Agrar forschung schweiz 2 0 1 2
|
H e f t
2
Agroscope | BLW | HAFL | AGRIDEA | ETH Zürich
F e b r u a r
Nutztiere
S äure-Basen-Indikatoren im Harn zur Früherkennung von Milchfieber bei der Milchkuh
Pflanzenbau
Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste
Umwelt
Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen
Seite 68
Seite 88 Seite 104
Inhalt Februar 2012 | Heft 2
Milchfieber ist eine häufige und wirtschaftlich bedeutende Krankheit bei Hochleistungskühen nach dem Abkalben. Forscher von Agroscope ALP-Haras haben untersucht, ob sich Säure-Basen-Parameter im Harn vor dem Abkalben zur Frühdiagnose für ein Milch fieberrisiko eignen. (Foto: Olivier Bloch, ALP-Haras)
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Editorial
Nutztiere
68
Säure-Basen-Indikatoren im Harn zur Früherkennung von Milchfieber bei der Milchkuh Michel Rérat und Hans Dieter Hess
Nutztiere
74 Effizienz der Futterbauflächen für die
Milchproduktion im Kanton Freiburg Lucie Winckler, Erwan Cutullic und Pierre Aeby
Impressum Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenössische Ämter und weitere Fachinteressierte. Herausgeberin Agroscope Partner b Agroscope (Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil ACW; Agroscope Liebefeld-Posieux und Schweizerisches Nationalgestüt ALP-Haras; Agroscope Reckenholz-Tänikon ART) b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern bH ochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Zollikofen b Beratungszentrale AGRIDEA, Lindau und Lausanne b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich, Departement für Umweltsystemwissenschaften Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21 Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW Postfach 1012, 1260 Nyon 1, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Direktor ACW), Sibylle Willi (ACW), Evelyne Fasnacht (ALP-Haras), Etel Keller-Doroszlai (ART), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (HAFL), Philippe Droz (AGRIDEA), Jörg Beck (ETH Zürich). Abonnement Preise Zeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten), inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–* * reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch oder info@agrarforschungschweiz.ch Adresse Nicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21 Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Internet www.agrarforschungschweiz.ch www.rechercheagronomiquesuisse.ch
Pflanzenbau
82 Reaktion neu zugelassener Kartoffelsorten auf
unterschiedliche Stickstoffversorgung Thomas Hebeisen, Theodor Ballmer, Roger Wüthrich und Brice Dupuis
Pflanzenbau
88 Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei
Wintergerste Raphaël Charles, Jean-François Collaud, Lilia Levy Häner und Sokrat Sinaj
Umwelt
96 Attraktivität von extensiven Wiesen für
Blattlausfeinde Lisa Eggenschwiler, Maya Senn, Adele Ferrari, Andreas Egli und Katja Jacot
Umwelt
104
Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen Véronique Chevillat, Oliver Balmer, Simon Birrer, Verena Doppler, Roman Graf, Markus Jenny, Lukas Pfiffner, Christine Rudmann und Judith Zellweger-Fischer
Kurzbericht
112 Die Schweizerische Futtermitteldatenbank
www.feedbase.ch Monika Boltshauser, Annelies Bracher, Michael Böhlen, Francesco Cafagna und Andrej Taliun 115
Porträt
116
Aktuell
119
Veranstaltungen
Sortenlisten
Beilagen Listen der empfohlenen Soja- und
Eiweisserbsensorten für die Ernte 2012
ISSN infos ISSN 1663-7852 (Print) ISSN 1663-7909 (Internet) Schlüsseltitel: Agrarforschung Schweiz Abgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz
Jürg Hiltbrunner und Christian Streit
© Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion.
Liste der empfohlenen Maissorten
Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS
Liste der empfohlenen Sonnenblumensorten für die Ernte 2012 Didier Pellet
für die Ernte 2012 J. Hiltbrunner, U. Buchmann, A. Baux, J.-F. Collaud und M. Bertossa
Editorial
Ein interaktives Nachschlagewerk für Futtermittel Liebe Leserin, lieber Leser
Monika Boltshauser, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras
Vorbei sind die Zeiten, als man Nährstoffangaben von Einzelfuttermitteln aus umfangreichen Tabellenwerken heraussuchte, um sie weiterzuverwenden. Im 2007 hat ALP die Futtermitteltabellen für Wiederkäuer und Schweine ins Internet gestellt. Damit eröffneten sich neue Möglichkeiten: von nun an konnten wir rasch Werte aktualisieren, korrigieren oder ergänzen und neue Futtermittel hinzufügen. Ausserdem können die Benutzenden die Daten direkt für den eigenen Bedarf exportieren, zum Beispiel für die Fütterungsplanung. Mit den zunehmenden technischen Möglichkeiten steigen jedoch auch die Bedürfnisse an ein solches Werkzeug. Die Entwicklung der schweizerischen Futtermitteldatenbank geht deshalb in eine weitere Phase. Lohnende Zusammenarbeiten Mit unserem Partner an der Universität Zürich, der Datenbanktechno logiegruppe des Instituts für Informatik, haben wir die einmalige Chance, die Futtermitteldatenbank technisch so weiterzuentwickeln, dass wir in die erste Liga vordringen können. Die Umsetzung dieses Teils wird dank einem seit 2011 laufenden Projekt des schweizerischen Nationalfonds möglich (siehe auch Kurzartikel in diesem Heft). Wichtig ist, dass diese Forschung seitens der Informatik auch mit einem regelmässigen agronomischem Input einhergeht. Dies bedeutet, dass wir eine möglichst umfangreiche und vollständige Sammlung aller verfügbaren Daten zu Einzelfuttermitteln anstreben. Dies wird eine Daueraufgabe sein, die wir nur zusammen mit weiteren Partnern und Förderern erreichen können. Einen solchen Partner konnten wir zum Beispiel mit der Beratungszentrale AGRIDEA gewinnen, die uns Auswertungsdaten der jährlichen Dürrfutter-Enquête zur Verfügung stellt. Bald mit neuem Internet-Auftritt Im Verlauf des Jahres 2012 werden wir die ersten Früchte aus diesen Zusammenarbeiten im Internet präsentieren können. Gleichzeitig erhält die Futtermitteldatenbank einen neuen Internet-Auftritt. Die Zukunft wird einiges in Bewegung setzen, denn die verschiedenen Informationstechnologien wachsen immer mehr zusammen. So werden Verknüpfungen mit unterschiedlichsten Datenquellen realisierbar. Die Futtermitteldatenbank unter www.feedbase.ch soll für ein breitgefächertes Publikum ein interaktives Nachschlagewerk und unerlässliches Werkzeug sein.
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 67, 2012
67
N u t z t i e r e
Säure-Basen-Indikatoren im Harn zur Früh erkennung von Milchfieber bei der Milchkuh Michel Rérat und Hans Dieter Hess Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, 1725 Posieux Auskünfte: Hans Dieter Hess, E-Mail: dieter.hess@alp.admin.ch, Tel. +41 26 407 72 45 die Mobilisierung von Kalzium (Ca) aus den Knochen gehemmt werden kann (Goff und Horst 1997). Die Bestimmung des Säure-Basen-Haushaltes (SBH) vor dem Abkalben könnte Informationen zur Früherkennung des Gefährdungsgrades der Kuh für Milchfieber liefern. Ziel der vorliegenden Untersuchung war festzustellen, wie sich der SBH vor der Abkalbung verhält und in welchem Masse dieser in Beziehung zum Ca-Gehalt im Blut kurz nach der Abkalbung steht.
Tiere, Material und Methoden
Neben Ketose und Mastitis ist Milchfieber die häufigste und wirtschaftlich bedeutendste Krankheit bei Hochleistungskühen.
Einleitung In der Schweiz bestehen Rationen für Galtkühe hauptsächlich aus Raufutter, welches einen hohen K-Gehalt aufweist (ALP 2011). Dies stellt einen prädisponierenden Faktor für Milchfieber dar. Eine kationenreiche Ration begünstigt eine alkalotische Stoffwechsellage, wodurch
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Agrarforschung Schweiz 3 (2): 68–73, 2012
Über einen Zeitraum von zwei Jahren (2007 – 2008) wurden 100 Milchkühe untersucht. Die Kühe gehörten den Rassen Red Holstein (n=49), Holstein (n=47) und Braunvieh (n=4) an. Die Durchschnittslaktationszahl betrug 3,3 ± 03 (16 erstlaktierende Tiere) und die mittlere 305-Tage-Milchproduktion 8513 ± 201 kg. Die tägliche Futterration der Galtkühe bestand aus ca. 20 kg Frischsubstanz einer Mischung aus Gras- und Maissilage (60:40). Zusätzlich erhielt jede Kuh 500 g einer Getreidemischung und 300 g einer Mineralstoffmischung pro Tag. Heu stand jederzeit zur Verfügung (ad libitum). Die verschiedenen Futtermittel wurden beprobt und die Gehalte an Ca, P, Mg, Na, K, S und Cl bestimmt. Die Kationen-Anionen-Differenz (DCAD) in der Ration wurde mit der Formel von Block (1984) DCAD = (Na+ + K+) – (Cl- + S2-) berechnet. Eine Blutentnahme für die Analyse des Gesamt-Ca wurde in den ersten zwölf Stunden nach der Abkalbung mittels Punktion der Halsvene durchgeführt. In 17 Fällen wurden Blutproben nach einer prophylaktischen oralen Verabreichung von Ca (ungefähr 61 g; Calci-for®, Multiforsa AG, Steinhausen, Schweiz) genommen. Die Konzentration des Gesamt-Ca wurde im Serum bestimmt. Die Harnproben wurden vom Mittelstrahl oder mittels Katheter aufgefangen (Abb. 1). Die Harnentnahme erfolgte 14, 7, und 3 Tage antepartum (ap), d.h. vor dem errechneten Abkalbungstermin (285. Trächtigkeitstag). Für die Auswertung wurde ausgehend vom tatsächlichen Abkalbungstermin zurückgerechnet und der Entnahmezeitpunkt nachträglich dem entsprechenden Versuchszeitpunkt zugeordnet (14 d ap: n=52;
Zusammenfassung
Säure-Basen-Indikatoren im Harn zur Frühe rkennung von Milchfieber bei der Milchkuh | Nutztiere
Abb. 1 | Harnentnahme mittels Katheter.
7 d ap: n=84; 3 d ap: n=66). In den Harnproben wurden die Säure-Basen-Parameter (Netto-Säure-Basen- Ausscheidung, NSBA und Basen-Säure-Quotient, BSQ) mit der Methode nach Bender und Staufenbiel (2003) als fraktionierte NSBA bestimmt. Die NSBA errechnet sich nach der Formel NSBA (mmol/L) = Gehalt an ausgeschiedenen Basen – (Gehalte an ausgeschiedenen Säuren + Ammoniak) und der BSQ stellt das Basen-Säure-Verhältnis dar (Bender und Staufenbiel 2003). Die Mineralstoffe Ca, P, Mg, Na und K wurden im Harn analysiert. Zur statistischen Beurteilung der Daten wurden eine wiederholte Varianzanalyse (ANOVA), Fischer’s LSD test und Pearson product moment correlation angewandt.
Ziel dieses Versuchs war es festzustellen, ob ein Zusammenhang zwischen den Säure-Basen Parameter vor der Abkalbung und dem CaGehalt kurz nach der Abkalbung besteht. Das Versuchsverfahren war für alle 100 Milchkühe identisch. Die Futterration der Galtkühe basierte auf Gras- und Maissilage und auf Heu zur freien Verfügung. Die Harnentnahme zur Bestimmung des pH-Wertes erfolgte 14, 7 und 3 Tage vor der geplanten Abkalbung (285. Trächtigkeitstag). Gleichzeitig wurde auch die Netto-Säure-BasenAusscheidung (NSBA) und der Basen-SäureQuotient (BSQ) im Harn bestimmt. Die Blutentnahme zur Bestimmung des Ca-Gehalts erfolgte zwölf Stunden nach der Abkalbung. Die mittleren pH-, NSBA- und BSQ-Werte im Harn vor der Abkalbung betrugen 8,63 ± 0,02, 232 ± 4 mmol/L und 4,75 ± 0,09 mmol/L. Die Harn-pH und NSBA-Werte wiesen auf eine ausgeprägte alkalotische Stoffwechsellage der Tiere hin, welche primär durch die stark positive KationenAnionen-Differenz (+ 474 mEq/kg MS) in der Ration verursacht wurde. Die mittlere Ca-Konzentration im Blut (1,92 ± 0,04 mmol/L) kurz nach der Geburt zeigte keinen signifikanten Zusammenhang mit den mittleren pH- (r = 0,08, P = 0,416), NSBA- (r = 0,04, P = 0,719) und BSQ-Werten (r = -0,12, P = 0,234). Bei einer stark alkalotischen Belastung scheinen die untersuchten Säure-Basen-Parameter im Harn nicht geeignet zu sein, um eine frühdiagnostische Aussage zum Milchfieberrisiko machen zu können. Die pH-Messung im Harn und die Berechnung der Säure-Basen-Parameter liefern vergleichbare Informationen über den SäureBasen-Haushalt der Tiere.
Resultate und Diskussion Die Nährstoffzusammensetzung der einzelnen Rationskomponenten ist in Tab. 1 aufgeführt. Die mittleren Konzentrationen von Na, K, Cl, und S in der Ration lagen bei 1,7, 27,8, 6,6, und 2,0 g/kg TS. Der berechnete DCAD Wert betrug +474 mEq/kg TS.
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 68–73, 2012
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Nutztiere | Säure-Basen-Indikatoren im Harn zur Frühe rkennung von Milchfieber bei der Milchkuh
Tab. 1 | Chemische Zusammensetzung der Futtermittel Heu
Gras/Maissilage
Kraftfutter
Mineralstoffmischung
Nähr- und Inhalsstoffe, g/kg TS TS1
887
336
867
925
RP
153
143
120
48
NDF
473
439
133
146
ADF
279
262
45
75
Ca
5,7
4,8
9,2
102
P
4,1
3,4
4,5
56
Mg
2,0
1,7
1,4
25
Na
0,4
0,2
2,5
69
K
32
26
6
5
Cl
5,9
3,7
3,6
102
S
2,1
1,9
1,5
1,9
g/kg Frischsubstanz
1
Tab. 2 | pH, Netto-Säure-Basen-Ausscheidung (NSBA) und Basen-Säure-Quotient (BSQ) im Harn von gesunden und später festliegenden Kühen (Mittelwert ± Standardfehler)
Parameter
pH
NSBA, mmol/L
BSQ, mmol/L
Tag ap1
gesund
später festliegend n
n
P-Wert
14
8,6 ± 0,04
47
8,7 ± 0,11
5
0,664
7
8,6 ± 0,03
78
8,6 ± 0,12
6
0,977
3
8,6 ± 0,04
63
8,7 ± 0,19
3
0,652
14
246 ± 8,3
47
267 ± 25,6
5
0,450
7
231 ± 6,0
78
202 ± 21,8
6
0,206
3
225 ± 7,3
63
214 ± 33,6
3
0,745
14
5,3 ± 0,2
47
5,7 ± 0,7
5
0,546
7
4,5 ± 0,1
78
5,4 ± 0,5
6
0,073
3
4,6 ± 0,1
63
3,9 ± 0,7
3
0,359
ap = antepartum
1
Die mittlere Ca-Konzentration im Serum der Kühe, die eine Ca-Prophylaxe erhalten hatten (1,87 ± 0.11 mmol/L), war vergleichbar (P = 0,542) mit den übrigen Kühen (1,93 ± 0,04 mmol/L). Deshalb wurden alle Daten der Blutproben zusammengefasst. Unter den 100 Tieren befanden sich acht Kühe, die später festlagen. Mit den Daten aller kranken Kühe wurde eine Gruppe gebildet. Die mittlere Ca-Konzentration im Serum der später festliegenden Kühe (0,96 ± 0,07 mmol/L) war tiefer (P < 0,001) als die der gesunden Kühe (2,01 ± 0,03 mmol/L). Die Mittelwerte für pH, NSBA und BSQ von gesunden und später festliegenden Kühen waren 14, 7 und 3 Tage
70
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 68–73, 2012
ap identisch (Tab. 2). Bei der Milchkuh liegen die Referenzbereiche im Harn für den pH zwischen 7,8 und 8,4, die NSBA zwischen 107 und 193 mmol/L und den BSQ zwischen 2,5 und 4,8 mmol/L (Bender und Staufenbiel 2003). Sowohl die pH- als auch die NSBA-Werte beider Gruppen lagen über den Referenzbereichen. Dies deutet darauf hin, dass sich die Kühe in einer alkalotischen Stoffwechsellage befanden. Der positive DCAD-Wert spiegelt deutlich das Überwiegen der Kationen in der Ration wieder, wobei das K den grössten Anteil daran hatte. Dieser Überschuss an starken Kationen in der Ration hatte eine alkalotische Wirkung auf den Organis-
Säure-Basen-Indikatoren im Harn zur Frühe rkennung von Milchfieber bei der Milchkuh | Nutztiere
1,8
2,0
2,2
2,4
2,6
0,8
1,0
1,27 Tagen 1,4 antepartum 1,6 1,8
2,0
2,2
2,4
0,6
9,1 8,9
0,8
1,0
1,2
1,4
1,6
1,8
2,0
2,2
2,4
2,6
9,1 8,8 8,6
Harn-pH
9,0 8,7 8,5 0,6
0,8
1,0
1,6
1,8
2,0
2,2
2,4
2,6
8,8 8,5 0,6
0,8
1,0
9,1 8,9
1,23 Tagen 1,4 antepartum 1,6 1,8
2,2
2,4
2,6
0,8
1,0
1,2
1,4
1,6
1,8
2,2
2,4
2,6
Serum-Ca, mmol/L
9,0 8,8
3 Tagen antepartum
9,2 8,9 8,7 9,1 8,8 8,6 9,0 8,7 8,5 8,9 8,6
0,8
1,0
1,2
1,4
1,6
1,8
2,0
2,2
2,4
2,6
Serum-Ca, mmol/L
1,4
1,6
1,8
2,0
2,2
2,4
0,8
1,0
1,27 Tagen 1,4 antepartum 1,6 1,8
52 2,0
2,2
2,4
0,8
1,0
7 Tagen antepartum
1,2
1,4
1,6
1,8
2,0
2,2
2,4
Serum-Ca, mmol/L
41 2,6 3 9 2 8 1 2,6 79
68
350 250
7 Tagen antepartum
400 300 200
57 9 46 8
350 250 150
35 7
300 200 100
24 6
250 150 50 200 100
0,6
0,8
1,0
1,2
1,4
1,6
1,8
2,0
2,2
2,4
13 2,6 5
Serum-Ca, mmol/L
350 50 400 300 0,6 2,0
1,2
Serum-Ca, mmol/L
400 0,6 100
3 Tagen antepartum 0,6
0,6
150 50
2,0
Serum-Ca, mmol/L
9,2 9,0 8,5
Harn-pH
1,4
Serum-Ca, mmol/L
9,1 8,6
Harn-pH
1,2
1,0
Serum-Ca, mmol/L
400 0,6 300
7 Tagen antepartum
9,2 8,9 8,7
0,8
350 50
Serum-Ca, mmol/L
9,0 8,8
0,6 200 100
400 100
7 Tagen antepartum
9,2 9,0 8,5
250 150 50
150 50
2,6
Serum-Ca, mmol/L
9,1 8,6
300 200 100
0,8
1,0
3 Tagen antepartum
1,2
1,4
1,6
1,8
2 4 2,0
2,2
2,4
Serum-Ca, mmol/L
0,8
1,0
3 Tagen antepartum
1,2
1,4
1,6
1,8
1 3 2,6 9 2 8
2,0
2,2
2,4
1 2,6 79
Serum-Ca, mmol/L
350 250
68
3 Tagen antepartum
400 300 200
57 9 46 8
350 250 150
35 7
300 200 100
24 6
250 150 50 200 100
0,6
0,8
1,0
1,2
1,4
1,6
1,8
2,0
2,2
2,4
2,6
Serum-Ca, mmol/L
0,8
1,0
1,2
8,7
1,4
1,6
1,8
2,0
2,2
2,4
2,6
Serum-Ca, mmol/L
0,6
0,8
1,0
1,2
1,4
1,6
1,8
2,0
2,2
2,4
2,6
Serum-Ca, mmol/L
100
1 3 2
50
8,6
13 5 2 4
150 50
8,8 8,5
BSQ, mmol/L BSQ, mmol/L BSQ, mmol/L
1,6
Serum-Ca, mmol/L
9,2 8,7
Harn-pH
1,4
8,8 8,5 0,6
Harn-pH
1,2
350 250 150
BSQ, mmol/L BSQ, mmol/LBSQ, mmol/L
1,0
14 Tagen antepartum
400 300 200
BSQ, mmol/L BSQ, mmol/L
0,8
NSBA, mmol/LNSBA, mmol/L NSBA, mmol/L
Harn-pH
8,9 0,6 8,6
350 250
9 11 8 10 7 9 6 11 8 5 10 7 4 96 3 85 2 74 1 2,6 63
BSQ, mmol/L
9,1 8,8 8,6
NSBA, mmol/LNSBA, mmol/L NSBA, mmol/L
14 Tagen antepartum
9,2 8,9 8,7
NSBA, mmol/LNSBA, mmol/L NSBA, mmol/L
Harn-pH
9,0 8,8
9,0 8,7 8,5
Harn-pH
14 Tagen antepartum
400 300
9,1 8,9
9,2 8,7
10
350
14 Tagen antepartum
9,2 9,0
8,9 8,6
11
400
9,1
Harn-pH
14 Tagen antepartum
14 Tagen antepartum
9,2
1 0,6
0,8
1,0
1,2
1,4
1,6
1,8
2,0
2,2
2,4
2,6
Serum-Ca, mmol/L
8,5 0,8
1,0
1,2
1,4
1,6
1,8
2,0
2,2
2,4
2,6
Serum-Ca, mmol/L Abb. 2 | Regressionsgeraden zwischen den pH-Werten 14, 7 und 3 Tage vor der Abkalbung und der Ca-Konzentration im Serum 12 h postpartum .
Abb. 3 | Regressionsgeraden zwischen den Netto-Säure-Basen- Ausscheidung (NSBA) und Basen-Säure-Quotient (BSQ)-Werten 14, 7 und 3 Tage antepartum und den Ca-Konzentration im Serum 12 h postpartum . • NSBA-Werte, BSQ-Werte, — NSBA Regressions gerade, --- BSQ Regressionsgerade.
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 68–73, 2012
71
Nutztiere | Säure-Basen-Indikatoren im Harn zur Frühe rkennung von Milchfieber bei der Milchkuh
Tab. 3 | Gehalte an Ca, P, Mg, Na und K im Harn von gesunden und später festliegenden Kühen (Mittelwert ± Standardfehler)
Parameter
Ca, mmol/L
P, mmol/L
Mg, mmol/L
Na, mmol/L
K, mmol/L
Tag ap1
gesund
später festliegend n
n
P-Wert
14
0,91 ± 0,12
47
1,26 ± 0,38
5
0,373
7
0,91 ± 0,09
78
1,57 ± 0,34
6
0,070
3
0,64 ± 0,07
63
0,53 ± 0,31
3
0,742
14
0,65 ± 0,12
47
0,31 ± 0,37
5
0,377
7
0,78 ± 0,26
78
0,29 ± 0,93
6
0,611
3
0,50 ± 0,10
63
0,34 ± 0,47
3
0,740
14
5,79 ± 0,48
47
5,59 ± 1,48
5
0,898
7
6,62 ± 0,49
78
3,61 ± 1,77
6
0,105
3
5,34 ± 0,40
63
3,56 ± 1,84
3
0,347
14
21,9 ± 3,47
47
50,1 ± 10,6
5
0,014
7
25,8 ± 3,12
78
32,0 ± 11,3
6
0,598
3
24,8 ± 3,47
63
21,9 ± 15,9
3
0,858
14
337 ± 6,3
47
313 ± 19,2
5
0,244
7
322 ± 6,1
78
276 ± 22,1
6
0,047
3
297 ± 7,9
63
310 ± 36,2
3
0,726
ap = antepartum
1
mus. Zwischen den pH- (Abb. 2), NSBA- und BSQ-Werten (Abb.3) antepartum im Harn und der Ca-Konzentration im Serum kurz nach der Geburt wurde kein signifikanter Zusammenhang gefunden. Die Ca-Ausscheidung über den Harn von später festliegenden Kühen war am Tag 7 vor der Abkalbung tendenziell höher (Tab. 3). Dies stand aber nicht im Zusammenhang mit der prophylaktischen Verabreichung von Ca bei 17 Kühen, da diese in den letzten zwei Tagen vor der Geburt erfolgte. Normalerweise ist eine erhöhte präpartale Ca-Ausscheidung über den Harn ein Zeichen einer erhöhten Verfügbarkeit von Ca für metabolische Funktionen (Tucker et al. 1992), was im Widerspruch zu den Resultaten dieses Versuchs steht. Für die später festliegenden Kühe war auch die Na-Ausscheidung über den Harn am Tag 14 ap erhöht und die K-Ausscheidung am Tag 7 ap vermindert. Der Vergleich der Mineralstoffausscheidung von gesunden und von später festliegenden Kühen ist allerdings mit Vorsicht zu interpretieren, da die Anzahl der später festliegenden Kühe für eine statistische Auswertung relativ klein war. Gemäss Casalone et al. (2008) betragen die Mineralstoffkonzentrationen im Harn von gesunden Milchkühen am Tag 7 ap 0,78, 0,93,
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Agrarforschung Schweiz 3 (2): 68–73, 2012
7,71, 24,5 und 199 mmol/L für Ca, P, Mg, Na und K. Mit Ausnahme der K-Konzentration, welche im vorliegendem Versuch deutlich höher lag, stimmen diese Werte recht gut mit unseren Ergebnissen überein.
Schlussfolgerungen Aus den vorliegenden Ergebnissen ist zu entnehmen, dass die pH-Messung im Harn und die Berechnung der NSBA vergleichbare Informationen über den SBH liefern. Bei einer stark alkalotischen Belastung, so wie dies im vorliegenden Versuch der Fall war, scheinen die untersuchten Säure-Basen-Parameter im Harn nicht geeignet zu sein, um eine frühdiagnostische Aussage zum Milchfieberrisiko machen zu können. n
Coefficienti acido-basici nell'urina per la diagnosi precoce della febbre del latte nella vacca lattifera L’obiettivo di questo studio era di determinare l’esistenza di un’eventuale correlazione tra i parametri acido-basici nelle urine delle vacche lattifere prima del parto e il tenore in calcio nel sangue poco dopo lo stesso. Le condizioni sperimentali erano simili per le 100 vacche lattifere allo studio. La razione per le vacche in asciutta era a base di insilato di erba e mais, integrata con fieno a libera disposizione. Il prelievo delle urine per stabilire il valore di pH è stato effettuato 14, 7 e 3 giorni prima della data prevista del parto (285 giorni di gestazione). Nelle urine sono stati pure determinati l’equilibrio acido-base (EAB) e l’escrezione acida netta (NAE). Per determinare il tenore in calcio si è effettuato un prelievo di sangue 12 ore dopo il parto.I valori medi di pH riscontrati come pure quelli relativi all’escrezione acida netta (NAE) e all’equilibrio acido-base (EAB) presenti nelle urine prima del parto erano rispettivamente 8,63 ± 0,02, 232 ± 4 mmol/L e 4,75 ± 0,09 mmol/L. I valori di pH e dell’escrezione acida netta (NAE) indicano uno stato di alcalosi metabolica quale risultato di un valore fortemente positivo del bilancio alimentare cationi-anioni (+ 474 mEq/kg SS). La concentrazione media di calcio nel sangue (1,92 ± 0,04 mmol/L) poco dopo il parto non ha rivelato alcuna correlazione significativa con i valori medi pH (r = 0,08, P = 0,416), escrezione acida netta (NAE) (r = 0,04, P = 0,719) ed equilibrio acido-base (EAB) (r = -0,12, P = 0,234). Questi risultati suggeriscono che la misurazione dei parametri acido-basici nelle urine delle vacche in alcalosi non sembrano adatti per effettuare una diagnosi precoce sul rischio della febbre del latte. La misurazione del pH nelle urine e il calcolo dei parametri acido-basici forniscono informazioni comparabili sul valore acido-basico delle vacche lattifere.
Literatur ▪▪ ALP (Agroscope Liebefeld-Posieux), 2011. Fütterungsempfehlungen und Nährwerttabellen für Wiederkäuer. Zugang: http://www.agroscope. admin.ch/publikationen/03837/index.html?lang=fr [18. Mai 2011]. ▪▪ Bender, S. & Staufenbiel, R., 2003. Methodische Einflüsse auf ausgewählte Parameter des Säure-Basen-Haushaltes in Harnproben von Milchkühen. Berl. Münch. Tierärztl. Wschr. 116 (9 – 10), 432–435. ▪▪ Block, E., 1984. Manipulating dietary anions and cations for prepartum dairy cows to reduce incidence of milk fever. J. Dairy Sci. 67 (12), 2939–2948. ▪▪ Casalone, M., Cannizzo, C., Stefani, A., Moro, L., Giansella, M. & Morgante, M., 2008. Mineral metabolism during late pregnancy and calcium
Summary
Riassunto
Säure-Basen-Indikatoren im Harn zur Frühe rkennung von Milchfieber bei der Milchkuh | Nutztiere
Use of acid-base indicators to predict the risk of milk fever in dairy cows The aim of this study was to investigate a possible relationship between acid-base parameters in urine before parturition and the calcium level in blood shortly after parturition. Hundred dairy cows kept under identical feeding and housing conditions were monitored. The diet was based on grass and corn silage and hay ad libitum. Urine samples were taken on day 14, 7, and 3 before the estimated calving (day 285 of gestation) for the determination of pH, net acid-base excretion (NABE) and base-acid quotient (BAQ). Blood samples were taken within the first 12 h after calving for the analysis of total calcium. During the period before parturition, the mean values of urinary pH, NABE, and BAQ were 8,63 ± 0,02, 232 ± 4 mEq/kg DM, and 4,75 ± 0,09, respectively. The pH and NABE values indicated a state of metabolic alkalosis of the cows resulting from the distribution of a diet with a high positive dietary cation-anion difference value (+ 474 mEq/kg DM). No significant correlations were observed between total calcium concentration in blood (1,92 ± 0,04 mmol/L) and mean values of urinary pH (r = 0,08; P = 0,416), NABE (r = 0,04, P = 0,719), or BAQ (r = -0,12, P = 0,234). The measurement of acid-base parameters in urine prior to parturition cannot be used to predict the level of blood calcium after parturition in cows under alkalotic condition. The determination of the NABE and BAQ parameters revealed similar information on the acid-base status of dairy cows as the measurement of the urinary pH. Key words: dietary cation-anion difference, acid-base status, calcium, dairy cow.
status after parturition in dairy cows. Poster at the 25th World Buiatrics Congress, 6 – 11.07.2008, Budapest, Hungary. ▪▪ Goff, J.P. & Horst, R.L., 1997. Effects of the addition of potassium or sodium, but not calcium to prepartum rations on milk fever in dairy cows. J. Dairy Sci. 80 (1), 176–186. ▪▪ Tucker, W.B., Hogue, J.F., Adams, G.D., Aslam, M., Shin, I.S. & Morgan, G., 1992. Influence of dietary cation-anion balance during the dry period on the occurrence of parturient paresis in cows fed excess calcium. J. Anim. Sci. 70 (4), 1238–1250.
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 68–73, 2012
73
N u t z t i e r e
Effizienz der Futterbauflächen für die Milchproduktion im Kanton Freiburg Lucie Winckler1, Erwan Cutullic2 und Pierre Aeby1 Landwirtschaftliches Institut des Kantons Freiburg Grangeneuve (LIG), 1725 Posieux 2 Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL), 3052 Zollikofen Auskünfte: Pierre Aeby, E-Mail: pierre.aeby@fr.ch, Tel. +41 26 305 58 62 1
Futterbauflächen und ihre Nutzung sind vielfältig. Ihre Flächenleistung in der Milchproduktion hängt von der Art der Bewirtschaftung und Nutzung ab.
Einleitung Die Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher Betriebe ist eine aktuelle Herausforderung. Sie kombiniert die Wirtschaftlichkeit, den Umfang und die Qualität der Arbeit und die schont die Umwelt. Eine effiziente Nutzung der Futterbauflächen durch Wiederkäuer entspricht dieser Auffassung von Nachhaltigkeit. Sie bedingt eine optimale Nutzung der Ressourcen «Boden» (knapp und teuer), «Futtermittel» (als Grundlage für eine ausgewogene Ernährung der Tiere) und «Arbeit». In der Milchviehhaltung liefert die Milchproduktion pro Futterbaufläche ein Mass für
74
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 74–81, 2012
diese Effizienz (Huguenin 2003). Die vorliegende Studie beurteilt die Effizienz der Futterbauflächen im Kanton Freiburg.
Material und Methoden Ein Wettbewerb zur Leistung der Futterbauflächen, den die Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaus (AGFF) im Jahr 2002 organisierte, war der Startpunkt dieser Arbeit. Der damals entwickelte Fragebogen wurde seitdem jährlich vom landwirtschaftlichen Institut des Kantons Freiburg wieder verwendet. Insgesamt wurde er zwischen 2002 und 2009 durch 310 Betriebe
ausgefüllt. Unsere Auswertung beruht auf den 266 Betrieben im Kanton Freiburg und in angrenzenden Regionen (acht Betriebe). Diese Betriebe können als repräsentativ für den Kanton Freibug bezeichnet werden. Die 258 Freiburger Betriebe in der Stichprobe stellen 12 % der Betriebe im Kanton dar (Statistisches Amt des Kantons Freiburg 2010) und sind über die gesamte Kantonsfläche verteilt. Sie produzieren im Durchschnitt jährlich 226 Tonnen Milch, gegenüber 173 Tonnen im ganzen Kanton (verkaufte Milch zuzüglich 10 % für den Eigenbedarf). Zwischen 2002 und 2009 betrug gemäss der Milchstatistik die mittlere Milchleistung pro Kuh ungefähr 7400 kg (Swiss Herd Book, Fédération Suisse Holstein), während unsere Berechnungen aufgrund der Fragebögen eine mittlere Leistung von 6900 kg ergaben (solche Angaben sind meist niedriger als diejenigen der Zuchtverbände). Die verfügbaren Daten betreffen die Struktur der Betriebe, die Fütterungspraxis und die Milchleistung der Herden. Die Flächenleistung (Milch/ha) entspricht der Milch, die aus dem Grundfutter produziert wurde (also ohne Kraftfutter), geteilt durch die Futterbaufläche, die der Milchproduktion dient (Abb. 1). Die Betriebe wurden nach ihrer Höhe über Meer in drei Klassen eingeteilt und die Mittelwerte oder Verteilungen der Variablen wurden zwischen den Höhenstufen mit t-Tests, Chi-Quadrat-Tests oder Fisher-Tests verglichen. Der Einfluss der Variablen der Betriebsstruktur und Produktionsweise auf die Milchleistung pro ha wurde mit zwei Ansätzen analysiert. Einerseits wurden lineare Modelle berechnet, um den Einfluss der einzel-
Zusammenfassung
Effizienz der Futterbauflächen für die M ilchproduktion im Kanton Freiburg | Nutztiere
MP aus KF MP der Herde
(0,3 x %F+ 0,24 x %E+ 0,816) x MP aus GF / 3,14
MP aus GF
MP aus
GF ECM
% GVE MK HFF
HFF für die MK
Höhe über Meer
- 2/3 ha extensive Wiesen - 2/3 ha Zwischenfutter - ha verkauftes Grundfutter + ha gekauftes Grundfutter
k HFFfür die MK
MP ECM aus GF/ k HFF für die MK = Milch/ha
Die erzeugte Milchmenge pro Hektar Futterbaufläche ist ein Mass für die Effizienz der Milchproduktion. Die vorliegende Studie soll aufzeigen, welche Faktoren für die Variation der Flächenproduktivität im Kanton Freiburg bestimmend sind. Die Analyse beruht auf der Befragung von 266 Betrieben im Zeitraum 2002 – 2009. Die Höhenlage ist erwartungsgemäss ein wesentlicher struktureller Faktor, der die Flächenproduktivität aufgrund der geringeren Erträge und Qualität der Futterwiesen einschränkt. In tiefen Lagen erzielen Betriebe, die Maissilage und etwas Kraftfutter einsetzen, im Durchschnitt höhere Flächenleistungen. Grünlandbetriebe erreichen teilweise die gleiche Flächenleistung, doch bei vielen besteht noch Verbesserungspotenzial. Zwar können auch Kühe mit einer mittleren individuellen Milchproduktion hohe Flächenleistungen erzielen. Dennoch zeigt unsere Untersuchung einen klaren positiven Zusammenhang zwischen der Milchproduktion pro ha und der individuellen Milchproduktion aus dem Grundfutter. Insgesamt zeigt sich, dass nach Berücksichtigung der standortbedingten und klimatischen Faktoren, die Flächenproduktivität stark von der Optimierung des Produktionssystems abhängt, während die Art des Systems eine geringe Rolle spielt.
GVE = Grossvieheinheit HFF = Hauptfutterfläche MK = Milchkuh MP = Milchproduktion KF = Kraftfutter; GF = Grundfutter k = korrigiert ECM = energiekorrigierte Milchproduktion MS = Maissilage GS = Grassilage F = Fett E = Eiweiss
Anzahl Milchkühe kg Milch/Milchkuh kg Kraftfutter/Milchkuh Einsatz von Maissilage (MS) Einsatz von Grassilage (GS) ohne Maissilage
Strukturelle Merkmale Produktionstechnische Variablen Ziel Variable
% Weideanteil im Sommer % Grünland an der Hauptfutterfläche
Abb. 1 | Relevante Variablen und Berechnung der Milchproduktion pro Hektare nach der Methode der AGFF 2002 (Huguenin 2003). Alle Variablen sind pro Jahr a usgedrückt. Die Milchproduktion aus Kraftfutter wurde auf 2,1 kg Milch pro kg verfüttertem Kraftfutter geschätzt.
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Nutztiere | Effizienz der Futterbauflächen für die M ilchproduktion im Kanton Freiburg
nen Variablen ebenso wie den gemeinsamen Einfluss aller Variablen auf die Milchproduktion zu prüfen. Dabei wurde das Modell schrittweise vereinfacht, bis es nur noch hochsignifikante Variablen enthielt (P<0,01). Die Modelle mit den einzelnen Variablen wurden auch für die Milchproduktion pro Kuh berechnet. Andererseits wurden die Betriebe nach ihrer Produktionsweise eingeteilt. Als Grundlage dienten die vier Variablen Milchproduktion pro Milchkuh, kg Kraftfutter pro Milchkuh, % Grünland an der Hauptfutterfläche und % Weideanteil im Sommer. Mit diesen Variablen wurde eine hierarchische Clusteranalyse (schrittweise Gruppierung der jeweils ähnlichsten Betriebe) durchgeführt. Die Mittelwerte oder Verteilungen der Variablen wurden je nach Variablentyp mit t-Tests, Chi-Quadrat-Tests oder FisherTests zwischen diesen Gruppen verglichen. Die Auswertungen wurden mit dem Programm R durchgeführt (Funktionen lm, agnes (Paket «cluster»), t.test, chisq.test, fisher.test ; R Development Core Team, 2010).
Resultate
futterfläche nimmt mit der Meereshöhe zu (P<0,001 zwischen zwei Höhenstufen) und beträgt oberhalb von 800 m fast 100 %. Maissilage wird vor allem auf Betrieben unterhalb 650 m eingesetzt, und der Weidefutteranteil ist hier geringer (P<0,05). Die verfütterte Kraftfuttermenge ist hingegen in tiefen Lagen nicht grösser als in höheren Lagen. Grassilage (ohne Maissilage) wird nur auf 17 Betrieben eingesetzt, die mehrheitlich oberhalb 800 m liegen (P<0,01). Die mittlere Flächenleistung liegt bei 8770 ± 2528 kg Milch/ha. Dieser Wert entspricht ungefähr den Ergebnissen des Wettbewerbs der AGFF in 2002 (8000 kg), an dem 201 Schweizer Betriebe teilnahmen (Huguenin 2003). Die Betriebe oberhalb 800 m haben eine geringere Produktivität pro Hektar (P<0,001; Abb. 2) und pro Tier (P<0,001; Tab. 1). Die Betriebe zwischen 650 und 800 m haben die gleiche Produktivität pro Tier wie diejenigen der tiefen Lagen, während die Produktivität pro Hektar signifikant geringer ist (P<0,01). Allerdings befinden sich auf allen drei Höhenstufen Betriebe mit einer Produktivität über 14 000 kg Milch/ha.
Merkmale der Betriebe in Abhängigkeit von der Meeres höhe Die Betriebe oberhalb von 800 m erzeugen insgesamt weniger Milch als auf 650 – 800 m (t-Test, P<0,01; Tab. 1). Die Betriebe unterhalb 650 m liegen dazwischen, mit einer grösseren Streuung. Die Tieflandbetriebe haben eine kleinere Hauptfutterfläche als die höhere gelegenen Betriebe (P<0,01). Der Grünlandanteil an der Haupt-
Einflussfaktoren der Flächenproduktivität und der individuellen Milchleistung Die Milchproduktion pro Hektar und diejenige pro Milchkuh hängen von ähnlichen Faktoren ab (Tab. 2). Entsprechend hängt die Milchproduktion pro Hektar mit der Milchproduktion pro Kuh zusammen (Tab. 2). Die verfütterte Kraftfuttermenge beeinflusst die Milchproduktion pro Kuh, nicht jedoch die Milchproduktion pro
Tab. 1 | Beschreibung der Betriebe, eingeteilt nach Meereshöhe (Mittelwerte ± Standardfehler) < 650 m
650 bis 800 m
> 800 m
66
107
93
550 ± 59
708 ± 42
892 ± 97
Hauptfutterfläche (ha)
22 ± 15
29 ± 14
31 ± 18
Anzahl Milchkühe
30 ± 19
35 ± 17
30 ± 16
228 ± 180
252 ± 142
199 ± 124
10 108 ± 2’544
9116 ± 2’198
7422 ± 2’239
Milch pro Milchkuh (kg)
7120 ± 1’235
7088 ± 1’131
6510 ± 1 212
Milch aus Grundfutter pro Milchkuh (kg)
5521 ± 1139
5307 ± 998
5024 ± 1’138
Kraftfutter pro Milchkuh (kg)
761 ± 287
848 ± 357
707 ± 275
Anteil Betriebe mit Maissilage
68 %
26 %
15 %
Anzahl Betriebe Strukturelle Merkmale Meereshöhe (m)
Totale Milchproduktion (t) Produktionstechnische Variablen Milch pro ha (kg/ha)
Anteil Betriebe mit Grassilage
76
0 %
3 %
15 %
% Grünland an der Hauptfutterfläche
79 ± 13
91 ± 8
98 ± 5
% Weideanteil im Sommer
44 ± 23
53 ± 27
59 ± 30
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Effizienz der Futterbauflächen für die M ilchproduktion im Kanton Freiburg | Nutztiere
diejenige pro Kuh, wobei die Meereshöhe eine Rolle spielt: in tiefen Lagen erreichen Betriebe mit Maissilage keine höhere Flächenproduktivität als Betriebe ohne Silage, während in höheren Lagen ein signifikanter Unterschied besteht (Abb. 4).
16128 15000
14261
Milch/ha (kg)
12264
10000
10428
10028 8123
8739 8739
8687
7446
7231 5980
5000
<650
650 bis 800
>800
Meereshöhe (m) Die Grenzen der Kästen stellen die Quartile der Verteilung dar, und die Mittellinie den Median. Die Querstriche reichen bis zum höchsten oder tiefsten Wert der Verteilung oder bis zu 1,5 mal dem Interquartilabstand, falls Extremwerte vorkommen (durch Punkte angegeben).
Abb. 2 | Verteilung der Flächenproduktivität (kg Milch/ha) der B etriebe, eingeteilt nach Meereshöhe.
Hektar. Der Zusammenhang zwischen Milch pro Kuh und Milch pro Hektar erklärt sich daher hauptsächlich durch die Grundfutterleistung der Kühe, unabhängig von der Meereshöhe (Abb. 3). Der Einsatz von Maissilage hingegen beeinflusst die Milchproduktion pro Hektar mehr als
Klassierung der Betriebe nach ihrer Produktionsweise und Zusammenhang mit der Flächenproduktivität Die Clusteranalyse ergibt vier Gruppen von Produktionsweisen, die mit zunehmenden Flächenleistungen verbunden sind (Tab. 3). Gruppe A: Kleine, extensive Betriebe Die Gruppe umfasst die Mehrheit der Betriebe oberhalb 1000 m und der Betriebe in tiefen Lagen, die kleine Milchmengen produzieren, ihre Flächen im Sommer beweiden lassen und wenig Kraftfutter einsetzen. Die Milchleistung der Kühe ist niedrig. Die Futterbaufläche besteht hauptsächlich aus Grünland, doch ein Drittel der Betriebe setzt Maissilage ein. Gruppe B: Grünlandbetriebe mit Weidehaltung Diese Betriebe arbeiten im Sommer mit Weidegang. Sie setzen mehr Kraftfutter ein als Gruppe A; die Milchleistung der Kühe, einschliesslich der Grundfutterleistung, ist höher. Gruppe C: Grosse Grünlandbetriebe mit wenig Weidegang und hohem Kraftfuttereinsatz Diese Betriebe halten Kühe mit höherer Milchleistung. Der Weidegang ist deutlich weniger wichtig und der Kraftfuttereinsatz ist höher.
Tab. 2 | Einfluss der Erhöhung der Werte verschiedener Variablen um 1 Standardab weichung (Stabw.), bzw. Einfluss der Verfütterung von Silage auf die Milchproduktion pro Milchkuh und pro Hektar. Ergebnisse linearer Modelle mit den einzelnen Variablen und eines Gesamtmodells mit allen Variablen (R2 = 52 %; Standardfehler der Residuen = 1753 kg; n = 266).
Variable
Mittelwert ± Stabw.
Einfluss einzeln getestet
Einfluss im Gesamtmodell
oder Anteil
Milch/Kuh (kg) Milch/ha (kg)
Milch/ha (kg)
Meereshöhe (m)
733 ± 149
-344 ***
Totale Milchproduktion (t)
226 ± 148
624
Milch/Milchkuh (kg)
6893 ± 1215
Milch_GF/Milchkuh (kg)
5261 ± 1097
Kraftfutter/Milchkuh (kg)
777 ± 318
***
-1296 *** 948
-828 ***
***
1455 *** 1017 ***
1450 ***
537
264
***
% Grünland in der HFF
91 ± 11
-279 ***
-1054 ***
% Weideanteil im Sommer
53 ± 28
-402 ***
-949 ***
Einsatz von Maissilage
33%
398
Einsatz von Grassilage
6%
-428 ns
*
1196 ***
ns -441 ***
1792 *** -2469 ***
*** P<0,001 ; ** P<0,01 ; * P<0,05 ; ns P>0,05 Milch_GF= Milch aus dem Grundfutter; HFF = Hauptfutterfläche
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Nutztiere | Effizienz der Futterbauflächen für die M ilchproduktion im Kanton Freiburg
16000 14000
< 650 m 650 – 800 m > 800 m
y = 1,1879x + 3548,8
Milch / ha (kg)
12000
y = 1,1879x + 2812,5 y = 1,1879x + 1453,4
10000 8000 6000 4000 2000 2000
3000
4000
5000
6000
7000
8000
9000
Milch_GF/Milchkuh (kg) Die Steigung der Regressionsgeraden war auf den drei Höhenstufen nicht signifikant verschieden (P=0,28). Die Interaktion der Steigungen wurde d eshalb aus dem Modell entfernt.
Abb. 3 | Einfluss der Milchproduktion pro Kuh aus dem Grundfutter und der Höhenstufe auf die Milchproduktion pro Hektar (P<0,001 und P<0,001, R² = 43 %, Reststreuung = 1912 kg).
Gruppe D: Grosse Talbetriebe mit Einsatz von Maissilage Solche Betriebe setzen bei gleicher Milchleistung der Kühe weniger Kraftfutter ein als Gruppe C. Die Betriebe liegen mehrheitlich in Silagegebieten, verfüttern Maissilage und betreiben wenig Weidegang.
Diskussion Deutlicher Einfluss der Meereshöhe auf die Flächenproduktivität Milch Die Höhe über Meer ist eine strukturelle Einschränkung, die die Flächenproduktivität senkt. Die zwei Faktoren Ertrag und Qualität des Grünlands können dafür verant-
wortlich gemacht werden. Der Ertrag von Futterwiesen nimmt um 4 dt TS/ha pro 100 Höhenmeter ab (Mosimann 2005). Dadurch sinkt die potenzielle Flächenproduktivität um 350 bis 400 kg Milch/ha pro 100 Höhenmeter, unter Annahme einer Grasqualität von 5,5 bis 6,3 MJ NEL/ kg TS, einer Umwandlungseffizienz in Milch von 50 % und einem Energiegehalt von 3,14 MJ NEL/kg Milch. Andere mit der Höhe zusammenhängende Faktoren erklären somit wahrscheinlich die berechnete Abnahme der Flächenproduktivität um 870 kg Milch/ha pro 100 m. Der Weideanteil im Sommer hat einen negativen Einfluss auf die Flächenproduktivität da dieser Anteil mit der Höhenlage zunimmt; ein unzureichendes Weidema-
12000 10212 a 10000
9883 a
10093 c
8000 Milch / ha (kg)
8979 c
8831b 7230 a
7329 b 6293 a
6000 4000 MS
2000 0
oS GS n= 45
21
n= 28
< 650 m
79
650 – 800 m
3
n= 14
79
14
> 800 m
Abb. 4 | Mittlere Milchproduktion pro Hektar in Abhängigkeit des Grundfuttertyps (für Milchkühe), nach Höhenstufen getrennt.
78
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 74–81, 2012
MS = Maissilage oS = ohne Silage GS = Grassilage ohne Maissilage a,b,c Innerhalb jeder Höhenstufe sind Mittelwerte ohne gleiche Buchstaben signifikant verschieden (P<0,05).
Effizienz der Futterbauflächen für die M ilchproduktion im Kanton Freiburg | Nutztiere
Tab. 3 | Beschreibung der Gruppen aus der Clusteranalyse Gruppe
A
B
C
D
Anzahl Betriebe
50
82
86
48
Tab. 4 | Erwartete Flächenproduktivität in Abhängigkeit der Fütterungsweise und der Höhenlage, berechnet aufgrund der Abnahme des Maisertrags sowie der Abnahme des Ertrags und der Qualität des Grünlands mit zunehmender Höhe über Meer
Variablen, auf denen die Gruppierung beruht Milch/Milchkuh (kg)
5246a
6968b
7410c
7557c
Kraftfutter/Milchkuh (kg)
509a
691b
998d
809c
% Grünland in der HFF
93
96
94
74
% Weideanteil im Sommer
72b
71b
33a
39a
Milch/ha (kg)
6913a
8346b
9122c
10798d
Milch_GF/Milchkuh (kg)
4177a
5515b
5315b
5859c
Meereshöhe (m)
791b
763b
745b
601a
Totale Milchproduktion (t)
141a
212b
267c
274 c
Betriebe mit Maissilage
32 %b
13 %a
26 %b
79 %c
Betriebe mit Grassilage
14 %
2 %
7 %
4 %
Talgebiet
Mittlere Lagen b
c
b
a
Andere Variablen
Milch_GF= Milch aus dem Grundfutter; HFF = Hauptfutterfläche a,b,c,d Für jede Variable sind Werte ohne gleiche Buchstaben signifikant verschieden (P<0,05). Die Blautöne veranschaulichen die unterschiedlichen Werte der Variablen, welche der Gruppierung dienten.
nagement könnte zudem eine unvollständige Ausschöpfung des Ertragspotenzials und der Qualität des Weidefutters zur Folge haben. In tiefen Lagen bauen Mischbetriebe mit Fruchtfolgeflächen und Tierhaltung mehr Kunstwiesen an; diese liefern Futter von ausgezeichneter Qualität und Haltbarkeit. Dazu kommt die Möglichkeit, im Talgebiet die Ration mit frischem Futter (z.B. Kartoffeln) genau auszubalancieren. Der positive Einfluss der Maissilage auf die Milchproduktion pro Hektar wird nur oberhalb 650 m festgestellt (Abb. 4). Dies kann mit geringeren Erträgen und einer abnehmenden Qualität des Grünlandes mit zunehmender Höhe erklärt werden (Tab. 4). Unterschiedliche Produktionsweisen mit unterschiedlichen Flächenleistungen Die vier Gruppen von Produktionsweisen hängen kaum mit der Höhe über Meer zusammen. Die Betriebe mit höchster Flächenleistung (Gruppe D) liegen allerdings im Talgebiet. Sie haben eine hohe totale Milchproduktion, verfüttern Maissilage, setzen nicht zu viel Kraftfutter ein
Ration
Milch/ha (kg)
Verhältnis (%)
1/3 Mais
11 100
100
100 % Gras
10 200
92
1/3 Mais
8600
100
100 % Gras
6800
80
Futterration für eine Standard-Laktationskurve, berechnet mit dem Fütterungsplan PAFF-Agridea 2009 für eine Kuh nach mehreren Laktationen mit 680 kg Gewicht beim Abkalben, mit einer jährlichen Milchleistung von 7500 kg und einem Zyklus von 365 Tagen. Die Erträge stammen aus den «Grundlagen für die Düngung»; die Wiesen sind ausgewogen mit Raigras im Talgebiet (mittleres Stadium = 4) und grasreich ohne Raigras in Berglagen (mittleres Stadium = 4).
und erzielen eine hohe Milchproduktion pro Kuh (insgesamt und aus dem Grundfutter). Einige Betriebe mit höherem Grünland- und Weideanteil der Gruppen B und C erreichen die gleichen Flächenleistungen wie die effizientesten Betriebe der Gruppe D, vermutlich aufgrund eines optimalen Managements ihres Produktionssystems (Abb.5). Die Effizienz der Gruppen mit hohem Weideanteil ist niedrig und weit von derjenigen sehr guten Weidebetriebe wie der Waldhof in Langenthal entfernt. Dieser produziert 115 000 kg Milch mit 17 Milchkühen (6780 kg/Milchkuh) auf 7 ha Weidefläche mit ca. 400 kg TS Kraftfutter pro Milchkuh. Seine Flächenleistung betrug zwischen 2001 und 2006 durchschnittlich 14 400 kg Milch pro Hektar (Thomet et al. 2008, Thomet 2004). Diese Leistungen erklären sich mit einem hervorragenden Management des Weidesystems (genaue Regulierung der Grashöhe zu Beginn und am Ende einer Weiderotation, geringe Zufütterung, Blockabkalbung am Winterende). Es scheint bei den grünlandbetonten Betrieben im Kanton Freiburg also noch Verbesserungspotenzial zu bestehen. Diese Weidesysteme bedingen eine hervorragende Weidetechnik, sind aber aufgrund ihrer positiven Auswirkung auf die Wirtschaftlichkeit und Arbeitsbelastung zu empfehlen (Gazzarin und Schick 2004). Milchproduktion pro Kuh: ein geeignetes Mass für die Flächenleistung? Die Milchleistung der Kühe hat in allen Meereshöhestufen einen starken Einfluss auf die Flächenleistung, sofern sie zu einem grossen Teil in Milch aus dem Grundfutter besteht. Die Bedeutung der Milchproduktion aus dem Grundfutter für die Flächenproduktivität wurde auch von Weiss et al. (2008) für 499 Betriebe in Bayern gezeigt. Allerdings kann eine hohe Flächenproduktivität auch mit niedrigen individuellen Milchleistungen erzielt wer-
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Nutztiere | Effizienz der Futterbauflächen für die M ilchproduktion im Kanton Freiburg
Abb. 5 | Ein ungenügendes Weidemanagement kann zur Verschwendung von Grünfutter führen: zum Beispiel, wenn der Weidedruck ungenügend ist (Geilstellen) oder wenn die Kühe zu hoch g ewachsenes Gras fressen.
den, wie es die Beispiele des Waldhofs oder die Studie von Horan et al. (2005) an Vollweidesystemen in Irland zeigen. Im letztgenannten Versuch produzierten die Holsteinkühe mit Nordamerikanischer Genetik mit wenig Kraftfutter (300 kg pro Milchkuh und Jahr) ungefähr 11 500 kg Milch/ha mit 6700 kg Milch pro Kuh gegenüber 9800 kg Milch/ha mit 7900 kg Milch pro Kuh bei reichlicher Kraftfuttergabe (1300 kg pro Milchkuh pro Jahr). Ein höherer Tierbesatz pro Hektar reduziert zwar die individuelle Produktion, erhöht aber die Milchproduktion pro Hektar dank einer besseren Nutzung des verfügbaren Grases. Wenn die Kühe nur 90 % ihrer Aufnahmekapazität fressen können, verwerten sie 77 % des verfügbaren Grases, statt 58 % bei vollständig abgedeckter Aufnahmekapazität (Delagarde et al. 2006). Um die Effizienz noch weiter zu steigen, könnten noch Interaktionen zwischen der Genetik der Tiere und dem Produktionssystem berücksichtigt werden (Horan et al. 2005, Delaby et al. 2009).
Schlussfolgerungen Die Effizienz der Futterbaufläche wird für die Milchbetriebe im Kanton Freiburg stark durch die Höhenlage beeinflusst. Die landwirtschaftliche Praxis hat aber auch einen starken Einfluss auf die Flächenproduktivität. Die Milchproduktion aus dem Grundfutter pro Kuh spielt eine sehr wichtige Rolle für die Flächenproduktivität, unabhängig vom Produktionssystem. Gegenwärtig haben Freiburger Talbetriebe mit hoher Milchproduktion und mit Einsatz von Maissilage anscheinend eine gute Produktionstechnik. Umgekehrt könn-
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ten Weidebetriebe ihre Leistung steigern, indem sie das Weidemanagement verbessern und Kraftfutter gezielt und in begrenzter Menge zufüttern. Die Flächenproduktivität ist ein Mass für die Nachhaltigkeit von Betrieben, da sie die effiziente Verwertung der Ressourcen widerspiegelt. Sie sollte jedoch nicht das einzige Ziel der Landwirte sein. Letztlich geht es darum, ein Gleichgewicht zwischen Wirtschaftlichkeit, Freude an der Arbeit und Umweltschutz zu finden. n
Efficacia della superficie foraggera del sistema lattiero nel canton Friborgo La produttività di latte per ettaro è un criterio per valutare l’efficacia della superficie foraggera del sistema lattiero. Obiettivo di questo studio è di evidenziare i suoi principali fattori che determinano la variazione di produttività della superficie nel canton Friborgo. L’analisi si basa su un sondaggio tra 266 aziende nel periodo tra il 2002 ed il 2009. Il livello del mare è, come presupposto, uno dei principali fattori strutturali che limita l’area di produttività a causa della minore qualità dei prati da foraggio. Le aziende in pianura che usano insilato di mais e moderate quantità di concentrati sono in media più efficienti. Aziende maggiormente erbaggiere raggiungono parzialmente gli stessi livelli di efficienza, ma molte di loro presentano ancora margini di miglioramento, anche se delle mucche con una produzione individuale di latte media possono raggiungere elevate prestazioni. Pertanto la nostra inchiesta ha mostrato una chiara e positiva relazione tra la produzione di latte per ettaro e la produzione di latte individuale ottenuta da razione di base. In conclusione, a parte i fattori pedoclimatici, la produttività per ettaro sembra fortemente influenzata dalla capacità degli agricoltori di ottimizzare il loro sistema di produzione, indipendentemente dal tipo di sistema.
Literatur ▪▪ Delaby L., Faverdin P., Michel G., Disenhaus C. & Peyraud J.L., 2009. Effect of different feeding strategies on lactation performance of H olstein and Normande dairy cows. Animal 3, 891–905. ▪▪ Delagarde R., Delaby L. & Faverdin P., 2006. Le calcul de ration pour vaches laitières au pâturage. Rencontres Recherches Ruminants 13, 89 – 92. ▪▪ Gazzarin C. & Schick M., 2004. Systèmes de production laitière en région de plaine, comparaison de la rentabilité et de la charge de travail. R apport FAT 608, 1–12. ▪▪ Horan B., Dillon P., Faverdin P., Delaby L., Buckley F. & Rath M., 2005. The interactions of Strain of Holstein-Friesian Cows and Pasture-Based Feed Systems on Milk Yield, Body Weight, and Body Condition Score. Journal of Dairy Science 88, 1231–1243.
Summary
Riassunto
Effizienz der Futterbauflächen für die M ilchproduktion im Kanton Freiburg | Nutztiere
Efficiency of forage surface area in dairy systems in the canton of Fribourg, Switzerland Milk output per hectare of forage surface area is a means of measuring the efficiency of dairy production. The aim of this study is to identify which factors are decisive in the variation of surface-area productivity practised in the canton of Fribourg in Switzerland. The analysis is based on a survey of 266 dairy farms which was conducted during the period 2002–2009. Altitude is, as expected, a significant structural factor, constraining milk output per hectare because of lower grassland yield and quality. Lowland farms which use maize silage and moderate amounts of concentrate are, on average, more efficient. Some of the grass-based farms achieve similar levels of efficiency, but many still have room for improvement. Although high efficiency is attainable with individually-medium-yielding cows, a positive correlation was observed between milk output per hectare and cows’ forage-based milk yield. In conclusion, it appears that irrespective of local pedoclimatic factors and type of system, surface-area productivity is highly dependent on farmers’ ability to optimise their own production system. Key words: dairy production, production system, forage, grassland, local ressources, efficiency.
▪▪ Huguenin O., 2003. Production laitière à l’hectare, méthode de calcul et résultats du concours. Journée herbagère ADCF-SRVA 1054, Moudon. ▪▪ Mosimann E., 2005. Caractéristiques des pâturages pour vaches laitières dans l’ouest de la Suisse. Revue suisse d’agriculture 37 (3), 99–106. ▪▪ Thomet P., 2004. Eine sehr hohe Flächenleistung erreicht. Bauernzeitung 28 Mai 2004, 19. ▪▪ Thomet P., Hadorn M. & Wyss A., 2008. Flächenleistung Milch von drei Vollweide-Betrieben mit Kurzrasenweide im CH-Mittelland. Journée ADCF 52, Zollikofen ,106 – 109. ▪▪ Weiss D., Dorfner G., Auerswald K. & Thomet P., 2008. Flächenproduktivität – Milch von 499 bayrischen Betrieben. Journée ADCF 52, Zollikofen, 71–74.
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P f l a n z e n b a u
Reaktion neu zugelassener Kartoffelsorten auf unterschiedliche Stickstoffversorgung Thomas Hebeisen1, Theodor Ballmer1, Roger Wüthrich1 und Brice Dupuis2, 1 Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich 2 Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil, 1260 Nyon Auskünfte: Thomas Hebeisen, E-Mail: thomas.hebeisen@art.admin.ch, Tel. +41 44 377 74 50
Übersicht über die Kartoffelversuchsparzelle 2008 in Reckenholz. (Foto: ART)
Einleitung Dem individuellen Kartoffelbestand eine an die Jahreswitterung, die Standortsbedingungen sowie an den Sortentyp angepasste Stickstoffmenge (N) anzubieten, ist eine grosse Herausforderung auch für die professionellere Produktion. Wegen weitem Reihenabstand und schwach, nicht tief reichendem Wurzelwerk nimmt die Kartoffel bis 60 % des verfügbaren N auf (Vos 1997). Bis zu einer Staudenhöhe von 10 cm ist die N-Aufnahme dank der Versorgung durch die Mutterknolle sehr gering. Anschliessend ist sie während vier bis fünf Wochen sehr hoch (Walther et al. 1996). Die Kartoffel reagiert mit ihrer Ertragsleistung vergleichsweise stark auf N-Mangel. Zu hohes N-Angebot bewirkt ein zu üppiges Krautwachstum. Als Konsequenz sind die Knollenentwicklung und damit die Abreife der Pflanzen verzögert. Nicht von den Wurzeln aufgenommer N kann durch Lachgasverluste oder Nitratauswaschung verloren gehen, was Luft und Wasser belastet. NitratRichtlinie in den EU-Ländern (1991) oder die Einfüh-
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rung der Suisse-Bilanz als Nachweis über die betrieblichen Mengen an N und Phosphor im Rahmen des ökologischen Leistungsausweis sind seit einiger Zeit zum Schutz der natürlichen Ressourcen eingeführt worden. Verbesserungen sind in vielen Ländern nachgewiesen worden. Landwirtschaftliche Dünger tragen zum Nährstoffeintrag in Oberflächengewässer und ins Grundwasser bei. Produzentinnen und Produzenten sind sich ihrer Verantwortung heutzutage bewusst. Sie optimieren ihre Produktion möglichst kosten- und qualitätsbewusst. Die Nährstoffversorgung ist von einigen nicht oder nur beschränkt beeinflussbaren Faktoren abhängig. Bedeutende Einflussfaktoren sind zum Beispiel die Jahreswitterung, die Bodenart, die Nachlieferung aus dem Abbau von organischer Substanz, die Bewirtschaftungsmassnahmen (Anbautechnik, Bewässerung) sowie Kenntnisse zum N-Bedarf der angebauten Sorte. Viele Untersuchungen und Modellansätze haben das Verständnis der N-Umsetzung im Boden auch bei Kartoffeln verbessert (Haverkort und MacKerron 2000).
Vos und MacKerron (2000) zeigten, dass die N-Ausnutzungseffizienz durch eine Aufteilung der N-Gaben sowie durch zusätzliche Boden- (z. B. Nmin) und verschiedene Pflanzenanalysen verbessert werden kann. Damit soll die immer wieder auftretende Variabilität im N-Angebot gepuffert werden. Die Qualitätsbeeinflussung durch die applizierte N-Düngung ist in vielen Untersuchungen nachgewiesen worden. Ein N-Überschuss kann Zwiewuchs, Hohlherzigkeit und die Beschädigungsanfälligkeit fördern (zum Beispiel Kolbe 2001). Ziel der N-Bedarfsversuche der Agroscope Forschungsanstalten ist es, den sortentypischen N-Bedarf von neuen Speise- und Verarbeitungssorten zu ermitteln. Eine Übernahme von Angaben ausländischer Züchter oder Forschungsinstituten in die Schweiz ist wegen unterschiedlicher Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse, Standorts- (z. B. Bodenart) und Bewirtschaftungspraktiken nicht möglich (zum Beispiel van Loon 1994). Unterschiedliche agrarpolitische Rahmenbedingungen zum Beispiel zum Schutz der natürlichen Ressourcen sind mit zu berücksichtigen.
Material und Methoden 2008 und 2009 wurden auf den Versuchsbetrieben Changins-Nyon (Cgi, VD) und Reckenholz (Re, ZH) N-Bedarfsversuche mit neuen Speisekartoffelsorten durchgeführt. Die Versuchsstandorte wiesen vergleichbare Bodenarten auf. In Changins wurden Phosphor (80–100 kg P2O5), Kalium (300–400 kg K2O) und Magnesium (25 – 30 kg Mg) im Herbst in Form von Handelsdüngern gemäss den GRUDAF-Normen (Flisch et al. 2009) zugeführt. Im Reckenholz wurde im Herbst jeweils 25 t Kompost als Grunddüngung ausgebracht. Die Böden der beiden Standorte sind mit P und K als genügend gut versorgt zu betrachten. Die pH-Werte waren in den Versuchsparzellen im schwach-alkalischen Bereich. Die Böden sind bezüglich Stickstoffdynamik als «ausreichend/normal» zu bezeichnen (Flisch et al. 2009). Im 2008 wurde in Changins am 28. April beziehungsweise im Reckenholz am 5. Mai gepflanzt. Im 2009 wurde die beiden Versuche am 6. und 7. April gepflanzt. Von jeder Sorte wurde in vier Wiederholungen eine Versuchsfläche mit 50 Knollen (Cgi) sowie von 100 Knollen (Re) ausgepflanzt. Der Pflanzabstand betrug 33 cm (400 Pflanzen pro Are). Folgende N-Verfahren wurden unterschieden: N0 = keine N-Düngung // N_B80 = 80 kg Biorga Quick (12 % organischer N) // N80 = 80 kg N, N120 = 120 kg N, N160 = 160 kg; N200 = 200 kg N als Ammoniumnitrat (27,5 % N). Die Teilmengen wurden bereits vor oder
Zusammenfassung
Reaktion neu zugelassener Kartoffelsorten auf unterschiedliche Stickstoffversorgung | Pflanzenbau
2008 und 2009 untersuchten die beiden Forschungsanstalten Agroscope ChanginsWädenswil ACW und Agroscope ReckenholzTänikon ART in Feldversuchen an den Standorten Changins-Nyon (VD) und in Zürich-Reckenholz den sortenspezifischen Stickstoff (N)-Bedarf von Gourmandine, Jelly, Laura sowie Lady Jo (nur in Changins). Die N-Verfahren variierten von 0 bis 200 kg N pro Hektare. Alle Sorten reagierten auf die zunehmende N-Versorgung mit einem höheren Roh- und Marktwarenertrag. Ab einer N-Gabe von 120 kg/ha konnten jedoch keine signifikanten Mehrerträge nachgewiesen werden. Die Sorte Gourmandine erbrachte signifikant höhere Roh- und Marktwarenerträge als Jelly und Laura. Je höher die N-Versorgung, desto niedriger waren die Stärkegehalte in den Knollen. Knollen von N gedüngten Pflanzen wiesen tendenziell eine leicht höhere Beschädigungsanfälligkeit auf als Knollen aus den ungedüngten Verfahren. Die Backfarben von Pommes Chips hergestellt aus Knollen von ungedüngten Pflanzen waren leicht heller als von Knollen der gedüngten Pflanzen. Die Sorten Gourmandine, Jelly und Laura erbringen bei mittleren N-Gaben von 100 bis 120 kg N/ha hohe Marktwarenerträge. Diese Versuche bestätigten den hohen Einfluss der Jahreswitterung und der Standortsbedingungen auf die Ertragsleistung der Kartoffel.
direkt nach der Pflanzung (40 kg N), bei einer Pflanzenhöhe von 10 cm (fausthoch) sowie in kurzem Zeitabstand vor dem Bestandesschluss ausgebracht. Witterungsbedingungen und Wasserversorgung 2008 und 2009 Im 2008 verzögerte sich die Auspflanzung vor allem wegen dem niederschlagsreichen April bis in die erste Dekade Mai. In Changins ist der Versuch zu Beginn Juli mit 30 mm bewässert worden. Die Niederschlagsverteilung im Reckenholz war günstiger. Im 2009 konnte wegen des niederschlagsarmen Aprils sehr früh gepflanzt werden. Die Monate April bis September waren alle überdurchschnittlich warm. Der Jahresniederschlag war in Zürich sehr günstig verteilt, während in Changins ab Ende Mai fünfmal mit jeweils 30 mm bewässert werden mussten.
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N-Verfahren < 42,5 mm > 70 mm
N0 N0 N_B80 N_B80 N80 N80 N120 N120 N160 N160 N200 N200
N0 N0 N_B80 N_B80 N80 N80 N120 N120 N160 N160 N200 N200
N0 N0 N_B80 N_B80 N80 N80 N120 N120 N160 N160 N200 N200
0
N0 N0 N_B80 N_B80 N80 N80 N120 N120 N160 N160 N200 N200
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42,5 bis 70 mm Stärkegehalt
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2009
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Stärkegehalt (%) (%) Stärkegehalt
00 800 800
12 12 Gourmandine Gourmandine
Jelly
< 42,5 mm
Jelly
Lady Jo
Laura Laura
N-Verfahren N-Verfahren < 42,5 mm 42,5 bis 70 mm 42,5 bis 70 mm > 70 mm > 70 mm Stärkegehalt
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Stärkegehalt
Abb. 1a | Rohertrag und Stärkegehalt verschiedener Kartoffel sorten in Abhängigkeit von der gedüngten N-Menge; Standort Changins; Versuchsjahre 2008 und 2009.
Abb. 1b | Rohertrag und Stärkegehalt verschiedener Kartoffelsorten in Abhängigkeit von der gedüngten N-Menge, Standort Reckenholz, Versuchsjahre 2008 und 2009.
Standorte unterscheiden sich in ihren Nmin-Gehalten deutlich Analysen von jeweils im April gezogenen Bodenproben zeigten, dass in Changins niedrige Nmin-Gehalte (0–60 cm Bodentiefe) von 20 (2008) beziehungsweise von 35 kg N/ ha (2009) vorhanden waren. Im Reckenholz lagen die Nmin-Gehalte im Mai bei 88 (2008) beziehungsweise bei sehr hohen 169 kg N/ha (2009). Die Bedingungen für die Mineralisation des Bodenstickstoffs waren optimal. Wegen der niederschlagsarmen Monate März und April war vermutlich auch die N-Auswaschung niedrig.
sen (eine Messung pro Vegetationsperiode). Die chemische Krautvernichtung wurde in Changins in der letzten Dekade Juli; im Reckenholz in der ersten Dekade August chemisch durchgeführt. Das Ernte material wurde in Marktwarenertrag (Kaliber 42,5– 70 mm), Unter- (< 42,5 mm) beziehungsweise Übergrössen (> 70 mm) aufgeteilt. Anhand von Mischproben über die N-Verfahren wurden der Stärkegehalt und die Beschädigungsanfälligkeit mit dem Schütteltest gemessen. Der Blauflecken-Index berechnet sich aus dem Produkt der Beschädigungshäufigkeit mit der Beschädigungsstärke der geschälten Knollen (4 × 50 Knollen pro N-Verfahren). Ein Knollenmischmuster von jedem Verfahren wurde jeweils während 135 Tagen (Talenton als Keimhemmungsmittel) eingelagert. Die Lagerungseignung wurde benotet und die Gewichtsverluste gewogen. Mit Frittierversuchen wurde die Rohstoffqualität von 8° C gelagerten Knollen anhand der Backfarbe von Pommes Chips (3 Min. bei 170 °C) unter Verwendung der Wageninger Farbtafeln beurteilt. Eine Backfarbe von Note 1 entspricht einem dunkelschwarzen beziehungsweise eine Note von 9 einem sehr hellen Pommes Chips.
Sortenspektrum und untersuchte Parameter Die sortenspezifische Reaktion auf unterschiedliche N-Gaben der Speisekartoffelsorten Gourmandine, Jelly und Laura wurde untersucht. Alle drei Sorten zeichnen sich durch eine hohe Ertragsleistung, eine gute Speisequalität sowie eine gute Lagerungseignung aus. Sie sind alle eher mittelspät bis mittelfrüh abreifend. Die für die Pommes Chips Herstellung geeignete Sorte Lady Jo stand nur in den Versuchen in Changins. Sie ist mittelfrüh abreifend. Neben agronomischen Beurteilungen im Feld wurde in Cgi auch der Chlorophyllgehalt (Hydro-N-Tester) indirekt durch die Grünfärbung der Blätter gemes-
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N0 N_B80 N0 N_B80 N80 N80 N120 N120 N160 N160 N200 N200
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N200
N-Verfahren
N160 N120 N80
N_B80 Lady Jo Laura Jelly Gourmandine
N0
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Abb. 2 | Intensität der Grünfärbung der Blätter verschiedener Kartoffelsorten in Abhängigkeit von der gedüngten N-Menge; Standorte Changins, Mittelwert aus jeweils einer Messung pro Vegetationsperiode mit dem N-Hydro-Tester.
Statistische Auswertungen Alle Daten wurden gemeinsam statistisch ausgewertet, da insbesondere allfällige Wechselwirkungen zwischen den Sorten und der gedüngten N-Menge der beiden Versuchsjahre und Standorte interessant sind. In den Grafiken sind die Ergebnisse getrennt dargestellt, damit vor allem jahres- und standortsbedingte Unterschiede in der Wasserverfügbarkeit und in der Stickstoffnachlieferung besser ersichtlich sind. Die Varianz der Daten wurde auf Normalverteilung (SAS) geprüft. Als Signifikanzniveau wurde eine Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 % angenommen.
Resultate und Diskussion Einfluss der N-Verfahren auf Gesamt- und Marktwarenertrag Im Durchschnitt der verschiedenen Sorten und N-Verfahren waren die Roherträge im 2008 um 45 % niedriger als im 2009. Dies lässt sich wahrscheinlich durch die späte Pflanzung und die nicht optimalen Bodenbedingungen vor und nach der Pflanzung erklären. Über beide Jahre erzielten die Sorten im Durchschnitt am Standort Changins einen um 38 % niedrigeren Rohertrag als im Reckenholz. Dies erklärt sich vor allem durch die deutlich niedrigeren Knollenerträge im 2008 in Changins (Abb. 1). Gemittelt über die N-Verfahren und alle Sorten bewirkte eine N-Gabe von nur gerade 80 kg N einen Mehrertrag von 25 % im Roh- beziehungsweise von 28 % im Marktwarenertrag im Vergleich zur ungedüngten Kontrolle. Die Steigerung der N-Gabe von 80 kg auf 200 kg bewirkte einen Mehrertrag von weiteren 8 % im Roh- beziehungs-
weise von 9 % im Marktwarenertrag. Der abnehmende Ertragszuwachs mit steigender N-Zufuhr wurde deutlich sichtbar (Abb. 1). Mit 80 kg/ha Biorga Quick gedüngte Pflanzen erbrachten absolut vergleichbare Roh- und Marktwarenerträge wie die mit derselben Menge an mineralischem N gedüngten Pflanzen. Die Sorte Gourmandine war signifikant ertragsstärker als die beiden anderen Sorten Jelly und Laura. Die relativen Unterschiede zwischen den beiden Standorten im Roh- beziehungsweise im Marktwarenertrag waren vor allem bei der Kontrolle ohne N-Düngung mit 63 % respektive 87 % sehr gross. In den mit N gedüngten Parzellen schwankten sie zwischen 25 und 30 %. Dies ist vermutlich durch das höhere Nmin-Angebot und das ausgeglichenere Wasserangebot in beiden Versuchsjahren am Standort Re zurückzuführen. Im Durchschnitt der beiden Versuchsjahre und Standorte betrug der relative Marktwarenanteil am Rohertrag ohne N-Düngung 73,6 %, während er bei einer Gabe von 80 kg N auf 78 % anstieg. Bei zunehmender N-Versorgung hätten wir einen höheren Anteil an übergrossen Knollen erwartet wie wir es in den Düngungsversuchen 2005 bis 2007 beobachtet hatten (Dupuis et al. 2009). Dies war aber nur am Standort Reckenholz ersichtlich. An beiden Standorten wurden maximale Roherträge bereits bei niedrigerem N-Niveau erreicht. Der zusätzliche N konnte sich gar nicht mehr auswirken (Abb. 1a, b). Ungedüngte Pflanzen hatten hellere Blätter Nicht mit N gedüngte Pflanzen wiesen im Durchschnitt der vier Sorten in beiden Jahren niedrigere Messwerte «Chlorophyllgehalte» (Ø 502) auf als die gedüngten
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Pflanzen (Ø 589). Eine relative Unterversorgung mit N war damit erkennbar. Die Intensität der Grünfärbung der Blätter wurde aber auch durch den Genotyp beeinflusst. Die beiden Sorten Lady Jo und Gourmandine wiesen unabhängig von der gedüngten N-Menge immer hellere Blätter auf (Abb. 2). Zwischen den beiden Jahren wurde ein geringer Unterschied in der Grünfärbung beobachtet (2008: Ø 563; 2009: Ø 559). Mit nur einer Punktmessung im Wachstumsverlauf konnten die Unterschiede in den gedüngten Verfahren ab einer Versorgung von 120 kg N nicht deutlich erkannt werden. Goffart et al. (2008) berichtete, dass eine Differenzierung wegen dem Luxuskonsum der Pflanzen von Nitrat nicht nachgewiesen werden kann. Allfällige Unterschiede im N-Versorgungsgrad wären erst gegen Ende des Wachstumsverlaufs deutlicher erkennbar. Verschiedene Einflussfaktoren wie Standorts-, Witterungs- und Bewirtschaftungsbedingungen sind bekannt, die diese Messwerte beeinflussen können. N-Verfahren beeinflussten die Beschädigungsanfälligkeit geringfügig Knollen der ungedüngten Pflanzen wiesen mit einem durchschnittlichen Index von 25 die geringste Beschädigungsanfälligkeit auf. Die insgesamt geringen Unterschiede waren jedoch nur zwischen ungedüngt (Ø 25) und gedüngt (Ø 32) zu erkennen. Innerhalb der Knollen der gedüngten Verfahren traten im Durchschnitt der Sorten keine Unterschiede auf. Diese Indexwerte liegen im unteren Bereich der Kategorie «mittlere Beschädigungsanfälligkeit» und bestätigten, dass die Knollen der untersuchten Sorten insgesamt wenig beschädigungsanfällig sind. Diese Ergebnisse bestätigten ihre Einstufung in der Sortenliste (Hebeisen et al. 2011). Lagerungseignung wurde durch N-Verfahren nicht beeinflusst Im Durchschnitt der vier Sorten wiesen die Knollen des ungedüngten Verfahrens eine Lagerungsnote von 3,5 und einen Gewichtsverlust von 5,9 % nach einer jeweils 135-tägigen Lagerungszeit auf. Knollen aus den mit 200 kg N gedüngten Verfahren lagerten sich tendenziell eher besser (3,1) und verloren 5,8 Gewichtsprozente während der Lagerung. Sortenspezifische Unterschiede in der Lagerungseignung und Auswirkungen der Jahreswitterung sind bedeutender als die Effekte, die durch eine zu hohe N-Versorgung verursacht werden. Knollen der Sorten Laura (Ø 6,8 %) und Jelly (Ø 6,1 %) zeigten höhere Gewichtsverluste am Lager als diejenigen von Lady Jo (Ø 5,7 %) beziehungsweise von Gourmandine (Ø 4,9 %).
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Hellste Pommes Chips aus Rohstoff von ungedüngten Pflanzen In beiden Versuchsjahren wiesen die Pommes Chips hergestellt aus den Knollen der ungedüngten Verfahren mit einer Backfarbe von Note 5,4 die beste Verarbeitungseignung auf. Mit zunehmender N-Versorgung verschlechterte sich die Backfarbe im Durchschnitt der drei Speisekartoffelsorten von Note 5,3 (80 kg N) auf Note 5 (200 kg N). Diese Verschlechterung der Pommes ChipsBackfarbe war mit dem Knollenmaterial der beiden Standorte festzustellen. Diese Ergebnisse stehen im Gegensatz zu den Untersuchungen von Walther und Maag (1990) mit den Sorten Bintje und Eba. Sie konnten weder einen Einfluss der N-Menge noch des Zeitpunktes der Applikation auf die Pommes Chips-Backfarbe feststellen.
Schlussfolgerungen In den GRUDAF 2009 richten sich die N-Düngungsnormen am ökonomischen Optimum aus. Dieses berücksichtigt Zielkonflikte wie Ertrags-, Qualitätssicherung und Minimierung der N-Verluste am besten. Der Ertrag bei Nopt ist damit immer niedriger als der Maximalertrag. Steigerungen bis zur Nopt-Menge verhindern, dass nach der Ernte noch hohe Restmengen an N vorhanden und damit ein Auswaschungsrisiko besteht (Richner et al. 2010). Unsere Versuche bestätigen, dass die Ertragsleistung von Kartoffeln stark durch die jahres- und standortsbedingte Variabilität in der N-Nachlieferung aus der organischen Substanz beeinflusst wird. Die Speisekartoffelsorten Gourmandine, Jelly, Laura sowie die Verarbeitungssorte Lady Jo setzen die gedüngten Nährstoffe gut um. Sie erzielen hohe Marktwarenerträge bereits ab einer N-Gabe von 100 kg bis 120 kg N. Aus ökologischen und ökonomischen Gründen ist es sinnvoll, die vorgesehene N-Menge möglichst in Teilmengen aufzuteilen. Mögliche Anpassungen an die jahres- und standortspezifische N-Mineralisation können für die weiteren N-Gaben berücksichtigt werden. Die N-Düngung der Sorten Gourmandine, Jelly, Laura und Lady Jo ist nach der Formel 160 kg minus NminGehalt (0–60 cm) zu bemessen. Die Standorte, die heute für den Kartoffelbau genutzt werden, weisen in Jahren mit günstigen Temperatur- und Niederschlagsverhältnissen ein hohes N-Nachlieferungspotenzial auf. Bereits mit geringen N-Mengen können hohe Marktwarenerträge mit guter Speise- und Verarbeitungsqualität gesichert werden. In Jahren mit hoher Nitratauswaschung in den Wintermonaten und einer späten Pflanzung in wenig erwärmte Böden kann eine erhöhte N-Düngung gerechtfertigt sein. n
Risposta delle nuove varietà di patate omologate alle variazioni nell'apporto d’ azoto Nel 2008 e nel 2009, le stazioni di ricerca Agroscope Changins-Wädenswil ACW e Agroscope Reckenholz-Tänikon ART hanno condotto diverse prove in campo presso i siti di Changins-Nyon (VD) e Zurigo-Reckenholz concernenti il fabbisogno di azoto (N) specifico delle varietà Gourmandine, Jelly, Laura e Lady Jo (solo a Changins). Gli apporti di N variavano da 0 a 200 kg N/ha. Per tutte le varietà, un aumento dell'apporto di N era associato a una maggiore resa lorda e commerciabile. Nessun aumento significativo delle rese si osserva con apporti di N superiori a 120 kg/ha. La varietà Gourmandine ha ottenuto una resa lorda e commerciabile significativamente superiore rispetto alle varietà Jelly e Laura. Più alto era l'apporto di N e minori erano i tenori di amido nei tuberi. L’apporto di azoto provoca una sensibilità dei tuberi al danneggiamento tendenzialmente superiore rispetto a quelli senza apporto. Il colore alla frittura delle patatine ottenute da tuberi di piante non concimate risultava leggermente più chiaro di quello dei tuberi di piante concimate. Con un apporto di N compreso tra 100 e 120 kg/ha le varietà Gourmandine, Jelly e Laura raggiungono un’elevata resa commerciabile. Queste prove confermano come il potenziale di resa della patata sia influenzato in modo importante dalle condizioni climatiche annuali e dal sito di produzione.
Literatur ▪▪ Dupuis B., Reust W., Hebeisen T. & Ballmer T., 2009. Stickstoffdüngung bei neuen Kartoffelsorten: Ertrag und Qualität. Agrarforschung 16 (11–12), 484 – 9. ▪▪ Flisch R., Sinaj S., Charles R. & Richner W., 2009. GRUDAF 2009. Grundlagen für die Düngung im Acker- und Futterbau. Agrarforschung 16 (2), 1–97. ▪▪ Goffart J.P., Olivier M. & Frankinet M., 2008. Potato crop nitrogen status assesment to improve N fertilization management and efficiency: pastpresent-future. Potato Research 51, 355 – 83. ▪▪ Haverkort A.J. & MacKerron D.K.L., 2000. Management of nitrogen and water in potato production. Wageningen, Wageningen Pers, The Netherlands, 353 p. ▪▪ Hebeisen T., Ballmer T., Musa T., Torche J.M. & Schwaerzel R., 2011. Schweizerische Sortenliste für Kartoffeln 2012. Beilage der Agrarforschung Schweiz. ▪▪ Kolbe H., 2001. Düngung zu Kartoffeln. Kartoffelbau 52 (3), 88–91. ▪▪ Richner W., Flisch R., Sinaj S. & Charles R., 2010. Ableitung der Stickstoffdüngungsnormen von Ackerkulturen. Agrarforschung Schweiz 1 (11–12), 410 – 5.
Summary
Riassunto
Reaktion neu zugelassener Kartoffelsorten auf unterschiedliche Stickstoffversorgung | Pflanzenbau
Reaction of newly registered potato varieties to different nitrogen supplies In 2008 and 2009, in field trials at the ChanginsNyon (Vaud canton) and Zurich-Reckenholz sites, respectively, the two research stations of Agroscope Changins-Wädenswil ACW and Agroscope Reckenholz-Tänikon ART investigated the varietyspecific nitrogen (N) requirement of the potato varieties Gourmandine, Jelly, Laura and Lady Jo (the latter at Changins only). The N levels varied from 0 to 200 kg N per hectare. All varieties reacted to the increasing N supply with a higher gross- and marketable yield. From an N-application level of 120 kg/ha onwards, however, no significant surplus yields were demonstrated. The Gourmandine variety produced significantly higher gross- and marketable yields than Jelly and Laura. The higher the N supply, the lower the starch content of the tubers. Tubers from plants fertilised with N tended to exhibit a slightly higher brushing susceptibility than those from the non-fertilised treatment. Crisps made from the tubers of non-fertilised plants were slightly lighter in crisp colour than those of the tubers of the fertilised plants. The Gourmandine, Jelly and Laura varieties produce high marketable yields at average N-application levels of 100 to 120 kg N/ha. These trials confirm the significant influence of the weather over the year as well as the site conditions on potato yields. Key words: potato, N fertilisation, field experiments, storability, crisp colour.
▪▪ Van Loon C.D., 1994. N-Düngung von Kartoffeln – Erfahrungen aus den Niederlanden. Kartoffelbau 45 (2), 58–60. ▪▪ Vos J., 1997. The nitrogen response of potato (Solanum tubersosum L .) in the field: nitrogen uptake and yield, harvest index and nitrogen concentration. Potato Research 40, 237–48. ▪▪ Vos J. & MacKerron D.K.L., 2000. Basic concepts of the management of supply of nitrogen and water in potato production. In: Haverkort A.J. and MacKerron (eds). Management of nitrogen and water in potato production. Wageningen, The Netherlands, p 15 – 33. ▪▪ Walther U., Schubiger F.X. & Jäggli F., 1996. N-Aufnahme durch Kartoffeln und N min -Gehalte des Bodens. Agrarforschung 3 (2), 61–64. ▪▪ Walther U. & Maag W., 1990. Ertrag und Qualität von Kartoffeln in A bhängigkeit des N min -Gehaltes des Bodens sowie des Zeitpunktes und der Höhe der Stickstoffdüngung. I. Qualität der Knollen. Landwirtschaft Schweiz 3 (10), 567–75. ▪▪ Walther U., 1990. Ertrag und Qualität von Kartoffeln in Abhängigkeit des N min -Gehaltes des Bodens sowie des Zeitpunktes und der Höhe der Stickstoffdüngung. I. N min -Gehalte des Bodens und Ertrag. Landwirtschaft Schweiz 3 (6), 323–30.
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P f l a n z e n b a u
Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste Raphaël Charles, Jean-François Collaud, Lilia Levy Häner und Sokrat Sinaj, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon Auskünfte: Jean-François Collaud, E-Mail: jean-francois.collaud@acw.admin.ch, Tel. +41 22 363 44 44
Zweizeilige und sechszeilige Gerstensorten zeigen sowohl in Bezug auf den Ertrag wie auf die Körner qualität verschiedene Leistungen.
Einleitung Eine Auswertung der wichtigsten agronomischen und wirtschaftlichen Faktoren, welche die Attraktivität des Futtergetreideanbaus beeinflussen können, hat gezeigt, wie hoch der Stellenwert des Naturalertrags von Gerste im Vergleich zu den übrigen Futterpflanzenarten (Collaud, 2000) ist. Unterstrichen wurde insbesondere die Notwendigkeit, die Konkurrenzfähigkeit dieser Kultur gegenüber dem Futterweizen zu stärken. Der wirtschaftliche Druck hat die Produktionssektoren veranlasst, der Sortenwahl mehr Bedeutung zuzumessen, dies zwecks Sicherstellung hoher und stabiler Erträge, einer qualitativ hochwertigen Produktion und raschen Nutzung der neuen Sorten. Die empfohlene Sortenliste für Gerste der Schweiz unterscheidet drei Sortentypen: die zweizeiligen Wintersorten, die sechszeiligen Sorten, die sogenannten Wintergersten, und die zweizeiligen Sommersorten (Hiltbrunner et al. 2010). Collaud (2000) zeigte
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die Bedeutung des Faktors Sorte bezüglich Hektolitergewicht und Tausendkorngewicht auf. Diese Parameter können auch durch die Saatdichte und den Saattermin, die sich auf die Bestockung auswirken, beeinflusst werden. Collaud (1995) beobachtete, dass eine erhöhte Bestandesdichte zu frühem Ährenschieben führte und das Tausendkorngewicht von Sommergersten negativ, das Hektolitergewicht jedoch kaum beeinflusste. Zwischen Sorte und Saatdichte kam es zu keinen Wechselwirkungen. Sorte und Saatdichte haben keinen Einfluss aufeinander. Hingegen förderte eine zu hohe Dichte die Lagerung und minderte dadurch den Ertrag (Collaud 1993). Absorbiert das Korn die gleiche Stickstoffmenge, ändert sich der Stickstoffstatus von einem Typ zum andern. So weisen die sechszeiligen Sorten einen tieferen Stickstoffgehalt auf (Le Gouis 1992). Für eine optimale Sortenwahl und Kulturführung von Gerste empfiehlt es sich, die Kulturmassnahmen auf die Ertrags- und Qualitätsziele der Ernte abzustimmen.
Da Gerste im Allgemeinen zur Herstellung von Malz (Brauerei) verwendet wird, sind kaum Literaturhinweise bezüglich der Produktion zu Futterzwecken vorhanden. Während drei Jahren wurden deshalb Versuche durchgeführt, um Bilanz über die Auswirkungen der Faktoren Sorte, Saatdichte und Stickstoffdüngung auf die beiden Gerstensortentypen zu ziehen.
Material und Methoden Die Versuche wurden in den Jahren 2005 bis 2007 an den Standorten Changins (420 m ü. M.) und Goumoëns (600 m ü. M.) durchgeführt. Eine sechszeilige Sorte wurde systematisch mit einer zweizeiligen Sorte verglichen. Im Jahr 2005 waren dies in Changins die Sorten Fridericus (sechszeilig) und Boréale (zweizeilig) und in Goumoëns die Sorten Laverda (sechszeilig) und Verticale (zweizeilig). In den Jahren 2006 und 2007 wurden Franziska (sechszeilig) und Verticale (zweizeilig) für beide Versuchsstandorte gewählt. Die Versuche umfassten drei Saatdichten, nämlich 150, 300 und 450 Körner/m², was einer geringen, mittleren und hohen Saatdichte entspricht. Bezüglich Stickstoffdüngung wurden vier Varianten miteinander verglichen: 0N, empfohlene N-Menge (Nempf), Nempf-40 kg/ha, Nempf+40 kg/ha. Die einzelnen Versuchsparzellen von 15 m² waren als split-split-plot-Anlage mit drei Wiederholungen gemäss folgender Rangordnung angelegt: Sorte, Saatdichte, Stickstoffdüngung. Die Bodeneigenschaften (Tab. 1) wurden gemäss Referenzmethoden der Forschungsanstalten Agroscope (FAL et al. 2004) gemessen. Sie wurden bei der Düngung mit den Grundelementen P, K und Mg (Bodenanalyse AA+EDTA-Methode) gemäss Grundlagen für die Düngung im Acker- und Futterbau, GRUDAF, berücksichtigt (Ryser et al. 2001). Die empfohlene Stickstoffdüngermenge gemäss oben benannten Grundlagen erreichte 110 kg N/ha mit Ausnahme von Goumoëns, wo sie sich im Jahr 2007 auf 90 kg N/ha belief. Die Aussaat erfolgte systematisch während der letzten Tage des Monats September. Die anderen anbaurelevanten Massnahmen (Grunddüngung, Pflanzenschutz) erfolgten so, dass jede begrenzende Wirkung vermieden wurde. Ein starker Befall von Gelbverzwergungsvirus setzte jedoch dem Versuch in Changins im Jahre 2007 ein Ende. Die Wetterbedingungen, die zum Verständnis der Resultate relevant sind (Tab. 1), betreffen die generative Wachstumsphase von Wintergerste von März bis Juni. Folgende agronomische Variablen wurden auf jeder Versuchsparzelle und jeder geernteten Probe erhoben: Kornertrag (15 % Feuchtigkeit), Ährenanzahl pro Flächeneinheit, Tausendkorngewicht und Proteingehalt
Zusammenfassung
Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste | Pflanzenbau
Um einen Überblick der Kulturmassnahmen von Wintergerste und insbesondere der Unterschiede zwischen sechs- und zweizeiligen Wintergersten zu geben, wurden in Changins und Goumoëns in den Jahren 2005 bis 2007 Versuche durchgeführt. Die sechsund zweizeiligen Sorten unterscheiden sich im Ertrag, in der Ertragsbildung und in den Qualitätsfaktoren. Eine Saatdichte zwischen 150 und 300 Körnern/m² reichte im Allgemeinen aus. Bei günstigen Produktionsbedingungen kann eine höhere Saatdichte positiv für die sechszeilige Sorte sein. Beide Sortentypen sprachen in gleicher Weise auf die Stickstoffdüngung an. Eine verstärkte Düngung führte bei günstigen Wachstumsbedingungen, insbesondere in Bezug auf die Wasserversorgung, zu hohen Erträgen. Der höhere Ertrag der sechszeiligen Sorte wurde mit der Bildung einer höheren Kornzahl erklärt. Die höhere Bestockung der zweizeiligen Sorte und schwerere Körner reichten nicht aus, um die tiefere Kornzahl pro Ähre auszugleichen. Die zweizeilige Sorte produzierte grössere Körner und wies höhere Gehalte an Protein, Fett und Mineralstoffen aus. Letztere wurden durch die Stickstoffdüngung beeinflusst, während die Saatdichte keinerlei Auswirkung hatte. Diese Daten wurden mit den Referenzdaten der Schweizerischen Futtermitteldatenbank sowie den Düngungsgrundlagen verglichen.
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Pflanzenbau | Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste
Tab. 1 | Wichtigste klimatische und physikalisch-chemische Eigenschaften der Böden der Versuchsstandorte Klima
Jahr
Standort
2005
Goumoëns Changins
14,1
2006
2007
Boden
Ø Temp.
Nied.
Ton
pH
O.S.
P
K
Mg
°C
mm
%
13,0
189
%
mg/kg
mg/kg
mg/kg
28,8
7,0
5,6
88
124
169
247
51,0
7,4
4,1
57
220
284
Goumoëns
13,1
338
24,3
6,8
3,0
38
137
113
Changins
14,3
330
22,5
7,8
1,8
104
147
155
Goumoëns
13,6
227
22,5
5,7
2,6
39
154
85
(FOSS 6500, FOSS NIRSystem, Inc., internes Labor). Zusätzliche Qualitätsvariablen wurden auf durchschnittlichen Proben aus der Mischung von drei Wiederholungen chemisch untersucht. Der intermediäre Düngungsgrad Nempf-40 und Nempf+40 wurde nicht berücksichtigt. Der Nährstoffgehalt N, P, K und Mg im Korn und im Stroh wurde gemäss Referenzmethoden der Forschungsanstalten Agroscope (FAL et. al. 2004) gemessen. Das Fett (Berntrop-Methode), die mehrfach und einfach ungesättigten Fettsäuren, die Asche, die Rohfaser und der Stickstoff (Faktor 6,25 x N) wurden im Jahr 2006 bei beiden Versuchen durch das ALP-Labor (Forschungsanstalt ALP 2011) untersucht. Bei den agronomischen Parametern wurden für jeden Versuch einzeln, sowie für die gesamte Versuchsanlage split-split-plot-Varianzanalysen (Gomez und Gomez 1984) durchgeführt. Die vorliegenden Resultate konzentrieren sich hauptsächlich auf Versuchsmittelwerte und deren statistische Auswertung. Bei den Qualitätsparametern konnten durch die drei Faktorebenen
und die Berücksichtigung der Versuche als Wiederholungsfaktor die Probenahmen ohne Wiederholung teilweise kompensiert werden.
Resultate und Diskussion Standörtliche Bedingungen Im Jahr 2005 standen die Versuche in Changins auf schwere und in Goumoëns auf mittel tonhaltige Böden, mit einem hohen Gehalt an organischem Material (Tab. 1). Mittel siltige Böden zeichneten die anderen Versuche aus. Der sich nach Nährstoffgehalt ermittelte Fruchtbarkeitsgrad war ausreichend, sogar hoch, mit Ausnahme von Phosphor und Magnesium, die in den Jahren 2006 und 2007 in Goumoëns nur mittelmässige Werte erzielten. Die meteorologischen Bedingungen (Tab. 1) zeigten vor allem bei der Niederschlagsmenge starke Unterschiede, insbesondere im Jahr 2006. Im Jahr 2005 waren die Wassermengen günstig für das Wachstum, 2006 war
100
Ertrag(q/ha)
80 60 150 40
300 450
20 0
0N
Nempf-40
Nempf
Nempf+40
sechszeilig
0N
Nempf-40
Nempf
Nrempf+40
zweizeilig
Abb. 1 | Ertrag in Abhängigkeit der Faktoren Sorte, Saatdichte, Stickstoffdüngung. Mittel der Versuche 2005 – 2007 in Changins und Goumoëns. Statistische Interpretation gemäss Tabelle 1.
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Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste | Pflanzenbau
Tab. 2 | Ertrag und Ertragskomponenten in Abhängigkeit der Faktoren Sorte, Saatdichte und Stickstoffdüngung. Mittel der Versuche 2005 – 2007 in Changins und Goumoëns. Statistische Signifikanz und entsprechende KGD. Ertrag dt/ha
Ähren Anzahl/m²
Körner Körner Anz. Körn./Ähre Anz. Tausendkorn/m²
TKG g
HLG kg/100l
Proteine % TS
6-zeilig
74,9
502,3
31,4
1,58
47,1
65,4
10,5
2-zeilig
67,0
637,7
20,4
1,25
53,2
66,8
11,3
** 7,3; * 5,1
** 82,5; * 56,7
** 2,4; * 1,6
** 0,14; * 0,1
** 0,6; * 0,4
** 0,9; * 0,6
** 0,4; * 0,3
Sorte – S
Dichte – D 150
65,8
499,2
25,8
1,29
51,0
66,0
10,9
300
71,5
576,3
26,1
1,43
49,9
66,1
10,9
450
75,5
634,7
25,7
1,53
49,7
66,2
10,9
** 6,5; * 4,9
** 75,6; * 56,3
p=0,83
** 0,12; * 0,09
** 0,7; * 0,5
p=0,38
p=0,61
0
60,2
526,6
24,7
1,20
50,2
65,8
10,1
613,5
27,0
N-Düngung-N
Nempf -40 N
69,6
Nempf
74,8
Nempf +40 N
79,1 ** 5,7; * 4,3
** 59,2; * 44,3
** 3,1; * 2,4
1,40
49,9
66,0
10,6
1,49
50,4
66,2
11,2
1,58
50,2
66,5
11,8
** 0,11; * 0,08
* 0,6
** 0,6; * 0,4
** 0,4; * 0,3
Wechselwirkungen SxD
p=0,07
p=0,30
p=0,38
*
p=0,54
p=0,15
**
SxN
p=0,16
p=0,44
p=0,30
**
*
p=0,47
*
DxN
*
p=0,13
**
*
**
**
*
SxDxN VxSxDxN
p=0,58
p=0,28
*
p=0,44
**
p=0,87
p=0,22
*
p=0,94
p=0,50
**
**
p=0,89
p=0,11
*Signifikant (p<0,05), ** hoch signifikant (p<0,01).
der Monat Juni trocken und folgte auf drei besonders regnerische Monate, 2007 war der Monat April trocken. Die Temperaturen zeigten weder während der betrachteten Periode noch während des Winters besonders begrenzende Bedingungen. Ertrag Die sechszeilige Sorte lieferte gegenüber der zweizeiligen einen um 8 q/ha höheren Ertrag (Tab. 2; Abb. 1). Dies entspricht den Resultaten der Sortentests (Hiltbrunner et al. 2010). Im Vergleich zu einer Saatdichte von 450 Körnern/m² führte die Saatdichte von 150 Körnern/m² zu einem signifikant tieferen Ertrag. In drei von fünf Versuchen reichte eine geringe Saatdichte aus. Eine höhere Saatdichte erlaubte es, in Changins im Jahr 2005 einen hohen Ertrag zu erzielen, während in Goumoëns im Jahr 2006 eine mittlere Dichte optimal war. In diesen beiden Versuchen wie auch in Goumoëns im Jahr 2007 interagierten Sorte und Saatdichte signifikant (P = 0,07 als Mittel der Versuche). Nur die sechszeilige Sorte profitierte von der hohen Saatdichte und verzeichnete einen signifikant höheren Ertrag.
In jedem Versuch wurde eine signifikante Wirkung der Stickstoffdüngung beobachtet. Der signifikant höchste Ertrag wurde ein Mal durch eine reduzierte Düngung (Goumoëns 2005, Nempf-40, 62 q/ha) erreicht. Dies kann mit einer optimalen Textur, einem neutralen pH-Wert, einem hohen Gehalt an organischem Material und einem hohen, durch günstige Wetterbedingungen hervorgerufenen Mineralisierungsgrad erklärt werden. Drei Versuche zeigten, dass die optimale Düngung verstärkt werden konnte (Nempf+40), was hohe Erträge von 66 q/ha (Changins 2005), 109 q/ha (Goumoëns 2006) und 93 q/ha (Changins 2006) ermöglichte. Das feuchte Frühlingswetter im Jahr 2006 wirkte sich besonders günstig aus. Es wird damit bewiesen, dass es sich lohnt, die Stickstoffdüngung zu korrigieren, wenn der erzielte Ertrag gegenüber dem Referenzertrag (60 q/ha) höher ausfallen kann (Sinaj et al. 2009; Richner et al.2010). In Bezug auf den Ertrag reagierten beide Sorten in ähnlicher Weise auf die veränderte Stickstoffdüngung. Eine signifikante Interaktion konnte hingegen zwischen Düngung und Saatdichte beobachtet werden. Bei einer geringeren Saatdichte war die Stickstoffwirkung mar-
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Pflanzenbau | Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste
Tab. 3 | Chemische Elementarzusammensetzung in Abhängigkeit der Faktoren Sorte, Saatdichte und Stickstoffdüngung. Mittel der Versuche 2006 von Changins und Goumoëns. Statistische Signifikanz und entsprechende KGD. Referenzwerte der Schweizerischen Futtermitteldatenbank (Forschungsanstalt ALP, 2011) Stickstoff g/kg TS
Fett g/kg TS
MUFA g/kg TS
PUFA g/kg TS
Asche g/kg TS
Rohfaser g/kg TS
101,3
18,1
2,4
10,5
24,1
44,8
Sorte 6-zeilig 2-zeilig
112,5
19,2
2,9
12,4
27,7
40,8
p=0,10
* 0,53
p=0,08
p=0,06
* 0,85
* 3,39
150
105,6
18,0
2,6
11,3
26,3
43,5
300
107,0
17,8
2,7
11,5
25,9
43,8
Dichte
450
108,2
20,1
2,6
11,5
25,7
41,1
p=0,58
p=0,60
p=0,77
p=0,60
p=0,65
p=0,24
100,9
18,9
2,7
11,6
26,5
44,2
113,0
18,4
2,6
11,3
25,4
41,4
** 3,07; * 2,02
p=0,69
* 0,04
* 0,2
* 0,77
* 1,76
26,0
3,7
15,9
26,0
48,4
N-Düngung 0 Nempf -40 N Nempf Nempf +40 N
Schweiz. Futtermitteldatenbank 116,3
* signifikant (p<0.05), ** hoch signifikant (p<0.01) MUFA = einfach ungesättigte Fettsäuren, PUFA = mehrfach ungesättigte Fettsäuren
kanter, mit einem besonders tiefen Ertrag bei fehlender Stickstoffdüngung. Umgekehrt war die Stickstoffwirkung auf den Ertrag bei hoher Saatdichte bescheiden. Diese Interaktion konnte - signifikant oder tendenziell bei mehreren Versuchen festgestellt werden. Sie zeigt wie sich Saatdichte und Stickstoffdüngung gegenseitig kompensieren können, insbesondere in Bezug auf die Verwertung der Bodenressourcen. Ertragsbildung Beide Sorten reagierten in Bezug auf die Ährenbildung in allen Versuchen gleich auf die unterschiedliche Saatdichte (Tab. 2). Der Pflanzenbestand war bei der zweizeiligen Sorte mit 26 % zusätzlichen Ähren deutlich dichter. Die allgemein höhere Bestockungsfähigkeit der zweizeiligen Sorten (Le Gouis 1992) ist somit bestätigt. Die Stickstoffdüngung begünstigte die Ährenbildung (Tab. 2). Diese Wirkung war bei den sechszeiligen Sorten in gewissen Versuchen markanter (Wechselwirkungen Sorte x Düngung im Jahr 2005 hoch signifikant). Die Düngung interagierte manchmal mit der Saatdichte, indem der Stickstoff die Ährenbildung bei der höchsten Saatdichte wirksamer förderte (Wechselwirkungen Dichte x Düngung im Jahr 2005 hoch signifikant und in
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Goumoëns im Jahr 2006 signifikant; p=0,13 im Mittel über die Versuche). Baethgen et al. (1995) bestätigen, dass die Stickstoffdüngung die Ährenbildung fördert, präzisieren aber, dass eine sehr frühe Gabe die Bestockung nicht beeinflusst. Die sechszeilige Sorte produzierte eine signifikant höhere Kornzahl (Tabelle 2). Die erhöhte Saatdichte begünstigte die Körnerbildung pro Flächeneinheit; die Kornzahl pro Ähre blieb stabil. Der Stickstoff begünstigte die Bildung von zusätzlichen Körnern pro Ähre und pro Flächeneinheit. Tendenziell zeigte die sechszeilige Sorte mehr Schwankungen bei der Kornzahl aufgrund der Saatdichte (signifikante Wechselwirkung Sorte × Dichte) oder der Stickstoffdüngung (analoge Wechselwirkung). Bei geringer Saatdichte erlaubte eine erhöhte Stickstoffdüngung bei der sechszeiligen Sorte die Steigerung der Kornzahl pro Ähre. Die Kornzahl hängt jedoch von Kompensationsfaktoren je nach Ährenanzahl pro Flächeneinheit und Kornzahl pro Ähre ab (Beathgen et al. 1995). Das Tausendkorngewicht (TKG) war bei den zweizeiligen Sorten signifikant höher (Tab. 2). Die Erhöhung der Saatdichte führte zu einer Reduktion des Korngewichts. Die Wirkung der Düngung variierte in Abhängigkeit
Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste | Pflanzenbau
Tab. 4 | Mineralstoffgehalte in Abhängigkeit der Faktoren Sorte, Saatdichte und Stickstoffdüngung. Mittel der Versuche 2005 – 07 von Changins und Goumoëns. Statistische Signifikanz und entsprechende KGD. Referenzwerte aus den Düngungsgrundlagen (Sinaj et al. 2010). Gehalt im Korn (% TS) N
P
6-zeilig
1,61
0,365
2-zeilig
1,82
0,391
K
Gehalt im Stroh (% TS) Mg
N
P
K
0,463
0,118
0,488
0,121
p=0,07
Mg
0,46
0,095
1,499
0,057
0,53
0,088
1,173
0,056
* 0,002
p=0,09
p=0,46
p=0,12
p=0,81
0,118
0,50
0,089
1,329
0,053
Sorte
** 0,08; * 0,05 ** 0,014; * 0,008 Dichte 150
1,73
0,377
0,478
300
1,73
0,378
0,477
0,120
0,50
0,089
1,307
0,058
450
1,70
0,379
0,470
0,122
0,50
0,096
1,370
0,059
p=0,46
p=0,96
p=0,28
p=0,20
p=0,94
p=0,67
p=0,56
p=0,28
0
1,58
0,379
0,482
0,121
0,45
0,099
1,285
0,061
Nempf -40 N
1,67
0,084
1,387
0,052
p=0,13
** 0,005; * 0,004
N-Düngung
Nempf
1,77
Nempf +40 N
1,84 ** 0,06; * 0,04
0,48 0,377
0,469
0,119
0,52 0,54
p=0,54
** 0,012; * 0,009
p=0,09
** 0,04; * 0,03 ** 0,012; * 0,009
Grundlagen für die Düngung min.
1,53
0,41
0,39
0,094
0,35
0,05
1,18
0,024
max.
2,00
0,52
0,78
0,141
0,71
0,15
2,34
0,071
Referenz
1,74
0,44
0,53
0,129
0,51
0,12
1,56
0,071
* signifikant (p<0,05), ** hoch signifikant (p<0,01).
von zahlreichen Wechselwirkungen. Grasshoff und D’Antuono (1997) zeigten, dass das Korngewicht mit der Anzahl gebildeter Körner negativ korreliert, wobei letzteres durch die Stickstoffdüngung begünstigt wird. Diese Arbeit zeigte ausserdem die Bedeutung der Anzahl gebildeter Körner zur Erzielung hoher Erträge. Baethgen et al. (1995) zeigten, dass die Anzahl Körner pro Ähre und die Anzahl Körner pro Flächeneinheit die einzigen Komponenten sind, die in klarem Zusammenhang mit dem Ertrag stehen. Qualitative Parameter Das Hektolitergewicht (HLG) war bei der zweizeiligen Sorte signifikant höher (Tabelle 2). In den meisten Ver suchen entfaltete die Stickstoffdüngung eine positive Wirkung, insbesondere bei hoher Saatdichte (hoch signifikante Wechselwirkung Dichte x Düngung). Der Proteingehalt war bei der zweizeiligen Sorte signifikant höher (Tabelle 2). Die Stickstoffdüngung förderte systematisch den Proteingehalt, insbesondere bei der zweizeiligen Sorte (Wechselwirkung Sorte x Düngung). Chemische Untersuchungen des Stickstoffs (Tabelle 3) und des Korn-
stickstoffs (Tab. 4) basierend auf einer kleineren Stichprobe zeigten, dass die Resultate mit dem per NIRS (Tab. 2) gemessenen Proteingehalt übereinstimmten. Der Fettgehalt war bei der zweizeiligen Sorte bedeutend höher (Tabelle 3). Die gleiche Beobachtung wurde bei den mehrfach (PUFA) und einfach (MUFA) ungesättigten Fettsäuren gemacht. Die Stickstoffdüngung trug zur Senkung dieser Gehalte bei. Der Aschengehalt war bei der zweizeiligen Sorte höher (3), was mit dem generell höheren Mineralgehalt dieses Sortentyps in Verbindung gebracht werden kann (Tab. 4). Die sechszeilige Sorte, die kleinere Körner aufweist, zeigte einen höheren Gehalt an Zellulose. Die Stickstoffdüngung reduzierte den Aschen- und Zellulosegehalt. Die Saatdichte hatte keinerlei Auswirkung auf diese Qualitätsvariablen. Der Gehalt wurde einzig durch Sorte und Stickstoffdüngung beeinflusst. Es können nur die bei ausreichender Stickstoffernährung (Nempf) erhaltenen Werte direkt mit der Schweizerischen Futtermitteldatenbank verglichen werden (Forschungsanstalt ALP 2011). Die Stickstoff- und Aschengehalte waren identisch, während die Fettge-
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 88–95, 2012
93
Pflanzenbau | Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste
halte, insbesondere die Gehalte an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, eher tiefer waren. Diese tiefen Gehalte können mit den im Jahr 2006 hohen Erträgen erklärt werden, obwohl diese je nach standörtlichen Bedingungen sehr unterschiedlich ausfielen. Diese Vergleiche verdeutlichen die Abweichungen zwischen einzelnen Situationen und den mittleren Referenzwerten für die Schweiz. Trotz dieser Unterschiede bleiben die Wirkungen der erforschten Faktoren gültig. Mineralstoffe Die Gehalte an N, P, K und Mg schwankten je nach Versuch sehr stark, wobei einige Faktoren eine signifikante Wirkung zeigten (Tab. 4). Die zweizeilige Sorte wies allgemein höhere Mineralstoffgehalte auf. Die über das Korn aufgenommenen Mengen (Ertrag × Gehalt) zeigten jedoch keinen signifikanten Unterschied zwischen den Sorten. Die Saatdichte hatte keine signifikante Wirkung auf den Mineralstoffgehalt. Die Stickstoffdüngung führte zu höheren Stickstoffgehalten in Stroh und Korn. Die übrigen Mineralstoffe erlitten einen leichten, manchmal signifikanten Verdünnungseffekt, der mit der Wirkung der Stickstoffdüngung auf den Ertrag in Verbindung zu bringen ist. Es wurde keinerlei Wechselwirkung zwischen Faktoren nachgewiesen. Im Vergleich zu den neusten Düngungsgrundlagen (Sinaj et al. 2009), lagen die beobachteten mittleren Werte generell zwischen den Mindest- und den Maximalwerten. Lagen die Stickstoffresultate nahe bei den Referenzwerten, so erreichten die Gehalte an den übrigen Stoffen eher Werte im Minimalbereich, und dies sowohl beim Stroh wie beim Korn. Beim Phosphor im Korn lagen diese sogar unter dieser Limite. Die Bodenuntersuchungen vermochten weder die unterschiedlichen Gehalte der Standorte noch deren absolute Werte zu erklären. Mit Ausnahme der 2005 in Changins etwas
94
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 88–95, 2012
höheren gemessenen Gehalte (schwerer Boden, befriedigender Fruchtbarkeitsgrad) schnitten die Kornphosphorgehalte allesamt vergleichbar ab. Trotz einer als hoch eingestuften Bodenfruchtbarkeit in Goumoëns haben beide Versuche bei ähnlichem Ertragsniveau keinen Unterschied bezüglich Phosphorgehalt im Korn gezeigt. Im Jahr 2006 waren die Korngehalte identisch, obwohl der Boden von Goumoëns als mittelmässig und jener von Changins als reichhaltig bezeichnet wurde. Die Schwierigkeit, den durch das AA + EDTA-Verfahren erhobenen Phosphorgehalt des Bodens und den Phosphorgehalt der Pflanzen miteinander zu verbinden, zeigt, dass dieses Extraktionsmittel nicht ausreicht, um den Nährzustand der Pflanzen zu steuern. Diese Resultate weisen auch nach, wie nah die Mindest- und Maximalwerte des Phosphors in den Referenzdaten beieinander liegen.
Schlussfolgerungen Die sechs- und zweizeiligen Sorten konnten bezüglich Ertrag, Ertragsbildung und Qualitätsfaktoren unterschieden werden. Der höhere Ertrag der sechszeiligen Sorte wurde mit einer höheren Kornzahl erklärt. Die höhere Bestockung der zweizeiligen Sorte und die schwereren Körner vermochten die tiefere Kornzahl nicht auszugleichen. Die grössere Variabilität der sechszeiligen Sorte und ihre günstige Antwort auf eine hohe Saatdichte kann bei besonders günstigen Wachstumsbedingungen ausgenutzt werden. Während der Ertrag beider Sorten in gleicher Weise auf die Stickstoffdüngung ansprach, könnte durch die Aufteilung der Gaben je nach standörtlichen Verhältnissen die höhere Bestockungsfähigkeit und die schwereren Körner der zweizeiligen Sorten, sowie die höhere Kornzahl der sechszeilin gen Sorten zu Nutze gemacht werden.
Varietà, densità della semina e concimazione azotata su orzo autunnale Per fare il punto sull’itinerario colturale dell’orzo autunnale e, in particolare sulle differenze tra orzo autunnale a sei e a due file, tra il 2005 ed il 2007 sono state condotte delle prove a Changins e a Goumoëns. Le varietà a sei e a due file si sono differenziate in termini di resa, della formazione di essa e fattori di qualità. Una densità di semina tra 150 e 300 semi / m² è generalmente sufficiente. La varietà a sei file, in condizioni di produzione favorevoli, è in grado di valorizzare una maggiore densità. Ambedue i tipi di varietà hanno reagito allo stesso modo alla concimazione azotata. Una concimazione rafforzata riusciva a produrre un’elevata resa, se le condizioni di crescita, idriche in particolare, risultavano favorevoli. La resa superiore della varietà a sei file si spiega attraverso la formazione di un numero superiore di semi. Nella la varietà a due file un accestimento maggiore e dei semi più pesanti non sono stati sufficienti per compensare un minor numero di semi per spiga. La varietà a due file ha mostrato delle concentrazioni superiori in proteine, in materia grassa e in elementi minerali. Questi parametri sono stati influenzati dalla concimazione azotata, mentre la densità della semina non ha esercitato alcun effetto. Questi dati sono stati confrontati con i valori di riferimento della Banca dati svizzera degli alimenti per animali e le linee direttive per la concimazione.
Literatur ▪▪ Baethgen W.E., Christianson C.B. & Lamothe A.G., 1995. Nitrogen fertiliser effects on growth, grain yield, and yield components of malting b arley. Field Crop Research 43, 87–99. ▪▪ Collaud J.-F., 1993. Influence de la densité de semis sur l’orge d’automne. Revue suisse d’Agriculture 25, 201–204. ▪▪ Collaud J.-F., 1995. Influence de la densité de semis sur l’orge de printemps. Revue suisse d’Agriculture 27, 113–115. ▪▪ Collaud J.-F., 2000. Comparaison blé-orge-triticale: agronomie et économie. Revue suisse d’Agriculture 32, 211–216. ▪▪ FAL, RAC et FAW, eds., 2004. Méthodes de référence des stations fédérales de recherche agronomiques. Herausgegeben von Agroscope ed. Auflage Band 2 FAL, Zurich-Reckenholz. ▪▪ Forschungsanstalt ALP, 2011. Schweizerische Futtermitteldatenbank. Z ugang: http://www.agroscope.admin.ch/futtermitteldatenbank ▪▪ Gomez K. A. & Gomez A. A. Statistical Procedures for Agricultural Research. Wiley-Interscience, Second Edition 1984, 680 p.
Summary
Riassunto
Sorten, Saatdichte und Stickstoffdüngung bei Wintergerste | Pflanzenbau
Varieties, seeding rate and nitrogen fertilization on winter barley In order to take stock of winter barley cultivation and especially the differences between six and two-row genotypes, field trials were implemented between 2005 and 2007 at the locations Changins and Goumoëns. Six and two-row varieties differed in yield level, yield formation and quality factors. Seeding rates between 150 and 300 seeds / m² were generally sufficient. Six-row variety can benefit from a higher density under favorable growing conditions. Both variety types reacted similarly to nitrogen fertilization. An increased fertilization produced higher yields when growing conditions were favorable, especially water availability. The superior yield of the six-row variety was explained by a higher number of grains produced. Higher tillering and heavier grains by the two-row variety were not sufficient to compensate for a lower number of grains per spike. The two-row variety showed higher protein fat and minerals contents. These parameters were influenced by nitrogen fertilization, while plant density had no effect. These data were compared with reference values of the Swiss Feed Database and of the Guidelines for Fertilization Practices. Key words: winter barley, seeding rate, nitrogen fertilization, two-row variety, six-row variety.
▪▪ Grasshoff C. & D’Antuono L. F., 1997. Effect of shading and nitrogen application on yield, grain size distribution and concentrations of nitrogen and water soluble carbohydrates in malting spring barley ( Hordeum vulgare L.,). European Journal of Agronomy 6, 275–293. ▪▪ Hiltbrunner J., Anders M., Levy L., Collaud J.-F., Schwärzel R., Bertossa M., Stoll P. & Peter D., 2010. Liste der empfohlenen Getreidesorten für die Ernte 2011. Agrarforschung 1 (7–8). ▪▪ Le Gouis J., 1992. A comparison between two- and six-row winter barley genotypes for above-ground dry matter production and distribution. A gronomie 12, 163–171. ▪▪ Richner W., Flisch R., Sinaj S. & Charles R., 2010. Ableitung der Stickstoffdüngungsnormen von Ackerkulturen. Agraforschung 1 (11–12), 410–415. ▪▪ Ryser J., Walther U. & Flisch R., 2001. Données de base pour la fumure des grandes cultures et des herbages – DBF 2001. Revue suisse d'Agriculture 33, 1–80. ▪▪ Sinaj S., Richner W., Flisch R. & Charles R., 2009. Données de base pour la fumure des grandes cultures et des herbages (DBF-GCH). Revue suisse d'Agriculture 41, 1–98.
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 88–95, 2012
95
U m w e l t
Attraktivität von extensiven Wiesen für Blattlausfeinde Lisa Eggenschwiler1, Maya Senn1, Adele Ferrari1, Andreas Egli1, 2 und Katja Jacot1 1 Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich 2 Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften zhaw, 8820 Wädenswil Auskünfte: Lisa Eggenschwiler, E-Mail: lisa.eggenschwiler@art.admin.ch, Tel. +41 44 377 74 13
Abb. 1 | Die Mehrheit der mitteleuropäischen Marienkäfer-Arten ernährt sich von Blattläusen. (Foto: ART)
Einleitung Blattläuse können durch Saugen an Pflanzen oder Übertragung von Krankheiten in zahlreichen landwirtschaftlichen Kulturen erhebliche Schäden verursachen. Die Blattlausregulierung mit natürlichen Feinden ist eine umweltschonende Bekämpfungsmassnahme. Im idealen
96
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 96–103, 2012
Fall führt sie dazu, dass Ernteverluste reduziert werden und keine Pestizide eingesetzt werden müssen (Östman et al. 2003). Bei mehreren Blattlausfeinden fressen nur die Larven Blattläuse, die adulten Tiere jedoch ernähren sich von Pollen und Nektar. In verschiedenen Ländern wird daher versucht, mittels blühender Lebensräume Blattlausfeinde gezielt zu fördern und eine Verbesserung der Schädlingsbekämpfung zu erreichen (z. B. Lövei et al. 1992; Wyss 1995). In der Schweiz sind blühende Lebensräume im Rahmen des ökologischen Ausgleichs weit verbreitet, wovon extensive Wiesen weitaus den grössten Flächenanteil ausmachen (BLW 2010). Das Ziel dieser Studie war, die Attraktivität von extensiven Wiesen für Getreideblattlausfeinde zu untersuchen und zwar in unmittelbarer Nähe zu Getreidepflanzen. Es wurden zwei Typen von extensiven Wiesen einbezogen. Einerseits handelte es sich um extensive Wiesen, die von Wiesenkerbel dominiert wurden. Wiesenkerbel erfüllt einige wichtige Voraussetzungen, um für Blattlausfeinde – insbesondere Schwebfliegen – als attraktiv gelten zu können. So haben seine Blüten wie allgemein die Doldenblüten-Gewächse eine kurze Krone, was den Zugang zu Pollen und Nektar vereinfacht (Gilbert 1981). Zudem blüht er bereits ab April, was für einen frühzeitigen Populationsaufbau von Blattlausfeinden förderlich ist. Als zweiter Wiesentyp wurden extensive Wiesen einbezogen, in denen Wiesenkerbel höchstens spärlich vorkam. Als Vergleich zu den Wiesen wurden zudem Weizenfelder untersucht. Blattläuse haben unterschiedliche Feinde; neben Insekten gehören beispielsweise auch Spinnen und Pilze dazu. In der vorliegenden Studie wurde der Fokus auf Schwebfliegen, Marienkäfer (Abb. 1) und Florfliegen gelegt, weil diese Organismen im adulten Stadium ausschliesslich oder zumindest gelegentlich Pollen und Nektar fressen. Zudem haben fliegende Blattlausfeinde oft eine bedeutende Rolle an der Blattlausregulierung (Schmidt et al. 2003). Als Resultate der Studie wurden erwartet, dass Nektar und Pollen fressende Stadien der Blattlausfeinde in
Wiesenkerbel-dominierten Wiesen häufiger sind und dass an den Getreidepflanzen in deren unmittelbarer Umgebung die Blattläuse verzehrenden Stadien der Blattlausfeinde vermehrt auftreten.
Material und Methoden Experimenteller Aufbau In den vier Orten Lenggenwil (SG), Niederhelfenschwil (SG), Wildensbuch (ZH) und Zollikofen (BE) wurden je eine von Wiesenkerbel-dominierte extensive Wiese (Abb. 2), eine extensiv bewirtschaftete Wiese, wo Wiesenkerbel höchstens spärlich vorhanden war, sowie ein Weizenfeld als Lebensraum ausgewählt. In jedem Lebensraum wurden drei quadratische 1-m²-Untersuchungsflächen in einem Abstand von 20 m auf einer Geraden ausgesteckt. Eine Untersuchungsfläche wurde mit neun Töpfen mit Sommerweizen bestückt, eine andere mit neun Töpfen mit von Blattläusen befallenem Sommerweizen, und in einer Untersuchungsfläche wurde die Vegetation als Kontrolle belassen, wie sie war. Die Reihenfolge der drei Untersuchungsflächen wurde jeweils zufällig angeordnet.
Zusammenfassung
Attraktivität von extensiven Wiesen für B lattlausfeinde | Umwelt
Von allen ökologischen Ausgleichsflächen in der Schweiz belegen die extensiven Wiesen die grösste Fläche. Das Ziel dieser Studie war, die Attraktivität von extensiven Wiesen auf fliegende Getreideblattlausfeinde zu unter suchen und zwar in unmittelbarer Nähe zu Getreidepflanzen. An vier Standorten im Schweizer Mittelland wurde im Frühjahr 2010 Weizen in Töpfen jeweils in einer Wiesenkerbel-dominierten extensiven Wiese, einer extensiven Wiese mit höchstens spärlichem Vorkommen von Wiesenkerbel und in einem Weizenfeld platziert. Die adulten Schweb fliegen waren in den Wiesenkerbel-dominierten Wiesen am häufigsten, während die Anzahl adulter Marienkäfer sowie die Anzahl Schwebfliegen- und Marienkäfer-Eier nur von der Präsenz von Blattläusen abhing. Florfliegen als weitere Blattlausfeinde wurden nur wenige gezählt. Laut dieser Studie locken extensive Wiesen nicht per se besonders viele Blattlausfeinde an. Wiesen mit attraktiven Blütenpflanzen können jedoch Blattlausfeinde massgeblich unterstützen.
Abb. 2 | Untersuchungsfläche mit Weizentöpfen in einer Wiesenkerbel-dominierten Wiese in Niederhelfenschwil. (Foto: ART)
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 96–103, 2012
97
Umwelt | Attraktivität von extensiven Wiesen für B lattlausfeinde
Tab. 1 | Summe der in allen Untersuchungsflächen gezählten und beobachteten Schwebfliegen, Marienkäfer, Florfliegen und Blattläuse, summiert über die sechs Aufnahmetermine pro Lebensraum
Schwebfliegen
Marienkäfer
Florfliegen
Wiesenkerbel-dominierte extensive Wiesen
Extensive Wiesen
Weizenfelder
Eier
17
9
18
Larven
37
41
38
Puppen
2
4
5
Adulte
92
38
45
Eier
164
84
87
Larven
4
0
0
Puppen
0
0
0
Adulte
58
32
64
Eier
0
3
3
Larven
0
0
0
Puppen
0
0
0
Adulte Blattläuse
5
4
0
11 181
11 363
10 044
Tab. 2 | Einfluss von Lebensraum (Wiesenkerbel-dominierte extensive Wiesen, extensive Wiesen ohne Wiesenkerbel-Dominanz und Weizenfelder), Untersuchungsfläche (Weizen-Töpfe mit und ohne Blattläuse, bestehende Vegetation als Kontrolle) und deren Interaktion auf die Anzahl adulter Schwebfliegen und Marienkäfer. FG = Anzahl Freiheitsgrade, LR = Likelihood ratio, n = 4
Variable
Schwebfliegen
Marienkäfer
FG
LR
P-Wert
LR
P-Wert
Lebensraum
2
5,36
0,068
2,51
0,285
Untersuchungsfläche
2
9,98
0,007
256,90
< 0,001
Lebensraum x Untersuchungsfläche
4
24,26
< 0,001
1,57
0,815
Tab. 3 | Unterschiede der Anzahl adulter Schwebfliegen und Marienkäfer zwischen den L ebensräumen (Wiesenkerbel-dominierte extensive Wiesen, extensive Wiesen ohne Wiesen kerbel-Dominanz und Weizenfelder) innerhalb der verschiedenen Untersuchungsflächen ( Weizen-Töpfe mit und ohne Blattläuse, bestehende Vegetation als Kontrolle), n = 4
Untersuchungsfläche
Kontrolle
Weizen ohne Blattläuse
Weizen mit Blattläusen
98
Schwebfliegen
Marienkäfer
Lebensraum
P-Wert
P-Wert
Wiesenkerbel-Weizenfeld
< 0,001
0,973
Wiesenkerbel-Extensiv
0,011
0,996
Weizenfeld-Extensiv
0,029
0,996
Wiesenkerbel-Weizenfeld
0,332
0,481
Wiesenkerbel-Extensiv
0,133
0,738
Weizenfeld-Extensiv
0,570
0,701
Wiesenkerbel-Weizenfeld
0,831
0,583
Wiesenkerbel-Extensiv
0,151
0,112
Weizenfeld-Extensiv
0,219
0,034
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 96–103, 2012
Attraktivität von extensiven Wiesen für B lattlausfeinde | Umwelt
16
Anzahl Schwebfliegen × m-² × 60 Min.
14 12 10 8 6 4 Wiesenkerbel
2
Extensiv Weizenfeld
0 Kontrolle
Weizen ohne Blattläuse
Weizen mit Blattläusen
Untersuchungsfläche
Abb. 3 | Anzahl adulte Schwebfliegen (Mittelwerte und Standardfehler, n=4), beobachtet in den drei verschiedenen L ebensräumen (Wiesenkerbel-dominierte extensive Wiesen, extensive Wiesen ohne Wiesenkerbel-Dominanz und Weizenfelder) und Untersuchungsflächen (Weizen-Töpfe mit und ohne Blattläuse, bestehende Vegetation als Kontrolle), pro B eobachtung 10 Min. pro Untersuchungsfläche, summiert über sechs Aufnahmetermine.
Insektenerhebungen Die Erhebungen begannen am 27. April 2010 (Tag 0) und wurden an den Tagen 14, 21, 26, 28 und 38 bei gutem Wetter fortgesetzt. Die Aufnahme einer Untersuchungsfläche bestand aus einer zehnminütigen Beobachtung des Luftraumes über den Töpfen bis auf Augenhöhe und einer anschliessenden vierminütigen (bzw. achtminütigen bei den mit Blattläusen befallenen Weizenuntersuchungsflächen) Zählung der Insekten an den Töpfen und der Vegetation. Bei den Beobachtungen wurden Marienkäfer, Schwebfliegen und Florfliegen in den Kategorien «Durchkreuzen des Luftraumes», «Schweben» (nur bei Schwebfliegen), «Landen» (landen, bzw. abheben innerhalb der Untersuchungsfläche) und «Nahrung aufnehmen» (Nektar saugen, Pollen fressen) erfasst. Individuen der Gruppen Marienkäfer, Schwebfliegen und Florfliegen wurden gemäss ihrem Entwicklungsstadium (Eier, Larven, Puppen und sitzende Adulte) separat gezählt. Zudem wurden die Blattläuse gezählt. War es nicht möglich, in der vorgegebenen Zeit alle Blattläuse zu zählen, wurde ihre Anzahl entsprechend geschätzt. Unmittelbar nach Ende des Versuchs wurden in jedem Lebensraum während einer Stunde mit dem Kescher die Schwebfliegen gefangen und bestimmt, um einen Überblick über die Arten und deren ungefähre Häufigkeit zu erhalten. Die statistischen Analysen wurden mit dem Programm R 2.11.1 ausgeführt. Für die Analysen wurde das «genera-
lized mixed effect model» (GLMM) mit der Poisson-LinkFunktion verwendet. Für die nicht normalverteilten Daten wurde der Friedman-Test benutzt.
Resultate und Diskussion Während der sechs Aufnahmen wurden insgesamt 346 Schwebfliegen, 493 Marienkäfer und 15 Florfliegen gezählt (Tab. 1). Aufgrund der geringen Anzahl wurden die Florfliegen nicht statistisch ausgewertet. Bei den Schwebfliegen wurden mehrheitlich Larven und adulte Tiere gezählt, während bei den Marienkäfern neben den adulten Tieren insbesondere die Eier zahlreich waren. Mit 379 die meisten Individuen der drei untersuchten Gruppen wurden in den Wiesenkerbel-dominierten Wiesen gezählt, darauf folgten die Weizenfelder (260 Individuen) und mit 215 Individuen zuletzt die extensiven Wiesen mit höchstens spärlichem Wiesenkerbelvorkommen (Tab. 1). Die Anzahl der gezählten Blattläuse betrug insgesamt 32 588, wobei sie sich zwischen den drei untersuchten Lebensraum-Typen insgesamt kaum unterschied. Einfluss des Lebensraum-Typs auf Schwebfliegen Der Typ der Untersuchungsfläche hatte einen signifikanten Einfluss auf die Anzahl adulter Schwebfliegen (Tab 2). So war der mit Blattläusen befallene Weizen insgesamt am meisten besucht (Abb. 3). Zudem zeigte sich eine signifikante Interaktion zwischen Lebensraum und Untersuchungsflächen-Typ (Tab. 2): In den Kontrollen
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 96–103, 2012
99
Umwelt | Attraktivität von extensiven Wiesen für B lattlausfeinde
Tab. 4 | Anzahl der bei den Beobachtungen in allen Untersuchungsflächen erfassten adulten Schwebfliegen und Marienkäfer in den drei L ebensräumen (Wiesenkerbel-dominierte extensive Wiesen, extensive Wiesen ohne Wiesenkerbel-Dominanz und Weizenfelder) aufgeteilt nach Aktivitäten, pro Beobachtung 10 Min. pro Untersuchungsfläche, summiert über sechs Aufnahmetermine Schwebfliegen Wiesenkerbel- Extensive dominierte extensive Wiesen Wiesen
Marienkäfer
Weizenfelder
Total
Wiesenkerbel- Extensive dominierte extensive Wiesen Wiesen
Total
Durchkreuzen
37
11
5
53
0
0
0
0
Schweben
14
7
4
25
-
-
-
-
Landen
25
17
32
74
2
0
4
6
Nahrung aufnehmen
11
3
0
14
0
0
0
0
der Wiesenkerbel-dominierten Wiesen waren die Schwebfliegenzahlen sehr hoch (Abb. 3, Tab. 3). Adulte Schwebfliegen waren in Wiesenkerbel-dominierten Wiesen etwa doppelt so häufig wie in den beiden anderen untersuchten Lebensraumtypen (Tab. 1). Bei den Beobachtungen des Luftraums wurde nur das Verhalten «Nahrung aufnehmen» signifikant vom Lebensraum (p = 0,035) und der Untersuchungsfläche (p = 0,006) beeinflusst: Die meisten Individuen wurden in den Wiesenkerbel-dominierten Wiesen beobachtet (Tab. 4). Dies ist ein Hinweis darauf, dass die lokale Häufigkeit von
Schwebfliegen durch geeignete blühende Pflanzen erhöht werden kann (Wyss 1995). So hat auch Gilbert (1981) eine Präferenz von Schwebfliegen für Doldenblüten-Pflanzen festgestellt. Die Körbchenblütler sind eine weitere Pflanzenfamilie mit für Schwebfliegen attraktiven Arten, zum Beispiel der Wiesen-Flockenblume, Kornblume oder der Schafgarbe, die neben ihrem Blütenangebot für Adulte oft auch von Blattläusen besiedelt sind, welche Schwebfliegenlarven Nahrung bieten (Boller et al. 2004; Suter und Keller 1990).
20
Anzahl Marienkäfer × m-² × 60 Min.
18 16 14 12 10 8 6 4
Wiesenkerbel
2
Extensiv Weizenfeld
0 Kontrolle
Weizen ohne Blattläuse
Weizen mit Blattläusen
Untersuchungsfläche Abb. 4 | Anzahl adulte Marienkäfer (Mittelwerte und Standardfehler, n=4), beobachtet in den drei verschiedenen Lebensräumen (Wiesenkerbel-dominierte extensive Wiesen, extensive Wiesen ohne Wiesenkerbel-Dominanz und Weizenfelder) und Untersuchungsflächen (Weizen-Töpfe mit und ohne Blattläuse, bestehende Vegetation als Kontrolle), pro Beobachtung 10 Min. pro Untersuchungsfläche, summiert über sechs Aufnahmetermine.
100
Weizen- felder
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 96–103, 2012
Attraktivität von extensiven Wiesen für B lattlausfeinde | Umwelt
Tab. 5 | Mit dem Kescher gefangene Schwebfliegen in den drei Lebensräumen (WI = Wiesenkerbel-dominierte extensive Wiesen, EX = e xtensive Wiesen ohne Wiesenkerbel-Dominanz, WE = Weizenfelder) an den vier Standorten. Pro Standort wurden während einer Stunde Schwebfliegen gefangen. Arten mit blattlausfressenden Larven sind mit einem Stern gekennzeichnet Lenggenwil
Niederhelfenschwil
Wildensbuch
Zollikofen
Schwebfliegenart
WI
EX
WE
WI
EX
WE
WI
EX
WE
WI
EX
WE
Cheilosia sp.
2
0
0
15
1
1
1
2
0
0
1
0
Chrysotoxum intermedium
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
1
0
Episyrphus balteatus*
2
0
0
0
0
0
0
0
3
0
2
0
Eristalis tenax
0
0
0
0
0
0
0
0
0
1
1
0
Melanostoma scalare*
1
1
4
0
0
5
1
0
0
0
0
0
Myathropha florae
0
3
0
0
0
0
0
0
0
1
0
0
Sphaerophoria scripta*
1
0
0
0
1
0
0
1
2
0
1
0
Syrphus ribesii*
1
0
1
0
0
2
0
0
0
1
2
1
Xanthogramma pedissequum*
0
0
0
0
0
0
2
0
1
0
0
0
Anzahl Arten
5
2
2
1
2
3
3
2
3
3
6
1
Anzahl Individuen
7
4
5
15
2
8
4
3
6
3
8
1
Anzahl blattlausfressende Individuen
5
1
5
0
1
7
3
1
6
1
5
1
Die geringeren Schwebfliegen-Anzahlen in den untersuchten extensiven Wiesen mit höchstens spärlichem Wiesenkerbel-Vorkommen könnten auf weniger attraktive Pflanzenarten, ein kleineres Blütenangebot oder einen Verdünnungs-Effekt durch Blattlaus-Quellen auf Pflanzen ausserhalb der Untersuchungsflächen zurückzuführen sein. In den Weizenfeldern fehlte die Nahrung für die adulten Schwebfliegen weitgehend, weshalb dort eine deutlich geringere Anzahl gezählt wurde (Abb. 3). Dazu passen auch die Ergebnisse der Kescher-Erhebungen: Nur ein Teil der in den Wiesenkerbel-dominierten Wiesen gefangenen Schwebfliegen hat blattlausfressende Larven, während es in den Weizenfeldern fast alle waren (Tab. 5). Da Weizenfelder kaum Nahrung für adulte Schwebfliegen bieten, waren die in den Weizenfeldern gefangenen Individuen wahrscheinlich auf der Suche nach Plätzen für die Eiablage. Die in den Wiesenkerbel-dominierten Wiesen gefangenen Schwebfliegen hingegen wurden wohl mehrheitlich durch die Blütenressourcen angelockt. Erwartungsgemäss wurden die Schwebfliegen-Eier und -Larven fast ausschliesslich in den Untersuchungsflächen mit Blattläusen beobachtet. Diese Tatsache ist auch
aus der Literatur bekannt (z. B. Ambrosino et al. 2007). Die Anzahl Schwebfliegen-Eier, -Larven und -Puppen war hingegen in den Wiesenkerbel-dominierten Wiesen nicht häufiger als in den beiden anderen Lebensräumen (Tab.1). Zu einem anderen Resultat kamen Hickman und Wratten (1996), die beim Vorhandensein von Rainfarn und Phacelia eine erhöhte Eiablage von Schwebfliegen feststellten. Dies könnte an dem hohen Proteinanteil im Pollen von Rainfarn und Phacelia gelegen haben. Einfluss des Lebensraum-Typs auf Marienkäfer Unabhängig von der unmittelbaren Umgebung wurden Marienkäfer praktisch ausschliesslich in den Untersuchungsflächen mit Blattläusen gefunden (Tab. 2, Abb. 4). Innerhalb des Untersuchungsflächen-Typs «Weizen mit Blattläusen» wurden in den Weizenfeldern mehr Individuen als in extensiv bewirtschafteten Wiesen mit höchstens spärlichem Wiesenkerbel-Vorkommen gefunden (Tab. 3). Möglicherweise war das Blattlaus-Angebot in diesen Wiesen auf verschiedenen Pflanzenarten so gross, dass sich die Marienkäfer nicht auf die Untersuchungsflächen mit Blattläusen konzentrierten. Die Anzahl der gefundenen Marienkäfer wurde durch die Dominanz
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Umwelt | Attraktivität von extensiven Wiesen für B lattlausfeinde
von Wiesenkerbel nicht beeinflusst (Tab. 2, Tab. 3). Dies deckt sich mit der Aussage von Majerus und Kearns (1989), wonach Marienkäfer in allen terrestrischen Lebensräumen angetroffen werden, solange sie dort geeignete Nahrung finden. Pflanzen, die früh von unproblematischen Läusen befallen werden, können daher eine wichtige Ressource von Beutetieren für Marienkäfer darstellen. Solche Pflanzenarten kommen in Lebensräumen wie Wiesen, Hecken, Säumen und Brachen vor. Im Gegensatz zu fliegenden Blattlausfeinden ist der Aktionsradius bodenlebender Räuber wie Laufkäfer oft geringer und deren Einfluss in der Kultur in der Nähe von Rückzugsstreifen grösser (Collins et al. 2002).
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Schlussfolgerungen ••Wiesenkerbel besitzt zwar keinen hohen Futterwert, ist jedoch eine geeignete Blütenressource für viele Schwebfliegen-Arten. ••Extensive Wiesen sind nicht per se speziell geeignet zur Förderung der untersuchten Blattlausfeinde. Sie haben jedoch bei guter Qualität einen grossen Wert für die Artenvielfalt allgemein. ••Die Eiablage von Schwebfliegen und Marienkäfern war positiv mit dem Vorhandensein von Blattläusen, nicht aber mit dem unmittelbar umgebenden Lebensraum korreliert. ••Samenmischungen für Nützlingsstreifen enthalten mit Vorteil Pflanzenarten mit geeignetem Blütenangebot, welche früh im Jahr durch unproblematische Blattläuse befallen werden. n
Attrattività dei prati estensivi nei confronti degli antagonisti degli afidi Di tutte le superfici di compensazione ecologica presenti in Svizzera, i prati estensivi sono le più estese. L'obiettivo del presente studio era analizzare l’attrattività dei prati estensivi per gli insetti alati antagonisti degli afidi, in particolare nelle immediate vicinanze delle piante di cereali. In quattro siti dell'Altopiano svizzero, nel corso della primavera del 2010, sono state collocate piante di frumento in vaso in un prato estensivo sia con elevata presenza, sia in uno estensivo con scarsa presenza di cerfoglio selvatico, come anche in un campo di frumento. Nei prati a elevata popolazione di cerfoglio selvatico era maggiormente riscontrabile la presenza di esemplari adulti di sirfidi, mentre il numero di coccinelle adulte e di uova di sirfidi e coccinelle dipendeva unicamente dalla presenza di afidi. Il numero di crisope, quali ulteriori antagonisti degli afidi era limitato. In base a questo studio i prati estensivi non sembrano attrarre di per sé un numero particolarmente alto di antagonisti degli afidi. Tuttavia, in quelli dove sono presenti piante fiorite attrattive gli antagonisti possono essere sostenuti in maniera determinante.
Literatur ▪▪ Ambrosino M.D., Jepson P.C. & Luna J.M., 2007. Hoverfly oviposition response to aphids in broccoli fields. Entomologia Experimentalis et Applicata 122, 99–107. ▪▪ BLW, 2010. Agrarbericht 2010. Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern. 268 S. ▪▪ Boller E.F., Häni F. & Poehling H.-M., 2004. Ökologische Infrastrukturen – Ideenbuch zur funktionalen Biodiversität auf Betriebsebene. IOBCwprs. 211 S. ▪▪ Collins K.L., Boatman N.D., Wilcox A., Holland J.M. & Chaney K., 2002. Influence of beetle banks on cereal aphid predation in winter wheat. A griculture Ecosystems and Environment 93, 337–350. ▪▪ Gilbert F.S., 1981. Foraging ecology of hoverflies – morphology of the mouthparts in relation to feeding on nectar and pollen in some common urban species. Ecological Entomology 6, 245–262. ▪▪ Hickman J.M. & Wratten S.D., 1996. Use of Phacelia tanacetifolia strips to enhance biological control of aphids by hoverfly larvae in cereal fields. Journal of Economic Entomology 89, 832–840.
Summary
Riassunto
Attraktivität von extensiven Wiesen für B lattlausfeinde | Umwelt
Attractiveness of extensive meadows for aphid predators Of all ecological compensation areas in Switzerland, extensive meadows occupy the largest surface area. The aim of this study was to investigate the attractiveness of extensive meadows for flying cereal-aphid predators, specifically in the immediate vicinity of cereal plants. On four sites in the Swiss Midlands in spring 2010, wheat in pots was in each case placed in a cow-parsley-dominated extensive meadow, an extensive meadow with an at-most-sparse presence of cow parsley, and a wheat field. The adult hoverflies were most numerous in the cow-parsley-dominated meadows, whilst the number of adult ladybirds as well as the number of hoverfly and ladybird eggs were dependent solely on the presence of aphids. As further aphid predators, only a few lacewings were counted. According to the findings of this study, extensive meadows per se do not attract an especially high number of aphid predators. Meadows with attractive flowering plants can significantly support aphid predators, however. Key words: Anthriscus sylvestris, Syrphidae, Coccinellidae, Aphididae, cereal fields.
▪▪ Lövei G.L., McDougall D., Bramley G., Hodgson D.J. & Wratten S.D., 1992. Floral resources for natural enemies – the effect of Phacelia tanacetifolia (Hydrophyllaceae) on within-field distribution of hoverflies (Diptera, Syrphidae). In: Proceedings of the 45th New Zealand Plant Protection Conference. New Zealand Plant Protection Society, Rotorua, 60 – 61. ▪▪ Majerus M. & Kearns P., 1989. Ladybirds. Naturalists' Handbooks. 103 S. ▪▪ Östman O., Ekbom B. & Bengtsson J., 2003. Yield increase attributable to aphid predation by ground-living polyphagous natural enemies in spring barley in Sweden. Ecological Economics 45, 149–158. ▪▪ Schmidt M.H., Lauer A., Purtauf T., Thies C., Schaefer M. & Tscharntke T., 2003. Relative importance of predators and parasitoids for cereal aphid control. Proceedings of the Royal Society of London Series B – Biological Sciences 270, 1905–1909. ▪▪ Suter H. & Keller S., 1990. Blattläuse und Blattlausfeinde. Bubenberg, Bern. 64 S. ▪▪ Wyss E., 1995. The effects of weed strips on aphids and aphidophagous predators in an apple orchard. Entomologia Experimentalis et Applicata 75, 43 – 49.
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U m w e l t
Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen Véronique Chevillat1, Oliver Balmer1, Simon Birrer2, Verena Doppler3, Roman Graf2, Markus Jenny2, Lukas Pfiffner1, Christine Rudmann1 und Judith Zellweger-Fischer2 1 Forschungsinstitut für biologischen Landbau, 5070 Frick 2 Schweizerische Vogelwarte, 6204 Sempach 3 Agrofutura, Ackerstrasse, 5070 Frick Auskünfte: Véronique Chevillat, E-Mail: veronique.chevillat@fibl.org, Tel. +41 62 865 04 12
Beratung ermöglicht, das ökologische und wirtschaftliche Potential von Landwirtschaftsbetrieben auszuschöpfen. (Foto: Lukas Pfiffner)
Einleitung Die starke Abnahme der Biodiversität, vielfältige Umweltbelastungen in der Kulturlandschaft sowie die Überschussproduktion veranlassten die Schweizer Agrarpolitik 1999 zur Einführung des ökologischen Leistungsnachweises (ÖLN). Der ÖLN verpflichtet die Landwirte unter anderem, 7 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche
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(LN) als ökologische Ausgleichsfläche (öAF) auszuweisen und so einen Beitrag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt zu leisten. 2001 wurde der ÖLN mit der ÖkoQualitätsverordnung (ÖQV) ergänzt, um die Qualität und Vernetzung von öAF gezielt zu verbessern. Der stetige Rückgang der Artenvielfalt konnte mit den bestehenden agrarpolitischen Instrumenten nicht gestoppt werden (Lachat et al. 2010). Defizite und Nach-
holbedarf wurden im zu geringen Angebot an naturnahen Flächen v.a. im Talgebiet, in der unzureichenden botanischen und strukturellen Qualität der Ökoflächen und in der fehlenden Biotop-Vernetzung festgestellt. Heute erfüllen nur 25 % aller öAF die Qualitätskriterien nach ÖQV (BLW 2010). Ein Grund für die unbefriedigende Wirkung der agrarpolitischen Massnahmen auf die Artenvielfalt sind Fehlanreize beim heutigen Direktzahlungssystem. Mit der anstehenden Agrarpolitik 2014–17 sollen die Leistungen zur Förderung der Biodiversität zielgerichteter honoriert werden. Eine gesamtbetriebliche, praxisnahe Beratung, die ökologische, ökonomische und betriebsspezifische Aspekte einbezieht, lässt die Bereitschaft vieler Landwirte deutlich steigen, sich für den Ökoausgleich zu engagieren. Im Rahmen des Projektes «Mit Vielfalt punkten – Bauern beleben die Natur», das vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau und der Schweizerischen Vogelwarte Sempach seit 2008 durchgeführt wird, wurde deshalb ein auf dem Aargauer Modell (Lüthy et al. 2002) aufbauender gesamtbetrieblicher Beratungsansatz entwickelt. Wir untersuchten, wie sich eine gesamtbetriebliche Beratung auf den Ökoausgleich auf 24 gemischtwirtschaftlichen Betrieben im intensiv genutzten Mittelland auswirkt.
Zusammenfassung
Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen | Umwelt
Der Rückgang der Biodiversität im Schweizer Kulturland konnte bisher trotz des im Ökologischen Leistungsnachweis geforderten ökologischen Ausgleichs nicht aufgehalten werden. Oft erfüllen die ökologischen Ausgleichsflächen (öAF) aufgrund minder wertiger Qualität oder ungeeignetem Standort ihre Rolle zu Gunsten der Biodiver sität nicht. Unsere Studie zeigt, dass diese Mängel mit einer gesamtbetrieblichen Beratung effizient behoben werden können – sogar auf Landwirtschaftsbetrieben des intensiv bewirtschafteten Schweizer Mittellandes. Mit allen beratenen Betriebsleitern konnten Vereinbarungen geschlossen werden, die den Anteil von öAF von durchschnittlich 8,9 auf 13,5 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche steigen lassen. Insbesondere die Qualität der öAF nach Ökoqualitätsverordnung wird von 3,3 auf 8,5 % der Nutzfläche deutlich verbessert. Diese Verbesserungen können ohne negative Auswirkungen auf die Produktion und die Betriebswirtschaft erreicht werden. Im Gegenteil steigen die Einnahmen gar um durchschnittlich CHF 3500.– und der gesamtbetriebliche Deckungsbeitrag um CHF 3491.– pro Betrieb.
Folgende Hypothesen wurden geprüft: ••Eine gesamtbetriebliche Beratung wird von den Landwirten positiv aufgenommen und steigert die Quantität und Qualität von Ökoausgleichs massnahmen. ••Die Beratung wirkt sich mittelfristig betriebswirtschaftlich vorteilhaft aus.
Material und Methoden Anfang 2009 wurden in den Kantonen Bern, Solothurn, Luzern, Schaffhausen und Zürich 24 Betriebe der Taloder Hügelzone mit einer landwirtschaftlichen Nutzfläche zwischen 17,3 und 34 ha (Durchschnitt 23,5 ha) ausgewählt. Je elf Betriebe wurden nach Bio Suisse- beziehungsweise IP-Suisse-Richtlinien bewirtschaftet, zwei Betriebe waren ÖLN Betriebe ohne Label. Der Anteil der offenen Ackerfläche pro Betrieb schwankte zwischen 12,9 und 90,8 %, und betrug im Schnitt 44,2 % (Median). Von allen Betrieben wurden Typ und Grösse aller Kulturen und angemeldeten öAF, sowie Qualität und Vernetzung nach ÖQV erfasst. Zudem wurden allfällige kantonale oder kommunale Naturschutzbeiträge an die öAF erhoben.
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Umwelt | Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen
Tab. 1 | Ökologische Ausgleichflächen in Aren pro Betrieb (Mittelwert ± SE). Ist-Zustand = vor der Beratung, Vorschlag = von den Beratenden vorgeschlagen, Vereinbarung = vereinbart. 1 Baum wird gemäss Direktzahlungsverordnung als 1 Are gerechnet Ökoausgleichstypen (Kürzel) Buntbrache (BUBR) Rotationsbrache (ROBR) Saum auf Ackerland (SAUM)
Ist-Zustand 4,3
±2,9
18,2
0
Vereinbarung ±4,9
0
17,9
±7,8
0
2,4
±1,4
25,1
±4,7
21,0
±5,9
124,1
±12,0
139,9
±13,7
155,2
±10,5
Wenig intensiv genutzte Wiesen (WIGW)
7,9
±5,3
3,7
±3,5
0,2
±0,2
Extensiv genutzte Weiden (EXWE)
3,8
±3,0
17,9
±7,5
22,3
±10,2
Extensiv genutzte Wiesen (EXWI)
Waldweiden (WAWE)
0
0
0
Rebflächen mit hoher Artenvielfalt (REB)
0
0
0
Streueflächen (STFL)
1,5
±1,5
1,9
±1,6
1,7
±1,5
Hecken-, Feld- und Ufergehölze (mit Krautsaum) (HEUF)
15,6
±4,2
30,9
±6,6
34,7
±7,9
Wassergräben, Tümpel, Teiche (WGTT)
0,6
±0,4
0,6
±0,3
0,8
±0,4
0,2
±0,2
0
±3,6
4,0
±2,6
Ruderalflächen, Steinhaufen- und wälle (FUFL) Trockenmauern (TRMA)
0 0
0
0
Weitere ökologische Ausgleichsflächen (WOAF)
2,5
±2,5
3,6
Hochstamm-Feldobstbäume (HOFO)
42,5
±5,5
47,8
±7,2
56,1
±8,4
Einheimische standortgerechte Einzelbäume und Alleen (EBBG)
2,4
±1,1
2,4
±0,9
2,5
±1,1
Ackerschonstreifen (ASS) Total
0 207,5
Die Biodiversitätsleistungen der Betriebe wurden mit dem im Projekt entwickelten Punktesystem (Jenny et al. 2011) bewertet. Auswirkungen auf Betriebswirtschaft, Nährstoffbilanz, Raufutterbilanz und Arbeitsbelastung wurden mit dem Programm BetVor der Agridea berechnet. Mit Hilfe des Punktesystems und eines Betriebsrundgangs wurden die Stärken und Schwächen sowie das Potenzial des Betriebs hinsichtlich der Biodiversität eruiert. Anhand eines Auswahlwerkzeuges (Graf et al. 2010) wurden betriebstypische Leitarten ausgewählt, die den Betriebsleitenden als Grundlage für spezifische Aufwertungsmassnahmen in öAF und Kulturen dienten. Die Ziele kantonaler Förderprogramme und allfälliger ÖQVVernetzungsprojekte wurde ebenfalls berücksichtigt. Die Aufwertungsvorschläge zielten zuerst auf eine Optimierung der Qualität vorhandener öAF und erst im zweiten Schritt auf eine Verlegung oder Neuanlage von qualitativ wertvollen öAF. Die vorgeschlagenen Massnahmen wurden mit dem Betriebsleiter detailliert besprochen. Die Auswirkungen auf die Nährstoffbilanz, die Raufutterbilanz, die Arbeitsbelastung und den gesamtbetrieblichen Deckungsbei-
106
Vorschlag
Agrarforschung Schweiz 3 (2): 104–111, 2012
0 ±13,3
292,2
0 ±22,5
316,5
±28,8
trag wurden aufgezeigt. Das Vorgehen für die Anmeldung im Vernetzungsprojekt und die Adressen für den Bezug von Pflanz- und Saatgut mit Empfehlungen für die Mischungs- und Sortenwahl wurden ebenfalls weitergegeben. Anhand dieser umfassenden Grundlagen entschieden die Betriebsleiter, welche Massnahmen sie in welcher Priorität umsetzen werden. Der Massnahmenkatalog wurde von beiden Seiten unterzeichnet und wird im Folgenden als Vereinbarung bezeichnet. Die Beratung war kostenlos und es erfolgten Beiträge für Saat- und Pflanzgut. Die beratenen Betriebsleiter werden bei der Umsetzung bis zum Projektende (2015) fachlich begleitet.
Resultate Mit allen 24 Betrieben konnten Vereinbarungen abgeschlossen werden. Im Durchschnitt hatten die Betriebe vor der Beratung (im Folgenden «Ist-Zustand» genannt) 207,5 a öAF, was 8,9 % der LN entspricht. Im Ist-Zustand waren extensiv genutzte Wiesen der häufigste Typ (60 % aller öAF), gefolgt von Hochstamm-Feldobstbäumen (20 %) und Hecken (8 %). Die Beratenden schlugen gegenüber
Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen | Umwelt
16% Ist-Zustand 14%
Vereinbarung
% öAF pro Betrieb
12% 10% 8% 6% 4% 2% 0% Total
Qualität
Vernetzung*
Ohne Qualität und Vernetzung
Abb. 1 | Durchschnittlicher Anteil (± SE) der ökologischen Ausgleichsflächen im Ist-Zustand und gemäss Vereinbarung auf 24 Betrieben. Dargestellt sind die Summen aller öAF, der öAF mit Qualität respektive mit Vernetzung sowie der öAF, welche weder Qualität noch Vernetzung haben. 1 Baum wird gemäss Direktzahlungsverordnung als 1 Are gerechnet. *Beim Anteil mit Vernetzung wurden nur die 15 Betriebe berücksichtigt, die im Perimeter eines Vernetzungsprojektes liegen.
dem Ist-Zustand durchschnittlich 41 % mehr öAF vor. Die Vereinbarungen beinhalteten schliesslich gegenüber dem Ist-Zustand 52 % mehr öAF, d.h. sogar 11 % mehr, als von den Beratenden vorgeschlagen (Tab. 1). Als neue öAF schlugen die Beratenden vor allem Säume auf Ackerland, extensiv genutzte Wiesen, Hecken mit Krautsäumen, extensiv genutzte Weiden und Buntbrachen vor. Insbesondere empfahlen sie auch, wenig intensiv genutzte Wiesen zu extensiv genutzten Wiesen aufzuwerten. Eher skeptisch zeigten sich die Betriebsleiter gegenüber den Säumen auf Ackerland. Von den vorgeschlagenen zusätzlichen 22,7 a pro Betrieb konnten nur 18,6 a vereinbart werden. Trotzdem war es jener öAF-Typ, der gegenüber dem Ist-Zustand prozentual am stärksten zulegen konnte, weil er vor der Beratung praktisch gar nicht vorhanden war. Gegenüber dem Vorschlag deutlich erhöht wurden die Zahl der HochstammFeldobstbäume, sowie die Flächen von extensiv genutzten Wiesen, extensiven Weiden und Hecken mit Krautsaum. Gegenüber dem Ist-Zustand nahmen die Säume auf Ackerland prozentual am stärksten zu (8,8mal), gefolgt von den extensiv genutzten Weiden (5,9mal) und den Buntbrachen (4,2-mal). Gemäss Verein barung werden die Betriebe im Schnitt neu 13,5 % (±1,1 % SE) öAF aufweisen.
Im Ist-Zustand erfüllten 37 % der öAF die Qualitätskriterien nach ÖQV und 42 % waren in Vernetzungsprojekten nach ÖQV angemeldet (Abb.1). 44 % der öAF erfüllten weder die Qualitätskriterien noch waren sie in Vernetzungsprojekten eingebunden. Gemäss Vereinbarungen wird der Anteil der öAF ohne Qualität und ohne Vernetzung auf 15 % sinken. 63 % werden voraussichtlich die Qualität erreichen und 83 % der öAF, die im Perimeter eines Vernetzungsprojekts liegen, werden vernetzt sein. Der Anteil von Flächen mit ÖQV-Qualität an der LN erhöht sich 2,6-mal gegenüber dem Ausgangszustand, jener der Flächen mit ÖQV-Vernetzung dreimal. (Abb. 1). Gemäss Vereinbarung wird die Qualität vor allem der extensiv genutzten Wiesen, der Obstgärten und der Hecken mit Krautsaum zunehmen (Abb. 2). Prozentual ist die Steigerung bei den extensiv genutzten Weiden am grössten (4,7-mal mehr), gefolgt von Hecken mit Krautsaum (3,8-mal), extensiv genutzten Wiesen (2,4mal) und Hochstamm-Feldobstbäumen (2,1-mal). Der Anteil Flächen mit Vernetzung steigt parallel (Abb. 3). Die jährlichen Beiträge für ökologische Ausgleichsflächen (DZV inkl. ÖQV-Qualität, exklusiv ÖQV-Vernetzung) stiegen im Schnitt pro Betrieb um 3500 CHF auf 7988 CHF (Abb. 4). Zusätzlich waren 15 Betriebe an Ver-
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Umwelt | Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen
140 120 100
öAF pro Betrieb (a)
80 60 40 20 0 EXWI
WIGW
EXWE
HEUF
HOFO
Ist-Zustand Vereinbarung
-20
Abb. 2 | Typen ökologischer Ausgleichsflächen mit Qualität im Ist-Zustand und gemäss Vereinb arung. Durchschnittswerte ± SE auf 24 Betrieben. 1 Baum wird gemäss Direktzahlungsverordnung als 1 Are gerechnet. Kürzel in Tab. 1.
netzungsprojekten beteiligt. Die ÖQV-Vernetzungsbeiträge machten vor der Beratung im Schnitt weitere 537 CHF pro Betrieb aus und konnten mit der Beratung auf CHF 2204 erhöht werden. Über die 24 Betriebe w urden also insgesamt Massnahmen vereinbart, welche 104 600 CHF mehr Beiträge auslösen (davon rund 20 600 CHF Vernetzungsbeiträge). Die errechneten Deckungsbeiträge (mit und ohne Beteiligung an Vernetzungsprojekten) stiegen im Schnitt um 3 491 CHF pro Betrieb.
Diskussion und Schluss folgerungen Die Bereitschaft für die Umsetzung von Massnahmen zur Förderung der Biodiversität konnte bei den Landwirten mit einer gesamtbetrieblichen Beratung deutlich erhöht werden (Abb.5). Es zeigte sich auch, dass sich diese Förderung wirtschaftlich lohnt. Überraschend war, dass 16 der 24 beratenen Betriebe sogar mehr öAF anlegen
160 160 140 140 120 120
öAF pro Betrieb (a) öAF pro Betrieb (a)
100 100
8080 6060 4040 2020 0 0
Ist-Zustand Ist-Zustand Vereinbarung Vereinbarung BUBR SAUM SAUM BUBR
EXWI EXWI
WIGW WIGW
EXWE EXWE
STFL STFL
HEUF HEUF
WOAF WOAF
HOFO HOFO
EBBG EBBG
Abb. 3 | Typen ökologischer Ausgleichsflächen mit Vernetzung im Ist-Zustand und gemäss Vereinbarung. Durchschnittswerte ± SE auf 15 Betrieben, die im Perimeter eines Vernetzungsprojektes l iegen. 1 Baum wird gemäss Direktzahlungsverordnung als 1 Are gerechnet. Kürzel in Tab. 1.
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Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen | Umwelt
10000 10000 9000 9000 8000 8000
Beiträge pro Betrieb (CHF)
7000 7000 6000 6000 5000 5000 4000 4000 3000 3000 2000 2000 1000 1000 00
Ökobeiträge ohne ohne Vernetzung Vernetzung Ökobeiträge Vernetzungsbeiträge Vernetzungsbeiträge Ist-Zustand Ist-Zustand
Vereinbarung Vereinbarung
Abb. 4 | Durchschnittlicher Beitrag (±SE) in CHF pro Jahr für den ökologischen Ausgleich (DZV & ÖQV Beiträge 2009 ohne Vernetzung) auf 24 Betrieben, respektive 15 Betrieben (Vernetzungsbeiträge).
wollen, als von den Beratenden vorgeschlagen wurden. Durch die Beratung stieg der Anteil öAF im Schnitt von 8,9 %, was unter dem schweizerischen Durchschnitt für das Talgebiet von 10,4 % liegt, auf 13,5 %. Diese deutliche Steigerung wirkte sich wirtschaftlich positiv aus, ohne Betriebsabläufe oder die Produktion negativ zu beeinflussen. Mittels einer Naturschutz-Fachberatung wäre es somit möglich, das Ziel des BLW von 65 000 ha
öAF im Talgebiet zu erreichen. Bei den hochwertigen öAF mit Qualität nach ÖQV wurden mit einer Steigerung von 3,3 % auf 8,5 % der LN noch deutlichere Verbesserungen erreicht. Der Anteil gemäss ÖQV vernetzter öAF stieg auf das Dreifache an. Einige Betriebsleiter wurden durch die Beratung motiviert, in ihrer Gemeinde ÖQV-Vernetzungsprojekte zu initiieren. Die Zunahme der Flä-
Abb. 5 | Wird das nötige Wissen vermittelt, setzen Landwirte deutlich mehr und wertvollere Ökoausgleichs massnahmen um. (Foto: Verena Doppler)
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Umwelt | Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen
Abb. 6 | Effektive Ökoflächen beherbergen Leitarten: Schachbrettfalter ( Melanargia galathea) – eine attraktive, nachgewiesene Leitart für spät geschnittene Ökowiesen. (Foto: Lukas Pfiffner)
chen mit Vernetzung und die damit verbundenen Einnahmen wären also noch deutlicher angestiegen, wenn alle Betriebe und nicht nur 15 die Möglichkeit an der Teilnahme an einem Vernetzungsprojekt vor Ort gehabt hätten. Mit einem qualitativ hochwertigen ökologischen Ausgleich können Landwirte ihr Einkommen verbessern, ohne wesentliche Abstriche bei der Produktion machen zu müssen. Dies zeigt, dass eine «Win-Win» Situation mit der Produktion von Nahrungsmitteln und der Förderung der Biodiversität (Abb. 6) sogar in der intensiven Produktionslandschaft des Mittellandes möglich ist. Ein wesentlicher Schlüssel hierzu liegt im Bereich der Bildung und Beratung, wofür die Kantone in erster Linie zuständig sind. Aktuell wird zu einseitig auf die landwirtschaftliche Produktion fokussiert ausgebildet und beraten. Ökologie und Biodiversität spielen in der Ausbildung mancherorts eine marginale Rolle und wurden erst kürzlich noch mehr zurückgestuft. Zwar gibt es
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freiwillige Angebote, diese werden aber oft schlecht genutzt. Eine angemessene Gewichtung des Naturschutzes und der Ökologie in der Aus- und Weiterbildung und in der Beratung ist letztendlich unabdingbar, um die Biodiversitätsziele der Schweizer Agrarpolitik n zu erreichen.
Dank
Wir möchten allen Landwirten, die an dieser Studie teilnehmen, Bio Suisse, IPSuisse, den kantonalen Ansprechpartnern für ihre Zusammenarbeit sowie der MAVA Stiftung, der Sophie und Karl Binding Stiftung, der AVINA Stiftung, der Ernst Göhner Stiftung, der Vontobel-Stiftung, der Stiftung Dreiklang, dem Bundesamt für Umwelt und dem Bundesamt für Landwirtschaft für ihre finanzielle Unterstützung herzlich danken.
Maggiori superfici di compensazione ecologica e di migliore qualità grazie alla consulenza Di fronte al declino della biodiversità nelle zone coltivate, l’imposizione di superfici di compensazione ecologica (SCE), necessarie per accedere ai pagamenti delle prestazioni ecologiche (PER), si sono rivelate poco efficaci. Spesso le superfici di compensazione ecologica (SCE) non adempiono il loro ruolo di salvaguardia della biodiversità a causa della qualità mediocre o dell’inadeguatezza del luogo. I risultati del nostro studio dimostrano che è possibile supplire in modo efficiente a queste mancanze con una consulenza personalizzata – anche nelle aziende agricole dell’Altopiano svizzero gestite in modo intensivo. I consulenti hanno concordato un catalogo di misure con tutti gli agricoltori partecipi, aumentando così in media le SCE dell’ 8,9 %-13,5 % della loro superficie agricola utile (SAU). Anche la qualità delle SCE, secondo l’Ordinanza sulla qualità ecologica (OQE) dovrebbe aumentare del 3,3 – 8,5 % della SAU. E’ inoltre possibile conseguire questo miglioramento sostanziale delle prestazioni ecologiche senza causare impatti pregiudizievoli alla produzione o all’economia aziendale, aumentando pure il fatturato di CHF 3500.– ed il margine lordo mediamente di CHF 3491.– per azienda.
Literatur ▪▪ Birrer S., Balmer O., Graf R. & Jenny M., 2009. Biodiversität im Kulturland – vom Nebenprodukt zum Marktvorteil. Mitteilungen aus dem Julius Kühn-Institut 421, 21–29. ▪▪ BLW, 2010. Agrarbericht 2010 des Bundesamtes für Landwirtschaft. Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), Bern. ▪▪ Burfield I. & von Bommel F., 2004. Birds in Europe: population estimates, trends and conservation status. BirdLife International, Cambridge. 374 S. ▪▪ Graf R., Bolzern-Tönz H. & Pfiffner L., 2010. Leitarten für das Landwirtschaftsgebiet: Erarbeitung von Konzept und Auswahl-Methoden am Beispiel der Schweiz. Naturschutz und Landschaftsplanung 42 (1), 5–12. ▪▪ Graf R., Birrer S. & Pfiffner L., 2009. Leitartenkarten für das Landwirtschaftsgebiet. Schweizerische Vogelwarte, Sempach und Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, Frick. ▪▪ Jenny M., Fischer J., Pfiffner L., Birrer S. & Graf R., 2011. Leitfaden für die Anwendung des Punktesystems. Biodiversität auf Landwirtschaftsbetrieben im Projekt «Mit Vielfalt punkten». Schweizerische Vogelwarte, Sempach & Forschungsinstitut für biologischen Landbau, Frick. 22 S.
Summary
Riassunto
Gesamtbetriebliche Beratung steigert Qualität und Quantität von Ökoausgleichsflächen | Umwelt
Whole-farm advisory increases quality and quantity of ecological compensation areas The areas of ecological compensation (AEC) required for farms receiving subventions have so far delivered modest results against the loss of biodiversity in cultivated landscape of Switzerland. Insufficient ecological quality and inadequate locations of these areas are to blame. The results of our study show that whole-farm advisory can efficiently improve the situation even on intensive farms of the Swiss plateau. All participating farms were willing to sign contracts that will increase the mean AEC from 8,9 to 13,5 % of their agricultural area in use (AAU). Crucially, the quality of the AEC according to the ordinance on ecological quality increases from 3,3 to 8,5 % of the AAU. This substantial improvement of the ecological performances can be reached without negative impacts on production or farming income. On the contrary, the gains and profit contributions increase by CHF 3500.– and CHF 3491.– per farm, respectively. Key words: agriculture, advisory, biodiversity, ecological compensation areas, green box, cross-compliance.
▪▪ Lachat T., Pauli D., Gonseth Y., Klaus G., Scheidegger C., Vittoz P. & Walter T., 2010. Der Wandel der Biodiversität in der Schweiz seit 1900. Haben wir die Talsohle erreicht? Bristol-Stiftung; Forum Biodiversität Schweiz (Hrsg.). Haupt Verlag, Bern. ▪▪ Lüthy M., Egloff T., Hofmann A., Meier C., Schaffner D., Schmid W. & Schmidlin J., 2002. Ökobeiträge und gesamtbetriebliche Bewirtschaftungsverträge. In: Umwelt Aargau, Sondernummer 13, 18–41. Kanton Aargau, Abteilung für Umwelt, Aarau (Hrsg.). ▪▪ Roth T., Amrhein V., Peter B. & Weber D., (2008). A Swiss agri-environment scheme effectively enhances species richness for some taxa over time. Agriculture, Ecosystems & Environment 125, 167–172.
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K u r z b e r i c h t
Die Schweizerische Futtermitteldatenbank www.feedbase.ch Monika Boltshauser1, Annelies Bracher1, Michael Böhlen2, Francesco Cafagna2 und Andrej Taliun2 Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras, 1725 Posieux 2 Universität Zürich, Department of Informatics, Database Technology Group, 8050 Zürich Auskünfte: Annelies Bracher, E-Mail: annelies.bracher@alp.admin.ch, Tel. +41 26 407 54 12
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Damit Schweine und andere Nutztiere bedarfsgerecht, ökologisch und ökonomisch gefüttert werden können sind Kenntnisse zu den Nährstoffen und Nährwerten von Futtermitteln unerlässlich. (Foto: O. Bloch ALP)
Die Schweizerische Futtermitteldatenbank «www.feedbase.ch» der Forschungsanstalt Agroscope LiebefeldPosieux ALP-Haras ist seit 2007 im Internet abrufbar und befindet sich zurzeit im Umbruch. Sie wird in den nächsten Jahren fachlich, inhaltlich und technisch weiterentwickelt und soll zu einer führenden Informationsquelle auf dem Gebiet der Nährstoffe und Nährwerte von Futtermitteln werden. Fundierte Kenntnisse zu den Nährstoffen und Nährwerten der Einzel- und Raufuttermittel sowie zum Bedarf der einzelnen Tierarten sind unerlässlich, damit landwirtschaftliche Nutztiere bedarfsgerecht, ökologisch und ökonomisch gefüttert werden können. Die Futtermitteldatenbank enthält Tierart übergreifende Informationen
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zu über 600 in der Schweiz erhältlichen Einzel- und Raufuttermitteln. Die Datenqualität wird laufend aktualisiert und erweitert und ist so ein interaktives und unerlässliches Nachschlagewerk für ein breites Zielpublikum. Der grösste Teil der Daten steht den Benutzenden gratis zur Verfügung. Weitergehende Funktionen werden in einem Abonnement angeboten. Dieses beinhaltet zusätzlich eine Download-Funktion der Futterdaten als Excel-Tabelle, einen Zugang zur Online-Version der Fütterungsempfehlungen für Wiederkäuer (Grünes Buch) und Schweine (Gelbes Buch) sowie weitere praktische Programme, wie die Berechnung der Futterwerte von Einzel- und Raufutter für Wiederkäuer, Paritätspreise von Schweinerationen und die Rationsberechnung für Schweine.
Die Schweizerische Futtermitteldatenbank www.feedbase.ch | Kurzbericht
Futtertyp
zenden der Futtermitteldatenbank Zugriff auf den Futterkatalog, der viele praktische Zusatzinformationen enthält.
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Abb. 1 | Zeitabhängige, multidimensionale Datenstruktur.
Zusätzlich ist die Datenbank mit dem webbasierten Lernprogramm E-Feed über die Moodle-Lernplattform der Berner Fachhochschule verbunden. Dieses Programm zur Futtermittelkunde (Futtermittelkatalog) wird an Hochschulen im Unterricht für Agronomen und Veterinäre eingesetzt. Dadurch erhalten einerseits die Studierenden die aktuellen Werte aus der Futtermitteldatenbank und andererseits haben die Nut-
Technische Weiterentwicklung Mit der Datenbanktechnologie Gruppe des Instituts für Informatik der Universität Zürich haben wir einen kompetenten Partner, der die Datenbank technisch weiterentwickelt. In einem vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützten dreijährigen Projekt werden Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Datenbanktechnologie anhand von Dissertation, Fach-, Bachelor- und Masterarbeiten realisiert. Die Erweiterung zu einem temporalen Data Warehouse soll die Schweizerische Futtermitteldatenbank zu einer umfassenden Datenquelle mit innovativen Funktionalitäten machen. Die bisherige Datenstruktur kann man sich vereinfacht als dreidimensionalen Datenwürfel vorstellen mit den Hauptachsen Nährstoffe, Tierart und Futtertyp. Neu wird Zeit und Ort hinzugefügt und einige Aggregierungsstufen nach unten, das heisst bis auf Stufe Einzelprobe, werden angehängt (Abb. 1). Dies ergibt eine zeitabhängige, multidimensionale Datenstruktur, die eine Abfrage und Analyse von zeit- und standortabhängigen Daten ermöglichen wird. Dürrfutter-Enquête à la carte Erste konkrete Anwendungen wurden anhand einer Facharbeit (Kruse 2011) und einer Bachelorarbeit (Zoppi 2011) umgesetzt. Das Ziel war, eine Webapplikation zu
Abb. 2 | Abfrageresultat mit geografischen, temporalen und statistischen Angaben zu Dürrfutter, Höhe > 1000 m, Erntejahr 2005 bis 2009.
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Kurzbericht | Die Schweizerische Futtermitteldatenbank www.feedbase.ch
Temporal Value Distribution 190
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Abb. 3 | Datenmodellierung mit Kernel Regression: Rohprotein-Gehalt (RP) in Dürrfutter, Kanton Freiburg, Höhe 600 – 899 m, Erntejahr 2005 bis 2009 (Zoppi 2011). RMSE = root mean square error.
entwickeln, in der die geografischen Angaben der jährlichen Dürrfutter-Enquête von AGRIDEA (Boessinger 2011) ausgewertet und dargestellt werden. Als Leitgrösse wurde die Postleitzahl verwendet. In der Applikation kann der Futtertyp, die Konservierungsmethode, die Nährstoffe, Kanton, Höhenstufe, Erntejahr und Erntesaison ausgewählt werden (Abb. 2). In einem weiteren Schritt kann die Darstellungsart des Diagrammtyps festgelegt werden. Das Abfrageresultat enthält eine Tabelle mit den Einzelwerten, die Karte mit markierten Standorten der Probenherkunft, eine Grafik mit entweder der Streuung der Einzelwerte über die Zeit oder als Mittelwertlinie und eine Tabelle mit deskriptiver Statistik. Aktiviert man eine zusätzliche statistische Funktion, werden Werte, die eine Standardabweichung unter oder über dem Mittelwert liegen, farblich auf der Karte hervorgehoben. Diese Funktionalität ermöglicht eine visuelle Mustererkennung, die mögliche regionale Effekte auf die Futter qualität aufzeigen kann. Die Interpretationsmöglichkeiten sind damit noch nicht ausgeschöpft. Das neue Datenmodell wird weitergehende Möglichkeiten eröffnen wie z.B. Analysen von regionalen Trendverläufen, die zur Erarbeitung von Zonenzugehörigkeit oder für Kriterien von Futterkategorien herangezogen werden können (Abb. 3). Aber auch Verknüpfungen mit Klimakarten und weiteren GIS-Daten sind denkbar.
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Nützliche Informationsquelle Dank der Weiterentwicklung der Futtermitteldatenbank verbessern wir den Informationsgehalt von verfügbaren Futterdaten, die für praktische wie wissenschaftliche Fragestellungen als wertvolle Informationsquelle genutzt werden können. Weitere Datenquellen werden erschlossen, um die Datenbasis breiter abzustützen aber auch die Aktualisierung wird eine Daueraufgabe sein. Zudem soll ein benutzerfreundliches Layout die Anwendung erleichtern. Die Aufschaltung der ersten erweiterten Version ist für 2012 geplant. In der ersten Phase werden noch nicht alle vorgesehenen Funktionen verfügbar sein. Wir möchten Anliegen und Wünsche der Nutzenden ernst nehmen n und freuen uns auf Rückmeldungen.
Literatur ▪▪ Boessinger M., 2011. Zur Verfügung gestellte Einzeldaten zur Dürrfutterenquête 2005 – 2010. ▪▪ Kruse K., 2011. Development of a Database System Based on Geographical Information. Facharbeit am Institut für Informatik, Universität Zürich. ▪▪ Zoppi S., 2011. Online Computation of up-to-date Summaries in the Swiss Feed Database. Bachelorarbeit am Institut für Informatik, Universität Zürich.
P o r t r ä t
Brice Dupuis: Herausforderung Kartoffel Besser geht’s nicht: 2008, im Internationalen Jahr der Kartoffel, übernahm Brice Dupuis die Leitung des «Kartoffelprojekts» am ACW-Standort Changins und verliess dafür seine Heimat Belgien, Ursprungsort der Pommes Frites... Seit Dupuis bei ACW arbeitet, bewegt er sich im Dreieck Forschung – Austausch mit der Branche – Team führung. Dupuis beschäftigt sich zwar nur mit einer einzigen Kulturpflanze und dies in einem engen Themenbereich, aber die Kartoffel ist ein herausforderndes Studienobjekt mit vielen Facetten. Das Thema bein haltet sowohl diverse Krankheitsbilder als auch vielfältige Anbautechniken. «Der Kartoffelanbau allein ist schon kompliziert und eine Herausforderung», meint Brice Dupuis. «Da die Kartoffelproduktion auf vegetativer Vermehrung beruht, erhöht sich der Druck durch Krankheiten, weshalb das Ausgangsmaterial häufiger erneuert werden muss. Genau diese Komplexität macht diese Kulturpflanze, die sich weltweit rasant ausbreitet, so attraktiv.» Interaktionen auf allen Ebenen Das Kartoffelprojekt ist in drei Bereiche aufgeteilt, die in ständigem Austausch stehen: Sortenprüfung, Zertifizierung und Forschung. Dabei geschehen die Interaktionen auf verschiedenen Ebenen: In Changins selber ist der Austausch äusserst rege, aber auch auf Ebene Agroscope. Hier werden die Sortenprüfungen sowie spezifische technische Tests (namentlich die Eignung zum Frittieren) zusammen mit ART vorgenommen. Weiter finden Interaktionen mit Branchenorganisationen (Swisspatat und Swissmem) und Institutionen wie der HAFL (früher SHL) statt. Letztere arbeitet an einem Projekt zur verbesserten Kontrolle der Dickeya-Bakterien mit. Eines der Projektziele ist es, die Anfälligkeit der Kartoffelsorten auf diese Bakterien zu beurteilen und mittelfristig ein Werkzeug für die Sortenauswahl bereit zu stellen. «Heute gibt es weltweit keine Methode, um diese Beurteilung vorzunehmen», erläutert Brice Dupuis. Ausserdem beteiligt sich der Projektleiter mit seinem Team an verschiedenen Fach- und Arbeitsgruppen der European Association for Potato Research, womit er ständig auf dem neusten Stand der europäischen Forschung ist. Brice Dupuis wurde in Ath geboren, in einem Kartoffelballungsgebiet zwischen Brüssel und Lille, und ging in Brüssel zur Schule. Als junger Städter wahrte er aber den Kontakt zu Land und Boden dank Ferien auf dem Bau-
ernhof der Grosseltern. Nach seinem Studium an der Agronomischen Fakultät von Gembloux arbeitete er während eines Jahres im CIRAD («Internationales landwirtschaftliches Forschungszentrum für Entwicklung») auf der Insel Réunion (F), wo er an einem Quantifizierungs-Tool für die pathogenen Ralstonia solanacearumBakterien im Boden forschte. Danach war er während sechs Jahren im «Wallonischen Zentrum für Landwirtschaftsstudien» tätig und beschäftigte sich (schon damals!) mit der Dickeya und der Bekämpfung der Krautfäule im Bioanbau. Gleichzeitig erlangte er ein Diplom in Entwicklungsmanagement. Brice Dupuis fühlt sich in der mehrsprachigen Schweiz wohl – sie erinnert ihn an Belgien. Im Sommer wie im Winter ist er ganz besonders gern in den Bergen unterwegs. Er kehrt regelmässig nach Belgien zurück, wo er viele Kontakte behalten hat und die Renovation seines Hauses überwacht. Noch eine Herausforderung! Sibylle Willi, Agrarforschung Schweiz, Agroscope Changins-Wädenswil ACW,1260 Nyon
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Aktuell Gründung der Europäischen Gesellschaft für Agroforstwirtschaft Am 16.12.2011 wurde die Europäische Gesellschaft für Agroforstwirtschaft gegründet. Die Veranstaltung fand im Französischen Landwirtschaftsministerium statt, es waren 200 Vertreterinnen und Vertreter aus zwölf Ländern anwesend, weitere 100 Personen verfolgten die Versammlung als Livestream im Internet. Agroforstwirtschaft stellt eine Möglichkeit dar, die Produktivität zu steigern und gleichzeitig die Böden zu schonen, den Wasserkreislauf zu schliessen, Biodiversität und Nützlinge zu fördern und CO2 zu binden. Ziel der Gesellschaft ist es, die Spezialisten der verschiedenen Europäischen Länder zu vernetzen und darauf hinzuwirken, dass die Rahmenbedingungen der Europäischen Agrarpolitik so ausgerichtet werden, dass die Anlage von Agroforstparzellen zumindest nicht behindert wird. Die Schweiz ist mit der IG Agroforst vertreten, die von Mareike Jäger (Agridea) und Felix Herzog (Agroscope ART) initiiert wurde (www.agroforst.ch / www.agroforesterie.ch).
«Die Kombination von Apfelbäumen und Getreide führt zu einem höheren Deckungsbeitrag» (Beispiel aus der Ostschweiz). (Foto: ART)
Neue Publikationen Wiederkausensor für Milchkühe ART-Bericht 748 Der neue Wiederkause sor dient der Erfassung der Kau- und Fressaktiv täten von Wiederkäuern. Mit Hilfe dieser Geräte ist es einerseits möglich, im Rahmen von wissen schaftlichen Versuchen die Kau und Fressaktivitäten zu erfassen und auszuwerten. Andererseits erlaubt diese Technik, Kühe unter Praxisbedingungen sehr detailliert auf die entsprechenden Aktivitäten zu untersuchen und daraus Rückschlüsse auf mögliche Gefährdung der Kühe durch Stoffwechselkrankheiten zu ziehen. Die Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz- Tänikon ART und die Firma MSR Electronics GmbH entwickelten den Wiederkausensor ART-Bericht 748
Wiederkausensor für Milchkühe
Automatisches Erfassen der Kau- und Fressaktivität zur Gesundheitsüberwachung
Oktober 2011
Autorinnen und Autoren
Franz Nydegger, Markus Keller, ART, Lorenz Gygax, Zentrum für tiergerechte Haltung von Wiederkäuern und Schweinen, ART Wendelin Egli, MSR Electronics GmbH, CH–8444 Henggart franz.nydegger@art.admin.ch Impressum
Herausgeber: Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Tänikon, CH-8356 Ettenhausen, Redaktion: Etel Keller, ART
Die ART-Berichte/Rapports ART erscheinen in rund 20 Nummern pro Jahr. Jahresabonnement Fr. 60.–. Bestellung von Abonnements und Einzelnummern: ART, Bibliothek, 8356 Ettenhausen T +41 (0)52 368 31 31 F +41 (0)52 365 11 90 doku@art.admin.ch Downloads: www.agroscope.ch ISSN 1661-7568
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Der neue Wiederkausensor dient der Erfassung der Kau- und Fressaktivitäten von Wiederkäuern. Mit Hilfe dieser Geräte ist es einerseits möglich, im Rahmen von wissenschaftlichen Versuchen die Kauund Fressaktivitäten zu erfassen und auszuwerten. Andererseits erlaubt diese Technik, Kühe unter Praxisbedingungen sehr detailliert auf die entsprechenden Aktivitäten zu untersuchen und daraus Rückschlüsse auf mögliche Gefährdung der Kühe durch Stoffwechselkrankheiten zu ziehen. Die Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART und die Firma MSR Electronics GmbH entwickelten den Wiederkausensor und die notwendige Auswertesoftware in Zusammenarbeit mit der ZHAW Winterthur. Der Einsatz und eine
detaillierte Überprüfung der Geräte ergaben eine hohe Zuverlässigkeit sowohl in Bezug auf die Funktion als auch auf die erzielten Ergebnisse. Aus den Ergebnissen des Tests lassen sich Rückschlüsse auf die Fütterung und die Gefährdung durch Strukturmangel in der Ration ziehen. Damit steht der Fütterungsberatung und Tierärzten ein neues Hilfsmittel zur frühzeitigen Erkennung von sich anbahnenden Stoffwechselkrankheiten zur Verfügung. Durch den vermehrten Einsatz dieser Technik können auch detailliertere und aktuellere Erkenntnisse zur Frage der «wiederkäuergerechten» Ration und entsprechende «Alarmwerte» gewonnen werden. Die Erfassungsmethode hat sich als robust, zuverlässig und gut handhabbar erwiesen. Für den Einsatz in der breiteren Praxis sind weitere Optimierungsschritte in Arbeit.
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und die notwendige Auswertesoftwarein Zusammen arbeit mit der ZHAW Winterthur. Der Einsatz und eine detaillierte Übprüfung der Geräte ergaben eine hohe Zuverlässigkeit sowohl in Bezug auf die Funktion als auch auf die erzielten Ergebnisse. Aus den Ergebnissen des Tests lassen sich Rückschlüsse auf die Fütterung und die Gefährdung durch Strukturmangel in der Ration ziehen. Damit steht der Fütterungsberatung und Tier ärzten ein neues Hilfsmittel zur frühzeitigen Erkennung von sich anbahnenden Stoffwechselkrankheiten zur Verfügung. Durch den vermehrten Einsatz dieser Technik können auch detailliertere und aktuellere Erkenntnisse zur Frage der «wiederkäuergerechten» Ration und entsprechende «Alarmwerte» gewonnen werden. Die Erfassungsmethode hat sich als robust, zuverlässig und gut handhabbar erwiesen. Für den Einsatz in der breiteren Praxis sind weitere Opt mierungsschritte in Arbeit. Franz Nydegger, Markus Keller, ART, Lorenz Gygax, Zentrum für tiergerechte Haltung von Wiederkäuern und Schweinen, ART
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Gute Raufutter qualität für Pferde
ALP aktuell
Gute Raufutterqualität für Pferde Merkblatt für die Praxis
Nr. 41 | 2011
Ueli Wyss Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Tioleyre 4, Postfach 64 CH-1725 Posieux ueli.wyss@alp.admin.ch
Druck: Tanner Druck AG, Langnau im Emmental Copyright: Nachdruck, auch auszugsweise, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Herausgeberin gestattet.
Das Pferd benötigt aus ernährungsphysiologischen Gründen als Hauptbestandteil seiner Futterration qualitativ einwandfreies und strukturreiches Raufutter wie Heu, Haylage (trockene Silage) und Stroh. Dies gilt für Pferde aller Rassen, vom Freizeit- bis zum Hochleistungspferd. Das Pferd ist besonders sensibel gegenüber verdorbenen und kontaminierten Futtermitteln. Die hygienische Qualität zählt daher zu den wichtigsten Kriterien von Pferdefuttermitteln. Eine grundfutterreiche, dem Bedarf angepasste Fütterung sowie eine einwandfreie Qualität sind für die Gesunderhaltung, Beschäftigung und damit für das Wohlbefinden des Pferdes wichtig.
Das vorliegende Merkblatt orientiert in diesem Sinne über
• Merkmale guter Raufutterqualität • Beurteilungskriterien – Sensorische Beurteilung • Orientierungswerte für Heu, Haylage und Stroh • Raufutterlagerung • Häufige Fragen
Andreas Gutzwiller Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Tioleyre 4, Postfach 64 CH-1725 Posieux andreas.gutzwiller@alp.admin.ch Impressum
Herausgeber: Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP www.agroscope.ch Redaktion: Gerhard Mangold, ALP Gestaltung: RMG Design, Fribourg
Druck: Tanner Druck AG, Langnau im Emmental
Copyright: Nachdruck, auch auszugsweise, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Herausgeberin gestattet.
ISSN 1660-7570
Das abrupte Absetzen der Ferkel, die bis zur vierten Lebenswoche praktisch ausschliesslich Milch aufgenommen haben, widerspricht dem Grundsatz, dass jeder Futterwechsel schrittweise erfolgen soll, damit sich die Verdauungsorgane anpassen können. Frisch abgesetzte Ferkel sind deshalb anfällig auf Darmstörungen. Sie fressen während den ersten Tagen nach dem Absetzen wenig und magern ab, bis sie gelernt haben, Festfutter und Wasser aufzunehmen. Im Anschluss an diese mehrtägige Hungerperiode besteht das Risiko, dass sie zu viel Futter aufnehmen, bevor sich die Verdauungsorgane und die Darmflora an das neue Fütterungsregime angepasst haben. Dies kann zu lebensgefährlichen Durchfällen führen.
ISSN 1660-7570
Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra
Um Probleme nach dem Absetzen zu vermeiden, werden folgende Massnahmen empfohlen: • Die Ferkel müssen animiert werden, nach dem Absetzen rasch genügend Futter und Flüssigkeit aufzunehmen, in dem während den ersten Tagen das gewohnte Saugferkelbeifutter angeboten wird und genügend Futterplätze zur Verfügung stehen. Es hat sich gezeigt, dass die frisch abgesetzten Ferkel Flüssigfutter dem Trockenfutter vorziehen. • Wenn Durchfälle häufig auftreten, kann ein Diätfutter mit einem reduzierten Protein- und Mineralstoffgehalt, das organische Säuren und geeignete Rohfaserquellen enthält, das Problem entschärfen. • Ferkel müssen einen geheizten Ruheplatz haben, solange sie wenig Futter aufnehmen, da Kältestress die Anfälligkeit auf Durchfälle erhöht.
Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra
Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement EVD Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP
ALP gehört zur Einheit ALP-Haras
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ALP aktuell 42 Das abrupte Absetzen der Ferkel, die bis zur vierten Lebenswoche praktisch ausschliesslich Milch aufgenommen haben, widerspricht dem Grundsatz, dass jeder Futterwechsel schrittweise erfolgen soll, damit sich die Verdauungsorgane anpassen können. Frisch abgesetzte Ferkel sind deshalb anfällig auf Darmstörungen. Sie fressen während den ersten Tagen nach dem Absetzen wenig und magern ab, bis sie gelernt haben, Festfutter und Wasser aufzunehmen. Im Anschluss an diese mehrtägige Hungerperiode besteht das Risiko, dass sie zu viel Futter aufnehmen, bevor sich die Verdauungsorgane und die Darmflora an das neue Fütterungs regime angepasst haben. Dies kann zu lebensgefährlichen Durchfällen führen. Um Probleme nach dem Absetzen zu vermeiden, werden folgende Massnahmen empfohlen: Olivier Bloch, ALP
Olivier Bloch, ALP
Impressum
Gestaltung: RMG Design, Fribourg
Merkblatt für die Praxis
Autor
Brigitte Strickler Haras national suisse HNS Les Longs-Prés, Postfach 191 1580 Avenches brigitte.strickler@haras.admin.ch
Redaktion: Gerhard Mangold, ALP
Fütterung der frisch abgesetzten Ferkel
Nr. 42 | 2011
Autoren
Herausgeber: Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP www.agroscope.ch
Fütterung der frisch abgesetzten Ferkel
ALP aktuell
Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement EVD Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP
ALP gehört zur Einheit ALP-Haras
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ALP aktuell 41 Das Pferd benötigt aus ernährungsphysiologi schen Gründen als Hauptbestandteil seiner Futterration quali tativ einwandfreies und strukturreiches Raufutter wie Heu, Haylage (trockene Silage) und Stroh. Dies gilt für Pferde aller Rassen, vom Freizeit- bis zum Hochleistungspferd. Das Pferd ist besonders sensibel gegenüber verdorbenen und kontaminierten Futtermitteln. Die hygienische Qualität zählt daher zu den wichtigsten Kriterien von Pferdefuttermitteln. Eine grundfutterreiche, dem Bedarf angepasste Fütterung sowie eine einwandfreie Qualität sind für die Gesunderhaltung, Beschäftigung und damit für das Wohlbefinden des Pferdes wichtig. Das vorliegende Merkblatt orientiert in diesem Sinne über ••Merkmale guter Raufutterqualität •• Beurteilungskriterien–Sensorische Beurteilung ••Orientierungswerte für Heu, Haylage und Stroh ••Raufutterlagerung ••Häufige Fragen Ueli Wyss, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP
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•• Die Ferkel müssen animiert werden, nach dem Absetzen rasch genügend Futter und Flüssigkeit aufzunehmen, in dem während den ersten Tagen das gewohnte Saugferkelbeifutter angeboten wird und genügend Futterplätze zur Verfügung stehen. Es hat sich gezeigt, dass die frisch abgesetzten Ferkel Flüssigfutter dem Trockenfutter vorziehen. •• Wenn Durchfälle häufig auftreten, kann ein Diätfutter mit einem reduzierten Protein- und Mineralstoffgehalt, das organische Säuren und geeignete Rohfaserquellen enthält, das Problem entschärfen. •• Ferkel müssen einen geheizten Ruheplatz haben, solange sie wenig Futter aufnehmen, da Kältestress die Anfälligkeit auf Durchfälle erhöht. Andreas Gutzwiller, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP
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Aktuell
Medienmitteilungen
www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen 26.01.2012 Saubere Ställe schonen die Umwelt Ammoniak aus der Landwirtschaft belastet die Umwelt. Wie sich die Emissionen am effizientesten senken lassen, diskutierten Vertreter aus Forschung, Politik und Praxis an einer Tagung von Agroscope am 26. Januar 2012 in Zürich.
Diese Tiere sind offenbar mit Warentransporten aus Norditalien eingeschleppt worden. Eine erste Massnahme zur Verhinderung einer Populationszunahme auf der Alpennordseite besteht darin, den Maisanbau auf derselben Parzelle während zwei aufeinanderfolgenden Jahren zu verbieten. Diese Methode wurde schon von den Kantonen Tessin und Uri erfolgreich angewendet.
06.02.2012 Die Rückkehr: Maiswurzelbohrer wieder auf der Alpennordseite Der Quarantäneschädling Diabrotica (Maiswurzelbohrer) ist dieses Jahr im Juli auf der Alpennordseite in den Kantonen Uri und Luzern wieder aufgetaucht, obschon dort seit einem Jahr kein Insekt gefangen worden war.
AGrAr ForSchUNG Schweiz recherche AGroNomiqUe SUiSSe
Aktuelle Forschungsergebnisse für Beratung und Praxis: Agrarforschung Schweiz publiziert 10-mal im Jahr Forschungsergebnisse über Pflanzenbau, Nutztiere, Agrarwirtschaft, Landtechnik, Lebensmittel, Umwelt und Gesellschaft. Agrarforschung ist auch online verfügbar unter: www.agrarforschungschweiz.ch
NEU
Bestellen Sie jetzt Ihre Gratisausgabe! Name/Firma Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Partner der zeitschrift sind das Bundesamt für Landwirtschaft, die Schweizerische hochschule für Landwirtschaft ShL, die Beratungszentralen AGriDeA, die eidgenössische Technische hochschule eTh zürich, Departement Agrarund Lebensmittelwissenschaften und Agroscope, die gleichzeitig herausgeberin der zeitschrift ist. Die zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenössische Ämter und an weitere Fachinteressierte.
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Vorname Strasse/Nr PLZ/Ort Beruf E-Mail Datum Unterschrift Talon einsenden an: Redaktion Agrarforschung Schweiz, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Postfach 64, 1725 Posieux Tel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00 E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch | www.agrarforschungschweiz.ch
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Aktuell
Internetlinks
Veranstaltungen
Archiv der Traktorentestberichte von Agroscope www.traktorentest.ch Die Traktorentestberichte der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART bieten die gewünschten Informationen über die Leistungs- und Verbrauchsdaten von älteren Traktoren. Ab sofort sind alle Testberichte seit dem Jahr 1971 in elektronischer Form auf dem Internet verfügbar.
Februar 2012 23. – 26.02.2012 Agroscope an der Tier & Technik 2012 Forschungsanstalten Agroscope ACW, ALP und ART St. Gallen März 2012 13. – 14.03.2012 18. Arbeitswissenschaftliches Kolloquium Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Tänikon 16.03.2012 20 Jahre Integrierte Produktion im Ackerbau Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Reckenholz, Zürich
Vor schau März 2012 / Heft 3 Das Sömmerungsgebiet der Schweiz umfasst rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Alpprodukte und – dienstleistungen sind eine Ertragsquelle der Alpwirtschaft. Forscherinnen der WSL machten eine Angebots erhebung zu Alpprodukten und – dienstleistungen in sechs Regionen der Schweiz. (Foto: Gabriela Brändle ART)
••Alpprodukte und Alpdienstleistungen – Angebot in ausgewählten Regionen der Schweiz, Rosa Böni und Irmi Seidl, WSL ••Populationsstruktur und genetische Diversität von Schweizer Schafrassen, Alexander Burren et al., HAFL ••Klimawandel beeinflusst das Tierwohl bei Milchkühen, Jürg Fuhrer und Pierluigi Calanca, ART ••Langfristige Wirkung von organischen Düngern auf die Bodeneigenschaften, Alexandra Maltas et al., ACW ••Ertrag und Stickstoffdüngung im Pflanzenbau: Langfristige Wirkung organischer Dünger, Alexandra Maltas et al., ACW ••Eine neue Methode zur Bestimmung von Bröckel verlusten, Joachim Sauter et al., ART und Universität Kassel ••Gemeinsam für den Boden, Bruno Arnold und André Chassot , Agridea
23.03.2012 Jahrestagung der SGPW Schweizerische Gesellschaft für Pflanzenwissenschaften Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Reckenholz, Zürich 29.03.2012 AGFF-Generalversammlung/Frühlingstagung Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg, Gränichen April 2012 13.04.2012 7. NATUR Kongress 2012 Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Congress Center, Basel 19.04.2012 Siebte Jahrestagung Netzwerk Pferdeforschung Schweiz Schweizerisches Nationalgestüt SNG Avenches Mai 2012 09. – 10.05.2012 Landtechnik im Alpenraum Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Feldkrich, Oesterreich
Informationen: Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen
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23. - 26. Februar 2012, Tier & Technik, St. Gallen
Agroscope – Forschung macht wettbewerbsfähig
Fachleute von Agroscope präsentieren Arbeiten zu
Ort:
„Qualität und Sicherheit von Süssmost“ – Neue Methoden zur Identifizierung von Kontaminationen und zur Verbesserung der Haltbarkeit von Apfelsäften (Degustation). „Wärme vom Dach“ – Energieeffiziente Heutrocknung mit Abwärme von der Photovoltaikanlage. „Fohlen für die Zukunft“ – Berechnung des Verwandtschaftsgrades unter gleichzeitiger Berücksichtigung von Leistungsmerkmalen beim Pferd.
Besuchen Sie den Agroscope Stand in der Halle 3.1, Standnummer 3.1.31 www.agroscope.ch
Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra
Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement EVD Agroscope
Freitag, 16. März 2012
Fachtagung 20 Jahre Integrierte Produktion
im Ackerbau
Forschungsanstalt Agroscope ART - Reckenholz
Anmeldung und Information
http://www.agroscope.admin.ch/Fachtagung-Ackerbau oder Priska Gassmann Tel: 044 377 7253 priska.gassmann@art.admin.ch