July 2015 german

Page 1

D i e i n t e r n a t i o n a l e Z e i t s c h r i f t f 端 r S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n

Ju l i 2 01 5

Unser Rendezvous mit 10

Malaria:

eine anhaltende Bedrohung

21

Design in der Natur

26

Ein perfektes

Ebenbild


Juli 2015

D i e i n t e r n a t i o n a l e Z e i t s c h r i f t f ü r S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n

Ju li 2015

T I T E LT H E M A

16

Unser Rendezvous mit Gott

Von Gideon und Pam Petersen Mission bedeutet nicht nur weiter­ geben, sondern auch lernen.

Unser Rendezvous mit 10

Malaria:

21

eine anhaltende Bedrohung

Design in der Natur

26

14 Zu Hause beim Lamm

G L A U B E N S Ü B E R Z E U G U N G E N

Jesus hat versprochen, ein Zuhause für uns ­vorzubereiten.

21 Design in der Natur G L A U B E

8 Zur Treue berufen

B L I C K P U N K T

Von Ted N. C. Wilson

So können wir die Zeugen sein, zu denen Gott uns berufen hat.

11 Der große Kampf G E L E B T E R

G L A U B E

W I S S E N S C H A F T

Von Tim Standish

Die erste Lektion: Das Offensichtliche nicht ­übersehen.

U N D

Ein perfektes

Ebenbild

I M

Von Judith und Sven Fockner

Von Mihai Goran

Wir lernen und geben weiter – das ist ganz natürlich.

22

E L L E N

W H I T E

E n T D E C K E N

Gottes Botin – Wachsende Gemeinden, neue Herausforderungen

Von Theodore N. Levterov

Mit Ellen Whites Verantwortung nahm auch ihre Reisetätigkeit zu.

24 Sein Angesicht sehen D I E N E N D E

K I R C H E

W E LT W E I t

12

A N D A C H T

Katrina

Von Diana Dyer

Manchmal begegnet man Jesus ganz unerwartet.

Von Efraín Velázquez II

Unterwegs auf einer Flüchtlingsstraße.

RESSORTS 3 K I R C H E

I N

A K T I O N

3 Aus aller Welt 6 Blick in die Welt 27 GLOW-Geschichten

10 G E S U N D H E I T Malaria: eine anhaltende Bedrohung

F R A G E N Z U R B I B E L 26 Ein perfektes Ebenbild

28

L E S E R F O R U M

www.adventistworld.org In 10 Sprachen online 2

Adventist World | Juli 2015

T I T E L F o t o :

A d v e n ti s t

F r o n tie r

M i s s i o n


Im College sagte uns ein weiser Professor im ­ eligionsunterricht einmal, dass die adventistische R Mission immer von zwei Verben geprägt war: vom „Kommen“ und „Gehen“. Beide sind wichtig, um die Bedeutung der Jüngerschaft zu verstehen. Wenn wir nur betonen, dass es wichtig ist, zu Jesus zu „kommen“, steuern wir unweigerlich auf einen Glauben zu, der nur auf unsere eigene Erlösungserfahrung fixiert ist – unseren Trost, unsere Hoffnung, unser Verhalten, unsere Standpunkte – und sich wenig um jene kümmert, die Jesus noch nicht kennen. Wenn wir nur das „Gehen“ im Auftrag von Jesus unterstreichen, entgeht uns die wesentliche Erfahrung der empfangenen Gnade, die uns dazu befähigt zu bezeugen, was Jesus für uns persönlich getan hat. Am Ende heben wir dann stolz unsere vermeint­ lichen Erfolge als Missionare hervor: wie viele Tausende wir getauft, wie vielen Millionen Menschen wir gedient, wie viele Gebäude wir gebaut und wie viel Wahrheit wir verkündigt haben. Unser Professor wies uns anhand der oft vernachlässigten Geschichte der 70 Jünger in Lukas 10 darauf hin, dass wahre Mission immer ein Kreislauf ist: Wir kommen zu Jesus, lernen von ihm, gehen in seinem Namen hinaus und staunen über seine Kraft; wir kommen mit Geschichten befreiter Menschen zu ihm zurück und werden mit einem tieferen Glauben erneut ausgesandt – bereit auf die zu hören, denen wir dienen, und von ihnen zu lernen. Seit unglaublichen zehn Jahren erzählt diese Zeitschrift Adventist World die Geschichte von der weltweiten Adventmission. Unser internationales Team aus Autoren, Redakteuren, Übersetzern, Designern und Vertrieblern arbeitet eifrig daran, sowohl das „Kommen“ als auch das „Gehen“, das für die Mission im Namen Jesu so wesentlich ist, zu kommunizieren. In dieser Ausgabe findest du Geschichten, die deinen Glauben stärken und deine Liebe zu Jesus und seiner Wahrheit vermehren. Du findest auch ehrliche, brauchbare Artikel, die Gottes Gemeinde an die Herausforderungen und Prüfungen erinnern, die mit der Arbeit für ihn einhergehen. Über all dem hoffen wir jedoch, dass du auch eine tiefere Liebe zu einer Welt voller bedürftiger, orientierungsloser Menschen entdeckst, denen du die gute Nachricht weitergeben kannst, dass Jesus sie rettet, und deine Hoffnung, dass er bald wiederkommen wird.

A U S A L L E R W E LT Von Andrew McChesney

Adventisten in Ungarn

nach 40 Jahren

versöhnt

T E D

„Jeder Christ braucht zwei Bekehrungen: eine von der Welt hin zu Christus und dann wieder zurück in die Welt mit Christus.“ – John Stott

Tamás Ócsai (rechts), Vorsteher des Ungarischen Verbands, mit János Cserbik, dem Leiter der KERAK, beim Unterzeichnen des Dokuments. ■■ Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Ungarn und eine Abspaltung von mehreren Hundert ehemaligen Adventisten haben sich darauf geeinigt, frühere Unstimmigkeiten beizulegen und darauf hinzuarbeiten, ihre 40-jährige Trennung zu überwinden. Die Spaltung der Kirche in Ungarn fand 1975 statt. Damals protestierten junge Pastoren und andere Gemeindeglieder gegen die Zusammenarbeit der Kirchenführung mit dem Rat der Freikirchen, einer Körperschaft, die gebildet worden war, um die gemeinsamen Interessen kleiner protestantischer Glaubensgemeinschaften zu vertreten, die später jedoch ein Instrument des kommunistischen Staates wurde. Bei einer Zeremonie unterschrieben Tamás Ócsai, Präsident der Ungarischen Union, und János Cserbik, Leiter der Splittergruppe, die unter dem Namen KERAK bekannt ist, ein Dokument mit dem Titel „Gemeinsame Erklärung zur Vergangenheitsbewältigung und dem Aufbau einer vereinten Zukunft“. „Ich bin sehr froh, dass diese 40 Jahre dauernde Spaltung jetzt für die meisten Menschen ein Ende hat“, erklärte Benjamin D. Schoun, einer der Vizepräsidenten der weltweiten Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, der eine Schlüsselrolle dabei spielte, beide Seiten wieder zusammenzubringen. „Es zeugt vom biblischen Vorgehen zur Versöhnung und von der Bereitschaft beider Seiten, aufeinander zuzugehen“, sagte Schoun in einem Interview. „Es gibt noch viele Details zu klären, und wir sollten weiter für die diesbezüglichen Bemühungen beten.“ Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Ungarn hat 4684 Gemeindeglieder, die sich in 105 Ortsgemeinden zu Gottesdiensten versammeln. KERAK hat 1500 bis 1800 Mitglieder, von denen sich Erwartungen lokaler

Juli 2015 | Adventist World

3


A U S A L L E R W E LT Kirchenleiter zufolge etwa 600 noch diesen Sommer wieder der offiziellen Kirche anschließen werden; 400 Mitglieder haben ihre Rückkehr ausgeschlossen, der Rest steht dem Gedanken offen gegenüber. Das langerwartete Versöhnungsdokument wird als erster Schritt zu einer Wiedervereinigung der beiden Seiten gesehen. In der Übereinkunft erkannte die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten an, dass sie die Gemeindeglieder, die 1975 eine abweichende Meinung hatten, weitgehend grundlos ausgeschlossen hatte. „Nach einem großen Aufruhr, der die Kirche bis ins Innerste erschütterte, wurde die Gruppe ausgeschlossen – in den meisten Fällen ohne eine zulässige biblische Begründung“, hieß es in einer Erklärung der Transeuropäischen Division der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, zu der Ungarn gehört. Die ausgeschlossenen Adventgläubigen organisierten sich in dem damaligen Ostblockland zunächst in einer Untergrundkirche, formierten sich dann jedoch zur offiziellen Glaubensgemeinschaft KERAK (Christlich Adventistische Gemeinschaft). Als 1989 der Kommunismus zusammenbrach, bemühten sich adventistische Leiter auf allen Ebenen erfolglos, die ungarische Kirche wieder zu vereinen. Etwa im Jahr 2000 wurden ernsthafte Gespräche über eine Wiedervereinigung eingestellt. Doch 2011 startete eine neue Generation von KERAK-Leitern Gespräche mit Leitern des Verbands und der Vereinigung. Die Vereinbarung vom 23. April ist ein bedeutender Wendepunkt im Leben der ungarischen Kirche, wie Kirchenleiter betonten. „Während der letzten zwei Jahre durfte ich persönlich Zeichen echter Versöhnung unter Gemeindegliedern und Leitern bezeugen“, sagte Kamal. „Christus kommt bald, und er eint die Adventgläubigen in Ungarn, damit sie sich geschlossen auf ihre Mission konzentrieren, Salz und Licht zu sein.“

4

Adventist World | Juli 2015

Oben: Eine Million Siebenten-Tags-Adven­ tisten in Sambia. Paul Ratsara, Präsident der Südafrika-Indischer-Ozean-Division, bei seiner Ansprache anlässlich der Feiern zu diesem Ereignis. Links: Der sambische Präsident Edger Lungu nahm als Ehrengast an den Feiern teil. F o t o s :

Sam b i s c h e r

Ve r b a n d

Über eine Million Adventisten

in Sambia: Der Staatspräsident feiert mit Von Andrew McChesney ■■ In Anwesenheit des sambischen Staatspräsidenten Edger Lungu feierten Tausende Adventgläubige in Sambia, dass die Mitgliederzahl der Kirche der SiebentenTags-Adventisten in ihrem Land die EineMillion-Marke überschritten hat. Der Präsident war bei der Parade der in weiß-grünen Uniformen gekleideten Pfadfindern zugegen und nahm an einem Gottesdienst im Heroes-National-Stadion in der sambischen Hauptstadt Lusaka teil. „Der Name Gottes und seine Gemeinde wurden gewürdigt. Es war ein großer Moment für die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Sambia und über

die sambischen Grenzen hinaus“, freute sich Paul Ratsara, Präsident der adventistischen Südafrika-Indischer-Ozean-Division, zu der Sambia gehört. „Der Staatspräsident und andere ­Würdenträger nahmen sogar am Gottesdienst teil“, sagte Ratsara in einem Interview. „Auf mir lastete die schwere Ver­ antwortung, das Brot des Lebens zu ­brechen.“ Mit dem Überschreiten der MillionenGrenze hat Sambia mehr Adventisten als jedes andere Land in Afrika. Neben Sambia gibt es noch drei weitere Länder mit mehr als einer Million Gemeindeglieder:


Puerto Ricos Adventgemeinden

spenden großzügig für Von Libna Stevens, IAD

H o s p ital

Auch andere adventistische Institutionen sammeln Geld für das Scheer Memorial Hospital. Die Generalkonferenz hat unter fundly.com eine Webseite eingerichtet, auf der in wenigen Tagen über 5000 US-Dollar eingegangen sind. Asian Aid USA, eine die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten unterstützende Organisation, sammelt ebenfalls Mittel für das Krankenhaus. Außerdem gibt es Spendenaufrufe von ADRA, die Soforthilfe für die Bevölkerung und Adventisten in Nepal leistet. Der Präsident der Kirche der Siebenten-TagsAdventisten in Nepal, Umesh Pokharel, reiste wochenlang bis in entlegene Dörfer, um Nahrung und Zelte an Adventisten und ihre Nachbarn zu verteilen. Doch am großzügigsten spenden wohl die Adventisten in Puerto Rico. Bevor am 28. und 29. April in San Juan im Nordosten und in Mayagüez im Westen

M em o r ial

■■ Die Schockwelle über das starke Erdbeben in Nepal reichte bis auf die Karibikinsel Puerto Rico. Die Siebenten-TagsAdventisten dort haben eine besondere Beziehung zu dem südasiatischen Land. Nur wenige Tage nach dem Erdbeben vom 25. April reagierten die Leiter der Kirche in Puerto Rico mit der Einberufung von zwei Pressekonferenzen, um Geld für das nicht weit von der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu gelegene adventistische Krankenhaus Scheer Memorial Hospital aufzubringen, dessen leitender Arzt und Administrator, Fernando Cardona, aus Puerto Rico stammt. Schon bald waren Zehntausende Dollar gesammelt. Der Präsident der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Puerto Rico, José Alberto Rodriguez, erwartet, dass bis Juni über 200.000 US-Dollar eingegangen sein werden. „Ich weiß, dass wir eine gebende Gemeinde haben“, erklärte Rodriguez, der auch Direktor der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA in Puerto Rico ist. „Wir haben auch viele Freunde unserer Kirche, die unsere Arbeit und die Arbeit von ADRA schätzen und gern anderen helfen.“ Der Geldbetrag, der von der relativ kleinen Kirche in Puerto Rico aufgebracht wurde – es gibt hier nur knapp 34.000 Adventisten –, ist in jeder Hinsicht beeindruckend. Die Gemeindeglieder sind bekannt dafür, dass sie großzügig geben und auch andere dazu ermutigen. Nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti im Jahr 2010 führte Rodriguez über ADRAPuerto Rico eine Spendenaktion an, bei der mehrere Hunderttausend Dollar gesammelt wurden.

Nepal

S c h ee r

Brasilien und Indien mit jeweils 1,5 Millionen und die USA mit 1,2 Millionen. Die Philippinen liegen mit 918.669 Gemeindegliedern (Stand Dezember 2014) nicht weit zurück, und Kenia und Simbabwe schließen sich mit 824.185 beziehungsweise 803.521 Gemeindegliedern an. Weltweit zählt die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten 18,5 Millionen Mitglieder. Ted N. C. Wilson, Präsident der Weltkirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten, erklärte, er danke Gott dafür, dass er die Kirche in Sambia gesegnet habe. „Er segnet seine Gemeinde auf außergewöhnliche Weise, während wir zu ihm um den Heiligen Geist im Spätregen flehen, um die frohe Botschaft in jeden Winkel dieser Erde zu tragen“, sagte Wilson. Laut Ratsara ist Evangelisation in Sambia nicht nur ein Ereignis, sondern ein Lebensstil. Die Kirche wächst so schnell, weil Gemeindeglieder und Pastoren eng zusammenarbeiten; für neu getaufte Gemeindeglieder gibt es ein Jüngerschaftsprogramm mit dem Titel „Menschenfischer“. So gibt es in Sambia 6000 Adventgemeinden bei einer Bevölkerung von 15,5 Millionen. Im Heroes-National-Stadion in Lusaka waren sehr viele Jugendliche und TabeaMitarbeiterinnen anwesend – zwei Gruppen, denen die Leiter der Kirche zuschreiben, das Wachstum vorangetrieben zu haben. „Die Jugendlichen waren die Energie hinter dem fantastischen Wachstum und die Frauen, die bei der bekannten Wohlfahrtseinrichtung Tabea mitarbeiten, waren ein weiterer wesentlicher Faktor für den Anstieg der Mitgliederzahl in den letzten Jahren“, sagte G. T. Ng, Generalsekretär der weltweiten Kirche der Siebenten-TagsAdventisten. „Die Leidenschaft und Begeisterung der Jugendlichen und Frauen im Leben und Dienst der Kirche in Sambia ist vielleicht etwas, was unsere Kirche in aller Welt nachahmen kann.“

Ärzte vor dem Scheer Memorial Hospital bei einer Operation.

Juli 2015 | Adventist World

5


B L I C K I N D I E W E LT der Insel Pressekonferenzen abgehalten wurden, richtete die Kirche in Puerto Rico ein Bankkonto für Spenden für Nepal ein. Zu den Pressekonferenzen kamen Reporter von wichtigen lokalen Zeitungen und Fernsehsendern. Der jetzige Leiter, der Kinderarzt Fernando Cardona, der vor sieben Jahren seine Stelle im adventistischen Krankenhaus Bella Vista Hospital in Mayagüez aufgab, um in Nepal zu arbeiten, sprach über eine Telefonleitung auf der Pressekonferenz in Mayagüez. „Gott ist gut zu uns gewesen und hat uns beschützt. Er gibt uns Kraft, den Menschen weiter zu helfen“, sagte er.

Möglichkeiten für Nepal zu spenden n Spenden für das adventistische Scheer

Memorial Hospital bei Kathmandu: Die Generalkonferenz hat unter fundly.com (goo.gl/JqV84X) eine Spendenwebseite eingerichtet, um Geld zu sammeln. n Spenden für die Kirche der Siebenten-Tags-

Adventisten in Nepal können per Scheck oder Zahlungsanweisung an die „General Conference of Seventh-day Adventists“ mit dem Verwendungszweck „Nepal Section relief funds“ gegeben werden. Der Umschlag ist an die folgende Adresse zu schicken: Donation Cashier General Conference of Seventh-day Adventists 12501 Old Columbia Pike Silver Spring, MD 20904 USA Das Geld wird für Gemeindeglieder verwendet. In Deutschland, Österreich und der Schweiz nimmt ADRA über die bekannten Spendenkonten Geldspenden für Nepal entgegen (siehe www.adra.de/at/ch). Das Geld kommt allgemeinen Hilfsaktionen zugute.

6

Adventist World | Juli 2015

Von Andrew McChesney

Die Mission

lebt weiter

Børge Schantz erlebte kurz vor seinem Tod, wie eine bemerkenswerte Missionsgeschichte zu drei Taufen führte.

K

urz vor seinem Tod erlebte Børge Schantz, wie seine lang gehegte Leidenschaft für Muslime und die Mission in Dänemark unerwartet zusammenfanden, als er einen Äthiopier wiedertraf, den er fast 40 Jahre zuvor vor dem sicheren Tod bewahrt hatte. Nach dem Wiedersehen durfte Schantz die Familie des Mannes taufen. Die bemerkenswerte Geschichte kann als letztes Zeugnis für den Einfluss des adventistischen Missionars gelten. Er starb unerwartet am 12. Dezember 2014 in seinem Haus in Bjaeverskov, in Dänemark. Schantz, einer der führenden adventistischen Theologen in Europa, schrieb gemeinsam mit dem pensionierten Rektor des Newbold Colleges, Steven Wayne Thompson, die Studienanleitung Missionare in der Bibel, die im 3. Quartal 2015 weltweit von Siebenten-Tags-Adventisten als Anleitung zum Bibelstudium verwendet wird. Darin geht es um das Leben von Missionaren wie Abraham, Esther, Jona und Paulus. Über den missionarischen Einfluss von Schantz wurde im Juli 2014 in der größten Zeitung Dänemarks, der BT, anlässlich des Wiedersehens mit ­Hassen Anbesse berichtet. Schantz selbst arbeitete gemeinsam mit Adventist World an einer Geschichte über Anbesse, als er starb.

Die Geschichte begann 1978, als Schantz eingeladen wurde, eine Gebetswoche im adventistischen College in Kuyera (Äthiopien) zu halten. Der schwer entstellte Anbesse, der in einem nahegelegenen Waisenheim lebte, saß mit anderen Kindern in der ersten Reihe. Als Sohn von Nomaden an der äthiopisch-somalischen Grenze war er im Alter von vier Jahren von einer Hyäne angegriffen worden, während er im Zelt schlief. Ein Erwachsener konnte die Hyäne fortjagen, bevor sie den Jungen tötete, doch weil sein Gesicht so entstellt war, verstießen ihn seine Eltern. „Er machte einen tiefen Eindruck auf mich“, schrieb Schantz in einer seiner E-Mails mit Adventist World Ende 2014. „Welche Zukunft erwartete ihn?“ Wo einmal Anbesses Nase war, klaffte eine große Lücke. Er hatte keine Augenlider mehr und sein Kinn hing herunter. Als der Junge hörte, wie Schantz über Jesus und den Himmel sprach, erwachte in ihm der Wunsch nach einem neuen Gesicht. Entstellt wie er war, würde er immer ein Ausgestoßener sein und jung sterben. Nach dem Vortrag kam der Junge zu Schantz und platzte heraus: „Wenn Jesus wiederkommt, wird er mir ein neues Gesicht geben.“ Schantz erinnerte sich, dass ihm diese Worte noch Wochen später nicht aus dem


S c r ee n g r a b s

f r o m

B T

v i d e o

Links: Børge Schantz bei der Taufe von Anbesses ältestem Sohn, Natinael, am 18. Ok­ tober 2014, weniger als zwei Monate vor seinem Tod. Mitte: Schantz und Anbesse bei den Aufnahmen zu einem Video, das die Zeitung BT letztes Jahr über ihr Wiedersehen drehte. Rechts: Schanz und Anbesse beim Besuch im Zeitungsarchiv der BT. Die Zei­ tungen aus dem Jahr 1978 tragen die Schlagzeile „Gebt Hassen ein neues Gesicht“. M it

f r e u n d li c h e r

e r la u b n i s

v o n

B ø r g e

Kopf gingen. Als er auf Heimaturlaub nach Dänemark kam, überzeugte er die Zeitung BT, ihre Leser zu Spenden aufzurufen, um dem Jungen eine Operation in Dänemark zu ermöglichen. Am 26. Juli 1978 brachte die Zeitung eine Geschichte mit der Schlagzeile „Geben Sie Hassen ein neues Gesicht!“ auf ihrer Titelseite. Es kamen beträchtliche 80.000 Dänische Kronen zusammen. Ein plastischer Chirurg operierte Anbesses Gesicht mehrmals kostenlos. Danach blieb dieser einige Jahre in Dänemark, zog nach Norwegen, kehrte nach Äthiopien zurück und ließ sich schließlich in Dänemark nieder. „Sein Leben mit einer großen Narbe im Gesicht war nicht leicht“, erklärte Schantz. In Kopenhagen lernte Anbesse die ebenfalls aus Äthiopien immigrierte Helen kennen und heiratete sie. Sie bekamen drei Kinder. Nach seinen Operationen verlor er den Kontakt zu Schantz und kam auch bald nicht mehr in die Gemeinde. Derweil setzte Schantz seinen Dienst für die Kirche fort; insgesamt sollte er 47 Jahre für sie tätig sein. Er war Dekan der Theologischen Fakultät am Newbold College und gründete dort das Globale Adventistische Zentrum für Islamstudien (Seventh-day Adventist Center for Islamic Studies), dessen Leiter er auch war. Zehn Jahre lang unterrichtete er in einem Spezialauftrag für die Loma-Linda-Universität muslimisches Krankenpflegepersonal in einem streng muslimischen Land in Medizinethik.

S c h a n t z

„Er führte ein sehr aktives Leben“, sagte Arne Sandback, ein Pastor und Freund von Schantz, in seiner Beerdigungsansprache. „Er hat gepredigt, an Universitäten unterrichtet und Vorträge über den Islam gehalten. Er war noch am Sabbat nach seinem Tod zu einer Predigt eingeteilt.“ Ray Holm, der ihn mit seiner Frau während der Gebetswoche in dem adventistischen College in Äthiopien 1978 bei sich aufgenommen hatte, nannte ihn eine Inspiration. „Wenn wir uns in späteren Zeiten begegnet sind, behandelte er uns immer wie Familienmitglieder. Er ermutigte uns in unserer Arbeit und gab uns Ratschläge“, sagte Holm, der auf dem College als Geschäftsführer gearbeitet hatte und jetzt Finanzchef der adventistischen Organisation Healthcare Resources NW in Portland ist. Während Schantz mit Predigen und Unterrichten beschäftigt war, fing Anbesses Frau im Frühjahr 2014 an, mit ihrer Familie eine Adventgemeinde zu besuchen. Sie war eine treue koptische Christin, und da sie von der adventistischen Vergangenheit ihres Mannes wusste, beschloss sie, sich seinen vernachlässigten Glauben etwas näher anzusehen. „Als ich vor einigen Monaten in der Adventgemeinde in Holbaek predigte, entdeckte ich Hassen und seine Familie unter den Zuhörern“, erzählte Schantz. „Das war ein Wiedersehen!“ Nach einem Hinweis von Schantz berichtete die BT in ihrer Sonntagsaus-

gabe mit einer Auflage von 269.000 Exemplaren über die Begegnung; auch die ­Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten kam in dem siebenseitigen Bericht mehrmals vor. „Ich habe zwar ein Gesicht, doch keins wie jeder andere“, erzählte Anbesse der Zeitung. „Aber ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Ich habe ein neues Gesicht, eine neue Heimat und eine wunderbare Familie.“ Viele Jahre lang arbeitete Anbesse in einer Fabrik und seine Frau als Reinigungskraft. Zurzeit schlagen sie sich mit Gelegenheitsarbeiten durch. In den Mo­naten nach ihrem überraschenden Wiedersehen besuchten Schantz und seine Frau Iris die Familie regelmäßig und gaben ihnen Bibelstunden. Als Helen und die zwei älteren Kinder, Natinael und Meron den Wunsch äußerten, getauft zu werden, taufte Schanz die drei am 18. Oktober, weniger als zwei Monate vor ­seinem Tod. Hassens Gemeindebrief wurde aus einer Gemeinde in Äthiopien angefordert. „Es war eine ganz besondere Erfahrung für mich, drei Menschen aufgrund meiner missionarischen Tätigkeit zu taufen, die 36 Jahre zurückliegt“, äußerte Schantz in seiner letzten Mitteilung an Adventist World am 13. November. „Ich habe die Freude erfahren, von der in Prediger 11,1 die Rede ist: ‚Lass dein Brot über das Wasser fahren; denn du wirst es finden nach langer Zeit.‘ “ n

Juli 2015 | Adventist World

7


I M

B L I C K P U N K T

T

Zur reue berufen

T

reue ist ein Thema, das in der Bibel immer wieder auftaucht. In den Psalmen lesen wir von Gottes Treue: „Von Generation zu Generation währt deine Treue. Du hast die Erde gegründet, und sie steht.“ (119,90 EB) „Herr, Gott Zebaoth, wer ist wie du? Mächtig bist du, Herr, und deine Treue ist um dich her.“ (89,9) Der Prophet Jesaja schrieb: „Herr, du bist mein Gott, dich preise ich; ich lobe deinen Namen. Denn du hast Wunder getan; deine Ratschlüsse von alters her sind treu und wahrhaftig.“ (25,1) Und im Neuen Testament heißt es: „Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.“ (1 Joh 1,9) In der Offenbarung wird Jesus als „treu und wahrhaftig“ beschrieben (3,14; 19,11). Wie wichtig die Treue ist, spiegelt sich auch in Jesu Aussage wider: „Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu“ (Lk 16,10), in seinem Lob: „Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht“ (Mt 25,23), und in seinem Versprechen: „Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.“ (Offb 2,10) Treue gehört zur Frucht des Geistes (Gal 5,22). In der Bibel lesen wir von vielen treuen Nachfolgern Gottes, und auch heute hat er noch seine Getreuen. Ellen White schrieb: „Christus ist in jeder Versammlung und bei jeder privaten Unterhaltung zugegen. Er hat diejenigen, die zu seinem Volk gehören, zu Verwaltern seltener Segnungen gemacht. Er hat ihnen Kleinode und Schätze gegeben, die kostbarer sind als Gold, und jeder treue Mitarbeiter Gottes soll in der Mine der Wahrheit graben und die Schätze zum Vorschein bringen …

8

Von Ted N. C. Wilson

Adventist World | Juli 2015

Jetzt ist es an der Zeit

Angesichts des Hohns der Menschen und des Verlusts irdischer Dinge haben sie unerschütterliche Treue bewiesen … sie stehen in unverrückbarer Treue wie die Nadel zum Nordpol, als treue Arbeiter, als Standartenträger für Gott – prinzipienfest wie ein Fels.“1 Die Prophetie erfüllt sich

Mit unserer klaren prophetischen Perspektive können wir Siebenten-TagsAdventisten sehen, dass die Wiederkunft Christi rasch näherkommt! Wir können deutlich erkennen, dass sich Matthäus 24 und Offenbarung 13 gegenwärtig erfüllen. Die Welt ist in Auflösung begriffen. Niemand kann die unüberwindlichen Probleme lösen, vor denen ganze Länder und Volksgruppen stehen. Wohin man schaut, gibt es Unruhen, Massaker und Verrat. Es ist nicht schwer sich vorzustellen, wie „die Menschen … halb tot vor Angst darauf warten, was für Katastrophen die Erde noch heimsuchen werden. Denn die ganze Ordnung des Himmels wird zusammenbrechen.“ (Lk 21,26 GNB) Die gesellschaftlichen Entwicklungen trotzen nach wie vor den biblischen Wahrheiten und den Prinzipien des Himmels. Für alle, die sie aufmerksam beobachten, sind die neuesten ökumenischen Trends erstaunlich und weisen auf eine Erfüllung von Offenbarung 13,3 hin. Ein Aufruf zur Treue

Gott ruft sein Volk der Übrigen überall auf, ihm durch tägliche Verbindung und Gemeinschaft mit ihm treu zu sein. Nur

wenn wir uns mit dem Weinstock verbinden, können wir in dieser Zeit der Untreue treu sein und Frucht bringen. Wir sind zur Treue gerufen: zur Treue gegenüber Christus, seinem heiligen Wort, seiner Gemeinde und seiner prophetischen Bewegung; zur Treue gegenüber seinem biblischen Plan für die Familie und gegenüber der Heiligtumsbotschaft. Christus ruft uns zur Treue, was unser öffentliches und persönliches Zeugnis für ihn angeht; er ruft uns zur Treue im Glauben an die Gabe der Prophetie und in ihrer Anwendung und zur treuen Verkündigung der drei Engelsbotschaften. Christus ruft uns zu treuer christlicher Haushalterschaft und treuem christlichen Lebensstil, zu treuem christlichen Dienst der Nächstenliebe und zu treuer Verkündigung der baldigen Wiederkunft Christi. Christus ist unser Vorbild und unser Retter. Durch Christi Gerechtigkeit und Gnade können wir treu sein, weil er treu ist. Welch ein Vorrecht ist es, in den Händen dessen zu sein, der treu ist, und zu wissen, dass Gott treu und gerecht ist, ganz gleich, was geschehen mag. Was immer uns begegnet, wir können uns darauf verlassen, dass Gott treu ist und uns am Ende, wenn Christus wiederkommt, nach Hause in sein ewiges Reich bringen wird. Deine Treue ist wesentlich für die Verkündigung Gottes im Universum. Weil er treu ist, hat er Nachfolger, die treu sind. Salomo schrieb: „Ein treuer Gesandter bringt Heilung.“ (Spr 13,17 SLT) Sei ein Gesandter für Christus und bringe anderen körperliche, seelische, soziale und


Deine Treue ist wesentlich für die Verkündigung Gottes im Universum. geistliche Gesundheit. Gib Christi Gerechtigkeit und seine umfassende Gesundheitsbotschaft weiter und beteilige dich an seinen Plänen für die Mission in den Städten und an allen Orten der Erde. Gott verspricht: „Ein treuer Mann wird von vielen gesegnet.“ (Spr 28,20) Und Paulus erklärte in seinem ersten Brief an die Korinther: „Nun fordert man nicht mehr von den Haushaltern, als dass sie für treu befunden werden.“ (1 Kor 4,2) Das Beispiel Nehemias

Eines der bewegendsten Beispiele für Treue ist Nehemia, ein treuer Gottesmann, der im Palast des persischen Königs diente. In Nehemia 1,4 ist zu lesen, dass Nehemia sich niedersetzte und weinte, als er von den zerstörten Stadtmauern Jerusalems hörte. Dann wandte er sich mit einem flehenden Herzen im Gebet an Gott. Sei auch du in allen deinen Problemen ein leidenschaftlicher Beter. Flehe Gott um den Spätregen des Heiligen Geistes an, damit wir in der Kraft des Heiligen Geistes im übertragenen Sinn heute die Mauer Gottes reparieren können. Nehemia erhielt die Erlaubnis, nach Jerusalem zu reisen, um die Mauer wieder aufzubauen. Drei Tage nach seiner Ankunft rief er das jüdische Volk auf: „Kommt, lasst uns die Mauern Jerusalems wieder aufbauen, damit wir nicht weiter ein Gespött seien!“ (Neh 2,17) Und die Leute antworteten: „Auf, lasst uns bauen!“ (V. 18)

Nehemia: „Der Gott des Himmels wird es uns gelingen lassen; denn wir, seine Knechte, haben uns aufgemacht und bauen wieder auf.“ (2,20) Der Bau ging rasch voran, denn „das Volk war mit ganzem Herzen an der Arbeit“ (3,38 EB). Als die Feinde Gottes von den Fortschritten hörten, planten sie einen Angriff. Nehemia flehte zu Gott, dann stellte er die Leute auf ihre Posten und sagte: „Gedenkt an den Herrn, der groß und furchtbar ist, und streitet für eure Brüder, Söhne, Töchter, Frauen und Häuser!“ (4,8) Die Aufgabe der Verteidigung und des Bauens wurde aufgeteilt; alle beteiligten sich. „Und es geschah hinfort, dass die Hälfte meiner Leute am Bau arbeitete, die andere Hälfte aber hielt Spieße, Schilde, Bogen und Panzer bereit und stand hinter dem ganzen Hause Juda, das an der Mauer baute. Die da Lasten trugen, arbeiteten so: Mit der einen Hand taten sie die Arbeit und mit der andern hielten sie die Waffe.“ (4,10–11) In deiner Treue zu Gott sollst auch du mit einer Hand das Werk Gottes tun und in der anderen das Wort Gottes halten, deine Waffe himmlischer Autorität. Verlasse dich völlig auf Gott und richte deinen Dienst treu aus. Sage gemeinsam mit denen, die an der Mauer Jerusalems bauten: „Unser Gott wird für uns streiten.“ (4,14) Lasst uns in dem gleichen Geist arbeiten, eines Sinnes und treu dem Auftrag Gottes gegenüber, die Botschaften der drei Engel in der Kraft des Heiligen Geistes zu verkündigen.

gibt keine Aufgabe von gleicher Bedeutung. Deshalb sollten sie auch nicht zulassen, dass irgendetwas anderes ihre Aufmerksamkeit gefangennimmt.“2 Sanballat, Tobija und Geschem gaben nicht auf. Hüte dich vor denen, die versuchen, dich von der großen Aufgabe, die du als Siebenten-Tags-Adventist direkt vor dem Kommen Christi hast, abzubringen oder abzulenken. Bitte Gott, deine Hände zu stärken, und tue treu sein großes Werk. Gott wird deine Treue ebenso belohnen wie die von Nehemia: „Und die Mauer wurde … fertig. Und als alle unsere Feinde das hörten … merkten [sie], dass dies Werk von Gott war.“ (6,15–16) Wenn Gott seine starke Hand in deinem treuen Wirken zeigt, dann gib ihm alle Ehre, und die Menschen werden sehen, dass er durch dich wirkt. „Wie Nehemia soll Gottes Volk seine Feinde weder fürchten noch verachten. Im Vertrauen auf Gott soll es stetig voranschreiten, sein Werk selbstlos verrichten und seiner Fügung jenes Werk anvertrauen, das es vertritt.“3 Stehe fest für Gottes Wahrheit und verkündige sein Wort, wie Nehemia und zahllose andere es taten. Du ganz persönlich bist wichtig und entscheidend für die letzte Verkündigung der Botschaften der drei Engel. Gott zählt auf dich. n 1 Ellen G. White, Review and Herald, 21. Januar 1890. 2 Ellen G. White, Aus der Schatzkammer der Zeugnisse, Bd 3, S. 246. 3 Ellen G. White, Patriarchen und Propheten, S. 452.

Achtung, Pessimisten

Aber Vorsicht vor den Pessimisten von heute, in der Geschichte dargestellt durch Sanballat, Tobija und Geschem, die Nehemia auslachten und geringschätzten. Fasst Mut durch Gott und sagt gemeinsam mit

Eine besondere Aufgabe

„[Den Siebenten-Tags-Adventisten] ist eine sehr wichtige Aufgabe übertragen worden, die Verkündigung der ersten, zweiten und dritten Engelsbotschaft. Es

Ted N. C. Wilson ist

­ räsident der Weltkir­ P chenleitung der Sieben­ ten-Tags-Adventisten.

Juli 2015 | Adventist World

9


G E S U N D H E I T

Von Peter N. Landless

Malaria

Eine anhaltende Bedrohung Man hört immer wieder Nachrichten über Ebola, HIV und AIDS. Gibt es vielleicht etwas Neues über Malaria zu berichten? Ist diese tropische Infektionskrankheit immer noch eine so große Bedrohung wie früher?

M

alaria ist nach wie vor eine verheerende, tödliche Krankheit. Die Berichte der Nationalen Programme zur Malariakontrolle1 enthalten beängstigende Statistiken über diese durch Parasiten übertragene Infektion. 2013 starben weltweit etwa 584.000 Menschen an Malaria, 90 Prozent davon in Afrika; 78 Prozent waren Kinder unter fünf Jahren. In Zahlen bedeutet das, dass Malaria jährlich für den Tod von etwa 430.000 Kindern in Afrika verantwortlich ist. Die Situation wird dadurch verschlimmert, dass weniger als 50 Prozent der Bevölkerung der afrikanischen Länder südlich der Sahara Moskitonetze besitzen, die mit Insektiziden behandelt wurden. Diese völlig unzureichende Zahl hat sich in den letzten 15 Jahren wesentlich verbessert. Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten durfte durch ihre Gesundheitsabteilung zu der Lobby gehören, die darauf hinarbeitet, dass Adventgemeinden eine Schlüsselrolle bei der Verteilung von permethringetränkten Moskitonetzen einnehmen. Es gibt jedoch noch viel zu tun in unserem Bemühen, die Gesundheit für alle zu verbessern! Es gibt allerdings auch schon spannende Fortschritte. Mit Insektiziden be­handelte Netze und Insektizide gegen Stechmücken haben dazu beigetragen, die Sterblichkeit zwischen 2000 und 2013 um geschätzte 47 Prozent zu senken. Ein weiterer vielversprechender Durchbruch ist die Entwicklung einer Malariaimpfung, an der unter anderem GlaxoSmithKline (GSK) federführend mitwirkte. Wenn es Testergebnisse gibt, die die Sicherheit und den Nutzen der Impfung eindeutig nachweisen, kann die Impfung womöglich bereits bis Oktober 2015 allgemein zugelassen werden.

10

Adventist World | Juli 2015

Bisherige Testergebnisse zeigen, dass die Impfung bei mehr als einem Drittel der Kinder wirksam war, wenn sie im Alter zwischen 5 und 17 Monaten verabreicht wurde. Die Entwicklung wurde von der Bill- und Melinda-Gates-Stiftung finanziert. Seit 2009 wurde der Impfstoff an mehr als 16.000 Kindern in afrikanischen Ländern südlich der Sahara mit vielversprechenden Ergebnissen getestet. Die Wirksamkeit der Impfung nimmt mit der Zeit ab, weswegen Auffrischungsimpfungen nötig sind. Das Auftreten eines Artemisinin-resistenten Malariaparasiten – besonders in Kambodscha – ist dagegen besorgniserregend. Artemisinin ist das jüngste Medikament gegen Malaria und im Allgemeinen sehr wirksam. Der Wirkstoff wird von einem in China beheimateten Busch gewonnen. Er hat sich als besonders nützlich erwiesen, weil eine der gefährlichsten Formen der Malaria, Plasmodium falciparum oder Malaria tropica, in Kambodscha resistent gegen diese Medikation geworden ist. Die gleiche Art von Malariaerregern ist in anderen Teilen der Welt – einschließlich Teilen Afrikas – bereits gegen Chinin resistent geworden. Die Resistenz gegenüber einem weiteren Medikament ist beunruhigend, weil diese Art der Malaria meistens tödlich ist. Das unterstreicht zwei wichtige Punkte: Erstens müssen anhaltende und bewusste Anstrengungen unternommen werden, um die Erreger zu beseitigen und zweitens müssen dort, wo Malaria eine Bedrohung darstellt, mehr mit Insektiziden behandelte Netze verteilt werden. Die Gesundheitserziehung ist ein weiterer Schlüsselfaktor. Mit den richtigen Informationen ausgestattet, können Adventge-

meinden einen sehr positiven Einfluss in ihrer Umgebung ausüben und dazu beitragen, den Traum Wirklichkeit werden zu lassen, dass jede Adventgemeinde ein Gesundheitszentrum und jedes Gemeindeglied ein Gesundheitsmissionar oder Förderer der Gesundheit wird. Wichtig ist, bei Reisen in entsprechende Gebiete, die vom Arzt empfohlene Malariaprophylaxe durchzuführen. Dabei sollte man sich der möglichen Nebenwirkungen bewusst sein. Mefloquin ist aufgrund seiner schädlichen Wirkung nicht mehr zu empfehlen. Andere ebenfalls wirksame Mittel haben weit weniger unerwünschte Wirkungen. Allgemeine Vorsichtsmaßnahmen sind immer sinnvoll, wenn man sich in Malariagegenden aufhält. Dazu gehören die Verwendung von Moskitonetzen und Mückenschutzmitteln, das Tragen von langer Kleidung (lange Ärmel, lange Hosen) im Freien, insbesondere morgens und abends und das Beseitigen von Ansammlungen abgestandenen Wassers, in denen sich die Mücken gut vermehren. Es gibt viele Möglichkeiten, den Menschen in unseren Städten und Ortschaften zu helfen, die Aufklärung und Einschränkung der Malaria ist eine. n 1 www.who.int./malaria/media/world_malaria_report_2014/en/

Peter N. Landless, Facharzt

für Nuklearkardiologie, ist Direktor der Gesundheitsab­ teilung der Generalkonferenz der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Silver Spring (Maryland, USA). F o t o :

J ame s

Gat h a n y / CDC


G E L E B T E R

I

n Matthäus 9,35–38 sagte Jesus zu seinen Jüngern, dass die Ernte groß, die Zahl der Arbeiter jedoch klein ist. Dann forderte er sie auf, um mehr Arbeiter zu beten. Die folgende Geschichte zeigt anschaulich, wie viele Wege Gott hat, um dieses Gebet zu erhören.

der

große

Von Mihai Goran

Kampf Ein Same geht auf Ein Buchgeschenk

Cosmina, eine junge Frau orthodoxen Glaubens, war auf der Suche nach Gott. Eine Freundin gab ihr ein Exemplar des Buches Der große Kampf von Ellen G. White. Das Buch machte einen tiefen Eindruck auf Cosmina, und sie las es ein zweites Mal – und sie wollte noch mehr über die Wahrheit wissen. Sie fühlte sich vom Heiligen Geist in die öffentliche Bibliothek geführt, wo sie weitere Bücher von Ellen White fand. Sie lieh alle aus und las sie. Kurz darauf fiel Cosmina ein Stand in ihrer Stadt auf, an dem man verschiedene Gesundheitstests machen konnte. Beim Stand war auch ein Buchevangelist, der Bücher verkaufte. Hocherfreut sah sie, dass auch Bücher von Ellen White verkauft wurden und beschloss, einige zu kaufen. Bald hatte sie eine ganze Sammlung erstanden. Cosmina macht es große Freude, ihre Liebe zu Jesus dadurch weiterzugeben, dass sie Bücher von Ellen White verkauft, besonders den Großen Kampf.

F o t o :

M I T

F R E UND L I CH E R

Persönliches Engagement

Mit der Zeit wurden Cosmina und der Buchevangelist gute Freunde; sie bot an, beim Stand zu helfen. Sie maß den Blutdruck von Standbesuchern und empfahl ihnen auch, die Bücher von Ellen White zu kaufen und zu lesen. Der Buchevangelist, der ihren Eifer und ihre Freude im Herrn sah, empfahl sie als Teilnehmerin des Waldenser-Studierendenprojekts, ein Buchevangelisten-Programm, das in jenem E R L A UBN I S

D E S

a u t o r S

G L A U B E

Sommer von der lokalen Vereinigung durchgeführt wurde. So verkaufte Cosmina in einem Team adventistischer Jugendlicher drei Wochen lang Bücher in einer benachbarten Großstadt. Am Ende der drei Wochen erfuhren die Studierenden von einem einjährigen Waldenser-Studierendenprojekt, bei dem ein Team von Studierenden im ganzen Land Gesundheitsdienste anbieten und Bücher verkaufen sollte. Cosmina meldete sich für dieses Projekt an. Voller Freude ging sie in vielen Städten gemeinsam mit anderen Jugendlichen und Buchevangelisten von Haus zu Haus und in öffentliche Einrichtungen, um Bücher zu verkaufen. Meistens bot sie das Buch Der große Kampf an und war glücklich, wenn sich die Leute entschieden, gerade dieses Buch zu kaufen. An den Sabbaten besuchte das Team verschiedene Adventgemeinden; bei diesen Gelegenheiten gab Cosmina oft ihr Zeugnis und erzählte, dass sie als orthodoxe Christin für die Adventisten missionierte. Doch offensichtlich war sie zu gewissenhaft, als dass die Geschichte hier zu Ende sein könnte. Das Leben Jesus anvertraut

Am Ende des Missionsjahres ließ sich Cosmina gemeinsam mit einem anderen Mädchen, das ebenfalls bei dem Waldenser-Studierendenprojekt mitgemacht hatte, taufen. Bei der Taufe war auch Cosminas Mutter anwesend. Weil sie im vorangegangenen Jahr so viele positive Veränderungen im Leben ihrer Tochter beobachtet hatte, begann sie, die Bibel zu studieren; sie möchte sich ebenfalls bald taufen lassen. Cosmina ist begeistert über das Interesse ihrer Mutter an Bibelstunden. Für sich persönlich hat sie beschlossen: „Ich möchte dem Herrn den Rest meines Lebens dienen.“ Durch Gottes Gnade schreibt jedes Exemplar des Buches Der große Kampf, das wir weitergeben, eine Geschichte. Diejenigen, denen wir heute ein Buch geben, können schon morgen gemeinsam mit uns für Jesus wirken. n

Mihai Goran ist Buchevange­ list in Rumänien.

Juli 2015 | Adventist World

11


A N D A C H T

Von Efraín Velázquez II

Katrina Eine Geschichte von Migranten und Gottes Gnade

Z

ehn Jahre nach den tragischen Ereignissen um den verheerenden Wirbelsturm Katrina ist es vielleicht angemessen, über eine der weniger bekannten Geschichten der schlimmsten Naturkatastrophe in der Geschichte der USA nachzudenken. Für manche ist es eine Geschichte, aus der sie Hoffnung und Kraft schöpfen konnten – besonders angesichts der Zeit, in der wir leben, in der es fast täglich zu großen Tragödien und Katastrophen kommt. Der gewaltige Wirbelsturm Katrina hinterließ 2005 eine Spur der Verwüstung und des Leides. Insgesamt verursachten Wirbelstürme in jenem Jahr einen Rekordschaden von 160 Milliarden US-Dollar. Noch heute belastet die Zahl der Opfer die Einwohner Nordamerikas: Über 1800 Menschen verloren ihr Leben, mehr als eine Million ihre Häuser. Die bekannteren Geschichten handeln von Todesopfern, von Menschen, die alles verloren, von Plünderungen in New Orleans, von Menschen, die angesichts von Schmerz und Verzweiflung zu Helden oder Schurken wurden. Es gibt jedoch auch Geschichten von Menschen, die keine Häuser zu verlieren hatten, und die zu viel Angst hatten, um Hilfe zu suchen oder die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ich habe Katrina gemeinsam mit ihnen erlebt und ihre Namen geändert, um offen einige ihrer Geschichten der Hoffnung und Gemeinschaft erzählen zu können, die sie inmitten von Unglück und Verzweiflung erfuhren.

Damals hatten wir keine Ahnung, welche Unwetter auf uns zukamen. Im Krankenhaus kam meine Mutter auf die Intensivstation. Dort lernte ich Andres kennen, einen jungen Mann, der nach einem Unfall gelähmt war und sich nicht bewegen konnte. Zehn Jahre lang hatte er auf der Suche nach seinem „American Dream“ illegal im Land gelebt. Als Vater von zwei Kindern hatte er schwer gearbeitet und seine Familie in seinem Heimatland unterstützt, wie Millionen anderer auch. Nachdem er auf einer Baustelle gestürzt war, war er ans Bett gefesselt. Es vergingen Wochen, bevor er seine Frau von seiner prekären Situation informieren konnte. Maria, seine Frau, konnte nicht legal in die USA einreisen, deshalb heuerte sie einen Schlepper an, der ihr half, eine Wüste zu durchqueren und am Ende ihrer gefährlichen Reise den US-Bundesstaat Louisiana zu erreichen. Sie tat ihr Bestes, um Andres zu ermutigen, der sterben wollte. Ich las ihm Psalm 91 vor. Das fiel mir nicht leicht, da ich selbst Leid durchmachte; doch ich fühlte mich durch die Ermahnung des Apostels Petrus ermutigt: „Wenn ihr jetzt … für kurze Zeit leiden müsst und auf die verschiedensten Proben gestellt werdet ..., [dann] nur, damit euer Glaube sich bewähren kann, als festes Vertrauen auf das, was Gott euch geschenkt und noch versprochen hat. Wie das vergängliche Gold im Feuer auf seine Echtheit geprüft wird, so wird euer Glaube, der viel kostbarer ist als Gold, im Feuer des Leidens geprüft.“ (1 Ptr 1,6–7 GNB) Tatsächlich kamen große Prüfungen auf uns zu, nicht durch Feuer, sondern durch Wasser.

Ein Unwetter zieht auf

Wir kamen als „Gesundheitsmigranten“ nach New Orleans, weil wir medizinische Hilfe brauchten. Es war keine dramatische Reise. Von Puerto Rico aus ist eine Flugreise auf das US-amerikanische Festland kein Problem. Wir waren voller Hoffnung. Meine Mutter brauchte eine Lebertransplantation und hatte bereits einen Termin, um das lebenswichtige Organ in New Orleans zu erhalten.

12

Adventist World | Juli 2015

Das Unwetter bricht los

Solange ich lebe, haben wir in Puerto Rico niemals einen schweren, verheerenden Wirbelsturm erlebt. Die meisten Leute waren sogar ziemlich skeptisch, was wirklich schwere Wirbelstürme anging – eine Einstellung, die der gleicht, die viele Christen im Hinblick auf die Wiederkunft Christi haben. Petrus F o t o :

J eff

S c h malt z / N A S A


beschrieb es so: „Wo bleibt die Verheißung seines Kommens? Denn nachdem die Väter entschlafen sind, bleibt es alles, wie es von Anfang der Schöpfung gewesen ist.“ (2 Ptr 3,4) Ich war bei einer adventistischen Sanitätseinheit in Katastrophenhilfe ausgebildet worden. Doch meine Ausbildung hatte mich nicht auf das vorbereitet, was ein Sturm anrichten kann, der mit Spitzengeschwindigkeiten von 280 Stundenkilometern wütet. Mein Vater glaubte nicht daran, dass Katrina zuschlagen würde. Er war mit Warnungen vor Wirbelstürmen aufgewachsen, die große Zerstörungen anrichten sollten, doch er hatte nie etwas in der Größenordnung erlebt, wie es in den Medien angekündigt wurde. Er zog für sich den Schluss, dass es einfach Hysterie war, ähnlich den Endzeitszenarios, die sich als falsch erwiesen hatten. Als wir dann jedoch erfuhren, dass wir evakuiert und in den Superdome von Louisiana gebracht werden sollten und dass Hunderttausende aus der Stadt flohen, erkannte er, dass die Bedrohung echt war. Wir hatten keine Alternative. Wir fanden Zuflucht in einem Wartebereich im Krankenhaus und teilten uns den Platz mit anderen Leuten aus der Karibik und Mittelamerika. Wir teilten alles miteinander, als gäbe es kein Morgen. Uns kamen die Worte des Petrus in den Sinn: „Endlich aber seid allesamt gleich gesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig.“ (1 Ptr 3,8) Gott würde für uns sorgen. Der Sturm wütete, als würde er jeden Moment das Gebäude zerstören. Stundenlang fegte der Wind unbarmherzig über die Stadt. Dann brachen die Deiche, und das Wasser bedeckte große Teile der Stadt. Dieses Mal hatten sich die Warnungen als wahr erwiesen.

gelegenen Stellen nach einem sicheren Zufluchtsort suchten, hatten sie buntgemischte Geschichten darüber zu erzählen, wie sie in die USA gelangt waren. Auch Maria war unter ihnen. Es war ein sehr bewegender Augenblick zu sehen, wie mein Vater beim Abschied die Hand meiner Mutter umklammerte, obwohl uns versichert worden war, dass sie einige Tage später zusammen mit Andres und den anderen Zurückgelassenen per Hubschrauber nachkommen würden. Was sich uns bot, war ein Bild des Todes und der Hoffnung; es war Zeit, die „lebendige Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ (vgl. 1 Ptr 1,3) festzuhalten. Wir waren die Übrigen, die ihren Weg durch meist zerstörte Straßen fortsetzen mussten, ständig der Gefahr der Plünderung ausgesetzt. Am Beginn unseres Weges waren wir Fremde, doch am Ende waren wir eine Familie, „ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums“ (1 Ptr 2,9 SLT). Da es keine Unterkünfte gab, drängten wir uns zum Schlafen alle zusammen in zwei Zimmer. Zu essen gab es immer etwas. Unser Leben war nie in Gefahr; glücklicherweise erlebten wir keine Gewalt. Der Herr führte unseren Auszug, wie er es in der Vergangenheit tat. In Texas kümmerten sich einige adventistische Familien um uns. Pastor Murillo und Pastor Pagán gaben uns Liebe, Zuwendung und eine Unterkunft – es war wie im Paradies. Meine Mutter kam einige Tage später an, ebenso Andres und die anderen. Wir verloren einige unserer Reisegefährten aus den Augen, doch die Erinnerungen sind noch sehr deutlich in unserem Kopf und unserem Herzen, und wir hoffen, sie einmal wiederzusehen. Meine Mutter erhielt eine neue Leber und ist nach wie vor eine Quelle der Inspiration. Aus dieser eindrücklichen Erfahrung habe ich Folgendes gelernt: Auch wenn wir ein heiliges Volk sind, Bürger desselben Landes, sind wir in dieser Welt dennoch „Fremdlinge und Pilger“(1 Ptr 2,11). Auf dieser von der Sünde überfluteten Welt sind wir alle Illegale. Wir gehören nicht hierher. Wir sind Migranten, die einen heiligen Traum verfolgen, Pilger auf dem Weg ins neue Jerusalem. n

Doch meine Ausbildung hatte mich nicht auf das vorbereitet, was ein Sturm anrichten kann, der mit Spitzengeschwindigkeiten von 280 Stundenkilometern wütet.

Auf der Suche nach festem Grund

Das Krankenhaus, in dem wir Zuflucht gefunden hatten, war nicht überflutet worden. Die Stromversorgung funktionierte zu 50 Prozent, und das Gebäude war nur geringfügig beschädigt. Dennoch ordnete die Nationalgarde einige Tage später an, dass wir von dort weg mussten. Mit einem Großraum-PKW und einem kleinen Auto konnten wir eine Gruppe von Flüchtlingen transportieren, die eine Vielzahl von Geschichten und Erfahrungen hinter sich hatten. Einige aus der Gruppe waren aus Südamerika, andere kamen aus Ländern, die noch näher an den USA lagen. Während wir auf höher

Efraín Velázquez II ist der akademische Vize­ präsident des Adventistischen Theologischen Seminars der Interamerikanischen Division in Miami, im US-Bundesstaat Florida. Juli 2015 | Adventist World

13


G L A U B E N S Ü B E R Z E U G U N G E N

U

nd ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr … Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!“(Offb 21,1;3–5) Immer, wenn wir die beiden letzten Seiten der Offenbarung lesen, spüren wir eine große Ruhe. Johannes beschreibt überirdischen Glanz, Edelsteine, Pflanzen und Wohnungen, die mit nichts vergleichbar sind. Alles ist traumhaft – mehr als perfekt! Dann kommt Johannes in zwei Versen zum Höhepunkt seiner Beschreibung und damit zum Herzstück des Neubeginns: „Und ich sah keinen Tempel darin; denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel, er und das Lamm. Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, dass sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm.“ (Offb. 21,22–23) Mitten aus all der Herrlichkeit und Pracht strahlt diese Beschreibung heraus. Sie berührt uns mehr als alle kristallklaren Wasserströme und saphirfarbenen Paläste. ER wird da sein. Jesus. Das Lamm. Er wird immer da sein, nie mehr weggehen. Und er wird alles sein, was wir brauchen.

NumMer 28

Frei von uns selbst

Kennst du das Gefühl, etwas zu verpassen, oder die Sorge, zu kurz zu kommen? Nein, das will ich haben, das soll niemand sonst bekommen. Man kann es zum Beispiel vor Discounter-Filialen beobachten, wenn die Leute schon vor Verkaufsbeginn draußen stehen und auf die Schnäppchen warten. Äußerlich geben sich alle gelassen, aber innerlich ist der Raubtiermodus aktiviert. Jeder positioniert sich strategisch günstig und behält die Eingangstür im Auge. Wir nennen das Egoismus und lachen über die Schlägereien wegen eines LED-Fernsehers. Aber letztendlich geht es uns allen so, dass wir uns selbst am nächsten sind. Wir waren kürzlich wieder einmal auf Wohnungssuche. Nach zehn Besichtigungen hatten wir endlich etwas Brauchbares und Bezahlbares gefunden. Und plötzlich war da dieses leicht panische Gefühl: Was, wenn jemand vor uns zuschlägt? Wir wollten diese Wohnung – für uns. Wir fragten nicht danach, ob jemand anders sie dringender brauchte oder für wen sie am besten geeignet wäre. Die anderen waren uns egal. Kennst du das auch? Das wird es nicht mehr geben. Zum einen natürlich, weil das Lamm für alle sorgt und es an nichts mangeln wird. Zum anderen aber – und das ist der eigentlich entscheidende Grund –, weil das Lamm uns von uns selbst befreit hat (Röm 7,24; Joh 8,36). Weil es uns vorgelebt hat, dass wir wahres Glück und echten Reichtum dadurch erlangen, dass wir geben und nicht nehmen (Mk 10,43-45; Apg 20,35). Wir werden loslassen können und erfahren, dass wir nicht mehr für uns kämpfen müssen – weil es alle anderen auch tun. Was wird das für ein

Zu Hause

beim

amm L

Von Judith und Sven Fockner

14

Adventist World | Juli 2015


Plötzlich müssen wir auch nicht mehr andere auslachen, um uns selbst besser zu fühlen. Gefühl der Freiheit sein! Wie viel Kraft wird plötzlich frei werden, um auf andere zu achten, auf sie zuzugehen und uns um sie zu kümmern! Frei von Sinnlosigkeit

Kennst du das? Du erlebst etwas Schönes – Frühlingssonne auf der Haut, ein leckeres Getränk oder ergreifende Musik – und es erinnert dich nur an glücklichere Zeiten. Es kann dich nicht froh machen, sondern nur trauriger, weil du es nicht mehr empfinden kannst. Die andern um dich herum leben munter weiter, aber dir kommt alles so nichtssagend vor. Es war nicht immer so. Du weißt nicht mehr genau, wann es begonnen hat, aber es ist nicht mehr wie früher. Du bist tief enttäuscht worden. Jemand hat dich verlassen. Oder du hast jemanden verloren. Oder etwas nicht geschafft. Vielleicht begleiten dich auch dunkle Gedanken oder Angst schon ein halbes Leben. Du leidest einfach mehr als andere am Leben. Du kannst in dem, wer du bist und was du tust, keine Freude, keinen Sinn finden. Kommt dir das bekannt vor? Hier ist die gute Nachricht: Du wirst dich nie mehr so fühlen. Denn dieses Gefühl ist eine Reaktion auf die Sinnlosigkeit des Leides, eine Reaktion auf die Trennung von unserem Gott. Auf der neuen Erde werden wir aber nie mehr von ihm getrennt sein – und nie mehr enttäuscht werden. Wir werden niemanden mehr verlieren – nichts mehr vermissen. Wir werden vereint leben – stark und geborgen (Joh 10,10). Das Leben wird Sinn haben. Wir werden wissen, woher wir kommen und wohin wir gehen. Wir werden endlich zu Hause sein. Frei von Unsicherheit

Kennst du das, dass du in einem Gespräch in der Schule oder am Arbeitsplatz nicht weißt, worum es geht oder nicht verstehst, was gesagt wurde, aber dich nicht traust, zu fragen? Blitzschnell geht es dir durch den Kopf. Hä? Wie jetzt? Hm. Soll ich nachfragen? Besser nicht. Es könnte was Grundlegendes sein. Will mich nicht blamieren. Ich kann’s ja googeln. Warum ist uns solch eine Situation peinlich? Weil wir gut dastehen wollen. Weil wir nicht weniger wissen oder können wollen als die anderen. Wir wollen uns keine Blöße geben, denn die könnte ausgenutzt werden. Wir könnten verletzt werden. Unser Selbstwert könnte leiden. Und wir sind schon unsicher genug. Deshalb schützen wir uns und verstellen uns. Wenn wir zu Hause mit dem Kopf gegen einen Türrahmen stoßen, schimpfen wir und halten uns die Stirn vor Schmerzen. Stoßen wir dagegen im Kaufhaus gegen eine Glastür, lächeln wir und gehen weiter, als wäre nichts passiert.

Die

Neue Erde

Auf der neuen Erde, in der es endlich Gerechtigkeit gibt, wird Gott eine ewige Heimat für die Erlösten schaffen, eine vollkommene Welt des ewigen Lebens, der Liebe, der Freude und der wachsenden Erkenntnis in seiner Gegenwart. Gott selbst wird unter seinem Volk wohnen. Leid und Tod werden nicht mehr sein. Der große Kampf ist zu Ende. Nie mehr wird es Sünde geben. Alles, das Belebte und das Unbelebte, wird davon künden, dass Gott Liebe ist. Er wird in Ewigkeit regieren. (2 Ptr 3,13; Jes 65,17.22–25; Mt 5,5; Offb 21,1–7; 22,1–5; 11,15)

Kennst du das auch? So etwas wird es nicht mehr geben. Wir werden nichts mehr vorspielen, nichts mehr verbergen müssen. Es wird nicht mehr nötig sein. Wir werden wissen, dass wir angenommen und wertvoll sind (Jes 43,1–5). Wir werden es wissen, wenn wir das Lamm sehen. Wir werden einfach wir selbst sein können, ohne eine Spur von Minderwertigkeitsgefühlen. Und plötzlich müssen wir auch nicht mehr andere auslachen, um uns selbst besser zu fühlen. Echte Nähe und Offenheit werden möglich sein! Die neue Welt wird voller Menschen sein, die sich ihres Wertes gewiss sind, weil sie ständig in der Gegenwart dessen leben, der sie liebt und für sie gestorben ist. Wir könnten noch eine Weile so weiterdenken: Nie mehr Angst im Dunklen haben, nie mehr jemanden anschreien, nie mehr in Versuchung geraten, etwas Unmoralisches zu tun, nie mehr das Gefühl haben, nicht dazu zu passen, einen ganz neuen Respekt für andere empfinden. Wir werden das Leben führen, für das wir geschaffen wurden – in alle Ewigkeit. Und wir werden zu Hause sein beim Lamm. n

Judith und Sven Fockner leben mit

ihren beiden Söhnen in Deutschland. Sven ist Leiter des Internationalen Bi­ belstudieninstituts im Medienzentrum STIMME DER HOFFNUNG der Intereuropäischen Division.

Juli 2015 | Adventist World

15


T I T E LT H E M A

Unser A

benteuer. Veränderte Menschenleben. Menschengruppen, die von Grund auf verändert werden. Das ist der Stoff, aus dem „echte Missionsgeschichten“ sind. Für uns waren „echte Missionsgeschichten“ verbunden mit Wagemut und veränderten Menschenleben. Wir wuchsen in Südafrika auf und die Missionsgeschichten, die wir hörten, weckten in uns den Wunsch, die Mission zu unserer Lebensaufgabe zu machen. Hier ist die Geschichte unserer Reise in die Mission. Erste Lektionen

Unsere erste kulturübergreifende Missionserfahrung machten wir mit einer Gruppe von Kollegen und Freunden in den Bergen von Lesotho. Wir renovierten eine Missionsschule, besserten Gebäude aus und strichen sie an. Außerdem gestalteten wir einen Gottesdienst. Die erste Lektion für die Mission, die wir lernten, lautete: „Passe dich der Situation an!“ Erst viel später begriffen wir die Bedeutung dieser Lektion. Die Erfahrung vertiefte unseren Wunsch, Missionare zu werden. Später beschlossen wir, als Studentenmissionare nach Lesotho zu gehen. Pam unterrichtete dort zwei Jahre lang an einer dörflichen Missionsschule; Gideon half bei Bibelstunden und Arbeiten im Gemeinwesen mit – beispielsweise beim Errichten von Brunnen und bei allgemeinen Bauarbeiten. Im Tsoinyane-Valley beschlossen wir, zu heiraten und unser Leben gemeinsam in den Dienst für andere zu stellen. Während wir zurück in Kapstadt unser Studium zu Ende brachten, hatten wir einige kurze Einsätze in der Mission, die das Feuer unserer Begeisterung am Brennen hielten. Sie machten uns offen für den Ruf Gottes zu einem kulturübergreifenden Gemeindegründungsprojekt unter der uner-

16

Adventist World | Juli 2015

In einem mobilen Tonstudio werden Geschichten für eine Evangelisation aufgenommen.


tt

Rendezvous mit

Von Gideon und Pam Petersen

reichten Volksgruppe der Himba im Nordwesten Namibias. Unser Traum wurde wahr. Wir würden an vorderster Front wirken. Links: Am Anfang wollte Gideon den Himba Lesen und Schreiben beibringen. Als er und Pam länger bei den Himba lebten, wurde ihnen klar, dass sie unter diesen besonderen Umständen andere Methoden brauchten. Unten: Karonda während der ersten Aufnahmen

Kingboy, Tjipapi und Job singen eine biblische Geschichte, die die Himba verstehen können. Tjipapi und Job waren die wichtigsten Geschichten­ erzähler.

Lernen und Verlernen

Im Jahr 1995 bepackten wir unseren Pickup und fuhren mit unseren beiden Katzen 2500 Kilometer nördlich nach Opuwo (Namibia). Ein erfahrener Missionar hatte uns den wertvollen Rat gegeben: „Nehmt euch Zeit für die Menschen.“ Mit diesem und anderen Ratschlägen wagten wir uns in ein neues Leben, das wir für die nächsten 17 Jahre führen würden. Es war eine phantastische Erfahrung. Als wir in Namibia ankamen, wussten wir, dass wir eine enorme Aufgabe vor uns hatten. Wie andere Missionare vor uns waren wir überzeugt, dass die Lebensweise der Himba falsch war und wir sie korrigieren mussten. Später lernten wir, dass diese Annahme schädlich für unsere Beziehung zu den Menschen war. Sie brachte es mit sich, dass wir den Leuten Antworten gaben, bevor wir uns die Zeit genommen hatten, ihre Fragen anzuhören. Unsere Antworten basierten auf unserer Weltsicht. Unser Verständnis war von den Glaubensüberzeugungen eines Adventisten in der westlichen Welt geprägt, nicht von den Fragen, die die Himba an das Leben stellten. Wir hatten zwar keine Ahnung, was es bedeutete, ein Himba zu sein, aber meinten trotzdem, ihr Verhalten korrigieren zu müssen. „Nehmt euch Zeit für die Menschen.“ Diesen Rat, den wir erhalten hatten, verstanden wir nicht ganz: Eigentlich war damit gemeint, dass wir Lernende und nicht Lehrer sein sollten. Als Missionare gingen wir davon aus, dass unsere Rolle darin bestand, zu lehren; in Wirklichkeit aber bestand sie darin, zu lernen. Wir lernten ein Volk kennen, das Dinge ganz anders tat, als wir es gewohnt waren. Die Himba sind Viehzüchter. Als Nomaden sind die Himba ständig unterwegs auf der F o t o s :

Gi d e o n

u n d

Pam

Pete r s e n

Suche nach Weideland und Wasser für ihre Tiere. (Gideon wuchs in der Stadt auf und Pam kommt aus einer ländlichen Gegend.) Ellen White schrieb, dass Jesus sich Zeit für die Menschen nahm, um sie zu verstehen.1 Sich Zeit zu nehmen, die Menschen kennenzulernen und zu verstehen, ist ein sehr wichtiges Prinzip. Das kann durch Bücher geschehen, aber nicht ausschließlich. Lernen geschieht am besten in der Gemeinschaft. Tom und Betty Brewster nennen diese Gemeinschaft das Klassenzimmer.2 Wir nahmen an, dass sie Bildung brauchten, weil sie nicht lesen und schreiben konnten. Das waren einige der Probleme, die wir unverständig in Angriff nahmen. Von den Menschen zu lernen ist ein grundlegendes Missionsprinzip. Es ist sogar grundlegend für alles öffentliche Reden: Man muss seine Zuhörer kennen. Wir lernten erst später, es in unserem Dienst anzuwenden. Die zweite Annahme, von der wir ausgingen, war, dass die Himba ihre Gewohnheiten ändern würden, wenn sie Gott erst einmal kennengelernt hätten. Als wir ein Jahr lang zu zehn Familien gepredigt hatten und sich niemand taufen lassen wollte, erkannten wir, dass etwas nicht stimmte. Entweder mangelte es uns an Überzeugungskünsten oder die Leute waren nicht interessiert. Ein befreundeter Missionar erkundigte sich, wie es uns ging. Als er uns angehört hatte, fragte er: „Liebt ihr die Leute?“ Diese Frage hat unseren Dienst für immer verändert. Wir hatten unser Augenmerk darauf gelegt, Wissen zu vermitteln – „die Wahrheit weiterzugeben“. Doch Gott sehnte sich nach einer Beziehung zu den Menschen. Zum ersten Mal verstanden wir, dass Gott bei seinem Volk wohnen will. Endlich verstanden wir die Tragweite der Frage „Liebt ihr die Leute“. Wir repräsentieren einen Gott, der seinen Menschen gerne nah sein und eine Beziehung zu ihnen haben möchte. Das ist die Adventbotschaft: Gott kommt durch willige Werkzeuge zu den Menschen. Juli 2015 | Adventist World

17


T I T E LT H E M A

Unsere Reise von Kapstadt in Südafrika nach Unseren ersten Urlaub verbrachten wir in der Bibliothek, wo wir so viel wie möglich über die Himba studierten. Als wir zurückkehrten, waren wir entschlossen, unseren Dienst zu verändern und uns Zeit für die Menschen zu nehmen. Nach dieser Entscheidung wurde es für uns ganz natürlich, die Menschen zu lieben. Wir verstanden sie, denn sie teilten sich uns mit und halfen uns, ihre Kultur zu verstehen. Neue Wege der Kommunikation

1997 bat mich eine ältere Frau im Alphabetisierungsunterricht: „Hilf mir, meinen Namen zu schreiben.“ Sie wollte ihren Namen sehen und lesen. Sie mühte sich fast fünf Minuten ab. Diese Erfahrung zwang uns, uns zu fragen: „Erwarten wir wirklich, dass diese Menschen die Bibel von

vorne bis hinten durchlesen, wenn sie nicht einmal ihren eigenen Namen schreiben können?“ Die Antwort kam schnell und direkt: „Nein!“ So standen wir vor der Herausforderung, mehr über erzählende Weitergabe von Informationen zu lernen, was uns auf eine neue Entdeckungsreise führte. Wir mussten lernen, Gott auf Arten zu vermitteln, die den Himba vertraut waren. Im Buch Bilder vom Reiche Gottes schrieb Ellen White, dass Jesus Unbekanntes durch das veranschaulichte, was den Menschen vertraut war.3 Wir entdeckten, dass es bei der Vermittlung des Evangeliums wichtig ist, Genres, Sprache und Bilder zu verwenden, die den Zuhörern vertraut sind. Entschlossen, die Kommunikation der Himba zu verstehen, brachen wir den Alphabetisierungsunterricht ab. Wir pack-

Links: Pam mit einer Freundin aus Ovinjange, die sie „Mama“ nannten.

Rechts: Gideon mit seinem Himba-Vater Tate Job Katundu.

ten die Filzbilder und andere visuelle Hilfsmittel, die wir mitgebracht hatten, weg, weil sie unserer Zielgruppe, den Himba, nicht vertraut waren. Wir wollten die Kommunikationsarten der Himba verwenden, um ihnen das Evangelium weiterzugeben. Um den Wert dessen, was wir lernten, zu bestätigen, führte Gott uns zu einer Webseite, auf der für eine Konferenz über mündliche Kommunikationsmethoden (Oralität) geworben wurde. Im Jahr 2003 nahmen wir an unserer ersten International Orality Network (ION)-Konferenz teil. Hier sahen wir, wie andere Missionare mündliche Kommunikationsmethoden anwandten. Es ging uns wie Elia, als er hörte, dass es 7000 andere gab, die ihre Knie nicht vor Baal gebeugt hatten. Gott gebrauchte andere Missionare auf ähnliche


Opuwo in Namibia verwandelte uns. Weise. Wir kehrten gestärkt zurück und waren gespannt, was Gott für die Himba tun würde. In den nächsten fünf Jahren entwickelten wir mündliches Evangelisationsmaterial. Mündliche Evangelisation basiert auf Geschichten. Aber sie ist mehr als nur das Erzählen biblischer Geschichten. Es geht darum, die Geschichte im Rahmen der Weltsicht der Himba zu erzählen und diese Weltsicht zu hinterfragen. Mündliche Evangelisation ist nicht bloß Reden. Sie verwendet Genres, die der Zuhörerschaft vertraut sind. Im Fall der Himba gehören dazu Loblieder (ombimbi, omuhiva), Dichtung (omiimbo), Sprüche (omiano) und Schauspiel. Unsere westliche Hymnendichtung und unsere geistlichen Lieder waren hier allerdings von geringer Bedeu-

10 wichtige Regeln für Missionare Sei lernfähig – stell dich darauf ein, alte Arbeitsweisen zu verlernen und neue zu erlernen.

Sei anpassungsfähig – dein Dienst hängt von deiner Fähigkeit ab, dich darauf einzulassen, Dinge anders zu machen.

Sei flexibel – das gibt dem Heiligen Geist Raum, deine Pläne und Gewohnheiten auf Dauer zu verändern. Sei spontan – nutze die Gelegenheiten, die Gott dir gibt. Sei nahbar – lass die Leute wissen, dass sie wichtig sind und dass du Zeit für sie hast. Sei echt – die Leute durchschauen Masken. Sei menschlich – wir sind keine Superhelden; steh zu deinen Ängsten und Misserfolgen. Sei mutig – stelle dich deinen Ängsten und wage dich aus deiner Wohlfühlzone. Lache über dich – du wirst Dinge vermasseln, und das ist in Ordnung. Zähle deine Segnungen – Gott füllt jeden Tag mit Segnungen, die wir oft gar nicht bemerken.

Drei entscheidende Eigenschaften für Missionare

Oben: Einige der Taufkandidaten aus dem Jahr 2002. Von links nach rechts: Belinya, Pastor Sabyn Ndjamba, zurzeit Pastor in Opuwo, Wapahurwa Tjiposa, ein Himba aus Okapawe, Daniel Ndjamba, Bruder von Pastor Sabyn, Gideon Petersen und Pastor Mumbonenwa, Vorsteher der Nami­ bia-Vereinigung. Unten: Im Juli 2014 wurde Häuptling Tjihange als erster Himba-Häuptling vom Leiter der Globalen Mission der Namibia-Vereinigung, Pastor Eben Greeff, getauft.

Das Herzstück jeder Mission ist die Arbeit an unseren Herzen, die ein Leben lang andauert. Sie erfordert, dass wir uns Tag für Tag zu Werkzeugen formen lassen, die Gott gebrauchen kann, um da, wo er uns hinstellt, sein Ziel zu erreichen. Wir müssen uns von Gott verändern lassen, um demütig zu werden. Dazu muss der Strick der Ichbezogenheit, der uns in unserer Selbstsucht gefangen hält, ersetzt werden mit dem doppelsträngigen Seil der Standhaftigkeit im Hinblick auf die Prinzipien, dem Ziel und der Größe des vor uns liegenden Werkes sowie einer echten Offenheit dafür, Menschen so anzunehmen, wie sie sind – mit ihren Vorstellungen, Sichtweisen und ihrem Potential als Kinder Gottes. einfühlsam zu handeln. Wenn wir Gedanken an Menschen weitergeben, die ihr ganzes Leben verändern und ihre sichere Welt auf den Kopf stellen, müssen wir „in ihren Schuhen gehen“, während wir sie sanft anleiten und ihnen helfen, die Herausforderungen zu bedenken, die eine Bekehrung für ihre innerste Identität und ihre Überzeugungen mit sich bringt. rechtschaffen zu leben, damit andere sehen können, dass unsere Worte mit unseren Taten übereinstimmen (Integrität). Wir sollten nicht anstreben, einfach nur gute Menschen zu sein, sondern Menschen, die von innen her verändert werden; Menschen, die nach den christlichen Werten und Überzeugungen leben, die ihnen wichtig sind; Menschen, deren größter Wunsch es ist, Gottes Charakter in jedem Aspekt ihres Lebens widerzuspiegeln. F o t o s : Gi d e o n u n d Pam Pete r s e n

Juli 2015 | Adventist World

19


T I T E LT H E M A

Gi d e o n

u n d

Pam

Pete r s e n

In diesen Hütten wohnten Pam und Gideon, wenn sie einige Familien in abgelegenen Gebieten besuchten. Sie haben sie mit der Hilfe ihrer Himba-Freunde auch selbst gebaut. tung. Wir mussten Genres verwenden, die den Leuten vertraut waren, um ihr Denken zu erreichen, damit sie die ewiggültigen Botschaften verstehen konnten. Es dauerte lange, diese Lektionen zu entwickeln. Aber Gottes Timing ist immer das beste. Mit der Weiterentwicklung der Technik – und nachdem wir eine weitere ION-Konferenz besucht hatten – erfuhren wir vom „Godpod“, einem solarbetriebenen MP3Player. Diese Geräte waren leider sehr teuer, doch Gott hatte die Lösung für dieses Problem, schon lange bevor wir ihn darum baten. Wir erhielten die Möglichkeit, von den 13. Sabbatschulgaben zu profitieren. Das bedeutete, dass unsere weltweite Kirche uns bei der Anschaffung und Verbreitung der Godpods unterstützte. Von diesem Geld kauften wir solarbetriebene MP3-Player, ließen unsere mündlichen Evangelisationsvorträge aufspielen. (Danke für eure 13. Sabbatschulgaben im 3. Quartal 2012!) Wir leben inzwischen zwar nicht mehr

20

Adventist World | Juli 2015

in der Gegend, doch Gott hat dafür gesorgt, dass andere das Werk fortführen. Wir haben dort eine Gemeinde gegründet, in der ein ausgebildeter Pastor dient, der von Anfang an mit uns zusammengearbeitet hat und die Bedeutung mündlicher Kommunikationsmethoden versteht. Gottes Herz für den Missionar

Diese Erfahrungen veränderten unser Verständnis von Mission grundlegend. Für uns hatte die Mission etwas mit Gehen und Geben zu tun gehabt. Unsere Reise von Kapstadt in Südafrika nach Opuwo in Namibia brachte einen umfassenden Wandel mit sich. Unser Verständnis von Gott war zu klein. Wir lernten, dass Gott größer ist, als wir uns ihn vorstellen. Wir mussten unsere Sicht von ihm ausweiten, damit er der Gott der Himba sein konnte. Hier lernten wir, den Namen Gottes zu verstehen, mit dem er sich Mose vorstellte: Ich bin. Er ist wirklich der Ich bin. Er ist

der Gott der Himba und zugleich der Gott derer, die in den Städten wohnen. Wir stehen voller Ehrfurcht vor diesem erstaunlichen Gott. Wir meinten, dass wir diejenigen seien, die die Veränderungen bewirken würden. Doch Gott wollte uns verändern. Seine Absicht war, uns zu Werkzeugen seines Friedens zu machen und uns zu lehren, wie wir seinen Frieden und seine Liebe erfahren können. So lernten wir, dass die Mission in der Tat eine „Zweibahnstraße“ ist,4 auf der der Missionar in die Gegenwart des Allmächtigen tritt, damit dieser ihn in die Welt senden kann. Am meisten veränderte uns das, was wir über uns selbst lernten. Als Missionare waren wir dem Ruf gefolgt, den Himba zu dienen. Wir hatten den Auftrag, die Himba mit Jesus bekannt zu machen. Je mehr wir uns auf die Menschen einließen, je enger die Verbindung zu ihnen wurde, je mehr wir uns in sie – und Gott – verliebten, umso mehr konnte Gott uns in sein Bild umwandeln. Mission ist eine umwandelnde Erfahrung, weil wir uns dem Einen ausliefern, der uns jeden Tag in die Welt sendet. Mission beginnt mit der Anbetung Gottes und endet damit, andere einzuladen, ihn gemeinsam mit uns anzubeten. Wir danken Gott für die Erfahrung, ein Teil seiner Mission zu sein. Es war in der Tat unser Rendezvous mit Gott. n 1 Ellen G. White, Auf den Spuren des großen Arztes, S. 106; Im Dienst für Christus, S. 151. 2 Tom und Betty Brewster, Community Is My Language Classroom, Lingua House Ministries, Pasadena, 1986. 3 Ellen G. White, Bilder vom Reiche Gottes, S. 11. 4 John Dybdahl, Missions: A Two-way Street, Pacific Press Publishing Association, Boise, 1986.

Gideon und Pam Petersen arbeite­

ten 18 Jahre lang in Namibia an Gemeindegründungsprojekten und waren als Ausbilder und Berater für Adventist Frontier Missions tätig. Zurzeit sind sie an der Zurcher Adventist University in Madagaskar tätig.


G L A U B E

U N D

W I S S E N S C H A F T

Design in der Natur Von Tim Standish

Die Frage sollte vielmehr lauten: Wer ist für diese fabelhaften Pläne verantwortlich, deren Umsetzung in das Leben wir überall um uns herum sehen?

I

ch stand einmal mit einem Freund neben einem Schotterhaufen. Zwischen den zerstoßenen Steinen entdeckten wir – unverkennbar – eine Pfeilspitze. Die Details der Pfeilspitze passten nicht zu den wahllos zerbrochenen Steinen, die drumherum lagen. Deswegen kamen wir beide zu dem Schluss, dass die Pfeilspitze gestaltet wurde und nicht einfach ein Ergebnis des Zufalls oder der Naturgesetze war. Design und Naturgesetze

Unsere Erfahrung sagt uns, dass Zufall eine unbefriedigende Erklärung ist für unwahrscheinliche Objekte, die bestimmte Bedingungen erfüllen, zum Beispiel die einer Pfeilspitze. Wenn aber der Zufall als Erklärung nicht ausreicht, warum können wir dann nicht Naturgesetze anführen, um die Herkunft von Dingen zu erklären, die sich Naturgesetze zunutze machen, also z. B. Pfeilspitzen, Maschinen oder lebende Organismen? Alle Maschinen, von molekularen Motoren in Zellen bis hin zu Autos, nutzen die Naturgesetze. Autos funktionieren nicht durch Wunder. Sie sind Maschinen, die die Energie von Erdöl oder Strom in Bewegungsenergie umwandeln, um uns zu transportieren. In Übereinstimmung mit den F o t o : T h o ma s

Geie r

Naturgesetzen zu funktionieren und ein Produkt dieser Gesetze zu sein, ist nicht dasselbe. Zusammenwirken

In lebenden Organismen ist es wie mit Autos: Kraft, die für Abläufe wichtig ist, kommt manchmal aus verschiedenen Quellen. Ein Beispiel hierfür sind die Wurzeln von Hülsenfrüchten, also den Pflanzen, die eiweißreiche Bohnen hervorbringen. Das Extrahieren von Stickstoff aus der Luft, um Proteine zu produzieren, ist ein Gemeinschaftsprozess: Die Pflanze liefert die Energie und schafft besondere, stickstoffarme Bedingungen, die ein Bakterium braucht, welches „Stickstoff fixiert“. Um Sauerstoff aufzusaugen (weil es die Stickstoffbindung verhindern würde), wird ein „Sauerstoffschwamm“ namens Leghämoglobin genutzt. Früher nahm man an, dass der Proteinanteil des Leghämoglobins von der Pflanze hergestellt wird, während das Bakterium das Häm-Molekül beisteuert, das das sauerstoffbindende Eisen enthält. Es scheint allerdings so zu sein, dass die Pflanze zumindest manchmal den gesamten Leghämoglobin-Komplex produziert.1 Dieser Vorgang illustriert auf schöne Weise das auf Zusammenarbeit ausgerichtete Prinzip der Schöpfung. Die Ähnlichkeit zu durchgeplanten Fabrikabteilungen ist bestechend: Aufeinander abgestimmt produzieren diese alles Mögliche, von Autos über Bowlingkugeln, bis hin zu Süßigkeiten oder elektronischen Geräten. Wenn nicht jeder Produktionsschritt in einen übergreifenden Plan passen würde, dann würde nichts produziert. Die Notwendigkeit eines Plans gilt für alle Organismen, denn ohne die-

sen würden Organismen nicht überleben. Zusammenarbeit ist nicht nur für die Organismen, die direkt betroffen sind, von Vorteil; im Fall der Stickstofffixierung profitieren alle Lebewesen davon. Seltene Zusammenbrüche dieses Zusammenarbeitens zeigen, wie wichtig es für das Leben ist. Wenn zum Beispiel Organismen in einen neuen, nicht heimischen Standort eingeführt werden, können sie Ökosysteme stören. Bakterien, die normalerweise gutartig sind – zum Beispiel Staphylokokken oder E. coli –, können zu Krankheit oder Tod führen. Doch das sind Ausnahmen, nicht die Regel. Die Frage sollte nicht sein, ob die Natur geplant erscheint oder nicht. Die Frage sollte vielmehr lauten: Wer ist für diese fabelhaften Pläne verantwortlich, deren Umsetzung in das Leben wir überall sehen können? Die Bibel bietet eine sinnvolle Antwort, die auch die (glücklicherweise seltenen) Ausnahmen von diesen schönen Entwürfen erklärt, die sich durch die Schöpfung ziehen. Design in der Natur ist viel verblüffender als eine einfache Pfeilspitze und hat viel stärkere Auswirkungen. Die Bibel befreit uns dazu, dieses Design zu sehen und den Designer dahinter zu loben. n 1 M. A. Santana, K. Pihakaski-Maunsbach, N. Sandal, K. A. Marcker und A. G. Smith, „Evidence That the Plant Host Synthesizes the Heme Moiety of Leghemoglobin in Root Nodules“, Plant Physiology 116, Nr. 4 (1998): 1259-1269. Online unter www.plantphysiol.org/content/116/4/1259.

Dr. Tim Standish ist ­ issenschaftler am Geo­ W science Research Institute an der Loma-Linda-Univer­ sität und lebt in Südkalifornien, USA. Juli 2015 | Adventist World

21


LEGACY of LIGHT

Teil 4: 1881–1891

Die 1880er Jahre

Gottes botin

Prophetische Inspiration

Anfang der 1880er-Jahre kam eine neue Welle der Opposition gegen Ellen Whites prophetische Gabe auf. Dazu gehörte auch der Vorwurf, sie hätte Teile ihrer früheren Schriften „unterdrückt“, das heißt absichtlich verheimlicht. Die Probleme kamen nach der Entscheidung auf, ihre frühen Visionen und Erfahrungen in einem neuen Buch mit dem Titel Early Writings (1882) neu aufzulegen. Die Absicht dahinter war ursprünglich, die wachsende Kritik gegen Ellen Whites frühere Offenbarungen zu beruhigen. Bei einigen Gemeindegliedern führte dieses Vorhaben jedoch zu einer gegenteiligen Reaktion – zumindest vorübergehend.3 Ellen White nutzte die Gelegenheit darauf hinzuweisen, dass die biblische Inspiration keine Verbalinspiration ist, sondern dynamisch. Ein Jahr später unterstützte sie auch die Entscheidung der Generalkonferenz,

22

Adventist World | Juli 2015

Wachsende Gemeinden, neue Herausforderungen

Ein Blick auf Ellen Whites Leben und Vermächtnis

G .

W h ite

E s tate

Von T heodore N. Levterov

E lle n

N

ach dem Tod ihres Mannes 1881 zog Ellen White nach Kalifornien. Sie fühlte sich allein und entmutigt und nicht in der Lage, viel zu schreiben. So stürzte sie sich in andere Aktivitäten, nahm an Generalkonferenz-Vollversammlungen teil, sprach bei Zeltversammlungen, besuchte Gemeinden und befasste sich mit verschiedenen Unternehmen der Gemeinde. Im Osten und Mittleren Westen der USA predigte sie auf Zeltversammlungen in den Bundesstaaten Vermont, Maine, New York, Nebraska, Michigan und Indiana. Wieder zurück in Kalifornien half sie bei der Gründung der Healdsburg-Internatsschule.1 Sie kaufte ein Haus „mit einem Hektar Land, auf dem dicht gedrängt bestes Obst wächst“, und fand große Freude daran, im Garten zu arbeiten und Obst einzumachen. Bis zum Juli 1882 hatte sie Testimony 31 mit Zeugnissen über adventistische Bildung, Ausbildung von Eltern, die Jugend betreffende und andere Themen abgeschlossen.2 Es scheint, dass sie durch ständige Beschäftigung versuchte, mit ihrer Trauer umzugehen.

Das erste europäische Campmeeting fand 1887 in Moss, Norwegen, statt. Zur Übernachtung und für die Vorträge wurden Zelte genutzt. Ellen G. White sitzt auf der rechten Seite mit dem Rücken zum Zelt. ihre Zeugnisse zu überarbeiten und die aktualisierte Fassung in einem neuen vierbändigen Format neu aufzulegen. Sie schrieb: „Wo die verwendete Sprache nicht die beste ist, möchte ich sie korrigiert und grammatisch korrekt sehen, wie es meiner Meinung nach überall gemacht werden sollte, wo das möglich ist, ohne den Sinn zu entstellen.“4 Einige Jahre später stellte sie fest: „Nicht die Worte der Bibel sind inspiriert, sondern die Menschen.“5 Auslandsreise

Von 1885 bis 1887 reiste Ellen White mit ihrem Sohn Willie und seiner Familie sowie ihrer Sekretärin Sara McEnterfer nach Europa. Es war ihre erste Missionsreise nach Übersee. Am 13. Juli 1885 traten sie die Reise über den Atlantik an; ihr erstes Ziel war England, wo sie den Sitz der

Mission in Grimsby besuchte und in zahlreichen Adventgemeinden sprach. Außerdem beteiligte sie sich an mehreren öffentlichen „Evangelisationsvorträgen“. Eines Sonntagabends hielt sie in einem gemieteten Saal in Southampton einen Vortrag vor etwa 1000 Menschen. Die öffentliche Presse war von ihrer Botschaft so beeindruckt, dass man sie bat, die Ansprache schriftlich zur Veröffentlichung aufzubereiten, was sie auch tat. Nach zwei Wochen verließ sie England in Richtung Schweiz, wo sie im September 1885, gerade rechtzeitig zur Jahressitzung der europäischen Kirchenleitung, eintraf. Sie ließ sich in Basel nieder und reiste in den folgenden zwei Jahren häufig zwischen Italien und Skandinavien, um den Leitern der Kirche und den Gemeindegliedern ihre Ratschläge zu geben. Dabei lernte sie


TEIL 5: 1891–1900

TEIL 6: 1900–1915

Die australischen Jahre

Die Elmshaven Jahre

einige Probleme kennen, die es ausschließlich in Europa gab, zum Beispiel die Wehrpflicht und das Halten des Sabbats, die Schulpflicht für adventistische Kinder auch am Sabbat sowie administrative Angelegenheiten in Verbindung mit der Gründung von Vereinigungen zur Verbreitung der Adventbotschaft.6 Der Große Kampf von 1888

Im Jahr 1887 kehrte Ellen White in die USA zurück. Sie versuchte, eines ihrer bedeutendsten Buchmanuskripte fertigzustellen, die 1888er-Ausgabe des Buches Der Große Kampf.7 Auf der Grundlage ihrer Vision von 1858 hatte sie bereits mehrere Male über dieses Thema geschrieben.8 Ihre Entscheidung, eine aktualisierte und komplettierte Ausgabe zu veröffentlichen, rührte daher, dass sie viele für die Reformation und die Kirchengeschichte in Europa bedeutende Stätten besucht hatte. Die verbesserte Auflage sollte eines ihrer renommiertesten Werke werden. Die Einführung zum Buch wurde als eine der besten Ausführungen über das Wesen der bib­ lischen Inspiration bekannt. Zum Teil war die Einführung ihre Antwort auf eine neue Kontroverse über ihren prophetischen Dienst, die Dudley M. Canright, ein adventistischer Prediger und persönlicher Freund von ihr, verursacht hatte. Er verließ die Adventgemeinde 1887 und wurde einer ihrer schärfsten Kritiker. Wie es schon bei den früheren Vorwürfen im Zusammenhang mit der Verheimlichung einiger Schriften der Fall gewesen war, basierten auch Canrights Zweifel an Ellen Whites prophetischer Gabe darauf, dass er die Sicht der Verbalinspiration vertrat. Ellen White und die Adventisten wiederholten ihr Verständnis, dass Gott zwar die Gedanken seiner Boten inspirierte, ihnen jedoch nicht die tatsächlichen buchstäblichen Wörter diktierte.9 Die Generalkonferenz von Minneapolis

Im Jahr 1888 beschäftigte sich Ellen White noch mit einem anderen theologischen Problem, das während der Generalkonferenz-Vollversammlung in Minneapolis auftrat. Die alten Wächter der Bewegung,

Uriah Smith und George I. Butler, wurden von zwei jüngeren Theologen, Alonzo T. Jones und Ellet J. Waggoner, konfrontiert. Es ging um theologische Aspekte im Zusammenhang mit biblischer Prophetie und traditionellen Interpretationen. Ellen White war sich der unterschiedlichen theologischen Positionen bewusst; besonders beunruhigt war sie jedoch über die heftigen Emotionen, die die beiden Gruppen vor und während der Konferenz gegeneinander zum Ausdruck brachten. Am Ende hatte sie wenig über ihren eigenen theologischen Standpunkt zu sagen, obwohl sie die durch Jones und Waggoner vertretene Gerechtigkeit aus dem Glauben unterstützte. Stattdessen sprach sie darüber, wie wichtig Toleranz, Verständnis und die Bekundung einer christusähnlichen Haltung selbst mitten in theologischen Auseinandersetzungen ist. Sie schrieb: „Mein Anliegen in dieser Sitzung war, meinen Brüdern Jesus und seine Liebe vor Augen zu halten, denn ich sah deutliche Hinweise dafür, dass viele nicht den Geist Christi hatten.“10 Es ist daher kein Zufall, dass sie die Bücher, in denen Christus am meisten im Mittelpunkt steht, wie Steps to Christ (1892; Der Weg zu Christus, später Der bessere Weg)11, Thoughts from the Mount of Blessings (1896; Gedanken vom Berg der Seligpreisungen, später Das bessere Leben), The Desire of Ages (1898; Das Leben Jesu) und Christ’s Object Lessons (1900; Christi Gleichnisse, später Bilder vom Reiche Gottes), nach der Generalkonferenz in Minneapolis schrieb. Ellen White betrachtete die Gerechtigkeit aus dem Glauben nicht als „neues Licht“. Für sie war es eine „alte“, aber vernachlässigte Wahrheit, die wieder in den „Mittelpunkt“ der dritten Engelsbotschaft gerückt werden musste. Kurz nach Minneapolis begann Ellen White gemeinsam mit A.T. Jones und E.J. Waggoner eine Initiative, um den Adventgläubigen die Botschaft der Gerechtigkeit aus dem Glauben zu bringen. Sie begannen in der Gemeinde von Battle Creek und reisten durch das ganze Land, um in Gemeinden und auf Zeltversammlungen zu sprechen.

Das Ende der 1880er-Jahre

Am Ende der 1880er-Jahre veröffentlichte Ellen White zwei weitere wichtige Werke: Patriarchs and Prophets (1890; Patriarchen und Propheten) und Christian Temperance and Bible Hygiene (1890), ein umfassendes Werk über Gesundheit und ein Vorläufer des Buches The Ministry of Healing (1905; Auf den Spuren des großen Arztes). Die Trauer über den Verlust ihres Ehemannes, die verschiedenen Probleme der Gemeinde und ihr Auslandsaufenthalt als Missionarin trugen zur Erweiterung ihres Erfahrungsschatzes bei. Die wachsende adventistische Glaubensgemeinschaft ging auf ein neues Jahrhundert zu, und Ellen White war bereit für neue Herausforderungen. n   1 Siehe Arthur White, Ellen White: Woman of Vision, Review and Herald Publishing Association, Hagerstown, 2000, S. 215.   2 Willie C. White, „Health of Sister White”, Review and Herald, 26. September 1882, S. 616.   3 Eine eingehendere Behandlung dieses Themas findet sich bei Theodore N. Levterev, The Development of the Seventh-day Adventist Understanding of Ellen G. White’s Prophetic Gift, 1844–1889, Peter Lang Publishing, New York, 2015, S. 143–146, 155.   4 Ellen G. White, Selected Messages, Review and Herald Publishing Association, Washington, D.C., 1958, 1980, Bd. 3, S. 97.   5 Ellen G. White, Für die Gemeinde geschrieben, Bd. 1, S. 21.   6 Arthur White, S. 225–244.   7 Ellen G. White, The Great Controversy Between Christ and Satan During the Christian Dispensation, Pacific Press Publishing Association, Oakland, 1888.   8 Die Version von 1884 wurde zum Beispiel sowohl vom Review-and-Herald als auch vom Pacific-Press-Verlag herausgegeben und tausendfach verkauft. Siehe Ellen G. White, The Spirit of Prophecy: The Great Controversy Between Christ and Satan From the Destruction of Jerusalem to the End oft he Controversy, Pacific Press Publishing Association, Oakland, und Review and Herald Publishing Association, Battle Creek, 1884.   9 Ellen G. White, The Great Controversy, 1888, Vorwort der Autorin, S. c–h. 10 Ellen G. White, „Looking Back at Minneapolis“, Manuskript 24, 1888, in Ellen G. White, Manuscript Releases, Ellen G. White Estate, Silver Spring, 1981–1993, Bd. 12, S. 192. 11 Die Erscheinungsjahre beziehen sich auf die Originalausgabe, die deutschen Ausgaben erschienen später.

Theodore Levterov ist

Direktor der Zweigstel­ le des Ellen G. White ­Estates an der LomaLinda-Universität in Kalifornien.

Juli 2015 | Adventist World

23


D I E N E N D E

K I R C H E

W E L T W E I T

Sein

Von Diana Dyer

Angesicht sehen Die Liebe Christi zeigt sich manchmal in ungewöhnlichen Situationen.

Herr, ich sehne mich danach, dein Angesicht zu sehen, ich möchte die Liebe sehen, die du zu mir hast. Bitte lass mich dich sehen. Wie würde Jesus wohl auf mein Gebet antworten? Eine Haftnotiz mit dem Vermerk „dringend“ informierte mich, dass Corky im Laufe des nächsten Tages in meinen Bezirk wechseln würde. Sie brauchte Intensiv-Hauskrankenpflege. Die knappe Überweisung war gespickt mit Wörtern wie „störrisch“, „aggressiv“, „verhaltensgestört“, „widerspenstig“ und „Endstadium“. Corkys neue Adresse lag in einer Wohnwagensiedlung in den Hügeln mit Blick auf saftige Weiden und den Pazifik. Als ich läutete, kam Mike zur Tür. Ich war überrascht, denn in den Überweisungspapieren hatte nichts von einem männlichen Bewohner gestanden. Ich fragte: „Ist das die Wohnung von Corky?“ „Ja“, antwortete er. „Sind Sie die Krankenschwester?“ Er öffnete die Tür und bat mich mit einer Handbewegung, hereinzukommen. Das Wohnzimmer war kahl. Auf dem braunen Teppich lag eine Schicht von feinem weißen Staub. „Bitte entschuldigen Sie, wie es hier aussieht“, sagte er. „Ich musste noch einiges reparieren, damit sie einziehen kann. Ich habe die ganze Nacht gearbeitet. Sie kommt morgen.“ Ich holte einen Stift heraus, um mit den notwendigen Formalitäten zu beginnen, doch Mike redete weiter. „Ich denke, es wird ihr gefallen. Sie hat noch nie auf dem Land gelebt. Wollte immer schon am Meer leben, hat sie gesagt. Ich gebe ihr dieses Zimmer mit dem Fenster, dann kann sie hinausschauen und das Meer sehen.“ Er beantwortete ein paar Fragen und redete dann weiter über Corky. „Ich glaube nicht, dass sie noch lange leben wird. Sie ist schwierig, hat nicht die Behandlung bekommen, die sie brauchte. Sie hat große Schmerzen, es kann sein, dass sie eine Infektion hat. Können Sie mir helfen?“ Wir vereinbarten, dass auch Haushaltshilfen zum Aufräumen kommen würden. Sie würden auch einen Teil der Hausarbeit übernehmen und bei Corkys Körperpflege helfen.

24

Adventist World | Juli 2015

„Ich komme morgen früh wieder und schaue, dass alles in Ordnung ist“, sagte ich. „Wenn Corky da ist, können wir ihre Schmerzmedikation einstellen und feststellen, welche Pflege sie braucht.“ Ein schwieriger Fall

Zurück im Büro schaute ich mir Corkys Krankengeschichte an. Man hatte Brustkrebs bei ihr festgestellt und eine Behandlung eingeleitet. Doch sie vertrug die Therapie nicht gut und „feuerte“ einen Arzt nach dem anderen, wenn es ihr durch die Nebenwirkungen schlecht ging. Verschiedene Ärzte hatten sie mit bemerkenswerter Nachsicht behandelt, während sie sie beschimpfte und sich weigerte, mit ihnen zu kooperieren. Schließlich war nur noch ein Arzt bereit, die Verantwortung für ihre Pflege zu übernehmen, und auch er kam nicht in Corkys Nähe, sondern stützte seine Entscheidungen auf die Berichte der Krankenschwestern. Offensichtlich konnte sich Corky auch nicht für Krankenschwestern erwärmen. Voller Befürchtungen kam ich zu meinem ersten Besuch bei Corky. Mike begrüßte mich an der Tür, Sorge und Schlaflosigkeit hatten ihre Spuren in seinem Gesicht hinterlassen. „Sie ist gestern Abend spät angekommen und hat die ganze Nacht kaum geschlafen“, erklärte er. „Das Schmerzmittel scheint einfach nicht zu wirken. Es ist jedes Mal ein Kampf mit ihr, bis sie es hinunterbringt. Ich verspreche ihr Eiscreme, damit sie es nimmt.“ Er führte mich ins Schlafzimmer. Der Verwesungsgeruch reizte meinen Würgreflex. Mike schien zu beschäftigt, um es zu merken. „Wach auf, Corky“, sagte er sanft. „Die Krankenschwester ist hier.“ Er zog an der Decke. Langsam kam ihr ungekämmter Kopf zum Vorschein, dann ihr massiger, nackter Körper. Ich hatte mir Corky abgemagert vorgestellt. Ich stellte ein paar Fragen, die sie mit unverständlichem Grunzen beantwortete. Ihr rechter Arm war geschwollen, die Haut gespannt. Ihr rechter Oberkörper war vorn und hinten geschwollen und hart.


Mike trug den Löwenanteil der Last.

„Wo ist die Wunde, die verbunden werden muss?“ fragte ich Mike. Als Antwort zeigte er auf Corkys rechten Arm. „Da, unter ihrem rechten Arm.“ Das Fleisch war so hart und geschwollen, dass Corky den Arm nicht heben konnte. Als ich versuchte, ihr zu helfen, schrie sie Obszönitäten und wand sich vor Schmerzen. Mike konnte sie schließlich zur Kooperation überreden. Ein tiefer schwarzer Krater etwa so groß wie eine Honigmelone sonderte eine dicke, klebrige, übelriechende Flüssigkeit ab. Mike schien ruhig und unbekümmert, zuversichtlich, dass wir eine Möglichkeit finden würden, die Lage zu verbessern. Als ich die Wunde endlich gespült und mit Verbandmull versorgt hatte, fuhr ich erschöpft und besorgt zurück zum Büro. Corky würde diese Behandlung zwei- oder dreimal täglich brauchen. Sie sollte in einer Pflegeeinrichtung untergebracht werden, die darauf spezialisiert ist, dachte ich mir. „Auf gar keinen Fall!“, sagte Mike, als ich ihm den Vorschlag machte. „Ich werde mich hier um sie kümmern.“ Treu bis zum Ende

Zweimal täglich wurden Hausbesuche von Krankenschwestern vereinbart. Hilfskräfte übernahmen das Waschen und einfache Hausarbeiten. Mike war rund um die Uhr da, gab Corky ihr Schmerzmittel, tröstete sie sanft und mahnte sie, zu essen und zu trinken. Oft ließ sie sich nur dadurch zur Kooperation bewegen, dass er ihr einen Löffel Eiscreme versprach. Obwohl sie häufig Bemerkungen über ihre besondere Beziehung machte, erhielt Mike meist nur ausfällige Schimpfwörter als Belohnung für seine Fürsorglichkeit. Immer noch weigerte Mike sich, in Erwägung zu ziehen, Corky in ein Pflegeheim einzuliefern. „Sie würden sie nicht ertragen“, meinte er. „Bei der ersten Gelegenheit würde sie sie ‚feuern‘ und ein großes Theater machen, sodass sie wieder auf der Straße landen würde. Ich verstehe sie. Ich kann mich um sie kümmern.“ So blieb Corky im Wohnwagen bei Mike. Wir anderen, die wir mit ihrer Pflege betraut waren, taten was wir konnten, um zu hel-

fen, hielten uns an den Pflegeplan und verhalfen gelegentlich zu einer Atempause, doch Mike trug den Löwenanteil der Last. Wenn ich bei Corky war, blieb sie höchstens zehn Minuten ruhig liegen, bevor sie nach Mike rief. Ich war schon nach ein oder zwei Stunden erschöpft; Mike war rund um die Uhr da, Tag für Tag. Ich habe schon viele Menschen sterben gesehen und merkte, dass Corky nicht mehr lange leben würde. „Wie lange wird es noch gehen?“, fragte Mike. Behutsam schilderte ich ihm den Verlauf. „In den nächsten ein bis zwei Tagen wird sie immer schwerer atmen, sie wird Atemaussetzer haben und nach Luft schnappen, wenn sie wieder anfängt zu atmen. Und dann wird sie einfach aufhören zu atmen. Sie wird keine Schmerzen haben.“ Wir redeten noch ein wenig, bevor ich mit meinen Taschen zum Auto ging. Gerade als ich aus der Ausfahrt fuhr, kam Mike aus der Tür gelaufen. Wild gestikulierend rief er: „Sie macht das jetzt, was Sie gerade gesagt haben!“ Corky schnappte ein letztes Mal nach Luft. Ich schaute auf ihren leblosen Körper, der nun endlich völlig friedlich dalag. Ihre Qual war zu Ende. Ich sah zu Mike. Er schaute sie still an, Tränen liefen über seine Wangen und tropften von seinem Kinn. Sein Schmerz berührte mich tiefer als Corkys Tod. Ich spürte einen Kloß in der Kehle, schluckte und drückte ihm mein Mitgefühl aus. Am Ende sagte ich, dass er mehr getan hatte, als die meisten Ehemänner unter diesen Umständen getan hätten und dass sie keinen Zweifel an seiner Liebe haben konnte. „Ehemann?“ Er sah mich durchdringend an. „Ich bin nicht ihr Ehemann. Ich habe sie kaum gekannt.“ Als er meinen erschrockenen Blick sah, fuhr er fort: „Ich habe sie auf der Straße gefunden; sie lebte dort. Sie hatte niemanden, der sich um sie kümmerte. Ich wusste, dass sie nicht mehr lange leben würde und habe diesen Wohnwagen gekauft, weil sie sonst nirgends hinkonnte. Wer hätte sich denn um sie gekümmert, wenn nicht ich? Sie hatte ja niemanden.“ Vor mir stand Mike, doch ich sah das Angesicht Jesu. n

Diana Dyer lebt mit ihrem Mann Richard in Adams, im US-Bundesstaat Nebraska. Sie erzählt gern Menschen von Jesus. Juli 2015 | Adventist World

25


F R A G E N

Was meint Paulus, wenn er Jesus „das Ebenbild Gottes“ nennt?

Z U R

B I B E L

Ein perfektes

Ebenbild

Diese Frage ist nicht unbedingt schwierig, doch ein bestimmter Aspekt davon wird oft vernachlässigt. In 1. Mose 1,27 wird uns gesagt, dass Adam und Eva zum/als Bild Gottes geschaffen wurden. Und obwohl es eine Verbindung zwischen dieser Aussage und Jesus geben kann, besteht kaum ein Zweifel darüber, dass Jesus in viel größerer und einzigartigerer Weise das Bild Gottes ist. Christus wird nur an zwei Stellen als Ebenbild Gottes bezeichnet (2 Kor 4,4 und Kol 1,15). Über diese wollen wir nachdenken. Darüber hinaus werden wir uns auch Textstellen ansehen, in denen Christen als Bild Gottes oder Christi bezeichnet werden. 1. Christus: das Ebenbild Gottes. In 2. Korinther 4,4 spricht Paulus darüber, warum manche Leute sein Evangelium ablehnen. In seiner Antwort stellt er das Wirken des „Gottes dieser Welt“ dem Wirken des wahren Gottes gegenüber. Einerseits lehnen Menschen das Evangelium ab, weil der Gott dieser Welt sie verblendet hat, „dass sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes“ (V. 4). Diese Stelle weist darauf hin, dass Christus, der das Ebenbild Gottes ist, seine eigene Herrlichkeit besitzt, und dass diese in dem Evangelium offenbart ist. Andererseits ist Gott der Gott, welcher Licht aus der Dunkelheit heraus erschuf. Dieses Licht beendet die menschliche Blindheit und sorgt dafür, dass Licht „in unseren Herzen“ aufstrahlt. Dieses Licht erhellt unser ganzes Wesen und ermöglicht uns, „die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht [oder der Person] Jesu Christi“ (V. 6) zu sehen. „Das Angesicht Christi“ ist eine weitere Möglichkeit, ihn als Ebenbild Gottes zu bezeichnen. In diesem Fall offenbart Christus als Ebenbild Gottes die Herrlichkeit Gottes, d.h. Gottes Charakter. In diesen Versen deutet die Bezeichnung Christi als Ebenbild Gottes sowohl auf seine Natur hin (er ist göttlich) als auch auf seine Aufgabe (er offenbart die Herrlichkeit Gottes in einer Welt der Sünde und des Konflikts mit dem Gott dieser Welt). 2. Christus: das Ebenbild Gottes. Kolosser 1,15 gehört zu einem Abschnitt, der als christlicher Lobgesang angesehen wird (Kol 1,15–20). Der erste Teil dieses Abschnitts behandelt die kosmische Bedeutung Christi (V. 15–17) und der zweite sein Heils-

26

Adventist World | Juli 2015

wirken (V. 18–20). Es ist eine Schilderung einer Harmonie im Universum, bewegt sich dann fast unmerklich zur Rebellion und deren Auflösung. Es geht um den kosmischen Konflikt. Der Hinweis auf Christus als das Ebenbild Gottes ist in dem ­kosmischen Zusammenhang des Textes enthalten und wird darin oft über­sehen. Im Zusammenhang der Schöpfung des Universums wird Christus als „das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstge­ borene vor aller Schöpfung“ (V. 15) bezeichnet. Der Titel „Erstgeborener“ zeigt seine Vorrangstellung über die Schöpfung. Der Begriff „Ebenbild Gottes“ deutet klar auf seine kosmische Rolle als Vermittler bzw. Offenbarer des „unsichtbaren Gottes“ der Schöpfung gegenüber hin. Mit anderen Worten: Als alles geschaffen wurde, wurde der Sohn eingesetzt, um als Einziger dem Universum den Charakter Gottes zu offenbaren. An dieser Stelle bedeutet das Wort „Ebenbild“ nicht „Ähnlichkeit“, sondern kennzeichnet Christi Wesen als exakte Erscheinung des unsichtbaren Gottes. In Christus wohnt „die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ (Kol 2,9), und er war in „göttlicher Gestalt“ (Phil 2,6). Nur Gott kann Gott offenbaren (Kol 1,17). Und als solcher „besteht alles [das Universum] in ihm“ (Kol 1,17). Er war das kosmische Ebenbild Gottes vor dem Sündenfall, und er kam in diese Welt der Sünde als das Ebenbild Gottes in menschlicher Form. 3. Gläubige spiegeln das Bild Gottes wider. Als Menschen tragen wir unserem Wesen nach das Bild Adams in uns (1 Kor 15,49). Durch das Anschauen der Herrlichkeit Christi „werden wir selbst in [sein] Spiegelbild verwandelt“ (2 Kor 3,18 GNB). Unser neues Wesen wird erneuert „nach dem Bild dessen, der ihn am Anfang nach seinem Bild geschaffen hat“ (Kol 3,10 GNB). Das bedeutet, dass das Bild Gottes, welches wir fast verloren hatten, in uns durch Christus erneuert wird. Das ist eine gegenwärtige Erfahrung, aber auch eine Erwartung für die Zukunft (1 Kor 15,49). Indem wir das Bild Christi jetzt widerspiegeln, werden wir seine Brüder und Schwestern (Röm 8,29), Teil der Familie Gottes. n

Angel Manuel Rodríguez lebt im Ruhestand, nachdem er als Pastor, Professor und Theo­ loge gearbeitet hat.


3

4

„nach oben“, in einen liebevollen Gott, ist darüber hinaus besonders kraftvoll.

1

tung zu üben, denken Sie doch darüber nach, einige Wochen„Urlaub“ von Fernsehen, Internet, DVDs und anderen visuellen Medien zu nehmen. So unmöglich das auch scheinen mag, ein Großteil der Menschheit hat im Laufe der Weltgeschichte nicht nur ohne diese Medien überlebt, sondern sich oft auch großartig entwickelt.

2

Lernen, Gott zu vertrauen Menschen reagieren instinktiv positiv auf die Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit einer anderen Person, vorallem, wenn sie ein echtes Interesse an ihrer eigenen Person verspüren. Das geschieht dann, wenn wir Zeit miteinander verbringen und gemeinsame Erfahrungen machen. Auf ähnliche Weise entwickeln wir Vertrauen zu Gott, indem wir seine Versprechen, die wir in der Bibel finden, testen, und seine treue Führung in unserem Leben erfahren. Der Psalmist hebt die Wichtigkeit einer erfahrbaren Beziehung zu Gott wie folgt hervor: „Probiert es aus und erlebt selbst, wie gut der Herr ist! Glücklich ist, wer bei ihm Zuflucht sucht!“ (Psalm 34,9) Gott selbst lädt uns ein: „Kommt her zu mir ... und lernt von mir ... und ihr werdet Frieden für eure Seelen finden.“­ (Matthäus 11:28-29) Warum nehmen Sie sich nicht ein wenig Zeit in Ihrem Alltag, um die Bibel zu lesen? Sie können zum Beispiel mit dem Markusevangelium beginnen. Sie werden vielleicht überrascht sein, einen Gott zu finden, der weitaus vertrauenswürdiger ist, als es viele Menschen sind – sogar diejenigen, die behaupten ihm zu folgen. Während Sie diesen Gott des Vertrauens entdecken, werden Sie auch erleben, dass Sie Ihre Emotionen immer besser in den Griff bekommen.

Bist du bereit für ein Abenteuer? Zu den aufregendsten Dingen, die wir als Christen tun können, gehört, die wunder­ bare Botschaft, die Gott uns gegeben hat, weiterzugeben. Und eine der einfachsten Möglichkeiten, das zu tun, ist, jemandem etwas zum Lesen zu geben. Vor einer Weile kaufte ein Mann einige religiöse Schrif­ ten. Eine davon, die davon handelte, was nach dem Tod ge­ schieht, gelangte über Umwege ins Ausland. Dort wurde sie von einem zum anderen weitergegeben, bis sie schließlich bei einem Baptistenpastor landete, der sie ins Französische übersetzte und bei einer Beerdigung vor 80 Personen las. Eine andere Erfahrung handelt von einer jungen Frau, die ein Faltblatt einfach auf einem Tisch liegenließ. Ein Gefäng­ nisseelsorger nahm es mit und las es. Später bestellte er mehr als 2000 Schriften für die 900 Insassen des Gefängnis­ ses, in dem er arbeitet. „Wir wissen nicht, was daraus werden kann, wenn wir Schriften mit der gegenwärtigen Wahrheit weitergeben.“1 In diesem Monat haben wir ein GLOW-Verteilblatt ab­ gedruckt, das du ausschneiden, falten und weitergeben kannst. Wenn du mitmachst, bist du einer oder eine von mehr als 1,5 Millionen Adventisten weltweit, die sich auch daran beteiligen! Nimm dir Zeit dafür zu beten, dass Gott dich zu einem Menschen schickt, den er schon vorbereitet hat oder dass er dir eine kreative Idee schenkt, wie du das Faltblatt weitergeben kannst. Dann gib es einfach weiter oder lass es irgendwo liegen, wo es jemand finden kann. Während des ganzen Jahres werden wir regelmäßig GLOW-Faltblätter zum Ausschneiden abdrucken. Berichte Adventist World jedes Mal, wenn du ein Faltblatt weiter­ gibst, die Erfahrung, die du damit gemacht hast, wie Gott den Empfänger vorbereitet hat und wie du das Faltblatt weitergegeben hast. Du kannst die Erfahrung an die E-MailAdresse nelson@puconline.org schicken. Sei so kreativ wie möglich, vielleicht wird deine Erfah­ rung in einer der nächsten Ausgaben von Adventist World gedruckt!

Alle Verweise sind auf unserer Website www.de.glowonline.org aufgeführt.

1 Ellen G. White, Colporteur Ministry, Pacific Press, Mountain View, 1953, S. 5.

Qualitätszeit mit der Familie Starke Familienbanden tragen zu einer gestärkten emotionalen Gesundheit7 bei und werden durch einen exzessiven Medienkonsum sehr gefährdet. Wir müssen gemeinsame Aktivitäten mit unseren Familien priorisieren. Unternehmen Sie etwas zusammen, was Spaß macht, interessant ist und allen Zufriedenheit bringt.

Licht für unsere Welt

Vertrauen und emotionale Gesundheit Wenn wir Vertrauensbeziehungen zu einem oder mehreren Menschen haben, dann können elektrische und chemische „Vertrauenssignale“ von den höheren Gehirnzentren, besonders vom Frontallappen, unsere Angstreaktionen in den unteren Gehirnzentren eindämmen oder ausschalten. Dieses Vertrauen hilft uns Aufregung und Stress zu kontrollieren.8 Zu diesen chemischen „Botschaftern des Vertrauens“ zählt das Hormon Oxytocin.9 Ein erhöhter Oxytocinspiegel verbessert auch das zwischenmenschliche Miteinander und führt dazu, unseren emotionalen Zustand zu stärken. Daher ist das Schaffen von Vertrauensbeziehungen eine gute Strategie, um die emotionale Gesundheit zu steigern. Das Vertrauen auf horizontaler Ebene, in andere Menschen, ist höchst vorteilhaft; das Vertrauen

Geschichten


Im Jahre 1944 wurde die damals 16-jährige Edith Eger von den Nazis aus ihrem Zuhause in Ungarn verschleppt und in das berüchtigte Todeslager Ausschwitz gebracht. Obwohl ihr die Gaskammern, in denen ihre Eltern umkamen, erspart wurden, verschlechterte sich ihr Zustand zunehmend, während sie von einem Lager zum nächsten transportiert wurde. Im Mai 1945, dem Tode nahe, fiel Edith in einen bewusstlosen Zustand. Die Wächter nahmen an, sie wäre tot und warfen sie in ein Massengrab, in den Wäldern hinter dem Gunskirchener Lager. Wie durch ein Wunder sah ein amerikanischer Soldat Ediths sich bewegende Hand zwischen den Leichen. Er rettete das nun 27 kg leichte Mädchen vor dem sicheren Tod.1 Wenn jemand einen Grund hätte, sich von den Umständen kontrollieren zu lassen, dann Edith Eger. Trotz ihrer furchtbaren Erfahrung erlag Edith nicht Gefühlen der Bitterkeit, des Hasses oder der Verzweiflung. Sie überlebte nicht nur; sie blühte regelrecht auf. Sie heiratete einen tschechischen Freiheitskämpfer, zog drei Kinder groß und erwarb einen Doktortitel der Psychologie. Wenn Sie Dr. Edith jemals treffen oder sprechen hören könnten, würden Sie sie wahrscheinlich zu den positivsten und aufbauensten Personen ihres Umkreises zählen. Ediths Überzeugung ist:„Entgegen der allgemeinen

David DeRose, MD, MPH, und Bernell Baldwin, PhD, Neurowissenschaftler.

Geheimnisse der mentalen Gesundheit Vermeiden Sie Suchtmittel Kurzzeitfolgen des Alkoholkonsums sind oft Ausbrüche von Ärger, Wut und Gewalt. Die Kontrollzellen des Gehirns werden betäubt. Das Ergebnis ist, dass negative Emotionen nicht gebändigt werden, was unter anderem zu Gewalttätigkeit führt - wie Millionen von misshandelten Familienmitgliedern bezeugen können. Die Langzeitfolgen von Alkohol sind jedoch noch gravierender. Die Kontrollzellen werden bei einer täglichen Aufnahme von nur 57 Gramm Alkohol zerstört, während die resistenteren Zellen des unteren Gehirnteils weniger stark angegriffen werden. Das Ergebnis: Ein permanentes Ungleichgewicht zugunsten der niedrigen emotionalen Zentren. Auch andere Drogen können die Gehirnkontrollmechanismen beeinträchtigen. Selbst Marihuana kann, unter bestimmten Umständen, ein bleibendes Ungleichgewicht im Gehirn verursachen. Bewegung Kein Programm zur Optimierung der emotionalen Gesundheit sollte regelmäßige körperliche Bewegung vernachlässigen. Wir empfehlen Ihnen körperliche Aktivitäten zu einem Teil Ihres täglichen Tagesablaufs zu machen. Forschungen haben ergeben, dass Bewegung den Stresslevel senkt und die emotionale Gesundheit verbessert (resultierend in weniger Depressionen und

Ernährungsweise Untersuchungen an Tieren haben ergeben, dass ungesunde Ernährungsweisen die emotionalen Schaltkreise des Gehirns beeinträchtigen. Dazu zählen unter anderem Nährstoffmängel, ein überhöhter Salzkonsum und eine fettreiche Ernährung.4 Unter dem Strich bedeutet dies: Achten Sie auf eine salzarme Ernährung, die nährstoffreiche, vollwertige Pflanzenprodukte (Früchte,

Vollkornprodukte, Gemüse, Nüsse und Samen) bevorzugt, und die die Verwendung von tierischen Produkten und Fettzusätzen einschränkt oder ganz ausschließt.

Ein neuer Schwerpunkt in der Psychologie Dr. Edith Egers Leben bezeugt in eloquenter Weise eine zunehmende Erkenntnis unter Psychologen: Wir alle haben die Möglichkeit eine optimistische Haltung zu pflegen, selbst inmitten von Rückschlägen und Schwierigkeiten.3 In der Tat, obwohl viele glauben, dass ihre Emotionen von ihren Umständen bestimmt werden, sieht es doch anders aus. Sie können Ihre Emotionen kontrollieren, und das trotz Ihrer Umstände! Allerdings werden unsere Emotionen nicht allein nur durch unsere Gedanken beeinflusst. In erster Linie sind es unsere Entscheidungen, die wir täglich aufgrund unseres Lebensstils treffen, die einen großen Einfluss auf unseren emotionalen Zustand haben. Werfen wir einen Blick auf mehrere Faktoren, die uns dabei helfen können, in dem wichtigen Bereich der mentalen Gesundheit die Kontrolle zu behalten.

Meinung gibt es keine Opfer in dieser Welt – nur willige Teilnehmer. Man kann die Umstände nicht immer kontrollieren, aber man kann bestimmen, wie man auf sie reagiert.“2

Fernsehen und emotionale Instabilität Das innere emotionale Gleichgewicht kann nicht nur durch die Musik gestört werden, sondern auch durch all das, was wir uns anschauen (TV, Internet, usw.). „Wir werden zu dem, was wir uns anschauen“, ist ein Prinzip des menschlichen Verhaltens. Unser Wesen (einschließlich Gedanken und Emotionen) wird tatsächlich durch das geformt, womit wir uns regelmäßig beschäftigen. Wenn wir wirklich an einer optimalen emotionalen Gesundheit interessiert sind, werden wir ernsthaft und zurückhaltend abwägen, was wir uns anschauen. Wenn Sie Schwierigkeiten haben, sich in solcher Zurückhal-

Wählen Sie Ihre Musik bewusst aus Musik hat einen starken Einfluss auf die emotionale Hirnregion, das limbische System. Abhängig von der Art der Musik können positive oder negative Emotionen hervorgerufen werden. Direkte Messungen der limbischen Strukturen haben aufgezeigt, dass zum Beispiel harmonische Klaviermusik angenehme Emotionen hervorrufen kann, während dissonante Musik negative Emotionen auslösen kann.6 Aus diesen Gründen sollten wir unsere Musik bewusst auswählen. Wählen Sie ausschließlich solche Musik, die Ihnen hilft, emotionale Kontrolle und Balance zu entwickeln bzw. beizu­ behalten.

Angstzuständen).5 Studien haben außerdem gezeigt, dass Bewegung deutlich den Level des leistungsstarken Hormons Oxytocin erhöht, welches positive Emotionen und die Gesundheit im Allgemeinen fördert.

L E S ER F O RUM

Dankw ANLIEGEN

Meine Familie steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Bitte betet für uns. Rebecca, Kenia

Mein Mann hält keine Familienandachten mehr mit uns; früher hat er uns in Gebet und Andacht geleitet. Jetzt tue ich es allein. Ich danke Gott jeden Tag dafür, dass er mir auf meinem Glaubensweg hilft. Bitte betet für meinen Mann, meine Kinder und mich. D er Name ist der Redaktion bekannt, Trinidad und Tobago

Bitte betet für einen Freund von mir, der zu einer medizinischen Behandlung nach Indien gereist ist, und betet für die Adventisten dort, die ihm vielleicht helfen können. Ich hoffe, mein Freund kann besucht werden. Ich bete auch dafür, Bücher in Punjabi zu bekommen. Silton, Österreich

Ich brauche geistliche und körperliche Heilung, Befreiung und Veränderung. Bitte betet dafür! Anequis, Brasilien

Danke für eure Gebete. Ich bin Buchevangelistin und brauchte dringend ein Auto. Jetzt haben wir eines von unserer Gemeinde bekommen; es ist wie neu! Pattie, USA

Ich habe vor fast einem Jahr meine Collegeausbildung abgeschlossen und habe keine Arbeit – und keinen Cent, um meine Miete bezahlen zu können. Ich bin bei einem Vorstellungsgespräch gewesen. Bitte betet um ein positives Ergebnis. Milka, Kenia

Betet dafür, dass Gott mich rettet und ich nicht von der Schule verwiesen werde. Malcolm, Grenada

Gebetsanliegen sowie Lob und Dank für erhörte Gebete bitte an prayer@adventistworld.org schicken. Anliegen bitte kurz und präzise formulieren, höchstens 50 Wörter. Kürzung und Präzisierung vorbe­ halten. Nicht alle Anliegen werden veröffentlicht. Bitte Namen und Land nicht vergessen. Gebetsanliegen können auch gefaxt oder per Post geschickt werden. Fax: 1-301-680-6638. Postanschrift: Adventist World, 12501 Old Columbia Pike, Silver Spring, MD 20904-6600 USA


Leserbriefe

Ich bin Grieche, meine Frau ist Kolumbianerin. Wir planen, mit Gottes Hilfe eine neue Gemeinde in Nordkolumbien zu gründen. Bitte betet für uns.

I A D

Dimitrius Christopoulos, Kolumbien

Gemeindegründungen bewirken höchste Wachstumsrate der Geschichte

Ich beziehe mich auf Andrew McChesneys Artikel „Gemeindegründungen bewirken höchste Wachstumsrate der Geschichte“ (Mai 2015). Das ist eine gute Nachricht! Möge Gott die Kirche der Siebenten-TagsAdventisten segnen! Ich bin Grieche, meine Frau ist Kolumbianerin. Wir planen, mit Gottes Hilfe eine neue Gemeinde in Nordkolumbien zu gründen. Bitte betet für uns. Dimitris Christopoulos Kolumbien Ich danke Gott dafür, dass so viele Gemeinden gegründet werden wie nie zuvor in der Geschichte! Durch Gottes Gnade hoffe ich, dass es nicht mehr lange dauert, bis sich das Gleiche auch für das Land berichten lässt, in dem ich lebe. Arnold Nyepetsi Irland Wie wunderbar, dass Gottes Volk das ewige Evangelium und die dritte Engelsbotschaft auf diese Weise verkündigen konnte. Gott hat sein Volk gesegnet. David Roque Usulután, El Salvador Ehemaliger Kirchenleiter bereitet seine Frau auf seinen Tod vor

Danke für die Veröffentlichung von Andrew McChesneys Artikel „Ehemaliger Kirchenleiter bereitet seine Frau auf seinen Tod vor“ (Mai 2015). Es ist doch erstaunlich: Ich habe gerade meinen Vater verloren, der 54 Jahre mit meiner Mutter verheiratet war. Ich habe die Geschichte per E-Mail an meine Geschwister und meine Mutter geschickt.

Danke, dass ihr diese Geschichte veröffentlicht habt; sie ist sehr bewegend und wirklich wert, aufbewahrt zu werden! Merril Dennis Trinidad und Tobago Ich glaube, ich habe kein netteres, einander inniger zugetanes Ehepaar gekannt als Francis und Mary Sue Wernick. Selbst in hohem Alter waren sie Gott, seiner Gemeinde und seinem Werk treu. Ich danke Gott für das Vorrecht der Be­kanntschaft mit ihm und seiner Frau. Ich kann immer noch den freundlichen, ruhigen, zuversichtlichen Ton in Bruder Wernicks Stimme hören. Komm bald, Herr Jesus. Christine Amadio-Long USA

und Pharisäern: Wie Jesus sich in der geistlichen Mitte positionierte“ (April 2015). Vielleicht sollte ich es nicht tun, aber ich kann nicht anders: Ich muss daran denken, wie Jesus in Johannes 17 dafür betete, „dass sie eins seien, wie wir eins sind“ (V. 22). Wie kann es sein, dass wir uns so viele Gedanken um „Schubladen“ machen – selbst als Mitglieder der gleichen Kirche? Was muss geschehen, damit wir uns alle einfach als Glaubensgeschwister betrachten?

Behandlung von Prostatakrebs

Ich lese die ausgezeichneten Gesundheitsartikel von Peter N. Landless und Allan R. Handysides immer mit großem Interesse. In dem Artikel „Operation bei Prostatakrebs“ (Februar 2015) gaben sie einen kurzen Überblick über die Optionen Operation oder Beobachten und Abwarten und erwähnten die möglichen Nebenwirkungen nach einer Operation wie Harninkontinenz und erektile Dysfunktion, zwei Dinge, die wesentlichen Einfluss auf die Lebensqualität haben. Ich möchte gern noch hinzufügen, dass das Loma Linda Medical Center – eine adventistische Institution von Weltklasse – vor 25 Jahren Wegbereiter für die Protonentherapie war. Bisher wurden über 18.500 Patienten mit verschiedenen Krebserkrankungen erfolgreich und ohne die negativen Begleiterscheinungen anderer Therapieformen mit dieser nichtinvasiven Methode behandelt – fast 70 Prozent davon waren Patienten mit Prostatakrebs. J. Lynn Martell B anning, California, USA

Könnte das vielleicht zumindest zum Teil der Grund dafür sein, dass Jesus noch nicht zurückgekehrt ist? Tina Metaxis Chicago, Illinois, USA Vor 106 Jahren in Sunan

Bei dem Beitrag „Vor 106 Jahren“ im Leserforum der Septemberausgabe 2014 war ein Foto abgedruckt, zu dem ich einfach schreiben muss, auch wenn die Zeitschrift schon vor Monaten erschienen ist. Die Person links von Riley Russell (hintere Reihe, Mitte) ist mein Großvater, C. L. Butterfield, der mehrere Jahre als Missionar in Korea war. Ich habe ein Buch mit dem Titel It Came in Handy von Stella Parker Petersen, in dem sie die Geschichte von Riley Russell erzählt. Darin kommen auch mein Großvater und andere vor, die in Korea wirkten. Edwin Toews New York Mills, Minnesota, USA Leserbriefe bitte an letters@adventistworld.org schicken. Bitte

Das nicht erhörte Gebet Jesu

Ich bin zutiefst dankbar für Gerald Klingbeils Titelthema „Zwischen Sadduzäern

klar und zum Punkt schreiben; höchstens 250 Wörter. Titel des Artikels, Ausgabe und Seitenzahl angeben; Namen und Wohnort (Stadt und Land) nicht vergessen. Redaktionelle Bearbeitung (Kürzung und Präzisierung) vorbehalten. Nicht alle Zuschriften können veröffentlicht werden.

Juli 2015 | Adventist World

29


L E S ER F O RUM

Vor Links: J. F. Huenergardt Oben: Die ersten Adven­ tisten in der Vojvodina.

100 Jahren

A

m 12. Juli 1905 wurde eine Adventgemeinde in Kumane (Vojvodina/Serbien) gegründet. Zuvor waren acht Personen getauft worden. Der Älteste der neuen Gemeinde war Lazar Emeric, ein serbischer Bauer. Pastor der kleinen Gruppe wurde Petar Todor, der gemeinsam mit seiner Frau kam. Nun gehörten zehn Personen zu der Gruppe, die somit die Bedingung der Regierung zur Gründung einer Gemeinde erfüllte. Anfang 1905 hatte ein jüdischer Kaufmann im 120 Kilometer nördlich von Belgrad gelegenen Kumane verwundert einen Zeitungsbericht über einen christlichen Bäcker gelesen, der in Deutschland einer seltsamen Religion beigetreten war und daraufhin beschlossen hatte, seine Bäckerei an Samstagen zu schließen. Als der jüdische Kaufmann Emeric den Zeitungsartikel zeigte, sagte dieser: „Der Mann in Deutschland hat recht. In der Bibel steht, dass der siebte Tag der wahre Sabbat ist.“ Emeric ließ seinen Sohn mehrere Briefe schreiben, um die serbischen Sabbathalter zu finden. Von der Britischen Bibelgesellschaft erhielt er die Antwort, dass solche Leute in Hamburg lebten. Sein nächster Brief war adressiert an: „Die Sabbathalter in Hamburg“. Diesen Brief erhielt der junge Pastor J. F. Huenergardt, der daraufhin Kumane besuchte und dort Kontakt zu den serbischen Sabbathaltern aufnahm. Da er nicht mit ihnen in ihrer Sprache kommunizieren konnte, wurde der Dorffriseur zum Dolmetschen herbeigeholt. Der Friseur seinerseits entwickelte daraufhin ein so großes Interesse an der Bibel, dass er sein Geschäft am Sabbat – dem Tag mit den meisten Kunden – schloss und anfing, den biblischen Sabbat zu halten.

Das Beste von

allen

Alle Hülsenfrüchte sind nahrhaft, doch nur eine enthält alle für das Muskelwachstum wichtigen Aminosäuren: die Kichererbse. Bereits weniger als 240 Gramm Kichererbsen enthalten 18 Gramm Eiweiß. Wer regelmäßig Kichererbsen isst, hat niedrigere Cholesterinwerte, eine bessere Verdauung und ein stärkeres Immunsystem. Kichererbsenaufstrich (Hummus): n 4 Knoblauchzehen n 500 g Kichererbsen n 1 TL Salz n 2–3 EL frisch gepresster Zitronensaft

Z I T A T

Um etwas zu erhalten, was du noch nie hattest, musst du etwas tun, was du noch nie zuvor getan hast. Beatrice Anebo, Uganda

n 2 EL Tahin (Sesampaste) n Für den Aufstrich die Kichererbsen abtropfen lassen, dabei zwei Esslöffel der Flüssigkeit aufbewahren, die Knoblauchzehen in der Küchenmaschine zerkleinern und mit den restlichen Zutaten pürieren. Falls notwendig, noch Salz hinzufügen. Quelle: Men’s Health

30

Adventist World | Juli 2015


„Siehe, ich komme bald …“

Vergebung

Unser Auftrag ist es, Jesus Christus zu erhöhen und Siebenten-Tags-Adventisten überall im Glauben und Leben, in ihrer Hoffnung und Mission zu einen. Herausgeber: Adventist World ist eine internationale Zeitschrift der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Sie wird herausgegeben von der Nordasien-Division der Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten.

und Fitness

Geschäftsführender Herausgeber: Bill Knott

Jeder kennt den Satz im Vaterunser: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.“ (Mt 6,12) Jüngsten Forschungen zufolge hat Vergebung jedoch nicht nur geistliche, sondern auch körperliche Auswirkungen. So haben Wissenschaftler herausgefunden, dass Personen, die anderen vergeben hatten, bei Fitnesstests höher sprangen und Steigungen als weniger steil empfanden als solche, die sich weigerten, anderen zu vergeben.

Mitherausgeber: Claude Richli Internationaler Verlagsleiter: Chun Pyung Duk Herausgeberausschuss: Ted N. C. Wilson, Vorsitz; Benjamin D. Schoun, stellvertretender Vorsitzender; Bill Knott, Sekretär; Lisa Beardsley; Daniel R. Jackson; Robert E. Lemon; Geoffrey G. Mbwana; G. T. Ng; Juan Prestol; Michael Ryan; Ella S. Simmons; Mark Thomas; Karnik Doukmetzian, Rechtsberater Koordinationsausschuss: Lee Jairyong, Vorsitz; Akeri Suzuki; Kenneth Osbom; Guimo Sung; Glenn Mitchell; Chun Pyung Duk Chefredakteur: Bill Knott V. i. S. d. P. (deutschsprachige Ausgabe): Elí Diez-Prida, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg Redakteure in Silver Spring, Maryland, USA: Lael Caesar, Gerald A. Klingbeil (stellvertretende Chefredakteure), Sandra Blackmer, Stephen Chavez, Andrew McChesney, Kimberly Luste Maran

Quelle: The Rotarian/Social Psychological und Personality Science

Redakteure in Seoul, Korea: Chun, Jung Kwon; Choe, Jeong-Kwan

lebende Monarchen

Redakteur der Online-Ausgabe: Carlos Medley Technische Koordination: Merle Poirier Finanzmanagerin: Rachel J. Child Editors-at-large: Mark A. Finley; John M. Fowler Redaktionsassistentin: Marvene Thorpe-Baptiste

Die älteste lebende Monarchin ist Königin Elizabeth II von England, die im April dieses Jahres 89 Jahre alt wurde.

Layout und Design: Jeff Dever, Brett Meliti

k

e

r

t

Berater: Ted N. C. Wilson, G T Ng, Robert E. Lemon, Delbert W. Baker, Guillermo E. Biaggi, Lowell C. Cooper, Daniel R. Jackson, Geoffrey G. Mbwana, Armando Miranda, Pardon K. Mwansa, Michael L. Ryan, Blasious M. Ruguri, Ella S. Simmons, Alberto C. Gulfan jr, Erton Köhler, Jairyong Lee, Israel Leito, John Rathinaraj, Paul S. Ratsara, Barry D. Oliver, Benjamin D. Schoun, Artur A. Stele, Bruno Vertallier, Gilbert Wari, Bertil A. Wiklander

c

Der zweitälteste ist König Harald V von Norwegen mit 78 Jahren.

Leserservice: Merle Poirier

d a r R i c

o

S

t

u

Verlag der deutschsprachigen Ausgabe: Saatkorn-Verlag GmbH, Abt. Advent-Verlag, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg Übersetzung ins Deutsche: Frauke Gyuroka, Graz, Angelika Kaiser Layoutanpassung der deutschsprachigen Ausgabe: Ingo Engel, München Druck der deutschsprachigen Ausgabe: Thiele & Schwarz GmbH, Werner-Heisenberg-Str. 7, 34123 Kassel Rötzerdruck, Mattersburgerstr. 25, 7000 Eisenstadt (Österreich)

Die beiden jüngsten Monarchen sind der spanische König Felipe (47) und der niederländische König Willem-Alexander (48). Quelle: Royalcentral.co.uk

Autoren: Wir freuen uns über Beiträge. Unsere Anschrift: 12501 Old Columbia Pike, Silver Spring, MD 20904-6600, USA. E-Mail: worldeditor@gc.adventist.org, Website: www.adventistworld.org Die Bibelzitate sind – falls nichts anderes vermerkt ist – der Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers (revidierter Text 1984), durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 2007 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, entnommen. Adventist World erscheint monatlich und wird in Korea, Brasilien, Indonesien, Australien, Argentinien, Deutschland, Österreich und den USA gedruckt. 11. Jahrgang, Nr. 7

Juli 2015 | Adventist World

31


THE NEW ADVENTIST REVIEW It’ll travel with you!

Für alle, die mehr wollen!

Adventist Review, das ist der traditionsreiche und klingende Name der Zeitschrift, die von James und Ellen White gegründet wurde. Als Zeitschrift der Generalkonferenz ist sie auch für diejenigen attraktiv, die außerhalb der USA leben und gerne Englisch lesen. Nach einer kompletten Neugestaltung präsentiert sich der Adventist Review modern, ansprechend und kompakt im iPad-Format. Auf 68 Seiten werden jetzt noch mehr interessante Themen angesprochen. Zum Beispiel: • Jesus and Social Media • Big Data for Reaching a Big World • Twenty-First Century Grandparenting • Does God Have a Word for me? How do you live after graduation.

News and Commentary – Mehr Information, weil es wichtig ist, zu wissen, was läuft! Connect – Mehr Verbundenheit mit der Gemeinde, weil wir eine große Familie sind! Discover – Mehr Einsicht in Gottes Plan für dein Leben! Engage – Mehr Einsatz für Gottes Plan in dieser Welt!

Denkspielen und Rätseln spielerisch ihr Englisch verbessern. Der neue Adventist Review erscheint monatlich – auch als APP. Jetzt gibt es die Gelegenheit, die Zeitschrift als Abonnement für nur US$ 32,95 jährlich zu bestellen– statt US$ 80,50!

Berichte aus aller Welt, aufschlussreiche Artikel kompetenter Autoren zu komplexen Fragen, inspirierende Glaubenszeugnisse und Missionsberichte der jungen Generation – alle, die Adventist World mit Gewinn lesen, werden den neuen Adventist Review noch mehr lieben. Auch Kinder kommen nicht zu kurz. Im integrierten Kidsview, dem „Review für Kinder zwischen 8 und 12“, können sie in spannenden Geschichten und kurzweiligen

Nutze diese günstige Gelegenheit und bestelle jetzt den neuen Adventist Review auf unserer Webseite www.adventistreview.org oder ruf uns an via Skype unter: AR Orders


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.