AGRAR FORSCHUNG SCHWEIZ 2 0 1 4
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H e f t
2
Agroscope | BLW | HAFL | AGRIDEA | ETH Zürich
F e b r u a r
Pflanzenbau
Auswirkungen langjähriger biologischer L andwirtschaft Seite 44
Nutztiere
Nährwertschätzung von Silagen aus Mischungen von Grüngetreide und Erbsen Seite 52
Kurzbericht
Serie ProfiCrops: Urbane Landwirtschaft: das FUI-Projekt Seite 60
Die Bienengesundheit steht im F okus der Forschenden des Zentrums für Bienenforschung (ZBF). Eine Gruppe von E xperten, darunter Peter Gallmann (siehe Porträt, S. 71), ehemaliger Leiter des ZBF, sind daran, einen Massnahmen katalog zum Schutz der Bienengesundheit in der Schweiz zu erarbeiten. (Foto: BGD/SSA)
Inhalt Februar 2014 | Heft 2 43 Editorial Pflanzenbau Auswirkungen langjähriger biologischer 44
Impressum Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenössische Ämter und weitere Fachinteressierte. Herausgeberin Agroscope Partner b Agroscope (Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB; Institut für Nutztierwissenschaften INT; Institut für Lebensmittelwissenschaften ILM; Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften INH), www.agroscope.ch b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern, www.blw.ch b Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Zollikofen, www.hafl.ch b Beratungszentrale AGRIDEA, Lindau und Lausanne, www.agridea.ch b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich, Departement für Umweltsystemwissenschaften, www.usys.ethz.ch Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Agroscope, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21,Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Agroscope, Postfach 1012, 1260 Nyon 1 E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Leiter Corporate Communication Agroscope), Evelyne Fasnacht, Erika Meili und Sibylle Willi (Agroscope), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (HAFL), Esther Weiss (AGRIDEA), Brigitte Dorn (ETH Zürich). Abonnement Preise Zeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten), inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–* * reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch Adresse Nicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Agroscope, Postfach 64, 1725 Posieux E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch, Fax +41 26 407 73 00 Adressänderungen E-Mail: verkauf.zivil@bbl.admin.ch, Fax +41 31 325 50 58 Internet www.agrarforschungschweiz.ch www.rechercheagronomiquesuisse.ch ISSN infos ISSN 1663-7852 (Print) ISSN 1663-7909 (Internet) Schlüsseltitel: Agrarforschung Schweiz Abgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz © Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion. Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS
Landwirtschaft Adrian Honegger et al. Nutztiere Nährwertschätzung von Silagen aus 52
Mischungen von Grüngetreide und Erbsen Yves Arrigo Kurzbericht – Serie ProfiCrops Urbane Landwirtschaft: das FUI-Projekt 60 Katja Heitkämper et al. Kurzbericht– Serie ProfiCrops Win4 in der Landwirtschaft: 64
erbesserungen in den Dimensionen V Ökologie, S oziales und Ökonomie Otto Daniel et al. Kurzbericht Frauen und Männer in der Land68
wirtschaft Hermine Hascher und Esther Thalmann 71 Porträt 72 Aktuell 75 Veranstaltungen Sortenlisten Beilagen Liste der empfohlenen Sojasorten für
die Ernte 2014 Jürg Hiltbrunner und Raphaël Charles
Liste der empfohlenen Maissorten für die Ernte 2014 Jürg Hiltbrunner, Ulrich Buchmann, Alice Baux, Jean-François Collaud, Pierre Pignon und Mario Bertossa
Editorial
Gemeinsame Erkenntnisse erfolgreich in die Tat umsetzen Liebe Leserin, lieber Leser Worin liegt der Schlüssel, dass ein Thema, eine Fragestellung oder eine neue Erkenntnis aufgenommen und resultatorientiert bearbeitet wird? Braucht es Personen, die ihr ganzes Herzblut investieren, den Beizug erfahrener Beratungskräfte, ein funktionierendes Netzwerk von Partnerinnen und Partnern oder einfach genügend finanzielle Mittel? Grundvoraussetzungen sind bestimmt der Wille aller Beteiligten, in der Sache weiter zu kommen und der Einsatz von Ressourcen.
Ulrich Ryser, Direktor AGRIDEA
Austauschen, Verstehen, Weiterkommen Die landwirtschaftliche Beratungszentrale AGRIDEA fördert den Wissensund Erfahrungsaustausch zwischen Menschen in Beratung, Forschung, Praxis, Verwaltung und Politik. Zu ihren Hauptaufgaben gehört es, die Akteure des landwirtschaftlichen Wissenssystems zu vernetzen und zu unterstützen. Ihre Mitarbeitenden legen gemeinsam mit den Partnern die Ziele fest und helfen mit, diese zu erreichen. Die Resultate sind vielfältig, leisten jedoch stets in der einen oder andern Form einen Beitrag für eine lebenswerte Zukunft im ländlichen Raum. Effort für die Anliegen der Frauen Wie verschiedene Organisationen ein konkretes Vorhaben gemeinsam angegangen sind, erfahren Sie in diesem Heft im Artikel über die nationale Kampagne «Frauen und Männer in der Landwirtschaft, Zusammenleben bewusst gestalten» (S. 64). Durch die zielgerichtete Zusammenarbeit des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbands, des Schweizer Bauernverbands, des BeratungsForums Schweiz und der AGRIDEA in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Landwirtschaft kommt neuer Schwung in die Thematik. «Zusammen» lautet das Schlüsselwort der Kampagne. Zusammen das Unternehmen Bauernhof und die Gemeinschaft gestalten − zusammen handeln, um den Frauen mit der Kampagne Unterstützung für ihre Anliegen zu geben. Fakten aufzeigen, Umdenken bewirken Die Familienbetriebe sind auf Frauen angewiesen und die Frauen auf Unterstützung für ihre Anliegen. Spricht man von «Frauen in der Landwirtschaft» geht es oft um deren unzureichende soziale und rechtliche Absicherung. Oder es geht darum, dass die Frauen und ihre Leistungen auf den landwirtschaftlichen Betrieben zu wenig sichtbar sind. Am Beispiel dieser Sichtbarkeit eine Positivspirale in Gang zu setzen, kann beispielsweise heissen: Die Statistiken enthalten Informationen über Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben. Ihr Beitrag zum landwirtschaftlichen Einkommen ist anerkannt. Sie wirken bei Zukunftsfragen des Betriebes aktiv mit. Ihr Mitspracherecht bei Investitionen ist selbstverständlich. Ich wünsche der Kampagne in den geplanten Wirkungsfeldern viel Erfolg und freue mich auf eine für Frauen und Männer noch lebenswertere Zukunft im ländlichen Raum!
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P f l a n z e n b a u
Auswirkungen langjähriger biologischer Landwirtschaft Adrian Honegger, Raphaël Wittwer, Django Hegglin, Hans-Rudolf Oberholzer, Anne de Ferron, Philippe Jeanneret und Marcel van der Heijden Agroscope, Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften INH, 8046 Zürich, Schweiz Auskünfte: Marcel van der Heijden, E-Mail: marcel.vanderheijden@agroscope.admin.ch
Abb. 1 | Eine der untersuchten Winterweizen-Parzellen. (Foto: Raphaël Wittwer, Agroscope)
Einleitung Die biologische Landwirtschaft wird in der Schweiz wirtschaftlich immer bedeutender (Bio Suisse 2013). Unter heutigen Marktbedingungen sind die Deckungsbeiträge pro Hektare auf biologisch bewirtschafteten Äckern höher (Zihlmann et al. 2010), was ein Grund zum Umstellen sein kann. Allerdings bleibt die Frage offen, wie sich die Erträge und die ertragsrelevanten Faktoren im biologischen Anbau über längere Zeit entwickeln. Sinken die
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Agrarforschung Schweiz 5 (2): 44–51, 2014
Erträge mit der Dauer der biologischen Bewirtschaftung, zum Beispiel weil die Nährstoffversorgung geringer ist? Nehmen die Unkräuter auf Bio-Betrieben mit der Zeit zu? So geht aus einer jüngeren Umfrage lediglich hervor, dass sich viele konventionelle Ackerbaubetriebe aus Angst vor Unkrautproblemen gegen eine Umstellung auf Bio entscheiden (Ferjani et al. 2010). Weiterhin ist noch ungenügend erforscht, ob die biologische Diversität mit der Dauer der biologischen Bewirtschaftung grösser wird, zum Beispiel weil keine Pestizide mehr eingesetzt werden.
Um diese Fragestellungen zu beantworten, wurde während zwei Jahren (2011 und 2012) auf insgesamt 34 Praxis-Betrieben untersucht, wie sich die Erträge von Silomais und Winterweizen und ertragsrelevante Faktoren mit der Dauer der Biobewirtschaftung verändern, und wie sich die Bodennährstoffverfügbarkeit, die Bodenmikroflora, der Unkrautdruck, die Vielfalt der Unkräuter und die Spinnen-Populationen im Silomais entwickeln (Abb. 2).
Zusammenfassung
Auswirkungen langjähriger biologischer L andwirtschaft | Pflanzenbau
Material und Methoden Während zwei Jahren hat Agroscope auf 34 Betrieben in den Kantonen Aargau, Zürich und Thurgau Untersuchungen auf Ackerparzellen durchgeführt (Abb. 3). Die beteiligten Betriebe wurden anhand der Dauer der Biobewirtschaftung in vier Gruppen unterteilt (Tab. 1). Alle an der Untersuchung beteiligten Betriebe werden gemischtwirtschaftlich geführt, und Ackerkulturen sind für alle Betriebe ein wesentliches Betriebsstandbein. Probenahme im Feld und Fragebögen Pro Betrieb wurden in beiden Versuchsjahren ein und dieselbe Parzelle und derselbe Standort innerhalb der Parzelle untersucht. Die untersuchten Parzellen liegen hauptsächlich auf mittelschweren tiefgründigen Böden vom Typ Braunerde, dem häufigsten Bodentyp im Schweizer Mittelland. Die meisten Parzellen wiesen Kunstwiese als Vorkultur im Jahr 2010, Silomais im Jahr 2011 und Winterweizen im Jahr 2012 auf (Abb. 2). Die Proben und Beobachtungen wurden alle innerhalb eines Kreises mit einem Radius von 10 Metern um einen mittels GPS markierten Punkt im Feld durchgeführt. Zudem wurden mit einem Fragebogen Informationen zum Betrieb, zur Fruchtfolge und zur Bewirtschaftung der untersuchten Parzellen erhoben. Die Berechnungen zu den ausgebrachten Nährstoffen basieren auf den Angaben der Betriebsleitenden zu Art und Menge der Düngergaben. Für die Berechnung der mittels organischen Düngern ausgebrachten Nährstoffe wurden die Richtwerte aus den Grundlagen für die Düngung im Acker- und Futter bau 2009 (GRUDAF, Flisch et al. 2009) verwendet.
Immer mehr landwirtschaftliche Betriebe prüfen, ob es sich lohnt, von konventioneller auf biologische Produktion umzustellen. Dabei ist es wichtig zu wissen, ob sich die Ertrags- und Umwelt-Leistungen verändern. Ungenügend erforscht ist insbesondere die Frage, wie sich die Dauer der biologischen Bewirtschaftung auf die Erträge, die Unkrautpopulationen, die Biodiversität und die Bodenfruchtbarkeit auswirkt. Um dies zu untersuchen wurden 34 Parzellen verteilt über vier Betriebsgruppen (konventionelle Betriebe (ÖLN), kürzlich umgestellte sowie «junge» und «alte» Biobetriebe) verglichen. Die Studie zeigt zwar, dass auf Bio-Parzellen kleinere Winterweizen-Erträge erzielt werden als auf ÖLN-Parzellen; die Erträge sinken aber mit der Dauer der biologischen Bewirtschaftung nicht. Auch der Unkrautdruck hat mit der Dauer der biologischen Bewirtschaftung nicht zugenommen. Allerdings variierte die Unkrautsituation je nach Parzelle stark, und auf einzelnen Parzellen stellten Problemunkräuter ein beachtliches Problem dar. Die Studie zeigt, dass sich die Dauer der biologischen Bewirtschaftung auf gemischtwirtschaftlich geführten Betrieben unter Schweizer Bedingungen nicht negativ auf Erträge oder Bodenfruchtbarkeit auswirkt.
Tab. 1 | Gruppeneinteilung und Beschreibung der Untersuchungsgruppen Anzahl Betriebe 2011
Anzahl Betriebe 2012
Beschreibung der Gruppen
Jahr der Umstellung auf Bio
Dauer Biobewirtschaftung per 12.2012
ÖLN
9
7
Kontrollgruppe
–
–
U
9
8
kürzlich umgestellte Betriebe
2009 – 2011
2 – 4 Jahre
BIO1
7
6
«junge» Biobetriebe
1999 – 2003
10 – 14 Jahre
BIO2
9
8
«alte» Biobetriebe
1980 – 1997
16 – 33 Jahre
Gruppe
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Fruchtfolge
Pflanzenbau | Auswirkungen langjähriger biologischer L andwirtschaft
Vorkultur 2010: Kunstwiese
Untersuchte Hauptkultur 2012: Winterweizen
Untersuchte Hauptkultur 2011: Silomais
Abb. 2 | Übersicht über die Fruchtfolge und die untersuchten Faktoren auf den untersuchten Parzellen am B eispiel der Silomaiskultur.
Resultate und Diskussion
den Bio-Parzellen, was einem Minderertrag von zirka 20 % auf den Bio-Parzellen im Vergleich zu den ÖLNParzellen entspricht. Diese Resultate stimmen überein mit den Erfahrungen aus dem Schweizer DOK-Systemversuch (Jossi et al. 2009) und dem Anbausystemversuch Burgrain im Kanton Luzern (Zihlmann et al. 2010). Neben hohen Erträgen ist auch die Ertragsstabilität über die Zeit sehr entscheidend. In dieser Studie konnte keine Abnahme der Mais- und Winterweizenerträge mit zunehmender Dauer der biologischen Bewirtschaftung festgestellt werden. Dies zeigt, dass auch bei einer tieferen Düngung die Bodenfruchtbarkeit erhalten bleibt, und somit gute Erträge über längere Zeit erzielt werden können (Tab. 2).
Keine Abnahme der Erträge Der Ertrag ist einer der Schlüsselfaktoren für die landwirtschaftliche Produktion und ist meistens die wichtigste Entscheidungsgrösse für Betriebsleitende. Diverse Studien zeigen, dass im biologischen Landbau geringere Erträge erzielt werden (Seufert et al. 2012). Es ist aber noch unklar, ob sich die Erträge mit langjähriger Biobewirtschaftung ändern. Der Maisertrag der untersuchten Betriebe war konstant, und es gab keinen Unterschied zwischen biologisch und konventionell angebautem Mais (Tab. 2). Die Winterweizenerträge waren auf den ÖLN-Parzellen durchschnittlich 15 dt/ha höher als auf
Tab. 2 | Ertragsmittelwerte* von Silomais in Trockensubstanz (TS) und Winterweizen und Vergleich mit konventionellem Anbau (ÖLN = 100 %) Gruppe
Silomais 2011
Winterweizen 2012
TS (dt/ha)
(%)
(dt/ha)
(%)
ÖLN
209
100
74,9
100
U
207
99
58,5
78,1
BIO1
201
96,2
58,7
78,4
BIO2
208
99,5
61,5
82,1
*Die Silomais- und Winterweizen-Proben wurden von Hand auf kleinen Parzellen (60 cm × 40 cm) gewonnen und die TS-Erträge pro Hektare hochgerechnet. Die tatsächlichen Erträge pro Hektare sind in der Praxis schätzungsweise 10–25 % tiefer (durch Verluste bei Erntearbeiten, Fahrspuren und Feldränder).
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Agrarforschung Schweiz 5 (2): 44–51, 2014
Auswirkungen langjähriger biologischer L andwirtschaft | Pflanzenbau
Abb. 3 | Standorte der untersuchten Parzellen (ÖLN, U, BIO1 und BIO2 siehe Tab. 1).
Unkrautdruck über längere Zeit stabil Auch wenn laufend neue und geeignete Unkrautregulierungsmassnahmen im Bioackerbau entwickelt werden, bleiben Unkräuter immer noch eines der grössten Probleme. Während auf den ÖLN-Parzellen das Unkraut mit synthetischen Nachauflaufherbiziden kontrolliert wurde, sind diese Hilfsmittel für den Biolandbau verboten; Unkräuter werden mechanisch und von Hand reguliert. Wie erwartet nimmt die Bodenbedeckung durch Unkräuter nach der Umstellung auf Bio und dem Verzicht auf Herbizide rasch zu (Abb. 4). Ältere Bio-Betriebe leiden
aber nicht stärker unter Unkräutern als jüngere. Im Jahr 2011 konnte noch eine schwache, nicht signifikante Tendenz zu mehr Unkrautbodenbedeckung mit zunehmender Dauer der biologischen Bewirtschaftung festgestellt werden (Abb. 4). Dieser Trend bestätigte sich allerdings im Jahr 2012 nicht. Zudem zeigen die grossen Standardfehlern in den Bio-Gruppen, dass auf den Bio-Parzellen die Unkrautbodenbedeckung innerhalb der Gruppen sehr unterschiedlich war. So bedeckte Unkraut auf BIO2Parzellen im Silomais zwischen 9 und 73 Prozent beziehungsweise im Winterweizen zwischen 4 und 60 Prozent
50,0
Bodenbedeckung durch Unkräuter [%]
45,0 40,0 35,0 30,0 25,0 20,0 b
15,0
b
b
10,0 5,0 0,0
a ÖLN
a U
BIO1
Silomais 2011
BIO2
ÖLN
b
b
b
U
BIO1
BIO2
Winterweizen 2012
Abb. 4 | Durchschnittliche prozentuale Unkrautbodenbedeckung (mit Standardfehler) beim Anbau von Silomais und Winterweizen in den Betriebsgruppen (ÖLN, U, BIO1 und BIO2 s iehe Tab. 1). Verschiedene Buchstaben zeigen signifikante Mittelwertunterschie de (p<0,05) gemäss Tukey-Test.
Agrarforschung Schweiz 5 (2): 44–51, 2014
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Pflanzenbau | Auswirkungen langjähriger biologischer L andwirtschaft
Tab. 3 | Gedüngte Nährstoffmenge (Mittelwerte) zu Silomais und Winterweizen. Verschiedene Buchstaben in derselben Spalte zeigen s ignifikante Mittelwertunterschiede (p < 0,05) gemäss Tukey-Test Silomais 2011 Dünger-Nlös (kg/ha)
Winterweizen 2012 Dünger-P2O5 (kg/ha)
Dünger-K 2O (kg/ha)
Dünger-Nlös (kg/ha)
Dünger-P2O5 (kg/ha)
Dünger-K 2O (kg/ha)
Düngungsnorm nach GRUDAF
110
80
220
140
60
100
ÖLN
152a
102
226
118a
27a
58a
U
115
124
286
87
75
b
157b
BIO1
91ab
107
289
62b
61ab
187b
BIO2
85
103
216
60
67
210 b
ab
b
des Bodens. Einerseits gibt es einige Bioparzellen, auf denen vor allem Problemunkräuter oder Ungräser ein beachtliches Problem darstellen. Andererseits gibt es aber auch einige Biobetriebe, die seit über 15 Jahren biologisch bewirtschaftet werden, und die den Unkrautdruck auch langfristig gut unter Kontrolle halten. Die Problemunkrautregulierung von Hand im Winterweizen nimmt im Durchschnitt knapp zwei Stunden pro Hektare in Anspruch, vor allem wegen der Blacke und der Ackerkratzdistel, kann aber bei starker Verunkrautung auch bis zu 5½ Stunden pro Hektare betragen. Es ist anzunehmen, dass die Unkrautsituation auf den Parzellen stark durch Standortfaktoren geprägt ist und auch die Unkrautmanagementstrategie und die Unkrauttoleranz der Betriebsleitenden einen wesentlichen Einfluss haben. So zeigt die Umfrage, dass die Unkrauttoleranz der Betriebsleitenden mit Dauer der biologischen Bewirtschaftung ansteigt.
ab
b
ab
die zeigen, dass wegen reduzierter Düngung und mehrheitlichem Verzicht auf mineralische Dünger auf biologischen Parzellen eine Reduzierung der Nährstoffverfügbarkeit von Phosphor und Kalium auftreten kann (Gosling und Shepherd 2005). Auf konventionellen ÖLN-Betrieben war die Düngung mit löslichem Stickstoff (Nlös), der hauptsächlich aus Ammonium und teilweise aus Nitrat besteht, bei Silomais und Weizen im Vergleich zu biologisch bewirtschafteten Parzellen generell höher (Tab. 3). Im Gegensatz dazu wurde in biologisch bewirtschafteten Weizenparzellen generell mehr Phosphor und Kalium gedüngt. So war zum Beispiel die Phosphordüngung vor allem auf Parzellen sehr hoch, auf denen Gärgut aus Recyclingdünger einer Vergärungsanlage, Hühnermist, Stapelmist oder Schweinegülle ausgebracht wurde. Auf den meisten Bio-Betrieben wurde die Düngungsnorm für Phosphor und Kalium in beiden Jahren klar überschritten (Flisch et al. 2009). Auffällig war, wie stark sich die ausgebrachten Nährstoffmengen zwischen den einzelnen Betrieben auch innerhalb derselben Gruppen unterschieden. Im Jahr 2011 betrug die Düngung im Silomais für Stickstoff (Nlös), Phosphor (P) und Kalium (K) auf den einzelnen Parzellen zwischen 32 und 239 kg Nlös/ha, 36 und 228 kg P2O5/ha,
Düngung hoch, Nährstoffverfügbarkeit gesichert Die Erhaltung fruchtbarer Böden ist für die Pflanzenproduktion zentral. Besonders im Biolandbau ist es umstritten, ob die Nährstoffreserven langfristig erhalten werden können, vor allem für Betriebe, die nicht oder zu wenig über Hofdünger verfügen. Es gibt einige Studien,
Tab. 4 | pH-Werte, Bodennährstoffgehalte und Anzahl Betriebe pro Versorgungsklasse nach GRUDAF (Flisch et al. 2009) pH-Wert
Boden-P
Versorgung
Boden-K
Versorgung
Boden-Mg
Versorgung
(mg P2O5/kg)
(Anzahl)
(mg K 2O/kg)
(Anzahl)
(mg Mg/kg)
(Anzahl)
A
B
C
D
E
A
B
C
D
E
A
B
C
D
E
ÖLN
6,7
3,9
0
0
4
2
1
27ab
0
0
6
1
0
139
0
2
2
1
2
U
6,5
2,7
0
1
5
1
1
20a
0
4
3
0
1
152
0
0
3
3
2
a
0
2
2
2
0
186
0
1
3
0
2
0
0
1
5
2
175
0
1
2
3
2
BIO1
6,5
3,5
0
0
4
2
0
18
BIO2
6,8
4,3
0
0
5
0
3
52b
Minimum
5,6
0,9
8
57
Maximum
7,9
8,8
103
469
Die Nährstoffversorgung des Bodens wurde an Hand der Versorgungsklassen dargestellt: A=arm, B=mässig, C=genügend, D=Vorrat, E=angereichert. Verschiedene Buchstaben in derselben Spalte zeigen signifikante (p<0,05) Mittelwertsunterschiede gemäss Tukey-Test.
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Agrarforschung Schweiz 5 (2): 44–51, 2014
1000 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0
60
a
ÖLN
a
U
a
BIO1
a
BIO2
Mykorrhiza-Kolonisierung [%]
Mikrobielle Biomasse [mg C/kg Boden]
Auswirkungen langjähriger biologischer L andwirtschaft | Pflanzenbau
50 40 30 b
20 10 0
b ab
a
ÖLN
U BIO1 Winterweizen 2012
BIO2
Abb. 5a | Durchschnittliche mikrobielle Biomasse (mit Standard fehler) der Betriebsgruppen (ÖLN, U, BIO1 und BIO2 siehe Tab. 1). Verschiedene Buchstaben zeigen signifikante Mittelwertunter schiede (p<0,05) gemäss Tukey-Test.
Abb. 5b | Durchschnittliche prozentuale Mykorrhiza-Kolonisierung (mit Standardfehler) beim Anbau von Winterweizen in den Betriebs gruppen (ÖLN, U, BIO1 und BIO2 siehe Tab. 1). Verschiedene B uchstaben zeigen signifikante Mittelwertunterschiede (p<0,05) g emäss Tukey-Test.
respektive 69 und 445 kg K2O/ha. Dies liegt daran, dass der Tierbesatz in Grossvieheinheiten zwischen den Betrieben stark variiert. Die Gehalte der pflanzenverfügbaren Bodennährstoffe (Phosphor, Kalium und Magnesium [Mg]) unterscheiden sich zwischen den Gruppen nur für Kalium signifikant (Tab. 4). Die BIO2-Gruppe hat im Mittel deutlich höhere Werte als die anderen Gruppen. Dieser Unterschied zeigt sich auch bei Betrachtung der Versorgungsklassen gemäss GRUDAF (Flisch et al. 2009; Tab. 4). Unabhängig von der Dauer der biologischen Bewirtschaftung liegt keine der Parzellen für einen der Nährstoffe in der Versorgungsklasse A (nährstoffarm). Die gute Nährstoffversorgung aller Böden unabhängig von der Dauer der biologischen Bewirtschaftung funktioniert dank nährstoffreichen organischen Düngern (Rindermist, Rinder- und Schweinegülle, Hühnermist und flüssiges Gärgut). Somit konnten keine limitierenden Gehalte der Bodennährstoffe P, K und Mg auch nach über 25 Jahren biologischer Bewirtschaftung festgestellt werden.
festgestellt werden (Abb. 5a), und ein Trend zur Veränderung der mikrobiellen Biomasse mit zunehmender Dauer der biologischen Bewirtschaftung war nicht erkennbar. Diese Ergebnisse widerlegen teilweise Erfahrungen aus ausländischen Studien. Sie bestätigen aber die Resultate aus Paarvergleichen auf Schweizer Praxisparzellen (Oberholzer und Mäder 2003) und aus den Schweizer Langzeitversuchen DOK und Burgrain (Oberholzer und Zihlmann 2011), wo ebenfalls keine Unterschiede für die mikrobiologischen Kennwerte zwischen den verschiedenen Anbausystemen gefunden werden konnten. Die Unterschiede zum Ausland sind zum Teil darauf zurück zu führen, dass konventionell bewirtschaftete ÖLN-Betriebe in der Schweiz im Gegensatz zum Ausland eine vielseitige Fruchtfolge haben und Hofdünger einsetzen. Arbuskuläre Mykorrhizapilze (AM-Pilze) sind Bodenpilze, die eine Symbiose mit den Wurzeln der meisten Kulturpflanzen eingehen können, wobei Pilzfäden teilweise die Funktion von Wurzelhaaren übernehmen. AM-Pilze helfen der Pflanze vor allem bei der Nährstoffaufnahme (hauptsächlich P, aber auch N, K, Zink). Eine holländische Studie konnte zeigen, dass die biologische Bewirtschaftung diese nützlichen Bodenpilze und ihre Diversität mit zunehmender Dauer fördert (Verbruggen et al. 2010). Dies hängt vermutlich mit den längeren und vielseitigeren Fruchtfolgen, einer geringeren und mehrheitlich organischen Düngung, dem Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und einem höheren Unkrautbesatz im Biolandbau zusammen. Die Untersuchungen der Pflanzenwurzeln zeigten, dass alle Parzellen mit nützlichen AM-Pilzen besiedelt waren (Abb. 6). Im Jahr 2012 machte sich der positive
Reiche Bodenmikroflora Bodenorganismen spielen im Boden eine wesentliche Rolle in der Freisetzung von Nährstoffen und leisten einen wichtigen Beitrag für die Bodenfruchtbarkeit. Aus diesem Grund sind deren Menge und Leistung gute Indikatoren, um Veränderungen in der Bodenfruchtbarkeit anzuzeigen (Oehl et al. 2011). Die auf den untersuchten Parzellen gefundenen Mengen an mikrobieller Biomasse (gemessen mit der SIR-Methode) schneiden im schweizerischen Vergleich gut ab. Die meisten Parzellen wiesen höhere normale, einige sogar hohe Werte aus. Zwischen den Betriebsgruppen konnten keine bedeutenden Unterschiede
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Pflanzenbau | Auswirkungen langjähriger biologischer L andwirtschaft
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Anzahl Unkrautarten
20
15
10
b
b
U
BIO1
b
5 a 0
Abb. 6 | Wurzel unter dem Mikroskop (150-fach vergrössert) mit Mykorrhizapilz (blau eingefärbt).
Einfluss der biologischen Bewirtschaftung bemerkbar. Auf den ÖLN-Parzellen waren die Getreidewurzeln 2012 signifikant weniger stark von Mykorrhiza-Pilzen besiedelt als auf den U- und den BIO1-Parzellen (Abb. 5b). Höhere Unkrautartenzahl und mehr Spinnen Literaturübersichten zeigen, dass die biologische Bewirtschaftung generell einen positiven Einfluss auf die Biodiversität hat (Bengtsson et al. 2005). Dies bestätigte sich in dieser Studie für die Anzahl Unkrautarten. Auf den Bio-Parzellen kamen über beide Untersuchungsjahre (aufsummierte Anzahl Arten beider Jahre) im Durchschnitt dreimal so viel Unkrautarten vor wie auf den ÖLN-Parzellen (Abb. 7). Dies ist wie bei der Unkrautbodenbedeckung auf die Verwendung von Herbiziden auf den ÖLN-Parzellen zurückzuführen. Die mittlere Anzahl Arten auf den Parzellen über beide Untersuchungsjahre zeigt keinen Trend zu einer höheren Unkrautartenzahl mit zunehmender Dauer der biologischen Bewirtschaftung (Abb. 7). Spinnen sind bekannte Räuber von Schädlingen der Kulturen. Ihre Anzahl und Vielfalt hängt vor allem von der Habitatstruktur ab (Samu und Szinetar 2002). Im Jahr 2011 wurden insgesamt 72 Arten und 981 Individuen mithilfe eines Saugapparates in 31 Silomaisfeldern der vier Betriebsgruppen gefangen. Die Unkrautbodenbedeckung und Unkrautartenzahl hatte insgesamt eine signifikante und positive Wirkung auf die Spinnenindi viduenzahl über alle Betriebsgruppen (GLM: p<0,05). Dagegen wurde kein signifikanter Unterschied der Arten- oder Individuenzahl zwischen biologisch und konventionell bewirtschafteten Parzellen gefunden.
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ÖLN
BIO2
Abb. 7 | Durchschnittliche Anzahl Unkrautarten (mit Standard fehler) über beide Untersuchungsjahre unterteilt nach Gruppen. Verschiedene Buchstaben zeigen signifikante Mittelwertunter schiede (p < 0,05) gemäss Tukey-Test.
Schlussfolgerungen Die biologische Bewirtschaftung unterscheidet sich von der ÖLN-Bewirtschaftung am markantesten durch ein höheres Unkrautaufkommen und eine höhere Unkrautartenzahl sowie durch die Förderung von nützlichen Bodenpilzen und führt somit zu einer höheren Biodiversität. Diese Studie zeigt, dass mit guten Unkrautmanagementstrategien auch nach vielen Jahren biologischer Bewirtschaftung das Unkraut auf den Ackerparzellen unter Kontrolle gehalten werden kann. Bei der Nährstoffversorgung der Böden und der Bodenmikrobiologie sind die Unterschiede zwischen biologischem Landbau und ÖLN meist nicht signifikant. Zudem ergab diese Studie, dass eine ressourcenschonende, langjährige biologische Bewirtschaftung in der Praxis möglich ist. Zwar wurden auf Bio-Parzellen kleinere Erträge erzielt als auf ÖLN-Parzellen, die Erträge nahmen aber mit Dauer der biologischen Bewirtschaftung nicht ab, und auch die Bodennährstoffgehalte von Phosphor und Kalium haben sich nicht verringert. n
Dank
Ein grosser Dank geht an alle beteiligten Betriebsleitenden, an Philipp Weber für die Unterstützung bei Feldarbeiten und Fredi Strasser sowie Franz Bender für Diskussionen und Bemerkungen. Die hier vorgestellte Arbeit über die Bedeutung von nützliche Bodenorganismen wird im Nationalen Forschungsprogramm «Nachhaltige Nutzung der Ressource Boden» (NFP 68) weiterverfolgt.
Effetti dell'agricoltura biologica praticata a lungo termine Un numero sempre maggiore di aziende agricole decide di passare dalla produzione convenzionale a quella biologica. Quali cambiamenti subiscono le prestazioni dal profilo della resa e dell'ambiente? Ancora poco studiato, in particolare, è l'effetto della gestione biologica a lungo termine sulle rese, sulle popolazioni di malerbe, sulla biodiversità e sulla fertilità del suolo. Per approfondire questo aspetto sono state messe a confronto 34 particelle ripartite tra quattro gruppi di aziende (aziende convenzionali, aziende appena riconvertite e aziende biologiche «giovani» e «vecchie»). Lo studio mostra che le rese e la fertilità del suolo sono rimaste costanti con il protrarsi della gestione biologica. Nemmeno l'invasione di malerbe è aumentata. Tuttavia la situazione relativa alle malerbe variava sensibilmente da particella a particella e in alcune l'invasione raggiungeva livelli problematici. Dallo studio emerge che la durata della gestione biologica non incide negativamente sulle rese e sulla fertilità del suolo nelle aziende miste a condizioni svizzere.
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Summary
Riassunto
Auswirkungen langjähriger biologischer L andwirtschaft | Pflanzenbau
Effects of many years of organic agriculture More and more farmers consider to switch from conventional to organic production. What effect, then, does this have on yield and environmental performance? In particular, the question of how the duration of organic management affects plant yield, weed populations, biodiversity and soil fertility has rarely been investigated. To investigate this question, we compared 34 plots distributed over four farm categories – conventional, recently converted, and «new» and «old» organic farms. Our study shows that crop yield and soil fertility remain constant as length of time under organic management increases. Similarly, weed pressure has not increased along with duration of organic management. Weed abundance did, however, vary strongly among fields, with problematic weeds being highly abundant at specific field sites. This study demonstrates that duration of organic management does not have a negative impact on either plant yield or soil fertility on mixed-economy farms under Swiss conditions. Key words: Organic agriculture, time since conversion, yield, soil quality, weed cover.
senschaft und Praxis. Beiträge zur 11. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau, Giessen, 15.–18. März 2011, Band 1 (Hrsg. G. Leithold et al.). Verlag Dr. Köster, Berlin. 46–49. ▪▪ Oehl F., Jansa J., Ineichen K., Mäder P., van der Heijden M.G.A., 2011. A rbuskuläre Mykorrhizapilze als Bioindikatoren in Schweizer Landwirtschaftsböden. Agrarforschung Schweiz 2, 304–311. ▪▪ Samu F. & Szinetar C., 2002. On the nature of agrobiont spiders. The Journal of Arachnology 30, 389–890. ▪▪ Seufert V., Ramankutty N. & Foley J.A., 2012. Comparing the yields of o rganic and conventional agriculture. Nature 485, 229–232. ▪▪ Verbruggen E., Röling W.F.M., Gamper H., Kowalchuk G.A., Verhoef H.A., van der Heijden M.G.A., 2010. Positive effects of organic farming on b elowground mutualists – large scale comparison of mycorrhizal communities in agricultural soils. New Phytologist 186, 968–979. ▪▪ Zihlmann U., Jossi W., Scherrer C., Krebs H., Oberholzer H., Albisser Vögeli G., Nemecek T., Richner W., Brack E., Gunst L., Hiltbrunner J., van der Heijden M., Weisskopf P., Dubois D., Oehl F., Tschachtli R., Nussbaumer A., 2010. Integrierter und biologischer Anbau im Vergleich. Resultate aus dem Anbausystemversuch Burgrain 1991 bis 2008. ART-Bericht 722, 1–16.
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N u t z t i e r e
Nährwertschätzung von Silagen aus Mischungen von Grüngetreide und Erbsen Yves Arrigo, Agroscope, Institut für Nutztierwissenschaften INT, 1725 Posieux, Schweiz Auskünfte: Yves Arrigo, E-Mail: yves.arrigo@agroscope.admin.ch
Grüngetreide-Erbsen zum Zeitpunkt der Ernte. (Foto: Agroscope)
Einleitung Grüngetreide-Erbsen-Silagen wurden schon vor 50 Jahren verwendet, im Laufe der Zeit jedoch durch energiereichere Kulturpflanzen wie Mais verdrängt. Diese Mischkulturen haben in der biologischen Landwirtschaft eine gewisse Bedeutung, da sie nur wenig Produktionsmittel, eine geringe Düngung (30 bis 70 Stickstoffeinheiten) und keine Behandlungen mit Pflanzenschutzmitteln benötigen. Die symbiotische Stickstofffixierung durch die Leguminosen kommt als weiterer Vorteil der Mischkulturen hinzu. Da diese Gemenge im Herbst gesät und im Frühsommer siliert werden, sind sie nicht der sommerlichen Trockenheit ausgesetzt. Dieser Pluspunkt, lässt das Interesse an Grüngetreide-Erbsen-Silagen erneut aufleben, da sich mit solchen Kulturen ein Vorrat an Futter anlegen lässt, der einen möglichen Futtermangel absichert.
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Agrarforschung Schweiz 5 (2): 52–59, 2014
Am häufigsten werden Mischungen mit drei bis vier Komponenten empfohlen, da sie preisgünstig und einfach zu handhaben sind (Herman 2007). Triticale ist ein Getreide mit einem relativ guten Energiegehalt, an welchem als Stützpflanze für die Leguminosen kein Weg vorbei führt. Des Weiteren werden gerne Hafer – wegen seiner Schmackhaftigkeit – und Futtererbse – wegen ihres Proteingehaltes – in die Mischung integriert. Auch Wicke lässt sich verwenden. Da sie in gemässigten Breiten jedoch schlecht überwintert und das Saatgut teuer ist, wird sie nur wenig eingesetzt. Um zu untersuchen, welchen Nährwert Grüngetreide-Erbsen-Silagen haben, und wie der Nährwert anhand von verfügbaren Parametern geschätzt werden kann, hat Agroscope Posieux unterschiedlich zusammengesetzte Mischungen angebaut und einsiliert. Anschliessend wurden die Nährstoffe bestimmt und ihre in vivo
Zusammenfassung
Nährwertschätzung von Silagen aus M ischungen von Grüngetreide und Erbsen | Nutztiere
Glossar der Abkürzungen vOS Verdaulichkeit der organischen Substanz vRF Verdaulichkeit der Rohfaser vADF Verdaulichkeit der Lignocellulose vNDF Verdaulichkeit der Zellwände vBE Verdaulichkeit der Bruttoenergie aRP Abbaubarkeit des Rohproteins APDE Absorbierbares Protein im Darm aufgebaut aus fermentierbarer Energie APDN Absorbierbares Protein im Darm aufgebaut aus abgebautem Rohprotein NEL Netto-Energie Milch (Laktation)
Verdaulichkeit sowie die ruminale Abbaubarkeit des Rohproteins (RP) in sacco untersucht, um daraus den Nährwert zu berechnen. Auf Grundlage der botanischen Zusammensetzung bei der Ernte und den analysierten Nährstoffgehalten der Silagen wurden verschiedene Ansätze zur Nährwertschätzung geprüft. Diese Arbeit vergleicht die geschätzten Werte mit den im Tierversuch bestimmten Werte.
Tiere, Material und Methoden Ende Oktober 2011 wurden in Posieux (660 m ü M.) drei Mischungen bestehend aus Triticale, Hafer und Erbsen (Tab. 1) gesät. Ende März erhielten die Kulturen 55 kg Stickstoff/ha in Form von Ammoniumnitrat. Anschliessend erfolgte keine weitere Düngung oder Behandlung mehr. Das Futter wurde im Juni 2012 in 700-l-Behältern einsiliert, welche mit einer Plastikfolie verschlossen und mit Sand beschwert wurden. In den Fütterungsversuchen wurden die drei Mischungen, welche mit Konservierungsmittel (4,7 Liter Kofasil BALE/1000 kg Frischsubstanz) einsiliert wurden sowie zusätzlich die Mischung A /90/40/30, ohne Siliermittelzugabe einsiliert.
Drei Grüngetreide-Erbsen-Mischungen, die aus Triticale (90 kg/ha), Hafer (40, 30 und 20 kg/ha) und Futtererbsen (20, 30 und 40 kg/ ha) bestanden, wurden im Oktober 2011 bei Agroscope in Posieux FR gesät und Ende Juni 2012 siliert. Die ruminale Abbaubarkeit und die in vivo Verdaulichkeit der Nährstoffe wurden in sacco mit am Pansen fistulierten Kühen bzw. mit Schafen bestimmt. Die botanischen Zusammensetzungen der Mischungen bei der Ernte entsprachen nicht jenen, die bei der Aussaat angestrebt worden waren. Die gewünschten Erbsenanteile (20; 25; 30 %) wurden nicht erreicht (9,3; 9,5; 14 %). Die in vivo Verdaulichkeit der organischen Substanz (vOS) waren mit 63,6 ± 1,8 % im Mittel tief und unterschieden sich nicht zwischen den Mischungen (p = 0,5). Die Bestimmungen der in vitro vOS gemäss Tilley und Terry (1963) stimmten für zwei Silagen sehr genau (Differenz zu in vivo < 1 %-punkt), führte jedoch mit –4,8 %punkte auch zur grössten Abweichung des gesamten Versuchs. Basierend auf der Gewichtung der vOS anhand der Anteile der Einzelpflanzen bei der Ernte kann mit der Schweizerischen Futtermitteldatenbank eine gute Schätzung der Nährwerte erzielt werden. Der mittlere Nährwert der Silagen NEL 5,1 ± 0,2 MJ/kg Trockensubstanz (TS) bewegte sich im Bereich eines gräserreichen Futters, welches in einem späten Stadium geschnitten und einsiliert wurde. Diese Art von Silage lässt sich bei Futtermangel an anspruchslosere Tiere verfüttern; so können die nährstoffreicheren Futter für die Tiere, die sich in der Produktionsphase befinden,eingesetzt werden.
Tab. 1 | Zusammensetzung der Mischungen und der gesäten Mengen, in kg/ha Mischung
Triticale Triamant
Hafer Wiland
Erbsen Arkta
Siliermittel
A /90/40/30
90
40
30
mit
B /90/30/40
90
30
40
mit
C /90/20/50
90
20
50
mit
D /90/40/30
90
40
30
ohne
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Nutztiere | Nährwertschätzung von Silagen aus M ischungen von Grüngetreide und Erbsen
90 80 70
in % FS
60 50 40 30 20
Triticale
10
Hafer Erbsen
0 A/90/40/30 gesät
geerntet
B/90/30/40 gesät
geerntet
C/90/20/50 gesät
geerntet
Abb. 1 | Geschätzte botanische Zusammensetzung bei der Aussaat und bei der Ernte in % Frischsubstanz (FS).
Die ruminale Abbaubarkeit des Rohproteins (aRP) wurde mit der in sacco Methode (Dohme et al. 2007) mit drei trockengestellten, fistulierten Kühen der Rasse Holstein (719 ± 60kg) für eine Passagerate von 6 %/Std bestimmt. Die Tiere erhielten eine Versuchsration, die zu je 35 % aus Heu und Maissilage sowie zu 30 % aus Kraftfutter bestand. Die Silageproben, die später im Pansen inkubiert wurden, erfolgte per Sonde beim Öffnen der Silobehälter. Diese Proben wurden lyophilisiert und auf 3 mm vermahlen. Die in vivo Verdaulichkeitsversuche wurden mit Schafen der Rasse Oxford durchgeführt (n = 4/Behandlung; 4,3 ± 0,8 Jahre; 83,4 ± 8,8 kg Lebendgewicht). Das Futter der Tiere wurde wie üblich rationiert, das heisst 0,380 MJ umsetzbare Energie pro kg metabolisches Körpergewicht plus 10 %. Zur Bestimmung der in vitro Verdaulichkeit der organischen Substanz (vOS) wurden die Silagen in Pansensaft inkubiert gemäss Tilley und Terry (1963). Des Weiteren wurde basierend auf der botanischen Zusammensetzung bei der Ernte und den Tabellenwerten für die vOS von Triticale-, Hafer- und Futtererbsensilagen der Schweizerischen Futtermitteldatenbank (Agroscope (a) 2013) die vOSgewichtet berechnet. Analog wurde bei der Berechnung der Abbaubarkeit des Proteins (aRPgewichtet), der Nettoenergie Laktation (NELgewichtet) und der Absorbierbaren Proteins im Darm (APDEgewichtet und APDNgewichtet) vorgegangen. Zusätzlich wurde die vOS mit den Gleichungen für gräserreiche
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Agrarforschung Schweiz 5 (2): 52–59, 2014
Grassilagen (vOS Sil. gräserreich: Gleichung siehe Kasten) und Grassilagen mit unbekannter botanischer Zusammensetzung (vOS Sil. unbekannt: Gleichung siehe Kasten) geschätzt (Agroscope (b) 2013).
Schätzgleichungen für die Verdaulichkeit der organischen Substanz (vOS) mit Rohfaser oder Lignocellulose (ADF):
Silage Typ G: gräserreicher Mischbestand vOS = 26,3 + 0,1653 RPOS + 0,2041 RFOS – 0,000241 RP2OS – 0,000419 RF2OS vOS = 10,8 + 0,1652 RPOS + 0,2793 ADFOS – 0,000240 RP2OS – 0,000484 ADF2OS Silage Typ I: Mischbestand mit unbekannter botanischer Zusammensetzung vOS = 51,8 + 0,1275 RPOS + 0,1116 RFOS – 0,000219 RP2OS – 0,000333 RF2OS vOS = 45,7 + 0,1145 RPOS + 0,1661 ADFOS – 0,000199 RP2OS – 0,000390 ADF2OS RP = Rohprotein; RF = Rohfaser; ADF = Lignocellulose RPOS; RFOS; ADFOS Nährstoffe angegeben in der organischen Substanz
Nährwertschätzung von Silagen aus M ischungen von Grüngetreide und Erbsen | Nutztiere
Abb. 2 | Botanische Analyse einer Fläche von 1m2 mit einem deutlich geringeren Erbsenanteil als erwünscht. (Foto: Agroscope)
Resultate Mit der Mischung A/90/40/30 wurde ein Trockensubstanzertrag von 9000 kg TS pro ha erzielt; mit B/90/30/40 lag der Ertrag bei 9905 kg und mit C/90/20/50 bei 8790 kg. Die Anteile an Futtererbsen und Hafer bei der Ernte entsprachen nicht den Anteilen bei der Aussaat (Abb. 1) und sanken zu Gunsten von Triticale. Nach Coutard, «weiss man bei Gemengen, was man sät und stellt fest, was man erntet». Um die Dichte an geernteten Proteinpflanzen zu erhöhen, müsste man gemäss Coutard (2010) mehr als 20 Körner/m² säen. In Versuch von Agroscope blieb der Erbsenanteil selbst mit 45 Körnern/m² tief. Schliesslich ist bemerkenswert, dass keine anderen Pflanzen in den Kulturen auftraten. Chemische Zusammensetzung der Silagen Die chemische Zusammensetzung der Silagen ist in Tabelle 2 ersichtlich. Aufgrund ihrer ähnlichen botanischen Zusammensetzung treten nur geringe Unterschiede zwischen den Mischungen auf. Der kleine Anteil an Proteinpflanzen in den Mischungen führt zu den niedrigen RP-Gehalten. Die Mischung C, welche den grössten Erbsenanteil enthielt, hatte einen geringfügig tieferen Zellwandanteil als die übrigen Mischungen.
Die Nährstoffgehalte der Silagen aus dem gleichen Futter (90/40/30) sind – ob mit oder ohne Siliermittel konserviert – identisch bis auf die Zuckergehalte. Die mit Siliermittel behandelte Silage weist geringfügig höhere Zuckergehalte auf als die unbehandelte Silage. Abbaubarkeit Der durchschnittliche aRP lag bei 61,2 ± 1,5 % und war somit recht tief (Tab. 3) . Diese Werte entsprechen den Werten einer Raigrassilage im Stadium 5. Bei der Berechnung der aRPgewichtet wurde ein um 13,5 % punkte höherer Wert ermittelt. Diese Differenz führte zu einer Unterschätzung des im Darm absorbierbaren Proteins, das aus der fermentierbaren Energie aufgebaut werden kann (APDE), in Höhe von 11 %. Zudem führte sie zu einer Unterschätzung um 4 % des im Darm absorbierbaren Proteins, das aufgrund des abgebauten Rohproteins aufgebaut werden kann (APDN). Verdaulichkeit Die bestimmten in vivo vOS waren tief (Tab. 4) und entsprechen denjenigen von Silagen, die in einem späten Stadium geschnitten worden sind. In Anbetracht der ähnlichen chemischen Zusammensetzungen der Futter unterscheiden sich auch die in vivo Verdaulichkeiten der
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Nutztiere | Nährwertschätzung von Silagen aus M ischungen von Grüngetreide und Erbsen
Tab. 2 | Chemische Zusammensetzung der Silagen. Silagen A/90/40/30
B/90/30/40
C/90/20/50
D/90/40/30
35,3
35,4
34,5
35,0
Rohprotein (RP)
87
92
83
87
Rohfaser (RF)
293
296
276
290
Lignocellulose (ADF)
328
327
309
329
Zellwände (NDF)
518
517
486
520
Trockensubstanz (TS), % g/kg TS
Rohasche (RA)
47
49
76
46
WSC Zucker (wasserlöslich)
111
110
103
96
ESC Zucker (ethanollöslich)
92
83
73
76
Stärke
116
113
129
120
Fett
16
15
15
18
Bruttoenergie (BE)
18,2
18,2
17,6
18,4
Calcium (Ca)
3,5
3,4
3,3
3,4
Phosphor (P)
3,0
3,2
3,4
3,2
Magnesium (Mg)
1,4
1,4
1,5
1,4
Kalium (K)
8,1
8,6
8,7
8,5
Aminosäuren gesamt
68
67
66
69
Lysin
3,6
3,4
3,5
3,3
Methionin
1,2
1,2
1,1
1,3
Triticale-Hafer-Erbsen-Mischungen: A/90/40/30; B/90/30/40; C/90/20/50; D/90/40/30 ohne Siliermittel
Tab. 3 | Ruminale Abbaubarkeit von Rohprtein (%) A/90/40/30
B/90/30/40
C/90/20/50
D/90/40/30
p
SX
aRP in sacco
60,6
b
62,9
a
b
60,1
–
< 0,01
0,4
aRP gewichtet
74,8
74,6
74,7
–
–
–
Die mit unterschiedlichen Buchstaben bezeichneten Werte der gleichen Zeile sind signifikant verschieden (p < 0,05) p = Signifikanzschwelle; SX = Standardabweichung a; aRP = Abbaubarkeit des Rohproteins; aRP gewichtet
Tab. 4 | Geschätzte und in vivo bestimmte Verdaulichkeitskoeffizienten in % A/90/40/30
B/90/30/40
C/90/20/50
D/90/40/30
p
SX
vOS in vivo
65,1 ± 1,3
61,7 ± 2,0
62,4 ± 2,7
65,1 ± 5,6
0,5
2,0
vOSin vitro
60,3
62,4
65,2
64,6
–
–
vOSgewichtet
64,1
63,9
64,3
64,1
–
–
vOSSil. ausgegl. G
62,6
63,0
62,8
62,7
–
–
vOSSil. ausgegl. unbek
64,5
64,6
65,2
64,7
–
–
vRP
49,6 ± 4,2
47,5 ± 5,5
47,9 ± 1,1
51,1 ± 3,0
0,6
2,1
vRF
60,3 ± 4,5
54,8 ± 3,2
51,0 ± 4,2
59,2 ± 8,2
0,2
3,2
vADF
53,4 ± 5,0
49,7 ± 1,9
51,2 ± 7,4
53,8 ± 8,9
0,8
3,7
vNDF
57,6 ± 5,4
50,6 ± 3,2
49,6 ± 4,3
54,9 ± 9,2
0,4
3,6
vBE
62,2 ± 1,2
59,5 ± 1,8
59,6 ± 2,1
62,4 ± 5,4
0,6
1,9
p = Signifikanzschwelle ; SX = Standardabweichung vOS in vivo: in vivo bestimmte Verdaulichkeit der organischen Substanz; vOS in vitro nach Tilley und Terry; vOS gewichtet: durch Gewichtung der in der Schweizerischen Futtermitteldatenbank publizierten vOS für Silagen aus Triticale, Hafer oder Erbsen; vOSSil. ausgegl. G: gemäss Schätzgleichung für Grassilagen Typ gräserreich; vOSSil. ausgegl. unbek.: Gemäss Schätzgleichung für Grassilage mit unbekannter Zusammensetzung. vRP: Verdaulichkeit des Rohproteins; vRF: Verdaulichkeit der Rohfaser; vADF: Verdaulichkeit der Lignocellulose; vNDF Verdaulichkeit der Zellwände; vBE: Verdaulichkeit der Bruttoenergie.
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66
90
65
80
64
70
63
60
62
50
61
40
60
30
59
20
58
10
57
0 A/90/40/30 Silage mit Siliermittel
B/90/30/40 Silage mit Siliermittel
C/90/20/50 Silage mit Siliermittel
botanische Zusammsetz., % in der FS
vOS, %
Nährwertschätzung von Silagen aus M ischungen von Grüngetreide und Erbsen | Nutztiere
vOS in vivo vOS in vitro vOS gewichtet vOS Silage aus gegleich. G vOS Silage aus gegleich. unbek. Triticale Hafer Erbsen
D/90/40/30 Silage ohne Siliermittel
vOS in vivo: in vivo bestimmte Verdaulichkeit der organischen Substanz; vOS in vitro: in vitro Bestimmung nach Tilley und Terry; vOS gewichtet: durch G ewichtung von publizierten vOS für Silagen aus Triticale, Hafer oder Erbsen; vOS Sil. ausgegl. G: gemäss Schätzgleichung Grassilagen des Typs gräserreich; vOS Sil. ausgegl. unbek.: gemäss Schätzgleichung für Grassilage mit unbekannter Zusammensetzung.
Abb. 3 | Verdaulichkeit der in vivo bestimmten organischen Substanz versus Bestimmung in vitro oder Bestimmung durch Gewichtung oder durch Schätzgleichungen für Grassilage.
Nährstoffe der einzelnen Mischungen nicht (p = 0,5). Auch die Beigabe des Siliermittels hatte auf die Verdaulichkeit keinen Einfluss (p = 0,9). Die Differenz der vOS-Schätzungen und den in vivo vOS-Werten variieren zwischen –0,4 und 4,8 % punkten. Mit den vier Schätzmethoden wurde die vOS der Silagen A/90/40/30 und D/90/40/30 unterschätzt, wohingegen die der Mischungen B/90/30/40 und C/90/20/50 überschätzt wurden. In Anbetracht der Resultate ist es schwierig zu sagen, ob eine Methode besser ist als die anderen (Abb. 3). Wenn auch mit der in vitro Methode in zwei Fällen Werte erzielt werden, die nahe an den in-vivo-Werten liegen (Silagen B/90/30/40 und
D/90/40/30), weichen bei den Silagen A/90/40/30 und C mit dieser Methode die Werte am deutlichsten von den in vivo bestimmten Werten ab. Ebenso fällt die Schätzung gemäss Schätzgleichung für Grassilage mit unbekannter Zusammensetzung in zwei Fällen (A/90/40/30 und D/90/40/30) im Vergleich zur in vivo Methode ähnlich aus, ist jedoch bei den beiden übrigen Silagen nur mittelmässig. Nährwerte Die untersuchten Grüngetreide-Erbsen-Silagen weisen Nährwerte auf, die bezogen auf Energie und Protein tief ausfallen, im Bereich einer gräserreichen Grassilage lie-
Tab. 5 | Vergleich von Nährwerten, die auf unterschiedliche Arten geschätzt worden sind A/90/40/30
B/90/30/40
C/90/20/50
D/90/40/30
Berechnung mit
NEL MJ
APDE/APDN g
NEL MJ
APDE/APDN g
NEL MJ
APDE/APDN g
NEL MJ
APDE/APDN g
vOS in vivo und aRPin sacco
5,3
77/57
5,0
74/60
4,9
70/54
5,3
75/56
vOSin vitro
4,9
72/57
5,0
74/60
5,2
72/54
5,3
75/56
vOS-Datenbank gewichtet
5,2
67/54
5,2
68/58
5,1
63/52
5,2
66/54
Gewichtung der NEL- und APDE-Werte (Datenbank)
5,1
56/52
5,1
55/50
5,1
56/52
5,1
56/52
vOS-Gleichung Grassilage G
5,1
67/55
5,1
68/58
4,9
63/52
5,1
68/55
vOS-Gleichung Grassilage unbek.
5,3
69/55
5,3
70/58
5,2
65/52
5,3
69/55
NEL Netto-Energie-Laktation; APDE Absorbierbares Protein im Darm aufgebaut aus fermentierbarer Energie; APDN Absorbierbares Protein im Darm aufgebaut aus abgebautem Rohprotein.
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Nutztiere | Nährwertschätzung von Silagen aus M ischungen von Grüngetreide und Erbsen
gen und deren Gras zu einen späten Zeitpunkt geschnitten worden ist. In Tabelle 5 werden die Werte für NEL, APDE und APDN, die mit Hilfe der in vivo Verdaulichkeit und den in sacco Abbaubarkeit berechnet wurden, verglichen mit: ••den Werten, die mit der vOS in vitro und der aRP in sacco berechent wurden; ••den Werten, die auf Basis vOSgewichtet und aRPgewichtet berechnet wurden; ••den Werten, die NELgewichtet, APDEgewichtet und APDNgewichtet berechnet wurden; ••den Werten, die mit den geschätzten vOS und aRP für gräserreiche Grassilage und Grassilage mit unbekannter Zusammensetzung berechnet wurden. Die mit der vOS in vitro geschätzten NEL-Werte weisen bei der Silage A/90/40/30 mit –8,7 % die grösste Abweichung zu den mit vOS in vivo geschätzten Werten auf, wohingegen beim gleichen Futter ohne Siliermittel ähnliche Schätzwerte erzielt werden. Die auf eine andere Art berechneten Schätzwerte weichen beim Energieoder Proteinwert je nach Silagetyp unterschiedlich stark ab. Im Allgemeinen führt die Schätzung der vOS zu Abweichungen von –0,04 bis +0,47 MJ NEL. Die Silagen wiesen ein Rohprotein (RP)-Energie (NEL)-Verhältnis von 17 g RP/MJ NEL auf und lagen somit unterhalb der Empfehlungen für Galtkühe (18 g RP/MJ NEL). Diese Proteinwerte liegen im Bereich einer Raigrassilage im Stadium 5.
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Schlussfolgerungen ••Erfolgt die Nährwertbestimmung einzig anhand von chemischen Analysen, so ist deren Richtigkeit nicht garantiert, da die für die Bestimmung berücksichtigte vOS nicht unbedingt auf die betreffende Futtermischung passt. ••Mit Hilfe chemischer Analysen und der vOS gewichtet nach den Anteilen der Einzelpflanzen bei der Ernte, gestützt auf die Schweizerische Futtermitteldatenbank ist es möglich, Nährwerte zu berechnen, die recht nahe bei den experimentell bestimmten Werten liegen. ••Die grösste Abweichung liegt unter 7 %. Solche Abweichungen können bei Futtermitteln mit tiefem Nährwert und die in erster Linie für Tiere vorgesehen sind, die sich nicht in der Produktionsphase befinden (Galtkühe, Rinder), noch toleriert werden. n
Stima del valore nutritivo degli insilati di miscele di piante proteiche e cereali immaturi Presso Agroscope Posieux sono state seminate nell’ottobre 2011 e insilate a fine giugno 2012 tre miscele di piante proteiche e cereali immaturi composte da triticale (90 kg/ha), avena (40, 30 e 20 kg/ ha) e piselli da foraggio (20, 30 40 kg/ha). La loro digeribilità in vivo è stata determinata su montoni castrati, mentre la degradabilità in sacco su vacche fistulate. Le composizioni botaniche alla raccolta non hanno soddisfatto quanto previsto alla semina , in quanto le parti previste in pisello (20 %; 25 %; 30 %) non sono state raggiunte (9,3 %; 9,5 %; 14 %). La digeribilità della sostanza organica (DSO) in vivo è risultata mediamente debole ovvero 63,6 ± 1,8 % e non si distingueva tra le miscele (p=0,5). La stima della DSO con il metodo in vitro è risultata molto buona per i due insilati (<1 punto), ottenendo, però, lo scarto maggiore della prova (-4,8 punti). Con l'ausilio dell'analisi botanica al momento della raccolta, la ponderazione delle DSO delle componenti delle miscele pubblicate nella banca dati svizzera degli alimenti per animali ha permesso un buon approccio. La degradabilità media della sostanza azotata era debole, ovvero 61,2 ± 1,5%. Il valore nutritivo medio degli insilati si situa al livello di un insilato d'erba proveniente da un prato ricco in graminacee allo stadio tardivo. In caso di penuria, questo tipo di foraggio offre un apporto agli animali meno esigenti, consentendo di preservare i foraggi a elevato valore per quelli in produzione.
Literatur ▪▪ Agroscope (a) 2013. Schweizerische Futtermitteldatenbank. Zugang: www.feedbase.ch ▪▪ Agroscope (b) 2013. Daccord R., Kapitel 15: Formeln und Regressionen, In: Fütterungsempfehlungen für Wiederkäuer (Grünes Buch). Zugang: http://www.agroscope.admin.ch/futtermitteldatenbank/04834/index. html?lang=de ▪▪ Coutard J.P., 2010, Valeur nutritive des associations céréales – protéagineux cultivées en agriculture biologique et utilisées pour la complémentation des ruminants. 17ème Renc. Rech. Ruminants , p. 285–288
Summary
Riassunto
Nährwertschätzung von Silagen aus M ischungen von Grüngetreide und Erbsen | Nutztiere
Estimating the nutritional value of silages composed of protein plant and immature cereal mixtures Three immature whole plant pea-cereal mixtures composed of triticale (90 kg/ha), oats (40, 30 and 20 kg/ha) and field peas (20, 30 and 40 kg/ha) were sown at Agroscope Posieux in October 2011 and ensiled in late June 2012. In vivo digestibility was determined with wethers, and in sacco degradability with rumen fistulated cows. Botanical compositions at harvest were not as hoped for at the time of sowing: the shares of peas (9.3, 9.5, 14 %) fell short of the intended (20, 25, 30 %). At 61.2 ± 1.5 %, average degradability of crude protein was low. At 63.6 ±1.8 %, in vivo digestibility of organic matter (DOM) was low, and scarcely differed between the mixtures (p=0.5). Estimation of the DOM via the in vitro method was very good in two cases (<1 %point), but also produced the highest discrepancy of the test (4.8 % points). Using the botanical analysis at the time of the harvest, the weighting of the DOM of the components of the mixtures published in the Swiss animalfeed database allowed a good approach. The average nutritional value of the silages stands at the level of a grass silage from a meadow rich in later-stage grasses. In the case of shortages, this type of forage offers a contribution for the less-demanding animals, allowing the high-value forages to be reserved for those in production. Key words: digestibility, degrability, immature cereals, peas.
▪▪ Dohme F., Graf C.M., Arrigo Y., Wyss U. & Kreuzer M., 2007. Effect of b otanical characteristics, growth stage and method of conservation on factors related to the physical structure of forage – An attempt toward a better understanding of the effectiveness of fiber in ruminants. Feed S cience and Technology, 138, 205-227. ▪▪ Herman A., 2007, Observatoire méteil Calvados et essai inter-culture. Z ugang :http://www.webagri14.com/iso_album/rapport_unip_2006.pdf, Chambre d’Agriculture, F14500 Vire, a.herman@calvados.chambagri.fr. ▪▪ Tilley M. & Terry R., 1963. A two stage technique for the in vitro digestion of forage crops. Journal of British Grassland society 18, 104–111.
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Serie ProfiCrops
Urbane Landwirtschaft: das FUI-Projekt Katja Heitkämper1, Anna Crole-Rees1, Therese Haller2, Michel Dumondel3 und Lukas Bertschinger1 Agroscope, Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB, 8820 Wädenswil, Schweiz 2 Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, 3052 Zollikofen, Schweiz 3 Agri-food & Agrienvironmental Economics Group AFEE, Institute for Environmental Decisions IED, ETHZ, 8092 Zürich, Schweiz Auskünfte: Anna Crole-Rees, E-Mail: anna.crole-rees@agroscope.admin.ch
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Die «Food Urbanism Initiative» (FUI) basiert auf der Projektidee, dass mit der Produktion von Nahrungsmitteln in der Stadt ein Beitrag zur Verbesserung der städtischen Lebensqualität und zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung geleistet werden kann. Damit greift FUI den Trend zu urbaner Landwirtschaft auf, der in verschiedenen Städten weltweit und in der Schweiz zu beobachten ist (Abb. 1). Das Projekt dauerte drei Jahre und wurde Ende 2013 abgeschlossen. FUI (www.foodurbanism.org) war eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Architekten, Städteplanern, Informatik-Designern, Agrarökonomen und Agronomen. Geleitet wurde FUI vom privaten Architekturbüro Verzone Woods Architects (VWA) in Rougemont, beteiligt waren Forschungsteams des Agroscope-Programms ProfiCrops (siehe Kasten), des Instituts für Umweltentscheidungen (IED) der ETH Zürich, von Agridea in Lausanne und vom Laboratoire de Design et Media (LDM) der ETH Lausanne.
Abb. 1 | Urbane Landwirtschaft: Gemüseproduktion vor der Haus tür in Lausanne. (Foto: Therese Haller, HAFL)
Das öffentliche Interesse an urbaner Landwirtschaft ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Im Projekt Food Urbanism Initiative (FUI), einem Projekt des Nationalen Forschungsprogramms «Neue urbane Qualität» (NFP 65), wurden Möglichkeiten und Grenzen der urbanen Nahrungsmittelproduktion am Beispiel der Stadt Lausanne untersucht.
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Neue urbane Qualität FUI ist eines von fünf Forschungsprojekten des Natio nalen Forschungsprogramms «Neue urbane Qualität». «Das NFP 65», schreibt der Schweizerische Nationalfonds im Porträt des Forschungsprogramms, «zielt auf die Entwicklung und Weiterentwicklung von Konzepten und Strategien für eine neue urbane Qualität sowie auf die Prüfung der Umsetzbarkeit der Forschungsergebnisse. Sie sollen langfristig realisierbare, innovative Wege in der Stadtentwicklung, im Stadtumbau und im Städtebau der Schweiz aufzeigen.» Und zum Projekt: «FUI untersucht den aktuellen Schweizer Städtebau im Hinblick auf dessen Potenzial für eine Integration der Lebensmittelproduktion. Dadurch sollen Gestaltungsstrategien auf mehreren Ebenen (Gebäude, Nachbarschaft, Stadt) konzipiert und Richtlinien für eine Stadtplanung entwickelt werden, die das Stadtleben und die Lebensmittelproduktion harmonisch verknüpfen und ökonomisch wie ökologisch verträgliche Lösungen ermöglichen» (www. nfp65.ch).
Urbane Landwirtschaft: das FUI-Projekt | Kurzbericht
ProfiCrops Das Forschungsprogramm ProfiCrops (www. proficrops.ch) von Agroscope will dazu beitragen und garantieren, dass die Pflanzenproduktion in der Schweiz in einem immer weiter liberalisierten Umfeld konkurrenzfähig bleibt, und das Vertrauen der Konsumenten in die Schweizer Produkte gestärkt wird. Die zu Beginn des Programms aufgestellten Hypothesen gingen davon aus, dass die Effizienz der Produktion verbessert werden muss, dass die Innovation und der Mehrwert erhöht werden sollten, dass das Vertrauen der Konsumenten gestärkt und die Rahmenbedingungen angepasst werden müssen. Diese vier Aus sagen wurden interdisziplinär in Form von Modulen (Effizienz, Innovation, Konsumenten und Rahmenbedingungen) erforscht. Weitere damit verbundene Projekte betrafen den Feuerbrand, ProfiVar, ProfiGemüse CH, die Zusammenarbeit in der Fruchtfolgeplanung, ProfiViti, WIN4 und FUI. Mit der Serie von Artikeln «Profi-Crops», die 2013 in der Zeitschrift Agrarforschung Schweiz publiziert wurden, konnte eine Auswahl von Resultaten und Lösungen verbreitet werden, die der Erhaltung der Konkurrenzfähigkeit der schweizerischen Pflanzenproduktion dienen. Es handelt sich um beispielhafte Resultate und Lösungen. Ein zusammenfassender Bericht wird im April 2014 verfügbar werden. In Anbetracht des öffentlichen Interesses und der Frage von ProfiCrops nach Zukunftschancen unter den heutigen Rahmenbedingungen des Pflanzenbaus lag es nahe, FUI mit ProfiCrops zu assoziieren. Der Artikel «Urbane Landwirtschaft: Das FUI-Projekt» gibt einen Überblick über das Projekt, in dessen Rahmen verschiedene Typen von urbaner Landwirtschaft definiert und die bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen untersucht wurden.
Zwei Kernfragen standen im Zentrum von FUI: Kann urbane Landwirtschaft zu urbaner Lebensqualität beitragen und wenn ja, wie? Wie kann die urbane Landwirtschaft geplant werden, damit sie zu «neuer städtebaulicher Qualität» beiträgt? Die Beantwortung dieser Fragen wurde im Rahmen verschiedener Arbeitspakete angestrebt. Die erarbeiteten Konzepte und Strategien zur neuen urbanen Qualität sollten an Beispielen der bestehenden Raum- und Stadtstruktur der Schweiz im Rahmen von Fallstudien exemplarisch überprüfbar sein. Für die Fallstudie von FUI wurde die Stadt Lausanne ausgewählt. Die neueren städtebaulichen Entwicklungen mit starkem Fokus auf Lebensqualität und auch praktische Gründe der Erreichbarkeit und Sprache prädestinierten diese Agglomeration für eine exemplarische Fallstudie. In Lausanne existieren bereits Projekte des urbanen Gartenbaus, an die sich anknüpfen lässt. Seit 1996 betreibt die Stadt sogenannte «Plantages», kommunale Grundstücke in der Innenstadt, auf denen die Anwohnerinnen und Anwohner in der unmittelbaren Nachbarschaft rund 20–30 m2 grosse Parzellen für den Gemüse-, Obst- und Kräuteranbau mieten können. Zudem besteht Interesse und Kooperationsbereitschaft von Ämtern der Stadtverwaltung beim Thema Urbane Landwirtschaft. Die erarbeiteten Methoden und Strategien wurden für verschiedene kleinere Standorte in Lausanne, aber auch auf einem mehrere Hektaren grossen Standort vorerst modellhaft angewendet. Anbau-Typologien: Wer kultiviert was, wo und wie? Ein Forschungsteam von ProfiCrops übernahm im Rahmen von FUI zwei wesentliche Aufgaben: Zum einen entwickelte es unter Berücksichtigung von agrono mischen Anbaukriterien sogenannte FUI-Typologien (Abb. 2), d. h. Anbautypen, deren Merkmale definiert und beschrieben wurden, verbunden mit Empfehlungen für den nachhaltigen Anbau geeigneter Gemüse- und Früchtearten. Tierhaltung und Ackerbau wurden im Rahmen von FUI nicht berücksichtigt, da diese Produktionszweige unter den gegebenen Rahmenbedingungen im Stadtgebiet nicht in Betracht kommen. Die Typologien wurden im Speziellen charakterisiert nach Anbauakteur (z. B. Hobbygärtner, Anbaukollektiv, professioneller Gartenbauer etc.), Standort (Dachgarten, Industriebrache, Strassenrabatte etc.) und Managementmodell (individuell, Gruppe, Stadt) (Crole-Rees et al. 2012). Zum anderen untersuchte ProfiCrops im Rahmen von FUI die geltenden gesetzlichen Grundlagen für die Produktion, die Verarbeitung und die Vermarktung von Nahrungsmitteln in urbanen Räumen. Diese Grundlagen bildeten neben den städtebaulichen und geographischen Aspekten die Basis für die Simulation und Evalua-
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Kurzbericht | Urbane Landwirtschaft: das FUI-Projekt
Eisenbahnlinien
Öffentliche Strasse Zufahrt zur Strasse
Landmaschine
Begrünte Fläche
Umlaufender Flurweg
Frühjahrsaussaat
Parkhaus in den unteren Stockwerken
Abb. 2 | Die FUI-Typologie «Dachfarm» als Fallbeispiel einer Interventionsstrategie für neue urbane Qualität an einem kleineren Standort innerhalb von Lausanne. (Grafik: VWA)
tion von urbanen Szenarien und die Identifikation von potenziellen Standorten, Produzententypen und Produktionseinheiten für Food-Initiativen. Die Analyse des städtischen Potenzials am Fallbeispiel Lausanne ergab viele mögliche Standorte für die urbane Nahrungsmittelproduktion. Die meisten davon sind kleine, privat geführte Flächen. Für die traditionelle, professionelle Landwirtschaft bestehen zahlreiche Ein schränkungen in städtischen Gebieten, sowohl im Hinblick auf wirtschaftliche als auch auf produktionstechnische Aspekte. Diese Einschränkungen führen dazu, dass die urbane Nahrungsmittelproduktion vor allem Anbau-Typologien zuzuordnen ist, die von Personen ohne kommerzielle Ziele betrieben werden können. Die modellhafte Anwendung der Typologien auf kleineren Standorten in Lausanne und Erfahrungen anderer Projekte der urbanen Landwirtschaft deuten aber auch auf neue Anwendungsmöglichkeiten der urbanen Landwirtschaft, die noch genauer zu prüfen sind.
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Gesetzliche Rahmenbedingungen Eine umfangreiche Recherche erlaubte ein umfassendes Studium und die Dokumentation der gesetzlichen Grundlagen für die Produktion von Nahrungsmitteln in der Stadt. Mit Ausnahme der städtischen Bauernhöfe, die von professionellen Landwirten kommerziell betrieben werden, und zu denen auch die intensiven Produktionseinheiten vertikale Farm, Aquaponic- und Gewächshausfarm gezählt werden können, sind die FUI-Typologien keine Einheiten, die unter das Landwirtschaftsgesetz fallen. Abgesehen von Gesetzen und Verordnungen, wie dem Raumplanungs- und dem Umweltschutzgesetz, die in allen Bereichen des privaten und öffentlichen Sektors gelten, fehlen eindeutige Regelungen weitestgehend. Dieses gesetzliche Niemandsland wird teilweise durch die Entwicklung von Chartas kompensiert (z. B. in Lausanne und Basel). Bei zunehmender Anwendung der urbanen Anbauformen drängt sich aber die Schliessung dieser
Urbane Landwirtschaft: das FUI-Projekt | Kurzbericht
Gesetzeslücke auf. Die derzeitigen Bestimmungen fördern implizit den integrierten beziehungsweise biologischen Anbau.
Schlussfolgerungen FUI hat Methoden und systematische Instrumente geschaffen, die interessierte Stellen aus Politik, Stadtverwaltung und Städteplanung sowie Interessentinnen, Interessenten und Fachleute der urbanen und nichturbanen Landwirtschaft unterstützen, die Anwendung der urbanen Landwirtschaft zur Verbesserung der innerstädtischen Qualität zu prüfen und sie zu planen. Auf Grund der modellhaften Anwendung der zahlreichen entwickelten Anwendungstypologien kann erwartet werden, dass die urbane Nahrungsmittelproduktion positive Auswirkungen auf die soziale und ökologische Qualität einer Stadt haben kann. Abgesehen von der Nahrungsmittelproduktion an sich tragen vor allem soziale Aspekte der urbanen Landwirtschaft, beispielsweise pädagogische und integrative Funktionen, zu dieser Einschätzung bei. Die Betrachtung verschiedener Projekte der urbanen Landwirtschaft hat gezeigt, dass vereinzelt auch Kreise der professionellen Landwirtschaft Interesse an einer urbanen Produktionsform zeigen, wenn ein gewisses Marktpotenzial besteht.
Das Projekt zeigte auch, dass die Zusammenarbeit von Fachleuten aus sehr unterschiedlichen Forschungsgebieten hohe Anforderungen an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellt. Die bewusste Berücksichtigung der interdisziplinären Ausgangslage und deren ausdrückliche und systematische Bearbeitung sind zu empfehlen. Ein Team der Universität Lausanne hat Ende 2013 das Swiss Urban Agriculture Network (SUAN) ins Leben gerufen, das zum Ziel hat, die Forschungsaktivitäten der verschiedenen Institutionen im Bereich Urbane Landwirtschaft in der Schweiz zu vernetzen. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse des Nationalen Forschungsprogramms «Neue urbane Qualität» wird vom Schweizerischen Nationalfonds auf der Website www.nfp65.ch publiziert. n
Literatur ▪▪ Crole-Rees A., Heitkämper K., Bertschinger L., Dumondel M., Haller Th. & Verzone C., 2012. Urban agriculture: an opportunity for farmers? A Swiss case study. Paper presented at the SHE conference, Angers, July 2012.
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Serie ProfiCrops
Win4 in der Landwirtschaft: Verbesserungen in den Dimensionen Ökologie, Soziales und Ökonomie Otto Daniel1, Anna Crole-Rees1, Lukas Bühler1, Flavia Geiger1, Hans-Ulrich Gujer2 und Lukas Bertschinger1 Agroscope, Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB, 8020 Wädenswil 2 Bundesamt für Umwelt BAFU, 3003 Bern Auskünfte: Otto Daniel, otto.daniel@agroscope.admin.ch
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Erosion, Phosphor
Betrieb A
Betrieb B
Nitrat Pflanzenschutzmittel
Optimierte Landnutzung Biodiversität
Stoffflüsse
Durch die Reduzierung der Stoffflüsse aus dem Agrar-Oekosystem heraus wird die Land nutzung optimiert und die Biodiversität erhöht.
Das Konzept Win4 Win4 steht für das Konzept, durch die Optimierung aller Dimensionen der Nachhaltigkeit, nämlich Ökologie (Stoffflüsse und Biodiversität), Ökonomie und Soziales Synergien zu erzielen. Win4 geht dabei von der Hypothese aus, dass in einer besseren Nutzung multipler Synergien ein beträchtliches Optimierungspotenzial in der Schweizer Landwirtschaft liegt, welches mit geringen Kosten wesentliche Effizienzsteigerungen hinsichtlich des Ressourcenverbrauchs und der Wirtschaftlichkeit der land-
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wirtschaftlichen Produktion ermöglicht. Dieses Potenzial zu nutzen wird in Zukunft unumgänglich sein, wenn die Konkurrenzfähigkeit der Schweizer Landwirtschaft in einem schwieriger werdenden internationalen Umfeld zur Disposition steht und es zudem entscheidend darum gehen wird, im zahlungskräftigen einheimischen Markt das Vertrauen der Schweizer Konsumenten in die hiesige Produktion zu erhalten und zu verbessern. Das Ziel von Win4 ist es, neue Ansätze zu entwickeln und zu prüfen, welche Ansätze eine profitable landwirtschaftliche Produktion mit dem Erreichen der Umweltziele verbinden.
Win 4 in der Landwirtschaft: Verbesserungen in den Dimensionen Ökologie, Soziales und Ökonomie | Kurzbericht
Win4 als Forschungsprojekt Im Rahmen von ProfiCrops wurde ein vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) finanziertes Forschungsprojekt gestartet mit dem Ziel, praktisch umsetzbare Ziele für Landwirtschaftsbetriebe zu definieren. Wegen ihrer vergleichsweise grossen Bedeutung für die Ziele des Projekts fokussierte es zunächst auf die Rolle der sogenannten «beitragenden Flächen» für den Eintrag von Pflanzenschutzmitteln (PSM) in Oberflächengewässer und untersuchte folgende Fragestellungen: 1. Kann die überbetriebliche Kooperation bei der optimierten Bewirtschaftung von «beitragenden Flächen» helfen? Die Fragestellung wurde mittels Literaturanalyse und Interviews untersucht. 2. Wie bestimmt man «beitragende Flächen» und wie kann man PSM-Stoffflüsse konkret reduzieren? Werkzeuge und Prozeduren sollten entwickelt werden.
ProfiCrops Das Forschungsprogramm Proficrops (www. proficrops.ch) von Agroscope will dazu beitragen und garantieren, dass die Pflanzenproduktion in der Schweiz in einem immer weiter liberalisierten Umfeld konkurrenzfähig bleibt und das Vertrauen der Konsumentinnen und der Konsumenten in die Schweizer Produkte gestärkt wird. Die zu Beginn des Programmes aufgestellten Hypothesen gingen davon aus, dass die Effizienz der Produktion verbessert werden muss, dass die Innovation und der Mehrwert erhöht werden sollten, dass das Vertrauen der Konsumenten gestärkt und die Rahmenbedingungen angepasst werden müssen. Diese vier Aussagen wurden interdisziplinär in Form von Modulen erforscht, nämlich in den Modulen Effizienz, Innovation, Konsumenten und Rahmenbedingungen. Weitere damit verbundene Projekte betrafen den Feuerbrand, ProfiVar, ProfiGemüse CH, die Zusammenarbeit in der Fruchtfolgeplanung, ProfiViti, WIN4 und FUI. Mit der Serie von Artikeln «ProfiCrops», die dieses Jahr in der Zeitschrift Agrarforschung Schweiz p ubliziert wurden, konnte eine Auswahl von Resultaten und Lösungen verbreitet werden, welche der Erhaltung der Konkurrenzfähigkeit der schweizerischen Pflanzenproduktion dienen. Es handelt sich um beispielhafte Resultate und Lösungen. Ein zusammenfassender B ericht wird Anfang 2014 verfügbar werden.
Win-Win-Situationen durch überbetriebliche Organisation Überbetriebliche Organisationsformen in der Landwirtschaft können als Katalysator für Optimierungen in mehreren Dimensionen wirken (Geiger et al. 2011). Unterschiedliche Formen der überbetrieblichen Zusammenarbeit wie Betriebs- und Betriebszweiggemeinschaften oder die gemeinsame Nutzung der Maschinen senken Fixkosten und variable Kosten, und können die Arbeitsproduktivität steigern (Mann und Muziol 2001). Aus sozialer Sicht wichtig ist eine Abnahme von Risiken und der Arbeitsbelastung. Eine reduzierte Arbeitszeit führt zu mehr Freizeit und Zeit für die Familie (Pavillard 2005). Die Zusammenarbeit vergrössert jedoch auch die gegenseitige Abhängigkeit der Betriebsleiter, die Notwendigkeit von Absprachen und erhöht das Risiko für Konflikte. Es liegen wenige vertiefte wissenschaftliche Studien Der Artikel «Win4 in der Landwirtschaft: Vervor, welche die Auswirkung der überbetrieblichen Orga- besserungen in den Dimensionen Ökologie, nisation auf die ökologische Nachhaltigkeit der Betriebe Soziales und Ökonomie» stellt das Projekt Win4 vor, welches eine Optimierung dieser Nachhaluntersucht haben. Die Vergrösserung von Betrieben und tigkeitsdimensionen anstrebt. Der Artikel vor allem von Parzellen führte in der Vergangenheit oft zu einer Abnahme der Biodiversität auf landwirtschaftli- weist auf den aktuellen Mangel an verfügbachen Betrieben (Belfrage et al., 2005). Wichtig sind aber rem Wissen und an Werkzeugen hin und beauch die Stoffflüsse aus einer landwirtschaftlichen Par- schreibt erste Ergebnisse des Projekts zu den Aspekten Pflanzenschutzmittel-Stoffflüsse. zelle heraus. Hier spielen oft «beitragende Flächen», das heisst Flächen, welche überproportional zum Stoffverlust aus einer Parzelle beitragen, eine wichtige Rolle (Frey et al. 2011). Im Prinzip können bei einer überbetrieblichen Landnutzung «beitragende Flächen» eher angepasst bewirtschaftet werden, weil die Flexibilität bei der Wahl der Nutzungsart höher ist als auf einem einzelnen Betrieb.
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Kurzbericht | Win 4 in der Landwirtschaft: Verbesserungen in den Dimensionen Ökologie, Soziales und Ökonomie
Lützelmurg
L egende Löhrenbach
Gewässer Entwässerte Strasse
Dorfbach
Drainierte Fläche Schacht Fliesslinie Permanente Wiese o. Weide Ökologische Ausgleichsfläche
0
200
400 Meter
Abb. 1 | Möglicher Anschluss der Parzellen auf dem Versuchsbetrieb Tänikon an benachbarte Oberflächengewässer. Regenwasser kann über Drainagen oder an der Oberfläche über Fliesslinien, Schächte und entwässerte Strassen in b enachbarte Oberflächengewässer gelangen. (Karte © swisstopo)
Die Pflanzenschutzmittel (PSM) sind neben den Düngern die wichtigsten Produktionsmittel, die die aquatische Flora und Fauna schädigen können, wenn sie als «Stofffluss» aus einer landwirtschaftlichen Parzelle heraus in Oberflächengewässer gelangen (Schäfer et al. 2007). Auf regelmässige Meldungen zu PSM in Grund- und Trinkwasser reagieren Konsumenten sensibel, was die Gefahr eines nachhaltigen Vertrauensverlustes in die Schweizer Landwirtschaft beinhaltet. Eine Reduktion von PSM-Einträgen in Oberflächengewässer dürfte in den kommenden Jahren als eine wichtige Herausforderung auf die Schweizer Landwirtschaft zukommen. Das vorliegende Projekt möchte einen praktischen Lösungsbeitrag zur Reduktion der PSM-Einträge in Oberflächengewässer leisten, indem es aufzeigen will, wie «beitragende Flächen» erkannt werden können, und ob die PSM-Einträge in die Oberflächengewässer mit geeigneten Massnahmen, beispielsweise dem Einrichten von ökologischen Ausgleichsflächen, gezielt reduziert werden können. Win-Win-Situationen durch das Erkennen von «beitragenden Flächen» Auf mehreren Pilotbetrieben wurde untersucht, wie «beitragende Flächen» erkannt werden können, und mit welchen Massnahmen die PSM-Einträge in Oberflächen-
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gewässer verringert werden können (Daniel und Bühler, 2013). Als wichtig für eine gute Einschätzung der lokalen Gegebenheiten und der Situation auf einem Betrieb erwies sich die effiziente Nutzung bestehender Informationsquellen wie der Erosionsrisikokarten, Bodenkarten, Drainageplänen, usw. (Abb. 1). Wesentlich war aber auch ein Interview mit dem Betriebsleiter und eine Feldbegehung vor Ort (Abb. 2). Erst dadurch war es möglich, die Bewirtschaftung der Parzellen mit einzubeziehen und sich ein vollständiges Bild über das Potential von PSM-Einträgen in Oberflächengewässer aus den einzelnen Parzellen zu machen. Bei kritischen Parzellen wurden Massnahmen vorgeschlagen, mit welchen der PSMEintrag in Oberflächengewässer verkleinert werden kann. Dazu gehört unter anderem die Wahl einer geeigneten Fruchtfolge, die geeignete Platzierung von ökologischen Ausgleichsflächen und Pufferstreifen sowie die Wahl der Bodenbearbeitungsmethoden. Die Pilotstudien haben gezeigt, dass die erarbeiteten Werkzeuge und Prozeduren eine gute Basis sind, um auf landwirtschaftlichen Betrieben die Bewirtschaftung so zu optimieren, dass die PSM-Einträge in Oberflächengewässer verringert werden. In den untersuchten Pilotbetrieben hatten die Betriebsleiter selber zum Teil schon gezielt Massnahmen ergriffen, um PSM-Einträge in Oberflächengewässer gering zu halten. Mit den entwickelten Werk-
Win 4 in der Landwirtschaft: Verbesserungen in den Dimensionen Ökologie, Soziales und Ökonomie | Kurzbericht
Abb. 2 | Feldbegehung mit dem Ziel, die Informationen aus Erosi onsrisikokarten, Bodenkarten, Drainageplänen usw. zu verifizieren und zu ergänzen. (Foto : Lukas Bühler, Agroscope)
zeugen ist es möglich, weitere Betriebe zu untersuchen und parzellenspezifische Massnahmen vorzuschlagen, um PSM-Einträge in Oberflächengewässer zu verkleinern. Es zeigte sich, dass ein grosser Teil der möglichen Massnahmen in den Entscheidungsbereich des Landwirtes auf Betriebsebene fällt. Die entwickelten Werkzeuge setzen jedoch auf der Parzellenebene an. Zur effektiven Verbesserung der Oberflächengewässerqualität wird es auch nötig sein, Massnahmen unter Einbezug sozialer und ökonomischer Aspekte zu prüfen und in die Strategien eines Betriebes oder einer überbetrieblichen Organisation zu integrieren und die Bemühungen in regionalen Vernetzungsprojekten zu koordinieren.
ten zusammenwachsen und in einer Art permanenter Werkstatt durch on-farm-Projekte weiterentwickelt werden. Zurzeit werden bisher erarbeitetes Wissen und Methoden in zwei Folgeprojekten eingesetzt und weiterentwickelt. Im Projekt «Win4: Umsetzung auf Pilotbetrieben», welches von Agrofutura und Agridea bearbeitet wird, sollen nun durch einen gesamtbetrieblichen Ansatz Schwachstellen der aktuellen agrarpolitischen Ökologisierungsmassnahmen eliminiert werden, welche auf Einzelmassnahmen beruhen. Im Zentrum des Ansatzes steht ein Beratungsprozess, in dessen Verlauf das konkrete Optimierungspotenzial an Umweltleistungen auf dem Betrieb analysiert und entsprechende Verbesserungsmassnahmen vereinbart werden. Das zweite, flächenbezogene Pilotprojekt Alberswil-Mauensee am Rande der Wauwiler Ebene (LU) wird durch die Ö+L GmbH durchgeführt. Es wird durch die Stiftung Agrovision und den Kanton Luzern begleitet. Ziel ist die Anwendung der Methodik zur Bestimmung und Bewirtschaftung von beitragenden Flächen auf Einzelbetrieben und die Erarbeitung der Grundlagen für eine Umsetzung auf der Landschaftsebene. Das Projekt Win4 konnte im Rahmen von ProfiCrops erste fachliche Grundlagen bereitstellen und einen wichtigen Impuls für Folgeprojekte geben, insbesondere die on-farm-Forschung und die Umsetzung in die Praxis. n
Win4 im gesamtbetrieblichen Kontext Win4 will die Zukunftsfähigkeit der Schweizer Landwirtschaft mit interdisziplinären on-farm-Projekten unterstützen. Das bestehende Wissen aus verschiedenen Dimensionen muss zu neuen praktikablen Konzep-
Literatur ▪▪ Anonym 2005: Millenium Ecosystem Assessment. Zugang: http://www.maweb.org/en/index.aspx. [November, 2011]. ▪▪ Belfrage K., Björklund J. & Salomonsson L. 2005. The effects of farm size and organic farming on diversity of birds, pollinators, and plants in a Swedish landscape. Ambio 34, 582–588. ▪▪ BLW 2011. Klimastrategie Landwirtschaft. Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel für eine nachhaltige Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft. 46 S. ▪▪ Daniel O. & Bühler L. 2013. Pflanzenschutzmitteleintrag aus ackerbaulich genutzten Parzellen in Oberflächengewässer: Analyse und Reduktionsmassnahmen auf Ebene Betrieb. Studie im Auftrag des BAFU. 51 S. ▪▪ Frey M., Konz N., Stamm C. & Prasuhn V. 2011. Machbarkeitsstudie K artierung beitragender Flächen. Studie im Auftrag des BAFU. 91 S.
▪▪ Geiger F., Crole-Rees A. & Daniel O. 2011. Zwischenbericht Vorprojekt Win 4 . Studie im Auftrag des BAFU. Wädenswil. 27 S. ▪▪ Mann K. H. & Muziol O. 2001. Darstellung erfolgreicher Kooperationen und Analyse der Erfolgsfaktoren. Betriebsgesellschaften in der Landwirtschaft – Chancen und Grenzen im Strukturwandel. Frankfurt/M., Rentenbank. ▪▪ Pavillard N. 2005. Innovative Bewirtschaftungsformen und Strukturanpassungen in der Schweizer Landwirtschaft. Institut für Agrarwirtschaft. Zürich, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich. ▪▪ Schäfer R. B., Caquet T., Siimes K., Mueller R., Lagadic L., Liess M. 2007. Effects of pesticides on community structure and ecosystem functions in agricultural streams of three biogeographical regions in Europe. Science of The Total Environment 382, 272–285.
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Frauen und Männer in der Landwirtschaft Hermine Hascher und Esther Thalmann AGRIDEA, 8315 Lindau, Schweiz Auskünfte: Hermine Hascher, E-Mail: hermine.hascher@agridea.ch, Esther Thalmann, E-Mail: esther.thalmann@agridea.ch
In den Wirkungsfeldern «Lebensqualität und Zusammenleben», «Recht und soziale Absicherung» sowie «Interessensvertretung» spricht die Kampagne bewusst Frauen und Männer an.
Mit der Kampagne «Frauen und Männer in der Landwirtschaft, Zusammenleben bewusst gestalten» leisten verschiedene landwirtschaftliche Organisationen einen gemeinsamen Effort, dem Thema mehr Präsenz zu geben. Im Agrarbericht 2012 des Bundesamtes für Landwirtschaft angesprochene Erkenntnisse zum Thema Frauen in der Landwirtschaft und Bedürfnisse der Mitglieder der landwirtschaftlichen Organisationen sollen
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in die Praxis einfliessen. Indem die beteiligten Organisationen ihre Aktivitäten koordinieren und bündeln und den Fokus sowohl auf Frauen als auch auf Männer richten, werden dazu neue Wege beschritten. Das Zusammenleben auf den Bauernhöfen und speziell die Rolle und Stellung der Frauen sind seit längerem ein viel diskutiertes Thema in Berufsorganisationen, Bildung
Frauen und Männer in der Landwirtschaft | Kurzbericht
und Beratung sowie in der Politik. Seit dem Postulat von Maya Graf vom 15. Juni 2011 ist das Thema auch in der Öffentlichkeit verstärkt präsent. Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) veröffentlichte im Agrarbericht 2012 interessante Resultate einer Studie von Ruth R ossier, Agroscope: Immer mehr erwerbstätige Frauen: Die bezahlte Tätigkeit der Frauen im Betrieb hat in den letzten zehn Jahren zugenommen. Als Selbständigerwerbende sind sie für einen Betriebszweig wie beispielsweise Direktvermarktung oder Agrotourismus verantwortlich und leisten einen wesentlichen Beitrag zum Gesamteinkommen. Beinahe die Hälfte der Frauen geht einer ausser betrieblichen Erwerbstätigkeit nach. 28 Prozent der befragten Frauen tragen mit ihrer ausserbetrieblichen Erwerbstätigkeit über einen Viertel zum Gesamteinkommen bei. Rechtlichen Stellung wenig bewusst: Nur wenige Frauen führen selbständig einen Landwirtschaftsbetrieb. Die Mehrheit der Frauen hat auf einen Hof eingeheiratet. In der Regel liegt kein Grundbucheintrag vor, der die Frau als Miteigentümerin ausweist. Trotzdem geben die meisten Frauen an, Miteigentümerin und Mitbewirtschafterin des Betriebs zu sein. Geringe soziale Absicherung, die aber wenig Sorgen bereitet: Rund 80 Prozent der befragten Frauen bauen eine eigene soziale Absicherung auf. Da sie meist in Teilzeit erwerbstätig sind, fällt diese oft bescheiden aus. Dennoch machen sich diese meistens verheirateten Frauen wenig Sorgen über ihre soziale Absicherung. Gemeinsame Initiative «Frauen und Männer in der Landwirtschaft, Zusammenleben bewusst gestalten» ist eine gemeinsame Kampagne des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbandes (SBLV), des Schweizer Bauernverbandes (SBV), des BeratungsForums Schweiz (BFS) und der AGRIDEA. Die am 15. Mai 2013 gestartete Initiative nimmt Fragestellungen und Forderungen ihrer Mitglieder auf und knüpft an das Kapitel «Frauen in der Landwirtschaft» im Agrarbericht 2012 an. Alle vier Organisationen arbeiten seit längerem in der Thematik. Seit Mai 2013 tun sie das mit vereinten Kräften sowie mit der finanziellen und beratenden Unterstützung des BLW. Ziel ist es, Vorhandenes sichtbar zu machen und Lücken zu schliessen. Im Vordergrund stehen die Koordination der Aktivitäten, das Ausschöpfen der Synergien und gemeinsame Aktivitäten der Trägerorganisationen.
Partnerschaftliche Betriebsführung «Zusammen» heisst das Schlüsselwort in der und für die Kampagne «Frauen und Männer in der Landwirtschaft, Zusammenleben bewusst gestalten». Zusammen wirtschaften und leben: Zusammen das Unternehmen Bauernhof und die Gemeinschaft gestalten – gemeinsam wirtschaften, gemeinsam leben, zusammenwohnen. Dies will die Kampagne unterstützen. Dabei gilt es, die Interessen und Herausforderungen des Unternehmens Bauernhof sowie die Bedürfnisse, Wünsche und Talente der einzelnen Personen unter einen Hut zu bringen. Dies ist zwar nicht immer einfach, für die langfristige Zufriedenheit der Beteiligten, die Lebensqualität und eine nachhaltige Entwicklung des landwirtschaftlichen Unternehmens jedoch von zentraler Bedeutung. Besonders spürbar wird dies, wenn schwierige Zeiten gemeistert werden müssen. Die Träger der Kampagne sind sich einig, dass eine Fokussierung auf die Frauen allein, wenig bewirken kann. Das Zusammenleben und Arbeiten bewusst zu gestalten heisst, dass alle Beteiligten über ihre Rolle beziehungsweise ihren Status Klarheit haben und über ihre Rechten und Pflichten informiert sind. Nicht immer werden die rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft, da gesellschaftliche Normen und Traditionen oft stärker gewichtet werden. Beispielsweise werden viel mehr Bauernbetriebe an die Söhne als an die Töchter weiter gegeben, obwohl Männer und Frauen bezüglich Ausbildung und Recht die gleichen Möglichkeiten haben. Auch im benachbarten Ausland besteht Interesse am Thema. An der Tagung «Frauen am Land – Potenziale und Perspektiven» vom 7.– 9. Februar 2013 in Wien nahmen Vertreterinnen aus Deutschland, Österreich, dem Südtirol und der Schweiz teil. Am Schlusspodium wurde der Wunsch geäussert, an einer möglichen Folgetagung die Männer mehr zu integrieren. Auch im schweizerisch-französischen «Arc du Jura-Projekt FARAH» (Femmes en Agriculture: Responsables et Autonomes en complémentarité avec les Hommes) kommt man zu diesem Schluss. Die «Partnerschaftliche Betriebsführung» steht zunehmend im Fokus. Gemeinsam Handeln Mit einem Sondereffort wollen die Trägerorganisationen der Kampagne ihre Zusammenarbeit zukünftig noch besser koordinieren und den Fragen rund um Frauen und Männer in der Landwirtschaft mehr Gewicht geben. Sie wollen erreichen, dass der Thematik auf den Bauernhöfen, in Beratung und Bildung, bei Dienstleistern und Organisationen mehr Bedeutung zukommt. Die Stärke der Kampagne liegt in der Vernetzung aller
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Kurzbericht | Frauen und Männer in der Landwirtschaft
Akteure und der Bündelung der Kräfte. In guter Zusammenarbeit wurden verschiedene Vorhaben bereits umgesetzt. Nationaler Workshop «Frauen in der Landwirtschaft», Dezember 2012: Im Vorfeld der Kampagne wurde mit über 50 Vertreterinnen und Vertretern aus verschiedensten Organisationen und der Politik die Grundlage für ein gemeinsames Verständnis betreffend Bedürfnisse und offene Fragen erarbeitet. Herausgabe des Flyers «Frau und Mann vom Land – Zusammenleben bewusst gestalten», April 2013: Dieser verweist auf die Homepage des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbands, wo eine Übersicht interessanter Dokumente und Links zur Verfügung steht. Publikation des Sonderhefts «Bäuerinnen haben Rechte» in Zusammenarbeit mit der UFA-Revue, September 2013 (Auflage: rund 74 600 Exemplare, 61 650 Deutsch und 12 950 Französisch). Zur Vertiefung der Themen Eherecht, Erbrecht und Bäuerliches Boden recht sowie soziale Absicherung der Bäuerinnen wurden Webinare (Web-Seminare) mit Expertinnen und Experten angeboten. Drei Wirkungsfelder im Mittelpunkt Mit der Weiterarbeit in drei Wirkungsfeldern soll die Kampagne die Weichen für die Zukunft stellen. Wirkungsfeld l – Lebensqualität und Zusammenleben: Nicht allein die Bäuerinnen und Bauern sind Zielpublikum der Kampagne, sondern auch Verantwortliche in Bildung und Beratung. Die Bildungs- und Weiter bildungsangebote sollen der Thematik Frauen und Männer in der Landwirtschaft den gebührenden Stellenwert einräumen. Ein wichtiges Anliegen ist es, Themen, wie beispielsweise bei Investitionen konsequent zu prüfen, was diese für einen Einfluss auf die Lebensqualität der Familie haben, aufzunehmen. Dies sind Fragestellungen, die sich nicht mit Pflanzen- oder Tierproduktion befassen, für den Betriebserfolg jedoch sehr wichtig sind. Von der Grundausbildung bis zur Weiterbildung und Beratung soll dieses Bewusstsein einfliessen. Wirkungsfeld ll – Recht und soziale Absicherung: Ein Inventar der bestehenden Dokumente wurde erstellt. Dessen Überprüfung zeigte, dass vor allem in folgenden Bereichen Lücken bestehen: ••Bei der Hofübergabe, ist die güterrechtliche Situation der Eltern konsequent darzulegen. D.h. beispielsweise auszuweisen, wieviel Kapital jeder Elternteil in den Hof eingebracht hat und Möglichkeiten der Kompensation aufzuzeigen.
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••Betriebsentscheide sollen gemeinsam gefällt und beispielsweise das Eigenkapital in der Buchhaltung transparent ausgewiesen werden. ••Wichtige Fakten für Frauen, die auf Landwirtschaftsbetriebe einheiraten, sollten bekannt sein. Als neu zu bearbeitende Themen wurden identifiziert: ••Das oft ungenügende Einkommen in der Landwirtschaft und die Folgen davon. ••Die überbetriebliche Zusammenarbeit als Männerund Frauensache. Geplant sind neue Merkblätter bei der AGRIDEA und bei agriexpert sowie Artikel in der Fachpresse. Ein Themenportal, das einen einfachen Zugang zum Thema und den entsprechenden Informationen gewährleistet, wird angestrebt. Wirkungsfeld lll – Interessensvertretung: Auch vor den Verbänden und Branchenorganisationen macht die Kampagne nicht halt. Wie können Frauen für die Arbeit in Gremien gewonnen werden? Die Sensibilität für diese Frage soll weiter gefördert werden, auch wenn sie heute grösser ist als noch vor ein paar Jahren. Erfreuliches Beispiel ist die Wahl von Christine Bühler, Präsidentin des SBLV, zur Vizepräsidentin des SBV. Erstmals hat nun eine Frau dieses herausfordernde Amt inne. Eine Herausforderung wird es sein, das Erreichte nachhaltig zu verankern. Erarbeitete und angedachte Aktivitäten sollen auch nach Abschluss der Kampagne im Mai 2014 weitergeführt, gelebt, entwickelt und vorangetrieben werden. Die Kampagne hat die Grundlage für die zukünftige Zusammenarbeit gelegt. Vorgesehen ist, dass sich die an der Kampagne beteiligten Organisationen auch in Zukunft gemeinsam für die Frauen und Männer in der Landwirtschaft einsetzen. n
P o r t r ä t
«Bei den Bienen konnte ich etwas bewirken» Bienenforscher als Beruf, und Imker aus Leidenschaft – das Leben von Peter Gallmann steht seit vielen Jahren im Zeichen der Biene. Die Aufnahme der Biene als landwirtschaftliches Nutztier ins Landwirtschaftsgesetz, das internationale Netzwerk zur Bekämpfung der Bienenvölkerverluste Coloss, der nationale Bienengesundheitsdienst und und und – Gallmann hat bei vielen Projekten mitgewirkt. Ende Februar 2014 geht er, der seit 2004 das Zentrum für Bienenforschung von Agroscope in Liebefeld BE leitet, in Pension. Aber zuerst zurück zum Anfang. Aufgewachsen ist Peter Gallmann (Jahrgang 1952) in Sils GR. Er wirkte nach der Kantonsschule als Primarlehrer in Safien. Darauf folgte das Studium an der ETH Zürich, zuerst in Agronomie, «bei Halbzeit» wechselte er in die Lebensmittelwissenschaften. Seine Dissertation schrieb er über biochemische Vorgänge bei der Käsereifung. 1987 übernahm er an der Forschungsanstalt für Milchwirtschaft (FAM) in Liebefeld die Leitung der Sektion Molkereiprodukte. Dazu gehörte auch die Bienenforschung. Die Bienenforschung entstand in der Schweiz zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem Aufkommen der Sauerbrut; Forscher aus dem Milch- und Käsebereich entdeckten das dafür verantwortliche Bakterium. Die Liebefelder Schätzmethode zur Bestimmung der Koloniegrösse oder der FAM-Ameisensäureverdunster – die Bienenforschung war eine Perle der landwirtschaftlichen Forschung, umfasste in ihrer Blütezeit 15 Vollzeitstellen, war weltweit anerkannt und berühmt für ihre Praxisnähe. Trotzdem wurde sie in den 1990er Jahren politisch vernachlässigt; im Organigramm der Agrarforschung sollte sie möglichst unsichtbar sein. 2004 erfolgte die Wende: Die Bündner Nationalrätin Brigitta Gadient – Peter Gallmann kennt sie aus der Schulzeit – reichte die Motion «Förderung der Bienen in der Schweiz» ein. Die Motion ebnete den Weg für die Aufwertung der Honigbiene. Das Qualitätsreglement 2005, das 100-Jahre-Jubiläum der Bienenforschung und die Aufnahme der Biene ins Landwirtschaftsgesetz 2007, die Lancierung des weltumspannenden Projekts Coloss 2008, die Computertomographie, die EU-Forschungsprogramme Beedoc und Step über das Bienensterben 2009, der Aufbau einer Bienenprofessur 2012, Bienengesundheitsdienst 2013 sind Highlights in Gallmanns Karriere. «Ich bin froh, bei den Bienen gelandet zu sein, ich konnte
Peter Gallmann. (Foto: Agroscope)
etwas bewirken.» Und: «Was ich bewirken konnte, war nur möglich wegen der super Zusammenarbeit mit den wichtigsten Imker-Verbänden.» Peter Gallmann hat die Leitung des Bienenzentrums bereits an seinen Nachfolger Jean-Daniel Charrière abgegeben, um sich ganz seinem letzten grossen Bundesauftrag zu widmen: Der Massnahmenplan Bienengesundheit. Mit einer Expertengruppe erarbeitet er Massnahmen zur Verbesserung der Bienengesundheit. Er freut sich sehr über diesen «krönenden Abschluss». Und: «Es ist eine Riesenchance, für Honigbienen und generell alle bestäubenden Insekten und nicht zuletzt auch für die Landwirtschaft die Weichen neu stellen zu können.» Der vielbeschäftigte Peter Gallmann wünschte sich manchmal etwas mehr Zeit. Zeit für die Berge. Zeit für seine Bienen, 20 Völker in zwei Bienenhäusern, die er aus Freude am Imkern, als ständige Weiterbildung und als Anschauung für viele ausländische Besucher seit 2004 betreut. Sein Ruhestand beginnt offiziell im März 2014. Ruhe? – Wohl eher weniger: Vor zwei Jahren gründete der Vater von zwei erwachsenen Söhnen in Äthiopien einen lokalen Imkerverein. Ein gemeinsames Honeyhouse für 40 Imker ist bereits im Bau. Die Stiftung Learning for Life, bei welcher er Stiftungsrat ist, unterstützt das Projekt finanziell. Geplant sind zudem die Produktion von Honig für den Export sowie die Weiterverarbeitung der Bienenprodukte für die lokale medizinische Versorgung. Gallmann: «Ich möchte mit der Imkerei einen Beitrag im Kampf gegen die Armut leisten.» Christine Caron-Wickli, Agroscope
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Aktuelles
Abschluss-Event ProfiCrops am 9. April 2014 Das Forschungsprogramm ProfiCrops von Agroscope neigt sich dem Ende zu. Ziel des Forschungsprogramms war die Erarbeitung, Bereitstellung, Bewertung und der Transfer von Wissen, um dem Pflanzenbau in der Schweiz in einem weitgehend liberalisierten Markt eine Zukunft zu sichern und das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumenten in einheimische Produkte zu stärken. Ein Redaktionskomitee aus den Koordinatorinnen und Koordinatoren von ProfiCrops hat einen Synthesebericht geschrieben, der die gemachten Erfahrungen mit ProfiCrops und Schlussfolgerungen auf den Punkt bringt. Am Schlussevent am 9. April im Raum Bern wird der Synthesebericht vorgestellt und veröffentlicht. Themen wie beispielsweise Effizienz, Innovation und Produktedifferenzierung werden darin ausgeleuchtet und auch eine Liste von möglichen Problemlösungen für die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit wird publiziert. Am Event nehmen Repräsentantinnen und Repräsentanten der Stakeholders aus dem Schweizer Pflanzenbau, die Mitglieder des Forums ProfiCrops, die Koordinatorinnen und Koordinatoren von ProfiCrops und Medien auf Einladung teil.
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Der Synthesebericht ist nach der Veranstaltung unter folgender Adresse erhältlich: Agroscope, «ProfiCrops», Schloss 1, Postfach, 8820 Wädenswil oder unter www.agroscope.admin.ch. Siehe auch www.proficrops.ch.
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Neue Publikationen
ART-Schriftenreihe 19 | December 2013
Water Demand in Swiss Agriculture –
Sustainable Adaptive Options for Land and Water Management to Mitigate Impacts of Climate Change Authors: Jürg Fuhrer, Danielle Tendall, Tommy Klein, Niklaus Lehmann, and Annelie Holzkämper
Water demand in Swiss agriculture – sustainable adaptive options for land and water management to mitigate impacts of climate change
programms «Nachhaltige Wassernutzung» (NFP 61) war es deshalb, zum einen Empfehlungen für den Umgang mit Wasser unter verschiedenen Szenarien für Klima, Preise und Politik auszuarbeiten, unter welchen Rentabilität und Umweltstandards erhalten bleiben, und zum anderen Möglichkeiten der Regulierung zur Zielerreichung zu identifizieren. Zwei Entscheidungsebenen wurden berücksichtigt: die regionale Ebene, auf welcher Strategien für die Planung der Land- und Wassernutzung nötig sind, und die Betriebsebene, auf welcher Bewirtschaftung und Betriebsführung anzupassen sind. Die Untersuchungen wurden für das Broye-Tal und das Einzugsgebiet des Greifensees durchgeführt, zwei Regionen, die sich in Klima und Landnutzung unterscheiden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Zunahme der Bewässerung für eine maximale Produktion unter zunehmender Wasserlimitierung in bestimmten, gefährdeten Regionen negative Umweltfolgen hat und Druck auf die natürlichen Reservoire wie Flüsse und Seen erzeugt. Die Ergebnisse von AGWAM zeigen Möglichkeiten für eine Anpassungsstrategie auf, welche robust und nachhaltig sind, und Alternativen zu rein technischen Lösungen, wie dem Bau von Reservoiren oder von grösseren Zuleitungen zur Erhöhung der Wasserzufuhr unter Klimawandel, darstellen. Diese Publikation ist nur auf Englisch erhältlich. Jürg Fuhrer et al., Agroscope
ART-Schriftenreihe 19 Steigende Temperatur und sinkender Niederschlag im Sommer, wie von Klimamodellen für kommende Jahrzehnte projiziert, werden zu einem steigenden W asserbedarf der Kulturen und zu abnehmender Wasserverfügbarkeit führen. Dadurch wird der Bewässerungsbe darf steigen, um stabile Erträge von hochwertigen, landwirtschaftlichen Kulturen zu sichern. Folglich wird dort, wo der Abfluss gering ist, die Wasserlimitierung verstärkt ausfallen. Für diese Situationen sind Strategien vorzusehen, um die Abhängigkeit der Produktion von zusätzlichem Wasser zu verringern. Das Ziel des Projekts AGWAM* des Nationalen Forschungs* Water demand in Swiss agriculture – sustainable adaptive options for land and water management to mitigate impacts of climate change («Wasserbedarf in der schweizerischen Landwirtschaft und nachhaltige Anpassungsstrategien der Land- und Wassernutzung, mit dem Ziel, die Auswirkungen des Klimawandels zu entschärfen)
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Aktuell
Medienmitteilungen
www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen 27.01.2014 Medienkonferenz Agroscope
23.12.2013 Anzahl Pferde in der Schweiz nimmt weiter zu
Der Zusammenschluss aller Agroscope-Standorte unter einem Dach stärkt ab 2014 die Forschung für Land- und Ernährungswirtschaft. Der Bundesrat verabschiedete im November 2013 den Leistungsauftrag für Agroscope für die Jahre 2014 bis 2017. Darin werden sechs thematische Schwerpunkte definiert, nach welchen Agroscope die Forschung strategisch ausrichten wird. Ziel dabei ist es, einen möglichst grossen Nutzen für die Schweiz zu generieren. Der neue Claim «gutes Essen, gesunde Umwelt» fasst dies in kurzer Form zusammen.
Die Anzahl Pferde, Ponys und Esel in der Schweiz steigt weiter an. Ende 2012 wurden 103 010 Equiden gezählt. Dabei werden 75 % des Gesamtbestandes der Equiden auf landwirtschaftlichen Betrieben gehalten. Die Aktivitäten in der gesamten Pferdebranche schaffen rund 12 900 Arbeitsplätze und generieren, gegenüber 2010 einen um über 15 % höheren Umsatz. Das Schweizerische Nationalgestüt von Agroscope belegt dies in einer Studie.
07.01.2014 Wasserbedarf minimieren, Produktivität erhalten
10.12.2013 Der Pfirsichwickler bereitete 2013 kaum Probleme
Ein zunehmend wärmeres Klima bedeutet für viele Landwirtinnen und Landwirte der Schweiz, dass sie ihre Kulturen inskünftig vermehrt bewässern müssen, obwohl viele Flüsse weniger Wasser führen. Die landwirtschaftliche Produktion wird jedoch nicht wesentlich geschmälert, wenn die Zunahme des Wasserbedarfs begrenzt wird. Zu diesem Schluss gelangen Modellberechnungen, die im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms «Nachhaltige Wassernutzung» (NFP 61) durchgeführt wurden.
Der Pfirsichwickler ist seit mehreren Jahrzehnten in der Schweiz präsent. 2012 verursachte er im Westschweizer Pfirsich- und Birnenanbau grössere Schäden. 2013 war der Schädlingsdruck hingegen gering. Dies ist insbesondere auf die von Agroscope empfohlene Bekämpfungsstrategie zurückzuführen. Trotz allem sind die Produzentinnen und Produzenten weiterhin dazu aufgerufen, wachsam zu bleiben und falls nötig nachhaltige Bekämpfungsmassnahmen durchzuführen, wie etwa die Verwirrungstechnik und Virenpräparate.
06.01.2014 Agroscope überwacht den Schädling Drosophila suzukii Die Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) wurde in der Schweiz erstmals 2011 festgestellt. Es ist jetzt erwiesen, dass dieser Schädling sowohl im Hobbygarten als auch im Erwerbsanbau Schäden verursacht. Beeren sind besonders betroffen. Agroscope hat ein nationales Überwachungsnetzwerk aufgebaut, das auf Fallen basiert. Es ermöglicht, die Entwicklung des Schädlings zu verfolgen und entsprechend zu reagieren. Mittels präventiver Hygienemassnahmen in den Kulturen und mittels Massenfallen kann der Schädlingsbefall effizient reduziert oder das Einwandern der Fliegen in die Kultur verzögert werden.
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Aktuell
Internetlinks
Veranstaltungen
Wissenschaftliche E-Books elektronisch ausleihen www.library.ethz.ch/de/Dienstleistungen/ Ressourcen-nutzen-bestellen/PilotversuchE-Lending-Wissenschaftliche-E-Bookselektronisch-ausleihen
Februar 2014 06.02.2014 1. nationale Ackerbautagung Agroscope, Forum Ackerbau, swissgranum, Agridea und PAG-CH Inforama Rütti, 3052 Zollikofen April 2014
In einem Pilotversuch kann erstmals eine Auswahl wissenschaftlicher E-Books aus dem Bestand der ETH-Bibliothek elektronisch ausgeliehen werden. Sie ist somit die erste wissenschaftliche Bibliothek der Schweiz, die diese Dienstleistung anbietet.
10.04.2014 Jahrestagung Netzwerk Pferdeforschung Schweiz Nationalgestüt Avenches Mai 2014 06.05.2014 Brauchen Nutztiere Antibiotika? Fachtagung ETH Zürich, Vetsuisse Zürich und Bern, Agroscope ETH Zentrum, Zürich
Vor schau März 2014 / Heft 3 Rapsglanzkäfer können in Raps kulturen grosse Schäden anrich ten. Bio- und Extenso-Bestände sind besonders gefährdet, weil Insektizide dort verboten sind. Agroscope hat in Feldversuchen zahlreiche Naturstoffe auf ihre Wirksamkeit gegen Rapsglanz käfer getestet. (Foto: Gabriela Brändle, Agroscope)
••Bekämpfung des Rapsglanzkäfers mit dem Naturstoff Surround, Werner Jossi et al., Agroscope und ETH Zürich ••Anfälligkeit der Kartoffel gegenüber der Schwarz beinigkeit, Brice Dupuis et al., Agroscope und Université de Haute Alsace
06. – 07.05.2014 Landtechnik im Alpenraum Agroscope und BLT Wieselburg Feldkirch, Österreich 21.05.2014 AgriMontana – Zukünftige Perspektiven der Berglandwirtschaft AgriMontana / Agroscope Landquart Juli 2014 06. – 10.07.2014 AgEng 2014 Zurich International Conference of Agricultural Engineering Agroscope, ETH Zürich Zürich
••Wie wirken die neuen Alpungsbeiträge? Gabriele Mack und Christian Flury, Agroscope ••Serie Proficrops: Innovationen in der Pflanzenproduktion: das Beispiel HOLL-Raps, Camille Aouinaït et al., Agroscope und HES-SO Sierre ••Serie Proficrops: Auf den Punkt gebracht – die Effizienz, der Nutzen und der Mehrwert, Anna Crole-Rees und Lukas Bertschinger, Agroscope ••Wie die Rispenhirse auf Stickstoff reagiert, Samuel Knapp et al., Agroscope
Informationen: Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen
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Donnerstag bis Sonntag, 20. – 23. Februar 2014
Energiesparen in der Landwirtschaft Tier&Technik, St. Gallen
Am Stand des Schweizerischen Verbands für Landtechnik (SVLT) informieren Sie Fachleute von Agroscope und SVLT über • Methoden zur Erzeugung und zur Einsparung von Energie auf Landwirtschaftsbetrieben • Methoden zur Wärmerückgewinnung • Energieeffiziente Heutrocknung • Energieeffiziente Traktoren
AGrAr ForSchUNG Schweiz recherche AGroNomiqUe SUiSSe
Ort:
Besuchen Sie uns am Stand des SVLT in der Halle 1.1, Standnummer 1.1.11 www.agroscope.ch
Aktuelle Forschungsergebnisse für Beratung und Praxis: Agrarforschung Schweiz publiziert 10-mal im Jahr Forschungsergebnisse über Pflanzenbau, Nutztiere, Agrarwirtschaft, Landtechnik, Lebensmittel, Umwelt und Gesellschaft. Agrarforschung ist auch online verfügbar unter: www.agrarforschungschweiz.ch Bestellen Sie jetzt Ihre Gratisausgabe! Name/Firma
Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Partner der zeitschrift sind das Bundesamt für Landwirtschaft, die hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaft hAFL, die Beratungszentralen AGriDeA, die eidgenössische Technische hochschule eTh zürich, Departement für Umweltsystemwissenschaften und Agroscope, die gleichzeitig herausgeberin der zeitschrift ist. Die zeitschrift erscheint in Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenössische Ämter und an weitere Fachinteressierte.
Vorname Strasse/Nr PLZ/Ort Beruf E-Mail Datum Unterschrift Talon einsenden an: redaktion Agrarforschung Schweiz, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-haras, Postfach 64, 1725 Posieux Tel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00 e-mail: info@agrarforschungschweiz.ch | www.agrarforschungschweiz.ch