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WORK OUT Los. Jetzt!

Ballett-Athletin Rebecca Horner Ăźber die Kunst, fit zu bleiben, Nicole Trimmel Ăźber den Vorteil von Faustregeln. Und: Wie und wo Sie bis ins hohe Alter agil bleiben.


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3 AUS DER REDA KTION

Editorial Das würde Ihnen so passen: Raus aus dem Winterschlaf – rein in die Frühjahrsmüdigkeit. Aber nicht mit uns! Wir scheuchen Sie von Workout zu Workout, beamen Sie ins äthiopische Hochland und präsentieren: Bekoji, the fastest place on earth (S. 56). Wir reservieren ein Plätzchen auf der Couch von Coach Mirjam Wolf, weil der Geist ja auch gesund bleiben soll, wenn er schon in einem gesunden Körper wohnt (S. 28), und schubsen Sie in den Pool zu unseren hyperaktiven Synchronschwimmerinnen (S. 36). Die demonstrieren, dass es wenig gibt, das dem Luxusbody mehr abverlangt als Wasserballett. Außer vielleicht: Wasserballett ohne Wasser. Was dann allerdings nicht unter „Sport“, sondern unter „hohe Kunst“ firmiert. Wobei wir uns nach dem Cover-Interview mit Staatsopernsolistin Rebecca Horner nicht mehr ganz so sicher sind (S. 18). Vielleicht doch beides? Von nix kommt also nix. Meistens. Unsere irritierend reale Story über Cyborgs (S. 12) belegt, dass technische Hilfsmittel auch nicht zu verachten sind. Genauso wie (manchmal) chemische: Das Dossier zum Thema begibt sich an die fließenden Grenzlinien von Doping, Medikamentenmissbrauch und Better Aging (S. 4). Welche Tricks es sonst noch gibt, um fit wie ein Turnschuh seeehr alt zu werden, steht in Johannes Stühlingers Story über die fünf Blue Zones unseres Planeten (S. 40). Und sonst? Jede Menge Tipps, wie Sie allein zu Hause, aber keineswegs einsam Ihr Training abspulen können (S. 30). Und: Ein Plädoyer von Nicole Trimmel, Ihre Kinder in den Boxring zu schicken (S. 58). Gut, die Dame war Kickbox-Weltmeisterin, die muss das sagen. Sie hat aber auch schlagkräftige Argumente. Viel Freude beim Lesen!  Manfred Behr

Impressum Herausgeber „Die Presse“ VerlagsGesellschaft m.b.H. & Co KG, Hainburger Straße 33, 1030 Wien Medieninhaber Impresso Ltd., 68 George Borg Olivier Street, STJ 1081 St. Julians, Malta Produktion „Die Presse“ VerlagsGesellschaft m.b.H. & Co KG Hainburger Straße 33, 1030 Wien Konzept Proverbi Sport-Redaktion Manfred Behr Lifestyle-Redaktion Johannes Stühlinger, Christiana Ogunfojuri, Robert Kropf Creative Direction Nicolas Frey Art Direction Anna Hazod, Isabella Schlagintweit Grafisches Konzept Albert Exergian Fotoredaktion Nini Tschavoll Coverfoto Raphael Just Bildbearbeitung Cover Retoucherie, Nicoletta Sobotta Lektorat Carola Kilga

Foto: Raphael Just

Behind the scenes

Produktion Michael Schmid

Sie war noch ein Kind, da kannten wir sie alle: Als Kinderstar an der Seite von Otto Schenk spielte sich Rebecca Horner in die Herzen der Österreicher. Heute steht sie als Solotänzerin auf der Bühne der Wiener Staatsoper. Und ziert erneut Cover – in diesem Fall jenes dieser Ausgabe von 110%. Im Interview (S. 18) erzählt sie von ihren Höhen, Tiefen und von ihrem ganz persönlichen Tanz zwischen Erfolg und Selbstfindung.

Anzeigen Tel.: +43/(01)/514 14-535 E-Mail: anzeigenleitung@ diepresse.com Hersteller Let’s Print Holding AG Bickfordstraße 21, 7201 Neudörfl, Österreich

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No dope, no hope. Das Paradies der kleinen Sünder Die Grenzen zwischen „Better Aging“, Medikamentenmissbrauch und Doping sind mittlerweile fließend. Doch während überführte Athleten mehr denn je am Pranger stehen, gelten Neuro-Enhancer fürs Schul- und Berufsleben und das Wachstumshormon als Quell ewiger Jugend zunehmend als Must-have für die breite Masse. Text: Manfred Behr Illustration: Nicolás Aznárez

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ielleicht liegt es ja grundsätzlich an deren Beruf, aber: Die Dopingjäger haben schon einmal mehr gelacht. Zuerst das Hickhack zwischen dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) und dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) um die lebenslange Olympiasperre von 28 russischen Athleten, die sich auf den McLaren-Report der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) gestützt hatte, dann der Skandal um 60 000 im Umlauf befindliche Doping-Testkits, die sich als nicht fälschungssicher entpuppten. „Wir in Österreich waren von der fehlerhaften Charge nicht betroffen. Die Außenwirkung ist dennoch schlecht. Man hätte den Hersteller zu einer unabhängigen Qualitätssicherung verpflichten müssen“, kritisiert Michael Cepic, Geschäftsführer der NADA Austria, der auch für die konträren Urteile von CAS und IOC klare Worte findet. „Die Erkenntnisse offenbaren das strukturelle Problem des Sports. Das IOC

entscheidet nach Sportrecht, im CAS sitzen ausschließlich Juristen. Die sagen: ,Die Proben der russischen Athleten wurden nachweislich manipuliert, aber der Beweis, dass der Sportler dafür verantwortlich zu machen ist, wurde nicht erbracht.‘ Eine unbefriedigende Situation.“ Immerhin hielt das WhereaboutsSystem der WADA (Athleten der höchsten Leistungsklasse müssen ihren Aufenthaltsort für drei Monate im Voraus auf Stundenbasis in einer Datenbank festhalten und diese laufend aktualisieren) einer Klage vor dem 110% WORKOUT

Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte stand. Der Anti-Doping-Kampf wäre sonst wohl in Trümmern gelegen. Cepic: „Ich fand die Begründung wichtig, dass den Top-Athleten eine dermaßen wichtige Vorbildwirkung für die Jugend und den Breitensport zukommt, dass diese Einschränkungen gerechtfertigt sind.“ Aber auch ohne diesen abgewendeten GAU zweifeln immer mehr Beobachter an Zumutbarkeit und Gerechtigkeit einer Athletenkontrolle, die phasenweise an eine Hexenjagd mittelalterlicher Prägung erinnert – in der alle Versuche, Strafen für gleich gelagerte Delikte fachverbandsübergreifend einheitlich zu implementieren, gescheitert sind. In der Sportler aufgrund ihrer Herkunft engmaschig oder nahezu gar nicht getestet werden, weil die Kontrolleure in manchen Weltgegenden oft Tage brauchen, um eines Athleten habhaft zu werden und/oder der Transport zum nächsten Labor horrende Kosten verursacht. Zum besseren Verständnis: Derzeit zählt man in Europa 18 Dopingkontrolllabore der


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D r. K u r t M o o s b u r g e r

Mag. Michael Cepic

P r o f. D D r. J o h a n n e s H u b e r

Der gebürtige Salzburger ist seit 1985 als Internist, Sport- und Ernährungsmediziner tätig und ordiniert in Hall in Tirol. www.dr-moosburger.at

Der 55-jährige Wiener und frühere Basketballer leitet die Nationale Anti-Doping Agentur Austria seit 2012 und wird dies zumindest noch vier weitere Jahre tun.

Der promovierte Mediziner und Theologe (71) gilt als einer der führenden Endokrinologen. Der Gynäkologe publizierte eine Reihe von Büchern zum Thema Anti-Aging.

„Es ist Doping und ethisch ein No-Go. Aber ich habe für jeden Tour-deFrance-Fahrer Verständnis, der mit Mikrodosen die Regeneration unterstützt.“

„Die unterschiedlichen Erkenntnisse von IOC und CAS offen­ baren das strukturelle Problem des Sports. Hier gilt Sportrecht, dort entscheiden nur Juristen.“

„Genauso legitim, wie im Alter ein kaputtes Knie­gelenk zu ersetzen, ist es, ein Hormondefizit auszugleichen – wenn es richtig gemacht wird.“

WADA, in Afrika – null. Wobei sich grundsätzlich die Frage stellt, woher diese befremdliche Inbrunst stammt, mit der man dopende Sportler ächtet, während die gedopte Gesellschaft ungeniert dieselben Mittel zur Leistungssteigerung einwirft, um mit der Kommerzialisierung der Lebenswelten Schritt halten zu können. Um punktgenau zu funktionieren, wenn Konzentration, Aufnahmefähigkeit und Leistung gefragt sind, um punktgenau zu entspannen, obwohl der Organismus noch auf Performance getrimmt ist. Es handelt sich um Präparate gegen Narkolepsie und Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS), die als Doping fürs Gehirn missbraucht werden: Ritalin (Wirkstoff Methylphenidat), Vigil (Modafinil) und Attentin (Amphetamin), allesamt gern als Neuro-Enhancer bzw. Smart Pills bezeichnet, stehen hoch im Kurs. Kokain als kostspieligere Variante sowieso. Dr. Kurt Moosburger, Internist, Sport- und Ernährungsmediziner, sieht noch keinen

Missbrauch epidemischen Ausmaßes: „Weil es ein Irrglaube ist, dass diese Präparate die Hirnleistung steigern. Aus meiner Sicht sorgen sie für einen beschleunigten Puls, vielleicht sogar für innere Unruhe, mehr nicht.“ Weitaus kritischer sieht er die missbräuchliche Verwendung von Benzodiazepinen (Beruhigungs- und Schlafmittel) à la Rohypnol und Valium. „Sie sind sehr effektiv, führen aber schnell in die Abhängigkeit. Davon wieder loszukommen, ist wegen der massiven Entzugssymptomatik langwierig – Noch langwieriger als bei Alkohol.“ Eine der gängigsten Dopingsubstanzen erfreut sich abseits des Leistungssports wachsender Beliebtheit: das Wachstumshormon (HGH). Einerseits bei den Muskelanbetern, die sich wegen wahnwitziger Überdosierungen häufig massive Neben- und Folgewirkungen einhandeln, andererseits bei all jenen, die den Freuden des Alterns reserviert gegenüberstehen und diesen Prozess zumindest weniger beschwerlich gestalten wollen. Auf Therapien dieser

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„Im Darknet ist die Szene de facto außer Kontrolle“ Niederösterreich führt den Kampf gegen Arznei- und Dopingmittelkriminalität an. Welche Trends zu beobachten sind und wie schwierig sich die Strafverfolgung gestaltet, erklärt Chefinspektor Josef Friedl.

Josef Friedl Leiter des Ermittlungsbereichs Umwelt­ kriminalität im Landeskriminalamt NÖ.

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otspot Niederösterreich. Seit Implementierung des Anti-Doping-Gesetzes 2009 liegt das größte Bundesland in Sachen Verhaftungen unangefochten an der Spitze. Was wohl daran liegen dürfte, dass sich nur hier eine eigene vierköpfige Abteilung der Arznei- und Dopingmittelkriminalität widmet. Ihr Leiter, Chefinspektor Josef Friedl, sprach mit 110 % über die Tücken der Strafverfolgung. Es ist ruhig geworden um Dopingmissbrauch im Fitnesssport. Lässt sich daraus schließen, dass die Kriminalität in diesem Bereich rückläufig ist? JO SEF FR IE D L: Wir führen pro Monat immer noch ein bis zwei Observationen durch, Tendenz gleichbleibend. Was sich verändert hat, sind die Begleitumstände. Heute werden keine Dopingmittel mehr unter der Budel im Fitnessstudio verkauft, es finden allenfalls noch Beratungsgespräche statt. Die Konsumenten beziehen die Mittel fast nur noch über das Internet, vielfach über das Darknet, wo die Szene de facto außer Kontrolle ist. Wenn doch persönliche Übergaben stattfinden, werden sie über die sozialen Medien, nicht mehr per Telefon vereinbart. Das betrifft andere Kriminalitätsfelder genauso. Uns muss klar sein, dass Fahndungserfolge ohne zusätzliche Überwachungsmaßnahmen immer schwerer zu realisieren sein werden. Wobei diese natürlich nur nach Genehmigung eines Richters anwendbar sein sollen. 110% WORKOUT

Was würden Sie sich sonst noch wünschen im Kampf gegen Arzneimittelund Dopingkriminalität? In Sachen Ausbildung, Wissen und technische Ausrüstung hat sich vieles stark verbessert, wir konnten mittlerweile auch eine Datenbank aufbauen, auf die österreichweit alle Ermittler zugreifen können. Die Personalsituation ist allerdings angespannt. Hinzu kommt, dass bei uns im LKA NÖ in den nächsten vier Jahren 67 von 270 Kollegen in Pension gehen werden. Zu schaffen macht uns die Umsetzung des an sich guten Arzneimittelgesetzes. Um einen Haftbefehl zu erwirken, müssen wir dem Dopinghändler Gewerbsmäßigkeit nachweisen. Darunter versteht der Gesetzgeber vier Geschäftsvorgänge innerhalb von drei Jahren. In Anbetracht der vorhin erwähnten Entwicklungen ein sehr schwieriges Unterfangen. Welche Trends erkennen Sie sonst noch in diesem Kriminalitätsfeld? Seit 2013 beobachten wir eine Häufung so genannter Homebrewerys, kleiner Untergrundlabore. Auffällig ist auch, dass anabole Steroide aufgrund ihrer potenzhemmenden Wirkung fast immer in Kombination mit Viagra verkauft werden, wobei die Präparate von der Verpackung bis zum Inhalt sehr oft gefälscht sind – mit allen gesundheitsgefährdenden Folgen. Auch sehr in Mode: so genannte Prohormone von vornherein den Nahrungsergänzungsmitteln beizumischen, damit der Konsument aufgrund der überzeugenden Wirkung gleich zum Stammkunden wird.

Foto: privat

Art ist u.  a. Prof. DDr. Johannes Huber spezialisiert: „Genauso legitim, wie im Alter ein kaputtes Kniegelenk zu ersetzen, ist es, ein Hormondefizit auszugleichen – wenn es richtig gemacht wird. Daran scheitert es in 90 Prozent der Fälle. Es geht nicht nur um die Frage der Dosis, sondern auch darum, welches Hormon verwendet wird bzw. ob es nicht genauso wirksame Alternativen gäbe. Ein niedriger Testosteronspiegel beim Mann lässt sich zum Beispiel in vielen Fällen durch Vitamin-B-Gaben regulieren. Es muss nicht immer gleich die Hormonzufuhr sein. Wie alles im Leben ist es eine Frage der Güterabwägung: Wenn ein Mensch leidet, und die Vorteile überwiegen die Nachteile – warum sollte man es dann nicht tun?“ Apropos Testosteron: noch so ein beliebtes Dopingvehikel, noch so ein Jungbrunnen. Dr. Moosburger: „50 Milligramm Testosteron haben genauso wenig Nebenwirkungen wie eineinhalb Einheiten HGH. Wenn es aber nur darum geht, dass der ältere Herr neben dem Porsche nun auch einen Waschbrettbauch braucht, habe ich meine Probleme aus ethischer Sicht.“ Doch nicht bei allen Hormonbehandlungen steht Moosburger auf der Bremse: „Bei Frauen empfehle ich in den fünf Jahren nach der Menopause eine Östrogentherapie. Da geht’s nicht um Hitzewallungen, sondern um eine Osteoporose-Vorsorge, um ein Absenken des Herzinfarktrisikos, um das Vorbeugen von Depressionen. Ich kenne viele Fälle, in denen sich 50-jährige Frauen so unwohl in ihrem Körper fühlen, dass sie beginnen, aufs Extremste Sport zu betreiben, sogar magersüchtig zu werden. Das muss nicht sein.“ Derlei Minidosen von Testosteron und HGH sind im Hochleistungssport nach wie vor an der Tagesordnung – um besser regenerieren zu können. Moosburger: „Die Anforderungen bei der Tour de France sind unmenschlich. Auch wenn es Doping ist und ethisch ein No-Go: Ich verstehe Athleten, die dort zu solch kleinen Hilfestellungen greifen. Da geht es nicht darum, am nächsten Tag schneller, sondern überhaupt fahren zu können. Die kämpfen ums Überleben.“


MENSCH UND MASCHINE WERDEN EINS.

Kennen Sie das Gefühl, sich blind zu verstehen? Dieses Gefühl von Einheit nennen wir Jinba Ittai. Wie bei Pferd und Reiter verschmelzen Fahrer und Fahrzeug.

DRIVE TOGETHER

D E R NE UE M{ Z D { MX-5 RF Verbrauchswerte: 6,1 − 6,6 l/100 km, CO2-Emissionen: 142 − 154 g/km. Symbolfoto. 110% xxx 2018


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Stefan Matschiner, 2009 wegen Verstößen gegen das Anti-Doping-Gesetz verurteilt, über Norm und Normalität im Hochleistungssport, den Vorsprung der Betrüger und seine Rolle als Paria im „Haus des Sports“.

St. Matschiner Versorgte einst Kohl & Co. mit verbotenen Mitteln und Methoden. Heute ist er im Anlagenbau tätig.

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enn Stefan Matschiner auf seine sechs, sieben Jahre als „Dopingmanager“ von rund 45 nationalen und internationalen Athleten blickt, zieht er in fünf Worten Bilanz: „Es war eine verrückte Zeit.“ Heute ist er für eine Linzer Fördertechnikfirma im Bereich Anlagenbau als Projektleiter tätig. Seine Gedanken über Hochleistungssport und Gesellschaft macht er sich aber nach wie vor.

Gibt es noch Brücken in Ihr zurückliegendes Leben im Leistungssport? ST EFA N M ATSC H IN E R : So gut wie keine. Mir war auch klar: Wenn ich dieses „Haus des Sports“ verlasse und darüber rede, wie es da drinnen zugeht, wird die Tür für immer verschlossen bleiben. Stört mich aber nicht. Von draußen hat man eine andere Perspektive. Wobei in dem Haus ja mehr drin ist als nur Doping, dort findet man die Wettmafia, die gekauften Stimmen für eine Fußball-WM. Dort findet man natürlich auch Schönes, einzigartige Geschichten über Athleten. Letztlich ist es aber ein Ort, in dem sich Machtmenschen austoben, ihre Spielchen spielen, die sie in dieser Form etwa in der Wirtschaft nie spielen könnten, weil es ganz andere Kontrollmechanismen gibt. Sehen Sie Widersprüche in der knallharten Jagd auf gedopte Sportler und der Akzeptanz leistungssteigernder Mittel in der Gesellschaft? Normen und Normalität sind Veränderungen unterworfen. Die Hilfsmittel gehören heute offenbar dazu, und ich wüsste auch

nicht, wie man sie verbieten soll. Im Sport ist Doping zur Normalität geworden. Ginge zum Teil auch gar nicht anders, weil es, entgegen der landläufigen Meinung, mitunter gesünder ist zu dopen, als es nicht zu tun. Das Publikum wiederum, glaube ich, mag es ganz gern, wenn ab und zu die Sau durchs Dorf getrieben wird. Das ist part of the game. Hat die Treibjagd für mehr Unrechtsbewusstsein und für mehr Sauberkeit im Sport gesorgt? In manchen Leichtathletik-Disziplinen hat es den Anschein, in anderen weniger. Die Androhung einer Strafe hat ja noch keinen davon abgehalten, eine Straftat zu begehen. Es ist immer ein Abwiegen des Nutzens und der Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden. Dass die Betrüger immer einen Schritt voraus sind, hat sich nicht verändert. Daran ändert auch das Einfrieren der Dopingproben nichts. Vier Jahre später Gold zurückzufordern ist sinnlos. Die Prämien sind kassiert. Und selbst wenn man erfolgreich regressiert – der „neue“ Olympiasieger hat garantiert nichts davon. Mal abgesehen davon, dass man die Emotionen nicht zurückgeben kann.

Te s t o s t e r o n Sexualhormon, geringere Produktion im Alter, externe Zufuhr kann zu mehr Lebensqualität führen; Überdosierung birgt die Gefahr massiver Nebenwirkungen. Wachs tumshormon (HGH) Wird bis ca. 30 im Schlaf gebildet; eine HGH-Kur beugt Osteoporose vor, dient der Zellregeneration, der Verbesserung des Immunsystems, reduziert Körperfett etc.; bei Überdosierung Gefahr von Tumoren. DHE A Ein Steroidhormon, das wie Melatonin den Energieverbrauch der Zellen senkt, dadurch evtl. lebensverlängernde Wirkung. Gegenspieler des Stress­hormons Cortisol. Reduziert Körperfett – „Jungbrunnenhormon“. Östrogen Neben Progesteron das wichtigste weibliche Sexualhormon. Ein Abfall des Östrogenspiegels führt zu Menopause-Symptomen. Eine kombinierte Therapie von Östrogen und Progesteron beugt Osteoporose und Herzerkrankungen vor. Neuro-Enhancer Psychoaktive Substanzen zum Zweck der Leistungssteigerung – „Hirndoping“. Modafinil Wirkstoff des rezeptpflichtigen Medikaments Vigil, das gegen die Schlafkrankheit verschrieben, aber auch als Aufputschmittel missbraucht wird – „Lerndroge“. Methylphenidat Rezeptpflichtiges Amphetamin, das unter dem Handelsnamen Ritalin gegen ADHS verschrieben und als „Konzentrationshilfe“ zweckentfremdet wird – „Managerpille“. Ephedrin In Kombination mit Koffein ein Fatburner. Grundstoff für Crystal Meth; in vielen Ländern nicht mehr zugelassen. Amphetamin Arzneistoff in der Behandlung von ADHS und Narkolepsie; stark aufputschende Wirkung, als „Speed“ verbreitet.

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Foto: privat

„Man mag es, wenn die Sau durchs Dorf getrieben wird“

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NEIL HARBISSON Der 33-jährige Brite ist eigentlich farbenblind. Doch eine Antenne setzt die Farben seiner Umgebung in Geräusche und Vibrationen um, die direkt in seinen Kopf übertragen werden. So kann er heute sogar die Farben des Alls hören.

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Besser als die Natur erlaubt Sie können Farben hören, Luftdruck fühlen oder Türen von Geisterhand öffnen: Cyborgs. Menschen, die modernste Technik nutzen, um ihren Körper ultrafit zu machen. Eine Entwicklung, die fasziniert, irritiert – aber schon längst in unserer Gesellschaft angekommen ist. Text: Johannes Stühlinger

Fotos: Lars Norgaard

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agen Sie niemals, Neil Harbisson würde eine Antenne tragen! Das lässt ihn aus der Haut fahren. Denn: Neil Harbisson HAT eine Antenne. „Genau so wie jeder andere weder Ohren noch Nase TRÄGT, sondern Ohren HAT, eine Nase HAT, HABE ich eben eine Antenne“, gibt der Brite streng zu Protokoll. Schließlich sei er eben genau das, was man unter einem Cyborg versteht und seine Antenne somit ein Organ. Nichts weniger. Eines, das seinen fehlenden Farbsinn mittels Sensor ersetzt, der in seinem Kopf für jede Farbe spezifische Töne und Vibrationen erzeugt. Es lässt ihn sogar Wellenlängen wahrnehmen, die dem Rest der Menschheit verborgen bleiben. Ultraviolettes Licht zum Beispiel. Oder Infrarot. Seit Neuestem kann er sich sogar dank Internet mit Satelliten im All verbinden, um sozusagen einen Blick ins Universum zu werfen. „Das ist großartig. Abertausende Farben hat das All“, beschreibt er diese „übersinnliche“ Wahrnehmung. Seine Antenne macht ihn also besser, als es die Natur ursprünglich vorgesehen hat – und somit zur außergewöhnlichen Lichtgestalt unter den Cyborgs dieser Welt. So bezeichnen sich also Menschen, die technische Errungenschaften nutzen, um ihren Körper zu verbessern. Doch Einzelfall ist er damit bei weitem keiner. In seinem Umfeld bewegen sich Menschen seinesgleichen: ein Kollege, der dank einer Körpererweiterung Druckveränderungen in der Atmosphäre wahrnehmen und so das Wetter voraussagen kann. Und die Tänzerin Moon Ribas. Sie kann mittels eigenem Implantat an ihrem Sprunggelenk jedes Erdbeben,

das Seismografen irgendwo auf unserem Planeten aufzeichnen, fühlen. Im Gegensatz zu Harbissons künstlichem Farbdetektor erschließt sich die Sinnhaftigkeit von Ribas’ Erdbebensensor allerdings nicht auf den ersten Blick. „Es ist vor allem ein Kunstprojekt“, meint sie obendrein. Es fühle sich an, als hätte sie zwei Herzschläge: ihren eigenen und die Schläge der Erde. Allerdings fühle sie sich, seitdem sie die Erde so intensiv spürt, generell der Natur näher. Und keineswegs den Maschinen, wie man vielleicht glauben möchte. Doch auch wenn derartige Erzählungen in unseren Ohren absurd klingen mögen, markieren sie in Wahrheit bloß die Spitze einer längst in unserer Gesellschaft akzeptierten Realität: Jährlich werden weltweit über eine Million Herzschrittmacher implan-

MOON RIBAS Ursprünglich trug die 32-Jährige Ohrringe, mit denen sie Infrarot­wellen „sehen“ konnte. Heute hat sie ein Implantat, mit dem sie jedes Erbeben auf unserem Planeten wahrnimmt.

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tiert. Rund 300  000 Cochlea-Implantate im Innenohr lassen heute taube Menschen wieder hören, und 120 000 Hirnschrittmacher unterstützen die grauen Zellen von Parkinson- oder Tremorpatienten. Nicht zu vergessen das gesamte Spektrum an modernsten Prothesen. Wie jene von Michel Fornasier. Der Schweizer ist ohne rechte Hand zur Welt gekommen und trägt seit vier Jahren die modernste Handprothese, die es derzeit gibt: eine so genannte bionische Hand. Jeder Finger seiner Roboterhand wird durch einen Minimotor angetrieben. Zwei Elektroden liegen auf dem Armstumpf; sie messen die elektrische Spannung an der Hautoberfläche, welche abhängig von der Muskelanspannung ist. Die Prothese registriert diese Muskelimpulse und führt


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Michel Fornasier trägt die modernste Handprothese der Welt.

die jeweils gewünschte Bewegung aus. Verfeinern kann er dies noch dazu mit einer eigenen App auf seinem Smartphone – das er dank einer Spezialbeschichtung genauso mit seiner künstlichen Hand bedienen kann wie eine Computertastatur. Besonders kuriose Blüten treibt jedoch die Geschichte rund um die Unterschenkelprothese des deutschen Weitspringers Markus Rehm: Mit dieser springt er nämlich 8,40 Meter weit. Weiter als die meisten unversehrten Sportler. Das Resultat: Eine Studie wurde in Auftrag gegeben, die nun belegt, Rehm hätte gegenüber der Konkurrenz einen Vorteil von 13 Zentimetern. Wegen seiner modernen Beinprothese. In Anbetracht der unterschiedlichen Aspekte dieses Themas kann man wohl behaupten, dass die Verschmelzung von Mensch und Maschine längst im Gange ist. Dennoch unterscheiden wir innerhalb unserer Gesellschaft offenbar noch zwischen verschiedenen Motiven: Es ist für uns in Ordnung, der Gesundheit mit technologischen Möglichkeiten auf die Sprünge zu helfen. Wer aber seinem Körper aus bloßer Lust ein Body-Upgrade verpasst, der sorgt für Irritation. Zumindest noch. Denn die Angebote für derartiges Körpertuning

werden immer mehr: 2015 gründete etwa der Deutsche Sven Becker sein Unternehmen „I am Robot“. Damit vertreibt er reiskorngroße NFC-Chip-Implantate, die man sich unter die Haut injiziert. Er selbst trägt seines zwischen Daumen und Zeigefinger und öffnet damit nicht nur völlig kontaktlos seine Wohnungstür, sondern auch jene zum Fitnessstudio. Er steuert damit sein Smartphone, verwaltet darüber seinen Bitcoin-Account und hat die Jahreskarte für das öffentliche Verkehrsnetz seither jederzeit griffbereit. Sprich: Becker ermöglicht jedem, um rund 100 Euro selbst zum Mini-Cyborg zu werden. So spannend diese Entwicklung sein mag, sie macht auch Angst. Hackern seien Tür und Tor geöffnet, monieren Kritiker. Selbst medizinische Implantate seien relativ leicht zu hacken. Davon kann selbst Ober-Cyborg Neil Harbisson ein Lied singen: Sein System wurde bereits geknackt und er mit Sinneseindrücken sozusagen „gespamt“. „Auch das war eine Erfahrung“, so sein lapidarer Kommentar. Also treibt der 33-Jährige sein nächstes Projekt unbeeindruckt voran: Er möchte ein Sinnesorgan entwickeln, das ihn Zeit fühlen lässt. Im Idealfall sogar ohne zweite Antenne. 110% WORKOUT

Hersteller wie Ottobock haben sich auf moderne Körperersatzteile spezialisiert.

Wichtig zu wissen

Cyb o r g s Grundsätzlich kommt der Begriff aus dem Englischen und bedeutet so viel wie „kybernetischer Organismus“. Ob nun aber jemand, der sein Smartphone ständig nutzt, bereits ein Cyborg ist oder man sich erst dann als solcher bezeichnen darf, wenn man dieses implantieren würde, darüber wird aktuell in der Szene debattiert.

V i s i on Die „Cyborg Foundation“ von Neil Harbisson will in unserer Gesellschaft ein stärkeres Bewusstsein für Cyborgs schaffen. Er und seine Mitstreiter sind der Meinung, dass wir mit der heutigen Technik nicht mehr auf die Evolution warten müssen, sondern diese selbst vorantreiben sollen.

Fotos: Picturedesk, Getty Images, Otto Bock

Mit seiner Prothese springt Markus Rehm weiter als unversehrte Kollegen.


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15,86 Sekunden benötigte Katsumi Tamakoshi am 7. 11. 2013 im Olympic Park von Tokio für 100 Meter. Kein großer Wurf? Oh doch! Der Japaner markierte den Weltrekord im Laufen auf allen Vieren.

3 0 3,51 6 K ilome t er hat der Grieche Yiannis Kouros 1997 auf einer Tartanbahn in seiner Wahlheimat Adelaide (AUS) innerhalb von 24 Stunden zurückgelegt. Der Weltrekord entspricht der Distanz vom Wiener Stephansdom zum Klagenfurter Lindwurm oder aber 7,2 Marathons.

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aus 84 Nationen kamen im Juni 2015 in Neu-Delhi zum größten Yoga-Kurs aller Zeiten zusammen.

80 JAHRE 7 306 KLIMMZÜGE schaffte Andrew Shapiro am 14. Mai 2016 innerhalb von 24 Stunden. Der erst 17-Jährige aus Great Falls (Virginia) bezweckte mit dem Kraftakt zweierlei: Spenden für die Krebsforschung zu sammeln (ein Dollar pro Klimmzug) und sich für einen Auftritt als Ninja Warrior zu empfehlen.

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50 MILLIONEN EURO wird das größte Fitnesscenter des Planeten kosten. “The Mirai” ( japanisch für: Zukunft) soll seine Pforten Ende 2019 in Oberhausen (GER) öffnen, auf 50 000 m2 alle Kundenwünsche erfüllen und sich nur durch Werbung finanzieren.

war Mieko Nagaoka (JPN) alt, als sie mit dem Schwimmsport begann. Was sie nicht davon abhielt, als Weltrekordlerin in die Annalen einzugehen. Für die schnellste jemals erzielte Zeit einer 100-Jährigen über 1 500 m Kraul (1:16 Stunden). Zugegeben, es hat sich weder vor noch nach ihr eine Altersgenossin an der Distanz versucht.

3: 3 8:2 9 S T UNDEN reichten Markus Jürgens 2017, um den Hannover-Marathon zu beenden. Das Besondere daran: Der 29-Jährige hatte die 42,195 km im Retourgang zurückgelegt.


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Ihr Leben, ein Tanz! IN T E RV I EW

Was für uns Kunstgenuss bedeutet, ist für Rebecca Horner Spitzensport: Ballett. Die Solistin der Wiener Staatsoper über ihre zweite Karriere, ihr Muttersein & ihre größte Leidenschaft. Interview: Johannes Stühlinger Fotos: Raphael Just Stylist: Max Märzinger Haare & Make-up: Julia Marinics Location: The COI Vienna

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bwohl Rebecca Horner gerade einmal 29 Jahre alt ist, hat sie schon ihre zweite Karriere am Laufen: Als Kind spielte sie sich an der Seite von Otto Schenk mit Filmen wie „Mein Opa ist der Beste“ in die Herzen der Fernsehzuschauer. Heute tanzt sie sich als Solotänzerin der Wiener Staatsoper in jene der Ballett-Fans. Kurz gesagt: Die Wienerin hat schon viel erlebt und somit auch viel zu erzählen. Also haben wir ihr ein paar Fragen gestellt.

Wenn man an Ballett denkt, dann assoziiert man damit Ästhetik und Kultur. Wie viel Spitzensport steckt aber hinter diesem Kunstgenuss? REB ECCA H O R N E R : Natürlich muss man schauen, dass man immer in Form ist. Egal, ob man gerade viel oder wenig zu tun, vielleicht gerade einen Monat lang keine Vorstellung hat. Da gibt es keine Ausreden! In der Regel läuft es bei uns so ab: Wir haben in der Früh ein 75-minütiges Training. Dann fängt der erste Probenblock an. Mittagspause. Zweiter Probenblock. Und wenn ich merke, dass meine Muskeln zu sauer oder zu verspannt sind, dann setze ich mich noch zusätzlich aufs Fahrrad. Das tut mir gut, schont außerdem die Gelenke und entspannt mich für den nächsten Trainingstag. Kostet dich dieses Pensum nicht manchmal auch viel Überwindung? Nein. Es ist ein schönes Gefühl, fit zu sein. Wenn man weiß, wie es ist, wenn man fit ist, dann kann man gar nicht mehr anders. Außerdem ist für mich Tanz viel mehr – Leidenschaft vor allem. Es ist mein Mittel, um mich auszudrücken. Ich unterhalte mich zwar gerne mit Freunden im Kaffeehaus, aber auf der Bühne erzähle ich Geschichten lieber ohne Worte. Und in der Staatsoper habe ich nun auch meinen Platz gefunden und werde für Rollen besetzt, die zu mir passen. Darüber bin ich sehr froh – weil ich eben nicht die typische klassische Balletttänzerin bin. Aber zum Glück bietet unser Repertoire heute mehr als „Nusskna-

Um, sent molupti animinc ilici psani ab il ma est conse mo! cker“ und „Schwanensee“. Da gibt es immer wieder schöne Aufgaben für mich. REBECCA HORNER Über ihre Zeit als Kinderstar kann die Solotänzerin der Wiener Staatsoper heute sehr entspannt plaudern. Dennoch ist sie froh, dass sie sich damals aus der Filmbranchen zurückgezogen hat, um ihren Traum zu leben – den einer Tänzerin.

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Welche Art von Rollen meinst du damit genau? Rollen, bei denen es nicht nur darum geht, die richtigen Schritte zu tun. Sondern Rollen, bei denen viel Denken, viel Hirn dabei ist. Da kann ich hineinschlüpfen, einen Charakter aufbauen, ein Ziel verfolgen. Das ist ein Prozess, den ich sehr gerne mag. Mir wird nämlich generell im Ballett zu wenig der Mensch gezeigt. Es steht meistens die herausragende Technik der Tänzer im Vordergrund. Heutzutage sind alle Tänzer weltweit auf so hohem Niveau, das ist super und


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bewundernswert. Aber es ist nicht meine Stärke. Und ich bin sehr froh, dass ich irgendwann einmal aufgehört habe, so sein zu wollen. Dass ich herausgefunden habe, dass meine Stärken eben im Darstellerischen und in der Interpretation liegen. Gehen wir weg von der Bühne zu dir selbst: Du bist Mutter einer sechsjährigen Tochter. Was hat das Mutterwerden mit dir gemacht? Ich hab’ meinen Körper neu kennen gelernt! Man ist danach total entgiftet und hört wieder die kleinen Impulse. Wenn der Körper sagt: „Ich hab’ jetzt Lust auf Fisch“, dann weiß ich, ich brauch’ jetzt Fisch, Eiweiß – und ich gehe diesen Signalen nach. Oder beim Training: Ist dieser Schmerz jetzt ein gesunder oder sollt’ ich da jetzt aufhören? Das kann ich heute erkennen. Ich hab’ eine viel bessere Wahrnehmung bekommen. Und: Ich mache die Dinge im Training nicht mehr so verbissen wie zuvor. Mein Körper ist nicht wirklich für klassisches Ballett konzipiert, und da fallen mir eben gewisse Dinge einfach schwerer. Nach der Schwangerschaft hab’ ich diesbezüglich viel mehr Entspanntheit entwickelt.

Wenn man deine Biografie ansieht, dann hat deine Tanzkarriere offenbar erst nach der Schwangerschaft so richtig Fahrt aufgenommen ... Stimmt. Es war wohl vor der Geburt meiner Tochter nicht der richtige Moment, um Karriere zu machen. Ich war nicht bereit. Ich war noch sehr in meinem Ballettschulgehirn gefangen. Tunnelblick. Und dabei gehst du verloren. Du bist plötzlich an der Oper, in einer riesigen Company. Du kennst keinen, alle sind total auf Wettbewerb getrimmt. Ich lasse mich von solchen Situationen sehr schnell einschüchtern und hab’ mich viel zu sehr damit beschäftigt, was die anderen machen. Da kommt man aber nicht weiter. Dann wurde mein Vertrag nicht verlängert, und gleichzeitig war ich plötzlich schwanger. So bin ich zu einer Pause gezwungen worden.

Durch die Schwangerschaft hab’ ich meinen Körper neu kennen gelernt!

Was ist in dieser Pause in dir und mit dir geschehen? Ich konnte ernsthaft darüber nachdenken, ob ich das wirklich will, was ich da so intensiv betreibe. Aber nach sieben Monaten habe ich festgestellt: Ja, ich will tanzen! Es geht mir wahnsinnig ab. Also hab’ ich wieder

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Z UR P E RS ON Rebecca Horner wurde am 10. Februar 1989 in Wien geboren. Im Februar 2017 wurde sie zu einer von sechs Solotänzerinnen der Wiener Staatsoper ernannt. IHR LE B E N 1995 wurde sie an der Seite von Otto Schenk im Film „Unser Opa ist der Beste“ zum Kinderstar. Drei weitere Filme folgten, ehe sie sich gänzlich aufs Ballett konzentrierte. Privat ist Rebecca Horner mit dem Tänzer und Choreographen Andrey Kaydanovskiy liiert, mit dem sie eine sechsjährige Tochter hat.

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lich schön, dass sich Leute noch daran erinnern. Und die Filme werden außerdem noch regelmäßig ausgestrahlt ...

zu trainieren begonnen – aber meine Gliedmaßen haben auf die Befehle nicht reagiert. Da durfte ich wieder etwas lernen: Geduld. Bis ich festgestellt habe, dass alles wieder zurückkommt. Mehr noch, mir ist plötzlich alles viel leichter gefallen. Es ist eben eine echte Kopfsache. Wenn man leichte Gedanken denkt, dann geht alles leichter. Daran erinnert mich meine Mama zum Glück immer wieder. Weil ich gerne eine Grüblerin bin und zu viel nachdenke. Wie denkst du heute eigentlich über deine Zeit als Kinderstar? Das ist überhaupt kein Problem für mich. Ich werde auch immer noch regelmäßig auf meine Fernsehrollen angesprochen, und es stört mich gar nicht. Ich finde es jetzt eigent-

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Wenn man leichte Gedanken denkt, geht alles leichter! 110% WORKOUT

Hilft dir diese Erfahrung in deiner heutigen Karrieresituation? Auf jeden Fall! Ich hab’ keine Angst vor Interviews mehr. Ich hab’ ja schon so viele gemacht (lacht). Vielleicht hab’ ich auch unbewusst vom Schauspielen etwas mitgenommen. Als Kind ist man ja wie ein Schwamm und saugt alles auf, es färbt viel auf einen ab, ohne dass man es überhaupt mitbekommt. Vielleicht macht es mir auch deshalb heute so viel Spaß, in Rollen zu schlüpfen. Womit wir wieder auf die Bühne zurückkehren: Magst du das Gefühl des Lampenfiebers eigentlich? Offensichtlich schon. Irgendwie bin ich ein Adrenalinjunkie. Weil: Es macht mich zwar jedes Mal vor einer Premiere völlig fertig. Ich würde am liebsten die Wände hochgehen, frag’ mich, warum ich mir das alles überhaupt antue. Aber dann, wenn es losgeht, in dem Moment, in dem ich an der Reihe bin, da bin ich glücklich. Einfach nur sehr glücklich.


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Backstage Als Chefredakteur der Tageszeitung „Die Presse“ muss Rainer Nowak stets am Laufenden bleiben. Doch davon wollen wir hier gar nicht schreiben – sondern darüber, wie der Redaktionsmanager persönlich nicht aus dem Tritt kommt: Er trainiert derzeit für eine weit profanere Marathon-Aufgabe. Text: Johannes Stühlinger Fotos: Bernd Hofbauer

DIE STADT LIEGT IHM ZU FÜSSEN

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elbst ein erfolgreicher Medienmacher wie Rainer Nowak hat eine Achillesferse. Und just diese – um präzise zu sein: die dazugehörige Sehne – hat ihm letztes Jahr den „Vienna City Marathon“ vergällt. Weil: schmerzhaft entzündet. Start somit unmöglich. Also nimmt der 45-Jährige eben beim heurigen Halbmarathon erstmals die Füße in die Hand – oder so ähnlich. Denn um Geschwindigkeit geht’s dem etwas 110% WORKOUT

anders gestrickten Läufer dabei gar nicht. Als „Walker“ bezeichnet er sich selbst. Als einen gemächlichen Jogger, der als solcher mit dem ganzen Endorphinausschüttungsgeschwafel genauso wenig anfangen kann wie als schreibender Journalist wohl mit derart marathonartigen Wortschöpfungen. Sein Ziel ist hierbei also nicht der Sieg – der innere Fokus schon viel eher: „Zu laufen ist für mich der Inbegriff von Urlaub und Freiheit.“ Die Stadt zu erlaufen gibt ihm das Gefühl, mit ihr verbunden zu sein. „Ich werde dabei ruhig“, postuliert er. Und geht – oder läuft – dieser Ruhefindung aktuell zweimal pro Woche nach. Zehn bis zwölf Kilometer dürfen’s da schon jeweils sein, macht in Summe einen Halbmarathon pro Woche. Doch damit er beim Massenauflauf am 22. April 2018 auch ja nicht aus dem Tritt kommt, hat der „Die Presse“-Chefredakteur zusätzlich noch einen anderen Trainingstrumpf im Ärmel: seinen Arbeitsalltag. „Ich absolviere fast alle Wege zu Fuß“, berichtet er. Und das naturgemäß zumeist im Eilschritt. Macht in Summe 7 000 bis 10  000 zusätzliche Laufmeter. „Deshalb“, so Nowak, „trage ich immer Laufschuhe.“ Egal, ob zu Anzug, Jeans oder Laufhose. Seine Sportbereifung hat rein pragmatische Gründe, ist freilich längst legendär. Vor allem aber soll sie eines keinesfalls sein: ein „Modescheißstatement.“ Wie er selbst sagt. Marathon-Wortkreation hin oder her.


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gal, ob Kletterer, Radfahrer oder eben unser erfolgreiches Fußballdamen-Nationalteam – Mirjam Wolf hilft Sportlerinnen und Sportlern dabei, ihre mentalen Fähigkeiten zu verbessern. Was die Tirolerin dabei genau macht, ist für den Hobbysportler jedoch oft schwer zu greifen. Also haben wir versucht, Einblicke in die Gedankenwelt der 37-jährigen Mentaltrainerin zu erhaschen – um vielleicht selbst etwas fitter im Kopf zu werden. Gerade im Spitzensport wird das Thema Mentaltraining oft genannt. Aber: Was ist das überhaupt? Wir versuchen, mit Sportlerinnen und Sportlern bewusst gewisse Kompetenzen im Mentalbereich zu entwickeln. Wir kennen es zum Beispiel alle, dass wir uns sehr hohe Ziele stecken. Ziele sollte man aber so setzen, dass sie auch eingehalten werden können. Es geht also bei meiner Arbeit viel darum, dass sich das Gegenüber angemessene, realistische Ziele setzt. Und dass diese auch verfolgt und verinnerlicht werden. Und wie machen Sie das? Mit Übungen? Mit Gesprächen? Es ist eine Mischung. Viel passiert über Gespräche über das Bewusstwerden gewisser Ressourcen, die man in sich trägt. Gleichzeitig versuche ich aber auch, mit der Visualisierung von Zielbildern zu arbeiten. So kommt man seinem Ziel durch das Bild im Kopf näher. Es ist also sehr individuell. Aber Sie arbeiten auch mit Teams wie den Fußballdamen. Worin unterscheidet sich die Art und Weise Ihrer Arbeit? Grundsätzlich gar nicht. Auch in einem Team ist jede Sportlerin oder jeder Sportler auf ihrer oder seiner Position ein Individuum, und so versucht man, auch in einer Mannschaftssportart individuelle Kompetenzen zu optimieren. Aber natürlich muss man auch den Teamzusammenhalt fördern. Dass das Team anfängt, miteinander zu harmonieren, dass es in die gleiche Richtung spielt. Wie viel Manipulation steckt eigentlich im Mentaltraining? Manipulation würde bedeuten, dass ich jemandem etwas vorgebe und seine eigenen Möglichkeiten außen vor lasse. Wir hingegen versuchen, lösungsorientiert und nicht problemzentriert zu arbeiten. Dass man auf

bestehende Ressourcen zurückgreift und diese stärkt. Nehmen wir die Wettkampfangst her: Da gilt es herauszufinden, woher diese Angst kommt. Und wenn man es schafft, dass sich der Athlet statt auf die Angst auf die eigenen Stärken konzentriert, kann man sehr gut gegensteuern. Wir haben die Möglichkeit, durch unsere Vorstellungskraft sehr viel zu bewirken. Bilder, die wir uns vorstellen, können wir in der Realität abrufen. Dadurch erlangt man eine gewisse Emotionskontrolle, die wiederum dazu führt, die Situation, die Angst besser meistern zu können. Was können wir uns konkret unter diesen „Bildern“ vorstellen? Angst hat immer etwas mit einer übertriebenen Aufgeregtheit zu tun. Bilder, die uns Energie und Kraft geben oder in denen wir die gleiche Situation optimal gemeistert haben, können helfen. Das kann man mit Selbstgesprächen kombinieren. Dass man zu sich sagt: „Stopp! Du bist jetzt ruhig. Du atmest gleichmäßig ...“ Damit kann man anderen inneren Sätzen wie: „O Gott, ich bin nervös! Was, wenn ich da jetzt einen Fehler mache?“ entgegenwirken. Man kann also diesem angstvollen Erstimpuls mit positiv besetzten Bildern entgegensteuern? Genau. Wenn ich problemorientiert bleibe, halte ich am Problem fest und komme nicht weiter. Wenn ich jedoch anfange, lösungsorientiert zu denken, löst sich dieser Knoten. Man kriegt erst so Distanz und bewertet das Thema auf einmal anders. Und wenn mir schon im Vorfeld bewusst ist, dass so ein Problem auftreten kann, dann ist es mir auch möglich, diesem schneller entgegenzuwirken. Weil es mich nicht überrascht. Das klingt alles sehr schlüssig. Gleichzeitig kommt zu diesen Ansätzen auch immer wieder Kritik ... Dem begegne ich sehr nüchtern und sage nicht: Der verpasst etwas. Ganz im Gegenteil: Wenn ich für mich selbst ein Konzept zurechtgelegt habe, mit dem ich meine Handlungen optimal abrufen kann, dann spricht nichts dagegen, Angebote wie meines eben nicht anzunehmen. Was aber, wenn ich als Hobbysportler Ihre Methoden anwenden möchte? Man kann natürlich auch selbst mit sich arbeiten. Im ersten Schritt sollte man sich einfach hinterfragen: Warum mach’ ich das eigentlich? Wir erleben sehr häufig, dass der Drang, Sport auszuüben, zur Belastung wird. Nach dem Motto: Jetzt muss ich bis 15:00 Uhr arbeiten, aber um 15:15 Uhr muss ich schon laufen gehen. Das führt unweigerlich dazu, 110% WORKOUT

dass viele Menschen Sport nicht mehr als Erholung wahrnehmen, sondern als Stressfaktor. Aber oft scheitert man daran, sich überhaupt zu motivieren ... Ja, es geht gerade im Breitensport oft einfach ums Gewichtreduzieren. Das definiert man dann mit ein paar Kilo, die runter sollen. Da empfiehlt es sich, sich zu überlegen, was denn tatsächlich die Motivation für mich ist: Sind diese paar Kilo wirklich mein Wunsch oder geht es dabei eher um das Bild, das ich nach außen hin erfüllen soll? Vielleicht ist etwa bei stark übergewichtigen Menschen eher das Motiv, dass sie wieder mit dem Kind oder dem Enkerl herumtollen können wollen, das aktuell aber rein körperlich nicht schaffen. Sind innere Motive stärker als von außen suggerierte? Das ist unterschiedlich. Aber im Idealfall sind sie stärker. Bei der eigenen Zielsetzung macht es auf jeden Fall Sinn, diese innere Motivation in den Vordergrund zu rücken.

Z UR P E R S ON Mirjam Wolf wurde am 8. August 1980 in Tirol geboren und ist seit 2010 als Sportpsychologin tätig.

B i o g ra fi e Mirjam Wolf studierte an der Uni Innsbruck Psychologie. Nach ihrer Ausbildung zur Sportpsychologin war sie bis 2015 im Österreichischen Bundesnetzwerk für Sportpsychologie und als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sportwissenschaften tätig. Seit 2015 leitet die 37-Jährige am Institut für Sport-, Alpinmedizin und Gesundheitstourismus (ISAG) die „Sportpsychologische Koordinationsstelle des Landes Tirol“. Ihr Schwerpunkt liegt in der sportpsychologischen Betreuung sowie in der Leitung & Entwicklung von Betreuungskonzepten.

Fotos: beigestellt, Picturedesk

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Alles fit im Kopf?

Der Begriff „Mentaltraining“ ist im Spitzensport allgegenwärtig. Aber was machen Mentaltrainer eigentlich? Eine, die es wissen muss, hat es uns erklärt: Mirjam Wolf. Sie ist unter anderem in den Köpfen unserer gefeierten Fußballdamen omnipräsent. Interview: Johannes Stühlinger

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ALLEINE BIN ICH VIELE Speziell entwickelte soziale Netzwerke verwickeln neuerdings Einzelsportler in digitale Teamkämpfe. Ein Megatrend mit hohem Suchtfaktor!

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Text: Johannes Stühlinger

ausgefeilte soziale Netzwerke, die heute aber aus dem Sport gar eine Art Computerspiel machen! Bestes Beispiel: das Trainingsnetwork „Zwift“. Dabei stellt man sein Rennrad einfach im Wohnzimmer vor einem Monitor auf eine Walze, die mit dem Internet verbunden ist. Und plötzlich tritt man nicht bloß einsam und gelangweilt auf einem Hometrainer in die Pedale, sondern mit anderen realen Personen auf einer virtuellen Landstraße gegeneinander an. Denn: Das Gerät sendet die Daten aus dem zu Hause ins Web, verbindet sie mit jenen anderer und spielt am Monitor eine realitätsnahe Umgebung dazu aus. Man fährt also auf dem Schirm gemeinsam, obwohl man alleine zu Hause ist. „Das nennt sich im Fachjargon ,Gamification‘ und ist ein echter Meilenstein in der Entwicklung der SportApps“, erläutert Stephan Gustav Götz von der Digital Agentur „Media Brothers“ in Wien. Damit würden seiner Meinung nach zwei Welten miteinander verknüpft: Sport und Spiel. „Die Reize der LAN-Partys, bei denen Computerspieler etwa gegeneinander Autorennen fahren, werden nun hergenommen und in den Fitnessbereich integriert“, so Götz. Ähnliche Modelle gibt es bereits für andere Sportarten wie etwa Rudern oder natürlich Joggen. Das Resultat: Plötzlich

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Rechts oben: Mit „Zwift“ kann man von zu Hause aus mit seinem Rennrad gegen reale Gegner im Internet radeln.

Rechts: Unzählige Anbieter verknüpfen Menschen, die allein trainieren, mit einer Community. Das schafft Motivation.

Fotos: Liftsessions, Zwift, Freeletics

igentlich ist er ein freundlicher Geselle. Er will nichts Böses, er will nur seine Ruhe. Und wenn man ihn nicht provoziert, dann braucht man auch kein schlechtes Gewissen zu haben. Wehe aber, er soll runter von der Couch und raus – ins Fitnessstudio zum Beispiel. Oder aufs Fahrrad. Nein, mit dem Sport hat er’s nicht so. Der innere Schweinehund. Obwohl dieser Kerl bloß als Allegorie für Willensschwäche steht, ist er uns doch allen wohlbekannt. Und die meisten von uns können ihm viel zu selten die Stirn bieten. Doch nun hat das Internet dem inneren Schweinehund den Kampf angesagt. Und erstmals sieht es tatsächlich danach aus, als müsse sich dieser warm anziehen. Aber alles der Reihe nach. Seinen Ausgang hat alles mit der Entwicklung von Smartphones und den ersten Sport-Apps genommen – wie etwa der des österreichischen Parade-Start-ups „Runtastic“. Plötzlich konnte man seine Laufstrecken auf einfache Art und Weise mittracken. Den Laufbegeisterten bereitete es Freude, die eigenen Erfolge in einer Art Logbuch präsentiert zu bekommen. Kurz gesagt: Das Konzept hatte Erfolg. Und was nun auf dem besten Weg ist, die Welt der Hobbysportler zu revolutionieren, sind nichts anderes als die Enkelkinder von „Runtastic“ und Co.:

Links oben: Die App „LIFT session Companion“ ermöglicht das Trainieren mit Live-Coaches von der Couch aus.


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Die be s t en A pp s Welche Sport-Community ist für mich die richtige? Wir haben drei unterschiedliche genauer angeschaut.

„Die Spielreize der LAN-Partys werden nun in den Fitnessbereich integriert.“ Diese Einschätzung teilt Stephanie Falch, Marketingchefin von „Evo-Fitness“: „Wir haben eine App entwickelt, mit der man seinen Personaltrainer in digitaler Form überall und jederzeit dabeihat. Darauf kippen einige extrem hinein!“ Auch ihr Angebot versucht, allein trainierende Menschen digital zu vereinen und weitere Anreize in Form von Belohnungssystemen zu schaffen. Verknappt ausgedrückt: Wer mehr trainiert, steigt innerhalb der Community auf und kann andere Kurse belegen als etwa der Anfänger. „Wir wollen damit die Brücke zwischen unseren Fitnessstudios und den Menschen bauen“, so Falch. Die Botschaft lautet: „Evo“

Achtung, Sucht­ faktor: In digitalen Communitys pushen sich Sportler teilweise so sehr, dass Suchtgefahr besteht!

hilft beim Sporteln, egal, wo du gerade bist. Das Konzept geht auf: Von den 600 im Wiener Ableger eingeschriebenen Mitgliedern nutzen unglaubliche drei Viertel die App regelmäßig. Weltweit sind die Zahlen derartiger Apps und Angebote jedenfalls beeindruckend. So gut wie jede Plattform kann Zuwächse verzeichnen. Bei „Zwift“ ist man inzwischen so selbstbewusst, dass man den Abo-Preis um 50 % nach oben geschraubt hat – ohne echten Gegenwind zu bekommen. Gleichzeitig scheint der nächste große Sprung in der technischen Entwicklung sogar noch bevorzustehen: Was, wenn die sportlichen Mitstreiter nicht mehr bloß auf dem Monitor zugegen sind, sondern man sich via Virtual-Reality-Brille mitten unter ihnen befindet? Thomas Lichtblau vom österreichischen Digital-Brand-Studio „wild“ arbeitet genau in diesem Bereich: „Wir haben für Google bereits ein Pingpong-Spiel entwickelt, das rein virtuell funktioniert. Virtual Reality wird vermutlich in genau diesen Bereichen des Entertainments seine Zukunft haben“, wagt er einen vorsichtigen Ausblick. Und spätestens dann muss der innere Schweinehund doch wohl hoffentlich endlich seine Niederlage eingestehen. Alles andere wäre nun wirklich einfach nur eines: unsportlich. Selbst für ihn. 110% WORKOUT

B O DYSPAC E Wer auf Bodybuilding abfährt, ist hier richtig. Und das sind offenbar viele: „Bodyspace“ rühmt sich als größte Fitnessplattform der Welt und hat eigenen Angaben zufolge eine Million Kunden. App: gratis Mitgliedschaft: 8,99 $ / Monat

YO G A . C O M STU D I O Die laut Eigendefinition „beliebteste Yoga-App“ spielt auf jeden Fall alle Stückerln. Man kann aus 300 Lessons wählen und sogar eigene Sequenzen individuell zusammenstellen. App: 4,49 € Kosten: In-App-Käufe sind möglich

Foto: Zwift

macht Sport viel mehr Spaß, da man quasi selbst Bestandteil eines Computerspiels wird und gleichzeitig auch noch Mitglied einer in sich geschlossenen Community – der nächste wesentliche Aspekt, der diese Systeme aktuell zum Megahit macht. Götz: „Das Wir-Gefühl, Ranglisten, sich mit anderen zu matchen und die Möglichkeit, innerhalb eines Systems in der Hierarchie aufzusteigen, das sind alles wesentliche Komponenten, die derartige Angebote interessant machen und schlussendlich dazu führen, dass man lieber Sport treibt.“ Das könne seiner Wahrnehmung nach sogar so weit gehen, dass man auch nach dieser Art der Computerspiele süchtig wird.

G Y MO N D O Egal, ob Fatburner oder Bodyshape – bei „Gymondo“ wähnt man sich in einem Fitnessstudio, das über das Handy ins Wohnzimmer verlagert wurde. Die Kurse werden sehr individuell angepasst, Ernährungspläne kann man sich erstellen lassen. App: gratis Mitgliedschaft: 12,99 € / Monat


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Text: Johannes Stühlinger

Stylish & praktisch: die 360-GradKamera „Fitt360“.

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önnen Sie sich noch an Google Glass erinnern? Kurz war er, der Hype um die Brillenkamera. Bloß: Die Pornoindustrie fand das Teil recht anregend – also war’s ob des Imageproblems nach nur einem Jahr wieder weg vom Markt. Doch nun kommt ein junger Südkoreaner daher und zeigt, wie man das richtig macht. Mit einem Halsband! Zumindest, wenn man sich an der Kickstarter-Kampagne orientiert, die sein Unternehmen gerade erfolgreich abgeschlossen hat: Bloß 836 Unterstützer ließen gemeinsam rund 260 000 € für sein „Fitt360“ springen! Was aber macht dieses Teil so besonders? „Es ist die erste 360-Grad-Kamera, die weder schwer noch groß ist“, so der Entwickler. In der Tat kann man mit ihr ohne jegliche Einschränkungen alles rund um sich aufzeichnen oder live streamen. Die Bilder von drei Linsen werden in Echtzeit miteinander zu einem Bild verschmolzen. Und das, ohne ein Bedienelement in der Hand halten zu müssen. Denn die Idee ist klar: Selbst Extremsportler sollen damit jeden an ihren Abenteuern teil110% WORKOUT

Drei Größen machen die Kamera für jeden tragbar.

haben lassen können. Und glaubt man ersten Tests, übertrifft „Fitt360“ die Erwartungen sogar. Auch, weil das einstige Samsung-Brain Kevin Kim an alles gedacht hat: Über das Halsband kann man etwa zusätzlich Musik hören oder telefonieren. Und die Gefahr, dass auch ihm die Pornoindustrie einen Strich durch die Rechnung macht, ist außerdem eher gering: Wer will in Sexfilmchen schon sehen, was hinter den Akteuren passiert? Eben.

Fotos: beigestellt

Ob Kevin Kim an Paranoia leidet, verrät er zwar nicht – doch seine Tech-Idee deutet darauf hin: Er hat ein Halsband entwickelt, mit dem man immer weiß, was hinter einem so abgeht – nämlich die erste 360-Grad-Kamera, die nicht so groß wie ein Sturzhelm ist!

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ONLY THE STRONG SURVIVE Beim Synchronschwimmen, dieser Bastion von Anmut und Grazie, braucht es einen langen Atem und viel Leidensfähigkeit. Die ehemals griechischen Alexandri-Schwestern, die als Backfische in Österreich auftauchten, verfügen über beides im Überfluss. Ein Besuch bei drei Unterwasserüberlebenskünstlerinnen. Text: Manfred Behr Fotos: Marko Mestrovic

K Eirini-Marina & Anna-Maria Alexandri bilden 2020 das olympische Duo, Solo-Schwester Vasiliki-Pagona darf nur bei Weltmeister­­schaften ran.

ein Stress! Nichts verursachte den Alexandri-Schwestern aus Volos, Mittelgriechenland, während ihrer ersten Wochen in Österreich mehr Stress als der gut gemeinte Rat, sich in Gelassenheit zu üben. „Anfangs fanden wir das ziemlich komisch. Eigentlich waren wir ja hierher gekommen, um Stress zu haben.“ Das Projekt, das sich AnnaMaria, Eirini-Marina und Vasiliki-Pagona aufgehalst hatten, deutete tatsächlich auf wenig Tagesfreizeit hin: Sprache lernen, Schule meistern, das Leben in der Fremde in den Griff bekommen. Vor allem aber: zügig den Weg Richtung Weltklasse beschreiten. Den Seeweg, wenn man so will, denn die Alexandris sind Synchronschwimmerinnen. Außerordentlich talentierte und leistungswillige noch dazu. Schon mit 14 stellten sie drei Achtel der griechischen Nationalmannschaft, die 2012 bei der EM in Eindhoven Sechste geworden war. Die EM war gleichzeitig ihr letzter Auftritt für die Heimat, weil sich Schule in Volos und Sport in Athen so gar nicht synchronisieren ließen. Das Internat im Bundesleistungszentrum Südstadt aber verhieß genau diese Möglich110% WORKOUT

keit. Eine Info, die den Alexandris von der gebürtigen Bulgarin Albena Mladenova zugetragen wurde, die nach zehn Jahren in Griechenland genau dort über die exakte Ausführung von Schwertfisch, Barracuda, Flamingo, Albatros und rund 167 weiteren Kunstschwimmfiguren wacht. Im August 2012 übersiedelten die Backfische dann tatsächlich und fühlten sich anfangs nur bedingt heimisch. „Zum Glück hatten wir Albena – sie war wie eine Mutter zu uns. Das Essen in der Kantine schmeckte deswegen aber auch nicht besser. Wir waren an Mamas Küche gewöhnt“, erinnert sich Vasiliki, die mit ein bzw. zwei Minuten Vorsprung älteste der Schwestern. Die österreichische Sportmentalität – Stichwort: „kein Stress“ – lernten sie erst allmählich zu verstehen. „Hier haben die Menschen alles, müssen nicht so intensiv kämpfen, betreiben Sport nur aus Spaß. Wenn der Erfolg ausbleibt, macht man eben etwas anderes. In Griechenland hingegen gibt es nicht einmal so etwas wie eine Athletenförderung“, erzählt Anna-Maria. Die logische Folge: Only the strong survive. Or the rich. Die Alexandri-Schwestern zählen zweifellos zu Kategorie eins.


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Die Alexandri-Schwestern schaffen es, unter Wasser bis zu 2:45 Minuten ohne Atemzug auszukommen.

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Eirini-Marina, Vasiliki-Pagona und Anna-Maria (im Bild rechts oben v. li.) müssen vor jedem Wettkampf 40 Minuten ins Styling investieren. Besonders aufwendig: die Haar­behandlung mit in heißem Wasser angerührter Gelatine.

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Coach Mladenova schwärmt: „Sie haben alles: die Technik, die Flexibilität, die Schnelligkeit in ihren Bewegungen, die Ausdauer.“ Letztere ist in besonderem Maße gefordert, angesichts von 33 Trainingsstunden pro Woche, beginnend um sechs oder sieben Uhr morgens. Mit Nettigkeiten wie „Ausdauerschwimmen“, zum Beispiel 50-Meter-Serien – allerdings ohne zu atmen. Oder 400 Meter Kraul, wobei abwechselnd 25 Meter über und 25 Meter unter Wasser bewältigt werden. Hinzu kommt als größter Block das Trainieren der Technikelemente, vier Stunden Ballett zwecks Verbesserung der Flexibilität und zur Kräftigung der Beine, vier bis fünf Stunden Kraftkammer, eine Stunde Sling-Training, zwei Stunden Laufen oder Radfahren – plus Physiotherapie, Massage, Sauna. Und ein bisschen Schauspielunterricht, wenn’s nach Trainerin Mladenova geht, mit dem Ziel, die Wertungsrichter noch nachhaltiger zu bezaubern. Denn bei denen tut sich Österreich, gemeinhin nicht unbedingt als Synchron-Hochburg verschrien, mit traditionellem Lobbying eher schwer. Albena


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Mladenova: „Bei der WM in Budapest haben mir etliche Preisrichter informell bestätigt, dass die Mädchen das dritt- oder viertbeste Programm gezeigt haben – belegt haben wir aber die Plätze acht und neun.“ Wobei sich in den Top Ten nur zwei weitere Jungspunde unter 23 Jahren, aber umso mehr Routiniers in ihren Dreißigern fanden. Zeit genug also, um bleibenden Eindruck zu hinterlassen – denn die Alexandris planen bis Olympia 2028, wenngleich einer aus dem Trio dort wie auch in Tokio 2020 wohl nur die Zuschauerrolle bleiben wird. Denn für die olympischen Disziplinen Duett und Team sind die Alexandri-Drillinge um eine zu viel bzw. um fünf zu wenig. Wer auf der Strecke bleibt, wurde bereits geklärt. „Für mich ist das sehr bitter, weil ich seit Kindertagen von Olympischen Spielen träume. Aber die Entscheidung musste so fallen, weil der Körperbau meiner Schwestern ähnlicher ist“, zeigt Vasiliki Verständnis. Die Schwestern gemeinsam mit einer anderen Kunstschwimmerin herauszufordern, hat die 20-Jährige längst ad acta gelegt. „Aber nicht,

weil ich mich geweigert hätte, gegen sie anzutreten, wie geschrieben wurde. Es gab nur bisher keine Athletin, mit der es punkto Leistungsniveau Sinn gemacht hätte – und es wird sie auch in Zukunft nicht geben.“ Trotzdem nimmt auch Vasiliki alle Entbehrungen gerne in Kauf. „Ein soziales Leben haben wir nicht.“ An den Wochenenden wird auf der Couch exzessiv regeneriert. In den bald sechs Jahren in Österreich schafften es die Mädchen gerade mal auf ihre eigene Maturafeier – um gegen 23 Uhr wieder abzudampfen. „Uns die Nächte um die Ohren zu schlagen, entspricht einfach nicht unserem Charakter. Und ich würde es auch gar nicht aushalten, weil ich spätestens um zehn ins Bett falle“, stellt Anna-Maria Alexandri klar. Immerhin: Seit Herbst sind die Entbehrungen weniger geworden. Einerseits sorgt das Bundesheer für wirtschaftliche Absicherung, andererseits ist Mama Alexandri für mindestens ein Jahr in die Schwestern-WG eingezogen – womit sich die Vorzüge der alten mit jenen der neuen Heimat in idealer Weise verknüpfen lassen.

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STÄRKER, UM LÄNGER ZU WIRKEN


40 STORY

WAS GEHT, ALTER? Auf ihrer Suche nach dem Jungbrunnen haben Forscher fünf Flecken Erde entdeckt, an denen Menschen besonders alt werden – so genannte Blue Zones. Jetzt wollen wir uns von den Einheimischen dort ein Scheibchen abschneiden. Text: Johannes Stühlinger

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Fotos: istock (1), Getty Images (2)

E s war einmal ein Grieche namens Stamatis Moraitis. Der hatte eine wahrlich erstaunliche Geschichte zu erzählen. Und die geht so: Stamatis wurde im Zweiten Weltkrieg verwundet, weshalb er in die USA flüchtete. Dort gründete er eine Familie und brachte es binnen weniger Jahre zu Wohlstand. Als er schließlich 1976 aber an Lungenkrebs erkrankte, beschloss er, in seine Heimat zurückzukehren. Auf die kleine griechische Insel Ikaria. Um zu sterben. Doch binnen weniger Wochen erholte sich der Schwerkranke, wurde ohne jegliche medizinische Betreuung schlussendlich sogar ganz gesund. Was ein bisschen nach Münchhausen klingt, ist das genaue Gegenteil. Die Episode ist gut dokumentiert, und besagter Grieche gab tatsächlich noch im Jahr 2012 Interviews, ehe ihn am 2. Februar 2013 im Alter von 99 Jahren dann doch der Sensenmann einholte. Vor allem aber hat seine ungewöhnliche Geschichte den amerikanischen Journalisten Dan Buettner aufmerksam gemacht und ihn auf die kleine griechische Insel mit ihren 8 423 Einwohnern gelockt. Gemeinsam mit den Wissenschaftern Gianni Pes und Michel Poulain wollte er sich die Sache genauer ansehen. Fazit einer ausgedehnten Studie: Der Anteil der über 90-Jährigen ist hier zehnmal so hoch wie im europäischen Durchschnitt. Selbst ein 100. Geburtstag ist auf Ikaria nichts Besonderes. Krebs oder Herzinfarkte treten selten und Demenzerkrankungen gar nicht auf. Hier ist man fit! „Die Menschen auf Ikaria vergessen zu sterben“, schrieb Buettner also verblüfft. Und selbst verschrieb er sich der Suche nach weiteren Inseln der Seligkeit, auf denen Menschen älter werden und gesünder sind als überall sonst auf der Welt. Nach „Blue Zones“, wie er diese Gebiete nannte.

41 STORY

Im hohen Alter noch fit und munter durchs Leben laufen? Wovon wir oft nur träumen dürfen, ist für die Einwohner der so genannten Blue Zones ganz normal. Nun versuchen Forscher, das Geheimnis dieser Regionen zu lüften.

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Heute kennt man genau fünf dieser Blue Zones: einige kleine Bergdörfer im Landesinneren Sardiniens, das Dorf Ogimi auf der japanischen Inselgruppe Okinawa, jener Teil der kalifornischen Stadt Loma Linda, in dem eine Gruppe Adventisten abgeschieden lebt, und die Halbinsel Nicoya in Costa Rica. Also Regionen, die weder kulturell noch geografisch miteinander in Verbindung stehen und somit eine Frage aufwerfen: Was können wir von Blue Zone-Bewohnern lernen, um selbst länger zu leben? Die Wissenschaft erhofft sich jedenfalls Hinweise darauf, welche Gen-Codes wie viel Einfluss auf die Langlebigkeit haben. Schließlich ist eines klar: Die Gene müssen etwas mit der überdurchschnittlichen Lebenserwartung in den Blue Zones zu tun haben. Ungefähr


42 STORY

B LU E ZO NES

SA R D I N I A Italien

LO M A L I N DA Kalifornien

O K I N AWA Japan

N I C OYA Costa Rica

IKARIA Griechenland

E RN Ä HR UNG W IE IN DE N B L UE Z ONE S Dan Buettner hat aus seinen Forschungen über die Blue Zones zehn Thesen aufgestellt. Viel Kaffee trinken! Eine der besten Quellen für Antioxidantien. Keine Obstsäfte! Viel zu viel Zucker. Keine proteinhaltigen Shakes. Viel spazieren und wandern gehen. Rotwein ist gesund! Wenn Sie sich mediterran ernähren, was vernünftig ist, dann passt er besser als Wasser.

Alte und gleichzeitig fitte Menschen sind hierzulande eher selten anzutreffen. In den Blue Zones gibt es von diesen um das Zehnfache mehr!

Ernähren Sie sich vegetarisch! Gemüse, Früchte, Nüsse, 100-prozentiges Vollkorn, Haferflocken, Avocados sind ideal. Schränken Sie Butter stark ein, benutzen Sie stattdessen Olivenöl. Fleisch und Fisch nur ab und zu. Und Sojamilch statt Kuhmilch! Es gibt keinen Grund, Kohlenhydrate zu meiden. Ein frisch gebackenes Sauerteigbrot entlastet den Körper.

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Fotos: Getty Images Karte: Anna Hazod

20 Prozent nämlich, meinen die Forscher. Was sie bis jetzt wissen: Die untersuchten Volksgruppen weisen besonders gutes Genmaterial auf, und aufgrund der Abgeschiedenheit ihres Wohnorts wurde eine Durchmischung mit schlechterem Genmaterial weitgehend verhindert. Außerdem wird vermutet, dass gewisse Nahrungsmittel Stoffe enthalten, die besonders gesund sind oder sogar bestimmte schlummernde Gene aktivieren. Diese könnten für ein längeres und fitteres Leben mitverantwortlich sein. Hierbei wurde man bereits fündig: In jenen Kräutern, aus denen die Menschen auf Ikaria ihren täglichen Tee brühen, sind besonders

Sie strapazieren Ihre Gelenke mit Marathonläufen und Gewichten? Lassen Sie’s lieber. Wandern, Radfahren und Yoga sind besser.


43 STORY

viele Antioxidantien enthalten, die Stress und Herzkrankheiten entgegenwirken. Außerdem wurde wiederum in Okinawa ein Stoff destilliert, der im Körper ein Gen aktiviert, das schlussendlich die Entstehung von Krebszellen hemmt. Abseits der Genforschung gelang Buettner jedoch inzwischen ein wesentlich greifbarerer Erfolg – er konnte einige Faktoren definieren, die alle Einwohner dieser Oasen gemeinsam haben und die man sich zumindest teilweise abschauen kann: Sie rauchen nicht, trinken wenig Alkohol. Sie ernähren sich ausgewogen; viele bauen ihr Gemüse selbst an. Ein gemeinsamer Nenner beim Essen sind Obst, Gemüse und Vollkorn sowie der weitgehende Verzicht auf tierische Fette. Außerdem essen sie nur, bis sie satt sind. Maßlosigkeit ist ein Fremdwort. Doch der wohl spannendste Aspekt hat nichts mit der Ernährung zu tun: In allen fünf Regionen sind die sozialen Bande besonders eng. Freundschaften werden so intensiv wie sonst nirgendwo gelebt, das familiäre

Können Wissenschafter in den Blue Zones den Schlüssel zum Jungbrunnen finden? Einige spannende Erkenntnisse lassen zumindest darauf hoffen.

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Miteinander hat einen hohen Stellenwert. Man nimmt sich bewusst Zeit füreinander. Diesen Aspekt präzisiert einer, der es wissen muss: Dr. Ilias Leradi. Er ist einer von logischerweise sehr wenigen Ärzten auf Ikaria. „Hier trägt niemand eine Uhr. Das wäre zwecklos, weil sich keiner an Uhrzeiten hält. Laden Sie jemanden zum Mittagessen ein, kommt er schon um zehn oder vielleicht erst um sechs Uhr abends“, erzählt er. Die Menschen blieben hier gerne lange auf, um gesellige Abende zu verbringen. Auch sei auf der griechischen Trauminsel Geld unwichtig. Für kulturelle Feiertage würden die Menschen Geld sammeln, um Essen und Wein kaufen zu können. Was übrig bleibt, bekommen die Armen. „Ikaria“, sagt der Arzt, „ist kein Ich-Ort. Es ist ein Uns-Platz.“ Wer also schon den Jungbrunnen leise sprudeln hört, muss sich noch gedulden. Denn: Den Rest der Welt in einen Uns-Platz zu verwandeln, wird sich in diesem Leben nicht mehr ausgehen. Egal, wie lange dieses auch dauern mag.


44 EX PERTEN-DUELL

Wer sagt, dass Outdoor-Sport das einzig Wahre ist? Und was können Fitnessstudios besser als Wald und Wiese? Ein nicht ganz ernst gemeintes Experten-Duell. Text: Johannes Stühlinger

W

er, seitdem er denken kann, bei Sonne, Regen und Schnee auf Berge stürmt, der hat eine klare Präferenz zum Thema In- oder Outdoor-Sport: Roland Kurz ist Begründer des berühmten Tourenskirennens „Hervis Mountain Attack“ in Saalbach Hinterglemm – also naturgemäß ein leidenschaftlicher Verfechter von Outdoor-Aktivitäten: „Egal, in welcher Sportart und in welchem Tempo – das Genießen von Freiheit und der Natur ist einfach das Nonplusultra“, gibt der 51-Jährige zu Protokoll. Aber was genau macht die Natur zum besseren Sportplatz als das Fitnessstudio? „Es geht dabei nicht nur um den sportlichen Ansatz, der ist eher zweitrangig“, erläutert der Sportwissenschafter. „Wenn man sich in der Natur bewegt, gibt es immer etwas zu sehen, zu beobachten. Es ist immer ein großer Erlebnisfaktor dabei.“ Eine Facette, die selbst modernste Fitnessstudios nicht bieten können. Und die aber dazu führt, so Kurz, dass nicht nur der Körper fit bleibt oder wird, sondern auch die Seele: „Diese Eindrücke tun unserem Innersten gut. Sie beruhigen, lösen Stress noch besser“, ist er sich sicher. Und so gibt’s kein Schlechtwetter, das dem Unternehmer seinen Outdoor-Spaß vergällen könnte – egal, zu welcher Jahreszeit. Dennoch möchte Kurz Fitnessstudios keinesfalls verteufeln: „Auch ich nutze solche Angebote immer wieder, um ergänzend zu trainieren“, gibt er sich versöhnlich. Das sei eben auch notwendig. Abgesehen davon dürfe man nicht vergessen, dass der Hallstätter auch in der Natur wohnt. „Menschen“, meint er, „die etwa in einer Großstadt leben, haben es da viel schwieriger.“ Nicht nur, dass meist weder Berge, Seen noch Wälder leicht erreichbar sind, auch die Luft ist an stark befahrenen Straßen wohl weit weniger gesund als jene im Fitnessstudio. Aber sein Seelenheil wird zumindest einer wie er hier wohl niemals finden.

Roland Kurz ist Sport­ wissenschafter und Gründer der „Hervis Mountain Attack“.

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Fotos: istock (2), NMC (1), privat (1)

DRAUSSEN ODER DRINNEN?

OU T D O OR


45 EX PERTEN-DUELL

W IND O O R

ir Österreicher fliegen offenbar auf Fitnessstudios – ganze 1 045 sind bei der Wirtschaftskammer gemeldet! Es muss also gute Gründe geben, warum deren Angebot so großen Anklang findet. Einer, der es wissen muss, ist Ernst Minar. Als Chef von „John Harris“ besitzt er gleich zwölf der hochwertigsten Sport-Clubs des Landes. Dementsprechend gerne steigt er in den Ring, um den Indoor-Sport fachkundig zu verteidigen: „Man kann nirgendwo sonst so gut auf den einzelnen Sportler eingehen. Durch das Equipment in einem Fitnessstudio lassen sich Kraft- und Konditionstraining überprüfen, außerdem sind die Rahmenbedingungen immer die gleichen“, streicht er umgehend hervor. Seiner Erfahrung nach fällt es den Menschen in eigenen Räumlichkeiten auch leichter, sich zu fokussieren, da es wenig Ablenkung gibt. Vor allem aber geht es gerade in den Städten – in denen die Fitnessstudiokonzentration besonders hoch ist – um das Thema Zeit: „Hier findet man alle Möglichkeiten komprimiert an einem Ort. Man kann mit dem richtigen Trainingsplan in kürzester Zeit jeden Muskel trainieren und ist schon wieder weg.“ Eben solche Pläne werden in Studios wie den seinen von ausgebildeten Experten erstellt. Ein wichtiger Aspekt, so der Unternehmer,

da gerade Anfänger beim Training sehr viel falsch machen können. Also sagt er stets: „Wer nicht weiß wie, sollte lieber mit dem Hund spazieren gehen. Sonst schadet er sich mehr, als es ihm nützt.“ Sprich: Die Kontrolle ist eben im Studio gegeben, nicht aber beim unkontrollierten Freiluftsporteln. Dieses will Minar aber natürlich nicht außen vor lassen: „Es ist eine wunderbare Ergänzung zum Studio und ganz gewiss gut für die Seele“, sagt er. Das aber auch nur, wenn man nicht neben stark befahrenen Straßen joggen geht. Da sei die Luft in einem seiner „John Harris“ eben um ein Vielfaches besser. Egal, ob im Sommer oder im Winter.

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Ernst Minar ist Chef von zwölf „John Harris“Studios in ganz Österreich.


46 QUIZ

WELCHER NERVIGE SPORTTYP SIND SIE?

Wie sportlich sind Sie?

geht so

sehr

Wieso sporteln Sie?

Crossfit

Fotos: Getty Images (6), istock (1), Hersteller

nachher

vorher

1 1 0 % WO R KO UT

ja

ja

nein

Machen Sie die Fotos vorher oder nachher?

Spinning

nein

1-3 Mal / Woche

Haben Sie Ihr Handy immer dabei?

Sprechen Sie viel über Sport?

Hand aufs Herz: Sie wissen, dass Sie Ihren Mitmenschen über Ihre sportlichen Aktivitäten mehr erzählen, als diese eigentlich hören möchten, oder? Und es ist Ihnen auch ein klein bisschen egal, dass es nervt. Stimmt’s? Keine Sorge, wir urteilen nicht. Uns passiert das auch manchmal. Die Idee zu diesem Test ist uns ja nicht umsonst gekommen. Sie können ihn also guten Gewissens machen. Damit tun Sie nicht nur sich selbst einen Gefallen, sondern vermutlich auch den Menschen in Ihrer Umgebung. Denen werden Sie nach diesem Test wohl nicht mehr das Ohr abkauen mit Ihren Fitness-Storys. Also: Auf die Plätze, fertig, los!

Weil’s alle machen.

Quiz: Christiana Ogunfojuri

Instagram

guter Gesprächsstoff

Selbsterkenntnis ist der erste Schritt auf dem Weg zur Besserung. Also haben wir dieses Quiz zusammengestellt. So finden Sie nämlich heraus, zu welcher Gattung „sportlicher Nervensägen“ Sie zählen.


47 QUIZ

gar nicht

End of the road

Ich will nicht.

Wieso nicht?

Ich fürchte mich vorm Muskelkater. Wie oft treiben Sie Sport? 1–3 Mal / Monat Das ist nicht sehr sportlich!

Ich weiß nicht, warum.

1–3 Mal / Tag

zurück zum Start

Sie sind Leistungssportler

Sind Sie auf Insta?

laut

Worauf?

Turnschuhe nein

Laut oder leise?

leise

ja

Barfuß oder Turnschuhe?

ja

barfuß

Wenn alle 80 kg stemmen, machen Sie’s auch?

Da müssen Sie durch!

Muckibude

Yoga 110% WORKOUT


48 QUIZ

Spinning

Crossfit

N

C

och drei, noch zwei – uuund wieder runter!“, lauten die Zauberworte, die jeder, der schon einmal in den Genuss einer Spinning-Stunde gekommen ist, gerne hört. Sie ertönen meist aus derselben Box, aus der auch laute Musik dröhnt. Schließlich radelt sich so ein imaginärer Berg nicht von allein hinauf. Da braucht es schon den richtigen Soundtrack und eine(n) topmotivierte(n) Instructor(in), der/dem es scheinbar nichts ausmacht, bei höchstem Widerstand in die Pedale zu steigen und gleichzeitig ins Mikrofon zu brüllen. Das Ziel ist es, sich am Ende der 45-minütigen Einheit wie neugeboren zu fühlen, einen kleinen See aus Schweiß unter dem Fahrrad zu bilden und genug Stoff für Instagram oder Smalltalk zu haben. Ein Träumchen für Menschen, die sich unter dem Deckmantel der Fitness gern selbst geißeln.

rossfit ist die Königsklasse der nervigen Sportarten. Dabei ist es gar nicht das Programm selbst, das nervt, sondern dessen Jünger. Ja, das steht da wirklich: „Jünger“. Nur wenige schaffen schnell wieder den Ausstieg, wenn sie einmal mit dieser Fitnessmethode begonnen haben. Zu groß ist der Drang, sich vor den anderen Sekten-… ähm, Teammitgliedern zu beweisen. Plötzlich verlässt man in Windeseile seine Komfortzone und stößt an noch nie dagewesene Grenzen. Ob das immer so gesund ist, seinen Körper so weit zu treiben, ist wieder eine andere Sache, über die man nur selten spricht. Oder am besten gar nicht. Hauptsache, man hat 100 „Burpees“ und 50 Klimmzüge geschafft, ohne sich zu übergeben, und kann tagelang davon erzählen. Stimmt’s?!

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50 QUIZ

Muckibude

Yoga

K

W

aum jemand wagt sich heutzutage noch mit leerem Handyakku ins Fitnessstudio. Wie soll man denn sonst dokumentieren, dass man da war? Die goldene Regel lautet: „Wer’s nicht gepostet hat, hat’s nicht gemacht.“ Sei es ein kurzes Video, das die Followerschaft darüber in Kenntnis setzt, dass man auf dem Weg in die Muckibude ist, oder ein Schnappschuss vom verschwitzten Körper, je nach Geschlecht oben ohne oder im bauchfreien Sport-Top. Hauptsache, man hat Beweismaterial, das man auf etwaigen Social-Media-Kanälen posten kann. Alle sollen wissen, dass Sie sich sportlich betätigen. Auch wenn’s eigentlich nicht darum geht. Schuldig im Sinne der – bitte nicht allzu ernstzunehmenden – Anklage?! Natürlich sind Sie das, sonst hätte Sie das Quiz nicht hierher geführt.

as in den 80ern die Aerobic-Stunden waren, sind heute die Yoga-Klassen. Ob Probleme bei der Selbstfindung, Liebeskummer oder andere Gründe, unentspannt zu sein – Yoga wird’s schon richten. Nun, Vorsicht, Spoiler-Alert: Die philosophische Lehre aus Indien ist nicht die Lösung für jedes Problem! Schwer zu glauben, wenn man einmal festgestellt hat, dass Yoga-Studios wie Pilze aus dem städtischen Boden schießen und man scheinbar nie wieder aufhört, wenn man erstmal damit angefangen hat. Ob das wohl daran liegt, dass man als Yogi Körper und Geist in Einklang bringt, wird man wohl erst erfahren, wenn man es schafft, länger als fünf Minuten jemandem zu folgen, der Schwierigkeiten hat, nicht über Yoga zu sprechen. Oder vielleicht auch, wenn man es selbst einmal probiert. Aber sagen Sie nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt: Es herrscht Suchtgefahr!

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TIPP

52 DAS JÜNGSTE GERICHT

Wer keinen Flambier­ brenner in der Küche hat, muss nicht auf Röst­ aromen verzichten: „Einfach die zu flambierenden Stücke in einer sehr heißen Pfanne richtig scharf anbraten, das geht auch“, verrät Sohyi Kim.

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53 DAS JÜNGSTE GERICHT

Köstliches aus Kims Kantine Vor wenigen Wochen hat Sohyi Kim in Wien ihr insgesamt 13. Lokal aufgesperrt: das „Kim Chingu“. Hier kocht sie nun mit Freunden für Freunde. Und für uns Wolfsbarsch. Text: Johannes Stühlinger Fotos: Philipp Schönauer

E

igentlich wollte sie aufhören. Mit dem Eröffnen von Restaurants. Ihr Flaggschiff, das „Kim“ in der Wiener Währinger Straße, sollte Sohyi Kims finale Heimat sein. „Also hatte ich mehr Freizeit und hab’ mir viele europäische Städte angesehen“, erzählt sie heute. Ob der vielen Eindrücke drohte die zierliche Koreanerin allerdings eines Tages zu platzen. „Das war der Moment, in dem ich wusste: Ich muss doch wieder ein neues Projekt angehen.“ Und wie das Leben so spielt, saß sie alsbald mit Freunden des Beratungsunternehmens KPMG zusammen. „Wie toll wäre es, wenn unsere Mitarbeiter jeden Tag von einer wie Kim bekocht würden“, hatten diese eine spontane Idee. Bald darauf wurde aus ihr ein Projekt, und heute ist das „Kim Chingu“ untertags die Superkantine der KPMG-Crew. Abends aber ein hippes Restaurant. Vor allem ist es für die 53-Jährige zum persönlichen Kleinod geworden: „Ich habe meine alte Crew aus dem ,Kim kocht’ am Naschmarkt zusam-

mengetrommelt“, erzählt sie. Alles Freunde. Genauso wie jene, die sie auf die unorthodoxe Restaurantidee gebracht haben. Und nun wundert es gar nicht, dass das koreanische Wort „Chingu“ übersetzt „Freunde“ bedeutet. Hier kocht sie mit Freunden für Freunde ihrer Kochkunst. Und für uns Pink Wolfsbarsch-Sashimi mit Kartoffelrösti und Pomelo: 24 Stunden vor dem Essen alle Zutaten für den Wolfsbarsch (siehe rechts) vermengen und die Fischfilets darin ziehen lassen. Danach die Filets in dünne Scheiben schneiden. Jetzt den Erdapfel schälen, zehn Minuten in kaltes Wasser legen, trocken tupfen und in dünne Streifen schneiden. Danach in der Pfanne mit Öl kurz knusprig abbraten und zur Seite stellen. Nun die Pomelo schälen und in kleine Stücke zerreißen. Den Rucolasalat mit Sushi-Essig, dunklem Sesam und Salz marinieren. Schließlich die Feige vierteln und kurz mit Zucker und einem Flambierbrenner karamellisieren. Alles auf dem Teller mit je fünf Scheiben Chili (alternativ können auch Pfefferoni verwendet werden) garnieren. 110% WORKOUT

E IN K AU FS L I ST E F Ü R 4 P E RS O N E N DER WOLFSBARSCH: 4 Filets vom Wolfsbarsch 150 g Rote-Rüben-Pürre 1 El Salz 1 EL Zucker 1 Stk. Zitronenzeste 1 Stk. Koriandersamen Fenchelsamen 50 g Petersilie 40 g Koriandergrün DIE RÖSTI: 1 Stk. Erdapfel, groß Öl DIE POMELO: 1 Pomelo 100 g Rucolasalat o. Ä. 1 EL Zucker Sushi-Essig Sesam-Öl, dunkel 20 Scheibchen Chili Salz


54 DAS JÜNGSTE GERICHT

CHILISCHOTEN Wenn andere zu Chips greifen, dann nascht die Star-Köchin Chili. Am liebsten, wenn sie vorher in kleine Ringerl geschnitten und in Bio-Tafelessig eingelegt wurden. Doch die scharfen Dinger schmecken ihr nicht nur, sie stimulieren außerdem – sind also leistungsfördernd!

GUTES FÜR DEN KÖRPER Sohyi Kim hat ein Faible für Produkte, die schmecken und auch wirken. Uns hat sie verraten, welche das sind und was sie können.

BAUCHFLEISCH VOM RIND Die Asiatin isst nur selten Fleisch – wenn, dann aber welches vom Rind. Und im Idealfall ist es Bauchfleisch, das sie seeehr lange mit Gemüse kocht und als intensive Suppe genießt. „Ich bin so oder so ein Suppentiger“, schmunzelt sie. Doch diese Suppe hat es auch noch in sich: Die durchs Kochen gelösten Stoffe aus dem Bauchfleisch helfen dem Körper dabei, Eisen zu binden. Und das ist eben gesund.

INGWER

SUSHI-REIS Es wäre eine echte Überraschung, wenn dieses Lebensmittel nicht auf der Hitliste der Südkoreanerin stünde! „Reis hat keine Gluten oder andere Allergene, er ist einfach gesund“, weiß sie. Doch nicht nur der Körper freut sich über die kleinen Getreidekörner – auch der Geist. Kim: „Reis stärkt die mentalen Eigenschaften!“

In dieser Wurzel schlummern laut Sohyi Kim wahre Wundermittel. „Heilstoffe für so ziemlich alles sind darin enthalten“, sagt sie. Männer sollten wegen ihrer Prostata auf sie bauen, Frauen wegen diverser Frauenbeschwerden. Für beide Geschlechter wirkt Ingwer allerdings sehr positiv auf das Blut. Nicht umsonst wird er zu den Acht Schätzen der Chinesischen Heilküche gezählt!

CHINAKOHL Egal, ob roh oder gekocht – Chinakohl findet sich auf dem Teller der Kulinarik-Ikone regelmäßig wieder. Erstens: weil er ihr schmeckt. Zweitens: weil diese ungewöhnlichste aller Kohlsorten ein besonders „gutmütiges Gemüse“ ist, wie sie sagt. Es kontrolliert nämlich unsere Körperwärme und verhindert, dass wir innerlich zu heiß werden.

WOLFSBARSCH Dass Fisch grundsätzlich gesund ist, weiß auch die Meisterköchin. Doch in ihrem konkreten Fall bedeutet vor allem der Wolfsbarsch Seelenheil: „Ich bin in Korea mit diesem Fisch sozusagen aufgewachsen. Wir haben ihn gefangen, gegrillt – er war einfach immer gegenwärtig“, erinnert sie sich. Und somit kommt für sie mit diesem Fisch stets ein bisschen Kindheit auf den Teller.

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Fotos: Philipp Forstner (1), istock (4), Getty Images (2)

SOHYI KIM Die passionierte Gastronomin wurde am 14. Februar 1965 im südkoreanischen Busan geboren. Mit 19 Jahren kam sie nach Wien und mischt seither Österreichs Kochszene auf.


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Auf dieser holprigen 400-Meter-Laufbahn im Herzen von Bekoji haben bereits acht Olympiamedaillengewinner ihre Secondhand-Laufschuhe zerschlissen.

DIE STADT DER CHAMPIONS Bekoji im Herzen Äthiopiens ist „the fastest place on earth“. Die Gene seiner Bewohner, die dünne Höhenluft, ein charismatischer Trainer und ein Gerstensaft sollen dafür verantwortlich sein. Text: Manfred Behr

AF

Äthiopien Bekoji

RI

D

KA

er Gipfel des Mount Everest, das Ufer des Toten Meeres, das Witjastief 1 im Marianengraben: höchster und niedrigster Punkt an Land, niedrigster Punkt der Weltmeere. Kennt so gut wie jeder. Wo aber befindet sich der schnellste Ort der Welt? Gestatten, Bekoji, Äthiopien, Region Oromia, Arsi-Zone, 105 km Luftlinie südsüdöstlich der Hauptstadt Addis Abeba. Kennt so gut wie keiner – außerhalb der Leichtathletikszene. Innerhalb aber flut-

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schen den Laufsportexperten die Namen der großen Töchter und Söhne Bekojis nur so über die Lippen: Kenenisa und Tariku Bekele, Tirunesh, Genzebe und Ejegayehu Dibaba, Derartu Tulu, Tiki Gelana, Fatuma Roba. Die glorreichen Acht zeichnen für nicht weniger als zehn Gold-, sechs Silberund vier olympische Bronzemedaillen seit 1992 verantwortlich. Damit läge das 18  000-Einwohner-Städtchen im ewigen Medaillenspiegel vor Indien (1,32 Mrd. Bewohner), Indonesien (261 Mio.), Nigeria


57 STORY

Fotos: Ben Quinton for The Guardian (1), Getty Images (4)

Der Bekoji-Express hält vier FreiluftWeltrekorde über die Langstrecken. Die Bestmarken von DreifachOlympia­sieger Kenenisa Bekele (li.) über 5 000 bzw. 10 000 Meter haben bereits seit 14 bzw. 13 Jahren Bestand; Tirunesh Dibaba hält den Rekord über 5 000 Meter seit bald zehn, ihre Schwester Genzebe (o.) jenen über 1 500 Meter seit bald drei Jahren. Tiki Gelana (u.) hat „lediglich“ Marathon-Olympia­ siegerin auf ihrer Visitenkarte stehen.

(186 Mio.), aber auch vor Nachkriegsösterreich (neunmal Gold, 17-mal Silber, 19-mal Bronze). Wer der wundersamen Medaillenflut auf den Grund gehen will, wird in Downtown Bekoji zu einem früheren Turnlehrer geschickt, den sie hier nur ehrfurchtsvoll „Coach“ nennen – Sentayehu Eshetu. Die Kommandozentrale des 59-Jährigen ist, gar nicht standesgemäß, ein Schuppen, von dem aus er je nach Jahreszeit 170 bis 250 Läuferinnen und Läufer zwischen zwölf und 20 Jahren in die bewaldeten Hügel der Umgebung scheucht. Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen in seiner Lauf-Academy 110% WORKOUT

ist enorm. Hier auf dem Land, wo selbst die Mittelschicht bis zu ein Jahr braucht, um sich (Secondhand-)Laufschuhe leisten zu können, erscheint Laufen als einzige Fluchtmöglichkeit aus der Armut. Doch Eshetu ist wählerisch: Nur wer eine vielversprechende Lauftechnik, eine aufrechte Haltung, den passenden Körperbau, Disziplin und Hingabe zum Laufen erkennen lässt, wird akzeptiert. Dass der umtriebige Coach trotzdem aus dem Vollen schöpfen kann, ist auf eine Vielzahl von Faktoren zurückzuführen. Da wäre zum einen das gemäßigte Klima mit Durchschnittstemperaturen von 19 Grad und die Höhenlage von bis zu 3 200 Metern. Wer in der dünnen Höhenluft Bekojis in hohem Tempo laufen kann, kann es überall – nur mit wesentlich weniger Anstrengung. Und er bildet mehr rote Blutkörperchen. Zweitens: die Gene der Locals. Die Bewohner weisen extrem lange Extremitäten sowie bemerkenswert dünne Knöchel und Waden auf. Um die in Schwung zu halten, braucht es nur ein Minimum an Energie. Drittens: skelettartig angelegte Muskelfasern und ein einzigartiges Enzymprofil. Viertens: das Leben als Bauern und Viehhirten, das Disziplin lehrt und die Körper schon in jungen Jahren stählt. Fünftens: die abwechslungsreichen Streckenprofile, wo dichter Baumbestand und oberflächliches Wurzelwerk zu blitzschnellen Reaktionen zwingen. Damit seine Schützlinge aus all diesen Startvorteilen den maximalen Output schöpfen können, kredenzt der „Coach“ mit Vorliebe sein Breakfast Special: Kohlenhydratbomben und Besso – ein Getränk aus Gerste. Beim Einhalten seiner Verhaltensrichtlinien kennt er kein Pardon: Hygiene! Regeneration! Kein Alkohol! Keine sexuellen Beziehungen! Unerwünscht ist auch die demonstrativ gezeigte Vorfreude auf das große Geld. „Wir trainieren die Athleten hier, damit sie siegen, nicht, damit sie Geld machen.“ Der „Coach“ geht mit gutem Beispiel voran und erhält von der Regierung ein Gehalt von gerade mal 115 $ monatlich. Dankbarkeit von denen, die er schnell und reich gemacht hat, fordert Eshetu keine ein. „Sie gewinnen zu sehen, ist meine Anerkennung.“ Den kleinen Dämpfer von Rio (nur zwei Medaillen) will er nicht auf sich sitzen lassen. Mit Demis Angagregn glaubt er, Bekoji’s Next Top-Runner schon an der Hand zu haben. „Zumeist reicht mir ein Blick, um zu sehen, ob einer das Zeug zum Olympiasieger hat. Vertrauen Sie mir: Er hat es.“


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Foto: Christopher Kelemen


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BOX DICH DURCH Ex-Kickbox-Weltmeisterin Nicole Trimmel redet uns ins Gewissen, öfter mal die Fäuste sprechen zu lassen. Unserer Fitness und unseren Kindern zuliebe. Interview: Manfred Behr

Wie reagieren Menschen, die Sie außerhalb der Trainingshalle kennen lernen, wenn Sie sich als Kickboxerin „outen“? NI COL E T R IM M E L : Meistens mit: „Eine Kickboxerin hätte ich mir anders vorgestellt.“ Dann bin ich froh, dass ich nicht in die Köpfe der Menschen reinschauen und sehen kann, welches Bild sie mit sich herumtragen. Und wie gut kommt die Männerwelt mit einer Frau zurecht, bei der man als Beschützer wohl nur begrenzt punkten kann? Formuliert ist das ja schnell, dass man sich eine starke Frau, eine eigenständige Persönlichkeit an seiner Seite wünscht. Meine Erfahrung ist aber, dass die alten Rollenbilder schon noch sehr präsent sind. Da geht es Frauen in Führungspositionen nicht anders, wie mir viele Gespräche bestätigt haben. Raten Sie Frauen in einer Zeit gefühlter Unsicherheit dazu, sich vermehrt dem Kickboxen zuzuwenden? In Sachen Selbstverteidigung gäbe es geeignetere Kampfsportarten. Jiu-Jitsu etwa, wo es mehr darum geht, dein Gegenüber in kürzester Zeit außer Gefecht zu setzen. Beim Kickboxen hingegen fehlen die Griffe, die Hebel, ein K. o. durch die gängigen Techniken wird kaum gelingen. Aber es ist schon so, dass man allein durch das regelmäßige Training ein anderes Auftreten, eine andere Präsenz bekommt, mehr Selbstvertrauen ausstrahlt, sodass der eine oder andere Übergriff womöglich erst gar nicht passiert. Ich kann für mich persönlich nicht ausschließen, in eine solche Situation zu geraten, aber ich würde wohl anders reagieren, weil ich Körperkontakt gewöhnt bin.

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„Beim Boxen handelst du ständig gegen deine Instinkte. Es geht darum, abgespeicherte Muster zu löschen und durch Neues zu ersetzen.“

N i c o l e Tr i m m e l Die 35-jährige Burgenländerin bestritt bis Herbst 2017 408 Kickbox-Kämpfe, gewann 350 davon, zudem achtmal WM- und fünfmal EM-Gold. Heute arbeitet Trimmel im Sportreferat der burgenländischen Landes­regierung, betreut die Schulkampagne „Urfit“, hält Vorträge und unterstützt das Kickbox-Nationalteam als Sparringpartnerin.

Wobei eines klar sein muss: Schuld an einem Übergriff ist immer der Aggressor, egal, wie sich das Opfer gibt, wie es sich kleidet etc. Wie viel Zufall war im Spiel, dass Sie als Kind beim Kickboxen gelandet sind? Es hätte auch Karate sein können, aber beim ortsansässigen Verein hat keiner abgehoben. Grundsätzlich war ich nie die typische Prinzessin, mir haben Bruce-Lee- und kitschige Kung-Fu-Filme getaugt. Diese Perfektion, diese Körperbeherrschung und dieses Ruhen in sich – das wollte ich auch. Und den schwarzen Gürtel sowieso. Das wird als langfristige Motivation aber nicht gereicht haben, um achtmal Welt- und fünfmal Europameisterin zu werden. Wenn man eine Kampfkunst seriös betreibt, ist das ein ständiger Balanceakt, Körper und Geist in Einklang zu bringen. Zudem ist es eine technische Sportart, in der man Perfektion anstrebt, sie aber nie erreicht, weil man sich immer weiterentwickeln kann. Beides hat mich immer angezogen. Boxen hat ja auch nichts mit einer wilden Prügelei zu tun, es ähnelt mehr einem Schachspiel, in dem man versucht, sich in die bessere Position zu bringen, um zu punkten. Wie viel Denksport steckt tatsächlich in Ihrem Sport? Sehr viel, weil man von Beginn an gegen seine Instinkte handeln muss. Wenn dich jemand attackiert, versuchst du, ihn reflexartig mit ausgestreckten Armen fernzuhalten und mit deinem Kopf nach hinten auszuweichen – der sicherste Weg, um eine möglichst große Trefferfläche zu bieten. Tatsächlich müssen die Hände rauf, du nimmst einen Treffer in die Deckung in Kauf und spähst zwischen

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Fotos: Christopher Kelemen (2), Florain Albert (1)

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den Händen raus, wo sich eine Lücke öffnet. Oder: Was tust du, wenn du einen Treffer kassierst? Im Zorn nach vorne stürmen? Natürlich nicht! Ruhig und fokussiert bleiben, nur ja nicht die Kontrolle abgeben. In uns sind Muster abgespeichert, und die müssen mühsam gelöscht und durch Neues ersetzt werden, indem wir üben – zuerst ohne, dann unter Druck –, das Gelernte in unerwarteten Situationen anzuwenden. 10 000 Stunden lang, dann sollte man eine Sportart einigermaßen beherrschen, meint die Trainingslehre. Aber was, wenn ich boxen will, aber davor zurückschrecke, andere zu treffen oder getroffen zu werden? Dann legt man vorher die Kombinationen fest und schlägt beim Sparring in den Handschuh des Partners. Boxen ist, in welcher Form auch immer, ein lässiges Ganzkörpertraining. Und es wird, anders als Bauch-Beine-Po, nie fad. Weil du alles trainierst: Beweglichkeit, Kraft, Technik, Koordination, Schnelligkeit, Antizipation. Aber meine Kids lasse ich besser zu Hause ... Dafür gibt es keinen Grund. Die Kinder werden spielerisch herangeführt, lernen Disziplin, Respekt voreinander zu haben, ihre Aggressionen zu zügeln. Und sie werden polysportiv ausgebildet. Vor allem dreht sich viel um die Arm- und Beinkoordination, wodurch beide Gehirnhälften stimuliert werden. Sie haben im Herbst die Karriere mit einem Kampf in Ihrer Heimat Oslip gegen Ihre Dauerrivalin siegreich beendet. Fehlt Ihnen die Bühne denn gar nicht? Weil ich so viele tolle Kämpfe geliefert habe, die keiner gesehen hat, irgendwo in Aserbaidschan oder sonst wo – genau deshalb

war mir diese Form des Abschieds so wichtig. Daheim, volle Halle, Emotionen, Adrenalin. Ich war Veranstalterin, Organisatorin, Vermarkterin und Hauptdarstellerin in einem – eine irre Belastung. Aber ich wurde belohnt. Heute sind die Vorträge meine Bühne. Vor Führungskräften, vor ganzen Belegschaften von Unternehmen … je mehr Leute zuhören, desto lieber ist es mir. Unter Druck habe ich immer am besten funktioniert. Mit welchen Inhalten öffnen Sie Ihren Zuhörern die Augen? Was kann die Wirtschaft vom Spitzensport lernen? Was bedeutet Exzellenz im Sport und im jeweiligen Unternehmen? Mit welchem Storytelling punkte ich in der Vermarktung? Ich habe mich ja auch jedem Karrierejahr wie ein Unternehmen genähert. Soll-Ist-Vergleich. Wo will ich hin? Mit welcher Strategie schaffe ich das? Was brauche ich an Mitteln, wie beschaffe ich sie? Vieles aus meiner Karriere lässt sich aufs Berufsleben übertragen. Kickboxen ist eine Randsportart, da gibt es keine Strukturen, die dich auf Weltklasseniveau bringen. Ich hätte jammern, mich mit dem zufriedengeben können, was ich vorgefunden habe. Ich aber bin aktiv geworden und habe mir meine Rahmenbedingungen selbst geschaffen, das Trainerteam für alle leistungsrelevanten Segmente zusammengestellt. Damals hat’s geheißen: „Eh klar, die Trimmel braucht wieder ein Extrawürstl.“ Aber der Erfolg hat mir Recht gegeben. Färbt ein halbes Leben im Boxring auf die Psyche ab? Würde ich nicht sagen. Der Leistungssport als solcher ist diese unvergleichliche Lebensschule. Und eines stimmt mit Sicherheit: Am meisten lernst du, wenn du eine draufkriegst.

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So weit die Beine tragen Stillstand ist Rückschritt – und damit die größte Gefahr für Rainer Predl. Der hat das Athleten-Credo internalisiert wie kein anderer und lebt es ohne Kompromisse. Auch nach einer Woche auf dem Laufband, nach 100 Kilometern am Anschlag – selbst nach einem Bandscheibenvorfall. Text: Manfred Behr

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Fotos: Nini Tschavoll

ller Anfang war schwer. Als sich Rainer Predl für den ersten Ultralauf seines Lebens anmeldete, sollte der vor allem eines sein: ein Gedenklauf. „Ich hatte als damals 17-jähriger Sanitäter miterlebt, wie bei mir im Bezirk Gänserndorf ein zweijähriges Mädchen und dessen Onkel bei einem Zusammenprall mit einem Personenzug getötet wurden. Der 6-Stundenlauf in Wals war meine Art der Trauerarbeit.“ Aus dem Gedenklauf wurde in der Folge ein Selbstläufer. Mit 18 wagte sich Predl erstmals an die 100-Kilometer-Distanz heran – und finishte. Als bei weitem jüngster Teilnehmer im Feld. Was gesundheitsbewusste Bedenkenträger auf den Plan rief. Ultrastrecken seien für Athleten seines Alters völlig ungeeignet, weil sie eine Gefahr für den gesamten Bewegungsapparat eines jungen Sportlers darstellen, warnte man den Ehrgeizling. „Ganz unrecht hatten die Kritiker ja nicht. Alles, was mit extremen Anforderungen zu tun hat, ist der Gesundheit selten zuträglich. Je länger und schneller man läuft, desto mehr werden die Gelenke beansprucht. Trifft man keine Vorkehrungen, sind Abnutzungserscheinungen an Knien und Wirbelsäule bis hin zu Langzeitfolgen unausweichlich“, macht sich Predl nichts vor. Abhalten ließ er sich davon aber nicht. „Ich will meinen Sport auch noch mit 50 ausüben, habe deswegen nichts ausgelassen – Kraft-, Stabilisations- und Alternativtraining, Physiotherapie – und auch die Regeneration immer sehr ernst genommen.“ Und das ging lange Zeit gut – bis Predl auf den „Sprint“ umsattelte. In

MICH HAT NIE INTERESSIERT, MICH MIT ANDEREN ÜBER DIE STARTLINIE ZU QUETSCHEN. 110% WORKOUT

RAINER PREDL Geboren am: 15. Jänner 1990; Geburtsort: Hainburg; Wohnort: Lassee; Beruf: Sportartikelverkäufer; Disziplinen: Ultralauf, Marathon, Ausdauerwettkämpfe aller Art; Erfolge: Weltrekord sieben Tage Laufband (852,46 km/2015), Sieger des Saharamarathons 2014, ÖLV-Rekordhalter im 6-Stundenlauf (85,51 km), Staatsmeister über 100 km (2016), dreimaliger Teilnehmer der 100-km-WM.


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der Diktion der Ultraläufer ist damit der Marathon gemeint. „Eigentlich hat mich der ja nie interessiert. Sich in einer Stadt mit zigtausend anderen über die Startlinie zu quetschen, davon habe ich mir keinen Kick versprochen.“ Schon eher von extremeren Anforderungen, wie sie in der Wüste herrschen. Und so sollte der Sahara-Marathon 2014 sein Debüt über die 42,195 km werden. Kein so übles im Übrigen: Predl gewann in 2:50 Stunden und mit komfortablen 20 Minuten

Predl kann sich beim Laufschuhkauf selbst beraten.

Vorsprung. Womit sich ein lange verdrängter Traum in die Bewusstseinsebene schummelte: einmal bei Olympischen Spielen starten. Natürlich im Marathon. Die Trainingspläne, um mittelfristig eine Zeit von 2:20 Stunden anpeilen zu können, waren schnell beschafft. Und schnell ad acta gelegt, weil Predl bei einem der ersten Intervalltrainings ausrutschte und sich die Kniescheibe brach. Sechs Monate später wähnte er sich kuriert, holte sich die Staatsmeisterschaft über 100 km, stellte bei den 48 Stunden von Asten persönlichen Rekord auf (326 km) – und spürte seine Beine nicht mehr. „Ich hatte mir beim Laufen eine Schonhaltung angewöhnt, die in einen Bandscheibenvorfall mündete.“ Der Zug Richtung Tokio ist damit endgültig abgefahren. Für einen wie Rainer Predl aber gibt es Schlimmeres im Leben. Eine drei- bis vierjährige Laufpause zum Beispiel. Die war ihm von behandelnden Ärzten prophezeit worden. Und wieder war Trauerarbeit angesagt. Predl bewältigte sie souverän, schwang sich aufs Rennrad und bestritt das Race Around Austria. Keine zwei Jahre nach dem Rückenmalheur wird er auch wieder bei einem Laufbewerb am Start stehen – beim von ihm selbst organisierten 6-Stunden-Benefizlauf in seiner Heimatgemeinde Lassee (17. März). Die einzige Wettkampfvorbereitung auf Predls Saisonhöhepunkt: seine vierte 100-Kilometer-WM in Sveti Martin na Muri. Ambitioniertes Ziel in Kroatien: erstmals unter sieben Stunden bleiben (bisherige Bestmarke: 7:08 Stunden) und damit womöglich an den Top 30 kratzen. Ein Vermerk in den Rekordbüchern wird dem 28-Jährigen damit eher nicht gelingen. Den braucht er aber auch nicht, denn Predl steht längst drin. In der Rubrik „Skurrile Lauf-Weltrekorde“. Ausschlaggebend war sein Freizeitverhalten in einer Februarwoche des Jahres 2015. Die verbrachte er durchgehend in einem Fitnesscenter in Gänserndorf. Auf dem Laufband, um genau zu sein. Und legte auf selbigem 852,46 km zurück, 20 mehr als der bisherige Weltrekordhalter. „Von meinem ursprünglichen Ziel von 1 000 km musste ich mich nach dem zweiten Tag verabschieden, weil ein Fuß extreme 110% WORKOUT

Fotos: Diego Munoz Avia/Sahara Marathon (1), Nini Tschavoll (2)

In der Sahara hat Predls Marathon-Karriere begonnen, in der Mojave-Wüste soll sie enden.

AB TAG VIER WAR DER KOPF SO MÜDE, DASS ER KEINE SCHMERZEN MEHR REGISTRIERTE. BEÄNGSTIGEND.


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Schmerzen verursachte und massiv anschwoll. Andererseits war der Kopf ab dem vierten Tag so müde, dass er die Reize gar nicht mehr registrierte. Beängstigend irgendwie, aber für meine Zwecke sehr nützlich.“ 21 Stunden war Predl täglich auf den Beinen gewesen – auch um pro Kilometer Geld für den Sterntalerhof, die Caritas und die Freiwillige Feuerwehr zu sammeln. Einen früheren Weltrekord über 100 km (7:15:08) hat ihm zwischenzeitlich ein Brite abgejagt. Ob mit oder ohne Mission Olympia: Die Ziele werden Rainer Predl so schnell nicht ausgehen. „Der Dschungel-Marathon in Vietnam reizt mich seit Langem, genauso wie der Badwater Ultramarathon in der amerikanischen Mojave-Wüste. Der soll den Schlusspunkt meiner Karriere markieren. Wobei ich noch nicht weiß, ob das mit 50, 60 oder 70 sein wird.“ Ebenfalls auf der Agenda: eine Weltumrundung im Laufschritt. „Aber die werde ich mir wohl für die Pension aufheben müssen.“ Bis dahin könnte es noch ein wenig dauern; mindestens 35 Jahre trennen den Angestellten eines Sportartikelfachandels noch davon. „Wobei ich mich nicht beklagen kann, weil man mir, was die Arbeitszeit anbelangt, immer wieder einmal entgegenkommt. Grundsätzlich aber stehe ich acht Stunden täglich im Geschäft. Danach gehe ich ein bisschen laufen – so um die 40 oder 50 Kilometer.“ Ein kleiner Sprint zum Feierabend.

ULT R A L Ä UF E IN Ö S T E RRE IC H Die Ultralaufszene umfasst in Österreich rund 2 000 Athleten. Man unterscheidet klassische Ultrarennen auf der Straße (6, 12, 24 oder 48 Stunden; 50 oder 100 Kilometer) und Ultratrails im Gebirge. Zum Österreichischen Ultralauf-Cup zählen die 24 Stunden von Irdning (29.6./zählt 2019 als 24-Stunden-Weltmeisterschaft), Wien Rundumadum, die 6-Stundenläufe in Lassee, Steyr und Prambachkirchen (auch 12 Stunden), der 12-Stundenlauf in Langenzersdorf, der Dirndltal Extrem sowie der 50- bzw. 100-Kilometer-Lauf in Wien

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Ich bin ein Gaufer Ich laufe, um langsam zu sein – für mich die schnellste Methode zur Entschleunigung.

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Journalist und Gründer der Insiderei – einer Reiseplattform für Menschen, die schon überall waren und alles kennen. Oder das zumindest glauben.

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nvorbeischaubar. Das empfinden viele Menschen, die mich beim Laufen beobachten. Oder besser gesagt: gar nicht wegschauen können. Ich laufe so langsam, dass ich damit auffalle. So langsam, dass sich der GPS-Peiler in meinem Smartphone manchmal nicht sicher ist: Steht der jetzt oder läuft er schon? Soweit ich mich erinnern kann, habe ich noch nie jemanden beim Laufen überholt. Bei mir stimmt der Satz wirklich: Ich gehe laufen. Ich bin ein Gaufer. Mehr Gehen als Laufen. Aber bitte nicht glauben, dass ich mich nicht fortbewege. Meine schicke Körpervermessungsuhr schickt mir motivierende Nachrichten und verleiht mir irgendwelche Medaillen, weil ich täglich zwischen 12 000 und 15 000 Schritte auf den Beinen bin. Letztes Jahr bin ich knapp 400 Kilometer bewusst gegaufen. Zehn Kilometer sind kein Thema für mich – es dauert nur ein bisschen länger. Ich gaufe, um langsam zu sein. Mit geht’s um die Entdeckung der Langsamkeit. Stressabbau. Blutdruck senken. Landschaft bewundern. Ich gaufe immer andere Strecken. Oft fahre ich zu irgendeiner Endstation der Bim oder U-Bahn und gaufe heim. Ich kenne Wien bestimmt besser als viele Läufer. Geschwindigkeit ist mir fremd. Ich verstehe Menschen schwer, die beruflich und privat schnell unterwegs sind und dann am Wochenende Marathons erledigen, Fallschirm springen, ohne Seil und Haken überhängende Felswände besteigen. Stress mit Stress bekämpfen. Versuche, sich der Geschwindigkeit des Alltags durch noch mehr Speed zu entziehen. Da fehlt mir das Schnell-Gen, um das zu durchschauen. Ich mag’s lieber, beim Gaufen lange Selbstgespräche zu führen, ohne dabei außer Atem zu kommen. Sehr super funktioniert Gaufen im Wald. Meine Übung: extrem langsam zu gaufen. Für mich die einzige Chance, die Gerüche, Geräusche, Lichtstimmungen, den Klang des Waldes, den Duft der Pflanzen wahrzunehmen. Die Japaner nennen das Forest Bathing, ein Waldbad nehmen. Mir geht es dabei wie den Japanern: Die tun sich auch schwer, das Smartphone im Auto oder in der Wohnung zu lassen. Eine Stunde Gaufen und nicht aufs Handy zu schauen, das ist die schwere Übung und die wahre Kunst. Eine Stunde Meditieren ist ein Kinderspiel dagegen. Ein Freund von mir – Gastronom – hat dafür eine besondere Lösung gefunden: Er fliegt lange Langstrecken, um sich in der Business Class maximal zu entspannen. Letztens war er für eine Woche Urlaub in Sydney. Er schwärmte vom Erlebnis in der Luft: keine Mitarbeiter, keine Mails, kein Smartphone. Die völlige Ruhe. Es läutet nur, wenn man nach dem nächsten Drink klingelt. Ich glaube, ich sollte ihn mal zum Gaufen einladen.


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