Agrar forschung schweiz 2 0 1 3
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H e f t
Agroscope | BLW | HAFL | AGRIDEA | ETH Zürich
M ä r z
Agrarwirtschaft
Serie AlpFutur: Wirtschaftlichkeit der Alpung in der Schweiz Seite 108
Gesellschaft
Zur sozialen Lage der landwirtschaftlichen Bevölkerung in der Schweiz Seite 132
Pflanzenbau
PRAMIG: ein Entwicklungsprojekt zur besseren Bewirtschaftung der Wiesen südlich der Alpen Seite 138
3
Die Alp- und Sömmerungsweiden prägen die Kulturlandschaft der Schweiz. Wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Veränderungen sowie der Klimawandel beeinflussen die Nutzung des Sömmerungsgebietes. Das Forschungsprogramm AlpFUTUR behandelt diese Thematik. In der Agrarforschung Schweiz werden in dieser und in den kommenden Ausgaben Artikel zum Verbundprojekt AlpFUTUR publiziert. (Foto: Gabriela Brändle, ART) Impressum Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenössische Ämter und weitere Fachinteressierte. Herausgeberin Agroscope Partner b Agroscope (Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil ACW; Agroscope Liebefeld-Posieux und Schweizerisches Nationalgestüt ALP-Haras; Agroscope Reckenholz-Tänikon ART), www.agroscope.ch b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern, www.blw.ch b Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Zollikofen, www.hafl.ch b Beratungszentrale AGRIDEA, Lindau und Lausanne, www.agridea.ch b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich, Departement für Umweltsystemwissenschaften, www.usys.ethz.ch Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21 Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW Postfach 1012, 1260 Nyon 1, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Direktor ACW), Sibylle Willi (ACW), Evelyne Fasnacht (ALP-Haras), Etel Keller-Doroszlai (ART), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (HAFL), Esther Weiss (AGRIDEA), Brigitte Dorn (ETH Zürich). Abonnement Preise Zeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten), inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–* * reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch Adresse Nicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21 Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Adressänderungen E-Mail: verkauf.zivil@bbl.admin.ch, Fax +41 31 325 50 58 Internet www.agrarforschungschweiz.ch www.rechercheagronomiquesuisse.ch ISSN infos ISSN 1663-7852 (Print) ISSN 1663-7909 (Internet) Schlüsseltitel: Agrarforschung Schweiz Abgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz © Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion. Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS
Inhalt März 2013 | Heft 3 107 Editorial 108
Agrarwirtschaft – Serie AlpFutur
irtschaftlichkeit der Alpung in der W Schweiz Thomas Blättler et al.
Agrarwirtschaft – Serie AlpFutur ALPIS – Konzept für ein 116
alpwirtschaftliches Informationssystem Bernadette Oehen, Ingrid Jahrl und Christine Rudmann Agrarwirtschaft Viehloser Bio-Ackerbau: Resultate aus 124
zwölf Beobachtungsjahren des Versuchsbetriebs Mapraz Josy Taramarcaz und Maurice Clerc Gesellschaft Zur sozialen Lage der landwirtschaftlichen 132
Bevölkerung in der Schweiz Sigrid Haunberger Pflanzenbau PRAMIG: ein Entwicklungsprojekt zur 138
besseren Bewirtschaftung der Wiesen südlich der Alpen Emiliano Nucera et al. Kurzbericht Der biologische Anbau von Braugerste 146
im Berggebiet − eine Sortenprüfung Peer Schilperoord und Padruot Fried Kurzbericht Foodle.ch – die Schweizer Plattform 150
rund um das Thema Lebensmittel und Ernährung Judit Valentini 153 Porträt 154 Aktuell 159 Veranstaltungen
Editorial
Zukunft der Sömmerungsweiden in der Schweiz Liebe Leserin, lieber Leser Wer im Berggebiet tätig oder unterwegs ist, kann beobachten, wie sich die Sömmerungsweiden entwickeln. Dieser persönliche Zugang via «Hand und Herz» ist – zusätzlich zum Zugang via «Kopf» mit Studienergebnissen, Statistiken, Grafiken – wichtig.
Urs Gantner, Leiter Fachbereich Forschung und Beratung, Bundesamt für Landwirtschaft BLW
Zugang via «Hand und Herz» Im Buch «Hirtenstock und Käsebrecher» finden sich folgende Aussagen1: »Ich selber bin einfach ein ehemaliger Älpler, der gerne wieder mal zAlp möchte. Weil es gut tut, seinen Schweiss bei einer sinnvollen Arbeit tropfen zu lassen, weil es schön ist, mit Tieren zu arbeiten, in einer Landschaft, die ihrem Wesen weit entgegenkommt. Weil der Ort mich im Innersten berührt.» Wer an einem schönen Sommertag über Alpweiden wandert, die Farbenpracht geniesst …, der weiss, dass die Älpler viel zugunsten von uns allen leisten. Zugang via «Kopf»: Verbundprojekt AlpFUTUR Die Alp- und Sömmerungsweiden prägen die Kulturlandschaft der Schweiz mit, umfassen sie doch einen Achtel der Landesfläche beziehungsweise einen Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Die Nutzung des Sömmerungsgebietes verändert sich. Auslöser dafür sind insbesondere sich verändernde wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen sowie der Klimawandel. Darum ist es naheliegend, dass 2009 das Forschungsprogramm AlpFUTUR lanciert wurde. AlpFUTUR wurde als Verbundprojekt aufgebaut; Forschende aus verschiedenen Institutionen und aus unterschiedlichen Fachbereichen arbeiteten zusammen und wurden im Forschungsprozess durch Praktiker begleitet. Die verschiedenen Teilprojekte haben ihren Eigenwert, hatten aber zusätzlich zur Synthese beziehungsweise zu einem Gesamtbild beizutragen. AlpFUTUR legt Wert auf den laufenden Wissensaustausch zwischen Wissenschaftern und Praktikern in Landwirtschaft und Politik. Deshalb ist es wenig erstaunlich, dass Ergebnisse von AlpFUTUR bereits in die Weiterentwicklung der Agrarpolitik 2014 – 2017 Eingang gefunden haben! AlpFUTUR wird durch die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL und Agroscope koordiniert. 22 Teilprojekte werden von 15 Institutionen aus Forschung und Praxis bearbeitet. AlpFUTUR wird durch Stiftungen, Kantone, Bundesämter und aus Eigenmitteln der beteiligten Forschungsinstitutionen finanziert. Allen Geldgebern sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Mehrere Beiträge in dieser wie auch den weiteren Ausgaben der Agrarforschung im ersten Halbjahr 2013 zeigen Perspektiven für die zukünftige Nutzung des Sömmerungsgebietes auf. Unter anderem wird der politische und unternehmerische Handlungsbedarf aufgezeigt und es werden entsprechende Empfehlungen formuliert. Ich wünsche Ihnen einen echten Lesegenuss und das eine oder andere Aha-Erlebnis.
Hirtenstock und Käsebrecher, Älplerinnen und Älpler im Portrait, Giorgio Hösli et al., zalpverlag, 2010, S. 311.
1
Agrarforschung Schweiz 4 (3): 107, 2013
107
A g r a r w i r t s c h a f t
Serie AlpFUTUR
Wirtschaftlichkeit der Alpung in der Schweiz Thomas Blättler, Bruno Durgiai, Didier Peguiron, Martin Raaflaub und Lucie Winckler Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, 3052 Zollikofen, Schweiz Auskünfte: Bruno Durgiai, E-Mail: Bruno.Durgiai@bfh.ch, Tel +41 31 910 21 45
Abb. 1 | Die Wirtschaftlichkeit der Alpung in der Schweiz ist sehr heterogen. Sie hängt davon ab, wie gut es gelingt, aktuelle Herausforderungen mit gezielt angepassten traditionellen Strukturen zu meistern. (Foto: HAFL)
Einleitung Das Projekt AlpWirtschaft im AlpFutur hatte zwei Hauptziele: Die Erarbeitung eines Glossars und die Entwicklung eines Alprechnungsinstrumentes. Nachfolgend wird das Rechnungsinstrument kurz vorgestellt und auf der Basis einer ersten Berechnung von 18 Pilotalpen Ergebnisse und Überlegungen zur Wirtschaftlichkeit der Alpung in der Schweiz dargestellt. Weil im künftigen Umfeld besonders grosse Herausforderungen auf die in jahrhundertelanger Tradition entwickelte Alpwirtschaft zukommen werden, wurde VokoAlp nicht nur für die Analyse von Alpbetrieben, sondern auch für die rechne-
108
Agrarforschung Schweiz 4 (3): 108–115, 2013
rische Umsetzung von Planungen ausgelegt. Damit lassen sich Simulationen durchführen etwa zur Beantwortung der Frage, wie sich Änderungen bei den gealpten Tierkategorien (z.B. Mutterkühe statt Milchkühe) auf die Wirtschaftlichkeit auswirken. Exemplarische Berechnungen für zwei der 18 Pilotalpen werden abschliessend vorgestellt.
Material und Methoden Die Datenerhebung für VokoAlp geschieht zusammen mit den verschiedenen auf einer Alp tätigen Akteuren (Alppersonal, Präsidenten von Alpkorporationen, Alp-
meister usw.) auf der Basis der ablauforientierten Wertschöpfungskette nach Porter (1985). Es können die Kosten und Leistungen für unterschiedliche Interessengruppen wie Alppersonal, Bestösser, Alpkorporation und Öffentlichkeit (Gemeinde, Kanton, Bund) berechnet werden. Die Kosten und Leistungen der einzelnen Wertschöpfungsbereiche wie Milchverarbeitung können sowohl im Kontext der gesamten Wertschöpfungskette als auch einzeln ausgewiesen und diskutiert werden. Darüber hinaus können konkrete aus Optimierungsideen entstehende Planungen (zum Beispiel Milchverarbeitung statt Verkauf der Milch ab Alp) rechnerisch simuliert und damit die Entscheidungsgrundlagen erweitert werden. Bei der Auswahl der Pilotalpen für die ersten Berechnungen mit VokoAlp wurde darauf geachtet, dass alle Fallstudienregionen von AlpFutur (von Felten et al. 2012), alle Kombinationen der vielfältigen Besitzund Bewirtschaftungsverhältnisse (Götter 2008) sowie möglichst viele Alpregionen der Schweiz exemplarisch in der Stichprobe vertreten sind. Abschliessende Aussagen zur Wirtschaftlichkeit der Alpung in der Schweiz können trotzdem nicht abgeleitet werden. Auf Grund der kleinen Anzahl Alpen und der sehr grossen Heterogenität wird darauf verzichtet, Durchschnittszahlen zu präsentieren. Vielmehr werden auf der Basis der Einzelergebnisse grundsätzliche Tendenzen aufgezeigt. Produktionsstruktur der 18 Pilotalpen Die untersuchten Alpbetriebe haben sehr unterschiedliche Strukturen (Tab 1). Die Anzahl der Normalstösse liegt zwischen 20 und 154, es werden zwischen 8000 und 115 000 kg Milch produziert und davon zwischen 0 und 100 % verkäst. Die Sömmerungsdauer liegt zwischen 65 und 130 Tagen. Die beiden nach Normalstössen kleinsten Alpen werden etwa zur Hälfte mit Rindern bestossen, während sechs Alpbetriebe zu mehr als 80 % mit Milchkühen genutzt werden. Die grösste Milchmenge pro Normalstoss wird mit 1711 kg auf der Alp mit maximalem Kuhanteil und der langen Sömmerungsdauer von 120 Tagen gemolken (Tab 1). Die Milchmenge pro Kuh und Sommer liegt zwischen 400 und 1700 kg. Sie hängt ab von der Dauer der Alpung, vom Milchproduktionspotenzial der Weidebestände sowie von den spezifischen Voraussetzungen der Milchkuh (Milchleistungspotenzial, Laktationsstadium). Je höher die produzierte Milch pro Milchtiertag, desto besser die produktionstechnischen Grundlagen und die Weidewirtschaft und desto mehr Tiere stehen während der Alp noch in Laktation.
Zusammenfassung
Wirtschaftlichkeit der Alpung in der Schweiz | Agrarwirtschaft
Im Rahmen des Projektes AlpWirtschaft wurde an der HAFL das Rechnungsinstrument Voko-Alp als Erhebungs-, Analyse- und Planungsinstrument konzipiert, um Wirtschaftlichkeitsberechnungen auf verschiedenen Alptypen aus der Perspektive unterschiedlicher Ebenen (z.B. Alppersonal, Alpbestösser) durchzuführen. Die Berechnungen auf 18 Pilotalpen zeigen, dass die sehr unterschiedlichen Alpen zu entsprechend grossen Einkommensunterschieden führen. Grössere Alpen sind tendenziell wirtschaftlicher sowohl für die Bestösser als auch für das Alppersonal, welches dort einen höheren Anteil der Arbeit erledigt und einen höheren Netto-Arbeitsverdienst realisiert als auf den kleineren. Im Durchschnitt kommen bei den 18 Pilot alpen etwas mehr als zwei Drittel der Leistungen aus Produktverkäufen, der Rest aus Direktzahlungen. Je grösser der Anteil der Milchproduktion und der davon verkästen Milch, desto höher das Einkommen. Simulationen für zwei Alpen bestätigen, dass sich Spezialisierung lohnt. Insbesondere das Ausschöpfen der Milch- und Käseproduktionspotenziale ist sehr wirtschaftlich. Die hohe Wertschöpfung der Alpmilch macht Milch- gegenüber Mutterkühen auf Alpen konkurrenzfähiger als im Heimbetrieb.
Agrarforschung Schweiz 4 (3): 108–115, 2013
109
Agrarwirtschaft | Wirtschaftlichkeit der Alpung in der Schweiz
davon verar beitete Milch
Produzierter Käse
Produzierte Milch / NST
Produzierte Milch pro Milchtier
Produzierte Milch pro Alptag
Produzierte Milch pro Milchtiertag
Geleistete Arbeit
kg
%
kg
kg / NST
kg / GVE
kg / Tag
kg / Tag
AKh
20
61 %
65
7850
0 %
–
387
413
121
8,7
712
25
42 %
65
9674
100 %
967
395
605
149
10,7
1080
29
100 %
130
35 546
26 %
930
1243
1616
273
12,4
1441
11
AKh / Tag
AKh / NST
AKh / NST
kg Milch / Akh
11
35
16
11
17
44
13
9
50
50
25 19
31
85 %
84
34 891
100 %
3323
1138
1126
415
14,8
1872
22
61
61
43
0 %
100
27 500
100 %
2200
640
158
275
2,1
2291
23
53
29
12
51
79 %
88
50 000
100 %
5000
980
1087
568
12,4
2772
32
54
10
18
52
47 %
82
23 600
97%
2190
454
787
288
10,5
1574
19
30
30
15
53
57 %
121
37 070
43 %
1500
705
2059
306
17,2
1804
15
34
34
21
67
100 %
120
115 000
96 %
9500
1711
2054
958
17,1
2893
24
43
18
40
78
42 %
110
41 139
99%
4073
529
1371
374
12,5
3438
31
44
15
12
95
84 %
96
88 362
87 %
7662
934
1065
920
11,1
4046
42
43
3
22
101
45 %
90
41 680
100 %
3738
413
834
463
9,3
3473
39
34
3
12
101
49 %
110
50 000
100 %
4800
495
1111
455
10,1
3615
33
36
3
14
105
94 %
120
120 000
100 %
10 800
1143
1463
889
12,2
3990
30
38
9
30
107
100 %
94
89 000
100 %
8010
832
832
947
8,8
3897
41
36
6
23
146
69 %
104
88 654
62 %
5450
609
923
852
10,6
4154
40
29
4
21
146
39 %
100
56 907
0 %
–
388
998
474
10,0
2110
18
14
2
27
154
49 %
105
86 846
114 %
10 000
563
1206
827
15,7
5447
52
35
9
16
Arbeitswirtschaftliche Kennzahlen der 18 Pilotalpen Die Arbeitszeit steigt bei den kleineren Alpen mit zunehmender Anzahl Normalstössen konstant an, ab rund 80 gesömmerten Normalstössen ist kein Zusammenhang zwischen der Anzahl Normalstösse und der geleisteten Arbeitszeit mehr erkennbar (Tab. 1). Aus der Arbeitszeit je Alptag geht hervor, dass selbst die kleinen Alpen kaum mit einer Arbeitskraft zu bewältigen sind. Oft werden diese von Familien parallel zum Heimbetrieb bewirtschaftet, oder es wird eine Arbeitskraft angestellt und viel Arbeit (Zäunen, Ein- und Auswintern, Weidepflege etc.) durch die Bestösser geleistet. Die tägliche Arbeitszeit nimmt mit der Grösse der Alpbetriebe zu, je Normalstoss geht sie mit steigender Anzahl der gesömmerten Tiere zurück, allerdings weniger ausgeprägt bei den Alpen über 100 Normalstössen. Ab 67 Normalstössen wird der Arbeitsanteil der Bestösser deutlich kleiner (Tab. 1). Ein Zusammenhang zwischen der Arbeitsproduktivität (kg produzierte Milch pro Arbeitsstunde) und der Anzahl Normalstösse konnte in unserer Stichprobe infolge des sehr unterschiedlichen Anteils der Milchkühe nicht festgestellt werden. Dagegen steigt die Arbeitsproduktivität mit steigendem Milchkuhanteil an den gesömmerten Normalstössen.
110
Arbeitspro duktivität
Produzierte Milch
Tage
Arbeit pro NST (nur Bestösser)
Sömmerungstage (Milchtiere)
%
Arbeit pro NST
Anteil Milchkühe
NST
Geleistete Arbeit pro Alptag
Gesömmerte Normalstösse
Tab. 1 | Kennzahlen zu Strukturen, Milchproduktion und Arbeitswirtschaft der 18 Pilotalpen. (Die Alp mit 43 NST ist eine Ziegenalp)
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Kostenrechnung In Abbildung 2 sind für die 18 untersuchten Pilotalpen, in der Reihenfolge der Anzahl Normalstösse, jeweils die Kosten (linke Säule) und Leistungen (rechte Säule) pro Kilogramm Milch aus der Sicht der Bestösser dargestellt. Deutlich fallen die grossen Unterschiede auf, was angesichts der grossen Heterogenität der Alpen nicht überrascht. Tendenziell gehen die Kosten je kg Milch bei steigender Anzahl Normalstösse zurück. Insbesondere die eigenen Strukturkosten für die Bestösser sind ab 95 Normalstössen deutlich tiefer. Dies dürfte zwei Ursachen haben: erstens gehen die fixen Arbeitszeiten (für die Ein- und Auswinterung des Alpbetriebs, für den Alpaufzug, für das Erstellen der Zäune oder für allgemeine Managementarbeiten) je Normalstoss zurück und zweitens werden auf grösseren Alpen tendenziell mehr fixe Arbeiten durch das Personal erledigt. Interessant ist, dass alle untersuchten Alpen ab 67 Normalstössen mit ihren Leistungen (inkl. Tierzuwachs) die Kosten decken können. Daraus resultiert ein Gewinn bei einem Lohnanspruch der Bestösser von Fr. 27.– pro Stunde, während bei den kleineren Alpen, abgesehen von der Alp mit 51 Normalstössen, ein Verlust ausgewiesen wird (Kosten-Säule links höher als Leistungs-Säule rechts). Die
Wirtschaftlichkeit der Alpung in der Schweiz | Agrarwirtschaft
4,50
4,00
3,50
Fr. pro kg Milch
3,00
2,50
2,00
1,50
1,00
0,50
0 20
25
29
31
43
51
52
53
67
78
95
101
101
105
107
146
146
154
NST Direktzahlungen
Geschätzter Zuwachserlös
Erlös aus Produkten
eigene Strukturkosten
fremde Strukturkosten
Direktkosten
Abb. 2 | Kosten (linke Säule; Direktkosten = Einzelkosten, eigene Strukturkosten = Lohnanspruch und Zinsanspruch) und Leistungen (rechte Säule) für die Ebene der Alpbestösser in Fr. pro kg Milch auf den 18 ausgewerteten Pilotalpen, geordnet nach der Anzahl Normalstösse.
rösseren Alpen, welche oft in Gemeindebesitz sind, weig sen kaum Abschreibungen oder Kapitalkosten aus, welche bei den kleineren Alpen teilweise beträchtlich sind. Die grösseren Alpen haben höhere Personalkosten (Abb. 3). Die Gründe für die höhere Wirtschaftlichkeit grösserer Alpen sind vielseitig, ausschlaggebend sind neben günstigen natürlichen Voraussetzungen für eine grossflächige Bewirtschaftung Skalen- und Spezialisierungseffekte sowie effizientere Einrichtungen und Abläufe. Pro Normalstoss erwirtschaften kleinere Alpbetriebe oft höhere Einkommen. Die zuteilbaren Einzelkosten liegen im Mittel zwischen 70 und 80 Rappen pro Kilogramm produzierter Milch, streuen aber zwischen 10 und 150 Rappen! Zu den grossen Unterschieden tragen hier vor allem die Personalkosten bei. Bei den fremden Strukturkosten (z.B. Abschreibungen, Unterhalt der Wege), welche im Mittel bei rund 60 Rappen liegen, ist die Bandbreite ebenfalls gross. Hier widerspiegeln sich Alter und Art der Infrastruktur, aber auch die alpspezifischen Eigenheiten (z.B. Milchtransporte, mehrere Stafel).
Die eigenen Strukturkosten der Bestösser liegen im Durchschnitt bei rund 80 Rappen; ausschlaggebend sind hier die Arbeitsstunden. Auf kleineren Alpbetrieben wird tendenziell mehr Arbeit durch die Bestösser erledigt und kann auf weniger Milch verteilt werden, was zu einem höheren eigenen Lohnanspruch je Kilogramm Milch führt. Die Produkterlöse und Leistungen aus Direktzahlungen werden durch die alpspezifischen und personellen Voraussetzungen beeinflusst, aber kaum durch die Grösse der Alp beziehungsweise die Anzahl gesömmerter Normalstösse. Die Leistungen aus allen Produkten (v.a. Milch, Käse, Butter, Rahm) betragen pro Kilogramm produzierter Milch zwischen 72 Rappen und Fr. 1,91 (Mittelwert Fr. 1,40). Die untersuchten Betriebe mit mehrheitlicher Verarbeitung der Milch zu Käse erreichen mit über Fr. 1,50 einen höheren Milcherlös. Die Direktzahlungen liefern rund einen Drittel der monetären Leistungen (ohne Bewertung des Tierzuwachses) und liegen zwischen 31 Rappen und Fr. 1,18 je Kilo gramm produzierter Milch.
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Agrarwirtschaft | Wirtschaftlichkeit der Alpung in der Schweiz
1800 1600 1400
Fr. pro NST
1200 1000 800 600 400 200
154
146
146
107
105
101
101
95
78
67
53
52
51
43
31
29
25
20
0 Gesömmerte NST Einkommen / NST
Personalkosten / NST
Abb. 3 | Einkommen (linke Säule, blau) und Personalkosten (rechte Säule, gelb) in Fr. pro Normalstoss, g eordnet nach der Anzahl Normalstösse
Einkommen und Arbeitsverdienst Das durchschnittliche Einkommen1 auf den 18 untersuchten Pilotalpen liegt bei Fr. 45 000.– (zwischen Fr. 1300.– und Fr. 165 000.–), je Normalstoss sind das rund Fr. 600.– (Fr. 60.– bis Fr. 1600.–). Bei Berücksichtigung des Tierzuwachses ist dieses Einkommen auf den untersuchten 18 Alpen im Mittel rund 17 % höher. Im Gegensatz zu den Ergebnissen der Vollkostenrechnung steigt das Einkommen pro Normalstoss nicht signifikant bei steigender Anzahl gesömmerter Normalstösse (Abb. 3). Gerade kleine Alpen können bei Bewirtschaftung mit eigenen Arbeitskräften ein hohes Einkommen je Normalstoss und damit einen wesentlichen Beitrag an das Einkommen der Bauernfamilien generieren. Zwar werden viele Familien-Arbeits stun den je Normalstoss geleistet, aber der Stundenverdienst ist trotzdem besser als bei den meisten alternativen Tätigkeiten in der Berglandwirtschaft. Aus Abbildung 3 kann herausgelesen werden, dass die grösseren Alpen höhere Personalkosten pro Normalstoss haben. Das liegt daran, dass sie mehr Arbeit auf entlöhnte Angestellte auslagern. Das Einkommen je Normalstoss wird entsprechend reduziert. Umgekehrt müssen mit dem verbleibenden Einkommen weniger Arbeitsstunden der Bestösser abgegolten werden, was wiederum den Arbeitsverdienst pro Stunde erhöht. Alpbetriebe mit Milchkühen ohne oder mit geringer Käseproduktion erwirtschaften tendenziell tiefere Einkommen als Betriebe mit einer hohen Käseproduktion pro Normalstoss. Die Milchverarbeitung zu Käse trägt
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Agrarforschung Schweiz 4 (3): 108–115, 2013
damit wesentlich zur Wertschöpfung aus der Milch und zu einem höheren Einkommen bei. Die Direktzahlungen haben ebenfalls einen wesentlichen Einfluss auf das Einkommen, sie machen im Mittel gegen zwei Drittel davon aus. Planungsrechnungen für eine kleine Alp Eine extensive und spät genutzte Alp mit 25 Normalstössen wurde in den 90er Jahren mit dem Bau einer Zufahrtstrasse, neuer Alpgebäude und einer einfachen Käserei saniert. Aktuell werden rund 15 laktierende Kühe, fünf Galtkühe sowie 45 Rinder gealpt. Aus futterbaulicher Sicht wird das Milchproduktionspotenzial damit nicht optimal genutzt und auch von den Einrichtungen und der Arbeitskapazität des angestellten Älplers her wäre eine grössere Käsemenge möglich. Entsprechend erwirtschaften die Bestösser dieser Alp ein unterdurchschnittliches Einkommen pro Normalstoss von Fr. 164.– (Abb. 4). Bei einem Verzicht auf die Milchverarbeitung und die alleinige Sömmerung von Jungvieh könnte auf die Anstellung einer Arbeitskraft verzichtet werden, die Bauern müssten aber die regelmässigen Kontrollgänge selber durchführen. Dank den Direktzahlungen könnten auch in dieser Variante die Fremdkosten gedeckt wer den, das Einkommen würde aber inklusive Tierzuwachs rund Fr. 11 300.– betragen, also etwas mehr als in der ISTVariante. Die Spezialisierung bringt somit unter Berücksichtigung des Tierzuwachses eine leichte Verbesserung der Wirtschaftlichkeit. Mit den Kontrollgängen zu den
Wirtschaftlichkeit der Alpung in der Schweiz | Agrarwirtschaft
800
60
700
50
AKh pro NST
500
30
400 300
20
200 10
100
0 IST
Jungvieh
0
Fr. Einkommen pro NST
600 40
AKh Bestösser AKh Personal Einkommen mit Zuwachs Einkommen ohne Zuwachs
Milch opt.
Abb. 4 | Arbeitsstunden der Bestösser und des Personals sowie Einkommen ohne und mit Tierzuwachs pro Normalstoss, in der IST-Situation und in den beiden Planungsvarianten.
Tieren und den damit verbundenen zusätzlichen Fahrten auf die Alp müssten die Bestösser dabei rund hundert Arbeitsstunden pro Sommer mehr leisten (Abb. 4). In der Variante mit optimierter Milchproduktion und -verarbeitung wurde mit 20 in den Wintermonaten zwischen November und Februar abkalbenden Kühen (Milchleistungsniveau: 6000 kg / Kuh und Jahr) gerechnet. Die Anzahl Rinder und die bisherige Weidezuteilung könnten mit dieser Variante beibehalten werden. Für die Verarbeitung der grösseren Milchmenge wurden Investitionen in die Käserei von Fr. 17 000.– und 30 Prozent Lohnerhöhung für das Personal angenommen. Das Einkommen bei optimierter Milchverarbeitung beträgt Fr. 13 600.–, unter Berücksichtigung des geschätzten Zuwachserlöses Fr. 19 000.–. Die beiden berechneten Planungsvarianten sind damit wirtschaftlicher als die aktuelle Kombination von Milchverarbeitung und Jungviehalpung. Mit der Spezialisierung auf Jungviehalpung kann zwar das Einkommen aus der Alpbewirtschaftung verbessert werden, die Arbeitsbelastung nimmt aber auch auf den Heimbetrieben im Sommer zu, weil dort mehr Milchkühe gehalten werden müssten. Die optimierte Milchverarbeitung wäre die wirtschaftlich interessanteste Lösung, die aber zusätzliche Investitionen, neue Kunden für den Käseabsatz und qualifiziertes, motiviertes Alppersonal voraussetzt. Planungsrechnungen für eine grosse Alp Die Alp mit 101 Normalstössen wurde früher mit Milchvieh und Aufzuchttieren genutzt. In den letzten 20 Jahren haben verschiedene an der Alp beteiligte Betriebe
von der Milchproduktion auf die Mutterkuhhaltung umgestellt, so dass aktuell 45 Milch- und 65 Mutterkühe gesömmert werden. Die Infrastruktur ist auf eine effiziente Milchproduktion und -verarbeitung ausgelegt: Mit einem fahrbaren Melkstand und drei Melkplätzen können die Weiden optimal genutzt werden, das Personal verarbeitet die rund 50 000 kg Milch mit einem 800 kg-Käsekessi in hochwertigen Alpkäse. Auf der Alp sind – inklusive Betreuung der Mutterkühe – drei Personen angestellt. Die Erlöse aus dem Käseverkauf decken fast die gesamten Kosten. Unter Berücksichtigung des geschätzten Zuwachses der Mutterkuhkälber kann ein Einkommen von fast Fr. 700.– pro Normalstoss erwirtschaftet werden. Mit der alleinigen Sömmerung von Mutterkühen könnten die Angestelltenkosten auf einen Drittel gesenkt und die Arbeitseinsätze der Bestösser praktisch halbiert werden (Abb. 5). Durch den Wegfall des Käseverkaufs sinken aber auch die Einnahmen massiv, der zusätzliche Tierzuwachs kann den Einkommensverlust nicht kompensieren, das Einkommen je Normalstoss sinkt massiv auf unter Fr. 400.– je Normalstoss. Die Heimbetriebe müssten also mit der eingesparten Arbeitszeit Fr. 300.– Einkommen pro Normalstoss kompensieren, was angesichts des hohen Arbeitsverdienstes auf der Alp nicht einfach sein dürfte. Aus weidetechnischen Gründen müsste bei einer vollständigen Umstellung auf Milchkühe etwa die Hälfte der Tiere ab Mitte Sommer galt gestellt werden, um mit diesen die weiter entfernten Weiden zu bewirtschaften und für die Milchproduktion die gut erreichba-
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1000
43
900 800
38
AKh pro NST
600
27
500 22
400
16
300
11
200
5 0
100 IST
Nur MUKU
Nur MIKU
0
Fr. Einkommen pro NST
700
32
AKh Bestösser AKh Personal Einkommen mit Zuwachs Einkommen ohne Zuwachs
Abb. 5 | Arbeitsstunden der Bestösser und des Personals sowie Einkommen ohne und mit Tierzuwachs pro Normalstoss, in der IST-Situation und in den beiden Planungsvarianten nur mit Mutterkühen («Nur MUKU») bzw. nur mit Milchkühen («Nur MIKU»).
ren Weideflächen zu nutzen. Das Personal wäre insofern mehr gefordert, als mit dem bestehenden Käsekessi in der ersten Sommerhälfte zwei Mal täglich gekäst werden müsste. Im VokoAlp wurde das in der Arbeitszeitbilanz und bei den Angestelltenkosten entsprechend simuliert. Der steigenden Arbeitsbelastung bei den Bestössern stehen deutliche Mehreinnahmen im Käseverkauf gegenüber. Sofern die entsprechende Nachfrage vorhanden ist, würde das zu einer Steigerung des Einkommens je Normalstoss von heute Fr. 700.– auf über Fr. 900.– führen (Abb. 5). Für die einzelnen an der Alp beteiligten Betriebe könnte diese Verbesserung beim Einkommen bis zu Fr. 10 000.– ausmachen! Auf der Alp kann also – meist im Gegensatz zur Situation auf dem Heimbetrieb – mit verhältnismässig wenig zusätzlichem Arbeitsaufwand deutlich mehr Einkommen erwirtschaftet werden. Dieses Beispiel zeigt eindrücklich, wie effizient geführte Alpbetriebe einen wesentlichen Einkommensbeitrag an die Heimbetriebe liefern können. Die Milchverarbeitung kann dabei die Wertschöpfung deutlich verbessern; Voraussetzung dafür ist allerdings qualifiziertes Personal und ein genügendes Käseabsatzpotenzial zu hohen Preisen. Wie auf dem Heimbetrieb senkt die Mutterkuhhaltung auch auf der Alp den Arbeitsaufwand gegenüber der Milchproduktion, das dadurch für die Bestösser entgangene Einkommen ist aber höher als die eingesparten Arbeitskosten. Der allgemeine Trend im Berggebiet weg von der Milch zur Fleischproduktion hat Konsequenzen
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auf das aus der Landwirtschaft selber generierte Einkommen: während der Alpzeit wird auf diesem Sömmerungsbetrieb mit Milchproduktion und -verarbeitung auf der Alp zwei bis drei Mal mehr Einkommen erwirtschaftet als mit Mutterkühen! Interessant ist auch das Verhältnis zwischen ausgelösten Direktzahlungen und realisiertem Einkommen: während bei der reinen Mutterkuhhaltung in diesem Beispiel einem Direktzahlungsfranken Fr. 1,20 Einkommen für die Bestösser aus der Alpbewirtschaftung gegenüberstehen würden, sind es in der aktuellen Situation Fr. 1,70 und bei der simulierten Variante nur mit Milchkühen wären es sogar mehr als zwei Franken. Auf dieser Alp ist damit die Einkommenswirkung der Direktzahlungen bei Milchproduktion und -verarbeitung deutlich besser als bei Mutterkuhhaltung und wohl auch klar höher als die generelle Einkommenseffizienz der Direktn zahlungen im Berggebiet.
www.alpfutur.ch
Economia dell’alpeggio in Svizzera Nell’ambito del progetto AlpWirtschaft la HAFL ha concepito lo strumento di calcolo, VokoAlp, per la raccolta, analisi di dati e la pianificazione in modo d’eseguire studi sulla sostenibilità economica di diversi tipi di alpeggio partendo sulla base di diversi livelli (ad esempio dal personale, dai gestori). I calcoli effettuati su 18 alpeggi pilota mostrano che, a dipendenza della conduzione vi sono grandi differenze di reddito. Le alpi più grandi tendono ad essere in generale più economiche sia per i gestori, sia per il personale che svolgendo la gran parte del lavoro raggiunge il maggior utile netto rispetto ai più piccoli. Mediamente sui 18 alpeggi pilota, due terzi delle prestazioni sono realizzate attraverso la vendita di prodotti e il resto proviene dai pagamenti diretti. Laddove la produzione e la trasformazione del latte è più importante, anche il reddito è migliore. Simulazioni per due alpeggi confermano la convenienza della loro specializzazione è conveniente. Soprattutto lo sfruttamento del potenziale di produzione e trasformazione del latte è economicamente interessante. L’alto valore aggiunto del latte alpestre fa si che le vacche lattifere all’alpeggio siano più produttive, rispetto alle vacche nutrici tenute in azienda.
Summary
Riassunto
Wirtschaftlichkeit der Alpung in der Schweiz | Agrarwirtschaft
Economic efficiency of seasonal used mountain pasture farms in Switzerland In the project AlpWirtschaft the application VokoAlp was developed for compiling and analyzing data and for budgetary accounting. Cost- efficiency studies for 18 typical Swiss alpine summer farming units were done for different levels (staff, farmers). Large differences in income between different alpine pasture farms were found. The larger alpine farms were more profitable with higher net incomes; both, at the level of individual farmers and of the management unit. The income generated by products (milk, cheese, butter etc.) represented approximately two-thirds of the entire income; the rest of the income came from subsidies. The more milk produced and processed per cow, the higher was the income. Simulations for two alpine pasture farms show that specializing is profitable. Using the potentials of producing and processing is very profitable. The relative competiveness of dairy production and processing in alpine pasture farms is better than in the home farms, where suckler cows, heifers or calves are kept, due to the high value added in the dairy operation in alpine summer pastures. Key words: alpine summer farming, cost-efficiency, dairy production and processing, value added in the dairy operation.
Literatur ▪▪ Götter J., 2008. Verfügungsrechte und Wirtschaftsweisen in Alpbetrieben Graubündens. Stärken und Schwächen unterschiedlicher Eigentumsund Organisationsformen. Diplomarbeit im Studiengang Landschaftsökologie und Naturschutz am Institut für Botanik und Landschaftsökologie, Universität Greifswald. ▪▪ Porter M.E., 1985. Competitive advantage. Creating and sustaining superior performance, Free Press New York. ▪▪ Von Felten S., Fischer M. & Lauber S., 2012. Alpwirtschaft in der Schweiz, Befragungen zu Situation und Wahl der Sömmerungsbetriebe. Agrarforschung Schweiz 3 (4), 186–193.
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A g r a r w i r t s c h a f t
Serie AlpFUTUR
ALPIS – Konzept für ein alpwirtschaftliches Informationssystem Bernadette Oehen1, Ingrid Jahrl1 und Christine Rudmann2 Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, 5070 Frick, Schweiz 2 Strickhof, 8315 Lindau, Schweiz In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe ALPIS, namentlich Manfred Tschumi, BLW Rudolf Bucher und Walter Marchion, Amt für Landwirtschaft und Geoinformation des Kantons Graubünden, ALG Heinz Aebersold, Schweizerischer Alpwirtschaftlicher Verband – SAV Auskünfte: Bernadette Oehen, E-Mail: bernadette.oehen@fibl.org, Tel. +41 62 865 72 72
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Zum Sömmerungsgebiet und zur Alpwirtschaft stehen in der Schweiz nur veraltete, teilweise geschätzte und lückenhafte Daten zur Verfügung. Mit einem modernen alpwirtschaftlichen Informationssystem « ALPIS» sollen diese Lücken geschlossen werden. Damit wird die Grundlage für eine nachhaltige Bewirtschaftung des empfindlichen Lebensraumes in den Alpen und im Jura geschaffen und die Leistungen der A lpwirtschaft sichtbar gemacht.
Einleitung Sömmerungsweiden prägen das Bild der Schweiz im Inund Ausland. Dieses mit Kühen, Rindern, Schafen und Ziegen genutzte Grasland im Berggebiet macht ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Schweiz aus und bildet einen vernetzten Lebensraum, der sich durch hohe Biodiversität auszeichnet. In diesem Gebiet wurden 2011 mehr als 100 000 Milchkühe, 33 000 Mutterkühe, 100 000 Rinder, 25 000 Schafe auf 7139 Betrieben gesömmert und rund 0,1 Mio t Milch produziert (BLW 2012).
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Die Vielfalt des Sömmerungsgebietes, die auch durch eine angepasste Nutzung erhalten bleibt, ist den oft widersprüchlichen Interessen von Politik, Land- und Forstwirtschaft, Tourismus, Verkehr oder Energieproduktion ausgesetzt und dadurch verletzlich. Tragfähige Konzepte für eine nachhaltige Bewirtschaftung in einem sich rasch wandelnden Umfeld können nur entwickelt werden, wenn ausreichend Kenntnis der Lage, Art und Grösse der Alpen und ihrer gegenwärtigen Nutzung vorhanden sind. Da die Sömmerungsbeiträge pro Normalstoss beziehungsweise pro Raufutter verzehrende Grossvieheinheit
(RGVE) ausbezahlt werden, bestand bis anhin keine Dringlichkeit zur genauen Flächenerhebung. Für diese Informationen wird heute entweder auf die Arealstatistik (BfS 2005) oder auf den Alpkataster von Werthemann und Imboden (1982) zurückgegriffen, für welchen die Datenaufnahme in den 1950er- bis 1970er-Jahren erfolgte. Diese Datenquellen sind in Hinsicht auf Lage, Grösse und Art der alpwirtschaftlichen Nutzung ungenau (Lauber et al. 2008) denn seit Erhebung dieser Daten hat sich im Sömmerungsgebiet die Waldfläche ausgedehnt (BfS 2012), Alpen wurden aufgegeben während auf andern Alpen die Produktion intensiviert und in neue Infrastruktur investiert wurde. Im Rahmen des Projektverbundes AlpFUTUR wurde deshalb ein Konzept für einen «modernen» schweizerischen Alpkataster in Form eines «Alpwirtschaftlichen Informationssystems – ALPIS» erarbeitet. Dabei standen die folgenden Ziele im Vordergrund: ••Schaffen einer gesamtschweizerischen Übersicht, welche Daten zum Sömmerungsgebiet wo vorhanden sind (kantonale Ebene, Bundesebene, private Organisationen) und welche rechtlichen Grundlagen für die Datenerhebung existieren, ••Bestimmen der Daten, die in einem erneuerten Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Informationssystem ALPIS gesammelt werden sollen (Minimales Datenset).
Methoden und Resultate Konzepterarbeitung für ein neues Alpwirtschaftliches Informationssystem ALPIS Mit dem Projekt ALPIS wurde die Diskussion über eine gesamtschweizerische Erneuerung und Weiterentwicklung der Alpkataster strukturiert angegangen. Für die Erarbeitung des ALPIS wurde ein partizipativer Ansatz gewählt um den Ansprüchen von Kantonen, des Bundes und der alpwirtschaftlichen Praxis Rechnung zu tragen, und das vorhandene Wissen der verschiedenen Akteure in die Erarbeitung von ALPIS einfliessen zu lassen. Die frühe Integration aller beteiligten Stellen war zentral, um ein breit abgestütztes Konzept für ALPIS zu erarbeiten, das Chancen auf eine Umsetzung hat. Das Konzept für einen erneuerten Alpkataster wurde an fünf ganztägigen Workshops mit Vertretern1 von Bund, Kantonen und Vertretern der Alpwirtschaft erarbeitet (Abb. 1). Inputs zur Konzeptentwicklung kamen zudem aus Recherchen des Projektteams und aus Umfra gen bei den Kantonen.
Zusammenfassung
ALPIS – Konzept für ein alpwirtschaftliches I nformationssystem | Agrarwirtschaft
Die Alpwirtschaft befindet sich in einem stetigen Wandel: Regionalpolitische Entwicklungen und Umweltanliegen stehen Anforderungen an Rentabilität und effiziente Bewirtschaftung gegenüber. Mangels neuerer Datengrundlagen werden für alpwirtschaftliche Entscheidungen in vielen Kantonen die Alpkataster herangezogen, die auf Erhebungen in den 1950er- bis 1970er-Jahren beruhen. Obwohl diese Daten schon lange als ungenügend und unvollständig angesehen werden, scheiterten die Versuche einer gesamtschweizerischen Aktualisierung der Alpkataster. Erst im Rahmen des Verbundprojektes AlpFUTUR konnte dieses Anliegen erneut in Angriff genommen werden. Während der Erarbeitung des Konzeptes für einen erneuerten, schweizerischen Alpkataster in Form eines Alpwirtschaftlichen Informationssystems «ALPIS» zeigte sich, dass die gesamtschweizerische Erneuerung des Alpkatasters möglich ist und von Vertreterinnen und Vertretern der Alpwirtschaft und den kantonalen Behörden gewünscht wird. Die Umsetzung wird durch die laufende Umsetzung des Geoinformationsgesetzes, das die Erfassung und Pflege einer breiten Palette von Geoinformationen bewirken wird, begünstigt. «ALPIS» soll aber nicht nur Raumdaten zur landwirtschaftlichen Nutzung des Sömmerungsgebietes liefern sondern diese Daten mit Informationen zur Produktivität der Alpweiden, zur Erschliessung, zur Produktvermarktung oder Unterkunft- und Verpflegungsmöglichkeiten verbinden. Ein «ALPIS» trägt so dazu bei, die Leistungen im Sömmerungsgebiet sichtbar zu machen.
1 In der Arbeitsgruppe ALPIS waren das Bundesamt für Landwirtschaft – BLW, das Bundesamt für Umwelt – BAFU, die Alpwirtschaft über den Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verband (SAV) und das alporama, sowie Vertreter der Kantone AR, BE, GL, GR, LU, NE, NW, OW, SG, SZ, TI, UR, VS vertreten.
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Agrarwirtschaft | ALPIS – Konzept für ein alpwirtschaftliches I nformationssystem
Abb. 1 | Das Konzept für ALPIS wurde an fünf Workshops mit Vertretern und Vertreterinnen von Bund, Kantonen und Vertretern der Alpwirtschaft erarbeitet. Der partizipative Ansatz wurde gewählt, um vorhandenes Wissen und Bedürfnisse von Behörden und Verbänden in das Konzept einfliessen zu lassen. Denn ALPIS soll den Vollzug und die Alpwirtschaft unterstützen.
Atueller Stand der Datenerhebungen im Sömmerungsgebiet Die Umfragen zum Stand der Datenerhebung bei den Kantonen ergaben, dass gesamtschweizerisch mehr Daten zum Sömmerungsgebiet und zur Sömmerung vorhanden sind als erwartet. Alle Kantone erfassen den Tierbesatz im Auszahlungsjahr und den ausbezahlten Sömmerungsbeitrag. Einige Kantone aktualisierten ihren Alpkataster, einige erfassten die Alpflächen und die Weideflächen auch digital (Tab. 1).
Bei einigen Kantonen steht dabei die Vereinfachung und Verbesserung des Vollzugs der Sömmerungsbeitragsverordnung im Vordergrund (Kantone GR, VS, NW), während die Kantone Tessin, St. Gallen und Luzern die Katasterdaten mit alpwirtschaftlichen Informationen und Angaben zu Dienstleistungen auf den Alpen verbunden haben, und so viel mehr Informationen zusammenstellen, als in einem Kataster üblicherweise vorhanden sind. Die Kantone St. Gallen (Hobi 2011) und Luzern (Hofstetter et al. 2005) haben die Alpflächen georeferenziert
Tab. 1 | Stand der Erneuerung der Alpkataster (seit 1995) und der Digitalisierung der Sömmerungsflächen (Alpperimeter und Weiden) in den einzelnen Kantonen (Stand Okt. 2011). Der Kanton Basel-Stadt fehlt, da der Kanton keine Sömmerungsfläche hat. Tiere aus dem Kanton Basel-Stadt werden in andern Kantonen gesömmert. Stand Alpkataster – Genauigkeit der Digitalisierung
Erneuerung der Papierkataster seit 1995
Alpperimeter
Weideflächen
Kantonale Naturschutzflächen1
Sonstige Flächenerfassung
Keine Erhebung der Alpflächen
AI, AR, BE, FR, SG, LU, TI
AR, AI, GR, LU, NE, SG, UR
AR, AI, GL, GR, LU, SO, TI (nur bei Bewirtschaftungsplänen)
AR, AI, BE, LU, NE, NW, SZ, SO, SG, TI, OW, GR, FR (bei Bewirtschaftungsplänen)
NE: Düngbare Flächen; LU: Heuwiesen; OW: Flächen mit Bewirtschaftungsrestriktionen.
AG, BE, BL, OW, NW, SZ, ZG, SH, FR, VS, VD, GE, JU
Gemeint sind hier die Bundesinventare und kantonale Daten sowie NHG Vertragsflächen.
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erfasst und machen diese Angaben über eine WebGis Applikation öffentlich zugänglich. Sie schaffen damit eine Werbe- und Informationsplattform für die Alpwirtschaft. Die gesamtschweizerische Auswertung stellt aber weiterhin ein Problem dar, da bei der Hälfte der Kantone mit Sömmerungsflächen die Aktualisierung der alpwirtschaftlichen Daten keine Priorität hat. Bei den Kantonen, die den Alpperimeter erfasst haben, wurde die Abgrenzung gegen die nicht produktive Fläche zudem nicht einheitlich gemacht, oder es wurde nicht der Alpperimeter, sondern die Weidefläche erhoben (Tab. 1). Dies führt auf schweizerischer Ebene einerseits zu Informationslücken und andererseits zu einer Vielzahl unterschiedlicher Systeme auf kantonaler Ebene, die nicht zueinander kompatibel sind, und deren Daten sich nicht vergleichen lassen. Zudem werden nicht alle kantonal erhobenen Daten archiviert, so dass sich keine Zeitreihen erstellen lassen. Angaben zur Produktivität und Wirtschaftlichkeit der Alpweiden fehlen in allen Kantonen. Das ALPIS Konzept Aus Sicht der Arbeitsgruppe ist die Erfassung der Alpflächen wichtig. Diese Daten sollen für Evaluationen und als Grundlage für Entscheidungen bei Politik, Bund, Kantonen und Privatpersonen zur Verfügung stehen. Die Erfassung der Flächen führt nur dann zu einem Mehrwert für die Alpwirtschaft, wenn sie von einem ALPIS mit Daten zur Nutzung und Erschliessung, zu touristischen Angeboten und zum Verkauf von Alpprodukten verbunden werden. Zur Umsetzung ist eine ALPIS-Datenbank notwendig, in der die Informationen aus dem Vollzug im Sömmerungsgebiet erfasst, gespeichert, verwaltet und ausgewertet werden können. Dabei sollte zwischen einem Hauptteil- und einem Ergänzungsteil3 unterschieden werden. Der Hauptteil enthält ein minimales Daten-Set, welches regelmässig von allen Kantonen erhoben wird. Ergänzt wird dieses Datenset mit Daten aus Erhebungen, welche eine gesetzliche Grundlage haben aber nicht schweizweit vorhanden sind. Dazu gehören Bewirtschaftungspläne und Informationen zu Meliorationen und Strukturverbesserungen. Diese Daten im Hauptteil stammen aus bestehenden Datenbanken von Bundesämtern, von Kantonen und von den Gemeinden. Im Ergänzungsteil sind von Seiten der Kantone mehrheitlich Daten untergebracht, für deren Publikation die Einwilligung der Alpbewirtschafter oder Alpbesitzer notwendig ist oder deren Erhebung nach Ansicht der Gemeint sind hier die Bundesinventare und kantonale Daten sowie NHG Vertragsflächen. 3 Im Konzept von ALPIS wird von einem Pflichtteil und einem Kürteil gesprochen. 2
Kantone mit sehr viel Aufwand verbunden ist. Dazu gehört die Erschliessung der Alp, das Datum des Alpauftriebs- und Abtriebs, Angaben zur Wasserversorgung für die Tiere, Daten zur Ausstattung der Alpgebäude. Aus diesem Grund ist zu erwarten, dass diese Daten nicht schweizweit zur Verfügung stehen werden. Ein ALPIS kann so zu einem Portal werden, auf dem einzelne Alpen für ihre Produkte und Dienstleistungen werben können und welches Informationen bereitstellt, die für das Alppersonal von Bedeutung sind oder Daten zu Unterkunft- und Verpflegungsmöglichkeiten für Wanderer sammelt. Die neuen Kataster aus dem Kanton St. Gallen und Luzern oder die Website «alporama» gehen in diese Richtung. Das ALPIS Datenset Im Zentrum von ALPIS steht ein minimales Datenset, das primär Angaben aus dem Vollzug der Sömmerungsbeitragsverordnung (SöBV SR 910.133) durch die Kantone enthält. Diese Daten werden mit den Informationen aus der Tierverkehrsdatenbank-TVD (Tierbewegungen, Lage der Stallgebäude), der Datenbank DBMilch (Milchmenge) und mit den Inventar- und Vertragsflächen nach Natur- und Heimatschutzgesetz (NHG), die beim BAFU und den Kantonen vorhanden sind, verbunden. In diesem minimalen Datenset ist als wichtiges neues Element der Alpperimeter aufgenommen, welcher die einer Alp zugehörige Fläche beschreibt, und noch nicht in allen Kantonen mit Sömmerungsflächen vorliegt (Tab. 1). In den Kantonen, die den Alpperimeter bereits erhoben haben, wurde die Abgrenzung der Nutzfläche nicht ganz einheitlich vorgenommen. Für alle Kantone, die den Alpperimeter bei einer Umsetzung von ALPIS noch nicht erhoben haben sollen, ist es notwendig eine Definition für die Abgrenzung der Alpfläche gegen die nicht nutzbaren Flächen (Fels, Geröll) im Hochgebirge zu erarbeiten. Einzelne Kantone verfügen bereits heute über mehr Daten zur Alpwirtschaft als für den Vollzug der Sömmerungsbeitragsverordnung notwendig wäre. Dazu gehören Daten zum Alpbewirtschafter, zur Erschliessung und Infrastruktur, zur Anzahl der Stafel und Lage der Alpgebäude oder Daten über die Zufuhr von alpfremden Düngern. Für diejenigen Kantone, die diese Angaben noch erheben möchten, können die bestehenden Datenbanken als Vorlage dienen. Damit wäre sichergestellt, dass in Zukunft Daten problemlos in die Datenbank integriert werden können. Gesetzliche Grundlagen für den Datentransfer zu ALPIS Heute ist die Auszahlung der Sömmerungsbeiträge nicht direkt an die Flächen oder die Produktivität gebunden, sondern an den sogenannten Normalstoss.
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Nordöstlic
alpen Westliche Hochalpen
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Almflächen 2009 Eigentumsstruktur
Einzelalmen Agrargemeinschaftsalmen
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alpen Westliche Hochalpen
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Gemeinschaftsalmen sonstige Almen
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Almflächen 2009 Biologische Wirtschaftsweise
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Quelle: INVEKOS 2009 Kartographie: Philipp Gmeiner, © BABF 05/2010 0
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km
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Quelle: INVEKOS 2009 Kartographie: Philipp Gmeiner, © BABF 05/2010 0
25
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Abb. 2 | Beispiel für eine Darstellung der Alpwirtschaft in Österreich basierend auf den IVEKOS Daten. Oben die Eigentumsstruktur der A lpen unten die Verteilung von Alpen, die nach den Vorschriften der EU Bioverordnung zertifiziert sind.
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Daher fehlte bis vor Kurzem eine eindeutige rechtliche Grundlage für eine detaillierte Flächenerhebung im Sömmerungsgebiet. Mit dem Geoinformationsgesetz (GeoIG SR 510.62), das eine breite Nutzung von Geoinformationen durch Behörden, Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft ermöglichen soll, wird diese Lücke geschlossen, da in der Verordnung zum GeoIG (GeoIV SR 510.620) festgelegt ist, dass die Fachstellen des Bundes minimale Geodatenmodelle unter Mitwirkung der Kantone erarbeiten. Im Geodatenmodell «Landwirtschaftliche Nutzfläche», das bis 2017 umgesetzt werden muss, ist die Erhebung des Alpperimeters im Sömmerungsgebiet vorgesehen (BLW 2011). Ein minimales Geodatenmodell «Infrastruktur», das Erschliessung, Zahl der Gebäude und Investitionen in Infrastrukturverbesserungen erfasst, ist ebenfalls in Erarbeitung. Die rechtlichen Grundlagen für die Flächenerhebungen im Sömmerungsgebiet sind im Wesentlichen vorhanden. Im ALPIS Ergänzungsteil sollen diese Flächenerhebungen mit Informationen zum Bewirtschafter, zu Dienstleistungen und Produkten verbunden werden. Wird diese Information der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, muss die ausdrückliche Bewilligung des Alpbewirtschafters vorliegen. Ausgenommen davon sind Informationen zum Alpeigentümer. Diese Information darf aufgrund der speziellen Regelung des Grundbuches weitergegeben werden. Zentrale Vollzugsstellen für die Sömmerungsbeitragsverordnung sind die Kantone, die diese Daten mit fünf verschiedenen kantonalen Systemen erfassen und verwalten. Durch das Portal «Agate» (www.agate.ch) sollen diese kantonalen Systeme mit anderen Systemen verknüpft und ein einheitlicher Zugang zu diesen Daten aufgebaut werden. Für Landwirte, Mitarbeitende der Administrationen auf Stufe der Gemeinden sowie Mitarbeitende von Organisation (z.B. Branchen, Label) ist angedacht, dass sie die für sie relevanten Informationen über «Agate» beziehen können. Hierzu ist ein Konzept erarbeitet worden, dass es ermöglicht mit einer einzigen Anmeldung auf alle berechtigten, geschützten Informations-, Daten- und Erfassungsbereiche zuzugreifen. Um diese Prozesse durchgängig zu machen wird die Systemlandschaft soweit möglich und nötig vereinheitlicht (Service Orientierte Architektur, SOA). Es ist von Vorteil ALPIS, wie die DBMilch oder die Tierverkehrsdatenbank (ab 2011 bzw. 2012 erfolgt) in «Agate» zu integrieren, damit es in die SOA eingebettet wird und die Zugangsberechtigungen, die bereits eingerichtet sind, genutzt werden.
Schlussfolgerungen Über das Sömmerungsgebiet und die Alpwirtschaft stehen in der Schweiz nur veraltete, teilweise geschätzte und lückenhafte Daten zur Verfügung. Im Vergleich dazu steht zur ganzjährig genutzten landwirtschaftlichen Fläche durch das Agrarinformationssystem «AGIS» ein Instrument zur Verfügung, das verschiedene Auswertungen zu den landwirtschaftlichen Betrieben und zur genutzten Fläche ermöglicht. Diese Informationen sind als Grundlage für die weitere Entwicklung der Landwirtschaft sowie die nationale und regionale Politik unentbehrlich. Das bestehende Erhebungssystem wird von Bund und Kantonen laufend weiter entwickelt, so dass immer genauere und aktuellere Informationen über die landwirtschaftlich genutzte Fläche und die Produktivität der Ganzjahresbetriebe zur Verfügung stehen werden. Wird die Erneuerung der Alpkataster jetzt nicht vorangetrieben, vergrössert sich das heute schon bestehende Informationsdefizit weiter. Das Projekt ALPIS zeigt, dass eine gesamtschweizerische Erneuerung der Alpkataster möglich ist und breit unterstützt wird. Zentrale Bedeutung für ein ALPIS hat die Erhebung der Weideflächen und des Alpperimeters. Diese Flächendaten sollen es ermöglichen, Veränderungen der genutzten Flächen festzustellen, Nutzungsänderungen zu planen und die Alpen zeitgemäss zu dokumentieren. Zudem sind diese Flächendaten verbunden mit Informationen zu Alpbewirtschaftern und Alpeigentümern eine zentrale Grundlage für die Einführung der Biodiversitätsbeiträge im Sömmerungsgebiet, wie sie in der neuen Agrarpolitik vorgesehen sind. Die Flächendaten werden, unabhängig von der Einführung eines ALPIS, im Rahmen der Einführung der minimalen Geodatenmodelle «landwirtschaftliche Nutzfläche» auf Basis des Geoinformationsgesetzes von den Kantonen bis 2017 bereitgestellt werden müssen. Auch ein minimales Geodatenmodell zu Strukturverbesserungsmassnahmen, in dem subventionierte Infrastruktur geografisch erfasst und visualisiert werden sollen, wird innerhalb der nächsten Jahre erarbeitet, so dass über die Infrastruktur im Sömmerungsgebiet bessere Daten vorhanden sein werden. Diese laufenden Prozesse eröffnen ein interessantes Zeitfenster, welches für die Einführung eines ALPIS genutzt werden sollte. Vor der Umsetzung eines ALPIS müssen die Verantwortlichkeiten und die Finanzierung von Entwicklung, Betrieb und Weiterentwicklung der Applikation noch unter den Interessierten geregelt werden.
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Agrarwirtschaft | ALPIS – Konzept für ein alpwirtschaftliches I nformationssystem
Von Vertretern der Alpwirtschaft und der Kantone wird mit einem ALPIS nicht nur eine Vollzugshilfe erwartet, sondern ein Instrument, das zur weiteren Entwicklung der Alpwirtschaft beiträgt und die Alpwirtschaft sichtbar macht. Ein Modell für ein ALPIS kann der Alpkataster aus Österreich sein, der Strukturdaten der Alpen, (z. B.: Grösse, Lage, Nutzung, Besitzverhältnisse), die aus der IVEKOS Datenbank stammen4, mit Informa tionen zu Alpprodukten und Dienstleistungen verknüpft und über WebGis öffentlich macht (Gmeiner 2011). Das Beispiel Österreich illustriert, dass andere Alpenländer über hervorragende Tools verfügen, um die Inwertsetzung der Alpen und deren Produkte zu unterstützen. Hier hat die Schweiz, abgesehen von wenigen kantonalen Initiativen, eindeutig Nachholbedarf (Abb. 2). Während sich der Hauptteil eines ALPIS auf das Landwirtschafts- und Geoinformationsgesetz abstützen kann, stehen im Ergänzungsteil noch keine verbindlichen Strukturen und Anlaufstellen für die Erhebungen und Auswertungen der Daten zur Verfügung. Hier wird der Alpwirtschaftliche Verband (SAV) eine zentrale Rolle für Aufbau, Unterhalt des ALPIS und die Auswertung von ALPIS-Daten übernehmen müssen.
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Mit der Realisierung eines ALPIS wird es möglich, die erbrachten Leistungen der Alpbewirtschafter im Sömmerungsgebiet sichtbar zu machen und zu einer nachhaltigen Entwicklung und Nutzung dieser einzigartigen Landschaft beizutragen. n www.gruenerbericht.at: Auf der Website «Grüner Bericht – Der Agrarbericht sterreichs» findet sich unter dem Link «Datenpool und GIS die INVEKOS-DatenÖ satzbeschreibung zum Download»
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www.alpfutur.ch Dank
«ALPIS» ist Teilprojekt 6 von AlpFUTUR. Finanzielle Unterstützung wurde durch das Bundesamt für Landwirtschaft BLW, das Amt für Landwirtschaft und Geo information ALG des Kantons Graubünden und den Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verband SAV gewährt.
ALPIS – Un concetto per un sistema d’informazione sull’economia alpestre L’economia alpestre è sottoposta a continui cambiamenti. Lo sviluppo politico regionale e le questioni ambientali devono far fronte a richieste di redditività e efficienza nella gestione. In alcuni cantoni, in mancanza di dati base recenti, durante i processi decisionali riguardanti l’economia alpestre, si sono consultati i catasti della produzione alpestre che si riferiscono a indagini degli anni ’50 – ’70. Malgrado questi dati siano considerati inadeguati e incompleti, non si è mai riuscito ad aggiornare i catasti a livello svizzero.. Solamente nell’ambito del progetto di collaborazione AlpFUTUR la questione è stata nuovamente affrontata. Durante l’elaborazione del concetto per un catasto degli alpeggi svizzeri rinnovato, sotto forma di un sistema d’informativo per le economie alpestri ALPIS ha mostrato che il rinnovamento del catasto alpestre svizzero non è solo possibile, ma è richiesto dai rappresentanti delle economie alpestri e dalle autorità cantonali. La sua attuazione sarà favorita dalla legge sulla geoinformazione, che comporterà l’acquisizione e il mantenimento di un’ampia gamma di geoinformazioni. Oltre a fornire dati geografici sull’utilizzo delle regioni di estivazione, il compito di ALPIS sarà anche quello di collegare questi dati con informazioni relative alla produttività dei pascoli alpestri, lo sfruttamento, la commercializzazione dei prodotti oppure la possibilità di vitto e alloggio. In questo modo, ALPIS contribuirà a rendere visibile il lavoro compiuto nelle regioni alpestri.
Literatur ▪▪ Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), 2011. Minimale Geodatenmodelle Landwirtschaftliche Bewirtschaftung. Zugang: http://www.blw.admin. ch/dienstleistungen/00568/01328/01329/index.html?lang=de. ▪▪ Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), 2012. Agrarbericht 2012. Zugang: http://www.blw.admin.ch/dokumentation/00018/00498/index. html?lang=de. ▪▪ Bundesamt für Statistik (BfS), 2012. Landschaft Schweiz im Wandel. Die Waldausbreitung im Alpenraum. Zugang: http://www.bfs.admin.ch/bfs/ portal/de/index/news/publikationen.html?publicationID=4957 ▪▪ Bundesamt für Statistik (BfS), 2005. Arealstatisik Schweiz – Zahlen-Fakten-Analysen. Neuchâtel 2012, ISBN:3-303-02090-6. Zugang: http://www.bfs.admin.ch.
Summary
Riassunto
ALPIS – Konzept für ein alpwirtschaftliches I nformationssystem | Agrarwirtschaft
ALPIS – concept for a new alpine agricultural information system The alpine economy is in a state of constant change: regional political developments and environmental concerns are offset by the need for profitability and efficient management. A lack of recent data means that many cantons use the alpine cadastral land register, which is based on surveys carried out in the 1950s to the 1970s, for their decisions. Although these data have long been considered to be inadequate and incomplete, attempts to update the alpine cadastral land register on a national scale have been unsuccessful. A renewed attempt to address this concern has been initiated under the framework of the joint project: AlpFUTUR. During the elaboration of the concept of a renewed Swiss alpine cadastral land register, in the form of an alpine agricultural information system ALPIS, it was found that a total renewal of the register is both possible and desired by representatives of the alpine farmers and the cantonal authorities. The renewal is facilitated by the ongoing implementation of the Geographic Information Law, which will result in the collection and maintenance of a wide range of geographical information. ALPIS will deliver more than just spatial data on the agricultural use of the summer grazing areas and will combine this data with information on the productivity of pastures, land development, product marketing, and or accommodation and catering possibilities. ALPIS thereby contributes to making the performance of the alpine grazing areas more visible. Key words: alpine pastures, agricultural economics, ecology, agricultural policy, agrar sector administration.
▪▪ Gmeiner P., 2011. Projekt Datenpool und Alpstatistik Österreich. Input am Kickoff-Meeting des Projektes ALPIS, 14. Januar 2011. ▪▪ Hobi M., 2011. Der Alpkataster des Kantons St. Gallen. Input am KickoffMeeting des Projektes ALPIS, 14. Januar 2011. ▪▪ Hofstetter P., Baumann H., Boltshauser A., Emmenegger A. & Zemp H., 2005. Schöne Aussichten. Kultur- und Wanderführer Luzerner Alpen, Druckerei Schüpfheim, Schüpfheim, ISBN 3-907821-31-9. ▪▪ Lauber S., Böni R., Seidl I. & Herzog F., 2008. AlpFUTUR. Zukunft der Sömmerungsweiden in der Schweiz. Schlussbericht Vorstudie, April 2008. Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Zürich, und Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), Birmensdorf. ▪▪ Werthemann A., & Imboden A., 1982. Die Alp- und Weidewirtschaft in der Schweiz. Hrsg.: AfL (heute Bundesamt für Landwirtschaft) des EVD, Bern.
Agrarforschung Schweiz 4 (3): 116–123, 2013
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A g r a r w i r t s c h a f t
Viehloser Bio-Ackerbau: Resultate aus zwölf Beobachtungsjahren des Versuchsbetriebs Mapraz Josy Taramarcaz1 und Maurice Clerc2 1 AGRIDEA, 1000 Lausanne 6, Schweiz 2 Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, 5070 Frick, Schweiz Auskünfte: Josy Taramarcaz, E-Mail: josy.taramarcaz@agridea.ch, Tel. +41 21 619 44 24
Abb. 1 | Zwei Fruchtfolgen mit ein und zwei Jahren Kunstwiese im Vergleich in Mapraz.
Einleitung Die Anzahl der Bio-Ackerbaubetriebe ohne Viehhaltung steigt kontinuierlich. Die Nachfrage nach Erzeugnissen aus biologischen Feldkulturen ist rege, und die Agrarpreise sind attraktiv. Landwirtinnen und Landwirte ohne Viehhaltung machen sich Gedanken über die Durchführbarkeit einer Umstellung auf Bio. Trotz der Forschungsfortschritte in den letzten Jahren bleiben noch offene Fragen zur Produk tionstechnik, zur Wirtschaftlichkeit und zur Nachhaltigkeit. Um praktische Antworten auf diese Fragen zu finden, finanziert COOP, führend in der Vermarktung biologischer Produkte, einen langjährigen Versuch zu diesem Thema. Der Versuch wird durch das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) durchgeführt. Die Überwachung und die Umsetzung des Versuchs geschieht durch die AGRIDEA.
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Eine Versuchsfruchtfolge mit biologischen Ackerkulturen unter viehloser Bewirtschaftung wird seit Herbst 1999 auf dem Versuchsbetrieb Mapraz in Thônex / GE durchgeführt. Eine erste Testphase von sechs Jahren, von 1999 – 2005, bestand aus zwei Verfahren (mit und ohne Düngung) innerhalb der gleichen Fruchtfolge. Die Untersuchung erlaubte, einige Potentiale und Gefahren beim viehlosen Bio-Ackerbau auf den schweren MaprazBöden zu identifizieren. Die durchschnittlichen Erträge wurden durch die Düngung nicht beeinflusst (Kompost aus Grünabfällen) und blieben von einem Jahr zum andern stabil. Die Erträge lagen nur leicht unter den Vergleichswerten (Deckungsbeitragskatalog AGRIDEA-FiBL 2005), mit Ausnahme der Ackerbohne, des Rotklees und des Weizens nach Sonnenblumen. Sie lagen unter den Vergleichswerten. Zwei Ackerunkräuter beeinträchtigten in dieser ersten Zeit den Ertrag. Es sind die Ackerkratzdistel und der
Viehloser Bio-Ackerbau: Resultate aus zwölf B eobachtungsjahren des Versuchsbetriebs Mapraz | Agrarwirtschaft
Fruchtfolge A
Schlag
Fruchtfolge B
Winterweizen
1
Winterweizen
Sommereiweisserbsen*
2
Sommerhafer
Winterweizen
3
Winterackerbohne
Winterackerbohne
4
Winterweizen
Winterweizen
5
Kunstwiese mit Luzerne (2 Jahre)
Kunstwiese mit Luzerne (1 Jahr)
6
Kunstwiese mit Luzerne (2 Jahre)
Zusammenfassung
Tab. 1 | Die zwei Fruchtfolgen in Mapraz von 2006 – 2011
*Fruchtfolge A : Die Eiweisserbsen wurden im 2008 zusammen mit dem Getreide für die Silage angebaut und seit 2011 als Verkaufsfrucht.
Ackerfuchsschwanz (mehr dazu siehe Ausführungen im Zwischenbericht 2000 – 2005 auf: www.srva.ch/files/mapraz_rapportintermediaire.pdf). Der Versuch wurde von 2006 - 2011 auf folgender Basis weitergeführt: ••Aufgabe der Düngung und des Vergleichs zwischen den Verfahren mit und ohne Düngung. ••Einführung der Gegenüberstellung von zwei Fruchtfolgen während sechs Jahren, mit einem Jahr beziehungsweise zwei Jahren Kunstwiese (KW), Basis Luzerne. Der vorliegende Beitrag zieht Bilanz aus den während der zweiten sechsjährigen Versuchsperiode gewonnenen Erfahrungen.
Der Versuchsbetrieb Mapraz wurde gegründet, um Fragen zu beantworten, wenn Betriebe auf viehlosen Bio-Ackerbau umstellen wollen. Nach zwölf Beobachtungsjahren, in denen in den sechs letzten Jahren zwei Fruchtfolgen verglichen wurden (mit einem Jahr oder zwei Jahren Kunstwiese – KW), sind die durchschnittlichen Erträge beim Weizen um 8 % tiefer als die Richtwerte oder vergleichbar mit den Bio-Richtwerten bei der Ackerbohne und beim Hafer. Die Deckungsbeiträge liegen zwischen CHF 250 und CHF 670/ha unter den Richtwerten der Bio-Landwirtschaft mit Vieh. Die Fruchtfolge mit zwei Jahren KW zeigt einen besseren Deckungsbeitrag (CHF 200/ha) und benötigt weniger Arbeit (-2 Std./ha) als die Fruchtfolge mit einem Jahr KW. Die Ackerkratzdistel konnte mit der Einführung von zwei Jahren KW in der Fruchtfolge reduziert werden. Die Einführung des Blindstriegelns erlaubte das In-Schach-Halten des Ackerfuchsschwanzes. Die anderen Unkräuter stellen kein Problem dar.
Material und Methoden
Bemerkung zur Kunstwiese: Die Fruchtfolge «A» umfasst ein Jahr Kunstwiese auf der Zwei Fruchtfolgen von je sechs Jahren – Bedingungen Basis Luzerne, Rotklee, Knaulgras, Wiesenlieschgras und Bio und viehlose Bewirtschaftung – werden auf dem Ver- Hybrid Raygras (Standardmischung 320). Die Fruchtfolge suchsbetrieb Mapraz seit 2006 durchgeführt (Tab. 1). Das «B» umfasst zwei Jahre Kunstwiese der gleichen StanSystem umfasst 12 Parzellen von je 92 x 30 m = 27,6 a. dardmischung. Die Breite von 30 m ist gut angepasst an die maschinelMapraz ist ein Versuchsbetrieb, auf dem ohne Wielen Arbeiten. derholungen Beobachtungen über ein System vorgeDie Mapraz-Erde ist schwer (39 – 49 % Ton; 36 – 46 % nommen werden. Silt), tief (> 80 cm), kalkreich, mit einem pH-Wert von Mehrere Parameter der beiden umgesetzten Frucht7,7 – 7,9, einem guten Wasser-Rückhaltevermögen und folgen wurden überwacht und/oder analysiert: Erträge, einem Humusgehalt zwischen 3,8 – 5,4 %. Der Boden der Gesundheitszustand der Kulturen, Anbaumassnahmen zwölf Parzellen ist nicht homogen. und Bodenbeobachtungen. Die Daten aus dem Jahr Für die Richtwerte und die Vergleiche hielten wir 2006 konnten nicht berücksichtigt werden, weil es keiuns an die Angaben aus dem AGRIDEA-FiBL– nen vorangehenden Vorfruchteffekt gibt (Übergangs «Deckungsbeitragskatalog 2011». jahr zwischen der ersten und der zweiten Fruchtfolge).
Tab. 2 | Durchschnittliche Erträge 2007 – 2011 (in dt/ha bzw. dt TS/ha bei den KW) Fruchtfolge A
Weizen
Erbsen
Weizen
Ackerbohne
Weizen
KW
35,4
10,2
Fruchtfolge B
Weizen
Hafer
39,8
31,6
38,3
91,0
Ackerbohne
Weizen
KW
41,0
45,9
21,9
KW
39,1
88,2
90,4
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Agrarwirtschaft | Viehloser Bio-Ackerbau: Resultate aus zwölf B eobachtungsjahren des Versuchsbetriebs Mapraz
50
38,3
35,4 31,6
30
39,1
40
31,8
30
10,2
dt/ha
45,9 41,0
dt/ha
Weizen nach Ackerbohne
Weizen nach 2 Jahren KW
Weizen nach Ackerbohne
Ackerbohne
0 Weizen nach Eiweisserbsen
0 Eiweisserbsen
10
Weizen nach 1 Jahr KW
10
Ackerbohne
20
20
Sommerhafer
40
50
39,8
Abb. 2 | Durchschnittliche Erträge der Fruchtfolgerotationen A und B (Mittelwert von 2007 – 2011).
Resultate und Diskussion Erträge Die Höhe der in der zweiten Versuchsperiode erzielten Erträge (Tab. 2; Abb. 2) ist gleichwertig zu den Vergleichszahlen bei der Winterackerbohne und dem Sommerhafer, leicht tiefer als die Vergleichszahlen beim Weizen und bei der Kunstwiese (KW) und katastrophal bei den Eiweisserbsen. Winterweizen Der von 2007 – 2011 gewogene durchschnittliche Ertrag bei allen Weizen beläuft sich auf 38,7 dt/ha. Dieses Ergebnis ist um 3,3 dt/ha (oder 8 %) tiefer zum Vergleichsertrag des Bio-Weizens mit 42 dt/ha. Das ist ein annehmbares Ergebnis, wenn man den Umstand berücksichtigt, dass die Kulturen in Mapraz ohne Düngung angebaut werden. Der durchschnittliche Ertrag bei Weizen beläuft sich in der Fruchtfolge A auf 37,8 dt/ha beziehungsweise in der Fruchtfolge B auf 40,1 dt/ha. Der Unterschied der Weizenerträge der beiden Fruchtfolgen ist gering (durchschnittlich 2,3 dt/ha). Die Höhe der Erträge der verschiedenen Weizen ist ausreichend nahe, und der Einfluss der Vorkultur ist nicht ausgeprägt. Der durchschnittliche Weizenertrag der Fruchtfolge A erklärt sich unter anderem aus drei besonderen Situationen: ••Verunkrauteter Weizen nach Eiweisserbsen: Ertrag von 31,3 dt/ha ••Schlechtes Auflaufen und ungenügende Pflanzen- und Ährenzahlen pro m² nach Kunstwiese im 2008: Ertrag von 33,2 dt/ha
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••Weizen nach Kunstwiese, wo auf der Hälfte der Parzelle im 2009 die Leguminosen ausblieben (Schneckenfrass): Ertrag von 31,0 dt/ha Das durchschnittliche Hektolitergewicht von Weizen liegt bei 76,9 kg/hl (Minimum von 74,0 im 2007 und Maximum von 79,4 im 2009). Eiweisserbsen Der Anbau von Eiweisserbsen in Reinkultur bescherte uns einen Fehlschlag nach dem anderen, bis wir begannen, die Eiweisserbsen in Verbindung mit Gerste anzubauen. Im Laufe von fünf Jahren musste die Kultur in zwei Jahren vernichtet und einmal siliert werden. Der Grund für den Misserfolg lag im starken Unkrautdruck. Die durchschnittlichen Erträge für die Periode 2007 – 2011 bewegen sich bei 10,2 dt/ha. Die seit 2011 praktizierte Mischkultur zeigt ein besseres Resultat (29,8 dt/ha), das in Zukunft noch verbessert werden kann. Ackerbohne Der durchschnittliche Ertrag der Winterackerbohne (31,7 dt/ha) ist gleichwertig zur Vergleichszahl, mit Variationen von 26,4 – 38,2 dt/ha je nach Jahr und Parzelle. Die Ertragshöhe der Ackerbohne ist bei beiden Fruchtfolgen gleich. Hafer Der Hafer ergab gute Erträge (45,9 dt/ha im Durchschnitt), gleichwertig zur Vergleichszahl, jedoch mit einem Durchschnittsgewicht von 52,1 kg/hl, ungenügend in drei von fünf Jahren.
Viehloser Bio-Ackerbau: Resultate aus zwölf B eobachtungsjahren des Versuchsbetriebs Mapraz | Agrarwirtschaft
Kunstwiesen Die Kunstwiese war in den Weizen als Untersaat oder nach der Weizenernte etabliert worden. Zwei bis drei Schnitte werden pro Jahr vorgenommen. Das Gras wird verkauft, mit Ausnahme des letzten Aufwuchses, der stehen gelassen wird. Wegen wiederholten Schneckenproblemen beim Auflaufen der Kunstwiesen musste nachgesät werden oder mussten Nachsaaten häufig wiederholt werden. Das beeinflusste natürlich den Ertrag, dessen Durchschnittshöhe 90 dt TS/ha beträgt. Dabei nicht mitgezählt ist der letzte Schnitt, der stehen gelassen wird. Der Ertrag ist 18 dt unter dem Vergleichswert. Die Ertragshöhen der Kunstwiesen sind bei beiden Fruchtfolgen ähnlich. Düngung Die Düngung basiert auf drei Hauptsäulen: ••Maximale Stickstoff-Fixierung durch die Leguminosen (zwei Körnerleguminosen und eine Kunstwiese während einem Jahrs in der Fruchtfolge A; eine Körnerleguminose und eine Kunstwiese während zwei Jahren in der Fruchtfolge B). Liegenlassen allen Strohs in den beiden Fruchtfolgen. ••Gründüngung mit Leguminosen, sofern das möglich ist (wenig angewandt wegen wiederholter Stoppelbearbeitung zur Distelbekämpfung). Die Humusgehalte sind von 1999 – 2012 leicht angestiegen. Es gibt dabei keinen Unterschied zwi schen der Fruchtfolge mit einem oder mit zwei Jahren Kunstwiese. Die Humusbilanz, kalkuliert nach der Humuseinheitenmethode nach Leithold und Hülsbergen, zeigt: ••Einen leicht positiven Saldo bei der Fruchtfolge mit einem Jahr Kunstwiese (+0,3 Humuseinheiten). ••Einen deutlich positiven Saldo bei der Fruchtfolge mit zwei Jahren Kunstwiese (+2,3 Humuseinheiten). ••Der vollständige Verbleib des Strohs auf dem Acker ist ein entscheidendes Element bei diesen positiven Saldi beider Fruchtfolgen. Zum Vergleich: Im DOK-Versuch (Langzeitversuch, Durchführung in Therwil / BL seit 1978) sank der Humusgehalt beim Verfahren ohne jegliche Düngung von 2,7 % auf 2,1 % in 21 Jahren. Einzig beim Verfahren mit Hofdüngergaben gleichwertig à 1,4 DGVE und beim biodynamischen Verfahren gelang es, den Humusgehalt auf seinem Anfangsniveau zu halten (Boden mit 15 % Ton und 70 % Schluff; siebenjährige Fruchtfolge mit zwei Jahren Kunstwiese) (Fliessbach et al., 2006). Im gleichen DOK-Versuch sank der Ertrag des Winterweizens beim düngerlosen Verfahren schrittweise wäh-
rend der ersten 15 Jahre. Dann stabilisierte er sich auf zwischen 65 – 70 % des Ertrags bei Verfahren mit Düngung (Fliessbach et al, 2006). Stickstoffzufuhr In Mapraz basiert die Stickstoffzufuhr auf der Bereitstellung von synthetisiertem Stickstoff durch die Leguminosen auf die anderen Fruchtfolgekulturen. In der Fruchtfolge A kehren die beiden Körnerleguminosen (Erbsen sowie Ackerbohne) und die Kunst wiese (mit Luzerne und Rotklee) alle sechs Jahre wieder. Die Gründüngungsmischungen enthielten eben falls Leguminosen. Die Erbse wird alle sechs Jahre angebaut, entgegen der Empfehlung, siebenjährige Anbaupausen zur Vorbeugung der Fruchtfolge-Erkrankung Aphanomyces euteiches einzuhalten. Jedoch wurde noch keine Fruchtfolge-Krankheit festgestellt. Wir wissen nicht, ob es bezüglich der Fruchtfolge-Krankheiten eine negative Wechselwirkung gibt zwischen den verschiedenen Fruchtfolge-Leguminosen. Solche Probleme sind nicht auszuschliessen. In der Fruchtfolge B hat es eine einzige Körnerleguminose (Ackerbohne) und eine zweijährige Kunstwiese (mit Luzerne und Rotklee). Die Gefahr negativer Wechselwirkungen zwischen Legumino sen ist deutlich geringer. Vor Weizen stand vorausgehend eine Körnerleguminose oder eine Kunstwiese (KW): KW ein Jahr, Eiweisserbse oder Ackerbohne in der Fruchtfolge A; KW zwei Jahre, Ackerbohne in der Fruchtfolge B. Zusammensetzung Kunstwiesen und Stickstoffzufuhr Der Anteil Leguminosen einer Kunstwiese spielt eine Rolle bei ihrem Vermögen, den Folgekulturen Stickstoff zur Verfügung zu stellen. Das Auflaufen der Kunstwiese war sehr ungleichmässig (Schneckenfrass der Leguminosen auf der Südseite) auf der Parzelle A6 im 2008. Dies zwang uns, eine Parzellenhälfte neu anzusäen. Am Schluss war der erneut angesäte Teil gut mit Luzerne versorgt, während diese auf der anderen Hälfte nahezu vollständig ausblieb. Bei getrennter Ertragserhebung dieser beiden Parzellenhälften verzeichneten wir auf dem Teil der vorhergehenden Kunstwiese, die ohne Leguminosen war, einen Ertrag von 25,5 dt/ha, während er auf der anderen Hälfte 36,8 dt/ha erreichte. Diese Beobachtung zeigt die Bedeutung eines grossen Anteils Leguminosen in einer Kunstwiese, um die Folgekultur korrekt zu düngen. Die Weizenerträge nach Ackerbohne oder Erbse sind vergleichbar mit den Erträgen nach Kunstwiese.
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7
7 6,1
6 5 4
6 5,2
5
4,6 3,9
3,5
3
3
2,5 1,8
2
3,7 3,1
2006
2007
2008
2009
2010
2011 Durchschnitt
3,3
0
2,3
2,0
2 1
1 0
4
0,9
0,7 2006
Durchschnittlicher Hand-Arbeitsaufwand (A-Parzellen)
2007
2008
2009
2010
2011 Durchschnitt
Durchschnittlicher Hand-Arbeitsaufwand (B-Parzellen)
Abb. 3 | Durchschnittliche Hand-Arbeitszeit für die Distelbekämpfung in Std./ha.
Unkräuter Die beiden Beikräuter, die zwischen 2006 und 2011 problematisch waren, sind der Ackerfuchsschwanz (Alopecurus myosuroides) und die Ackerkratzdistel (Cirsium arvense). Diese traten in der zweiten Versuchsperiode besonders stark auf. Distel Die beschränkte Grösse der Parzellen sowie eine weniger gute Überlappung bei den maschinellen Stoppelbearbeitungs-Durchgängen oder die unbearbeiteten Parzellenränder (mitunter 30 bis 80 cm) begünstigten ebenfalls die Distel-Vermehrung. Die Strategie der Distelbekämpfung basiert auf regelmässiger Stoppelbearbeitung und einem fast planmässigen Pflügen. Der KW-Anteil in der Fruchtfolge (ein Jahr oder zwei Jahre KW) beeinflusst ebenfalls dieses Unkraut. Die Disteln werden auch jedes Jahr geschnitten, wenn sie im Knospenstadium sind – Blütenanfang. ••Während der ersten Versuchsperiode erhöhte sich die Hand-Schnittarbeitszeit der Distel regelmässig von Jahr zu Jahr und erreichte im 2005 2,9 Std./ha (Abb. 3). ••Die Verbindung intensiver Stoppelbearbeitung und zwei Jahre Kunstwiese erlaubte eine Distelreduktion in der Fruchtfolge B und eine Stabilisierung in der Fruchtfolge A mit nur ein Jahr Kunstwiese. Ackerfuchsschwanz Der Anteil in der Wintersaat ist hoch und die Ackerfuchsschwanz-Belastung erheblich ‒ vor allem im Weizen und bei der Ackerbohne. Man zählte im Herbst auf gewissen
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Parzellen bis 150 Ackerfuchsschwanz-Pflanzen pro m2. Das Striegeln richtet nicht viel gegen den Ackerfuchs schwanz in den Kulturen aus. Der Weizen und die Ackerbohne gewinnen allerdings die Oberhand nach dem Beginn der Vegetation im Frühling. Zum Zeitpunkt der Ernte ist das Auftreten des Ackerfuchsschwanzes in diesen beiden Kulturen im Allgemeinen visuell annehmbar, die Erträge jedoch sind kleiner. Seit dem Herbst 2009 wurde das Blindstriegeln systematisch vor der Anlage aller Kulturen angewendet (Abb. 4). Das Ergebnis war eine starke Verminderung des Ackerfuchsschwanzes und seine Zurückstufung auf ein zweitrangiges Beikraut. Die anderen Beikräuter traten nur in geringen Mengen auf. Sie wurden wirkungsvoll mit maschineller Unkrautbekämpfung angegangen, und ihre Pflanzendichte hat nicht zugenommen. Die Anzahl Maschineneinsätze blieb zwischen 2007 - 2011 stabil. Ausser der Fruchtfolge verlässt man sich in Mapraz bei der Unkrautbe kämpfung hauptsächlich auf die regel mässige Stoppelbearbeitung zwi schen den Kulturen, auf ein weitgehend systematisches Pflügen und auf eine direkte Bekämpfung mit dem Striegel (Abb. 4). ••Durchschnittlich pro Kultur und Jahr 2,5 Stoppelbearbeitungsgänge, mit einer Scheibenegge, einem Leicht- oder einem Schwergrubber. ••Die direkte Bekämpfung gegen die Unkräuter wird mit dem Striegel durchgeführt, im Schnitt ••1,8 Durchgänge im Weizen ••1,3 Durchgänge bei der Ackerbohne ••1,0 Durchgang beim Hafer
Viehloser Bio-Ackerbau: Resultate aus zwölf B eobachtungsjahren des Versuchsbetriebs Mapraz | Agrarwirtschaft
Abb. 4 | Stoppelbearbeitung in Mapraz.
Krankheiten und Schädlinge Die Schnecken, vor allem die Genetzte Ackerschnecke (Deroceras reticulatum), verursachten zum Zeitpunkt des Auflaufens der Kunstwiesen notorisch Schäden bei der Luzerne und beim Rotklee. Nach- oder Übersaaten waren in vier von sechs Jahren erforderlich. Dabei waren drei Viertel der Situationen schneckenbedingt. Die Krankheiten stellten kein besonderes Problem dar. Vergleichbarer Deckungsbeitrag ••Der vergleichbare Deckungsbeitrag bei jeder Kultur und jeder Parzelle wurde auf folgende Weise berechnet: durchschnittliche Erträge 2007 – 2011 und Preis 2011 (Tab. 3). ••Ein durchschnittlicher Fruchtfolgedeckungsbeitrag wurde für jede der beiden Fruchtfolgen berechnet. Die Vergleichs-Deckungsbeiträge werden mit dem Richtwert verglichen. ••Die beim Vergleich am besten ausfallenden Deckungsbeiträge sind Weizen mit – je vorangegangen – einer Leguminose oder einer Kunstwiese (KW). Die am wenigsten guten Ergebnisse zeigen Erbsen in Reinkultur und Kunstwiesen.
••Der in der Fruchtfolge B erhaltene «Fruchtfolgedeckungsbeitrag» ist ca. CHF 200/ha höher als der in der Fruchtfolge A erzielte. ••In der Fruchtfolge A würde der Ersatz der Eiweisserbsen durch eine Mischkultur Erbsen/Gerste die Verbesserung des durchschnittlichen Fruchtfolge deckungsbeitrags in der Höhe von CHF 350/ha erlauben. ••Der Vergleichs-Deckungsbeitrag in der Fruchtfolge B ist CHF 255/ha unter dem Richtwert. ••Der Vergleichs-Deckungsbeitrag in der Fruchtfolge A ist CHF 672/ha unter dem Richtwert. Dies erklärt sich hauptsächlich durch den Misserfolg beim reinen Anbau von Eiweisserbsen. ••Die Fruchtfolge mit zwei Jahren Kunstwiese zeigt beim Vergleich einen besseren Deckungsbeitrag; dies bei weniger Hand-Arbeit. Arbeitsaufwand Der Arbeitsaufwand (nur die Feldarbeiten, ohne die zusätzlichen Arbeiten) für die maschinellen Arbeiten (Zeiten pro Einheit gemäss ART-Bericht) wurde nach der Anzahl tatsächlich geleisteter Durchgänge auf Mapraz
Tab. 3 | Deckungsbeiträge im Vergleich pro Kultur und Fruchtfolge 2007 - 2011 (in CHF/ha) Fruchtfolge A
Weizen
Erbsen
Weizen
Ackerbohne
Weizen
KW
Fruchtfolge
Richtwert
3610
854
Fruchtfolge B
Weizen
Hafer
4057
3265
3905
1955
2939
3611
Ackerbohne
Weizen
KW
KW
4179
2832
3282
3986
2259
2325
3137
3393
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Agrarwirtschaft | Viehloser Bio-Ackerbau: Resultate aus zwölf B eobachtungsjahren des Versuchsbetriebs Mapraz
Tab. 4 | Durchschnittliche Arbeitsaufwände auf Mapraz (2007 - 2011) Maschinell
Total
Fruchtfolge A
9,6
3,9
13,5
Fruchtfolge B
9,2
2,3
11,5
und für die Hand-Arbeiten auf den Parzellen (Schnitt Disteln) aufgrund der reellen Zeit errechnet. Der Durchschnitts-Arbeitsaufwand ist in der Fruchtfolge A höher (Tab.4). Dies ist hauptsächlich auf das Ausreissen der Disteln zurückzuführen, was höhere 1,6 Std./ha verursachte.
Schlussfolgerungen für die Praxis Aus dem zwölfjährigen Versuch «Viehloser Bio-Ackerbau» lernten wir für die auf Mapraz gegebenen Bedingungen Folgendes: ••Die Humusbilanz eines viehlosen Bio-Ackerbau betriebs kann positiv sein, wenn das Stroh jeweils vollständig auf dem Boden liegen bleibt. Die Aus dehnung der Kunstwiese auf zwei Jahre erlaubt, das Gesamtergebnis beträchtlich zu verbessern. ••Die Verlängerung der Dauer der KW auf zwei Jahre anstelle eines Jahres ermöglicht das Reduzieren der Disteln. ••Der Ackerfuchsschwanz kann durch regelmässiges Blindstriegeln bekämpft werden. ••Die Mischkultur Eiweisserbsen/Gerste ermöglicht saubere Kulturen mit Erträgen, die gut höher ausfallen als jene beim Reinanbau von Erbsen. ••Die Fruchtfolge mit zwei Jahren KW verlangte weniger Arbeit als bei einem Jahr KW. Es ist vor allem der Arbeitsaufwand für das Ausreissen der Disteln, der den Unterschied ausmacht.
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von Hand
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••Gleichwertige Erträge zu den Bio-Richtzahlen gibt es bei der Ackerbohne und beim Hafer. Um 8 % tiefer sind sie beim Weizen bzw. um 16 % bei den KW. ••Der erzielte «Fruchtfolgedeckungsbeitrag» in der Fruchtfolge B ist um ca. CHF 200/ha höher als der von Fruchtfolge A. Rechnete man mit möglichen Verbesserungen durch den Beitrag einer Mischkultur bei den Erbsen, ergäbe die Fruchtfolge A einen besseren Fruchtfolgedeckungsbeitrag von ca. CHF 150/ha. ••Die Fruchtfolge mit zwei Jahren KW zeigt landwirtschaftliche und ökonomische Vorteile gegenüber der Fruchtfolge A (Reduzierung der Disteln und des Arbeitsaufwands, besserer Deckungsbeitrag, bessere Humusbilanz). ••Der Fruchtfolgedeckungsbeitrag liegt unter dem Richtwert: bei CHF 670/ha bei der Fruchtfolge A und bei CHF 250/ha bei der Fruchtfolge B. ••Der Versuch geht weiter und wird es erlauben, die Schlussfolgerungen zu verfeinern und besser zu ermitteln, ob ein solches System langfristig praktikabel ist. Der vollständige Bericht ist kann unter www.agridealausanne.ch heruntergeladen werden (Domaines de compétences / production et techniques / Agriculture n biologique / Rapports d’essais).
Campicoltura bio senza bestiame: risultati dopo 12 anni sull'azienda pilota di Mapraz L’azienda pilota Mapraz è stata istituita per rispondere alle domande poste dalla conversione di aziende agricole senza bestiame all’agricoltura biologica. Dopo 12 anni di attività, in cui negli ultimi 6 anni si sono confrontate 2 rotazioni (con 1 o 2 anni di prato artificiale -PA), le rese medie sono inferiori dell’8 % dei valori di riferimento per il frumento o risultano confrontabili ai valori di riferimenti bio per fava e avena. I margini lordi sono compresi tra CHF 250.– e 670.–/ha al di sotto dei valori di riferimento in agricoltura biologica con bestiame. La rotazione con 2 anni di PA presenta un margine lordo migliore (CHF 200.–/ ha) e richiede meno lavoro (-2 ore/ha) rispetto alla rotazione con un anno di prateria. Il cardo dei campi è stato ridotto con l'introduzione di 2 anni di PA nella rotazione. L'introduzione della pratica di falsa-semina ha consentito di controllare la coda di volpe. Le altre malerbe non rappresentano alcun problema.
Literatur ▪▪ Ryser J. & Vuilloud P., 2003. Bilan d’un essai de fumure phosphopotassique de 30 ans dans un sol argileux, Revue suisse d’Agriculture 35, 77–81. ▪▪ AGRIDEA, FiBL, 2011. Deckungsbeiträge, Ausgabe 2011 (oder: Deckungsbeitragskatalog). ▪▪ Schmidt H., 2003. Viehloser Ackerbau im ökologischen Landbau. Evaluierung des derzeitigen Erkenntnisstandes anhand von Betriebsbeispielen und Expertenbefragungen. Justus-Liebig-Universität Giessen. Zugang: http://orgprints.org/5020/
Summary
Riassunto
Viehloser Bio-Ackerbau: Resultate aus zwölf B eobachtungsjahren des Versuchsbetriebs Mapraz | Agrarwirtschaft
Organic farming without cattle: results after 12 years on the pilot farm Mapraz The pilot farm Mapraz was set up to give an answer to various questions related to the conversion of farms without livestock to organic farming. After twelve years of evaluation whereof during the last six years two crop rotation systems were compared (one with one year temporary ley -TL and one with two years of TL) the result shows that the average wheat yields are 8 % lower than the comparability index for wheat or matchable to the organic comparability index for field bean and oat. The contribution margins are between CHF 250.–/ha and CHF 670.–/ha lower than the comparability index in organic agriculture with livestock. The crop rotation system with 2 years of TL presents a better contribution margin (CHF 200.–/ha) and is less labour intensive (-2 hours/ha) than the crop rotation system with 1 year of TL. Key words: organic farming, organic field cropping, weed control without herbicides.
▪▪ Gazzarin C, 2011. Machinenkosten 2011, ART-Bericht 747, 1–56. ▪▪ Leithold G., Hülsbergen K.-J., Michel D. & Schönmeier H., 1997. Humus bilanzierung: Methoden und Anwendung als Agrar-Umweltindikator. In: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (Eds.). Initiativen zum Umweltschutz 5, Umweltverträgliche Pflanzenproduktion, Zeller Verlag Osnabrück, 5, 43-54.
Agrarforschung Schweiz 4 (3): 124–131, 2013
131
G e s e l l s c h a f t
Zur sozialen Lage der landwirtschaftlichen Bevölkerung in der Schweiz Sigrid Haunberger, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8356 Ettenhausen, Schweiz Auskünfte: Sigrid Haunberger, E-Mail: sigrid.haunberger@fhnw.ch, Tel. +41 62 957 25 34
Eine fundierte Datengrundlage im Rahmen einer Sozialberichterstattung gibt Aufschluss über die soziale Lage der landwirtschaftlichen B evölkerung. (Bild: Ruth Rossier)
Einleitung Strukturwandel der Landwirtschaft Die traditionellen ländlichen Lebensweisen befinden sich aufgrund von Modernisierungsprozessen in vielen Ländern Europas im Umbruch, ländliche Räume erfahren einen tiefgreifenden Wandel ihrer Erwerbs- und Sozialstruktur. Ländliche Lebenswelten, so wird konstatiert, seien in eine tiefgreifende Krise geraten; Schlagzeilen wie «Bauern zwischen BSE, MKS und Biolandwirtschaft»1 (Schridde und Fischer 2001) oder verlustreiche Produktionsüberschüsse von Milch, Butter, Rindfleisch und Zucker
132
Agrarforschung Schweiz 4 (3): 132–137, 2013
werden immer wieder in der Öffentlichkeit thematisiert. Infolgedessen ist es nicht verwunderlich, dass in der Modernisierung hauptsächlich der Niedergang des Bauerntums und des Dorfes gesehen wurde. Der hier skizzierte strukturelle Wandel der Landwirtschaft in den europäischen Ländern während der letzten Jahrzehnte hat die bäuerliche Lebens- und Arbeitsweise massgeblich verändert. Dies wirft die Frage auf, ob sich diese gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in den grundlegenden Orientierungen und Werthaltungen der Landwirtinnen und BSE: Bovine spongiforme Enzephalopathie, MKS: Maul- und Klauenseuche.
1
Landwirte niederschlagen und wie sich diese von jenen anderer Berufsgruppen unterscheiden (Wiesinger 2005). Mikroebene: Beurteilung der eigenen sozialen Lage Im Rahmen einer Sozialberichterstattung und um die soziale Lage von Landwirtinnen und Landwirten im Vergleich zu anderen Berufsgruppen in der Gesellschaft zu bestimmen, wird auf das von Hradil (1987) entwickelte Lagenkonzept zurückgegriffen (Tab. 1). Mit der sozialen Lage lassen sich drei Bedürfnisse von Akteuren festmachen: Traditionell ökonomische Bedürfnisse (Wohlstand, Erfolg, Macht) wirken in Form von Geld, formaler Bildung, Berufsprestige und der formalen Machtstellung als ungleiche Lebensbedingungen. Wohlfahrtsstaatliche Bedürfnisse (Sicherheit, Entlastung, Gesundheit, Partizipation) wirken in Form von Arbeitslosigkeit- und Armutsrisiken, sozialer Absicherung, Arbeitsbedingungen, Freizeitbedingungen, Wohnbedingungen, demokratischen Institutionen als ungleiche Lebensbedingungen. Soziale Bedürfnisse (Integration, Selbstverwirklichung, Emanzipation) wirken in Form von sozialen Beziehungen, sozialen Rollen und Diskriminierung/Privilegien als ungleiche Lebensbedingungen.
Zusammenfassung
Zur sozialen Lage der landwirtschaftlichen B evölkerung in der Schweiz | Gesellschaft
Im Rahmen einer Sozialberichterstattung zeichnet dieser Beitrag die soziale Lage von Landwirtinnen und Landwirten in der Schweiz im Vergleich zu anderen Berufsgruppen auf der Basis des European Social Survey (ESS) nach. Mit der sozialen Lage, welche die Lebensqualität und die Lebenschancen von Bevölkerungsgruppen erfasst, werden verschiedene Faktoren wie Beruf, Einkommen, Arbeitslosigkeit, Werteinstellungen und die Integration in die Gesellschaft berücksichtigt. Für die Interpretation der Ergebnisse ist entscheidend, mit welcher Referenz-Berufsgruppe Landwirtinnen und Landwirte verglichen werden. In der Einschätzung ihrer ökonomischen Situation unterscheidet sich die landwirtschaftliche Bevölkerung wenig von anderen Berufsgruppen; bezüglich der subjektiv wahrgenommenen Integration in die Gesellschaft fällt die landwirtschaftliche Bevölkerung nicht hinter andere Berufsgruppen zurück. Im Hinblick auf Werteinstellungen erweist sich die landwirtschaftliche Bevölkerung je nach Referenz als weniger universalistisch, weniger traditionell und erfolgsorientierter.
Niedergeschlagenheit bei Bäuerinnen und Bauern? In einer Befragung von deutschen Vollerwerbslandwirten ermittelt Pongratz (1987) viele Anzeichen von Resignation: eine düstere Bewertung der Zukunftsperspektiven und Machtlosigkeit gegenüber dem wirtschaftlichen und politischen Geschehen, mit dem sich viele Bauern und Bäuerinnen bereits abgefunden haben. Auffallend sei das hohe Mass an Distanzierung der Landwirte im Verhältnis ihres Berufsstandes zur übrigen Gesellschaft. Auch Hildenbrand et al. (1992) weisen auf das schwer zu bewältigende und widersprüchliche Verhältnis von Tradition und Moderne in bäuerlichen Familien hin. Aufgrund von Auswertungen agrarsoziologischer Literatur
Tab. 1 | Modell zur sozialen Lage der landwirtschaftlichen Bevölkerung (nach Hradil 1987)
Beispiele
Indikatoren
Traditionelle ökonomische Bedürfnisse
Wohlfahrtsstaatliche Bedürfnisse
Soziale Bedürfnisse
Wohlstand Erfolg Macht
Sicherheit Entlastung Gesundheit Partizipation
Integration Selbstverwirklichung Emanzipation
Geld, formale Bildung, Berufsprestige, formale Macht stellung
Arbeitslosigkeit, Armut
soziale Beziehungen, soziale Rollen, Diskriminierung/ Privilegien
Agrarforschung Schweiz 4 (3): 132–137, 2013
133
Gesellschaft | Zur sozialen Lage der landwirtschaftlichen B evölkerung in der Schweiz
Tab. 2 | Gruppierung der Berufshauptgruppen (vereinfachtes Goldthorpe-Klassenschema) Berufshauptgruppe 1
Angehörige gesetzgebender Körperschaften, leitende Verwaltungsbedienstete und Führungskräfte der Privatwirtschaft
2
Wissenschaftler (Akademiker)
3
Techniker und gleichrangige nichttechnische Berufe
4
Bürokräfte, kaufmännische Angestellte
5
Dienstleistungsberufe, Verkäufer in Geschäften und auf Märkten
6
Fachkräfte in der Landwirtschaft und Fischerei
7
Handwerks- und verwandte Berufe
8
Anlagen- und Maschinenbediener sowie Montierer
9
Hilfsarbeitskräfte
zum Verhältnis von Landwirtschaft und Gesellschaft resümiert Pongratz (1988, S. 50), «dass die Landwirtschaft in unserer Gesellschaft eine randständige Stellung einnimmt» und zwar nicht nur im ökonomischen, sondern in allen gesellschaftlichen Bereichen. Ähnliches ist explizit für die Schweiz zu lesen; zwar hätte sich die finanzielle Lage in bäuerlichen Kreisen konsolidiert, dennoch schätzt die bäuerliche Bevölkerung ihre allgemeine Situation problematischer ein und blicke pessimistischer in die Zukunft als die übrige Bevölkerung (Abele 2009). Wertorientierungen der landwirtschaftlichen Bevölkerung Grundlage der Betrachtung der Werthaltungen bildet die Wertetheorie von Schwartz (1992): Hedonismus bezieht sich auf eine Betonung des Vergnügens und die Priorität von Genuss. Universalismus beinhaltet die Ziele der Gleichheit, des Schutzes der Natur und des Friedens sowie eine Präferenz für soziale Beziehungen (Prosozialität). Personen, die besonders dem Traditionalismus anhängen, haben einen starken Wunsch nach dem Erhalt von tradierten Abläufen und präferieren Gehorsam sowie gesellschaftliche und familiäre Sicherheit. Erfolg hingegen bezieht sich auf das Ziel, andere zu kontrollieren und zu beeinflussen (Macht) sowie eine ausgeprägte Erfolgsorientierung (Leistung). Typischerweise werden Bauern überwiegend konservative Werte zugeordnet: Naturverbundenheit, Denken in Generationen, Zucht und Sitte, Fleiss, Bodenständigkeit, Religiosität, Beharrlichkeit, Unbestechlichkeit, Sicherheitsdenken, Stärke und auch beispielsweise Gesundheit, Beständigkeit, Ordnungssinn, Strebsamkeit, Bescheidenheit, Selbstgenügsamkeit, Ganzheitlichkeit, Zähigkeit (Hradil 2005). Trotz Modernisierungseinflüssen weisen Forschungsbefunde überwiegend auf den Fortbestand traditioneller bäuerlicher Denk- und Verhaltensmuster hin (Pongratz 1996).
134
Agrarforschung Schweiz 4 (3): 132–137, 2013
Dienstklasse
Angestellte Referenzkategorie Facharbeiter, gelernte Arbeiter Un- und angelernte Arbeiter
Material und Methode Der European Social Survey (ESS) Als Datengrundlage, in der sich Landwirtinnen und Landwirte in ausreichender Fallzahl identifizieren lassen, wird der gepoolte European Social Survey (ESS; 2002−2010) genutzt, der sowohl Länder der Europäischen Union, als auch assoziierte Länder wie die Schweiz einbezieht. Der durch das Poolen der Daten entstehende zeitliche Aspekt wird in den Analysen durch eine auf der Makroebene integrierte Periodenvariable (ESSWelle) kontrolliert. Der ESS ist eine repräsentative sozialwissenschaftliche Bevölkerungsumfrage, die mittels eines einheitlichen Fragebogens soziale und politische Einstellungen von Bürgerinnen und Bürgern aus über 20 verschiedenen europäischen Ländern untersucht (Neller 2004). Deskriptionen der unabhängigen Variablen Als unabhängige Variablen fungieren sowohl individuelle Merkmale, die im Rahmen des ESS erhoben wurden, wie auch Variablen, die dem Datensatz nachträglich zugespielt wurden. Berufsklassifikation nach ISCO-88 COM. Für die Klassifikation der Berufe wurde die «International Standard Classification of Occupations» (ISCO-88 COM) genutzt. Für die vorliegenden Analysen wurden die ISCO-Berufshauptgruppen aus methodischen Gründen in einem vereinfachten Goldthorpe-Klassenschema in fünf Kategorien zusammengefasst (siehe Tab. 2, vgl. Erikson und Goldthorpe 1992). Dem Datensatz zugespielt wurde das Kaufkraftbereinigtes Bruttoinlandprodukt pro Kopf (BIP) sowie die gesamtschweizerische Arbeitslosenquote zum Zeitpunkt der jeweiligen Erhebungswelle. Als Kontrollvariablen auf der individuellen Ebene werden zusätzlich das Geschlecht (53,6 % Frauen und 46,4 % Männer) sowie
Zur sozialen Lage der landwirtschaftlichen B evölkerung in der Schweiz | Gesellschaft
Tab. 3 | Abhängige Variablen – Mittelwerte und Standardabweichungen (SD)
Abhängige Variablen
gesamt
Dienstklasse
Angestellte
Facharbeiter
Landwirte
Ungel. Arbeiter
Mittelwert/SD
Mittelwert/SD
Mittelwert/SD
Mittelwert/SD
Mittelwert/SD
Mittelwert/SD
Soziale Lage Soziales Vertrauen (0-10)
5,87 (1,59)
6,19 (1,51)
5,84 (1,58)
5,66 (1,62)
5,87 (1,55)
5,55 (1,71)
Vertrauen in Institutionen (0-10)
5,59 (1,55)
5,77 (1,46)
5,56 (1,50)
5,43 (1,62)
5,41 (1,55)
5,33 (1,73)
Soziale Kontakte (0-10)
5,26 (1,26)
5,19 (1,24)
5,28 (1,22)
5,20 (1,31)
4,93 (1,32)
5,09 (1,40)
Angst vor Arbeitslosigkeit (1-4)
1,81 (0,94)
1,77 (0,92)
1,82 (0,93)
1,82 (0,95)
1,77 (0,95)
1,91 (0,94)
Geldsorgen (1-4)
1,92 (0,84)
1,94 (0,88)
1,91 (0,83)
1,90 (0,81)
1,94 (0,86)
1,96 (0,84)
Abbau Einkommensungleichheit (1-5)
3,63 (1,04)
3,31 (1,16)
3,67 (1,03)
3,73 (0,97)
3,72 (0,96)
3,97 (0,84)
5,06 (0,57)
5,07 (0,56)
5,10 (0,56)
4,98 (0,59)
5,06 (0,52)
5,00 (0,60)
Werthaltungen (Schwartz) (1-6) Universalismus Traditionalismus
4,14 (0,81)
3,94 (0,82)
4,16 (0,79)
4,28 (0,77)
4,34 (0,76)
4,36 (0,81)
Hedonismus
4,23 (0,82)
4,27 (0,77)
4,22 (0,80)
4,26 (0,85)
4,09 (0,82)
3,99 (0,88)
Erfolg
3,56 (0,92)
3,67 (0,90)
3,49 (0,90)
3,67 (0,94)
3,45 (0,92)
3,39 (0,95)
8774
1754
4061
1266
321
656
N
ESS 2002-2010, gewichtet, je höher der Wert, desto grösser die Zustimmung
das Alter der Befragten (Personen zwischen 21 und 85 Jahren, M = 49,42, SD = 16,23) in den empirischen Analysen berücksichtigt. Zusätzlich wird das Haushaltsnettoeinkommen als objektive Grösse der sozialen Lage einbezogen. Deskription der abhängigen Variablen Das Konzept der sozialen Lage von Hradil (1987) wurde über verschiedene Dimensionen operationalisiert: a) die Dimension der traditionellen ökonomischen und wohlfahrtsstaatlicher Bedürfnisse (materieller Ressourcen: Geldsorgen/Angst vor Arbeitslosigkeit/die Forderung, dass der Staat Einkommensungleichheit reduzieren sollte) und b) die Dimension sozialer Bedürfnisse (Werthaltungen: Traditionalismus, Universalismus, Hedonismus und Erfolg); soziales Vertrauen, Vertrauen in Institutionen und soziale Kontakte (eine zusammenfassende Übersicht findet sich in Tabelle 3). Für eine ausführliche Deskription der verwendeten unabhängigen und abhängigen Variablen sei auf Haunberger et al. (2011) verwiesen. Werthaltungen. Die Werte wurden mit dem «Portraits Value Questionnaire» (PVQ) gemessen. Mittels Faktorenanalyse (Hauptkomponentenanalyse, Varimax-Rotation) wurden vier Faktoren ermittelt und einer Reliabilitätsanalyse unterzogen, die Masszahl der internen Konsistenz der Skala, Cronbachs Alpha α, wird jeweils in Klammern angegeben: Traditionalismus (α = 0,70): Auf diesen Faktor laden die sechs Items «sich korrekt verhalten», «Befolgung von Regeln», «Traditionen und Bräuchen folgen», «in siche-
rer Umgebung wohnen», «Zurückhaltung und Bescheidenheit» sowie «Staat soll Sicherheit gewährleisten». Universalismus (α = 0,65): Fünf Items wie «Verständnis für andere Menschen», «Loyalität gegenüber Freunden», «Umweltschutz», «anderen Menschen helfen» und «alle Menschen gleich behandeln» laden auf diesen Faktor. Hedonismus (α = 0,71): Diesen Faktor bilden vier Items wie «Spass haben», «sich etwas gönnen», «Abwechslung wichtig» sowie «Abenteuer und Risiken gehören zum Leben». Erfolg (α = 0,67): Dieser Faktor setzt sich aus folgenden vier Items zusammen: «bewundert werden für Fähigkeiten», «Erfolg haben», «viel Geld haben», sowie «Respekt haben, Kontrolle ausüben».
Resultate Die Analysen wurden mittels OLS-Regressionen vorgenommen. Für die Interpretation der Ergebnisse ist entscheidend, mit welcher Referenz-Berufsgruppe Landwirtinnen und Landwirte verglichen werden. In der subjektiven Einschätzung ihrer ökonomischen Situation unterscheidet sich die landwirtschaftliche Bevölkerung wenig von anderen Berufsgruppen (gemessen an Geldsorgen und Arbeitslosigkeit), lediglich die Forderung nach einem Abbau der Einkommensungleichheit wird von Landwirten weniger unterstützt als von Angestellten, Facharbeitern und Ungelernten, mehr jedoch als von Angehörigen der Dienstklasse (Tab. 4). Bezüglich der subjektiv wahrgenommenen Integration in die Gesellschaft (soziale Bedürfnisse) fällt die
Agrarforschung Schweiz 4 (3): 132–137, 2013
135
Gesellschaft | Zur sozialen Lage der landwirtschaftlichen B evölkerung in der Schweiz
Tab. 4 | Soziale Lage der landwirtschaftlichen Bevölkerung in der Schweiz (OLS-Regressionen)
*
0,088
0,392
*
0,647
*
0,169
0,003
0,225
*
0,141
0,225
-0,484
*
-0,130
-0,594
*
-0,813
*
-0,116
0,079
-0,245
*
-0,046
-0,135
Arbeitslosenquote
0,037
-0,167
*
-0,02
-0,150
*
-0,213
*
-0,023
0,036
-0,079
*
0,017
-0,055
Soziale Kontakte
Soziales Vertrauen
Erfolg
0,504
0,025
Hedonismus
0,025
Bruttoinlandprodukt
Geldsorgen
ESS-Welle
Vertrauen in Institutionen
Universalismus
Traditionalismus
Werthaltungen
Abbau Einkommensungleichheit
Arbeitslosigkeit
ökonomische/ wohlfahrts staatliche Bedürfnisse
soziale Bedürfnisse
*
Berufsgruppen nach Goldthorpe (Referenz: Landwirte) Dienstklasse
0,074
*
0,057
*
0,008
-0,002
-0,020
-0,032
*
Angestellte
-0,042
*
-0,017
Facharbeiter
-0,058
*
Ungelernte
-0,074
0,023
-0,020
0,003
0,080
-0,038
*
-0,008
-0,018
0,003
0,110
*
-0,042
*
-0,021
0,011
0,035
*
0,118
-0,069
*
0,008
*
-0,014
-0,114
*
0,043
*
-0,007
0,007
*
-0,001
-0,023
0,075
*
-0,020
*
-0,026
0,069
*
-0,050
-0,049
*
-0,010
-0,087
*
-0,110
-0,038
*
*
*
-0,021 -0,059
-0,065
-0,034
*
0,015
*
0,090
*
-0,026
*
0,136
*
*
0,213
*
-0,203
*
0,007
-0,013
-0,169
Geschlecht: männlich
-0,044
*
-0,024
*
0,006
0,019
Alter
0,053
*
-0,074
*
-0,227
0,011
-0,267
N
8044
8039
8042
7276
5464
7937
8022
8021
8019
8022
R2
0,024
0,018
0,055
0,068
0,028
0,038
0,025
0,087
0,087
0,076
-0,056
0,009 *
-0,046
*
*
*
Haushaltsnettoeinkommen
*
*
0,043
0,020
*
ESS 2002-2010 gewichtet, *p ≤ 0,05
landwirtschaftliche Bevölkerung nicht hinter den anderen Berufsgruppen zurück. Landwirtinnen und Landwirte verfügen über mehr soziales und institutionelles Vertrauen als Facharbeitende und Ungelernte, weniger jedoch als die Dienstklasse. Bezüglich der Häufigkeit sozialer Kontakte bestehen keine Unterschiede zu den anderen Berufsgruppen. Auch im Hinblick auf Werteinstellungen scheint eine Differenzierung nach Berufsgruppen angebracht zu sein. Landwirtinnen und Landwirte schätzen sich als weniger universalistisch als Angehörige der Dienstklasse und Angestellte ein, mehr jedoch als Ungelernte. Nur im Vergleich mit Ungelernten weisen Landwirte einen höheren Hedonismus auf. Die landwirtschaftliche Bevölkerung schätzt sich nur im Vergleich mit der Dienstklasse als traditionalistischer ein und erweist sich im Vergleich mit Angestellten und Ungelernten als erfolgsorientierter.
Diskussion und Schlussfolgerungen Das hier skizzierte Bild von der sozialen Lage der landwirtschaftlichen Bevölkerung zeichnet sich weder durch eine besonders pessimistische noch besonders optimistische Haltung aus. Vielmehr befinden sich Landwirtinnen und Landwirte oftmals auf gleicher Ebene mit anderen Berufsgruppen, wenn es um die subjektive Einschätzung
136
Agrarforschung Schweiz 4 (3): 132–137, 2013
ihrer sozialen Lage geht. Ein Vergleich, nicht mit der Gesamtbevölkerung, sondern mit einzelnen Berufsgruppen, scheint erfolgversprechend zu sein, da sich die landwirtschaftliche Bevölkerung beispielsweise nicht pauschal als traditionalistischer erweist, sondern nur im Vergleich zur Dienstklasse. Im Rahmen einer Sozialberichterstattung auf der Basis von Sekundäranalysen kann dieser Aufsatz als Beitrag zur Sozialindikatorenforschung gesehen werden, der es möglich macht, den sozialstrukturellen Wandel im n Agrarbereich quantitativ abzubilden.
La situazione sociale della popolazione agricola elvetica Nel quadro di un resoconto sugli aspetti sociali, il presente contributo confronta, sulla base dello European Social Survey (ESS), la situazione sociale degli agricoltori svizzeri con quella di altre categorie professionali. Nell'analisi della situazione sociale, che ingloba qualità e opportunità di vita vengono considerati dei gruppi di popolazione, diversi fattori quali professione, reddito, disoccupazione, valori e integrazione nella società. Nell'interpretazione dei risultati è decisivo il gruppo professionale di confronto. Nella valutazione della situazione economica, la popolazione agricola si differenzia poco dagli altri gruppi e anche per quanto concerne l'opinione personale sull'integrazione nella società non è da meno ad altre categorie professionali. Dal punto di vista dei valori, a seconda del gruppo di confronto emerge il quadro di una popolazione agricola meno universalista, meno tradizionalista e più orientata ai risultati.
Literatur ▪▪ Abele M., 2009. Befindlichkeit und Lebensqualitätsindex der landwirtschaftlichen Bevölkerung. Schlussbericht einer repräsentativen telefonischen Bevölkerungsbefragung im Auftrag des Bundesamtes für Landwirtschaft BLW. gfs-zürich. ▪▪ Erikson R. & Goldthorpe J. H., 1992. The Constant Flux: A Study of Class Mobility in Industrial Societies. Clarendon Press, Oxford, 445 S. ▪▪ Haunberger S., Hadjar A. & Hegi U., 2011. Zur sozialen Lage von Landwirten in Europa. Eine empirische Analyse. Schweizerische Zeitschrift für Soziologie 37 (3), 395−418. ▪▪ Hildenbrand B., Bohler K. F., Jahn W. & Schmitt R., 1992. Bauernfamilien im Modernisierungsprozess. Campus Verlag, Frankfurt am Main undNew York, 187 S. ▪▪ Hradil S., 1987. Sozialstrukturanalyse in einer fortgeschrittenen Gesellschaft. Von Klassen und Schichten zu Lagen und Milieus. Leske + Budrich, Opladen, 213 S. ▪▪ Hradil, S., 2005. Soziale Ungleichheiten in Deutschland. Nachdruck der 8. Auflage. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 545 p. ▪▪ Neller K., 2004. Der European Social Survey (ESS). Neue Analysemöglichkeiten für die international vergleichende empirische Sozialforschung. Politische Vierteljahresschrift 45, 259–261. ▪▪ Pongratz H., 1987. Bauern – am Rande der Gesellschaft? Eine theoretische und empirische Analyse zum gesellschaftlichen Bewusstsein von Bauern. Soziale Welt 38, 522–544.
Summary
Riassunto
Zur sozialen Lage der landwirtschaftlichen B evölkerung in der Schweiz | Gesellschaft
On the social situation of the farming population in Switzerland As part of a social report, this paper traces the social situation of farmers in Switzerland in comparison with other occupational groups on the basis of the European Social Survey (ESS). With the social situation – which encompasses the quality of life and life opportunities of population groups – various factors such as job, income, unemployment, values, and integration in society are taken into account. The reference occupational group with which farmers are compared is critical for the interpretation of the results. In the assessment of their economic situation, the farming population differs little from other occupational groups; in terms of their subjectively perceived integration into society, the farming population does not fall behind other occupational groups. As far as values are concerned, depending on the reference, the farming population turns out to be less universalistic, less traditional, and more success-oriented. Key words: agricultural population, social position, subjective well-being, values.
▪▪ Pongratz H., 1988. Abhängigkeit und Fremdbestimmung der Bauern als Herausforderung einer Emanzipatorischen Sozialforschung. In: Für eine bäuerliche Landwirtschaft, Hugo Gödde und Dieter Voegelin (Hrsg.), Schriftenreihe des Fachbereichs Stadtplanung/Landschaftsplanung der Gesamthochschule Kassel, Band 14. Printex Offset, Kassel, 49−53. ▪▪ Pongratz H., 1996. Ländliche Lebenswelt und agrarpolitische Krise in ihren Auswirkungen auf das gesellschaftlich-politische Bewusstsein der bäuerlichen Bevölkerung. In: Die Politisierung des Menschen. Instanzen der Politischen Sozialisation (Hrsg. B. Claussen & R. Geissler). Leske & Budrich, Opladen, 339−352. ▪▪ Schridde P. & Fischer T., 2001. Bauern zwischen BSE, MKS und Biolandwirtschaft. Aktuelle Cornelsen Landkarte. Ausgabe 6/2001. Cornelsen Verlag, Berlin. ▪▪ Schwartz S. H., 1992. Universals in the Content and Structure of Values. Theoretical Advances and Empirical Tests in 20 Countries. In: Advances in Experimental Social Psychology, (Hrsg. M. Zanna). Vol. 25. Academic Press, San Diego et London, 1−65. ▪▪ Wiesinger, Georg. 2005. Landwirtschaft zwischen Tradition und Moderne – Über den Struktur und Wertewandel in der bäuerlichen Lebenswelt. In: Agrarökonomie zwischen Vision und Realität, (Hrsg. I. Darnhofer, M. Penker & H. K. Wytrzens). Band 10. Facultas Verlag, Vienne, 165−180.
Agrarforschung Schweiz 4 (3): 132–137, 2013
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P f l a n z e n b a u
PRAMIG: ein Entwicklungsprojekt zur besseren Bewirtschaftung der Wiesen südlich der Alpen Emiliano Nucera1, Luca Boccardo1, Daniele Garzoli2, Giovanni D’Adda3 und Mario Bertossa4 AGRIDEA – Büro der italienischen Schweiz, 6593 Cadenazzo, Schweiz 2 Landwirtschaftliches Beratungsbüro des Kantons Tessin , 6500 Bellinzona, Schweiz 3 Kantonale landwirtschaftliche Schule von Mezzana, 6828 Balerna, Schweiz 4 Agroscope ACW, Forschungszentrum Cadenazzo, 6593 Cadenazzo, Schweiz Auskünfte: Emiliano Nucera, E-Mail: emiliano.nucera@agridea.ch, Tel. +41 91 858 19 66
1
Maiensässwiesen im Bleniotal (Naragebiet).
Einleitung Gemäss dem statistischen Amt des Kantons Tessin (USTAT 2012) umfasste die landwirtschaftliche Nutzfläche (LNF) des Tessins im Jahre 2010 14 231 ha, wovon 11 552 ha Dauerwiesen- und Weiden ausmachten (ohne Sömmerungsweiden) und 415 ha auf Kunstwiesen entfielen. Die Wiesen und Weiden belegen somit den grössten Teil der LNF und stellen die Basis für die Milchproduktion dar, welche der wichtigste Bereich in der Tierhaltung im Kanton ist. Das Bruttoergebnis dieser Produktion beläuft sich auf 17 Millionen Schweizer Franken, was Rang drei bedeutet hinter der Gemüseproduktion (28 Millionen) und dem Weinbau (26,5 Millionen). Den Futterbauflächen kommt somit sowohl für die landwirtschaftliche Produktion als auch für den Tourismus eine wirtschaftlich bedeutende Rolle zu.
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Agrarforschung Schweiz 4 (3): 138–145, 2013
Im Jahr 2007 haben AGRIDEA, Agroscope ChanginsWädenswil ACW, der Kanton Tessin und die italienische Sektion der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaues (AGFF) ein Projekt in die Wege geleitet, welches sich zum Ziel setzt, die Landwirtschaftsbetriebe zu unterstützen und die Futterproduktion südlich der Alpen zu verbessern. Dazu sollen spezifische, auf diese Region angepasste Massnahmen entwickelt und umgesetzt werden. Vorerst wurde bei 35 Betrieben in vier gebirgigen Regionen des Kantons Tessin eine Umfrage durchgeführt. Dies erlaubte es, die Strategien der Betriebe und die sozioökonomischen Bedingungen zu charakterisieren. Zugleich wurden Massnahmen erarbeitet, die nachfolgend umgesetzt wurden. Auf der Basis dieser ersten Resultate wurde ein dreijähriges Projekt aufgebaut. Im Rahmen des Projektes wurden Demonstrationsversuche auf zehn Landwirtschaftsbetrieben angelegt. Es umfasste Erhebungen zur phänologischen Entwicklung der Wiesen und zum Wachstum des Grases. Im Laufe des Projektes wurden weitere Untersuchungen durchgeführt. So wurde die Einstufung der Vegetationsdecke der Dauerwiesen mit einem typologischen Ansatz eingeführt. Die vorliegende Publikation vermittelt eine Gesamtsicht des Projektes und stellt die durchgeführten Arbeiten, die Ergebnisse, die aufgetretenen Schwierigkeiten und die wichtigsten Erkenntnisse dar.
Zielsetzung und Organisation des Projektes Das Hauptziel des Projektes PRAMIG (Miglioramento dei prati al Sud delle Alpi – Verbesserung der Wiesen südlich der Alpen) bestand darin, die Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe südlich der Alpen zu verbessern. Erreicht werden sollte dies durch eine an die Region angepasste Futterproduktion, welche den Bedürfnissen der Tiere entspricht und für die Bauern familie umsetzbar ist.
Die einzelnen Ziele des Projektes waren: ••Bildung eines Netzes von zehn Betrieben mit Einzelund Gruppenerhebungen und Bewertungen der technisch-ökonomischen Resultate ••Durchführung von mindestens einem Demonstrationsversuch (Techniken und/oder Anpassungen der Arbeitsweise) auf jedem Betrieb ••Ermittlung der Wachstumskurve des Grases für mindestens drei Standorte ••Charakterisierung der phänologischen Entwicklung mittels spezifischer Erhebungen •• Regelmässige Information über die Projektresultate - durch die Organisation einer jährlichen Zusammenkunft der Bewirtschafter des Netzes in enger Zusammenarbeit mit den lokal zuständigen Personen. - durch eine Jahrestagung auf einem der Versuchsbetriebe, an welcher alle Mitglieder der italienischen Sektion der AGFF (APF) und alle Landwirte (gemeinsame Organisation von APF und PRAMIG) teilnehmen konnten als Teil eines Informationskonzeptes. Dieses beinhaltete auch zielgruppenspezifische Information, Publikationen und Presseartikel. Die Projektleitung setzte sich aus Vertretern von APF, AGRIDEA, ACW, dem Beratungsdienst des Kantons Tessin, der landwirtschaftlichen Schule von Mezzana und von SEREC (Schweizerische Gesellschaft für Dienstleistungen zu Gunsten von Regionen und Gemeinden) zusammen setzt. Diese Personen haben sich zweimal pro Jahr getroffen, um die bisherigen Ergebnisse zu diskutieren und auszuwerten. Zudem wurden die Strategien und die Aktivitäten für die Folgejahre festgelegt. Die Feldarbeiten und die Koordination haben die Mitarbeitenden von AGRIDEA in Cadenazzo übernommen. Die wissenschaftliche Unterstützung für die Bearbeitung der Daten aus den phänologischen und botanischen Erhebungen sowie jene der Wachstumsmessungen und weitere Aktivitäten hat die ACW sichergestellt. Operationelle Entscheide, Publikationen und die Organisation der Informationsveranstaltungen haben das Projektteam und die technische Kommission der APF geplant und durchgeführt. Betreut wurde das Projektteam durch SEREC.
Durchführung und Resultate Arbeiten auf den Betrieben Eines der Ziele des Projektes PRAMIG bestand in der Schaffung eines Netzes von Betrieben und Demonstrationsversuchen auf Parzellen, mit welchen der Landwirt nicht zufrieden war. Es wurden verschiedene Themen angesprochen (Tab. 1): Bekämpfung der Unkräuter
Zusammenfassung
PRAMIG: ein Entwicklungsprojekt zur besseren Bewirtschaftung der Wiesen südlich der Alpen | Pflanzenbau
Südlich der Alpen spielen Wiesen und Weiden wirtschaftlich eine ausschlaggebende Rolle sowohl für die Landwirtschaft als auch für den Tourismus. Das Hauptziel des Projektes PRAMIG (Verbesserung der Wiesen südlich der Alpen) besteht darin, die Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe in der Südschweiz zu verbessern. Dies soll durch eine an das Gebiet angepasste Futterproduktion erreicht werden, welche den Bedürfnissen der Tiere entspricht und von den Bauernfamilien umgesetzt werden kann. AGRIDEA, APF, ACW, die landwirtschaftliche Beratung, die landwirtschaftliche Schule von Mezzana und SEREC haben während drei Jahren (2009 bis 2011) zusammen auf zehn Landwirtschaftsbetrieben Demonstrationsversuche angelegt, die phänologische Entwicklung der Wiesen verfolgt, das Wachstum des Grases gemessen und die Vegetationsdecke der Naturwiesen charakterisiert. Die Erkenntnisse wurden wie üblich an Feldtagen, in Artikeln in der landwirtschaftlichen Presse und mittels technischen Merkblättern veröffentlicht. Die Ergebnisse haben es ermöglicht, die grundlegenden Eigenschaften der Futterflächen südlich der Alpen besser zu beschreiben. Zudem konnten die gängigen Bewirtschaftungspraktiken und die am besten angepassten Massnahmen für eine Bewirtschaftung des Potenzials der Futterflächen aufgezeigt werden. Dieses Projekt hat die Diskussion über den Futterbau, besonders im Berggebiet, erneut belebt. Es hat die beteiligten Akteure dazu ermutigt, ein Beziehungsnetz im landwirtschaftlichen und institutionellen Bereich aufzubauen oder zu verstärken.
(Blacke, Umbelliferen usw.), Übersaat, Optimierung der Düngung und der Bewirtschaftung der Weide. Da die Betriebe im Untersuchungsgebiet weit verstreut lagen, war die Verfolgung der einzelnen Teilprojekte schwierig. Ein beträchtlicher Aufwand war nötig, um die Landwirte zu motivieren, die Arbeiten wie z.B. ein zeitweiliger Verzicht auf die Stickstoffdüngung oder die Einführung eines sehr frühen Säuberungsschnittes bei Übersaaten plangemäss durchzuführen. Dies erforderte zum Teil eine individuelle Überwachung gewisser Betriebe, was den Vergleich mit den Resultaten anderer Betriebe erschwerte. Für das Projektteam war diese Arbeit jedoch nützlich, da es dadurch seine Kenntnisse des Untersuchungsgebietes verbessern konnte. Zugleich erwarb das Team ein besseres Verständnis der anstehenden Sachfragen und konnte über seine Aktivitäten informieren.
Agrarforschung Schweiz 4 (3): 138–145, 2013
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Pflanzenbau | PRAMIG: ein Entwicklungsprojekt zur besseren Bewirtschaftung der Wiesen südlich der Alpen
Tab. 1 | Zusammenfassung der Arbeiten auf den Betrieben Betrieb
geplante Versuche
Durchgeführte Versuche und Verfahren Ruhende Übersaaten (Standardmischung 462, 200 g/Are) durch Direktsaat im November 2009 durchgeführt. Die Wirkung der Massnahmen wurde durch botanische Erhebungen überprüft. Änderung der Bewirtschaftung (besser angepasste Düngung) im Rahmen der strukturellen Veränderungen auf dem Betrieb (neuer Jauchetrog).
Der Landwirt hat die Bewirtschaftung nicht angepasst (kein Säuberungsschnitt). Die Parzelle ist der ackerbaulichen Nutzung zugeführt worden (Getreide).
1
Einführung von Rohrschwingel (Festuca arundinacea)
2
Bekämpfung der Blacken
3
Optimierung der Bewirtschaftung von Mager wiesen im Sommer
Botanische Erhebungen und neuer Beweidungsplan vorgeschlagen.
4
Übersaaten auf geschädigten Wiesen, Kontrolle der Umbelliferen und der Blacken
Übersaat im Frühling (April 2009) mit einer pneumatischen Sämaschine (Standard mischung 440, 320 g/Are)
5
Bekämpfung der Blacken
Es wurden botanische Erhebungen durch geführt, aber keine Versuche angelegt.
6
Bekämpfung der Blacken
7
Verbesserung der Wiesen und Weiden
Kalken nach Herbstweide, botanische Erhebungen
8
Bekämpfung der Blacken und Umbelliferen
Übersaat von Hand mit der Standard mischung U431
9
Bekämpfung der Blacken und Brennnesseln
Botanische Erhebungen (Ausgangssituation) und technische Angaben zu den Unkraut bekämpungsmethoden
Nach den ersten Kontakten mit dem Landwirt wurden keine Massnahmen in die Wege geleitet.
10
Bewirtschaftungsplan, Wiederherstellung degradierter Flächen
Botanische Erhebungen, Charakterisierung der Flächen
Schwierigkeiten mit der Umsetzung eines Aktionsprogrammes
11
Bewirtschaftungsplan und Übersaaten
12
Bekämpfung der Blacken
Vollzug eines Planes zur Bewirtschaftung der Flächen und zur Abwicklung einer Übersaat Unkrautbekämpfung und Ansaat der Wiese
13
Bekämpfung der Blacken
Selektive Unkrautbekämpfung
Entwicklungsarbeiten Phänologische Erhebungen Die dreijährigen phänologischen Erhebungen von 2009 bis 2011 erlaubten es, erste Daten aus dem Tessin zu erarbeiten (Tab. 2) und die Beobachter auszubilden. Im Jahr 2011 wurde damit begonnen, wöchentlich eine Mitteilung in der Presse und auf der Internetseite www. agrometeo.ch zu publizieren. Diese gab das mittlere phänologische Stadium der Wiesen in den wichtigsten Wärmezonen an. Die Resultate der Erhebungen wurden auch im Ordner AGRIDEA-ADCF «Grasproduktion» veröffentlicht (AGRIDEA-ADCF 2011). Während der drei Versuchsjahre wurden grosse Unterschiede von Jahr zu Jahr festgestellt: Die Jahre 2009 und 2011 waren besonders in den thermischen
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Resultate und Bemerkungen
Agrarforschung Schweiz 4 (3): 138–145, 2013
Bekämpfung der Blacken erfolgreich durchgeführt. Der vorgeschlagene Beweidungsplan ist übernommen worden und hat sich als wirksam erwiesen. Ein mittel- bis langfristiger Massnahmenplan wird in die Tat umgesetzt werden. Kein Reinigungsschnitt. Die botanische Zusammensetzung ist jedoch gut: weniger als 10 % Umbelliferen. Die Übersaat ist hier nicht die am besten angepasste Technik. Um die botanische Zusammensetzung zu verbessern braucht es eine sehr frühe Nutzung im Frühling und eine Vorverlegung der nachfolgenden Schnitte, insbesondere des zweiten Schnittes. Interessenskonflikt: Eine übermässige Intensivierung, welche nicht an Bergzonen angepasst ist, liegt dem Blackenproblem zu Grunde. Die Empfehlungen wurden vom Landwirt nicht umgesetzt. Er hat sein bisheriges Vorgehen vorgezogen (Pflügen ohne vollständige Zerstörung der alten Wiese nach mehreren selektiven Mass nahmen gegen die Blacken) Massnahme von wenig Wirkung, geringer Einfluss auf die botanische Zusammensetzung dieser höher gelegenen Weide. Kein Säuberungsschnitt. Die botanische Zusammensetzung ist jedoch gut: weniger als 10 % Umbelliferen. Hier ist die Übersaat nicht die am besten angepasste Technik. Um die botanische Zusammensetzung zu verbessern braucht es eine sehr frühe Nutzung im Frühling und eine Vorverlegung der nachfolgenden Schnitte, insbesondere des zweiten Schnittes.
Unterstützung beim Generationenwechsel Aufgabe der landwirtschaftlichen Aktivitäten Änderung der Bewirtschaftung 2011. Die Massnahme wurde mit einer Verspätung von einer Woche vorgenommen und hat zu einem Teilerfolg geführt.
Stufen «warm» und «heiss» frühe Jahre mit einem Vorsprung von etwa zwei Wochen im Vergleich zum Jahr 2010. Die Schnitte, welche traditionellerweise jährlich zur selben Periode durchgeführt wurden, haben je nach Jahr Futter von sehr unterschiedlichem Nährwert ergeben. Bestimmung der Gras-Wachstumskurven Durch das Studium des Graswachstums konnten erste Ergebnisse zur saisonalen Verteilung der Produktion einiger Wiesen auf der Südseite der Alpen ermittelt werden. Diese Studien sollten es erlauben, die Situation südlich der Alpen mit jener in der übrigen Schweiz zu vergleichen. Zugleich sollten die speziellen Eigenheiten der betrachteten Region identifiziert werden.
PRAMIG: ein Entwicklungsprojekt zur besseren Bewirtschaftung der Wiesen südlich der Alpen | Pflanzenbau
Tab. 2 | Entwicklungsstadium der Naturwiesen südlich der Alpen von 2009 bis 2011 in Abhängigkeit von Schnittzeitpunkt und Wärmestufe (Stadium 4 = vollständiges Rispenschieben bei Knaulgras, Jeangros und Amaudruz (2005)) 2009 Wärmestufe
Kühl
Mild
2010
Warm
31. März - 2. April
Heiss
Kühl
Mild
2011
Warm
Heiss
Kühl
Mild
Warm
Heiss
2,0
2,0
2,5
(1,5)
3. - 5. April
1,5
1,5
2,0
6. - 8. April
1,5
1,5
2,5
9. - 11. April
1,5
2,0
2,5
12. - 14. April
2,0
2,0
3,0
2,0
1,5
2,5
2,5
3,0
2,0
2,5
2,5
3,5 4,0
15. - 17. April
2,0
2,5
3,5
1,5
2,0
3,0
3,0
18. - 20. April
2,5
2,5
3,5
1,5
2,0
2,5
3,0
3,5
4,5
21. - 23. April
2,5
3,0
4,0
2,0
2,5
2,5
3,5
3,5
4,5
3,0
3,0
4,5
1,5
2,5
3,0
2,5
3,5
4,0
5,0
3,0
3,5
4,5
1,5
2,5
3,0
3,0
4,0
4,5
5,5
24. - 26. April 27. - 29. April
(1,5)
30. April - 2. Mai
2,0
3,0
4,0
5,0
1,5
2,0
3,0
3,5
3,0
4,5
4,5
5,5
3. - 5. Mai
2,5
3,5
4,0
5,5
1,5
2,0
3,0
4,0
3,5
4,5
5,0
6,0
6. - 8. Mai
2,5
3,5
4,5
5,5
1,5
2,5
3,5
4,0
3,5
5,0
5,5
6,0
9. - 11. Mai
3,0
4,0
5,0
6,0
2,0
3,0
4,0
4,5
4,0
5,5
5,5
6,5 6,5
12. - 14. Mai
3,5
4,5
5,0
6,0
2,0
3,0
4,0
5,0
4,5
5,5
6,0
15. - 17. Mai
3,5
4,5
5,5
6,5
2,5
3,5
4,5
5,0
4,5
6,0
6,5
18. - 20. Mai
4,0
5,0
5,5
6,5
2,5
4,0
4,5
5,5
5,0
6,5
6,5
21. - 23. Mai
4,0
5,5
6,0
7,0
3,0
4,0
5,0
5,5
5,0
6,5
24. - 26. Mai
4,5
5,5
6,0
7,0
3,5
4,5
5,0
5,5
5,5
27. - 29. Mai
5,0
5,5
6,5
7,5
3,5
4,5
5,5
6,0
6,0
30. Mai - 1. Juni
5,0
6,0
6,5
4,0
5,0
5,5
6,0
2. - 4. Juni
5,5
6,0
7,0
4,5
5,0
6,0
5. - 7. Juni
5,5
6,5
7,0
5,0
6,0
6,0
8. - 10. Juni
5,5
6,0
7,0
5,0
6,0
11. - 13. Juni
5,5
6,5
7,0
5,5
6,0
14. - 16. Juni
6,0
7,0
5,5
17. - 20. Juni
6,0
7,0
6,0
20. - 22. Juni
6,0 6,5
6,0
Im Jahr 2009 wurden zwei Versuchsflächen (nach Corrall und Fenlon 1978, modifiziert durch Mosimann 2011) bei Cadenazzo (Tessin) und bei Lostallo (Misox, Graubünden) eingerichtet und während dreier Jahre beobachtet. Eine dritte Versuchsfläche wurde 2011 bei Semione im Bleniotal (Tessin, Abb.1) eingerichtet. Die drei Versuchsorte stehen stellvertretend für drei verschiedene Produktionsniveaus: hoch (Cadenazzo), mittel (Semione) und niedrig (Lostallo). Für das Jahr 2010 weist die Wachstumskurve des Grases (Tab. 3 und Abb. 2) eine klassische Form auf: ein Spitzenwert der Produktion im Frühling mit 90 kg TS pro ha und Tag in Cadenazzo und 47 in Lostallo sowie eine weniger deutliche Produktionsspitze im Sommer (76 kg TS pro ha und Tag ) und nur in Cadenazzo. 2009 war die Produktionsspitze im Frühling in Cadenazzo weniger ausgeprägt als jene im Sommer (80 bzw. 110 kg TS pro ha und Tag). 2011 wurde im Mai in Cadenazzo und Semione ein Produktionsminimum festgestellt (54 und 30 kg TS pro ha und Tag).
Diese Resultate lassen sich weitgehend durch die meteorologischen Besonderheiten der Jahre 2009 und 2011 erklären. Diese Jahre wiesen im Frühling ausgeprägte Trockenperioden auf, auf welche dann sehr regenreiche Sommer folgten (Meteo-Schweiz, Jahres-
Abb. 1 | Anordnung zur Messung des Graswachstums in Semione. (Foto: Emiliano Nucera)
Agrarforschung Schweiz 4 (3): 138–145, 2013
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Pflanzenbau | PRAMIG: ein Entwicklungsprojekt zur besseren Bewirtschaftung der Wiesen südlich der Alpen
Cadenazzo (2009-2011)
120
kg TS/(ha*T)
100 80 60 40 20 0
06 Apr
15 Apr
29 Apr
58,8
78,5 56,1 71,2
67,8
13 Mai 27 Mai 10 Jun 75,0 90,4 53,8
68,1 85,5 54,3
57,2 71,6 64,4
24 Juni
07 Juli
22 Juli
64,7 78,4 74,6
63,0 65,7 70,4
61,9 49,4 66,5
06 Aug. 20 Aug. 2 Sept. 83,1 65,8 82,0
102,9 76,6 93,0
91,6 63,8 72,5
16 Sep. 01 Okt. 16 Okt. 28 Okt. 73,1 46,0 43,0
50,2 29,3 33,9
27,9 15,0
2009 2010 2011
11,3
Lostallo (2009-2011)
60
kg TS/(ha*T)
50 40 30 20 10 0
24. Mai
27. Mai
10. Juni
27,8 12,3
40,0 15,8
24. Juni 33,4 46,9 19,2
07. Juli 18,1 39,3 21,8
22. Juli 18,8 22,8 22,8
06. Aug. 27,7 22,0 24,8
20. Aug. 28,5 22,0 23,0
02. Sept. 25,3 22,0 17,9
16. Sept. 20,9 22,2 15,8
01. Okt. 17,1 15,6 11,4
28. Juli 50,4
16. Aug. 55
29. Aug. 52,1
13. Sept. 43,8
27. Sept. 32,1
2009 2010 2011
Semione (2011)
120
100
kg TS/(ha*T)
80
60
40
20
0
03. Mai 49,6
19. Mai 30,2
31. Mai 40,2
16. Juni 63,3
30. Juni 58,1
14. Juli 47,9
2011
Abb. 2 | Wachstumskurven des Grases von 2009 bis 2011 in Cadenazzo, Lostallo und Semone.
berichte). Bei der Analyse der Wachstumskurven gilt es zu bedenken, dass Hirsen (Setaria spp., Abb. 3) als Sommergräser einen geringen Futterwert aufweisen, jedoch zu beträchtlichen Erträgen führen, was besonders in Cadenazzo und Semione der Fall war. Die klimatischen Bedingungen wichen somit in zwei von drei Jahren deutlich von den langjährigen Mittelwerten südlich der Alpen ab. Es wurde daher entschie-
142
Agrarforschung Schweiz 4 (3): 138–145, 2013
den, die Beobachtungen fortzusetzen, um für den Süden der Alpen repräsentativere Daten zu erhalten. Charakterisierung der Vegetationsdecke 2008 wurde eine kurze Charakterisierung der Vegetation von einem Teil der Wiesen des anfänglichen Netzwerkes durchgeführt, wobei die Methode nach Sahli et al. (1996) zur Anwendung kam. Diese Charakterisie-
PRAMIG: ein Entwicklungsprojekt zur besseren Bewirtschaftung der Wiesen südlich der Alpen | Pflanzenbau
Bekanntmachung und Verbreitung der Resultate 2009 wurden zwei Informationstagungen durchgeführt, an welchen das Projektteam auf Verbesserungsmöglichkeiten der Wiesen hinwies und die 2008 erarbeiteten Daten präsentierte. In den folgenden Jahren wurden weitere Informationstagungen organisiert, eine auf einem Betrieb im Südtessin (2010) und zwei auf einem Betrieb in der Riviera (2011). Die Teilnahme der Landwirte blieb stets unter den Erwartungen. Nur die motiviertesten Landwirte haben an diesen Tagungen teilgenommen. Im Gegensatz dazu war eine gute bis gar zunehmende Teilnahme der Schüler und Schülerinnen der landwirtschaftlichen Schule von Mezzana zu verzeichnen. Die Zusammenarbeit zwischen AGRIDEA und der technischen Kommission der AGFF bei der Organisation der Tagungen ist immer besser geworden, was auch für die kantonalen Berater zutrifft. Neben den Informationstagungen wurden folgende weiteren Massnahmen zur Verbreitung der laufenden Tätigkeiten und der erzielten Resultate im Projekt PRAMIG ergriffen: • Individuelle Besuche bei Landwirten • Berichte in der landwirtschaftlichen Presse (Agricoltore ticinese) • Webseite für das Bulletin über die phänologi sche Entwicklung der Wiesen (www.agrometeo.ch) • Technische Merkblätter im Ordner AGRIDEAADCF «Weideproduktion» (2011)
rung diente dazu, die Festlegung der Ziele des Projektes PRAMIG zu erleichtern. Diese Erhebungen haben die grosse Variabilität des Pflanzenbestandes der Naturwiesen südlich der Alpen aufgezeigt. Davon ausgehend erschien es wichtig, den Pflanzenbestand der Wiesen systematisch zu erfassen, um die dominanten Vegetationstypen zu identifizieren. Es galt deren agronomische und ökologische Eigenschaften zu beschreiben und die Verteilung der verschiedenen Typen präzise zu erfassen. Ab 2010 wurden eingehendere botanische Erhebungen auf vier Betrieben des PRAMIG-Netzes nach der Methode von Daget und Poissonet (1971) . Untersucht wurden die Wiesen von zwei intensiv bewirtschafteten Bergbetrieben im Bleniotal und in der Leventina. Ebenso wurde ein halbintensiver Betrieb in den
Hügelzonen der Riviera und ein extensiver Bergbetrieb im Malcantone in die Untersuchungen mit einbezogen. Die Auswertung von 51 Erhebungen, welche 2010 und 2011 durchgeführt wurden, zeigt, dass der grösste Teil der untersuchten Wiesen zu den ausgeglichenen Typen (E: 41%) gehört, welche reich an andern Pflanzen als Gräsern sind (D: 43%). Wiesen, die reich an Gräsern sind, sind selten (Typ G: 8%) und es gibt keine Wiesen, welche durch Raygräser (Lolium spp.) dominiert werden. Diese Untersuchung zeigt, dass das Knaulgras (Dactylis glomerata) die Art ist, welche den Charakter der Wiesen am stärksten prägt. Nach Daccord et al. (2002) ist die Abnahme der Nettoenergie für die Laktation in den ersten Wochen nach Beginn des Rispenschiebens (Stadium 3) beim Knaulgras ausgeprägter als beim Raygras. Im Gegensatz dazu zeigt dieselbe Studie aber auch, dass die Proteingehalte (APDE und APDN) beim Knaulgras höher liegen als beim Raygras. Diese ersten Resultate weisen darauf hin, dass vertiefte botanische Erhebungen nötig sind, um die geeignetsten agronomischen Praktiken zu beschreiben, die am besten an die Eigenschaften der von Knaulgras und nicht von Raygras dominierten Naturwiesen südlich der Alpen angepasst sind. Die Ergebnisse der vertieften botanischen Erhebungen nach Daget-Poissonet (1971) haben es ermöglicht, fünf Hauptvegetationstypen zu definieren, welche in technischen Merkblättern beschrieben wurden.
Diskussion und Ausblick Die Bewertung des Projektes in drei Etappen hat dessen Stärken und Schwächen aufgezeigt. Einer der Schwachpunkte ist, dass sich unter den zehn Betrieben kein eigentliches Netzwerk entwickelte. Während des Projektes hat sich eher ein Netzwerk von Demonstrationsversuchen gebildet als ein Netzwerk unter den beteiligten Personen.
Abb. 3 | Wiese bei Cadenazzo mit einem starken Vorkommen von Hirsen (Setaria spp) während des Sommers. (Foto: Luca Boccardo)
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Pflanzenbau | PRAMIG: ein Entwicklungsprojekt zur besseren Bewirtschaftung der Wiesen südlich der Alpen
Tab. 3 | Beschreibung der Parzellen zur Bestimmung der Wachstumskurve und jährliche Futterproduktion von 2009 bis 2011 2009 Parzelle Cadenazzo 1
«Meteo»
Höhe über Meer m
Boden
202
tief
Koordinaten 715486
2010
2011
Produktion dt TS/ha
Düngung kg N/ha/ Jahr
Produktion dt TS/ha
Düngung kg N/ha/ Jahr
Produktion dt TS/ha
Düngung kg N/ha/ Jahr
142
140
131
160
156
140 140
113154
Cadenazzo 2
«Stalon»
202
tief
715541
113160
141
140
129
160
116
Lostallo 1
«Sem»
425
flach
735820
130549
29*
100
38
100
36
120
Lostallo 2
«Caio»
430
flach
735769
131327
271*
100
50
100
29
120
Semione 1
«Ponzella»
370
tief
718063
140673
–
–
–
–
87
130
Semione 2
«Fiume»
370
tief
718063
140673
–
–
–
–
89
130
*Die Folgemassnahmen wurden nach dem ersten Schnitt begonnen.
Die wichtigsten positiven Punkte des Projektes sind die gegenseitige Annäherung der lokalen Partner (Kanton, AGFF, Landwirte), die Nützlichkeit der vom Projekt gelieferten Informationen und die aufgezeigten Zukunftsperspektiven. Als Erfolg können auch die technisch-wissenschaftlichen Resultate gelten, nämlich die phänologischen Erhebungen, die Graswachstumskurven und die Beschreibung der Vegetationstypen der Wiesen. Werden diese drei Elemente richtig eingesetzt, lassen sich damit die qualitativen und quantitativen Eigenschaften der Futterflächen präzise ermitteln. Im Weiteren lassen sich jene Bewirtschaftungsmethoden und Massnahmen herauskristallisieren, welche am besten an die örtlichen Gegebenheiten angepasst sind und das bestehende Potenzial auszuschöpfen ermöglichen. Dank der Zusammenarbeit und den Synergien, welche sich im Rahmen des Projektes PRAMIG entwickelt haben, lässt sich die Fortführung unter anderem folgender Aktivitäten ins Auge fassen, so: Weiterführen der phänologischen Erhebungen, wobei die Auswahl repräsentativer Parzellen verbessert werden kann. ••Weiterführen der Erhebungen zum Graswachstum, wobei wenn immer möglich durch eine Vereinfachung der Methode die Zahl der beobachteten Parzellen vergrössert werden sollte. ••Verbesserung der Kenntnisse über die Pflanzenbestände der Wiesen (ökologische und agronomische Charakterisierung) und deren Bedeutung für die Betriebe. Dies sollte den Produzenten und anderen Akteuren erlauben, besser auf die Herausforderungen und Bedürfnisse der Landwirtschaftsbetriebe zu reagieren. Ebenso sollte eine bessere Wertschätzung der Produkte möglich sein, welche auf den lokalen Ressourcen beruhen. ••Verbreitung der neuen Erkenntnisse und Erfahrungen durch geeignete Informationsmittel wie technische Merkblätter, Internet usw. ••Moderation von Arbeitsgruppen zum Thema Futterproduktion und insbesondere zur besseren Nutzung der lokalen Ressourcen. Diese Gruppen werden sich aus
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Agrarforschung Schweiz 4 (3): 138–145, 2013
Landwirten und Beratern zusammensetzen. Angestrebt wird ein vereinfachter Austausch zu technischen Fragen und zur Anpassung der eigenen Strategien. Ebenso soll die Teilnahme an gemeinsamen Projekten auf regionaler Basis erleichtert werden. Die italienischsprachige Vertretung von AGRIDEA wird sich dieser Aufgabe annehmen und diese Aktivitäten koordinieren.
Schlussfolgerungen Die erarbeiteten Resultate haben die Grundkenntnisse über die Eigenschaften der Wiesen und Weiden südlich der Alpen verbessert. Ebenso wurden die Zielsetzungen der Weideproduktion für die Landwirtschaftsbetriebe klarer umrissen. Die Stärken dieses Projektes liegen in den multidisziplinären Kenntnissen und den gemachten Erfahrungen sowohl in Bezug auf die Methodik (phänologische Erhebungen, botanische Aufnahmen und Messungen zum Graswachstum) als auch in Bezug auf Organisation und Zusammenarbeit (Moderation von Arbeitsgruppen). Das Projekt hat mehrere wichtige Themen identifiziert und es wurden technische Werkzeuge für die Entwicklung der Weideproduktion südlich der Alpen erarbeitet. Personen unterschiedlicher Herkunft und mit verschiedenen Ausbildungsrichtungen (Forscher, Berater, Techniker, Landwirte und andere mit der Futterproduktion verbundene Personen) haben zusammen gearbeitet, was ein ganzheitliches und interdisziplinäres Anpacken der Problematik erlaubte. Das Projekt hat nicht nur technische und entwicklungsmässige Zielsetzungen verfolgt. Es hat auch eine wichtige Rolle gespielt, um die Diskussion unter den betroffenen Personen zu stimulieren und ein Netzwerk von Kontakten auf verschiedenen Ebenen (landwirtschaftlich und institutionell) zu schaffen oder zu erweitern. Das Projekt PRAMIG hat die Diskussion über den Futterbau insbesondere in den Berggebieten belebt n und deren Fortführung vorbereitet. Dank
Die Autoren danken der AGFF für die finanzielle Unterstützung (Fond Feldsämereien).
Progetto PRAMIG: miglioramento della gestione dei prati al sud delle Alpi Al sud delle Alpi, i prati e i pascoli rivestono un ruolo economico primario sia per l’agricoltura, sia per il turismo. L’obiettivo prinicipale del progetto PRAMIG (Miglioramento dei prati al Sud delle Alpi) era di migliorare la sostenibilità delle aziende agricole al sud delle Alpi grazie ad una produzione foraggera adattata al territorio, conforme ai bisogni animali e gestibile dalla famiglia contadina. I principali attori coinvolti (AGRIDEA, APF, ACW, Sezione cantonale dell’agricola, Azienda agraria cantonale di Mezzana, SEREC) hanno collaborato per tre anni (dal 2009 al 2011) per sviluppare delle prove dimostrative su una decina di aziende agricole, per seguire lo sviluppo fenologico dei prati, per misurare la crescita dell’erba e per caratterizzare la vegetazione dei prati permanenti. Diffusi attraverso i canali ordinari, come giornate di volgarizzazione, articoli su periodici agricoli e schede tecniche, i risultati ottenuti hanno permesso valutare al meglio le principali caratteristiche delle superfici foraggere al sud delle Alpi e d’indentificare le pratiche di utilizzazione e gli interventi più idonei per valorizzare le loro potenzialità. Questo progetto ha rilanciato il dibattito attorno alla coltura foraggera (specialmente in montagna) e incoraggiato i soggetti implicati a formare o rinforzare la rete di relazioni a diversi livelli (agricolo, istituzionale).
Literatur ▪▪ Agridea – ADCF, 2011. Classeur Production herbagère, fiches techniques. ▪▪ Corrall A. J. & Fenlon J. S., 1978. A comparative method for describing the seasonal distribution of production from grasses. J ournal of Agricultural Science 91, 61–67. ▪▪ Daget P. & Poissonet J., 1971. Analyse phytologiques des prairies. Annales Agronomiques 22 (1), 5–41. ▪▪ Jeangros B. & Amaudruz M., 2005. Dix ans d’observations sur la phénologie des prairies permanente en Suisse romande. Revue suisse Agric. 37 (5), 201–209. ▪▪ Daccord R., Arrigo Y., Jeangros B., Scehovic J., Schubiger F. X. & Lehmann J., 2002. Valeurs nutritives des plantes des prairies. 6. Valeurs azotées et énergétiques. Revue suisse Agric. 34 (2), 73–78.
Summary
Riassunto
PRAMIG: ein Entwicklungsprojekt zur besseren Bewirtschaftung der Wiesen südlich der Alpen | Pflanzenbau
PRAMIG: a development project to enhance grassland management in the Swiss Southern Alps Meadows and pastures play a vital economic role for both agriculture and tourism along the Southern side Alps. The main objective of the PRAMIG (Miglioramento dei prati a Sud delle Alpi) project was to promote sustainable management methods for farms located in the Southern side Alps, by means of a fodder production system adapted to the local conditions, as well as suited to the animals’ needs and manageable by the peasant families. For three years, key stakeholders (AGRIDEA, APF, ACW, Agricultural Extension of TI, Agricultural School of Mezanna, SEREC) run demonstrative tests and trials on ten farms, follow the phenological development of meadows, measure the growth of grass and characterize the vegetation of permanent grasslands. Disseminated in the usual channels, such as extension days, specialized agricultural press and datasheets, the results of such an approach led to better evaluate the main characteristics of grassland areas in the Southern Alps, and to identify the operating practices and interventions best suited to develop their potentials. This project has revived the debate on forage (especially in mountain areas) and encouraged stakeholders to build and strengthen their network of partnerships at different levels (agricultural, institutional). Key words: Swiss Southern Alps, grassland, forage production, extension methods, management recommendations.
▪▪ Meteoschweiz. Jahresbericht. Zugang: http://www.meteoschweiz.admin. ch/web/de/klima/klima_heute/jahresflash.html ▪▪ Mosimann E., 2011. Protocole de mesure de la croissance de l’herbe des pâturages. Internes Dokument ACW, nicht publiziert. ▪▪ Sahli A., Thöni E., Amaudruz M., Koenig A. & Jeangros B., 1996. Appréciation des prairies. Fiche technique ADCF-AGRIDEA 8.1.1., 8 p. ▪▪ USTAT, 2012. Zugang: http://www3.ti.ch/DFE/DR/USTAT/index. php?fuseaction=dati.home&p1=43&p2=285&p3=288.
Agrarforschung Schweiz 4 (3): 138–145, 2013
145
K u r z b e r i c h t
Der biologische Anbau von Braugerste im Berggebiet − eine Sortenprüfung Peer Schilperoord1 und Padruot Fried2 1 Hauptstrasse 16, 7492 Alvaneu Dorf 2 Sur Auas, 7543 Lavin/GR Auskünfte: Peer Schilperoord, E-Mail: schilperoord@bluewin.ch, Tel. +41 81 404 22 29
Abb. 1 | Exaktversuch in Alvaneu 24.07.2010. Im Vordergrund in der Mitte die Braugerstensorte Extase, rechts Quench, links Sommertriticale.
Der Braugerstenanbau in Graubünden ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen Standbein des an und für sich gefährdeten Bergackerbaus in Lagen über 1000 m geworden. Die Braugerste dient der Herstellung von Spezialbieren. Die Anbaufläche betrug 32 ha im 2012. Die Sorte Ria musste ersetzt werden weil sie anfällig auf Schwarzrost geworden war und aus dem Handel genommen wurde. Während drei Jahre 2010 – 2012 wurden 14 moderne Sorten in Exakt- und Streifenversuchen getestet. Die Sorte Quench erwies sich als die beste Alternative. Quench erzielt einen um ca. 25 % höheren Körnerertrag, hat einen signifikant tieferen Eiweissgehalt und ist deutlich weniger anfällig auf Schwarzrost, Netzflecken und Blattflecken. Der Strohertrag ist trotz geringer Wuchshöhe dank der starken Bestockung als gut zu bezeichnen.
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Agrarforschung Schweiz 4 (3): 146–149, 2013
Der biologische Anbau von konventionellen Braugerstensorten im Berggebiet ist grundsätzlich möglich. Oft können die Ähren nicht ganz aus dem Fahnenblatt geschoben werden, was auf eine mangelnde Wüchsigkeit unter ökologischen Bedingungen hinweist.
Einleitung Der Anbau von Braugerste in Höhenlagen von 1000 m über Meer ist in Graubünden zu einer wichtigen Nische geworden. Moderne Sorten werden für den konventionellen Anbau gezüchtet. Wie verhalten sie sich aber unter den speziellen Bedingungen des biologischen Anbaus im Berggebiet? Sind die Erträge befriedigend? Sind sie resistent gegen den endemischen Schwarzrost?
Der biologische Anbau von Braugerste im B erggebiet − eine Sortenprüfung | Kurzbericht
Tab. 1 | Liste der geprüften Braugerstensorten und ihre Empfehlung für den Anbau im Berggebiet. Die älteste Sorte Ria, zugelassen1998, ist auf Schwarzrost anfällig geworden. Sie stand ab 2012 nicht mehr zur Verfügung. *Rasmusson ist eine 6-zeilige Sorte mit glatten Grannen. Alle andere Braugerstensorten sind 2-zeilig mit rauen Grannen Sorte
Prüfungsjahr
Züchter
Land
Zulassungsjahr
Anbau Empfehlung
Conchita
2010
KWS Lochow
DE
2007
nein
Grace
2010
Ackermann
DE
2009
nein
Margret
2010
Saatbau Linz
AT
2003
nein
Marthe
2010
Nordsaat
DE
2005
nein nein
Extase
2010
2011
Lemaire-Deffontaines
FR
2004
Primadonna
2010
2011
Saatzucht Firlbeck GmbH
DE
2006
nein
Ria
2010
2011
Saatzucht Hadmersleben
DE
1998
nein
Quench
2010
2011
2012
Syngenta Seeds GmbH
DE
2006
ja
Streif
2010
2011
2012
Streng
DE
2007
ja
Sunshine
2010
2011
2012
Josef Breun
DE
2009
nein
Bambina
2011
2012
KWS Lochow
DE
2009
offen
Rasmusson*
2011
Minnesota University
USA
2008
nein
Beatrix
2012
Nordsaat
DE
2004
offen
Tatum
2012
Minnesota University
USA
2010
nein
Material und Methode Die Sortenprüfung bei Braugerste erstreckte sich über drei Jahre von 2010 – 2012. 14 Sommerbraugerste-Sorten sind geprüft worden. Die Prüfung startete mit zehn Sorten. Bei einigen Sorten war nach einem Jahr klar, dass sie sich nicht für den Anbau eignen. Diese sind im zweiten Prüfungsjahr durch andere Sorten ersetzt worden. Von den im Jahr 2011 getesteten acht Sorten schieden wiederum vier aus und es wurden für 2012 zwei neue Sorten hinzugenommen (Tab. 1). Bereits früher sind die Landsorten von Graubünden getestet worden. Das Lagerrisiko dieser Sorten ist zu hoch, deswegen kamen sie für die Sortenprüfung nicht in Anbetracht (Schilperoord 2003, und unveröffentlichte Ergebnisse). Die Sorten wurden in Exaktversuchen und in Praxisversuchen getestet. Die Exaktversuche, randomisierte Parzellenversuche mit dreifacher Wiederholung, wurden in Alvaneu (Albulatal) auf dem Biobetrieb von Daniel Berther und in Andeer (Schams) auf dem Bio betrieb von Andreas Melchior durchgeführt (Abb. 1). Die Parzellengrösse betrug 9,3 m², die Saatdichte 450 Körner /m², die Aussaat erfolgte sobald die Witterung es im April zuliess mit einer Parzellensämaschine, die Ernte erfolgte in der zweiten Augusthälfte. Die Feldarbeit Hacken und Jäten wurde von Hand gemacht. Die Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon hat die Versuche gesät, bereitete die Erntemuster auf und wertete die Daten statistisch aus.
Die Praxisversuche waren als Streifenversuche in Gersten äckern angelegt. Diese gab es im Engadin in Ardez, Ftan, Scuol und Ramosch; im Albulatal in Bergün und Lantsch. Die folgenden Parameter sind bestimmt worden: Ertrag, Zeitpunkt des Ährenschiebens, Halmlänge, Standfestigkeit, Anzahl Ähren / m², Anteil handelsfähige Ware, Kornbeschaffenheit, Eiweissgehalt der Körner (NIT), Tausendkorngewicht (TKG), Hektolitergewicht (HLG) und bei den Krankheiten: Schwarzrost (Puccinia graminis Pers.), Netzflecken (Pyrenophora teres (Died.), Spelzenbräune (Septoria nodorum (Berk.) Berk.), Blattfleckenkrankheit (Rhynchosporium secalis (Oudem)).
Resultate Sämtliche Resultate der Prüfung sind im Internet abrufbar (Schilperoord 2012). Hier die wichtigsten Ergebnisse. Der Vergleich mit Ria (Tab. 2) zeigt dass die neueren Sorten höhere Erträge liefern, in der Regel kürzer sind und einen geringeren Eiweissgehalt aufweisen. Die Unterschiede, die es zwischen den favorisierten Sorten Quench, Streif und Sunshine nach zwei Testjahren gab, zeigten sich auch im Dreijahresvergleich (Tab. 3). Krankheiten Der natürliche Krankheitsdruck schwankte von Jahr zu Jahr und von Standort zu Standort stark. Das Jahr 2010 war ein ausgesprochenes Schwarzrostjahr (Tab. 4). In Ardez war der Befallsdruck am stärksten. Hier wächst die
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Kurzbericht | Der biologische Anbau von Braugerste im B erggebiet − eine Sortenprüfung
Tab. 2 | Zweijahresvergleich der Ergebnisse der Exaktversuche 2010–2011. Die Sorte Ria schneidet bei den Parametern Ertrag und Eiweissgehalt am schlechtesten ab. Bei Braugerste sollte der Eiweissgehalt bei 11,5 % oder darunter liegen. Trotz erhöhtem Eiweissgehalt hatte sich Ria als Braugerste bewährt. Sämtliche neuen Sorten schieben ihre Ähren früher als Ria; die Unterschiede liegen in einem Bereich, der nicht entscheidend ist für den Anbau. Die neuen Sorten sind sehr kurz.
EXTASE
Ertrag dt / ha
Relativer Ertrag %
TKG g
HLG kg
Ährenschieben +/-Tag
Pflanzenlänge cm
Eiweissgehalt %
37,2
112,4
47,5
65,8
-5,3
77,9
12,4
PRIMADONNA
37,8
114,5
46,7
63,2
-1,3
73,8
12,4
RIA
32,7
100
41,6
64,8
0
77,5
13,2
QUENCH
45,9
139
43,9
63,7
-1,8
67,5
11,7
STREIF
41,9
126,9
48,0
63,9
-3,3
67,5
12,5
SUNSHINE
39,3
118,7
46,6
62,5
-3,2
74,2
13,1
Bezugsgrösse
32,7
100
41,6
64,8
0
77,5
13,2
Versuchsmittel
39,1
118,6
45,7
64,0
-2,5
73,1
12,5
5
2,7
2,9
1,5
2,9
4,9
KGD 5 %
VK [%]
1,6
4,8
1,9
0,8
1,8
1,7
0,5
KGD 1 %
2,1
6,5
2,7
1,1
2,5
2,3
0,7
Versuchsstreuung
3,9
10,4
1,7
1,0
1,5
4,5
0,4
Anz. Beob.
12
4
4
12
4
12
12
Anz. Orte
4
4
4
4
4
4
4
Berberitze direkt neben dem Acker; die Berberitze ist Zwischenwirt für den Schwarzrost. Im 2011 war der Befall mit Netzflecken und Blattflecken in den Streifenversuchen in Lantsch und Ftan für Ria und Extase massiv, die dritte getestete Sorte Quench war deutlich weniger anfällig. Im dritten Testjahr 2012 wurde Sunshine stark von Septoria nodorum befallen, kurz vor der Ernte gab
es massive Verluste durch Halmbruch am letzten Knoten. Die einzige Sorte, die vom Züchter für den konventionellen und ökologischen Anbau empfohlen wurde, die Sorte Extase, war die früheste Sorte und hatte das längste Stroh. Sie schied aus auf Grund ihrer stark schwankenden Erträge und ihrer Anfälligkeit auf Netzflecken.
Tab. 3 | Dreijahresvergleich 2010-2012 von Quench, Streif und Sunshine. Legende: Abreife: Gesamteindruck kurz vor der Ernte; Körnernote; Kornfüllung und Aussehen; Benotung, 1 = gut; 9 = schlecht Ertrag dt/ha
Relativer Ertrag %
Ährenschieben +/-Tag
Pflanzen länge cm
Abreife Note
TKG g
HLG kg
Körner note Note
Anzahl Ähren pro m2
Eiweiss gehalt %
42
100
0
68,1
2,6
42,5
62,1
4,5
830,7
11,7
STREIF
38,6
93,2
-1,4
68,1
2,4
47,6
63
4,8
743,9
12,6
SUNSHINE
34,1
80,1
-1,4
73,6
4,1
44,3
60,6
5,5
687,9
13,1
QUENCH
148
Bezugsgrösse
42
100
0
68,1
2,6
42,5
62,1
4,5
830,7
11,7
Versuchsmittel
38,2
91,1
-0,9
69,9
3
44,8
61,9
4,9
754,2
12,5
VK [%]
5,1
3,2
3
32,8
2,9
1,6
13,9
1
5
KGD 5 %
1,3
3,4
1,4
0,7
1,6
0,7
6,4
0,4
KGD 1 %
1,7
4,7
1,8
0,9
2,1
0,9
8,6
0,6
Streuung
3,7
8,2
3,7
4,3
1
1,7
1
0,5
61,2
0,4
Anz. Beob.
18
6
6
18
18
6
18
4
12
18
Anz. Orte
6
6
6
6
6
6
6
4
4
6
Agrarforschung Schweiz 4 (3): 146–149, 2013
Der biologische Anbau von Braugerste im B erggebiet − eine Sortenprüfung | Kurzbericht
Tab. 4 | Der Schwarzrostbefall schwankt von Jahr zu Jahr, 2010 war ein Schwarzrostjahr. In Ardez, wuchsen die Berberitzensträucher, die Zwischenwirt für den Schwarzrost sind, direkt neben dem Acker. Der Befallsdruck war in Ardez in allen drei Jahren am höchsten Anbaujahr 2010
Mittelwert Exaktversuche Alvaneu und Andeer
Streifenversuch Ardez
Schwarzrost Note
Schwarzrost Note
Sorte CONCHITA
3,5
3,8
EXTASE
2,5
4,3
GRACE
5,3
7,3
4
6,3
MARTHE
3,5
5,8
PRIMADONNA
4,5
5,3
QUENCH
2,7
4
RIA
5,2
6,3
4
4
MARGRET
STREIF SUNSHINE
2,3
3,3
Bezugsgrösse
5,2
6,3
Versuchsmittel
3,8
5
VK (%)
27,1
KGD (5 %)
1
KGD (1 %)
1,4
Versuchs-Streuung
0,9
Anz. Beob.
6
4
Anz. Orte
2
1
(Rückmeldungen von Landwirten). Das TKG von Quench ist tiefer als das von Streif. Man würde deswegen erwarten, dass der Eiweissgehalt von Quench, durch den geringeren Anteil des Mehlkörpers bei tieferem TKG höher liegen würde als bei Streif. Das Gegenteil ist der Fall. Die Sorte Quench gehörte 2011 in Deutschland mit einem Anteil von 20 % an der gesamten Vermehrungsfläche zusammen mit Grace zu den am meisten angebauten Sorten (Braugersten-Jahrbuch 2012). Die Sorte Grace schied in Graubünden nach dem ersten Prüfungsjahr wegen ihrer Anfälligkeit auf Schwarzrost aus. Die Sorte Streif hat in Deutschland ihren Höhepunkt überschritten, ihre Vermehrungsfläche hatte 2011 einen Anteil von ca. 0,2 %. Die Sorte Quench erweist sich insgesamt als eine gute Alternative zu Ria, mit einem um ca. 25 % höheren Körnerertrag und mit einer geringeren Anfälligkeit auf, Schwarzrost, Netzflecken und Blattflecken.
Schlussfolgerung Die Versuchsserie hat deutlich gezeigt, dass es mehr ortige, mehrjährige Feldversuche braucht um gesicherte Empfehlungen für den Anbau von Braugerste in höheren Lagen abgeben zu können. Insbesonders das stark schwankende Auftreten von Krankheiten an den verschiedenen Orten erfordert dies. n Dank
Die Braugerstenprüfung war möglich dank finanziellen Beiträgen von: Bio Suisse, Amt für Landwirtschaft und Geoinformation des Kantons Graubünden, Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, und Pro Natura GR.
Diskussion Der Anbau von Braugerste in Graubünden ist einzigartig, denn der Anbau findet unter biologischen Bedingungen auf 1000 Meter über Meer und höher statt. Bis anhin gab es keine exakten Sortenprüfungen. Die Sortenprüfungen in den benachbarten Ländern Österreich und Deutschland sind hilfreich für eine Vorselektion bei den zu prüfenden Sorten. Auf Grund von den Sortenempfehlungen im Ausland lässt sich aber keine Empfehlung für das Berggebiet ableiten. Die beiden Sorten, die empfohlen werden können, Quench und Streif, sind für den konventionellen Anbau gezüchtet worden. Sie können unter den biologischen Anbaubedingungen im Berggebiet ihr Ertragspotenzial nicht voll ausschöpfen. Die Pflanzen bleiben niedriger und haben Schwierigkeiten ihre Ähren vollkommen aus der Blattscheide heraus zu schieben. Die Bestockung ist bei der Sorte Quench am stärksten. Dadurch erzielt sie, obwohl sie kurzhalmig ist, erstaunlich gute Stroherträge
Literatur ▪▪ Braugersten-Jahrbuch 2012. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Qualitätsgerstenbaues im Bundesgebiet e.V. Braugerstengemeinschaft.de Zugang:http://www.braugerstengemeinschaft.de/admin/ImageServer.php?download=true&ID=72820a499@ braugerstengemeinschaft [14.01.2013]. ▪▪ Schilperoord P., 2003. Sortengärten in Graubünden – In Situ Erhaltung und Vorbereitungen für die on Farm Erhaltung lokaler Bündner Gersten und Weizen Sorten. Bericht NAP 27. 21 S. Berggetreide.ch Zugang: http://berggetreide.ch/Archiv/Bericht%20NAP%2027.pdf [14.01.2013]. ▪▪ Schilperoord P., 2012. Abschlussbericht Sortenprüfungen für das Berg gebiet. 49 S. Berggetreide.ch Zugang: http://berggetreide.ch/Archiv/ Abschlussbericht_Sortenpruefungen_2010-2012.pdf [14.01.2013].
Agrarforschung Schweiz 4 (3): 146–149, 2013
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K u r z b e r i c h t
Foodle.ch – die Schweizer Plattform rund um das Thema Lebensmittel und Ernährung Judit Valentini Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras, 3003 Bern, Schweiz Auskünkte: Judit Valentini, E-Mail: judit.valentini@agroscope.admin.ch, Tel. +41 31 323 86 05
Die Webplattform Foodle.ch begeistert mit einem attraktiven Layout.
Das Internet bietet eine Fülle von Informationen. Seit dem 1. Juli 2012 bietet Foodle.ch in den Bereichen Lebensmittel und Ernährung Abhilfe und stellt kurze und gut verständliche Informationen zur Verfügung. Von Agroscope initiiert, umfasst das Projekt heute 28 Partner aus den Bereichen Nicht-Regierungsorganisationen (NGO), Bundesämter, Wirtschaft sowie Bildung und Forschung. Flut an Informationen einschränken Gibt man den englischen Begriff «Food» in die Suchmaschine Google ein, so erhält man mehr als drei Milliarden Treffer. Das Angebot an Informationen über Nahrungsmittel ist unendlich. Neben Fachverbänden und Hochschulen stellen auch viele kommerzielle Anbieter Informationen zur Verfügung, die die Informationsvermittlung oft an wirtschaftliche Interessen wie den Verkauf von Produkten binden. Für den Nutzer ist es deshalb schwierig, relevante und vertrauenswürdige Informationen aus diesem Angebot zu erkennen. Es besteht ein grosser Bedarf an objektiver, neutraler und transparenter Information zu den Themen Lebensmittel und Ernährung. Foodle.ch stellt relevante Informationen gut verständlich für alle interessierten Personen zur Verfügung und regt gleichzeitig via Facebook und Twitter zur Diskussion an.
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Agrarforschung Schweiz 4 (3): 150–152, 2013
Einzigartige Partnerschaft Foodle.ch wurde von der Forschungsanstalt Agroscope initiiert. Agroscope forscht unter anderem in den Bereichen Qualität, Ernährung, Sicherheit und Nachhaltigkeit von Schweizer Lebensmitteln. Die Idee hinter dem Projekt Foodle.ch war es, gemeinsam mit allen relevanten Partnern in der Schweiz, die eigenen Erkenntnisse auf innovative Art auf einer unabhängigen Plattform zu p räsentieren, neue Zielgruppen anzusprechen und die Interaktionen zwischen den Partnern und mit den Konsumenten zu fördern. Bis heute hat sich die Webplattform zu einem gemeinsamen Projekt von 28 Institutionen und Organisationen entwickelt. Foodle.ch profitiert von der Zusammenarbeit zahlreicher auf den Gebieten Lebensmittel und Ernährung tätigen Schweizer Organisationen. Das Wort Partnerschaft wird dabei gross geschrieben; alle Partner haben die gleichen Rechte. Die Partner stammen aus den Bereichen Bildung und Forschung oder Wirtschaft, sind Bundesämter oder NGO’s (Tab. 1). Die Wirtschaft wird durch die Branchenverbände vertreten; auf diese Weise wird verhindert, dass einzelne Firmen ihre Produkte über die Plattform vermarkten. Foodle.ch führt Gespräche mit vielen potenziellen neuen Partnern, um so sein Informationsangebot lau fend zu erweitern.
Foodle.ch – die Schweizer Plattform rund um das Thema Lebensmittel und Ernährung | Kurzbericht
Tab. 1 | Partner von Foodle.ch Nicht-Regierungsorganisationen (NGO) Konsumentenforum kf Public Health Schweiz, Fachgruppe Ernährung Schweiz. Bäuerinnen- und Landfrauenverband Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE Slow Food Schweiz Bildung und Forschung Agroscope Alimentarium Berner Fachhochschule Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL HES-SO Fachhochschule Westschweiz- Wallis Pädagogische Hochschule FHNW Schweizer Gesellschaft für Lebensmittelhygiene SGLH Schweizerischer Verband dipl. Ernährungsberater/innen HF/FH SVDE Schweizerischer Verband der Ingenieur-Agronomen und Lebensmittel-Ingenieure SVIAL Strickhof Swiss Food Research World Food System Center Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW Wirtschaft Emmentaler Switzerland Fromarte Proviande Schweizerischer Bauernverband SBV Schweizer Vereinigung der AOC-IGP Switzerland Cheese Marketing AG Bundesämter Bundesamt für Gesundheit BAG Bundesamt für Landwirtschaft BLW Bundeseinheit für die Lebensmittelkette BLK Kommunikation Pananche AG Newcom Solution
Agrarforschung Schweiz 4 (3): 150–152, 2013
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Kurzbericht | Foodle.ch – die Schweizer Plattform rund um das Thema Lebensmittel und Ernährung
Tab. 2 | Interaktion der Akteure von Foodle.ch in verschiedenen Wirkungsbereichen Wirkungsbereiche
Nutzer
Partner
Foodle.ch
Vielfältige und umfassende Informationen
Gegenseitige Vernetzung; regelmässige Partnertreffen
Hohe Glaubwürdigkeit; Bewerbung über die Partner
Informationsvermittlung
Regelmässige News; zuverlässige Informationen; Wegweiser im Dschungel aller Informationen
Mehr Besuche auf der eigenen Webseite durch gegenseitige Verlinkung; Visibilität in drei Sprachen
Zugang zu interessanten News
Soziale Netzwerke
Interaktion mit anderen Usern und mit Foodle.ch
Hohe Visibilität und gegenseitige Belebung der Auftritte
Hohe Visibilität; direkter Kontakt zur Community
Finanzieller Aspekt
Kostenloses und werbefreies Angebot
Tiefe Kosten, da aufgeteilt auf alle Partner
Stabilität durch finanziellen Beitrag der Partner
Partnerschaften
Kurze und einfach verständliche Information Die Webseite ist darauf bedacht, täglich auf aktuelle Informationen aus der Welt der Lebensmittel und der Ernährung aufmerksam zu machen. Neben spannenden Inhalten über verschiedene Nahrungsmittel und Ernährungsformen, werden auch Bildungsangebote und Forschungsprojekte rund um diese Themen präsentiert. Dafür werden die Webseiten der Partner regelmässig durchsucht, kurze Anrisstexte verfasst und mit einem passenden Bild auf der Website Foodle.ch publiziert. Jeder Artikel wird abschliessend mit der vollständigen Information auf den Seiten unserer Partner verlinkt. Der Auftritt ist in die vier Rubriken Lebensmittel, Bildung, Forschung und Community gegliedert. Die Informationen sind einfach verständlich, qualitätsgeprüft und stammen von in der Schweiz anerkannten Organisationen und Institutionen. Foodle.ch will auch international gelesen werden. Die Informationen werden neben Deutsch und Französisch deshalb auch auf Englisch publiziert.
Abb. 1 | Eliana und Johann moderieren die Diskussionen auf der Webseite.
Foodle.ch unterstützt und entlastet seine Partner Foodle.ch finanziert sich über die Beiträge seiner Partner. Die Plattform ist für alle Partner attraktiv, da die jährlichen Kosten im Vergleich zu den Leistungen sehr niedrig ausfallen. Die Leistungen von Foodle.ch umfassen, die regelmässige Bewerbung der Aktivitäten und Publikationen der Partner, das Verfassen von kurzen Anrisstexten, die Übersetzung dieser Artikel in zwei weitere Sprachen und eine wirkungsvolle Präsenz in den sozialen Netzwerken Facebook und Twitter. In der Tabelle 2 ist der Einfluss verschiedener Wirkungsbereiche von Foodle.ch auf die Nutzer, Partner und auf Foodle.ch selbst dargestellt.
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Agrarforschung Schweiz 4 (3): 150–152, 2013
Auftritt im Internet und in den sozialen Netzwerken Die Webseite Foodle.ch zeichnet sich durch ein attraktives Design und Interaktivität (Videos, Podcasts, usw.) aus und spricht so ein breites Zielpublikum an. Die sozialen Netzwerke Facebook und Twitter werden von Foodle.ch intensiv genutzt und ermöglichen es, mit der Internetcommunity direkt zu kommunizieren. Eliana und Johann, die virtuellen Botschafter von Foodle.ch, antworten auf Bemerkungen zu ausgewählten Themen und animieren die gesamte Seite (Abb. 1). n Links: www.foodle.ch facebook: www.facebook.com/foodle.ch twitter: @foodle_ch
P o r t r ä t
Felix Herzog: Grossprojekte für die Biodiversität sind sein liebstes «Handwerk» Mit 23 getesteten Biodiversitätsindikatoren für die europäische Landwirtschaft schloss das EU-Forschungsprojekt BioBio1 (FP7) 2012 ab. Als Koordinator war Felix Herzog stark involviert und insbesondere das Abfassen des Schlussberichts war bei 16 beteiligten Institutionen in 14 Ländern und rund 80 Personen eine Leistung. «Für die Umsetzung eines Biodiversitäts-Monitoring auf zirka 50 000 Betrieben würden 0,25 % der Ausgaben der EULandwirtschaftspolitik genügen. Als Forschende haben wir dafür die Grundlagen geschaffen», meint er, «nun ist es eine Frage des politischen Willens.» Umsetzung in der Schweiz erfolgt rasch Im Unterschied zur EU wisse er in der Schweiz die rasche Umsetzung von Studien in konkrete Massnahmen durch den Bund zu schätzen, wie das Forschungsprojekt AlpFUTUR2 von Agroscope und WSL zeigt: «Vor dem Hintergrund, dass die alpinen Landschaften zum kulturellen Selbstverständnis der Schweiz gehören, stellten wir uns die Frage, wie sich die Änderung der Landnutzung (Verwaldung, Intensivierung von Gunstlagen) im Sömmerungsgebiet auf die Landwirtschaft, die Landschaft, die Biodiversität und die Gesellschaft allgemein auswirken würde. Immerhin macht das Sömmerungsgebiet mit einer halben Million Hektaren ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche aus.» Diese Fragstellung galt es ins gesellschaftliche Bewusstsein zu bringen. «In einem Vorprojekt sammelten wir bei Stakeholdern Forschungsfragen, brachten schliesslich Stakeholder und Forschende zusammen, bestimmten Schwerpunkte und skizzierten die einzelnen Projekte.» Dann begann die leidige Suche nach der Finanzierung. «Dank des namhaften Beitrags einer Stiftung gelang es schliesslich, AlpFUTUR zu realisieren,» erinnert sich Felix Herzog, «zudem finanzierten rund 30 Sponsoren weitere 22 Projekte und die Koordinationsarbeit». «Unser Erfolgsrezept war, dass wir mit der Alpwirtschaft ein charismatisches Thema bearbeiten, dass wir mit Agroscope und WSL zwei starke und sich ergänzende Trägerinstitutionen haben, und, dass wir versuchten, den Forschenden eher einen Service zu bieten als sie mit Reportingpflichten zu plagen», meint Felix www.biobio-indicator.org www.alpfutur.ch
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Herzog. «Jetzt biegen wir in die Schlusskurve ein, schreiben die Synthese und arbeiten auf die Schlussveranstaltung vom 1. Oktober 2013 in Schüpfheim hin.» Felix Herzog hat an der ETH Pflanzenproduktion studiert und am Centre Suisse de Recherches Scientifiques an der Elfenbeinküste doktoriert. Anschliessend zog es ihn ans Umweltforschungszentrum nach Leipzig, in die Landschaftsökologie. Im Jahr 2000 stiess er als Gruppenleiter für die Evaluation der Ökomassnahmen zu Agroscope; hier leitet er seit 2008 die Forschungsgruppe Agrarlandschaft und Biodiversität. In Leipzig lernte er auch seine Frau kennen. Die beiden machen mit ihren beiden 13- und 18-jährigen Kindern gern weite Reisen. So packten sie erst kürzlich die Koffer für eine Nilkreuzfahrt und letztes Jahr waren sie in Sri Lanka, denn neue Landschaften und ihre Vielfalt scheinen Felix Herzog anzuziehen. Etel Keller-Doroszlai, Forschungsanstalt Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich
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A k t u e l l
Neue Publikationen
Perforierte Liegeflächen in der Mastschweinhaltung
ART-Bericht 758
Perforierte Liegeflächen in der Mastschweinehaltung Sauberkeit von Buchten und Tieren
November 2012
Autoren Roland Weber1, Beat Wechsler2, Urs Marolf1, Felix Grob3, Werner Humbel3, Edi Peterhans3, Urs Thalmann4 1 Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Zentrum für tiergerechte Haltung: Wiederkäuer und Schweine, CH-8356 Ettenhausen 2 Bundesamt für Veterinärwesen BVET, Zentrum für tiergerechte Haltung: Wiederkäuer und Schweine, CH-8356 Ettenhausen 3 Suisseporcs, Schweizerischer Schweinezucht- und Schweineproduzentenverband, Allmend 8, CH-6204 Sempach 4 Krieger AG, Rütmattstrasse 6, CH-6017 Ruswil Impressum Herausgeber: Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Tänikon, CH-8356 Ettenhausen, Redaktion: Etel Keller, ART Die ART-Berichte/Rapports ART erscheinen in rund 20 Nummern pro Jahr. Jahresabonnement Fr. 60.–. Bestellung von Abonnements und Einzelnummern: ART, Bibliothek, 8356 Ettenhausen T +41 (0)52 368 31 31 F +41 (0)52 365 11 90 doku@art.admin.ch Downloads: www.agroscope.ch ISSN 1661-7568
Seit der Revision der Tierschutzgesetzgebung 2008 sind in der Schweinehaltung Liegeflächen mit einem geringen Perforationsanteil zum Abfliessen von Flüssigkeiten zugelassen. Für bestehende Mastschweineställe darf dieser Perforationsanteil maximal 5 % betragen. Bis anhin sind noch keine Arbeiten bekannt, in denen die Eignung solcher Liegeflächen bezüglich Verschmutzung von Buchten und Tieren untersucht wurde. Ziel der vom Zentrum für tiergerechte Haltung an ART in Zusammenarbeit mit der Suisseporcs durchgeführten Untersuchung war es daher, die grundsätzliche Eignung von Liegeflächen mit einem geringen Perforationsanteil bei Mastschweinen abzuklären. Dazu wurden auf vier Praxisbetrieben mit Vollspaltenbuchten verschiedene Liegeflächen mit unterschiedlichen Perforationsanteilen und aus verschiedenen Materialien eingebaut. Es handelte sich dabei um Betonroste mit 5 %, 6 %, 6,4 % und 8 %, Gummimatten mit 5 % und 10 % sowie Click In (Kunststoffelemente zum
Verschliessen von bestehenden Spalten) mit 5 % Perforationsanteil. Die Betriebsleitenden selbst und ein Mitarbeiter der ART beurteilten die Sauberkeit der Böden und Tiere in periodischen Abständen während eines Jahres. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen auf, dass die Liegeflächen und die Tiere umso stärker verschmutzt waren, je tiefer der Perforationsanteil war. In Buchten mit dem Bodentyp Gummimatte 10 % war die Verschmutzung der Liegeflächen und der Tiere auf einem ähnlichen Niveau wie in Buchten mit Vollspaltenboden. Auch auf Böden mit einem Perforationsanteil von 5 % war die Verschmutzung der Liegeflächen und der Tiere in der Gesamtbeurteilung auf einem Niveau zwischen «sauber» und «wenig verschmutzt». Der in der Tierschutzgesetzgebung vorgegebene maximale Perforationsanteil von 5 % führte somit nicht zu einer Verschmutzung, die unter dem Gesichtspunkt des Tierwohls als inakzeptabel zu beurteilen ist.
ART-Bericht 758 Seit der Revision der Tierschutzgesetzgebung 2008 sind in der Schweinehaltung Liegeflächen mit einem geringen Perforationsanteil zum Abfliessen von Flüssig keiten zugelassen. Für bestehende Mastschweineställe darf dieser Perforationsanteil maximal 5 % betragen. Bis anhin sind noch keine Arbeiten bekannt, in denen die Eignung solcher Liegeflächen bezüglich Verschmutzung von Buchten und Tieren untersucht wurde. Ziel der vom Zentrum für tiergerechte Haltung an ART in Zusammenarbeit mit der Suisseporcs durchgeführten Untersuchung war es daher, die grundsätzliche Eignung von Liegeflächen mit einem geringen Perforationsanteil bei Mastschweinen abzuklären. Dazu wurden auf vier Praxisbetrieben mit Vollspaltenbuchten verschiedene Liegeflächen mit unterschiedlichen Perforationsanteilen und aus verschiedenen Materialien eingebaut. Es handelte sich dabei um Betonroste mit 5 %, 6 %, 6,4 % und 8 %, Gummimatten mit 5 % und 10 % sowie Click In (Kunststoffelemente zum Verschliessen von bestehenden Spalten) mit 5 % Perforationsanteil. Die Betriebsleitenden selbst und ein Mitarbeiter der ART beurteilten die Sauberkeit der Böden und Tiere in periodischen Abständen während eines Jahres. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen auf, dass die Liegeflächen und die Tiere umso stärker verschmutzt waren, je tiefer der Perforationsanteil war. In Buchten mit dem Bodentyp Gummimatte 10 % war die Verschmutzung der Liegeflächen und der Tiere auf einem ähnlichen Niveau wie in Buchten mit Vollspalten boden. Auch auf Böden mit einem Perforationsanteil von 5 % war die Verschmutzung der Liegeflächen und der Tiere in der Gesamtbeurteilung auf einem Niveau zwischen «sauber» und «wenig verschmutzt». Der in der Tierschutzgesetzgebung vorgegebene maximale Perforationsanteil von 5 % führte somit nicht zu einer Verschmutzung, die unter dem Gesichtspunkt des Tierwohls als inakzeptabel zu beurteilen ist. Roland Weber et al., ART
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Entmistungsschieber für Schweine ART-Bericht 759
Entmistungsschieber für Schweine Geeignete Abmessungen und Untersuchungen zur Tiergerechtheit
November 2012 Autorinnen und Autoren Roland Weber, Alexandra Ettinger, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Zentrum für tiergerechte Haltung: Wiederkäuer und Schweine, CH-8356 Ettenhausen Beat Wechsler, Lorenz Gygax, Bundesamt für Veterinärwesen BVET, Zentrum für tiergerechte Haltung: Wiederkäuer und Schweine, CH-8356 Ettenhausen Beat Steiner, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Bau, Tier und Arbeit, CH-8356 Ettenhausen Auskünfte: Roland Weber, E-Mail: roland.weber@art.admin.ch, Tel. +41 52 368 33 74 Schweine sind neugierig und beschäftigen sich mit dem Mistschieber. Impressum Herausgeber: Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Tänikon, CH-8356 Ettenhausen, Redaktion: Etel Keller, ART Die ART-Berichte/Rapports ART erscheinen in rund 20 Nummern pro Jahr. Jahresabonnement Fr. 60.–. Bestellung von Abonnements und Einzelnummern: ART, Bibliothek, 8356 Ettenhausen T +41 (0)52 368 31 31 F +41 (0)52 365 11 90 doku@art.admin.ch Downloads: www.agroscope.ch ISSN 1661-7568
In der Schweinehaltung wurden bis anhin Schieberentmistungsanlagen aus dem Rinderbereich oder Sonderanfertigungen nach Vorgaben der Landwirtinnen und Landwirte eingesetzt. Da Schweine kleiner sind als Rinder, haben sie grössere Mühe, über einen laufenden Mistschieber zu steigen. Die vom Zentrum für tiergerechte Haltung an ART durchgeführte Untersuchung sollte Aufschluss darüber geben, welche Abmessungen und Ausführungen von Schiebern sich für Schweine eignen. Dazu wurde in einem ersten Teil das Verhalten von Schweinen an bestehenden Mistschiebern in der Praxis untersucht. Diese Ergebnisse dienten als Grundlage für die Neuentwicklung von Mistschiebern für Zucht- und Mastschweine. In einem zweiten Teil wurde überprüft, wel-
che Verbesserungen diese Schieber für Mast- und Zuchtsauen brachten. Die Ergebnisse zeigen auf, dass insbesondere Mastschweine Schieber mit einem geringen Summenmass (Summe aus Höhe und Tiefe eines Schiebers) besser übersteigen können. Falt- und Faltkombischieber erleichtern den Tieren auf der Rückfahrt das seitliche Ausweichen durch das Geradestellen der Seitenflügel bzw. die «V»Stellung des Schiebers. Die verschiedenen bei den Schweinen derzeit eingesetzten Mistschieber können als tiergerecht eingestuft werden. Jedoch sind einige arbeitsorganisatorische und bauliche Aspekte zu berücksichtigen, um den tiergerechten Einsatz der Schieber sicherzustellen.
ART-Bericht 759 In der Schweinehaltung wurden bis anhin Schieberentmistungsanlagen aus dem Rinderbereich oder Sonderanfertigungen nach Vorgaben der Landwirtinnen und Landwirte eingesetzt. Da Schweine kleiner sind als Rinder, haben sie grössere Mühe, über einen laufenden Mistschieber zu steigen. Die vom Zentrum für tiergerechte Haltung an ART durchgeführte Untersuchung sollte Aufschluss darüber geben, welche Abmessungen und Ausführungen von Schiebern sich für Schweine eignen. Dazu wurde in einem ersten Teil das Verhalten von Schweinen an bestehenden Mistschiebern in der Praxis untersucht. Diese Ergebnisse dienten als Grundlage für die Neuentwicklung von Mistschiebern für Zucht- und Mastschweine. In einem zweiten Teil wurde überprüft, welche Verbesserungen diese Schieber für Mast- und Zuchtsauen brachten. Die Ergebnisse zeigen auf, dass insbesondere Mastschweine Schieber mit einem geringen Summenmass (Summe aus Höhe und Tiefe eines Schiebers) besser übersteigen können. Faltund Faltkombischieber erleichtern den Tieren auf der Rückfahrt das seitliche Ausweichen durch das Geradestellen der Seitenflügel bzw. die «V»- Stellung des Schiebers. Die verschiedenen bei den Schweinen derzeit eingesetzten Mistschieber können als tiergerecht eingestuft werden. Jedoch sind einige arbeitsorganisatorische und bauliche Aspekte zu berücksichtigen, um den tiergerechten Einsatz der Schieber sicherzustellen. Roland Weber und Alexandra Ettinger, ART
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Aktuell
Controlled Traffic Farming ART-Bericht 761
Controlled Traffic Farming Mit permanenten Fahrspuren zu mehr Bodenschonung
Februar 2013
Autoren Martin Holpp, Thomas Anken, Hansrudolf Oberholzer, René Reiser, Jan Rek, Peter Weisskopf, Urs Zihlmann, ART Oliver Hensel, Universität Kassel, Agrartechnik Witzenhausen martin.holpp@art.admin.ch Impressum Herausgeber: Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Tänikon, CH-8356 Ettenhausen, Redaktion: Etel Keller, ART Die ART-Berichte/Rapports ART erscheinen in rund 20 Nummern pro Jahr. Jahresabonnement Fr. 60.–. Bestellung von Abonnements und Einzelnummern: ART, Bibliothek, 8356 Ettenhausen T +41 (0)52 368 31 31 F +41 (0)52 365 11 90 doku@art.admin.ch Downloads: www.agroscope.ch ISSN 1661-7568
Getreideernte auf permanenten CTF-Fahrspuren in Grossbritannien – die geplante Befahrung schont den Boden. (Quelle: Julian Gold, Hendred Farm Partnership) Die landwirtschaftlichen Nutzflächen werden heute weitgehend zufällig, das heisst ohne festgelegte Fahrspuren befahren. Die entstehenden Verdichtungen müssen auf ackerbaulich genutzten Flächen regelmässig energie- und zeitaufwändig wieder beseitigt werden. Auf Dauergrünland bleiben sie mit den entsprechenden negativen Auswirkungen auf Bestandeszusammensetzung, Ertrag und Bodenfunktionen erhalten. Eine Verminderung der Bodenverdichtung könnte Anbauverfahren wesentlich effizienter, robuster und leistungsfähiger machen und Bodenfunktionen wie Infiltration und Wasserspeicherung verbessern. Spursysteme zur Trennung von Fahr- und Wachstumsraum wurden in der Praxis bisher jedoch nur im Ackerbau mit Pflegefahrspuren für Pflanzenschutz und Düngung eingeführt. Mit satellitenbasierten Lenksystemen können heute permanente, über die Jahre beibehaltene Fahrgassensysteme in der
Praxis umgesetzt werden. Solche als Controlled Traffic Farming (CTF) bekannte Spursysteme werden seit Mitte der 1990er-Jahre grossflächig im australischen Getreidebau eingesetzt. Durch die Reduktion von Oberbodenverdichtungen verbesserten sich Luft- und Wasserführung im Boden. Die Anbausysteme wurden in Trockenzeiten und bei Starkniederschlägen ertragsstabiler. Aktuelle Versuchsergebnisse zeigen, dass an hiesige Rahmenbedingungen angepasste CTF-Systeme auch unter mitteleuropäischen Bedingungen die Effizienz des Bodenschutzes und Pflanzenbaus nachhaltig verbessern können. Im Folgenden wird ein Überblick über Entwicklung und Praxiseinsatz von CTF-Systemen gegeben und in die für eine Praxiseinführung in verschiedenen Anbaukulturen relevanten Aspekte eingeführt.
ART-Bericht 761 Die landwirtschaftlichen Nutzflächen werden heute weitgehend zufällig, das heisst ohne festgelegte Fahrspuren befahren. Die entstehenden Verdichtungen müssen auf ackerbaulich genutzten Flächen regelmässig energie- und zeitaufwändig wieder beseitigt werden. Auf Dauergrünland bleiben sie mit den entsprechenden negativen Auswirkungen auf Bestandeszusammensetzung, Ertrag und Bodenfunktionen erhalten. Eine Verminderung der Bodenverdichtung könnte Anbauverfahren wesentlich effizienter, robuster und leistungsfähiger machen und Bodenfunktionen wie Infiltration und Wasserspeicherung verbessern. Spursysteme zur Trennung von Fahr- und Wachstumsraum wurden in der Praxis bisher jedoch nur im Ackerbau mit Pflegefahrspuren für Pflanzenschutz und Düngung eingeführt. Mit satellitenbasierten Lenksystemen können heute permanente, über die Jahre beibehaltene Fahrgassensysteme in der Praxis umgesetzt werden. Solche als Controlled Traffic Farming (CTF) bekannte Spursysteme werden seit Mitte der 1990er-Jahre grossflächig im australischen Getreidebau eingesetzt. Durch die Reduktion von Oberbodenverdichtungen verbesserten sich Luft- und Wasserführung im Boden. Die Anbausysteme wurden in Trockenzeiten und bei Starkniederschlägen ertragsstabiler. Aktuelle Versuchsergebnisse zeigen, dass an hiesige Rahmenbedingungen angepasste CTF-Systeme auch unter mitteleuropäischen Bedingungen die Effizienz des Bodenschutzes und Pflanzenbaus nachhaltig verbessern können. Im Folgenden wird ein Überblick über Entwicklung und Praxiseinsatz von CTF-Systemen gegeben und in die für eine Praxiseinführung in verschiedenen Anbaukulturen relevanten Aspekte eingeführt. Martin Holpp et al., ART
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Aktuell
Branchentreffen
im Rahmen der Tage der offenen Tür
Obst, Gemüse und Wein
Forschung erleben
Agroscope in Wädenswil Freitag, 7. Juni, 8.30 – 13 Uhr
Agroscope in Wädenswil, 7. und 8. Juni 2013
Gemüsebau, 8.30 – 11.30 Uhr, Aula der ZHAW, Wädenswil Grundlagen sowie phytopathologische und pflanzenbauliche Aspekte der Gründüngung.
Agroscope und die Zukunft, 11.45 Uhr, Agroscope Referat von Bernard Lehmann, Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft
Weinbau, 9.00 – 11.20 Uhr, Festzelt, Agroscope 18. Hefe- und Weinbautagung: Hefeversuche bei RieslingSilvaner und Blauburgunder. Blauburgunder-Klone im Vergleich. Anmeldung erforderlich: www.agroscope.ch Obstbau, 9.15 – 11.20 Uhr, Sandhof, Wädenswil Pflanzenschutzstrategien zur Rückstandsvermeidung, Totaleinnetzung, Einfluss von Pflanzenschutzstrategien auf Lagerung und Qualität.
recherche AGroNomiqUe SUiSSe
Gemeinsamer Apéro der Branchen, 12.15 Uhr, Agroscope. Freier Rundgang Tage der offenen Tür, ab 13 Uhr Anfahrt mit dem Auto: Ausfahrt Wädenswil und Wegweiser Parkplatz Geeren folgen. Shuttle-Bus zur Hochschule (Gemüsebau), zur Forschungsanstalt (Weinbau) und zum Sandhof (Obstbau). Anfahrt mit dem Zug: Bis Bahnhof Wädenswil, Bus 123, 126 oder 150 bis «Hochschule» (Gemüsebau); Bus 123 oder 126 bis «Forschungsanstalt» oder Bus 150 oder 160 bis «Mühlebach» (Weinbau); Bus 150 oder 160 bis «Sandhof» (Obstbau).
www.agroscope-forschung-erleben.ch Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra
Für mehr Infos diesen QR Code mit Ihrem Smartphone scannen
AGrAr ForSchUNG Schweiz
Landwirtschaft – Lebensmittel – Umwelt
Eidgenössisches Departement für W irtschaft, Bildung und Forschung WBF Agroscope
Aktuelle Forschungsergebnisse für Beratung und Praxis: Agrarforschung Schweiz publiziert 10-mal im Jahr Forschungsergebnisse über Pflanzenbau, Nutztiere, Agrarwirtschaft, Landtechnik, Lebensmittel, Umwelt und Gesellschaft. Agrarforschung ist auch online verfügbar unter: www.agrarforschungschweiz.ch Bestellen Sie jetzt Ihre Gratisausgabe! Name/Firma
Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Partner der zeitschrift sind das Bundesamt für Landwirtschaft, die hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaft hAFL, die Beratungszentralen AGriDeA, die eidgenössische Technische hochschule eTh zürich, Departement für Umweltsystemwissenschaften und Agroscope, die gleichzeitig herausgeberin der zeitschrift ist. Die zeitschrift erscheint in Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenössische Ämter und an weitere Fachinteressierte.
Vorname Strasse/Nr PLZ/Ort Beruf E-Mail Datum Unterschrift Talon einsenden an: redaktion Agrarforschung Schweiz, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-haras, Postfach 64, 1725 Posieux Tel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00 e-mail: info@agrarforschungschweiz.ch | www.agrarforschungschweiz.ch
Agrarforschung Schweiz 4 (3): 154–159, 2013
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Aktuell
Medienmitteilungen
www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen 25.02.2013 Erdmandelgras bedroht Acker- und Gemüse kulturen!
07.02.2013 Standort für Feldversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen in Planung
Das weltweit verbreitete Erdmandelgras (Cyperus esculentus) kommt in der Schweiz mehrheitlich auf landwirtschaftlich genutzten Flächen vor. Es überwintert und vermehrt sich über kleine Knöllchen im Boden und wird durch landwirtschaftliche Tätigkeiten verbreitet. Besonders betroffen sind Gemüsekulturen, Kartoffeln und Zuckerrüben, in denen kaum gegen das Erdmandelgras wirksame Herbizide zur Verfügung stehen. Herkömmliche Methoden zur Unkrautkontrolle in landwirtschaftlichen Kulturen reichen nicht aus, um eine weitere Verbreitung zu verhindern. Agridea und Agroscope suchen mit andern Partnerorganisationen nach einer Bekämpfungsstrategie.
Um Möglichkeiten und Grenzen der grünen Gentechnologie zu identifizieren, sollen ab 2014 erneut Freisetzungsversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen in der Schweiz durchgeführt werden. Agroscope etabliert dazu am Standort Reckenholz (ZH) ein Versuchsfeld als Dienstleistung für Forschende. Die Universität Zürich hat ein Bewilligungsgesuch für die Freisetzung von gentechnisch verändertem Weizen beim Bundesamt für Umwelt (BAFU) eingereicht.
21.02.2013 Sicherheit und Qualität gewährleistet bei den in der Schweiz in Verkehr gebrachten Futtermitteln Die Forschungsanstalt Agroscope hat den Auftrag, die in der Schweiz in den Handel gebrachten Futtermittel für Nutz- und Heimtiere (Petfood) zu kontrollieren. Damit stellt sie die erste Kontrollinstanz entlang der Lebensmittelkette dar. Im vergangenen Jahr wurden 1311 Proben erhoben und analysiert. Bei den Futtermitteln für Nutztiere gab es im Vergleich zum Vorjahr weniger Beanstandungen und auch beim Petfood hat sich die Situation weiter verbessert.
12.02.2013 Grosseinsatz gegen fungizidresistente Pilze In der Medizin, wie auch in der Landwirtschaft wird das Problem der fungizidresistenten pathogenen Pilze immer bedenklicher. Da in der Medizin nur wenige Aktivsubstanzen zur Pilzbekämpfung zur Verfügung stehen, müssen neue Substanzen gefunden werden um das Problem der Resistenzen zu lösen. Mit dem Ziel eine neue Generation natürlicher Fungizide zu finden, hat Agroscope ein innovatives Forschungsprogramm angeregt, bei dem drei Institute der Genferseeregion (Agroscope, IMUL, UNIGE/EPGL) zusammenarbeiten. Dank der Resultate dieser neu gewonnenen Synergien sollen als Endziel neue, effiziente Therapien entwickelt werden, welche die aktuellen Resistenzprobleme, und vor allem den grossen Mangel an fungiziden Substanzen lösen.
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04.02.2013 Pueraria – eine erstaunliche Bohnenpflanze Pueraria, auch Kudzu genannt (Pueraria lobata, Willd. Ohwi., Fabaceae), gehört gemäss IUCN* weltweit zu den 100 aggressivsten invasiven Neophyten. In wenigen Jahren kann Pueraria unter günstigen Bedingungen eine existierende Vegetation komplett überdecken und zerstören. Ihr Stängelwachstum erreicht bis zu 27 cm pro Tag (!) – mit einschneidenden Konsequenzen auf die Biodiversität oder die Entwicklung von landwirtschaftlichen Kulturen. In der Schweiz ist Pueraria seit etwa zwei Jahrzehnten im Tessin präsent. Es sind 35 Befallsherde bekannt und unter Beobachtung. Angesichts ihres sehr schnellen Wachstums hat Agroscope Versuche durchgeführt, um das Ausbreitungspotenzial und Bekämpfungsmassnahmen zu erforschen. *International Union for Conservation of Nature.
Aktuell
Internetlinks
Veranstaltungen
Diverse Links zu Bienen und Bienen forschung in der Schweiz Schweizerisches Zentrum für Bienenforschung www.agroscope.admin.ch/imkerei Wissen über Bienen www.landwirtschaft.ch/de/wissen/tiere/weitere-tiere/bienen Initiative zum Bienenschutz in der Schweiz www.bienenschutz.ch
Vor schau April 2013 / Heft 4 Anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung soll Wirkung zeigen. Ohne Praxiswissen kann die Forschung keine Probleme lösen, und ohne Wissenstransfer nützt die beste Erfindung nichts. Am 7. und 8. Juni gibt Agroscope Einblick in ihre faszinierenden Tätigkeiten in Wädenswil. Obst-, Wein- und Gemüsebau, Lebens mittel und ganz allgemein die A nalytik sind besondere Stärken von Agroscope in Wädenswil. (Foto: idfx, Agroscope)
••Serie AlpFUTUR: Infrastruktur im Sömmerungsgebiet: Historische Zeugen und raumplanerischer Rahmen, Stefan Lauber und Benno Furrer, WSL und Schweizerische Bauernhausforschung ••Serie AlpFUTUR: Wertvolle Artenvielfalt in Grasland von verbuschten Alpweiden, Bärbel Koch und Sarah Schmid, ART ••Wie sähe ein Bioland Schweiz aus? Stefan Mann et al., ART ••Die Zusammensetzung der Futterration in der Milchviehhaltung der Schweiz, Dierk Schmid und Simon Lanz, ART und BLW ••Vergleich der Ökobilanzen von stall- und weidebasierter Milchproduktion, Michael Sutter et al., HAFL und ART
März 2013 20. – 21.03.2013 4. Täniker Melktechniktagung Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Ettenhausen April 2013 25. April 2013 8. Jahrestagung Netzwerk Pferdeforschung Schweiz Schweizerisches Nationalgestüt SNG Avenches 28.04. – 01.05.2013 GCIRC technical meeting 2013 Agroscope Changins-Wädenswil ACW Nyon Mai 2013 07.05.2013 Frühjahrstagung: Sind hohe Leistungen «Bio-kompatibel»? Herausforderungen für die Tierernährung Gemeinsame Veranstaltung der ETH Zürich, der Vetsuissefakultäten Zürich und Bern und Agroscope ETH Zentrum, Zürich 30.05.2013 AGFF-Tagung AGFF / Agroscope / Inforama Innereriz BE Juni 2013 07. – 08.06.2013 Tage der offenen Tür 2013 Agroscope Changins-Wädenswil ACW Wädenswil 19. – 20.06.2013 Agrartechniktage Tänikon Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Ettenhausen
••Indikatioren für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Schweiz, Simon Spycher et al., ACW und BLW ••Wo steht die Schweizer Bioforschung? Markus Kellerhals et al., ACW, ART, ALP-Haras und FiBL ••Roadmap zum Projekt E-Kutsche, Ruedi von Nieder häusern, ALP-Haras
Informationen: Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen
Agrarforschung Schweiz 4 (3): 154–159, 2013
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Mittwoch/Donnerstag, 20./21. März 2013
4. Tänikoner Melktechniktagung Agroscope, CH-8356 Ettenhausen TG
Thema: Automatisierung rund ums Melken • Hygiene • Qualität • Rationalisierung Siehe Programm unter: www.agroscope.ch/veranstaltungen www.agroscope.ch
Tagungsort Agroscope Tänikon CH-8356 Ettenhausen TG Detailprogramm und Anmeldung www.agroscope.ch/veranstaltungen oder an: diana.niederer@art.admin.ch Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra
Eidgenössisches Departement für W irtschaft, Bildung und Forschung WBF Agroscope
harasnational.ch
8e réunion annuelle du Réseau de recherche équine en Suisse 25 avril 2013 9 h - 17 h, Théâtre du Château, Avenches -
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Journée ouverte à tout public avec exposés et posters Echange et transmission d’un savoir scientifique aux personnes qui détiennent, montent, mènent et élèvent des chevaux Thèmes: Prévention et maladies ; Elevage et génétique ; Bien-être et détention ; Définition des besoins Prix (y. c. les repas): Tarif normal CHF 120.- (€ 100.-) CHF 100.- (€ 85.-) Participant-e-s Equigarde® Etudiant-e-s et doctorant-e-s CHF 40.- (€ 35.-) Inscription* obligatoire
Achte Jahrestagung Netzwerk Pferdeforschung Schweiz 25. April 2013 9 - 17 Uhr, Théâtre du Château, Avenches - Öffentliche Tagung mit Vorträgen und Ausstellung - Wissenschaftlicher Austausch und Wissenstransfer zu Personen, die Pferde halten, reiten fahren und züchten - Themen: Prävention und Krankheiten; Zucht und Genetik; Wohlbefinden und Haltung; Definition der Bedürfnisse - Tagungsgebühren (inkl. Verpflegung): Normaltarif CHF 120.- (€ 100.-) CHF 100.- (€ 85.-) Equigarde®- Reduktion Studierende, Doktorierende CHF 40.- (€ 35.-) - Anmeldung* obligatorisch *Anmeldungen und Infos: / * Inscriptions et renseignements : Tel. 026 676 63 75 Fax: 026 676 63 05 katja.sprenger@haras.admin.ch