Wenn Getreide zu Kleidung wird Das Berliner Modelabel RAFFAUF setzt eine neue Textilimprägnierung aus Abfallstoffen ein, die bei der Verarbeitung von Getreide anfallen. Durch Upcycling verwandelt das Unternehmen Müll in wasserabweisende Kleidung. In der Modebranche werden schon seit Jahren synthetische und natürliche Materialien recycelt und als Textilien wiederverwertet. Das Angebot reicht von Plastikflaschen bis zu recycelter Wolle. Die Idee der Verwertung von Abfallprodukten der Lebensmittelindustrie ist neu.
und neue Produkte mit höherem Wert entstehen. Das aus Getreideschalen gewonnene Wachs ist für die Lebensmittelindustrie ungeeignet. „Die Textilimprägnierung schafft einen Mehrwert, ohne in Konkurrenz zu Nahrungsmitteln zu stehen“, so Raffauf. Die fertige Imprägnierung besteht zu 90 % aus recycelten biologischen Abfällen aus der Getreideverarbeitung. Die natürliche Eigenschaft des Wachses sorge dafür, dass die imprägnierte Kleidung abweisend gegen Wasser und wasserbasierte Flüssigkeiten wie Tees und Fruchtsäfte sei.
RAFFAUF Jacke aus Leinen mit Imprägnierung aus Getreideabfällen
Aber wie wird Getreide zu Kleidung? In der aktuellen Kollektion verwendet Nach der Getreideernte wird das Korn von
R AFFAUF die Imprägnierung aus Getreide-
der Schale gelöst und zu Mehl und weiteren
abfällen auf Leinen. Zukünftig will die Mar-
Lebensmittelprodukten verarbeitet. Aus der
ke weitere Tests auf Bio-Baumwolle und
Schale werden Produkte wie Kleie und Öle
recycelten Naturfasern durchführen.
gewonnen. Bei diesem Prozess bleibt eine wachsartige Substanz übrig, die normaler-
Über RAFFAUF
weise als Abfallprodukt entsorgt wird. Das Wachs ist als Rohmaterial in festem Zu-
RAFFAUF ist eine Berliner Marke für Out-
stand kaum nutzbar. Um daraus eine Im-
door-Mode mit Spezialisierung auf inno-
prägnierung herzustellen, wird es mehrere
vative Stoffe aus nachhaltigen Materialien,
Stunden lang erhitzt und geschmolzen. Im
wie recycelte PET-Flaschen oder Beschich-
flüssigen Zustand wird es mit schadstoff-
tungen aus Bienenwachs. In der Kollek-
freien Zusatzstoffen gemischt, die das
tion trifft außergewöhnliches Design auf
Wachs wasserlöslich machen. Sie sorgen
europäische Lieferketten und verantwor-
dafür, dass eine homogene Flüssigkeit ent-
tungsvolle Produktion. Der Nachhaltig-
steht und die Imprägnierung gleichmäßig
keitsgedanke findet sich auch im Design
auf Stoffe aufgetragen werden kann, ohne
wieder: Zeitlose Schnitte und hochwertige
Flecken zu hinterlassen.
Verarbeitung machen RAFFAUF Jacken und Mäntel zu langlebigen Begleitern im urba-
„Wir versuchen in der Produktion natürlich
nen Alltag.
immer, die Entstehung von Müll zu vermeiden. Umso mehr freuen wir uns, entstandenem Müll ein neues Leben zu geben und durch Upcycling Neues zu gestalten“, erklärt Designerin Caroline Raffauf. Upcycling ist eine Form des Recyclings, bei der Abfallprodukte
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LebensArt²
wiederverwertet
werden
Fotos: David Kavaler/RAFFAUF