110% Brettlspiele

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Yihaa!

BRETTL SPIELE Thomas Morgenstern auf neuem Terrain, Hansi Hinterseer im gar nicht streichelweichen Interview und wie der Ă–SV vom Secret Service profitiert.


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6 INTRO

Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser! Mit panem et circensem, Brot und Spielen, wurde einst das

Volk Roms bei Laune gehalten. Ob wir mit tabulam et circensem, Brett und Spielen, Ihren Gemütszustand pimpen können? In exakt 64 Seiten wissen Sie es. Unsere Zuversicht ist jedenfalls groß, schließlich boomen Risiko, Tabu & Co., Spielkonsole hin oder her (S. 18). Coverheld Thomas Morgenstern war schon mal bester Stimmung, als wir ihn am Hintertuxer Gletscher in einen spielerischen Wettstreit mit seinem Best Buddy verwickelten. Übrigens auch am Brett, beim Crocanolespielen. Logisch, dass 110% alle spielentscheidenden Szenen festgehalten hat, dem Duo outdoor sogar mit der Pistenraupe nachstellte. Das dabei entstandene Text-, Foto- und Filmmaterial finden Sie ab S. 8 bzw. ab 10. Dezember auf 110prozent.at. Einen Stein im Brett hat bei mir von jeher Hansi Hinterseer – seiner erfrischenden Interviews wegen. In denen die Sanftmut gern ein Päuschen einlegt und der Faserschmeichler mit Gott und der Welt Schlitten fährt (S. 22). Apropos: Im minus 22 Grad kalten Yukon Territory stöberten wir Hans Gatt auf, Österreichs erfolgreichsten Hundeschlittenfahrer. Zum soeben angetretenen Ruhestand erzählt uns der Huskyflüsterer Schwänke aus seinem höchst erfolgreichen Musher-Leben (S. 54). Zurück zu all jenen, denen ihre Brettln die Welt bedeuten: Dem ÖSV entlockten wir die geheime Mission seines hauseigenen Secret Service (S. 28), Paradiesvogel Manuel Feller schilderte, wie ein Typ mit Brett vor dem Kopf seine Jamaika-Traumreise beinahe in einen Alptraum verwandelt hätte, und Mikaela Shiffrin verriet uns, mit wem sie neuerdings am liebsten in ihrem goldenen Käfig spielt (S. 30). Wie schnell aus dem Spiel ernst werden kann, weiß die Bergrettung. Damit Sie die nie brauchen – Seite 50. Auch kein Schmäh: Um unser Klima zu retten, müssen dicke Bretter gebohrt werden. Zwei Experten streiten in 110%, welchen Einfluss Kunstschnee auf selbiges hat (S. 34). Viele neue Erkenntnisse und viel Freude am Spiel wünscht Ihnen

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Manfred Behr

Impressum Herausgeber „Die Presse“ VerlagsGesellschaft m.b.H. & Co KG Hainburger Straße 33, 1030 Wien Medieninhaber Impresso Ltd., 68 George Borg Olivier Street STJ 1081 St. Julians, Malta Produktion „Die Presse“ Verlags-Gesellschaft m.b.H. & Co KG Hainburger Straße 33, 1030 Wien Konzept PROVERBI GmbH Sport-Redaktion Manfred Behr Lifestyle-Redaktion Johannes Stühlinger Creative Director Nicolas Frey Art Director Matthias Eberhart Grafisches Konzept Albert Exergian Bildredaktion Sabine Hottowy Christina Lechner Coverfoto Philipp Forstner

Erst nach zwei Tagen sprach das Creative Department die erlösenden Worte. „Game over, alles im Kasten!“ Unser Dank für so viel Spieltrieb und Stehvermögen geht an Olympiasieger Thomas Morgenstern und seinen Jugendfreund Jürgen, die die Drehtage am Hintertuxer Gletscher zum Kinderspiel machten. Überzeugen Sie sich selbst: Den Film zur Story gibt’s ab 10. 12. auf www.110prozent.at und www.hervis.at.

Cover Bildbearbeitung Retoucherie, Nicoletta Sobotta

Hersteller Let’s Print Holding AG Bickfordstraße 21 7201 Neudörfl, Österreich

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Foto: Philipp Forstner

Anzeigen Tel.: +43/(01)/514 14-535 E-Mail: anzeigenleitung@ diepresse.com


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EISK ASTEN-FREUNDE.

Jürgen & Thomas haben als Kinder schon ihre ersten Skischanzen gebaut. Heute sind sie alte Freunde.

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DAS LEBEN IST KEIN SPIEL. ES SIND VIELE!

Zwölf Jahre lang stand Thomas Morgenstern auf dem Schanzenturm – und oft auch am Stockerl. Doch ohne seinen Freund Jürgen Meixner wäre der Kärntner vielleicht gar nie in den Olymp des Skisprungzirkus aufgestiegen. Grund genug, um nicht nur über diese alte Freundschaft zu sprechen, sondern die beiden Kumpel auch gleich gegeneinander antreten zu lassen. Ziel: Spaß. Einsatz: die Ehre. Text: Johannes Stühlinger Fotos: Philipp Forstner

DER FILM ZUR STORY.

Ab 10. 12. 2017 online auf www.110prozent.at und www.hervis.at

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Es gibt nichts, das mehr beflügelt als eine fröhliche Challenge unter Freunden. Und es gibt auch kaum etwas, das mehr Spaß bedeutet. Einer, der davon ein Lied singen kann, ist Österreichs einstiger Skisprung-Liebling Thomas Morgenstern. Denn auch wenn seine Karriere den heute 31-Jährigen oftmals von einem „normalen“ Leben abgehalten hat, ist es ihm und seinem Sandkastenfreund Jürgen Meixner dennoch gelungen, ihre alte Kinderfreundschaft ins Erwachsenenalter zu retten. Was aber nicht heißt, dass die beiden nicht mehr kindisch sein können. Deshalb haben wir die alten Buddies auf dem Hintertuxer Gletscher im Zillertal zusammengespannt – und ihnen ein paar ungewöhnliche Challenges gestellt. Das Resultat: ein Kurzfilm, der heute, am 10. Dezember 2017, auf www.110prozent. at Premiere feiert. Abseits von Spiel und Spaß haben wir Morgenstern aber auch noch ernsthaft befragt. Über sein altes Leben. Seine neuen Höhenflüge. Und über seinen Kumpel Jürgen natürlich. Wenn man euch beide beobachtet, merkt man gleich, dass ihr euch blind versteht. Was macht eure Freundschaft so besonders? Ich kenne Jürgen, seitdem ich auf der Welt bin. Wir sind miteinander in Kärnten aufgewachsen. So haben wir im Prinzip alles gemeinsam durch- und erlebt. Wir waren ständig draußen unterwegs. Haben Fußball gespielt, sind Skifahren gegangen und haben im Winter hinter dem Haus unsere ersten Skischanzen gebaut. Wir haben uns einfach miteinander ausgetobt. Dennoch gelingt es nur wenigen Menschen, gerade wenn sie im Spitzensport so erfolgreich waren wie du, eine echte Freundschaft aus Kindertagen ins Erwachsenenleben zu retten. Wie ist euch beiden das gelungen? Mir sind Freundschaft und eine Konstanz in einer Freundschaft einfach sehr wichtig. Natürlich hat sich das mit den Jahren, als ich mit dem Weltcup unterwegs war, schon verändert. Wir haben es aber immer beide

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WIE AUF ROHEN EIERN.

Mit Fatbikes die Piste zu rocken ist selbst für Sportler wie Thomas und Jürgen eine echte Herausforderung.

„Mir ist Freundschaft sehr wichtig! Und wir haben eben beide unsere Freundschaft gepflegt.“ 110% BRETTLSPIELE

geschafft, Kontakt zu halten. Viel natürlich übers Telefon. Das ist uns beiden stets wichtig gewesen. Weil wir eben unsere Freizeit von klein auf miteinander verlebt haben. Und so haben wir beide auch in Folge unsere Freundschaft gepflegt. Aber es ist sicher auch Glück dabei, dass das so sensationell gehalten halt. Ist es seit deinem Abschied vom Weltcup leichter geworden, diese Freundschaft zu leben? Die Zeit ist einfach mehr geworden. Aber wir haben auch in meiner aktiven Zeit die Zeit, die wir hatten, gut genutzt. Wir sehen uns sicher drei bis vier Mal pro Woche. Außerdem sind wir beide Väter. Jürgen hat einen zweijährigen Sohn, ich meine Tochter Lilly, die jetzt fünf wird. Da macht man auch das eine oder andere miteinander – und das verbindet. Jetzt freuen wir uns schon auf die Skisaison, da sind wir sicher wieder oft gemeinsam auf den Pisten unterwegs.


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Das wart ihr jetzt auch mit unserer FilmCrew – allerdings seid ihr da nicht etwa mit Skiern die Pisten runtergebrettert, sondern mit Fatbikes ... Das war eine lustige Herausforderung und eine echt geile Erfahrung. Allerdings wäre ein bisschen mehr Grip cool gewesen, vielleicht mit Spikes auf den Reifen. Denn so hat es sich angefühlt, als würde man auf rohen Eiern unterwegs sein. Also hab’ ich gleich einen spektakulären Abgang hingelegt, den ich noch immer in den Muskeln spüre (lacht). Aber alles halb so wild. Ist diese Form der Rivalität bei euch Standard? Wenn wir so etwas machen, sind wir beide ziemlich motiviert. Weil das eben schon unser ganzes Leben lang Thema ist – dass wir uns gegenseitig herausfordern. Es geht dabei immer um eigentlich nix. Aber um die Ehre und um die Gaudi. Wir challengen uns bei jedem Blödsinn. Das ist echt cool, weil es so immer einen Anreiz gibt und alles gleich viel mehr Spaß bereitet. Egal, ob das ein Brettspiel ist oder eben die Sache mit den Fatbikes. Und es läuft auch immer gleich ab: Zuerst hat jeder die Möglichkeit, sich auf die Herausforderung einzustellen, und dann, wenn wir alles halbwegs im Griff haben, wollen wir natürlich wissen, wer der Bessere ist. Und beim Fatbikefahren hab’ ich es eben ein bisschen übertrieben (lacht) … Ist diese spielerische Challenge unter Freunden für dich vielleicht deshalb

wichtig, um deine eigenen Grenzen wahrnehmen zu können? Ja, auf alle Fälle. Ich glaube, einen ChallengePartner wie Jürgen zu haben, ist die beste Methode, um sich weiterzuentwickeln. Und das war zwischen uns schon als Kinder so. Diese Tatsache war sicher ein großer Punkt, der mich angetrieben, vermutlich sogar dorthin gebracht hat, wo ich schließlich gelandet bin. Weil ich immer jemanden hatte, der mich auf Augenhöhe gefordert hat. Jürgen war ja immer zwei Jahre älter als ich und da hab’ ich mich von Anfang an langmachen müssen. Das hat mich motiviert. Und wie gehst du damit um, eine Challenge zu verlieren? Verlieren kann ich schon. Aber es zipft mich natürlich an. Und ich will dann immer sofort eine Revanche haben. Ihr teilt außerdem noch eine andere Leidenschaft, bei der man weit ernster an die Sache herangehen muss. Die Fliegerei ... Ja, Jürgen ist seit diesem Sommer Co-Pilot eines meiner Kollegen im Hubschraubersport. Der hat damals jemanden gesucht und Jürgen ist schon bei mir ein paar Mal als Co-Pilot eingesprungen. Weil er sich gut angestellt hat, hab’ ich ihn empfohlen, und jetzt trainieren die beiden miteinander. Du bist im Helisport schon erfolgreich unterwegs: Junioren-Weltmeister 2015 und Bronze-Medaillen-Gewinner der World Air Games 2015. Was kann man sich unter dieser Sportart vorstellen? 110% BRETTLSPIELE

U N T E R I R D I S C H E S C H Ö N H E I T.

Der Eispalast am Hintertuxer Gletscher ist eine Art begehbare Gletscherspalte. Echt beeindruckend!

Ich bin seit 2014 Mitglied im Heli-Team-Austria. Es geht ums Präzisionsfliegen, dabei müssen Pilot und Co-Pilot eng miteinander kooperieren. Der Co-Pilot hat die Tür ausgebaut und hält die Last, einen Eimer mit Wasser oder einen Fender an einem Seil in der Hand. Diese Last muss man möglichst präzise an ein Ziel bringen. Etwa auf einer Plattform, die nur 30 Zentimeter Durchmesser hat, absetzen, oder in eine Tonne treffen. Dadurch, dass die Last nicht am Hubschrauber fixiert ist, sondern der Co-Pilot sie in der Hand hat, ist ein extremes Miteinander bei der Arbeit nötig.


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FROHEN MUTES.

Egal ob beim Crocanolespielen oder im Hot Pot – die beiden Freunde machen aus allem eine Hetz.

Hat das für dich eine besondere Lernphase gebraucht, nachdem du ja im Skisprungsport stets auf dich alleine gestellt warst? Auf alle Fälle, das ist ein großer Unterschied! Ich bin zwar in einem Mannschaftssport groß geworden, ich hab’ ja, bis ich 14 Jahre alt war, Fußball gespielt, aber dann war ich doch zwölf Jahre lang im Skispringen auf mich allein gestellt. Das war schon eine große Umstellung jetzt beim Hubschrauber-Sport, weil du da deinen Co-Piloten brauchst. Der muss genauso in deiner Welt zuhause sein, du musst dich auf ihn verlassen können. Man muss eine gemeinsame Sprache sprechen. Das braucht Vertrauen, Zeit und Übung. Es war am Anfang für mich schon schwierig, vom Co-Piloten gesagt zu bekommen: „Die Linie passt nicht!“ oder dergleichen. Es dauert, bis man zulässt, dass die eigene Sichtweise vielleicht nicht zwingend die richtige ist. Weil: Davon geht man zuerst natürlich aus (schmunzelt). Du bist grundsätzlich ein ehrgeiziger Mensch. Welches Ziel hast du dir für diese Sportart nun gesteckt? Ich muss nicht der beste Pilot der Welt werden, aber mir ist schon wichtig, dass ich ein alter Pilot werde. Und deshalb steht die Sicherheit massiv im Vordergrund. Da kann

man sich gar nie genug Wissen aneignen. Unter anderem deshalb mache ich gerade die Ausbildung zum Berufspiloten. Mir geht es grundsätzlich darum, dass ich weiterkomme, dass ich mir mehr Wissen aneigne, um weitere Möglichkeiten zu haben. Um mit größeren Maschinen fliegen zu dürfen etwa. Außerdem ist es auch eine finanzielle Frage, denn die private Helifliegerei ist ein Fass ohne Boden. Und ich möchte schon, dass irgendwann wieder etwas zurückkommt von dem, was ich investiere. Das ist aber ein breiter und langer Weg: 13 Fächer, alles auf Englisch, 15.000 Fragen. Also eine echt komplexe Ausbildung, die aber Spaß macht. Trotzdem bist du nun wieder in einem Gefahrensport aktiv ... Gefährlich? Nicht wirklich. Statistisch gesehen ist Skispringen extrem sicher und die Fliegerei auch. Wenn aber etwas passiert, dann ist natürlich der Spielraum sehr klein, 110% BRETTLSPIELE

wird’s gleich dramatisch. Aber meistens sind es menschliche Fehler, die zu Unfällen führen. Und diese Dinge kann man weitgehend eingrenzen. Wenn man es eben nicht übertreibt. Das ist das Gefährliche dabei. Dessen muss man sich immer bewusst sein. Und man kann sich so vorbereiten, dass die Notverfahren verinnerlicht sind, du auf alle Varianten vorbereitet bist und nicht über dein Limit gehst. Kommen wir kurz zurück zu deiner ersten Karriere: Fehlt dir die Zeit als Star am Skisprunghimmel? Ich denke sehr gerne und oft zurück. Es war eine schöne, aber harte Zeit. Weil Profisport einfach nicht immer leicht ist. Es gibt dabei vermutlich mehr Tage, an denen man sich ärgert, als welche, an denen man sich freut. Wenn es aber gut funktioniert, ist es das Geilste, das es gibt. Da hatte ich viele schöne Momente. Und wenn jetzt die Saison läuft,


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kribbelt es schon – logischerweise aber ist da eine gewisse Wehmut dabei. Aber ich bin sehr happy damit, dass ich den richtigen Zeitpunkt gefunden habe, meine Karriere zu beenden. Das hat genau gepasst. Und was genießt du seit deinem Karriereende besonders? Am meisten, dass der Druck weg ist. Er ist viel kleiner geworden. Im Profisport bist du 24 Stunden am Tag mit deinem Sport beschäftigt. Da gibt es keinen Tag, wo du einmal über die Stränge schlägst. Da gibt’s nur Training, Regeneration, Material, Ernährung und das tägliche Versuchen, besser zu werden. Das ist jetzt schon sehr fein, dass ich nicht jeden Tag in der Früh aufstehen und jedem beweisen muss, dass ich der Beste bin. Einfach das normale Leben zu spüren, das ist ein großer Unterschied und braucht auch eine gewisse Zeit, um sich darin zurechtzufinden. Deshalb war’s mir so wichtig, dass ich mich vom Skispringen distanziere, dass ich einen anderen Kreis von Leuten kennenlerne. Wie eben in der Fliegerei, wo ich nicht der Olympiasieger bin. Sondern ein lernwilliger, hungriger, junger Hubschrauberpilot.

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Fotos: Beigestellt

Schneegestöber


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Weltcup-Feeling für Hobby-Skiläufer Starthaus statt Zielraum, Piste statt Parkplatz, Skier statt Moonboots der einzigartige Audi quattro Ski Cup bietet Hobby-Skiläufern eine Bühne, auf der sonst nur Weltcup-Profis stehen. Von 12. bis 14. Jänner 2018 geht es in St. Anton am Arlberg zur Sache. Audi lädt ein zum Audi quattro Ski Cup: Ambitionierte Amateure begeben sich auf die Spuren der Weltcup-Stars und rittern um den Tagessieg. Die Teilnehmer tauchen ein in die faszinierende Welt der Profi-Rennläufer: mit einem eigens errichteten Starthaus, wie man es aus dem TV kennt, mit professionell präparierter Piste, Streckenbesichtigung, mit moderner Zeitnehmung, Live-Moderation und mit einem riesigen Zielbogen – der Audi quattro Ski Cup macht das Weltcup-Feeling für die Hobbyläufer greifbar.

den Abend nach dem Rennen ist bei Alber Sport zu finden. Die weltmeisterschafts- und weltcup-erprobten Experten des legendären Skiclub Arlberg präparieren für den Audi quattro Ski Cup eine Piste, die jener im Audi FIS Ski Weltcup um nichts nachsteht. Die Lehrer der weltberühmten Skischule Arlberg besichtigen mit den Startern die Riesentorlauf-Strecke. Das MOOSER Hotel ist für die Nacht vor dem großen Tag wie geschaffen. Und wer in seinem Urlaub zusätzliche Abwechslung sucht, wird vom Tourismusverband St. Anton am Arlberg bestens beraten.

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G A ME O V ER? Nicht nur Skibretter können die Welt bedeuten! Während andere Branchen unter der Digitalisierung massiv leiden, haben analoge Spielbretter die Nachfolger von „Super Mario“ & Co nicht nur überlebt, sondern erleben derzeit sogar einen wahren Boom. Text: Johannes Stühlinger Illustration: Nicolás Aznárez

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ensch ärgere Dich nicht!“ Das ist echt nicht sein Ding. Markus ärgert sich immer, wenn er verliert. Also rückt er eben jeden Donnerstagabend aus, um zu gewinnen. Beim allwöchentlichen Spieleabend in der Altbauwohnung einer befreundeten Studenten-WG. „Wir spielen alles mögliche. ‚Risiko‘, ‚DKT‘ oder ‚Siedler von Catan‘“, schmunzelt der 24-Jährige. Zwischenzeitlich haben die fünf Burschen zwar auf X-Box versucht, gemeinsam Sportgames zu zocken, doch am Ende sind sie wieder am Küchentisch gelandet. Bei Kegeln, Würfeln, Bier und Popcorn. „Das ist irgendwie so passiert. Es ist wohl einfach geselliger“, sagt Markus.

Und mit dieser Meinung steht der gebürtige St. Pöltner ganz offensichtlich nicht alleine da. Denn ganz im Gegensatz zum erwarteten Trend, dass Brettspiele gegen Video-Games ihr Leben verlieren müssten, entwickelt sich der Markt für die Hersteller analoger Spiele nicht nur zufriedenstellend, sondern sogar sehr gut. Das bestätigt Dieter Strehl, Geschäftsführer von Piatnik & Söhne, Österreichs renommiertestem Spielehersteller, nicht nur: „Ich bin seit 30 Jahren in der Branche und habe immer einen konstanten Anstieg erlebt. Doch in den vergangenen zwei bis drei Jahren können wir einen erstaunlich starken Boom der Branche feststellen. Das bedeutet ein jährliches Wachstum von 3 bis zu 10 %.“ Und das nicht nur in Mitteleuropa, sondern sogar in den USA. Allein am deutschsprachigen

DIETER STREHL, Geschäftsführer von Piatnik & Söhne, ist seit 30 Jahren in der Welt der analogen Spiele zuhause.

„Wir können in den letzten Jahren einen erstaunlichen Boom der Branche feststellen!“ Dieter Strehl, Geschäf tsführer Piatnik & Söhne 110% BRETTLSPIELE

Markt erscheinen pro Jahr 3000 neue Spiele. In Europa insgesamt rund 10.000. Zahlen, die inmitten der immer digitaler werdenden Welt auf den ersten Blick durchaus für Staunen sorgen. Aber laut Strehl auf den zweiten Blick einer gewissen Logik folgen: „Es ist ein bisschen so wie mit dem Fußballspielen: Man kann auch auf dem Tablet kicken, aber auf dem Platz, mit seinen Freunden, ist es dann doch lustiger.“ Ähnlich verhalte es sich mit Brettspielen, die in Konkurrenz zu Computerspielen stünden, meint er. So seien außerdem gerade Handyspiele keine echte Gefahr für sein Spieleuniversum, da diese nur dazu verwendet würden, Zeit totzuschlagen. Nicht, um sich wirklich zu amüsieren. Doch ums gemeinsame Amüsieren geht es offenbar immer mehr Spielbegeisterten – sehr zur Freude von Dominique Metzler. Die Geschäftsführerin der weltgrößten Messe für Brettspiele, der „Spiel“ im deutschen Essen, kann allein anhand ihrer langjährigen Erfahrung sogar eine Trendumkehr festmachen: „Wenn ich vor 15 Jahren in die Messehallen geschaut habe, hab ich mir schon gedacht, hoffentlich kommt da noch etwas, sonst erlebe ich meine Rente nicht mehr“, erinnert sie sich zurück. Waren es 2012 noch 147.000 Besucher, belief sich die Bilanz 2016 auf 174.000 und heuer gar auf 182.000 Menschen. Rekord. Besonders positiv sei dabei die Zusammensetzung des Publikums: Dieses wird immer jünger! Und das hat laut Experten einen einfachen und nachvollziehbaren Grund. Jungen Leuten wird das bewusste Offlinegehen immer wichtiger.


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L E T ’S P L AY ! Was spielen die Österreicher am liebsten? Ein kleines Ranking, das bloß auf der Ve r s p i e l t h e i t d e r R e d a k t i o n und keinesfalls auf Statistik beruht.

1. MENSCH ÄRGERE DICH NICHT Es gilt als Mutter aller Brettspiele und wird gerne auch von Erwachsenen mit individuell verschärften Regeln gespielt. Tipp: Mit drei Würfeln spielen! Das beschleunigt die Sache und macht sie zusätzlich spannend! Und ein Spieleabend mit Freunden wird so quasi zu einer Art „Digital Detox Party“. Das können Markus und seine Freunde durchaus nachvollziehen: „Wir haben das so zwar noch nicht gesehen, aber dennoch herrscht bei uns die Grundregel, dass Handys am Spieleabend lautlos gestellt sein müssen. Sonst gibt’s gleich einmal eine Strafe“, schmunzelt er und betont: „Deshalb sind für uns so supermoderne Spiele, die eben digitale Komponenten integrieren, noch nie interessant gewesen.“ Konkret spricht er von sogenannten Hybrid-Spielen, die etwa mittels App die digitale Welt auf das analoge Spielbrett zu

„Hybridspiele sind für passionierte Videogamer die Einstiegsdroge in die Brettspielwelt!“ Simon Krise, w w w. s p i e l e t e s t . a t holen versuchen. Ein von den Spieleherstellern seit 2007 stark forciertes Modell, über das man in Fachkreisen jedoch geteilter

Meinung ist. Strehl etwa sieht dafür keinen sonderlich großen Markt: „In meinen Augen ist das eine reine Kopfgeburt der Branche, die nur in seltenen Fällen zum Erfolg führt.“ Ausgenommen seien jene wenigen Spiele, bei denen die digitale Komponente einen echten Mehrwert für den Spieler bieten würde. Eine technisierte Sanduhr etwa, wie beim Spiel „Tick Tack Bumm“, die dank eingebautem Chip immer unterschiedliche Zeiten vorgibt und diese mittels Sound auch akustisch vermittelt, habe Erfolg gehabt. Das Spiel ging inzwischen sechs Millionen Mal über den Ladentisch. Dieser Meinung widerspricht hingegen Simon Kriese vom österreichischen Portal www.spieletest.at vehement: „Gerade Hybrid-Spiele sind ein Mitgrund für den Trend zum Brettspiel “, ist sich der 26-jährige Insider sicher. Das zeige seine tägliche Arbeit mit dem Thema. „Die Tatsache, dass Verlage gelernt haben, mit der Zeit zu gehen und nicht nur auf Klassiker wie ‚Risiko‘ und ‚DKT‘ zu setzen, hat vieles in Bewegung gesetzt.“ Spiele seien diverser und bunter geworden und ob der neuen Möglichkeiten würden tatsächlich jedes Jahr echte Überraschungen auf den Markt kommen. „Hybridspiele sind aus meiner Sicht für passionierte Videogamer sozusagen die Einstiegsdroge in die Brettspielwelt“, meint Kriese. Bis in diesem Branchenspielchen die Würfel gefallen sind, werden allerdings wohl noch einige Jahre vergehen. Doch das Ergebnis können wir an einem schon jetzt bekannten Ort offenbar sehr geduldig erwarten: auf dem guten alten Spielbrett. 110% BRETTLSPIELE

2. UNO Kein Wunder, dass es dieses Kartenspiel inzwischen in allen möglichen Spezialvarianten gibt. Es macht einfach richtig Freude! Tipp: „UNO“ eignet sich ideal, um kleine Turniere unter Freunden zu veranstalten. 3. SIEDLER VON CATAN Das Erfolgsspiel ist inzwischen 20 Jahre alt und liegt in den unterschiedlichsten Varianten auf. Aber: Man sollte es nicht eilig haben. Tipp: Eine der Varianten auf www. spiele-offensive.de ausprobieren! 4. RISIKO Seit über 50 Jahren kann man mit dem Vater der Strategie-Spiele auf sehr sanfte Art und Weise Krieg spielen. Tipp: Einzelnen Ländern vorher zusätzliche Aufgaben zuordnen. Wer das Land einnimmt, muss sie erfüllen. 5. TABU Laut www.spieletest.at ein Spiel, das gern im gemeinschaftlichen Dauerlachen endet. Das muss man wohl probieren! Tipp: Nicht mit zu introvertierten Leuten spielen, das wird dann eher öde.



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„ZUM DRAUFGEHEN WAR ICH NOCH ZU JUNG“ Hansi Hinterseer gilt als Menschenfreund reinsten Wassers. Im Interview mit 110% jedoch gibt er sich nicht halb so streichelweich wie in Film, Funk und Fernsehen. Neben den Carving-Ski bekommen die Alpinstars von heute, die Medien und das Society-Spektakel am Hahnenkamm ihr Fett ab. Interview: Manfred Behr Fotos: Philipp Forstner

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Eine formelle Frage zu Beginn: Für einen „Hansi“ befindest du* dich mit 63 in einem doch schon etwas fortgeschrittenen Alter. Nie daran gedacht, das „i“ aus dem Vornamen streichen zu lassen? Hansi Hinterseer: Als ich noch Skirennen gefahren bin, haben manche Sportreporter das „i“ auf eigene Faust eliminiert. Dann bin ich zu denen gegangen und hab’ gefragt: „Was habt ihr denn? Ich bin doch der Hansi!“ Also: nein, nie! Wir leben in turbulenten, durchaus auch ungewissen Zeiten. Sind die derzeitigen Umbrüche nicht die beste Rückversicherung, dass die heile, unkomplizierte Welt, die du in deiner Musik konstruierst, verlässlich nachgefragt werden wird? Musik, gleich welcher Art, hat den Menschen immer Freude, Ablenkung, Entspannung gebracht. Man sehnt sich danach, von dem Trubel wegzukommen, den man sich oft selbst macht. Als Skifahrer warst du einer mit Ecken und Kanten … … ich war kein Leichter, wusste nur zu genau: ,Wennst immer nur mit der Mannschaft mitschwimmst, wirst immer Zweiter sein.‘ Aber ich war auch ein sturer Hund und musste erkennen, dass ich nicht überall mit dem Kopf durch die Wand konnte. Diese Ecken und Kanten gestehst du dir als Sänger nicht zu. Hat es dich nie gereizt, Lieder über kontroversiellere Themen zu schreiben? Ich lass’ mich nicht verbiegen, singe nur die Lieder, die mir gefallen. Über die Berge, über die Liebe. Warum soll ich mir das Leben durch ernste Lieder schwerer machen als nötig? Udo Jürgens zum Beispiel hat sich als Schlagersänger dieser Themenfelder sehr wohl angenommen und ist damit nicht schlecht gefahren. Was aber war sein erfolgreichstes Lied? „Aber bitte mit Sahne!“ Die Menschen werden doch Tag für Tag ohnehin regelrecht niederbetoniert mit schlechten Nachrichten. Und ich frage mich: Muss das wirklich sein? Jeder sehnt sich doch nach Zufriedenheit, nach Geborgenheit. Und es gibt auch viel Schönes. Nur wird darüber nichts gebracht. Sind wir Menschen schon so deppert geworden, dass wir nur mehr das Negative hören wollen? Haben wir aus der Geschichte nichts gelernt? Können wir mit dem Frieden nicht umgehen? Du blockst in Interviews aber auch stets Fragen zu politischen Themen ab. Ich habe meine politische Meinung, aber ich

werde in meiner Position den Teufel tun und sie kundtun. Zwischen den Zeilen könnte man schon zu interpretieren versuchen. Du mahnst immer wieder ein, die Heimat sorgsam wie ein Juwel zu schützen. Du weist darauf hin, dass auch du dich im Ausland immer Regeln unterwerfen musstest, man das auch von anderen erwarten kann. Willst du, dass man zwischen den Zeilen liest? Der, der mich mag, wird meinen Sätzen zuhören und verstehen, dass es mir ums friedvolle Miteinander geht. Der mich nicht mag, wird sagen: „Was will denn der eigentlich?“

„Ich bin innerhalb weniger Tage vom Größten zum Arsch der Nation geworden. Eine brutale Erfahrung für einen jungen Menschen.“ Du hast auch einmal das Fehlen von Visionären in der Politik beklagt. Tauchen schon welche auf am Horizont? Die Hoffnung ist da. Mir geht’s dabei um Nachhaltigkeit im Tourismus. Speziell für den Alpenraum würde ich mir mehr ökologischen Weitblick wünschen. Denn wir brauchen die Natur, nicht sie uns. Wenn du älter wirst, ändern sich die Erfahrungswerte und Einstellungen. Und da fragt man sich gerade als naturverbundener Mensch: „Muss man wirklich jede neue Entwicklung mitmachen?“ Im letzten Jahrzehnt hat die Tracht gerade bei jungen Menschen eine Renaissance erlebt. Ist es Zeichen einer Art von Entwurzelung, wenn sich die Gesellschaft verstärkt der eigenen Traditionen besinnt? Weiß ich nicht, aber ich finde es super, weil die Tracht schon auch Teil unserer Kultur und Identität ist. Und darauf kann man 110% BRETTLSPIELE

ruhig ein bisserl stolz sein. Ich wäre sowieso sehr dafür, wenn unser kleines Landl mit viel mehr Selbstvertrauen auftreten würde. Wir haben so viele Leute, die in aller Welt in Führungspositionen sitzen. Das sollte man auch einmal anerkennen, statt immer nur zu jammern. Du warst mit 21 einer der Verlierer der Olympischen Spiele 1976 in Innsbruck, wurdest nach deinem Ausscheiden im Slalom verhöhnt und bespuckt. Wie hast du es geschafft, ein Menschenfreund zu werden, der gemeinsam mit Tausenden Fans Wanderungen und Kreuzfahrten unternimmt? Ich bin innerhalb weniger Tage vom Größten zum Arsch der Nation geworden. Eine brutale Erfahrung für einen jungen Menschen. Ich hatte genau zwei Möglichkeiten: damit umgehen lernen oder draufgehen. Zum Draufgehen war ich eindeutig noch zu jung. Letztlich hat mich die Erfahrung stärker gemacht. Der alpinen Enkelgeneration werden deine Erfahrungen von 1976 2026 mit Sicherheit erspart bleiben. Die Bevölkerung hat sich mehrheitlich gegen eine Kandidatur ausgesprochen. Schmerzt dich das? Aus sportlicher Sicht, ja. Aber die Leute haben eben gespürt, dass die Geschäftsfelder des IOC mit dem olympischen Gedanken nichts mehr zu tun haben. Ich habe ja auch einiges mitgemacht mit den Olympischen Komitees. Wenn die Funktionäre mit den Freundinnen, den Kindern, der Familie aufgetaucht sind und alles wichtiger war als die Sportler, um die es eigentlich gehen sollte. Was hat dich nach der Negativerfahrung als Sportler letztlich mit dem Publikum versöhnt? Schon auch, dass es mir die Möglichkeit gegeben hat, das Glück beim Schopf zu packen. In Deutschland gibt’s 65.000 gelernte Schauspieler. Und die meisten wollen erfolgreich sein, viele vielleicht sogar krampfhaft. Ich bin keiner von ihnen, gehe aber ohne Scheu vor die Kamera und mache es einfach. Ich habe in 11 Spielfilmen die Hauptrolle gespielt, habe – jetzt wieder – eine eigene TV-Sendung, war Co-Kommentator bei Skirennen, bin Sänger. Die meisten Leute wussten mit mir ja gar nichts anzufangen. „Was ist er denn jetzt – Sänger, Schauspieler, Kommentator?“ Die konnten gar nicht begreifen, wie man so viel Verschiedenes machen kann. Da steckt natürlich viel Arbeit dahinter, aber irgendeine Gabe scheine ich schon zu haben, bei den Leuten anzukommen. Ich schätze, es


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„Zum Star-Sein gehört eben mehr, als nur runterzufahren“

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hat mit Glaubwürdigkeit zu tun. Die Leute spüren, dass ich mich nicht verstelle. Einen Wandertag mit 12.000 Menschen am Berg zu verbringen, wie du es jahrelang in Kitzbühel praktiziert hast, muss man aber auch mögen. Dieses Vertrauen in die Fans ist über die Jahre gewachsen. Begonnen haben wir mit 1200. Da kamen Leute von Australien bis Brasilien, aber keiner hat irgendwas achtlos weggeschmissen. Wir haben uns ruhig und anständig miteinander bewegt, haben aufeinander und auf den Berg aufgepasst. Eine Art der Fanarbeit, die für deine alpine Nachkommenschaft unvorstellbar wäre. Der wird schon in jungen Jahren eingetrichtert, Fan- und Medienarbeit sei belastend, substanzzehrend und daher auf ein Minimum zu reduzieren. Mit ein Grund, warum der Hype um die Skistars früher wesentlich größer war? Da unterschreibe ich dir jedes Wort. Die heutige Athletengeneration haut sich voll rein, bringt sensationelle Leistungen. Aber wir Rennläufer aus vergangenen Tagen vermissen etwas bei ihnen. Wo siehst du sie denn? Nicht einmal nach Saisonende! Wir sind im Wirtshaus, im Kaffeehaus aufgetaucht, ohne Sponsorkappe, uns konnte man angreifen. Die Fahrer heute kennt man, mit Ausnahme von Marcel Hirscher, ja ohne Helm und Stirnband gar nicht mehr. Glaubst du, wir wurden damals nicht von Autogrammjägern und Hobbyfotografen belagert? Umso mehr, weil sie wussten, dass wir sie an uns heranlassen. Zum Star-Sein gehört eben mehr, als nur runterzufahren. Was hält die Asse von heute denn sonst noch ab, den Status eines Franz Klammer zu erreichen? Eines muss man sagen, auch wenn’s brutal klingt: Der Hype beschränkt sich halt schon auf Österreich. Jenseits des Weißwurstäquators interessieren die Skifahrer eben nur eine Minderheit. Ich darf das sagen, ich war einer von ihnen. Kitzbühel bildet eine Ausnahme. Aber dort rückt der Sport, so empfinde ich es, immer mehr in den Hintergrund. Diese Ansammlung an Partys – das ist doch alles nicht mehr normal. Klar, die Sponsoren wollen feiern, ihre geladenen Gäste hofieren, aber soll jetzt die Weißwurstparty schon wichtiger sein als die Mausefalle? Unterm Strich leisten die Sportler Großartiges. Dafür bekommen sie meines Erachtens einfach zu wenig Anerkennung. Was noch hinzukommt: Vor 30, 40 Jahren gab’s Skifahren, Eishockey, Rodeln, dann war Feierabend. Heute verteilt sich das Interesse auf eine Unmenge von


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Randsportarten. Da bleibt für jeden weniger Aufmerksamkeit über. Du kommentierst seit 2009 keine Skirennen mehr. Hältst du ihnen als TV-Zuseher die Treue? Auf Sölden habe ich mich wirklich gefreut, aber dann musste ich nach wenigen Minuten abdrehen. Ich halte die Selbstdarstellung der ORF-Reporter nur schwer aus. Auch dort wird man das Gefühl nicht los, jeder Einzelne sei wichtiger als die Athleten. Dazu noch die Startverschiebungen – ein echter Spannungskiller. Man sollte ernsthaft überlegen, ob man Skirennen nicht als Aufzeichnung bringt. Dafür aber als richtige Show aufbereitet, mit einem Top-Regisseur, mit einem Spannungsaufbau, mit einer echten Inszenierung der Athleten. Die derzeitigen Übertragungen funktionieren so, dass 60 Läufer runterfahren und jeder gleich aussieht. Auf der US-Profi-Tour der 80er-Jahre war das ein ganz anderes Spektakel. Du hast dort zwei WM-Titel errungen. Als Abfahrer – bis dahin nicht deine Domäne. Es war eine herrliche Zeit. Ich kam aus der geschützten Werkstätte des ÖSV, war plötzlich nicht mehr wohlbehütet, sondern für alles allein verantwortlich. Wenn ich bis fünf Uhr früh zum Feiern in der Bar war – meine Sache. Beim ÖSV haben sie dich für so etwas immer gleich heimgeschickt. Dass es um das Standing des alpinen Skisports im Konzert der Sportarten nicht zum Besten bestellt ist, muss aber wohl auch mit dem Internationalen Skiverband in Zusammenhang stehen? Natürlich. Vieles geht am Interesse der Fans vorbei. Die Saison mutwillig in die Länge zu ziehen, macht zum Beispiel gar keinen Sinn. Ich würde nach dem Großereignis nur mehr das Weltcupfinale austragen und danach mit Showrennen in die Städte gehen. Jetzt kommen sie wenigstens langsam drauf, dass Parallelrennen gut ankommen, weil sie einfach zu verstehen sind. Das Skifahren hat sich aber ganz generell stark verändert. Nimm den Riesenslalom: Da wird von oben bis unten planiert, die Präparierung vereinheitlicht, auch die Kurssetzung ist eine Katastrophe – unendlich monoton. Über die Abschaffung der Abfahrt ist auch schon diskutiert worden… Speziell nach den Stürzen von Svindal, Reichelt und Streitberger in Kitzbühel 2016. Das hat mir richtig wehgetan. Weil man die völlig falschen Schlüsse gezogen hat. An der Stelle hast du schon immer der Katz’ gehört, wenn das Licht schlecht war und du einen Fahrfehler begangen hast. Schon in den

50er-, 60er-Jahren. Jetzt herzugehen und zu sagen, die Abfahrt sei nicht mehr zeitgemäß – völliger Unsinn. Das ist auch unfair gegenüber den Athleten, die sich top vorbereiten, genau wissen, worauf sie sich einlassen. Niemand will, dass sich einer wehtut, geschweige denn Schlimmeres passiert wie im Falle des Franzosen Poisson. Aber Unfälle gehören zum Sport, so grausig das ist. Wie hältst du’s mit Freeriden oder Geländefahren? Was die Freeride-Profis zeigen, ist toller Sport. Ich bin mir nur nicht sicher, ob da die richtigen Signale an die jungen, ambitionierten Hobbyfahrer gesendet werden.

Hansi Hinterseer Geboren: 2. 2. 1954 Geburts- und Wohnort: Kitzbühel Familienstand: verheiratet mit Romana (seit 1986), zwei Töchter (Jessica/30, Laura/28), ein Enkelkind Erfolge als Skifahrer: Vize-Weltmeister RSL 1974; RTL-Weltcupsieger 1972/73, 6 Weltcupsiege, 2 x Abfahrtsweltmeister bei den Profis Erfolge als Künstler: 4 Nr.-1-Alben in Österreich, je eines in Deutschland und Dänemark; Hauptrolle in 11 Heimatfilmen Aktuelles Album: „Für mich ist Glück …“ Nächstes Projekt: Tour 2018 (27. 2.– 19. 4.), 37 Konzerte in 7 Ländern 110% BRETTLSPIELE

Generell hat die Carvingentwicklung dazu geführt, dass kaum einer noch das richtige Skifahren beherrscht, das Material eigentlich mehr mit dem Menschen fährt als umgekehrt. Ich bin viel im Gelände unterwegs, da fahren sie heute zum Teil mit Wasserski. Können musst du da nicht mehr viel. Marcel Hirscher – der beste Skirennläufer aller Zeiten? Da wäre ich vorsichtig. Jede Zeit hatte ihre Helden. Was ist mit Stenmark? Was mit Girardelli? Marcel hat Unglaubliches geleistet, sechs Mal hintereinander Gesamtweltcupsieger zu werden, kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Als Skifahrer aber gefällt mir das Spielerische eines Henrik Kristoffersen besser, Marcel macht doch sehr viel mit seiner Kraft. Etwas ganz anderes: Internet – Segen oder Geißel der Menschheit? Faszinierend und beängstigend. Du bist letzten Monat nach vier Jahren mit deiner Fernsehsendung zurückgekehrt. Eine Genugtuung? Ich hatte sie von 1996 bis 2013 ein- bis zweimal jährlich präsentiert. Dann meinten die zuständigen Herrschaften, sie sei nicht mehr zeitgemäß. In den letzten Jahren dürfte man draufgekommen sein, dass es doch eine Nachfrage nach solchen Formaten gibt. Als die Anfrage kam, habe ich sofort zugesagt. Es war immer mein Baby, und diese Plattform ist ja auch für meine Popularität wichtig. Genugtuung? Nein. Wäre ich wegen allem und jedem gekränkt und nachtragend, würde ich ziemlich allein unterwegs sein. Gabalier oder Netrebko? Beide sind sehr erfolgreich, stehen bei mir aber nicht im CD-Regal. Welche Gedanken sind dir im Zuge der #MeToo-Welle durch den Kopf gegangen? Ich will mich dazu nicht äußern. Nur so viel: Jeder sollte anderen mit dem Respekt begegnen, den man sich selber wünscht. Und wenn 14-jährige Dirndln vergewaltigt werden und die Täter freikommen, kann etwas grundlegend nicht stimmen. Das letzte Buch, das dich beeindruckt hat? Ein Sachbuch über den Vesuv-Ausbruch, der Pompeji unter sich begraben hat. Moonboots oder Sneakers? Moonboots natürlich. Ich bin viel belächelt worden dafür, aber rate mal, was ich vor drei Jahren am Broadway in New York in den Schaufenstern von Dior und Chanel gesehen habe … Weiße Fell-Moonboots! *In Interviews mit Hansi Hinterseer gibt’s um die Du-Form kein Herumkommen.


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28 HINTERGRUND

Secret Service Die geheimnisumwobene Abteilung für Forschung und Entwicklung im ÖSV muss immer öfter die klammen Skifirmen im Athleten-Service ersetzen. Dadurch fehlen wertvolle Mittel, um große Zukunftsprojekte anzustoßen. Ein Leit-Institut für Entwicklung und Sportgerätebau könnte die Lücke schließen. Nebeneffekt: Von diesem würde der gesamte heimische Sportbetrieb langfristig profitieren.

Text: Manfred Behr

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Foto: APA Picturedesk/Helmut Fohringer, Sportmagazin/Christian Forcher

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chneeflocke ist nicht gleich Schneeflocke. Und Eiskristall nicht gleich Eiskristall. Nicht mal ansatzweise. Über 100 verschiedene Typen wurden bisher beschrieben. Plättchenprismen-, sternförmige, wir ersparen Ihnen die taxative Auflistung. Was es gerade vom Himmel schneit, hängt übrigens weitgehend von der Temperatur ab. Genauso wie die Eigenschaften, die die Schneekristalle am Boden an den Tag legen. Grundsätzlich gilt: Je wärmer, desto schneller ändert sich die Zusammensetzung des Schnees. Eine Herausforderung für den Hochleistungssport. „Olympia in Korea bedeutet: Meeresnähe, dadurch eine hohe Luftfeuchtigkeit mit relativ hohen Temperaturen und eine für uns ungewohnte Schneebeschaffenheit“, weiß Anton Giger, Leiter der Abteilung für Forschung und Entwicklung im ÖSV. „Umso wichtiger ist es, vor Ort rasch reagieren zu können.“ Seit Anfang Dezember befindet sich ein Selfmade-Container auf dem Seeweg Richtung koreanische Halbinsel. Kostbarster Teil der Ladung: drei Schleifmaschinen, die dafür sorgen sollen, dass binnen kürzester Zeit die ideale Skikonstruktion mit dem perfekten Schliff und dem optimalen Belag kombiniert werden kann. Daheim in Innsbruck wird derweilen ein Gerät, das auf den Namen „Tribometer“ hört, die Erkenntnisse der Zukunft zusammentragen. Mit 80 km/h sausen verschiedenartig konstruierte und präparierte Ski Montag bis Freitag von 8 bis 13 Uhr über eine IndoorSchneefläche. Ein Computer misst Reibung und Widerstand, zeichnet die Daten auf. Ausgeheckt hat das Projekt – die Abteilung für Forschung und Entwicklung. Die Unit gilt insgeheim als Secret Service des ÖSV. Viel wird gemunkelt, aber wenig gewusst über Giger und seine im Winterhalbjahr über 100 Bediensteten. Nur, dass es sieben Unterabteilungen gibt, die sich in Bramberg, Hall und Innsbruck über Schliffe und Beläge, Rennbekleidung, Sicherheit, Analyse und die dazugehörige Software den Kopf zerbrechen. Zusätzlich sind eine Test- und eine Serviceunit für die aktuellen Bedürfnisse des Leistungssports abgestellt. Letztere bindet, seit die Skierzeuger kostenbedingt nur mehr die TopläuferInnen direkt betreuen, bei Weitem die meiste Manpower. 90 von 107 KaderathletInnen bekommen ihre Brettln mittlerweile vom ÖSV-Servicepool präpariert. Giger: „Ein zweischneidiges Schwert. Einerseits bleibt das Know-how im Land, andererseits stellt sich

HINTERGRUND

Anton Giger wechselte nach 11 Jahren als Herren-Cheftrainer 2010 zur neuen Research-Unit.

„Das Know-how bleibt im Land, es stellen sich aber die Fragen der Finanzierung und Qualitätssicherung.“

Der Tribometer läuft auf Hochtouren, variiert wird mit Schliffen, Belägen und Schneebeschaffenheit. 110% BRETTLSPIELE

die Frage der Finanzierung und Qualitätssicherung. Du kannst nicht nur Greenhorns nehmen, aber die Ausbildung erfordert viel Zeit. Durch die Fokussierung auf dieses wichtige Thema mussten wir in den letzten zwei Jahren viele Forschungsprojekte schweren Herzens auf Eis legen.“ An praktischen Umsetzungen hat es in den letzten Jahren trotzdem nicht gemangelt. Mit Ausnahme der Sparte Langlauf lässt der ÖSV mittlerweile alle Wettkampftextilien selbst schneidern und produzieren. Eine Athletendatenbank, die alle Rennläufer ab acht Jahren erfasst, soll die Droup-out-Rate junger SkifahrerInnen spürbar verringern. Der vielleicht wichtigste Schritt vorwärts aber ist im Bereich Sicherheit gelungen. Ein gemeinsam mit der Industrie entwickelter Helm-Prototyp wurde sogar ins FIS-Reglement übernommen – seither ist die Zahl der schweren Kopfverletzungen um 40 Prozent gesunken. „Wie so oft war das übrigens eine Idee von Präsident Schröcksnadel, die wir hier verfolgt haben“, streut Giger dem Chef Rosen, will im Bereich Verletzungsprophylaxe aber auch eigene Akzente setzen. „Bisher wurde immer versucht, über Taillierungen und drehendere Kurse die Geschwindigkeit zu drosseln, die Fliehkräfte zu minimieren. Mit dem Effekt, dass die Firmen über das Kantentuning und den Schuh alles wettgemacht haben, die Kurvengeschwindigkeiten letztlich gleich blieben, aber mit einem noch aggressiveren Material erzielt wurden. Weniger Verletzungen können wir nur erreichen, indem wir den Blickwinkel ändern, die Rahmenbedingungen so gestalten, dass das weniger aggressive Material die schnellere Option ist.“ Die Krux: Während Länder wie Deutschland (Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten) oder Norwegen (Olympiatoppen) über staatlich finanzierte Körperschaften verfügen, ist Gigers Abteilung hierzulande auf sich allein gestellt. „Unser Vorteil sind die kurzen Wege. Wir arbeiten mit einigen Universitäten und großen Wirtschaftsunternehmen wie der AMAG oder der voestalpine exzellent zusammen, aber jemand muss diese Ideen auch umsetzen, die wettkampftauglichen, exklusiven Produkte bauen. Gerade im Bereich Aerodynamik würde von einem solchen Institut eine ganze Reihe von Sportarten profitieren.“ Als Geschäftsführer der neuen Bundes-Sportförderungs GmbH hätte Giger eine solche Initiative maßgeblich mitanstoßen können. Doch seine Bewerbung blieb in der Schublade – ÖSV-Boss Schröcksnadel hatte den Salzburger zurückgepfiffen. Wegen Unabkömmlichkeit.


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Mikaela Shiffrin hat sich noch immer nicht ans Seriensieger-Dasein gewöhnt. „90 % meiner Gedanken sind Zweifel.“

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Rebellin außer Dienst Mikaela Shiffrin gilt als außergewöhnlich fokussiert, diszipliniert und grundvernünftig. Doch die Olympiasiegerin empfand ihr Skistar-Leben lange Zeit als eine Art goldenen Käfig. Nun bewohnt sie ihn endlich zu zweit. Text: Manfred Behr

Fotos: Getty, Facebook (@mikaelashiffrin)

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enn man Mikaela Shiffrin zuhört, wie sie über die aus den Fugen geratene Welt sinniert, wird man das Gefühl nicht los, es mit einer alten Seele zu tun zu haben. Einer älteren jedenfalls, als man in einer 22-Jährigen vermuten würde. „Es scheint, als wäre der Welt der Kompass verloren gegangen. Man wacht in der Früh auf, schaltet den Fernseher ein und hofft, dass in den Nachrichten etwas über ein Kätzchen kommt, das sich nicht mehr vom Baum runtertraute und von der Feuerwehr gerettet werden musste. Aber dann ist es doch wieder das Übliche. All die Spannungen in der Welt, all die Peinlichkeiten zuhause. Und es wird einem im selben Moment klar, dass man sich wieder rechtfertigen wird müssen für sein Land, auf das man so stolz ist, das man so gerne repräsentiert, vor dessen Flagge man es genießt, mit Medaille zu posieren.“ Man weiß, was gemeint ist – auch ohne das T-Wort. So redet eine, die mehr und andere Erfahrungen gesammelt hat als eine gleichaltrige Durchschnittsamerikanerin aus Lexington, Kentucky, Wichita, Kansas, oder Jacksonville, Florida. Die erheblich weltgewandter auftritt, weil sie ein Drittel ihres Lebens im Ausland verbringt, den Umgang mit Medien gewöhnt ist, seit Ewigkeiten die Lebensschule Hochleistungssport besucht. Eine Institution, die aber naturgemäß nicht

alle Fächer abdecken kann. Beziehungslehre etwa wird nur als Freifach angeboten, das man sich ungern aufhalst, weil einen die Hauptgegenstände ohnehin bis zum Äußersten fordern. Mikaela Shiffrin hat sich ihnen immer mit äußerster Hingabe gewidmet. Skitechnik, Kraft-Ausdauer, Koordination, Einstellung, römisch Eins, setzen. Rackerten andere zwei Stunden in der Kraftkammer, mussten es bei ihr vier sein. Packten andere ihr Zeug nach sechs Trainingsfahrten ein, erreichte sie gerade Betriebstemperatur. Von nix kommt nix. Von sehr, sehr viel entsprechend mehr. Mit 16 Jahren und 9 Monaten kletterte die Coloradan auf ihr erstes Weltcuppodest, mit noch nicht mal 18 krönte sie sich in Schladming zur drittjüngsten Slalom-Weltmeisterin, mit noch immer 18 zur jüngsten -Olympiasiegerin of all times. Derzeit hält Shiffrin bei 31 Weltcupsiegen (Stand 24. 11.), nimmt damit schon Rang 9 im Allzeitranking ein – mit 22! Ihre bisherige Performance hochgerechnet, würde sie dereinst sogar Lindsey Vonn vom Thron stoßen. Die hatte in Shiffrins Alter im Weltcup nämlich „erst“ sieben Mal angeschrieben. Apropos Vonn: Das alpine Glamour-Girl diente Shiffrin in jungen Jahren als Benchmark in Sachen Professionalität. Aber bis heute auch als abschreckendes Beispiel, wie man abseits der Piste möglichst nicht wahrgenommen werden möchte. Das Heischen nach Aufmerksamkeit – Stichwort „Battle 110% BRETTLSPIELE

Notre-Dames Hinter-, Mathieu Faivres Vorderansicht. Mit diesem Foto ließ Shiffrin die Fans an ihrem jungen Glück teilhaben.


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Ihre bisherige Performance hochgerechnet, würde Shiffrin in Lindsey Vonns Alter über 80 Weltcupsiege angehäuft haben.

„Es gibt viele wichtige Erfahrungen außerhalb des Skisports, die ich gerne gemacht hätte.“ licherweise einmal das erleben, was für Mädchen ihres Alters völlig normal ist. Aber so hart es klingt: Für eine Rennfahrerin mit ihren Ansprüchen, mit so viel Trainingsaufwand, mit so vielen Disziplinen, gibt es kein soziales Leben. Ihr Freund machte ihr Vorwürfe, dass sie nie Zeit hat, doppelt so viel trainiert wie alle anderen. Wir haben Mikaela letztlich die Entscheidung überlassen, ob sie weiter Ski fahren will oder nicht. „Nach dem Ende der Liaison stellte sich Ernüchterung ein. „Weil uns bewusst wurde, dass nur ein Weltklasse-Skifahrer Verständnis für das Leben, das sie führt, aufbringen kann.“ Ein kleiner Markt fürwahr, aber offenbar groß genug. Seit März schlägt Shiffrins Herz für Mathieu Faivre, Nr. 2 der Riesenslalom-Weltrangliste. Und umgekehrt. „Wir kannten uns schon länger, aber nach dem Weltcupfinale in Aspen hatten wir endlich die Möglichkeit, intensiv Zeit miteinander zu verbringen. Und es fühlte sich großartig an“, strahlt die Seriensiegerin. Wohnt sich doch gleich komfortabler in einem goldenen Käfig für zwei. 110% BRETTLSPIELE

Mutter Eileen (re.), gleichzeitig wichtigster Teil des Trainerstabs.

MIKAELA SHIFFRIN BIOGRAFIE Geboren: 13. 3. 1995 Wohnort: Eagle-Vail, Colorado (USA) Familie: Mutter Eileen (gleichzeitig Trainerin), Vater Jeff (Anästhesist) Größe/Gewicht: 170 cm/65 kg Equipment: Atomic Größte Erfolge: Slalom-Olympiasiegerin 2014, -Weltmeisterin 2013, 2015, 2017, Gesamt-Weltcupsiegerin 2016/17, 31 Weltcupsiege, 42 Podestplätze Social Media: www.instagram.com/ mikaelashiffrin/

Foto: Getty (2), Reuters

of the Sexes“ –, das öffentliche Zur-SchauStellen von Ehekrisen und Depressionen, das Herumstaksen auf roten Teppichen – für die Weltcup-Titelverteidigerin ein No-Go. „Correct, Mrs. Shiffrin?“, fragen wir Mikaelas Mutter Eileen, die vielsagend lächelt. „Wenn das Ihre Meinung ist, werde ich nicht versuchen, sie Ihnen auszureden. Von uns haben Sie das aber nicht.“ Geht klar. Andererseits: Auch Shiffrins Approach hat Schattenseiten. Sie ist zwar für ihr Alter erstaunlich reif, fokussiert, sie ist geerdet und unheimlich erfolgreich – bisweilen aber auch einsam, irgendwie in einem goldenen Käfig gefangen. „Es gibt viele wichtige Erfahrungen außerhalb des Skisports, die ich gerne gemacht hätte. Ging aber leider nicht“, bedauert sie im Interview mit „110 %“. In der Schweiz hatte sie letzten Winter launig kundgetan, sie wäre offen für ein Date, wenn sie endlich mal jemand fragen würde. Woraufhin getitelt wurde: „Sie hatte noch nie ein Date!“ Und bei Shiffrins Vorarlberger Manager, Ex-Weltcupcrack Kilian Albrecht, ging die Mailbox angesichts Hunderter einschlägiger Angebote über. Im Alter von 18 hatte sie sich, mit oder ohne Date, einmal den Luxus einer Liebesbeziehung geleistet. Mit Brennan Rubie, einem bis heute mäßig erfolgreichen B-Kader-Läufer. Ein Desaster, zumindest haben es die Eltern als solches abgespeichert. Eileen Shiffrin: „Wir hatten damals einige heftige Diskussionen. Ich würde es nicht Rebellion nennen, Mikaela wollte verständ-


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EINFACH MEHR PLATZ NEHMEN! Austrian Airlines starten mit der Premium Economy Class eine Komfort-Offensive! Ab Frühjahr 2018 sind alle Langstreckenflüge mit den top ausgestatteten Sitzen bestückt.

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u wenig Platz im Flugzeug kann gerade auf Langstreckenflügen mitunter anstrengend werden. Um möglichst vielen Passagieren angenehme Flüge zu ermöglichen, haben Austrian Airlines nun eine komplett neue Reiseklasse eingeführt: die Premium Economy Class. Diese ist ab sofort buchbar und wird im Frühjahr 2018 auf allen Langstreckenflugzeugen von Austrian Airlines zur Verfügung stehen. ABER WAS BEDEUTET DAS GENAU? Herzstück der neuen Premium Economy Class ist der eigens für die Lufthansa-Group angefertigte Premium Economy Sitz, der den Fluggästen im Vergleich zur Economy Class mehr Komfort bietet. Die Rückenlehne lässt sich bis zu 40 Grad weit nach hinten legen. Der Sitzabstand von bis zu 97 cm sorgt für mehr Beinfreiheit, Fußstützen entlasten die Beine. Verstellbare Kopfstützen und Ohrenklappen bescheren den Reisenden einen bequemen Halt während des Schlafs. Die Mittelarmlehne mit ausklappbarem Tisch zwischen den Sitzen mit einer persönlichen, breiten Armlehne für jeden Gast ermöglicht mehr

Privatsphäre sowie mehr Platz zur Seite. Jeder Sitz ist außerdem mit eigener Steckdose und USB-Anschluss ausgestattet. NOCH MEHR SERVICE! Die neue Premium Economy Class bietet aber weit mehr als bloß deutlich bequemere Sitze. So können Fluggäste in der neuen Reiseklasse zwei Gepäcksstücke mit jeweils bis zu 23 Kilogramm kostenlos einchecken. Die Sitzplatzreservierung im Vorfeld ist kostenlos und auch kulinarisch werden die Gäste verwöhnt: Sie wählen bequem aus der Menükarte ihr Lieblingsgericht, das auf Porzellangeschirr serviert wird. Für einen erholsamen Aufenthalt an Bord bekommt jeder Fluggast außerdem ein Amenity Kit mit nützlichen Reise-Accessoires. Das umfangreiche Unterhaltungsprogramm an Bord mit Kino-Highlights, Spielen sowie Audio und Video on Demand genießen die Passagiere auf großen 12-Zoll-Touchscreen-Bildschirmen. Und das ganze Paket wird zu komfortablen Preisen angeboten: Wien–Bangkok–Wien gibt’s etwa ab EUR 1.079! Also alles andere als abgehoben.

● Neuer Sitz mit breiter Sitzfläche und großzügigem Sitzabstand ● Eigene Steckdose und USB-Anschluss am Sitz ● Immer eine eigene Mittelarmlehne mit ausklappbarem Tisch und Cocktailtischchen

● 12-Zoll-Monitor mit Fernbedienung für das Bordunterhaltungssystem ● 2 x 23 kg Freigepäck ● Hochwertiges Speisenangebot mit Menükarte

● Fußstütze ab der zweiten Reihe bzw. Beinauflage mit integrierter Fußstütze in der 1. Reihe ● Welcome Drink ● Amenity Kit mit nützlichen ReiseAccessoires

Fotos: Beigestellt

DIE NEUE PREMIUM ECONOMY CLASS IM ÜBERBLICK:


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WIE GRÜN KANN WEISSES GOLD SEIN? Ist Kunstschnee ultimativ böse, oder hat er doch auch gute Seiten? Grazer Forscher behaupten sinngemäß, dass er sogar gut für unser Klima sei. Tiroler Kollegen halten diese Studie allerdings für nicht ausführlich genug. Wir haben zwei externe Experten um ihre Meinung gebeten. Text: Johannes Stühlinger

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enn eine wissenschaftliche Aussage diametral zur landläufigen Meinung steht, dann kann das eine wahre Lawine der Entrüstung auslösen. Diese Erfahrung macht derzeit das Wissenschaftler-Team rund um Franz Prettenthaler. Der Leiter des Joanneum Research-Zentrums für Klima, Energie & Gesellschaft in Graz hat nämlich eine Studie veröffentlicht, die ein brisantes Ergebnis liefert: Verkürzt ausgedrückt ist Kunstschnee laut dieser Expertise nicht etwa schlecht, sondern sogar gut für das Klima! Prettenthaler: „Es heißt oft, dass die Erzeugung von Kunstschnee eine schlechte Anpassungsstrategie an den Klimawandel ist, weil sie selbst klimaschädlich ist. Wir haben uns das nun genau angesehen.“ Fazit: „Unsere Alpen, die im Winter nicht mehr mit Schnee bedeckt werden, heizen sich noch stärker auf. Während eine von Schnee bedeckte Oberfläche einen großen Teil der Energie des Lichtes in den Weltraum zurückwirft.“ Und so käme eben dieses

überraschende Ergebnis zustande. Nachsatz: „Das klingt nicht nach Common Sense. Aber es ist die Aufgabe der Wissenschaft, dem Common Sense zu widersprechen, wenn es dafür Beweise gibt.“ Doch die Aussage der Studie überzeugt naturgemäß nicht jeden Fachkollegen. Wolfgang Guiser von der Uni Innsbruck etwa schießt scharf: Die Expertise sei so nicht haltbar. Es sei eine ganze Reihe an Punkten nicht eingerechnet worden, meint er. Außerdem wirft die Tatsache, dass die Studie vom Fachverband der Seilbahnen Österreichs unterstützt wurde, nicht unbedingt ein gutes Licht auf die Publikation, heißt es. Fakt jedenfalls ist: Die Frage, ob die künstliche Schützenhilfe für Frau Holle gut oder schlecht ist, lässt sich nicht so leicht klären wie gedacht. Also haben wir zwei Experten um ihre Meinung gebeten, die schon von Natur aus unterschiedlicher Meinung sein müssen: Christoph Eisinger von der Skiregion Amadé und den Klimaexperten Johannes Wahlmüller von der Umweltschutzorganisation Global 2000. Bitte umblättern!

WIE ENTSTEHT KU NSTSCHNEE? De r Vo rgan g. Sogenannte Nukleatoren in den Schneekanonen erzeugen ein Wasser-Druckluft-Gemisch, das beim Austreten aus der Kanone Schneekerne entstehen lässt. Gleichzeitig wird Wasser in feinste Tröpfchen zerstäubt. Beides verbindet sich und bildet auf dem Weg zum Boden kleine Schneekristalle.

Fotos: Istock

Die Be din gun ge n . Es kommt auf das Verhältnis zwischen Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit an. Der Grundsatz lautet: Je trockener die Luft, desto höher können die Temperaturen sein, damit künstlicher Schnee erzeugt werden kann. Denn bereits feuchte Luft kann weniger Feuchtigkeit aufnehmen. Ein Beispiel: Liegt die Luftfeuchtigkeit bei nur 20 Prozent, kann noch bei drei Grad plus Kunstschnee entstehen. Bei 90 Prozent Luftfeuchtigkeit braucht es dagegen minus zwei Grad.

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Pr o

Con t r a

„Bei uns wird die sogenannte maschinelle Beschneiung freilich positiv gesehen. Das hat natürlich in erster Linie einen ökonomischen Aspekt: Für den Skilauf, wie er heute angeboten werden muss, um die Gäste zufriedenzustellen, ist Beschneiung schlicht und einfach unabdingbar. Um Arbeitsplätze zu erhalten, um die für die Region notwendige Wertschöpfung aus dem Tourismus lukrieren zu können, gibt es hierbei einfach keinen Spielraum. Man muss bei diesem Thema auch zur Kentnis nehmen, dass allein mit sanftem Tourismus kein Auskommen ist. Und dass es in gewissen Regionen zu einer Verdichtung des Tourismus mit eben auch inversiven Erscheinungen kommt. Allerdings ist es gerade beim Thema Kunstschnee entscheidend, dass dieser möglichst umweltschonend hergestellt wird. Dies gewährleistet bei uns aber allein schon die Gesetzgebung. Es sind bis zu zehn Einzelverfahren notwendig, bis man eine Beschneiungsanlage überhaupt errichten darf. Und diese Genehmigungsverfahren prüfen jedes Detail sehr genau; dass etwa die Funktion der Flüsse nicht beeinträchtigt wird oder Ähnliches. Außerdem muss man auch ins Treffen führen, dass moderne Anlagen im Verhältnis sehr wenig Energie benötigen. Ich bin selbst Geograf und kann auch aus dieser Perspektive bestätigen, dass keine massiven Eingriffe in die Natur stattfinden. Außerdem ist ebenfalls durch Studien belegt, dass an 60 bis 70% der beschneiten Gebiete für die Vegetation sogar ein positiver Effekt entsteht: Der Kunstschnee schützt vor Frostschäden, gibt nötige Feuchtigkeit und schützt Humus und Grasnarbe gegen Skikanten und Pistengeräte.

„Grundsätzlich muss ich sagen: Natürlich ist Kunstschnee für die Umwelt belastend. Der Energie- und Wasserverbrauch ist enorm. Allerdings gibt es schon auch ein gewisses Verständnis für künstliche Beschneiung, da es in vielen Regionen, die vom Wintersport leben, aufgrund des Klimawandels nicht anders möglich ist, als zu beschneien. Also bin ich auch nicht der Meinung, man müsse von heute auf morgen alles verändern. Vielmehr kommt von unserer Seite der Appell, dass man sich in Regionen, in denen natürlicher Pistenspaß nicht mehr möglich ist, langfristig anders aufzustellen versucht. Dass man andere Wirtschafts- oder Tourismuszweige forciert, um Alternativen zu schaffen. Ich möchte aber auch noch auf die Grazer Studie eingehen. Diese vergleicht, wie viel CO₂ bei der KunstschneeProduktion frei wird und wie viel wiederum durch den sogenannten Albedo-Effekt* eingespart wird. Das ist auch sicher alles richtig gerechnet, aber dennoch wird aus meiner Sicht ein verzerrtes Bild dargestellt. Man geht davon aus, dass die Umwelt-Zertifikate, über die alle in der Studie erfassten Skigebiete verfügen, wirklich halten. Diese lassen uns schließlich in dem Glauben, dass nur Strom aus erneuerbarer Energie genutzt wird. Doch das ist gerade im Winter ein Ding der Unmöglichkeit. Vor allem in dieser Jahreszeit wird so viel Strom wie sonst nie aus Gas, Kohle oder Atomkraftwerken in die Netze gespeist. Wenn also die Beschneiungsanlagen in Betrieb sind, ist der Strommix am schlechtesten. Daher glaube ich, dass die Rechnung am Ende des Winters nicht so positiv ausgeht.“

CHRISTOPH EISINGER,

J O H A N N E S WA H L M Ü L L E R ,

Geschäftsführer der Skiregion Amadé:

Klimaexperte von Global 2000

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Fotos: Beigestellt

*Der Albedo-Effekt: Als Albedo bezeichnet man den Anteil an Sonnenstrahlung, der von der Erdoberfläche reflektiert wird. Helle Flächen, wie Schneefelder, reflektieren viel Energie in den Weltraum. Dunkle Areale hingegen nehmen Energie auf und erwärmen die Erde. Das bedeutet, beschneite Gebiete helfen dabei, die Erde kühl zu halten.

Mein persönliches Fazit ist vor allem die Frage: Was wäre die Alternative? Schließlich müssen wir auch auf das Wohl der Region und der Menschen hier achtgeben. Aber eines ist auch klar: Rein schwarz-weiß kann man dieses Thema nicht sehen.“


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38

Wenn Studenten des weltberühmten Massachusetts Institute of Technology (MIT) etwas erfinden, ist das Teil oft so komplex, dass man es nicht unbedingt leicht versteht. Anders das sogenannte Embr Wave. Ein kleines Armband, für das man sich auf der Stelle erwärmen kann. Nicht nur, weil es eben das mit dem Körper anstellt. Text: Johannes Stühlinger

„Wir nutzen den gleichen Effekt, den eine heiße Tasse Tee in kalten Händen hat: Warme Wellen werden auf den Körper übertragen und gleich fühlt man sich wohler. Diese Wellen simulieren wir mit unserem kleinen Wearable.“ Das sind nur drei Sätze und sie erklären ziemlich präzise das, was drei junge Absolventen der Technologie-Schmiede MIT nun mittels Kickstart-Kampagne erfolgreich auf den Markt befördert haben. Das sogenannte Embr Wave. Aber kommen wir zur Sache. Sam Shames, Matt Smith und David Cohen-Tanugi hatten gemeinsam eine durchaus wissenschaftliche Erkenntnis: Wenn man einem frierenden Organismus auch nur an einem kleinen Punkt Wärme zuführt, fühlt sich dieser im Gesamten auf der Stelle besser. Also haben sie ein kleines Gerät entwickelt, das genau dies tut. Embr Wave sieht aus wie eine etwas zu groß geratene Smartwatch, spielt aber ganz andere Stückerln. Es sendet elektrische Wärmewellen an die zarte Haut an unserem Handgelenk und hilft so unserem Körper dabei, mit Kälte besser umzugehen. Spannend ist daran, dass die Kerntemperatur des 110% BRETTLSPIELE

Menschen dadurch nicht verändert wird. Es wird nur die Wahrnehmung der Außentemperatur sozusagen manipuliert, wie es schon die warme Teetasse von Oma getan hat. Besonders interessant dabei: Dieser Thermostat für den Körper funktioniert nicht nur dann, wenn wir uns vor Kälte schützen wollen. Er hilft uns auch, bei großer Hitze einen kühlen Kopf zu bewahren. Dann sendet das Gerät auf Wunsch nämlich ganz einfach kühlende Wellen an unseren Körper. Auch das kennen wir im Grunde längst – im Hochsommer hilft es, kaltes Wasser übers Handgelenk rinnen zu lassen. „Thermale Empfindungen aktivieren die Regionen im Gehirn, die das Wohlbefinden und die Wärmeregulierung steuern“, erklären die drei Wissenschaftler den Effekt etwas fachmännischer. Herzerwärmend empfand das „digitale Teehäferl“ jedenfalls die internationale Kickstarter-Community und schickte das Start-up mit dem mehr als sechsfachen des erhofften Betrages von 100.000 Dollar Richtung Weltmarkt. Ende dieses Jahres soll Embr Wave bereits erhältlich sein – und das zum durchaus coolen Preis von 250 Euro pro Stück.

Foto: Embr Wave

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Kampf der Kälte

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Keine Sorge, wir glauben nicht an das Ende der Strumpfhose. Wir befürchten bloß, dass mancher Herr dank dieser Fotostrecke versucht sein könnte, ab und an eine zu tragen. Schließlich sind diese Saison wirklich fesche Modelle dabei. Text: Christiana Ogunfojuri Foto: Raphael Just

B Jacke: Y/Project park-onlinestore.com Strumpfhose: Calzedonia Unterhose: Schiesser Pullover: Raf Simons park-onlinestore.com Strumpfhose als Handschuhe: Calzedonia Sturmmaske: Löffler via Hervis Shorts: Mila Petrova

öse Zungen würden meinen, dass „Held in Strumpfhose“ ein etwas abgedroschene Bezeichnung ist. Da ist mit Sicherheit etwas dran, aber man muss auch zugeben, dass es wohl keine passendere Floskel gibt, um diese Geschichte zu beschreiben. Schließlich haben wir uns dafür einen Rising Star am Modelhimmel an Land gezogen, um ihn letztendlich in Strumpfhosen zu stecken. „Gar nicht so unbequem“, stellte Selle Coskun fest, während er am Boden der Prince of Wales Suite im Hotel Bristol für die Kamera posiert. Dabei handelte es sich übrigens um einen seiner ersten Berührungspunkte mit Tights – abgesehen von den Feinripp-Modellen, die ihn in seiner Kindheit warm gehalten haben. Aber nicht einmal das hinderte ihn daran, in die schicken Modelle zu schlüpfen, die ihm das 110% Magazin zur Verfügung gestellt hat. Dass er sie nicht alle auf dem konventionellsten Wege getragen hat, is quasi part of the game und irgendwie genauso erfrischend wie das Gesicht des 28-jährigen Innsbruckers, dessen Züge stark an die des Designers Tony Ward erinnern. Es zeichnet sich also klar ab, dass wir Coskun in Zukunft wohl öfter sehen werden – vermutlich nicht mehr in Strumpfhosen, aber man kann ja bekanntlich nicht alles haben. Schauen Sie also bei dieser Geschichte ruhig etwas genauer hin, wer weiß, wann Sie diesen Helden noch einmal in Strumpfhosen zu Gesicht bekommen. 110% BRETTLSPIELE


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Pullover: Dries Van Noten via Chegini Strumpfhose & Socken: Falke Skischuhe: Atomic via Hervis Fotograf: Raphael Just Haare-Make-up: Christine Sutterlüty Styling: Max Märzinger Location: Hotel Bristol, a Luxury Collection Hotel, Vienna

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TIPP

46 DAS JÜNGSTE GERICHT

Wer für das Gericht von Alain Weissgerber keine gefrorene Gänseleber verwenden möchte, kann auch ganz einfach Geflügelleber mit Butter im Verhältnis 1:1 mischen, mit einem Hauch Honig aufmixen und einfrieren.

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47 DAS JÜNGSTE GERICHT

Post vom Taubenkobel Wie nennt man ein Pop-up-Restaurant vom berühmten Taubenkobel, wenn es in der Alten Post in Wien landet? Brieftaubenkobel natürlich. Also gibt’s jetzt von Star-Koch Alain Weissgerber ein Einschreiben, das 110%ig ankommt. Text: Johannes Stühlinger Fotos: Gregor Kuntscher & Taubenkobel

O

ffensichtlich ist da jemand auf den Pop-up-Geschmack gekommen! UnddieserJemandistkeinNiemand. Sondern Taubenkobel-Haubenkoch Alain Weissgerber. Schon 2015 hat er gemeinsam mit seiner Frau Barbara Eselböck den Wienern die Weihnachtszeit mit dem „Zum Tauben Dogen“ im Dogenhof in der Praterstraße versüßt. Diesmal setzt das Erfolgspaar erneut auf spontane Gaumen- und Wortspiele: In den drei Prunksälen der „Alten Post“ im ersten Wiener Gemeindebezirk hat das Taubenkobel-Team unter dem Namen „Brieftaubenkobel“ eine Punktlandung hingelegt. Bis 22. Dezember kann man hier nun mit Küchenklassikern gefüllte Kuverts öffnen. Und genießen. Natürlich mit Wiener Charme und kaiserlichem Stil: Die Kellner haben sich weiße Handschuhe übergestreift und servieren Rindsuppe aus eigens für den „Brieftaubenkobel“ gefertigten Silberschalen. Jetzt aber gibt’s von Meister Alain Weissgerber Post, die für jeden Hobbykoch eine Frohbotschaft sein sollte: Rote-Rüben-Blüten.

Zuallererst bereiten wir die Roten Rüben vor. Zuerst einmal waschen, mit MaldonSalz würzen und mit Honig und Thymian bestreuen. Nun alles in Alufolie einpacken und im Ofen, oder im Idealfall sogar in der Glut, 2 bis 2,5 Stunden lang weich garen. Nun die Rüben kurz überkühlen lassen und aus der Folie auspacken. Bevor wir zur Garnitur kommen, nun noch zwei der sechs Rohnen schälen und fein zu einem Püree mixen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Kommen wir zur Garnitur: Die warmen Rüben mit einem Messer anschneiden, mit dem vorbereiteten Rübenpüree füllen, mit Maldon-Salz und Distelöl würzen. Nun die geschnittenen Aalwürfel auf das Püree setzen und mit Hagebuttenblüten garnieren. Sodann einfach über die warmen Roten Rüben die gefrorene Gänseleber reiben und mit etwas Mandelöl beträufeln. Fertig ist die winterliche Kostbarkeit, vor der man auf jeden Fall den Hut – oder besser die Haube – ziehen sollte. Und wer sich doch lieber vom Absender 110% BRETTLSPIELE

EINK AUFSLISTE FÜR 4 PERSONEN 6 Stk. frische Rote Rüben Honig, Distelöl Thymianzweig Maldon-Salz, Pfeffer 100 g geräucherter und in kleine Würfel geschnittener Aal 100 g gefrorene Gänseleber Hagebuttenblüten grüne Mandeln Mendelöl

dieses kulinarischen Briefes bekochen lassen möchte, der sollte besser nicht auf dem klassischen Postweg versuchen, einen Tisch zu ergattern. Bei dem aktuellen Andrang zählt wohl jede Minute und da ist die elektronische Postkarte schlicht schneller. Also, Mail an brief@taubenkobel.com schreiben und schon heißt es wohl – trari, trara, die Kost ist da!


48 DAS JÜNGSTE GERICHT

DEN WINTER AM GAUMEN Wer seinen Speisezettel an die Jahreszeit anpasst, lebt einfach gesünder! Was aber hat denn bitte im kargen Winter Saison? Einfache, aber wahre Kostbarkeiten!

KOHLSPROSSEN

VOGERLSALAT

Erst ab dem ersten Frost werden die Kohlsprossen so richtig herrlich: Dadurch nimmt die Zuckerproduktion zu und der sonst eher bittere Geschmack verschwindet. Durch den extrem hohen Gehalt an Vitamin C sind Kohlsprossen die beste „Grippe-Impfung“. Achtung! Kohlsprossen enthalten mehr Fett, Eiweiß & Zucker, als man glaubt! Koch-Tipp: Mit Butter & Speck im Ganzen oder zerkocht zu Gnocchi

Der gesündeste Salat überhaupt. Er ist reich an Provitamin A und Vitamin C. Das Beste an den kleinen PowerBlättchen: Sie sind frostbeständig und ermöglichen uns somit auch im Winter den eigenen Anbau. Die besondere Aromatik verleiht dem Salat übrigens die Tatsache, dass er zu den Baldriangewächsen gehört. Koch-Tipp: Perfekt als Salat mit Speck, Erdäpfel und Kernöl

KÜRBIS

CHINAKOHL

Selbst wer eigentlich keinen Kohl mag, kann sich diesem Gemüse nicht verwehren! Schließlich erinnert sein Geschmack eher an Salat. Sein größter Vorteil: Nachdem Chinakohl zu 94% aus Wasser besteht, aber trotzdem viele Vitamine enthält, hilft er bei der bewussten Ernährung. Vor allem für Schwangere ist Chinakohl gesund! Koch-Tipp: Als Salat oder als Röstgemüse im Wok

WIRSINGKOHL

Er ist geschmacklich einfach feiner als andere Kohlsorten und darum – auch in der Haubenküche – besonders beliebt. Aber: Er ist auch sehr gesund! 200 Gramm decken etwa schon den gesamten Tagesbedarf an Vitamin C. Und damit möglichst viele der gesunden Inhaltsstoffe erhalten bleiben, sollte das Gemüse nur kurz gegart werden. Koch-Tipp: Als Eintopf, zu Gratin geben oder in einer Quiche verarbeiten

ROTE RÜBE

Die Rote Rübe gilt als wahre Wunderknolle. Zu Recht! Sie ist reich an Vitaminen und an Eisen. Sie beugt Herzkrankheiten vor und hilft, den Blutdruck zu senken. Außerdem ist sie gerade für Sportler ein echter Energiebringer! Koch-Tipp: Siehe vorherige Seite

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Er ist DAS Highlight in der kalten Jahreszeit. Das liegt an seinem guten Geschmack, aber auch an seinen Inhaltsstoffen: Er liefert etwa BetaCarotin, das im Körper zur Vitamin A umgewandelt wird. Außerdem sind viele Mineralstoffe enthalten. Kürbis ist trotzdem sehr kalorienarm. Perfekt also für eine Winterdiät! Koch-Tipp: Ideal für Suppe, Strudel oder Auflauf

Fotos: Imago (7)

KAROTTEN

Karotten enthalten unglaublich viel Beta-Carotin und mehr Provitamin A als jedes andere Gemüse. Das hilft unserem Sehvermögen und kann sogar vor Krebs schützen. Wichtig: Man muss einer Karotte immer ein wenig Öl oder Butter beigegeben, da Carotin fettlöslich ist und nur dann von unserem Körper auch wirklich gut aufgenommen werden kann. Koch-Tipp: Im Ofen rösten, als Suppe


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50 STORY

WEISSE MONSTER

Im Schnitt werden in Österreich jedes Jahr 30 Menschen von Lawinen getötet. Das sind 30 zu viele. Deshalb schlägt nun die Bergrettung Alarm: Tourengeher würden sich zu sehr auf moderne Technik und zum Glück gut funktionierende Rettungsketten verlassen.

E

s ist der 1. Februar 2015. Franz H. setzt einen Schwung in den unberührten Tiefschnee. Dann noch einen. Gemeinsam mit seiner Partnerin Eva war er zu einer kleinen Skitour aufgebrochen. Eine Route am Schneeberg, die sie gewiss schon 50 Mal zuvor genommen haben. Noch einen Schwung. Franz hält kurz inne, prüft die Schneedecke, bevor er weiterfährt. Sich in Sicherheit wiegend. Eine tragische Fehleinschätzung. Der Hang hält nicht. „Ich habe mich steif gemacht und wie ein Verrückter gegen die Lawine gekämpft. Aber ich hatte keine Chance, sie hat mich einfach mitgerissen“, erzählt er später in Interviews. Die Schneemassen sind übermächtig. Bis nach ungefähr 50 Metern ein kleiner Fichtenwald die Lawine zum Stillstand bringt. Und den heute 59-Jährigen unter sich begräbt. „Ich habe geglaubt, ich mach’ zwei Zappler und bin wieder frei“, erinnert er sich heute zurück. Doch die Naturgewalt hat ihn fest in ihrer Gewalt. Einbetoniert. Ein Meter verdichtete Schneemassen liegen über ihm. Es ist ein Horrorszenario. Und Franz H. ist eine Ausnahmeerscheinung. Während die meisten Lawinenopfer nicht mehr als eine Stunde verschüttet überstehen, konnte er nach zwei Stunden und 15 Minuten lebend geborgen werden. „Das Wunder vom Schneeberg“, stand tags darauf in den Zeitungen zu lesen. Er selbst sagt, er habe „wildes Glück“ gehabt. Doch jedes Jahr endet die Begegnung mit einem „Weißen Monster“ im Schnitt für 30 Wintersportler ganz

anders. Tödlich nämlich, wie Klaus Wagenbichler berichtet. Seit 42 Jahren ist er als Bergretter tätig. Und es vergeht kein Tag, an dem der stellvertretende Leiter der Bergrettung Salzburg nicht Aufklärungsarbeit leistet. „Prävention ist das Um und Auf“, hebt er stimmlich den Zeigefinger. Und diese funktioniert in Österreich in der Tat sehr gut: „Obwohl heute um das Fünf- bis Siebenfache mehr Tourengeher im Gelände unterwegs sind als noch vor 30 Jahren, bleibt die Zahl der Lawinentoten pro Jahr ziemlich gleich“, berichtet er. Doch auch wenn dies grundsätzlich positiv zu sehen ist, seien das immer noch um 30 zu viel, sagt er. Außerdem stellt der erfahrene Bergfex eine bedrohliche Entwicklung fest: „Die Menschen erliegen immer mehr einer Technikgläubigkeit, die sie schließlich in Gefahr bringt!“ Natürlich seien Mobiltelefone gut und spezialisierte Apps wie etwa „SnowSafe“ ebenso, doch sich allein darauf zu verlassen, ist einfach zu wenig, betont Wagenbichler. „Wie genau ein Hang beschaffen ist, kann keine App vorhersehen. Da geht es oft um Meter und um Stunden, in denen sich die Lage drastisch verändern kann“, so der Experte. Außerdem: Was, wenn der Akku leer oder das Handy nass wird? Hinzu käme, so Wagenbichler, dass sich viele Tourengeher einfach zu sicher fühlen. „Nach dem Motto: ,Ich bin eh versichert. Gemma einmal und wenn was passiert, lass ma uns halt bergen.‘“ Ein gefährlicher Trugschluss. Einerseits sei es zwar wichtig und gut, dass die Rettungskette in Österreich tatsächlich funktioniert. Andererseits helfe diese jedoch nichts, wenn die Retter zu spät kommen, die Unfall-

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Foto: Imago

Text: Johannes Stühlinger


51 STORY

„Ich hab’ geglaubt, ich mach’ einen Zappler und bin wieder frei!“ Franz H., Lawinenopfer

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L AW I N E N - E X PE R T E . Klaus Wagenbichler ist stellvertretender Leiter der Bergrettung Salzburg und seit 42 Jahren aktiver Retter.

1 0 G OL DE NE RE GE L N F ÜR T OURE NGE HE R

Lawinenairbags können die Wahrscheinlichkeit, eine Lawine zu überleben, um bis zu 15% steigern. Sind aber auch keine Garantie!

stelle nicht erreichbar ist oder der Hubschrauber im schlimmsten Fall wegen Schlechtwetter gar nicht erst starten kann, mahnt Wagenbichler. Der Alpin-Profi ortet außerdem noch eine weitere Tendenz, die ihn oftmals sprachlos zurücklässt: „In Österreich geben die Menschen zwar gern Geld für Tennissstunden aus, aber für eine viel billigere geführte Skitour etwa eher selten. Da gehen sie lieber alleine ins Gelände, obwohl hier Fachwissen ihr Leben retten kann.“ Und so kommt es immer häufiger vor, dass Tourengeher zwar mit Piepserl, Sonde, Schaufel und sogar Lawinen-Airbag ausgerüstet sind, diese lebensrettenden Geräte aber entweder nicht aktivieren oder gar nicht wissen, wie man sie benutzt. „Sicherheit kann ich mir nicht kaufen. Ich kann sie mir nur erarbeiten“, wiederholt der 62-Jährige also, so oft es geht, sein Credo. Am Ende sei eben jeder für seine Sicherheit selbst verantwortlich. „Die Eigenverantwortung kann ich keinem abnehmen“, lautet sein Resümee. Und Geschichten wie die von Franz H. bestätigen das jedes Mal aufs Neue. Obwohl er mit viel Erfahrung und aller notwendigen Technik ausgerüstet war, bedurfte es dennoch vieler Schutzengel, dass er heute noch am Leben ist. „Ich fühlte mich an diesem Tag sicher und dachte niemals an einen Lawinenabgang“, erinnert er sich. Das zeige, dass, egal wie gut man das Gelände kennt und wie intensiv man sich auch vorbereitet, immer ein gewisses Restrisiko bleibt. „Wann immer man unsicher ist, sollte man lieber nichts riskieren und es sein lassen“, weiß er jetzt noch besser als schon zuvor. „Mir ist klar, dass ich dieses Glück kein zweites Mal habe.“

„Man gibt lieber Geld für Tennisstunden aus als für eine geführte Skitour!“

1 . IN FO S SA MME LN . Wie wird das aktuelle Wetter? Wie ist die aktuelle Lawinensituation? Unbedingt mit einheimischen Profis (lokale Skischule) reden! 2 . N IE MA LS A LLE IN . Im Gelände allein unterwegs sein geht gar nicht. Im Idealfall einen Guide buchen. 3 . RO UT E PLA N E N . Damit man immer weiß, wo man sich befindet, muss die Tour genau geplant werden. 4 . BACKU P E IN ST E C K E N . Die geplante Tour nicht nur am Mobiltelefon abspeichern! Zur Sicherheit einen Spickzettel mit allen relevanten Details einstecken. 5 . IN SIC HE RHE IT IN V E ST IE RE N . Piepserl, Schaufel und Sonde müssen im Gepäck sein. Die Investition in einen Lawinen-Airbag macht sich aber auch garantiert bezahlt. Dieser erhöht die Überlebenschancen im Ernstfall um bis zu 15%!

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6 . MAT E RIA L C H E C KE N . Nicht nur darauf achten, ob optisch alles zusammenpasst. Piepserl (LVS-Gerät) oder Airbag müssen vor jeder Skitour auf ihre Funktionen geprüft werden. 7. IN FO R M ATI ON HIN T E R L AS S E N . Bevor es losgeht, unbedingt einem Vertrauten im Tal alle Informationen über die geplante Tour übermitteln. Das kann im Ernstfall entscheidend sein. 8 . RE G E LN B E AC H TE N . Die lokalen Vorschriften beachten. Sie haben garantiert alle einen Sinn. 9 . FÜHRU N G S R OL L E B E STI M M E N . Wer hat die größte Erfahrung oder kennt die Gegend am besten? Er oder sie sagt, wo’s langgeht! 1 0 . SC HWI E R I G KE I T A N PASS E N . Die gesamte Tour muss auf die Möglichkeiten des schwächsten Glieds der Gruppe angepasst werden.

Fotos: Beigestellt (2)

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54 THEM A M A RKERL

Ein Spielball der Natur

Nach 30 Jahren sagt Husky-FlĂźsterer Hans Gatt Frostbeulen und Overflow, Schlafentzug und Whiteout bye-bye. In der Hall of Fame des Hundeschlittensports ist dem Wahl-Kanadier aus Tirol sein Platz trotzdem sicher.

Foto: Imago

Text: Manfred Behr

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inus 22 Grad, einsetzender Schneefall. Da lacht einem das Herz! Wenn die Unterwolle bei jeder Bewegung durch Reibung Wärme erzeugt und selbige durch das wasserabweisende Deckhaar nicht entfleuchen kann. Ein Husky müsste man halt sein. Ein sibirischer, ein alaskischer, ganz egal. Einer von den 50 auf der kleinen Farm von Hans Gatt, drei Kilometer südlich von Whitehorse, der Hauptstadt des Yukon Territory im hohen Norden Kanadas. Dort, wo der November-Ausklang heuer ungewöhnlich frisch ausgefallen ist. Es sind die Vorboten des Winters, der in dieser Weltgegend vor allem eines ist: richtig kalt. Aber auch: ganz schön lang. Und: ziemlich dunkel. Dafür geizt er nicht mit Schnee, noch nicht jedenfalls, wodurch sich ein lauschiger Zeitvertreib nach wie vor großer Beliebtheit erfreut: Schlittenhunderennen. Was der Grund dafür war, dass Gatt seinen Wohnsitz vor 27 Jahren um 7.100 Kilometer nach Westen verlegt hat. 1986 war der heute 59-Jährige in seiner Tiroler Heimat auf die vierbeinigen Sportsfreunde aufmerksam geworden – und nie wieder losgekommen. „Für mich war der Schlittenhundesport maßgeschneidert. Es ist schnell ausgeartet, mit dem ersten Sponsor standen dann ohnehin alle Türen offen.“ Ab 1988 fuhr Gatt nur mehr Schlitten

„Die Verwurzelung mit der Heimat hat bei mir nie so geklappt. Hinzu kam der Egoismus des Extremsportlers.“ aus eigener Produktion, wurde im gleichen Jahr Europameister, überschrieb bald darauf seine Landwirtschaft der Schwester und verschüsste sich 1990 Richtung Kanada. „Bei mir hat das mit der Verwurzelung in der Heimat nie so richtig geklappt. Hinzu kam der Egoismus des Extremsportlers, da konnten meine damalige Frau und die Familie noch so protestieren. Den Schritt habe ich aber nie bereut.“ Im Schlittenhundesport sind das Yukon Territory und Alaska the places to be. Hüben findet der Yukon Quest, drüben der Iditarod statt. Zwei Ultra-Rennen, die Mensch und Hunden alles abverlangen, die über alte Post-, Handels- und Versorgungswege, durch unwirtliche, kaum besiedelte Landstriche

In seinem Element. Ein Husky-Team fiebert seinem nächsten Einsatz entgegen.

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Der Iditarod beginnt traditionell mit einem Prolog zum „Aufwärmen“ in Anchorage.

eben den Yukon Quest über 1650 km. Zuletzt 2010 – zum vierten Mal und mit dem bis heute gültigen Streckenrekord. Und, wie seit 1995 üblich, zur Gänze mit Hunden aus eigener Zucht. Im gleichen Jahr war auch der Sieg beim noch hocklassigeren Iditarod zum Greifen nah. „Leider habe ich mir zwei, drei Fehler erlaubt, die werden dir dort nicht verziehen. Den Iditarod bei 16 Starts nie gewonnen zu haben, schmerzt schon. Aber was soll’s? Ich kann deshalb ja nicht ewig weiterfahren.“

„Am meisten setzt der Schlafentzug zu. Manche nicken bei der Fahrt im Stehen ein, andere halluzinieren.“ Rennstress mehr, kein Erfolgsdruck, keine Trainingsfahrten über 100 Meilen. Stattdessen unternehme ich nun mit Touristen aus aller Welt Halbtagestouren – über 10 Meilen.“ Sein zweites Standbein bleibt der Schlittenbau – für Rennen, Touren, Expeditionen. „Das sind ziemliche Hightech-Gefährte geworden. Ich verwende Aluminium aus der Flugzeugindustrie, Karbonfasern, hochwertiges Plastik – aber kaum noch Holz.“ In der Hall of Fame des Schlittenhundesports ist Gatt sein Platz längst sicher. Der kanadisch-österreichische Doppelstaatsbürger gilt als einziger Musher weltweit, der große Rennen über alle Distanzen gewonnen hat. Die IFSS Sprint-WM 1992 in Bad Mitterndorf etwa, die Mittelstreckenbewerbe PercydeWolfe und CopperBasin300, das Etappenrennen Wyoming Stage Stop Race oder

HANS GATT BIOGRAFIE Geburtsjahr: 1958 Heimatort: Ellbögen (Tirol) Wohnort: Whitehorse (Yukon T./CAN) Short Story: Gatt übersiedelte 1990 nach Kanada, baut dort Tour- und Rennschlitten und züchtet Schlittenhunde. Größte Erfolge: Vierfacher Sieger und Streckenrekordhalter beim Yukon Quest, Siege beim Wyoming Stage Stop (4), Sprint-Europameister (4), Open-ClassWeltmeister, 2. beim Iditarod (2010) 110% BRETTLSPIELE

Zumal der Yukon Quest 2011 bei Gatt bleibende Erinnerungen hinterließ. Auf dem Weg zu seinem fünften Triumph blieb er zuerst in einem Schneesturm stecken. „Eine brenzlige Situation, weil ich schon Symptome von Hypertonie zeigte.“ Später sank er bei einer Temperatur von minus 50 Grad samt Hunden und Schlitten auf einer brüchigen Eisfläche, einem sogenannten Overflow, einen Meter in klirrend kaltes Wasser ein. In den zwei Stunden, in denen er das Gefährt mit vereinten Kräften wieder flott bekam, zog sich Gatt Erfrierungen dritten Grades zu. „Ein weiterer Grund, warum nun Schluss ist. Die erfrorenen Körperteile sind nie ganz ausgeheilt. Ich vertrage dort die Kälte nicht mehr so gut wie früher.“ Dabei gelten die Temperaturen nicht als größte Herausforderung bei den Endurance-Rennen. Gatt: „Am meisten setzt den Athleten der Schlafentzug zu. Manche nicken während der Fahrt im Stehen ein, andere halluzinieren. Bei den wenigen 5-StundenStops vergehen 80 Prozent damit, die Hunde zu versorgen, mit Glück bleibt eine Stunde, um selbst zur Ruhe zu kommen. Mir hat in den langen Nächten oft das Nordlicht geholfen, wach zu bleiben – ein unglaubliches Spektakel. Ich habe den Yukon-Quest mit seinen wenigen Checkpoints und den langen Etappen, dem Campieren im Freien trotzdem immer dem Zirkus beim Iditarod vorgezogen. Wobei mich eines schon immer gewundert hat: Warum bei diesen Rennen bis heute noch nie jemand ums Leben gekommen ist. Du bist da draußen der Natur völlig ausgeliefert. Und mit der ist oftmals nicht zu spaßen.“

Fotos: Getty, Imago (2)

führen, in denen spezielle Lichtverhältnisse oft jeden Kontrast und letztlich den Horizont verschwinden lassen (Whiteout). Bei Temperaturen von bis zu minus 50 Grad, die sich inmitten eines Blizzards durchaus wie minus 70 anfühlen können. Für Hans Gatt nicht mehr. Nach 30 Jahren hat der Musher aus Leidenschaft dem Rennsport heuer goodbye gesagt. „Es war lange wie eine Sucht. Aber nach drei Jahrzehnten fällt mir der Abschied leicht. Kein

Spezielle Husky-Züchtungen halten über drei Stunden eine Geschwindigkeit von 27 km/h.


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Kommen Sie mit uns nach Schwedisch Lappland, wo Sie ein Meer aus Schnee und Eis erwarten wird. Inmitten eines ausgedehnten Naturreservats liegt die Hotelanlage Storforsen****, direkt an den größten Stromschnellen des Nordens. Bei dieser Reise haben wir Ihnen ein interessantes Ausflugs- und Aktivprogramm zusammengestellt. Wie wäre es mit einer Hundeschlitten-Safari, um die Winterwelten auf leisen Kufen zu erkunden? Wer gerne etwas schneller unterwegs sein möchte, der kann einen Ausflug mit dem Motorschlitten durch die „letzte Wildnis Europas“ unternehmen. Reiseverlauf: Tag 1: Anreise ab/bis Wien oder München Tag 2: Ausflug „Samische Kulturen & der Polarkreis“ Tag 3: Freizeit oder Ausflug mit dem Motorschlitten Tag 4: Eisbrecher-Abenteuer und Hundeschlitten-Safari Tag 5: Ausflug „Unterwegs auf den Silvervägen“ Tag 6: Heimreise Ihr Reiseangebot umfasst: • Linienflüge Economy Class ab/bis Wien oder München mit Austrian Airlines/Lufthansa bzw. Scandinavian Airlines via Stockholm nach Luleå • 5x Übernachtung im Superior Zimmer des Hotel Storforsen**** • Wahl zwischen täglichem Skandinavischen Frühstücksbüffet oder Halbpension inkl. Frühstücksbüffet und abends 3-Gang Menü inkl. Wasser und Softdrinks • alle Transfers und Ausflüge im Minibus oder Reisebus (abhängig von der Teilnehmerzahl) • Ausflugsprogramm & Besichtigungen lt. Reiseverlauf wie z.B. dem Ausflug zum Polarkreis, der Schiffstour auf dem Eisbrecher „Arctic Explorer“ mit der Möglichkeit auf ein Bad im Eismeer in einem Spezialanzug, der Fahrt mit dem Hundeschlitten uvm. • Eintritte lt. Reiseverlauf • deutschsprachige Reiseleitung • 1 Dumont Reiseführer pro Zimmer Reisezeitraum: 22.02.-27.02.18. Angebot nur noch buchbar bis 21.12.17

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Gegen den Strom. Manuel Feller verfügt punkto Styling nicht nur im ÖSV-Team über ein Alleinstellungsmerkmal.

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RASTAFAHNDUNG Im hiesigen Skiverband begegnen uns mehrheitlich pflegeleichte, angepasste Vorzeige-Schwiegersöhne. Der Gegenentwurf: Slalom-Ass Manuel Feller, der nicht nur punkto Styling konsequent gegen den Strom schwimmt. Im Frühjahr tauchte er in die Welt der Rastafari ein und pilgerte barfuß zum Grabmal von Reggae-Ikone Bob Marley. Text: Manfred Behr

Foto: Atomic (Mirja Geh Photography)

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allendes, schulterlanges Haar, manchmal durch einen Zopf gezähmt; ein Schnauzer, wie ihn die Pornostars der 70er-Jahre kultivierten. Dazu oft Retro-Sonnenbrillen und ein flottes Mundwerk. Nicht unbedingt das Setting, mit dem ehrwürdige ÖSV-Würdenträger gemeinhin ihre Freude haben. Kein Wunder, dass sich der eine oder andere mitunter bemüßigt fühlt, bei Manuel Feller einen Frisörbesuch einzumahnen. Der Vizeweltmeister im Slalom hat dann verlässlich auf Durchzug geschaltet – beim einen Ohr rein, beim anderen raus. Den Coiffeur-Gutschein in seinem Kitzbüheler Hotelzimmer letzten Jänner konnte aber selbst er nicht ignorieren. Dabei können sich die ÖSV-Traditionalisten glücklich schätzen, dass Feller den Reggae-Lifestyle, dem er sich verbunden fühlt, nur ansatzweise auslebt. Dreadlocks (wie sie einst Rainer Schönfelder ohne weltanschauliche Unterfütterung zur Schau stellte) würden das Toleranzreservoir der Funktionärskaste doch bedeutend schneller austrocknen. Gegen die tägliche Dosis Ganja hätte dann wohl nicht zuletzt auch die AntiDoping-Kommission einiges einzuwenden. Wie aber kommt ein 25-jähriger Skifahrer aus dem beschaulichen Pillerseetal dazu, sich nicht nur mit Reggae und Dancehall zuzudröhnen, sondern auch mit der Welt der Rastafari auseinanderzusetzen – und auf Jamaikas Mount Zion das Grabmal

Bob Marleys barfuß und mit Kerze zu umrunden? „Ein bedeutender Moment für mich, verbunden mit viel Gänsehaut“, wie Feller zugibt, der in Österreichs DancehallEpizentrum Fieberbrunn aufgewachsen ist. „Bei uns im Dorf gab es zwölf Soundsystems, bestehend aus DJ, MC und Engineer. Mehr als im restlichen Österreich zusammen.“ Mit den dazugehörigen Partys, Clashes und Battles ist Feller groß geworden. Und mit dem Jamaikaner Vybz Kartel, DEM Dancehall-Lyriker, der wegen zweifachen Mordes eine lebenslange Haftstrafe verbüßt. „Wobei du in Jamaika halt nie weißt, ob zu Recht

„Die Momente der Panik waren die schlimmsten meines Lebens. Eine ganze Weile dachte ich: ,So, jetzt ist es aus.“ oder weil er den Mächtigen zu einflussreich geworden ist.“ Bei seinem letzten Aufenthalt im Frühjahr tauchte der Tiroler tief in die jamaikanische Wirklichkeit ein. Bisweilen tiefer, als ihm lieb war. Be einem Auftritt des umstrittenen Dancehall-Künstlers Alkaline zückte ein Konzertbesucher eine Waffe, die Situation geriet außer Kontrolle. „Die Momente, in denen die Panik ausbrach, waren die schlimmsten meines Lebens. Eine ganze Weile dachte ich: ,So, jetzt ist es aus.‘ 110% BRETTLSPIELE

Das Irrste aber war, wie der Überlebenstrieb einsetzte, du einfach nur läufst, nicht einmal schaust, was aus deinen Freunden wird. Nach einer Weile sind alle zur Bühne zurückgekehrt – das Konzert war nicht einmal unterbrochen worden. Szenen wie diese gehören in Jamika zur Normalität.“ Wie der permanente Überlebenskampf. „Tagsüber wird gehustelt (das Anzapfen halb- oder nicht legaler Erwerbsquellen, Anm.), abends aber entflieht man der tristen Wirklichkeit, putzt sich dermaßen heraus, dass man sich als Europäer immer underdressed vorkommt. Und noch um zwei Uhr früh werden die Soundmachines angeworfen, als gäbe es kein Morgen.“ Natürlich auch in der früheren ReggaeHochburg, Kingstons Problem-Stadtteil Trenchtown, den Bob Marley unter anderem in seinem Gassenhauer „No woman, no cry“ verewigt hatte. Der vermeintlich frauenfeindliche Ohrwurm macht die Sprachbarriere zwischen dem Englischen und der jamaikanischen Spielart, dem kreolischen Patois, hörbar. Feller: „Der Originaltitel ,Nah woman, nuh cry‘ heißt übersetzt nämlich: ,Nein, Frau, weine nicht‘. Die Lyrics sind für uns oft wirklich schwer zu verstehen. Aber richtig aussteigen tust du, wenn zwei Einheimische beginnen, sich zu unterhalten.“ Eine besser verständliche Botschaft hat Feller vom Reggae-Künstler Capleton abgekupfert und, leicht modifiziert, zum Lebensmotto erhoben: „Life is a mission and not a competition.“ Leichter gesagt als getan


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Die Fische können durchatmen. Diesmal ist Manuel Feller nur zum Chillen am See.

„Nach WM-Silber habe ich mitgekriegt, was es bedeuten muss, Marcel Hirscher zu heißen. Nur dass der den Hype das ganze Jahr hat.“ wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Ein ganzer Monat Neuseeland-Schneetraining ohne Einschränkungen – was will ich mehr?“ Vorbei die Zeiten, dreimal auf Holz geklopft, in denen er einen Stuhl im Bett platzieren musste, um die einzig schmerzfreie Liegeposition einnehmen zu können. Höchste Zeit, denn im Weltcup hat Vizeweltmeister Feller mit nun doch schon 25 noch vergleichsweise wenig vorzuweisen – null Siege, null Podestplätze, zwei vierte, zwei fünfte Plätze, dafür eine Halbzeitführung (Zagreb 2017, out im Finale). „Mir fällt auf, dass ich von den Leuten als erfolgreicher

eingeschätzt werde, als ich es bisher war. Vielleicht liegt’s an meinem Stil, der in Erinnerung bleibt.“ Der kennt keine Zurückhaltung, kein Taktieren, nur volle Attacke. „Anders macht’s aber auch keinen Spaß. Und auch keinen Sinn. Wenn 20 Leute fürs Podium in Frage kommen, raufst du mit einem 95 %-Lauf um die Qualifikation fürs Finale der besten 30. Angriff ist daher immer die beste Verteidigung.“ Also lieber versuchen, die Chance zu nützen, als sie nie gehabt haben. Das Leben spüren – und nicht vorbeiziehen lassen. Bei Bob Marley klingt das naturgemäß bedeutend pathetischer: „Some people feel the rain – others just get wet.“ Wie es sich anfühlt, nach einem 100 %-Lauf ohne groben Fehler im Ziel zu stehen, durfte Feller in St. Moritz auskosten. Und in den Tagen nach der WM. „Da habe ich auch erstmals mitbekommen, was es bedeuten muss, Marcel Hirscher zu heißen. Dabei hielt der Hype bei mir eine Woche an, er hat ihn das ganze Jahr durchgehend. Aber wenigstens nur in Österreich – keine Ahnung, wie Fußball-Superstars damit zurechtkommen.“ Einfach eben mal durch Trenchtown zu schlendern oder tagelang total entschleunigt an einem See zu sitzen und den Karpfen per Angelrute nachzustellen, hätte sich dann wohl erledigt. Wobei es einem die Facebook-Querulanten auch jetzt schon ganz schön vergällen können. „Egal, was man postet – ein Spezialist ist immer drunter, der dich zum Beispiel der Tierquälerei bezichtigt, obwohl ich jeden Fisch wieder in die Freiheit entlasse. Oder bekrittelt, dass ich in englischer Sprache poste.“ Rasta-Ikone Marley hat natürlich auch dafür den richtigen Approach parat. „The truth is, everyone is going to hurt you. You just got to find the ones worth suffering for.“ 110% BRETTLSPIELE

Trotz einer Bandscheiben-Schmerzattacke konnte Feller bei der WM befreit aufwedeln.

MANUEL FELLER BIOGRAFIE Geboren: 13. 10. 1992 Geburtsort: St. Johann in Tirol Wohnort: Fieberbrunn Equipment: Atomic Größe/Gewicht: 184 cm/84 kg Familienstand: ledig, Single Größte Erfolge: WM-Silber Slalom 2017; 12 Top-10-Resultate im Weltcup (5 x RSL, 6 x SL, 1 x City Event); Junioren-WM-Gold Slalom 2013 Hobbys: Fischen, Musik, Basketball, Slackline Sonst noch: Verpasste fast die gesamte Saison 2014/15 wegen eines Bandscheibenvorfalls Homepage: www.manuel-feller.at Social Media: https://piknu.com/u/ manuel.feller.official

Fotos: Getty, APA Picturedesk, Instagram (@ manuel.feller.official)

für einen Alpin-Skifahrer. Als Mantra, um Druck abzubauen, kann es allemal taugen. Denn auch Feller performt dann am besten, wenn die Erwartungen nicht in den Himmel schießen. Wie am Tag des WM-Slaloms, nachdem sein von einem Bandscheibenvorfall geplagter Rücken am Abend zuvor mal wieder von Schmerzattacken heimgesucht worden war. „Es hat alles so sein müssen. Ich verspürte keinerlei Druck, war vollauf damit beschäftigt, meine Spannungsdysbalancen in den Griff zu bekommen.“ Oder – in Bob Marleys Worten: „The day you stop racing, is the day you win the race.“ Seinen nunmehr verbesserten Gesundheitszustand als schlechtes Omen für die Olympiasaison zu werten, kommt Feller freilich nicht in den Sinn. „Mir geht es so gut



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Wenn Schnee A ngs t mach t Kaum zu glauben, aber wahr: Immer mehr Menschen fürchten sich vor Schnee! Vor allem bei Kindern tritt die sogenannte Chionophobie häufig auf. Woher aber kommt diese Angst und was kann man dagegen tun?

Es ist zwar nur schwer vorstellbar, dass Menschen Angst vor dem schönen Winterweiß haben, doch Tatsache ist, dass die als Chionophobie bezeichnete Angstkrankheit durchaus weit verbreitet ist! Zu diesem Schluss kommt der deutsche Phobie-Experte Till Steinbrenner. Die Ursachen seien oft traumatische Erlebnisse, die entweder direkt mit Schnee oder sogar mit Wasser zu tun haben können, meint er. Zahlen belegen: Es sind vorwiegend Kinder, die unter Schneeangst leiden! Das bestätigt auch die Wiener Kinderpsychologin Simone Fröch, die sich auf die Ängste unserer Kleinen spezialisiert hat (www.starke-kinder.at). „Die genauen Ursachen werden nach wie vor wissenschaftlich untersucht. Es könnte sich aber manchmal um angstbesetzte Erfahrungen handeln: Das Lieblingsspielzeug fällt in frisch gefallenen Schnee und ist nicht mehr zu sehen, zum Beispiel“, berichtet sie von banalen Momenten, die für ein kleines Kind weit dramatischer sein können, als wir glauben. Außerdem können auch zufällige Zusammenhänge zu Chionophobie führen: „Wenn das Zahnen, die Eingewöhnung bei der Tagesmutter, Familienzuwachs oder einfach ein alltäglicher Schreckmoment zeitgleich mit Schneefall passieren, kann

es vorkommen, dass das Kind die Ereignisse verbindet“, so die Experten. Und übrig bleibt womöglich dann eben die Angst vor Schnee. Wie aber kann man dieser – aus unserem Blickwinkel nicht alltäglichen – Angst begegnen? In akuten Momenten stellt sich laut Fröch vor allem eine Frage: Wie kann ich das Kind beruhigen? „Das funktioniert einerseits durch Zuwendung, das Vermitteln von Geborgenheit und Sicherheit“, erläutert sie. Andererseits soll man dem Kind die Möglichkeit der Erfahrung bieten und zeigen, dass man dem bisher Unbekannten nicht hilflos ausgeliefert ist. Grundsätzlich helfe ein schrittweises Annähern an die Situation. Dabei muss man aber gut auf das Kind achten. Ein bisschen Angst ist zwar unvermeidbar, die bedrohlichen Gefühle sollen dabei jedoch in einem erträglichen Rahmen gehalten werden. Wichtig: „Die Gefühle des Kindes verständnisvoll benennen“, so die Psychologin. Etwa so: „Ich sehe, du hast Angst. Das ist ja auch ganz neu für dich. Schau, ich erkläre deinem Stofftier, was Schnee ist.“ Dann kann man dem Stofftier den Schnee erklären. Danach macht es Sinn, gemeinsam zu beobachten, wie der Schnee schmilzt. Und zu harmlosem Wasser wird.

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Foto: iStock

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Fotos: ÖOC Pichler, Felix Roittner

Janine Flock zählt zu den Schnellsten, wenn es darum geht, sich Kopf voran in den Eiskanal zu wuchten.

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Neue Eiszeit, frostiges Klima Was haben Janine Flock, Vanessa Herzog und Christina Hengster gemeinsam? Kufen als Fortbewegungsmittel. Medaillenchancen in Pyeongchang. Und einen Verband, dem man schon dankbar ist, wenn er selbige nicht torpediert. Text: Manfred Behr

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äre der Claim nicht schon durch etwas Dringlicheres, Bedeutenderes, Beklemmenderes besetzt, müssten ihn Janine Flock, Christina Hengster und Vanessa Herzog glatt als Chiffre für ihre gemeinsame Lebenswirklichkeit im Sport für sich reklamieren: #MeToo. Nach Gemeinsamkeiten muss man bei der Skeleton-, der Bobpilotin und der Eisschnellläuferin nämlich gar nicht erst lange suchen: Frauen-Power, no na. Tirol als Homebase. Kufen als berufsbedingtes Fortbewegungsmittel. Medaillenchancen bei den Winterspielen 2018, ihrer jeweils zweiten Olympia-Teilnahme. Und ein Fachverband, hilfreich wie Flip-Flops, wenn man vorhat, den Olymp zu besteigen. Skeleton-Pilotin Janine Flock hat sich deswegen eine ausgeprägte Do-it-yourselfAttitüde zu eigen gemacht. Den Materialtechniker finanziert sie gemeinsam mit Lebenspartner Matthias Guggenberger und dem ÖOC, die letztjährige Fact-finding-Mission in der Olympiaregion ließ man sich von den Gastgebern bezahlen, die lange von Guggenbergers Vater Mario gecoacht worden waren. Der ÖBSV dankt die Eigeninitiative – mit dem Streichen der Taggelder. „Angeblich weil wir AthletInnen letzten Winter abgelehnt haben, einen Solidaritätsbeitrag zu leisten. Zum Glück hatten wir zuletzt auf der Nordamerika-Tournee auf zwei Stationen Vollpension im Hotel.“ Zum Glück – und auch wieder nicht. Die ausgeklügelte Ernährungsumstellung, kein Zucker, nur gesunde Kohlenhydrate, ließ sich so nur schwer durchhalten. „Ein paar Notfallslebensmittel hatten wir wenigstens im Gepäck. Zum Beispiel die zuckerfreie Schokocreme, bestehend aus

mehrfach gerösteten Kakaobohnen, und die selbst gepflückten Kräuter für den Tee.“ Der Frust über die Budgetkürzungen sitzt deshalb so tief, weil sie aus heiterem Himmel kamen. „Der Verband kommuniziert ja nicht einmal mit uns. Man denkt, alles sei in Ordnung, dann, kurz vor Saisonbeginn, wird verlautbart, was alles nicht finanzierbar ist. Wäre man früher informiert worden, hätte man wenigstens die Chance gehabt, das Geld selbst aufzutreiben“, klagt Flock.

„Wenn du siehst, wie andere Nationen personell aufgestellt sind, kommen dir die Tränen.“

Vanessa Herzog fasst für 2018 einen Nebenjob als Vorschoterin ins Auge.

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Den Weltcupauftakt in Lake Placid hat die 28-Jährige trotzdem gewonnen. Bahnrekord inklusive. „Trotzdem: Wenn du siehst, wie andere Teams personell aufgestellt sind, kommen dir die Tränen.“ Um diese schnell zu trocknen, werden regelmäßige Teamsitzungen einberufen. „Wir schauen drauf, dass jeder die Dinge, die ihn belasten, schnell los wird, dass sich jeder auskotzen kann – Athleten, Trainer, wir alle.“ Hoffnung macht ein nicht mehr allzu fernes Datum. Der Tag, an dem Rodler, Bobund Skeletonfahrer unter Führung der Rodler zu einem Kufensportverband verschmelzen sollen. „Allerdings darf die Bilanz des ÖBSV am Stichtag 31. 3. 2018 kein Minus mehr aufweisen. Mal sehen, die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Für Bobpilotin Christina Hengster, erzwungenermaßen Mitglied desselben Verbandes, dürfte die mögliche Neustrukturierung zu spät kommen. Die 31-Jährige wird ihre Karriere nach Pyeongchang wohl beenden. Bis dahin versucht sie sich mit der Verbandsmisere möglichst nicht zu belasten. „Je weniger ich davon mitbekomme, desto mehr kann ich mich auf den Sport konzentrieren.“ Wie man’s nimmt – die internationale Trainingswoche im olympischen Eiskanal musste Hengster, Stichwort Sparprogramm, kurzerhand nach Königssee verlegen. Ärgerlich, zumal die Magistra der Rechtswissenschaft bei der Generalprobe, dem Weltcupfinale im März, nicht so recht auf Touren kam. Ebenso wie Janine Flock übrigens. „Kleine Teams wie unseres, in denen jeder so viele Aufgaben zu erfüllen


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JANINE FLOCK

hat, neigen dazu, dass ihnen am Saisonende die Luft ausgeht“, erklärt Hengster, die bis zur Medaillenjagd mt zehn Trainingsfahrten das Auslangen finden muss. Die Top-Teams aus Deutschland, den USA und Kanada werden dann 25 in den Beinen haben. Zusätzliches Handicap: Hengster wird in Korea weder mit ihrer Stammbremserin Sanne Dekker noch mit Jantina Oluumi Desire Onasanya, mit der sie im Jänner überraschend EM-Bronze erobert hat, antreten können. Dekker lehnte in letzter Minute die österreichische Staatsbürgerschaft ab, weil sie die niederländische zurückgeben hätte müssen; für Landsfrau Onasanya, Standardbremserin bei Österreichs Nr.-2-Pilotin Katrin Beierl, hätte der Einbürgerungsprozess zu lang gedauert. Gleichwertiger Ersatz

„Ich finde die Konstellation gut, weil ich meine Emotionen immer gleich loswerde.“ in Form von Österreichs Top-Sprinterin Viola Kleiser, Hengsters Partnerin in Sotschi 2014, war vorerst nicht in Sicht. Dass Vanessa Herzog jemals als Bremserin in einen Bob steigen wird, darf bezweifelt werden. Als Vorschoterin auf ein Segelboot schon eher. Dann nämlich, wenn die 22-Jährige in Pyeongchang eine Medaille im Eisschnelllauf ergattert. Wie all das zusammenhängt? „Eine Olympiamedaille im Winter und im Sommer wäre etwas Einzigartiges“, begründet Herzog ihren Mut zur Zweigleisigkeit. Den Floh ins Ohr gesetzt hat ihr Lara Vadlau, Ex-Weltmeisterin im

470er-Segeln und nunmehr partnerlos. Erste Ausfahrten verliefen verheißungsvoll. Jetzt fehlt „nur“ mehr die Medaille on Ice. Im Weltcup hat Herzog schon geliefert, heuer erstmalig Mitte November als Dritte über 500 Meter in Stavanger. Neben den drei EM-Titeln im InlineSkaten im Sommer ein wichtiges Indiz, dass Trainingsumstellung und Formaufbau nach dem verkorksten letzten Winter passen. Keine Selbstverständlichkeit, schließlich hat ihr Manager und Ehemann Tom Herzog als Quereinsteiger nun auch noch die Traineragenden übernommen. „Das Training in meiner Gruppe in Holland letzte Saison hat für mich gar nicht gepasst – viel zu wenig Grundlage, viel zu wenig Eiszeit. So kann man mit einem 30-jährigen Olympiasieger, aber nicht mit einer jungen Athletin arbeiten. Ich kam nie in Form, verlor komplett die Freude am Eisschnelllauf, war im Jänner viel auf den Kärntner Seen unterwegs, um das Gefühl neu aufzubauen.“ Nun sind Spaß und Speed zurück – durch den adaptierten Trainingsplan, eine tiefere Position, die einen stärkeren Abdruck zur Seite ermöglicht, und eine Gewichtsreduktion im Ausmaß von fünf Kilo. Und weil der Eisschnelllaufverband sein Aushängeschild nach all den Jahren versuchter Einmischung endlich in Ruhe arbeiten lässt. Bleibt noch zu fragen, wie sich die Fülle an gemeinsamer Arbeits- und Freizeit auf das Beziehungsleben auswirkt. Ehefrau Herzog: „Ich finde die Konstellation gut, weil ich meine Emotionen immer gleich loswerde. Das kann man bei einem weniger vertrauten Trainer nicht in der Form ausleben. Klar kracht es ab und zu, vielleicht fliegt mal etwas durch die Gegend, aber fünf Minuten später ist alles erledigt.“ 110% BRETTLSPIELE

VA N E S S A H E R Z O G Auf Inline-Skates hat die 22-Jährige acht EM-Titel auf der Habenseite, auf Schlittschuhen „erst“ drei dritte Plätze im Weltcup. Die Winterspiele in Südkorea kommen da gerade recht, um mehr Balance herzustellen. Gelingt’s, fasst sie ein 3. Standbein ins Auge – als Vorschoterin im 470er-Segelboot.

CHRIS TINA HENGS TER Die 3. der Bob-EM 2017 nimmt die Saison abermals mit „Betsy, the Beast“ in Angriff. Der lettische Schlitten, den sie 2015 für knapp 50.000 Euro erstanden hat, wurde jedoch schon zu Saisonbeginn bei einem kapitalen Sturz in Lake Placid ramponiert. Nur eine der Sorgen im Vorfeld ihrer zweiten Winterspiele.

Fotos: Getty, ÖOC Pichler, GEPA, Imago

Bobpilotin Christina Hengster sucht fieberhaft nach einer Bremserin für Olympia 2018.

Die 28-Jährige ist eine Athletin für besondere Anlässe. Bei den letzten fünf EMs stand sie stets auf dem Podest (2 x Gold, 3 x Silber). Die Serie könnte spätestens 2019 reißen. „Wenn im Verband keine Professionalisierung einkehrt, überlege ich ernsthaft aufzuhören. So kann man nicht auf Weltklasseniveau arbeiten.“


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Meistens sehen wir unsere Winterstars bloß in voller Montur. Sprich: Wir sehen eigentlich nur Helme, Brillen und Brettln. Doch in den sozialen Netzwerken geben sie ab und an doch private Einblicke. Hier unsere aktuellen Top 3!

„Gratulation meinem Bruder zum MBA!“

„Neuseeland-Liebe!“ 2 . P L AT Z ANNA GASSER

Unser Snowboard-Ass offenbart uns über Instagram seine neue Liebe. Hintergrund: Die wunderschöne Landschaft am Lake Wanaka in Neuseeland stieg der „Sportlerin des Jahres“ zu Kopf. Glaubwürdigkeit: Sehr hoch! Von ihr weiß man, dass sie nicht nur Sprünge und Medaillen, sondern auch andere wichtige Dinge im Visier hat. Was wir lernen: Wer einen Blick über den Tellerrand wagt, sieht die Welt mit anderen Augen. Vor allem, wenn er dabei einen Kopfstand macht.

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MIK AEL A SHIFFRIN Die Slalomspezialistin weiß, wie man besonders viele Likes sammelt. Und postet ein rares Kinderfoto. Hintergrund: Weil Mikaelas Bruder Taylor den Master of Business verliehen bekam, gratulierte sie ihm digital. Spaßfaktor: Die Geste ist herzig. Und Kinderfotos von Stars sind rar, aber immer ein Hingucker. Top! Was wir lernen: Die Eltern von Mikaela und Taylor Shiffrin haben offenbar sehr viel Wert auf Gleichbehandlung ihrer beiden Kinder gelegt. Stichwort: Pullover!

3 . P L AT Z

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Der deutsche Fan-Liebling ist selbst Fan. Und zwar von Tennis-Star Roger Federer. Hintergrund: Felix Neureuther und Kollege Linus Strasser wollten ein Foto mit Roger. Also, Pappfigur her und: alles roger! Spaßfaktor: Einfach herrlich selbstironisch. Was wir lernen: Es gibt immer eine Möglichkeit, ein Star-Foto zu ergattern.

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Alles Reise! So lautet das Motto für die nächste Ausgabe von 110%! ○ Wie nahe sind sich Fernweh und Fremdenhass? ○ Roadtripp durch Neuseeland ○ Spektakuläres Galapagos ○ Ohne Luft im Unterwasserparadies ○ Campen in Namibia 110% D F IEBER 110%ZWEIRA BRETTLSPIELE

Fotos: Instagram (@mikaelashiffrin, @annagassersnow, @felix_neureuther)

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