Heft 5 Mai 2011

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Agrar forschung schweiz 2 0 1 1

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H e f t

5

Agroscope | BLW | SHL | AGRIDEA | ETH Zürich

M a i

Nutztiere

Projekt «Weidekuh-Genetik»: Problemstellung und Beschreibung des Versuchs

Pflanzenbau

Feuchtglutengehalt der Weizensorten im ­Extenso- und ÖLN-Anbau

Umwelt

Phänologischer Rückblick ins Jahr 2010

Seite 226

Seite 206

Seite 200


Im Projekt «Weidekuh-Genetik» wurde auf Betrieben mit Vollweide und saisonaler Abkalbung Ende Winter die Gesamtleistung der drei Schweizer Hauptrassen (Fleckvieh, Braunvieh und Holstein) mit derjenigen neuseeländischer Holstein-Friesian verglichen. (Foto: Peter Thomet, SHL)

Inhalt Mai 2011 | Heft 5 199

Impressum Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenös­sische Ämter und weitere Fachinteressierte. Herausgeberin Agroscope Partner b Agroscope (Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil ACW; Agroscope Liebefeld-Posieux ALP und Schweizerisches Nationalgestüt SNG; Agroscope Reckenholz-Tänikon ART) b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern b Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft SHL, Zollikofen b Beratungszentralen AGRIDEA, Lindau und Lausanne b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich, Departement Agrar- und Lebensmittelwissenschaften

Nutztiere 200 Projekt «Weidekuh-Genetik»: Problem-

stellung und Beschreibung des Versuchs Valérie Piccand, Fredy Schori, Josef Troxler, Marcel Wanner und Peter Thomet Pflanzenbau 206 Feuchtglutengehalt der Weizensorten im

­Extenso- und ÖLN-Anbau Geert Kleijer, Andreas Dossenbach, Christian Städeli, Martin Rychener und Thomas Weisflog Pflanzenbau 212 Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte

und ­Fungizidschutz in der Getreide­ produktion

Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / ­Recherche Agro­ nomique Suisse, Forschungs­anstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, Postfach 1012, 1260 Nyon 1, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Direktor ACW), Sibylle Willi (ACW), Gerhard Mangold (ALP und SNG), Etel Keller-Doroszlai (ART), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (SHL), Philippe Droz (AGRIDEA), Jörg Beck (ETH Zürich). Abonnement Preise Zeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten), inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–* * reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch oder info@agrarforschungschweiz.ch Adresse Nicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Internet www.agrarforschungschweiz.ch www.rechercheagronomiquesuisse.ch ISSN infos ISSN 1663-7852 (Print) ISSN 1663-7909 (Internet) Schlüsseltitel: Agrarforschung Schweiz Abgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz © Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion.

Editorial

Raphaël Charles, Edouard Cholley und Peter Frei Agrarwirtschaft 220 Stichprobeneffekt – Wie aussagekräftig

ist der Vergleich mit dem Vorjahr? Andreas Roesch 226

Umwelt

Phänologischer Rückblick ins Jahr 2010 Claudio Defila

232

Kurzbericht

insatz von Pflanzenschutzmitteln: E ­Entwicklungen in der EU und in der Schweiz Simon Spycher, Ruth Badertscher, Robert Baur und Otto Daniel

235

Porträt

236

Aktuelles

239

Veranstaltungen

Sortenlisten Beilage Liste der empfohlenen Winterrapssorten

für die Ernte 2012 Jürg Hiltbrunner, Didier Pellet und Alice Baux

Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS

Berner Fachhochschule Haute école spécialisée bernoise Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft SHL Haute école suisse d’agronomie HESA


Editorial

Weichenstellung in der Schweizer Milchproduktion Liebe Leserin, lieber Leser

Peter Thomet, SHL

Die Geleise der Agrarpolitik sind gelegt. Wer auf ihren Schienen fährt, steht in den kommenden Jahren vor zwei grossen Herausforderungen: Erstens, um auf einem immer stärker umkämpften Markt zu bestehen, müssen die Milchproduzenten wie alle Unternehmer ihre Effizienz verbessern (Kosten senken). Da sie jedoch nicht nur Milch verkaufen, sondern daneben für eine Reihe an öffentlichen Dienstleistungen entgolten werden, müssen sie sich zweitens für eine breite gesellschaftliche Anerkennung einsetzen. Für die Senkung der Produktionskosten ist jeder Betriebsleiter, jede Betreibsleiterin auf dem eigenen Betrieb selbst verantwortlich. Die zweite Herausforderung können sie jedoch nur gemeinsam mit anderen Landwirten wirkungsvoll angehen. Und gerade hier liegt das Kernproblem der nächsten Jahre: Im liberalisierten Umfeld droht die Schweizer Milchproduktion «fremd» zu gehen und ihr Heil im Import von kostengünstigem Kraftfutter und Erfüttern von hohen Milchleistungen zu suchen, statt auf die optimale Nutzung der landeseigenen Ressourcen – dem Futter von Wiesen und Weiden – zu setzen. Im Sinne der Produktionssteigerung ist dieses Verhalten für den Einzelbetrieb verständlich und je nach Voraussetzungen ökonomisch sogar notwendig. Wenn jedoch die Mehrheit der Schweizer Milchproduzenten diesen Weg beschreitet, riskieren wir, das Geleise der aktuellen Agrarpolitik zu verlassen, das im Landwirtschaftsartikel in der Bundesverfassung seit 1996 verankert ist. Die noch vorhandene gesellschaftliche Anerkennung droht so verloren zu gehen. Die Milch verliert auf dem Markt ihren Mehrwert. Sie wird mit jener aus der EU austauschbar und unterliegt dem entsprechenden Preisdruck. Gerade aus diesem Grund sollte sich der Schweizer Milchsektor für eine kompromisslose Qualitätsstrategie entscheiden: eine konsequent auf die hervorragenden futterbaulichen Verhältnisse in der Schweiz ausgerichtete Milchproduktion unter weitgehendem Verzicht auf Importfuttermittel. «Grüne» Milch, die mit Wiesenfutter erzeugt wird, ist qualitativ besser, weil sie mehr wertvolle Omega 3-Fettsäuren enthält und ökologisch besser, weil sie in Rücksicht auf die Umwelt, die Natur und das Tierwohl produziert wurde. Solche Werte sind unserer Gesellschaft immer wichtiger, genau so wie das Bild von grünen Landschaften und weidenden Kühen, mit dem die Konsumentinnen und Konsumenten nicht betrogen werden wollen. In der Tat ist die Schweizer Milch ein Qualitätsprodukt, das auf Raufutterbasis produziert wird und europaweit eine grosse Glaubwürdigkeit geniesst. Damit hebt sie sich gegenüber der internationalen Konkurrenz ab. Die Diskussion der Zukunft um nachhaltige Landwirtschaft und Ressourceneffizienz der landwirtschaftlichen Produktion verschafft einer «grünen» Milch einen langfristigen Wettbewerbsvorteil. Diesen gilt es mit der Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen für die Schweizer Milchproduktion zu verankern und weiter zu stärken. Es muss sich also die ganze Branche dazu entscheiden, die Weichen in der Milchproduktion in die zukunftsweisende Richtung zu stellen.

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 199, 2011

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N u t z t i e r e

Projekt «Weidekuh-Genetik»: Problemstellung und Beschreibung des Versuchs Valérie Piccand1, Fredy Schori2, Josef Troxler3, Marcel Wanner4 und Peter Thomet1 Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft SHL, 3052 Zollikofen 2 Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, 1725 Posieux 3 Institut für Tierhaltung und Tierzucht, Veterinärmedizinische Universitat Wien, 1210 Wien, Österreich 4 Institut für Tierernährung, Vetsuisse-Fakultät, Universität Zürich, 8057 Zürich Auskünfte: Valérie Piccand, E-Mail: valerie.piccand@bfh.ch, Tel. +41 31 910 22 18 1

Im Projekt «Weidekuh-Genetik» auf Vollweidebetrieben mit saisonaler Abkalbung Ende Winter wurde die Gesamtleistung der drei Schweizer Hauptrassen (Fleckvieh, Brown Swiss und Holstein) mit derjenigen neuseeländischer Holstein-Friesian verglichen. (Foto: Projekt «Weidekuh-Genetik»)

Einleitung Die Schweiz, ein Grasland zum Veredeln Etwa 60 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Schweiz besteht aus Dauerwiesen und Weiden (ohne Alpweiden), im Vergleich zu nur 36 % in Europa. Nur Irland (76 %) und das Vereinigte Königreich (62 %) verfügen über ähnliche oder grössere Anteile (Bundesamt für Statistik, 2007). Das Graswachstumspotenzial im Schweizer Mittelland ist mit einer Produktion von bis zu 15 Tonnen Trockensubstanz pro ha und Jahr weltweit

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eines der besten. In der Schweiz sind die Preise für Kraftfutter zudem viel höher als bei unseren Nachbarn. Die effiziente Nutzung der vorhandenen Ressourcen – des Graslandes – ist deshalb unabdingbar. Für die Schweizer Milchindustrie stehen somit geeignete Produktionssysteme und eine zweckmässige Genetik der Tiere im Mittelpunkt. Das Projekt «Weidekuh-Genetik» ist die logische Folge der Vorgängerprojekte der SHL, welche zur Einführung des Vollweide-Milchproduktionssystems mit Blockabkalbung Ende des Winters geführt haben, nach Vorbild der in Neuseeland und Irland vorherrschenden


Systeme (Blättler et al. 2004, Steiger Burgos et al. 2007; Hofstetter et al. 2010). Um eine optimale Nutzung der Grasressourcen zu erreichen, erfordert dieses Produktionssystem ein hohes Leistungsniveau der Tiere, insbesondere hinsichtlich einer effizienten Verwertung von Gras zu Milch und einer hohen Fruchtbarkeit. Damit die Verlaufskurve der Bedürfnisse der Tiere mit derjenigen der Grasproduktion übereinstimmt, müssen sie jedes Jahr in der gleichen festgelegten Periode abkalben. Dies verlangt nach Kühen mit ausgezeichneten Fruchtbarkeitsleistungen, welche zudem fähig sein müssen, den grössten Teil ihrer Bedürfnisse mit Raufutter und Weidegras zu decken. Fruchtbarkeit und Selektion In den beiden Ländern Neuseeland und Irland, welche den Hauptanteil ihrer Milch auf Grasbasis und saisonal produzieren, hat eine Zunahme der nordamerikanischen Genetik in den Holstein-Friesian-Populationen stattgefunden, was mit einer Abnahme der Fruchtbarkeitsleistung und Langlebigkeit verbunden war (Harris und Kolver 2001; Evans et al. 2006; Harris et al. 2006). Die nordamerikanischen Holstein-Friesian (HF) Kühe wurden auf eine hohe Jahres-Milchleistung gezüchtet, für ein Totalmischrations-Fütterungssystem mit hohem Kraftfutteranteil. Der Fruchtbarkeitsleistung wurde weniger Bedeutung beigemessen. Im Gegensatz dazu wurde die neuseeländische HF auf eine effiziente Produktion von Milchinhaltsstoffen (Fett und Protein), eine hohe Fruchtbarkeit und auf Langlebigkeit in Vollweidesystemen mit saisonaler Abkalbung selektioniert. Interaktion Genotyp x Umwelt Für stark kontrastierende Umwelten sind die Genotyp x Umwelt-Interaktionen gut dokumentiert, sowohl für die Milchproduktion, als auch für die Fruchtbarkeit, den Verzehr oder die wirtschaftliche Leistung (Kolver et al. 2002; Horan et al. 2005; Horan et al. 2006; McCarthy et al. 2007; Fulkerson et al. 2008). Diese Studien untersuchten in Herkunft und nordamerikanischem Blutanteil unterschiedliche HF-Linien und kamen zum Schluss, dass sich die auf ad libitum Fütterungssysteme mit sehr energiereichem Futter gezüchteten Kühe nicht unbedingt für das Weidesystem mit wenig Zusatzfutter eignen. Eine kürzlich erstellte Studie von Coleman et al. (2009) suggeriert allerdings, dass es mit einem Gesamtzuchtwert, der Produktion und Fruchtbarkeit kombiniert, möglich wäre, zugleich hohe Milch- und Fruchtbarkeitsleistungen in Weidesystemen zu bekommen. Trotz der grossen Vielfalt an Milchproduktionssystemen in der Schweiz verfügen die Zuchtverbände über keine Information zum System, in dem die Kühe gehalten werden.

Zusammenfassung

Projekt «Weidekuh-Genetik»: Problemstellung und Beschreibung des Versuchs | Nutztiere

Die Schweiz ist ein Grasland. Die effiziente Nutzung der Ressource Gras ist für die Schweizer Milchindustrie zentral, weshalb effiziente Milchproduktionssysteme und dafür geeignete Kühe nötig sind. Die heutigen Schweizer Rassen sind stark von nordamerikanischer Genetik, die an die Stallhaltung mit Totalmischration adaptiert ist, mitgeprägt. Aufgrund der belegten Interaktion zwischen Genotyp und Umwelt für stark kontrastierende Produktionsbedingungen stellt sich die Frage nach der Eignung unserer Rassen für die Low-Input-Systeme mit saisonaler Abkalbung. In Neuseeland, wo dieser Systemtyp seit Jahrzehnten vorherrscht, wurden fruchtbare und für die Produktion von Milchinhaltsstoffen effiziente Kühe gezüchtet. Im hier beschriebenen Versuch wurde die Gesamtleistung der drei Schweizer Hauptrassen (Fleckvieh, Brown Swiss und Holstein) mit derjenigen neuseeländischer Holstein-Friesian auf Vollweidebetrieben mit saisonaler Abkalbung Ende Winter verglichen.

So ist es nicht möglich zu ermitteln, ob sich die Schweizer Rassen für Low-Input-Produktionssysteme mit Blockabkalbung eignen oder dafür geeignete Tiere zu selektionieren. Hinzu kommt, dass anders als in Neuseeland oder Irland, die Selektionsschemen der verschiedenen Rassen in der Schweiz unterschiedlich und unabhängig voneinander sind, weshalb es schwierig ist, ihre Leistungen untereinander zu vergleichen. Nordamerikanischer Einfluss auf die Schweizer Rassen Genau wie die neuseeländischen und irischen Populationen, haben auch die Schweizer Rassen in den letzten 40 Jahren einen massiven Import, wenn nicht sogar eine Substitution von nordamerikanischer Genetik (USA und Kanada) erfahren. Seit Ende der 1960er-Jahre wurden die Doppelnutzungsrassen Freiburger Schwarzfleck, Simmental und Original Braunvieh mit spezialisierten Milchviehrassen eingekreuzt. Hauptziel war eine rasche Steigerung der Milchproduktivität. Das Freiburger Schwarzfleck-Vieh wurde im Verlauf von rund zehn Jahren vollständig durch der nordamerikanischen HF ersetzt und das Original Braunvieh wurde massiv mit amerikanischem Brown Swiss (BS) gekreuzt. 

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Nutztiere | Projekt «Weidekuh-Genetik»: Problemstellung und Beschreibung des Versuchs

Tab. 1 | Beschreibung der im Versuch «Weidekuh-Genetik» stehenden Tiere (Mittelwert ± Standardabweichung) NZ HF

CH HF

CH FV

CH BS

58

24

27

25

11 (74 % der Tiere stammen von 5 Vätern ab)

18

21

17

≥ 2 Generationen NZ HF

68 ± 12 % Red Holstein

6 ± 5 % Original Braunvieh

Pedigree-Zuchtwert

NZ$ 89 ± 13,5

IPQ 103 ± 6,5

ILM 106 ± 6,0

MIW 103 ± 5,6

Zuchtwert der Referenzpopulation (Tiere 2005 geboren) 1

NZ$ 87 ± 42,0

IPQ 104 ± 9,3

ILM 101 ± 9,82

MIW 104 ± 7,9

Versuchstiere Anzahl unterschiedlicher Väter Merkmale

Quellen: Persönliche Mitteilungen R. Wood, New Zealand Animal Evaluation Limited, Hamilton, New Zealand; E. Barras, Schweizerischer Holsteinzuchtverband, Posieux; A. Bigler, swissherdbook, Zollikofen; B. Bapst, Schweizer Braunviehzuchtverband, Zug. 2 Population der lebenden Tiere 1

7.0

30

6.5

25 NEL

6.0

20

RP

5.5

Rohprotein (%TS)

Energiedichte (MJNEL/kgTS)

Im Jahr 2002 stammten mehr als 78 % der Gene der Schweizer BS-Population von den amerikanischen BS (Hagger 2005). Die Simmental-Population wurde ab 1968 mit nordamerikanischen Red Holstein eingekreuzt. Heute macht die reine Simmental-Population nur noch 12%, die Red Holstein hingegen 65 % der Population aus (swissherdbook 2011). In der gleichen Zeit haben Grösse und Milchleistung von allen Rassen stetig zugenommen (im Mittel 80 kg Milch mehr pro Laktation und Jahr seit den 1960er-Jahren, Schweizerischer Holsteinzuchtverband und Schweizer Braunviehzuchtverband 2011). Im Gegenzug dazu hat die Fruchtbarkeitsleistung der Schweizer Rassen, einer internationalen Tendenz folgend, in den letzten Jahrzehnten abgenommen. Heute stellen die Fruchtbarkeitsprobleme den Hauptgrund für die Abgänge von Milchkühen dar (27 % der Abgänge, Schweizer Braunviehzuchtverband 2008). Da in der Schweiz seit der Einführung der Milchkontingentierung in den 1970er-Jahren die Milchproduktion limitiert war, wurde in den Gesamtzuchtwerten mehr Gewicht auf funktionelle Merkmale wie Langlebigkeit, Gesundheit und Fruchtbarkeit gelegt. Während 2008 in Neuseeland die Produktionsmerkmale mit 66 % gewichtet wurden, entsprachen sie in der Schweiz 54 %

15 1 Apr.

1 Mai

1 Juni

1 Juli

1 Aug. 1 Sept. 1 Oct.

1 Nov.

Abb. 1 | Jährlicher Verlauf des qualitativen Futterangebots auf den Weiden der «Weidekuh-Genetik» Projektbetriebe .

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für Braunvieh, 53 % für Holstein und 40 % für Fleckvieh (Schweizerischer Holsteinzuchtverband, swissherdbook, Schweizer Braunviehzuchtverband, New Zealand Animal Evaluation Limited, 2008). Ziele des Projektes Der Versuch «Weidekuh-Genetik» stellt deshalb eine einmalige Möglichkeit dar, die Eignung der heutigen Schweizer Milchkühe für ein Vollweidesystem mit saisonaler Abkalbung zu testen. Sind die Leistungen bezüglich Produktion, Fruchtbarkeit, Gesundheit oder Milchqualität der Schweizer Rassen den Anforderungen eines Low-Input-Systems mit Blockabkalbung angepasst? Der in dieser Artikelserie präsentierte Versuch hatte somit zum Ziel, die Gesamtleistung von Kühen der Rasse Schweizer Holstein-Friesian (CH HF), Schweizer Fleckvieh (CH FV) und Schweizer Brown Swiss (CH BS) mit derjenigen von neuseeländischen Holstein-Friesian (NZ HF) Kühen zu vergleichen, welche für diese Art von System gezüchtet worden sind und darin als effizient und fruchtbar gelten. Dieser Versuch hat sich mit mehreren Themen auseinandergesetzt, einige davon werden in einer Artikelserie in der Agrarforschung Schweiz publiziert: Produktion und Fruchtbarkeit (Juniausgabe 2011), Verzehrsverhalten und Ökonomie. Zum Thema «Zucht» wurde bereits ein Artikel in der Agrarforschung publiziert (Burren et al. 2009). Weitere Resultaten bezüglich Tierwohl, Physiologie und Milchqualität werden in anderen Zeitschriften publiziert. Das Projekt wurde von der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft (SHL) in Zusammenarbeit mit der Forschungsanstalt Liebefeld-Posieux ALP, der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich und der Veterinärmedizinischen Universität Wien realisiert und von der Kommission für Technologie und Innovation KTI, dem BLW, Swissgenetics und der IG Weidemilch mitfinanziert.


Projekt «Weidekuh-Genetik»: Problemstellung und Beschreibung des Versuchs | Nutztiere

Tab. 2 | Beschreibung der 15 Betriebe des Projekts «Weidekuh-Genetik» Anzahl Betriebe nach Typ Geografische Lage

Mittelland: 9

Zone

Voralpen: 4 Talgebiet: 10

Höhe

Hügel und Bergzone I und II: 5

430 bis 1050 m (Mittelwert ± Standardabweichung: 633±172 m)

Vegetationsdauer 1,2 Klimaeignung für Futterbau 1, 3 Weidesystem Betriebstyp Fütterung 2 3

170 bis 230 Tage Note 1 : 4

Note 3 : 3

Note 4 : 6

Note 6 : 2

Umtriebsweide: 11

Kurzrasenweide: 4

Integrierte Produktion: 13

Biologische Landwirtschaft: 2

mit Silage: 8

ohne Silage: 7

Quelle: Klimaeignungskarte für die Landwirtschaft in der Schweiz, Bundesamt für Landwirtschaft BLW Vegetationsperiode: 7.5°C im Frühling, 5°C im Herbst 1 = sehr günstig im Flachland; 8=geeignet für Alpweiden

Tiere, Material und Methoden Die in dieser Artikelserie präsentierten Resultate stammen aus einem dreijährigen Versuch (2007 – 2008 – 2009). Im Herbst 2006 wurden trächtige NZ HF Rinder aus Irland importiert und im Januar 2007 zufällig auf 15 Versuchsbetriebe verteilt. Jede NZ HF wurde nach Abkalbedatum und Alter einer Schweizer Kuh auf dem Betrieb gegenübergestellt (Paarbildung). Auf allen Betrieben wurden die Versuchstiere gleich gehalten wie der Rest der Herde. Die Betriebsleiter trafen alle Herdenmanagement-Entscheidungen selbst. Das Projekt wurde 2007 auf 14, 2008 auf 13 und 2009 auf zehn Betrieben durchgeführt und beinhaltete insgesamt 259 Laktationen von 134 Kühen der vier Rassen NZ HF (n=131 Laktationen, 58 Kühe), CH HF (40, 24), CH FV (43, 27) und CH BS (45, 25). Die Kühe befanden sich 2007 in der 1., 2008 in der 2. und 2009 in der 3. Laktation. Tiere Die NZ HF sind eine Linie der aus Neuseeland stammenden HF, welche in Milchproduktionssystemen mit Weidehaltung und saisonalem Abkalben auf eine hohe Produktionseffizienz von Milchinhaltsstoffen (Eiweiss und Fett), auf gute Fruchtbarkeitsleistungen und auf Langlebigkeit gezüchtet wurden. Die CH HF sind eine Linie der aus Nordamerika stammenden HF, die aber auf einen ausgewogenen Zuchtwert selektioniert wurden, der auch die Milchproduktion und die funktionellen Merkmale berücksichtigt. Die CH FV stammen aus der Kreuzung von Simmental mit Red Holstein. Ihr Gesamtzuchtwert beinhaltet die Milchproduktion, die funktionellen Merkmale und die Fleischproduktion. Die CH BS schliesslich sind BS, welche hauptsächlich aus Nordamerika stammen, die aber ebenfalls auf einen ausgewogenen Zuchtwert selektioniert wurden, der auch die Milchpro-

duktion und die funktionellen Merkmale beinhaltet. Alle Gruppen der Versuchstiere waren repräsentativ ihrer Herkunftspopulationen (Tab. 1). Betriebe Die Betriebe wurden nach verschiedenen Kriterien ausgesucht, insbesondere nach ihrem Produktionssystem: keine Zufütterung zur Weide und limitierte Kraftfutterabgabe. Diese Betriebe decken eine grosse Bandbreite der Situationen in der Schweiz ab (geografische Lage, Produktionstyp, Weidesystem etc., Tab. 2), ihr Produktionssystem war allerdings sehr homogen: alle praktizierten ein weidebasiertes Low-Input-Milchproduktionssystem, mit einer Mehrzahl der Abkalbungen Ende Winter. 

3500 Biomasse ab Boden (kgTS/ha)

1

Jura: 2

Weideauftrieb

3000 2500 2000

Weideabtrieb

1500

Kurzrasenweide

1000 500 0 1 Apr.

1 Mai

1 Juni

1 Juli

1 Aug.

1 Sep.

1 Okt.

1 Nov.

Abb. 2 | Jährlicher Verlauf des Futterangebotes beim Bestossen und Verlassen der Umtriebsweide-Koppeln und des ständigen Futterangebotes auf den Kurzrasenweiden (Erhebungsjahre von 2007 bis 2009, Betriebe des Projektes «Weidekuh-Genetik»). Die Grashöhen wurden mit einem neuseeländischen Herbometer gemessen und konvertiert in kg TS Biomasse / ha mit der Formel 500 + 140 × Anzahl clic (1 clic = 0,5 cm komprimiertes Gras).

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Nutztiere | Projekt «Weidekuh-Genetik»: Problemstellung und Beschreibung des Versuchs

Sommer

Winter

Tab. 3 | Charakterisierung der Winter- und Sommerrationen der laktierenden Kühe im Projekt ­ Weidekuh-Genetik» (Mittelwert ± Standardabweichung) «

Ration

Heu/Emd: 7 Betriebe Heu/Emd und Grassilage: 6 Betriebe Gras- und Maissilage: 2 Betriebe

kg (Kraftfutter/Kuh/Tag

3,2 ± 1,6 kg

Nährwert der offerierten Winterration

Energie: 6,2 ± 0,5 MJ NEL/kg TS Rohprotein 14 ± 2 % von der TS

Ration

Vollweide (mögliche Zusatzfütterung im Fall vom Grasdefiziten)

Datum Weidebeginn

25 März ± 13 Tage

Datum Weideende

11 November± 11 Tage

Nährwert des Grases

Energie: 6,2 ± 0,3 MJ NEL/kg TS Rohprotein: 21 ± 4 % von der TS

Total kg Kraftfutter/Laktation

260 ± 130 kg

Fütterung Die Winterfütterung basierte hauptsächlich auf konserviertem Futter (Silage und Heu). Im Sommer wurde die Weidefütterung nur im Fall eines vorübergehenden Grasdefizits ergänzt (Tab. 3). Die saisonale Variation der Qualität des vorhandenen Grases entspricht dem üblichen Verlauf generell festgestellten Variationen (Abb. 1). Bei der Umtriebsweide sind die Grashöhen beim Bestossen und Verlassen der Weide (Abb.2) durchschnittlich höher als die in Neuseeland empfohlenen (Eastes und van Bysterveldt 2009). Bei Kurzrasenweide entsprechen die Höhen den Empfehlungen der AGFF (Merkblatt 1 und 1b). Gesundheit und Fruchtbarkeit Alle gesundheitlichen Vorkommnisse, Behandlungen sowie die Besamungs- und Abkalbedaten wurden von den Betriebsleitern aufgezeichnet. Der geplante Beginn der Besamungsphase (planned start of mating, PSM) wurde im Durchschnitt der drei Jahre auf den 16. April ± 15 Tage festgelegt. Für diejenigen Betriebe (2007: 5, 2008: 3, 2009: 1), welche nicht ihre ganze Herde im saisonalen Abkalbesystem hielten, wurde ein individueller PSM pro Kuh berechnet, basierend auf den Abkalbedaten und dem kürzesten Intervall, für Betrieb und Jahr, zwischen Abkalbung und erstem Service. Im Jahr 2008 wurden Zyklizitätsprofile mit Hilfe von Milchprogesteronproben erstellt, welche alle zwei Tage vom Abkalben bis zu erster Besamung entnommen wurden. Milchproduktion und Körperkondition Die Milchleistung, die Milchinhaltsstoffe und die Zellzahl wurden monatlich im Rahmen der offiziellen Milchleistungskontrollen erhoben. Ebenfalls monatlich erfolgte die Beurteilung der Körperkondition (BCS), auf

204

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einer Skala von 1 (sehr mager) bis 5 (sehr fett) mit Viertelnoten. Jedes Versuchstier wurde drei Mal pro Laktation gewogen, 38 ± 22, 124 ± 27 und 281 ± 33 Tage postpartum, dies auf einer mobilen elektronischen Waage (Tru-Test, Palmerston North, New Zealand). Auf dem Betrieb «l’Abbaye» in Sorens wurden die Kühe nach jedem Melkvorgang automatisch gewogen. Das mittlere Lebendgewicht der Laktation aus dem Durchschnitt der drei Wägungen diente als Bezugswert für die Berechnung der Milchproduktionseffizienz (kg ECM/kg LG0,75). Die Laktationskurven wurden der Gleichung von Wood angepasst: Yt = a × tb × e(-ct). Wobei Yt die Milchmenge am Tag t darstellt, a das Niveau der Laktation bei Beginn, b der Anstieg der Laktation und c deren Abfall. Statistische Analysen Die kontinuierlichen und binominalen Variablen wurden mit gemischten linearen Modellen und mit gemischten logistischen Regressionen analysiert, welche die Rasse als fixen Faktor und das Jahr, den Betrieb innerhalb des Jahres, und die Kuh als zufälligen Faktor beinhalteten (lmer und glmer). Die Verzerrungen der multiplen Vergleiche wurden für die Vergleiche der Schätzmittelwerte zwischen den Rassen berücksichtigt (multcomp). Diese Analysen wurden mit Hilfe des statistischen Programmes R ausgewertet. n Dank Das Projektteam möchte ganz herzlich allen Betriebsleitern danken, die Zeit, finanzielle Mittel und Energie für den Erfolg dieses Projekts aufgewendet haben.


Progetto «la mucca da pascolo e la sua genetica»: problematica e descrizione della prova La Svizzera è un paese da pascolo da valorizzare. L’uso efficace di questa risorsa è essenziale per la filiera lattiera svizzera. Per rendere validi dei sistemi di produzione lattieri sono necessarie delle mucche a loro adatte. Le attuali razze svizzere sono fortemente influenzate dalla genetica nordamericana e pertanto adattate a condizioni di stalla e ad un foraggiamento totale misto. A causa delle comprovate interazioni tra genotipo e ambiente in condizioni di produzione molto contrastanti, si pone la domanda relativa all’idoneità delle nostre razze ai sistemi low-imput con parto stagionale. In Nuova Zelanda, dove questo tipo di sistema è praticato da decenni, si sono selezionate mucche fertili e adeguate ad una produzione lattiera di qualità. Nella prova qui descritta si è confrontato, in aziende agricole a pascolo permanente con parto stagionale a fine inverno, la prestazione complessiva delle tra principali razze svizzera (pezzata rossa, razza bruna e Holstein) con la Holstein-Friesian neozelandese.

Literatur ▪▪ Blättler T., Durgiai B., Kohler S., Kunz P., Leuenberger S., Müller R., Schäublin H., Spring P., Stähli R., Thomet P., Wanner K., Weber A., & Menzi H., 2004. Projekt Opti-Milch: Zielsetzung und Grundlagen. Agrarforschung 11, 80–85. ▪▪ Bundesamt für Statistik, 2007. Landwirtschaftliche Kennzahlen im internationalen Vergleich 2000 – 2007. ▪▪ Burren A., Reist S., Piccand V., Stürm C., Rieder S. & Flury C., 2009. Züchterische Aspekte der Tiere im Projekt Weidekuh-Genetik. Agrarforschung 16, 302–307. ▪▪ Coleman J., Pierce K. M., Berry D. P., Brennan A. & Horan B., 2009. The influence of genetic selection and feed system on the reproductive performance of spring-calving dairy cows within future pasture-based production systems. J. Dairy Sci. 92, 5258–5269. ▪▪ Eastes D. & van Bysterveldt A., 2009. Optimiser la qualité de l'herbe pour plus de performance en pâture tournante. 1 | Méthodologie. Revue ­suisse Agric. 41, 105–112. ▪▪ Evans R. D., Wallace M., Shalloo L., Garrick D. J. & Dillon P., 2006. Financial implications of recent declines in reproduction and survival of Holstein-Friesian cows in spring-calving Irish dairy herds. Agricultural ­Systems 89, 165–183. ▪▪ Fulkerson, W. J., Davison, T. M., Garcia, S. C., Hough, G., Goddard, M. E., Dobos R. & Blockey M., 2008. Holstein-Friesian dairy cows under a predominantly grazing system: Interaction between genotype and environment. J. Dairy Sci. 91, 826–839. ▪▪ Hagger C., 2005. Estimates of genetic diversity in the brown cattle population of Switzerland obtained from pedigree information. J. Anim. Breed. Genet. 122, 405–413.

Summary

Riassunto

Projekt «Weidekuh-Genetik»: Problemstellung und Beschreibung des Versuchs | Nutztiere

Which cow for pasture-based production systems?: Problematics and experimental design Switzerland is a country of grasslands. The effective use of this resource is essential for the Swiss dairy industry. To ensure this, efficient milk production systems and cows suited to these systems are necessary. The existence of interactions between genotype and environment when comparing contrasting conditions of production raises the question of the suitability of our Swiss breeds, mainly influenced by North American genetics selected in confined environments with total mixed rations, to low-input, seasonal-calving systems. New Zealand, where this type of system dominated for decades, has selected cows that are fertile and efficient for the production of milk solids. The objective of this trial was to compare the global performances of the three main Swiss breeds (Red and White, Brown and Holstein-Friesian) with those of New Zealand Holstein-Friesian on pasture-based, end-of-winter seasonal calving farms. Key words: pasture, seasonal calving, dairy production, breeds.

▪▪ Harris B. L. & Kolver E. S., 2001. Review of Holsteinization on Intensive Pastoral Dairy Farming in New Zealand. J. Dairy Sci. 84, E56–61. ▪▪ Harris B. L., Pryce J. E., Xu Z. Z. & Montgomerie W. A., 2006. Development of new fertility breeding values in the dairy industry. Proc. N.Z. Soc. Anim. Prod . 66, 107–112. ▪▪ Hofstetter P., Steiger Burgos M., Petermann R., Münger A., Blum J.W., Thomet P., Menzi H., Kohler S., & Kunz P., 2010. Does body size of dairy cows, at constant ratio of maintenance to production requirements, ­a ffect productivity in a pasture-based production system? J. Anim. Physio. Anim. Nutr. In press. ▪▪ Horan B., Dillon P., Faverdin P., Delaby L., Buckley F. & Rath M., 2005. The interaction of strain of Holstein-Friesian cows and pasture-based feed systems on milk yield, body weight, and body condition score. J. Dairy Sci. 88, 1231–1243. ▪▪ Horan B., Faverdin P., Delaby L., Rath M. & Dillon P., 2006. The effect of strain of Holstein-Friesian dairy cow and pasture-based system on grass intake and milk production. Anim. Sci. 82, 435–444. ▪▪ Kolver E. S., Roche J. R., Veth M. J. de, Thorne P. L. & Napper A. R., 2002. Total mixed rations versus pasture diets: Evidence for a genotype x diet interaction in dairy cow performance. Proc. N.Z. Soc. Anim. Prod . 62, 246–251. ▪▪ McCarthy S., Horan B., Dillon P., O'Connor P., Rath M. & Shalloo L., 2007. Economic comparison of divergent strains of Holstein-Friesian cows in various pasture-based production systems. J. Dairy Sci. 90, 1493–1505. ▪▪ Steiger Burgos M., Petermann R., Hofstetter P., Thomet P., Kohler S., Münger A., Blum J.W., Menzi H. & Kunz P., 2007. Quel type de vache laitière pour produire du lait au pâturage? Revue suisse d’agr. 39 (3), 123 – 128.

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 200–205, 2011

205


P f l a n z e n b a u

Feuchtglutengehalt der Weizensorten im ­Extenso- und ÖLN-Anbau Geert Kleijer1, Andreas Dossenbach2, Christian Städeli3, Martin Rychener4 und Thomas Weisflog5, 1 Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon, 2 Fachschule Richemont 6006 Luzern, 3 JOWA, 8604 Volkertswil, 4 Swissmill, 8005 Zürich, 5 swiss granum, 3001 Bern Auskünfte: Geert Kleijer, E-Mail: geert.kleijer@acw.admin.ch, Tel. +41 22 353 47 26

Das Gluten, unverzichtbares Element für gutes Brot. (Foto: ACW)

Einleitung Das Gluten, ein viskoelastischer Proteinkomplex bestehend aus einer heterogenen Mischung von Gluteninen und Gliadinen, ermöglicht dem Teig, unter dem Einfluss von Hefe aufzugehen, und Brot mit guter Textur und gutem Volumen herzustellen. Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem Feuchtglutengehalt und dem Proteingehalt, da rund 80 % der Weizenproteine den Glutenkomplex bilden.

206

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 206–211, 2011

In den letzten Jahren stellten die Verbraucher von Schweizer Weizen eine Abnahme des Feuchtgluten­ gehalts fest. Ein hoher Feuchtglutengehalt ist ein ­wichtiger Faktor für verschiedene Anwendungen wie Blätterteig, tiefgekühlte Teige und Teiglinge oder Kältetechnologie. Die festgestellte Abnahme des Feuchtglutengehalts erklärt sich aus verschiedenen Gründen:


••Der Anteil der Sorten mit einem sehr hohen Glutengehalt (Runal und Arina) nahm seit 2003 in den Klassen Top und 1 ab. ••Es besteht eine negative Korrelation zwischen dem Proteingehalt und dem Ertrag (Fossati et al. 2011). Bei den neuen Weizensorten von ACW wurde der Ertrag verbessert, was bei einigen Sorten zu einem leicht tieferen Proteingehalt führte. Diese Sorten weisen jedoch eine sehr gute oder gute Backqualität auf (Brabant et al. 2006, Fossati et al. 2003). ••Die Stickstoffdüngung ist in der Schweiz moderat, so dass sehr hohe Feuchtglutengehalte nicht begünstigt werden. ••Die klimatischen Bedingungen in den letzten Jahren begrenzten die Verfügbarkeit von Stickstoff, seine Aufnahme durch die Pflanze und seine Verlagerung in das Korn. Eine von swiss granum einberufene Arbeitsgruppe, die sich aus den Autoren des vorliegenden Artikels sowie aus Sonja Basler (Forum Ackerbau), Pascal Favre (Provimi Kliba), Jürg Häfeli (Groupe minoteries), Pierre Yves ­Perrin (SGPV), Fritz Rothen (IP-Suisse), Andreas Rüegger (Swisssem) und Fortunat Schmid (Fenaco) zusammensetzte, erarbeitete Schwellenwerte für den Feucht­ glutengehalt der verschiedenen Qualitätsklassen (Top, 1 und 2). Diese Schwellenwerte, die nur zur Einteilung der neuen Sorten in der Empfohlenen Sortenliste von swiss granum verwendet werden, werden im Kapitel Ergebnisse präsentiert. Die Bestimmung der Qualitätsklasse einer neuen Sorte erfolgt während der zweijährigen Zulassungsversuche von Agroscope ACW für die Aufnahme in den nationalen Sortenkatalog. Diese Versuche werden für die Aufnahme in die Liste der empfohlenen Sorten von weiteren zweijährigen Versuchen von swiss granum ergänzt. Die Versuche für die Zulassung werden im Extenso-Anbau geführt, diejenigen für die empfohlene Sortenliste im ÖLN-Anbau (ökologischer Leistungsnachweis). Da das Stickstoffdüngungsniveau beim Extenso-Anbau meistens um 30 Einheiten tiefer als beim ÖLN-Anbau ist, beeinflusst es den Proteingehalt und den Feuchtglutengehalt. Um die Auswirkung des Anbaumodus auf den Feuchtglutengehalt zu untersuchen, wurden jedes Jahr die gleichen Sorten analysiert, die am gleichen Standort im Extenso- und im ÖLN-Anbau angebaut wurden.

Zusammenfassung

Feuchtglutengehalt der Weizensorten im ­E xtenso- und ÖLN-Anbau | Pflanzenbau

Die Verwerter der Schweizer Weizenernte stellten in den letzten Jahren eine Abnahme des Feuchtglutengehalts fest. Um ein gutes Niveau zu sichern, führte swiss granum Schwellenwerte für Feuchtgluten ein. Diese Schwellenwerte liegen für die Klasse Top bei 31 %, für die Klasse I bei 29 % und für die Klasse II bei 27 %. Zum Ausgleich der Jahre, in welchen der Glutengehalt hoch oder tief ist, wurde weiter ein Korrektur­ faktor definiert. Verschiedene Labors führten einen Ringtest durch, um den Feuchtglutengehalt der gleichen Sorten, die am gleichen Standort gemäss den Extenso- oder ÖLN-Richtlinien angebaut wurden, zu ermitteln. Einer der Hauptunterschiede zwischen Extenso- und ÖLN-Anbau ist die beigegebene Stickstoffmenge. Diese war im Extenso-Anbau um 30 Einheiten kleiner. Die Korrelationen zwischen den Ergebnissen der verschiedenen Labors waren sehr hoch. Die gemäss den Extenso-Richtlinien angebauten Sorten wiesen an allen Standorten einen tieferen Feuchtglutengehalt auf als im ÖLN-Anbau. Das durchschnittliche Feuchtglutenniveau war 2010 höher als 2009. Durchschnittlich variierte der Feuchtglutengehalt zwischen ÖLN und Extenso um 3,6 % im Jahr 2009 und um 2,7 % 2010. Zur Ermittlung des Schwellenwertes für das Feuchtgluten erweist es sich als schwierig, einen Korrekturfaktor einzuführen, um die Ergebnisse der Extenso-Versuche zu berücksichtigen, ohne jährlich detaillierte Analysen durchführen zu müssen. Aus diesem Grund wurde beschlossen, nur die Ergebnisse der zwei ÖLN-Versuchsjahre zu berücksichtigen, um zu bestimmen, ob eine Sorte den Schwellenwert ihrer Qualitätsklasse erreicht.

Material und Methoden Die Feuchtglutenanalysen erfolgten 2009 anhand von Ernteproben an fünf Standorten (Grangeneuve, Nyon, Zollikofen, Grange-Verney, Strickhof) und 2010 anhand 

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 206–211, 2011

207


Pflanzenbau | Feuchtglutengehalt der Weizensorten im ­E xtenso- und ÖLN-Anbau

Tab. 1 | Schwellenwerte des Feuchtglutengehaltes für die ­verschiedenen Qualitätsklassen Feuchtglutengehalt Top

31 %

1

29 %

2

27 %

von Ernteproben an drei Standorten (Grangeneuve, Nyon, Zollikofen). Da die Ergebnisse an den fünf Standorten übereinstimmten, beschloss die Arbeitsgruppe die Analysen 2010 auf drei Standorte zu begrenzen. Jedes Jahr wurden sechs Sorten analysiert, wobei vier Sorten in beiden Jahren angebaut wurden. 2009 waren es die ­Sorten Runal und Siala (Top), Arina, Forel und Zinal (Klasse 1) sowie Levis (Klasse 2) und 2010 die Sorten Runal und CH Claro (Top), Arina, Suretta (Kandidatensorte für die Aufnahme in die Klasse 1 der empfohlenen Sortenliste 2012) und Zinal (Klasse 1) sowie Levis (Klasse 2). Die Sorten Siala und Forel waren in den beiden Versuchen 2010 nicht mehr vertreten und wurden durch CH Claro und Suretta ersetzt. Die Versuche wurden im Extenso- oder ÖLN-Anbau geführt. Die Stickstoffdüngung variierte im ÖLN-Anbau zwischen 140 und 170 Einheiten. Die Verantwortlichen der Standorte legten die Stickstoffmenge und die Fraktionierung fest. Die ausgebrachte Menge im ExtensoAnbau lag immer um mindestens 30 Einheiten tiefer als

im ÖLN-Anbau. Die Düngung wurde in drei oder manchmal in vier Gaben fraktioniert (Nyon 2009 und GrangeVerney 2010). Nach der Ernte und Aufbereitung entweder durch Agroscope ART (ÖLN) oder Agroscope ACW (Extenso) wurden drei Kilogramm Körner pro Sorte und Standort in der Mühle Meyerhans Hotz in Weinfelden mit einem Bühler MLU202 zu Mehl des Typs 550 gemahlen. Das Mehl wurde 2009 an vier Labors weitergeleitet (Agroscope ACW, JOWA, Richemont und Swissmill) und 2010 an drei Labors (Agroscope ACW, JOWA und Richemont). 2009 analysierte JOWA die Sorten aus dem ÖLN-Versuch und Richemont diejenigen aus dem Extenso-Versuch. ACW und Swissmill analysierten alle Proben. Im Jahr 2010 analysierte jedes Labor alle Proben. Der Feucht­ glutengehalt wurde mit einem Perten Glutomatic 2100 gemäss der Standardmethode ICC 137/1 bestimmt (ausser Swissmill, Methode ICC 155). Die Feuchtigkeit wurde gemäss der ICC 110/1 bestimmt. Die Ergebnisse wurden auf 14 % Feuchtigkeit korrigiert.

Ergebnisse und Diskussion Die Arbeitsgruppe von swiss granum einigte sich im März 2009 auf die Schwellenwerte für die verschiedenen Qualitätsklassen (Tab. 1). Diese Schwellenwerte wurden im Jahr 2009 von der Technischen Kommission «Brotgetreide» von swiss granum verabschiedet. Da der Feuchtglutengehalt von einem Jahr zum anderen stark variieren kann, wurde ein Korrekturfaktor eingeführt. Der

Tab. 2 | Grenzwerte des Feuchtglutengehaltes und jahresbezogene Korrekturfaktoren (Werte aus den ÖLN-Versuchen) Grenzwerte

208

31

29

27

Korrekturfaktor

Top

I

II

Mehrjahresdurchschnitt

Jahresdurchschnitt der Standard- und Vergleichssorten

2001

32,6

36,6

1,12

34,8

32,5

30,3

2002

32,6

32,5

1,00

30,9

28,9

26,9

2003

33,3

40,9

1,23

38,1

35,6

33,2

2004

33,2

31,2

0,94

29,1

27,2

25,3

2005

33,5

33,9

1,01

31,4

29,4

27,4

2006

33,8

32,6

0,96

29,9

27,9

26,0

2007

34,2

31,2

0,91

28,3

26,5

24,7

2008

33,5

30,5

0,91

28,3

26,4

24,6

2009

33,1

29,5

0,89

27,7

25,9

24,1

2010

33,3

34,5

1,03

32,1

30,0

27,9

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 206–211, 2011


Feuchtglutengehalt der Weizensorten im ­E xtenso- und ÖLN-Anbau | Pflanzenbau

Tab. 3 | Mittelwerte des Feuchtglutengehaltes 2009 und 2010 2009 (5 Standorte)

2010 (3 Standorte)

Extenso

ÖLN

Differenz ÖLN/Extenso

Extenso

ÖLN

Differenz ÖLN/Extenso

Arina

30,3

34,8

4,5

35,0

39,1

4,1

Levis

22,3

26,0

3,7

26,4

27,8

1,4

Runal

30,1

33,0

2,9

36,4

39,9

3,5

Zinal

23,8

26,7

2,9

27,6

29,4

1,8

Forel

25,6

30,1

4,5

Siala

28,1

31,2

3,1

CH Claro

30,9

34,1

3,2

Suretta

36,6

38,6

2,0

32,1

34,8

2,7

Durchschnitt

26,7

30,3

Korrekturfaktor für ein bestimmtes Jahr besteht aus den Durchschnittswerten der Standard- und Vergleichssorten der Klassen Top, 1 und 2 geteilt durch die mehrjährigen Durchschnittswerte der zehn letzten Jahre der Standard- und Vergleichssorten. Der Einfluss dieser Korrektur auf die Schwellenwerte der verschiedenen Jahre ist in der Tabelle 2 ersichtlich. Der Schwellenwert für die Klasse Top kann in einem Jahr mit sehr hohen Feucht­ glutenwerten wie 2003 auf 38,1 % ansteigen oder in einem sehr mittelmässigen Jahr wie 2009 auf 27,7 % sinken. Dieser Korrekturfaktor rechtfertigt sich durch die grossen Schwankungen des durchschnittlichen Feuchtglutengehalts von einem Jahr zum anderen. Die Übereinstimmung zwischen den Analysen der vier Labors war 2009 hoch: r2 = 0,83 zwischen den Labors von Richemont /JOWA und ACW, r2=0.83 zwischen Richemont/JOWA und Swissmill und r2=0,96 zwischen Swissmill und ACW. 2010 war r2 zwischen den drei Labors gleich hoch (0,98). Obwohl die Durchschnittswerte der verschiedenen Labors leicht unterschiedlich ausfielen, waren die Korrelationen zwischen den Labors sehr hoch. Der Feuchtglutengehalt fiel an allen Standorten im ÖLN-Anbau immer höher aus. Einzige Ausnahme war der Standort in Zollikofen, der 2010 bei gewissen Sorten sehr kleine (Suretta) oder gar keine Unterschiede (Zinal und Levis) aufwies. Dies könnte sich daraus erklären, dass die unterschiedliche Dosierung der Stickstoffeinheiten nur die zweite Gabe betraf (30 Einheiten im Extensound 60 im ÖLN-Anbau). Wenn wegen ungünstigen klimatischen Bedingungen die zweite Gabe schlecht

3,6

aufgenommen wird, nehmen die Unterschiede beim Feuchtglutengehalt zwischen Extenso und ÖLN ab. Der durchschnittliche Feuchtglutengehalt der analysierten Sorten war 2010 erheblich höher als 2009 (Tab. 3) – das Gleiche gilt für den Vergleich der Durchschnitte der drei gemeinsamen Standorte 2009 und 2010. Der Feuchtglutengehalt variiert stark, entspricht aber den bekannten Sorteneigenschaften: hoher Gehalt bei Arina, Runal und Suretta, ziemlich hoher Gehalt bei Forel, Siala und CH Claro, durchschnittlicher Gehalt bei Zinal und schwacher Gehalt bei Levis. Der Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Gehalt im ÖLN- und im ExtensoAnbau über alle Sorten, Standorte und Labors lag 2009 bei 3,6 % und 2010 bei 2,7 %. Gewisse Sorten reagieren sehr stark auf eine Erhöhung der Stickstoffdüngung wie beispielsweise Arina, die eine grosse Differenz zwischen 2009 und 2010 aufwies. Andere Sorten wie Levis und in geringerem Mass Zinal reagieren stark auf die Jahresbedingungen. Diese Ergebnisse bestätigen die früheren Resultate (Pechanek et al.1997, Szafranska et al. 2008, Zecevic et al. 2010), welche aufzeigten, dass die Erhöhung der Stickstoffdüngung zu einer Zunahme des Feuchtglutengehalts führt.

Schlussfolgerungen Die Sorten weisen im Extenso- oder ÖLN-Anbau grosse Unterschiede beim Feuchtglutengehalt auf, wobei dieser Unterschied von einem Jahr zum anderen variiert. Zur Bestimmung des Schwellenwerts für das Feuchtgluten

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 206–211, 2011

209


Pflanzenbau | Feuchtglutengehalt der Weizensorten im ­E xtenso- und ÖLN-Anbau

ist es schwierig, einen Korrekturfaktor vorzusehen, um die Ergebnisse der Extenso-Versuche zu berücksichtigen, ohne jedes Jahr detaillierte Analysen durchführen zu müssen. Aus diesem Grund wurde beschlossen, nur die Ergebnisse der zweijährigen ÖLN-Versuche zu berücksichtigen, um zu bestimmen, ob eine Sorte den Schwellenwert ihrer Qualitätsklasse erreicht. Die Schwellenwerte werden lediglich zur Einteilung der neuen Sorten in der Empfohlenen Sortenliste von swiss granum verwendet. Der Feuchtglutengehalt variiert je nach den klimatischen Bedingungen – insbesondere je nach Niederschlagsmenge und Temperatur – von einem Jahr zum anderen erheblich. Die klimatischen Bedingungen können nicht beeinflusst werden; mit einer Erhöhung der Stickstoffgaben kann aber der Feuchtglutengehalt positiv beeinflusst werden. Der Einfluss der Sorte auf den Feuchtglutengehalt ist entscheidend. Trotz der erfreulichen Ergebnisse im Jahr 2010 muss die Entwicklung der Gehalte weiter beobachtet werden, und es müssen weitere Anstrengungen unternommen werden, um die hohe Backqualität der Sorten zu gewährleisten. Das Weizenzüchtungsprogramm von Agroscope ACW liefert diese Sorten (Brabant et al. 2006, Fossati et al. 2003). n

Literatur ▪▪ Brabant C., Fossati D. & Kleijer G., 2008. La sélection du blé de printemps en Suisse. Revue suisse d’agriculture 38 (2), 73–80. ▪▪ Fossati D. & Brabant C., 2003 La sélection du blé en Suisse. Le programme des stations. Revue suisse d’agriculture 35 (4), 169–180. ▪▪ Fossati D., Brabant C. & Kleijer G., 2011. Yield, protein content, bread ­making quality and market requirements of wheat. 61. Tagung Vereinigung der Pflanzenzüchter und Saatgutkaufleute Osterreichs, 2010 in press. ▪▪ Pechanek U., Karger A., Gröger S., Charvat B., Schöggl G. & Lelley T., 1997. Effect of nitrogen fertilization on quality of flour proteins compo-

210

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 206–211, 2011

nents, dough properties, and breadmaking quality of wheat. Cereal Chem. 74 (6), 800–805. ▪▪ Szafranska A., Cacak-Pietrzak G. & Sulek A., 2008. Influence of nitrogen fertilization and retardants on baking value of the winter wheat. Electronic J. of Polish Agricultural Universities 11 (4). Zugang: [www.ejpau.media.pl/volume11/issue4/art-28.html] ▪▪ Zecevic V., Knezevic D., Boskovic J., Micanovic D. & Dozet G., 2010. Effect of nitrogen fertilization on winter wheat quality. Cereal Res. Commun. 38 (2), 243 – 249.


Tenore di glutine umido nella coltivazione di frumento in condizione di coltivazione extenso e PER Negli ultimi anni, gli utilizzatori del raccolto di frumento in Svizzera hanno constatato una diminuzione del tenore in glutine umido. Per garantire un buon livello, swiss granum ha introdotto delle soglie di glutine umido, ovvero il 31 % per la classe top, il 29 % per la classe I ed il 27 % per la classe II, oltre a un fattore di correzione per compensare gli anni con un tasso di glutine umido elevato o basso. Diversi laboratori hanno condotto un ring test per determinare il tasso di glutine umido delle stesse varietà, coltivate nello stesso luogo secondo le condizioni extenso o PER. Una delle principali differenze tra le varianti extenso e PER è stata la quantità di azoto apportata, la quale è risultata per la prima minore di 30 unità. Le correlazioni tra i risultati ottenuti dai diversi laboratori erano molto elevate. Le varietà coltivate secondo le linee guida extenso presentavano in tutti i siti un contenuto in glutine umido inferiore rispetto alle coltivazioni secondo PER. Il livello medio di glutine umido nel 2010 è stato superiore rispetto al 2009 e il tenore in glutine umido tra extenso e PER si differenziava, in media, del 3,6 % nel 2009 e del 2,7 % nel 2010. Per determinare il valore di soglia del glutine umido, è difficile introdurre un fattore di correzione tenendo conto dei risultati delle prove extenso senza dover eseguire annualmente delle analisi dettagliate. Per questo motivo è stato deciso di considerare solo i risultati dei due anni di prove PER per determinare se una varietà raggiunge la soglia fissata per la sua classe di qualità.

Summary

Riassunto

Feuchtglutengehalt der Weizensorten im ­E xtenso- und ÖLN-Anbau | Pflanzenbau

Wet gluten of wheat varieties ­cultivated under extenso and PER conditions The users of the Swiss wheat harvest noted a decrease in the wet gluten content over the past years. To assure a good level of wet gluten, the branch organization swiss granum introduced thresholds for each wheat quality class. These thresholds are for the Top class 31 %, for the class I 29 % and for the class II 27 %. A correction factor will be applied to compensate in years with low or high levels of wet gluten. A ringtest by several private and public laboratories has been carried out to determine the level of wet gluten of the same varieties, cultivated at the same site, produced under extenso or PER conditions. The main difference is 30 units less nitrogen fertilizer used under extenso conditions. Correlations between the results obtained by the various laboratories were very high. The same varieties cultivated under extenso conditions showed a lower level of wet gluten than those cultivated under PER, at all trial sites. The average level of wet gluten was higher in 2010 than in 2009. The difference of wet gluten level between PER and extenso was on average 3,6 % in 2009 and 2,7 % in 2010. For the determination of the wet gluten thresholds it proved to be difficult to include a correction factor taking into account the results of the extenso trials without carrying out detailed analyses each year. For this reason, it was decided to take into account only the results of the two years PER trials to determine if a variety reached the threshold for its quality class. Key words: wheat, wet gluten, nitrogen fertilizer, baking quality.

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 206–211, 2011

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P f l a n z e n b a u

Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und ­Fungizidschutz in der Getreideproduktion Raphaël Charles, Edouard Cholley und Peter Frei, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon Auskünfte: Raphaël Charles, E-Mail: raphael.charles@acw.admin.ch, Tel. +41 22 363 46 59

Die Getreidefruchtfolge muss ausgeglichen sein. Die Anbautechniken kompensieren die phytosanitären Risiken nur teilweise.

Einleitung Der Druck, die Anbauverfahren zu vereinfachen, ist gross. Eine getreidebetonte Fruchtfolge, die pfluglose Bodenbearbeitung und der begrenzte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sind alles Möglichkeiten zur Senkung der Kosten oder zur Extensivierung der Kulturen. Auch der Sortenwahl kommt in diesem Verfahren Bedeutung zu. Gemäss Grundlagen des integrierten Pflanzenschutzes (Häni et al. 1990) senkt eine abwechslungsreiche Fruchtfolge die phytosanitären Risiken. Durch die Bodenbearbeitung werden Ernterückstände vergraben

212

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 212–219, 2011

und die Übertragung von Krankheiten oder Schädlingen von einer Kultur auf die andere eingedämmt. Schliesslich erlaubt die Sortenwahl über Resistenzen gegenüber Schaderregern zu verfügen. Jeder einzelne Faktor trägt spezifisch zum Anbausystem bei. Dies gilt es optimal zu berücksichtigen. In einem Langzeitversuch zur Getreidefruchtfolge hat Vullioud (2007) bei einem Weizen in Monokultur einen Ertragseinbruch von 15 % gegenüber einem Fruchtfolgeweizen beobachtet. Die verschiedenen, zum Minimisieren der negativen Wirkungen der Monokultur getesteten Arten der Bodenbearbeitung, des Manage-


Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und ­Fungizidschutz in der Getreideproduktion | Pflanzenbau

Zusammenfassung

ments der Ernterückstände, der Stickstoffdüngung oder der Stoppelbearbeitung führten zu keinem signifikanten Ergebnis. Die Wirkung der Fungizidbehandlungen hingegen war signifikant. Es erwies sich dabei, dass die phytosanitären Risiken bei einem über 50 % liegenden Getreidebesatz zunehmen. Dieser Langzeitversuch wurde ab dem Jahr 2006 angepasst, indem die bereits bestehenden Faktoren Fruchtfolge und Bodenbearbeitung durch die Faktoren Sorte und Fungizidschutz ergänzt wurden. Durch diese Ergänzung sollte ermittelt werden, inwieweit die Sortenresistenz gegenüber Krankheiten und der Fungizidschutz in der Lage waren, die phytosanitären Risiken aufgrund eines hohen Getreidebesatzes auszugleichen. Einige Arbeiten haben gezeigt, dass eine zusätzliche Düngung oder ein verstärkter phytosanitärer Schutz die Wirkung einer unausgeglichenen Fruchtfolge nicht zu kompensieren vermögen (Berzesenyi et al. 2000). Die Folgen der Monokultur variieren jedoch nach Weltregion und können unter gewissen Anbaubedingungen akzeptabel sein (Lithourgidis et al. 2006). Sind diese Beobachtungen bei den bodenklimatischen Bedingungen und Anbaubedingungen unserer Gegenden umsetzbar? Der vorliegende Beitrag untersucht den Winterweizenertrag unter Einfluss der Faktoren Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und Fungizideinsatz, in der Annahme, dass nur in einem integrierten System hohe Erträge erreicht werden können. Die Beobachtungen zum phytosanitärenGesundheitszustand der Pflanzen während der Vegetationsperiode und zur Erntequalität werden in einem späteren Beitrag vorgestellt.

Material und Methode Die Versuchsanlage für die Getreidefruchtfolge wurde in Nyon (Changins, 430 m ü. M.) im Jahre 1967 eingerichtet. Der Boden besteht aus Parabraunerde mit einem Anteil von 25 % Ton, 48 % Silt und 27 % Sand. Die durchwurzelbare Bodentiefe beträgt 70 bis 100 cm. Im Jahre 2004 lag der Gehalt an organischem Material zwischen 2,0 und 2,3 %. Die Fruchtbarkeitsindikatoren P, K und Mg waren zufriedenstellend (Vullioud 2007). Gegenstand der vorliegenden Studie sind die Winterweizenkulturen während der Periode 2006 bis 2010. Dabei wurden vier Verfahren des Langzeit-Versuchsschemas (Vullioud 2007) berücksichtigt. Sie entsprechen der Kombination der Faktoren Fruchtfolge (Monokultur oder Winterweizenrotation, Winterraps, Winterweizen, Mais) und Bodenbearbeitung (Pflügen oder vereinfachte Anbautechniken). Diese vier Verfahren wurden durch zwei zusätzliche Untervarianten ergänzt (Sortenwahl und Fungizidbehandlung). Zwei Sorten mit kontrastie-

Im Rahmen eines Langzeitversuchs zur Getreidefruchtfolge wurden die seit 1967 bereits erforschten Faktoren – Fruchtfolge und Bodenbearbeitung – während drei Jahren (2006, 2008 und 2010) durch die ­Faktoren Sorte und Fungizidschutz erweitert. Diese Ergänzung erlaubt es zu beurteilen, inwieweit die Sortenresistenz gegenüber Krankheiten und der Fungizidschutz die phytosanitären Risiken im Zusammenhang mit einem hohen Winterweizenbesatz kompensieren; und wie die Bodenbearbeitung und die Sorten interagieren. Die Monokultur war mit einem um 8 bis ­ 22q/ha tieferen Ertrag verbunden, was hauptsächlich auf die tiefere Kornzahlproduktion pro Flächeneinheit zurückzuführen ist. ­­ In zwei von drei Jahren war die Wirkung der Bodenbearbeitung signifikant, mit einer Abweichung von 8 q/ha zugunsten des Pflügens. Die Abweichung zwischen den Sorten erreichte 8 bis 15 q/ha, was den bekannten Unterschieden zwischen den beiden getesteten Weizentypen entspricht. Der Ertragsgewinn durch den Fungizidschutz variierte zwischen 4 und 7 q/ha. Die Aus­ wirkungen eines hohen Getreidebesatzes konnten nicht kompensiert werden. Die spezifischen Beiträge jedes einzelnen Faktors und die zahlreichen festgestellten Interaktionen zeigen einmal mehr, dass es für eine hochstehende Produktion notwendig ist, die Anbautechniken bestmöglichst einzubeziehen.

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Pflanzenbau | Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und ­Fungizidschutz in der Getreideproduktion

Tab. 1 | Ertrag (q/ha), Tausendkorngewicht (g) und Kornzahl/m ² von Winterweizen für die verschiedenen Faktoren und deren Interaktionen Ertrag

Tausendkorngewicht

Kornzahl in Tausend/m²

Fruchtfolge - F

2006

2008

2010

2006

2008

2010

2006

2008

2010

Monokultur

61,5

52,0

47,5

38,0

44,2

40,1

1,61

1,17

1,18

Fruchtfolge

69,2

65,6

69,9

40,0

45,8

45,5

1,73

1,43

1,54

**

**

**

**

p=0,08

**

**

*

**

Vereinf.Anb.t.

61,2

58,4

54,6

38,8

44,6

41,8

1,57

1,30

1,29

Pflügen

69,5

59,2

62,8

39,2

45,4

43,8

1,77

1,30

1,43

**

p=0,47

**

p=0,22

*

**

**

p=1,00

**

Arina

61,5

51,4

53,7

38,3

44,6

43,5

1,60

1,15

1,23

Tapidor

69,2

66,2

63,7

39,7

45,4

42,1

1,74

1,45

1,49

**

**

**

**

*

**

**

**

**

Unbehandelt

62,1

55,5

56,7

38,2

43,5

41,8

1,62

1,27

1,35

Behandelt

68,6

62,1

60,7

39,8

46,5

43,8

1,72

1,33

1,37

**

**

**

**

**

**

**

**

p=0,15

F*B

*

0,41

*

0,10

0,40

0,17

0,24

0,57

0,09

F*S

1,00

**

**

0,07

0,93

*

0,51

**

** 0,43

Bodenbearb. - B

Sorte - S

Fungizidschutz - P

Interaktionen Wert p

F*P

0,43

0,23

0,29

0,65

0,51

0,37

0,54

0,58

B*S

0,60

0,88

0,23

0,16

0,10

0,74

0,24

0,61

0,21

B*P

0,53

0,19

0,92

1,00

*

0,55

0,68

0,48

0,81

S*P

0,23

*

0,07

0,38

**

0,11

0,17

0,89

0,54

F*B*S

0,29

0,47

0,48

0,24

0,61

0,88

0,18

0,40

0,31 0,16

F*B*P

0,13

1,00

*

0,39

0,89

0,32

0,47

0,97

F*S*P

0,83

0,98

*

0,12

0,49

0,67

0,26

0,80

0,12

B*S*P

**

0,61

0,10

0,08

0,44

0,63

0,08

0,81

0,12

0,07

0,56

0,12

0,56

*

*

0,20

0,96

0,54

F*B*S*P *

signifikant (p < 0,05); **hoch signifikant (p < 0,01).

renden agronomischen und technologischen Eigenschaften wurden miteinander verglichen: Arina der Klasse I, die seit 1992 in der Versuchsanlage vertreten ist, sowie Tapidor, ein Futterweizen (Levy et al. 2010). Es wurden zwei Fungizidschutzstufen eingeführt: kein Schutz oder drei gezielte, gegen Halmbruch, (Prochloraz, BBCH 31 – 32), Blattkrankheiten (Azoxystrobin und Cyproconazol, ab BBCH 45) und die Ähren (Prothioconazol, ab BBCH 61) ausgerichtete Behandlungen. Wachstumsregulatoren kamen nicht zum Einsatz. Die Ernterückstände wurden auf dem Feld liegen gelassen. Je nach Jahr wurden gemäss Düngungsgrundlagen (Sinaj et al.2009) 140 bis 190 kg N/ha ausgebracht. Die Pflege der Kulturen erfolgte ansonsten gemäss guter Agrarpraxis.

214

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 212–219, 2011

Die Studie konzentrierte sich auf jene Jahre, in denen Weizen auf der gesamten Versuchsstruktur angebaut wurde. Bei den Fruchtfolgeverfahren betraf es die Kulturen nach Mais im Jahre 2006 und 2010, und nach Raps im Jahre 2008. Der Ertrag (15 % Feuchtigkeit) und seine Komponenten (Tausendkorngewicht, Anzahl Körner pro m²) wurden auf jeder Parzelle einzeln erhoben. Sporadisch wurden zusätzliche Beobachtungen durchgeführt (Anzahl Ähren pro m²). Die Massnahmen betrafen auch die Qualität der Ernten und die Entwicklung der Weizenkrankheiten. Diese Resultate werden in einer nächsten Publikation veröffentlicht. Das ursprüngliche Versuchsschema besteht aus randomisierten Blöcken, die viermal wiederholt werden. Die Einführung der beiden


Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und ­Fungizidschutz in der Getreideproduktion | Pflanzenbau

100

Ertrag (q/ha)

80 60 40 20 0 Arina 2006

Tapidor

Arina

Vereinf.Anb.tech.

Tapidor

Pflügen

Arina

Tapidor

Arina

Vereinf.Anb.tech.

Monokultur

Tapidor

Pflügen

Fruchtfolge

100

Ertrag (q/ha)

80 60 40 20 0 Arina 2008

Tapidor

Arina

Vereinf.Anb.tech.

Tapidor

Pflügen

Arina

Tapidor

Arina

Vereinf.Anb.tech.

Monokultur

Tapidor

Pflügen

Fruchtfolge

100

Ertrag (q/ha)

80 60 40 20 0 Arina 2010

Tapidor

Arina

Vereinf.Anb.tech.

Tapidor

Pflügen

Arina

Tapidor

Arina

Vereinf.Anb.tech.

Monokultur

Tapidor

Pflügen

Fruchtfolge Behandelt

Unbehandelt

Abb. 1 | Winterweizenertrag aufgrund der Faktoren Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und Fungizidschutz in den Jahren 2006, 2008 und 2010. Statistische Auswertung in der Tabelle 1.

zusätzlichen Faktoren für diese Studie führt zu einem Versuchsschema, das statistisch als Split-split-split plot ausgewertet wird (Gomez et Gomez 1984). Während der Studie waren die Jahrestemperaturen allgemein höher als im Mittel der letzten 30 Jahre. Die Monate Januar und Februar waren in den ersten drei

Jahren eher trocken. Die Monate März bis Mai 2006 waren feucht (>100 mm/Monat). März und April 2008 waren regnerisch. Im November und Dezember 2009 war die Niederschlagsmenge besonders hoch (140 mm/ Monat). Abgesehen von einem mässig nassen Mai (80 mm) war der Frühling 2010 trocken.

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 212–219, 2011

215


Pflanzenbau | Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und ­Fungizidschutz in der Getreideproduktion

Tab. 2 | Komponenten der Varianz beim Ertrag, beim Korngewicht und bei der Kornzahl pro Flächeneinheit, ausgedrückt in Prozent der Durchschnittsbeete für die vier untersuchten Faktoren und sämtliche Interaktionen 2006

2008

2010

Fruchtfolge

24

39

66

Bodenbearb.

28

0

9

Sorte

24

45

13

Fungizid

17

9

2

Interaktionen

7

6

10

Fruchtfolge

38

16

70

Bodenbearb.

1

3

9

Ertrag

Tausendkorng.

Sorte

18

4

5

Fungizid

22

57

9

Interaktionen

21

20

7

15

38

53

Kornzahl in Tausend/m² Fruchtfolge Bodenbearb.

41

0

8

Sorte

21

54

29

Fungizid

11

2

0

Interaktionen

12

6

10

Resultate Erträge Die durchschnittlichen Erträge des Versuchs erreichten 65 q/ha im Jahr 2006 und 59 q/ha in den Folgejahren. Die Abweichungen zwischen den Verfahren waren gross und bewegten sich im Jahr 2010 zwischen 39 und 87 q/ha. Die vier Faktoren beeinflussten die jährlichen Erträge jeweils signifikant (Tab. 1). Diese Resultate sind durch zahlreiche einfache oder komplexe Interaktionen fein differenziert (Abb. 1 und Tab. 1). Die Monokultur war mit einer Ertragseinbusse um 8 - 22 q/ha (je nach Jahr), d.h. einem Rückgang um 11 % im Jahr 2006, um 21 % im Jahr 2008 und um 32 % im Jahr 2010, verbunden. In den Jahren 2006 und 2010 war die Wirkung der Bodenbearbeitung signifikant, mit einer Abweichung von 8 q/ha zugunsten des Pflügens, während im Jahr 2008 keine Abweichung beobachtet wurde. Die Differenzen zwischen den Sorten beliefen sich auf 8 bis 15 q/ha, was den bekannten Unterschieden zwischen einem Qualitäts-Brotweizen (Arina) und einem Futterweizen (Tapidor; Levy et al. 2010) entspricht. Die Fungizidbehandlungen waren jedes Jahr wirksam und führten zu einem Mehrertrag von 4 – 7 q/ha.

216

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 212–219, 2011

Die Wechselbeziehung zwischen den Faktoren des Anbausystems wird durch die Interaktion zwischen den vier Faktoren, die nahe der Signifikanz in den Jahren 2006 und 2010 liegt, unterstrichen. In den gleichen Jahren war die Überlegenheit der Bodenbearbeitung gegenüber den vereinfachten Anbautechniken bei der Monokultur ausgeprägter als bei der Fruchtfolge. Kombiniert haben diese beiden Faktoren ausserdem signifikant mit dem Fungizideinsatz interagiert (Tendenz im Jahre 2006). Im Jahr 2010 begrenzte die Monokultur die Erträge beider Sorten auf identischer Stufe. Bei der Fruchtfolge hingegen lag das Ertragspotenzial von Tapidor über jenem von Arina. Im Jahr 2008 betrug diese Abweichung 20 q/ha. Die Sorten haben spezifisch auf den Fungizideinsatz reagiert. Bei Tapidor war er in den Jahren 2008 und 2010 wirksamer. Der Fungizidschutz hatte im Allgemeinen die gleiche Wirkung, unabhängig von der Bodenbearbeitung und der Fruchtfolge. Hingegen trug er zu Interaktionen zwischen mehreren Faktoren in relativ komplexen Beziehungen bei. Im Jahr 2006 begünstigten die Fungizidbehandlungen systematisch den Ertrag von Tapidor, während der Pflanzenschutz bei Arina nur nach dem Pflügen zu beobachten war. Im Jahre 2010 profitierte Tapidor stärker von der Wirkung der Fruchtfolge und vom Fungizidschutz als Arina und erreichte einen Ertrag von 83 q/ha. Die Fruchtfolge aber auch die Sortenwahl erklären zu einem grossen Teil die unterschiedlichen Erträge (Tab. 2). Der Beitrag der Bodenbearbeitung variierte von Jahr zu Jahr und war im Jahr 2008 sogar gleich Null. Diese drei Faktoren haben zu gleichen Teilen auf die Ertragsvarianz des Jahrs 2006, welches das ertragsreichste Jahr war (8 q/ha Abweichung zwischen den Varianten eines gleichen Faktors), beigetragen. Im Jahr 2008 hatten die Faktoren Sorte und Fruchtfolge den grössten Einfluss. 2010 bestimmte die Fruchtfolge 66 % der Varianz. Demgegenüber ging der Ertrag bei der Monokultur um 22 q/ha zurück. Die Wirkung des Fungizids war nie so entscheidend wie diejenige der anderen Faktoren. Die Interaktionen machten gesamthaft einen Höchstanteil von 10 % der Varianz aus. Korngewicht Das Tausendkorngewicht (TKG) wurde im Jahr 2010 eher durch die Fruchtfolge und die Bodenbearbeitung begünstigt, sowie die Fungizidbehandlungen im Jahr 2008 (Tab. 1). Auch wurden Unterschiede zwischen den Sorten deutlich, aber die beste Sorte zeigte von Jahr zu Jahr Schwankungen. Die signifikante Interaktion zwischen den vier Faktoren im Jahr 2008 und 2010 unterstreicht die Komplexität der Verfahren in Bezug auf das


Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und ­Fungizidschutz in der Getreideproduktion | Pflanzenbau

Kornwachstum. Im Jahr 2008 war der Fungizidschutz für Tapidor sehr förderlich und der fehlende Schutz begrenzte vor allem die vereinfachten Anbaubedingungen. Die Fruchtfolge und der Fungizideinsatz spielten eine wichtige Rolle bei der Varianz des Tausendkorngewichts (Tab. 2). Die Interaktionen zwischen der Sorte und den anderen Faktoren erklärten zu einem grossen Teil die Varianz des Tausendkorngewichts, insbesondere im Jahre 2008 mit dem Fungizidschutz (14 % der Varianz). Kornzahl Die vier Faktoren haben die produzierte Kornzahl pro Flächeneinheit signifikant beeinflusst (Tab. 1). Im Jahre 2010 bewirkte die Fruchtfolge gegenüber der Monokultur eine Zunahme von 360 Körnern/m². In den Jahren 2008 und 2010 wurde eine starke Interaktion zwischen Fruchtfolge und Sorte beobachtet. Der Unterschied zwischen den beiden Fruchtfolgen war dabei bei Tapidor viel grösser als bei Arina. Bezüglich der Varianz hing die

Anzahl Körner pro Flächeneinheit in den Jahren 2008 und 2010 hauptsächlich von der Fruchtfolge und der Sorte ab, während im Jahr 2006 die Bodenbearbeitung entscheidend war (Tab. 2). Die Wirkung der Fungizidbehandlung war im Allgemeinen gering. Der Ährenbestand (Beobachtungen nur bei Arina) ist bei der Rotation signifikant höher mit 550 Ähren/m² im Jahr 2008 respektive 500 im Jahr 2010, d.h. 100 Ähren mehr als bei der Monokultur. Die Bodenbearbeitung spielte nur im Jahr 2008 eine signifikante Rolle (60 Ähren mehr mit der vereinfachten Anbautechnik). Ertragsbildung Der Ertrag setzt sich aus der Kornzahl, multipliziert mit ihrem Gewicht, zusammen. Im Laufe der drei Jahre waren die Schwankungen der Kornzahl verhältnismässig höher als jene des Tausendkorngewichts (Tab. 1). Die Kornzahl spielte also eine grössere Rolle. Ausserdem variiert die Beziehung zwischen diesen beiden Eigen- 

47

Fruchtfolge Bodenbearb.

46

Sorte

2008 45

Schutz

44

Tausendkorngewicht (g)

43

42 2010 41

40

39 2006

38

37 1,1

1,2

1,3

1,4

1,5

1,6

1,7

1,8

Kornzahl in Tausend/m² Abb. 2 | Beziehung zwischen der Kornzahl pro Flächeneinheit und dem Winterweizenkorngewicht bei den vier Faktoren und in den drei ­B eobachtungsjahren. Ergebnisse der Varianten in Tabelle 1.

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 212–219, 2011

217


Pflanzenbau | Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und ­Fungizidschutz in der Getreideproduktion

schaften unter Einwirkung der Produktionsfaktoren. Indem die Varianten miteinander in Bezug gebracht werden, kann der Haupteinfluss jedes Faktors auf die Fruchtbarkeit (Kornzahl) und die Wachstumsbedingungen (Korngewicht; Abb. 2) ermittelt werden. Die Anzahl Körner und das Korngewicht haben beinahe gleichermassen auf die Produktionsfaktoren reagiert: Die besten Varianten führten zu zahlreichen schweren Körnern, begrenzende Bedingungen zu kleinen und leichten Körnern (Abb. 2). Allgemein hatte der Fungizidschutz eine stärkere Wirkung auf das Tausendkorngewicht als die anderen Faktoren. Die einzige ausgleichende Wirkung zwischen Kornzahl und Korngewicht konnte beim Faktor Sorte im Jahr 2010 festgestellt werden. In diesem Jahr wirkten sich die Fruchtfolge und die Bodenbearbeitung analog auf die ertragsrelevaten Eigenschaften aus. Die Fruchtfolge war die Ursache der grossen Ertragsschwankungen, wie dies die Abweichung bei der Kornzahl/m² illustriert. Das Jahr 2006 zeichnet sich durch eine hohe Kornzahl und ein relativ tiefes Tausendkorngewicht aus. Bei diesen Bedingungen lagen die Kornzahl und das Korngewicht bei praktisch allen Faktoren dicht beieinander.

Diskussion Mehrere Arbeiten haben gezeigt, dass die Fruchtfolge die Wirkungen des Pflanzenschutzes, der Bodenbearbeitung (Deike et al. 2008) und der Düngung (Sieling et al. 2005) überwiegt. Die Ertragseinbusse ist regelmässig proportional zum Getreideanteil der Fruchtfolge (Berzenyi et al. 2000). Sieling et al. (2005) haben in der Literatur Werte zwischen 8 bis 57 % festgestellt. Vez (1975) stellte im Verlauf der ersten Jahre einer Monokultur einen Ertragsrückgang um 35 % und in der Folge um 15 bis 18 % fest. Letzterer Wert wurde von Vullioud (2007) langfristig festgestellt. Die Beständigkeit dieses Rückgangs wird durch die vorliegende Studie nuanciert, die eine sehr starke Schwankung je nach Jahr zeigt und die zum Teil von der Produktionsintensität abhängt. Die Gründe für die Ertragsverluste bei der Monokultur können vor allem auf die sinkende Kornzahl pro Flächeneinheit zurückgeführt werden. Dieses Ergebnis wird durch andere Arbeiten bestätigt (Sieling et al. 2005; Berzsenyi et al. 2000). Im Vergleich zum Pflügen wirkte die reduzierte Bodenbearbeitung in zwei von drei Jahren begrenzend. Die vorgängig auf der gleichen Versuchsanlage durchgeführten Arbeiten hatten ähnliche Erträge zwischen Bodenbearbeitung und vereinfachten Anbautechniken (Vullioud 2007) gezeigt, dies allerdings auf lange Dauer gesehen und bei weniger intensiven Produktionsbedingungen.

218

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 212–219, 2011

Die zahlreichen Interaktionsfälle, wo Sorte und Fungizidschutz beteiligt sind, sowie die jahresbedingt unterschiedlichen Reaktionen zeigen, dass die Anfälligkeit der Sorten gegenüber Krankheiten die Weizenerträge beeinflusst hat, aber auch, dass die Fruchtfolge und die Bodenbearbeitung eine signifikante Wirkung auf den Gesundheitszustand der Kulturen hatten. Gindrat et al. (2003) und Schürch et al. (2009) haben die Beziehungen zwischen den Getreideanbauverfahren und dem Pilzbefall bei ähnlichen bodenklimatischen Bedingungen nachgewiesen. Diese Studien können mit den in diesem Versuch gemachten Beobachtungen bezüglich Krankheiten verglichen werden.

Schlussfolgerungen ••Nach 43 Jahren Monokultur erreichte der Weizenertrag im Mittel 54 q/ha . Der übermässige Getreide­ anteil senkte die Erträge um 10 bis 20 q/ha. Die Abweichungen zwischen den Sorten betrugen 10 bis 15 q/ha. Die Bodenbearbeitung führte zu einer Abweichung von 10 q/ha. Der Fungizidschutz brachte einen Mehrertrag von rund 5 q/ha. ••Diese Ertragsschwankungen heben die spezifischen Wirkungen der einzelnen untersuchten Faktoren hervor. Die Notwendigkeit eines optimalen Einbezuges der Produktionsfaktoren wird dadurch deutlich. ••Die Fruchtfolge stellt einen wichtigen Faktor für hohe Erträge dar. Keiner der anderen Faktoren konnte die ungünstigen Wirkungen der Monokultur ausgleichen. ••Die Fruchtfolge, aber auch die Bodenbearbeitung, beeinflussen die Fruchtbarkeit der Pflanzen und Ähren stärker als das Kornwachstum, welches eher durch den Fungizideinsatz begünstigt wird. ••Die Kombination zwischen produktiver Sorte und intensivem Fungizidschutz war besonders beim Pflügen sehr vorteilhaft. Im Hinblick auf das Ertragspotenzial gab es zwischen den Sorten Unterschiede, die sich bei der Erstellung von integrierten Anbausystemen als wichtig und praxistauglich erwiesen. ••Ein später erscheinender Beitrag soll den Zusammenhang zwischen der Kulturleistung und der Entwicklung von Krankheiten aufzeigen. Es sollen auch die Wirkunn gen auf die Erntequalität aufgezeigt werden.


Rotazione delle colture, lavorazione del suolo, varietà e protezione fungina nella produzione cerealicola Nell’ambito di una prova a lunga durata dedicata alla rotazione cerealicola, i fattori varietà e protezione fungina sono stati aggiunti durante tre anni (2006, 2008 e 2010) ai fattori rotazione delle colture e lavorazione del suolo già studiati dal 1967. Attraverso questo complemento si trattava di valutare in quale misura la tolleranza varietale alle malattie e la protezione fungina permettono di compensare i rischi fitosanitari dovuti a un carico elevato di frumento autunnale e come interagisce la lavorazione del suolo. La monocoltura ha penalizzato la resa da 8 a 22 q/ha, riduzione dovuta principalmente al numero minore di grani per unità di superficie. Due anni su tre, l’effetto della lavorazione del suolo era significativa con uno scarto di 8 q/ha in favore dell’aratura. La differenza tra le varietà ha raggiunto i 8-15 q/ha, corrispondente alle differenze note tra i due tipi di frumento testati. Il guadagno di resa attraverso la protezione fungina varia tra 4 e 7 q/ha. Gli effetti di un carico elevato di cereali non possono essere compensati. I contributi specifici di ciascun fattore e le numerose interazioni rilevate sottoliniano la necessità di integrare al meglio le tecniche colturali per una produzione di alto livello.

Summary

Riassunto

Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und ­Fungizidschutz in der Getreideproduktion | Pflanzenbau

Crop rotation, soil tillage, variety and fungicide protection in cereal production Within the framework of long-term experiment devoted to cereal production, the factors variety and fungicide protection were added during three years (2006, 2008 and 2010) to the factors crop rotation and soil tillage already studied since 1967. By this complement, the aim was to evaluate to what extent variety disease tolerance and fungicide protection may compensate for phytosanitary risks due to high ratio of winter wheat in rotation, and how far soil tillage interacts. Monoculture penalized grain yield from 8 to 22 q/ha, mainly because of the reduction of the grains number produced per unit of area. Two years out of three, the effect of soil tillage was significant, with a variation of 8 q/ha in favor of the ploughing. The difference between varieties reached 8 to 15 q/ha, corresponding to the known variation between the two types of wheat tested. The additional yield by fungicide protection varied between 4 and 7 q/ha. The effects of a high ratio of cereals in rotation could not be compensated. The specific contributions of each factor and many stressed interactions point out the need for better integrating the cropping techniques for a high-level production. Key words: winter wheat, crop rotation, monoculture, soil tillage, fungicide.

Literatur ▪▪ Bersenyi Z., Györffy B. & Lap D. Q., 2000. Effect of crop rotation and fertilisation on maize and wheat yields and yield stability in a long-term experiment. Europ. J. Agronomy 13, 225–244. ▪▪ Deike S., Pallutt B., Melander B., Straasemeyer J. & Christen O., 2008. Long-term productivity and environmental effects of arable farming as affected by crop rotation, soil tillage intensity and strategy of pesticide use: A case-study of long-term field experiments in Germany and Denmark. Europ. J. Agronomy 29, 191–199. ▪▪ Gindrat D., Frei P. & Pellet D., 2003. Prévision du risque de piétin-verse sur le blé d’automne en Suisse. Revue suisse Agric . 35 (3), 113–116. ▪▪ Häni F., Popow G., Reinhard H., Schwarz A., Tanner K. & Vorlet M., 1990. Protection des plantes en production intégrée. LMZ Centrale des moyens d’enseignement agricole, Zollikofen, 334 p. ▪▪ Levy L., Collaud J. F., Schwärzel R., Bertossa M., Hiltbrunner J., Anders M., Stoll P. & Peter D., 2010. Liste recommandée des variétés de céréales pour la récolte 2011. Recherche Agronomique Suisse 1 (7–8), 1–8.

▪▪ Lithourgidis A. S., Damalas C. A. & Gagianas A. A., 2006. Long-term yield patterns for continuous winter wheat cropping in northern Greece. ­Europ. J. Agronomy 25, 208–214. ▪▪ Schürch S., Frei P., Frey R., Wullschleger J. & Sierotzki H., 2009. Septoriose du blé: sensibilité aux fongicides de la population suisse de Mycosphaerella graminicola. Revue suisse Agric . 35 (3), 113–116. ▪▪ Sieling K., Stahl C., , Winkelmann C. & Christen O., 2005. Growth and yield of winter wheat in the first 3 years of a monoculture under varying N fertilization in NW Germany. Europ. J. Agronomy 22, 71–84. ▪▪ Sinaj S., Richner W., Flisch R. & Charles R., 2009. Données de base pour la fumure des grandes cultures et herbages. Revue suisse Agric . 41 (1), 98 p. ▪▪ Vez A., 1975. Observations dans les essais de rotation de cultures à Changins au cours des 10 dernières années. Revue suisse Agric. 7 (4), 113–118. ▪▪ Vullioud P., 2007. Rotations de cultures chargées en blé: est-il possible d’en diminuer les inconvénients? Revue suisse Agric . 39 (1), 15–23.

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 212–219, 2011

219


A g r a r w i r t s c h a f t

Stichprobeneffekt – Wie aussagekräftig ist der Vergleich mit dem Vorjahr? Andreas Roesch, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Auskünfte: Andreas Roesch, E-Mail: andreas.roesch@art.admin.ch, Tel. +41 52 368 34 70

Die Zusammensetzung der Betriebe in der Stichprobe kann sich im Verlaufe der Zeit deutlich ändern. (Foto: ART)

Einleitung und Methode Die Zentrale Auswertung (ZA) von Buchhaltungsdaten erfasst und analysiert im Jahr 2009 die Buchhaltungsdaten von 3372 Referenzbetrieben. Dabei werden im jährlich erscheinenden Grundlagenbericht (Dux und Schmid 2010) Mittelwerte des Berichtjahres sowie der beiden Vorjahre publiziert. Dies erlaubt dem Leser, der Leserin einen raschen Vergleich mit den Ergebnissen des Vorjahres. Doch ist dieser Vergleich immer aussagekräftig? Die Antwort kann nicht in jedem Fall mit «Ja» beantwortet

220

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 220–225, 2011

werden, da sich die Zusammensetzung der Stichprobe von Jahr zu Jahr wesentlich verändern kann. Betriebe scheiden aus der Stichprobe aus, während andere Betriebe neu aufgenommen werden. Diese Änderung der Zusammensetzung der Stichprobe beeinflusst die mittleren Ergebnisse unter Umständen deutlich (Stichprobeneffekt). Um den Stichprobeneffekt zu quantifizieren, ist es nötig, die Struktur der ausscheidenden und der neu dazu gekommenen Betriebe zu analysieren. So ist es beispielsweise möglich, dass bei der Aufnahme sehr erfolgreicher Betriebe oder durch das Ausscheiden ein-


Stichprobeneffekt – Wie aussagekräftig ist der Vergleich mit dem Vorjahr? | Agrarwirtschaft

Zusammenfassung

kommensschwacher Betriebe fälschlicherweise eine Zunahme der Einkommen gegenüber dem Vorjahr resultiert. Umgekehrt führt das Wegfallen einkommensstarker Betriebe zur Unterschätzung der effektiven Ein­kommensentwicklung. Dieser Stichprobeneffekt kann eliminiert werden, indem man nur die Betriebe hinzuzieht, die sowohl im Berichtsjahr als auch im Vorjahr an der Auswertung teilgenommen haben («vergleichbare» Betriebe). Von den 3372 Referenzbetrieben im Jahr 2009 wurden 2818 (83,5 %) auch im Vorjahr abgeliefert. Im Mittel der Jahre ist mit einer Mutation von 15 bis 20 % zu rechnen; entsprechend verbleibt ein Betrieb im Durchschnitt etwas mehr als fünf Jahre in der Stichprobe bevor er wieder ausscheidet. Rund die Hälfte der Betriebe ist bereits seit fünf Jahren in der Stichprobe enthalten und etwa jeder fünfte Betrieb liefert seine Buchhaltung seit zehn Jahren an die Zentrale Auswertung ab.

Die Zentrale Auswertung von Buchhaltungsdaten erfasste im Jahr 2009 die Buchhaltungsdaten von knapp 3400 Referenzbe­ trieben. Bei der Analyse der Daten ist der Vergleich mit den Vorjahresergebnissen von hoher Bedeutung. Dabei zeigt die vorliegende Studie, dass die prozentualen Veränderungen gegenüber dem Vorjahr deutlich von der jeweiligen Zusammensetzung der Stichprobe abhängen können. Beispielsweise sinkt das landwirtschaftliche Einkommen aller Referenzbetriebe im Berggebiet 2009 im Vergleich zu 2008 lediglich um 0,9 %, während die vergleichbaren Betriebe eine entsprechende Abnahme von 5,3 % aufweisen.

Resultate Abgang von Betrieben: Einfluss auf das Einkommen Tabelle 1 zeigt das landwirtschaftliche Einkommen aller Referenzbetriebe und der Betriebe, die per Ende 2008 aus der Stichprobe ausschieden sowie die prozentualen Unterschiede zwischen diesen beiden Gruppen. Um die Vergleichbarkeit sicherzustellen, wird dabei auf eine

Tab. 1 | Anzahl und mittleres Einkommen der aussteigenden Betriebe und aller Referenzbetriebe. Anzahl Betriebe Betriebstyp

Ackerbau

Abgang2

aller Betriebe

der Ende 2008 a­ usgetretenen ­Betriebe

Abweichung in Prozent

132

17 (11 %)

76 180

61 330

-19,5

114

98

16 (14 %)

88 890

75 260

-15,3

Verkehrsmilch

1285

1086

199 (15 %)

62 880

57 520

-8,5

Mutterkühe

206

170

36 (17 %)

44 830

49 140

9,6

Anderes Rindvieh

189

155

34 (18 %)

37 810

29 650

-21,6

64

42

22 (34 %)

33 540

20 760

-38,1

Veredelung Komb. Verkehrsmilch/ Ackerbau

71

58

13 (18 %)

106 530

81 090

-23,9

299

239

60 (20 %)

80 490

79 850

-0,8

Komb. Mutterkühe

57

48

9 (17 %)

56 000

58 940

5,3

Komb. Veredelung

523

442

81 (15 %)

98 400

103 800

5,5

Komb. Andere

419

348

71 (17 %)

68 790

69 970

1,7

Talregion

1434

1195

239 (17 %)

85 660

82 520

-3,7

Hügelregion

1046

890

156 (15 %)

65 340

64 880

-0,7

Bergregion Gesamte Schweiz

2

149

davon auch 2009 ­vor­handen («vergleich­ bare» Betriebe)

Spezialkulturen

Pferde/ Schafe/ Ziegen

1

Total 2008

Landw. Einkommen 20081

896

733

163 (18 %)

49 920

41 930

-16,0

3376

2818

558 (16 %)

69 880

65 730

-5,9

Ungewichtete Mittel, die Werte können deutlich von den gewichteten Werten abweichen. in Klammern: Anteil der Betriebe in Prozent, welche die Stichprobe Ende 2008 <evt. auf das Jahr 2009 hin> verlassen.

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 220–225, 2011

221


Agrarwirtschaft | Stichprobeneffekt – Wie aussagekräftig ist der Vergleich mit dem Vorjahr?

Tab. 2 | Anzahl und mittleres Einkommen zugegangener Betriebe und aller Referenzbetriebe Anzahl Betriebe Betriebstyp

aller Betriebe

der Ende 2009 aufgenommenen ­Betriebe

Abweichung in Prozent

147

130

17 (12 %)

72 347

61 636

-14,8

116

103

13 (11 %)

98 844

97 291

-1,6

Verkehrsmilch

1323

1'098

225 (17 %)

57 289

51 852

-9,5

Mutterkühe

198

168

30 (15 %)

41 925

37 783

-9,9

Anderes Rindvieh

175

147

28 (16 %)

37 109

37 841

2,0

Pferde/ Schafe/ Ziegen

43

40

3 (7 %)

36 712

27 220

-25,9

Veredelung

79

62

17 (21 %)

84 890

75 082

-11,6

274

225

49 (18 %)

73 274

70 358

-4,0

Komb. Mutterkühe

66

50

16 (24 %)

52 158

46 726

-10,4

Komb. Veredelung

525

438

87 (17 %)

79 576

80 025

0,6

426

357

69 (16 %)

62 912

61 575

-2,1

Talregion

1444

1'192

252 (17 %)

74 377

69 177

-7,0

Hügelregion

1057

890

167 (16 %)

59 463

52 420

-11,8

Bergregion

871

736

135 (15 %)

49 160

49 997

1,7

3372

2'818

554 (16 %)

63 189

59 452

-5,9

Gesamte Schweiz

Ungewichtete Mittel, die Werte können deutlich von den gewichteten Werten abweichen. in Klammern: Anteil der Betriebe in Prozent, welche 2009 neu in die Stichprobe aufgenommen werden.

Gewichtung der Betriebe verzichtet. Wir erkennen, dass der Unterschied zwischen dem mittleren Einkommen jener Betriebe, die in der Stichprobe verbleiben und denjenigen, welche die Stichprobe Ende 2008 verlassen («Abgang»), beträchtlich sein kann. So weisen im Jahr 2008 alle 64 Betriebe des Betriebstyps «Pferde/ Schafe/ Ziegen» ein mittleres Einkommen von Fr. 33 540.– aus, während jene 22 Betriebe, welche die Stichprobe Ende 2008 verlassen, lediglich ein mittleres Einkommen von knapp Fr. 21 000.– erzielten. Umgekehrt liegt das Einkommen der per Ende 2008 ausgetretenen Mutterkuhbetriebe Fr. 4300.– (9,6 %) über dem mittleren Einkommen aller Mutterkuhbetriebe von 44 830 Franken. Betrachtet man die einzelnen Regionen getrennt, so fällt auf, dass vor allem in der Bergregion das mittlere Einkommen von knapp Fr. 50 000.– (2008) deutlich über dem der Betriebe liegt, welche die Stichprobe Ende 2008 verlassen (Fr. 41 930.–). Deshalb erstaunt es wenig, dass das Einkommen aller Schweizer Betriebe, welche die Stichprobe Ende 2008 verlassen, mit einer negativen Abweichung von knapp 6 % deutlich unter dem Gesamtdurchschnitt liegt.

222

Zugang2

Spezialkulturen

Komb. Andere

2

davon auch 2008 ­vor­handen («vergleich­ bare» Betriebe)

Ackerbau

Komb. Verkehrsmilch/ Ackerbau

1

Total 2009

Landw. Einkommen 20091

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 220–225, 2011

Zugang von Betrieben: Einfluss auf das Einkommen Die Grösse des Stichprobeneffekts hängt von der Struktur der im Jahr 2008 ausscheidenden und von den Eigenschaften der im Jahr 2009 neu in die Stichprobe aufgenommenen Betriebe (Zugang) ab. Tabelle 2 zeigt auf, dass die Unterschiede zwischen allen Referenzbetrieben und der Gruppe der Zugänge bezüglich des landwirtschaftlichen Einkommens für verschiedene Betriebstypen stark voneinander abweichen. So beträgt die (negative) Differenz für die Betriebstypen «Ackerbau», «Pferde/ Schafe/ Ziegen», «Veredelung» und «Kombiniert Mutterkühe» über 10 %. Damit liegt das mittlere Einkommen der 2009 neu in die Stichprobe aufgenommenen Betriebe deutlich unter dem Gesamtmittelwert des entsprechenden Betriebstyps. Der Vergleich von Tabellen 1 und 2 zeigt, dass die Abweichungen der Zu- und Abgänge einer bestimmten Gruppe beträchtlich sein können. So liegt das mittlere Einkommen der 2009 neu berücksichtigten Bergbetriebe nur wenig über dem Gesamtmittelwert in der Bergregion, während bei den Abgängen (Tab. 1) eine negative Differenz von 16 % beobachtet wurde. Während einkommensschwache Betriebe ausschieden, sind leicht


Stichprobeneffekt – Wie aussagekräftig ist der Vergleich mit dem Vorjahr? | Agrarwirtschaft

Tab. 3 | Prozentuale Veränderung zum Vorjahr für die vergleichbaren Betriebe und Referenzbetriebe 1 Gesamte Schweiz Referenz-­ betriebe

Vergleichbare Betriebe

1,2

1,0

Bergregion

Bergzone II

Referenz-­ Vergleichbare betriebe ­Betriebe

Bergzone III

Referenzbetriebe

Vergleichbare ­Betriebe

Referenzbetriebe

Vergleichbare ­Betriebe

2,8

3,0

2,7

2,1

Landwirtschaftliche Nutzfläche

%

GVE

%

5,0

2,8

9,4

4,3

7,5

3,6

9,0

5,4

Rohleistung

%

0,5

-0,8

3,8

-1,2

2,1

-1,2

2,8

-1,5

Fremdkosten

%

2,7

1,2

5,6

0,4

4,8

0,8

1,8

-0,9

Betriebseinkommen

%

-3,6

-4,3

0,1

-3,6

-3,4

-4,3

3,8

-2,8

Landwirtschaftliches Einkommen

%

-6,0

-6,5

-0,9

-5,3

-4,8

-6,4

5,9

-3,1

Arbeitsverdienst/ FJAE

%

-2,2

-3,0

6,2

-0,2

-3,7

-6,3

16,9

2,8

Ausserlandwirtschaftliches ­Einkommen

%

8,6

8,8

8,4

6,7

13,4

14,9

4,9

9,4

Gesamteinkommen

%

-2,0

-2,4

2,2

-1,5

-1,9

-2,0

9,3

-0,1

2,7

2,4

A uf der Basis gewichteter Mittelwerte. Die Berechnung «Vergleichbare Betriebe» beruht auf den vergleichbaren Betrieben (Betriebe, die in beiden Jahren 2008 und 2009 an der Auswertung teilnahmen). Der Stichprobeneffekt berechnet sich aus der Differenz zwischen der Spalte «Referenzbetriebe» und der Spalte «Vergleichbare Betriebe». Hinweis: Eine Tabelle mit Stichprobeneffekt der wichtigsten technischen und wirtschaftlichen Kennzahlen ist im Grundlagenbericht, Tabelle V7 (Dux und Schmid, 2010) ­s owie im Anhang des Hauptberichts (Schmid und Roesch, 2010) einsehbar. 1

überdurchschnittliche Betriebe hinzugekommen. Der prozentuale Anteil neu in die Stichprobe eintretender Betriebe bewegt sich für die einzelnen Betriebstypen sowie die drei Regionen in einer ähnlichen Grössenordnung. Etwas auffällig verhält sich in dieser Hinsicht der Typ «Pferde / Schafe /Ziegen», der mit einem Zugang von lediglich drei Betrieben (7 %) deutlich unter dem Durchschnitt von 15 % liegt. Es handelt sich dabei genau um jenen Betriebstyp, der mit einem Abgang von rund einem Drittel (34 %) aller Betriebe aufgefallen ist (Tab. 1). Es darf gehofft werden, dass die Zahl der in der ZA-Stichprobe verbliebener Betriebe in dieser Gruppe nicht weiter abnimmt, da die Referenzbetriebe des Betriebstyps «Pferde/Schafe/Ziegen» im Jahr 2009 nur noch knapp 1,5 % der ZA-Grundgesamtheit umfassen. Der Anteil Referenzbetriebe auf gesamtschweizer Ebene liegt hingegen im Jahr 2009 bei doch immerhin 6,8 % (3372 / 49 446). Veränderung gegenüber Vorjahr Wir haben gezeigt, dass sich die Betriebe, welche 2008 die Stichprobe verlassen oder im Jahr 2009 neu aufgenommen wurden, hinsichtlich Struktur und wirtschaftlicher Situation deutlich von den Betrieben, welche in beiden Jahren an der Auswertung teilnahmen, unterscheiden. Deshalb kann je nach Datengrundlage und Gewichtung der Vergleich mit dem Vorjahr zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.

Tabelle 3 zeigt, dass die prozentuale Veränderung gegenüber dem Vorjahr vor allem in der Bergregion deutlich von der Datengrundlage abhängt. Dabei werden die Ergebnisse entsprechend ihres Anteils in der Betriebszählung gewichtet, da die Strukturen der Referenzbetriebe und vergleichbaren Betriebe von jener der Gesamtlandwirtschaft abweichen können. Mit der üblichen Berechnungsmethodik, auf Basis aller gewichteter Referenzbetriebe, beträgt der Einkommensrückgang der Bergbetriebe lediglich 0,9 %. Bestimmt man hingegen die Einkommensveränderung nur mit Betrieben, die in beiden Jahren (2008 und 2009) an der Auswertung teilgenommen haben, beträgt die gewichtete Einkommensabnahme 5,3 %. Die Differenz von 4,4 % lässt sich auf die Veränderung der Stichprobenzusammensetzung («Stichprobeneffekt») zurückführen: Betriebe mit stark unterdurchschnittlichem Einkommen sind weggefallen, während 2009 neue Betriebe mit leicht überdurchschnittlichem Einkommen in die Stichprobe aufgenommen wurden. Noch grössere Stichprobeneffekte treten in den einzelnen Bergzonen auf. So beträgt der Stichprobeneffekt für das landwirtschaftliche Einkommen in der Bergzone III +9,0 % (5,9 % minus –3,1 % = 5,9 % + 3,1 % = 9,0 %), während der Effekt in der Bergzone II lediglich +1,6 % ausmacht. Tabelle 3 stellt klar, dass der Stichproben­ effekt auch für weitere Einkommensgrössen sowie struk- 

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 220–225, 2011

223


Agrarwirtschaft | Stichprobeneffekt – Wie aussagekräftig ist der Vergleich mit dem Vorjahr?

turelle Variablen – wie etwa den Tierbestand – vor allem in Bergzone III markant ist. Der Stichprobeneffekt macht sich bei kleineren Gruppen stärker bemerkbar als bei stark besetzten Schichten wie beispielsweise die Verkehrsmilchbetriebe, da bei kleiner Stichprobe «unübliche» Ergebnisse eines Einzelbetriebs einen höheren Einfluss auf den Mittelwert ausüben. Auf Gesamtschweizer Ebene ist der Stichprobeneffekt deutlich geringer. So sind die Unterschiede der prozentualen Veränderung im Landwirtschaftlichen Einkommen zwischen den vergleichbaren Betrieben und den Referenzbetrieben gering (erste zwei Kolonnen in Tabelle 3). Dabei kompensieren sich die Effekte der unterdurchschnittlichen Einkommen der ausscheidenden und neu aufgenommenen Betriebe weitgehend. Andere wichtige Kennzahlen wie beispielsweise der gesamte Tierbestand zeigen jedoch auch auf Schweizer Ebene einen deutlichen Stichprobeneffekt. Die prozentuale Veränderung des Tierbestandes der Referenzbetriebe liegt mit 5 % fast doppelt so hoch wie die entsprechende Veränderung der vergleichbaren Betriebe (2,8 %). Weitere Analysen des Stichprobeneffekts für die Jahre 2003 bis 2008 haben gezeigt, dass dieser für die beiden Jahre 2008/2009 besonders ausgeprägt ausgefallen ist. Vor allem in den Jahren 2003/2004 bis 2006/2007 ist der Einfluss der Änderung der Stichprobenzusammensetzung geringer als 2008/2009.

Schlussfolgerungen Eine wichtige Aufgabe der ZA besteht darin, die Veränderungen der wirtschaftlichen Verhältnisse gegenüber dem Vorjahr zu bestimmen. Diese Abschätzungen werden auf der Basis gewichteter Mittelwerte der Referenzbetriebe durchgeführt. Die vorliegende Analyse hat gezeigt, dass dieses Vorgehen zu fragwürdigen Ergebnissen führen kann, wenn sich die Zusammensetzung der Stichprobe ungünstig verändert. Dieser Fehler wird grösser, wenn sich die Gruppe der ausscheidenden oder neu aufgenommenen Betriebe hinsichtlich der wirt-

224

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 220–225, 2011

schaftlichen Verhältnisse stark von jenen Betrieben unterscheiden, die in zwei aufeinanderfolgenden Jahren in der Stichprobe enthalten waren. Dies führt dazu, dass die Abnahme der Einkommen der Bergbetriebe im Jahr 2009 gegenüber dem Vorjahr von –0,9 % für alle Referenzbetriebe auf –5,3 % für die vergleichbaren Betriebe sinkt. Es empfiehlt sich deshalb, bei der Evaluation der Einkommenssituation vermehrt auch die vergleichbaren Betriebe heranzuziehen. Beginnend mit dem Buchhaltungsjahr 2009 veröffentlicht ART die entsprechenden Ergebnisse im Hauptbericht (Schmid und Roesch 2010) sowie im Grundlagenbericht (Dux und Schmid 2010). Erfassungssystem Auch aufgrund der dargelegten Abweichungen drängt sich eine Revision des Erfassungssystems auf. ART hat ein Konzept für die zukünftige Gestaltung der Zentralen Auswertung erstellt (Lips et al. 2009). Dabei ist eine zufällige Auswahl der Betriebe und ein rotierendes Panel vorgesehen: Nachdem der Betrieb zufällig ausgewählt wurde und bereit ist, seine Daten der Zentralen Auswertung zur Verfügung zu stellen, verbleibt er rund fünf Jahre in der Stichprobe. Danach scheidet er aus und wird durch einen neuen Betrieb, der ebenfalls zufällig ausgewählt wird, ersetzt. Damit besteht die Aussicht auf ein Instrument, das die jährlichen Schwankungen bei den Ablieferungen reduziert. Kurzfristig kann nur beschränkt auf das Erfassungssystem Einfluss genommen werden, weil ART nicht über die Ablieferung der einzelnen Betriebe entscheidet. Es besteht einzig bei der Entschädigung für die gelieferten Daten eine Möglichkeit, mehr Kontinuität in die Stichprobe zu bringen. Aus diesem Grund wurde auf das Buchhaltungsjahr 2010 (Ablieferung im 2011) der Entschädigungsmodus angepasst, indem für jeden Betrieb, der auch schon im Vorjahr geliefert wurde, ein zusätzlicher Betrag ausgerichtet wird. Da die gesamte Entschädigungssumme konstant bleibt, bedeutet dies gleichzeitig eine Reduktion des Grundbeitrags. n


Effetto del campionamento: quant’è esaustivo il confronto con l'anno precedente? Nell'ambito dell’analisi centralizzata del 2009 sono stati rilevati dati contabili di circa 3400 aziende di riferimento. In fase di analisi dei dati il confronto con i risultati dell'anno precedente è di grande importanza. Dal presente studio emerge che le variazioni percentuali, rispetto all'anno precedente, possono dipendere dalla composizione del campione. Il reddito agricolo di tutte le aziende di riferimento nella regione di montagna, ad esempio, è diminuito soltanto dello 0,9 % nel 2009 rispetto al 2008, mentre il numero di aziende comparabili è sceso del 5,3 %.

Summary

Riassunto

Stichprobeneffekt – Wie aussagekräftig ist der Vergleich mit dem Vorjahr? | Agrarwirtschaft

Sample effect - how conclusive is a comparison with the previous year? In 2009, the Farm Accountancy Data Network collected accountancy data for just under 3400 reference farms. Comparison with the previous year’s results is extremely important when analysing data, although the present study shows that percentage changes compared to the previous year can depend considerably on the particular composition of the sample. For example, in 2009, the agricultural income of all the reference farms in the mountain region fell by only 0.9 % compared with 2008, while comparable farms showed a corresponding reduction of 5.3 %. Key words: FADN, agricultural income, sample effect, changes in sample composition.

Literatur ▪▪ Dux D. & D. Schmid, 2010. Grundlagenbericht 2009, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Ettenhausen. ▪▪ Lips M., K. Mühlethaler, A. Roesch, D. Schmid & J. Hausheer Schnider, 2009. Vorschlag der Arbeitsgruppe ZA 2015 für ein neues Konzept der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten, Abschlussbericht der ­A rbeitsgruppe ZA 2015, ▪▪ Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Ettenhausen. ▪▪ Schmid D. & A. Roesch, 2010. Die wirtschaftliche Entwicklung der schweizerischen Landwirtschaft 2009, Hauptbericht Nr. 33 der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten (Zeitreihe 2000–2009). ART-Bericht 734, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Ettenhausen.

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 220–225, 2011

225


U m w e l t

Phänologischer Rückblick ins Jahr 2010 Claudio Defila, Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie, MeteoSchweiz, 8044 Zürich Auskünfte: Claudio Defila, E-Mail claudio.defila@bluewin.ch, Tel. +41 44 737 23 52

Der phänologische Frühling 2010 kann als normal bis spät bezeichnet werden. Abgesehen von einigen Ausnahmen im Tessin blühten die Obstbäume (Kirschen, Äpfel und Birnen) zum normalen Termin. (Foto: ACW)

Einleitung Seit 1989 erscheinen jährlich die meteorologischen und phänologischen Jahresrückblicke in dieser Zeitschrift. Der vorliegende Beitrag ist zugleich mein letzter, da ich pensioniert werde. In diesen 22 Jahren hat sich auf dem Gebiet der Phänologie sehr viel geändert. In den Achtzigerjahren fristete die Phänologie noch ein Schattendasein. Bei internationalen meteorologischen oder klimatologischen Kongressen gab es nur vereinzelte Vorträge zu diesem Thema, und auch in den wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen nur sporadisch phänologische

226

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 226–231, 2011

Beiträge. In den Neunzigerjahren wurde der Einfluss der Klimaerwärmung auf die Phänologie nachgewiesen. Die Anzahl der Vorträge bei den Kongressen und Beiträge in den wissenschaftlichen Zeitschriften stieg sprunghaft an. Die Phänologie gilt seither neben den Gletschermessungen als guter Indikator für die Klimaerwärmung. Die Temperatur hat im Frühling und Sommer einen grossen Einfluss auf die Eintrittstermine der phänologischen Phasen. Die Einflussgrössen auf die Herbstphasen wie Blattverfärbung und Blattfall sind noch wenig erforscht. So konnte in der Schweiz festgestellt werden, dass die Blattentfaltung 15 und die Blühtermine 20 Tage früher auf-


treten als noch in den Fünfzigerjahren. Trotz der unsicheren Datenlage im Herbst kann eine Verlängerung der Vegetationsperiode von 2,7 Tage pro Dekade (1951 – 2000) festgestellt werden (Defila und Clot 2001). Ähnliche Werte wurden auch im benachbarten Ausland berechnet. Somit liefert das phänologische Beobachtungsnetz der MeteoSchweiz wertvolle Daten, und es ist zu hoffen, dass es auch in den nächsten Jahrzehnten bestehen bleibt.

Resultate Das Jahr 2010 brachte der Schweiz einen geringen ­ ärmeüberschuss und vor allem im Westen ein NiederW schlagsdefizit. Ab Jahresbeginn bis Mitte März war die Witterung vorwiegend durch winterlich tiefe Temperaturen und speziell im Flachland durch häufigen Schneefall geprägt. Frühlingshafte Schönwetterphasen setzten sich in der zweiten März- und vor allem in der zweiten Aprilhälfte durch. Der Frühsommer zeigte sich von Anfang Mai bis in die zweite Junihälfte hinein überwiegend regnerisch, kühl und ungewöhnlich sonnenarm. Anhaltend hochsommerlich heiss und vor allem im Westen sehr trocken verlief die Periode von Mitte Juni bis Mitte Juli. Im restlichen Sommer sowie im Herbst dominierte wechselhafte Witterung, wobei in Berglagen mehrmals Schnee fiel, im November dann bis ins Flachland. Genau auf den Winterbeginn überzog sich die ganze Schweiz für einige Tage mit einer geschlossenen Schneedecke.

Zusammenfassung

Phänologischer Rückblick ins Jahr 2010 | Umwelt

Der geringe Wärmeüberschuss im Jahr 2010 bewirkte, dass das phänologische Jahr 2010 mehrheitlich der Norm entsprach. Der phänologische Frühling – mit der Blüte des Huflattichs – begann etwas später als üblich. Dies ist die Folge der tiefen Temperaturen bis Mitte März. Die späteren phänologischen Frühlingsphasen traten mehrheitlich zum normalen Zeitpunkt ein. Der phänologische Sommer 2010 kann als normal bis früh bezeichnet werden. Zeitweise herrschten im Sommer auch übernormale Temperaturverhältnisse. Uneinheitlich – wie in den meisten vergangenen Jahren – präsentierte sich der phänologische Herbst. Es wurden ebenso viele frühe wie späte Beobachtungstermine registriert.

Winter 2009 -2010 Der Winter 2009 – 2010 begann im Dezember 2009 in den höheren Lagen der Schweiz mit unterdurchschnittlichen Temperaturen. In den Niederungen der Alpennordseite war es hingegen mild. Es herrschten verbreitet ­Niederschlagsüberschüsse. Niederschlagsdefizite wurden hingegen in den Föhngebieten registriert. Der Januar 2010 war der kälteste seit über 20 Jahren. In den tieferen Lagen war es 1,0 bis 1,5 Grad und in den mittleren und hohen Lagen sogar 2,0 bis 3,0 Grad zu kalt. Es war ausgesprochen trocken. Die Niederschlagsmengen erreichten verbreitet weniger als die Hälfte der normalen Januarwerte. In den hohen Lagen war der Februar mehr als ein Grad zu kalt. In La Brévine sanken die Temperaturen bis auf -35,6 Grad. Aber auch im Berner Mittelland wurden Temperaturen bis zu -17 Grad gemessen. In den tieferen Lagen der Alpen und der Südschweiz wurden normale Temperaturen registriert. In den Alpen war es wie im Januar zu trocken. Regionale Überschüsse konnten im Süden, Westen und Nordwesten der Schweiz  verzeichnet werden.

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 226–231, 2011

227


Umwelt | Phänologischer Rückblick ins Jahr 2010

Abb. 1 | Die Blattentfaltung der Buche gehört zu den phänologischen Frühlingsphasen. (Foto: Meteoschweiz)

Frühling Der März war in den Niederungen leicht wärmer als im Mittel 1961 bis 1990 und in den Gipfelregionen etwas kälter. Am 9. März wurden in Buffalora (Ofenpass) -28.6 gemessen. Am 25. März erreichten die Temperaturen im östlichen Mittelland bis zu 23 Grad. Abgesehen von einigen Ausnahmen auf der Alpensüdseite wurden allgemein deutliche Niederschlagsdefizite registriert. Weiterhin niederschlagsarm blieb es im ganzen Land im April. Verbreitet war es über 2 Grad wärmer als normal. Etwas geringer fiel der Wärmeüberschuss im Süden und in Graubünden aus. Entsprechend war der April auch sehr sonnig. Der Mai präsentierte sich von der trüben Seite. Vor allem in den inneren Alpen und im Süden war es sehr nass. Im Wallis fiel bis zu drei Mal so viel Regen wie im langjährigen Mittel. Im Norden blieben die Temperaturen leicht unter der Norm, während es im Süden etwas zu warm war. Sommer Im Juni war es in der ganzen Schweiz wärmer als im Mittel von 1961 bis 1990. Vom 8. bis 10. Juni herrschte eine für diese Jahreszeit ungewöhnliche lang andauernde Föhnlage. Der Föhn stiess teils bis über die nördlichen Grenzen nach Deutschland vor. In den Föhngebieten wurden am 9. Juni lokal bis über 30 Grad gemessen. In den meisten Landesteilen fielen unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen. Nur im östlichen Mittelland und teils am Alpensüdhang wurden übernormale Regenmengen gemessen. Der Juli 2010 gehört mit einem Wärmeüberschuss von 2,5 bis 3,0

228

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 226–231, 2011

Grad zu den wärmsten seit Messbeginn 1864. Es wurden Temperaturen bis über 35 Grad gemessen. Deutlich wärmer war nur der Juli 1983 und 2006. Viel Niederschlag konnten im Wallis, am Alpennordhang und im Nordosten registriert werden. Markante Niederschlagsdefizite gab es im Westen und Süden. Die Monatsmittelwerte der Temperaturen im August entsprachen etwa den Normwerten, doch gab es innerhalb weniger Tage grosse Schwankungen. Am 26. August erreichten die Höchstwerte 28 bis 32 Grad. Am 30. August schneite es bereits bis unter 2000 m ü.M. In den meisten Landesteilen fielen überdurchschnittliche Niederschlagsmengen. Herbst Im September war es etwas kühler als im Mittel der Periode 1961 bis 1990. Zu trocken war es im Westen, während am Alpennordhang und zum Teil im Tessin und Graubünden Niederschlagsüberschüsse verzeichnet wurden. In den meisten Landesteilen wurden im Oktober Niederschlagsdefizite registriert. Überdurchschnittliche Niederschlagsmengen fielen vor allem in der Südschweiz. Mehrheitlich war es leicht zu kalt. Insbesondere in den mittleren Höhenlagen erreichte das Wärmedefizit ein Grad und mehr. Der November präsentierte sich in den Niederungen wärmer, in den Gipfellagen jedoch etwas kälter als im Mittel. In den tieferen Lagen der Alpennordseite resultierte im November ein Wärmeüberschuss von 3,5 bis 4,5 Grad. Mehrheitlich fielen übernormale Regenmengen, besonders auf der Alpensüdseite und im Engadin.


22.05. --

26.04. o

22.05. -

12.05. o

01.06. +

25.05. +

24.06. o

12.04. o

29.04. o

20.04. o

28.04. o

13.05. o

Vollblüte der Herbstzeitlosen (Colchium autumnale)

03.05. o

29.04. o

Weinlese

05.05. o

23.04. o

Vollblüte der Weinrebe

Vollblüte der Birnbäume

26.04. o

Beginn der Heuernte

Vollblüte der Apfelbäume

Vollblüte der Kirschbäume

Vollblüte der Sommerlinde (Tilia platyphyllos)

Vollblüte der Margerite (Leucanthemum vulgare)

Vollblüte des Löwenzahns (Taraxacum officinale)

Vollblüte des Huflattichs (Tussilago farfara)

Phänologischer Rückblick ins Jahr 2010 | Umwelt

1. Jura Moutier

530

24.03. o

29.04. o

22.05. -

L’ Abergement

660

23.03. o

18.04. o

25.05. o

Le Locle

1020

24.05. +

14.06. -

Les Ponts-de-Martel

1120

26.04. +

26.05. +

25.06. +

Leytron

480

23.03. o

09.04. o

Fiesch

1100

23.03. -

04.05. o

26.05. o

Les Plans-sur-Bex

1100

12.07. +

22.07.

02.09. o

17.05. o

2. Wallis/Rhonetal

Gryon

1100

11.03. o

01.05. o

10.06. o

St. Luc

1650

08.04. o

20.05. o

15.06. o

Sarnen

500

28.02. -

01.04. -

09.05. -

Entlebuch

765

05.04. o

28.04. o

31.05. o

Escholzmatt

910

29.03. +

26.04. -

04.06. o

Gadmen

1205

22.05. o

09.06. o

02.07. o

14.06. o

11.10. o

21.06. o

23.08.

28.05. +

25.10. ++

25.05. o

05.05.

30.05.

15.07. ++

20.08. ---

19.06. o

18.04. o

27.04. o

24.04. o

17.04. --

27.06.

20.10.

05.09. +

17.06. o

25.04. o

07.05. -

29.04. -

22.05. o

23.06. o

15.10. o

20.08. -

28.06. -

30.04. -

19.05. o

10.05. o

05.06. o

21.06. o

04.10. o

22.06. o

15.10. o

07.09. +

18.06. o

22.10. o

22.10. ++

01.07. o

09.10. o

3. Zentralschweiz

07.06. o

23.06. -

4. Mittelland Liestal

350

22.03. +

13.04. o

08.05. -

14.06. o

14.04. o

25.04. o

13.04. o

05.06. +

Cartigny

400

28.03. ++

22.04. +

19.05. o

09.06. -

12.04. o

27.04. o

23.04. o

03.06. o

Rafz

515

23.03. o

19.04. o

21.05. o

23.06. o

22.04. o

30.04. o

26.04. o

Wiliberg

650

20.03. o

21.04. o

01.07.

22.04. o

30.04. -

28.04. o

Posieux

680

Wyssachen

850

25.03. o

27.04. o

22.05. o

29.06. o

27.04. o

02.05. -

30.04. o

20.05. o

28.04. o

22.05. o

28.06. o

28.04. o

12.05. o

28.04. -

22.05. -

14.06. o

5. Ostschweiz und Mittelbünden Sargans II

480

06.04. ++

12.04. o

17.05. o

16.04. o

20.04. o

23.04. o

26.05. +

Wattwil, SG

625

30.03. +

29.04. o

23.05. o

28.04. o

08.05. o

29.04. o

22.05. o

Thusis

700

26.03. o

28.04. o

19.05. o

19.04. o

26.04. -

25.04. o

22.05. -

Seewis Dorf

960

20.03. -

10.05. +

05.06. o

26.04. o

11.05. o

30.04. -

04.06. o

Andeer

985

08.04. ++

10.05. o

29.05. o

08.07. o

02.05. o

14.05. o

09.05. o

04.06. -

Wildhaus

1100

02.04. o

30.04. -

01.06. -

14.07. o

19.05. ++

29.05.

04.06. -

14.09. o

Vals

1250

08.04. o

21.05. +

11.06. o

21.05. +

24.06. -

09.09. +

Davos-Dorf

1560

22.04. o

03.06. o

16.06. -

24.06. o

05.09. o

21.05. o

21.05. o

18.09. o 30.08. o

6. Engadin und Südbünden Brusio-Piazzo

800

12.05. -

Stampa

1000

10.04. +

Martina

1050

09.04. o

06.05. o

Scuol

1240

18.04. ++

05.05. o

15.06. +

St. Moritz

1800

28.04. +

22.05. o

19.06. o

09.04. o

30.04. -

16.04. o

16.05. o

28.04. o

12.06. ++

17.05. +

11.06. ++

12.06. -

27.04. +

29.04. o

03.05. o

27.05. o

03.05. o

20.05. o

15.05. o

09.06. +

06.05. 25.05. ++

25.05. ++

30.06. o

07.05. o

25.05. -

23.06. o

21.09. ++

10.06. -

10.09. o

06.07. o

06.09. +

7. Tessin Vira / Gambarogno

210

Cevio-Cavergno

430

Prato-Sornico

750

Vergeletto

1100

05.04. o

10.04. ++

30.06. ++

19.04. ++

19.04. o

23.04. +++

17.05. o

08.06. o

14.04. +

27.04. +

24.04. +

23.05. -

12.06. o

26.06. ++

28.04. +

25.04. +

25.04. +

21.06. ++

08.07. +

28.04. +

22.05. +++

15.05. ++

19.06. o

01.10. o

20.09.

Legende zur Tabelle 1: --- neuer Rekord -- sehr früh - früh o normal + spät ++ sehr spät +++ neuer Rekord Keine Angabe: zu kurze Beobachtungsreihe oder keine phänologischen Beobachtungen durchgeführt.

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 226–231, 2011

229


Umwelt | Phänologischer Rückblick ins Jahr 2010

Relativ normale Vegetationsentwicklung im Jahr 2010 Bei der Station Sent in Unterengadin konnten 2010 keine phänologischen Beobachtungen durchgeführt werden. Aufgrund des geringen Wärmeüberschusses im Jahr 2010, kann das phänologische Jahr 2010 als mehr oder weniger normal betrachtet werden. Lediglich der phänologische Frühlingsbeginn war tendenziell etwas später als normal und der phänologische Sommer etwas früher. Frühling Der phänologische Frühling 2010 kann als normal bis spät bezeichnet werden. 64 % aller phänologischer Eintrittstermine gehören zur Klasse «normal», 23 % zu Klasse «spät und sehr spät» und nur 13 % zur Klasse «früh und sehr früh». In den tiefen Lagen der Alpensüdseite, des Wallis und der Nordschweiz blühten die Haselsträucher bereits im Februar (nicht in der Tabelle enthalten). In den übrigen Höhenlagen und Regionen blühten die Haseln im März. Der Huflattich blühte mehrheitlich Ende März, Anfang April. Bei einigen Beobachtungs­stationen trat diese Phänophase entsprechend spät bis sehr spät ein. Abgesehen von einigen Ausnahmen blühte der Löwenzahn zum normalen Termin. Diese Aussage gilt auch für die Blüte der Margerite, wobei sich späte und sehr späte Termine in den Regionen Engadin, Südbünden und Tessin häuften. Dieses Phänomen konnte auch bei der Blüte der Obstbäume (Kirschen, Äpfel und Birnen) beobachtet werden. Ausserordentlich spät fand die Blüte der Obstbäume im Tessin statt mit zwei Extremwerten. Noch nie so spät seit Beobachtungsbeginn wurde in Vira/ Cambarogno die Blüte der Birnbäume beobachtet und in Vergeletto die Blüte der Apfelbäume. Der Grund der späten phänologischen Eintrittstermine dürfte auf den geringen Wärmeüberschuss im Süden und Graubünden im April und auf den trüben Mai zurückzuführen sein. Sommer Der phänologische Sommer ist in der Tabelle durch die Blüte der Sommerlinde und der Weinrebe sowie durch den Beginn der Heuernte charakterisiert. Er kann als normal bis früh bezeichnet werden. 27 % aller phänologischen Eintrittstermine fallen in die Klasse «früh» und «sehr früh». Der Klasse «normal» können 58 % und den Klassen «spät» und «sehr spät» lediglich 15 % zugeord-

230

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 226–231, 2011

net werden. Bei der Blüte der Sommerlinde fällt wieder auf – wie zum Teil im Frühling – dass im Tessin nur späte Eintrittstermine registriert wurden. In den übrigen Regionen herrschten die normalen Zeitpunkte vor. Relativ häufig wurde mit der Heuernte früh begonnen. Hingegen fand die Blüte der Weinrebe bei allen Beobachtungsstationen, die diese Phänophase beobachten, zum normalen Zeitpunkt statt. Die mehrheitlich übernormalen Temperaturen im Sommer verursachten gebietsweise die frühe Vegetationsentwicklung. Herbst Während es bei der herbstlichen Laubverfärbung und dem Blattfall der Bäume ein einheitliches Bild ergab (nicht in der Tabelle enthalten), wurden bei der Blüte der Herbstzeitlose viele späte phänologische Eintrittstermine registriert. Lediglich in St. Luc (Wallis) wurde ein neuer Rekordwert registriert. Dort fand seit Beginn der Beobachtungen die Blüte der Herbstzeitlose noch nie so früh statt. Solche Extremwerte sind jedoch mit Vorsicht zu geniessen, da es sich eventuell um Beobachtungsfehler handeln könnte. Von welchen Einflussgrössen der Zeitpunkt der Blüte der Herbstzeitlose abhängt, ist weitgehend unbekannt. Bei der Weinlese traten jedoch nur normale Eintrittstermine ein, wie dies auch bei der Blüte der Weinrebe beobachtet werden konnte. Das phänologische Jahr 2010 ist gekennzeichnet durch den eher späten phänologischen Frühling, den tendenziell etwas früheren Sommer und durch die zu normalen Zeitpunkt stattfindende Weinlese sowie durch die zum Teil späte Blüte der Herbstzeitlose. n


Retrospettiva fenologica dell’anno 2010 La temperatura annuale del 2010 ha presentato uno scarto positivo minimo rispetto alla norma e, di conseguenza, un’evoluzione della fenologia vicino alla media. L’inizio della fase fenologica primaverile, identificata con la fioritura del Tussilago, è avvenuta un po’ in ritardo, a causa delle temperature relativamente basse avute fino a metà marzo, mentre le fasi fenologiche più tardive del periodo primaverile sono coincise, perlopiù, con le date normali. Il periodo estivo, caratterizzato da periodi con temperature sopra la media, è risultato da normale a precoce. Le fasi fenologiche autunnali hanno presentato, come spesso accade negli ultimi anni, un andamento irregolare, cosicché numerosi stadi terminali sono risultati anticipati o ritardati.

Summary

Riassunto

Phänologischer Rückblick ins Jahr 2010 | Umwelt

Phenological retrospective 2010 In 2010, the temperatures were only slightly above the norm; therefore, 2010 was an average phenological year. The spring however started late at the time of coltsfoot flowering, because of the cold temperatures registered until mid March. The following spring phenological phases were observed on average dates. The phenological summer 2010 can be considered as normal or slightly early. During summer, the temperatures were sometimes above the norm. As it is frequently observed, the phenological autumn was inhomogeneous: the phases were either early or late, depending on the station. Key words: phenology, seasonal growth, meteorology, climate change.

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 226–231, 2011

231


K u r z b e r i c h t

Einsatz von Pflanzenschutzmitteln: ­Entwicklungen in der EU und in der Schweiz Simon Spycher1, Ruth Badertscher2, Robert Baur1 und Otto Daniel1 Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 8820 Wädenswil 2 Bundesamt für Landwirtschaft, Bundesamt für Landwirtschaft BLW, 3003 Bern Auskünfte: Simon Spycher, E-Mail: simon.spycher@acw.admin.ch, Tel. + 41 44 783 62 96 1

Die Erfassung des Pflanzenschutzmittel-Einsatzes wird in der EU harmonisiert. (Foto: ACW)

Die Verkaufszahlen von Pflanzenschutzmitteln (PSM) werden in allen EU-Ländern schon seit längerem erfasst. Allerdings lassen Änderungen dieser Daten kaum Rückschlüsse darauf zu, wie sich die agronomische Praxis in den einzelnen Kulturen verändert hat. In vielen europäischen Ländern wird deshalb schon seit längerem auch der effektive Einsatz der einzelnen Wirkstoffe in den

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Agrarforschung Schweiz 2 (5): 232–234, 2011

wichtigsten Kulturen erhoben. Im November 2009 hat das Europäische Parlament eine Statistikverordnung zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (1185/2009) verabschiedet. Diese Verordnung sieht vor, dass ab 2010 alle Mitgliedsstaaten für die wichtigsten Kulturen solche Erhebungen durchführen und ab 2014 alle fünf Jahre die Ergebnisse bekannt geben.


Einsatz von Pflanzenschutzmitteln: ­Entwicklungen in der EU und in der Schweiz | Kurzbericht

Erfassung: grosse Unterschiede von Land zu Land Die kulturspezifische Erfassung des PSM-Einsatzes ist mit beträchtlichem Aufwand verbunden, denn die Daten müssen von einer ausreichend grossen Stichprobe einzelner Betriebe gewonnen werden. Der Nutzen dieser Erhebungen ist in den Ländern mit etab­ lierten Erfassungssystemen unbestritten. Wie eine OECD-Umfrage im Jahr 2008 zeigte, hatten 13 von 20 befragten OECD-Ländern bereits Erfassungssysteme und fünf planten solche aufzubauen (OECD 2009). Tabelle 1 listet exemplarisch drei OECD-Länder und einen amerikanischen Bundesstaat auf, in denen seit längerem Erfassungssysteme etabliert sind. Die längsten Datenreihen hat das Vereinigte Königreich (UK), wo seit 1965 basierend auf Betriebsbesuchen Daten erhoben werden, die ab 1990 in einheitlichem Format vorliegen. Die Daten werden für eine ganze Reihe von Fragestellungen genutzt (UK Pesticides Forum 2009): ••Agronomie: zum Beispiel für das Resistenzmanagement, die Beantragung von Ausnahmebewilligungen, und die Einschätzung der Bedeutung einzelner Pflanzenschutzstrategien. ••Ökologie: zum Beispiel zur Verbesserung der Beprobung von Oberflächengewässern und Grundwasser. •• Anwenderschutz: zum Beispiel zur Evaluation, welche Applikationstechniken bevorzugt werden. Auch die USA haben seit 1990 ein System mit Farmbesuchen von so genannten «Enumerators» etabliert, das auch von Industrieverbänden unterstützt wird. Mit den Daten werden unter anderen IP-Massnahmen evaluiert, Wasserqualitätsdaten interpretiert, aber auch Trends im Bereich Rückstände bewertet (Engelhaupt E. 2008 ). In den USA wird nicht nur der PSM-Einsatz erfasst, sondern auch der Düngereinsatz, sowie eine ganze Reihe pflanzenschutzrelevanter, landwirtschaftlicher Massnahmen. Ein Spezialfall ist der Bundesstaat Kalifornien, in dem seit 1990 eine Vollerfassung durchgeführt wird, das heisst, dass jeglicher Pflanzenschutzmitteleinsatz aufgezeichnet und monatlich an die Pflanzenschutzinspektoren der Bezirke gemeldet werden muss. In anderen Ländern, z.B. in Deutschland, läuft die Erfassung über Fragebögen. Dank der Unterstützung der Produzentenverbände hat sich das so genannte «Netzwerk zur Ermittlung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes in unterschiedlichen Naturräumen Deutschlands (NEPTUN)» für die meisten Kulturen ebenfalls gut etabliert, wobei für den Ackerbau ein System mit so genannten Vergleichsbetrieben aufgebaut wurde.

In keinem Land werden Daten herausgegeben, die Rückschlüsse auf einzelne Gemeinden oder sogar Betriebe zulassen. In Deutschland werden zudem nur Zahlen zu Gruppen von Wirkstoffen publiziert, während in den USA und im Vereinigten Königreich für jede Kultur die Verbrauchszahlen der einzelnen Wirkstoffe über das Internet zugänglich sind. Umfrage, Betriebsbesuche oder Interneterfassung Bezüglich der neuen EU-Verordnung hat die Eurostat in einem Handbuch beschrieben, welche Anforderungen die Erfassungsmethoden erfüllen müssen (Eurostat 2008), damit sie der Verordnung genügen. Die Methode an sich, also ob Umfrage, Betriebsbesuche oder Erfassung über das Internet, können die Mitgliedsstaaten selber wählen. Es ist also davon auszugehen, dass die Länder mit bestehenden Erfassungssystemen nur die Auswertung an die EU-Vorgaben anpassen werden, aber an der Erfassungsmethode keine grösseren Änderungen vornehmen werden. Auch in der Schweiz gibt es Daten zum PSM-Einsatz in den unterschiedlichen Kulturen. Der grösste Datensatz wurde im 3-Seenprojekt erhoben (Keller und Amaudruz 2005; Poiger et al. 2005). Von 1997 – 2003 wurde in den Einzugsgebieten von Greifen-, Murten- und Bald­ eggersee auf ungefähr 1600 Parzellen der Einsatz von PSM erhoben. Für den Ackerbau betreut die Agridea im Tessin und in der Romandie schon seit 1992 ein Netz von ungefähr 30 Betrieben und 500 – 700 ha je nach Jahr (Dugon et al. 2010) und hat dadurch sehr interessante Daten zum Zeitverlauf des PSM-Einsatzes erhoben. Auch im Rahmen der nationalen Bodenbeobachtung (NABO) werden auf etwa 50 Parzellen neben den Messungen der Schadstoffgehalte in den Böden auch die Einträge verschiedener Quellen bilanziert, was den Einsatz von PSM mit einschliesst (Keller A. et al. 2008). Eine nationale Lösung fehlte aber bisher für die Schweiz. Vorgehen in der Schweiz Die Verordnung über die Beurteilung der Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft (SR 919.118) schreibt vor, dass die ökologische Beurteilung mit Indikatoren für den Stoffund Energieumsatz, die Emissionen umweltschädigender Stoffe, die Ertragsfähigkeit der Böden, die biologische Vielfalt und die Nutztierhaltung vorgenommen wird. Dieser Auftrag wird im Wesentlichen mit dem Projekt Zentrale Auswertung Agrar-Umweltindikatoren (ZA-AUI) erfüllt. Die Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART bildet im Auftrag des Bundesamtes für Landwirtschaft BLW das Kompetenzzentrum AUI. Mit der ZA-AUI werden unter Mitarbeit des Schweizerischen AGRO-Treuhänder Verbandes (SATV), ART und 

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 232–234, 2011

233


Kurzbericht | Einsatz von Pflanzenschutzmitteln: ­Entwicklungen in der EU und in der Schweiz

Tab. 1 | Ausgewählte Länder/Bundesstaaten mit etablierter Erfassung des Einsatzes von PSM. Die Jahreszahlen geben an, wie weit die im Internet verfügbaren Zeitreihen zurückgehen. Die Programme in einigen Ländern sind aber schon wesentlich älter (seit 1965 in UK und seit den 50er Jahren in Kalifornien).

Land/Bundesstaat

234

Erfassungsmethode

Verfügbare Daten

Quelle

UK

Betriebsbesuche (Feldkulturen alle zwei Jahre, ­Spezialkulturen alle vier Jahre)

1990

http://www.fera.defra.gov.uk/plants/pesticideUsage/

Deutschland

Fragebogenauswertungen, Vergleichsbetriebe

2000

http://nap.jki.bund.de/index.php?menuid=6

USA

Betriebsbesuche

1990

http://www.nass.usda.gov/Statistics_by_Subject/­ Environmental/index.asp

Kalifornien

Vollerfassung (monatlich) seit 1990

1974

http://www.cdpr.ca.gov/docs/pur/purmain.htm

Agridea Daten von freiwillig teilnehmenden Betrieben gesammelt. Diese Betriebe verwenden dafür die Software Agro-Tech. In Agro-Tech können sämtliche nachweisrelevanten, produktionstechnischen Daten (ÖLN, SwissGAP, u.a.) erfasst und ausgewertet werden. Das Programm wird jährlich zwei Mal aktualisiert. Daten zum PSM-Verbrauch können damit flächen- und kulturbezogen erhoben werden. Auch Aufwandmengen und Anwendungszeitpunkte werden erfasst, nicht aber die Art der Applikation. Agroscope ACW trägt die Methodenverantwortung für den Indikator Pflanzenschutzmittel und wertet die Daten aus. Die ZA-AUI befindet sich derzeit noch im Aufbau. Erste Zahlen für das ÖLN-Jahr 2009 werden derzeit ausgewertet. Ab 2011 soll die Auswertung des Einsatzes von PSM für die wichtigen Kulturen im Routinebetrieb laufen. Mit ungefähr 2000 Parzellen deckt die ZA-AUI bereits im ersten Jahr eine grössere Fläche ab als frühere Studien in der Schweiz. Aber im internationalen Vergleich ist der Anteil untersuchter Betriebe für alle Kulturen klein. Daher sind vorerst nur für die flächenmässig bedeutenden Ackerkulturen gesicherte Aussagen zu erwarten. Mengenmässig werden im Ackerbau am meis-

ten PSM eingesetzt - im Vereinigten Königreich sind es > 93% der ausgebrachten Menge und > 95% der behandelten Fläche (Eurostat 2008). Bei den Auswirkungen von PSM spielen sowohl die ausgebrachte Menge als auch die Wirkstoffeigenschaften eine Rolle, was bedeutet, dass es sehr wertvoll wäre, mehr Betriebe mit pflanzenschutzintensiven Spezialkulturen für die ZA-AUI zu gewinnen oder u.U. sogar gesonderte Erhebungen für Spezialkulturen durchzuführen. Ein Vorteil des in der Schweiz entwickelten Ansatzes ist, dass man für die erfassten Kulturen jährlich Zahlen erhebt. Dies erlaubt es, jährliche Schwankungen besser von längerfristigen Trends zu unterscheiden. Gerade bei Kulturen mit schwankendem Schaderregerdruck kann das wichtig sein. Auch die gleichzeitige Erfassung anderer Angaben wie Düngereinsatz, Ertrag etc. ist ein Vorteil der ZA-AUI, da viele Länder in ihren Erhebungsprogrammen nur den Pflanzenschutz untersuchen. Mit der Einbindung der PSM-Verbrauchserfassung in die zentrale Auswertung sollte es möglich werden, mit vergleichsweise geringem Aufwand einen guten Überblick über den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Schweiz zu erhalten. n

Literatur ▪▪ Dugon J., Favre G., Zimmermann A. & Charles R., 2010. Pflanzenschutzpraxis in einem Ackerbaubetriebsnetz von 1992 bis 2004, A grarforschung Schweiz 1 (11–12), 416–423. ▪▪ Engelhaupt E., 2008. Government pesticide and fertilizer data dropped. Environmental Science and Technology 42 (18), 6779–6780. ▪▪ Eurostat, 2008. A common methodology for the collection of pesticide usage statistics within agriculture and horticulture. Luxembourg: Office for Official Publications of the European Communities, 66 pp. ▪▪ Keller A., Rossier N. & Desaules A., 2005. Schwermetallbilanzen von Landwirtschaftsparzellen der nationalen Bodenbeobachtung - NABO – Nationales Bodenbeobachtungsnetz der Schweiz, Schriftenreihe der FAL 54. ▪▪ Keller L. & Amaudruz M., 2005. Evaluation Ökomassnahmen Auswertung der Pflanzenschutzmittel-Verbrauchsdaten 1997 – 2003 in drei ausge-

wählten Seengebieten, Schlussbericht (Rev. 24.01.05). ▪▪ OECD, 2009. OECD Survey on Countries' Approaches to the Collection and Use of Agricultural Pesticide Sales and Usage Data: Survey Results, OECD Environment, Health and Safety Publications, Series on Pesticides No. 47. ▪▪ Poiger T., Buser H. R. & Müller M. D., 2005. Evaluation der Ökomassnahmen und Tierhaltungsprogramme, Synthesebericht Bereich Pflanzenschutzmittel. Agroscope FAW Wädenswil. ▪▪ UK Pesticides Forum, 2009. Pesticides in the UK - The 2009 report on the impacts and sustainable use of pesticides.

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P o r t r ä t

­

Jürg Hiltbrunner: Fast an jeder Sortenliste beteiligt Jürg Hiltbrunner zeigt im Kühlraum ganze Kisten mit unzähligen Saatgut-Mischproben von Versuchen. «Hier sind nur noch ein kleiner Teil von insgesamt mehreren 1000 aufbereiteten Proben gelagert», erklärt er, «und warten darauf, noch auf gewisse Inhaltsstoffe untersucht zu werden. Aus den neugezüchteten Pflanzensorten sind mittels Feldversuchen die für die Schweiz am besten geeigneten Sorten zu selektieren.» Mit der Sortenprüfung übernehmen die je nach Saison bis zu sechs Mitarbeitenden eine Vollzugsaufgabe1, welche die Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART unter der Leitung der Schwesteranstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW im Auftrag des Bundesamtes für Landwirtschaft BLW umsetzt. «Die Vorgaben der Prüfung hinsichtlich der Anbau- und Verwendungseignung sind in den Anhängen der Saat- und Pflanzgutverordnung für jede Kultur festgelegt», stellt Jürg Hiltbrunner die Rechtslage klar. Sortenprüfung verteilt sich auf die ganze Schweiz Die verschiedenen Ackerkulturen werden in den für sie geeigneten Anbaugebieten, verteilt über die ganze Schweiz, im Feld geprüft. Der Umfang der Versuchs­ standorte wird auch auf die Bedeutung der Kultur abgestimmt. Die Publikation der Sortenliste ist der ­jährlich wiederkehrende Abschluss eines Prüfzyklus. «Bis es eine Sorte auf diese Liste schafft, vergehen je nach Kultur zwischen zwei bis fünf Jahre», erklärt Jürg ­Hiltbrunner mir die zeitliche Dimension der Sortenprüfung – eine langwierige Zuchtarbeit. Forscherherz schlägt für Nachhaltigkeit Hinzukommt die Mitarbeit des 37-jährigen Familien­ vaters in den verschiedenen technischen Kommissionen von Swiss granum (Ölsaaten, Brotgetreide, Futter­getreide und Eiweisspflanzen). Der Pflanzenwissenschaftler schätzt seinen vielseitigen Arbeitsinhalt heute sehr. Ursprünglich hatte sein Forscherherz für die Idee der nachhaltigen Unkrautregulierung geschlagen. Dieses Interesse führte ihn nach dem selbstfinanzierten ­Studium an der ETH zunächst ans CABI (Centre for Agricultural Bioscience International) nach Delémont und von dort zu ART. Dem Nachhaltigkeitsgedanken verpflichtet freut sich Jürg Hiltbrunner, dass die Entwicklung von Alternativkulturen einen Beitrag zur (Bio-) Diversität in der Schweizer Landwirtschaft / im Schweizer Ackerbau leisten kann. Interessant findet er deshalb die aktuellen Projekte zu Öllein, Mohn und Hirsearten

(­ Rispenhirse und Sorghum). Bei diesen Kulturen werden nebst Sortenversuchen auch solche zur Anbautechnik und Düngung durchgeführt. Seinen landwirtschaftlichen Wurzeln und der Natur bleibt Jürg Hiltbrunner auch bei seinen Freizeitinteressen treu: Wandern und Garten. Einzig Schlafen sei als Freizeitbeschäftigung noch hinzugekommen, was bei drei kleinen Kindern – alle sind jünger als fünf Jahre – denn auch verständlich scheint.

Etel Keller-Doroszlai, Forschungsanstalt Agroscope ReckenholzTänikon ART, 8356 Ettenhausen

1

Mit Ausnahme der Sortenprüfung für Kartoffeln

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 235, 2011

235


A k t u e l l e s

Aktuelles Einladung Agroscope Changins-Wädenswil ACW und die «International Society for Horticultural Science (ISHS)» freuen sich, Sie zum «1st International Symposium on Medicinal, Aromatic and Nutraceutical Plants from Mountainous Areas» einzuladen. Dieses Symposium findet vom 5. bis 9. Juli 2011 in der Schweiz in Saas Fee statt und ist an Personen gerichtet, die in der Forschung, Produktion und Bildung tätig sind. Das Ziel des Symposiums ist es, neuste Informationen aus der Wissenschaft über den Anbau und die Nutzung von Pflanzen aus dem Berggebiet zu präsentieren und zu diskutieren - Pflanzen, die in Medikamenten sowie als Aromastoffe und Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln Verwendung finden. Die in höheren Lagen gedeihenden Wildpflanzen sind im allgemeinen reich an sekundären Inhaltsstoffen und wurden seit Jahrhunderten zu Heilzwecken gesammelt. Doch der Bedarf an einigen dieser Pflanzen ist in den letzten Jahren gestiegen, daher kann die Nachfrage nur über deren professionellen Anbau gewährleistet werden. Zudem erlaubt ein solcher Anbau eine nachhaltige Produktion mittels optimalen Anbaubedingungen und angepassten Genotypen mit gewünschtem phytochemischem Profil, das durch Domestikation und Züchtung erzielt wurde. Damit können natürlicherweise vorkommende Pflanzenpopulationen geschützt werden. Mehr als 100 Vorträge und Poster werden von Forschenden aus der ganzen Welt von Korea bis Argentinien in vier Sessionen präsentiert: 1) Genetische Ressourcen und Botanik, 2) Domestikation, Züchtung und markergestützte Selektion, 3) Anbau, Pflanzenschutz und Ernte und 4) Nachernte-Verfahren wie Trocknung, Extraktion und Produktherstellung. Das Symposium wird in Englisch gehalten, ohne Übersetzung. Weitere Infos unter: http://www.agroscope.admin.ch/mapmountain/index.html?lang=en

6th – 9th July 2011 / Saas-Fee, Switzerland

1st International Symposium on Medicinal, Aromatic and Nutraceutical Plants from Mountainous Areas

Organising Committee

Scientific Program

CARLEN Christoph, Convenor Agroscope Changins-Wädenswil Research Station ACW, Switzerland BAROFFIO Catherine Agroscope Changins-Wädenswil Research Station ACW, Switzerland VOUILLAMOZ José Agroscope Changins-Wädenswil Research Station ACW, Switzerland CHASSOT Chantal, Symposium Secretary Agroscope Changins-Wädenswil Research Station ACW, Switzerland

July 5 : Arrival at Saas-Fee, evening reception July 6 to 8 : Oral presentations and posters July 9 : Botanical excursion

www.agroscope.admin.ch/mapmountain Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra Swiss Confederation

236

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 236–239, 2011

Federal Department of Economic Affairs FDEA Agroscope Changins-Wädenswil Research Station ACW


A k t u e l l

Neue Publikationen

Aktuell ART-Bericht 743

Haltung von Eringerkühen Anbindehaltung mit regelmässigem Auslauf und Laufstallhaltung

Haltung von Eringerkühen

Februar 2011

Hygiene in Flüssig­ fütterungsanlagen für Schweine

Autorinnen und Autoren Isabelle Castro, Rudolf Hauser, Beat Wechsler, Bundesamt für Veterinärwesen, Zentrum für tiergerechte Haltung: Wiederkäuer und Schweine; ART rudolf.hauser@art.admin.ch Impressum Herausgeber: Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Tänikon, CH-8356 Ettenhausen, Redaktion: Etel Keller, ART Die ART-Berichte/Rapports ART erscheinen in rund 20 Nummern pro Jahr. Jahresabonnement Fr. 60.–. Bestellung von Abonnements und Einzelnummern: ART, Bibliothek, 8356 Ettenhausen T +41 (0)52 368 31 31 F +41 (0)52 365 11 90 doku@art.admin.ch Downloads: www.agroscope.ch ISSN 1661-7568

Abb. 1: Eringerkühe zeigen ausgeprägtes Kampfverhalten, mit dem sie ihre Rangposition in der Herde klären (Fotos: ART).

Kühe der Eringerrasse sind für ihr ausgeprägtes Kampfverhalten bekannt. Deshalb stellt diese Rasse hohe Anforderungen an den Winterauslauf in Gruppen und an die Laufstallhaltung. Zwei experimentelle Untersuchungen auf Praxisbetrieben im Wallis sollten hier vertiefte Erkenntnisse liefern. Geprüft wurde, wie sich einerseits bei Anbindehaltung die Länge des Intervalls zwischen zwei Tagen mit Auslauf und anderseits bei Laufstallhaltung die Dauer der Trennung einer Kuh von der Herde auf das Kampfverhalten und die damit verbundenen Verletzungen auswirken. Die Ergebnisse führen zum Schluss, dass das Intervall zwischen den Tagen mit Auslauf bei Eringerkühen nicht länger als drei Tage dauern sollte. Im Laufstall war die

Häufigkeit von Kämpfen bei der Wiedereingliederung von der Dauer der Trennung einer Kuh von der Herde abhängig. Hier zeigt sich, dass eine möglichst kurze Dauer anzustreben ist. Interessanterweise war die Stressbelastung für die Tiere während der Trennungsphase grösser als bei ihrer Wiedereingliederung in die Herde. In einer dritten Untersuchung wurde überprüft, ob sich die Haltungsbedingungen von Eringerkühen während der Winterfütterungsperiode auf das Kampfverhalten beim Zusammenführen der Herden zu Beginn der Alpung auswirken. Es zeigte sich, dass weder der regelmässige Winterauslauf von Tieren in Anbindehaltung noch die Laufstallhaltung einen negativen Einfluss auf die Gewinnchancen bei Rangkämpfen auf der Alp haben.

ART-Bericht 743 Kühe der Eringerrasse sind für ihr ausgeprägtes Kampfverhalten bekannt. Deshalb stellt diese Rasse hohe Anforderungen an den Winterauslauf in Gruppen und an die Laufstallhaltung. Zwei experimentelle Untersuchungen auf Praxisbetrieben im Wallis sollten hier vertiefte Erkenntnisse liefern. Geprüft wurde, wie sich einerseits bei Anbindehaltung die Länge des Intervalls zwischen zwei Tagen mit Auslauf und anderseits bei Laufstallhaltung die Dauer der Trennung einer Kuh von der Herde auf das Kampfverhalten und die damit verbundenen Verletzungen auswirken. Die Ergebnisse führen zum Schluss, dass das Intervall zwischen den Tagen mit Auslauf bei Eringerkühen nicht länger als drei Tage dauern sollte. Im Laufstall war die Häufigkeit von Kämpfen bei der Wiedereingliederung von der Dauer der Trennung einer Kuh von der Herde abhängig. Hier zeigt sich, dass eine möglichst kurze Dauer anzustreben ist. Interessanterweise war die Stressbelastung für die Tiere während der Trennungsphase grösser als bei ihrer Wiedereingliederung in die Herde. In einer dritten Untersuchung wurde überprüft, ob sich die Haltungsbedingungen von Eringerkühen während der Winterfütterungsperiode auf das Kampfverhalten beim Zusammenführen der Herden zu Beginn der Alpung auswirken. Es zeigte sich, dass weder der regelmässige Winterauslauf von Tieren in Anbindehaltung noch die Laufstallhaltung einen negativen Einfluss auf die Gewinnchancen bei Rangkämpfen auf der Alp haben.

ALP aktuell 39 Flüssigfütterungsanlagen sind weitverbreitet in der Schweinefütterung, bieten sie doch verschiedene Vorteile. Zum Beispiel ist es einfach, betriebseigene Produkte oder Nebenprodukte aus der Lebensmittelindu­strie in eine Futterration zu integrieren. Die Flüssigfütterungsanlage erlaubt, Futterkosten tief zu halten und verleiht grosse Flexibilität in vielerlei Hinsicht. So ist eine Phasenfütterung möglich oder man kann die Zusammensetzung der Ration, je nach Verfügbarkeit der verschiedenen Futterkomponenten, rasch anpassen. Doch jede Medaille hat eine Kehrseite. Feuchte oder flüssige Futtermittel sind leichtverderblich und stellen entsprechend hohe Anforderungen an Lagerung und Hygiene. Betriebe mit Flüssigfütterungsanlagen haben ein deutlich höheres Risiko für Tierverluste. Das vorliegende Merkblatt zeigt auf, wie dieses Risiko gemindert werden kann und behandelt die Punkte ••Umgang mit den Biofilmen ••Mikrobiologischer Orientierungswert ••Anzustrebende Hygiene-Werte in der ••Futtersuppe ••Hygienekonzept ••Schwachpunkte von Flüssigfütterungsanlagen ••Ungünstige mikrobiologische Qualität ••der Suppe Peter Stoll, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP

Isabelle Castro, Rudolf Hauser und Beat Wechsler, Bundesamt für Veterinärwesen, Zentrum für tiergerechte Haltung: Wiederkäuer und Schweine; ART

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Aktuell

Medienmitteilungen

www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen 20.04.2011 / BLW Bernard Lehmann wird neuer Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft Auf Antrag von Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann, Vorsteher des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements (EVD), hat der Bundesrat am 20. April 2011 Bernard Lehmann zum neuen Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) ernannt. Bernard Lehmann, der auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, beim Bauernverband gearbeitet hat und heute als ETH-Professor wirkt, nimmt seine neue Tätigkeit am 1. Juli 2011 auf. Er übernimmt die Nachfolge von Manfred Bötsch, der per Ende Juni auf eigenen Wunsch sein Amt abgibt, um eine neue Herausforderung ausserhalb des BLW anzunehmen.

19.04.2011 / ART Landwirtschaftliche Einkommen sinken 2010 Erste Trendschätzungen für das Jahr 2010 zeigen ein tieferes landwirtschaftliches Einkommen als im Vorjahr. Gemäss den provisorischen Ergebnissen beträgt das ­Einkommen pro Betrieb rund Fr. 56 000.– gegenüber Fr. 60 000.– im Jahr zuvor. Sinkende Produzentenpreise und tiefere Erträge können nicht aufgefangen werden durch höhere Direktzahlungen und tiefere Kosten. Der Arbeitsverdienst je Familienarbeitskraft wird auf knapp Fr. 40 000.– geschätzt.

18.04.2011 / ACW Agroscope ACW lanciert «Mattmark», die erste Sorte der Anti-Stress-Pflanze Rhodiola rosea Rhodiola rosea, der Rosenwurz ist eine begehrte Arzneipflanze und bekannt für ihre beruhigende und vitalisierende Wirkung. Um Wildbestände zu schonen, hat die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW die weltweit erste anbaufähige Sorte gezüchtet. Sie heisst «Mattmark» und stammt aus Rosenwurz, das im Saas-Tal im Kanton Wallis wächst. Sie weist einen hohen Wirkstoffgehalt auf (Salidrosid und Rosavin) und wächst schnell, was gute Aussichten für eine landwirtschaftliche Produktion bedeutet.

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04.04.2011 / ACW Bio-Methode gegen Feuerbrand im Feldversuch Das Bakterium Pantoea agglomerans gilt in Nordamerika und Neuseeland als effektive Bio-Methode gegen Feuerbrand-Bakterien. Es besetzt bei Apfel- und Birnbäumen die Lebensbereiche des Feuerbrand-Erregers und verhindert so eine Infektion der Nutzpflanzen. Doch kann das Bakterium unter Schweizer Verhältnissen Feuerbrand bekämpfen? Könnten Experten der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW diese Frage bejahen, wäre dies ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer neuen Bio-Methode gegen Feuerbrand.

02.04.2011 / SNG Plattform für die Pferdezucht Anlässlich des sechsten Tages der Pferdezucht, haben sich am 2. April 2011 über 2500 Personen im Hof des Schweizerischen Nationalgestüts SNG eingefunden. Der Anlass, an dem sich über 200 Pferde 30 verschiedener Rassen präsentierten, ist jedes Jahr eine einmalige Plattform für die Pferdezucht und für die gesamte Pferdebranche.


Aktuell

Veranstaltungen

Internetlinks

Global Learning and Observations to ­Benefit the Environment (GLOBE) www.globe-swiss.ch 1994 ist GLOBE in den USA unter dem Patronat des damaligen Vizepräsidenten Al Gore lanciert worden. Der Förder-Verein GLOBE Schweiz wurde 2009 gegründet. Das Ziel von GLOBE ist eine weltweite Vernetzung und Zusammenarbeit von SchülerInnen, Lehrpersonen und ForscherInnen sowie weiterer Interessierten zugunsten eines besseren Verständnisses über die Zusammenhänge in unserem System Erde, deren nachhaltige Erhaltung und Verbesserung, und dies auf lokaler, regionaler und globaler Ebene.

Vor schau Juni 2011 / Heft 6

Juni 2011 05.06.2011 Breitenhoftagung 2011, Treffpunkt der Steinobstbranche Agroscope Changins-Wädenswil ACW Steinobstzentrum Breitenhof, Wintersingen 15. – 16.06.2011 Agrartechniktage Tänikon Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Tänikon 17. – 19.06.2011 Nutri11 Gemeinsame Veranstaltung des Landwirtschaftlichen Instituts Grangeneuve (LIG), der Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Vetsuisse Bern und der Schweiz. Hochschule für Landwirtschaft (SHL) Posieux Juli 2011

Ammoniakemissionen sind Teile des ­Nährstoffkreislaufs in der Tierproduk­tion. Durch verminderte Rohprotein­gehalte im Schweinefutter und Phasenfütterung kann die Landwirtschaft bereits an der Quelle emissionsmindernde Massnahmen um­ setzen. Die SHL und ­Agroscope LiebefeldPosieux ALP haben eine Bestandesauf­ nahme der Fütterungspraxis in der Schweiz durchgeführt.

•• Rohproteingehalte in Schweinefutter: Bestandesaufnahme 2008, Annelies Bracher und Peter Spring; ALP und SHL ••Projekt «Weidekuh-Genetik»: Produktion, Fruchtbarkeit und Gesundheit, Valérie Piccand et al. SHL, ALP und Universität Zürich •• Sortenprüfung Wiesenschwingel: Bewährungsprobe für alt und neu, Daniel Suter et al. ART und ACW •• Extension Obst – massgeschneiderte Forschung und Entwicklung im Dialog mit der Praxis, Simon Egger und Heinrich Höhn ACW ••Krankheiten beim Winterweizen: Einfluss des Anbausystems und Auswirkungen auf den Ertrag, Raphaël Charles et al. ACW •• Klimastrategie Landwirtschaft, Martina Wiedemar und Daniel Felder BLW •• Forschung und Beratung für Frauen in der Landwirtschaft, Ruth Rossier und Rita Helfensberger; ART und Agridea ••Problemorientierte Systemforschung – ein Blick auf Agroscope, Paul Steffen ART

06. – 09. 07.2011 International Symposium on Medicinal, Aromatic and Nutraceutical Plants from Mountainous Areas International Society for Horticultural Science (ISHS) und Agroscope Changins-Wädenswil ACW Saas-Fee

August 2011 20.08.2011 Güttingertagung 2011 Agroscope Changins-Wädenswil ACW und BBZ Arenenberg Versuchsbetrieb Güttingen, Güttingen TG 30. – 02.09.2011 EAAE 2011 Congress XIIIth Congress of the European Association of Agricultural Economist Agroscope Reckenholz-Tänikon ART und IED-ETH ETH Zürich Hauptgebäude

Informationen: Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

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Sonntag, 5. Juni, 9.30 Uhr

Breitenhof-Tagung 2011

Steinobstzentrum Breitenhof in Wintersingen BL

Referate • Begrüssung zur Breitenhof-Tagung Jean-Philippe Mayor, Direktor Agroscope Changins-Wädenswil ACW

Betriebsrundgang • «Blue Lamp» – mit dem neuen Test die Sharka im Visier! • Möglichkeiten und Grenzen der Zwetschgen-Ausdünnung • Kirschenfliege – aktuelle Bekämpfung und Perspektiven

• Ausblick auf die Schweizer Steinobsternte und Vermarktung 2011 Hansruedi Wirz, Früchtezentrum Basel

Ausstellung und Infostände Informationen – Gespräche – Gemütlichkeit www.agroscope.ch

Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra

Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement EVD Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW

Mittwoch/Donnerstag, 15./16. Juni 2011

Tänikoner Agrartechniktage Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Tänikon, Ettenhausen TG

Themen • Trends und Aussichten der Agrartechnikbranche • Motortuning bewirkt hohe Emissionen • Sensoren retten Wild vor Mahd • Roboter füttert Milchvieh automatisch • Spritspar.at – Österreichische Inititative zum Spritsparen • Ansatzpunkte zur Verbesserung der überbetrieblichen Zusammenarbeit

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Patronat Agrartechnikforum Schweiz Tagungsort Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Refental, Tänikon, CH-8356 Ettenhausen TG Detailprogramm und Anmeldung: www.agroscope.ch >Veranstaltungen

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