D i e i n t e r n a t i o n a l e Z e i t s c h r i f t f ü r S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n
Apr i l 2 01 1
Was passiert
nach der
Taufe? 14 Was wir von zwei Missionsstationen lernen können
24 Das seltsame Leben einer falschen Prophetin
27 Die verheißene Gabe empfangen
Apr il 2011 K I R C H E
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A K T I O N
Aus meiner Welt................. 3 Aktuelles aus aller Welt
3 Nachrichten und Meinungen
Blick in die Welt k n eg e l st e i n
8 Jung und bereit
J e n i e n n e
G E S U N D H E I T
Cholera................................11 Von Allan R. Handysides und Peter N. Landless
T I T E LT H E M A
Was passiert nach der Taufe?
Von Wilona Karimabadi............................................................... 16 Nach der Hochstimmung bei unserer Taufe kommt unausweichlich der Alltagstrott.
F R A G E N
A N D A C H T
Von Angel Manuel Rodríguez
Jesu erstes Passa Von Oliver Jacques....................................... 12
Z U R
B I B E L
Er wurde hinweggenommen...........26
Wie viel wusste Jesus und wann wusste er es? G E L E B T E R
G L A U B E
Was wir von zwei Missionsstationen lernen können Von Nancy Weber Vyhmeister......................... 14 Was bleibt von uns?
B I B E L S T U D I U M
Die verheißene Gabe empfangen. .............27 Von Mark A. Finley
G L A U B E N S Ü B E R Z E U G U N G E N
Die Taufe – mehr als nur Worte
Von Marcus B. Witzig.................................................................... 20 Die Wirklichkeit der Wiedergeburt erfahren E L L E N
W H I T E
E N T D E C K E N
Wachet und Betet Von Ellen G. White................................... 22 Wir brauchen Nahrung für unsere Seele. A D V E N T G E S C H I C H T E
G E M E I N D E
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A U S T A U S C H
29 Leserbriefe 30 Gebetsanliegen 31 Mit Gott erlebt
Leserforum.........................32
Das seltsame Leben einer falschen Prophetin
Von Michael W. Campbell............................................................. 24 Ihr Tun entsprach nicht der Gabe, die sie für sich in Anspruch nahm.
Titelseite: Die Taufe ist der Anfang eines neuen Lebens in Christus – nicht das Ende. T o dd
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Adventist World | April 2011
G e s s e l e / A d v e n t i s t
M i s s i o n
Kirche in Akti n A U S M E I N E R W E LT Umkehr und Rückkehr
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W a r d
ch freue mich immer, wenn ich etwas von Freunden höre, doch diese Nachricht erfreute mich mehr als die meisten anderen. Ein Glaubensbruder, mit dem ich vor langer Zeit ein gutes Team gebildet hatte – ich als Pastor, er als Ältester – schrieb mir vor sechs Monaten und bot mir eine Gelegenheit an, an der kein Pastor vorübergehen kann. Er fragte, ob ich bei der Wiedertaufe seiner Tochter mitwirken würde, die ich 20 Jahre zuvor getauft hatte, als sie noch ein Teenager war. Ihre Geschichte war bitter und dennoch nicht ungewöhnlich: Da war eine begeisterte Entscheidung für Christus, die in ihren späten Teenagerjahren und als junge Erwachsene abkühlte, bis sie ein Leben führte, das weit von Gott entfernt war. Doch der Geist Gottes ging ihr unermüdlich nach und ihre Freunde und Familienangehörige gaben sie nicht auf, so dass sie nun nach einem Umweg von zwanzig Jahren wieder auf den richtigen Weg zurückgefunden hatte. Aufgeregt, nervös und durch Gottes Gnade berührt, hatte sie gefragt, ob ich zurückkommen könne, um wieder dabei zu sein, wenn sie erneut Christus als ihren Herrn und Heiland bekannte. Das Wasser im Taufbecken war an jenem Sabbat im Januar ungewöhnlich warm, als wollte es einen Gegenpol zu dem Sturm bilden, der vor den Fenstern der Kapelle heulte. „Heftige Schneestürme“ hatten die Meteorologen angesagt. Die eisige Luft und die Schneewehen erinnerten uns daran, dass gute Entscheidungen nicht immer von Sonnenschein und wolkenlosem Himmel begleitet sind.
Doch Gott sei es gedankt, war das Wasser nicht das Einzige, was in dieser Gemeinde warm war. Ich habe selten so zuversichtlich wie an jenem Sabbat einen gläubigen Menschen den Armen der Gemeinde Gottes übergeben. Wenn sich je eine Gemeinde einer Taufe zugewandt hat, dann war es diese. Wenn je ein verlorenes Schaf in der Herde willkommen geheißen wurde, dann an diesem Tag. Ich habe voller Freude dabei gestanden – als Zeuge, wenn man will –, wie eine Gemeinschaft von Gläubigen ganz bewusst darauf achtete, dass ein Mensch, der wieder neu zum Glauben gefunden hatte, auch wieder neu in die Gemeinschaft aufgenommen wurde. Älteste, Diakone, Familienangehörige, Freunde – alle versammelten sich beim gemeinsamen Essen nach der Taufe um sie und brachen das Brot mit einer Freude, die herzzerreißend schön zu beobachten war. So wächst das Reich Gottes: eine gute Entscheidung nach der anderen, ein Herz nach dem anderen, das durch die Gnade und freundliche Zuvorkommenheit der Menschen, die mit Gott leben, wieder erweckt wird. Wenn ihr in dieser Ausgabe Geschichten von Erweckungen lest, dann nehmt euch fest vor, dass eure Gemeinde ein Ort ist, an dem Menschen willkommen sind, die Gott zu sich ruft – oder erneut zu sich ruft. — Bill Knott Ed
WORLD REPORT Immer mehr Laienmitglieder bezeugen in Europa aktiv ihren Glauben Ted Wilson spricht bei ASI-Tagung im Juni Von Mark A. Kellner, Nachrichtenredakteur
■■ Adventistische „Laienmitglieder“ werden überall in Europa immer aktiver bei der Verkündigung des Evangeliums. Dieser Erfolg wird im Juni gefeiert werden, wenn Mitglieder des Vereins adventistischer selbstunterhaltender Institutionen, Unternehmen und Missionsgruppen (ASI) aus Europa zu einem viertägigen Kongress in Konstanz am Bodensee, dem größten See Deutschlands, zusammenkommen werden. „Wir werden zum ersten Mal den Präsidenten der Generalkonferenz unter uns haben“, sagte Ángel Duo, seit zwölf Jahren
ASI-Mitglied und seit 2008 Präsident von ASI-Europa. Als Exporteur für Chemikalien in Elche (Alicante, Spanien) ist er auch Präsident von ASI-Spanien. Der Besuch von GK-Präsident Ted N. C. Wilson ist laut Duo „sehr wichtig, weil wir an Evangelisationen für Laien gearbeitet haben. Und so werden wir Berichte darüber hören, welche Fortschritte es bei der Ausbildung von Laien für die Evangelisation mit dem New Beginnings-Material gibt. Dieses Material benutzen wir als Hilfsmittel für kleine Gruppen.“
Hauptredner beim Kongress in Konstanz ist Duo zufolge John Bradshaw, seit kurzem Direktor und Sprecher für It Is Written [ein TV-Evangelisationsdienst aus den USA]. Weiter sagte Duo: „In ganz Europa sind Tausende Menschen ausgebildet worden und wir erwarten Berichte von allen Delegierten … Von diesen Ausbildungen und Programmen – auch für junge Leute –, die überall in Europa entwickelt worden sind, zu hören, wird sicher sehr interessant.“ Obwohl die Kirche der SiebentenTags-Adventisten Europa als erstes Missionsfeld außerhalb von Nordamerika wählte, sieht sich die Kirche in diesem April 2011 | Adventist World
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Kirche in Akti n A U S A L L E R W E LT
Besucher der Satellitenevangelisation von It Is Written in Rom im Jahr 2010, wie sie bereits in der Juli-Ausgabe 2010 von Adventist World abgebildet waren. Laut Ángel Duo, Präsident von ASI-Europa, kamen 40 Prozent der Besucher aufgrund der Freundschaftsevangelisation im Vorfeld, bei der die Gemeindeglieder Kontakt zu ihren Nachbarn aufbauten. II W
Gebiet in den letzten Jahren einigen Herausforderungen gegenüber. Die Postmoderne, die den größten Teil Westeuropas und seine traditionellen Kirchen überschwemmte, hat ihre Spuren auch im Adventismus hinterlassen: Wenn moderne Europäer keine Notwendigkeit für Gott sehen, kann es eine Herausforderung sein, ihnen etwas vom Glauben zu erzählen. Duo erklärt, dass die Mitglieder von ASIEuropa – hauptsächliche Geschäftsleute, die „Christus auf dem Marktplatz des Lebens … bezeugen“ – daran arbeiten, dieser Herausforderung zu begegnen. Dabei besteht ihr Einstieg in der adventistischen Gesundheitsbotschaft, für die unsere gestresste Gesellschaft offen ist. „Es ist nicht so leicht, seinen Glauben in solch einer Umgebung zu bezeugen, aber wir merken immer mehr, dass es Menschen gibt, die vom Heiligen Geist berührt werden“, sagte Duo in einem Telefoninterview. „Wenn man beginnt, mit
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Adventist World | April 2011
p h oto
kleinen Gruppen zu arbeiten, und Menschen durch die Gesundheitsbotschaft anzieht, trifft man auf offene Türen. Man muss sehr sensibel vorgehen.“ Und er fügte hinzu: „Man kann durch die Gesundheitsbotschaft tatächlich mit Menschen in Verbindung kommen.“ Eine weitere wichtige Aktivität – insbesondere im Vorfeld von Evangelisationen wie „Die Offenbarung verkündigt Frieden“, die im Februar 2010 in Rom abgehalten wurde –, sind laut Duo Freundschaftsevangelisationen, in denen die Gemeindeglieder ihre Freunde und Nachbarn zu Hausbibelkreisen einladen. „Durch Freundschaft ist es möglich. Das ist die Methode, die wir anwenden müssen. … Wir müssen Laien dazu ausbilden, dass sie Freunde gewinnen, kleine Gruppen bilden, Freundschaften pflegen und dann ihren Glauben bezeugen“, erklärte Duo. Er fügte hinzu, dass diese Bemühungen – unterstützt durch die DVD-
Bibelstundenserie New Beginnings – für 40 Prozent der Besucherzahlen bei der Veranstaltung in Rom verantwortlich waren. Duo erklärte, dass die Herausforderungen für ASI-Europa denen ähneln, vor denen auch die beiden Verwaltungseinheiten unserer Kirche stehen, in deren Wirkungsbereich die Organisation tätig ist: die Transeuropäische Division und die EuroAfrika-Division. In den europäischen Gebieten dieser Divisionen wächst die Gliederzahl in den weniger wohlhabenden Ländern, während viele Länder in Westeuropa und Skandinavien ihre Mitgliederzahlen nur durch den Zuzug von Gemeindegliedern aus anderen Teilen der Welt halten können. „Durch unsere regionalen Verbände sehen wir, dass die ASI-Bewegung in manchen Ländern Europas stärker ist als in anderen“, sagte Duo. „Nicht überall findet man gleich viele Unternehmer. In Spanien oder Portugal, wo man [mehr] Geschäftsleute findet, bedeutet es etwas anderes, Mitglied zu sein.“ Allerdings, so Duo weiter, seien regionale ASI-Verbände „in 15 Ländern Europas etabliert und die Zahl steigt“. Im Großen und Ganzen ist Duo optimistisch, was das Wachstum der SiebentenTags-Adventisten in Europa angeht. Er sagt: „Unsere Organisationen nehmen in Europa zahlenmäßig zu und erreichen immer mehr Menschen. Außerdem werden sie immer größer. Gleichzeitig ändert sich auch die Art und Weise, wie diese Organisationen – insbesondere auch ASI – von den Verantwortlichen unserer Kirche wahrgenommen werden, deutlich. Man akzeptiert heute, dass sie eine bedeutende Unterstützung der Kirche darstellen.“ Weiter erklärte Duo: „Unsere Beziehung zu beiden Divisionen ist ausgezeichnet. Wir merken, dass die Organisationen immer aktiver werden und immer mehr Unterstützung von den Kirchenleitungen erhalten. Großartige Dinge werden bald geschehen. Wir sind auf dem richtigen Weg. Es gibt viele Herausforderungen, aber wenn wir zusammenarbeiten, habe ich keine Zweifel, dass wir vorankommen werden.“
A U S A L L E R W E LT
Adventisten weiterhin maßgeblich am
Wochen, die es dauerte, die 180 Übergangshäuser in Collectivité Marie de Carrefour zu bauen. Bis heute hat ADRA in Carrefour und Petit Goave 2.680 Übergangshäuser für Familien bereitgestellt. Die Familien wurden einzeln aufgerufen und erhielten die Nummer ihrer Übergangshäuser. Doch zuvor forderte der Bürgermeister von Carrefour, Yvon Jérôme, Hunderte Menschen, die sich bei dem Dorf versammelt hatten, im Schein der untergehenden Sonne auf, dankbar zu sein. „Ein Wesen schuf Himmel und Erde und alle Dinge, und wir müssen zuallererst Gott für das danken, was er getan hat“, so Jerôme wörtlich. „Wir sind nicht besser als die Menschen, die gestorben sind. Seid dankbar. Heute Abend können nicht alle eine Behelfsunterkunft bekommen, aber wir danken ADRA für das, was sie getan haben.“ Auch Fritz Bissereth, Direktor von ADRA Haiti, sprach von einer erhöhten Bühne aus zu den Menschen. Er betonte, dass ADRA für Menschen in Not da ist. „Wir freuen uns, wenn wir noch mehr Menschen helfen können. Habt Geduld. Wir werden euch nicht vergessen. ADRA ist hier, um euch zu helfen. Es gibt noch viel mehr zu tun.“ Während Bissereth sprach, rief die Menge in Sprechchören: „ADRA, ADRA.“ Dann wurde das neue Dorf, das unter anderem mit solarbetrie-
Wiederaufbau Haitis beteiligt Ein Jahr nach dem Beben ist ein Zuhause weg von der Straße ein Fortschritt
Hütte wird das neue Heim für ihn und seine Frau, ihre zwei kleinen Kinder und zwei weitere Verwandte. „Ich bin so glücklich und Gott dankbar, dass ich jetzt solch eine großartige Unterkunft habe“, sagt Milo, der seit dem Erdbeben obdachlos war. Er berichtet, dass er sich am 12. Januar 2010 nicht wohl fühlte und mit einem Freund in ein Geschäft ging, als das Erdbeben zuschlug. Als er nach Hause kam, fand er alles zerstört vor. „Ich verlor viele Familienmitglieder und habe seither unter einer blauen Plastikplane auf dem Grünstreifen gewohnt. Jetzt muss ich mir keine Gedanken mehr darüber machen, dass der Regen unter meine Plane läuft“, sagt er. Chantal und Milo stehen stellvertretend für 180 Familien, die nach Collectivité Marie de Carrefour, einer neuen, kleinen Siedlung mit Blick aufs Meer, die die Adventistische Entwicklungs- und Katas trophenhilfe (ADRA) mit Hilfe ihrer Spender errichtet hat, ziehen werden. „ADRA hat mit dem Büro des Bürgermeisters in Carrefour zusammengearbeitet, um diese Siedlung aus Übergangshäusern zu errichten, damit einige Familien, die auf dem Mittelstreifen lebten, dort einziehen können“, erklärte Paulo Lutke, ADRA Notfall-Koordinator. Lutke zufolge entstand das Dorf aus Resten von Material, mit dem andere Unterkünfte gebaut worden waren. Er beaufsichtigte und koordinierte die Bauarbeiten während der drei
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bwohl die Sonne noch nicht aufgegangen ist, lehnt Chantal Petit Homme bereits mit zwei Freunden an einer 14 Quadratmeter großen stabilen Holzhütte mit der Nummer 35. Erst bei Tagesanbruch kann sie Nummer 35 beziehen und so steht sie vorerst hier mit ihren Freunden und passt auf. Und das aus gutem Grund. Bis November 2010 wohnte Chantal (42) mit ihren Kindern auf dem Mittelstreifen einer Straße im Stadtteil Carrefour in Port-au-Prince (Haiti). Nun, ein Jahr nach dem verheerenden Erdbeben, bei dem ihr eigentliches Zuhause zerstört wurde, hat Chantal die Möglichkeit, ihr Leben neu zu beginnen. Mit dem Einzug in ihr neues Zuhause geht für ihre Familie ein Traum in Erfüllung, sagt sie. „Ich bin so glücklich und fühle mich viel besser. Im Zelt konnte man kein normales Leben führen.“ Die alleinerziehende Mutter von Kindern zwischen 21 Jahren und 8 Monaten berichtet, dass sie ihre Familie überstürzt von ihrem Zelt wegbringen musste, nachdem nur einige Zelte weiter jemand an Cholera gestorben war. Nun hofft sie, dass ihre Familie sich bald eingewöhnt und sie wieder ein normales Leben führen können. Sie möchte wieder Lebensmittel auf dem Markt verkaufen, um ihre Familie zu versorgen, wie sie es auch schon vor dem Erdbeben getan hat. Auch Frenel Milo (23) steht bei seiner Holzhütte. Er hat die Hütte Nummer 15 bekommen. Die türkisfarben gestrichene
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Von Libna Stevens, stellvertretende Leiterin der Kommunikationsabteilung der Mittelamerikanischen Division, in Port-au-Prince (Haiti).
Chantal Petit Homme mit zwei Freunden vor ihrem neuen Zuhause in der neuen Siedlung von Übergangshäusern, die von ADRA gebaut wurde.
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Kirche in Akti n A U S A L L E R W E LT benen Straßenlaternen, einer Wasserstation und Dutzenden Latrinen versehen ist, mit einem kurzen Gebet feierlich eingeweiht. Die 180 Familien erhielten nicht nur die hölzernen Hütten mit einem Zementboden, einer Tür und zwei Fenstern, sondern jeweils auch eine komplette Ausstattung, bestehend aus Töpfen und Geschirr, Decken, dünnen Schaumstoffmatratzen und Wasseraufbereitungsbehältern. Mit den ADRA-Verantwortlichen und den regionalen Führungskräften der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten feierten die Menschen bei einem ganztägigen Fest ein Jahr nach dem Erdbeben die Tatsache, dass sie überhaupt am Leben waren. Hunderte Familien nahmen an einem speziellen Programm auf dem Gelände des ADRA Haiti Büros teil, bei dem es besondere Hoffnungsbotschaften und Musikvorträge gab. Außerdem kamen einige derjenigen zu Wort, die eine der neuen Hütten erhalten hatten, und es wurde über die Arbeit von ADRA in Port-au-Prince und in Haiti allgemein berichtet. Theart St. Pierre, Präsident der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Haiti, sagte in seiner Rede: „Gott ist treu und wischt die Tränen von unseren Augen. Er ist treu und hilft uns, das Erdbeben zu überwinden. Heute ist eine wunderbare Gelegenheit, den Männern und Frauen zu danken, die aus der ganzen Welt gekommen sind, um mit ADRA zusammenzuarbeiten und uns zu helfen.“ Als Teil eines weiteren der zahlreichen Projekte zum Nutzen der Bevölkerung erhielten Dutzende Kinder [Schul-]Uniformen und Rucksäcke mit Schulutensilien von Leitern der Kirche, dem Bürgermeister und ADRA-Repräsentanten. ADRA berichtete von Projekten, die bis Ende 2010 mit der Unterstützung durch ein Netzwerk von etwa 23 Ländern in Nordamerika, Europa, Asien und dem Südpazifik fertiggestellt werden konnten. Andere Partnerorganisationen führten zusammen mit ADRA Hunderte Projekte durch. So betreiben sie unter anderem ein
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Camp für Menschen, die durch das Erdbeben obdachlos geworden sind. Dieses Camp befindet sich auf der Haiti Adventist University; mehr als 20.400 Menschen fanden nach dem Erdbeben auf dem knapp 17 Hektar großen Campus Zuflucht. Jetzt gibt es in dem Camp für die durch das Beben obdachlos gewordenen Menschen noch etwa 400 Familien, die Bissereth zufolge im Februar 2011 ein neues Zuhause bekommen sollen. Die folgende Liste fasst die ADRAAktivitäten im vergangenen Jahr kurz zusammen: Leitung eines Camps n ADRA leitete ein Camp mit mehr als 20.000 obdachlosen Haitianern in Carrefour, im Bezirk Port-au-Prince. n Dazu gehörte die Ausbildung von Verantwortlichen und Beratern vor Ort, das Sorgen für Sicherheit, das Bereitstellen von Wasser sowie das Durchführen von Gesundheits- und psychosozialen Programmen und die Verteilung von Lebensund anderen Hilfsmitteln.
Wasser n Unmittelbar nach dem Beben sorgte
ADRA in Zusammenarbeit mit der kanadischen Hilfsorganisation GlobalMedic in Carrefour mithilfe von 64 Wasseraufbereitungsanlagen – 62 davon mobil – täglich für mehr als 130.000 Liter sauberes Trinkwasser. n Mobile Einheiten wurden täglich an etwa 50 verschiedenen Stellen in Carrefour, Port-au-Prince, Jacmael und Cap Haitien aufgestellt. n Zusätzlich wurden fünf Millionen Wasseraufbereitungstabletten, 110.000 Wasseraufbereitungsbeutel, 55.000 Päckchen mit oralem Rehydrationssalz und 86.000 von UNICEF gespendete Aquatabs verteilt. Seit dem Erdbeben hat ADRA mehr als 18 Millionen Liter Wasser aufbereitet. n Noch immer werden in dem von ADRA geführten Camp in Carrefour täglich fast 50.000 Liter Wasser mit dem Wasseraufbereitungssystem Nomad aufbereitet und zur verfügung gestellt.
Nahrungsmittel n In Zusammenarbeit mit dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) verteilte ADRA zwischen Januar und März 2010 4.802 Tonnen Lebensmittel an mehr als 776.000 Personen. n Eine Spende von 16,5 Tonnen Babynahrung aus Deutschland wurde verteilt.
Andere Gebrauchsgüter n Mehr als 50.000 Non-Food-Artikel wur-
den von ADRA an die Überlebenden des Erdbebens verteilt, darunter Schuhe, Hygienesets, Kanister, Küchengeräte, Werkzeug, Solarlampen, Plastikplanen, Medikamente und Taschenlampen. Außerdem sollen in weiterer Folge noch Matratzen, Decken und Moskitonetze verteilt werden. Sanitäre Anlagen und Hygieneartikel n In sechs Camps wurden insgesamt 75 Latrinen für mehr als 3.000 Familien gebaut. 86 Personen, die die Latrinen aushoben, konnten so außerdem im Rahmen von „Cash for Work“1 Programmen bezahlt werden. n In acht Camps wurden von ADRA 95 neue Badeplätze eingerichtet und ein bestehender Badeplatz saniert, was 7.241 Familien zugutekommt. n Von Mitte März bis Ende Juni 2010 sicherte ADRA die Unterstützung von UNICEF zur Bereitstellung von 221 mobilen Latrinen inklusive der täglichen Entleerung. Im Juli erhielt ADRA über UNICEF 150 mobile Latrinen von der Clinton Foundation. n Ein Team von 50 Arbeitern – alle Bewohner des Camps – reinigten die sanitären Einrichtungen zweimal täglich. n ADRA baute zwei massive Müllgruben und stellte ein Team von 50 Arbeitern aus dem Camp an, um täglich den Müll zu sammeln und wegzubringen. n In acht „Cash for Work“ Programmen erhielten 169 Personen eine Unterstützung für ihren Lebensunterhalt. n Etwa 15 LKW-Ladungen Müll wurden aus dem Camp abtransportiert.
n Sieben Camps erhielten Geräte zur Lagerreinigung. n Insgesamt 35 Einrichtungen zum Waschen von Wäsche wurden errichtet. n ADRA baute eine Brücke, die es für die Einwohner des Camps sicherer und leichter macht, zur Wasseraufbereitungsanlage zu gehen, um gefiltertes Wasser zu holen.
Gesundheit n Zwischen Januar und Mitte April 2010 betrieb ADRA im Carrefour-Camp zwei Kliniken für medizinische Erstversorgung, eine mobile in einem Zelt und eine in einer Grundschule. In diesem Zeitraum wurden mehr als 7.000 Menschen behandelt. Ende April wurden die beiden Kliniken zusammengelegt, seither wurden dort mehr als 5.500 Patienten behandelt. n In einer einmonatigen Impfaktion führte ADRA Impfungen an mehr als 120.000 Kleinkindern, Kindern und Erwachsenen durch. Die Impfstoffe wurden von der Weltgesundheitsorganisation zur Verfügung gestellt. n In insgesamt zwölf bestehenden Zonen im Camp in Carrefour stationierte ADRA Gesundheitsfürsorgerinnen, um zwischen leichteren und schwereren Erkrankungen zu unterschieden, Mangelernährung bei Kindern zu erkennen und Mütter über Stillen und optimale Ernährung aufzuklären. n In einem Projekt zur Vorbeugung von Cholera wurden Personen aus Carrefour in Präventiv- sowie Akutmaßnahmen zur Behandlung der Krankheit ausgebildet.
„Child Friendly Spaces“ unterhält, ein Ausbildungsprogramm für MitarbeiterInnen durchgeführt. n Von Februar bis April 2010 arbeitete ein Team im Carrefour-Camp, um nach dem Prinzip des Peer Counseling3 Familien in posttraumatischen Fragen zu beraten. Ein weiteres Team von Psychologiestudenten höherer Semester bot Familien psychologische Beratung an. Bildung n An 13 Bildungseinrichtungen richtete ADRA 30 Zelt-Klassenzimmer ein, diese wurden mit 301 Schultischen und 101 Tafeln ausgestattet. Insgesamt wurden 4.845 Sets mit Schulutensilien an Schüler verteilt. n Von Juni bis August 2010 nahmen 250 Kinder und Jugendliche im CarrefourCamp, die nicht zur Schule gehen, an einer Art Grundschulunterricht am Nachmittag teil. ADRA stellte Zelte, Bänke, Uniformen sowie Schulbedarf zur Verfügung. n In Carrefour wurde Informationsmaterial verteilt, das unter anderem die richtige Verwendung von Moskitonetzen oder das Abdichten von Notunterkünften zum Schutz vor eindringendem Wasser erklärte sowie über Fakten im Zusammenhang mit dem Erdbeben informierte. n Mehr als 120 Erwachsene nahmen zwischen Juni und August 2010 an einem Programm teil, in dem sie lesen, schreiben und rechnen lernten.
Unterkünfte n In ganz Haiti stellte ADRA 900 Fami
Psychosozial n Zwischen Februar und Anfang April
2010 betrieb ADRA im Carrefour-Camp so genannte „Child Friendly Spaces“ (CFS)2, in denen täglich 200 Kinder betreut wurden. In einem zweiten Schritt wurden 220 Kinder in zwei weiteren Camps betreut. n ADRA suchte nach Kindern, die ihre Angehörigen verloren haben, und nach Familien, die bereit sind, für diese Kinder zu sorgen. n Im Mai 2010 wurde in zwei zusätzlichen Camps in Carrefour, in denen ADRA
lien-zelte zur Verfügung, 453 davon in Carrefour. ADRA ist seit mehr als 30 Jahren in Haiti tätig und fühlt sich den Menschen dort und dem Aufbau des Landes verpflichtet. Darüber hinaus haben sich Siebenten-Tags-Adventisten auf der ganzen Welt ebenfalls an der Hilfe für Haiti beteiligt. In Florida unterstützen die Mitglieder und die Verantwortlichen der Südost-Vereinigung (Southeastern Conference, SEC) nach wie vor die Bemühungen zum Wiederaufbau Haitis.
Eine Woche nach dem Erdbeben schickte die Vereinigung, in der viele Gemeindeglieder aus Haiti stammen, ein Team von 41 Personen mit medizinischer Ausbildung in das betroffene Gebiet. Im Auftrag von SEC-Präsident Hubert Morel und unter der Leitung von David Peay, dem Leiter für die Abteilung Katastrophenhilfe, sowie Nicolle Brisé, der Leiterin für die Abteilung Frauendienste, leistete das Team den Erdbebenopfern medizinische Hilfe. Insgesamt reisten sieben Teams mit 151 medizinisch ausgebildeten Personen nach Haiti. Brisé war sieben Mal in Haiti. Zurzeit leitet sie ein Projekt zum Wiederaufbau der Geburtsabteilung des adventistischen Krankenhauses und zur Beschaffung von Geldmitteln, um die Gehälter des medizinischen Personals des Krankenhauses für ein Jahr zu sichern. Jean-Allah Monestine leitet in der SEC die Abteilung für die Haiti-Mission. Er war zweimal in Haiti, um den Wiederaufbau zweier Adventkapellen in der Erdbebenregion durchzuführen. Peay reiste dreimal nach Haiti. Er und Gerly Germain, der Pastor der Bethanie French-Gemeinde in Tampa (Florida), führten eine Kampagne an, durch die vier Schiffscontainer voll Hilfsgüter von der Vereinigung nach Haiti geschickt werden konnten. Darunter war die Ausstattung von drei Behandlungsräumen einer Zahnklinik, die im adventistischen Krankenhaus in Haiti eingerichtet wird. Das adventistische Florida Hospital half der SEC, indem sie das medizinische Material für die Teams der Vereinigung zur Verfügung stellte. Auf zwei Reisen nach Haiti unterstützte die Südatlantik-Vereinigung die Südwest-Vereinigung mit finanziellen Mitteln, Hilfsgütern und Freiwilligen. 1 D ie Bewohner arbeiten beim Wiederaufbau mit und erhalten dafür einen Lohn. 2 „ Child Friendly Space“ ist ein in der Entwicklungs- und Katastrophenhilfe neuer Begriff für Einrichtungen, in denen Kindern in Krisensituationen psychosozial, geistlich und körperlich geholfen wird. 3 I m Peer Counseling kommen eigene Betroffenheit und Ausbildung des Betroffenen zum Tragen. (Alle Erklärungen durch die Über setzerin)
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Kirche in Akti n B L I C K I N D I E W E LT
Jung & bereit
Junge Erwachsene för dern und für Leitungs aufgaben vorbereiten Von Ted N. C. Wilson
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or mehr als 100 Jahren schrieb Ellen White: „Mit solch einem Heer von gut ausgebildeten jungen Menschen könnte die Botschaft vom gekreuzigten, auferstandenen und wiederkommenden Christus in kurzer Zeit in alle Welt getragen werden.“ Wenn es je eine Zeit gab, in der die Gemeinde die Energie und Kreativität der „Armee“ brauchte, die Ellen White vor Augen hatte, ist es heute. Junge Erwachsene in der Gemeinde zu halten, zu fördern und im Dienst einzubinden, ist nicht nur die Aufgabe des Pastors oder Jugendleiters. Was können wir als Einzelne und als Gemeinde tun, um die Führungskräfte und Leiter von morgen schon heute einzubeziehen? Mentor sein
Jeder von uns kann sich für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen interessieren. Wir sollten sie kennenlernen
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und ansprechbar für sie sein. Wenn Eltern wirklich christliche Eltern sind und sich mit ihren Kindern identifizieren können, werden sie die besten Mentoren, aber sie sind es nicht allein. Ich hatte wunderbare Eltern, wunderbare Christen in ihrem Glauben und ihrer Übergabe an Christus, die sich auch für mich ein erfülltes geistliches Leben wünschten. Aber es bedurfte mehrerer Einflüsse und verschiedener Personen, um mir als jungem Erwachsenen zu helfen, meine eigene Meinung und Weltsicht zu entwickeln. Hier ist ein beständiges Angebot an Mentoren nötig, um zu helfen. Dazu kann ein Pastor oder ein guter Freund gehören. In meinem Fall übte jemand, der sich einfach für mich interessierte, als wir bei einer Evangelisation zusammenarbeiteten, einen tiefen Einfluss auf mein geistliches Leben aus. Wenn junge Erwachsene nach einem Mentor suchen, werden sie damit wahrM a r t i n
B o u la n g e r
scheinlich bei ihren Eltern anfangen. Aber dann werden sie ihre Suche auch auf Personen ausdehnen, die sie für authentische, demütige Christen halten, von denen sie etwas lernen können. Wenn sie sich an solch eine Person wenden, möchten sie nicht belehrt werden, sondern ein offenes Ohr und echten Austausch finden. Zu den wichtigsten Dingen im Umgang mit jungen Erwachsenen gehört offene Kommunikation, die ständige Bereitschaft zu reden, sich auszutauschen und zuzuhören. Bei mir selbst war es so, dass mein Vater häufig auf Reisen und nicht sehr oft zuhause war. Aber wenn er zuhause war, war er immer bereit, mir zuzuhören und mir einen Rat zu geben. Er schickte mich nie weg. Er handelte sehr bewusst. Als Eltern müssen wir sehr bewusst die Beziehung zu unseren Kindern entwickeln, damit sie wissen, dass sie immer zu uns kommen können und bei uns Bestätigung finden werden. Ich kann mich daran erinnern, wie meine Eltern – insbesondere mein Vater – mir sagten: „Ich glaube an dich.“ Wenn junge Erwachsene diese Art von Bestätigung bekommen, hilft ihnen das nicht nur sozial, sondern auch geistlich. Sie haben dann eine Grundlage, auf der sie ihre eigene Beziehung zu Gott finden können. Sie müssen wissen, dass es immer jemanden gibt, zu dem sie kommen können, der ihnen wirklich helfen will. Diese Aufgabe der Eltern gilt auch für diejenigen unter uns, die nicht Eltern sind, und schließt auch die jungen Erwachsenen ein, die nicht unsere leiblichen Kinder sind. Jeder von uns sollte als Teil der Gemeindefamilie bereit sein, sich für die Rolle eines potentiellen Mentors zu öffnen. Wenn wir mit jungen Erwachsenen zu tun haben, sollten wir uns die Mühe machen, ihre Namen zu kennen. Wir können aktiv Gelegenheiten suchen, sie zu ermutigen. Wenn wir sie bestärken, tragen wir dazu bei, dass sie sich als Teil der Familie fühlen. Das wird sich auf die jungen Erwachsenen auswirken und in dem Maße, in dem sie sich zur Familie gehörig fühlen, wird die Gemeinde zu ihrer Gemeinde werden.
Möglichkeiten zum Dienst schaffen
Im Allgemeinen ist für die meisten Leitungsaufgaben Erfahrung erforderlich und gerade davon haben junge Erwachsene noch nicht allzu viel. Wenn wir unsere Mission ernstnehmen, müssen wir – angefangen von der Ortsgemeinde bis hin zu allen Organisationen – Mentoren für unsere jungen Erwachsenen sein und sie in ein Fahrwasser bringen, in dem sie mit Personen in Kontakt kommen, die Erfahrung haben. Unsere Kirche wurde von jungen Erwachsenen gegründet und ihre Aufgabe wird auch von jungen Erwachsenen abgeschlossen werden, die für den Herrn brennen und mit denen zusammenarbeiten, die Erfahrung haben und die Wiederkunft Jesu nicht aus den Augen verloren haben. Ich kann mich erinnern, dass ich mit einigen anderen in einer Gemeinde als Studenten-Ältester ausgewählt wurde. Das hört sich vielleicht wie ein Widerspruch in sich an, weil ein Gemeindeältester in der Regel jemand mit Erfahrung sein sollte. Aber meine damalige Ortsgemeinde hatte den Weitblick, uns die Gelegenheit zu geben, uns als „Studenten-Älteste“ und „Studenten-Diakone“ eng mit Personen zusammenarbeiten zu lassen, die bereits viel Erfahrung besaßen, so dass wir von ihnen lernen konnten. Das war eine unschätzbare Gelegenheit, um Erfahrung zu sammeln und Führungsqualitäten zu entwickeln. Vertrauen wir ihnen
Ich verdanke den Leitern der Gemeinde, die ich in meiner Jugend besucht habe, sehr viel dafür, dass sie viel in ihre jungen Erwachsenen investiert haben. Heute sehe ich die besondere Notwendigkeit, dass Führungskräfte der Gemeinde auf allen Ebenen sensibilisiert werden und ganz bewusst junge Erwachsene einbeziehen. Sie sollten sich für deren Meinung interessieren, mit ihnen Umgang pflegen, ihnen verschiedene Aufgaben zuweisen und sie in Ausschüsse einbinden. Im Großen und Ganzen
sind junge Erwachsene gar nicht so sehr daran interessiert, in einem Ausschuss zu sitzen. Sie wollen viel lieber etwas tun. Die Leiter müssen die jungen Erwachsenen so aufstellen und ausrüsten, dass der Funke der Vision von ihrer Mission überspringt. Vielleicht brauchen sie Hilfe und Anleitung bei der Aufstellung eines Aktionsplanes. Aber dabei wäre es wichtig, mit ihnen zusammenzuarbeiten, statt ihnen einen Plan aufzuzwingen. Und dann lasst sie ihren Plan umsetzen. Leiter und Laien sollten darauf vorbereitet sein, mit diesen jungen Erwachsenen zu arbeiten, um etwas für Gott zu tun. Sie haben enorm viel Kreativität und Potential, Großes für Gott zu tun, besonders, wenn sie mit Gott verbunden sind. Was die Notwendigkeit betrifft, dass wir selbst mit Gott verbunden bleiben, so halte ich es für eine gute Idee für uns alle, dass wir uns die Zeit nehmen, Gott für uns persönlich um dieses umfassende Verständnis, den großen Überblick zu bitten, wie wir persönlich und als Gemeinde in die Ereignisse des Endzeitszenarios hineinpassen. Was bittet Jesus uns zu tun? Wie können wir es am besten tun und wie können wir mit anderen zusammenarbeiten – besonders auch mit jungen Erwachsenen –, um es umzusetzen? Keine Angst vor Neuerungen
Junge Erwachsene im Team einzubinden und sie zu ermutigen, Führungsverantwortung zu übernehmen, mögen manche als beunruhigend empfinden. Es besteht immer die Möglichkeit, dass junge Erwachsene mit neuen Ideen die sprichwörtlichen Pferde scheu machen. Vergangene Erfahrungen lehren, dass es immer
Ted N. C. Wilson ist der
Präsident der Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) der Siebenten-Tags-Adventisten und stolzer Vater von drei erwachsenen Töchtern.
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Kirche in Akti n B L I C K I N D I E W E LT Spannungen zwischen den Generationen gegeben hat. Schaut man auf zurückliegende Jahrhunderte, so sieht man Beispiele junger Generationen, die ihre Ideen für besser hielten als die der älteren. Und manchmal traf es zu. Doch diese Reibung muss es im Leib Christi – der Gemeinde – nicht geben. Erwachsene sollten keine Angst davor haben, junge Erwachsene mit einzubinden – insbesondere in praktischen Bereichen des Dienstes. Wenn junge Erwachsene anderen wirklich dienen, ihnen praktisch helfen können, wird schnell ihr Verständnis dafür wachsen, dass auch in anderen Bereichen der Gemeinde Erfahrung nötig ist. Wir brauchen keine Angst vor Kritik zu haben oder es als einen persönlichen Angriff zu werten, wenn junge Erwachsene herausfordernde Fragen stellen. Unser Selbstwert sollte sich nicht auf Positionen, Machtspiele oder das Festhalten am
dium der Wahl zu verbinden, macht unsere Bildung zu etwas Besonderem. Wenn es darum geht, jungen Erwachsenen zu helfen, Berufserfahrung zu erlangen, müssen wir uns immer wieder innovative Möglichkeiten überlegen, siebententags-adventistisch-christliche Bildung erschwinglich zu machen. Junge Erwachsene sollten ermutigt werden, während ihres Studiums zu arbeiten. Manche haben den Eindruck, dass Studenten mit einem Darlehen oder mit Eltern, die das Studium finanzieren, den Vorteil haben, sich ganz auf ihr Studium konzentrieren zu können. Allerdings hilft sinnvolle Arbeit, einen Ausgleich zur Lernerfahrung zu schaffen. Natürlich sollten Studenten nicht so viel arbeiten, dass sie ihre akademischen Lehrinhalte nicht mehr aufnehmen können. Doch selbst wenn jemand genug Geld für seine Ausbildung hat, ist das Entwickeln einer Arbeitsmoral ein wichtiger
anspricht und ihnen ganz genau erklärt, warum sie etwas glauben sollen. Sie haben auch gelernt, dass zwar viel versprochen, aber nur wenig gehalten wird. Was junge Erwachsene sehen wollen, ist ein Glaube, der im persönlichen Leben eines Menschen etwas bewirkt. Wenn wir bei verschiedenen Gelegenheiten in unseren Gemeinden von Erweckung und Reformation sprechen, besteht die Gefahr, dass wir unsere jungen Erwachsenen und auch uns selbst unempfänglich dafür machen, wenn alles nur theoretisch bleibt. Erweckung und Reformation bedeuten, dass wir enger mit Gott verbunden sind. Das muss daran sichtbar werden, dass der Heilige Geist unser Leben verändert und wir Jesus ähnlicher werden. Paulus drückt es so aus: „Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie es Christus Jesus auch war.“ (Phil 2,5 SLT) Die Gesinnung Christi muss durch die Kraft des Heiligen Geistes
Jeder von uns ist dazu berufen, eine enge, wunderbare Beziehung zu Gott zu haben. Gewohnten und Vertrauten gründen. All das kann unseren Blick von dem großen Ganzen der Endzeit ablenken, weil wir uns auf uns selbst konzentrieren. Das eigene Ich ist unser größter Feind – nicht nur in den jungen Erwachsenen, sondern in Menschen aller Altersgruppen. Adventistische Bildung unterstützen
Junge Erwachsene müssen in der Wirklichkeit bestärkt werden, dass sie Botschafter Gottes sind, ganz gleich, was sie tun und wohin Gott sie auch führt. Jeder von uns ist dazu berufen, eine enge, wunderbare Beziehung zu Gott zu haben, die der Antrieb zu allem ist, zu dem Gott uns ruft. Junge Erwachsene dürfen nicht mit einer mittelmäßigen Beziehung zur Gemeinde zufrieden sein. Hier kann adventistische Bildung einen großen Unterschied machen. Bibelstudium und geistliche Dinge mit dem Stu-
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Bestandteil jeder Bildung. Es gibt Möglichkeiten, wie Gemeinschaft, Student, Eltern, Ortsgemeinde und die Bildungseinrichtung mithelfen können, zu einer wunderbaren Glaubenserfahrung beizutragen und trotzdem die Kosten gering zu halten, um die Bildungserfahrung erschwinglich zu machen. Siebenten-tags-adventistischchristliche Bildung muss als etwas ganz anderes empfunden werden als die Bildung, die in säkularen Einrichtungen angeboten wird – und sie muss es auch tatsächlich sein. Unsere Bildung sollte sowohl geistlich als auch akademisch die finanzielle Investition wert sein. Lass die Erweckung bei dir beginnen
Die heutigen jungen Erwachsenen sind in einer Welt aufgewachsen, die von Technik und Werbung dominiert wird. Sie sind es gewöhnt, dass man sie emotional
in uns eingepflanzt werden, und dieser Heiligungsprozess muss in unserem Leben sichtbar werden. Jeder von uns muss überzeugt sein, dass wir durch die Gerechtigkeit Christi ganz und gar gerechtfertigt sind. Wir dürfen unseren jungen Erwachsenen durch das, was wir sagen oder tun, niemals den Eindruck vermitteln, wir würden versuchen, uns den Himmel zu verdienen, indem wir uns an eine Liste von Ge- und Verboten halten. Das Wichtigste ist, dass wir jede Gelegenheit wahrnehmen, die Jesus uns gibt, so zu werden wie er. Der effektivste Weg, um unsere jungen Erwachsenen in der Gemeinde zu halten und sie zu fördern, besteht in der Bereitschaft, den Heiligen Geist jeden von uns zu einem „Werkstück“ machen zu lassen, an dem er nach Belieben arbeiten kann. So können wir gemeinsam das große Werk beenden, für das wir als Kirche ins Leben gerufen wurden.
G E S U N D H E I T
Cholera
Von Allan R. Handysides und Peter N. Landless
Warum gehören Seuchen wie die Cholera zu den Auswirkungen von Katastrophen wie das Erdbeben in Haiti?
C
holera ist eine äußerst schwere Form einer Gastroenteritis, die durch das Bakterium Vibrio cholerae verursacht wird und einen wässrigen Durchfall verursacht. Häufige, große Mengen an Durchfall können den Körper rasch austrocknen und zum Tod führen. Wegen ihrer geringeren Körpergröße sind Kinder besonders anfällig und besonders häufig unter den Todesopfern zu finden. Die häufigste Infektionsquelle ist verunreinigtes Wasser, da der Erreger gut im Wasser überlebt. Sobald ein Fall in einer Familie aufgetreten ist, infizieren sich mit großer Wahrscheinlichkeit auch die anderen Mitglieder des Haushalts. Eine weitere Infektionsquelle sind kontaminierte Lebensmittel; wenn die sanitären Bedingungen mangelhaft sind, breitet sich Cholera aus. Der Ausbruch von Cholera in Haiti 20101 war nicht erwartet worden, da es dort lange Zeit keine Fälle von Cholera gegeben hatte. Wie der Erreger nach Haiti gelangte, ist noch nicht geklärt. Der Zusammenbruch der Wasserversorgung und der Mangel an Kläranlagen schaffen ideale Voraussetzungen für eine Choleraepidemie. Wie schnell sich die Cholera ausbreitet und wie schwer sich die Krankheit auswirkt, lässt sich daran erkennen, dass die ersten Fälle in Haiti am 21. Oktober 2010 berichtet wurden; bereits am 19. November gab es Fälle in allen Teilen des Landes. Bis zum 17. Dezember waren 121.500 Fälle bekannt. Die Auswirkung der Durchfallerkrankung auf das erschütterte Land war gewaltig: 63.711 Menschen mussten in Krankenhäu-
sern behandelt werden, 2591 Tote waren zu beklagen. Seither wird es durch die Übertragung der Krankheit durch Reisende in die Nachbarländer Dominikanische Republik und den US-Bundesstaat Florida viele weitere Fälle gegeben haben. Der Schlüssel zur Behandlung aller Durchfallerkrankungen ist der Flüssigkeitsersatz – im Fall der Cholera ist er lebensrettend. Antibiotika wie Doxycyclin und Ciprofloxacin verkürzen den Verlauf und vor allem die Infektiosität der Erkrankung. Da jedoch nicht alle Fälle gleich sind, mag eine Behandlung mit Antibiotika nicht immer notwendig sein. Ganz wichtig ist es darauf hinzuweisen, dass Personen, die ein Land besuchen, in dem es die Cholera noch gibt, im Fall von Bauchkrämpfen, Durchfall und Erbrechen sowie Energielosigkeit und Schwäche medizinische Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Das Risiko, an Cholera oder anderen Durchfallerkrankungen zu erkranken, kann erheblich verringert werden, indem man ausschließlich sauberes Trinkwasser trinkt. Durch Abkochen oder ordnungsgemäße Behandlung mit Chlor lässt sich Trinkwasser desinfizieren. Wasser aus Flaschen oder Dosen von seriösen Herstellerfirmen ist in der Regel sicher. Um das Risiko weiter zu verringern, sollte man ganz besonders darauf achten, nur gekochte, heiß servierte Speisen zu essen. Auch das Waschen der Hände mit Seife und sauberem Wasser und die regelmäßig Anwendung eines Händedesinfektionsmittels sind weitere wichtige Faktoren. Vom Baden oder Schwimmen in Flüssen oder Kanälen ist dringend abzuraten, da sie mit Abwässern verunreinigt sein können. Solange noch nicht alle Länder der Welt frei von Cholera sind, müssen die
übrigen Länder weiterhin auf der Hut sein. In einer Zeit, in der so viele Menschen so viel und an so viele Orte weltweit reisen, kann eine Krankheit, die auf der anderen Seite der Erdhalbkugel erworben wird, am nächsten Tag bei uns zuhause auftreten. Impfungen haben bei der Bekämpfung der Cholera keine zufriedenstellenden Ergebnisse gebracht und werden von der Weltgesundheitsorganisation WHO nicht empfohlen. Auch die Einnahme von Antibiotika zur Prävention wird nicht empfohlen, da sich ihre Wirksamkeit kaum belegen lässt. Obwohl Cholera in den Schlagzeilen steht und nicht unterschätzt werden darf, werden die meisten schweren Durchfallerkrankungen nicht durch Cholera verursacht. Die viralen Ursachen von Gastroenteritis sind noch immer weit verbreitet und pathogene E. coli sind noch immer häufig die Ursache für Durchfall. Blutiger Durchfall, der mit Fieber einhergeht, ist schwerwiegender und kann ein Hinweis auf eine Infektion mit pathogenen Bakterien sein. Wichtigste Behandlungssäule ist die orale Rehydration. 1 M orbidity and Mortality Weekly Report 59, Nr. 50 (24.Dezember 2010).
Allan R. Handysides ist Leiter der Gesundheitsabteilung der Generalkonferenz der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten (GK). Peter N. Landless ist geschäfts-
führender Direktor des Internatio nalen Komitees zur Prävention von Alkohol- und Drogenabhängigkeit (ICPA) und stellvertretender Leiter der Gesundheitsabteilung der GK.
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A N D A C H T
Jesuerstes
Passa
Von Oliver Jacques
Was wusste Jesus über seinen Dienst und wann wusste er es? Das ist eine faszinierende Frage. Der folgende Artikel ist ein frei erfundener Bericht darüber, wie Jesus bei seinem ersten Passafest als „Sohn des Gesetzes“ ganz bewusst den Tempel in Jerusalem wahrnahm. Als Grundlagen dienten Ellen Whites Beschreibung des Tempels, jüdische Schriften aus der damaligen Zeit und aktuelle Forschungsergebnisse im Zusammenhang mit der Architektur des Tempels. Stellt euch vor, ihr wandert auf der Straße von Nazareth nach Jerusalem und entdeckt mit Jesus nicht nur die Schönheit des Tempels, sondern auch seine Bedeutung. – Die Herausgeber
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it zwölf Jahren macht Jesus zum ersten Mal die fünftägige Reise von Nazareth nach Jerusalem. Er ist jetzt ein „Sohn des Gesetzes“. Dies ist mehr als nur der Übergangsritus ins Erwachsenenleben – er wird sein erstes Passafest in Jerusalem erleben! Je reifer er wird, umso mehr beginnt er zu spüren, dass seine höchste Verantwortung der Gehorsam dem Gesetz und seinem himmlischen Vater gegenüber ist. Die Gruppe hält an Orten, die mit Erfahrungen ihrer Vorfahren verbunden sind: Dotan, Sychar, Bethel – zu allen Orten gibt es Geschichten. Manchmal übernachten sie in Herbergen, manchmal schlafen sie unter dem Sternenhimmel. Der Junge genießt die Nachtluft, den Geruch von Ackersenf und das Gurren von Tauben. Am fünften Tag nähert sich die Gruppe endlich der Hauptstadt. Jesus ist schon ganz gespannt darauf, Jerusalem zu sehen. „Nicht heute“, sagt Josef. „Wir bleiben über Nacht bei Verwandten in Emmaus.“ „Ja“, pflichtet Maria ihm bei. „Wir müssen uns reinigen und unsere Kleider waschen.“ Emmaus ist voller Pilger. Einige sind wochenlang unterwegs gewesen. Sie sind aus den benachbarten Ländern gekommen, von Ägypten oder gar von Rom, um den „schönsten Bau der Welt“ zu sehen. Der heilige Tempel in Jerusalem! „Hat nicht Gaius, der Römer, ihn so genannt?“, bemerkt Josef.
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Als die Pilger den Ölberg hinaufsteigen, stimmt eine Frau ein Lied an: „Nun stehen unsere Füße in deinen Toren, Jerusalem … Es möge Friede sein in deinen Mauern und Glück in deinen Palästen!“ (Ps 122,2–7) Alle stimmen in den Psalm ein. Es ist kein hoher Berg, doch was für eine Aussicht! Über der Stadt erhebt sich ein unglaublich hohes Wunderwerk. In seinen mit Gold überzogenen Wänden spiegelt sich die Sonne. Eine Krone blendend weißen Marmors streckt sich in den Himmel. Es ist großartig! Jesus ist mit Erzählungen über den Tempel groß geworden. Überall auf der Welt sind die Juden stolz auf seine Herrlichkeit. Ein großer Rabbi beschreibt ihn als „Licht der Welt“! Aber selbst die erhabensten Worte können die Pilger nicht auf diesen Anblick vorbereiten. Die Gruppe trifft auf einen alten Priester, der gern vom Tempel spricht. „König Herodes erweiterte den Tempelberg um das Doppelte“, erklärt er. „Er wollte den ursprünglichen Tempel aus der Zeit Salomos wiederherstellen. Er erhöhte ihn von den durch Cyrus angegebenen 60 Ellen auf 100 Ellen.1 Außerdem fügte er Räume um und über dem Heiligtum hinzu sowie neue Höfe und Gebäude für die Heiden. Er beschäftigte 10.000 Steinmetze und Zimmerleute. Herodes wollte das Judentum zur Weltreligion machen. Wenn der Messias kommt, werden wir dann nicht die Welt beherrschen? Aber folgt mir. Von diesem Punkt aus können wir den Ort sehen, wo jeden Tag der Weihrauch verbrannt wird: das Heilige.“ „Der Tempel ist so groß!“, ruft der Junge seiner Mutter zu. „Und sieh dir nur die Säulen an! Ist das der goldene Weinstock, von dem du mir erzählt hast?“ „Ja“, unterbricht der Priester. „Jede Traube ist mannshoch. Er ist ein Geschenk von König Herodes, aber verschiedene Personen im ganzen Reich haben ein Blatt oder eine Weinbeere beigetragen. Schaut genau hin. Vielleicht könnt ihr den heiligen Vorhang sehen. Er ist 40 Ellen lang und 20 Ellen breit. Es sind eigentlich zwei Vorhänge mit einem Abstand von einer Elle. Am Versöhnungstag betritt der Hohepriester den Tempel zunächst durch den ersten j u a n
r .
c u ad r a
Vorhang, geht dann zwischen den beiden Vorhängen auf die andere Seite und betritt erst dann das Allerheiligste. Jedes Jahr werden neue Vorhänge gemacht. Diese Aufgabe übernehmen sorgfältig ausgewählte Jungfrauen. Dreihundert Priester sind nötig, um die Vorhänge zu waschen!“ „Seht nur!“, ruft einer der Pilger. „Ist das der Altar? Der ist aber groß!“2 „Allerdings!“, erwidert der Priester. „So können alle die Opfer sehen. Achtet auch auf die Feuer. Zwei brennen pausenlos, vier an hohen Festtagen.“ Aus allen Richtungen kommen Menschen auf den breiten Stufen vor den majestätischen Flügeltoren an der Südmauer zusammen. „Es ist die Zeit für das Morgenopfer“, sagt Maria. „Wir müssen uns beeilen!“ Sie gehen durch das rechte Tor, durch einen beleuchteten, herrlich geschmückten Tunnel aufwärts und kommen auf dem Tempelberg heraus. Während die jüdischen Gläubigen dem Tempel zustreben, wenden sich die Heiden dem für sie bestimmten Vorhof zu. Dieser Vorhof war durch eine Umzäunung vom eigentlichen Vorhof getrennt. Auf der niedrigen Mauer waren Steintafeln befestigt, die in drei Sprachen alle Nichtjuden bei Todesstrafe davor warnten, diesen Bereich zu betreten. Die Familie kommt an der Halle Salomos vorbei zur Schatzkammer, auch als „Vorhof der Frauen“ bekannt. Sie steigen die gewaltige Anlage hinauf und sehen einen Chor von Leviten, begleitet von einem Orchester. Sie stehen auf einer halbkreisförmigen Treppe mit 15 Stufen. Von einem Tempelturm aus rufen Männer mit silbernen Posaunen die Gläubigen zum Morgenopfer. Chor und Orchester tragen den Psalm vor, der für den ersten Tag ausgewählt wurde. „Dem Herrn gehört die ganze Welt und alles, was auf ihr lebt.“ (Ps 24,1) Rings um den Vorhof, an dem sich auf drei Seiten Emporen für Frauen befinden, sind Kammern. Die Männer bleiben auf ebener Erde. Durch ein wunderschönes Tor treten sie in den Hof der Israeliten, wo Lämmer als Sündopfer dargebracht werden. Die Hand des Vaters auf seiner Schulter beobachtet Jesus, wie das Blut eines Lammes in einer Schüssel aufgefangen und einem Priester übergeben wird. Eine Reihe barfüßiger Priester reicht die Schüsseln mit dem vergossenen Blut weiter und gibt leere Schüsseln für die nächsten Opfer zurück. Wenn der Priester, der dem Altar am nächsten steht, das Opfer entgegennimmt, ertönt ein Horn und der Priester wirft das Opfer auf die Seite. Der zwölfjährige Jesus weint. Denkt er an sich als das Lamm Gottes? Da steht das große Waschbecken, das von zwölf riesigen Löwen gestützt wird. Die Priester brauchen das Wasser, um sich selbst und den Priesterhof vom Blut zu reinigen. Es wird von einem großartigen römischen Aquädukt jeden Tag mit frischem Wasser in Hülle und Fülle gespeist.
Ein Priester, der nur einmal in seinem Leben am Räucheraltar Dienst tut, steigt die zwölf Stufen zum Tempel hinauf und entzündet feierlich das Räucherwerk. „Die Gebete des Volkes Gottes“, flüstert Josef. Der zwölfjährige Jesus bestaunt den 20 Meter hohen Eingang zum Heiligen. Er betrachtet alles ganz genau. Ganze Abschnitte der heiligen Schriften kommen ihm in den Sinn. Er erfährt, dass Priester und Rabbis sich im Tempel versammeln, um über die Schriften zu diskutieren. Pharisäer und Sadduzäer messen ihr Wissen. Der junge Jesus setzt sich zu ihnen und stellt ihnen Fragen, die sie zum ernsten Nachdenken bringen. Manchmal müssen sie sich am Kopf kratzen. Nach dem Abendopfer sprechen einige Priester mit erhobenen Händen den jahrhundertealten Segen: „Der Herr hebe sein Angesicht über dich …“ (4 Mo 6,24-26) Am Passa-Sabbat sind Tausende auf dem Tempelberg. Die Posaunen künden den Sabbat an, der Chor singt, die Gläubigen beten an. So geht die Familie aus Nazareth eine aufregende Woche lang ganz in der Herrlichkeit und Atmosphäre des heiligen Tempels auf. Es gibt so viel zu sehen und zu hören! Das Passamahl wird mit Verwandten in Emmaus gefeiert, dann geht es zurück zum Tempelberg, wo Tausende die Tempelhöfe und den Vorhof für die Heiden füllen. Sie hören viele fremde Sprachen. Wenn sie Hunger haben, kaufen sie auf den Märkten an der äußeren Mauer Datteln und Brot mit der Tempelwährung. Jesus möchte allein sein; er geht nicht mit seinen Eltern mit, sondern verweilt in den Tempelhöfen. Das Passafest ist vorbei und die Gläubigen machen sich auf den Weg nach Hause. Maria und Josef gehen davon aus, dass ihr Sohn beim Einbruch der Dunkelheit wieder zu ihnen stößt. Aber er ist nicht in der Gruppe, die nach Nazareth zurückkehrt. Voller Angst eilen die beiden wieder nach Jerusalem. Drei Tage lang suchen sie ihn auf dem Tempelberg. Endlich finden sie ihn im Kreis der Gelehrten mitten in einer theologischen Diskussion! Mit Tränen der Freude ruft Maria aus: „Mein Sohn, wie konntest du uns das antun? Wir haben dich drei Tage lang gesucht!“ „Warum habt ihr mich gesucht?“, erwidert der Junge und richtet sich auf. „Wisst ihr nicht, dass ich sein muss in dem, was meines Vaters ist?“ Seine Eltern sind verblüfft, doch Maria merkt sich diese Antwort gut. Jesus weiß, dass er tatsächlich ein „Sohn des Gesetzes“ ist und dass es viel zu tun gibt in dem, was seines Vaters ist. 1 G elehrte setzen eine Elle zwischen 45 und 52 Zentimeter an. 2 Etwa 15 x 15 Meter, mit einer Höhe von etwa 7,3 Metern.
Oliver Jacques war Pastor, Evangelist, Missionar und Administrator. Jetzt lebt er im Ruhestand in Fallbrook (Kalifornien, USA).
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G E L E B T E R
G L A U B E
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or kurzem konnte ich auf einer Reise zu einem Familientreffen in Argentinien gemeinsam mit meiner Familie zwei sehr unterschiedliche Missionsstationen besichtigen. Die erste war San Ignacio Miní, eine alte jesuitische Missionsstation in der Provinz Misiones. An einem frostigen, nebeligen Morgen besichtigte unsere neunköpfige Familie (Eltern, Kinder und Enkel), was von der Missionsstation übrig ist. Die zerstörte Kirche bildet die überragende architektonische Besonderheit. Sie ist 74 Meter lang, 24 Meter breit, aus rotem
und die Indianer gingen wieder zurück in den Dschungel. Nun gab es keine Schule mehr, keine Messe, keine Arbeit, keine Missionsstation. Die Gebäude wurden 1817 zerstört und gingen bis 1897 im Dschungel unter. Im Jahr 1940 wurde mit der Restauration der Ruinen begonnen. Heute ist San Ignacio Miní ein UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur) Weltkulturerbe. Als wir über das Gelände der Missionsstation gingen, versuchten wir, die Vergangenheit wieder
Was wir von zwei
Missionsstationen lernen können Von Nancy Weber Vyhmeister
Sandstein erbaut und mit religiösen Schnitzereien verziert. Um die Kirche befinden sind die Überreste der Räume für die Priester, Klassenzimmer, verschiedener Geschäfte und schließlich der Unterkünfte der einheimischen Indianer. Die Mission war nicht die einzige in der Gegend. Sie wurde 1610 von zwei jesuitischen Priestern mit der Absicht gegründet, den Guarani Indianern zu helfen, Christen zu werden, ihnen lesen und schreiben beizubringen und ihnen Fähigkeiten zu vermitteln, mit denen sie auf dem Markt Geld verdienen konnten. In der Mitte des 18. Jahrhunderts lebten etwa 3.000 Indianer in der Mission; sie gingen täglich zur Messe, erwarben bauhandwerkliche und landwirtschaftliche Fähigkeiten in Theorie und Praxis und verhielten sich christlich. Solange die Menschen in der Mission blieben, waren sie sicher vor Plünderern und konnten ein bescheidenes Leben führen. Im Jahr 1767 wurden die Jesuiten von der Kolonialmacht der Region verwiesen
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lebendig werden zu lassen. Waren diese Indianer wirklich Christen geworden? Wie viel Verantwortung hatten sie in dem religiösen Leben der Mission erhalten? Was wurde aus ihrem Christsein, als sie wieder im Dschungel lebten? Es schien, dass sich die Mission als solche aufgelöst hatte, als die geistlichen Führer nach Europa zurückgekehrt waren. Etwa eine Woche später hatten wir die Gelegenheit, eine zweite Missionsstation zu besuchen. Es war die Missionsstation der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Argentinien. An einem kalten Sabbatnachmittag besichtigten wir die Kirche und das Museum in Crespo Campo, nicht weit von der heutigen River Plate Adventist University (Universidad Adventista del Plata, UAP). Diese Missionsstation wurde gegründet, als Jorge Riffel 1890 mit einigen anderen Familien aus Kansas (USA) eintraf. Hier ist die Geschichte: In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts suchten viele deutsche Lutheraner Schutz im Russland unter der Herrschaft A ll e
F oto s
m i t
Katharina der Großen. Ein Jahrhundert später spürten sie einen wachsenden Druck, anderswo ein besseres Leben zu suchen. Einige wanderten nach Brasilien aus, andere nach Argentinien und wieder andere in die USA. Die meisten waren tief religiöse Bauern. Riffel und seine Familie hörten die Adventbotschaft in Kansas. Je mehr Riffel hörte, umso mehr wollte er seine Überzeugungen seinen Freunden in Argentinien weitergeben, wo er ein paar Jahre gelebt hatte. Anfang 1890 reisten er und seine Familie gemeinsam mit einigen anderen Familien mit dem Schiff nach Buenos Aires. Von dort aus fuhren sie mit einem Boot den Paraná-Fluss aufwärts nach Diamante. Dort wurde Riffel mit seiner Gruppe an einem Freitagnachmittag von seinem Freund Reinhardt Hetze in dessen traditionellen russischen Pferdewagen abgeholt. Den ganzen Heimweg über sprachen sie über den Sabbat – nur 25 Kilometer, aber für damalige Verhältnisse eine lange Strecke. Als Hetze auf seinen Hof f r e u n dl i c h e r
G e n e h m i g u n g
d e r
Au to r i n .
Von links nach rechts: FAMILIENTREFFEN: Familie Vyhmeister am Grab von Nancys Eltern, die als Missionare in der nahegelegenen River Plate Adventist University gewirkt hatten. KIRCHE: Die Überreste der Kirche in San Ignacio Miní, einer Missionsstation der Jesuiten in der Provinz Misiones (Argentinien). MUSEUM: Die alte Adventgemeinde in Crespo, in der Nähe der River Plate Adventist University, ist heute ein Museum. TRANSPORTMITTEL: Die Miniatur eines russischen Pferdewagens im adventistischen Museum in Crespo. fuhr, hatte er die Entscheidung getroffen, den Sabbat zu halten. Riffel und Hetze begannen, unter den russisch-deutschen Kolonisten zu predigen und hatten schon bald eine Gruppe von Gläubigen zusammen. Hetze taufte sie in einem nahegelegenen Bach und sie begannen, sich regelmäßig zu versammeln. Erst 1894 sandte die Generalkonferenz Frank Westphal, um die 36 Gläubigen zu einer Ortsgemeinde zu organisieren. Dann verließ Westphal die neu gegründete Gemeinde wieder, um andere Gläubige zu stärken, und Hetze setzte sein Predigen und Taufen fort. Die neuen Mitglieder bauten eine kleine Kapelle, in dem sich heute das Museum befindet, das wir besuchten. Im Jahr 1896 besuchten etwa 150 Gläubige das erste Camp-Meeting in Crespo. Als Pastor Westphal die Gemeindeglieder 1898 ein weiteres Mal besuchte, waren sie bei einem Treffen mit ihm sehr erstaunt, als sie einen jungen Mann mit einem Koffer in der Hand die Straße heraufkommen sahen. Noch erstaunter waren sie, als der
junge Mann – sein Name war Luis Ernst – auf sie zukam und ihnen sagte, dass er von Uruguay kam und hier zur Schule gehen wollte, um Pastor zu werden. „Das bedeutet, dass wir eine Schule gründen müssen“, beschlossen sie. Das war der bescheidene Anfang der Camarero-Schule, aus der später das River Plate College wurde. Heute ist es die River Plate Adventist University, auf der etwa 2.500 Studenten 30 Hauptfächer – darunter Medizin und Theologie – studieren können. Die Absolventen dieser Universität arbeiten in ganz Mittel- und Südamerika und darüber hinaus in Afrika, Asien, Europa und den USA. Neben den Absolventen, die von der Kirche angestellt wurden, unterstützen Tausende Abgänger die Gemeinden als Laienmitglieder. Heute setzen die Studenten der UAP die Tradition der Mission fort. Die Teilnahme an Student-Missionary-Programmen wird gefördert, für einige Studiengänge ist sie sogar Pflicht. Überall in Argentinien bringen die Gemeindeglieder
durch ihre Aktivitäten neue Menschen zur Gemeinde. Am 31. Juli 2010 kamen zum Beispiel 400 Adventisten aus Buenos Aires und der UAP in der Stadt Rosario zusammen, um gemeinsam mit den Gemeindegliedern vor Ort an der Aktion „Impact Rosario“ teilzunehmen. An diesem Sabbat wurden etwa 120.000 Bücher in der Stadt verteilt, bevor die Gemeindeglieder sich am Nachmittag trafen, um diesen Tag in Gemeinschaft ausklingen zu lassen. Bei unserem Besuch der UAP nahmen wir uns auch Zeit, den Friedhof des Ortes zu besichtigen. Hier ruhen viele treue Diener Gottes. Missionare aus dem In- und Ausland, hauptberufliche und Laienmissionare – sie alle warten darauf, dass Christus sie aus ihren Gräbern ruft. Unser Interesse galt einem besonderen Grab, nämlich dem meiner Eltern, Charles und Hazel Weber, die als Farmmanager des College beziehungsweise als Diätassistentin im Krankenhaus arbeiteten. An ihrem Grab gedachten wir ihres selbstlosen Dienstes und weihten uns als Familie erneut Gottes Mission auf dieser Erde. Zwei Missionsstationen und was aus ihnen wurde. Der Unterschied? Die Einbindung von Laien. In den Missionsstationen der Jesuiten waren die Priester die einzigen religiösen Leiter. In der adventistischen Missionsstation gab es über viele Jahre hinweg nur wenige bezahlte Pastoren, so dass das Engagement der Laien zunahm. Vielleicht müssen wir, die wir in den Industrienationen leben, uns daran erinnern, dass der Pastor nicht die Gemeinde ist, sondern wir, die Mitglieder! Weitere Informationen über die River Plate Adventist University oder Universidad Adventista del Plata gibt es auf www.uapar.edu/es.
Nancy Weber Vyhmeister,
wuchs als Missionars kind auf. Heute lebt sie als emeritierte Professorin der Andrews University in Yucaipa (Kalifornien, USA) und unterstützt dort Missionsarbeit.
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T I T E LT H E M A
Was passiert
nach
der
Von Wilona Karimabadi
Taufe?
Erfahrungen von Gläubigen, die nach der Taufe zu Jesus fanden
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er Weg vom Unglauben zum Glauben ist im Taufbecken nicht immer zu Ende. Wir meinen vielleicht, dass das wichtigste Ziel erreicht ist, wenn ein Mensch öffentlich seine geistliche Wiedergeburt bekennt. Aber diese Wiedergeburt ist in Wirklichkeit erst der Anfang. Und wir alle wissen, dass nach einer Entscheidung für Jesus die Zukunft nicht immer so leicht ist. Ellen White schrieb: „Niemand sollte meinen, dass die Bekehrung der Anfang und das Ende des Glaubenslebens ist. Das Christenleben ist eine Wissenschaft, die beherrscht werden muss. [Der Gläubige] muss kontinuierlich Fortschritt und Verbesserung in seinem Wachstum in der Gnade erfahren. Das Denken muss korrigiert, gelenkt und geschult werden, denn ein Kind Gottes soll Gott auf Arten und Weisen dienen, die nicht in seiner Natur liegen oder seinen angeborenen Neigungen entsprechen. Wer ein Nachfolger Christi wird, erlebt, dass er neue Motive für sein Handeln
bekommt; neue Gedanken kommen auf, und daraus muss neues Tun erwachsen.“1 In diesem Artikel findet ihr Geschichten von Menschen, deren Weg mit Jesus sich weiterentwickelte, nachdem sie aus dem Taufwasser gestiegen waren. Ihre Geschichten sind unseren wahrscheinlich in mehrfacher Hinsicht ähnlicher als wir meinen – selbst wenn wir als Siebenten-Tags-Adventisten aufgewachsen sind. Eines zieht sich allerdings wie ein roter Faden durch alle Geschichten: Gott gibt niemanden auf, der sich für ihn entscheidet. 1 Ellen G. White, Christian Education (Battle Creek, Mich.: International Tract Society, 1893), S. 122.
Wilona Karimabadi ist leitende Redakteurin von KidsView und eine geschätzte Mitarbeiterin im Adventist World-Team
Veronica Montez Veronica (Ronni) Montez machte eine schwierige Zeit durch, als Gott ihr begegnete. Sie war krank – sie litt unter einer schweren Depression, aus der sie nicht herauskam. Obwohl sie einen katholischen Hintergrund besaß, kannte sie weder die Bibel noch Gott besonders gut. Eines Tages – sie war allein zuhause – rief sie zu Gott um Hilfe. Sie nahm eine Bibel zur Hand, schlug sie auf und las, wie Jesus von Jerusalem nach Golgatha ging. Dabei fiel ihr das Wort „Sabbat“ auf. Was war das für ein Wort? Ronni erinnert sich: „Das Wort kam immer wieder
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und ich verstand nicht, was es bedeutete.“ In ihrem Innern spürte sie den Drang zu forschen; sie konnte nicht aufhören. Auf der Suche nach einer Kirche, die am Sabbat Gottesdienst feierte, fuhr Ronni durch die ganze Stadt, doch sie konnte keine finden. Dann hörte sie eines Tages in der Physiotherapiepraxis, in der sie behandelt wurde, wie eine der Therapeutinnen darüber sprach, dass sie samstags zur Kirche ging. „Ich war darüber schrecklich aufgeregt und als die Therapeutin zurückkam, um nach mir zu sehen, fragte ich sie, ob ich mit ihr am Sabbat in die Kirche gehen könne.“ Ronnie und ihre Physiotherapeutin wurden schnell gute Freundinnen
und studierten die Bibel gründlich miteinander. Jetzt, da sie in die Adventgemeinde ging, wusste sie, wohin sie mit ihren vielen Fragen kommen konnte. Ihr Mann und ihre Kinder schlossen sich ihr an und wurden 1995
Matthew Gamble Matthew Gamble wuchs als Katholik in den USA auf, allerdings ging seine Familie nur selten in die Kirche und las nie die Bibel oder betete. Mit 16 Jahren rauchte er Marihuana und befasste sich intensiv mit der Rastafari-Bewegung. Drei Jahre später reiste Matthew nach Jamaika. Auf seinem Rückflug nach Miami (Florida) hatte er zwei Pfund Marihuana in seinem Gepäck. Es gelang ihm, unbehelligt wieder auf amerikanischen Boden zu gelangen. Paradoxerweise war es diese seltsame Erfahrung, die ihn dazu brachte, über geistliche Dinge nachzudenken. Er begann ein Selbststudium der Weltreligionen, um die Wahrheit herauszufinden. „Ich betete zu Jesus, Haile Selassie, Buddha, Konfuzius, Abraham und Mohammed und begann mit dem Satz: Wo immer du bist, wer immer du bist, bitte offenbare dich mir.“ Die Zeit verging, bis Matthew eines Tages als Trauzeuge auf einer Hochzeit in einer Adventgemeinde war. Er war entschlossen, Antworten zu finden, und wandte sich an den Pastor, der ihm eine Bibel gab und mit ihm betete. „Am Tag darauf rief ich die Adventgemeinde in St. Augustine, Florida (USA), an und am folgenden Sabbat war ich dort“, berichtet er.
1996 wurde er im Atlantik getauft. „Ich fragte den Pastor, ob ich einige Augenblicke allein bleiben könnte. Dann wandte ich mich dem Horizont zu, so dass ich nichts sehen konnte, was von Menschenhand geschaffen war, und sagte meinem himmlischen Vater, dass er versprochen hatte, meine Sünden in die Tiefe des Meeres zu werfen und dass ich von nun an ein neuer Mensch war.“ Nach seiner Taufe studierte Matthew Theologie an der Andrews University. Aber wie wirkte sich sein neuer Glaube auf seine Familie aus? „Meine Familie hat mich unglaublich unterstützt – vor allem, weil sie gesehen hat, wie Jesus mein Leben verändert hat“, sagt Matthew. „Eine Folge war, dass meine Eltern ihren Glauben erneuert haben und nun regelmäßig in die Kirche gehen. Sie beteiligen sich an karitativen Projekten und erhalten Bibelstunden. Es ist spannend zu wissen, dass Jesus jetzt ein zentraler Teil unseres Lebens ist.“ Heute arbeitet Matthew für Vagabondservant International, eine gemeinnützige Organisation, für die er auf der ganzen Welt über das Leben und die Lehren Jesu spricht. Außerdem ist er Berater für das Center for Secular and Postmodern Studies (Zentrum für säkulare und postmoderne Studien) im Adventist Mission-Büro der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der Siebenten-
Tags-Adventisten sowie für das Center for Creative Ministry (Zentrum für kreative Dienste) der Nordamerikanischen Division (NAD). Und er ist in beratender Funktion für verschiedene Gremien der NAD tätig. Matthew hebt ein wesentliches Element hervor, das seinem Leben als Christ jeden Tag neue Kraft verleiht: „Gott ruft jeden Einzelnen von uns auf, in seinem Namen zu dienen. Am Anfang meines Lebens mit Jesus hörte ich jemanden sagen, dass der Dienst unsere Erlösung sei. Zuerst verstand ich diese Aussage nicht, aber inzwischen verstehe ich sie. Der Dienst – andere Menschen mit Jesus bekannt zu machen – hat mich in Verbindung mit ihm gehalten, weil ich erkannt habe, dass es nur um ihn geht und nicht um mich.“
durch Taufe und Glaubensbekenntnis in die Gemeinde aufgenommen. Bald darauf begannen die Schwierigkeiten. Ronnie und ihr Mann verloren beide ihre Arbeit. Schließlich hatten sie kein Geld mehr und sollten ihre Wohnung räumen. Zudem distanzierten sich ihre Mutter und Schwestern wegen ihres neuen Lebens von ihr. Ronnie weiß noch, wie sie dachte: „Wenn Christsein so aussieht, weiß ich nicht, ob ich das kann.“ Doch sie und ihr Mann suchten in ihrem neuen Glauben Zuflucht, sie fasteten und beteten. Schon bald begann sich das Blatt zu wen-
den. „Stück für Stück half uns der Herr“, sagt Ronni. Sie fanden neue Arbeitsstellen, konnten sich Autos kaufen und sogar in ihrem Haus bleiben. Aber Ronni litt immer noch unter ihrer Depression. „Ich wollte sterben, weil ich so niedergeschlagen und entmutigt war“, erinnert sie sich. Doch Gott behielt die Oberhand. „Ich sagte: ‚Gut, Herr, gut. Du willst nicht, dass ich sterbe. Ich übergebe dir alles‘. Als ich alles übergeben hatte, wurde es besser. Tag für Tag wurde es ein bisschen besser.“ Heute betreibt Ronni von ihrem Haus aus eine Kindertagesstätte und integriert
einen christlichen Lebensstil in den Tagesablauf. Sie und ihr Mann arbeiten aktiv in ihrer Gemeinde mit und studieren auch weiterhin das Wort Gottes. Die Tochter, die sich ursprünglich zusammen mit Ronni taufen ließ, kommt zwar nicht mehr in die Gemeinde, doch Ronni schaut auf Gottes Führung zurück und weiß, dass er auch ihre Gebete für ihre Tochter erhören wird. „Meine Tochter kennt und liebt den Herrn, sie möchte nur im Moment nichts mit ihm zu tun haben. Aber ich bete. Gott wird es machen. Er weiß, wann die rechte Zeit ist. Er wird es tun.“ April 2011 | Adventist World
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Alex Barrientos Als Alex Barrientos getauft wurde, hatte er keine Ahnung, warum. Seine Mutter nahm die Adventbotschaft an und ließ sich taufen, als Alex zehn Jahre alt war und er wollte auch getauft werden. Aber niemand hatte ihm jemals irgendetwas erklärt. Er hatte nicht einmal eine Bibel. Alex und seine Mutter begannen, regelmäßig die Gottesdienste zu besuchen, und Alex gefiel es in der Sabbatschule. „Ich ging regelmäßig zur Sabbatschule und wir hatten gute Freunde in der Gemeinde. Am Tag meiner Taufe bekam ich unmittelbar zuvor aus heiterem Himmel hohes Fieber. Es schien fast so, als sollte es nicht sein. Aber der damalige Pastor sagte nur: ‚Im Taufbecken wird es schon wieder abkühlen!‘ Und so war es dann auch. Ich kam aus dem Taufbecken und das Fieber war tatsächlich
weg. Aber mehr geschah auch nicht“, sagt Alex. Für Alex war die Taufe tatsächlich erst der Anfang. Als er alt genug war, um die Mittelschule zu besuchen, hatte Alex das Gefühl, es wäre besser, nicht in die lokale öffentliche Schule gehen und meldete sich stattdessen in einer adventistischen Schule an. Nach Abschluss dieser Schule ging er weiter auf die Takoma Academy in Maryland (USA). Er sagt: „Auf die Takoma Academy zu gehen, war die beste Entscheidung meines Lebens. Dort habe ich Jesus kennengelernt.“ Ironischerweise lernte er Jesus beim Nachsitzen kennen. „Ich kann mich noch
daran erinnern, dass unsere Aufgabe darin bestand, in der Bibel zu lesen, weiter nichts. Ich las Matthäus 10, ging zu meinem Lehrer und fragte ihn, was das Kapitel bedeutete. Er lächelte nur und sagte: ‚Eines Tages wirst du es wissen‘. Ich ging zu meinem Platz zurück und er wird sich gedacht haben: ‚Ich werde dir nicht alles verraten. Du musst schon selbst darüber nachdenken‘. Das führte dazu, dass ich über alle Bibelverse nachdachte, die ich seit der siebten oder achten Klasse gehört hatte.“ Dann wurde Alex eingeladen, beim Predigtteam der Schule mitzuarbeiten. Er tat dies während seiner gesamten HighSchool-Zeit. „Während dieser drei Jahre im Predigtteam blieb jedoch unterschwellig immer die Frage: Was hat es eigentlich mit der Bibel auf sich? Ich predige nur über das Buch Das Leben Jesu, aber warum
Kaveh Khansari Nejad Kaveh wuchs als Muslim im Iran auf und wanderte einige Jahre nach der islamischen Revolution in die USA aus. Er lernte den Adventglauben durch seine Frau Heather kennen. „Ich lernte Heather kennen, wir trafen uns öfter und unsere Beziehung wurde immer ernster. Da sagte Heather zu mir: ‚Wenn du es ernst meinst und wir unsere Beziehung weiterführen und schauen wollen, wie sie sich entwickelt, dann kann ich das eigentlich nicht mit jemandem, der nicht das Gleiche glaubt wie ich‘.“ Kaveh bekam Interesse an der Bibel und den Zusammenhängen zwischen den Büchern Daniel und Offenbarung. Bei
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seinem weiteren Studium entdeckte er Ellen Whites Schrifttum und befasste sich noch eingehender mit der Prophetie. „Es waren vor allem die prophetischen Aspekte – wie genau sich die Prophetie erfüllt hatte –, die mich zu der Überzeugung führten: ‚Die Adventisten müssen die richtige Botschaft haben‘.“ Kavehs Annahme der Adventbotschaft löste tiefgehende Veränderungen in seinem Leben und seinen Beziehungen aus. „Als ich Christ wurde, sagten meine Eltern anfangs immer wieder zu mir: ‚Wir glauben zwar, dass du das für Heather tust, aber trotzdem sind wir froh, dass es dich vom Rauchen und Trinken abhält. Du lebst gesünder
und scheinst auch nicht mehr so gestresst zu sein‘.“ Später sagten seine Eltern sogar [zu Heather]: „Die Veränderungen, die wir heute an ihm sehen, wären ohne dei-
predige ich über Das Leben Jesu? Welche Bedeutung hat die Autorin dieses Buches, Ellen White, für mich?“ Alex hatte außerdem ein besonderes Talent darin entwickelt, die Menschen zu Entscheidungen aufzurufen. Seine Aufrufe schienen die Herzen aller zu berühren, die sie hörten. „Mein Lehrer sagte mir immer wieder: ‚Alex, deine Aufrufe sind einfach erstaunlich‘. Und ich erwiderte darauf nur: ‚Och, ich tue doch nur, was du mir sagst‘.“ Der letzte Anstoß, sein Leben Jesus anzuvertrauen, kam in der Gebetswoche in seinem Abschlussjahr. Alex hatte etwas getan, das ihm leid tat, und ging am Abend zur Gebetsstunde. An diesem Abend rief der Sprecher die Jugendlichen auf, sich zu überlegen, Pastor zu werden. Dabei war dieser Sprecher gar nicht dafür bekannt, dass er Aufrufe machte. Alex erzählt: „Ich
ging nach vorn und bekannte vor allen, was ich getan hatte. Ich sagte Gott: ‚Das ist es, wozu du mich die ganze Zeit gerufen hast‘. Das war nicht selbstverständlich, denn eigentlich hatte ich vorgehabt, Medizin zu studieren.“ Nachdem er zunächst öffentliche Universitäten besucht hatte, ging er auf Anregung eines Freundes hin auf die River Plate Adventist University in Argentinien, um Theologie zu studieren. Bei seiner Rückkehr in die USA besuchte Alex zunächst die Southern Adventist University und dann die Washington Adventist University, wo er Ende dieses Monats sein Studium abschließen wird. „Ich denke, solange man nicht mit Gott kämpft, wird
man nicht verletzt“, sagt Alex. „Das bedeutet Kampf. Ich bin froh, dass ich mit Gott gekämpft habe und es immer noch tue, allerdings auf eine gute, positive Art und Weise. Das ist eine Lernerfahrung, die uns durch nichts wieder genommen werden kann. Deshalb bin ich sehr froh darüber. Auf jeden Fall.“
nen Einfluss und das, was er durch dich und den adventistischen Lebensstil gelernt hat, wahrscheinlich nie möglich gewesen.“ Kaveh wurde im Oktober 2002 getauft. Er erinnert sich noch an seine Taufe: „Als ich im Taufbecken stand, liefen mir die Tränen übers Gesicht und ich konnte gar nichts dagegen tun. Ich hatte einfach das Gefühl, dass eine schwere Last von meinen Schultern genommen worden war, dass ich ein anderer Mensch sein würde. Es war fast, als würden alle meine Probleme von mir genommen.“ Schließlich führten Kavehs neuer Glaube und die Tatsache, dass er den Sabbat hielt, dazu, dass er seine Arbeitsstelle verlor. Wie konnte er, der noch jung im Glauben war, einen hoffnungsvollen Weg durch diese schwierigen Umstände erken-
nen? Darauf erwidert Kaveh: „So wie es die Bibel sagt: ‚Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist‘. (Ps 34,9) Ich habe Gottes Wunder in meinem Leben erlebt.“ Er erinnert sich ganz besonders an eine Zeit, als er seine Arbeit verloren hatte und seine Frau ihn fragte, wie es nun weitergehen sollte. Er sagte: „Ich weiß nicht, wie es weitergehen wird, aber ich kann dir sagen, dass ich das Empfinden habe, dass Gott uns segnen und für uns sorgen wird. Es wird alles gut werden.“ „Wir sprachen mit niemandem darüber. Eine Woche später kamen Freunde von uns zu uns nach Hause und sagten: ‚Wir haben gebetet und glauben, dass Gott möchte, dass wir etwas für euch tun. Wir haben gehört, dass du deine Arbeitsstelle verloren hast, da wollten wir euch ein biss-
chen unter die Arme greifen. Wir sind überzeugt, dass wir euch das hier geben sollen.“ Mit diesen Worten gaben sie Kaveh und seiner Frau einen Scheck über 5000 US-Dollar. „Ich weiß, dass ich vertrauen und gehorchen muss, denn wenn ich das tue, sorgt Gott für mich. Wenn er sagt: ‚Ich sorge für die Lilien auf dem Feld (Mt 6,28), warum sollte ich nicht auch für dich sorgen?‘, dann sorgt er wirklich für mich. Er hat für meine Familie gesorgt. Ich kann die Spuren im Sand sehen, denn oft wusste ich nicht, was ich tun sollte, aber Gott hat mich hindurchgeführt. Im Moment macht Kaveh eine Ausbildung zum Krankenpfleger. Er und Heather leben mit ihren drei Kindern in Maine (USA). April 2011 | Adventist World
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G L A U B E N S Ü B E R Z E U G U N G E N
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s ist viel einfacher, Eltern zu sein! Man kann so lange aufbleiben und so viele Süßigkeiten essen, wie man will, und selbst entscheiden, ob man spazieren gehen will oder nicht.“ Mit diesem Vorwurf konfrontierten mein vier Jahre alter Bruder und ich (sechs Jahre alt) meine Eltern eines Tages in unserem Urlaub. „Na schön“, erwiderte mein Vater und fuhr dann über raschenderweise fort: „Dann werden wir für die nächsten beiden Tage die Rollen tauschen.“ Mein Bruder und ich schauten uns begeistert an. Unsere Augen strahlten, als wir diesen wunderbaren Tausch mit einem Handschlag besiegelten.
Die
Taufe NUMMER 15
Von Marcus B. Witzig
– mehr als nur Worte
Den nächsten Tag begannen wir mit großen Erwartungen. Aber dann nahm der Tag eine unerwartete Wende, als mein Vater beim Frühstück meiner Mutter einen Schokokuss ins Gesicht schmierte und sie „weinend“ zu uns gelaufen kam. Von da an wurde es immer stressiger. Wie mussten Frieden stiften, Streit schlichten und uns sowohl um das Essen als auch um den Abwasch kümmern. Am Ende des Tages fielen wir hundemüde in das große Bett unserer Eltern und waren froh, dass wir den Tag überlebt hatten. Wir wären sofort eingeschlafen, wenn „unsere Kinder“ uns nicht noch mit Fragen bombardiert hätten, auf die sie unbedingt sofort eine Antwort haben wollten. Am zweiten Tag waren wir froh, das Kommando wieder unseren Eltern übergeben zu können. Es war doch viel leichter, Kind zu sein. Was wir durch weise Worte oder technische Erklärungen nicht verstanden hätten, hatten wir durch eine Erfahrung gelernt, die Theorie und Praxis miteinander verband.
Marcus Witzig ist Jugendpastor im Bezirk Isny im Allgäu und mit Carmen verheiratet.
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Umfassende Unterweisung
Ganz ähnlich lehrte auch Jesus. Wenn er zum Volk sprach, gebrauchte er Bilder, die die Menschen verstehen konnten. Er sprach von Samenkörnern und unterschiedlicher Bodenbeschaffenheit, von Hochzeiten und angemessener Hochzeitskleidung, von Hirten und ihren Herden. Noch heute sprechen viele dieser Bilder zu unseren Herzen und wir verstehen, was Jesus sagen wollte. Manche Lehren Jesu sind so wichtig, dass der Große Lehrer sie nicht nur mithilfe von Bildern erklärte, sondern uns aufforderte, praktisch an der Symbolik oder Handlung teilzunehmen.1 Dadurch werden wir nicht nur geistlich, sondern auch körperlich angesprochen. Wir hören nicht nur etwas, sondern handeln auch. Wir müssen uns nicht etwas vorstellen, sondern wir erfahren es. So verstehen und verinnerlichen wir, was Jesus uns persönlich geben möchte. Die Taufe fällt genau in diese Kategorie. Durch sein eigenes Beispiel legte Jesus gleich zu Beginn seines Dienstes großes Gewicht auf die Taufe (Mt 3,15) und wies seine Jünger sogleich an, sie ebenfalls zu praktizieren (Joh 3,22; 4,1.2). Kurz vor dem Ende seines Wirkens auf der Erde beauftragte er seine Nachfolger, überall wo sie hinkämen, Menschen zu Jüngern zu machen (Mt 28,19.20).2 Um dieses Ziel zu erreichen, betonte Jesus (1) die Taufe und (2) das Lehren. Anders gesagt: Wenn wir Menschen für M i c h a e l
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Christus gewinnen wollen, ist es wichtig, dass wir ihnen helfen, eine öffentliche Entscheidung für Gott zu treffen und sie in praktischem Christenleben unterweisen. Das ist etwas viel Umfassenderes als nur zu reden. Praktische Beteiligung an der Taufe
Der nächste Bezug zur Taufe lässt sich in der Trauungszeremonie finden (Eph 5,31.32). Beide drehen sich um ein gegenseitiges Versprechen – ein Versprechen zwischen Gott und dem Gläubigen beziehungsweise zwischen einem Paar. Beide Rituale werden vor Gott und vielen Freunden als Zeugen vollzogen. Die Taufe und die Hochzeit sind keine Privatangelegenheit, sondern schließen das Gemeinwesen ein. 1. Unser Versprechen: Das Versprechen, das wir Gott geben, ist der erste Höhepunkt bei der Taufe. Es sollte nicht bloße Formalität sein. Wenn ich meine Bedürftigkeit bekenne, zeige ich, wie wichtig Jesus mir ist, und das sollte auch in meinem Leben zum Ausdruck kommen (Mt 10,32.33). Ich habe meiner Frau bei unserer Hochzeit von ganzem Herzen versprochen, mein Leben lang nur ihr allein zu gehören, und mein Lebensstil dreht sich um diese Entscheidung – bis hin zu meiner Wochenplanung. So ist es auch mit der Taufe. Ich sage zu Gott: So wie du das Beste für mich willst, will ich dir durch mein Leben gefallen (Joh 15,8). Jeder, der sich Gott zuwendet, wird einen wahren Schatz von Verheißungen und Segnungen für sein tägliches Leben entdecken (2 Ptr 1,2). Wir demonstrieren also durch unser öffentliches Bekenntnis unsere Überzeugung, dass es wichtig ist zu wissen, wer Gott ist und was er von uns erwartet. 2. Gottes Versprechen: Das nächste Element ist Gottes Versprechen an uns. Die Art und Weise, wie Jesus dies erklärte, zeigt, wie wichtig es für unser neues Leben in Christus ist. Unser öffentliches Bekenntnis besteht nur aus Worten und dennoch sehen wir eine Symbolik, an der wir uns aktiv beteiligen können. Gottes Versprechen bei der Taufe besteht aus zwei wichtigen Elementen: Das eine hat mit unserem Untertauchen im Wasser zu tun, das andere mit unserem Wiederauftauchen. Wenn wir im Wasser untertauchen, verspricht Jesus, uns unsere sündige Vergangenheit wegzunehmen. Der Apostel Paulus drückt es so aus, dass wir in den Tod Christi getauft sind (Röm 6,3). Unsere sündige Vergangenheit wird im Wasser begraben wie ein Leichnam in der Erde begraben wird. Diese Handlung befreit uns von dem lähmenden Blick auf unser vergangenes Versagen. Unsere Vergangenheit ist tot. Jetzt können wir unseren Blick etwas Neuem zuwenden. Wir schauen auf Jesus, der eine wunderbare Vollkommenheit für uns bereithält. Wenn wir begraben werden und wieder aus dem Wasser auftauchen, bietet uns Jesus eine Zukunft an: „Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft worden seid, ihr habt Christus angezogen.“ (Gal 3,27) Gott lässt uns in unserer Not nicht allein, er rettet uns, indem er uns anbietet, in uns zu leben (Kol 1,27). Er will uns von
Bitterkeit, Abhängigkeiten und Stolz befreien und uns dafür Freude, Frieden und Demut geben. Jesus verspricht uns ein erfülltes Leben, wenn wir es nach seinen Vorstellungen führen. Er gibt uns ein Ziel für unsere Zukunft und verändert uns Stück für Stück in sein Ebenbild – was wir uns in unserem tiefsten Innern wirklich wünschen (Röm 7,19; 8,3). Wenn also Satan kommt und mich anklagt, kann ich mit Martin Luther sagen: Marcus Witzig ist gestorben (durch das Untertauchen); jetzt lebt Jesus Christus hier (durch das Wiederauftauchen)! Das verspricht Jesus jedem von uns. Diese wichtige Wahrheit gilt nicht nur für das Ereignis der Taufe, es soll den Gläubigen durch die Fußwaschung beim Abendmahl das ganze Glaubensleben hindurch begleiten. Hier haben wir wieder eine interaktive Symbolik. Es wäre wunderbar, wenn wir dieses schöne, von Gott gegebene Gleichnis beständig neu und frisch vor Augen haben könnten. Die Taufe spricht drei Bereiche unseres Lebens an: die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Es ist wichtig, nicht durcheinanderzubringen, wer für welche Bereiche verantwortlich ist. Jesus verspricht, sich um unsere Vergangenheit und Zukunft zu kümmern, denn auf sie haben wir keinen Einfluss. Wir sind gerufen, uns ihm anzuvertrauen und uns für ein Leben mit ihm zu entscheiden. Wenn wir das verstehen, werden wir in Ehrfurcht und Bewunderung aus dem Taufbecken herauskommen, denn wir werden verstehen, wie viel Gott in unserem neuen Leben für uns tun will. 1 D as heißt, dass Jesus diese Lehren in ein Ritual verpackte. Ein Ritual ist ein wiederholbares, nach vorgegebenen Regeln und mit festgelegten Wortformeln und Gesten ablaufendes Ereignis, das die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden auf einen bestimmten Inhalt lenken soll. 2 I n der griechischen Originalversion des Verses ist „machet zu Jüngern“ der einzige Imperativ. Die weiteren Verben sind syntaktisch untergeordnete Partizipien.
Die Taufe Durch die Taufe bekennen wir unseren Glauben an den Tod und die Auferstehung Jesu Christi und geben Zeugnis, dass wir für die Sünde tot sind und entschlossen, ein neues Leben zu führen. Damit erkennen wir Christus als Herrn und Erlöser an, werden seinem Volk hinzugefügt und als Glieder seiner Gemeinde angenommen. Die Taufe ist ein Sinnbild für unsere Gemeinschaft mit Christus, für die Vergebung unserer Sünden und für den Empfang des Heiligen Geistes. Sie wird durch Untertauchen vollzogen auf das Bekenntnis des Glaubens an Jesus Christus und als Zeichen der Reue über die Sünde. Ihr geht Unterweisung in der Heiligen Schrift und Annahme ihrer Lehren voraus. Röm 6,1–6; Kol 2,12.13; Apg 16,30–33; 22,16; 2,38; Mt 28,19.20.
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Wachet
& betet
Nahrung und Pflege für unsere Seele Von Ellen G. White
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eht euch vor, wachet und betet“ waren die Worte unseres Heilands hinsichtlich der Zeit des Endes und seiner Wiederkunft, um seine treuen Kinder zu sich zu holen.
wachsam, damit sich kein sorgloser, gleichgültiger Geist deiner bemächtigt und du deine Pflicht vernachlässigst und oberflächlich und nachlässig wirst, so dass dein Einfluss ein Geruch des Todes und nicht des Lebens wird.
Sei wachsam!
Zunächst sollen wir wachsam sein. Sei wachsam, damit du nicht heftig, ärgerlich und ungeduldig sprichst. Sei wachsam, damit der Stolz keinen Platz in deinem Herzen findet. Sei wachsam, damit du nicht von negativen Leidenschaften überwunden wirst, sondern sie besiegst. Sei
Dieser Artikel erschien ursprünglich am 1. März 1856 im Youth’s Instructor. Siebenten-Tags-Adventisten sind der Überzeugung, dass Ellen G. White (1827-1915) während ihres mehr als siebzigjährigen öffentlichen Wirkens die biblische Gabe der Prophetie ausübte.
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Es gibt Hilfe
Als nächstes sollen wir beten. Jesus hätte uns das nicht so eindringlich aufgetragen, wenn es nicht wirklich nötig gewesen wäre. Er weiß sehr wohl, dass wir aus uns selbst die vielen Versuchungen des Feindes nicht überwinden, seinen vielen Fallen nicht entgehen können. Jesus hat uns nicht allein gelassen, sondern hat uns eine Möglichkeit gegeben, Hilfe zu finden. Deshalb ruft er uns auf zu beten. Recht zu beten, bedeutet, Gott voller Vertrauen um die Dinge zu bitten, die wir brauchen. Zieh dich in dein Zimmer oder an einen anderen Ort zurück, an dem du nicht gestört wirst, und bitte deinen Vater,
dir um Jesu willen zu helfen. Es steckt Kraft in einem Gebet, das aus einem Herzen kommt, das sich seiner Schwachheit bewusst ist, sich jedoch ernstlich nach der Kraft sehnt, die von Gott kommt. Das ernste, inbrünstige Gebet wird erhört werden. Wende dich an deinen Gott, der stark ist und der gern hört, wenn seine Kinder beten. Auch wenn du dich vielleicht sehr schwach fühlst und dich manchmal vom Feind überwunden siehst, weil du das erste Gebot unseres Heilands – zu beten – nicht befolgt hast – gib den Kampf nicht auf. Gib nicht auf
Bemühe dich mehr als zuvor. Gib nicht nach. Wirf dich zu den Füßen Jesu, der versucht wurde und weiß, wie er denen helfen kann, die versucht werden. Bekenne deine Fehler, deine Schwachheit und dass du Hilfe brauchst, um zu überwinden, oder zugrunde gehen wirst. Wenn du betest, musst du darauf vertrauen, dass R ya n
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„Wir brauchen ebenso viel und häufig geist liche Nahrung, wie wir Nahrung für unseren Körper brauchen.“ Gott dich hört. Bring deine Angelegenheit durch Jesus vor Gott, bis deine Seele sich zuversichtlich auf seine Kraft stützen kann und du spürst, dass du nicht allein zu überwinden brauchst. Gott wird dir helfen. Engel wachen über dir. Aber bevor du diese Hilfe erwarten kannst, musst du deinen Teil tun. Wache und bete. Bete inbrünstig. Rede in deinem Herzen so: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ Setze dir eine bestimmte Zeit zum Beten, mindestens dreimal am Tag. Daniel betete morgens, mittags und abends ungeachtet des königlichen Erlasses und der furchterregenden Löwengrube. Er schämte und fürchtete sich nicht zu beten, sondern betete dreimal am Tag am offenen Fenster. Vergaß Gott seinen treuen Diener, als er in die Löwengrube geworfen wurde? O nein. Er war die ganze Nacht bei ihm. Er verschloss den hungrigen Löwen die Mäuler und sie konnten dem betenden Mann Gottes nichts anhaben …
Iss und werde satt
Wir können nicht ohne Nahrung leben; wir würden schon bald Hungerkrämpfe spüren und unser Körper würde verschmachten und sterben. Wir brauchen ebenso viel und häufig geistliche Nahrung, wie wir Nahrung für unseren Körper brau-
chen. Dreimal täglich Stärkung vom Himmel zu erfahren oder Nahrung von Christus, dem lebendigen Weinstock, zu empfangen, ist nicht zu viel. Lies die Worte unseres Heilands in Matthäus 5,6: „Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.“
Zum Nachdenken
1. Was meinst du, würde in deinem Leben geschehen, wenn du dich bewusst bemühen würdest, dreimal am Tag innezuhalten und zu beten? Wie könntest du dafür sorgen, dass dies tatsächlich geschieht? 2. Welche Personen in der Bibel, die sich Zeit zum Gebet nahmen und daraufhin erstaunliche Erfahrungen machten, fallen dir außer Daniel ein? 3. Auf wen sollen wir schauen und wonach sollen wir Ausschau halten, wenn wir „wachen“? 4. Welche Verbindung besteht zwischen „wachen“ oder „im Auge behalten“ und beten? April 2011 | Adventist World
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war anders, der Aktenhefter war nicht nummeriert, Ellen White war zu dem Datum, mit dem das Dokument versehen war, nicht in St. Helena und die Unterschrift war nachweislich gefälscht. Aber wie hatte das Dokument in den Ordner im White Estate gelangen können? Darauf gab es eine mögliche Antwort. W. C. Whites Sohn, Arthur White, damals erst zwölf Jahre alt, hatte eine Führung durch den Tresorraum in Elmshaven geleitet, in der sich Originalhandschriften von Ellen White befanden. Während der Führung war das Licht ausgegangen. Arthur hatte die Besucher im Tresorraum zurück-
Margaret Rowen: Von Michael W. Campbell
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Das sonderbare Leben einer falschen Prophetin
ECHT
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Die Leiter der Südkalifornien-Vereinigung und des Pazifik-Verbands mahnten die Gemeindeglieder eindringlich, „vor der Äußerung eines Urteils in dieser Sache“ Vorsicht walten zu lassen. Rowen veröffentlichte einige ihrer ersten Visionen in dem Büchlein A Stirring Message for This Time (Eine nachdrückliche Botschaft für diese Zeit). Heutigen Adventisten wären wahrscheinlich einige theologische Warnsignale aufgefallen: Zwischen den sieben letzten Plagen lägen jeweils sieben Jahre, der Gerichtsthron stand in einem silbernen Tempel und ein „schrecklicher, schwerer Sturm“ sollte direkt nach dem Ende der Gnadenzeit auftreten. Abgesehen von diesen Unterschieden wiesen Rowens Visionen eine bemerkenswerte Ähnlichkeit zu Ellen Whites Beschreibung der Endzeit im Buch Der große Kampf auf. Im Februar 1917 ernannte die Pacific Union Conference in Kalifornien eine Kommission, die Margaret Rowens Anspruch untersuchen sollte. Diese Leiter der Gemeinde besuchten Margaret Rowen am 21. Februar 1917. Einige Tage später – am 24. Februar – gaben sie eine Erklärung ab, die besagte, dass sie keinen Hinweis darauf gefunden hatten, dass „diese Offenbarungen … göttlichen Ursprungs“ seien.2
Im Herbst 1919 behauptete Margaret Rowen, dass sie in den Aktenschränken mit Manuskripten im White Estate ein Dokument vom 10. August 1911 gesehen habe, in dem Ellen White erklärte, dass Rowen eine zukünftige Botin Gottes sein würde. Als William C. White, Ellen Whites Sohn und Sekretär des Ausschusses des White Estates, die Manuskriptschränke durchsah, fand er das Dokument. Allerdings konnte man auf den ersten Blick sehen, dass es sich um eine Fälschung handelte: Die Blätter waren nicht perforiert, wie die anderen Dokumente in dem Ordner, das Schriftbild
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Eine weitere Prophetin?
Das mysteriöse Manuskript
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s hatte ganz den Anschein, dass unmittelbar nach dem Tod Ellen Whites eine selbsternannte Nachfolgerin ihr prophetisches Erbe antreten wollte. Am 22. Juni 1916, weniger als ein Jahr nach Ellen Whites Tod, hatte Margaret Rowen, eine ehemalige Methodistin, die noch nicht lange Adventistin war, erste visionsartige Erscheinungen. Ein Bericht von einem solchen Erlebnis besagt, dass die 35-jährige Rowen „ihre Hände über ihrer Brust [gefaltet hatte] und [ihre] weit offenen Augen ohne zu blinzeln nach oben schauten … So weit wir es beurteilen konnten, atmete sie nicht und ihr Körper war steif.“1 Hatte Gott die prophetische Gabe weitergegeben? Zu Lebzeiten Ellen Whites hatte es einige derartige Ansprüche gegeben. Nun war sie nicht mehr am Leben, um ihren Dienst von Betrügern abzugrenzen.
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gelassen, um eine Laterne zu holen. Ein kleiner Lichtstrahl schien auf einen der Aktenhefter. Hier fand man das Manuskript. In einem Augenblick der Unachtsamkeit hatte der junge Arthur zu einer Kontroverse beigetragen, die sich noch über weitere acht Jahre hinziehen würde. Es war ein Fehler, den er nie vergaß. Viel später, als die Türen des Tresorraums im White Estate ausgetauscht werden mussten, schlief er auf einer Pritsche im Eingang, um die Lauterkeit des White Estates zu garantieren.3 Die Reform-Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten
Allmählich sammelte Rowen eine kleine, treue Gruppe von Anhängern hinter sich, die den Anspruch erhoben, dass sie eine von Gott gesandte Botin war. Ihre Ortsgemeinde war offensichtlich nicht von diesem Anspruch überzeugt. So wurde Rowen am 15. November 1919 aus der South Side Adventgemeinde in Los Angeles ausgeschlossen. Mit dieser geistlichen Märtyrerin als Führerin bildeten ihre Anhänger eine neue Glaubensgemeinschaft mit dem Namen „Reform-Kirche der SiebentenTags-Adventisten in Los Angeles, Kalifornien“, wurden meist jedoch – etwas abschätzig – als „Roweniten“ bezeichnet. Als offizielle Organisation nahm die reformierte Adventgemeinde nun auch Zehntengelder an. Skepsis hinsichtlich Margarets Rowens Herkunft veranlasste sie zudem, ungewöhnliche Behauptungen aufzustellen, um ihre prophetische Berufung zu untermauern. Im November 1923 kündigte sie an, dass die Gnadenzeit am 6. Februar 1924 enden und Christus am 6. Februar Oben links: Margaret W. Rowen erhob den Anspruch, Ellen G. Whites Nachfolgerin als Prophetin zu sein. Oben: Dr. Burt E. Fullmer gehörte zu den ersten Unterstützern Rowens. Später versuchte sie, ihn zu ermorden. Links: Die von Rowen gefälschte Unterschrift Ellen Whites (unten) unterscheidet sich deutlich von der echten.
1925 in Herrlichkeit wiederkommen würde. Diese Ankündigung erregte großes Aufsehen bei den Medien und führte zu einer peinlichen Situation für die Siebenten-TagsAdventisten. Als sich Rowens Zeitvorhersage nicht erfüllte, begann sich die Gruppe ihrer Anhänger langsam aufzulösen.
Öffentlichkeit. Jüngste Nachforschungen weisen darauf hin, dass sie einige Jahre in Florida lebte, bevor sie unter falschem Namen wieder in die Gegend von Los Angeles zurückkehrte. Man nimmt an, dass sie gegen Ende der 1940er oder Anfang der 1950er Jahre gestorben ist.
Bekenntnis und Mordanschlag
Was wir daraus lernen können
Einer der ersten Unterstützer und wichtigsten Geldgeber von Margaret Rowen war Burt E. Fullmer, ein Arzt aus der Gegend um Los Angeles. Kurz nachdem sich Rowens Zeitvorhersagen nicht erfüllt hatten, entdeckte er, dass sie Geld von ihrer eigenen Organisation gestohlen hatte. Ernüchtert angesichts der Unaufrichtigkeit, die solch eine Handlungsweise an den Tag legte, gab er am 12. März 1926 zu, dass er es gewesen war, der die gefälschten Ellen White-Dokumente in eine offene Lade im Tresorraum des White Estates „geschmuggelt“ hatte. Zu dieser Zeit machten Ärzte noch häufiger Hausbesuche und so wurde Dr. Fullmer eines Abends noch sehr spät zu einem Patienten in einem nahegelegenen Motel gerufen. Als er den Raum betrat, schlug ihm jemand mit dem Stück eines Rohres auf den Kopf. Andere Gäste des Motels, die den Tumult hörten, riefen die Polizei. Als die Polizei eintraf, fanden sie Rowen und zwei Helfer mit einer Schaufel, einem großen Sack und einem Seil. Die drei nahmen Reißaus, wurden aber kurz darauf festgenommen. Wenn Rowen drei Jahre zuvor mit ihrer Vorhersage des Weltendes noch nicht genug Aufmerksamkeit durch die Medien hatte, dann war ihr diese nun sicher, denn eine große Zeitung berichtete über die Gerichtsverhandlung. Alle drei Angeklagten wurden wegen „Angriffs mit einer tödlichen Waffe mit dem Vorsatz der Zufügung großen körperlichen Schadens“ zu Gefängnisstrafen verurteilt. Noch bevor ein weiterer Prozess wegen versuchten Mordes angestrebt werden konnte, starb Fullmer. Etwa ein Jahr später wurde Rowen eine bedingte Haftentlassung gewährt. Während der Bewährungszeit tauchte sie unter und verschwand aus der
Dies ist wohl einer der seltsamsten Fälle in der Adventgeschichte, gerade zu einer Zeit, als die Glaubensgemeinschaft mit der Tatsache fertig werden musste, dass sie keine lebende Prophetin mehr unter sich hatte. Würde Gott die Gabe der Prophetie an jemand anderen weitergeben? Diese und ähnliche Fragen spielten im Denken vieler Adventisten um 1920 herum eine große Rolle. Auch heute noch kommt diese Frage immer wieder einmal auf, wenn einzelne Personen auftreten und den Anspruch erheben, Ellen Whites Nachfolger im prophetischen Amt zu sein. Während solche Ansprüche vom White Estate ernst genommen werden, ist es wichtig, dass wir als Kirche nicht nur offen für die Möglichkeit weiterer Bekundungen der Gabe der Prophetie sind, sondern auch alle Lehren an der Bibel messen. Margaret Rowen verstrickte sich mit immer dramatischeren Ansprüchen in ein Netz von Lügen, bis sie sich genötigt sah, das Ende der Welt vorherzusagen. Viele Adventisten waren so entschlossen, ihr zu glauben, dass sie bereit waren, Ungereimtheiten zu übersehen, weil sie an dieser charismatischen Führungsfigur festhalten wollten. 1 M ichael W. Campbell, „Margaret Matilda (Wright) Rowen“, in Ellen G. White Encyclopedia, Jerry Moon und Denis Fortin (Hrsg.) (Review and Herald, in Vorbereitung). 2 Claims Disproved (o. O. 1917). 3A rthur L. White, „False Prophets I Have Known“ (unveröffentlichtes Manuskript, o. D.).
Michael W. Campbell
ist Pastor der Wichita South-Adventgemeinde in Kansas (USA).
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FRAGEN ZUR BIBEL
Steht in 1. Mose 5,24 tatsächlich, dass Henoch in den Himmel aufgenommen wurde?
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enn man den genauen Wortlaut „in den Himmel aufgenommen“ sucht, lautet die Antwort nein; so steht es nicht im Text. Wenn wir die Sprache untersuchen, die im Vers selbst gebraucht wird, müssten wir zu dem Schluss kommen, dass hinsichtlich der Erfahrung des Henoch eine gewisse Unsicherheit besteht. Lasst uns die Sprache an sich untersuchen, den Kontext durchleuchten und schließlich auch intertextuelle Zusammenhänge – das heißt eine andere Textstelle, in der das Thema behandelt wird – betrachten. 1. Mehrdeutigkeit der verwendeten Ausdrücke: Hier sind im Wesentlichen zwei Formulierungen von Interesse: 1. „Er war nicht mehr da“ (EB) und 2. „Gott nahm ihn hinweg“ (EB). Beim ersten Satz handelt es sich im Hebräischen um ein Wort (we’eynennû), das wörtlich mit „und er nicht mehr“ übersetzt werden könnte, wobei das Verb „war“ ergänzt werden müsste: „Er war nicht da“ bzw. „Er nicht mehr“. Das könnte heißen, dass er verschwand oder starb. So sagte zum Beispiel Jakob über Josef: „Josef ist nicht mehr da.“ (1 Mo 42,36) Das heißt: „Er ist weg/tot.“ (Siehe auch Hiob 6,8; Ps 39,8) Die zweite Aussage: „Gott nahm ihn hinweg“ ist ebenfalls zweideutig. Sie könnte bedeuten, dass Gott „ihn nahm“ (laqah ’thô), in dem Sinne, dass er starb (siehe Hes 24,16; Jona 4,3), oder in dem Sinne, dass Gott ihn befreite oder bewahrte (1 Mo 7,2). Viele christliche Bibelkommentatoren argumentieren, dass der Abschnitt lediglich sagt, dass Henoch verschwand, weil er einen frühen Tod starb. Meistens gründet sich solch ein Verständnis auf der Überzeugung, dass das Alte Testament nicht die Auferstehung lehrt, die zu einer Existenz in der Gegenwart Gottes führt. Es wird argumentiert, dass dieser Gedanke erst später im Alten Testament aufkommt. 2. Bewertung des Kontextes: In 1. Mose 5 wird die Macht des Todes über die Menschen beschrieben – selbst über diejenigen, die Gott dienten. Wenn man dieses Kapitel liest, kommt man sich vor, als würde man die Grabinschriften auf einem Friedhof lesen. Die Verse entsprechen der literarischen Formel: „X lebte xx Jahre, zeugte Kinder, lebte xx Jahre, nachdem er Kinder gezeugt hatte, und starb.“ (Siehe Verse 5, 8, 11, 14, 17, 20, 27, 31) Diese Formel wird bei Henoch jedoch nicht verwendet; in seinem Fall suchen
wir die Formulierung „er starb“ vergeblich. Demnach bedeutet die Formulierung „er war nicht mehr da“ tatsächlich nicht „er starb“, sondern „er verschwand“. In Fällen, wo diese Formulierung für den Tod steht, geht das aus dem Kontext hervor, nicht aus dem Ausdruck selbst. Anders gesagt: Ein Mensch kann verschwinden, weil er stirbt oder weil Gott „ihn hinwegnimmt“. Das Verb „hinwegnehmen“ wird hier verwendet, ohne dass ein Ort genannt wird – ebenso wird es auch bei Elia gebraucht (2 Kön 2,3.5), was darauf hinweist, dass es „entrücken“ bedeutet. Das ist ganz klar das, was in 1. Mose 5,24 gemeint ist. Das Verb wird außerdem verwendet, um unser zukünftiges Leben beim Von Herrn zu bezeichnen (siehe Ps Angel Manuel 49,15; 73,23–25 ). Beachtet, wie der Rodríguez Satz in 1. Mose 5,24 strukturiert ist: Henoch (a) wandelte mit Gott; und (b) er war nicht mehr da, denn (a) Gott nahm ihn hinweg. Dieser Bericht handelt von Henochs enger Beziehung mit Gott, die zu seinem Weggehen beziehungsweise Entschwinden führte und nicht zu seinem Tod. Die Erklärung, die für sein Verschwinden gegeben wird, ist, dass Gott ihn hinwegnahm, nicht, dass er ihn tötete! 3. Henoch im Neuen Testament: Wenn ihr immer noch Zweifel habt, dann lest Hebräer 11,5 (NL): „Durch den Glauben wurde Henoch in den Himmel aufgenommen [Griechisch: metatithe-mi, „den Ort wechseln, entrückt werden], ohne zu sterben, denn niemand sah ihn mehr, weil Gott ihn zu sich nahm [metatithe-mi, entrücken].“ Die Aussage „er war nicht mehr da“ in 1. Mose 5,24 wird im Hebräerbrief so interpretiert, dass ihn „niemand … mehr [sah]“. Der Satz „Gott nahm ihn hinweg“ wird so verstanden, dass er an einen Ort im Himmel entrückt wurde. Die Änderung des Ortes wird so gedeutet, dass er nicht starb. Und schließlich wird Gott als derjenige identifiziert, der ihn entrückte oder zu sich nahm. Henochs Geschichte pflanzt Hoffnung ins menschliche Herz – Hoffnung in die Tatsache, dass Christus für uns die Macht des Todes überwunden hat. Was Jesus durch seinen Tod erwirkt hat, wurde Henoch durch Glauben zuteil. Sein Leben in inniger Verbundenheit mit Gott sollte uns dazu bewegen und inspirieren, dass Christus in unserem Glaubensleben ständig unser engster Freund ist.
Er wurde
hinweggenommen
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Angel Manuel Rodríguez ist Direktor des Biblischen Forschungs instituts der Generalkonferenz.
B I B E L S T U D I U M
Die
verheißene Gabe empfangen
Von Mark A. Finley
Hast du dich schon einmal zu schwach gefühlt, um einer Versuchung zu widerstehen? Hast du dich schon einmal gefragt, wie du ein siegreiches Glaubensleben führen kannst? Ist dir dein Glaubenszeugnis manchmal schwach vorgekommen? Das Wirken des Heiligen Geistes zu verstehen, verändert alles. Die Gegenwart und Kraft dieser himmlischen Gabe ist der Schlüssel. Durch die Kraft des Geistes können wir das Leben führen, das Gott für uns vorgesehen hat. In unserem heutigen Bibelstudium werden wir Jesu Verheißung des Heiligen Geistes für unser persönliches Leben betrachten.
1. Wozu forderte Jesus seine Jünger auf, bevor er zum Himmel auffuhr? Weshalb gab er diese Anordnung? „Siehe, ich will auf euch herabsenden, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr ausgerüstet werdet mit Kraft aus der Höhe.“ (Lk 24,49) Jesus wies seine Jünger an, in Jerusalem zu Er verhieß seinen Jüngern, dass sie mit Kraft
. werden würden.
Die Jünger sollten warten, bevor sie losgingen. Sie sollten empfangen, bevor sie gaben. Jesus lädt uns immer ein, zu ihm zu kommen, bevor wir für ihn losgehen. Er muss etwas in uns tun, bevor er etwas durch uns tut.
2. Wann sollten die Jünger die Kraft aus der Höhe empfangen?
„Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.“ (Apg 1,8 EB) „Wenn der
auf euch gekommen ist.“
Jesus wusste, dass der Missionsauftrag nicht ohne den Heiligen Geist erfüllt werden konnte. Seine Jünger hatten nicht die Kraft, die Aufgabe aus sich selbst heraus zu bewältigen. Die Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten gab den Jüngern die Kraft, das Evangelium mit Vollmacht zu verkündigen.
3. Welche Vorbereitungen trafen die Jünger, um den Heiligen Geist zu Pfingsten zu empfangen? Schreibe zwei Dinge auf, die du im folgenden Vers findest. „Diese alle waren stets beieinander einmütig im Gebet samt den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.“ (Apg 1,14) Diese alle waren stets beieinander
im
.
Die Jünger wurden vereint durch den Auftrag Christi, der Welt das Evangelium zu bringen. Dieses gemeinsame Ziel trieb sie auf ihre Knie und gemeinsam baten sie um die Kraft Gottes. Als sie sich im Gebet vereinten, wirkte Gott mächtig. Der Heilige Geist wurde überreich ausgegossen (siehe auch Apg 2,42; 4,31; 12,5). April 2011 | Adventist World
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4. Was sagte Jesus seinen Jüngern über den Wunsch seines himmlischen Vaters, sie
mit seinem Geist zu füllen?
„Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!“ (Lk 11,13) Wenn wir unseren Kindern mehr wird Gott den
geben können, wie viel denen geben, die ihn darum bitten?
Das Gebet öffnet unsere Herzen, damit wir alles empfangen können, was Jesus uns geben will. Er möchte uns seinen Geist so gern geben. Er lädt uns ein zu beten, nicht weil er seinen Geist nur widerstrebend über uns ausgießen will, sondern weil wir nicht vorbereitet sind, ihn zu empfangen.
5. Schreibe eine wesentliche Voraussetzung dafür auf, den Heiligen Geist zu empfangen. „Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten. Und ich will den Vater bitten und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit.“ (Joh 14,15.16) „Und wir sind Zeugen dieses Geschehens und mit uns der Heilige Geist, den Gott denen gegeben hat, die ihm gehorchen.“ (Apg 5,32) Gott weiß, dass es uns ernst damit ist, den Heiligen Geist zu empfangen, wenn wir seine Gebote
und ihm
.
Der Heilige Geist überführt uns der Sünde, offenbart die Wahrheit und führt uns dazu, ein Leben des Gehorsams Gott gegenüber zu führen. Wenn wir uns weigern, eine Lieblingssünde aufzugeben, oder uns gegen die Aufforderungen des Heiligen Geistes auflehnen, werden wir nie mit dem Geist erfüllt werden. Ein Leben des Gebets und Gehorsams und ein Herz, das ganz Gott gehört, sind die beste Vorbereitung darauf, den Heiligen Geist in seiner ganzen Fülle zu empfangen. Vom Geist überführt, geleitet und gestärkt, werden wir dazu geführt, den Aufforderungen des Geistes zu folgen.
6. Wozu führt es, wenn wir unser Leben ganz der Herrschaft des Heiligen Geistes anvertrauen? „Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, die sind Söhne Gottes. Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wieder zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!“ (Röm 8,14.15 EB) Wir empfangen den Geist der
.
Welch ein herrliches Vorrecht! Durch den Heiligen Geist sind wir von der Knechtschaft der Sünde befreit, erhalten göttliche Leitung und werden als Söhne und Töchter Gottes in die himmlische Familie aufgenommen. Wenn wir vor Gottes Thron knien und ihn um den Heiligen Geist bitten, wenn wir unser Leben ihm übergeben und die verheißene Gabe im Glauben in Anspruch nehmen, wird Gott sie uns gern geben. Öffne dein Herz heute dem wunderbaren Segen dieser verheißenen Gabe. Gott möchte mehr für uns tun, als wir uns vorstellen können. Er lädt uns ein, täglich im Geist zu „leben“ und zu „wandeln“ (siehe Gal 5,25). Möge Gottes Geist heute in dein Leben strömen, dich näher zu Jesus ziehen und dir die Kraft geben, ein Leben des Sieges zu führen, das Gott bezeugt.
Im nächsten Monat setzen wir unser Studium Durch die Kraft des Geistes fort. 28
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Exchange W rld Gemeinde im Austausch LESERBRIEFE Für einen heiligen Zweck bestimmt
Ich stimme dem Artikel „Heilig dem Herrn“ (Januar 2011) und der Schlussfolgerung von Angel M. Rodríguez, dass „der Zehnte nur von denen zu verwenden [ist], die von der Gemeinde als Gottes berufene Werkzeuge zur Verkündigung des Evangeliums anerkannt werden“, voll und ganz zu. Wenn die Gemeinde von ihren Gliedern erwartet, dass sie ihren Zehnten treu geben, können die Glieder auch erwarten, dass die Kirche und all ihre Abteilungen ihrerseits den Zehnten nur für den in der Bibel vorgesehenen Zweck einsetzen, nämlich die Verkündigung des Evangeliums. Werner Lange Lüneburg, Deutschland Ein unbezahlbares Geschenk
Es ist eine große Freude, jeden Monat kostenlos Exemplare der Zeitschrift Adventist World zu erhalten. Sie ist ein echter Segen von Gott. Die Titelgeschichte „Der kleine Diamant“ von Chantal Klingbeil (Dezember 2010) hat mich sehr berührt. Wie fantastisch ist es doch, Geschichten über die einzigartige Macht Gottes im Leben derer zu lesen, die ihm treu sind – durch seine Kraft wurde seine Dienerin zu neuem Leben erweckt! Rodrigo Nogueira Xapuri-Acre, Brasilien
Autorin dankt
Vielen Dank für den Abdruck des Artikels „Das ‚unsichtbare‘ Klavier“, den ich eingesandt habe (Dezember 2010). Ich schicke euch einen weiteren Artikel zu eurer Verwendung. Danke für eure höchst interessante Zeitschrift. Adventist World ist ein Segen für uns alle hier im adventistischen Seniorenheim Advent Haven. Wir sind umgeben von den herrlichen Hügeln des Naturschutzgebietes Suikerbosrand (Sugar Bush Hills). Es ist sehr friedlich hier und man kann in dieser wunderschönen Umgebung wirklich mit dem Gott der Natur in Verbindung treten. Welch ein Vorrecht ist es außerdem, mit Menschen gleichen Glaubens zusammenzuleben. Möge Gott euch alle, die ihr für Adventist World arbeitet, weiterhin segnen. Wilhelmina Dunbar Heidelberg, Südafrika Es beginnt mit mir
Danke für die Botschaften und Aufrufe von der Herbstsitzung und von Ted N. C. Wilson, unserem Generalkonferenz-Präsidenten, in den Artikeln „Vergesst nicht, wie ihr heißt“ und „Delegierte der Herbstsitzung stimmen auf den Knien für Erweckung und Reformation“ von Mark A. Kellner sowie „Virtuelle Realität?“ von Ted N. C. Wilson (Dezember 2010). Ich war viele Jahre bei der Generalkonferenz tätig und habe viele Dokumente und Programme gesehen, und mein Appell ist, dass diese nicht nur geduldiges Papier bleiben, sondern dass wir sie als treue Glieder und Arbeiter für uns persönlich nehmen und Erweckung und Reformation
in unserem Leben Wirklichkeit werden lassen. Nie hat es in dieser Welt Ereignisse gegeben, wie wir sie heute sehen. Lasst uns vorwärtsgehen und unser Leben und unsere Glaubensgemeinschaft auf das Kommen Jesu vorbereiten. Leo Ranzolin, Sr. Estero, Florida, USA Feststellungen und Entscheidungen
Danke für den Artikel „Christen und Weihnachten“ von Angel Manuel Rodríguez (Dezember 2010). Ich freue mich, mit der Auffassung des Autors darüber, wie Christen mit einem Feiertag wie Weihnachten umgehen können, selbst wenn er heidnischen Ursprungs sein mag, übereinzustimmen. Vor Jahren habe ich mich mit der Frage beschäftigt, ob ich als Christ Feiertage und Traditionen anerkennen sollte, die heidnische Wurzeln haben. Meine Suche begann bei Ostern und zu meiner Überraschung fand ich heraus, dass diese christliche Tradition weit davon entfernt war, die Auferstehung Jesu zu feiern. Es dauerte nicht lange, bis mir klar wurde, dass, wenn ich Ostern aus meinen Kalender streichen würde, ich auch Weihnachten streichen müsste. Und das wäre erst der Anfang. Die Olympischen Spiele und in vielen westlichen Sprachen auch die Monatsnamen und die Namen der Wochentage sind heidnischen Ursprungs. Als Christ, der am Samstag Gottesdienst feiert, bin ich dennoch sicher, dass ich nicht dem heidnischen Gott Saturn folge, nach dem die Römer diesen Tag benannten. Ebenso wenig bete ich eine heidnische Göttin an, wenn ich den Tag, an dem Jesus von den Toten auferstand, Ostern nenne. Und ich denke nicht einmal an Julius Cäsar oder den Kaiser Augustus, wenn ich die Monatsnamen Juli und August schreibe.
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Exchange W rld Gemeinde im Austausch LESERBRIEFE Wie Rodríguez ist mir auch klar, dass diese Angelegenheit „dem Gewissen jedes Einzelnen“ überlassen werden muss. Heute eliminiere ich diese Traditionen nicht, sondern begehe sie um der Größe des Allmächtigen willen. Timothy Lemky West Kelowna, British Columbia, Kanada Erinnerung
Danke für die wunderbare Arbeit, die ihr leistet. Mich hat die Geschichte von Mustaq von Sudha Khristmukti in der Rubrik „Mit Gott erlebt“ (Oktober 2010) sehr berührt. Wenn wir unsere geistliche Armut übersehen, behandeln wir diejenigen schlecht, die materiell so arm sind, wie wir es geistlich sind. Oft wenden wir uns von den Menschen ab, die unsere Hilfe brauchen. Charles Karorero Bujumbura, Burundi
Zeichen seines Kommens
Ich grüße euch im Namen unseres Herrn Jesus Christus. Ich schreibe aufgrund des Artikels von William G. Johnsson „Adventisten und Muslime: Fünf Überzeugungen“ (Februar 2010). Ich habe keine Zweifel, dass Gott durch den Scheich gesprochen hat, um uns wachzurütteln. Fast alle Endzeitprophezeiungen haben sich erfüllt. Lasst uns alles tun in dem Wissen, dass die Zeit für unseren Planeten abläuft. Jimmy Nkwambo Kampala, Uganda
Schließt uns nicht aus
Unsere Tochter erhält Adventist World in Polen. Vor kurzem hat sie geheiratet und ist weggezogen, so dass ich nun keine Möglichkeit mehr habe, die Zeitschrift zu lesen. Ich würde sie bitte gern erhalten. Meine Frau Hanna und ich werden sie lesen und sie an unsere Englisch sprechenden Nachbarn weitergeben. Gott segne euch. Walter Kaczorowski Nadarzyn, Polen Anerkennung
Herzliche Gratulation zu Adventist World. Sie ist wirklich eine internationale Zeitschrift der Kirche der Siebenten-TagsAdventisten. Sie ist in jeder Hinsicht auf geistliche Art und Weise lehrreich. David Likindikoki Arusha, Tansania Leserbriefe bitte an letters@adventistworld.org schicken. Bitte
klar und zum Punkt schreiben; höchstens 250 Wörter. Titel des Artikels, Ausgabe und Seitenzahl angeben; Namen und Wohnort (Stadt und Land) nicht vergessen. Redaktionelle Bearbeitung (Kürzung und Präzisierung) vorbehalten. Nicht alle Zuschriften können veröffentlicht werden.
GEBETSANLIEGEN Ich suche nach einer festen Arbeit. Bitte betet für mich. Betet auch dafür, dass Gott mir hilft, meine Probleme zu lösen. Cynthia, Südafrika
leme. Ich möchte darauf vertrauen, dass es mir durch eure Gebete möglich sein wird, mich für dieses Semester zu registrieren. Samwell, Uganda
Wir haben gerade eine Landwirtschaftsschule hier in Honduras aufgemacht. Es waren so viele junge Leute interessiert, dass wir gar nicht alle aufnehmen konnten. Wenn wir Betriebsmittel aus den USA gespendet bekommen könnten, würde uns das sehr helfen, die landwirtschaftliche Seite unseres Dienstes noch mehr zu entwickeln. Bitte betet, dass Gott eine Möglichkeit schafft. Jesse, Honduras
Bitte denkt in eurem weltweiten Gebetskreis an drei junge Burschen – dass sie zu Gott zurückkehren und sich auf einen Platz im Reich Gottes vorbereiten. Gott segne euch. Cliff, Kanada
Eure Gebete haben mich durch mein Studium getragen. Ich habe nur noch zwei Semester. Dabei ergeben sich erneut Prob-
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Letztes Jahr wurden durch unsere Evangelisationen 827 Personen getauft. Halleluja! Für dieses Jahr haben wir uns das Ziel von 1.000 Taufen gesteckt. Dazu brauchen wir eure Unterstützung im Gebet. Denkt an uns, wenn ihr zum Gebet auf die Knie geht. Mark, Ghana
Betet mit mir um Gottes Führung und Rat für meine Ehe. Helft mir, darum zu beten, dass der Heilige Geist mein Leben lenkt – jetzt und für alle Zeiten. Fitzgerald, Sambia Bitte betet für meinen Freund, der nach einer Operation jetzt wieder zuhause ist. Betet darum, dass er sich rasch wieder erholt. Ich glaube fest daran, dass Gott Gebete erhört. Jewell, USA
Gebetsanliegen sowie Lob und Dank für erhörte Gebete bitte an prayer@adventistworld.org schicken. Anliegen bitte kurz und präzise formulieren, höchstens 75 Wörter. Kürzung und Präzisierung vorbehalten. Wir beten in unserer wöchentlichen Mitarbeiterbesprechung auch für die Anliegen, die wir nicht veröffentlichen können. Bitte Namen und Land nicht vergessen. Gebetsanliegen können auch gefaxt oder per Post geschickt werden. Fax: 1-301-680-6638. Postanschrift: Adventist World, 12501 Old Columbia Pike, Silver Spring, MD 20904-6600 USA.
„Siehe, ich komme bald …“
D
A lf o n s o
So habt ihr Anteil am
R o m e r o
MIT GOTT ERLEBT
Austausch
ie Rubrik „Gemeinde im Austausch“ in Adventist World ist für euch und über euch, liebe Leser. Wir freuen uns über eure Zusendungen für diesen dynamischen Teil unserer Zeitschrift zu den folgenden Themen:
Gebetsanliegen – bitte an prayer@adventisworld.org senden
Gebetsanliegen sowie Lob und Dank für erhörte Gebete. Haltet eure Zusendungen knapp und präzise (höchstens 75 Wörter). Wir behalten uns vor, eingesandte Gebetsanliegen zu kürzen und zu präzisieren. Wir beten in unserer wöchentlichen Mitarbeiterbesprechung für alle Anliegen – auch für die, die wir nicht veröffentlichen können. Bitte vergesst nicht, euren Namen und das Land, aus dem ihr schreibt, zu nennen. Leserbriefe – bitte an letters@adventistworld.org senden
Leserbriefe müssen sich auf etwas beziehen, das in Adventist World erschienen ist. Außerdem sollen sie klar und zum Punkt geschrieben sein und höchstens 250 Wörter umfassen. Vergesst bitte nicht, den Namen des Artikels sowie das Erscheinungsdatum und die Seitenzahl zu nennen. Und nennt bitte auch euren Namen sowie den Ort und das Land, aus dem ihr schreibt. Wir behalten uns vor, Leserbriefe zu kürzen und zu präzisieren. Zeitgerechte Briefe haben eine größere Chance, gedruckt zu werden; nicht alle Leserbriefe werden veröffentlicht. Mehr Informationen erhaltet ihr am Ende der Rubrik „Leserbriefe“ in dieser Zeitschrift. Leserforum – Beiträge bitte an marank@gc.adventist.org senden
Hier findet ihr kleine Einblicke ins Leben – eine Fülle verschiedenster Dinge aus aller Welt, die die Leser zum Nachdenken oder zum Lachen bringen und ihre Freude über ihre adventistische Familie vergrößern. Wir freuen uns über kurze Einsendungen zu den folgenden Kategorien: Posteingang (kurze, tiefe Gedanken zu geistlichen Themen; höchstens 100 Wörter) Zitate (tiefgehend oder spontan) Wo in aller welt? (hochwertige Fotos von STA-Gliedern aus aller Welt mit aussagekräftigen Bildunterschriften) kennt ihr schon …? (Hochwertige Fotos mit kurzen biografischen Angaben von neu getauften Gliedern, Adventisten, die sich aktiv in gemeinnütziger Arbeit engagieren, oder kleinen Gruppen, die neue Wege beschreiten, um das Evangelium weiterzusagen. Die Beiträge sollten nicht länger als 100 Wörter sein.) Andere Möglichkeiten, uns eure Beiträge zu schicken: per Fax an 301-680-6638 oder per Post an World Exchange, Adventist World, 12501 Old Columbia Pike, Silver Spring, Maryland 20904-6600, USA.
Schickt uns, was ihr habt, und freut euch über
den
Austausch!
Unser Auftrag ist es, Jesus Christus zu erhöhen und Siebenten-Tags-Adventisten überall im Glauben und Leben, in ihrer Hoffnung und Mission zu einen. Herausgeber: Adventist World ist eine internationale Zeitschrift der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Sie wird herausgegeben von der Generalkonferenz, Nordasien-Division der Siebenten-TagsAdventisten. Geschäftsführender Herausgeber: Bill Knott Mitherausgeber: Claude Richli Internationaler Verlagsleiter: Chun Pyung Duk Herausgeberausschuss: Ted N. C. Wilson, Vorsitz; Benjamin D. Schoun, stellvertretender Vorsitzender; Bill Knott, Sekretär; Lisa Beardsley; Daniel R. Jackson; Robert E. Lemon; Geoffrey G. Mbwana; G. T. Ng; Juan Prestol; Michael Ryan; Ella S. Simmons; Mark Thomas; Karnik Doukmetzian, Rechtsberater Koordinationsausschuss: Lee, Jairyong, Vorsitz; Akeri Suzuki; Kenneth Osbom; Guimo Sung; Glenn Mitchell; Chun, Pyung Duk Chefredakteur: Bill Knott V. i. S. d. P. (deutschsprachige Ausgabe): Elí Diez-Prida, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg Redakteure in Silver Spring, Maryland, USA: Gerald A. Klingbeil (stellvertretender Chefredakteur), Sandra Blackmer, Stephen Chavez, Mark A. Kellner, Kimberly Luste Maran Redakteure in Seoul, Korea: Chun, Jung Kwon; Choe, Jeong-Kwan Redakteur der Online-Ausgabe: Carlos Medley Technische Koordination: Merle Poirier Assistentin des Chefredakteurs: Rachel J. Child Redaktionsassistenten: Marvene Thorpe-Baptiste, Alfredo Garcia-Marenko Leserservice: Merle Poirier Layout und Design: Jeff Dever, Fatima Ameen Berater: Ted N. C. Wilson, G T Ng, Robert E. Lemon, Delbert W. Baker, Guillermo E. Biaggi, Lowell C. Cooper, Daniel R. Jackson, Geoffrey G. Mbwana, Armando Miranda, Pardon K. Mwansa, Michael L. Ryan, Blasious M. Ruguri, Ella S. Simmons, Alberto C. Gulfan jr, Erton Köhler, Jairyong Lee, Israel Leito, John Rathinaraj, Paul S. Ratsara, Barry D. Oliver, Benjamin D. Schoun, Artur A. Stele, Bruno Vertallier, Gilbert Wari, Bertil A. Wiklander Verlag der deutschsprachigen Ausgabe: Saatkorn-Verlag GmbH, Abt. Advent-Verlag, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg Übersetzung ins Deutsche: Frauke Gyuroka, Graz Layoutanpassung der deutschsprachigen Ausgabe: Ingo Engel, München Druck der deutschsprachigen Ausgabe: Thiele & Schwarz GmbH, Werner-Heisenberg-Str. 7, D-34123 Kassel Rötzerdruck, Mattersburgerstr. 25, A-7000 Eisenstadt Autoren: Wir freuen uns über Beiträge. Unsere Anschrift: 12501 Old Columbia Pike, Silver Spring, MD 20904-6600, USA. E-Mail: worldeditor@gc.adventist.org, Website: www.adventistworld.org Die Bibelzitate sind – falls nichts Anderes vermerkt ist – der Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers (revidierter Text 1984), durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, entnommen. Adventist World erscheint monatlich und wird in Korea, Brasilien, Indonesien, Australien, Argentinien, Deutschland, Österreich und den USA gedruckt. 7. Jahrgang, Nr. 4
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LESERF RUM W o
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A us dem L eben gegri f f en Im Dezember 2010 vollendete ein Freund von mir, Bruce Wickwire, sein 95. Lebensjahr. Seine Frau Adele wurde 90! In dem Weihnachtsrundbrief, den sie an ihre Freunde nah und fern versandten, schreibt Bruce: „Für einige Körperteile ist die Garantie abgelaufen. Und in manchen ‚Scharnieren‘ ächzt es schon.“ Charles Tidwell, Sr., Collegedale, Tennessee, USA e i n g e s c h i c k t vo n
ZI TAT
DE S
C h a r l e n e
F.
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Cla r k e
MO N AT S
„Mit Gott werden all unsere hässlichen Herausforderungen zu großartigen Gelegenheiten.“ Isaac Milioti Daka, Evangelist und Bezirkskoordinator im Ost-Sambia-Feld, Sambia KE N N T I HR SCHO N … Alexander? Als Alexander seinen Fuß zum ersten Mal in eine Adventgemeinde in Tomsk (Sibirien) setzte, hatte er vor, Ärger zu ma-
n M i s s i o
Gemeindeältester in einer von nur zwei Adventgemeinde in Tomsk, einer Stadt mit einer halben Million Einwohnern. Er erzählt anderen von der Liebe Jesu, doch die kleine Kapelle platzt schon jetzt aus allen Nähten. Neue Gemeindeglieder haben gar keinen Platz. Der Mangel an Kapellen macht Evangelisationen in ganz Sibirien zu einer großen Herausforderung. Bitte betet dafür, dass die Gemeinde Anbetungsstätten für neue Gemeindeglieder bereitstellen kann, damit diese weiter im Glauben wachsen und andere mit der Liebe Jesu be kannt machen können. Quelle: Adventist Mission Newsletter, www.adventistmission.org.
A NTW O R T: In Kingston (Jamaica) proben Jugendliche der Ost-Jamaika-Vereinigung, die die Ausbildungskurse der Adventjugend für Youth Leader (YL), Master Guide (MG) und MG mit Pathfinder Leadership Award (PLA) absolvieren, für ihren Amtseinführungsgottesdienst.
i s t A d v e n t
chen. Seine Frau hatte begonnen, regelmäßig zur Gemeinde zu gehen, und Alexander war entschlossen, sie aus dieser seiner Meinung nach „gefährlichen Sekte“ zu retten. Wie erstaunt war er, als man ihn überaus freundlich und liebevoll begrüßte. Alexanders schweres Herz begann zu schmelzen. „Ich rang mit Alkoholproblemen und war verzweifelt“, berichtet er. „Wenn meine Frau und ich nicht Christus gefunden hätten, wäre ich heute nicht mehr am Leben. Ich kam als Feind in diese Gemeinde, doch Gott zeigte mir durch die Brüder und Schwestern seine Liebe.“ Alexander nahm Jesus an, wurde getauft und ist nun ein