Agrarforschung Schweiz, Heft 1, Januar 2015

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AGRAR FORSCHUNG SCHWEIZ 2 0 1 5

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H e f t

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Agroscope | BLW | HAFL | AGRIDEA | ETH Zürich | FiBL

J a n u a r

Pflanzenbau

Die Suche nach robusten Sorten für ein ­nachhaltiges Feuerbrandmanagement Seite 4

Pflanzenbau

Herausforderungen der rückstandsfreien ­Apfelproduktion Seite 12

Umwelt

Rückgang der Fromentalwiesen und die ­Auswirkungen auf die Biodiversität Seite 20


Inhalt Januar 2015 | Heft 1 Feuerbrand ist ein ernsthaftes P ­ roblem für den Schweizer Kernobst­-­ anbau. Um den Antibiotikaeinsatz vermeiden zu ­können, forscht ­Agroscope intensiv nach alternativen Ansätzen. Dabei werden neue Wirkstoffe und Pflanzenschutzmittelstrategien, Massnahmen zur fachgerechten Sanierung ­befallener Bäume und robuste Apfel- und Birnensorten für den Mostobstanbau getestet. (Foto: Gabriela Brändle, ­Agroscope)

Pflanzenbau 4 Die Suche nach robusten Sorten für ein

Impressum Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der ­landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenös­sische Ämter und weitere Fachinteressierte.

Pflanzenbau Herausforderungen der rückstandsfreien 12

Herausgeberin Agroscope Partner b Agroscope (Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB; Institut für Nutztierwissen­schaften INT; Institut für Lebensmittelwissenschaften ILM; Institut für Nachhaltigkeits­wissenschaften INH), www.agroscope.ch b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern, www.blw.ch b Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Z­ ollikofen, www.hafl.ch b Beratungszentrale AGRIDEA, Lindau und Lausanne, www.agridea.ch b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich, Departement für Umweltsystemwissenschaften, www.usys.ethz.ch b Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, www.fibl.org Redaktion Leitung und deutsche Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Agroscope, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 58 466 72 21, Fax +41 58 466 73 00 Französische Redaktion Sibylle Willi, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Agroscope, Postfach 1012, 1260 Nyon 1, Tel. +41 58 460 41 57 Stellvertretung Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Agroscope, Postfach 1012, 1260 Nyon 1, Tel. +41 58 460 41 82 E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Leiter Corporate Communication Agroscope), Evelyne Fasnacht, Erika Meili und Sibylle Willi (Agroscope), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (HAFL), Esther Weiss (AGRIDEA), ­Brigitte Dorn (ETH Zürich), Thomas Alföldi (FiBL). Abonnement Preise Zeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten), inkl. MWSt. und Versandkosten, Online/App: CHF 61.–* * reduzierter Tarif, siehe: www.agrarforschungschweiz.ch Adresse Nicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Agroscope, Postfach 64, 1725 Posieux E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch, Fax +41 58 466 73 00 Adressänderungen E-Mail: verkauf.zivil@bbl.admin.ch, Fax +41 31 325 50 58 Internet www.agrarforschungschweiz.ch www.rechercheagronomiquesuisse.ch ISSN infos ISSN 1663-7852 (Print) ISSN 1663-7909 (Internet) Schlüsseltitel: Agrarforschung Schweiz Abgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz © Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion. Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS

3 Editorial

­nachhaltiges Feuerbrandmanagement Anita Schöneberg, Sarah Perren und Andreas Naef

­Apfelproduktion Michael Gölles, Esther Bravin, Stefan Kuske und Andreas Naef Umwelt Rückgang der Fromentalwiesen und die 20

­Auswirkungen auf die Biodiversität Andreas Bosshard Nutztiere Optimierung der Schlachtleistung durch 28

gezielte Paarung von Fleisch- und Milchviehrassen Arlène Müller, Alexander Burren und Hannes Jörg Kurzbericht Kulturpflanzen in der Schweiz – 36

eine Schriftenreihe Peer Schilperoord 39 Aktuell 40 Interview 43 Veranstaltungen


Editorial

AGROSCOPE, gemeinsames Dach sorgt für mehr Wirkung Liebe Leserin, lieber Leser

Michael Gysi, Chef Agroscope

Agroscope hat seit der Reorganisation anfangs 2014 an Sichtbarkeit und damit an Wirkung gewonnen. Dies zeigen viele Reaktionen aus der Land- und Ernährungswirtschaft, der Politik und der Verwaltung. Der Bundesrat beschloss Ende 2012, die drei Forschungsanstalten zu einem einzigen Forschungsunternehmen Agroscope zusammenzuschliessen. Mit dieser Reorganisation strebte der Bundesrat folgende Ziele an: Die Führungsstruktur und die administrativen Abläufe sind zu vereinheitlichen, zu verbessern und so zu organisieren, dass die strategische und die operative Führung getrennt sind. Agroscope sollte eine schweizweite, eigene Marke verwenden und damit eine gemeinsame Unternehmenskultur aufbauen. Darüber stand das wichtigste Ziel, nämlich Agroscope für die Zukunft optimal zu positionieren und so die Wirkung von Agroscope zu stärken. Die Führung von Agroscope basierend auf sechs strategischen Schwerpunkten führte zu einer Annäherung der verschiedenen Standorte. Ich stelle fest, dass sich die Zusammenarbeit unter dem gemeinsamen Dach innerhalb von Agroscope schon nach einem Jahr intensiviert und verbessert hat. Die Standortunabhängigkeit ist für die Führung und im Speziellen für die Institutsleitungen zwar eine grosse Herausforderung, wird aber von den Betroffenen mit grossem Engagement erfolgreich umgesetzt. Das Leben in dieser veränderten Struktur führte bei den Mitarbeitenden zu einem neuen Verständnis für ihr Unternehmen; das ist der erste Schritt in die Richtung einer gemeinsamen Unternehmenskultur. Der aktuell gültige Leistungsauftrag von Agroscope 2014 bis 2017 basiert bereits auf der neuen Organisationsstruktur. In der politischen Vernehmlassung wurde anerkannt, dass Agroscope intern die Hausaufgaben gemacht und sich zukunftsfähig aufgestellt hat. Strategisch wird Agroscope vom durch Bernard Lehmann präsidierten Agroscope-Rat geführt. Im vergangenen Jahr haben der Agroscope-Rat und die Geschäftsleitung Agroscope gemeinsam die neuen Instrumente zur strategischen Führung von Agroscope erarbeitet. Es sind dies: ••Die Agroscope-Rat-Sitzungen, welche sechs Mal im Jahr stattfinden, eine davon in Form einer zweitägigen Klausur; ••die Institutsdialoge, welche Informationscharakter haben und den AgroscopeInstituten die Möglichkeit geben, sich zu präsentieren und die aktuellen Herausforderungen zu erklären. ••Der Portfolioprozess (jährliche Überprüfung der strategischen Forschungsausrichtung) und der Themendialog, der es dem Agroscope-Rat erlaubt, seine strategische Steuerungsfunktion wahrzunehmen. ••Der Einbezug der vier externen Konsultativgruppen (Anspruchsgruppen, landwirtschaftliches Wissenssystem, andere Bundesämter, landwirtschaftlicher Forschungsrat). Obwohl sich nach einem Jahr gezeigt hat, dass wir in Bezug auf die Ausgestaltung der Agroscope-Governance auf dem richtigen Weg sind, gehe ich trotzdem davon aus, dass die oben beschriebenen Instrumente weiter optimiert werden können. Ich bin überzeugt, dass Agroscope mit dieser neuen Governance seine begrenzten Ressourcen optimal einsetzt und stets da forscht, wo Lösungen in der Land- und Ernährungswirtschaft gefragt sind. Damit ist Agroscope besser als je zuvor gerüstet, sich kommenden Herausforderungen zu stellen.

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P f l a n z e n b a u

Die Suche nach robusten Sorten für ein ­nachhaltiges Feuerbrandmanagement Anita Schöneberg, Sarah Perren und Andreas Naef Agroscope, Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB, 8820 Wädenswil, Schweiz Auskünfte: Anita Schöneberg, E-Mail: anita.schoeneberg@agroscope.admin.ch

Abb. 1 | Prüfparzelle zur Testung von Kernobstsorten auf ihre Feuerbrandanfälligkeit nach ­B lüteninokulation. (Foto: Agroscope)

Einleitung Feuerbrand trat erstmals Ende der 80er Jahre in der Schweiz auf. Seitdem kam es immer wieder zu starken Ausbrüchen, zuletzt in den Jahren 2007 und 2012. Auch im vergangenen Jahr schlug die Krankheit, die durch das Bakterium Erwinia amylovora verursacht wird, vereinzelt wieder zu. Seit 2008 ist in der Schweiz der Einsatz des Antibiotikums Streptomycin zur Bekämpfung von E. amylovora in Kernobstanlagen unter strengen Auflagen erlaubt. Der Einsatz ist örtlich begrenzt und inzwischen auf maximal eine Applikation pro Jahr beschränkt. Da der Streptomycineinsatz kein nachhaltiger Lösungsansatz zur Feuerbrandproblematik ist, wird bei Agroscope

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am Standort Wädenswil intensiv nach alternativen Ansätzen geforscht. Im Rahmen des Fremdmittelprojekts Herakles wurden neue Wirkstoffe und Pflanzenschutzmittelstrategien, Massnahmen zur fachgerechten Sanierung befallener Bäume und robuste Apfel- und Birnensorten für den Mostobstanbau getestet. Ziel des Projektes ist es, einen Beitrag zur Entwicklung eines wirksamen und nachhaltigen Feuerbrandmanagements zu leisten. Durch die Testung von bereits über 800 Apfelund Birnensorten bei Agroscope in Wädenswil ist es gelungen, einige feuerbrandrobuste Sorten zu identifizieren (Perren et al. 2012, Szalatnay et al. 2008). Robuste Sorten werden bei starkem Infektionsdruck mit Feuerbrand zwar befallen, die Sanierung ist jedoch erfolgver-


sprechender als bei anfälligen Sorten, da der Befallsfortschritt im Pflanzengewebe langsamer ist (Aldwinckle und Preczewski 1976). Absolut resistente Kernobstsorten für den kommerziellen Anbau sind hingegen noch nicht gefunden worden. Die Prüfung der Sorten auf ihre Feuerbrandanfälligkeit kann mit zwei verschiedenen Methoden erfolgen: Die Triebinokulation im QuarantäneGewächshaus ist eine Methode, mit der die Sorten in relativ kurzer Zeit geprüft werden können. Haupteintrittspforte für den Feuerbrand-Erreger unter Feldbedingungen ist jedoch die offene Blüte, auf die das Bakterium durch Blütenbesucher, hauptsächlich Bienen, oder Regen gelangt (Thomson 2000). Bei der künstlichen Blüteninokulation im Freiland herrschen praxisnähere Bedingungen, dafür ist die Testmethode aber auch aufwändiger und teurer als die Triebinokulation. Auf einer schweizweit einmaligen, totaleingenetzten Prüfparzelle von Agroscope am Steinobstzentrum Breitenhof können diese Versuche seit 2013 durchgeführt werden und erste Ergebnisse liegen nun vor. Eine Gegenüberstellung beider Testmethoden soll aufzeigen, ob diese Ergebnisse zur Feuerbrandanfälligkeit vergleichbar sind.

Material und Methoden Triebinokulation Für die Triebinokulation wurden die Apfelreiser der zu testenden Sorten auf der Unterlage M9 T337 veredelt und in Rosentöpfen (Höhe 35,5 cm, Durchmesser 7 cm) während vier bis fünf Wochen im Gewächshaus unter optimalen Bedingungen angezogen (17 – 25 °C, 70 % relative Luftfeuchte). Bei Erreichen einer Trieblänge von mindestens 10 cm wurden die Pflanzen auf den stärksten Trieb reduziert und im Quarantäne-Gewächshaus in einer randomisierten vollständigen Blockanlage aufge- 

Zusammenfassung

Die Suche nach robusten Sorten für ein ­n achhaltiges Feuerbrandmanagement | Pflanzenbau

Robuste Apfel- und Birnensorten sind ein wichtiges Instrument im Feuerbrandmanagement. Zur Einstufung der Feuerbrandanfälligkeit einer Kernobstsorte nach künstlicher Inokulation werden zwei Methoden angewandt: die Triebinokulation und die Blüteninokulation. Seit 2013 kann Agroscope auf einer schweizweit einmaligen Prüfparzelle erstmals künstliche Blüteninokulationen im Freiland durchführen. Die beiden Methoden wurden mittels einer Korrelationsanalyse auf ihre Vergleichbarkeit getestet. Es konnte eine schwach positive Korrelation beobachtet werden, die jedoch nicht signifikant war. Sorten, die in der Triebinokulation im Gewächshaus bereits wenig anfällig waren, zeigten sich oft auch in der Blüteninokulation als robust. Bei einigen Sorten wurde die Anfälligkeit in der Triebinokulation im Vergleich mit der Blüteninokulation jedoch deutlich unter- oder auch überschätzt. Zur besseren Übertragbarkeit der Ergebnisse in die Praxis sollten die vielversprechenden Sortenkandidaten aus der Triebinokulation deshalb zusätzlich mittels künstlicher Blüteninokulation im Freiland geprüft werden. Durch die Kombination beider Testmethoden und den zusätzlichen Beobachtungen zur Anfälligkeit der Sorten aus der Praxis können verlässliche Empfehlungen feuerbrandrobuster Sorten für den Schweizer Kernobstanbau gemacht werden.

Abb. 2 | Inokulation der Triebspitze mit Erwinia amylovora. Mittels einer Medizinalspritze wird die Triebspitze durchstochen und die ­B akterienlösung injiziert. (Fotos: Agroscope)

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Pflanzenbau | Die Suche nach robusten Sorten für ein ­n achhaltiges Feuerbrandmanagement

Abb. 3 | Sichtbare Läsionslänge des Triebes drei Wochen nach der künstlichen Inokulation mit Erwinia amylovora bei der anfälligen Referenzsorte «Gala Galaxy» (links) und der robusten Referenzsorte ­«Rewena» (rechts). (Fotos: Agroscope)

stellt (10 Pflanzen pro Sorte). Das Feuerbrandbakterium E. amylovora (Stamm FAW610 Rif, Konzentration = 109 cfu/ml) wurde mittels einer Medizinalspritze direkt in die Triebspitze injiziert (Rezzonico und Duffy 2007). Mit der Spritze wird der Trieb 0,5 cm unterhalb des letzten Blattes durchstochen, sodass auf der gegenüberliegenden Seite ein Tropfen der Bakterienlösung haften bleibt (Abb. 2). Die Pflanzen wurden anschliessend für drei Wochen unter den gleichen Klimabedingungen wie in der Anzucht weiterkultiviert. Von der Einstichstelle aus verbreiten und vermehren sich die Bakterien im Trieb, der sich bei Befall grün-grau bis schwarz verfärbt. Diese sichtbare Läsionslänge (LL) wurde wöchentlich während drei Wochen ab der Triebspitze gemessen. Als Referenzsorten dienten «Gala Galaxy» (anfällig) und «Rewena»

(robust) (Abb. 3). Zur Beurteilung der Triebanfälligkeit wurde die LL in Prozent der Gesamttrieblänge drei Wochen nach der künstlichen Inokulation (LL3) ermittelt (in Anlehnung an Le Lezec und Paulin 1984) und in Relation zu der LL3 der anfälligen Referenzsorte gesetzt. Damit können die Resultate verschiedener unabhängigen Versuchsserien und Jahre verglichen werden (Tab. 1). Blüteninokulation Die Blüteninokulationen wurden in einer totaleingenetzten Prüfparzelle von Agroscope am Steinobstzentrum Breitenhof in Wintersingen (Kanton Basel-Landschaft) durchgeführt. Durch das insektendichte Netz wird gewährleistet, dass keine Vektoren ein- oder austreten können. Die Parzelle kann nur durch eine Schleuse

Tab. 1 | Einstufung der Triebanfälligkeit von Apfelsorten gegenüber Feuerbrand drei Wochen nach der künstlichen Inokulation der Triebspitze (LL3). Einschätzung der Feuerbrandanfälligkeit nach Triebinokulation für Apfel

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sehr niedrig

Läsionslänge (LL3) < 25 %

niedrig

Läsionslänge (LL3) 25-40 % verglichen mit der LL3 von «Gala Galaxy»

verglichen mit der LL3 von «Gala Galaxy»

mittel

Läsionslänge (LL3) 40-60 % verglichen mit der LL3 von «Gala Galaxy»

hoch

Läsionslänge (LL3) 60-100 % verglichen mit der LL3 von «Gala Galaxy»

sehr hoch

Läsionslänge (LL3) > 100 % verglichen mit der LL3 von «Gala Galaxy»

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Die Suche nach robusten Sorten für ein ­n achhaltiges Feuerbrandmanagement | Pflanzenbau

Abb. 4 | Inokulation der Blütenbüschel mit der Erwinia amylovora -Lösung an dreijährigen Topfapfelbäumen im Freiland. (Foto: Agroscope)

betreten werden. Um eine Verschleppung der Feuerbrand-Bakterien zu verhindern, wird aus der Parzelle heraustransportiertes Material dekontaminiert. Nach Abschluss der Versuche werden zudem jährlich Wirtspflanzen in einem Umkreis von 500 m um die Parzelle auf Feuerbrandbefall kontrolliert.

Die zu testenden Sorten wurden auf der Unterlage M9 T337 mit einer «Golden Delicious» Zwischenveredelung veredelt. Die zweijährigen Bäume wurden eingetopft (Topfvolumen: 10 l), ein weiteres Jahr kultiviert und anschliessend im Frühjahr in der Parzelle aufgestellt. Die Bäume der ersten Testserie eines Jahres beginnen mit

Tab. 2 | Boniturskala für die Blüteninfektion nach künstlicher Inokulation im Freiland. (Fotos: Agroscope) Klasse

Befallene Pflanzenteile

Beschreibung

Bild

1

keine Infektion

• keine optisch erkennbaren Symptome • sortentypisches Abblühen

2

unklare Symptome

• Staub- und/oder Fruchtblätter braun-schwarz verfärbt • Blütenboden, - kelch und -stiel grün • Symptome nicht eindeutig als Feuerbrand einzustufen

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Blüteninfektion < 1/3

• Kelchblätter und/oder Blütenboden orange bis schwarz verfärbt • Stiel ohne Nekrose oder < 1/3 Stiellänge nekrotisch verfärbt

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Blüteninfektion > 1/3

• Stiel ganz oder > 1/3 Stiellänge nekrotisch verfärbt • Blütenstandstiel grün, klare Abtrennung

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Blütenbüschel und Blütenstandstiel

• Blütenstandstiel dunkel verfärbt, Blätter gesund

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Blütenbüschel, Blütenstandstiel und Jungtrieb

• vorhandene Jungtriebe krank • sind keine Jungtriebe vorhanden, ganzer Büschel bis zum Holz krank (inkl. Blätter) • keine Nekrose im Holz sichtbar

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Nekrose im Holz < 5 cm

• Nekrose auch im Holz sichtbar (< 5 cm)

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Nekrose im Holz > 5 cm

• Nekrose auch im Holz sichtbar (> 5 cm)

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Nekrose im Holz > 10 cm

• Nekrose auch im Holz sichtbar (> 10 cm)

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Pflanzenbau | Die Suche nach robusten Sorten für ein ­n achhaltiges Feuerbrandmanagement

Tab. 3 | Einstufung der Feuerbrandanfälligkeit von Apfelsorten nach Blüteninokultion vier Wochen nach der künstlichen Blüteninokulation. Einschätzung der Feuerbrandanfälligkeit nach Blüteninokulation für Apfel sehr niedrig niedrig

< 25 % Blütenbüschel > Klasse 5 verglichen mit «Gala Galaxy» 25–40 % Blütenbüschel > Klasse 5 verglichen mit «Gala Galaxy»

mittel

40–60 % Blütenbüschel > Klasse 5 verglichen mit «Gala Galaxy»

hoch

60–100 % Blütenbüschel > Klasse 5 verglichen mit «Gala Galaxy»

sehr hoch

> 100 % Blütenbüschel > Klasse 5 verglichen mit «Gala Galaxy»

dem Jahresverlauf zu blühen. Im Gegensatz dazu ist die Blüte in der zweiten Serie terminiert: Die Bäume werden im Kühlraum überwintert und zum gewünschten Zeitpunkt herausgenommen und so im Sommer zum Blühen gebracht. Pro Sorte wurden zwölf dreijährige Topfbäume in jeweils drei Wiederholungen zu je vier Bäumen aufgeteilt und in einer randomisierten vollständigen Blockanlage in der Parzelle aufgestellt. Die Bäume wurden über ein Einzel-Tropfbewässerungssystem mit Wasser versorgt. Während der Blüte sorgten innerhalb der totaleingenetzten Parzelle zwei Bienenvölker für die Bestäubung. Für die Inokulation wurden pro Baum zehn Blütenbüschel in der Vollblüte (BBCH65) markiert und mithilfe eines Handsprühers mit einer E. amylovoraLösung (Schweizer Stamm FAW610Rif, Konzentration = 3,5 × 108 cfu/ml) inokuliert (Abb. 4). Anschliessend wurden die Büschel im Versuchsjahr 2013 für sechs Tage in Plastikbeutel eingetütet, um einen Witterungsschutz und gute Infektionsbedingungen für die Bakterien zu schaffen. Im Versuchsjahr 2014 wurde auf diese Plastikbeutel verzichtet, da 2013 statistisch kein signifikanter Unterschied zwischen den Befallsergebnissen eingetüteter und nicht eingetüteter Blüten bestand (Daten hier nicht gezeigt). Die inokulierten Blütenbüschel wurden nach 7, 14, 21 und 28 Tagen auf Befall bonitiert. Als Referenzsorten dienten «Gala Galaxy» (anfällig) und «Enterprise» (robust). Das Boniturschema umfasst neun Klassen und reicht von keinen bzw. unklaren Symptomen über Infektionen einzelner Blüten und ganzer Blütenbüschel bis hin zu Nekrosen im Holz mit unterschiedlicher Ausprägung (Tab. 2). Für die Einschätzung der Feuerbrandanfälligkeit nach Blüteninokulation wurde der Anteil an Blütenbüscheln > Klasse 5 (in %) zum Boniturtermin 28 Tage nach Inokulation in Relation zu «Gala Galaxy» betrachtet (Tab. 3). Statistik Für die Korrelationsanalyse wurde für jede Sorte der Mittelwert der LL3 relativ zu «Gala Galaxy» aller Triebinokulationen zwischen den Jahren 2008 – 2014 gebildet. Dafür

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wurden die Ergebnisse des Vorgängerprojektes «Sortenwahl für eine integrierte Feuerbrandstrategie im schweizerischen Mostapfelanbau – SOFEM» und der Projekte «Beschreibung von Obstgenressourcen – BEVOG I und II» mit einbezogen. Alle Sorten (ausgenommen «Grauer Hordapfel») wurden mindestens zweimal in unabhängigen Versuchsserien getestet. Bei der Blüteinokulation liegt bisher erst das Ergebnis je eines Versuchsjahres pro Sorte vor (Ausnahmen: die Referenzsorten «Gala Galaxy» mit drei Serien und «Enterprise» mit zwei Serien). Da die Daten nicht normalverteilt waren, wurde eine SpearmanRangkorrelation mit nachfolgendem t-Test zur Bestimmung der Signifikanz mit dem Programm XLSTAT 2011 in Microsoft Excel 2010 berechnet (α = 0,05).

Resultate Im Projekt Herakles wurden in den Jahren 2012 – 2014 mehr als 150 Apfel- und Birnensorten auf ihre Feuerbrandanfälligkeit geprüft. Hier wurden Ergebnisse zu jenen Sorten ausgewählt, zu welchen bereits Daten zur Blütenanfälligkeit vorliegen. Trieb- und Blüteninokulation Für die Blüteninokulation wurden vor allem Sorten ausgewählt, die bereits in der Triebinokulation als gering anfällig eingestuft wurden und/oder im Anbau relevant sind. Daher überrascht es nicht, dass ein grosser Teil der getesteten Sorten auch in der Blüteninokulation als sehr gering bis mittel anfällig gegenüber Feuerbrand eingestuft wurden. Die robuste Referenzsorte «Enterprise» zeigte in zwei unabhängigen Versuchsreihen keine Blütenbüschel mit Symptomen > Klasse 5. Die Sorten «Rubinola» und «Rewena» wiesen ebenfalls keine Nekrosen im Holz auf (Abb. 5). Als sehr gering anfällig‚ wurden auch die Sorten «Dalinette», «Empire» und «Grauer Hordapfel» sowie – mit etwas Abstand – «Santana» bewertet. Weitere vier Sorten wurden als «gering anfällig» eingestuft: «Reglindis», «Heimenhofer», «Bittenfelder» und «Ingol». Eine


Die Suche nach robusten Sorten für ein ­n achhaltiges Feuerbrandmanagement | Pflanzenbau

Triebinokulation

Blüteninokulation 100 20 91 34 50 50 98 52 38 71 62 38

0 0 7

57 7 96 3 55 0 68 100

80

60 40 20 % Blütenbüschel > Klasse 5 vs. «Gala Galaxy»

100

Gala Galaxy Reglindis Santana Natyra® Heimenhofer Golden Orange Rubin Sauergrauech Bohnapfel Opal® Bittenfelder Maunzenapfel Ariane Rubinola Ingol Rewena Grauer Hordapfel Relinda Empire Liberty Dalinette Boskoop S.H. Enterprise René

31

0

69 62 56 53 53 45 34 29 29 26 24 22 22 21 17 17 17 16 16 13 12 11 9 0

20 40 60 80 Läsionslänge (in % der Gesamttrieblänge) vs. «Gala Galaxy»

100

Abb. 5 | Ergebnisse der Blüteninokulation (links) in % Blütenbüschel > Klasse 5 vs. die anfällige Referenzsorte «Gala ­G alaxy» vier Wochen nach der Inokulation und der Triebinokulation (rechts), angegeben als Läsionslänge (in % der ­G esamttrieblänge) vs. «Gala Galaxy» gemessen drei Wochen nach der Inokulation.

mittlere Anfälligkeit zeigten «Rubin», «Golden Orange», «Opal», «Boskoop S.H.» und «Relinda». Nur acht der insgesamt 24 getesteten Sorten wurden als hoch anfällig eingestuft. Dabei zeigten die Sorten «Ariane», «René» und «Maunzenapfel» eine deutlich geringere Anfälligkeit als «Natyra», «Liberty» und «Bohnapfel», welche mit der anfälligen Referenzsorte «Gala Galaxy» vergleichbar waren. Die Sorte «Sauergrauech» war leicht anfälliger als «Gala Galaxy». Es gilt jedoch zu beachten, dass diese Ergebnisse zu der Blüteninokulation aus bisher nur je einer Versuchsserie stammen. Korrelation zwischen Trieb- und Blüteninokulation Der errechnete Spearman-Korrelationskoeffizient von 0,3 weist auf eine schwach positive Korrelation zwischen Trieb- und Blüteninokulation hin. Der Zusammenhang ist nicht signifikant (p = 0,231) und das Bestimmtheitsmass beträgt 0,06. Betrachtet man die Daten graphisch (Abb. 5), wird schnell klar, dass es sich bei dem Zusammenhang zwischen den Ergebnissen beider Testverfahren eher um einen Trend mit einigen Abweichungen handelt als um einen klaren linearen Zusammenhang. Einige Sorten, die in der Triebinokulation eine niedrige Anfälligkeit zeigten, waren in der Blüteninokulation deutlich höher eingestuft, z.B. «Liberty» und «René». Umgekehrt jedoch sind die bisher getesteten mittel

anfälligen Sorten aus der Triebinokulation in der Blüteninokulation meist ebenfalls mittel bis hoch anfällig. Aber auch hier gibt es Ausnahmen, so wurden «Santana» und «Reglindis» nach der Blüteninokulation als «sehr gering» und «gering anfällig» bewertet, obwohl sie in der Triebinokulation «hoch anfällig» waren.

Diskussion Die Methode der Triebinokulation erlaubt es, viele verschiedene Sorten in relativ kurzer Zeit auf ihre Feuerbrandanfälligkeit zu prüfen. Der wichtigste Infektionsweg im Feld ist jedoch über die Blüte (Thomson 2000). Die Methode der Blüteninokulation entspricht daher eher den natürlichen Infektionsbedingungen in der Praxis. Die Vorbereitung der Blütenbäume erfordert allerdings eine Vorlaufzeit von drei Jahren und die Versuchsdurchführung ist ebenfalls zeitaufwendig. Versuchswiederholungen sind aufgrund des grossen Einflusses der Witterung auf den Feuerbrandbefall unerlässlich. Sorten, die während günstigen Infektionsbedingungen blühen, haben ein grösseres Risiko infiziert zu werden als Sorten mit der Blüte in einer kühleren Periode. Trotz der noch ausstehenden Wiederholungen der Sorten in der Blüteninokulation lässt die Korrelationsanalyse bereits erste Rückschlüsse zur Vergleichbarkeit 

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Pflanzenbau | Die Suche nach robusten Sorten für ein ­n achhaltiges Feuerbrandmanagement

der beiden Testmethoden zu. Die mit den beiden Methoden festgestellte Feuerbrandanfälligkeit einer Sorte korreliert nur schwach und nicht signifikant. Auf der einen Seite deutet die schwach positive Korrelation in unserem Versuch darauf hin, dass Sorten mit einer hohen Anfälligkeit in der Triebinokulation tendenziell auch eher eine hohe Anfälligkeit in der Blüteninokulation aufweisen. Anderseits zeigt sich in unseren Untersuchungen auch, dass einige Sorten in der Triebinokulation deutlich robuster sind als in der Bewertung der Feuerbrandanfälligkeit nach der Blüteninokulation. Dies beobachteten auch Persen et al. (2011) und Horner et al. (2014) in ähnlichen Versuchen. Mit der Triebinokulationsmethode alleine kann die Feuerbrandrobustheit einer Sorte unter Feldbedingungen also über- oder unterschätzt werden. Horner et al. (2014) vermuten, dass die Ursache für diese unterschiedlichen Ergebnisse aus den beiden Methoden zur Feuerbrandanfälligkeit unter anderem daher rührt, dass die genetische Basis (Quantitative Trait Loci, QTLs) für den jeweiligen Resistenzmechanismus für die Anfälligkeit des Triebes und der Blüte verschieden ist.

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Schlussfolgerungen Die weniger arbeits- und kostenintensive Triebinokulation ist eine gute Methode, um das vorhandene Sortenmaterial vorzuselektieren. Eine in der Triebinokulation «hoch anfällig» eingestufte Sorte wird in der Blüteninokulation selten bedeutend besser abschneiden. Viel versprechende und im Anbau relevante Sorten sollten jedoch mit der Blüteninokulation weiter auf ihre Feuerbrandanfälligkeit hin untersucht werden. Mit der Methode der Blüteninokulation kann die Aussagekraft zur Feuerbrandanfälligkeit einer Sorte unter Feldbedingungen erhöht werden. Durch die Kombination beider Testmethoden und Beobachtungen zur Anfälligkeit der Sorten aus der Praxis können verlässliche Empfehlungen feuerbrandrobuster Sorten für den Schweizer Kernn obstanbau gemacht werden. Dank

Die Autoren danken der CAVO-Stiftung, der Quality Juice Foundation und den Kantonen Aargau, Luzern, St. Gallen, Thurgau und Zürich für die Finanzierung des Projektes Herakles sowie den Teams vom Steinobstzentrum Breitenhof und dem Obstbaubetrieb in Wädenswil für die technische Unterstützung bei der Durchführung der Versuche. Den Mitarbeitern der Projekte BEVOG I und II (Beschreibung von Obstgenressourcen) danken wir für die Weitergabe von Daten aus ihren ­Triebinokulationen.


La ricerca di varietà tolleranti per una gestione sostenibile del fuoco batterico Le varietà di mele et pere tolleranti sono uno strumento importante nella gestione del fuoco batterico. Per classificare la sensibilità al fuoco batterico di una varietà di frutta a granella vengono impiegati due metodi: l'inoculazione nei germogli e l'inoculazione nei fiori. Dal 2013, per la prima volta Agroscope è in grado di eseguire inoculazioni artificiali nei fiori in pieno campo, su un lotto sperimentale unico in tutta la Svizzera. La comparabilità dei due metodi è stata testata tramite un'analisi di correlazione. Si è potuta osservare una debole correlazione positiva, comunque non significativa. Le varietà che con l'inoculazione dei germogli in serra erano già poco suscettibili alla malattia, si sono spesso rivelate resistenti anche con l'inoculazione nei fiori. Nel caso di alcune varietà, la suscettibilità alla malattia con l'inoculazione nei germogli è stata tuttavia notevolmente sotto- o anche sopravvalutata rispetto all'inoculazione nei fiori. Per meglio trasferire i risultati nella pratica, le varietà candidate più promettenti sottoposte all'inoculazione nei germogli dovrebbero dunque essere anche testate in pieno campo per mezzo dell'inoculazione artificiale nei fiori. Combinando entrambi i metodi di test e anche osservando nella pratica la propensione alla malattia delle varietà, è possibile raccomandare in maniera attendibile le varietà più tolleranti al fuoco batterico da impiegare nella coltivazione della frutta a granella.

Literatur ▪▪ Aldwinckle H. S. & Preczewski J. L., 1976. Reaction of terminal shoots of apple cultivars to invasion by Erwinia amylovora . Phytopatholgy 66, 1439–1444. ▪▪ Horner M. B., Hough E. G., Hedderley D. I., How, N. M. & Bus V. G. M., 2014. Comparison of fire blight resistance screening methodologies. ­­ New Zealand Plant Protection 67, 145–150. ▪▪ Le Lezec, M. & Paulin J. P., 1984. Shoot susceptibility to fireblight of some apple cultivars. Acta Horticulturae 151, 277–281. ▪▪ Perren S., Egger S. & Kellerhals M., 2012. Mit robusten Sorten dem Feuerbrand trotzen. Landfreund 12, 32–35. ▪▪ Persen U., Gottsberger R. & Reisenzein H., 2011. Spread of Erwinia amylovora in apple and pear trees of different cultivars after artificial inoculation. Acta Horticulturae (ISHS) 896, 319–330.

Summary

Riassunto

Die Suche nach robusten Sorten für ein ­n achhaltiges Feuerbrandmanagement | Pflanzenbau

The search for robust varieties for ­sustainable fireblight management Robust apple and pear varieties are an important tool in sustainable fireblight management. Two artificial inoculation methods are used for assessing a pome-fruit cultivar’s susceptibility to fireblight: shoot inoculation and blossom inoculation. Since 2013, Agroscope has for the first time been in a position to conduct artificial blossom inoculation tests on an outdoor trial plot that is unique in Switzerland. A correlation analysis was used to test both methods as to their comparability. A weakly positive correlation was detected, which was nevertheless not significant. Cultivars with low susceptibility in the shoot inoculation in the greenhouse also often proved to be robust in the blossom inoculation. With some cultivars, however, susceptibility in the shoot inoculation was markedly under- or overestimated compared to susceptibility in the blossom inoculation. For better transferability of the results to practice, the most promising candidate cultivars from the shoot inoculation should therefore also be tested outdoors by means of artificial blossom inoculation. The combination of the two test methods and the additional observations on the susceptibility of the cultivars from practice will allow us to make reliable recommendations of fireblight-tolerant varieties for Swiss pome-fruit production.

Key words: Erwinia amylovora, fire blight susceptibility, robust varieties, shoot inoculation, blossom inoculation.

▪▪ Rezzonico F. & Duffy B., 2007. The role of luxS in the fire blight pathogen Erwinia amylovora is limited to metabolism and does not involve quorum sensing. Mol Plant-Microbe Interact 20, 1284–1297. ▪▪ Szalatnay D., Hunziker K., Kellerhals M. & Duffy B., 2008. Triebanfälligkeit alter Kernobstsorten gegenüber Feuerbrand. Schweiz. Z. Obst-Weinbau 9, 8–10. ▪▪ Thomson S. V., 2000. Epidemiology of fire blight. In: Fire blight: The ­d isease and its causative agent, Erwinia amylovora. (Ed. J.L. Vanneste). CAVI Publishing, Wallingfort UK, 9–37.

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P f l a n z e n b a u

Herausforderungen der rückstandsfreien ­Apfelproduktion Michael Gölles, Esther Bravin, Stefan Kuske und Andreas Naef Agroscope, Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB, 8820 Wädenswil, Schweiz Auskünfte: Andreas Naef, E-Mail: andreas.naef@agroscope.admin.ch

Die schorfresistente Apfelsorte Ariane.

Einleitung Im Apfelanbau nimmt die Bekämpfung pilzlicher und tierischer Schaderreger eine zentrale Rolle ein, da schon geringer Befall zu wirtschaftlichen Einbussen für die Obstbauern führen kann. Im integrierten Apfelanbau werden je nach Witterung bis zu zwanzig Behandlungen gegen Schaderreger durchgeführt. Die am häufigsten eingesetzten Pflanzenschutzmittel sind Fungizide. Für jeden Wirkstoff werden im Rahmen der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln Rückstandshöchstwerte und Wartefristen für die letzte Anwendung vor der Ernte festgelegt, um einen unbedenklichen Konsum der Ernteprodukte zu garantieren. Einschränkungen betreffend der Anzahl der auf dem Produkt nachweisbaren Wirkstoffe wurden von der Zulassungsbehörde bisher nicht

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erlassen. Diverse europäische Grossverteiler haben Qualitätsmanagement-Systeme lanciert, mit dem Ziel, die Höhe der einzelnen Rückstände auf den Nahrungsmitteln und die Anzahl der verwendeten Pflanzenschutzwirkstoffe zu reduzieren. In der Schweiz hat man sich innerhalb von SwissGAP auf einen Konsens zwischen Produktion und Lebensmitteleinzelhandel geeinigt: Für jede Obstart wurde, zusätzlich zu den gesetzlichen Rückstandshöchstwerten, die tolerierte Anzahl nachweisbarer Wirkstoffe auf dem Erntegut festgelegt. Für Obstbauern, die nach den Kriterien der Integrierten Produktion arbeiten, ist es schwierig diese Anforderungen zu erfüllen. Im Verlauf der Saison werden verschiedene tierische und pilzliche Schaderreger gezielt mit selektiven Pflanzenschutzwirkstoffen bekämpft. Zudem werden gegen denselben Schaderreger zur Ver-


Herausforderungen der rückstandsfreien ­A pfelproduktion | Pflanzenbau

Zusammenfassung

hinderung einer Resistenzbildung verschiedene Wirkstoffe eingesetzt. Agroscope untersuchte deshalb, mit welchen Pflanzenschutzstrategien Rückstände auf den Äpfeln minimiert werden können und ob diese Strategien ökonomisch rentabel sind.

Methode Im Jahr 2008 wurde in einer bestehenden Obstanlage in Wädenswil ein mehrjähriger Versuch angelegt. In dieser Publikation werden die Resultate aus den Jahren 2009 bis 2012 vorgestellt. Sorten Der Versuch beinhaltete die Sorten Golden Delicious (0,3 ha) und die schorfresistenten Sorten Ariane, Otava und Topaz (0,75 ha). Die Grösse der Versuchsblöcke wurde so gewählt, dass eine betriebsübliche Pflege möglich war (Tab. 1). Pflanzenschutzstrategien Es wurden drei Pflanzenschutzstrategien miteinander verglichen: Integrierte Produktion (IP), Bioproduktion (BIO) und Low Residue Produktion (LR) (Abb. 1). Bei der LR-Strategie wurde eine Kombination aus den IP- und BIO-Pflanzenschutzstrategien angewendet. So wurde in der ersten Saisonhälfte (Austrieb bis zirka Mitte Juni) nach IP Standard mit Fungiziden behandelt, um eine bestmögliche Bekämpfung von Schorf und Mehltau zu erreichen. Anschliessend wurde mit biologischen Fungiziden behandelt, namentlich mit Armicarb (Wirkstoff: Kaliumbicarbonat) und Myco-Sin (Wirkstoffe: schwefelsaure Tonerde und Schachtelhalmextrakt), beide kombi- 

Moderne Obstproduktionssysteme setzen zur Bekämpfung von Schädlingen, Krankheiten und Unkräutern vor allem auf selektive und nützlingsschonende Pflanzenschutzmittel. Dies bedingt den Einsatz einer grösseren Anzahl verschiedener Wirkstoffe, die als Rückstände auf den Früchten nachweisbar sein können. Mehrere europäische Grossverteiler haben Qualitätsmanagement-Systeme lanciert, um die Gesamtmenge an Rückständen und die Anzahl der verwendeten Pflanzenschutzmittel zu reduzieren. Agroscope hat nun bei Äpfeln in einem mehrjährigen Versuch die Möglichkeiten einer rückstandsfreien Produktion aus agronomischer und ökonomischer Sicht geprüft. Die Ergebnisse zeigen, dass die Produktion von rückstandsfreien Tafeläpfeln möglich ist, wenn die derzeitige Pflanzenschutzstrategie gegen Pilzkrankheiten angepasst wird. Mit der Umsetzung einer solchen Strategie in der Anbaupraxis liesse sich ein wichtiger Konsumentenwunsch erfüllen. Ohne Preisdifferenzierung gegenüber der Integrierten Produktion rentiert diese Strategie ökonomisch jedoch nicht.

Tab. 1 | Beschreibung der Produktionssysteme IP, LR und BIO System Sortenblöcke

Ertragsregulierung Düngung Pflanzenschutz Pilzkrankheiten Feuerbrand Apfelwickler Weitere Schädlinge Unkräuter

IP

LR

BIO

Golden Delicious: schorfanfällige Sorte, Pflanzjahr 1999, Unterlage Fleuren 56, pro System 1 Block mit 4 Reihen Ariane: schorfresistente (Vf) Sorte, Pflanzjahr 2006, Unterlage Lancep, pro System 2 Blöcke mit je 2 Reihen Otava: schorfresistente (Vf) Sorte, Pflanzjahr 2004, Unterlage J-TE-E, pro System 2 Blöcke mit je 2 Reihen Topaz: schorfresistente (Vf) Sorte, Pflanzjahr 2004, Unterlage J-TE-E, pro System 2 Blöcke mit je 2 Reihen Chemische Ausdünnung und Handausdünnung

Chemische Ausdünnung und ­Handausdünnung

Mechanische Ausdünnung und Handausdünnung

Gemäss IP-Richtlinien

Gemäss IP-Richtlinien

Gemäss Bio-Richtlinien

Strategie gemäss Agroscope-Empfehlungen

Strategie zur Minimierung von Pestizidrückständen

Praxisübliche Bio-Strategie

Siehe Abbildung 1 1–2 Streptomycin-Behandlungen gegen Feuerbrand

1–2 Myco-Sin-Behandlungen gegen Feuerbrand

ganze Parzelle mit Totaleinnetzung (Barriere für kontaminierte Bienen) ganze Parzelle mit Pheromon-Verwirrungstechnik 1–2 Insektizidbehandlungen gegen Blattläuse und weitere Schädlinge nach Schadschwelle

1–2 Insektizidbehandlungen gegen Blattläuse und weitere Schädlinge nach Schadschwelle

1–2 Herbizidanwendungen im Baumstreifen

Mechanische Unkrautbekämpfung im Baumstreifen

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Pflanzenbau | Herausforderungen der rückstandsfreien ­A pfelproduktion

Blüte

Nachblüte

Sommer

2x Strobilurine (QoI)

1x Delan

2x Anilinopyrimidine

1x Triazol (SSH)

1x Kupfer

3–4x Tonerde + Schwefel

2x Triazole (SSH)

4 - 6x Captan

5–6x Bicarbonat + Schwefel

2–3x Tonerde + Schwefel

1x Bicarbonat

8 Tage

2x Anilinopyrimidine

5–6x Bicarbonat + Schwefel

2–3x Tonerde + Schwefel

1x Bicarbonat

8 Tage

IP

1x Delan

LR

Schorf-Sekundärsaison (Konidien)

BIO

Schorf-Primärsaison (Ascosporen)

Abschluss

Ernte

Vorblüte

3 Wochen

Austrieb

nur Golden Del. Abb. 1 | Fungizidstrategien gegen Pilzkrankheiten in der IP-, LR- und BIO-Variante.

niert mit Netzschwefel. Für diese Wirkstoffe gibt es keine Rückstandshöchstwerte und sie werden auch nicht in Pestizidscreenings erfasst. Die Behandlungen im Sommer und vor der Ernte zielen neben der Schorf- und Mehltaubekämpfung auch auf die Reduktion von Infektionen durch Fäulniserreger ab, die zu Ausfällen während der Lagerung führen. Die gesamte Anlage war durch ein Hagelnetz geschützt. Um den Einflug von Insekten zu erschweren, wurden auch die Seiten und Vorgewende mit Hagelnetzen geschlossen. Zusätzlich wurden auf der gesamten Fläche Pheromondispenser zur Verwirrung von Wicklern eingesetzt. Schädlingsbekämpfung, Behangsregulierung, Düngung und Unkrautbekämpfung waren in der LR- und in der IP-Strategie identisch. Die BIO-Variante wurde nach den Richtlinien für biologischen Landbau behandelt. In Abbildung 1 sind die Fungizidstrategien und in Tabelle 1 die sonstigen Pflanzenschutz- und Pflegemassnahmen dargestellt. Datenerhebung In der Parzelle wurden neben dem Auftreten von Krankheiten auch der Schädlingsbefall und die aufgewendete Arbeitszeit erhoben. Nach der Ernte wurde Ertrag und Fruchtqualität erfasst. Die gelagerten Früchte wurden auf Lagerkrankheiten und physiologische Schäden geprüft. Für Rückstandsanalysen wurden aus der LR- und IP-Strategie Proben von jeweils 2,5 kg frisch geernteter Äpfel der Sorten Golden Delicious und Topaz entnommen und mittels Multi-Methode auf apolare und polare Wirkstoffe (UFAG Laboratories, 6210 Sursee) untersucht.

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Agrarforschung Schweiz 6 (1): 12–19, 2015

Sortierung und Lagerung Nach der Ernte wurden alle Früchte nach den Richtlinien für Tafeläpfel des Schweizerischen Obstverbandes (SOV) sortiert. Eine Stichprobe von jeweils 100 kg Äpfeln aus den Verfahren und 20 kg aus der unbehandelten Kontrolle wurden für sechs Monate im CA-Lager (controlled atmosphere, 1°C, 1,5 % CO2, 1,5 % O2) gelagert. Ökonomische Evaluation Für die Berechnung des Cashflows wurde das Modell Arbokost (Agroscope 2013) verwendet. Der Cashflow entspricht der Summe des Gewinns und der jährlichen Abschreibungen der Apfelanlage. Pro Sorte und Verfahren wurden die reellen Maschinen- und Arbeitsstunden sowie Pflanzenschutz- und Düngermittelmengen erfasst. Für die Maschinenkosten wurden Ansätze von Agroscope (Gazzarin und Lips 2012), für die Arbeitskosten Ansätze des Schweizer Obstverbandes und für die Infrastrukturkosten Ansätze aus Arbokost verwendet. Weil die Parzellen (Sorten x Verfahren) klein waren, konnten die Erntezeiten nicht exakt ermittelt werden. Deshalb wurden die Erntestunden mit einer Ernteleistung von 120 kg/Akh (Arbeitskraftstunden) aus der erfassten Erntemenge berechnet. Für die Berechnung des Erlöses wurde der Anteil Äpfel der Klasse 1 (nach Richtlinien des SOV) verwendet. Als Preise wurden die vom SOV veröffentlichten Richtpreise gewählt (Agridea, 2011, 2013). Für die IP- und LR-Strategie wurden die Richtpreise für IP, für die BIO-Strategie diejenigen der Bio-Produktion verwendet. Most- und Industrieobst wurden bei der Berechnung des Erlöses nicht berücksichtigt.


Herausforderungen der rückstandsfreien ­A pfelproduktion | Pflanzenbau

90 80 70

Häufigkeit [%]

60 50 40 30 20 Blattschorf Fruchtschorf Mehltau

10 0 Ariane Golden Otava Topaz Ariane Golden Otava Topaz Ariane Golden Otava Topaz Ariane Golden Otava Topaz Del. Del. Del. Del. BIO

IP

LR

Unbehandelt

Abb. 2 | Anteil befallener Blätter respektive Früchte mit Apfelschorf und Mehltau in den verschiedenen Verfahren (Mittelwert 2009 bis 2012).

Resultate und Diskussion Schorf und Mehltau gut bekämpft Mit der LR-Strategie war eine erfolgreiche Bekämpfung von Apfelschorf und Echtem Mehltau möglich. Im Mittel der Jahre war bei IP und LR die Befallshäufigkeit von Golden Delicious durch Blattschorf im Sommer unter 0,5 % und durch Fruchtschorf zur Ernte knapp unter 1 % (Abb. 2). Im BIO-Verfahren wurde ein deutlich höherer

Befall festgestellt, der in der Praxis nicht mehr akzeptabel wäre. Ein möglicher Grund für die schlechten Ergebnisse in BIO ist, dass die Behandlungen nur vorbeugend erfolgten und keine Bekämpfung während der Keimungsphase der Ascosporen gemacht wurde. Die Ergebnisse bestätigen, dass bei Apfelschorf die optimale Bekämpfung der Ascosporeninfektionen zu Beginn der Saison wichtig ist und dass im biologischen Apfelanbau die Schorfkontrolle bei empfindlichen Sorten schwierig 

90 80 70

Häufigkeit [%]

60 50 40 30 20 stark mittel leicht

10 0

Ariane Golden Otava Topaz Ariane Golden Otava Topaz Ariane Golden Otava Topaz Ariane Golden Otava Topaz Del. Del. Del. Del. BIO

IP

LR

Unbehandelt

Abb. 3 | Anteil berosteter Früchte und Intensität der Berostung zur Ernte in den verschiedenen Verfahren (Anteil in der jeweiligen Klasse als Mittelwert 2009 bis 2012).

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Pflanzenbau | Herausforderungen der rückstandsfreien ­A pfelproduktion

10 9 8 Häufigkeit [%]

7 6 5

Andere

4

Sägewespen

3

Kleiner Fruchtwickler

2

Apfelwickler

1

Schalenwickler

0

Früher Raupenfrass Ariane

Golden Del.

Otava

Topaz

Ariane

BIO

Golden Del.

Otava IP

Topaz

Ariane

Golden Del.

Otava

Topaz

LR

Abb. 4 | Anteil beschädigter Früchte durch tierische Schädlinge in den verschiedenen Verfahren (Mittelwert 2009 bis 2012).

ist. Bei Mehltau zeigte sich im Vergleich der einzelnen Verfahren das gleiche Bild wie bei Apfelschorf. Der Mehltaubefall in den Verfahren beeinträchtigte den wirtschaftlichen Erfolg aber nicht. BIO Golden Delicious mit mehr Berostung Um den Einfluss der Behandlungen auf die Fruchtberostung zu erfassen, wurden die Früchte in drei Klassen (leicht, mittel, stark) eingeteilt. Leicht berostete Früchte wurden als Tafeläpfel eingestuft, Früchte der beiden anderen Klassen sind nicht mehr als Tafelobst zu verkaufen. Wie in Abbildung 3 dargestellt, waren die Unterschiede zwischen den Verfahren gering. Nur bei Golden Delicious waren in der unbehandelten Kontrolle und auch im BIO-Verfahren mehr Früchte mit mittlerer bis starker Berostung zu finden. Schädlingsbefall macht kaum Probleme Insgesamt traten in allen Parzellen und Verfahren über die Jahre nur wenig Schädlinge auf. Meist musste nur je eine Behandlung gegen Sägewespen, Blattläuse und Schalenwickler durchgeführt werden. In allen Verfahren wurde vor der Ernte der Schädlingsbefall an den Früchten erhoben (Abb. 4). Die meisten Schäden stammten von frühem Raupenfrass, aber auch Schalenwickler und Sägewespen verursachten nennenswerte Schäden. Die grössten Ausfälle waren im BIO-Verfahren zu verzeichnen. Hier waren, je nach Sorte, 1,5 bis 7,5 % der Früchte beschädigt. Die Verfahren IP und LR unterschieden sich nicht bezüglich Schädlingsbefall. In der älteren GoldenDelicious-Parzelle traten über alle Verfahren, vermutlich bedingt durch das grössere Baumvolumen, deutlich stärkere Schäden auf als bei den anderen Sorten. Die Sorte

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Agrarforschung Schweiz 6 (1): 12–19, 2015

Ariane scheint aufgrund ihrer Fruchteigenschaften für Schadinsekten wenig attraktiv zu sein; hier wurden auch im BIO-Verfahren nur sehr geringe Schäden festgestellt. Lagerausfälle bei BIO und Low Residue Die Auswertung nach der Lagerung zeigte bei den physiologischen Lagerschäden keine eindeutigen Unterschiede zwischen den Verfahren. Vereinzelt traten Stippe und Soft Scald auf; die Ausfälle waren aber sehr gering. Nur Ariane zeigte eine höhere Anfälligkeit für Soft Scald. Hier kam es in einzelnen Jahren zu empfindlichen Verlusten von bis zu 20 %. Deutliche Unterschiede zwischen den Verfahren und Sorten traten hingegen bei den Lagerkrankheiten auf (Abb. 5). In allen Verfahren wurden die grössten Ausfälle durch -Lentizellenfäule (Gloeosporium) verursacht. Insbesondere die Sorten Otava und Topaz zeigten eine hohe Anfälligkeit gegenüber dieser Pilzkrankheit. Bei beiden Sorten waren zwischen der unbehandelten Kontrolle und den Verfahren BIO und LR keine Unterschiede festzustellen. Ariane dagegen scheint sehr robust gegen Lagerfäulen zu sein. Bei Golden Delicious waren die Verfahren IP und LR bezüglich Fäulniskrankheiten gleichwertig, wogegen das BIO-Verfahren einen leicht höheren Befall aufwies. Wichtig ist hier anzumerken, dass bei der Erhebung jeweils nur der Hauptschaden, das heisst der Erreger mit dem grössten Flächenanteil auf der Frucht, bewertet wurde. Dies erklärt auch, warum bei Golden Delicious in der unbehandelten Kontrolle der Befall mit Lagerfäulen geringer war als in den Verfahren LR und BIO. In den meisten Fällen war hier Lagerschorf (Venturia inaequalis) der Hauptschaden. Die Ergebnisse zeigen, dass die im LR- und BIO-Verfahren eingesetzten Fungizide nicht in


Herausforderungen der rückstandsfreien ­A pfelproduktion | Pflanzenbau

100 90 80

Häufigkeit [%]

70 60 50

Lentizellenflecken Apfelschorf Grünfäule Kelchfäule Graufäule Schwarzfäule Lentizellenfäule

40 30 20 10 0 Ariane Golden Otava Topaz Ariane Golden Otava Topaz Ariane Golden Otava Topaz Ariane Golden Otava Topaz BIO

IP

LR

Unbehandelt

Abb. 5 | Anteil befallener Früchte mit Lagerkrankheiten nach 6 Monaten CA-Lager in den verschiedenen Verfahren (Mittelwert 2009–2012).

der Lage waren, die Infektionen durch Lagerfäulniserreger im Freiland zu unterbinden und die Gesundheit der Früchte auch während der Lagerung zu gewährleisten. Keine Rückstände mit Low Residue Die Proben aus dem LR-Verfahren waren 2010 bis 2012 rückstandsfrei (Tab. 2). Im Jahr 2009 wurde in der LRProbe ein Rückstand eines nicht eingesetzten Wirkstoffs (Abdrift) gefunden. Die Beschränkung des Einsatzes von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln auf die erste Saisonhälfte brachte den gewünschten Erfolg. In den Proben aus den IP-Parzellen wurden in allen Jahren Rückstände gefunden. Vor allem die Behandlungen gegen Lagerfäulen beziehungsweise Blattläuse im Sommer haben Spuren von aktiven Substanzen an den

Äpfeln hinterlassen. Die Rückstände lagen deutlich unter den gesetzlich festgelegten Höchstmengen für Captan (3 mg/kg), Trifloxystrobin (0,5 mg/kg) und Pirimicarb (1 mg/kg). Ökonomische Beurteilung Im Durchschnitt der Jahre 2009 bis 2012 waren die Erträge der IP-Parzellen (38 032 kg/ha) höher als diejenigen der LR-Parzellen (37 103 kg/ha) und der BIO-Parzellen (20 657 kg/ha). Der Anteil von Früchten der Klasse 1 nach der Auslagerung, der sogenannte Pack Out, lag für das IP-Verfahren höher (77 %) als für das LR- (68 %) und das BIO-Verfahren (62 %). Der Pack Out von BIO-Golden Delicious war mit nur 38 % sehr tief, während Ariane und Otava auch mit der BIO-Strategie einen Pack Out 

Tab. 2 | Rückstandsanalysen von Proben aus der IP- und der LR-Strategie (Multi-Methode)

Jahr

Sorte Golden Delicious

2009 Topaz Golden Delicious 2010 Topaz 2011 2012

Golden Delicious

Rückstände in mg Wirkstoff /kg Erntegut IP

Low-Residue

Captan 0,07 Trifloxystrobin 0,03 Captan 0,12 Trifloxystrobin 0,07 Captan 0,32 Trifloxystrobin 0,02 Captan 0,58 Trifloxystrobin 0,03 Pirimicarb 0,05 Captan 0,12 Trifloxystrobin 0,03

Keine Rückstände Trifloxystrobin 0,01 (Abdrift!) Keine Rückstände Keine Rückstände Keine Rückstände

Golden Delicious

Captan 0,18

Keine Rückstände

Topaz

Captan 0,20

Keine Rückstände

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Pflanzenbau | Herausforderungen der rückstandsfreien ­A pfelproduktion

Tab. 3 | Cashflow 2009 bis 2012 pro Sorte und Verfahren (Fr./ha) BIO

IP

Ariane

Golden D.

Otava

Topaz

Ariane

Golden D.

Otava

Topaz

Ariane

Golden D.

Otava

Topaz

2009

1574

4324

8646

113

-8636

-4105

-6862

-5660

-7905

2226

-4284

-5663 -4549

2010

5642

-9512

-7397

9958

-5238

-7750

-9024

-3773

-8242

-13 214

-10 083

2011

-539

x

7643

17 200

-5941

-625

-2481

-854

-6679

-179

-3591

-1858

2012

1545

-27 400

-8388

2574

-6383

-12 129

-5795

-2916

-6909

-16 087

-9141

-11 417

von 70 % erreichten. Tabelle 3 zeigt den Cashflow der Jahre 2009 bis 2012 für die vier Apfelsorten und die drei Strategien. Der Cashflow sollte positiv sein, damit Rückstellungen für zukünftige Investitionen möglich sind. Für die BIO-Strategie fehlen wegen eines Erfassungsfehlers die Zahlen für Golden Delicious aus dem Jahr 2011. Trotz tieferer Erträge und geringem Pack Out erreicht die ­BIO-Strategie einen höheren Cashflow als die IP- und L ­ R-Strategien. Grund dafür sind die höheren Obstpreise (+ 100%) und die höheren Flächenbeiträge (+ 1200 Fr./ha) für die BIO Produktion (Agridea, 2011, 2013). Der Cashflow für BIO-Topaz und BIO-Ariane war, ausser im Jahr 2011 für Ariane, immer positiv. 2012 wies BIO-­Golden Delicious aufgrund des tiefen Ertrages von 15 000 kg/ha einen stark negativen Cashflow auf. Der Cashflow des IP-Verfahrens in den Jahren 2010 bis 2012 war aufgrund des besseren Pack Outs mit einer Ausnahme für alle Sorten höher als der Cashflow des LRVerfahrens. Trotzdem führte auch die IP-Strategie zu einem negativen Cashflow. Tatsächlich haben schon frühere Analysen gezeigt, dass die Erlöse der IP-Produktion die Produktionskosten mit standardisierten Arbeitskosten (35 Fr./Akh für Betriebsleiter, 24 Fr./Akh für interne Arbeitskräfte und 21 Fr./Akh für externe Arbeitskräfte) nicht decken (Bravin et al., 2011). Dies bedeutet, dass einerseits interne Löhne tiefer sind als die Standardwerte und andererseits auch keine Rückstellungen möglich sind.

Schlussfolgerungen Aus den Ergebnissen dieses Versuchs können Optionen für eine Weiterentwicklung der integrierten Produktion abgeleitet werden. Mit einer Kombination von chemisch-synthetischen und in der BIO-Produktion zugelassenen Pflanzenschutzmitteln, und alternativen Bekämpfungsmassnahmen wie z.B. Totaleinnetzung, lassen sich Apfelschorf und Mehltau sowie viele Schädlinge gut bekämpfen. Gleichzeitig kann damit der Konsumentenforderung nach Obst mit geringen oder ohne Pflanzenschutzmittelrückstände ein Schritt näher gekommen werden. Damit eine solche Low Residue Strategie auch

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LR

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für den Produzenten interessant wird, muss der wirtschaftliche Erfolg garantiert sein. Im Versuch waren Erträge und Qualität bei der Ernte mit der IP-Strategie vergleichbar, aber die hohen Ausfälle während der Lagerung vor allem bei Golden Delicious, Otava und Topaz, ermöglichten keine rentable Produktion. Ariane war in Bezug auf Krankheiten die robusteste Sorte, erreichte jedoch mit der LR-Strategie auch kein positives Ergebnis. Agroscope prüft deshalb weitere robuste Sorten bezüglich Eignung für eine rentable, rückstandsfreie Apfelproduktion. Eine mögliche Lösung für das Problem der Lagerfäulen ist die Heisswasserbehandlung der Früchte nach der Ernte. In begleitenden Versuchen wurde die Wirksamkeit einer solchen Behandlung geprüft. Vor allem gegen Lentizellenfäule (Gloeosporium), dem Hauptschaderreger in diesem Versuch, wurde bei den anfälligen Sorten Topaz und Otava eine gute Wirkung erzielt. (Good et al. 2012). Die Heisswasserbehandlung ist wegen des Energieverbrauchs aber teuer und die Mehrkosten können mit den Preisen für integriert produzierte Äpfel nicht gedeckt werden. Die Methode muss optimiert werden, bevor sie für die Praxis rentabel ist. Letztlich stellt sich die Frage, ob eine rückstandsfreie Apfelproduktion auch für die Umwelt einen Gewinn darstellt. Im Rahmen des 2010 abgeschlossenen EU-Projektes ENDURE wurde die Nachhaltigkeit verschiedener Pflanzenschutzstrategien für die Apfelproduktion untersucht (Naef et al. 2011). Es zeigte sich, dass mit robusten Sorten und alternativen Pflanzenschutzmassnahmen wie Totaleinnetzung und Verwirrungstechnik die Ökotoxizität stark gesenkt werden kann. Ein Anbausystem, welches, zusätzlich die Reduktion von Pflanzenschutzmittelrückständen zum Ziel hatte, brachte zwar eine verbesserte Nützlingsschonung aber keine weiteren Verbesserungen bei Ökotoxizität, Humantoxizität und Ressourcenverbrauch. Dies verdeutlicht, dass die Entwicklung neuer, innovativer Obstanbausysteme durch Nachhaltigkeitsbewertungen begleitet werden sollte, um einen Mehrwert für die Obstbranche, die Konsumenn ten und die Umwelt zu garantieren.


Sfide nella produzione di mele senza residui Per contrastare parassiti, malattie e malerbe, i moderni sistemi di produzione della frutta puntano su prodotti fitosanitari selettivi e non nocivi per gli insetti utili. Ciò presuppone l’impiego di un maggior numero di principi attivi diversi, che possono essere rintracciati sui frutti sotto forma di residui. Vari operatori europei della grande distribuzione hanno avviato sistemi di gestione della qualità volti a ridurre non solo la quantità complessiva di residui sugli alimenti, ma anche il numero dei diversi prodotti fitosanitari utilizzati. Quanto alle mele, Agroscope ha condotto un test pluriennale allo scopo di analizzare le possibilità di una produzione senza residui dal punto di vista tecnico-produttivo ed economico. I risultati mostrano che la produzione di mele da tavola senza residui è possibile purché si adegui l'attuale strategia di protezione dei vegetali dalle malattie fungine. L'attuazione di una simile strategia nelle pratiche colturali consentirebbe di rispondere a un'importante esigenza dei consumatori. Tuttavia, senza una differenziazione dei prezzi della produzione integrata, questa strategia non è redditizia dal punto di vista economico.

Summary

Riassunto

Herausforderungen der rückstandsfreien ­A pfelproduktion | Pflanzenbau

Challenges of the residue-free apple production Crop protection in general and apple crop protection in particular rely on pesticides, but consumers demand a reduction of pesticide use and ideally an elimination of pesticide residues in order to minimize the impact on the environment and the risk for human health. Producers need information and advice to establish sustainable production systems that reduce the use and the residues of pesticides. Wholesalers in Europe introduced quality management systems in order to reduce residues and the used plant protection products. Agroscope tested during several years from a technical and economic point of view a lowresidue strategy. The production of residue-free apples is possible. Alternative measures such as insect exclusion netting, mating disruption against codling moth (Cydia pomonella), mulching with leaves to reduce scab (Venturia inaequalis) inoculum, and modern storage techniques were applied. The production of low-residue apples meets consumer demand. However, economic calculation showed that the low-residue strategy is not profitable because of storage diseases. A price premium for low-residue production might be justified by environmental advantages. Key words: pesticide residues, apple production, scab, Gloeosporium, economic evaluation.

Literatur ▪▪ Agroscope (Hrsg.), 2013. Arbokost, Verschiedene Versionen, Wädenswil, Schweiz ▪▪ Agridea (Hrsg.), 2011. Produzenten-Richtpreise 2009 und 2010, Lindau, Schweiz ▪▪ Agridea (Hrsg.), 2013. Produzenten-Richtpreise 2011 und 2012, Lindau, Schweiz ▪▪ Bravin E., Carint D., Dugon J., Hanhart J. & Steinemann B., 2011. ­S chweizer Kernobstproduktion unter der Lupe.

▪▪ Bravin E., 2012. Investieren in Obst – Apfel ist nicht Birne. Schweizer Zeitschrift für Obst und Weinbau 12/12, 10–13. ▪▪ Gazzarin, C. & Lips M., 2012. Maschinenkosten Katalog 2012. ­A RT-Bericht 753, Tänikon, Schweiz. ▪▪ Good C., Gasser F. & Naef A., 2012. Heisswasserbehandlung von Kernobst. Schweizer Zeitschrift für Obst und Weinbau 24/12, 10–14. ▪▪ Naef A., Mouron P. & Höhn H., 2011. Nachhaltigkeitsbewertung von Pflanzenschutzstrategien im Apfelanbau. Agrarforschung Schweiz 2 (7–8), 334–341.

Agrarforschung Schweiz 6 (1): 12–19, 2015

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U m w e l t

Rückgang der Fromentalwiesen und die ­Auswirkungen auf die Biodiversität Andreas Bosshard Ö+L Ökologie und Landschaft GmbH, 8966 Oberwil-Lieli, Schweiz Auskünfte: Andreas Bosshard, E-Mail: ab@agraroekologie.ch

Jeder Betrieb in den tieferen Lagen sollte wieder auf mindestens 10–25 % seiner Futterbaufläche schöne, artenreiche Fromental­w iesen bewirtschaften. Das Futter eignet sich optimal für den Einsatz in der Galtphase und für die Aufzucht.

Was sind Fromentalwiesen? Schneider (1954) charakterisierte in einer pflanzensoziologischen Monographie die Fromentalwiesen i.e.S. (Arrhenatheretum) als «gedüngte, durch Mähen und spärliche Weide genutzte Dauerwiesen von der Ebene bis in eine Höhenlage von rund 800 m». Je nach Exposition und klimatischen Verhältnissen kann der Wiesentyp in der Schweiz bis gegen 1000 m ü.M. hochsteigen und wird dann durch die Goldhaferwiese (Trisetetum) quasi als «Höhenvariante» abgelöst.

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Fromentalwiesen waren die «Fettwiesen» der Landwirtschaft in der Periode zwischen der Dreifelderwirtschaft und der «Anbauschlacht» nach dem zweiten Weltkrieg. Sie kamen schwerpunktmässig auf den produktivsten Standorten vor. Üblich war eine leichte Mistdüngung, ab dem Ende des 19. Jahrhunderts zudem etwas Harngülle und Thomasmehl. Fromentalwiesen wurden meist zweimal jährlich gemäht und oft vor- und/oder nachbeweidet. Je nach Standort und Düngung lieferten sie einen Trockensubstanz-Ertrag


zwischen 5 und 10 t/ha (Klapp 1965, Dietl 1986). In der Schweiz war die Fromentalwiese in den Tieflagen bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts nicht nur der dominierende, sondern auch der «ertragreichste Wiesentypus; sie liefert wohl die Hälfte des gesamten in der Schweiz produzierten Futters der Naturwiesen» (Stebler und Schröter 1892). Durch die praktisch unbeschränkte Verfügbarkeit von Kunst- und Hofdünger, die auch heute noch weiter zunehmende Mechanisierung der Bewirtschaftung und das Aufkommen produktiver Ansaatmischungen ist die Intensität der Wieslandnutzung nach dem 2. Weltkrieg so stark angestiegen, dass die Fromentalwiese heute unter den wenig intensiv bis extensiv genutzten Wiesen, also im nicht mehr eigentlich produktionsorientierten Bereich eingereiht wird. Infolge der Intensivierung sind nur noch Reliktbestände von Fromentalwiesen an oft «untypischen» Standorten wie Böschungen oder Restflächen übrig geblieben, die in der Regel als Ökowiesen bewirtschaftet werden. An die Stelle der ehemals dominierenden Fromentalwiesen sind heute «Intensivwiesen» getreten, die den grössten Teil der damaligen Artenvielfalt, vor allem die Vielfalt an Blumen, Kräutern und Kleintieren, verloren haben. Zum Rückgang der Fromentalwiesen gab es bisher nur Schätzungen. Für den Kanton Zürich nennen Kuhn et al. (1992) von 1949 bis Anfangs der 1990er Jahre einen geschätzten Rückgang von 55 000 auf knapp 500 ha. Der Grossteil dieser 500 ha – das sind knapp 0,7 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Kantons Zürich – liegt ausserhalb des eigentlichen Mittellandes in den höher gelegenen Regionen des Kantons. Dietl (1995) schätzt für das Schweizer Mittelland einen verbliebenen Anteil von 2 – 5 % an der Wieslandfläche, und Klötzli et al. (2010) gehen für Mitteleuropa von einen Rückgang auf 1 – 5 % des ehemaligen Bestandes aus. Der Rückgang der Fromentalwiesen ist damit flächen- wie anteilsmässig um ein Vielfaches grösser als der fast jeder anderen Pflanzengesellschaft in der Schweiz seit dem 19. Jahrhundert und übertrifft selbst den Rückgang von Feuchtwiesen und Mooren in der Schweiz (Gimmi et al. 2011). Bosshard (1999) bezeichnete Fromentalwiesen i.e.S. deshalb als einer der am stärksten bedrohten Lebensräume der Schweiz. Hutter et al. (1993) beurteilten sie für Deutschland als «vom Aussterben bedroht», mit Ausnahme der «nur» als stark gefährdet eingeschätzten Subassoziation der Kohldistel-Glatthaferwiese. Der Gefährdungsgrad gemäss der Roten Liste der Lebensräume der Schweiz  ist provisorisch auf «vulnerabel» festgelegt worden.

Zusammenfassung

Rückgang der Fromentalwiesen und die ­Auswirkungen auf die Biodiversität | Umwelt

Ein Vergleich von historischen und aktuellen Vegetationsaufnahmen intensiv genutzter Wiesen weist auf einen dramatischen Rückgang der Artenvielfalt im Wiesland der tieferen Lagen der Schweiz hin. Während um 1920 kaum Wiesen existiert haben dürften, welche nicht deutlich über dem Biodiversitäts-Qualitätsniveau QII lagen, erreichten noch um 1950 85 % der am intensivsten genutzten Wiesen auf den besten Böden QII-Niveau, wovon ein Drittel weit darüber lag. Diese damaligen Fettwiesen werden als Fromentalwiesen bezeichnet und bildeten noch um 1950 den flächig vorherrschenden Wiesentyp. Wie eine aktuelle Vergleichskartierung zeigt, sind Fromentalwiesen seither durch eine starke Intensivierung fast vollständig durch artenarmes Wiesland verdrängt worden und machen heute – meist als Ökowiesen bewirtschaftet – in ihrer einigermassen typischen Form höchstens noch 2 % der Landwirtschaftlichen Nutzfläche aus. Aber selbst die verbliebenen Fromentalwiesen-Relikte sind stark verarmt. Die durchschnittliche Pflanzenartenzahl nahm von 38 im Jahre 1950 auf heute 27 ab (-30 %). Die Zahl der Fromentalwiesen-Charakter­ arten ging gar von 25 auf 9 zurück (-64 %). 71 % der aktuell aufgenommenen Fromentalwiesen erreichen das QII-Niveau nicht. – Noch deutlich weitgehender ist der Rückgang der faunistischen Biodiversität, wie eine Literaturrecherche zeigt. Vor diesem Hintergrund kommt einer strikten Erhaltung und wirksamen Förderung der Fromentalwiesen hohe Bedeutung zu.

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Fromentalwiesenprojekt Der rasante Rückgang der Fromentalwiesen wurde sowohl von landwirtschaftlicher wie von Naturschutzseite kaum beachtet. Der Naturschutz ordnete die Fromentalwiesen lange pauschal den Fettwiesen zu und konzentrierte sich auf Mager- und Streuwiesen mit ihren seltenen Arten. Aufgrund der einfachen Intensivierungsmöglichkeiten waren die Fromentalwiesen auch für die Landwirtschaft seit Mitte des letzten Jahrhunderts nicht mehr attraktiv. Über die wenigen obgenannten Arealschätzungen hinaus wurde deshalb bis heute nie untersucht, wie stark der Rückgang der Fromentalwiesen tatsächlich vonstatten gegangen ist, wie sich die verbliebenen Fromentalwiesen qualitativ veränderten, und welche Auswirkungen das weitgehende Verschwinden dieses ehemals dominanten Lebensraums auf die Biodiversität der Kulturlandschaft hatte. Einen Teil dieser Lücke zu schliessen und Vorschläge für die Erhaltung der verbliebenen Fromentalwiesen zu machen war das Ziel einer vergleichenden Untersuchung im Rahmen des «Fromentalwiesenprojektes», welches dankenswerterweise von der Bristol-Stiftung, von Pro Natura und weiteren Sponsoren unterstützt wurde1.

von ihm untersuchten Wiesen hat Schneider anhand von Flurnamen und einer Kurzcharakterisierung von Lage und Standort lokalisiert. Obwohl Koordinaten oder andere exakten Angaben fehlten, konnten 90 der 116 Aufnahmeflächen eindeutig identifiziert werden. Von diesen 90 Standorten fanden sich aktuell noch 15 mit einer Fromentalwiese. Unter Einbezug der Umgebung innerhalb eines Radius von 250 m um den wahrscheinlichsten Aufnahmeort von Schneider fanden sich ins­ gesamt 63 Fromentalwiesen von mehr als fünf Aren ­Flächengrösse. In deren Zentrum wurde eine Vegetationsaufnahme nach der Methodik von Schneider gemacht. Veränderungen der botanischen Zusammensetzung Schneider registrierte in den untersuchten Fromentalwiesen pro Are im Durchschnitt 37,5 Pflanzenarten, mit einer Spanne zwischen 32 und 43 Arten. Darunter waren durchschnittlich elf Gräser-, drei Leguminosen- und 23 Kräuterarten. Die damals häufigste Ausbildung der Fromentalwiese, der Typus mit Knolligem Hahnenfuss, wies 40 hochstete, also in mindestens 60 % der Aufnahmen vertretene Wiesenpflanzenarten auf – das ist ein Vielfaches im Vergleich mit den heutigen Intensivwiesen, wo die Zahl hochsteter Pflanzenarten, d.h. eigentlicher Wiesenarten, unter zehn liegt. Doch auch bei einem Vergleich der Fromentalwiesen aus Schneiders Vegetationsaufnahmen mit den Aufnahmen der aktuell noch vorgefundenen Fromentalwiesen2 zeigen sich grundlegende Unterschiede in der botanischen Zusammensetzung. Die durchschnittliche Artenzahl nahm von damals 38 auf heute 27 ab, was einem Rückgang von rund 30 % innerhalb dieses Wiesentyps entspricht. Die Zahl der Fromentalwiesen-Charakterarten, d.h. der Pflanzenarten, die in einer Fromentalwiese gemäss Schneider mit mindestens 80 % Wahrscheinlichkeit vorkamen, reduzierte sich gar von 25 auf neun Arten, das entspricht einer Abnahme von 64 %.

Vegetationsaufnahmen: Vergleich mit 1950 In den Jahren 1949 und 1950 hat der Agronom Johann Schneider die Fromentalwiesen der Ostschweiz mit einem Schwerpunkt im Kanton Zürich standörtlich und pflanzensoziologisch untersucht. Seine Dissertation, publiziert 1954, entstand auf Anregung von Friedrich Traugott Wahlen, der damals als Professor an der ETH Zürich das Institut für Pflanzenbau leitete. Seit dem Übersichtswerk von Stebler und Schröter (1892) über die Wiesen und Weiden der Schweiz ist Schneiders Arbeit die erste – und zugleich letzte umfangreichere – Untersuchung über die Fromentalwiesen in der Schweiz geblieben. Der Datensatz der Dissertation umfasste 116 Wiesenflächen, die anhand einer detaillierten Vegetationsaufnahme und mittels Bodenproben charakterisiert wurden. Für seine Untersuchungen ausgewählt hat Schneider vor allem «gut entwickelte, wirtschaftlich hochwertige Bestände». Ein Teilprojekt innerhalb des Fromentalwiesenprojektes hatte zum Ziel, die Vegetationsaufnahmen Schneiders zu wiederholen und mit heutigen noch vorhandenen Fromentalwiesen zu vergleichen. Die Lokalität der

«Botanische Qualität» früher und heute Schneider identifizierte in seinen 116 – für damalige Verhältnisse intensiv genutzten – Fromentalwiesen im Durchschnitt 8,4 Arten(gruppen), die heute als Qualitäts-Indikatoren für die Biodiversität von Ökowiesen (Qualitätsstufe QII) gelten. Dies sind über zwei Arten mehr als die minimal sechs QII-Qualitätsarten, die vorhanden sein müssen, damit eine Wiese als «ökologisch

Neben den Sponsoren gilt der Dank auch den Mitarbeitern von Ö+L Ökologie und Landschaft GmbH, welche bei den Feldaufnahmen und Auswertungen mitwirkten, Lina Kamleitner, welche im Rahmen einer Diplomarbeit Daten zur heutigen Verbreitung der Fromentalwiesen beisteuerte, und dem damaligen Institut für Umweltwissenschaften an der Uni Zürich, welches die Arbeit mitbetreute.

2 Zur Abgrenzung von Fromentalwiesen gegenüber anderen Wiesentypen wurde auf der Basis der Literatur ein quantitativer Vegetationsschlüssel entwickelt, der eine reproduzierbare Zuordnung vorgefundener Pflanzenbestände erlaubt.

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wertvoll» gilt und ihr damit im Rahmen der Direktzahlungsverordnung des Bundes sogenannte BiodiversitätsQualitätsbeiträge (BFF-QII) zustehen. Von den 116 Wiesen erreichten 85  % das QII-Mindestniveau. Die niedrigste QII-Indikatorartenzahl lag bei drei, die höchste bei 17. Gut ein Drittel der damaligen IntensivWiesen zeigten zehn und mehr QII-Indikatorarten, was heute in den tieferen Lagen selbst in Ökowiesen mit QIIQualität nur in Ausnahmefällen noch erreicht wird. Im Vergleich dazu wiesen die 63 aktuell aufgenommenen – in der Regel extensiv als Ökoflächen genutzten – Fromentalwiesen im Durchschnitt knapp vier QIIArten auf, also weniger als die Hälfte im Vergleich zu den von Schneider aufgenommenen, damals «intensiv» genutzten Wiesen. 71 % der aktuell aufgenommenen Fromentalwiesen erreichten das QII-Qualitätsniveau nicht. Während also die damals als «intensiv» geltende Wieslandnutzung in der Regel zu «Öko-Qualität» führte, erreichen heute selbst unter extensiver Nutzung zwei Drittel der verbliebenen Fromentalwiesen das QII-Qualitätsniveau nicht mehr. Dies, obwohl die heutigen Bestände in der Regel mit Öko-Beiträgen unter dem Gesichtspunkt bewirtschaftet werden, die Artenvielfalt möglichst zu erhalten oder zu erhöhen, und obwohl zudem rund die Hälfte der untersuchten Bestände auf kaum intensivierbaren Restflächen oder wenig wüchsigen Standorten lagen, welche eine höhere Artenvielfalt begünstigen im Vergleich zu Schneiders Standorten. Die niedrigste QII-Indikatorartenzahl in den aktuellen Fromentalwiesenaufnahmen lag bei null, die höchste bei zehn. Bereits 1950 Fromentalwiesen teilweise verarmt Rund 25 Jahre vor der Dissertation von Schneider hat Scherrer (1925) im Limmattal ein Dutzend Vegetationsaufnahmen von Fromentalwiesen durchgeführt. Der Durchschnitt der Anzahl Qualitätsarten lag bei >10.3 Lediglich eine «1 Jahr nach der Ansaat» aufgenommene, Knaulgras-dominierte Wiese hätte nach heutigen Massstäben mit ≥5 Arten nur knapp3 Öko-Qualität erreicht, die restlichen wiesen ≥7 bis ≥13 Qualitätsarten auf und lagen damit deutlich über den heutigen QII-Minimalanforderungen. Selbst eine «mittelfeuchte, kräftig gedüngte (Mist und Gülle)» Fromentalwiese erreichte noch ≥7 Arten, zwei mit Kunstdünger (Superphosphat) gedüngte, nordost- bis nordwestexponierte Wiesen 3 In den Vegetationstabellen wurden nur die sehr regelmässig vorkommenden Arten aufgeführt. Arten, die seltener auftraten, darunter 19 weitere Qualitätsarten(gruppen), wurden nicht einzeln zugeordnet.. Die hier Zahlen dürften also in der Realität bei den meisten Wiesen um mehrere Qualitätsarten grösser gewesen sein.

sogar ≥11 – was heute im Limmattal nur noch von ganz wenigen, kleinflächigen artenreichen Magerwiesen erreicht wird, die weit unter 1 Promille der Landwirtschaftlichen Nutzfläche einnehmen (Kartierungen im Rahmen von Bosshard 2014). Diese Zahlen deuten darauf hin, dass die Fromentalwiesen um 1925 noch deutlich artenreicher waren als rund 25 Jahre später zur Zeit der Aufnahmen Schneiders (1954). Auch fällt das damals noch viel geringere Vorkommen von Gülle- und Nährstoffzeigern auf, beispielsweise von Wiesenkerbel oder Italienischem Raigras, und stattdessen eine deutlich höhere Präsenz von Zeigern mittlerer und magerer Nährstoffverhältnisse. Heutige Verbreitung der Fromentalwiesen Um den flächenmässigen Rückgang der Fromental­ wiesen über die bisher vorliegenden Schätzungen hinaus genauer quantifizieren zu können, wurde im Rahmen des Fromentalwiesenprojektes in 23 nach dem Zufallsprinzip ausgewählten Gemeinden der Ostschweiz auf insgesamt 2250 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche eine flächendeckende Nutzungs- und Wiesenkartierung durchgeführt (Diplomarbeit Kamleiter 2009). Elf Gemeinden lagen im Kanton Zürich, vier im Kanton St. Gallen, drei im Kanton Aargau, zwei in den Kantonen Thurgau und Glarus und je eine in den Kantonen Uri, Luzern und Schaffhausen. Die Kartierung erfolgte in jeder Gemeinde entlang eines Transektes, der nach einheitlichen Kriterien festgelegt wurde mit dem Ziel, die gesamte Höhenamplitude und eine ausgewogene Verteilung von Süd- und Nordexpositionen zu erreichen. Insgesamt wurden 174 Fromentalwiesen identifiziert. Gemessen an der LN machten die Fromentalwiesen 4  % aus, bezogen auf das Dauerwiesland 5  %. Am geringsten war der Anteil bezogen auf das Wiesland in der biogeographischen Region Östliches Mittelland mit 3,4 % und in den Vor- und Nordalpen mit 4,4 %, am höchsten in der Region Hochrhein mit 8,8  %. In den Transekten im östlichen Mittelland bestand knapp die Hälfte der Ökowiesen aus Fromentalwiesen. Die durchschnittliche Grösse der identifizierten Fromentalwiesen lag bei 33 Aren. Im Vergleich dazu betrug die mittlere Grösse der – intensiver genutzten – Knaulgraswiesen mit 88 Aren fast das Dreifache, in der biogeographischen Region der Voralpen sogar das Fünffache. Die identifizierten Fromentalwiesen fanden sich «häufig als schmale Randstreifen an Straßen- und Wegrändern, an Parzellengrenzen oder an Böschungen». Der von Landwirten am häufigsten genannte Grund, eine Fläche als extensiv oder wenig intensiv genutzte Wiese zu bewirtschaften, ist denn auch die minderwertige 

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18% 16% 14% 12% 10% 8% 6% 4% 2% 0%

NNW NW

WNW

W

N NNO NO

ONO

O

WSW

OSO

SW

SO SSW

grasiger Typ Typ mit Qualität

SSO S

100%

100%

90%

90%

80%

80%

70%

70%

60% 50%

89

82

71

60% 40%

30%

30%

20% 0%

11

18

! 3

7

18 12

14

34 1

50%

40%

10%

11

18

29

grasreich (ohne Q II) mit Qualität Q II

57

67

58

20%

Salbei-Fromentalwiese Frauenmantel-Fromentalwiese

10%

Raigras-Fromentalwiese

0%

Nordalpen Östl. Mittelland Hochrhein

Kohldistel-Fromentalwiese

Nordalpen Östl. Mittelland Hochrhein

Abb. 1 | Oben: Expositionsverteilung der erfassten Fromentalwiesen, unterschieden nach grasreichem Typ (keine biologische Qualität nach BFF-QII) und Typ mit Qualität QII. Generell liegen die heute noch vorhandenen qualitativ wertvollen Fromentalwiesen eher südausgerichtet auf trockeneren Standorten. Unten: Floristische Qualität (links) und standörtliche Ausbildungsformen (Subassoziationen, rechts) der identifizierten Fromentalwiesen, aufgeteilt auf die biogeographischen Regionen Vor- und Nordalpen, Östliches Mittelland und Hochrhein. Quelle: Kamleiter 2009, angepasst.

Qualität der Fläche (Jurt 2003). Grössere Fromentalwiese auf guten Böden, wie sie damals typisch und vorherrschend waren, kommen heute praktisch nicht mehr vor. Damit können die heutigen Fromentalwiesen standörtlich letztlich nicht mehr mit dem damaligen Wiesentyp verglichen werden. 22 % der in den Transekten identifizierten Fromentalwiesen erreichen das QII-Niveau, bezogen auf die Fläche waren es 37 % – das sind knapp 2 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche (Abb. 1). Dieser Anteil dürfte deutlich tiefer sein als im angrenzenden Ausland, wo das Wiesland in den tieferen Lagen mit Ausnahme des Allgäu tendenziell weniger intensiv genutzt wird. Dierschke und Briemle (2002) beispielsweise schätzen für Deutschland den Anteil noch erhaltener Fromentalwiesen im Jahr 2000 auf 14 % verglichen mit 1950.

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Rückgang der faunistischen Biodiversität noch höher Die fast vollständige Umwandlung der Fromentalwiesen in Intensivwiesland und in kleinem Umfang Ackerland (u.a. Maisanbau) und Überbauungen seit den 1950er Jahren hat bei der Tierwelt zu noch dramatischeren Verlusten geführt als bei den Pflanzenarten. Die typischen, auf das Wiesland spezialisierten Tierartengruppen, die auch optisch und akustisch die Landschaft prägten, besiedelten die Fromentalwiesen und damit das intensiv genutzte Wiesland der Schweiz noch in den 1950er Jahren flächendeckend und in hohen Populationsdichten, wie u.a. aus Erhebungen aus heutigen Fromentalwiesen zu schliessen ist (vgl. Bosshard & Kuster 2001). Auf heutigen Intensivwiesen dagegen kann keine einzige Art solcher teilweise artenreichen Tierordnungen wie Tagfalter, Heuschrecken oder bodenbrütende Vogelarten mehr


Rückgang der Fromentalwiesen und die ­Auswirkungen auf die Biodiversität | Umwelt

reich verarmt kein Lebensraum mehr Population heute 1950 botanische und faunistische Artenvielfalt

heute botanische Artenvielfalt

heute faunistische Artenvielfalt und verbliebene Populationsgrösse (grün)

Abb. 2 | Räumliche Verteilung des Artenreichtums im Wiesland der tieferen Lagen der Schweiz um 1950 im Vergleich zu heute. Als «reich» wird hier Wiesland bezeichnet, sofern es die botanischen Qualitätsanforderungen gemäss BFF QII erfüllt (Vegetation) oder mindestens eine Ziel- oder Leitart aufweist (Tagfalter). Bei der Fauna sind nicht nur die Artenzahlen pro Fläche zurückgegangen, sondern in dramatischem Ausmass auch die Populationsgrössen: Gemäss vorliegenden Schätzungen ist die Zahl der Tagfalter im Wiesland gegenüber 1950 auf rund 1 % zurückgegangen (kleiner grüner Kreis rechts im Grössenverhältnis zum grossen Kreis). Für andere Tierartengruppen des Wieslandes (z.B. bodenbrütende Vogelarten, Heuschrecken, Wanzen) sieht die Situation ähnlich aus (Details s. Text).

einen Lebenszyklus abschliessen (vgl. z.B. Kohli et al. 2003, SBN 1989, Schneider und Walter 2001). Es ist davon auszugehen, dass auch auf den botanisch noch artenreicheren Flächen, die um 98 % auf kleine Inseln zurückgedrängt wurden, die Populationsdichten dieser Wiesen­ arten stark zurückgegangen oder, wie bei den Wiesenvögeln, selbst da ganz verschwunden sind. Im Vergleich mit 1950 dürften von den damaligen Populationsgrössen dieser Artengruppen im Wiesland der tieferen Lagen der Schweiz heute damit weniger als 1 % übrig geblieben sein (Abb. 2 rechts, grüner Kreis). Dies entspricht ungefähr der Schätzung von SBN (1989), dass heute die Tagfalterpopulationen im Mittelland gegenüber dem Beginn des letzten Jahrhunderts auf rund einen Hundertstel zurückgegangen sind. Immerhin dürften die Bemühungen, Fromentalwiesen durch Neuansaaten zu fördern, in den vergangenen 15 Jahren in der Schweiz eine erste Trendwende gebracht haben. Auch wenn Übersichtszahlen dazu fehlen, kann davon ausgegangen werden, dass seither deutlich über 1000 ha Fromentalwiesen durch Ansaaten neu angelegt worden sind, wovon schätzungsweise gut 80 % die Q IIQualitätsanforderungen erreichen.

Schlussfolgerungen Am weitgehenden Verschwinden der Fromentalwiesen als einem einst dominierenden Lebensraum der Kulturlandschaft kristallisiert sich ein eigentlicher Zusammen-

bruch der Biodiversität im Landwirtschaftsgebiet der tieferen Lagen der Schweiz. Über Jahrzehnte wurde dieser Verlust als Preis für die Produktivitätssteigerung fast kritiklos in Kauf genommen. Tatsächlich konnten die Erträge des Wieslandes gerade auch durch eine Intensivierung der Fromentalwiesen gegenüber den 1950er Jahren knapp verdoppelt werden. Gleichzeitig vervielfachte sich die maschinelle Schlagkraft in der Wieslandnutzung, so dass heute pro Arbeitskraft eine mehrfach grössere Fläche bewirtschaftet werden kann. Doch die Kosten für diese Entwicklung gehen weit über die Zerstörung der Artenvielfalt hinaus (Bosshard et al. 2011): Die Produktivitätssteigerung wurde erkauft mit einem parallel ablaufenden Zusammenbruch an bäuerlichen Betrieben und Strukturen in nie dagewesenem Ausmass, mit unzähligen Umweltschäden an Wasser, Boden, Luft und Klima, aber auch mit einem zunehmenden Verbrauch an nicht erneuerbarer Energie, welche den Umfang an produzierten Kalorien heute weit übersteigt und die Landwirtschaft von einer Primärproduzentin energetisch zu einer Netto-Konsumentin machte. Ebenso dramatisch wie die ökologischen sind die sozialen und wirtschaftlichen Folgen. Im Schweizer Futterbau wird aufgrund der hohen Produktionskosten und der als Folge der Massenproduktion tiefen Preise gar kein Einkommen mehr erwirtschaftet; ohne Unterstützung des Staates würden heute die Bauernfamilien im Durchschnitt für jede investierte Arbeitsstunde mit der landwirtschaftlichen Produktion im  Wiesland mehrere Franken Verlust schreiben.

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Vor dem Hintergrund dieser bedenkenswerten Entwicklung dürfte es keine Frage sein, dass die letzten Reste der ehemals flächendeckend verbreiteten Fromentalwiesen strikte zu erhalten und im Rahmen auch ökonomisch nachhaltigerer Produktionsformen wo immer möglich zu fördern sind. Wie Berechnungen zeigen, gehen ökonomische und ökologische Überlegungen gerade im Futterbau in weiten Bereichen Hand in Hand (Bosshard et al. 2011, Bosshard & Meierhofer 2014). Auch im Hinblick auf die Erreichung der Umweltziele Landwirtschaft gelten Fromentalwiesen als ein prioritär zu fördernder Lebensraum in der Kulturlandschaft (Walter et al. 2013).

Welche vielfältigen Möglichkeiten dazu bestehen, wird in einem Folgeartikel aufgezeigt. Unter dem Aspekt einer ganzheitlich ausgerichteten Betriebsführung mit einer differenzierten, standortangepassten Nutzung und einer tiergemässen Rindviehfütterung haben Fromentalwiesen dabei nicht nur eine ökologische, sondern auch heute noch einen wichtigen Platz als produktive Elemente in einem ressourcenschonend und ökonomisch wirtschaftenden Landwirtschaftsbetrieb. n

Literatur ▪▪ Bosshard A., 1999. Renaturierung artenreicher Wiesen auf nährstoffreichen Böden. Ein Beitrag zur Optimierung der ökologischen Aufwertung der Kulturlandschaft und zum Verständnis mesischer Wiesen-Ökosysteme. Dissertationes Botanicae Band 303 Stuttgart. 201 S. ▪▪ Bosshard A., 2014. Projekt Landschaftsqualität und Vernetzung Limmattal –Evaluation Pilotphase 2011-2013. Bericht i.A. Kanton Aargau. Ö+L GmbH Oberwil-Lieli. ▪▪ Bosshard A. & Kuster D., 2001. Bedeutung neu angelegter Extensiv­ wiesen für Tagfalter und Heuschrecken. Agrarforschung 8 (7), 252–257. ▪▪ Bosshard A., Schläpfer F. & Jenny M., 2011. Weissbuch Landwirtschaft Schweiz. Analysen und Vorschläge zur Reform der Agrarpolitik. Haupt, Bern. 2. Auflage. ▪▪ Bosshard A. & Meierhofer U., 2014. Entwicklungsmöglichkeiten von Landwirtschaftsbetrieben unter der neuen Schweizer Agrarpolitik AP 2014-17. Vision Landwirtschaft, Oberwil-Lieli. ▪▪ Dierschke H. & Briemle G., 2002. Kulturgrasland: Wiesen, Weiden und verwandte Staudenfluren. Ulmer, Stuttgart. ▪▪ Dietl W., 1986. Pflanzenbestand, Bewirtschaftungsintensität und ­Ertragspotential von Dauerwiesen. Schweizerische landwirtschaftliche Monatshefte 64, 241–262. ▪▪ Dietl W., 1995. Wandel der Wiesenvegetation im Schweizer Mittelland. Zeitschrift Ökologie u. Naturschutz 4, 239–249. ▪▪ Gimmi U., Lachat T. & Bürgi M., 2011. Reconstructing the collapse of wetland networks in the Swiss lowlands 1850–2000. Landscape Ecol. 26, 1071–1083. ▪▪ Herzog F. & Walter T. (Hrsg.), 2005. Evaluation der Ökomassnahmen ­B ereich Biodiversität. Schriftenreihe der FAL 56, 185–201. ▪▪ Hutter C. P., Briemle G. & Fink C., 1993. Wiesen, Weiden und anderes Grünland. Weidbrecht, Stuttgart, Wien.

▪▪ Jurt L., 2003. Bauern, Biodiversität und ökologischer Ausgleich. Dissertation Universität Zürich. ▪▪ Kamleiter L., 2009. Verbreitung und Zustand der Fromentalwiesen in der Nordostschweiz. Diplomarbeit an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Fakultät Umweltsicherung. ▪▪ Klapp E., 1965. Grünlandvegetation und Standort. Nach Beispielen aus West-, Mittel- und Süddeutschland. Parey, Berlin. ▪▪ Klötzli F. et al. 2010. Vegetation Europas. Das Offenland im vegetationskundlich-ökologischen Überblick. Ott, Bern. ▪▪ Kohli L. & Birrer S., 2003. Verflogene Vielfalt im Kulturland – Zustand der Lebensräume unserer Vögel. Schweizerische Vogelwarte Sempach. ▪▪ Kuhn U. et al., 1992. Naturschutz-Gesamtkonzept für den Kanton Zürich. Entwurf im Auftrag des Regierungsrates, Zürich. ▪▪ SBN (Hrsg.), 1987. Tagfalter und ihre Lebensräume. Schweizerischer Bund für Naturschutz, 516 S. ▪▪ Scherrer M., 1925. Vegetationsstudien im Limmattal. Veröff. Geobot. Inst. Rübel, 2. Heft. Zürich. ▪▪ Schneider J., 1954. Ein Beitrag zur Kenntnis des Arrhenatheretum elatioris in pflanzensoziologischer und agronomischer Betrachtungsweise. Hans Huber, Bern. ▪▪ Schneider K. & Walter T., 2001. Fauna artenreicher Wiesen: Zielarten ­P otential und Realität am Beispiel der Tagfalter (Rhopalocera und Grypocera) und Heuschrecken (Saltatoria). FAL – Schriftenreihe 38. ▪▪ Walter T. et al., 2013. Operationalisierung der Umweltziele Landwirtschaft - Bereich Ziel- und Leitarten, Lebensräume (OPAL). ART-Schriftenreihe 18, Zürich-Reckenholz-Tänikon. ▪▪ Stebler F. G. & Schröter C., 1892. Versuch einer Übersicht über die Wiesentypen der Schweiz. Landwirtschaftliches Jahrbuch der Schweiz 6.

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Diminuzione di arrenatereti e conseguenze per la biodiversità Un confronto tra rilievi della vegetazione storici e attuali indica una drammatica diminuzione degli arrenatereti nelle pianure svizzere. Mentre nel 1920 difficilmente esistevano prati che non avessero un grado di qualità della biodiversità di molto al di sopra del QII; nel 1950, ancora 85 % dei prati gestiti più intensivamente sui suoli migliori raggiungeva ancora il livello QII, un terzo dei quali con una qualità molto elevata. Questi prati pingui vengono definiti prati dell’associazione Arrhenaterion (arrenatereti) e nel 1950 costituivano ancora il tipo di prato più diffuso. Come dimostrato da un’attuale comparazione di rilievi botanici, gli arrenatereti sono stati quasi tutti sostituiti da prati poveri di diversità vegetale a causa di una forte intensificazione dell’agricoltura. Oggigiorno questi prati – perlopiù gestiti come prati ecologici – ricoprono, nella loro formazione tipica, al massimo il 2 % della superficie agricola utile (SAU). Purtroppo anche gli arrenatereti rimasti sono enormemente impoveriti. Il numero medio di specie di piante è diminuito, dal 1950 a oggi, da 38 a 27 (-30 %). Le piante caratteristiche dei prati di questa associazione hanno subito un calo ancora più drastico, scendendo da 25 a 9 (-64 %). Il 71 % degli arrenatereti rilevati attualmente non raggiunge il livello QII. Ancora più marcata è la diminuzione della diversità faunistica, come dimostrato da una ricerca della letteratura. In questo ambito sono di grande importanza una rigorosa conservazione e un’efficiente promozione degli arrenatereti.

Summary

Riassunto

Rückgang der Fromentalwiesen und die ­Auswirkungen auf die Biodiversität | Umwelt

The decline of Arrhenatherum meadows in the Swiss lowland and its consequences for biodiversity A comparison of historic and current vegetation surveys of intensively managed meadows reveals a dramatic decline of species diversity in Swiss lowland grassland. In the 1950s, the most intensively managed meadows were Arrhenatherum meadows. Over 85 % of these achieved the QII standard defining meadows with «high biodiversity value», and more than a third significantly surpassed the QII threshold. A current inventory shows that since the 1950s, Arrhenatherum meadows have been almost completely replaced by species-poor, highly intensified grassland. The remaining Arrhenatherum meadows – nearly all managed and funded as «ecological compensation areas» – make up less than 2 % of the permanent grassland area in the Swiss lowlands. These remaining Arrhenatherum meadows have impoverished species richness. On average, it has declined by 30 % from 38 plant species per 100 m2 in 1950 to 27 today. The number of species characteristic of the Arrhenatherum grassland communities has declined by 64 % from 25 to 9. Today 71 % of the few remaining Arrhenatherum meadows fail to reach the QII standard. The loss of animal diversity in Swiss lowland grassland is even more severe than the plant diversity decline, as shown by a literature review. Key words: Swiss lowland, permanent grassland, biodiversity decline, Arrhenatherum meadow, historic comparison.

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N u t z t i e r e

Optimierung der Schlachtleistung durch gezielte Paarung von Fleisch- und Milchviehrassen Arlène Müller, Alexander Burren und Hannes Jörg Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, 3052 Zollikofen, Schweiz Auskünfte: Alexander Burren, alexander.burren@bfh.ch

Holstein

Braunvieh

Fleckvieh

Simmental

Montbéliarde

Charolais

Angus

Eringer

Piemontese

Blonde d'Aquitaine

Weissblaue Belgier

Limousin

Milch- und Fleischrinderrassen, mit welchen in der Schweiz Kreuzungszucht betrieben wird. Fotos: Holstein: G. Soldi, Holstein Switzerland; Braunvieh: Braunvieh Schweiz; Fleckvieh: C. Burri, Swissherdbook; Simmental: R. Alder; Montbéliarde: M. Killewald, Swissherdbook; Charolais, Angus, Piemontese, Blonde d’Aquitaine und Limousin: Mutterkuh Schweiz; Eringer: Eva Moors; Weissblaue Belgier: Sambraus 2011.

Einleitung Verschiedene Studien zeigen, dass durch die gezielte Paarung von Fleisch- und Milchviehrassen die Schlachtleistung der F1 Tiere verbessert werden kann (Damon et al. 1960; Aass und Vangen 1998; Huuskonen et al. 2013). Da in der Schweiz bislang noch keine Empfehlungen zur Anpaarung von Fleisch- und Milchrassen gemacht werden, wurden im Rahmen einer Semesterarbeit an der HAFL für die vier Milchrassen Braunvieh (BR), Fleckvieh (FT), Holstein Friesian (HO) und Simmental (SI) die optimalen Milch- und Fleischrasseanpaarungen bezüglich Schlachtkategorie, Schlachtgewicht, Fleischigkeit des Schlachtkörpers und dessen Abdeckung mit Fettgewebe ermittelt. Betrachtet wurden dabei Kreuzungen innerhalb der vier Milchrassen sowie Anpaarungen mit den

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Agrarforschung Schweiz 6 (1): 28–35, 2015

Rassen Angus (AN), Charolais (CH), Limousin (LI), Blonde d’Aquitaine (BA), Weissblaue Belgier (BB), Piemontese (PI), Eringer (HR) und Montbéliarde (MO). Schlachttiere werden auf Grund ihres Geschlechts und Alters in die Schlachtkategorien KV (Kälber), JB (Jungvieh), MT («Muni», ungeschaufelt), MA («Muni» ältere, ab 1 Schaufel), OB (Ochsen, bis max. 4 Schaufeln), RG (Rinder, bis max. 4 Schaufeln), RV (Rinder/Jungkühe bis max. 4 Schaufeln und Rinder ab 5 Schaufeln) und VK (Kühe) eingeteilt (Harder 2000). In allen Schlachtkategorien werden die Schlachtkörper nach ihrer Fleischigkeit in die Kategorien C (sehr vollfleischig), H (vollfleischig), T (mittelfleischig), A (leerfleischig) und X (sehr leerfleischig) eingeteilt (Christen ohne Datum). Unter Fleischigkeit wird die Entwicklung der Muskeln im Verhältnis zum ganzen Tierkörper ver-


standen. Die Fleischigkeit wird am lebenden oder toten Tier visuell anhand der Muskelausprägung geschätzt (Harder 2000). Anschliessend wird das Tier einer Fleischigkeitsklasse des CH-TAX-Systems zugeteilt, wobei es innerhalb der Klassen T und X noch weitere Unterteilungen gibt. Die Klasse T+ erfüllt die Anforderungen der Klasse T und zusätzlich auch teilweise der Klasse H. Die Klasse T- liegt zwischen den Klassen T und A. Innerhalb der Klasse X erfolgt nach abnehmender Fleischigkeit die Bezeichnung 1X, 2X oder 3X (Christen ohne Datum). Für die Saftigkeit und den Geschmack ist die Marmorierung des Fleisches mit Fettäderchen entscheidend. Diese Marmorierung steht in direkten Zusammenhang mit dem unerwünschten Deckfett, das subkutan eingelagert wird. Eine gute Marmorierung geht mit viel subkutanem Fett einher. Heute wird eine gleichmässig über die Oberflächenmuskulatur verteilte Fettdecke angestrebt. Entsprechend der Fettabdeckung wird ein Schlachtkörper in die Fettgewebeklassen 1 (ungedeckt), 2 (teilweise gedeckt), 3 (gleichmässig gedeckt), 4 (stark gedeckt) und 5 (überfett) eingeteilt (Harder 2000).

Material und Methoden Für die Auswertungen wurden von der Tierverkehrs­ datenbank TVD Daten von 601 669 Kreuzungstieren zur Verfügung gestellt, die in der Periode 2000 bis 2012 geboren wurden und aus einer Kreuzung (Milchrasse x Fleischrasse oder Milchrasse 1 x Milchrasse 2) hervor­ gingen. Für die Analysen war lediglich von Interesse, welche Rassen gekreuzt wurden. Unabhängig davon, ob die Mutter der Rasse x und der Vater der Rasse y oder die Mutter der Rasse y und der Vater der Rasse x angehört. Bei der Rasse FT gilt es zu beachten, dass die untersuchte Population sehr heterogen ist. Da im Datensatz ausgesprochen wenig Tiere als Red Holstein eingetragen sind, wird angenommen, dass auch einige Tiere irrtümlicherweise als Fleckvieh eingetragen wurden. Zudem definierte sich Fleckvieh bis 2014 ausschliesslich über eine grosse Spannweite von Blutanteilen verschiedener Rassen (Meier 2013), was zu einer uneinheitlichen Rasse führte, die nur schwer zusammengefasst werden kann. Weiter kann, basierend auf den Daten der TVD, bei den Simmentaler Tieren nicht zwischen milch- und fleischbetonten Tieren unterschieden werden, da bei der TVD nur die Rasse nicht aber die Produktionsform erfasst wird. Im Zentrum der Untersuchung standen die drei Schlachtleistungsmerkmale Fleischigkeit, Fettabdeckung und Schlachtgewicht. Bei den ersten beiden Merkmalen wurden die Häufigkeitsverteilungen der verschiedenen Kreuzungstiere verglichen. Die Schlachtgewichte wur-

Zusammenfassung

Optimierung der Schlachtleistung durch gezielte Paarung von Fleisch- und Milchviehrassen | Nutztiere

Fleischrassestiere erbringen nicht mit jeder Milchviehrasse Nachkommen mit gleich guter Schlachtleistung. Im Rahmen einer Semesterarbeit an der Hochschule für Agrar-, Forstund Lebensmittelwissenschaften wurde deshalb untersucht, welche Kreuzungstiere die besten Ergebnisse bezüglich Schlachtgewicht, Fleischigkeit und Fettabdeckung aufweisen. Für die Auswertungen wurden von der Tierverkehrsdatenbank TVD Daten von 601 669 Kreuzungstieren zur Verfügung gestellt, die in der Periode 2000 bis 2012 geboren wurden und aus einer Kreuzung (Milchrasse x Fleischrasse oder Milchrasse 1 x Milchrasse 2) hervorgingen. Für Braunvieh zeigen sich die Rassen Blonde d`Aquitaine und Charolais in allen Schlachtkategorien als gut geeignet um hohe Schlachtgewichte, gute Fleischigkeit und Fettabdeckung zu erreichen. In der Kälber und «Munimast» zeichnet sich auch die Rasse Weissblaue Belgier durch hohe Schlachtgewichte und hervorragende Fleischigkeit aus. Für Kreuzungen mit Fleckvieh und Holstein Friesian zeigen ebenfalls die Rassen Blonde d`Aquitaine und Charolais in allen Schlachtkategorien gute Resultate. Kreuzungen von Fleckvieh mit Montbéliarde eignen sich eher in der Kälber- und «Munimast». In Kreuzungen mit Simmental zeigen die milchbetonten Rassen Braunvieh, Fleckvieh und Holstein Friesian eine gute Eignung zur Kälbermast. Für Ochsen-, Rinder- und «Munimast» ist zur Kreuzung mit Simmental die Rasse Charolais zu empfehlen.

den, für den Vergleich zwischen den Kreuzungstieren, mit gemischten linearen Modellen korrigiert. Gearbeitet wurde dabei mit der Software R und den Paketen nlme (Pinheiro et al. 2013), lmmfit (Maj 2013) und car (Fox und Weisberg 2011). Der Datensatz wurde dabei getrennt nach Schlachtkategorie (MT, OB, RG, RV und KV) analysiert. Die Kategorien MA und VK wurden nicht berücksichtigt, da die Tageszunahmen bei älteren Tieren nicht linear verlaufen (Künzi und Stranzinger 1993). Ebenfalls nicht verwendet wurde die Kategorie JB, da in dieser  Kategorie nur wenige Kreuzungstiere vorkommen.

Agrarforschung Schweiz 6 (1): 28–35, 2015

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Nutztiere | Optimierung der Schlachtleistung durch gezielte Paarung von Fleisch- und Milchviehrassen

Das verwendete Modell setzt sich wie folgt zusammen: Schlachtgewicht = Mittelwert + Betrieb + Geschlecht1 + Geburtsmonat + Wurfgrösse + Schlachtjahr + Rasse + Zone + Alter bei der Schlachtung + Fettgewebe + Fleischigkeit + Rest Das Bestimmtheitsmass liegt je nach Schlachtkategorie zwischen 48 bis 75 %. Da das Geburtsgewicht bei sehr vielen Tieren unbekannt ist und bei der Schlachtung das Lebendgewicht nicht erfasst wird, wurde anstelle des Tageszuwachses der sogenannte Schlachttageszuwachs berechnet:

Der Schlachttageszuwachs wird damit geringfügig überschätzt, da der Schlachtanteil des Geburtsgewichtes nicht vom Schlachtgewicht subtrahiert werden kann. Da dieser Fehler bei allen Rassen gemacht wird, stellt er für den Vergleich der verschiedenen Rassen kein Problem dar. Für die Berechnung der standardisierten Schlachtgewichte wurden die Effekte aus den linearen Modellen verwendet. Das standardisierte Schlachtgewicht berechnet sich für jedes Tier wie folgt:

1 In den Modellen der Kategorien MT, OB, RG und RV kommt die Kovariable Geschlecht nicht vor, da in diesen Kategorien männliche, weibliche bzw. kastrierte Tiere vorkommen.

Da letztlich die rassen-bedingten Unterschiede untersucht werden sollen, wird das Schlachtgewicht nach Geburtsmonat, Schlachtjahr, Geschlecht, Wurfgrösse, Zone, Fettgewebe und Fleischigkeit korrigiert, aber nicht nach Rasse. Die Bestimmtheitsmasse der Modelle weisen darauf hin, dass es beim Schlachtgewicht noch weitere Einflussgrössen gibt, die nicht im Modell erfasste werden konnten. Für den Vergleich der Kreuzungstiere wurde das mittlere standardisierte Schlachtgewicht inklusive 95 % Vertrauensintervall verwendet. Je nach Kreuzung und Fleischigkeitskategorie basieren die beiden Parameter auf 11 bis 90 675 Tieren, was sich in einem grossen beziehungsweise kleinen Vertrauensintervall widerspiegelt. Bei weniger als zehn Tieren werden die Ergebnisse nicht ausgewiesen.

Resultate und Diskussion Kreuzungen mit Braunvieh Für Kreuzungen mit Braunvieh konnten drei Rassen als besonders günstig für das Erreichen hoher Schlacht­ gewichte und vollfleischiger, gleichmässig abgedeckter Schlachtkörper eingestuft werden. Die Rasse Weissblaue Belgier, bekannt für den Doppellendereffekt (Herd-Book Blanc-Bleu Belge ohne Datum), weist in Kreuzung mit Braunvieh in den Schlachtkategorien KV und MT sehr gute Schlachtgewichte auf (Tab. 1). In den Schlachtkategorien OB, RG und RV, deren Tiere in der Regel extensiv gehalten werden (MLR ohne Datum), schneidet die Kreuzung nur mittelmässig ab. Über alle Schlachtkategorien weist sie jedoch die mit Abstand beste Fleischigkeit auf, auch wenn die Schlachtkörper tendenziell nur teilweise gedeckt sind (Abb. 1 und  Abb. 2).

90 80 Häufigkeit [%]

70 60 50 40 30 20 10 0 C BR x AN

H BR x BA

T+ BR x BB

BR x CH

T Fleischigkeitsklasse BR x FT

BR x HF

TBR x HR

A BR x LI

X BR x PI

BR x SI

Abb. 1 | Häufigkeitsverteilung der Fleischigkeitskategorien über alle Schlachtkategorien der Braunvieh Kreuzungstiere.

30

Agrarforschung Schweiz 6 (1): 28–35, 2015


170,05ab ± 17,16

Fleckvieh

Simmental

175,89ab ± 21,67

Braunvieh

159,92a ± 33,37

174,61a ± 4,77

Simmental

Holstein

126,92cfg ± 4,86

Holstein

141,91h ± 2,51

160,34 e ± 2,79

Braunvieh

Fleckvieh

179,47d ± 4,18

Simmental

170,05d ± 3,12

Fleckvieh

161,83abe ± 8,45

171,56g ± 2,67

Braunvieh

Holstein

197,71cd ± 4,86

Simmental

184,83a ± 1,27

Fleckvieh

189,41g ± 1,92

194,69e ± 1,43

Braunvieh

Holstein

71,64 d ± 3,30

Simmental

77,22a ± 0,59

Fleckvieh

78,82a ± 0,81

78,75a ± 0,58

Braunvieh

Holstein

Angus

160,59 b ± 6,05

172,61b ± 5,84

191,10 ab ± 33,84

169,32ab ± 19,22

176,32a ± 24,65

177,07a ± 11,38

200,70 c ± 1,28

214,73b ± 3,86

132,48 bc ± 1,35

145,47a ± 3,43

142,53h ± 0,69

158,84 e ± 0,74

172,54 a ± 2,44

168,44 a ± 2,75

201,35b ± 1,03

210,31a ± 3,42

174,82b ± 0,95

193,60 a ± 3,03

160,01b ± 2,36

175,47f ± 0,79

187,89a ± 2,39

170,84 a ± 5,89

207,67b ± 1,76

187,07d ± 0,30

198,38gh ± 1,56

225,09a ± 6,80

189,50 b ± 0,33

198,68d ± 1,33

189,39 g ± 0,52

76,40 e ± 0,86

81,17e ± 4,56

201,69 bc ± 1,73

81,11c ± 0,24

78,61d ± 0,15

86,01g ± 0,71

87,91ef ± 0,83

80,37d ± 0,13

Limousin

88,67gh ± 0,51

Charolais

Die Buchstaben stehen für signifikante Unterschiede (p<0,05)

RV

RG

OB

MT

KV

Kategorie

Rasse Vater/ Mutter

181,65ab ± 17,93

179,93ab ± 34,14

138,05ab ± 4,72

154,12b ± 3,36

158,47e ± 3,12

152,83bd ± 9,13

182,45c ± 4,80

175,79 bfg ± 4,17

208,83a ± 2,04

204,20 b ± 1,43

206,97c ± 1,24

95,34 b ± 0,82

93,48 b ± 0,70

96,09 b ± 0,45

Blonde d'Aquitaine

Tab. 1 | Mittlere standardisierte Schlachtgewichte nach Kreuzung [kg]

Piemontese

Fleckvieh

Rasse Vater/Mutter Holstein

124,99 deg ± 5,69

123,01de ± 4,18

141,32c ± 4,15

138,70 cd ± 10,20

143,17fg ± 9,03

167,60 eg ± 6,21

194,12ef ± 2,66

197,82 fg ± 2,12

204,72c ± 1,96

85,42g ± 1,29

85,54fg ± 0,93

89,06g ± 0,70

184,30 a ± 29,76

178,04 ab ± 27,55

114,97d ± 4,80

128,33ef ± 3,72

152,64 e ± 6,88

139,54 cd ± 10,75

157,57f ± 6,83

184,92ab ± 7,20

199,29cd ± 2,37

198,01gh ± 1,63

194,22ef ± 2,64

86,11fg ± 1,14

83,93f ± 0,77

86,32e ± 0,94

– 179,39a ± 15,61

177,26 a ± 8,70

189,65a ± 6,19

190,21a ± 14,66

128,56d ± 4,32

118,50 d ± 3,90

125,43b ± 5,26

148,83c ± 9,63

135,87g ± 7,72

144,66c ± 9,55

204,14 c ± 1,59

190,68e ± 1,84

197,68de ± 2,05

89,49c ± 0,71

86,50 gh ± 0,50

88,18 fg ± 0,65

189,65a ± 6,19

186,30 a ± 8,92

138,18e ± 3,69

118,50 df ± 3,90

135,36cd ± 3,42

177,12d ± 5,11

135,87c ± 7,72

155,68cd ± 5,39

195,90 d ± 1,26

190,68 fg ± 1,84

195,15e ± 1,23

86,57b ± 0,66

86,50 g ± 0,50

87,38ef ± 0,46

Mittleres standardisiertes Schlachtgewicht ± 95% Fehlergrenze [kg]

Weissblaue ­Belgier

179,39a ± 15,61

177,26 ab ± 8,70

181,19a ± 13,96

128,56ce ± 4,32

138,18gh ± 3,69

133,50 d ± 2,16

148,83bc ± 9,63

177,12bcd ± 5,11

159,60 de ± 3,97

204,14 b ± 1,59

195,90 fg ± 1,26

197,64 df ± 0,78

89,49 d ± 0,71

86,57gh ± 0,66

87,93fh ± 0,34

Simmental

181,19a ± 13,96

190,21a ± 14,66

186,30 ab ± 8,92

133,50 de ± 2,16

125,43ef ± 5,26

135,36fg ± 3,42

159,60 c ± 3,97

144,66cde ± 9,55

155,68 f ± 5,39

197,64 d ± 0,78

197,68de ± 2,05

195,15f ± 1,23

87,93a ± 0,34

88,18de ± 0,65

87,38eh ± 0,46

Braunvieh

170,97ab ± 34,42

97,91c ± 4,97

131,68 bcd ± 12,58

132,05eg ± 9,96

164,28cefg ± 11,73

168,79c ± 2,67

168,23a ± 4,32

69,83c ± 0,97

68,18c ± 1,23

Eringer

178,45ab ± 16,55

92,70 c ± 8,39

109,51e ± 13,15

194,74 efh ± 3,41

89,95e ± 2,23

Montbéliarde

Optimierung der Schlachtleistung durch gezielte Paarung von Fleisch- und Milchviehrassen | Nutztiere

Agrarforschung Schweiz 6 (1): 28–35, 2015

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Nutztiere | Optimierung der Schlachtleistung durch gezielte Paarung von Fleisch- und Milchviehrassen

Häufigkeit [%]

Fettgewebe der Kreuzungen mit Braunvieh 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0

Fleischrassen mithalten. Dabei zeigt sich, dass Kreuzungstiere mit Holstein Friesian etwas höhere Schlachtgewichte erzielen, zugleich aber auch deutlich leerfleischiger sind.

1

2 BR x AN BR x HF

BR x BA BR x HR

3 Fettgewebe BR x BB BR x CH BR x LI BR x PI

4

5

BR x FT BR x SI

Abb. 2 | Häufigkeitsverteilung der Fettabdeckung über alle Schlachtkategorien der Braunvieh Kreuzungstiere.

Weitere zur Kreuzung mit Braunvieh gut geeignete Rassen sind Blonde d`Aquitaine und Charolais. Sie haben im Gegensatz zu Weissblauen Belgiern eine breitere Eignung, denn sie zeigen in allen Schlachtkategorien sehr gute Schlachtgewichte. Auch die Fleischigkeit ist gesamthaft gut, wenn auch nicht zu vergleichen mit Weissblauen Belgiern. Bei der Fettabdeckung überzeugt Blonde d`Aquitaine mehr als die beiden anderen Rassen. Petrič et al. (2010) zeigten in ihrer Untersuchung mit slowenischem Braunvieh ähnliche Resultate. Sie verglichen Kreuzungen mit Weissblauen Belgiern, Charolais und Limousin miteinander. Dabei wiesen die Kreuzungen mit Weissblauen Belgiern bei Kälbern die höchsten Schlachtgewichte auf, während bei «Munis» die Kreuzung mit Charolais besser abschnitt. Sowohl bei Kälbern wie «Munis» waren die Kreuzungen mit Weissblauen Belgiern vollfleischiger, wiesen aber auch eine geringere Fettabdeckung auf. Für das Erzielen hoher Schlachtgewichte und vollfleischiger Tiere ungeeignet sind die Kreuzungen von Braunvieh mit Eringern und Angus. In allen Schlachtkategorien zeigen sie tiefe bis mittelmässige Schlachtgewichte. Zudem schneiden die Kreuzungstiere bei der Fleischigkeit nur mittelmässig ab. Kreuzungen mit den milchbetonten Rassen Fleckvieh und Holstein Friesian weisen eine noch schlechtere Fleischigkeit auf. Bezüglich des SchlachtgeFleischigkeit der Kreuzungen mit Fleckvieh wichts können sie am ehesten in der Kategorie KV mit den

Kreuzungen mit Fleckvieh Beim Fleckvieh konnten zwei Kreuzungen ausgemacht werden, die in allen Schlachtkategorien hohe Standardschlachtgewichte, sehr gute Fleischigkeiten und gute Fettabdeckung aufweisen (Tab. 1, Abb. 3 und Abb. 4). Die Rassen Blonde d`Aquitaine und Charolais überzeugen in allen drei Bereichen der Fleischleistung. Blonde d`Aquitaine eignet sich vor allem in den Kategorien KV und MT um hohe Schlachtgewichte zu erreichen, während Charolais in den Kategorien OB und RG besser abschneidet. Tiere dieser Kategorien werden in der Regel extensiver gefüttert als Tiere der Kategorien KV und MT (MLR ohne Datum). Weitere Untersuchungen zur Masteignung der beiden Kreuzungen in extensiver und intensiver Haltung könnten hier Klarheit bringen, denn sowohl Blonde d`Aquitaine wie auch Charolais gelten als geeignet für eine extensive Haltung (CONVIS s.c. ohne Datum; Bundesverband Blonde d`Aquitaine ohne Datum). Ohne Berücksichtigung der Haltungsform und der Schlachtkategorie weisen beide Rassen in Kreuzung mit Fleckvieh sehr gute Fleischigkeiten und gute Fettabdeckung der Schlachtkörper auf. Bei der Fleischigkeit garantieren Kreuzungen mit Weissblauen Belgiern Spitzenergebnisse, können aber weder mit hohen Schlachtgewichten noch mit guter Fettabdeckung überzeugen. Auch wenig überzeugend sind Kreuzungen mit Eringern und Angus. Zu tiefen Schlachtgewichten kommen mittelmässige Fleischigkeiten und bei Angus auch tendenziell eine zu starke Fettabdeckung hinzu. Kreuzungen von Fleckvieh mit den weniger fleischbetonten Rassen Braunvieh, Holstein Friesian, Montbéliarde und Simmental können nicht mit den Fleischrassen

70

Häufigkeit [%]

60 50 40 30 20 10 0 C

H

T+ BR x FT

FT x AN

FT x HR

FT x LI

T Fleischigkeit FT x BA FT x MO

T-

A

FT x BB

FT x CH

FT x PI

FT x SI

X

FT x HF

Abb. 3 | Häufigkeitsverteilung der Fleischigkeitskategorien über alle Schlachtkategorien der Fleckvieh Kreuzungstiere.

32

Agrarforschung Schweiz 6 (1): 28–35, 2015


Optimierung der Schlachtleistung durch gezielte Paarung von Fleisch- und Milchviehrassen | Nutztiere

Fettgewebe der Kreuzungen mit Fleckvieh

Kreuzungen mit Holstein Friesian Von den untersuchten Kreuzungen mit Holstein Friesian erwiesen sich zwei als besonders geeignet zur Produktion von schweren, fleischigen Schlachtkörpern mit gleichmässiger Fettabdeckung. Sowohl in den Katego-

Kreuzungen mit Simmental Bei den Kreuzungen mit Simmentaler Tieren zeigt sich, dass die Tiere aus der Anpaarung von Simmental mit den milchbetonten Rassen Braunvieh, Fleckvieh und Holstein Friesian gut für die Produktion von Bankkäl- 

Häufigkeit [%]

mithalten. Die besten Schlachtgewichte wurden mit diesen Kreuzungen in der Schlachtkategorie KV erzielt. Braunvieh weist auch gute Ergebnisse in der Kategorie RG auf. Simmental als ausgeprägte Zweinutzungsrasse zeigt in Kreuzung mit Fleckvieh dabei tendenziell höhere Schlachtgewichte. Kögel et al. (2000 a, b und 2001 a,b) zitiert in FürstWaltl (2005) verglichen die Kreuzungen von Deutschem Fleckvieh mit Deutsch Angus, Weissblauen Belgiern, Blonde d`Aquitaine, Charolais, Limousin und Piemontese. Dabei konnten die vollfleischigsten Tiere ebenfalls in der Kreuzung von Fleckvieh mit Weissblauen Belgiern beobachtet werden, gefolgt von Kreuzungen mit Charolais, Blonde d`Aquitaine und Limousin. Dies entspricht der gleichen Reihenfolge wie in der vorliegenden Untersuchung. Schlachtgewicht und Fettabdeckung wurden nicht untersucht, doch in den Tageszunahmen zeigten sich Kreuzungen von Fleckvieh mit Charolais und Blonde d`Aquitaine als führend.

rien KV und MT wie auch in den Kategorien OB und RG fielen die Kreuzungen von Holstein Friesian mit Blonde d`Aquitaine und Charolais durch hohe Standardschlachtgewichte auf (Tab. 1, Abb. 5 und Abb. 6). Beide Kreuzungen zeigen gute Fleischigkeiten, wenn auch nicht so gute wie Kreuzungen mit Weissblauen Belgiern. Tendenziell sind Tiere aus der Kreuzung mit Charolais etwas vollfleischiger als Kreuzungen mit Blonde d`Aquitaine. Die Schlachtkörper sind eher mit wenig Fett abgedeckt, wobei die Kreuzung mit Charolais etwas gleichmässiger gedeckt ist. Kreuzungen mit Simmental überzeugen bezüglich der Fettabdeckung und können auch in den Schlachtkategorien KV und MT mit Charolais vergleichbare Schlachtgewichte erreichen, weisen jedoch durch den Zweinutzungscharakter von Simmental eine schlechtere Fleischigkeit auf. Huuskonen et al. (2013) kommen zu ähnlichen Resultaten. Bei den finnischen Kreuzungsrindern wiesen Kreuzungen mit Charolais die höchsten Schlachtgewichte auf, gefolgt von Blonde d`Aquitaine. Die Schlachtkörper der Kreuzung mit Blonde d`Aquitaine zeigten die beste Fleischigkeit, zugleich aber auch die geringste Fettabdeckung. Weitere Übereinstimmungen ergaben sich bei der Kreuzung mit Angus. Huuskonen et al. (2013) zeigen, dass die Kreuzungen mit Angus tiefe Schlachtgewichte und stark gedeckte Schlachtkörper hervorbringt. Dies bestätigen die Resultate, die für Kreuzungen mit Angus in den Kategorien KV und MT jeweils die tiefsten Standardschlachtgewichte zeigen und über sämtliche Schlachtkategorien jedes fünfte Tier als stark gedeckt ausweisen.

80 70 60 50 40 30 20 10 0

1

2

3 Fettgewebe

4

BR x FT

FT x AN

FT x BA

FT x BB

FT x CH

FT x HR

FT x LI

FT x MO

FT x PI

FT x SI

5 FT x HF

Abb. 4 | Häufigkeitsverteilung der Fettabdeckung über alle Schlachtkategorien der Fleckvieh Kreuzungstiere.

Fleischigkeit der Kreuzungen mit Holstein Friesian 60

Häufigkeit [%]

50 40 30 20 10 0 C BR x HF

H FT x HF

HF x AN

T+

T Fleischigkeit

HF x BA

HF x BB

THF x CH

A HF x LI

X HF x PI

HF x SI

Abb. 5 | Häufigkeitsverteilung der Fleischigkeitskategorien über alle Schlachtkategorien der Holstein Friesian Kreuzungstiere.

Agrarforschung Schweiz 6 (1): 28–35, 2015

33


Nutztiere | Optimierung der Schlachtleistung durch gezielte Paarung von Fleisch- und Milchviehrassen

90 80 70 60 50 40 30 20 10 0

Fettgewebe Fettgewebe der der Kreuzungen Kreuzungen mit mit Simmental Simmental

Häufigkeit Häufigkeit[%] [%]

Häufigkeit [%]

Fettgewebe der Kreuzungen mit Holstein Friesian

1

2

3 Fettgewebe

4

BR x HF

FT x HF

HF x AN

HF x BA

HF x CH

HF x LI

HF x PI

HF x SI

5 HF x BB

90 90 80 80 70 70 60 60 50 50 40 40 30 30 20 20 10 10 00

11

22 BR xx SI SI BR

FT FT xx SI SI

33 Fettgewebe Fettgewebe HF HF xx SI SI

SI xx AN AN SI

44 SI SI xx CH CH

55 SI xx LI LI SI

Abb. 8 | Häufigkeitsverteilung der Fettabdeckung über alle Schlachtkategorien der Simmental Kreuzungstiere.

Abb. 6 | Häufigkeitsverteilung der Fettabdeckung über alle Schlachtkategorien der Holstein Friesian Kreuzungstiere.

Häufigkeit [%]

Fleischigkeit der Kreuzungen mit Simmental 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0

C

H

BR x SI

T+

FT x SI

T Fleischigkeit HF x SI

SI x AN

T-

SI x CH

A

X

SI x LI

Abb. 7 | Häufigkeitsverteilung der Fleischigkeitskategorien über alle Schlachtkategorien der Simmental Kreuzungstiere.

bern geeignet sind (Tab. 1, Abb. 7 und Abb. 8). In der Kategorie KV schneiden diese Kreuzungen signifikant besser ab als Kreuzungen mit Fleischrassen und weisen gesamthaft die idealere Fettabdeckung auf. In den übrigen Kategorien sind jeweils eine oder mehrere Kreuzungen mit Mastrassen überlegen. Daraus lässt sich schliessen, dass Tiere aus Kreuzungen von Simmental mit Braunvieh, Fleckvieh und Holstein Friesian mit Vorteil in der Bankkälberproduktion eingesetzt werden, während die Kreuzungen mit Fleischrassen eher für die Bankviehproduktion geeignet sind. Von den drei Fleischrassen Angus, Charolais und Limousin eignet sich Charolais am besten um in Kreuzungen mit Simmental gute Schlachtgewichte und Schlachtkörpermerkmale zu erreichen. In den Bankviehkategorien MT, OB und RG weist diese Kreuzung jeweils das signifikant höchste Standardschlachtgewicht und über alle Schlachtkategorien auch die beste Fleischigkeit auf. Reine Charolais-Tiere weisen tendenziell eher wenig Fettabdeckung auf (CONVIS s.c. ohne Datum), was sich auch in den Kreuzungen mit Simmental bemerkbar macht. Die Schlachtkörper sind weniger gut abgedeckt als bei Kreuzungen mit den untersuchten Milchrassen und Limousin und weisen einen leicht erhöhten Anteil an Fettklasse 2 auf. In den Kategorien MT, OB und RG zeigt hinter Charolais jeweils Limousin als Kreuzungspartner die höchsten Standardschlachtgewichte und kann ebenfalls durch gesamthaft sehr

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gute Fleischigkeit überzeugen. Die Fettabdeckung der Schlachtkörper ist tendenziell besser bei Kreuzungen mit Limousin. Kreuzungen mit Angus sind über alle Schlachtkategorien weder im erreichten Standardschlachtgewicht noch in der Fleischigkeit oder dem Fettgewebe herausragend.

Schlussfolgerungen Zusammenfassend kann gesagt werden, dass für die Rassen Braunvieh, Fleckvieh, Holstein Friesian und Simmental jeweils Anpaarungspartner gefunden werden konnten, die für das Erreichen hoher Schlachtgewichte, vollfleischiger und gleichmässig mit Fett gedeckter Schlachtkörper geeignet sind. Für Braunvieh zeigen sich die Rassen Blonde d`Aquitaine und Charolais in allen Schlachtkategorien gut geeignet als Kreuzungspartner. In der Kälber- und «Munimast» zeichnet sich auch die Rasse Weissblaue Belgier durch hohe Schlachtgewichte und hervorragende Fleischigkeit aus. In Kreuzungen mit Fleckvieh und Holstein Friesian weisen Blonde d`Aquitaine und Charolais gute Resultate in allen Schlachtkategorien auf. Kreuzungen von Fleckvieh mit Montbéliarde eignen sich besonders in der Kälber- und «Munimast». In Kreuzungen mit Simmental zeigen die milchbetonten Rassen Braunvieh, Fleckvieh und Holstein Friesian eine gute Eignung zur Kälbermast. Für «Muni»-, Ochsen- und Rindermast ist für die Rasse Simmental eine Kreuzung mit Charolais zu empfehlen. Die Empfehlungen der verschiedenen Rassen zur Kreuzung beziehen sich ausschliesslich auf die Eignung zum Erreichen hoher Schlachtgewichte und vollfleischiger, gleichmässig mit Fett gedeckter Schlachtkörper. Weitere Faktoren wie Leichtkalbigkeit, Robustheit oder Eignung zur extensiven Mast, die bei der Anpaarung ebenfalls berücksichtigt werden müssen, konnten nicht in die Untersuchung miteinbezogen werden. Ebenfalls nicht berücksichtigt wurde die Heterogenität der Rassen Fleckvieh und Simmental. n


Resa alla macellazione ottimale grazie all'accoppiamento mirato di razze bovine da carne e da latte Dall'incrocio tra una vacca da latte e un toro di una razza da carne non sempre si ottengono capi con una buona resa alla macellazione. In una tesina semestrale realizzata dalla Scuola universitaria di scienze agronomiche, forestali e alimentari si è pertanto studiato quali incroci presentano le migliori rese relativamente a peso morto, muscolatura e copertura di grasso. Le analisi si fondano sui dati, messi a disposizione dalla Banca dati sul traffico di animali (BDTA), riguardanti 601 669 capi nati tra il 2000 e il 2012 da un incrocio (razza da latte x razza da carne o razza da latte 1 x razza da latte 2). Per la razza Bruna, gli incroci con la Blonde d'Aquitaine e la Charolaise si dimostrano molto adatti in tutte le categorie di animali da macello per raggiungere valori elevati in quanto a peso morto, muscolatura e copertura di grasso. Per la produzione di vitelli e tori da ingrasso, anche la razza Blu Belga si distingue per l'elevato peso morto e l'eccezionale muscolatura. Per gli incroci con la Fleckvieh e la Holstein Friesian, a mostrare buoni risultati in tutte le categorie di animali da macello sono anche le razze Blonde d'Aquitaine e la Charolaise. Gli incroci della Fleckvieh con la Montbéliarde sono più adatti per vitelli e tori da ingrasso. Negli incroci con la Simmental, le razze lattifere Bruna, Fleckvieh e Holstein Friesian si rivelano particolarmente adatte per produrre vitelli da ingrasso, mentre per la produzione di buoi, manzi e tori da ingrasso si raccomanda un incrocio con la Chaloraise.

Summary

Riassunto

Optimierung der Schlachtleistung durch gezielte Paarung von Fleisch- und Milchviehrassen | Nutztiere

Identifying ideal beef and dairy crossbreeds to optimise slaughter yields Not every beef and dairy breed cross results in equally high slaughter yields. In Switzerland, however, no recommendations on the ideal pairings of beef and dairy breeds are available. This study aims to demonstrate which crossbreeds produce the best returns in terms of carcass weight, conformation and fat cover. The data set consisted of 601 669 cross­ breeds drawn from the Swiss TVD AG Database on Animal Movements, with the individuals in question being born between 2000 and 2012 and resulting from a cross (dairy breed x beef breed or dairy breed 1 x dairy breed 2). Results showed that Blonde d'Aquitaine and Charolais are suitable breeding partners for Braunvieh in all slaughter categories, while Belgian Blue crosses with Braunvieh are characterised by high carcass weights and excellent conformation in the fattening calf and bull slaughter categories. Fleckvieh and Holstein Friesian crosses with Blonde d'Aquitaine and Charolais individuals produce good results across all slaughter categories. Fleckvieh crosses with Montbéliarde are particularly well suited for producing fattening calves and bulls. Simmental crosses with Braunvieh, Fleckvieh and Holstein Friesian dairy breeds show good potential for producing fattening calves. For bull, oxen and cattle fattening, it is recommended to cross Simmental with Charolais. Key words: crossbreeding, carcass traits, beef bulls, dairy x beef.

Literatur Die Literaturliste ist beim Autor erhältlich.

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K u r z b e r i c h t

Kulturpflanzen in der Schweiz – eine Schriftenreihe1 Peer Schilperoord Biologe, Voia Gonda 1, 7492 Alvaneu Dorf, Schweiz Auskünfte: Peer Schilperoord, E-Mail: schilperoord@bluewin.ch, www.berggetreide.ch

Abb. 1 | Von links nach rechts je zwei Körner vom Zwergweizen (Triticum aestivum subsp. aestivum) , Dinkel (T. aestivum subsp. spelta) und Emmer (T. turgidum subsp. dicoccum). (Foto: Peer Schilperoord)

Dinkel, Weizen, Gerste, Kartoffel und Mais stehen im Zentrum der Schriftenreihe «Kulturpflanzen in der Schweiz». Publiziert in den Jahren 2013 und 2014 stellt diese die erhaltenen genetischen Ressourcen in ihren historischen Kontext. Sie beschreibt die Gestalt der Pflanze, zeigt auf, wie die Vielfalt entstanden ist, thematisiert das Wie, das Was und das Warum eine Pflanze gesammelt wurde. Eine Landsorte ist eine Momentaufnahme im Dasein einer Kulturpflanze. Kulturpflanzen sind Teil des kulturellen Erbes der Schweiz. Die Aktivitäten zur Erhaltung der Landsorten und der alten Sorten haben in der Schweiz um 1900 begonnen. Damals haben Forscher der Eidgenössischen Versuchsanstalt Mont Calme begonnen, lokale WeizenDie Schriftenreihe wurde möglich dank finanziellen Beiträgen von u.a.: Lotteriefonds Kanton Zürich, Loterie Romande, Amt für Landwirtschaft und Geoinformation Kanton Graubünden.

und Gerstesorten zu sammeln. Heute befinden sich in der nationalen Genbank in Changins mehr als 10 000 Muster von Kulturpflanzen. Seit 1999 werden im Rahmen des Aktionsplanes zur Erhaltung der Pflanzengenetischen Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft (NAP-PGREL)2 die gesammelten Muster systematisch konserviert und charakterisiert. Informationen zu den erhaltenen Sorten findet man in der nationalen Datenbank PGREL (www.bdn.ch). Die Daten werden gesammelt und erhoben im Hinblick auf eine mögliche Nutzung der Sammlung durch die Züchtung. Die vorliegenden fünf Schriften über Dinkel, Weizen, Gerste, Kartoffel und Mais wurden zwischen November 2013 und Juli 2014 veröffentlicht. Sie zeigen was und wie gesammelt wurde, was verloren ging, sie geben Aus-

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http://www.blw.admin.ch/themen/01623/01627/01694/index.html?lang=de

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Kulturpflanzen in der Schweiz – eine Schriftenreihe | Kurzbericht

kunft über das erste Auftreten in der Schweiz, und wie sich die Vielfalt entwickelt hat. Die Beschreibung der Gestalt gibt den Rahmen, archäologische Befunde runden das Bild ab. Jede Kulturpflanzenart hat ihre eigene Geschichte, ihre eigene Biographie. Die Reihe entstand auf Grund einer Initiative des Vereins für alpine Kulturpflanzen. Zahlreiche Personen, die direkt mit Kulturpflanzen zu tun haben, wie Forschende, Praktiker, Erhalter und Vermarkter haben die Arbeit inhaltlich und mit Bildmaterial unterstützt. Die Reihe ist auch auf Französisch erschienen. Auszug aus dem Vorwort Das Vorwort für das Heft über Dinkel schrieb Arnold Schori, Forschungsbereichsleiter für Ackerpflanzenzüchtung und genetische Ressourcen bei Agroscope in Changins. Er schrieb u.a.: «Der kulturelle wie auch der genetische Wert der Pflanzen, unter ihnen der Dinkel, kommen hier wunderbar zur Geltung. Er (der Verfasser Anm. PS) interessiert sich ebenso fürs «Lesen» der Pflanze wie der Züchter, welcher die Sorte zu verbessern und den aktuellen Bedürfnissen anzupassen wünscht.» und: «Diese Monographie ist ein solides Plädoyer für den Erhalt unserer Landwirtschaftsvielfalt und trägt dazu bei, dass wir eine weitere […] Nutzpflanzenart kennen und lieben lernen». Geschichte der Kulturpflanzen Die Geschichte der Kulturpflanzen zeigt eine Dynamik des Sortenspektrums. Ausser in den Grenzgebieten einer Kulturart, wo die natürliche Selektion so hart ist, dass nur wenige Sorten angebaut werden können, wurden die kultivierten Pflanzen während der letzten 500 Jahre ständigen Verbesserungsversuchen unterzogen, um schliesslich die am besten angepassten Sorten gewinnen zu können. Klar waren die Äcker, die das beste Saatgut lieferten bekannt und wurde Saatgut hauptsächlich innerhalb eines Talabschnittes gehandelt. Ein Beispiel für die Dynamik ist, dass in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Kartoffelsorten, die ursprünglich aus Peru stammten, durch Herkünfte von dem Chiloé-Archipel im Süden Chiles, beim 42° Breitengrad gelegen, ersetzt wurden. Ein weiteres Beispiel: Die ursprünglichsten nackten und bespelzten Gerstensorten waren ausnahmslos 6-zeilig. In der Genbanksammlung sind die 6-zeiligen kaum vertreten. Kurze Präsentation der Schriftenreihe Dinkel Der europäische Dinkel hat innerhalb der Getreidearten eine einzigartige Stellung. Er ist das einzige Getreide, das in West-Europa ent­standen ist. Dinkel und Brotwei-

Abb. 2 | Titelseite «Kulturpflanzen in der Schweiz – Gerste».

zen gehören zur gleichen Art. Der Dinkel wirkt zwar ur­sprünglicher als der Weizen, er ist aber später entstanden. Der Dinkel tritt in der Schweiz unvermittelt ab 2300 vor Christus auf. Er ging hervor aus Kreuzungen von Brotweizen mit Emmer (Abb. 1). Dinkel ist ein Weizen mit Eigen­schaften vom Emmer. In vielen Regionen war Dinkel noch im 19. Jahrhundert das Hauptgetreide. Die Dinkelsammlung der Schweiz ist von weltweiter Bedeutung. Weizen Die ursprünglichen Landsorten und auch die veredelten Landsorten haben die Entwicklung der Landwirtschaft in den letzten 100 Jahren nicht mitgemacht. Die Bodenfruchtbarkeit hat zugenommen und die Erntetechnik hat sich radikal geändert. Die meisten Landsorten sind zu standschwach, sie neigen zur Lagerung, und können deshalb in der Praxis nicht mehr angebaut werden. Gerste Die Gerste wurde während 7000 Jahren ununterbrochen in der Schweiz angebaut (Abb. 2). Das Saatgut wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Dank

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Kurzbericht | Kulturpflanzen in der Schweiz – eine Schriftenreihe

Abb. 3 | Körner von Mais und Früchte und Körner von Wildmais (Teosinte). Von unten nach oben: Zea mays subsp. mexicana (Teosinte); Zea mays subsp. parviglumis (Teosinte); Zea mays subsp. mays (Kulturmais). Aus der Unterart parviglumis mit den kleineren Früchten ist der Kulturmais hervorgegangen. Die Früchte von Teosinte sind wie kleine Steinchen, die Fruchtschale ist sehr hart. Am Rande rechts sind einzelne Körner zu sehen, die aus den nussartigen Früchten heraus präpariert sind.

ihrer Frühreife und Anpassungsfähigkeit konnte sie von den tiefsten Lagen bis hoch hinauf in abgelegene Alpentälern angebaut werden. Doch vor 50 Jahren kam es zu einem Bruch mit dieser Tradition. Der Anbau in den Randregionen wurde aufgegeben und in günstigen Lagen wurden schweizerische Sorten durch ausländische Sorten ersetzt. Die schweizerischen Landsorten spielen in der europäischen Gerstenzüchtung keine Rolle, aber eine umso grössere in der Gerstenzüchtung der Vereinigten Staaten. Eine Landsorte aus der Region Sempachersee rettete sogar den Braugerstenanbau des Mittleren Westens der USA. Kartoffel Es sind nur wenige Kartoffellandsorten erhalten geblieben. Viruskrankheiten verringern die Erträge, alte Sorten können sich nur schwierig auf Dauer halten. Neue virusfreie Saatkartoffeln sind ertragreicher als alte befallene Sorten. In einigen Regionen holte man sich im 20. Jahrhundert die Saatkartoffeln für die Talbetriebe immer von den Kartoffeln die auf den Maiensässen angebaut wurden.

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Mais Die Entstehungsgeschichte des Maises ist ausserge­ wöhnlich. Sie ist ein Lehrstück für die Verwandlungsfähigkeit der Pflanzen. Die ca. 6 mm grossen Früchtchen der Teosinte ähneln kleine Nüsschen, die Schale ist steinhart und von Kieselsäure durchzogen (Abb. 3). Die Körner des Kulturmaises dagegen sind nicht verhüllt. Ursprünglich wurde Teosinte wegen seinem süssen Mark im Stängel und der süssen jun­gen weiblichen Ähren wie Gemüse genutzt. n

Literatur ▪▪ Schilperoord, Peer., 2013. Kulturpflanzen in der Schweiz – Dinkel. Verlag Verein für alpine Kulturpflanzen, Alvaneu. 36 S. ▪▪ Schilperoord, Peer., 2013. Kulturpflanzen in der Schweiz – Weizen. Verlag Verein für alpine Kulturpflanzen, Alvaneu. 40 S. ▪▪ Schilperoord, Peer., 2013. Kulturpflanzen in der Schweiz – Gerste. Verlag Verein für alpine Kulturpflanzen, Alvaneu. 39 S. ▪▪ Schilperoord, Peer., 2014. Kulturpflanzen in der Schweiz – Kartoffel. Verlag Verein für alpine Kulturpflanzen, Alvaneu. 41 S. ▪▪ Schilperoord, Peer., 2013. Kulturpflanzen in der Schweiz – Mais. Verlag Verein für alpine Kulturpflanzen, Alvaneu. 40 S.


A k t u e l l

Aktuelles

Die Agrarforschung Schweiz kommt aufs Tablet Die neue App «Publikationen Agroscope» bringt die Agrarforschung Schweiz aufs Tablet und aufs Smartphone. Sie bietet nicht nur die elektronische Version der Artikel, sondern auch Zusatzinformationen zu ausgewählten Themen. Ausserdem ist das ganze Archiv der Zeitschrift abrufbar. Dabei sind die Abonnement-Preise attraktiv: Der Zugang zur Tablet- beziehungsweise Online-Version kostet mit 61 Franken gleich viel wie die gedruckte Ausgabe. Wer die Zeitschrift sowohl auf dem Tablet als auch auf Papier lesen möchte, bezahlt nur wenig mehr (Fr. 71.–). In der neuen App lassen sich zudem auch die Schweizer Zeitschrift für Obst- und Weinbau sowie die Revue suisse de Viticulture, Arboriculture, Horticulture zu günstigen Konditionen abonnieren. Details zu den Abo-Preisen finden sich auf den Websites der jeweiligen Zeitschriften:

Ergänzt werden die Fachzeitschriften von den anderen Agroscope-Publikationen, die in der App kostenlos heruntergeladen werden können: Agroscope Transfer und die Agroscope Merkblätter, die sich beide an die Praxis richten, Agroscope Science mit Resultaten für die Wissenschaft sowie verschiedene Spezialpublikationen. Damit sich die Leserinnen und Leser leichter orientieren können, sind die Publikationen in sieben thematische Rubriken gegliedert: Pflanzen, Tiere, Lebensmittel, Umwelt, Ökonomie, Technik und Soziales. Die Links zum Download der App (iOs und Android) sind abrufbar unter: www.agroscope.ch > Publikationen > Apps.

••www.agrarforschungschweiz.ch ••www.obstundweinbau.ch ••www.revuevitiarbohorti.ch

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I n t e r v i e w

Susanne Ulbrich, Professorin für Tierphysiologie an der ETH Zürich Grossprojekt Agrovet-Strickhof zur Verfügung stehen werden. Frau Ulbrich vertritt bei Planung und Bau des Grossprojekts Agrovet-Strickhof die Bedürfnisse der ETHStudierenden und -Forschenden. Frau Ulbrich, Sie wurden zur Professorin für Tierphysiologie ernannt. Womit beschäftigt sich diese Forschung? Was fasziniert sie daran? Die Physiologie beschreibt die natürlicherweise ablaufenden Funktionen des Körpers. Dazu gehören die einzelnen Zellen, aber auch der ganze Organismus mit einem Gewicht von bis zu mehreren Tonnen. Die verschiedenen Organe übernehmen unterschiedliche, ganz spezialisierte Aufgaben. Die Physiologie klärt diese Aufgaben und ihr Zusammenwirken auf − als Grundlage für das Verständnis, welche Ansprüche an Tiere gestellt werden können, welche Ansprüche Tiere an ihre Umgebung haben und welche Ansatzpunkte sich bieten, Krankheiten zu vermeiden.

Im September 2013 wurde Frau Susanne Ulbrich zur Professorin für Tierphysiologie an der ETH Zürich ernannt. Vorher forschte und lehrte sie an der Technischen Universität München. Ihre Forschungsschwerpunkte, die Fortpflanzungsphysiologie und deren Beeinflussung durch den Stoffwechsel, liegen an der Schnittstelle der Agrarwissenschaften mit der Biologie und der Veterinärmedizin. Frau Ulbrich nutzt modernste molekularbiologische Techniken und biomedizinische Methoden für ihre Forschung an Nutztieren. Sie arbeitet vornehmlich mit Rindern, die der ETH Zürich ab 2017 im

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Sie erforschen die Zusammenhänge zwischen Stoffwechsel- und Reproduktionsvorgängen bei Nutztieren. Womit beschäftigt sich Ihre Forschung genauer? Mich fasziniert, wie Leben entsteht. Wie sich aus einzelnen, identischen Zellen ein Lebewesen mit einer Vielzahl unterschiedlicher Zellen, Gewebe und Organe mit jeweils sehr unterschiedlichen Aufgaben entwickelt. Diese Aufgaben stehen in Wechselwirkung mit der Umwelt. Ich versuche herauszufinden, warum es so oft so gut gelingt, dass sich im Körper von unseren Nutztieren, Rindern oder Schweinen, ein neues Leben entwickeln kann. In der Evolution hat es sich als Vorteil herausgestellt, vor der Geburt in der Gebärmutter gegenüber der Umwelt abgeschirmt zu sein. Für die Kuh oder die Sau bedeutet dies, Nahrungsressourcen zwischen sich und dem Fötus aufzuteilen und sich auf die Laktation vorzubereiten. Das ist eine einfache regulatorische Aufgabe. Was sind Ihrer Meinung nach die grössten Herausforderungen in diesem Forschungsbereich weltweit und welche Möglichkeiten gibt es, um diese Herausforderungen anzugehen? Die grösste globale Herausforderung in den Agrarwissenschaften besteht darin, einer wachsenden Weltbevölkerung den Zugang zu ausreichenden Nahrungsmitteln


Susanne Ulbrich, Professorin für Tierphysiologie an der ETH Zürich | Interview

zu sichern. Eine nachhaltige Produktivitätssteigerung hochwertiger Nahrungsmittel muss unter gleichzeitiger Minimierung des Ressourcenverbrauchs stattfinden. Tierische Erzeugnisse sind für den Menschen eine geeignete Quelle von hochwertigem Nahrungsprotein, ihr Potenzial ist aufgrund der hohen biologischen Wertigkeit unbestritten. Nun können tierische Leistungen zwar gesteigert werden, sie zeigen aber immer Grenzen. Oft leidet als erstes Kennzeichen einer Leistungsgrenze die Fruchtbarkeit. Eine besonders grosse Herausforderung besteht darin, Kenngrössen eines effizienten Stoffwechsels zu verstehen, der die eingesetzten pflanzlichen Futtermittel in tierisches Protein umwandelt; insbesondere solche pflanzlichen Futtermittel wie Gras von der Weide, die dem Menschen selber nicht direkt zur Ernährung zur Verfügung stehen. Im gesunden Tier herrscht ein physiologisches Gleichgewicht und dieses gilt es, für Lebensmittel tierischer Herkunft geschickt zu nutzen. Welche Themen im Bereich Ihrer Forschung sind für die Schweizer Landwirtschaft besonders relevant? Die Milch ist eines der wichtigsten landwirtschaftlichen Erzeugnisse der Schweiz, die seit Jahrhunderten traditionell zu Käse verarbeitet wird. Durch diese Veredelung wird eine hohe Wertschöpfung erreicht. Die Reproduktion ist die unabdingbare Voraussetzung für die Laktation. Sie stellt eine grosse Herausforderung für die Milchkuh dar, und man muss die Grundlagen der Reproduktion verstehen, um den Bedürfnissen der Tiere gerecht zu werden und langfristig gesunde Lebensmittel produzieren zu können. Wie wird Ihre Forschung die Schweizer Landwirtschaft erreichen? Die zahlreichen Lehr- und Forschungsstätten der Schweiz im Nutztierbereich stellen durch ihre unterschiedlichen Herangehensweisen sehr gute fachliche Ergänzungen zueinander dar. Dies wird dem interdisziplinären Fach Agrarwissenschaften gerecht. Ich sehe im engen Dialog die grosse Chance für die Tierphysiologie an der ETH praxisrelevante Fragestellungen aufzugreifen und sehr ­ grundlagenwissenschaftlich zu bearbeiten. Damit möchte ich einen Beitrag leisten, grundsätzlich neue Wege zur Problemlösung zu erschliessen. Wird Ihr Umzug in die Schweiz an die ETH Zürich Ihre Forschung und die Lehre beeinflussen? An der ETH finde ich eine klare Positionierung zu Forschung und Lehre in den Grundlagen der Agrarwissenschaften. In den Tierwissenschaften zeigt sich dies zum Beispiel in der Realisierung des neuen Versuchsbetriebs Agrovet-Strickhof. Die Forschung an Grosstieren ist zwar

sehr aufwendig, sie berücksichtigt aber die Komplexizität des ganzen Tieres. Es finden redundante (gegenseitig verstärkende) oder kompensatorische (gegenteilige) Regelmechanismen statt, die zu Effekten führen oder bestimmte Effekte verhindern können. Diese kann man in vereinfachten Zellkulturexperimenten nicht vorher­ sagen. Auf Erkenntnisse, die man bei unseren Nutztieren direkt gewinnt, kann und sollte man daher nicht verzichten. Was werden die Studierenden in Ihrem Unterricht genau lernen? Ich möchte die Studierenden für das Fach Physiologie begeistern und ihnen die Verankerung der Physiologie in den Agrar- und Umweltwissenschaften verdeutlichen. Aus der Erkenntnis, wie der Körper funktioniert, ergeben sich Antworten auf gegenwärtige und zukünftige Fragen, mit denen sich Absolventinnen und Absolventen konfrontiert sehen: diese betreffen zum Beispiel die Frage nach Qualität, Leistung und Leistungsgrenzen der tierischen Wertschöpfungskette. Um angemessene Kriterien erheben zu können, braucht es ein Verständnis davon, was im gesunden Körper stattfindet. Frau Ulbrich, Sie koordinieren von Seiten der ETH Zürich die Belange der Studierenden und Forschenden beim Projekt Agrovet-Strickhof. Was ist Agrovet-Strickhof? Wer ist daran beteiligt? Was wird am Agrovet-Strickhof geforscht und gelehrt? Im Bildungs- und Forschungszentrum Agrovet-Strickhof wird eine enge Zusammenarbeit der drei Institutionen, Kompetenzzentrum für Land- und Ernährungswirtschaft Strickhof, Universität Zürich und ETH Zürich realisiert. Es wird ein Nutztierzentrum mit Milchvieh- und Rindermastställen sowie einem Nutztierstall für die Ausbildung der Studierenden erbaut. Ein Stoffwechselzentrum mit Respirationskammern stellt den Schwerpunkt für die Forschung im Bereich der effizienten und emissionsarmen Nutztierhaltung dar. Das Projekt stellt eine grosse Herausforderung an die Koordination der Interessen dar. Die offene Gesprächskultur der Beteiligten zeigt ihre Bereitschaft und Fähigkeit, die unterschiedlichen Herangehensweisen gewinnbringend zusammenzuführen. Der Nutzen liegt zweifelsfrei in einer zukunftsfähigen Aufstellung der Nutztierforschung durch wegweisende Bündelung von Kompetenzen und Ressourcen. n Brigitte Dorn, ETH Zürich

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Aktuell

Medienmitteilungen

www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen 11.12.2014 Internationale Forschung im Kampf gegen pathogene Bakterien bei Kartoffeln Vom 23. bis 25. November 2014 haben Agroscope und die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittel­ wissenschaften HAFL in Bern die zweite internationale Konferenz zum Projekt Euphresco II Dickeya & Pectobacterium organisiert. Die Forschenden haben die sich international ergänzenden Forschungsarbeiten präsentiert und die Resultate in den Bereichen Epidemiologie der Pathogene und Bekämpfungsstrategien ausgetauscht.

08.12.2014 Bilanz zur Kirschessigfliege im Rebbau Ende Sommer verursachte die Kirschessigfliege grosse Unruhe bei den Schweizer Winzerinnen und Winzern. Das Insekt war so häufig wie noch nie und die Essigfäule machte sich in den Rebbergen breit. AgroscopeFachleute schätzen, dass die Krankheit bis zu 10 % der Schweizer Ernte vernichtet und zu erheblichem Mehraufwand bei der Ernte geführt hat. Neben der Kirsch­ essigfliege förderten aber auch der verregnete Sommer sowie einzelne Hagelereignisse massgeblich die Entwicklung der Essigfäule, so dass die Fliege teils zu Unrecht für Schäden verantwortlich gemacht wurde.

28.11.2014 Chasselas, Rekordhalter der genetischen Vielfalt Aufgrund der hohen wirtschaftlichen und historischen Bedeutung des Chasselas verfolgt Agroscope die Biodiversität dieser Rebsorte seit 1923. Bis 2013 konnten dank der Forschungsarbeiten 283 verschiedene Biotypen mit spezifischen Eigenschaften identifiziert und konserviert werden. Dieses Kulturerbe erlaubt es, die Vielfalt der Biotypen zu erhalten und die Qualität der Weine zu fördern.

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24.11.2014 Neues rund um die Luzerne Die Luzerne ist in wärmeren und eher trockenen Regionen eine äusserst wertvolle Leguminose für Ansaat­ wiesen. Agroscope prüfte insgesamt 36 Zuchtsorten von Luzerne auf ihre agronomischen Eigenschaften. Vier Neuzüchtungen sind in die Liste der empfohlenen Futterpflanzen aufgenommen worden und können für den schweizerischen Futterbau empfohlen werden. Die seit 2001 empfohlene Sorte Vanda wird von der Liste gestrichen.

21.11.2014 AgriMontana: Massnahmen zur Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaft im Berggebiet Welche Perspektiven hat die Landwirtschaft im Berg­ gebiet und welche Strategien sollen die Bergbetriebe in Zukunft verfolgen? Im Rahmen des Forschungsprogramms AgriMontana hat Agroscope unter anderem verschiedene Minimalnutzungsverfahren wie das arbeitsextensive Mulchen oder die Beweidung mit Robust-Rassen als Massnahmen zur Offenhaltung der Kulturlandschaft beurteilt. Zentral bei der Diskussion um Perspektiven der Berglandwirtschaft und um die Flächennutzung sind der regionale Kontext und die Entwicklung umfassender Nutzungsstrategien.


Aktuell

Internetlinks

Veranstaltungen

2015: Internationales Jahr der Böden

Januar 2014

www.fao.org/soils-2015

22.1.2014 2. Agroscope-Nachhaltigkeitstagung 2015 «Funktionelle Biodiversität in der Landwirtschaft» Agroscope INH 8046 Zürich

Das Jahr 2015 wird von den Vereinten Nationen zum Internationalen Jahr der Böden erklärt. Dies ist der Teil der UN-Dekade zur Bekämpfung der Desertifikation. Mit dem Internationalen Jahr der Böden will soll die Gesellschaft für die Wichtigkeit der Böden bezüglich natürliche Ökosysteme und Landwirtschaft sensibilisiert werden. Ebenfalls soll die Aufmerksamkeit auf die Gefährdungen wie Flächenversiegelung, Desertifikation, Versalzung und damit einhergehende Probleme gerichtet werden.

Februar 2015 02. – 03.02.2015 2. Nationale Ackerbautagung Agroscope (Institut für Pflanzenbauwissenschaften), AGRIDEA, Forum Ackerbau und Swiss granum Centre Loewenberg, 3280 Murten 20.02.2015 Schweizer Obstkulturtag 2015 Agroscope, Agridea, NWW, Obstverbände SG und TG, SKOF, SOV, Swisscofel St. Gallen im Rahmen der Messe Tier & Technik

Vor schau Februar 2015 / Heft 2

März 2015 Pflanzenschutzmittel helfen den Ertrag und die Qualität im Pflanzenbau zu sichern. Sie bringen aber auch unerwünschte Umweltwirkungen mit sich. Im Rahmen des Schweizer Agrarumwelt­ monitorings werden seit 2009 jährlich verschiedene Agrar­ umweltindikatoren erhoben. ­Agroscope stellt Ergebnisse zum Pflanzenschutzmittel­ einsatz in der Schweiz im Zeitraum von 2009 bis 2012 vor.

14. 3.2015 Infotag HAFL Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittel­ wissenschaften Zollikofen Informationen: www.hafl.bfh.ch 18. – 19.3.2015 5. Tänikoner Melktechniktagung Tänikon, 8356 Ettenhausen

••Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Schweiz von 2009 bis 2012, Laura de Baan et al., Agroscope und Ö+L GmbH, Oberwil-Lieli ••Trockenheit im Obstbau − Befragung von Landwirten in der Nordost- und Nordwestschweiz, Sylvia Kruse und Irmi Seidl, WSL ••Heu- oder Haylageproduktion von zwei Gras­ mischungen, Ueli Wyss et al., Agroscope ••Genetik der Hornlosigkeit beim Rind, Alexander Burren et al., HAFL und Universität Bern ••Listen der empfohlenen Sorten von Soja und Mais für die Ernte 2015

Informationen: Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

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Agroscope und noch Vieles mehr Neu gibt es die Agrarforschung Schweiz auch auf iPad, iPhone und Android. Die regelmässig aktualisierten Artikel werden durch Bilder, Videos und Zusatzinformationen ergänzt und unterstützen so die Aufgabe von Agroscope, umfassend zu informieren.

Montag, 2. und Dienstag, 3. Februar 2015

| Centre Löwenberg, 3280 Murten

Qualität im Ackerbau, eine Notwendigkeit auf allen Produktionsstufen ? 2. Nationale Ackerbautagung Gemeinsam organisierte Tagung von Agroscope (Institut für Pflanzenbauwissenschaften), Forum Ackerbau, swiss granum, AGRIDEA und PAG-CH Ziel der Tagung Alle Akteure der Produktionsketten im Ackerbau profitieren von einer Plattform für den Austausch sowie Informationen aus erster Hand. Programm und Anmeldung (bis 19. Januar 2015) www.agridea.ch/fr/cours/cours_par_date

Forum Ackerbau

Programm 2. Februar 2015 : geschlossene Veranstaltungen diverser Organisationen, gefolgt von der Generalversammlung des PAG-CH und von einem für alle offenen Konferenz «Food Trends» – Die Wahrnehmung von «Qualität» bei Landwirtschaftsprodukten bei den Konsumenten. 3. Februar 2015 : Plenartagung, die sich der Qualität im Ackerbau widmet. Offen für alle interessierte Personen : Beratungs- und Lehrpersonen, Forschende, Vertreter des Agrarhandels, Landwirtinnen und Landwirte, Mitglieder der PAG-CH, Mitarbeitende landwirtschaftlicher Organisationen und kantonaler Fachstellen, Lohnunternehmer und weitere am Ackerbau interessierte Personen.


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