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Allez, Allez!
ZWEIRAD FIEBER Am Hinterrad von Ă–sterreichs Rennrad-Shootingstar Patrick Konrad, KTM-Mastermind Pit Beirer blickt hinter die Kulissen der Moto-GP und Business-Angel Hansi Hansmann outet sich als Mountainbike-Lover.
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T I M N R E P P U N H C S T F U L N REN TM ASHBACK CARD C P G DER Moto Bildrechte: Dorna Sports
g r e b l e i p S n i t h g i l h g i H s a D
Das MotoGP™ Cashback Programm macht’s möglich: Motorradsportfans können sich jetzt noch eines von 500 EXKLUSIVEN STEHPLATZTICKETS für das fulminante MotoGP™-Rennen am 13. August sichern. Ein besonderes Zuckerl gibt es jetzt für all jene, die das MotoGP™-Rennen in Spielberg am Sonntag, dem 13. August, gerne hautnah erleben möchten. Das MotoGP™ Cashback Programm stellt ihnen 500 Stehplatztickets zur Verfügung, die sie sich ganz einfach sichern können, indem sie folgende Schritte befolgen: Auf MotoGP-Cashback.com registrieren Bei Partnerunternehmen einkaufen und Shopping Points sammeln Die gesammelten Shopping Points ab 17.07. im Rahmen von Shopping Point Deals auf MotoGP-Cashback.com gegen eines der Tickets einlösen
Attraktives Rahmenprogramm in Spielberg All jene, die das MotoGP™-Event in Spielberg vor Ort mitverfolgen, erwarten glühender Asphalt und rasante Überholmanöver. Doch auch das MotoGP™ Cashback Programm hat einiges zu bieten. Im stylishen Promotion-Container mitten in der Commercial Area haben Interessierte die Möglichkeit, sich für das MotoGP™ Cashback Programm zu registrieren und gleich im Anschluss am originalen Rennsimulator der Profis ihre Fahrkünste unter Beweis zu stellen. Zusätzlich warten spannende Gewinnspiele, bei denen es unter anderem eine Tour hinter die Kulissen des Rennzirkus in Spielberg zu gewinnen gibt. Weitere Informationen gibt es unter MotoGP-Cashback.com. Smart einkaufen mit der MotoGP™ Cashback Card Mit dem MotoGP™ Cashback Programm haben Motorradsportbegeisterte aus mittlerweile zehn Ländern die Möglichkeit, sich ihre MotoGP™ Cashback Card zu holen und von zahlreichen Vorteilen zu profitieren. Bei jedem Einkauf bei rund 75.000 Partnerunternehmen weltweit erhalten sie bis zu 5% Cashback und sammeln zusätzlich wertvolle Shopping Points. Diese können für attraktive Angebote bei den Partnerunternehmen – z.B. Booking.com, OTTO, Hein Gericke oder Tank Roth – eingelöst werden. Zusätzlich erhalten Besitzer der MotoGP™ Cashback Card beim Kauf von MotoGP™-Tickets sowie von Merchandising-Produkten bei ausgewählten Partnern Geld zurück. Letztere können online oder direkt in den Fanbereichen bei den MotoGP™-Rennen erworben werden.
Das MotoGP™ Cashback Programm on tour Monster Energy Grand Prix České republiky (CZ) NeroGiardini Motorrad Grand Prix von Österreich (AT) Octo British Grand Prix (UK) Gran Premio Tribul Mastercard di San Marino e della Riviera di Rimini (IT) Gran Premio Movistar de Aragón (ES) Gran Premio Motul de la Comunitat Valenciana (ES)
04.–06.08.2017 11.–13.08. 2017 25.–27.08. 2017 08.–10.09. 2017 22.–24.09. 2017 10.–12.11.2017
MotoGP-Cashback.com
Bildrechte: Dorna Sports
Attraktives Rahmenprogramm in Spielberg All jene, die das MotoGP™-Event in Spielberg vor Ort mitverfolgen, erwarten glühender Asphalt und rasante Überholmanöver. Doch auch das MotoGP™ Cashback Programm hat einiges zu bieten. Im stylishen Promotion-Container mitten in der Commercial Area haben Interessierte die Möglichkeit, sich für das MotoGP™ Cashback Programm zu registrieren und gleich im Anschluss am originalen Rennsimulator der Profis ihre Fahrkünste unter Beweis zu stellen. Zusätzlich warten spannende Gewinnspiele, bei denen es unter anderem eine Tour hinter die Kulissen des Rennzirkus in Spielberg zu gewinnen gibt. Weitere Informationen gibt es unter MotoGP-Cashback.com. Smart einkaufen mit der MotoGP™ Cashback Card Mit dem MotoGP™ Cashback Programm haben Motorradsportbegeisterte aus mittlerweile zehn Ländern die Möglichkeit, sich ihre MotoGP™ Cashback Card zu holen und von zahlreichen Vorteilen zu profitieren. Bei jedem Einkauf bei rund 75.000 Partnerunternehmen weltweit erhalten sie bis zu 5% Cashback und sammeln zusätzlich wertvolle Shopping Points. Diese können für attraktive Angebote bei den Partnerunternehmen – z.B. Booking.com, OTTO, Hein Gericke oder Tank Roth – eingelöst werden. Zusätzlich erhalten Besitzer der MotoGP™ Cashback Card beim Kauf von MotoGP™-Tickets sowie von Merchandising-Produkten bei ausgewählten Partnern Geld zurück. Letztere können online oder direkt in den Fanbereichen bei den MotoGP™-Rennen erworben werden.
Das MotoGP™ Cashback Programm on tour Monster Energy Grand Prix České republiky (CZ) NeroGiardini Motorrad Grand Prix von Österreich (AT) Octo British Grand Prix (UK) Gran Premio Tribul Mastercard di San Marino e della Riviera di Rimini (IT) Gran Premio Movistar de Aragón (ES) Gran Premio Motul de la Comunitat Valenciana (ES)
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6 INTRO
Editorial Liebe Leserin, lieber Leser! Bei nahezu keiner anderen Sportart ist man als Sponsor
derart vorn dabei wie im Radsport. Teilweise überrascht allerdings, welche Marken hier präsent sind: Bora zum Beispiel, ein Unternehmen, das für Dunstabzüge berühmt ist. Oder Hansgrohe — die Marke steht für Armaturen. Beide sind Partner unseres Cover-Stars Patrick Konrad und dessen Team, das wir bei der Königsetappe des 100. Giro d’Italia begleiten durften (S. 8 und www.110prozent.at). Was aber haben Marken aus dem Haushalt ausgerechnet im actionreichen Rennradsport zu suchen? Die Antwort wirkt aus heutiger Sicht wahrlich antiquiert: Einst waren es vorwiegend Hausfrauen, die Zeit fanden, stundenlange TV-Übertragungen der Grand Tours zu verfolgen. Somit konzentrierte sich das Sponsorship auf die weibliche Zielgruppe. Es ist also ein kurioses Relikt aus längst vergangenen Zeiten. In dieser Ausgabe von 110 % wagen wir jedoch lieber den Blick nach vorne — Richtung MotoGP-Heimspiel auf dem Red Bull Ring etwa. KTM-Rennsportdirektor Pit Beirer stand Sport-Chef Manfred Behr Rede und Antwort (S. 50). Außerdem beweist Österreichs Motorrad-Legende August Auinger, dass der Zweiradhammer in Wahrheit die bessere Formel 1 ist (S. 46). Wie wichtig der Blick in die Zukunft ist, erzählt die mutige Schicksalsgeschichte von Mountainbike-Speedqueen Helene Frühwirth (S. 34). Den Blick nach hinten hingegen sollten die heimlichen Stars des Ötztaler Radmarathons (S. 32) genauso vermeiden wie deren berühmte Kollegen auf den härtesten Bergetappen der Welt (S. 16). Spannend auch die persönlichen WM-Visionen von Beachvolleyball-Ass Laura Ludwig (S. 60). Dass trotz allem längst Vergangenes nicht zwingend überholt sein muss, belegt unsere Story über den urbanen Vintage-Bike-Hype (S. 22). Viel Spaß beim Lesen,
Johannes Stühlinger
Wer bei dieser Ausgabe mitgefiebert hat
Impressum Herausgeber „Die Presse“ VerlagsGesellschaft m.b.H. & Co KG Hainburger Straße 33, 1030 Wien Medieninhaber Impresso Ltd., 68 George Borg Olivier Street STJ 1081 St. Julians, Malta Produktion „Die Presse“ Verlags-Gesellschaft m.b.H. & Co KG Hainburger Straße 33, 1030 Wien Konzept PROVERBI GmbH Sport-Redaktion Manfred Behr Lifestyle-Redaktion Johannes Stühlinger Creative Director Nicolas Frey Art Director Matthias Eberhart Pepo Poßmann Grafisches Konzept Albert Exergian Bildredaktion Sabine Hottowy Christina Lechner Coverfoto Philipp Forstner
Ladislaus
Hansi Hansmann
Für seine ruhige Art ist der Wiener Fotograf berühmt und beliebt. Sie spiegelt sich bei seinen Reisereportagen genauso wider wie in den außergewöhnlichen Editorials aus aller Welt. Im 110 %-Magazin beweist der 34-Jährige außerdem, dass Porträtfotografie eine rare Kunstform ist (S. 52 & 28).
Ob er will oder nicht, Ladislaus ist bei jeder Produktion mit dabei – 110%ig. Schließlich ist das Frauerl des 9-jährige Mops unsere Projektleiterin. Seine größte Stärke liegt darin, bei Shootings durchs Bild zu laufen. Deshalb existieren auch jede Menge Porträts von ihm – wie dieses eben.
Die Interviews von Österreichs bekanntestem Business Angel sind rar. Seine Erfolge regelmäßig. Während des Gesprächs mit 110 % etwa ging der Mega-Verkauf seines Start-ups mySugr über die Bühne. Uns offenbarte Hansi Hansmann jedoch, womit er sich bei solchen Erfolgen am liebsten belohnt (S. 28).
Anzeigen Tel.: +43/(01)/514 14-535 E-Mail: anzeigenleitung@ diepresse.com Hersteller Let’s Print Holding AG Bickfordstraße 21 7201 Neudörfl, Österreich
Fotos: Gregor Kuntscher
Gregor Kuntscher
Cover Bildbearbeitung Retoucherie, Nicoletta Sobotta
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Wenn etwas Königsetappe heißt, dann muss man schon ein bisschen ein König sein, um diese zu bestehen! Und gerade beim 100-jährigen Jubiläum des Giro d’Italia war ein Österreicher sogar als Kapitän des Rennradteams Bora Hansgrohe in eben dieser Rolle: der Wiener Patrick Konrad. Wir haben den Jungstar auf seiner bis dato wohl schwersten Etappe begleitet. Text: Johannes Stühlinger Fotos: Philipp Forstner
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lötzlich wird es mucksmäuschenstill. Nur einer der Betreuer nähert sich vorsichtig, sucht im Gesicht von Patrick Konrad nach einem Hinweis. Auf das, was der Rennrad-Profi in dieser AusnahmeSituation jetzt wohl brauchen könnte. Doch das Gesicht des Wieners verrät nur eines: Erschöpfung. Seine Wangen, eingesunken. Die Backenknochen treten stärker hervor als sonst. Der Blick, er geht ins Leere. Jetzt klettert Patrick Konrad vom Sattel, als wäre dieser zwei Meter über dem Boden. Leiser Applaus seiner Fans brandet auf. Ein kurzes Winken. Dann verschwindet der blutjunge Rennfahrer im pechschwarzen Teambus mit den verdunkelten Scheiben. Spulen wir genau 222 Kilometer und 24 Stunden zurück. Im Lager des deutschen
Rennrad-Teams Bora Hansgrohe herrscht gemütliche Betriebsamkeit. Zwei große Trucks und der zu einem fahrenden Hotel umgebaute Reisebus bilden im Hinterhof des Hotels Fornaci in Trescore, nahe dem Iseosee in der Lombardei, eine Art Wagenburg. Die meisten Fahrer sind in ihren Zimmern, die sportlichen Leiter studieren komplizierte Karten, Begleitautos werden blitzblank geputzt und Patrick Konrad sitzt mit einem Espresso in der Hand auf den Stufen des Techniktrucks. Mehr amüsiert als konzentriert versucht der Jungstar des Rennradteams, die legendäre Sportzeitung „Gazetta dello Sport“ vom Italienischen ins Deutsche zu übersetzen. Kurz gesagt: Beim Giro d’Italia ist nach 15 Etappen Ruhetag. Und weil das berühmte Rennen für Konrad und seine Teamkollegen erfolgreicher
verläuft als erwartet, Etappensieg inklusive, gibt’s auch keinen Grund für Hektik. Das Profi-Team hatte vor dem Start dieser Grand Tour mit unerwarteten Ausfällen zu kämpfen, wodurch der 25-jährige Konrad unverhofft in die Rolle des Teamkapitäns gerutscht war. „Eine tolle Lernmöglichkeit“, wird er später dazu lapidar anmerken. Heute gehen ihm jedoch ganz andere Dinge durch den Kopf. Stichwort: Königsetappe. Eben diese wartet morgen auf ihn. Vom Start in Rovetta über den Mortirolo, das Stilfser Joch und den Umbrailpass wird das 16. Teilstück des 100. Giro führen. Macht in Summe 5.500 furchteinflößende Höhenmeter, die es möglichst schnell zu bewältigen gilt. Und dafür braucht’s einen starken Kopf. „Ich versuche mich nicht auf die ganze Strecke zu konzentrieren“, gibt Konrad seinen heim-
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Ein Ritual, dem sonst nie jemand zusehen darf: Patrick Konrad zieht sein Trikot über.
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LEGENDÄRE SERPENTINEN.
Die Nordost-Rampe des Stilfser Jochs besteht aus 48 Kehren. Wer sie beim Rauffahren mitzählt, tut sich selbst keinen Gefallen.
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lichen Mental-Trick preis. „Ich werde mir das große Ganze in unterschiedliche Stücke einteilen. Erst wenn ich einen Teil geschafft habe, werde ich mich mit dem nächsten konfrontieren.“ So habe er nicht das Gefühl, ein Monster bezwingen zu müssen. Obwohl es ein solches ist. Doch nun geht’s für ihn einmal ab zum Physiotherapeuten. Denn für das Bevorstehende braucht’s eben nicht nur einen starken Kopf, sondern vor allem geschmeidige Muskeln. Und so richtig gute Mechaniker wie Mario Lexmüller. Der 34-Jährige ist einer der vielen Ösis im deutschen Team. Bis 2009 fuhr er selbst erfolgreich Rennrad, doch vor ein paar Jahren wechselte der Niederösterreicher die Seiten: Warum bist du ausgerechnet beim Team Bora Hansgrohe gelandet? Ich wollte unbedingt zu diesem Team, weil ich die ganzen Jungs teilweise schon ewig aus meiner aktiven Zeit kenne. Im Endeffekt ist das hier wie meine Familie. Und wie würdest du deine Rolle in dieser Familie beschreiben? Ich bin der, der darauf achtet, dass der Fahrer, wenn er aus dem Bus aussteigt, zu seinem Rad gehen kann und zu 100 % davon überzeugt ist, dass alles perfekt passt. ... da ist es vermutlich von Vorteil, dass du selbst auch lange aktiv warst? Das hat sogar viele Vorteile. Weil du so eher erkennen kannst, ob es dem Fahrer gerade gut oder schlecht geht. Es macht das Arbeiten einfacher. Gerade wenn man da auf der Tour drei Wochen zusammensteckt. Da ist es dann sehr wichtig, dass ich als Mechaniker meinen Stress nicht auf die Fahrer projiziere. Wenn ich Ruhe ausstrahle, geht die Ruhe auch auf den Radlfahrer über.
Bis zu diesem Tag hat von uns harten Burschen niemand gewusst, dass wir so weinen können.
Solche Dinge weiß man aber nur, wenn man selbst in der umgekehrten Situation war. Du bist also eine Art Pufferzone? Manchmal schon. Für die Jungs sind der Physiotherapeut und eben wir, die Mechaniker, die Buddys. Man muss sich das so vorstellen: Der Physio greift den Fahrer an, er kennt seine Schwachstellen, ist ihm so nah wie sonst keiner. Ich bin eben fürs Radl verantwortlich und das ist sozusagen der verlängerte Körperteil des Fahrers. Ich weiß genau, wie ich was bei wem am Radl machen soll. Und dieses Mitdenken kriegt man dann auch wieder zurück. Inwiefern kriegst du das zurück? Ich sag’, der Sieg, den wir am am ersten Tag hier beim Giro eingefahren sind, das war fürs Team etwas Spezielles. Jeder von uns ist mit so viel Herzblut jeden Tag bei der Arbeit. Und bis zu diesem besonderen Tag hat von uns harten Burschen sicher niemand gewusst, dass wir so viel weinen können. Zeitsprung nach vor. Es ist morgen. Der Tag der Königsetappe. Die gestrige Gemütlichkeit wirkt rückblickend wie die berühmte Ruhe vor dem Sturm. Denn mit dem Klingeln von Patrick Konrads Wecker wurde eine lange und in sich verzahnte Kette von Routinen in Gang gesetzt: Aufstehen. Frühstück im Kitchentruck. Zurück aufs Zimmer. Noch ein wenig entspannen. Den fertig gepackten Koffer vor die Zimmertür stellen. Ab in den Bus. Trikot anziehen. Während der Fahrt zur Renn-Location Startnummer montieren. Besprechung mit den
ROSAROTE BRILLE.
Kurz vor dem Start heißt es für die Fahrer entspannen, Startnummern montieren und dann im Rosa des Giro abtauchen.
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ZAHLEN & FAKTEN 8 . 0 0 0 K ALO R IE N
So viele verbrauchen Rennradfahrer auf derart harten Bergetappen wie jener über das berüchtigte Stilfser Joch.
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In diesem Bereich liegt die ausgewiesene Steigung der Serpentinenstraße auf das Stilfser Joch.
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So hoch liegt das Stilfser Joch, das beim diesjährigen Giro überquert wurde. Ab 1900 Meter wird die Luft so dünn, dass der Puls allein deshalb nach oben schnellt.
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Jene Rad-Profis, die jede Etappe des Giro d’Italia in Angriff nahmen, hatten am Ende so viele Kilometer abgespult, als wären sie von Wien nach Oslo gefahren. Und auch wieder retour.
sportlichen Leitern. Mit den Kollegen die Taktik abstimmen. Unterschiedliche RennSzenarien durchspielen. Und ein letztes Interview geben: Was ist deine Triebfeder, dich diesem Druck, diesen Strapazen zu unterwerfen – was motiviert dich? Weil ich sehe, dass jedes Jahr etwas weitergeht, dass ich immer besser werde, dass Erfolge kommen und schon da sind. Letztes Jahr war ich erstmals bei der Tour de France dabei und hab’ mir damals gedacht: „Das ist brutal schwierig, bei so einer Grand Tour unter die Top 20 zu fahren.“ Jetzt, ein Jahr später, bin ich eine Klasse stärker und aktuell unter den Top 20 dabei ...
Der Weg aufs Stilfser Joch in 2.757 Metern (unten) fordert Patrick Konrad alles ab.
Du trägst bei jedem Rennen ein Halskettchen. Ist das dein Glücksbringer? Es ist einfach ein Goldketterl. Das Kreuz hab’ ich im Wallfahrtsort Lourdes gekauft, bei einem Rennen, das ist schon lange her. Die Goldkette dazu hab’ ich einmal zum Geburtstag geschenkt bekomen. Sie ist mir bei der letztjährigen Tour de France abgerissen, ich hab’ sie aber wieder reparieren lassen. Apropos Tour de France: Träumst du davon, diese einmal zu gewinnen? Ich bin da eher realistisch und setze mir die Ziele immer ein bisschen niedriger. Lieber 110% ZWEIRA DF IEBER
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welche, die ich wirklich erfüllen kann. Jetzt will ich einmal zeigen, dass ich vorne mit-fahren kann. Alles Schritt für Schritt. Das ist mir dieses Jahr gelungen. Auf einmal fahr’ ich beim 100. Giro, der top besetzt ist, vorne mit und bin auch noch durch einen Ausfall in die Kapitänsrolle reingerutscht. Eine tolle Lernmöglichkeit. Wie gehst du damit um, regelmäßig so lange von Familie, Freunden und Freundin Clara getrennt zu sein? Das ist nicht ganz so einfach, aber es ist auch eine Frage des Zeitmanagements. Wie man eben die Zeit zuhause gestaltet. Ich genieße diese Zeiten dann sicher viel mehr als jemand, der nicht so viel unterwegs ist wie ich. Man nimmt die Freizeit bewusster wahr. Zeit mit Freundin, Freunden und Familie, die ist dann wie Urlaub und wird in ein helleres Licht gerückt. Tosender Lärm der Fans unterbricht das Gespräch. Lautlos gehen die Türen des Tourbusses auf und geben den Blick auf
eine atembraubende Start-Szenerie frei. Tausende Fans, alles in Rosa, die offizielle Farbe des Giro, getaucht. Die Luft wie unter Hochspannung. Noch einmal durchatmen. Jetzt steigt Patrick Konrad hochkonzentriert auf sein 12.000 Euro teures Superbike und radelt los. Noch schnell ins Startregister einschreiben, mit ein paar Kollegen plaudern. Start! Und binnen Sekunden entschwindet Patrick Konrad, der RadStar, in der Menge von Trikots, um exakt 6 Stunden, 30 Minuten und 63 Hundertstelsekunden später als 19. in Bormio durchs Ziel zu rollen. Nur 6:41 Minuten langsamer als Etappensieger Vincenzo Nibali. Wenige Minuten danach schließt sich der Kreis — begleitet von Fans erreicht Konrad völlig erschöpft den Mannschaftsbus. Müde. Glücklich. „Körper, Rücken, Schulter, Hände — mir tut einfach alles weh, nicht nur die Beine“, gibt er später zu Protokoll. „Endlich fällt der ganze Ballast ab. Ich bin einfach erleichtert.“ PS: Patrick Konrad belegte beim 100. Giro d’Italia am Ende den sensationellen 16. Platz.
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Freundin Clara schenkte Patrick einen BaristaKurs. Seither ist der RadProfi auch Kaffee-Fan.
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Die spektakulärsten Bergwertungen der Radwelt
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Galibier, Tourmalet, Aubisque, Iseran, Izoard. Wer jemals auf zwei Rädern hoch hinaus wollte, kann die Monumente des Radsports auch ohne Dictionary fehlerfrei herunterrattern. Denn wo die Luft dünn wird, atmet man Sportgeschichte. Das Ranking der legendärsten Bergwertungen. Text: Manfred Behr
1. COL DU GALIBIER Der fünfthöchste asphaltierte Alpenpass führt die Tour de France in unregelmäßigen Abständen seit 1911 auf eine Seehöhe von 2642 Metern. Zum 100-Jahr-Jubiläum wurde der Galibier gleich zwei Mal bezwungen, beide Male war Andy Schleck (LUX) am schnellsten oben. 110% ZWEIRA DF IEBER
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2. STILFSER JOCH
3. MONT VENTOUX
4. COL DE TOURMALET
Italiens vor 191 Jahren fertiggestellte, höchste Passstraße (2757 m) wird vom Giro üblicherweise von Nordost angefahren – mit 7,2 Prozent lässt die Steilheit weniger erschaudern als die Länge: 27 km! Am Ende der Abfahrt hat man fast 70 Spitzkehren hinter sich gelassen. Zweimal musste die Etappe wegen Lawinengefahr abgesagt werden.
16 Mal fand sich der „Berg der Winde“ im Tour-Programm. Kahl, steil, stürmisch – so türmt sich der 1912 m hohe Koloss vor dem Peloton auf. Auf rund 22 km gilt es 1600 Höhenmeter zu überwinden. Eine knapp einstündige Tortur, die 1967 dem Briten Tom Simpson zum Verhängnis wurde – nicht zuletzt wegen des Dopingcocktails in seinem Blut.
Der erste Hochgebirgspass, der ins Tour-Programm aufgenommen wurde, war 1910 noch eine ruppige Schotterpiste (nomen est omen, „Tourmalet“ heißt „schlechter Weg“). Seither brachte es der Pyrenäengipfel auf 81 Überquerungen. Der einzige Fahrer, der die Bergwertung in 2115 m Höhe vier Mal gewinnen konnte, war der Spanier Bahamontes (1954–64).
5. MONTE ZONCOLAN
6. ALTO DE ANGLIRU
7. ALPE D´HUEZ
Der „Zonchi“ in den Karnischen Alpen gehört mit seinen 1740 m zu den wenigen Alpenpässen mit einer Steigung von über 10 % (von Priola aus sogar 12,8; einzelne Rampen bis 22 %). Trotzdem dauerte es bis 2003, bis ihm der Giro die Aufwartung machte. Weitere Besonderheit: Die Enge der Straße lässt am Schlussanstieg keine Begleitfahrzeuge zu.
Die 2. Hälfte des 12,5 km langen Anstiegs hat es in sich: Der ehemalige Viehweg, der 1999 für die Vuelta fahrbar gemacht wurde, weist 13 % Steigung auf, die Passage Cuena les Cabres sogar 23,6 %. Zu bezwingen ist der 1570 m hohe asturische Pass nur mit einer Spezialübersetzung. Bisher stand der Angliru sechs Mal auf dem Vuelta-Programm.
Bis zu eine Million Fans säumte 1997 die 21 rücklaufend nummerierten Serpentinen, als Marco Pantani den Streckenrekord (37:35 Minuten) für den 14,5 km langen Anstieg markierte. In den Wintersport-Retortenort quälte sich der Tourtross seit 1952 29 Mal. Den Siegern jeder Bergankunft zu Ehren wird eine Kehre nach ihnen benannt.
8. GROSSGLOCKNER
9. PUNTA VELENO
10. KITZBÜHELER HORN
Seit der 1. Österreich-Rundfahrt 1949 war der Glockner mit 7 Ausnahmen das Dach der Tour. Bisher wurden 63 Glocknerkönige gekrönt, als „Glocknerkaiser“ gilt Rudi Mitteregger, der von 1970–74 vier Mal siegte. Punkto Schwierigkeitsgrad nimmt es der Glockner mit den Tour-de-France-Riesen locker auf: Von Fusch aus gilt es auf 21 km 1587 Hm zu überwinden.
Die großen Rundfahrten haben bis 2012 einen Bogen um diesen Anstieg am Ostufer des Gardasees gemacht – bis sich der Giro del Trentino erbarmte. Schon damals stöhnten die Athleten über die 1043 Höhenmeter, die es bis zum Gipfel in 1156 m zu überwinden gilt. Wer Lust bekommen hat: Das Extreme Race Punta Veleno hätte am 3. 9. noch Startplätze frei.
Die Mautstraße zum Alpenhaus punktet nicht mit ihrer Länge (7,4 km), dafür aber mit ihrer Steilheit (bis zu 22 %, durchschnittlich 12,5). Den Streckenrekord hält seit 2015 der Baske Viktor de la Parte mit 28:20 Minuten. Bei der Österreich-Tour erhielt das Horn den Beinamen „Berg der Entscheidung“. Bereits neun Mal war der Etappen- auch der Gesamtsieger.
Fotos: Philipp Forstner, Mosna Natascia G., Getty (5), Imago, APA Picturedesk
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DER M A NN H AT EIN R A D A B Und das im positivsten Sinne! Denn Lutz Eichholz hat es sich zum Ziel gesetzt, auf seinem Einrad die unwegsamsten und einsamsten Winkel unseres Planeten zu erforschen. Dies hat ihm nicht nur sechs Einträge ins „Guinness-Buch der Rekorde“ beschert, sondern auch so manch abgefahrenes Abenteuer. Text: Johannes Stühlinger
Lutz Eichholz’ Einrad-Touren führten ihn schon bis an den Rand des Vulkans Etna.
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Fotos: GiuliaTessar, MarkusGreber, Stephanie Dietze, Muhamed Kahrimanovic
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ie Luft hier ist so dünn, dass einem sofort die Knie weich werden. Das Gelände steil und steinig. Schmale Grate. Enge Passagen. Weite Zerklüftungen. Der Wind pfeift durch die Luftschlitze von Lutz Eichholz’ Helm und macht dabei fast gruselige Geräusche. Doch der 30-Jährige ist hochkonzentriert. Mit kleinen Bewegungen, die seinen ganzen Körper durchfließen, balanciert er jedes Schlagloch, jede Kante, jede Böe aus. Ab und an ein Blick nach vorn. Richtung Ziel. Richtung Tal. Lutz Eichholz ist gerade dabei, vom 4000 Meter hoch gelegenen Gipfel des Mount Kinabalu in Malaysia abzufahren. Auf seinem Einrad. Eben diese Art von Abenteuer, wie jenes, das er 2013 absolvierte, ist genau das, wofür der junge Kölner inzwischen weltberühmt ist. Mit nichts als seinem Einrad befährt er die unwirtlichsten Gegenden unseres Planeten. „Meine Leidenschaft ist es, an Spots zu reisen, an denen noch niemand mit dem Einrad unterwegs war“, sagt er selbst. Und so hat der Einrad-Profi inzwischen nicht nur die Zugspitze auf seinem Municycle überquert, sondern auch die Alpen, Teile der Sahara oder der Atacama-Wüste. Den buchstäblichen Höhepunkt erlebte er jedoch vor zwei Jahren im Iran: Eichholz fuhr auf seinem Einrad vom Gipfel des 5671 Meter hohen Mount Damavand bis ins Tal ab. Weltrekord. „Wenn man kaum atmen kann und sich jeder Schritt wie ein Zehn-Kilometer-Lauf anfühlt, ist es verdammt schwer, auch noch Sport zu treiben“, erinnert er sich an diese Großtat zurück. Eine, die er bis heute versucht zu toppen und die gleichzeitig die Frage aufwirft: Wie kommt man überhaupt auf die Idee, mit dem Einrad extremste Gegenden erfahren zu wollen? Im konkreten Fall ist vor allem die Schwester des eigentlichen Raum- und Umweltplaners „schuld“. Die saß schon fest im Einradsattel, als ihr Eichholz nacheifern wollte und sich mit neun Jahren im gleichen Einradverein einschrieb. „Dabei mochte ich diese Sportart am Anfang gar nicht so“, schmunzelt er heute. Doch gut war er darin dennoch und bei seiner zweiten Einrad-WM in China im Jahr 2000 lernte Eichholz schließlich den extremen Einrad-Pionier Kris Holm kennen. „Er hat mich so inspiriert, dass in mir etwas ausgelöst wurde“, erzählt Eichholz, der heute übrigens selbst vierfacher Weltmeister in seiner Disziplin ist. Das, und die Tatsache, dass er seine einzigartigen Erlebnisse stets professionell mittels Kurzvideos und Fotos auf digitalen Kanälen (YouTube, Facebook und Instagram) der Öffentlichkeit bereitstellt, haben dazu geführt, dass er mit seinem Bike in TV-Shows ein gern gesehener Gast ist. Erst kürzlich ließ er bei „Battle der Besten“ die Sat 1-Juroren Bully Herbig und Michelle Hunziker staunen. Den verrücktesten Fernsehmoment erlebte Eichholz jedoch beim chinesischen „Wetten, dass..?“. „Ich hatte im Vorfeld den Bühnenmitarbeitern gesagt, dass sie meine Hindernisse beschweren müssen. Nachdem ich erst zu Fuß und dann mit dem Einrad auf den Kisten rumgesprungen bin, war ich sehr überrascht, als aus jeder Kiste ein Chinese rauskam. Als lebende Beschwerer“, berichtet er lachend. Derart schräge Erlebnisse sind derzeit allerdings keine in Sicht — schließlich hat Eichholz einen anderen Erdteil für seine nächsten Abenteuer auserkoren: Die Geburtsgegenden des Freeride-Mountainbikens rund um Vancouver und Whistler sollen nun unter die Räder kommen. Oder besser gesagt — unter das Rad.
„Ich mag es, an Spots zu reisen, die noch nie zuvor ein Einrad gesehen haben.“
Egal, ob Lutz Eichholz einsam in Island und von aktiven Vulkanen umgeben Richtung Tal rollt ...
... oder vor Hunderttausenden TV-Zusehern in China steht – auf seinem Einrad fühlt sich der Kölner stets zuhause.
Mit neun Jahren saß Lutz Eichholz erstmals auf dem Einrad. Heute sieht ihm die ganze Radwelt dabei zu.
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ALT IST TREND Von wegen alt und kaputt! Pünktlich zum 200-Jahr-Jubiläum des Fahrrads haben Zweirad-Oldtimer nicht nur unsere Straßen zurückerobert, sondern gleichzeitig eine ganz individuelle Parallelwelt um sich herum gesponnen. Text: Johannes Stühlinger Fotos: Bengt Stiller
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arüber, was Karl Freiherr von Drais im Jahr 1817 geritten hat, um das erste Fahrrad zu erfinden, herrscht nach wie vor Ratlosigkeit. So habe vielleicht ein Massensterben von Pferden dazu geführt, dass nach einem neuen Fortbewegungsmittel gesucht wurde. Andere meinen, das Fahrrad wäre schlicht aus einer Laune heraus entstanden. Doch egal, warum — es hat die Mobilität verändert und sich seither so stark weiterentwickelt, dass Radprofis eher auf Rennmaschinen denn auf Rennrädern unterwegs sind. Aber aller Technik zum Trotz sorgt aktuell ein kurioser Trend für Aufsehen: Statt neuester Bikes greifen gerade urbane Biker auf längst veraltete Räder zurück! Vintage heißt das Zauberwort. Dabei gilt: je älter und originaler das Rad, umso höher die Nachfrage.
Diese Entwicklung untermauert eine aktuelle Studie, die der digitale Marktplatz willhaben.at kürzlich veröffentlicht hat. Sie besagt, dass sich 79 Prozent der 1.600 Befragten vorstellen können, ihr nächstes Fahrrad gebraucht zu kaufen. Lediglich für 3,9 Prozent der Befragten stellt ein neues Fahrrad die einzige Option dar. Und wer
T R E N D Z U R V E R G A N G E N H E I T. Der Boom der Vintage-Bikes hat gleichzeitig einen Mode-Hype rund um längst vergangene Outfits und Looks ausgelöst.
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S T I L E C H T. Wer alte Rennräder wirklich liebt, der steigt auch nur in der passenden Montur auf seine Edelesel.
L E D E R & S TA H L . Von wahren Liebhabern wird penibel darauf geachtet, dass jedes Bauteil und jedes Ersatzteil original ist.
Heute kaufen wir die Räder der Stars unserer Jugend. Von denen wir einst nur träumten.
im Sommer durch die Städte schlendert, begegnet weit mehr Zweirad-Oldtimern als sündteuren High-End-Bikes. Ein Hype, der für den Radprofi Paul Marek von „Fahrradmeister Marek & Sohn“ in Wien nicht nur täglich erlebt wird, sondern auch nachzuvollziehen ist: „Diese alten Rennräder, die aktuell hoch im Kurs stehen, waren einst die Sportgeräte großer Rennradidole“, holt er aus. „Eben jene, die einst als Jugendliche ihren Stars zugejubelt haben, konnten sich diese Räder damals aber nicht leisten. Heute haben sie die nötigen Mittel und wollen sich ihre alten Träume erfüllen.“ Hinzu kommt, dass es an alternativen Neurädern mangelt, da die legendären Stahlrahmen fast komplett durch Alu und Carbon verdrängt wurden. „Die neuen Räder entsprechen nicht dem Bild, das die Menschen im Kopf haben. Also suchen sie gebrauchte Stücke“, so Marek.
meiner persönlichen Warte sind neue Räder schlicht langweilig. Abgesehen davon kriegt man um rund 500 Euro ein richtig gutes gebrauchtes Rad, aber sicher kein adäquates neues“, spricht er von einem weiteren, sehr pragmatischen Grund, warum plötzlich so viele alte Drahtesel derart zahlreich Richtung Zukunft rollen. Hinzu käme, dass Bikes mit Geschichte stets Unikate seien und dies eben dem heute in der Gesellschaft stark verankerten Verlangen nach Individualität Rechnung trägt. Auch das Abwenden von der Wegwerfgesellschaft sei ein Mitgrund, so Böhm. Er selbst hat gerade — pünktlich zum 200-Jahr-Jubiläum des Fahrrads — die emotionale Ausstellung „Bicycles“ im Schloss Hollenburg zusammengestellt. Dabei kann man bis zur berühmten Draisine von besagtem Karl Freiherr von Drais in der Geschichte retourradeln.
Einer, der genau davon ein Lied singen kann, ist der Niederösterreicher Markus Böhm. Er hat diese Entwicklung schon vor elf Jahren frühzeitig erkannt und mit dem „Radlager“ das erste Fachgeschäft für Vintage-Bikes im Herzen Wiens eröffnet. „Aus
Doch abgesehen von den alten Geräten an sich hat sich gleichzeitig rund um diese zusätzlich eine kleine, aber sehr modebewusste Parallelwelt gesponnen. Das wird bei Veranstaltungen wie dem jährlichen „In Velo Veritas“, einer Rundfahrt durch
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das Weinviertel, bei der nur alte Bikes zugelassen sind, offensichtlich. Die über 600 Teilnehmer kommen nicht bloß auf alten Edeleseln, sondern auch in passender Montur. Natürlich original, aus einer Zeit möglichst weit vor unserer Zeit. Es ist ein wahrer Kult rund um die Epoche der historischen Stahlrahmen entstanden. In die gleiche Kerbe schlägt auch der „Tweed Ride Vienna“, bei dem sich alle Teilnehmer hingebungsvoll dem Dresscode der 1920er-Jahre unterwerfen. „Von den alten Fahrrädern
GUTER RAD A U S S T E L L U N G „ B I C Y C L E S “. Seit 15. Juli 2017 kann man auf Schloss Hollenburg die 200-jährige Geschichte des Fahrrads erfahren. Mehr Infos im Netz unter: www.bicycles-exhibition.com T WEED RIDE VIENNA. In unregelmäßigen Abständen werden in Wien Rundfahrten mit Dresscode veranstaltet. Infos: www.tweedride.at I N V E L O V E R I TA S . Vom 9. – 10. Juni 2018 treffen sich wieder Hunderte Vintage-Fans zur Rundfahrt durchs Weinviertel. Infos: www.inveloveritas.at
geht ein ganz eigener Zauber von Ästhetik aus“, sagt etwa Roman Plauster. Er ist regelmäßig bei den Happenings der Vintage-BikeSzene dabei und sammelt sogar einspurige Oltimer. „Ich baue sie selbst aus vielen Teilen zusammen“, erzählt er und ordnet sich somit in einer Kategorie ein, die Fahrradmeister Paul Marek gut kennt: „Es gibt viele Menschen, denen es vorwiegend ums möglichst originale Aufbauen eines alten Stücks geht. Weltweit ist eine Jagd durch das Internet nach Originalbauteilen besonderer Modelle ausgebrochen.“ Marek differenziert ganz bewusst in Kategorien. Seiner Wahrnehmung nach gibt es ganz unterschiedliche Zugänge zu diesem Trend. Da wären etwa die Sammler, die sich eine besondere Zweiradrarität um viele tausend Euro im Wohnzimmer an die Wand hängen. Dann gibt’s die Minimalisten, zumeist der Hipster-Szene zugeordnet, die ein möglichst schlichtes Rad auf sich persönlich anpassen. Und dann kommen noch jene in sein Geschäft, die um wenig Geld ein möglichst fahrtaugliches altes Rad haben wollen, das sie von A nach B bringt, aber sicher nicht gestohlen wird. Diese Radln werden im Jargon augenzwinkernd als „Stadtschlampen“ bezeichnet. Doch sie sind in Wahrheit der Grund dafür, dass ein anfänglicher Hype Trend geworden ist. Denn erst durch diese wurde das VintageBike auf unseren Straßen omnipräsent.
V I N TA G E & W E I N . Jedes Jahr kommt das Weinviertel unter die alten Räder Hunderter Vintage-Fans. Die Rundfahrt „In Velo Veritas“ ist längst selbst legendär.
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Hansmann ist in 45 Start-ups involviert. Das ist mehr als genug, also hat er sich einen Investitionsstopp verordnet.
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Ein Bike für jeden Exit Johann „Hansi“ Hansmann ist Österreichs erfolgreichster Business Angel. Doch der Mann hat weit mehr als bloß Zahlen im Kopf. Und in den Beinen so viele Rad-Kilometer wie so mancher Moutainbike-Profi. Interview: Johannes Stühlinger
W Fotos: Gregor Kuntscher, Johann Hansmann
er als junger Unternehmer das Rad neu erfinden möchte, für den klingt der Name Hansi Hansmann wie Musik in den Ohren. Der 65-Jährige gilt als wesentlicher Motor der heimischen Start-up-Szene. Bis heute hat er als Business Angel 45 Jungunternehmen auf die Sprünge geholfen oder zu großen Erfolgen begleitet — Runtastic etwa. Doch wenn Hansi Hansmann gerade nicht geschäftlich nach den Sternen greift, erklimmt er mit einem seiner sieben Mountainbikes eben Berggipfel. Wie kommt es, dass Sie sich ausgerechnet das Mountainbiken als Ausgleich zum Business-Stress ausgesucht haben? Eines vorweg: Wir sind per Du. Und das Mountainbiken, das war ein reiner Zufall. Spontan motiviert von ein paar Freunden bin ich 2001 beim Vienna City Marathon gestartet. Also hab’ ich mich mehr schlecht als recht vorbereitet und bin den Marathon dann wirklich in vier Stunden gelaufen. Allerdings hab’ ich mir dabei Muskelfasern eingerissen und konnte danach ein paar Monate vor lauter Schmerzen gar nicht mehr rennen. Da haben meine spanischen Freunde gemeint, ich solle doch mit ihnen mit zum Mountainbiken kommen. Wir sind dann auf eine Tour gegangen und die haben mir gezeigt, wo Gott wohnt. Ich hab’ furchtbar gelitten. Aber es hat bei mir ein „Das passiert mir nie mehr“Gefühl ausgelöst. Am nächsten Tag hab’ ich
mir ein eigenes Mountainbike gekauft und zu trainieren begonnen. Heute ist es so, dass ich mich bei einem gelungenen Exit oder einem großen Erfolg eben jedesmal mit einem neuen Rad belohne. Diese Geschichte spiegelt wohl deinen grundlegenden Ehrgeiz wider? Ja, auch. Aber es hat mir einfach von Anfang an viel Spaß gemacht. Und da kommt bei mir noch etwas eher Ausgefallenes hinzu: Ich hab’ seit 1985 ein Excel-Sheet laufen, in dem ich tageweise, mit Monats- und Jahresvergleichen, jede einzelne Sportaktivität eintrage. Das klingt eigentlich nach einer Vorstufe von Runtastic, wo du als Business-Angel von Anfang an dabei warst ... Ja, genau. Das heißt aber für mich, wenn ich eine Radtour machen möchte und ich habe keine Möglichkeit, diese mit Pulsmesser und GPS aufzuzeichnen, dann fahr’ ich nicht. Das ist eine komische Einstellung, das weiß ich selbst, aber ich mach’ das eben so.
Ob in Spanien oder in Österreich – mehrmals im Jahr gibt Hansi Hansmann seinem Bike die Sporen.
Das Erfassen von Daten – eine Parallele zur Wirtschaftswelt? Das Sammeln von Erfahrungswerten und Zahlen, um sich zu überlegen, wie man etwas perfektionieren kann, das ist in der Wirtschaft genauso notwendig. Auch da gibt es einen ständigen Wettbewerb. Und auch da ist mein Anspruch immer der, zu gewinnen — wie eben auch am Bike mich selbst zu 110% ZWEIRA DF IEBER
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Als „Einhorn“ bezeichnet man ein Start-up, das mit über 1 Milliarde US-Dollar bewertet wird. Logisch, dass es Hansmanns T-Shirt ziert.
Beim Thema Jakobsweg denkt man immer an Spirituelles. Gibt es bei dir auch einen meditativen Zugang? Nein. Es geht mir nur um die sportliche Challenge, um die Landschaft und das Zusammensein mit Freunden, um gutes Essen. Dieses Pilgererlebnis hat man dann aber trotzdem auf den Hauptrouten des Jakobsweges — da kann man es kaum vermeiden. Ist bei deinen Start-ups auch ein Mountainbike-Unternehmen dabei? Nein. Ich bin hauptsächlich in digitale Firmen involviert. So ein Radl ist eine aufwendige und teure Geschichte, das ist nicht ganz leicht zu skalieren und hat auch einen größeren Kapitalbedarf. Mein Ansatz bei Investments hat außerdem nichts mit meinen persönlichen Vorlieben zu tun. Ich verwende auch kaum etwas von dem, was meine Start-ups machen. Nur Runtastic, wenn ich laufen gehe. Grundsätzlich hat man das Gefühl, du nimmst dich auch in der Öffentlichkeit weniger wichtig, als man vermuten würde ... Ich würde sagen, ich bin nicht besonders eitel, aber ein bisschen schon. Gleiches
gilt fürs Ego. Dort, wo ich nach außen hin sehr aktiv bin, wie etwa auf Facebook, tue ich das, weil ich glaube, dass es für meine Start-ups gut ist. Dass ich in der Öffentlichkeit stark wahrgenommen werde, mache ich aber schon bewusst und gezielt. Das hat einen wesentlichen Aspekt: Ich gelte in der Öffentlichkeit als jemand, der die Start-upSzene stark unterstützt und zu dem gemacht hat, was sie in Österreich heute ist. Den ein gewisses Erfolgsgeheimnis umweht. Das hilft mir sehr, wenn ich Leute auf Finanzierungen für meine Start-ups anspreche. Denn: Ich brauche immer Geld. Das ist ein Faktum. Ich kann ja meine 45 Start-ups nicht alle selbst ausfinanzieren. Und dieses dafür notwendige Netzwerk kann nie groß genug sein. Da hilft die öffentliche Wahrnehmung meiner Person einfach sehr. Du hast schon so viel erreicht – gibt es noch ein großes Ziel für dich? Ich bin grundsätzlich ein Anhänger der Philosophie, dass es extrem schade ist, dass Menschen im Pensionsalter in Pension gehen und nur mehr Rosen züchten oder so. Da geht unglaublich viel Know-how verloren! Es wäre gut, auch für die Integration von älteren Leuten in der Gesellschaft, wenn Möglichkeiten geschaffen würden, die Ältere mit Jüngeren zusammenbringen. Und die Jüngeren von der Erfahrung der Älteren profitieren könnten. Diesen Zugang stärker nach außen zu tragen, modern zu machen, ist auf jeden Fall ein Ziel.
Das Höchste der Gefühle: 2007 war Hansmann mit dem Rad am Himalaya.
JOHANN HANSMANN BIOGRAFIE Geboren: 5. Oktober 1951 Wohnorte: Österreich/Spanien Short Story: Hansmann studierte in Wien Wirtschaftswissenschaften und war in Folge 20 Jahre für die Pharmabranche in Spanien tätig. Dort gründete er auch eine eigene Pharmafirma. Seitdem er sich aus dieser zurückgezogen hat, investiert er Kapital und Know-how in 45 Start-ups. Das berühmsteste und erfolgreichste ist Runtastic.
Fotos: Gregor Kuntscher, Johann Hansmann
schlagen. Also hab’ ich begonnen, sehr viel zu fahren. Im Sommer etwa in Österreich Alpenüberquerungen. Und parallel dazu in meiner zweiten Heimat Spanien alle spanischen Jakobswege.
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Dominic Thiems Aufstieg an die Weltspitze live miterleben!
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atürlich kann man sich im Tennis auch mit Wiederholungen und Kurzzusammenfassungen begnügen. Man kann auch auf die morgige Zeitung warten, um die Heldentaten unseres neuen Tennis-Champions zu lesen. Oder man ist einfach live dabei — bei jedem Match von Dominic Thiem auf der ATP-Tour 2017. Denn ein echter Tennisfan will 25 Jahre nach dem legendären Thomas Muster kein Spiel unseres jungen Superstars verpassen. Man will einfach bei allen wichtigen Szenen und Ballwechseln live dabei sein — bis zum großen ATP-Finale in New York. Und mit „live sehen“ ist mehr gemeint: Spannende Vorberichte, Livespiele mit den besten Kommentatoren des Landes, Wiederholungen, Zusammen-
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Fotos: Gepa
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EINE ODE AUF DIE BERGPREDIG T Beim Ötztaler Radmarathon mit seinen 5500 Höhenmetern bestreiten heuer erstmals die Profis den Prolog zum Jedermann-Marathon. Doch die No Names bleiben die Stars. Weil sie seit 1982 für die Show sorgen. Weil sie bis zu vier Jahre warten, bis sie die Lizenz zum Sich-Quälen erhalten. Und weil die Letzten am Ende des Tages immer die Ersten sind. Text: Manfred Behr
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Fotos: Imago, Ötztaler Radmarathon
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s ist, als würde Robbie Williams im Vorprogramm von Andreas Gabalier auftreten. Als käme „Kreuz & Quer“ in der Prime Time vor der „Millionenshow“. Als würde das Wiener Derby die Stimmung für Fortuna 05 gegen Hellas Kagran anheizen. Ein zumindest mutiges Konzept. Aber eines, hinter dem man stehen kann, wenn man für das Gelingen des Ötztaler Radmarathons Sorge trägt. Denn dort sind seit der Premiere 1982, die Tirols Ex-ASVÖ-Generalsekretär Helmut Maier initiiert hat, von jeher die No Names die Stars. Auch heuer, obwohl es OK-Chef Ernst Lorenzi unter Mithilfe von Ex-Profi Thomas Rohregger gelungen ist, den Rad-Weltverband UCI nach Jahren der Überzeugungsarbeit dazu zu animieren, ein Profirennen der dritthöchsten Kategorie (1.1) abzunicken. Das wohl härteste Ein-TagesRennen im Profizirkus. „Dazumals hat uns in der FIS auch jeder erklärt, in Sölden werde nie ein alpines Weltcuprennen auf dem Gletscher stattfinden. Wir haben einfach gelernt, mit Verbänden umzugehen. Die UCI hat uns für spätestens 2020 die WorldTour-Zugehörigkeit in Aussicht gestellt. Aber auch dann werden wir unsere Freizeitsportler um keinen Deut geringer schätzen“, verspricht Lorenzi, der am 28. August (Samstag/12.30 Uhr) die 150 Elitefahrer und am 29. (Sonntag/6.45) die über 4000 Hobbyathleten auf die 238-km-Schleife jeweils mit Start und Ziel in Sölden schicken wird. „Wer kann schon von sich behaupten, ein Profirennen im Rahmenprogramm zu haben?“ Wobei die Runde über Kühtaisattel (2020 m), Brenner- (1377 m) und Jaufenpass (2090 m) sowie Timmelsjoch (2509 m) nach insgesamt 66 Serpentinen und 100 Bergauf-Kilometern dort wie da für leere Kohlenhydratspeicher sorgen wird. Zum Vergleich: Die gebirgigste Etappe der Tour de France 2017, das 9. Teilstück von Nantua über den bis zu 22 Prozent steilen Grand Colombier nach Chambéry, wies 4600 Höhenmeter und ein paar Zerquetschte auf — beim Ötztaler hingegen warten exakt 5500. Trotzdem werden die Profis alle Hände respektive Beine voll zu tun haben, den 16 Jahre alten Streckenrekord von Hugo Jenni (SUI/6:50:31 Stunden) zu unterbieten. Dem prominentesten Teilnehmer am diesjährigen Marathon wird das schwerlich gelingen, wenngleich er sich auf sein drittes Antreten zielgerichteter denn je vorbereitet hat — Jan Ullrich. Wie sämtlichen Klassensiegern und Vielstartern der Vergangenheit (20 Teilnahmen und mehr) blieb auch dem
43-Jährigen die Startplatzlotterie erspart. Rund 16.000 Anmeldungen werden jährlich registriert, drei Viertel der Bewerber gehen leer aus. „Wobei wir einen Filter eingebaut haben, dass jeder, der dreimal Pech hatte, beim vierten Anlauf einen Fixplatz bekommt“, hat Lorenzi und sein Team für extreme „Härtefälle“ vorgesorgt. Apropos Vielstarter: Nach 36 Auflagen (1996 wurden zwei Bewerbe durchgeführt) führt der 75-jährige Schwabe Hermann Schwarz mit 28 Teilnahmen. Der bezeichnet sich zwar selbst als „Verrückten“, das gilt in
„Es geht um keinen Cent, die Letzten werden mehr bejubelt als die Sieger. Es gibt keinen rationalen Grund zu dopen.“ weitaus höherem Maße aber für all jene Hobbyathleten, die sich unerlaubte leistungssteigernde Präparate zuführen, um am Ende ein paar Minuten vor dem Nachbarn, Firmenkollegen, Trainingspartner über die Ziellinie in Sölden zu rollen. Schon möglich, dass die Organisatoren diesem Phänomen heuer erstmals mit Dopingkontrollen zu Leibe rücken werden. „Wir wären nicht einmal beim Profirennen dazu verpflichtet, man sammelt damit aber Gutpunkte für die Bewertung. Und wenn wir die Kontrollore schon mal hier haben, könnten sie am nächsten Tag auch gleich ihren Dienst versehen. Wobei die zehn Kontrollen nur ein Feigenblatt wären, das wir
uns umhängen. Nachdem es beim Marathon um keinen Cent geht, die Letzten, die nach knapp 14 Stunden um 20.30 Uhr in Sölden eintreffen, mehr umjubelt werden, hochwertigere Preise erhalten als der Sieger, gibt es keine rationalen Argumente zu dopen. Man kann die zu Kontrollierenden somit nur auf gut Glück auslosen.“ Dass im Hobbysport rationale Überlegungen gerne mal Pausen einlegen, zeigt sich bei jedem Ötztaler Marathon mehrfach. Wie die 100 bis 200 Trikots belegen, die jährlich gegen Bezahlung des Nenngeldes von 129 Euro abgeholt werden, mit denen dann aber niemand startet. Lorenzi: „Ich vermute, dass man sie zum Angeben benötigt.“ Nicht minder skurril: wiederkehrende Versuche, dem faulen Kumpel zu einer erfolgreichen Teilnahme zu verhelfen, indem man das Rennen mit zwei Chips bestreitet. „Netter Versuch“, lächelt der OK-Chef milde. Ein gequältes Lächeln erntet man hingegen als Antwort auf die Frage nach Subventionen. „Einmal, zum 25er-Jubiläum, haben wir 10.000 Euro bekommen. Das würde heute ein Siebzigstel unseres Marathon-Budgets abdecken. Das Profirennen kostet noch einmal 700.000 Euro. Schließlich haben wir jeweils 1087 Helfer im Einsatz. Aber wir verzeichnen 26.000 zusätzliche Nächtigungen, eine Wertschöpfung von zwei Millionen Euro, einen immensen Werbewert, indem allein ORF 1 und Eurosport 1 die letzten zweieinhalb Stunden des ,Pro Ötztaler 5500‘ live übertragen. Vermutlich sagen sich die Fördergeber, dass wir die Bewerbe mit oder ohne Subvention durchführen werden. Womit sie recht haben.“
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Ein Sturz kann Leben retten Nach einem Mountainbike-Crash erhielt FourcrossPionierin Helene Frühwirth 2014 die Schockdiagnose „Gehirntumor“. Heute, mit 33, ist sie fitter, schneller, stärker denn je, greift bei der WM nach einer Medaille. Nur ihre Paradedisziplin kränkelt dahin. Text: Manfred Behr
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Need for Speed. Doch Österreich verfügt nur über eine einzige (einspurige) Trainingsstrecke.
Labrador-Retriever Merlin begleitet sein Frauchen auf vielen Trainingsfahrten.
Fotos: Helene Frühwirth
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kicross, Snowboardcross, Fourcross. Wo „Cross“ draufsteht, ist üblicherweise Action drin. Waghalsige Sprünge, Steilwandkurven, Wellen, dazu der Kampf Mann gegen Mann, Frau gegen Frau, jeder gegen jeden. Zu viert wuchtet man sich in den Parcours, stellt gekonnt die Ellbogen auf. Winters auf einem oder zwei Brettln, sommers auf zwei Rädern. Helene Frühwirth, 33, ist ein Urgestein der Fourcross-Szene. Die Mödlingerin hat nach 19 Jahren im Sattel gut und gerne 300 Rennen in den Wadln (Downhill inklusive). Ihr internationaler Durchbruch aber liegt erst drei Jahre zurück — unmittelbar davor war Frühwirth ein Gehirntumor entfernt worden. „Es handelte sich um einen gutartigen Blutschwamm, der aufgrund seiner Größe von 2,5 Zentimetern aber doch lebensbedrohlich war. Dann nämlich, wenn er aufgeplatzt wäre.“ Zwei Stürze binnen eines Jahres brachten die Ärzte auf die Spur. Beide Male hatte Frühwirth für Stunden das Bewusstsein verloren, ein MRT zeigte die Anomalie. Nach dem Crash 2013 hatten die Ärzte den Blutschwamm noch für eine Folge des Aufpralls gehalten, doch als er ein Jahr später nicht nur noch immer da, sondern signifikant gewachsen war, schrillten die Alarmglocken. „Mein Glück war, dass sie damals im AKH gerade das erste funktionelle MRT Österreichs reinbekommen hatten. Ich lag zehn Mal eine Stunde in dieser Röhre, damit die Ärzte durch das genaue Vermessen meiner Gehirnströme Aufschluss erhielten, wo genau sie sich zum Tumor durchbohren konnten, ohne Schäden zu verursachen. Was die Ärzte am meisten verblüffte, war,
dass ich angesichts meiner Tumorgröße noch keinerlei neurologische Ausfälle oder Beeinträchtigungen zu verzeichnen hatte.“ Leistungsmäßig ging es für die BergabSpezialistin nach der Operation steil bergauf. „Meine Sicht aufs Leben veränderte sich, ich wurde gelassener, realisierte: Sportlicher Erfolg ist nicht alles. Ich erfreue mich daran, überhaupt an Wettkämpfen teilnehmen zu können. Ich wurde aber auch mutiger, habe viel an der Sprungtechnik gearbeitet, komme dadurch mit mehr Geschwindigkeit in viele Passagen.“ Abzulesen an nackten Zahlen: Weltranglisten-Erste 2015, Weltcup-
„Meine Sicht aufs Leben änderte sich. Ich wurde gelassener, realisierte: Sportlicher Erfolg ist nicht alles.“ Gesamtsiegerin 2014 und 2015. In Val di Sole (24./25. 8.) soll nun der letzte weiße Fleck auf ihrer Erfolgslandkarte getilgt werden — in Form einer WM-Medaille. Leben wird die Magistra für Sportwissenschaften und -management von ihrer Leidenschaft aber auch dann nicht können. Das war schon mal anders, doch die Wirtschaftskrise von 2008 änderte vieles. Seither gibt sie für die Vienna Bike Academy Kurse und Privatstunden zum Thema Fahrtechnik, jobbt auch einmal pro Woche in einem Bike-Store (Ciclopia). Selbst dort merkt sie, dass Fourcross derzeit nicht so wirklich im Trend liegt. „Woran auch die Bike-Industrie nicht unschuldig ist. Man muss es so sehen: Unsere Räder sind vergleichsweise billig, langlebig und wenig reparaturanfällig.
Jump around! Intensives Sprungtraining ebnete Frühwirth den Weg an die absolute Weltspitze.
HELENE FRÜHWIRTH Die 33-Jährige, Nr. 4 der Fourcross-Weltrangliste, gilt als Mitfavoritin bei der WM in Val di Sole. Nebenbei arbeitet sie als Mountainbike-Coach und Verkäuferin in einem Radgeschäft.
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Damit unser Hühnchen am Grill nicht austrocknet, hat Jürgen Gschwendtner zwei Tipps auf Lager. Erstens: Salz erst nach dem Grillen beifügen, niemals zuvor. Zweitens: Keinesfalls das Fleisch auf den heißen Grill pressen!
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Gut mit Glut
Was gibt es Herrlicheres, als den Grill zu befeuern und zum Dinner zu bitten? Genau das macht Jürgen Gschwendtner in der Grand Etage des Grand Ferdinand nun jeden Sonntag. Also weiß er auch, wie man das perfekte Hühnchen grillt. Text: Johannes Stühlinger Fotos: Gregor Kuntscher
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igentlich ist die sogenannte Grand Etage am Dach des schönen Hotels Grand Ferdinand am Wiener Ring nicht für jedermann zugänglich. Man muss schon Mitglied sein, um die schicken Räumlichkeiten samt 350 Quadratmeter Terrasse und luxuriösem Pool nutzen zu dürfen. Doch im Sommer ist das exklusive Ambiente jeden Sonntag ab 17 Uhr für alle zugänglich und somit ein wahres Must: Unter dem Titel „Grill & Chill“ bittet Küchendirektor Jürgen Gschwendtner nämlich Hungrige an seinen Grill. Keine Frage also, dass der Mann echt Ahnung von idealer Grillglut und perfektem Grillgut hat. Deshalb serviert er uns an dieser Stelle heute sein „Jerk Chicken Drum“ — ein Grillgericht, dessen Wurzeln übrigens in Jamaika liegen. Und so wird’s gemacht: Die rote Zwiebel und die Knoblauchzehen schälen und fein schneiden. Den Ingwer schälen und fein reiben. Das geht am besten mit einer Mikro Plane, aber natürlich auch mit der Küchenreibe. Nun die Chilischote von den Kernen und dem weißen Inneren befreien, danach fein schneiden und alles mit den restlichen Zutaten der
Marinade vermischen. Jetzt die Hühnerkeule beim Gelenk halbieren, die Haut mit einem scharfen Messer einritzen, damit unsere Jerk-Marinade, in die wir nun das Fleisch einlegen, schön einziehen kann. Danach alles für gut zwölf Stunden im Kühlschrank ziehen lassen. Bevor das Hühnerfleisch auf den Grill kommt, die übrige Marina abstreifen und an allen Seiten insgesamt 9 Minuten grillen. Erst danach mit einer Prise Meersalz verfeinern. Parallel dazu können wir das Grillgemüse zubereiten. Zucchini und Melanzani in ein Zentimeter dicke und sechs Zentimeter lange Streifen schneiden und auf den Grill legen. Rote und gelbe Paprika halbieren, von Kernen und dem Inneren befreien, danach vierteln und ebenfalls auf den Grill damit. Die roten Zwiebeln wie einen Kuchen im Ganzen in acht Stücke schneiden, mit den Händen abblättern und kurz grillen. Zum Schluss alle Zutaten mit zwei Esslöffeln Olivenöl, Meersalz, Pfeffer und frischen Basilikumblättern marinieren. Als Garnitur kann man noch Limetten in Spalten schneiden. Kleiner Tipp als Dip: Wasabi-Mayonnaise oder SafranMayonnaise passen ganz herrlich dazu!
EINK AUFSLISTE FÜR 4 PERSONEN FÜR HÜHNCHEN & MARINADE: 4 ganze Hühnerkeulen, 1 rote Zwiebel, 50 g frische Ingwerwurzel, 1 rote Chilischote, 2 Knoblauchzehen, 2 TL Öl, 1 TL geräuchertes Paprikapulver, 1 TL brauner Zucker, 1 TL getrockneter Thymian, 1/2 TL Muskat, 1 TL Zimt, 1 TL gemahlener Piment, 1/2 TL geriebene Nelken, 1 TL geschroteter Pfeffer, 2 TL frisch gepresster Limettensaft, Meersalz FÜRS GRILLGEMÜSE: 1 Bund Jungzwiebeln, 1 Zucchini, 1 Melanzani, je 1 Paprika rot und gelb, 1 rote Zwiebel, Olivenöl, Meersalz, geschroteter Pfeffer, frische Basilikumblätter
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Das kommt darauf an, wie alt du bist. Kinder unter zwölf Jahren müssen einen Radhelm tragen – auch, wenn sie nur im Anhänger mitrollen. Dafür verantwortlich ist die jeweilige Aufsichtsperson. Und diese muss nicht – sollte aber ebenso – als Helmi unterwegs sein!
Ist Helm jetzt Pflicht?
Partymachen und Radfahren sind keineguten Freunde. Nicht nur, dass ab 0,8 Promille eine saftige Geldstrafe vonbis zu 5.900 Euro droht, kann im schlimmsten Fall sogar der Führerschein entzogen werden. Und zwar dann, wenn „mangelnde Verkehrszulässigkeit“ festgestellt wird. Also: Obacht!
Darf ich besoffen sein?
Ist Durchschlängeln ok?
Illustration: Nicolás Aznárez
Wenn man gemütlich mit seinem Drahtesel durch die Straßen cruist, können einem schon recht schräge Fragen durch den Kopf gehen. Was darf ich? Was darf ich nicht? Bin ich unverwundbar? Zumindest ist uns das passiert. Also haben wir mit Hilfe des ÖAMTC auch gleich nach passenden Antworten gesucht.
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Mit RAD TAT
Solange die Kolonne rollt, nein. Wenn du aber an einer Ampel stehst, so darfst du dich vorschlängeln. Aber nur, wenn ausreichend Platz ist und kein abbiegender Autofahrer dabei behindert wird. Also: Augen, auf!
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Das ist unwahrscheinlich, da es technisch fast unmöglich ist. Trotzdem müssen sich auch Radfahrer an Tempolimits halten, die etwa in Begegnungszonen wie der Wiener Mariahilfer Straße gelten (20 km/h). Wer zu schnell fährt und rausgefischt wird, blecht wie jeder Autofahrer.
Hat mich grad das Radar geblitzt?
Nur dann, wenn du es mit Bremsen gepimpt hast! Denn laut Fahrradverordnung muss dein Bike über zwei voneinander unabhängige Bremssysteme verfügen. Sonst wird es als Spielzeug betrachtet und du darfst damit bloß auf Spielplätzen herumkurven.
Mein Fixie ist legal, oder?
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Wir sind davon überzeugt, dass du am Bike sogar freihändig SMS oder Mails verfassen kannst. Allein, das ist nicht nur verboten, sondern auch teuer: 50 bis 72 Euro kassieren die Uniformierten dafür. Aber: Mit Freisprecheinrichtung darfst du ausführlich telefonieren.
Wie ist das mit dem Handy?
Das hängt ganz davon ab, mit welcher Tafel er markiert ist. Wenn die dazugehörige Verkehrstafel rund ist, dann musst du den Radweg benutzen. Es sei denn, er ist vereist oder aus anderen Gründen nicht befahrbar. Wenn das Taferl aber eckig ist, dann kannst du ihn getrost ignorieren.
Sind Radwege ein Muss?
Nur dann, wenn sie ein rotes Licht hat und nach hinten leuchtet! Das Frontlicht muss fix am Rahmen montiert sein und außerdem konstant leuchten. Dein Rücklicht aber darf sogar blinken oder Purzelbäume schlagen.
Reicht meine Stirnlampe?
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Gib Gummi Mit der Supermoto muss man nicht zwingend Rennen fahren. Stunts zeigen geht auch.
Text: Johannes Stühlinger Fotos: Jork Weismann Styling: Max Märzinger
Dieses Foto zeigt Jürgen Luttenberger und Kurt Rubik auf ihren Supermotos. Leider haben sie Gas gegeben, als es Klick gemacht hat.
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Einst zeigte Jürgen Luttenberger auf dem BMX was er kann. Heute macht er mit den Supermotos ziemlich starke Showeinlagen. 110% ZWEIRA DF IEBER
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eise war gestern. Heute sind Jürgen und Kurt da. Und wo die zwei Jungs auch auftauchen, dort wird es zwangsläufig laut. Denn: Sie sind Stuntfahrer. Oder Akrobaten. Oder wie auch immer man die beiden bezeichnen möchte. Auf jeden Fall aber sieht es so aus, als hätten sie ihre Supermotos besser im Griff, als Valentino Rossi und Marc Marquez zusammengerechnet. Denn der Kärntner und der Wiener begnügen sich nicht damit, mit 300 Sachen im Kreis zu fahren. Sie machen lieber mit 150 Sachen sogenannte „Tricks“, die für normale Menschen eher wie abgefahrene Kunststücke von zwei Verrückten aussehen. Der eine kommt gerade am Tank stehend aus der Kurve gedüst, der andere ist schon seit gefühlten Minuten mit einem Affenzahn im Nose-Wheelie, also bloß auf dem Vorderrad, unterwegs. Es raucht und qualmt und in der Luft hängt der Geruch von verbranntem Benzin und Gummi. Hauptsache, den Zuschauern bleibt vor Staunen die Spucke weg.
Aber zurück zu Jürgen Luttenberger (35) und Kurt Rubik (37). Gemeinsam mit zwei anderen Freunden bilden sie die „Vienna Street Rockaz“ — eine alte Freundestruppe, die einst auf BMX-Bikes die Menschen zum Staunen gebracht hat, aber vor mehr als zehn Jahren gemeinsam beschloss, doch lieber auf 200-PS-Geräte umzusatteln.
Für derart waghalsige Tricks braucht Kurt Rubik wahres Fingerspitzengefühl.
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„Wir haben dann gut und gern ein Jahr trainieren müssen, bis wir auch auf den Supermotos ein herzeigbares Level erreicht haben“, erinnert sich Luttenberger zurück. Heute reisen sie in ihrer Freizeit durch halb Europa, um ihre außergewöhnliche „Feinmotorik“ unter Beweis zu stellen. Denn: All ihre Einlagen bedingen ein besonders hohes Maß an Fingerspitzengefühl: „Es ist das ständige Balancehalten zwischen Kupplung und Gas“, erklären sie. Und da entscheidet eben oft bloß ein Millimeter über Szenenapplaus oder Krankenhaus. „Man muss zu 110 % bei der Sache sein, sonst ist es wirklich gefährlich“, sagt Jürgen. Seinen Kumpel hat das Bike schon einmal ordentlich abgeworfen — Handgelenksfraktur und Zehenquetschungen waren die Folge. Doch weil die Burschen ihre Geräte grundsätzlich fest im Griff haben, ist es „einfach die perfekte Methode, um den Alltagsstress abzuschütteln“, meint Jürgen, der eigentlich als Unternehmer mit der Event-Firma „Fairleih“ seine Brötchen verdient. Noch gefährlicher wird die Sache, da bei dieser Art, Supermoto zu fahren, im Gegensatz zu Rossi und Co kaum Schutzkleidung getragen werden kann. „Vollmontur wäre viel zu hinderlich“, geben sie zu Protokoll. Und für unser Fotoshooting haben sie gleich auch noch auf Helm und Handschuhe verzichtet. Schließlich hätten die zu den coolen Anzügen einfach nicht wirklich gut ausgesehen. Aber, Achtung: Die gezeigten Kunststücke keinesfalls nachmachen. Schon gar nicht derart leicht bekleidet. STYLE: Anzug: Wendy Jim Hemd: Wood Wood via Comerc Sonnenbrille: Talent`s own
„Man muss mit 110 % bei der Sache sein. Sonst wird das schnell wirklich gefährlich!“
STYLE: Hemd: Soulland via Comerc Hose: YMC via Comerc Sonnenbrille: Talent`s own
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August Auinger betrachtet die Königsklasse der Motorrad-WM als attraktivere Formel 1. „Wir sehen die Art von Rennen, die wir so lieben.“
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Ausgebremst und abgehängt Geahnt haben wir es schon lange – die Motorrad-WM bietet die spektakulärere Show, die cooleren Typen, den größeren Thrill. Vor dem Heimrennen in Spielberg am 13. 8. liefert August Auinger, Österreichs erfolgreichster Motorradpilot ever, nun die Beweise: 9 Gründe, warum die MotoGP die bessere Formel 1 ist. Text: Gerald Enzinger
Fotos: Getty (2)
1. DIE BESTEN DER BESTEN! Auf dem Weg in die Formel 1 stranden viele hochtalentierte Piloten, weil ihnen das Geld fehlt. „In der Moto-GP aber kannst du sicher sein, dass die Besten der Besten in der Königsklasse auftauchen“, sagt August Auinger, Österreichs erfolgreichster Motorradpilot. „Die Jahrhunderttalente wie Marquez, Rossi oder Vinales schaffen es relativ schnell.“ Wobei nicht nur der Fan vom dichten Wochenendprogramm mit Moto3, Moto2 und MotoGP profitiert: „Für den Zuschauer bedeutet es Abwechslung, weil alle drei Meisterschaften und alle drei Motorräder einen jeweils sehr eigenen Charakter haben. Bei den Piloten
wiederum bewirkt diese Vielfalt der Anforderungen, dass nur die Stärksten am Ende überbleiben. Wir haben schon viele Weltmeister aus kleineren Klassen in der nächsten scheitern sehen.“ 2 . D I E S TÄ R K S T E N C H A R A K T E R E ! Auinger: „Von Beginn an entwickeln sich viele Piloten in völlig andere Richtungen. Es gibt keine Einheitstypen. Ein Marc Marquez ist ein völlig anderer Menschenschlag als etwa Dani Pedrosa. Dessen Mentor, Alberto Puig, der größte Talente-Entdecker überhaupt, ist an ihm zehn Jahre lang daran gescheitert, dass er die ideale Schablone eines Cham-
Shootingstar Maverick Vinales (22) rockt nach seinem Wechsel zu Yamaha die Moto-GP: 3 Siege, 4 Podestplätze in 8 Rennen.
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6. MEHR LEISTUNG!
pions entwickelt hatte, in die er Dani hineinpressen wollte. So etwas funktioniert nie und nimmer. Ich finde das schön — Erfolg haben manchmal die Größeren, dann die Kleineren, die Introvertierten, die Leidenden, die schnellen Juhu-Schreier. Alles ist möglich und Individualität Trumpf. Genau das ist der Grund, warum sich die Fans so sehr für die Typen begeistern können.“
Selbst Mercedes-Chef Toto Wolff hat die Bikes genau studiert und nimmt sie sich zum Vorbild. „Die Fornel 1 braucht eine höhere Leistung pro Kilogramm Gewicht, vergleichbar mit dem Verhältnis in der MotoGP, damit das Fahren wieder zu einem Ritt auf der Kanonenkugel wird. Dafür müssten wir unsere Autos aber auf 1.225 PS tunen.“ Doch seine Boliden schaffen, obwohl die mit Abstand stärksten im Feld, im Maximalfall nur rund 1.000 PS an Leistung.
3 . D E R G R Ö S S T E S U P E R S TA R ! Valentino Rossi muss man einmal live erlebt haben. Mit 38 Jahren und neun WM-Titeln auf dem Kilometerzähler fährt der „Dottore“ heuer wieder um die Meisterschaft. Auinger kennt ihn, seit der ein Kleinkind war, fuhr der heutige Servus-TV-Experte doch einst gegen Rossis Vater Graziano. Die Rituale des wohl größten Stars der Motorsportwelt faszinieren ihn: „Wenn du am Start neben ihm stehst, kriegst du eine Gänsehaut. Jede Bewegung ist auf den Millimeter genau abgestimmt. Er macht eine Kniebeuge, umkreist mit dem Mittelfinger den Schleifenpad von seinem Knie, dann geht er runter und streichelt mit Daumen und Finger seine Knöchel. Er kniet sich zum Motorrad, fasst es beim Fußraster, flüstert seiner Maschine ein paar Worte zu. Es ist für ihn, als würde er durch eine Tür gehen. Davor bin ich mit allen möglichen Dingen konfrontiert. Nach diesem Ritual aber ist klar: Jetzt liegt alles hinter mir, jetzt tu ich nur mehr eines: Rennfahren. Nie würde Rossi ein Interview am Grid geben — alles würde ihn jetzt stören auf dem Weg, sich punktgenau zu fokussieren.“
5 . D E R K O M M E N D E S U P E R S TA R ! Maverick Vinales ist der Star der Saison. Zum ersten Mal fährt er in einem Top-Team
Valentino Rossi. Mit seinen wag halsigen Überholmanövern und seinem exponierten Charakter erobert er die Herzen der Fans im Sturm.
(Yamaha), und schon vom ersten Test weg hat der langjährige Suzuki-Pilot enormen Speed bewiesen, drei der ersten sieben Rennen gewonnen. Im Winter gab der Spanier sogar seiner Freundin den Laufpass, um sich voll auf die WM konzentrieren zu können. In Le Mans schrieb er Motorradgeschichte und eroberte den 500. Sieg für Yamaha. Um dann ein Loblied auf die aktuelle Meisterschaft zu singen: „Ich glaube, ich bin noch nie gegen so viele so starke Piloten gefahren wie jetzt!“
8. DIE SCHRÄGSTEN T YPEN! Nichts fasziniert an der MotoGP so wie die enormen Schräglagen. Was als „Urinstinkt“Bewegung des Rennsports gefeiert wird, ist freilich in Wahrheit in erster Linie das Ergebnis genialer Computertechnik bzw. eines genialen Motor-Managements: „Du musst in jeder erdenklichen Schräglage bei einem x-beliebig eingelegten Gang bei einer ebenso x-beliebigen Drosselklappenöffnung und mit unterschiedlich viel Gas deine 2 70 PS mehr oder weniger gleich fahren können. Das ginge ja nicht, wenn das 270 ungezügelte Pferde wären.“ Hinzu kommen die Reifen. Die waren 2015 am Ende der Bridgestone-Ära auf dem Höhepunkt. Ein Produkt enormer Erfahrung: „Die Fahrwerksentwickler hingegen waren schon am Ende, sie konnten gar kein Fahrwerk mehr bauen für das, was vor allem der Vorderreifen noch immer geschafft hätte.“ Jetzt tastet man sich mit den MichelinReifen von Neuem an das Limit heran, was wiederum die Fahrer fordert: „Die haben kein ABS, kein Lamperl, sie müssen selbst ein Gespür für die Reifen, die Schräglage entwicklen und wann sie wie in die Bremsen greifen.“ Der Reifen gibt den Fahrern einen Spielraum. Ergebnis: „Wir haben die Art von Rennen, die wir so sehr lieben.“
Fotos: Getty (2)
4. DIE MEISTEN SIEGERT YPEN! Davon können die meisten anderen Rennserien nur träumen: Im Jahr 2016 gab es neun verschiedene Sieger in neun Rennen en suite, heuer fünf in den ersten acht MotoGPLäufen. Ein Grund: In vielen Bereichen gibt es seit dem Vorjahr die Einheitselektronik. „Dadurch kann ein Underdog an einem guten Tag, wenn die Reifen passen, plötzlich um das Podium fahren.“ Zwar haben die TopTeams immer noch mehr Pfeile im Köcher und oft auch den besseren Überblick, wenn es um den Sieg geht, aber: „Die Einheitselektronik war eine grandiose Idee, die viele Überraschungen brachte: Honda etwa war in Sachen Elektronik klar überlegen — und hat dann lange gebraucht, um mit der vereinfachten Variante zurechtzukommen.“
7. D A S B E S T E P R O G R A M M ! Moto3, Moto2 und MotoGP fahren am selben Tag ihre Rennen. Ein außergewöhnlich dichtes Programm: „Das sind drei vollwertige Weltmeisterschaften — also so, als ob du Abfahrt, Riesentorlauf und Slalom am selben Tag auf derselben Wiese anschaust.“ Die Moto3 ist die Einsteiger-Klasse: „Da muss jeder einmal durch. Gnadenlos, enorm enge Rennen. Mindestgewicht für Fahrer und Maschine: 148 kg. Die Moto2: ein völlig anderes Motorrad (Mindestgewicht 215 kg), durch viele Einheitsteile gibt es kaum technische Unterschiede. MotoGP: alles Prototypen. Mindestgewicht inkl. Fahrer: 157 kg, Top-Speed: 355 km/h. Die Königsklasse.
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9.DIE BESTEN ÜBERHOLMANÖVER! Die schönsten Manöver sind immer noch Überholmanöver. Während Positionswechsel in der Formel 1 auf Strecken wie in Monaco einem achten Weltwunder gleichkommen, geht es im Motorradsport von der ersten bis zur letzten Kurve zur Sache. Was natürlich in erster Linie auf die viel schmaleren Sportgeräte auf dem breiten Asphaltband zurückzuführen ist. Man sieht Rennen mit bis zu zehn verschiedenen Führenden und Führungswechsel in beinahe jeder dritten Kurve. „In dieser Hinsicht ist die MotoGP viel spektakulärer“, erkennt sogar Formel-1Superstar Lewis Hamilton, ein bekennender Motorrad-Fan. Windschattenduelle, hartes Ausbremsen, Blockpass innen, demütigen außen. Und manchmal auch noch eine Rempelei. Denn im Gegensatz zu den Autos gibt es ja keine Karbonteile, die sich allzu schnell brechen lassen im Falle eines Kontakts. Und vor allem: Downforce spielt keine Rolle. Aber im Gegensatz zur Formel 1 beschäftigen sich die Piloten nicht mit
stundenlangen Studien der Telemetrie oder gar der Physik. Zwei Objekte können nicht gleichzeitig denselben Raum beanspruchen? Sagen Sie das einmal einem MotoGP-Piloten, der in der letzten Kurve der letzten Runde einen Gegner vor sich sieht.
Andrea Dovizioso war einer von fünf Siegertypen der 1. Saisonhälfte, die Top 4 trennen in der Gesamtwertung gerade einmal 10 Punkte.
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NEUL AND.
Pol Esparago (ESP) gelang in Assen mit Rang 11 die bisher beste KTM-Platzierung seit dem Einstieg in die MotoGP.
Learning by doing Vor dem Heimspiel am Red Bull Ring (13. 8.) seziert KTM-Rennsportdirektor Pit Beirer für 110 % das Prestigeprojekt des oberösterreichischen Weltkonzerns. Warum man sich auf das Abenteuer MotoGP einließ, es keinen Abschneider zum Erfolg gibt und man die Konkurrenz nicht mehr mit Talenten füttern will. Interview: Manfred Behr
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Welche eigenen Fortschritte erhoffen Sie sich von der Sommerpause, bevor das Heimspiel in Spielberg steigt? Wir brachten zuletzt so viele neue Teile an die Strecke, dass es sowohl für Mechaniker als auch für Fahrer schon zu viel war. Die Sommerpause gibt uns die Möglichkeit, alles in Ruhe zu analysieren. Mit dem Big-BangMotor ist uns zweifellos ein Schritt in die richtige Richtung geglückt, die Kraftentfaltung lässt sich nun viel besser beherrschen. Jetzt steht das Chassis im Fokus.
Fotos: Getty
In Assen gelang mit Rang 11 die beste KTM-Platzierung seit dem Debüt. Ein Indikator dafür, dass der Durchbruch unmittelbar bevorstehen könnte? Ein wunderbares Ergebnis für unsere Geschichtsbücher, positiv beeinflusst durch die nasse Strecke am Ende. Die einzig relevanten Indikatoren für uns sind aber die Rückstände auf den Ersten im Training und Rennen. Und die haben sich nicht maßgeblich verändert. Uns fehlt noch eine Sekunde. Und diese letzte Sekunde ist die härteste. Aber wir werden sie finden, keine Frage.
Das Abenteuer MotoGP hat mit den erwarteten Mühen der Ebene begonnen. Wie zufrieden sind Sie zur Halbzeit der ersten Saison in der Königsklasse? PIT BEIRER: Wir träumten von keinen Wahnsinnstaten, liegen da, wo wir es erwartet hatten. In der MotoGP gibt es kein schlechtes Motorrad, keinen schlechten Fahrer. Und daher eine enorme Dichte. In Barcelona lagen wir im Qualifying 1,2 Sekunden zurück — und waren 19.! Es gibt in dieser Klasse keine Abkürzung. Zumal sie ständig in Bewegung ist. Wenn du einmal halbwegs auf Tuchfühlung bist, kann die Konkurrenz beim nächsten Mal schon wieder neues Material aus dem Hut zaubern. Du musst versuchen, den eigenen Rückstand wettzumachen und gleichzeitig die Fortschritte der Konkurrenz verdauen.
Die Titelverteidigung in der Moto3 wird, so viel steht bereits zur Saisonhalbzeit fest, nicht gelingen. Eine direkte Folge des Engagements in der MotoGP? Zum Teil. Wir haben unseren besten Leuten die Chance gegeben, ins MotoGP-Team zu wechseln. Zudem fehlt uns in der Moto3 derzeit fahrerseitig der Haudegen, der die Maschine am Limit bewegen kann. Da haben wir zum Teil auf die Falschen gesetzt. Wenn du, wie in Assen, am Ende mit 0,5 Sekunden Rückstand 6. wirst, brauchst du nicht großartig nach Optimierungspotenzial beim Material suchen, da geht es um Rennstrategie, Erfahrung und darum, als Pilot auch mal die Ellbogen auszufahren. Wir sind pro Rennen sogar um 5 bis 15 Sekunden schneller als letztes Jahr, aber Honda hat sich noch rasanter entwickelt. In der MotoGP hingegen verhält es sich umgekehrt. Da sind wir als Firma gefragt, den nächsten Schritt zu machen. Liegt das KTM-Motorsportbudget auch nach dem MotoGP-Einstieg noch bei 6 bis 7 Prozent des Gesamtumsatzes? Da hat sich nichts verändert. Das MotoGPProjekt wird durch gesteigerte Verkäufe im Straßensegment finanziert. Es gibt keine Querfinanzierung, etwa durch den OffroadBereich. Unser Anspruch war, dass keine andere Sparte durch den Einstieg leiden darf. Zugetraut hat uns das keiner, aber die
Zwischenbilanz bei Motocross, Supercross, Enduro und Rallye spricht für sich. KTM war bereits von 2004 bis 2008 erfolgreich in der Motorrad-WM engagiert. Warum hat man sich damals nicht an die Königsklasse herangewagt? Wir hätten niemals das nötige Fachwissen, die Power, geschweige denn die Wirtschaftskraft für einen solchen Entwicklungsschritt gehabt, hatten das Know-how für die kleineren Klassen von außen zugekauft. Und als wir das Straßensportprojekt 2008 wegen der Wirtschaftskrise ad acta legen mussten, war alles weg: das Wissen, die Leute und das Geld. Vor unserem Wiedereinstieg 2012 lautete deshalb unsere größte Bitte an den
„Uns fehlt noch eine Sekunde. Und diese letzte Sekunde ist die härteste. Aber wir werden sie finden, keine Frage.“ Vorstand: Lasst uns alles hausintern mit unseren eigenen Leuten aufbauen! Der Gegenwind war nicht ohne. Zumal wir mit dem Stahl-Chassis und den WP-Gabeln einen völlig eigenständigen Weg gingen. Dann kamen die ersten Tests Ende 2011 in Valencia, und wir haben auf 100 Kilometern fünf Motoren verschlissen. Die Situation war ausweglos. Aber am Saisonende gehörte der Moto3-WM-Titel uns. Errungen im Zweikampf mit einem gewissen Maverick Vinales. Hatten Sie von Beginn an einen Masterplan in der Schublade, der nach fünf Jahren eine Erweiterung auf Moto2 und MotoGP vorsah? Nein, aber als wir 2014 alles gewonnen hatten, die Dakar, die US-Supercross-Serie, alle Klassen im Motocross- und EnduroBereich, da blieb dieses eine große Ziel übrig, die Formel 1 des Motorradrennsports. Die Geschäftsentwicklung spielte uns zusätzlich in die Hände, KTM hatte sich verglichen mit dem Jahr vor der Wirtschaftskrise punkto Umsatz mehr als verdoppelt, die Renn- und Serienfertigung war eng aufeinander abgestimmt, profitierte voneinander. Perfektes Timing. Lag in dem radikalen Sparprogramm von 2008 vielleicht sogar das Saatkorn für die sportlichen Erfolge von heute?
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KL ASSENG E S E L L S C H A F T.
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Pit Beirers Zwischenbilanz 2017: „In der Moto3 haben wir Erklärungsbedarf, in der Moto2 liegen wir mit Rang 3 in der Fahrerwertung weit über Plan, in der MotoGP müssen wir über das Chassis den nächsten Schritt machen.“
Sicher, hätte unser Chef Stefan Pierer die Krise damals nicht antizipiert, würde es KTM womöglich gar nicht mehr geben. Im Straßenbereich haben wir alles zurückgefahren bis auf die Motorenentwicklung und den Rookies Cup, wo wir pro Jahr 30 Nachwuchsfahrer ausbilden. Im heutigen WM-Fahrerfeld ist jeder Dritte durch unsere Hände gegangen. Einige davon fahren uns ziemlich um die Ohren, wie etwa Moto2-Weltmeister Johann Zarco. Das schmerzt.
zu meiner Frau und meiner kleinen Tochter wollte. Dann unterbreitete mir Heinz Kinigadner das Angebot, bei KTM zu arbeiten. Das gab mir sehr viel Sicherheit in dieser Zeit voller Sorgen. Ich habe damals nur einmal mit einem Psychologen gesprochen und ihn gefragt: „Können Sie dafür sorgen, dass ich wieder gehen kann?“ Als er verneinte, sagte ich nur: „Dann haben wir nichts zu besprechen.“ Bis heute habe ich nie Lust oder Bedarf gespürt, das nachzuholen.
Was hat man davon, so viele Fahrer auszubilden, denen man dann keinen Startplatz bieten kann? Wir sind dabei, das zu ändern, wollen auf die bestehenden Kundenteams in der Moto3 Druck ausüben, damit sie vermehrt unsere Rookies verpflichten, und in der Moto2 unsere Fühler nach potenziellen Kundenteams ausstrecken. Dort sind wir ja in erster Linie eingestiegen, weil wir unsere Moto3Weltmeister immer gleich nach dem Titel verloren haben, weil sie in die nächsthöhere Klasse strebten, wir dort aber kein Team hatten. Wir wollen verhindern, eines Tages mit einem Manager über einen Piloten für unser MotoGP-Team verhandeln zu müssen, den wir Jahre davor selbst ausgebildet haben.
Einen Monat später wurde Kinigadners Sohn Hannes in dieselbe Klinik eingeliefert. Ebenfalls querschnittgelähmt. Ausgerechnet der Sohn von Heinz, dem ich so viel zu verdanken hatte. Dieses Signal des Schicksals habe ich dann gar nicht verstanden. Warum die Handgranate zweimal fast am gleichen Ort explodieren musste.
PIT BEIRER BIOGRAFIE
Eineinhalb Jahre später dann auch noch der Todessturz Ihres Piloten Fabrizio Meoni bei der Dakar-Rallye ... Da stellst du dir schon die Sinnfrage. Wir haben dann wie verrückt analysiert, wie ihm dieselbe Bodenwelle, die er kurz davor problemlos gemeistert hatte, derart zum Verhängnis werden konnte, und sind draufgekommen, dass der Unfall, kurz nach einer Essens- und Tankpause, vermutlich kein Zufall war. Der Körper müde, das Blut im Bauch statt im Kopf, das Motorrad 40 Kilo schwerer als gerade eben noch. Die Dakar-Verantwortlichen haben reagiert, die Pausen verlängert, die ersten Kilometer nach der Pause werden nun neutralisiert geführt. Lebendig macht ihn das aber leider auch nicht mehr.
Geboren: 19. Oktober 1972 Heimatort: Ludwigshafen (GER) Nickname: Pitbull Familienstand: verheiratet mit Ilona, Tochter Laura (15) Short Story: Der Motocross-Vize-Weltmeister von 2001 zieht sich am 8.6.2003 bei einem WM-Lauf in Bulgarien schwere Wirbelverletzungen zu, ist seither vom 6. Brustwirbel abwärts gelähmt. Nach dreimonatiger Reha bietet ihm Heinz Kinigadner einen Job im Rennsportbereich bei KTM an. Dort wird er bald Leiter der Offroad-Sportabteilung und 2010 Rennsportleiter für alle Sparten. Seine Abteilung betreut über 60 Werksfahrer, die Motorrad-WM-Unit vor Ort umfasst 120 Mitarbeiter.
Sie sitzen seit einem Motocross-Unfall 2003 im Rollstuhl. Wie haben Sie dieses Drama verarbeitet? Die Frage stellte sich gar nicht, mein Oberkörper war so kaputt, dass ich eine Therapie brauchte, um überhaupt erst im Rollstuhl sitzen zu können. In der Reha gab ich dann Vollgas, weil ich als Familienvater nur heim
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54 HINTERGRUND
Der größte Spielplatz Österreichs „Fürchte dich nicht davor zu scheitern. Aber davor, es nicht probiert zu haben.“ Es sind „spartanische Verse“ wie dieser, die die Obstacle Racer anspornen. Anfang September werden sie in Oberndorf ihre Leidenschaft zum 3. Mal hemmungslos ausleben. Text: Manfred Behr
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Eine Beast-Finisher-Medaille ist schon ziemlich gut, eine bunte Trifecta-Plakette aber noch besser.
Auch beim Chain Carry gilt es, Gewichtiges durch die Botanik zu schleppen. Wer schwächelt, muss mit Burpees büßen.
Fotos: Sportograf
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parta ist überall. Am südlichen Peloponnes, so wie ohnehin vermutet, aber ebenso am Strand von Jebel Sifah, Oman, in Reykjavik, in Chignahuapan, Mexiko. Und an 165 anderen Orten auf diesem Planeten. Überall dort stürzten sich 2016 wackere WeekendWarriors auf einen Hindernisparcours. Und zwar mit Gebrüll. „Ahuu“ sollen die Spartaner dazumals am Thermophylen-Pass und anderswo ihren Gegnern als Schlachtruf entgegengeschmettert haben, „Aroo“ — offenbar Neu-Spartanisch — ertönt es dieser Tage, wenn sich die Obstacle Racers auf ihre schweißtreibende Reise über mindestens 5 (Sprint), 13 (Super) oder 20 Kilometer (Beast) begeben. Dabei gilt es die Kleinigkeit von 15, 21 oder 25 Hindernissen (Minimum) zu bewältigen. Fast jeder misslungene Versuch wird übrigens mit 30 Burpees (Liegestütz, Strecksprung and more) geahndet. Wobei schon die Bezeichnungen der Hindernisse mehr Anstrengung als der Nordic Walk um den Häuserblock verheißen. Eine kleine Auswahl: Barbed Wire Crawl (unter einem Stachdeldrahtgitter durchrobben), Bucket Brigade (einen mit Steinen befüllten Kübel schleppen), Tyre Drag (Ziehen eines LkwReifens).
Sieben Jahre ist die Idee von SpartanGründer Joe de Sena nun alt, dennoch wächst die Community weiter rasant. Eine Million Starts verzeichneten die Franchise-Nehmer 2016, die Facebook-Gruppe hält bei satten 5,3 Millionen Likes. In Österreich grassiert das Spartan-Virus seit 2015. Eingeschleppt von Helge Lorenz, der hierzulande vor bald 20 Jahren bereits den Ironman salonfähig gemacht hatte. Zwei Spartan-Hotspots hat er bislang etabliert, Wr. Neustadt und Oberndorf bei Kitzbühel. Ein dritter „irgendwo zwischen St. Pölten und Salzburg“ soll folgen. Beim Event in Tirol trabten im Vorjahr über 7000 Spartaner, davon 35 Prozent Nicht-Österreicher, geschlaucht, aber glücklich über die Ziellinie. Heuer könnte bei der 3. Auflage (9./10. September) sogar die 10.000er-Schallmauer fallen. Etwa 80 von ihnen werden alle drei Bewerbe (Sprint, Super, Beast) bestreiten und dafür mit der Trifecta-Medaille prämiert. Eine Handvoll Duracell-Spartaner wird sich auch noch dem „Hurricane Heat“ stellen. Ein Format, bei dem sich Teams von
„Der typische Spartaner ist ein extrem körperbewusster Städter, der sích am Wochenende auspowern will.“
Keine Quotenregelung. Beim Sprint in Oberndorf sind 40 % der Teilnehmer weiblich, beim Beast immer noch 15.
einem eigenen Ausbildner vier Stunden lang schikanieren lassen. „Unser Sport profitiert von der CrossfitWelle und dem Trend, den Körper mehrdimensional zu fordern. Der Spartaner braucht Kraft, Ausdauer, Geschicklichkeit, Balance, Beweglichkeit — und muss mitunter auch noch Denksportaufgaben lösen“, erklärt Helge Lorenz, der ein klares Bild von seiner Zielgruppe hat. „Der typische Spartaner ist ein extrem körper- und gesundheitsbewusster Städter, der sich am Wochenende auspowern will. Und wir bauen ihm den größten Spielplatz Österreichs.“ Wobei dies auch die Spartanerin zunehmend zu schätzen weiß — 40 Prozent der Sprint-Teilnehmer sind weiblich. „Was alle Spartaner auszeichnet“, schwärmt OK-Chef Lorenz, „ist ihre Entspanntheit und ihre Lösungsorientiertheit. Da gibt’s kein ,Ich habe Startgeld bezahlt, also biete mir was‘. Man fühlt sich als Teil des Ganzen, hilft sich gegenseitig — auch auf der Strecke.“ Einer dieser Wonneproppen ist Robert Killian, Weltmeister 2015 und Szene-Hero. „Als er letztes Jahr meinte, Oberndorf sei das beste Obstacle Race, an dem er jemals teilgenommen hat, war das für mich wie ein Ritterschlag. Zumal er Wort gehalten hat und seinen Beast-Titel heuer verteidigen wird.“
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Fotos: Red Bull Content Pool (Trevor Moran),Getty
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Der Pakt mit dem Ozean
Stephanie Gilmore Die 29-Jährige hält bei 26 Siegen in der World Surf League, wurde 2010 zur Laureus-Actionsportlerin des Jahres gewählt und hält im WM-Ranking Rang 3.
Kelly Slater und Stephanie Gilmore sind die sentimentalen Favoriten der World Surf League. Ihres Charismas, ihrer Spiritualität und ihrer Reflektiertheit wegen. Und weil sie sich auch sonst vom Rest der geradezu verkrampft entspannten Surf-Szene wohltuend abheben. Text: Manfred Behr
E Tanz auf dem Vulkan. Auch Stephanie Gilmore, eine der Top-Performerinnen der Surfszene, weiß: Mit 25 Meter hohen Monsterwellen ist nicht zu spaßen.
r könnte ung’schaut der Vater fast aller seiner Konkurrenten sein, sie wenigstens die große Schwester. Er sagt über sie: „Stephanie Gilmore surft so, wie man surfen sollte. Majestätisch, scheinbar ohne Anstrengung und trotzdem mit Leib und Seele.“ Sie sagt über ihn: „Ein Event ohne Kelly Slater ist nicht derselbe wie einer mit ihm. Die gesamte Tour wäre nicht dieselbe ohne ihn.“ Damit ist manches, aber beileibe noch nicht alles erzählt über zwei, die ihren Sport wie kein/e andere/r geprägt haben. „Steph ist keine, die bloß Weltrekorde aufstellt. Sie ist eine, die Geschichte schreibt“, schwärmt Layne Beachley, die ihrer australischen Landsfrau noch einen WM-Titel voraus hat (7:6). Vielleicht nur mehr bis Saisonende. Slater steht bereits unangefochten an der Spitze, darf sich jüngster (20) und ältester (39) Weltmeister im Wellenreiten nennen, sammelte in diesen 19 Jahren 11 Titel, obwohl er dazwischen fünf Saisonen pausiert, Filme gedreht, sich mit seinem alkoholkranken, gewalttätigen Vater versöhnt und ihn bis zu dessen Krebstod gepflegt hatte. Storys wie diese lassen erahnen, warum Slater (45) und Gilmore (29) der bisweilen verkrampft entspannten Surf-Szene und ihrer oberflächlichen Unverbindlichkeit längst entwachsen sind. Warum die Fans in erster Linie
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Kelly Slater
ihretwegen zu den Events pilgern, ihr Charisma, ihre Reflektiertheit, Unangepasstheit und Spiritualität schätzen. „Ich mag die Vorstellung, dass sich eine Welle irgendwo auf dem Ozean bildet, vielleicht Dutzende Kilometer reist und ich den letzten Moment mit ihr teile, bevor sie an der Küste bricht und für immer verschwindet“, zeigt Gilmore gerne ihre nachdenkliche Seite. Und die kommt nicht von irgendwo. „Ich war schon an vielen gefährlichen Plätzen. Doch dann attackierte mich Ende 2010 ein Typ dort, wo man es am wenigsten erwartet — vor der eigenen Wohnung.“ Der Stalker drosch mit einer Eisenstange auf Gilmore ein, die sich bei dem Versuch, sich zu wehren, das Handgelenk brach und ein Jahr pausieren musste. „Das war der Moment, in dem ich merkte, dass das Leben nicht nur aus Regenbögen und Medaillen besteht.“ Auch Slater, der bei Surf-Events die Strecke vom „Fahrerlager“ bis zum Strand gern mit zwei Bodyguards zurücklegt, machte schon einschlägige Erfahrungen mit allzu hartnäckigen Fans. „In Frankreich schmierte eine Frau mit ihrem Lippenstifft alle Hotelwände, ja selbst die Innenseite des Liftes mit Liebesbezeugungen voll. Wenn ich das Zimmer verließ, klebte sie an mir, schoss unentwegt aus einem halben Meter Entfernung Fotos.“ Auf dem Meer hingegen fühlt sich der Beau sicher. Es heißt, er habe einen Pakt mit dem Ozean, der ihn, wann immer nötig, mit der perfekten Welle bedient. „Ich habe dafür meine Seele verkauft“, scherzt Slater, der ebenso wie Gilmore mit einem außergewöhnlichen Gespür für das Spiel der Wellen gesegnet ist. „Sie bestimmen mein Leben. Und weil sie nie
Kelly Slater gilt als Michael Jordan des Surfens, wer ihn live erleben möchte, sollte sich beeilen.
„Mir liegt nichts daran, dass unser Sport wächst. Es bedeutet: weniger Wellen für jeden von uns.“ Tunnelblick. So majestätisch wie Stephanie Gilmore gleitet sonst keine über die Wellen.
vollends vorhersehbar sein werden, wird es auch mein Leben nie sein. Wenn heute ein Zyklon Australien streift, sitze ich morgen im Flieger dorthin.“ Eine der nächsten Reisen wird ihn zum Billabong Pro nach Tahiti führen (11. bis 22. 8.). Dort hat er 2016 seinen letzten World-Surf-League-Contest gewonnen. Und dort wird er wieder gewinnen müssen, will er in seiner letzten vollen Saison die Chance auf WM-Titel Nummer 12 wahren. Ausgesorgt hat Slater, der 1992 in einer „Baywatch“-Staffel mitwirkte („Ich habe diese Künstlichkeit gehasst!“), auch ohne selbigen längst. Er besitzt zwei Anwesen in Kalifornien, je eines in Florida, Australien und auf Hawaii, sein eigenes Modelabel „Outer– known“ und drei Prozent aller Aktien seines früheren Sponsors Quiksilver. Steph Gilmore gibt sich vorerst mit der Rolle eines ModeTestimonials zufrieden. Und handelte sich 2013 prompt Kritik ein, sie ließe sich von der Surfmarke Roxy für sexistische Werbung missbrauchen. In Form eines TV-Spots, in dem Stephs Gesicht kein einziges Mal, ihr Hinterteil dafür umso öfter zu sehen war. 12 Mal in 107 Sekunden, wie überaus aufmerksame Beobachter zählten. Gilmore ließ die Aufregung einigermaßen kalt. „Ich glaube an mein Recht, mich als junge, attraktive Frau darzustellen. Mir hat’s gefallen.“ Kelly Slater, obwohl selbst Unternehmer in diesem Genre, hat mit der Surf-Industrie mehr Probleme. „Wenn unser Sport wächst, ist sie die Einzige, die profitiert. Daran liegt mir gar nichts. Im Gegenteil: Mehr Surfer, mehr Anfänger bedeuten weniger Wellen für jeden von uns. Das kann nicht das Ziel sein.“
Fotos: Billabong, Getty (2)
Der Ex von Pam Anderson kann’s auch mit 45 nicht lassen. Im Ranking der World League liegt der 11-fache Weltmeister bei Halbzeit aber nur auf Rang 18.
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Die eine (Kira Walkenhorst) braun, die andere (Laura Ludwig) blond, die eine Tag, die andere Nacht. Aber: gemeinsam Olympiasiegerinnen.
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Kein Herz und keine Seele Laura Ludwig und Kira Walkenhorst haben beruflich miteinander zu tun. Mehrere Stunden täglich. Sie sind ein Beachvolleyball-Team, aber einander ein Stück weit fremd. Was sie nicht dran hindert, am Court höchst erfolgreich zu sein. Nach Olympiagold wollen sie sich nun zum WM-Titel reiben. Interview: Manfred Behr
B Fotos: Getty, Mirja Geh Photography
aden? Check. St. Pölten? Check. Klagenfurt? Double-Check. Überall dort, wo hierzulande in großem Rahmen gebaggert wurde, hat sie schon einmal groß abgeräumt. Oder auch zweimal — wie bei der EM 2015 und dem Major Series Event 2016, jeweils am Wörthersee. Müßig zu erwähnen, dass Laura Ludwig (31) auch in der Sandkiste auf der Wiener Donauinsel zu Großem befähigt scheint. Obwohl Weltmeisterschaften bisher nicht so ihr Ding waren — 17, 17, 9, 9, 5, 17. Eine eher bescheidene Ausbeute, verglichen mit ihrem olympischen Gipfelsturm — 9, 5, 1. Ein Jahr nach Gold an der Copacabana peilt sie nun Gold an der Copacagrana an. Seite an Seite mit Kira Walkenhorst, mit der sie seit 2013 kein Herz und keine Seele ist, aber ein umso schlagkräftigeres Duo abgibt. Laura Ludwig, die verteidigende Hälfte des Erfolgsgespannes, im Exklusiv-Interview mit 110 %.
einander so gut wie gar nicht, konnten aber nicht ahnen, dass wir so extrem verschieden sind. Es liegen ja auch fünf Jahre zwischen uns. Was aber kein Nachteil war und uns nie davon abhielt, unsere gemeinsamen sportlichen Ziele zu verfolgen. Auf dem Feld musst du eine Einheit sein, das ist alles, was zählt. Du musst den Rhythmus finden, eine gemeinsame Sprache entwickeln, herausfinden, wie du dem Partner helfen kannst. Unser Umfeld hat uns geholfen, eine solche Einheit zu werden. Ein Prozess, bei dem wir sehr viel gelernt haben. Auch über uns selbst. Durch dieses Akzeptieren der Andersartigkeit sind wir gewachsen, haben unsere Stärken daraus gezogen. Besser geht’s eigentlich nicht. Sicher, eine persönliche Freundschaft wäre vielleicht das Tüpfelchen auf dem i. Andererseits tut man sich dann auch wieder schwerer, Dinge anzusprechen, die einen stören.
Eine funktionierende zwischenmenschliche Beziehung wird im Beachvolleyball oft als bestimmender Erfolgsfaktor dargestellt. Ihr macht aus eurer Verschiedenartigkeit kein Hehl. Warum eilt ihr trotzdem von Erfolg zu Erfolg? Laura Ludwig: Als ich Kira fragte, ob sie mit mir ein Team bilden will, hatte ich ausschließlich sportliche Parameter als Entscheidungskriterien herangezogen. Wir kannten
Ihr Trainer Jürgen Wagner formuliert es so: „Harmonie ist ein Killer des Erfolgs.“ D’accord? Ich glaube auch, dass man mit Reibung mehr Energie erzeugen kann. Böse Zungen behaupten, Ihre Wahl sei auf Kira Walkenhorst gefallen, weil sie Sie bei einem Spiel mit ihren Blocks entnervt hätte. Ich habe dieses Märchen auch schon einmal gehört. Pah, an ihrem Block bin ich immer noch vorbeigekommen (grinst). Ein einziges Mal habe ich gegen sie bei einer Deutschen Meisterschaft verloren, sonst immer gewonnen. Aber im Ernst: Ich habe sie gefragt, weil sie jung ist und willensstark, weil sie Talent hat, die optimale Größe für eine Blockerin mitbringt. Und wegen ihres Potenzials. Sie ragte auf nationaler Ebene heraus, ohne allzu viel Trainingsumfang gehabt zu haben. 2014 mussten Sie ein Jahr ohne Kira auskommen, die an Pfeiffer’schem Drüsenfieber litt. Wie kurz davor waren Sie, einen Plan B zu entwickeln? Es gab keinen Plan B. Unser Spiel war gefestigt, ich habe gefühlt, dass ich mit Kira ganz oben stehen kann. Man hat es im Training gesehen, in den Turnieren. Ich wollte das mit ihr erleben, diese Chance ausloten. Es hätte mich nicht interessiert, bei Olympia einfach noch einmal dabei zu sein. Mit allen anderen personellen Alternativen wäre es aber darauf hinausgelaufen. Mit 18 waren Sie es, die für mehrere Monate außer Gefecht war. Nach einem Schlaganfall ... Ich dachte zuerst, von einer Biene im Mund gestochen worden zu sein. Es kribbelte, und ich konnte nicht mehr reden, eine Gesichtshälfte war regelrecht gelähmt. In den Untersuchungen stellte sich heraus, dass es sich tatsächlich um einen Infarkt im Kopf gehandelt hat. Zehn Tage lang dauerte es, bis ich mich wieder richtig mitteilen konnte, zwei Monate, bis ich wieder trainieren durfte. Ich nahm aber noch zwei Jahre lang blutverdünnende Mittel, unterzog mich alle 18 Monate Kontroll-MRTs. Den Auslöser hat
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Verschworene Einheit. Ludwig/Walkenhorst gehen zumindest am Court zusammen durch dick und dünn.
man nie gefunden. Auf aktuellen Bildern sieht man den Infarkt aber gar nicht mehr. Ihr Lebenspartner war Beach-Nationaltrainer in den Niederlanden, nun in Deutschland, betreut also Konkurrentinnen von Ihnen. Kommt es da nie zu Missverständnissen, gibt’s nie Erklärungsbedarf? So etwas gäbe es wohl viel mehr, wenn er mein Trainer wäre (lacht). Durch unsere Erfolge mussten wir die Zentralisierung im deutschen Beachvolleyball nicht mitmachen, durften die Insellösung beibehalten, weiter mit dem uns vertrauten Team arbeiten. Mir wäre noch nicht zu Ohren gekommen, dass unsere Konkurrentinnen mit der Konstellation ein Problem hätten. Zuhause gelingt es uns jedenfalls sehr gut, die Dinge zu trennen, unsere Beziehung privat zu halten. Ihr wurdet nach eurem Olympiasieg in Deutschland ziemlich gehypt, acht Millionen hatten via TV zugesehen. Könnt ihr noch unbehelligt auf die Straße? Ohne Probleme. Man wird zwar immer wieder einmal erkannt, aber es bleibt so weit im Rahmen, dass man es immer noch genießen kann. Wenn mir jemand sagt, seine oder ihre Tochter hat wegen mir begonnen, Beachvolleyball zu spielen, empfinde ich das als große Ehre.
In krassem Gegensatz, auch zu den globalen Einschaltziffern während Olympia, steht die Entwicklung der World Tour. Weniger Turniere, viel weniger Preisgeld. Was ist da schiefgelaufen? Die Veränderungen waren dramatisch. Neue Formate, neue Regeln, die auch noch ziemlich intransparent kommuniziert wurden. Die Veranstalter sollten plötzlich viel mehr selbst stemmen, die finanzielle Unterstützung der FIVB bei den Preisgeldern fiel weg. Ich kenne die Intentionen des Weltverbandes nicht, aber es ist offensichtlich, dass da vieles nicht zu Ende gedacht wurde. Man ist zum Beispiel draufgekommen, dass junge Teams gar nicht genug Punkte sammeln können, um sich zumindest in die Qualifikation zu spielen. Wenigstens hat man mittlerweile Gesprächen mit Spielervertretern zugestimmt, auch das ist ja lange Zeit abgeblockt worden. Ganz allgemein finde ich es traurig, dass im Fernsehen für andere Sportarten als Fußball kein Platz zu sein scheint. Sieht man von Sky ab, wo seit vier Jahren die deutsche Tour übertragen wird. Diese Nicht-Präsenz, dieses Nicht-Wahrgenommen-Werden ist ja die Wurzel allen Übels. Euer Saisonstart verlief auch sonst eher holprig. Schuld war ein Eingriff, dem Sie sich unterziehen mussten. Meine Supraspinatussehne in der Schulter musste im Dezember repariert werden. Das war kein Klacks, die Aufbauarbeit danach ganz schön krass, richtig langwierig. Ich habe versucht, die Zeit zu nützen, um viel Annahme und Abwehr zu trainieren. Seit Anfang Juni bin ich in der Lage, wieder alle Übungen mitzumachen. Die Zeit sollte reichen, um bis zur WM in Schuss zu sein.
L AURA LUDWIG Geburtsdatum: 13.1.1986 Geburtsort: Ost-Berlin Wohnort: Hamburg Position: Verteidigung Familienstand: ledig, Partner Imornefe Bowes (DVV-Bundestrainer Beach) Größte Erfolge: Olympiasiegerin 2016, Europameisterin 2008, 2010 (mit Sara Goller), 2015, 2016, Weltranglisten-Erste 2016 Preisgeld: 1,015 Mio. Euro
K I R A WA L K E N H O R S T Geburtsdatum: 18. 11. 1990 Geburtsort: Essen Wohnort: Hamburg Position: Block Familienstand: ledig, Partnerin Maria Kleefisch (Trainerin am Olympiastützpunkt Hamburg) Größte Erfolge: Olympiasiegerin 2016, Europameisterin 2015, 2016, Weltranglisten-Erste 2016 Preisgeld: 0,478 Mio. Euro
Fotos: Mirja Geh Photography
„DurchdasAkzeptieren der Andersartigkeit sind wir gewachsen, haben viel über uns selbst gelernt.“
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Alle Facts zur Beach-Party eWarum es bei der BeachvolleyballWM in Wien (28.7. bis 6.8.) auf jedes Körnchen Sand ankommt, was die Fans in der Hot Rotation der WM-DJs vorgesetzt bekommen, wo die Stars wohnen und wie viele Punkte gespielt werden müssen, bis die neuen Weltmeister feststehen. Text: Manfred Behr
Das meist gespielte Lied der WM-Playlist des Moderatorenduo Flo und Tobi Rudig wird lauten:
That‘s the way (I like it) 01 Thunder; Imagine Dragons
2500 Tonnen
Sand werden auf den je drei Spiel- und Warm-upCourts benötigt. Aber nicht irgendeiner: 80 - 92 % der Körner müssen 0,25 bis 1 mm, 7 - 18 % 0,15 bis 0,25 mm groß sein.
02 Glorious DJ Khaled; Macklemore (feat. Skylar Grey)
03 Wild Thoughts; Rihanna 04 Yeah Baby; The Beachballs 05 Know No Better (feat. Quavo); Major Lazer, Travis Scott, Camila Cabello
06 Mama; Jonas Blue, William Singe 07 OK; Robin Schulz, James Blunt 08 Here comes the BOOM; The Beachballs 09 Despacito Sigala; Luis Fonsi, Dyddy Yankee 10 Came Here For Love; Ella Eyre
„Wir hatten immer zwei Ziele. Das erste war natürlich – Gold. Das zweite Ziel, das wir uns gesteckt hatten, war, jeden Moment auf dem Weg dorthin zu genießen. Weil es diese Reise und nicht die Medaille ist, die es dir ermöglicht, zu lernen und zu wachsen. K E R R I WA L S H - J E N N I N G S , B E A C H V O L L E Y B A L L- O LY M P I A S I E GERIN 2004, 2008 & 2012
Fotos: Getty (2), Reuters, Gepa, Mauricio Kaye, Acts Sport
Die Beach-Charts des WM-Sommers 2017:
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sind nötig, bis die Weltmeister feststehen. Von den je 48 Teams schaffen es 32 aus der Gruppen- in die K.o.-Phase. Neu: nur die besten vier Drittplatzierten steigen direkt auf, der Rest bestreitet ein Extraspiel.
500 Sätze
25 Shuttles
mit insgesamt 16.500 Punkten müssen, statistisch gesehen, gespielt werden, bis die neuen Weltmeister feststehen. Dafür stehen 250 Mikasa-Bälle zur Verfügung.
werden die Beach-Familie ins WM-Stadion bringen. Die Athleten sind im Hotel Savoyen am Rennweg, die Funktionäre im Hotel Europa in der Kärntner Straße einquartiert.
Die vier Masters of Ceremony. WM-Sportdirektor Tom Blaumäuer (re.) gibt nach 20 Jahren seine Abschiedsvorstellung als Beach-Moderator.
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Unser wahres LEBEN!
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Wir kennen sie verschwitzt, ausgezehrt und vor allem – mit Helm. Doch in den sozialen Medien zeigen unsere Rad-Stars, was sie sonst noch so treiben. Umgekehrt trägt jedoch ein Hollywood-Star hier plötzlich das rosa Trikot.
„Nur nicht am Druck zerbrechen!“
„Wir genießen die letzten Tage in Südafrika.“ 2 . P L AT Z CHRIS FROOME
Auch der britische Seriensieger der Tour de France darf Urlaub machen. Hintergrund: Immer nur Radfotos zu posten, finden die Menschen langweilig. Also zeigt der Spitzenfahrer halt einmal Sohn Kellan mit Tier. Das zieht immer. Glaubwürdigkeit: Hoch. Schließlich ist das wirklich sein Sohn und auch die Giraffe schaut sehr lebendig aus. Was wir lernen: Willst du nicht nur als manische Rennmaschine wahrgenommen werden, poste Kind oder Tier. Im Idealfall beides gleichzeitig.
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P AT R I C K D E M P S E Y Weil der Filmstar ein begeisterter Rennradfahrer ist, hat er beim letzten Giro d’Italia die Rennstars aufgehalten. Hintergrund: Das US-Team BMC hat ihn eingeladen und er hat dafür sicher kein Geld bekommen. Fix. Nicht. Spaßfaktor: Hoch! Schließlich würde Patrick Dempsey sonst niemals ein knallrosa Leiberl anziehen. Was wir lernen: Wenn man McDreamy ist, muss man nicht einmal eine Etappe gewinnen, um das Trikot des Gesamtführenden tragen zu dürfen.
3 . P L AT Z
A N N I K A L A N G VA D
Die amtierende Mountainbike-Weltmeisterin baut für die Karriere nach der Karriere vor. Hintergrund: Schon vor ihrer Sportlaufbahn fing Annika mit ihrem Studium an. Jetzt ist sie im Endspurt. Selbstironie: Kittel und Maske machen nicht wirklich schön – wirken aber umso authentischer. Top! Was wir lernen: Egal, welcher Umwege es bedarf, verliere niemals dein Ziel aus den Augen!
Das gibt’s im nächsten 110 %
Ab in die Wildnis — wir schlagen uns durch ○ Von Ironman bis Dolomitenmann: die coolsten Outdoor-Events im Spätsommer ○ London, New York, Paris, es ist Fashionweek-Zeit — wir zeigen die sportlichsten Looks ○ Leben im Baumhaus u. v. m.
Fotos: Instagram (@patrickdempsey, chrisfroome, annika.langvad)
„Ja, ich studiere auch noch nebenbei: Zahnärztin!“
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