4 AARGAUISCHE BERUFSSCHAU AB’21
AGV NR. 8 | 18. AUGUST 2021
DIE AARGAUISCHE BERUFSSCHAU: EINE ERFOLGSGESCHICHTE Als ich vor Jahren mit meinen Kindern an die Aargauische Berufsschau ging, dachte ich niemals daran, dieser einmal als OK-Präsident vorzustehen. Es war für uns als Eltern wichtig, unseren Nachwuchs bei der Berufswahl zu unterstützen. Wir haben unseren Kindern die freie Wahl gelassen, für welche Ausbildung sie sich entscheiden möchten. Wir haben sie ermuntert, möglichste viele verschiedene Richtungen anzuschauen und offen zu sein für alle An der AB’21 gibt es über 200 verschiedene Berufe zu entdecken. möglichen Berufe.
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ie Aargauische Berufsschau war der ideale Ort, auf kleinstem Raum eine grosse Anzahl verschiedener Berufe anzuschauen. Wir konnten vor Ort die verschiedensten Berufe beobachten, erfragen, erleben und teilweise sogar ertasten und erriechen. Das Standpersonal war sehr aufmerksam und hilfsbereit und hat unseren Kindern alle Fragen beantwortet. Nicht von ungefähr haben zwei davon die Berufslehre gewählt. Ich freue mich sehr, dass wir trotz schwierigem Umfeld die Berufsschau durchführen können. Die Berufslehre: der Schweizer Weg zum Erfolg In der Schweiz hat die Berufsbildung einen hohen Stellenwert. Sie ermöglicht es Jugendlichen, durch alternierenden theoretischen Unterricht und praktische Arbeit in einem Betrieb
Urs Widmer Geschäftsleiter AGV und OK-Präsident AB’21
einen Beruf zu erlernen. Das Modell, das ein wirksames Mittel gegen die Jugendarbeitslosigkeit ist, stösst auch im Ausland auf immer grösseres Interesse. Unsere Nachbarn beneiden uns um unser duales Berufsbildungssystem. Im Wettbewerb um das wettbewerbsfähigste Land der Welt belegte die Schweiz immer die vordersten Plätze. Kein Wunder: Die Arbeitslosigkeit ist tief, der Wohlstand hoch und die Wirtschaft brummt.
Universität und die ETH stehen ihnen nach der so genannten «Passerelle» offen. Diese Durchlässigkeit ist ein wichtiger Faktor für den Schweizer Erfolg. Die Berufslehre: eine offene Tür zur Zukunft Auf die Frage, was eine Berufslehre auszeichnet, gibt es viele Antworten. Ihre grosse Stärke liegt im Bezug zur Arbeitspraxis. Lernende erleben tagtäglich, was es heisst, in einem Beruf zu stehen, das entsprechende Handwerk anzuwenden und konkrete Probleme zu lösen. Die Lernenden stehen von einem Tag auf den anderen mitten in der Erwachsenen- und Arbeitswelt. Sie müssen sich darin zurechtfinden. Das ist anfangs nicht einfach. Sie haben erwachsene
rbeitskollegen, sie lernen mit forA dernden Kunden oder Ansprechpartnern umzugehen, sie sind Teil eines Teams und müssen Verantwortung übernehmen. Das beeinflusst ihre Persönlichkeit in eine positive Richtung. Eine ganz wichtige Rolle übernehmen hier die tausenden von Berufsbildnerinnen und Berufsbildnern. Sie unterstützen die Jugendlichen bei der Ausbildung und sorgen dafür, dass der Berufsnachwuchs bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Viele erfolgreiche Schweizer Unternehmer, Manager oder Persönlichkeiten haben ihre berufliche Laufbahn mit einer Berufslehre gestartet. Der Aargauische Gewerbe verband: seit Jahren eine tragende Säule im System Seit seiner Gründung vor rund 125 Jahren zählt die Förderung des dualen Berufsbildungssystems, mit Grund- und Weiterbildung, zusammen mit der Gewerbepolitik zu den beiden Hauptaufgaben des AGV. In den Statuten ist bei Zweck und Aufgaben des AGV auch klar geregelt: Der AGV fördert die Berufsbildung. Neben der Organisation und Durchführung von Überbetrieblichen Kursen der KV-Branche D&A bildet der AGV seit 1989 auch selber Berufsbildnerinnen und Berufsbildner aus. In mehrmals jährlich stattfindenden Kursen werden zukünftige Ausbildungsverantwortliche geschult.
Auf die Frage, warum das so ist, wird gern das liberale Arbeitsgesetz erwähnt, eine moderate Steuerlast, die politische Stabilität. Alles richtig. Ein entscheidender Punkt aber geht oft vergessen: Wir haben das beste Ausbildungssystem der Welt! In den meisten anderen Ländern zählt auf dem Arbeitsmarkt nur ein Universitätsabschluss. Wer den nicht vorweisen kann, bringt es nie zu etwas. In der Schweiz hingegen hat das Handwerk noch immer goldenen Boden: Fast zwei Drittel unserer Jugendlichen absolvieren eine Berufslehre, werden in Betrieb und Schule ausgebildet. Dieses «duale» System ist unschlagbar – weil die Jugendlichen neben theoretischem Wissen auch praktische Erfahrung sammeln dürfen. Die Lehre ist aber keine «Sackgasse»: Mit der Berufsmatur und diversen anderen Zusatzausbildun gen können sich die jungen Berufsleute gezielt weiterbilden, sogar die Sogleich anpacken – an der Berufsschau möglich!