AW German - November 2015

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D i e i n t e r n a t i o n a l e Z e i t s c h r i f t f ü r S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n

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GESETZLICHKEIT gesucht

heuchelei 14

Endlich frei

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Die Kraft desBrotes

entdeckt 24

Gott Dinosaurier?

Erschuf


Nove mb e r 2015

D i e i n t e r n a t i o n a l e Z e i t s c h r i f t f ü r S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n

Endlich frei

Gesetzlichkeit gesucht – Heuchelei entdeckt

Von Joseph Olstad

HEUCHELEI entdeckt

Es ist sinnvoll, Begriffe abzugrenzen, bevor wir über sie diskutieren.

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Die Kraft desBrotes

24

Gott Dinosaurier?

Von Gerald A. Klingbeil

Die Sabbatruhe ist mehr als ein Symbol.

20 Die Macht des Brotes

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E L E B T E R

G L A U B E

Von Jeff Couzins

8 Jedes Gemeindeglied ein Sämann 24 Erschuf Gott Dinosaurier? I M

B L I C K P U N K T

Von Ted N. C. Wilson

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G

L A U B E

U N D

W I S S E N S C H A F T

Von Raúl Esperante

In der Bibel könnte die Antwort zu finden sein, oder auch nicht.

A N D A C H T

Ad hoc oder wohlüberlegt?

G L A U B E N S Ü B E R Z E U G U N G E N

Gemeinsam zu essen ist die höchste Form der Gastfreundschaft.

Erschuf

Im Wort Gottes steckt Leben.

14 Endlich frei

GESETZLICHKEIT gesucht

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T I T E LT H E M A

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Nove m b e r 2015

Von Bernd Sengewald

Wie wir auf Christi Ruf reagieren, hängt davon ab, wo wir stehen, wenn wir ihn hören.

25 Auf der Straße nach Jericho

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I S S I O N

Von Michael Mace

Man weiß nie, ob man derjenige ist, der hilft oder dem geholfen wird.

RESSORTS 3 K I R C H E

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A K T I O N

3 Aus aller Welt 6 Blick in die Welt 10 Ein-Tag-Kapelle

22 E L L E N

27 B I B E L S T U D I U M Elia: Eine Frage und eine Aufforderung

W H I T E E N T D E C K E N

Lebendige Natur

26 F R A G E N Z U R Die Frage der 11 G E S U N D H E I T Sohnschaft Parkinson und L-Dopa

B I B E L

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L E S E R F O R U M

www.adventistworld.org In 10 Sprachen online

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Adventist World | November 2015

t i j m e n

va n

t i t e l f o t o s : f r e e i m a g e s . c o m / d o b b e n b u r g h / M i r a Pav l a k o v i c


Unendliche Gnade

A U S A L L E R W E LT Von Andrew McChesney

Adventisten in Europa

kümmern sich um Migranten Präsident der Transeuropäischen Division selbst Kriegskind

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ngesichts des Flüchtlingsstroms in Europa verstärken SiebentenTags-Adventisten überall auf dem Kontinent ihre Bemühungen, den Flüchtlingen durch Nahrung, Unterkunft, Bildung und sonstige Unterstützung zu helfen, ein besseres Leben zu beginnen. Raafat Kamal, Präsident der Transeuropäischen Division der Kirche der SiebentenTags-Adventisten, erklärte, dass die Flüchtlingskrise in ihm Erinnerungen an seine Ein Mädchen bekommt im Rah­ eigene Kindheit während eines men einer Flüchtlingsinitiative der Kriegs im Nahen Osten Adventgemeinde Mödling Hilfe weckte, und er rief Adventisten bei ihren Hausaufgaben. eindringlich auf, ADRA und Adventgemeinden, die Flüchtlingen helfen, vereint zu unterstützen und für sie zu beten. „Ich persönlich sehe diese Herausforderung als eine Gelegenheit, die unseren Gästen und uns selbst hilft, bessere Menschen zu werden“, sagte Kamal. „Das ist das Schöne an mitfühlender Großzügigkeit und anteilnehmendem Dienst an leidgeprüften Menschen.“ Die europäischen Politiker ringen darum, die Flut der überwiegend syrischen Flüchtlinge zu bewältigen, die in den vergangenen Monaten nach Europa gekommen sind. Viele Flüchtlinge saßen wochenlang in den Ländern an der Küste Europas, in denen sie in Europa ankamen, fest, während die Behörden den Rückstau der Asylanträge bearbeiteten. „Wenn die Flüchtlinge in Serbien ankommen, sind sie ziemlich erschöpft“, sagte Igor Mitrovic, Geschäftsführer des Landesbüros von ADRA-Serbien, das mitgeholfen hat, Ende August ein Informationszentrum für Asylsuchende in der Hauptstadt Belgrad zu errichten. „Oft erzählen sie uns, dass die Dinge, die sie auf dem Weg erlebten – die Misshandlungen, das Erpressen hoher Geldsummen, die ständige Todesgefahr und die Verzweiflung – sich als schlimmer A u s t r i a

ein Streben nach Sündlosigkeit überlebte nicht einmal den Tag meiner Taufe. Ich war freudestrahlend aus dem Wasser herausgekommen, weil ich mein Leben Jesus anvertraut hatte. Nach zwei langen Bibelstundenserien hatte ich mich gemeinsam mit fünf Klassenkameraden an einem Sabbatnachmittag taufen lassen. Ich war zwölf Jahre alt, und der Taufgottesdienst erfüllte mein Herz mit Freude. Familienmitglieder, Freunde und Klassenkameraden hatten sich eingefunden, bestärkten mich in der Entscheidung, die ich getroffen und gratulierten mir zu dem Leben, zu dem ich mich entschlossen hatte. Doch kein Sterblicher, der Brüder hat, kann lange auf dem Weg sündloser Vollkommenheit bleiben. Als wir später an diesem Nachmittag noch einen Familienspaziergang machten, geriet ich wie so oft in einen Streit mit einem meiner Brüder – über Schulaufgaben, darüber, wer zuhause mehr mithelfen musste oder sonst irgendein belangloses Thema, das eines Streites gar nicht wert war. Und mit einem scheußlichen Gefühl im Magen wurde mir klar, dass ich in meinem Bemühen, vollkommen zu sein, gerade versagt hatte. Weniger als drei Stunden waren vergangen, seit ich mein Leben Jesus versprochen hatte und schon hatte ich Gewissensbisse, weil ich wütend geworden war. Meine Geschichte ist Millionen von Christen und Adventisten, die sich an ihre Taufe erinnern, vertraut. Voller Naivität hofften wir – glaubten vielleicht sogar – dass wir nie wieder sündigen würden, dass wir Christi Vergebung wohl für unsere Vergangenheit, nicht jedoch in der Zukunft brauchen würden. Doch schon am Tag, nachdem wir unser Leben Jesus gaben, entdeckten wir aufs Neue, wie sehr wir seine Gnade und Barmherzigkeit brauchten. Das war der Zeitpunkt, an dem wir tatsächlich begannen, als Jünger Jesu zu leben – nicht in den kurzen Stunden, in denen wir keinen bewussten Fehler machten, sondern in den Tagen, Monaten und Jahren, in denen Jesus uns in unserer Gebrochenheit voller Gnade und Barmherzigkeit wieder heilte. Jeden Tag werden in dieser Welt mehr als 3500 Menschen in die Adventgemeinde getauft. Stellt euch an ihre Seite, bestärkt sie in ihrer guten Entscheidung. Und dann helft ihnen, mit euch zu erkennen, dass wir niemals so lange leben werden, dass wir keine Gnade mehr brauchen und nie durch irgendetwas anderes gerettet werden als durch die Gerechtigkeit Christi.

ADRA

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November 2015 | Adventist World

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A U S A L L E R W E LT herausstellten als die Schüsse und die Zerstörung in ihrer Heimat.“ Adventisten, die mit der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA zusammenarbeiten, stehen in der Flüchtlingskrise an vorderster Front. Die ADRA-Büros in Kroatien und Slowenien haben sich aktiv daran beteiligt, Sachspenden für Flüchtlinge in Griechenland, Mazedonien und Serbien zu sammeln. Zehn Tonnen Hilfsgüter wurden per Eisenbahn nach Serbien geschickt, 2,5 Tonnen von der slowenischen Fluggesellschaft Adria Airways unentgeltlich auf die griechische Insel Lesbos geflogen. Adventisten helfen Flüchtlingen in vielen europäischen Ländern, darunter Österreich, Deutschland, Italien und Großbritannien. „Ich ermutige unsere Gemeindeglieder, sich bei den ADRA-Verantwortlichen in ihren Gemeinden und in den ADRA-Büros über stattfindende und geplante Initiativen zu erkundigen“, sagte Kamal. Die Transeuropäische Division, deren Präsident er ist, umfasst über 20 Länder in Europa, darunter Serbien, Ungarn und Griechenland. „Wenn es keine ADRA-Präsenz gibt, ermutige ich die Gemeindeglieder, Helferkreise zu gründen und ADRA und die Gemeinde aktiv zu unterstützen.“ Die Flüchtlingskrise hat bei Kamal viele Erinnerungen wachgerufen. Er wuchs während des Bürgerkriegs 1975–1990 im Libanon auf. Bei zahllosen Angriffen auf sein Dorf verlor er Angehörige und Freunde. Einmal schlug eine Rakete in seinem Haus ein und zerstörte ein ganzes Stockwerk. Im Jahr 1984 verließ Kamal den Libanon und absolvierte ein Studium der Betriebswirtschaft und Theologie auf dem adventistischen Newbold College in England. „Flüchtlinge sind heimatlos und haben Angst. Viele haben unaussprechlich schreckliche Dinge erlebt“, sagte Kamal. „Wir müssen ihnen helfen. Das ist unsere Pflicht als Menschen und als Christen.“ n

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Adventist World | November 2015

Alberto C. Gulfan, Jr. – in guter Erinnerung für seine Evangelisation

Von Andrew McChesney,

Ehemaliger Divisionspräsident starb nach langem Kampf gegen Krebs.

nach einem Bericht der SüdasienPazifik-Division

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m 26. September 2015 starb Alberto C. Gulfan Jr. nach langem Krebsleiden im Alter von 64 Jahren. Er war ein leidenschaftlicher Evangelist, der sogar während seiner zwölf Jahre als Präsident der Südasien-Pazifik-Division fünf bis sechs Evangelisationen im Jahr hielt. Gulfan, der sein Leben lang Adventist war, hatte einen ruhigen, demütigen Führungsstil und spielte gerne Tennis. Er war bei seinen Freunden und Kollegen sehr beliebt. „Er war ein wunderbarer Verfechter der Wahrheit Gottes und Evangelist“, schrieb der Präsident der Weltkirche, Ted N. C. Wilson, in einem Kondolenzbrief an Gulfans Witwe, Helen Bocala-Gulfan, und drei erwachsene Kinder. Gulfan diente unserer Kirche 42 Jahre lang. Der Höhepunkt seiner Berufslaufbahn war seine Wahl zum Präsidenten der Südasien-Pazifik-Division im Juni 2003. Zu der Division gehören die Philippinen, Indonesien und zwölf weitere Länder. Bei der Vollversammlung der Generalkonferenz im Juli 2015 trat er aus Gesundheitsgründen zurück. „Er war mit Leib und Seele Evangelist. Evangelisieren lag ihm im Blut und war immer sein besonderes Anliegen,“ sagte G. T. Ng, Generalsekretär der Weltkirche der Siebenten-Tags-Adventisten, der in den 1990er-Jahren als Professor auf dem Adventist International Institute of Advanced Studies (AIIAS) auf den Philippinen erstmals mit Gulfan zusammenarbeitete. Gulfan leitete zu jener Zeit den

Zentral-Philippinen-Verband, in dessen Gebiet sich die Universität befindet. Myron Iseminger, Untersekretär der Weltkirche, erinnert sich noch gut an eine große Vortragsreihe, die an verschiedenen Orten auf der philippinischen Insel Mindanao gehalten wurde. Am letzten Sabbat fand eine Massentaufe von mehr als 2000 Menschen statt, die von Gulfan geleitet wurde. Iseminger wird diese Erfahrung nicht so schnell vergessen. „Ich denke, dass jeder, der ihn kennt, bestätigen wird, dass Pastor Gulfans Vermächtnis seine Leidenschaft für Evangelisation war“, sagte er. Als stellvertretender Schatzmeister der Südasien-Pazifik-Division hatte er drei Jahre lang direkt mit Gulfan zusammengearbeitet. Gulfan hatte in unserer Kirche viele Funktionen. Er war Buchevangelist, Gemeindepastor, Bezirkspastor, Krankenhausseelsorger und Gesundheitserzieher, Abteilungsleiter für Gesundheit und Mäßigkeit beim Verband, Vorsteher eines Missionsverbands, Verbands-Predigtamtssekretär, Verbands-Vorstandssekretär und Verbandsvorsteher, bevor er zum Divisionspräsidenten gewählt wurde. „Ich habe seinen ‚ruhigen‘ Führungsstil geschätzt und gemocht“, sagte Gerald A. Klingbeil, stellvertretender Chefredakteur der Zeitschriften Adventist Review und Adventist World, der von 2006 bis 2009 Dekan des Theologischen Seminars in AIIAS war und in dieser Zeit mit Gulfan zusammenarbeitete. „Er war kein lauter Leiter, sehr bescheiden und hat den Kon-


Von Andrew McChesney

Adventistisches Essen

für König geeignet

Alberto C. Gulfan Jr. im Jahr 2010.

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er neue König von Tonga hält adventistisches Essen offensichtlich geeignet für einen König. Tausende Gäste bei der Krönung von König Tupou VI. aßen zum Frühstück die vom adventistischen Nahrungsmittelriesen Sanitarium Health & Wellbeing produzierten gesunden Müslis und Sojadrinks. Wir „sind ziemlich sicher, dass dies in unserer Geschichte zum ersten Mal vor­ gekommen ist“, erklärte eine Firmensprecherin. Die Firma mit Niederlassungen in Australien und Neuseeland lieferte Palletten mit Frühstückmüslis und seinem beliebten „So-Good“-Sojadrink zu den Feierlichkeiten nach Nuku’alofa, der Hauptstadt des polynesischen Königreiches, das aus 177 Inseln besteht und etwa 2400 Kilometer nordöstlich von Neuseeland liegt. Studierende und Mitarbeiter des Beulah Adventist College in Tonga servierten drei Tage lang etwa 4000 der insgesamt 15.000 geladenen Gäste auf dem elf Tage dauernden Krönungsfest das Frühstück. Mehrere Organisationen – unter anderem auch kirchliche Gruppen – waren während des Ereignisses für die Mahlzeiten und Begleitaktivitäten zuständig. Die Adventgemeinde bot an drei verschiedenen Standorten in der Hauptstadt ein besonderes Programm, das mit einem Morgengebet begann, gefolgt von einem 30-minütigen Bewegungsprogramm und einem gesunden Frühstück. An allen drei

Veranstaltungsorten drängten sich die Gäste der Krönungsfeier: Minister, Beamte, Geschäftsleute und Geistliche verschiedener Glaubensgemeinschaften. Dem 56-jährigen König gefiel, was er sah. Der Adventist Record, das adventistische Informationsblatt in der SüdpazifikRegion, berichtete: „Der König, der ein besonderes Interesse an Gesundheitsthemen hat, war sehr angetan davon, dass für die Einwohner von Tonga ein Programm gestaltet wurde, bei dem für Bewegung und gesunde Nahrungsmittel geworben wurde.“ n W i k i c o m m o n s

sens gesucht. Aber er wusste, wo unsere Kirche stehen sollte.“ Ng beschrieb Gulfan als „immer bescheiden und demütig“ und erinnerte sich an 20 Jahre zurückliegende gemeinsame Tennisspiele. „Wenn wir ein Match miteinander spielten, habe ich ihn nie verärgert gesehen, wenn er ein Spiel verlor“, sagte er. „Unsere Kirche hat wirklich einen engagierten Mann Gottes und einen tapferen Streiter Christi verloren.“ Gulfan hatte ein ausgezeichnetes Gedächtnis, erinnerte sich Linda Mei Lin Koh, die neun Jahre lang die Abteilungen Kinder, Ehe und Familie und Frauen in der Division leitete. „Er wusste, dass ich gerne Marang esse, eine Frucht, die auf den Philippinen wächst“, sagte Koh, inzwischen Leiterin der Abteilung Kinder in der adventistischen Weltkirche. „Immer, wenn ich in den Zentral-Philippinen-Verband reiste, um Seminare zu halten, sagte er mir, dass er jemanden gebeten hatte, einige Marangs für mich zu besorgen.“ Alberto Cuyos Gulfan Jr. wurde am 1. Dezember 1950 in Cataingan, in der philippinischen Provinz Masbate, geboren. Er hinterlässt seine Frau Helen Bocala-Gulfan, mit der er 38 Jahre verheiratet war. Sie ist in der Division Leiterin der Abteilung Frauen und darüber hinaus noch für die Pastorenfrauen zuständig. Gemeinsam hatten sie drei Kinder: einen Sohn, Lloyd, und zwei Töchter, Helen Zella und Jarbien Pol, sowie zwei Enkelkinder. n

Tongas neuer König lobt Krönungsfrühstück

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ANN

C o r p s

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M a r i n e

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A n s e l

König Tupou VI beim Verlassen einer Kirche nach seiner Krönung in Nuku’alofa, Tonga.

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A U S A L L E R W E LT

Kirchenpräsident bei

Facebook und Twitter

Von Andrew McChesney

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ed N. C. Wilson, Präsident der weltweiten Kirche der SiebentenTags-Adventisten, startete seinen eigenen Twitter und Facebook-Account, um Gemeindegliedern und anderen Personen die Aktivitäten der Kirche direkter bekanntmachen zu können. Wilson erklärte, dass er seinen Twitter Account – @pastortedwilson – und seine Facebookseite – facebook.com/pastortedwilson – nutzen will, um seine persönlichen Gebete, seine Lieblingsstellen aus der Bibel und aus den Schriften Ellen Whites, Informationen über seine aktuellen Missionsaktivitäten sowie Fotos und Neuigkeiten über seine Reisen zu teilen. „Ich möchte die Gemeindeglieder ­besser über einige spannende Aktivitäten unserer Kirche informieren“, sagte Wilson. Außerdem erklärte er, dass die Gemeindeglieder auf Kontaktinformationen ihres Pastors, ihrer Ortsgemeinde und Vereinigung weitergeleitet werden, um weitere Informationen über die Aktivitäten zu erhalten. Wilson hat ein kleines Team, das mit ihm an seinem Auftritt in den sozialen Medien arbeitet, doch alle Einträge gehen über seinen Schreibtisch. Wilson will seine Facebookseite unter anderem nutzen, um Fragen über seine Vision für die Gemeinde, zu seinem geistlichen Leben und seinen Aktivitäten zu beantworten. Die Leute können Fragen an die E-Mail Adresse askpastorwilson@ adventist.org richten. Jeden Freitag wird Wilson drei Fragen beantworten. n

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P i x a b ay

Ted N. C. Wilson setzt auf direktere Kommunikation

Ein Blitzschlag als

Gebetserhörung Adventistische Schule in Japan betete um Wasser

Von Andrew McChesney

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ass Gott Gebete mit einem mächtigen Blitzschlag erhört, mag sich anhören wie eine Geschichte biblischen Ausmaßes, doch der Direktor einer adventistischen Internatsschule in Japan ist überzeugt, dass genau das an seiner Schule geschehen ist. Die Hiroshima Saniku Gakuin Internatsschule liegt eingebettet in eine sanfte Hügellandschaft nahe der Stadt Mihara, etwa 70 Kilometer östlich von Hiroshima. Aufgrund veralteter Brunnen kam eine akute Wasserknappheit auf sie zu, welche die Lehrerschaft und die 300 Schülerinnen und Schüler auf ihre Knie gehen ließ. Dann erschütterte eines Morgens ein gewaltiger Blitzschlag die Schule, der mehrere Millionen Euro Schaden anrichtete, aber auch das Wasser wieder aus den alten Brunnen sprudeln ließ, wie Direktor Shiro Onoue berichtete. „Das Wasser begann unmittelbar nach dem Blitzschlag wieder aus unseren Brunnen zu fließen“, so

Onoue. „Halleluja! Ich weiß, dass Gott uns geholfen hat.“ Schon vor einigen Jahren begann das Wasser in den acht Brunnen auf dem Schulgelände knapp zu werden. Im Sommer 2014 wurde das Problem kritisch. Der Direktor fürchtete, dass das Wasser zu Schulbeginn im Herbst knapp werden würde und ordnete an, auf dem Gelände der Schule in etwa 450 Metern Seehöhe neue Brunnen zu bohren. „Unser Wasser hier auf der Schule ist sehr wohlschmeckend, weil es aus dem gut erhaltenen natürlichen Grundwassersystem Japans kommt“, erklärte Onoue in einer Stellungnahme, die von der adventistischen Nordasien-Pazifik-Division veröffentlicht wurde. Die ersten zwei Bohrungen waren erfolglos. Bei einem dritten Versuch gegen Ende des Sommers stieß man auf eine Wasserader, die genug Wasser enthielt, um den Bedarf der Schule zu decken. Doch es gab ein Problem: Der Brunnen konnte


NSD

nicht rechtzeitig zu Schulbeginn an die Leitung angeschlossen werden, da zuvor noch verschiedene rechtliche Schritte und Qualitätsprüfungen für das Wasser abgeschlossen werden mussten. Die Internatsschule begann nach den Ferien wie geplant mit dem Unterricht, und Lehrkörper und Schüler begannen, inbrünstig um Wasser zu beten. „Jeden Tag beteten wir darum, dass Gott unsere Wasserversorgung schützen und leiten möge“, sagte Onoue.

Die Hiroshima Saniku Gakuin Internats­ schule, eingebettet in sanfte Hügel etwa 70 Kilometer östlich von Hiroshima, aus der Vogelperspektive.

erfuhr erleichtert, dass niemandem etwas passiert war. Er ordnete an, dass die Schülerinnen und Schüler in den Gebäuden bleiben sollten, während die Erwachsenen das Ausmaß der Schäden untersuchten. Es stellte sich heraus, dass der Blitz nicht die Sporthalle, sondern einen Mobilfunkmast beim Tennisplatz neben dem Gebäude getroffen hatte. Auf dem Boden verstreut lagen Betonbrocken, die durch den Blitzschlag von der Spitze des Mastes abgebrochen waren. Bis zum Nachmittag war die Stromversorgung wieder hergestellt, doch in den folgenden Tagen kamen andere Probleme zum Vorschein. Wasserpumpen, Telefonanlage, Straßenbeleuchtung, Notrufanlage und die Warmwasserboiler in den Häusern der Lehrkräfte waren durch den Blitzschlag beschädigt. „Schon der Gedanke an die Kosten für die Reparaturen der Schäden auf unserem Campus verursachte große Kopfschmerzen“, sagte Onoue. Am Ende kosteten die Reparaturen umgerechnet mehr als vier Millionen Euro. Die Summe wurde von der Versicherung der Schule übernommen. Mehr als ein Silberstreif am Horizont

Der Blitzschlag

Am Morgen des 4. September hingen dicke Wolken am Himmel und in der Ferne war Donnergrollen zu hören. Um 10.55 Uhr, fünf Minuten bevor die Schüler wie gewohnt zu einer Pause nach draußen strömen würden, wurde das Schulgelände von einer ohrenbetäubenden Explosion erschüttert. Onoue saß in seinem Büro und arbeitete mit dem Rücken zum Fenster am Schreibtisch. „Ich drehte mich schnell zum Fenster, um zu sehen, was geschehen war“, erinnerte er sich. „Hinter der Sporthalle stieg gelbweißer Rauch auf; mir war klar, dass ein Blitz eingeschlagen hatte.“ Auf dem Schulgelände fiel der Strom aus, in den Gebäuden wurde es dunkel. Onoue rief sofort in der Sporthalle an und

Als sie die Schäden genauer betrachteten, fanden die Lehrer und Mitarbeiter jedoch auch viel Positives. So waren in jenem Sommer alle Computer im Computerlehrsaal ausgetauscht worden, doch keines der neuen, von der Nordasien-Pazifik-Division angeschafften Geräte war beschädigt. Und die einzigen Boiler in den Häusern der Lehrkräfte, die ersetzt werden mussten, waren alt und hätten sowieso repariert werden müssen. Dann informierte ein Betriebstechniker Onoue, dass etwas mit der Wasserversorgung der Schule passiert sei. Besorgt fragte Onoue, ob die Brunnen endgültig versiegt seien, worauf der Arbeiter erwiderte: „Nein. Die Brunnen, aus denen kaum noch Wasser gekommen ist, produ-

zieren jetzt mehr als das Doppelte der bisherigen Menge!“ Onoue traute seinen Ohren nicht. Er fragte nach, ob der Wasserzähler vielleicht beschädigt worden war und falsche Informationen lieferte. Doch der Betriebstechniker sagte, dass das auch seine ursprüngliche Sorge gewesen sei. Er hatte die Anzeigen nochmals genau nachgeprüft und sie stimmten. Onoue sagte, dass ein Blitzschlag, der zunächst wie ein großes Unglück ausgesehen hatte, sich am Ende als ein Wunder Gottes erwies. „Der einmalige Energieschub durch den Blitz ermöglichte uns, alle alten Systeme zu neuen aufzurüsten“, erklärte er. „Vor allem sind wir dankbar dafür, dass wir aus erster Hand Gottes Wunder erleben durften, die Wasserader mit einem Blitz zu treffen und uns genug Wasser für unsere Schule zu geben.“ Mehr als ein Jahr ist seit dem Blitzschlag vergangen, und die Schule hat keine Wasserknappheit erlebt. Inzwischen ist auch der neu gebohrte Brunnen betriebsbereit. Onoue sagte, dass der Vorfall die Lehrkräfte und Schüler in ihrem Glauben gestärkt hat, dass Gott die Hiroshima Saniku Gakuin Internatsschule führt. Die Schule hat ihre Wurzeln in einer Bibelschule, die 1898 in Tokio eröffnet wurde. Auf Japanisch bedeutet der Name der Schule in Anlehnung auf die geistige, körperliche und geistliche Ausrichtung adventistischer Bildung „Schule der dreifachen Bildung“. Der Schulleiter erklärte, dass die Worte des Apostels Paulus in 1. Korinther 15,58 ein Trost für ihn waren: „Darum, meine lieben Brüder und Schwestern, werdet fest und unerschütterlich in eurem Glauben und tut stets euer Bestes für die Sache des Herrn.“ (GNB) „Durch diese Erfahrung haben wir wieder einmal die Gewissheit bekommen, dass Hiroshima Saniku Gakuin wirklich bewusst von Gott eingesetzt wurde“, so Onoue. n

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Jedes Gemeindeglied ein

Sämann

Von Ted N.C. Wilson

Im Wort Gottes steckt Leben

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel ist eine Bearbeitung der Predigt, die Pastor Wilson am 10. Oktober 2015 während der Jahressitzung des Exekutivausschusses der Generalkonferenz in Silver Spring, USA, gehalten hat. Elemente des mündlichen Vortrags sind beibehalten ­worden. Die vollständige Niederschrift und Videos auf Englisch sind im Internet unter www.adventistreview.org/church-news/story3336-everyone-a-sower zu finden.

W

ir leben in einer Zeit nie dagewesener Veränderungen. Gott hat sein Volk der Übrigen, die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, beauftragt, dem Herrn den Weg zu bereiten, sich völlig auf ihn zu verlassen und die Kraft des Heiligen Geistes im Spätregen zu empfangen. Es ist Zeit für den letzten lauten Ruf – die Verkündigung der ersten, zweiten und dritten Engelsbotschaft. Christus hat uns gerufen, seinem Vorbild zu folgen und anderen zu dienen, indem wir der Welt seine Wahrheit und Gerechtigkeit verkündigen und seine Wiederkunft ankündigen. Die fast 19 Millionen Mitglieder unserer weltweiten Kirche sind aufgerufen, mit dem himmlischen Sämann, Jesus Christus, in der abschließenden Verkündigung seiner Botschaft der Liebe, Gerechtigkeit, Erlösung und pro-

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Adventist World | November 2015

phetischen Endzeitwarnung zusammenzuarbeiten und Christi baldige Wiederkunft zu verkünden. Jedes Gemeindeglied ein Sämann, wir alle arbeiten zusammen unter der Führung des Heiligen Geistes. Das Gleichnis vom Sämann

In Markus 4,3–9 sprach Jesus am See Genezareth unweit der herrlichen Ebene von Genezareth zu Tausenden von Menschen. Seine Zuhörer konnten sehen, wie eifrige Hände dabei waren, Saat auszusäen und auch schon frühes Getreide zu ernten. Jesus sprach über die Wahrheiten des Himmels, indem er in einfachen Gleichnissen auf das Bezug nahm, was um ihn herum geschah. „Hört zu! Siehe, es ging ein Sämann aus zu säen. Und es begab sich, indem er säte, dass einiges auf den Weg fiel; da kamen die

Vögel und fraßen’s auf. Einiges fiel auf felsigen Boden, wo es nicht viel Erde hatte, und ging alsbald auf, weil es keine tiefe Erde hatte. Als nun die Sonne aufging, verwelkte es, und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es. Und einiges fiel unter die Dornen, und die Dornen wuchsen empor und erstickten‘s, und es brachte keine Frucht. Und einiges fiel auf gutes Land, ging auf und wuchs und brachte Frucht, und einiges trug dreißigfach und einiges sechzigfach und einiges hundertfach. Und er sprach: Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ Welch ein Vorrecht ist es, das Wort Gottes zu hören, auf seine Unterweisung zu horchen, seine Richtlinien für ein siegreiches Leben durch Christi rechtfertigende und heiligende Kraft zu verstehen. Steht fest zu Gottes Wort

Heute wird das Wort Gottes zunehmend ignoriert. Es ist zur Mode geworden, die klaren Hinweise der Bibel falsch zu interpretieren und anzuwenden. Die Heilige Schrift wird von Menschen umgedeutet, die die historisch-kritische Methode


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B L I C K P U N K T

Im Wort Gottes steckt Leben. zur Bibelauslegung verwenden und sich selbst über die Schrift stellen, indem sie ihre eigenen Maßstäbe und Ansätze zur Interpretation anwenden. Wir sollen treu die historisch-biblische Methode zur Interpretation der Bibel verwenden und fördern, nach der sich die Bibel selbst auslegt. Als Siebenten-Tags-Adventisten sollten wir uns genau an das Dokument halten, das bei der Jahressitzung des Exekutivausschusses der Generalkonferenz am 12. Oktober 1986 in Rio de Janeiro, Brasilien, verabschiedet wurde.1 In diesem Dokument wird sorgfältig dargelegt, wie das Wort Gottes studiert werden soll. Wir sollen uns an die historizistische Sicht von Prophetie und biblischem Verständnis halten. Pastoren, Lehrer, Administratoren, Gemeindeälteste, Leiter und Gemeindeglieder: Lasst euch von niemandem vom historizistischen Verständnis und der historisch-biblischen Interpretation der Heiligen Schrift abbringen. Steht fest zu Gottes Wort. Die Bibel – wie sie geschrieben ist

Bei Ellen White lesen wir die folgenden Anweisungen darüber, die Bibel so anzunehmen, wie sie geschrieben ist: „Gott erwartet mehr von seinen Nachfolgern als sich viele klar machen. Wenn wir unsere Hoffnung auf den Himmel nicht auf eine falsche Grundlage bauen wollen, müssen wir die Bibel annehmen, wie sie geschrieben ist und glauben, dass der Herr meint, was er sagt.“2 „Er möchte ihnen vermitteln, dass der Weg des Herrn immer genau zu befolgen ist, dass Gottes Wort so zu nehmen ist, wie es geschrieben steht und dass Menschen nicht nach ihrem eigenen Gutdünken, unabhängig vom Rat Gottes ihre Absichten verfolgen und planen sollen.“3 Und im Buch Propheten und Könige lesen wir: „ Viele haben keine Bedenken, über das Wort Gottes zu spötteln. Sie machen sich über die lustig, die das Wort so nehmen, wie es geschrieben steht.“4 Lasst uns Ohren haben, die das Wort Gottes hören und einen Verstand, der das

Wort Gottes in seiner einfachsten Form annimmt, so wie es geschrieben steht. Der Sämann sät das Wort

Was wollte Jesus seinen Jüngern und uns darüber klarmachen, dass jeder ein Sämann dieser kostbaren Wahrheit im Wort Gottes ist? Im Markus 4,14 erklärt er: „Der Sämann sät das Wort.“ In Lukas 8,11 heißt es, dass der Same, der gesät wird, das Wort Gottes ist. Samen haben die Eigenschaft zu keimen. Im Wort Gottes steckt Leben. Matthäus 13,37 weist darauf hin, dass es der Menschensohn, Jesus Christus, war, der den guten Samen säte. Er kam nicht als König, sondern als Sämann, der auf eine große Ernte hinwies, die nach schwierigen Herausforderungen folgen würde. Jesus verließ sein Zuhause im Himmel, um auf dieser Erde das Wort Gottes zu säen. Wir sollen als Sämänner der Wahrheit mit ihm zusammenarbeiten. „In gleicher Weise sollen auch seine Helfer hinausgehen, um zu säen … Wer gerufen wird, mit Christus zusammenzuarbeiten, muss alles verlassen und ihm nachfolgen.“5 Ein klarer Weg

Im Buch Bilder vom Reiche Gottes lesen wir: „Alle Gebote und alle Verheißungen Gottes enthalten göttliche Kraft und göttliches Leben – die Voraussetzung für ihre Erfüllung.“(S. 26) Zwei Seiten vorher heißt es: „Wer beim Bibelstudium sein Herz offen hält für die Erleuchtung durch den Heiligen Geist, der wird das Wort Gottes auch verstehen können.“(S. 24) Und auf Seite 27: „In den Tagen Jesu versahen die Rabbis viele Passagen der Heiligen Schriften mit einer künstlich zurechtgezimmerten, geheimnisvollen Auslegung. Weil die klaren Aussagen in Gottes Wort ihre eigenen Praktiken verurteilten, versuchten sie es in seiner Kraft zu schwächen. Das Gleiche geschieht auch heute noch. Man möchte vertuschen, dass das Gesetz übertreten wird, und stellt deshalb das Wort Gottes als geheimnisvoll und unverständlich hin. Christus entlarvte zu seiner Zeit solch ein Verhalten. Er sagte deutlich, dass

Gottes Wort von allen Menschen verstanden werden soll, und betonte die unbestreitbare Autorität der heiligen Schriften. Wir sollten das gleiche tun.“ (rev.) Jeder Pastor, jeder Lehrer und jedes Gemeindeglied soll sich daran beteiligen, allen zu helfen, begeistert das Wort Gottes zu studieren und es dann weiterzugeben. Wir alle sollen Sämänner des Wortes sein – jeder einzelne ein Sämann – das ist die Beteiligung aller Gemeindeglieder in der abschließenden Verkündigung der wichtigen Botschaften Gottes. Christus will, dass wir als Stellvertreter für ihn den Samen der Wahrheit säen. Wir sollen uns dadurch ermutigen lassen, dass es viele geben wird, die zuhören und das Wort Gottes als Hörer mit einem guten Herzensboden aufnehmen werden. Das ist unser großes Vorrecht. Wir sollen in stiller Hochachtung und Demut die Saat Gottes ausbringen und uns dabei völlig auf ihn und seine Führung verlassen. Lasst uns entschlossen den Anweisungen Gottes in seinem kostbaren Wort und im Schrifttum von Ellen White folgen. Lasst uns jeden Tag mit Gott leben, indem wir die Bibel studieren und beten und ihm so erlauben, in uns zu wirken, um Erweckung und Reformation zu bewirken. Die Schwelle zur Ewigkeit

Das Motto der Generalkonferenz-Vollversammlung in diesem Sommer, „Mache dich auf! Werde Licht! Jesus kommt!“ muss die Grundlage von allem sein, was wir auf dem Weg in die fünf Jahre bis zur nächsten GK-Vollversammlung, die voller Unsicherheit sind, unternehmen. Doch was diese Zeit noch mehr prägt, ist die Gewissheit der Gegenwart und Führung Gottes. Gott ruft die Kirche der SiebentenTags-Adventisten zu einer einzigartigen Endzeitabsicht und -mission, die darin besteht, Mitarbeiter des himmlischen Sämanns zu sein. Unsere Kirche wurde von Gott selbst zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und aus dem richtigen Motiv heraus ins Leben gerufen: die Erfüllung von Offenbarung 12,17 – ein Volk von November 2015 | Adventist World

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I M

B L I C K P U N K T

Menschen zu sein, „die Gottes Gebote halten und haben das Zeugnis Jesu“. Wir stehen an der Schwelle zur Ewigkeit. Gott will in und durch uns als seine Sämänner wirken. Nehmt diesen Ruf von Gott sehr persönlich und sehr ernst. Tut etwas für Jesus! Erweckung und Reformation ist eine beständige Grundlage für alles, was der Herr durch seine Gemeinde tun will. Er will durch sie die dreifache Engelsbotschaft verkündigen und Menschen zur wahren Anbetung Gottes zurückbringen. Wir sehen das Ende der Zeit näherkommen. Lasst uns deshalb unsere Bemühungen erneuern, uns an allem zu beteiligen, was Gott mit uns als seiner Gemeinde der Übrigen vorhat. Jedes Gemeindeglied soll sich einsetzen. Wir wollen Christus, sein Wort, seine Gerechtigkeit, seinen Heiligtumsdienst, seine rettende Kraft im großen Kampf, seine dreifache Engelsbotschaft, seine Gesundheitsbotschaft, seine Endzeitmission für diese Welt und seine baldige Wiederkunft hochhalten und anderen davon erzählen. Das ist unsere Aufgabe des Säens. Wie haben sie von Gott selbst erhalten. Wir alle sollen in der Beteiligung aller Gemeindeglieder unter der Führung des Heiligen Geistes zusammenarbeiten. Schon bald werden wir aufsehen und Jesus in den Wolken des Himmels erscheinen sehen, wie er es versprochen hat. Er wird kommen, um uns nach Hause zu holen. Das ist der Höhepunkt seines Erlösungswerkes, in dem er jeden bereitwilligen Nachfolger gebraucht, um die Welt für ihn zu erreichen. n 1 Generalkonferenz der Gemeinschaft der Siebenten-TagsAdventisten, Erklärungen, Richtlinien und andere Dokumente, Advent-Verlag Lüneburg, 1998, S. 129–139. 2 Ellen G. White, Testimonies for the Church, Bd. 5, S. 17. 3 Ellen G. White, Counsels to Parents, Teachers, and Students, S. 353. 4 Ellen G. White, Propheten und Könige, S. 130. 5 Ellen G. White, Bilder vom Reiche Gottes, S. 25.

Ted N.C. Wilson ist

Präsident der Kirche der Siebenten-TagsAdventisten

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Adventist World | November 2015

Ein-Tag-Kapelle Sonnenblumenstängel und biologisch abbaubare Gebäude

Von Carrie Purkeypile

Links: Ihre erste Kapelle bauten die Adventisten in Kainja mit dem Material, das ihnen zur Verfügung stand: getrocknete Sonnenblumenstängel und an der Sonne getrock­ nete Lehmziegel. Rechts: Die Adventisten in Kainja haben Ziegel für die Mauern gebrannt. Das wetterfeste Dach sorgt dafür, dass die Mauern Jahre halten werden. Vielleicht habt ihr schon einmal den Satz gehört: „Blühe da, wo du eingepflanzt bist“, was bedeutet: „Mach das Beste aus jeder Situation.“ Die Einwohner des kleinen Dorfes Kainja in Sambia haben diesen Satz vielleicht noch nie gehört, aber sie haben ihn ausgelebt. In der Gegend von Kainja gibt es viele Hektar Sonnenblumenfelder. Die Kerne werden in einer weit entfernten Stadt zu Öl gepresst. Die Adventgemeinde in Kainja besteht aus 13 getauften Gemeindegliedern. Doch jeden Sabbat kommen mindestens 35 Personen zum Gottesdienst; viele davon sind Kinder. Bis vor kurzem versammelte sich die Gemeinde in einem Gebäude, das fast vollständig aus getrockneten Sonnenblumenstängeln gebaut war. Die Sonnenblumenstängel als Baumaterial zu verwenden war sicher einfallsreich, aber es war keine gute Lösung für ihre Anforderungen. Termiten und andere Insekten haben mit voller Wucht zugeschlagen. Sie haben sich durch die Wände gefressen und dabei eine dicke Dreckspur rund um das Gebäude hinterlassen. Die Einwohner von Kainja haben Ziegel geformt, um eine richtige Kapelle zu bauen. Sie haben unzählige Stunden damit zugebracht, die Ziegel aus dem Lehm zu formen, den es vor Ort gibt, und die Ziegel dann zu trocknen. Das im Bau befindliche Gebäude, das noch kein Dach hat, sieht recht beeindruckend aus – doch nur bis zum nächsten Regen. Wenn die Lehmziegel mit Feuchtigkeit in Berührung kommen, zerfallen sie schnell und hinterlassen kaum Spuren ihrer Existenz. Um die Ziegel dauerhaft haltbar zu machen, war ein Dach aus Metall nötig, doch die Gemeinde in Kainja hätte sich noch mindestens zwei Jahre lang nicht einmal das billigste Blech für ein Metalldach leisten können. Dieser Kreislauf wurde durchbrochen, als die großen LKWs von Maranatha in das Dorf gerollt kamen. In wenigen Stunden hatten die Teams die Antwort auf die Gebete der Adventisten in Kainja aufgebaut: eine hohe Stahlkonstruktion mit einem soliden Dach, das sie vor Hitze und Regen schützt. Die Adventgemeinde in Kainja ist heute in einem so guten Zustand wie nie zuvor, und die Gemeindeglieder danken Gott jeden Tag! ASI und Maranatha Volunteers International arbeiten zusammen, um Ein-Tag-Kapellen und Ein-Tag-Schulen zu finanzieren und zu ermöglichen. Seit das Programm 2009 begonnen wurde, sind weltweit mehr als 4500 Ein-Tag-Kapellen gebaut worden.


G E S U N D H E I T

Parkinson und

L-Dopa

Von Peter N. Landless und Allan R. Handysides Bei einem Kollegen von mir wurde Parkinson diagnostiziert. Seine Familie ist verzweifelt. Er ist erst 62 Jahre alt, war immer sehr aktiv und in seinem Fachgebiet brillant. Ich habe von einer neueren Behandlungsmethode mit elektrischer Stimulation gehört und frage mich, ob ich mit seiner Frau darüber reden sollte.

D

ie Parkinson-Krankheit ist eine schwierige Erkrankung, die mit dem zunehmenden Alter der Bevölkerung immer häufiger auftreten wird. Man geht davon aus, dass sich die Anzahl der Parkinsonkranken bis 2030 im Vergleich zu heute verdoppelt haben wird.1 Für viele hat sich die Verwendung des Arzneimittels L-Dopa als außerordentlich erfolgreich erwiesen. Es führt zu einer deutlichen Verringerung der motorischen Symptome wie Zittern, langsame, steife Bewegungen und eingeschränkte Mimik. Etwa ein Drittel der Parkinsonerkrankungen gehen mit Demenz einher; und die Verbesserung der motorischen Fähigkeiten wird als eine Möglichkeit gesehen, den Beginn dieser zusätzlichen Beeinträchtigung hinauszuzögern. Seit Jahren experimentieren Neurophysiologen mit der elektrischen Stimulation des Subthalamischen Kerns, einem Hirnkern, der bei Parkinson-Patienten eine deutliche Fehlfunktion aufweist. Der erste, der die elektrische Stimulation des menschlichen Gehirns anwandte, war Scribonius Largus2, der Leibarzt des römischen Kaisers Claudius. Bereits 50 nach Christus setzte er Zitterrochen ein, um Kopfschmerzen und Gicht zu behandeln. Patienten mit der Parkinson-Krankheit sind ein wichtiger Gegenstand der Forschung. Im September 2014 wurden der Neurochirurg Alim Louis Benabid von der Universitätsklinik Grenoble, Frankreich, und der Neurologe Mahlon DeLong von der medizinischen Fakultät der EmoryUniversität in Atlanta (USA) mit dem Lasker-DeBakey-Preis für klinisch-medizini-

sche Forschung ausgezeichnet.3 Ihre Untersuchungen und deren Umsetzung in die klinische Praxis haben das Leben von Zehntausenden von Menschen mit Parkinson verbessert. Geschätzte ein bis zwei Prozent der über 60-Jährigen in den USA4 und sieben bis zehn Millionen Menschen weltweit5 sind von der Parkinson-Krankheit betroffen. Ein ausdruckloses, maskenhaftes Gesicht, sanfte Stimme, Tremor, kleine Handschrift, Steifigkeit, Gleichgewichtsstörungen und ein schlurfender Gang sind nicht die einzigen Symptome. Auch Depression, Angst und Schlafstörungen – ganz zu schweigen von der Unhöflichkeit von Menschen, die die Symptome für eine geistige Behinderung halten – können zum Leid der Patienten beitragen. Bevor es das Mittel L-Dopa gab, war das Leben eines Menschen mit Parkinson ein Albtraum. Das Problem ist allerdings, dass es nach einiger Zeit häufig zu einer Therapieresistenz kommt, das heißt, dass die Wirkung des Medikaments anscheinend nachlässt. In der von Benabid, DeLong und anderen entwickelten Methode geben implantierte Elektroden rhythmische, elektrische Impulse an besondere Hirnregionen, die die Bewegung steuern, die so genannten subthalamischen Nervenzentren. Durch Impulse niedriger Frequenz wird der Tremor schlimmer, doch durch schnellere Impulse verringert sich das Zittern. Durch die Individualisierung der Impulse und Verwendung exakter Forschungsmethoden haben die beiden Wissenschaftler Behandlungsprotokolle ent-

wickelt, die von anderen genutzt werden, um zu gleichen Ergebnissen zu kommen. Ob es auch bei dieser Behandlungsmethode zu einer Resistenz kommen kann, ist bisher nicht bekannt. Beobachtet wurden vermehrte Suizidgedanken sowie Suizidversuche. Inzwischen wird die Therapie jedoch von interdisziplinären Teams angewandt – oft erstaunlich wirksam. Sprich bitte unbedingt mit der Frau deines Kollegen und ermutige sie, solch einer Therapie gegenüber offen zu sein. Dadurch, dass es sich um eine noch sehr neue Therapie handelt, bei der es noch viel zu erforschen gibt, ist es wichtig, die Behandlung in einer modernen, entsprechend ausgestatteten Klinik durchführen zu lassen. Die Tiefe Hirnstimulation (engl. Deep-brain stimulation oder DBS), wie die Therapie genannt wird, verspricht eine neue Ära in der Behandlung der Parkinson-Krankheit oder zumindest eine Zeit der Besserung, die große Erleichterung bringen kann. Schon bald werden auch andere neurologische Erkrankungen im Blickpunkt des Interesses für solche Behandlungen stehen. n 1 Carolyn Tanner, „A Second Honeymoon for Parkinson’s Disease?“, The New England Journal of Medicine, 368, 14. Februar 2013, 675.676. 2 Michael Okum, „Deep-Brain Stimulation – Entering the Era of Human Neural-Network Modulation“, The New England Journal of Medicine, 371, 9. Oktober 2014, 1369–1373. 3 Der Lasker-DeBakey Clinical Medical Research Award für herausragende Leistunden im Bereich der klinischen Forschung gilt als einer der höchsten medizinisch-wissenschaftlichen Auszeichnungen in den USA. 4 National Human Genome Research Institute, www. genome.gov/10001217. 5 Parkinson’s Disease Foundation, www.pdf.org/en/parkinson_statistics.

Peter N. Landless, Facharzt für Nuklearkardi­ ologie, ist Direktor der Gesundheitsabteilung der Generalkonferenz der Kirche der Siebenten-TagsAdventisten in Silver Spring (Maryland, USA). Allan R. Handysides, Facharzt für Gynäkologie, ist ein ehemaliger Direktor der Gesundheitsabteilung der Generalkonferenz. November 2015 | Adventist World

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A N D A C H T

E

inige Fischer sind gerade mit ihren Fischernetzen beschäftigt, als ein Mann am Ufer des Sees auftaucht. Er beginnt zu sprechen. Immer mehr Menschen versammeln sich um ihn. Dann werden sie Zeugen eines Wunders, und schon lassen die Fischer bereitwillig ihre Netze liegen, verlassen endgültig ihre Arbeit und folgen ihm nach. Sie geben ihre Lebensgrundlage auf, um stattdessen ganz ohne Sicherheit einem ihnen noch fast Unbekannten in eine unsichere Zukunft zu folgen (Mt 4,18-22). Hast du auch schon über diese Stelle in den Evangelien gestaunt, wo Petrus, Andreas, Johannes und Jakobus einfach alles liegen lassen, um Jesus zu folgen? Hast du dich auch schon gefragt, ob du selber dazu bereit wärst, vor allem so spontan? Das zugrundeliegende Muster

Wenn du ein wenig ähnlich gestrickt bist wie ich, dann würdest du vor solch einer weitreichenden Entscheidung gerne etwas mehr Zeit zum Nachdenken und Beten haben, und vor allem würdest du gerne ein wenig mehr über die Person wissen, der du dein Leben in dieser Art und Weise anvertraust. Es gibt eine gute Nachricht für dich: Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes trafen die Entscheidung, Jesus nachzufolgen, gar nicht so spontan. Die oben erwähnte Begebenheit, die in den

Evangelien von Matthäus, Markus und Lukas berichtet wird, fand im Sommer des Jahres 29 nach Christus statt, also erst etwa eineinhalb bis zwei Jahre nachdem Jesus seinen öffentlichen Dienst begonnen hatte.1 Dieser Punkt wird leicht übersehen, ist beim sorgfältigen Bibelstudium jedoch nachvollziehbar. In Matthäus 4,12 heißt es: „Als nun Jesus hörte, dass Johannes gefangen gesetzt worden war, zog er sich nach Galiläa zurück.“ Der gleiche Hinweis findet sich auch in Markus 1,14; und der Zusammenhang im Lukasevangelium macht ebenfalls klar, dass Jesus seinen Dienst in Galiläa bereits begonnen hatte, als er die Fischer einlud, ihm zu folgen. Jesus war auch schon vor der Verhaftung von Johannes dem Täufer aktiv. Allerdings finden wir diese Berichte ausschließlich im Johannesevangelium. Dort lesen wir von der Hochzeit in Kana (Joh 2,1–12), von der ersten Reinigung des Tempels (2,13–17) und die kurze, prägnante Feststellung: „Als er aber am Passafest in Jerusalem war, glaubten viele an seinen Namen, da sie die Zeichen sahen, die er tat.“ (Joh 2,23) Johannes berichtete von der nächtlichen Begegnung mit Nikodemus (3,1–21) und davon, dass Jesus und Johannes der Täufer zur gleichen Zeit tauften. Im Zusammenhang mit diesem letzten Bericht können wir lesen: „Johannes aber taufte auch noch in Änon, nahe bei Salim, denn es war da

Von Bernd Sengewald

Adoderhoc

wohlüberlegt?

Wir sind gerufen, Jesus zu folgen, ganz gleich wo wir sind f o t o :

C r i s t i n a

C h i r t e s


Wir als Menschen brauchen einfach unsere Zeit – vor allem bei so wichtigen Entscheidungen. viel Wasser; und sie kamen und ließen sich taufen. Denn Johannes war noch nicht ins Gefängnis geworfen.“ (Joh 3,23–24) Als Jesus das zweite Mal nach Galiläa kam, war seine Popularität unter dem Volk schon immens gestiegen. Während er sich in Kana aufhielt, kam ein königlicher Hofbeamter sogar aus dem 25 Kilometer entfernten Kapernaum, um Jesus zu bitten, seinen Sohn zu heilen (Joh 4,45–47). Die vier Fischer, die anscheinend ad hoc alles stehen ließen, um Jesus nachzufolgen, hatten also doch eine ganze Menge Zeit und verschiedene Gelegenheiten gehabt, ihren Herrn und Erlöser kennenzulernen. Sie waren ganz eng mit ihm verbunden, sahen und erlebten, wie er lebte. Sie hörten seine Verkündigung und sahen seine Wunder. Sie tauften sogar in seinem Auftrag (Joh 4,2). Jesus Christus hat keine spontane Entscheidung von ihnen verlangt. Er hatte sie kurz nach seiner Taufe in eine Teilzeit-Jüngerschaft aufgenommen (Joh 1,35–51) und berief sie etwa eineinhalb bis zwei Jahre später zu einer Vollzeit-Jüngerschaft.2 Wir als Menschen brauchen einfach unsere Zeit – vor allem bei so wichtigen Entscheidungen. Und Jesus würdigte diese Tatsache bei seinen Jüngern. Sofortige Entscheidungen

Allerdings gibt es auch ein „Sofort“ bei Jesus und seinen Nachfolgern. Als zum Beispiel die Samariterin am Jakobsbrunnen die feste Überzeugung gewann, dass sie dem Messias gegenüberstand, ließ sie ihren Wasserkrug stehen und lief ins Dorf. Dort erzählte sie allen Dorfbewohnern begeistert von ihrem Glauben, und es gab eine große Reaktion unter den Dorfbewohnern (Joh 4,28–42). Ein weiteres Beispiel ist der besessene Gerasener, den Jesus von Dämonen befreite. Er wollte mit Jesus gehen, doch Jesus erlaubte es nicht. Er gab ihm stattdessen den Auftrag, zu seiner Familie zu gehen und von dem Wunder zu erzählen, das an ihm geschehen war. Der Mann zog los und durchwanderte das Gebiet der Zehn Städte, um von seiner Erfahrung zu berichten (Mk 5,18–20). Als Jesus dann einige Zeit später wieder in dieser Gegend war, kamen viertausend Menschen, um ihm zu begegnen.

Drei Tage lang lehrte und heilte er und vollbrachte für sie ein zweites Speisungswunder. Im Gegensatz zur Speisung der Fünftausend, bei der vor allem Juden anwesend waren, wurden bei dieser Gelegenheit vor allem Heiden aus dem Gebiet der Zehn Städte gespeist. Sie kamen also aus der Heimat des ehemals besessenen Geraseners, der – seinem Auftrag getreu – von seiner Erfahrung mit Jesus Christus erzählt hatte (Mt 15,29–39). Folge mir nach

Es ist wichtig, das, was wir von Jesus gelernt haben, sofort in die Tat umzusetzen und empfangenen Segen weiterzugeben. Auch das ist zweifellos ein Weg, auf Jesu Aufforderung: „Folge mir nach“, zu reagieren. Jesus ging in seinem Dienst wirklich bedacht und wohlüberlegt vor. Er kennt unser Herz und weiß, wie viel er auf einmal von uns verlangen kann. Übrigens: Ist dir schon einmal aufgefallen, dass Jesus selbst in seiner Verkündigung genau so vorgegangen ist, wie er es später auch seinen Jüngern auftrug? Er sagte in Apostelgeschichte 1,8: „Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.“ Die ersten eineinhalb Jahre seines Dienstes verkündigte Jesus nur in Jerusalem und Judäa. Als der Widerstand durch die Pharisäer dort zu groß wurde, ging er mit seiner Botschaft vom Reich Gottes nach Galiläa. Doch auf dem Weg dorthin ging er nach Samaria (Mt 4,12) und predigte auch dort. Als der Widerstand auch in Galiläa zu groß wurde, begann er seinen Dienst in heidnischen Gebieten, unter anderem in dem Gebiet der Zehn Städte (Mt 16,13).3 Beim schnellen Lesen der Evangelien übersieht man leicht wichtige Zusammenhänge und erstaunliche Aspekte des Dienstes von Jesus. Die Chronologie lässt sich nicht immer leicht nachvollziehen. Aber alles hat und braucht seine Zeit, vor allem, wenn es um uns Menschen geht. Mit seinem „Folge mir nach“ lädt Jesus uns auch heute noch ein, ihm unser Leben ganz anzuvertrauen. Er weiß ganz genau, was wir am meisten brauchen und wann wir es brauchen. n 1 The Seventh-day Adventist Bible Commentary, Review and Herald Publishing Association, Washington, D. C., 1956, Bd. 5, S. 315–316. Vergleiche auch weitere Kommentare zu Lukas 4 in den Tabellen im SDABC, Bd. 5, S. 216–218 und 229–231. 2 Ebenda, S. 319. 3 Ebenda, S. 428.

Bernd Sengewald ist Pastor im Bezirk

Schwäbisch Hall. Eine frühere Version dieses Artikels erschien bereits im ­Mitteilungsblatt BWgung der BadenWürttembergischen Vereinigung mit Sitz in Stuttgart.

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G L A U B E N S Ü B E R Z E U G U N G E N

Von Gerald A. Klingbeil

NUMMER 20

Endlich frei

Wir sind erlöst, um die Freiheit zu feiern

S

ie machen sich zu Hunderten auf die Reise, in Booten, in denen nur Dutzende Platz haben. Kinder, Frauen, Männer, Großväter, Großmütter – alle versuchen, ein besseres Land zu erreichen. Ihre Reise beginnt im Irak, in Syrien, Libyen, Südsudan, Somalia, Kongo oder wo auch immer Kämpfe, Hunger oder Verfolgung zum Alltag gehören. Sie wollen nach Europa, getrieben von der Hoffnung auf ein besseres Leben – oder einfach darauf zu überleben. Auf der Suche nach Ruhe und Freiheit riskieren sie alles. Ihre Not steht für unser aller Sehnen nach einer undefinierbaren Ruhe, diesem Zugehörigkeitsgefühl, dem Wissen, dass wir endlich sicher und frei sind. Wenn wir die Boote sehen, die allen Widrigkeiten zum Trotz den Kampf gegen die See aufnehmen, werden wir an unsere eigene Suche nach einem besseren Ort, einem Ort wahrer Ruhe, erinnert. Zur Freiheit geschaffen

Hier kommt der Sabbat ins Spiel. Der Sabbat erinnert uns jede Woche an das größte Geschenk, das Gott den Menschen gemacht hat. Er ist sogar ein Geschenk an die ganze Schöpfung. Der siebente Tag der Woche ruft uns zwei wesentliche Ereignisse in der Menschheitsgeschichte in Erinnerung. Erstens erkennen wir, dass das Leben einen Anfang hatte. In der Bibel heißt es, dass Gott diese Welt durch sein Wort schuf – und es geschah so (vgl. 1 Mo 1). Gott brachte sechs Tage damit zu, eine atemberaubende Umwelt und wunderbare Geschöpfe zu entwerfen und zu schaffen. Die Schöpfung spricht von einem Gott, der leuchtende Farben, verblüffende Formen und das Leben selbst liebt. Das Gebot „Gedenke des Sabbattages“ (2 Mo 20,8) verbindet unser Herz und Denken mit dem Augenblick, als alles

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begann. Was Mose in den Grundprinzipien des Charakters Gottes, die wir die Zehn Gebote nennen, einschloss, war keine neue Theologie oder neues Licht; es war die Erinnerung an eine vollkommene Schöpfung, vollkommene Beziehungen und an die Fähigkeit, sich zu entscheiden. Leider entschieden sich unsere Ureltern dafür, dem Schöpfer, mit dem sie an jedem siebenten Tag der Woche zusammengekommen waren, zu misstrauen. Deshalb müssen wir gedenken: „Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes … Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn.“ (V. 9–11) Wir ruhen, weil Gott ruhte. Wir ruhen, weil wir über Gottes Heiligkeit und seine Segnungen staunen. Wir ruhen, weil wir die Schöpfungsruhe gefunden haben und darauf vertrauen, dass Gott uns heil machen kann. Wir ruhen, weil wir gedenken. Es gibt allerdings noch einen weiteren wichtigen Grund, der für die Sabbatruhe angegeben wird. Nach 40 Jahren in der Wüste war das Volk Israel endlich bereit, in das verheißene Land einzuziehen. Eine neue Generation stand an der Schwelle einer völlig neuen Lebenserfahrung. Statt in Zelten zu leben, würden sie feste Häuser bauen. Es war nötig, dass sie erneut eine Äußerung des expliziten Willens und Charakters Gottes hörten. Davon wird in 5. Mose 5 berichtet. Es war nötig, dass die Israeliten sich persönlich und als Volk dem Gott weihten, der ihre Eltern aus Ägypten geführt hatte. Der Text in 5. Mose 5 ist der ersten Verkündigung der Zehn Gebote am Fuße des Berges Sinai sehr ähnlich. Doch es gibt einen auffälligen Unterschied, und zwar im Sabbatgebot. Statt des Sabbats zu „gedenken“, wie es in 2. Mose


Den Sabbat zu halten ist eine bewusste Entscheidung, nicht ein zufälliges Ereignis 20,8 heißt, werden wir in 5. Mose 5,12 dazu aufgerufen, ihn zu „beachten“ oder zu „halten“. Den Sabbat zu halten ist eine bewusste Entscheidung, nicht ein zufälliges Ereignis. Die größte Überraschung findet sich jedoch in der Begründung für die Sabbatheiligung: „Denn du sollst daran denken, dass auch du Knecht in Ägyptenland warst und der HERR, dein Gott, dich von dort herausgeführt hat mit mächtiger Hand und ausgerecktem Arm. Darum hat dir der HERR, dein Gott, geboten, dass du den Sabbattag halten sollst.“ (V. 15) Der Text macht das Unausgesprochene deutlich und will eine neue Generation ansprechen. Die Grundlage der Schöpfung ist der Sabbat, am greifbarsten wird er in der gewonnenen Freiheit. An jedem nachfolgenden Sabbat sollten die Israeliten – ebenso wie du und ich – sich an den wahren Zustand der Menschheit erinnern. Wir sind verlorene Geschöpfe, die gefunden wurden, wir waren Sklaven und sind befreit worden. Wir sind Geschöpfe, die von einem Gott gerettet wurden, der die Menschen nicht nur eigenhändig erschuf (1 Mo 2,7), sondern ihnen „mit mächtiger Hand und ausgerecktem Arm“ Freiheit gab. (5 Mo 26,8)

Zusammenhang mit dem Sabbat gegeben, die oft gewalttätig waren. Das führt uns vor Augen, dass der Sabbat nicht irgendein Tag ist, sondern im Mittelpunkt der Schöpfung und Erlösung Gottes steht. Der Konflikt ist noch nicht zu Ende. Nach wie vor stechen Boote mit verzweifelten Menschen auf der Suche nach Zuflucht, Schutz und Freiheit in See – bis zu dem Tag, an dem Jesus endlich wiederkommt. Bosheit, Schmerz, Zerstörung und Misshandlung werden in unserer sündenkranken Welt, in der permanent Hunderte Millionen unterwegs sind, um Sicherheit und Zuflucht zu finden, auch weiterhin überall verbreitet sein. Doch jeder Sabbat erinnert uns daran, dass wir Gottes Geschöpfe sind und dass die Strapazen und Schmerzen dieser Welt nicht ewig weitergehen. Der Eine, der beständig für seine Schöpfung wirkt (Joh 5,17), wird eines Tages allem ein Ende bereiten und uns in seiner Ruhe willkommen heißen (Hbr 4): Ruhe von uns selbst, Ruhe von unseren kläglichen Bemühungen, gerecht und heilig zu sein und Ruhe von der Angst und dem Kummer, der in unserem Dasein ganz normal zu sein scheint. Dann – sehr bald! – werden wir seine wahre Sabbatruhe kennen. n

Der Rest der Geschichte

1 Siehe zum Beispiel Ellen G. White, Manuscript Releases, Ellen G. White Estate, Silver Spring, 1990, Bd. 5, S. 88.

Kein Wunder, dass Satan so großes Interesse daran hat, den Sabbat zu zerstören.1 Statt anzuerkennen, dass wir erschaffen sind und Erlösung brauchen, flüstert er uns ein, dass wir eigenständig, selbstgerecht und unabhängig sind. Das ewige Zeichen der Schöpfung und Erlösung ist zum Mittelpunkt des kosmischen Kampfs zwischen Gut und Böse geworden. In den vergangenen Jahrhunderten und sogar Jahrtausenden hat es immer wieder Konflikte im

Gerald A. Klingbeil ist stellvertretender Chefredakteur von Adventist World. Er genießt jeden Sabbat und freut sich schon sehr auf unseren ersten Sabbat mit Jesus im Himmel.

Der Sabbat Nach sechs Schöpfungstagen ruhte der gnädige Gott am siebenten Tag und setzte den Sabbat für alle Menschen zum Gedenken an die Schöpfung ein. Das vierte Gebot in Gottes unwandelbarem Gesetz gebietet die Heiligung des siebenten Tages der Woche als Tag der Ruhe, der Anbetung und des Dienens, so wie es uns Jesus Christus, der Herr des Sabbats, gelehrt und vorgelebt hat. Der Sabbat ist ein Tag froher Gemeinschaft – mit Gott und untereinander. Er ist ein Sinnbild unserer Erlösung durch Christus, ein Zeichen unserer Heiligung, ein Ausdruck unserer Treue und ein Vorgeschmack ewigen Lebens im Reich Gottes. Der Sabbat ist Gottes bleibendes Zeichen seines ewigen Bundes mit seinem Volk. Wer diese heilige Zeit freudig beachtet, von Abend zu Abend, von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang, feiert Gottes schöpferisches und erlösendes Handeln. (1 Mo 2,1–3; 2 Mo 20,8–11; 31,13–17; 3 Mo 23,32; 5 Mo 5,12–15; Jes 56,5–6; 58,13–14; Hes 20,12.20; Mt 12,1–12; Mk 1,32; Lk 4,16; Hbr 4,1–11)

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T I T E LT H E M A

GESETZLICHKEIT gesucht A

heuchelei

uch wenn wir das Risiko eingehen, für engstirnig gehalten zu werden, haben wir gewöhnlich nicht die Zeit, intensiv über jede neue Meinung oder Lehre, die auf unserem religiösen Radar erscheint, nachzudenken. Oft suchen wir uns das, worüber wir gründlicher nachdenken, auf der Grundlage der theologischen Modelle oder Paradigmen in unserem Kopf aus, die uns dazu dienen, Informationen einzugrenzen oder zu filtern. Solch ein Modell zu haben hilft mir zum Beispiel, auch angesichts der Lehre von Jesus über die Feindesliebe im Neuen Testament ein verständliches Bild von Gottes Zorn im Alten Testament zu haben. Ohne Modell bleibt entweder ein Widerspruch oder ich bin versucht, eine Textstelle zu favorisieren und die andere zu ignorieren. Wenn mir andererseits ein Theologe weiszumachen versucht, dass Jesus nicht wirklich Gott war oder die Schriften des Neuen Testaments lauter Fälschungen sind, habe ich – in den meisten Fällen – kein Interesse, diese Ansichten auch nur anzudenken. Ich filtere sie einfach aus und mache mir nicht die Mühe, mein Paradigma für eine Sichtweise zu ändern, die ich für Unsinn halte.

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Diese Paradigmen sind wichtig und funktionieren großartig, bis wir vergessen, dass wir sie verwenden. Wenn das geschieht, können wir unbewusst anfangen, entscheidende Informationen auszufiltern, die uns helfen würden, unsere Paradigmen zu verbessern, um die Wahrheit besser wiederzugeben. Möglicherweise haben einige Christen – inklusive Adventisten – beim Lesen der Evangelien unbewusst ein Paradigma übernommen, das dazu geführt hat, dass wir einige deutliche Aussagen, die Jesus machte, übersehen haben. Das Konzept der Gesetzlichkeit ist solch ein problematisches Paradigma, das eine genauere Betrachtung erfordert. Die Umrisse dieses Modells begegnen mir überall: in Sabbatschulen, Predigten, Zeitschriften und beiläufigen Gesprächen. „Die Pharisäer waren gesetzlich und lehrten Gesetzlichkeit“, „Jesus wies ihre Gesetzlichkeit zurecht und lehrte einen neuen Weg der Gnade und Liebe“, „Wir sollten das Gesetz befolgen, aber nicht in gesetzlicher Art und Weise“, „Den Sabbat zu halten ist gesetzlich“, und so weiter. Laut diesem Paradigma scheint Gesetzlichkeit in den Evangelien eine große Bedrohung zu sein, und die Zurechtweisungen und Lehren von Jesus werden als Korrektur des Problems

Von

Joseph Olstad

entdeckt

gesehen. Ich denke jedoch, dass es sich um ein anderes Paradigma handelt. Gemäß der Aussage, dass das, worauf man sich konzentriert, bestimmt, was man übersieht, glaube ich, dass – vor lauter Konzentration auf die Gesetzlichkeit – die Heuchelei übersehen wurde. Als ich begann, über den Unterschied nachzudenken, fragte ich Freunde in der Gemeinde, ob sie mir einen einzigen Text aus den Evangelien nennen könnten, der sich mit der Gesetzlichkeit befasst. Gewöhnlich erhielt ich als Antwort entweder Schweigen oder den Text über das Verzehnten von Minze und Dill (vgl. Mt 23,23). Vielleicht ist dir dieser Text auch in den Sinn gekommen. Wir können einmal mit ihm beginnen. Ausgehend davon, dass Gesetzlichkeit normalerweise als „das Halten der Gebote, um gerettet zu werden“, definiert wird, wollen wir sehen, ob Matthäus 23,23 ein gutes Beispiel für solch ein Verhalten ist. „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Zehnten gebt von Minze, Dill und Kümmel und lasst das Wichtigste im Gesetz beiseite, nämlich das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben! Doch dies sollte man tun und jenes nicht lassen.“

f o t o :

f r e e i m a g e s . c o m / P e t e r

C a u l f i e l d


Ihr verblendeten Führer, die ihr Mücken aussiebt, aber Kamele verschluckt! Der Tadel

Hier ist meine Frage: Was genau tadelte Jesus? Griff er die Gesetzlichkeit an, wie sie allgemein verstanden wird? Ich glaube nicht. In gewisser Hinsicht ist sogar das Gegenteil der Fall. Jesus verurteilte die Pharisäer nicht dafür, dass sie das Gesetz hielten – welche Motive sie auch gehabt haben mögen –, sondern dafür, dass sie es versäumten, das Gesetz zu halten. Doch das war noch nicht alles. Jesus tadelte nicht nur, dass sie das Halten des Gesetzes versäumten, er betonte auch, dass sie die wichtigsten Dinge des Gesetzes missachteten. Ist dir das aufgefallen? Jesus zufolge sind die Pharisäer nicht nur Gesetzesbrecher, sie brechen sogar die wichtigsten Gebote. Jesus betonte noch eine andere Dimension ihres Ungehorsams; und diese Betonung ist es, weshalb viele Leser die Textstelle mit „Gesetzlichkeit“ in Verbindung bringen. Sie vernachlässigten nicht nur die wichtigsten Teile des Gesetzes, sie hielten weniger wichtige Teile, um den Anschein zu erwecken, das Gesetz umfassend zu halten. Dieser letzte Punkt brachte ihnen eine besondere Bezeichnung von

Habt ihr den

Jesus ein – nicht die Bezeichnung „gesetzlich“, sondern „Heuchler“. Eine Bezeichnung, die Jesus immer wieder verwendete. Aber was ist mit dem gesetzlichen Verzehnten von Kräutern? Wollte Jesus, dass die Menschen keinen Zehnten mehr gaben? Wohl kaum. Er warnte davor, weder die wichtigeren Dinge noch „jenes“ – das Zehntengeben – zu vernachlässigen. Jesus beendete sein „Weh euch … ihr Heuchler“ mit einer alarmierenden Metapher über jemanden, der eine einzige kleine Mücke aus seinem Trinkwasser aussiebt und dabei ohne weiteres ein großes, zotteliges Kamel verschluckt. Die Unsinnigkeit solcher Methoden zur Wasserfilterung brachte er mit der Heuchelei in Verbindung, die unwichtigeren Gebote zu halten und dabei entscheidend wichtige zu übertreten. Die Schärfe in den Worten von Jesus bezog sich nicht auf das Zehntengeben (die Mücke), sondern auf die Beseitigung des eigentlichen Sinnes des Gesetzes (das Kamel). Beim übernächsten „Wehe“ verwendete Jesus eine parallele Metapher von schönen, weißgetünchten Gräbern (Mt 23,27). Doch wenn man einen Blick hinein

f r e e i m a g e s . c o m / t i j m e n

wagt, ist die ganze Schönheit angesichts der verwesenden Leichen dahin. Die Tadel konzentrieren sich nicht auf die Tünche oder die Mücke, sondern auf das Kamel und die Totengebeine, die Jesus für uns als „Heuchelei und Gesetzlosigkeit“ interpretiert (Mt 23,28 EB). Wenn wir bei dem ursprünglichen Gleichnis bleiben, das Jesus erzählte, hat uns das Paradigma der Gesetzlichkeit dazu verleitet, uns auf die Mücke und die Tünche einzuschießen, während die Kritik von Jesus sich im Kern auf das Kamel und die Totengebeine richtete. Das Bild, das entsteht, wenn alle Symbole zusammenkommen, nannte Jesus „Heuchelei“. Gesetzlichkeit mag auch im Spiel gewesen sein, aber als ein Paradigma verdreht es die Rügen, die Jesus an die Pharisäer richtete, und macht daraus etwas anderes, als Jesus ursprünglich beabsichtigte. Als ich diese und ähnliche Passagen eingehender betrachtete, begann meine Vorstellung von einem typischen Pharisäer zu bröckeln. Pharisäer sind immer als der Inbegriff der Gesetzlichkeit gesehen worden, als diejenigen, die jedes Gebot auf

GORILLA gesehen?

Von der Psychologin Arien Mack stammt die Aussage: „Die meisten Menschen haben den Eindruck, dass sie genau das sehen, was vorhanden ist, und zwar einfach dadurch, dass sie ihre Augen öffnen und hinsehen.“ Ein Experiment der HarvardUniversität zeigte, dass dem nicht so ist. Der Versuchsablauf be­ stand darin, dass zwei Gruppen ein Basketballspiel anschauten. Die Versuchsgruppe sollte die Ballwechsel zwischen den beiden Teams zählen. Während des Spiels ging ein Mann in einem Goril­ lakostüm durch das Spielfeld und war etwa fünf Sekunden lang zu sehen. Die Kontrollgruppe sollte nur das Spiel anschauen, ohne die Ballwechsel zu zählen. Diese Gruppe bemerkte den Gorilla ohne weiteres, während mehr als die Hälfte der Versuchsteilneh­ mer, die die Ballwechsel zählten, den Gorilla nicht wahrnahm. Einer der Wissenschaftler, die den Versuch leiteten, fragte die Versuchspersonen: „Haben Sie jemanden über das Spielfeld gehen gesehen?“, was verneint wurde. Auf die Frage „Haben Sie den Gorilla bemerkt?“, fragten die Leute zurück: „Den was?“ f o t o :

Matthäus 23,24

va n

d o b b e n b u r g h

Von

Joseph Olstad

Was ging hier vor? Die Gruppe, die die Ballwechsel zählen sollte, engte ihre Aufmerksamkeit ein und lenkte sie auf die kon­ krete Aufgabe; das Gehirn schuf ein vereinfachtes Modell von Ball, Mensch und Bewegung. Das Modell funktionierte gut, filter­ te irrelevante Objekte wie Gorillas aus und führte dazu, dass die Zuschauer nur das sahen, was sie zu sehen erwarteten.1 Das gleiche Phänomen tritt auf, wenn wir einen biblischen Text mit der Erwartung lesen, das bestätigt zu finden, was wir bereits wissen, oder wenn wir vergessen, dass wir wirksame Modelle haben, durch die wichtige biblische Daten ausgefiltert werden könnten. Das ist mit dem Paradigma der Gesetzlichkeit passiert. Wir haben in den Evangelien nach Gesetzlichkeit ge­ schaut und dabei den Gorilla der Heuchelei übersehen, der durch die Geschichte lief.

1 Zitate und Auswertung aus Laurence Gonzales, Deep Survival, W. W. Norton & Company, New York, 2003, S. 79–81.

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T I T E LT H E M A Erden hielten, doch deren umfassender Gehorsam von Motiven infiziert war, die in den Erklärungsrahmen von „verdienstlich“, „Werke orientiert“, „die Erlösung verdienen“ oder „sich durch eigene moralische Anstrengung aus dem Sumpf ziehen“ passen. Je mehr ich die Evangelien las und jeden Dialog, den Jesus mit den Pharisäern führte, in Betracht zog, umso problematischer wurde diese traditionelle Sichtweise für mich. Die Pharisäer, auf die Jesus sich bezog1, müssen neu beurteilt werden, und zwar als Heuchler, die das Wesen des Gesetzes brachen, und nicht als Moralisten, die es peinlich genau hielten.2 Ellen Whites Beschreibung ist nicht so schmeichelhaft wie meine. Sie schrieb, dass „hinter der äußeren Heiligkeit … ihre Sündhaftigkeit verborgen“ lag3 und: „Während sie die rituellen Handlungen peinlich genau beachteten, führten sie ein unmoralisches und verderbtes Leben.“4 Angesichts dieser Unterscheidung lassen sich viele Bibelverse besser mit dem Paradigma der Heuchelei erklären. So forderte Jesus die Menge zum Beispiel auf zu tun, was die Pharisäer und Schriftgelehrten ihnen sagten, doch ihrem Beispiel nicht zu folgen, weil sie selbst nicht befolgten, was sie sagten (vgl. Mt 23,2–3). Ellen White schrieb, dass Jesus mit seiner Aussage noch einen wichtigeren Zweck verfolgte: „Das wahre Wesen der … Pharisäer musste restlos enthüllt werden.“5 Sie predigten das Gesetz, gehorchten „dem Willen Gottes aber selber nicht“.6 Die drängende Frage ist: War Jesus erfolgreich damit, die Pharisäer zu entlarven? Oder werden wir als Gemeinde weiterhin ständig wiederholen, wie vollkommen die Pharisäer das Gesetz gehalten haben, obwohl sie es tatsächlich gar nicht taten? Einmal sagte Jesus denen, die ihn töten wollten, geradeheraus: „Niemand unter euch tut das Gesetz.“ (Joh 7,19) Und noch einmal die Warnung Christi: „Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, das ist die Heuchelei.“ (Lk 12,1) Die evangelistische Strategie Johannes des Täufers in Lukas 3 kann vielleicht auch dazu beitragen, die Angelegenheit zu erhellen. Wenn seine Zuhörerschaft ganz in einer Erlösungstheologie der „Werke“ aufgegan-

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gen wäre, hätte Johannes sein Ziel mit seinem abschließenden Aufruf verfehlt. Nach seiner aufrüttelnden Bußpredigt fragten seine Zuhörer: „Was sollen wir denn tun?“ Hier hatte Johannes die Gelegenheit, sie von ihrem gesetzlichen Moralismus abzubringen. Aber nein, er sagte ihnen, was sie tun sollten: Kleidung und Nahrung teilen, gerechte Steuern erheben, kein Geld durch falsche Anschuldigungen erpressen und mit dem Lohn zufrieden sein (Lk 3,10–14). Ich gebe zu bedenken, dass diese abschließende Gewichtung von Johannes für eine „Werke“-orientierte Menge nicht ohne Risiko gewesen wäre. Was wäre, wenn die Leute gedacht hätten, dass sie mit diesen Werken ihre Erlösung verdienen könnten? Offensichtlich war das nicht das Problem. Gehen wir davon aus, dass Johannes, der mehr als ein Prophet war, seine Zuhörer besser kannte als wir im 21. Jahrhundert und genau wusste, wie er seine Predigt abschließen musste. Sie mussten sich von ihren schlechten Werken abkehren und anfangen, gute Werke zu tun. Übrigens zog Johannes seinen Zuhörern tatsächlich die Decke einer falschen Sicherheit weg, die ihnen leicht die Wärme einer falschen Heilsgewissheit hätte geben können. Doch das war nicht die Decke „Ich halte das Gesetz, damit ich gerettet werde“, sondern die Decke „Ich habe Abraham zum Vater“ (Lk 3,8). Die nächste prägnante Bemerkung von Johannes lief darauf hinaus, dass man sich nicht auf seine Abstammung als automatischen Garant für die Annahme bei Gott verlassen sollte – es sei denn, in Israel herrsche ein Steinmangel. Motive

Hier mag jemand einwerfen: Okay, ich habe verstanden, dass Heuchelei ein großes Problem war. Aber haben die Pharisäer die Gebote, die sie gehalten haben, nicht aus gesetzlichen Motiven gehalten? Das mag sehr wohl wahr sein, und es würde mich nicht überraschen, wenn das Halten des Gesetzes damals von gesetzlichen Motiven gestützt wurde, wie es auch heute der Fall sein mag. Aber selbst wenn gezeigt werden könnte, dass die Pharisäer nach unserer Standarddefinition durchweg gesetzlich waren, ist es doch interessant, dass

Jesus durchweg ihre Gesetzesbrüche tadelte, statt ihre gesetzlichen Motive zu kritisieren. Wenn Jesus über Motive sprach, dann im Zusammenhang damit, dass man vor den Menschen gerecht erscheinen oder von ihnen Lob einheimsen wollte, nicht in dem Sinne, dass man verdienstvoll Lob von Gott empfangen wollte. Jesus sagte: „Ihr seid‘s, die ihr euch selbst rechtfertigt vor den Menschen; aber Gott kennt eure Herzen; denn was hoch ist bei den Menschen, das ist ein Gräuel vor Gott“ (Lk 16,15) und „Alle ihre Werke aber tun sie, damit sie von den Leuten gesehen werden.“ (Mt 23,5) Ellen White pflichtete dem bei, als sie schrieb: „Sie waren stets darauf aus, ihre Frömmigkeit zur Schau zu stellen.“7 Jesus wollte, dass die Leute ihre guten Werke vor den Augen Gottes taten, nicht vor den Augen anderer Menschen. „Habt Acht auf eure Frömmigkeit, dass ihr die nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel.“ (Mt 6,1) Anders als man meinen mag, wollte Jesus, dass seine Zuhörer für und vor Gott gehorsam waren und ihre religiösen Übungen ausführten, denn Gott zum „Publikum“ des Gehorsams zu machen war das Mittel gegen Heuchelei. In der bedeutendsten Predigt, die je gehalten wurde, ging es ganz wesentlich um dieses Thema. Denken wir an das Rezept, das Jesus in der Bergpredigt in Matthäus 6 gab: Wie man gerecht handelt, ohne ein Heuchler zu sein: Man suche sich eine gerechte/religiöse Handlung aus (z. B. Almosen geben, beten, fasten). Das tue man im Geheimen, von anderen unbemerkt. Ergebnis: Nur der Vater im Himmel wird es sehen und entsprechend belohnen. Für diejenigen, die ihren Lohn von anderen Menschen haben wollen, statt vom Vater im Himmel, gilt das Rezept: „Wie man ein Heuchler ist“, in dem es darum geht, religiöse Pflichten möglichst öffentlichkeitswirksam zu erfüllen. Zusammenfassung

Der springende Punkt bei diesem neuen Denkansatz ist folgender: Wenn Gesetzlichkeit als das massive religiöse


Problem gesehen wird, mit dem sich Jesus auseinandersetzte, dann wäre das Halten des Gesetzes – besonders, wenn es mit falschen Motiven geschähe – in der Kritik. Wenn sich aber der differenzierte Tadel von Jesus auf Heuchelei bezog, werden Gesetzesübertretung und mangelnde Authentizität zum Hauptproblem. Lies wieder einmal die Evangelien und stelle dir die Frage: Welches Paradigma passt am besten zu den Lehren und Zurechtweisungen von Jesus? Das Modell, das ich vorschlage, hat das Potential, viele ernsthafte Christen zum Gehorsam dem Gesetz gegenüber zu befreien, ohne Angst haben zu müssen, dabei gesetzlich oder pharisäisch zu werden. Im Gegenteil, wenn wir vor etwas Angst haben sollten, dann vor religiöser Heuchelei und dem Brechen des Gesetzes, das damit einhergeht. Es ist an der Zeit, dass die Lehren von Jesus über Heuchelei ein bedeutendes Comeback erleben. Seit Jahrhunderten war die Gesetzlichkeit im Rampenlicht, und wenn sie in deinem Leben oder in deiner Gemeinde ein Problem ist, dann solltest du sie auf jeden Fall bekennen und mit der Gnade Gottes – buchstäblich mit seiner Gnade – austilgen. Aber ehrlich gesagt sehe ich nicht so viele Leute, die Gottes Gesetz halten, um gerettet zu werden, wie solche, die es übertreten, weil sie sich für gerettet halten. Das klingt mehr nach Heuchelei als nach Gesetzlichkeit und macht die Worte von Jesus heute noch so relevant wie vor 2000 Jahren. n 1 Wir müssen uns vor der Verallgemeinerung hüten, jeder Pharisäer im damaligen Palästina sei ein Heuchler gewesen. 2 Es ist allerdings vorstellbar, dass beides zugleich möglich ist. 3 Ellen G. White, Das Leben Jesu, S. 602. 4 Ebenda, S. 298. 5 Ebenda, S. 605. 6 Ellen G. White, Für die Gemeinde geschrieben, Bd. 2, S. 97. 7 Ellen G. White, Das Leben Jesu, S. 606.

Von Anthony R. Kent

Wie können wir das

GESETZ

ausleben,

ohne in Gesetzlichkeit zu verfallen?

Der Antinomismus1 ist sicherlich nicht die Lösung! Durch die Ablehnung des Gesetzes wird ein Christ ebenso schnell zum Heuchler wie durch die Gesetzlichkeit! Jesus, unser Retter, lebte die Antwort vor. Er hielt alle Zehn Gebote, doch man konnte ihm nie den Vorwurf machen, gesetzlich zu sein, das Gesetz abzulehnen oder ein Heuchler zu sein. Er sagte: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“ (Mt 11,28–30) Wir dürfen nicht vergessen, dass es Jesus war, der der Menschheit die Zehn Ge­ bote am Berg Sinai gab (1 Kor 10,1–4). Er lebte nach diesen Geboten und lebt bis heute danach! Die meisten Gebote schreiben uns vor, was wir nicht tun sollen. Die Menschen werden meist nicht als gesetzlich beschrieben, wenn sie keine anderen Götter haben, keine Bilder anbeten oder nicht lästern. Christen, die niemanden umbringen, keinen Ehebruch begehen, nicht stehlen, lügen oder neidisch sind, werden selten gesetzlich genannt, ebenso wenig wie Kinder, die ihre Eltern ehren. Was nur ein Gebot übrig lässt: den Sabbat. Es birgt eine gewisse Ironie, dass Christen, die am siebenten Tag ruhen und das Joch von Jesus auf sich nehmen, manchmal gesetzlich genannt werden, andere je­ doch, die das Joch von ‚Pharao‘ wählen und sieben Tage in der Woche Ziegel brennen, als „frei“ bezeichnet werden. Ich persönlich ruhe lieber in der Gnade und Barmherzigkeit Jesu. „Gehorsam“ ge­ nannt zu werden ist weder eine Sünde noch eine Schande! 1 Die Ablehnung des Gesetzes.

Joseph Olstad hat am

Adventist International Institute of Advanced Studies (Philippinen) und der Andrews-Universität (USA) studiert und lebt mit Frau und drei Töchtern im USBundesstaat Montana.

Anthony R. Kent ist ein stellvertretender Sekretär der Predigtamtsabteilung der Generalkonferenz der Siebenten-TagsAdventisten in Silver Spring. November 2015 | Adventist World

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G E L E B T E R

G L A U B E

Von Jeff Couzins

Die

Kraft des

In Mauretanien teilen sich die Menschen typischerweise eine Schale mit einer Mischung aus Brot und Wasser.

Brotes

I

n der Bibel heißt es: „Lasst euch deshalb von niemandem verurteilen, nur weil ihr bestimmte Dinge esst oder trinkt.“ (Kol 2,16 NLB) Allerdings geht der symbolische und soziokulturelle Aspekt der Ernährung über das hinaus, was wir essen. Essen umfasst sowohl biologische als auch soziokulturelle Elemente; Soziologen glauben, dass „die Essgewohnheiten der Menschen als eine Art Sprachsystem verstanden werden können“.1 Dieser Gedanke lässt sich auch auf die Familien zur Zeit der Apostel anwenden, als alle Mitglieder eines Haushaltes – die Familie oder andere zum Haushalt gehörende Personen – der Autorität des Vaters unterstanden. Der Vater war der Patron, der über allen stand. Diese Unterordnung unter die Vormachtstellung des Vaters wurde bei den Mahlzeiten eindrucksvoll deutlich, denn um essen zu können, waren alle von ihm abhängig. Folglich wurden rund um das Essen und Trinken einige bemerkenswerte Gepflogenheiten entwickelt.2 Mehr als Ernährung

Man kann sagen, dass die Hingabe, mit der die Apostel die ge­meinsamen Mahlzeiten pflegten (Apg. 2,42), zum Alltag eines Christen im ersten Jahrhundert gehörte.3 Hier diente das Essen zu mehr als nur der Ernährung: Es war das Mittel, durch das eine engere Beziehung zwischen den Gläubigen und ihrem Herrn erreicht wurde.4 Immer wieder lesen wir auch davon, dass Essen und Trinken in den Lehren von Jesus eine Rolle spielten und dass es für ihn wichtig war, mit Menschen zu essen, die von der Gesellschaft ausgegrenzt wurden. Dadurch erhalten wir den Eindruck, dass gemeinsames Essen und Trinken für Jesus eine Bedeutung hatte, die über ihre biologischen und soziokulturellen Aufgaben hinausging.5 Wenn wir weiter suchen, finden wir, dass Essen in der Heiligen Schrift allgegenwärtig ist; wir finden es fast überall in der Bibel. Die Stellung, die Essen und Gemeinschaft in der Bibel ein-

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nehmen, wird oft übersehen, wenn wir uns auf die Gebote und Lehren konzentrieren. Doch in der Bibel geschieht sehr viel am sprichwörtlichen Esstisch. Sind die Hinweise darauf einfach der Bericht faktischer Gegebenheiten oder haben Essen und Gemeinschaft eine geistliche Relevanz? Essen und Erlösung

Das Essen hat einen Platz im Erlösungsplan. Zum Beispiel war es das Essen der verbotenen Frucht, das Adam und Eva zum Sündigen brachte, weil sie ihrem Appetit gehorchten.6 Und Essen ist es auch, durch das Gott uns etwas darüber lehrt, wie wir erlöst werden.7 Brot und Wein beim Abendmahl sind nur ein Beispiel für die symbolische Verbindung zwischen Essen und Erlösung. Ein weiteres Beispiel ist der alttestamentliche Opferdienst, der auf das Opfer Christi in seinen unterschiedlichen Aspekten hinwies. So deuten zum Beispiel alle großen Feste im Alten Testament auf den Dienst von Jesus hin. Ein Fest bestand nicht nur aus einer kleinen Mahlzeit; es war ein großes Festmahl. Die großen Feste in Israel waren 1. das Passafest, das auf den Tod Jesu Christi hindeutete; 2. Pfingsten, das auf die Ausgießung des Heiligen Geistes hinwies; 3. das Laubhüttenfest, das auf die Wiederkunft Christi hinwies, und 4. der große Versöhnungstag, der auf das Gericht verwies. Allerdings hatten die Opfer noch einen umfassenderen Zweck, als nur etwas über den Erlösungsplan zu lehren. Das Opfersystem diente nicht nur dazu, dem Sünder Vergebung zu vermitteln, sondern die Menschen in Gemeinschaft mit Gott zu bringen (s. 3 Mo 9,22). Beim Sündopfer ging es um Sündenbekenntnis und die Bitte um Versöhnung durch Gottes Vergebung. Brandopfer brachten Anbetung, Dankbarkeit und Hingabe an Gott zum Ausdruck. Dankopfer (LB) oder Heilsopfer (EB) standen für die Verbindung mit Gott und Gemeinschaft mit Mitgläubigen, indem man das Opfer gemeinsam aß.8 In manchen Übersetzungen findet man für f o t o :

M i c h a ł

H u n i e w i c z


„Heilsopfer“ auch die Übersetzung „Gemeinschaftsopfer“, um den sozialen und kulturellen Charakter dieses Abschlussopfers zum Ausdruck zu bringen. Im Alten Testament gipfelte der Gottesdienst in einem Gemeinschaftsmahl, das alle Gottesdienstbesucher in der Gegenwart Gottes einnahmen. Die Anbetung Gottes war im Alten Testament unvollständig, bis sich alle, die anwesend waren – Propheten, Priester, Leviten und das Volk – hinsetzten und miteinander ein Gemeinschaftsmahl genossen. Dieses Konzept des gemeinsamen Essens zieht sich auch durch das Neue Testament. Jesus zum Beispiel speiste die 5000, nachdem er sie gelehrt hatte. Essen und Beziehung

Essen kann uns nicht retten, aber es kann darstellen, welche Beziehung wir mit Jesus Christus haben. Jesus beispielsweise fragte, ob er etwas zu essen haben könnte, als er nach seiner Auferstehung zu seinen Jüngern ins Obergemach kam (Lk 24,41). Im Johannesevangelium lesen wir, dass Jesus seinen Jüngern nach seiner Auferstehung Essen zubereitete, als diese fischen gegangen waren (21,9). Bei beiden Begebenheiten wollte Jesus in seinem Auferstehungsleib mit seinen Jüngern essen und Gemeinschaft pflegen. In Apostelgeschichte 2,42 heißt es von den Jüngern: „Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.“ Das Brotbrechen in diesem Vers weist darauf hin, dass die Jünger gemeinsam mit anderen Gläubigen aßen und Gemeinschaft hatten. In der Bibel gehen Essen und Gemeinschaft Hand in Hand mit dem Lehren von Glaubenslehren und dem Gebet. Allerdings übersehen wir diese Verbindung oft. Essen und Gemeinschaft sind nicht zwei voneinander getrennte Dinge, die extra zum Gottesdienst in der Gemeinde hinzugefügt werden, sondern sollten ein wesentlicher Bestandteil sein, wenn wir den lebendigen Gott anbeten und ihm dienen. Wie im alttestamentlichen Opferdienst können auch wir sagen, dass Anbetung erst dann vollständig abgeschlossen ist, wenn wir in der Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist gemeinsam gegessen haben. Und die Gemeinschaft geht auch darüber noch hinaus. In Offenbarung 3,20 sagt Jesus, dass er bei allen einkehren und mit ihnen essen wird, die ihm ihre Herzenstür öffnen. Jesus verbindet Essen und Gemeinschaft mit einer Beziehung zu ihm selbst. Die Bibel sagt nicht einfach nur, dass Jesus uns Gesellschaft leistet. Jesus sagt vielmehr: „Zu dem werde ich hineingehen und mit ihm essen und er mit mir.“ (EB) Miteinander zu essen und Gemeinschaft zu haben, sind wichtige Aspekte unserer zwischenmenschlichen Beziehungen und unserer Beziehung mit Christus. Alle, die im Laufe der Weltgeschichte gerettet wurden, sind zum Hochzeitsmahl des Lammes eingeladen, das in Offenbarung 19,9 beschrieben wird.

Dass wir beim Abendmahl keine ganze Mahlzeit zu uns nehmen, spricht nicht gegen die Tatsache, dass es eine wichtige Verbindung zwischen Essen und Erlösung gibt. Auch wenn Essen uns nicht erlösen kann, kann es doch unsere Beziehung zu Gott und unsere Erlösung versinnbilden. In 1. Johannes 1,3–4 heißt es: „Was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Und das schreiben wir, damit unsere Freude vollkommen sei.“ Gemeinschaft in der Gemeinde ist mehr, als nur eine schöne Zeit miteinander zu verleben. Eine gemeinsame Mahlzeit in der Gemeinde ist mehr, als einfach miteinander zu essen. Es war nur eine kleine Frucht, die die Sünde in die Welt brachte. Und es sind nur ein kleines Stück Brot und ein kleines Glas Traubensaft, die den Tod Christi am Kreuz symbolisieren.9 Essen mag im großen Erlösungsplan ein unbedeutender Aspekt zu sein scheinen, doch biblisch könnte man argumentieren, dass ein Gottesdienst ohne ein gemeinsames Essen und Gemeinschaft miteinander und mit Gott nicht vollständig ist. Wir sehen diesen Gedanken in Offenbarung 3,20 angedeutet, wo Jesus uns verspricht, mit uns zu essen, wenn wir ihm unser Herz öffnen. Nur wenige „Handlungen sind so bezeichnend für Gemeinschaft wie das gemeinsame Einnehmen einer Mahlzeit“.10 Doch das größte Ereignis, bei dem gemeinsam gegessen wird, ist „der apokalyptische Gedanke eines eschatologischen Mahls oder messianischen Festmahls – des Festmahls im kommenden künftigen Reich Gottes“.11 Lasst uns also gemeinsam Mahlzeiten einnehmen, weil wir der Autorität unseres Vaters im Himmel unterstehen. Wir können das vielleicht am Sabbat nach dem Gottesdienst tun, während der Woche in unseren Heimen oder bei Picknicks und geselligen Treffen. Wenn wir das tun, haben wir auch Gemeinschaft mit Jesus, bis er kommt. n   1 Jan Michael Joncas, „Tasting the Kingdom of God: The Meal Ministry of Jesus and Its Implications for Contemporary Worship and Life”, Worship 74 (2000), S. 330.   2 Florence Dupont, Daily Life in Ancient Rome, Übers. Christopher Woodall, Blackwell Publishers, Oxford, 1989, S. 103.   3 Robert W. Wall, „The Acts of the Apostles: Introduction, Commentary and Reflection“, in: The New Interpreter’s Bible, Leander E. Keck et al. (Hrsg.), Abingdon Press, Nashville, 1995, Bd. 10, S. 71.   4 G. H. C. Macgregor, „The Acts of the Apostles”, in: The Interpreter’s Bible, George A. Buttrick et al. (Hrsg.), Abingdon Press, Nashville, 1954, S. 50.   5 Joncas, S. 330f., 346–350.   6 Ellen G. White, Patriarchen und Propheten, S. 29–33.   7 Ellen G. White, Das Leben Jesu, S. 655ff.   8 Siegfried Horn, Seventh-day Adventist Bible Dictionary, Review and Herald, Washington, D. C., 1980, S. 963–966.   9 Ellen G. White, Das Leben Jesu, S. 652f. 10 Francis D. Nichol (Hrsg.), The Seventh-day Adventists Bible Commentary, Review and Herald, Washington, D.C., 1957, 1980; Bd. 7, S. 763. 11 Ephraim Isaac, „The Significance of Food in Hebraic-African Thought and the Role of Fasting in the Ethiopian Church“, in: Asceticism, Vincent L. Wimbush und Richard Valantasis (Hrsg.), Oxford University Press, New York, 2002, S. 331.

Essen und Gottesdienst

Die bedeutendste Verbindung von Essen und Gemeinschaft mit der Erlösung findet sich jedoch im Abendmahl. Jesus nahm das Brot und sagte: „Das ist mein Leib.“ (Lk 22,19) Dann nahm er den Kelch und sagte: „Dieser… ist der neue Bund in meinem Blut.“ (V. 20)

Jeff Couzins ist Pastor in der Nordenglischen Vereinigung.

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E L L E N

I

W H I T E

E N T D E C K E N

Lebendige

m Gehorsam dem Wort Gottes gegenüber und in Übereinstimmung mit seinem Willen liegt unser Glück. Die Familie, die von richtigen Prinzipien geleitet wird, ist in ihrer Umgebung ein Zeugnis für die Kraft eines reinen, heiligen Glaubens; der Einfluss einer solchen Familie trägt dazu bei, in der Gemeinde und in der Gesellschaft die verderblichen, verunreinigenden Einflüsse einzudämmen, die heute wie eine Flut über uns hereinbrechen. Der Glaube an Jesus hat die Kraft, die gefallenen Menschen zu erheben und die Unmäßigen zur Vernunft zu bringen, damit sie bekleidet und vernünftig zu den Füßen von Jesus sitzen. Wenn die Menschen sich mehr für natürliche Einfachheit begeistern könnten und weniger Interesse an allem Unnatürlichen und der Mode hätten, würden viele den Wirren des Lebens entkommen und viel mehr Frieden und Ruhe finden, als sie gegenwärtig erfahren. Gott bürdet seinen Geschöpfen keine schweren Lasten auf; das tun sie selbst, weil sie nicht bereit sind, den Naturgesetzen zu entsprechen und unbedingt den Forderungen der Mode folgen wollen. Das ist es, was die Menschen verbraucht, weil es eine ständige Belastung für Körper und Seele darstellt. Gott liebt uns. In der Natur spricht er zu uns über seine zärtliche Fürsorge. Hier finden wir die Zeichen seiner Weisheit und Kraft. Seine Werke in der Natur sind dazu bestimmt, uns die Tatsache einzuprägen, dass es einen lebendigen Gott gibt, dem wir vertrauen dürfen. „Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen.“ (Mt 6,28-29) Die Hand Gottes hat jede Knospe und jede blühende Blume geformt; in seiner Weisheit gab er ihnen ihre verschiedenen, feinen Farbabstufungen. Welch eine Schön-

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Von Ellen G. White

Natur

Gott spricht durch seine Schöpfung zu uns heit hat er diesen stillen, seelenlosen Dingen verliehen, die heute auf der Wiese stehen und morgen in den Ofen geworfen werden. Wenn Gott schon das zarte, kurzlebige Gras auf dem Feld so schön kleidete, „wie viel mehr wird er euch kleiden, ihr Kleingläubigen“ (Lk 12,28). Der große Meisterkünstler

Auf unserer Reise nach Westen haben wir aus dem Fenster geschaut, um alles Neue und Interessante in der Landschaft zu entdecken. Wir haben auf die erhabenen, terrassenförmigen Berge in ihrer majestätischen Schönheit geblickt, die mit ihren felsigen Zinnen aussehen wie große alte Burgen. Diese Berge zeugen von dem zerstörerischen Zorn Gottes, mit dem er sein Gesetz rechtfertigte, das immer wieder gebrochen worden war, denn die Berge wurden durch die stürmischen Beben bei der Sintflut aufgetürmt. Sie gleichen mächtigen Wellen, die auf die Stimme Gottes hin stillstanden – versteinerte Wogen, aufgehalten in ihrem höchsten Wellengang. Diese gewaltigen Berge gehören Gott; er waltet über den felsigen Festungen. Auch der Reichtum der Minen gehört ihm, ebenso wie die Tiefen der Erde. Wenn du Anzeichen dafür sehen willst, dass es einen Gott gibt, dann schaue dich um, wo immer du leben magst. Gott spricht zu deinen Sinnen und beeindruckt deine Seele durch die Werke, die er geschaffen hat. Nimm diese Eindrücke mit deinem Herzen auf, und die Natur wird

für dich ein offenes Buch und wird dich durch vertraute Dinge göttliche Wahrheit lehren. Die hohen Bäume werden dann nicht gleichgültig betrachtet werden. Jede Blume, die sich öffnet, jedes Blatt mit seinen feingliedrigen Adern zeugt vom unendlichen Geschick des Meisterkünstlers. Die massiven Felsen und gewaltigen Berge, die in der Ferne emporragen, sind nicht durch Zufall entstanden: Sie zeugen in stiller Beredtheit von dem Einen, der hoch und erhaben auf dem Thron des Universums sitzt. „Gott sind alle seine Werke von Ewigkeit her bekannt.“ (Apg 15,18 SLT) Alle seine Pläne sind vollkommen. Welch eine Ehrfurcht sollte sein Name in uns wecken! Wie sehr sollte das Kennen seiner Werke unsere Vorstellung von seinen Eigenschaften beflügeln! Wie viel besser sollten wir uns seine Eigenschaften vorstellen können, weil wir seine Werke kennen! Der ewige Fels

Gott selbst ist der ewige Fels, eine Zuflucht für sein Volk, ein Schutz vor dem Sturm, ein Schatten gegen sengende Hitze. Er hat uns seine Verheißungen gegeben, die fester und unbeweglicher stehen als die felsigen Höhen und ewigen Hügel. Berge mögen wohl weichen und Hügel hinfallen, aber Gottes Gnade soll nicht von denen weichen, die ihm im Glauben vertrauen, und der Bund seines Friedens nicht hinfallen (vgl. Jes 54,10). Wenn wir so fest auf Gott als unserem Helfer vertrauen, wie die


Die Natur wird für dich ein offenes Buch und wird dich durch vertraute Dinge göttliche Wahrheit lehren. felsigen, kargen Berge in den Himmel ragen, würden unser Glaube an ihn und unsere Treue seinem heiligen Gesetz gegenüber nie wanken. Warum wollt ihr denn dann nicht nach den Dingen trachten, die euch Frieden geben? Warum, liebe Schwestern und Brüder, wollt ihr in der Gewissheit, dass euer himmlischer Vater euch alles zufallen lassen wird, was ihr braucht, nicht das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit zu eurem obersten Anliegen machen? Gott wird Wege vor euch ebnen, und alles, was ihr tut, wird gesegnet sein, denn er hat versprochen: „Wer mich ehrt, den will ich auch ehren.“ (1 Sam 2,30) Christus ist gestorben, um euch zu erlösen. Soll er vergeblich für euch gestorben sein? Wollt ihr nicht seine ausgestreckte Hand ergreifen f o t o :

i s t o c k / t h i n k s t o c k

und mit ihm den schmalen Pfad des Glaubens und Gehorsams gehen? Gott ist ein Gott der Liebe und Gnade, doch diejenigen, die die große Erlösung, die er uns schenkt, zurückweisen, wird er keineswegs freisprechen. Die langlebigen Menschen vor der Sintflut wurden von der Erde gespült, weil sie das göttliche Gesetz aufhoben. Gott wird kein zweites Mal Wasser aus dem Himmel und aus der Tiefe der Erde als Mittel verwenden, um die Erde zu zer­ stören. Wenn sein Zorn das nächste Mal über diejenigen ausgegossen wird, die seine Autorität missachten, werden sie mit Feuer zerstört, das im Erdinneren verborgen ist und – entfacht durch Feuer vom Himmel – intensiv wüten wird. Von der gereinigten Erde wird dann das Loblied erschallen: „Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem

Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ (Offb 5,13) „Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker.“ (Offb 15,3) Und alle, die dem Schatz im Himmel unschätzbaren Wert beigemessen und ihn zu ihrem obersten Anliegen gemacht haben, werden in den triumphierenden Jubel einstimmen. n Dieser Beitrag ist dem Artikel „Notes of Travel: A Sermon on the Cars“ entnommen, der am 24. Februar 1885 im Review and Herald erschien. Siebenten-Tags-Adven­ tisten sind der Überzeugung, dass Ellen G. White (1827-1915) während ihres mehr als siebzigjährigen öffentlichen Wirkens die biblische Gabe der Prophetie ausübte.

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G L A U B E

U N D

W I S S E N S C H A F T

Erschuf Gott

Von Raúl Esperante

Dinosaurier?

E

inige Produktionen der Unterhaltungsindustrie haben einen lukra­ti­ven Markt für den Handel mit allem, was mit Dinosauriern zu tun hat, geschaffen. Diese gigantischen Wesen, die ganze Siedlungen der Menschen mit einer einzigen Schwanzbewegung oder einem Prankenhieb auslöschen, fesseln unsere Fantasie. Hat Gott so beeindruckende Wesen geschaffen? Warum werden sie in der Bibel nicht erwähnt? Woher kommen sie?

Die Beweise dafür, dass es Dinosaurier gegeben hat, sind eindeutig: Wir haben Knochen, Zähne, Eier, Fußabdrücke und sogar Hautversteinerungen. Allerdings ist das Bild der Wissenschaft von Dinosauriern ein anderes als das der Unterhaltungsindustrie. Bei der Untersuchung fossiler Mageninhalte und Exkremente von Dinosauriern haben Paläontologen herausgefunden, dass viele Dinosaurier Pflanzenfresser waren. Die Untersuchung von Knochen und Fußabdrücken hat ergeben, dass einige klein

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waren, in der Größenordnung von Schafen oder Hunden. Der Struthiomimus zum Beispiel war so groß wie ein Strauß und der Compsognathus nicht größer als ein Hahn. In 1. Mose 1 lesen wir, dass Gott die Landtiere am sechsten Tag der Schöpfungswoche schuf und ihnen „alles grüne Kraut zur Nahrung“ gab. Das muss auch die Dinosaurier eingeschlossen haben, denn sie waren Landtiere. Es sollte uns nicht überraschen, dass Dinosaurier nicht explizit in der Bibel erwähnt werden. Erstens gab es das Wort „Dinosaurier“ zur Zeit Moses noch nicht und zweitens werden auch viele andere Tiergruppen in der Bibel nicht erwähnt, wie zum Beispiel Käfer, Haie oder Seesterne, um nur einige zu nennen. Am Ende des sechsten Schöpfungstages der Schöpfungswoche sah Gott, dass seine Schöpfung gut war – „sehr gut“ sogar. Das wirft ein Problem auf. Obwohl viele Dinosaurier Pflanzenfresser waren, gab es auch einige große, furchterregende Fleischfresser, die eine Gefahr für das Leben der Menschen darstellten. Können wir diese gigantischen, wilden, potentiell menschenfressenden Dinosaurier als „gut“ betrachten? Passen die fleischfressenden Dinosaurier in die neu erschaffene, sich von Pflanzen ernährende, vollkommene Welt? Der Eingang der Sünde und die Dinosaurier

Der biblische Schöpfungsbericht legt den Gedanken nahe, dass der Fluch, der auf den Sündenfall von Adam und Eva folgte (1 Mo 3,14–19), biologische Veränderungen bewirkte, die zu Änderungen in der Ernährung und im Verhalten vieler Tiere führten und Konkurrenzverhalten, Jagd auf Beutetiere und Parasitismus zur Folge hatten, wie wir sie heute vorfinden. Obwohl die Bibel diese Veränderungen nicht im Detail beschreibt, werden sie heute als genetische Modifikationen interpretiert, da wir aus

der Wissenschaft wissen, dass für solche großen Veränderungen genetische Modifikationen nötig sind. Wir wissen nicht, ob die Veränderungen sofort stattfanden oder sich über mehrere Generationen entwickelten, aber bis die Dinosaurier von der Sintflut begraben wurden, waren diese Veränderungen voll ausgeprägt. Irgendwann in der Geschichte dieser Welt verschwanden die Dinosaurier. Es gibt keinen stichhaltigen historischen Befund für lebende Dinosaurier, trotz mancher sehnlicher Behauptungen des Gegenteils. Es gibt Spekulationen darüber, dass biblische Hinweise auf Mythenwesen auf dem kulturellen Gedächtnis über vorsintflutliche Dinosaurier beruhen könnten, doch das lässt sich nicht bestätigen. In der Bibel werden der Behemot (Hi 40,15–18) und der Leviatan (V 25) erwähnt, die von einigen als mögliche Beispiele für nachsintflutliche Dinosaurier interpretiert wurden. Viele Wissenschaftler allerdings vermuten im Behemot das Nilpferd und im Leviatan das Krokodil. Beide Arten lebten im Nil, sodass die alten Hebräer sie gekannt haben können. Die Unsicherheit über die Identität dieser Wesen rechtfertigt nicht die Behauptung, Dinosaurier würden in der Bibel erwähnt. Die meisten kreationistischen Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass die Dinosaurier während der Sintflut oder kurz danach verschwanden, doch um diese Wesen besser zu verstehen, sind noch weitere Untersuchungen nötig. Dem Geheimnis des Verschwindens der Dinosaurier auf die Spur zu kommen erfordert peinlich genaue Forschung, zu der Christen, die Interesse und die Befähigung dazu haben, ermutigt werden sollten. Möglicherweise könnte die Forschung über die Dinosaurier zu wichtigen Erfolgen in unserem Verständnis der biblischen Berichte über Schöpfung und Sintflut führen. n

Raúl Esperante, Ph.D.,

ist ein leitender Wissen­ schaftler am GeoscienceForschungsinstitut und lebt in Südkalifornien, USA. f o t o :

B r e t t

M e l i t i


M I S S I O N

Auf der

Von Michael Mace

Straße nach Jericho Eine Geschichte von zwei barmherzigen Samaritern

J

ean-Francois Pina begann seinen Arbeitstag wie gewohnt.1 Der verheiratete Vater eines Kindes fuhr ins Krankenhaus, stellte sein Auto ab und stempelte seine Zeitkarte zum Arbeitsbeginn. Pinas Arbeit besteht darin, Menschen zu helfen und Menschenleben zu retten. Das Leben seiner Schützlinge hängt von seiner Bereitschaft, Kompetenz, Sicherheit und Schnelligkeit ab. Pina ist Rettungswagenfahrer im französischen Lille, nahe der Grenze zu Belgien. Eine Routinefahrt

An einem Donnerstagmorgen holte Pina den 60-jährigen Christian Nayet, einen Patienten mit Krebs im Endstadium, ab, um ihn zu einer CT-Untersuchung ins Krankenhaus zu bringen. Nach etwa einer Stunde Fahrtzeit bemerkte Nayet, dass mit Pina, dem Rettungswagenfahrer, etwas nicht stimmte. Er machte einen unruhigen Eindruck. Schließlich rief Pina aus, dass es ihm nicht gut ging. Er sagte, dass seine Finger kribbelten. Nayet fragte, ob er das Kribbeln auch den ganzen Arm hinauf spüre, was Pina bejahte. Da dachte Nayet sofort an einen Herzinfarkt. Er forderte Pina auf, das Rettungsfahrzeug anzuhalten. Einen Augenblick lang überlegte er, die Notrufnummer anzurufen, doch er schätzte, dass es zu lange dauern würde, bis Hilfe eintreffen würde. So gab er dem Fahrer zwei Medikamente, die er selbst bei sich hatte, eines zur Blutverdünnung und ein weiteres zur Stabilisierung des Herzrhythmus. Unter normalen Umständen wäre dieses Vorgehen völlig unangemessen gewesen, doch angesichts f o t o :

A l f

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B e e m

der Dringlichkeit der Situation ging Nayet ein kalkuliertes Risiko ein und gab Pina seine eigenen Medikamente. Er wusste, dass sie für einen Herzinfarkt geeignet waren. Nayet übt keinen medizinischen Beruf aus, er ist Künstler und Autor. Doch als Pina den Rettungswagen nicht mehr fahren konnte, sagte Nayet: „Geben Sie mir die Schlüssel! Mein Leben ist nicht in Gefahr, Ihres schon. Haben Sie keine Angst.“ Man kann fast die Stimme von Jesus hören, der den Menschen immer wieder sagte: „Habt keine Angst, vertraut mir.“ So wurde der Patient zum Rettungswagenfahrer. „Ich werde sehr schnell fahren!“ „Nein, fahren Sie bitte nicht schnell“, erwiderte Pina. „Sie haben dieses Fahrzeug noch nie gefahren, Sie sind es nicht gewöhnt.“ Trotz seiner Bedenken musste Pina jedoch zugeben, dass er derjenige war, der dringend medizinische Hilfe brauchte. Er hörte Nayet sagen: „In zehn Minuten geht es Ihnen besser!“ Hier war ein Mann mit Krebs im Endstadium dabei, seinen Rettungswagenfahrer zu beruhigen, der gerade einen Herzinfarkt erlitt! Nachdem er Arzt, Krankenpfleger, Apotheker und Rettungswagenfahrer gespielt hatte, übernahm Nayet auch die Rolle des Trösters, gerade so, wie Jesus versprochen hatte: „Ich will den Vater bitten und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit.“ (Joh 14,16) Nayet saß am Lenkrad und hatte nur einen Gedanken: möglichst schnell zu fahren, immerhin fuhr er einen Rettungswagen. Er suchte vergeblich nach dem Schalter, um die Sirene einzuschalten. So blendete er mit den Scheinwerfern auf, um

den vor ihm fahrenden Autos zu signalisieren, ihn durchzulassen. Im Krankenhaus angekommen, rief Nayet Sanitäter herbei, die Pina mit einem Defibrillator behandelten. Binnen zehn Minuten lag Pina auf dem OP-Tisch. Ein Doktor rief aus: „Fünf Minuten später wäre es zu spät für ihn gewesen!“ Und zu Nayet gewandt sagte er: „Sie haben ihm das Leben gerettet.“ Von Nächsten umgeben

Drei Stunden später ging Nayet zu seiner CT-Untersuchung, bei der sich bestätigte, dass sich sein Krebs auf die Leber ausgeweitet hatte. Dennoch schlief Nayet in jener Nacht gut, weil er wusste, dass er mehr als seine Pflicht getan hatte. Wer von den beiden Männern war nun der Nächste für den anderen? Eigentlich war es Nayet, der Hilfe brauchte, doch er rettete das Leben von Pina, dem Nächsten, dessen Aufgabe es gewesen wäre, ihm zu helfen. Nicht immer ist der barmherzige Samariter derjenige, den wir dafür halten. Jesus sagte: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Mt 22,39) Man weiß nie – es könnte uns das Leben retten. n 1 Diese Geschichte basiert auf einem Ereignis im April 2013. Der Bericht steht unter www.lavoixdunord.fr/region/ berck-un-ambulancier-suave-par-le-malade-qu-ilia36b49106n1182718.

Michael Mace ist freischaf­ fender Autor, Übersetzer und Dolmetscher für die Sprachen Englisch und Französisch. Er lebt mit seiner Frau Lindie auf den Philippinen. November 2015 | Adventist World

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F R A G E N

Z U R

B I B E L

Die Frage der Was bedeutet es, wenn Jesus in der Bibel als „Sohn Gottes“ bezeichnet wird?

Sohnschaft

Die Bedeutung dieses Titels Christi ist unter Christen Gegenstand ernsthafter Diskussionen. Das grundlegendste Verständnis ist, dass der menschgewordene Herr von der Jungfrau Maria geboren wurde und Sohn Gottes genannt werden sollte (Lk 1,32; 1 Joh 5,18). Ich gebe meine Einsicht zu diesem Thema in der Hoffnung weiter, dich damit zum weiteren Studium zu motivieren. 1. Sohn/Söhne Gottes: Im Alten Testament steht „Sohn Gottes“ oder „Söhne Gottes“ für drei Menschengruppen. Die himmlischen Wesen, die mit dem Herrn im Rat Gottes zusammenkamen, werden „Engel“ genannt (hebr. „Söhne Gottes“, z. B. Hiob 1,6; 2,1). So heißt es in Hiob 38,7, dass bei der Schöpfung „alle Söhne Gottes jauchzten“ (LB, EB). In anderen Übersetzungen wird die hebräische Wendung „Söhne Gottes“ mit „Engel“ wiedergegeben (Hfa, NLB). Das Volk Gottes wird „Kinder des Herrn, eures Gottes“ genannt (5 Mo 14,1; s. a. Hos 2,1; Jes 45,11). Durch Schöpfung und Erlösung wurden sie zu Kindern Gottes (2 Mo 4,22–23). Und schließlich wurde auch der König von Israel „Sohn Gottes“ genannt (z. B. 2 Sam 7,14). Gott berief den König als „erstgeborenen Sohn (Ps 89,28; vgl. Ps 2,7). In diesen Fällen wird das Wort „Sohn“ im übertragenen Sinn gebraucht. Die himmlischen Wesen sind durch die Schöpfung Söhne Gottes, das Volk Gottes besteht durch Schöpfung und Erlösung aus Kindern Gottes und der König wurde durch seine Berufung zum König zum Sohn Gottes. In der Bibel hat Gott keine Kinder durch natürliche Zeugung und Geburt. 2. Die ewige Sohnschaft Christi: Christus ist der ewige Sohn Gottes. Paulus schrieb: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau“ (Gal 4,4). Christus war Sohn Gottes, bevor er von einer Frau geboren wurde. Durch den präexistenten Sohn hat Gott „das ganze Universum … geschaffen“ (Hbr 1,2 NLB). Die Sohnschaft Christi ist jedoch einzigartig. Gläubige werden als geistliche Kinder Gottes aus Gott geboren, doch der Sohn wird nirgends als geistlich aus Gott geboren bezeichnet. Er ist der Sohn, der direkt vom Vater kam (Joh 16,28). Er hat das Leben in sich selbst und ist eins mit dem Vater in Willen (Joh 14,31; 15,10), Charakter (Joh 14,8–11), Absicht (Joh 15,16; 16,15; 17,4–8) und Natur (Joh 8,58). Dennoch ist er eine eigenständige Person. Hier handelt es sich um einen metaphorischen Gebrauch des Begriffs „Sohn“.

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Adventist World | November 2015

3. Metaphorische Bedeutung: Bei uns Menschen sind mit dem Begriff Kind klare Vorstellungen verbunden. Erstens weist es darauf hin, dass ein Kind die gleiche Natur hat wie die Eltern, es ist ein Mensch. Wenn Christus „Sohn Gottes“ genannt wird, sagt uns das, dass er wie der Vater ein göttliches Wesen ist (Joh 5,18). Zweitens unterscheidet sich ein Kind von seinen Eltern. Die Metapher der Sohnschaft bedeutet, dass Christus und der Vater zwar die gleiche Natur haben, jedoch trotzdem unterschiedliche Personen sind. Das weist darauf hin, dass die Gottheit aus mehreren Personen besteht. Drittens ist die Beziehung zwischen Eltern und Kindern einzigartig. Ihre Verbindung ist praktisch unauflöslich. Die Metapher ist deshalb ein gutes Symbol für die tiefe Einheit, die zwischen den Personen der Gottheit besteht (Joh 17,5). Viertens geht ein Kind bei den Menschen durch die natürliche Geburt aus seinen Eltern hervor. Im Fall der Gottheit ging der Sohn jedoch nicht durch eine natürliche Geburt aus dem Vater hervor, sondern um das Werk der Schöpfung und Erlösung zu vollbringen (Joh 8,42; 16,28). Es gibt in der Bibel keinen Hinweis darauf, dass der Sohn vor ewigen Zeiten vom Vater gebildet oder hervorgebracht wurde. Der Sohn kam von Gott, wurde jedoch nicht von ihm hervorgebracht. Fünftens lässt sich das Vater-Sohn-Bild nicht buchstäblich auf die Beziehung zwischen Gott-Vater und GottSohn in der Gottheit anwenden. Gott-Sohn ist nicht der natürliche, buchstäbliche Sohn von Gott-Vater. Ein natürliches Kind hat einen Ursprung, während der Sohn in der Gottheit ewig ist. Im Zusammenhang mit der Gottheit wird der Begriff „Sohn“ metaphorisch verwendet. Er transportiert im Kontext einer ewigen liebevollen Beziehung die Vorstellung, dass die Gottheit aus eigenständigen Personen besteht, die die gleiche Natur besitzen und in einer liebevollen Beziehung miteinander verbunden sind. Ellen White schrieb: „Der Herr Jesus Christus, der Sohn Gottes, existierte von Ewigkeit her als eigene Persönlichkeit und war doch eins mit dem Vater.“1 Diese Aussage gibt die wesentliche Absicht der Metapher wieder. n 1 Ellen White, Für die Gemeinde geschrieben, Bd. 1, S. 261.

Angel Manuel Rodríguez war vor seiner Pension Direktor des Biblischen Forschungsinstituts (Biblical Research Institute) der Generalkonferenz.


B I B E L S T U D I U M

Eine Frage und eine Aufforderung

1 Was lernen wir daraus, dass Elia Gottes Verheißungen vertraute und sein Glaube nicht wankte, als seine Gebete nicht sofort erhört wurden? Lies dazu 1. Könige 18,41–45. Elia schickte seinen Diener auf den Gipfel des Berges, um einen Blick über das Meer zu werfen. Als nichts auf Regen hindeutete, schickte er seinen Diener erneut. Elia gab nicht auf. Sechs Mal schickte er seinen Diener vergeblich, um nach Regen Ausschau zu halten. Erst beim siebenten Mal sah der Diener eine kleine Wolke, etwa so groß wie eine Männerhand. Die Wolke war das Zeichen dafür, dass Regen im Anzug war, und schon bald darauf sollten sich die Schleusentore des Himmels öffnen. Elias Glaube wankte nicht. Er gab allen widrigen Umständen zum Trotz nicht auf, sondern vertraute darauf, dass Gott sein Wort erfüllen würde.

2 Wie beschrieb der Apostel Paulus in 1. Korinther 9,24–28; 2. Korinther 4,7–10 und Philipper 3,12–16 die Notwendigkeit, trotz unserer Fehler in der Vergangenheit, unseres Versagens in der Gegenwart oder überwältigender Hindernisse nicht aufzugeben? Fasse deine Antwort in einem Satz zusammen. 3

Welchen freundlichen Dienst erwies Elia Ahab 1. Könige 18,45–46 zufolge, als der strömende Regen die Sicht stark einschränkte? Was sagt uns das über Elias Charakter? Die Tatsache, dass Elia so freundlich war, mitten in einem heftigen Sturm vor Ahabs Wagen herzulaufen, um ihm den Weg zu zeigen, offenbart Elias Demut und Güte. Der Prophet erwies dem Amt des Königs immer noch Respekt und zeigte Mitgefühl für jemanden, der ihn töten wollte.

O t t o

I

n einer Zeit nationalen Abfalls in Israel blieb Elia Gott treu und gehorsam. Im Mittelpunkt unseres letzten Bibelstudiums stand die Trockenheit in Israel. Wir studierten, wie Gott für Elia sorgte und wie der Prophet Gottes die Propheten Baals auf dem Berg Karmel herausforderte. Wir staunten darüber, wie Gott Elias Gebete inmitten nahezu überwältigender Schwierigkeiten durch ein Wunder erhörte. Heute wollen wir die Beharrlichkeit des Glaubens, die Demut des Glaubens und auch die Enttäuschungen, die Gläubige zuzeiten erleben, studieren. Dabei werden wir einen Gott unvorstellbarer Barmherzigkeit, überreicher Gnade und ehrfurchtgebietender Macht entdecken.

S e m l e r

Elia

Von Mark A. Finley

4 Welchen Rat aus Sprüche 25,21–22 gab der Apostel Paulus in Römer 12,20–21 den verfolgten Christen in Rom? Wie können wir ihn auf uns anwenden? 5

War Elia jemals niedergeschlagen? Lies in 1. Könige 19,1–4 den Bericht davon, wie Ahab Elias Leben bedrohte und wie Elia darauf reagierte. Nachdem Elia den ganzen Tag mit der Machtprobe zwischen ihm und den Baalspropheten auf dem Berg Karmel beschäftigt war und dann noch Ahabs Wagen durch einen heftigen Sturm führte, war er körperlich, seelisch, geistig und geistlich am Ende. Als Ahab und seine heidnische Frau Isebel ihn mit dem Tod bedrohten, war er nahe daran aufzugeben.

6 Wie reagierte Gott in 1. Könige 19,5–8 auf Elias Entmutigung, Zweifel und Angst? Gott sandte keinen Engel, um Elia eine Predigt über seinen mangelnden Glauben oder die Notwendigkeit größeren Muts zu halten. Er sandte einen himmlischen Boten mit gesunder Kost, um Elias Körper zu stärken und gab ihm seinen göttlichen Segen, damit er ausruhen konnte. Der Glaube ist etwas Praktisches. Manchmal brauchen Menschen eine gute, gesunde Mahlzeit, Ruhe und Bewegung viel dringender als einen Vortrag über den Glauben.

7 Wohin kam Elia schließlich und welche Botschaft hatte Gott in 1. Könige 19,9–15 für seinen zweifelnden Propheten? Elia landete schließlich in einer Höhle. Gott begegnete dem Propheten da, wo er war; Gott begegnet uns immer, wo wir sind. Gott reagierte mit einer Frage und einer Aufforderung auf Elias Zweifel. Die Frage war einfach und direkt: „Was machst du hier, Elia?“ Anders gesagt: „Elia, ich habe einen Plan für dein Leben, den du in der Höhle der Mutlosigkeit nie verwirklicht sehen wirst.“ Die Anweisung war ebenfalls einfach und direkt: „Geh heraus und tritt hin auf den Berg.“ Anders gesagt: „Lebe nicht in der Höhle, wenn du auf einem Berg stehen kannst.“ Gott sagt auch zu uns, die wir manchmal versagen, entmutigt werden und in unseren dunklen Höhlen leben: Ich habe einen Plan für dein Leben. Ich habe eine Aufgabe für dich. Komm durch meine Gnade und in meiner Kraft aus der Höhle heraus und stelle dich auf den Berg. November 2015 | Adventist World

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LESERFORUM

I s h

Wir brauchen solchen praktischen Glauben viel mehr.

M e l i s s a

Lizwi Alpha Ntuli, Simbabwe

Leserbriefe „Pathway-to-Health“-Gesundheitsaktion, bewegende Erfahrungen

Zu Tom Ishs Artikel „,Pathway-to-Health‘Gesundheitsaktion in Spokane“ sage ich Amen! Wir brauchen solchen praktischen Glauben viel mehr. Mir ist aufgefallen, dass unsere Botschaft in vielen Gegenden gut bekannt ist, was aber noch fehlt, ist, dass wir, die Überbringer der Botschaft, sie davon überzeugen, dass es möglich ist. Lizwi Alpha Ntuli Simbabwe Hoffnung, die Verlust überstrahlt

Danke für den Artikel „Hoffnung, die Verlust überstrahlt“ von Wilona Karimbadi (Oktober 2015), auch wenn er traurige

Dankw

und schmerzhafte Erinnerungen in mir wachgerufen hat, weil ich ohne meine Großeltern aufgewachsen bin. Ich hoffe, dass meine Kinder, die eine gute Beziehung zu meinem Vater haben, das nie erleben müssen! Gershon B. Batulayan Ashanti, Ghana Vor 100 Jahren

Ich habe eine Bemerkung zu dem kurzen Artikel „Vor 100 Jahren“ (Juli 2015). Der christliche Bäcker, der in diesem Artikel erwähnt wird, ist aller Wahrscheinlichkeit nach mein Ururgroßvater Tristan Schäffer. Er besaß in Heilbronn eine für damalige Verhältnisse moderne Dampfbäckerei. Etwa um 1905 wurde er Adventist und hielt seine Bäckerei, wie in der zitierten Zeitung berichtet, geschlossen. Im Jahr 1905 oder 1906 verkaufte er seine Bäckerei und zog in ein kleines Dorf in der Nähe von Poznan, im damaligen Deutschen Kaiserreich und heutigen Polen. Dort kaufte er sich einen Bauernhof. Seine Nachbarn,

die ebenfalls Bauern waren, wunderten sich, warum er keine Schweine hielt, worauf Schäffer seinen Glauben weitergab. Mehrere Nachbarn ließen sich von seinen Erklärungen überzeugen und wurden ebenfalls Adventisten. Später heiratete mein Ururgroßvater eine der getauften Nachbarinnen. Die Entscheidung meines Ururgroßvaters, seine Bäckerei zu schließen, hatte weitreichende und nachhaltige Konsequenzen. Es ist erstaunlich zu sehen, wie Gott seine Geschichte verwendete, um auch Menschen in weiter Ferne zu beeinflussen. Vielen Dank für diesen Artikel! Rafael Schäffer Bensheim, Deutschland Eine kleine Korrektur zum Artikel „Vor 100 Jahren“ in der Juliausgabe 2015 von Adventist World: Im Jahr 1905 gab es Jugoslawien noch nicht. Damals war dieses Gebiet Teil von Österreich-Ungarn. Andor J. Molnar Los Angeles, Kalifornien, USA

ANLIEGEN

Bitte betet, dass der Herr uns hilft, unsere Kapelle fertig zu bauen und außerdem für meine Finanzen, meine Hochzeit und meinen geistlichen Dienst. Zock, Gabun

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Adventist World | November 2015

Weil Gott die Gebete vieler erhört hat, konnte ich in die Schule gehen und werde bald meine Semesterabschlussprüfungen haben. Bitte betet zu Gott, dass er mir hilft, gut abzuschneiden. Ich habe Probleme mit dem Sabbat und mit meiner Gesundheit. Abraham, Tansania

Ich bitte um eure Gebete für meine Familie und dass ich meine Hypothek abbezahlen kann. Karon, USA Danke, dass ihr für unser Kapellenbauprojekt betet. Es macht Fortschritte. Bitte betet weiter für uns. Lily, Großbritannien


Vorteile der Kopf, Herz und Hände

Ich schreibe zum Artikel „Kopf, Herz und Hände: Für die Mission brauchen wir alle drei“ von Youssry Guirguis (April 2015). Titel und Inhalt sind aus religiöser Perspektive gut, aus physiologischer Sicht jedoch inkorrekt. Trotz der gut beschriebenen Kreislauffunktion hat das Herz nichts mit unseren Entscheidungen zu tun. Natürlich schlägt unser Herz stärker und schneller, wenn wir Angst oder andere intensive Gefühlsregungen erfahren. Und es erhält uns am Leben, damit unser Verstand gut arbeiten kann. Wenn in der Bibel vom Herzen die Rede ist, ist der Verstand gemeint. Der Artikel hätte die Überschrift tragen sollen: „Verstand, Hände und Geldtasche“. Für viele ist die Geldtasche und deren Inhalt ein sehr wichtiges „Organ“ des Körpers, so wichtig, dass es bemerkenswerte Resultate für den Fortschritt des Werkes bewirken kann, wenn es großzügig für Evangelisationen eingesetzt wird. Aber wenn wir unsere Beteiligung und den Einsatz unseres Geldbeutels einschränken, können wir das Kommen unseres Herrn verzögern – und das geschieht nicht mit dem Herzen, sondern mit dem Verstand. Hiram Dario Rostán L ibertador San Martín, Entre Ríos, Argentinien Leserbriefe bitte an letters@adventistworld.org schicken. Bitte

klar und zum Punkt schreiben; höchstens 250 Wörter. Titel des Artikels, Ausgabe und Seitenzahl angeben; Namen und Wohnort (Stadt und Land) nicht vergessen. Redaktionelle Bearbeitung (Kürzung und Präzisierung) vorbehalten. Nicht alle Zuschriften können veröffentlicht werden.

Mitgliedschaft Einer Studie der australischen University of Queensland zufolge kann die Mitgliedschaft in mehr als einer sozialen Gruppe das Selbstwert­ gefühl fördern. Je mehr sich Kinder, ältere Erwachsene und ehemalige Bewohner eines Obdachlosenheims mit bestimmten Gruppen identifi­ zierten, umso größer waren der Lebenssinn und das Zugehörigkeitsge­ fühl, die sie aus der Mitgliedschaft in diesen Gruppen erhielten. Quelle: The Rotarian FOTO :

f r e e i m a g e s . c o m / BSK

INTERNET: Laut der „Global Attitudes and TrendsStudie“ des Pew Research Centers sind 64 Prozent der Befragten in Entwicklungsund Schwellenländern der Ansicht, dass das Internet einen positiven Einfluss auf die Bildung, persönliche Beziehungen und die Wirtschaft hat. Allerdings gaben 42 Prozent einen negativen Einfluss auf die Moral an. Die Internetnutzung ist unter gebildeten, Englisch lesenden Jugendlichen in Industriestaaten am höchsten.

Gut ODER

Schlecht?

Quelle: The Rotarian

Bitte betet dafür, dass Gott meine Tochter heilt. Sie ist in einer Krebsklinik in Oslo, Norwegen. Und betet bitte auch dafür, dass meine Verwandten Gott finden. Valentina, Ukraine

Bitte betet für meine Familie, dass sie an Christus glaubt. Meine Eltern sind keine Adventisten, und meine Geschwister wissen nicht, in welche Kirche ich gehe. David, Malawi

Gebetsanliegen sowie Lob und Dank für erhörte Gebete bitte an prayer@adventistworld.org schicken. Anliegen bitte kurz und präzise formulieren, höchstens 50 Wörter. Kürzung und Präzisierung vorbe­ halten. Nicht alle Anliegen werden veröffentlicht. Bitte Namen und Land nicht vergessen. Gebetsanliegen können auch gefaxt oder per Post geschickt werden. Fax: 1-301-680-6638. Postanschrift: Adventist World, 12501 Old Columbia Pike, Silver Spring, MD 20904-6600 USA

Ich habe bald eine sehr wichtige Prüfung. Danke im Voraus für eure Gebete. Clotilde, Guadeloupe November 2015 | Adventist World

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ARCHIVES

LESERFORUM

GC

Vor

111

8

Jahren

Am 4. November 1904 kam Frank H. Westphal in Chile an, um die Leitung der dortigen Mission zu übernehmen. Als das Werk wuchs, wurde er schließlich Vorsteher der Chile-Vereinigung und diente in dieser Funktion bis 1916. Er blieb in Chile, bis der Gesundheitszustand seiner Frau 1920 eine Rückkehr in die USA nötig machte. Die ersten Siebenten-Tags-Adventisten in Chile könnten Claude Dessignet und seine Frau gewesen sein. Sie nahmen die Adventbotschaft in Frankreich von D. T. Bourdeau an, wanderten 1885 nach Chile aus und ließen sich in der Nähe von Traiguen in der Provinz Cautín nieder. Im Jahr 1906 gehörten sieben Adventgemeinden mit 237 Gemeindegliedern zur Mission. Mit dem Jahr 2014 waren es 614 Gemeinden mit 109.257 Gemeindegliedern. Manuel de Lacunza y Diaz (1731–1801), ein chilenischer Jesuit, war einer der ersten Autoren auf dem amerikanischen Kontinent, der die Wiederkunft Christi verkündigte. Sein Buch La Venida del Mesías en Gloria y Magestad („Das Kommen des Messias in Herrlichkeit und Majestät“) wurde zwar erst nach seinem Tod gedruckt, aber bereits zu seinen Lebzeiten in Spanien und Südamerika als Manuskript verbreitet. Es weckte weit verbreitetes Interesses unter Katholiken und Protestanten in Europa und auf dem amerikanischen Kontinent und führte dazu, dass viele für die Adventbotschaft offen waren.

Sie kosten nicht viel und brauchen in unserem geschäftigen Alltag kaum Zeit.

Tief Luft holen: Pumpt Sauerstoff ins Gehirn und Energie in den Körper. Musik hören: Optimistische, dyna­ mische Lieder helfen uns, uns auch so zu fühlen. Bewegung: Schon zehn Minuten Bewegung können Energie für bis zu vier Stunden liefern. In die Natur gehen: Sich im Freien aufzuhalten steigert unsere Energie und Vitalität. Im Freien zu gehen erhöht das Energieniveau mehr als Bewegung in der Halle.

Wo in aller

Wasser trinken: Unterstützt die körpereigenen Regulierungsmecha­ nismen und die Hirnfunktion.

f o t o

S u b m i t t e d

v o n

D a n t h a p u

R a m b a b u

Welt ist das?

ANTWORT: Adventisten in dem Dorf Venkatanager im südindischen Bundesstaat Andhra Pradesh haben einen Dienst für die Waisen und andere Kinder in ihrem Dorf begonnen. Hier zeigen Kinder stolz ihre Abschlusszeugnisse einer Ferienbibelschule, die sie besucht haben.

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Energiespender

Ein harmloses, lustiges YouTubeVideo anschauen: Lachen erhöht den Blutdruck, den Herzschlag und den Spiegel der Neurotransmitter, die für unsere gute Stimmung zu­ ständig sind. Das Licht suchen: Menschen sind aufmerksamer, wenn sie hellem Licht ausgesetzt gewesen sind. Gesundes für Zwischendurch: Komplexe Kohlehydrate, fettarme Eiweißquellen und gesunde Fette (Joghurt, Beeren, Nüsse, Avoca­ dos, Vollkornbrot) bringen lang anhaltende Energie. Quelle: Women’s Health


„Siehe, ich komme bald …“

Unser Auftrag ist es, Jesus Christus zu erhöhen und Siebenten-Tags-Adventisten überall im Glauben und Leben, in ihrer Hoffnung und Mission zu einen.

SID

Herausgeber: Adventist World ist eine internationale Zeitschrift der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Sie wird herausgegeben von der Nordasien-Division der Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten. Geschäftsführender Herausgeber: Bill Knott Mitherausgeber: NSD

Internationaler Verlagsleiter: Chun Pyung Duk Herausgeberausschuss: Ted N. C. Wilson, Vorsitz; Guillermo Biaggi, stellvertretender Vorsitzender; Bill Knott, Sekretär; Lisa Beardsley-Hardy; Williams Costa; Dan Jackson; Peter Landless; Robert Lemon; Geoffrey Mbwana; G. T. Ng; Daisy Orion; Juan Prestol-Puesán; Ella Simmons; Artur Stele; Ray Wahlen; Karnik Doukmetzian, Rechtsberater

ECD

Koordinationsausschuss: Jairyong Lee, Vorsitz; Yutaka Inada, German Lust, Pyung Duk Chun, Suk Hee Han, Gui Mo Sung

ESD

Chefredakteur: Bill Knott

TED

Redakteure in Silver Spring, Maryland, USA: André Brink, Lael Caesar, Gerald A. Klingbeil (stellvertretende Chefredakteure), Sandra Blackmer, Stephen Chavez, Andrew McChesney, Kimberly Luste Maran, Andrew McChesney

Momentaufnahmen des Fortschritts Bei der Vollversammlung der Generalkonferenz im Sommer in San Antonio kamen Adventisten aus fast allen Ländern der Erde zusammen. Jeden Abend berichteten die einzelnen Weltdivisionen unserer Kirche über ihre Arbeit. Auf die meisten Berichte kann man im Internet zugreifen und sich anschauen, wie Gott sein Volk gebraucht, um die frohe Botschaft zu verbreiten. Ost-Zentralafrikanische Division https://youtu.be/JiQxji6fJNs Euro-Asien-Division https://youtu.be/CYB2swKTIxw Interamerikanische Division https://youtu.be/JskXLCEWDFY Intereuropäische Division http://eud.adventist.org/events/events/ general-conference/ Nordamerikanische Division https://vimeo.com/131616219 Nordasien-Pazifik-Division https://youtu.be/gsyynVbTFIM

V. i. S. d. P. (deutschsprachige Ausgabe): Elí Diez-Prida, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg

Südamerikanische Division http://gc2015.adventistas.org/pt/ vlstreaming/dsa-mission-do-the-extremes/ Südpazifische Division https://www.hopechannel.com/watch/ changing-history-one-heart-at-a-time Südafrika-Indischer-OzeanDivision vimeo.com/133062486

Redakteure in Seoul, Korea: Pyung Duk Chun, Jae Man Park, Hyo Jun Kim Redakteur der Online-Ausgabe: Carlos Medley Technische Koordination: Merle Poirier Finanzmanagerin: Rachel J. Child Editors-at-large: Mark A. Finley; John M. Fowler Redaktionsassistentin: Marvene Thorpe-Baptiste Leserservice: Merle Poirier Layout und Design: Jeff Dever, Brett Meliti Berater: Ted N. C. Wilson, Juan Prestol-Puesán, G. T. Ng, Leonardo R. Asoy, Guillermo E. Biaggi, Mario Brito, Abner De Los Santos, Dan Jackson, Raafat A. Kamal, Michael F. Kaminskiy, Erton C. Köhler, Ezras Lakra, Jairyong Lee, Israel Leito, Thomas L. Lemon, Geoffrey G. Mbwana, Paul S. Ratsara, Blasious M. Ruguri, Ella Simmons, Artur A. Stele, Glenn Townend, Elie ­ Weick-Dido Verlag der deutschsprachigen Ausgabe: Saatkorn-Verlag GmbH, Abt. Advent-Verlag, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg Übersetzung ins Deutsche: Frauke Gyuroka, Graz Layoutanpassung der deutschsprachigen Ausgabe: Ingo Engel, München Druck der deutschsprachigen Ausgabe: Thiele & Schwarz GmbH, Werner-Heisenberg-Str. 7, 34123 Kassel Rötzerdruck, Mattersburgerstr. 25, 7000 Eisenstadt (Österreich)

Südasiatische Division Adventist.org.in

Autoren: Wir freuen uns über Beiträge. Unsere Anschrift: 12501 Old Columbia Pike, Silver Spring, MD 20904-6600, USA. E-Mail: worldeditor@gc.adventist.org, Website: www.adventistworld.org

Transeuropäische Division https://youtu.be/QUVyxqAV3-Y

Die Bibelzitate sind – falls nichts anderes vermerkt ist – der Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers (revidierter Text 1984), durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 2007 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, entnommen.

West-Zentralafrikanische Division www.youtube.com/watch?v=MmToqwYrJVo

Adventist World erscheint monatlich und wird in Korea, Brasilien, Indonesien, Australien, Argentinien, Deutschland, Österreich und den USA gedruckt. 11. Jahrgang, Nr. 11

November 2015 | Adventist World

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Sie hat uns gerade mitgeteilt, was sie denkt. Und du?


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