Agrarforschungschweiz, Heft 10, Oktober 2013

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Agrar forschung schweiz 2 0 1 3

|

H e f t

Agroscope | BLW | HAFL | AGRIDEA | ETH Zürich

O k t o b e r

Pflanzenbau Weissklee und Wiesenrispengras erneut geprüft Seite 416 Pflanzenbau

Serie ProfiCrops: Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau Seite 432

Kurzbericht

Tête de Moine AOP: eine neue Kultur für den Herkunftsnachweis Seite 448

1 0


Landwirtschaftliche Erzeugnisse mit geschützter ­U rsprungsbezeichnung (GUB/AOP) wie Tête de Moine-­ Käse erzielen auf dem Markt als traditionell hergestellte Produkte einen Mehrwert. Forschende von Agroscope ­h aben auf der Basis von Markerbakterien eine Methode entwickelt, um die Herkunft des Tête de Moine AOP nachzuweisen. (Foto: Olivier Bloch, ALP-Haras) Impressum Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenös­sische Ämter und weitere Fachinteressierte. Herausgeberin Agroscope Partner b Agroscope (Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil ACW; Agroscope Liebefeld-Posieux und Schweizerisches Nationalgestüt ALP-Haras; Agroscope Reckenholz-Tänikon ART), www.agroscope.ch b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern, www.blw.ch b Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, ­Zollikofen, www.hafl.ch b Beratungszentrale AGRIDEA, Lindau und Lausanne, www.agridea.ch b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich, Departement für Umweltsystemwissenschaften, www.usys.ethz.ch Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / ­Recherche Agro­nomique ­Suisse, Forschungs­anstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21 Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW Postfach 1012, 1260 Nyon 1, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Direktor ACW), Sibylle Willi (ACW), Evelyne Fasnacht (ALP-Haras), Erika Meili (ART), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (HAFL), Esther Weiss (AGRIDEA), Brigitte Dorn (ETH Zürich). Abonnement Preise Zeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten), inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–* * reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch Adresse Nicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, ­Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Postfach 64, 1725 Posieux, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch, Fax +41 26 407 73 00 Adressänderungen E-Mail: verkauf.zivil@bbl.admin.ch, Fax +41 31 325 50 58 Internet www.agrarforschungschweiz.ch www.rechercheagronomiquesuisse.ch ISSN infos ISSN 1663-7852 (Print) ISSN 1663-7909 (Internet) Schlüsseltitel: Agrarforschung Schweiz Abgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz © Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion. Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS

Inhalt Oktober 2013 | Heft 10 415 Editorial Pflanzenbau Weissklee und Wiesenrispengras 416

erneut geprüft Daniel Suter, Hansueli Hirschi, Rainer Frick und Philippe Aebi Pflanzenbau Empfindlichkeit der Kartoffel gegenüber 424

der durch Dickeya spp. verursachten Stängelfäule Jérémie Rouffiange et al. 432

Pflanzenbau – Serie ProfiCrops issenstransfer im Schweizer Gemüsebau W Robert Baur, Simone Fähndrich, Brigitte Baur und Thomas Wieland

Kurzbericht – Serie ProfiCrops Forschen für einen nachhaltigen 440

­Schweizer Obstbau trotz Feuerbrand Esther Bravin Kurzbericht Rasche Entwicklung neuer Diagnostik­ 444

werk­zeuge für die Landwirtschaft Christophe Debonneville, Jean-Sébastien Reynard, Olivier Schumpp und Santiago Schaerer Kurzbericht Tête de Moine AOP: eine neue Kultur für 448

den Herkunftsnachweis John Haldemann et al. 451 Porträt 452 Aktuell 455 Veranstaltungen


Editorial

Anthropozän – ein neues ­Zeitalter Liebe Leserin, lieber Leser

Paul Steffen, Leiter Agroscope ­Reckenholz-Tänikon ART

Als Max Frisch 1979 seine Erzählung «Der Mensch erscheint im Holozän» ­veröffentlichte, ahnte er kaum, dass ebendieses geologische Zeitalter im Begriff ist zu Ende zu gehen. Auch wenn der Titel naturwissenschaftlich gesehen falsch ist, hat er doch in Bezug auf den modernen Menschen seine Richtigkeit: Das Holozän – ein relativ warmer und klimatisch stabiler Zeit­ raum von 10 000 bis 12 000 Jahren – hat die günstigen Rahmenbedingungen für die kulturgeschichtliche Entwicklung geschaffen, die den heutigen Men­ schen prägen. Doch in den letzten 200 Jahren ist der Mensch zunehmend selber zu einem geologischen Faktor geworden: Ein neues Zeitalter, das Anthropozän hat begonnen. Die immer deutlicher werdenden Folgen des menschlichen Wirkens auf Klima und Ökosystem sind uns allen bekannt. Gemäss Paul J. Crutzen, Athmosphärenforscher und Nobelpreisträger, der massgeblich den Begriff Anthropozän geprägt hat, kann das neue Zeitalter – bislang – in drei Phasen unterteilt werden. Die erste Phase von zirka 1800 bis 1945, also im Wesentlichen das Industriezeitalter umfassend, steht für den sich verbreiten­ den Einsatz von fossilen Brennstoffen. Bis 1945 stieg die CO2-Konzentration bereits auf ein Mass an, das die statistische Variation während des Holozäns bei Weitem überstieg. In der zweiten Phase, die von 1945 bis – wie Crutzen erwartet – zirka 2015 dauern wird und die er «The Great Acceleration» nennt, nimmt die Dynamik des menschlichen Einflusses auf die Umwelt dramatisch zu. Typisch für diese Phase ist, dass ein Umdenken beim Einzelnen wie auch bei den zentralen Entscheidungsträgern in Wirtschaft und Politik nur zöger­ lich beginnt, und Anstrengungen, um auf internationaler Ebene Lösungen zu finden, nur mit sehr bescheidenem Erfolg gesegnet sind. Dass die Menschheit für die nächsten Tausende wenn nicht für die nächs­ ten Millionen Jahre ein wichtiger geologischer Einflussfaktor bleiben wird, ist unbestritten. Die grosse Frage für die dritte Phase des Anthropozän ist jedoch, welche Rolle der Mensch in Zukunft dabei übernimmt. Die Entwick­ lung von international anerkannten, wirkungsvollen Strategien, um das menschliche Handeln und das globale Ökosystem in eine nachhaltige Balance zu bringen, ist eine der grössten politischen und wissenschaftlichen Heraus­ forderungen überhaupt. Und da sich langsam die Erkenntnis durchsetzt, dass herkömmliche Denkansätze, etwa zur Reduktion des CO2-Ausstosses, wohl zu wenig schnell wirken werden, um für den Menschen schwerwiegende Folgen des Klimawandels noch rechtzeitig abwenden zu können, werden immer mehr Wege diskutiert, wie in Zukunft aktiv in das globale Klimage­ schehen eingegriffen werden kann. Diese unter dem Begriff Geo-Enginee­ ring zusammengefassten Ansätze haben in der Regel das Bremsen der Klima­ erwärmung, den Abbau der CO2-Konzentration oder die Verhinderung der Übersäuerung der Meere zum Ziel. Wir stehen in dieser Entwicklung noch ganz am Anfang und es ist zu hoffen, dass der Mensch seine Fähigkeiten dazu einsetzen wird, seine Rolle als «geologischer Faktor» in Zukunft verantwortungsbewusst wahrzuneh­ men. Einer auf nationaler wie internationaler Ebene erfolgreichen Agrarfor­ schung wird in diesem Zusammenhang eine grosse Bedeutung zukommen.

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 415, 2013

415


P f l a n z e n b a u

Weissklee und Wiesenrispengras erneut geprüft Daniel Suter1, Hansueli Hirschi1, Rainer Frick 2 und Philippe Aebi2 Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich 2 Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon 1 Auskünfte: Daniel Suter, E-Mail: daniel.suter@agroscope.admin.ch, Tel. +41 44 377 72 79

1

Abb. 1 | Weissklee ( Trifolium repens) und Wiesenrispengras (Poa pratensis). Zeichnung aus dem Buch «Wiesen- und Alpenpflanzen» von Walter Dietl und Manuel Jorquera, Österreichischer Agrarverlag, Leopoldsdorf, 4. Auflage 2012. (Zeichnungen: Manuel Jorquera, Zürich. Alle Rechte vor­b ehalten. Copyright: AGFF, Zürich. Mit freundlicher Genehmigung der AGFF.)

Einleitung Weissklee: wertvoll und ausdauernd In häufig genutzten Wiesen hält sich auf Dauer nur eine Kleeart: der Weissklee (Trifolium repens L.). Aufgrund seiner Wuchsform werden beim Mähen lediglich die Blattspreiten und Blattstiele entfernt. Der Stengel wächst als Kriechtrieb unversehrt am Boden weiter. Diese Kriechtriebe (Abb. 1) ermöglichen es dem Weiss­ klee, sich nach Störeinwirkung wie Mahd, Verbiss oder Tritt rasch zu regenerieren, entstandene Lücken sofort zu schliessen und, ausser mit der Verbreitung durch

416

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 416–423, 2013

Samen, sich auch vegetativ zu vermehren. Diese Regene­ rationsfähigkeit macht den Weissklee zur idealen Klee­ art für Weiden. Der Weissklee bildet bei sämtlichen dreijährigen und längerdauernden Klee-Gras-Mischungen des Standardmischungssystems vom zweiten Hauptnut­ zungsjahr an das Rückgrat für den Kleeanteil im Bestand (Suter et al. 2012b). Er erfüllt dabei eine wich­ tige Funktion, weil Mischungen aus Klee und Gras gegenüber Gräserreinsaaten grosse Vorteile bieten (Finn et al. 2013, Nyfeler et al. 2009). Da, wie bereits erwähnt, nur Blattspreiten und Blattstiele des Weiss­ klees geerntet werden, sind Bestände mit Weissklee wegen der mehr oder weniger gleichbleibenden Qua­ lität des Ernteguts nutzungselastischer als Bestände mit Rotklee oder Luzerne. Der Weissklee besitzt die interessante Eigenschaft, seine Blattstiele strecken zu können, um die Blattspreiten in Bestandesschichten zu platzieren, in welchen mehr Licht vorhanden ist. Er kann sogar die Blattspreiten in Richtung des einfallen­ den Lichtes drehen (Marcuvitz und Turkington 2000). Trotz dieser Eigenschaften sollten Bestände mit Weiss­ klee häufig genutzt werden, damit sie gegenüber rasch aufwachsenden Konkurrenten bestehen können (Winkler 1984). Aus demselben Grunde muss die erste Nutzung im Jahr früh erfolgen, wenn der Weissklee im Bestand erhalten oder gar gefördert werden soll. Ideal für den Weissklee sind frische, nährstoffrei­ che Böden. Anhaltende Trockenheit erträgt der Weiss­ klee wegen seines oberflächlichen Wurzelwerks schlecht. Der Düngerbedarf beschränkt sich in der Regel auf die Elemente P, K und Mg. Als Leguminose bezieht der Weissklee den benötigten Stickstoff mit Hilfe der Rhizobien aus der Luft. Nicht nur der Weiss­ klee profitiert von diesem Stickstoff, sondern auch die anderen Pflanzen im Bestand (Nyfeler et al. 2011). Somit benötigen Gras-Weissklee-Mischungen weniger Stickstoffdünger als reine Grasbestände. Der Weissklee erträgt starke Kahlfröste schlecht. Unter langdauernden Schneedecken wird er, abhängig von der Sorte, mehr oder weniger stark vom Kleekrebs


(Sclerotinia trifoliorum) befallen (Michel et al. 2000). Diese Pilzkrankheit kann die Ausdauer einer Klee­ pflanze bedeutend vermindern. Weisskleepflanzen enthalten oft bedeutende Mengen an cyanogenen Glykosiden, aus welchen mit Hilfe pflanzeneigener oder im Pansen vorhandener Enzyme Blausäure freige­ setzt werden kann. Damit verbunden ist eine mögliche Gefährdung der Tiergesundheit. Deshalb werden nur Sorten in den Sortenempfehlungen berücksichtigt, deren Gehalt an cyanogenen Glykosiden nicht signifi­ kant über demjenigen der Referenzsorte «Sonja» liegt. Zwei Weissklee-Typen für Standardmischungen ••Mittel- bis kleinblättrige Sorten (Hollandicum-Typ): Sorten dieser Form bleiben eher klein, aber in der Regel nicht so klein wie der Wildtypus (forma ­sylvestris). Sie eignen sich bestens für die Weidenut­ zung. Manche Sorten dieses Typs sind im Sommer sehr blühfreudig. ••Grossblättrige Sorten (hauptsächlich Ladino-Typ, synonym Giganteum-Typ): Sie sind hochwachsend und ertragreich und eignen sich eher für die Schnittnut­ zung. Ihre Blühneigung im Sommer ist verhältnismäs­ sig gering. Grossblättrige Sorten, vor allem des Ladino-Typs, weisen häufig deutlich niedrigere Gehalte an cyanogenen Glykosiden auf als mittel- bis kleinblättrige Sorten. Mittlerweile sind auch gross­ blättrige Sorten erhältlich, die nicht eindeutig dem Ladino-Typ zugeordnet werden können. Wiesenrispengras: langsamer Start Was bei den Kleearten der Weissklee, ist bei den Gräser­ arten das Wiesenrispengras (Poa pratensis L.). Es gehört zu den ausdauerndsten Arten unter intensiver Nutzung und ist, zusammen mit dem Englischen Raigras (Lolium perenne L.), das typische Gras ertragreicher Mähweiden und Weiden. Es ersetzt dieses vollständig unter weniger günstigen Wachstumsbedingungen oder wenn dieses mit der Zeit aus dem Bestand verschwunden ist. Wie der Weissklee kann sich das Wiesenrispengras mittels Kriech­ trieben im Bestand erhalten. Diese sind jedoch im Gegensatz zum Weissklee als unterirdische Rhizome aus­ gebildet. Das Wiesenrispengras entwickelt sich nach dem Keimen der Saat nur sehr zögerlich – unabhängig davon, ob die Keimung künstlich beschleunigt worden ist oder nicht. Bis es sich richtig etabliert hat, kann deut­ lich mehr als ein Jahr vergehen. Im Mischbestand k ­ önnen konkurrenzstarke Partnerpflanzen wie das Knaulgras (Nösberger und Moser 1988) oder der Wiesenfuchs­ schwanz (Lehmann 1995) das Wiesenrispengras in seiner Jugendentwicklung stark hemmen. Behindert wird vor allem die Bildung der Ausläufer. Es dauert in diesem Fall

Zusammenfassung

Weissklee und Wiesenrispengras erneut geprüft | Pflanzenbau

In den Jahren 2010 bis 2012 führten die Forschungsanstalten Agroscope ReckenholzTänikon ART und Agroscope ChanginsWädenswil ACW Versuche mit 20 Sorten Weissklee und zwölf Sorten Wiesenrispengras durch. Beim Weissklee waren zehn davon Neuzüchtungen, beim Wiesenrispengras waren es acht. Beurteilt wurden die Jugendentwicklung, die Güte des Bestandes (allgemeiner Eindruck, Bestandesdichte, Nachwuchsvermögen), die Toleranz gegenüber Wintereinflüssen, die Krankheitsresistenz gegenüber Blattkrankheiten, die Ausdauer (Güte am Ende des letzten Versuchsjahres) sowie die Anbaueignung für höhere Lagen. Beim Weissklee wurde zudem der Gehalt an blausäureabspaltenden Glykosiden beurteilt und beim Wiesenrispengras der Gehalt an verdaulicher organischer Substanz. Vier Neuzüchtungen von Weissklee, nämlich «CW 0905», «CW 0904», «TR 0505» und «TR 0705», und drei beim Wiesenrispengras, «PP 0515», «PP 0425» und «Varenzo 5», erbrachten für eine Empfehlung genügende Leistungen. Leider fehlt bei allen noch das Bestehen der sogenannten Registerprüfung, damit sie empfohlen werden dürfen. Aufgrund der Ergebnisse werden die bisher empfohlenen Weisskleesorten «Vysocan» und «Seminole» sowie die Wiesenrispengrassorte «Tommy» nicht mehr empfohlen.

bedeutend länger, bis sich ein entsprechender Anteil Wiesenrispengras im Bestand etabliert hat. Voll entwi­ ckelte Bestände von Wiesenrispengras bilden einen dich­ ten, trittfähigen Rasen. Einmal entstandene Lücken wer­ den dank Ausläufern rasch wieder geschlossen, was es Unkräutern erschwert, sich anzusiedeln. Diese Eigen­ schaft kommt auch in Mischbeständen zur Geltung. Es hat deshalb in längerdauernden Mischungen eine wich­ tige Funktion (Suter et al. 2012b). Das Wiesenrispengras besitzt eine bessere Trocken­ heitstoleranz als beispielsweise das Englische Raigras und wächst unter vielfältigen klimatischen Bedingungen. Es erträgt Kälte und langdauernde Schneedecken gut. Das Wiesenrispengras kann intensiv genutzt werden. Da es bis zu einem gewissen Grad schattentolerant ist, ist es auch für die Mahd geeignet. Nicht zu tiefes Mähen ist für die Ausdauer dabei förderlich. Das Ertragspotenzial erreicht nicht ganz dasjenige des Englischen Raigrases 

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 416–423, 2013

417


Pflanzenbau | Weissklee und Wiesenrispengras erneut geprüft

und wird nur ausgeschöpft, wenn genügend Nährstoffe vorhanden sind und das Wasser nicht zu knapp ist. Zwi­ schen den Sorten gibt es beträchtliche Unterschiede in der Resistenz gegen Rostpilze, welche vor allem die Schmackhaftigkeit des Futters vermindern (Michel et al. 2000). Die Rostanfälligkeit ist aber bei allen Sorten mehr oder weniger hoch. Eine weitere häufig auftretende Krankheit ist Drechslera, die gewisse Einbussen an Schmackhaftigkeit und Futterertrag bewirken kann. Da für die Futtererzeugung vor allem die Blattmasse von Bedeutung ist, haben agronomisch interessante Sor­ ten des Wiesenrispengrases ein niedriges Stengel/BlattVerhältnis. Der geringe Anteil an blütentragenden Trie­ ben hat jedoch einen schwachen Samenertrag je Hektare zur Folge. Diese schlechte Vermehrbarkeit macht die Saatgutproduktion oft unwirtschaftlich. Deshalb ist das Angebot an guten Sorten stark begrenzt und deren Saatgut ist bedeutend teurer als dasjenige von stengel­ reichen, futterbaulich schlecht geeigneten Varietäten. Trotzdem lohnt es sich, «teurere» Qualitätssorten einzu­ setzen. Denn die sind auf Grund ihres höheren futter­ baulichen Wertes auf die Dauer kostengünstiger. Abb. 2 | Sortenversuch mit Weissklee im Frühlingsaufwuchs. Sorte «CW 0904»: Dichte, ebenmässige Bestände, ohne Beeinträchtigung durch Krankheiten, sind der Grundstein für einen hohen Ertrag. (Foto: ART)

Material und Methoden Im Feldversuch geprüft Die Forschungsanstalten Agroscope Reckenholz-Tänikon ART und Agroscope Changins-Wädenswil ACW prüften in den Jahren 2010 bis 2012 insgesamt 20 Sorten von Weissklee und zwölf Sorten von Wiesenrispengras. Von den Weisskleesorten waren zehn Neuzüchtungen, die

Tab. 1 | Orte und Daten der im Jahre 2012 abgeschlossenen Sortenversuche mit Weissklee und Wiesenrispengras Ort, Kanton

Höhe (m ü. M.)

Saatdatum

Weissklee Wiederholungen Reinsaat1

Mischungen2

Wiesenrispengras Ertragserhebungen

Wiederholungen

2011

2012

Reinsaat3

Mischungen4

Ertragserhebungen 2011

Changins, VD

430

16/04/2010

3

4

3*

4

3

Reckenholz, ZH

440

17/04/2010

4

5

5

4

5

5

Seebach, ZH

440

19/04/2010

3

3

Oensingen, SO

460

16/04/2010

4

4

5

5

4

3

5

5

Ellighausen, TG

520

13/04/2010

3

3

5

5

26/08/2010

1

5

5

4

3

5

5

Goumoëns, VD

630

15/04/2010

3

3

5

5

3

4

4

La Frêtaz, VD

1200

28/04/2010

3

3

2

Maran, GR

1850

10/05/2011

3

+ 1 Wiederholung für die Frühreifeerhebung 1 Reinsaaten: 150 g/100 m2 Weissklee (Sorte «Sonja» als Standard für die Saatmenge) 2  Mischungen: 50 g/100 m2 Weissklee (Sorte «Sonja» als Standard für die Saatmenge) + 100 g/100 m2 Knaulgras «Pizza» 3  Reinsaaten: 200 g/100 m2 Wiesenrispengras (Sorte «Nixe» als Standard für die Saatmenge) 4 Mischungen: 150 g/100 m2 Wiesenrispengras (Sorte «Nixe» als Standard für die Saatmenge) + 25 g/100 m2 Weissklee, grossblättrig «Seminole» + 15 g/100 m2 Weissklee, ­kleinblättrig «Sonja» *

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2012

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 416–423, 2013


Weissklee und Wiesenrispengras erneut geprüft | Pflanzenbau

Tab. 2 | Weissklee: Ergebnisse der Ertragserhebungen und Bonitierungen in den Jahren 2010 bis 2012

Sortenname

Ertrag1

Güte*

Jugendentwicklung

Konkurrenzkraft

Ausdauer*

Resistenzen/Toleranzen: Wintereinflüsse*

Blattkrankheiten*

Anbaueignung für höhere ­L agen

Indexwert

Mittel- bis kleinblättrige Sorten 1

Pepsi

5,0

3,1

3,8

4,9

3,4

4,4

2,0

3,6

3,61

2

Rabbani

4,8

3,0

3,4

5,0

3,4

4,8

2,5

3,1

3,64

3

Sonja

5,6

3,0

3,3

5,0

3,4

4,7

2,5

3,8

3,74

4

Hebe

5,4

3,3

3,6

5,1

3,8

4,7

2,2

3,6

3,80

5

Tasman

5,3

3,1

3,8

4,7

3,3

5,0

2,7

4,3

3,85

6

Vysocan

4,01

4,8

3,4

3,7

5,0

4,5

5,3

2,6

3,2

Mittel (Standard)

5,2

3,2

3,6

4,9

3,6

4,8

2,4

3,6

3,78

7

AberPearl

5,4

3,1

3,6

5,1

2,6

4,8

1,8

3,2

3,50

8

AberAce

5,3

3,4

3,7

5,2

3,1

5,2

2,1

3,8

3,81

9

ZE-JP-1

5,2

3,1

3,5

5,1

3,7

5,2

2,7

3,7

3,90

10

Numuniai

6,0

3,5

3,4

5,2

4,4

5,1

2,9

3,1

4,15

Grossblättrige Sorten 11

Apis

4,3

2,7

3,4

4,6

2,8

4,8

2,6

3,1

3,43

12

Bombus

4,3

2,7

3,7

4,5

2,8

5,3

3,1

3,8

3,67

13

Fiona

4,8

3,0

3,7

4,7

3,3

4,8

3,3

3,5

3,78

14

Seminole

Mittel (Standard)

6,0

4,0

4,5

5,0

4,8

6,1

4,0

4,6

4,83

4,8

3,1

3,8

4,7

3,4

5,3

3,2

3,7

3,93

15

CW 0905

3,8

2,4

3,2

4,5

2,5

4,9

2,7

3,2

3,31

16

CW 0904

4,0

2,7

3,3

4,6

2,5

5,2

3,1

3,7

3,54

17

TR 0505

4,4

2,7

3,5

4,4

3,2

4,8

3,0

3,4

3,60

18

TR 0705

4,8

2,8

4,1

4,6

2,9

4,5

2,9

3,4

3,61

19

Giga

5,0

3,2

3,3

4,5

4,0

5,0

2,6

3,8

3,85

20

Florida

5,7

3,9

3,9

5,0

3,9

6,0

3,4

4,7

4,48

Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten Notenskala: 1 = sehr hoch bzw. gut; 9 = sehr niedrig bzw. schlecht 1  Ertragsnoten von 5 Versuchsstandorten mit je 4 bzw. 5 Erhebungen 2011 und von 4 Versuchsstandorten mit 5 Erhebungen 2012 * Hauptmerkmal mit doppelter Gewichtung

erstmalig in den Feldversuchen auf ihre Anbauwürdig­ keit überprüft worden waren. Beim Wiesenrispengras waren es deren acht. In den an sieben beziehungsweise acht Orten durch­ geführten Versuchen mit Weissklee respektive Wiesen­ rispengras wurden die Beobachtungen nach einer neun­ stufigen Notenskala vorgenommen, wobei eine Eins die beste und eine Neun die schlechteste Note bezeichnet. Als Beobachtungsflächen dienten Reinsaaten in Klein­ parzellen von 1,5 × 6,0 Metern. Zu den Beobachtungen gehörten die Jugendentwicklung, die Güte des Bestan­ des (allgemeiner Eindruck, Bestandesdichte, Nachwuchs­ vermögen), die Toleranz gegenüber Wintereinflüssen, die Krankheitsresistenz gegenüber Blattkrankheiten, die Ausdauer (Güte am Ende des letzten Versuchsjahres) sowie die Anbaueignung für höhere Lagen (Güte an den Versuchsstandorten über 900 m ü. M.). Die im Feld gemessenen Werte des Trockensubstanzertrages wur­ den zu Jahreserträgen addiert und mittels einer statisti­

schen Methode (Suter et al. 2013) in Noten umgewan­ delt. Beim Weissklee wurde zudem der Gehalt an blausäureabspaltenden Glykosiden mit einer auf derje­ nigen von Pulss (1962) aufbauenden Methode gemessen. Das analysierte Pflanzenmaterial stammte aus Stichpro­ ben am Standort Reckenholz, die im zweiten bezie­ hungsweise dritten Versuchsjahr in drei Wiederholun­ gen gezogen worden waren. Beim Wiesenrispengras wurden im Labor die Werte für den Anteil der verdaulichen organischen Substanz (VOS) im Futter ermittelt. Die Gehalte waren mit der sogenann­ ten Nahinfrarot-Reflexionsspektroskopie (Norris et al. 1976) gemessen und die Messwerte mit der Pansensaftme­ thode nach Tilley und Terry (1963) validiert worden. Das Pflanzenmaterial stammte aus Stichproben, die am Stand­ ort Reckenholz im ersten, zweiten und dritten Aufwuchs des zweiten Versuchsjahres jeweils an drei Wiederholun­ gen gezogen worden waren. Die VOS-Gehalte wurden auf  dieselbe Weise wie der Ertrag in Noten umgerechnet.

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 416–423, 2013

419


Pflanzenbau | Weissklee und Wiesenrispengras erneut geprüft

Tab. 3 | Weissklee: Potentieller Gehalt an Blausäure (HCN) Sortenname

Potentiell freisetzbares HCN (mg/kg TS)

Tab. 4 | Weissklee: Geprüfte Sorten und Kategorieeinteilung

% von Sonja

Sortenname

70

1

Pepsi

Pepsi

2

Rabbani

402

86

2

3

Sonja

463

100

3

DLF-Trifolium, DK

1

Rabbani

DLF-Trifolium, DK

1

Sonja

Svalöf-Weibull, SE

1

4

Hebe

427

92

4

Hebe

Svalöf-Weibull, SE

1

5

Tasman

338

73

5

Tasman

Barenbrug, NL

1

6

Vysocan

170

36

6

Vysocan

Agrogen, CZ

2/3

7

AberPearl

906

7

AberPearl

Germinal Holdings, GB

8

AberAce

637

137

8

AberAce

Germinal Holdings, GB

9

ZE-JP-1

600

129

9

ZE-JP-1

NPZ-Lembke, DE

3

10

Numuniai

141

30

10

Numuniai

Agrolitpa, LT

3

195

*

Grossblättrige Sorten

4 3

Grossblättrige Sorten

11

Apis

505

109

11

Apis

DSP, CH

1

12

Bombus

348

75

12

Bombus

DSP, CH

1

13

Fiona

59

12

13

Fiona

DSP, CH

1

14

Seminole

469

101

14

Seminole

Cal West, US

15

CW 0905

397

85

15

CW 0905

Cal West, US

1*

16

CW 0904

471

101

16

CW 0904

Cal West, US

1*

17

TR 0505

255

55

17

TR 0505

DSP, CH

1*

18

TR 0705

323

69

18

TR 0705

DSP, CH

1*

19

Giga

15

3

19

Giga

20

Florida

310

66

20

Florida

Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten * Sorten, welche «Sonja» im HCN-Gehalt signifikant übertreffen, können nicht empfohlen w ­ erden (n = 120; P < 0,05; Tukey-HSD)

Konkurrenzkraft wichtig für Mischungen Da in der Schweiz Klee- und Gräserarten fast ausnahms­ los als Mischungen gesät werden, ist die Beurteilung der Konkurrenzkraft einer Sorte wichtig. Dazu wurden beim Weissklee, zusätzlich zu den Reinsaaten, Versuche mit einfachen Gemengen angelegt, in welchen die zu prü­ fenden Sorten sich gegen Knaulgras behaupten mussten. Beim Wiesenrispengras wurde als Mischungspartner Weissklee eingesetzt. Aus dem vor dem Schnitt erhobe­ nen Anteil der zu prüfenden Sorte am Gesamtertrag des Bestandes wurden die Noten für die Konkurrenzkraft nach folgender Formel berechnet: Konkurrenzkraft = 9 – 0,08 × Ertragsanteil %. Basierend auf Beobachtungen zur Blattgrösse wurden die Weisskleesorten mittels Clusteranalyse in zwei Grup­ pen eingeteilt. Weitere Angaben zu Versuchsorten, Saat und Anzahl Ertragserhebungen können der Tabelle 1 entnommen werden.

420

Kategorie1

Mittel- bis kleinblättrige Sorten

Mittel- bis kleinblättrige Sorten 1

327

Antragsteller

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 416–423, 2013

2/3

Jouffray-Drillaud, FR

3

Allied Seed, US

3

Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten Kategorieeinteilung der Sorten aufgrund der Ergebnisse aus den Versuchen: Kategorie 1: In der Schweiz in der «Liste der empfohlenen Sorten von Futter­ pflanzen» geführt Kategorie 1*: Kann erst nach Erfüllen der für die Handelbarkeit in der Schweiz gesetzlich festgelegten Kriterien empfohlen werden (siehe Saat- und Pflanzgut-Verordnung des EVD, SR 916.151.1) Kategorie 2/3: Sorte vom 1. Januar 2016 an nicht mehr empfohlen Kategorie 3: Nicht empfohlen. Zeichnet sich weder durch gute noch durch schlechte Eigenschaften aus Kategorie 4: Nicht empfohlen. Eignet sich nicht für den Anbau in der Schweiz

1

Gesamtbeurteilung mittels Index Zur Gesamtbeurteilung einer Sorte diente ein aus den Noten aller erfassten Merkmale gemittelter Indexwert. Dabei zählten beim Weissklee die Güte, die Ausdauer, die Toleranz gegenüber Wintereinflüssen sowie die Resis­ tenz gegen Blattkrankheiten doppelt. Beim Wiesenris­ pengras erhielten die Güte, die Konkurrenzkraft, die Ausdauer, die Resistenz gegen Blattkrankheiten sowie die Anbaueignung in höheren Lagen doppeltes Gewicht. Damit eine Sorte neu in die «Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen» (Suter et al. 2012a) aufge­ nommen werden kann, muss ihr Indexwert den Mittel­ wert der Indices der mitgeprüften bisher empfohlenen Sorten (Standard) um mindestens 0,20 Indexpunkte unterschreiten (geringerer Wert = besser). Hingegen ver­ liert eine bis anhin empfohlene Sorte ihre Empfehlung und wird aus der Liste gestrichen, wenn ihr Indexwert


Weissklee und Wiesenrispengras erneut geprüft | Pflanzenbau

Tab. 5 | Wiesenrispengras: Ergebnisse der Ertragserhebungen und Bonitierungen in den Jahren 2010 bis 2012

Sortenname

Resistenzen/Toleranzen:

Ertrag1*

Güte*

Jugendentwicklung

Konkurrenzkraft*

Ausdauer*

Winter­ einflüsse

Blattkrankheiten*

VOS2

Anbaueignung für höhere Lagen*

Indexwert

3,2

2,5

5,3

4,6

2,7

4,0

3,9

4,3

3,2

3,59

1

Nixe

2

Likollo

3,6

2,6

5,2

4,6

2,5

4,0

3,9

5,3

3,5

3,71

3

Lato

2,6

3,0

4,4

4,1

3,2

4,2

5,2

3,7

3,6

3,71

4

Tommy

4,0

3,4

5,8

5,0

2,7

4,7

4,5

6,7

4,3

4,34

Mittel (Standard)

3,4

2,9

5,2

4,6

2,8

4,2

4,4

5,0

3,6

3,84

5

PP 0515

2,5

2,6

4,3

4,0

2,7

3,9

4,2

3,7

3,7

3,41

6

PP 0425

3,1

3,0

4,6

3,7

2,4

4,7

4,3

3,7

4,1

3,61

7

Varenzo 5

3,2

2,5

4,8

4,7

2,5

4,0

4,3

4,7

3,3

3,64

8

Rhenus (ST 250)

4,8

3,5

5,3

4,8

3,3

4,4

5,1

4,7

4,1

4,37

9

Hekate (LL HZ 39)

6,4

3,4

4,6

5,6

3,3

4,4

5,5

5,7

3,6

4,70

10

Helios (LL HZ 38)

6,6

3,6

5,0

5,5

3,4

4,5

6,3

5,7

3,9

4,92

11

Europa

7,5

5,4

5,5

6,3

5,6

4,7

6,7

2,3

4,6

5,66

12

Mercury

8,7

6,1

6,6

6,4

5,9

6,0

4,8

9,0

6,1

6,52

Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten Notenskala: 1 = sehr hoch bzw. gut; 9 = sehr niedrig bzw. schlecht 1 Ertragsnoten von 5 Versuchsstandorten mit je 4 bzw. 5 Erhebungen 2011 und 3 bis 5 Erhebungen 2012 2 VOS = Verdauliche organische Substanz: Mittel von 2 Terminen im Jahre 2011 und einem Termin im Jahre 2012, Standort Reckenholz * Hauptmerkmal mit doppelter Gewichtung

Resultate und Diskussion

sen erzielte «CW 0905» den zweitbesten beziehungs­ weise drittbesten Wert. Die drei Neuzüchtungen «CW 0904», «TR 0505» und «TR 0705» aus den USA bezie­ hungsweise der Schweiz erwiesen sich alle als in etwa gleich stark. Ihre Indices waren um mehr als 0,30 Punkte besser als der Standard. «CW 0904» überzeugte mit einer sehr guten Ausdauer und mit den jeweils zweitbesten Ergebnissen in Ertrag, Güte und Jugendentwicklung. Neben überdurchschnittlich guten Leistungen in Ertrag und Güte tat sich «TR 0505» mit der besten Konkurrenz­ kraft des Versuches und vielversprechenden Werten für 

Vier leistungsfähige grossblättrige Neuzüchtungen Während bei den mittel- bis kleinblättrigen Sorten die Neuzüchtung «AberPearl» trotz hervorragender agro­ nomischer Eigenschaften (Tab. 2) aufgrund ihres hohen Gehaltes an blausäureabspaltenden Glykosiden (Tab. 3) für eine Empfehlung nicht in Frage kommt, erfüllen von den sechs geprüften grossblättrigen Neuzüchtungen deren vier die in der Prüfung festgelegten Anforderun­ gen für eine Empfehlung (Tab. 4). Allen voran glänzte «CW 0905» aus den USA mit einem hervorragenden Gesamtergebnis (Tab. 2). Sie übertraf den Standard um mehr als 0,60 Punkte und lag im Ertrag, der Güte, der Jugendentwicklung und der Ausdauer auf dem ersten Platz aller geprüften grossblättrigen Sorten. In der Kon­ kurrenzkraft und der Anbaueignung für höhere Lagen belegte sie Platz zwei und in der Resistenz gegen Blatt­ krankheiten und der Toleranz gegenüber Wintereinflüs­

Abb. 3 | Wiesenrispengras entwickelt sich zwar langsam, bildet in der Folge jedoch sehr dichte Bestände. Leider sind viele Sorten sehr anfällig auf Rostkrankheiten, was an den starken Verfärbungen im Bestand leicht zu sehen ist. (Foto: ART)

um mehr als 0,20 Punkte über demjenigen des Standards zu liegen kommt (höherer Wert = schlechter). Ausser­ dem kann eine Sorte nicht empfohlen werden, wenn sie in einem wichtigen Einzelmerkmal den Mittelwert des Standards um 1,50 Punkte oder mehr überschreitet. Zudem werden beim Weissklee Sorten nur berücksich­ tigt, wenn der Gehalt an blausäureabspaltenden Glyko­ siden statistisch (P < 0,05) nicht höher ist als derjenige der Referenzsorte «Sonja».

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 416–423, 2013

421


Pflanzenbau | Weissklee und Wiesenrispengras erneut geprüft

Tab. 6 | Wiesenrispengras: Geprüfte Sorten, Frühreife-Index und Kategorieeinteilung Sortenname

Antragsteller

Frühreife-Index1

Kategorie2

1

Nixe

SZ-Steinach, DE

51b

1

2

Likollo

Euro Grass, DE

51b

1

3

Lato

SZ-Steinach, DE

52a

1

4

Tommy

DLF-Trifolium, DK

52b

5

PP 0515

DSP, CH

53a

2/3 1*

6

PP 0425

DSP, CH

51b

1*

7

Varenzo 5

DSP, CH

51b

1*

8

Rhenus (ST 250)

SZ-Steinach, DE

53a

9

Hekate (LL HZ 39)

Životice, CZ

52b

3 4

10

Helios (LL HZ 38)

Životice, CZ

53a

4

11

Europa

Freudenberger, DE

52a

4

12

Mercury

Freudenberger, DE

51b

4

Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten 1  Frühreife-Index: Die erste Ziffer bezeichnet den Monat, die zweite Ziffer die Dekade; a bezeichnet die erste, b die zweite Hälfte der Dekade. Beispiel: 51b = 06.-10. Mai 2  Kategorieeinteilung der Sorten aufgrund der Ergebnisse aus den Versuchen: Kategorie 1: In der Schweiz in der «Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen» geführt Kategorie 1*: Kann erst nach Erfüllen der für die Handelbarkeit in der Schweiz gesetzlich festgelegten Kriterien empfohlen werden (siehe Saat und Pflanzgut-Verordnung des EVD, SR 916.151.1) Kategorie 2/3: Sorte vom 1. Januar 2016 an nicht mehr empfohlen Kategorie 3: Nicht empfohlen. Zeichnet sich weder durch gute noch durch schlechte Eigenschaften aus Kategorie 4: Nicht empfohlen. Eignet sich nicht für den Anbau in der Schweiz

die Anbaueignung in höheren Lagen hervor. «TR 0705» zeigte ebenfalls achtbare Ergebnisse, sowohl mit dem drittbesten Wert in der Güte als auch mit der besten Toleranz gegenüber Wintereinflüssen und einer guten Resistenz gegen Blattkrankheiten. Leider können die vier beschriebenen Neuzüchtungen erst empfohlen werden, wenn sie auch in Verkehr gebracht werden dürfen. Die dazu notwendigen positiven Ergebnisse der im ­Ausland durchgeführten sogenannten Registerprüfung (Tests auf Unterscheidbarkeit von anderen Sorten, Homogenität im Erscheinungsbild und Beständigkeit der Sortenmerk­ male) liegen bislang noch nicht vor. Die beiden bis anhin empfohlenen Sorten, «Vysocan» aus dem mittel- bis kleinblättrigen Sortiment und «Semi­ nole» aus dem grossblättrigen Sortiment, können auf­ grund ihrer Ergebnisse nicht weiter in der «Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen» geführt wer­ den (Tab 4). Sie dürfen deshalb nur noch bis Ende 2015 als «empfohlene Sorte» verwendet werden. Drei vielversprechende neue Wiesenrispengräser Unter den geprüften Neuzüchtungen fallen «PP 0515», «PP 0425» und «Varenzo 5», allesamt aus der Schweiz, durch ihre herausragenden Leistungen auf (Tab. 5). «PP 0515» glänzte durch Bestnoten beim Ertrag, der Jugend­ entwicklung und der Toleranz gegen Wintereinflüsse. In der Konkurrenzkraft und der VOS belegte sie Rang 2 und ihre Güte des Bestandes war die drittbeste aller geprüften Sorten, ebenso ihre Resistenz gegen Blatt­

422

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 416–423, 2013

krankheiten. Dies führte zum besten Index des ganzen Versuches, womit «PP 0515» um 0,18 Punkte besser war als «Nixe», die beste der bereits empfohlenen Sorten. Die beiden anderen der oben erwähnten Neuzüch­ tungen belegten in der Konkurrenzkraft und der Aus­ dauer den ersten Rang («PP 0425») beziehungsweise in der Güte des Bestandes («Varenzo 5»). Sie reihten sich insgesamt knapp hinter «Nixe» ein und erfüllen wie «PP 0515» mit ihren um mindestens 0,20 Punkte besseren Indices als der Standard die agronomischen Anforderun­ gen für eine Empfehlung. Leider erfüllen alle drei Neu­ züchtungen die rechtlichen Voraussetzungen für ein Inverkehrbringen und somit für eine Aufnahme in die empfehlende Sortenliste noch nicht (Tab. 6). Denn die dazu notwendigen positiven Ergebnisse der Registerprü­ fung liegen noch nicht vor. Es bleibt zu hoffen, dass dies demnächst der Fall sein wird, damit die Vermehrung von Saatgut dieser Sorten baldmöglichst in Angriff genom­ men werden kann. Die bis anhin empfohlene Sorte «Tommy» wird auf­ grund ihrer Ergebnisse nach über zwanzig Jahren aus der «Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen» gestrichen (Tab. 6). Diese Sorte darf deshalb nur noch bis Ende 2015 als «empfohlene Sorte» in den Standardmi­ schungen von Agroscope und anderen Mischungen, die auch das AGFF-Gütezeichen tragen, eingesetzt werden. n


Trifoglio bianco e poa pratense Tra il 2010 e il 2012 le Stazioni di ricerca Agroscope Reckenholz-Tänikon ART e Agroscope Changins-Wädenswil ACW hanno condotto esperimenti con 20 varietà di trifoglio bianco e 12 di poa pratense. Per quanto riguarda il trifoglio bianco vi erano 10 novità varietali, per la poa pratense 8. Sono stati valutati la precocità, l'aspetto generale (impressione generale, densità di popolamento, facoltà di ricaccio), l'idoneità allo svernamento, la resistenza a malattie fogliari, la persistenza (aspetto alla fine dell’ultimo anno di esperimento) nonché l'idoneità alla coltivazione ad alta quota. Inoltre per il trifoglio bianco è stato valutato il tenore di glicosidi cianogenetici e per la poa pratense il tenore di sostanza organica digeribile. Quattro novità varietali di trifoglio bianco, ovvero «CW 0905», «CW 0904», «TR 0505» e «TR 0705», e tre di poa pratense, «PP 0515», «PP 0425» e «Varenzo 5», hanno fornito prestazioni sufficienti per costituire un riferimento. Purtroppo a tutte manca ancora il cosiddetto test DUS (Distinguibilità, Uniformità e Stabilità) per poter essere raccomandate. Sulla base dei risultati non sono più raccomandate le finora consigliate varietà di trifoglio bianco «Vysocan» e «Seminole» nonché la varietà di poa pratense «Tommy».

Literatur ▪▪ Finn J.A., Kirwan L., J. Connolly et al., 2013. Ecosystem function enhanced by combining four functional types of plant species in intensively managed grassland mixtures: a 3-year continental-scale field experiment. Journal of Applied Ecology 50, 365–375. ▪▪ Lehmann J., 1995. Wie lässt sich das Wiesenrispengras fördern? ­A grarforschung 2 (2), 53–56. ▪▪ Markuvitz S. & Turkington R., 2000. Differential effects of light quality, provided by different neighbours, on the growth and morphology of ­Trifolium repens L . (white clover). Oecologia 125, 293–300. ▪▪ Michel V., Schori A., Mosimann E., Lehmann J., Boller B. & Schubiger F., 2000. Krankheiten der Futtergräser und Futterleguminosen. ­A grarforschung 7 (2), I–XII. ▪▪ Norris K.H., Barnes R.F., Moore J.E. & Shenk J.S., 1976. Predicting forage quality by infrared reflectance spectroscopy. Journal of Animal Science 43, 889–897. ▪▪ Nösberger J. & Moser St., 1988. Die Wiesenrispe – ein förderungswürdiges Gras der Naturwiesen. Landwirtschaft Schweiz 1 (2), 89–91. ▪▪ Nyfeler D., Huguenin-Elie O., Suter M., Frossard E., Connolly J. & Lüscher A., 2009. Strong mixture effects among four species in fertilized agricultural grassland led to persistent and consistent transgressive overyielding. Journal of Applied Ecology 46, 683–691.

Summary

Riassunto

Weissklee und Wiesenrispengras erneut geprüft | Pflanzenbau

White clover and smooth-stalked meadow-grass retested From 2010 to 2012, the Agroscope ReckenholzTänikon ART and Agroscope Changins-Wädenswil ACW research stations conducted experiments with 20 varieties of white clover and 12 of smooth-stalked meadow-grass. Ten of the white clover and eight of the meadow-grass varieties were new cultivars. Juvenile development, vigour (general impression, stand density, regenerative capacity), winter-hardiness, resistance to leaf diseases, persistence (quality at the end of the final test year) and suitability for cultivation at higher altitudes were assessed. In addition, the content of cyanogenic glycosides of the white clover and the content of digestible organic matter of the meadow-grass were assessed. Four new white-clover cultivars, viz., «CW 0905», «CW 0904», «TR 0505» and «TR 0705», and three meadow-grass cultivars – «PP 0515», «PP 0425» and «Varenzo 5» – performed sufficiently well to earn recommendation. Unfortunately all these varieties have yet to pass the DUS test which will allow their recommendation. Based on the results, recommendations have been withdrawn for the previously recommended white clover varieties «Vysocan» and «Seminole», as well as for the meadow-grass variety «Tommy». Key words: Trifolium repens, white clover, Poa pratensis, smooth-stalked meadow-grass, variety testing, yield, disease resistance.

▪▪ Nyfeler D., Huguenin-Elie O., Suter M., Frossard E. & Lüscher A., 2011. Grass-legume mixtures can yield more nitrogen than legume pure stands due to mutual stimulation of nitrogen uptake from symbiotic and non-­ symbiotic sources. Agriculture, Ecosystems and Environment 140, 155–163. ▪▪ Pulss G., 1962. Untersuchungen zur Isolierung und Bestimmung von Blausäure in pflanzlichem Material. Zeitschrift für analytische Chemie 190, 402–409. ▪▪ Schubiger F. X., Lehmann J., Daccord R., Arrigo Y., Jeangros B. und ­S cehovic J., 2001. Nährwert von Wiesenpflanzen: Verdaulichkeit. A ­ grarforschung 8 (9), 354–359. ▪▪ Suter D., Hirschi H.U., Frick R. & Aebi P., 2013. Knaulgras: Prüfergebnisse von 31 Sorten. Agrarforschung Schweiz 4 (7/8) 324–329. ▪▪ Suter D., Hirschi H.U., Frick R. & Bertossa M., 2012a. Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen 2013–2014. Agrarforschung Schweiz 3 (10), 1–8. ▪▪ Suter D., Rosenberg E., Mosimann E. & Frick R., 2012b. Standardmischungen für den Futterbau: Revision 2013–2016. Agrarforschung Schweiz 3 (10), 1–12. ▪▪ Tilley J. & Terry R., 1963. A two stage technique for the in vitro digestion of forage crops. Journal of the British Grassland Society 18, 104–111. ▪▪ Winkler L., 1984. Wachstum und Entwicklung von Weissklee (Trifolium ­r epens L.) in verschieden bewirtschafteten Naturwiesen. Diss. ETH, Zürich.

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P f l a n z e n b a u

Empfindlichkeit der Kartoffel gegenüber der durch Dickeya spp. verursachten Stängelfäule Jérémie Rouffiange1, David Gerardin2, Isabelle Kellenberger3, Santiago Schaerer3 und Brice Dupuis3 Institut supérieur industriel agronomique Huy-Gembloux, 4500 Huy, Belgien 2 UFR PEPS, Université de Haute Alsace, 68000 Colmar, Frankreich 3 Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon, Schweiz Auskünfte: Brice Dupuis, E-Mail: brice.dupuis@agroscope.admin.ch, Tel. +41 22 363 47 48

1

Abb. 1 | Gesamtansicht des Versuches über die Aggressivität der Isolate von Dickeya spp. (Foto: J. Rouffiange)

Einleitung Die pektinolytischen Bakterien, welche die Kartoffel befallen, sind für zahlreiche Krankheiten sowohl im Feld wie auch im Lager verantwortlich. Diese Bakterien gehö­ ren zu den Gattungen Pectobacterium und Dickeya. Bei der Kartoffel unterscheidet man grundsätzlich vier pathogene Arten: Pectobacterium atrosepticum, Pectobacterium carotovorum, Dickeya dianthicola und ‘Dickeya solani’ (Toth et al. 2011). ‘Dickeya solani’ wird zwischen Anführungszeichen aufgeführt, da dieser Name von der Wissenschaft noch nicht offiziell bestätigt worden ist (Toth et al. 2011). Ihre Verbreitung wird im Wesentlichen von den Umweltbedingungen (Tempera­ turansprüche) und der Anwesenheit oder dem Fehlen empfindlicher Wirte wie etwa der Kartoffel bestimmt. P. atrosepticum kommt in Regionen mit gemässigten Temperaturen vor. Die Entwicklung dieser Art verläuft optimal im Temperaturbereich zwischen 15 °C und 25 °C. P. carotovorum gedeiht hingegen in einem weiteren Temperaturbereich von 20 °C bis 40 °C. Die Dickeya-Arten

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stammen aus subtropisch-tropischen Klimaregionen oder aus einem warmen gemässigten Klima. Das Temperatur­ optimum dieser Arten liegt zwischen 25 °C und 40 °C, und so können sich Krankheitssymptome während heis­ sen Perioden in gemässigten Klimaregionen Westeuro­ pas entwickeln (Hélias und Gaucher 2007; Pasco et al. 2005). Unterschiedliche Populationsentwicklungen gibt es überdies auch in Abhängigkeit von der Umgebungs­ feuchtigkeit. Diese Populationen treten in trockenen Böden global schwach auf, sind hingegen unter feuchten Bedingungen oder in bewässerten Böden stark vertreten (Pérembelon und Lowe 1974). Die an oberirdischen Pflan­ zenteilen verursachten Symptome von Dickeya spp. unterscheiden sich von jenen, die durch P. atrosepticum verursacht werden (Toth et al. 2011). P. carotovorum ver­ ursacht üblicherweise keine Symptome an oberirdischen Pflanzenteilen (Bartz et Kelman 1984), es sei denn, es lie­ gen aussergewöhnliche Bedingungen vor wie zum Bei­ spiel nach Hagelschlägen (persönliche Beobachtungen), oder beim Auftreten von virulenten Stämmen (Johan Van Vaerenbergh, persönliche Mitteilung).


Bei Infektionen durch Dickeya spp. können die Fäulnissymptome an höher gelegenen Pflanzenteilen auftreten, während die Basis der Stängel gesund bleibt (Abb. 2; Laurila et al. 2010). Die typischen oberirdischen Symp­ tome, welche von P. atrosepticum herrühren, sind wassergetränkte Läsionen mit einer dunkelbraunen Fäulnis auf den untersten Abschnitten der Stängel (Abb. 3; Lau­ rila et al. 2010). Allerdings sind diese Symptome recht variabel und die Identifizierung des Krankheitserregers erfordert eine Untersuchung im Labor. Unter trockenen Bedingungen löst Dickeya spp. weniger Stängelfäulnis aus als P. atrosepticum. Im Gegensatz dazu löst bei erhöhten Temperaturen Dickeya spp. mehr Fäulnis auf den Knollen aus, welche sich aber nicht systemisch auf die Stolonen und die Stängel ausbreitet (Toth et al. 2011). Auf 718 Proben kranker Pflanzen, die in der Schweiz von 1986 bis 2010 untersucht wurden (Stängel und Knollen), isolierte man im Mittel 66% Dickeya-Arten und 34% Pectobacterium-Arten (Cazelles und Schwaerzel 1992; ­ Dupuis et al. 2010). Die vorliegende Studie befasst sich daher mit den oberirdischen Symptomen, welche durch Dickeya spp. verursacht werden. Ist das Bakterium in der Mutterknolle vorhanden, kann es direkt in die Stängel, in die Stolonen und in die Tochterknollen transportiert werden, und dies mittels des Saftstromes in den Gefässen, angetrieben von der Evapotranspiration (Czajkowski et al. 2010). Falls das Inokulum im Boden vorhanden ist, können infizierende 

Abb. 2 | Symptome hervorgerufen durch Dickeya spp. (Photo: G. Riot)

Zusammenfassung

Empfindlichkeit der Kartoffel gegenüber der durch Dickeya spp. verursachten Stängelfäule | Pflanzenbau

Dickeya dianthicola und 'D. solani' sind die Bakterien, welche bei der Kartoffelproduktion in der Schweiz am meisten Probleme verursachen. Sie lösen an den Stängeln (oberirdische Triebe) Fäulnissymptome aus, was mit dem allgemein üblichen Begriff der Schwarzbeinigkeit umschrieben wird. Die vorliegende Studie verfolgt zwei Hauptziele: einerseits soll die Empfindlichkeit der Sorten Agria, Victoria, Charlotte, Innovator, Arinda und Lady Claire gegenüber Dickeya spp. geprüft werden, andererseits soll die Aggressivität von je drei Isolaten von D. dianthicola und von 'D. solani' gegenüber der Sorte Agria geprüft werden. Für diese Untersuchungen wurden Topfversuche im Gewächshaus angelegt. Die Sorte Agria scheint in Bezug auf die Schwarz­beinigkeit anfälliger zu sein als die übrigen geprüften Sorten. Die aggressivsten Isolate von 'D. solani' sind nicht virulenter als die aggressivsten Isolate von D.dianthicola. Die Aggressivität der Isolate von D. dianthicola scheint variabler zu sein als jene von 'D. solani'. Schliesslich scheinen die Isolate von Dickeya spp. wichtiger für das Risiko der Entstehung von Schwarzbeinigkeit zu sein als die Sorte. In der Tat entwickelt die empfindlichste Sorte sechs Mal mehr Symptome als die unempfindlichste Sorte, während jedoch das aggressivste Isolat vierzig Mal mehr Symptome hervorruft als das am wenigsten aggressive Isolat.

Abb. 3 | Symptome hervorgerufen durch Pectobacterium atrosepticum. (Photo: B. Dupuis)

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Pflanzenbau | Empfindlichkeit der Kartoffel gegenüber der durch Dickeya spp. verursachten Stängelfäule

Konzept der integrierten B ­ ekämpfung der pektinolytischen Bakterien in der Kartoffelproduktion. Im Rahmen eines internationalen Projektes (2010–2014) wird ein Konzept der integrierten Bekämpfung von Dickeya spp, Pectobacterium carotovorum subsp. carotovorum und Pectobacterium atrosepticum entwickelt. Dieses Projekt wird von der Kommission für Technologie und Innovation KTI unterstützt. Ziele des Projektes: • Entwicklung einer Standardanalysen­ methode zur Feststellung latenter Infekti­ onen der Knollen während des Zertifizierungsprozesses der Kartoffelpflanzgut. • Identifizierung und Quantifizierung der hauptsächlichen Faktoren, die für die Kontaminierung von Kartoffelposten verantwortlich sind. • Entwicklung eines integrierten Bekämpfungskonzeptes in Zusammenarbeit mit allen Vertretern aus den verschiedenen Bereichen der Kartoffelbranche. Partner des Projektes: • Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Zollikofen (Leitung des Projektes in der Schweiz) • Agroscope Changins-Wädenswil ACW, Changins • BIOREBA AG, Reinach • Swisssem, Dachorganisation der Saatgut­ vermehrer für die ganze Schweiz • Swisspatat, Branchenorganisation der ­Kartoffelwirtschaft • Institut National de la Recherche Agronomique INRA, Rennes (Leitung des Projektes in Frankreich) • Interprofessionelle Nationale Gruppierung für Samen und Pflanzen (Groupement National Interprofessionnel des Semences et plants – GNIS) • Nationale Vereinigung der Produzenten von Kartoffelpflanzen (Fédération Nationale des Producteurs de Plants de Pomme de Terre – FN3PT)

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Bakterien auch über die Wurzeln eintreten und via das Gefäßsystem der Pflanze in die Stängel transportiert werden (Czajkowski et al. 2009; Helias et al. 2000a, 2000b). In einer ersten Phase können hauptsächlich unter trockenen Bedingungen Welkesymptome sowie Chlorosen des Blattwerkes auftreten (Czajkowski et al. 2010; Laurila et al. 2010). Man geht davon aus, dass die Bakterien das Gefäßsystem der Pflanze verstopfen. In einer zweiten Phase, sofern feuchte Bedingungen herr­ schen, können sich die Symptome zu Fäulnis der Stängel weiterentwickeln, was sich in einem Zerfall der Leitbün­ delgewebe durch die pektinolytischen Enzyme der Bak­ terien äussert (Czajkowski et al. 2010; Laurila et al. 2010). Verschiedene Hypothesen versuchen die unterschiedli­ che Symptomausprägung der Schwarzbeinigkeit bei den diversen Sorten zu erklären. Eine erste Hypothese geht davon aus, dass diese Unterschiede auf einer Suberinein­ lagerung in den Lentizellen der Mutterknolle beruht (Suberin = pflanzliches Biopolymer, das in den Zellwän­ den eingelagert ist). Diese Lentizellen sind die Eintritts­ pforten für die durch Dickeya spp. ausgelösten Infektio­ nen (Pérembelon und Lowe 1974; Scott et al. 1996). Diese Eintrittspforten weisen mehrere Zellschichten auf, die mit Suberin imprägniert sind. Die Dicke dieser Zellschich­ ten, welche wie Barrieren gegen das Eindringen von Bak­ terien wirken, ist von Sorte zu Sorte unterschiedlich (Scott et al. 1996). Es ist bewiesen worden, dass die Akti­ vität der pektinolytischen Enzyme vom Grad der Vereste­ rung der Pektine in den Zellwänden abhängt (Pagel und Heitefuss 1990), wobei sich der Veresterungsgrad von Sorte zu Sorte verändern kann (McMillan et al. 1993). Auch eine bedeutsame Menge von Kalziumpektat in den Zellwänden oder eine geringe Konzentration von freien Kalziumionen könnten die unterschiedliche Anfälligkeit der Sorten erklären (McGuire und Kelman 1984; Pagel und Heitefuss 1990). Schliesslich könnten die Unter­ schiede in der Sortenanfälligkeit auch mit einer unter­ schiedlichen Produktion von Proteaseninhibitoren und Phytoalexinen in den Stängeln im Zusammenhang ste­ hen (Yang et al. 1992). Auch wenn die Resistenzmecha­ nismen bekannt sind, gibt es bis heute wenig Daten zur Anfälligkeit der Sorten gegenüber Dickeya spp. in Bezug auf die Entwicklung oberirdischer Symptome (Toth et al. 2011). Unterschiede in der Aggressivität der Isolate sind auch beobachtet worden. Im Allgemeinen verursacht ‘D. solani’ die gewichtigeren Schäden als D. dianthicola (Toth et al. 2011). Die Entwicklung von ‘D. solani’ kann sowohl bei tiefen wie bei hohen Temperaturen (>39 °C) ablaufen, und die optimale Wachstumstemperatur ist höher als jene von D. dianthicola (Czajkowski et al. 2012; Tsror et al. 2009). Im Rahmen eine Projektes zur integrierten Bekämp­ fung der Schwarzbeinigkeit (Information im Kasten)


Empfindlichkeit der Kartoffel gegenüber der durch Dickeya spp. verursachten Stängelfäule | Pflanzenbau

haben wir uns auf die Bedeutung der Interaktion Pflanze– Krankheitserreger konzentriert sowie auf die Sortenan­ fälligkeit der Kartoffel bei Infektion durch diverse Bakte­ rienisolate. Im ersten Teil dieser Studie wird versucht, allfällige Unterschiede in der Anfälligkeit der wichtigsten in der Schweiz angebauten Kartoffelsorten herauszuar­ beiten. Der zweite Teil der Studie befasst sich mit der Aggressivität mehrerer Isolate von Dickeya spp. gegen­ über der Sorte Agria, welche die in der Schweiz am häu­ figsten angebaute Sorte ist (Swisspatat 2013).

Die Inokulation der Knollen läuft während 48 h in vier Etappen ab: Eintauchen in Wasser während zwei Stunden, Öffnen der Lentizellen während 22 Stunden (Relative Luftfeuchtigkeit nah bei 100 % und 25 °C), Ein­ tauchen in die Bakteriensuspension während zwölf Stunden und anschliessendes Trocknen während zwölf Stunden. Diese Methode hat den Vorteil, dass eine grosse Zahl von Knollen in relativ kurzer Zeit inokuliert werden kann. Ab Beginn des sichtbaren Auftretens von Symptomen der Schwarzbeinigkeit werden wöchentlich zwei Beobachtungen vorgenommen. Bei jeder Beobach­ tung wird der Anteil infizierter Stängel als prozentuelle Häufigkeit berechnet. Schliesslich wird die Fläche unter der Kurve berechnet (Bonierbale et al. 2007), welche die Entwicklung der Krankheit aufzeichnet (AUDPC.rel). Wir haben die Winkeltransformation verwendet, damit die Prozentangaben zum Anteil infizierter Triebe die Bedin­ gungen erfüllen, um eine Varianzanalyse durchführen zu können (ANOVA) (Dagnelie 1975). Für die statistische Analyse wurde das Softwarepaket Statistica verwendet (Statsoft, Tulsa, USA). Für jeden Versuch wurde eine zwei-faktorielle Varianzanalyse (ANOVA) vorgenommen. Der erste Faktor entspricht der Wiederholung des Versu­ ches über die Zeit. Der zweite Faktor entspricht der Sorte im ersten Versuch und dem Isolat von Dickeya spp. im zweiten Versuch. Die Interaktion zwischen den beiden Faktoren wurde auch geprüft. Falls sich ein signifikanter Unterschied (p<0,05) ergab, wurde zusätzlich ein Test nach Newman und Keuls durchgeführt (Vergleich von Mittelwerten).

Material und Methoden

Tage Tage seit dem seit dem Auflaufen Auflaufen

Resultate Versuch A: Sortenempfindlichkeit Die Pflanzen in den Kontrolltöpfen entwickelten keine Stängelfäule. Dies belegt, dass die für die Versuche ver­ 

35 35 A2 A2 30 30 Anteil infizierter Stängel (%)

45 A1 A1 40 35 30 25 20 15 10 5 0 0 1 02 13 24 35 46 57 68 79 810 911 10 12 11 13 12 14 13 15 14 16 15 17 16 18 17 19 18 20192120 22 21 2322 23

Anteil infizierter Stängel (%)

45 40 35 30 25 20 15 10 5 0

Anteil infizierter Stängel (%)

Anteil infizierter Stängel (%)

Es wurden zwei verschiedene Versuche durchgeführt. Der erste Versuch (A) befasste sich mit der Anfälligkeit von sechs Sorten: Agria, Victoria, Charlotte, Innovator, Arinda und Lady Claire. Dieser Versuch wurde im Gewächshaus durchgeführt und zweimal wiederholt (Versuch A1 und A2). Von jeder Sorte wurden zwanzig Knollen inokuliert. Die Inokulation erfolgte durch Ein­ tauchen in eine Bakteriensuspension mit einer Konzent­ ration von 106 kbE/ml (koloniebildende Einheit) mit dem Isolat Dickeya dianthicola 8823. Anschliessend wurde jede Knolle in einen Topf gepflanzt. Für jede Sorte stan­ den 20 Kontrollpflanzen zur Verfügung, welche in Was­ ser eingetaucht wurden. Der zweite Versuch (B) befasst sich mit der Aggressi­ vität der Dickeya spp. Isolate. Für diesen Versuch wurden sechs Bakterienisolate auf der Kartoffelsorte Agria in einer Kozentration von 106 kbE/ml getestet; Dickeya dianthicola 980, Dickeya dianthicola 8823, Dickeya dianthicola 12, ‘Dickeya solani’ 2222, ‘Dickeya solani’ 05026 und ‘Dickeya solani’ 07044. Dieser Versuch wurde eben­ falls zweimal im Gewächshaus durchgeführt (Versuch B1 und B2). Für jedes Isolat sowie für die Kontrolle standen je 20 Töpfe zur Verfügung (Abb. 1).

25 25 20 20 15 15 10 10 5 0

5

0 0 1 02 13 24 35 46 57 68 79 810 911 10 12 11 13 12 14 13 15 14 16 15 17 16 18 17 19 18 2019 20

Arinda Arinda Innovator Innovator Charlotte Charlotte Victoria Victoria AgriaAgria

Tage Tage seit dem seit dem Auflaufen Auflaufen

Abb. 4 | Entwicklung des Anteils infizierter Stängel mit Symptomen von Fäulnis in den Versuchen A1 und A2, in welchen die Anfälligkeit der Sorten gegenüber Dickeya spp. geprüft wurde.

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Anteil infizierter Stängel (%)

Pflanzenbau | Empfindlichkeit der Kartoffel gegenüber der durch Dickeya spp. verursachten Stängelfäule

50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0

tungstag auf (Abb. 5) 23 Tage nach dem Auflaufen im Versuch A1 beziehungsweise 20 Tage nach dem Auflau­ fen im Versuch A2. Der Statistiktest ANOVA, der an die­ sen Daten vorgenommen wurde, erlaubt es, Unter­ schiede in der Anfälligkeit zwischen den Sorten herauszuarbeiten (p<0,001). Hingegen wurden zwischen dem Versuch und den geprüften Sorten keinerlei Inter­ aktionen festgestellt (p>0,05). Arinda mit 6,1% Anteil infizierter Stängel erwies sich als sechs Mal weniger anfällig als Agria mit 37,4% Anteil infizierter Stängel. Zwischen diesen beiden Extremen lie­ gen Charlotte (16,6% infizierte Stängel), Lady Claire (17,3%), Innovator (22,6%) und Victoria (27,7%) (Abb. 5).

c bc ab ab

ab

a

Arinda

Charlotte Lady Claire Innovator

Victoria

Agria

Abb. 5 | Am Ende des Versuches festgestellte Häufigkeit infizierter Stängeln bei den verschiedenen Sorten (Mittelwerte der Versuche A1 und A2). Als Mass für die Streuung ist der Standardfehler als T-Balken über den Säulen eingezeichnet. Statistisch gesicherte Unterschiede sind durch unterschiedliche Kleinbuchstaben gekennzeichnet.

45 40 35 30 25 20 15 10 5 0

B1

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Tage seit dem Auflaufen

Anteil infzierter Stängel (%)

Anteil infzierter Stängel (%)

wendeten Knollen gesund waren und die Entwicklung von Krankheitssymptomen aufgrund natürlicher Infekti­ onen ausgeschlossen war. Aufgrund der Analyse der Flä­ che unter der Entwicklungskurve der Krankheit (AUDPC. rel: Abb. 4) konnten zwischen den Sorten keine Unter­ schiede (p>0,05) in der Anfälligkeit festgestellt werden. Dies bedeutet, dass über die gesamte Dauer des Versu­ ches betrachtet die Unterschiede in der Symptomausbil­ dung bei den Sorten zu gering waren, um entdeckt zu werden. Beobachtet man jedoch die Kurven der Sympto­ mentwicklung entlang der Zeitachse (Abb. 4), stellt man fest, dass einige Sorten die Symptome spät ausbilden. Dies ist insbesondere bei Agria im Versuch A2 der Fall (Abb. 4). Diese späte Entwicklung der Symptome hat wenig Einfluss auf die Fläche unter der Kurve (AUPDC. rel), aber sie führt zu wichtigen Unterschieden zwischen den Sorten gegen Ende des Versuches. Daher treten die grössten Abweichungen zwischen der anfälligsten und der am wenigsten anfälligen Sorte am letzten Beobach­

100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0

Versuch B: Aggressivität der Isolate Untersucht man die Daten von AUDPC.rel, so stellt man einen Unterschied in der Aggressivität der geprüften Iso­ late von Dickeya spp. fest (p<0,001). Indessen trat zwi­ schen der Sorte und der Wiederholung des Versuches eine Interaktion auf (p<0,001). Es scheint, dass das Isolat D. dianthicola 8823 für diese Interaktion verantwortlich ist, denn wird es vom ANOVA-Test ausgeschlossen, verschwindet die Interaktion (p>0,05). Dieses Isolat hat in der Tat signifikant weniger Symptome im Versuch B1 erzeugt als im Versuch B2 (Abb. 6). Ursache für den beobachteten Unterschied könnte eine schlechte Aufbe­ wahrung der Probe des verwendeten Stammes im Ver­ such B1 sein. Dieses Isolat wurde daher für die statisti­ sche Analyse nicht weiter berücksichtigt. Wenn man, wie im Versuch zur Sortenanfälligkeit, die Daten analysiert für welche die Abweichungen zwi­ schen den Isolaten am grössten sind (15 Tage nach dem Auflaufen), so beobachtet man ebenfalls signifikante Unterschiede zwischen den Isolaten (p<0,001). Die Iso­ late D. dianthicola 980, ‘D. solani’ 2222 und D. dianthicola 05026 sind weniger aggressiv als die Isolate ‘D. solani’ 07044 und D. dianthicola 12 (Abb. 7). Der Unterschied in der Aggressivität zwischen den Isolaten derselben Art ist

B2 Kontrolle D. dianthicola 980 ‘D. solani’ 2222 ‘D. solani’ 05026 ‘D. solani’ 07044 D. dianthicola 12 D. dianthicola 8823 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Tage seit dem Auflaufen

Abb. 6 | Versuch B1 und B2: Entwicklung der Befallshäufigkeit von Schwarzbeinigkeit auf oberirdischen Trieben, hervorgerufen durch die verschiedenen geprüften Isolate.

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Empfindlichkeit der Kartoffel gegenüber der durch Dickeya spp. verursachten Stängelfäule | Pflanzenbau

70 c

Anteil infizierter Stängel (%)

60

c

50 40 30 b

20 ab

10 a 0

D. dianthicola 980

‘D. solani’ 2222

‘D. solani’ 05026

‘D. solani’ 07044

D. dianthicola 12

Abb. 7 | Am Ende des Versuches festgestellte Häufigkeit infizierter Stängel bei Infektion durch diverse Isolate (Mittelwerte der Versuche B1 und B2). Als Mass für die Streuung ist der Standardfehler als T-Balken über den Säulen eingezeichnet. Statistisch gesicherte Unterschiede sind durch unterschiedliche Kleinbuchstaben gekennzeichnet.

grösser für die Isolate von D. dianthicola (D. dianthicola 12 ist 40 mal aggressiver als D. dianthicola 980) als jener für die Isolate von ‘D. solani’ (‘D. solani’ 07044 ist sechs­ mal aggressiver als ‘D. solani’ 2222).

Diskussion Diese Studie hat aufgezeigt, dass es Unterschiede in der Sortenanfälligkeit gegenüber der Schwarzbeinigkeit gibt, welche durch Dickeya spp. hervorgerufen wird. Die gegenüber dieser Krankheit anfälligste Sorte dürfte zugleich auch die in der Schweiz am häufigsten ange­ baute Sorte sein. 2012 wurde auf 22 % der Kartoffelan­ baufläche die zum Frittieren geeignete Sorte Agria kul­ tiviert. Victoria und Innovator, die sich ebenfalls zum Frittieren eignen, belegten 6 % respektive 7 % der Kar­ toffelanbaufläche in der Schweiz. Während Innovator weniger anfällig scheint als Agria (40 % weniger infi­ zierte Stängel), erweist sich Victoria als ebenso anfällig. Die Sorten Charlotte und Lady Claire rangieren in unse­ ren Versuchen unter den am wenigsten anfälligen Sor­ ten. Charlotte ist die führende festfleischige Sorte in der Schweiz. Sie wird auf 14 % der Anbaufläche kultiviert. Lady Claire ist die erste Sorte des Typs «Chips» mit einem Anteil an der Anbaufläche von 4 % (Hebeisen et al. 2012; Swisspatat 2013). Die Versuche haben auch gezeigt, dass es Unterschiede in der Aggressivität der Isolate von Dickeya spp. gibt. Im Gegensatz zur Literatur (Toth et al. 2011) fanden wir, dass die Isolate von ‘D. solani’ nicht systematisch virulenter waren als die Isolate von D. dian-

thicola. Tatsächlich finden sich unter den aggressivsten Stämmen in unseren Versuchen Isolate von D. dianthicola und von ‘D. solani’. Andererseits beobachtet man bei den Isolaten von D. dianthicola eine grössere Varia­ bilität als bei den Isolaten von ‘D. solani’. Dieser Unter­ schied mag sich damit erklären, dass ‘D. solani’ im Ver­ halten einen «klonalen» Eindruck macht, das heisst eine eingeschränktere genetische Variabilität aufweist als dies bei D. dianthiocola der Fall ist (Bourget 2012; Czaj­ kowski et al. 2012; Pritchard et al. 2012). Diese bei den Isolaten von D. dianthicola beobachtete höhere geneti­ sche Variabilität könnte auch die Gene betreffen, wel­ che bei den Entwicklungsmechanismen der Fäulnissymp­ tome mitspielen. Dies könnte die beobachteten, nicht unerheblichen Unterschiede in der Aggressivität erklä­ ren. Vergleicht man schliesslich die Resultate aus den Versuchen zur Sortenanfälligkeit und zur Aggressivität der Isolate, so stellt man fest, dass die Unterschiede in der Aggressivität zwischen den Isolaten wesentlich wich­ tiger sind als die Anfälligkeitsunterschiede zwischen den Sorten. Betrachtet man die maximal erhaltenen Häufig­ keiten (%) an Stängelfäulnis, so zeigen sich bei der anfälligsten Sorte sechsmal mehr Stängelsymptome als bei der robustesten Sorte. Das aggressivste Isolat indessen führt zu 40 Mal mehr Symptomen auf den Stängeln als das am wenigsten aggressive Isolat. Dies deutet darauf hin, dass das sortenbedingte Risiko für Krankheitssymp­ tomentwicklung tiefer ist als jenes, das durch das Bakte­ rienisolat bedingt ist. Aus der vorliegenden Studie leiten sich neue Fragen und Aspekte ab. Es wäre wichtig zu 

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Pflanzenbau | Empfindlichkeit der Kartoffel gegenüber der durch Dickeya spp. verursachten Stängelfäule

wissen, ob die Reaktion der Sorten und der Isolate unter Feldbedingungen gleich ausfallen würde wie in der prä­ sentierten Gewächshausstudie. Ebenso wäre es interes­ sant zu bestimmen, ob zwischen Sorte und Aggressivität des Isolats eine Interaktion besteht. Die oben dargestell­ ten Resultate erlauben es, die guten Sorten und die bes­ ten Kandidaten von Isolaten zu bestimmen, we dlche für solche Interaktionsstudien geeignet wären.

bei der Sortenwahl die Empfindlichkeit gegenüber der Schwarzbeinigkeit, welche durch Dickeya spp. hervor­ gerufen wird, berücksichtigt. Falls die Resultate, wel­ che in Feldversuchen erzielt werden, mit jenen aus den Gewächshausversuchen vergleichbar sind, könnten letztere eine schnellere und billigere Alternative dar­ stellen, um die Anfälligkeit der Sorten gegenüber n Dickeya spp. zu prüfen.

Schlussfolgerung Es ist selbstredend, dass nicht der Produzent den Typ von Bakterienisolat auswählt, der seine Pflanzen konta­ miniert. Der Produzent hat jedoch einen gewissen Ein­ fluss auf die Wahl der Kartoffelsorte, die er anbaut. Er kann also das Risiko einer Aberkennung seiner Kartof­ felkultur beim Expertenbesuch minimieren, in dem er

Literatur ▪▪ Bartz J. & Kelman A., 1984. Infiltration of lenticels of potato tubers by ­Erwinia carotovora pv. carotovora under hydrostatic pressure in relation to bacterial soft rot. The American Phytopathological Society 69 (1), 69–74. ▪▪ Bonierbale M., de Haan S. & Forbes A., 2007. Procedures for standard evaluation trials of advanced potato clones. An International Cooperators' Guide. I. P. C. (CIP). International Potato Center (CIP), Lima. 126 S. ▪▪ Bourget D., 2012. Pectobactérium et Dickeya: Un point européen sur l'évolution des souches. Potato Planet Mai 2012. ▪▪ Cazelles O. & Schwaerzel R., 1992. Enquête sur les bactérioses causées par Erwinia dans les cultures de plants de pommes de terre en Suisse ­r omande. Revue suisse Agric. 24 (4), 215–218. ▪▪ Czajkowski R., van Veen J. A. & van der Wolf J. M., 2009. New biovar 3 ­D ickeya spp. strain (syn. Erwinia chrysanthemi) as a causative agent of blackleg in seed potato in Europe. Phytopathology 99 (6), 134–142. ▪▪ Czajkowski R., de Boer W. J., Velvis H. & van der Wolf J. M., 2010. Systemic Colonization of Potato Plants by a Soilborne, Green Fluorescent ProteinTagged Strain of Dickeya sp Biovar 3. Phytopathology 100 (2), 134–142. ▪▪ Czajkowski R., de Boer W. J., Van der Zouwen P. S., Kastelein P., Jafra S., De Haan E. G., Van den Bovenkamp G. W. & Van der Wolf J. M., 2012. ­V irulence of Dickeya solani en Dickeya dianthicola biovar-1 end -7 strains on potato (Solanum tuberosum). Plant Pathology 62, 597–610. ▪▪ Dagnelie P., 1975. Théorie et méthodes statistiques. Band 2. Les Presses Agronomiques de Gembloux ASBL, Gembloux. 363 p. ▪▪ Dupuis B., Schaerer S., Gilliand H. & Cazelles O. (2010) The Dickeya and Pectobacterium situation in Switzerland. in Dickeya Workshop, in Emmeloord, The Netherlands. ▪▪ Hebeisen T., Ballmer T., Musa T., Torche J. M. & Schwarzel R., 2013. Schweizerische Sortenliste für Kartoffeln 2013. Agrarforschung Schweiz 3 (11–12), 1–8. ▪▪ Helias V., Andrivon D. & Jouan B., 2000a. Development of symptoms caused by Erwinia carotovora ssp atroseptica under field conditions and their effects on the yield of individual potato plants. Plant Pathology 49 (1), 23–32. ▪▪ Helias V., Andrivon D. & Jouan B., 2000b. Internal colonization pathways of potato plants by Erwinia carotovora ssp atroseptica. Plant Pathology 49 (1), 33–42.

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Dank

Die Autoren sind folgenden Organisationen zu grossem Dank verpflichtet: Swisssem, Swisspatat, Bioreba und der Kommission für Technologie und Innovation, welche zur Finanzierung dieser Studie beigetragen haben. Unser Dank gilt auch Andreas Keiser und Patrice de Werra von der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) Zollikofen für ihre beratenden Kommentare bei der Abfassung dieser Publikation.

▪▪ Hélias V. & Gaucher D., 2007. Erwinia, un risque phytosanitaire toujours d'actualité. La pomme de terre française März 2007. ▪▪ Laurila J., Hannukkala A., Nykyri J., Pasanen M., Helias V., Garlant L. & Pirhonen M., 2010. Symptoms and yield reduction caused by Dickeya spp. strains isolated from potato and river water in Finland. European Journal of Plant Pathology 126 (2), 249–262. ▪▪ McGuire G. & Kelman A., 1984. Reduced severity of Erwinia soft rot in potato tubers with increased calcium content. Phytopathology 74, 1250–1256. ▪▪ McMillan G. P., Hedley D., Fyffe L. & Perombelon M. C. M., 1993. Potato resistance to soft rot Erwinias is related to cell-wall pectin esterification. Physiological and Molecular Plant Pathology 42 (4), 279–289. ▪▪ Pagel W. & Heitefuss R., 1990. Enzyme activities in soft rot pathogenesis of potato tubers - Effects of calcium, pH and degree of pectin esterification on the activities of polygalacturonase and pectate lyase. Physiological and Molecular Plant Pathology 37 (1), 9–25. ▪▪ Pasco C., Andrivon D., Bozec M. & Ellisseche D., 2005. Pourritures molles dues aux Erwinia. Pomme de Terre Magazine September 2005. ▪▪ Pérembelon M. C. M. & Lowe R., 1974. Studies on the initiation of bacterial soft rot in potato tubers. Potato Research 18, 64–82. ▪▪ Pritchard L., Humphris S., Saddler G., Parkinson N. M., Bertrand V., ­Elphinstone J. G. & Toth I. K., 2013. Detection of phytopathogens of the genus Dickeya using a PCR primer prediction pipeline for draft bacterial genome sequences. Plant Pathology 62 (3), 587–596. ▪▪ Scott R. I., Chard J.M., Hocart M.J., Lennard J.H. & Graham D.C., 1996. Penetration of potato tuber lenticels by bacteria in relation to biological control of blackleg disease. Potato Research 39, 333–344. ▪▪ Swisspatat (2013) Flächenaufteilung nach Sorten 2012. Zugang: http://www.kartoffel.ch [8. Juli 2013]. ▪▪ Toth I. K., van der Wolf J. M., Saddler G., Lojkowska E., Helias V., Pirhonen M., Tsror L. & Elphinstone J. G., 2011. Dickeya species: an emerging problem for potato production in Europe. Plant Pathology 60 (3), 385–399. ▪▪ Tsror L., Erlich O., Lebiush S., Hazanovsky M., Zig U., Slawiak M., Grabe G., van der Wolf J.M. & van de Haar J. J., 2009. Assessment of recent outbreaks of Dickeya sp (syn. Erwinia chrysanthemi) slow wilt in potato crops in Israel. European Journal of Plant Pathology 123 (3), 311–320. ▪▪ Yang Z., Cramer C. L. & Lacy G. H., 1992. Erwinia carotovora subsp. ­c arotovora pectic enzymes - Inplanta gene activation and roles in soft rot pathogenesis. Molecular Plant-Microbe Interactions 5 (1), 104–112.


Sensibilità della patata ai marciumi dello stelo provocati da Dickeya spp. Dickeya dianthicola e ‘Dickeya solani’ sono i batteri che causano la maggior parte dei problemi nella produzione di piante di patate in Svizzera. Essi provocano in campo dei sintomi di marciumi aerei degli steli comunemente chiamati gambe nere. Lo studio qui presentato ha due obiettivi principali: da un lato studiare la sensibilità a Dickeya spp. delle varietà Agria, Victoria, Charlotte, Innovator, Arinda e lady Claire e dall’altro di studiare l’aggressività di tre isolati di D. dianthicola e di tre isolati di ‘D. solani’ sulla varietà Agria. A questo scopo si sono condotte delle prove in vaso sotto serra. La varietà Agria sembra essere più sensibile allo sviluppo di marciume degli steli delle altre varietà testate. Gli isolati più aggressivi di ‘D. solani’ non risultano essere più virulenti di quelli più aggressivi testati di D. dianthicola. Infine, il rischio di sviluppo di sintomi sugli steli legati agli isolati di Dickeya spp. sembra più importante di quello legato alla varietà. In effetti, la varietà più sensibile sviluppa sei volte più sintomi della varietà meno sensibile, mentre l’isolato più aggressivo sviluppa 40 volte più sintomi dell’isolato meno aggressivo.

Summary

Riassunto

Empfindlichkeit der Kartoffel gegenüber der durch Dickeya spp. verursachten Stängelfäule | Pflanzenbau

Potato susceptibility to aerial stem rot caused by Dickeya spp. Dickeya dianthicola and 'Dickeya solani' are the most problematic bacteria in the Swiss seed-potato production. They are responsible for aerial stem rot symptoms in the field, usually named «blackleg». This study has two main objectives. On the one hand, to study the susceptibility of five cultivars, namely Agria, Victoria, Charlotte, Innovator, Arinda and Lady Claire, to Dickeya spp. On the other hand, to study the aggressiveness of three D. dianthicola and 3 'D. solani' isolates on the cultivar Agria. Trials using plants in pots were managed in the greenhouse to achieve both objectives. Agria appears to be the most susceptible cultivar to Dickeya spp. The most virulent 'D. solani' are not more aggressive than the most virulent D. dianthicola isolates tested. The aggressiveness of the D. dianthicola isolates seems to be more variable compared to that of the 'D. solani' isolates. Finally, the risk of developing stem rots appears to be more closely correlated to the isolate used than to the cultivar tested. Indeed, the most susceptible cultivar presents a six-fold increase in symptoms, compared to the least susceptible one, while the most aggressive isolate causes a 40-fold increase in symptoms, compared to the least aggressive one. Key words: Dickeya, blackleg, potato, aerial stem rot, Pectobacterium.

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P f l a n z e n b a u

Serie ProfiCrops

Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau Robert Baur1, Simone Fähndrich1, Brigitte Baur1 und Thomas Wieland2 Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 8820 Wädenswil 2 Schweizerische Zentralstelle für Gemüsebau und Spezialkulturen SZG, 3425 Koppigen Auskünfte: Robert Baur, E-Mail: robert.baur@agroscope.admin.ch, Tel. +41 44 783 63 33

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Fachtagungen werden von Gemüseproduzenten für die Vermittlung von Wissen als sehr wichtig eingeschätzt und erlauben den Austausch mit Branchenkollegen.

Einleitung Die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit eines Betriebes oder Wirtschaftszweigs erfordert hohe unternehmeri­ sche Fähigkeiten und eine ausgeprägte Offenheit gegenüber Innovationen (Gielen et al. 2003). Das bedeu­ tet für Schweizer Landwirtschaftsbetriebe auch die Mög­ lichkeit, neues Wissen betreffend Anbau von Kulturen, Absatz der Ernten, Kosten, sowie Rahmenbedingungen und Richtlinien für die Produktion zu erwerben und zu nutzen. Zu viele, nicht aufeinander abgestimmte Infor­ mationskanäle können eine Behinderung für die Wis­ sensempfänger sein. Für Gemüsebaubetriebe gilt dies in besonderem Mass wegen der grossen Vielfalt von Kultu­ ren, der oft hohen Technisierung und der vielfältigen und sich besonders rasch verändernden Rahmenbedin­ gungen, die für die Produktion und den Absatz von

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Frischprodukten gelten. Das Wissen über Absatzmärkte hat deshalb eine grosse Bedeutung, weil nur ein gerin­ ger Anteil des Einkommens auf staatlichen Beiträgen basiert. Der Gemüsebau ist in der Schweiz stark aufge­ gliedert, sowohl geografisch, mit Anbauregionen prak­ tisch in allen Landesteilen, als auch bezüglich Betriebs­ strukturen, Absatzkanälen und betriebsspezifischen Schwerpunkten im Anbau (Möhring et al. 2012). Vogler und Baur (2011) haben bereits aufgezeigt, dass unter solchen Bedingungen sowohl der Aufbau von professio­ nellen Netzwerken als auch ein wirkungsvoller Transfer von Informationen aus Forschung und Beratung zu den Gemüsebaubetrieben eine Herausforderung ist. Der Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau ist stark segmentiert (Alföldi et al. 2003). Die Anbieter von Wissen koordinieren ihr Angebot teilweise, indem sie zum Beispiel Tagungen gemeinsam organisieren. Sie ste­


hen aber bezüglich Sichtbarkeit bei den Leistungsbezü­ gern auch in Konkurrenz zueinander. Im Rahmen von ProfiGemüse CH, einem integrier­ ten Projekt des Agroscope-Forschungsprogramms Pro­ fiCrops, wurde untersucht, wie die Aufnahme und Umsetzung des von den ProfiGemüseCH-Partnern ver­ mittelten Wissens in der Praxis verbessert werden kann. Dazu wurde 2010 eine Umfrage zur Nutzung von Wis­ sen im Gemüsebau durchgeführt. Erste Ergebnisse die­ ser Umfrage haben gezeigt, dass weiterhin eine Nach­ frage nach Informationen in gedruckter Form besteht, gleichzeitig aber der Bedarf an elektronisch abrufba­ ren Informationen zunimmt (Vogler et al. 2012, Vogler und Baur 2011).

Methode Der Fragebogen wurde gemeinsam mit den an ProfiGe­ müse CH beteiligten Partnern1 vorbereitet. Er wurde in die Abfrage von Strukturdaten wie zum Beispiel Betriebsgrösse, sowie in drei Fragen mit Unterfragen gegliedert: 1. «Woher beziehen Sie Ihr Fachwissen und Ihre Informationen zu den Bereichen Produktionstechnik, Markt und Betriebswirtschaft, und wie wichtig sind für Sie persönlich die folgenden Informationsquellen bei der Beschaffung von Informationen für diese Themen.» Antworten als Wertung in einer Skala von 4 (sehr wichtig) bis 1 (unwichtig). 2. «Für welches Thema besteht Ihrer Meinung nach ein Defizit an verfügbaren Informationen?» Die Antwor­ ten bestanden aus Auswahllisten mit der Möglichkeit, eine oder mehrere Optionen anzukreuzen. 3. «Wo sehen Sie Verbesserungsmöglichkeiten beim Informationsangebot, so dass Ihr Nutzen höher ist?» Auswahllisten wie in Frage 2. Die Teilnehmenden konnten dabei vorgegebene Verbesserungsvorschläge ankreuzen oder eigene Vorschläge formulieren. Ergänzende Erläuterungen konnten jeweils nach den Fragen angefügt werden. Die Begriffe Information und Wissen wurden gemäss der gängigen Interpretation verwendet, wonach Information sich auf einzelne Fak­ ten bezieht und Wissen auf vernetzte Information unter Einbezug des Kontextes.

1 Partner von ProfiGemüse CH sind die Fachstellen für Gemüsebau der Kantone TG, ZH, AG, VS, FR, das Inforama Ins, Agridea, Agroscope, die Schweizerische Zentralstelle für Gemüsebau und Spezialkulturen (SZG) und der Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP).

Zusammenfassung

Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau | Pflanzenbau

Eine im Jahr 2010 durchgeführte Auswertung einer schriftlichen Umfrage analysierte den Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau und die Bedeutung der Wissensquellen in den Fachgebieten Produktionstechnik, Markt und Betriebswirtschaft für Gemüsebaubetriebe. 226 Fragebögen von Gemüsebaubetrieben und Beratern wurden analysiert. Es zeigte sich, dass eigenes Hintergrundwissen von den Betrieben als sehr wichtig eingeschätzt wurde. Sehr hoch ist auch die Bedeutung von Wissen, das aus personalisierter Wissensvermittlung (Beratung) oder aus Tagungsangeboten stammt. In keinem der abgefragten Fachgebiete sah eine Mehrheit der an der Umfrage Teilnehmenden bedeutende Defizite an verfügbarem Wissen. Knapp die Hälfte wünscht sich allerdings eine verbesserte Vermittlung des Wissens über den Kanal Internet oder in Form von elektronischen Datenträgern. Die Umfrageresultate dienen als Grundlage für eine bessere Koordination und Ausrichtung des Wissenstransfers für den Schweizer Gemüsebau.

Die Fragebögen wurden im November 2010 via kanto­ nale Fachstellen für Gemüsebau an 1432 von den Fach­ stellen ausgewählte Gemüsebaubetriebe und Beratende in allen Kantonen mit Gemüsebau verschickt.. Mit 206 Antworten von Betrieben und 20 von Bera­ tern wurde eine Rücklaufquote von 16,5 % erreicht, mit grossen Unterschieden von Kanton zu Kanton. So ant­ worteten zum Beispiel 3,7  % der angeschriebenen Betriebe im Kanton Bern, 18,9 % im Kanton Aargau und 51,4 % im Tessin. Die Antworten stammten von 90 Betrie­ ben, die nur Freilandgemüse anbauten, 109 Betrieben mit Freiland und Gewächshausanbau und sieben Betrie­ ben mit ausschliesslich Gewächshausanbau. Die Ant­ worten wurden nach diesen Kategorien strukturiert ­aus­gewertet. Bezüglich Betriebsgrösse wurden die teil­ nehmenden Betriebe in drei Klassen eingeteilt, wobei die Klassengrenzen so gewählt wurden, dass die Klassen nach Einschätzung der am Design der Umfrage beteilig­ ten Projektpartner den empirischen Begriffen «Klein­ betrieb», «Mittlerer Familienbetrieb» und «Grossbe­  trieb» entsprechen (Tab. 1).

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 432–439, 2013

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Pflanzenbau | Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau

Tab. 1 | Differenzierung der 206 teilnehmenden Betriebe nach ­G rösse der Anbaufläche. Kategorie (empirische Umschreibung)

Gesamte Produktionsfläche1

Anzahl Betriebe

Anteil aller Betriebe

< 2 ha

60

29,1 %

≥ 2 – 19 ha

98

47,6 %

> 19 ha

48

23,3 %

Klein (Kleinbetriebe, Markt­ fahrer, Zulieferer regionale Gastronomie) Mittel (Zulieferer für Plattformbetriebe) Gross (oft Plattformbetriebe, eigene L­ ager- und Auf­ bereitungsinfrastruktur) Summe Freiland und Gewächshaus

1

Resultate Bedeutung der Kanäle im Wissenstransfer Informationen, respektive Wissen wird über verschie­ dene Kanäle vermittelt. Damit verfügen Nutzer2 diesbe­ züglich über verschiedene Quellen. Die für den Gemüse­ bau relevanten Quellen sind in Tabelle 2 aufgelistet. Zur Bedeutung dieser Quellen für die Gemüseproduzenten wurde die Frage 1 gestellt (siehe Methode). Dabei umfasste der Bereich Produktionstechnik mehrere The­ men, zum Beispiel Kulturführung Freiland und Gewächs­ haus; Düngung und Pflanzenschutz; Maschinen, Geräte und Infrastruktur; Produktionsrichtlinien und -vorschrif­

2 Um den Text leicht lesbar zu halten, wird in Bezug auf die Teilnehmenden an der Umfrage ausschliesslich die männliche Form verwendet. Die Formulare wurden anonym beantwortet und analysiert.

ten. Insgesamt waren die Antworten nur wenig von den verschiedenen Betriebskategorien (Tab. 1) abhängig. Die Bedeutung, welche die Produzenten ihrem eigenen Fachwissen und demjenigen ihrer Branchenkollegen im Bereich Pflanzenschutz und Düngung beimessen, ist gross (Abb. 1). In den Bereichen Produktionstechnik und Betriebswirtschaft wird das eigene Fachwissen klar höher gewichtet, als das Wissen, das aus externen Quel­ len verfügbar ist (Kategorien 2 und 3 in Tabelle 2). Die Antworten geben den Anbietern von Wissen Hinweise auf die relative Einschätzung ihres Angebotes. So ist zum Beispiel die Bewilligungssituation für Pflan­ zenschutzmittel im Gemüsebau komplex. Kantonale Fachstellen sowie Agroscope betreiben viel Aufwand, um die Produzenten bezüglich korrekter Anwendung von Pflanzenschutzmitteln zu sensibilisieren. Die Resul­ tate der Umfrage zeigen nun, dass Informationen der Firmenberater zum Thema Pflanzenschutz und Dün­ gung eine gleich grosse oder grössere Wichtigkeit haben als die Informationen der Fachstellen und jene von Agroscope (Abb. 1). Dies deutet darauf hin, dass die Beratung der Pflanzenschutzmittelfirmen in Bezug auf Schutz der Kulturen und Vermeidung von Fehlanwen­ dungen als zuverlässig wahrgenommen wird. Im Weite­ ren zeigt Abbildung 2, dass Informationen der kantona­ len Fachstellen und von Agroscope bezüglich Maschinen, Geräte und Infrastruktur als unwichtig eingeschätzt wer­ den. Da diese Institutionen nur punktuell Informationen zu diesem Thema anbieten, ist diese Einschätzung nach­ vollziehbar. Insgesamt ergaben die Antworten, dass Gemüsebau­ betriebe vor allem bezüglich Produktionstechnik dem betriebsintern verfügbaren Wissen und dem Wissen von 

Eigenes Wissen und Erfahrungen 1 Diskussion mit Branchenkollegen 1 Fachtagungen 4 Firmenberater 3 Fachberater kant. Fachstellen 3 Agroscope Bulletin «GemüsebauInfo» 3 Zeitschrift «der Gemüsebau» 2 Website, Newsletter Fachstellen/Firmen 2 Fachzeitschriften Ausland 2 wichtig

Website Agroscope 2

sehr wichtig

Freies Internet (Google etc.) 2

eher unwichtig

Regionale Beratungsorganisation 3 selbst bezahlter Kulturberater 3

unwichtig % Nennungen

Abb. 1 | Bedeutung unterschiedlicher Quellen, die mit einer Zuordnung zu den Kategorien 1 – 4 ­(siehe Tabelle 2) gekennzeichnet sind, für Fachwissen und Informationen zum Thema Pflanzenschutz und Düngung. Resultate für alle 206 Betriebe. Die durchschnittliche Balkenlänge (Summe aller Farben) entspricht 76,5 %, da für jede Quelle ein Anzahl Anworten keine Angabe enthielt.

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Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau | Pflanzenbau

Tab. 2 | Die im Fragebogen zur Auswahl aufgelisteten Wissensquellen für Schweizer Gemüseproduzenten können folgendermassen kategorisiert werden: Kategorie

Typ Wissensquelle

In Umfrage zur Auswahl

Hintergrundwissen: • Betriebsintern verfügbar • Nicht kurzfristig zu beeinflussen • Intuition als Faktor

• Eigenes Wissen und Erfahrungen • Eigene Erhebungen, Berechnungen • Diskussion mit Branchenkollegen

Unidirektional vermitteltes Wissen: • Print-, Digitalquellen • Bring- und/oder Holprinzip • Einwegkommunikation • Ohne soziale Interaktion • Individuelle Wahl des Zeitpunktes der Akquisition • Wissen ist nach Akquisition mittel- und langfristig ­verfügbar

• Schweizer Fachzeitschrift «Der Gemüsebau» • Fachzeitschriften Ausland • Agroscope Bulletin «Gemüsebau Info GBI» • Website Agroscope • Information von Kant. Fachstellen (Website, Newsletter) • Website, Newsletter Firmen • Freies Internet (Google etc.) • Information durch den Abnehmer der Ware • Bulletin, Marktinformation VSGP1 (Branchenverband) • Preisbulletin Gemüsebörsen (Handelsplattform) • Bulletins Swissmip.ch / SZG2 (offizielle Brancheninformation zu Preisen und ­A bnahmekonditionen) • Informationen AGRIDEA • Informationen ART • SZG-Informationen zu Produktionskosten

3

Personalisierte Wissensvermittlung • Persönliche Kontakte mit externen Wissensvermittlern • (zeitlich begrenzt verfügbar) • Termine beeinflussbar • Reziproke Interaktion

• Firmenberater • Fachberater Kant. Fachstellen • Regionale Beratungsorganisation • Selbst bezahlter Kulturberater • Treuhandstelle, Buchhalter • Fachtagungen • Kurse, Seminare

4

Personalisierte Vermittlung von vorgefertigtem Wissen Kombination von Kategorie 1, 2, 3 • An vorgegebene Termine gebunden • Beschränkt möglich: reziproke Interaktion

1

2

Verband Schweizer Gemüseproduzenten Schweizerische Zentralstelle für Gemüsebau

1 2

Eigenes Wissen und Erfahrungen 1 Diskussion mit Branchenkollegen 1 Fachtagungen 4 Fachzeitschriften Ausland 2 Freies Internet (Google etc.) 2 Zeitschrift «Der Gemüsebau» 2 Firmenberater 3 Website, Newsletter Fachstellen/Firmen 2 Fachberater Kant. Fachstellen 3 wichtig

Regionale Beratungsorganisation 3

sehr wichtig

Website Agroscope 2

eher unwichtig

selbst bezahlter Kulturberater 3

unwichtig % Nennungen

Abb. 2 | Bedeutung unterschiedlicher Quellen, die mit einer Zuordnung zu den Kategorien 1 – 4 (siehe Tabelle 2) gekennzeichnet sind, für Fachwissen und Informationen zum Thema Maschinen, Geräte und Infrastruktur. Resultate für alle 206 Betriebe. Die durchschnittliche Balkenlänge (Summe aller Farben) entspricht 73,4 %, da für jede Quelle ein Anzahl Anworten keine Angabe enthielt.

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Pflanzenbau | Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau

Tab. 3 | Informationsdefizite in den Fachbereichen Produktionstechnik, Markt, Betriebswirtschaft – Resultate der drei Betriebskategorien nach Tabelle 1. Für eine bessere Übersichtlichkeit sind Werte ≥ 25 % blau hinterlegt.

Betriebswirtschaft

Markt

Produktionstechnik

% Nennungen Fläche < 2 ha (n=60)

Fläche > 2 bis 19ha (n=98)

Fläche > 19 ha (n=48)

Kulturberatung Freiland

25,0

31,6

37,5

Kulturberatung Gewächshaus

15,0

21,4

18,8

Saatgut, Sorten, Jungpflanzen

25,0

28,6

14,6

Düngung

18,3

27,6

33,3

Pflanzenschutz

25,0

30,6

29,2

Maschinen, Geräte, Infrastruktur

10,0

21,4

22,9

Produktionsrichtlinien

15,0

20,4

27,1

Mittelwert % Nennungen

19,0

25,9

26,2

Preise, Richtpreise

30,0

23,5

18,8

Angebot, Nachfrage

16,7

31,6

33,3

Abnehmer

11,7

18,4

22,9

Qualitätsanforderung

11,7

7,1

18,8

Ausländische Märkte

8,3

17,3

45,8 27,9

Mittelwert % Nennungen

15,7

19,6

Betriebsorganisation

8,3

17,3

18,8

Unternehmensführung

10,0

24,5

20,8 10,4

Arbeitswirtschaft

8,3

16,3

Produktionskosten

20,0

24,5

41,7

Personalrekrutierung, -führung

8,3

26,5

20,8

Ausländische Arbeitskräfte

10,0

23,5

22,9

Mittelwert % Nennungen

10,8

22,1

22,6

Branchenkollegen sehr viel Gewicht beimessen. Daraus kann abgeleitet werden, dass der Berufsausbildung viel Bedeutung zukommt, wenn es darum geht, neues Wis­ sen auf den Gemüsebaubetrieben zu verankern. Im Wei­ teren ergaben die Resultate, dass das über Print- oder Digitalquellen verbreitete Wissen (Kategorie 2 in Tab. 2) im Vergleich zur Wissensvermittlung im persönlichen Kontakt (Kategorie 1 in Tab. 2) als weniger wichtig ein­ geschätzt wurde. Dies deutet darauf hin, dass in einer Zeit mit einem breiten, auf mehreren Kanälen verfügba­ ren Angebot an Wissen die direkte Beratung, sei dies durch kantonale Fachstellen oder Firmen, grosse Bedeu­ tung behält. Es zeigte sich ausserdem, dass Tagungen generell als wichtig eingeschätzt werden. Dies ist inso­ fern bemerkenswert, als in den letzten Jahren die Teil­ nehmerzahl an Tagungen für Gemüseproduzenten stag­ niert oder abnimmt. Mit den Erkenntnissen aus dieser Umfrage kann dies so interpretiert werden, dass Tagun­ gen grundsätzlich als wichtig eingeschätzt werden, die Zeit dafür aber nur limitiert eingesetzt werden kann, oder dass die Tagungen zeitlich und örtlich nicht optimal platziert sind.

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Agrarforschung Schweiz 4 (10): 432–439, 2013

Informationsdefizite der Gemüsebaubetriebe Die Ergebnisse zu allen Fachbereichen, aufgeteilt nach den Betriebskategorien sind in Tabelle 3 zusammenge­ fasst. Es fällt auf, dass zu keinem Thema eine Mehrheit der Umfrageteilnehmer ein Informationsdefizit meldet. Im Fachbereich Produktionstechnik nehmen hinsichtlich Kulturberatung für Freilandkulturen insgesamt 31,4 % aller Betriebe ein Defizit wahr, für Gewächshauskulturen nur 18,4 %. Beim Pflanzenschutz und, zumindest bei mittleren und grossen Betrieben, bei der Düngung wünscht ein beträchtlicher Teil der Produzenten mehr Informationen. Grosse Betriebe nehmen eher ein Defizit an verfügbarem Wissen wahr als kleine. Aus den Resul­ taten geht nicht hervor, ob dies darauf zurückzuführen ist, dass grosse Betriebe für ihre Entscheidungen gene­ rell stärker auf neues Wissen und aktuelle Informatio­ nen zurückgreifen als kleine, oder ob das vermittelte Wissen den Bedürfnissen grosser Betriebe weniger ent­ gegen kommt. Bezüglich der Themen zum Fachbereich Markt werden je nach Betriebskategorie unterschiedli­ che Informationsdefizite wahrgenommen (Tab. 3). Eine bedarfsgerechte Versorgung der Betriebe mit Informati­ onen und Wissen ist aber umso schwieriger, je unter­ schiedlicher die Bedürfnisse sind. Tendenziell bestehen für die Fachbereiche Markt und Betriebswirtschaft mit zunehmender Betriebsgrössere grössere Informations­ defizite. Besonders auffällig ist, dass jeweils über 40% der grossen Betriebe sowohl in Bezug auf Produktions­ kosten als auch bezüglich Informationen zu ausländi­ schen Märkten einen Mangel an Informationen melden. Aus den ergänzenden Bemerkungen der Befragten geht weiter hervor, dass teilweise auch Betriebe, welche nach Richtlinien des Biolandbaus produzieren, in den Berei­ chen Produktionstechnik und Betriebswirtschaft über zu wenig Informationen verfügen. Verbesserungsmöglichkeiten beim Informationsangebot Die Resultate zeigen klar, dass Verbesserungen primär beim Angebot an Informationen in digitaler Form gewünscht werden (Tab. 4). Insgesamt 48,1  % der Betriebe wünschen ein zentrales, nach Themen struktu­ riertes Internetportal. Mehr als ein Drittel der Betriebe würde ein verbessertes Angebot an Wissen auf Daten­ trägern begrüssen. Verschiedene Befragte äusserten zudem den Wunsch nach besserer Koordination des Angebotes der verschiedenen Anbieter. Die als mangel­ haft wahrgenommene Übersichtlichkeit des Angebotes kann mit ein Grund dafür sein, dass Internetangebote als Kanäle für die Wissensvermittlung gemäss den Abbil­ dungen 1 bis 3 nicht zu den wichtigsten zählen.). Berater schätzten in ihren Antworten die Verbesserungsmög­ lichkeiten sehr ähnlich ein wie die Produzenten (Tab. 5).


Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau | Pflanzenbau

Tab. 4 | Verbesserungsmöglichkeiten beim Informationsangebot – Vergleich der drei Betriebskategorien nach Tabelle 1. Für eine bessere Übersichtlichkeit sind Werte ≥ 25 % blau hinterlegt. % Nennungen Vorgegebene Auswahl an Verbesserungsmöglichkeiten

Fläche <2 ha (n=60)

Fäche >2 bis 19 ha (n=98)

Fläche > 19 ha (n=48)

Themengebündeltes und -strukturiertes ­Informationsangebot über ein Internetportal

38,3

56,1

43,8

Themengebündeltes Informationsangebot in ­gedruckter Form (z.B. Dossier, Ordner)

20,0

20,4

10,4

Mehr Informationsaustausch unter den Betrieben

20,0

22,4

16,7

Themengebündeltes Informationsangebot in ­digitaler Form (z.B. CD, Mail)

28,3

33,7

43,8

Mehr Fachtagungen zu Einzelthemen

10,0

12,2

8,3

Grösseres Angebot einzelbetrieblicher Beratung

18,3

21,4

29,2

Mittelwert % Nennungen

22,5

27,7

25,4

Da sie in ihrer Funktion Informationen erwerben, aufbe­ reiten und über verschiedene Kanäle an die Produzen­ ten weitergeben, werden sie bei der Umsetzung der Ver­ besserungen eine zentrale Rolle spielen. Obwohl Fachtagungen zu den wichtigsten Kanälen für Wissensvermittlung zählen (Abb. 1 und 2), wünschen nur wenige Befragte eine Ausweitung des Angebotes. Verbesserungen im Tagungsangebot müssten also eher in qualitativer als in quantitativer Hinsicht erfolgen. Bei den als wichtig bezeichneten Kategorien «Förderung des Wissensaustausches unter den Betrieben» und «ein­ zelbetriebliche Beratung» (Abb. 1 und 2) sehen jeweils weniger als ein Viertel der Antwortenden Verbesse­ rungsbedarf.

Schlussfolgerungen und Empfehlungen In den Begleitkommentaren zur Umfrage wurde festge­ stellt, dass die grösste Herausforderung bei der Beschaf­ fung von Wissen die Bewältigung der Informationsflut

sei. Es brauche nicht ein grösseres Angebot, sondern eine Strukturierung und Bündelung. Als Vorbild wurde mehrfach Hortigate (www.hortigate.de), die deutsche Internetplattform für Wissensvermittlung im Gartenbau genannt. Weil die Zeit, welche auf den Gemüsebaubetrie­ ben für die Beschaffung von Wissen zur Verfügung steht, heute knapp und unter Druck ist, sei eine Optimierung des Angebotes notwendig. Um die Effektivität der Wis­ sensvermittlung zu steigern, müssten die Anbieter von Wissen gemeinsam diese Aufgabe wahrnehmen. Unklar ist allerdings, ob diesbezüglich die Führungsrolle von den Branchenverbänden, der Offizialberatung oder von der Forschung (Agroscope) wahrgenommen werden soll. Die Resultate unterstreichen die wichtige Rolle der personalisierten Wissensvermittlung durch die Beratung. Obwohl bei der Offizialberatung der Kantone in den letzten Jahren die für persönliche Beratung verfügbaren Ressourcen gekürzt wurden, sieht eine klare Mehrheit der Betriebe noch keinen Verbesserungsbedarf. Bei einer zukünftigen Optimierung des Ressourceneinsatzes für 

Eigene Erhebungen, Berechnungen Diskussion mit Branchenkollegen Produktionskosten Db-Kalkulation VSGP, SZG Zeitschrift «Der Gemüsebau» Kurse, Seminare Treuhandstelle, Buchhalter Information Kant. Fachstellen Fachzeitschriften Ausland

wichtig sehr wichtig eher unwichtig unwichtig

Informationen AGRIDEA InformationenART Freies Internet % Nennungen

Abb. 3 | Bedeutung unterschiedlicher Quellen, die mit einer Zuordnung zu den Kategorien ­1 – 4 (siehe T­ abelle 2) gekennzeichnet sind, für Fachwissen und Informationen zum Thema Produktionskosten. Resultate für alle 206 Betriebe. Die durchschnittliche Balkenlänge (Summe aller Farben) entspricht 70,0 %, da für jede Quelle ein Anzahl Anworten keine Angabe enthielt.

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Pflanzenbau | Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau

Tab. 5 | Verbesserungsmöglichkeiten beim Informationsangebot – Vergleich der Angaben der Betriebe mit jenen der Berater. Bei der Beantwortung der Frage waren Mehrfachnennungen möglich. Vorgegebene Auswahl an Verbesserungsmöglichkeiten

% Nennungen Betriebe

% Nennungen ­Berater

Themengebündeltes und -strukturiertes Informationsangebot über ein ­Internetportal

48,1

42,9

Themengebündeltes Informations­ angebot in gedruckter Form (z.B. Dossier, Ordner)

18,0

23,8

Mehr Informationsaustausch unter den Betrieben

20,4

19,0

Themengebündeltes Informationsangebot in digitaler Form (z.B. CD, Mail)

34,5

38,1

Mehr Fachtagungen zu Einzelthemen

10,7

0,0

Grösseres Angebot einzelbetrieblicher Beratung

22,3

9,5

den Wissenstransfer soll aber nicht ausser Acht gelassen werden, dass der interaktive Kontakt zwischen For­ schung, Beratung und Produktion sowohl von Beratern als auch von Produzenten zu den wichtigsten Formen der Wissensvermittlung gezählt werden. In Deutschland hat der Abbau der Offizialberatung und die vermehrte Erhebung von Gebühren für Beratungsleistungen dazu geführt, dass privatwirtschaftliche Angebote einen gros­ sen Teil der Beratung übernehmen konnten, weil von Seiten der Betriebe die Nachfrage nach Beratung vor­ handen ist, selbst, wenn diese eingekauft werden muss (Dirksmeyer 2009). In Bezug auf Tagungen und Veranstaltungen hat ProfiGemüse CH einen ersten Schritt in die richtige Rich­ tung getan, indem die Partner einen zentralen Bran­ chenkalender geschaffen haben (Wieland 2010), der zur besseren Koordination von Veranstaltungen der Bran­ che dienen soll. Zusätzlich wurde ein Konzept erstellt, wie in Zukunft jährlich unter der Leitung der SZG das Angebot an Fachtagungen auf nationaler und regiona­ ler Ebene für das Folgejahr koordiniert werden soll. Um den Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau weiter zu verbessern, braucht es koordinierte Anstren­ gungen aller Akteure, auch von Agroscope. Die detaillier­ ten Ergebnisse der Umfrage, die in einem bei Agroscope verfügbaren Bericht vorliegen, bilden für eine Diskussion n des weiteren Vorgehens eine gute Grundlage.

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Agrarforschung Schweiz 4 (10): 432–439, 2013

ProfiCrops Das Forschungsprogramm ProfiCrops (www. proficrops.ch) von Agroscope hat zum Ziel, die Konkurrenzfähigkeit des schweizerischen Pflanzenbaus in einem zunehmend liberalisierten Umfeld zu garantieren. Zugleich soll das Vertrauen der Konsumenten in die Schweizer Produkte gestärkt werden. Die bei Projektbeginn gesetzten Ziele sind eine effizientere Produktion, eine Verbesserung der Innovation und eine Erhöhung des Mehrwertes, die Stärkung des Vertrauens der Konsumenten sowie die Anpassung der Rahmenbedingungen. Diese Aspekte waren Gegenstand interdisziplinärer Forschung in Form der vier Module Effizienz, Innovation, Konsumenten und Rahmenbedingungen sowie der integrierten und assoziierten Projekte Feuerbrand, ProfiVar, ProfiGemüse CH, Zusammenarbeit beim Fruchtwechsel, ProfiViti, WIN4 und FUI. Eine Serie von Artikeln, die in der Agrarforschung Schweiz unter dem Überbegriff «ProfiCrops» publiziert worden sind, hat die Verbreitung von Resultaten und Lösungen ermöglicht, welche der Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der pflanzlichen Produktion in der Schweiz dienen. Diese Resultate und Lösungen sind beispielhaft. Ein Synthesebericht wird ab Anfang 2014 zur Verfügung stehen. Der Artikel «Wissenstransfer im Schweizer ­Gemüsebau», welcher dem integrierten Projekt ProfiGemüse CH* entstammt, stellt eine konkrete Initiative einer intensivierten Koordination zur Weitergabe von Kenntnissen im Rahmen einer Branche dar. Der Artikel zeigt das Bedürfnis auf, den Informationsfluss zu koordinieren, und er weist auch auf die Bedeutung der Netzwerke für die Weiterleitung der Erkenntnisse hin. Diese Kenntnisse sind sehr wichtig, da sie den Produzenten erlauben, im Rahmen dieses speziell dynamischen Sektors innovativ zu sein. * http://www.agroscope.admin.ch/proficrops/05372/index.html?lang=fr


Transfer di conoscenze nell’ambito dell’orticoltura svizzera Un’inchiesta condotta nel 2010 ha analizzato il transfer di conoscenze nell’ambito dell’orticoltura svizzera attraverso 226 risposte scritte. E’ stata registrata l’importanza delle fonti di conoscenza nei settori della tecnica di produzione, mercato e gestione aziendale delle aziende orticole. Si è dimostrato che la propria conoscenza di base delle aziende è valutata più importante di quelle acquisite tramite consulenza o giornate informative. La maggior parte dei partecipanti all’inchiesta non ha percepito in nessuno dei settori intervistati delle carenze significative di conoscenze disponibili. Tuttavia, quasi la metà dei partecipanti desidera un miglioramento nello scambio di conoscenze attraverso internet o sotto forma di banche dati elettroniche. I risultati di quest’inchiesta possono servire come base per un migliore coordinamento e orientamento del transfer di conoscenze per l’orticoltura svizzera.

Summary

Riassunto

Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau | Pflanzenbau

Knowledge dissemination in the Swiss vegetable production A survey on knowledge dissemination in the vegetable sector and on information sources used by vegetable farms was conducted in 2010. 226 questionnaires returned by growers and advisors were analyzed. Information domains were: technical aspects of production, market access and farm economics. Results show that growers attached a high value to their own basic knowledge and information transferred through inter-farm personal contacts. In addition, knowledge available from advisory services or acquired at information days for farmers was also considered to be of major importance. Most of the growers do not recognize relevant gaps in the available knowledge in any of the covered domains. However, half of them wish an improvement in the electronic dissemination pathways such as internet or other media. The results of this survey will help to focus and improve knowledge dissemination within the Swiss horticultural sector. Key words: knowledge dissemination, vegetable production, survey, ProfiCrops.

Literatur ▪▪ Alföldi T., Weidmann G., Schmid O. & Niggli U. 2003. Herausforderungen für den Wissenstransfer in der Schweiz. Zugang: http://orgprints. org/525/1/alfoeldi-t-herausforderung-wissenstransfer-schweiz-2003.pdf. ▪▪ Dirksmeyer W. 2009. Exkurs: Beratungsstrukturen im Produktionsgartenbau. Landbauforschung Sonderheft 330, 163–167. ▪▪ Gielen P.M., Hoeve A. & Nieuwenhuis L.F.M. 2003. Learning entrepreneurs: learning and innovation in small companies. European Educational Research Journal 2, 90–106. ▪▪ Möhring A., Mack G. & Willersinn C. 2012. Gemüseanbau – Modellierung der Heterogenität und Intensität. Agrarforschung Schweiz 3, 382–389.

▪▪ Vogler U. & Baur R. 2011. ProfiGemüse CH – ein neues Netzwerk als integriertes Projekt von ProfiCrops. Agrarforschung Schweiz 2, 470–475. ▪▪ Vogler U., Fähndrich S., Crole-Rees A. & Baur R. 2012. Gemüseproduzenten wünschen bessere Informationen. Der Gemüsebau/Le Maraîcher 4/2012, 29. ▪▪ Wieland T. 2010. Novum: Zentraler Veranstaltungskalender für die Schweizer Gemüsebaubranche im Internet. Medienmitteilung 08.11.2010. Schweizerische Zentralstelle für Gemüsebau und Spezialkulturen.

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K u r z b e r i c h t

Serie ProfiCrops

Forschen für einen nachhaltigen Schweizer Obstbau trotz Feuerbrand Esther Bravin Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 8820 Wädenswil Auskünfte: Esther Bravin, E-Mail: esther.bravin@agroscope.admin.ch, Tel. +41 44 783 62 44

Feuerbrand: eine gravierende Krankheit, die man bewältigen muss (Symptome bei Gala).

Bildlegende

Am 2. Juli 2013 führte die Forschungsanstalt Agroscope an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) eine Veranstaltung zum Abschluss des Integrierten Projektes (IP) Feuerbrand durch. Die Veranstaltung wurde im Rahmen des Forschungsprogramms ProfiCrops von Anna Crole-Rees (Leiterin von ProfiCrops) mit Eduard Holliger (Koordinator IP Feuerbrand) organisiert (Abb. 1). Es nahmen rund sechzig Gäste aus Forschung, Branche und Praxis aus der ganzen Schweiz teil.

440

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 440–443, 2013

Motion von Nationalrat Walter Müller Das Projekt wurde von der Forschungsanstalt Agro­ scope Changins-Wädenswil ACW als Reaktion auf das verheerende Feuerbrandjahr 2007 initiiert. Dank der Motion Müller konnten für die Obstbauforschung zusätzliche Mittel (0,5 Mio. Franken pro Jahr für vier Jahre) eingesetzt werden. Mit IP-Feuerbrand konnten die Aktivitäten von Agro­ scope und zahlreichen Partnern (Tab. 1) unter einem Dach vereint werden. Synergien konnten besser genutzt


werden. Die hohe fachliche Kompetenz im Rahmen des IP-Feuerbrand hat andere Institutionen zur Finanzierung (Tab. 1) zusätzlicher Projekte veranlasst. Eduard Holliger, stellte das Ziel des Projektes vor: Konkurrenz- und Zukunftsfähigkeit des Schweizer Obst­ baus mit einer nachhaltigen Prävention und Bekämp­ fung des Feuerbrandes sichern. «Dieses Ziel kann erreicht werden, wenn der Feuerbranderreger besser verstanden und diagnostiziert wird und geeignete Massnahmen für die Bekämpfung und Regulierung des Feuerbrandes ent­ wickelt werden«, so Holliger. Als Beitrag zur Lösung des akuten Feuerbrandproblems wurden Forschung und Kooperation in den Bereichen Diagnostik, Genomik und Züchtung verstärkt. Resultate für Forschung und Praxis Obwohl die Forschung im Obstbau oft lange Fristen braucht, um nachhaltig wirksame Resultate zu erarbei­ ten, sind nach nur sechs Jahren hochwertige und praxis­ relevante Resultate für den Schweizer Obstbau entstan­ den: ••Feuerbrand-Schnelltest für die Diagnose im Feld ••Genom des Erregers entschlüsselt ••Molekulare Charakterisierung der Isolate ••Erkenntnisse zu feuerbrandrobusten Apfelunterlagen ••Übersicht der Feuerbrandanfälligkeit vieler Kernobst­ sorten ••Robuste Apfelsorte Ladina in Pilotanlagen in der Praxis Brion Duffy, Bakteriologe bei Agroscope, hat im Jahre 2011 mit seinem Team das Genom des Feuerbrander­ regers Erwinia amylovora entschlüsselt und stellte Ergeb­ nisse vor. Mit molekularbiologischen Methoden kann eine allenfalls auftretende Resistenz des Bakteriums gegen Streptomycin identifiziert werden. Mit angepass­ ten Bekämpfungsstrategien werden Resistenzen vermie­ den. Dank EaAgriStrip (Feuerbrand-Schnelltest) können die Fachstellen einfach, rasch und zuverlässig Feuer­ brandbakterien direkt in der Obstanlage nachweisen. Die Kombination von EaAgriStrip und Blüteninfektions­ prognosemodell Marybliyt hilft bei der optimierten Anwendung von Bekämpfungsmethoden. Verschie­ denste Bakterienprodukte mit Bacillus subtilis, Pseudomonas fluorescens oder Pantoea agglomerans oder Hefen wurden gegen Feuerbrand getestet. Für Duffy bleibt die Unterstützung der Koexistenz zwischen Hoch­ stamm und Erwerbsobstbau ein wichtiges Ziel der Feuer­ brand-Forschung. Markus Kellerhals, Obstzüchter bei Agroscope, stellte umfassende Ergebnisse zur Feuer­ brandanfälligkeit von Sorten und Zuchtmaterial vor und den wichtigen Durchbruch mit robusten Sorten wie bei­ 

Zusammenfassung

Forschen für einen nachhaltigen Schweizer Obstbau trotz Feuerbrand | Kurzbericht

ProfiCrops Das Forschungsprogramm ProfiCrops (www. proficrops.ch) von Agroscope hat zum Ziel, die Konkurrenzfähigkeit des schweizerischen Pflanzenbaus in einem zunehmend liberalisierten Umfeld zu garantieren. Zugleich soll das Vertrauen der Konsumenten in die Schweizer Produkte gestärkt werden. Die bei Projektbeginn gesetzten Ziele sind eine effizientere Produktion, eine Verbesserung der Innovation und eine Erhöhung des Mehrwertes, die Stärkung des Vertrauens der Konsumenten sowie die Anpassung der Rahmenbedingungen. Diese Aspekte waren Gegenstand interdisziplinärer Forschung in Form der vier Module Effizienz, Innovation, Konsumenten und Rahmenbedingungen sowie der integrierten und assoziierten Projekte Feuerbrand, ProfiVar, Profi-Gemüse CH, Zusammenarbeit bei den Fruchtfolgen, ProfiViti, WIN4 und FUI. Eine Serie von Artikeln, die in der Agrarforschung Schweiz unter dem Überbegriff «ProfiCrops» publiziert worden sind, hat die Verbreitung von Resultaten und Lösungen ermöglicht, welche der Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der pflanzlichen Produktion in der Schweiz dienen. Diese Resultate und Lösungen sind beispielhaft. Ein Synthesebericht wird ab Anfang 2014 zur Verfügung stehen. Der Artikel «Forschen für einen nachhaltigen Schweizer Obstbau trotz Feuerbrand», der mit dem Projekt Feuerbrand verbunden ist, stellt ausführlich die herausragendsten Resultate des Projektes dar, welche dank einer gut unterstützten und interdisziplinären Forschung erzielt worden sind.

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Kurzbericht | Forschen für einen nachhaltigen Schweizer Obstbau trotz Feuerbrand

Tab. 1 | IP Feuerbrand: Partnerinstitutionen und Finanzierungsorgane (alphabetisch) Partnerinstitutionen

Finanzierungsorgane

Agroscope

Agroscope

Eidgenössische Technische Hochschule (ETH)

Bundesamt für Landwirtschaft (BLW)

Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL)

Bundesamt für Umwelt (BAFU)

Fruture

CAVO-Stiftung

Institut national de la recherche agronomique (INRA – Frankreich)

Eidgenössische Fachkommission für biologische Sicherheit (EFBS)

Julius Kühn-Institut (JKI – Deutschland)

Eidgenössische Technische Hochschule (ETH)

Kantonale Fachstellen: Aargau, Luzern, St. Gallen, Thurgau und Zürich

EU Rahmenprogramm für Forschung

Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee (KOB – Deutschland)

EUPHRESCO (EU)

Lubera

European Cooperation in Science and Technology (COST)

Mabritec

Fructus

Universität Genf (UNIGE)

Interreg IV

Universität Hohenheim (Deutschland)

Kantonale Fachstellen: Aargau, Luzern, St. Gallen, Thurgau und Zürich

Universität Konstanz (Deutschland)

Kommission für Technologie und Innovation (KTI)

Varicom

Quality Juice Foundation Schweizerischer Nationalfonds (SNF)

spielsweise Ladina. Jennifer Gassmann von Agroscope präsentierte Resultate aus dem Bereich der Obstgenres­ sourcen. Über 200 alte Sorten wurden auf Feuerbrand­ anfälligkeit geprüft. Einige Sorten wie Alant, Enterprise, Rubinola und Dalinette zeigen ermutigende Resultate. Es gibt aber noch über 1700 Sorten in der Schweiz, die noch nicht getestet wurden. Sarah Perren von Agro­ scope zeigte Resultate über die Feuerbrandanfälligkeit nach künstlicher Inokulation der Blüten. Bei der Blüten­ inokulation (Feldversuch) schneiden nicht alle Sorten gleich ab wie bei der Triebinokulation im Gewächshaus, was die Notwendigkeit beider Tests belegt. Feuerbrand in der Politik In den letzten zwanzig Jahren haben Bund und Kantone über 100 Millionen Franken für phytosanitäre Massnah­ men im Bereich Feuerbrand ausgegeben, so Hans Dreyer vom Bundesamt für Landwirtschaft. Diese Massnahmen und der Einsatz von Streptomycin sind nicht unumstrit­ ten. Der Motion von Nationalrätin Maya Graf fehlten vor zwei Jahren zur Annahme nur drei Stimmen. Sie forderte

442

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 440–443, 2013

eine radikale Änderung der Feuerbrandstrategie. Obwohl das IP Feuerbrand zu Ende geht, gibt es für Georg Bregy, Direktor des Schweizer Obstverbands, und David Szalatnay von der Fachstelle Obstbau Strickhof weiter­ hin grossen Forschungsbedarf in: ••Alternativen zu Streptomycin ••Kenntnisse zum Erreger und der Epidemiologie ••Züchtung robuster Sorten und längerfristiger Erhalt der Robustheit ••Akzeptanz robusterer Sorten auf dem Markt (Marktof­ fensive) ••Kommunikation zum Thema Feuerbrand Feuerbrand-Management Vor mehr als zehn Jahren sind Praxis, Beratung und For­ schung in der Schweiz in Anbetracht der zunehmenden Verbreitung des Feuerbranderregers davon abgekom­ men, den Feuerbranderreger durch verschiedene Mass­ nahmen von Anbaugebieten fernhalten zu wollen: Es geht nun um die Eindämmung des Feuerbranderregers


Forschen für einen nachhaltigen Schweizer Obstbau trotz Feuerbrand | Kurzbericht

Abb. 1 | An der Schlussveranstaltung des Integrierten Projektes Feuerbrand nahmen gut sechzig Vertreterinnen und Vertreter aus Forschung, Branche und Praxis teil.

und den Schutz der Obstanlagen vor Infektionen durch Bekämpfungs- und Regulierungsmassnahmen. Man spricht also nicht mehr von Feuerbrandbekämpfung. Die Devise ist jetzt Feuerbrandmanagement. Die Obstbau­ praxis muss mit Unterstützung von Forschung und Bera­ tung trotz Feuerbrand auch in Zukunft, mit akzeptablen Rahmenbedingungen, nachhaltig Obst produzieren. Wissenschaftlicher Workshop Die Schlussveranstaltung IP-Feuerbrand hat den 13. ISHS Feuerbrand-Workshop (www.fireblight2013.org) an der ETH in Zürich eine optimale Verbindung von Praxis und Wissenschaft ermöglicht. Der Workshop wurde von Agroscope und ETH Zürich organisiert, und es konnten sich 120 Forschende aus der ganzen Welt zum Thema Feuerbrand austauschen. Die rege Teilnahme der Expertinnen und Experten und die Grosszügigkeit der Schweizer Sponsoren an der Tagung zeigen das Engagement der Akteure und die Bedeutung der Schweiz in der weltweiten FeuerbrandForschung.

Auszüge des Artikels wurden bereits in der Schweizer Zeitschrift für Obst- und Weinbau (SZOW) vom 2. August 2013 (15. Ausgabe 2013) veröffentlicht. n

Mehr Informationen zur Feuerbrandforschung bei Agroscope: www.feuerbrand.ch Programm und Präsentationen von IP Feuerbrand: http://www.agroscope.admin. ch/proficrops/05416/07157/index.html?lang=de

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K u r z b e r i c h t

Rasche Entwicklung neuer Diagnostik­ werkzeuge für die Landwirtschaft Christophe Debonneville, Jean-Sébastien Reynard, Olivier Schumpp und Santiago Schaerer Station de recherche Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon, Schweiz Auskünfte: Christophe Debonneville, E-Mail: christophe.debonneville@agroscope.admin.ch, Tel. +41 22 363 43 71

Isolierung von Antikörpern, welche mit Phagen-Display ausgewählt wurden.

Angesichts des stetigen Auftretens neuer Krankheiten sowie neuer Stämme von Viren, Bakterien oder Pilzen müssen rasch und kostengünstig neue Diagnostikmethoden entwickelt werden. Die «Phagen–Display» genannte Methode ermöglicht die schnelle und verlässliche Isolierung neuer Antikörper. Dies erlaubt es, ein breites Spektrum von Zielorganismen bei Pflanzenkrankheiten, im Veterinärwesen oder im Lebensmittelbereich zu analysieren. Ein nachfolgend dargestelltes Beispiel eines Zielorganismus ist das Virus, welches die viröse Kleinfrüchtigkeit der Kirsche hervorruft. Der hohe Stand der Landwirtschaft in der Schweiz beruht zu einem grossen Teil auf der Wissenschaft und der technischen Innovation. Im Gebiet des Pflanzen­ schutzes trägt die wissenschaftliche Entwicklung in

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Agrarforschung Schweiz 4 (10): 444–447, 2013

massgebender Weise dazu bei, dass schnelle und präzise Diagnostikmethoden für Infektionskrankheiten verfüg­ bar werden, welche die Wahl der wirksamsten Bekämp­ fungsstrategien ermöglichen. Die Entdeckung der Methode zum immunologischen Nachweis mittels ELISA (Enzyme Linked Immunosorbent Assay; Abb. 1) und deren Anwendung für die Diagnose von kultivierten Pflanzen (Clark und Adams 1977) waren wegweisende Etappen. Seit mehr als dreissig Jahren wird die Qualität bei der Zertifizierung diverser wichti­ ger Kulturpflanzen (Gugerli 1978), die in der Schweiz erzeugt und verkauft werden, durch die Anwendung dieser Methode gewährleistet. Die Intensivierung des globalen Austausches von Pflanzenmaterial, die Zunahme der Gesetzgebung und der Kontrollen sowie das Auftreten neuer Krankheiten


Rasche Entwicklung neuer Diagnostik werkzeuge für die Landwirtschaft | Kurzbericht

A

Farbindikator sekundärer Antikörper primärer Antikörper Virus

B

Farbindikator Enzym-konjugierter Antikörper Virus Beschichtungsantikörper

Abb. 1 | Schematische Darstellung der Methode ELISA. A: ELISA «indirekt»: das Virus wird auf einer stabilen Oberfläche festgehalten, danach wird ein primärer Antikörper verwendet, um das Virus zu detektieren. Ein angehängter, sekundärer Antikörper erlaubt das Erkennen der Proben (Änderung der Farbe bei den positiven Proben). B: ELISA «Sandwich Doppelantikörper» (DAS): Der Beschichtungsantikörper wird auf einer soliden Unterlage festgehalten, danach wird die Probe angesetzt. Ein damit verbundener Enzym-konjugierter Antikörper erlaubt es, die Proben zu identifizieren (Änderung der Farbe bei den positiven Proben).

hat zu einer rasanten Zunahme der Bedürfnisse nach neuen Diagnostikwerkzeugen geführt. Die immunologi­ sche Diagnostik vom Typ ELISA und die Immunochroma­ tographie sind die am meisten verwendeten Methoden. Im Vergleich zu den Methoden der molekularen Diag­ nostik, welche auf der genetischen Einmaligkeit der pathogenen Stämme beruht, ist die immunologische Analyse billiger und kann von Nicht­Spezialisten wie Ein­ zelpersonen oder Produzenten verwendet werden (De Boer und Lopez 2012). Aus denselben Gründen kommt

BPhagenbank Phagenbank (3,109 Klone) (3,109 Klone)

Titration, Titration, Amplifikation, Amplifikation, Lagerung Lagerung

An re

genetische genetische Information Information

ng ng eru heru ich ic An re

A

der immunologischen Analyse für die Bearbeitung der grossen Zahl von Proben, welche bei der Zertifizierung von Pflanzenmaterial anfällt, beträchtliche Bedeutung zu. Die immunologische Diagnostik in der Landwirt­ schaft beruht auf der Erzeugung spezifischer Antikörper, deren Einsatz dem Nachweis von Krankheitserregern dient. Bei Agroscope entwickelt die Gruppe Virologie und Phytoplasmologie ständig neue Antikörper für den Nachweis auftretender oder neuer Krankheiten, welche  die Kulturen in der Schweiz befallen.

Antikörperfragmente Antikörperfragmente (AkF) (AkF)

Exposition Exposition EluierenEluieren Waschen Waschen Abb. 2 | A: Partikel filamentöser Phagen, welche modifizierte DNA enthalten. Dies erlaubt die Expression des Antikörperfragmentes in Relation zu seiner Oberfläche (Genotyp gebunden an den Phänotyp) B: Zyklus der Selektion – Amplifikation des «Phagen-Display». Das gesuchte Ziel wird auf einer soliden Oberfläche festgehalten und danach gegenüber der Phagenbank exponiert. Nach der Waschung werden die Phagen, die sich ans Ziel angelagert haben, eluiert, titriert und verstärkt. Nach zwei bis vier Selektionszyklen werden die Antikörperfragmente in Bezug auf die zu untersuchenden Eigenschaften analysiert.

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 444–447, 2013

445


Kurzbericht | Rasche Entwicklung neuer Diagnostik­w erkzeuge für die Landwirtschaft

Abb. 3 | Gesunde Kirschen (links) und von viröser Kleinfrüchtigkeit befallene Kirschen (rechts). (Foto: ACW).

Die sogenannte «Phagen-Display»-Technik, die nachste­ hend vorgestellt wird, kommt üblicherweise in der thera­ peutischen und diagnostischen Medizin zum Einsatz. Indem diese Technik an die Bedürfnisse der Landwirtschaft angepasst wird, gelingt es rasch und preiswert neue, hoch spezifische, monoklonale Antikörper zu erzeugen.

Die Technik des «Phagen–Display» Die Entwicklung eines neuen monoklonalen Antikörpers ist ein komplexer Prozess. Bisher wurden mehrere Methoden erfolgreich einge­ setzt, insbesondere die Erzeugung von Hybridomzellen und die «Phagen-Display»-Technik. Mit der letztgenann­ ten Technik werden exogene Peptide (in unserem Falle ein Antikörperfragment oder AkF) an die Oberfläche eines faserförmigen Bakteriophagen angebracht, wodurch verschiedene Zielorganismen angepeilt wer­ den können (Abb. 2a). Dies erlaubt in vitro die natürli­ che Selektion von Immunoglobulinen. Ausgangspunkt ist üblicherweise eine grosse, stark diversifizierte Band­ breite von Phagenpartikeln (genannt Bank, welche 106 bis 1010 verschiedene Kandidaten enthält). Dieses breit­ gefächerte Angebot wird dem zu untersuchenden Ziel­ organismus entgegen gestellt, damit jene Kandidaten identifiziert und isoliert werden können, die sich daran ankoppeln (Abb. 2b). Die Phagen, welche die AkF erzeu­ gen, werden in dieser Weise isoliert und anschliessend

446

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 444–447, 2013

vermehrt sowie erneut gegen denselben Zielorganismus selektioniert. Nach zwei bis vier Selektions- und Vermeh­ rungszyklen werden die Kandidaten auf die gesuchte Aktivität hin geprüft, wobei hautpsächlich die ELISAMethode angewendet wird. Diese Strategie, welche auf der Selektion beruht, ist deutlich schlagkräftiger als eine Strategie, welche auf der klassischen Selektion (unter Verwendung von Zellkulturen) beruht, welche mehr zeitlichen und materiellen Aufwand erfordert. Es kön­ nen 106 bis 1010 verschiedene Kandidaten dem Selekti­ onsprozess unterworfen werden, eine Zahl, die unmög­ lich mit der Zellkultivierung gemäss der traditionellen Methode erreichbar wäre. Die Verbindung von Phäno­ typ (Antikörperfragmente an der Phagenoberfläche exprimiert) und Genotyp (DNA durch den Phagen kodiert) erlaubt einen raschen Zugriff auf die selektio­ nierten Molekülsequenzen. Dank dieser effizienten Methode kann ein spezifischer Phage in der Original­ bank selektioniert werden. Der Zugang zur genetischen Information ermöglicht auch einen nachfolgenden Opti­ mierungsschritt in dem beispielsweise ein DNA-Abschnitt an bestimmten Stellen durch gezielte Mutagenese mani­ puliert wird. Damit wird die Affinität der ausgewählten Antikörperfragmente verbessert. Beispiele von mono­ klonalen Antikörpern, die dank dieser Technik entwi­ ckelt wurden, gibt es in der Medizin (Geyer et al. 2012; Hairul Bahara et al. 2013) sowie in der Pflanzenvirologie (Ziegler et al. 1995).


Rasche Entwicklung neuer Diagnostik­w erkzeuge für die Landwirtschaft | Kurzbericht

Schlussfolgerungen

900

Optische Dichte (mOD)

800 700 600 500 400 300 200 100 0 AkF 1 + virus

AkF 2 + virus

AkF 3 + virus

Abb. 4 | Resultate eines ELISA-Tests mit mehreren Antikörperfragmenten (AkF), welche mit «Phagen-Display» isoliert wurden. AkF 1 erkennt spezifisch das Virus, welches die viröse Kleinfrüchtigkeit der Kirsche hervorruft. AkF 2 und AkF 3 erkennen das Virus jedoch nicht. AkF 1 könnte als Basis für die Entwicklung eines Diagnostiktestes dienen, welcher erlauben würde die viröse Kleinfrüchtigkeit der Kirsche nachzuweisen.

Die viröse Kleinfrüchtigkeit der Kirsche Die viröse Kleinfrüchtigkeit der Kirsche ist eine kom­ plexe und noch wenig bekannte Krankheit, die mit meh­ reren faserartigen Viren der Famillie der Closteroviridae (Hadidi et al. 2011) in Verbindung gebracht wird. Diese Viruskrankheit verringert bei befallenen Bäumen die Qualität der zu erntenden Früchte in erheblichem Masse. Anfällige Sorten erzeugen kleine, farblose, fade Kir­ schen, welche unverkäuflich sind (Abb. 3). Ein vorzeiti­ ges, herbstliches Verfärben des Blattwerkes und eine Verringerung der Wuchskraft der Bäume sind weitere Symptome der Krankheit. Die Krankheit wird beim Pfropfen sowie durch natürliche Vektoren wie Schild­ läuse übertragen. Die Krankheit ist allein anhand der Symptome schwierig zu diagnostizieren. Die Indizierung, die erlaubt Krankheiten virösen Ursprungs nachzuwei­ sen, stellt das klassische diagnostische Hilfsmittel dar, was jedoch jahrelange Studien erfordert. Es ist daher unabdingbar, über zuverlässige und schnelle diagnosti­ sche Werkzeuge zu verfügen, damit wirksam gegen diese Krankheit vorgegangen werden kann. Mit Hilfe der Phagen–Display-Technik werden gegenwärtig Anti­ körper erzeugt, damit ein schneller und spezifischer Nachweistest für diese Krankheit entwickelt werden kann. Es sind bereits mehrere Antikörperfragmente selektioniert worden, welche das Eiweiss der Virusum­ hüllung erkennen können (Abb. 4). Die Entwicklung eines ELISA-Tests mit diesem neuen Antikörper wird die Diagnose dieser Krankheit beschleunigen und die Kennt­ nisse zur virösen Kleinfrüchtigkeit der Kirsche in der Schweiz verbessern.

Die Technik des «Phagen–Display» ist nicht nur schnell und billig, sie eröffnet auch ein weites Spektrum von Anwendungen bei der Entwicklung diagnostischer Werkzeuge für die Landwirtschaft. Es ist nicht mehr nötig, dass man Krankheitserreger anreichern und rei­ nigen kann, da es jetzt möglich ist, ein Protein des in vitro erzeugten Zielorganismus zu verwenden. Die Technik kann somit nicht nur in der Virologie eingesetzt werden, sondern auch in der Bakteriologie und der Phytoplasmologie (zum Beispiel bei der phytoplasma­ bedingten Vergilbungskrankheit der Rebe). Es sei daran erinnert, dass Phytoplasmen Organismen sind, die nicht ex vivo (ausserhalb des Lebendigen) kultiviert werden können. Die «Phagen-Display»-Technik ermöglicht auch die Isolierung eines Antkörpers, der gegen ein Toxin oder eine ganz andere Zielsubstanz mit poten­ zieller Anwesenheit in Lebensmitteln gerichtet ist. Es ist theoretisch möglich, einen Antikörper gegen irgend eine Zielsubstanz oder einen Zielorganismus zu erhal­ ten, was diese Technik zu einem bemerkenswert schlag­ kräftigen Werkzeug macht. n

Literatur ▪▪ Clark M. F. & Adams A. N., 1977. Characteristics of the microplate ­m ethod of enzyme-linked immunosorbent assay for the detection of plant viruses. Journal of General Virology 34, 475–483. ▪▪ De Boer S. H. & Lopez M. M., 2012. New grower-friendly methods for plant pathogen monitoring. Annual Review of Phytopathology 50, 197–218. ▪▪ Engvall E. & Perlmann P, 1971. Enzyme-linked immunosorbent assay (ELISA). Quantitative assay of immunoglobulin G. Immunochemistry 8, 871–874. ▪▪ Geyer C. R., McCafferty J., Dubel S., Bradbury A. R. & Sidhu S. S., 2012. Recombinant antibodies and in vitro selection technologies. Methods Mol Biol 901, 11–32. ▪▪ Gugerli P., 1978. Detection of 2 Potato Viruses by Enzyme-Linked Immunosorbent Assay (Elisa). Phytopathologische Zeitschrift-Journal of Phytopathology 92, 51–56. ▪▪ Hadidi A., Barba M., Candresse T. & Jelkmann W., 2011. Virus and viruslike diseases of pome and stone fruits. American Phytopathological Society. 429 p. ▪▪ Hairul Bahara N. H., Tye G. J., Choong Y. S., Ong E. B., Ismail A. & Lim T. S., 2013. Phage display antibodies for diagnostic applications. Biologicals 41, 209–216. ▪▪ Ziegler A., Torrance L., Macintosh S. M., Cowan G. H. & Mayo M. A., 1995. Cucumber mosaic cucumovirus antibodies from a synthetic phage display library. Virology 214, 235–238.

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 444–447, 2013

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K u r z b e r i c h t

Tête de Moine AOP: eine neue Kultur für den Herkunftsnachweis John Haldemann, Hélène Berthoud, Alexandra Roetschi, Ueli von Ah, Deborah Rollier und Elisabeth Eugster, ­Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras, 3003 Bern, Schweiz Auskünfte: John Haldemann, E-Mail: john.haldemann@agroscope.admin.ch, Tel. +41 31 323 43 34

Abb. 1 | Beim Vergleich der Schnittbilder der Tête de Moine-Proben aus dem Praxisversuch gibt es keine Auffälligkeiten zwischen der Kontrolle (oben links) und den Versuchs­ käsen.

Landwirtschaftliche Erzeugnisse mit geschützter Ursprungsbezeichnung (GUB/AOP) erzielen auf dem Markt als traditionell hergestellte Produkte mit geografisch definierter Herkunft einen Mehrwert. Es kommt aber immer wieder vor, dass AOP-Produkte kopiert werden. Agroscope Liebefeld hat eine Methode entwickelt, mit der über die eingesetzten Kulturen die Herkunft des Tête de Moine AOP nachgewiesen werden kann. Die Kultur für den Herkunftsnachweis ist seit Januar 2013 im Einsatz. Den Tête de Moine-Käsern entgehen jedes Jahr Einnah­ men aufgrund von gefälschtem, nicht nach den strengen Richtlinien des AOP-Pflichtenhefts hergestellten Käse, welcher illegal auf den Markt gelangt. Um dagegen anzukämpfen und um die Konsumenten vor Täuschung zu schützen, hat Agroscope ein neues Verfahren mit

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Agrarforschung Schweiz 4 (10): 448–450, 2013

molekularbiologischen Methoden entwickelt, das effizi­ ent und kostengünstig ist. Das Prinzip des Verfahrens besteht darin, mit Hilfe von molekularbiologischen Methoden Bakterien nachzuweisen, die während der Herstellung des Käses als Kultur zugegeben wurden. Der Nachweis der Bakterien erfolgt über die Analyse ihres Erbguts (Eugster et al. 2013; Eugster et al. 2011). Analog eines Vaterschaftstests können die sogenannten «Mar­ kerbakterien» in einem Stück reifen Tête de Moine AOP nachgewiesen werden (World Intellectual Property Orga­ nization, 2011). Hohe, langjährige Kompetenz im Bereich Kulturenentwicklung im Liebefeld Die Entwicklung von Kulturen für den Herkunftsnach­ weis begann vor etwa zehn Jahren und wurde in einem zwölfköpfigen Team vorangetrieben. 2006 wurden AOP-


Tête de Moine AOP: eine neue Kultur für den Herkunftsnachweis | Kurzbericht

Tab. 1 | Spezifische Nachweisbarkeit von drei Markerbakterien in Tête de Moine (Pilot-Plant-Versuch) Zugabe KbE/ml

Stamm A

Stamm B

Stamm C

Zugabe KbE/ml

1M

3M

ohne

103

ohne

10 4

+

ohne

10 4

+

+

ohne

ohne

10 4

ohne

ohne

105

–/+

+

–/+

1M

3M

6M

6M

Zugabe KbE/ml

1M

3M

6M

103

+

+

ohne

+

ohne

102

+

+

+

105

+

+

+

103

102

+

+

+

105

+

+

+

10 4

+: positiver Nachweis: Kopien pro Reaktion liegt über 10 –: negativer Nachweis: Kopien pro Reaktion liegen unter 103 +/-: kein eindeutiges Ergebnis: Kopien pro Reaktion liegen zwischen 103 und 10 4 4

Kulturen für den Gruyère und 2011 die Herkunftsnach­ weiskulturen für den Emmentaler AOP lanciert. Da Agroscope diese Kulturen exklusiv nur an Betriebe in der Schweiz verkauft, ist der Nachweis der darin enthalte­ nen Stämme ein sicherer Indikator dafür, dass der Käse tatsächlich in der Schweiz hergestellt wurde. Weitere Sortenorganisationen – darunter auch die Sortenorgani­ sation Tête de Moine – erteilten Agroscope daraufhin ebenfalls ein Mandat für die Entwicklung von Kulturen für den Herkunftsnachweis in Käse. Dazu musste zuerst nach geeigneten Bakterien gesucht werden, die natürlicherweise im Käse vorkom­ men, die Käseherstellung überleben und die auch nach einer Reifungszeit von drei und sechs Monaten noch nachgewiesen werden können. Zudem dürfen solche Kulturen keinen Einfluss auf das Aussehen und die orga­ noleptischen Eigenschaften des Käses haben. In der Agroscope-Stammsammlung, die etwa 13 000 Bakterien­ isolate umfasst, konnten schnell geeignete Bakterien gefunden werden.

Die Wahl fiel auf Milchsäurebakterien, die aus dem Ursprungsgebiet des Tête de Moine stammen und die, in sehr kleiner Zahl zugesetzt, nach sechs Monaten Rei­ fungszeit im konsumreifen Käse sowie in Rosetten nach­ gewiesen werden können. In einem weiteren Schritt ging es darum, unter diesen Milchsäurebakterien geeig­ nete Stämme zu finden, die sich anhand stammspezifi­ scher Sequenzen durch molekularbiologische Methoden nachweisen lassen. Aufwändige Versuchsreihen Die ausgewählten Milchsäurebakterien wurden sowohl im Labor als auch in der Praxis auf ihre Tauglichkeit geprüft. Die Stämme A, B und C wurden für Anwen­ dungstests im Pilot Plant und in der Praxis ausgewählt. Im Folgenden sind die Ergebnisse aus zwei Versuchen dargestellt. Die ausgewählten Markerbakterien können je nach Dosierung den Gehalt an freien Aminosäuren sowie den pH-Wert und die Gasbildung im Käse beein­ flussen. Mit zunehmender Dosierung der Herkunfts­ 

Tab. 2 | Mittelwerte (n=7) der Ergebnisse der chemischen Untersuchung nach 100 Tagen Lagerung

Variante

Total FAS (OPA) mmol/kg

Total FAS (HPLC) mg/kg

Total fl. FS mmol/kg

Citronensäure mmol/kg

pH-Wert –

biogene ­A mine mg/kg

Kontrolle

196,7

21 383

15,7

5,5

5,68

599

ABC

216,7

na

17,9

5

5,7

na

AB

201,7

21 925

17,3

5,2

5,7

524

AC

191,5

na

14,8

5,6

5,64

na

ohne

196,7

21 383

15,7

5,5

5,68

599

mit

203

21 925

16,6

5,3

5,68

524

t-Test

ns

ns

ns

ns

ns

ns

na: nicht analysiert ns: nicht signifikant

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 448–450, 2013

449


Kurzbericht | Tête de Moine AOP: eine neue Kultur für den Herkunftsnachweis

Abb. 2 | Versandkultur CCO-TdM.

nachweiskultur nehmen der Gehalt an freien Aminosäu­ ren (gemessen mit der OPA-Methode) und der pH-Wert zu (Tab. 2). Dies bedeutet, dass das Gleichgewicht zwi­ schen Nachweisbarkeit der Markerbakterien und deren Einfluss auf die Käsequalität optimiert werden muss. In einem Pilot-Plant-Versuch wurden die drei Markerbak­ terien (Stamm A, B und C) in unterschiedlicher Konzent­ ration – allein oder in Kombination – eingesetzt. Stamm A konnte bei einer Animpfmenge im Kessi von 102 KbE/ ml im Käse über die gesamte Reifungsdauer nachgewie­ sen werden (Tab. 1). Bei Stamm B ist die Nachweisbarkeit im Käse ab einer Zugabemenge von 104 KbE/ml Kessi­ milch gewährleistet. Eine Zugabemenge von 105 KbE/ml ist wirtschaftlich nicht interessant, weshalb Stamm C als Kultur für den Herkunftsnachweis nicht in Frage kam. Der Effekt der ausgewählten Markerbakterien auf die organoleptischen Eigenschaften im konsumreifen Käse wurde in mehreren Praxisversuchen untersucht. Insbesondere der pH-Verlauf, die Bildung von freien Aminosäuren, die Bildung von biogenen Aminen sowie die Gasbildung wurden genau beobachtet. In Tabelle 2 sind die Ergebnisse der chemischen Untersuchung der Tête de Moine-Käse im Alter von 100 Tagen dargestellt. An diesem Versuch nahmen sieben (der insgesamt acht) Tête de Moine-Käsereien teil; die Zugabemenge in die Kessimilch betrug bei der Variante ABC 102 KbE/ml für den Stamm A sowie 103 KbE/ml für den Stamm B und Stamm C; bei der Variante AB 102 KbE/ml für Stamm A sowie 5×104 KbE/ml für den Stamm B; bei Variante AC 102 KbE/ml für Stamm A sowie 105 KbE/ml für Stamm C. In der Molekularbiologie konnten die beiden Stämme A und B in allen Proben nachgewiesen werden. Wie bereits in den Pilot-Plant-Versuchen beobachtet,

450

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 448–450, 2013

erwies sich der Stamm C auch im Praxisversuch als schlecht nachweisbar. Die Auswertung der Käseproben aus dem Labor mit Hilfe eines t-Tests ergab keine signifi­ kanten Unterschiede zwischen den Proben, die mit Mar­ kerbakterien hergestellt wurden und der Kontrolle (Abb. 1). Die Variation über die sieben Käsereien war grösser als der Effekt der Markerbakterienzugabe. Beim Vergleich der Schnittbilder der Kontrolle (ohne Markerbakterien) mit den Versuchskäsen konnte in Bezug auf die Lochbildung kein Unterschied festgestellt werden (Abb. 1). Standardisierte Versandkultur Zur gleichen Zeit wurde auch der Herstellprozess für die Produktion einer standardisierten lyophilisierten Kultur (Abb. 2) in der Agroscope-Kulturenproduktion im Liebe­ feld entwickelt. Die fertige CCO-TdM (culture pour la certification d‘origine) wird seit dem 1. Januar 2013 alle drei Monate an die Tête de Moine AOP-Käsereien ver­ schickt. Können die zugesetzten Milchsäurebakterien im untersuchten Käse (als Schnittkäse oder als Rosette) nicht nachgewiesen werden, ist davon auszugehen, dass es sich um ein Imitat handelt. n

Literatur ▪▪ Eugster E., Wechsler D. & Von Ah U. Keine Nachsicht mehr mit Emmen­ taler Fälschern, dmz 2/2013. ▪▪ Eugster E., Guggenbühl B. & Wechsler D. Käsefälschern geht es nun an den Kragen. Lebensmittel-Technologie 4/2011. ▪▪ World Intellectual Property Organization, Authentication method of dairy products, WO 2011/039359 A2, 7. April 2011


P o r t r ä t

Elisabeth Eugster: «Ich bin Forscherin, weil ich sehr neugierig bin» «Ich bin sehr neugierig. Die Komplexität des Lebens zu verstehen und zu erforschen, fasziniert mich», begründet Elisabeth Eugster (Jahrgang 1966) ihren Entscheid, For­ scherin zu werden. Ein Ereignis, an das sie sich als Forsche­ rin besonders gerne erinnert, ist das grosse Echo, das die Herkunftsnachweiskulturen sowohl in der Milchbranche als auch in den Medien auslösten. «Das zeigt, wie wichtig unsere Arbeit ist.» Überhaupt liegen ihr die Schweizer Landwirtschaftserzeugnisse – und vorweg der traditio­ nelle Käse – sehr am Herzen. «Ich wünschte mir, dass auf der ganzen Welt noch mehr Menschen Schweizer Käse wegen seiner hervorragenden Qualität essen würden.» Nach dem Gymnasium in St. Gallen studierte Elisa­ beth Eugster an der ETH-Zürich Lebensmittelwissen­ schaften. Ihre erste Anstellung führte sie für vier Jahre zu Lipton-Sais in die Produktentwicklung und Qualitäts­ sicherung. Von 1995 bis 2003 unterrichtete sie als Dozentin für Milchwirtschaft an der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft (heute HAFL) in Zolli­ kofen BE. Gleichzeitig arbeitete sie an der Forschungs­ anstalt für Milchwirtschaft (damals FAM, heute ALPHaras) in Liebefeld in der Sektion Molkereitechnologie. In ihrem Forschungsprojekt beschäftigte sie sich mit den Emulgatoreigenschaften der Milchproteine; daraus ent­ stand ihre Doktorarbeit «Adsorptionsverhalten der Milchproteine an Phasengrenzflächen». «Dann bekam ich meine Kinder, Patrick 1998 und Lea 2001», erzählt sie. Hochschwanger absolvierte sie die Dissertationsprü­ fung. Bis 2003 beschränkte sich ihre berufliche Tätigkeit auf den Unterricht. Ab 2003 leitete sie im Jobsharing die Forschungsgruppe Kulturen, Biodiversität und Terroir. «So konnte ich Familie und Beruf gut meistern», freut sie sich. Ab dem 1. Januar 2014 schreibt Elisabeth Eugster an einem neuen Kapitel in ihrer beruflichen Karriere: Sie übernimmt bei Agroscope die Leitung des Forschungs­ bereichs tierische Lebensmittel. Die Verarbeitung der landwirtschaftlichen Rohstoffe Milch und Fleisch, die Lebensmittelsicherheit und -qualität, die Kulturenent­ wicklung und -produktion für fermentierte Milch- und Fleischprodukte, die Sensorik, die Ernährungsphysiolo­ gie und – nicht zu vergessen – der Wissenstransfer und die Beratung stehen in diesem Forschungsbereich im Mittelpunkt. Ihr oberstes Ziel: «Das neue Institut für Lebensmittelwissenschaften zum Fliegen bringen.» Die Zusammenarbeit mit den drei anderen Agroscope-Insti­

tuten, die Aufrechterhaltung des engen Bezugs zur Pra­ xis sowie Mitarbeitende, die Spass an ihrer Tätigkeit haben, heissen ihre weiteren Ziele. Was tut die Forscherin, die in der Stadt Zürich lebt und in Liebefeld arbeitet, wenn sie nicht forscht? – Da ist ihre Familie. Hinzu kommt ihr grosses Bedürfnis, sich in der freien Natur zu bewegen: Wandern, Skitouren, Schwimmen, Fahrradfahren, «meine Fitness ist mir wich­ tig». Und da war diesen Sommer auch noch ihr Projekt Auszeit: Drei Monate, verbrachte sie auf der Alp Mal­ schüel im St. Galler Rheintal und war für die Produktion des Ziegenkäses verantwortlich. Selber Käse herzustel­ len, war für sie nichts Neues: Bereits in ihrer Studienzeit arbeitete sie während vier Monaten als Praktikantin in einer Appenzeller Käserei. Zusammen mit einem Hirten, einer Zusennerin und einer weiteren Hilfskraft küm­ merte sie sich von Juni bis September um 260 Ziegen. Während sie auf der Alp war, blieb ihre Familie zu Hause; erst in den Sommerferien kamen ihr Ehemann und ihre Kinder zu ihr auf den Berg. Elisabeth Eugster: «Ich hatte schon etwas Heimweh!» Christine Caron-Wickli, Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras

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Neue Publikationen

Eindämmung der Gemeinen Rispe ART-Bericht 763

Eindämmung der Gemeinen Rispe Lücken führen zum Erfolg

März 2013

Autoren Joachim Sauter und Roy Latsch, Agroscope, 8356 Ettenhausen, Schweiz Alfred Pöllinger, Lehr- und Forschungszentrum LFZ, Raumberg Gumpenstein, 8952 Irdning, Österreich Auskünfte: Joachim Sauter, E-Mail: joachim.sauter@agroscope. admin.ch, Tel. +41 52 368 31 31

Eine frühjährliche Wiesenpflege dient in erster Linie dem Einebnen der Wiesen. (Foto: J. Sauter)

Impressum Herausgeber: Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Tänikon, CH-8356 Ettenhausen, Redaktion: Etel Keller, ART Die ART-Berichte/Rapports ART erscheinen in rund 20 Nummern pro Jahr. Jahresabonnement Fr. 60.–. Bestellung von Abonnements und Einzelnummern: ART, Bibliothek, 8356 Ettenhausen T +41 (0)52 368 31 31 F +41 (0)52 365 11 90 doku@art.admin.ch Downloads: www.agroscope.ch ISSN 1661-7568

Die Gemeine Rispe (Poa trivialis) ist eine konkurrenzstarke Pflanze, die mit ihren Ausläufern Bestandeslücken besiedelt und andere Pflanzen unterdrückt. Dieses Gras besitzt nur ein geringes Ertragspotenzial und führt zu bedeutenden Mindererträgen im Futterbau. Übersteigt der Anteil 20 % des Futters, wird dieses wegen des muffigen Geruchs und der verminderten Schmackhaftigkeit vom Rindvieh weniger gern gefressen. In zwei Versuchsserien in der Schweiz und in Österreich wurden unterschiedliche Massnahmen untersucht, um die Gemeine Rispe in Wiesen einzudämmen. Die Massnahmen unterschieden sich in ihrer Intensität (sanft/intensiv) und Häufigkeit (jährlich/einmalig). Die sanfte Massnahme,

eine Kombination aus frühjährlicher Wiesenpflege und Übersaat, konnte selbst nach vierjähriger Wiederholung kein befriedigendes Ergebnis liefern. Dagegen reagierte die Gemeine Rispe empfindlicher auf das spätsommerliche intensive Ausstriegeln. Ein Vergleich verschiedener Striegelarten zeigt, dass enge Strichabstände und hoher Zinkendruck zu einer besseren Wirkung führen. Durch mehrmaliges Striegeln werden kurzfristig über 70 % der Bodenoberfläche offen gelegt. Aufgrund des hohen Aufwandes für mehrmaliges Striegeln, Schwaden sowie des nötigen Abtransportes von 17 bis 40 t Striegelgut pro Hektar, kann dieses intensive Verfahren nur als einmalige Sanierung empfohlen werden.

ART-Bericht 763 Die Gemeine Rispe (Poa trivialis) ist eine konkurren starke Pflanze, die mit ihren Ausläufern Bestandeslücken besiedelt und andere Pflanzen unterdrückt. Dieses Gras besitzt nur ein geringes Ertragspotenzial und führt zu bedeutenden Mindererträgen im Futterbau. Übersteigt der Anteil 20 % des Futters, wird dieses wegen des muf­ figen Geruchs und der verminderten Schmackhaftigkeit vom Rindvieh weniger gern gefressen. In zwei Versuch serien in der Schweiz und in Österreich wurden unter­ schiedliche Massnahmen untersucht, um die Gemeine Rispe in Wiesen einzudämmen. Die Massnahmen unter­ schieden sich in ihrer Intensität (sanft/intensiv) und Häu­ figkeit (jährlich/ einmalig). Die sanfte Massnahme, eine Kombination aus frühjährlicher Wiesenpflege und Über­ saat, konnte selbst nach vierjähriger Wiederholung kein befriedigendes Ergebnis liefern. Dagegen reagierte die Gemeine Rispe empfindlicher auf das spätsommerliche intensive Ausstriegeln. Ein Vergleich verschiedener Strie­ gelarten zeigt, dass enge Strichabstände und hoher Zin­ kendruck zu einer besseren Wirkung führen. Durch mehrmaliges Striegeln werden kurzfristig über 70 % der Bodenoberfläche offen gelegt. Aufgrund des hohen Aufwandes für mehrmaliges Striegeln, Schwaden sowie des nötigen Abtransportes von 17 bis 40 t Striegelgut pro Hektar, kann dieses intensive Verfahren nur als ein­ malige Sanierung empfohlen werden. Joachim Sauter und Roy Latsch, ART

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Bio-Blackenbekämpfung – Heisswasser öffnet neue Perspektiven

ART-Bericht 764

Bio-Blackenbekämpfung – Heisswasser öffnet neue Perspektiven Juni 2013

Autoren Roy Latsch, Joachim Sauter Impressum Herausgeber: Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Tänikon, CH-8356 Ettenhausen, Redaktion: Etel Keller, ART

Optimierung des Heisswasserverfahrens zur Bio-Blackenbekämpfung.

Die ART-Berichte/Rapports ART erscheinen in rund 20 Nummern pro Jahr. Jahresabonnement Fr. 60.–. Bestellung von Abonnements und Einzelnummern: ART, Bibliothek, 8356 Ettenhausen T +41 (0)52 368 31 31 F +41 (0)52 365 11 90 doku@art.admin.ch Downloads: www.agroscope.ch

Die Blackenbekämpfung im Biolandbau ist eine zeitraubende und anstrengende Arbeit. Neben dem Einsammeln der Samenstängel lässt sich die Wiesenblacke nur durch Ausstechen mit dem Blackeneisen zurückdrängen. Diese Handarbeit kann in Nebenzeiten des Betriebes erledigt werden. Da diese Arbeit jedoch mühsam ist, kämpfen viele Betriebe mit einem hohen Blackenbesatz, was zu

bedeutenden Einbussen beim Ertrag und der Futterqualität führt. Ein neues Verfahren zur Bio-Blackenbekämpfung arbeitet mit Heisswasser. In Vergleich zum Blackeneisen bringt es eine höhere Flächenleistung und eine geringere körperliche Belastung mit sich. Das Verfahren ist mittlerweile so weit ausgereift, dass die Einführung in die Praxis ansteht.

ART-Bericht 764 Die Blackenbekämpfung im Biolandbau ist eine zeitrau­ bende und anstrengende Arbeit. Neben dem Einsam­ meln der Samenstängel lässt sich die Wiesenblacke nur durch Ausstechen mit dem Blackeneisen zurückdrängen. Diese Handarbeit kann in Nebenzeiten des Betriebes erledigt werden. Da diese Arbeit jedoch mühsam ist, kämpfen viele Betriebe mit einem hohen Blackenbesatz, was zu bedeutenden Einbussen beim Ertrag und der Fut­ terqualität führt. Ein neues Verfahren zur Bio-Blacken­ bekämpfung arbeitet mit Heisswasser. In Vergleich zum Blackeneisen bringt es eine höhere Flächenleistung und eine geringere körperliche Belastung mit sich. Das Ver­ fahren ist mittlerweile so weit ausgereift, dass die Ein­ führung in die Praxis ansteht. Roy Latsch und Joachim Sauter, ART

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Aktuell

Neue Publikationen

www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen Standardisierte sensorische Sprache für die Beurteilung von Trockenfleisch

ALP aktuell

Standardisierte sensorische Sprache für die Beurteilung von Trockenfleisch Merkblatt für die Praxis

Nr. 46 | 2013

Autoren

ALP aktuell 46 Bei der Beschreibung der sensorischen Eigenschaf­ ten eines Produkts und der Erstellung von senso­ rischen Profilen, wie es in der Produktentwicklung, Produktion oder in der Qualitätskontrolle zur Anwendung kommen kann, wer­ den häufig hedonisch gefärbte Begriffe (Beispiele: ange­ nehm, gut, schlecht), allgemeine und unklare Begriffe (harmonisch, rein, typisch) oder intensitätsbezogene Begriffe (ausgewogen) verwendet. Diese Begriffe sind schwer zu definieren, was zu deren unterschiedlichem Gebrauch innerhalb der Prüfergruppe und weiter zu Impressum

Herausgeber: Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras www.agroscope.ch

Redaktion: Christine Caron-Wickli, Agroscope Gestaltung: RMG Design, Fribourg

Druck: Tanner Druck AG, Langnau im Emmental

Copyright: Nachdruck, auch auszugsweise, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Herausgeberin gestattet. ISSN 1660-7570

alp actuel 46_all.indd 1

ALP

Patrizia Piccinali Jessika Messadene Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras Schwarzenburgstrasse 161 CH-3003 Bern patrizia.piccinali@agroscope. admin.ch

Bei der Beschreibung der sensorischen Eigenschaften eines Produkts und der Erstellung von sensorischen Profilen, wie es in der Produktentwicklung, Produktion oder in der Qualitätskontrolle zur Anwendung kommen kann, werden häufig hedonisch gefärbte Begriffe (Beispiele: angenehm, gut, schlecht), allgemeine und unklare Begriffe (harmonisch, rein, typisch) oder intensitätsbezogene Begriffe (ausgewogen) verwendet. Diese Begriffe sind schwer zu definieren, was zu deren unterschiedlichem Gebrauch innerhalb der Prüfergruppe und weiter zu mangelnder Übereinstimmung bei der Beschreibung/ Beurteilung führen kann. Um dem entgegen zu wirken, ist es von Vorteil, ein definiertes Vokabular einzusetzen. Dabei ist es wichtig, dass die an der Prüfung teilnehmenden Personen das gewählte Vokabular verstehen, sich die entsprechenden Begriffe einprägen und diese schliesslich einheitlich

anwenden. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es empfehlenswert, spezifische Definitionen und/oder Referenzen für jeden ausgewählten Begriff festzulegen. Aufgrund der systematischen Vorgehensweise bei der Entwicklung des Vokabulars spricht man von einer „standardisierten sensorischen Sprache“. Das vorliegende Merkblatt stellt eine standardisierte Sprache für die Beschreibung von Trockenfleisch vor, die als Hilfsmittel in der Praxis benutzt werden kann. Es enthält:

• Deskriptoren für Aussehen, Geruch, Textur und Flavour • Definitionen und/oder Referenzen für jeden Deskriptor • Empfehlungen für die Vorgehensweise beim Testen

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mangelnder Übereinstimmung bei der Beschreibung/ Beurteilung führen kann. Um dem entgegen zu wirken, ist es von Vorteil, ein definiertes Vokabular einzusetzen. Dabei ist es wichtig, dass die an der Prüfung teilnehmen­ den Personen das gewählte Vokabular verstehen, sich die entsprechenden Begriffe einprägen und diese schliesslich einheitlich anwenden. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es empfehlenswert, spezifische Definitio­ nen und/oder Referenzen für jeden ausgewählten Begriff festzulegen. Aufgrund der systematischen Vor­ gehensweise bei der Entwicklung des Vokabulars spricht man von einer «standardisierten sensorischen Sprache». Patrizia Piccinali und Jessika Messadene Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras

Medienmitteilungen

www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen 20.09.2013 Neue Pilzkrankheit entblättert Apfelbäume Im Jahr 2010 wurde in der Ostschweiz bei einzelnen unbe­ handelten Apfelbäumen vor der Ernte ein starker Blattfall beobachtet. Forscher von Agroscope konnten nachweisen, dass die bei uns bisher nicht bekannte Pilzkrankheit Mars­ sonina den Blattfall verursachte. Die Apfelkrankheit brei­ tet sich seither aus. Viele unbehandelte Apfelbäume in Hausgärten und Wiesen zeigen in diesem Jahr bereits Mitte September einen starken Blattverlust.

05.09.2013 Landwirtschaftliche Einkommen 2012 tiefer Hauptsächlich wegen tieferen Erträgen im Pflanzenbau haben die landwirtschaftlichen Einkommen der Refe­ renzbetriebe 2012 gegenüber dem Vorjahr um 5,9 Pro­ zent abgenommen. Sie betrugen im Mittel 56 000 Fran­ ken je Betrieb. Demgegenüber stieg der Arbeitsverdienst je Vollzeit­Familienarbeitskraft im Vergleich zu 2011 leicht auf 43 700 Franken. Diese unterschiedliche Ent­

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wicklung ist auf den stark sinkenden Zinsanspruch für das Eigenkapital bei der Berechnung des Arbeitsver­ dienstes zurückzuführen.

03.09.2013 Zeitbudgeterhebung in der Landwirtschaft: Starker Rückgang der Haushaltarbeit Ein Arbeitstag von Bäuerinnen ist seit 1974 zwar kürzer, aber zum Teil intensiver, anspruchsvoller und vielfältiger geworden. Tätigkeiten im Haushalt und auf dem Betrieb werden heute rascher als früher erledigt, während für Erziehung und ausserbetriebliche Erwerbsarbeit mehr Zeit eingesetzt wird. Besonders gefordert sind Betriebs­ leiterinnen: Im Haushalt erhalten sie von ihren Partnern in der Regel wenig Unterstützung. Dies zeigt eine Erhe­ bung von Agroscope auf 223 bäuerlichen Familienbe­ trieben der ganzen Schweiz.


Aktuell

Internetlinks

Veranstaltungen

Forschung zu Feuerbrand www.feuerbrand.ch Feuerbrand ist eine meldepflichtige Pflanzenkrankheit, die durch Bakterien verursacht wird. Auf der Webseite findet man alles zur Feuerbrandforschung bei Agroscope und wichtige Links und Publikationen zu Feuerbrand­ projekten.

November 2013 05. – 06.11.2013 Weiterbildungskurs für Baufachleute Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Ettenhausen 21.11.2013 Fachtagung NAP-PGREL 15 Jahre Nationaler Aktionsplan Die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt – Wo stehen wir heute? BLW und Schweizerische Kommission zur Erhaltung der Kulturpflanzen Inforama Rütti, Zollikofen Informationen: www.cpc-skek.ch Januar 2014

Vor schau November–Dezember 2013 / Heft 11–12 Erdmandelgras ist ein invasiver Neophyt, der sich in den letzten zwei Jahrzehnten in der Schweiz stark verbreitet hat. Einmal an­ gesiedelt, lässt sich das gefürchtete Ackerunkraut nur mit grossem ­Aufwand bekämpfen. (Foto: Carole Parodi, ACW)

••Erdmandelgras (Cyperus esculentus L.): die aktuelle Situation in der Schweiz Christian Bohren und Judith Wirth, ACW

18.01.2014 Infotag HAFL Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittel­ wissenschaften Zollikofen Informationen: www.hafl.bfh.ch 21. – 24.01.2014 Agroscope an der Agrovina Martigny 23.01.2014 Nachhaltigkeitstagung 2014 «Wasser in der Landwirtschaft – heute und in Zukunft» Agroscope Agroscope, 8046 Zürich

••Ausführungsbestimmungen der Agrarpolitik 2014-2017, Thomas Meier, BLW ••Einfluss der Wasserverfügbarkeit auf die Futterproduk­ tion im Ackerbau, Eric Mosimann et al., ACW ••Auswirkungen einer ausgeprägten Sommertrocken­ periode auf eine montane Dauerweide im Jura, Marco Meisser et al., ACW ••Abdrift – Reduzierende Massnahmen im Praxisversuch, Simon Schweizer et al., ACW und Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZAHW ••Schweizerische Sortenliste für Kartoffeln 2014, Thomas Hebeisen et al., ART und ACW

Informationen: Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

Agrarforschung Schweiz 4 (10): 452–455, 2013

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Dienstag/Mittwoch, 5./6. November 2013

Weiterbildungskurs für Baufachleute WBK 2013 Gemeinsame Tagung der ALB-CH, AGRIDEA , Agroscope und suissemelio

Themen • Agrarpolitik 2014–2017 – die wichtigsten Fakten • Moderne Stallbaukonzepte für Milchvieh in Bayern • Konfliktmanagement bei landwirtschaftlichen Neubauten • Stallklima und Emissionen • Dürrfutterverfahren • Workshop zu aktuellen Stallbaukonzepten

AGrAr ForSchUNG Schweiz recherche AGroNomiqUe SUiSSe

Tagungsorte Gemeindezentrum Aadorf, CH-8355 Aadorf TG und Agroscope, Tänikon, CH-8356 Ettenhausen TG Detailprogramm www.agroscope.ch/veranstaltungen

Aktuelle Forschungsergebnisse für Beratung und Praxis: Agrarforschung Schweiz publiziert 10-mal im Jahr Forschungsergebnisse über Pflanzenbau, Nutztiere, Agrarwirtschaft, Landtechnik, Lebensmittel, Umwelt und Gesellschaft. Agrarforschung ist auch online verfügbar unter: www.agrarforschungschweiz.ch Bestellen Sie jetzt Ihre Gratisausgabe! Name/Firma

Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Partner der zeitschrift sind das Bundesamt für Landwirtschaft, die hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaft hAFL, die Beratungszentralen AGriDeA, die eidgenössische Technische hochschule eTh zürich, Departement für Umweltsystemwissenschaften und Agroscope, die gleichzeitig herausgeberin der zeitschrift ist. Die zeitschrift erscheint in Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenössische Ämter und an weitere Fachinteressierte.

Vorname Strasse/Nr PLZ/Ort Beruf E-Mail Datum Unterschrift Talon einsenden an: redaktion Agrarforschung Schweiz, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-haras, Postfach 64, 1725 Posieux Tel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00 e-mail: info@agrarforschungschweiz.ch | www.agrarforschungschweiz.ch


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