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DAS E CENTER IM WARNOW PARK
Im Jahr 2018 wurde der ehemalige Marktkauf in Rostock Lütten Klein in sechs Monaten zum heutigen E center umgebaut. Im Dezember 2019 wurde Stephan Cunäus als angestellter Geschäftsleiter eingesetzt und hatte ganze eineinhalb Jahre sich auf die Privatisierung vorzubereiten. Seit dem 28. Juni 2021 ist er nun als selbstständiger Kaufmann Betreiber des Centers und konnte mit seinem Team Ende November letzten Jahres bereits den sogenannten Edeka Supercup 2022 einstreichen und entsprechend feiern.
„D as, was uns die Aus zeichnung am meis ten bringt, ist davor passiert“, kommentiert Stephan Cunäus die Ehrung durch den Edeka Supercup 2022. „Wir mussten uns im Vorfeld überlegen, wie wir uns von den anderen abheben können. Und der Preis ist letztlich nur die Frucht un serer Arbeit.“ Gewonnen hat das E center im Rostocker Warnow Park in der Kategorie „Selbstständiger Einzelhandel über 2000 Quadratmeter Verkaufsfläche.“ Eine Fläche, die durch Regionalität und Nachhaltigkeit besticht und bereits 2022 eine Auszeichnung für die Tiefkühlabteilung und Käsetheke bekam. 2021 wurde die Obst- und Gemüseabteilung ebenfalls ausgezeichnet. „Im Grunde ist es eine Bestätigung, dass der gesamte Markt eine herausragende Arbeit leistet, und das ist der wirkliche Benefit.“ Die Privatisierung scheint ein voller Erfolg zu sein, die zu Beginn jedoch auf Widerstand in der Bevölkerung stieß. „Wir haben nicht nur klassisch modernisiert, sondern kurzfristig entschieden, aus dem Marktkauf ein E center zu machen. Das hört sich im ersten Moment einfach an, ist es aber nicht und für die Kunden zunächst beängstigend.“ Mittlerweile sind neunzig Prozent aller Edeka Geschäfte in Deutschland privatisiert. Das E center ist eine GmbH mit Sitz in Rostock, wodurch die Steuern vor Ort bleiben. Als einer der Top 10 Arbeitgeber in der Region bietet er zudem Arbeitsplätze und arbeitet stark mit lokalen Anbietern zusammen. „Wir wollen Kleinstunternehmen und kleine Mittelständler aus der Region supporten und ihnen Raum bei uns schaffen.“ Während der Privatisierung erfolgte unter anderem der Ausbau der Bio-Welt, die Einführung von Selbstscanner-Kassen und die Reduzierung von Plastik. Als Pilot markt arbeitet das E center bereits seit zwei Jahren mit FairCup, einem Anbieter von Mehrwegalternativen, zusammen und bietet mittlerweile im ganzen Warnow Park das Mehrweggeschirr an. Für einen Euro kann man sich zum Beispiel seinen Kaf fee in einem FairCup-Becher schmecken lassen und ihn dann in den Leergutautomaten im Warnow Park wieder abgeben. Das Center übernimmt die Reinigung nach gastronomischen Standards und führt das Geschirr wieder zurück in den Kreislauf. „Wir arbeiten in diesem Zuge mit der ‚plastikfreien Stadt‘ zusammen, die uns und andere Unternehmen in dem Thema unterstützt. Wir haben unseren Teil getan, aber es liegt natürlich auch am Kunden, inwieweit das Ganze angenommen wird. Es findet seinen Absatz, ist aber noch ausbaufähig. Letztlich muss die Politik was tun, damit sich insgesamt am Plastikkonsum etwas ändern kann“, kommentiert Cunäus ihre plastikfreie Interaktion und spricht damit die hohen gesetzlichen Hygienestandards an, die nicht nur in seinem Markt bestehen. „Die Nachfrage, seinen eigenen Topf oder Becher mitzubringen, ist sehr hoch, aber das Gesetz verbietet uns das. Stellen Sie sich vor, sie kaufen bei uns einen Salat mit Eiern und packen ihn in ihren Topf. Sie essen ihn zu Hause und bekommen eine Salmonellenvergiftung. Da steht die Frage im Raum, woher kommt diese? Von uns oder von ihnen, weil sie ihren Topf nicht ordentlich im Vorfeld gereinigt haben. Die Politik muss den Gürtel dort etwas lockern, damit wir ‚freier‘ interagieren können.“ Ansonsten sind die Hygienestandards im Markt hoch: breite Gänge, Sauberkeit und ein konstanter Leistungsstand haben sogar dazu geführt, dass trotz Covid19 und Inflation der Markt nicht mit Einbußen zu kämpfen hat. „Dafür bedanke ich mich bei unserer Kundschaft. Wir haben einen extrem hohen Anteil an Laufkundschaft. Menschen, die bis zu dreimal täglich für Kleinigkeiten kommen und andere, die ihren Einkauf gebündelt machen. Ein älteres Pärchen aus Stralsund kommt zum Beispiel jeden Samstag zu ihrem Wocheneinkauf zu uns.“ Ausschlaggebend könnte die große Warenvielfalt des Marktes sein, die auch zu Covid19-Zeiten aufrecht gehalten wurde. „Wir konnten dann vielleicht nicht den Bautzner Senf anbieten, aber eine adäquate Alternative.“ Ob Discounter-Preise mit Eigenmarke oder Bio-Produkte: Das E center kann liefern und hat es sich außerdem auf die Fahnen geschrieben zum größten Regionalhändler Deutschlands zu werden. Der Supercup scheint dafür ein weiterer Ansporn zu sein, bereits jetzt bieten 80 regionale Lieferanten aus MecklenburgVorpommern ihre Produkte auf der 200 Quadratmeter großen Regionalwelt an. „Wir haben Naturkosmetik von‚ LuLu‘ (Rügen) oder Bio-Eier von ‚Hufe8‘ (Selow bei Klein Belitz). Zudem bieten wir Premium Fleisch vom "Wittenbecker Weiderind‘ an. Die liefern nur, wenn sie auch liefern können.“ Ein großer Vorteil der Privatisierung ist, dass Stephan Cunäus über den Tellerrand hinaus schauen kann und frei entscheidet, mit wem das E center arbeitet. „Das unterscheidet uns massiv von zentral gesteuerten Unternehmen.“ Das E center als Vollsortimenter zeichnet sich zudem durch eine agile und transparente Arbeitsweise aus: Es fordert und fördert seine Mitarbeiter in ihren Fähigkeiten. Cunäus und sein Team brechen damit aus den klassischen Strukturen der Arbeitswelt aus und geben jedem Mitarbeiter ein Veto-Recht, das auch Gehör finden soll. „Wir haben eine geringe Krankheits- und Fluktuationsrate, kein Mehrstundenproblem und liegen mit 36 Urlaubstagen weit über dem gesetzlichen Mindestmaß. Glauben Sie mir, das ist draußen keine Basis.“ In diesem Jahr werden unter anderem BioFachberater, Fleischund Wurstsommeliers ausgebildet und 18 Auszubildende stellen sich im E center den täglichen Herausforderungen. „Sie gewinnen keinen Preis, wenn sie keine Mitarbeiter haben, die sich den Po aufreißen wollen und sie müssen als Steuermann vorangehen. Noch heute arbeiten fast 50 Prozent der Menschen bei uns, die den Markt 1995 mit eröffnet haben.“ Diese moderne Zusammenarbeit wurde – wie bereits erwähnt – mit dem Edeka Supercup 2022 und einem ansehnlichen Preisgeld ausgezeichnet, das zu 100 Prozent in eine Firmenfeier eingebracht wurde. „Wir haben am 12. Februar 2023 im Theater des Friedens eine tolle Firmenfeier durchgezogen. Wir haben Vollgas gegeben mit Essen, Getränken und Tanz. Wir haben uns und unseren Sieg gebührend gefeiert.“
Neben der Zusammenarbeit mit Faircup und der ‚plastikfreien Stadt‘ arbeitet Stephan Cunäus aktuell in einer Pilotguppe an einem Nachhaltigkeitskonzept, das ein Portfolio von 40 Möglichkeiten zum nachhaltigen und kaufmännisch lohnenden Arbeiten enthält. Mitte des Jahres ist die Präsentation geplant.
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Das E center im Warnow Park zeichnet sich immer wieder durch sein soziales Engagement aus. So unterstützen Stephan Cunäus und sein Team Kindertagesstätten, die Rostocker Tafel, das Mehrgenerationenhaus der IN VIA Rostock und den Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes. Am 21.05.2023 kann das nächste Mal Blut gespendet werden. Der DRK ist von 8:30 bis 12:30 Uhr im Warnow Park. Termine können über www.blutspendemv.de oder in der Blutspende-App der Blutspendedienste des Deutschen Roten Kreuzes gemacht werden.