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LJM Herbert Sieghartsleitner im Interview

JAGDVERTRETUNG NACH DEM ERSTEN JAHR DER CORONA-PANDEMIE „MIT DIESER GEBÜNDELTEN ENERGIE WERDEN WIR DIE NOTWENDIGEN VERÄNDERUNGEN FÜR EINE ZEITGEMÄSSE JAGD ANGEHEN UND UMSETZEN!“

LJM Herbert Sieghartsleitner im Interview

OÖ Jäger: Lieber Herbert, Du bist nun zwei Jahre im Amt als Landesjägermeister, hast schon zahlreiche Dinge neu aufgestellt und andere ins Leben gerufen; man denke nur an die zahlreichen Gespräche und Themen sowie OÖ JagdTV etc. Geht Dir irgendwann die Energie aus?

Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner: Wenn mir jetzt zu Beginn meiner Funktionszeit schon die Energie ausgehen würde, wäre es wohl traurig … (lacht) Die Aufgaben, die mich bzw. den Landesjagdverband beschäftigen, sind vielfältig und weitreichend. Es braucht beste Abstimmung mit allen Funktionären und vor allem einen funktionierenden und lückenlosen Schulterschluss mit allen Jägerinnen und Jägern. Ich bin jedenfalls beeindruckt von der Motivation und vom Idealismus unserer Jäger! Dasselbe gilt für die Funktionäre und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Geschäftsstelle. Mit dieser gebündelten Energie werden wir die notwenigen Veränderungen für eine zeitgemäße Jagd angehen und umsetzen, wobei natürlich nicht alles veränderungsnotwendig ist. Es geht in unserer Arbeit auch sehr stark um das Bewahren unserer so kostbaren alpenländischen Jagdkultur und -tradition.

Dir ist neben der Öffentlichkeitsarbeit auch die interne Arbeit wichtig, auch, weil Du den Jägerinnen und Jägern vermitteln möchtest, dass die Jagd selbstverständlich auch mit der Zeit gehen muss. Wie hat sich dabei das Pandemiejahr ausgewirkt? Sowohl die wichtige Kommunikation innerhalb der Jägerschaft, als auch die jagdlichen Veranstaltungen wie Bezirksjägertage, Jagdleiterbesprechungen etc. waren aus bekannten Gründen stark eingeschränkt. Trotzdem haben unsere neuen Informationskanäle gut funktioniert und wir konnten die wichtigsten Botschaften und Servicearbeiten sehr

gut erledigen. Dennoch ist es eine Wohltat zur Normalität, sprich zu Versammlungen, Besprechungen und zu persönlichem Austausch zurückzukehren! Die externe Öffentlichkeitsarbeit stand klarerweise etwas im ES IST EINE WOHLTAT ZUR Schatten der Pandemie. Es gab NORMALITÄT, SPRICH ZU für die Medien und die GesellVERSAMMLUNGEN, BESPRECHUNGEN schaft ganz einfach viel anderes UND ZU PERSÖNLICHEM AUSTAUSCH zu berichten. Ich bin aber sehr ZURÜCKZUKEHREN! dankbar, dass wir mit unseren gesellschaftsrelevanten Themen viel Interesse und Aufmerksamkeit in der öffentlichen Wahrnehmung hatten und haben. Es ist mir sehr wichtig, unser jagdliches Handeln verständlich darzustellen und die interessierten Menschen über die Jagd ehrlich und transparent zu informieren. Die zahlreichen jagdlichen Tätigkeiten wurden als berufliche Tätigkeit, sozusagen als „systemrelevant“, eingestuft. Zum Beispiel musste der Wildbestand reguliert werden. In der Folge wurde Wildbret als besonders kostbares und nachhaltiges Gut unserer Natur zur Verfügung gestellt; auch sind wichtige Forstschutzmaßnahmen und Lebensraumgestaltungen in Abstimmung mit den Grundeigentümern bewerkstelligt sowie während

Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner im Gespräch mit Chefredakteur Mag. Christopher Böck.

der Winterzeit die Versorgung mancher Wildarten durchgeführt worden, und vieles mehr. So gesehen hat die Jagd gut funktioniert. Allerdings wurden auch die Schwachstellen und deren Auswirkungen einer ungeordneten und ausufernden Naturnutzung spürbar.

Du sprichst in der Jagd auch immer wieder selbstkritisch jagdliches Fehlverhalten an, weil damit eine generell negative Wahrnehmung der Jagd in der Gesellschaft einhergeht. Welche Bereiche sind das konkret und wie gedenkst Du bzw. der OÖ Landesjagdverband damit umzugehen?

Wie ich schon oft ausgedrückt habe, werden wir in der Zukunft unser jagdliches Handeln sehr transparent und ehrlich darstellen müssen. Rechtliche Vorgaben sind kompromisslos einzuhalten. Tierschutz, Artenschutz und korrekte Umgangsformen mit anderen Naturnutzern sind dabei besonders zu beachten. Es kann aus meiner Sicht in Zukunft nicht geduldet werden, dass die Jägerschaft von wenigen Ignoranten unsere Gemeinschaft immer wieder belastet wird. Um es klar anzusprechen, es braucht ein internes Regulativ. Einige unserer sehr aktiven und umsichtigen Unterausschüsse sowie Arbeitsgruppen beschäftigen sich sehr fokussiert mit dieser Thematik. Jagd wird immer polarisieren und auch Kritik auslösen. Ich bin überzeugt, dass vieles aus Unverständnis und mangelhafter Kenntnis der Realität negativ wahrgenommen

wird. Daher ist es so wichtig, unser Tun zu erklären!

UM ES KLAR ANZUSPRECHEN,

ES BRAUCHT EIN

INTERNES REGULATIV.

Der OÖ Landesjagdverband ist heuer 75 Jahre alt und – ich finde – noch immer eine starke Interessensvertretung und Servicestelle für mittlerweile über 20.000 Mitglieder. Warum muss man in der heutigen Zeit alles erklären? Den eigenen

Für all diese großen und noch vielen kleinen Aufgaben braucht es eine möglichst geschlossene Jägerschaft und eine starke Interessensvertretung. In den letzten 75 Jahren ist der OÖ Landesjagdverband allen Herausforderungen, die die Zeit mit sich gebracht hat, bestens nachgekommen. Der Anspruch der etwa 20.300 Oö. Jägerinnen und Jäger ist es, die Jagd durch herausfordernde Zeiten in eine gute Zukunft zu führen. Unsere DNA drückt sehr treffend diesen Spannungsbogen aus: Wir Oö. Jägerinnen und Jäger lieben, leben und gestalten die Natur mit Wissen, Leidenschaft und Respekt!

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview für den OÖ Jäger führte CR Mag. Christopher Böck. Fotos: Ch. Böck

Jägerinnen und Jägern genauso wie der nichtjagenden Bevölkerung?

Wie bereits angesprochen, sind die Themenbereiche so vielfältig wie nie zuvor. Um unserer besonderen alpenländischen Jagd eine Zukunft zu sichern, braucht es eine umfassende Auseinandersetzung mit allen Beteiligten, hohe fachliche Kompetenz und zeitgemäße sowie klare Zielsetzungen. Einige große Aufgabenbereiche sind beispielsweise: • Eine Abstimmung und Ordnung der vielen Raumnutzeransprüche in einer sensiblen Natur; Stichwort „(Wild)Ökologische Raumplanung“. • Die Unterstützung der Grundeigentümer bei den Herausforderungen des notwendigen Waldumbaus bzw. der Begründung von klimafitten Wäldern. Dabei ist mir besonders wichtig, die Waldfunktion als

Wildtierlebensraum zu berücksichtigen. • Die Aus- und Weiterbildung der Jägerinnen und Jäger. • Als Stimme der Wildtiere und Interessensvertretung der Jagd werden wir beim Thema „Wolfsintegration“ besonders gefordert sein und uns

Gehör verschaffen. • Sehr entscheidend für die Jagd der

Zukunft sind die rechtlichen Rahmenbedingungen. Bei diversen Gesetzesänderungen und -anpassungen werden wir uns nach besten

Möglichkeiten einbringen.

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