THE ART ISSUE Komplexe Geometrien Neue Perspektiven auf Altbekanntes Raimund Kummer Zwischen Raum und Erinnerung Pantomime Stylische Outfits in Schwarzweiร Artist Profiles Auf Augenhรถhen mit der neuen Vangarde
Destination Hong Kong www.4SEEmagazin.de
HERBST/WINTER 2017 - THE ART ISSUE - #7
Congratulations S I L M O Bringing the eyewear business together for half a century
Editorial INHALT 11
TREND REPORT – Aktueller Trendkompass aus Berlin, New York und Barcelona
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DESTINATION – Inside Hong Kong mit Isaac Leung INTERVIEWS – Raimund Kummer, Eric Shiner
ARTIST PROFILES – Einblicke in die kulturellen Epizentren Berlin und New York
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FINE CRAFTSMANSHIP – Barton Perreira: Moderne Meister LABEL PROFILER – L’Italiano Vero SAFILO PANTOMIME – Stylische Outfits in theatralischem Flair
KOMPLEXE GEOMETRIEN – Exzentrische Looks und eigentümliche Architektur
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ie Redewendung ’Vier Augen sehen mehr als Zwei’ kann in vielfältigen Situationen fallen, umschreibt Sie doch die bewusste Sinneserweiterung um ein Augenpaar, welches z.B. bei der Suche nach einem verloren gegangenden Gegenstand oder bei der Beobachtung einer bevorstehende Situation hilft. Sie beschreibt aber auch Teamarbeit und das Einvernehmen Sich gegenseitig zu unterstützen.
In der Gegenwart meines langjährigen Freundes und 4SEE Redaktionskollegen Keith. S. Washington (8. April 1972 11 August 2017) habe ich immer auf seine Sehkraft zählen können. Keith hatte das Talent die richtigen Momente im Leben zu erkennen, und den Verstand damit auf seine Weise das Leben Anderer zu bereichern. Seine Präsenz, Kreativität und Meinung wird mir sehr fehlen.
THE CUT OUTS – Leichtigkeit in Papier
Bert Spangemacher, Chefredakteur
OCTOBER SKIES – Nordische Strandromantik
ÜBER UNS 4SEE ist das neue Maß der Dinge, wenn es um Eyewear geht. Als erstes Magazin seiner Art bietet 4SEE einen hohen visuellen Content und ist das ultimative Verbrauchermagazin, das die neuen Trends und Must-Have-Brillen zeigt. Das 4SEE Magazin erscheint halbjährlich im Frühling und im Herbst. Besuchen Sie uns für fortlaufend aktuelle Inhalte unter www.4SEEmagazin.de.
WUNDERLAND BERLIN RELOADED – Fantasiewelten aus dem Kiez
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4SEE EYEWEAR ARCHIVE VOLUME VII
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Ausgabe 7 Herbst/Winter 2017 IMPRESSUM CHEFREDAKTEUR Bert Spangemacher
PRODUKTIONSLEITERIN Sumi Hasebe
MANAGING EDITOR Justin Ross
ARTDIREKTOR Johannes Müller
FOTOGRAFIE
Bert Spangemacher, Marc Baptiste, Felix Bernason, Robert Beyer, Can Dağarslanı, Charlotte Krauß Joanna Szproch
AUTOREN
Mio Hayashi, Christine Luzano, Charlotte Krauß, Maike Orlikowski
4SEE REDAKTION + ANZEIGENVERKAUF
Admiralstraße 17a, 10999 Berlin Tel: +49 30 8101 5277 redaktion@4SEEmagazin.de sales@4SEEmagazin.de www.4SEEmagazin.de
HERAUSGEBER
Jörg Spangemacher
ISSN 2365-5054
CONTRIBUTORS VERLAG
MediaWelt Services GmbH Alte Kölner Str. 33, 40885 Ratingen Tel: +49 2102 1678 0
DRUCK
druck.pl sp z o.o. ul. Slonecznikowa 12, PL-55-080 Smolec, +48606131500
S.32 PANTOMIME
Model: Kaylin Rogers @Women360, Kyrsten Bates @RedNYC, Talent: Kiana Hernandez, Troy Saunders, besonderer Dank an Camille Park @Splashlight Studios
S.40 KOMPLEXE GEOMETRIEN
Models: Yulya Zalesskaya, Alexandra Trishina, Styling Assistent: Olya Zhyzhko
S.50 THE CUT OUTS
Model: Nerzie Peyper @ iconic management, Fotoassistent: Hee Seong
S.54 OCTOBER SKIES
Model: Kevin Pabel @ Kult Models
BESONDERER DANK AN
Isabel Spangemacher-Fürst, Heike Bergfeld, Petros Sioutis @ MediaWelt GmbH
CAN DAĞARSLANı,
31 Jahre alt, Absolvent der Mimar Sinan Universität der Künste, Istanbul, hat sich während seines Architekturstudiums mehr und mehr für die Fotografie interessiert. Cans offensichtliche Leidenschaft für Stadtstrukturen und Architektur zeigt sich in seinen sonderbar organisierten und verspielten Bildkompositionen sowie in seiner Art in diesem den menschlichen Körper zu arrangieren. Sein Editorial für 4SEE, Komplexe Geometrien, fotografiert in Kiew, Ukraine, kokettiert mit dem Zusammenspiel seiner ausgefallenen Raumwahrnehmung, den Perspektivwechseln und der Überlagerungen im Bild, sowie der Geometrie des Raumes selbst, die eine Schlüsselrolle in seinem Werk einnimmt. In seiner visuellen Narration wird er, wie auch seine Modelle, zu einem aktiven Teilnehmer der Szenerie.
JOANNA SZPROCH
ist 1979 in Warschau, Polen geboren. Nach ihrem 2004 mit einem Master abgeschlossenen Studium an der Akademie der Künste in Lodz zog es sie nach Warschau zurück, um dort an internationallen, kommerziellen und auch künstlerischen Projekten zu arbeiten. Seit 2012 hat Joanna in Berlin ihr neues Zuhause gefunden. In der unprätentiösen, anregenden Energie Berlins fand sie neue Inspiration für ihre fotografischen Konzepte und machte die Bekanntschaft der kreativen Community, die sie für das 4SEE Editorial „Neuauflage Wunderland Berlin“ fotografierte. Joannas Arbeit wurde bereits mehrfach veröffentlicht, unter anderem bei Juxtapoz, Novembre und im Art-Magazin. Seit Oktober 2016 unterrichtet Joanna Szproch Fotografie & Art Direction an der HTK - Akademie für Gestaltung, Berlin.
4SEE COVER
Foto Bert Spangemacher
Brille von EYEVAN 7285 764
KBL #blackfineyewear
4SEE Eyewear Trend Report Herbst/Winter 2017
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Text MIO HAYASHI
MASKE & MASKE, BERLIN
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iese Boutique widmet sich ganz und gar der dänischen Brillenmarke Lindberg, die für ihre technischen Innovationen und ihre Handwerkskunst bekannt ist. Maske & Maske eröffnete im März diesen Jahres auf der Potsdamer Straße in Berlin, die sich in den letzten Jahren zum Szenetreffpunkt für Mode, Kunst und gute Küche gemausert hat. „Wir wollten einen Laden schaffen, der die gesamte Bandbreite der Marke widerspiegelt. Lindberg bietet unglaublich viele verschiedene Kombinationen von Farben, Modellen und Materialien an. Dieser Vielfalt wollten wir gerecht werden und genug Platz haben, um das umfangreiche Angebot der Marke zeigen zu können.”, erklärt Georg Maske, der Besitzer des Ladens. Weil Lindberg ein großes Spektrum von Rahmen anbietet, gibt es nicht den einen typischen Kunden. „Trotzdem haben alle Lindberg-Kunden etwas gemeinsam: die Vorliebe für perfektionierte, federleichte Brillen. Lindberg verbindet Funktionalität mit schönem, durchdachten Design, dessen Unaufdringlichkeit an das Bauhaus
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m Frühling diesen Jahres eröffnete Etnia Barcelona seinen ersten FlagshipStore im passenderweise kreativen und bunten El Born-Viertel seiner Heimatstadt Barcelona. Die Ladenfläche erstreckt sich über zwei Stockwerke eines historischen Gebäudes, dessen restliche fünf Stockwerke für Workshops, Pressekonferenzen und Ausstellungen genutzt werden. „In diesem Store gibt es Sonderkollektionen, die ausschließlich hier gekauft werden können, und Bücher, die das Werk von Künstlern beleuchten, die die Marke inspiriert haben. Kurz gesagt, es ist ein Ort, an dem die Marke mit allen Sinnen erlebt werden kann.“, so Pili Rodriguez, die Communication Managerin von Etnia Barcelona. Die aktuelle Kollektion verbindet runde und übergroße Vintage-Gestelle aus Azetat mit modernen Twists. Die Metall-Modelle bestechen dagegen mit
U SILMO 2017 VILLAGE HALL 5 A S TA N D F 1 4 4
W W W . S A LT O P T I C S . C O M
Selima Optique setzt die Trends in der New Yorker Modewelt schon, seitdem 1993 die Ladentüren das erste Mal auf der Wooster Street in SOHO aufgingen. Mittlerweile wurden fünf weitere Filialen in Städten wie Paris und Los Angeles eröffnet. Treue Fans schwärmen für die ausgefallenen, innovativen Brillen. „Über die Jahre hinweg haben Mode und Film die Entstehung vieler Selima Optique-Modelle beeinflusst, genauso wie die Vintage-Brillen, die Selima selbst sammelt. Aber die größe Inspirationsquelle war für sie immer der tägliche Kontakt zu ihren Kunden.”, erklärt Amanda Browder, Eyewear Specialist im SOHO-Store. Der typische Kunde ist jemand, der handgemachte Unikate schätzt. Bunte Vintage-Rahmen und ausladende Formen gehören zu den beliebtesten Designelementen der Marke. Auf die Frage nach den aktuellen Trends hebt Amanda metallene Pilotenbrillen als Korrekturbrillen und Sonnenbrillen mit kleinen Gläsern hervor, wie etwa die Corto und die Oliver. „Die 70er und 90er sind wieder voll da. Wir
in den 1920er Jahren erinnert.” Als Trends dieser Saison hebt Georg besonders runde und abgeflachte Formen aus Gold hervor und betont, dass Lind-
bergs Air Titanium Rim-Serie zwar schon vor über 20 Jahren entwickelt wurde, aber noch heute eines der besten Modelle auf dem Markt ist. Außerdem empfiehlt er Marken wie Andy Wolf, Face à Face, Götz und Lunor, die sich statt auf Logos und Markenhype lieber auf Design, Passform und Komfort konzentrieren.
Maske & Maske
Potsdamer Straße 105 10785 Berlin +49 30 9153 9525 www.maskemaske.berlin
Foto: mit freundlicher Genehmigung von Maske & Maske
ETNIA BARCELONA, BARCELONA orange bis leuchtend Gelb sowie in warmen Grünund Blautönen mit Nostalgiefaktor daher. Die Farbvielfalt des Azetats ist es aber, was die Kollektion von Etnia Barcelona absolut einzigartig macht. Pili erklärt: „Das Wort ‚reARTing‘ beschreibt den aktuellen Trend, die Klassiker der Kunstgeschichte neu zu interpretieren. Das exklusive Azetat ist in sich selbst von malerischer Schönheit. Mittels eines monochromatischen Gegentons erzeugt Etnia Barcelona einzigartige Kontrast und Farbspiele in ihren Modellen.“ Andere Marken, die Pili empfehlen kann, sind Mykita mit ihren futuristischen Designs, die Farbgebungen bei Theo und Leisure Society sowie Dita für ihre luxuriösen Details.
Etnia Barcelona leichten, zart kantigen Formen und einer kräftigen Prise 70er Jahre-Stil. Die Gläser kommen in Farbschattierungen von Scharlach- bis Zinnoberrot, von Neon-
Carrer de l‘Espasería 1-3 08003 Barcelona + 34 93 0186 614 www.etniabarcelona.com
Foto: mit freundlicher Genehmigung von Etnia Barcelona © alvarovaldecantos
SELIMA OPTIQUE, NEW YORK verkaufen viele Brillen in diesem Stil an die jüngere Generation.” Außerdem sei die Amanda-Sonnenbrille durch ihren sportlichen New Yorker Haute Couture-Look sehr beliebt. Zu ihren Favoriten zählt die Marke RVS, die exklusiv an den Standorten in New York und Paris erhältlich ist und das Ziel verfolgt, das Qualitätsbewusstsein und die Originalität des Brillendesigns vergangener Tage neu zu beleben.
Selima Optique
59 Wooster St. New York, NY 10012 +1 212 343 9490 www.selimaoptique.com
Foto: mit freundlicher Genehmigung von Selima Optique
EYEWEAR TREND REPORT - 11
Destination Hong Kong x Issac Leung
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Visual Culture 21 Lan Fong Road, Causeway Bay
an handgemachten japanischen Brillen in seltenen Formen und Farben. Wenn man also nicht gerade in Tokio ist um sich eine Brille zu
kaufen, ist dies einer meiner Lieblingsläden für den Brillenkauf.
Fotos & Text ISAAC LEUNG
Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich vor: Sie blicken von Ihrem 40 Quadratmeter großen Balkon im 40. Stock auf die Stadt und sehen dicht an dicht gequetschte Wolkenkratzer, an denen die Wäsche Ihrer Nachbarn zum Trocknen an immer gleichen Fensterläden hängt. Wenn Sie durch Straßen voller geschäftigem Treiben zur Arbeit gehen, sehen Sie einzelne Splitter des Himmels nur zwischen Fassaden aus Glas und Stahl. Bei Anbruch der Dunkelheit befinden Sie sich im slumähnlichen, an Noir-Filme erinnernden Stadtzentrum, das vom Rot und Blau der unscharf blinkenden Leuchtreklamen erhellt wird. Für einen kurzen Moment fühlen Sie sich wie ein Charakter aus Wong Kar-Wais 1960er Jahre-Romanze. Willkommen in der Stadt, in der ich geboren und aufgewachsen bin: Hong Kong. Hong Kong zählt aus vielen Gründen zu den besondersten Städten der Welt. Der wichtigste ist die Bricolage aus Geschichte und Gegenwart, die sich alltäglich in der paradoxen Mischung aus exzessiv genutzter Technologie und der Vielzahl regionaler Kulturen und Traditionen zeigt. Mit neuen Cafés in hypermodernen Wolkenkratzern und hippen Galerien in Arbeiterbezirken bietet Hong Kong seinen Bewohnern und Besuchern ein unvergleichliches Lebensgefühl.
Classified on the Wing Fung Street 31 Wing Fung Street, Wan Chai
Wie alle wissen, die mich kennen, habe ich eine Art Fetisch für Brillen. Als ich jung war, fand ich das allzu eigenartig, bis ich herausfand, dass Alfred Hitchcock den gleichen Fetisch mit mir teilte. Ohne Brillen, die für die meisten Menschen ein bloßes Accessoire sind, kann ich nicht leben. Die richtige Brille zu finden ist immer eine Herausforderung. Deshalb kaufe ich einfach mehrere Exemplare des selben Modells. Das verschafft mir Sicherheit und beruhigt meine Sorge, dass meine Lieblingsbrillen eines Tages nicht mehr produziert werden könnten. Bei Visual Culture findet man eine ganze Auswahl
Bound By Hillywood 32 Boundary Street, Prince Edward In der Nähe eines Karussells mitten in Hong Kongs ärmsten Viertel befindet sich eine Galerie mit Barbetrieb namens Bound by Hillywood: ein Ort, an dem man den lokalen Hipsterkitsch begutachten kann, von aufgehübschten Möbeln aus der Kolonialzeit über erotische Kunst, die keine Details auslässt, zu nostalgischen Neonschildern und Vaporwave-inspiriertem Innendesign. Sobald man ein bestimmtes Alter erreicht hat, gibt es Dinge, für die man schlichtweg zu alt geworden ist. Normalerweise weiß ich, wann ich am besten „Nein danke, die Zeiten sind vorbei” sagen sollte. Trotzdem war es ein Abenteuer, die Horden von Millennials dabei zu beobachten wie sie Kunst, Mode und Getränke genießen, die nicht zwangs läufig zum Hongkonger Mainstream gehören. Bei einem Besuch dieser auf Instagram berühmten Bar sollte man nicht vergessen, ein Foto zu machen und zu posten – sonst war man nicht wirklich da.
Hong Kong Museum of Medical Sciences 2 Caine Lane, Mid Levels Um einen Eindruck von der Vergangenheit der Stadt zu erhaschen, sollte man die enge Tai Ping Shan Street erkunden. Am nördlichen Abhang der Victoria Peak in Sheung Wan gelegen, ist der Bezirk einer der ersten gewesen, in denen Chinesen während der frühen britischen Kolonialzeit in Hong Kong lebten. In den letzten Jahren hat sich die Gegend in ein kreatives Viertel voller hipper Restaurants, Bars und Cafés gewandelt.
In Seifenopern triff man sich mehrmals die Woche im immergleichen Café. Haben Sie sich schonmal gefragt, ob es Menschen gibt, die das auch im wahren Leben machen? Ich besuche seit Jahren das Classified on the Wing Fung Street. Tatsächlich ist das Café quasi mein zweites Büro, in dem ich Meetings mit Kollegen aus der Kunstwelt abhalte. Ich bestelle jedes Mal exakt das Gleiche: einen Latte und danach einen Earl Grey. Das Leben in Hong Kong ist ein Labyrinth der Hypermodernität, aber das charmante Wing Fung Street ist ein beständiger Ort der Zuflucht. Dort kann man dem Gedränge entfliehen und eine kleine Auszeit mitten in Downtown genießen. Am Tisch direkt an der Fensterfront zu sitzen und die Sicht auf die begrünte Straße zu genießen ist, auch wenn es profan klingt, einer meiner liebsten Zeitvertreibe in Hong Kong.
12 - DESTINATION HONG KONG
Auf dem Weg liegt das Hong Kong Museum for Medical Sciences (Hong Kong Museum für medizinische Wissenschaften), ein einzigartiges Museum, an dem metallene Tore und mauerhohe Zäune auf ein historische Gebäude treffen und an seine Geschichte als medizinische Institution erinnern. Das Museum befindet sich im früheren Alten Pathologischen Institut, in dem die Habseligkeiten von an Pest und anderen Infektionskrankheiten leidenden Menschen entkeimt wurden. Heutzutage kann man hier ein ganzes Aufgebot von Desinfektionswerkzeugen bewundern. Bei solch einem Zeitvertreib werden Vergnügungsparks obsolet.
Über Isaac Leung Isaac Leung ist Künstler, Kurator sowie Kunst- und Kulturwissenschaftler. Seitdem er 2013 seinen Bachelor of Fine Arts an dem New Media Art Department der School of the Art Institute of Chicago erhalten hat, wurden seine Arbeiten an über 30 Orten auf der ganzen Welt ausgestellt, darunter Zolla/Lieberman Gallery (USA), Para Site (Hong Kong), Videotage (Hong Kong), Connecting Space (Hong Kong), MOCA (Shanghai), und die Internationale Architektur-Biennale Venedig (Italien). Ebenfalls 2013 wurde Leung zum Vorsitzenden von Videotage ernannt, Hong Kongs Mittelpunkt für Kreativität in Neuen Medien und eines der ältesten Zentren für Kunst mit Neuen Medien in Asien. Leung promovierte über den zeitgenössischen chinesischen Kunstmarkt und hält zu diesem Thema regelmäßig Vorträge rund um den Globus. 2017 wird er als Assistant Professor an dem Department of Cultural and Creative Arts an der Hong Kong Education University lehren.
Issac Leung mit ILL.I BY WILL.I.AM
DESTINATION HONG KONG - 13
Skulpturen im Raum zwischen Ort und Erinnerung: Raimund Kummer
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Interview JUSTIN ROSS Fotos FRANGIPANI BEATT
Raimund Kummer erörtert seinen künstlerischen Weg nach seiner Ankunft in West-Berlin in den 1970er Jahren und seine medienübergreifende plastische Arbeitsweise anlässlich seiner Ausstellung Sublunare Einmischung im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart in Berlin.
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ls Mitbegründer von „Büro Berlin“, eine der ersten Künstlerinitiativen, die den Begriff und die Realisierung von Interventionen im öffentlichen Raum in die Kunst einführten, ist Raimund Kummer, als konzeptueller Bildhauer eine der Säulen in der Blütezeit frenetischer Kreativität, die West-Berlin in den 1970er und 1980er Jahren prägte. Zudem ist er ein zutiefst interessanter Gesprächspartner mit einer präzisen Haltung zu Kunstproduktion und Interpretation. Von diesem Künstler ortsspezifischer Installationen – lange bevor für diese Kunstform und Arbeitsmethode überhaupt ein Begriff existierte – erwarb Deutschlands Nationalgalerie drei signifikante Werke die sowohl für einen Zeitpunkt, eine Stimmung, aber auch für eine originale Stimme in der deutschen zeitgenössischen Kunstszene und post-konzeptuellen Kunst stehen. Anlässlich seiner Einzelausstellung Sublunare Einmischung im Hamburger Bahnhof, Berlin, kuratiert von Eugen Blume, sprach ich mit Raimund über einige seiner dort gezeigten Schlüsselwerken und seine mittlerweile bereits mehr als vier Jahrzehnte umfassenden Karriere.
„Da gab es nur eine Art Wildnis. Nicht wie Ruinen nach dem Krieg, eher wie ein Schritt danach, es war irgendetwas dazwischen, wie ein riesiger Sandkasten, und wir konnten alle hinausgehen und spielen. Daher konnten Dinge inszeniert werden, weil du diese unbestimmten Freiflächen ge-
habt hast. Wenn du das richtige Ding an einen Ort stelltest, wurde es sofort sichtbar.“ Raimund Kummer war sich nicht gleich sicher was er tun würde, als er nach Berlin kam. Sein Vorhaben Maler zu werden, musste er am Ende seines
PERSOL 649 Series PO8649 95/71
Ich muss zugeben, der von mir zunächst erwartete, flüchtige Blick in seine Stimmung über seine Ausstellung (sehr zufrieden) und seine Pläne für die Zukunft (er ist offen für die Entdeckung vieler neuer Dinge), erwies sich am Ende als viel komplexer, als ein kritischer Spaziergang durch die frühen Jahre seiner künstlerischen Karriere in Berlin. Mit vielen Windungen und Wandlungen, die Raimunds besondere künstlerische Perspektive formten. Eine, die aus dem kreativen Potential der städtischen Umwelt geboren wurde – voller halb zerstörter und verlassener Gebäuden reich an unbeaufsichtigten und ungenutzten öffentlichen Räumen. „Ich war immer mehr fasziniert vom Beobachten als vom ‚Schaffen‘. Ich denke meine Qualitäten oder Fähigkeiten sind ein sehr genaues Vermögen Dinge in der Situation, in sie stehen zu erkennen, Dinge, die eine bestimmte Energie senden. Durch meine Intervention entdeckst du sie daher als besonderes Ereignis.“ Raimunds frühe Arbeiten können auch als eine Art Ode an das West-Berlin der 1970er gesehen werden, eine Beschreibung seiner Liebesbeziehung zu der Stadt mit dem großen Potenzial. Berlin ist die Protagonistin in Raimunds großer Erzählung. Sein massives, kontinuierlich sich erweiterndes Fotografieprojekt On Sculpture – teils autobiografisches Archiv, teils konzeptionelle Erforschung des Mediums der Skulptur selbst – ist auch eine Ode an die Stadt, die ihn empfang, damals in den 70er Jahren, als er und viele andere Künstler in die Stadt strömten, die ihnen auferlegten Normen hinter sich lassend, in die versprochene „Freiheit“ stürmend, eine Freiheit und eine Befreiung am Rande der westlichen Welt in der geteilten Stadt. Das war eine Zeit, in der die Stadt selbst, in ihrer ruinösen Zerstörtheit, den Künstlern, die ihre eigene Stimme entdecken wollten, einen kreativen Spielplatz anzubieten schien.
14 - INTERVIEW - RAIMUND KUMMER
PERSOL Steve McQueen RAP5428AA Studiums aufgeben. Stattdessen folgte er vielen Umwegen bevor er sich die Freiheit nahm, mit neuen Praktiken zu experimentieren, die ihm schließlich erlaubten, seine Umgebung wirklich aufzusaugen, neu zu formulieren, was ihn zu einer Arbeitsweise führte, die sich sowohl substanziell, zugänglich als auch authentisch anfühlte. Berlins Straßen und seine reichlich ungenutzten Flächen waren plötzlich alles in einem: sein Studio, seine Leinwand und seine Galerie. „Das war ein sehr befreiender Moment, ein junger Künstler zu sein. Diese [Skulpturen auf der Straße] waren im Grunde genommen das erste Kunstwerk oder einige der ersten Kunstwerke, die ich nach dem Ende meines Studiums gemacht habe. Ich fotografierte Motive zwischen ‘78 bis ’79. Ich kaufte mir eine Minox Kamera und „fixierte“ Dinge, die ich erregend fand. Dinge, die ich auf meinen täglichen Fußgängen entdeckte ... Über fünf oder sechs
hundert Dias wurden belichtet. Von diesen Diapositiven wählte ich 80 aus, soviel passten in ein Diakarussell. Das war der Beginn des Auswegs aus meiner Sackgasse. Das führte mich zur Entdeckung des öffentlichen Raumes als Gegenstand und Material für meine weitere Arbeit.
sichtigungen ein, um die markierten Stellen in Zeit und Ort überall in der Stadt zu sehen. Seine Interventionen in den Straßen Berlins waren tatsächlich temporär und anonym gemeint, mit der Absicht ,die Trennlinie zwischen Kunst und Wirklichkeit für die ahnungslosen Passanten zu verwischen.
„So fand ich an diesen zufälligen Orten des alltäglichen Lebens Dinge, die aus einem bestimmt Grund bewegt, gestapelt oder zerstört wurden; Dinge, die nie aus ästhetischer Absicht entstanden sind, konnten als solche gesehen werden, zumindest als unabsichtlich produzierte, interessante Strukturen. Um ihnen einen programmatischen Sinn zu geben, nannte ich sie ‚Skulpturen in der Straße‘.“
„Diese Idee von Anonymität funktioniert nur in der Öffentlichkeit. Auf einer gewissen Ebene war das eine subversive Strategie in diese Räume zu gehen, sie, wenn auch nur für kurze Zeit, zu verwandeln. Manchmal war es für einen Tag, eine Woche, für vier Wochen, und dann war es weg.“
Es kümmerte ihn nicht wirklich, wer kam oder wie viele diese spontanen Skulpturen im öffentlichen Raum sahen, dennoch lud Raimund mit per Post versandten Schwarzweisspostkarten zu Ortsbe-
Das erinnert uns an eine Zeit, in der es zumindest den Anschein von Authentizität in der Kunst gab. Wenn jemals so etwas wie „die Kunst um der Kunst willen“ gab, dann war es hier auf dieser winzigen Insel West-Berlin, eine Falte in der Zeit, eine Blase auf der Landkarte.
INTERVIEW - RAIMUND KUMMER - 15
Eindeutig ein Kenner und Sammler, sowie ein Bewunderer feiner Handwerkskunst, hat Raimund Kummer seine private Kollektion an einzigartigen originalen Persol Brillen. Während seiner Zeit in Italien, in Rom und Venedig, in der er mit exquisiten Glasmeistern an der Entwicklung seiner seit 1990 entstandenen Glasskulpturen (wovon eine, Mehr Licht, derzeit im Hamburger Bahnhof - zu sehen ist) arbeitete, kam er erstmalig mit der Marke, die er als die italienische Sonnenbrille überhaupt beschreibt, in Berührung. Er trägt sowohl Sonnen- als auch Korrekturbrillen des Labels und schätzt ihren Machoappeal, ihre klassischen Looks als auch ihre einzigartig designten Scharniergelenke. Sein Lieblingstrick ist Sonnenbrillen in Korrekturbrillen umzufunktionieren.
Ein Vintagemodell von Persol schaffte es sogar auf einen Gipsabdruck seines Kopfes, wobei die optischen Gläser mit einen pinken Look modifiziert wurden.
Raimund wurde für diese 4SEE Ausgabe, von seiner Tochter Frangipani Beatt mit Persolmodellen fotografiert. Die nächste Generation beeindruckender Kreativer aus der Kummer/Beatt Familie steht also bereits in den Startlöchern.
Brille von PERSOL 649 145 Die auf Filmsets um Geld zu verdienen verbrachten Jahre - er begann damit kurz nach seiner Ankunft in Berlin - beeinflusste eindeutig seinen Werkansatz. Er arbeitete als Set Designer und Techniker, er studierte die Komposition, arrangierte die Feinabstimmung, Farbkorrektur, justierte Blickwinkel und Ausleuchtung neu... Techniken, die ihm später beim Gebrauch von Objekten und Materialen leicht von der Hand gingen, um seine eigene Parallelwelt zu schaffen, eine filmische, dramatische Realität, die in der realen Welt verfügbar war, aber herausgehoben werden musste, oft mit spontanen oder improvisierten Methoden. „Diese Doppel-T-Träger lagen herum, hier in der Admiralstrasse [die selbe Straße in Berlin, in der Raimund heute noch in einem inzwischen sanierten Fabrikgebäude arbeitet und lebt), und ich dachte, das sah aus wie ein sehr schöner Wurf von Mikado-Stäbchen. Also ging ich los und kaufte mir acht Liter Lackfarbe und fing an, die Stahlträger grob zu lackieren und danach zu fotografieren. Die Fotografie war hier mehr das dokumentarische Festhalten einer künstlerischen Tätigkeit von mir, anonym gemacht. Aber das Stück selber war offensichtlich auch von anderen Leuten gesehen
16 - IINTERVIEW - RAIMUND KUMMER
worden, weil es so eine große Präsenz hatte. Ich hatte kein Geld, um ein 10.000-Watt Kinolicht oder etwas Ähnliches zu leihen, also habe ich einfach diese Kennzeichnung [rote Farbe] eingesetzt. Die Intervention [im öffentlichen Kontext] eröffnet dir einen Rundblick auf das, was diese farblich markierten Träger umgibt, stößt bei dir ein denken darüber an, warum sie dort sind und was um sie herum passiert.“ Diese konstruierten Szenen für seine Straßenskulpturen wurden niemals wiederholt oder reproduziert. Im Gegensatz zu anderen Umgangsformen mit Fundstücken oder Readymades fanden seine Skulpturen ihre natürliche Heimat in der Öffentlichkeit. Sie existierten nur so lange, wie sie gebraucht wurden, auch wenn das nur für einen Augenblick war. „Mein Ziel war es, den Moment in dem die Kunst produziert wurde, dort, wo sie passiert, und den Moment, wo du diese augenblicklich siehst identisch zu halten. Es widerspricht dieser Art von Readymade, das du auf der Straße findest und in die Galerie bringst oder in den Kontext des White Cubes, um zu sehen wie wunderbar oder
Mehr Licht, 1991
Looked at / seen through rose colored glasses, 2004
Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie Installationsansicht Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin Foto: Raimund Kummer, Martin Salzer © VG Bild-Kunst, Bonn 2017
Life size plaster cast, Persol 6182, tinted optical lenses Foto: Raimund Kummer © VG Bild-Kunst, Bonn 2017
ungewöhnlich es ist. Ich wollte die Menschen dazu bewegen, Aufmerksamkeit für den Realraum zu entwickeln, in dem sie leben.“ Die augenblickliche und unmittelbare Natur der Fotografie machte es Raimund möglich, diese Momente zu erfassen, diese temporären Beziehungen zwischen Objekten, die auf der Straße nur für kurze Zeit existierten. Hieraus resultiert letztlich sein riesiges fotografisches Archiv. Eine bearbeitete Version dieses sich weiterhin im Wachstum befindlichen Archivs, OnSculpture (1979–2017), die für die letzte Präsentation auf 444 Bilder erweitert wurde, ist eine von den vier unterschiedlichen Installationsformaten aus mehreren Phasen seiner künstlerischen Karriere, die neben Skulpturen in der Straße (1978–1979), Mehr Licht (1991) und νόστος - ἃλγος (2012) (Griechisch: Nóstos álgos) in seiner aktuellen Ausstellung Sublunare Einmischung im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin zu sehen sind. Filme mit persönlichen Rückschauen Raimund Kummers, thematisieren seine Beziehung zu beidem, Ort und Erinnerung, in dem er verschiedene Orte von Bedeutung für seine Arbeit zusammen mit dem Kurator Eugen Blume besuchte. Sie sind passend mit unterwegs / out and about
betitelt und wurden speziell für die Ausstellung produziert. „Mich verbindet eine sehr lange, fortlaufende, kritische Hassliebe mit der Fotografie. Ich musste zeigen worum es in meiner Arbeit geht. Und deswegen habe ich endlose Recherchen und Versuche zur Dokumentation vs. Nicht-Dokumentation unternommen, darüber was bleibt und was nicht bleibt.“ Viele dieser Bilder, die mit derselben Mamiya-Kamera aufgenommen wurden, die er seit 1979 besitzt, bekommen ein neues Leben in der konzise bearbeiteten und bildhauerisch präsentierten Form, wie sie in der Ausstellung gezeigt werden. Der sich schlängelnde Pfad zwischen den gestapelten Archivschachteln gibt der Sammlung Gewicht und Tiefe, die den jahrelangen Archivierungs- und Bearbeitungsprozess hinter dem Werk signalisiert, während es nur an der Oberfläche mit den ausgesuchten Bildern geflutet wird und sich in einladend taktiler Weise einmal um den Ausstellungsraum windet, um den Besucher aufzufordern, die Fotos auf Taillenhöhe hinunterblickend, in Ruhe aufzunehmen. In einem Zeitalter des Überflusses an visuellen Bildern, mit unserem scheinbar unersättlichen Appetit nach schnellem Bilderkonsum
auf Social Media-Plattformen wie Instagram, erzeugt es etwas Großartiges und Luxuriöses, aber auch etwas Nostalgisches, eine derartige Fülle haptischen visuellen Materials zu durchwandern. Da ist auch etwas Mutiges und Anerkennenswertes in dem Entwicklungsprozess, den Raimund unternommen hat, um fast vier Jahrzehnte des Fotografierens in diesen 444 fotografischen Dokumenten zu kondensieren.
diese Arbeit für Raimund zu einer Art Meditation über Archive an sich geworden, die es ihm erlaubt, Aspekte seines Schaffensprozesses, wie ein Rhizom abzuschließen und gleichzeitig andere zu öffnen, neue Möglichkeiten offenzulegen.
„Der Unterschied liegt darin, dass für mich diese Arbeit keinen endlosen Bilderfluss ohne Hierarchien repräsentiert. Medien sind bloß plus / minus und die Datenmenge, die auf dein Telefon passt. Als Künstler musst du Entscheidungen treffen. Zu sagen alles ist Kunst, 24 Stunden am Tag, ist etwas, das nicht sein kann. Für mich ist es die Person, die eingreift und ja oder nein sagt. Ich wähle aus , grundsätzlich. Ich entscheide darüber, was wichtig ist und was nicht wichtig ist. Das ist, denke ich der Unterschied zwischen meiner Arbeit und dem oft praktizierten Umgang auf Instagram, zum Beispiel.“
„Ich arbeite im Moment daran einen Zustand zu erreichen weiter gehen zu können. Zunächst heißt das viel Ballast loszuwerden, leichter zu werden, die Last der eigene Geschichte loszuwerden, die Gewohnheiten, wie man Dinge tut, vorwärts zu gehen um etwas Neues zu entdecken, etwas was du zuvor nicht denken konntest.. Das ist das Aufregende, ein älterer Mensch zu sein, mit all den Erfahrungen. Du hast nie alles erreicht. Es ist eine Frage deiner eigenen Werte und deiner Tatkraft, wenn Du mehr willst. Und für mich ist das weiterhin mein Spirit … Ich will mehr. Ich denke, ich habe immer noch nicht meine beste Arbeit gemacht. Künstler sein heißt Teil eines endlos fortlaufenden Experiments zu sein.„
Im Laufe der Zeit hat sich der Fokus seiner archivarische Praxis aber auch gewandelt und verändert, und ebenso wie seine „street-based sulptures“ tatsächlich Kompositionsstudien sind, die fragen um was es bei Skulpturen geht und gehen könnte, ist
Raimund Kummers Sublunare Einmischung wurde kürzlich um drei Monate verlängert und ist noch bis zum 29. Oktober 2017 im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart in Berlin zu sehen. www.raimundkummerinberlin.de
INTERVIEW - RAIMUND KUMMER - 17
Der Kurator: Eric Shiner von Sotheby’s Contemporary Fine Art
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Interview JUSTIN ROSS Fotos LANCE CHESHIRE
escheiden und scharfsinnig ist Eric Shiner der vollkommene Gentleman des 21. Jahrhunderts. Von Kindesbeinen an entwickelte er, über Antikmärkte und durch Hausauflösungen bummelnd, das Auge eines Kurators und Sammlers. Seine so früh geweckte kulturelle Neugierde ließ ihn, sein intellektuelles Rückrad weiter festigend, bis zum PhD mit Schwerpunkt auf asiatischer Kunstgeschichte in Yale studieren. Passend zu Erics Studienfokus startete seine Karriere, angezogen von einem sich ausbreitenden Phänomen – dem Boom des Sammelns asiatischer Kunst in New York – schließlich durch.
Mittlerweile hat Eric erreicht, was nur wenige von sich behaupten können: er hat den nahtlosen Übergang zwischen wissenschaftlichem, öffentlichem und privatem Sektor innerhalb der Kunstwelt geschafft. Vom wissenschaftlichen Arbeiten in Yale ging es über seine Position als Direktor des The Andy Warhol Museums in Pittsburgh nun als Leiter eines dynamischen Teams des Sotheby’s Contemporary Fine Art Departments nach New York zurück. Eric hat mit uns, ohne zu zögern, seine Erfahrungen aus der Kunstwelt und im Umgang mit Andy Warhol geteilt als auch noch einige handfeste Tipps für den jungen Kunstsammler verraten.
Es ist erst etwas über ein Jahr her, dass du deine Position als Direktor des The Andy Warhol Museums verlassen und zum Sotheby’s Contemporary Fine Art Department gewechselt hast. Wie ging es dir mit dieser Veränderung und was sind die größten Unterschiede zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor der Kunstwelt?
Eric Shiner mit L.A.EYEWORKS BOSCO Ich wünschte mir sogar, dass MEHR Stars Kunst kauften, denn eigentlich tuen dies im größeren Rahmen nur sehr wenige. Am Ende des Tages sind, aus meiner Erfahrung heraus, diejenigen, die den Sprung gewagt haben dann sehr leidenschaftliche Sammler. Und für diese ist die Kunst mit der sie sich umgeben eine natürliche Erweiterung ihrer eigenen Kreativität.
Es war eines meiner lebhaftesten Jahre überhaupt und die Umstellung von einem öffentlichen Museum in die Welt des Kunsthandels hat mich gezwungen meine Denk- und Arbeitsweise zu hinterfragen, obgleich sich meine Grundprinzipien, die auf meinem Studium der Kunstgeschichte basieren, nicht verändert haben. Zum Glück habe ich bereits als Museumsdirektor immer auch unternehmerisch gedacht. Zudem hat sicherlich auch geholfen, dass ich das The Andy Warhol Museum geleitet habe, wo natürlich Andys Ansatz Kunst und Business zusammen zu denken immer spürbar war. Dadurch habe ich bereits dort über neue Möglichkeiten der Einkommensgenerierung nachgedacht, sehr ähnlich zu meiner jetzigen Arbeit bei Sotheby’s. Nach einem Jahr hier habe ich realisiert, dass ich über die selben Objekte mit dem selben Publikum oft sogar an den selben Orten spreche, wie ich es als Kurator und Museumdirektor getan habe. Nur dass ich jetzt Objekte verkaufe anstatt Ideen. Es ist eine fantastische Herausforderung, die ich sehr genieße.
Was würdest du zu der Kritik Kunst sei zu abgekoppelt von der Realität und ihren drängenden Problemen sagen? Ich würde ihr komplett widersprechen. Wichtige Künstler haben immer ausdrücklich oder subtil den Status quo herausgefordert und hinterfragt um positive Veränderung herbeizuführen. Für mich ist Kunst besonders gelungen, wenn sie diese alltäglichen Probleme angeht. Denkst du, dass sich im Großen und Ganzen durch die Visuelle Kultur, besonders durch den Einfluss der sozialen Medien, das Verständnis von Berühmtsein verändert hat?
Du hast auf deinem Weg in die Kunstwelt einen kleinen Umweg genommen. Du hast einige Zeit in Ostasien verbracht und zunächst in Yale mit dem Schwerpunkt Ostasiatische Studien deine Promotion begonnen, richtig? Wusstest Du da schon, dass Du mit Kunst arbeiten willst oder wie kam das? Zu sagen ich hätte einen kleinen Umweg genommen ist eine maßlose Untertreibung! Ja, ich war PhD Student in Yale für Kunstgeschichte und Architektur mit Schwerpunkt auf japanischer Nachkriegskunst. Der akademische Schwerpunkt meines Grundstudiums in den Staaten und meines ersten Masters in Japan konzentrierte sich auf japanische Kunst. Zunächst beschäftigte ich mich mit mittelalterlicher Architektur und Wandmalerei und dann mit Nachkriegsfotografie und Performance Kunst. Nach zwei Jahren in dem PhD Programm, in denen ich auch anfing Chinesisch zu lernen und über zeitgenössische chinesische Kunst zu schreiben, habe ich realisiert, dass sich ein riesiges Phänomen in New York City entwickelte – der Markt für zeitgenössische asiatische Kunst explodierte und ich wurde regelmäßig von Medien, Galerien und Sammlern kontaktiert um zu schreiben, zu kuratieren und zu beraten. Also habe ich entschieden, dass es mehr Sinn macht auf den Zug aufzuspringen und die schwere Entscheidung getroffen die Uni, mit meinem Master in der Tasche, zu verlassen, nach New York zu ziehen und mich ins Getümmel zu schmeißen. Zu der Zeit war das die richtige Entscheidung und letztlich brachte sie mich auch zum The Andy Warhol Museum, erst als Kurator und kurz darauf als Direktor. Meine Liebe und Leidenschaft für Kunst geht weit zurück. Meine Eltern und Großeltern waren alle aktive Sammler. In diesem Umfeld bin ich aufgewachsen und habe regelmäßig Haushaltsauflösungen, Versteigerungen, Flohmärkte und Antikläden besucht. Ohne es zu Wissen, befand ich mich in einer Lernkurve ein Kenner und Kurator zu werden – immer auf der Suche nach der Nadel im Heuhaufen, etwas das ich sehr genoss und immer noch genieße. Ich möchte über die Beziehung zwischen Kunst und Prominenz sprechen. Das war sicher eines der Hauptthemen in Andy Warhols Œvre, nicht nur in seinem Werk sondern auch in seinem Leben. Er war vielleicht einer der ersten lebenden Künstler, der das Berühmtsein förmlich personifizierte und mit den Grenzen von Prominenz experimentierte. Heute sehen wir eine exponentielle Ausbreitung des Phänomens des berühmten Künstlers. Wie ordnest Du das ein?
18 - INTERVIEW - ERIC SHINER
Definitiv hat die Entwicklung zu einer Beschleunigung geführt, genauso wie die Wahrscheinlichkeit und Eventualität eines schneller verblassenden Ruhmes sich erhöht hat. Als Warhol sagte, dass in der Zukunft jeder seine fünfzehn Minuten Ruhm haben wird, hat er den derzeitigen Status quo der sozialen Medien vorhergesehen und mittlerweile scheinen fünfzehn Minuten eine sehr lange Zeit zu sein. Denkst du, dass das Konzept einer Galerie oder der Kunstwelt an sich sich verändert? Sind Instagram, andere online sowie virtuelle Medien und Webgalerien eine wirkliche Bedrohung für traditionelle Galerien, Museen oder Auktionshäuser?
Nun, das ist natürlich nichts Neues. Warhol hat in der Tat seine eigene Persönlichkeit geformt. Mitunter beeinflusst von früherer Künstlern, die erfolgreiche Ikonen unserer Zeit waren. Das war bis zu einem Gewissen Grad beispielsweise Marcel Duchamp, aber primär Pablo Picasso und Salvador Dali. Zuerst genannter war bahnbrechender akademischer Rebell, gefeiert unter seinesgleichen. Die anderen beiden aber waren Weltberühmtheiten und allgemein bekannte Namen, etwas das Warhol für sich selbst absolut anstrebte. Heute würde ich sagen, dass mit Sicherheit die Massenmedien und ihre Erweiterung durch die sozialen Medien, für einige Künstler wichtige Instrumente sind. Utensilien mit denen sie ihre Künstlerpersönlichkeit aufbauen und die sie als Überholspur zum Ruhm nutzen. Ja, wir können zweifelsohne dieses Phänomen auf Warhol zurückführen.
Wir befinden uns auf jeden Fall in einem rasanten Wandel und ich habe den Eindruck, dass ein Umstrukturieren des Galeriebetriebes, wie wir ihn kennen, im Moment entscheidend ist. Sicherlich haben Instagram und Online-Auktionen eine größere Reichweite und zeitgenössische Kunst gewinnt so neue und potentielle Sammler. Hoffentlich wird dies das Geschäft eher bereichern als es zu untergraben. Ich glaube die wahre Herausforderung für die Galerien wird unter anderem vor allem der steigende Mietpreis in den Stadtzentren sein. Das und die ins unüberschaubar steigende Zahl an weltweiten Kunstmessen, die in vielerlei Hinsicht das Gros der Galerieverkäufe übernommen haben, erschweren es jeder Galerie mitzuhalten. Ich wäre MEHR als glücklich, würden junge bis mittelständische Galeristen sich zusammenschließen und neue Kollaborationsmodelle entwickeln, die ihnen helfen diese wahnsinnigen Anforderungen zu minimieren. Vielleicht in dem sie als Interessengemeinschaft größere Räumlichkeiten bespielen, ähnlich einer Kunstmesse, aber eben mit ganzjährigem Programm. Ich bin ein Fan des noch jungen Condo-Projekts in New York City und für was es steht: Galerietausch. Internationale Galerien bespielen einen Monat lang die Räumlichkeiten einer in NYC bestehenden Galerie. Diese Denkweise wird das primäre Galeriesystem, immer noch die wichtigste Lebensader der Kunstwelt, retten.
Natürlich können Stars, und sind es auch oft, große Kunstsammler und es scheint als wenn sie sich auf den Kunstmessen dieser Welt, besonders in Basel, tummeln. Erkennen sie einfach wie wichtig es ist, Kunst zu kaufen oder geht es hier um etwas Weitgreifenderes?
Ich wüsste gerne etwas mehr über deinen persönlichen Geschmack, deine persönliche Präferenz wenn es um Kunst geht. Kannst du mir ein paar Tipps geben welche jungen, aufstrebenden Talente du empfehlen würdest?
Eric Shiner mit L.A.EYEWORKS BOSCO
Die Hauptschwerpunkte meiner eigenen Sammlung liegen, mit einigen Ausnahmen natürlich, auf textbasierter Kunst, japanischer Kunst, auf den Genres Landschaft, Portrait und auf Fotografie. Ich tendiere dazu Kunst von jungen Talenten und Künstlern, die sich in der Mitte ihres Werdegangs befinden, zu kaufen. Dabei konzentriere ich mich auf Künstlerinnen, farbige Künstler und LGBTQ Künstler. Ich würde empfehlen, dass Leser, um verblüffende Arbeiten zu finden, sowohl aufstrebende Galerien besuchen sollten als auch Kunstmessen, die ihren Fokus auf junge Talente legen. Ich möchte angehende Sammler unbedingt ermutigen so viel junge, aufstrebende Kunst zu kaufen wie möglich, denn das ist die Zeit in einer Künstlerkarriere in der finanzielle Unterstützung, und darüber hinaus die inhaltliche Bestätigung, ungeheuer entscheidend ist. Was ist mit deinem persönlichen Stil? Wie würdest du dich modisch beschreiben und hast du dich schon immer so elegant gekleidet? Ich war stets ein Chamäleon und habe mich modisch meinem Umfeld angepasst. Ich glaube, ich habe schon jeden erdenklichen Look ausprobiert, vom Grufti zum Cyber Punk bis zum Anzug war alles dabei. So bleibt es natürlich interessant und man hinterlässt Fragezeichen. Am Ende kaufe ich aber was mir gefällt und mich aus der Masse hervorstechen lässt. Ich denke, es ist auch von Vorteil, dass ich 1,8 Meter groß bin, so dass ich, wenn ich darüber nachdenke, sowieso auffalle. Und wie sieht es mit Brillen aus? l.a.Eyeworks, eines der Labels, dass du während des Shootings getragen hast, pflegt, abgesehen davon, dass seine Modelle dir gut stehen, beständig Verbindungen zu Künstlern. Hast du noch andere Lieblingsbrands? Über die Jahre hatte ich einigen Spaß (manche würden sagen) „exzentrische” Brillen zu tragen. Ich liebe l.a.Eyeworks, hatte aber auch andere Modelle, in dezentem Schwarz, eben dem klassischen Künstlerstyle aber auch bunte geometrischgeformte Modelle, alle von deutschen Labels. Während meiner Zeit in Pittsburgh war ich ein großer Fan von Eyetiques Norman Childs Design, einem fantastischen Laden mit großer Auswahl. Ich mag auch Persol, Matsuda und Oliver Peoples. In Japan trug ich eine fantastische Brille von Philippe Starck. Fallen dir andere Künstler ein, die ein besonderes Verhältnis zu Brillen haben oder hatten? Nun, ich denke Andy war sicherlich für seine Sonnenbrillen bekannt. Ich besitze ein Modell, dass das Labe Super in einer limitierten Auflage von 200 Stück produziert hat. Eine exakte Reproduktion seines typischen Looks. Es gibt eine Reihe von Marken, die mit Künstlern oder Nachlässen wie dem von Keith Haring zusammenarbeiten. Zum Beispiel hat vor kurzem die in Barcelona ansässige Firma Etnia Barcelona eine große Kollektion herausbrachte die von Jean-Michel Basquiat ikonischen Symbolen wie seiner Krone inspiriert wurde. Sicherlich hätte Andy Warhol das sehr gefallen. Was meinst Du? Absolut. Das hätte es! Tatsächlich kenne ich Andys Optiker, der alle seine Brillen für ihn herstellte, und er erzählt mir immer wie sehr Andy gute Brillendesigns schätze. Letzlich sind es diese kleinen Geschichten, die das Leben besonders machen.
INTERVIEW - ERIC SHINER - 19
Die neuen Vorreiter – Artist Profile
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Interview JUSTIN ROSS
4SEE stellt junge Künstler der internationalen Szene vor, deren Arbeit vor allem ihr energetisches Talent und ihren schier grenzenlosen Ideenreichtum widerspiegelt. Besonderer Respekt gebührt aber ihrem ungeheuren Durchhaltevermögen angesichts der manchmal übermächtig erscheinenden Stolpersteine auf dem Weg zum Erfolg. Mit uns teilen sie ihre Probleme, lassen uns an ihrer Gefühllage teilhaben und erzählen von ihren Zukunftsplänen. Ihre Genialität und ihre aufrichtige Leidenschaft für ihre Kunst lassen uns auch ein zweites und drittes Mal die Werke dieser neuen Schwergewichte der kulturellen Epizentren, Berlin und New York, betrachten. Lesen Sie die vollständigen Interviews online auf www.4seemagazin.de
MARC VON DER HOCHT Alter 37, aber noch lange nicht erwachsen Nationalität deutsch Techniken Malerei, Collage, Objekte und Installationen lebt und arbeitet in Berlin mehr unter www.marcvonderhocht.de, www.semjoncontemporary.com „Ein Kunstwerk sollte den Betrachter mit etwas Unbekanntem konfrontieren und ihn die Welt mit anderen Augen sehen lassen. Dies kann aber auch mit banal oder irrelevant erscheinenden Eingriffen geschehen. Die Auseinandersetzung mit solchen Phänomenen begünstigt es, uns selbst zu reflektieren und uns zu mündigen Menschen zu emanzipieren.“ „Die Welt ist voll von Rätseln, ich muss nur meine Augen offen halten und mich wie ein Kind wundern können, es gibt ständig Neues zu entdecken. So erkannte ich, dass mein städtischer Lebensraum mit all den tausend Dingen, die mich umgeben, von einem gemeinsamen Formenrepertoire durchdrungen ist. Das Formvokabular, welches die Grundlage für gestaltete Objekte bildet, zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Welt. So erkenne ich Analogien zwischen der Form des Feuerzeuges hier auf meinem Schreibtisch und der Gestaltung der gigantischen Wolkenkratzer in Pudong, Shanghai. Auch der Aufbau von Leiterplatinen hat viele Gemeinsamkeiten mit dem Straßenverlauf von Großstädten, wenn wir diese von einem Satelliten aus betrachten. Solche Phänomene, geprägt von Selbstähnlichkeit im Kleinen wie im Großen, werden als Fraktale bezeichnet. Hier setze ich mit meiner Arbeit an.“
Foto CHARLOTTE KRAUSS
IC! BERLIN MAIK O.
Foto CHARLOTTE KRAUSS
KBL LANCASTER
BORIS FAUSER Alter 32 Nationalität deutsch Techniken Malerei, Mixed Media lebt und arbeitet in Berlin mehr unter www.borisfauser.com „Ich habe erst spät mit der Kunst angefangen, erst mit 22. Damals habe ich Philosophie studiert und mich mit Kunst aus Sicht der Äthetik beschäftigt. Plötzlich fing ich an zu malen, hauptsächlich in den Semesterferien, aber nur als Hobby. Nach meinem Abschluss ging ich nach Berlin, suchte mir mein erstes Atelier und fing an, ernsthaft zu malen. Da war ich dann schon 26. Ein Jahr später hatte ich meine erste Gruppenausstellung in einem sehr coolen Non-Profit-Projekt in New York, meine erste Ausstellung überhaupt.” „Da war dieser richtig wichtige Sammler aus Mexiko. Er kaufte gleich vier meiner Bilder. Ich dachte mir, okay, die kommen jetzt alle erst mal ins Lager zu den Werken von anderen jungen Künstlern, während abgewartet wird, dass der Marktwert steigt. Dann traf ich ihn bei der Art Basel wieder und er zeigte mir ein Foto von einem meiner Bilder in seinem Haus, das neben einem Rothko hing. Mit einem Augenzwinkern fragte er mich: ‚Kannst du es ertragen, dir den Platz mit Mark teilen zu müssen?‘ Dank seiner Frau, die meine Arbeit offenbar sehr liebt.”
20 - INTERVIEW - DIE NEUEN VORREITER
INTERVIEW - DIE NEUEN VORREITER - 21
Foto LANCE CHESHIRE
Foto CHARLOTTE KRAUSS
AIGNER 35053-00650
EYEVAN 7285 754
SARAH DINEEN Nationalität amerikanisch Techniken Acrylmalerei lebt und arbeitet in New York City mehr unter www.sarahdineen.com, www.johanssen-gallery.com „Als ich klein war, malte meine Mutter oft. Ich erinnere mich daran, wie ich sie dabei beobachtete und es dann eines Tages selbst ausprobierte. Ich verbrachte Stunden damit, Zeichnen zu üben, indem ich Fotos aus Zeitschriften abzeichnete. Ich liebte dieses konzentrierte Arbeiten über Stunden, in denen ich neue Bilder aus dem Nichts schuf. Ich wusste, dass die Freiheit dieser mit mir selbst verbrachten Zeit immer ein wichtiger Teil meines Lebens sein würde.”
ALICE GIBNEY Alter 35 Nationalität irisch-kanadisch Techniken Zeichnung und Stop-Motion lebt und arbeitet in Berlin mehr unter www.alicegibney.com, www.masseylyuben.com „Mit acht Jahren hatte ich den kurzlebigen Traum, Tierarzt zu werden. Sobald mir klar wurde, dass ich tatsächlich an Tieren operieren und sie einschläfern müsste, habe ich meine Lebensplanung überdacht. Blut ekelt mich. Einige Jahre später nahm ich am Sommercamp der Toronto School of Art teil und so begann meine Liebesaffäre mit der Kunst.“ „Die Kunstwelt ist, was man selbst aus ihr macht. Sie kann all das sein: Ellenbogen raus und ab in den Wettkampf, oder eine Gemeinschaft, die einen unterstützt … es kommt darauf an, wie man selbst mit ihr umgeht und mit welcher Gesellschaft man sich umgibt.” „Versagen. Tagträume. Absurde Literatur und merkwürdige Filme. Das Chaos des Lebens im Allgemeinen. Raum für Fehler in meinen Arbeiten zuzulassen, erlaubt es den Geschichten, ihre eigenen Wege zu gehen. Genau das finde ich am spannendsten.”
22 - INTERVIEW - DIE NEUEN VORREITER
„Hier in den USA scheint die Regierung jeden Tag mehr zu zerfallen, was sehr beunruhigend ist. Obwohl meine Malerei nicht offensichtlich politisch ist, ist sie beeinflusst vom aktuellen Tagesgeschehen und meinen Erfahrungen mit ihm. Das Material und die Energie, mit der sie entsteht, transportieren diese in die Welt. Gerade weil zur Zeit alles so besorgniserregend ist und das Chaos pausenlos zunimmt, denke ich, dass ästhetischer Genuss wichtiger ist als je zuvor. Wenn wir jetzt Freude und alles Gute in der Welt aus den Augen verlieren, dann haben wir wirklich ein Problem. Wir alle müssen uns Auszeiten gönnen, in denen wir unseren Geist zur Ruhe kommen lassen. Danach können wir wieder gestärkt und mit Zielen vor Augen am politischen Diskurs teilnehmen.” „Das gefällt mir am besten an der Stadt. Wann immer ich eine Pause von meiner eigenen Arbeit brauche, kann ich mir einfach ein paar Stunden lang Zeit nehmen und mir das Werk meiner Lieblingskünstler ansehen und mit neuer Inspiration zur Arbeit zurückkehren.”
INTERVIEW - DIE NEUEN VORREITER - 23
Foto ROBERT BEYER
CHLOE GROVE Alter 35 Nationalität britisch Techniken Farbstift auf Papier lebt und arbeitet in Berlin mehr unter www.chloegrove.com
Foto ROBERT BEYER
„Ich finde viel Inspiration bei Künstlern, die schon weiter in ihrer Karriere fortgeschritten sind als ich, und mich voller Wärme unterstützen und ihre Einsichten teilen. Ich habe auch Galeristen und Kuratoren kennengelernt, die wirklich davon überzeugt sind, aufstrebende Talente zu fördern. Es ist natürlich eine stark vom Wettbewerb bestimmte Branche, aber aus meiner Perspektive geht es vor allem darum, die richtigen Leute für sich zu finden und Beziehungen aufzubauen.”
MOSCOT GROYSE
„Ich habe einige Jahre lang mit verschiedenen Techniken experimentiert: Malerei, Druckerei, Skulptur. Dadurch habe ich einen unorthodoxen Umgang mit Farbstiften entwickelt, an dem ich erstmal lange Zeit feilen musste. Ich bin froh, dass ich so viel Zeit investiert habe, eine Zeichnerin zu werden, die ihre Kreativität intuitiv in ihrer gelernten Sprache ausdrücken kann.”
MICHAEL KORS 0MK2048
„In meinem Alter zu sein und dadurch den Wendepunkt der digitalen Revolution selbst miterlebt zu haben, sind massive Inspirationsquellen für mich. Ich konnte beobachten, wie meine Familie, als Designer, gemeinsam mit ihren Zeitgenossen, den Sprung ins kalte Wasser wagten und sah die Auswirkungen auf die, die mit der Zeit gingen, und die, die sich ihr widersetzten. Ich versuche immer beide Sichtweisen in meine Arbeit einfließen zu lassen, die Zeit vor und nach der Digitalisierung.” „Irgendwann in der Zukunft würde ich wahnsinnig gerne ein Kunstwerk ins Weltall senden und es im Kosmos treiben lassen oder eine Ausstellung auf dem Mond machen!”
JULIAN WEBER Alter 31 Nationalität deutsch Techniken Tanz/Choreographie, Skulptur lebt und arbeitet in Berlin mehr unter julianweber.berta.me „Ich denke, es kann sehr befriedigend sein, wenn deine Kunst eine gewisse Relevanz mit sich bringt, doch diese Relevanz kann sehr unterschiedliche Dimensionen annehmen und sich auf unterschiedlichen Ebenen manifestieren. Es kann sich zwischen sehr lokal und persönlich bis weitgreifend und global bewegen. Das typische Schuldgefühl von Künstlern, besonders in der privilegierten weißen westlichen Welt, ist mir nicht fremd, gleichzeitig empfinde ich den Rechtfertigungszwang, mit dem Künstler oft konfrontiert werden, als problematisch.“ „Mir geht es dabei weniger um die Vermittlung einer Botschaft, sondern um ungewohnte Perspektiven auf das uns Bekannte – wie z.B. die Unterschiede und Parallelen zwischen Kultur- und Tourismusindustrie und den Kippmoment, in dem sich das Idyllische ins Unheimliche verkehrt.“ „Ich würde gerne so weiterarbeiten können wie bisher, zwischen verschiedenen Disziplinen, verschiedenen Orten, verschiedenen Leuten und verschieden groß angelegten Produktionen wechselnd.“
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INTERVIEW - DIE NEUEN VORREITER - 25
Foto CHARLOTTE KRAUSS
Foto ROBERT BEYER
COBLENS SONNENBLENDE MICHAEL KORS 0MK1021 Jacke, Hose von Nico Sutor
SADIE WEIS Nationalität amerikanisch Techniken Multi-Media, Installation, Malerei, Skulptur, PolymonotypeSiebdruck, Video lebt und arbeitet in Berlin mehr unter www.sadieweis.com
WINSTON CHMIELINSKI Alter 29 Nationalität US-amerikanisch Techniken Mixed Media lebt und arbeitet in Berlin mehr unter www.wi-ch.com „Mich fasziniert die Kunstwelt, so wie mich jede überlebensgroße Kraft interessiert, die so viele klar denkende Menschen auf einmal in ihren Bann ziehen kann. Aber ich suche in der Kunstwelt nicht nach Sinn oder Wert, wenn es um Kunst geht – oder um Menschen. Stattdessen habe ich meine Intuition geschärft.” „Kunst, die der Politik immer auf den Fersen ist, gibt mir nichts, außer sie wird so gemacht oder ausgestellt, dass ein echtes Risiko entsteht. Dann kann sie eine Bewegung entfachen. Letztendlich ist es das, was Kunst Bedeutung verleiht, und solche Kunst ist selten. Sie aktiviert etwas tief in uns, das uns zu Veränderung und Wachstum inspiriert.”
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„Ich sehe Kunst als spirituell und mystisch an, denn ich glaube daran, dass es die Stärke des eigenen Geistes ist, die uns Hürden überwinden und uns als Persönlichkeiten weiterentwickeln lässt. Meine Ideen finde ich bei Astronomie und Astrologie, dem Weltall und Zeitreisen, Fantasy, Chemie, Achemie, Außerirdischen und dem Erkunden von mystischen und metaphysischen Gebieten.” „Meine Interpretation des Universums ist immer magisch und bezaubernd, aber paradoxerweise auch dystopisch und futuristisch. Meine kreative Philosophie stützt sich auf die spirituelle Erholung durch Reisen des Bewusstseins in Bezug auf die eigene Umgebung – so wie mentale Odysseen.” „Berlin ist auch historisch spannend und geheimnisvoll. Mein Atelier liegt zum Beispiel in einer ehemaligen Kaserne in einem verlassenen Militärflughafen namens Johannistal. Das war der überhaupt zweite Flughafen, der weltweit gebaut wurde, und das Komische ist, dass nur wenige Menschen von seiner Existenz wissen, selbst Berliner. Da liegt ein ganzes Rollfeld brach voller baufälliger Hangars, in denen früher Zeppeline gebaut wurden. Ich gehe oft dorthin und erkunde und denke nach. Das ist eine große Inspiration für mich.”
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Barton Perreira Moderne Meister
Interview JUSTIN ROSS
Patty Perreira Reveals the Art and Design Influences that Shape her Timeless Designs for Barton Perreira.
B
arton Perreira wurde 2008 von den Oliver Peoples Veteranen Bill Barton und Patty Perreira gegründet, die das Label, dank ihrer gemeinsam mehrere Jahrzehnte umspannenden Erfahrung in der Brillenindustrie, schnell zum Kulterfolg machten. Treue Fans aus allen Gesellschafts- und Berufsschichten begeisterten sich für die Korrektur- und Sonnenbrillen der Marke, die mit modernen Formen, luxuriösen Materialien und unvergleichlichen Passformen sofort zu Klassikern wurden. Nach nur zehn Jahren ist Barton Perreira marktführend bei Qualität und Design und gilt als moderner Meister des Handwerks. Mittlerweile sind aus dem Erfolg vier eigene Filialen, Verkaufsstellen in mehr als 60 Ländern und eine neue technikorientierte Luxusmarke namens Allied Metal Works gewachsen. Der anhaltende Erfolg der Marke liegt in der Liebe zum Detail und der ausgezeichneten Verarbeitung der Modelle. Beides prägte von Anfang an das Label und sorgt dafür, dass die treuen Kunden nicht genug von den Brillen bekommen können. Patty Perreira steht an der Speerspitze von Barton Perreiras Mission, dem unabhängigen Spirit der Marke treu zu bleiben und Luxus für Eyewear neu zu definieren. Sie ist eine der wenigen weiblichen Stimmen in einer stark von Männern dominierten Industrie. Neben ihrer Liebe für großartige Kunst-
werke und Design hat Pattys Designästhetik vor allem Wurzeln in ihrer Heimatstadt Los Angeles und ist immer wieder aufs Neue in und von ihrem Studio in Venice Beach inspiriert.
Patty Perreira
„Ich bin autodidaktische Designerin. Bill und ich sind immer schon Freigeister gewesen. Unsere eigene Marke sollte genau diese unabhängige Haltung verkörpern. Für mich persönlich war es wichtig, meiner Inspiration treu und kreativ zu bleiben.”
gebürtige Angelino, wie man die Einwohner von Los Angeles nennt, schätzt Patty lässige Eleganz und mühelose Coolness. Was man auch ihrem Studio in Venice ansieht, einer Ruheoase und einem Rückzugsort für den kreativen Schaffensprozess.
Um dieses Ziel zu erreichen, haben Barton Perreiras Brillen drei Eigenschaften, die Patty hervorhebt: „Handwerk wie bei Haute Couture, höchste Qualität und perfekte Passformen”. Ihre Entwürfe werden voller Sorgfalt von den Händen erfahrenen Handwerkern und mit dem edelsten Material auf dem Markt in Japan hergestellt. Ihre Entscheidung für Japan begründet Patty damit, dass „Japan am besten [ist]! Dort versteht man, dass man nicht am falschen Ende sparen sollte. Die Leidenschaft zum Handwerk ist grenzenlos und es gibt eine fast zwanghafte Neigung zum Perfektionismus. Man versteht und respektiert meine Prinzipien als Designerin.” Jedes Modell einer Barton Perreira Kollektion gleicht einem Kunstwerk und strahlt etwas anderes
„Ich lebe und arbeite in Venice Beach. Venice verändert sich ständig und hat trotzdem einen starken Kern, dem ich mich verbunden fühle. In meinen Designs schwingt auf jeden Fall die kalifornische Lebenseinstellung mit.”
aus, mit eigenem Charakter, eigener Stimme, eigenem Timbre. Die Designs spiegeln den bis zur Makellosigkeit perfektionierten Anspruch von Chefdesignerin Patty Perreira wider. Als
In ihrem Venice Studio, in dem moderne Elemente des Lofts mit exzentrischen Details wie einer Discokugel im Wohnzimmer aufgelockert sind, umgibt sich Patty Perreira mit Klassikern aus Kunst und Design. Sie verkörpert zwei Kerneigenschaften die einen erfolgreichen Designer ausmachen: Leidenschaft für Qualität, die alle Trends überdauert und eine glasklare Haltung. „Inspiration finde ich überall, aber hauptsächlich bei den unbequemen Visionären aus Kunst, Architektur und Musik, die ihrer Ausdrucksform treu blieben und sich nicht anpassen. Andy Warhol, Jean Michel Basquiat, Banksy, Edmoses und Sage Vaughn – sie alle sind Meister ihrer Kunst und begeistern mich.” Eine ganz besondere Rolle spielt für sie aber Andy Warhol. Um frische Color-Stories und Retro-Formen für die neue Kollektion zu entwickeln, beschäftigte sie sich intensiv mit einem seiner Porträts von Barbara Feldon, das sie in ihrer eigenen Sammlung hat. Patty schätzt außerdem minimalistische Kunst und das Design der 1950er und 60er Jahre. Die Künstler und Designer dieser Ära kombinierten Holz und Metall auf innovative Weise. Die Ergebnisse sind Klassiker, die noch heute Beachtung finden – eine Leistung, der Patty gerecht werden will. „Ich liebe die Kombination von Farben und Materialien mit überraschenden Details. Titan ist großartig für leichte Brillen. Mit Lack und Foliendrucken lassen sich einzigartige Farbkombinationen und mehr optische Tiefe schaffen.” Pattys Verwendung dieser Techniken verweist subtil auf ihre anderen Inspirationsquellen wie Vintage-Schmuck, Autos und Motor rädern, ohne ihre „raffinierte, Weniger-ist-mehr-Ästhetik” aufzugeben. Mit Blick in die Zukunft konzentriert sich Patty mehr denn je darauf, den Erfolg der Marke zu vergrößern und in puncto Brillendesign mit gutem Beispiel voranzugehen. „Es gibt einige neue, aufregende Technologien, mit denen ich ganz neuartige Details und Herstellungsverfahren ausprobieren kann.”, aber sie nimmt sich auch vor, „weiterhin den Fokus auf Brillen zu legen, die sich nahtlos in den Alltag unserer Kunden einfügen” und „unseren Prinzipien treu zu bleiben und nicht dem Druck nachzugeben, kommerziell erfolgreich zu sein.” Diese völlige Hingabe zum Handwerk ist es, weshalb Barton Perreira immer einen Schritt voraus ist. Mit ihren zeitlosen Kunstwerken, die man auch Brillen nennen könnte, spielt die Marke in einer Klasse für sich.
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CRAFTSMANSHIP - 29
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Label Profiler
Fotograf BERT SPANGEMACHER Text CHRISTINE TOMAS
L’ITALIANO VERO SAFILO
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ie meisten Menschen denken immer, dass Mode die Funktionalität außer Acht lässt. Nicht aber die italienische Brillenmanufaktur SAFILO, für die Ästhetik, handwerkliches Können und Tragekomfort stets Hand in Hand. Safilos Fachpersonal geht in ihrer Expertise völlig auf. Alle Details werden kompromisslos und gewissenhaft bedacht – vom genutzten Material bis zur Entwicklung der patentierten Scharniertechnologie,
so ist jedes einzelne Brillenpaar sowohl in Stil als auch Funktionalität für die Ewigkeit hergestellt. Kunsthandwerkliche Fähigkeiten und fortschrittliche Technologie sind das Herzstück einer jeden SAFILO Brille. Auch die neue Kollektion ist diesbezüglich keine Ausnahme. Die Korrekturbrillen in Azetat, Titan, Stainless Steel und anderen Materialen sind ein Lobgesang auf ihre italienischen Wurzeln, auf das „Made in Italy” und die großen Namen wie Calibro, Canalino, Buratto, Bussola und
Lastra. In ihrer Formvielfältigkeit von weichen, runden Rahmen bis hin zu schnittigen, rechteckigen Brillen sind die umwerfenden Designs nicht nur langlebig sondern auch unglaublich bequem. Dank eines neuen, exklusiven Scharniers, dass die perfekte Passform garantiert, zusammen mit den ergonomischen Antirutsch-Nasenpads, die den Nasensteg sanft umspielen, bieten SAFILO Modelle ein natürliches Tragegefühl - wie die Naturelemente von denen sie inspiriert sind.
BURRATO
CALIBRO
30 - LABEL PROFILER
ALLIED METAL WORKS BAYS
Oberteil von Jose Duran
Pantomime Mime ist eines der ältesten Genres der Performance Kunst. Stylische Outfits in schwarzweiß teilen ein launisch theatralisches Flair mit der traditionellen Pantomime. Und mit ihrem futuristischen Touch ist man so sowohl zu Hause als auch in den angesagtesten Ecken, wie in New Yorks kulturellen Epizentren, dem Gallerienviertel Chelsea oder dem Künstlerviertel Bushwick, stets passend gekleidet.
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Jacke von Comme des Garçons, Hose von Maison Margiela, Ohrringe von Laruicci
BARTON PERREIRA SOL MATEE Jacke von Jean-Paul Gaultier, Shorts von New York Vintage, Gürtel von Manfredonia, Ohrringe und Armreif von Ben-Amin by Isaac Manevitz
Fotos MARC BAPTISTE @ Cerutti + Co. Haare DANTE BLANDSHAW @ RonaRepresents Makeup SAISHA BEECHUM @ CloutierRemix Styling ROBYN VICTORIA Maniküre MAYUMI ABUKU @ RonaRepresents 32 - PANTOMIME
PANTOMINE - 33
ETNIA BARCELONA AMELIA
ALLIED METAL WORKS ARRIS
Oberteil von Dama, Kragen von Nina Ricci, Petticoat von Fausto Puglisi, Strumpfhose von Falke, Schuhe von T.U.K.S
Tupfenbluse von Saint Laurent, gestreifter Rock mit Hosenträgern von Anne Taylor, Kragenvon New York Vintage, Armreifen von Ben-Amin by Isaac Manevitz
Sweatshirt von Chi Chi Von Tang, Reithose von Comme des Garçons, Strumpfhose von Falke, Sneakers von Puma, Maske von Cheyenne Masks, Handschuhe von Wing & Weft Gloves
34 - PANTOMIME
PANTOMIME - 35
BARTON PERREIRA WINETTE Sweatshirt von Chi Chi Von Tang, Reithose von Comme des Garçons, Strumpfhose von Falke, Sneakers von Puma
BARTON PERREIRA WINETTE Kleid von Livné, Strumpfhose von Falke, Schuhe von T.U.K.S, Handschuhe von Wing & Weft Gloves, Ohrringe von Laruicci, Armreifen von Ben-Amin by Isaac Manevitz
36 - PANTOMIME
PANTOMIME - 37
Oberteil und Rock von Jose Duran, Handschuhe von Wing & Weft Gloves
ALLIED METAL WORKS ASH Jacke von Comme des Garcons, Hose von Maison Margiela, Ohrringe von Laruicci, Schuhe vom Stylisten
ETNIA BARCELONA DIAMANT Klein von Cheng Huai Chuang, Ohrringe von Laruicci, Stiefel und Handschuhe vom Stylisten
38 - PANTOMIME
PANTOMIME - 39
Komplexe Geometrien
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Fotos CAN DAĞARSLANı Styling IRINA POLIESHCHUK Haare & Makeup YULYA ZALESSKAYA
Künstler ermöglichen uns Dinge in neuem Licht zu sehen. Die Verbindung von Farben, Formen, Mustern und Gesten münden in einer Komposition, einer neue Perspektive auf die gewohnte Umgebung. In Kiew, Ukraine, findet Can Dağarslanıs das ideale Setting für seine sonderbar exzentrischen Looks. Die eigentümliche Architektur, die neuentdeckten Landschaften und architektonischen Reliquien verbinden Alt und Neu zu einem hybriden Osteuropa.
USH HANNES Bluse von Nina Donis
40 - KOMPLEXE GEOMETRIEN
KOMPLEXE GEOMETRIEN - 41
SALT. IAN Rock von Rosie Assoulin
KBL DEAN Jacke von Sandro, graue vintage Jacke
BLACKFIN OYSTER BAY Bluse von Nina Donis
42 - KOMPLEXE GEOMETRIEN
KOMPLEXE GEOMETRIEN - 43
COBLENS SONNENBLENDE o. Jacke von Maje, u. Jacke von Sandro, graue vintage Jacke
USH PAUL Kleid von Elena Reva
44 - KOMPLEXE GEOMETRIEN
KOMPLEXE GEOMETRIEN - 45
KBL THE PECK Kleid von Trofymenko
KBL DEAN Mantel von Sandro
KBL THE PECK Kleid von Trofymenko
46 - KOMPLEXE GEOMETRIEN
KOMPLEXE GEOMETRIEN - 47
BLACKFIN MARTINIQUE, OYSTER BAY, GOLD BEACH, SLOT Jacke von Vintage
SALT. PETTIBONE Anzug von Maje
48 - KOMPLEXE GEOMETRIEN
KOMPLEXE GEOMETRIEN - 49
The Cut Outs Ausgestattet mit einer grenzenlosen Phantasie können Künstler mit Leichtigkeit um die Ecke zu denken. Befreit von den Konventionen der traditionellen Modeindustrie sind diese lustig skurrilen Scherenschnitte eine erfrischende Kulisse für einige der originellsten Brillenmodelle auf dem Markt.
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EYEVAN 7285 766 c.3311
MARC O’POLO 506128
Foto BERT SPANGEMACHER Styling ULRIKE MIEBACH @ Nina Klein Haare & Makeup TROY DABSKI @ bigoudi
50 - COVER STORY
COVER STORY - 51
LINDBERG TAJAK
LINDBERG STRIP3P TITANIUM 2294
52 - COVER STORY
COVER STORY - 53
RAY-BAN 4279 Ledermantel von Closed, Tuch von Strellson
October Skies
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Nach dem sommerlichen Ansturm sind die Ostseestrände leer und umso einladender. Der Herbst ist die ideale Zeit für unseren eleganten Streifzug entlang der Küste. Ein Ausflug aufs Land lässt die Seele baumeln und auf langen Spaziergängen lässt sich wieder Inspiration für das nächste kreative Projekt finden.
Fotos FELIX BERNASON Styling JULIA NEUBAUER Haare & Make-Up EVELYN INNERHOFER @ BIGOUDI
54 - OCTOBER SKIES
OCTOBER SKIES - 55
LINDBERG RIM LEX Anzug von Theo Wormland, Rolli von Closed
BURBERRY 3092Q Hemd und Jacke von Paige, Hose von Levi’s
56 - OCTOBER SKIES
OCTOBER SKIES - 57
LINDBERG RIM LEX Anzug von Theo Wormland, Rolli von Closed
BLACKFIN CUTLER Karo Anzug von Tiger of Sweden, Hemd von Ted Baker, Cardigan H&M
58 - OCTOBER SKIES
OCTOBER SKIES - 59
BARTON PERREIRA RAPHINA
Wunderland Berlin Reloded Berlin ist das Mekka bunter Gestalten aus aller Welt. Sie alle pilgern in diese Stadt um Teil der lebhaften und weltweit bekannten Performance- und Kreativkommunities zu werden. Diese aufregende, mutige und auch ein wenig dekadente, aber modisch immer absolut wegweisende Phantasiewelt, hat die Fotografin Joanna Szproch liebevoll in Bildern gebannt.
14 Fotos JOANNA SZPROCH
60 - WUNDERLAND BERLIN RELOADED
CHERIEPOOO - Role Model, Musik & Media Studentin, Japan und Sushi Lover, Instagram @cheriepooo WUNDERLAND BERLIN RELOADED - 61
ALLIED METAL WORKS A050 ALAIN MIKLI 631
LIINA - Selbstständige Künstlerin als auch Leiterin des Kunst und Musik Labels Shocking Film www.shockingfilm.tumblr.com 62 - WUNDERLAND BERLIN RELOADED
TAMARA - Visionärin, Wissenschaftlerin und Erfinderin www.matamtam.com WUNDERLAND BERLIN RELOADED - 63
ETNIA BARCELONA MARINA
XAVIER GARCIA BRAVAS
KAROLINA - Performer, Role Model, Instagram @bibgul 64 - WUNDERLAND BERLIN RELOADED
KAROLINA - Performer, Role Model, Instagram @bibgul WUNDERLAND BERLIN RELOADED - 65
4SEE Eyewear Archive VII
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FLEYE SMØRREBRØD COLLECTION So herbstlichwarm wie die neue Jahreszeit selbst, startet die Kollektion dieser Saison mit einem perfektem Farbverlauf von Violett zu Weißgrau durch. Mit festlichem Gold entlang der Augenbraue. Klare Azetatenden runden das geometrische Cateye-Modell ab.
Fotos BERT SPANGEMACHER Text JUSTIN ROSS
Wie großen Werken aus der Kunstwelt auch, gebührt den für diese Edition des Eyewear Archives ausgewählten Korrekturgläsern und Sonnenbrillen ein Platz in den Geschichtsbüchern. Akribisch ausgearbeitete Details, inspirierende Farbnuancen und der Mut zum Experimentieren mit ausgefallenen Materialien, erwecken den innigsten Wunsch diese Modelle in unsere permanenten Sammlung aufzunehmen.
AIGNER 35053-650
PERSOL 9649SG LIMITED EDITION
Aigners exquisiter Geschmack für Leder kleidet sich dieses Mal in Krokodiloptik. Das Hufeisenlogo auf beiden Bügeln ist ein zuverlässiger Glücksbringer.
Persol wird 100 Jahre alt und lässt die Korken knallen! Mit Scharnieren und Persols patentierten Melfecto Wendeplatten in 18 karätigem Gold feiern diese handgemachten, auf 200 Stück limitierten Brillen die auserlesensten Klassiker italienischer Handwerkskunst.
MASAHIRO MARUYAMA MM-0027
MOSCOT YENTE Das enorme sechseckige Modell von Moscot, von dem man einfach die Augen nicht abwenden kann, außer natürlich es sitzt auf der Nase, schillert in lichtdurchlässigem Azetat. Hingucker garantiert!
Die unverkennbare, geometrisch geformte Pilotenbrille von Masahiro Maruyama startet in dreifarbigem Metallgestell futuristisch neu durch. Auch die hälftig verschieden kolorierten Gläser sind in drei Tönungen erhältlich.
VICTORIA BECKHAM LOOP AVIATOR Victoria Beckhams unangestrengte Eleganz bestimmt auch den Look dieser Pilotenbrille. Die Kombination kleiner Details, wie die perfekt austarierten Scharniere und das dynamisch geformte Azetat der Bügelenden, entfesselt ein luxuriöses Gefühl verruchter Coolness.
66 - 4SEE EYEWEAR ARCHIVE VII
LUCAS DE STAËL MINOTAURE Für seine Minotauren Kollektion hüllt Lucas De Staël seine Brillen in Leder und beschenkt uns mit geschmeidigem Tragekomfort das eben nur Echt-Leder bietet. Mit einem Augenzwinkern Richtung Cowboy-Kultur runden exklusive Ornamente und eingeritzte Details das unverblümt smarte Styling ab. 4SEE EYEWEAR ARCHIVE VII - 67
JACQUES MARIE MAGE HOPPER
BELSTAFF LANGFORD Gemacht für die Ewigkeit fühlen sich diese robusten Titangestelle, mit passend verzierten Titan-Nasenpads, bequem und sicher an. Subtile Azetataktzente entlang der Augenbraue sind ein cleverer Einfall und fahren extra Stylepunkte ein.
L.A.EYEWORKS PUG TOOTH 170 CUBAN
XAVIER GARCIA CORNELIA Diese charmante Korrekturbrille von Xavier Garcia kombiniert das beste aus zwei Welten: ein besonders zufriedenes Mitternachtsblau um die Linsen und trendige Metallbügel mit kontrastierenden Enden in Schildpatt.
Dieses abgefahrene Modell von dem kühnen l.a.Eyeworks überrascht in einem unserer Lieblings-Azetatgewändern, das an einen exotischen Edelstein erinnert, mit gezackten Ecken um die Linsen.
AM EYEWEAR CAPOTE SALMON Die feminine Korrekturbrille des australischen AM Eyewear bringt mit ihrer Retroform und der lachspinken Schattierung fröhliche Klasse mit sich. Großzügige Aktzente (nachhaltig hergestellten) indischen Büffelhornes auf Vorder- und Seitenteil addieren einen soften, natürlichen Touch Luxus.
ØRGREEN COLUMBUS 799 Ørgreen überrascht und erfreut mit braunem Schildpattmuster auf Titan und kreiert eine akkurate dennoch amüsante Interpretation der Pantoform.
68 - 4SEE EYEWEAR VOLUME VII
Das für ihr makelloses Atzetat bekannte Label Jacques Marie Mage hat die Latte hoch angelegt und schafft mit der Hopper unsere Erwartung zu halten. Es scheint als könne man in den statten Karamellton des korpulenten Azetats, das sich dank der ausgeklügelten Passform federleicht anfühlt, eintauchen.
Der uns wohlbekannte retrofuturistische Look von ILL.I kommt kontrastreich in schnittig modernem Minimaldesign und transparentem Turmalinazetat daher. Anspruchsvolles Schildpatt mit atemberaubendem Schatteneffekt.
DIOR DIORSTELLAIRE2 Das delikate Design dieser Dior Sonnenbrille entzĂźckend mit seinem Art Nouveau Flair. Die aufsehenerregenden, exorbitanten, verspiegelten Linsen sind formvollendet in Unendlichkeit.
bartonperreira.com
ILL.I BY WILL.I.AM WA549S02 TOURMALINE