Agrar forschung schweiz 2 0 1 0 | H e f t
7 – 8
Agroscope | BLW | SHL | AGRIDEA | ETH Zürich
J u l i – A u g u s t
Sortenlisten
Liste der empfohlenen Getreidesorten für die Ernte 2011 Beilage
Umwelt
Ambrosia-Kontrolle – nicht nur in der Landwirtschaft! Seite 260
Nutztiere
Stationäre RFID-Antennensysteme zur Identifikation von Schweinen Seite 272
Inhalt Juli – August 2010 | Heft 7 – 8
Jedes Jahr prüft Agroscope zahlreiche Getreidesorten im Feldversuch auf ihre Anbaueigenschaften für die P raxis. Die «Liste der empfohlenen Getreidesorten» wird jährlich in enger Zusammenarbeit von Agroscope, swissgranum und Agridea aktualisiert. (Foto: Gabriela Brändle, ART)
Impressum Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenössische Ämter und weitere Fachinteressierte.
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Editorial
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Umwelt
Ambrosia-Kontrolle – nicht nur in der Landwirtschaft!
Christian Bohren, Nicolas Delabays und Stephanie Waldispühl
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Umwelt
Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agron omique Suisse, Forschungsa nstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, Postfach 1012, 1260 Nyon 1, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Direktor ACW), Eliane Rohrer (ACW), Gerhard Mangold (ALP und SNG), Etel Keller-Doroszlai (ART), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (SHL), Philippe Droz (AGRIDEA), Jörg Beck (ETH Zürich). Abonnement Preise Zeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten), inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–* * r eduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch oder info@agrarforschungschweiz.ch Adresse Nicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Internet www.agrarforschungschweiz.ch www.rechercheagronomiquesuisse.ch
Claudio Defila
Nutztiere 272 Stationäre RFID-Antennensysteme zur
Identifikation von Schweinen Frank Burose, Tim Anliker, Thomas Jungbluth und Michael Zähner
Herausgeberin Agroscope Partner b A groscope (Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil ACW; Agroscope Liebefeld-Posieux ALP und Schweizerisches Nationalgestüt SNG; Agroscope Reckenholz-Tänikon ART) b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern b Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft SHL, Zollikofen b Beratungszentralen AGRIDEA, Lindau und Lausanne b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich, Departement Agrar- und Lebensmittelwissenschaften
Phänologischer Rückblick ins Jahr 2009
Pflanzenbau 280 29 Neuzüchtungen von Italienischem
Raigras geprüft Daniel Suter, Hansueli Hirschi, Rainer Frick und Stéphane Chapuis Pflanzenbau 286 Mikrowellentechnologie zur Bekämpfung
des Stumpfblättrigen Ampfers Roy Latsch und Joachim Sauter Kurzbericht 290 Bestimmt der Erdölpreis die Preise
landwirtschaftlicher Produkte? Daniel Erdin Kurzbericht 294 EuroWheat – Eine Internetplattform zur
Unterstützung des integrierten Pflanzenschutzes für den Weizenanbau Caterina Matasci und Fabio Mascher 298
Porträt
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Aktuell
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Veranstaltungen
Sortenlisten Beilage Liste der empfohlenen Getreidesorten
für die Ernte 2011
ISSN infos ISSN 1663-7852 (Print) ISSN 1663-7909 (Internet) Schlüsseltitel: Agrarforschung Schweiz Abgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz
J. Hiltbrunner, M. Anders, L. Levy, J.-F. Collaud, R. Schwärzel, M. Bertossa, P. Stoll und D. Peter
© Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion.
Berner Fachhochschule Haute école spécialisée bernoise Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft SHL Haute école suisse d’agronomie HESA
Editorial
Die Beifußblättrige Ambrosie, ein beispielhaftes Unkraut Liebe Leserin, lieber Leser
Nicolas Delabays, Agroscope Changins-Wädenswil ACW
«Unkraut ist eine Pflanze, deren Tugenden noch nicht entdeckt wurden», so lautet die positive Definition eines Unkrauts. Angesichts solchen Optimismus, scheint die Beifußblättrige Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) ein hoffnungsloser Fall zu sein, da sie keinerlei positiven Seiten aufweist. Derzeit, spricht alles gegen diese Pflanze: sie ist einerseits ein gefürchtetes Unkraut auf den Feldern und ein potenziell schädlicher Neophyt für das Gleich gewicht natürlicher Lebensräume, andererseits produziert sie grosse Mengen an stark allergenen Pollen, die in die Luft abgegeben werden. Zu Beginn der 2000er Jahre, als die ersten bedeutenden AmbrosiaBestände auf den Feldern unseres Landes entdeckt wurden, hat diese Reihe von negativen Eigenschaften eine konzertierte Aktion auf nationaler Ebene hervorgerufen: die Erforschung der Biologie der Ambrosie, die Entwicklung von Bekämpfungsstrategien (siehe: Artikel von Bohren et al., S. 260), die Aufnahme in die Liste der besonders gefährlichen Schadorganismen für die Landwirtschaft , eine Informationskampagne für Fachkreise und die Öffentlichkeit, die Organisation von Aussreisstagen, etc. Rückblickend können wir heute sagen, dass die ergriffenen Massnahmen es ermöglicht haben, Entwicklung und Verbreitung dieser Art in der Schweiz wirksam einzugrenzen. Ein Erfolg der in anderen Teilen Europas oft als Beispiel genannt wird, vor allem dort wo Ambrosia grosse Probleme verursacht, wie in der Region Rhône-Alpes in Frankreich oder der Po-Ebene in Italien. Die grosse Aufmerksamkeit die der Ambrosie zuteil wird, darf allerdings nicht vergessen lassen, dass auch andere Pflanzenarten Probleme verur sachen. In der Landwirtschaft, ist der Grossteil des Ertragsverlusts bei Kulturpflanzen unkrautbedingt. Die FAO hat übrigens vor kurzem Unkräuter zum Feind Nummer 1 der Bauern erklärt (/www.fao.org/news/story/en/item/ 29402/icode/) und daran erinnert, dass Unkräuter weltweit zu Verlusten in Höhe von 95 Milliarden Dollar führen (gegenüber 85 Milliarden aufgrund von Krankheiten und 46 Milliarden aufgrund von Schädlingen). Was die Umwelt betrifft, sind invasive Neophyten eine der grössten Bedrohungen für die Biodiversität natürlicher und halbnatürlicher Lebensräume. Auch wenn Europa (und die Schweiz) relativ wenig davon betroffen sind, gibt es auch in unserem Land beunruhigende Entwicklungen: die starke Ausbreitung des Japanischen Staudenknöterichs entlang vieler Flüsse unseres Landes ist ein konkretes Beispiel dafür. Die Probleme die durch die Ambrosie verursacht werden, machen bewusst, welche Herausforderung die Unkrautbekämpfung in der Landwirtschaft darstellt und zeigen die Notwendigkeit, die Biodiversität natürlicher Lebensräume zu schützen.
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Ambrosia-Kontrolle – nicht nur in der Landwirtschaft! Christian Bohren1, Nicolas Delabays1 und Stephanie Waldispühl2 Station de recherche Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon 2 Inforama Rütti, 3052 Zollikofen Auskünfte: Christian Bohren, E-Mail: christian.bohren@acw.admin.ch, Tel. 022 363 44 25
Foto: ACW
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Ambrosia besetzt jeden freien Platz auf dem Acker und produziert gesundheitsschädliche, hoch allergene Pollen.
Einleitung Ambrosia artemisiifolia L. (Aufrechtes Traubenkraut oder einfach Ambrosia) wurde aus seinem natürlichen Verbreitungsgebiet in Nordamerika in gemässigte euro päische Zonen und in andere Teile der Welt verschleppt. Ambrosia ist in stark verseuchten Gebieten Nordameri-
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kas und Europas der Hauptverursacher von Pollen allergien. Die anhaltende Ausbreitung von Ambrosia in Europa stellt ein wachsendes Problem für die mensch liche Gesundheit dar (Taramarcaz et al. 2005). Als landwirtschaftliches Unkraut verursacht Ambrosia Mehrkosten in Millionenhöhe für zusätzliche Bekämpfungsmassnahmen und Ernteausfälle. Das sommerannu-
Ambrosia-Kontrolle – nicht nur in der Landwirtschaft! | Umwelt
Unsere Versuche Herbizide: Zur Beurteilung der Wirkung der meisten in der Schweiz bewilligten Herbizide haben wir in Changins und im Kanton Genf zwischen 2003 und 2009 zahlreiche Feld- und Gewächshausversuche durchgeführt. Über 50 verschiedene Wirkstoffe wurden im Laufe der Jahre unter Berücksichtigung des jeweiligen kulturspezifischen Termins auf Kleinparzellen von 7 m² (viermal wiederholt) in reinen Ambrosia-Bestand appliziert. Die Behandlungen wurden mit einer Motor-Rückenspritze durchgeführt (Bohren et al. 2008a). Schnitt: Mähen ist an Orten, wo der Herbizid-Einsatz verboten ist – wie an Strassenrändern, in Kiesgruben und Naturschutzgebieten sowie an Flussläufen und Seeufern – oft die einzige Methode für eine wirksame Ambrosia-Kontrolle. Mit den Schnittversuchen im Feld wollten wir zeigen, ob ein einziger Schnitt allenfalls ausreicht, um die Bildung keimfähiger Samen zu verhindern oder ob dazu eine Schnittfolge mit mehreren Schnitten in Abstand von einigen Wochen nötig sein würde (Bohren et al. 2008b). Schnitt/Herbizid: Die Erfahrung zeigte, dass Ambrosia nach einer nicht letalen Bekämpfungsmassnahme immer wieder austreibt und – wenn auch reduziert – Pollen und Samen bilden kann. Kombinierte Verfahren mit einem Schnitt vor der Blüte und einer Folgebehandlung mit Herbiziden wurden ebenfalls in Feldversuchen mit dem Ziel getestet, die Pollenproduktion zu limitieren und die Bildung keimfähiger Samen zu unterbinden (Delabays et al. 2008). Internationale Versuchsreihe: Die Publikation der Versuchsresultate führte rasch zu einem internationalen Echo. Das Interesse an Bekämpfungsmöglichkeiten dieser Pflanze mit dem äusserst allergenen Pollen war geweckt. Eine internationale Zusammenarbeit kam 2009 im EUPHRESCO Projekt zu Stande. EUPHRESCO ist ein Projekt im «Europäischen Forschungsnetzwerk» ERANET im Rahmenprogramm (FP 7) der EU zur Förderung der internationalen Kommunikation über Belange des Pflanzenschutzes. Spezialisten aus Dänemark, Deutschland, Slowenien und der Schweiz schlossen sich zusammen und führten Ringversuche zur Wirkung von Herbiziden, zur Untersuchung der Reaktion von Ambrosia auf mechanische und chemische Massnahmen sowie zur
Zusammenfassung
elle Kraut hat ein enormes Ausbreitungspotenzial, welches in der hohen Samenzahl pro Pflanze und in der hohen Keimfähigkeitsrate begründet ist (Fumanal et al. 2007). Ambrosia keimt im in unseren Lagen hauptsächlich im späten Frühjahr, beginnt im August Samen zu bilden und stirbt spätestens mit dem ersten Frost ab. Die Pflanze überwintert nur in der Samenform (Hegi 1908).
Die Reaktion von Ambrosia artemisiifolia L. auf Bekämpfungsmassnahmen wurde in den letzten Jahren mit Hilfe von Feld- und Gewächshausversuchen im Kanton Genf und in Changins sowie 2009 in Ringversuchen in verschiedenen europäischen Ländern im Rahmen eines EUPHRESCO Projektes untersucht. Es zeigte sich, dass Ambrosia auf eine nicht letale Bekämpfung mit Wiederaustrieb reagiert und – wenn auch reduziert – allergene Pollen und keimfähige Samen bilden kann. Die Wahl der Bekämpfungsmethoden richtet sich nach dem Grad der Invasion und nach der Umgebung des Standorts. Die Strategie aller Methoden muss darauf ausgerichtet werden, die Bildung keimfähiger Samen zu unterbinden. In diesem Beitrag werden Erfahrungen zu den Bekämpfungsmethoden innerhalb sowie ausserhalb der Landwirtschaft besprochen.
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Foto: ACW
Umwelt | Ambrosia-Kontrolle – nicht nur in der Landwirtschaft!
Abb. 1 | In Sonnenblumen gibt’s keine wirksamen Herbizide – ein dichter Ambrosia-Bestand kann zu Ertragsausfällen führen.
Untersuchung des Verhaltens von Ambrosia in Kon kurrenzsituationen mit Kulturpflanzen durch (Buttenschøn 2010).
Strategie und Methoden Die Anzahl der jährlich erzeugten Samen pro Pflanze oder auf besiedelter Fläche ermöglicht Ambrosia ein invasives Verhalten. Angesichts der grossen Anzahl der produzierten Samen und ihrer hohen Keimfähigkeit hat Ambrosia ein enormes Potenzial um sich zu vermehren. Der Lebenszyklus der sommerannuellen Ambrosia ist einfach: im Frühjahr gekeimt, bildet sie im Sommer Samen und stirbt im Herbst entweder nach der Samenbildung oder wegen einsetzendem Frost ab. Ausser den Samen überwintern keine weiteren Pflanzenteile. Dies ist der empfindliche Punkt von Ambrosia. Ihre Verbreitung hängt vom sicheren Überwintern der Samen ab. Die Bekämpfungsstrategie muss am Schwachpunkt im Lebenszyklus ansetzen. Bekämpfungsstrategie: Bekämpfungsstrategien müssen die aktuelle Situation an dem Ort berücksichtigen, wo Ambrosia bekämpft werden soll: i) Gebiete oder Flächen, wo sich die Invasion im Anfangsstadium befindet und ii) Gebiete oder Flächen, wo die Invasion von Ambrosia bereits fortgeschritten ist. In einem neu besiedelten Gebiet wird keine oder nur eine sehr kleine Samenbank von Ambrosia-Samen existieren, während in einem Gebiet mit einer fortgeschrittenen Invasion viele keim fähige Ambrosia-Samen in der Samenbank im Boden gefunden werden. Ein wichtiger Teil der Bekämpfungsstrategie ist deshalb die jährlich wiederholte Beob achtung des Standorts nach der Bekämpfung. Das Unterbinden der Bildung von keimfähigen Samen ist auf lange Sicht die einzige wirkungsvolle
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Methode, die Samenbank im Boden zu reduzieren und eine Invasion zu stoppen. Die beste Strategie ist es, die Produktion von Samen und gleichzeitig die Pollenproduktion zu verhindern. Es gibt verschiedene Methoden zur Bekämpfung von A. artemisiifolia. Die Methoden können einzeln oder in Kombination mit anderen angewendet werden, um die Keimung der Samen zu begrenzen. Die Wahl der Methode hängt von der Anzahl Pflanzen, ihrem phänologischen Stadium, Standort und Landnutzung ab. Mechanische Bekämpfung Ausreissen: Alle Pflanzen eines Standorts sollen systematisch ausgerissen werden, vorzugsweise vor der Blüte, um die Verbreitung von Pollen zu verhindern. Das Ausreissen der Pflanzen vor der Samenreife ist für kleine bis mittlere Populationen wirkungsvoll. Nicht blühende und nicht fruchtende Pflanzen sollten gründlich getrocknet und dann kompostiert werden. Um das Weiterwachsen zu verhindern, sollten ausgerissene Pflanzen von der anhaftenden Erde befreit und in Plastiktüten ohne Bodenkontakt bis zur vollständigen Trocknung gelagert werden. Das Ausreissen von Ambrosia-Beständen führt zu Störungen der Bodenoberfläche. Solcherart gestörte Flächen sollten mit Bodendeckerarten angesät werden. Hacken: Hacken im 2-Blatt-Stadium ist eine wirksame Bekämpfung von Ambrosia in Sonnenblumen- und Maiskulturen. Hacken kann auch manuell auf kleinen Parzellen durchgeführt werden und zeigt gute Resultate bei trockenen Bedingungen ohne Regen. Mähen/Abschneiden: Mähen wird genutzt, um die Samenproduktion zu verhindern und die Pflanze in grossen Ambrosia-Populationen in Gebieten zu erschöpfen, wo die chemische Bekämpfung verboten oder aus anderen Gründen nicht möglich ist. Abschneiden sollte so dicht wie möglich über der Oberfläche erfolgen, um Neuaustrieb zu minimieren, jedoch ohne Störung der Bodenoberfläche. Der Schnittzeitpunkt ist äusserst wichtig, da er in starkem Masse die Möglichkeiten der Pflanze zum Neuaustrieb und zur Blüte beeinflusst. Fortlaufendes Schneiden kann die Blüte und Fruchtbildung verhindern, aber nach dem Schnitt können die Pflanzen horizontale Seitentriebe entwickeln, die Blüten tragen und über der Bodenoberfläche wachsen. Diese Verzweigungen sind im Folgeschnitt schwierig – oder gar nicht zu schneiden. Das Mähen sollte nicht durchgeführt werden, wenn die Samen reif sind, weil dies das Risiko der Samenverbreitung erhöht. Um eine grössere Wirksamkeit zu erreichen, sollte das Mähen mit anderen Bekämpfungsmethoden kombiniert werden. Mähen vor der Blüte in Kombination mit einer Herbizid-
Ambrosia-Kontrolle – nicht nur in der Landwirtschaft! | Umwelt
Behandlung an wieder ausgetriebenen Pflanzen garantiert eine wirkungsvolle Bekämpfung. Mechanische Mähtechniken, zum Beispiel Schlegel mäher, sind bei grossen befallenen Flächen mit ebenem Grund nützlich. Falls die Population klein ist oder sich an einem Ort befindet, der für mechanisches Mähen ungeeignet ist, z.B. an steilen Hängen, wird manuelles Schneiden mit einer Sense oder Motorsense empfohlen. Wo es möglich ist, sollte Mähen durch Ausreissen ersetzt werden. Pflügen: Tiefes Pflügen, das die Ambrosia-Samen tiefer als 10 cm vergräbt, verhindert die Keimung der Samen, wohingegen flaches Pflügen nicht ausreicht. Pflügen im Folgejahr bringt die Samen des Vorjahres wieder an die Oberfläche. Begrünung: Begrünung mit einheimischen, winterannuellen Pflanzen kann die Ambrosia unterdrücken. Es ist wichtig eine dichte Bodenbedeckung durch schnell wachsende und bodendeckende einheimische Pflanzen zu erzielen, um die Wiederbesiedlung durch Ambrosia zu erschweren. Mulchschicht: Mulchen kann genutzt werden, um die Samenkeimung auf kleinen Flächen zu begrenzen, zum Beispiel in Spezialkulturen. Mit Mulch (Heu, Grasschnitt, Holzschnitzel usw.) oder einer anderen Art von Bodenbedeckung bedeckter Boden verhindert, dass Sonnenlicht Unkrautsamen und Keimlinge erreicht, welches diese für Keimung und Wachstum benötigen. Abdecken mit Plastikfolie: Abdecken mit (schwarzer) Plastikfolie anstatt Mulchen kann dazu genutzt werden, um den Lichteinfall auf die Bodenoberfläche dauerhaft zu reduzieren und die Bodentemperatur so zu erhöhen, dass kleine Pflanzen abgetötet werden und die Keimung von Samen verhindert wird. Beweidung: Obwohl Ambrosia einen ziemlich hohen Gehalt an Roheiweiss besitzt und im Frühjahr verdaut werden kann, wird Beweidung nicht als mögliche Bekämpfungsmethode betrachtet, da die Pflanze in grossen Mengen schädlich für die Tiere sein kann. Es wurde berichtet, dass Molkereiprodukte von Kühen, die auf Ambrosia grasten, einen unangenehmen Geruch und Geschmack haben (Weedscanada 2009). Eine intensive Beweidung, die für die Bekämpfung von Ambrosia notwendig wäre, würde die Keimung im trittgeschädigten Boden fördern. Chemische Bekämpfung Die Verwendung von Chemikalien für die Bekämpfung von Ambrosia ist durch gesetzliche Regelungen eingeschränkt. Zusätzlich bestimmt die Art des befallenen Standortes die Wahl der Wirkstoffe und Durchführbarkeit der Bekämpfung.
Herbizide mit kombinierter Blatt- und Bodenwirkung und Kontaktherbizide wirkten oft am besten. Praktisch unwirksam waren Bodenherbizide, die im Herbst auf Winterraps oder Wintergetreide appliziert wurden. Sequenzielle Behandlungen – Anwendung von normalen Herbizid-Dosen in zwei Schritten, sogenannte SplitAnwendung – zeigten oft synergetische Wirkung, sie hatten eine höhere Wirksamkeit als eine Anwendung. Die Höhe der Teildosis hing vom Wachstumsstadium zur Zeit der Anwendung ab. Niedrige Dosen sollten ausschliesslich in einem frühen Wachstumsstadium angewendet werden. Herbizide werden empfohlen für grosse Befalls flächen in landwirtschaftlichen Zonen. Die Ambrosia kann Resistenz gegen verschiedene Herbizide entwickeln. In Nordamerika ist die Resistenz gegen Glyphosate, in Ungarn eine solche gegen Triazine bekannt. Herbizide können neben ihrer Aufgabe, Pflanzen abzu töten auch einen weiteren nützlichen Effekt haben: In unseren Versuchen haben wir festgestellt, dass der Wirkstoff Clopyralid – wenn er kurz vor der Blüte appliziert wurde – die Pflanze zwar nicht abtötet, jedoch die Keimfähigkeit der Samen deutlich reduziert (Bohren et al. 2008c). Auf diesem Gebiet könnte noch viel geforscht werden. Wirksamkeit von Herbiziden: Viele, aber nicht alle Herbizid-Behandlungen, die in diesen Versuchsserien angewendet wurden, reduzierten die Biomasse von Ambrosia. Bei der Bekämpfung von Ambrosia mit Herbiziden hatte der Zeitpunkt der Behandlung einen Einfluss auf die Wirkung. Die höchste Wirksamkeit wurde mit einer frühzeitigen Behandlung bis 4-Blatt-Stadium erzielt. Bei späterer Behandlung war die Wirksamkeit von vielen Herbiziden trotz erhöhter Dosis oft reduziert. Split-Behandlungen von Herbiziden wie sie in verschiedenen Kulturen üblich sind, können die HerbizidWirkung optimieren und Wirkstoffmenge einsparen. Die Herbizid-Dosis kann in einer Folgebehandlung an den Wirkungsgrad der Erstbehandlung angepasst werden. Biologische Bekämpfung Zurzeit gibt es keine wirksame biologische Bekämpfung von Ambrosia in Europa (EPPO/OEPP 2008). Eine klassische biologische Bekämpfung wurde in Russland, der Ukraine und dem früheren Jugoslawien versucht. Zwischen 1969 und 1990 wurden mehrere Insekten zur Bekämpfung eingeführt, aber das am meisten versprechende Insekt, Zygogramma suturalis (Coleoptera, Chrysomelidae), hat bis jetzt keine erfolgreiche Zurückdrängung erbracht. In diesem Bereich ist weiteres Arbeiten notwendig (CABI 2010).
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Umwelt | Ambrosia-Kontrolle – nicht nur in der Landwirtschaft!
Diskussion In allen Versuchen konnte beobachtet werden, dass Ambrosia nach einer Bekämpfungsmassnahme mit ungenügender Wirkung in der Lage war, nachzuwachsen. Bekämpfung in der Landwirtschaft: In landwirtschaftlichen Flächen, wo Ambrosia als Unkraut auftritt, kann die Behandlung mit Herbiziden in vielen Fällen ausreichend sein, um Ertragseinbussen zu vermeiden. In besonderen Fällen – wie bei Sonnenblumen (Abb. 1), die botanisch mit Ambrosia verwandt sind und für die zur Zeit kein selektives Herbizid mit genügender Wirksamkeit erhältlich ist – muss Fruchtfolge angewendet werden, um die Ambrosia-Samenbank im Boden zu reduzieren. Die in der Pflanzenschutzverordnung verankerte Bekämpfungspflicht trägt wesentlich dazu bei, dass sich Ambrosia in der Landwirtschaftzone nicht invasiv ausbreiten kann. Konkurrenzfähigkeit von Ambrosia: Sowohl in Topf- als auch in Feldversuchen konnten wir beobachten, dass Ambrosia nicht sehr konkurrenzfähig ist; sie ist höchstempfindlich gegenüber konkurrierenden Kulturen. Die Kombination von Herbizid-Wirkung und Konkurrenz zeigte eine kumulative Wirkung. Die Umgebungsvegetation hat einen grossen Einfluss auf das invasive Verhalten von Ambrosia. Pflanzen, die einer Konkurrenz ausgesetzt wurden, zeigten eine bestimmte Verzögerung in ihrer phänologischen Entwicklung. Diese Konkurrenzschwäche kann für Bekämpfungsstrategien in verschiedenen Situationen genutzt werden. Hohe Kultur- oder Pflanzendichte kann das Wachstum von Ambrosia-Pflanzen wirkungsvoll reduzieren, aber die Produktion von Ambrosia-Samen kann nicht vollständig verhindert werden. Ziele der Bekämpfungsmassnahmen: Oberstes Ziel muss es sein, die Bildung von keimfähigen Samen zu verhindern. Landwirtschaftliche Flächen: In befallenen Kulturen müssen Herbizide gemäss ihrer optimalen Wirkung auf Ambrosia eingesetzt werden. Eine Split-Behandlung kann für eine bessere Wirksamkeit vorteilhaft sein. Konkurrenzstarke Kulturen können die Herbizid-Wirksamkeit erhöhen. Bio-Landwirte können sich die geringe Konkurrenzfähigkeit von Ambrosia mit dichten Pflanzenbeständen zunutze machen.
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Baustellen: Gestörter Boden an Baustellen ist ein guter Standort für Ambrosia. Dichter Bewuchs durch eine Bodendeckerkultur oder Folienabdeckung können das Wachstum von Ambrosia-Pflanzen – und dadurch die Erzeugung von keimfähigen Samen – signifikant senken. Strassenränder: Grünstreifen an Strassenrändern werden im Frühsommer aus Sicherheitsgründen gemäht, wodurch das Ambrosia-Wachstum gefördert wird. Einzelpflanzen müssen von Hand entfernt werden, um weitere Samenbildung zu vermeiden. In Gebieten mit hohem Ambrosia-Vorkommen sollte Ambrosia zusätzlich mit einem Herbizid behandelt werden können, um die beste Bekämpfungswirkung zu erzielen. Gärten und Parks: Dichte Bodenbedeckung mit Pflanzen verlangsamt wirksam einen Befall mit Ambrosia. Einzelpflanzenbestände müssen vor der Blüte ausgerissen und vollständig zerstört werden. Natürliche Standorte: Einzelne Pflanzen auf Flächen wo der Befall gerade beginnt, müssen ausgerissen und vollständig zerstört werden, um eine weitere Invasion zu stoppen. Gestörter Boden sollte nach Möglichkeit von einer dichten Population von einheimischen Pflanzen bedeckt werden. In verseuchten Gebieten sollten Methoden zur Sanierung an die Verhältnisse angepasst werden können. n
Kasten | Sicherheitshinweise: Allergene Wirkung haben nur die Pollen. Die Pflanze selber kann in seltenen Fällen Hautreizungen verur sachen. Gegen Ambrosia sensibilisierte Personen sollten sich nicht an Bekämpfungsaktionen beteiligen. Alle Beteiligten sollten zum Schutz eine Kleidung tragen, die den ganzen Körper bedeckt; während der Blütezeit sollen geeignete Atemmasken und Schutzbrillen getragen werden. Internetlinks: www.ambrosia.ch Leitlinien für den Umgang mit Ambrosia (dt., fr., it., eng.) http://www.agrsci.dk/ambrosia/outputs/guidelines.html
Controllo dell’ambrosia – non solo in agricoltura Nel contesto di un progetto EUPHRESCO, svolto in vari paesi europei basato su prove parallele eseguite nel corso del 2009 e su prove eseguite in pieno campo e in serra nel canton Ginevra e a Changins, durante gli ultimi anni, si è analizzata la reazione di Ambrosia artemisiifolia L. a diverse misure di lotta. Si è constatato che l’Ambrosia risponde, in caso di lotta a esito sub letale, formando dei ricacci e con la conseguente produzione, anche se in misura ridotta, sia di polline allergenico, sia di semi viabili. La scelta dei metodi di lotta dipende dal grado d’infestazione e dall’ambiente circostante al luogo. La strategia di tutti i metodi deve mirare ad impedire la produzione di semi viabili. L’articolo presente descrive le esperienze fatte con i vari metodi di lotta sia in agri coltura, sia in ambiente non agricolo.
Literatur ▪▪ Bohren C., Delabays N.& Mermillod G., 2008a. Ambrosia artemisiifolia L.: Feldversuche mit Herbiziden. Agrarforschung 15 (5), 230 – 235. ▪▪ Bohren C., Delabays N., Mermillod G., Baker A. & Vertenten J., 2008c. Ambrosia artemisiifolia L: Optimieren des Schnittregimes. Agrarforschung 15 (7),308 – 313. ▪▪ Bohren C., Mermillod G. & Delabays N., 2008b. Ambrosia artemisiifolia L. Control measures and their effects on its capacity of reproduction. Journal of Plant Diseases and Protection, Special Issue XXI, 311 – 316. ▪▪ Buttenschøn R. M. (Ed.) 2010. Leitlinien für den Umgang mit der Beifussblättrigen Ambrosie, Ambrosia artemisiifolia. Resultate des EUPHRESCO Projects «Strategies for Ambrosia control (AMBROSIA) 2008 – 2009». Forest & Landscape. 53 pp. ▪▪ CABI, 2010. Zugang: http://www.cabi.org/default. aspx?site=170&page=2014 ▪▪ Delabays N., Bohren C., Mermillod G., Baker A. & Vertenten J., 2008. Lutte contre l’ambroisie ( Ambrosia artemisiifolia L.): briser le cycle de la
Summary
Riassunto
Ambrosia-Kontrolle – nicht nur in der Landwirtschaft! | Umwelt
Ambrosia control: not only in agriculture! The reaction of Ambrosia artimisiifolia L. was studied in recent years using field and greenhouse trials in Geneva and in Changins and 2009 in ring tests in various European countries within a EUPHRESCO project. The results showed that ambrosia reacts on a non-lethal control with re-sprouting and is able to produce – even in reduced quantities – pollen and viable seeds. The choice of control methods depends on the status of the invasion and on the type of the site. The main strategy of all methods must aim preventing the formation of viable seeds and must contain a sequential observation of the treated site. This paper discusses experience on control methods within and outside of agriculture in Switzerland. Key words: Common Ragweed, weed control, herbicide, competition, EUPHRESCO, Switzerland.
plante pour épuiser son stock semencier dans les sites infestés. Revue suisse Agric . 40 (4), 191 – 198. ▪▪ EPPO/OEPP 2008. Ambrosia artemisiifolia . EPPO/OEPP Bulletin 38, 414 – 418. ▪▪ Fumanal B., Chauvel B. & Bretagnolle F., 2007. Estimation of pollen and seed production of common ragweed in France. Ann. Agric. Environ. Med ., 2007, 14, 233 – 236. ▪▪ Hegi G. 1908 – 1931. Illustrierte Flora von Mitteleuropa: mit besonderer Berücksichtigung von Deutschland, Österreich und der Schweiz. Lehmann, München. ▪▪ Taramarcaz P., Lambelet C., Clot B., Keimer C. & Hauser C. 2005. Ragweed (Ambrosia) progression and its health risks: will Switzerland resist this invasion? Swiss Med Weekly 135, 538 – 548. ▪▪ Weedscanada, 2009. Zugang: http://www.weedscanada.ca/poisonous_weeds.htm.
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Phänologischer Rückblick ins Jahr 2009
Foto: Thomas Herren, MeteoSchweiz
Claudio Defila, Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie, MeteoSchweiz, 8044 Zürich Auskünfte: Claudio Defila, E-Mail: claudio.defila@meteoswiss.ch , Tel. +41 44 256 94 05
Die Blüte der Sommerlinde charakterisiert den phänologischen Sommer.
Einleitung und Methode Der phänologische Rückblick 2009 entstand anhand der in der Tabelle 1 enthaltenen Daten und aufgrund der phänologischen Bulletins, die im Internet der MeteoSchweiz verbreitet werden (www.meteoschweiz.admin. ch/web/de/wetter/vegetationsentwicklung.html).
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Anhand der Eintrittstermine der Phänophasen und deren Einteilung in fünf Klassen (von sehr früh bis sehr spät) kann der jeweilige Stand der Vegetationsentwicklung angegeben werden. Die phänologischen Bulletins basieren aus den Sofortmeldungen. Von den rund 160 phänologischen Beobachtungsstationen melden 40 Stationen in verschiedenen Regionen und Höhenlagen der
Schweiz 17 Phänophasen aktuell, das heisst sofort nach ihrem Eintreten. Diese 17 Phänophasen wurden so ausgewählt, dass sie möglichst über die ganze Vegetationsperiode verteilt sind (von der Blüte der Hasel bis zur Blattverfärbung der Buche). Der meteorologische Jahresrückblick ist eine Zusammenfassung der monatlichen Witterungsberichte von MeteoSchweiz.
Resultate Das Jahr 2009 war das siebentwärmste seit Beginn der Messreihe im Jahr 1864. Grosse positive Abweichungen gab es vor allem in den Niederungen. Der Hauptanteil am Wärmeüberschuss lieferten die Monate April, Mai und August und im Norden zusätzlich der November. Das Jahr 2009 brachte mehrheitlich etwas weniger Niederschlag als im Mittel von 1961 bis 1990. Werte unter 90 % der Norm traten fast nur im Westen und zum Teil in Graubünden auf. Im Süden und Oberwallis wurden geringe Niederschlagsüberschüsse registriert. Im Flachland war es deutlich sonniger als im Mittel der Jahre 1961 bis 1990. Winter 2008/09 Der Winter 2008/09 begann im Dezember im Westen und in den höheren Lagen mit einem leichten Temperaturdefizit. Hingegen war es in den Tieflagen der Ostschweiz etwas zu warm. Im Süden der Schweiz war es sehr niederschlagsreich und entsprechend viel Schnee fiel in den höheren Lagen. Im Januar 2009 war es in den Niederungen trüb und kalt, weshalb die Temperaturen unter dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 blieben. Vor allem im Norden gab es deutlich weniger Niederschlag als üblich. Der Februar brachte im Norden und insbesondere in den Gipfelregionen Temperaturdefizite. Dank Nordföhn herrschten im Süden Temperaturen, die leicht über der Norm lagen. Während es im Flachland der Alpennordseite etwas zu trocken blieb, fielen im Süden des Landes mehr Niederschläge als normal. Sie brachten in höheren Lagen grosse Schneemengen.
Zusammenfassung
Phänologischer Rückblick ins Jahr 2009 | Umwelt
Die überdurchschnittlichen Temperaturen im Jahr 2009 und insbesondere die extrem warmen Monate April, Mai und August beeinflussten die Vegetationsentwicklung in der Schweiz markant. Hingegen zeigten die zeitweise herrschenden Trockenperioden keine Auswirkungen. Der zeitlich normale bis späte Vegetationsstart mit der Blüte der Hasel im März und der Blüte des Huflattichs Ende März und Anfang April verwandelte sich in eine eher frühe Vegetationsent wicklung bei den späteren phänologischen Frühlingsphasen dank dem warmen April und den extrem hohen Temperaturen im Mai. Auffallend früh fand die Blüte der Margerite statt. Ausserordentlich war der sehr frühe phänologische Sommer mit einigen neuen Rekordwerten. So konnte im Sommer 2009 zeitweise ein Vorsprung der Vegetations entwicklung von zwei bis drei Wochen gegenüber der Norm registriert werden, was auf die extrem hohen Temperaturen im Mai und August zurückzuführen ist. Die Weinlese und die Blüte der Herbstzeitlose fanden zu einem eher frühen Zeitpunkt statt. Hingegen bestand eine klare Tendenz zu späteren Terminen als normal bei der Blattverfärbung und beim Blattfall der Buchen und Rosskastanien.
Frühling Im März wechselten sich milde und kalte Perioden ab, was in den meisten Regionen der Schweiz zu für diese Jahreszeit üblichen Temperaturen führte. Fast in der ganzen Schweiz war es zu nass. Eine Ausnahme bildeten der Westen der Schweiz und das Wallis. Extrem warmes Wetter brachte der April auf der Alpennordseite. Zwischen dem 3. und 15. April betrug der Wärmeüberschuss fünf bis sieben Grad. Diese Wetterlage verursachte eine grosse Trockenheit mit verbreitet nur 10 bis 50 % der üblichen Niederschlagsmengen im April. Überdurch-
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Foto: Thomas Herren, MeteoSchweiz
Umwelt | Phänologischer Rückblick ins Jahr 2009
Abb. 1 | Die Blüte der Margerite zeigt den phänologischen Spätfrühling an.
schnittlich viel Niederschlag konnten jedoch im oberen Wallis, im Tessin und im Oberengadin gemessen werden mit Starkniederschlägen am Monatsende. Weiterhin extrem warm und sonnig blieb es im Mai. In weiten Teilen der Schweiz war der Mai 2009 der zweitwärmste seit Messbeginn im Jahr 1864. In Lugano wurde sogar der wärmste Mai seit 1864 registriert. In Sion wurden am 25. Mai 35,1 Grad gemessen. Entsprechend trocken war es im ganzen Land und im Westen, Tessin und in Graubünden sogar sehr trocken. Sommer Der Juni präsentierte sich im Flachland von der sonnigen Seite. Nur in den Alpen war es zeitweise nass und trüb. Dies ergab im Norden einen leichten und im Süden etwas grösseren Wärmeüberschuss. Die Niederschlagsmengen vielen regional recht unterschiedlich aus. Im Juli war es in der ganzen Schweiz etwas wärmer und in den meisten Regionen auch etwas niederschlagsreicher als im Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990. Wie bereits im April und Mai war es in der ganzen Schweiz auch im August extrem warm. Dies führte wiederum zu trockenen Verhältnissen. Herbst Im September war es in der ganzen Schweiz bis zu 2 Grad wärmer als im Mittel der Jahre 1961 bis 1990. In den meisten Regionen der Schweiz resultierte daraus ein
268
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 266–271, 2010
grosses Niederschlagsdefizit. Insbesondere der Jurasüdfuss, der Alpennordhang, das Unterwallis sowie Graubünden erhielten nur geringe Niederschlagsmengen. So fielen zum Beispiel im Mittelbünden nur 15 bis 30 % einer normalen Monatssumme im September. Vom 6. bis 9. Oktober war es ausserordentlich warm. An vielen Stationen wurden am 7. Oktober Temperaturen über 25 Grad gemessen, was einem Sommertag entspricht. Über den ganzen Monat gerechnet, herrschte nur in den Bergen ein leichtes Temperaturdefizit. In den übrigen Regionen entsprachen die Temperaturen den zu dieser Jahreszeit üblichen Werten. Mit Ausnahme des zentralen und östlichen Alpennordhangs war es in der ganzen Schweiz zu trocken. Sehr niederschlagsarm war es in Teilen des westlichen Mittellandes, im Wallis und im Tessin. Der November war extrem mild. Vielerorts war seit 1864 lediglich der November 2006 noch wärmer. Als einziger Herbstmonat brachte der November überdurchschnittliche Niederschlagsmengen. Frühe Vegetationsentwicklung im phänologischen Sommer Für die Station Arogno gibt es auch dieses Jahr keine Daten, da noch immer keine Person gefunden werden konnte, die die schöne Aufgabe der phänologischen Beobachtungen übernehmen wollte. Das warme Jahr 2009 und insbesondere die extrem warmen Monate April, Mai und August beeinflussten die Vegetationsentwicklung in der Schweiz.
26.03. o
04.05. o
27.03. o
14.04. o 20.05. +
16.05. --
23.04. -
08.05. -
23.05. o 15.05. ---
Le Locle
1020
Les Ponts-de-Martel
1120
05.05. ++
22.05. o
08.06. --
10.07.
17.05. o
480
20.03. o
08.04. o
09.04. o
Fiesch
1100
05.04. o
10.05. o
Les Plans-sur-Bex
1100
Vollblüte der Herbstzeitlosen (Colchium autumnale)
02.05. o 30.06. ++
29.04. o
Weinlese
12.05. o
16.04. o
Vollblüte der Weinrebe
23.04. o
Beginn der Heuernte
04.07. o
20.05. o
Vollblüte der Birnbäume
Vollblüte der Apfelbäume
530 660
Vollblüte der Kirschbäume
Moutier L'Abergement
Vollblüte der Sommerlinde (Tilia platyphyllos)
1. Jura
Vollblüte der Margerite (Leucanthemum vulgare Foto: Andreas Stampfli, SHL )
Vollblüte des Löwenzahns (Taraxacum officinale)
Vollblüte des Huflattichs (Tussilago farfara)
Phänologischer Rückblick ins Jahr 2009 | Umwelt
28.08. o
18.05. -04.06. -02.06. --
2. Wallis/Rhonetal Leytron
Gryon
1100
St. Luc
1650
25.05. o
27.06. o
02.05. o
30.04. o 12.04. o
17.04. --
13.04. o
05.06. -- 09.10. o
15.05. o
12.06. --
27.04. ---
02.07. o
20.08.
03.05. --
14.05. o
25.05. --
14.05. o
30.05.
29.05.
12.07. +
20.10. +++
3. Zentralschweiz Sarnen
500
27.02. -
03.04. -
30.04. --
10.06. --
13.04. o
22.04. -
20.04. o
21.04. --
Entlebuch
765
10.04. +
27.04. -
25.05. -
04.06. --
19.04. -
13.05. o
04.05. o
19.05. o
Escholzmatt
910
09.04. ++
25.04. -
25.05. -
25.06. --
25.04. --
09.05. -
03.05. -
03.06. o
Gadmen
1205
24.04. o
19.05. -
29.05. --
08.05. --
12.06.
12.10.
08.06. -- 16.10. o
23.08. 22.08. -
13.06. --
4. Mittelland Liestal
350
23.03. +
13.04. o
07.05. -
06.06. --
12.04. o
22.04. -
13.04. o
03.06. +
Cartigny
400
18.03. +
17.04. o
13.05. o
29.05. --
10.04. o
22.04. o
20.04. o
24.05. -
Rafz
515
16.03. o
15.04. -
12.05. -
12.06. --
15.04. -
30.04. o
18.04. --
Wiliberg
650
01.04. +
15.04. -
14.05. --
20.06.
15.04. -
23.04. --
23.04. -
03.06. -- 23.09. 11.06. -
Posieux
680
02.04. o
27.04. o
13.05. --
14.06. --
20.04. -
03.05. -
30.04. o
05.05. --
Wyssachen
850
03.04. o
01.05. o
17.05. -
14.06. --
24.04. o
08.05. o
27.04. -
19.05. -
15.06. o
07.10. -
02.09. o
26.05. -- 08.10. -
15.10. +
5. Ostschweiz und Mittelbünden Sargans II
480
10.03. o
14.04. o
20.05. o
20.04. o
21.04. o
18.04. o
12.05. o
Wattwil, SG
625
17.03. o
02.05. +
17.05. -
23.04. o
07.05. -
02.05. o
19.05. o
Thusis
700
01.04. o
22.04. -
19.05. o
15.04. o
01.05. o
22.04. -
20.05. -
10.05. o
06.05. o
20.05. -
14.05. o
07.05. -
30.05. --
13.05. --
12.05. o
29.06. o
02.09. o
13.06. --
07.09. o
Seewis Dorf
960
04.04. o
12.05. +
24.05. o
Andeer
985
04.04. +
07.05. -
26.05. -
30.06. -
02.05. o
08.07. -
10.05. o
Wildhaus
1100
22.04. o
05.05. o
05.06. o
Vals
1250
14.04. +
16.05. o
05.06. -
Davos-Dorf
1560
15.04. o
17.05. --
14.06. -
12.05. -
19.08. -18.09. o 20.06. -
08.10. o
25.08. o 27.08. --
6. Engadin und Südbünden Brusio-Piazzo
800
Stampa
1000
26.03. o
30.05. -25.05. o
Martina
1050
15.04. +
10.05. o
26.05. -
Scuol
1240
01.04. -
10.05. +
28.05. --
Sent
1440
St. Moritz
1800
14.04. o
30.04. o
05.05. o
26.04. o
06.05. 06.07. o
16.05. --
05.05. o
05.05. o
08.05. --
12.05. -
12.05. o
19.05. -
17.05. -
19.06. o
13.09. o
05.06. ---
05.10. +
07.05. o
29.05. --
03.05. ++
18.05. o
08.06. --
20.06. --- 15.10. --
04.04. o
26.04. --
08.04. o
18.04. o
18.05. o
29.04. o
03.06. o
25.06. +
12.04. o
14.04. o
14.04. o 23.06. ++
02.04. +
22.05. ++
25.05. o
28.06. -
28.04. +
13.05. +
11.05. +
10.07. o
21.09. + 26.08. o
7. Tessin Vira / Gambarogno
210
Cevio-Cavergno
430
Arogno
660
Prato-Sornico
750
Vergeletto
1100
24.05. -
06.04. o
11.04. o
09.04. o
04.05. ---
31.05. o 23.09. --
06.04. o
13.04. o
13.04. o
27.05. o
27.05. -
27.09. -
28.06. o
Legende zur Tabelle 1: --- neuer Rekord -- sehr früh - früh o normal + spät ++ sehr spät +++ neuer Rekord Keine Angabe: zu kurze Beobachtungsreihe oder keine phänologischen Beobachtungen durchgeführt
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Umwelt | Phänologischer Rückblick ins Jahr 2009
Da die phänologischen Frühlings- und Sommerphasen vor allem von der Temperatur gesteuert werden, erstaunt es nicht, dass insbesondere im phänologischen Sommer sehr viele frühe Eintrittstermine registriert werden konnten. Die zeitweilige Trockenheit wirkte sich jedoch kaum auf die Phänologie aus. So hätte man erwarten können, dass die Trockenperioden im Herbst eine verfrühte Blattverfärbung bewirken würden, was aber nicht der Fall war. Im Gegensatz zur Blattverfärbung der Buchen und Rosskastanien fanden die Weinlese und die Blüte der Herbstzeitlose mehrheitlich früh statt.
konnten drei neue Rekorde (frühster Termin seit Bobachtungsbeginn) verzeichnet werden. Eine sehr frühe Blüte der Sommerlinde konnte insbesondere in der Zentralschweiz und im Mittelland festgestellt werden. Allgemein traten alle drei phänologischen Sommerphasen mehrheitlich früher als üblich ein. Zeitweise konnte ein Vorsprung der Vegetationsentwicklung von zwei bis drei Wochen gegenüber der Norm registriert werden. Die Ursachen, die zu diesem rekordverdächtigen phänologischen Sommer 2009 führten, liegen bei dem extrem warmen Mai und dem warmen Juni.
Diskussion
Herbst Bei den in der Tabelle 1 enthaltenen Daten besteht ein deutlicher Trend zu frühen Eintrittsterminen mit 39 % aller Fälle in der Klasse «früh» und «sehr früh». Die Klasse «normal» beinhaltet 48 % und die Klasse «spät» und «sehr spät» lediglich 13 %. Da in der Tabelle nur zwei phänologische Herbstphasen aufgeführt werden (Weinlese und Vollblüte der Herbstzeitlose) und diese nicht sehr aussagekräftig sind, um den Stand der Vegetationsentwicklung zu bestimmen, darf dieses Resultat nicht überbewertet werden. Die Auswertungen der herbstlichen Blattverfärbung und des Blattfalls der Buchen und Rosskastanien ergeben einen gegenläufigen Trend zu späten phänologischen Eintrittsterminen mit 34 % aller Fälle in der Klasse «spät» und «sehr spät». Da insbesondere die Blattverfärbung der Laubbäume von den Menschen als Zeichen des Herbstes wahrgenommen wird, muss aus dieser Sicht der phänologische Herbst 2009 als spät bezeichnet werden. Es ist auch zu beachten, dass der Zeitpunkt der Laubverfärbung und des Blattfalls nicht durch die gleichen Faktoren wie die Weinlese und die Blüte der Herbstzeitlose beeinflusst werden. Bei der Weinlese spielt neben der Witterung auch noch der Mensch eine wichtige Rolle. Worauf die Blüte der Herbstzeitlose reagiert ist kaum bekannt.
Frühling Der phänologische Frühling 2009 kann als normal bis früh bezeichnet werden. 54 % aller phänologischen Eintrittstermine gehören zur Klasse «normal», 35 % zur Klasse «früh und sehr früh» und nur 11 % zur Klasse «spät und sehr spät». Anfang Februar blühten auf der Alpensüdseite die ersten Haselsträucher (in der Tabelle 1 nicht enthalten). In den übrigen Regionen fand die Haselblüte in der ersten Märzhälfte statt und in den höheren Lagen Anfang April. Bei dieser Phänophase bestand eine Tendenz zu späten Eintrittsterminen. In der zweiten Märzhälfte konnte in den Niederungen und Anfang April in den höheren Lagen die Blüte des Huflattichs (Tabelle 1) beobachtet werden. Auch diese Phänophase fand tendenziell zu einem späten Zeitpunkt statt. Der warme Monat April holte diesen Rückstand der Vegetationsentwicklung wieder auf, sodass die in Tabelle 1 enthaltenen Frühlingsphasen (Blüte des Löwenzahns und der Margerite sowie Blüte der Obstbäume) mehrheitlich den Klassen «normal» und «früh» bis «sehr früh» zugeordnet werden konnten. Auffallend früh fand die Blüte der Margerite statt. Dies ist nicht erstaunlich, da es auch im Mai extrem warm und sonnig war. Auch die Obstbäume blühten vielerorts früher als normal. Bei der Blüte der Apfel- und Birnbäume konnte sogar je ein neuer Rekord (bei diesen Beobachtungsstationen wurde die jeweilige Phänophase seit Beobachtungsbeginn noch nie so früh beobachtet) registriert werden. Sommer Der phänologische Sommer ist in der Tabelle 1 durch die Vollblüte der Sommerlinde und der Weinrebe sowie durch den Beginn der Heuernte charakterisiert. Der phänologische Sommer 2009 darf mit Sicherheit zu den frühsten der vergangenen Jahrzehnte gezählt werden. 67 % aller Eintrittstermine fallen in die Klasse «früh» und «sehr früh» und nur 24 % in die Klasse «normal» respektive 9 % in die Klasse «spät» und «sehr spät». Insgesamt
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Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 266–271, 2010
Schlussfolgerungen Das phänologische Jahr 2009 ist gekennzeichnet durch den sehr frühen Sommer mit einigen neuen Rekorden. Der Frühling war etwas früher und der Herbst mit der Blattverfärbung und Blattfall deutlich später als normal. Bei der Weinlese und der Blüte der Herbstzeitlose konnten jedoch viele frühe Eintrittstermine registriert werden. Der Hauptgrund für die vielen frühen phänologischen Eintrittstermine ist allgemein auf die überdurchschnittlichen Temperaturen im Jahr 2009 zurückzuführen und insbesondere auf die sehr warmen Monate April, Mai n und August.
Retrospettivo fenologico dell'anno 2009 Le elevate temperature medie del 2009 e, in particolare, per i mesi estremamente caldi di aprile, maggio e agosto, hanno influenzato in modo marcato lo sviluppo vegetativo in Svizzera. Per contro, i periodi di siccità registrati non hanno evidenziato particolari ripercussioni. Il normale fino a tardivo inizio del ciclo vegetativo con la fioritura del nocciolo a marzo e del tussilago a fine marzo e inizio aprile si è tramutato, grazie a un aprile caldo e alle temperatura estremamente elevate di maggio, in un ciclo fenologico precoce nelle normali fasi fenologiche tardive primaverili. La fioritura della margherita è risultata particolarmente precoce. I cicli fenologici estivi sono risultati straordinariamente precoci con alcuni valori da primato. Infatti, si è registrato, in parte, un anticipo di 2 – 3 settimane nello sviluppo vegetativo rispetto alla norma. Anticipo ricondu cibile alle temperature estremamente elevate nei mesi di maggio e agosto. La vendemmia e la fioritura del colchico hanno avuto luogo in una fase piuttosto precoce, mentre vi è stata una chiara tendenza al ritardo rispetto alla norma nella colorazione e nella caduta delle foglie del faggio e dell’ippocastano.
Summary
Riassunto
Phänologischer Rückblick ins Jahr 2009 | Umwelt
Phenological retrospective 2009 In 2009, average temperatures above the norm, and especially the extremely warm months of April, May and August, significantly influenced the development of vegetation in Switzerland. In contrast, the drought that prevailed temporarily did not influence this development. The growing season began in normal time or slightly delayed with hazel flowering in March and coltsfoot late March-early April. Few weeks later, last spring pheno logical phases were early, in particular the daisy flowering. A warm April and unusually high temperatures in May are responsible for this turnaround. The early arrival of phenological summer was truly exceptional, with some new record dates. Thus, in summer 2009, due to the heat in May and August, an advance of vegetation development from two to three weeks compared to the standard was temporarily observed. Grape harvesting and Autumn crocus flowering took place at a very early date. In contrast, the fall of 2009 showed a clear trend to the late occurrence of autumnal phenological phases like leaf colouring and leaf fall. Key words: phenology, seasonal growth, meteorology, climate change.
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 266–271, 2010
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N u t z t i e r e
Stationäre RFID-Antennensysteme zur Identifikation von Schweinen Frank Burose1, Tim Anliker1, Daniel Herd2, Thomas Jungbluth2 und Michael Zähner1 Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8356 Ettenhausen ² Universität Hohenheim, Institut für Agrartechnik, 70593 Stuttgart Auskünfte: Michael Zähner, E-Mail: michael.zaehner@art.admin.ch, Tel. +41 52 368 33 13
Foto: ART
1
Ferkel mit elektronischer Ohrmarke.
Einleitung Die heutige, offizielle Kennzeichnung von Schweinen in der Schweiz mittels gelber Kunststoff-Ohrmarke ist nicht einzeltierspezifisch. Die vierstellige Nummer auf dem Dornteil der Ohrmarke wiederholt sich periodisch. Damit ist die Erfassung der Schweine auf Ebene Einzeltier ohne Elektronikeinsatz nicht praxisgerecht umzusetzen. Eine Identifikation von Schweinen in der
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Gruppe ist unabdingbar, denn Schweine werden in Gruppen gehalten, getrieben, verladen und betäubt. Die heute eingesetzte Technik zur elektronischen Tierkennzeichnung mit ISO-Ohrmarken erlaubt zwar die automatische Identifikation eines einzelnen Tieres, nicht aber die Erfassung des Einzeltiers aus einer Tiergruppe heraus. Aus technischen Gründen kann bislang immer nur ein Transponder im Lesefeld erfasst werden. Um mehrere Transponder im Lesefeld erfassen zu können, wurde ein Anti-Kollisions-Verfahren entwickelt. Hierbei übermitteln die Transponder ihre Codierung in einem zufällig gewählten Zeitabstand und «stören» sich dabei gegenseitig nicht (Finkenzeller 2006). Bis zu 100 der eingesetzten Transponder können gemeinsam, quasi zeitgleich aus dem Lesefeld einer Antenne identifiziert werden. Der Antikollisionsalgorithmus der Transponder basiert auf dem «tag talk only-System», das heisst, die Transponder «senden» nur ihre Codierung. Ziel dieses Versuchs war ••die Entwicklung eines elektronischen Tierkennzeichnungssystems zur automatischen Identifikation des Einzeltieres aus einer Gruppe sowie ••die Funktionssicherheit von herkömmlichen, elektronischen Ohrmarken mit dem ISO-Standard und eines Prototyps mit dem so genannten Anti-Kollisions-Algorithmus bei der Passage eines stationären Antennensystems zu entwickeln und zu testen. Der Zweck eines solchen Systems ist, das einzelne Mastschwein aus der Gruppe heraus elektronisch zu erfassen, seine Daten (Geburtsbetrieb, Geburtsdatum, Geschlecht, Genetik, Standorte Aufzucht und Mast usw.) rationell weiter zu verarbeiten und das Tier konsequent von der Geburt bis zur Schlachtung zu verfolgen.
Material und Methode Die zu testenden Niedrigfrequenz-Transponder, die entweder über ein Anti-Kollisionsprotokoll verfügten und das Lesen der Tiere aus einer Gruppe ermöglichen (AKTransponder, 125 kHz) oder den ISO-Standards 11784 und 11785 entsprachen und nur einzeln gelesen werden
Abb. 1 | Dorn- und Lochteil sowie Transponder einer ISO-Ohrmarke.
können (ISO-Transponder, 134,2 kHz; Abb. 1) wurden in verschiedenen Varianten durch das magnetische Feld eines stationären Antennensystems geführt und identifiziert. Dabei wurden die Anzahl der Transponder, ihre Ausrichtung zum Lesefeld und ihre Geschwindigkeit, mit der sie durch das Lesefeld geführt wurden, verändert und somit das Treiben einer Gruppe von Schweinen simuliert. Jede Variante setzte sich demnach aus den drei Parametern – Anzahl Transponder, Ausrichtung und Geschwindigkeit – zusammen und wurde über jeweils zehn Messfahrten wiederholt. Die Lesequote (%) wurde definiert als: (siehe unten) Die AK- bzw. ISO-Transponder wurden auf einer Kunststoffplatte (Schlitten) fixiert und mittels Seilzug auf zwei Holzschienen gezogen (Abb. 2). Die Transponder auf dem Schlitten stellten eine Gruppe Schweine dar, die gemeinsam durch eine stationäre Antenne getrieben wurden. Bei der Simulation einer Gruppe von zehn Kilogramm schweren, abgesetzten Ferkeln wurden neun, bei 30 Kilogramm schweren Aufzuchtferkeln vier und bei 110 Kilogramm schweren Mastschweinen zwei Transponder eingesetzt (Abb. 3). Die Anordnung der Transponder auf dem Schlitten erfolgte symmetrisch, um für Messungen in beiden Richtungen (Hin- und Rückfahrt auf dem Prüfstand) gleiche Bedingungen zu bieten.
Zusammenfassung
Foto: ART
Stationäre RFID-Antennensysteme zur Identifikation von Schweinen | Nutztiere
Der Einsatz einer elektronischen Kennzeichnung bei landwirtschaftlichen Nutztieren ermöglicht, die Tiere mit stationären Antennensystemen automatisch zu identifizieren. In der vorliegenden Untersuchung wurde das in anderen Wirtschaftsbereichen bereits eingesetzte Erkennungssystem zum Lesen einzelner Transponder aus einer Gruppe (Pulkerfassung) bei Mastschweinen getestet. Zur Bewertung von verschiedenen Antennensystemen wurden auf einer Kunststoffplatte montierte Transponder durch einen neu entwickelten Prüfstand bewegt und das Treiben einer Gruppe von Schweinen simuliert. Die Identifikationssicherheit (Lesequote) der in unterschiedlicher Anzahl, Ausrichtung und Geschwindigkeit durch das Lesefeld geführten Transponder stand dabei im Fokus. Zum Einsatz kamen neben standardisierten (ISO-)Transpondern auch solche mit AntiKollisions-Algorithmus (AK-Transponder). Im Mittel der getesteten Varianten konnten bei der Simulation einer Gruppe von Absetzferkeln, Aufzuchtferkeln und Mastschweinen zwischen 43 und 48 Prozent der AK- und zwischen 68 und 85 Prozent der ISO-Transponder automatisch identifiziert werden. Für die erklärenden Variablen Ohrmarkentyp, Ausrichtung und Geschwindigkeit liess sich ein sehr hoch signifikanter Zusammenhang zur Lesequote feststellen. Die Ergebnisse beim Lesen des Einzeltieres aus der Gruppe zeigten das Potential dieser Technik auf. Aufgrund nicht ausreichend hoher Lesequoten ist sie jedoch noch nicht praxisreif.
Anzahl Transponder, die bei einer Messfahrt mindestens einmal gelesen wurden × 100 = Lesequote Anzahl maximal möglicher zu lesender Transponder
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Nutztiere | Stationäre RFID-Antennensysteme zur Identifikation von Schweinen
Abb. 3 | Positionierung der Transponder auf dem Schlitten (1 bis max. 9) bei der Simulation des Treibens von Schweinen [cm].
Abb. 2 | Schematische Darstellung des Prüfstands mit Anti-Kollisions- (AK) und ISO-Antennen [cm].
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Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 272–279, 2010
Die Antennen waren links und rechts von der Schienenkonstruktion gegenüberliegend mit einem Abstand von 50 cm zueinander positioniert. Der Test von AK-Transpondern wurde mit zwei vertikal ausgerichteten Antennen durchgeführt. Diese rechteckigen Antennen massen 40×60 cm. Zum Lesen der ISO-Transponder wurden insgesamt drei Antennen benutzt. Analog zum Aufbau der Antennen für AK-Transponder wurden zwei ISO-Antennen vertikal aufgehängt. Deren rechteckiges Kunststoffnetz war etwa 40 cm breit und 180 cm lang. Eine dritte ISO-Antenne lag in Längsrichtung flach auf dem Fussboden. Sie verfügte über sechs Empfangsschleifen und mass 40×215 cm. Der Schlitten führte die Transponder in Abhängigkeit der Lebendmasse der Tiergruppe in halber Höhe der Antennen durch das Lesefeld. Die Lebendmasse bestimmte die Höhe vom Boden, in der das Schwein sein Ohr respektive die Ohrmarke beim Treiben in der Gruppe hielt. Getestet wurden die Transponder in verschiedenen Ausrichtungen zum magnetischen Feld der stationären Antennen (Abb. 4). In der Grundausrichtung zeigte die angewinkelte Seite der Kunststoff-Halterung (Ausrichtung 1 und 2) bei der Hinfahrt nach vorn. Es wurde angenommen, dass die Ohrmarke je nach Ohrform (Stehoder Schlappohr), der Kopfhaltung und den Bedingungen beim Treiben (z. B. Geschwindigkeit) mindestens die sieben getesteten Ausrichtungen (1 bis 7) annehmen kann: 1 = Transponder horizontal, 2 = Transponder 45 Grad nach vorn gekippt, 3 = Halterung 45 Grad nach rechts gedreht, Transponder 45 Grad nach vorn gekippt, 4 = Halterung 90 Grad nach rechts gedreht, Transponder 45 Grad nach vorn gekippt, 5 = Halterung 90 Grad nach rechts gedreht, Transponder vertikal, quer zur Fahrtrichtung,
Stationäre RFID-Antennensysteme zur Identifikation von Schweinen | Nutztiere
Ohrmarkenlochteil mit mit AKISO-Transponder Ohrenmarkenlochteil AK-oder oder ISO-Transponder
In einem lineare gemischte Effekte Modell (Pinheiro und Bates 2000) wurde die Lesequote von Ohrmarken (Zielvariable) mit vier erklärenden Variablen beschrieben: ••das Antennensystem (Transpondertyp), ••die Anzahl Transponder (Tiere), ••die Ausrichtung der Transponder und ••die Geschwindigkeit, mit welcher die Transponder durch das Lesefeld geführt wurden. Mit einer graphischen Residuenanalyse wurden die Modellannahmen überprüft. Das Signifikanzniveau wurde bei fünf Prozent festgelegt.
Kunststoff-Halterung für Ohrmarkentransponder Kunststoff-Halterung für Ohrenmarkentransponder
Resultate
Abb. 4 | Kunststoff-Halterung mit Anti-Kollisions- (AK) oder ISOOhrmarken-Transponder (links: Ausrichtung 1, Mitte: Anbringung für die Ausrichtungen 2, 3 und 4, rechts: Anbringung für die Ausrichtungen 5, 6 und 7).
6 = Halterung 135 Grad nach rechts gedreht, Transpon der vertikal und 7 = Halterung 180 Grad gedreht, Transponder vertikal, längs zur Fahrtrichtung. Die Geschwindigkeit, mit welcher der Schlitten gezogen und die Transponder das Lesefeld passierten, war durch die an einen Elektromotor angelegte Spannung stufenlos regelbar. Die Lesbarkeit der Transponder wurde in fünf verschiedenen Geschwindigkeiten (a bis e) getestet: a = 0,5 m/s, b = 1,0 m/s, c = 1,5 m/s, d = 2,0 m/s und e = 3,0 m/s.
Die Lesequote im Antennensystem mit AK-Transpondern streute zwischen den drei getesteten Tiergruppen Absetzferkel, Aufzuchtferkel und Mastschweine von 43 bis 48 Prozent. Die Ergebnisse lagen dabei weit unter den Werten, der Varianten mit ISO-Antennen (68 – 85 %; Tab. 1). Bei der horizontalen Ausrichtung des Transponders wurde die mit Abstand schlechteste Lesequote erzielt (Tab. 2). Bei den AK-Transpondern wurde in 150 Fahrten kein Transponder gelesen. Bei den Varianten mit ISO-Transpondern wurden nur bei Absetzferkeln vereinzelt Transponder erkannt. Über alle drei Tiergruppen schnitten sowohl im Test mit AK- als auch bei ISO-Transpondern die Ausrichtungen sechs und sieben am besten ab. Im Fall der AK-Transponder lag die Lesequote bei 77 beziehungsweise 80 Prozent, im ISO-System wurden 95 beziehungsweise 98 Prozent der Transponder identifiziert. Die grössten Unterschiede zwischen AK- und ISO-Transpondern gab es in der zweiten Ausrichtung. Im AK-System wurde eine Lesequote von sechs Prozent erreicht, im System ISO lag diese bei 59 Prozent. Der Einfluss der Geschwindigkeit fiel bei den AKTranspondern deutlich grösser aus als bei den ISO-Trans-
Tab. 1 | Lesequoten für stationäre Antennensysteme bei der Simulation des Treibens von Schweinen Antennensystem
AK
ISO
Lesequote [%]
Transponder [n]
Tiermasse (simuliert) [kg]
Varianten [n]
Wiederholungen [n]
min.
max.
Ø
9
10
35
10
0
100
46
4
30
35
10
0
100
43
2
110
35
10
0
100
48
9
10
35
10
2
100
68
4
30
35
10
0
100
85
2
110
35
10
0
100
73
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 272–279, 2010
275
Nutztiere | Stationäre RFID-Antennensysteme zur Identifikation von Schweinen
Tab. 2 | Lesequoten von Anti-Kollisions- (AK) bzw. ISO-Transpondern in sieben verschiedenen Ausrichtungen bei der Simulation des Treibens von Schweinen Lesequote [%] Antennensystem
AK
ISO
Tiergruppe, simuliert
Ausrichtung der Transponder 1
2
3
4
5
6
7
Durchschnitt
Absetzferkel
0,0
15,6
58,7
72,9
28,9
70,0
77,6
46,2
Aufzuchtferkel
0,0
1,5
65,0
66,5
25,5
73,0
71,0
43,2
Mastschweine
0,0
0,0
74,0
85,0
0,0
89,0
90,0
48,3
Durchschnitt
0,0
5,7
65,9
74,8
18,1
77,3
79,5
45,9
Absetzferkel
4,2
66,7
76,0
72,7
77,1
85,1
92,7
67,8
Aufzuchtferkel
0,0
95,5
100,0
100,0
97,0
100,0
100,0
84,6
Mastschweine
0,0
15,0
100,0
100,0
97,0
100,0
100,0
73,1
Durchschnitt
1,4
59,1
92,0
90,9
90,4
95,0
97,6
75,2
Ausrichtung der Transponder: 1 = Transponder horizontal 2 = Transponder 45 Grad nach vorn gekippt 3 = Halterung 45 Grad nach rechts gedreht, Transponder 45 Grad nach vorn gekippt 4 = Halterung 90 Grad nach rechts gedreht, Transponder 45 Grad nach vorn gekippt 5 = Halterung 90 Grad nach rechts gedreht, Transponder vertikal, quer zur Fahrtrichtung 6 = Halterung 135 Grad nach rechts gedreht, Transponder vertikal 7 = Halterung 180 Grad gedreht, Transponder vertikal, längs zur Fahrtrichtung
100
80
80
60
60
40
40
Lesequote
100
20
20 Lesequote 0 von Ohrmarken [%]
0 von Ohrmarken [%] Lesequote
Lesequote
AK ISO Transpondertyp
2
100
100
80
80
60
60
40
40
4 Tiere [n]
9
20
20 Lesequote 0 von Ohrmarken [%] 1
2
3 4 5 Ausrichtung
0 Lesequote von Ohrmarken [%] 6
7
0.5
1 1.5 2 Geschwindigkeit [m/s ]
3
Abb. 5 | Lesequoten von elektronischen Ohrmarken in Abhängigkeit der erklärenden Variablen Transpondertyp, Tiere, Ausrichtung und G eschwindigkeit, dargestellt als Boxplots (Minimum, unteres Quartil, Median, oberes Quartil, Maximum).
pondern (Tab. 3). Die Lesequote streute bei AK-Transpondern unabhängig von der Ausrichtung der Transponder im Durchschnitt der drei Tiergruppen von 26 (3 m/s) bis 65 Prozent (0,5 m/s) und bei den ISO-Transpondern reichten die Werte von 73 (3 m/s) bis 78 Prozent (0,5 m/s). Die Lesequote war umso höher, je langsamer die Transponder durch das Lesefeld geführt wurden. Die Lesequote erreichte bei einer Geschwindigkeit von 0,5 m/s den höchsten Wert. Das Ergebnis fiel bei einer Geschwindigkeit von 3 m/s am niedrigsten aus.
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Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 272–279, 2010
Statistische Auswertung Die Ergebnisse des lineare gemischte Effekte Modells mit der Zielvariablen Lesequote von Ohrmarken bei der Simulation des Treibens von Schweinen in der Gruppe generierten sich aus insgesamt 210 Varianten (zwei Transpondertypen × drei Tieralterstufen (Tiere) × sieben Ausrichtungen × fünf Geschwindigkeiten; (Tab. 4). Der Transpondertyp, die Ausrichtung der Transponder und die Geschwindigkeit mit der die Transponder durch das Lesefeld geführt wurden, waren hoch signifikant (p < 0,0001). Die erklärende Variable «Tiere», symbolisiert durch die Anzahl Transponder auf dem Prüfschlitten, war nicht signifikant (p = 0,1381). Die Abb. 5 zeigt in vier Boxplots jeweils die Lesequote als Zielvariable gemeinsam mit einer erklärenden Variablen. Sie veranschaulichen das Ergebnis der statistischen Analyse. Die Interquartilabstände und die Mediane variierten in allen Boxplots zum Teil sehr deutlich. Das in den Ergebnissen beschriebene bessere Abschneiden der ISOTransponder mit einer insgesamt höheren Lesequote wurde auch im Boxplot Ohrmarkentyp sichtbar. Der Boxplot Ausrichtung verdeutlichte den grossen Zusammenhang zwischen der Lesequote von Ohrmarken und der Ausrichtung des Transponders (Abb. 5). Während in der Ausrichtung 1 insgesamt nur sehr wenige Transponder identifiziert wurden (Maximum bei 10 %), lag die Lesequote bei allen anderen Ausrichtungen deutlich höher. Der Median bei den vier besten Ausrichtungen (3, 4, 6, 7) erreichte einen Wert zwischen 80 und 100 Prozent, das Interquartil lag mindestens zwischen zirka 65 und 100 Prozent. Der Boxplot Geschwindigkeit zeigte den Einfluss der Verweildauer des Transponders im Lesefeld auf die Lese-
Stationäre RFID-Antennensysteme zur Identifikation von Schweinen | Nutztiere
Tab. 3 | Lesequoten von Anti-Kollisions- (AK) bzw. ISO-Transpondern für fünf verschiedene Geschwindigkeiten bei der Simulation des Treibens von Schweinen Lesequote [%] Antennensystem
AK
ISO
Tiergruppe, simuliert
Geschwindigkeit [m/s] Durchschnitt
0,5
1
1,5
2
3
Absetzferkel
69,2
51,7
38,7
41,7
29,7
46,2
Aufzuchtferkel
69,3
54,6
36,1
37,1
18,9
43,2
Mastschweine
56,4
54,3
55,0
47,1
28,6
48,3
Durchschnitt
65,0
53,6
43,3
42,0
25,7
45,9
Absetzferkel
74,1
69,7
67,5
64,9
62,7
67,8
Aufzuchtferkel
85,7
85,4
85,7
83,6
82,9
84,6
Mastschweine
73,6
72,1
73,6
72,9
73,6
73,1
Durchschnitt
77,8
75,7
75,6
73,8
73,0
75,2
quote (Abb. 5). Bei der geringsten Geschwindigkeit (0,5 m/s) reichte das Interquartil von zirka 50 bis 100 Prozent. Mit zunehmender Geschwindigkeit sank das untere Quartil kontinuierlich auf beinahe null Prozent.
Diskussion Grundsätzlich ist die optimale Positionierung der Antennen Bedingung, um ein bestmögliches magnetisches Lesefeld zu generieren. Darüber hinaus hängt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Transponder beim Durchqueren des Lesefeldes gelesen wurde, von mehreren Parametern ab. Die wichtigsten sind: ••das Antennensystem (Transpondertyp) ••die Entfernung des Transponders zur Antenne, plus Anzahl ••die Ausrichtung des Transponders zur Antenne und ••die Geschwindigkeit, mit welcher der Transponder durch das Lesefeld geführt wird.
Entfernung des Transponders zur Antenne Die Lesereichweite bestimmt, wie gross der Abstand zwischen Antenne und Transponder maximal sein darf, damit das Tier beim Durchlaufen der Antenne gelesen werden kann. Die Entfernung des Transponders zur Antenne des stationären Lesesystems steht in engem Zusammenhang zur Tiergrösse oder zur Breite des Durchgangs, durch den die Tiere getrieben werden. Ausrichtung des Transponders zur Antenne Die Ausrichtung des Transponders zu den Feldlinien des magnetischen Feldes ist entscheidend, damit der Transponder mit Strom aufgeladen und schliesslich identifiziert werden kann. Die Energieversorgung der Kupferspule des Transponders ist bei einer vertikalen Ausrichtung zu den Feldlinien am besten. Die Folgen einer «suboptimalen» Ausrichtung des Transponders im Lesefeld wurden in den Ergebnissen des Simulationsex periments deutlich.
Tab. 4 | Kennzahlen der statistischen Auswertung von stationären Antennensystemen bei der Simulation des Treibens von Schweinen mit der Zielvariablen Lesequote und den erklärenden Variablen Transpondertyp, Tiere, Ausrichtung und Geschwindigkeit erklärende Variable
Freiheitsgrade [n]
FG Residuen [n]
F-Wert
p-Wert
Transpondertyp
1
196
106,98
< 0,0001
Tiere
2
196
2,00
0,1381
Ausrichtung
6
196
79,52
< 0,0001
Geschwindigkeit
4
196
6,67
< 0,0001
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 272–279, 2010
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Nutztiere | Stationäre RFID-Antennensysteme zur Identifikation von Schweinen
Die Ausrichtung des Transponders hatte einen sehr grossen Einfluss auf seine Lesequote. Horizontal auf dem Schlitten befestigte Transponder wurden aufgrund der ungünstigen Lage zu den Feldlinien des magnetischen Feldes in nur sehr wenigen Messfahrten identifiziert. Die jeweils 50 Messfahrten in dieser Anordnung mit zumeist keiner einzigen Lesung schmälerten demnach das Gesamtergebnis. Da die Tiere die Ausrichtung des Transponders mit der Bewegung verändern, ist die Wahrscheinlichkeit eines Leseerfolgs beim Durchlaufen hoch. Geschwindigkeit, mit welcher der Transponder durch das Lesefeld geführt wird Je länger sich ein Tier im Lesefeld eines stationären Antennensystems aufhält, umso grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass sein Transponder identifiziert wird. Eine möglichst lange Aufenthaltsdauer eines Transponders im Lesefeld kann durch verschiedene Massnahmen erreicht werden. Ein defensives Treiben, Hindernisse im Durchgang oder Dunkelheit reduzieren die Geschwindigkeit der Schweine beim Treiben. Für das Durchlaufen eines langen Lesefeldes benötigen die Tiere mehr Zeit, als dies bei einem kurzen Lesefeld der Fall ist. Mit steigender Geschwindigkeit sank die Wahrscheinlichkeit, dass alle Transponder aus der Gruppe identifiziert wurden. Dies war ein Hinweis auf den grossen Einfluss der Länge des Lesefeldes. Die Zeit, die ein AK-Transponder im Lesefeld verbrachte, war gegenüber den ISO-Transpondern um ein Drittel geringer. Den AKTranspondern fehlte es bei sonst gleichen Bedingungen an Zeit, aufgeladen und dann ausgelesen zu werden. Antennensystem / Transpondertyp Die unterschiedlichen Ergebnisse zwischen den Transpondertypen AK und ISO lassen sich einerseits durch die verschiedenen Transponder- oder Antennentypen andererseits durch die unterschiedliche Verweildauer der Transpondertypen im Lesefeld erklären. Hier könnte ein Test mit AK-Antennen und einem verlängertem Lesefeld (drei anstelle einer Antenne) Aufschluss geben. Weiter übt die Anzahl Transponder, die sich zeitgleich im Lesefeld befinden, einen Einfluss auf die Lesequote aus.
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Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 272–279, 2010
Schlussfolgerungen Die Erkenntnisse aus den Versuchen zu stationären Antennensystemen und elektronischen Ohrmarken stellen die Praxistauglichkeit eines Kennzeichnungssystems mit elektronischen Ohrmarken bei Schweinen derzeit noch in Frage. Elektronisch gekennzeichnete Tiere können aus der Gruppe heraus mittels RFID-Technologie automatisch identifiziert werden. Wenngleich die dargestellten Ergebnisse hinsichtlich der Lesequote noch nicht zufrieden stellend sind, zeigen sie, welches Potential sich aus der verfügbaren Technik ableiten lässt. In weiteren Untersuchungen muss die Verbesserung der Lesequote im Vordergrund stehen. Ziel muss es sein, eine Situation zu schaffen, in der die Tiere in der Gruppe stressfrei, das heisst, ohne sichtbare Hindernisse durch eine stationäre n Antenne getrieben werden. Abkürzungen AK Anti-Kollision ISO International Organization for Standardization (Internationale Organisation für Normung) kHz Kilohertz m/s Meter pro Sekunde p-Wert statistischer Wert RFID Radio-Frequenz-Identifikation
Sistemi ad antenna fissa RFID per l'identificazione remota di suini L'impiego di un'etichetta elettronica (tag o trasponder) per il bestiame da reddito agricolo consente d'identificare automaticamente gli animali attraverso un'antenna fissa. Nello studio in oggetto il sistema d'identificazione chè consente di leggere contemporaneamente più transponder, già impiegato in altri settori economici, è stato testato sui suini da ingrasso. Per valutare i diversi sistemi, è stata simulata l'attività di un gruppo di suini facendo muovere, mediante un carrello appositamente concepito, i transponder montati su un supporto di plastica. Ci si è concentrati sulla percentuale di lettura (read rate) dei transponder in movimento in numero, direzione e velocità variabile nel campo di lettura. Oltre a transponder standard (ISO) ne sono stati utilizzati anche altri con algoritmo anticollisione (transponder AC). Nella media delle varianti testate, nella simulazione di un gruppo di suinetti svezzati, suinetti da allevamento e suini da ingrasso, è stato possibile identificare il 43 – 48 per cento dei transponder AC e il 68 – 85 per cento di quelli ISO. Le variabili interpretative relative a tipo di marche auricolari, direzione e velocità sono correlate in maniera estremamente significativa alla percentuale di lettura. I risultati della lettura dei singoli animali del gruppo mostrano il potenziale di questa tecnica, che tuttavia, data la percentuale di lettura non sufficientemente alta, non è ancora pronta per essere applicata nella pratica.
Summary
Riassunto
Stationäre RFID-Antennensysteme zur Identifikation von Schweinen | Nutztiere
Stationary RFID Antenna Systems for Pigs Identification The use of an electronic labelling system for livestock enables the animals to be automatically identified with stationary antenna systems. In the present study, the recognition system for reading individual transponders from a group (bulk reading), already in use in other industrial sectors, was tested with fattening pigs. To evaluate different antenna systems, transponders mounted on a plastic plate were moved by a newly develo ped test bench and simulated the movement of a group of pigs. The focus was on the identification certainty (read rate) of the transpon ders guided through the reading field in different numbers, direction and speed. In addition to standardised (ISO) transponders, others with an anti-collision algorithm (AC transpon ders) were also used. On average for the variants tested, 43 to 48 % of the AC transponders and 68 to 85 % of the ISO transponders were automatically identified in the simulation of a group of weaners, rearing piglets and fattening pigs. A very highly significant correlation with the read rate was determined for the explanatory variables of ear-tag type, direction and speed. The results for reading individual animals from the group highlighted the potential of this technique. Owing to insufficiently high read rates, however, it is not yet ready to be used in practice. Key words: electronic ear tags, lowfrequency transponder, stationary antenna systems, radiofrequency identification, pigs.
Literatur ▪▪ Finkenzeller K., 2006. RFID-Handbuch – Grundlagen und praktische Anwendungen induktiver Funkanlagen, Transponder und kontaktloser Chipkarten. Carl Hanser Verlag, München Wien, 490 S. ▪▪ Pinheiro J. C. & Bates D. M., 2000. Mixed-Effect Models in S-Plus. Springer, New York, 528 S.
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 272–279, 2010
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P f l a n z e n b a u
29 Neuzüchtungen von Italienischem Raigras geprüft Daniel Suter1, Hansueli Hirschi1, Rainer Frick 2 und Stéphane Chapuis2 Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich 2 Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon 1 Auskünfte: Daniel Suter, E-Mail: daniel.suter@art.admin.ch, , Tel.+41 44 377 72 79
Foto: ART
1
Das Italienische Raigras bildet das Rückgrat sämtlicher zwei jähriger Mischungen, so auch dasjenige der abgebildeten Standardmischung SM 240.
Einleitung Raschwüchsig und Ertragreich In futterwüchsigen Gebieten können mit dem Italienischen Raigras (Lolium multiflorum Lam. var. italicum Beck, Abb. 1) Höchsterträge erzielt werden. Dank der äusserst raschen Jugendentwicklung sind schon im Saatjahr hohe Erträge möglich. Im Gemenge mit Rotklee (Trifolium pratense L.) lassen sich optimale kurzdauernde Kunstwiesenbestände erzielen, deren Futter grün oder als Silage Verwendung finden kann (Suter 2008b). Vor allem das blattreiche Material im Saatjahr, aber auch der erste Aufwuchs im Frühjahr ist sehr schmackhaft. Das blattreiche Futter des Italienischen Raigrases wird von den Tieren
280
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 280–285, 2010
sogar dem Englischen Raigras (Lolium perenne L.) vorgezogen (Ombabi et al. 2001). Leider bildet das Italienische Raigras nicht nur im ersten Aufwuchs Stengel, sondern auch in den Folgeaufwüchsen. Dies führt dazu, dass die Futterqualität während des Aufwuchses rasch abnimmt, was der Grund für die geringe Nutzungselastizität dieser Art ist. Dieser Nachteil zeigt sich vor allem auch dann, wenn sich ein Mischbestand aus viel Italienischem Raigras, aber wenig Klee zusammensetzt. Das Italienische Raigras ist unter den ertragreichen Futtergräsern, die in der Schweiz angebaut werden können, dasjenige mit den höchsten Ansprüchen an die Wachstumsbedingungen. Es verlangt nährstoffreiche, mittelschwere, gut mit Wasser versorgte Böden ohne Staunässe. Eine Jahresniederschlagsmenge von 900 bis 1200 mm ist ideal. Ein wichtiger Faktor ist die mittlere Jahrestemperatur, welche 8 bis 9 °C erreichen sollte. Aus diesem Grunde ist die Verwendung des Italienischen Raigrases in rauhen Lagen nur bis etwa 700 m ü. M. zu empfehlen, in geschützten Lagen kann sich diese Grenze bis auf 900 m ü. M. nach oben verschieben. Das Risiko von Ertragsausfällen steigt aber mit zunehmender Höhenlage. Dies ist leicht zu verstehen, wenn man weiss, dass das Italienische Raigras sowohl Fröste ohne Schnee als auch lange Schneedecken schlecht erträgt. Unter der Schneedecke können sich Schneefäulepilze wie der Schneeschimmel (Microdochium nivale) entwickeln und die Pflanzen stark schädigen (Abb. 2). Während des Sommers kann die bakterielle Welke (Xanthomonas translucens pv. graminis) grossen Schaden anrichten (Schmidt und Nüesch 1980), wobei deutliche Sortenunterschiede beobachtet werden können.
Methode 29 neue Sorten unter der Lupe In den Jahren 2007 bis 2009 prüften die Forschungsanstalten Agroscope Reckenholz-Tänikon ART und Agroscope Changins-Wädenswil ACW in vergleichenden Sortenversuchen 29 Neuzüchtungen von Italienischem
Raigras auf ihre Anbaueignung unter Schweizer Bedingungen. Gleichzeitig wurden alle zehn bereits empfohlenen Sorten erneut geprüft. Da Klee- und Gräserarten in der Schweiz fast ausnahmslos in Mischungen verwendet werden, ist die Konkurrenzkraft der einzelnen Sorten ein wichtiges Kriterium. Dazu wurden die zu prüfenden Sorten nicht nur als Reinsaaten, sondern auch in einfachen Mischungen mit Rotklee angebaut. Die Angaben zur Saat und zu den Standorten der Versuche können aus Tabelle 1 entnommen werden. Zu jedem Aufwuchs erhielten die Reinsaaten 50 Kilogramm Reinstickstoff pro Hektare in Form von Ammonsalpeter. Für die Mischbestände reduzierte man die Stickstoffgaben auf die Hälfte. Für sämtliche Beobachtungen und Messungen kam eine neunstufige Skala zur Anwendung. Die Trockensubstanzerträge der Reinbestände rechnete man mit Hilfe von statistischen Methoden in neun Ertragsklassen um. So war es möglich, den Ertrag in die Gesamtbeurteilung einzubeziehen. Die gleiche Umrechnungsmethode fand bei den Messwerten der Verdaulichen organischen Substanz (VOS) Verwendung, die zuerst mittels NahinfrarotReflexionsspektroskopie (Norris et al. 1976) ermittelt und mit der Pansensaftmethode nach Tilley und Terry (1963) validiert worden waren. Die Information zu Jugendentwicklung, Güte (allgemeiner Eindruck, Nachwuchsvermögen, Bestandesdichte), Ausdauer, Toleranz gegenüber Wintereinflüssen und Befall mit Blattkrankheiten und Bakterienwelke wurden in den Reinbeständen mittels Einschätzungen nach einer neunteiligen Skala erhoben, wobei die Eins die beste und die Neun die schlechteste Note darstellt. Zur Bewertung der Konkurrenzkraft diente der prozentuale Anteil der zu prüfenden Sorte am Gesamttrockensubstanzertrag der Mischung. Die Note errechnete sich wie folgt:
Zusammenfassung
29 Neuzüchtungen von Italienischem Raigras geprüft | Pflanzenbau
In den Jahren 2007 bis 2009 prüften die Forschungsanstalten Agroscope ReckenholzTänikon ART und Agroscope ChanginsWädenswil ACW insgesamt 39 Sorten, davon 29 Neuzüchtungen, von Italienischem Raigras in vergleichenden Sortenversuchen an fünf Standorten. Die Beurteilung der Sorten gründete auf systematischen Erhebungen des Ertrags, der Güte des Bestandes, der Jugendentwicklung, der Konkurrenzkraft, der Ausdauer, der Toleranz gegenüber Wintereinflüssen, der Resistenz gegen Blattkrankheiten und Bakterienwelke sowie der verdaulichen organischen Substanz. Vier der geprüften Neuzüchtungen erzielten Ergebnisse, die eine Aufnahme in die «Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen» erlauben: Morunga, Zebra, Elvis und LI 0455, wobei vorerst nur die ersten drei Sorten empfohlen werden, da LI 0455 aus rechtlichen Gründen noch nicht gehandelt werden darf. Die bis anhin empfohlene Sorte Abercomo erreichte nicht mehr die für eine Empfehlung geforderte Leistung und wird aus der Liste gestrichen.
Note = 9 – (0,08 × Ertragsanteil %) Die Gesamtbeurteilung einer Sorte ermöglichte ein Indexwert, gemittelt aus allen erhobenen Merkmalen. Der Ertrag, die Güte, die Konkurrenzkraft, die Toleranz gegenüber Wintereinflüssen und die Resistenz gegen Bakterienwelke erhielten bei der Berechnung des Indexes doppeltes Gewicht. Damit eine Sorte neu in die «Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen» (Suter et al. 2008a) aufgenommen werden kann, muss ihr Indexwert den Mittelwert der mitgeprüften bisher empfohlenen Sorten (Standard) um mindestens 0,20 Indexpunkte unterschreiten (geringerer Wert = besser). Eine bis anhin empfohlene Sorte verliert ihre Empfehlung und wird aus der
Abb. 1 | Italienisches Raigras. Zeichnungen aus dem Handbuch «Wiesengräser» von Walter Dietl et al ., Landw. Lehrmittelzentrale, Zollikofen, 1998. (Zeichnungen: Manuel Jorquera, Zürich. Alle Rechte vorbehalten. Copyright: AGFF, Zürich. Mit freundlicher Genehmigung der AGFF.)
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 280–285, 2010
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Pflanzenbau | 29 Neuzüchtungen von Italienischem Raigras geprüft
Foto: ART
Aufgrund der raschen Jugendentwicklung und der guten Konkurrenzkraft von Morunga ist dies leicht nachzuvollziehen. Hinsichtlich der Toleranz gegenüber Wintereinflüssen, einer wichtigen Eigenschaft für das Italienische Raigras, nahm Morunga den ersten Platz des gesamten Prüffeldes ein. Den Befall mit der gefährlichen Bakterienwelke betreffend erreichte diese Sorte mit 1,6 den zweitbesten Wert hinter der bereits empfohlenen Sorte Gemini und der Neuzüchtung Zebra. Diese beiden Eigenschaften dürften mitverantwortlich sein, dass Morunga die beste Ausdauer aller Sorten aufwies. Auch LI 0455 zeigte mit 1,7 einen geringen Befall mit der Bakterienwelke. In der Winterhärte erreichte sie jedoch nicht ganz das Niveau der anderen drei Sorten, welche die agronomischen Kriterien für eine Neuempfehlung erfüllen. Zu LI 0455 ist zu bemerken, dass diese Sorte erst dann empfohlen werden kann, wenn sie über die rechtliche Zulassung für die Handelbarkeit verfügen wird. Dies steht jedoch noch aus. Die Neuzüchtungen Zebra und Elvis lagen im Ertrag mit je einer Note von 3,5 hinter Morunga und LI 0455, waren aber immer noch etwas besser als Caribu, der besten der bereits empfohlenen Sorten in dieser Eigenschaft. Die vier besten Neuzüchtungen zeigten auch eine geringe Anfälligkeit auf Blattkrankheiten. Für Elvis ist die sehr gute Verdaulichkeit zu erwähnen, die mit 4,3 um eine ganze Note besser war als diejenige des Standards. Ein so guter Wert wurde im ganzen Prüfsortiment bei den ertragreichen Sorten nur bei weiteren vier Neuzüchtungen festgestellt. Die bis anhin empfohlene Sorte Abercomo hatte in wichtigen Kriterien nur mässig abgeschnitten und wurde aufgrund ihres zu geringen Indexes in die Kategorie 2/3 versetzt. Sie darf somit nur noch bis Ende 2012 als empfohlene Sorte gehandelt werden. n
Abb. 2 | Italienisches Raigras nach dem Winter: Frost und Schnee fäulepilze können sich von Sorte zu Sorte unterschiedlich auswirken.
Liste gestrichen, wenn ihr Indexwert denjenigen des Standards um mehr als 0,20 Punkte überschreitet (höherer Wert = schlechter). Weiter wird eine Sorte nicht empfohlen, wenn sie in einem wichtigen Einzelmerkmal den Mittelwert des Standards um 1,50 Punkte oder mehr überschreitet.
Resultate Morunga, Zebra und Elvis neu empfohlen Von den 29 geprüften Neuzüchtungen erreichten deren vier einen Index, der eine Empfehlung erlaubt (Tab. 2). Es handelt sich bei allen vier um tetraploide Sorten. Im Gegensatz zur letzten Prüfung (2002–2004) mit Italienischem Raigras, wo nur 29 Prozent der Neuzüchtungen tetraploide Sorten waren, stellten diese nun mit 55 Prozent die Mehrheit. Morunga und LI 0455 erzielten mit 3,1 die besten Ertragsnoten dieser vier Sorten (Tab. 3) . Die Erträge dieser beider Sorten waren zudem die höchsten des gesamten Prüfsortiments und wurden von keiner Sorte übertroffen. Morunga wies im Versuch dichte, sehr homogene und üppige Bestände auf, was zur besten Gütenote aller insgesamt 39 geprüften Sorten führte.
Tab. 1 | Orte und Daten der im Jahre 2009 abgeschlossenen Sortenversuche mit Italienischem Raigras
Höhe (m ü. M.)
Saatdatum
Changins, VD
430
Reckenholz, ZH
Ort, Kanton
Anzahl Wiederholungen
Schnitte**
Reinsaat1
Mischungen2
2008
2009
12/04/2007
1*
–
–
–
440
12/04/2007
4
–
5
5
Oensingen, SO
460
11/04/2007
4
3
5
5
Ellighausen, TG
520
12/04/2007
4
3
5
5
Goumoens, VD
630
16/04/2007
3
2
4
4
* Frühreifeerhebung ** mit Ertragserhebung in den Reinsaaten 1 Reinsaaten: 270 g/100 m² Italienisches Raigras (Sorte «Rangifer» als Standard für die Saatmenge) 2 Mischungen: 200 g/100 m² Italienisches Raigras (Sorte «Rangifer» als Standard für die Saatmenge) + 150 g/100 m² Mattenklee «Temara»
282
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 280–285, 2010
29 Neuzüchtungen von Italienischem Raigras geprüft | Pflanzenbau
Tab. 2 | Geprüfte Sorten von italienischem Raigras, Frühreife-Index und Kategorieeinteilung Sortenname
Ploidie
Antragsteller
Frühreife-Index1)
Kategorie2)
1
Tigris
2n
DSP/ART, CH
53a
1
2
Caribu
2n
DSP/ART, CH
53a
1
3
Oryx
2n
DSP/ART, CH
53a
1
4
Axis
2n
DSP/ART, CH
52b
1
5
Gemini
4n
ILVO, BE
53a
1
6
Zebu
4n
DSP/ART, CH
53a
1
7
Ellire
4n
DSP/ART, CH
53a
1
8
Rangifer
2n
DSP/ART, CH
53a
1
9
Alces
4n
DSP/ART, CH
52b
1
10
Abercomo
2n
IBERS, UK
53b
11
Morunga (LI 0055)
4n
DSP/ART, CH
52b
1 (neu)
12
Zebra (LI 0035)
4n
DSP/ART, CH
52b
1 (neu)
13
Elvis
4n
DLF-Trifolium, DK
53a
1 (neu)
14
LI 0455
4n
DSP/ART, CH
53a
15
LI 9935
2n
DSP/ART, CH
53a
3
16
Altria (RGIP 479)
2n
R2n, FR
53b
3
17
LI 0105
2n
DSP/ART, CH
53a
3
18
Melquatro
4n
Freudenberger, DE
53a
3
19
Kudu (LI 0225)
2n
EURO GRASS, DE
53b
3
20
Davinci
2n
DLF-Trifolium, DK
53b
3
21
AberEpic (Bb 2408)
2n
Germinal Holdings, GB
53a
3
22
Madlen (IT 39)
4n
Carneau, FR
53a
4
23
ADV LM 2352
4n
DLF-Trifolium, DK
53a
4
24
Dorike (ZLm 98 – 049)
4n
EURO GRASS, DE
53a
4
25
IN LM 2084
2n
DLF-Trifolium, DK
53a
4
26
CL 97 – 2051
2n
DLF-Trifolium, DK
53a
4
27
Florus (R 3613)
4n
Jouffray-Drillaud, FR
53a
4
28
ZLm 024047
2n
EURO GRASS, DE
53a
4
29
Virgyl (TRIP 460)
4n
R2n, FR
53a
4
30
0320 SyN 1
2n
Žitovice, CZ
53b
4
31
Ycar (IT 46)
4n
Carneau, FR
53b
4
32
Jeanne (DP 85 – 51)
4n
DLF-Trifolium, DK
53a
4
33
NPZ 45/03
4n
NPZ-Lembke, DE
53a
4
34
Lascar
2n
Carneau, FR
53a
4
35
R 4741
2n
Jouffray-Drillaud, FR
53b
4
36
LM BOR 172 – 13/05
2n
SZ-Steinach, DE
53a
4
37
LM BOR 172 – 11/05
4n
SZ-Steinach, DE
53b
4
38
0121 N-OK
4n
Žitovice, CZ
53b
4
39
Gaza
4n
MHR HBP, PL
53a
4
2/3
1*
Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten 1) Frühreife-Index: Die erste Ziffer bezeichnet den Monat, die zweite Ziffer die Dekade; a bezeichnet die erste, b die zweite Hälfte der Dekade. Beispiel: 53a = 21.–25. Mai 2) Kategorieeinteilung der Sorten aufgrund der Ergebnisse aus den Versuchen: Kategorie 1: In der Schweiz in der «Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen» geführt. Kategorie 1*: Kann erst nach Erfüllen der für die Handelbarkeit in der Schweiz gesetzlich notwendigen Kriterien empfohlen werden (siehe Saat- und Pflanzgut-Verordnung des EVD, SR 916.151.1) Kategorie 2/3: Sorte vom 1. Januar 2013 an nicht mehr empfohlen Kategorie 3: Zeichnet sich weder durch gute noch durch schlechte Eigenschaften aus Kategorie 4: Eignet sich nicht für den Anbau in der Schweiz
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 280–285, 2010
283
Pflanzenbau | 29 Neuzüchtungen von Italienischem Raigras geprüft
Tab. 3 | Italienisches Raigras. Ergebnisse der Ertragserhebungen und Bonitierungen in den Jahren 2007 bis 2009
Sortenname
Ertrag1)* Güte*
Jugendentwicklung
Konkurrenz- Ausdauer
Resistenzen/Toleranzen:
kraft
*
1
Tigris
3,9
3,2
2,5
4,2
4,3
3,9
3,4
1,8
6,0
3,59
2
Caribu
3,6
3,5
2,9
3,4
4,1
4,5
3,6
2,5
5,3
3,63
3
Oryx
4,0
3,4
2,8
4,7
4,2
4,0
3,4
2,0
5,0
3,70
4
Axis
5,3
3,6
2,9
4,5
4,3
4,4
3,6
1,8
5,0
3,91
5
Gemini
4,4
3,7
2,8
5,5
4,7
4,4
3,5
1,5
5,3
3,95
6
Zebu
4,6
3,9
2,8
4,7
4,8
4,6
3,2
1,9
5,3
3,97
7
Ellire
5,0
3,7
2,7
5,1
4,6
4,6
3,1
2,0
5,0
4,01
8
Rangifer
4,5
3,4
2,7
5,6
4,1
4,5
3,3
1,9
6,3
4,01
9
Alces
5,3
4,0
3,2
4,5
5,0
4,9
3,0
1,7
5,0
4,05
10
Abercomo
4,8
3,5
3,4
4,6
4,5
4,7
4,4
2,8
4,7
4,12
Mittel (Standard)
4,5
3,6
2,9
4,7
4,4
4,5
3,5
2,0
5,3
3,89
11
Morunga (LI 0055)
3,1
3,1
2,9
4,0
3,5
3,9
2,5
1,6
5,0
3,24
12
Zebra (LI 0035)
3,5
3,5
3,1
4,2
4,3
4,0
2,8
1,5
5,3
3,50
13
Elvis
3,5
3,8
3,2
4,7
4,3
4,1
2,5
2,2
4,3
3,63
14
LI 0455
3,1
3,6
3,3
4,7
4,2
4,6
2,8
1,7
5,7
3,67
15
LI 9935
4,4
3,4
3,4
4,0
3,9
4,4
3,2
2,1
5,3
3,73
16
Altria (RGIP 479)
4,4
3,7
3,7
3,7
3,9
4,9
2,7
2,2
4,7
3,76
17
LI 0105
3,8
3,4
3,9
4,1
4,6
4,4
3,4
1,8
6,0
3,77
18
Melquatro
3,1
3,9
4,0
4,3
4,7
4,8
3,0
2,5
4,3
3,80
19
Kudu (LI 0225)
4,6
3,7
3,6
4,4
4,8
4,4
3,3
1,9
4,7
3,89
20
Davinci
4,6
3,9
3,1
4,2
4,8
4,6
3,5
2,6
5,3
4,03
21
AberEpic (Bb 2408)
4,3
3,4
3,3
5,2
3,9
4,9
3,6
3,2
5,0
4,11
22
Madlen (IT 39)
5,1
4,2
2,6
4,8
5,3
4,9
3,2
2,6
4,3
4,19
23
ADV LM 2352
4,8
4,1
3,3
5,4
5,4
5,0
2,9
1,9
5,0
4,19
24
Dorike (ZLm 98 – 049)
5,3
4,4
3,3
4,6
5,7
4,7
2,9
2,3
4,7
4,22
25
IN LM 2084
4,6
4,1
2,9
5,1
4,2
5,3
3,1
3,4
5,0
4,29
26
CL 97 – 2051
4,8
4,1
3,6
4,8
4,7
5,2
3,3
2,9
5,3
4,32
27
Florus (R 3613)
4,6
4,3
3,8
5,4
4,3
5,4
2,6
2,7
5,0
4,33
28
ZLm 024047
5,8
4,0
3,7
4,9
4,5
5,5
3,0
2,9
4,7
4,43
29
Virgyl (TRIP 460)
6,3
4,2
3,4
5,4
5,0
5,0
3,1
2,1
5,0
4,45
30
0320 SyN 1
6,0
4,3
3,3
3,8
5,1
5,2
3,7
3,7
4,7
4,49
31
Ycar (IT 46)
5,4
4,3
3,4
6,0
4,7
5,4
2,9
2,8
4,7
4,52
32
Jeanne (DP 85 – 51)
5,9
4,5
3,5
5,0
5,2
5,4
3,3
3,4
4,7
4,65
33
NPZ 45/03
5,5
4,7
3,4
5,4
5,5
5,9
3,5
2,9
4,3
4,69
34
Lascar
5,4
4,2
3,2
6,4
4,9
5,4
3,0
3,4
5,3
4,72
35
R 4741
6,6
4,8
4,1
4,5
5,4
5,6
3,3
3,2
4,7
4,76
36
LM BOR 172 – 13/05
6,5
4,7
4,0
4,5
5,7
5,5
3,5
3,6
5,3
4,86
37
LM BOR 172 – 11/05
6,5
4,8
3,9
5,8
6,2
5,8
3,2
3,6
4,7
5,06
38
0121 N-OK
7,8
5,9
3,2
5,7
6,9
5,7
3,3
5,3
4,3
5,60
39
Gaza
8,0
5,9
3,8
6,9
7,2
6,0
3,3
3,8
4,0
5,67
Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten Notenskala: 1 = sehr hoch bzw. gut; 9 = sehr niedrig bzw. schlecht 1) Ertragsnoten von 4 Versuchsstandorten mit 4 bis 5 Erhebungen 2008 und 4 bis 5 Erhebungen 2009 2) VOS = Verdauliche organische Substanz: Mittel von 3 Terminen im Jahre 2008, Standort Reckenholz * Hauptmerkmal mit doppelter Gewichtung
284
VOS2) Indexwert
Wintereinflüsse Blattkrankheiten Bakterienwelke*
*
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 280–285, 2010
29 nuove varietà di loglio italico testate Tra il 2007 e il 2009 le stazioni di ricerca Agroscope Reckenholz-Tänikon ART e Agroscope Changins-Wädenswil ACW hanno esaminato, nell'ambito di test varietali comparabili condotti in cinque siti diversi, un totale di 39 varietà di loglio italico, tra cui 29 nuove ottenzioni,. Per valutare le varietà sono state prese sistematicamente in considerazione le seguenti caratteristiche: resa, aspetto generale, precocità, forza di concorrenza, persistenza, idoneità allo svernamento, resistenza a malattie fogliari e batteriche, nonché digeribilità della sostanza organica. Visto i risultati ottenuti, 4 delle nuove varietà testate hanno potuto essere iscritte nella «Lista delle varietà raccomandate di piante foraggiere». Si tratta delle varietà Morunga, Zebra, Elvis e LI 0455. Per il momento, soltanto le prime tre varietà menzionate possono essere raccomandate, poiché LI 0455, per motivi legali, non può essere ancora messa in commercio. La varietà Abercomo è stralciata dalla lista in quanto non risponde più ai requisiti necessari per essere una varietà raccomandata.
Literatur ▪▪ Norris K.H., Barnes R.F., Moore J.E. & Shenk J.S., 1976. Predicting forage quality by infrared reflectance spectroscopy. Journal of Animal Science, 43, 889–897. ▪▪ Ombabi A., Süderkum K.-H. & Taube F., 2001. Untersuchungen am Primäraufwuchs zweier Weidelgräser zur Dynamik der Veränderungen in der Verdaulichkeit und der Futteraufnahme durch Schafe. Journal of A nimal Physiology and Animal Nutrition, 85, 385 – 405. ▪▪ Schmidt D. & Nüesch B., 1980. Resistance to bacterial wilt ( Xanthomonas graminis) increases yield and persistency of Lolium multiflorum . Bulletin OEPP/EPPO Bulletin , 335 – 339.
Summary
Riassunto
29 Neuzüchtungen von Italienischem Raigras geprüft | Pflanzenbau
Testing of 29 new Italian ryegrass breeds From 2007 to 2009, Swiss research stations Agroscope ReckenholzTänikon ART and Agroscope ChanginsWädenswil ACW tested 39 varieties of Italian ryegrass, including 29 new breeds, in comparative variety trials at five locations. The evaluation of the varieties was based on systematic observations of yield, vigour, juvenile development, competitive ability, winter hardiness, resistance to leaf diseases and bacterial wilt and of digestible organic matter. Four new breeds attained results allowing for registration in the List of Recommended Varieties of Forage Plants: Morunga, Zebra, Elvis and LI 0455, of which only the three former can be recommended. LI 0455 cannot be now added to the list because it is not eligible for trade in Switzerland yet. The formerly recommended variety Abercomo did not achieve results allowing for future recommendation and will be omitted from the list. Key words: Lolium multiflorum Lam. var. italicum Beck, Italian ryegrass, variety testing, yield, digestibility, disease resistance.
▪▪ Suter D., Hirschi H.U., Briner H.U., Frick R., Jeangros B. & Bertossa M., 2008a. Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen 2009–2010. A grarforschung , 15 (10), I–VIII. ▪▪ Suter D., Rosenberg E., Frick R. & Mosimann E., 2008b. Standardmischungen für den Futterbau: Revision 2009–2012. Agrarforschung , 15 (10), 1–12. ▪▪ Tilley J. & Terry R., 1963. A two stage technique for the in vitro digestion of forage crops. Journal of the British Grassland Society, 18, 104–111.
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 280–285, 2010
285
P f l a n z e n b a u
Mikrowellentechnologie zur Bekämpfung des Stumpfblättrigen Ampfers Roy Latsch und Joachim Sauter, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8356 Ettenhausen Auskünfte: Roy Latsch, E-Mail: roy.latsch@art.admin.ch, Tel. +41 52 368 33 63
Foto: ART
Material und Methoden
Prototyp II (18 kW Heizleistung) im Einsatz; Saxerriet, SG.
Einleitung Die Blacke, oder auch Stumpfblättriger Ampfer (Rumex obtusifolius), ist eine häufige, aber ungeliebte Pflanze in Wiesen und Weiden. Blacken sind sehr konkurrenzstark und wirken daher als Platz- und Nährstoffräuber für wertvolle Futterpflanzen. Die herkömmliche Art, die Ampfern im Biolandbau in Schach zu halten, ist das manuelle Ausstechen mit dem Blackeneisen. Um diese physisch anstrengende Handarbeit zu reduzieren, sind im Biolandbau Alternativen in der Ampferbekämpfung gefordert. Mikrowellentechnologie kann eine Möglichkeit darstellen, die Pflanzen ohne Erdbewegung zu eliminieren und somit das Risiko des Auflaufens von Blackensämlingen auszuschalten. Die Wurzeln werden dabei im Erdboden auf solch hohe Temperaturen erhitzt, dass die Eiweisse denaturieren, die DNS zerstört wird und die Pflanze abstirbt.
286
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 286–289, 2010
In Feldversuchen auf verschiedenen Standorten wurden zur Behandlung der Ampfern zwei selbstfahrende Mikrowellenprototypen eingesetzt, die in Kooperation mit den Firmen Gigatherm, Grub, Schweiz und Odermatt Landtechnik, Hunzenschwil, Schweiz gebaut wurden. Technische Eckdaten finden sich in Tabelle 1. Beide Mikrowelleneinheiten werden mit einem mitgeführten Stromgenerator betrieben. Die Einleitung, der von den Magnetrons erzeugten Mikrowellen, erfolgt über offene Hohlleiter direkt ins Erdreich. Die Öffnungen sind mit einer austauschbaren für Mikrowellen transparente Glimmerplatte gegen Verschmutzung geschützt. Vor der Behandlung wurden einzeln stehende Ampferpflanzen auf unterschiedlichen Wiesenstandorten markiert und zu Boniturzwecken mit einem hochgenauen RTK-GPS (Real-Time-Kinematik-GPS) eingemessen. Die Behandlung der Pflanzen erfolgte mit unterschiedlichen Heizzeiten, um ein Zeitoptimum identifizieren zu können (Tab.1). Die Bodenfeuchte an den Standorten wurde mittels TdR (Time Domain Reflektometrie; Moisture Point, Environmental Sensors Inc., Victoria, CA) ermittelt. Die visuelle Wiederaustriebskontrolle erfolgte vier, acht und zwölf Wochen nach der Behandlung. Folgende Varianten wurden getestet:
Variante 1: Permanentes Heizen bei voller Ausgangs leistung (100 %). Variante 2: «Gepulstes» Heizen bei voller Ausgangs leistung (gepulst). Hierbei wird die Heizzeit intervallartig unterbrochen mit dem Ziel, eine bessere Temperatur verteilung in der Wurzel zu erreichen: z. B. 10 s heizen – 10 s warten – 10 s heizen etc. Variante 3: Permanentes Heizen bei 25 % Ausgangs leistung (25 %). Diese Einstellung soll klären, ob eine energetische Optimierung des Verfahrens über eine entsprechende Verlängerung der Heizzeit bei verringerter Heizleistung möglich ist.
Mikrowellentechnologie zur Bekämpfung des Stumpfblättrigen Ampfers | Pflanzenbau
Zusammenfassung
Resultate und Diskussion Auf sechs unterschiedlichen Standorten behandelte der Prototyp I 971 Pflanzen. Für die Untersuchungen mit dem Prototypen II flossen drei Standorte mit 265 Pflanzen der Variante 1, 157 der Variante 2 und 86 Pflanzen der Variante 3 ein. Als Zielwert für die Wiederaustriebsrate werden maximal 20 Prozent angesetzt (Abb. 1). Somit lassen sich über lineare Regression optimale theoretische Heizzeiten errechnen. Für die Variante mit dem Prototypen I liegt die optimale Heizzeit bei 45 Sekunden. Beim Prototypen II liegen diese bei ungepulster (28 s) und gepulster (27 s) Heizzeit sehr nah beieinander. Bei gepulster Erhitzung müssen die Intervallpausen noch hinzuaddiert werden (Tab. 2). Bei 25 Prozent Ausgangsleistung hat sich die Heizzeit mit 101 Sekunden knapp vervierfacht. Diese errechneten Werte dienen als Grundlage für den Variantenvergleich aus energetischer Sicht. Bei statistischen Auswertungen der Versuchsserien mit Prototyp II mittels gls-Modell (generalised least squares) können keine signifikanten Interaktionen zwischen den Parametern Bodenfeuchte, Heizdauer und Pulsung nachgewiesen werden (F-Test). Die Heizdauer und die Pulsung haben einen signifikanten Einfluss auf die Wiederaustriebsraten. Im Mittel ist die Behandlung der
Mikrowellentechnologie zur Bekämpfung des Stumpfblättrigen Ampfers Um eine Alternative zur herkömmlichen Ampferbekämpfung im Grünland bereit zu stellen, wurden Untersuchungen zum Einsatz von Mikrowellentechnologie durchgeführt. Hierfür wurden zwei selbstfahrende Mikrowellengeräte mit 4,8 und 18 Kilowatt Heizleistung auf unterschiedlichen Standorten und Witterungsbedingungen getestet. Die optimalen Heizzeiten für eine maximale Wiederaustriebsrate von 20 Prozent wurden für drei unterschiedliche Varianten bestimmt. Generell ist der Einsatz von Mikrowellen technologie für die Bekämpfung von Ampferpflanzen geeignet. Die benötigte Heizzeit und damit einhergehende Energiemenge sind allerdings sehr hoch.
Tab. 1 | Leistungsdaten der Mikrowellen-Prototypen sowie Versuchsvarianten und Heizzeiten Ausgangs leistung
Anzahl Magnetrons
Heizfläche
Leistungsdichte
[kW]
[Stk.]
[cm²]
[W cm-²]
Typ I 100 %
4,8
6
193
24,9
1
10, 20, 30, 40, 50, 60, 70
Typ II 100 %
18,0
12
302
59,6
1+2
5, 10, 15, 20, 25, 30, 35
Typ II 25 %
4,5
12
302
14,9
3
60, 80, 100, 120, 140
Variante
Versuchsvariante
Heizzeiten [s]
Tab. 2 | Energieeinsatz und Kosten der Mikrowelle bei 80 % Erfolgsrate Heizleistung
Generatorleistung
Heizzeit
Auszeit Intervall
Kraftstoffkosten pro Ampfer
Kraftstoffkosten pro Ampfer
[kW]
[kW]
[s]
[s]
[l]
[CHF]
Typ I 100 %
4,8
9,6
45,0
0,04
0,07
Typ II 100 %
18
36
27,9
0,09
0,15
Typ II 100 % gepulst
18
36
27,2
0,11
0,18
Typ II 25 %
4,5
9
101,3
0,08
0,13
Variante
6
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 286–289, 2010
287
Pflanzenbau | Mikrowellentechnologie zur Bekämpfung des Stumpfblättrigen Ampfers
Pflanzen mit gepulsten Heizintervallen um zirka fünf Prozent wirkungsvoller, als diejenige mit permanenter Heizung (F1,25 = 6,26, p = 0,02). Bei der Zunahme der Heizzeit um eine Sekunde erhöht sich die Absterberate der Pflanzen um zirka drei Prozent (F1,25 = 122,78, p < 0,001). Die Heizenergie pro Fläche [Ws cm-2] ist ein Mass für die Energiemenge, die bei dieser Maschinenkonfiguration notwendig ist, um eine bestimmte Absterberate zu erreichen (Abb. 2). Die Zielgrösse von maximal 20 % Wiederaustrieb wird beim Prototypen I bei rund 1 070 Ws cm-2 und beim Prototypen II bei zirka 1 550 Ws cm-2 erreicht, wobei der Prototyp II eine grössere Fläche (Tab.1) behandelt. Die Streuung der Daten
weist darauf hin, dass der Standort (Serie) eine untergeordnete Rolle beim Behandlungserfolg spielt. Der Wirkungsgrad bei der Mikrowellenerzeugung liegt bei etwa 50 Prozent der eingespeisten Energie. Daher ist ein Stromgenerator mit der doppelten elektrischen Ausgangsleistung gegenüber der Heizleistung der Mikrowelle erforderlich. Nach Rinaldi et al. (2005) werden bei einem Dieselaggregat zur Erzeugung von 36 kWh Energie 272 g Kraftstoff pro kWh-1 benötigt. Die mittlere Dichte von Dieselkraftstoff beträgt 0,83 kg l-1. Die Dieselkosten werden mit CHF 1,65 pro Liter veranschlagt. Damit kann die in Tabelle 2 dargestellte Kostenhochrechnung zum reinen Energieeinsatz durchgeführt werden.
100
Typ I 100%
90
Wiederaustrieb [%]
80
Typ II 100%
n total = 1479 Pflanzen
R² = 0,95
Typ II 100 %, gepulst Typ II 25%
70
Linear (Typ I, 100%)
60
Linear (Typ II, 100%)
50
Linear (Typ II, gepulst)
40
Linear (Typ II, 25%) R² = 0,93
30
R² = 0,84
20 Wiederaustrieb [%] 10
Zielwert R² = 0,67
0
Heizzeit [s] 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
120
130
140
150
Abb. 1 | Anteil wieder ausgetriebener Pflanzen bei Behandlung mit zwei Mikrowellenprototypen (Typ I: 4,8 kW, Typ II: 18 kW) mit unterschiedlichen Heizzeiten.
2]
2200
Typ I 100%
Heizenergie / Fläche [Ws/cm²]
2000 1800 1600 1400
y = -16,57x + 1885,50 y = -16,57x + 1885,50 R² = 0,83 R² = 0,83
Typ II 100%
y = -12,94x + 1327,74 R² = 0,51
Typ II 25%
Typ II 100%, gepulst
Linear (Typ I 100%)
1200
Linear (Total Typ II)
1000 800 600 400 Zielwert
200 0
10
20
Wiederaustrieb [%] 30
40
50
60
70
Abb. 2 | Heizenergie pro Fläche und Wiederaustrieb in allen Feldversuchsserien.
288
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 286–289, 2010
80
90
100
Mikrowellentechnologie zur Bekämpfung des Stumpfblättrigen Ampfers | Pflanzenbau
Riassunto
Tecnologia a microonde per combattere il romice comune Per offrire un'alternativa ai tradizionali metodi di lotta al romice nelle superfici inerbite, è stata condotta una serie di analisi sull'impiego della tecnologia a microonde. A tal fine sono stati testati due dispositivi a microonde semoventi, rispettivamente da 4,8 e 18 kilowatt, impiegati in condizioni atmosferiche e luoghi diversi. È stato fissato il tempo di riscaldamento ottimale per un tasso di ricrescita massimo del 20 per cento considerando tre varianti. In generale l'impiego della tecnologia a microonde è indicato per la lotta al romice, tuttavia il tempo di riscaldamento necessario e il conseguente consumo di energia sono molto elevati.
Foto: ART
Die dargestellten Feldversuche belegen, dass das Wirkprinzip der Mikrowelle zur Bekämpfung von Ampferpflanzen funktioniert. Es deutet sich an, dass längere Heizzeiten mit geringerer Ausgangsleistung aus energetischer Sicht effizienter sind. Dennoch sind die einzusetzenden Kraftstoffmengen erheblich. Geht man von mässigen Besatzdichten von 2000 Ampferpflanzen pro Hektare aus, so sind 80 bis 220 Liter Diesel pro Hektar notwendig. Bei den Gesamtkosten der Verfahren sind neben den reinen Kraftstoffkosten beim Heizen noch Kraftstoffkosten für die Leerlaufleistung zwischen den einzelnen Behandlungen, der Energieverbrauch des Zugfahrzeugs, die Anschaffungskosten sowie sonstige fixe und variable Kosten zu berücksichtigen. Auch fällt aufgrund der verlängerten Heizzeiten bei der gepulsten und der leistungsverminderten Variante die Flächenleistung pro Stunde vergleichsweise geringer aus, was sich
auf die Verfahrenskosten niederschlägt. Aufgrund des hohen Energie- und teilweise hohen Zeitbedarfes können die geprüften Verfahren deshalb nicht als praxis tauglich betrachtet werden. n
Abb. 3 | Prototyp I mit 4,8 kW Heizleistung.
Summary
Schlussfolgerungen
Microwave technology for controlling broad-leaved dock The suitability of microwave techno logy to provide an alternative to conventional Rumex control in grassland was investigated. For this, two self-propelled microwave devices with respectively 4.8 and 18 kW heat output were tested at different sites and under different weather conditions. The optimal heating times required to obtain a maximal shoot regrowth rate of 20 % were determined in three different variants. Most of the time, the use of microwave technology proved to be helpful in controlling dock plants, but the heating time needed and thus the amount of energy are very high. Key words: broad leafed dock, Rumex obtusifolius, weed control, microwave technology, grassland.
Literatur ▪▪ Rinaldi M., Erzinger S. & Stark R., 2005. Treibstoffverbrauch und Emis sionen von Traktoren bei landwirtschaftlichen Arbeiten. Forschungs anstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, FAT-Schriftenreihe 65, Ettenhausen, 92 S.
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 286–289, 2010
289
K u r z b e r i c h t
Bestimmt der Erdölpreis die Preise landwirtschaftlicher Produkte?
Foto: SBV
Daniel Erdin, Schweizerischer Bauernverband SBV, 5201 Brugg Auskünfte: Daniel Erdin, E-Mail: daniel.erdin@sbv-usp.ch, Tel. +41 56 462 54 41
Wer denkt bei diesem Bild an den Erdölpreis?
Der Erdölpreis scheint bei einigen landwirtschaftlichen Produkten einen Einfluss auf den Preis zu haben. Dafür gibt es zum Teil gute Argumente: Pflanzenöle und deren Derivate können Erdölprodukte ersetzen. Aus Mais kann Ethanol produziert werden, welcher als Ersatz von Treibstoffen auf Erdölbasis dient. Im vorliegenden Beitrag wird der Zusammenhang zwischen den Weltmarktpreisen landwirtschaftlicher Produkte und dem Erdölpreis untersucht.
290
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 290–293, 2010
Als Datenbasis diente eine Auswahl von Weltmarktpreisen des IMF (International Monetary Fund), welche als durchschnittliche Monatspreise auf dem Internet publiziert werden. Für die Wahl dieser Quelle sprach die öffentliche Verfügbarkeit der Preisreihen sowie der Status des IMF im Hinblick auf Neutralität und Objektivität der Daten. Es wurden sowohl Preisreihen von Produkten ausgewählt bei denen ein Zusammenhang mit dem Erdölpreis erwartet wurde (z.B. Pflanzenöle, Mais) wie auch –
Bestimmt der Erdölpreis die Preise landwirtschaftlicher Produkte? | Kurzbericht
Null-Hypothese
Vollständiges Modell
Zum Testen der Null-Hypothese wurde das vollständige Modell mit dem reduzierten Modell verglichen. Dabei konnte anhand des P-Wertes die Signifikanz der Covariable Erdölpreis im Modell beurteilt werden. Um die Relevanz des Einflusses abzuschätzen, wurde für die
Bestimmtheitsmass
Standarisierter Regressions-koeffizient Erdölpreis
[2] log[Preis(p,t)] ~ μ(p) + a(p) × Zeitpunkt(t) + e(p,t)
Relevanz
P-Wert a Trend
Der Weltmarktpreis des Produktes p zum Zeitpunkt t wird durch den Mittelwert μ, einen linearen Trend (a) für dieses Produkt (allfällige Teuerung) und den Weltmarktpreis des Erdöls im Zeitpunkt t erklärt. e entspricht der durch das Modell nicht erklärbaren Reststreuung (Residuen). Da ein Einfluss des Erdölpreises prozentual erfolgen soll und auch ein allfälliger Trend mit grösster Wahrscheinlichkeit prozentual fortschreitet, wurden alle Zeitreihen logarithmiert. Die Zeitreihen wiesen durchwegs eine Autokorrelation auf. Diesem Umstand wurde im Modell dadurch Rechnung getragen, dass jeweils ein Autokorrelations- und Moving Average-Effekt erster Ordnung (ARMA 1,1) miteinbezogen wurde. Die statis tischen Auswertungen wurden mit dem Statistikpaket R (R Development Core Team) anhand der Funktion gls (generalized least squares: Fox 2002; Pinheiro und Bates 2000) durchgeführt. Diese Funktion ermöglicht ein Zeitreihen-Regressionsmodell unter Berücksichtigung von Autokorrelations- und Moving Average-Effekten. Als Schätzmethode wurde dabei Maximum Likelihood gewählt, um einen statistischen Vergleich unterschiedlicher Modelle zu ermöglichen. Die statistische Null-Hypothese bestand in der Annahme, dass es in der untersuchten Periode keinen Zusammenhang zwischen dem Erdölpreis und den Weltmarktpreisen der ausgewählten Produkte gibt. Dazu wurde die Covariable Erdölpreis aus dem Modell entfernt:
Signifikanz
P-Wert b Erdölpreis
[1] log[Preis(p,t)] ~ μ(p) + a(p) × Zeitpunkt(t) + b(p) × log[Preis(Erdöl,t)] + e(p,t)
Tab. 1 | Resultate der Zeitreihen-Regression
Naturkautschuk
<0,0001
0,2585
0,7032
0,168
0,805
Gerste
<0,0001
0,6300
0,4350
0,352
0,753
Sojaöl
<0,0001
0,0804
0,4150
0,570
0,863
Kokosöl
<0,0001
0,3016
0,3892
0,322
0,787
Sojabohnen
<0,0001
0,0258
0,3834
0,692
0,829
Palmöl
<0,0001
0,1104
0,3525
0,495
0,747
Orangen
0,0004
0,8574
0,6381
0,102
0,441
Sojamehl
0,0005
0,0061
0,3241
0,751
0,807
Tierische Häute
0,0011
0,0196
0,4860
0,275
0,631
Mais
0,0015
0,0669
0,2799
0,657
0,808
Lammfleisch
0,0017
0,1489
0,4901
0,034
0,425
Olivenöl
0,0017
0,1221
0,2649
0,706
0,849
Zuchtlachs Norwegen
0,0089
0,1210
0,4550
0,213
0,421
Weizen
0,0141
0,2798
0,2382
0,501
0,741
Sonnenblumenöl
0,0187
0,6777
0,2933
0,065
0,115
Rindfleisch
0,0242
0,8197
0,4462
0,017
0,155
Kaffee Lateinamerika
0,0283
0,0049
0,3493
0,507
0,575
Fischmehl
0,0364
0,0097
0,1860
0,573
0,624
Sägeholz dunkel
0,0554
0,0429
0,2145
0,669
0,772
Zucker Weltmarkt
0,0622
0,0518
0,2306
0,230
0,229
Kaffee Robusta
0,0623
0,0356
0,1520
0,585
0,685
Rohholz hart
0,0725
0,0074
-0,1646
0,850
0,816
Kakao
0,0968
0,0012
0,1545
0,803
0,817
Rohholz weich
0,1997
0,0487
-0,1649
0,585
0,616
Schweine
0,2517
0,0253
0,2456
0,206
0,277
Erdnüsse
0,2552
0,5770
0,0627
0,366
0,503
Krevetten USA
0,2912
0,2793
-0,2118
0,121
0,131
Reis
0,2968
0,0115
0,0747
0,682
0,705
Hühner
0,3919
0,1648
0,0372
0,648
0,639
Sägeholz weich
0,6929
0,0598
0,0818
0,191
0,182
Tee
0,7573
0,0056
0,0547
0,422
0,427
Bananen
0,8056
0,0013
-0,0385
0,456
0,454
Produkt
sozusagen zur Kontrolle – Preisreihen von Produkten, bei denen kein Zusammenhang mit dem Erdölpreis erwartet wurde (z.B. tierische Produkte, Tee, Kakao und Kaffee). Untersucht wurde der Zeitabschnitt von Oktober 2004 bis September 2009, d.h. eine Periode von genau fünf Jahren. Dies ergab für jedes der 32 Produkte eine Zeitreihe von 60 Datenpunkten. Diese Periode wurde gewählt, da ab 2005 ein markanter Anstieg des Erdölpreises einsetzte und gleichzeitig die Produktion nachwachsender Rohstoffe zur Energiegewinnung in dieser Periode zunehmend an Bedeutung gewann. Für jedes Produkt wurde eine Zeitreihen-Regression auf der Basis des folgenden Modells erstellt:
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 290–293, 2010
291
Kurzbericht | Bestimmt der Erdölpreis die Preise landwirtschaftlicher Produkte?
Covariable Erdölpreis jeweils der standardisierte Regressionskoeffizient berechnet. Dieser sagt aus, um wie viele Standardabweichungen die abhängige Variable sich ändert, falls sich der Erdölpreis um eine Standardabweichung ändert. Bei einem vollständigen Zusammenhang nimmt der standardisierte Regressionskoeffizient somit den Betrag 1 an – falls kein Zusammenhang besteht, strebt er gegen 0. Der Erdölpreis spielt eine gewisse Rolle In Tabelle 1 befinden sich die wichtigsten Resultate der statistischen Analyse. Dabei sind die Produkte aufsteigend sortiert nach der Signifikanz des Koeffizienten für den Erdölpreis. Zur Beurteilung der Relevanz des Einflusses wird zudem der standardisierte Koeffizient der Covariablen Erdölpreis aufgeführt und als zusätzliche Information der P-Wert für den linearen Trend. Ein weiterer Hinweis zur Qualität des Modells und des Einflusses des Erdölpreises liefert der Vergleich der Bestimmtheitsmasse des vollständigen Modells und des Modells der Null-Hypothese.
Die Signifikanz des Koeffizienten für den Erdölpreis ist beim Naturkautschuk, der Gerste, diversen Pflanzenölen und den Sojabohnen am grössten. Für die sechs ersten Produkte der Tabelle hatte eine Änderung des Erdölpreises um eine Standardabweichung eine geschätzte Änderung von mehr als einem Drittel der Standardabweichung beim jeweiligen Produkt zur Folge. Welche Folgen ergeben sich daraus? Der Zusammenhang mit dem Erdölpreis ist bei einigen Produkten sehr deutlich. Beim Naturkautschuk und den Pflanzenölen lässt sich dies leicht erklären, da diese Produkte in direkter Konkurrenz zu Erdölderivaten stehen. Beim Mais hat die Produktion von Bioethanol inzwischen eine grosse Bedeutung erlangt (International Grains Council) und ist stark vom Preis des Erdöls abhängig. Gerste kann ebenfalls zur Ethanolproduktion verwendet werden, dient jedoch insbesondere auch als Ersatz für Körnermais in der Tierfütterung, falls dessen Verfügbarkeit aufgrund der Ethanolproduktion abnimmt. Für den Weizen können ähnliche Argumente
Preise für Erdöl und Sojaöl, Fit für den Sojaölpreis 1600 1400
US$ pro Tonne bzw. 1000 Liter (logarithmisch)
1200 Erdölpreis in US$ pro 1000 Liter 1000
Sojaölpreis in US$ pro Tonne Fit in US$ pro Tonne
800
600
400
200 2005
2006
2007 Jahr
Abb. 1 | Preise für Erdöl und Sojaöl, Fit für den Sojaölpreis.
292
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 290–293, 2010
2008
2009
Bestimmt der Erdölpreis die Preise landwirtschaftlicher Produkte? | Kurzbericht
aufgeführt werden. Eine höhere Nachfrage nach Sojaöl wirkt sich natürlich auch auf den Preis für Sojabohnen und Sojamehl aus. Bei den übrigen Produkten ist der Zusammenhang schwächer, bei vielen nicht signifikant oder nicht relevant. Aus statistischer Sicht können sich bei 32 geprüften Produkten auch einige Zufallstreffer ergeben. Grundsätzlich müssen auch positive Korrelationen mit dem Erdölpreis aufgrund steigender Kosten für Verarbeitung, Verpackung und Transport der Produkte in Betracht gezogen werden. Zudem kann ein Zusammenhang mit dem Erdölpreis auch durch eine gemeinsame Korrelation über eine dritte Bestimmungsgrösse bestehen, wie z.B, die allgemeine Entwicklung der Wirtschaft. Bei den Produkten mit deutlicher Signifikanz und einem grossen standardisierten Regressionskoeffizienten scheint der Einfluss des Erdölpreises jedoch grösstenteils aufgrund der direkten Konkurrenz als Energieträger oder Industrierohstoff (z.B. Kautschuk) zustande zu kommen. Erst beim Lammfleisch und beim Zuchtlachs liefert diese Theorie keine Erklärung, hier sind die Beziehungen jedoch schon deutlich schwächer oder zumindest weniger signifikant. Durch eine gezielte Auswahl der Periode und der Berücksichtigung eines allfälligen Lags zwischen den Preisreihen der Produkte und des Erdöls hätte die Anpassung des Modells bei einigen Produkten verbessert werden können. Insgesamt gab es jedoch kaum relevante Lag-Effekte, v.a. nicht bei jenen Produkten, für die mit dem Modell eine enge Beziehung zum Erdölpreis ermittelt wurde. Meistens war die Korrelation bei einer
gleichzeitigen Betrachtung am höchsten, für einige Produkte ergaben sich leicht höhere Korrelationen für Lags im Bereich von -1 oder +1 Monat. Diese schwachen Effekte dürften teilweise jedoch auch zufällig sein. Aufgrund des schnellen Informationsaustausches auf den internationalen Märkten erscheint die Gleichschaltung der Preisentwicklungen - falls grössere Abhängigkeiten bestehen - nicht weiter erstaunlich. Wenn man Rangkorrelationen zwischen dem Erdölpreis und den Weltmarktpreisen für die zehn Produkte mit dem grössten Zusammenhang von 1990 bis heute über verschiedene Zeitabschnitte vergleicht, findet man zunehmende Korrelationen, d.h. der Zusammenhang mit dem Erdölpreis hat sich in der letzten Zeit verstärkt. Vor 2005 waren jedoch die meisten Preisreihen und insbesondere die Erdölpreise stabiler. Grundsätzlich können bei geringer Varianz der untersuchten Zeitreihen auch keine deutlichen Korrelationen erwartet werden, da eine Korrelation ja ein Mass für die Kovarianz ist, d.h. für die gemeinsame Varianz von zwei Datenreihen. Somit kann erwartet werden, dass mit dem Abflauen der Wirtschaftskrise und einem erneuten Anstieg des Erdölpreises auch die Preise der betroffenen Landwirtschaftsprodukte in Zukunft wieder stärker ansteigen und allenfalls zu ähnlichen Situationen wie in den Jahren 2007/2008 führen werden. Da Angebot und Nachfrage jedoch durch viele Faktoren bestimmt werden und die durch das vorliegende Modell nicht erklärbare Varianz in jedem Fall beachtlich ist, ist dies eine rein qualitative Aussage. n
Literatur ▪▪ Fox J., 2002. Time-Series Regression and Generalized Least Squares. Zugang: http://cran.r-project.org/doc/contrib/Fox-Companion/ appendix-timeseries-regression.pdf [1.10.2009] ▪▪ International Grains Council,2009. Grain Market Report. Monatliche Publikation mit Zusammenfassung im Internet. Zugang: http://www.igc.org.uk/en/publications/default.aspx [11.10.2009] ▪▪ International Monetary Fund, 2009. IMF Primary Commodity Prices. Zugang: http://www.imf.org/external/np/res/commod/index.asp [20.10.2009] ▪▪ Pinheiro J. C. & Bates D. M., 2000. Mixed-Effects Models in S and S -PLUS. Springer. ISBN 0 – 387 – 98957 – 9. ▪▪ R Development Core Team, 2009. R: A Language and Environment for Statistical Computing. R Foundation for Statistical Computing. Vienna, Austria, ISBN 3 – 900051 – 07 – 0, Zugang: http://www.R-project.org [20.10.2009]
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 290–293, 2010
293
K u r z b e r i c h t
EuroWheat – Eine Internetplattform zur Unterstützung des integrierten Pflanzenschutzes für den Weizenanbau
Foto: ACW
Caterina Matasci und Fabio Mascher,Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon Auskünfte: Fabio Mascher, E-mail : fabio.mascher@acw.admin.ch, Tel. +41 22 363 47 33
Weizen mit Braunrostflecken (Puccinia triticina) an den Blättern. Neue Krankheitstypen dieses Pilzes sind kürzlich in Europa aufgetaucht. EuroWheat verfolgt diese Entwicklung.
Die internetgestützte Informationsplattform EuroWheat (http://www.eurowheat.org) ist eine euro päische Initiative zur Förderung des integrierten Plfanzenschutzes im Weizen. EuroWheat erlaubt den Zugriff auf die Erkenntnisse der Forschung aus den verschiedenen Ländern Europas. Solche Informationen sind häufig schwierig zu finden und befinden sich verstreut über verschiedene Quellen. Die Internetseite von EuroWheat wurde als Unterstützung für Produzenten, landwirtschaftliche Berater, Züchter und Fir-
294
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 294–297, 2010
men, die im Pflanzenschutz tätig sind, konzipiert. Die Informationen werden analysiert, dokumentiert und grenzüberschreitend, im europäischen Kontext, dar gestellt um einem möglichst grossem Publikum zugänglich zu sein. Diese Initiative wurde im Rahmen des europäischen Netzwerks ENDURE (European Network for the DUR able Exploitation of crop protection strategies) entwickelt. ENDURE wird durch die Kommission der Europäischen Union finanziell unterstützt.
EuroWheat – Eine Internetplattform zur Unterstützung des integrierten Pflanzenschutzes für den Weizenanbau | Kurzbericht
Abb. 1 | Einstiegsseite von EuroWheat (www.eurowheat.org).
Inhalt des Internetauftritts Die Internetseite sammelt Informationen und die neuesten Erkenntnisse über die Krankheiten des Weizens in Europa. Informationen über das Auftreten der Krankheitserreger des Weizens, geeignete Pflanzenschutzmassnahmen und Sortenlisten sind dort enthalten, wie auch Informationen über die Wirksamkeit von Fungiziden und weiterführende Literaturhinweise (Abb. 1). Gelbrost (Puccinia striiformis) ist eine Krankheit, die häufig in Nordeuropa vorkommt. Die beteiligten Partner, die mit diesem Erreger arbeiten haben in der Abteilung «Pathogene» Informationen über die Häufigkeit der Pathotypen in den verschiedenen europäischen Ländern abgelegt, die es erlauben die Migration des Erregers zu mitzuverfolgen. Die Ährenfusariose und die Anhäufung von Mykotoxinen in den Körnern stellen ein gefürchtetes Problem in
allen Klimazonen dar. Die Bekämpfungsmassnahmen beruhen vor allem auf den richtigen Anbaumethoden (HGCA 2007) und die Verwendung von resistenten Weizensorten. Die Internetseite stellt in der Abteilung «Pathogene» eine aktualisierte Liste der Fusariumarten und deren Fähigkeit Mykotoxine zu produzieren zur Verfügung. Zudem gibt es dort eine Liste der Analysemethoden zur Bestimmung der Mykotoxinbelastung im Getreide, die in den verschiedenen Ländern verwendet werden. Eine Rangliste der resistenten Sorten ist ebenfalls vorhanden. Die Abteilung « Pathogene » wird durch eine Liste der Krankheiten des Weizens in verschiedenen Sprachen sowie durch eine Tabelle mit dem Einfluss der Krankheiten auf den Ertrag vervollständigt. Die Abteilung «Fungizide» enthält eine Rangliste der Wirksamkeit der Fungzide die gegen den echten Mehltau (Blumeria graminis f. sp. tritici), die Ährenfusariose
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 294–297, 2010
295
Foto: ACW
Kurzbericht | EuroWheat – Eine Internetplattform zur Unterstützung des integrierten Pflanzenschutzes für den Weizenanbau
Abb. 2 | Diese Sommerweizenähre zeigt einen starken Befall mit Echtem Mehltau ( Blumeris graminus). Ein starker Pilzbefall führt zu verminderten Erträgen.
(Fusarium spp.), Blattdürre (Mycosphaerella graminicola), Halmbruch (Oculimacula spp.) und Spelzenbräune (Phaeosphaeria nodorum), Gelbrost (Puccinia striiformis), Braunrost (Puccinia triticina) und DTR- Blattdürre (Pyrenophora tritici-repentis) eingesetzt werden. Eine Übersicht über die Problematik der Fungizidresistenzen der Krankheitserreger sowie eine Liste der Wirkstoffe und Handelsnahmen werden aufgeführt. Eine Statistik über die Verwendung der Fungizide, ihre Wirksamkeit sowie ihr Einfluss auf den Ertrag vervollständigen die Übersicht. In der Abteilung «Sorten» befinden sich Links und Quellenverweise zu den Sortenempfehlungen, Ranglisten und Verwendung von Resistenzgenen in den verschiedenen Ländern. All diese detaillierten Informationen über Sorten, Fungizide und Krankheitserreger sind die Grundlage für den integrierten Pflanzenschutz. Die Abteilung «Integrierter Pflanzenschutz» führt die verschiedenen computerbasierten Entscheidungsmodelle (decision support systems) auf, informiert über die Interventionsschwellen, die Überwachungssysteme für Krankheitserreger sowie die Anbaumethoden.
296
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 294–297, 2010
Zukünftige Entwickung des Netzwerks In ihrer Eigenschaft als internetbasierte Informationsplattform ist EuroWheat ein dynamisches Informationsmedium und muss daher ständig aktualisiert werden. Die wichtigsten anstehenden Arbeiten sind die Vervollständigung bestimmter Sachthemen sowie die Übersetzung der Inhalte in verschiedene Sprachen. Im Moment steht der grösste Teil nur auf Englisch zur Verfügung, jedoch werden zur Zeit Übersetzungen auf Französisch, Deutsch, Italienisch, Polnisch und andere Sprachen durchgeführt. Die Internetseite befindet sich auf einem Server an der Universität von Aarhus in Dänemark und kann dort für eine unbegrenzte Zeit Gastrecht geniessen. Obgleich EuroWheat im Rahmen eines wissenschaftlichen Netzwerks begonnen wurde, das Ende 2010 zu Ende geht, haben sich die beteiligten Institutionen bereits auf eine Weiterführung von EuroWheat geeinigt. Der Unterhalt und die Aktualiserung des Internetauftritts muss jedoch so kostengünstig wie möglich durchgeführt werden.
EuroWheat – Eine Internetplattform zur Unterstützung des integrierten Pflanzenschutzes für den Weizenanbau | Kurzbericht
EuroWheat: Dreizehn Institute aus neun Ländern Dreizehn Organisation aus neun Ländern nehmen an EuroWheat teil: die Universität von Aarhus, Landwirtschaftliche Fakultät sowie der Dänische Landwirtschaftliche Beratungsdienst (DAAS) aus Dänemark; Institut national de la recherche agronomique (INRA), Association de coordination agricole (ACTA) sowie ARVALIS - Institut du végétal aus Frankreich; Julius Kühn Institut (JKI), Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Deutschland; Rothamsted Research (RRES) und National Institute of Agricultural Botany (NIAB), Gross Britanien; Institut für Pflanzenzüchtung unn Akklimatisation (IHAR), Polen, Jordbruksverket (SJV) Växtskyddscentralen, Schweden; Pflanzenschutzdienst – Region Emilia-Romagna (SFRER), Italien und die Universität von Gödöllö (SZIE), Ungarn. n
Wir möchten hier die Unterstützung durch das Network of Excellence ENDURE dankbar erwähnen. ENDURE wird durch die Kommission der Europäischen Union finanziert (Projekt Nummer 031499).
Literatur ▪▪ Aarhus University, Faculty of Agricultural Sciences, Department of Agroecology and Environment, 2010. EuroWheat. Zugang: http://www.eurowheat.org/EuroWheat.asp [30.04.2010]. ▪▪ Delegation für die Partnerschaft mit Unternehmen, 2010. ENDURE: un r éseau d’excellence européen pour le développement d’une agriculture plus respectueuse de l’environnement. Zugang: http://www.inra.fr/les_partenariats/collaborations_et_partenaires/ entreprises/en_direct_des_labos/endure_un_reseau_d_excellence_ europeen_pour_le_developpement_d_une_agriculture_plus_respectueuse_de_l_environnement [30.04.2010]. ▪▪ Endure, 2010. ENDURE – Diversifying Crop Protection. Zugang: http://www.endure-network.eu/fr/ [30.04.2010].
Kasten | ENDURE ENDURE ist ein europäisches wissenschaftliches Netzwerk welches durch die Kommission der Europäischen Union (EU Kommission) im 6. Rahmenprogramm finanziert wird. Die EU Kommission hat einigen Instituten der Spitzenforschung das Mandat erteilt, Strategien zur Verbesserung des Pflanzenschutzes und zu deren nachhaltiger Nutzung zu entwickeln. Das Hauptziel des Netzwerkes ist es daher, Pflanzenschutzstrategien zu entwickeln, welche die Umwelt nur gering belasten und näher bei den Konsumierenden sind und eine sehr hohe Ertragsfähigkeit sicher stellen (Delegation für die Partnerschaft mit Unternehmen, 2007). Das Netzwerk wurde am 21 Februar 2007 für eine Dauer von vier Jahren gestartet. Mehr als 300 Forscher aus verschiedenen Fachrichtungen (Landbau, Genetik, Ökologie, Wirtschaft und Soziologie) von mehr als 18 Organisationen und zehn europäischen Ländern sind daran beteiligt. Agroscope ist die Schweizer Partnerin des Netzwerks.
▪▪ Nistrup Jørgensen L., Hovmøller M. S., Hansen J. G., Lassen P., Clark B., Bayles R., Rodemann B., Jahn M., Flath K., Goral T., Czembor J., du Cheyron P., Maumene C., de Pope C. & Nielsen G. C. 2010. Wheat Case Study – Guide Number 3. EuroWheat.org: a new research-based website supporting inte grated disease management in wheat. Zugang: http://www. eurowheat.org/upload/eurowheat/document/NewGuide3eurowheat.pdf [30.04.2010]. ▪▪ HGCA 2007. Guidelines to minimise risk of fusarium mycotoxins in cereals. Zugang: http://www.eurowheat.org/upload/eurowheat/document/ FusariumGuide_20071.pdf [01.06.2010].
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P o r t r ä t
Geert Kleijer wacht über die Schweizer P flanzenbiodiversität Geert Kleijer, Leiter der Gruppe Genetische Ressourcen und Backqualität von Agroscope Changins-Wädenswil ACW, spielt in diesem internationalen Jahr der Biodiversität eine zentrale Rolle bei der Erhaltung dieses stark bedrohten natürlichen Erbes. Unter seiner Führung sammelt die Genbank von ACW neben weiteren Kostbarkeiten rund 11 000 Getreide- und Gemüsesorten, von denen einige herkömmlicherweise in der Schweiz angebaut wurden. Geert Kleijer verliess sein Heimatland Holland im Jahr 1973, unmittelbar nach seinem Studium, um sich darauf in der Schweiz niederzulassen. Changins suchte einen Cytogenetiker und entschied sich für ihn. Seit nunmehr bald 40 Jahren begegnet man dem grossgewachsenen, bereits zweifachen Grossvater in den Labors und auf den Feldern von Changins. Im Jahr 1980 übernahm der junge Wissenschaftler die Sortensammlung, die von den Vorgängeranstalten von Agroscope vor mehr als 100 Jahren begonnen worden war. Die älteste in der Schweiz erhaltene Sorte (der Weizen «Rouge de Gruyère») aus dem Jahre 1900 lagert noch immer in der Genbank von Changins. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das gesammelte Saatgut jährlich vermehrt. Die Lagerung in Kühlkammern ermöglichte es, die Kultivierung auf alle fünf, später alle zehn Jahre hinauszuschieben. Das Gefrieren in wasserdichten Alubeuteln erlaubt es fortan, die meisten Arten während 50 Jahren aufzubewahren, erklärt der Hüter dieses ganz besonderen «Tempels». Eine Kopie unserer Samen auf Spitzbergen Diese Samenbank verfolgt zwei Ziele zugleich. Zum einen stellen die lokalen Sorten das nationale Erbgut und bei Bedarf eine Reserve dar, kann doch die Ernährungssicherheit jeden Moment durch eine neue Krankheit oder Klimaveränderungen bedroht sein. Zum Anderen hat ACW das wichtigste Material dupliziert und 2009 an die berühmte «grüne Arche Noah», die weltweit grösste, in einem Bunker auf Spitzbergen (Norwegen) befindliche Saatgut-Bank überführt. Der unterirdische Bunker ist gegen Katastrophen, Kriege und Klimawandel gefeit. Auf Initiative von Geert Kleijer hin entstanden 1991 die Schweizerische Kommission für die Erhaltung von Kulturpflanzen (SKEK) und die Schweizerische Kommission für die Erhaltung von Wildpflanzen (SKEW). Zu jenem Zeitpunkt waren zahlreiche Organisationen im Bereich der Erhaltung von Pflanzen tätig, blieben aber
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ohne jeglichen Austausch. Eine 1990 in Changins organisierte Zusammenkunft führte sie schliesslich zusammen. Die intensive Entwicklung der Aktivitäten der SKEK freut den Forscher, sind doch heute vier Teilzeitangestellte beschäftigt gegenüber einem Teilzeitangestellten zu Beginn der Aktivitäten. Die vom BLW finanzierte Kommission vereinigt öffentliche wie private Organisationen mit demselben Ziel, nämlich der nachhaltigen Verwendung und Erhaltung der herkömmlicherweise in der Schweiz angebauten Pflanzen. Geert Kleijer, der mit den involvierten, in- und ausländischen Organisationen enge Kontakte unterhält, konnte sich an der Ausarbeitung des internationalen Vertrags über pflanzengenetische Ressourcen beteiligen. Nach sieben Verhandlungsjahren wurde dieser juristisch verpflichtende Text von 150 Ländern unterzeichnet, der den Zugang zu den genetischen Ressourcen und die Aufteilung der sich aus ihrer Nutzung ergebenden Vorteile regelt. Geert Kleijer widmet 50 % seiner Tätigkeit der Untersuchung der Backqualität von Weizen, einem weiteren umfassenden Themenkreis, der seinerseits einer Vorstellung bedürfte. Seine Freizeit verbringt Geert Kleijer in seinem Garten, wo er mehrere Tomatensorten anbaut. Ausserdem liebt er Wanderungen in den Bergen und unternimmt Reisen, insbesondere nach Japan, wo sein Sohn während mehreren Jahren gewohnt hat. Sibylle Willi, AMTRA
A k t u e l l
Aktuell 20.08.2010 Temperate and Tropcial Crop Science – A seminar to celebrate the 65th birthday of Prof. Peter Stamp ETH Zurich Die Vortragsreihe mit dem Titel «Temperate and Tropical Crop Science: Developments, Challenges and Perspectives» hat zum Ziel, die Teilnehmer für die Bedeutung und Schönheit pflanzenbaulicher Forschung zu sensibili
Temperate and Tropical Crop Science:
Developments, Challenges and Perspectives
A seminar to celebrate the 65th birthday of Prof. Dr. Peter Stamp ETH Zurich, August 20, 2010 For further information and registration: www.kp.ipw.agrl.ethz.ch/Seminar
sieren, Probleme des Ackerbaus hervorzuheben und wo möglich Lösungsansätze aufzuzeigen. Darüber hinaus sollen die Vorträge mit persönlichen Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit Prof. Stamp ergänzt werden. Dadurch wird – anlässlich seines 65. Geburtstags – der Tatsache Rechnung tragen, dass er sich während vielen Jahren uneingeschränkt für die Agronomie einsetzte. Zielgruppen ••Alle Personen, die in pflanzenbaulicher Lehre, Forschung, Entwicklung oder Praxis tätig sind und/ oder sich für nationale und internationale Landwirtschaft (mit Schwerpunkt Ackerbau) interessieren ••Kolleginnen und Kollegen sowie gegenwärtige und ehemalige Mitarbeitende von Prof. Stamp ••Agronomiestudentinnen und -studenten
Pilz-Pflanze-Symbiose: Nutzen in der Landwirtschaft Mykorrhiza-Pilze spielen eine wichtige Rolle für landwirtschaftliche Böden. Die Mehrheit von Acker- und Grünlandpflanzen geht mit ihnen enge Symbiosen ein. Dabei helfen Mykorrhiza-Pilze den Pflanzen bei der Nährstoffaufnahme. Ausserdem verbessern MykorrhizaPilze die Bodenstruktur und sie schützen die Pflanzen gegen Pathogene und Stress. Mehrere Mykorrhiza-Forschende, welche die Bedeutung dieser Bodenpilze für die Landwirtschaft untersuchen, schlossen sich zusammen und werden mittels COST-Action 870 der Europäischen Union gefördert (From production to application of arbuscular mycorrhizal fungi in agricultural systems: a multidisciplinary approach). Ende 2009 haben sich die Forschenden in Belgien getroffen und neuste Ergebnisse ausgetauscht. Forschende aus Spanien zeigten zum Beispiel, dass junge Rebpflanzen viel besser überleben können, wenn sie mit Mykorrhiza-Pilzen geimpft werden. Die Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART zeigte, dass Gemeinschaften von Mykorrhiza-Pilzen in biologisch bewirtschafteten Parzellen durchschnittlich deutlich diverser sind als in konventionell bewirtschafteten Parzellen (Verbruggen et al. 2010). Es zeigt sich, dass Mykorrhiza-Pilze ausgezeichnete Bioindikatoren sind, insbesondere für Landnutzungsintensität und Bodentyp (Oehl et al. 2010). Literatur: ▪▪ Oehl F., Laczko E., Bogenrieder A., Stahr K., Bösch R., van der Heijden M.G.A. & Sieverding E. (2010). Soil type and land use intensity affect the composition of arbuscular mycorrhizal fungal communities. Soil Biology & Biochemistry 47:724–738. ▪▪ Verbruggen E, Röling W.F.M., Gamper H, Kowalchuk G.A., Verhoef, H. A. & van der Heijden, M.G.A. (2010). Positive effects of organic farming on belowground mutualists – large scale comparison of mycorrhizal communities in agricultural soils. New Phytologist. http://www3.interscience. wiley.com/journal/123327586/abstract?CRETRY=1&SRETRY=0
Marcel van der Heijden, Forschungsanstalt Agroscope ReckenholzTänikon ART
Weitere Informationen sind auf www.kp.ipw.agrl.ethz.ch/Seminar zu finden.
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Aktuell
Medienmitteilungen
Agrarstrukturwandel im internationalen Fokus
Mit etwa 90 Teilnehmenden fand im April 2010 das Vereinigung für Agrar 26.04.2010 / ACW ökonomie statt. Unter dem Titel «Structural Change in Wegen sauberer Luft Gemüse anders düngen Agriculture: Modelling Policy Impacts and Farm StrateDank Luftreinhalte-Verordnung hat der Ausstoss von gies» wurden sowohl im Plenum als auch in den dreiSchwefel in die Atmosphäre seit den 1980er Jahrenneue um gliedrigen, parallelen Vortragsveranstaltungen mehr als 80 % abgenommen. Parallel dazu ist auch die Ergebnisse zu den Determinanten des agrarstrukturellen Schwefel-Menge zurückgegangen, via Niederschläge in Wandels dargestellt. Die Schweizdie wurde durch die Forlandwirtschaftlich genutzte Reckenholz-Tänikon Flächen gelangt. Experten der schungsanstalt Agroscope ART mit Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW zwei Vorträgen und zwei Postern vertreten. fanden heraus, dass viele Gemüsekulturen an SchwefelMangel leiden, wenn ihnen dieser essentielle Pflanzennährstoff nicht gezielt bei der Düngung verabreicht wird.
www.agroscope.ch 114. Seminar der Europäischen
22.04.2010 / ART Immer N e u eweniger P u b l Biodiversität ikationen Im Rahmen eines grossen Forschungsprojekts haben über 80 Wissenschaftlerinnen und Fachexperten gezeigt: Die Biodiversität in der Schweiz ist nach wie vor bedroht. Das Ziel, bis 2010 den Verlust zu stoppen, wurde klar nicht Praxisorientierte Empfehlungen für die Erhaltung der Insekten- und erreicht. ART-Bericht 721
Pflanzenvielfalt mit Ried-Rotationsbrachen März 2010
15.04.2010 / ACW Nachhaltiger Obstbau für Bulgarien Den Obstbau in Bulgarien auf eine nachhaltige Produktionsweise umstellen – dazu beigetragen haben Insektenspezialisten der Forschungsanstalt Agroscope ChanginsWädenswil ACW. Im Zentrum stand der Apfelwickler, der in Bulgarien wegen eines intensiven Insektizid-Einsatzes weitgehend gegen herkömmliche Pflanzenschutzmittel resistent geworden war. Mit innovativen, umweltfreundlichen Bekämpfungsstrategien er-zielten ACW-Fachleute und bulgarische Wissenschaftler darauf gemeinsam Erfolge. So konnte die Menge an Insektiziden massgeblich reduziert Praxisorientierte Empfehlungen und die Entstehung neuer Resistenzen für verhindert werden. die Erhaltung derNationalfonds Insekten- und Der Schweizerische hat das Projekt finanPflanzenvielfalt mit Ried-Rotationsbrachen ziert. Autorinnen und Autoren
Andreas Gigon und Sabine Rocker, Pflanzenökologie und Naturschutzbiologie, Institut für Integrative Biologie ETH, Zürich andreas.gigon@env.ethz.ch sabine.rocker@env.ethz.ch Thomas Walter, ART thomas.walter@art.admin.ch Impressum
Herausgeber: Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Tänikon, CH-8356 Ettenhausen, Redaktion: Etel Keller, ART
Die ART-Berichte/Rapports ART erscheinen in rund 20 Nummern pro Jahr. Jahresabonnement Fr. 60.–. Bestellung von Abonnements und Einzelnummern: ART, Bibliothek, 8356 Ettenhausen T +41 (0)52 368 31 31 F +41 (0)52 365 11 90 doku@art.admin.ch Downloads: www.agroscope.ch ISSN 1661-7568
Abb. 1: Skabiosen-Scheckenfalter (Foto: Albert Krebs, Agasul).
Seit den 1970er Jahren werden Streueriede nicht mehr wie früher üblich kleinflächig und zu verschiedenen Zeitpunkten im Herbst gemäht, sondern aus ökonomischen Gründen grossflächig und oft innerhalb weniger Tage mit grossen Maschinen. Viele Kleintiere, wie Käfer, Wanzen, Heuschrecken, Schmetterlingsraupen oder Spinnen, können so nicht mehr in un gemähte Refugien entweichen und überleben deshalb den Ernteprozess kaum. Durch das Fehlen von Überwinterungsmöglichkeiten in älteren Pflanzenhorsten, Stängeln und im Mulch entfallen für den Lebenszyklus zahlreicher Kleintierarten überlebenswichtige Strukturen. Solche Arten sind deshalb aus vielen Riedgebieten verschwunden oder sehr selten geworden. Dieser negativen Entwicklung kann mit Ried-Rotationsbrachen erfolgreich entgegengewirkt werden. Eine Ried-Rotationsbrache, kurz RiRoBra,
ist ein einige 100 Quadratmeter grosser, ungemähter beziehungsweise brach gelegter Riedstreifen (Altgrasstreifen, Mahdinsel). Dieser wird jährlich seitwärts verschoben und nach jeweils drei bis fünf Jahren wieder auf die Ausgangsposition zurückversetzt (Rotation). Nach dem Brachejahr wird der betreffende Streifen, wie das übrige Ried, im Spätsommer oder Herbst gemäht, samt Abtransport des Mähguts, der Streue. Ein RiRoBra-Set umfasst die gesamte Fläche, über die sich der Brachestreifen im Laufe einer vollständigen Rotation bewegt, also je nach deren Dauer eine Fläche von drei bis fünf nebeneinander liegenden Streifen. Der vorliegende ART-Bericht beschreibt detailliert 15 organisatorische und ökologische Empfehlungen für das Einrichten und die Bewirtschaftung von Ried-Rotationsbrachen sowie sieben häufige Fehler, die dabei entstehen können.
12.04.2010 ART-Bericht 721 / ART Tiefere Seit denlandwirtschaftliche 1970er Jahren werden Einkommen Streueriede2009 nicht mehr Erste Trends für das Jahr 2009 zeigen landwirtwie früher üblich kleinflächig undein zutieferes verschiedenen schaftliches Einkommen im Vorjahr. Gemäss denökono proviZeitpunkten im Herbstalsgemäht, sondern aus sorischen Ergebnissen beträgt dasund Einkommen pro Betrieb mischen Gründen grossflächig oft innerhalb weni61 Franken gegenüber 64 100 im JahrKleintiere, zuvor. Tiefere ger800 Tage mit grossen Maschinen. Viele wie Produzentenpreise insbesondere bei der Milch können Käfer, Wanzen, Heuschrecken, Schmetterlingsraupen durch höhere Direktzahlungen und gute Erträge nurRefuteiloder Spinnen, können so nicht mehr in ungemähte weise aufgefangenund werden. Der Arbeitsverdienst je Familigien entweichen überleben deshalb den Ernteproenarbeitskraft und Jahr bleibt mit 000 Franken auf Vorzess kaum. Durch das Fehlen von42Überwinterungsmögjahresniveau. lichkeiten in älteren Pflanzenhorsten, Stängeln und im
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Einerseits wurde das Modell SWISSland vorgestellt, mit dem auf der Grundlage von Buchhaltungsdaten, GISAuswertungen und Umfrageergebnissen Prognosen zu landwirtschaftlichen Entwicklungen begründet werden. 06.04.2010 /wurden ACW die Auswirkungen agrarpolitischer Andererseits Jede Mascheauf zählt – Qualitätsstandards für AngeInstrumente den Einsatz von Familienarbeit, Schutznetze gegen Insekten stellten und Lohnunternehmen aufgezeigt. Schutznetze bewahren landwirtschaftliche Kulturen vor gefrässigen Insekten, auch Menschen in MalariaStefan Mann und Gabriele aber Mack, Agrarökonomie und Agrartechnik, Gebieten vor krankheitsübertragenden Die WirForschungsanstalt Agroscope Reckenholz-TänikonMücken. ART kung dieser Netze kann durch eine Imprägnierung mit Insektiziden gesteigert werden, ohne dass Rückstände auf Nahrungsmittel gelangen oder Menschen damit in Kontakt kommen. Pflanzenschutzchemie-Experten der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW arbeiten mit internationalen Organisationen und Firmen an der Entwicklung von Qualitätsstandards für solche Netze – etwa Waschfestigkeit, Insektizidgehalt und Maschengrösse.
30.03.2010 / SNG Equigarde®-Abgänger 2009 feiern ihren Abschluss Mulch entfallen für den Lebenszyklus zahlreicher Klein® Die Equigarde -Schüler 2009 haben Anfang März 2010 am tierarten überlebenswichtige Strukturen. Solche Arten Schweizerischen Nationalgestüt SNG ihren Abschluss gefeisind deshalb aus vielen Riedgebieten verschwunden ert. wurdegeworden. der Anlass Dieser mit einer Bilanz des Kurses oderEröffnet sehr selten negativen Entwickund zur neuen obligatorischen Ausbillung der kannInformation mit Ried-Rotationsbrachen erfolgreich entgedung für Pferdehalter gengewirkt werden. gemäss Tierschutzverordnung. Nach einer Vorstellung des Schweizerischen Eine Ried-Rotationsbrache, kurzVerbandes RiRoBra, der ist Pferein dehalter (SVPH) erfolgte die Vergabe Diplome, Bescheieinige 100 Quadratmeter grosser, der ungemähter bezienigungen und Plaketten. hungsweise brach gelegter Riedstreifen (Altgrasstreifen, Mahdinsel). Dieser wird jährlich seitwärts verschoben und nach jeweils drei bis fünf Jahren wieder auf die Ausgangsposition zurückversetzt (Rotation). Nach dem Brachejahr wird der betreffende Streifen, wie das übrige Ried, im Spätsommer oder Herbst gemäht, samt Abtransport des Mähguts, der Streue. Ein RiRoBra-Set umfasst die gesamte Fläche, über die sich der Brachestreifen im Laufe einer vollständigen Rotation bewegt, also je nach deren Dauer eine Fläche von drei bis fünf nebeneinander liegenden Streifen.
Der vorliegende ART-Bericht beschreibt detailliert 15 organisatorische und ökologische Empfehlungen für das Einrichten und die Bewirtschaftung von Ried-Rotationsbrachen sowie sieben häufige Fehler, die dabei entstehen können. Andreas Gigon und Sabine Rocker, Institut für Integrative Biologie ETH Zürich Thomas Walter, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART
Aktuell
ART-Tagungsband | 3.–5. Juni 2010
ahmen
ements n Tierhaltungssystemen ungssystemen, Umsetzung von Forsc-
24. IGN-Tagung | Nachhaltigkeit in der Wiederkäuer- und Schweinehaltung
chweinehaltung
gssysteme in der Wiederkäuer- und s findet in der praktischen Umsetzung ng widmet sich der Frage, in welchen werden müssen, um eine tiergerechte kte der Tagung sind:
24. IGN-Tagung 2010 Nachhaltigkeit in der Wiederkäuer- und Schweinehaltung
Partner Internationale Gesellschaft für Nutztierhaltung IGN
Nachhaltigkeit in der Wiederkäuer- und Schweinehaltung ART-Tagungsband der 24. IGN-Tagung 2010: Der Tagungsband fasst das breite Wissen, das über tiergerechte Haltungssysteme in der Wiederkäuer- und Schweinehaltung heute zur Verfügung steht, zusammen. Dieses findet in der praktischen Umsetzung jedoch sehr unterschiedlich Anwendung. Die Tagung widmete sich der Frage, in welchen Bereichen der Nachhaltigkeit Lösungen gefunden werden müssen, um eine tiergerechte Nutztierhaltung zu gewährleisten. Schwerpunkte der Tagung waren: Dilemma? Kosten – Nutzen von Tierschutzmassnahmen, Umweltschutz – Tierschutz, Tierleistung – Tierwohl, Verbraucherwünsche – Tierwünsche. Und ausserdem Tiergerechtheit in der Praxis: Einfluss des Managements sowie Methoden der Bewertung der Nachhaltigkeit von Tierhaltungssystemen und Methoden zur Förderung von tiergerechten Haltungssystemen, Umsetzung von Forschungsergebnissen in die Praxis. Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Tänikon 1, CH-8356 Ettenhausen, doku@art.admin.ch, www.agroscope.ch
Biodiversität in der Schweiz – Stand der Dinge Die Biodiversität ist unsere Lebensgrundlage; ihr öko nomischer, ökologischer, sozialer und ästhetischer Wert kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Im Jahr 2003 beschlossen die Umweltminister Europas daher, den Verlust der Biodiversität bis ins Jahr 2010 zu stoppen. Haben wir dieses Ziel erreicht? Über 80 Forschende analysierten in den letzten Jahren aktuelle Datenerhebungen, frühere Statistiken, Inventare und unzählige Studien, um die Frage zu beantworten, ist in der Schweiz der Artenverlust gestoppt und hatten Lebensräume Bestand, die notwendig sind, um die Vielfalt der Arten zu erhalten. Das eben veröffentlichte Buch «Wandel der Biodiversität in der Schweiz seit 1900 – Ist die Talsohle erreicht?» stellt – auch für Laien – einen gut verständlichen Überblick dar und gibt fundierte Antworten auf diese Frage. Die umfassende Analyse zeigt auf Basis der besten verfügbaren Daten und differenziert für unterschiedliche Aspekte der biologischen Vielfalt, wie sich die Biodiversität in der Schweiz seit 1900 entwickelt hat. Es wird der Einfluss etwa der Landwirtschaft und der Siedlungsentwicklung auf die Biodiversität aufgezeigt und auch ein Blick in die Zukunft gewagt. Die Resultate zeigen, dass weiterhin ein grosser Handlungsbedarf besteht. Deshalb enthält das Buch auch konkrete Handlungsempfehlungen an Gesellschaft und Politik. Der Wandel der Biodiversität in der Schweiz seit 1900: Ist die Talsohle erreicht? 230 Bilder, 60 Grafiken, 40 Tabellen, Klappenbroschur. Verlag Haupt, 2010. CHF 34.–. ISBN 978 – 3 – 258 – 07569 – 3
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Aktuell
Medienmitteilungen
www.agroscope.ch 22.06.2010 / ACW Garten der zweihundert Unkräuter Zu seinem zwanzigjährigen Jubiläum ist der Unkrautgarten in Wädenswil neu eingerichtet worden. Druckfrisch ist auch die neue Unkrautgarten-Broschüre. Der Garten der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW beherbergt zweihundert Arten – neben wichtigen Landwirtschafts-Unkräutern auch Heilpflanzen, ökologisch wertvolle Kräuter und gebietsfremde Arten. Die lebendige Sammlung dient Studierenden und Auszubildenden als Übungsfeld. Der Garten ist frei zugänglich und ganzjährig offen.
08.06.2010 / SNG Der Anlass «Donnerstags im Gestüt» wird zur Tradition im Schweizerischen Nationalgestüt SNG Zum dritten Mal organisiert das Schweizerische Nationalgestüt SNG an drei Donnerstag-Nachmittagen Vorführungen, die am 15. Juli sowie am 5. und 12. August stattfinden werden. Wie in den Vorjahren werden wiederum Pferdevorführungen und der Besuch der Werkstätten auf dem Programm stehen.
AGrAr ForSchUNG Schweiz recherche AGroNomiqUe SUiSSe
04.06.2010 / ART Tierwohl und Umwelt im Einklang Weil Nutztiere viel Auslauf brauchen, gibt es heute immer mehr Laufhöfe. Doch auf solchen offenen Flächen entweichen besonders viele schädliche Gase in die Umwelt. Neue Reinigungssysteme könnten das Problem lösen.
31.05.2010 / ACW Agroscope und Biodiversität – eine feste Beziehung Die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW besitzt eine der ältesten Nutzpflanzen-Genbanken Europas. ACW hat nämlich seit 1900 Getreidesorten gesammelt, die damals von Schweizer Bauern angebaut wurden. Diese alten Sorten sind noch heute in der nationalen Genbank von ACW verfügbar. Ohne diese Sammlung wären sie ausgestorben, da ihr Anbau aufgegeben wurde oder weil diese alten Sorten durch neuere ersetzt wurden.
Aktuelle Forschungsergebnisse für Beratung und Praxis: Agrarforschung Schweiz publiziert 10-mal im Jahr Forschungsergebnisse über Pflanzenbau, Nutztiere, Agrarwirtschaft, Landtechnik, Lebensmittel, Umwelt und Gesellschaft. Agrarforschung ist auch online verfügbar unter: www.agrarforschungschweiz.ch
NEU
Bestellen Sie jetzt Ihre Gratisausgabe! Name/Firma Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Partner der zeitschrift sind das Bundesamt für Landwirtschaft, die Schweizerische hochschule für Landwirtschaft ShL, die Beratungszentralen AGriDeA, die eidgenössische Technische hochschule eTh zürich, Departement Agrarund Lebensmittelwissenschaften und Agroscope, die gleichzeitig herausgeberin der zeitschrift ist. Die zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenössische Ämter und an weitere Fachinteressierte.
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Vorname Strasse/Nr PLZ/Ort Beruf E-Mail Datum Unterschrift Talon einsenden an: Redaktion Agrarforschung Schweiz, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Postfach 64, 1725 Posieux Tel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00 E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch | www.agrarforschungschweiz.ch
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Aktuell
Neue Internetlinks
Ambrosia artemisiifolia www.ambrosia.ch Ambrosia artemisiifolia, das Aufrechte Traubenkraut oder landläufig «Ambrosia» genannt, wird in verschiedenen Regionen Europas sowie in der Schweiz zu den invasiven Neophyten gezählt. Die Schweiz deklarierte im 2006 in der Verordnung über den Pflanzenschutz Ambrosia als «besonders gefährliches Unkraut». Seit dem besteht gegenüber Ambrosia eine Melde- und Bekämpfungspflicht. Ambrosia besitzt stark allergene Pollen. Dadurch können die Pflanzen zu einem gesundheitsgefährdenden Problem werden, welches Kosten in diesem Bereich entstehen lassen kann, vgl. Kapitel Gesundheit und Ambrosiapollen. Diese Webseite soll Leserinnen und Lesern die wichtigsten Informationen zur Pflanze, zu möglichen Verwechslungsarten, zur Bekämpfung von Ambrosia und deren Vorkommen in der Schweiz wie im internationalen Kontext sowie zu möglichen Auswirkungen auf die Gesundheit durch Ambrosiapollen liefern.
Vor schau September 2010 / Heft 9 Die Qualität von Silagen spielt bei der Fütterung von Kühen eine wichtige Rolle. Die Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP testet auf Anfrage die neuen Siliermittel zur Verbesserung der Milchsäuregärung oder der aeroben Stabilität von Grasund Maissilagen.
•• Siliermittel und aerobe Stabilität – Testergebnisse 2009, U. Wyss ALP ••Haltbarkeit von Pferdesilagen bei der Verfütterung, U. Wyss ALP ••Agrarmeteorologische Bedingungen im Schweizer Mittelland von 1864 bis 2050, P. Calanca ART ••Einstellungen zu Hochleistungs- und Vollweide strategie, M. Lips ART ••Bastard-Raigras und Wiesenfuchsschwanz: Sorten versuche 2007 bis 2009, R. Frick, E. Mosimann ACW und D. Suter, H. U. Hirschi ART ••Phoma der Sonnenblume: Kann nach Temperaturschwellen behandelt werden?, P. Frei ACW
Veranstaltungen
August 2010 06.08.2010 Tag der offenen Tür in Maran zum Jahr der Biodiversität Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Maran bei Arosa 12.08. – 12.08.2010 AGFF-Futterbautagung AGFF, Landwirtschaftliches Zentrum SG, ART Neu St. Johann (SG) 13.08.2010 Info-Tag Medizinal- und Gewürzkräuter Agroscope Changins-Wädenswil ACW, Forschungszentrum Conthey Bei Fam. Theiler, Hergiswil bei Willisau 14.08.2010 Güttingertagung 2010 Agroscope Changins-Wädenswil ACW und BBZ Arenenberg Versuchsbetrieb Güttingen, Güttingen TG 19.08.2010 Journée d’information arboriculture fruitière Agroscope Changins-Wädenswil ACW Ecole d’agriculture de Marcelin, Morges 20.08.2010 Temperate and Tropical Crop Science - A seminar to celebrate the 65th birthday of Prof. Peter Stamp ETH Zürich, Zürich Informationen: www.kp.ipw.agrl.ethz.ch/Seminar September 2010 08.09.2010 AGFF-Futterbautagung AGFF, Inforama, ART Flugplatz Meiringen, Unterbach (BE) 16.09.2010 Agrarökonomie Informationstagung Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Tänikon, Ettenhausen Oktober 2010 01.10.2010 ALP-Tagung 2010 Agroscope Liebefeld-Posieux ALP + Agridea Lindau, Posieux
Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 299–303, 2010
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Berner Fachhochschule Haute école spécialisée bernoise Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft SHL Haute école suisse d’agronomie HESA
Equigarde ® Plus Weiterbildung auf Fachhochschulniveau. Vielseitige Themen: Verhalten, Fütterung, Jungpferdeausbildung, Management usw. Aktuell ausgeschriebene Module: • Ausbildung und Training des Pferdes • Die Natur der Pferde www.shl.bfh.ch
Freitag, 1. Oktober 2010
ALP-Tagung 2010
Themen: • Energieumsatz von weidenden Kühen • Streptococcus uberis – ein neuer Problemkeim in der Milchpro duktion? • Einfluss von Silage oder Feuchtheu auf Futterqualität, Futter aufnahme, Milchleistung und Käsequalität • Aktuelles zur Schaf- und Ziegenmilchproduktion in der Schweiz • Verabreichung von Antibiotika zur Vorbeugung von Pneumonie bei Mastkälbern beim Einstallen • Auswirkungen von Mykotoxinen auf das Rind. Eine aktuelle Literaturübersicht
• Monitoring zur Zartheit von Rindfleisch in der Schweiz: Erste Erhebung • Eignung verschiedener Mutterkuhtypen für unterschiedliche Produktionssysteme der Mutterkuhhaltung Ort: ALP, Konferenzsaal, Tioleyre 4, 1725 Posieux Anmeldung: bis 17.09 2010 an AGRIDEA, Kurse, 8315 Lindau, kurse@agridea.ch www.agroscope.ch Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra ALP gehört zur Einheit ALP-Haras
Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement EVD Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP