André Seidenberg
I S B N 978-3-7296-5039-8
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783729 650398
Verpasste Chancen Claude-Alain Humbert / Fridy Schürch
«Ärzte, Therapeuten, Heiler, Scharlatane, Koryphäen, Abzocker, Gauner, Heilige und Huren kreuzten die Wege von Claude-Alain Humbert auf seiner besessenen Suche nach dem Ultimativen, der Ekstase, der Erleuchtung zu jedem Preis. Die hektische Suche nach Drogen gleicht der verzweifelten Suche nach einem Ausweg aus der Sucht, der Drogenfreiheit und überhaupt der Freiheit. (Abstinenz, der Traum von Heilung und Erlösung wurden hier Ersatz für ein Lebensziel.) Vertrauen, Wahrheit und Liebe werden vom gefrässigen Moloch der Sucht verschlungen. Leben als Sturz im Umlauf um das schwarze Loch.»
Claude-Alain Humbert / Fridy Schürch
Verpasste Chancen Erinnerungen eines Drogensüchtigen aus gutem Hause
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Claude-Alain Humbert Fridy SchĂźrch Verpasste Chancen
Der Zytglogge Verlag wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2016 – 2020 unterstützt. Mit freundlicher Unterstützung
© 2020 Zytglogge Verlag AG, Basel Alle Rechte vorbehalten Lektorat : Martin Zingg Covergestaltung : Zytglogge AG Layout/Satz : 3w+p, Rimpar Druck : Finidr, Tschechische Republik ISBN : 978-3-7296-5039-8 www.zytglogge.ch
Claude-Alain Humbert Fridy SchĂźrch
Verpasste Chancen Erinnerungen eines DrogensĂźchtigen aus gutem Hause
Inhalt
Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Meine Wurzeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Heile Welt bis 17 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Die Sucht gewinnt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Ferienflirt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Seelenfänger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Auditing – Geistige Beratung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Vorerst ins Bordell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Kibbuz oder Entzug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Mein bester Arzt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Apotheken und Arztpraxen im Visier . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Gescheiterter Bruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Scientology im Land der Lederhosen . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Mit Dr. M. auf Ritalin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Irrenanstalt und Teufelsaustreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Züri brännt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 In den Fesseln der Droge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Drogendramen auf dem Platzspitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 Auf den Flügeln des Todes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 Der lange Weg zur Heilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 Ewiger Kampf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 Von ganz unten nach oben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 Das Schicksal schlägt zweimal zu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 Auf falsche Karten gesetzt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 Nadja – Eine neue Liebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 Ungestillte Sehnsucht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 Grenzenlose Bedrohung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 Eingelocht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178 Wieder in Freiheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 Suche nach einem sanften Entzug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205 Einsicht in die Eigenverantwortung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209
Schlagzeilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 SĂźndenpfuhl Marseille . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 Turbulenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235 Ruhe vor dem Sturm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 Wieder siegt die Sucht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 Bitteres Ende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266 Claude-Alain, ein lieber Freund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 Lieber Claude-Alain . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 270 Claude-Alain, ein interessanter Freund . . . . . . . . . . . . . . . . 272 Erinnerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275 Claude: War es das? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279 Claude-Alain Humberts ReligionsfĂźhrer . . . . . . . . . . . . . . 281 Dank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283
Einführung
Der grossgewachsene, gut gekleidete Mann mit vollem schulterlangem Haar begegnete mir das erste Mal in meiner Boutique in Berlingen am Untersee. Sein charmantes Auftreten und seine blendende Ausstrahlung faszinierten mich gleich. Er interessierte sich für die kunsthandwerklichen Unikate in meinem Geschäft und deckte sich bei seinen Besuchen jeweils mit Kunstkarten ein. Manchmal war er in Begleitung einer attraktiven Dame. Oft kauften sie wertvolle Unikate und bald zählte ich sie zu den Kunden, die ich besonders schätzte. Wie ich vermutete, waren die beiden jeweils zur Kur im ‹Seeblick Berlingen›. Anfang 2006 kam Herr Humbert ohne seine Begleiterin in mein ‹SchatzChischtli›. Während er die neu eingetroffenen Karten betrachtete, erzählte er mir vom tragischen Verlust seiner Freundin, die an einem Herzstillstand gestorben war. Ein Jahr später – ich war gerade beschäftigt mit der Übergabe meiner Boutique – rief mich mein gern gesehener Kunde an. Er teilte mir mit, dass er eine Krise durchmache und etwas Ablenkung suche. Er fühle sich wohl in meinem Geschäft und könne sich vorstellen, mich bei meiner Arbeit etwas zu unterstützen. Mein Herz pochte vor Freude, doch ich liess mir nichts anmerken und antwortete: «Ja, gerne.» Als er mir von seinen Drogenproblemen erzählte, die sein Leben die vergangenen 21 Jahre im Griff gehabt hatten, dachte ich mir: «Dieser Mann darf nicht untergehen.» Das war der Beginn einer sieben Jahre langen Beziehung, in welcher sich luxuriöse Highlights mit qualvollen Erlebnissen
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abwechselten. Zürich, Lyon, Paris, Marseille und Strassburg, Hochs und Tiefs, ein Wechselbad der Gefühle. Nach Abstürzen tat es ihm jeweils leid. Er versprach mir jedes Mal, mit den Drogen aufzuhören, und bettelte: «Lass mich nicht hängen.» Als er nach dreieinhalb Jahren Abstinenz wieder tief in die Drogensucht fiel, verlor auch ich die Kraft, ihn weiterhin zu begleiten. Auf mein Drängen hin machte er drei Kurzentzüge, stürzte jedoch immer wieder von Neuem ab – bis zum dramatischen Ende im April 2014. Claude-Alain Humbert begann bereits vor der Jahrhundertwende, an seiner Biografie zu schreiben. Es war sein grosser Traum, seine dramatische und bewegende Lebensgeschichte zu veröffentlichen. Diesen Traum will ich ihm erfüllen, indem ich die Geschichte zu Ende bringe. Fridy Schürch
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Vorwort
Claude-Alain war eine faszinierende, äusserst vielseitige und charismatische Persönlichkeit, die wegen ihrer Wesensart und ihrer Taten geliebt wurde, in gewissen Situationen aber auch unerträglich war. Claude-Alain verkörperte in seinem Leben vieles: Er war ein liebevoller Bruder, ein zärtlicher, aber auch sehr fordernder Lebenspartner, fantasievoller und geliebter Götti und Onkel, begeisterter Forscher auf dem Feld der religiösen und spirituellen Vielfalt in der Schweiz und Verfasser eines von der Presse und von einem breiten Leserkreis mit grossem Interesse zur Kenntnis genommenen Religionsführers. Gelegentlich war er aber auch Einbrecher, Bettler, Freier, zeitweise Anhänger einer Psychosekte und seit seiner späten Jugend Drogensüchtiger, nie aber Junkie. Im starken Kontrast dazu stand seine Kindheit. Sie verlief in ruhigen Bahnen, ohne jede Auffälligkeit. Claude-Alain war ein wohlbehütetes, aufgewecktes, eher ruhiges Kind einer wohlhabenden Familie vom noblen Zürichberg. Er war sensibel, fröhlich, interessiert, neugierig und begeisterungsfähig. In seiner Kindheit waren nicht die geringsten Anzeichen von Extremität, Radikalität und missionarischem Eifer erkennbar, welche die Gewitterwolken des Unheils erahnen liessen. Kaum aus seiner behüteten Kindheit und frühen Jugend entronnen, begann mit steigender Intensität, gleich einem Motor, der langsam warmläuft, sein nicht enden wollender Leidensweg. Ein Weg, der geprägt war von seiner zerstörerischen Alkohol- und Drogensucht, geprägt von Höhen und Tiefen, von Erfolg und Niederlagen, von Freude und Leid, von Glück und Pech. Claude-Alain war ein Kind der 60er- und 70erJahre, der Hippies, der jungen ‹Flower-Power›- und der Viet-
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nam-Generation, die in den Bann gezogen wurde von der neuen, bis anhin unbekannten Drogenwelle, die von den USA herüberschwappte. Das Unbekannte und das nie Gekannte übte damals auf die Jugend und auch auf ClaudeAlain eine heute nur noch schwer nachvollziehbare Faszination aus. Es galt, mitzumachen, auszuprobieren, zu experimentieren und dabei zu sein. Die psychedelischen und halluzinogenen Substanzen Meskalin, Heroin, Kokain, Ritalin und in den letzten Jahrzehnten seines Lebens der Alkohol, die tolerierte Gesellschaftsdroge schlechthin, wurden in abwechselnden Phasen zu seinen täglichen Begleitern. Einmal im Sumpf gefangen, gab es für Claude-Alain kein Entrinnen mehr, und er war kein Einzelfall. Traurige Vorbilder, die sich dem exzessiven Drogenkonsum verschrieben hatten und ein tragisches Ende fanden, gab es ja genug: Jimi Hendrix, Janis Joplin, Elvis Presley, Jim Morrison (Sänger von ‹The Doors›), Bon Scott (Sänger von ‹AC/DC›), Sid Vicious (Bassist der ‹Sex Pistols›), Kurt Cobain (Frontman und Sänger von ‹Nirvana›), Michael Jackson, Prince, Whitney Houston und Amy Winehouse sind nur einige Beispiele. Opfer einer schweren Sucht zu sein ist nicht nur für den Betroffenen selbst, sondern auch für das Umfeld des Süchtigen eine grosse emotionale Belastung. Zu sehen, wie der eigene Sohn, der geliebte Bruder, Lebenspartner und Freund unsäglich leidet, jede Würde verliert, als willenloses Werkzeug seiner Sucht psychisch und physisch zerfällt und zu Grunde geht, ist die Hölle. Claude-Alain kämpfte bis ans Lebensende gegen seine verschiedenen Süchte. Zeitweise war dieser stete Kampf auch durchaus erfolgreich. In seinen suchtfreien Zeiten keimte dann Hoffnung auf, nicht nur für ihn, sondern auch für uns Brüder, für unsere Eltern und seine Lebenspartnerin. Wird er
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es nun schaffen? Wird endlich Ruhe einkehren? Wird das Leiden nicht nur für uns Angehörige, sondern auch für jene, die ebenfalls mit ihm aufs Engste verbunden sind, ein definitives Ende finden? Oder wird er wieder rückfällig werden? Diese Fragen waren für uns alle ständige Begleiter in den guten, drogenfreien Phasen seines Lebens. Es schien dann, dass er dem Drogensumpf definitiv entkommen war, was für uns eine sehr grosse Erleichterung bedeutete. In diesen drogenfreien Lebensphasen war Claude-Alain wieder eine geschätzte Persönlichkeit. «Nur der Geist, der unverrückbar an ein fernes, schönes Ziel glaubt, vermag die Lebenskraft sich zu erhalten, die ihn über den Alltag hinwegführt.» Nach dieser Maxime von Gustav Stresemann, dem deutschen Friedensnobelpreisträger der Weimarer Republik, versuchte Claude-Alain zu leben. Sein Ziel war das Ende seiner vier Jahrzehnte lange dauernden Suche nach Befreiung von den Fesseln seiner sklavischen Sucht, die ihn immer wieder einholte und zuletzt nicht mehr losliess. Es war aber nicht nur diese Art von Suche, sondern es war mehr, es war die Suche nach Grenzerfahrungen, nach der Radikalität des Lebens, nach dem Unbekannten, nach dem Wie und Warum, die rastlos in Claude-Alain wirkte, unaufhaltsam und erbarmungslos, wie das Schicksal eben ist. Eines Tages war es soweit, er war nun da, er liess sich nicht mehr aufhalten, jener stets gefürchtete Moment, in welchem Claude-Alain seine Suche und seinen Lebenskampf definitiv aufgab, nicht unerwartet, aber schliesslich doch überraschend für jene, die ihn ein Leben lang begleitet hatten. Es geschah am 8. April 2014, im Alter von 58 Jahren, als ihn diese Lebenskraft endgültig verliess. Zu viel war in der Zwischenzeit geschehen, zu kurz waren seine drogenfreien, glücklichen Mo-
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mente gewesen, zu gross war der an seinem Körper betriebene Raubbau, der nichts verzieh und sich nun in tödlicher Weise manifestierte. War dieses Ende vorauszusehen? War ClaudeAlain gescheitert, an sich selbst, an seiner Umwelt? Die Antwort liegt auf der Hand, könnte man meinen. Sie ist aber so komplex und schwierig, wie sein Leben gewesen ist. Die vorliegende Biografie, die unser Bruder im letzten Viertel seines Lebens verfasste und die von seiner Lebenspartnerin Fridy Schürch überarbeitet und ergänzt wurde, mag dem Leser eine oder mehrere Antworten auf diese Fragen geben. Der Leser mag sich vielleicht auch fragen, warum Claude-Alain überhaupt die grosse Mühe auf sich nahm, eine derart umfassende Autobiografie zu verfassen. Er schrieb diese Biografie nicht nur um seinetwillen, nicht nur für sich selbst, um sein dramatisches Leben zu verarbeiten, um seinem Hang zum Narzissmus Ausdruck zu verleihen und seine Eitelkeit zu befriedigen. Dies wäre zu simpel gewesen für ihn, der trotz allem hohe Ansprüche an sich selbst hatte. Es war mehr: Es ging ihm hauptsächlich darum, der Leserin und dem Leser seine Erfahrungen und Erkenntnisse zu vermitteln. Er wollte wachrütteln, aufklären, mahnen, abschrecken und aufzeigen, dass der Konsum von Drogen in den Abgrund führt und ein Leben zerstören kann. Dies ist ihm mit seiner nun vorliegenden Autobiografie gelungen. Thalwil und Zürich, 2019, Dr. Denis G. Humbert
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Meine Wurzeln
Kennengelernt haben sich meine Eltern 1952 im Zug. Meine Mutter war eine attraktive, fröhliche und selbstbewusste Frau. Dies konnte meinem Vater, der ein Charmeur alter Schule war, nicht entgehen. Direkt und zielstrebig wie er war, bat er bereits nach wenigen Minuten um ihre Telefonnummer, mit dem Hinweis, dass er sie nach ihrer Rückkehr aus Spanien gerne näher kennenlernen wolle. Gerade mal zwei Jahre später waren meine Eltern verheiratet. Aufgewachsen ist mein Vater in Lausanne, im französischsprachigen Kanton Waadt. Sein Vater war Franzose und war in jungen Jahren in die Schweiz gekommen, wo er seine Frau, eine gebürtige Berner Oberländerin, kennenlernte. Mit ihr zusammen gründete er in Lausanne ein kleines Möbelgeschäft. Mein Vater war ihr zweitjüngstes Kind. Bereits als 16Jähriger verliess er seine Geburtsstadt, liess sich in Basel zum Innenarchitekten ausbilden und zog dann nach Zürich weiter. In Zürich arbeitete mein Vater beim damals renommierten Wohnungseinrichtungsgeschäft ‹Muralto› als Innenarchitekt, bis er sich mit Mitte dreissig selbstständig machte. Innert kurzer Zeit wurde er zu einem international gefragten Innenarchitekten. Er gestaltete unter anderem in diversen Hauptstädten dieser Welt die Einrichtungen von Schweizer Botschaften und luxuriösen Hotels. Durch seine Arbeit bedingt war er sehr viel auf Reisen, allein oder gemeinsam mit meiner Mutter. Derweil schaute ein Au-pair-Mädchen bei uns nach dem Rechten, manchmal schliefen wir auch bei den Eltern meiner Mutter in Höngg. Schon als kleiner Knirps durfte ich meine Eltern auf ihren Reisen begleiten, nach Ägypten, New York, Florida, Libanon, Algerien, Puerto Rico und anderen Destinationen.
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Daddy trug zwei Seelen in seiner Brust. Er hatte zweifellos eine raue Schale und einen weichen Kern und konnte durchaus charmant und zärtlich sein. Zu schaffen machten uns seine impulsiven Wutausbrüche, vor denen wir uns alle fürchteten. Als Ältester war es dann jeweils meine Aufgabe, meine beiden Brüder Etienne und Denis mit Spielen abzulenken. Nicht selten flogen Gegenstände durch die Luft. Er wurde aber nie handgreiflich, trotzdem waren diese Ausbrüche auch für meine Mutter schlimm. Andererseits war es meinem Vater wichtig, dass es uns gut ging. Er verwöhnte uns Kinder und besonders auch meine Mutter, die er mit Geschenken gelegentlich geradezu überhäufte. Seinen weichen Kern offenbarte er ungeschminkt in seinen dutzenden Reisetagebüchern, in denen er jeweils seine Eindrücke und Gefühle auch uns gegenüber beschrieb. Meine Mutter war katholisch und sehr religiös, mein Vater reformiert. Er war zwar kein praktizierender Christ, jedoch mit ganzem Herzen gegen den Katholizismus. Meine Mutter ging jeden Sonntag zur Kirche, war aber sehr tolerant und offen für andere religiöse Ansichten. Denke ich an meine Mutter zurück, wird mir warm ums Herz. Ihr möchte ich dieses Buch widmen. Etienne, mein vier Jahre jüngerer Bruder, war ein Heisssporn, immer auf Trab, und es war ihm stets wichtig, im Mittelpunkt zu stehen. Einige Super-8-Filme meines Vaters erinnern daran, wie Etienne öfters versuchte, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, indem er den Kopfstand vorführte. Meine Eltern schenkten ihm Olla, eine herzige, silbergraue Zwergpudel-Dame. Etienne liebte es, mit dem Hündchen herumzutollen. Mein sieben Jahre jüngerer Bruder Denis war ein richtiger Sonnenschein. Er war ein eher ruhiges, aber aufgewecktes, lebhaftes Kind und vertiefte sich gerne in seine vielen Bücher.
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Bewaffnet mit Feldstecher und Gummistiefeln zog er regelmässig in den nahegelegenen Wald, wo er stundenlang Rehe und VÜgel beobachtete. Er war ein kleiner Abenteurer und wäre wohl gerne ein grosser geworden. Seine Beobachtungen notierte er jeweils in ein kleines Notizbuch.
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Heile Welt bis 17
Schon als Kinder sind Walo, dessen wirklicher Name anders lautet, und Bruno meine liebsten Spielgefährten. Von unserem Trio ist Bruno mit Abstand der ruhigste, während Walo und ich immer für allerlei jugendlichen Unsinn und Streiche zu haben sind. Im zarten Alter von 13 entdecken wir die ersten Sexhefte in geheimen Verstecken unserer Väter. Ein Jahr später röhren wir mit unseren frisierten Mofas durch die Strassen Zürichs. Und mit 15 erleben wir erstmals die geballte Power und einzigartige Magie von Rockkonzerten. So lauschen wir andächtig neuen Sounds, während wir zeitgleich im ‹Jasmin›, der ‹Zeitschrift für das Leben zu zweit›, begierig das ‹Lexikon der Erotik› studieren. Auch beginnen wir, uns in den ersten Drogenlexika, die der Buchmarkt zu bieten hatte, über die Wirkung von Substanzen wie Haschisch oder Meskalin zu informieren. Nach sechs Jahren Primar-, drei Jahren Sekundarschule, einer weiterführenden Grundausbildung sowie einem Zwischenjahr in einer Privatschule bin ich im Unklaren, was ich als Nächstes tun will. Eine Lehre kommt nicht in Frage, ich will etwas Besseres werden. Mein Traumberuf ist Filmregisseur. Ich drehe bereits hobbymässig kleine Filme auf Zürichs lauschigen Plätzen. Im Frühling 1972 beginne ich bei der Privatschule ‹Minerva› eine zweieinhalbjährige Vorbereitung zur Matura. Anfänglich bemühe ich mich, einigermassen mitzuhalten, bald beginne ich aber, Unterrichtsstunden zu schwänzen. Walo macht eine ähnliche Ausbildung an der Privatschule ‹Juventus›. Bruno hat eine Lehre als Maurer begonnen.
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Der Höhepunkt des Tages sind jeweils die Abendstunden, wenn ich mich mit meinen zwei besten Freunden im ‹Rümli› treffe. Der kleine, schmucklose Raum befindet sich im Untergeschoss eines privaten Seniorenheimes, das Walos Mutter leitet. Im ‹Rümli› hören wir britische Bands wie die ‹Rolling Stones› und ‹Deep Purple›, aber auch den US-Schockrocker Alice Cooper. Daneben interessieren wir uns brennend für Mädchen. Bruno und Walo sind die Pioniere unseres Trios, sie schaffen den ersten Kuss. Spätestens, als Bruno erzählt, dass er gar eine Blondine entjungfert habe, gerate ich arg in Zugzwang. Zwar schwärme ich an der ‹Minerva› insgeheim für Claudia, die sich dort zur Arztgehilfin ausbilden lässt, aber da bin ich keineswegs der einzige Verehrer. Claudia mit ihren langen blonden Haaren und der anmutigen, zierlichen Figur ist der unbestrittene Star an der ‹Minerva›. Wenn sie durch die Gänge des Schulhauses schwebt, folgen ihr die Blicke aller männlichen Schüler. Natürlich ist sich Claudia ihrer Wirkung bewusst. Der Möchtegern-Filmproduzent in mir lässt sich nicht verbergen – ich stehe somit sprichwörtlich vor einer ‹Mission impossible›. Doch zielstrebig lauere ich auf meine Chance. Als eines Tages Claudia mit ihren Kolleginnen wieder mal um die Ecke rauscht, sammle ich all meinen Mut und gehe direkt auf sie zu: «Kann ich dich zum ‹Pink Floyd›-Konzert ins Hallenstadion einladen?» Sie schaut mich leicht verdutzt an, sagt aber mit einem süssen, filmreifen Lächeln: «Ja, gerne. Das Konzert findet ja erst am 12. Dezember statt. Da bleibt uns noch genug Zeit, uns abzusprechen.» Diese Worte bescheren mir überschwängliche Glücksgefühle.
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Das ‹Pink Floyd›-Konzert kommt näher und näher. Am besagten Abend hole ich mein Traummädchen am Bahnhof ab. Claudia lächelt: «Hoi, dann gehen wir.» Ich ringe krampfhaft nach Worten. Schliesslich sitzen wir stumm auf unseren Plätzen, bis das Konzert beginnt. Den Sound von ‹Pink Floyd› kann ich natürlich vor lauter Aufregung nicht geniessen. Ständig ängstigt mich meine Unfähigkeit, mich zwangslos und natürlich mit Claudia unterhalten zu können. In der Pause flüchte ich förmlich auf die Toilette. Dann steuere ich die Theke an und trinke zwei grosse Biere. Mit Kaugummi versuche ich vor Claudia den Geruch nach Alkohol zu kaschieren. Sie hat von meiner Ausschweifung nichts bemerkt und lächelt mich an. Der Alkohol entfaltet seine enthemmende Wirkung und so lege ich spontan meinen Arm um Claudia. Tatsächlich schaffe ich es, sie zärtlich zu küssen. Nach dem Konzert begleite ich mein Traummädchen zum Bahnhof, ringe immer noch vergebens um Worte. Ich habe sie nie vergessen. Doch meine Drogensucht hat alles vermasselt. An einem Samstag, auf dem Heimweg vom Jugendzentrum ‹Drahtschmidli›, das heute als Jugendkulturhaus ‹Dynamo› gleich gegenüber der Fussgängerbrücke beim Zürcher Platzspitz zu finden ist, begegnen Walo, Bruno und ich Mufus. Leute wie Mufus bezeichnet man damals in der Szene bewundernd und respektvoll als ‹Freak›. Die normale Gesellschaft hingegen hat eine völlig andere Sicht. Sie betitelt solche Typen als ‹Clochard›, ‹Landstreicher›, ‹Zigeuner› oder sogar als ‹Langhaariger Sauhund›. Das zerzauste Haar fällt Mufus tief ins Gesicht. Seine bestickte Lammfelljacke und die zerrissenen Jeans unterstreichen die ausgefallene Erscheinung. Der Typ beeindruckt uns gewaltig. Mit übergeschlagenen Beinen sitzt er auf einer Bank
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unter einer der grossen Linden. Mufus inhaliert tief aus einem Chillum, einem speziell fürs Rauchen von Cannabisprodukten konzipierten, zehn bis zwanzig Zentimeter langem Holz- oder Tonrohr mit konischer Bohrung. Beim Anblick des genüsslich inhalierenden Mufus nehmen wir schliesslich unseren ganzen Mut zusammen und fragen ihn direkt: «Dürfen wir auch einen Zug versuchen?» Gönnerhaft streckt er uns das Chillum entgegen, und jeder von uns zieht – tapfer gegen den Reizhusten kämpfend – den magischen Rauch tief in die Lungen. Doch zu unserer Verwunderung spüren wir nichts. Wir nehmen somit einen zweiten, tiefen Zug. Und erneut: nichts, absolut nichts. Jetzt wollen wir es aber definitiv wissen und gehen ins Niederdorf, in die Zürcher Altstadt, zum Restaurant ‹Turm›, auf dessen Vorplatz damals eine verdeckte Drogenszene existiert. Dort kaufen wir zehn Gramm grünen ‹Maroc› für 45 Franken. Am Abend rauchen wir Haschisch, doch eine Wirkung will sich bei keinem einstellen. Erst später vernehmen wir, dass dies beim ersten Male normal ist. Darum erlebe ich erst beim nächsten Cannabiskonsum einen richtigen Drogenrausch. Während des denkwürdigen Auftritts von ‹The Who› am 5. September 1972 in Wetzikon nehme ich als Musikgeniesser einen einzigartigen Klangteppich wahr. Die Luft beginnt schillernd zu vibrieren. Zu dieser Zeit hält in der Zürcher Drogenszene eine harsche Verschärfung Einzug. Unter den Fixern von Opiaten gibt es die ersten Toten durch Überdosen. Auf dem Platzspitz wird zudem immer offener und ungehemmter mit Haschisch, Morphintabletten, Amphetaminen und manchmal auch mit LSD gehandelt. Nach und nach sammle ich mit all diesen Drogen meine eigenen Erfahrungen. Eines Tages fahren Walo und ich mit unseren Töfflis zum ‹Turm›. Wir treffen
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einen Typen, der LSD verkauft. Zu dieser Zeit tragen die bunten Pillen Namen wie ‹California›, ‹Sunshine›, ‹Purple Hazel›, oder es wird schlicht von ‹Micros› geredet. Wir kaufen zwei Tabletten der grünen ‹Micros› zu je acht Franken. Am Brunnen nebenan spülen wir die kleinen Pillen gleich mit Wasser hinunter. Selbst etwas erschrocken über unseren Mut, gilt doch LSD als die absolute Super-Droge, fahren wir zurück in unser ‹Rümli›. Bruno erwartet uns bereits und lauscht den sphärischen Klängen von ‹Pink Floyd›. Wir wollen ihn mit unserem Trip überraschen. Denn wir sind mächtig stolz auf unsere Heldentat. Später gesellen sich René mit einem Kollegen und Tanja zu uns. Nach einer knappen Stunde spüre ich ein sonderbares Kribbeln im ganzen Körper. Es wird stärker und stärker, und im selben Masse sensibilisiert sich auch mein Musikempfinden. Ja, ich habe gar das Gefühl, dass an diesem Abend die Musiker speziell für mich spielen. Die Vibes – so nennt man damals die Wirkung von psychedelischen Drogen – werden immer unheimlicher, intensiver und schliesslich gar bedrohlich. Mein Puls droht zu explodieren. Und da überkommt mich tödliche Angst in ihrer schrecklichsten Form. Ich bin auf den Horrortrip gekommen. Verzweifelt krieche ich zu Bruno und flehe: «Bruno, bitte, bitte, hilf mir!» Tanja kommt mir zu Hilfe und führt mich zu einer Matratze: «Stell dir doch eine Wiese mit vielen farbenfroh blühenden Blumen vor.» Und tatsächlich sehe ich ein buntes Blumenmeer. Das ‹Rümli› verwandelt sich in einen glitzernden, funkelnden Palast. Ich fühle mich himmlisch und verliere dabei jedes Zeitgefühl. Minuten werden zu Stunden. Unser Ausflippen nimmt aber doch noch ein unrühmliches Ende. Denn die überlaute Musik ruft Walos Mutter auf den Plan. Kurzer-
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hand schickt sie ihren Sohn auf sein Zimmer und uns nach Hause. Dieses Abenteuer reicht uns vorerst, wir lassen LSD folglich bleiben und begnügen uns mit unserem wöchentlichen Haschischkonsum. Später jedoch erweitern wir unser Drogensortiment um Morphintabletten, die wir für 15 Franken pro Stück kaufen, mörsern und dann als Pulver sniffen. Manchmal erwerben wir auch Amphetamine und trinken dazu Unmengen an Bier. Immer mehr gerät mein Drogenkonsum ausser Kontrolle, und mitunter wird er zur täglichen Routine. Logischerweise lässt sich dies mit meinem Schulbesuch an der ‹Minerva› nicht vereinbaren. Ich bleibe dem Unterricht mehr und mehr fern. Es ist weit nach Mitternacht, meine Eltern schlafen bereits. Mit den Autoschlüsseln meines Vaters torkle ich die Treppe hinunter zur Garage. Ich starte das olivfarbene BMW Coupé und fahre waghalsig die Auffahrt hinauf in den Hof. Dann weiter entlang der Keltenstrasse, die Schneckenmannstrasse hinunter Richtung Bergstrasse. In der Kurve zur Zürichbergstrasse schleudert der Wagen – Crash – und ich lande in der Verkehrsinsel. Der Wirt vom Restaurant ‹Vorderberg› und zwei seiner Gäste helfen mir, das eingedrückte Auto die rund zwanzig Meter in den Hof unseres Hauses zu rollen. Ich verziehe mich so schnell wie möglich in mein Zimmer. Während ich noch meinen Rausch ausschlafe, weckt mich meine Mutter und sagt völlig aufgelöst: «Claude-Alain, der BMW ist weg!» «Was ist los?», frage ich scheinheilig. «Daddy war in der Garage, das Auto ist weg!» «Wie sollte ich wissen, wo der Wagen ist?»
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Dann höre ich wie mein Vater mit der Polizei telefoniert. Erst jetzt wird mir so richtig klar, was ich angestellt habe, und ich beichte: «Ich war es.» Als Daddy den demolierten Wagen im Hof sieht, hat er einen seiner Wutanfälle und droht mir mit Hausverbot. Die Busse muss er berappen. Ich bin noch keine 18 und ohne Führerschein.
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Die Sucht gewinnt
In den darauffolgenden Wochen sammle ich Erfahrungen in Sachen Mädchen. Mit einer Schulkollegin gehe ich ins Kino, mit anderen in einem Park spazieren. Auf dem Programm steht immer: Küssen. Bald habe ich in der ‹Minerva› den Ruf, ein Casanova zu sein, obwohl ich immer noch mit meiner Beklommenheit zu kämpfen habe. Vor ein paar Tagen habe ich Tommi kennengelernt. Seither treffen wir uns fast jeden Abend im Niederdorf. Tommi ist Musiker und Gelegenheitsfixer. In seiner linken Armbeuge ist ein Panther eintätowiert. Darauf ist er mächtig stolz: «Siehst du das Auge des Panthers? Wenn ich mir einen Schuss setze, dann immer an denselben Punkt, nämlich direkt ins Auge.» Mir gefällt seine coole Art. Eines Abends sagt er: «Komm, wir gehen zu Jack.» Er verrät mir, dass Jack am Hirschenplatz ein Mädchen hat, welches für ihn anschafft. Das finde ich spannend. Die Wohnung von Jack liegt mitten im Niederdorf. Wir klingeln an der versprühten Türe. Vor uns steht Laila, ein adrettes Mädchen, das ich von früher kenne. «Kommt herein!» Laila und ich sind erstaunt über unsere Begegnung, hier an diesem Ort. Ich glaube, dass es ihr ziemlich peinlich ist. Was macht sie bei einem Zuhälter? Jack, ein bulliger Typ, mit schwarzem, langem Schnurrbart thront auf einem ausgeleierten Fauteuil. Er lagert seine nackten Füsse auf dem kleinen Glastisch und klimpert auf seiner Gitarre. Mit einer Handbewegung zeigt er auf die Ledercouch und befiehlt Laila: «Hol uns Bier!»
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Foto: Studioline Photography
Fridy Schürch Aufgewachsen in Sursee/LU, lebt in Schaffhausen. Zehn Jahre lang Inhaberin einer Boutique für Kunsthandwerk und Geschenke. Als freie Journalistin verfasste sie für diverse Zeitschriften Portraits und Reportagen. Seit 20 Jahren schreibt sie regelmässig in der Rubrik ‹Leben mit …› für den ‹Gesundheitstipp›. Als Partnerin verbrachte sie sieben Jahre an der Seite von Claude-Alain Humbert. Claude-Alain Humbert Geb. 1955 in Zürich, 2014 gestorben. Auf der Suche nach dem Lebenssinn machte er in den 1970er-Jahren seine ersten Sektenerfahrungen. 2004 schrieb er den ‹Religionsführer Zürich› und verfasste bis 2010 diverse Beiträge im ‹Magazin für neues Bewusstsein – Spuren›. Aufgrund seiner Kenntnisse über Religionen und Spiritualität wurde er von Schulen und Universitäten als Referent eingeladen. Zudem engagierte er sich als freiwilliger Mitarbeiter im Sozialwerk Pfarrer Sieber.
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André Seidenberg
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Verpasste Chancen Claude-Alain Humbert / Fridy Schürch
«Ärzte, Therapeuten, Heiler, Scharlatane, Koryphäen, Abzocker, Gauner, Heilige und Huren kreuzten die Wege von Claude-Alain Humbert auf seiner besessenen Suche nach dem Ultimativen, der Ekstase, der Erleuchtung zu jedem Preis. Die hektische Suche nach Drogen gleicht der verzweifelten Suche nach einem Ausweg aus der Sucht, der Drogenfreiheit und überhaupt der Freiheit. (Abstinenz, der Traum von Heilung und Erlösung wurden hier Ersatz für ein Lebensziel.) Vertrauen, Wahrheit und Liebe werden vom gefrässigen Moloch der Sucht verschlungen. Leben als Sturz im Umlauf um das schwarze Loch.»
Claude-Alain Humbert / Fridy Schürch
Verpasste Chancen Erinnerungen eines Drogensüchtigen aus gutem Hause