4/2018
MOVE
Don’t stop.
Die Grenzgänge des Thomas Geierspichler, wie die E-Mobilität unser Leben verändert und die verrücktesten Storys von BMX-Star Senad Grosic.
L ässt die Zukunf t W irklichkeit werden. Der neue Audi A7 kombiniert aufregendes Design mit zukunftsweisender Technik. Von optionalen HD-Matrix LED-Scheinwerfern über das digitale Bedienkonzept bis hin zu 40 Assistenzsystemen*. Der neue Audi A7 Sportback. Die schönste Form, voraus zu sein.
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4 AU S DER REDA KTION
Editorial Geschätzte LeserInnen! Falls Sie es noch nicht wussten: Der Weg ist das Ziel! Womit sich die Frage aufdrängt: Wie legen wir ihn denn zurück? Mit Hilfe von Verbrennungsmotoren zunehmend seltener, so viel steht fest. Wozu auch? Wo uns doch die Elektroboliden der Formel E hoffentlich bald auch serienmäßig in 2,8 Sekunden von 0 auf 100 beamen (S. 58). Und ein Start-up in Wien, tadaaa, seit Kurzem das erste E-Roller-Sharing betreibt (S. 10). Ansonsten taugt Österreich ja noch nicht zum Vorzeigeland in Sachen E-Mobilität, wie unser Dossier aufzeigt (S. 6). Anderswo, in Toronto nämlich, wird derweilen an der Mutter aller Smart Citys geschraubt. Selbstfahrende Elektrotaxis dürfen im Konzept von Sidewalk Labs natürlich nicht fehlen – eine Google-Schwester übrigens, das finden manche richtig abgefahren (S. 38). Recht bequem hat man es auch auf Longboards mit E-Motor. Allerdings nur auf Schleichwegen (S. 28). Was gleichermaßen für Dernys gilt, die einzig dafür geschaffen wurden, dem Bahnradfahrer Schrittmacherdienste zu leisten. Um herauszufinden, ob das tatsächlich klappt, haben wir uns mutig in den Windschatten geklemmt (S. 54). Und weil wir grad so gut im Rollen waren, hat Johannes Stühlinger unseren Paraolympioniken Thomas Geierspichler für unsere Coverstory 28 km auf dem Handbike begleitet und Erfreuliches erfahren: Grenzen gibt es nur in unserem Kopf (S. 14). Wer lieber nur zusieht, wenn sich andere überwinden, den nehmen wir mit zur Tour de France, versuchen nachzuempfinden, wie es sich anfühlt, 1 000 Tode zu sterben (S. 42), erfahren, warum Kaffee das Lebenselixier der Profis ist (S. 20) und lassen uns von BMX-Freestyler Senad Grosic erklären, wie man es schafft, in Saudi-Arabien, eh schon nicht unbedingt Mekka des Trendsports, die Religionspolizei auf den Plan zu rufen. Na, Hallelujah. Manfred Behr
Impressum Herausgeber „Die Presse“ VerlagsGesellschaft m.b.H. & Co KG, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Medieninhaber Impresso Ltd., 68 George Borg Olivier Street, STJ 1081 St. Julians, Malta Produktion „Die Presse“ VerlagsGesellschaft m.b.H. & Co KG Hainburger Straße 33, 1030 Wien Konzept Proverbi GmbH Heinrichstraße 112/018a, 8010 Graz Redaktion Manfred Behr, Johannes Stühlinger, Christiana Ogunfojuri, Robert Kropf Creative Direction Nicolas Frey Art Direction Anna Hazod, Isabella Schlagintweit Grafisches Konzept Albert Exergian Fotoredaktion Nini Tschavoll Coverfoto Jork Weismann Bildbearbeitung Cover Retoucherie, Nicoletta Sobotta Lektorat Carola Kilga
Behind the scenes
Produktion Michael Schmid
Beim Barte des Propheten! Da hat das Shooting-Team rund um Creative Director Nicolas Frey und Top-Fotograf Jork Weismann Augen gemacht: Ihr Cover-Opfer Thomas Geierspichler hatte sich überraschend echt viel Gesichtsschmuck wachsen lassen! Hingebungsvoll pflegt der Rennrollstuhlfahrer seine Haarpracht schon seit Monaten. Ergo: Rasieren? Keine Option. Zum Glück ist der kontrollierte Wildwuchs aber eine Augenweide. Und uns interessierte obendrein viel mehr, was sich dahinter verbirgt. Eine bewegende & bewegte Geschichte – nachzulesen ab S. 14.
Hersteller Let’s Print Holding AG Bickfordstraße 21, 7201 Neudörfl, Österreich
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6 DOSSIER
MIT DEM STROM SCHWIMMEN? Trotz heftiger Gegenwehr der klassischen Autoindustrie nimmt die Elektromobilität immer mehr Fahrt auf. Aber wohin geht die Reise wirklich? Text: Johannes Stühlinger Illustration: Nicolás Aznárez
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7 DOSSIER
WIRD SI C H DIE E-MOB IL ITÄT DURC H S E T Z E N ?
WIE S AU BE R S IND E-AU TO S WIR KLICH?
WIE S IE H T ES M I T D E N AKKUS AUS?
2017 wurden um 42 % mehr E-Fahrzeuge zugelassen als im Jahr davor.
Ein E-Fahrzeug verursacht tatsächlich 70 bis 90 % weniger Treibhausgase.
Derzeit herrscht bei uns in Europa ein akuter AkkuEngpass!
Foto: BEÖ
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uch wenn sich die Zahl der elektrisch betriebenen Fahrzeuge auf unseren Straßen im letzten Jahr fast verdoppelt hat, ist die Anzahl dennoch verschwindend gering: Denn im Jahr 2017 stehen insgesamt 5 433 neu zugelassene E-Fahrzeuge 339 150 Benzin- & Dieselzulassungen gegenüber. Dennoch ist Roland Ziegler, Vorstand des „Bundesverbands Elektromobilität Österreich“ (BEÖ), davon überzeugt, dass das Thema bei der Bevölkerung inzwischen angekommen ist: „Die Leute informieren sich etwa, was sie tun müssen, um in ihrer Garage in Zukunft ein Elektroauto laden zu können“, stellt er fest. Selbst wenn das jetzige Auto noch kein Elektroauto ist, so bereitet man sich offenbar darauf vor, dass das nächste oder übernächste eines sein könnte. Seiner Meinung nach wird sich der Markt stark weiterentwickeln, sobald die Reichweiten der Autos stimmen. Und dieser Zeitpunkt ist in greifbare Nähe gerückt: „In ungefähr zwei bis drei Jahren wird etwa VW mit attraktiven Elektromodellen aufzeigen. Das wird dem Thema viel Rückenwind verleihen“, ist sich Ziegler sicher. Eine kuriose Situation, da gerade aus der klassischen Autoindustrie derzeit noch der stärkste Gegenwind kommt. Man hat vor allem Angst davor, den asiatischen Produzenten, die in Sachen E-Mobilität schon viel weiter sind, zu viel Raum zu geben. Ziegler ist dennoch fest vom E-Konzept überzeugt: „Die Zukunft wird sicher in irgendeiner Form elektrisch sein.“
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bwohl es tatsächlich vorkommen kann, dass ein Elektroauto in seiner Produktion eine schlechtere Ökobilanz als ein fossil betriebenes Fahrzeug aufweist, holt es diesen Rückstand im Laufe der Zeit garantiert wieder ein. „Am besten fällt die Ökobilanz natürlich aus, wenn man zu 100 % auf Strom aus erneuerbaren Energieträgern zurückgreift“, steht etwa im Faktencheck des österreichischen Klimafonds nachzulesen. Und auch Experte Roland Ziegler unterstreicht das: „Das bedeutet auch eine Chance, dass wir als Land Österreich in der Stromerzeugung verstärkt auf Wind- und Wasserkraft setzen“, meint er. Wenn die von der EU und auch der österreichischen Bundesregierung gesteckten Ziele in Sachen Energiegewinnung eingehalten werden, stellt sich die Frage nach sauberem Strom in naher Zukunft gar nicht mehr, ist sich Ziegler sicher.
Als Chef des „Bundesverbands Elektromobilität Österreich“ zählt Roland Ziegler zu den wahren E-xperten.
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atsache ist, dass die rasante Entwicklung im Bereich der Smartphone-Batterien dazu geführt hat, dass Elektromobilität mit den aktuell schon beträchtlichen Reichweiten der Fahrzeuge überhaupt möglich wurde. Doch derzeit jammern so gut wie alle europäischen Hersteller über einen Mangel an Akkumulatoren. „Es könnten weit mehr E-Autos verkauft werden“, so Fachmann Roland Ziegler vom BEÖ. „Hierbei hat die europäische Industrie geschlafen und wurde von den Asiaten längst überholt“, betont er und widerspricht Aussagen, wonach es zu wenige Ressourcen an benötigten Edelmetallen gebe, um überhaupt genug Batterien herstellen zu können. „Es gibt nicht endlos Ressourcen, aber wir sind weit davon entfernt, uns fürchten zu müssen.“ Auch deswegen, weil mit der rasanten Weiterentwicklung stets neue Materialkombinationen auf den Markt kommen. Fakt ist, dass die Leistung der Akkus täglich steigt und somit immer bessere Reichweiten der Fahrzeuge möglich werden. Derzeit kommt man mit einem modernen E-Auto im Schnitt 250 Kilometer. Das ist deutlich weiter als der Großteil der in Österreich getätigten Autofahrten: 94 % liegen unter 50 Kilometer. Und auch die oft beschworene Gefahr explodierender Akkus in Crash-Situationen ist für Experten eher ein aufgeblasenes als ein reales Szenario. Ziegler: „Jedes technische Gerät birgt ein Restrisiko. Aber E-Autos gewiss kein größeres als Benziner.“
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E-A U T O A U S DE M 3D-DRUC K E R G IBT E S Ü BE R HAU PT G E NU G INF R AST R U KTU R?
Gegenüber Asien droht Europa den Anschluss zu verlieren.
Im Schnitt gibt es in Österreich bereits jetzt alle 60 Kilometer einen Ladepunkt.
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lobal gesehen ist derzeit ein Millionen-Match im Gange, bei dem es schlicht darum geht, wo in Zukunft Automobilbau passieren wird, ist sich E-Mobilitätsprofi Roland Ziegler sicher. Und dabei haben aktuell die Chinesen ganz klar die Nase vorn: „Man sieht natürlich, dass man über diesen Weg die bis dato so mächtige deutsche Autoindustrie ausbremsen könnte“, so der Fachmann. Diese versucht sich derzeit noch verzweifelt dagegen zu wehren – und den Verkauf von klassischen Verbrennungsmotoren zu forcieren. Zumindest so lange, bis man den entstandenen technischen Rückstand in Sachen E-Mobilität aufgeholt hat. Schließlich will man verhindern, dass Marktanteile an die starken Chinesen verloren gehen. Außerdem fürchtet man sich innerhalb der europäischen Industrie vor dem Verlust an Arbeitsplätzen. Schließlich benötigen Elektromotoren ob ihrer technischen Einfachheit weit weniger Einzelteile, was viel weniger Reparaturen zur Folge hat. Ziegler dazu: „Arbeitsplätze gehen nicht wegen neuer Technologien verloren, sondern aufgrund falscher Entscheidungen.“ Und so müsste seiner Meinung nach die europäische Autoindustrie rasch gemeinsam eine neue Richtung einschlagen, um nicht endgültig den Anschluss zu verlieren. „Gerade was die Weiterentwicklung der Batterietechnologie betrifft, passiert da schon einiges im Hintergrund. Man muss versuchen, mit dem nächsten Entwicklungsschritt wenigstens wieder mitmischen zu können.“
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iner der größten Kritikpunkte dreht sich seit jeher um die Sorge nach der für Elektromobilität notwendigen Infrastruktur. Und auch wenn dieser Knoten noch nicht ganz gelöst ist, sollte er das bis 2020 jedenfalls sein: Aktuell sind in Österreich 3 000 Ladestationen öffentlich zugänglich. Doch gerade an Autobahnen fehlt es noch an Schnellladestationen. „Dieses Problem wird aber gerade behoben“, bestätigt Roland Ziegler vom BEÖ. Auch die Sorge, ob bei einem steigenden Anstieg elektrisch betriebener Fahrzeuge ausreichend Energieressourcen vorhanden sind, kann er entspannt zerstreuen: Wenn 10 % aller Pkw in Österreich elektrisch fahren würden, wäre der jährliche Strombedarf lediglich um 1,8 % höher als heute. Generell plädiert Ziegler dafür, dass man das Thema in einem größeren Kontext sehen müsse: „Die Entwicklung auf der Straße bringt auch eine Entwicklung bei der Stromerzeugung mit sich“, ist er sich sicher. Außerdem dürfe man keinesfalls außer Acht lassen, dass sich auch das Verhalten der Menschen mit dem Nutzen von Elektromobilität verändert: „Die klassische Tankstelle wird es in dieser Form nicht mehr brauchen“, so Ziegler. Vielmehr werden die meisten Ladungen zwischen den Einsatzmomenten der E-Fahrzeuge vorgenommen – was bei den Nutzern bereits passiert. Während der Arbeit etwa oder in der Nacht. Und dabei werden die Akkus schon heute oft nicht vom klassischen Stromnetz, sondern von der Photovoltaik-Anlage am Dach gespeist. 110% M OV E
Eigentlich berät Roland Haslauer mit seiner GFB Wirtschaftsberatung vorwiegend Familienbetriebe in ganz Österreich. Jetzt baut er mit dem ENJOY ein ganz besonderes E-Auto. Der Fuhrpark von Roland Haslauer ist definitiv einzigartig! Vor der Firmenzentrale seiner Wirtschaftsberatungsagentur GFB in Zell am See stehen derzeit 20 futuristisch anmutende Autos, die allesamt mit den Photovoltaik-Flächen am Dach des Gebäudes verbunden sind. Um zu laden. Ja, die Vehikel sind reine E-Autos – die er selbst baut. Konkret hatte sich Haslauer die Frage gestellt, ob ein Fahrzeug in der heutigen Zeit tatsächlich aus der Großindustrie kommen muss. Also hat er mit einem kleinen Team erst einmal ein Auto zerlegt, analysiert und den Nutzen hinterfragt. „Unsere Stärke in der Entwicklung ist, dass wir uns nicht auskennen. Wir haben mit einem weißen Blatt Papier begonnen. Es ist bei uns alles anders. Wir wollen kein Fahrzeug verbessern, sondern ein Fahrzeug neu denken und umsetzen für die Zukunft der solaren Mobilität“, erzählt er. Und so setzt der Unternehmer bei der Fertigung seines ENJOY, wie das Auto heißt, vorwiegend auf die Produktion mittels 3D-Druckern und nutzt dabei fast ausschließlich Ressourcen aus der Region. Sein erklärtes Ziel: Weg vom Autokauf, hin zum „Auto streamen“, wie er es nennt. Also möglichst vielen Menschen die Möglichkeit bieten, Autos nicht mehr zu besitzen, sondern nur zu nutzen, wenn sie gebraucht werden. Und das nicht bloß auf Elektrobasis, sondern auch unabhängig von der schwer zu durchschauenden Autoindustrie.
Foto: GFB/Schweinöster
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„Österreich hinkt hinterher!“ Mit seinem Start-up „GoUrban“ ist Michael Lenz ein Pionier auf dem heimischen Elektromarkt: Seit Kurzem betreibt er das erste E-Roller-Sharing in Wien, ist also näher an der Elektrorealität dran als alle anderen. Deshalb haben wir sein Erlebniswissen angezapft.
Michael Lenz, 26 GoUrban-Gründer www.gourban.at
Ihr seid mit eurem Produkt direkt bei den Menschen. Welche Probleme der E-Mobilität fallen dir dabei auf? MICHAEL LENZ: Man merkt, dass die Menschen noch keinen Bezug zur Elektromobilität haben. Ich hab’ etwa Anrufer, die sagen: „Ich hab’ den Roller jetzt gestartet, aber ich höre nichts.“ Das Bewusstsein, dass Elektromotoren keinen Lärm, aber dafür ganz viel Spaß machen, das fehlt oft noch. Aber auch diese Frage höre ich oft: „Der Roller hat nur mehr 50 % Akku – komm’ ich damit noch fünf Kilometer weit?“ Die Menschen vertrauen dem neuen System noch nicht wirklich. Was macht ihr, um das zu ändern? Die beste Werbung ist das Fahrzeug selbst. Wenn man einmal auf einem unserer Roller gesessen ist, weiß man, wie viel Spaß das macht. Und dass man sich darauf verlassen kann, dass man es mit 50 % Akku sogar noch 30 Kilometer weit macht. Aber es freut mich, dass das einzig schlechte Feedback, das wir bekommen, die Kritik ist, wonach wir zu wenig Fahrzeuge im Einsatz haben.
Wie viele Sharing-Roller würde Wien deiner Meinung nach vertragen? Ungefähr gleich viele wie Autosharing-Autos. Bei uns brauchen fünf Mopeds gleich viel Parkplatz wie eine A-Klasse. Damit ist das Platzproblem ein anderes. Aber heißt das jetzt, Elektromobilität ist in unserer Gesellschaft angekommen oder eher doch nicht? Österreich hinkt schon hinterher. In anderen europäischen Städten, in Amsterdam etwa, ist die Elektromobilität viel ausgeprägter
Die E-Tankstellendichte in Wien ist fast schon peinlich! vorhanden. Wien ist mit seiner Infrastruktur und generell im Elektroleben noch nicht wirklich angekommen. Woran liegt das? Wir haben den großen Vorteil, dass es bei uns in Wien viele Probleme, die andere Städte haben, nicht in dieser Dimension gibt. Luftverschmutzung. Lärmbelästigung. Platzmangel. Deswegen ist der Leidensdruck nicht hoch genug, reagieren zu müssen. Das Resultat ist eben, dass die E-Tankstellendichte in Wien fast schon peinlich ist. Und ich als Konsument kann mir natürlich kein E-Auto kaufen, wenn ich nicht weiß, wo ich es laden soll. Die wenigsten haben in Wien eine Garage mit Starkstromanschluss. Daher macht es für die meisten auch wenig Sinn, ein E-Auto zu fahren. 110% M OV E
Wagen wir einen Blick in die Zukunft: Was wird sich in fünf Jahren verändert haben? Ich bin gespannt, wie die Stadt Wien die 1 000 geplanten Ladepunkte bis 2020 wirklich umsetzen wird. Und: Ich bin sehr neugierig, welche der vielen guten Konzepte, die es ja auch gibt, schlussendlich realisiert werden. Ich hoffe: viele – schließlich geht es beim Thema Mobilität immer auch um Lebensqualität. Ein funktionierendes und modernes Mobilitätsangebot einer Großstadt führt am Ende dazu, dass sich hier coole Firmen und spannende MitarbeiterInnen ansiedeln. Den Menschen geht es verstärkt um die Work-Life-Balance und nicht mehr bloß um ein hohes Gehalt. Das klingt so, als würdet ihr mit eurem Konzept in Wahrheit ein bisschen die Welt verändern wollen? Ich finde es immer sehr hoch gegriffen, wenn Menschen meinen, sie verändern mit einem Consumer-Produkt die Welt. Uns reicht es schon, wenn wir Menschen den Hin- und Rückweg zur bzw. von der Arbeit erleichtern und jemand entspannt im Büro ankommt und nicht wegen Staus und der Parkplatzsucherei unter Strom steht. Foto: GoUrban/Marlon Hambrusch
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or zwei Jahren hatte Michael Lenz mit zwei Freunden die Idee, das Konzept von Car2Go oder DriveNow auf Elektroroller umzulegen. Nach viel Entwicklungsarbeit ist das junge Start-up nun in Wien mit 50 Fahrzeugen gestartet und konnte in seinen ersten drei Wochen schon 2 000 KundInnen begeistern. Aber einfach war der Weg auf die Straße nicht – und viele Barrieren gilt es noch auszuräumen.
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1,4
E-Mobilität in Zahlen
%
aller Pkw-Neuzulassungen in Österreich betreffen derzeit E-Autos (Stand Mitte 2017).
34
km
So lang ist eine in Österreich mit dem Pkw gefahrene Strecke im Durchschnitt. Außerdem liegen 94 % aller zurückgelegten Distanzen unter 50 km. Das bedeutet: Ein E-Auto, das 250 km Akku-Reichweite hat, ist eigentlich ausreichend.
Selbst wenn ein Akku für den Betrieb eines E-Autos zu alt wird, kann man ihn noch als Zwischenspeicher in Gebäuden nutzen, ehe er recycelt werden muss.
Im Jahr 2016 wurden weltweit bereits 440 000 reine E-Autos verkauft. Zählt man Hybridmodelle hinzu, kommt man auf eine Summe von 770 000 Stück.
4 000
So viele Ladezyklen halten moderne Lithium-Ionen-Batterien aus. Das kann man ungefähr in zehn bis 15 Jahre Lebensdauer oder 150 000 gefahrene Kilometer umrechnen.
28
%
der Emission von Treibhausgasen wird in Österreich durch herkömmliche Pkw verursacht.
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12 ZA HLEN UND FA KTEN
144 km/h So schnell ist Todd Reichert mit dem windschlüpfrigen Liegerad „Eta“ der Firma AeroVelo im Jahr 2016 über den Asphalt gebrettert. Somit hält er den Rekord für die Fahrt mit dem schnellsten mit Muskelkraft betriebenen Fahrzeug der Welt.
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50 Prozent
6,4 Millionen Fahrräder gibt es in Österreich. Das ist ein gutes Stück mehr als Autos – von diesen sind bloß 4,8 Millionen erfasst.
Um so viel kann man das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen minimieren, wenn man bloß 4,5 Kilometer täglich auf dem Fahrrad zurücklegt. Das sagt jedenfalls die Weltgesundheitsorganisation WHO. 110% M OV E
37 JAHRE So lange war „Mars macht mobil“ der Claim eines ziemlich berühmten Schokoriegels. Und weil der Slogan seit 2007 nicht mehr aktuell ist, wissen wir auch gar nicht mehr, ob das überhaupt stimmt.
ist es her, dass einer der Pioniere der modernen Mobilität seiner eigenen Unternehmung zum Opfer gefallen ist: Der 62-jährige James Heselden stürzte mit seinem Segway über Klippen in den Tod. Das Gefährt seiner Firma ist aber gerade in Großstädten, vor allem bei Touristen, ein beliebter Flitzer.
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Laut Statistik der Bundespolizei ist derzeit jedes dritte E-Bike eigentlich illegal auf unseren Straßen unterwegs – weil es zu viel Leistung bringt und somit schneller als 25 km/h fahren kann.
Foto:ETA
10 000 mal mehr Energie, als bisher auf der Erde insgesamt verbraucht wurde, würde es benötigen, um einen Menschen zu beamen. Das will der deutsche Wissenschafter Hubert Zitt berechnet haben. Und er hat gleich weiterkalkuliert: In 140 Jahren könnte das vielleicht sogar möglich werden. PS: Dr. Zitt ist außerdem großer „Star Trek“-Fan.
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15 COV ERSTORY
Grenzen gibt es nur im Kopf Das Leben von Thomas Geierspichler ist nicht nur ob seiner großen Erfolge als Rennrollstuhlfahrer ein bewegtes. Ein Unfall riss ihn aus seinem gewohnten Leben und stellte ihn vor Barrieren, die er auf ganz besondere Art zu überwinden lernte. Wir haben mit ihm kurz innegehalten. Text: Johannes Stühlinger Fotos: Jork Weismann Styling: Rike Hemedinger
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16 COV ERSTORY
Wer den Mond erreichen möchte, muss nach den Sternen greifen. So lautet einer der Leitsätze von Thomas Geierspichler.
weimal Gold bei den Paralympics. Fünfmal Weltmeister. Sechsmal Europameister. Die großen sportlichen Erfolge machten den Salzburger Thomas Geierspichler zum Star. Doch zuvor musste er abseits der Rennbahn erst seinen eigenen inneren Stern zum Leuchten bringen. Wir haben ihn beim Training im Rennrollstuhl 28 Kilometer lang begleitet. Und ihm in Ruhe zugehört.
DIE KINDHEIT. Ich bin als Bauernbub in Anif bei Salzburg aufgewachsen. Meine Leidenschaft galt dem Fußballspielen. Aber Vater hat das nicht getaugt, er war ein sehr traditioneller Mensch. Das heißt: Der Bub muss zur Feuerwehr oder in die Musikkapelle. Weil ich freilich von der Zuneigung meines Vaters abhängig war, hab’ ich angefangen, erfolglos Flügelhorn zu spielen. Dann hat er gesagt: Du gehst in die Landwirtschaftsschule. Hab’ ich gemacht. Du wirst Landmaschinenmechaniker. Hab’ ich gemacht. Was ich sagen will: Ich hab’ immer gesagt bekommen, was ich tun soll. Ich war nur Ausführender, wurde von oben gedämpft. Da ist man stets nur reagierend und nie agierend. Du verlierst deine Individualität. Aber das wusste ich damals noch nicht. Da musste noch viel passieren. DER UNFALL. Wir waren auf dem Heimweg von der Disco. Ich saß auf dem Beifahrersitz und bin eingeschlafen. Auf einmal gab’s einen Tuscher. Rauchschwaden. Schweinwerferlicht. Ich bin im Auto gelegen und hab’ gespürt, wie meine Zehen zum Kribbeln begonnen haben. Das Kribbeln ist binnen Sekunden nach oben gewandert. Ich weiß noch, dass ich mir gedacht hab’: „Na, bitte net in den Rollstuhl!“ Aufgewacht bin ich auf der Intensivstation. Mein ganzer Körper hat gebrannt wie Feuer. Das war zehn Tage vor meinem 18.
„Das war, wie wenn dir jemand mit dem Hammer in die Fresse haut.“ Genau ein Jahr ist er alt, der neue Bart des Thomas Geierspichler: „Mal schauen, wie lang er noch weiterwächst!“
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Geburtstag. Nach ein paar Wochen kam ich ins Reha-Zentrum, nach zwei Monaten wurde mir gesagt, dass ich nie mehr wieder gehen können würde. Das war, wie wenn dir jemand mit dem Vorschlaghammer in die Fresse haut. Mein Leben ist vor meinem inneren Auge abgelaufen. Alles vorbei. Nie mehr wieder bei AC/DC auf der Tanzfläche stehen, mit Mädls Gaude haben, Fußball spielen. Jetzt bist ein Behinderter. Keiner interessiert sich mehr für mich. Gleichzeitig hab’ ich mir gedacht: Aber ich bin doch noch immer der ganz normale Thomas Geierspichler, der Träume hat! DER ABSTURZ. Ich wollte diese Realität nicht haben. Ich konnte ihr nicht in die Augen schauen, hab’ mich zurückgezogen. Bis ein Zivildiener das gemerkt und mich auf eine Grillfeier mitgenommen hat. Ein Bier, noch eins, meine
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Zigaretten sind ausgegangen und ich hab’ nach einer Tschik gefragt. „Wart, wir bauen eh gerade“, hörte ich jemanden sagen. Das war dann natürlich ein Joint, mein erster Kontakt mit Drogen. Und: Es hat mir getaugt! Ich hab’ mich plötzlich nicht mehr als Behinderter gefühlt. Und als ich dann noch meine damalige Freundin stehengelassen hab’ – sie hat mich geliebt, aber ich konnte das nicht annehmen, weil ich mich selbst nicht geliebt hab’ –, war das endgültig der Startschuss für eine erfolgreiche Drogenkarriere. Das hat bald so ausgeschaut, dass ich in der Früh eine Bong geraucht hab’, zu Mittag einen Joint, am Abend noch einen und schließlich ab zum Wirten. Dort: in den argen Zeiten zwölf halbe Bier. Gleichzeitig hab’ ich mir immer gedacht: „Ich will doch nur mein altes Leben wiederhaben!“ Hab’ erwartet, dass ich einfach aufwache und alles wieder gut ist. Ein bisschen war das dann sogar so, am 28. Dezember 1997. Nur in Wahrheit doch ganz anders.
geredet haben, nicht nur am Wochenende. Für mich schräg. Irgendwann wurde ich vom Gastgeber gefragt: „Wie geht’s dir?“ Ich hab’ gesagt: „Jaja, passt eh!“ Er aber: „Nein, wie geht’s dir wirklich?“ Plötzlich konnte ich seinen Blick nicht mehr erwidern. Dabei ist etwas passiert. Ich hab’ stattdessen meinen Blick nach innen gerichtet. Hab’ mich selbst gefragt: „Wie geht’s mir?“ Die Antwort war: „Mir geht’s scheiße. Ich sitz’ im Rollstuhl. Ich will dieses Leben nicht haben.“ Zum Abschied drückte mir die Gastgeberin eine Bibel in die Hand. „Vielleicht liest einmal rein!“ Irritiert bin ich ins Auto gestiegen, hab’ zur Zigarette gegriffen. Da seh’ ich mich selbst im Auto sitzen und denk’ mir: „Du warst jetzt acht Stunden dort und hattest keine Lust auf Zigaretten oder Joints. Doch das Erste, was du machst: Du zündest dir eine Zigarette an?“ Schlagartig ist ein Gedanke in mir aufgestiegen: Hör auf zu rauchen! Und plötzlich waren Stimmen in mir. Wie Teuferl und Engerl. Also hab’ ich gesagt: „Gott, wenn’s dich wirklich gibt, dann hilf mir dabei, dass ich aufhör’ zu rauchen.“ Hab’ die Tschik rausgehaut und mir gedacht, ich probier’ gleich auch Kiffen und Saufen wegzulassen.
DAS ERWACHEN. Ich war bei Bekannten eingeladen, von denen ich wusste, dass sie Christen sind. Das waren welche, die auch unter der Woche zu Gott
ST R U A E IN MAD
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GÄNGE 22
Z UR P E RS ON B IO G R A F I E Thomas Geierspichler wurde am 14. April 1976 in Salzburg geboren. Nach seinem schweren Unfall arbeitete er sich blitzschnell an die Weltspitze im Rennrollstuhl hoch und hält bis heute den Weltrekord über die Marathondistanz. B E RUFL I C H E S Der Topsportler vermietet einerseits Ferienwohnungen am Reschbergerhof in Anif und vermittelt andererseits sein Wissen und seine Erfahrungen über Motivation in spannenden Vorträgen. Infos: www.geierspichler.com
MIT R Ü C KG R AT Z URÜC K I N S L E B E N Auf 192 Seiten schildert er als Autor seinen Weg zum großen Erfolg.
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18 COV ERSTORY
„Das Schicksal zu akzeptieren, würde bedeuten, es gutzuheißen.“ wie Gott arbeitet. Der springt nicht aus dem brennenden Busch und sagt: „Das ist dein Weg, den musst du gehen, sonst kommst du ins Fegefeuer!“ Nein, der berührt dich ganz tief. In deiner individuellen Sprache.
In den Tagen darauf ist in mir immer mehr Energie aufgestiegen, und ich bin neugierig geworden, wie das weitergeht. Bis ich in die Bibel reingeschaut hab’ und mir ein Satz ins Auge gesprungen ist: „Alles ist möglich dem, der da glaubt.“ Das hat so perfekt gepasst. Was hatte ich denn zu verlieren? Ich glaube jetzt einfach einmal, dass alles möglich ist. Gleichzeitig aber war ich immer am Warten, wie denn Gott zu mir sprechen würde. Bis die Olympischen Spiele in Nagano ’98 kamen. Hermann Maier hebt’s in der Abfahrt aus, das Bild kennt jeder. Ich bin dagesessen und hab’ mir gedacht: Der ist jetzt tot oder querschnittsgelähmt. Aber er steht auf und winkt. Bei der Siegerehrung hat’s mir die Tränen rausgedrückt, Gänsehaut, und in mir kam ein intensives Gefühl hoch: Das will ich auch! Schlagartig wurde mir bewusst,
Die Musik von AC/DC ist für den heutigen Olympiasieger der ultimative Lebensbegleiter. Und Milch sein heimlicher Zaubertrank.
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DIE ERKENNTNIS. Viele sagen, man muss das Schicksal akzeptieren. Ich sage heute: Nein! Das würde doch bedeuten, ich würde es gutheißen. Aber im Rollstuhl sitzen ist nicht gut. Da würde ich mich selbst belügen. Ich glaube, man muss realisieren und wahrnehmen. Tatsache ist: Umstände kann man nicht ausblenden. Aber wenn man auf Scheiße schaut, wird man Scheiße sehen. Doch ich kann meinen Blick verändern. Und das Bild, das dich bewegt, verursacht Veränderung. Diese Hoffnung, die ist das, was ich Glauben nenne. Ich bin also stehengeblieben, hab’ der Realität in die Augen und selbst in den Spiegel geschaut. Ich bin der, der ich bin und nicht der, der ich gern sein möchte. So hab’ ich mich plötzlich auf meinem Weg wiedergefunden. Plötzlich war ich nicht mehr fremdbestimmt. Ich war bereit, meine Grenzen auszuloten und immer weiter zu verschieben. Plötzlich war ich wieder ich.
19 COV ERSTORY
„Ich fahre nicht gegen andere meine Rennen. Ich fahre, um als Erster über die Ziellinie zu kommen. Das ist eine ganz andere Energie, eine positive!“
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DIE LEGALE DOSIS DOPING Espresso und Radfahren hängen so sehr zusammen wie Giro d’Italia und Italien. Ohne einander läuft’s einfach gar nicht. Aber warum ist das eigentlich so?
Fotos: Getty Images, Philipp Schönauer
Text: Johannes Stühlinger
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ddy Merckx strahlt übers ganze Gesicht. In der Hand hält er den Blumenstrauß eines Siegers, und auf seinem Trikot prangt der Schriftzug von Faema, dem berühmten italienischen Espressomaschinen-Hersteller. Ein 1970 aufgenommenes Foto, das sozusagen als erstes offizielles Dokument die Liebe zwischen Radsport und starkem Kaffee markiert. Aber spulen wir vor ins Heute. Vor dem Start einer großen Etappe des Giro d’Italia oder der Tour de France kann man alljährlich Rad-Stars beobachten, die noch schnell einen Espresso kippen. Weltmeister Peter Sagan posiert vor einem Schaufenster mit der Aufschrift „Coffee is always a good idea“, und sein österreichischer Teamkollege bei Bora - hansgrohe, Patrick Konrad, hat nicht nur einen Barista-Kurs in seinem Lebenslauf vermerkt, sondern auch die Espresso-Maschine im Mannschaftsbus unter Kontrolle: „Die Leute verbinden Radfahren mit Dolce Vita, und da an einem schönen Ort Kaffee trinken, ist einfach fein“, sagt er und wundert sich offenbar über die Frage. Umgekehrt bauen hippe Marken wie Rocket eigene Kaffeemaschinen für die Helden auf zwei Rädern. Zum letztjährigen Jubiläum des italienischen Spektakels etwa kam das Siebträger-Modell R58 im speziellen Giro d’Italia-Design auf den Markt. Inklusive Siegerliste auf der Seitenwand und rosafarbenen Manometer-Anzeigen. Wer eines haben wollte, musste aber früh aufstehen: Weltweit wurden nur 100 Maschinen gefertigt. Zum französischen Klassiker ließ der Hersteller ebenfalls aufhorchen – und produzierte 2017 drei Modelle in den Farben der Wertungstrikots der Tour de France: Gelb, Rot gepunktet und Grün. Auch die
Oben: Peter Sagan genehmigt sich nach einer Etappe einen Kaffee-Shot. Unten: Für die Radbekleidungsmarke Rapha ist Kaffee Teil des Erfolgsmodells.
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Wohl auch sein geliebter Ristretto machte Eddy Merckx zum (Frauen-) Helden.
Fotos: Getty Images (1), Faema (1), Philipp Schönauer (1)
Wenn Rennradfahrer zusammensitzen, wird kein Krügerl bestellt – sondern Espresso genossen.
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hippe Radbekleidungsmarke Rapha setzt auf die Affinität ihrer Kunden: Eigene Espresso-Tassen, eigene Espresso-Maschinen und dergleichen gehören längst zum Sortiment. Doch woher rührt diese offensichtlich untrennbare Verbindung? Wie kam es überhaupt zu dieser Tradition? Einerseits hängt es wohl damit zusammen, dass gerade in Italien der Radsport seit jeher einen ganz besonderen Stellenwert hat und dort Espresso bekanntlich als Lebenselixier gilt. Andererseits wäre dieses Motiv wohl zu wenig. „Wir haben sehr viele Hobby-Radfahrer als Kunden, die sich oft außergewöhnlich gut mit Kaffee auskennen“, bestätigen Silvia Maino und Helmut Brem vom Wiener Rösthaus. „Nachdem in dieser Szene das Gläschen Wein oder das Krügerl Bier zwischendurch keine Option sind, hat wohl guter Kaffee diesen Stellenwert des Genusselixiers eingenommen“, interpretieren die beiden Experten für hochwertige Bohnen. Das ist gewiss ein Mitgrund für den Espresso-Hype im Radsport. Doch hinzu kommt wohl ein weiterer, pragmatischerer
Angeblich steigert Koffein die Leistung um bis zu elf Prozent. Aspekt: Der Inhaltsstoff Koffein, der auch nicht-radelnde Menschen schlichtweg munter macht, hat natürlich auch auf SportlerInnen eine positive Wirkung. Er stimuliert das Nervensystem und erweitert die Blutgefäße in der Peripherie, wodurch die Muskeln besser mit Sauerstoff versorgt werden können. Außerdem erhöht der gesellschaftlich akzeptierte Putscher den Adrenalinspiegel im Blut. Eine skandinavische Studie will sogar bewiesen haben, dass man seine Leistungsfähigkeit durch den Konsum von Kaffee um bis zu elf Prozent steigern kann. Das ist gewiss auch der Grund, warum der (zu) gute Stoff auf der Dopingliste stand. Freilich nur, wenn er weit höher dosiert war, als man es mit ein paar Espressi seinem Körper hätte zuführen können. Aber, Fakt ist:
Olympiasieger Guido Fulst wurde im Jahre 2001 während des Stuttgarter Sechstagerennens positiv auf Koffein getestet. Und bereits 1994 wurde Gianni Bugno, ehemaliger italienischer Radprofi, wegen des Dopings mit Koffein sogar für drei Monate gesperrt. Doch seit 2004 ist das Schnee von gestern – längst hat man bewiesen, dass sich der menschliche Körper relativ rasch auf die Wirkung einstellt und das Koffein diese dann recht schnell verliert. Die Wirkung auf das Lebensgefühl der RadsportlerInnen ist aber dennoch ungebrochen. Die beiden Schweizer Radprofis Ralph Näf und Michael Albasini sind so tief in das Thema eingetaucht, dass sie inzwischen sogar feine Bohnen importieren – und zwar die der Marke Torrefazione San Salvador von einer kleinen Rösterei an der Schweizer Grenze. Und wer sich in Österreich auf einer der unzähligen wunderschönen Radrouten bewegt, wird neben prachtvoller Landschaft und viel Vergnügen auf jeden Fall auch an jeder Ecke eines finden: coole Raststationen mit feinstem Kaffee.
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Bled. Foto: iStock
Highlights Ihrer Reise: • 2 Übernachtungen im privaten Chalet Nebesa der Familie Roš in Kobarid inkl. Frühstücksservice und Verkostungen von Wein, Prosciutto, Käse, Salami & Schnaps im Weinkeller • Signature-Dinner im Sterne-Restaurant Hiša Franko von Ana Roš • 1 Übernachtung im „Small Luxury Hotels of the World“ Grand Hotel Toplice in Bled inkl. reichhaltigem Frühstücksbuffet und 4-Gang Abendessen
Zu Besuch bei Ana Roš „The World Best Female Chef 2017“ 4 Tage Bled und Kobarid € 790 p.P.
Reisetermine: 03.06.–06.06., 07.06.–10.06. & 13.06.–16.06.18 Info & Buchung:
0800 560 080 service@reisethek.at www.reisethek.at Veranstalter: Robin Tours GmbH, Unterer Stadtplatz 11, 6330 Kufstein, Veranstalterverzeichnis des BMWFJ Nr.: 2017/00026. Anzahlung 20% (frühestens 11 Monate vor Reiseende), Restzahlung ab 20 Tage vor Reiseantritt. Insolvenzversicherung: Zürich Insurance plc Niederlassung Deutschland, Abwickler: Cover-Direct, Tel.: +43 1 969 08 40. Ansprüche sind innerhalb von 8 Wochen beim Abwickler geltend zu machen. Es gelten die Allgemeinen Reisebedingungen (ARB 1992) des Fachverbandes der Reisebüros in der letztgültigen Fassung unter Berücksichtigung des ab Juli 2018 in Kraft tretenden Pauschalreisegesetz - PRG. Druck- und Satzfehler vorbehalten.
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Mekka gerockt, über Berge von Kohle gerollt – BMX-Freestyler Senad Grosic ist für die eher außergewöhnlichen Dinge im Leben zuständig. Wer ihn interviewt, kann erahnen, warum. Interview: Manfred Behr Fotos: Philipp Carl Schuster
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Mit 39 zählt Senad Grosic zu den Dinos der Freestyle-Szene. Was sich nur schwer verbergen lässt. „Ich trainiere viele Stunden täglich, nur um mein Level zu halten.“
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Ihre Sportart BMX Freestyle wird 2020 erstmals olympisch sein. Haben Sie vor, sich mit dann 41 Jahren mit Teenagern, die Ihre Kinder sein könnten, um einen Startplatz zu matchen? S ENA D G R O SI C : Da wär’s g’scheiter, einen Lottoschein auszufüllen. Gäbe es 25 Startplätze, würde ich es vermutlich versuchen – aber es stehen zehn zur Verfügung, minus Gastgeber Japan neun. Bei 90 000 Bikern, die den Sport weltweit einigermaßen ernsthaft betreiben. Da finden sich einige, die mittlerweile härtere Tricks draufhaben als ich. Für mich kommt Olympia um zehn Jahre zu spät. Früher habe ich drei Tricks pro Tag nebenbei gelernt. Heute schwitze ich täglich im Fitnessstudio, ernähre mich leistungssportadäquat, sitze zweieinhalb Stunden am Rad – einfach nur, um mein Level zu halten. Ich werde in Tokio sicher dabei sein, aber ziemlich sicher nicht als Athlet. 2017 waren Sie bei der WM in China aber noch im Einsatz. Weil ich ein Ehrgeizler-Typ bin. Ich tue mir ja sogar schwer, meinen kleinen Sohn Lennox gewinnen zu lassen. So war ich immer: Wenn ich trainiert hab’, habe ich auf das Ärgste trainiert; wenn ich gefeiert hab’, habe ich auf das Ärgste gefeiert, bin nie heim, wenn es am schönsten war. Ich hab’ auch nie aufgehört zu essen, wenn es am besten geschmeckt hat. Bei der WM war ich wahrscheinlich der Typ, mit dem die meisten Selfies geschossen wurden. Die Kids haben gesagt: „Ich hoffe nur, dass ich mit 38 noch so am Radl sitzen kann wie du.“ Aber mit 50 muss ich das nicht mehr haben. Da will ich bei den Contests abhängen und mich daran erfreuen, wie cool sich meine Sportart, die ich ja mit aufgebaut habe, entwickelt hat. Sie haben sich längst auf Shows, Videodrehs und Fotoshootings spezialisiert. Aber auch die können an die Substanz gehen. Absolut. Letztes Jahr hat Lorenz Holder den Red Bull Illume Photo Contest unter 34 500 Einsendungen aus 120 Ländern gewonnen, indem er mich im Herbst auf der Rakotzbrücke in Ostdeutschland inszeniert hat. Eine Brücke, die sich, wie der verfärbte Wald rundherum, perfekt im See darunter spiegelt. Lorenz hatte schon im Jahr davor alles minutiös ausgekundschaftet. Aber als wir ankamen, hatte irgendein Baum vorzeitig seine Blätter verloren. Die lagen im See – keine Rede mehr von Spiegelung. Vier Tage haben wir im eiskalten Wasser geschuftet, waren oft verzweifelt, am Ende aber konnten wir den See mithilfe eines Hasenzauns aus dem Baumarkt säubern. Das Foto gewann in vier Kategorien. Heuer reisen wir nach Nordirland, unser Ziel ist natürlich die Titelverteidigung. Sie waren immer für Ihre waghalsigen Stunts bekannt. Welche Verrücktheit haben Sie hinterher am meisten bedauert? Hoppalas gab’s eine Menge. Vor rund 15 Jahren sollte ich, weiß bekleidet, vor einem Kraftwerk einen Kohleberg runterfahren, über einen drei Meter hohen MotocrossKicker springen und auf einem Kohlelager landen. Ich nahm viel zu viel Anlauf, konnte nicht mehr bremsen. Als ich den höchsten Punkt meiner Flugkurve erreichte, sah ich, dass die Landezone zu Ende war und wusste: „This is going to hurt.“ Man verfällt in eine Art Schockstarre, wir nennen es „Dead Sailor“, wartet nur mehr auf den Impact im Flachen. Und der kam. Aber wie! Ich knallte mit dem Helm auf den Lenker, überschlug mich, habe nur mehr Glühwürmchen gesehen. Dann bin ich wieder rauf und habe den Stunt, nicht mehr ganz so weiß gekleidet, mit mehr Augenmaß wiederholt. Sie sind Shows von Neuseeland bis Namibia gefahren. Am bizarrsten aber stellt man es sich vor, ein Monat lang als BMX-Freestyler durch Saudi-Arabien zu tingeln. Die letzte Tour war „one hell of a trip“. Weil die Veranstalter nicht checken, dass eine Show anstrengend ist, harte körperliche Arbeit bedeutet. Nach neun Städten in neun Tagen mit je drei Shows
„Ich habe noch nie zu essen aufgehört, wenn es am besten schmeckt.“
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S enad Gr o s ic Di e He rk un f t Seine Eltern, zwei bosnischstämmige Muslime, flüchteten mit dem damals 13-Jährigen 1992 vor dem Kroatienkrieg aus ihrem Wohnort Sisak nach Untertullnerbach (NÖ). De r We rd e g a n g Grosic absolvierte eine Installateurslehre, arbeitete in einem Rad-Fachgeschäft, ehe er sukzessive den Einstieg ins Profigeschäft der BMX-Freestyler schaffte und u. a. zweite Plätze bei den X- und Adrenalin Games holte. Di e G e g e n wa rt Mittlerweile hat sich der Red-BullAthlet (seit 2001) weitgehend aus der Contest-Szene zurückgezogen, fährt vorrangig Shows, vermarktet sich über Fotoshootings und gibt sein Wissen an die nächste Generation weiter.
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In seine Nitzinger Trainingshalle lud Senad Grosic heuer die talentiertesten Kids seiner Talenteschmiede School2Rock.
bei 40 Grad Außentemperatur war ich leer. Die Qualität der Events wechselte sehr stark. Ich erinnere mich an eine Show in einer Shopping Mall für Familien. Laute Musik, die Leute gingen richtig ab. Dann plötzlich, von einer Sekunde auf die nächste – alles aus. Ich wurde in einen Lift geschoben, der mich in die Tiefgarage brachte. Man sagte uns, dass die Religionspolizei vorbeigekommen sei. Offenbar hatte man sich zu sehr amüsiert. Auf einer früheren Reise war mein Highlight, das Programm in einem Park in Medina 40 jungen Skatern vorzuführen. Als die Gebetszeit begann, ich mich verabschieden wollte, wehrten sie sich mit Händen und Füßen: „Vergiss es, fahr’ bitte weiter.“ Dass ich überhaupt in Städten wie Mekka performen durfte, resultierte klarerweise aber daraus, dass ich Moslem bin. Womit die Pilgerreise auf der To-do-Liste abgehakt wäre. Eigentlich war sie nie drauf, weil ich den Glauben nicht praktiziere. Vor ein paar Jahren wusste ich noch nicht einmal, was mir als Moslem alles verboten sein soll. Ich habe mit keiner Religion ein Problem, ich würde vermutlich selbst die Zeugen Jehovas gut finden – wenn sie nicht immer so früh läuten würden. Bei Ihrer ersten Reise sind Sie sogar bei einem saudischen Prinzen ein und aus gegangen. Wie hat sich das ergeben? Prinz Abdulaziz bin Turki al Faisal kam zu einer meiner Shows. Wir haben immer noch regelmäßig Kontakt. Er ist stellvertretender Sportminister und ein Cousin von Mohammed bin Salman, dem neuen starken Mann in Saudi-Arabien. Vor allem aber ist er ein total lässiger Typ. Und nebenbei ein Top-Motorsportler, der zum Beispiel 2017 in Le Mans am Start stand. Er repräsentiert das neue Saudi-Ara-
bien. Das Land schreit ja nach Veränderung. Obwohl ich fremde Kulturen sehr mag, es schätze, wenn es sich im Ausland ganz anders anfühlt als daheim. Wenn ich nach Kroatien fahre und mir ein Plakat mitteilt, dass die Asfinag die Autobahn gebaut hat und ich dann zum Tanken zur OMV fahre, finde ich das nicht so prickelnd. Wo sehen Sie sich in zehn Jahren? Es würde mir Spaß machen, mein Know-how an die nächste Generation weiterzugeben. Mit meiner School2Rock, wo Kids im Rahmen des Bike-Festivals am Wiener Rathausplatz Tricks lernen, in sicherer Umgebung ausprobieren und abends einem Publikum vorführen können, mache ich das schon zum Teil. Heuer habe ich die Talentiertesten in meine Trainingshalle, die mir ein Bauer in Nitzing zur Verfügung gestellt hat, mitgenommen. Meinen 18-jährigen Co-Trainer Kevin Böck habe ich auch so entdeckt, ihn letztes Jahr zur WM begleitet. Eine wichtige Erfahrung für ihn – in seiner Kärntner Heimat misst die größte Rampe einen Meter, bei der Weltmeisterschaft die niedrigste zwei. Kevin könnte mein Nachfolger werden, weil er dieses Stuntman-Gen hat. Du musst wissen, was du tust und das Ding durchziehen. Wie das Anna Gasser im Snowboard vorexerziert. Was brauchen Sie, um Ihr Vorhaben umzusetzen? In Sachen Infrastruktur schaut’s noch düster aus. Die einzig brauchbare BMX-Halle Österreichs steht in Innsbruck. Ich träume von einem Standort im Osten, wo wir unsere besten Fahrer ausbilden, gleichzeitig aber ein internationales Trainingszentrum etablieren könnten, das höchsten Ansprüchen genügt. Noch ist es ein Traum. Aber er könnte in absehbarer Zeit durchaus real werden.
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SURFEN. NUR ANDERS. Während der Hype um klassische Longboards abflacht, erleben jene mit integriertem Elektromotor einen schnurrenden Höhenflug. Doch: Diese Straßensurfer düsen durch den rechtsfreien Raum!
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s sieht für Außenstehende fast ein wenig gespenstisch aus, wenn Thomas das ziemlich steile Wegerl zu seinem Haus knapp außerhalb von Wien hinaufdüst. Auf einem Longboard. Ohne dabei anzutauchen. „Das fühlt sich einfach unglaublich lässig an“, sagt er und strahlt dabei übers ganze Gesicht. Und wer ihn hören könnte, würde vermutlich erneut stutzig werden: Die Stimme ist schließlich allen Radiohörenden ein Begriff: Thomas Kamenar ist nicht nur Mister Weekend von Ö3, sondern seit Kurzem auch mit seiner Quizshow „Zur Hölle damit“ jeden Freitag auf ORF 1 zu sehen. Und seit wenigen Wochen außerdem noch passionierter E-Longboard-Fahrer.
Text: Johannes Stühlinger
Der Moderator fährt also mit einem langgezogenen und durch einen kleinen, aber kräftigen Elektromotor betriebenen Skateboard durch die Gegend. Zum Dosieren der Geschwindigkeit dient ihm ein unscheinbarer Handcontroller. Tatsächlich gehen in Österreich immer mehr dieser ungewöhnlichen Vehikel über den Ladentisch. Sie sind erst seit gut zwei Jahren auf dem Markt und rollen diesen nun heimlich, still und leise auf. Das hat auch Darko Miljanovic bereits festgestellt. Er betreibt die österreichische Plattform www.longboardtests.com. Auf dieser widmet er sich zwar vorwiegend den klassischen Modellen, nimmt aber ebenso ein verstärktes Interesse an diesem gerade aufkommenden Trend wahr. „Vor allem in 110% M OV E
Ursprünglich wurden Longboards von Surfern entwickelt, die Rollen auf ihre Bretter schraubten. Seit zwei Jahren werden diese nun von E-Motoren angetrieben. Asphaltfressen auf extracool also.
Fotos: Mellowboards.com
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30 „VIELE MENSCHEN SIND UNWISSENTLICH IM RECHTSFREIEN R AUM UNTERWEGS.“
Das von Audi vorgestellte Konzept mit einem integrieren E-Longboard könnte den aktuell recht illegal herumfahrenden E-LongboarderInnen Rückenwind geben.
den USA ist das schon ein großes Ding“, gibt der 36-Jährige zu Protokoll. Und hofft, dass mit immer besser werdenden Akkus und Motoren die Lust auf elektrische Longboards weiter wächst. Wohl auch, um dem nachlassenden Hype um die traditionellen Straßensurfer wieder Auftrieb zu geben. „Noch ist die Reichweite der Bretter das größte Problem“, so der Wiener. Aber dank der Entwicklungen von Elon Musk und Tesla könnte in naher Zukunft wohl auch wieder etwas Know-how für andere Fahrgeräte als bloß E-Autos abfallen. Kamenar hingegen hat dieses Thema für sich ganz einfach gelöst: „Ich fahre in der Früh in den Sender und stecke dort das Brett an – dann ist es für die Heimfahrt wieder startklar.“ Zumal der 39-Jährige die 30 Kilometer Reichweite seines 1 400-Euro-Geräts gar nicht komplett ausreizt. „Erstens sind es nur gut zehn Kilometer von mir bis in die Arbeit, zweitens darf ich damit nur auf gewissen Teilstücken überhaupt fahren.“ Zwischendurch stopft er es einfach in seinen Rucksack und spaziert eben weiter. Tatsache ist, dass Tom nur auf besonderen Schleichwegen cruisen darf. „Überall dort, wo die Straßenverkehrsordnung schlagend wird, würde er sich abseits des Rechts bewegen“, präzisiert ÖAMTC-Jurist Nikolaus Authried. Schließlich geht das Gefährt mit seiner Spitzengeschwindigkeit von ungefähr 40 km/h definitiv nicht mehr als Spielzeug durch. „Hier würde die Schwelle bei 5 km/h liegen. Dann dürfte er damit auf Gehwegen fahren.“ Und da man ein elektrisch motorisiertes Longboard nicht mit Rückstrahlern, Lenkung, zwei voneinander unabhängigen Bremssystemen und dergleichen ausstatten kann, fällt es auch keinesfalls unter jene Kategorie, die laut Gesetzgeber das Fahren mit E-Bikes und E-Scootern auf Radwegen oder der Fahrbahn gestattet, wie der Experte erläutert. Doch selbst dann wäre das moderne Vehikel zu schnell. Fazit also: Wer wie Tom cruisen will, muss sich genau informieren, ob er das auf den Wegen, die er nutzen möchte, überhaupt darf. „Ich habe da ganz schön recherchiert, bis ich die richtigen Teilstrecken zusammen hatte“, schmunzelt auch der Ö3-Star. 110% M OV E
Das machen aber nur die wenigsten. „Es ist gewiss eine immer größer werdende Anzahl an Menschen derzeit im rechtsfreien Raum unterwegs“, mahnt der Fachmann. „Und das zumeist sogar, ohne es überhaupt zu ahnen!“ Doch auch in diesem Fall gilt: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. „Diese Strafe ist jedoch immer anlassbezogen zu sehen“, so Authried. Kamenar und Miljanovic hoffen aktuell beide auf ein Einlenken des Gesetzgebers, um den Weg Richtung mobile Zukunft zu ebnen. Thomas: „Es ist ein wirklich sinnvolles Fortbewegungsmittel. Nicht nur, dass es richtig Spaß macht und einfach lässig ist – es ist zudem auch in ökologischer Hinsicht vernünftig. Außerdem können Vehikel wie dieses dabei helfen, das Verkehrs- und Parkplatzproblem in Städten wie Wien zu reduzieren.“ Schließlich lasse er deshalb das Auto viel öfter stehen als zuvor. Eine Argumentationslinie, die zwar schlüssig, dem Gesetzgeber aktuell aber ziemlich egal ist, wie der ÖAMTC-Jurist durchklingen lässt. „Der Gesetzgeber ist nicht dazu verpflichtet, für jeden Trend ein eigenes Gesetz zu verabschieden“, sagt er und betont, dass in diesem Fall offenbar die Industrie viel schneller ist, als ein System überhaupt flexibel reagieren kann. Stellt sich natürlich die Frage: Warum werden E-Longboards in Österreich dann überhaupt legal verkauft? Authried: „Weil man auf gewissen privaten Flächen eben doch fahren darf.“ Der Fachmann warnt alle, die sich nicht um die Fabeschränungen kümmern: „Wenn etwas passiert, etwa eine andere Person durch einen Unfall zu Schaden kommt, handelt man sich gleich auch strafrechtliche Probleme inklusive Schadensersatzzahlung und dergleichen ein.“ Ein im Ernstfall teurer und unangenehmer Spaß. Kurz gesagt: Tom Kamenar und KollegInnen haben aktuell noch mit kräftigem Gegenwind zu kämpfen. Unterstützung erhalten sie aktuell jedoch von einem ganz großen Player: Audi präsentierte kürzlich einen Q3, der im Heck bereits ein Longboard integriert hat, dessen E-Motor während der Autofahrt geladen wird. Das macht Hoffnung. Doch ob überhaupt und wenn, dann wann diese rechtlichen Unebenheiten aus dem Weg geräumt werden, ist unklar. Aktuell jedenfalls heißt es für alle Asphalt-SurferInnen: Obacht! Wer keine geeigneten Wege zum coolen Cruisen findet, der muss wohl Thomas Kamenars neue TV-Show wörtlich nehmen: Zur Hölle damit.
Fotos: AUDI AG
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COMEBACK AUF ROLLEN Laufen Sie noch oder rollen Sie schon (wieder)? Kleiner Tipp: Letzteres wäre zeitgemäßer, denn die Rollschuhe sind zurück – und cooler denn je! Text: Christiana Ogunfojuri
Für besonders waghalsige Fashionistas: mit hohem Absatz.
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leich vorweg: So leicht wie der Eislaufschuh hatte es der Rollschuh nie. Während man schon im 13. Jahrhundert im hohen Norden übers Eis glitt, fährt man erst seit knapp 155 Jahren auf vier Rollen durch die Weltgeschichte – und das mit Unterbrechungen. Schlittschuhlaufen schien nie aus der Mode zu kommen, Rollschuhfahren hingegen schon, und damit meinen wir nicht „Inlineskaten“, sondern tatsächlich den Schuh, auf dem jeweils zwei Paar gegenüberliegende Rollen und ein Stopper befestigt sind. Da liegen nämlich Welten und vor allem Generationen dazwischen. Rollschuhe sind Klassiker, die man aus seiner Kindheit nicht mehr wegdenken kann – sofern man irgendwann zwischen den 50ern und 80ern aufgewachsen ist. Danach fuhr man eher auf je vier Rollen, die hintereinander angelegt waren. Das ist eine ganz andere Schiene. Wortwörtlich! Wir feiern mit diesem Artikel aber das Comeback des guten, alten Rollschuhs und mit ihm auch eine Sportart, die nie von der Bildfläche hätte verschwinden dürfen. Viel lieber würden wir Ihnen jetzt auch gerne eine spannende Geschichte zur Entstehung des Rollschuhs auftischen und Ihnen somit Stoff für Smalltalk liefern, aber die Wahrheit ist: Rollschuhe waren schon
immer ein Lifestyle-Produkt, und diesen Ruf werden sie wohl nicht mehr so schnell los. Schließlich verbindet man RollerSkates, wie sie auf Englisch oder auch in der Hipster-Sprache genannt werden, immer mit Sommer, Sonne, cooler Musik und einem Gefühl von Freiheit. Da braucht es in Wahrheit keine dramatische Entstehungsstory, sondern viel mehr eine Retrowelle mit allem Drum und Dran, wie wir sie jetzt gerade erleben. Und im Gegensatz zu allem anderen setzt sich hier das 90er-Comeback nicht durch. Sonst würde sich diese Story ja um Inlineskates drehen. Keine Sorge, wir legen Ihnen jetzt nicht ans Herz, dass Sie alles stehen und liegen lassen und sich ein paar schicke Rollschuhe, Kniestrümpfe und knappe Shorts zulegen sollen, um diesen Sommer im Trend zu sein. Vielmehr raten wir Ihnen, sich ein Paar Rollschuhe zu besorgen, damit Sie gewappnet sind für die nächste Rollerdisco in Ihrer Nähe. Wir wollen ja nicht riskieren, dass Sie nicht richtig ausgestattet sind. Und wenn Sie schon dabei sind, besorgen Sie sich bitte auch ein Paar Knieschoner, einen Helm und einen Schutz für Ihre Ellenbogen. Nicht, dass wir Ihnen eine hohe Verletzungsgefahr attestieren, das schieben wie lieber den anderen in die Schuhe. Das funktioniert im Zweifelsfall immer gut, wenn man sich die Unsicherheit auf vier Rollen und einem Stopper noch nicht ganz eingestehen möchte.
Rollschuhe, Sonnenschein und kniehohe Sportsocken sind wie füreinander gemacht – und das schon seit vielen Generationen.
Fotos: Getty Images (3), Hersteller (2)
Rolls c huhe vs. Inline s k a t e s D as Bewegungstalent
Der Schnelle
Rollschuhe habe eine breitere Plattform und verhindern so das seitliche Umknicken. Außerdem kann man auf kleiner Fläche und mit wenig Krafteinsatz ganz leicht Kurven fahren. Eine Sache, die man dem so genannten Radstand – dem Abstand zwischen den vorderen und hinteren Rollen – zu verdanken hat. Und weil es Rollschuhe in allen möglichen Höhen, Farben und Materialien gibt, gewinnt er in Sachen Style haushoch!
Inlineskates sind grundsätzlich auf Geschwindigkeit ausgerichtet, weniger darauf, möglichst kleine Kreise zu ziehen. Form und Material, das meist Hartschalenplastik ist, eignen sich gut für lange und vor allem schnelle Fahrten. Denn die schmaleren, hintereinander angelegten Rollen überwinden Hürden wesentlich leichter als Rollschuhe. Keine Überraschungen gibt es, was das Aussehen betrifft. Inliner sind fast immer hochgeschnitten und sehen leicht futuristisch aus.
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DIESE HIER SPIELEN EINE ROLLE! 1950
Die Chance, dass Sie kein Paar Rollschuhe finden, das Ihnen gefällt, ist äußerst gering. Dafür ist die Auswahl viel zu groß und kunterbunt!
Oldie bu t G oldie
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KUN ST RO L L E N Ähnlich wie beim Eiskunstlaufen kann man auch auf Rollen Kunststücke machen. Offensichtlich.
1970
AUF RO LLE N DE N S OH L E N Rollschuhe waren früher mehr Rollsohlen, die man sich einfach auf die Schuhe geschnallt hat.
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O B E N O HN E Wie Superstar Cher kann man auch Rollschuhfahren, man muss es allerdings wollen …
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DISC O ! Was reimt sich auf Föhnwelle und Neonlichter? Rollschuhe (nicht)!
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DARAUF K ANNST DU WET TEN! Googles Geschwister sind wild entschlossen, nach dem Internet nun auch die reale Welt nachhaltig zu verändern. In Toronto soll die Mutter aller Smart Citys entstehen. Das Zauberwort: „Urban Innovation“. Text: Manfred Behr
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an kann Sergey Brin und Larry Page manches vorwerfen. Exzessive, wenngleich legale Steuervermeidung etwa. Oder unfairen Wettbewerb, wie das die EU-Kommission 2016 zum Ausdruck brachte. Über einen Verdacht jedoch sind die Google-Gründer erhaben: ihre Anleger arglistig zu täuschen. In einem Brief an die Investoren stellten Brin und Page bereits 2004 klar: „Seien Sie nicht überrascht, wenn wir kleinere ,Bets‘ in Feldern abschließen, die spekulativ oder
sogar befremdlich zu sein scheinen.“ Wobei als „Bet“ (Wette) jede neue Geschäftstätigkeit bezeichnet wird, die abseits des Kerngeschäfts Internetdienstleistungen gelauncht wird. Android etwa, YouTube oder Calico, die Biotechfirma. Die Wette, 100 000 hausgroße Wetterballone in die Stratosphäre zu schicken und mit blauen Sendeanlagen zu bestücken, um mit dem dann größten Breitbandnetzwerk der Erde vier Milliarden Menschen online zu bringen, wurde hingegen zwischendurch auf Eis gelegt („Project Loon“ von Google X). So wie die Datenbrille „Google Glass“, die nach vier 110% M OV E
The place to be? Torontos Waterfront wird der erste Stadtteil, der im Internet entsteht. Dort, wo Stellflächen für Autos eingespart werden, sollen Parks und Orte der Begegnung aus dem Boden schießen.
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Selbstfahrende Taxis, Vans und Busse sind das Rückgrat des Mobilitätskonzepts, das Sidewalk Labs gemeinsam mit der gemeinnützigen städtischen Körperschaft Waterfront Toronto umsetzen will. Selbst Kanadas Premier Justin Trudeau zeigte sich bei der Präsentation im Oktober begeistert. Und der erste Mietvertrag ist auch schon so gut wie unterschrieben: Google Kanada hat angekündigt, sein Headquarter von der City nach Quayside zu verlegen.
7 Fußballfelder umfasst das Areal, das Google designen soll.
Foto: Nicola Betts (3), Getty Images (3)
7,7 Mrd. Euro betrug der Gewinn von Albphabet Inc. im 1. Quartal 2018, ein Plus von 73 % gegenüber 1/2017.
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15 m2 misst die kleinste Einheit in den modularen Wohnbauten.
Jahren zuletzt wieder ins Portfolio zurückgekehrt war. Bis zu 3,6 Mrd. Euro hatte man jährlich abseits der Cashcow Google in den Sand gesetzt, bevor der Konzern 2015 umgekrempelt wurde, über alle Geschäftsfelder eine Holding namens Alphabet gespannt und Ruth Porat verpflichtet wurde, die seither auf Disziplin und Kostenwahrheit achtet. Gewettet wird zwar immer noch, aber gewinnen möchte man schon – und zwar in absehbarer Zeit. Und nirgends lieber als im Bereich Urban Innovation. Die dafür passende Wette hört auf den Namen Sidewalk Labs. „Gebt uns eine Stadt und die Verantwortung“, hatte Eric Schmidt, heute Vorstandsvorsitzender von Alphabet, einst gefordert. In Toronto geht sein Wunsch nun wohl in Erfüllung. Vorerst einmal auf einem 4,8 Hektar großen Brachland an der Eastern Waterfront: Quayside. Doch Dan Doctoroff, ehemals in der Ära Bloomberg Vizebürgermeister von New York und nun Geschäftsführer von Sidewalk Labs, hat bereits klargestellt, dass 40 der 50 Mio. Dollar, die zur Erstellung eines Innovationsund Entwicklungsplans nötig sind, nur dann fließen, wenn der Deal auf die gesamten 320 Hektar der Eastern Waterfront ausgedehnt wird – ein Areal, das fast so groß wie Downtown Toronto ist. Entstehen soll dort um nichts weniger als die Mutter aller Smart Citys, zumindest aller Smart Precincts (Bezirke). „Wir wollen den Herausforderungen wachsender Städte 110% M OV E
ERK AUF T IST DIE SCHÖNE, WOMÖGLICH ABER E T WAS STERILE NEUE WELT DURCH TAUSENDE SENSOREN UND K AMERAS.
mit den Werkzeugen der Digitalisierung, modernsten Technologien und urbanem Design begegnen“, verspricht Doctoroff. Manche sagen: droht. Angepeilt sind lebhafte Viertel, in denen Arbeits- und Wohnwelten überlappen. Die von energieneutralen Häusern im Baukastensystem geprägt sind, die einerseits leistbares Wohnen ermöglichen und andererseits rasch auf die wechselnden Bedürfnisse ihrer BewohnerInnen abgestimmt werden können. Klar, dass auch das Mobilitätssystem völlig neue Wege geht. Das Ziel: bequemer, sicherer, günstiger. Der private Besitz von Autos wird durch Bike-Sharing-Systeme und selbstfahrende Taxis bzw. Busse obsolet. Wetten, dass Alphabets Bet „Waymo“ ein attraktives Angebot für den Fahrzeugpark legen kann? Da kaum noch Stellflächen benötigt werden, bleibt mehr nutzbarer öffentlicher Raum, entstehen Parks, Wasserflächen,
Fotos: Sidewalktoronto.ca
Quayside als Teil der Eastern Waterfront von Toronto – heute ein paar ausrangierte Silos, Parkplätze und viel Brachland, bald schon ein Vorzeigeprojekt in Sachen Stadtplanung?
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Sensoren, Kameras und Smartphones liefern die Daten für die City, die sich permanent optimiert – und die Daten, die Sidwalk Labs für gutes Geld an andere Kommunen verkauft.
Orte der Begegnung. FußgängerInnen profitieren von beheizten, windgeschützten Gehwegen, von Sonnensegeln, die auch bei Regen automatisch gespannt werden, damit jeder trockenen Fußes zum Nahversorger, zur lokalen Kunstgalerie und wieder retour flanieren kann. Müll hingegen wird auch weiterhin anfallen. Den entsorgen Roboter über unterirdische Versorgungstunnel. Erkauft ist die schöne, womöglich aber ein wenig sterile neue Welt, die sich laufend selbst optimiert, durch tausende Sensoren und Kameras, die von der Luftqualität, über den Lärmpegel, Verkehrsfluss, Energieverbrauch bis hin zum Einkaufs-, Freizeit- und Mobilitätsverhalten alles aufzeichnen. Was von ihnen nicht erfasst wird, Emotionen etwa, liefern die BewohnerInnen per Smartphone. Der perfekte Sensor, den jeder noch dazu freiwillig mit sich herumträgt. Sidewalk Labs ist bemüht, auf seiner Homepage alle Datenschutzbedenken zu zerstreuen. „Wir wollen eine Umgebung schaffen, die von digitalen Technologien bereichert wird, ohne dass die Sicherheit und Privatheit, die die Menschen verdienen, aufgegeben
wird.“ Na dann. Dan Doctoroff präzisiert: „Die Bewohner müssen nicht befürchten, dass sie aufgrund der gesammelten Daten mit zielgerichteter Werbung bombardiert werden.“ Will wohl heißen: nicht mehr als ohnehin schon. Schließlich fungiert Google für alles, was im Internet abseits von Facebook passiert, als ultimativer Gatekeeper. Viele stoßen sich aber auch daran, dass ein Konzern ein Gemeinwesen leiten soll, dafür aber gar nicht gewählt wurde. Beruhigend immerhin, dass auch bei den Google-Brüdern und -Schwestern nicht immer alles nach Plan verläuft. Als Sidewalk Labs New Yorks alte Telefonzellen in Wifi-Terminals samt Dockingstationen ummodelte, stellte sich heraus, dass dort vorrangig Pornoseiten runtergeladen werden. „Wäre es nicht mein Projekt gewesen, hätte ich es lustig gefunden“, gibt Doctoroff zu. Das Lachen ist auch den Datenschützern vergangen. Für die Erkenntnis mussten nämlich nicht einmal die Datenströme analysiert werden. Es reichten die Bilder der an den Sendemasten angebrachten Kameras.
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Highlights Ihrer Reise: • 3 Übernachtungen im Grand Hotel Primus**** inkl. Halbpension (reichhaltiges Frühstücks- und Abendbuffet) • Weinverkostung im Winzerhaus Malek (Jeruzalem) • Regionale „Untersteirische“ Jause im Weingut Hlebec • Stadtführung und Burgeintritt in Ptuj • 1x täglich Eintritt in die hoteleigene Saunalandschaft Flavia & 2x täglich Eintritt in die Schwimmbäder und Saunen des Thermalparks • Ganztägige Badekarte am Abreisetag Reisezeitraum: 26.08.–22.12.18
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0800 560 080 service@reisethek.at www.reisethek.at Veranstalter: Robin Tours GmbH, Unterer Stadtplatz 11, 6330 Kufstein, Veranstalterverzeichnis des BMWFJ Nr.: 2017/00026. Anzahlung 20% (frühestens 11 Monate vor Reiseende), Restzahlung ab 20 Tage vor Reiseantritt. Insolvenzversicherung: Zürich Insurance plc Niederlassung Deutschland, Abwickler: Cover-Direct, Tel.: +43 1 969 08 40. Ansprüche sind innerhalb von 8 Wochen beim Abwickler geltend zu machen. Es gelten die Allgemeinen Reisebedingungen (ARB 1992) des Fachverbandes der Reisebüros in der letztgültigen Fassung unter Berücksichtigung des ab Juli 2018 in Kraft tretenden Pauschalreisegesetz - PRG. Druck- und Satzfehler vorbehalten.
Slowenien, Grand Hotel Primus**** 4 Tage ab € 299 p.P. 110% M OV E
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Fotos: Getty Images
Keiner leidet herzzerreißender als der Italiener Fabio Aru. Besonders schmerzhaft für den Vuelta-Sieger 2015: die letztjährige Tour, als er nach zwei Dritteln im Gelben Trikot kurbelte und am Ende doch nur Fünfter wurde.
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100 QUALEN, 100 LEIDEN, 1000 TODE Le Tour, Il Giro und La Vuelta sind unzweifelhaft die Hochämter im internationalen Radsport. Für die Athleten fühlen sie sich wie Kreuzwege an – allerdings mit 21 statt 14 Stationen. Ein Pedaleur, ein Mediziner und ein Physiotherapeut erklären, wie die Helden der Landstraße ihre Sünden abbüßen und warum die Selbstgeißelung am Ende auch ganz wohltuend sein kann. Text: Manfred Behr
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inen Tag arbeiten, einen Tag blaumachen. Klingt paradiesisch. Die Tour-deFrance-Helden der 1920er Jahre aber fühlten sich so gar nicht privilegiert. Ihre Arbeitstage begannen nämlich um ein Uhr morgens, dauerten 15 Stunden im Schnitt, und zwischendurch mal eben die Beine hochzulagern, kam auch nicht so gut an. Schließlich galt es, schnellstmöglich von A nach B zu kommen. Mit einem Fahrrad ohne Gangschaltung. Auf Straßen, die eine Asphaltiermaschine noch nicht einmal aus der Ferne gesehen hatte. Auf einer Strecke, die ziemlich penibel den Küstenverlauf und alle Staatsgrenzen nachzeichnete, wodurch die „große Schleife“ ihren Namen wahrlich verdient hatte, weil um 2 000 Kilometer länger gebuckelt und getreten wurde als heutzutage. Aber auch um 17 km/h langsamer. 90 Jahre später gilt die Tour de France noch immer als Inbegriff sportlicher Schinderei. „Klar sagt man sich unzählige Male: ,Es geht nicht mehr!‘ Oder: ,G`sund is des net!‘ Und dann besteigt man doch wieder den Bus, der einen an den Start bringt. Aber es ist auch mein Job. Ein anderer geht Montag bis Freitag arbeiten. Der fühlt sich auch nicht immer gut. Und den fragt auch keiner. Es geht darum,
immer weiterzutreten, immer weiter. Und danach kommst du drauf: ,So schlimm war’s eh nicht.‘ Weil der Körper nach zwölf Jahren schon weiß, was auf ihn zukommt. Gewissermaßen evolutionsbedingt“, sagt einer, der es wissen muss: Bernhard Eisel. Der 37-Jährige hat die Tour de France bei zwölf Starts zwölfmal beendet. In 104 Jahren Tourde-France-Geschichte finden sich gerade mal 13 Athleten, die das öfter zuwege gebracht haben – davon nur ein aktiver (Chavanel/ FRA). An Start Nummer 13 in diesem Juli gibt es nach einem kapitalen Sturz beim Klassiker Tirreno–Adriatico, als dessen Folge Ende April ein Bluterguss im Kopf operativ entfernt werden musste, leise Zweifel. Was eine dreiwöchige Rundfahrt dem Körper abverlangt, sieht und spürt Bernhard Spieslehner, Physiotherapeut in Diensten des Profiteams Bora – hansgrohe, tagein, tagaus. „Es beginnt harmlos mit müden Beinen, ab der zweiten Woche aber kämpft so gut wie jeder mit Rückenbeschwerden, Nackenschmerzen, Kopfweh. In der dritten Woche kommen Sitzbeschwerden und die allgemeine Müdigkeit dazu. Das erkennst du daran, dass die Fahrer Probleme haben, auf die Liege raufzukommen.“ Dr. Thomas Fladischer, selbst noch bei Amateurrennen aktiv, schildert das 110% M OV E
Auf einer langen, heißen Etappe gilt es, bis zu neun Liter Flüssigkeitsverlust auszugleichen.
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„Nach all den Strapazen wäre es das Letzte, sich noch mit der Hausstaubmilbe herumschlagen zu müssen.“
Dilemma aus medizinischer Sicht: „Während der hektischen, schnellen Flachetappen zu Beginn steigt der Cortisolwert stark an – stressbedingt, weil da auch die Sturzgefahr am größten ist. Dann beginnen sich Kohlenhydrat-, Protein- und Eiweißspeicher zu leeren, wenn man nichts unternimmt. Auch die Antioxidantien nehmen ab, eine verstärkte Infektanfälligkeit ist die Folge. Die Hämoglobinwerte gehen nach unten, als Folge steigt der Anteil von Plasma im Blut, man spricht von einer Pseudoanämie. Gegen Ende hin verringert sich auch die maximale Herzfrequenz um zehn Prozent, zudem kann sich Eisenmangel einstellen.“ Die größte Gefahr besteht darin, den Flüssigkeitsverlust nicht adäquat auszugleichen. Bis vor zehn Jahren steuerte man im Peloton mit Infusionen und Spritzen dagegen. Bernhard Eisel: „Als dann die No-Needle-Policy kam, haben sich alle gefragt: Wie soll das gehen? Aber es geht.“ Auf längeren, heißen Bergetappen „konsumiert“ der Profi 110% M OV E
in Diensten des Dimension-Data-Teams um die 15 Halbliterflaschen an Elektrolyt- und Kohlenhydratgetränken. Allerdings landet bei Weitem nicht alles in seiner Kehle. Einen wichtigen Hinweis, ob man im Soll liegt, liefert die Gewichtskontrolle vor und nach jeder Etappe. Eisel: „Der Körper verändert sich während der drei Wochen. Du wirst dünner, baust aber gleichzeitig Muskeln auf und verlierst nichts an Körpermasse.“ Allfällige Defizite sollten unbedingt in der ersten halben Stunde nach der Zieldurchfahrt ausgeglichen werden. Betreuer reichen Aminoshakes, schon bei der Pressekonferenz mampfen die Sieger des Tages Spezialbreis und Müslis. Kein schöner Anblick, aber im Sinne der Leistungsfähigkeit notwendig. „Die Fahrer, die ums Gelbe Trikot fahren, haben es noch einmal um ein Eckhaus schwerer als die Helfer. Die verlieren mit Interviews, Dopingkontrolle etc. täglich eineinhalb Stunden an Regenerationszeit. Aber gerade sie sind es, die sich keinen schlechten Tag
Fotos: Getty Images (3), privat (2)
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DIE C HR ONIK DE R L E IDE N G I R O D ’ I TA L I A ( 4 . – 2 7. 5 . 2 0 1 8 ) Etappen: 21 (6 flach, 5 hügelig, 8 bergig, 2 Einzelzeitfahrten, 3 Ruhetage). Km: 3 546. Top-3 2017: Dumoulin (NED), Quintana (COL), Nibali (ITA). Schnitt 2017: 39,84 km/h. Sonst noch? Die ersten drei Etappen 2018 werden in Israel gefahren.
So sehen Sieger nach einem Tag im Backofen der Tour of Oman aus (Ben Hermans). Chris Froome (li.) sieht derzeit eher wie ein gedopter Sieger aus. Bei der Vuelta 2017 wurde ein zu hoher Salbutamolwert nachgewiesen.
leisten können“, zieht Eisel den Hut. Wenn die Leader ins Hotel kommen, werden die Domestiken und Platzfahrer längst durchgeknetet, je nach Dimension der Wehwehchen eine bis eineinhalb Stunden lang. „Die Palette umfasst Faszien- und Massagetechniken, Bindegewebsmassagen, Drainagen und Triggerpunkttherapie, beispielsweise Dry-Needling“, erzählt Bernhard Spieslehner, der mitunter auch als Mentalcoach gefordert ist. „Mit uns verbringen die Fahrer abseits der Etappen die meiste Zeit, bei uns lassen sie das Rennen Revue passieren. Und wenn einer 90 Minuten gar nichts sagt, kennst dich auch aus.“ Auf bewährte Hausmittel greifen die Athleten bisweilen auch selbst zurück. Bernhard Eisel schwört auf „Beine hochlagern“ und auf eine Megaportion Eiswürfel fürs ohnehin schon kalte Badewasser. Gegessen wird übrigens nicht im Hotel, sondern im teameigenen Küchentruck. Bei Bora–hansgrohe, Arbeitgeber von vier öster-
T O U R D E F R A N C E ( 7. – 2 9 .7. 2 0 1 8 ) Etappen: 21 (8 flach, 3 hügelig, 2 intermediate, 6 bergig, 2 EZF, 2 RT). Km: 3 329. Top-3 2017: Froome (GBR); Urán (COL), Bardet (FRA). Schnitt 2017: 40,99 km/h. Sonst noch? Die längste Etappe führte über 492 km (1919–24).
B E RN HA RD E ISE L will am 7. Juli in seine 13. Tour de France starten.
T HO MAS FLA DISC HE R betreut das ÖRV-Nationalteam bei der Österreich-Rundfahrt (7.–14. Juli) medizinisch.
B E RN HA RD SPIE SLE HN E R therapiert gerade beim Giro das Team von Bora - hansgrohe.
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V U E LTA A E S P A Ñ A ( 2 5 . 8 . – 1 6 . 9 . ) Etappen: 21 (4 flach, 6 hügelig, 3 intermediate, 6 bergig, 2 EZF, 2 RT). Km: 3 271. Top-3 2017: Froome (GBR); Nibali (ITA), Sakarin (RUS). Schnitt 2017: 39,97 km/h. Sonst noch? Stefan Denifl gewann 2017 als erster Österreicher eine Etappe.
reichischen Profis (Pöstlberger, Konrad, Großschartner, Mühlberger), schwingt Silvio den Kochlöffel. Er kennt alle individuell erstellten Ernährungspläne, liefert schon zum Frühstück das erste Drittel der täglich benötigten 4 500 Kalorien. Von zentraler Bedeutung ist auch die Textilfrage. Matratze, Polster und Bettwäsche (antiallergen, versteht sich) reisen mit dem Peloton von Hotel zu Hotel. In den Zimmern werden Luftreiniger platziert. „Nach all den Strapazen wäre es so ziemlich das Letzte, was du brauchst, dich auch noch mit der Hausstaubmilbe herumschlagen zu müssen.“ Nach drei Wochen on Tour sehnen sich Körper und Geist dann endgültig nach Ruhe. Eisel: „Da willst eigentlich niemanden sehen, nur Zeit mit deinen Kindern verbringen.“ Blöd nur, wenn der Arbeitgeber andere Pläne und für seinen Angestellten die Polen-Rundfahrt eine Woche nach der Tour vorgesehen hat. „Dann wirst du dort fit am Start stehen. Weil der Körper das abruft, was du ihm vorschreibst. Und weil es dein Job ist.“
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Der Schweiz auf die Spur kommen Von Stadt zu Stadt – mit Bahn, Bus und Schiff! Mit dem Swiss Travel Pass kann man eines der abwechslungsreichsten Urlaubsländer der Welt buchstäblich erfahren. Damit nicht genug: Dieses Ticket öffnet auch die Tore zu über 500 Museen!
Fotos: Gian Vaitl/SBB, st.gallen-bodensee.ch, Zürich Tourism/Mattias Nutt
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ie Schweiz gilt als eines der abwechslungsreichsten Urlaubsländer der Welt. Wo sonst trifft man auf eine derart geballte Mischung aus Natur, Kultur, Gastronomie und Tradition? Städte, Berge, Seen und Täler lassen sich lückenlos mit komfortablen Zügen, romantischen Bergbahnen, stolzen Schiffen und gelben Postautos „erfahren“. Das Beste aber ist: Man braucht nur ein einziges Ticket, um sich frei durch das prachtvolle Land zu bewegen – den Swiss Travel Pass. Er ist die Fahrkarte für alle öffentlichen Verkehrsmittel inklusive dem Stadtverkehr in 90 Schweizer Städten, die Eintrittskarte in über 500 spannende Museen landesweit und der Halbpreispass für die schönsten Berggipfel. Hier verraten wir vier Routen, die puren Genuss verheißen: ST. GALLEN – LUZERN Der Voralpen-Express zeigt auf der Fahrt von St. Gallen nach Luzern die sanften Seiten der Schweiz: grüne Hügel, pittoreske Örtchen und liebliche Obstgärten. Kaum hat man hinter St. Gallen das Tor zum Appenzell durchquert, sorgen traumhafte Landschaften für jede Menge Ahs und Ohs. LUZERN – BELLINZONA – LUGANO Die Reise im Gotthard Panorama Express
vereint Dampfschiff mit Panoramazug, die Urschweiz mit dem mediterranen Süden, Geschichte mit Natur: Die Route führt von Luzern via Vierwaldstättersee und über die geschichtsträchtige Gotthardstrecke ins Tessin. Auf der Schifffahrt von Luzern nach Flüelen tauchen Reisende in die imposante Bergwelt der Zentralschweiz ein. Nach Anlegen des Schiffs in Flüelen steht der unverwechselbare Panoramazug bereit.
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LUGANO – CHUR Die schönste Erfahrung der Alpen! Er ist ein Multitalent, dieser Bernina Express. Verbindet klaglos den kalten Norden mit dem warmen Süden und bietet obendrein eines der schönsten Bahnerlebnisse der Welt. Dass die Albula- und Berninalinie zwischen Thusis und Tirano zum UNESCO-Welterbe zählen, verdanken sie nicht zuletzt den atemberaubenden Sehenswürdigkeiten, die man hier zu Gesicht bekommt. LUZERN – ZÜRICH – CHUR Zwischen Luzern und Chur gibt es viel zu entdecken: Von der Leuchtenstadt am Vierwaldstättersee rollt der Zug Richtung Zürich, vorbei am Rotsee mit Blick auf den Pilatus und am Zugersee mit der Rigi im Hintergrund. Randvoll mit neuen Eindrücken setzen Sie die Reise auf der Drei-Städte-Linie fort. Ein Genuss für alle Sinne!
TIPP
48 DAS JÜNGSTE GERICHT
Wer Artischocken kauft, sollte darauf achten, dass sie auch wirklich frisch sind. Das ist einfach zu erkennen: Hat sich die Artischocke geöffnet, sind die Blätter trocken oder die Blattspitzen angelaufen, dann: Finger weg!
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Liebe geht durch den Magen Gerade wurde das coole „Blue Mustard“ in Wien mit einem Michelin-Stern geadelt. Wer einen Blick in die Küche wirft, bekommt eine Ahnung, warum das Essen hier so besonders ist. Text: Johannes Stühlinger Fotos: Gregor Kuntscher
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it so viel Gefühl wie im „Blue Mustard“ in Wien wird derzeit wohl an kaum einem Ort der Welt gekocht! Schließlich gehen die beiden Küchen-Gurus mit besonders viel Herzblut ans Werk: Anna Haumer und Valentin Gruber-Kalteis sind nämlich seit zwei Jahren ein Liebespaar. „Wir machen einfach alles gemeinsam, und das ist wunderschön“, strahlen die zwei Turteltauben um die Wette. Und nun wurden diese intensiven Emotionen sogar vom Guide Michelin geadelt: Der erste Stern trägt den Namen der beiden. Hier servieren sie uns nun ihre ganz persönliche Interpretation der „Tour de France“ – ein Gericht, das direkt aus der Bretagne kommen könnte: Artischocken mit geschmorten und eingelegten Ofenpaprika, Ziegenfrischkäsecreme und Sardellen. Und so geht’s: Die Artischocken machen den Anfang: Wir lassen etwas Olivenöl in einer Pfanne sehr heiß werden und braten die schönen Stücke kurz an, bevor wir sie mit Weißwein ablöschen und mit Gemüsefond aufgießen.
Nun mit Knoblauch, Thymian und Rosmarin weich kochen lassen – dann kalt stellen. In der Zwischenzeit die roten und gelben Paprika mit ein wenig Olivenöl bei 190 °C ungefähr ein Viertelstunde im Ofen schmoren lassen – einmal wenden nicht vergessen! Jetzt die Paprika kurz abkühlen lassen, die Haut abziehen und von den Kernen befreien. Nun geht’s an den Paprikaeinlegesud. Alle Zutaten aufkochen, über die gelben Paprika gießen und ebenfalls kalt stellen. Zeit für den Ziegenfrischkäse mit Crème fraîche – einfach beides mit Salz und Pfeffer verrühren, die grünen Oliven fein hacken und ebenfalls dazu mischen. Jetzt die Sardellenfilets aus dem Öl nehmen und fein schneiden. Die roten Paprika mit etwas Olivenöl und Salz marinieren und die Sardellen darauf streuen. Beide Paprikasorten in ein Zentimeter breite Streifen und die Artischocken in Spalten schneiden. Die Creme mittig auf den Teller dressieren und mit den restlichen Zutaten anrichten. Zum Schluss mit Eiskraut dekorieren. Und am besten zu zweit und mit einer schönen Flasche französischem Wein genießen! 110% M OV E
E IN K AUFS L I ST E F Ü R 4 PE RS O N E N 4 geputzte Artischockenböden je 1 Zweig Thymian und Rosmarin 1/8 l Weißwein 750 ml Gemüsefond 1 Knoblauchzehe 4 rote Spitzpaprika 3 gelbe Paprika Paprikaeinlegesud: 400 ml Wasser 100 ml weißer Balsamico-Essig 45 g Zucker 18 g Salz je 1 Zweig Rosmarin, Thymian je 1 TL Senfkörner, schwarze Pfefferkörner 150 g Ziegenfrischkäse (z. B. Chavroux) 70 g Crème fraîche 20 g grüne Oliven (ohne Kern) 8 Sardellenfilets in Öl etwas Olivenöl Eiskraut zum Dekorieren Salz schwarzer Pfeffer aus der Mühle
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REHRÜCKEN Eines gleich vorweg: Ja, Rehrücken ist gewiss nicht günstig. Das ist aber auch gut so, schließlich bedarf es eines Jägers, der auf das Wild zuerst gut schaut, um es dann sehr kontrolliert zu schießen. Auf jeden Fall aber – und da verstehen sich Anna und Valentin natürlich blind – ist der Rehrücken das edelste Fleisch, das man essen kann. „Aber wir achten ganz genau darauf, dass es unbedingt vom heimischen Jäger kommt“, sagen sie.
REGION AUF DEM TELLER Anna und Valentin vom „Blue Mustard“ lieben einander. Und ein paar Zutaten dann auch noch ganz besonders. Uns haben sie verraten, welche und warum.
SEESAIBLING Am liebsten gebeizt und in brauner Butter serviert – so kommt der ausnahmslos heimische Seesaibling im neuen Sternelokal auf den Teller. Doch das Date mit dem schönen Fisch hat nicht nur einen herrlichen Nachgeschmack, sondern auch nur gesunde Komponenten: Wertvolle Omega-3-Fettsäuren, Mineralstoffe wie Phosphor und Eisen, B-Vitamine und Vitamin A isst man gleich mit!
GEWÜRZTAGETES Sie leuchten zumeist in Gelb und Orange aus gepflegten Blumenkästen am Wegrand – doch Gewürztagetes sind nicht nur eine Augenschmaus, sie sind außerdem ein wahres Gaumenspiel. Und für Anna Haumer sind sie noch mehr: ihre absoluten Lieblingskräuter! „Sie sehen nicht nur hübsch aus, sondern duften auch intensiv nach Mandarinenschalen“, weiß sie. Das gibt einem Gericht ein besonderes Aroma.
SPARGEL Die herrlichen Frühlingsgewächse sind auf jeden Fall wahre Alleskönner: Sie sind kalorienarm und blutzuckerfreundlich. Sie entgiften, sind gut für Schwangere und gegen Nierensteine. Außerdem schmecken sie köstlich. Im „Blue Mustard“ aber zeigt allein ihre Präsenz schon Wirkung: „Dann wissen wir, dass endlich der Frühling da ist und alles zu sprießen beginnt“, schmunzelt Anna Haumer.
GEBRÄUNTE BUTTER Es ist kein großes Geheimnis, dass gute Butter ein feines Gericht einfach noch köstlicher macht. Ein besonderes Augenmerk legen die beiden KochStars im „Blue Mustard“ jedoch auf gebräunte Butter. „Das ist für unsere Küche einfach unverzichtbar“, sind sich die 23-Jährige und der 24-Jährige einig. Vielleicht läuft es bei den beiden aktuell deshalb wie geschmiert – privat wie beruflich ...
Das hübsche Paar sorgt im „Blue Mustard“ für Furore. Mit heimischen Produkten holen sie die Geschmäcker und das Flair der weiten Welt auf die Teller ihrer Gäste.
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LUNGAUER EACHTLINGE Was wäre eine Sterneküche ohne die besten aller Erdäpfel? Laut dem jungen Koch-Paar sind das die Lungauer Eachtlinge. „Sie wachsen sehr langsam, und das auch nur auf 1 500 Meter“, erfahren wir. Dadurch bekommen diese Spezialkartoffeln eine mehlige und speckige Konsistenz zugleich. Das bedeutet: „Mit keinen anderen wird das Kartoffelpüree so cremig!“
Fotos: istock (6), Gregor Kuntscher (1)
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52 PORTRA IT
Die Freiheit, die sie meinte Jeanne d’Arc Girubuntu wollte Afrikas Frauen als Pionierin im Peloton inspirieren. Doch dazu hätte auch gehört, die Signale des Körpers richtig zu deuten. Nun liegt die Radkarriere auf Eis, es droht Plan B.
2015 waren viele Blicke auf die erste WM-Teilnehmerin aus einem afrikanischen Sub-Sahara-Land gerichtet – Jeanne d’Arc Girubuntu.
gesehen und gedacht: So muss sich Freiheit anfühlen.“ Die lokalen Trainer erkennen ihr Potenzial – und eine Menge Siegeswillen. Jeanne d’Arc gewinnt auf Anhieb Rennen, wird von Staatspräsident Paul Kagame mit einem Pinarello-Rennrad beschenkt. Sie findet als einzige Frau Aufnahme ins Team Africa Rising, eine Art Non-Profit-Talenteschmiede, nimmt 2015 als erste Afrikanerin aus einem Land südlich der Sahara an einer Rad-WM teil. In Richmond (USA) wird sie im Zeitfahren mit 7:11 Minuten Rückstand zwar 44. und Letzte – 40 andere haben es aber gar nicht ins Ziel geschafft. 110% M OV E
Zuhause in Rwamagana finden sich allmählich Nachahmungstäterinnen. Und Jeanne d’Arc gefällt ihr Role-Model-Dasein. „Ich will den armen afrikanischen Frauen zeigen: Wir können Radrennen fahren, erfolgreich sein und Geld verdienen. Wir müssen unserer Kultur nicht folgen, jung heiraten, Kinder haben, auf dem Feld arbeiten.“ Jean d’Arcs Plan schien lange Zeit aufzugehen – bis die Schmerzen kamen. Und sie wurden schlimmer, weil es die mittlerweile 21-Jährige mit Auszeiten und Therapien nicht so genau nahm. Das Teamzeitfahren bei der Afrika-Meisterschaft vor zwei Monaten daheim in Kigali war ihr bislang letztes Rennen. Die Gastgeberinnen holten Bronze – unter drei teilnehmenden Nationen. Seither liegt die Karriere auf Eis. Ihr Plan A, als erste Profi-Radfahrerin aus dem Sub-Sahara-Afrika in Europa anzuheuern, ist fehlgeschlagen. Mossana Debesay (Eritrea) und Eyerusalem Kelil (Äthiopien) sind ihr zuvorgekommen, heuerten bei italienischen Rennställen an. Bleibt Plan B. So sie einen hat. Sonst wird das B wohl bald für „Baby“ stehen.
Foto: Getty Images
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ls die Männer mit ihren Sensen und Macheten kommen, beginnt Patricie Mukarunyana zu laufen. So schnell sie kann. So schnell es eben geht, wenn man im neunten Monat schwanger ist. Am Ende kann sie den Killern entkommen, wie, daran erinnert sie sich nicht mehr. Nur, dass sie fürchtete, eine Fehlgeburt zu erleiden. Als ihr Kind ein paar Wochen später zur Welt kommt, ist das Gemetzel in Ruanda noch nicht vorüber. Erst nach 100 Tagen stoppt eine französische Militärintervention das Wüten der enthemmten Hutu-Milizen. Am Ende sind 800 000 Angehörige der Tutsi-Volksgruppe tot, vielleicht auch eine Million, niemand vermag es genau zu sagen. Die Opferbilanz innerhalb ihrer Familie kennt Patricie Mukarunyana hingegen genau. Die Eltern, alle zehn Geschwister – tot, ermordet. Ein Jahr später bringt Frau Mukarunyana ihr viertes Kind zur Welt. Sie nennt das Mädchen nach der französischen Freiheitskämpferin im Hundertjährigen Krieg – Jeanne d’Arc. Der Sprössling gedeiht prächtig – wie auch das ruandische Gemeinwesen. 24 Jahre nach dem Genozid wird das Land von den Nachbarn um seine Infrastruktur beneidet. Die Hauptstadt Kigali gilt als IT-Hochburg Afrikas südlich der Sahara. Draußen auf dem Land hingegen halten sich die soziokulturellen Normen von vorgestern hartnäckig. Als Jeanne d’Arc Girubuntu mit 17 keine Anstalten macht, sich auf eine Familiengründung vorzubereiten, stattdessen eine Karriere als Radrennfahrerin anpeilt, schlägt ihr Unverständnis entgegen. Ausgerechnet Radfahren! Wo man doch allerorts hört, dass die Jungfräulichkeit bei dieser Art von Freizeitgestaltung unweigerlich flöten geht. Doch eine „Jungfrau von Orleans“ kann so ein Szenario nicht schrecken. Seit die Tour du Rwanda an ihrer Haustür vorbeigezischt ist, will auch sie so sein wie die Helden der Landstraße. „Ich habe in ihre Gesichter
Text: Manfred Behr
Wir schreiben weiter Die Welt ist in Aufruhr, alte Konfliktherde flammen auf, neue Wirtschaftsmächte erheben sich, der Klimawandel stellt uns vor noch nie dagewesene Herausforderungen. Seit 170 Jahren schreiben wir über Ereignisse und Entwicklungen, die uns alle betreffen und bewegen. Wir informieren, analysieren, kommentieren und geben Denkanstöße. Was auch kommt, wir schreiben weiter. – DiePresse.com
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Rennbahn-Express Herbert Sedlak, bis vor Kurzem oberster Wächter über die Österreich-Rundfahrt, lässt uns in seinem Windschatten die Geheimnisse des Bahnradsports erkunden. Lektion Nr. 1: Neue Dernys braucht das Land. Lektion Nr. 2: Der Schrittmacher ist immer der Chef. Lektion Nr. 3: Die Zukunft gehört der Elektromobilität. Text: Manfred Behr
EIN SCHRITTMACHER MIT HERZ
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n einem unbeachteten Lagerraum des Wiener Dusika-Stadions steht das letzte Aufgebot: drei Derny-Motorräder, je eines in knalligem Rot, Blau und Gelb, bereit für den Ernstfall. Wobei ein solcher „Ernstfall“ zuletzt im Jahr 1993 eingetreten ist. Seit damals hat die Disziplin Derny bei österreichischen Bahnradmeisterschaften Sendepause. Weil es für eine sinnstiftende Medaillenjagd erstens sechs funktionstüchtige Maschinen, zweitens sechs einsatzfähige Radfahrer 110% M OV E
Fotos: Philipp Schönauer
und drittens ebenso viele Schrittmacher braucht. Hierzulande aber mangelt es an erstens, zweitens UND drittens. So sad, befanden wir von 110 % und entsandten Lukas Gaubatz, unseren hausintern einsatzfähigsten Bahnradfahrer ins Dusika-Stadion, zu Herbert Sedlak, einem Schrittmacher, dessen Windschatten uns wärmstens empfohlen worden war. Und in der Tat, der bald 72-Jährige knallte seine Runden mit der Präzision eines Tempomats auf die Holzbahn. Wobei „Seddi“ auch seinem inneren Tacho vertrauen könnte. „Früher mussten wir’s schätzen, weil wir keine Anzeigen auf dem Motorrad hatten.“ Entscheidend für den Dernyfahrer: in den Kurven mittreten, um den Gleichlauf (eine Abweichung von maximal ein km/h von der Normgeschwindigkeit auf der Geraden) zu gewährleisten. Hat der Pedaleur erst einmal den Kotflügel des Schrittmachers verloren, ist das Rennen gelaufen. „Es soll schon vorgekommen sein, dass der Dernyfahrer seinen Hintermann entgegenkommen sah. An einem unerfahrenen Schrittmacher sind schon Weltmeister verzweifelt“, weiß Sedlak, der selbst nicht die idealen Voraussetzungen mitbringt. „Ich war immer zu schmal, da gab’s andere, die mehr Windschatten bieten konnten.“ Wie Karl Igl, der einst Roland Königshofer zu zwei Weltmeistertiteln bei den Stehern (stärkere,
Die Performance unserer DernyConnection hätte sich ein paar ZuÂschauer mehr verdient gehabt.
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Die Kommandos des Rennfahrers beschränken sich auf eineinhalb Wörter: „Allez“, wenn es ein bisschen schneller sein darf, und „Hooo“, wenn der Dernyfahrer zu enteilen droht.
Wäre im DusikaStadion Trainingsbetrieb gewesen, hätten wir uns mit der KTM Enduro (o. re.) begnügen müssen. So aber durfte „Seddi“ den roten DernyBlitz anlaufen und 110 %-Kurbler Lukas Gaubitz ins imaginäre Schlepptau nehmen.
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breitere Motorräder, die hinten um eine bewegliche Schutzwalze ergänzt wurden) „gezogen“ hat. Im Idealfall ermöglicht das Fahren im Windschatten eine Kraftersparnis von bis zu 40 Prozent. Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren: blindes Verständnis. Sedlak: „Der Radfahrer sieht nicht viel mehr als den Rücken des Schrittmachers. Daher muss dieser entscheiden, wann sich ein Angriff lohnt – aber auch, was er seinem Hintermann zumuten kann. Er hat bei einem Tempo von rund 70 km/h nicht die Möglichkeit, sich umzudrehen, würde detaillierte Anweisungen auch gar nicht verstehen. Einmal abgesehen davon, dass der Hintermann bei einem Puls von 170 bis 200 gar nicht viel mitteilen könnte.“ Gemeinhin beschränken sich die Kommandos des Rennfahrers auf eineinhalb Wörter: „Allez“, wenn es ein bisschen schneller sein darf, und „Hooo“, wenn der Dernyfahrer zu enteilen droht. Mehr Austausch könnte sich ergeben, wenn die erstmals bei Olympia 2012 (Keirinbewerb) eingesetzten E-Dernys die knatternden 100-ccm-Zweitaktmotoren verdrängen. Dann hätte auch das mühselige Anlaufen der nicht straßentauglichen Leichtmotorräder ein Ende. Im Dusika-Stadion steht immerhin eine KTM Enduro mit E-Motor zu Verfügung. Die wird gestartet, wenn Leichtathleten, Turner, Cheerleader den Innenraum zu Trainingszwecken bevölkern und weder zugedröhnt noch ausgeräuchert werden wollen. Beim Privattraining für 110 % war die Luft glücklicherweise rein – vorher und nachher, dank der Bodenluftabsaugungsanlage. Dass Herbert Sedlak das eigenwillige Gefährt so perfekt unter Kontrolle hat, liegt auch an seiner bewegten Vergangenheit. Nach mäßigen Erfolgen in der Jugend setzte er sich mit 30 wieder rennmäßig auf den Drahtesel, nachdem er bemerkt hatte, dass die Fitness allmählich flöten gegangen war. Bei den Masters (Ü50) schauten dann noch Meistertitel auf Straße und Bahn raus. Noch eindrucksvoller aber gestaltete sich die Karriere als Funktionär. 30 Jahre lang war Sedlak als Rennkommissär bei der Österreich-Rundfahrt im Einsatz – auf dem Motorrad. Am Ende mit einer Sondergenehmigung, weil der Welt-Radverband eigentlich keine Über-65-Jährigen in einer solchen Position duldet. Mittlerweile „begnügt“ sich „Seddi“ mit dem Ausbildungswesen – neue Rennleiter braucht das Land. Und ganz besonders im Dernysport, wie wir wissen. Das letzte Aufgebot wird „Seddi“ jedenfalls weiterhin überwachen, warten, pflegen. Ob der Ernstfall nun kommt oder nicht.
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Haarföhn auf vier Rädern Heimlich, still und leise setzt die 2014 gegründete Formel E im Duell mit ihren Benzinbrüdern zum Überholmanöver an. Ihre Assets: Rad-an-Rad-Action, Rempeleien, hoher taktischer Anspruch und – no na – Nachhaltigkeit. Text: Manfred Behr
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Foto: Getty Images
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Chinas Techeetah, das einzige Kundenteam der Formel E, bremst nach nur eineinhalb Jahren alle Werksboliden aus.
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rrummm vs. miiiiiih. 128 Dezibel versus 80. 850 PS versus 272. Und 360 km/h vs. 225. Für Benzinbrüder traditioneller Prägung fällt der Vergleich zwischen Formel 1 und Formel E für die Steckdosenfraktion vernichtend aus. Hier viel Lärm zwar, aber ein echter Ohrwurm, dort (nicht) viel Lärm um nichts. Punkto Schallpegel ein besserer Föhn auf Rädern. Und dann erst das Fahrerfeld! Hier die Hamiltons, die Vettels dieser Welt, die gewichtigsten Bleifüße des Planeten, dort 20 Piloten, die nie in die Königsklasse vorgelassen wurden (13) oder nicht dauerhaft Fuß gefasst haben (sieben). Die drei bisherigen Formel-E-Weltmeister hatten in der F1 eher durch bemerkenswerte Hoppalas denn durch furiose Aufholjagden auf sich aufmerksam gemacht: Nelson Piquet Junior (BRA) etwa crashte 2008 in Singapur mit seinem Renault auf Geheiß der Teamleitung in einer Mauer, um Teamkollegen Alonso per Safety-Car-Phase zum Sieg zu verhelfen. Sébastien Buemi (SUI) verlor 2010 in Shanghai bei Tempo 300 beide Vorderräder. Und Lucas di Grassi (BRA) gelang 2010 in Suzuka das Kunststück, seinen Virgin-Boliden auf dem Weg zum Start (!) zu verschrotten. Ist die ABB FIA-Formel-E-Meisterschaft, wie sie offiziell genannt wird, von vornherein zum Scheitern verurteilt? Macht so gar nicht den Anschein. Zu Audi, Renault, Jaguar, der Citroën-Tochter DS, Penske & Co. werden sich 2018/19 BMW und Nissan, 2019/20 Mercedes und Porsche mit eigenen Teams hinzugesellen. Angelockt vom positiven Imagetransfer (Stichwort: Nachhaltigkeit) und den überschaubaren Kosten. Mit rund 800 000 Euro ist man dabei, Batterie und Antriebsstrang inklusive – alles in allem ein Viertel der Summe, die der günstigste F1Bolide verschlingt. Und: Der Weg nach oben ist bei Weitem nicht so steinig wie in der Formel 1. Bester Beweis: Techeetah, das chinesische Kundenteam von Renault, das nicht einmal eigene Testfahrten bestreiten darf, das das Fahrwerk am Simulator abstimmen muss, führt 18 Monate nach dem Einstieg sowohl Team- als auch Fahrerwertung (in Gestalt des Ex-Toro-Rosso-Piloten Jean-Éric Vergne) an. Der Antriebsstrang des Motors, insbesondere das Temperatur- und Rekuperationsmanagement, das Getriebe und der Inverter sind im Übrigen die einzigen
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Fahrzeugelemente, bei denen die FormelE-Teams eigene Akzente setzen dürfen. Der Boxenstopp als strategisches Potenzial ist ab 2018/19 hingegen Geschichte. Grund: Die neuen Generation-2-Boliden, die für zumindest drei Saisonen im Einsatz sein werden, sind mit einer ungleich leistungsstärkeren (54 statt bisher 28 Kilowatt pro Stunde), aber auch um 155 Kilo schwereren McLaren-Batterie bestückt, wodurch ein Fahrzeugwechsel nicht mehr nötig ist. Die technische Evolution des Spark SRT05e manifestiert sich aber auch in den Leistungsparametern. Obwohl um 20 kg schwerer, beschleunigt er um 0,7 Sekunden schneller von 0 auf 100 km/h (2,8 statt 3,5 Sekunden), hat 335 PS (bisher 272) unter der (imaginären) Motorhaube und erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 280 km/h. Theoretisch, denn die Stadtkurse, auf denen die Formel E Tempo bolzt, lassen diesen Speed mangels langer Geraden gar nicht zu. Stört aber keinen, man bewegt sich ohnedies am Limit. Rollend werden die Fans das Vehikel erstmals am 19. Mai am Rande des Formel-E-Laufs in Berlin erleben können
Im neuen, heckflügellosen FormelE-Boliden sorgt eine 300 kg schwere Batterie für eine Reichweite von 40 Rennminuten.
D a s He ad-t oHe ad der Tec hnologien
Jean-Éric Vergne (li.) führt vier Rennen vor Saisonschluss die WM-Wertung vor Weltmeister Lucas di Grassi (Mitte) an.
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V E RB RE N N UN G S M OTOR Vorteil: günstiger in der Anschaffung, höhere Leistung bei hohen Drehzahlen, hohe Energiedichte, große Reichweite. Nachteile: komplexe Technik, wartungsintensiv, Schadstoffemissionen, Lärmentwicklung, Ausbeute nicht erneuerbarer Ressourcen.
Fotos: FIA Formula E
E-MOTOR Vorteile: keine Abgasemissionen (in der Nutzung), hoher Wirkungsgrad, vibrationsfrei, fast geräuschlos, schnelle Beschleunigung, weniger Wartung, recyclebarer Akku. Nachteile: begrenzte Reichweite (insbesondere durch Heizen), uneinheitliche Ladeinfrastruktur.
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– mit niemand Geringerem als Formel-1-ExWeltmeister Nico Rosberg am Steuer. Der hat sich übrigens gleich als Investor eingebracht, wie auch Virgin-Gründer Richard Branson und Leonardo DiCaprio, der Anteile am Venturi Formula E Team erworben hat. Leichter als das Vorgängermodell, de facto ein umgebautes Formel-3-Auto, werden die Gen2-Geschosse indessen wohl nicht zu handeln sein. Schon bisher kämpften die Piloten mit der hecklastigen Gewichtsverteilung, der Bremsbalance und wenig Reifengrip. Eine unliebsame Kombination, denn von New York bis Hongkong, von Rom bis Paris, Riad (2018/19 neu im Rennkalender) und Monaco (2019 erstmals in voller F1-Länge) fehlen auf den welligen Stadtkursen die Auslaufzonen. Ein erklecklicher Teil der Verbremser endet demgemäß an der Mauer. Im neuen Modell wurde nun auch noch der Heckflügel eliminiert; wenigstens sorgt ein riesiger, optisch einzigartiger Diffusor für ein wenig Abtrieb, zudem sollen sich die profilierten 18-ZollMichelin-Allwetterreifen schneller aufheizen als ihre Vorgänger.
Was die Formel E bisher auszeichnete, waren knappe Rennverläufe, gerne auch mit Feindberührung. Was die Formel E bisher auszeichnete, waren spannende, knappe Rennverläufe, die daraus resultierenden Rad-an-Rad-Duelle, gerne auch mit „Feindberührung“. „Anders als in der Formel 1 fliegen bei unseren Autos nicht gleich alle Fetzen davon“, grinst FormelE-Debütant und Techeetah-Pilot André Lotterer (GER). Was öde One-Man-Shows praktisch verunmöglicht, ist die Notwendigkeit
einer effizienten Fahrweise, eines klugen Energiemanagements. Eine Safety-Car-Phase etwa bestraft all jene, die bis dahin über ihre Verhältnisse gelebt respektive Gas gegeben haben – man neigt dazu, Vorsprünge zu verwalten. Das taktische Element wird bei den Gen2-Boliden noch stärker zum Tragen kommen. Neben dem Fanboost (die Fans legen per Voting fest, welche drei Piloten eine Extraportion Energie für einen kurzen Zwischenspurt nützen dürfen) gibt’s ab 2018/19 einen weiteren Energy Kick, der pro Runde eine Sekunde bringt, aber langfristig natürlich wieder eingespart werden muss. Ein hoch komplexes Setting, das über kurz oder lang eine riesige Fangemeinde in ihren Bann ziehen soll. „In 20 bis 40 Jahren wird es im Motorsport nur mehr die E-Serien geben“, ist Alejandro Agag, der Bernie Ecclestone der Formel E, überzeugt. Gut, der muss es auch sein. Audi-Motorsportchef Dieter Gass hält das nur für teilweise richtig: „Die Autos haben einst auch die Kutschen von den Straßen verdrängt. Pferdesport gibt es aber heute noch.“
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Postojna-Grotte feiert 200-Jahr-Jubiläum! Es war ein einfacher Besucher, der dieses unterirdische Paradies vor 200 Jahren entdeckte.
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ährend der Vorbereitungen für den Besuch des österreichischen Kaisers am 14. April 1818 entfernte sich einer der Arbeiter von der Gruppe, die für die Ausschmückung und feierliche Beleuchtung des Eingangsbereiches der Höhle zuständig waren. Er kletterte durch die Wand in einen bis dahin unbekannten Bereich der Höhle. Als er zurückkehrte, soll er gerufen haben: „Hier ist eine neue Welt, hier ist ein Paradies!“ Seither haben 38 Millionen Menschen die Postojna (dt. Adelsberger)-Grotte besucht. Sie ist 24 km lang, zwei Millionen Jahre alt und gilt als Europas beliebteste Schauhöhle. 2018 wird feierlich ihr 200-jähriges Jubiläum begangen.
www.postojnska-jama.eu www.slovenia.info 110% M OV E
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DIE WELT VON GESTERN
Verrauchte Hallen, verruchte Damen, verrückte Sportler. Sechstagerennen, auch bekannt als der „Zirkus des Irrsinns“, zogen über Jahrzehnte Zehntausende in ihren Bann. Doch das Konzept scheint in die Jahre gekommen: Vielerorts wird nur mehr über die „Tour de France am Ballermann“ gehöhnt. Text: Manfred Behr
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Vor allem in der Zwischenkriegszeit erfreute sich das „bezahlte Artistentum“ größter Beliebtheit. Aus dieser Zeit (1924) datiert auch der Weltrekord – 4 544,2 km.
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s roch nach Bratwurst, Bier, Zigarettenqualm und Schweiß. Störte aber niemanden. Denn eben war Bambie Gayler ihrer Kleidung verlustig gegangen. Nicht gerade aus heiterem Himmel, die Dame war in den 80ern von Beruf Stripperin, gern gebuchter „Show-Act“ bei Sechstagerennen – und Aufputz für so manches Siegerfoto. Barbusig, versteht sich. Woran man ermessen kann, dass das Radspektakel seine besten Tage schon hinter sich hatte. „Zirkus des Irrsinns“ nannte die „New York Times“ bereits 1898 das Sechstagerennen im Madison Square Garden. Dabei bestritt Frank Zander (wie heutzutage in Berlin) noch gar nicht das Pausenprogramm. Was die „Times“ so alarmierte, war vielmehr der Raubbau am Körper. Im Jahr davor hatte Sieger Freddy Hale (USA) nach der Schlussglocke zehn Runden in Trance abgespult, ehe ihn sein Manager vom Rad hob. Wenigstens nicht von einem Hochrad, diese Ära war schon 1890 zu Ende gegangen. Weiß wie eine Leiche habe Hale ausgesehen, notierte der
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Redakteur, die Augen nicht mehr sichtbar, weil in den Schädel zurückgetreten. „Ich habe zehn Jahre meines Lebens für ein paar tausend Dollar hingegeben“, soll Hale Jahre später gehadert haben. Um sich sechs Tage im Sattel zu halten, wurde alles eingeworfen, was an Drogen verfügbar war – Koffein, Kokain, Heroin, Nitroglyzerin. Mitunter unwissentlich, die Manager schreckten nicht davor zurück, Aufputschmittel ins Essen zu mischen. Auch noch, als man Zweier-Teams auf die Reise schickte (ab 1899), die nun abwechselnd kurbelten. Und selbst dann noch, als vormittags „neutralisiert“ gefahren wurde, um jedem Fahrer drei Stunden Schlaf zu gönnen. In Deutschland wurde die „elliptische Tretmühle“ (© Egon Erwin Kisch) erst ab 1909 heimisch. Ihre Hochblüte erreichte sie in der Zwischenkriegszeit, als sich Bertolt Brecht und Ernest Hemingway als Fans outeten, „A-Promis“ wie Hans Albers und Max Schmeling in ihren Logen Champagnerkorken knallen ließen, während die Arbeiterschaft hoch oben am „Heuboden“ dem Gerstensaft zusprach. Ab 1914 sorgte eine Punktewertung für noch mehr Thrill. Prämiensprints, kleine und große Jagden verhießen illustre Preise zwischendurch – Motorräder, Cognac, Zigaretten, Kisten voll Bücklinge, Bratenten, selbst ein lebendes Schwein wechselte den Besitzer. Österreich erwies sich indessen als mäßig fruchtbarer Boden für Sechstagerennen. Das einzige fand vom 13. bis 18. Juli 1952 auf der Wiener Freiluft-Radrennbahn, dort, wo seit 1977 das Dusika-Stadion steht, statt. Die Sieger: Erminio Leoni (ITA) und eine österreichische Legende – Kurt Schneider. Der heute 85-Jährige erinnert sich: „Windig war’s, und auf dem Beton sind die Räder nicht so gut gerollt wie auf Holz.“ Schneider war nach Platz drei bei der Österreich-Rundfahrt 1950 von Ferry Dusika ins Profilager gelockt worden („Als er mir eine Puch TF250 schenkte, kam sie mir wie ein Rolls Royce vor“). 1954 wechselte Schneider für zwei Jahre zum belgischen Bertin-Team, fuhr alle großen Rundfahrten, gewann den Bergpreis bei der Deutschland-Rundfahrt,
wurde Vierter auf der 13. Etappe der Tour de France 1955. Zurück bei den Amateuren erlebte Schneider sein größtes Abenteuer: die Kolumbien-Rundfahrt 1957. „Als wir hörten, dass drei Monate später in Buenos Aires ein Sechstagerennen angesetzt war, beschlossen wir spontan zu bleiben.“ Doch drei Monate konnten sich ziehen im Kolumbien der 50er Jahre – Überschwemmungen und ein Putsch gegen Juntachef Rojas Pinilla schlug das österreichische Team in die Flucht – nur Schneider und Robert Lindhout blieben und wurden in Buenos Aires schließlich Fünfte. Vor 17 000 Zuschauern. „Da waren aber viele dabei, die froh waren, ein warmes, trockenes Plätzchen gefunden zu haben“, erzählt Schneider, der beinahe disqualifiziert worden wäre. „Ich wollte zwischendurch mal raus zum Frisör, der Rennleiter hat’s mitbekommen und einen Riesenkrawall geschlagen.“ Das markanteste Souvenir, das er von seinem Trip mitbrachte, war: ein Affe. „Mit dem bin ich überall aufgetaucht, auch in meiner Mokkastube am Gürtel. Aber wir haben auch viel mitgemacht. Einmal hat er den Gasschlauch vom Rechaud rausgerissen, da musste ich ihn sogar wiederbeleben.“ Schneiders Karriere als Trainer übertraf selbst seine Meriten als Fahrer. Über 30 Jahre begleitete er das Nationalteam zu Österreich-Rundfahrt, Bahn- und Straßen-WM, Roland Königshofer zu seinen Steher-Goldmedaillen, Franz Spilauer bei seinem Race-Across-America-Sieg. Bei Sechstagerennen hingegen musste der Wiener, der noch 2017 regelmäßig im Sattel saß, lange auf einen Nachfolger warten. Bis 2014 Wahl-Österreicher Andreas Müller mit dem Belgier De Ketele in seiner Heimatstadt Berlin triumphierte. In einer Zeit allerdings, in der sich weltweit nur mehr eine Handvoll Ausrichter von Sixdays finden, das Programm auf sieben Stunden täglich eingedampft, der Qualm nur mehr von Nebelmaschinen produziert wird, adaptierte Mallorca-Gassenhauer wie „Scheiß drauf, Sixdays gibt’s nur einmal im Jahr“ aus den Boxen wummern, Frank Zander das Pausenprogramm bestreitet. Und nicht nur Nostalgiker Bambie Gayler ein paar Tränen nachweinen.
Fotos: Getty Images, privat
Der zeitweilig verbotene Schleudergriff verhalf Patrick Sercu (re. im Bild li.) zu 88 Siegen bei Sechstagerennen. Kurt Schneider (li. im Bild re.), 1952 Sieger des einzigen „Sixdays“ in Wien, drehte sogar in Buenos Aires seine Runden.
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1. Tag: Busfahrt über Budweis (Mittagessen im Zentrum) nach Pilsen (2 Nächte). 2. Tag: „Drei-Kaiser-Schloss“ Zbiroh mit Mittelalter-Mittagessen – Pilsner Urquell-Bier Urquell-Bierbrauerei mit Bierprobe – Stadtführung Pilsen – Abendessen mit Folklore. 3. Tag: Rundgang Kaltovy mit Barockapotheke & Katakomben – Märchenschloss Hluboka – Schlosshotel Stekl gegenüber dem Schloss (3 Nächte). 4. Tag: BöhmerBöhmer wald-Rundfahrt mit Krumau-Führung. 5. Tag: Historische Kleinstädte Jindrichuv Hradec & Trebon mit Schlossbesuch – Böhmischer Abend mit Musik 6. Tag: Busheimreise nach Wien mit Stopp im UNESCO-Welterbe-Dorf Holasovice.
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KLUG touristik Kundenzentrum | Praterstraße 38, 1020 Wien | Mo-Fr 08.30 - 17.30 Uhr | Tel.: 01 245 50 Veranstalter KLUG touristik GmbH, Veranstalterverzeichnis-Nr. 2006/0037. Kundengeldabsicherung gem. österr. RSV bei der Zürich Versicherung AG, 60252 Frankfurt/Main, Garantienummer 701.013.726.726, Abwickler Fa. Cover-Direct, Versicherungsmakler Ges.m.b.H., A-1130 Wien, Fasangartengasse 14/8, Tel. (01) 9690840, Fax: (01) 969 08 41, email: office@cover-direct.com. Ansprüche sind binnen 8 Wochen ab Eintritt einer Insolvenz i.S.d. § 1 Abs. 3 RSV bei sonstigem Anspruchsverlust beim Abwickler anzumelden. Kundengeldanzahlung max. 20%, Restzahlung frühestens 20 Tage vor Abreise gegen Aushändigung der Reiseunterlagen. Mindestteilnehmerzahl 20 Pers./Termin, Buchungsgebühr für Nicht-Mitglieder p.P./Euro 15,-. Die Reisebedingungen schicken wir 110% Ihnen gerne zu. Verantwortlicher (DSGVO) = Veranstalter. Bei Buchung werden Ihre Daten zur Vertragserfüllung (Art 6 Abs 1 M OBILITY lit b) verarbeitet und an Vertragspartner weitergeleitet. Weitere Verarbeitung nach Art 6 Abs 1 lit f zum Direktmarketing (berechtigtes Interesse). Speicherdauer idR 7 Jahre. Sie haben das Recht auf Auskunft, Berichtigung, Löschung, Einschränkung, Widerspruch und Übertragbarkeit der Daten, sowie Beschwerde bei der DSB. Bilder: KLUG touristik, Lugano Tourismus, Czech Tourism. Stand: April 2018.
66 KOLUM NE
Fliegen ohne Flügel Ein durchgeknallter Italiener im weißen Leinenanzug hat mein Leben verändert. Seitdem ist er mein Reisebegleiter.
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110% M OV E
R OB ERT KR OP F
Journalist und Gründer der Insiderei – einer Reiseplattform für Menschen, die schon überall waren und alles kennen. Oder das zumindest glauben.
insiderei.com
Foto: Tina Herzl
rgendwo in Kambodscha, 1967. Ein ziemlich durchgeknallter Italiener in weißem Leinenanzug und Laufschuhen geht zu einem örtlichen Wahrsager. Der offenbart ihm, dass er 1993 nicht in ein Flugzeug steigen darf, er werde abstürzen. Der Italiener lächelt und vergisst. 1992: Ein immer noch durchgeknallter Italiener in weißem Leinenanzug und Laufschuhen geht zu seinem Chef in Hamburg – immerhin Boss eines der größten Printmagazine in Deutschland – und sagt, er könne im nächsten Jahr nicht für ihn arbeiten, weil er in kein Flugzeug steige. Er werde abstürzen. Der Chef lächelt – und gibt ihm ein Jahr frei. Daraus entstand ein Buch. Tiziano Terzani versprach seinem Chef, 1993 als Journalist einmal um die Welt zu reisen – ohne den Boden zu verlassen. „Fliegen ohne Flügel“ heißt die Sammlung dieser Reportagen. Der Italiener reiste zu Fuß, mit dem Ochsenkarren, Moped, Auto, Bus, Bahn und Frachtschiff einmal um die Kugel – monatelang, langsam, aufmerksam. In Echtzeit, wie man das heute ausdrücken würde, eine Art frühes Instagram, nur mit echten Inhalten. „Fliegen ohne Flügel“ ist auf jeder meiner Reisen mit dabei. Immer in der ausgefransten Taschenbuchversion. Kindle & Co. geht gar nicht. Ich habe es schon Dutzende Male gelesen, und nie wird es langweilig. Weil Terzani in vielen Details viel über uns Reisende (bitte nicht verwechseln mit Touristen) sagt. Neue Orte und Menschen aufspüren. Sehnsüchte haben. Sie ausleben. Mut beweisen. Ein Abenteuer wagen. Die Gewohnheit verlassen. Manchmal einfach auch nur spinnen: Er ging Jahrzehnte lang an jedem neuen Ort, den er bereiste, zu einem Wahrsager. Mobil sein – im Kopf und mit den Beinen. Das echte Leben beginnt erst an der Grenze der Komfortzone. Was an Terzanis Reportagen und Büchern inspiriert: dass der Zufall eine wichtige Rolle spielt. Oder besser gesagt, dass Terzani dem Zufall Platz gibt und seinem Bauchgefühl vertraut. 1991 reiste er durch den östlichen Zipfel Russlands, als ein gewisser Michael Gorbatschow von den Moskauer Putschisten unter Hausarrest gestellt wurde. Anstatt nach Moskau zu fliegen, startete er sofort eine monatelange Reise quer durch die alte Sowjetunion, die keine mehr war. Sein Buch „Gute Nacht, Herr Lenin“ ist der tiefste Einblick in ein zerfallendes Weltreich, den ich kenne. Warum ich Ihnen das alles erzähle? Weil Bücher Leben verändern. Ohne Terzani wäre ich nie Reisejournalist geworden. Trotz Facebook & Co., Bücher sind mein Grund, um in Bewegung zu bleiben – körperlich und geistig. Wie heißt es so schön: Ein rollender Stein setzt kein Moos an. By the way: Der „Spiegel“ schickte 1993 einen Journalisten als Ersatz für Terzani nach Asien. Der stürzte prompt mit dem Flugzeug ab. Gott sei Dank hat er überlebt.
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REICHWEITE** 70 – 140 km
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Gänge: 11 Gang // Schaltung: Shimano Deore XT 8000 // Bremsen: Shimano Deore M6000 // Gabel: Rock Shox Revelation RL Angebote gültig in den österreichischen Hervis Stores solange der Vorrat reicht, längstens bis 16.05.2018. Trotz sorgfältiger Planung können Artikel im Einzelfall, bereits am ersten Tag im Store ausverkauft sein. Alle Preise in Euro inkl. MwSt. Irrtümer, Satz- und Druckfehler vorbehalten. *Stattpreis = vom Lieferanten/Hersteller unverbindlich empfohlener Verkaufspreis.
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