Adrian Judt
#3
projekte
M.Sc. Adrian Judt UR BAN DESIGN mail@adrianjudt.com www.adrianjudt.com
Verstehen Feste feiern: Alley Cat Race Community Mapping Amirieh Mahalle Life Projekt Portland Works RD 30: reassemble collective housing Entwerfen RD 30: reassemble collective housing Hochhauskonzept Paris Konversion Patton Barracks Bau dir deine Uni Wohnprojekt am M체hlenberg Realisieren UdN: Baumhaus 2012 UdN: Hotel? Wilhelmsburg Hamamness Dokumentieren Feste Feiern: Atlas UdN Brosch체re 4: Wohnen und Leben Pr채sentieren Stadt.Schnitt
Index
St. Paulopoly - Alley Cat Race Unter dem Titel „Kollektivierung urbaner Praxis“ wurde die Analogie zwischen Stadt und Fest am Fallbeispiel eines illegalen Fahrradrennens erforscht. Sogenannte „Alley Cat“ Rennen haben sich von den offiziellen Fahrradkurier Weltmeisterschaften abgespalten, da diese den Alltag der Kuriere nicht genügend widerspiegeln würden. Das St. Paulopoly in St. Pauli ist weltweit bekannt für seine kreativen Aufgaben während des Rennens und der exzessiven Partys danach. Aufbauend auf der Idee des Brettspiels „Monopoly“ müssen die Teilnehmer so viele „Tacken“ wie möglich sammeln und ihren nächsten Checkpoint erwürfeln. Die Check-
points sind im gesamten Stadtteil verteilt und befinden sich in Geschäften oder gastronomischen Einrichtungen, die von Freunden betrieben werden. Während des Rennens wird der reguläre Betrieb in den Checkpoints beibehalten und führt zu Irritationen bei den unwissenden Passanten und Gästen. Bei der genaueren Betrachtung der Akteure zeigt sich, wie wichtig die engen Netzwerke zwischen den unterschiedlichen Szenen (Kuriere, Skateboarder, HipHop, Grafik Design, Bars, …) sind, um das Alley Cat Race zu organisieren und durchzuführen. Diese starke Vernetzung zeigt sich auch in der Ikonographie der unterschiedlichen verwendeten Medien und Gegenstände.
Festmodule
Glücksspiel der individuellen Routen take 01 // S. 07
Start
Ziel
1. Ersten Checkpoint anfahren
7
START
4 Beginn
Ende
2 + 12
2. Tacken einziehen
EREI KAR GNIS TEN
3 + 11 JAIL 9 8
3. Ereigniskarte ziehen und folge leisten 4. Würfeln und den neuen Checkpoint auf dem Manifest vermerken
Festmodule
10 MANIFEST asdflkhasdf aösldfj sdfh sdfhsdf djsld
asdf k has df aöa sd fsldfj eoiuv fjlcndf djsld
sdl or fjnv f söklj f
4.
ssd ökr gh eü cjdölkj sdf riöj vtöj
5.
sd epoih fpr öjkcnlp rpijf epif oih üiojasdf piojr ölksd jls
5. Manifest abstempeln
Wie aus den vorangegangenen Untersuchungen bereits schiedene Teilnehmer aus unterschiedlichen Richtungen hervorgegangen ist, konstituiert sich Monopauly als Fest an einem Checkpoint zusammentreffen und sich somit Interaktion auch zwischen sowohl aus räumlich festgelegten Orten, den Check- die Aktionen vor Ort durch die verdichteter Checkpoint verdichteter homogener homogener Festmodule Festmodule verstärken./ Aktionsraum points sowie Start und Ziel als auch aus den individuell den Teilnehmern Bewegungsraum Bewegungsraum / Aktionsraum Vektorraum Vektorraum zurückgelegten Routen im Stadtgebiet. An und in den festgelegten Orten summieren sich während des Ren- Die meiste Zeit als auch die größte Distanz wird allernens die Aktivitäten, die das weitere Spielgeschehen dings auf den Wegen zwischen diesen Orten zurückgestark beeinflussen und charakterisieren. Dazu zählen legt. Dieser als Vektorraum zu bezeichnende Raum ist Start: Rennverlauf eines Teilnehmers: die Abfolge von Interaktionen mit den Checkpointbetreu- zielgerichtet (von einem Checkpoint zum nächsten) und geballter Aktionsraum verläuft sich Raumabfolge von Vektorraum und ern vor Ort, sodass während eines kurzen Zeitabschnit- wird von den Akteuren meist nur durchquert. Eine BeAktionsraum tes an einem Punkt viele Aktionen aufeinanderfolgen. sonderheit stellt hierbei allerdings die Begegnungen von Als Beispiel sei hier nur kurz der gemeinsame Start und verschiedenen Teilnehmern auf den individuellen Streverdichteter Checkpoint verdichteter Checkpoint homogener Festmodule dar, die auch zu kleineren Aktionen führen können. dashomogener Würfeln angeführt. Auf Grund des Spielablaufes ist cken Bewegungsraum / Aktionsraum Bewegungsraum / Aktionsraum es des Weiteren möglich, dass zu der gleichen Zeit verVektorraum Vektorraum
Checkpoint
Start: Start: Rennverlauf eines Teilnehmers: Rennverlauf eines Teilnehmers: geballter Aktionsraum verläuft geballter sich Aktionsraum verläuftRaumabfolge sich von Vektorraum Raumabfolge und von Vektorraum und Aktionsraum Aktionsraum
6. Begib dich zum nächste Checkpoint
5
Checkpoint
take 03 // S. 11
1. 2. 3.
6
verdichteter homogener Bewegungsraum / Aktionsraum Vektorraum
Vektorraum vs. Aktionsraum
STRECKENNETZ
Ziel
7. Fahre zum Ziel
Überschneidung verschiedener Rennverläufe: Zusammentreffen verstärkt Aktionsraum
Ziel: einzelnen Vektorräume sammeln sich zu geballtem Aktionsraum
Ziel: Ziel: verschiedener Überschneidung Rennverläufe: verschiedener Rennverläufe: 2. Rennverlauf eines Teilnehmers: 3. eines Überschneidung verschiedener 4. Ziel: einzelnen Start: Start: 1. Start: geballRennverlaufÜberschneidung eines Teilnehmers: Rennverlauf Teilnehmers: einzelnen Vektorräume einzelnen sich Vektorräume sammeln sich Zusammentreffen verstärkt Aktionsraum Zusammentreffen verstärkt Aktionsraum geballter Aktionsraum verläuft geballter sich Aktionsraum verläuft Raumabfolge sich von Vektorraum Raumabfolge und von Vektorraum und ter Aktionsraum Raumabfolge von Vektorraum und Rennverläufe: Zusammentreffen Vektorräume sam-sammeln zu geballtem Aktionsraum zu geballtem Aktionsraum Aktionsraum Aktionsraum
verläuft sich
7
START
4
START
4
Aktionsraum
verstärkt Aktionsraum
meln sich zu geballtem Aktionsraum
7
2 + 12
2 + 12
3 + 11
3 + 11 JAIL
JAIL 9
9
8
8
Ziel: Ziel: Überschneidung verschiedener Überschneidung Rennverläufe: verschiedener Rennverläufe: einzelnen Vektorräume sammeln einzelnen sichVektorräume sammeln sich Zusammentreffen verstärktZusammentreffen Aktionsraum verstärkt Aktionsraum zu geballtem Aktionsraum zu geballtem Aktionsraum
10
10
An der Schwelle zwischen der Strecke (Vektorraum) An der Schwelle zwischen der AnStrecke der Schwelle (Vektorraum) zwischen der Strecke (Vektorraum) der Schwelle zwischen der Strecke (Vektorraum) und dem Checkpoint undAndem Checkpoint (Aktionsraum) schreibt sich das Fest am deutlichsten in die einam und dem Checkpoint (Aktionsraum) und dem schreibt Checkpoint sich das (Aktionsraum) Fest am deutlichsten schreibt sich inStadt die dasStadt Fest ein deutlichsten in die Stadt ein
6
6
(Aktionsraum) schreibt sich das Fest am deutlichsten in die Stadt ein.
5
5 Ziel
Festmodule:
homogener Bewegungsraum/ Vektorraum
verdichteter Aktionsraum
An der Schwelle zwischen der An der Strecke Schwelle (Vektorraum) zwischen der Strecke (Vektorraum) verdichteter homogener Checkpoint verdichteter homogener Checkpoint verdichteter Festmodule homogener Festmodule und dem Checkpoint (Aktionsraum) undFestmodule dem schreibt Checkpoint sich(Aktionsraum) das Fest am deutlichsten schreibt sich indas die Fest Stadtam eindeutlichsten in die Stadt ein Bewegungsraum / Aktionsraum Bewegungsraum / Aktionsraum Bewegungsraum / Aktionsraum Vektorraum Vektorraum Vektorraum
Checkpoint
Checkpoint
Imbissrestaurant Slimjims
Checkpoint #4 take 01 // S. 14 01
Art des Raumes: privat Start: Rennverlauf eines Teilnehmers: Start: Rennverlauf eines Teilnehmers: Start: Rennverlauf eines Teilnehmers: Aktionsraum verläuft Raumabfolge geballtersich Aktionsraumgeballter verläuft sich Raumabfolge und von Vektorraum und geballter Aktionsraum Raumabfolge von sich Vektorraum und von Vektorraum Raumtyp: verläuft ImbissRestaurant Aktionsraum Aktionsraum Aktionsraum
Maßstab 0 50 100
0 50 100
Funktionen: Größe:
200 Meter
Publikum:
Maßstab
Essen, Stammtisch, Treffpunkt ca. 85 qm Fahrradkurriere, alternative Szene
Besonderheit: Briefkasten fürÜberschneidung Fahr- Rennverläufe: Ziel: verschiedener Rennverläufe: Ziel: Überschneidung verschiedener Ziel: Überschneidung verschiedener Rennverläufe: radkurriere, Stammeinzelnen sammeln sich Zusammentreffen verstärkt Aktionsraum einzelnen sammelnVektorräume sich Zusammentreffen verstärkt Aktionsraum einzelnen Vektorräume sammelnVektorräume sich Zusammentreffen verstärkt Aktionsraum zu geballtem Aktionsraum tisch der Fahrradkurzu geballtem Aktionsraum zu geballtem Aktionsraum riere
200 Meter
Montag 15.00 Uhr Das Slimjims ist ein Pizza- und Pasta-ImbissRestaurant mit wöchentlich wechselnden Gerichten. Die Betreiber aus der alternativen Szene stellen ihren Imbiss zudem für den monatlich stattfindenden Fahrradkurierstammtisch zur Verfügung und haben in ihrem Geschäft zudem einen eigens für die Abgabe der Stundenzettel An der zwischen der Strecke (Vektorraum) der Fahrradkuriere angebrachten An der zwischen derSchwelle Strecke (Vektorraum) An der Schwelle zwischen derSchwelle Strecke (Vektorraum) und Checkpoint (Aktionsraum) schreibt deutlichsten in die Stadt ein und demist Checkpoint schreibt sich dasinFest deutlichsten dieam Stadt ein und demBriefkasten. Checkpoint (Aktionsraum) sich dem das Fest am deutlichsten die am Stadt ein sich dasinFest Somit esschreibt auch(Aktionsraum) naheliegend, dass der Imbiss auch so als Treffpunkt sowohl der alternativen als auch der Fahrradkurierszene dient. Freitag 21.00 Uhr
Samstag 12.00 Uhr
Akteuersperspektiven Los Leute! Jetzt zeigen wir den Leuten mal was in St. Pauli so los ist ...
ernsthafter Teilnehmer
Organisator
take 02 // S. 16
Für mich geht‘s um den Spaß, aber gewinnen will ich trotzdem!
Ich skate sonst eigentlich nur, hier mach ich nur aus Spaß und wegen den Leuten mit.
Passant
SpaßTeilnehmer
Was ist hier denn los? Wo kommen die ganzen Fahrradfahrer her?
Checkpoint / Barbesitzer
Polizei
Wer ist hier der Verantwortliche für das Chaos? Die erwischen wir nie über die lässt sich einfach nichts herausfinden!
In meinem Laden ändert sich nicht viel außer dass beim Rennen ein paar neue Leute rumkommen und ich kann auch ein paar mehr Euro einnehmen!
take 01 // S. 15 01
Ziel
Community Mapping - TEheran Über einen ersten Dérive näherten wir uns der Nachbarschaft „Amirieh“ an und begaben uns auf die Suche nach einen Ort für eine vertiefende Studie. Die Wahl viel auf eine kleine Sackgasse . „Salahshoor“, die sowohl durch niedrige alte Hofhäuser als auch neue mehrstöckige Gebäude geprägt war. In Gesprächen mit den Anwohnern erfuhren wir viel über die sozialen und physischen Veränderungen die seit Beginn des Stadterneuerungsprozesses stattgefunden hatten. Im weiteren Verlauf des Projektes interviewten wir zahlreiche Bewohner und erstellten Bewohnerporträts um genauer zu ergründen, was genau sich verändert hat und wie dieser Wandel von den Bewohnern wahrgenommen wurde.
Die Interviews zeigten ein sehr ambivalentes Verhältnis der Bewohner zu der Transformation der Straße, da es nun zwar modernen Wohnkomfort und Parkplätze gab, andererseits aber keine Grünflächen vorhanden waren und durch die zahlreichen Zuzüge in die Straße das enge soziale Netzwerk der alteingesessenen Familien verloren ging. In einem von uns organisierten kleinen Straßenfest mit traditionellem Gesang, Tee und Süßigkeiten, konnten wir anschließend mit den Anwohnern gemeinsam Ideen entwickeln, wie man durch kleine Interventionen die Qualität des öffentlichen Raumes verbessern kann und was bei der weiteren Entwicklung der Straße besonders zu beachten ist.
Bewohnerportr채ts
Interviewauswertung
Live Project Portland WOrks Das Life Project schaltete sich in die laufende Kampagne zum Erhalt eines historischen Fabrikkomplexes in Sheffield ein. Basierend auf einer umfassenden sozialräumlichen Forschung wurden verschiedene Tools entwickelt, welche die soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit der Nutzungen und des Gebäude sicherstellen sowie als Anleitungen zum ,Briefing‘ von zukünftig zu beauftragenden Architekten dienen. Die Bandbreite der entwickelten Werkzeuge reicht von
detaillierten Plänen des Bestandsgebäudes über Plakatlayouts sowie Partizipations- und Informationsstrategien. Darüber hinaus wurden die Arbeitsprozesse und Raumnutzungen der Mieter untersucht und die bestehenden ökonomischen Netzwerke der herausgearbeitet. Ein detailliertes Modell des Fabrikkomplexes ermöglicht zudem den Beteiligten die interne Raumbelegung partizipativ zu verhandeln und dient gleichzeitig als Ausstellungsobjekt auf Veranstaltungen.
teilnehmende und partizipative Forschung
Nutzungsmuster eines Graveurs
Aktualisierung der Planungsgrundlagen
Kartierung der Mรถblierung
bestehende Netzwerke
RD 30: Reassemble Ausgangspunkt für diese Masterthesis war die „Universität der Nachbarschaften“ (UdN), welche im Kontext der IBA Hamburg als Endnutzung eines leerstehenden Gebäudes konzipiert wurde. Vom Lehrstuhl Urban Design als Forschungs- und Wohnlabor und offene Austauschplattform realisiert, bot die UdN Raum für verschiedenste klassische und experimentelle Forschungsund Lehransätze. Mit der UdN im Ganzen und den temporären Anbauten des Projektes „Hotel? Wilhelmsburg“ im Besonderen wurde der Forschungsschwerpunkt Wohnen als Praxis im realen 1:1 Versuch erprobt. Aus der Situation des bevorstehenden Abrisses heraus entwickelte sich die Motivation für eine Abschlussarbeit mit dem spezifischen Fokus auf gemeinschaftliches Wohnen am Beispiel der UdN.
Im Kontext der aktuellen Diskussionen um bezahlbaren Wohnraum untersuchte die Arbeit die UdN als Fallbeispiel für eine neue Form des Wohnens und Arbeitens und analysierte unter der Prämisse der Akteur-Netzwerk-Theorie die Praxis der funktionalen Überlagerungen. Insbesondere wurden dabei die strukturelle Offenheit der Projekte und Verfahren aufgedeckt, die räumlichen Eigenschaften kategorisiert und bewertet, der Gebrauch des Gebäudes dokumentiert sowie die Aneignungsstrategien und Handlungsmuster der lokalen Akteure offengelegt. An die Analyse der UdN und ihrer Nachbarschaft anschließend wurden die gewonnen exhibition of Erkenntnisse konzeptionell aufbereitet research und als relationale Standards lesbar ge- project macht.
cooking for a restaurant coffee break for construction workshop residents hanging out meeting with professor
Case Study Universität der Nachbarschaften
Ăœberlagerung von Funktionen und Nutzungen
Erkenntnisse und Thesen
RD 30: Reassemble Die allgemeingültigen Standards wurden unter der Prämisse einer partizipativen und gemeinschaftlichen Architektur in ein bauliches Szenario für das Grundstück am Rotenhäuser Damm überführt: Die neue Wohntypologie gliedert sich in drei Zeilen, welche die individuellen Wohneinheiten aufnehmen. Diese Gebäuderiegel werden durch Gemeinschaftsbereiche verbunden und bilden somit einen öffentlich zugänglichen Hof. Die vertikale Erschließung der Wohnungen erfolgt über die gemeinschaftlichen Zonen und fördert Interaktionen zwischen den Bewohnern. Innerhalb der privaten Gebäuderiegel werden die Grundeinheiten um eine vorgeschaltete Optionszone erweitert. Der Optionsraum kann sowohl als Ergänzung einzelner privater Module als auch als gemeinschaftliche Fläche genutzt werden. Dieses System ver-
Individuelle Module
schiedener gemeinschaftlich nutzbarer Räume wird dadurch komplettiert, dass sowohl die Optionsräume als auch einzelne Module bei Bedarf von mehreren Akteuren genutzt werden können. Somit werden die Infill-Module innerhalb des Gebäudesystems auf unterschiedliche Weisen miteinander verschaltet und in Beziehung gesetzt. Durch die strukturelle Offenheit des Gebäudes können die Infills immer wieder neu konfiguriert werden. In dem Entscheidungen auf unterschiedlichen Ebenen von diversen Parteien getroffen werden können, wird eine kontinuierliche Teilhabe der Nutzer an der Architektur ermöglicht. Durch seine unterschiedlichen Bestandteile wird so das Gebäude zu einer robusten Struktur, die eine Vielfalt von möglichen Mischungen und Relationen zwischen Nutzungen und Akteuren zulässt.
Gemeinschaftliche Bereiche
transparency
transparency flexibility
security
stairs
flexibility
none materiality
translucent
removable
height
movable clear
Catagories
static
hard
soft window
range of qualitites
multy storey
lock
smooth cold
2m open
none step
secutity
materiality
carpet
ground
height relation
combination
Attributes
Beispielgrundriss 1. OG
Open Building System
OPTIONAL SPACE
extention
shared room
shared unit
collective zone
PUBLIC DOMAINE
Funktionsprinzip
Hochhauskonzept Paris Der derzeitige Trend zum Monofunktionalen Hochhaus verdeutlicht, dass die bisherige stadtplanerischen Werkzeuge an ihre Grenzen gekommen sind. Am Fallbeispiel Paris werden die geschichtliche Entwicklung sowie die aktuellen Tendenzen des Hochhausbaus analysiert und in verschiedenen Szenarien weitergedacht. Es wurde ein neuer Hochhaustypus entwickelt, der mehr als ein bauliches Objekt ist und als urbaner Stadtbaustein in Relation zu seinem Kontext tritt. Durch Nutzungsmischung, öffentliche Funktionen und sozialen Räume fungierte der neue Typus als Katalysator für städtische Entwicklungen. Am Beispiel des Boulevard Périphérique wird gezeigt, wie durch die neue Typologie die Barriere des Autobahnrings überwunden und Paris mit seinen Banlieues verbunden werden kann.
P
Cités
Tour Montparnasse
Tour AXA
Tour First
300 m 200 m 100 m
« 1950
» « 1960
» « 1970
» « 1980
» « 1990
»
« 2000
Hochhausentwicklung in Paris Paris La Défense
Gewerbe Wohnen
Departments
eine neue Hochhaustypology
Überbauung des Boulevard Peripheriques
Entwicklungen an dem Boulevard Peripherique
»
Produktions QuaRtier Oberhafen Der studentische Wettbewerb „Bau dir deine Uni“ thematisierte den Entwurf von studentischen Arbeitsplätzen in den Hallen eines ehemaligen Logistikbahnhofes in der Hafen City in Hamburg. Das Areal des Oberhafens ist geprägt durch langen Hallenkomplexe und brachliegende Schienenanlagen. Derzeit werden die Hallen weiterhin als Lager- und Produktionsfläche genutzt. Seit einigen Jahren sind verschiedene Kreativbüros in die Verwaltungsgebäude des Areals gezogen. Der Ansatz dieses Wettbewerbsbeitrages nimmt die bestehende Logik des Oberhafengebietes auf und transformiert diese in eine offene Entwicklung.
Der Entwurf sieht den Erhalt des bestehenden Mixes aus unterschiedlichen produktionsorientierten Nutzungen vor und ergänzt diese durch kollektive Funktionen sowie Gemeinschaftszonen. Aufgrund der physischen Begebenheiten der Lagerhallen werden die Arbeitsplätze hochwassersicher als Haus-in-Haus-Lösung konzipiert. Um das zentrale Element des Küchen- und Aufenthaltsraums gliedern sich unterschiedliche Zonen für Gruppen- und Einzelarbeitsplätze. Die weitgehend offen gestalteten Flächen können werden von den Studierenden angeeignet und eigenständig verwaltet werden.
Der Oberhafen: Urban Nature
1
2
Transformation durch das Aufspannen von offenen Räumen die eine Aneignung erfordern.
Eingangssituation
spezielle Räume
3
Die nicht definierten Felder bieten den Nut- Der ständige Transformationsprozess schafft zern unendlich viele Möglichkeiten diese zu einen heterogenen Raum, der sich immer „gestalten“. wieder neuproduziert.
Entwicklungsachsen
bauliche Struktur
Interventionsfelder
Schnitt durch die studentischen Arbeitsräume
bauliche Ergänzungen
Konstruktionsdetail
Konversion Patton Barracks Der ehemalige US-Stützpunkt „Patton Barrack“ liegt zentral in Heidelberg unweit der im Entstehen befindlichen „Bahn-Stadt“. Ausgehend von dem starken Nutzungsdruck aus Forschung, Wirtschaft und hochpreisigem Wohnungsbau tritt dieses Projekt dem klassischen neoliberalen Städtebau entgegen und fordert die Gleichstellung aller potentiellen Nutzergruppen. Das Gelände wird städtebaulich durch die Errichtung 24 freistehender Erschließungskerne enthierarchisiert. Die von der öffentlichen Hand errichten Kerne enthalten neben Aufzug, Treppe und Versorgungsleitungen außerdem einen Optionsraum für ergänzende Funktionen. Die Entwicklung der Patton Barracks erfolgt schrittweise und prozesshaft. Nach dem Bau der Kerne und deren Anschluss an die erhaltenswerten
Bestandsgebäude können die freistehenden Elemente sukzessiv angeeignet werden. Als weitere Maßnahme wird der Bestand mit einfachen Eingriffen für den dringendsten Wohnraumbedarf umgerüstet: z.B. für studentisches Wohnen, Wohnheime, WGs, kleine Apartments und altengerechtes Wohnen. Im weiteren Verlauf verhandelt die Stadt mit den Nutzern, Anwohnern und Interessenten die Vergabe von „KernLizenzen“ für die Sicherung der in der Zwischenzeit entstandenen Nutzungen. Das Gebiet wird in einem partizipativen Verfahren schrittweise durch die Umbauung der Kerne verdichtet. Die Infrastruktur der Kerne ermöglicht eine Modulbauweise, welche finanzschwachen Akteuren die Teilhabe an der Entwicklung sichert und funktionsunabhängige Gebäude ermöglicht.
St채dtebauliches Konzept
Kern mit h채ngenden G채rten und Aussichtspunkt
Grundrissvariante eines Neubaus
Wohnprojekt am Mühlenberg Eine kleine Wohnung ist eine billige Wohnung: Die kleine Wohnung ist nicht als Notbehelf zu denken. Sie ist ein nachhaltiges soziales Modell des Wohnens. Sie kann erweitert oder mit anderen Räumen und dem Wohnumfeld verbunden werden, so dass sie individuell, gemeinschaftlich oder abwechselnd genutzt werden kann. Kleines, verschiedenes und gemeinsames Wohnen: Kleine Wohnungen müssen sehr verschieden sein. Sie sind nicht vollständig und brauchen Ergänzungen. Ein Optionsraum, der nur temporär erwärmt wird ermöglicht eine simplere Bauweise und geht nur halb
in die Mietkosten ein. Soziale Planung ist ein Prozess der Verhandlung: Nachverdichtung erfordert die aktive Beteiligung lokaler Akteure sowie die Initiative externer Protagonisten, um die Planungen zu initiieren, zu korrigieren, zu unterstützen und zu ergänzen. Architektonische Eingriffe sollen den Bestand weiterentwickeln: Planung wird nicht nur aus der Perspektive der neuen BewohnerInnen gedacht, sondern aus dem Blickwinkel der Menschen, Dinge und Räume, die schon da sind.
Baugrundstücke
6. OG
Optionsraum
Umgang Grundrissvarianten
private Ergänzung
private Flächen
Gemeinschaftsbereich Erschließung
Verbindung
Funktionsprinzip
gemeinschaftliche Flächen
Nutzungsvarianten
BaumhAus 2012 Über ein Semester organisierten und leiteten wir ein zweiwöchiges Baumhaus-Baucamp für 20 Kinder und 30 Studierenden. In der Planungsphase erfolgte die Akquise finanzieller Mittel für Verpflegung und Materialien, die Gestaltung eines Rahmenprogramms für die Kinder sowie die Durchführung von PR-Maßnahmen an den Schulen in der Nachbarschaft. Inhaltlich thematisierte das Baucamp die Fragen von Partizipation und Teilhabe in der Gestaltung öffentlicher Räume. In diesem 1:1 Beteiligungsprozess wurden die Kinder von Beginn an in die Planung einge-
bunden. Die Gestalt der Baumhäuser entwickelte sich aus gebastelten Collagen und Modellen sowie aus den Bewegungsabläufen der Kinder in den Bäumen und auf den Baustellen. Aufgrund des Low-Budget & Recycling-Ansatzes war zudem die Materialbeschaffung eng mit der Entwicklung der unterschiedlichen Konstruktionstypen verknüpft. Dieser duale Prozess von Materialbeschaffung und Konstruktionsentwicklung musste außerdem in die Beantragung der Baugenehmigungen eingebunden werden und verlief rekursiv bis zum Abschluss des Baucamps.
Foto: Ben Becker
Hotel? Wilhelmsburg Für das Präsentationsjahr der IBA Hamburg 2013 wurde die Universität der Nachbarschaften um das „Hotel? Wilhelmsburg“ als ergänzende Struktur zu dem bestehenden Gebäude erweitert. Bevor mit dem Design und der Realisierung des Hotels begonnen werden konnte musste zunächst geeignetes Baumaterial in der Umgebung gefunden werden. In einem Kadavre-ExquisVerfahren wurde die Materialakquise und die jeweiligen Bauabschnitte von unterschiedlichen Workshop-Leitern betreut. So wurden über mehrere Wochen die neu entstehenden Räume
aus dem Bestand heraus entwickelt, während simultan die Ausbauarbeiten der bestehenden Bereiche auf die neuen Erweiterungen einzugehen hatten. Eine weitere Herausforderung für diese Recycling-Konstruktion war die Koordination der Beschaffung von Baumaterial und dessen direkte Verwertung in den Bauabschnitten. Dieser zeitgleiche Prozess von Bauen und Beschaffung machten eine taktische Herangehensweise an den Bauvorgang notwendig und erforderte ein ständiges Umdenken und Reagieren auf die zur Verfügung stehenden Materialien.
Foto: Ben Pohl
Foto: Ben Pohl
Foto: Ben Pohl
Hamamness Für das Live Art Festival der Kampnagel Kultur Fabrik GmbH wurde in Abstimmung mit der künstlerischen und technischen Leitung eine pneumatische Struktur, bestehend aus drei miteinander verbundenen Iglus, entworfen. Die Ausführungsplanung umfasste die Entwicklung einer wasserdichten Unterkonstruktion sowie eines Heiz-
und Befeuchtungssystems, welches eine Raumtemperatur von 45°C und sehr hohe Luftfeuchtigkeit ermöglichte. Im Rahmen der Bauleitung musste die bauliche Umsetzung immer wieder mit dem künstlerischen Konzept verhandelt werden, wodurch kurzfristig die Entwicklung von alternativen Lösungswegen notwendig wurde.
Foto: Ulrike Schmidt
Foto: Anja Beutler
Foto: Anja Beutler
Foto: Anja Beutler
Feste Feiern - Atlas Unter dem Titel „Feste feiern. Kollekdes stadträumlichen Umfeldes wurden spezifische Architekturen, Riten und tivierung urbaner Praxis“ untersucht Symbole der unterschiedlicher Szenen das Urban Design Project 1 eine Analogie zwischen Stadt und Fest: beide und Raum Kulturen herausgearbeitet. Im An113 Fest formt konstituieren Gemeinschaft. Eine Stadt schluss an die einzelnen Projekte wurorganisiert eine Gemeinschaft oder de für die gemeinsame Dokumentation der „Feste Feiern Atlas“ konzipiert, für Gesellschaft und in einem Fest wird Gemeinschaft zelebriert und erfahrden neue Thesen und Querbezüge aus bar gemacht. Entlang verschiedener den einzelnen Projekten herausarbeitet Takes wurden von ausgewählten Feswurden und durch ergänzende Experten die jeweiligen Akteure und ihre ten-Interviews mit beispielsweise Dr. Handlungen untersucht. Im Kontext Silke Steets verdichtet.
Friedhöfe verdeutlichen den Wandel unserer Gesellschaft sehr anschaulich. Mit der Änderung der traditionellen Bestattungsform hin zu neuen Arten der Beisetzung, passen sich auch die äußeren Gegebenheiten, sprich der Raum den Gegebenheiten der aktuellen Zeit an, zum Beispiel in Form von Friedwäldern, Urnengräbern mit weniger Platzanspruch und anonymen Massengräbern. Dementsprechend hat sich auch die moderne Nutzung der Ruhestätten gewandelt. Friedhöfe erfahren zunehmend eine Bedeutung als Freizeit- und Erholungsstätten. Jogger oder Sonnenanbeter sind die neuen Nutzer dieser Orte. Anderswo in Europa ist diese Trendwende schon wesentlich weiter fortgeschritten, doch auch in Deutschland vollzieht sich diese Entwicklung. Nach Foucault, charakterisiert jede Heterotopie ein ganz bestimmtes Funktionieren innerhalb der Gesellschaft, und dieselbe Heterotopie kann je nach Kultur, in der sie sich befindet, so oder so funktionieren.
Der Festort Friedhof steht symbolisch für den Toten und die Feier seiner Bestattung. So wie der Ort des Grabes und der Grabstein/Baum selbst symbolisch für den verstorbenen Menschen stehen. Mit dem gesellschaftlichen Trend weg von der klassischen Trauer- und Bestattungskultur, wandelt sich auch der Umgang mit dem Gedenken an den Verstorbenen. Gedenkstätten finden sich vielerlei im städtischen Raum in Form von Stolpersteinen oder Kreuzen am Straßenrand, bis in das World Wide Web.
FESTE
FEIERN
I PROLOG I.1 FESTE FEIERN
2
I.2 UD – A
4
I.3 FEST FAHRPLAN
8
I.4 FEST PORTRÄT I
12
85
II HAUPTAKT II.1 RAUM FORMT FEST
30
[II.2 ALLTAG
Feste sind kollektive Ereignisse, die für und von Menschen arrangiert werden. Die jeweilige Gestaltung, die Organisation und der Ablauf eines Festes können jedoch hinsichtlich der Einbringung und Mitgestaltungsmöglichkeiten variieren. Dabei sind nicht nur die Akteure also diejenigen, die die Festorganisation und -durchführung konzipieren, in ihren Handlungsbereichen unterschiedlich involviert. Auch den Teilnehmern und Besuchern eines Festes bieten sich heterogene Momente der Realisierung, Ausrichtung und Ausführung des Festes an. Einige Feste sind durch starre, über einen langen Zeithorizont hinweg bestehende Strukturen der Organisation und des Festablaufes geprägt. Sie gleichen einem Spektakel oder Event (zur Problematik der Definition der Begrifflichkeit siehe: Kröniger: 2005:12ff.), das der Anschauung und nicht der Partizipation dient. Andere Feste wiederum sind durch offene, spontan entstehende Möglichkeiten der Teilhabe und Teilnahmeform als partizipative Feste zu bezeichnen. Sie beruhen insbesondere auf dem „Übergang von protestantischen Tugenden der Pflichterfüllung zu Hedonismus und Selbstverwirklichung“ (Bittner 2002:15). Dieses gestiegene Bedürfnis des Auslebens von Individualitäten spiegelt sich somit auch bei Festen wider. Teilweise sind Feste gerade auf diesem Phänomen beruhend explizit auf Partizipation und Mitgestaltung ausgelegt, manchmal ergeben sich Beteiligungsformen auch spontan. Die Differenzen zwischen dem Grad der Partizipation bei Festen sollen im Folgenden erläutert werden.
40
II.3 ORDNUNG
50
II.4 ORGANISATION
62
II.5 GEMEINSCHAFT II.6 PARTIZIPATION
74
]
II.7 VERSCHWENUNG II.8 FEST FORMT RAUM
84 96 104
III EPILOG III.1 FEST PORTRÄT II
128
III.2 FESTGESTELLT
144
III.3 FEST EXPEDITION
150
III.4 FEST FRAGEN
176
BILDNACHWEIS
178
25
BESTATTUNG
Fest Porträt I
Die Bestattung ist eine Familienfeier, die in jedem Lebenslauf wiederkehrend verankert ist. Jeder Mensch hat bereits an einer Bestattungsfeier teilgenommen. Der Totenkult ist ein wichtiges kulturelles Erbe und begleitet die Menschen seit jeher. Neben dem Erbringen der letzten Ehre für den Toten, dient die Bestattung vor allem der gemeinschaftlichen Trauerbewältigung der Hinterbliebenen. Die Familie ist nach wie vor der Prototyp von Gemeinschaft, wobei das Gemeinschaftsgefühl scheinbar mehr und mehr in den Hintergrund rückt. Was zu einer Veränderung und Erweiterung des Verständnisses von Familie führt. Während früher das gemeinsame Essen ein Hauptbestandteil der Bestattungsfeier war, wird es heute oft aus einem fehlenden Zugehörigkeitsgefühl des Verstorbenen gegenüber oder aus finanziellen Gründen wegrationalisiert. Der Wandel der Gesellschaft
DIE LETZTE FEIER
Von beabsichtigter dynamischer Partizipation bei Festen kann gesprochen werden, wenn beispielsweise eine aktive Involvierung der Festteilnehmer in die Gestaltung, Wirkung, Dauer, Dimension oder sonstige Aspekte des Festes begünstigt und wissentlich gefördert wird. Das Einbringen von Teilnehmern ist elementarer Bestandteil des Festes, ohne Partizipation würde das Fest nicht existieren können (oder zumindest nicht in dieser Form). Eine Realisierung des Festes ohne die Bereitschaft zur Partizipation wäre nicht möglich und das Fest würde zudem
122
123
hin zur verstärkten Individualisierung und Pluralisierung schlägt sich auf die Ausformung der Feier nieder und ist deutlich ablesbar. Heute stehen der traditionellen christlichen Bestattung eine Vielzahl an zeitgenössischen Bestattungsformen sowie die Integration von Traditionen anderer Kulturkreise gegenüber. Eine Recherche auf dem Ohlsdorfer Friedhof hat gezeigt, dass sich diese Veränderungen in dem Raum, den die Feier einnimmt, widerspiegeln. Orte der feierlichen Bestattung prägen unsere Städte und der uns geläufige Festort – der Friedhof – ist heute ein Heterotopos mit eigenen Regeln. Der Friedhof ist nicht länger nur ein Raum zum Gedenken und Bestatten der Toten, sondern transformiert zu einem Ort der Freizeit. Seine Nutzung unterliegt einem Wandel.
Ereignisse aufgeladen wird. Und das hat freilich auch umgekehrt eine Auswirkung auf kommende, an diesem Ort stattfindende Events. Nur so kann man zum Beispiel erklären, warum Fußballmannschaften in Heimspielen schwerer zu schlagen sind als in Auswärtsspielen. Da geht es um das Gefühl, den Ort beherrschen zu können, kurz: darum, ein Heimspiel zu haben.
Im Rahmen Ihrer Forschung Wir sind die Stadt! Kulturelle
Das beste Beispiel dafür ist Boris Becker. Er hat – als er noch aktiver Tennisspieler war – den Centre Court von Wimbledon als sein „Wohnzimmer“ bezeichnet. Das drückt etwas über seine Beziehung zu diesem Ort aus. Er hat dort als 17-jähriger eines der bedeutendsten Tennisturniere der Welt gewonnen – welch ein Fest! – und im Jahr drauf seinen Titel verteidigt. Er war damit als Tennisspieler von Weltrang geboren und hat sich danach unschlagbar gefühlt an dem Ort, an dem das alles passiert ist. Später kam es freilich anders, aber die Tatsache, dass er eins der bekanntesten Tennisstadien der Welt als „sein Wohnzimmer“ bezeichnet hat, zeigt wie ein Fest die Relation von Subjekt und Raum verändern kann.
Das heißt, durch ein Fest kann man ein anderes Selbstbewusstsein, eine andere Souveränität, im Umgang mit einem bestimmten Ort entwickeln. Ich würde diesen Punkt gern noch etwas vertiefen. In welcher Weise kann ein Fest die Relation zwischen Subjekt und Raum nachhaltig verändern?
Was mir aus meiner Forschung in Leipzig am nachhaltigsten in Erinnerung geblieben ist, sind sogenannte Clubshows. Das sind abendfüllende Feste im kleinen, charmanten Clubrahmen. Meist werden bekannte Fernsehformate wie Literatursendungen, Quiz- und Late-Night-Shows oder Polittalk aufgegriffen und – lokal adaptiert sowie gehörig ironisiert – im Clubkontext live auf die Bühne gebracht. Das ganze bewegt sich zwischen Anarchospaß (fliegende Torten) und szenekompatibler Anspruchskultur (Literatur, Popmusik). Die Shows sind oft sehr aufwendig gemacht: Es werden Studiosituationen mit Fernsehleinwand für Einspieler etc. nachgebaut. Der eigentliche Charme entsteht dadurch, dass alles gewollt improvisiert und unperfekt wirkt, die Protagonisten aber sehr genau wissen, was sie da machen. Außerdem gefällt mir, dass man sich als Besucher zwar als Fernsehjunkie, der die aufgeführten Formate alle kennt, outen darf und das Massenmedium Fernsehen trotzdem so schön durch den Kakao gezogen wird.
Der öffentliche Raum sollte für die unterschiedlichen Interessen durchlässig sein, das heißt jeder sollte die Möglichkeit haben, seine Vorstellungen in den Raum einzubringen. Jeder sollte die Möglichkeit haben, sichtbar zu werden im öffentlichen Raum. Wahrscheinlich können Fest gerade das auch leisten: Sichtbarkeit schaffen. Für eine pluralistische Gesellschaft heißt das auch, dass die Anzahl der Feste zunimmt. Parks, Plätze, die Straße sind Orte der Öffentlichkeit und sie können Orte für Feste werden. Aber reichen diese Orte aus, oder müsste man ganz andere Orte erträumen, die genau für diese Festpluralität geeignet sind?
Wir haben die Beobachtung gemacht, dass Feste den Ort, an dem sie stattfinden, sowohl beeinflussen als auch von diesem beeinflusst werden. Welches sind diesbezüglich Ihre Erfahrungen?
Warum sollten Parks, Plätze, Straßen und vielleicht noch Grünräume nicht ausreichen, um so etwas wie Festpluralität sichtbar zu machen? Entscheidend ist aus meiner Sicht, dass es in einer Stadt Räume gibt, die überhaupt (temporär) angeeignet werden können. Das bedeutet vor allem, dass sie nicht „fertig gestaltet“, nicht komplett durchästhetisiert und kontrolliert sein dürfen. Sie sollten vielmehr eine „offene Form“ aufweisen, das heißt, vielfältig veränderbar sein – und: dazu einladen, verändert zu werden. Festes dort stattfand und was man an und in ihm verändern muss, damit man ihn anders wahrnehmen kann. In der Erinnerung ist dann das Potential dieses Raumes präsent.
Das kann ich nur bestätigen. Ich glaube, das hat etwas damit zu tun, dass Feste außeralltägliche, emotionale Ereignisse sind, die markante Erinnerungen erzeugen. Und Erinnerungen sind immer an Orte geknüpft. Man könnte also sagen, dass Feste über die Erinnerungen, die sie erzeugen, Orte prägen. Das lässt sich gut am Beispiel von Fußballstadien erklären. Fans entwickeln zu dem Ort, an dem ihre Mannschaft regelmäßig spielt, große Siege feiert und herbe Niederlagen einsteckt, ein äußerst emotionales Verhältnis, das sogar relativ unabhängig von der konkreten Gestaltung des Ortes – hier der Architektur des Stadions – ist. Da geht es eher um den Mythos, mit dem ein Ort durch große
[ Organisation ]
Die Parade des Christopher Street Day schafft temporär einen neuen Raum. Durch die Einnahme des Raumes der Parade erfolgt eine neue Raumrelation; der öffentliche Raum wird zeitweise besetzt und verdrängt die übliche Funktion. Es kommt zu einer temporären räumlichen sowie gesellschaftlichen Funktionsveränderung durch den Paradenzug.
Fest Expedition
TAHRIR social media, public space
25Jan 26Jan Tuesday
27Jan
28Jan 29Jan Friday
Internet and Handys Unplugged
30Jan
31Jan 1Feb 2Feb Tuesday
Military force on streets and prisoners released from prison.
Force used
3Feb
4Feb Friday
5Feb
6Feb
7Feb
8Feb 9Feb Tuesday
Ghonim (human rights activist) released from prison, cries on TV while speaking how he was tortured
Mubarak Regime thugs sent to hit protestors with camels and horses molotov cocktails, and stones.
Media broadcasts brutal events
Military Presence Mubarak Thugs
NDP Headquarters
Egyptian Museum
6th of October Bridge
Nile Hilton Street Clinic River Nile
Newspaper wall
Construction Site
Arab League Building
Kasr il Nil Bridge
Je nach gesellschaftlichem und kulturellem Hintergrund wird die Feier der Bestattung unterschiedlich geplant und zelebriert. Gemeinsam haben jedoch alle Arten von Bestattungsfeiern, dass sie im Vorfeld in der Regel von Personen, die dem Toten sehr Nahe standen und von einem Bestatter, genau durchdacht und organisiert werden. Das Feier ist oft sehr stark durch Symbole und Rituale strukturiert. Nur ganz selten weicht man während des Feier spontan von dieser Struktur ab.
Water Wall of Point Martyrs Toilets
Fest formt Raum
KFC Clinic
Artwork Main Stage
Nursery
Flag Sellers Foreign Affairs Palace
Street Pharmacy Administrative Government Citizen Centre
109
90
10Feb
11Feb Friday
Mubarak decides not to step down after rumours raise hopes.
#iRevolt #Tweet, 140 letters including spaces. Ideas, thoughts, frustrations, dreams, desires, fears, hopes released into cyber space for anyone to read.
More protestors
Tim
108
ﻣﻴﺪان اﻟﺘﺤﺮﻳﺮ 169
DEMONSTRATION KAIRO
EIN FEST IST DER ZEITRAUMLICHE AUSDRUCK EINER VERDICHTUNG VON AUSSERALLTAGLICHEN HANDLUNGEN DIE VON MEHREREN MENSCHEN GEMEINSAM BEGANGEN WERDEN.
Fest formt Raum
Emailinterview mit Silke Steets
Netzwerke und die Konstitution städtischer Räume in Leipzig
71
seinen individuellen Reiz des Mitmachens und Mitgestaltens verlieren, wie es beim Dockville Festival durch frühzeitige Aufrufe und Ausschreibungen zur Mitgestaltung und -konzipierung des Festes geschieht. Gleichzeitig wird durch die beabsichtigte Beteiligung eine breitere Basis an Akzeptanz für das jeweilige Fest geschaffen, wie sie auch Häußermann/Siebel (1993) in Festivalisierung der Stadtpolitik beschrieben wird.
Dr. Silke Steets ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie des Schwerpunkts "Stadt, Raum, Ort" an der TU Darmstadt. Ihre 2008 veröffentlichte Dissertation trägt den Titel „‚Wir sind die Stadt!‘ Kulturelle Netzwerke und die Konstitution städtischer Räume in Leipzig“. Am 20. Januar 2011 hielt sie zusammen mit Sybille Frank einen Gastvortrag bei der UD-Reihe Feste Feiern zu dem Thema "Stadionwelten: Fußball, Raum und Architektur". Gemeinsam haben die beiden im Juni 2010 das Buch „Stadiumworlds – Football, Space and the Built Environment“ herausgegeben. Silke Steets arbeitet derzeit an ihrem Habilitationsprojekt "Der sinnhafte Aufbau der gebauten Welt". Für unsere Pubikation führten wir im März 2011 folgendes E-MailInterview mit ihr.
sind Ihnen sicherlich unterschiedliche Feste oder Events begegnet. Ist Ihnen eines dieser Feste besonders in Erinnerung geblieben und können Sie dieses näher beschreiben?
70
[ Partizipation ]
PARTIZIPATIONSFORMEN BEI FESTEN
American University in Cairo Campus
In a city were the talk about political reform was deemed impossible, were social segregation has been tremendously widening, simple programs like Twitter and Facebook overcame that. There was simply more freedom in a tweet or a status update as there was on the street, moreover there was someone out there who had the same opinions, who would comment back who would reTweet or share. The 18 days of revolution were also extensively fuelled by police brutality videos on Facebook and Youtube. This all reflected directly on the urban space, before 25 January Facebook had around five million Egyptian users. Those users talked together through the “We are all Khaled Saeed” group page, they discussed matters that dealt with where to meet, what are their goals and demands, and the importance of telling everyone about the plans. Handouts were designed and made available online, to be printed and given to non-internet users. This created huge resonance all over Egypt, which did not mobilize only Cairo, but the whole republic. Events in Egypt have shown the strength of these tools for both organizing and informing people. “We don’t know what it can be. We don’t know what it will be.” Mark Zuckerberg, the founder of Facebook, in the movie The Social Network. Nevertheless, a revolution needs urban space to define itself. Even though social media ignited and fanned the revolution, it was on real ground that the revolution, formed, amassed power, and finally achieved its goals. In the diagram, it can be seen how the combination of numerous government slips, combined with social media led more people to hit the streets. With so much people deciding to reside in the square until their demands were met, Republic of Tahrir Square (name given by people there) started taking form and life (see plan). Tents, nurseries, clinics, newspapers walls, stages, screens for airing Al Jazeera, mobile charging booths, what is more art areas were made using recycled bottles and anything they can get their hands on. This brings us to recycling, and the fact that Egyptians are by the large not environmentally aware. Conversely by exercising their rights to protest, people where more aware of their responsibility towards the city.
91
[ Partizipation ]
Ähnlich dazu verhält sich auch eine unfreiwillige Involvierung in einer Feier. Eine Bestattungsfeier findet statt. Dabei kommt es oftmals zu einer zwangsläufigen Involvierung von Unbeteiligten und Außenstehenden, die die Feier unaufgefordert und unfreiwillig ertragen müssen. Dies kann beispielsweise durch Anwohner eines Friedhofs geschehen. Die Anwohner konsumieren und ertragen an dieser Stelle ein beständig wiederkehrendes Ereignis bzw. eine Feier. Doch ist in diesem speziellen Fall keine Form der Partizipation im Sinne von Mitgestaltung gegeben. Die Teilnahme erfolgt also weitestgehend unfreiwillig und zwanghaft.
Auszüge aus dem Forschungsbericht
UdN - Wohnen und leben Die Publikation „UdN Broschüre 4: Wohnen und Leben“ entstand im Rahmen des vom INTERREG IV / SEEDS-Programm geförderten Projekts „Universität der Nachbarschaften“ (UdN), einer Kooperation zwischen der HafenCity Universität und Kampnagel GmbH im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA Hamburg). Aus der Situation des bevorstehenden Abrisses entwickelte sich die Idee einer gemeinschaftlichen Masterthesis (siehe RD:30) zwischen Adrian Judt (HCU Hamburg) und Maja Momic (IUAV Venedig), welche die Grundlage für die Inhalte dieser Broschüre darstellte. Vor dem Hintergrund der geschichtlichen Entwicklung bis zur heutigen Situation Wilhelmsburgs sowie zukünftiger Wohntrends wurden die heutigen Planungsregularien kritisch reflek-
tiert. Überdies wurden die Richtlinien der sozialen Wohnraumförderung in Anbetracht der sich weiter differenzierenden Lebensstile beleuchtet. Die Autoren kommen zu der Auffassung, dass die aktuellen Planungswerkzeuge an den Anforderungen der Lebensrealitäten des Stadtteils vorbei gehen und es grundsätzlich eine qualitative Sichtweise auf das alltägliche Leben der Anwohner und lokalen Akteure bedarf. Anschließend stellt die Broschüre die UdN als Fallbeispiel für eine neue Form des Wohnens vor und geht dabei auf offene Prozesse, räumliche Charakteristika, den Gebrauch des Gebäudes und Aneignungsstrategien der Bewohner ein. Aus den gewonnenen Erkenntnissen werden allgemeine Grundregeln entwickelt und in sechs Thesen zum Wohnungsbau überführt.
POPULATION
SOCIAL WELFARE = 5%
over 65
under 18
18-65
= 5% unemployed
= 5% with migration background
= 5% children receiving welfare aid
foreigners
HOUSEHOLDS = 5% multi-person w/o children
multi-person w children
SOCIAL HOUSING UNITS
single single parent person
=1000 socilal housing units
= 5% 4 + Person
3 Person
2 Person
1 Person
8.12 6.55
6.12
5.93
1994
2010
2014
9.60
AVERAGE RENT 6.83
7.20
8.31
7.36 =10% out of total housing
€/sqm 2006
2007
2008
Abbildung: Statistische Daten zu Bevölkerung, sowie (sozial) Wohnungsbau in Wilhelmsburg
2009
2010
2011
2012
2013
2014
1994
II. Wohnen in Wilhelmsburg
2010
2014
10% bis 2015 zu verzeichnen. Der Wohnungsbestand in Wilhelmsburg lässt sich groß in drei Kategorien einteilen: gebaut vor 1918 (45%), gebaut bis 1948 (25%) und Nachkriegsbebauung (30%). Erst im Rahmen der IBA sind wieder steigende Neubautätigkeiten im Geschosswohnungsbau zu verzeichnen. (Statistikamt Nord & IBA 2012)
Wohnen in Wilhelmsburg Die Bevölkerung der Elbinseln kennzeichnet sich durch eine sehr junge Bewohnerschaft. Über die Hälfte der Wilhelmsburger sind Migranten in der ersten oder zweiten Generation. Dreiviertel der unter 18 Jährigen weisen einen Migrationshintergrund auf. Die Haushaltsgrößen sind in Wilhelmsburg sehr gemischt mit einem hohen Anteil an Einpersonenhaushalten. Die Arbeitslosenquote hat sich trotz der Zuzüge nach Wilhelmsburg in den letzten zehn Jahren kaum geändert (2002: 11,6%) und liegt mit 11,1% weit über dem Hamburg Durschnitt (7,8%). In den Jahren zwischen 2006 bis 2014 sind die durchschnittlichen Mietkosten von 5,93€ auf 9,60€ angestiegen. Bei einer genaueren Betrachtung ist zudem ein Rückgang der geförderten Sozialwohnungen von 45% im Jahr 1995 auf nur noch
Wegzug und Ankunft Die Flut von 1962 markiert ein wichtiges Ereignis, mit dem sich die Situation in Wilhelmsburg gravierend veränderte. Durch die hohe Anzahl an Flutopfern und Sachschäden entschied der Hamburger Senat den westlichen Teil Wilhelmsburgs von Wohnbebauung freizuhalten. Während das Reiherstiegviertel aufgrund von Anwohnerprotesten und fehlender Ersatzwohnungen erhalten blieb, wurden ganze Quartiere der westlich angrenzenden Bebauung abgerissen. Aufgrund der Flächenausweisungen als Hafenerweiterungsfläche wurden sämtliche Investitionen in
Räumliche Konfigurationen Die räumlichen Konfigurationen werden durch architektonische Elemente geschaffen und bestimmen somit die Größe und Vernetzung der Räume. Über Höhenunterschiede können räumliche Separierungen deutlich gemacht werden, ob nur behutsam innerhalb einer Schlafkapsel oder deutlich durch ein Splitlevel. Wandöffnungen ohne Türen
13
84
Positionieren von Dingen und objekten: Privatheit schaffen Auch wenn man sich zu zweit oder mehreren ein Zimmer teilen muss, wird versucht den persönlichen Bereich deutlich zu machen. Durch die Platzierung eines Teppichs und Zurschaustellung von persönlichen Objekten hat eine Bewohnerin der UdN sich ihren individuellen Raum aneignet. Somit wurde dieser Bereich von den anderen Bewohnern als zu respektierende persönliche Zone wahrgenommen.
§2 small settlement areas §3 plain residential areas
§4 general residential areas
§5 village areas H
§6 mixed areas
cinéma
H
INDUSTRY
§7 central areas
Positionieren von Dingen und objekten: Öffentlichkeit schaffen Im Rahmen des UdN Cafés wurde durch Variationen in der Anordnung des Mobiliars auf der Terrasse die Schnittstelle zwischen Gebäude und öffentlichem Park untersucht. Durch die Positionierung des großen Tresens sowie der Tische und Stühle konnten verschieden einladende Situationen geschaffen oder Teilbereich für eine individuelle Nutzung abgegrenzt werden. Anhand dieser wiederholten Neu-Konfiguration der Terrasse wurde die Wahrnehmung des Cafés durch Nachbarn und Passanten untersucht.
MIXED USE
HOUSING
12
zeigen hingegen, wie sich Räume miteinander verschalten und sich aus den architektonischen Eigenschaften verschiedene räumliche Zusammenhänge bilden lassen. Je nach Ausprägung der Attribute können verschiedene Bereich eines Gebäudes einfacher oder schwerer mit einander verbunden werden und somit für verschiedene Aktivitäten genutzt werden.
§8 business areas
SPECIAL USE
§9 industrial areas §10 special recreation shopping centre
§11 special use areas
shopping centre
allowed functions
138
139
space - actor - activity relation legal framework
1950
spatial setting
possible programmes
interested actor
1980 implementing programme
1990 the programme attracts an audience
Abbildung: Die Untersuchung von individuellen Räumen in der Universität der Nachbarschaften, aufgrund der das Minimum des individuellen Raums entstanden ist: • 2qm/person in einer „Hotel Rohre“ • 4 qm/person in einem geteilten Zimmer • 6,24 qm/person in der „Italienischen Villa“ im Hotel
UdN 2013 the audience is performing an activity
Nutzungsänderungen Das Gebäude in dem sich die UdN zum Zeitpunkt der Masterthesis befand hatte in der Zeit seines Bestehens eine nicht vorhersehbare Nutzungstransformation vollzogen. 1952 als Ledigenheim errichtet, wurde das Gebäude in den 80er Jahren zu einem Sozial- und Gesundheitszentrum umgebaut. Nachdem nach fortwährenden Kürzungen nur noch ein Gesundheitsamt als Nutzung übrig blieb,
wurde das Gebäude am Rotenhäuser Feld in den 90er Jahren gänzlich aufgegeben. Während des circa 15 jährigen Leerstandes verwaiste das gesamte Grundstück stetig, bis die leere Hülle von Lehrenden und Studierenden adaptiert wurde um einen Ort der Versammlung zu schaffen. Da zu diesem Zeitpunkt der Abriss des Gebäudes bereits beschlossene Sache war gestaltete sich die UdN als Ort im Verhältnis von “nicht mehr” und “noch nicht”.
Benutzung Das Programm der UdN startete zunächst mit einem Baupraktikum, um den Gebäudebestand zu ertüchtigen und eine Versammlungsmöglichkeit zu schaffen. Im weiteren Verlauf des Projektes entstanden viele unterschiedliche Kooperationen mit differenzierten Nutzungsprogrammen, welche in das Gebäude implementiert wurden. Das Konzept der UdN sah nicht die detaillierte Planung aller Programme und Ausbauten vor,
sondern verstand das gesamte UdN-Projekt als Arbeit mit der komplexen sozialen Wirklichkeit von Wilhelmsburg. So entstanden viele Projekte erst aus der Benutzung des Gebäudes und seiner Nachbarschaft, durch die vor Ort entstandenen Netzwerke aber auch durch die weitergehende Transformation des Bestandes.
79
78
Minimum des individuellen Raums Für die einzelne Funktion des Schlafens ist eine Grundfläche von 6 qm ausreichend. Auf dieser Fläche können ausreichend Verkehrsfläche und Stauraum untergebracht werden, um alle notwendigen Aktivitäten wie das Umziehen und Schlafen durchführen zu können. Um jedoch eine eigenständige Unterkunft gewährleisten zu können, müssen eine Küche sowie Sanitäreinrichtungen an den Wohnraum angegliedert werden. Für diese dienenden Funktionen sind weitere 6 qm ausreichend. Es ergibt sich somit ein Minimalstandard von 12 qm Gesamtfläche für eine monofunktionale Nutzungseinheit.
150
151
Activists A1 Local Groups A2 Neighbours
Activists A1 Local Groups A2 Neighbours
Planning & A3 Projectdevelopment
Planning & A3 Projectdevelopment
B
Sanierungsbeirat
C
Behörde für St adtentwicklung und Umwelt
D
SAGA/GWG
F
Socially responsi ble Investor
G1 Individual tenants G2 Tenants Union G3 Housing Cooperative 1 G4 Club, S ocial Agencies G5 Commercial Agencies
2
B
Sanierungsbeirat
C
Behörde für St adtentwicklung und Umwelt
D
SAGA/GWG
F
Socially responsi ble Investor
F
G1 Individual tenants G2 Tenants Union G3 Housing Cooperative G4 Club, S ocial Agencies G5 Commercial Agencies
4.0
3
4.1
14
4.3
block 2
5.1
5.0
Architektur der alltäglichen Verhandlungen: 1 Das Endnutzungsprojekt „Universität der Nachbarschaften“ läuft 2014 aus.
Räumliche Zusammenhänge Auch aus dieser Beobachtung der Raumnutzung des Gebäudes können bestimmte Muster abgeleitet werden. Für unterschiedliche Aktivitäten nutzen Akteure unterschiedliche Räume. Für manche Aktivitäten sind besondere Funktionen wichtig, die häufig nur in spezifischen Räumen untergebracht sind. Für das Restaurant ist beispielsweise die Küche existenziell, da dort die spezifischen technischen Geräte und Utensilien 126
sowie ein direkter Zugang zu einer Speisekammer vorhanden sind. Die Handlung des „Essens“ kann hingegen an allen beliebigen Orten stattfinden. Obwohl es keine räumliche Bindung gibt, wird die Verortung durch die Anzahl der Protagonisten und der gewünschten Atmosphäre eingeschränkt. So ist festzustellen, dass bei bestimmten Aktivitäten eine genauere Spezifizierung zwischen einzelnen Personen und Gruppen getroffen werden kann. 127
2 Aus den gewachsenen Netzwerken von Nachbaren, Beteiligten und Freunden der UdN bildet sich eine lokale Initiative. 3 Unter der Leitung eines Architektur & Planungsbüros wird eine neue Wohntypologie entwickelt. 4.0 Der Beteiligungsprozess startet mit einer öffentlichen Ankündigung in der UdN, um dort eine offene Debatte zu initiieren und weitere Akteure teilhaben zu lassen.
166
6
block 3
7
4.1Während des Rückbaus der UdN werden die voraussichtlich Belegung und Nutzungen des neuen Gebäudes gemeinschaftlich verhandelt und verschiedene Finanzierungsmodelle und Querfinanzierungsmöglichkeiten betrachtet.
9.2 Die Nutzung des Ge5.1 Die situativen Stanbäudes beginnt mit Aneigdards der Ausbauten werden gemeinschaftlich nungs-, Anpassungs- und verhandelt und festgelegt. Veränderungsprozessen durch die Bewohner. 6. Der Bauantrag wird eingereicht und die Ausführungsplanung entwickelt.
4.2 Die Gebäudestruktur und die räumliche Parameter werden mit den unterschiedlichen Akteursguppen vorbereitet.
7. Nach der Grundsteinlegung für das neue Gebäude wird die gemeinsame Projektentwicklung in das Bürgerhaus Wilhelmsburg verschoben. Das neue Gebäude wird errichtet.
4.3 Die Infill-Module werden kollektiv entwickelt und deren Zusammenstellung ausgehandelt. 5.0 Die individuellen Einheiten werden in Beziehung zu den kollektiven Räumen gesetzt um deren architektonische Attribute zu definieren.
9.0
9.2
9.3
Teilhabe an prozessoffener Planung Demokratisch legitimierte Stadtentwicklung bedeutet Teilhabe der Bevölkerung an den Entscheidungsprozessen. Eine hohe Verfahrensqualität kann jedoch nur durch einen zieloffenen Ansatz erreicht werden. Es muss allgemeine Grundlage werden, das Wissen der „Experten des Alltags“ in die jeweiligen Projekte zu implementieren. Daher bedarf es einer gemeinschaftlichen Entwicklung von Projekten, welche von der Nachbarschaft mitgetragen werden können.
9. Die gemeinschaftlichen Bereiche werden kollektiv ausgestaltet. 9.1 Die einzelnen Infills werden individuell ausgebaut und eingerichtet.
167
Stadt.Schnitt - ausstellung Als Abschluss des interdisziplinären (A/SP/UD/WestWerk) Projektes Stadt. Schnitt stand die Präsentation der studentischen Arbeiten als Auftakt einer mehrwöchigen Ausstellung im Künstlerhaus „WestWerk“. Für die Ausstellung wurden aus den unterschiedlichen Projekten und Workshops verschiedene Meta-Kategorien entwickelt. Die einzelnen künstlerischen Arbeiten und architektonisch-städtebaulichen
Projekte wurden anschließend den unterschiedlich gekennzeichneten Kategorien zugeordnet und hierarchielos an den Wänden angebracht. Als zentrales Element der Ausstellung wurde ein 12 Meter langes Modell der Ost-WestStraße diagonal im Ausstellungsraum platziert, auf dem die Workshops und Projekte den Kategorien nach farblich verortet wurden.
Foto: Christian Scheler
Foto: Christian Scheler
Foto: Christian Scheler
Foto: Christian Scheler
Foto: Christian Scheler
Foto: Christian Scheler
Feste Feiern. St. Paulopoly - Alley Cat Race Prof. B. Kniess, Prof. M. Koch, Prof. I. Breckner, Prof. A. Eisinger (Kathrin DrĂśppelmann, Patricia Roth, Vanessa Weber + Adrian Judt)
Community Mapping and Urban Regeneration Tehran Prof. R. Shirazi
(Anna Grzeszek, Lucas Elsner, Sarah Klepp, Laleh Tavanaei, Reza Japalghi, Reihaneh Sajad, Tahereh Jamakloo + Adrian Judt)
Live Projekt Portland Works Prof. C. Ceruli, N. Udall
(Chen Guo, Benjamin Balti, Jonathan Orlek, Christopher Carthy, Caroline Goore-Booth, Guy Moulson, Mersedeh Ghyravi Fard, Bryony Spottiswoode, Scaria Njavally, Ewan Tavendale, Qi Mingyu + Adrian Judt)
RD 30: Reassemble - an approach to collective housing Prof. B. Kniess, Prof. J. Fezer, Prof. G. Longhi (Maja Momic + Adrian Judt)
Transformations: Hochhauskonzept Paris Prof. A. Eisinger, W. Späth
(Tim Koblun, Jenny Ohlenschlager, Patricia Roth, + Adrian Judt)
Konversion Patton Barracks Prof. D. Bayer, I. Frieler, D. M. Schluppkotten
(Clarissa Dorsch, Liza Maria, Lena Flamm, Heiko Haberle, Albert Herrmann + Adrian Judt)
Bau dir deine Uni: Produktionsquartier Oberhafen Prof. K. Sill, Prof. M. Staffa, M. Abel (Pascual Pelzeter + Adrian Judt)
Wohnprojekt am M端hlenberg Ifau & Jesko Fezer (+ Adrian Judt) UdN: Baumhaus 2012 Prof- B. Kniess, B. Becker, P. L旦per
(Lisa Bl端mel, Lisa Brunnert, Stefanie Graze, Jenny Ohlenschlager + Adrian Judt + Baucampteilnehmer)
UdN: Hotel? Wilhelmsburg Prof- B. Kniess, B. Becker, P. Fattinger, Exyzt, M. Kaltwasser, T. Matton, Raumlabor Berlin (Urban Design Studierende + Adrian Judt)
Hamamness Christian Scheler, Kai-Michael Dietrich + Adrian Judt Feste Feiern. Atlas Prof. B. Kniess, Jan Wenzel, Pascal Storz (Urban Design Studierende + Adrian Judt)
UdN Brosch端re Wohnen und Leben Prof. B. Kniess, Stefanie Gernert, Maja Momic + Adrian Judt Stadt.Schnitt - Ausstellung Michael Baltzer, Mario Abel
(Maricke Behne, Regina Schubert, Hendrik Wenzel + Adrian Judt)
M.Sc. Urban Design Adrian Judt HAMBURG // BERLIN mail@adrianjudt.com www.adrianjudt.com
www.adrianjudt.com