniwa AG, die ihren Hauptsitz in Buchs hat. Die Eniwa versorgt unter anderem 22 Gemeinden mit Strom und deren 25 mit Erdgas und Biogas. Foto: zvg

Was bedeutet die Transformation für uns im Alltag? Kurz- und mittelfristig werden uns nur Effizienz- und Suffizienzmassnahmen helfen. Auch im Hinblick auf den nächsten Winter kann es infolge des Kriegs in der Ukraine oder weiterer globaler Ereignisse zu Lieferengpässen bei Öl, Kohle, Gas oder auch Strom kommen. Mit dem Einsatz von effizienten Geräten und Beleuchtungen können wir den Energieverbrauch deutlich reduzieren. Rund 20 Prozent des verwendeten Stroms

gehen heute zulasten der permanent mit dem Stromnetz verbundenen Geräte im Standby-Betrieb wie Modems, TV-Geräte, Sensoren, Festnetztelefone etc. Auch ältere Umwälzpumpen der Heizsysteme sind häufig Ursache für hohe Stromverbräuche, da sie lange Laufzeiten haben. Einen

grossen Teil der Energie verwenden die Schweizer für ihr Mobilitätsverhalten. Weniger Flüge und Autofahrten haben sofort einen Einfluss auf Energieverbrauch, Portemonnaie und je nach alternativem Transportmittel (Fahrrad) auch auf die Gesundheit – und zwar einen positiven.


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Aargau goes Shanghai Vier junge Aargauer Berufs-Champions nehmen Kurs auf die WorldSkills 2022 in Shanghai. Bilder: zvg

Von Markus Kocher

Das Schweizer Aufgebot für die WorldSkills 2022, die Mitte Oktober in Shanghai eröffnet werden, steht: 42 junge Berufs-Champions bereiten sich als Teil des Swiss Skills-National-Teams in den nächsten Monaten intensiv auf die Berufs-Weltmeisterschaften und den Vergleich mit den besten Fachkräften aus der ganzen Welt vor. Adrian Matthys (Automatiker/ Möhlin), Juliana Thöni (Bäckerin-Konditorin-Confiseurin/Oberlunkhofen), Mario Liechti (Elektroniker/Windisch) und Brian Thomi (Möbelschreiner/Windisch) vertreten dabei den Kanton Aargau. Bis jetzt umfasst das Schweizer Team 32 Männer und 8 Frauen aus 15 verschiedenen Kantonen. In drei Disziplinen (Landschaftsgärtner, Automatiker und Industrie 4.0) treten 2er-Teams an, entsprechend ist die Schweiz in insgesamt 39 Wettbewerben vertreten.

Juliana Thöni

Mit dem Geist von Graz Erstmals überhaupt bei einer WorldSkills-Mission bringen gleich sieben Teammitglieder Erfahrungen von internationalen Meisterschaften mit. Die Europameister Yunus Ruff und Silvan Wiedmer (Industrie 4.0), Mario Liechti (Elektroniker/2. in Graz), Gil Beutler (Polymechaniker Automation/2.), Susan Wildermuth (Dekorationsmalerin/3.), Adrian Büttler (Gipser-Trockenbauer/3.) und Jan Meier (Konstrukteur/4.) werden den «Geist von Graz» ins Schweizer WorldSkills-Team tragen.

Intensive Vorbereitung Empfohlen für das Nationalteam haben sich die besten Nachwuchs-Fachkräfte des Landes im Rahmen der SwissSkills Championships und – je nach Beruf – in weiteren durch die Berufsverbände durchgeführten Selektionsverfahren.

Brian Thomi

In den kommenden Monaten steht nun eine äusserst intensive, aber auch persönlich wie beruflich prägende Vorbereitungszeit bevor. Die Art des Vorbereitungstrainings ist so unterschiedlich wie die 39 verschiedenen Wettkämpfe, in welchen die Schweiz in Shanghai vertreten sein wird. Gemein ist allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, dass nur mit viel Fleiss, Verzicht und Zielstrebigkeit der Traum von der angestrebten Medaille Realität werden kann. Wenn das Schweizer Team Mitte Oktober mit der Schweizer Flagge an der grossen Eröffnungsfeier einmarschieren wird, haben die Teammitglieder je durchschnittlich rund 1000 Vorbereitungsstunden hinter sich.

welche das Trainingsprogramm in aller Regel sehr eng mit den Arbeitgebern abstimmen und auf deren grossen Support zählen können. Zum Vorbereitungsprogramm zählen auch physische und mentale Elemente, ebenso Auftrittsund Medienschulungen. Der Teamzusammenhalt und Erfahrungsaustausch innerhalb der 42 Wettkämpferinnen und Wettkämpfer wird im Rahmen von sechs Teamweekends gefördert.

Für die fachspezifische Vorbereitung können die Berufstalente auf die Unterstützung ihrer durch die Berufsverbände nominierten Expertinnen und Experten zählen,

«Das nächste Jahr wird für unser Nationalteam sehr intensiv und erfordert viel Leidenschaft und Durchhaltewillen. Aber in erster Linie ist der Weg, den unsere Teammitglieder nun bis in einem Jahr vor sich haben, eine einzigartige, unbezahlbare Weiterbildung und Lebensschule mit vielen hoch emotionalen Momenten», erklärt Martin Erlacher, der technische Delegierte von SwissSkills.

Adrian Matthys

Mario Liechti


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Bares bleibt Wahres Das Ende des Bargelds ist nicht in Sicht, zeigt ein Arbeitsausflug mit der Oftringer Firma Prema Cash Handling Systems Text und Bild von Philipp Kissling

Florian Baumann tränkt ein weisses Tüchlein mit Reinigungsmittel. Es riecht wie in einer Arztpraxis, doch Baumann ist kein Medizinmann, sondern Servicetechniker. In der Empfangshalle der Raiffeisenbank Jungfrau beim Bahnhof Interlaken-Ost hantiert er an einem automatischen Kassenterminal, die vierteljährliche Wartung steht auf dem Programm. Mit dem Tüchlein putzt er die Kunststoffrollen, auf denen die Banknoten von der Einfüllschublade in das Innere der Maschine befördert werden, um dann auf Rollenspeichern deponiert zu werden. Auf den orangen Kunst-

stoffrollen mit einem Durchmesser von rund 20 mm haftet ein schwarz schimmernder Belag, der Abrieb der Banknoten, mehrheitlich Schmutz. Und auch sonst sorgen die Banknoten in den Schubladen für viel Staub, den Baumann mit Druckluft und Staubsauger entfernt. Ausserdem kontrolliert er die Bauteile und Zahnriemen und justiert nach, wo es nötig ist. Ist der Notenbereich zur Wiederinbetriebnahme parat, wendet sich der Servicetechniker dem Münzzählgerät zu. Reinigung, Kontrolle und Justierung auch hier. Unterdessen erscheint eine Raiffeisenmitarbeiterin mit einer Spül-

Bei der Familie Lussi, die in Oberdorf NW die Käserei Fahrmattli betreibt, steht der Münzzählapparat im Spielzimmer. Prema-Servicetechniker Florian Baumann ist für den Jahresservice besorgt.

schüssel aus Plastik, gut gefüllt mit Banknoten. In rund zehn Minuten bestückt sie das Kassenterminal mit einem Geldbetrag in der Höhe von so vielen Zehntausend Franken, dass den meisten von uns schwindlig wird. Später lässt Florian Baumann den Münzzähler so richtig tschädere, als er die Münzbehälter voller Ein- und Zweifränker, Fünfliber und Kleingeld in den Trichter füllt und zum Testlauf den Knopf drückt. Alles in Ordnung, Münz- und Notenzählmaschine laufen stolperfrei, und – sehr wichtig – sie zählen erst noch auf den Rappen genau.

Das Kassenterminal als Herzstück der Bank Die Raiffeisenbank Jungfrau ist eine Pionierin in zweierlei Hinsicht. Sie war eine der ersten Banken, die die klassische Schalterhalle zu einer «Beratungsbank» umgebaut haben. Entstanden ist eine Bank mit Nischen, in die sich Fachpersonal und Kundschaft zur Beratung zurückziehen können. Es gibt den Informationsschalter, eine Ecke mit Bancomaten sowie bequeme Sofas als Sitzgelegenheit. Und mittendrin steht das automatische Kassenterminal, genannt SelfCashpro. Der SelfCashpro ist das Herzstück, wenn es um Bargeld geht. Wer eine Bankkarte besitzt, kann hier eine Vielzahl seiner Geldgeschäfte abwickeln: Franken und Euro in Noten beziehen und einzahlen, sackweise Münz einzahlen oder 20 «Hunderter» gegen zwei «Tausender» eintauschen. Wer die Anweisungen auf dem Bildschirm befolgt, kommt in der Regel ohne die Hilfe von Bankmitarbeitenden aus. Diese Innovation haben die Interlakner Raiffeisen-

kunden/-innen der Prema GmbH aus Oftringen zu verdanken. Die Firma hat den SelfCashpro innerhalb von kürzester Zeit unter Hochdruck entwickelt und zur Serienreife geführt. Hochdruck deshalb, weil nach der Abschaffung der bedienten Schalter bei den Dienstleistungen eine Lücke entstanden war. Für Münzzählung und -umtausch zum Beispiel mussten die Kunden/-innen auf andere Standorte ausweichen. Die Firma Prema kam der Raiffeisenbank Interlaken zu Hilfe, indem sie – vereinfacht formuliert – einen Münzzähler mit einem Ein- und Auszahlgerät für Noten kombinierte, eine Software dazu entwickelte und damit die Erledigung «normaler» Geldgeschäfte in der Filiale erst wieder möglich machte. Die Pionierarbeit half der Bank bei der Etablierung des neuen Konzepts und war für die Prema ein Wegweiser in die Zukunft. Wegen des Wechsels hin zur «Beratungsbank» drohte ursprünglich die Stilllegung der Bargeldverarbeitungsmaschinen, wie sie an jedem bedienten Schalter zum Einsatz kommen. Die Erkenntnis, dass das Bargeld trotz aller Veränderungen doch nicht so rasch verschwindet, sorgte dann aber eben für die Neuentwicklung des SelfCashpro, die dem Oftringer Unternehmen einen ordentlichen Schub verlieh. Mittlerweile sind in den Banken der Schweiz mehr als 100 der automatischen Kassenterminals im Einsatz, viele weitere werden folgen.

Bei Banken und im Kleingewerbe gefragt Nach dem Einsatz in Interlaken geht Florian Baumann auf die schöne Reise dem Brienzersee entlang und


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über den Brünig-Pass in Richtung Stans nach Oberdorf in die Käserei Fahrmattli zur Familie Lussi. Vor 2018 war für Lussis die Geldzählerei eine mühsame Sache, entweder wegen der zeitraubenden Handarbeit oder einer alten Maschine, die sich manchmal «verzählte». Nun steht auf dem Tisch im Spielzimmer ein Occasion-Prema-Münzzähler, der «genial» arbeitet, wie Nadine Lussi erfreut betont. Die Käserei Fahrmattli produziert Käse aus Kuh-, Schaf- und Geissenmilch sowie Anke und Rahm. Eine Spezialität ist der Weissschimmelkäse, der je nach Saison in verschiedenen Geschmacksrichtungen hergestellt wird: Nature, Kräuter, Pfeffer, Schnittlauch, Bärlauch, Chili, Kümmel und Haselnuss. Die Produkte werden auf Bestellung per Post verschickt, in erster Linie aber gibt es sie im Fabrikladen zu kaufen. Die Kundschaft kann mit Bank- und Kreditkarte bezahlen oder per Twint. Das kostet, denn die zahlungsdienstleistenden Unternehmen verrechnen der Käserei für jede Transaktion Gebühren in beachtlicher Höhe. Der Grossteil des Zahlungsverkehrs werde immer noch mit Bargeld abgewickelt, erklärt Nadine Lussi. «Bargeld wird nie verschwinden», sagt sie mit felsenfester Überzeugung.

Die Prema GmbH, Cash Handling Systems Der Firmenname Prema geht auf den Firmengründer Karl Marti zurück, der seinen Nachnamen mit den ersten drei Buchstaben des fanzösischen Begriffs Précision kombinierte. Marti hatte Prema 1976 gegründet und begann, Geldzähl- und -sortiermaschinen herzustellen. Seither hat sich das Familienunternehmen mit annähernd 30 Mitarbeitenden zum Komplettanbieter für Geldbearbeitungssysteme weiterentwickelt. Es wird seit 2011 in dritter Generation von Marco und Natalie Steinmann geführt.

Das sagen die Banken stellen bereits seit längerer

«Früher haben wir am Schalter täg-

«Bis in den 1990er-Jahren die Ban-

Zeit fest, dass Bargeldbezüge rück-

lich Geld herausgezählt, heute be-

comaten kamen, wurden 90 Prozent

läufig sind, und die Pandemie hat

gleiten wir die Kundinnen und Kun-

der Transaktionen am Schalter ab-

diesen Trend noch beschleunigt.

den am Automaten, wo sie Bargeld

gewickelt. Dann nahm das Bedürfnis

Damit einher geht eine Zunahme im

und Fremdwährungen beziehen

nach Beratung zu, die klassischen

Bereich der elektronischen Zah-

oder Ein- und Auszahlungen vor-

Schalterdienstleistungen traten in den

lungsmittel. Debit- und Kreditkarten

nehmen können. Es ist immer je-

Hintergrund. Bei uns verlor vor allem

werden immer öfter eingesetzt, und

mand von uns da, um zu helfen. In

das Münz an Bedeutung. Seit 1. Mai

auch die Nutzung von Bezahl-Apps

Zofingen haben wir 2020 vom Bar-

2021 laufen die Bargeldtransaktionen

hat über die letzten Jahre sehr stark

geldschalter auf die Automatenzone

in der Geschäftsstelle in Zofingen

zugenommen. Immer mehr Leute

mit mehreren Ein- und Auszahlungs-

über zwei Notenautomaten, die Ein-

zahlen bargeldlos, und gleichzeitig

geräten umgestellt, in Oftringen und

und Auszahlungen sowie Bezüge in

wird auch die Zahl der Akzeptanz-

Safenwil schon vorher. Das Bargeld-

Franken und Euro ermöglichen. Ge-

stellen immer grösser. Mit Blick auf

handling bleibt aber eine der Grund-

werbebetriebe, die noch viel mit

die kommenden Jahre werden sich

dienstleistungen einer Bank. Das

Münz arbeiten, nutzen nun eine an-

beide Trends fortsetzen, das heisst,

Verständnis für bargeldlose Zah-

dere UBS-Filiale. Geschäftsbeziehun-

die Bargeldnutzung wird weiterhin

lungsmöglichkeiten hat sich wäh-

gen haben wir keine verloren auf-

ruckläufig sein, während das bar-

rend der Pandemie massiv verstärkt,

grund der Umgestaltung und es gab

geldlose Zahlen noch weiter an Be-

das zeigen die erhöhte Nutzung von

auch sehr wenige Reaktionen von-

deutung gewinnen wird. Dass Bar-

Twint und die gestiegenen Umsätze

seiten der Kundinnen und Kunden.

geld als Zahlungsinstrument kom-

bei den Kreditkarten. Twint wird

Ich selber bezahle meistens kontakt-

plett verschwinden wird, ist derzeit

weiterwachsen und wohl bald auch

los, gerne auch per Twint oder via

aber nicht absehbar. Für uns als

im Ausland funktionieren. Die Nut-

Smartwatch. Seit man die Parkge-

Bank gilt: Wir orientieren uns an den

zung von Bargeld und damit auch

bühren mit Twint bezahlen kann, wird

«Wir

Bedürfnissen der Kundinnen und

die Anzahl der Bargeldbezüge wird,

die App noch deutlich stärker genutzt

Kunden. Entsprechend sind bei der

das zeigen auch die Statistiken, zu-

– das sehe ich auch bei mir. Generell

Credit Suisse Bargeldbezüge – ob

rückgehen. Stattdessen könnten

lässt sich mit hoher Wahrscheinlich-

am Geldautomaten oder am Schal-

sich neben Twint und Apple Pay

keit sagen: Die verschiedenen Zah-

ter – möglich, und gleichzeitig bieten

neue Formen etablieren. Wir müs-

lungsmethoden werden sich weiter

wir unter anderem nicht nur Debit-

sen alle selber herausfinden, womit

vereinfachen, und wir werden sie je

und Kreditkarten sowie mobile

wir uns am wohlsten fühlen. Bei den

nach Ort und Gelegenheit nutzen,

Zahlungslösungen an, sondern auch

Kosten bin ich der Meinung, dass

wie sie für uns am meisten Sinn er-

die Effizienz die Gebühren des bar-

geben. Wenn wir beispielsweise on-

ein umfassendes Online-Banking

mit diversen Funktionalitäten.»

geldlosen Zahlungsverkehrs recht-

line nicht die Kreditkartennummer

fertigt. Bargeld wird irgendwann

angeben wollen, nutzen wir Twint, im

bestimmt verschwinden, aber in der

Laden zahlen wir per Uhr und bei

eher konservativen Schweiz dürfte

grösseren Einkäufen per Kreditkarte.

das noch lange dauern, da werden

Das Bargeld wird nicht verschwinden,

andere Länder schneller sein. Ich

aber zu einem Nischenprodukt wer-

persönlich habe selten mehr als 20

den. Den Göttibatzen werden wir

Franken im Portemonnaie und nutze Bargeld praktisch nicht mehr.»

auch in Zukunft nicht twinten, son-

dern persönlich übergeben.»

Fotos: zvg

Fabio Mutti ist Marktleiter Privatkunden bei der Credit Suisse in Zofingen.

Sandra Riner ist seit 2019 Leiterin der Vermögensberatung und Mitglied der Bankleitung der Raiffeisenbank Region Zofingen.

Daniel Schärer ist Leiter der UBS-Geschäftsstelle in Zofingen.


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Netzwerk hat goldenen Boden Besuch am wöchentlichen Zmorge des Unternehmerteams BNI Lärche Oftringen

Text und Bild von Philipp Kissling

Am Anfang ist die Arbeit, wissen die Unternehmerinnen und Unternehmer dieser Welt. Aber welche? Fleiss und Ausdauer garantieren nicht den Erfolg, die Kreativen und Innovativen müssen ihre Ideen, Überzeugungen und Angebote auch an die Leute bringen. Sie müssen wissen, wo das Tor steht, um eine Fussballfloskel zu benutzen. Wer an Aufträge kommen will, muss Kontakte knüpfen und pflegen können. Klinken putzen, und zwar nicht nur die der sogenannten Endkunden, sondern auch die der Gleichgesinnten, die Klinken der Unternehmerinnen und Unternehmer eben.

Steter Tropfen höhlt den Stein

Erfolg beginnt auch mit Netzwerken. Zum Beispiel im Unternehmerteam BNI Lärche Oftringen, das sich donnerstags ab 6.30 Uhr in der Auso Eventhalle an der Unteren Brühlstrasse 11 in Zofingen zum Zmorge trifft. Von den rund 30 Mitgliedern erscheinen stets mehr als zwei Drittel, sie trinken Kaffee und Orangensaft, Essen Gipfeli und Konfibrot und gönnen sich vom Plättli etwas Rohschinken und Käse. Man ist per Du, kommt sofort ins Gespräch, und wenn BNI-Lärche-Präsidentin Judith Gugelmann um 7 Uhr die Glocke läutet und das eigentliche Meeting losgeht, sind schon erste geschäftliche Duftnoten gesetzt.

Das Programm am BNI-Zmorge ist durchgetaktet. Jedes Mitglied hat 30 Sekunden, um sich und seine Firma vorzustellen. «Einmal ist keinmal», weiss Marketingplaner und Medienberater Markus Scherrer, der die ZT Medien AG im «Lärche» vertritt. Deshalb gehört die Vorstellungsrunde immer dazu, auch wenn im Grundsatz allen alles schon bekannt ist, zumal die Repräsentanten gelegentlich Wissenswertes zu aktuellen Themen einstreuen. Diana Rast, ehemalige Radrennfahrerin, Schweizer Meisterin und Olympiateilnehmerin, macht auf die ab diesem Frühling tagsüber geltende Lichtpflicht für E-Velos aufmerksam. Josua Lau-

BÜRO

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per von der Schilla Bodenbelags AG in Trimbach wiederum erwähnt die Knappheit an Parkettholz auf dem Markt. Malermeister Reto Wyss freut sich, alles gut: Tolle Kundschaft, tolle Mitarbeitende, volle Auftragsbücher, doch langsam, aber sicher scheint er sich Gedanken zu seiner Nachfolge zu machen. Frage also an die BNI-Kolleginnen und -Kollegen: Wer kennt eine/n potenzielle/n Geschäftsführer/in? Präsidentin Judith Gugelmann weist auf die offenen Chargen im Netzwerkteam hin und bittet die Mitglieder, sich zu äussern. Nun, den «Lärchen» scheint es so zu gehen wie vielen anderen Gremi-

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en, die von Freiwilligen getragen werden: Es ist … kompliziert. Entsprechend «kreativ» sind die Erklärungen zahlreicher Mitglieder, warum sie aktuell leider nicht aktiv(er) werden könnten. Für einen Lacher sorgt diesbezüglich der redegewandte Trainer und Coach Josef Bühler: Einige müssten bei ihm ins Training kommen, um künftig richtig gute Ausreden formulieren zu können. Logisch, dass die Kurzentschlossenen, die sich spontan für ein Amt zur Verfügung stellen, mit einem herzhaften Applaus belohnt werden. Die Atmosphäre bei den «Lärchen» ist locker.

Direkter Umsatz dank Empfehlungen Am BNI-Zmorge geht es für Unternehmerinnen und Unternehmer darum, mit ihrem Angebot im Gespräch zu bleiben. Das Wichtigste aber sind die Geschäftsempfehlungen, von denen berichtet wird. Wann immer ein Mitglied ein anderes Mitglied bei einer Drittperson empfiehlt, füllt es die BNI-Empfehlung in Form

eines vorgedruckten Zettels aus. Darauf steht, wer «da draussen» an welcher Dienstleistung interessiert ist, und – auf einer Skala von 1 bis 5 – wie «heiss» die Empfehlung ist. In der Empfehlungsrunde am BNI-Zmorge werden die Zettel mit den Kontaktdaten der potenziellen Kundschaft direkt untereinander verteilt. Über die Empfehlungen wird ebenso Buch geführt wie über die Umsätze, die direkt dank ihnen erzielt werden. An diesem Morgen berichtet Mitgliederkoordinatorin Yvonne Estermann, die sämtliche Daten umgehend erfasst, über einen realisierten Umsatz von rund 20 000 Franken, die im Zusammenhang mit 37 Empfehlungen stehen. 2021 brachten die Geschäftsempfehlungen den Mitgliedern von BNI Lärche Oftringen einen Umsatz von 2 392 532 Franken. Am Anfang bedeutet Arbeit eben, Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Oder auf den Punkt gebracht: Netzwerk hat goldenen Boden.

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Das ist BNI Das Business Network International BNI bezeichnet sich als «grösstes Empfehlungsunternehmen der Welt». 1985 gegründet, verspricht es den Mitgliedern, die sich in sogenannten Unternehmerteams organisieren, Mehrumsatz dank Kontaktpflege und direkten Geschäftsempfehlungen. Seit 2005 ist BNI auch in der Schweiz vertreten. «Über 2320 Unternehmer, organisiert in 88 BNI-Teams, erzielten 2021 einen Umsatz von 360 Mio. Franken durch Mitgliedsgeschäfte», heisst es auf der Schweizer Website. Innerhalb der verschiedenen BNI-Unternehmerteams gilt Branchenexklusivität. In unserer näheren und weiteren Gegend gibt es neben «Lärche» unter anderem die Unternehmerteams Langholz (Rothrist), Douglasie (Schönenwerd), Oberaargau (Roggwil) und Drei Tannen (Olten).

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Ohne Transportfirmen läuft sehr rasch gar nichts mehr Immer diese Lastwagen! Sie verstopfen die Strassen und blockieren auf der Autobahn im dümmsten Moment die Überholspur. Doch was würde passieren, wenn die Lastwagen nicht mehr fahren? Wir haben diese Frage durchgespielt mit den Transportunternehmen Dreier (Suhr), Galliker (Altishofen), Gloor (Zofingen) und Schöni (Rothrist). Text und Bilder von Philipp Kissling Die Antwort ist einfach: Das Chaos wäre vom ersten Tag an riesig.

Wenn Galliker nicht fährt, wird vieles knapp Das 104-jährige Traditionsunternehmen beliefert unter anderem Spitäler, Arztpraxen und Patienten. Nach 1 Tag: Mal angenommen, die Galliker Transport AG kann nicht rollen, dann ist in gewissen Lebensmittellagern nicht mehr jeder Artikel in der gewünschten Anzahl verfügbar. «Es ist natürlich stark abhängig vom Lagerbestand des Empfängers», erklärt Peter Galliker junior, «wenn ein Kunde in erster Linie auf das rollende Lager, also unsere Lastwagen, setzt, wird es rasch knapp.» Nach 3 Tagen: Spitäler, Arztpraxen, Drogerien und Apotheken schlagen Alarm, weil ihnen wichtige Produkte ausgehen: Gummihandschuhe, Spritzen, Desinfektions- und Narkosemittel und so weiter. Die Versorgung des Gesundheitswesens gehört zum Kerngeschäft von Galliker, weshalb es rasch knapp wird. Im Pharmabereich werden auch Endkunden, zum Beispiel Dialysepatienten, beliefert. «Gestört wird zunehmend auch der Betrieb in unseren Logistikzentren, weil auch hier der Nachschub fehlt», sagt Peter Galliker jun.

ckerei bäckt kein Brot mehr, weil das Mehl fehlt. Auch das Autogewerbe ist betroffen, denn Galliker gehört zu den führenden Fahrzeugtransporteuren im Land. Im Logistikzentrum in Altishofen werden die Neuwagen umfassend aufbereitet: Schutzfolie entfernen, reinigen, Reifen pumpen, Radiosender programmieren etc. Fahren keine Lastwagen, werden keine Fahrzeuge schlüsselfertig an die Garagen ausgeliefert.

Peter Galliker junior verantwortet den Transport national sowie die Filialen. Der 32-Jährige absolvierte eine Lehre als Lastwagenmechaniker, leistete Militärdienst (Oberleutnant), machte eine Ausbildung zum Technischen Kaufmann und ein Nachdiplomstudi-

Nach 5 Tagen: Die Lücken in den Lebensmittelläden, Apotheken und Spitälern werden grösser, gewisse Dinge sind nicht mehr verfügbar. Die Pharmaproduzenten müssen den Betrieb reduzieren, weil keine Rohstoffe mehr geliefert werden. Die Bä-

um in Betriebswirtschaft. Als Chauffeur war er je ein Jahr auf Schweizer Strassen und in ganz Europa unterwegs. Seine Lieblingsstrecke ist Schweiz–Schweden, und auch heute sitzt er bei Engpässen gerne ans Steuer. Peter Galliker junior gehört zur vierten Generation des Familienunternehmens.

Wenn Dreier nicht fährt, fehlen frische Gipfeli und Päckli Das Suhrer Unternehmen transportiert mit über 300 Fahrzeugen Lebensmittel, Postpäckli, Baustoffe, Textilien und allgemeine Güter. Nach 1 Tag: Mal angenommen, die Dreier AG Transporte Logistik kann nicht rollen, dann gibt es in zahlreichen Lebensmittelläden leere Regale bei den frischen Backwaren, die von Dreier täglich geliefert werden. Dreier bringt auch Früchte und Gemüse aus Marokko und Spanien in die Schweiz. Diese Ware fehlt den Läden ebenfalls unmittelbar. Nach 3 Tagen: Den Baustellen geht zunehmend das Baumaterial aus. Auf der Baustelle gibt es keine Lagerkapazitäten, weshalb sie von Dreier baustellengerecht beliefert werden. Fällt der Service weg, fehlen den Handwerkern beispielsweise die Gipsplatten, das Isolationsmaterial oder die sanitären Bauteile. Statt Vorwärtsmachen kommt der Betrieb zum Stillstand. Dreier transportiert ausserdem grosse Mengen Päckli von den E-Commerce-Händlern in die Schweizer Verteilzentren. Wenn da nichts mehr geht, können wir auf online bestellte Ware lange warten. Hans-Peter Dreier erklärt: «Weil Händler und Produzenten auf der Ware sitzenbleiben, geraten die logistischen Abläufe vollends durcheinander.» Nach 5 Tagen: In den Kleiderläden mehren sich die Lücken, weil Dreiers in Gunzgen beheimatete «dreierfashion4you» keine Textilien mehr verteilt. Auch der

Export leidet. Die Exportkundschaft aus der Pharma-, Bauchemie- oder Schokoladebranche kann nicht mehr bedient werden, ein bestimmtes Lager in dem von Dreier belieferten Land kann nicht mehr befüllt werden. Das Material bleibt bei den Schweizer Produzenten liegen. Nach 7 Tagen: Mit Blick auf die gesamte Transport- und Logistik-Branche fasst Dreier-CEO Hans-Peter Dreier es kurz und prägnant zusammen: «Nach sieben Tagen steht die Wirtschaft still. Es kommt zu Kurzarbeit und zum Stillstand in vielen Betrieben.» Nicht erst jetzt dürften in der Bevölkerung die Nerven blankliegen, was sich im «WC-Papier-Syndrom» respektive Hamsterkäufen widerspiegeln könnte.

Hans-Peter Dreier sitzt auch heute noch – etwa in der Weihnachtszeit – am Steuer eines der wasserblauen Dreier-Lastwagens, so geht die Praxis nicht verloren. In Jugendjahren pflegte er das Chauffeur-Leben intensiv, war wochenlang unterwegs und transportierte Güter von Marokko nach ganz Europa. Seit 1994 ist er der CEO des 1905 gegründeten Familienunternehmens, das 1952 erstmals internationale Transporte durchführte.


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Wenn Schöni nicht fährt, bleibt uns bald nur noch Hahnenwasser Die Schweizer Nummer 1 der Getränkelogistik beliefert auch Baustellen und die Industrie.

Wenn Gloor nicht fährt, stinkts zum Himmel

Nach 1 Tag: Mal angenommen, die Schöni Transport AG kann nach dem Wochenende nicht rollen, dann passiert am Montag «vermutlich noch nicht allzu viel», sagt Nicolas Legler, gibt aber zu bedenken: «Schöni Transport ist die Nummer 1 in der Getränkelogistik in der Schweiz.» Mineralwasserproduzenten zählen ebenso wie Brauereien auf die Dienste Schönis in der Verteilung der Getränke an die Grossverteiler, Getränkehändler oder die Gastronomie.

Nach 1 Tag: Mal angenommen, die Gloor Transport AG kann nach dem Wochenende nicht rollen, dann bleiben am Montag in Zofingen, Brittnau sowie Teilen von Oftringen die Kehrichtsäcke am Strassenrand liegen, in Aarburg, Trimbach und Schönenwerd das Grüngut. Im Recycling-Center an der Industriestrasse in Zofingen wird der Platz knapp. «Wenn das Material nicht fortlaufend abgeführt wird, ist das Recycling-Center am Montagabend tot», sagt Geschäftsführer Dieter Gloor.

Nach 3 Tagen: Schöni ist ebenfalls in der Baustofflogistik stark engagiert, weshalb den Baustellen der Nachschub fehlt. Nicolas Legler: «Kürzlich hatten wir einen Engpass, und am Ende musste ich als Chauffeur einspringen. Auf der Baustelle warteten acht Handwerker auf mich respektive das Material, damit sie endlich weitermachen konnten.» Fährt Schöni nicht, bleiben die Baustoffe bei den Produzenten in Norditalien liegen, denn die Route Schweiz–Italien gehört zum Kerngeschäft des Rothrister Unternehmens. Nach 5 Tagen: In den Beizen gibt es bestenfalls noch Hahnenwasser und teuren Wein. Das Chaos nimmt zu, auch mit Blick auf die Hilfsmittel, die die effiziente Logistik erst möglich machen. «Denken Sie nur an die Paletten», sagt Nicolas Legler. «Der Toilettenpapierproduzent zum Beispiel muss seine Produkte auf Paletten packen, er kann sie ja nicht irgendwohin stellen. Wenn der Palettenkreislauf nicht funktioniert, steht

alles still.» Ärger gibt es auch beim Kaffee liebenden Teil der Bevölkerung. Schöni erledigt für eine bekannte Marke die Servicelogistik, bringt Ersatzgeräte nach Hause und nimmt defekte Kaffeemaschinen mit. Kommt Schöni nicht, ist fertig Schümli. Nach 7 Tagen: Schöni beliefert viele Industriebetriebe. Wenn sie keine Rohstoffe und Teile bekommen, können sie nicht produzieren. Andererseits müssen die Erzeugnisse ständig fortgeführt werden, da die Lagerkapazitäten knapp sind. Nach einer Woche funktioniert also ohnehin nichts mehr. «Es wird oft unterschätzt, dass alles irgendwann transportiert werden muss», fasst Nicolas Legler zusammen.

Nicolas Legler ist seit zwei Jahren bei der Schöni Transport AG und seit Anfang 2022 Leiter Transport National und Mitglied der Geschäftsleitung. Er führt rund 230 Mitarbeitende, darunter 160 Chauffeure. Der Aarauer hatte einst an der Uni Zürich Betriebswirtschaft studiert und bei der Rivella in Rothrist als Key Account Manager gearbeitet. Danach wanderte er nach Australien aus, um Theologie zu studieren. Nach der Rückkehr in die Schweiz arbeitete er zwölf Jahre als Pfarrer und Geschäftsführer der Freikirche ICF in Zürich. Seit er den Lastwagenführerschein besitzt, geht er ab und zu auch selber auf Tour.

Das Hauptgeschäft der Zofinger Firma betrifft Kehrichtentsorgung und Recycling.

Nach 3 Tagen: Auch in Strengelbach, Brittnau, Zofingen und Vordemwald bleiben die Grüngutrollcontainer ungeleert stehen. In Wangen bei Olten holt niemand den Güsel ab, ebenso in Oftringen, das montags und dienstags bedient wird. Nach drei Tagen platzen zudem langsam aber sicher die Kehricht- und Karton-Presscontainer verschiedener Industriebetriebe und Einkaufszentren aus allen Nähten. Wohin mit dem Abfall? Und ausserdem: Was riecht denn hier plötzlich so streng? Nach 5 Tagen: Sehr viele Kleinbetriebe und Restaurants bleiben auf ihren gefüllten Abfalltonnen sitzen. In der Zofinger Altstadt (und nicht nur dort) wächst der Gestank. Problematisch wird es auch auf den Baustellen, wenn die Mulden nicht mehr geleert werden. Und ausserdem: Verschiedene Fensterfabriken müssen den Betrieb einstellen, weil sie keinen Glasnachschub erhalten, denn Gloor betreibt drei An-

hängerzüge, um Flachglas zu transportieren. Dieter Gloor: «Die Fensterproduzenten haben in der Regel keine grossen Lagerkapazitäten, sondern bestellen fortlaufend neues Glas.» Auch für Schreinereien, die Fensterbau betreiben, sieht es zunehmend düster aus. Nach 10 Tagen: Die Abfuhrtage, an denen nichts geht, mehren sich. Mittlerweile stehen auch bei Privathaushalten volle Mulden, zum Beispiel mit Baumaterial entsorgtem Mobiliar. Der Gestank nimmt überall zu. Dieter Gloor: «Vor allem in den wärmeren Monaten ist es nun kaum mehr auszuhalten.» Die Gemeinden versinken im Müll.

Dieter Gloor führt die Gloor Transport AG in dritter Generation. Der 55-Jährige machte einst eine KV-Lehre beim «Bankverein» in Zofingen und arbeitete als Banker in Fribourg und Genf. Eine achtmonatige Weltreise führte ihn 1990/91 unter anderem nach Australien, Neuseeland und zahlreiche asiatische Länder. Danach stieg er in den Familienbetrieb ein, indem er im Büro arbeitete und Lastwagen chauffierte. Später führten Werner und Dieter Gloor die Firma gemeinsam, ehe der Sohn das Zepter von seinem Vater übernahm. Neben seiner Muttersprache spricht Dieter Gloor fliessend Französisch, Spanisch und Englisch, die Italienischkenntnisse seien etwas «eingerostet», sagt er.


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Höchstleistung von früh bis spät Wenn Edgar Bernet um 5.45 Uhr über den Hirzel fährt, wird der Frühaufsteher mit dem Anblick des Zürisees und dem Morgenrot über den Ostschweizer Alpen belohnt. Danach fängt sein Arbeitstag erst richtig an. Unterwegs mit einem Lastwagenchauffeur, der täglich vielseitig herausgefordert wird und den Kontakt zur Kundschaft liebt. Text und Bilder von Philipp Kissling Edgar Bernet fährt auf die Kreuzung zu und drosselt frühzeitig das Tempo. Er biegt rechts ab auf die Dorfstrasse, setzt die Fahrt langsam fort und lässt seinen Blick über die Hausfassaden schweifen. Vor der Lieferadresse hält er an, parkiert so, dass andere Fahrzeuge seinen 2,60 m breiten Lastwagen, passieren können. «Mal klingeln», sagt Bernet und steigt aus. Die Palette mit Hundefutter, die der Chauffeur einem Hundezüchter vor die Haustüre «serviert», ist das letzte Stück seiner Ladung. Jetzt, um 11 Uhr an diesem Donnerstagmorgen in einem Glarner Dorf, ist der LKW leer. Der

nächste Halt ist eine Spezialitätenbäckerei nahe Elm, hier warten ein paar Paletten darauf, mitgenommen zu werden. Danach ist Mittagspause. Bernet parkiert sein Fahrzeug auf einem Parkplatz am Ufer der Sernf. Auf der anderen Strassenseite lockt ein Restaurant mit währschaftem Essen, Bernet aber wählt heute das Bänkli in der Frühlingssonne. Eine halbe Stunde picknicken, nachher eine halbe Stunde ein Nickerchen im Kabinenbett. Tut gut, denn er ist seit 5 Uhr unterwegs und hat mit dem Palettrolli mittlerweile einige Tonnen verschoben.

EDGAR BERNET ÜBER … … die Digitalisierung seines Berufs: «Wir sind mittlerweile praktisch papierlos unterwegs. Für alle Fälle nehmen wir auf Papier eine Ladeliste mit, aber grundsätzlich läuft alles über die betriebseigene Smartphone-App. Die Digitalisierung vereinfacht in der Logistik vieles. Früher mussten wir mehr Büroarbeit machen, erfassten Abhol- und Lieferaufträge manchmal selber und tippten sie zu Hause dann ein. Andererseits erhalten die Kunden durch die grosse Flexibilität heute die Möglichkeit, bis ins Detail Wünsche anzubringen, was die Umsetzung erschweren kann.» … sein Fahrzeug: «Chauffeure, die länger dabei sind, erhalten bei der Firma Galliker ein fixes Fahrzeug zugeteilt. Meinen Mercedes habe ich im November 2021 als Neufahrzeug übernommen und damit seither rund 30 000 Kilometer zurückgelegt. Pro Jahr kommen rund 70 000 km zusammen. Vollbeladen wiegt mein 18,75 Meter langer Anhängerzug 32 Tonnen. In den vergangenen Jahren wurde sehr viel in den Fahrzeugpark investiert, auch zum Vorteil von uns Chauffeuren. Heute verfügt jeder Lastwagen über Automatikgetriebe, Klimaanlage, Standheizung und eine grosszügige Kabine mit Bett. Mein LKW hat keine klassischen Aussenspiegel mehr, sondern verfügt über Bildschirme, dank denen der tote Winkel massiv verringert wird.» … den GPS-gesteuerten Tempomaten: «Unsere Fahrzeuge sind auf 85 km/h plombiert. Den GPS-Tempomaten nutze ich auf der Autobahn. Das GPS erkennt die anderen Verkehrsteilnehmer und Höchstgeschwindigkeiten, Ampeln und Kreisel und reguliert selbstständig die Geschwindigkeit. Das System funktioniert auch ausser- und innerorts, wobei es den Bremsvorgang früher einleitet als beim Selberfahren, weshalb es in der Praxis mit einer gewissen Trägheit arbeitet.»

Die Mittagspause ist dem Chauffeur heilig und wichtig. Noch mehr als in anderen Berufsgattungen tragen die Pausen zum Wohlbefinden und zur Sicherheit der Chauffeure bei. «Ich orientiere mich an den Spitzensportlern, die planen auch zuerst die Pausen, damit sie die optimale Leistung abrufen können», sagt der 47-Jährige. Mit Müdigkeit am Steuer habe er glücklicherweise kein Problem, aber geschafft am Ende des Arbeitstags sei er schon. Konzentriert fahren ist anstrengend genug, zumal bei den Verhältnissen, die heutzutage auf der Strasse herrschen können. Aber Fahren ist nicht

alles. «Wir müssen täglich x Entscheidungen treffen», fasst Bernet die Herausforderungen in einen Satz. Am Morgen steht sein Anhängerzug vollgeladen bereit, die Reihenfolge der Ladung ergibt in etwa die Reiseroute. Doch die Gegebenheiten vor Ort sind unterschiedlich. Wo befindet bei der Kundschaft X die Rampe? Aus welcher Richtung lässt sich der Zielort Y anfahren? Gibt es überhaupt genug Platz? Diese und andere Fragen beschäftigen Bernet ständig. Konzentration auf der ganzen Linie, zumal Fehler sich verheerend auswirken können. Was Laien kaum wissen: Die La-


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dung muss im richtigen Verhältnis auf Lastwagen und Anhänger verteilt werden, damit das Fahrzeug nicht ausschwenkt. Der Chauffeur muss also bei jedem Be- und Entladen beurteilen, ob er Änderungen vornehmen muss. «Wir sind im Unterbewusstsein ständig mit solchen Sachen beschäftigt», erklärt Edgar Bernet. Dazu kommen die praktischen Fertigkeiten, darunter das Rückwärtsmanövrieren mit Anhänger als Königsdisziplin. Ähnlich einem Piloten im Landeanflug brauchen Chauffeurinnen und Chauffeure beim Manövrieren Ruhe. «Es kommt nie gut, wenn man am Lafere ist», lacht Bernet, als er beim Anfahren an die Rampe ein paarmal ansetzen muss. Auch ein Profi schüttelt das Rückwärtsparkieren eines Anhängerzugs

nicht nebenbei aus dem Ärmel. Beifahrer sollten also auf ihr Geschwätz verzichten. Edgar Bernet arbeitete einst als Landmaschinenmechaniker, hat aber schon in der Lehre gemerkt: «Den ganzen Tag in der Bude ist nichts für mich.» Er geht in die Transportbranche. «Ich bin da reingerutscht», sagt Bernet. Am Anfang fährt er Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen, und der Erwerb des Lastwagenbrevets ist die folgerichtige Entwicklung. Mittlerweile steht er seit 20 Jahren in Diensten der Galliker Transport AG. Bernet schätzt an seinem Beruf die Selbstständigkeit: «Ich trage Verantwortung und habe keinen Chef, der mich ständig kontrolliert.» Nach der Mittagspause holt Edgar Bernet bei einer Pharmafirma in

Glarus-Süd vier Paletten ab; neunmal Abladen und zweimal Aufladen verzeichnet die Statistik jetzt. Quasi im Vorbeifahren holt er anschliessend den auf einem Platz beim Bahnhof abgestellten Anhänger ab. Er kennt die Abstellplätze entlang seiner Touren und hat gute Kontakte zu Personen, die ihm das temporäre Parkieren des Anhängers auf ihrem Gelände erlauben. Nun ist Bernet bereit für die rund zweistündige Heimfahrt nach Altishofen, wo die mitgeführten Paletten im Logistikzentrum weiterverarbeitet werden und der Anhängerzug in der Nacht für die Freitagstour beladen wird. Montag, Mittwoch und Freitag konzentriert sich seine Tour auf das Gebiet Zug-Luzern, während er dienstags und donnerstags «im

Glarner Egge» unterwegs ist. Bernet hat meistens Stückgut geladen, er macht die Feinverteilung, wie das heute genannt wird. Ab und zu springt er ein auf anderen Touren, ergibt sich vielleicht eine Komplettladung nach Chur und eine Zuladung auf der Rückfahrt, diese Abwechslung mag er durchaus. Öfter oder gar regelmässig die Touren wechseln will er jedoch nicht. Bernet mag die Kontinuität. Er bevorzugt die Feinverteilung wegen dem guten Kontakt zur Kundschaft, den er sich über all die Jahre aufgebaut hat. Wo er hinkommt an diesem Morgen im Glarnerland, begegnet man ihm freundschaftlich-kollegial, und es kommt vor, dass ihm ein Kaffee mit Feingebäck und Schoggi angeboten wird. Die richtige Belohnung für Chauffeure, denen eine Kundenbeziehung am Herzen liegt.

Feinverteilung im wahrsten Sinn des Wortes: Galliker-Chauffeur Edgar Bernet liefert einem Glarner Züchter das Hundefutter bis zur Haustür.


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Mit dem Flair für Innovation BAUHAUS Oftringen ist seit der Eröffnung 2020 gut unterwegs. Text und Bilder von Philipp Kissling

Nichtsahnend schreitet Nick Zaugg mit seinem Sack Zement um die Ecke zufällig «ins Bild» und lacht spontan, die Kamera klickt. Es ist die perfekte Aufnahme. Zaugg ist selbstständiger Gartenbauer aus Brittnau, braucht richtig viel Ware und trägt einen Sack nach dem anderen zu seinem Pick-up, kein Zement übrigens, sondern Natursteinverlegemörtel. Er trägt die 25-kg-Säcke mit einer Leichtigkeit wie unsereiner einen Stapel alte Zeitungen. Was ihm zugutekommt: zwischen dem Verkaufsregal und seinem Fahrzeug liegen nur wenige Meter, denn Zaugg befindet sich im BAUHAUS-Drive-in in Oftringen. Hineinfahren, Ware vom Regal nehmen und ins Auto laden, bezahlen, fertig. Das bietet der Kundschaft die Möglichkeit, eine Vielzahl an Materialien zu kaufen, ohne den klassischen Baumarkt zu betreten. Mit dem Drive-in setzt BAUHAUS ein Ausrufezeichen, ebenso mit dem in

die Metallwarenabteilung integrierten Zuschnittservice für Bleche und Profile. Beide sind in der Branche eher aussergewöhnlich, offenbart ein Blick in die verschiedenen Baumärkte der Gegend. Beide sind zudem Prunkstücke des im September 2020 eröffneten Oftringer BAUHAUS, der fünften Schweizer Niederlassung des deutschen Baumarktpioniers. Zu kaufen gibt es gemeinhin alles, was Heim- und Handwerkende so brauchen. Leute mit grünem Daumen kommen ebenfalls auf ihre Kosten, wie ein Rundgang durch den «Stadtgarten» zeigt. 100 Mitarbeitende sind dafür besorgt, dass das 120000 Artikel starke Sortiment griffbereit in den Regalen liegt. In Zeiten der Ressourcenknappheit und Lieferengpässe ist das für sich schon eine besondere Herausforderung. Jede/-r BAUHAUS-Mitarbeitende im Laden ist verantwortlich für einen bestimmten Teil des Sortiments, der jeweils hunderte Artikel umfasst. Die Mitarbeitenden verfügen über ein Strichcodelesegerät,

das ihnen jederzeit Auskunft gibt über den aktuellen Lagerbestand ihres Bereichs. Sobald Nachschub gefragt ist, wird der Bedarf im System erfasst und landet auf dem Tisch der Geschäftsleitung, die die Bestellung prüft und dann auch auslöst. Die fortschreitende Digitalisierung ersetzt also nicht automatisch den Menschen, die Unterstützung durch «das System» wird geschätzt, ist aber nicht alles. Das Unternehmen legt Wert auf eine gute Mischung diesbezüglich, das zeigen alleine die zahlreichen mit der firmentypischen Handschrift beschriebenen Hinweisschilder. Die Standorte können dazu auf speziell in der BAUHAUS-Handschrift geschulte externe Mitarbeitende zurückgreifen. Etwas mehr als eineinhalb Jahre nach der Eröffnung ist Daniela Maslic, die Geschäftsleiterin der Oftringer Filiale, «sehr zufrieden. Wir sind allgemein besser als erwartet gestartet», freut sich Maslic. Das Geschäft in der Corona-Zeit, während der die Heimwerkerinnen und

Daniela Maslic ist Geschäftsleiterin im BAUHAUS Oftringen.

Hobbygärtner die Baumärkte regelrecht überrannt hatten, legte die Latte von Anfang an auf eine beachtliche Höhe, nun folgt für den Standort Oftringen die Phase der Konsolidierung. «Jetzt müssen wir auf der Fläche zeigen, was wir haben», wie die Geschäftsleiterin es ausdrückt. Dazu gehört neben dem breiten Sortiment in erster Linie die kompetente Beratung, die durch Mitarbeitende mit Fachausbildung erfolgt. Ein Trumpf ist ausserdem die «Tiefpreisgarantie», die kurz gefasst so funktioniert: Sollte ein Produkt bei der Konkurrenz günstiger angeboten werden, erhält man bei BAUHAUS noch einmal zwölf Prozent Rabatt.

Gartenbauer Nick Zaugg aus Brittnau macht als unfreiwilliges Fotosujet eine ausgezeichnete Falle.

Pionierin in Europa Die Baumarktkette BAUHAUS hat ihren Hauptsitz im bernischen Belp und betreibt 270 Standorte in 19 europäischen Ländern. Mit dem Slogan «Wenn’s gut werden muss.» schaffte das Unternehmen im deutschsprachigen Raum auch ausserhalb der Heimwerkerszene grossen Wiedererkennungswert. BAUHAUS orientierte sich bei der Gründung 1960 an den USA, die damals bereits Baumärkte nach dem Motto «Alle Fachbereiche unter einem Dach und in Selbstbedienung» kannten. In der Schweiz ist BAUHAUS seit 2006 vertreten. Neben Oftringen gibt es Standorte in Niederwangen BE, Schlieren ZH, Mels SG und Matran FR sowie einen Webshop auf www.bauhaus.ch.


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«Ich muss eine Mischrechnung machen, damit es aufgeht» Franziska Hirschi ist Geschäftsführerin der KLH AG, die in Oberentfelden und Staffelbach zwei Tankstellen betreibt und Heizöl verkauft. Text und Bild von Philipp Kissling

Franziska Hirschi, wie beeinflusst der Krieg in der Ukraine Ihr Tagesgeschäft? Mein Hauptaugenmerk liegt auf dem Einkauf und diesbezüglich einigermassen vernünftigen Preisen, damit ich meiner Kundschaft möglichst gut entgegenkommen kann. Es sollten mehrere Lieferanten sein, um etwas Spielraum zu haben. Natürlich erhalte ich nicht die Konditionen der grossen Abnehmer. Nach anfänglicher Hektik zu Kriegsbeginn hat sich der Alltag wieder etwas beruhigt. Ich verfolge die Nachrichten und die Börse intensiver, aber irgendwann muss man sich auch etwas abgrenzen.

Woher kommen Treibstoff und Heizöl, die Sie verkaufen? Das meiste Rohöl kommt aus verschiedenen Ländern wie zum Beispiel Aserbaidschan. Ich verkaufe Bleifrei 95 und 98 sowie Diesel B0, also ohne Bio-Anteil. Sind meine Tanks zur Hälfte geleert, habe ich den Nachschub beim Händler bereits bestellt. Im Tanklager Mellingen Franziska Hirschi, 45, half bereits als Kind an der Tankstelle der landwirtschaftlichen Genossenschaft, deren Geschäfte 31 Jahre lang von ihrem Vater Samuel Hirschi geführt wurden. Seit 2013 ist Franziska Hirschi Geschäftsführerin, Teilhaberin und einzige Angestellte der KLH AG. Foto: Philipp Kissling

tippt der Chauffeur die Auftragsnummer ein, worauf er die gewünschte Menge abzapfen kann. Die Lieferungen treffen ein-, zweimal pro Woche ein. Aufgrund der Preisschwankungen beim Einkauf ist es einerseits ein Abwägen und andererseits braucht es auch etwas Glück. Ich vertraue viel auf mein Bauchgefühl.

Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an den 24. Februar, den Tag des russischen Angriffs auf die Ukraine, denken? Es war ein Schockmoment, der Angst machte. Mit einem Krieg in Europa hatte niemand gerechnet. Normalerweise checke ich die Börsenkurse drei-, viermal pro Tag, jetzt tat ich es im Minutentakt und musste feststellen, dass die Ölpreise explodierten. Das ganze Ausmass war schwer zu erfassen. Geht der Krieg schnell vorbei oder dauert er länger? Muss ich die Preise an der Tankstelle gleich erhöhen oder geht der Ölpreis morgen wieder runter? In den Tagen nach Kriegs-

beginn gab es einen Ansturm auf die Tankstellen, die Kundinnen und Kunden saugten die Tanks förmlich leer. Am 28. Februar musste ich erstmals die Preise erhöhen.

Warum steigt denn der Benzinpreis immer so schnell? Den zu dem Zeitpunkt vorhandenen Treibstoff mussten Sie ja nicht zu den neuen, viel höheren Preisen einkaufen. Das stimmt. Ich hatte noch günstigere Ware am Lager in Mellingen. Irgendwann ist das Lager aufgebraucht und ich muss zu höherem Einkaufspreis einkaufen. Was aber, wenn der Ölpreis wieder stark sinkt? Dann sinkt der Benzinpreis an der Zapfsäule ebenfalls, was bedeutet, dass ich die Einkaufskosten nicht decken kann. Sie sehen, ohne Mischrechnung geht es nicht.

Ein nervöses Geschäft. Wir Tankstellen sind oft die Sündenböcke, es wird uns vorgeworfen, mit dem Krieg viel Geld zu verdienen. Bei den Lebensmitteln haben wir eine ähnliche Situation. Die Getreidepreise, zum Beispiel, reagieren aber schleppender. Tatsache ist, dass politische Ereignisse oder Zwischenfälle wie der blockierte Suezkanal sich sofort auf den Ölpreis niederschlagen. Ein Beispiel anhand der Rheinschifffahrt: Wenn der Rhein zu wenig Wasser führt, erreicht uns weniger Öl auf diesem Weg, dann steigen die Frachtpreise, was wiederum den Benzin- und Heizölpreis in die Höhe treibt.

Wer kassiert denn die massive Preisdifferenz, wenn nicht Sie? Diese Frage ist schwierig zu beantworten. Die Tankstellenbetreiber alleine sicher nicht, eher die Produzenten und die Börsenspekulanten. Tankstellenbetreiber kämpfen selbst mit den schwankenden Margen, mit der wir die Lieferanten, die Infrastruktur, den Strom und das Personal bezahlen müssen. Zu den Verlierern gehören wir aber auch nicht. Ich schätze, unter dem Strich verdienen die Tankstellen etwa gleich viel wie vor dem Krieg.

Als Kleinbetrieb stehen Ihnen übermächtige Mitbewerber gegenüber. Warum tun Sie sich das an? Weil ich meinen Job liebe. Ich lebe dafür, es ist eine Passion und spannend. Ich bin eine One Woman Show und komme deshalb oft mit den Kundinnen und Kunden ins Gespräch, das ist mein Vorteil gegenüber den Grossen.

Wagen Sie einen Blick in die Zukunft? Persönlich glaube ich, dass es irgendwann kein Heizöl mehr geben wird. Derzeit macht Heizöl 30 Prozent unseres Geschäfts aus, Tendenz abnehmend. Beim Gas kann ich nicht mitreden, aber Benzin und Diesel werden so rasch nicht verschwinden. Nur noch Elektroautos auf den Strassen kann ich mir noch nicht vorstellen, irgendwo muss der Strom herkommen.


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Die Betroffenheit ist gross Der Krieg in der Ukraine beschäftigt die regionalen Unternehmen.

Bilder Dieter Gloor, Hans-Peter Dreier von Philipp Kissling / Bilder Felix Schönle, Simon Bolliger, Christa Brügger und Bruno Müller zvg

Hans-Peter Dreier Dieter Gloor

Felix Schönle

Geschäftsführer Gloor Transporte, Zofingen

CEO Wernli AG Verbandstoffe, Rothrist

«Abgesehen vom erhöhten Dieselpreis hatte der Krieg bisher keine Auswirkungen auf uns. Wir haben während der Pandemie schon gesehen, dass unser Geschäft relativ resistent ist gegen Krisen. Die Leute hören nicht auf zu essen, also müssen Versorgung und Entsorgung sichergestellt sein. Verschärft hat sich die Situation bei den gestiegenen Beschaffungskosten und den Lieferzeiten. Der im Januar bestellte Anhängerzug mit Kran zum Beispiel wird vermutlich erst Mitte 2023 geliefert. Die Lieferfrist von Neufahrzeugen hat sich teilweise mehr als verdoppelt. Die Beschaffungskosten bewogen uns im Hinblick auf 2022 dazu, zum ersten Mal seit zehn Jahren unsere Preise anzuheben.»

«Seit Wochen herrscht vor unserer Haustüre ein Krieg, der uns alle direkt oder indirekt betrifft. Wir haben einen kleineren Kunden in der Ukraine und keine Geschäftsbeziehungen zu Russland. Doch indirekt sind auch wir betroffen. Die Rohmaterialpreise sind für viele Materialien massiv angestiegen und es zeichnen sich auch für mehrere Materialien Engpässe ab. Auch die unsichere Verfügbarkeit von Energie (z. B. Gas) kann uns stark beeinflussen. In den letzten Wochen haben wir mit mehreren Hilfslieferungen Verbandstoffe gratis in die Ukraine geliefert und hoffen, dass wir damit die Not etwas lindern können. Unsere Produktionsstätte in Ostungarn ist nur rund 120 Kilometer von der Ukraine entfernt, aber bisher haben wir noch wenig davon gemerkt.»

Simon Bolliger CEO CP Pumpen AG, Zofingen «Wir sind insofern direkt betroffen, weil wir unsere russischen Kunden jetzt nicht mehr beliefern. Russland war jedoch kein Fokus-Land für uns, weshalb die Folgen gering sind. Indirekt spüren wir die Auswirkungen stärker, Stichwort Rohstoffknappheit und -verteuerung, zum Beispiel beim Edelstahl oder den Motoren und anderen Komponenten. Die höheren Kosten können wir nur beschränkt den Kunden weiterverrechnen. Neben dem Margenverlust auf der Einkaufsseite kämpfen wir mit dem gegenüber dem Euro starken Schweizer Franken. Als in der Schweiz produzierendes Unternehmen mussten wir über Jahre hinweg Optimierungsmassnahmen ergreifen, nun rennen wir wieder hinterher. Zum Glück haben wir einen hohen Eigenfertigungsgrad, mechanische Komponenten produzieren wir selber oder bei grosser Auslastung bei Partnern in der Region. Unsere Auftragseingangszahlen liegen über den Erwartungen, aufgrund des Kriegs ist die Stimmung jedoch ambivalent. Die Pandemie war bereits anspruchsvoll, aber Krieg ist noch einmal eine andere Situation, die uns alle persönlich beschäftigt und belastet.»

Christa Brügger Senior Communications Manager Siegfried AG, Zofingen «Siegfried betreibt weder in Russland noch in der Ukraine direktes Geschäft. Wir haben keinen Umsatz in Rubel und wir beschäftigen in beiden Ländern keine Mitarbeitenden. Über die Verknappung von Rohstoffen und Energie, steigende Preise und die zusätzliche Unsicherheit in den Lieferketten sind wir indirekt von diesem Konflikt betroffen, versuchen aber, durch zielgerichtetes Management und Vorratshaltung mit den Herausforderungen so gut als möglich umzugehen. Die Geschäftsleitung hat schon früh an die Belegschaft kommuniziert und Position bezogen. Siegfried verurteilt den Krieg aufs Schärfste und trägt alle gegen Russland und Weissrussland verhängten internationalen Sanktionen mit. Gewisse wichtige Medikamente sind wie üblich von den Sanktionen ausgenommen. Solche werden, soweit sie im Siegfried-Produktportfolio vorkommen, weiterhin zur Verfügung gestellt. Des Weiteren unterstützt Siegfried lokale Organisationen und Initiativen zur Unterstützung der ukrainischen Bevölkerung.»

CEO Dreier AG Transporte Logistik, Suhr «Weil wir im Osten nicht engagiert sind, betrifft uns der Krieg nicht direkt. Beim Treibstoff haben wir mit dem Diesel Floater ein Instrument, um die Mehrkosten im Rahmen zu halten. Indirekt hat der Krieg natürlich schon Auswirkungen, denn wenn beispielsweise die in der Ukraine hergestellten Kabelbäume nicht an die Nutzfahrzeughersteller geliefert werden, können wir auch unsere älteren Fahrzeuge nicht durch neue ersetzen. Mit einer Flotte von rund 300 LKW + 650 Wechselbrücken sind wir jedoch in der Lage, Engpässe abzufedern. Ebenso merken wir die unterbrochenen Güterströme in verschiedensten Branchen, was Auswirkungen auf das Tagesgeschäft hat.»

Bruno Müller CEO Müller Martini AG, Zofingen Bruno Müller, ist Ihr Unternehmen direkt oder indirekt vom Krieg in der Ukraine betroffen? Wir sind indirekt vom Krieg betroffen. Einerseits verschärft er die angespannte Situation auf den Beschaffungsmärkten, andererseits wirkt sich die Unsicherheit hemmend auf Investitionen aus. Wegen der Sanktionen sind das Ersatzteil- und Neumaschinengeschäft in Russland zum Erliegen gekommen. Der Anteil unseres Russlandgeschäfts am Gesamtvolumen ist jedoch relativ gering. Welche Sorgen und Ängste beschäftigen Sie? Ein Krieg in unserer unmittelbaren Nähe war bis am 24. Februar unvorstellbar. Die Entwicklung der letzten Wochen und die unsichere Zukunft bedrücken uns alle. Kommunizieren Sie gegenüber den Mitarbeitenden aktiv im Zusammenhang mit dem Krieg? Wir kommunizieren regelmässig über die Entwicklung unseres Geschäfts sowie über die Chancen und Gefahren, die wir in Zukunft erwarten. Wir haben in den vergangenen Monaten gut verkauft. Unsere Belegschaft freut sich am guten Geschäftsgang und bewältigt die sich stellenden Herausforderungen eindrucksvoll. Der Krieg in der Ukraine und die Not der davon unmittelbar betroffenen Menschen belasten uns jedoch alle sehr.


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