110% Into the Wild

Page 1

4/2017

Get Up!

INTO THE WILD 110% kämpft mit Servus-TV-Star Andreas Moravec ums Überleben, lässt sich von Kletter-Purist David Lama erklären, warum er die Mühen der Ebene jedem Gipfel vorzieht und würdigt Chris McCandless, die Ikone aller Aussteiger.


DER NEUE JEEP® COMPASS. WAS AUCH IMMER IHR ZIEL IST.

ww

ES GIBT EINE MILLION WUNDERSCHÖNE WEGE DORTHIN ZU KOMMEN.

AB € 24.890,- BEI IHREM JEEP® PARTNER. 4 JAHRE

Gesamtverbrauch: 6,2 l/100km, CO2-Emissionen 143 g/km.

Symbolfoto. Angebot freibleibend, gültig bei teilnehmenden Händlerpartnern, solange der Vorrat reicht. Angebot bezieht sich auf Jeep® Compass 1.4

1) GARANTIE1 MultiAir Sport FWD 6MT 140 PS. Details auf jeep.at. Jeep® ist eine eingetragene Marke der FCA US LLC. 2 Jahre Neuwagengarantie und 2 Jahre Jeep®

Care mit Fahrleistung von max. 120.000 km.



4 INTRO

Editorial Liebe Leserin, lieber Leser! Machen wir uns nichts vor: Das Leben ist lebensgefährlich. Und

die Natur? Schön, aber grausam. Chris McCandless, dessen Lebensgeschichte („Into the Wild“) Pate für diese Outdoor-Edition stand, wüsste darüber zu berichten, wäre er nicht in der Wildnis Alaskas verhungert. Wir setzen der Aussteiger-Ikone zum 25. Todestag ein Denkmal (S. 18). Österreichs Alaska ist, behaupten wir einfach mal, die Steiermark, die in ihrem tiefsten Inneren ganz schön rau und ungezähmt daherkommt. Genau dorthin haben wir Servus-TVQuizmaster Andreas Moravec verfrachtet. Ohne zivilisatorische Hilfsmittel, nur mit SurvivalExperten Albert Steiner an seiner Seite. Unsere Filmcrew von ZWUPP! heftete sich an ihre Fersen und hat dabei viel gelernt. 1. Wildbäche und Kamera-Equipment vertragen sich nicht. 2. Drohnen und dichter Waldbestand noch weniger. Den – ungeachtet dessen – spektakulären Bild-Output stellen wir in der Reportage von Johannes Stühlinger (S. 6) zur Schau. Die dazugehörige digitale Story präsentieren wir ab 18.9.2017 auf www.110prozent.at. Wer's ein bisschen zivilisierter haben will, sollte die Story über Luxus-Baumhäuser (S. 14), über Zippo, den coolsten Flammenwerfer der Welt (S. 54), und den Start unserer neuen Serie über crowdfunding-finanzierte Weltmarkterfolge nicht verpassen. Diesmal in „Kickstarter“: Das Sonnet, das in jeder Pampa für Handy-Empfang sorgt (S. 34). Klarerweise kommt in einer Outdoor-Edition auch der Sport zu seinem Recht: David Lama verrät uns im Interview sein Faible für die Mühen der Ebene (S. 30), unsere Kanu-Girls, derzeit Österreichs Vorzeigeathletinnen in Sachen Sommersport, laufen Gefahr, sich gegenseitig das Wasser abzugraben (S. 48). Und Outdoor-Idol Stephanie Davis beweist, dass Loslassen selbst beim Freeclimben ein guter Approach sein kann (S. 52). Viel Freude beim Lesen,

Manfred Behr

Wer bei dieser Ausgabe mitgefiebert hat

Impressum Herausgeber „Die Presse“ VerlagsGesellschaft m.b.H. & Co KG Hainburger Straße 33, 1030 Wien Medieninhaber Impresso Ltd., 68 George Borg Olivier Street STJ 1081 St. Julians, Malta Produktion „Die Presse“ Verlags-Gesellschaft m.b.H. & Co KG Hainburger Straße 33, 1030 Wien Konzept PROVERBI GmbH Sport-Redaktion Manfred Behr Lifestyle-Redaktion Johannes Stühlinger Creative Director Nicolas Frey Art Director Matthias Eberhart Pepo Poßmann Grafisches Konzept Albert Exergian Bildredaktion Sabine Hottowy Christina Lechner Coverfoto Daniel Gebhart de Koekkoek

Daniel Gebhart de Koekkoek

Christl Clear

Mit seinen drei Partnern des Digital Branding Studio „wild“, ist er der Mann hinter unseren digitalen Storys. Die Truppe arbeitet unter anderem für Giganten wie Google. Und ab 18. September steht unser neuestes gemeinsames Werk „We will survive“ auf www.110prozent.at bereit.

Wenn es darum geht, Reportagen oder Porträts zu fotografieren, dann ist der gebürtige Innsbrucker genau der richtige Mann. Das wissen auch Konzerne wie Apple, Mercedes oder IBM. Dieses Mal fotografierte er auch für das 110%Magazin unter anderem unsere Coverstory.

Als Mode-Bloggerin und -Journalistin konnte die Wienerin in den letzten Jahren eine wahre Fangemeinde um sich und ihre stets augenzwinkernd-lustigen Geschichten scharen. Nun ist sie auch bei uns an Bord und wird jede Ausgabe mit ihren Storys pimpen (Seiten 34 bis 40)!

110% INTO THE WILD

Anzeigen Tel.: +43/(01)/514 14-535 E-Mail: anzeigenleitung@ diepresse.com Hersteller Let’s Print Holding AG Bickfordstraße 21 7201 Neudörfl, Österreich

Fotos: Thomas Lichtblau, beigestellt (2)

Thomas Lichtblau

Cover Bildbearbeitung Rotfilter


Der beste Live-Sport. Auch unterwegs. Auf Sky.

Ganz großer Sport

BASKETBALL BUNDESLIGA

sky.at/skysport © picture alliance / CITYPRESS24, © GEPA pictures/ Mathias Mandl, © Getty Images/Alexander Hassenstein, © Getty Images/Paul Thomas.


6 COV ERSTORY

IN DEN FÄNGEN DER WILDNIS Stadtpflanze. Eben dieser Begriff trifft auf Andreas Moravec zu. Doch weil dem Servus-TV-Quizmaster das Abenteurer-Gen innewohnt, ließ er sich für 110% auf eine Expedition in die dichtesten Wälder der tiefsten Steiermark ein. Um ein Experiment zu wagen. Und folgende Frage zu klären: Kann ein Großstadtindianer abseits der Zivilisation in der absoluten Wildnis überleben? An seiner Seite: Hündin Haily und Survival-Experte Albert Steiner. Text: Johannes Stühlinger Fotos: Daniel Gebhart de Koekkoek

WE WILL SURVIVE. –

Film & digitale Story. Ab 18.9.2017 online auf www.110prozent.at und www.hervis.at

110% INTO THE WILD


7 COV ERSTORY

110% INTO THE WILD


8 COV ERSTORY

110% INTO THE WILD


9 COV ERSTORY

D

ass der Tag bereits hereingebrochen ist, verrät nur das plötzlich einsetzende Vogelgezwitscher. Die ersten jungen Strahlen der Sonne werden noch einige Zeit brauchen, um sich durch das Blätterdach der Baumgiganten und das Dickicht des Unterholzes zu bahnen. Doch das Singen der Vögel hat Andreas Moravec schon aus dem so oder so nicht tiefen Schlafe geholt. Und das kurze „Wau“ seiner Labrador-Retriever-Hündin Haily lässt ihn nun etwas zerknittert aus seinem kleinen Shelter hervorkriechen. „Die Hütte hätte schon größer sein können“, murmelt Moravec noch etwas zerknautscht. „Aber ich hab besser geschlafen als gedacht.“ Und während Haily schwanzwedelnd im Kreis läuft, vermisst der Servus-TV-Star seinen Kühlschrank. Mit dem Frühstück darin. „Das müssen wir uns selbst besorgen!“ Albert Steiner, Survival-Profi und Andreas’ Guide ist freilich längst wach. „Ich hab schon einmal halbwegs trockenes Gras gesammelt. Für später“, schmunzelt er putzmunter. Es ist also Tag zwei unseres Wildnis-Experiments. Gestern hat der TV-Quizmaster seine gemütliche Wohnung in Klosterneuburg verlassen, um sich gemeinsam mit Überlebenskünstler Steiner in die dichten Wälder der Weststeiermark zu verkriechen. Das Motto: Abseits der Zivilisation überleben lernen. Hier gibt’s keinen Handyempfang. Jause durfte er genauso wenig mitbringen, wie Zelt und Luftmatratze. Einzig Messer, Becher und warme Kleidung waren ihm gestattet. Ein Wagnis also, desgleichen der 35-Jährige noch nie eingegangen ist. „Ich war schon campieren, aber so richtig ohne Hilfsmittel war ich noch nie draußen“, schmunzelte er im Vorfeld. Und durfte gestern – nach einem mehrstündigen Fußmarsch Richtung absoluter Pampa – auch gleich seine erste Lesson lernen: Wie baue ich mir einen Unterschlupf, der mich in der Nacht vor Kälte und Nässe schützt? Albert Steiner erklärt: Zuerst suchen wir uns einen trockenen und möglichst geraden Ast, der fast doppelt so lang ist wie wir groß. Diesen lehnen wir mit einem Ende an eine Astgabel eines Baums. Die sollte sich ungefähr in einem halben Meter Höhe befinden. Das andere Ende liegt einfach am Boden auf. Nun sammeln wir kleinere Äste und legen sie so an den Hauptstamm, dass eine Art Zelt entsteht, das vorne den Eingang hat und hinten am Waldboden

NEUES TERRAIN.

Speer bauen, Feuer machen und Tee aus Tannen kochen. All das und mehr musste Andreas Moravec erst erlernen.

Ich war zwar schon campieren. Aber so richtig ohne Hilfsmittel war ich noch nie draußen. 110% INTO THE WILD

abschließt. Wenn das erledigt ist, kommt die mühsamste Arbeit. Wir sammeln große Farne, dichte Gräser oder Reisig – soviel wir können. Diese werden nun Schicht für Schicht über die zeltförmig aufgestellten Ästchen geschlichtet. Je mehr Schichten wir zusammenbringen, umso besser hält unser Shelter Regen stand. Und umso besser wärmt er sich durch unsere eigene Körperwärme auf. Das ist gerade an Orten besonders wichtig, an denen es in der Nacht so richtig kalt wird. Wie wir bereits wissen: Diese Übung ist Andreas bestens gelungen. „Ich hätte mir nicht gedacht, dass das so einfach und so rasch geht“, sagte er gestern noch kurz, bevor er sich auf den weichen Moosboden bettete. Jetzt aber steht eine andere Mission


10 COV ERSTORY

DAS DICHTE UNTERHOL Z.

Ein verwilderter Bach. Wer hier überleben möchte, findet alles, was er zum Leben braucht. Und auch noch Ruhe und Energie, wie sonst nirgendwo.

110% INTO THE WILD


11 COV ERSTORY

110% INTO THE WILD


12 COV ERSTORY

an: Essen fangen! Weil es in Österreich aber verboten ist, Fallen zu stellen und außerdem die Chance mittels solcher Gerätschaften ein Tier zu erwischen sehr gering einzuschätzen ist, plädiert Meister Steiner darauf, einen Speer zu bauen, mit dem Moravec dann möglichst einen Fisch erwischen sollte. „Dazu gehört schon eine Menge Geschick“, so Steiner. „Aber ich hab in der Nähe einen kleinen Bach gefunden, in dem sich Forellen tummeln.“ Also, nächste Einheit im Naturkundeunterricht.

SCHUTZ SUCHEN.

Wer mitten im Wald schläft, muss sich selbst einen Unterschlupf bauen. Unter anderem aus Farnen.

Wie baue ich selbst einen Speer, der mir als Jagdgerät und als Verteidigungswaffe gleichzeitig dient? Albert Steiner erklärt: Wichtig ist, dass wir einen ungefähr drei Meter langen und vor allem frischen Ast finden oder abschneiden. Dessen dünneres Ende vierteln wir mit dem Messer und einem Stein, der als Hammer dient. Die beiden Querschnitte sollten ungefähr zehn Zentimeter tief sein. Nun schnitzen wir zwei gut zehn Zentimeter lange Keile und spreizen damit die vier Teilstücke, die sich nach dem Spalten ergeben, auseinander. Jetzt noch jedes einzeln zuspitzen und im Idealfall die zwei Keile mit einer Schnur oder einem weichen Ast, von einer Weide etwa, fixieren. schon ist unser Speer fertig. 110% INTO THE WILD

„Jetzt weiß ich, wozu ich mein Messer mithab“, schmunzelt Moravec. Kaum ist der Speer fertig, geht’s auch schon ans Fischen. An dieser Stelle kürzen wir nun die Geschichte ein wenig ab – denn zwei Stunden zu beschreiben, in denen unser Versuchskaninchen mehr geflucht als gefangen hat, ist dann doch mäßig spannend. Fazit: Weil sich partout kein Fisch erwischen lassen wollte, sattelten Steiner und sein Schützling dann doch auf vegetarisch um. „Als Jäger hat man eben manchmal Glück und manchmal nicht“, sagt Steiner achselzuckend. Das ist so mit der Natur. Doch jetzt, im Spätsommer, gibt der Wald genug andere Früchte her, um sich das Überleben sichern zu können. Die jungen Triebe der Nadelbäume etwa kann man einfach so essen. Sie schmecken zwar etwas bitter, sind aber nahrhaft. Oder aber man kocht sie mit Wasser wie Tee ab. Auch Heidel-, Brom-, und Himbeeren wachsen fast überall. Steiner: „Allerdings sollte man nur Beeren essen, die zumindest einen Meter über dem Boden gedeihen.“ Denn in dieser Höhe kann kein Fuchs mehr urinieren. Und im Urin der Füchse können Keime des auch für den Menschen lebensgefährlichen Fuchsbandwurm sein. Eine Vorsichtsmaßnahme, die bei dem heutigen Abendessen von Andreas Moravec jedoch außer Acht


13 COV ERSTORY

gelassen werden muss: Der hat nämlich zwei Steinpilze gefunden, die naturgemäß am Waldboden und nicht auf Sträuchern wachsen. Aber: Die sollen jetzt so oder so nicht roh verspeist, sondern auf offenem Feuer gebraten werden. Was Steiner und Moravec vor die vermeintlich größte Herausforderung bei ihrem Abenteuer stellt: Wie mache ich in freier Wildbahn Feuer und worauf muss ich dabei achten? Albert Steiner erklärt: Eines gleich vorweg – die romantische Idee, dass man mit einem trockenen Holzstab und einer Rinde so viel Reibung erzeugt, bis genug Hitze für ein Feuer entsteht, ist unrealistisch. Hierzulande findet man kein derartig trockenes Holz. Deshalb hab ich immer ein Feuerstahl mit, das durch Reibung Funken erzeugt. Und: Wir haben heute Morgen schon halbwegs trockenes Gras gesammelt, das unter Tags im Rucksack nun so trocken geworden sein sollte, dass es sich leicht entzünden lässt. Also bauen wir daraus ein kleines Nest mit einer Kuhle in der Mitte. Nun einfach mit dem Feuerstahl Funken erzeugen, bis ein Glutnest entsteht. Das Ganze

noch ein wenig anheben und leicht pusten. Wenn das Nest brennt, kleine und immer größer werdende, trockene Äste dazugeben, bis wir ein kleines Lagerfeuer haben. Wichtig ist, dass wir immer genug Erde in Reichweite haben, um das Feuer jederzeit löschen zu können. Nun einfach die Pilze auf einen Ast stecken und über der Flamme grillen. Aber Achtung: Das ist in unseren Wäldern verboten. Also wirklich nur machen, wenn Not besteht! „Schmeckt hervorragend“, freut sich Moravec. Er hat soeben bewiesen, dass er ein wahrlich heißer Feger ist, so schnell wie sein Holzhäufchen in Flammen stand. „Vermutlich, weil ich zuhause so oft den Griller anwerfe“, schmunzelt er. Inzwischen ist die Dunkelheit hereingebrochen und das Feuer lässt in seinem Gesicht Schatten tanzen. Ein wenig mulmig wird es da dem Großstadtindianer. Aber mit der wachsamen Haily an der Seite und unter dem Schutz des Shelters, macht sich statt Angst bald Gemütlichkeit breit. Und Andreas Moravec schläft sanft ein. Wissend, dass er von nun an auch allein im Wald überleben kann. Aber nicht muss.

ÜBERLEBEN IST SEIN LEBEN.

Albert Steiner ist seit vielen Jahren beruflich als Survival-Experte aktiv. Der perfekte Lehrmeister für Andreas Moravec, also.

STATT 169,99*

149,

99

SIE SPAREN 20,–

GORE-TEX HIKINGSCHUH WILDFIRE S

Für Damen und Herren // Ballistic Mesh Obermaterial // Cleansport NXT // 3F System EVO // Vibram® Tech Approach EVO Außensohle // MFF+Multi-Fit Fußbett Angebot gültig in allen österreichischen Hervis Stores, bis 23.09.2017. Trotz sorgfältiger Planung können angebotene Artikel im Einzelfall aufgrund hoher Nachfrage bereits am ersten Tag ausverkauft sein – wir bitten um Ihr Verständnis. Alle Preise in Euro. Irrtümer, Satz- und Druckfehler vorbehalten. *STATT = vom Lieferanten/Hersteller unverbindlich empfohlener Verkaufspreis.


n

14 SCHAUF ENSTER

Survival-Kit Abseits der Zivilisation kann es ganz schön ungemütlich werden. Kein Strom. Kein Feuer. Kein Steak. Aber wenn man ein paar Dinge in das richtige Auto packt, dann sieht selbst die Wildnis gleich freundlich aus. 110%ig!

1

Funken-Schleuder Du kannst mitten im Wald natürlich stundenlang zwei trockene Hölzchen aneinander reiben, bis dein Feuer brennt. Oder aber, du packst einen Feuerstahl ein. Oder ein Feuerzeug. Aber das ist langweilig. Preis: 14,73 € www.getgoods.com

2

Sonnen-Fänger Wir kennen das alle: Akku leer! Gerade mitten im tiefesten Dickicht der Natur ein echtes Drama. Oder so ähnlich. Mit dem Solar Kit von GoalZero bist du diese Sorgen alle los. Mittels Solarpanel kannst du nicht nur dein Handy laden – auch eine Taschenlampe ist dabei und ein Ventilator! Preis: 129 € www.zeltstadtshop.at

3

Mit-Bringer Ohne den richtigen Rucksack ist jedes Abenteuer nur halb so lustig. Mit dem „Naehwerk 1975“ von Lillicon bist du nicht nur optisch sondern auch praktisch auf der sicheren Seite: Das ausgefeilte Innenleben bietet Trinkflasche und Co ideal Platz! Preis: 280 € www.lillicon.com

4

Alles-Schneider Wer, wenn nicht das österreichische Bundesheer, weiß, welches Messer auf extremen Trips Leben retten kann? Eben. Deshalb verwenden unsere G.I.-Joes auch alle dieses Messer aus dem Hause Glock. Aber: Du musst schon 18 sein, um es kaufen zu dürfen! Preis: 50,86 € www.messershop.at

5

Überall-Fahrer Wie soll man in die unendliche Wildnis gelangen, wenn man kein Auto hat? Zu Fuß womöglich? Mit dem nigelnagelneuen Jeep Compass kommst du garantiert sicher ans Ziel. Und vermutlich auch durch jedes noch so unwegsame Gelände. Ist schließlich ein topmoderner Geländewagen. Preis: ab 26.890 € www.jeep.at

1

2

3

5 110% INTO THE WILD

Fotos: Beigestellt

4


Tradition trifft Moderne! lillicon das รถsterreichische Designer-Label gewinnt mit dem Rucksack NAEHWERK 1975 den German Design Award 2017. Mehr dazu unter: www.lillicon.com

bags for life โ ข www.lillicon.com


16 STORY

WUNDERSAME WIPFELSTÜRMER Achtung! Die Konsumation dieses Artikels könnte Ihr Leben nachhaltig und massiv verändern. Vor allem Ihre aktuelle Wohnsituation könnte in Folge womöglich ernsthaft ins Wanken geraten. Und falls Sie jetzt schon mit dem Gedanken spielen, in einem Baumhaus leben zu wollen: Nicht! Lesen! Text: Johannes Stühlinger

PETE NELSON Wenn es um den Bau von Baumhäusern geht, gibt es nur einen Experten: Pete Nelson. Seine Werke kosten viele hunderttausend Dollar, sein Können gibt er in Büchern und TV-Shows weiter.

110% INTO THE WILD

Zunft ist Pete Nelson. Er reist mit seinem Team durch die ganze Welt, um Menschen mit entrückten Wohnräumen im Wert von mehreren 100.000 Dollar zu versorgen. Das sind dann aber auch wahre Luxushütten, die plötzlich auf Bäumen wachsen – inklusive Whirlpools, Badelandschaft oder Heimkino. „Am liebsten baue ich auf Apfelbaum, Esche, Ahorn oder Eiche“, erklärt der 55-Jährige, „diese Baumarten eigenen sich einfach am besten.“ Schon interessant, aber wir würden viel lieber wissen, wie man denn zu so einem Beruf kommt, den es vorher noch gar nicht gegeben hat. „Ich hab mir meinen Kindheitstraum erfüllt“, meint Nelson schmunzelnd. Schon mit fünf Jahren wurde er vom Baumhausfieber gepackt. Sein Vater hatte ihm ein kleines hinter der heimatlichen Garage in New Jersey gebaut. Von da an war es um den kleinen Pete geschehen. Dennoch sollte

KLEINE BAUMSCHULE.

Das perfekte Fundament für große Wipfelwohnungen sind viel Bäume. Und am liebsten baut Nelson auf Apfelbaum, Ahorn oder Eiche.

Fotos: www.nelsontreehouse (2)

H

aben Sie schon von Vera Münch aus Berlin gehört? Die deutsche Journalistin hat einen Selbstversuch unternommen: Sie ist für einen Monat aus ihrer coolen City-Bude raus und in ein schlichtes Baumhaus übersiedelt. „Ich wollte wissen, was dran ist an der romantischen Vorstellung: minimalistisch und in der Natur leben. Ich wollte wissen, welche Auswirkungen das auf mich, mein Wohlbefinden und meine Lebensqualität hat“, berichtete sie im Nachhinein über ihre damalige Vorfreude. Doch dass dann alles so gekommen ist, wie es gekommen ist, hätte sich die junge Frau in ihrer ersten Baumhausnacht nie gedacht. Aber dazu später. Das, was Vera Münch gemacht hat, ist in Wahrheit bloß ein Einzelbeispiel, das für einen aktuellen und weltweiten Trend steht: Das Leben im Baumhaus hat sich längst aus traumhaften Kinderschuhen in reale Erwachsenenträume gewandelt. Baumhäuser werden als Sommerdomizil, Gartenhäuschen, Hotel oder eben als tatsächliches Eigenheim von eigenen Architekten geplant und gebaut. Der wohl berühmteste dieser neuen


17 STORY

110% INTO THE WILD


18 STORY

KRONJUWEL.

S TA D T F L U C H T.

Dieses Haus steht in der Umgebung von Washington D.C. – eine ganze Familie wollte raus aus der Stadt, rein in die Natur.

Es hat Zeit und meine Frau Judy gebraucht, bis ich mir meinen Kindheitstraum erfüllt habe.

es noch eine Weile dauern, bist der heute erfolgreiche Unternehmer schließlich professionell in den Baumkronen herumzuklettern begann. Zuerst konstruierte er nämlich ganz normale, bodenständige Einfamilienhäuser. Bis ihn seine Frau Judy schließlich dazu animierte, seinem Traum zu folgen. „Also hab ich 1987 schließlich mein erstes Baumhaus gebaut“, erinnert er sich. Dass er nur wenige Jahre später eigene TV-Shows haben und Bestseller zum Thema verfassen würde, verblüfft den Vater von drei inzwischen erwachsenen Kindern bis heute. Alle drei wurden übrigens auch vom Baumfieber gepackt und im Familienunternehmen tätig. Denn wer einmal Höhenluft geschnuppert hat, der will offenbar einfach nicht mehr vom hohen Haus heruntersteigen. Davon kann auch Vera Münch ein Lied singen. Schon nach wenigen Nächten in ihrer neuen Bleibe stellte sie fest: „Nachdem ich automatisch mehr Zeit in der Natur verbracht habe, fühlte ich mich ausgeglichener denn je.“ Damit nicht genug, merkte sie auch, dass sie gar keine Lust mehr empfand, sich ins bunte Nachtleben Berlins zu stürzen: „Nach Feierabend empfand ich schnell ein Urlaubsgefühl – eine Art Vorfreude, in das kleine Baumparadies zurückzukehren“, gibt 110% INTO THE WILD

sie zu Protokoll. Und so verwundert es auch nicht, dass die Faszination Baumhaus teilweise kuriose Blüten treibt. So wie im Fall von Horace Burgess. Der Mann ist felsenfest davon überzeugt, von Gott höchstpersönlich den Auftrag erhalten zu haben, das größte Baumhaus der Welt zu bauen. Wohl, um seinem Schöpfer ein bisschen näher zu sein. Das Fazit: Seit 1993 schlug der Amerikaner in Crossville, Tennessee 250.000 Nägel in insgesamt sechs Eichen. Das zehnstöckige Kunstwerk umfasst 3000 Quadratmeter, Basketballplatz, Penthouse und natürlich eine Kirche samt Glocke. So gesehen, ist Madame Münch noch mit einem blauen Auge davongekommen. Aber ihre vier Wochen im Baumhaus haben schlussendlich auch ihr Leben komplett auf den Kopf gestellt. Am Ende des Tages löste sie schließlich ihren gesamten Hausstand auf, kaufte sich einen VW-Bus und ist seither als Digitalnomadin in Europa unterwegs. Ihr Resümee: „Während meiner Zeit in Berlin habe ich gesehen, wie viele Menschen mittlerweile umschwenken und mit minimalem Besitz zurück in die Natur wollen. Auch an mir ging die Zeit nicht spurlos vorüber.“ Sie weiß heute: „Ich brauche fast nichts, um glücklich zu leben.“

Fotos: www.nelsontreehouse, Tom Chudleigh (Taschen Verlag)

Das Leben in den Baumkronen kann eine runde Sache sein. So wie dieses ungewöhnliche Objekt in Kanada.


ANZEIGE

ERLESENE REISEN MIT ANSPRUCH

D

ie Legende geht so: MonKönig Tissa, Sohn eines Magiers und einer mythischen Prinzessin, erhielt vor 1000 Jahren von einem Eremiten ein Haar. Dieses stammt von Buddha selbst und würde Wunder wirken, sofern sie einen Felsen fände, der der Kopfform eben jenes Eremiten entspräche. Also suchte Tissa im ganzen Land, bis er auf dem Meeresgrund einen passenden Felsen entdeckte. Mit der magischen Hilfe des Gottes Indra schaffte er den Fels auf einem Schiff hinauf bis zum Gipfel des Kyaikhtiyo-Berges, wo das Schiff versteinerte. Da steht der heilige Stein bis heute. Der so genannte Goldene Fels, der bloß von diesem einen Haar Buddhas im Gleichgewicht gehalten wird. Myanmars Heiligtum.

Das ist nur eine von vielen Geschichten und Mythen auf die ich bei jeder meiner Reisen durch Burma, wie das Land auch heißt, stoße. Vor allem sind es die vielen außer-

gewöhnlichen Sehenswürdigkeiten, die mich stets in ihren Bann ziehen. Mit der Shwedagon-Pagode befindet sich hier etwa die wohl wertvollste und größte Pagode der Welt. Dieses besondere buddhistische Bauwerk ist vom Sockel bis zur Turmspitze mit Gold überzogen. Doch auch die unberührte Natur verzaubert den Burma-Reisenden binnen weniger Augenblicke. Denn das größte Land Südostasiens ist wahrlich reich an Schätzen: Tropische Regenwälder, Mangroven, Bambuswälder. Elefanten, Leoparden, Bären, Tiger, Nashörner und Tapire. Einfach wunderschön. Und weil sich Myanmar erst seit wenigen Jahren dem Tourismus öffnet, erlebe ich hier stets eine ganz besondere Authentizität. Die Menschen sind an ehrlicher Freundlichkeit nicht zu überbieten und das Ursprüngliche offenbart sich in jedem Winkel. Mein Tipp: Wer das echte Burma erleben möchte, sollte diese Reise bald tun!

Amapura Bagan

Pindaya Heho Inle See THAILAND

Die zerbrechliche Mystik Myanmars

Pyin U Lwin

Mandalay

CHINA

Fotos: Fotolia.com

REISETHEK.AT

Bay of Bengal Yangon

Termine: 11.01.–25.01.18, 01.02.–15.02.18, 08.03.–22.03.18 Inklusivleistungen: • Flüge ab/bis Wien oder München via Dubai nach Yangon • alle Inlandsflüge lt. Reiseverlauf • 12x Übernachtung in Hotels der guten Mittelklasse • Tägliches Frühstück, 3x Mittagessen und 5x Abendessen lt. Reiseverlauf • Alle Transfers & Ausflüge im klimatisierten Bus • Alle Ausflüge und Besichtigungen inkl. Eintritte lt. Reiseverlauf wie z. B. Öllampenzeremonie bei der Shwedagon Pagode, Sandbankdinner in Bagan, Schifffahrt von Mandalay nach Bagan uvm. • deutschsprachige Reiseleitung • DuMont Reisehandbuch „Myanmar“

ab

Info & Buchung: reisethek.at oder 0800 560 080 (Mo–Sa 9–18 Uhr) Veranstalter: Robin Tours GmbH

3.299 Euro


20

Fotos: Christopher Johnson McCandless Memorial Foundation, Imago

PORTRÄT

ABENTEUER OHNE WIEDERKEHR. Chris McCandless wanderte 4 Tage, ehe er im Bus-Wrack Nummer 142 schutz fand. Nach 113 Tagen wurde es zu seinem Grab.

110% INTO THE WILD


21 PORTRÄT

DER RUF DER WILDNIS Vor 25 Jahren verhungerte der Aussteiger Chris McCandless in der Einsamkeit Alaskas. Der verrostete Bus, in dem man ihn fand, ist zur Kultstätte geworden. Doch so mancher Fan bringt sich auf seiner Pilgerreise selbst in höchste Gefahr. Text: Manfred Behr

E N D S TAT I O N .

Drei Wochen nach seinem Tod fanden Elchjäger McCandless' Leiche.

D

er Kapitalismus konnte ihn kreuzweise. Sein ganzes bisheriges Leben, seine Eltern, zu denen er seit der Kindheit kein unbelastetes Verhältnis gepflegte hatte, sowieso. Also spendete Christopher McCandless im Juli 1990 seine Rücklagen in Höhe von 24.000 Dollar an die Hilfsorganisation Oxfam, stieg in seinen gelben Datsun und fuhr grußlos davon, durchstreifte den Westen der USA, schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch. Zwei Jahre später war er tot. Verhungert mit 24 in der Wildnis Alaskas, wo 110% INTO THE WILD

er, inspiriert von Jack London, das Leben in seiner pursten Form erfahren wollte, ohne dafür ausgerüstet zu sein. Keine Axt, keine detaillierte Karte, keine Schneeschuhe, nur fünf Kilo Reis, etwas Kleidung, Bücher und ein Kleinkalibergewehr, mit dem er Eichhörnchen und Stachelschweine jagte. Am Ende des Stampede Trails, 200 km nördlich von Anchorage, hatte er sich absetzen lassen, war vier Tage gewandert, ehe er den zurückgelassenen Fairbanks City Transit Bus mit der Nummer 142 entdeckte und dort Quartier bezog. Der Bus hatte


22

Ü B E R L E B E N S K A M P F. Am Ende seiner 113 Tage in der Wildnis Alaskas wog McCandless nur mehr 33 Kilo.

ELCHTEST Erfolgserlebnisse blieben in der Tundra Alaskas rar. Nur einmal gelang es McCandless, einen Elch zu erlegen. Er scheiterte aber bei dem Versuch, das Fleisch zu konservieren.

Jahre davor Arbeitern, die eine Straße zu einer Antimon-Mine bauen hätten sollen, als Schlafstätte gedient. Als der Plan verworfen wurde, stellte man am Bus einen Achsbruch fest und ließ ihn zurück. Für McCandless eine tödliche Entscheidung. Ohne Dach über dem Kopf hätte Alexander Supertramp, wie sich McCandless selbst nannte, nach ein, zwei Wochen den Rückzug antreten müssen. So aber dauerte es 67 Tage, bis seine Vorräte zur Neige gingen. Mittlerweile hatte die Schneeschmelze in vollem Umfang eingesetzt. Mit dem Effekt, dass ihm der nun reißende Teklanika River den Weg zurück in die Zivilisation versperrte. Auf detaillierterem Kartenmaterial wäre aber die 10 km stromabwärts befindliche, handbetriebene Seilbahn vermerkt gewesen, die ihn über das wilde Wasser gehievt hätte. So aber musste er entkräftet zum Bus zurückkehren, wo er am 113. Tag in der Wildnis verhungerte. An seinem Todestag, dem 18.8.1992, hatte er gerade noch 33 Kilo gewogen. Keine drei Wochen später fanden Elchjäger die Leiche in einem blauen Schlafsack. Sie stellten Tagebucheintragungen und noch nicht entwickeltes Fotomaterial sicher – Dokumente seines Ringens mit der erbarmungslosen Natur.

BERÜHREND. Berührend. Jon Krakauer löste mit seinem Bestseller den Hype um die Aussteiger-Ikone aus.

„Für seine Fans war er der Erleuchtete, für die Locals ein naiver Spinner.“ 110% INTO THE WILD

Während Jon Krakauers Bestseller „Into the Wild“ (1997) und der gleichnamige Film von Sean Penn (2007) einen Mythos begründete, seine Fans ihn als einen Erleuchteten betrachteten, stempelten ihn die Einheimischen als naiven, unbedarften Spinner ab. Dem trat Krakauer 2013 mit dem Ergebnis seiner Forschungen zur Todesursache entgegen. Laut toxikologischen Analysen eines Labors in Michigan war McCandless der giftige Samen des alpinen Süßklees, auch als „wilde Kartoffel“ bekannt, zum Verhängnis geworden. Eine ihrer Aminosäuren dürfte Lathyrismus ausgelöst haben, eine Krankheit, die spastische Krämpfe und Lähmungen der Beine hervorruft. Eine Erkenntnis, die für McCandless zu spät kam. In seinen Büchern galt die Pflanze als genießbar. 25 Jahre nach der Tragödie steht Nummer 142 nach wie vor auf der Lichtung am Stampede Trail. Noch ein bisschen verrosteter als damals, im Inneren vollgesprayt mit Namen, Daten, Nachrichten, draußen türmen sich die Hinterlassenschaften der tausenden „Pilger“, die auch immer wieder die Rettungsteams aus der Umgebung beschäftigen. Um die zehn Mal muss der Helikopter jährlich ausrücken, um unterkühlte, entkräftete McCandless-Fans vom Teklanika River auszufliegen. Für die 27-jährige Schweizerin Claire Ackermann hingegen kam 2010 jede Hilfe zu spät. Sie ertrank bei der Querung des Flusses, der letztlich auch McCandless zum Verhängnis geworden war. Der hatte wohl schon im Mai 1992 eine leise Ahnung, wie das Abenteuer für ihn enden würde, als er ins Holz seiner Behausung einen Satz einritzte. „Auf der Flucht vor dem Gift der Zivilisation durchschreitet er allein das Land, um sich in der Wildnis zu verlieren.“ Aber seinen Frieden scheint er ebendort gefunden zu haben. Das letzte „Selfie“, das er von sich aufgenommen hat, zeigt ihn mit einem Stück Pappe in der Hand. Auf die hatte er gekritzelt: „Ich habe ein glückliches Leben geführt und bin Gott von ganzem Herzen dankbar. Lebt wohl und Gott segne euch alle!“

Weiterführende Informationen zum Thema erhalten Sie auf der CD und im Buch „Back To The Wild“ der CJM Foundation, zu beziehen unter www.backtothewildbook.org.

Fotos: Christopher Johnson McCandless Memorial Foundation (2), beigstellt

PORTRÄT


STATT 149,99*

99,–

3 PERSONEN ZELT ATLAS III

Wassersäule Boden: 5.000mm // Wassersäule Außenzelt: 1.500mm // Gewicht: 2,3 kg // Maße: 230x175x115cm

STATT 219,99*

STATT 139,99*

199,99

129,99

SIE SPAREN 20,–

KLETTERSTEIGSET EASY RIDER PACKAGE

Bestehend aus Hüftgurt Momentum DS, Fallbremse Easy Rider, Half Dome Helm // erstklassige Aurüstung für jeden Klettersteig

SIE SPAREN 10,–

RUCKSACK FUTURA 32

Deckeltasche // elastische Seitentaschen // Trinksystem kompatibel // Wertsacheninnenfach // Pickel- und Stockhalterung // Volumen: 32 Liter

Angebot gültig in allen österreichischen Hervis Stores, bis 23.09.2017. Trotz sorgfältiger Planung können angebotene Artikel im Einzelfall aufgrund hoher Nachfrage bereits am ersten Tag ausverkauft sein – wir bitten um Ihr Verständnis. Alle Preise in Euro. Irrtümer, Satz- und Druckfehler vorbehalten. *STATT = vom Lieferanten/Hersteller unverbindlich empfohlener Verkaufspreis.


24 HOW TO

Spann den Bogen! Wer sich in die Wildnis wagt, der muss sich auch verteidigen können. Gegen Löwen etwa. Oder gegen die Langeweile. Wer sich einfach selbst Pfeil und Bogen baut, der schlägt also zwei Fliegen mit einer Klappe. Wir haben einem Profi über die Schulter geschaut. Text: Johannes Stühlinger Foto: Daniel Gebhart de Koekkoek

1 Legen wir mit dem Bogen los. Zuerst entfernen wir mit dem Messer einmal Ästchen und Triebe.

2 Nun messen wir ungefähr die Mitte des Steckens aus und definieren mit der Hand den Bogengriff.

3 DAS BRAUCHEN WIR

Mit unserem scharfen Messer befreien wir unseren zukünftigen Bogen nun von der Rinde.

Bogen: Haselnussstock (ca. 1 ,5 m), Schnur (Spagat, ca. 3 m), scharfes Messer. Pfeil: Haselnussstock (ca. 70 cm)

110% INTO THE WILD


25 HOW TO

4

7

10

13

Nun binden wir an das Ende unserer Sehne (Spagat) eine Schlinge, die sich im Bestfall selbst zuzieht.

Während der Bogen unter Spannung steht, fixieren wir die Sehne geschickt am anderen Stabende.

Auch hier entfernen wir die dünne Rinde, damit der Pfeil später besser durch die Finger gleiten kann.

5

8

11

14

Jetzt schnitzen wir in beide Enden des Stabs Kerben, die später unsere Sehne in Position halten.

Diese legen wir nun auf einer Seite in die Kerben und fixieren sie so, dass sie nicht mehr verrutscht.

6

9

12

Am besten funktioniert das, wenn jeweils auf beiden Seiten pro Ende eine V-Kerbe geritzt wird.

Jetzt braucht es Kraft, um den Stab durchzudrücken und ihm so die nötige Spannung zu verleihen.

Dazu nehmen wir einen möglichst geraden und dünnen, aber doch stabilen Haselnussast zur Hand.

Nur unseren Bogengriff sparen wir dabei aus. Das sieht hübsch aus und sorgt für besseren Halt.

Somit ist unser Bogen schon einmal abschussbereit. Fehlt nur noch ein passender Pfeil.

110% INTO THE WILD

Nun vorne noch eine Spitze für die mögliche Beute schnitzen und hinten eine Kerbe für die Sehne.

15 Und schon sind Pfeil und Bogen einsatzbereit. ACHTUNG: Niemals auf Menschen zielen!


26 STORY

Geocaches sind kleine oder große Behälter, die überall versteckt sein können und kleine Schätze enthalten.

110% INTO THE WILD


27 STORY

C AT CH ME IF YOU C A N! Was einst als bloßes Hobby für Nerds verschrien war, ist inzwischen zu einem beliebten Freiluftsport für die ganze Familie avanciert: Geocaching. Auf den ersten Blick nichts anderes, als eine moderne Form der Schnitzeljagd. Auf den zweiten Blick aber ist es Reiseführer, Outdoor-Guide und Lehrmeister in einem. Text: Johannes Stühlinger

Fotos: www.geocatching.com (2)

M

anchmal ist es eine kleine Filmdose, ein andermal eine Tupperware-Büchse und gelegentlich ein hochprofessioneller Case, der Jahrhunderte überdauern würde. Auf jeden Fall aber sind diese Behältnisse rund um uns an besonderen Orten dieser Erde versteckt. Jedes verbirgt ein Geheimnis und jedes wartet auf seinen Finder. Die Rede ist von sogenannten Caches, die weltweit versteckt, gesucht und geborgen werden – von Geocachern und vom Trendsport Geocaching. Tatsache jedenfalls ist, dass die Zahl der Geocacher inzwischen eine wahrlich beachtliche Menge erreicht hat. Allein in Österreich sind 30.000 Geocacher registriert, weltweit sind es 6 Millionen, die insgesamt 2,6 Millionen Caches nachspüren. Denn genau darum geht es bei dieser trendigen Freizeitaktivität: Jeder darf irgendwo im öffentlichen Raum einen kleinen Schatz verstecken und dessen Koordinaten kostenlos in die weltweit zugängliche Datenbank einspeisen. Nun können andere diese Behältnisse mittels GPSfähigen Mobiltelefons suchen, finden und als Erfolg erneut online vermelden. Kurz gesagt: Es ist die altbekannte Schnitzeljagd – gepimpt mit modernster Technik. Dementsprechend jung ist dieser Freiluftspaß auch und verdankt seine Existenz kurioserweise der US-Regierung Bill Clintons. Als dieser am 2. Mai 2000 verkündete, dass ab sofort die künstliche Verzerrung der Genauigkeit des GPS-Signals für den zivilen Gebrauch ein Ende habe, freuten sich zuerst

Um sich ins Geocaching-Abenteuer stürzen zu können, braucht man nur ein GPS-fähiges Handy.

„Es geht ums Erforschen. Darum, Neues zu entdecken und kleine Abenteuer zu erleben.“ 110% INTO THE WILD

die Hersteller von Navigationsgeräten. Und dann ein gewisser Dave Ulmer aus Oregon. Er versteckte nur einen Monat nach Clintons Ankündigung als erster eine wasserdichte Box mit Gegenstand darin und veröffentlichte die dazugehörigen Koordinaten im Internet. Gleichzeitig legte er jene Grundregeln fest, die bis heute Gültigkeit haben: Man muss sich in das im Cache ebenfalls beigelegte Logbuch eintragen und den gefundenen Gegenstand durch einen neuen ersetzen. „Nimm etwas. Gib etwas“, lautet seither das Basismotto der Geocaching-Community. Und weil dieser moderne Spaß somit von Anfang an digital erfasst wurde, ist auch der Finder dieses ersten Caches bekannt: Mike Teague hob den Schatz noch am selben Tag. Einer seiner Nachfolger ist der Steirer Daniel Sailer. Seit nunmehr zwölf Jahren wandelt er sozusagen auf digitalen Spuren von Indiana Jones. Ein durchaus zulässiger Vergleich, denn wer tiefer in diese Materie eintaucht, stellt rasch fest, dass es sich dabei um weit mehr als bloß ein simples Spiel handelt. „Es geht ums Erforschen. Darum, Neues zu entdecken oder zu lernen. Um kleine Abenteuer eben. Und um den Aufbau sozialer Kontakte“, erzählt Sailer. So ist er mit manchen Menschen, die er vor Jahren durchs Geocaching kennengelernt hat, heute befreundet. Man treibt Sport oder unternimmt gemeinsam Ausflüge. „Das geht sehr schnell weit über das Suchen nach Caches hinaus“, so der beruflich als Manager tätige Familienvater. Vor allem aber bergen die kleinen und großen wasserdichten Schatzkisten zumeist selbst Spannendes. „Es gibt


28 STORY

Es gibt viele unterschiedliche Verpackungen, sogenannte Caches, um seinen Schatz zu verstecken.

10 GEBOTE DE S G E OC A C HING 1 . D U S O L L S T D I E N AT U R A C H T E N Egal wo du dich auf die Suche nach verstecken Caches begibst oder wo du sie versteckst – achte stets auf die Natur. 2. DU SOLLST GESETZE BEACHTEN Die lokalen Gesetze und Verbote sind auch beim Geocaching einzuhalten.

4. DU SOLLST INTERESSANTE CACHES VERSTECKEN Ein Geocache sollte informativ und im Idealfall auch für Kinder relevant sein. Und: Immer ein Logbuch beilegen!

Selbst als Reiseführer kann man Geocaching nutzen. Um etwa fremde Städte zu erkunden.

schwieriger wird, im Vorfeld die interessanten von den uninteressanten zu unterscheiden“, weiß Sailer. Das ist vor allem dann enttäuschend, wenn man sich besonders gern mit seinen Kindern auf Schatzsuche begibt: „Da ist die Enttäuschung bei den Kleinen dann manchmal schon schmerzlich“, seufzt er aus Erfahrung. Andere wiederum interessiert der Schatz per se gar nicht mehr, sie wollen nur im weltweiten Punkteranking so weit wie möglich nach oben klettern. Vergessen also, dass sie nicht in einer fiktiven Computerwelt Pokémons jagen, sondern eigentlich die Realität erkunden sollten. Allen voran ist ein gewisser Alamogul, so sein Nickname, der die weltweite Bestenliste mit sagenhaften 173.000 Funden anführt. „Im Jargon nennen wir diese Leute gerne Punktegeier“, sagt Sailer und meint das nicht sonderlich wertschätzend. Wie viele Funde er selbst schon verbuchen konnte, weiß er gar nicht so genau. Interessiert ihn auch nicht. Aber wenn ein Cache besonders war, dann merkt er ihn sich auch ohne Datenbank und Punktesystem. Für immer. 110% INTO THE WILD

5.DU SOLLST GLEICHWERTIGE TA U S C H O B J E K T E B E R E I T H A LT E N Wenn du aus einem Cache etwas entnimmst, lege stattdessen stets etwas Gleich- oder Höherwertiges hinein. 6. DU SOLLST KEINE CACHES VERGRABEN Du sollst Caches schon gut verstecken, aber nicht vergraben oder so anbringen, dass sie für Wirbel sorgen könnten. 7. D U S O L L S T K E I N V E R S T E C K VERÄNDERN Wenn du einen Cache gefunden hast, verstecke ihn danach für andere Geocacher wieder an der gleichen Stelle! 8. DU SOLLST ACHTSAM BLEIBEN Auch wenn es für Funde Punkte gibt – vergiss nicht, dass es um das Erlebnis und nicht um die Statistik geht 9. DU SOLLST NICHTS VERBOTENES VERSTECKEN Waffen, Drogen oder auch Lebensmittel haben in einem Cache nichts verloren. 1 0 . D U S O L L S T D I C H A U S TA U S C H E N Trag dich nach jedem Fund ins Logbuch des Caches ein und teile deine Erfahrungen auf www.geocaching.at.

Fotos: www.geocatching.com

unterschiedliche Arten von Caches“, holt Sailer aus. „Nicht mehr bloß welche, bei denen man Dinge tauscht.“ Manche tragen Rätsel in sich. Andere Wissenswertes. Aber grundsätzlich sollte allen etwas Lehrreiches innewohnen. Das kann der Inhalt selbst sein, der Weg zum Cache oder der Ort, an dem dieser verborgen ist. Hauptsache, es wird Besonderes offenbart. Wer etwa einen Schatz in einer Höhle findet, hat vermutlich vorher nicht einmal gewusst, dass es diese Höhle gibt. Im Idealfall weiß er nach dem Finden, was diese Höhle besonders macht. „Hinzu kommt für mich eben auch die Naturerfahrung, die das Geocaching automatisch mit sich bringt“, so Sailer. Viele Caches sind auf Berggipfeln verborgen oder in Klettersteigen. Sailer etwa lernte erst durch das Geocaching klettern. Eine seiner heutigen Lieblingssportarten. Allerdings nutzt er heute diese moderne Form der Schnitzeljagd auf unterschiedlichste Weise, auch gern im urbanen Raum: „Wenn ich auf Urlaub bin, suche ich mir vorher im Internet interessante Caches in der Stadt und folge dann dieser Spur.“ Die Logik dahinter: Geocacher wollen mit ihren Verstecken den Findern ihrer Schätze zumeist eine Geschichte erzählen oder einen besonderen Ort zeigen. Lost Places sind daher sehr beliebte Verstecke. „So komme ich auch in fremden Städten an Orte, die in keinem Reiseführer stehen, die aber von den Bewohnern der Stadt als interessant wahrgenommen werden. So kann ich eine Stadt viel authentischer erleben“, weiß Sailer. Was jedoch alles schön, fast romantisch klingt, hat nach 17 Jahren seit seiner Entstehung auch Schattenseiten entwickelt: „Immer mehr Spieler verstecken keine spannenden Schätze mehr, sondern völlig sinnlose. Gleichzeitig sind so viele versteckt, dass es immer

3. DU SOLLST NICHT VOM WEG ABKOMMEN Bewege dich zu deiner eigenen Sicherheit, so gut es geht, auf bestehenden und ausgeschilderten Wegen.


ANZEIGE

REISETHEK.AT

ERLESENE REISEN MIT ANSPRUCH Termine: 15.02.–20.02.18, 22.02.–27.02.18

Im faszinierenden Bann der Polarlichter

Inklusivleistungen: • Flug ab/bis Wien oder München nach Luleå • 5x Übernachtung im Superior Zimmer im Hotel Storforsen**** • Wahl zwischen täglichem Frühstück oder Halbpension inkl. Frühstücksbüffet und abends 3-Gang Menü inkl. Wasser und Softdrinks • alle Transfers und Ausflüge im Minibus oder Reisebus • Ausflugsprogramm & Besichtigungen lt. Reiseverlauf wie z.B. dem Ausflug zum Polarkreis, der Schiffstour auf dem Eisbrecher „Arctic Explorer“ mit der Möglichkeit auf ein Bad im Eismeer in einem Spezialanzug, der Fahrt mit dem Hundeschlitten uvm. • Eintritte lt. Reiseverlauf • Deutschsprachige Reiseleitung Optionen: Motorschlitten-Safari, Leihgabe Winterbekleidung Info & Buchung: ab reisethek.at oder 0800 560 080 (Mo–Sa 9–18 Uhr) Veranstalter: Euro Robin Tours GmbH

E

s waren die Lappen, die vor Jahrtausenden erstmals vor den farbigen Schleiern am Himmel standen. Schließlich deuteten sie diese Himmelserscheinungen als den göttlichen Versuch, sie vor Unheil zu warnen. Heute noch erfüllt mich der Anblicke dieses Naturphänomens mit dem Gefühl, ein wahres Wunder erleben zu dürfen. Und genau für solche Erlebnisse ist Schwedisch Lappland der ideale Ort. Aufgrund der Nähe zum magnetischen Nordpol unseres wunderschönen Planeten stehen hier zwischen September und März die Chancen, dieses spektakuläre Phänomen sehen zu können, besonders hoch. In Luleå, einem der letzten Vorposten der Zivilisation im hohen Norden, sogar in acht von zehn Nächten. Das ist auch jene Stadt, in der das Ursprungsvolk Fennoskandinaviens beheimatet ist – die Samen. Deren Erzähungen zu lauschen ist ebenso schön, wie Polarlichter zu bestaunen.

ERLESENE REISEN MIT ANSPRUCH ab

ab

499

439

Euro

ERHOLSAMES SÜDTIROL. Entspannen Sie 4 Tage in der größten Wasserwelt der Dolomiten oder genießen Sie die Gastlichkeit Südtirols in vollen Zügen. Im 5 Sterne-Resort Adler Dolomiti & Spa gelingt das garantiert. Versprochen!

Euro

GENIESSEN AM ACHENSEE. Erleben Sie für 4 Tage den See-Blick aus ihrem Zimmer des 4 Sterne-Hotels Enters am See. Oder doch lieber aus dem beheizten Infinity-Pool? Oder lieber der Panorama-Seesauna? Einfach herrlich!

Info und Buchung: reisethek.at oder 0800 560 080 (Mo–Sa 9–18 Uhr)

Foto: Tony Harrosin

REISETHEK.AT

2.099

ab

299 Euro

WANDERN IM NATIONALPARK. In die Kulisse Osttirols eingebettet, liegt es, das 4 Sterne Superior-Spa Hotel ZedernKlang. Hier 3 Tage die Gegend erwandern und Abends im Kristallrestaurant 2-Haubenküche genießen. Das macht Freude. Veranstalter: Robin Tours GmbH


30 INTERV IEW

David Lama, Sohn einer Tirolerin und eines nepalesischen Sherpa, gilt als einer der besten Felskletterer des Planeten.


31 INTERV IEW

Man muss sich treu bleiben David Lama, einstiges Wunderkind der Kletterszene, erklärt uns, warum nicht der Gipfel ihm Berge gibt – sondern die Mühen der Ebene. An denen wird's auch beim nächsten Projekt am Annapurna nicht mangeln. Der Alpin-Aficionado nennt es keck: Eine der letzten Herausforderungen im Himalaya.

Fotos: Red Bull Content Pool / Manuel Ferrigato (2)

Interview: Manfred Behr

Ihre frühere Leidenschaft Sportklettern wurde ins olympische Programm für 2020 in Tokio aufgenommen. Haben Sie seit der Bekanntgabe jemals mit einem Comeback geliebäugelt? David Lama: Nicht eine Sekunde. Genauso wenig wie damals, als die WM 2018 an Innsbruck vergeben wurde. Ich war Sportkletterer mit Leib und Seele, aber mich hat sicher nicht angetrieben, eine olympische Medaille umgehängt zu bekommen. Außerdem wusste ich schon damals: Das wahre Klettern findet draußen statt, am Fels. Wie bei anderen Outdoor-Sportarten die olympisch wurden, hört man jetzt auch viele kritische Stimmen. Beginnend bei dem Wettkampfformat, das ausgewählt wurde. Entspricht das überhaupt der Sportart? Ich gehe noch weiter und frage: Ist der ultimative Vergleich, der Wettkampf das Erstrebenswerte beim Klettern? Wie weit ist man gewillt, sich von seinen Wurzeln zu entfernen? Sie betonen stets den kreativen Prozess im Vorfeld und während eines Projektes. Fühlen Sie sich mehr als Sportler oder als Künstler? Gute Frage, das Kreative ist für mich jedenfalls die treibendere Kraft als das Sportliche. Was mich motiviert, ist, aus Ideen Wirklichkeit werden zu lassen. Mich selbst als Kletterer zu verwirklichen, indem ich die Strukturen des Felses, des Schnees, des Eises verbinde, um meine individuelle Route zu finden. Wobei es

nicht um die Schnelligkeit des Aufstiegs geht, um eine Rekordjagd. Die meiste Motivation ziehe ich dann daraus, wenn ich eine nicht so offensichtliche Routenlösung gefunden habe. Deswegen reizen mich unbestiegene Berge und Wände am meisten. Weil du hier eine Art weiße Leinwand vor dir hast, auf der noch niemand „herumgekritzelt“ hat, du von keiner bereits bestehenden Route beeinflusst wirst. Vergleichbar mit einem unverspurten Tiefschneehang? In etwa, wobei die Spuren im Tiefschneehang etwas Vergängliches haben, weil sie der 110% INTO THE WILD

Wetterbedingte Wartezeiten wie hier am Masherbrum nützt Lama gern für Koordinationsübungen.


32 INTERV IEW

nächste Neuschnee verschwinden lässt. Eine gekletterte Linie hingegen hat dauerhaften Bestand, auch wenn sie vom Boden aus nicht sichtbar ist. Ist das Erreichen des Gipfels überhaupt der bedeutendste Schritt oder bereits der Beginn eines neuen Projektes? Der Gipfel ist das Ziel, aber dieses Ziel liegt in diesem Moment schon wieder hinter einem. Der Gipfel ist es auch nicht, der in erster Linie in Erinnerung bleibt, sondern der monatelange Weg, der zu diesem Gipfel geführt hat. Oder eine Wand, die man so durchstiegen hat, wie man es sich vorgestellt hat, die Probleme, die man dabei zu meistern hatte. Ich vertrete schon den Ansatz, dass alles einen anderen Stellenwert bekommt, wenn man hart dafür kämpfen musste, leicht errungene Erfolge geraten schnell in Vergessenheit. Und dass sogar das Scheitern oft Wertvolleres lehrt als der strahlendste Sieg.

Sie lockt auch der 7821 m hohe Masherbrum im pakistanischen Karakorum mit seiner 3600 m hohen Nordwestwand. Das schwierigste Projekt, das ich mir vorstellen kann. Wir haben erst vor Ort begriffen, welche Dimension es tatsächlich hat. Und wie abhängig wir von den Verhältnissen sind – 2014 gingen wegen der hohen Temperaturen rund um uns permanent Lawinen nieder. Das Klettern, so wie wir es betreiben, ist kein Sport, wo man ein bisschen probieren kann. Dazu ist es zu riskant. Ein dritter Versuch am Masherbrum ist derzeit nicht konkret. Ich habe das Gefühl, mich dafür als Bergsteiger noch weiterentwickeln

Stilfrage. David Lama klettert ausschließlich im Alpinstil, somit ohne künstliche Hilfsmittel.

Die Materialwahl kann über Ge- oder Misslingen jeder Expedition entscheiden.

zu müssen. Unabhängig davon steht und fällt jedes Projekt mit den äußeren Verhältnissen. Ein Beispiel: Im April habe ich mit meinem Mentor Peter Habeler die Eiger-Nordwand bestiegen. Die weltbesten Speed-Kletterer benötigen dafür heute zweieinhalb Stunden, wir waren aufgrund des miserablen Wetters froh, es in einem Tag zu schaffen. Hat uns auch nicht gestört, denn unser Ziel war ein ganz anderes, und das haben wir erreicht: Peter ist jetzt mit seinen 74 Jahren der älteste Bezwinger dieser geschichtsträchtigen Wand. Ein bisschen leichter könnten Sie es sich machen, indem Sie nicht darauf beharren, jeden Berg im Alpinstil (in einem Zug zum Gipfel und retour; keine Fremdhilfe; keine präparierten Routen etc., Anm.) zu bezwingen. 110% INTO THE WILD

Jeder hat so seine Idealvorstellung vom Klettern. Ich persönlich finde es wichtig, sich selbst treu zu bleiben. Ich habe einen radikaleren Ansatz gewählt, weil ich hohe Ansprüche an mich stelle. Mir entspricht der Expeditionsstil nicht so sehr, aber er hat seinen Platz in der Welt des Kletterns, war früher unerlässlich, um die hohen Berge zu erobern. Und wenn es der Idealvorstellung eines Kletterers entspricht, den Mount Everest zu besteigen und Einheimische mitzuhaben, die nur fürs Kochen zuständig sind, ist das für mich auch in Ordnung. Ich urteile nicht. Unter Umständen kann der Alpinstil auch der weniger waghalsige sein. Wenn du Unmengen von Material in den Berg schleppen musst, befindest du dich auch länger in der Gefahrenzone.

Fotos: Red Bull Content Pool / Corey Rich und Manuel Ferrigato

Führen Sie eine Art Liste von To-Dos, von Gipfeln, Wänden, die Sie noch bezwingen wollen? Und wenn ja – was muss ein Berg können, um auf diese Liste zu kommen? Die Liste wäre kurz, da stünde eine Handvoll Namen drauf. Und weil jedes dieser Ziele eine jahrelange Vorbereitung erfordert, bin ich auch nicht in der Zwangslage, ständig neue finden zu müssen. Im Moment habe ich noch drei offene Projekte, die sich, wie wir sagen, ganz gut wehren. Im Herbst starte ich mit Hansjörg Auer und Alex Blümel meinen dritten Versuch, die Südostkante des Annapurna III zu bezwingen – eine der letzten großen Linien im Himalaya, bei denen die Erstbegehung noch aussteht. Zuletzt scheiterten wir im Frühjahr 2016 an extrem schlechtem Wetter, Ende September hoffen wir auf mehr Stabilität.


33 INTERV IEW

Klingt nicht so, als würde man Sie eines Tages im Basislager des Mount Everest antreffen ... Vor zehn Jahren wäre die Antwort klar gewesen. Aber als ich 2015 vor dem Lunag Ri (mit 6.907 Metern einer der höchsten unbestiegenen Berge Nepals, Anm.) stand, all die wunderschönen Himalaya-Gipfel in Sichtweite, da hat der Mount Everest einen fast geheimnisvollen Reiz auf mich ausgeübt. Wenn er mich wirklich interessieren sollte, wird er dauerhaft im Hinterkopf bleiben. Apropos Lunag Ri: Ihr damals 54-jähriger amerikanischer Kletterpartner Conrad Anker hat dort beim Aufstieg im Oktober 2016 einen Herzinfarkt erlitten, musste notoperiert werden. Wie geht es ihm heute? Gut, er hat vor kurzem wieder den El Capitan im Yosemite Nationalpark bestiegen. Aber so extreme Berge, wie der Lunag Ri einer ist, hat er von seiner Liste gestrichen. Für meinen dritten Versuch, um dieses dritte noch offene Projekt abzuschließen, werde ich einen anderen Partner brauchen – oder es

alleine in Angriff nehmen. Nachdem Conrad ausgeflogen worden war, habe ich genau das versucht und bin bis 200 Höhenmeter an den Gipfel herangekommen. Weiter als jeder andere zuvor. Im Zuge der Vorbereitungen sind Sie mit Ihrer Tiroler Mutter und Ihrem nepalesischen Vater erstmals nach 15 Jahren in dessen Heimat zurückgekehrt. Warum hat es denn gar so lange gedauert? Weil ich mein Leben dem Klettern verschrieben habe. Zuerst dem Sport-, dann dem Felsklettern. Wenn du eine Expedition über Jahre planst, organisierst, dich vielleicht über Monate vor Ort aufhältst, reservierst du nicht noch zusätzlich 14 Tage für „Land und Leute“. Aber ich habe natürlich bemerkt, wie mir Nepal durch diesen letzten Aufenthalt um einiges vertrauter geworden ist. Wann haben Sie zuletzt mehrere Wochen am Stück in der Ebene verbracht? Ist noch gar nicht lange her. Ein Urlaub in Peru. Zweieinhalb Wochen Surfen. Oder sagen wir so: Ich habe mich im Surfen versucht.

DAVID LAMA Geburtsdatum: 4.8.1990. Wohnort: Götzens. Erfolge Sportklettern: jüngster Weltcupsieger Bouldern und Vorstieg (mit 15!), Europameister Vorstieg (2006) & Bouldern (2007). Erfolge Felsklettern: Erstbesteigung des Cerro Torre (ARG) über die Kompressor-Route ohne künstliche Hilfsmittel 2012, der Yoniverse-Route am Cerro Kishtwar (IND/2011), der zentralen Headwall des Moose's Tooth (Alaska/2013), der Route Avataara in der Baatara Gorge (LIB/2015).

−20% STATT 199,99*

159,

99

GORE-TEX TREKKINGSCHUH CORE HIGH

Für Damen und Herren // Obermaterial aus atmungsaktivem Air-Mesh // GORE-TEX® SURROUND™ Futter // Ortholite Mountain Hiking Fußbett // Vibram® Sohle mit Impact Brake System Angebot gültig in allen österreichischen Hervis Stores, bis 23.09.2017. Trotz sorgfältiger Planung können angebotene Artikel im Einzelfall aufgrund hoher Nachfrage bereits am ersten Tag 110% INTO THE WILD*STATT = vom Lieferanten/Hersteller unverbindlich empfohlener Verkaufspreis. ausverkauft sein – wir bitten um Ihr Verständnis. Alle Preise in Euro. Irrtümer, Satz- und Druckfehler vorbehalten.


34

S ONNE T / 1 .708 Unterstüt zer / 2 26. 324 D ol l ar

KEIN NETZ GIBT’S NICHT

KICKSTA RTER

Text: Johannes Stühlinger

Das geht so einfach: Das kleine Gerät namens Sonnet verbindet sich auf einer Distanz von bis zu fünf Kilometern per Funk mit dem Mobilnetz. Dein Handy wiederum bleibt via App mit dem Sonnet, das natürlich wasserdicht und stoßsicher ist, verbunden. Die dahinterliegende Technologie ist freilich komplex, aber das ist eine andere Geschich110% INTO THE WILD

te. Fakt ist, dass man mit dem sechseckigen Teil zumindest fünf Kilometer tief in nicht vom Mobilnetz abgedecktes Gebiet vordringen und dennoch alle Vorzüge des Smartphones nutzen kann – inklusive Navigationssystemen natürlich. Weiteres Plus: Man kann bis zu 16 Sonnets zusammenschalten und so den Wirkungsbereich auf bis zu acht Kilometer erweitern. Geht es nach den Entwicklern von Sonnet, so ist das Gerät aber nicht nur für Outdoorfans ein echter Bringer: „Gerade bei großen Veranstaltungen bricht das Handynetz oft zusammen. Mit dem Sonnet ist auch dieses Problem gelöst“, so Sachse. Selbst im Fall von Naturkatastrophen kann das Gerät sehr hilfreich sein, sagen die Entwickler. Ende November dieses Jahres soll Sonnet nun auf den Markt kommen. Denn dieser Idee sind auf der Crowdfunding-Plattform „Kickstarter“ insgesamt 1.708 Unterstützer ins Netz gegangen und haben 226.324 Dollar lockergemacht. Genug, um den Launch nun zu realisieren.

Foto: Beigestellt

In jeder Ausgabe präsentieren wir ein sportliches Start-up, das es geschafft hat, über Crowdfunding in die Geschäftswelt einzutauchen. Diesmal: Sonnet. Ein kleines Teil, das Großes kann: Das Problem von nicht vorhandenen, überlasteten oder ausgefallenen Handynetzen zu überlisten. Perfekt für Outdoor-Fans, also!

„Senden der Nachricht fehlgeschlagen.“ Diese Mitteilung wird bald schon keinen mehr nerven. Zumindest wenn es nach dem Start-up Sonnet Lab geht. Denn während wir uns in den unterschiedlichsten Momenten darüber ärgern, dass wir kein Handynetz mehr haben, hat sich im kanadischen Toronto eine junge Truppe zusammengetan und dieses Problem kurzerhand gelöst. „Wir sind alle gerne in der Natur“, erzählt Nathan Sachse, Kopf des Teams. „Gerade in den Weiten Kanadas ist es oft sehr schwierig, ein gutes Netz zu bekommen. Also haben wir nach einer Lösung gesucht.“ Und indem die aktuelle Mobilfunk-Technologie mit der eigentlich alten Radiowellen-Technik kombiniert wurde, auch eine solche gefunden.


LIVE YOUR

PASSION

MANUFACTURE WORLDTIMER UVP € 3.195,–

Handgefertigtes Manufakturwerk. Kollektion Manufacture: selbst entwickelte, gefertigte und zusammengesetzte Uhrwerke. Für weitere Informationen: Tel. (+43) 1 546 47-0, info@frederiqueconstant.at frederiqueconstant.com


36 STYLE

Out & About Der Guide für OutdoorAnfänger Text: Christl Clear

L

Kurz: Ich hatte keine Ahnung, was mich bei meiner ersten Wanderung vor ein paar Wochen erwarten würde und ich wünschte, es wäre anders gewesen. Deswegen ist es für mich Ehrensache, einen Mini-Guide für Outdoor-Anfänger wie mich zu schreiben. Hier sind also 10 Tipps, um als Balkonkind in der Wildnis zu überleben. 110% INTO THE WILD

01

Machen Sie ihr Aussehen zur Nebensache Ausnahmsweise. Sie sind es vermutlich gewohnt, immer tipptopp gestylt zu sein. Das funktioniert auch bei einer Outdoor-Aktivität, allerdings mit dem Fokus auf Bequemlichkeit und praktische Handhabung. Greifen Sie etwa zu einer Jeggings, also einer sehr dehnbaren Hose in Jeansoptik, die Ihnen die Bewegungsfreiheit gibt, die Sie brauchen. Sie werden trotzdem fabelhaft aussehen, allerdings ohne, dass es Sie irgendwo zwickt oder Sie sich eingeengt fühlen.

Fotos: Getty (2)

F R Ü H E R WA R A L L E S B E S S E R . Nur nicht die Wanderausrüstung. Wer heutzutage in so einer Montur in den Bergen unterwegs ist, muss lebensmüde sein oder hat sich verlaufen.

eugnen bringt ja doch nichts. Also gestehe ich lieber gleich: „Hallo, mein Name ist Temi und ich bin ein Balkonkind!“ Übersetzt bedeutet das: Ich bin in der Großstadt aufgewachsen und habe nur sehr wenig Bezug zu Outdooraktivitäten – um es diplomatisch auszudrücken.


37 STYLE

02

Die unteren Werte zählen Ladys, vertrauen Sie mir, wenn ich Ihnen sage: Sie brauchen die perfekte Unterwäsche, um Ihre Outdoor-Aktivität in vollen Zügen genießen zu können. Und wenn ich hier schreibe „perfekt“, dann meine ich definitiv nicht schick, sondern bequem. Gönnen Sie Ihren Spitzen-Dessous eine Auszeit und aktivieren Sie Ihren Sport-BH. Ihr Dekolleté wird Ihnen auf ewig dankbar sein.

05

Zwiebeln Sie sich Mutter Natur hat bei der Zwiebel alles richtig gemacht. Da kann der Mensch in Sachen Schichten noch einiges lernen. Besonders, wenn es um ein Outfit für ein Outdoor-Abenteuer geht. Tragen Sie lieber zu viele Schichten, die Sie nach und nach aus- bzw. anziehen können, als zu wenige. Es gibt nichts Unbequemeres, als beim Wandern zu frieren.

03

Schuhe, Schuhe, Schuhe Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, viel Zeit Outdoor zu verbringen, wissen Sie mit Sicherheit auch schon, dass Sie „festes Schuhwerk“ brauchen. Sneakers fallen nicht in diese Kategorie. Sind zwar cool und meist auch bequem, aber das war’s auch schon und das ist zu wenig für Ihr Vorhaben . Sie brauchen etwas, das Sie nicht drückt, das Ihre Füße stützt und sie vor Witterung schützt und rutschfest ist. Da ergibt es sich doch ganz gut, dass Wanderschuhe gerade en vogue sind und man sie im Großstadtdschungel auch noch tragen kann.

04

Rucksack ist nicht gleich Rucksack Wenn ich etwas gelernt habe, dann das! Mein schicker Designer-Backpack ist nichts für ein Wanderwochenende. Es braucht einen leichten Rucksack mit einer vernünftigen Polsterung, die einem Rückenschmerzen, Abdrücke und Striemen erspart. Vertrauen Sie jemandem, der aus Erfahrung schreibt, seinen schicken Rucksack in die Ecke verbannt hat und ihn dort auch für die nächsten paar Wochen liegen lässt. 110% INTO THE WILD

06

Wie Teflon Apropos Schichten: Die oberste sollte definitiv wasserabweisend und atmungsaktiv sein. Outdoor-Jacken sind mittlerweile nicht nur praktisch, sondern auch stylish und geben in Kombi mit den hippen Wanderschuhen auch einen ganz coolen Herbstlook ab. Das weiß ich, jetzt wo ich mir beides besorgt habe, um mir für meinen nächsten Trip in die Natur einiges an Ärger zu ersparen.


38 STYLE

I N G U T E R G E S E L L S C H A F T. Mindestens genau so wichtig wie festes Schuhwerk ist eine gute Wanderbegleitung. Glauben Sie mir, Sie wollen nicht mit jemandem unterwegs sein, der Ihnen in der wilden Natur den letzten Nerv raubt.

09

Schützen Sie sich Grundsätzlich gilt: verlassen Sie nie das Haus ohne Sonnenschutz. Den brauchen sie nicht nur im Sommer bei brütender Hitze. Schutz vor Sonnenstrahlen sollten sie immer parat haben, und nicht nur, wenn sie in der freien Natur unterwegs sind. Wobei dort ganz besonders. Es wäre ja ewig schade, wenn sie auf all den Erinnerungsfotos, rot wie ein Paradeiser sind, weil sie die Sonnencreme vergessen haben. Jetzt einmal ganz abgesehen von dem Gesundheitsfaktor, der hier eine wesentlich größere Rolle spielt Sonnenschutz gibt’s mittlerweile auch im taschenfreundlichen Format, also gilt auch die Ausrede mit dem zusätzlichen Gewicht nicht mehr.

Plastikflaschen sind sooo 2000 Wer heutzutage bei den Coolen mitmischen möchte, schleppt längst keine Plastikflaschen mehr mit sich herum. Weder bei einer Tageswanderung noch im Alltag. Warum auch, wenn es Aluminiumflaschen gibt, in die man warme und kalte Getränke einfüllen kann?! So entsteht weniger Müll und man tut der Natur etwas Gutes. Übrigens gibt es Isoflaschen oft in verschiedenen Farben, Mustern und Größen. Da ist tatsächlich etwas für jeden dabei. Auch für die Fashionistas unter uns.

08

Schmücken Sie sich Aber nicht mit Juwelen oder einer teuren Armbanduhr, besorgen Sie sich einen Fitnesstracker. Sie wissen schon, eine von diesen Smartuhren, die neben Schritten- und Kalorienzählen ihren Puls misst und tatsächlich auch die Uhrzeit anzeigt. Davon gibt es mittlerweile so viele wie Sand am Meer, Sie müssen nur noch die passende für sich selbst finden. Und wenn Sie erst mal nach einem langen Tag Outdoor auf eine fünfstellige Zahl an Schritten schauen, werden sie den Fitnesstracker noch mehr lieben, als jede noch so stylishe Uhr. 110% INTO THE WILD

Die Kardashians sind kein Maßstab! Dieser Satz verwirrt Sie jetzt vermutlich etwas, aber die populäre It-Familie geht gerne mal in L.A. wandern, allerdings prinzipiell in Leggings, bauchfreiem Sporttop, Sneakers und Designer-Sonnenbrille. Kim, Kourtney, Khloe & Co. mögen also in vielen Belangen Trendsetter sein, aber was das angeht, nicht. Tun Sie sich also selbst den Gefallen und achten Sie lieber darauf, dass Sie praktisch gekleidet sind und nicht nur gut. Designersonnenbrillen und Sneakers können Sie im urbanen Dschungel jederzeit tragen. Bei Outdoor-Aktivitäten in der freien Natur hat das nichts verloren. Vertrauen Sie mir, ihr Körper wird es Ihnen danken.

Foto: Getty

07

10


SOLIVER.COM

DENIM

49,99 EUR


40 STYLE

Wild Things

Und damit Ihnen alle bösen Überraschungen erspart bleiben, die ich erleben musste, hier mein 12 Musthaves für einen Abenteuertag in der Natur. Sie werden sich wundern, was die richtigen Teile bei so einem Outdoor-Tag ausmachen können. In der Übergangszeit darf es auch gern einmal eine gut gefütterte Weste wie diese hier sein. Von H&M, um € 39,99.

Wenn schon Holzfällerhemd, dann mit (modischer) Ansage. Von Offwhite, um € 635,–.

Nahtloser Sport-BH mit praktischem Frontverschluss. Von Falke, um € 69,99

Bauchtaschen feiern endlich ihr Comeback. Sie können Ihre also ab jetzt immer und überall tragen. Von Calvin Klein über zalando.at, um € 59,95.

Eine Sonnenbrille mit Brillenkette? Schon lange nicht mehr nur etwas für Großmütter. Beides von Viu, Sonnenbrille ab € 215, Kette um € 65,– Aktivitätsmessung und Leistungsmaximierung sind nur ein paar der Dinge, die diese Fitnessuhr kann. Von Fitbit über Hervis, um € 220,–.

Futuristisch, praktisch, gut. Alles Attribute mit denen sich dieser Rucksack beschreiben lässt. Von Northface, um € 270,–

So klein und schon ein Parfumstift! Der passt übrigens in jede Tasche – auch in ihre Bauchtasche. Von Sabé Masson über marionnaud.at, um € 22,–.

110% INTO THE WILD

Lippenstift ist nichts für ein Outdoor-Abenteuer? Dieser hier wird Sie vom Gegenteil überzeugen. Chubbystick in „Bountyful Brown“ von Clinique um € 21,–.

Ein Outdoor-Schuh, der die Vorteile eines Sneakers hat? Hierher bitte! Von Isabel Marant, um € 460,–

Fotos: Imago, beigestellt

Damit Ihr Gesicht gut mit Feuchtigkeit und Sonnenschutz versorgt ist. Von Nuxe, um € 17,–

Diese Jeggings ist so bequem und dehnbar wie Yogapants und sieht dabei aus wie „echte“ Jeans. Von Verdandy, um € 189,–


BORN HERE

ALPINER 4 AUTOMATIC Swiss Professional Alpine Watch

Für weitere Informationen: Tel. (+43) 1 546 47-0, al@ostersetzer.at www.alpina-watches.com INDEPENDENCE, PERSEVERANCE, HERITAGE.

www.alpina-watches.com

OFFICIAL WATCH


TIPP

Wer Fisch zubereitet, muss unbedingt darauf achten, dass dieser auch wirklich frisch ist. Verena Goachs Tipp: Die Augen der Fische mĂźssen wirklich klar und glasig sein und die Kiemen schĂśn rot. Sonst ist der Fisch alt!


43 DAS JÜNGSTE GERICHT

F(r)isch gefangen Verena Goach vom Jagawirt am Reinischkogel kocht ausschließlich mit Produkten, die in ihrem Garten wachsen oder in ihrer Umgebung vorkommen. Die Reinischkogler Bachforelle ist zum Beispiel genau so ein Gericht. Text: Johannes Stühlinger Fotos: Daniel Gebhardt de Koekoek

E

s ist wohl eines der idyllischsten Fleckchen Österreichs. Inmitten der sanften Weiden, umrahmt von romantischen Wäldern steht er, der Jagawirt am weststeirischen Reinischkogel. Hier wird die Nacht so schwarz, dass jede noch so kleine Sternschnuppe strahlt. Hier kann man der Natur beim Wachsen zusehen oder den Tieren im Wald lauschen. Und in der Küche vom Jagawirt, da steht Chefin Verena Goach und bereitet ihren Gästen aus den Zutaten, die dieses Paradies bereithält, wundervolle Gerichte. Da gibt’s herrlichen Waldschweinbraten aus der eigenen Bio-Zucht. Da gibt’s wunderbare Gemüsegerichte aus dem Garten, der sich hinter dem Hof als vegetarisches Schlaraffenland präsentiert. Und da gibt’s unweit des Jagawirts kristallklare Bäche, denen herrliche Forellen entspringen und sich als „Reinischkogler Bachforellen“ auf Verenas Speisekarten wiederfinden. Ein altes Rezept, das die Mutter ihrer Mutter schon von deren Mutter überliefert bekommen hat.

Und das die heutige Chefin nun zu 110% an dieser Stelle weitergibt. Zu allererst nehmen wir die fangfrischen Bachforellen aus, spülen sie kurz mit frischem Wasser ab und tupfen sie trocken. Nun füllen wir die Fische mit den vorbereiteten Kräutern. Die sollten wirklich frisch sein. „Ich hacke die Kräuter nie, man kann sie gleich im Ganzen verwenden, dann kann man sie vor dem Servieren viel leichter wieder entfernen“, gibt Verena Goach einen Geheimtipp ab. Jetzt die Fische mit Salz, Pfeffer und ein paar Spritzern Zitronensaft in den bereits vorbereiteten, grob geriebenen Semmelbröseln gewälzt. „Das macht die Forelle dann richtig knusprig“, frohlockt sie, ehe wir eine Pfanne mit Olivenöl auf mittlerer Hitze vorheizen und die bereitgestellten Fische darin langsam anbraten. Während diese nun leise brutzeln, werden die Knoblauchzehen und die Erdäpfel (je nach Lust geschält oder mit Schale) in Scheibchen geschnitten. Wenn die Fische schon eine gute Farbe haben – nach ungefähr fünf Minuten pro Seite – fügen wir nun einfach Knoblauch110% INTO THE WILD

EINK AUFSLISTE FÜR 4 PERSONEN 4 fangfrische Forellen Frische Kräuter der Saison Grob geriebene Semmelbrösel Olivenöl 4 Knoblauchzehen 2 Zitronen Ein Bund Petersilie gehackt 10 Erdäpfel Salz Pfeffer

und Erdäpfelscheibchen hinzu. Nun die Hitze schrittweise erhöhen und zum Schluss auf Maximum stellen. „Die Forellen sollten insgesamt nicht länger als 15 Minuten in der Pfanne sein“, weiß die Köchin. Die Fische nun noch schnell mit dem heißen Öl übergießen und vor dem Servieren mit Zitronenspalten und gehackter Petersilie garnieren. Guten Appetit!


44 DAS JÜNGSTE GERICHT

PILZE & SCHWAMMERL

Im Sommer schießen in unseren Wäldern die Schwammerl wie die Pilze aus dem Boden. Aber Obacht: Man muss schon wissen, welche man mitnimmt. Eierschwammerl und Herrenpilze sind aber mittels Internetrecherche relativ leicht zu identifizieren. Im Zweifelsfall heißt es aber: unbedingt stehen lassen! Koch-Tipp: Schwammerl-Carpaccio oder Schwammerlgulasch

DIE WILDNIS AM TELLER

SCHWARZBEEREN

Eigentlich ist die Natur ein riesiger Supermarkt. Man muss sich darin ein bisschen auskennen. So wie Jagawirt-Chefin Verena Goach. Also waren wir mit ihr shoppen.

VOGELBEERE

Viele Menschen meinen, die Vogelbeere, auch Eberesche genannt, wäre giftig. Ist sie aber nicht. Diese sehr herb schmeckenden Beeren wachsen in unseren Breiten den ganzen Sommer über auf kleinen Bäumchen und sind ob ihres roten Leuchtens nicht zu übersehen. Außerdem ist die Vogelbeere sehr gesund für die Verdauung und kann sogar bei Lungenproblemen helfen. Koch-Tipp: Marmelade, Chutney, Sirup und Likör

Auch wenn du die Schwarzbeeren aus dem Supermarkt kennst: Jene aus dem Wald schmecken viel besser. Sie gedeihen auf kniehohen Sträuchern und je nach Höhenlage kann man sie zwischen Juli und September einfach einsammeln. Ihre Inhaltsstoffe sind gut für deine Augen. Was bedeutet: Je mehr du davon isst, umso eher findest du sie auch. Koch-Tipp: Schwarzbeer-Strudel, Marmelade oder Kompott

VOGELMIERE

BACHFORELLE

Auch wenn man es nicht einfach so darf und auch nicht jeder kann: Aber eine Forelle zu fangen und einfach auf dem Feuer zu braten, das ist wohl eines der besten Naturgerichte! Koch-Tipp: Siehe vorherige Seite

Die Vogelmiere ist ein zartes, saftiges Pflänzchen, das recht unscheinbar aussieht, aber gleich ganze Teppiche bilden kann. Die Pflanzen und vor allem ihre Blüten schmecken ein wenig nach Babymais oder Kopfsalat. Sie wächst eigentlich überall, bis auf 2200 Meter Seehöhe empor sogar. Großes Plus: Sie wirkt sogar schmerzlindernd. Was bei einer Outdoor-Expedition durchaus hilfreich sein kann. Koch-Tipp: Salat oder Pesto

HOLUNDERBLÜTEN

Von Mai bis Juli ist Saison für Holunderblüten. Die essbaren Dolden vom schwarzen Holunder sehen nicht nur toll aus – sie sind auch richtig gesund. Am besten erntest du Holunderblüten am späten Vormittag bei trockenem, sonnigen Wetter und niemals in der Nähe viel befahrener Straßen. Einfach hinter der Blüte abschneiden. Koch-Tipp: Gebackene Holunderblüten, Holunderblütengelee oder –sirup

110% INTO THE WILD

LÄRCHENWIPFERL

Wer eine Lärche erkennt, erkennt die jungen Triebe daran auf den ersten Blick: Sie sind viel heller als die restlichen Ästchen und befinden sich stets an deren Enden. Diese kleinen Nadelknuppel kann man abpflücken und in den Mund stecken. Sie sind nicht nur nahrhaft, sondern auch durchaus geschmackvoll. Wenn man auf den Geschmack von ätherischen Ölen steht. Koch-Tipp: Saft, Sirup, Likör & Schnaps

Fotos: Imago (7), Daniel Gebhardt de Koekoek

BRUNNENKRESSE

Dieses Kraut ist nicht nur heilsam und wohlschmeckend, es blüht auch wunderschön und wächst fast das ganze Jahr über an Bächen und anderen Gewässern. Es heißt, sie helfe gegen Frühjahrsmüdigkeit und Vitaminmangel. Auf jeden Fall kann man sie von Blüte bis Stängel verputzen und sie ist außerdem sehr schmackhaft. Koch-Tipp: Salat, Suppe oder Pesto


Jetzt

Ein neues Einkaufserlebnis

Finden Sie Ihre Lieblingsprodukte jetzt noch schneller auf unserer neuen Website unter Shop.DiePresse.com

d n a s r e v i e r f n e t s ko ellen unter best

om Presse.c ie .D p o h S

KIESBYE´S WALDBIER WACHOLDER Ein samtiges Strong Ale mit Hang zur Natur aus dem schönen Salzburger Lungau. Passt perfekt zu Fisch- und Fleischgerichten oder kräftigem Käse.

CHRONOGRAF „LICHTUNG“ Der edle Chronograf von Holzkern mit Quarzuhrwerk besticht durch ein Zusammenspiel von feinstem Ahornholz, nachtschwarzem Ziffernblatt und einem Echtlederarmband.

€ 15 90

GRILLGOLD WOOD SMOKING CHIPS Kleine Holzstückchen, die dem Grillgut eine einzigartig feine und würzige Räucheraromen verleihen. Eine Packung enthält 1,75 Liter Wood Smoking Chips, ausreichend für etwa fünf Anwendungen.

€ 189 00

€ 30 00 Lieblingsstücke und Genussvolles unter


46 ZA HLENSPIELE

24000

Kilometer misst der längste Wanderweg der Welt, der heuer vervollständigt und von Trans Canada auf Great Trail umbenannt wurde. Er verläuft von St. John's an Kanadas Ostküste bis nach Vancouver. Für Leute mit etwas mehr Resturlaub bieten sich Abstecher in die Northwest Territories an. Der Trail lässt sich zum Teil mit Fahrrädern, Kanus und Snowmobiles befahren, nur Autos sind tabu. Am Wegesrand laden 86 Pavillons zum Verweilen ein.

10.100 HÖHENMETER

„Mad Mike“ Küng hält den Höhenrekord im Paragleiten. Der Österreicher sprang 2004 mit seinem Gleitschirm von einem Ballon in 10,1 km Höhe ab.

1927

35 %

beträgt die größte Steigung beim härtesten Mountainbikerennen Österreichs, der Salzkammergut Trophy. Den Anstieg zum Knappenhaus erreicht das Gros der Teilnehmer nach 10 Stunden im Sattel.

gelang einem Österreicher als erstem Nicht-Inuit die Eskimorolle. Edi Hans Pawlata, so der Name des Kanu-Pioniers, veröffentlichte ein Jahr später ein einschlägiges Lehrbuch mit dem Titel „Kipp, Kipp, Hurra“. Die Vielfalt und technische Raffinesse der Kentermanöver der Inuit bleibt jenseits von Grönland bis heute unerreicht. Um dort bei den nationalen Kajak-Meisterschaften antreten zu dürfen, müssen 30 unterschiedliche Manöver beherrscht werden. 110% INTO THE WILD

325

Menschen verloren seit 1981 beim Basejumpen ihr Leben, die meisten im Schweizer Lauterbrunnental (51).

4: 3 4: 2 5 S T UNDE N benötigte Marcin Michalec am 8. April für die Marathondistanz. Beeindruckt sie nicht? Der Pole bewältigte die 42 km als Nordic Walker und in Weltbestzeit.

14 x

wurden bis dato Wander-Weltmeisterschaften ausgetragen. Immer in Österreich. Die 15. Auflage steigt von 21.–23.9. in Filzmoos. Medaillen gibt's über Distanzen von 6 bis 42 km.

Foto: Martin Bihounek

30.000 Dollar kostet es, den Chomolungma, besser bekannt als Mt. Everest, auf eigene Faust zu besteigen. Für das VIP-Expeditions-Service mit Führer und WLAN werden 90.000 fällig.


47 A NZEIGE

DER BESTE ÖSTERREICHISCHE SPORT LIVE! Und was, wenn ich keine wichtige Szene eines österreichischen Sportlers versäumen will?

Österreichische Spitzenathleten live – ob in einer nationalen Liga oder international, ob Fußball, Eishockey oder Tennis – unsere Weltstars hautnah erleben. Das ist es, was für einen echten Sportfan wirklich zählt! Und mit “live sehen” ist mehr gemeint: Spannende Vorberichte, Livespiele mit den besten Kommentatoren des Landes, Wiederholungen, Zusammenfassungen, kompetente Analysen und Experteninterviews gehören zu einer modernen Liveübertragung einfach dazu.

DIE DEUTSCHE FUSSBALL BUNDESLIGA – GROSSE MOMENTE LIVE.

25 österreichische Legionäre – das ist die rot-weiß-rote deutsche Bundesliga: Mit unseren Stars von Bayern und Leipzig aber auch mit unseren Teamspielern von Bayer Leverkusen, Schalke 04, Hoffenheim, Mainz, Werder Bremen, Hertha BSC, Augsburg, Freiburg und Hannover 96. Kurz gesagt: An den Österreichern kommt in der Saison kein deutscher Verein vorbei. Das Beste: Ein Match pro Spieltag wird in brillanter Ultra-HD-Qualität übertragen.

DIE UEFA CHAMPIONS LEAGUE: ALLE SPIELE LIVE.

Die beste Fußball-Liga der Welt – und die Österreicher sind mittendrin: D. Alaba und M. Friedl spielen mit Bayern München erneut um den begehrten Titel. Aber auch der Newcomer RB Leipzig mit den Teamspielern M. Sabitzer, K. Laimer und S. Ilsanker steht fix in der UEFA Champions League Gruppenphase – Spannung und Spitzenfußball garantiert.

DIE ERSTE BANK EISHOCKEY LIGA: ALLE TOP-SPIELE LIVE.

Die beste Hockey-Liga Europas – das ist die EBEL Erste Bank Eishockey Liga. Spannende Matches, rasante Action, fesselnde Momente und jede Menge gesunde Härte – eben Eishockey vom Feinsten mit den besten Teams aus Österreich, Tschechien, Italien, Ungarn und Kroatien.

Fotos: Gepa (3), Sky/Thomas Eisenhuth

DOMINIC THIEM: ALLE MATCHES AUF DER ATP TOUR 2017 LIVE.

Wer will nicht unserem neuen Tennis-Champion ganz genau auf den Schläger schauen, wenn er sich mit den Weltbesten misst? Und das Ganze natürlich live – bei allen ATP 500 und ATP 1000 Turnieren, sowie den US-Open und dem großen ATP Finale in London.


48 HINTERGRUND

MIT ALLEN WASSERN GEWASCHEN

Medaillenanwärter für Tokio 2020 muss man mit der Lupe suchen. Nur im Wildwasserkanal, das erkennt man mit freiem Auge, spült es eine Kanutin nach der anderen nach oben. Pech auch, dass bei den Sommerspielen nur eine Athletin pro Disziplin ran darf. Die beinharte Auslese treibt bereits jetzt seltsame Blüten. Text: Manfred Behr Fotos: Gregor Kuntscher

B JÄGERIN

Viktoria Wolffhardt paddelt zweigleisig Richtung Tokio.

ei österreichischen Wildwasser-Slalom-Meisterschaften kann man jeden Teilnehmer per Handschlag begrüßen – und hätte noch immer jede Menge Tagesfreizeit übrig. Eine Minute müsste man wohl einkalkulieren, vielleicht noch eine zweite, wenn man sich auf ein bisschen Smalltalk einließe. Mit Masse vermögen die Kajak- und Canadier-Cracks also nicht zu überzeugen. Mit Klasse schon viel eher. Neun Medaillen, fünf davon in Gold, ließen die hiesigen Paddler heuer bei EM, U23-WM und U23-EM mitgehen. Eine weitere beim Saisonhöhepunkt, der WM in Pau (FRA/23.9.–1.10.), wäre die Schaumkrone auf dem Wellenberg. Aber schon mit der bisherigen Ausbeute überragt man sämtliche anderen Sommersportverbände um Längen. Bemerkenswert: Nur eine aus dem achtköpfigen Nationalkader ist älter als 23 – Europameisterin Corinna Kuhnle (30). Und die Talentequelle sprudelt munter weiter: Mit Antonia Oschmautz hat bereits eine 15-Jährige Weltcupluft geschnuppert. Die Kehrseite der Medaille: Bei den Sommerspielen in Tokio wird nur maximal eine Athletin pro Disziplin im Kanu, der Rest vorm Fernseher sitzen. Im Klartext: Während man in Österreich in den meisten Sommersportarten verzweifelt nach 110% INTO THE WILD

OlympiakandidatInnen fahndet, sind bei den Kanutinnen sogar Medaillenanwärterinnen zum Zuschauen verurteilt. Entsprechend kontroversiell wird es wohl bei der internen Ausscheidung 2019/20 zugehen. Einen ersten Vorgeschmack lieferte heuer die EM in Tacen (SLO): Lisa Leitner, Shootingstar der Szene und ursprünglich mit Silber dekoriert, wurde wegen eines zu leichten Bootes disqualifiziert. Wobei ein Versehen schwer argumentierbar scheint. Auf die vom Reglement geforderten 9 Kilo fehlte ein sattes halbes, also ein Eckhaus, und zwar ein ganzes. Mysteriös: Ein Protest der Briten wurde nach dem Halbfinale nur deshalb abgewiesen, weil dieser zu spät eingebracht worden war. Im Finale noch einmal mit einem nicht regelkonformen Boot aufzukreuzen, grenze an Dummheit, sagen die einen, an Perfidie, meinen die Briten. Sie vermuteten eine illegale Absprache von Leitners slowenischem Trainer Jure Meglic mit dem Kampfrichter, einem Landsmann. „Jure hat mir versichert, dass das beobachtete Gespräch nur eine Diskussion in der Sache war. Darauf muss ich mich verlassen“, findet Neo-Bundestrainer Helmut Oblinger, bis 2015 selbst Athlet und fünffacher Olympiateilnehmer. Wie dem auch sei: Nach Beschluss des Internationalen Verbandes ist bei Gewichtskontrollen künftig ein Vier-Augen-Prinzip einzuhalten. Leitner


49 HINTERGRUND

GEJAGTE.

Corinna Kuhnle hält nichts von Kramen in der Psychotrickkiste.

110% INTO THE WILD


50

THEM A M A RKERL HINTERGRUND

AUS 3 MACH 1.

wurde vom eigenen Verband für zwei Weltcuprennen gesperrt. „Auch wenn der Vorteil, den man sich verschafft, minimal sein dürfte – für mich ist es Betrug, nicht anders als Doping. Ich habe in der internen Besprechung auch eine Entschuldigung von Lisa gefordert – und letztlich bekommen“, wollte Teamleaderin Corinna Kuhnle nicht zur Tagesordnung übergehen. Die zweifache Ex-Weltmeisterin war beim gleichen Rennen erstmals nach sechs Jahren bei einem Großereignis auf die Siegerstraße zurückgekehrt. „Kein Zufall“, wie Kuhnle betont. „Vor Olympia 2012 ist der Spaß abhanden gekommen. Zufriedenheit hat sich nur mehr nach Siegen eingestellt, womit Negativerlebnisse zur Regel wurden. Durch einen Trainerwechsel habe ich mir die Freude zurückgeholt, Konstanz erarbeitet, aber nicht mehr gewonnen. Dieses Thema habe ich vor der Saison sehr bewusst mit

meinem Mentaltrainer bearbeitet.“ Für den Erfolg in der Trickkiste zu kramen – und sei es nur in Form von psychologischer „Kriegsführung“ – für Kuhnle ein No-Go. „Erstens bin ich ein sensibler Mensch, der dadurch wahrscheinlich am meisten zu leiden hätte, zweitens habe ich es gar nicht notwendig. Wenn ich mein Können abrufe, müssen die anderen ohnehin noch ein Weilchen auf ihre Olympiachance warten.“ Immerhin – ein Psychospielchen light. Vielleicht mit ein Grund, warum sich U23-Europameisterin Viktoria Wolffhardt nicht auf ein Standbein verlässt. „Leider hat mir der Verband die Chance, zweigleisig zu paddeln, bis 2016 verwehrt, wodurch ich im Canadier eine Menge Trainings- und Wettkampfjahre verloren habe“, ärgert sich die Tullnerin, die ihren Namen mitunter selbst auf die Startliste kritzelte, um auch knieend bestehen zu dürfen. Im Canadier wartet im 110% INTO THE WILD

Kampf ums Tokio-Ticket mit Jugend-Olympiasiegerin Nadine Weratschnig allerdings eine ähnlich harte Nuss wie im Kajak. Dass Wolffhardt für den Erfolg über die Schmerzgrenze zu gehen bereit ist, bewies sie 2017 tagtäglich. Am 2. Jänner hatte sich die 23-Jährige einer Kreuzbandoperation unterzogen, drei Monate später saß sie bereits wieder im Kajak, ab Anfang Juni kniete sie sich auch im Canadier wieder mächtig hinein. Was Gelenk und Bändern nur mäßig behagte. Für U23EM-Silber reichte es dennoch. Ein Erfolg, den ihr auch Zimmerkollegin Weratschnig gönnte. Wolffhardt: „Das A und O ist der gegenseitige Respekt. Seit wir auch bei den Trainingskursen oft gemeinsam unterwegs sind, hat sich punkto Teamspirit vieles verbessert. Und alle profitieren davon, weil man sich gegenseitig zu Höchstleistungen pusht. Die Rivalität kommt noch früh genug. Spätestens 2019.“

Fotos: Gepa, Gregor Kuntscher (2)

Wolffhardt (li.), EMAufregerin Leitner (o.) und Kuhnle (ganz oben) werden sich 2019 eine Wasserschlacht um das einzige Kajak-Olympiaticket liefern.


199,99 AKTIVE WÄRMEISOLATION • hervorragende Atmungsaktivität • Wärme ohne Gewicht • klein komprimierbar • schnell trocknend • pflegeleicht

POLARTEC ALPHA JACKE PEDROC

Für Herren // wasserabweisend // windabweisend // atmunsgaktiv // strapazierfähig // leicht

99,99

POLARTEC POWER GRID LANGARMSHIRT PEDROC

Für Herren // atmungsaktiv // leicht // feuchtigkeitsableitend // komfortable Passform

159,99

POLARTEC ALPHA PANT PEDROC SW / DST

Für Herren // wasserabweisend // windabweisend // atmunsgaktiv // optimale Bewegungsfreiheit // schnelltrocknend // 4-Wege Stretch Material

Angebot gültig in allen österreichischen Hervis Stores, bis 23.09.2017. Trotz sorgfältiger Planung können angebotene Artikel im Einzelfall aufgrund hoher Nachfrage bereits am ersten Tag ausverkauft sein – wir bitten um Ihr Verständnis. Alle Preise in Euro. Irrtümer, Satz- und Druckfehler vorbehalten. *STATT = vom Lieferanten/Hersteller unverbindlich empfohlener Verkaufspreis.


52 THEM PORTRÄT A M A RKERL

FLY ING HIGH.

Trotz aller Schicksalsschläge hat Kletter-Doyenne Steph Davis dem Basejumpen nicht abgeschworen. „Es hat keinen Sinn, sich vor dem Leben zu verstecken.“

Leben am Abgrund Für ihren Traum vom Fliegen hat Stephanie Davis einen hohen Preis bezahlt. Die Abenteurerin verlor zwei Ehemänner beim Basejumpen. Doch statt daran zu zerbrechen, hat sie sich zurück ins Leben gekämpft, ihre Ängste besiegt, ihre Trauer losgelassen. Das Porträt einer Frau, die das Leben in vollen Zügen inhaliert. Text: Manfred Behr

110% INTO THE WILD


53

Fotos: Steph Davis (4)

D

as Klavier, auf dem Stephanie Davis 15 Jahre lang bis zu sechs Stunden täglich geübt hatte – von einen Tag auf den anderen ein Fall für den nächsten Garage-Sale. „Ein Freund von der Uni hatte mich zum Klettern mitgenommen. Ich merkte sofort: Das ist es! So viel hat mir das Klavier spielen in all den Jahren nicht gegeben.“ Die Eltern: Not very amused. Fünf Jahre später, mit 23, der nächste, der ultimative Tiefschlag für die Altvorderen. Das Töchterchen schmiss die Law School nach fünf Tagen, schnappte sich den Oldsmobile Ciena der Großmutter und bretterte Richtung Berge. „Ich hatte keinen Plan. Aber ich wusste, was ich nicht wollte. Ein Leben als Anwältin mit hübschem Haus am Rande der Stadt.“ In den Folgejahren schlief Stephanie im selbst gezimmerten Bett auf der Rückbank ihrer Karosse, lebte von 6.000 Dollar Sponsoreinnahmen und Gelegenheitsjobs. Die Eltern: Slightly pissed. Und ein bisschen verängstigt. Denn die Tochter hatte sich dem Solo-Freiklettern verschrieben, bei dem weder Seil noch andere Hilfsmittel erlaubt sind. „Es ist die einfachste Form des Kletterns. Du verlässt dich nur auf dich selbst.“ Und Steph tut gut daran. Sie verschafft sich Respekt in einem von Männern dominierten Sport, ihr gelingen Erstbesteigungen (z. B. aller sieben Gipfel der Fitzroy Range in Patagonien, der Salathé-Wand im Yosemite Nationalpark etc.), einige gemeinsam mit ihrem späteren Eheman Dean Potter. Die turbulente Beziehung zerbricht 2007 endgültig, als Potter den Delicate Arch, fragiles Wahrzeichen des Arches National Park, für ein Fotoshooting besteigt. Ein Sturm der Entrüstung führt zum Verlust von Sponsoren, des gemeinsamen Hauses in Moab (Utah) und ihrer finanziellen Stabilität. Davis ist am Boden zerstört, spricht von „Narben, die niemals heilen werden“, stellt sich aber mutig ihren Ängsten. „Deswegen habe ich mit Skydiving und später Basejumping begonnen. Weil ich riesige Angst vor dem Fallen hatte und es mich interessiert hat, mich damit aktiv auseinanderzusetzen. Die Angst zu kontrollieren, bevor sie mich kontrolliert.“ Das Projekt gelingt, die Liebe zum Fliegen wächst, bis zu 300 Sprünge jährlich, viele davon mit dem besser steuerbaren Wingsuit, absolviert die heute 43-Jährige. Dabei lernt sie Mario Richard, einen Pionier der Szene kennen. Das Paar heiratet 2011 auf einem Felsen nahe Moab, schwebt nach dem Ja-Wort gemeinsam zu Boden.

PORTRÄT

„Das wahre Risiko im Leben ist, dieses Leben klein und grau werden zu lassen, indem wir uns zuhause verbarrikadieren, um ja kein Risiko einzugehen.“

Richard blickt auf 20 Jahre Flugerfahrung mit 2000 Basejumps und 7000 Skydives ohne jede Verletzung zurück, als am 18. August 2013 die Katastrophe passiert. Steph Davis springt mit ihrem Wingsuit vom Sass Pordoi in den italienischen Dolomiten. Zurück auf dem Boden wartet sie vergeblich auf Mario, der unmittelbar hinter ihr gestartet war. „Fünf Minuten versuchte ich, ihn über Funk zu erreichen, dann rief ich den Hubschrauber. Wissend, dass ich ihn nicht mehr lebend wiedersehen würde.“ Richard war an einer Felswand zerschellt. Keine zwei Jahre ereilte Davis' Ex-Ehemann im Yosemite das gleiche Schicksal – ebenfalls beim Wingsuit-Flying. „Ich hatte viele Freunde in den Bergen verloren, den Job, den ich so sehr mochte, mein Haus. Ich dachte, mit Verlusten sehr gut umgehen zu können. Aber diesmal konnte ich nicht einfach die Emotionen abklemmen, die Situation ertragen und weitermachen. Mit einer Einstellung wie beim Klettern: Tränen sind doch nichts als Wasserverschwendung. Ich hatte meinen Geliebten und besten Freund, meine zweite Hälfte, meine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ohne Vorwarnung in einer Sekunde verloren. Jeden Morgen dachte ich daran, von dem Felsen zu springen, auf dem wir geheiratet hatten – nur diesmal ohne Fallschirm.“ Nach vier Monaten überredeten Freunde sie zu einem Wingsuit-Jump in Arizona. „Ich hatte Angst, aber ich stieß mich ab, mit einem Teil von Marios Asche im Fallschirm. Ich spürte Freiheit, Schmerz, Magie, Freude. Ich habe mich für all das entschieden. Nicht für das Ertragen, sondern für das Loslassen. Wir haben es nicht in der Hand, was uns passiert. Aber wir können entscheiden, wie wir damit umgehen. Ich habe mich entschieden zu fliegen.“ Und das ist durchaus doppeldeutig zu verstehen.

S T E P H DAV I S

OHNE SEIL, OHNE NETZ. Stephanie Davis lebt ihren Traum vom Klettern und Fliegen.

110% INTO THE WILD

2015 erschien ihre Bio „Learning to Fly“, der Film „Choices“, den sie mit ihrem neuen Partner Ian Mitchard, einem Basejumper, produziert hat, wird bei der European Outdoor Film Tour 2017/18 gezeigt.


85

54 STORY

Jahr e: Es w er de L ich t !

Wer sich in die freie Wildbahn wagt, der wird bei Wind und Wetter wohl erfrieren müssen. Es sei denn, er hat ein Zippo eingesteckt! Das legendäre Sturmfeuerzeug aus Amerika feiert aktuell seinen 85. Geburtstag. Der richtige Moment, um den Amis mitzuteilen: Sorry, das Zippo hat eigentlich ein Österreicher erfunden!

N

ein, mit Feuer spielt man nicht. Deshalb würden wir auch 110-prozentig niemals Spielchen mit dem legendären Flammenwerfer Zippo treiben. Nun, wo wir das klargestellt haben, zur eigentlichen Geschichte. Der Geschichte des berühmtesten Feuerzeugs der Welt, das von Sammlern genauso geliebt wird, wie von romantischen Konzertgehern – und Outdoor-Fans. Viel ist es eigentlich nicht, ein bisschen Metall, ein wenig Docht und 22 kleine Teile machen in Summe ein Feuerzeug, das jedem Wind und Wetter trotzt. Dieses Kultteil feiert nun seinen 85. Geburtstag. Und so freut man sich in der vermeintlichen Zippo-Heimat Bradford im US-Bundesstaat Pennsylvania im Oktober auf eine heiße Jubiläumsparty. Schließlich lautete doch die offizielle Unternehmensgeschichte so: Öl-Mogul George G. Blaisdell gründete im Oktober 1932 die „Zippo Manufacturing Company“, die fortan Feuerzeuge herstellte, die einfach zu bedienen und in allen Lebenslagen funktionstüchtig sind.

Nun zur Krux an dieser grundsätzlich richtigen Geschichte: Die Idee lieferte dem US-Unternehmer nämlich in Wahrheit ein Produkt aus Österreich. Und zwar das damals von der Wiener Firma „Gebrüder Simon“ hergestellte „Hurricane-Sturmfeuerzeug“. Dieses hatte Blaisdell nämlich zufällig bei einem Freund im Bradford Country Club gesehen. Folgender Dialog ist überliefert: Blaisdell zu einem Freund: „Du bist immer so elegant gekleidet, warum besorgst du dir nicht auch ein Feuerzeug, das repräsentativ aussieht?“ Freund zu Blaisdell: „Weißt Du, George, dieses, das ich habe, funktioniert einfach!“ Blaisdell ist bei diesem Satz offenbar ein Licht aufgegangen – und er sicherte sich umgehend die Patentrechte an dem österreichischen Produkt. Übrigens: Auch der Name Zippo entspringt im Grunde genommen nicht Blaisdells Kopf. In der damaligen Zeit hielten gerade die Zippverschlüsse in der Mode Einzug. Und weil dem findigen Firmenchef das Wort Zipper einfach gut gefiel, machte er für sich eben Zippo draus.

110% INTO THE WILD

Foto: Simon A. Eugster

Text: Johannes Stühlinger


ANZEIGE

REISETHEK.AT

Krakau

POLEN Wien

ÖSTERREICH

Orjol

Brest Warschau

ERLESENE REISEN MIT ANSPRUCH

RUSSLAND

Homel

Woronesch

BELARUS

Wolgograd

Astrachan / Wolgadelta Atyrau

KASACHSTAN

Kul’sary Flammende Berge

Jazliq

CHINA

Nukus

USBEKISTAN

Khiva

Tashkent

Buchara Samarkand

Korla Fergana Kucha TaklamakanWüste Sary-Tash Kashgar

KIRGISTAN

Dunhuang Hami

Peking

Jiayuguan

Mutianyu

Zhangye Lanzhou

Datong

Xi’an

Pingyao

Baoji Luoyang

Fotos: Fotolia.com

D

Sehnsucht Seidenstraße

ie Seidenstraße markiert auf 6.400 Kilometern weit mehr als weltverändernde Handelsbeziehungen: Über 2.000 Jahre stand sie für den Austausch von Waren, Kulturen & Religionen zwischen Europa und Asien. Diese durchaus interessanten Fakten hatte ich gelesen, bevor ich mich selbst auf den Weg gemacht hab. Und seither sind sie für mich nicht mehr bloß historische Tatsachen. Sie sind aufgeladen mit so vielen Bildern und Erinnerungen, dass ich immer wieder von den Eindrücken, die mir diese 51 Tage auf Tour beschert haben, träume. Die unendlichen Weiten der Taklamakan-Wüste zum Beispiel. Sie blitzen immer wieder in meinem Inneren auf. Oder die unvergesslichen Momente bei den Flammenden Bergen. Und dann war da die Stadt Samarkand. Sie hat einfach alles, was ich zuvor über sie gelesen hatte, in den Schatten gestellt ...

Termine: Wien–Peking 31.05.–20.07.18, Peking–Wien 18.07.–07.09.18 Inklusivleistungen: • Flug ab Peking nach Wien bzw. ab Wien nach Peking • Beförderung & Transfers im modernen Reisebus • Komfortable Sitzplatzkonfigurierung • 1x Übernachtung im 4*Hotel in Wien • 49x Übernachtung in 3*–5*Hotels bzw. in einfachen Unterkünften in Jazliq und Sary-Tash. Die gesamten Inklusivleistungen auf reisethek.at Infos & Buchungen: reisethek.at oder 0800 560 080 (Mo–Sa, 9–18 Uhr)

ab

17.499 Euro

Veranstalter: Robin Tours GmbH


56 INTERV IEW

Beim ersten Mal ist Rudi Stangl fast am Kilimanjaro gescheitert. Inzwischen war er 111 Mal am Gipfel.

110% INTO THE WILD


57 INTERV IEW

„DIE AFRIKANER SAGEN ZU MIR WEISSER CHAGGA!“ Die meisten Menschen gehen jeden Tag zur Arbeit. Manche laufen beim Sport stets die gleiche Runde. Aber Rudi Stangl – der geht eben so oft auf den Kilimanjaro wie kein anderer. Interview: Johannes Stühlinger

W Foto: Rudi Stangl

enn Rudi Stangl nach Marangu kommt, dann wird er freudig begrüßt. Von den Einwohnern des Dorfes, das sozusagen das Haupttor zum Kilimanjaro markiert. „Weißer Chagga“ sagen sie zu dem Steirer. Der wiederum bezeichnet die echten Chagga als seine Freunde. Und das ist wahrlich kein Wunder – der 55-Jährige war schließlich schon sagenhafte 111 Mal auf dem 5.895 Meter hohen Berg in Tansania. So oft, wie kein anderer weißer Mensch. Denn er hat es sich zum Beruf gemacht, Menschen auf den Gipfel dieses besonderen Berges zu lotsen. Dass er längst Kiliman Rudi gerufen wird, verwundert da nicht. Wir haben ihn aber schon gefragt, ob das ständige Auf und Ab nicht doch irgendwann einmal langweilig wird.

Sie sind gerade von Ihrer 111. Kilimanjaro-Besteigung zurückgekehrt. Wollen Sie womöglich noch 111 Mal raufgehen? RUDI STANGL: (lacht) Nein, das wird sich zeitlich wohl nicht mehr ganz ausgehen. Ich sag einmal so: Meine Zielsetzung sind 150 Besteigungen. Da bin ich sehr zufrieden, wenn das möglich wird. Aber ich habe die 100er-Marke auch nicht eingeplant gehabt, das hat sich so ergeben. Grundsätzlich ist das bloß eine Zahl, die keinen Wert hat.

Wenn Sie an Ihre Erstbesteigung zurückdenken: Was fällt Ihnen da als Erstes ein? Meine erste Besteigung... das war 1981 und es war ein Kampf mit mir selbst. Durch Unwissenheit und jugendlichen Leichtsinn war ich viel zu schnell unterwegs und hab nur mit größter Mühe den Uhuru Peak, also den Gipfel des Kilimanjaro, erreicht. Das war echt kein Kindergeburtstag, sondern eine sehr negative Erfahrung. Man glaubt, wenn man 20 Jahre alt, fit und durchtrainiert ist, geht alles. Und dann merkt man, dass genau gar nichts geht – weil man die Höhenthematik völlig falsch eingeschätzt hat. Und die Höhe zeigt einem sehr schnell auf, dass mit Geschwindigkeit gar nichts zu holen ist. Dass in diesen Momenten die Langsamkeit den Sieg bringt. Jeder schnelle Schritt kostet da oben so viel Kraft, dass du dich fast hinknien musst vor lauter Anstrengung. Das hat mir damals sehr deutlich gezeigt, wo mir Grenzen gesetzt werden. Aber was hat Sie dazu bewogen, trotz dieser schlimmen Ersterfahrung inzwischen 111-mal den Kilimanjaro zu bezwingen? Die Faszination generell. Ich bin ja nicht nur Bergsteiger, sondern hab an allen Ecken und Enden unserer Welt verschiedene Abenteuer unternommen. Aber die Faszination Afrika 110% INTO THE WILD

hat es in sich. Das ist nicht unbedingt nur der Berg selbst. Das Land und die Menschen spielen für mich eine große Rolle. Dass der Kilimanjaro so eine Dominanz bekommen hat, das war schließlich purer Zufall. Welcher Zufall führt jemanden 111-mal auf denselben Berg? Es war erst 13 Jahre nach meiner schwierigen Erstbesteigung. Ich bin immer bei meinem Dorfwirt auf einen Kaffee gegangen und eines Tages hat er zu mir gesagt: „Du warst ja schon am Kilimanjaro. Könntest du das nicht einmal für meine Stammgäste organisieren?“ Ich hab das gemacht und mir eingebildet: Genau das ist doch in Wahrheit mein Ding! Und ja, aus Einbildung ist dann Wirklichkeit geworden. Aber bis diese Geschäftsidee, eben Menschen auf den Kilimanjaro zu führen, für mich auch wirtschaftlich funktioniert hat, hat’s noch einmal zehn Jahre gedauert. Kann man sagen: Sie kennen diesen Berg wie Ihre Westentasche? Naja, natürlich wird es immer Flecken geben, die ich nicht kenne. Das ist ein so großes Areal, dass man sich da niemals alles ansehen kann. Und sobald ich einmal in fast 6000 Metern Höhe bin, bin ich auch nicht mehr der, der sich dort im Laufschritt bewegt. Und dann kommt noch der Zeitfaktor hinzu


58 INTERV IEW

– Wege, die mich interessieren würden, kann ich nicht beschreiten, wenn Leute dabei sind. Da muss ich mich um meine Mitreisenden kümmern. Aber es gibt Dinge, die mich noch irrsinnig interessieren würden. Eine richtige Gletschertour am Nordgletscher des Kilimanjaro wäre zum Beispiel ein spannendes, komplexes und hochalpines Abenteuer, das ich noch erleben möchte. Angeblich existiert am Kilimajaro ein mysteriöser Elefantenfriedhof. Haben Sie den schon entdeckt? Ich glaube, das ist eher ein Mythos. Angeblich ist es ja so, dass Elefanten zum Sterben an einen bestimmten Ort wandern. Aber ich glaube, diese Geschichte kommt daher, dass es im zum angrenzenden Kenia gehörenden Poseli Nationalpark eine Überpopulation an Elefanten gibt. Und wenn es in der Steppenlandschaft sehr trocken ist, wandern viele Tiere in höhere Regionen in denen es mehr

Form von Regen wieder herunter. Daher ist es in der Gegend rund um den Kilimajaro so fruchtbar wie in kaum einer anderen Region Afrikas. Ich sag immer: Man kann rund um den Kilimanjaro einen Besenstiel in die Erde stecken und nach 14 Tagen treibt er garantiert aus. Da wächst wirklich alles!

Kilimanjaro bedeutet übersetzt „Heiliger Berg“. Er hat also für die Bevölkerung Tansanias einen ganz besonderen kulturellen Faktor... Ja, natürlich ist dem so. Und der Grund ist offensichtlich: Der Berg ist der Wasserbringer für die gesamte Region. Wenn man an Afrika denkt, glaubt man, hier ist es nur trocken und heiß. Aber der Berg hat sein eigenes Wetter. Er ist an 90% der Tage in 2500 bis 3000 Metern von einem Wolkenring umgeben, der vom tiefer gelegenen Urwaldgürtel mit verdunstetem Wasser gespeist wird. Und aus diesem entsteht das eigene Klima am Berg. Irgendwann kommt dieses Wasser aus den Wolken natürlich in

Und wie ist Ihr persönlicher Kontakt zu den Menschen, die in dieser gesegneten Region zuhause sind? Ich sehe die Leute, mit denen ich vor Ort arbeite, natürlich schon lange nicht mehr als meine Träger oder Dienstleister. Da sind Freundschaften entstanden. Und in Marangu selbst, das ist das Dorf am Haupttor zum Kilimanjaro, da nennen mich die dort lebenden Chagga eben „Weißer Chagga“. Man kennt mich natürlich. Schließlich bin ich doch 22 Jahre dort tätig, und die Afrikaner merken sich diesen einzigen Weißen besser als ich umgekehrt viele von ihnen.

Wir sind nicht so lustig wie die Afrikaner. Sie haben ein stressfreieres Leben als wir. Nehmen alles viel leichter.

Wie würden Sie die Mentalitätsunterschiede beschreiben? Wir sind nicht so lustig wie die Afrikaner. Sie haben ein stressfreieres Leben als wir, nehmen alles viel leichter. Das hat auch mit den Umständen zu tun, wie sie leben. Weil: Wenn du wenig zum Leben hast, was sollst du dir da für einen Stress antun? Wir

110% INTO THE WILD

Fotos: Reuters (2)

Es ist die dünne Luft der Höhe, die Gipfelstürmern beim Aufstieg die größten Schwierigkeiten bereitet.

Nahrung gibt. Die kommen bist auf 4500 Meter und da kann es schon sein, dass einige an einer ähnlichen Stelle dann eben liegenbleiben. Aber gefunden habe ich so einen Ort noch nicht (schmunzelt).


59 INTERV IEW

sind hingegen viel straighter, pünktlicher, exakter. Aber im Großen und Ganzen würde ich sagen, Afrikaner sind super Typen. Sehr hilfsbereit. Und diese Freundlichkeit der Afrikaner – davon könnten wir uns einiges abschauen. Wenn sie irgendwo vor einem Supermarkt stehen – sie tratschen gleich und gern spontan mit einem, grüßen freundlich und haben immer einen Smile im Gesicht. Das ist ein echter Wert von Afrika, der hoffentlich noch Jahrzehnte oder Jahrhunderte erhalten bleibt. Wenn man denkt, wie wenige lachende Gesichter man bei uns sieht – alle jammern nur. Dabei müssten die Menschen in Afrika eigentlich viel mehr jammern! Man muss sich nur einmal den Durchschnittslohn in Tansania ansehen: Der liegt bei ungefähr 30 Euro im Monat! Und wie viel braucht man in Tansania, um halbwegs leben zu können? Der Sprit kostet ähnlich viel wie bei uns. Ein Hühnchen – das bekomme ich im Supermarkt bei uns um drei bis fünf Euro. Ja, und in Afrika kostet ein Hendl eben auch fünf Euro! Oder ein Kilo Zucker. Der kostet in

Stangls Helfer und Träger sind längst nicht bloß Dienstleister. Sondern seine Freunde.

Tansania 1,10 Euro. Das ist bei uns billiger! Wenn die Leute nicht teilweise Selbstversorger sind, ein bisschen Land haben, auf dem sie etwas anbauen können, tun sie sich verdammt schwer. Essen spielt vermutlich eine viel zentralere Rolle als bei uns? In Afrika hat ein Essen noch einen sehr hohen Stellenwert, der uns ja abhandenge-

REISETHEK.AT

ANZEIGE

Foto: Rudi Stangl

W

Wir könnten uns von den Menschen in Tansania einiges abschauen... Das auf jeden Fall, ganz sicher!

ERLESENE REISEN MIT ANSPRUCH

Wenn der „Heilige Berg“ auf seinen Gipfel bittet

er an Tansania denkt, dem kommen Hitze und Dürre in den Sinn. Doch seitdem ich das erste Mal auf dem Kilimanjaro war, hab ich ganz andere Bilder im Kopf: Saftig bewachsene Hänge, dichte Wälder und eine Tiervielfalt, die man nicht mehr vergessen kann. Da kann ich es schon verstehen, dass einer wie der Steirer Rudi Stangl bereits 111 Mal auf dem 5.685 Meter hohen Berg war. So oft werde ich es gewiss nicht mehr schaffen, aber meine nächste Kilimanjaro-Tour hab ich jetzt einmal für das kommende Jahr geplant. Wieder einmal sieben Tage auf dem „Heiligen Berg“, was Klimanjaro übersetzt bedeutet, unterwegs zu sein, erdet mich einfach jedesmal. Und das Beste daran: Im Gegensatz zu anderen Riesen, muss man nicht superfit sein, um auch wirklich den Gipfel zu erreichen. Allein, die Sache mit der dann doch sehr dünnen Höhenluft darf man nicht unterschätzen!

kommen ist. Essen ist bei uns zur Nebensache geworden. Es ist ein völlig normaler Vorgang, den wir halt jeden Tag durchführen. Und deswegen haben die Lebensmittel möglicherweise in den Köpfen der Menschen bei uns einen viel geringeren Stellenwert als in Afrika.

Termine: 04.08.–19.08.18, 13.10.–29.10.18 Inklusivleistungen: • Flüge ab/bis Wien oder München nach Kilimanjaro und zurück von Mombasa • Empfang am Flughafen durch Rudi Stangl und persönliche Betreuung während der gesamten Kilimanjaro Trekkingtour • 1x Übernachtung im Hotel in Marangu inkl. Abendessen & Frühstück vor der Besteigung des Kilimanjaro • 5x Übernachtung in 4er und 6er Holzhäusern sowie 1x Übernachtung im Zelt (Oktober Reisetermin) während des Aufstiegs inkl. Vollpension plus Lunchpaket • 1x Übernachtung im Hotel in Marangu nach der Besteigung mit Kilimanjaro Abschlussfest & Frühstück • 3x Übernachtung in 4* und 5* Lodges/Camps während des Safariprogramms lt. Reiseverlauf inkl. Vollpension • 4x Übernachtung im Standard- oder Superior Zimmer des Swahili Beach Resort***** inkl. Halbpension • alle Transfers & Reiseprogrammleistungen lt. Reiseverlauf • erfahrene Kilimanjaro Träger- und Kochmannschaft • 1 Kilimanjaro Rucksack pro Person Info und Buchung: ab reisethek.at oder 0800 560 080 (Mo–Sa 9–18 Uhr) Veranstalter: Euro inkl. Robin Tours GmbH

4.699

110% INTO THE WILD


60 RA NKING

Die Stars unter den Treks Wozu ist die Straße da? Zum Marschieren! Und die beeindruckendsten Trekking-Trails der Welt? Zum Hyperventilieren! Denn bei so viel natürlicher Schönheit verschlägt es einem, nicht nur wegen der Höhenluft, glatt den Atem. 110 % präsentiert: 12 Wanderwege, auf denen man vor lauter Staunen schon mal das Ziel aus den Augen verlieren kann. Text: Manfred Behr

Torres del Paine National Park

110% INTO THE WILD


61 RA NKING

Snowman Trek

L AND: BHUTAN. L ÄNGE: 356 KM Gehzeit: 2,5 bis 3 Wochen. Maximale Höhe: 5480 m. Schwierigkeitsgrad: hoch. Things to see: Himalayagipfel, alpine Wiesen, seltene Tierarten (z. B. Blauschaf, Schneeleopard, Bharal), heiße Quellen, Täler, die die Hälfte des Jahres von der Außenwelt abgeschnitten sind; der höchste unbestiegene Berg der Welt (Gangkhar Puensum mit 7541 m); das vielleicht geheimnisvollste Land der Welt. Mögliche Spielverderber: Mindestumtausch pro Tag: 200 Dollar; individuelles Reisen unmöglich; Nachts kann es in den Zelten empfindlich kalt werden. Sonst noch: Es gilt, 11 Pässe oberhalb von 5000 Metern zu überwinden. Die Hälfte der Wanderer, die sich an dem Kraftakt versucht, scheitert.

Inka Trail

LAND: PERU. LÄNGE: 43 KM.

Fotos: Imago (3)

Gehzeit: 4 Tage. Maximale Höhe: 4160 m. Schwierigkeitsgrad: moderat. Things to see: subtropischer Dschungel, Bergregenwald, 5 Inka Ruinen und der krönende Abschluss: Machu Picchu („Alter Gipfel“), im Idealfall bei Sonnenaufgang. Mögliche Spielverderber: Pro Tag werden nur 500 Permits für die geführten Touren vergeben, die Slots im Sommer sind deshalb 6 Monate im Voraus ausgebucht; Gefahr, sich durch zu kurze Akklimatisierung die Höhenkrankheit einzuhandeln; Fließwasser steht in den Unterkünften erst am 3. Tag zur Verfügung. Sonst noch: Der um einen Tag längere Salkantay Trail gilt als die weniger überlaufene Alternativroute. 110% INTO THE WILD


62 RA NKING

W E I T E RE A UF RE GE NDE T RE K K ING -T R A IL S TONGARIRO ALPINE CROSSING (NEUSEEL AND) 19 km; 7 Stunden. Smaragdgrüne Seen, aktive Vulkane – aber 700 Gleichgesinnte auf dem Weg. O -T R A I L / T O R R E S D E L P A I N E (CHILE) 130 km; 7 Tage. Umrundung des Torres-Massivs auf einsamen Pfaden. Blumenteppiche, Moskitoschwärme, Natur pur.

Mount Huashan Trail L AND: CHINA. L ÄNGE: 15 KM

Gehzeit: 2 Tage. Maximale Höhe: 2160 m. Schwierigkeitsgrad: hoch. Things to see: taoistische Tempel, atemberaubende Felswände. Mögliche Spielverderber: Gegenverkehr auf den 30 cm schmalen Holzbrettern. Sonst noch: Der Weg zu den fünf heiligen Gipfeln

mit mindestens 4000 Stufen galt als einer der weltweit gefährlichsten Wanderwege. Passagen wie die Black Dragon Ridge sollen für dutzende tödliche Stürze jährlich verantwortlich gewesen sein. Nach dem Abenteuer locken in Gipfelnähe Teehaus und Schachpavillon.

B A S E C A M P M T. E V E R E S T ( NE PA L) 124 km; 12 Tage. Von Lukla zum Camp auf 5360 m und zum Aussichtsberg Kala Pattar. K A L A L A U T R A I L ( H AWA I I / U S A ) 17 km; 10 Stunden. Der Trail beginnt am Ke‘e Beach und endet nach 17 anstrengenden km mitten im Paradies – dem Kalalau Valley. BAKER HISTORICAL TRAIL (UGANDA /SÜDSUDAN) 805 km. Ein Fall für Pioniere. Durch den Bürgerkrieg im Südsudan (wo der Trail endet), betritt man weitgehend Neuland.

Laugavegur Trek

L AND: ISL AND. L ÄNGE: 55 KM .

Gehzeit: 2 Stunden. Maximale Höhe: 1587 m. Schwierigkeitsgrad: niedrig. Things to see: Vulkan (mit etwas Glück rauchend), Lavafelder. Mögliche Spielverderber: Plötzliches Lava-Bombardement, wenn man direkt am Krater übernachtet (derzeit unwahrscheinlich). Sonst noch: Der Vulkan ist seit 52 Jahren aktiv, der letzte größere Ausbruch wurde 2010 registriert. Seither verkaufen die Bewohner zerstörter Ortschaften nahe des Kraters Schmuck aus Lava. Oberhalb der dampfenden Schlote lassen sich Marshmallows in Rekordzeit rösten.

Gehzeit: 4 Tage. Maximale Höhe: 1100 m. Schwierigkeitsgrad: moderat. Things to see: Gletscher, Lavafelder, heiße Quellen, Geysire, Wasserfälle. Mögliche Spielverderber: unvorhergesehene Wetterstürze können selbst im Sommer Schneestürme bringen, dann wird es schwer, auf den Hochebenen die Orientierung zu behalten; Mitternachtssonne (Augenklappe mitnehmen!). Sonst noch: Für die Tour eignen sich nur die Monate Juni bis August. Zelte kann man mieten, Trinkwasser gibt es im Überfluss, alles andere muss man dabei haben. 110% INTO THE WILD

KOKODA TRACK (PA P U A-NEUGUINE A) 96 km, 8 Tage. Die alte Versorgungsroute durch den Dschungel war im 2. WK Frontlinie zwischen Japanern und Alliierten. Malariagefahr! C O R C O VA D O T R A I L ( C O S TA R I C A ) 36 km, 2 Tage. Letzter pazifischer Tiefland-Regenwald, 13 verschiedene Ökosysteme, unberührte Strände.

Fotos: Imago (3)

Pacaya Volcano Hike

L AND: GUATEMAL A. L ÄNGE: 6 KM .

ANNAPURNA CIRCUIT ( NE PA L) 220 km, 18 Tage. Hindu-Dörfer, tibetische Siedlungen, alle Klimazonen, 8000er-Gipfel.


DAS ORIGINAL

ERFRISCHUNG & REGENERATION DIE BELEBT ... Erhältlich in Apotheken, Drogeriefachhandel, Lebensmitteleinzelhandel und shop.riviera.at

www.jaderhilftwirklich.at www.riviera.at


64 STORY

DIE ÜBERS WASSER GEHEN Die Cracks der Extrem Kayak World Championship riskieren im Oktober auf der Ötztaler Ache zum 10. Mal Kopf und Kragen. Trotzdem geht's beim Klassentreffen der besonderen Art völlig entspannt zu. Auch wenn uns Typen wie Triple-Weltmeister Sam Sutton beweisen: Das Leben ist kein langer ruhiger Fluss. Text: Manfred Behr

110% INTO THE WILD

Z

ugegeben, der Name ist ein wenig sperrig für das Wimbledon, das Ascot, die EigerNordwand des Kajaksports: „Wellerbrücke Rapids.“ Da handeln sich nicht nur Neuseeländer, Spanier und Nepalesen leicht einen Knoten in der Zunge ein. Hiesige Sportfans wiederum könnten dahinter eher eine Talquerung, die sich im Besitz eines Hütteldorfer Fußballklubs befindet, vermuten. Tatsächlich aber handelt es sich um einen Abschnitt der Ötztaler Ache, der bis 1976 als unfahrbar galt. Weil mit „Rapids“, Stromschnellen nämlich, als Kajakfahrer nicht zu spaßen ist. Noch heute darf die Passage (offiziell) 50 Wochen im Jahr nicht befahren werden. Die restlichen zwei sind der adidas Sickline Extreme Kayak World Championship vorbehalten, die von 5. bis 7. Oktober zum 10. Mal im Ötztal

Foto: Jens Klatt (3), Bert Willer birdyfoto.de

Sam Sutton bewältigte die rund 56 Fahrsekunden 3-mal am schnellsten, 6-mal stand er auf dem Podest.


65 STORY

gastiert. Wobei „Sickline“ frei übersetzt im Jargon so viel wie „schnellste, perfekte Linie“ bedeutet. Die wortwörtliche Variante wäre auch zulässig, das legt zumindest der Start von einem sechs Meter hohen Felsen und die Bezeichnung der Schlüsselpassagen („Champions Killer“, „TNT Katarakt“) nahe. Startwillige gibt's dennoch im Überfluss. Das 175-köpfige Starterfeld (davon 20 Frauen) war Ende Juni komplett, um die 50 Namen stehen auf der Warteliste. Die Auslese erfolgt auf einer etwas leichteren Qualifikationsstrecke, 52 Herren und 8 Damen schaffen es ins Finale, wo im K.o.-System weiter ausgesiebt wird, bis sich auf der 200 Meter langen Strecke mit 10 % Gefälle 16 bzw. 5 den Kampf um die Medaillen liefern. ÖsterreicherInnen konnten sich sportlich bislang nicht in Szene setzen, dafür gilt der Tiroler Bernhard Maueracher als einer der Erfinder des WM-Rennens. Sonja Güldner-Hanel, OK-Chefin der ersten Stunde, beschreibt die Anziehungskraft ihres Rennens. „Bei uns treffen sich Kajak-Asse aus allen Disziplinen – Slalom, Regatta, Freestyle und natürlich Extreme Kayaking. Es mag schwierigere Strecken geben, aber die sind meistens mitten in der Wildnis, ohne Infrastruktur. Wir haben eine tolle Strecke, die man sich jedes Jahr aufs Neue erarbeiten muss, den sportlich hochklassigen Wettkampf – und die coolsten Partys. Und der Spirit unter den Athleten ist so einzigartig, dass es mir manchmal vorkommt wie ein jährliches großes Klassentreffen.“ Einer, der noch keines ausgelassen hat, ist gleichzeitig der erfolgreichste Sickliner: Sam Sutton, dreifacher Weltmeister und auch in der Partyzone äußerst couragiert. „Ich kann mich an einen Abend erinnern, an dem in der Bar kein Glas ganz geblieben ist. Aber den Besitzer hat es gar nicht gestört, er hat trotzdem ein tolles Geschäft gemacht.“ Der Neuseeländer beobachtet mittlerweile aber eine Tendenz zu immer größerer Professionalität. „Die Dichte ist enorm – von den 150 Männern am Start sind 80 richtig stark. 2016 habe ich um ein Hundertstel Gold verpasst. Bei meinem ersten Sieg kam ich zwei Tage vor dem Rennen, heute sind manche schon ein Monat vorher hier, um auf der Strecke zu trainieren. Aber wenn der Wettkampf vorbei ist, sind wir die besten Kumpels. Denn jeder weiß: Wenn du am Tag danach zum Spaß auf dem reißenden Fluss paddelst, dich keine Sicherheitsvorkehrungen mehr schützen, kann der Konkurrent von gestern dein Lebensretter sein.“ Nicht ganz ungefährlich ist auch Suttons eigentliche Leidenschaft – Expeditionen, Erstbefahrungen von Flüssen, vorzugsweise in Südchina und Südindien. „Dort solltest du

„Nach dem Rennen sind wir beste Kumpels. Auch, weil der Konkurrent von gestern heute schon dein Lebensretter sein kann.“ immer das Unerwartete erwarten.“ Dokumentieren muss der 28-Jährige diese Trips selbst. „Auf einem wilden Fluss in einer engen Schlucht hast du kein Kamerateam zur Verfügung.“ Viele seiner Reisen dienen aber ohnehin nicht kommerziellen Zwecken. „Kayaken ist einfach eine sehr billige Art zu reisen, um unbekannte Länder und abgelegene Gegenden kennenzulernen.“ Trifft sich gut, die Preisgelder erlauben ohnehin keine Luxuskreuzfahrt. Sutton: „Die Siegesprämie beträgt 5000 Euro – oder waren es neuseeländische Dollar? Keine Ahnung!“ Aber auch die Flussreisen sind dieser 110% INTO THE WILD

Sicherheitskräfte stehen jederzeit bereit, AthletInnen aus dem 6 Grad kalten Wasser zu fischen.

A N I O L S E R R A S O L S E S ( E S P)

siegte 2016 mit 0,01 Sekunden Vorsprung, sein Bruder Gerd hält den Streckenrekord.

Tage seltener geworden. Weil sich Suttons Lebensgefährtin aus dem Allgäu vor ungezähmtem Wasser fürchtet – und ihn zum dreifachen Familienvater gemacht hat. Für Frau und Töchter (4, 2, 1) baut er derzeit ein Haus in seiner neuseeländischen Heimat Rotorua. Den Trip zur Extreme Kajak Weltmeisterschaft im Ötztal will sich Sutton aber auch in den nächsten Jahren nicht nehmen lassen. „Erstens könnte ich für Tiroler Gröstl sterben. Und zweitens ist es ein unbezahlbares Gefühl, wenn du auf dieser Strecke im Flow bist. Es fühlt sich an, als würdest du über Wasser gehen.“


66 ZIEL

Unser wahres LEBEN!

Folge uns auf Facebook und Instagram! #110prozentmagazin

In der Regel stolzieren sie top-gestylt über die roten Teppiche dieser Welt. Doch nicht immer ist die Welt der Stars so glamourös, wie sie uns gern glauben machen. Das verraten ihre Social-Media-Profile – wenn man ganau hinsieht.

„Ich schau dann einmal Natur-Dokus!“

„Toll! Hier werden Orang-Utans gepflegt und freigelassen.“ 2 . P L AT Z

LEONARDO DICAPRIO Der Filmstar ist seit vielen Jahren quasi der Umwelt-Minister Hollywoods. Hintergrund: Böse Zungen behaupten, Leo wollte Verwandte besuchen. Er selbst sagt, er unterstützt einfach das Orang-Utan-Reservat auf Sumatra. Glaubwürdigkeit: Hoch. Der 42-Jährige hat schon mehrfach bewiesen, dass ihm das Thema Umweltschutz am Herzen liegt. Top! Was wir lernen: Wenn ein Hollywood-Beau mit einem Orang-Utan händchenhalten will, muss er Angst vor Knutschattacken haben. Also: Mundschutz.

„Eine kleine Morgenwanderung in Spanien ...“

Seit das Model nicht über den Laufsteg spaziert, kümmert sich die 37-Jährige um die Regenwälder Brasiliens. Hintergrund: Die Schöne hat mit National Geographic eine Doku gedreht. Und die gehört natürlich beworben. Spaßfaktor: Wenn sich ein Weltstar buchstäblich zum Affen macht, dann schauen wir einfach immer gerne zu. Was wir lernen: Wenn eine Schönheit den Regenwald rettet, dann will sogar die Wildnis mit ihr ein bisschen kuscheln – und stellt dafür eine Hängematte bereit.

3 . P L AT Z E VA L O N G O R I A

Der „Desperate Houswives“-Star ist grundsätzlich sehr sportlich. Nicht nur im Fitnessstudio. Hintergrund: Seit ihr das Image einer Tussi anhaftet, versucht sich die 42-Jährige bodenständig zu geben. Glaubwürdigkeit: Gering. Dass die Beauty wirklich gern auf Hollywood-Schick verzichtet, glaubt keiner. Was wir lernen: Manchmal tut man sich mit einem Foto in der Natur selbst einen Bärendienst.

Das gibt’s im nächsten 110 %

Alles zum Skiweltcup ○ Wie uns Hightech warm hält ○ Warum die Ski-Industrie vor dem Kollaps steht ○ Spektakuläre Bauten im Ewigen Eis ○ Coole Wintermode ○ Wo Partys Berge versetzen ○ Worauf wir uns bei den Spielen in Südkorea freuen dürfen. 110% INTO THE WILD

Fotos: Instagram (@gisele, @evalongoria, @leonardodicaprio)

1 . P L AT Z

GISELE BÜNDCHEN


219,99 AKTIVE WÄRMEISOLATION

POLARTEC ALPHA JACKE MEZZALAMA

• hervorragende Atmungsaktivität • Wärme ohne Gewicht • klein komprimierbar • schnell trocknend • pflegeleicht

Für Damen // windabweisend // wasserabweisend // atmungsaktiv // angeschnittene Kapuze // elastisch

149,99

MIDLAYER TLT THERMAL

Für Damen // leichtes schnelltrocknendes Material // atmungsaktiv // elastisch

179,99

TOURENHOSE TLT 2 DYNASTRECH

Für Damen // wind- und wasserabweisend // abriebfest // Hüftregulierung // athletischer Schnitt

Angebot gültig in allen österreichischen Hervis Stores, bis 23.09.2017. Trotz sorgfältiger Planung können angebotene Artikel im Einzelfall aufgrund hoher Nachfrage bereits am ersten Tag ausverkauft sein – wir bitten um Ihr Verständnis. Alle Preise in Euro. Irrtümer, Satz- und Druckfehler vorbehalten. *STATT = vom Lieferanten/Hersteller unverbindlich empfohlener Verkaufspreis.


BERÜHRT MEHR ALS NUR DEN ASPHALT. Der neue Lexus LC

Handgenähtes Interieur. Vollendete Form. 5,0l V8 mit 477 PS. 3,5l V6 Hybrid mit 359 PS Systemleistung. Ein klassischer GT. Soulcrafted in Japan. Der Lexus LC – Seele in jedem Detail.

soulcrafted.lexus.at

LEXUS AUSTRIA

Normverbrauch kombiniert: 6,4 – 11,6l/100km, CO2-Emission kombiniert: 145 – 267g/km. Symbolfoto.

LEXUS Wien Nord Keusch-Das Autohaus

Lorenz Müller-Gasse 7-11, 1200 Wien Tel: +43 1 330 34 47-990, office@lexus-wien-nord.at www.keusch.com/lexus


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.