110% Fernweh

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Auf und davon

FERNWEH Was Fremdenhass und Reiselust verbindet, ein Roadtrip durch Neuseeland, Abenteuer Heliskiing und zuhause bei Ana RoĹĄ, der besten KĂśchin der Welt.


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3 A BF LUG

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser! Haben Sie sich schon einmal überlegt, warum Sie immer wieder von Fernweh gepackt werden? Der Soziologe Manfred Prisching hat dafür eine Definition gefunden: „Fernweh ist die Flucht vor dem Alltag, die Alltagsphobie. Das partielle Entkommen aus dem Gewohnten, aus der Routine. Ein temporärer Ausstieg.“ Und dann gibt es da noch die Statistik, die besagt, dass es immer mehr Österreicher und Österreicherinnen in die Ferne zieht. Wie aber kann es sein, dass parallel dazu auch die Zahlen rassistischer Vorfälle in unserem Land steigen, wo doch offenbar immer mehr Menschen neugierig auf die weite Welt sind? Wir haben uns auf die Spur eines durchaus paradoxen Phänomens begeben – Im Urlaub sind wir alle Ausländer (S. 4). Sowohl Zerstörer als auch Retter ist der Mensch hingegen auf einem ganz besonderen Fleckchen Erde – Rettung in letzter Sekunde (S. 10) berichtet von einer für unsere Spezies ungewöhnlichen Erfolgsgeschichte. Abenteuerlich auch die Storys von Madeleine Napetschnig: Ihren Roadtrip durch Neuseeland hat sie in Schräg unten (S. 18) verschriftlicht; von einer sehr erdigen Reise durch Afrika brachte sie 7 Dinge, die man beim Campen in Namibia erlebt (S. 48) mit. Fast schon Angst bekommt, wer Ocean Ramsey auf ihren völlig ungeschützten Apnoe-Tauchgängen mit großen Weißen Haien begleitet – so wie wir: Die mit den Haien tanzt (S. 44). Bereits Kontakt mit diesen Giganten der Meere hatte übrigens auch ein anderer Protagonist dieses Hefts – Surflegende Robby Naish. Wir haben ihn auf Maui besucht, um seine Autosammlung unter die Lupe zu nehmen: Vier Räder für ein Halleluja (S. 52). Weniger luxusgeschwängert: die Geschichte von Robert Kropf. Er hat sich von der jungen Künstlerin Diana Kogan ihr ganz persönliches Tel Aviv (S. 40) zeigen lassen. Modische Ausblicke gewährt – wie in jeder unserer Ausgaben – Christiana Ogunfojuri: Sie hat diesmal den schrillen Tokio-Style (S. 36) aus der Nähe betrachtet. Auf jeden Fall alles Geschichten, die hoffentlich Lust auf ein bisschen „Alltagsphobie“ machen. Viel Freude beim Lesen! Johannes Stühlinger

Wer bei dieser Ausgabe mitgefiebert hat

Impressum Herausgeber „Die Presse“ VerlagsGesellschaft m.b.H. & Co KG Hainburger Straße 33, 1030 Wien Medieninhaber, Impresso Ltd, 68 George Borg Olivier Street STJ 1081 St. Julians, Malta Konzept Proverbi GmbH Heinrichstraße 112/018a, 8010 Graz Redaktion Madeleine Napetschnig, Christiana Ogunfojuri, Robert Kropf, Johannes Stühlinger Creative Direction Nicolas Frey Grafisches Konzept Albert Exergian Grafik Pepo Poßmann Bildredaktion Sabine Hottowy Christina Lechner Bildbearbeitung Philipp Schönauer Coverfoto Klaus Fritsch Cover-Ausstattung Mario Rott Tauchsport Lorenc Cover Bildbearbeitung Retoucherie, Nicoletta Sobotta Lektorat Carola Kilga

Fotos: beigestellt

Produktion Michael Schmid

Robert Kropf

Madeleine Napetschnig

Carola Kilga

Locals und ihre Lieblingsplätze – damit kennt sich Robert Kropf aus. Über 2 000 internationale Geheimtipp-Geber haben er und sein Team zusammengetragen (nachzulesen auf Insiderei.com und A-List.at). Für 110% präsentieren Kropf und Franziska Riedl Geheimtipps von Künstlerin Diana Kogan aus Tel Aviv.

Namibia, Rocky Mountains, Neuseeland: um das zu erleben, macht sie gern ein paar Kilometer mehr. Aber auch die Gegend vor der Haustür schätzt die „Presse“-Redakteurin sehr. So nah kann eine Entdeckung gar nicht sein, dass sie nicht auch eine schöne Reisegeschichte wäre.

Grammatik und Rechtschreibung, Syntax und Semantik: Was für viele übel klingt, ist ihre Leidenschaft. Trotz ihrer Herkunft ist die gebürtige Vorarlbergerin des Deutschen mächtig; sie lebt, liest und korrigiert in Wien. Mit Freuden stöbert sie ab sofort Vertipper & Co. im 110% auf.

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Im Urlaub sind wir alle Ausländer Wir lieben es, in die Ferne zu schweifen. Doch sobald die Ferne zu uns kommt, gibt es Probleme. Stichwort: Rassismus. Aber woher rührt eigentlich die Sehnsucht nach fremden Ländern? Und warum haben wir gleichzeitig Angst vor dem Fremden? Ein verschriftlichter Trip in die Höhen und Tiefen unserer (Reise-)Gesellschaft. Text: Johannes Stühlinger

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an kann den Mann getrost als durchaus kontroversielle Persönlichkeit beschreiben. 1,90 Meter groß, grell blondiertes borstiges Haar und um Freunde zu begrüßen, benutzt er gern mal den Stinkefinger seiner rechten Hand. Jan Vetter ist Punk. Und Kosmopolit. Er hat mehr als 100 Länder bereist, in Afrika gezogenen Pistolen in den Lauf geblickt, Japanisch und sogar Mandarin erlernt. Da Jan Vetter nichts lieber mag, als fremde Kulturen zu entdecken, hat er als 19-Jähriger aus dieser Leidenschaft sogar seinen Künstlernamen gezimmert: Aus „Fahr in Urlaub“ wurde Farin Urlaub, Kopf der legendären Band „Die Ärzte“. Und weil der heute 53-Jährige auch keine Gelegenheit auslässt, um gegen Rassismus aufzustehen, könnte man fast meinen, er wolle mit seinem Pseudonym tatsächlich ein bisschen Arzt spielen. Und versuchen, Xenophobie zu heilen. Die Angst vor dem Fremden. Faktum ist, dass Farins „Medizin“ laut einer 2016 veröffentlichten internationalen Studie auch tatsächlich Wirkung zeigen soll.

Illustration: Nicolás Aznárez

Die Studie besagt, dass Reisende die Welt toleranter sehen. 7 000 Menschen wurden befragt, 65 % gaben an, davon überzeugt zu sein, Trips in fremde Länder würden dabei helfen, Vorurteile abzubauen. 53  % der Befragten waren sogar der Meinung, dass es eher Frieden gäbe, würden sich mehr Menschen in die weite Welt wagen. Dem diametral gegenüber stehen jedoch Zahlen, die belegen, dass der Rassismus in Europa und auch in Österreich im

Die Angst vor Fremdem bei uns scheint parallel mit der Lust auf Fremdes im Ausland zu wachsen. Vormarsch ist. Die österreichische Organisation ZARA etwa veröffentlicht jährlich ihren Rassismus-Report. Dieser spiegelt diesen Trend wider. Geschäftsführerin Claudia Schäfer berichtet von einem Anstieg der von ihrem Team bearbeiteten Fälle um 20 % 110% F ERNWEH

in den letzten vier Jahren. Schlagworte wie „Flüchtlingskrise“ und „Social-Media-Hetze“ werden als Ursachen ausgemacht (siehe Interview auf Seite 8). Gleichzeitig wiederum zieht es so viele ÖsterreicherInnen wie noch nie in die Ferne. Laut Studie gaben Anfang 2017 genau 85 % der vom Gallup Institut Befragten an, dass es sie ins europäische Ausland zieht. Das waren um 6 % mehr als im Jahr zuvor. 29 % wollten gar weiter weg reisen, macht 5 % mehr als 2016. Paradoxes Fazit also: Die Angst vor fremden Kulturen in unserem Land scheint offenbar parallel mit der Lust auf andere Kulturen im fernen Ausland zu wachsen. Dieses Phänomen bestätigt Schäfer: „Die Leute fahren immer noch gerne weg, um neue Dinge kennen zu lernen. Sie unterscheiden aber sehr stark zwischen ,Was will ich in meinem Umfeld haben’ und ,Wo kann ich mich selbst hinbegeben‘.“ Ein Phänomen, das im Fachjargon als „Not In My Back Yard“- (oder kurz Nimby-) Effekt bezeichnet wird. Diesen kann man laut Schäfer in Österreich immer wieder ausmachen. So würden viele Menschen, die als politisch links gelten und auch liberale


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Wir vermeiden in unseren Urlauben also mehrheitlich den authentischen Kontakt zur fremden Kultur. über herkömmliche Medien oder soziale Netzwerke bis hin zum Kochbuch aus einer bestimmten Region. Doch das habe zur Folge, dass uns ein ferner Ort, schon bevor wir ankommen, im Grunde bekannt ist. Prisching: „Selbst wenn sich dann die Realität mit dem Bild, das wir bereits im Kopf haben, ein wenig reibt, trauen wir uns gar nicht mehr, etwas anderes wahrzunehmen als das, was uns suggeriert wurde.“ Kurz gesagt: Wir sehen nur, was wir sehen sollen.

SO V E RRE IS T Ö S T E RRE IC H

Der renommierte Grazer Soziologe Manfred Prisching kommt zu einem interessanten Schluss: „Wir trauen uns auf Reisen oft gar nicht mehr, etwas anderes wahrzunehmen als das, was uns schon im Vorfeld über diverse Medien suggeriert wurde.“

93 % haben im Jahr 2017 einen Urlaub geplant. Das waren 3 % mehr als im Jahr 2016.

85 % gaben an, eine Reise ins nähere Ausland im Visier zu haben, um 6 % mehr als 2016.

55 % derer, die ins Ausland reisen möchten, lassen sich von politischen Gegebenheiten bei der Destinationswahl beeinflussen.

5 0  % Für die Hälfte der ÖsterreicherInnen lautet das Urlaubsmotiv „Gesundheit erhalten“.

4 9  % Hinzu kommt, dass die Motive einer Reise in der Regel nicht etwa lauten: „Ich will mich auf eine fremde Kultur einlassen“, sondern vielmehr: „Ich will kurzzeitig aus meinem Alltag aussteigen.“ Allerdings könne man laut Prisching beim Thema Fernweh doch einen so genannten Push- & Pull-Effekt erkennen: „Das Push heißt ,Raus aus diesem Alltag‘ und das Pull eben ,Neugierde auf die Welt’.“ Bei letzterem käme jedoch ein weiteres Element hinzu: „Wir leben in einer Multioptionsgesellschaft. Der Sinn des Lebens ist also nicht mehr im Jenseits zu finden, sondern im Ausschöpfen aller Erlebnismöglichkeiten, die diese Welt zu bieten hat“, so Prisching. Und so muss man doch unbedingt die Karibik einmal gesehen oder auf der Chinesischen Mauer gestanden haben. Alles tolle Spots, keine Frage. Aber gewiss keine, die uns die Menschen, die dort leben, wirklich näherbringen. Der Soziologe bringt es auf den Punkt: „Die Hotelanlagen sehen auf der ganzen Welt ziemlich gleich aus. Sie unterscheiden sich bloß durch die jeweils landesüblichen Dekorationen.“ Wir vermeiden in unseren Urlauben also mehrheitlich den authentischen Kontakt zur 110% F ERNWEH

waren 2017 ganz auf dem Städte-Trip, 5 % mehr als im Jahr zuvor.

48 % hatten vor, ein- bis zweimal zu verreisen. 34 % sogar drei- bis viermal.

4 4  % planen ihren Auslandsurlaub in Italien. Das ist somit die beliebteste Destination.

3 0 % der Befragten gaben an, mehr als 2 000 Euro für Reisen (ohne Nebenkosten wie Essen, Souvenirs oder Ausflüge, pro Person) auszugeben. Quelle: Ruefa Reisekompass 2017, Gallup Institut, 1 000 Befragte.

fremden Kultur. Und so bleibt die These, wonach Reisende toleranter sind, wohl oft bloß eine romantische Illusion. Es sei denn, man macht Urlaub wie Farin Urlaub. Ohne große Pläne. Einfach mit dem Auto und etwas Proviant. So nah wie möglich an den im jeweiligen Land Lebenden. Und mit weit geöffneten Sinnen.

Foto: beigestellt

Organisationen unterstützen, trotzdem protestieren, wenn ausgerechnet in ihre Nachbarswohnung eine Flüchtlingsfamilie einziehen soll. Selbst im Spendenverhalten kommt dieser Effekt zum Tragen, sagt die Statistik. Man unterstützt lieber Personengruppen in Afrika als die gleiche Personengruppe in Österreich. Schäfer: „Dabei würde gerade eine Spende im direkten Umfeld langfristig eine Veränderung der Gesamtsituation überhaupt erst möglich machen.“ Wir schneiden uns mit dieser Methode also ins eigene Fleisch. Dass die Reiselust im Steigen begriffen ist, bestätigt auch der renommierte Soziologe Manfred Prisching von der Karl-Franzens-Universität Graz. Dies habe einerseits mit den neuen Möglichkeiten der Mobilität zu tun und andererseits damit, dass unsere Gesellschaft nomadischer geworden sei. „Wir sind es heute gewohnt, dass sich Informationsströme verändern, neue Informationskanäle entstehen, sich die Geschäfte, die Jobs verändern. Wir wollen Langeweile vermeiden“, führt er aus. In seiner Arbeit ist er außerdem zu einer spannenden Erkenntnis gelangt: Wir erleben auf unseren Reisen oft vielleicht nicht unbedingt die nackte Realität, sondern eine mit Zuckerguss überzogene. „Im modernen Tourismus werden Destinationen narrativ aufgeladen, es werden uns also schon im Vorfeld Geschichten dazu erzählt, die eine Stadt oder ein Land noch einmaliger, noch außergewöhnlicher darstellen“, erläutert er. Das passiert über viele unterschiedliche Wege – von der klassischen Werbung


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Die Vorteile der sozialen Netzwerke sind jedem bewusst. Doch mit ihnen hat auch der Rassismus neue Kanäle gefunden. Claudia Schäfer von ZARA befasst sich täglich mit diesem Thema. Und ortet eine Verschärfung der Situation.

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ie Abkürzung ZARA steht für „Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit“. Vor 18 Jahren gegründet, hilft man bei ZARA seither Opfern von Rassismus und betreibt professionelle Aufklärungsarbeit. Doch seit dem Aufkommen der sozialen Netzwerke steht Geschäftsführerin Claudia Schäfer mit ihrem Team vor neuen, noch größeren Herausforderungen. Außerdem nimmt sie verstörende Entwicklungen wahr: Ihr Türschild zeigt Spuren abgekratzter Aufkleber. Sind das Überbleibsel von Pickerl-Angriffen auf ZARA? CL AUDI A SC H Ä F E R : Ja, das sind die Identitären. Wir hatten im letzten halben Jahr auch die Schmiererei „Stop Islamism“ quer über der ganzen Hauswand. Die ist gerade zum fünften Mal überstrichen worden, jetzt hat unser Vermieter Kameras installiert. Dazu muss man sagen: 5 bis 6 % aller Fälle sind in der Regel gegen Rassismusarbeit gerichtet. Aber in den letzten zwei bis drei Jahren ist das stärker geworden. Gibt es generell eine Steigerung der Fälle, die auf Ihrem Tisch landen? Auf die letzten vier Jahre gesehen, verzeichnen wir eine Steigerung von 780 auf über 1 000 Fälle pro Jahr. Vor allem aber ist im Onlinebereich ein ganz deutlicher Anstieg wahrnehmbar. Im Jahr 2016 war das mit 31 % die größte Gruppe und hat somit die Fälle aus dem bis dato stärksten Bereich, dem öffentlichen Raum, überholt. Was dem Beobachter diesbezüglich auffällt, ist, dass Hasspostings verstärkt mit Klarnamen getätigt werden. Ist das nur ein Eindruck oder Realität? Die Leute pfeifen sich nichts mehr und posten mit Klarnamen. Das hat sicher damit zu tun, dass viele offizielle Persönlichkeiten das ebenso machen. Da denken sich die Leute: Na, wenn der das kann, kann ich das auch. Was ist das „Standard-Hassposting“? Derzeit richten sich die meisten Hasspostings gegen Geflüchtete, wobei eben oft auch

Claudia Schäfer ist Geschäftsführerin von ZARA. Am 6. 2. 2018 lädt sie anlässlich des „Safer Internet Day“ zwischen 14 und 18 Uhr zum offenen Chat. https://beratungsstelle.counteract.or.at

MuslimInnen mitgenannt werden. Das lautet dann in etwa so: „Scheiß Flüchtlinge! Sind doch alles Terroristen. Sollen doch beim IS anheuern und sich selbst in die Luft sprengen.“ Es wird also alles, was geht, gleich in ein Posting verpackt. Und was sehr oft kommt: Gewaltfantasien. Dabei gibt es sogar tatsächlich ein Österreich-Spezifikum ... Inwiefern unterscheidet sich Österreich diesbezüglich von anderen Ländern? Es leben Gewaltfantasien aus der Nazizeit auf. Und das ist in unserer Wahrnehmung ein echtes Österreichphänomen! Wir haben bei einer vergleichenden Analyse mit Partnerorganisationen in Europa festgestellt, dass Wording und Vernichtungsfantasien aus der Nazizeit fast nur in Postings vorkommen, die räumlich Österreich zuzuordnen sind. Eine deutsche Partnerorganisation 110% F ERNWEH

untersucht pro Jahr deutlich mehr Fälle als wir bisher, 10 000 und mehr, dieses Phänomen gibt es dort in der Form nicht. „Mauthausen wieder aufsperren“ oder „Schickt’s die ins Gas“, das ist österreichisch. Aber warum ist das bei uns der Fall und nicht etwa auch in Deutschland? Das ist schwer zu sagen. Offenbar gibt es bei uns einen Bodensatz, wo diese Ideologie unbehelligt weitergelebt hat. Aber wir nehmen bei ZARA lediglich die Phänomene wahr. So können wir bloß sagen, dass bei uns ein Haufen Nazidreck gepostet wird. Und: dass es das in anderen Ländern eben nicht gibt. Gehen wir einen Schritt zurück: Woher kommt Fremdenhass überhaupt? Rassismus per se ist eine Konstruktion. Es werden Personen aufgrund gewisser Merkmale wie Herkunft, Hautfarbe oder Sprache bestimmte Verhaltensweisen oder Eigenschaften zugeschrieben. Man sagt, Person X ist schwarz, und weil sie schwarz ist, ist sie gefährlich. Man stellt Dinge in Zusammenhang, die eigentlich gar keinen Zusammenhang haben. Und dieses Konstrukt wird dann über verschiedenste Quellen kolportiert. Welche Rolle spielt dabei die Angst, dass mir etwas weggenommen wird? Darum geht es sicher auch. Dabei verliert die Gesellschaft ja langfristig nichts, wenn über einen kurzen Zeitraum Geld für etwa Flüchtlinge ausgegeben wird. Das sind ja auch Investitionen. Wenn ich einer Flüchtlingsfamilie keine finanzielle Unterstützung gebe – wie soll sie denn überleben? Arbeiten darf sie ja zumindest während des Verfahrens auch nicht! Im schlimmsten Falle wird sie kriminell. Oder arbeitet außerhalb des Systems. Wenn ich hingegen Geld zur Verfügung stelle für die Existenzsicherung, aber auch für Bildung, profitiert die Gesellschaft davon. Das sagen alle Wirtschafts- und Arbeitsmarktforscher. Es macht also viel Sinn, wenn wir es schaffen würden, die Menschen, die zu uns kommen, auch zu integrieren. Dabei interessant: Wo Interaktion mit MigrantInnen möglich ist, sinkt auch die Aggression gegen sie. Warum? Der persönliche Kontakt hilft immer, Vorurteile zurechtzurücken. Wenn diese Möglichkeit nicht existiert, manifestieren sich suggerierte Falschbilder einfach stärker in den Köpfen. In Wien etwa gibt’s die wenigsten Ressentiments im Verhältnis zur Bevölkerungsstruktur. Das spricht für sich.

Foto: Andreas Komenda

„Nazi-Wordings in Postings gibt’s nur in Österreich!“


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10 STORY

Rettung in letzter Sekunde Vor 50 Jahren sah es sehr danach aus, als würde der Mensch eine ganz besondere Glanztat vollbringen – und das Juwel Galapagos vor lauter Begeisterung zerstören. WWF und UNESCO konnten das verhindern. Um Galapagos erhalten zu können, ist der Tourismus heute sogar lebenswichtig. Allerdings ist das ein Spiel mit dem Feuer. Text: Johannes Stühlinger

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ls der spanische Bischof Tomás de Berlanga auf seiner Odyssee am 10. März 1535 die Galapagos-Inseln entdeckte, postulierte er schaudernd: „Es ist, als habe Gott Steine regnen lassen.“ Eine karge Ödnis, mitten im Wasser. Zu nichts nutze. Also verzichtete er auch gleich darauf, seine Standarte mit dem Wappen Kastiliens in den Boden zu rammen, um Galapagos für seine Krone in Besitz zu nehmen. Weil der Geistliche das auf dieser Insel Göttliche nicht erkannt hatte, durfte das Archipel noch ein paar Jahrhunderte unberührt bleiben. Bis sich 1832 schließlich die Republik Ecuador erbarmte und den Felshaufen annektierte. Was folgte, ist heute Allgemeinbildung: Charles Darwin besuchte die Inseln und veröffentlichte seine berühmte Theorie über die „Natür-

liche Auslese“. Der deutsche Forscher – und Darwins Vorbild – Alexander von Humboldt war von dem Archipel ebenso fasziniert, studierte Flora, Fauna und vor allem die dortige Geografie. Alles schön und gut – bis vor ungefähr 70 Jahren eben nicht mehr nur wissenschaftliche Interessen Menschen auf das 122 Inseln umfassende Archipel lockten, sondern zunehmend auch touristische. Schließlich sind 90 % der hier lebenden Spezies wie Drusenköpfe, Blaufußtölpel oder Riesenschildkröten weltweit einzigartig. Galapagos begeisterte naturgemäß. Und beinahe wäre dieses Juwel binnen weniger Jahre von eben dieser Begeisterung überrollt worden. „Es war Rettung in letzter Sekunde“, blicken heute Naturschützer zurück. Das Paradies konnte zu 95 % erhalten werden! Was in Anbetracht der sonst stets zerstörerischen Spezies Mensch überrascht. Denn die 110% F ERNWEH

Meerechsen wie dieser gelbe Amblyrhynchus locken Touristen an – und sind nur dank WWF und anderen Organisationen noch auf Galapagos anzutreffen.


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Foto: Fotolia

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12 STORY

„Galapagos ist jährlich ein 550-MillionenDollar-Geschäft!“ Galapagos wurde 1978 als erster Ort der Welt zum UNESCO-Welterbe erklärt. In einem beispiellosen Zusammenschluss zwischen unterschiedlichen Institutionen wie dem WWF konnte Ecuadors Regierung dazu gebracht werden, die Einhaltung der Gesetze zu überwachen. Naturschützer befreiten die Inseln von importierten Haustieren. Um es kurzzufassen: Die Rettungsmission wurde zu einem Jahrzehnte andauernden Kraftakt. Doch sie war erfolgreich: 2010 nahm die UNESCO das Paradies von der roten Liste der gefährdeten Regionen. Doch das bedeutet keinesfalls, dass die Arbeit getan ist. Heute unterhält der WWF ein eigenes Programmbüro für die Galapagos-Inseln, um das Labor der Evolution dauerhaft zu schützen. Darüber hinaus hat man ein Programm gestartet, um bei der

Stromerzeugung und im Transport auf dem Archipel sukzessive auf emissionsarme, erneuerbare Energiesysteme umzustellen. Im Kampf gegen die wachsende Verschmutzung werden Recyclingsysteme für Giftmüll und Öl installiert. Die 1959 eigens gegründete „Charles Darwin-Forschungsstation“ ist wichtiger denn je und überwacht jeden Schritt – egal, ob von Tier oder Tourist. Schließlich wäre es auch keine Option, den 1959 gegründeten Nationalpark gänzlich von der Außenwelt abzuschotten. Der Grund dafür liegt auf der Hand: „Galapagos ist ein 550-Millionen-Dollar-Geschäft. Und zwar jährlich!“, sagt etwa Experte Fernando Ortiz, der jahrelang für die Nationalparkbehörde tätig war. Daraus leiten sich zwei Dinge ab: Einerseits besteht die Gefahr, dass Flora & Fauna ob zu großer Einflüsse durch den Menschen doch dauerhaft Schaden nehmen – obwohl inzwischen alles genau überwacht wird. Andererseits hat eben aus diesem Grund sowohl die Regierung als auch die einheimische Bevölkerung ein hohes Interesse daran, ihre Goldgrube auch zu erhalten. Selten wohl, dass materielle Interessen ein derart positives Motiv abgeben.

Heute werden jeder Tourist, jedes Tier und jede Pflanze genau erfasst.

Galapagos in Zahlen Der Name Das Wort Galapago (spanisch für ‚Wulstsattel‘) bezieht sich auf den Schildkrötenpanzer, der bei der berühmten Galapagos-Riesenschildkröte im Nackenbereich wie ein Sattel aufgewölbt ist. 7 0 0  P f l a n z e n a r t e n kommen auf den Galapagos-Inseln vor. Allerdings sind davon nur 250 heimisch – der Rest wurde vom Menschen eingeschleppt. 2 5  1 0 0 E i n w o h n e r Die Inseln sind mit 3,1 Personen pro Quadratkilometer eher dünn besiedelt. Von den 122 Inseln sind nur vier bewohnt. 2 0 0   0 0 0 To u r i s t e n besuchten 2017 den beeindruckenden Nationalpark mitten im Pazifik.

Fotos: Getty Images (2), iStock

Probleme waren – bevor sich WWF und Co. als Retter hervortun konnten – massiv: Eingeschleppte Tiere wie streunende Hunde machten Jagd auf Leguane. Verwilderte Ziegen fraßen die Triebe seltener Pflanzen, und Schweine gruben Schildkröteneier aus. Und der Mensch selbst? Sorgte für Hai-Massaker, nur um deren Flossen als Delikatesse verkaufen zu können. Andere Fischbestände standen kurz vor der Überfischung. Was also tun?

Eingeschleppte streunende Hunde waren bis Ende der 90er-Jahre eines der größten Probleme auf Galapagos.

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Backstage Ohne das Airside Management geht auf einem Flughafen gar nichts. Alles, was die Sicherheit und die reibungslosen Abläufe auf dem Vorfeld und auf der Piste betrifft, liegt in ihren Händen: von Baustellen bis Winterdienst. Unterwegs mit Gerald Schüller auf dem Flugfeld vom Airport Wien. Text: Madeleine Napetschnig

DAS AUGE AM BODEN

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ehrmals am Tag überschreitet Gerald Schüller die rote Linie am Flughafen Wien: Dahinter beginnt die Airside, der Luftraum; dahinter dürfen sich nur noch wenige Berechtigte bewegen, die im ständigen Kontakt mit dem Tower sind. Einen Gutteil seiner Arbeitszeit verbringt Schüller im Freien und nicht nur hinter Monitoren – viermal am Tag fährt der Airside Manager von seinem Büro im Flug110% F ERNWEH

hafen Wien übers Vorfeld weit hinaus zur Start- und Landebahn, um nachzusehen, ob dort alles in Ordnung ist. „Selbst kleine Teile auf der Piste sind gefährlich, weil sie vom Triebwerk eingesaugt werden könnten“, erklärt er. In größeren Abständen werden überdies die – zu diesem Zweck möglichst kurz gesperrten – Pisten begangen und von der Bauabteilung hinsichtlich Sanierung genau begutachtet. „Eine wichtige Rolle des Airside Managements ist die Baustellenplanung am Vorfeld“, so Schüller. „Man muss bedenken, wie groß der Aufwand ist: Wir befinden uns hier in einem Sicherheitsbereich. Jedes Fahrzeug, das hierherkommt, muss überwacht werden.“ Die Austro Control verfolgt jede Bewegung auf der Airside, auch Schüllers Fahrten. Jede Inspektion und jede Wartungsarbeit muss schnell und präzise erfolgen, um den Flugbetrieb nicht aufzuhalten. Große Sanierungen (wie etwa das Aufbringen neuen Asphalts), die Sperren nach sich ziehen, geschehen im Abstand von mehreren Jahren. Das Material muss schließlich viel aushalten – Riesen wie ein Airbus A380 oder eine Boeing 777, aber auch kleine Privatflugzeuge und Cargomaschinen. „Wir haben hier einen Spezialasphalt. Er ist gerippt, damit das Wasser seitlich abfließen kann“, erklärt


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„Hinter der roten Linie beginnt eigentlich bereits der Luftraum.“

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16 BUSINESS INSIDER

er die schmalen, quer verlaufenden Schlitze im Untergrund und tritt wieder aufs Gas. Die Zeitfenster, in denen sich ein Airside Manager auf der Landebahn und den Verbindungsfahrbahnen dazwischen bewegen kann, sind klein und eng. In minimalen Minutenabständen landet oder startet in Wien ein Flugzeug, vor allem in der Früh, rund um Mittag und nochmals mit einer Spitze am Nachmittag. Funksprüche und Lichtzeichen signalisieren Schüller laufend, wie weit er sich jeweils nähern kann. Bodenmarkierungen sorgen dafür, dass sich das Fahrzeug mittig bewegt – wegen der Tragflächen. Wie riesig ein Flughafenareal ist, bekommt der Passagier im Flieger meist gar nicht mit. Darf man zwecks Recherche mit einem Airside Manager im Bereich Airside Operations eine seiner regelmäßigen Runden drehen, wird einem erst die Dimension bewusst: 3,6 beziehungsweise 3,5 Kilometer lang sind die beiden Startund Landebahnen. Mehrere Rollwege verbinden die zwei Pisten (16/34 und 11/29) mit den 99 Abstell- und Andockpositionen der Flugzeuge. Dazwischen liegen große Grünflächen, die ebenfalls überwacht und gepflegt werden müssen. Vor allem gemäht, damit sich keine Tiere im Gras ansiedeln. „Wir sind auch dazu da, um die Vögel zu vergrämen“, erklärt Schüller und deutet auf eine Kiste im Auto, mit deren Inhalt – eine Pistole – er Warnschüsse abgeben kann. „Zum beiderseitigen Schutz, eben auch dem der Vögel.“ Größere Tiere schaffen es nicht auf das erstaunlich grüne Areal. „Wir haben einen sehr guten Zaun, der einbetoniert ist, daher kommen nur kleine Tiere.“ Auch die Grünraumbewirtschaftung gehört zur Agenda einer Aufsichtsabteilung wie dem Airside Management. Dazu braucht man sich nur die riesigen Mähwerke ansehen, die vor der Remise stehen. Drinnen in der Remise: riesenhafte Maschinen mit Schneefräsen. Eine richtige Challenge, auf die man in Wien besser eingestellt zu sein scheint als auf den allermeisten anderen Flughäfen, sind starke Schneefälle. „Wir schaffen es, auf 1,2 Millionen Quadratmetern, eine Schneedecke von fünf Zentimetern innerhalb von 25 Minuten wegzuschieben“, erklärt Schüller. Und sind sie dann an einem Ende fertig, beginnen sie am Anfang wieder neu. Nur bei starkem Eisregen können selbst die Airside-Experten nicht mehr viel ausrichten, „dann hilft nur mehr das Versprühen von Flüssigenteisungsmitteln.“

Tipp: Am Flughafen Wien können Luftfahrtinteressierte dank der Besucherwelt Einblick gewinnen. Es werden z. B. Touren (etwa zur Feuerwehr oder speziell für Kinde organisiert) angeboten. www.viennaairport.com/besucherwelt

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Fotos: Martin Stöbich

Zentrale Funktion in der Sicherheit am Flughafen: Airside Manager wie Gerald Schüller. Jeden Tag durch die Security und dann hinaus aufs Vorfeld und die Pisten. Die Abteilung entscheidet über den Betrieb.


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Fotos: Mehr Info: Visit New Zealand, www.newzealand.com, Madeleine Napetschnig

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Neuseeland ist in wenigen Wochen nicht zu bewältigen, aber ein entspanntes Grundgefühl lässt sich erfassen. Kinoreife Vulkane, Gletscher, die fast ins Wasser wachsen, immergrüne Sounds. Klar, muss man alles gesehen haben. Aber dazwischen heißt’s: locker herumcruisen, gute Plätze finden, ein bisschen bleiben. Text: Madeleine Napetschnig

Alles einen Grad märchenhafter hier: Riesenfarne an der West Coast.

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at Freddy’s Drop perlt aus den Lautsprechern. Zum zigsten Mal hören wir „Shiverman“. Die Langversion reicht für etliche Kilometer entlang der immer wiederkehrenden Dreiheit von Schaf, Gras und Farmhaus. Nicht, dass Neuseelands großartigster Musikexport seit Jahren (sorry, Lorde) wirklich davon singen würde: Schafe, Gras, Farmhäuser. Aber die Bläsersätze, die Stimme, die Elektronik passen irgendwie zu dem Landschaftsbild auf der Nordinsel. Wir sind grundentspannt, das vermittelt der Sound. Das Leben: ein Strand, ein Surfbrett, auch das sagt die Musik im Grundton. In dieser Mood fahren wir vom riesenhaften Auckland, dem man doch zumindest zwei, drei Tage widmen sollte, erst einmal nach Norden durch allerhand europäische Vergleichslandschaften– und dann der idyllischen Westküste entlang Richtung Norden. Wälder, in denen schon einmal Riesenbäume stehen können, weichen einer Vegetation, die schon subtropischer wirkt: Dschungelartiges Dickicht und Mangroven tauchen neben dem Autofenster auf. Die Orte an der Küste sind überschaubar. Ein paar Farmen, ein paar Bed & Breakfast-Schilder. Schau, da an der Tankstelle kann man Austern kaufen! Immer wieder kleinere Privathäuser beim Strand, so genannte Baches. Am Wochenende sind die „Kiwis“ viel draußen, arbeiten im Garten, machen Sport, hängen ab, laden Freunde zum

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Barbecue ein. Bei so viel Privacy braucht es keine überbordende Infrastruktur an Pubs, Bars und Restaurants. Soll uns auch recht sein, solange es kleine Shops oder Supermärkte gibt, in denen man sich fürs eigene Barbecue auf dem Campingplatz versorgen kann. In der Bay of Islands, einem Urlaubsziel auf der Nordinsel, wird man schließlich ein paar Tage bleiben, zwischen den vielen kleinen Eilanden baden, Speedboot fahren, durch den hübschen Ort Russell mit seinen viktorianischen Häusern schlendern. James Cook war 1769 der erste Europäer hier. Und auch so hat der Ort eminente Bedeutung für Neuseeland: 1840 unterzeichneten Anführer der Maori mit der britischen Krone hier den Treaty of Waitangi, die erste Verfassungsurkunde des Landes. Überall auf der Nordinsel wird man an Orte kommen, die für das Ringen der Maori mit den ungebetenen Gästen aus UK historische Bedeutung haben. Die fünf Wochen, die wir in Neuseeland zur Verfügung haben, sind nicht viel Zeit, um die Besonderheiten der Kultur, der Natur und der Landschaft ermessen zu können. Dazu ist unser Antipode zu groß dimensioniert, die Geschichte zu komplex. Auch die Idee, die Nord- und die Südinsel systematisch abzuarbeiten, wird unserer Suche nach relaxtem Cruisen nicht gerecht. Als wir eine Excel-Tabelle mit Kilometern, vorgebuchten Unterkünften und geplanten „Erlebnissen“ überlegen, machen wir uns einen Strich durch die eigene Rechnung. Nein, wir werden davon kaum etwas tun. Also werden solche Must-sees wie Queenstown, der Hotspot für Extremsportler (Bungee-Jumping wurde hier institutionalisiert) auf der Südinsel, schon einmal gestrichen. Auch „Hobbiton“ das Filmset von „Herr der Ringe“, unweit von Rotorua, dem Ort der Geysire und blubbernden Schlammlöcher auf der Nordinsel, hat mehr als genug Besucher und kann getrost auf uns verzichten. Und

die ewig weite Fahrt in eine Richtung – in eine Sackgasse –, um einen zwar traumschönen, aber stark vermarkteten Milford Sound in den südlichen Fjorden zu sehen, fällt wieder von der Agenda. Alles ganz gemütlich: Mit dem Van herumfahren, das ist schließlich der Weg, sich in zumindest fünf Wochen vor allem eine Ahnung für Neuseeland und den Lebensstil der Menschen hier zu verschaffen. Das Fahrzeug erfüllt auch alle Anforderungen dazu, ohne riesigem Aufwand und mit wenig Ballast. Die Bänke im Hinterteil des „Spaceships“ lassen sich zu einem Bett umfunktionieren, der Gaskocher seitlich ausschwenken. In dem kleinen Kühlschrank hat neuseeländischer Wein Platz. Auch Klapptisch und Sessel gehören zur Ausstattung. Ein Neuseeland-Trip braucht kein großes Ungetüm an Campingwagen, in dem man einen ganzen Haushalt mitführt – die Infrastruktur ist streckenweise sehr gut. Und so manche Straße über Land würde sich durch die Größe so eines Trumms schon von selbst verbieten. Immer wieder hupen wir uns zu, Spaceships grüßen sich freundlich. Auf dem Rückweg vom Norden der Nordinsel legen wir immer wieder Schlenker auf kleinere Straßen ein. Etwa an der schönen stillen Kauri Coast im Nordosten von Auckland. Und dann auf der zentralen Route zwischen dem großen Lake Taupo und Wellington, der Hauptstadt, die einen ganz anderen Charakter hat als Auckland: allein an den Bauten gemessen, sehr britisch. Dadurch ergibt sich immer wieder der Blick auf hübsches ländliches Neuseeland. Ganz so viele Touristen sind im Abseits nicht unterwegs, das will was heißen in den letzten Jahren, in denen die zwei fantastischen Inseln von Reisenden überrannt werden. Derart massiv an manchen Orten, dass sich über die Medien schon hier und da leichter Unmut bemerkbar gemacht hat. Offensichtlich wollen auch in Neuseeland alle dorthin, wo alle hinwollen.

Nur kein Stress: Die Agenda wird man nicht abarbeiten können.

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Fotos: Mehr Info: Visit New Zealand, www.newzealand.com, Destination Taupo, Tourism-Eastland-Inc.

Vulkan schauen: am Tongariro Alpine Crossing auf der Nordinsel.


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Der Blick aus dem Ausflugsflugzeug über den drei berühmten, kino-inspirierenden Vulkanen – Tongariro, Ngauruhoe und Ruapehu – fällt in mit bizarrfarbenem Wasser gefüllte Calderas – und auf eine Ameisenstraße zwischen den steilen Flanken. So dichten Fußgängerverkehr kennt der Österreicher vom Großglockner im August oder vom Weinwandertag in Grinzing. Gibt es etwa keinen anderen Berg, auf dem man wandern kann? Kann man, auf vielen, wenn man dabei nicht gerade eingezäuntes Farmland betritt oder tatsächlich eine Schotterstraße findet, die weiter ins Outback hineinführt. Vor allem auf der weniger dicht besiedelten, größeren und alpenähnlicheren Südinsel: Nord-Süd erstrecken sich die Neuseeländischen Alpen mit dem Mount Cook bzw. Aoraki (3 724 Meter) als höchstem Gipfel und erschlossen von einigen Skigebieten – auch wieder so eine kleine Österreich-Parallele. Wenn sich der Mount Cook nicht umwölkt zeigt, ist der Anblick vom Lake Pukaki aus geradezu fantastisch: die majestätischen Berge – und davor ein Gewässer von unglaublicher Farbe. Er ist – wie auch seine Nachbarn, der nicht minder ansehnliche Lake Ohau und der Lake Tekapo das Produkt einstiger Gletscher – und türkis-milchig durch den Schliff im Wasser. Auch das ist eine neue Facette für uns alpin Geprägte: Die Gletscher in Neuseeland liegen nicht etwa nur in der obersten Etage, sondern reichten vor der Gletscherschmelze, die auch die Südhalbkugel betrifft, bis ins Meer. Dass sich der Franz-Josef- und der Fox-Gletscher zurückziehen und man sich über einen Weg durchs Geröll nähert, heißt nicht unbedingt, dass man mit Turnschuhen unterwegs sein soll. Wie hier überhaupt die Bekleidung eine Grundsatzfrage ist.

Nördlich von Auckland: Farmlandidylle mit Schafen, Feldern, verstreuten Orten.

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Outdoorhosen in Schwarz lieben die Mücken besonders. Aber egal: Die Biester stürzen sich auf jeden, der nicht mit einem Spray imprägniert den Fuß vor die Autotür setzt. Das ist allerdings das Einzige, was die Großartigkeit vielleicht stören könnte. Will sich die Natur wehren, gegen die Ausflügler und Schaulustigen, die Weitwanderer und Mountainbiker auf den Trails durch die Botanik, gegen die Kanuten und Bootfahrer, die diese unwegsamen Streifen der West Coast oder weiter südlich in Fiordland erkunden? Riesenfarne flankieren die Straße durch den taunassen Wald über weite Strecken, Baum, Blumen, Lianen, alles scheint eine Dimension größer. Während der Fahrt durch diese märchenhaften Szenerien stellt sich das Auge auf die Pflanzendiversitäten ein. In manchen Teilen verschwindet Neuseeland unter einem Teppich aus vielen verschiedenen Grüns. Das war bereits der Eindruck bei der Anlandung der Fähre von der Nord- auf die Südinsel in Picton. Unweit befinden sich die Marlborough Sounds, die wie kleine, eher mediterrane Fjorde anmuten. Das Meer hatte hier Flusstäler überflutet und eine der schönsten Landschaften der Südinsel geschaffen. Drei große Einbuchtungen strukturieren die unberührte Küste, an der es etliche Möglichkeiten zum Campen gibt. Aus dem Dickicht kommt ein Grundrauschen an Vogelgezwitscher bis –geschrei. Manchmal stapft ein Weitwanderer vorbei. Ein Kajak liegt vorne am Steg. Man wird noch eine Runde durch das ruhige Wasser in den weitverzweigten Buchten fahren. Und dann einen Topf Grünschalenmuscheln kochen, für die Neuseeland berühmt ist. Eine Flasche feinen Sauvignon Blanc köpfen, der hier im Hinterland der Marlborough Sounds wächst. Und, wenn man schon einmal ganz allein auf so einer Campsite-Idylle ist, die Musik aufdrehen. Eh klar, was …

Oben: Küste bei der Bay of Islands im Norden. Unten: Hauptstadt Wellington und seine Bucht.

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Fotos: Mehr Info: Visit New Zealand, www.newzealand.com, Madeleine Napetschnig, Ian Trafford

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Fotos: Gregor Kuntscher, Michael Schottenberg

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„ICH MÖCHTE MUT MACHEN, NEUES ZU WAGEN!“ Was passiert, wenn man sein altes Leben hinter sich lässt? Der ehemalige Volkstheater-Direktor und Vollblut-Bühnenmensch Michael Schottenberg hat genau das getan. Hat sich als reisender Chronist auf die Bühne namens Welt gewagt. Grund genug, um mit dem 65-Jährigen über Glücksgefühle, Muthaben und Einsamkeit zu reden. Und über sein erstes Buch. Text: Johannes Stühlinger

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s war ein Moment, bei dem man Angst bekommen kann. Wenn plötzlich ein Vietnamese, mit einem spitzen Gegenstand bewaffnet, dasteht und deine Schuhe haben will. Doch dieser Mann war kein Dieb, ein Flickschuster vielmehr, der ein Loch in Michael Schottenbergs Mokassins erspäht hatte. Geschichten wie diese erzählt der einstige Bühnenmensch gerne bei Lesungen – wie zuletzt im Sofitel Vienna Stephansdom – und in seinem ersten Buch „Von der Bühne in die Welt – Unterwegs in Vietnam“. Hier berichtet er, was diese Reise mit ihm gemacht hat.

Sie waren fünf Wochen alleine in Vietnam unterwegs. Wie schlimm war das Heimkommen? MI CHA E L SC H OT T E N B E RG: Das Zurückkommen ist für mich immer ein Problem. Weil ich lieber woanders bin als hier. Ich bin kein leidenschaftlicher Wiener. Insofern macht es mir etwas aus, wenn ich zurückkomme. Aber Kulturschock? Ich bin die Wiener gewohnt. Dabei sind Sie sogar ein waschechter Wiener. Was stört Sie hier so, dass Sie lieber anderswo sind?

Mich interessiert einfach das Ungewohnte. Das Nichtgekannte. Das Risiko. Das Neue. Das Experiment. Das Abenteuer. Das alles hab’ ich in Wien nicht. Und ich spüre, ehrlich gesagt, auch nicht so etwas wie Heimat. Freunde, ja. Angehörige, ja. Aber die Gassen, die Häuser bedeuten mir gar nichts. Mir ist bald mal langweilig. Insofern reizt mich das Neue mehr als das Alte. Und so ist auch mein Umstieg zu verstehen. Ich hab’ eigentlich ein Dreivierteltes Leben lang etwas anderes getan. Und jetzt reise ich und berichte darüber, gebe Auskunft. Das ist etwas, das ich nicht kann, wo ich mich stellen und Neues erobern muss. Schreiben ist nicht mein Metier und Journalismus auch nicht. Ich stehe am Beginn eines neuen Lebens, und das ist aufregend und spannend. Ein neues Leben, das Sie aber in Wahrheit gar nicht so geplant haben, wie es nun ist: als Autor ... Das war zuerst einmal eine Reise zu mir selbst. Wie jede Reise, banal gesagt, eine zu sich selbst. Und dann war es eine Reise, die genau an dem Tag begonnen hat, an dem mein Vertrag als Volkstheater-Direktor geendet hat. Ich hab’ mich in den Flieger gesetzt, mit einem Rucksack und wenig Geld 110% F ERNWEH

„Es war eine Bubenreise“, erzählt Michael Schottenberg. Und meint damit, dass er fünf Wochen ganz alleine in Vietnam unterwegs war. „Um das Land besser erleben zu können.“


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in der Tasche. Ich bin jenseits vom Mainstream gefahren, habe ganz basic gewohnt. Ich wollte Menschen kennen lernen, ein Land und keinen Swimmingpool. Und ich habe begonnen, zu notieren, was ich erlebt habe. Auch, um nicht einsam zu sein. Ich war noch nie zuvor fünf Wochen alleine. Ich hab’ das Schreiben benutzt, um zu kommunizieren. Mit mir selbst. Und mit meiner Liebsten. Was heute dann als Buch vor mir liegt, war als Geschenk gedacht, an sie. Sie hat mir die Zeit geschenkt, ich schenke ihr diese Zeilen. Erst eineinhalb Jahre später hat es sich dann ergeben, dass ich daraus ein Buch gemacht habe.

Es ist mir sehr daran gelegen, zu vermitteln, dass man am vermeintlichen Ende eines Lebens ruhig noch etwas riskieren soll. Also statt Jesolo und Schrebergarten. Dass man realisieren soll, wovon man träumt. Dass es nicht zu spät ist, neu zu beginnen. Im Gegenteil! Es ist toll, wenn man noch einmal von vorne anfangen darf. Es ist eigentlich eine Verpflichtung gegenüber seiner Kraft, seiner Fantasie, seinem Talent. Es ist alles noch auszuschöpfen! Man hat genügend zur Verfügung. Und so ein Neustart kann Unglaubliches bewirken. In Ihrem Fall dürfen wir sogar daran teilhaben. Auf welche Reisen werden Sie uns noch entführen? Ich habe mir den Traum erfüllt, mit einem Schiff durch die Nordsee und die Ostsee zu fahren. Und zwar ohne mir die mühsame Gesellschaft mit „Käpt’ns Dinner“ und dem Quargel anzutun. Sondern als Crewmitglied auf einem 100 Meter langen Containerschiff. Das war hochinteressant! Danach war ich mehr als fünf Wochen in Burma unterwegs. Auch sehr basic, dort ist die Entwicklung weit hinter Vietnam. Das Land ist erst seit sieben Jahren für den Tourismus offen. Das ist noch sehr unorganisiert und chaotisch. Wie ich es als Reisender eben gern hab’.

Dazu bedarf es doch einer gehörigen Portion Mut. Wo kam diese her? Ganz so weit ist das nicht von meinem Beruf, den ich verlassen hab’, entfernt. Am Theater ist es immer auch eine Reise. Man weiß, wann es losgeht. Man weiß, wann man ankommt – das Flugzeug landet sozusagen bei der Premiere. Aber was dazwischen liegt, das weiß man nicht. Es ist ein pures Abenteuer. Das auch etwas mit einem selbst macht. Was ist da als Reisender anders? Und was hat diese Vietnamreise mit Ihnen gemacht? Mich hat eines erstaunt: Das ist ein Land, 40 Jahre nache einem grausamen, furchtbaren, blutigen Krieg. Einem Kampf um die Freiheit. Es ist meines Wissens das einzige Land, das gegen Amerika gewonnen hat. Und ich wollte sehen, ob diese Historie etwas mit den Menschen gemacht hat. Ich habe noch nie so viele lachende Menschen gesehen! Sie treten mir, dem Fremden, der Amerikaner sein könnte, lachend, frei, unvoreingenommen gegenüber. Das passiert bei uns glaube ich, nicht so. Das berührt mich noch immer. Sie haben inzwischen beschlossen, ein gänzlich neues Leben zu leben. Sind Sie heute glücklicher als zuvor? Das ist noch etwas, das ich von dieser Reise mitgebracht habe: dass ich mir das Geschenk nehme, noch einmal in einem völlig anderen Metier durchzustarten. Dadurch erlebe ich

Einst inszenierte Michael Schottenberg auf der Bühne. In seinem ersten Buch nun in wohl dosierter Form sich selbst. Sowohl bildlich als auch textlich.

solche Glücksgefühle wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ich freue mich auch auf jeden Tag. Mein Leben ist auf einmal unbelastet. Ich muss niemandem genügen und niemandem Rechenschaft ablegen. Außer mir selber. Diese Lockerheit hat mir Flügel verliehen. Ich war in einem mörderisch harten Job, ich war exponiert – dass ich das los bin und sozusagen in einem Ballon über die Erde fliegen darf, ist für mich wunderschön. Und das versuche ich zu vermitteln. Ich möchte Mut machen! Ihre Botschaft ist also, dass man das tun soll, was man tun will und nicht, was man tun muss? 110% F ERNWEH

Von der B ühne in die Wel t

UNTERWEGS IN VIETNAM. So lautet der Untertitel des ersten Buchs aus Michael Schottenbergs Feder. Zumindest zwei weitere Werke werden sich in diese Reihe eingliedern. In seinem Erstling beschreibt der ehemalige Volkstheater-Direktor seine neue Rolle als Globetrotter anhand vieler kurioser, lustiger und spannender Anekdoten und Begegnungen. Immer wieder denkt er aber auch zurück an sein altes Leben. Amalthea-Verlag, 23 €

Fotos: Gregor Kuntscher, Michael Schottenberg

Sie sind also trotz Beziehung ganz bewusst alleine gereist. Warum? Um mehr zu erleben! Um das Land, das Leben auf neuen Wegen zu beschreiten. Sooo jung bin ich auch nicht mehr, also fand ich das sehr aufregend. Ich hab’ auch wirklich Dinge erlebt, die ich sonst nie, nie, nie erlebt hätte.



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ANA ROŠ:

MEIN SLOWENIEN Kobarid ist genau das, was man als Kaff bezeichnet. Doch eben dort, im oberen Socˇa-Tal in Slowenien, lebt und werkt die beste Köchin der Welt: Ana Roš. Weil wahrlich filmreif, wurde ihre Geschichte längst verfilmt. Das hat jedoch nichts an ihrer Bodenständigkeit und Authentizität verändert. Schließlich ist sie in ihrer Heimat fest verwurzelt. Und hat uns die fünf liebsten Plätze ihres Zuhause verraten. Text: Johannes Stühlinger

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Fotos: Shutterstock, Imago

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ngefangen hat alles damit, dass sich Netflix bei ihr gemeldet hat. Man wolle ihre Geschichte im weltberühmten Doku-Format „Chef’s Table“ erzählen. Kein Wunder, schließlich ist die Lebensgeschichte von Ana Roš alles andere als eine gewöhnliche. Schon als Kind war ihr klar: Sie wird Skistar. Und so verfolgte sie diesen Traum – bis zu ihrem 18. Lebensjahr. Denn plötzlich hatte es ihr der Tanzsport angetan. Doch Verletzungen hinderten sie an großen Erfolgen auf dem Tanzparkett, und so sollte sie sich endlich einem „normaleren“ Beruf zuwenden, meinten die Eltern. Eine Position in der EU-Kommission wartete bereits, als Ana ihren heutigen Mann, den Gastronomen Valter Kramar, kennen lernte. Der Rest ist Küchengeschichte. Im Jänner 2017 wurde die Mutter von zwei Kindern offiziell zur besten Köchin der Welt gewählt und staunte ob des riesigen Interesses an ihr bald: „Ich wusste gar nicht, dass es so viele Medien gibt!“ Seither steht die Küche ihres Restaurants Hiša Franko, das sie mit ihrem Mann betreibt, keine Sekunde

HOTSPOTS

mehr still. Die 45-Jährige kommt kaum noch zur Ruhe. Aber ihre täglichen Sporteinheiten geben ihr Kraft durchzuhalten, sagt sie. Und: dass sie ganz besondere Flecken in ihrer direkten Nähe kennt, die ihr Kraft geben, die sie inspirieren. Uns hat sie ihre Top5-Lieblingsplätze verraten.

L JUB L J A N A „Das ist einfach eine der tollsten Städte überhaupt“, schwärmt sie von der Hauptstadt Sloweniens. Vor allem die Altstadt und die gelungene Integration des Flusses – herrliche Arkadengänge mit kleinen Geschäften und Cafés säumen ihn – genießt Ana Roš, so oft sie kann. „Die Menschen sind weltoffen, jung und stylish“, macht sie Lust auf einen Städtetrip. In ihren Augen ist Ljubljana das südliche Pendant zu Berlin. „Man spürt ein ähnliches Lebensgefühl“, sagt sie. Viele kleine und charmante Bars, hervorragende Restaurants und richtig coole Party-Locations hätten sich etabliert und der Stadt einen einmaligen Spirit eingehaucht.

„Ich liebe Slowenien für seine Vielfalt. Es ist ein kleines Land, hat aber so viele unterschiedliche Seiten“, sagt Ana Roš über ihre geliebte Heimat. Vor allem Ljubljana hat es ihr angetan.

REISETHEK.AT

HIGHLIGHTS: • Signature Dinner im Sterne-Restaurant Hiša Franko von Ana Roš • Naturerlebnis Soča Tal in den Chalets Nebesa in Kobarid • Residieren am Bleder See im Grand Hotel Toplice

Zu Besuch bei Ana Roš „The World Best Female Chef 2017“ 4 Tage Bled und Kobarid ab € 690 p.P. 110% F ERNWEH

Reisetermine: 22.03.–25.03.18, 27.03.–30.03.18, 03.04.–06.04.18, 10.04.–13.04.18 Info & Buchung:

0800 560 080 service@reisethek.at www.reisethek.at


30 HOTSPOTS

Privat sucht die weltbeste Köchin nicht die Nähe zu Nobelrestaurants, sondern die Nähe zur Natur. Das gibt ihr Kraft.

Der Autozug zwischen Bohinjska Bistrica und Most na Socˇi ist der bequemste Übergang zwischen den Landstrichen Gorenjska (Bohinj) und der Küstenlandseite (Tolmin) der Julischen Alpen. Vor allem aber ist es laut Ana der romantischste Weg durch das Land. „Die Waggons sind aus Holz und schon sehr alt“, erzählt sie. Besonders speziell: Man verlässt nicht etwas das Auto, um in irgendeinem Abteil Platz zu nehmen. Man verweilt die gesamte Fahrt in seinem eigenen Gefährt. Tipp der Star-Köchin: „Eine Flasche Champagner einpacken und die Fahrt genießen.“ Die führt schließlich durch die schönste Naturlandschaft, durch dichte Wälder, vorbei an idyllischen Seen und wird nur durch ebenfalls sehenswerte Tunnelketten unterbrochen.

V R Š IČ PA S S Wer lieber mit dem Auto als mit dem Zug unterwegs ist, für den hat die Naturliebhaberin ebenfalls eine prachtvolle Strecke parat: von Ljubljana über Bled – wo man auf jeden

Fall am wunderschönen Bleder See Rast machen sollte – weiter über den Vršicˇpass nach Kranjska Gora. Und eben dieser höchste Pass des Landes ist laut Roš allein schon eine Reise wert: „Er ist sehr geschichtsträchtig, schließlich wurde er von russischen Kriegsgefangenen erbaut“, erzählt sie. Auf der Nordseite auf etwa 1 200 m Seehöhe erinnert die von eben diesen Russen gebaute „Russenkapelle“ an die Opfer. 25 Kehren führen bergauf, ebenso viele hinab. Beim Überqueren öffnet sich der Blick auf das Dorf Trenta im Socˇa-Tal. „Das ist eines der schönsten Täler unseres Landes!“

G ORIŠ K A B RD A Diese Gegend gilt zu Recht als eine der schönsten Sloweniens. Vor allem Weinliebhaber kommen laut der weltbesten Köchin hier auf ihre Kost(en). Die von ihr geliebten und oft kredenzten organischen Weine stammen meist aus dieser Region.

K R A S -RE GION Die Küstenregion Sloweniens, an der Grenze zu Italien, hat es Ana nicht nur wegen der wunderschönen, karstigen Landschaft angetan. Hier erlebt man Slowenien noch in einer sehr ursprünglichen Form, betont sie und macht vor allem auf die kleinen, herzigen Dörfer und die rustikale, aber hervorragende Küche aufmerksam. „Ich muss immer wieder dorthin – um eine Jota zu essen“, schwärmt die Genießerin. Das ist eine eintopfartige Suppe aus Bohnen, Kartoffeln, Selchfleisch, gewürzt mit Knoblauch, Lorbeer, Salz und Pfeffer. 110% F ERNWEH

ANA ROŠ Geboren am 31. Dezember 1972, kam sie erst über Umwege zum Kochen. Heute ist ihr Restaurant Hiša Franko eines der gefragtesten im Alpenraum. Vor allem die Präzision, mit der Ana Roš zu Werke geht, hat ihr schließlich den heißbegehrten Titel „World’s Best Female Chef“ eingebracht.

Fotos: Imago, Gregor Kuntscher, Suzan Gabrijan

A U T O Z UG B OHIN J – MO S T N A S O Č I


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© Pietro Faccioli, iStock © Grahams Cellar

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TIPP

32 DAS JÜNGSTE GERICHT

Wer Wildschwein verkochen will, muss unbedingt darauf achten, dass es frisch ist: Das Fleisch soll dunkelrot sein und keinesfalls leicht bräunlich schimmern. Außerdem muss es schön fest sein, nicht etwa wabbelig!

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33 DAS JÜNGSTE GERICHT

Gaumenspiel der Besten Ana Roš ist die beste Köchin der Welt. Mit Konstantin Filippou hat sie nun in dessen Wiener Gourmet-Tempel eine erlesene Gästeschar verwöhnt. Und uns eines ihrer vielgerühmten Gerichte serviert. Samt Rezept! Text: Johannes Stühlinger Fotos: Gregor Kuntscher

E

s ist nicht bloß die üppige Haarpracht oder das große Küchenkönnen, das Ana Roš und Konstantin Filippou gemein haben – beide sind schon seit Jahren vor allem auch gut befreundet. „Wir wollten schon lange gemeinsam etwas auf die Beine stellen“, erklärten sie nun in Filippous Wirkungsstätte in Wien. Immer abwechselnd ein Gang von Ana mit einem Wein aus Konstantins Keller – und umgekehrt. „Das macht die Sache besonders interessant“, so Roš, die als offiziell beste Köchin der Welt auf ein turbulentes Jahr zurückblickt. Und freilich stolz darauf ist, dass ihre Rezepte nun international gefragt sind. Uns hat sie ausnahmsweise einen Blick in ihr exklusives Kochbuch gewährt. Eine Herausforderung für Hobbyköche! Wer akzeptiert die Challenge?

ZU BE RE IT U N G GE S CHMO RT E S W IL D S CHWE IN N ACH AN A RO Š Rinderbrühe: Etwas Öl in einem Topf erhitzen, die Zwiebeln darin rösten, bis sie braun werden. Drehen Sie die Hitze niedrig und fügen Sie einen großen Löffel Tomatenmark hinzu. Sobald die Tomatenpaste zu karamellisieren beginnt, den Rotwein zuführen und um die Hälfte reduzieren. Fügen Sie nun alle zuvor gerösteten Knochen und den Rest des Gemüses hinzu. Mit kaltem Wasser bedecken, zum Kochen bringen und sechs Stunden köcheln lassen. Nach dem Sieden schnell auf die Hälfte reduzieren. Alles beiseite stellen, um die Blutsauce zu machen. 110% F ERNWEH

Blutsauce: Butter in einer Pfanne erhitzen, Zwiebeln und getrocknete Pflaumen hinzufügen. Karamellisieren Sie alles gut und legen Sie einen Beutel mit Anis, Pfeffer und Wacholderbeeren dazu. Nun fügen Sie die zuvor gemachte Rinderbrühe und den Quittensaft hinzu und lassen alles 20 Minuten lang köcheln. Die Sauce abseihen und abschmecken. Verdicken Sie die Soße mit kalten Butterwürfeln. Nun rühren Sie das Schweineblut ein. Achtung: Kochen Sie die Soße nicht auf, nachdem das Blut hinzugefügt wurde! Eingelegte Quitte: Für die Beizflüssigkeit Zitronensaft, Apfelessig und Wasser gemeinsam zum Kochen


34 DAS JÜNGSTE GERICHT

Anrichten: Blütensprossen in zwei Hälften schneiden und in Olivenöl anrösten. Nun die Quittenbällchen in der Beizflüssigkeit und auch die Blutsauce. Achtung: Nicht zum Kochen bringen! Jetzt langsam alle Seiten des Brots in Butter anbraten. Um die Blutwurst zu erhitzen, bei 120 °C in den Ofen stellen, bis die Wurst durchgewärmt ist. Fünf Quittenpüree-Bällchen auf dem Teller platzieren und neben jedes Bällchen einen Punkt der erwärmten Quitte geben. Platzieren Sie nun 5–7 Stück geröstete Blütensprossen und legen das gewärmte Stück Wurst in die Mitte. Mit Blutsauce beträufeln – und servieren.

bringen. Den Zucker darin auflösen und die Zitronenzeste hinzufügen. Alles zum Abkühlen beiseite stellen. Nun die Quitte schälen und (mit einem Melone-Baller) Quittenbällchen formen, die Sie direkt in die gekühlte Beizflüssigkeit einlegen. Die Flüssigkeit mit den darin enthaltenen Kugeln zum Kochen bringen und erneut abkühlen lassen. Quittenpüree: Zucker und die gehackten Quittenstücke vermengen und so lange mixen, bis das Püree glatt ist. Wein-Brûlée: Wein, Säfte, Zucker und Gewürze vermengen, abdecken und 20 Minuten ziehen lassen. Die Flüssigkeit abgießen und mit dem Agar-Agar 90 Sekunden kochen lassen. Falls möglich, mit einer Rauchpistole die Flüssigkeit kurz räuchern und dann in quadratische Behälter gießen. Sobald die Flüssigkeit abgekühlt ist, wird sie in ein Gel übergehen. Nun aus dem Behälter nehmen und in Würfel schneiden. Geschmortes Wildschwein: Die Wildschweinbeine mit Salz und Pfeffer in einer Pfanne anbraten, bis die Außenseite goldbraun ist. Nun in die Blutsauce einrühren, die restlichen Zutaten beifügen und über Nacht bei 85 ºC kochen lassen. Dann das Fleisch in der Flüssigkeit abkühlen lassen, abseihen (die Flüssigkeit aber für die Wurst aufbewahren) und das Fleisch in mittelgroße Würfel schneiden. Wildschweinblutwurst: In der Flüssigkeit, die vom Schmoren der Wildschweinbeine übrig geblieben ist, das Wildschweinfleisch, die Pflaumen und die Zwiebeln erhitzen und köcheln lassen, bis Zwiebeln und Pflaumen weich sind. Mit Salz, Pfeffer und Wacholderpulver abschmecken. Die Flüssigkeit zum Kochen bringen und Agar-Agar zugeben – 90 Sekunden kochen lassen. Abdrehen und frisches Schweineblut hinzugeben. Alles 3–5 Minuten köcheln und danach abkühlen lassen. Sobald die Mischung kühl ist, in Flaschen oder Plastikfolie gießen und einfrieren. Zum Kochen die Wurst herausnehmen und in die Brotscheiben rollen. Bei niedriger Hitze und in reichlich Butter in einer Pfanne anbraten, wobei darauf geachtet wird, dass das Brot rundum gebräunt wird.

EINK AUFSLISTE FÜR 4 PERSONEN Rinderbrühe: 4 kg gebratene Rinderknochen 7 Karotten, grob gehackt 7 gelbe Zwiebeln, grob gehackt 4 Stiele grüner Sellerie, grob gehackt 1 Löffel Tomatenpüree 500 ml Rotwein 5 Sternanis 8 zerkleinerte schwarze Pfefferkörner Blutsauce: 1 große gelbe Zwiebel, in Scheiben geschnitten 100 g ganze getrocknete Pflaumen 1 Sternanis 1 g schwarzer Pfeffer 1 g Wacholderbeeren 500 ml reduzierte Rinderbrüh 70 ml Quittensaft 150 g frisches Schweinefleischblut Eingelegte Quitte: 2 feste Quitten 250 g Zitronensaft 250 g Zucker 50 g Apfelessig 500 ml Wasser Zeste aus einer Zitrone Quittenpüree: 4 große Quitten, in große Würfel gehackt 200 g Zucker Wein-Brûlée: 350 ml Merlot 100 ml Orangensaft 50 ml Granatapfelsaft 1 Peel einer halben Orange, ohne Weiß 25 g getrocknete Pflaumen

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1 Zimtstange 2 Stück Sternanis 6 Stück Nelken 6 schwarze Pfefferkörner 6 grüne Kardamomkapseln 100 g Zucker 6 g Agar-Agar Geschmortes Wildschwein: 1 kg Wildschweinbein, entbeint und gereinigt 1 gelbe Zwiebel, grob gehackt 3 Orangen, nur die Schale 1 Liter Rotwein 500 Gramm Orangensaft 1 kg geschmortes Eberbein, mittlere Würfel 120 g getrocknete Pflaumen, kleine Würfel Je 2 gelbe Zwiebeln, mittlere Würfel 180 ml frisches Schweineblut 10 g Agar-Agar 1 Laib Pullman-Brot, dünn geschnitten Salz Schwarzer Pfeffer Wildschweinblutwurst: 1 kg geschmortes Eberbein, mittlere Würfel 120 g getrocknete Pflaumen, kleine Würfel Je 2 gelbe Zwiebeln, mittlere Würfel 180 ml frisches Schweineblut 10 g Agar-Agar 1 Laib Pullman-Brot, dünn geschnitten Salz Schwarzer Pfeffer Wacholderbeerenpulver Blütensprossen


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Extravagantes Japan Rundreise zur Herbstlaubfärbung 11 Tage inkl. Flug ab € 6.999 p.P. HIGHLIGHTS: • Termine zur Herbstlaubfärbung • Internationale First ClassHotels • Ausgewählte japanische Gourmet-Menüs • Kyoto, die alte Kaiserstadt und japanische Schatzkammer • Landschaftsidylle Fuji-Hakone Nationalpark • Tokyo, Stadt der Gegensätze und Gourmet-Tempel • UNESCO-Weltkulturerbe Nikko mit prunkvollen Mausoleen • Fahrten mit den Shinkansen-Superexpresszügen in der 1. Klasse Termine: 27.10.–06.11.18 03.11.–13.11.18

Info & Buchung:

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TOKIO STYLE Alles, was Sie jemals über Tokio gehört haben, ist wahr: Es ist laut, es ist schrill, es ist voll und es ist an Style kaum zu überbieten. Grund genug, der japanischen Hauptstadt und ihrer eklektischen Modeszene eine Geschichte zu widmen. Text: Christiana Ogunfojuri

Harajuku

TIPP: Spazieren Sie auf jeden Fall auch durch Urahara, den Shoppingbezirk, der direkt hinter Harajuku liegt und mit seinen kleinen Indie-Boutiquen und Secondhandshops genau das Gegenteil von dem ist, was Sie vorher erlebt haben.

Der Ausdruck „dezent“ wurde in Harajuku schon vor Jahrzehnten aus dem Wörterbuch gestrichen. Gott sei Dank!

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Fotos: Bloomberg, Getty

In Harajuku aufzufallen, ist eine Meisterleistung. Dort gibt es in Sachen Mode nämlich keine Regeln. Und wenn wir „keine Regeln“ schreiben, dann meinen wir das auch so. Alles andere wäre ja auch enttäuschend, wenn man bedenkt, dass die weltberühmten Harajuku Girls ihren Ursprung in diesem pulsierenden Viertel Tokios haben. Wen wundert es dann noch, dass hier auch die Brutstätte der wichtigsten Modetrends liegt.


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Shinjuku Einkaufen in Shinjuku könnte anfangs etwas überwältigend sein. Wenn man aber erst mal akzeptiert hat, dass man einer von knapp drei Millionen Menschen ist, der an dem Tag diesen Stadtteil passiert, lässt der Schock schnell nach und wird durch die Glückseligkeit eines einmaligen Shoppingerlebnisses ersetzt. Dafür muss man nicht einmal den legendären Bahnhof in Shinjuku verlassen. Allein darin befinden sich zwei unterirdische Einkaufszentren und zahlreiche Shops, die nur darauf warten, erkundet zu werden.

Shinjuku ist der perfekte Ort, um sich von den Styles der Menschen inspirieren zu lassen. Der ist zwar meist auffällig, aber absolut tragbar.

TIPP: Wenn Sie schon in Shinjuku sind, lassen Sie sich auf keinen Fall das Yayoi Kusama Museum entgehen. Tickets für die Ausstellungen der 88-jährigen Künstlerin, die auch liebevoll „Königin der Tupfen“ genannt wird, gibt’s auf yayoikusamamuseum.jp ab 1 000 Yen. 110% F ERNWEH


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Jetzt, wo Sie wissen, dass man sich in Ginza Kimonos leihen kann, überraschen Sie auch all die Touristen nicht mehr, die einen tragen.

Ginza Wer sich in Ginza etwas leisten möchte, muss besonders tief in die (Designer-) Handtasche greifen. Dieser Teil Tokios zählt zu den exquisitesten dieser Erde und wird nicht umsonst mit der Pariser Champs-Élysées und der Fifth Avenue in Manhattan verglichen. Den Unterschied machen allerdings die kleinen Geschäfte, die traditionell-japanische Handwerkskunst vertreiben und somit Ginza wieder den notwendigen kulturellen Touch verleihen. TIPP: Apropos Tradition: Der Kimono-Verleih Aki stattet Sie für weniger als 6 500 ¥ (50 €) einen Tag lang mit einem Kimono, dem richtigen Schuhwerk und einer passenden Tasche aus.

Shibuya Wer in Shibuya shoppt, ist jung oder zumindest jung geblieben. Keine Ecke Tokios spiegelt die Jugendtrends so gut wider wie die Shops in dieser Gegend. Da macht es auch Sinn, dass sich hier zweimal in Jahr jeder, der in der japanischen Modewelt etwas zu melden hat, zur Amazon Fashionweek trifft. Denn auch in Shibuya werden Trends und Hypes geboren.

Geht nicht gibt’s nicht. In Shibuya ist in der Mode alles erlaubt. Hauptsache, es fällt auf.

Fotos: Imago, Getty

TIPP: Wem der Trubel zu viel wird, der kann sich ins zehnstöckige (!) Einkaufszentrum Shibuya Hikarie flüchten. Abgesehen von weiteren Geschäften befinden sich dort gleich mehrere Restaurants und Bars mit einer atemberaubenden Aussicht. 110% F ERNWEH


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Omotesando Auch in Omotesando – etwas kleiner als Ginza – findet man alles, was das Herz eines Luxusmode-Liebhabers höherschlagen lässt. Was es hier allerdings auch gibt, ist Mode von Jungdesignern, die noch nicht allzu bekannt sind. In Omotesando kommt man auch auf seine Kosten, wenn man keine Lust auf Shopping hat. Die Stimmung und die Architektur dieses Stadtteils sind so atemberaubend, dass man Gefahr läuft, auf die Mode zu vergessen. TIPP: Auch Kunstliebhaber werden in Omotesando fündig. Das belebte Stadtviertel wird immer mehr zum Treffpunkt exzentrischer Künstler und ihrer Ausstellungen. Ende Mai findet hier zum Beispiel die International Art Fair statt.

Früher war Omotesando für seine eintönige Optik bekannt. Seitdem sich immer mehr Künstler dort ansiedeln, sieht man auch mehr Farbe.

JAPA N S WICHT IGST E D E S IGN E R Das, was Sie hier jetzt gleich lesen werden, sind nicht nur Informationen über die drei wichtigsten Modeschöpfer Japans, sondern auch Smalltalk-Zutaten. Nur für den Fall, dass Sie in nächster Zeit mit modischem Fachwissen brillieren wollen.

Issey Miyake

Yohji Yamamoto

Rei Kawakubo

Der 79-Jährige ist der Wissenschafter unter den Modedesignern. Issey Miyake ist bekannt für seine Liebe zu Stoffen, Recycling und Falten. Mittlerweile hat er sich zurückgezogen und widmet sich ausschließlich der Textilforschung.

Gleich vorweg: Yohji Yamamoto sieht sich selbst nicht als Designer, er versteht sich als Schneider und hält nicht sonderlich viel von Farben und Accessoires. Aber dafür von der Farbe Schwarz, fließenden Stoffen und Hochwasserhosen.

Rei Kawakubo ist die Gründerin und ehemalige Modeschaffende hinter der Avantgarde-Modemarke Comme des Garçons. Ihre Kreationen werden oft als intellektuelle Prêt-à-porter-Mode bezeichnet. Kawakubo war 15 Jahre lang mit Yohji Yamamoto verheiratet.

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40 INSIDER

TEL AVIV 34 Jahre. Das ist das Durchschnittsalter in Tel Aviv. Die Stadt liefert – vermutlich genau deswegen – jede Menge Impulse. Für junge Künstler wie Diana Kogan ist das wichtig. Sie selbst ist „part of the scene“. Und zeigt uns ihre persönlichen Lieblingsplätze in Tel Aviv.

el Aviv ist Zentrum der Kreativszene Israels. Von überall strömen junge Künstler hierher“, erzählt uns Diana Kogan. Wir treffen sie in ihrem Studio, einer alten Werkshalle im Süden der Stadt. An der Wand stehen jede Menge Bilder. Groß, dekorativ. Während des Interviews schauen befreundete Künstler vorbei, mit denen sie das Atelier teilt. Mal hallo sagen. Und so. Seit ihrem Abschluss an der Bezalel Academy of Arts and Design in Jerusalem malt sie hier. „Ich arbeite zwar im Süden, mein Zuhause ist aber Florentin, das Künstlerviertel der Stadt“, erzählt sie. Die Gegend ist unter den jungen Menschen beliebt. Hier wimmelt es vor gemütlichen Bars und Restaurants. Es gibt die buntesten Märkte und lebendige Straßen. Genau das ist es, was die junge Israelin an ihrer Stadt liebt: den Trubel, der eigentlich keiner ist – dafür ist der Rhythmus der Stadt nicht schnell genug. Die Vielfalt, die es sonst in kaum einer anderen Stadt der Welt so gibt. „Für mich ist Tel Aviv ‚the place to be‘, wenn es darum geht, unterschiedlichen Menschen mit unterschiedlichen Backgrounds zu begegnen“, sagt sie. Flaniert Diana durch die Straßen, trifft sie genauso auf emanzipierte Youngsters, stylische Bohemiens wie auf fromme Gläubige. „Neben dem homosexuellen Pärchen, das sich im Tel Aviv Museum of Arts die neueste Ausstellung ansieht, sitzt der Großvater mit Kinderwagen – in Tel Aviv ganz selbstverständlich.“ Dass die Stadt vor allem unter den jungen Menschen boomt, ist dabei nicht weiter verwunderlich: Das Durchschnittsalter der Einwohner liegt bei gerade mal 34 Jahren. „Ich habe das Gefühl, plötzlich zieht es alle hierher. Kein Wunder: der Strand, die Restaurants, die Galerien, Bars und die Musik, die man hier überall hört. Außerdem lässt sich alles leicht zu Fuß erreichen, das ist toll“, schwärmt die Künstlerin von ihrer Stadt. Die Kreativszene Tel Avivs trifft sich in Kiryat Hamelacha, einem Industriegebiet im Süden der Stadt. Die Künstler- und Galeriendichte ist in dem trendy Viertel besonders hoch. Viele der Mauern sind mit Graffiti besprüht, jeden Donnerstag finden hier mindestens drei, vier Vernissagen statt. „Dann treffen sich dort alle Künstler der Stadt“, erzählt Diana Kogan über den Kunst-Jour-fixe. Sie selbst ist Teil davon: zuerst auf ein Glas Wein in die Rosenfeld Gallery, dann in die Raw Art Gallery, bevor sie noch auf einen kurzen Sprung im Artspace gleich nebenan vorbeischaut. Das Netzwerken ist auch in

Tel Aviv wichtig. Gerade als junge Künstlerin. Der passende Ort dafür und dabei eines von Kogans Lieblingslokalen in der Gegend ist das A La Rampa. „Das ist der perfekte Ort für Drinks und super Essen nach einer Galerien-Tour. Ich liebe dieses Plätzchen. Auch, weil viele Speisen vegetarisch oder vegan sind.“ Ein Stichwort! Dass die City ein Eldorado für Foodies und Gesundheitsbewusste ist, ist kein Geheimnis. Nirgends leben mehr Veganer als in Tel Aviv. Zudem steht die Stadt für den gelebten Food-Trend 2018: die neue Küche der Levante, die mit hebräischer Kreativität die westliche Restaurantwelt erobert. Und das in unterschiedlichster Form: von der noblen Spitzenküche genialer Chefköche über angesagte Beach-Restaurants mit kreativen Mezze zum Teilen bis hin zur gesteckt vollen Imbissbude, in der sich Jung und Alt mit Hummus, Falafel und warmem Pitabrot eindecken. Essen ist Kultur. Auch im Leben der jungen Künstlerin spielt es eine wesentliche Rolle. Sie kennt sich im dichten RestaurantNetz der Stadt gut aus. Weiß auf Anhieb unzählige Lokale, in denen sie sich regelmäßig mit Freunden zum Dinner oder Lunch trifft. Auf ein persönliches Top-Restaurant will sie sich aber nicht festlegen. Konkreter wird sie nur bei ihrem Lieblingsgastronomen: „Ich liebe den Koch Eyal Shani. Ihm gehören ein paar Restaurants in Tel Aviv – alle mit unterschiedlichen Konzepten. Im Miznon auf der King George Street bekommt man köstliche frische Pitas, gefüllt mit Gemüse und Fleisch. Die Fladen werden vor Ort gebacken. Und als Nachspeise kredenzt Eyal Shani sie dann gefüllt mit Eiscreme! Das muss man einfach probieren, wenn man in Tel Aviv ist“, verrät sie. Außerdem liebt sie es, sich durch die Köstlichkeiten der Märkte zu kosten. Und nicht zu vergessen ihren liebsten Sabich-Stand: „Bei Sabich Hertzel in der Herzl Street 98 gibt es den besten Sabich der Stadt“, erzählt sie. Das traditionelle Streetfood ist ein Mischmasch aus gegrilltem Gemüse, Ei, eingelegter Mango und Tahini, gefüllt in eine Pita-Tasche. Das Leben in Tel Aviv spielt sich nicht nur auf kulinarischer Ebene vor allem outdoor ab. Longboardfahrer brettern lässig die Dizengoffstraße hinunter, an jeder Ecke ein nettes Café, der Strand als Treffpunkt und insgeheimer Nabel der Stadt. Diana Kogan zieht es oft ans Wasser. Den Alma Beach bezeichnet sie als „ihr Refugium“. „Dort bin ich am liebsten. Der Alma Beach liegt etwas abseits und ist nicht so überfüllt. Wir nennen ihn auch ‚den Hundestrand‘, weil dort viele Hunde frei herumlaufen. Das ist schön“, erzählt sie. Jeder

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Fotos: Poly Sharanov for Yalla Bata, Julie Hrncirova

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Text: Robert Kropf


41 INSIDER

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42 INSIDER

Bewohner hat sein ganz persönliches Lieblingsplätzchen am Meer. Man relaxt oder spielt eine Runde Matkot – ein Ballspiel, das sich in Israel mittlerweile zu einer Art Nationalsport entwickelt hat. Danach trifft sich Diana Kogan mit Freunden, viele davon sind Künstler. Es geht in die City zurück. „Den Alma Beach mag ich auch deshalb so gerne, weil er sich in der Nähe des Jaffa Flohmarktes befindet, wo an Freitagen immer eine super Atmosphäre herrscht. Es gibt dort viele Vintageshops, Möbel oder Mitbringsel für zuhause zu kaufen“, beschreibt sie einen typischen freien Nachmittag. Davon gibt es im Leben der jungen Malerin momentan nicht sehr viele. Wenn sie nicht gerade in ihrem Atelier an einer neuen Grafik oder Pastellzeichnung arbeitet, ist sie viel unterwegs. In Deutschland oder Österreich beispielsweise. Die Stadt fehlt ihr dann schnell. „Ich freue mich immer auf mein energetisches Leben in Tel Aviv“, sagt sie. Das Kreativsein gelingt ihr hier am besten.

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TONY VE ESTHER Der beste Platz für einen ausgiebigen Brunch. Vor allem nach einem Bummel am Levinsky Market. Was wir lieben: In dem gemütlichen Lokal in der Levinsky Street gibt es eine Shakshuka, die nicht von dieser Welt ist. Außerdem eine Vielzahl an veganen Tapas und Salaten. Am Nachmittag teilt man sich hausgemachte Kuchen. Am Abend ein paar Drinks draußen am Platz.

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Warme gefüllte Pitas, Karfiol aus dem Ofen. Das Miznon serviert Israeli Streetfood auf höchstem Niveau.

Das ultimative Paradies für Foodies und Gewürz-Fans. Ein Sinnesrausch.

MIZNON

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Das Restaurant im Süden der City ist ein Eldorado für Veggies und Veganer. Was wir lieben: Die ausgelassene Atmosphäre auf der Terrasse, die sympathischen Kellner und die unglaubliche Küche. Die Gerichte.

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T E L AV I V M U S E U M O F A R T S Der neue Museumsflügel ist ein Kunstwerk für sich. Kantige, geometrische Figuren, eine Kombination aus Drei- und Rechtecken. Im Inneren wartet Kunst nationaler und internationaler Künstler. Hintergrund: Der neue Bau ist das Werk des Architekten Preston Scott Cohen. Er hat auch das Auditorium im Inneren umgebaut. Die Decke ist jetzt schräg.

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Fotos: Jules Atlan, Getty, Poly Sharanov for Yalla Bata, Anatloy Michaelo, beigestellt

Die besondere Stimmung: Gelegen inmitten des bunten Florentin-Viertels, ist der Levinsky Markt einer der lebendigsten Orte der Stadt. Es duftet nach Kreuzkümmel, dazwischen zischt der Kaffee in einem der kleinen CaféStuben, auf der Straße spielen Männer Shesbesh, das israelische Backgammon – eine Welt für sich.

Hintergrund: Eyal Shani, Tel Avivs berühmtester Star-Koch, ist das Mastermind hinter Miznon. Keiner kocht israelische Nationalgerichte wie er. Shani hat dazu beigetragen, der israelischen Küche weltweit eine Seele einzuhauchen.


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Kontrastreiches Israel & Jordanien Rundreise durch die Geschichte 11 Tage inkl. Flug ab € 3.199 p.P. HIGHLIGHTS: • Zwei Länder, zwei Welten – ganz unterschiedlich und dennoch miteinander verbunden • Von Bethlehem über Jerusalem zum See Genezareth - der Geschichte des Judentums, des Christentums und des Islams begegnen • Folgen Sie den Stationen des Kreuzweges und erkunden Sie Jericho, die älteste Stadt der Welt • Entdecken Sie die Felsenstadt Petra - eines der sieben Weltwunder der Neuzeit • Entspannen Sie am tiefsten Punkt der Erde, dem Toten Meer • Abendessen in div. Spezialitätenrestaurants Termine: 23.09.–03.10.18 14.10.–24.10.18 29.10.–08.11.18 Info & Buchung:

0800 560 080 service@reisethek.at www.reisethek.at


44 REPORTAGE

Die mit den Haien tanzt Im Jahr 2016 wurden weltweit bei 81 Angriffen genau vier Menschen von Haien getötet. Im gleichen Zeitraum tötete der Mensch 100 Millionen Haie. Fazit: Das Miteinander auf diesem Planeten ist vor allem für Haie lebensbedrohlich. Nun hat die schöne Amerikanerin Ocean Ramsey beschlossen, den dämonisierten Königen der Meere ihren Schrecken zu nehmen. Text: Johannes Stühlinger

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45 REPORTAGE

Ocean Ramsey weiß, wie man Aufmerksamkeit auf sich zieht. Und auf „ihre“ Haie: mit spektakulären Fotos.

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46 mit ihrem Outfit wie Robben aussehen. Ocean: „Wir, als die vermeintlich intelligentere Spezies, sollten unser Verhalten so anpassen, dass wir Konflikte mit Haien vermeiden. Haie sind intelligent, neugierig und verteidigen ihr Revier. Sie werden von den meisten aber völlig falsch oder gar nicht verstanden.“ Eben dieses „Kommunikationsproblem“ möchte sie lösen, um so schließlich Verständnis zu schaffen – und die Haie vor den Menschen zu retten. Also zeigt sie in ihren Bildern und Filmen vor, worum es geht: Es fängt damit an, dass sie den weißen Riesen meist ohne Atemgerät begegnet. „Luftblasen werden von den Tieren generell als aggressiv wahrgenommen“, erklärt sie. Ohne Lärm und ohne Luftblasen kommt sie näher ran – außerdem „fühle ich mich viel mehr mit der Natur verbunden und kann meine Körpersprache gegenüber den Haien besser zum Ausdruck bringen.“ Denn gerade diese ist das Um und Auf bei einer Begegnung mit den zu Unrecht verteufelten Tieren (siehe Kasten rechts). Schließlich sind es wir, die in deren Heimat eindringen. Somit liegt aus Ramseys Sicht ganz klar der Ball bei uns, die Sprache der Tiere zu erlernen. Und nicht umgekehrt.

Wunderschöne Bilder wie diese und weitere Informationen gibt’s im Internet unter: www.oceanramsey.com

Die Sprache der Haie Augenkontakt. Um nicht als Beute, sondern als gleichwertiger Jäger wahrgenommen zu werden, ist der Augenkontakt mit den Haien besonders wichtig. Langsame Bewegungen. Im Gebiet eines Haies sollte man sich langsam und nicht ruckartig bewegen. Das zeigt dem Tier, dass man nicht an einer Konfrontation interessiert ist. Respektsabstand. Ein Hai nimmt ungefähr drei bis fünf Meter um sich als sein Revier wahr. Wenn man sich außerhalb dieser Reichweite bewegt, beruhigt man damit das Tier. Schutzmaßnahmen. Falls ein dominanter Hai doch zu nahe kommt, reicht es zumeist, ihn mit steifem Arm wegzudrücken.

Fotos: Juan Oliphant @JuanSharks @Oneoceandiving (4)

E

ines gleich vorweg: Ja, Ocean Ramsey ist ihr wirklicher Name. Doch wie es der Zufall will, beschreibt er auch genau den Lebensinhalt der bildhübschen Amerikanerin – den Ozean. Seit ihrer Kindheit verbringt sie die meiste Zeit im Wasser – derzeit acht Stunden täglich. Sie ist eine von wenigen Menschen, die ohne jeglichen Schutz mit großen Weißen Haien tauchen. Das aber nicht etwa, um sich einen besonderen Nervenkitzel zu verschaffen. Ocean will vielmehr auf die wahre Natur dieser dämonisierten Riesen aufmerksam machen. Aber alles der Reihe nach: Die heute 31-Jährige wuchs in San Diego auf, wo sie von Kindesbeinen an das Meer als ihr Lebenselixier entdeckte. Sie fand Freude am Tauchen, studierte Meeresbiologie und machte ihre Leidenschaft zum Beruf. Die inzwischen auf Hawaii lebende Forscherin hat gemeinsam mit Juan Oliphant die Non-Profit-Organisation „Water Inspired“ gegründet, mit der sie weltweit das Verhalten von Haien erforscht. „Haie spielen eine wichtige Rolle im Meeressystem. Haie sind unglaubliche Wesen und werden völlig falsch dargestellt“, sagt sie und fügt plakativ an: „Es ist wahrscheinlicher, dass ich bei einem Autounfall auf dem Weg zu den Haien sterbe als durch einen Hai selbst.“ Sie habe, so Ocean, einfach das Gefühl, es den Haien schuldig zu sein, für sie zu sprechen, sie zu schützen. Schließlich werden jährlich nach wie vor 100 Millionen Tiere getötet! Um dagegen anzukommen, bedient sie sich der Medien ihrer Generation – den sozialen Netzwerken. Über diese Kanäle kann sie besonders eindrucksvoll zeigen, dass Haie keine bösen Kreaturen sind. Also lässt sich die Hai-Expertin regelmäßig in beeindruckenden Momenten mit den Meeresgiganten in freier Wildbahn ablichten. Das Resultat: Auf Instagram folgen ihr 350 000 Fans. Dokus werden mit ihr gedreht. Bücher geschrieben. Sie will, dass die Welt kurz den Atem anhält, um ihre Botschaft hören zu können: Haie sind Freunde! Dennoch möchte Ramsey stets den wissenschaftlichen Aspekt ihrer Arbeit unterstrichen wissen: „Als Professionistin in diesem Gebiet kann ich sagen: Haie machen sehr wenige Fehltritte. Wenn sie welche machen, dann sind es durch Menschen verursachte Fehler.“ So würden die meisten Unfälle mit Haien – im Jahr 2016 waren es weltweit genau 81 – aufgrund von Verwechslungen passieren. Zum Beispiel, wenn Surfer

REPORTAGE

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GEMÜTLICHKEIT Es gibt viele Arten zu sitzen. Mit der myAustrian Premium Economy Class genieße ich die österreichische Art – und fliege so richtig gemütlich mit viel Platz, besonderem Genuss und jeder Menge Komfort.

the charming way to fly


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GUIDE

Dinge, die man beim Campen in Namibia erlebt

Rastplatz unter Bäumen: das kleine Glßck des Campers.

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49 GUIDE

In einem Land wie Namibia, das so groß, so dünn besiedelt und für afrikanische Verhältnisse so sicher zu bereisen ist, scheint Campen die vielleicht ergiebigste Form der Annäherung. Campsites liegen oft allein, ganz integriert in die Landschaft. Manche wirken domestizierter, direkt bei einer Lodge oder Farm. Die meisten sind gut ausgestattet, weil das Land auf nahen und fernen Individualtourismus eingestellt ist.

Gluthitze streckt fast alles Leben nieder. Hier: im Deadvlei in der Namib.

Text: Madeleine Napetschnig

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Fotos: Jürgen Goetz

Gut platziert Ein Platz unterm Baum. Eine eigene Grillstelle mit einem Bündel Holz zum Anfeuern schon vorbereitet. Und dann noch vielleicht ein eigenes gemauertes Spülbecken. Dass der Weg zum Sanitärhäuschen in der Nacht von Fackeln oder Kerzen so gut ausgeleuchtet ist, passt ins Bild von einem Campingplatz, an dem man Stellplätze bezieht, die so groß sind wie die Fläche eines Schrebergartens. Selbst wenn man nur einen kleinen Wagen oder ein Zelt mithat. Freilich: Nicht jede Campsite in Namibia bietet wohnparzellengroße Möglichkeiten. Doch wo das Gelände es erlaubt, wird viel Landschaft dem Reisenden überlassen. Und wenn man Glück hat, führt auf dem Areal ein kleiner Buschpfad zu einem Aussichtspunkt unweit einer Wasserstelle. Da kann man warten, welche wilden Tiere dann vorbeikommen. Für wildes Campen täuscht die Anmutung der großen Leere Namibias: Vieles, das nach brachem Areal und freiem Wegerecht aussieht, kann Teil einer Farm beziehungsweise eines privaten Reservats sein oder einer Stammesgemeinschaft gehören, die man mit seiner Anwesenheit stört. Dann darf man sich nicht wundern, wenn sich zahlreicher Besuch aus der Nachbarschaft vor dem Van oder dem Zelt aufpflanzt. Keine gute Idee zum Wurzelnschlagen sind im Übrigen ausgetrocknete Flussbetten. So selten es im trockenen Namibia regnet – die Wassermassen vom Himmel stürzen einem schnell entgegen.

Zufall und Geduld, wenn man doch einmal eine Raubkatze erspäht.

2 Die Tücken der Natur Und dann ist der Standplatz ideal: Die Milchstraße blinkt herunter wie die Südosttangente. Auf dem Grillrost brutzeln dicke Stücke Fleisch. Amarula-Likör benetzt die Gläser. Nichts besser, als hier am Eingang zum Namib-Naukluft-Park mit seinen Riesendünen (300 Meter), absurden Gewächsen (die uralte Welwitschie) und bizarren Land110% F ERNWEH

schaften zu sitzen und in den Abend hineinzuhören. Und die Wüste antwortet: zuerst mit leichtem Gebläse, dann mit einzelnen Sandpartikeln. Mit einem größeren Aufkommen von Körnern. Mit Fauchen. Mit Zerren an der ganzen Camping-Garnitur. Dann ist die Flucht ins Fahrzeug der nächste Weg. Sandstürme kommen schnell auf. Manche überdauert man gut mit Proviant und Musik in der Fahrgastzelle. Am nächsten Tag brennt die Sonne wieder gnadenlos herunter, was einen nicht davon abhalten wird, ein paar Meter weiter in dieses Naturwunder vorzudringen. Die sieben bis acht Liter Wasser pro Person sollten im Gepäck sein.


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Namibias unglaubliche Geländeformen erteilen Reisenden Geologieunterricht.

3 Man isst Fleisch Vielleicht werden einem die tarnfarben gekleideten Menschen im Flieger nicht weiter auffallen. Bei der Landung aber bestimmt: Beim Zoll kommt man an der Ausgabestelle für die eingecheckten Gewehre vorbei. Und man wundert sich dann nicht mehr, etwa in einem kleinen Restaurant in einer Kleinstadt von einem urtümlichen deutschen Dialekt sprechenden Betreiber Kudu angeboten zu bekommen. Kudu-Steaks, aus der Eigenjagd, gut abgelegen. Was aus europäischer Sicht eine harmlose wie köstliche Annäherung an die proteinlastige Gastronomie ist, mit der man die eher kohlenhydratreiche Campingkost ergänzen kann (außer man traut dem Fleischsortiment der Shops im Outback und grillt selbst). Unbedenklich ist Fleisch in getrockneter Form, Biltong: Rind- oder Wildfleisch in kleinen, zähen Streifen zum Daraufherumkauen. Krokodilfleisch – wie es etwa in Windhuks Gastronomie angeboten wird – ist mehr als Kuriosität zu verbuchen. Die wahre kulinarische Mutprobe besteht darin, am Straßenrand anzuhalten und eine Büchse Mopane-Würmer nicht nur zu kaufen, sondern auch einzuwerfen. Klingt weit schlimmer, als es schmeckt und aussieht: Das in Salzlake Konservierte sind Raupen.

4 Schotter und Staub Als Lenker cruist man locker durch die Botanik, der Rest hängt am Fenster und staunt: Namibia sieht aus wie ein Geologiebuch. Gesteinsschichten, die sich aufwerfen. Monströse Steinkugeln. Alle erdenklichen Erdfarben. Busch, Canyons, fruchtbareres Land, ödes Land. Vieles verbunden durch Asphalt. 110% F ERNWEH

Doch außerhalb der größeren Orte verliert sich die Infrastruktur und fadet in Schotterstraßen aus. Schnurgerade liegen sie über dem Gelände – Autofahren im Wellengang. Musik tönt aus den Lautsprechern, der Tacho steigt auf 100 km/h. Und dann beginnt der Untersatz zu rutschen – schnell verliert auch ein Geländwagen auf dem Schotter an Bodenhaftung. Also vom Gas gehen, Schlaglöcher bemerken, die Staubwolke des Vorderfahrzeugs ziehen lassen. Reifenwechseln macht bewusst, wie allein man da draußen ist.

Fotos: Jürgen Goetz

Feuer machen wie die Buschmänner müsste man halt können.


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Fotos: Jürgen Goetz. Infos bei: Namibia Tourism Board, www.namibia-tourism.com

Schwierige Tiere Da, schau, Zebras! Poah, seht ihr da hinten die Büffel? Echt, sooo viele Affen! Doch gerade die, die am Straßenrand herumturnen, freuen einen bald nicht mehr. Affen zögern nicht, einem spontan vor den Kühlergrill zu springen. Auch die Schuhe sollten über Nacht besser nicht offen draußen stehen bleiben. Eigentlich logisch: Schuhe bieten sich als Schlafplatz geradezu an – für Schlangen, Skorpione oder anderes Kleingetier, das sich gern verkrümelt und/oder menschliche Nähe sucht. Auch sollte man sich vor der Puffotter in Acht nehmen, die sehr träge mit der Umgebung verschmilzt. Vor allem nächstens, beim Gang ins Sanitärhäuschen, ist Vorsicht – und eine gute Taschenlampe – angebracht. Die tierischste Begegnung ist dann unter Umständen aber diese: Nachts gelingt es den Hyänen, ganze Arbeit zu leisten – die Spaghetti vom Vorabend ringeln sich über die freien Parkplätze. Vermutlich goutieren selbst diese Aasfresser keine zerkochten Nudeln und suchen in einer Tonne lieber nach noch verrotteterem Material. Das Tier, das zu wenig Respekt erfährt, ist allerdings das kleinste in unserer Aufmerksamkeit, weil nicht safaritauglich: Vor allem im Norden des Landes und im bereits leicht tropisch anmutenden Caprivizipfel sind Antimückensprays ein Muss. Am Aroma der Prophylaxe müsste die Industrie allerdings noch arbeiten.

Die Dünen im NamibNaukluft-Park sind bis zu 300 Meter hoch.

Tiere halten sich nicht an die Straßenverkehrsordnung.

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Nur mit Geduld

Menschlich

So großartig das landschaftliche Setting sein mag, eigentlich ist man, wie viele andere, die Namibia im Rundkurs vom Nationalpark zu Naturdenkmälern besuchen, deshalb hier: der ganz großen Tiere wegen. Im Etosha-Nationalpark im Norden wird man daher eines der organisierten Camps beziehen und jeden Tag weite Strecken durch den Busch fahren (ohne auszusteigen). Nach Horden an Gnus, Impalas, Zebras, Büffeln oder Springböcken werden die Erwartungshaltungen besser wieder heruntergeschraubt: die Big Five zeigen sich nicht gern. Doch das Auge muss geschult werden – und mit Geduld entdeckt es sie dann doch, mit der Natur vereint: Löwen, tief in der Konsumation eines Zebras versunken. Elefantenhintern, die zwischen den dürren Bäumen verschwinden. Ein Giraffenkopf, antennenartig verdreht in Richtung der Autos, die sich Zeichen geben: Hier gibt es etwas zu sehen!

Ein kleines Geschäft am holprigen Weg ins Kaokoveld im weniger besuchten Nordwesten: In der kleinen Warteschlange vor dem Tresen gefriert ein Ausschnitt der großen Bevölkerungsvielfalt Namibias. Vor einem tratscht das Herero-Mädchen in Jeans und TShirts mit dem Kassier, dahinter füllt ein Weißer mit breitkrempigem Hut die Biervorräte auf, dann betritt eine Himba-Frau die Szenerie: mit einem Fell um die Lenden und mit einem Butter-Myrrhe-Gemisch rot eingefettet. Möglichkeiten zu Begegnungen gibt es hier viele. Vor allem in einer Gegend, wo noch weniger Menschen wohnen als sonst, wird man gefragt, wohin es geht. Man tauscht Kleider gegen selbstgemachte Ketten. Und manchmal, ja, soll man stehen bleiben und ein Foto machen, gegen ein paar Namibia-Dollar oder eine harte Fremdwährung. Oder die Dosen, die man zuvor im Shop gekauft hat.

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Vier Räder für ein Halleluja Maui gilt als die schönste aller Hawaii-Inseln. Eben hier hat sich Surflegende Robby Naish vor 13 Jahren ein 30 Hektar großes Grundstück gekauft – um genug Platz für seine Surfbretter zu haben. Und für seine Autosammlung! Denn obwohl man auf der Mini-Insel nirgendwo Gas geben kann, hat der 54-Jährige gleich neun Wunderdinger in seiner außergewöhnlichen Garage versteckt. Text: Helene Laube Fotos: Marc Urbano

Die Scheune aus Wellblech sieht von außen unspektakulär aus. Drinnen erlebt man aber eine PS-starke Überraschung.

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Fotos: Marc Urbano - Porsche Kundenmagazin (2)

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obby Naish steht in Shorts und mit nacktem Oberkörper im Wasser. Seinem Element. Könnte man denken. Nur umspielt nicht etwa das lauwarme Wasser am Strand von Maui seine Knöchel. Die Windsurf-Legende mit 24 Weltmeistertiteln steht in seiner gefluteten Garage und schaut irritiert. Über Nacht ist der Brunnen wegen der defekten Wasserpumpe übergelaufen. Mal wieder. So ist das Leben im üppigen Grün an der Nordküste Mauis, abgekoppelt vom Versorgungsnetz. Aber bei einem 30 Hektar großen Anwesen mit freiem Blick auf Pazifik, Kokospalmen und Bäume voller Bananen, Papayas, Zitronen und Limetten nimmt man solche Unannehmlichkeiten in Kauf. Vor zwölf Jahren sind Naish und seine Frau Katie in das von Wind und Wasser geprägte Paradies an der Nordküste Mauis gezogen. „Ich wollte ein Stück Hawaii kaufen“, sagt Naish, „bevor alles weg ist.“ Und, um genügend Platz für seine Leidenschaften zu haben: Surfen und Autos. Also hat er seine Scheune in eine besondere Garage umgewandelt: An den Wänden stehen Dutzende Surfbretter aufgereiht. Historische Boards von Quicksilver, Mistral und natürlich von Naish, seiner Firma, die der Surf-Pionier zu einem der größten Hersteller von Material zum Windsurfen, Kiten, Wellenreiten und Stehpaddeln aufgebaut hat. Naish begann

im Alter von elf Jahren mit dem Windsurfen, nachdem die Familie – als er vier Jahre alt war – von Kalifornien nach Hawaii zog. Mit 13 gewann er den ersten Weltmeistertitel als jüngster Windsurf-Champion aller Zeiten. Keiner dominierte den Sport wie er, später prägte er das Kitesurfen und war an zahlreichen technischen Innovationen beteiligt. Heute, mit 54, segelt er immer noch so oft wie möglich über meterhohe Wellen und durch die Luft. Neben dem Surfmaterial, einem Traktor, einem Gokart und zwei Quads ist in der Scheune ausreichend Platz – für Naishs andere Leidenschaft: Autos. Neun Unikate nennt Naish sein eigen. Und alle haben eine Geschichte. „Ich gebe zu“, so Naish, „meine kleine Sammlung ist schon 110% F ERNWEH

Robby Naish fährt vor allem auf Porsche ab: „Ich liebe die Integrität des Designs, die Porsche über all die Jahrzehnte erhalten hat.“


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Richtig ausfahren kann die Surflegende seine Babys nicht. Aber schön ist’s dennoch, Hawaii im 911er zu umrunden.

ziemlich merkwürdig. Aber jedes meiner Autos hat einen sehr unterschiedlichen, einzigartigen Charakter und Stil.“ Das auffälligste Auto im Naish’schen Fuhrpark ist: ein Leichenwagen. Den Eureka Cadillac, Baujahr 1963, hat Naish in einen Hot Rod umgewandelt. Für jede Stimmung und jedes Fahrziel gönne er sich „ein adäquates Gefährt“. Aber seine größte Leidenschaft sind Porsche. „Was Fahrgefühl gekoppelt mit Leistung angeht, ist Porsche eine Klasse für sich“, schwärmt Naish und deutet auf seinen silbergrauen 911 Carrera S, Jahrgang 2012, mit Sport Chrono Paket. Daneben steht der 911 S, Baujahr 1977. „Das Auto ist ein Bastard, nichts ist original.“ Er hat den Elfer von vorn bis hinten getuned. Kurios an der ganzen Sache: Naish kann seine Sportwagen nirgendwo so richtig ausfahren. Das ist der Fluch von Maui, der schönsten aller Hawaii-Inseln: Mit 1 883 Quadratkilometer Fläche ist sie nicht einmal so groß wie Vorarlberg. Autobahnen gibt es keine, und schneller als 90 km/h darf man so oder so nirgends fahren. 110% F ERNWEH

Wenn Robby surfen geht, packt er seine Bretter und Segel in den unauffälligen schwarzen Chevy Sonic, der neben einem anderen Vehikel in Robbys Garage – einem Monstertruck – wie ein Spielzeugauto wirkt. Wiederum das Gegenteil von unauffällig ist

„Angesichts meines Fuhrparks würde man mich für einen idiotischen Angeber halten.“ ein knallgelber Evans Series One, Jahrgang 1991. Ein Rennwagen mit Straßenzulassung, von dem John Evans – ein Kleinserienhersteller in Georgia – nur zwei Stück produzierte. Er fahre ihn aber ganz selten, denn – und das ist der Widerspruch des jahrzehntelang im Rampenlicht surfenden, hunderttausendmal fotografierten Windsurf-Weltstars: „Ich bin schüchtern und introvertiert. Angesichts meines Fuhrparks würde man mich aber für einen idiotischen Angeber halten.“

Fotos: Marc Urbano - Porsche Kundenmagazin (3), Marcelo Maragni Red Bull Content Pool

REPORTAGE


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RO B BY N AIS H S H AWA I I Ho‘okipa. Allein der Name des wohl berühmtesten Surfspots auf Maui lädt ein! Ho‘okipa heißt übersetzt so viel wie „Gastfreundlichkeit“. Wer Robby Naish beim Surfen zusehen will: Hier ist er richtig. Oneloa Beach. Wenn die Surflegende ihre Ruhe haben will, dann geht’s ab zu dem wenige hundert Meter langen Stück Sandstrand. „Einer der schönsten auf der Insel“, so Naish. Mama’s Fish House. Zwischen Paia und Hana steht das Lieblingsrestaurant von Robby Naish. Wer Fisch will, ist hier goldrichtig.

Eines ist klar: Surfbretter passen in die liebsten Autos von Robby Naish keine. Aber dafür hat er ja noch andere Gefährte.

Er liebe halt Autos, sagt er. Und am liebsten fährt er sie morgens um drei über die Insel, wenn die Straßen leer sind und ihn keiner sieht. Dass Robby Naish keine Bugwelle vor sich herschiebt, wird spätestens in Haiku klar. Der Mann – mit den sonnengebleichten Locken und tiefblauen Augen, dem durchtrainierten Körper in Shorts, T-Shirts und Flip-Flops das Urbild eines Surfers – grüßt die Leute freundlich. Zum Essen will er in den bescheidensten Schnellimbiss im Dorf, wo alles in Styropor serviert wird. Hier dreht sich keiner nach ihm um. Naish isst seinen Double Cheeseburger  ’n’  Fries, dann geht’s weiter nach Ho‘okipa, zum wohl berühmtesten Windsurfstrand der Welt. Tiefhängende Wolken verdüstern jetzt den Himmel, bilden mit dem unruhigen Wasser eine wunderschöne wilde Palette aus Grau, Blau und Grün. Ein paar Wellenreiter treiben auf ihren Brettern im Wasser, sonst ist nichts los. Naish parkt am Straßenrand, steigt aus. „Gestern kitete ich hier zwei Stunden lang mutterseelenallein,

Club Alii Nui. In Lahaina liegt ein Katamaran vor Anker, der nichts anderes ist als die coolste Partylocation Mauis.

Kahului

kein Mensch war auf dem Wasser – es war der Hammer. Das Wetter war richtig mies: Wolken, Regen, Böen, hohe Brandung, die Wellen waren dreimal so hoch wie jetzt.“ Ideale Bedingungen für einen Champion. Es fängt an zu tröpfeln. „Liquid sunshine“, nennt das Naish und verabschiedet sich mit einem herzlichen „Aloha!“ Richtung Wellen.


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„DIE TRÜFFEL IST FÜRWAHR DER MOZART DER PILZE. ZUMAL DEN DON JUAN KANN ICH NUR MIT DER TRÜFFEL VERGLEICHEN;

& BEIDE HABEN DAS EINE GEMEINSAM: JE ÖFTER MAN SIE GENIESST, DESTO GRÖSSERE REIZE ENTDECKT MAN.“ Gioacchino Rossini, Komponist

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REPORTAGE

m Stella verstehen zu können, muss man sie kennen. Nicht jedes, nur ein ganz spezielles Bellen bedeutet, dass die verspielte Hundedame einen für uns gänzlich unsichtbaren, weil unterirdischen Schatz erschnüffelt hat: eine Trüffel. Es ist ein sonniger Wintertag. Vor allem aber steht der Mond richtig, weiß er. Deshalb hat sich Signore Carlo mit seiner neunjährigen Stella schon frühmorgens aufgemacht, um in einem seiner liebsten Trüffelhaine nahe Alba, mitten im Piemont, auf die Suche zu gehen. Seit 35 Jahren dreht sich das Leben des 70-jährigen Italieners fast ausschließlich um die runzeligen Knollen. Und er kann von beeindruckenden Funden berichten. „Letztes Jahr“, sagt er, und sein sonst hochkonzentrierter Blick wirkt plötzlich verklärt, „letztes Jahr haben Stella und ich eine so große Weiße Trüffel gefunden, dass mir mein Sohn eine Schaufel bringen musste.“ Sonst hätte er die 508 Gramm schwere Waldfrucht gar nicht aus der Erde bekommen. Wert: mehrere Tausend Euro. Und weil Carlo weiß, dass die Geschichte ein bisschen gar arg nach Trüffelsucherlatein riecht, packt er jetzt sein Handy aus, um den Videobeweis anzutreten. Heuer aber ist seine Trüffelwelt weit weniger rosig. „Für eine kleine Trüffel suche

„Es ist das schlimmste Trüffeljahr, das ich je erlebt habe!“

Fotos: Getty, Imago, beigestellt

Luca Miliffi, Trüffelhändler

ich derzeit eine ganze Woche lang“, seufzt Signore Carlo. Es war zu trocken, zu warm, und überhaupt habe sich in dieser Saison die Trüffel offenbar einfach nicht ausgekannt, wann und ob sie wachsen soll. Selbst in den sonst so ergiebigen Haselnusswäldern – mit diesen Bäumen geht das Pilzmyzel der Trüffel nämlich die besten Symbiosen ein – kamen er und Stella nicht auf ihre Kosten. Und das liegt jetzt keinesfalls daran, dass sie schlechte Trüffelsucher wären. „Es ist das schlimmste Trüffeljahr, das ich je erlebt habe“, bestätigt Luca Miliffi. Der 39-Jährige lebt von Trüffelsuchern, wie Signore Carlo einer ist. Luca ist Trüffelhändler und beliefert die nobelsten Haubenköche Österreichs. Seit er sechs Jahre alt ist, damals hat ihm sein Papa die erste Trüffel geschenkt, ist er von den empfindlichen Gewächsen fasziniert.

„Ich liebe ihren Geruch. Ihren Geschmack“, kommt er trotz schlechtester Umsätze aller Zeiten ins Schwärmen. Nachsatz: „Wenn Trüffelsaison ist, rieche sogar ich nach Trüffel. Das mögen die Menschen, alle werden in meiner Gegenwart glücklicher.“ Weniger glücklich macht den im kleinen Örtchen Piobbico in den Marken aufgewachsenen Wahlwiener jedoch, dass so mancher seiner Kollegen aufgrund des Trüffelmangels besonders kreativ wird: „Mit dieser besonderen Frucht wird so viel Schindluder getrieben“, alteriert er sich. Wertlose Knollen würden mit synthetischen Aromastoffen zum Duften gebracht. „Wer sich nicht auskennt, wird gerade in Jahren wie diesen übers Ohr gehauen“, ist sich Miliffi sicher. Kein Wunder – es zahlt sich so richtig aus! 110% F ERNWEH

Ein prüfender Blick reicht Signore Carlo, um zu wissen, wie wertvoll die Trüffel ist, die seine Hündin Stella im Haselhain erschnüffelt hat.


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Mit der Spitzhacke muss man vorsichtig sein, damit man die Trüffel beim Ausgraben nicht verletzt.

Während in normalen Jahren der Kilopreis für den Endverbraucher bei ungefähr 7 000 Euro liegt, ist er heuer auf 15 000 Euro angestiegen. In der Tat treibt der Trüffelhandel derart kuriose Blüten, dass selbst jemand wie Luca erbost sagt: „Ich bin immer schon gegen den Trüffelhandel gewesen! Das macht am Ende dieses großartige Naturprodukt kaputt!“ Und weil jetzt das italienische Blut in Wallung gerät, sprudelt’s aus Herrn Miliffi nur so raus: „Trüffelöl ist überhaupt das Allerletzte!“ Weil: Diese Öle würden niemals Trüffel sehen, sondern bloß synthetische Aromastoffe. Und: „In Alba zum Beispiel, da darf man keine Trüffel kaufen. Da sind die größten Betrüger am Werk.“ Jetzt müssen wir aber nachhaken: Woran erkenne ich eigentlich, ob eine Trüffel frisch oder alt, gut oder schlecht ist? Luca: „Das hat natürlich viel mit Erfahrung zu tun. Man kann aber sagen, wenn der Geruch rund ist, dann ist die Trüffel vermutlich auch okay. Wenn irgendwelche Ecken, Kanten im Geruch sind, dann Finger weg.“ Grundsätzlich sollte eine Trüffel jedenfalls nicht älter als zwei Tage sein, bevor sie verarbeitet wird. Am Anfang dieser Zeitspanne ist offenbar gerade Signore Carlo angelangt. 110% F ERNWEH

Seine Stella bellt. Und zwar speziell. Mit ihren Vorderpfoten gräbt sie wie wild. Erde fliegt, trockene Haselnussblätter auch. Jetzt packt das Herrl sie am Halsband, schnappt sich seine kleine Spitzhacke und gräbt vorsichtig weiter. „Wenn ich nicht aufpasse, dann frisst Stella meine Trüffel auf“, schmunzelt er. Sorgsam tastet Carlo nach der Knolle. Umrundet sie sanft mit seinem Werkzeug, legt sie frei, feinsäuberlich, wie man es sonst nur von Archäologen kennt. Und dann zaubert er eine kleine, aber feste und vor allem unbeschädigte Trüffel hervor. Wert: ein paar Hundert Euro vielleicht. „Aber es geht nicht ums Geld“, sagt Carlo. „Es geht um dieses Gefühl. Trüffelfieber, so nennen wir es. Das lockt uns in die Kälte, ins Gestrüpp. Nicht das Geld.“ Und das ist jetzt schon interessant, weil selbst Geschäftsmann Luca sagt Ähnliches: „Ich suche aus 100 Trüffeln, die ich bekomme, die paar besten heraus. Diese verkaufe ich. Die anderen nicht.“ Schließlich sei nicht der Gewinn das Schöne. Sondern die Anrufe von glücklichen Kunden, die sich für ein Geschmackserlebnis bedanken, das er ihnen ermöglicht hat. „Dann schlafe ich glücklich ein“, sagt Luca. Johannes Stühlinger

Fotos: Getty, Shutterstock (2), beigestellt

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ALBA-TR Ü F F E L VS . P É RIGO RD -T RÜ F F E L

Weiße Trüffel Die Weiße Trüffel wird ob ihrer Fundorte auch gern Alba- oder Piemont-Trüffel genannt. Sie riecht weniger intensiv als die Schwarze Trüffel, gilt aber als besonders wohlschmeckend. SAISON: Die Saison geht von 1. Oktober bis 31. Dezember. Wer sich auf die Suche begeben will, muss zuerst eine Prüfung machen und eine Lizenz lösen.

Schwarze Trüffel

MERKMALE: Die blassgelbe Trüffelhaut wirkt glatt, hat aber kleine Papillen. Das Trüffelinnere ist fest. Die Farbe des von dünnen weißlichen Adern marmorierten Fruchtfleisches hängt von der Baumart ab, mit der der Pilz in Symbiose steht. VERARBEITUNG: Beim Kochen verliert sie rasch ihr Aroma; wird nur roh verwendet.

Die Schwarze Trüffel ist nach ihrem Hauptfundgebiet rund um die französische Stadt Périgord als Périgord-Trüffel bekannt. SAISON: Wenn die Saison der Weißen Trüffel vorbei ist, geht Ende Dezember die der Schwarzen los. Sie endet Mitte März. MERKMALE: Die knolligen dunkelbraunen Fruchtkörper besit-

zen eine schwarzbraune Oberfläche, die aus pyramidenartig zusammengesetzten Höckern besteht. Die erst weiße, später dunkle Fruchtmasse wird von weißen Adern durchzogen, die sich im Alter bräunlich färben. VERARBEITUNG: Im Gegensatz zur Alba-Trüffel verliert die Schwarze Trüffel beim Kochen kein Aroma.

REISETHEK.AT

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Turin – die barocke Schönheit Grand Hotel Sitea**** 5 Tage inkl. Flug ab € 1.899 p.P.

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Währung Höhenmeter Rauffliegen und Runterfahren – so oft, so schnell es geht: Heliskiing gehört zu den privilegiertesten Skierlebnissen, die man sich gönnen kann. Doch Tempo rausnehmen, zwischen Bäumen kurven und ein paar Meter aus Eigenantrieb aufsteigen schadet nicht.

Von Madeleine Napetschnig

Leicht und flockig schiebt man sich durch den Powder von British Columbia.

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Foto: Destination BC/Andrew Strain

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62 zu verstauen. Im Tank Sprit für eine genau berechnete Anzahl an Flügen und SkifahrerLebendgewicht. „Dass niemand auch nur auf die leiseste Idee kommt, hinter einem Helikopter vorbeizumarschieren, das ist wegen der Rotorblätter lebensgefährlich!“, lautete eine der wichtigsten Instruktionen am Infoabend vorab. Auch die Ski hochkant in der Nähe des Helikopters aufstellen: gar keine gute Idee wegen der Rotoren. Das Gerät im Kleinen: LVS-Gerät, Schaufel, Sonde. Manche schnallen sich auch einen Rucksack mit Lawinen-Airbag um. Das Schlusslicht bekommt das „Radio“, das Funkgerät, um dem anderen Guide oder dem Piloten im Fall des Falles ebenjenen zu melden. Die Ski sind bereit für den extrafrischen Powder. Aber diesmal ist

es leichteres Material und nicht zu extrabreit, weil wir, nachdem wir im Outback ausgeladen sind, auch ein ganzes Stück aufsteigen werden. Die Felle müssen aus dem Rucksack. Bevor wir surfen, wird erst einmal geschwitzt. Lange war Heliskiing für den Amateur-Freerider vor allem das: eine Abwärtsbewegung, am besten so schnell wie möglich. Neuerdings muss sich dieses

„Diesen Hang queren wir einzeln! Jeder hält 20 Meter Abstand!“ Segment zunehmend auf einen Skifahrer einstellen, der auch ein Tourengeher ist – oder zumindest ein Aufstiegswilliger. Ihn interessiert der Flug als Einstiegshilfe für die Tour im sonst unerreichbaren Gelände. Er sammelt Höhenmeter, nicht allein downhill, sondern auch bergwärts. Und liegt die Lodge nicht ganz unwegsam im Wald, mag er auch einmal vor der Haustür starten. Am Anfang brauchen die Handgriffe, bis sie sitzen, der LVS-Check, das Herumstochern im Schnee mit der Sonde, das Anlegen der Maske – denn es hat noch über minus 25 Grad bei der Lawinenübung, die übliche Betriebstemperatur an Orten wie Revelstoke, dem größten Heliski-Gebiet zumindest Kanadas, oder in den einsam liegenden Lodges in den Monashees, den Cariboos oder den Selkirk Mountains. Ganz oben am Gipfel, irgendwo da draußen in der Einsamkeit British Columbias, machen wir dann alles ganz richtig: Geduckt steigen wir aus dem Bauch des Hubschraubers, gehen auf Abstand und dann in Deckung vor dem Schneefeinstaub, der bis in die letzte Ritze der Kleidung kriechen kann. Der Helikopter hebt ab, wirbelnde Kristalle erfüllen die Luft. Als sie sich langsam setzen und im irisierenden Licht ein riesiges Schneefeld vor uns daliegt, ist es dieser eine erste überwältigende Moment, bei dem selbst pragmatische Kollegen Rührung zeigen.

Ist das Wetter durchwachsen bis diffus, landet der Helikopter besser dort, wo es Kontraste gibt: unterhalb der Baumgrenze.

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Fotos: Topher Donahue/CMH www.cmh-heliskiing.com, Destination BC/Dave Heath

B

leibt unbedingt oberhalb von mir stehen, ich sichere nach unten. Immer. Verstanden?“, schwört der Guide unsere dick vermummte Truppe ein. „Ich schau’, ob sich dahinter eine Wechte, ein Felsband oder eine Gletscherspalte befindet.“ Es dauert eine Runde, bis die Gruppe diese Anweisung internalisiert hat und sich in Reih und Glied im kniehohen Tiefschnee einbremst. Aber der erste Run über einen vergleichsweise harmlosen und kurzen Hang dient ohnedies nur dem Aufwärmen und der Gewöhnung ans Gerät. Das Gerät im Großen: ein Helikop ter, in dem elf Skifahrer, zwei Guides und der Pilot Platz nehmen, eine Kiste seitlich außen am Bauch, um darin die Ski und Stecken

REPORTAGE


UN V E RS P UR T E S T E RR A IN HELISKI-REVIERE

ABFAHR TEN

Revelstoke in British Columbia ist mit 200 000 Hektar und an die 200 Abfahrten eines der größten Heliskiing-Areale weltweit. In den Gebirgszügen der Rocky Mountains (z.B. Monashees, Kootenays, Selkirks, Cariboos) haben sich auch ursprünglich österreichische Anbieter mit Lodges angesiedelt. CMH war ein Pionier in der Erschließung der Berge für den Tiefschneetourismus. Veranstalter wie Stumböck Reisen bieten kombinierte Programme an (Skifahren in Skiresorts, mit variabler Anzahl von Heliski-Tagen). Auch der Kaukasus (Georgien) mit seinen schneereichen Gipfeln oder das sibirische Kamtschatka mit seinen Vulkanen oder Neuseeland Alpen sind etablierte Gebiete, die über verschiedene Anbieter gebucht werden können. Im Alpenraum ist allein schon aufgrund der dichteren Besiedlung Heliskiing kein Thema: Angeboten wird es etwa kleinräumig in Livigno, Zermatt oder in Lech am Arlberg.

Durchschnittlich sind die Abfahrten (die oft originelle Namen tragen) 800 bis 2 000 Höhenmeter lang. Man ist auf Gletschern, in Hochtälern und durch lichte Wälder unterwegs. Angeboten wird von Veranstaltern oft ein Package mit einer gewissen Anzahl von Höhenmetern (z. B. 6 000). Die sind bei optimalen Verhältnissen schnell einmal verbraucht (in etwa nach eineinhalb Tagen), sodass man für die weiteren Höhenmeter dazuzahlen muss. In einer guten Woche kann der Fleißige schon einmal 50 000 Höhenmeter sammeln. Umgekehrt gibt es immer auch das kleine Risiko von Downdays, an denen das Wetter so schlecht ist, dass der Helikopter nicht fliegen kann.

VORAUSSETZUNG Auch wenn die Schneeverhältnisse in Gebieten wie den Rocky Mountains oft ideal sind – der Schnee ist trocken und leicht –, sollte man gut beziehungsweise experienced auf den Skiern stehen und Erfahrungen im Tiefschnee haben. Marscherleichternd sind breite Freeride-Ski, die in den allermeisten Fällen vor Ort verliehen werden bzw. die im Angebot mit inbegriffen sind.

SPIEL ARTEN Von manchen Anbietern wird zunehmend auch das Klientel der Tourengeher bedient. Der Heli fliegt die Truppe zum Startpunkt einer Tour und holt sie am Ende wieder ab. Solche kombinierten Touren gibt’s unter anderem bei CHM in Kooperation mit der „Freeride Experience“. Manche Anbieter bedienen auch Extreme: Freerider mit Steilwand-, Cliff Drop- und Big Mountain-Ambitionen. Es muss auch nicht immer der Heli sein, in vielen Skiresorts wird mittlerweile auch Catskiing angeboten: Die Schneekatze bringt die Skifahrer ins Outback.

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Schnee mitten in den Rocky Mountains ist staubig – im Idealfall. „Champagne Powder“ hält als Verkaufsargument, was es verspricht. Doch sollten sich rein prestige-motivierte Gäste nicht darauf verlassen, dass es deswegen mit dem Skifahren im Tiefschnee eh irgendwie funktioniert (Heliskiing hat, allein schon der Kosten pro Höhenmeter und der remoten Lodges wegen, nach wie vor Glamour). An solchen Tagen geht für Lifestyleskifahrer tatsächlich noch alles glatt: keine Wolke am Himmel, der Schnee zeigt keinen nennenswerten Widerstand, der Gruppendruck in Bezug auf pro Tag eventuell absolvierbare Höhenmeter ist noch nicht so groß. Wartezeit kostet Geld, vor allem den Veranstalter. Der Heli startet weit hinaus in die unberührten Berge. Die erste Gruppe bewegt sich bereits talwärts und wird am ausgeflaggten Endpunkt einer Abfahrt warten, während die zweite Truppe ihren Run beginnt. Sukzessive wird sich der Helikopter mit abwechselndem Bringen und Holen immer näher an die Lodge heranarbeiten und die Skifahrer auf dem nächsten

Das ist die Challenge: nicht immer abwärts-, sondern auch aufstiegsorientiert im Gelände unterwegs sein.

unbefleckten Hang rauslassen. Meistens funktioniert das recht geschmeidig. „Haltet zwanzig Meter Abstand!“, „Quert den Hang einzeln!“, „Legt die Spuren nah beieinander an!“: Was der Guide sagt, ist Gesetz in einem Gelände, das zwar täglich auf die Lawinensituation hin ausgecheckt wird, wobei aber selbst bei Lawinenwarnstufe eins nicht absolute Sicherheit gewährleistet ist. Und an manchen Tagen tankt der Heli so weit draußen, dass es keinen Rückflug zur Mittagspause in der Lodge gibt – sondern Suppen, Salate und Sandwiches von einem kleineren Helikopter auf den Gletscher eingeflogen werden, auf dass man auf 3 000 Metern im Freien jausnet. 110% F ERNWEH

Bei allem Schönwetterskifahren und bei allem Komfort: Wir kommen zum Schluss, dass gerade die Tage, an denen wir wetterbedingt nicht so hoch hinauf fliegen und nicht so locker-flockig durch strahlendes baumloses Gelände gurken, an denen wir ein Stück queren und aufsteigen, die noch eindrucksvolleren sind: Dann landet der Helikopter einmal nicht bei einem Grat oder einer markanteren Erhebung, sondern auf einer Waldlichtung weiter unten. Schneeflocken zerstäuben in der Luft, die Wolkendecke öffnet und schließt sich, mit leisem Sirren rieselt Schnee von den schmalen, hohen Nadelbäumen. Wir sollen kleine Dreiertrupps bilden, um zwischen diesen natürlichen Slalomstangen auf etwaige Verluste zu achten. „Schaut auf die Zwischenräume. Ihr fahrt immer dorthin, wo eure Augen sind“, rät der Guide. Klar, warum: Die dichten Äste halten den Schnee ab, so bildet sich um jeden Baum ein Hohlraum, nicht selten eineinhalb Meter tief. Schnell kann man darin verschüttgehen, schlimmstenfalls kopfüber. Nichts geht über die Nähe von zwei Kumpels, die einen mit Ski und Stecken herausarbeiten könnten. Wir bewegen uns in Hörweite. Flechten streifen über die Schulter. Wo schläft der Bär? Die Abstände, in denen der Guide die Gruppe zusammenwarten lässt, werden immer kürzer. Gelöste Ski müssen ausgegraben werden. Mancher Kollege erscheint wie in Mehl gewälzt aus dem Märchenwald. Zwischen den Bäumen einen Weg zu finden, ist skitechnisch anspruchsvoller als lauter gleichmäßige Turns in den Tiefschnee zu schreiben. Und dann stehen wir plötzlich an einer Kante. Alle hinter mir bleiben stehen. 20 Meter Abstand. Vor uns tut sich ein langer Schlag mitten im kanadischen Winterwald auf. Bizarr ragen verkohlte Bäume aus der steilen Schneedecke, die Reste der Selbstentzündung im Sommer. Baumstumpen zeichnen sich unter dem Powder ab. Hochkonzentriert folgen wir der Spur des Guides. Ein optisch eher hässlicher Hang. Auch nicht ewig lang, nicht annähernd wie die freie Fahrt gestern noch am Gletscher. Als wir unten stehen, verschwitzt, war das, wir sind uns einig: der beste Run, den wir hatten. Die Plage jeden Höhenmeter wert. Wir würden glatt wieder aufsteigen wollen.

Foto: Destination BC/Ryan Creary

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