Agrar forschung schweiz 2 0 1 1
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H e f t
7 – 8
Agroscope | BLW | SHL | AGRIDEA | ETH Zürich
J u l i – A u g u s t
Pflanzenbau
Arbuskuläre Mykorrhizapilze als Bioindikatoren in Schweizer Landwirtschaftsböden
Gesellschaft
Entwicklungspotenzial im Bereich Care Farming
Agrarwirtschaft
Projekt «Weidekuh-Genetik»: Wirtschaftliche Bewertung
Seite 342 Seite 354
Seite 304
Inhalt Juli – August 2011 | Heft 7 – 8 303
Editorial
Pflanzenbau 304 Arbuskuläre Mykorrhizapilze als Bioindikatoren in Die meisten Acker- und Wiesenpflanzen sind mit einer Vielzahl von Arbuskulären Mykorrhiza-Pilzen vergesellschaftet. Diese Pilzarten reagieren stark auf Landnutzungsintensität, Bewirtschaftungsform und/oder Bodenbeschaffenheit und eignen sich deshalb gut als Bioindikatoren, wie eine Studie von ART zeigt. (Foto: Gabriela Brändle, ART)
Impressum Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenössische Ämter und weitere Fachinteressierte. Herausgeberin Agroscope Partner b Agroscope (Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil ACW; Agroscope Liebefeld-Posieux ALP und Schweizerisches Nationalgestüt SNG; Agroscope Reckenholz-Tänikon ART) b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern b Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft SHL, Zollikofen b Beratungszentrale AGRIDEA, Lindau und Lausanne b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich, Departement Agrar- und Lebensmittelwissenschaften Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agro nomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, Postfach 1012, 1260 Nyon 1, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Direktor ACW), Sibylle Willi (ACW), Evelyne Fasnacht (ALP und SNG), Etel Keller-Doroszlai (ART), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (SHL), Philippe Droz (AGRIDEA), Jörg Beck (ETH Zürich). Abonnement Preise Zeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten), inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–* * reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch oder info@agrarforschungschweiz.ch Adresse Nicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Internet www.agrarforschungschweiz.ch www.rechercheagronomiquesuisse.ch ISSN infos ISSN 1663-7852 (Print) ISSN 1663-7909 (Internet) Schlüsseltitel: Agrarforschung Schweiz Abgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz © Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion.
Schweizer Landwirtschaftsböden Fritz Oehl, Jan Jansa , Kurt Ineichen, Paul Mäder und Marcel van der Heijden Pflanzenbau 312 Die Saatgutzertifizierung in der Schweiz (2005–2010) Silvia Zanetti und Thomas Hebeisen Pflanzenbau 320 Die Versicherer im Test: Ergebnisse der Sorten versuche mit Rotschwingel und Kammgras Daniel Suter, Rainer Frick und Hans-Ulrich Hirschi Pflanzenbau 328 Aktionsforschung: Obstproduzenten suchen Lösungen Esther Bravin, Mirjam Blunschi, Markus Leumann, Ueli Straub, Timo Hirrle, Johannes Hanhart, Richard Hollenstein und Bea Steinemann 334
Pflanzenbau Nachhaltigkeitsbewertung von Pflanzen schutzstrategien im Apfelanbau Andreas Naef, Patrik Mouron und Heinrich Höhn
342
Gesellschaft Entwicklungspotenzial im Bereich Care Farming Sara Widmer und Hans Wydler
Agrarwirtschaft 348 Waldwirtschaft Schweiz: Was Kooperation erfolgreich macht Barbara Stöckli und Bernhard Pauli Agrarwirtschaft 354 Projekt «Weidekuh-Genetik»: Wirtschaftliche Bewertung Christian Gazzarin und Valérie Piccand Nutztiere 360 Feuchtheu mit Konservierungsmitteln lagerfähig machen Ueli Wyss 366
Porträt
367
Aktuell
371
Veranstaltungen
Sortenlisten Beilage Liste der empfohlenen Getreidesorten für die Ernte 2012 Jürg Hiltbrunner, Martin Anders, Lilia Levy Häner,
Jean-François Collaud, Ruedi Schwärzel, Mario Bertossa, Peter Stoll, Thomas Weisflog, Pascal Toffel, Jonas Zürcher et André Chassot
Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS
Berner Fachhochschule Haute école spécialisée bernoise Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft SHL Haute école suisse d’agronomie HESA
Editorial
Forschung vernetzen Liebe Leserin, lieber Leser Die Akteure des landwirtschaftlichen Wissenssystems setzen sich gemeinsam dafür ein, mit dem vorhandenen Wissen und ihren Infrastrukturen möglichst viel Nutzen zur Entwicklung der Landwirtschaft und des ländlichen Raumes zu schaffen.
Willy Kessler, Agroscope eckenholz-Tänikon ART R
Praxisbezug, Exzellenz, weltweite Netze Die landwirtschaftliche Forschung ist bestrebt, ihren Nutzen zugunsten der Land- und Ernährungswirtschaft trotz schwindender Mittel weiter zu steigern. Dazu ist es nötig, sich nach fachlichen und strategischen Überlegungen im Sinne von Interessengemeinschaften optimal zu vernetzen. Moderne Forschende arbeiten im Team und richten den Forschungsinhalt nach aktuellen oder künftigen Bedürfnissen. Sie sind bestrebt, anwendbare Erkenntnisse und messbare Wirkungen zu erlangen. Die Kundschaft erwartet einen starken Praxisbezug und gleichzeitig eine hohe Anerkennung in der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft. Die schweizerische landwirtschaft liche Forschung ist daran, diese Dualität als ihre Stärke weiter auszubauen. Keine Forscherin, kein Forscher kann dies alleine schaffen. Entsprechend zwingend ist es, sich über Grenzen hinweg gezielt und geschickt zu vernetzen. Dafür bieten sich Plattformen an. Vernetzung am Beispiel Futterbau In der Schweiz gibt es seit 1934 die Vereinigung «Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaues» (AGFF). Aufgabe der AGFF ist die Herbeiführung einer engeren Zusammenarbeit aller an einer nachhaltigen Nutzung des Graslandes interessierten Vereinigungen, Institutionen, Betriebsinhabenden und Forschenden. Den Praxisbezug stellt die AGFF mit speziell dafür vorgesehenen Organen wie den technischen Kommissionen und mit Fachausschüssen sicher. Die auf der AGFF-Plattform umsetzbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse entstammen hauptsächlich den Forschungsanstalten von Agroscope, der ETH Zürich und der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft SHL, welche sich ihrerseits auch international engagieren, beispielsweise in der European Grassland Federaton (EGF). Dies begünstigt die eigene Weiterentwicklung und die Entstehung von Netzwerken für internationale Forschungszusammenarbeit. Wenn es die AGFF und die EGF heute nicht gäbe, müssten sie erfunden werden! Plattform für den Ackerbau Die Schweiz hat seit 2008 die Plattform «Ackerbau – Grandes cultures» (PAG-CH). Die PAG-CH ist wie die AGFF eine zeitgemässe und wertvolle Informationsdrehscheibe für den Austausch von Ackerbauwissen und Anliegen zwischen Forschungsstellen und Wissens-Multiplikatoren und zudem ein Fachgremium für die Erarbeitung und Beschaffung von Umsetzungswissen. Ackerbaurelevantes Umsetzungswissen vermitteln etliche Beiträge der vorliegenden Nummer der Agrarforschung Schweiz. Es steht Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, zur Verfügung.
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 303, 2011
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P f l a n z e n b a u
Arbuskuläre Mykorrhizapilze als Bioindikatoren in Schweizer Landwirtschaftsböden Fritz Oehl1, Jan Jansa2 , Kurt Ineichen3, Paul Mäder4 und Marcel van der Heijden1 Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich 2 ETH Zürich, Institut für Agrarwissenschaften, 8315 Lindau 3 Zürich-Basel Plant Science Center (PSC), Botanisches Institut der Universität Basel, 4056 Basel 4 Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), 5070 Frick Auskünfte: Fritz Oehl, E-Mail: fritz.oehl@art.admin.ch, Tel. +41 44 377 73 21 1
Abb. 1 | Arbuskuläre Mykorrhiza-Symbiose führt oft zu besserer Nährstoffaufnahme, erhöhtem Wachstum und früherem Blühen der Pflanzen. Links: Rotklee ohne AM-Pilze in Wurzeln und Wurzelbereich, rechts: Boden geimpft mit AM-Pilzen zur zeitgleichen Aussaat. (Foto: ART)
Einleitung Bereits im 19. Jahrhundert wurden die positiven Wirkungen der sogenannten Arbuskulären Mykorrhizapilze (AM-Pilze) auf das Pflanzenwachstum erkannt. Heute betrachtet man sie als die am weitesten verbreitete Symbiose: Über 80 Prozent der Landpflanzen können eine Symbiose mit diesen Pilzen eingehen. Bisher sind weltweit etwa 230 AM-Pilzarten bekannt.
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Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 304–311, 2011
Die meisten Acker- und Wiesenpflanzen sind mit einer Vielzahl von AM-Pilzen vergesellschaftet. AM-Pilze gehören zu den Glomeromycota (Knäuel- oder Arbuskelpilze), benannt nach der in dieser Pilzabteilung erst entdeckten und häufigsten Gattung Glomus. Eine andere bekannte Gruppe von Mykorrhizapilzen sind die Ektomykorrhizapilze (z. B. Steinpilze, Basidiomycota), die zum Beispiel mit mitteleuropäischen Waldbäumen in sehr artspezifischer Symbiose leben.
Die AM-Pilze haben vielfältige Funktionen in Ökosystemen. Zum einen spielen sie bei der Nährstoffaufnahme und -weitergabe an die Pflanzen eine zentrale Rolle, was vor allem für Phosphor (P) (Jansa et al. 2005, Tchabi et al. 2010), aber für weitere Nährelemente (z. B. N, K, Zn) gilt. Unter N-Mangel quantifizierten Mäder et al. (2000) den durch AM-Hyphen aufgenommenen Anteil auf bis zu 40 Prozent. Bei Phosphor-Mangel können Pflanzen bis zu 90 Prozent des P über AM-Pilze aufnehmen. Vor allem Kleearten profitieren von den AM-Pilzen, da Klee einen hohen P-Bedarf hat (Abb. 1). Weiterhin kann vor allem der Befall von Pflanzen durch Wurzelpathogene und -schädlinge vermindert werden. Mykorrhizierte Pflanzen haben oft eine bessere Wasserver sorgung (vor allem während und nach kurzen Trockenperioden, z. B. Neumann und George 2004). Durch Lebendverbauung fördern sie die Strukturbildung der Böden, was in der Regel zu einem höheren Erosionsschutz, besserer Wasserinfiltration und -speicherung und höheren Pflanzenauflaufraten führt (z. B. Rillig und Mummey 2006; Schmid et al. 2008). Durch das engmaschige Pilzfadengeflecht können Nährstoffe auch vor Auswaschung geschützt werden (van der Heijden 2010). Die Vielfalt dieser Pilze kann einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität und Produktivität von Wiesengesellschaften leisten (van der Heijden et al. 1998). Die ökologisch und agronomisch bedeutsamen Funktionen vieler AM-Pilze in Böden sind noch wenig erforscht. Es wird erwartet, dass diese Pilze je nach Symbiose-Partner, Ökosystem und Standort ein recht unterschiedliches Leistungspotenzial haben. Dieser Artikel hat deshalb zum Ziel, die erst in den letzten zwölf Jahren durchgeführten AM-Pilz-Biodiversitätsstudien zusammen zu fassen und zu prüfen, ob diese Pilze allenfalls als Bioindikatoren in Agrarökosystemen geeignet sind. Bioindikatoren, auch Indikator- oder Zeigerarten genannt, sind Lebewesen, die auf Einflüsse des Menschen mit der Veränderung der Lebensfunktionen oder ihres Vorkommens/Fehlens reagieren (z. B. Zeigerpflanzen, oder gewisse Flechtenarten, die als Indikatoren für Luftverunreinigungen benutzt werden). AM-Pilze scheinen besonders geeignet als Bio-, Boden- und Landnutzungsindikatoren zu sein, da diese Pilzgruppe überschaubar klein ist, häufige und seltene Arten enthält und in allen von Pflanzen besiedelten Ökosystemen wichtige Funktionen übernimmt.
Material und Methoden Zwischen 1999 und 2011 wurde in der Schweiz eine Reihe von Studien zur Erfassung der AM-Pilz-Biodiversität in landwirtschaftlichen Böden durchgeführt. Alle
Zusammenfassung
Arbuskuläre Mykorrhizapilze als Bioindikatoren in Schweizer Landwirtschaftsböden | Pflanzenbau
Die meisten Nutz- und Wildpflanzen bilden eine Symbiose mit einer speziellen Gruppe von Bodenpilzen, den Arbuskulären Mykorrhizapilzen (AM-Pilze). AM-Pilze übernehmen in allen von Pflanzen besiedelten Ökosystemen wichtige Funktionen. Sie bilden ein engmaschiges Pilzfadengeflecht im Boden und geben lebensnotwendige Nährstoffe aus dem Boden an die Pflanzen weiter und schützen diese gegen Stress und Trockenheit. Sie reduzieren Nährstoffverluste aus dem Boden und können durch Lebendverbauung Erosion vermindern und somit die Stabilität von Ökosystemen erhöhen. AM-Pilze scheinen als Bioindikatoren besonders geeignet zu sein, da diese Pilzgruppe mit bisher bekannten 230 Arten überschaubar klein ist und sowohl häufige als auch seltene Arten enthält. In der Schweiz sind bisher mehr als 100 AM-Pilze nachgewiesen worden. Viele dieser Pilze reagieren stark auf die Landnutzungsintensität, die Bewirtschaftungsform und/oder die Bodenbeschaffenheit (z. B. Glomus sinuosum und Acaulospora paulinae). Diese spezialisierten AM-Pilzarten sind deshalb sehr gut geeignet als Bioindikatoren. Andere Arten kommen in fast allen Böden vor und können als Generalisten bezeichnet werden (z. B. Gl. fasciculatum und Archaeospora trappei). Unsere Studien zeigen, dass sich eine Vielzahl von AM-Pilzen als Bioindikatoren in landwirtschaftlich genutzten Böden eignen.
drei Grossregionen der Schweiz wurden einbezogen: Alpen, Mittelland und Jura. Die erste Studie befasste sich mit den Auswirkungen der Bodenbearbeitung in Ackerböden auf die Pilzgemeinschaften in einer Parabraunerde auf Moräne am Standort Tänikon, Thurgau, der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART (Jansa et al. 2002, 2003). Eine zweite Studie zielte auf die Auswirkungen von biologischem und konventionellem Anbau auf die Pilz-Gemeinschaften in einer Parabraunerde auf Löss im DOK-Versuch in Therwil, Baselland (Oehl et al. 2004). Gleichzeitig wurden in der Umgebung des DOK-Versuchs extensiv genutzte Wiesen und intensiv genutzte Maisäcker ohne Fruchtfolge in die Studie mit einbezogen, um bei gleichen Böden einen möglichst grossen Gradienten in der Landnutzungsintensität abzudecken (Oehl et al. 2003, 2009). Zusätzlich wurde die ver-
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Pflanzenbau | Arbuskuläre Mykorrhizapilze als Bioindikatoren in Schweizer Landwirtschaftsböden
Abb. 2 | Sporen einiger ausgewählter Arbuskulären Mykorrhizapilze: Ac. alpina ist weit verbreitet auf den hochmontanen bis hochalpinen Rasen bei pH < 7,0. Pa. robigina ist ein typischer Vertreter der nivalen Kalkschuttfluren, während Pa. franciscana bei pH > 6,5 gelegentlich auch in tieferen Lagen bis in den submontanen Bereich gefunden werden kann. Gl. sinuosum ist in B öden mit pH > 6,5 vom Talgebiet bis in die mittlere montane Höhenstufe zu finden, während die Verbreitung von Gl. rubiforme bis in die hochalpine Stufe reicht. Beide genannten Arten sind auch aus warmen Klimaten bekannt. Gl. badium hat in Mitteleuropa ein ähnliches Verbreitungsmuster wie Gl. sinuosum, ist aber auch sehr häufig in Äckern mit Minimalbodenbearbeitung zu finden und scheint beschränkt auf kühlere Klimazonen. Gl. aureum ist einer der am weitesten verbreiteten Pilze im europäischen Grasland unterhalb der Waldgrenze. In Äckern wird dieser Pilz erst bei einseitiger Nutzung und häufiger Bodenbearbeitung zurückgedrängt. Gl. mosseae ist ein typischer Vertreter von Ackerstandorten mit pH > 6,0, gilt aber als einer der Generalisten, da er auch in Wiesen zu finden ist und weltweite Verbreitung hat. Allerdings scheint er in der alpinen Stufe vollständig zu fehlen. Gi. margarita ist ein Vertreter wärmerer Klimate. Bei uns ist diese Art aber auch heimisch, und zwar vorzugsweise auf sauren Böden, in Glatthaferwiesen und nachhaltigen Ackerbausystemen mit fast ständiger Bodenbedeckung. Ra. castanea reagiert empfindlich auf intensive Bodenbearbeitung. (Fotos: ART).
tikale Verteilung der AM-Pilze in diesen Böden untersucht (Oehl et al. 2005b), sowie die Studie auf mehrere Bodentypen und Höhenstufen ausgeweitet (Oehl et al. 2010a), um den Einfluss des Bodens auf die Pilz-Gemeinschaften besser einschätzen zu können. Die Resultate der einzelnen Studien werden im Folgenden zusammenfasst. Den Studien liegen zumeist morphologische Bestimmungen der Sporenpopulationen zugrunde (z. B. Oehl et al. 2003, 2010a), oder es wurden molekularbiologische Analysen direkt an der aus den Pflanzenwurzeln extrahierten DNA der AM-Pilze vorgenommen (Jansa et al. 2003). Bisher unbekannte Pilze wurden mit Hilfe von kombinierten Analysen möglichst umfassend charakterisiert (z. B. Jansa et al. 2002, Oehl et al. 2005a, 2006, 2010, 2011).
Resultate und Diskussion Verbreitung der AM-Pilze in der Schweiz Insgesamt wurden mehr als 100 der weltweit etwa 230 publizierten AM-Pilze in Schweizer Landwirtschaftsböden gefunden. Davon gelten mehrere Arten weiterhin als unbekannt, während mehr als zehn neue Arten in den letzten zehn Jahren beschrieben wurden (z. B. Oehl und Sieverding 2004, Gamper et al. 2009, Oehl et al. 2005a, 2006, 2010b, 2011). Für viele der Arten wurden
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Daten der biogeographischen Verbreitung in der Schweiz gesammelt. Sporen einiger ausgewählter AMPilzarten sind in Abbildung 2 gezeigt. Intensive Landnutzung mindert die AM-Pilz-Diversität Mehrere Studien haben gezeigt, dass die Landnutzungsintensität und das Anbausystem einen grossen Einfluss auf die AM-Pilz-Diversität und die AM-PilzGemeinschaften haben (z. B. Abb. 3, Oehl et al. 2003). Während in Graslandböden eine hohe Artenvielfalt nachgewiesen werden kann, enthalten intensiv genutzte Ackerböden oft deutlich weniger Arten. Am Standort Tänikon hatten MinimalbodenbearbeitungSysteme und besonders pfluglose Systeme eine andere AM-Pilz-Gemeinschaft als Systeme mit jährlichem Pflugeinsatz (Jansa et al. 2002, 2003). Vor allem Giga spora-, Scutellospora-, Racocetra- und Cetraspora-Arten scheinen unter häufiger Bodenbearbeitung zu leiden, weil diese Arten zerschnittene Pilzfäden nur sehr beschränkt wieder zu verknüpfen vermögen (de la Providenzia et al. 2005). Unter reduzierter Bodenbearbeitung auf einer Kalkrendzina in Baselland wurde hingegen eine ähnlich hohe Artenzahl und ein ebenso hohes Mykorrhizierungspotential gefunden wie in angrenzenden Naturwiesen (Oehl et al. 2010a).
Arbuskuläre Mykorrhizapilze als Bioindikatoren in Schweizer Landwirtschaftsböden | Pflanzenbau
25 a AM-Pilz-Artenzahlen
20
a b
15
b c
10
de
d e
5 00
G W V Extensives Grasland
O L Fruchtfolge BIO IP
F
S R Monokultur Mais
Abb. 3 | Artenreichtum von AM-Pilzen an neun Standorten im Raum Basel. Die AM-Pilz-Artenzahlen nahm in der Reihenfolge e xtensiv bewirtschaftete Naturwiesen (W, V, G), Bio-Suisse (Bioland; organisch-biologisches Verfahren des DOK-Versuchs in Therwil, BL; 7-jährige Fruchtfolge; O), IP-Suisse (7-jährige Fruchtfolge; L) und Mais-Monokulturen (Standorte F, S, R) deutlich ab (Oehl et al. 2003). Mittelwerte und Standardabweichungen von vier Feldwiederholungen pro Standort sind gezeigt, sowie die statistischen U nterschiede zwischen den Verfahren nach Varianzanalyse und Fisher’s-LSD-Test (P < 0,05) durch verschiedene Buchstaben über den Säulen.
Bioackerbau fördert AM-Pilzvielfalt Bei gleicher siebenjähriger Fruchtfolge wurde unter biologischer Bewirtschaftung im DOK-Langzeitversuch in Therwil (BL) eine etwas höhere Artenvielfalt gefunden als im konventionellen Anbau nach IP-Richtlinien (Oehl et al. 2004). Die Unterschiede in den AM-Pilzgemeinschaften konnten vor allem auf die geringere Düngung in den biologischen Verfahren zurückgeführt werden, können aber auch mit dem höheren Unkrautbesatz und der höheren Unkrautvielfalt in den Bio-Parzellen zusammenhängen (Tab. 1). Dabei reagierten Nicht-GlomusArten deutlich empfindlicher auf die Bewirtschaftung als die Glomus-Arten (Tab. 1, Abb. 4). Interessanterweise haben alle biologischen und auch die IP-Verfahren nur etwas geringere Diversitätszahlen als die umliegenden Naturwiesen (Oehl et al. 2003, 2004). In der Schweizer wie in einer niederländischen Studie waren sich die AMPilzgemeinschaften der Wiesen und des biologischen Anbaus deutlich ähnlicher als die der Wiesen und konventionell bewirtschafteten Äcker (Oehl et al. 2003, Verbruggen et al. 2010; Abb. 5). Eine hohe AM-Pilzvielfalt mit vielen im Frühjahr, im Herbst und ganzjährig aktiven AM-Pilzen (Oehl et al. 2009), interpretieren wir als einen erhöhten biologischen Puffer und eine höhere biologi-
Tab. 1 | Lineare Regressionen zwischen ausgewählten Bodenparametern und den Sporendichten im DOK-Versuch (Therwil, BL) gefundener AM-Pilzarten (Oehl et al . 2004). * zeigt signifikante Zusammenhänge zwischen dem jeweiligen Bodenparameter und den Sporendichten des jeweiligen Pilzes; den Daten liegen Ergebnisse aus fünf Anbauverfahren und vier Feldwiederholungen pro Verfahren zugrunde). pH (H2O)
Humus-Gehalt
Verfügbarer P-Gehalt
Verfügbarer K-Gehalt
Anzahl Unkrautarten
Glomus diaphanum
–0,26
–0,48*
0,51*
0,42
0,26
G. caledonium
–0,36
–0,21
0,56*
0,63*
–0,36
G. etunicatum
0,19
0,09
–0,33
–0,36
0,34
G. fasciculatum
0,06
0,09
–0,16
–0,14
0,19
G. mosseae
0,28
0,08
–0,05
–0,1
0,06
Glomus sp. isolate BR9
0,1
0,26
–0,14
–0,09
0,2
AMF species Glomus species
G. geosporum
0
0,08
–0,09
0,16
–0,4
G. albidum & P. occultum
0,29
–0,19
–0,27
0,46
–0,25
G. constrictum
0,37
0,31
0,08
0,03
–0,03
G. invermaium
0,19
–0,03
–0,2
–0,3
–0,37
0,62*
0,21
–0,51*
–0,2
0,61*
0,1
0,24
–0,48*
–0,55*
0,32
Cetraspora pellucida
–0,27
–0,28
–0,48*
–0,58*
0,48*
Acaulospora paulinae
0,09
–0,14
–0,62*
–0,67*
0,4
A. thomii
0,13
–0,24
–0,49*
–0,55*
0,43
A. laevis
0,04
–0,15
–0,53*
–0,57*
0,38
A. longula
0,23
0,26
–0,70*
–0,58*
0,56*
A. scrobiculata
0,21
–0,42
–0,66*
–0,57*
0,39
Nicht Glomus species
Pacispora dominikii Scutellospora calospora
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Pflanzenbau | Arbuskuläre Mykorrhizapilze als Bioindikatoren in Schweizer Landwirtschaftsböden
sche Bodenfruchtbarkeit in diesen Anbausystemen. Dies ist ganz im Sinne der ureigenen Ziele des ökologischen Landbaus, mit Hilfe eines belebteren Bodens die Nachhaltigkeit zu verbessern. Bodenbeschaffenheit beeinflusst das AM-PilzartenSpektrum Die Studien aus der Region Basel haben gezeigt, dass unterschiedliche Böden einer Landschaft zwar jeweils eine hohe AM-Pilzvielfalt besitzen können, dass sich aber AM-Pilzgemeinschaften in verschiedenen Böden deutlich voneinander unterscheiden (Oehl et al. 2010a). In sauren Wiesenböden gibt es in der Regel eine deutlich höhere Gattungsdiversität als in kalkreichen (Oehl et al. 2003, 2005b, 2010a; Sýkorová et al. 2007a). Auffällig war vor allem die Absenz bzw. äusserst schwache Präsenz der Acaulospora, Scutellospora, Gigaspora und CetrasporaArten in kalkreichen Böden, in denen neben vielen Glomus-Arten zum Beispiel auch Pacispora dominikii deutlich präsenter war. Von den 61 in der Region gefundenen AM-Pilzen wurden nur etwa ein Viertel (14 Arten) als «Generalisten» eingestuft. Sie waren in allen Böden in mehr oder weniger gleichen Sporendichten nachgewiesen worden. Die Mehrzahl der Arten (32) waren aber eher «Spezialisten», die als Charakterarten für bestimmte
Extensives Grasland W pH 8,0 G pH 6,9 V pH 7,7
Bio-ORG O pH 6,4 IP-Suisse L pH 6,9 Mais Monokulturen F pH 5,6 S pH 6,8 R pH 8,3
W4 W2 W3 W1 G4 G3 G2 G1 V2 V3 V4 V1 O3 O2 O4 O1 L4 L3 L2 L1 S4 F4 F2 F3 F1 S1 R4 R3 R2 R1 S3 S2
Abb. 5 | Eine hierarchische Kluster-Analyse für die Ähnlichkeiten von AM-Pilzgemeinschaften landwirtschaftlich genutzter Löss böden in der Region Basel ergab eine deutliche Gruppierung nach Nutzungsintensität. Die neun Standorte sind in Abbildung 3 erklärt. An jedem der Standorte wurden vier Teilparzellen (1−4) beprobt und untersucht (Oehl et al . 2003).
Abb. 4 | Beispiele für AM-Pilzarten (hier präsentiert mit ihren Dauersporen), die besonders empfindlich auf häufigen Pflugeinsatz (Scutellospora calospora, Cetraspora pellucida und Acaulospora paulinae; Jansa et al. 2002) oder auf ackerbauliche Nutzung mit höherer Düngung im Vergleich zu den organisch-biologisch und biologisch-dynamisch bewirtschafteten Verfahren des DOK-Versuchs reagierten (alle dargestellten Arten; Oehl et al. 2004). (Fotos: Fritz Oehl, ART).
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0,2
Arbuskuläre Mykorrhizapilze als Bioindikatoren in Schweizer Landwirtschaftsböden | Pflanzenbau
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Nutzungsintensitäten und/oder Bodenformen bezeichnet werden können (Oehl et al. 2010a). Je neun Arten wurden boden- oder bewirtschaftungsspezifisch eingestuft, und bei weiteren 14 Arten wurde eine Wechselwirkung zwischen Boden und der Landbewirtschaftung festgestellt. Beispiele für «Spezialisten» sind in der Abbildung 6 gezeigt. Während Gl. caledonium fast ausschliesslich in sauren Äckern zu finden ist und sogar eher positiv auf eine höhere P-Düngung zu reagieren scheint (Tab. 1), wurde Gl. sinuosum nur in Wiesen mit höherem Boden-pH gefunden (Abb. 6). Cetraspora armeniaca ist dagegen charakteristisch für saure Wiesen. Acaulospora paulinae schliesslich kommt ebenfalls nur in sauren Böden vor, wird zum Teil in Ackerböden mit weiten Fruchtfolgen und reduzierter Düngung gefördert, fehlt aber gänzlich in vergleichbaren Böden, die unter intensiv geführten Mais-Monokulturen ohne ganzjährige Bodenbedeckung bewirtschaftet wurden.
Glomus caledonium
45 Sporendichte (100 g-¹)
40 35 30 25 20 15 10 5 0 400
Glomus sinuosum
Sporendichte (100 g-¹)
350 300 250 200 150 100
Auch die Höhenlage prägt die AM-Pilzgemeinschaften Eine über fünf Regionen der Schweizer Alpen angelegte Studie zeigte, dass sich die AM-Pilzgemeinschaften auch mit der Höhenstufe ändern. Während Pacispora-Arten vor allem auf den alpinen und nivalen Kalkschuttfluren zu finden sind (Oehl und Sieverding 2004), wurden Ambispora-Arten vor allem in hochmontanen Rasen nachgewiesen (Spain et al. 2006). Auch das Auftreten von Acaulospora und Diversispora-Arten nimmt relativ mit der Höhe zu (Oehl et al. 2006, Sýkorová et al. 2007b).
50 0 35
Cetraspora armeniaca
Sporendichte (100 g-¹)
30 25 20 15 10 5 0 350
Acaulospora paulinae
Sporendichte (100 g-¹)
300 250 200 150 100 50 0
GG F
G F
GG M G F
Braunerde Sandstein
GM Fluvisol
Granit/Gneiss
GF GF Rendzina Kalkstein
Abb. 6 | Spezialisten: Glomus caledonium, Gl. sinuosum, Cetraspora armeniaca und Acaulospora paulinae mit Potenial als Bio-, Bodenund/oder Landnutzungsindikatoren. Je nach Landnutzungssystem (permanentes Grasland G, Äcker mit weiten Fruchtfolgen F, und Mais-Monokulturen M) und Boden wurden sie zahlreich, selten oder überhaupt nicht nachgewiesen (aus Oehl et al . 2010a). Sporendichten sind als Mittelwerte mit Standardfehler von vier Feldwieder holungen pro Standort dargestellt.
AM-Pilze als geeignete Boden- und Bioindikatoren Eine wichtige Erkenntnis unserer Studien ist, dass landwirtschaftlich genutzte Böden durch ihre AM-Pilzgemeinschaften charakterisiert werden können. Durch die Präsenz oder Absenz von Charakterarten können die AM-Pilzgemeinschaften als Boden- und Bioindikatoren genutzt werden (Oehl et al. 2010a). Das gilt für Ökosysteme der gemässigten und kälteren (z. B. Palenzuela et al. 2010), aber auch für wärmere Klimazonen (z. B. Tchabi et al. 2008, 2009; Goto et al. 2011). Wir nehmen an, dass Ackerstandorte mit intensiver und einseitiger Nutzung, und ganz besonders gemüsebaulich genutzte Flächen mit mehreren Kulturen pro Jahr defizitär hinsichtlich AM-Pilzvielfalt und Mykorrhizabildung sind. An solchen Standorten können ökologische AM-Pilzgruppen verloren gehen, wie wir es in Mais und auch Rebschulen beobachtet haben (z. B. Oehl et al. 2003, 2005b, 2009). Um standortstypische Arten wieder zurückzuführen, sind Massnahmen wie Reduktion der Bodenbearbeitungsintensität, Umstellung zum ökologischen Landbau und Anbausysteme mit limitiertem Düngereinsatz und vielfältiger Fruchtfolge angezeigt.
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Pflanzenbau | Arbuskuläre Mykorrhizapilze als Bioindikatoren in Schweizer Landwirtschaftsböden
Schlussfolgerungen
310
Mit etwa 230 AM-Pilzarten weltweit und mehr als 100 in der Schweiz sind die AM-Pilze eine überschaubare Gruppe von Bodenpilzen. Viele dieser Pilze sind weltweit verbreitet, andere sind ökosystem- und bodenspezifisch oder reagieren stark auf die Art der Landnutzung und die Bewirtschaftungsintensität. Die spezifischen Pilze eignen sich als Indikatoren für die Bodenbeschaffenheit
oder die Bewirtschaftungsintensität. Durch gezielte Massnahmen könnte man standortstypische bzw. besonders effektive Pilze besonders fördern. Biologisch und integriert ausgerichteter Landbau mit weiter Fruchtfolge und schonender Bodenbearbeitung fördert die Vielfalt der AM-Pilze. Allerdings braucht es mehr Detailkenntnisse, um das ökologische Leistungspotential dieser Pilze zum Beispiel für die Pflanzenernährung und die Bodenstrukturbildung besser auszuschöpfen. n
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Funghi micorrizici arbuscolari quali indicatori biologici nei terreni agricoli svizzeri La maggior parte delle piante coltivate e selvatiche cresce in simbiosi con un gruppo speciale di funghi, i funghi micorrizici arbuscolari (funghi MA). I funghi MA svolgono funzioni importanti in tutti gli ecosistemi popolati da vegetali. Per mezzo delle ife miceliali si estendono nel terreno e trasferiscono alle piante i nutrienti vitali ivi presenti, proteggendole da stress e siccità. Riducono le perdite di sostanze nutritive dal terreno e possono limitare l'erosione attraverso l'inverdimento, accrescendo la stabilità degli ecosistemi. I funghi MA sembrano particolarmente adatti anche come bioindicatori dato che questo gruppo di funghi, che conta attualmente 230 specie, è relativamente piccolo e contiene specie sia comuni che rare. In Svizzera ne sono state finora rilevate oltre 100 specie. Molti di questi funghi reagiscono in maniera considerevole all'intensità della lavorazione del terreno, alla forma di coltivazione e/o alle proprietà del suolo (p.es. Glomus sinuosum e Acaulospora paulinae). Queste specie di funghi MA specializzate sono quindi molto adatte per essere impiegate come indicatori biologici. Altre specie sono presenti in quasi tutti i terreni e possono essere indicate come specie generiche (p.es. Gl. fasciculatum e Archaeospora trappei). Dai nostri studi è emerso che una moltitudine di funghi MA si addicono a essere utilizzate quali indicatori biologici nei terreni usufruiti a scopo agricolo.
nas of Benin, West Africa, as affected by agricultural land use intensity and ecological zone. Mycorrhiza 18, 181–195. ▪▪ Tchabi A., Hountondji F., Lawouin L., Coyne D. & Oehl F., 2009. Racocetra beninensis from sub-Saharan savannas: a new species in the Glomeromycetes with ornamented spores. Mycotaxon 110, 199–209. ▪▪ Tchabi A., Coyne D., Hountondji F., Lawouin L., Wiemken A. & Oehl F., 2010. Efficacy of indigenous arbuscular mycorrhizal fungi for promoting white yam (Dioscorea rotundata) growth in West Africa. Applied Soil Ecology 45, 92–100. ▪▪ van der Heijden M.G.A., 2010. Mycorrhizal fungi reduce nutrient loss. Ecology 91, 1163–1171.
Summary
Riassunto
Arbuskuläre Mykorrhizapilze als Bioindikatoren in Schweizer Landwirtschaftsböden | Pflanzenbau
Arbuscular mycorrhizal fungi as bio-indicators in Swiss agricultural soils The majority of agricultural crops as well as wild plants form a symbiotic relationship with a special group of soil fungi, the arbuscular mycorrhizal fungi (AM fungi). AM fungi perform important functions in all ecological systems colonised by plants. They form a dense network of fungal hyphal mycelia in the soil and transmit vital nutrients from the soil to the plants and protect them against stress and drought. AM fungi have the ability to reduce nutrient loss from the soil and they can, through biological stabilisation of the soil structure, reduce erosion and thus contribute to ecosystem stability. AM fungi would appear to be particular suitable as bioindicators because this group of fungi is small enough to be manageable and includes both common and rare species. To date more than 100 AM fungi have been identified in Switzerland. Many of these fungi respond specifically to land use intensity, cultivation practices and/or soil type (e.g. Glomus sinuosum and Acaulospora paulinae). These specialised AM fungi are therefore highly suitable as bioindicators. Other species occur in almost every kind of soil and may be described as generalists (e.g. Gl. fasciculatum and Archaeospora trappei). Our studies show that a large number of AM fungi are suitable as bioindicators in agricultural soils. Key words: arbuscular mycorrhizal fungi, biodiversity, bioindicators, sustainable agriculture, organic farming, conservation tillage.
▪▪ van der Heijden M.G.A., Klironomos J.N., Ursic M., Moutoglis P., Streitwolf-Engel R., Boller T., Wiemken A. & Sanders I.R., 1998. Mycorrhizal fungal diversity determines plant biodiversity, ecosystem variability and productivity. Nature 396, 69–72. ▪▪ Verbruggen E., Röling W.F.M., Gamper H.A., Kowalchuk G.A., Verhoef H.A. & van der Heijden M.G.A., 2010. Positive effects of organic farming on below-ground mutualists: large-scale comparison of mycorrhizal fungal communities in agricultural soils. New Phytologist 186, 968–979.
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P f l a n z e n b a u
Die Saatgutzertifizierung in der Schweiz (2005–2010) Silvia Zanetti und Thomas Hebeisen, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich Auskünfte: Thomas Hebeisen, E-Mail: thomas.hebeisen@art.admin.ch, Tel. +41 44 377 71 11
Auszählen von normal entwickelten Raigras-Keimlingen. (Foto: ART)
Einleitung Gemäss den Angaben des Bundesamtes für Statistik BFS gaben 2009 die Landwirtinnen und Landwirte 238 Millionen Franken für die Deckung ihres Saatgutbedarfes aus. Diese Aufwendungen sind leicht unter denjenigen für Düngemittel und fast doppelt so hoch wie jene für den Pflanzenschutz. Dank der hohen Inlandversorgung beim Saatgetreide und den Pflanzkartoffeln generiert somit die inländische Saatgutbranche einen wesentlichen Teil dieses Umsatzes.
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Der schweizerischen Landwirtschaft sollen für hiesige klimatische und anbautechnische Verhältnisse sowie für die nachgelagerte Verarbeitung geeignete Kulturpflanzensorten zur Verfügung stehen. Für die empfohlenen Sorten, die von der Branchenvertretung aufgrund der Ergebnisse der Sortenprüfung ausgewählt werden, muss gewährleistet sein, dass genügend qualitativ einwandfreies Saatgut verfügbar ist. swisssem, der Verband der schweizerischen Saat- und Pflanzgutproduzenten, übernimmt mit elf Vermehrungsorganisationen (VO) die Planung und die Organisation des Vertragsanbaues mit
den Produzentinnen und Produzenten. Die Rahmenbedingungen für die Saatgutproduktion sind in der Saatund Pflanzgutverordnung (SR 916.151.1) des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements EVD festgelegt. Von den in der Verordnung erwähnten Kulturpflanzen darf nur zertifiziertes Saatgut von offiziell zugelassenen Sorten in den Handel gebracht werden. Mindestanforderungen an die Pflanzenbestände und an das Erntegut sind für jede Kulturart in der Verordnung definiert. Das Bundesamt für Landwirtschaft BLW hat der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART die Federführung für den Vollzug im Bereich Saatgut übertragen. Somit nimmt ART eine zentrale Stellung in der Überwachung der inländischen Saatgutproduktion ein. Pflanzgut wird von der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW bearbeitet und in diesem Artikel nicht berücksichtigt. Ziel dieses Artikels ist es, die Entwicklung und die Qualität der inländischen Saatgutproduktion in den letzten fünf Kampagnen (2005–2010) darzustellen.
Zusammenfassung
Die Saatgutzertifizierung in der Schweiz ( 2005–2010) | Pflanzenbau
Material und Methode Beurteilung von Pflanzenbeständen, die der Saatgutproduktion dienen In der Saatgutproduktion involvierte Akteure (Tab. 1) müssen gemäss der Saat- und Pflanzgutverordnung zugelassen sein und über administrative, fachliche und technische Kenntnisse verfügen. Darum wird das spezifische Wissen der Produzenten, der Feldbesichtiger sowie der Probenehmer regelmässig in Ausbildungskursen geschult. Die VO schliessen mit ihren Produzenten einen Vermehrungsvertrag ab. Die Vermehrungen werden mit den geforderten Angaben (z.B. Sorte, Ausgangsposten, Vorfrüchte) in einer zentralen Datenbank erfasst. Pflanzenbestände, die der Saatgutproduktion dienen sollen, werden von Feldbesichtungsexpertinnen und -experten besichtigt und müssen die Mindestanforderungen der Verordnung erfüllen. Vorbasis- und Basissaatgutbestände werden von Mitarbeitenden der Forschungsanstalten besichtigt. Bestände zur Produktion von Vermehrungssaatgut (VS) werden hingegen von zugelassenen Expertinnen und Experten besichtigt. Beim VS wird zwischen erster und zweiter Stufe unterschieden. Nur die erste
In der Schweiz wurden von 2005 bis 2010 durchschnittlich über 50 000 Tonnen Saatgut und Pflanzgut pro Jahr produziert. Die Saatgutzertifizierung und das Saatgutprüf labor der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART tragen dazu bei, dass das in der Schweiz produzierte Saatgut qualitativ einwandfrei ist und die sortenspezifischen Eigenschaften über die Vermehrungsschritte bis hin zum Saatguteinsatz erhalten bleiben. Im Durchschnitt der Kampagnen 2005 bis 2010 wurden 7620 Hektaren für die Saatgutproduktion (ohne Pflanzkartoffeln) feldanerkannt. Professionalität und Zuverlässigkeit der Produzenten widerspiegeln sich in der hohen Feldanerkennungsrate von 95 % bei Getreide. Die Analysen des Saatgutprüflabors zeigen, dass die Qualität des Erntegutes ebenfalls hoch ist – insbesondere beim Getreide mit einer Anerkennungsquote von 95,6 %. Eine auf Fachkompetenz und Eigenverantwortung basierende Zusammenarbeit aller Akteure sowie transparente und effiziente Prozesse bilden die Voraussetzung, dass die Saatguterneuerungsrate hoch bleibt. So bleibt die inländische Saatgutproduktion auch in Zukunft hochwertig.
Stufe darf noch einmal vermehrt werden, die zweite Stufe muss als zertifiziertes Saatgut in den Handel gelangen. Bei der Feldbesichtigung wird aufgrund sortenspezifischer morphologischer Merkmale geprüft, ob es sich um die angemeldete Sorte handelt. Als Kriterien werden zum Beispiel bei Weizen die Schulterform, -breite und die Zahnlänge der Hüllspelzen begutachtet. Diese Kriterien wurden in der DHS-Registerprüfung (Unterscheidbarkeit, Homogenität, Stabilität) anhand der UPOVRichtlinien (Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzüchtungen, geistiges Eigentum) beschrieben. Diese Prüfung wird ausschliesslich im Ausland durchgeführt. Weiter wird bei der Feldbesichtigung die Bestandesentwicklung beurteilt. Für eine Bestnote muss der
Tab. 1 | Anzahl Vermehrungsorganisationen (VO) und Reinigungsstellen (RS) sowie Anzahl Saatgutproduzenten (PR), Feldbesichtiger (FB) und Probenehmer (PN) in der Schweiz (gemäss CertiPRO, Stand April 2011).
Anzahl
VO
RS
PR
FB
PN
11
25
1064
91
40
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Pflanzenbau | Die Saatgutzertifizierung in der Schweiz ( 2005–2010)
Tab. 2 | Prüfmethodik der ISTA (ISTA) verglichen mit derjenigen im Rahmen der Saatgutzertifizierung (Zert) bei nackten (N) (Weizen, Roggen, Triticale) und bespelzten (B) (Gerste, Hafer, Dinkel) Getreidearten. Untersuchungsgewicht für
ISTA Zert
Keimfähigkeitsmethode
technische Reinheit
Besatz mit fremden Samen
Anzahl geprüfter Samen
Vorkühlung
Prüfdauer (20°C)
Laborbeizung
120 g
1000 g
400 (4 × 100)
empfohlen
8d
nein
Untersuchungen werden an einem Muster (500 g) durchgeführt
200 (2 × 100)
10°C, 5d
3d
N: ja B: nein
Bestand ausgeglichen und unkrautfrei sein, darf nicht lagern und nur einen geringen Schädlings- und Krankheitsbefall aufweisen. Zudem ermittelt der Experte das Auftreten von vom Sortentyp abweichenden Pflanzen und das Auftreten anderer Pflanzenarten und Krankheiten pro Flächeneinheit. Die Parzelle muss zudem genügend isoliert sein, um Fremdbefruchtung und Verunreinigung durch Nachbarparzellen zu verhindern. Diese Parameter werden auf einem Feldbesichtigungsrapport festgehalten und der Experte entscheidet, ob das Feld die Mindestanforderungen der Verordnung erfüllt und somit zur Saatgutproduktion anerkannt ist. Die Feldanerkennung ist die Grundlage für die Auszahlung von Flächenbeiträgen für die Vermehrung von Futterpflanzen und Mais. Bei den übrigen Kulturen werden keine Bundesbeiträge für die Saatgutproduktion ausgeschüttet. Beurteilung von Saatgutqualität Eine Stichprobe des Erntegutes von im Feld anerkannten Beständen muss vom Saatgutprüflabor (SPL) von ART auf seine Qualität überprüft werden. Diese Untersuchungen werden gemäss den Vorschriften der internationalen Vereinigung für Saatgutprüfung (ISTA) vorgenommen. Abweichungen in der Untersuchungsmethodik wurden für Getreide im Einvernehmen mit der vorgesetzten Stelle (BLW) und den Kunden festgelegt und beschränken sich auf die in der Tabelle 2 gelisteten Punkte. Bei Poaceae (Gräsern) ist die Vermehrungseinheit eine nackte oder bespelzte Karyopse. Der Einfachheit halber wird in diesem Artikel für Karyopsen ebenfalls den Begriff «Samen» verwendet. Die maximalen Postengewichte, die Minimalgewichte für die Einsendeprobe und Untersuchungen sind in der Verordnung definiert. Nach der Registrierung der Einsendeprobe durch die Anerkennungsstelle von ART (AKST) wird der Probeninhalt im SPL mit dem Riffelpro-
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benteiler homogenisiert. Mit dem Riffelprobenteiler werden anschliessend auch die Untersuchungsproben gezogen. Die Beurteilung der reinen Samen zur Bestimmung der technischen Reinheit und des Fremdbesatzes wird gemäss der Kriterien der ISTA-Vorschriften (ISTA 2011) und des ISTA-Handbuches «Definition reiner Samen» (ISTA 2010) vorgenommen. Bei Weizen, Triticale und Roggen gelten ganze Samen (also Karyopsen) sowie Samenstücke, die grösser als die Hälfte der ursprünglichen Grösse sind, als reine Samen (ISTA 2011). Wird ein Samen einer anderen Pflanzenart in der Stichprobe gefunden, wird dieser nur als Fremdbesatz erfasst, wenn er der Definition eines reinen Samens seiner Gattung entspricht. Ist dies nicht der Fall, wird er zur Fraktion der unschädlichen Verunreinigung gerechnet. Für die Keimfähigkeitsprüfung werden reine Samen verwendet und unter kontrollierten, optimalen Bedingungen (Wasser, Temperatur, Licht) geprüft. Stichproben von unbespelzten Getreidearten, die nicht aus einer Bioproduktion stammen, werden nach einer Laborbeizung für die Keimfähigkeitsprüfung angesetzt. Biologisch produziertes Saatgut wird bei ungenügender Keimfähigkeit oder auf Kundenwunsch nach einer Beizung mit Cerall (Bakterien-Präparat Pseudomonas chlorophoris) geprüft. Nach einer fünftägigen Vorkühlung bei 10 °C und einer dreitägigen Periode bei 20 °C werden die Keimlinge und die ungekeimten Samen gemäss den Kriterien der ISTAVorschriften (ISTA 2011) und des ISTA-Handbuches für die Keimlingsbeurteilung (ISTA 2009) beurteilt. Keimlinge werden in normale beziehungsweise anomal entwickelte Keimlinge und ungekeimte Samen in tote, harte oder frische Samen eingeteilt. Im Gegensatz zu den anomal entwickelten Keimlingen haben die normal entwickelten das Potential, sich unter Feldbedingungen zu einer triebkräftigen Pflanze zu entwickeln. Bei normalen Keimlingen sind die Organe einwandfrei und pro-
Die Saatgutzertifizierung in der Schweiz ( 2005–2010) | Pflanzenbau
portioniert zueinander oder nur minim mangelhaft ausgebildet. Bei verzögertem Wachstum kann die Versuchsdauer um die Hälfte der vorgeschriebenen Prüfdauer verlängert werden. Grundsätzlich werden Keimlinge, die zurückgeblieben sind und keinen Mangel aufweisen, als normal beurteilt (ISTA 2011). Als frische Samen werden solche bezeichnet, die gequollen sind, aber kein Anzeichen eines Keimlingswachstums aufweisen. Frische Samen sind in der Keimruhe. Beträgt der Anteil an frischen Samen mehr als 5 %, so werden diese auf ihre Lebensfähigkeit mittels des Tetrazoliumtests geprüft. Sind sie lebensfähig, werden sie als frische und sonst als tote Samen beurteilt. Harte Samen haben unter den angewendeten Bedingungen kein Wasser aufgenommen. Diese Kategorie wird insbesondere bei Leguminosenarten beobachtet. Ein maximaler Anteil an harten Samen ist in der Verordnung festgelegt und kann zu den normalen Keimlingen addiert werden (z. B. 20 % bei Rotklee). Datenbasis und Datenbank Die Saatgutproduktionsflächen werden den Datenbanken Info-EM und CertiPRO entnommen, die für die Abwicklung der Saatgutzertifizierung genutzt werden. Probenspezifische Qualitätsergebnisse sind dem Laborinformationsmanagementsystem (LIMS) entnommen. Das LIMS beruht auf der Standardsoftware LISA (Triestram und Partner, T&P) und dient der administrativen Abwicklung von der Probenerfassung bis zur Erstellung des Anerkennungsberichts. ART hat die Software auf die Bedürfnisse des Saatgutprüflabors (SPL) angepasst und entsprechend weiterentwickelt. CertiPRO ist ein internetbasiertes Zusatzmodul innerhalb von LISA, das unter der Projektleitung von swisssem in Zusammenarbeit mit
Anerkannte Saatgutfläche (ha)
7500
7000 Getreide Mais Rotklee Gräserarten Proteinpflanzen
6500 300 200 100
06 05/
07 06/
08 07/
09 08/
10 09/
Abb. 1 | Anerkannte Saatgutproduktionsflächen von der Kampagne 05/06 bis 09/10 von Getreide, Mais, Rotklee, Gräserarten und Proteinpflanzen.
Agroscope und T&P entwickelt wurde. CertiPRO kam in der letzten Kampagne erstmals zum Einsatz und löst die Vorgängerdatenbank Info-EM ab. Ausser Mais sind alle Kulturarten, von denen Saatgut in der Schweiz zertifiziert wird, seit 2010 im System CertiPRO abgebildet. Die Produktion wird von der Anmeldung bis zur Anerkennung über CertiPRO abgewickelt. Die administrativen Arbeiten sind auf VO und Anerkennungsstelle (AKST) von ART aufgeteilt, da die Produktion relevanten Daten von der VO erfasst und der AKST zur Verfügung gestellt werden. Für diesen Artikel wurden die letzten fünf Saatgutkampagnen analysiert. Eine Saatgutkampagne startet jeweils am ersten Juli und endet am dreissigsten Juni des folgenden Jahres. Die einzelnen Kampagnen werden mit 05/06, 06/07, 07/08, 08/09 und 09/10 bezeichnet. Die erste Zahl bezieht sich auf das Kalenderjahr des Kampagnen beginns, die zweite auf dasjenige des -endes. In der Regel werden die Saatgutposten in ihrem Produktionsjahr zur Qualitätsuntersuchung eingereicht.
Resultate und Diskussion Inländische Saatgutproduktionsfläche Die von den Feldbesichtigungsexpertinnen und -experten anerkannte Fläche liegt im Durchschnitt bei 7620 ha (Abb. 1), was zum Beispiel beim Saatgetreide 95 % der angemeldeten Fläche entspricht. Die hohe Feldanerkennungsrate zeigt, dass die Produzenten die Saatbettvorbereitung dieser Parzellen besonders sorgfältig und den notwendigen Aufwand für die Bestandesbereinigung betreiben. Eine hohe Feldanerkennungsrate ist wichtig, um die Produktionsplanung möglichst bedarfsgerecht zu organisieren. In der Kampagne 09/10 war die Saatgutproduktionsfläche verglichen mit 05/06 um 4,5 % zurückgegangen. Grund ist der Flächenrückgang um 6,3 % beim Getreide, das im Schnitt mit über 92 % den grössten Anteil an der Gesamtsaatgutproduktionsfläche verzeichnet. Verglichen mit der anerkannten Fläche von 99/00 (Daten nicht gezeigt) ging die Fläche von 09/10 beim Getreide um 19 % zurück. Der Bedarf an Getreidesaatgut konnte vorwiegend durch die inländische Produktion abgedeckt werden, da die Flächen des Getreide- und insbesondere des Futtergetreideanbaus ebenfalls rückläufig waren. Die Getreideanbaufläche nahm in den letzten fünf Anbaujahren um 9,5 % ab und diejenige von Futter getreide sogar um 24,7 % auf 46 650 ha. Infolge dessen reduzierte sich auch der Bedarf an Getreidesaatgut und widerspiegelt sich in der Abnahme der Saatgutproduk tionsfläche von Getreide. Diesem Trend wird mit dem neuen Direktzahlungssystem des Bundes entgegen
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Pflanzenbau | Die Saatgutzertifizierung in der Schweiz ( 2005–2010)
Tab. 3 | Anzahl Zertifizierungsproben gereinigter Saatgutposten in fünf Kampagnen Kampagne
05/06
06/07
07/08
08/09
09/10
Mittelwert
Anteil
[n]
[n]
[n]
[n]
[n]
[n]
[%]
Getreidearten Anzahl gereinigte Proben
2494
2608
2400
2531
2248
2456
Anzahl nicht anerkannte Proben insgesamt
99
159
147
91
49
109
4,4
wegen ungenügender Keimfähigkeit
56
103
97
45
23
65
2,6
wegen zu hohem Besatz mit anderen Getreidearten
37
53
45
41
23
40
1,6
wegen zu hohem Besatz mit anderen Arten als Getreide
6
3
5
5
3
4
0,2
Anzahl gereinigte Proben
59
47
32
51
42
46
Anzahl nicht anerkannte Posten
5
3
8
3
2
4
9,1
wegen ungenügender Keimfähigkeit
3
3
8
2
2
4
7,8
wegen zu hohem Besatz mit anderen Arten
2
0
0
1
0
1
1,3
97
99
107
93
87
97
Sojabohnen & Eiweisserbsen
Gräserarten Anzahl gereinigte Proben Anzahl nicht anerkannte Posten
15
20
11
7
3
11
11,6
wegen ungenügender Keimfähigkeit
11
20
8
4
2
9
9,3
wegen zu hohem Prozentsatz an fremden Samen
4
0
3
2
1
2
2,1
wegen zu niedriger technischer Reinheit
0
0
0
1
0
0
0,2
Anzahl gereinigte Proben
75
85
94
85
113
90
Anzahl nicht anerkannte Posten
16
18
28
28
19
22
24,1
wegen ungenügender Keimfähigkeit
10
6
12
5
14
9
10,4
wegen zu hohem Anteil an harten Samen
0
6
4
8
2
4
4,4
wegen zu hohem Prozentsatz an fremden Samen
3
1
5
4
1
3
3,1
wegen zu niedriger technischer Reinheit
3
5
7
11
2
6
6,2
0
0
0
3
5
2
Kleearten
Übrige Arten Anzahl gereinigte Proben
gewirkt, da es gezielt den Ackerbau stärken soll. Dies würde sich unter den aktuellen Rahmenbedingungen indirekt positiv auf die Saatgutproduktion auswirken. Erfreulicherweise konnten die Saatgutproduktionsflächen von Futterpflanzenarten von 05/06 bis 09/10 auf 385 ha (+29 %) ausgedehnt werden. Diese positive Entwicklung kann unter anderem durch die geänderten Rahmenbedingungen erklärt werden. Seit der Ernte 2009 wird die Produktion von Saatgut von Futterpflanzen mit tausend Franken pro Hektar durch den Bund gestützt. Somit wurde dieser Betriebszweig konkurrenzfähiger. Trotz der starken Ertragsschwankungen (v. a. beim Rotklee), die von den Produzenten eine erhöhte Risikobereitschaft fordert, bleibt dies eine interessante Nischenproduktion, die momentan 8 % des inländischen Bedarfs (beim Rotklee beinahe 100 %) abdeckt. Zusätzlich konnte das Spektrum der Arten, von denen in der Schweiz Saatgut produziert wird, auf 27 (Kampagne
316
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 312–319, 2011
09/10) erhöht werden. Seit kurzem wird – im sehr beschränkten Ausmass – zum Beispiel auch Saatgut von Phazelia, Bio-Raps, Knaulgras und Hornschotenklee produziert. Entwicklung der Anzahl von Zertifizierungsproben Die Anzahl Zertifizierungsproben gereinigter und ungereinigter Saatgutposten betrug im Durchschnitt über die letzten fünf Kampagnen 47 % des totalen Probenanfalls (6250) im ART-Saatgutprüflabor (SPL). Pro Kampagne wurden im Durchschnitt knapp 2700 gereinigte Zertifizierungsproben eingereicht (Tab. 3). Parallel zur Flächenentwicklung nahm die Probenanzahl der Futterpflanzen zu und jene der Getreidearten ab. Die geringste Anzahl an Zertifizierungsproben wurde in der Kampagne 09/10 registriert. Die letzte Verordnungsrevision (Juli 2010) wurde die Verpflichtung, überlagertes Saatgut einer Nachzertifizie-
Die Saatgutzertifizierung in der Schweiz ( 2005–2010) | Pflanzenbau
Qualität der Zertifizierungsproben Die Qualität des Saatgutes ist sehr hoch. 94,6 % der eingesandten Zertifizierungsproben erfüllten die Mindestanforderungen der Verordnung im Durchschnitt der letzten fünf Kampagnen. Die Anerkennungsrate variierte je nach Artengruppe von 96,6 % bei Getreide bis zu 75,9 % bei Kleearten (Tab. 3). Mit Pflegearbeiten in den Beständen und dank optimaler Aufarbeitungseinrichtungen und -prozessen können Anstrengungen gemacht werden, die direkt dazu beitragen, die Anforderungen an die «technische Reinheit» und «Besatz mit fremden
300 250 Anzahl Stichproben
rung zu unterziehen, aufgehoben und die maximalen Postengewichte bei Getreide von 25 auf 30 Tonnen angehoben. Letzteres wird eine weitere Abnahme der Probenzahl bewirken. Dies zeichnete sich in der Kampagne 10/11 ab. Ein Viertel aller Getreideproben stammten aus Posten mit einem Gewicht über 25 Tonnen. Die VO scheinen diesen erhöhten Spielraum rege zu nutzen, um ihre Produktion zu optimieren. Die Auswirkung der Streichung der Nachzertifizierung kann noch nicht abgeschätzt werden. Denn die Qualität von überlagertem Saatgut soll weiterhin geprüft werden, dafür machte sich die Koordinationsgruppe von swisssem stark (mündliche Mitteilung Andreas Rüegger, Geschäftsführer swisssem). swisssem wird mit ART eine für alle Beteiligten gewinnbringende Qualitätssicherung des überlagerten Saatguts ausarbeiten und dieses ihren Kundinnen und Kunden anbieten. Im Vergleich zur Kampagne 05/06 wurden 09/10 60 % weniger Proben von ungereinigten Posten eingereicht (Daten nicht gezeigt). Ungereinigte Zertifizierungsproben erlaubten den Kunden eine Qualitätseinschätzung vor der Aufbereitung. Nach der Aufbereitung muss der Posten erneut beprobt und zur definitiven Anerkennung eingesendet werden. Aus ökonomischen Überlegungen ist es für die VO sinnvoll, diesen Probentyp nur für Risiko belastete Posten zu verwenden. In der hier berichteten Periode nahm die Anzahl Zertifizierungsproben von Klee- und Gräserarten um 16 % zu und erreichte mit 200 Proben in der Kampagne 09/10 ihren Höchststand. Wegen kleineren Produktionseinheiten und den Ertragsschwankungen dieser Arten werden die Einzelposten zu Mischposten vermengt, um die maximalen Postengewichte eher auszuschöpfen. Daher nahm die Anzahl Proben nicht im gleichen Ausmass zu wie die Saatgutproduktionsflächen. Den Rückgang an Getreideproben kann somit bei weitem nicht auffangen werden. Die Qualitätsuntersuchungen von Gras- und Kleesamenproben verlangen vertiefte Fachkenntnisse seitens der Saatgutprüfenden und sind wesentlich zeitintensiver in der Bearbeitung. Für eine Rotkleeprobe wird das dreifache an Zeitaufwand einer Getreideprobe benötigt.
200
ohne Blackenbesatz mit Blackenbesatz unterhalb der VESKOF-Norm mit Blackenbesatz höher als die VESKOF-Norm
150 100 50 0
Gräserarten
Kleearten
Abb. 2 | Vorkommen von Samen von grossblättrigen Blackenarten im Gebrauchssaatgut von im Inland produziertem Gräser- und Kleearten.
Arten» zu erfüllen. Im Durchschnitt wurden 40 Getreideposten wegen zu hohem Besatz mit anderen Getreidearten nicht anerkannt. Der Grund dafür ist wahrscheinlich die Vorfrucht. Folgt nach einer Weizenvermehrung eine Gersten- oder eine Triticaleproduktion, werden häufig Weizenähren in den Folgebeständen beobachtet, da die Stoppelbearbeitung nicht immer genügend wirksam ist. Das Keimpotenzial dieses Getreidefremdbesatzes ist mit 75 % beträchtlich. Dies zeigte ein Tastversuch des SPL (Daten nicht gezeigt). In der letzten Kampagne wurde der Fremdbesatz (n = 57) an Getreidesamen, der in den eingesandten Mustern gefunden wurde, zusätzlich auf dessen Keimfähigkeit geprüft. Nur ein Viertel der Samen keimte nicht. Weizensamen, die in Gerste- oder Triticaleproben gefunden wurden, keimten gut. Da die Anzahl geprüfter Samen (n = 57) sehr gering war, wird diese Fragestellung in der neuen Kampagne in erweiterter Form weiterverfolgt. Bei der inländischen Saatgutproduktion von Gräser- und Kleearten hat swisssem mit ART vereinbart, dass für den Besatz mit Blacken-, Seide- und Flughafersamen strengere Qualitätsanforderungen angewandt werden sollen, als dies die Verordnung vorsieht. Es werden die von Swiss-Seed vorgeschriebenen Untersuchungsgewichte und Normen (VESKOF-Normen) angewandt. Daher passte die Arbeitsgruppe «Feldsamen» von swisssem auch die Normen für die Feldbesichtigung an. Dank dieser Verschärfung wurden beim Gebrauchssaatgut von Gras- und Kleearten weder Seide- noch Flughafersamen festgestellt. Auch Blackensamen sind dank den strengen Feldbesichtigungsnormen nur in wenigen Stichproben festgestellt worden. 98,9 % der Gras- und 83,3 % der Kleeproben waren frei von Blackensamen (Abb. 2). Keine Gras- und nur 4,4 % der Klee-Zertifizierungsproben verletzten bezüglich des Blackenbesatzes die VESKOF-Norm.
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 312–319, 2011
317
Pflanzenbau | Die Saatgutzertifizierung in der Schweiz ( 2005–2010)
Um den Blackenbesatz im Griff zu halten, lohnt es sich vor der Ernte deren Samenständer zu säubern. Bei allen Kulturarten war eine ungenügende Keimfähigkeit der häufigste Grund für eine Aberkennung und zeigt zudem ausgeprägte Jahreseffekte. Witterungs- oder erntebedingt kann der Anteil an normal entwickelten Keimlingen wegen Pilzbefall oder Auswuchs beziehungsweise mechanischen Kornbeschädigungen einbrechen. Bei den Getreidearten war eine ungenügende Keimfähigkeit im Durchschnitt in 59 % der Fälle der Grund für eine Aberkennung, wobei die Jahreseffekte mit einem Maximalwert von 66 % (07/08) und einem Minimalwert von 47 % (09/10) prägnant sind. Massive Schwierigkeiten zeigten sich in der Kampagne 09/10 bei der Keimfähigkeit von Rotklee. Bei den Saatgutposten mit einer zu geringen Keimfähigkeit wurde ein sehr hoher Anteil an anomalen Keimlingen festgestellt. Die Anomalität beruhte vorwiegend auf gebrochenen Hypokotylen und zum Teil fehlenden Hauptwurzeln. Grund dafür könnten mechanische Beschädigungen sein. Solche Beschädigungen sind nur in seltenen Fällen am Samen visuell erkennbar (Hill et al. 1998). Die Ursache des Problems zu eruieren, ist schwierig. In Zusammenarbeit mit swisssem und den betroffenen VO untersucht ART die Saatgutqualität von Stichproben, die auf dem Feld, nach Drusch und Reinigung genommen wurden. Diese detaillierten Analysen sollten dazu beitragen, zu erkennen, wann die mechanische Einwirkung stattgefunden hat. Biologisch produziertes Getreidesaatgut Im Durchschnitt beträgt der Anteil der Bio-Saatgutproduktionsfläche 5 % der Gesamtfläche. Seit 1995 prüft das SPL in Zusammenarbeit mit der ART-Forschungsgruppe «Ökologischer Pflanzenschutz» Bioproben auch hinsichtlich des Gesundheitszustandes. Auf Grund des Befalls mit den relevanten samenbürtigen Krankheiten wird dem Kunden zusätzlich zum Anerkennungsentscheid mitgeteilt, ob eine unbehandelte Aussaat empfohlen werden kann. Seit 2008 bietet ART seinen Kunden die Möglichkeit an, die Keimfähigkeit der Bio-Proben mit Cerall behandelter Samen prüfen zu lassen. Cerall (Wirkstoff: Bakterium Pseudomonas chlororaphis) ist eine für den Biolandbau zugelassene Saatgutbehandlung, die eine Wirkung gegen Stinkbrand und eine Teilwirkung gegen Schneeschimmel aufweist.
318
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 312–319, 2011
Schlussfolgerungen Die Saatgutzertifizierung und das Saatgutprüflabor tragen dazu bei, dass das in der Schweiz produzierte Saatgut qualitativ einwandfrei ist und dass der spezifische Mehrwert der Sorten über die Vermehrungsschritte bis zum Einsatz des Saatgutes erhalten bleibt. Die Tatsache, dass die Anerkennungsstelle und das Saatgutprüflabor an der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART eine organisatorische Einheit bilden, fördert die Nutzung von Synergien und ist auch für die Kundschaft von Vorteil. Ein unabhängiges SPL mit hohem Probenumsatz mit einem breiten Artenspektrum ist notwendig. Nur so kann das spezifische Fachwissen erhalten und der inländischen Saatgutproduktion, dem Samenhandel sowie den Züchtungsprogrammen und der Sortenprüfung von Agroscope zur Verfügung gestellt werden. Das SPL kann so auch dazu beitragen, ob und in welchem Ausmass unerwünschte Pflanzen (z.B. Ambrosia, Samtpappel) über das im Inland gehandelte Saatgut verbreitet wird. Qualitätskontrollen zeigen, dass das aktuelle Zertifizierungssystem effizient und qualitativ einwandfrei arbeitet. Diese Vorteile werden unter anderem mit einem attraktiven Marketing (Z-Saatgut) durch swisssem an der Basis vertreten. Diese Aspekte und die pragmatische Zusammenarbeit aller Akteure tragen dazu bei, dass die Saatgut-Erneuerungsrate in der Schweiz mit über 90 % sehr hoch ist. n
La certificazione delle sementi in Svizzera (2005 – 2010) Dal 2005 al 2010, in Svizzera sono state prodotte, in media, più di 50 000 tonnellate di sementi e tuberi-seme all'anno. La certificazione delle sementi e il laboratorio d'analisi per le sementi della Stazione di ricerca Agroscope Reckenholz-Tänikon ART fanno in modo che la produzione indigena sia di qualità ineccepibile e che le peculiarità specifiche delle diverse varietà restino intatte dalla fase di moltiplicazione fino al loro impiego. Durante le campagne dal 2005 al 2010 sono stati riconosciuti, in media, 7620 ettari di terreno per la produzione di sementi (tuberi-seme esclusi). Per i cereali, la professionalità e l'affidabilità dei produttori è dimostrata dall'elevata quota di riconoscimento dei terreni campi annunciati, che è del 95 per cento. Dalle verifiche del laboratorio di analisi delle sementi emerge che anche la qualità del raccolto è elevata, in particolare per i cereali, la cui percentuale di riconoscimento è del 95,6 per cento. Una collaborazione basata su competenze specialistiche e senso di responsabilità di tutti i partecipanti, nonché processi trasparenti ed efficienti costituiscono un presupposto per tenere alta la quota d’aggiornamento delle sementi. In questo modo la produzione di sementi indigena manterrà la propria qualità anche in futuro.
Summary
Riassunto
Die Saatgutzertifizierung in der Schweiz ( 2005–2010) | Pflanzenbau
Seed certification in Switzerland (2005 – 2010) An annual average of over 50,000 tons of seed and propagation material was produced in Switzerland between 2005 and 2010. Seed certification and the seed testing laboratory at Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Research Station help ensure that the quality of the seed produced in Switzerland is flawless and that variety-specific characteristics are retained throughout the propagation stages until seed usage. During the crop seasons of 2005 to 2010, an average of 7620 hectares were successfully tested for seed production (excluding seed potatoes). The high success rate of 95 % for cereals reflects the professionalism and reliability of producers. Seed testing laboratory analysis shows that crop quality is also excellent – particularly for cereals, with an acceptance rate of 95,6 %. A continuing high seed replacement rate is contingent upon all players collaborating on the basis of technical expertise and individual responsibility, and upon transparent and efficient processes. Thus the future domestic seed production will also remain of high quality. Key words: seed certification, field inspection, seed testing, quality insurance.
Literatur ▪▪ Saat- und Pflanzgutverordnung (SR 916.151.1) des Eidgenössischen Volkwirtschaftdepartements (EVD). Zugang: http://www.admin.ch/ch/d/sr/9/916.151.1.de.pdf. [1. Juli 2010]. ▪▪ ISTA‚ 2011. International Rules for Seed Testing, Edition 2011. Veröffentlicht durch The International Seed Testing Association (ISTA), CH-8303 Bassersdorf ▪▪ ISTA‚ 2010. ISTA Handbook on Pure Seed Definitions, 3rd Edition. Veröffentlicht durch The International Seed Testing Association (ISTA), CH-8303 Bassersdorf ▪▪ ISTA‚ 2009. ISTA Handbook on Seedling Evaluation, 3rd Edition. Veröffentlicht durch The International Seed Testing Association (ISTA), CH-8303 Bassersdorf ▪▪ Hill M.J., Hampton J.G. & Hill K.A., 1998. Seed Quality of Grasses and L egumes. In: Forage Seed Production (Ed. D.T. Fairey & J.G. Hampton). CAB INTERNATIONAL, Oxon, UK, 219–242.
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 312–319, 2011
319
P f l a n z e n b a u
Die Versicherer im Test: Ergebnisse der Sortenversuche mit Rotschwingel und Kammgras Daniel Suter1, Rainer Frick 2 und Hans-Ulrich Hirschi1 1 Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich 2 Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon 1 Auskünfte: Daniel Suter, E-Mail: daniel.suter@art.admin.ch, Tel.+41 44 377 72 79
Abb. 1 | Rotschwingel (links) und Kammgras (rechts). Zeichnungen aus dem Handbuch «Wiesengräser» von Walter Dietl et al ., Landw. Lehrmittelzentrale, Zollikofen, 1998. (Zeichnungen: Manuel Jorquera, Zürich. Alle Rechte vorbehalten. Copyright: AGFF, Z ürich. Mit freundlicher Genehmigung der AGFF).
Einleitung Rotschwingel Wo in Wiesen und Weiden das Englische Raigras aufgrund der Umweltbedingungen kaum mehr vorkommt (zu trockene Gebiete oder rauhe Lagen), ist
320
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 320–327, 2011
der Rotschwingel (Abb. 1) ein wichtiges rasenbildendes Gras. Das formenreiche Aggregat des Rotschwingels (Festuca rubra aggr.) beinhaltet eine grosse Zahl von Unterarten. Im Futterbau sind zwei Formgruppen wichtig: Der Berg- oder Horst-Rotschwingel (F. nigrescens Lam.), der dichte Horste bildet und wie der
Die Versicherer im Test: Ergebnisse der Sortenversuche mit Rotschwingel und Kammgras | Pflanzenbau
Kammgras Das Kammgras (Cynosurus cristatus L.; Abb. 1) findet man in Wiesen und vor allem in Weiden feucht-kühler Lagen. Mit zunehmender Höhenlage übernimmt es die Funktion, die im Mittelland dem Englischen Raigras (Lolium perenne L.) zufällt. Das Kammgras erreicht aber nicht das Ertragsniveau des Englischen Raigrases. Da es auch nicht sehr hoch aufwächst, ist der Einsatzbereich für das Kammgras auf Weiden begrenzt. So wird es in
Zusammenfassung
Name sagt, eher in höheren Lagen anzutreffen ist. Und der eigentliche Rotschwingel (F. rubra L. s.str.) mit seinen meist unterirdischen Ausläufern, der auch als Ausläuferrotschwingel bezeichnet wird. Für den Kunstfutterbau ist vor allem der Ausläuferrotschwingel interessant, da er mit seinem Berasungsvermögen in der Lage ist, Lücken im Bestand zu schliessen. In Mischungen erfüllt er somit die Funktion einer «Versicherung», um bei Ausfall eines Mischungspartners den Bestand schliessen zu können (Abb. 2) und wenigstens noch etwas Futterertrag zu gewährleisten (Suter et al. 2008). Bei Zuchtsorten wünscht man sich deshalb ein gutes Berasungsvermögen und eine hohe Konkurrenzkraft. Im Allgemeinen gedeiht der Rotschwingel am besten in mässig mageren bis mässig nährstoffreichen Wiesen und Weiden unter wenig- bis mittelintensiver Bewirtschaftung. Durch einen nicht zu tiefen Schnitt kann dieses Gras gefördert werden und sich auch unter einem intensiveren Nutzungsregime halten. Der Rotschwingel stellt geringe Ansprüche an Wärme und Feuchtigkeit.
Von 2008 bis 2010 prüften die Forschungsanstalten Agroscope Reckenholz-Tänikon ART und Agroscope Changins-Wädenswil ACW Neuzüchtungen und empfohlene Sorten von Rotschwingel und Kammgras hinsichtlich ihrer Anbaueignung. Die Beurteilung der Sorten beruhte auf systematischen Erhebungen von Ertrag, Güte des Bestandes, Jugendentwicklung, Konkurrenzkraft, Ausdauer, Toleranz gegenüber Wintereinflüssen, Resistenz gegen Blattkrankheiten sowie der Anbaueignung für höhere Lagen. Beim Kammgras wurde zudem die verdauliche organische Substanz bestimmt. Bei beiden Arten konnten die Neuzüchtungen keine für eine Empfehlung genügenden Ergebnisse erzielen. Dennoch könnten besondere Eigenschaften der Neuzüchtung von Rotschwingel FR 0315 in bestimmten Fällen einen Mehrnutzen bringen und somit eine Empfehlung rechtfertigen. Leider erfüllt FR 0315 noch nicht alle rechtlichen Voraus setzungen für ein Inverkehrbringen in der Schweiz. Dieser Umstand verhindert eine Empfehlung zum jetzigen Zeitpunkt. Die bereits empfohlenen Sorten beider Arten werden weiterhin auf der «Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen» belassen.
Abb. 2 | Rotschwingel im Versuch in Oensingen: Der Rotschwingel bildet sehr dichte Bestände. Im Vordergrund die Sorten Pran-Solas (links) und Bargaret (rechts). (Foto: ART)
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Pflanzenbau | Die Versicherer im Test: Ergebnisse der Sortenversuche mit Rotschwingel und Kammgras
Tab. 1 | Orte und Daten der im Jahre 2010 abgeschlossenen Sortenversuche mit Rotschwingel und Kammgras Rotschwingel Anzahl Wiederholungen Ort, Kanton
Höhe Saatdatum (m ü. M.)
Reinsaat1)
Mischungen2)
2009
2010
Anzahl Wiederholungen Reinsaat 3)
Mischungen4)
Ertragserhebungen 2009
2010
Changins, VD
430
07/05/2008
3
–
5
4
3
–
1
3
Reckenholz, ZH
440
08/05/2008
4
3
4
4
–
–
–
–
Reckenholz, ZH
440
15/04/2009 (erneute Saat)
–
–
–
–
4
3
–
4
Oensingen, SO
460
09/05/2008
4
3
4
4
4
3
4
3
Ellighausen, TG
520
14/05/2008
4
3
4
4
4
3
4
4
Goumoens, VD
630
14/05/2008
3
3
5
4
–
–
–
–
La Frêtaz, VD
1200
01/07/2008
4
–
–
–
4
2
–
–
Maran, GR
1850
06/06/2009
2
–
–
1
2
–
–
1
1)
Reinsaaten: 240 g/100 m² Sorte «Echo» als Standard für die Saatmenge Mischungen: 180 g/100 m² Sorte «Echo» als Standard für die Saatmenge + 10 g/100 m² Rotklee «Mont Calme» + 25 g/100 m² Weissklee, grossblättrig «Seminole» + 15 g/100 m² Weissklee, kleinblättrig «Sonja»
3)
2)
4)
Weidemischungen als Begleitart eingesetzt, damit der Bestand besser gegen Umwelteinflüsse abgesichert ist (Suter et al. 2008). Besonders wichtig ist diese Versicherungsfunktion in höheren Lagen. Verglichen mit dem Englischen Raigras entwickelt sich das Kammgras nach der Saat langsamer. Das Kammgras bildet kleine Horste, oft mit kurzen unterirdischen Ausläufern. Für die Erhaltung der Art im Bestand genügen diese Ausläufer in der Regel nicht. Deshalb ist es wichtig, dass die Pflanzen gelegentlich versamen können, obwohl die rauhen ährentragenden Halme vom Vieh verschmäht werden. Die Blätter haben hingegen einen guten Futterwert und werden gern gefressen. Oft fällt es dem Betrachter schwer, das Kammgras vom Englischen Raigras zu unterscheiden, da die Blätter dieser beiden Arten einander auf den ersten Blick stark ähneln. Das Kammgras ist anspruchslos, weist jedoch eine geringe Trockenheitsresistenz auf. Mit Ausnahme starker Kahlfröste erträgt das Kammgras Wintereinflüsse gut.
Für die Erfassung der meisten agronomischen Eigenschaften, welche die Grundlage der Beurteilung der Sorten bilden, wurden Reinbestände angelegt. Zusätzlich dienten Gemenge der jeweiligen Sorte mit Rot- und Weissklee der Abschätzung der Konkurrenzkraft. Diese leitete sich vom Ertragsanteil der zu prüfenden Sorte in diesen Gemengen ab. Die Angaben über die geographische Lage der Versuche und die Saat sind in Tabelle 1 zusammengestellt. Zu jedem Aufwuchs erhielten die Reinbestände 40–50 kg Stickstoff pro Hektare in Form von Ammonsalpeter. Da in den Gemengen der Klee schon einen gewissen Anteil Stickstoff liefert, wurden diese jeweils nur mit 25–30 kg Stickstoff pro Hektare, gedüngt. Damit die beurteilten Eigenschaften der Sorten einfacher in eine Gesamtbewertung mit einbezogen werden konnten, wurden sämtliche Beobachtungen nach einer Notenskala mit neun Klassen beurteilt. Dabei war eine Eins die beste und eine Neun die schlechteste Note. Die Eigenschaften Güte, die sich aus dem allgemeinen Eindruck, der Bestandesdichte und dem Nachwuchsvermögen zusammensetzt, Jugendentwicklung des Bestandes, Befall mit Blattkrankheiten und Überwinterung wurden mehrmals beobachtet und nach obiger Notenskala eingeschätzt. Die Ausdauer entspricht den Gütenoten des letzten Aufwuchses im zweiten Hauptnutzungsjahr. Die Gütenoten an den Versuchsorten über 1000 m ü. M. bilden die Grundlage zur Bewertung der Anbaueignung für höhere Lagen (Abb. 3). Damit die Ertragsleistung mit in die Bewertung aufgenommen werden konnte, wurden die im Feld gemessenen
Material und Methoden Während dreier Jahre geprüft Die Forschungsanstalten Agroscope Reckenholz-Tänikon ART und Changins-Wädenswil ACW prüften von 2008 bis und mit 2010 insgesamt acht Sorten Rotschwingel und fünf Sorten Kammgras, davon je zwei Neuzüchtungen. Die sieben beziehungsweise sechs Versuchsorte des Rotschwingels und des Kammgrases waren von 430 m ü. M. bis auf 1850 m ü. M. verteilt, wobei die Mehrheit davon im Mittelland lag.
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Kammgras Ertragserhebungen
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 320–327, 2011
Reinsaaten: 200 g/100 m² Sorte «Cresta» als Standard für die Saatmenge Mischungen: 150 g/100 m² Sorte «Cresta» als Standard für die Saatmenge + 10 g/100 m² Rotklee «Mont Calme» + 25 g/100 m² Weissklee, grossblättrig Seminole» + 15 g/100 m² Weissklee, kleinblättrig «Sonja»
Die Versicherer im Test: Ergebnisse der Sortenversuche mit Rotschwingel und Kammgras | Pflanzenbau
Trockensubstanzerträge mit Hilfe statistischer Methoden in Noten umgerechnet: Der Mittlere Jahresertrag einer Sorte wird mit dem Mittel des Versuches verglichen. Weicht er um 1/3 der kleinsten gesicherten Differenz (KGD) auf dem 5-%-Signifikanzniveau von diesem Versuchsmittel ab, so wird bei einer positiven Differenz eine Note 4 und bei einer negativen Differenz eine Note 6 vergeben. Beträgt die Abweichung 2/3 des KGD (5 %) so resultiert eine Note 3 beziehungsweise 7. Für eine Abweichung mit einem ganzen KGD (5 %) folgt die Note 2 respektive 8. Eine Note 1 oder 9 ist dann erreicht, wenn eine Differenz von mindestens einem KGD auf dem 1-%-Niveau besteht. Zusätzlich wurden in den Reinbeständen des Kammgrases am Standort Oensingen während der ersten drei Aufwüchse des ersten Hauptnutzungsjahres Stichproben zur Bestimmung der verdaulichen organischen Substanz (VOS) gezogen. Die darauffolgenden Analysen im Labor wurden mittels Nahinfrarot-Reflexionsspektroskopie (Norris et al. 1976) durchgeführt und die Verdaulichkeit als Gramm verdauliche organische Substanz pro Kilogramm Trockensubstanz ausgedrückt. Die Pansensaft-
methode nach Tilley und Terry (1963) diente der Validierung der so ermittelten Werte. Für die anschliessende Verwendung mussten die Messwerte in Noten umgerechnet werden. Dabei kam dieselbe Methode wie für die Trockensubstanzerträge zur Anwendung. Die Note für die Konkurrenzkraft liess sich aus dem prozentualen Anteil der zu prüfenden Sorte am Gesamtertrag der Mischung nach folgender Formel berechnen: Note = 9 – 0,08 × Ertragsanteil % Die Gesamtbeurteilung einer Sorte ermöglicht ein aus allen erhobenen Merkmalen gemittelter Indexwert. Dabei erhalten beim Rotschwingel der Ertrag, die Güte, die Konkurrenzkraft, die Ausdauer und die Anbaueignung für höhere Lagen doppeltes Gewicht. Beim Kammgras werden zusätzlich die Überwinterung und die Verdaulichkeit doppelt gewichtet. Damit eine Sorte in die «Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen» (Suter et al. 2010) aufgenommen werden kann, muss ihr Indexwert den Mittelwert
Abb. 3 | Kammgras auf 1850 m ü. M. im ersten Aufwuchs. Im Vordergrund die Sorte Rožnovská. (Foto: ART)
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 320–327, 2011
323
Pflanzenbau | Die Versicherer im Test: Ergebnisse der Sortenversuche mit Rotschwingel und Kammgras
Tab. 2 | Geprüfte Sorten von Rotschwingel, Frühreife-Index und Kategorieeinteilung Sortenname
Antragsteller
Frühreife-Index1)
Kategorie2)
1
Echo
DLF-Trifolium, DK
51b
1
2
Roland 21
SZ Steinach, DE
51b
1
3
Reverent
SZ Steinach, DE
51b
1
4
Bargaret
Barenbrug, NL
52a
1
5
Tagera
Tagro, CZ
51a
1
6
Pran-Solas
Schweizer, CH
52a
1
7
FR 0315
DSP/ART, CH
51b
3
8
FRR 04206
EURO GRASS, DE
51b
3
Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten 1) Frühreife-Index: Die erste Ziffer bezeichnet den Monat, die zweite Ziffer die Dekade a bezeichnet die erste, b die zweite Hälfte der Dekade. Beispiel: 52a = 11. – 15. Mai. Die Frühreife wurde am Standort Changins erhoben.
Kategorieeinteilung der Sorten aufgrund der Ergebnisse aus den Versuchen: Kategorie 1: In der Schweiz in der «Liste der empfohlenen Sorten von Futterp flanzen» geführt. Kategorie 3: Zeichnet sich weder durch gute noch durch schlechte Eigenschaften aus.
2)
der mitgeprüften bisher empfohlenen Sorten (Standard) um mindestens 0,20 Indexpunkte unterschreiten (geringerer Wert = besser). Ebenso kann eine Sorte empfohlen werden, wenn sie besonders wertvolle Eigenschaften aufweist, auch wenn sie den für eine Empfehlung notwendigen Index nicht ganz erreicht. Eine bis anhin empfohlene Sorte dagegen verliert ihre Empfehlung und wird aus der Liste gestrichen, wenn ihr Indexwert denjenigen des Standards um mehr als 0,20 Punkte überschreitet (höherer Wert = schlechter). Weiter ist keine Empfehlung möglich, wenn in einem
wichtigen Einzelmerkmal der Standard um 1,50 Punkte oder mehr überschritten wird.
Resultate und Diskussion Rotschwingel: Schwierige Situation Sämtliche wiedergeprüften Sorten erreichten einen Index, der eine Empfehlung weiterhin ermöglicht (Tab. 2), obwohl im Vergleich zur letzten Prüfung (Suter et al. 2004) gewisse Verschiebungen in der Rangfolge stattgefunden haben.
Tab. 3 | Rotschwingel: Ergebnisse der Ertragserhebungen und Bonitierungen in den Jahren 2008 bis 2010
Sortenname
Ertrag1)*
Güte*
Jugendent Konkurrenzwicklung kraft*
Ausdauer*
Anbaueignung für Indexwert * Wintereinflüsse Blattkrankheiten höhere Lagen Resistenzen/Toleranzen:
1
Echo
3,8
3,4
3,6
4,3
3,6
4,7
2,4
4,5
3,83
2
Roland 21
5,0
3,5
4,1
3,9
4,2
4,4
2,4
3,5
3,94
3
Reverent
4,6
3,8
4,6
3,5
3,1
5,6
2,4
4,7
4,00
4
Bargaret
4,3
3,9
4,6
4,2
4,1
5,1
2,9
4,5
4,19
5
Tagera
5,4
3,9
4,3
3,5
4,5
5,5
2,2
4,3
4,27
6
Pran-Solas
Mittel (Standard)
5,7
4,0
3,6
3,8
4,5
5,4
2,4
4,1
4,28
4,8
3,8
4,1
3,9
4,0
5,1
2,5
4,2
4,08
7
FR 0315
5,0
3,7
3,2
3,2
4,0
5,3
3,0
4,0
3,94
8
FRR 04206
6,0
3,8
2,9
3,6
4,3
5,4
2,0
3,5
4,05
Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten Notenskala: 1 = sehr hoch bzw. gut; 9 = sehr niedrig bzw. schlecht 1) Ertragsnoten von 5 Versuchsstandorten mit 4 bis 5 Erhebungen 2009 und 6 Versuchsstandorten mit 1 bis 4 Erhebungen 2010 * Hauptmerkmal mit doppelter Gewichtung
324
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 320–327, 2011
Die Versicherer im Test: Ergebnisse der Sortenversuche mit Rotschwingel und Kammgras | Pflanzenbau
Tab. 4 | Geprüfte Sorten von Kammgras: Frühreife-Index und Kategorieeinteilung Sortenname
Antragsteller
Frühreife-Index1)
Kategorie2)
1
Rožnovská
Tagro, CZ
53a
1
2
Lena
HBLFA, AT
53b
1
3
Cresta
DSP/ART, CH
53a
1
4
CC 0405
DSP/ART, CH
53b
4
5
CC 0105
DSP/ART, CH
53b
4
1) Frühreife-Index: Die erste Ziffer bezeichnet den Monat, die zweite Ziffer die Dekade; a bezeichnet die erste, b die zweite Hälfte der Dekade. Beispiel: 53b = 26.-31. Mai. Die Frühreife wurde am Standort Changins erhoben.
Kategorieeinteilung der Sorten aufgrund der Ergebnisse aus den Versuchen: Kategorie 1: In der Schweiz in der «Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen» geführt. Kategorie 4: Eignet sich nicht für den Anbau in der Schweiz
2)
Allen voran schnitt die Sorte Echo wiederum sehr gut ab, vor allem wegen guter Noten in Ertrag, Güte und Ausdauer. Da Tagera und Pran-Solas genau in diesen wichtigen Eigenschaften Schwächen zeigten, konnten sie sich trotz sehr guter Werte für die Konkurrenzkraft erneut nur knapp halten. So erzielte Tagera lediglich eine Ertragsnote von 5,4. Bei Pran-Solas lag diese Note sogar bei 5,7 (Tab. 3). Eine sehr grosse Differenz, wenn man mit der Note 3,8 von Echo vergleicht. Für Güte und Ausdauer waren die Differenzen nicht so gross wie beim Ertrag. So erzielte Echo eine Gütenote von 3,4 und war in der Ausdauer mit 3,6 die zweitbeste Sorte. Von den Neuzüchtungen konnte FR 0315 mit einer 5,0 im Ertrag
den Standard nicht ganz erreichen, war aber bei der Güte und der Ausdauer durchaus auf dem Niveau des Standards. In der Konkurrenzkraft zeigte FR 0315 die beste Note der Versuchsserie und lag bei der Bewertung der Anbaueignung für höhere Lagen auf Platz zwei. Dies führte für FR 0315 zu dem insgesamt zweitbesten Gesamtindex der Versuchsserie, was aber dennoch nicht für eine Empfehlung reichte. Im Falle von FR 0315 ist es überlegenswert, ob diese Sorte nicht trotz gewisser Schwächen eine wertvolle Funktion erfüllen könnte: FR 0315 ist aus in der Schweiz gesammeltem Material hervorgegangen. Dies ist beim Rotschwingel als besonders erwünschte Eigenschaft zu werten. Der Einsatz
Tab. 5 | Kammgras: Ergebnisse der Ertragserhebungen und Bonitierungen in den Jahren 2008 bis 2010
Sortenname
Ertrag1)* Güte*
Jugendent- KonkurrenzAusdauer* wicklung kraft*
Resistenzen/Toleranzen:
VOS2)*
Anbaueignung für Indexwert höhere Lagen*
Wintereinflüsse* Blattkrankheiten 1
Rožnovská
1,8
3,5
5,4
5,1
4,3
4,5
3,3
5,0
4,0
4,06
2
Lena
4,5
3,6
4,7
5,5
4,1
4,2
3,8
5,7
3,0
4,34
3
Cresta
6,3
4,4
5,4
5,6
5,3
4,9
4,3
4,3
3,7
4,92
Mittel (Standard)
4,2
3,8
5,2
5,4
4,6
4,6
3,8
5,0
3,6
4,44
4
CC 0405
6,8
4,4
4,5
6,2
5,4
4,4
4,3
5,0
3,4
4,97
5
CC 0105
7,3
5,5
6,4
6,5
6,2
5,8
3,9
5,3
4,3
5,73
Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten Notenskala: 1 = sehr hoch bzw. gut; 9 = sehr niedrig bzw. schlecht 1) Ertragsnoten von 3 Versuchsstandorten 2009 und 5 Versuchsstandorten 2010 mit je 1 bis 4 Erhebungen 2) VOS = Verdauliche organische Substanz: Mittel von 3 Terminen im Jahre 2009, Standort Oensingen * Hauptmerkmal mit doppelter Gewichtung
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 320–327, 2011
325
Pflanzenbau | Die Versicherer im Test: Ergebnisse der Sortenversuche mit Rotschwingel und Kammgras
einer solchen Sorte wäre vor allem in Wiesen denkbar, die mit längerdauernden Gras-Weissklee-Mischungen angelegt werden, um später in Dauerbestände überführt werden zu können. Wegen des Schutzes der genetischen Ressourcen des vielfältigen Rotschwingels ist für diesen Zweck die Verwendung einheimischen Materials anstelle von Rotschwingelsorten mit unbekannter Herkunft zu begrüssen. Zum Zeitpunkt der Drucklegung fehlen jedoch noch die Voraussetzungen für die Aufnahme von FR 0315 in einen offiziellen Sortenkatalog. Sie kann deshalb trotz ihrer wertvollen Eigenschaft vorerst nicht empfohlen werden. Kammgras: Basis bleibt dünn Mit lediglich drei empfohlenen Sorten wurde beim Kammgras bis anhin gerade ein Minimum erreicht, damit eine Versorgung mit Saatgut von Zuchtsorten dieser Art sichergestellt werden kann (Tab. 4). Die zwei Sorten Rožnovská und Lena setzten sich in der Prüfung deutlich von der dritten empfohlenen Sorte Cresta ab. In Ertrag, Güte, Konkurrenzkraft und Ausdauer belegten Rožnovská und Lena die beiden ersten Plätze aller fünf geprüften Sorten (Tab. 5). Leider konnten die zwei Neuzüchtungen CC 0105 und CC 0405 nicht überzeugen. In fast sämtlichen Parametern, vor allem aber hinsichtlich Konkurrenzkraft und Ertrag, schnitten sie schlechter ab als der Standard und werden nicht empfohlen. Somit können sie auch nicht die Sorte Cresta ersetzen, die den für eine Weiterempfehlung notwendigen Gesamtindex nicht erreichte und mit einer Ertragsnote von 6,3 um mehr als 1,5 Punkte schlechter war als der Standard. Diese Sorte wurde ursprünglich in die empfehlende Liste aufgenommen, damit die Verfügbarkeit von Zuchtsorten von Kammgras gewährleistet werden kann. Aus demselben Grunde wird diese Sorte, trotz ihrer Schwächen, weiterhin auf der Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen belassen.
326
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 320–327, 2011
Schlussfolgerungen Die wenigen zur Prüfung angemeldeten Neuzüchtungen bei beiden Arten scheinen den Trend zu bestätigen, dass aufgrund hoher Kosten Zuchtprogramme von «kleinen Arten», also Arten mit geringer internationaler Saatgutnachfrage, aufgegeben oder zumindest eingeschränkt werden. Neben der spärlicheren Anzahl zur Verfügung stehender Neuzüchtungen dürfte sich das Niveau des Sortenspektrums dieser Arten zunehmend weniger rasch heben als bei landwirtschaftlich wichtigeren Arten. n
Risultati dei test varietali su festuca rossa e coda di cane Dal 2008 al 2010, le stazioni di ricerca Agroscope Reckenholz-Tänikon ART e Agroscope Changins-Wädenswil ACW hanno esaminato l'idoneità alla coltivazione di novità varietali e varietà raccomandate di festuca rossa e coda di cane. Per valutare le varietà sono state prese sistematicamente in considerazione le seguenti caratteristiche: resa, aspetto generale, precocità, forza di concorrenza, persistenza, idoneità allo svernamento, resistenza a malattie fogliari e idoneità alla coltivazione ad alta quota. Nel caso della coda di cane è stata determinata anche la digeribilità della sostanza organica. In entrambi i casi nessuna delle novità varietali ha ottenuto i risultati necessari per una raccomandazione. Ciononostante, la novità varietale di festuca rossa FR 0315 possiede particolari proprietà che, in determinati casi, potrebbero essere utilizzate in modo più vantaggioso, giustificando così una raccomandazione. Purtroppo FR 0315 non adempie ancora tutte le condizioni legali per l'immissione in commercio in Svizzera. Ciò impedisce una raccomandazione al momento. Le varietà già raccomandate saranno mantenute nella Lista delle varietà raccomandate di piante foraggiere.
Summary
Riassunto
Die Versicherer im Test: Ergebnisse der Sortenversuche mit Rotschwingel und Kammgras | Pflanzenbau
Results of red fescue and crested dogstail variety trials From 2008 to 2010, the Agroscope Reckenholz-Tänikon ART and Agroscope Changins-Wädenswil ACW research stations tested new breeds and recommended varieties of red fescue and crested dogstail. The evaluation of the varieties was based on systematic observations of yield, vigour, juvenile development, competitive ability, winter hardiness, resistance to leaf diseases and the ability for cultivation at higher altitudes. In addition, the digestible organic matter of crested dogstail was evaluated. No new breed attained results allowing for recommendation. Nevertheless, the particular characteristics of the new breed of red fescue FR 0315 may provide a benefit in certain cases and thus justify recommendation. Unfortunately, FR 0315 does not meet all legal requirements for trade yet and thus cannot be recommended at this time. All the varieties recommended so far are still recommended. Key words: Festuca rubra, Cynosurus cristatus, red fescue, crested dogstail, variety testing, yield, digestibility, persistence.
Literatur ▪▪ N orris K.H., Barnes R.F., Moore J.E. & Shenk J.S., 1976. Predicting forage quality by infrared reflectance spectroscopy. Journal of Animal Science 43, 889–897. ▪▪ Suter D., Briner H.U., Mosimann E. & Stévenin L. 2004. Sortenversuche mit Wiesenschwingel und Rotschwingel. Agrarforschung 11 (7), 274–279. ▪▪ Suter D., Hirschi H.U., Frick R. & Bertossa M., 2010. Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen 2010–2011. Agrarforschung Schweiz 1 (10), 1–16. ▪▪ Suter D., Rosenberg E., Frick R., & Mosimann E., 2008. Standardmischung für den Futterbau. Revision 2009 – 2012. Agrarforschung 15 (10), 1–12 ▪▪ Tilley J. & Terry R., 1963. A two stage technique for the in vitro digestion of forage crops. Journal of the British Grassland Society 18, 104–111.
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327
P f l a n z e n b a u
Aktionsforschung: Obstproduzenten suchen Lösungen Esther Bravin1, Mirjam Blunschi1, Markus Leumann2, Ueli Straub3, Timo Hirrle 4, Johannes Hanhart3, Richard Hollenstein5 und Bea Steinemann3 1 Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 8820 Wädenswil 2 Landwirtschaftsamt des Kantons Schaffhausen, Charlottenfels, 8212 Neuhausen am Rheinfall 3 Agridea, Eschikon 28, 8315 Lindau 4 Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee, Schuhmacherhof, 88213 Ravensburg, Deutschland 5 Kanton St. Gallen, Landwirtschaftliches Zentrum SG, 9230 Flawil Auskünfte: Esther Bravin, E-Mail: esther.bravin@acw.admin.ch, Tel. + 41 44 783 62 44
Besichtigung einer Apfelanlage in Süddeutschland. (Foto: Johannes Hanhart, AGRIDEA)
Einleitung 2009 startete im Rahmen des Interreg-IV-Programms das Projekt «Betriebsmanagement im Obstbau». Ziel des Projektes ist die Förderung von Betriebsmanagement fähigkeiten im Erwerbsobstanbau der Bodenseeregion. Im Projekt arbeiten acht Projektpartner aus den Kanto-
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Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 328–333, 2011
nen Thurgau, St. Gallen und Zürich und aus der süddeutschen Region Baden-Württemberg mit. Dabei sind sowohl Forschung (Agroscope Changins-Wädenswil ACW und Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee KOB), Beratung (Beratungszentrale AGRIDEA, Beratung Kanton Thurgau und St. Gallen) und private Treuhänder (Agrotreuhand Thurgau, Steuerbüro Waggershauser
und Steuerberatungsgesellschaft Schnekenburger) involviert (Abb.1). Diese heterogene Gruppe bringt Vorteile mit sich. So haben die Treuhänder und die kantonalen Obstberater den direkten Kontakt zur Praxis. Sie können Obstproduzenten animieren, am Projekt aktiv teilzunehmen. Andererseits wissen sie, in welchen Bereichen die Obstproduzenten Schwierigkeiten haben und wie ein Projekt im Bereich Betriebsmanagement eine sinnvolle Unterstützung für die Obstproduzenten bereitstellen kann. Die Beratung wiederum kann die Resultate des Projektes zur Umsetzung an die Praxis weitergeben. Die Forschung übernimmt ihre Rolle bei der Bereitstellung von Informationen, der Entwicklung von Inhalten und dem Publizieren der Resultate. Das Projekt «Betriebsmanagement im Obstbau» ist aus der früheren Zusammenarbeit innerhalb des Interreg-III-Projektes «Bodensee Gemüse- und Obstbau» (BOGO) und aus der seit 2004 zwischen Forschung, Beratung und Praxis bestehenden Zusammenarbeit im Rahmen des Projektes «Support Obst Arbo» (SOA) entstanden. Am ersten Projekttreffen auf schweizer und deutscher Seite des Bodensees haben die Projektpartner vorerst gemeinsame Ziele für das Gesamtprojekt «Betriebsmanagement im Obstbau» formuliert, die durch vier Teilprojekte erreicht werden sollen. In die vier Teilprojekte bringen die Partner ihre eigenen Kompetenzen ein, wobei sie mit unterschiedlichem Zeitaufwand am Projekt beteiligt sind. Weil im Interreg-Programm rund 50% durch Eigenleistung seitens der Projektpartner und 50 % durch Interreg finanziert wird, sollten die Ziele des Projektes möglichst mit den eigenen Arbeitsbereichen übereinstimmen. Das Projekt wurde
Berufs- und Bildungszentrum Arenenberg
Zusammenfassung
Aktionsforschung: Obstproduzenten suchen Lösungen | Pflanzenbau
Im Rahmen des Interreg-Projektes «Betriebsmanagament Obstbau» zur Förderung von Betriebsmanagementfähigkeiten im Erwerbsobstanbau der Bodenseeregion konnten 90 Obstproduzenten aus Deutschland und der Schweiz ihre zukünftigen Herausfor derungen ins Visier nehmen. Mithilfe der Aktionsforschung konnten diese Herausforderungen grenzüberschreitend mit der Bildung von Arbeitskreisen bearbeitet werden. Mit den erarbeiteten Informationen wird ein Leitfaden für Obstproduzenten der Bodenseeregion zusammengestellt. Der Leitfaden soll Beratungs- und Schulungs zwecken dienen.
möglichst nachhaltig geplant, was heisst, dass in Zukunft einige Teilprojekte auch ohne Finanzierung von Interreg weitergeführt werden sollen. Zudem wurde bereits bei der Planung der Erkenntnistransfer in die Praxis stark gewichtet. Das Gesamtprojekt ist in vier Teile aufgebaut: ••Teilprojekt 1 ⇒ Buchhaltung & Schlagkartei ••Teilprojekt 2 ⇒ Controlling-Instrument ••Teilprojekt 3 ⇒ Beratung & Schulung ••Teilprojekt 4 ⇒ Doku-Service & Büro organisation In diesem Bericht wird auf Teilprojekt 3 «Bera tung und Schulung» eingegangen.
(Steuer-) Büro Waggershauser, Überlingen SteuerberatungsGesellschaft mbH Dr. Schnekenburger, Ravensburg
Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW
Landwirtschaftliches Zentrum St. Gallen
Abb. 1 | Projektgebiet und Projektpartner.
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 328–333, 2011
329
Pflanzenbau | Aktionsforschung: Obstproduzenten suchen Lösungen
Kompetenzen von Obstproduzenten Für eine erfolgreiche Obstproduktion heute und in Zukunft sollten Obstproduzenten in folgenden Bereichen kompetent sein: ••Produktionstechnik: Der Anbau von neuen Sorten zum Beispiel bedingt eine gute Anbautechnik; die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln muss nach fachlicher Beurteilung von klimatischer Situation, Krankheitsdruck und Resistenzrisiko erfolgen; für die Behangsregulierung muss der Einfluss von Klima und sortenspezifischen Eigenschaften eingeschätzt werden. ••Organisation: Zwischen August und Oktober findet mit der Ernte 60 % (Arbokost, 2010) der gesamten Arbeit im Obstbau statt. Diese grosse Arbeitsbelastung wird hauptsächlich durch externe Arbeitskräfte bewältigt, welche Lohnkosten verursachen. Die Arbeitsorganisation ist sehr wichtig, um Leerläufe zu vermeiden und eine hohe Ernteleistung sowie Arbeitsproduktivität zu erreichen. ••Strategie: Die Obstproduktion ist eine langfristige Produktion, die auf 15 bis 20 Jahre geplant wird. Entscheidungen müssen längerfristig erfolgen, kohärent sein und für die Zukunft Bestand haben. ••Finanzen/Betriebswirtschaft: Die Investitionen im Obstbau betragen zwischen 60 000 CHF/ha (Apfel) und 130 000 CHF/ha (Kirschen) (total Investitionskosten Ende des 3. Standjahres, Arbokost 2010). Für diese beträchtlichen Investitionen sind also gute finanzielle/ betriebswirtschaftliche Kompetenzen gefragt. Eine zusätzliche Herausforderung für Obstproduzenten ist, dass sie Obstgeld erst nach der Auslagerung erhalten. Von der Ernte bis zur Zahlung können zehn Monate vergehen. Die Obstproduzenten müssen also diese Zeit überbrücken und geschickt ihre Mittel einsetzen, um weiterhin liquid zu bleiben und mindestens kurzfristige, aber wichtige Ausgaben (z.B Arbeitskräfte) decken zu können. Zusätzlich sind auch Obstproduzenten mit immer neuen Herausforderungen konfrontiert. In der Schweiz sind dies zum Beispiel der mögliche Agrarfreihandel mit der EU oder noch relativ neue Krankheiten (Feuerbrand, Sharka, etc.). In Deutschland könnte in der Landwirtschaft die Arbeitnehmerfreizügigkeit ab Mai 2011 für EU-8-Länder (Huber 2011) ein Problem darstellen. Weder die Forschung noch die Beratung kann aber ohne Einbezug der Produzenten genau definieren, welches die dringensten Herausforderungen für die Obstproduzenten sind und welche Unterstützung sie brauchen, um weiterhin rentabel Obst zu produzieren. Um die wichtigsten Herausforderungen zu identifizieren und Lösungen zu entwickeln, die von den Produzenten tatsächlich ange-
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Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 328–333, 2011
wendet werden können, wurde im Interreg-IV-Projekt «Betriebsmanagement Obstbau» nach dem Ansatz der Aktionsforschung vorgegangen. Dieser Ansatz wurde schon im Bergmilchprojekt (Durgiai et al. 2008) angewandt. In Stähli und Egli-Schaft (2008) wird die Methode der Aktionsforschung nach Moser (1997) geklärt. Dabei basiert die Aktionsforschung nach Moser auf einem zyklischen Modell mit folgenden vier Elementen: ••Informationssammlung: Am Anfang werden Informationen aus der Gruppe sowie theoretisches Wissen zum Thema erfasst. ••Diskurs: Die Gruppe analysiert und hinterfragt die Informationen aus eigener Erfahrung. Die Gruppe wird von Forschenden/Experten begleitet, die Empfehlungen und Entscheidungsalternativen geben können. ••Handlungsorientierung: Für das Handeln im Feld wird ein Minimalkonsens mit einigen Grundsätzen für das weitere Vorgehen bestimmt. ••Handeln: Die Handlung wird realisiert ••Aus der Realsierung sollten neue Impulse für neue Zyklen entstehen. Workshop Days Um die wichtigsten Herausforderungen im Obstbau der Bodenseeregion für die nächsten fünf Jahre zu identifizieren, wurden in einer ersten Phase Ende 2009 Produzenten zu so genannten Workshop Days eingeladen. Hier wurden von Produzenten erste Informationen gesammelt. 90 Obstproduzenten, davon 67 vom schweizer und 23 vom deutschen Bodenseeufer haben an fünf Workshops (siehe Abbildung unten) teilgenommen. Dabei entsprechen die 90 Teilnehmenden fast 20 % aller Obstproduzenten im schweizer Projektgebiet (472 Obstbaubetriebe in den Kantonen Zürich, Thurgau und St. Gallen > 1 ha Obst) (BLW, 2011). In der Bodensee-Region auf deutscher Seite gibt es 1759 Obstbaubetriebe, die Repräsentativität auf deutsche Seiter entsprach somit rund 1 % (MLR, 2011). Während der Workshops konnten die Obstproduzenten folgende Fragen beantworten: ••Wo sehen Sie Ihre Herausforderungen in den nächsten fünf Jahren? ••Wie wollen Sie darauf reagieren? ••Welche Beratung brauchen Sie dazu? Dabei konnten die Obstproduzenten in Gruppen zuerst wichtige Herausforderung identifizieren. Am Ende der Workshops konnten alle Teilnehmende zwei Themen priorisieren. In Abbildung 2 sind die priorisierten Themen dargestellt. Die Resultate zeigen, dass zwischen schweizer und deutschen Betrieben einige Unterschiede bestehen:
Aktionsforschung: Obstproduzenten suchen Lösungen | Pflanzenbau
Thurgau (CH) n = 37
St. Gallen (CH) n = 16
6%
12%
11%
6%
Zürich (CH) n = 14 4%
17%
21% 25%
30%
6% 14%
3% 5%
15%
18%
6%
14% 32%
37%
Baden Württemberg - Bodman (D) n=8
14%
Baden Württemberg - Bavendorf (D) n = 15
8% 8%
24%
16% 4%
50%
17%
17%
4% Raumplanung und Betriebswachstum Personalführung Produktivität und Arbeitsproduktivität Organisation und Zusammenarbeit Work life balance Vermarktung und Absatz Preisdruck / Preissturz
4%
20% 28%
4%
Nachfolge Sorten Andere
Abb. 2 | Resultate der Workshopdays.
Aus den Workshops in St. Gallen, Thurgau und Zürich resultierte, dass Raumplanung und Betriebswachstum sowie Personalführung und Arbeitsproduktivität in den nächsten Jahren die grössten Herausforderungen für die befragte Obstproduzenten darstellen. Die Ergebnisse der deutschen Workshops zeigen, dass Work-LifeBalance sowie Produktivität, Preisdruck und die Personalführung in den nächsten Jahren als die grösste Herausforderungen angesehen werden. Die Sortenfrage scheint vor allem für die Obstproduzenten im Kanton Thurgau und im Raum Bodman sehr wichtig zu sein. Die Vermarktung und der Absatz ist für Obstproduzenten im Kanton Zürich ein wichtiges Thema. Fokus auf Arbeitskreise Die von den Produzenten identifizierten Herausforderungen wurden geordnet und bilden zusammen nun die Themen für folgende Arbeitskreise: ••Betriebsplanung, Zeitmanagement, Zusammenarbeit ••Rationalisierung, Mechanisierung, Arbeitseffizienz •• Personalführung, Personalkosten, Personalrekrutierung ••Sorten- und Unterlagenwahl, Anbausysteme ••Zukunftsprognose, Hofnachfolge, Lebensqualität Anfangs 2010 konnten sich Obstproduzenten aus der Schweiz und Deutschland für die Arbeitskreise anmelden.
2010 bis 2011 wurden die fünf Arbeitskreise parallel durchgeführt. In allen Arbeitskreisen werden ähnliche Methoden angewendet. Geplant waren für jeden Arbeitskreis vier bis fünf Treffen. Beim ersten Treffen konnten die Teilnehmenden noch einmal die Themenbereiche fokussieren und gewichten. Aus den groben Themenbereichen der Workshop Days wurden fassbare Themen definiert. In jedem Arbeitskreis hat man Regeln der Zusammenarbeit definiert: die Vertraulichkeit der Gespräche, die Erstellung eines Fotoprotokolls und die Verbindlichkeit der Teilnahme. Bis im Frühling 2011 wurden im Rahmen der fünf Arbeitskreise 18 Treffen durchgeführt. Die Anzahl an Teilnehmenden variiert je nach Arbeitskreis und Workshops zwischen fünf und 15 Personen. Durchführung Arbeitskreise Die Arbeitskreise werden von Mitarbeitenden der Projektpartner geleitet. Das heisst von AGRIDEA, KOB, den kantonalen Beratungen St. Gallen und Thurgau, von ATThurgau oder von der ACW. Dabei ist für jeden Arbeitskreis ein gemischtes Team von zwei beziehungsweise. drei Personen zuständig. Die Arbeitskreise wurden so konzipiert, dass die Obstproduzenten an jedem Treffen das Thema für das nächste Treffen festlegen. Zusätzlich können sie sich sel-
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331
Pflanzenbau | Aktionsforschung: Obstproduzenten suchen Lösungen
ber Hausaufgaben geben, welche die eigene Situation zum betreffenden Thema auf dem Betrieb betreffen. Im Arbeitskreis «Rationalisierung, Mechanisierung und Arbeitseffizienz» wurde zum Beispiel das Thema Ernte thematisiert. Die Obstproduzenten haben Bilder der eigenen Ernte gemacht, am nächsten Treffen wurde dann aufgrund der Bilder über Vor- und Nachteile der verschiedenen Erntestrategien diskutiert. Die Arbeitskreis-Treffen finden auf Betrieben der Teilnehmenden in Deutschland oder in der Schweiz statt. Alle Arbeitskreis-Treffen folgenden in etwa folgendem Ablauf: 1. Begrüssung 2. Aufwärmungsrunde (z.B. «im Moment beschäftigt mich …») 3. Informationsteil: Inputreferat von Fachexperten und/ oder Erfahrungen/Wissen von Obstproduzenten 4. Diskussion und Austausch über Inhalte des Informationsteiles 5. Konsolidierung aus der Diskussion (z.B. «Was nehmen wir mit?» – 3 Inputs) 6. Rundgang auf dem Betrieb 7. Rückmeldung an Gastgeber (Betriebsleiter) fokussiert auf das Tagesthema 8. Abschlussdiskussion 9. Themenwahl für nächstes Treffen 10. Kurzevaluation (z.B. «Was nehme ich für mein Betrieb mit, was setzte ich in meinem Betrieb um?» …) Die Teilnehmenden erhalten das Protokoll (Fotoprotokoll) des Workshops. Es steht ihnen als Nachschlagewerk für besprochene generelle Informationen und das konsolidierte Wissen zur Verfügung. Im Arbeitskreis wird zudem über die Umsetzung und den praktischen Bezug diskutiert. Somit sollte es dem Obstproduzent möglich sein, das im Arbeitskreis erfahrene Wissen in seine Arbeit einfliessen zu lassen. Zusätzlich haben sich die Obstproduzenten im Rahmen der Arbeitskreise als Gruppe selbstständig Hausaufgaben erteilt. Damit sollte die Handlung auf dem eigenen Betrieb gefördert werden. Leitfaden Mit den von den Obstproduzenten definierten und in den Protokollen erfassten Informationen wird für die Obstbaupraxis der Bodenseeregion in Deutschland und in der Schweiz ein Leitfaden zusammengestellt. Der Leitfaden sollte als Übersicht über die für die Praxis wichtigen, aktuellen Themen dienen. Weil im Leitfaden Lösungsansätze für die Herausforderungen der Obstbranche vorgestellt werden, sollte der Leitfaden die Obstproduzenten begleiten. Die Idee ist, dass bei spezi-
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fischen Themen wie zum Beispiel Raumplanung, Ernte, Sorten, Zusammenarbeit etc. Produzenten darin wichtige Informationen finden. Der Leitfaden ist pro Thema steckbriefartig wie folgt aufgebaut sein: ➢ Warum ist dieses Thema wichtig? ➢ Herausforderung für den Betriebsleiter ➢ Situation: Deutschland und Schweiz ➢ Was spricht dafür? ➢ Was spricht dagegen? ➢ Checkliste bei der Entscheidung ➢ Bemerkungen zu den vorliegenden Informationen
Schlussfolgerungen Die Produzenten, die an Arbeitskreis-Treffen teilgenommen haben, haben den grenzüberschreitenden Austausch mit Berufskollegen sehr geschätzt. Sie konnten Ähnlichkeiten und Unterschiede feststellen und daraus lernen. Viele Obstproduzenten haben geschätzt, dass die Arbeitskreis-Treffen bei anderen Produzenten auf dem Betrieb stattgefunden haben. Mit der Vorstellung von Anlage und Betrieb konnten sie von den Berufskollegen einiges Neues lernen. Ein Teil der Obstproduzenten, die an den Arbeitskreisen mitgearbeitet haben wünschen sich auch in Zukunft zusammen in Workshops zu spezifischen Themen arbeiten zu können. Die von den Produzenten vorgeschlagenen Themen waren oft sehr spezifisch. Die Bereitstellung von aufschlussreichen und nützlichen Informationen der Inputreferate war eine Herausforderung. Die Heterogenität der Themen erschwert die Zusammenstellung des Leitfadens. Die Methode der Aktionsforschung hat sich im Interreg-IVProjekt Betriebsmanagement Obstbau bewährt. n
Ricerca mirata: frutticoltori alla ricerca di soluzioni Nell’ambito del progetto Interreg «gestione frutticoltura» a sostegno del miglioramento delle competenze di gestione nella frutticoltura professionale nella regione del lago di Costanza, 90 frutticoltori tedeschi e svizzeri hanno potuto focalizzare le loro future sfide. Con il sostegno di attività legate ad una ricerca mirata, è stato possibile elaborare a livello transfrontaliero queste sfide mediante la formazione di gruppi di lavoro. Le informazioni elaborate hanno permesso di definire delle linee guida per i frutticoltori della regione del lago di Costanza, linee guida le quali saranno utili anche per la consulenza e la formazione.
Summary
Riassunto
Aktionsforschung: Obstproduzenten suchen Lösungen | Pflanzenbau
Action research: Fruit growers search for solutions The objective of the Interreg project «Fruit management» is to improve the management competences of fruit growers in the lake Constance region. 90 Swiss and German fruit growers identified their future challenges. By using the action research, fruit growers identified theses challenges and searched for solutions in working groups. These informations will be collected and published in a handbook which will be used for extension and instruction purposes. Key words: action research, fruit growers.
Literatur ▪▪ Arbokost 2010. Betriebswirtschaftliches Simulationsprogramm, A groscope Changins-Wädenswil. Zugang: www.arbokost.info-acw.ch [14.4.2011]. ▪▪ Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), 2011. Statistik der Obstkulturen – Betriebsgrössenstruktur global. Zugang: www.blw.admin.ch [14.4.2011]. ▪▪ Durgiai B., Blätter T., Etter L. & Hug-Sutter M., 2008. Strategie-Instrumente für Bauern und Käsereibetriebe. Agrarforschung 15 (1), 7–12. ▪▪ Huber F., 2011. Saisonarbeitskräfte 2011 – nur begrenzte Erleichterung. Das Landwirtschaftliche Wochenblatt (LW) Hessen - Rheinland-Pfalz. Zugang: http://www.lw-heute.de/saisonarbeitskraefte-2011-begrenzteerleichterung? [14.4.2011]. ▪▪ Ministerium für Ländlichen Raum (MLR), Ernährung und Verbraucherschutz Baden- Württemberg, 2011. Generelle Statistik Obstbaubetriebe 2011, Stuttgart ▪▪ Moser H., 1997. Praxis der Aktionsforschung. Kösel, München. 119 S. ▪▪ Stähli R. & Egli-Schaft W., 2008. Aktionsforschung, eine Forschungsmethode auch für die Landwirtschaft. Agrarforschung 15 (1), 4–6.
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 328–333, 2011
333
P f l a n z e n b a u
Nachhaltigkeitsbewertung von Pflanzen schutzstrategien im Apfelanbau Andreas Naef1, Patrik Mouron2 und Heinrich Höhn1 1 Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 8820 Wädenswil 2 Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich Auskünfte: Andreas Naef, E-Mail: andreas.naef@acw.admin.ch, Tel. + 41 44 783 62 57
Mit schorfresistenten Apfelsorten und einer angepassten Pflanzenschutzstrategie können der Pflanzenschutzmitteleinsatz und dessen Auswirkungen auf die Umwelt reduziert werden. (Foto: ACW)
Einleitung Die EU möchte mit der Richtlinie 2009/128/EG eine nachhaltige Nutzung von Pflanzenschutzmitteln und eine Verringerung von deren Abhängigkeit erreichen (EU 2009). Mit nationalen Aktionsplänen sollen der integrierte Pflanzenschutz sowie alternative Methoden und Verfahren gefördert werden. Die entsprechenden Pflanzenschutzstrategien müssen umweltfreundlich und dabei wirksam und wirtschaftlich sein. Eine Methodik
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für die transparente Bewertung der ökonomischen und ökologischen Nachhaltigkeit gab es bisher nicht. Etablierte Methoden erfassen nur Teilaspekte wie Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt. Die Forschungsanstalten Agroscope ACW und ART entwickelten im EU-Projekt ENDURE gemeinsam mit anderen Europäischen Instituten (Bigler et al. 2011) eine Methode, mit der die Nachhaltigkeit von verschiedenen Pflanzenschutzstrategien verglichen werden kann. Die Methodik nennt sich «SustainOS», wobei «Sustain» für
Nachhaltigkeit und «OS» für Orchard Systems steht. S ustainOS umfasst eine Systembeschreibung, eine quantitative Analyse von Teilaspekten der Nachhaltigkeit und eine Aggregation zur Gesamtnachhaltigkeit. Im Rahmen einer Fallstudie wurde SustainOS für einen Vergleich von je vier Pflanzenschutzstrategien in fünf Europäischen Apfelanbauregionen angewendet. Hauptziel dieser Fallstudie war die Erarbeitung von innovativen Pflanzenschutzstrategien mit reduzierten ökotoxikologischen Auswirkungen. Gleichzeitig wurde auf weitere Nachhaltigkeitskriterien geachtet und die nationalen Richtlinien des integrierten Pflanzenschutzes wurden angewendet. Wir stellen die Ergebnisse der Fallstudie für den Schweizer Apfelanbau am Beispiel der Bodensee-Region vor.
Zusammenfassung
Nachhaltigkeitsbewertung von Pflanzens chutzstrategien im Apfelanbau | Pflanzenbau
Methode Die neu entwickelte Methodik SustainOS besteht aus verschiedenen Schritten, welche in einer Expertengruppe durchgeführt werden. Das Ablaufschema ist in Abbildung 1 dargestellt. Als Grundlage für die Beurteilung werden verschiedene Anbausysteme beschrieben (Abb. 1, a). Diese Beschreibungen enthalten die Daten, welche für die Berechnung von Nachhaltigkeitskriterien mittels quantitativer Analysemethoden wie Ökobilanz, Umweltrisikoberechnung und Vollkostenrechnung durchgeführt werden (Abb. 1, b). Die Nachhaltigkeitskriterien werden anschliessend bezüglich eines Referenzsystems der jeweiligen Region bewertet (Abb. 1, c). Dazu
Zukünftige Pflanzenschutzstrategien müssen wirksam, wirtschaftlich und umweltfreundlich sein. Mit der vorgestellten SustainOSMethodik kann die Nachhaltigkeit von Pflanzenschutzstrategien für den Apfelanbau untersucht werden. Die Methodik beinhaltet eine Systembeschreibung, einen Berechnungsschritt für Teilkriterien der Nachhaltigkeit und eine Aggregation der Teilkriterien zur Gesamtnachhaltigkeit. In einer Fallstudie wurde die Methode auf vier verschiedene Pflanzenschutzstrategien für die Schweizer Bodensee-Region angewendet. Die Strategien reichten vom stark von Pflanzenschutzmitteln abhängigen System bis hin zu einem innovativen System, in welchem Pflanzenschutzmittel weitgehend durch alternative Pflanzenschutzmassnahmen ersetzt wurden. Es zeigte sich, dass durch verfügbare alternative Pflanzenschutzmassnahmen die Ökoto xizität und andere Umweltauswirkungen des Pflanzenschutzes verbessert werden kann. Dieser ökologische Fortschritt war allerdings mit ökonomischen Nachteilen verbunden. Eine verbesserte ökonomische Situation konnte mit zukünftigen, innovativen Pflanzenschutzstrategien und neuen resistenten Sorten unter Annahme von höheren und stabileren Erträgen erreicht werden.
Gesamtnachhaltigkeit
d
Aggregation der Basiskriterien Hierarchischer Kriterienbaum (Abb. 2)
c
Basiskriteren der Nachhaltigkeit
Expertenschätzung für den Einfluss auf Nützlinge
Analyseresultate, die bezüglich einem regionalen Referenzsystem bewertet werden
b Quantitative Analysemethoden Ökobilanzierung, Umweltrisiko von Pflanzenschutzmitteln, Vollkostenrechnung
a
Beschreibung verschiedener Apfel-Anbausysteme
Definition von regionalen Rahmenbedingungen, Zielen und Pflanzenschutzmassnahmen durch Experten Abb. 1 | Schritte der neu entwickelten SustainOS-Methodik zur Bewertung und Optimierung der Nachhaltigkeit verschiedener Anbausysteme.
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Pflanzenbau | Nachhaltigkeitsbewertung von Pflanzens chutzstrategien im Apfelanbau
Tab. 1 | Pflanzenschutzstrategien für die vier Apfel-Anbausysteme
Anbausystem
Baseline GAP 2009 «chemisch»
Beschreibung der • schorfanfällige Sorten Pflanzenschutz• v on ACW empfohlener Pflanzenmassnahmen schutz 2009* • Resistenzmanagement • keine alternativen Pflanzenschutzmassnahmen • Hygienemassnahmen
Advanced 1 GAP 2009 alternative Massnahmen
Advanced 2 alternative Massnahmen & Rückstandsreduktion
Innovative aktuelle Forschungs ansätze
• schorfresistente Sorten • P flanzenschutzmittel mit niedriger Ökotoxizität • Hagelnetz • Feuerbrand-Antagonisten • Nützlingsförderung • Verwirrungstechnik • begrünter Baumstreifen ab Sommer • Hygienemassnahmen
• schorfresistente Sorten • biologische Fungizide nach Blüte • Heisswasserbehandlung nach der Ernte • Totaleinnetzung • Feuerbrand-Antagonisten • Verwirrungstechnik • Nützlingsförderung • mechanische Unkrautbekämpfung • Hygienemassnahmen
• multigene-resistente Sorten • Totaleinnetzung • Regenschutz • entomopathogene Nematoden • Massenfang • push & pull • attract & kill • mechanische Unkraut bekämpfung • Pestizide ohne Neben wirkung • Hygienemassnahmen
Anzahl Einzelwirkstoffapplikationen und Durchfahrten (in Klammern) Schädlingsbekämpfung
7 (2)
4 (1)
3 (1)
5 (4)
Krankheitsbekämpfung
25 (13)
16 (9)
21 (10)
3 (3)
Unkrautbekämpfung
7 (3)
4 (2)
0
0
wurde eine Bewertungsskala von 1 (viel schlechter) bis 5 (viel besser) verwendet. Die auf diese Weise bewerteten Kriterien wurden anschliessend an der Basis eines hierarchischen Kriterienbaumes (Abb. 2) übernommen und mittels gewichteten Mittelwerten über einen ökologischen und einen ökonomischen Ast zu aggregierten Kriterien und schliesslich zu einem Wert für die Gesamtnachhaltigkeit verrechnet (Abb.1, d). Im Internet ist eine detaillierte Beschreibung der Methode mit entsprechenden Literaturangaben abrufbar : http://www.agroscope. admin.ch/obstbau/00878/index.html?lang=de, Rubrik «Weitere Informationen».
Resultate der Apfel-Fallstudie in der Schweiz Das System «Baseline» Da das Verbesserungspotenzial für jede Region aufgezeigt werden sollte, wurden alle Bewertungen in Relation zu einem regionalen Referenzsystem vorgenommen. Die Definition eines repräsentativen Anbausystems
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erwies sich wegen der grossen betriebsspezifischen Unterschiede als schwierig. Ein System mit durchschnittlich pro Saison eingesetzten Pflanzenschutzmittel mengen ist nicht sinnvoll, da Risiken für Mensch und Umwelt nur mit effektiv eingesetzten Wirkstoffmengen zu bestimmten Behandlungszeitpunkten abgeschätzt werden können. Obstbauexperten definierten deshalb als Referenzsystem für die Bodenseeregion der Schweiz eine konkrete Pflanzenschutzstrategie, die den Richtlinien für den integrierten Pflanzenschutz (SAIO 2009) und den Pflanzenschutzempfehlungen von Agroscope ACW (Höhn et al. 2008) im Jahr 2009 entspricht (Tab. 1). Für eine schorfanfällige Marktsorte wurden ein Zielertrag von 35 t/ha und ein Anteil 1. Klasse von 75% angenommen, was Erfahrungswerten bei integriertem Pflanzenschutz mit praxisüblicher Obstanlagenhygiene entspricht. Vorhandene Warndienstinstrumente und Toleranzschwellen wurden für den gezielten Einsatz der Pflanzenschutzmittel angewendet. Die Schlüsselkrankheit der Region ist der Apfelschorf, für dessen Bekämpfung zwölf Fungizidanwendungen pro Saison angenom-
Nachhaltigkeitsbewertung von Pflanzens chutzstrategien im Apfelanbau | Pflanzenbau
Ökologisch-ökonomische Nachhaltigkeit
Ökonomische Nachhaltigkeit
Ökologische Nachhaltigkeit
Ressourcenverbrauch
Energie
Umweltqualität
Humantoxizität
Familien einkommen (pro h)
Einfluss Treib- Eutrophi Boden- ÖkotoxiWasser schätze auf Nütz- haus- erungszität lingen potential potential
Land
Terrestrische Ökosystemqualität
Terrestrische Ökotoxität
Terrestrisches Risiko
Akutes Risiko
Chronisches Risiko
Profitabilität
Produktionsrisiko
ProdukNettotionsgewinn kosten (pro ha) (pro kg)
Autonomie
Einkom- Wahrsch Anlage- Kapitalmens- für gr. kapital erträge schwan- Ertrags(pro ha) (pro ha) kungen ausfall
Aquatische Ökosystemqualität
Aquatische Ökotoxität
Aquatisches Risiko
Akutes Risiko
Chronisches Risiko
Abb. 2 | Hierarchischer Kriterienbaum: Die Gesamtnachhaltigkeit setzt sich aus verschiedenen Unterkriterien der ökologischen und der ökonomischen Nachhaltigkeit zusammen. Da die Optimierung der Ökotoxizität (gelb) das primäre Ziel dieser Studie war, wurde dieses Unterkriterium in weitere Unterkriterien unterteilt. Blau: Basiskriterien, die auf quantitativen Analysemethoden beruhen.
men wurden. Diese Spritzungen wurden wenn möglich mit Fungzidanwendungen gegen andere Krankheiten wie Mehltau und Lagerkrankheiten sowie mit Insektizid anwendungen gegen Apfelwickler und Blattläuse kombiniert. Zusätzlich wurde von sechs separaten Spritzungen mit Herbiziden, Insektiziden und Bakteriziden (Feuerbrandbekämpfung) ausgegangen. Mit dieser Strategie wurden in 18 Durchfahrten pro Saison 39 Einzelwirkstoffapplikationen ausgebracht. Bei der Mittelwahl wurde auf eine gute Wirkung, eine Schonung von Nützlingen und ein nachhaltiges Resistenzmanagement geachtet. Fungizidgruppen mit hohem Risiko für Resistenzentwicklung (Anilinopyrimidine, Strobilurine und Sterolsynthesehemmer) wurden nur zweimal pro Saison und in Mischung mit Captan mit geringem Risiko für Resistenzentwicklung eingesetzt. Die einzelnen Insektizide und Akarizide wurden nur einmal pro Jahr angewendet und die Wirkstoffgruppen wurden zwischen den Jahren gewechselt, was zu einer Rotation über vier Jahre führte. Zur Abschätzung der Abdrift wurden der Realität entsprechend Hagelnetze auf 40 % der Flächen und Hecken bei 10% der Flächen angenommen.
Das System «Advanced 1» Neben dem Referenzsystem beschrieben Obstbauexperten für die Schweizer Bodenseeregion ein bezüglich Ökotoxizität des Pflanzenschutzes optimiertes, fortschrittliches System. In diesem System Advanced 1 wurden mehrere verfügbare alternative Pflanzenschutzmassnahmen angewendet (siehe Tab. 1). Durch den Einsatz von schorfresistenten Apfelsorten konnte die Anzahl notwendiger Fungizidbehandlungen von zwölf auf sieben gesenkt werden. Die verbleibenden Behandlungen waren für die Erhaltung der Schorfresistenz und die Kontrolle von anderen Krankheiten notwendig. Zwei Behandlungen wurden zur Kontrolle des Feuerbrandes mit antagonistischen Bakterien durchgeführt, als Ersatz für den Streptomycin-Einsatz im System Baseline. Durch den Einsatz von Verwirrungstechnik und Nützlingsförderung konnte auf die Insektizide Novaluron und Chlorpyrifos-ethyl und das Akarizid Tebufenpyrad, welche ein relativ schlechtes ökotoxikologisches Profil aufweisen, verzichtet werden. Eine Baumstreifenbegrünung ab Mitte Juni ermöglichte die Einsparung von drei Herbizidapplikationen (Glyphosat nur ein- statt zweimal, Ver-
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Pflanzenbau | Nachhaltigkeitsbewertung von Pflanzens chutzstrategien im Apfelanbau
Ökologische Beurteilung
Ökonomische Beurteilung
(a) Beispiel: Aquatische Ökotoxizität
(b) Beispiel: Produktionskosten pro kg
120%
120%
100%
100%
80%
80%
60%
60%
40%
40%
20%
20% 0%
0% Baseline
Advanced 1
Advanced 2
Baseline
Innovativ
Advanced 1
Advanced 2
Innovativ
Aggregierte Kriterien (d) Ökonomische Nachhaltigkeit
5
5
4
4
Bewertungsklasse
Bewertungsklasse
(c) Ökologische Nachhaltigkeit
3
3
2
2
1
1 Baseline
Advanced 1
Advanced 2
Innovativ
Baseline
Advanced 1
Advanced 2
Innovativ
Abb. 3 | Vergleich der in Tabelle 1 beschriebenen Apfelanbausysteme für die Kriterien Aquatische Ökotoxizität und Produktionskosten und die aggregierten Kriterien ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit. Auf der Skala der Grafiken (c) und (d) sind die folgenden Bewertungsklassen eingetragen: 1 = viel schlechter als Baseline, 2 = schlechter als Baseline, 3 = ähnlich wie Baseline, 4 = besser als Baseline, 5 = viel besser als Baseline.
zicht auf Linuron und Diuron). Insgesamt konnte mit dieser Strategie die Anzahl Einzelwirkstoffapplikationen pro Saison von 39 (Baseline) auf 24 reduziert werden. Diese Wirkstoffe wurden in zwölf Durchfahrten pro Saison ausgebracht. Die Abdrift von Pflanzenschutzmitteln wurde durch Hagelnetze auf 80 % der Flächen und Einsatz von abdriftmindernden Düsen auf 50 % der Fläche weiter reduziert. Um das Produktionsrisiko des Systems Baseline zu erreichen, müssen Produzenten einen zeitlichen Mehraufwand für zusätzliche visuelle Kontrollen im Feld und Weiterbildung im Bereich Pflanzenschutz leisten.
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Die Berechnungen mittels Ökobilanz und Umwelt risikobeurteilung zeigten, dass mit den gewählten alternativen Pflanzenschutzmassnahmen (Tab. 1) die Ökotoxizität und die Risiken für aquatische und terrestrische Systeme deutlich gesenkt werden können (Abb. 3a). Auch die Humantoxizität konnte gegenüber dem praxisüblichen System Baseline stark gesenkt werden. Diese Verbesserungen sind das Resultat des reduzierten Fungizid- und Herbizideinsatzes und der abdriftmindernden Massnahmen. Die Optimierung des Anbausystems bezüglich Öko- und Humantoxizität führte allerdings nur zu einer
Nachhaltigkeitsbewertung von Pflanzens chutzstrategien im Apfelanbau | Pflanzenbau
Abb. 4 | Die Apfelwicklerbekämpfung mit Pheromon-Verwirrungstechnik hat sich in der Praxis bereits bewährt und ersetzt zwei bis drei Insektizidbehandlungen.
leichten Verbesserung der gesamten ökologischen Nachhaltigkeit (Abb. 3c), da die gewählten alternativen Pflanzenschutzmassnahmen keine Verbesserungen bei anderen ökologischen Kriterien, wie Verbrauch von Energie, Land und Wasser oder Treibhauspotential bewirkten. Auf der ökonomischen Seite wurde für das System Advanced 1 im Vergleich zum System Baseline eine tiefere Profitabilität und eine geringere finanzielle Autonomie ermittelt, da unverändertem Ertrag und identischem Anteil Klasse1-Früchten höhere Investitionen (mehr Hagelnetze) und zusätzliche Arbeitsstunden (Monitoring) gegenüberstanden. Der Einsatz von alternativen Pflanzenschutzmassnahmen führte deshalb zu einer Verschlechterung der ökonomischen Nachhaltigkeit. Das System «Advanced 2» Dieses System beruhte ebenfalls auf schorfresistenten Sorten, integrierte aber mehr alternative Pflanzenschutzmassnahmen als das System Advanced 1 (siehe Tab. 1). Auf den Einsatz von Herbiziden wurde zu Gunsten einer mechanischen Unkrautbekämpfung vollständig verzichtet. Nützlinge, wie Parasitoide und Raubmilben, wurden noch mehr geschont, gefördert und aktiv ausgebracht, was eine weitere Reduktion der notwendigen Insektizid- respektive Akarizidbehandlungen ermöglichte. Eine Totaleinnetzung reduzierte den Ein-
flug von Schädlingen und unterstützte die Feuerbrandbekämpfung durch Ausschluss von kontaminierten Bienen. Die Anzahl Einzelwirkstoffapplikationen pro Saison konnte gegenüber dem System Advanced 1 nicht weiter gesenkt werden. Die Reduktion bei Insektiziden und Herbiziden wurde durch häufigeren Einsatz von Fungiziden kompensiert. Grund dafür war, dass chemisch-synthetische Fungizide nur bis Ende Blüte eingesetzt wurden. Für den Rest der Saison wurden Krankheiten wie Mehltau, Regenflecken und Lagerkrankheiten mit Bikarbonaten und Schwefel bekämpft. Diese biologischen Fungizide haben eine relativ kurze Wirkungsdauer und eine geringe Regenfestigkeit was zu kürzeren Behandlungsintervallen führte. Die Gloeosporium-Lagerfäule wurde zusätzlich mit einer Heisswasserbehandlung der geernteten Früchte bekämpft. Mit dieser Strategie sollten, Konsumentenwünschen entsprechend, nachweisbare Rückstände von Pflanzenschutzmitteln vermieden werden. Die Abdrift der Pflanzenschutzmittel wurde durch den Einsatz von Abdrift mindernden Düsen und Geräten weiter reduziert. Durch den Verzicht auf chemisch-synthetische Fungizide nach der Blüte erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit von Nebenkrankheiten, was zu einer erhöhten Variabilität des Ertrags und einem erhöhten Risiko für Ertragseinbussen führte.
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Pflanzenbau | Nachhaltigkeitsbewertung von Pflanzens chutzstrategien im Apfelanbau
Dieses Anbausystem, welches primär die Reduktion von Pestizidrückständen zum Ziel hatte, brachte gegenüber dem System Advanced 1 zwar eine verbesserte Nützlingsschonung aber keine Verbesserungen bei Ökotoxizität, Humantoxizität und Ressourcenverbrauch. Leichte Verbesserungen wurden bei den Umweltrisiken durch die verbesserte Abdriftminderung erzielt. Insgesamt führte der Einsatz zusätzlicher alternativer Pflanzenschutzmassnahmen und biologischer Fungizide nach der Blüte aber nicht zu einer verbesserten ökologischen Nachhaltigkeit (Abb. 3c). Gleichzeitig verschlechterte sich durch höhere Investitionen (z.B. Totaleinnetzung, Infrastruktur für Heisswasserbehandlung) und eine geringere Profitabilität (z.B. zusätzliche Arbeitsstunden für mechanische Unkrautbekämpfung, unregelmässigere Erntemengen und Qualitätsausbeute) die ökonomische Nachhaltigkeit (Abb. 3d). Das System «Innovativ» Beim innovativen System ging man von der Annahme aus, das innerhalb von zehn Jahren neue alternative Pflanzenschutzmassnahmen zur Verfügung stehen, welche hohe und stabile Erträge mit minimalem Pflanzenschutzmitteleinsatz ermöglichen. Die Sorten trugen Resistenzen oder Toleranzen gegenüber den Hauptschaderregern Schorf, Echter Mehltau, Feuerbrand und Blattläuse. Der angenommene Verzicht auf Pestizidbehandlungen zum Schutz der genetischen Resistenzen ist nur sinnvoll, wenn diese auf mehreren Genen beruhen. In heutigen Züchtungsprogrammen gibt es multigene Resistenz erst für Schorf. Bis kommerzielle Sorten mit multigenen Resistenzen gegen mehrere Schaderreger zur Verfügung stehen, dürfte es eher 30 anstatt der angenommenen zehn Jahre dauern. Zusätzlich zu genetischen Resistenzen wurden weitere unterstützende Pflanzenschutzmassnahmen wie «Attract and Kill» oder entomopathogene Nematoden angenommen. Für die verbleibenden Behandlungen wurde von neuen Pflanzenschutzmitteln ohne Nebeneffekte auf Nichtzielorganismen ausgegangen. Hagelnetze und Massnahmen zur Driftreduktion wurden auf allen Flächen eingesetzt. Unter den Annahmen für dieses futuristische System konnte die ökologische wie auch die ökonomische Nachhaltigkeit verbessert werden (Abb. 3), da nur wenige direkte Pflanzenschutzmassnahmen notwendig sind und ein höherer und stabilerer Ertrag bezüglich Menge und Anteil an Klasse-1-Früchten erwartet werden kann.
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Diskussion Die Fallstudie für den Apfelanbau zeigte, dass für die Ökotoxizität des Pflanzenschutzes ein grosses Verbesserungspotenzial besteht. Allerdings ist die Ökotoxizität nur ein Teilaspekt der Nachhaltigkeit der Apfelproduktion. Die Systeme Advanced 1 und 2 bezahlten den Fortschritt bezüglich Ökotoxizität und Humantoxizität mit Nachteilen bei der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit im Vergleich zum System Baseline. Da die gleichen Früchtepreise für alle Systeme angenommen wurden, könnte die Gesamtnachhaltigkeit bei Advanced 1 und 2 verbessert werden, wenn sich die ökologischen Vorteile in einem besseren Früchtepreis auszahlen würden. Die Ergebnisse zeigen auch, dass durch den Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel das Risiko von Einkommensschwankungen eher zunimmt, bedingt durch Ertragsschwankungen. Nur unter den Annahmen von langfristig wirksamen Alternativen im innovativen System lässt sich das Risiko von Ertragsschwankungen auf das mit heutigen Pflanzenschutzmitteln erreichbare Niveau senken. Die Ergebnisse belegen ferner den grossen Einfluss einzelner hinsichtlich Ökotoxikologie problematischer Wirkstoffe und die Wirkung von Massnahmen zur Reduktion der Abdrift in Obstanlagen. Durch die Substitution von umweltgefährdenden Wirkstoffen und die Durchsetzung Abdrift mindernder Massnahmen würde die Belastung der Ökosysteme durch den Pflanzenschutzmitteleinsatz im Obstbau erheblich verringert. n
Dank
Wir bedanken uns bei den an der ENDURE Orchard System Casestudy beteiligten Kollegen: E. Bravin, A. Patocchi, Jörg Samietz (alle Agroscope ACW), U. Aubert, F. Bigler, G. Gaillard, F. Hayer, J. Hernandez, G. Mack (alle Agroscope ART), B. Heijne (Applied Plant Research, Wageningen NL), J. Strassemeyer (Julius KühnInstitut, Kleinmachnow D), A. Alaphilippe, C. Lavigne, B. Sauphanor (INRA, Saint Marcel-lès-Valenc F), J. Avilla, J. Solé (IRTA, Universität Lleida, Leida ES), M. Bohanec (Jožef Stefan Institute, Ljubljana SL).
Valutazione della sostenibilità delle strategie di protezione fitosanitaria nella produzione di mele Le future strategie fitosanitarie devono essere efficaci, economiche ed ecologiche. La metodologia SustainOS permette di esaminare la sostenibilità delle strategie fitosanitarie nella coltivazione di mele. Tale metodologia comprende una descrizione del sistema di coltura considerato, il calcolo dei criteri parziali di sostenibilità come pure la loro aggregazione per ottenere un valore di sostenibilità globale. La sua applicazione è stata eseguita su quattro diverse strategie fitosanitarie utilizzate nella regione svizzera del lago di Costanza. Le strategie spaziavano dal sistema fortemente dipendente di prodotti fitosanitari ad uno innovativo, in cui i pesticidi erano stati, in gran parte, sostituiti da misure fitosanitarie alternative. Si è così potuto constatare come l’ecotossicità ed altri effetti ambientali causati da prodotti fitosanitari siano migliorati attraverso le misure fitosanitarie alternative disponibili. Questo progresso ambientale è tuttavia associato a degli svantaggi economici. In futuro i risultati economici potrebbero essere migliorati attraverso strategie fitosanitarie innovative e da nuove varietà resistenti che dovrebbero assicurare rese più elevate e stabili.
Summary
Riassunto
Nachhaltigkeitsbewertung von Pflanzens chutzstrategien im Apfelanbau | Pflanzenbau
Sustainability rating of crop protection strategies in apple production Future plant protection strategies should be efficacious, economic and environmentally acceptable. The SustainOS methodology has been developed to assess the sustainability of crop protection strategies in apple orchards. The methodology consists of a system description structure, an assessment step for subcriteria of sustainability and an aggregation of these subcriteria to an overall sustainability. The method has been applied in a case study on four plant protection strategies in apple orchard systems in the Swiss Lake of Constance region. The strategies reached from a system strongly depending on pesticides to an innovative system in which pesticides were replaced to a large extend by alternative plant protection measures. It could be shown that ecotoxicity and other environmental impacts of plant protection measures could be improved by implementation of alternative plant protection measures available today. However, economic disadvantages were the drawback of the ecological progress. An improved economic situation could be achieved with future innovative crop protection strategies and new resistant varieties assuming higher and more stable yield. Key words: sustainable agriculture, horticulture, integrated pest management (IPM), life cycle assessment, apple orchards.
Literatur ▪▪ Bigler F., Aubert U., Dubuis P.-H., Hayer F., Hernandez-Rivera J., Mack G., Meissle M., Mouron P., Naef A. & Strassemeyer J., 2011. ENDURE – ein Netzwerk für den nachhaltigen Pflanzenschutz in Europa. Agrarforschung 2 (2), 72–79. ▪▪ EU, 2009. Richtlinie 2009/128/EG des Europäischen Parlaments und des Rates über einen Aktionsrahmen der Gemeinschaft für die nachhaltige Verwendung von Pestiziden. Amtsblatt der Europäischen Union L309, 71–86. ▪▪ Höhn H., Naef A., Holliger E., Widmer A., Neuweiler R., Linder Ch., Viret O., Kehrli P., Delabays N., 2008. Flugschrift Nr. 122, Pflanzenschutzempfehlungen für den Erwerbsobstanbau 2008/2009. Schweizer Zeitschrift für Obstund Weinbau 1, Beilage. ▪▪ SAIO, 2009. Richtlinien für den ÖLN und die integrierte Obst-Produktion in der Schweiz. Schweiz. Arbeitsgruppe für Integrierte Obstproduktion, Zug. 18 S.
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G e s e l l s c h a f t
Entwicklungspotenzial im Bereich Care Farming Sara Widmer1, Hans Wydler1 und Yvonne Christ 2 Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8356 Ettenhausen 2 Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen (IUNR), Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), 8820 Wädenswil Auskünfte: Hans Wydler, E-Mail: hans.wydler@zhaw.ch, Tel. +41 58 934 55 39
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Abb. 1 | Workshopteilnehmende bei der Konzeptentwicklung zum Thema Green Care. (Foto: ART)
Einleitung und Ziele Die Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART führte zusammen mit dem Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen (IUNR) der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) ein Projekt mit dem Ziel durch, das System von Care Farming in der Schweiz besser zu verstehen und vorhandene Potenziale zu erschliessen. In drei Workshops wurden gemeinsam mit Vertretenden aus verschiedensten Berufsfeldern die Ist-Situation analysiert, Verbesserungspotenziale diskutiert und mögliche Handlungs strategien entwickelt. Der Begriff Care Farming bezeichnet das Erbringen von sozialen Dienstleistungen in der Landwirtschaft. Konkret sind dies Betreuungs-, Pflege-, Erziehungs- und Bildungsleistungen in landwirtschaftlichen Familienbetrieben gegen Bezahlung (Wydler und Picard 2009). Durch das Angebot zur Mitarbeit sowie Integration im Familienleben tragen Bauernfamilien zu Gesundheit, Wohlbefinden und Teilhabe verschiedenster Zielgruppen bei. Es kann sich um Menschen mit psychischen
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und physischen Krankheiten handeln, jedoch ebenso um Menschen aus schwierigen sozialen Verhältnissen. In Bezug auf Care Farming in der Schweiz liegen bis anhin wenige wissenschaftliche Studien vor, obwohl solche Dienstleistungen seit langer Zeit erbracht werden und in der ländlichen Kultur der Schweiz verankert sind. So existieren beispielsweise keine konkreten Buch haltungsdaten über die ökonomische Bedeutung dieser Angebote für die Landwirtschaftsbetriebe. In einer schriftlichen Befragung (Wydler 2009) bei landwirtschaftlichen Familienbetrieben, die soziale Dienstleistungen anbieten, hat sich gezeigt, dass Angebote, finanzielle Entschädigungen (für die Pflegefamilien sowie für betreute Personen), Qualität sowie Richtlinien sehr unterschiedlich ausgestaltet sind. Auch hat sich gezeigt, dass betreuende Personen eine mittelmässige Arbeitszufriedenheit in Bezug auf Care Farming aufweisen. Überwiegend positiv wird dagegen die Beziehung zur gepflegten Person wahrgenommen. Die Workshops wurden mit je 15 bis 20 Personen durchgeführt. Sie hatten zum Ziel ••die Ist-Situation sozialer Dienstleistungen in der Landwirtschaft zu diskutieren, ••gemeinsame Visionen für die Situation in 25 Jahren zu entwerfen und diskutieren, ••kurzfristige Handlungsstrategien zur Förderung und Ausschöpfung vorhandener Potenziale zu skizzieren, und mögliche Handlungsträger für konkrete Umsetzungen zu benennen. Mit den drei Workshops wurden Informationen aus den unterschiedlichen Perspektiven der verschiedenen Beteiligten zusammen getragen, die Transparenz durch einen Austausch sowie durch Zusammenarbeit gefördert und es erfolgte eine bessere Vernetzung von Personen aus verschiedensten Bereichen. Durchführung der Workshops Als Grundlage für die Workshops diente das Konzept des Transition Management (TM) nach Loorbach (2007), welches ein theoretisches Rahmenmodell für eine nachhaltige
Entwicklung und Systeminnovation in der Gesellschaft bietet. Wie im TM gefordert, nahmen jeweils unterschiedlichste Akteure aus verschiedenen Bereichen (Landwirtschaft, Soziales, ländliche Entwicklung, Gesundheit) teil. TM geht zudem davon aus, dass nachhaltige Entwicklung nur dann erreicht werden kann, wenn Ziele langfristig betrachtet werden (mindestens über den Zeithorizont einer Generation, zirka 25 Jahre) und verschiedene, heterogene Akteure in einen langfristigen Prozess mit langfristiger Vision eingebunden werden. Diese Vision wird in verschiedenen kurzfristigen Handlungsstrategien umgesetzt, welche fortlaufend den neuen Bedingungen angepasst werden. Für die Diskussion zur Ist-Situation wurde die Methode «World Café» ausgewählt. Maximal fünf Personen sitzen während 20 Minuten an einem Tisch, tauschen sich über ein Thema aus und halten ihre Gedanken schriftlich auf der Tischdecke fest. Nach 20 Minuten setzt sich die Kleingruppe an einen weiteren Tisch, an dem ein anderes Thema behandelt wird und an das Wissen der Vorgruppe angeknüpft wird. Dieser Vorgang wird dreimal wiederholt. Nach drei Gesprächsrunden erfolgte eine Konversation mit der gesamten Gruppe. (The World Café Communitiy 2002). Die Teilnehmenden tragen Schlüsselideen zu neuen Tischen, tauschen Perspektiven aus und generieren überraschende, neue Erkenntnisse. Die unmittelbare Reaktion der Anwesenden auf Aussagen anderer schafft dabei eine disziplin übergreifende Vertiefung des Themenschwerpunktes. Als Diskussionsbasis wurden an den Tischen der World Café’s Leitfragen aufgeworfen. Die auf den Tischdecken festgehaltenen Resultate dienten für weitere Ideenentwicklungen, für langfristige Visionen sowie als Grundlage für Handlungsstrategien, die in einem weiteren Schritt auch in Gruppen erarbeitet wurden. Es fanden drei eintägige Workshops statt. Im Vorfeld wurden die möglichen Themenfelder für die Workshops anhand von Umfeldanalysen und Expertengesprächen ausgewählt, jedoch fortlaufend dem aktuellen Stand des Projektes angepasst. Die Teilnehmenden wurden aufgrund von Ergebnissen vorangegangener Workshops oder mit Hilfe von Expertinnen und Experten aus der Praxis in Bezug auf die Relevanz für das WorkshopThema ausgewählt. Es handelte sich dabei um Vertretende aus Gesundheits-, Sozialwesen und der Landwirtschaft, von der Angebots- sowie Nachfrageseite. Die folgenden Teilnehmenden waren an mindestens einer Veranstaltung dabei: Eine ehemalige Betreute, Care Farmer, die unterschiedliche Zielgruppen betreuen, Netzwerkorganisationen, Vertretende der Aus- und Weiterbildung aus dem landwirtschaftlichen sowie dem sozialem Bereich, Medizinische Akteure, Fachverbands-
Zusammenfassung
Entwicklungspotenzial im Bereich Care Farming | Gesellschaft
Um Care Farming (das Erbringen von sozialen Dienstleistungen in der Landwirtschaft) besser zu verstehen und um vorhandene Potenziale besser zu erschliessen, führten die Forschungsanstalt Agroscope ReckenholzTänikon ART und die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) im Jahr 2010 drei Workshops mit Fachleuten aus unterschiedlichsten Berufsfeldern durch. Die Teilnehmenden der Workshops waren sich einig, dass für Care Farming ein grosses Potenzial besteht. Gezielte Massnahmen könnten helfen, diese besser zu nutzen, unter anderem: • Zwischen allen Beteiligten ist mehr Transparenz gefordert: Offenlegung von Anforderungen, Entschädigungen, Regelungen und Zuständigkeiten. • Es braucht eine verstärkte Kommunikation und Vernetzung zwischen allen Personen die bei sozialen Dienstleistungen involviert sind. • Eine zentrale Koordinationsstelle könnte bei der Nutzung der Potenziale ein hilfreiches Instrument darstellen. • Der Aufbau eines Qualitätssicherungssystems ist ein zentrales Instrument. • Neue Formen und Vereinfachung von Finanzierungsmodellen für das System sozialer Dienstleistungen wären wünschbar. Einig waren sich die Teilnehmenden hinsichtlich der zentralen Bedeutung der gewünschten hohen Qualität der Leistungen und der Anforderung, die Bedürfnisse der betreuten Personen an die erste Stelle zu setzen. Das Gebiet von Care Farming erweist sich als überaus komplex, vielschichtig und als räumlich sehr uneinheitlich ausgestaltet.
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Gesellschaft | Entwicklungspotenzial im Bereich Care Farming
Abb. 2 | Sinnbild: Bei Care Farming sind unterschiedlichste Menschen beteiligt. Verschiedene Bedürfnisse treffen aufeinander, d abei kann auch mal ein Chaos entstehen. (Zeichnung: Katie Rickenbach, Zürich)
vertretende, Vertreter aus Bundesämtern sowie Kantonen, weitere nationale Akteure wie NGO’s, und das Organisatorenteam von Agroscope ART sowie ZHAW. Alle Aussagen wurden mit Hilfe von Fotografien, Skizzen, Zeichnungen, Ergebnisse auf Flipcharts sowie durch transkribierte Tonbandaufnahmen von Diskussionen festgehalten. Mit Hilfe des Computerprogramms Atlas.ti und einem Kodierleitfaden wurde jede Aussage kodiert. Das Ziel war die Erschliessung der wichtigsten Schlüsselthemen in den Aussagen der Workshopteilnehmenden.
Resultate Die Ergebnisse beinhalten eine Aufzählung der Schlüsselthemen, eine kurze Zusammenfassung der Diskussion der Ist-Situation und daran anschliessend die wichtigsten formulierten Punkte zu einer wünschbaren Zukunft. Anschliessend werden konkrete Handlungsfelder und -strategien benannt. Schlüsselthemen Durch die Kodierung aller Aussagen während der Workshops, konnten 19 Schlüsselthemen ermittelt werden, die in Bezug auf Care Farming in der Schweiz als wichtig erscheinen. Es handelt sich dabei um: ••Image von Care Farming und Wertschätzung ••Kommunikation zwischen den Beteiligten ••Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit ••Konkurrenz im Bereich der Netzwerkorganisationen ••Sichtbarkeit des Produktes auf dem Markt
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••Zuständigkeiten in der Politik ••Mangelndes Qualitätssystem ••Fehlende Regulierungen ••Finanzströme im System ••Einbettung in der ländlichen Entwicklung ••Selbstbild und Stärken von Care Farming ••Fehlende Transparenz von Angeboten, Anforderungen, Nachfrage etc. ••Unterschiedliche Akteure und deren individuelle Bedürfnisse ••Unterstützung / Unzufriedenheiten von Beteiligten ••Vernetzung und Koordination der verschiedensten Beteiligten ••vorhandene Aus- und Weiterbildung ••Case Management / Fallführung ••Care Farming versus Betreuung in einem naturnahen Umfeld (Green Care) / allgemeine Betreuung ••Gewünschte Forschungsthemen Im Folgenden wird auf einige der Themenfelder genauer eingegangen. Es handelt sich um Aussagen aus den verschiedenen Workshops, die in einer verständlichen Form zusammengefasst wurden. Vielfalt der Akteure und der Zielgruppen In allen Workshops tauchte die Frage auf, was Care Farming beinhalte. Bis anhin gibt es nur wenige Begriffe, welche von den verschiedenen Beteiligten aus dem Sozial-, Gesundheitswesen und der Landwirtschaft gemeinsam gebraucht werden. Es ist den einzelnen Akteuren nicht bewusst, wie viele verschiedene Zielgruppen mit diesem Themenfeld verknüpft sind und welche Akteure und Interessen mit dieser Arbeit verbunden sind. Je nach Perspektive betrifft ein bestimmter Themenkreis andere Akteure. Das Gebiet der sozialen Dienstleistungen in der Landwirtschaft erweist sich als überaus komplex, vielschichtig und als räumlich sehr uneinheitlich ausgestaltet. Es treffen Personen aus den Bereichen Landwirtschaft, Soziales sowie Gesundheit aufeinander, welche nicht oder je nach Region unterschiedlich organisiert sind. Das Thema «Care Farming» ist dadurch schwierig zu erfassen, was teilweise die fehlenden Zuständigkeiten für Veränderungen erklärt. Bild in der Öffentlichkeit Die Öffentlichkeit erkennt Care Farming oft anhand von Fallbeispielen und wertet diese meist als positiv. Was Care Farming alles beinhaltet sowie der Nutzen von Care Farming für alle beteiligten Personen ist jedoch in der Öffentlichkeit nicht bekannt. Hier gibt es ein grosses Potenzial, Care Farming mit einem positiven Bild in die Öffentlichkeit zu tragen. Eine Schwierigkeit ist, dass es
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für die Betreuungsleistungen keine einheitliche und gebräuchliche Begrifflichkeit gibt. Die positiven genannten Aspekte von Care Farming sind: ••Tagesstruktur, Vielfältigkeit, Sinnhaftigkeit, Natursowie Tierbezug sind auf einem Bauernhof vorhanden. ••Care Farming stellt Brücken her zwischen Stadt-Land, oder auch Berg-Tal. ••Es wird nicht nur produziert, sondern es werden soziale und kulturelle Werte geschaffen. ••Traditionen, Rituale, menschliche Wärme können weiter gegeben werden. ••Soziale Dienstleistungen können individuell nachvollzogen werden, denn jede Person kann von Betreuungsfällen in irgendeiner Form betroffen werden. Dennoch stossen Bauernfamilien auf Herausforderungen und Vorurteile: Sie öffnen sich für Menschen, die oft am Rande der Gesellschaft leben, was auch eine Offenheit des Umfeldes bedingt. Auch sind sie mit dem Vorwurf der Ausbeutung konfrontiert (billige Arbeitskraft, Geschichte der Verdingkinder) sowie der Laienhaftigkeit der geleisteten Arbeit. Die Qualität könne den Dienstleistungen von Institutionen nicht standhalten. Dabei sollte statt Konkurrenz ein erweitertes Angebot für betreute Personen angestrebt werden. Öffentlichkeitsarbeit Die Kommunikation zu Aussenstehenden und zur allgemeinen Öffentlichkeit wird als ungenügend erachtet (fehlende Wahrnehmung und ungenügende Wert schätzung von Care Farming in der Öffentlichkeit). Eine klare Botschaft aus den Reihen der Bauernfamilien oder von Netzwerkorganisationen fehlt, was die individuellen Bemühungen für eine Wertschätzung der geleisteten Arbeit in der Öffentlichkeit erschwert. Ein positives Image kann nur erreicht werden, wenn sich Beteiligte auf wesentliche Kernaussagen einigen können. Die positive Wirkung von «grünen» Aspekten für Gesundheit und Wohlbefinden ist zwar allgemein bekannt, wird jedoch ungenügend kommuniziert. Bisher gibt es keine übergeordnete Kommunikationsstrategie zu Care Farming und die Kommunikation wird nur durch Einzelakteure geprägt. Es gibt keinen Verband, kein gemeinsames Label oder keine institutionalisierte Plattform. Zudem ist wenig Vernetzung über die Systemgrenzen hinaus vorhanden: Landwirtschaft, Sozialsystem und Gesundheitssektor agieren weitgehend unabhängig voneinander. Insbesondere die Landwirtschaft formuliert am Workshop das Anliegen, das Image von Care Farming aktiv zu prägen, denn es lauern «Fallgruben» für die zukünftige Entwicklung in der aktuellen «laisser faire» Politik.
Selbstbild der Beteiligten Voraussetzung für das Anbieten sozialer Dienstleistungen ist das soziale Engagement der bäuerlichen Familienbetriebe. Damit verknüpft ist die Anforderung, dass die Dienstleistung fair abgegolten wird. In den Workshops hat sich gezeigt, dass Akteure aus der Landwirtschaft sich selten als Dienstleistende identifizieren und ihre Angebote stark zersplittert auftreten. Für die Beteiligten war zu Beginn «die Landkarte der sozialen Dienst leistungen in der Schweiz» noch ziemlich undurchsichtig, klare Visionen für die Zukunft waren nur ansatzweise vorhanden. Dennoch ist die Mehrheit der Teilnehmenden überzeugt, dass Potenziale zur Förderung sozialer Dienstleistungen existieren und es sich lohnt, sich weiterhin zu vernetzen und Visionen voranzutreiben. Im Laufe der Workshops hat sich zunehmend ein gemeinsames Verständnis für viele Bereiche herauskristallisiert. Ländliche Entwicklung Vor allem in ländlichen sowie peripheren Bergregionen gibt es ausser dem Landwirtschaftsbetrieb eine naturnahe Umgebung, die für Personen aus der Stadt attraktiv sein kann. In solchen Regionen könnten mehr Beschäftigungs- und Arbeitsplätze kreiert werden, sowie Tätigkeiten besser vernetzt werden (beispielsweise durch eine Begegnungsplattform). Durch eine Zusammenarbeit mit Agrotourismus, Naturparks sowie durch die Entwicklung geschützter Arbeitsplätze könnte die Umgebung besser wertgeschätzt und genutzt werden. Mit Hilfe von Begegnungsplattformen könnten diverse Dienstleistungen besser als Kristallisationspunkte für strukturschwache Regionen verwendet werden. Eine weitere Möglichkeit ist, auf landwirtschaftlichen Betrieben geschützte Arbeitsplätze anzubieten, ohne dass die betreuten Personen auf dem Betrieb wohnen. Dennoch profitieren diese von der Sinnhaftigkeit, den Tagesstrukturen und der Beziehung zu Tier und/oder Natur in einem geschützten Rahmen. Beschäftigungs möglichkeiten für unterschiedlichste Menschen (Bsp. Asylbereich, Burn-out-Klienten, Langzeitarbeitslose) sind bereits Mangelware und die Nachfrage danach wird zunehmen. Verbesserte Finanzierungsmöglichkeiten würden Win-Win-Situationen für die betreuten Menschen, die Landwirtschaft, und für den Sozialbereich schaffen. Aus- und Weiterbildung Generell fliesst wenig Information über Care Farming in die landwirtschaftliche Grundausbildung. In den anderen Ausbildungen sind sie gar kein Thema. Die berufliche Grundausbildung, Fachhochschul- und universitäre Studien und weitere Weiterbildungsangebote sind kaum koordiniert.
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Gesellschaft | Entwicklungspotenzial im Bereich Care Farming
Wünschbare Zukunft Die Teilhabe im Alltag, die Arbeitsinhalte und Tagesabläufe haben aus der Sicht der Teilnehmenden einen sehr hohen Wert. Diese Art von Dienstleistung wird nicht angemessen entschädigt. Eine längerfristige Vision der Teilnehmenden ist, dass langfristig die positiven Effekte von Naturwerten besser wahrgenommen werden und Care Farming oder weitere Betreuungen in der Natur (Green Care) in der Gesellschaft ernst genommen wird. Werte, die in einem engeren Kreis von Naturliebhabenden bereits anerkannt sind, werden zur Normalität. Im Idealfall kann das Wissen aus der ländlichen Gemeinschaft hinaus auch in die Stadt getragen werden und umgekehrt. Dafür braucht es ein qualitativ hochstehendes Angebot, mit welchem langfristig ein positives Image aufgebaut werden kann. Alle Beteiligten sollen bestmöglich von diesen Angeboten profitieren können (faire Entlöhnung und Bedingungen für die Bauernfamilien, weitest mögliche Selbstbestimmung der betreuten Personen, diversifizierte Betreuungsmöglichkeiten, vereinfachte Finanzierungssysteme, akteursübergreifende Zusammenarbeit).
Diskussion und Schlussfolgerungen Nimmt die Landwirtschaft die Chance wahr, die Nachfrage nach Betreuungsplätzen mit einem qualitativ hochstehenden Angebot abzudecken, so kann sie in der Gesellschaft als Vorbild wahrgenommen werden. Dazu braucht es: ••Mehr Transparenz auf allen Ebenen (Entlöhnung der betreuenden Personen, sowie der Care Farmer, Zuständigkeiten etc.). ••Verstärkte Kommunikation und Vernetzung zwischen den Akteuren (Bsp. Nachbetreuung, unterschiedliche Netzwerkorganisationen). ••Mehr Kommunikation nach aussen, dafür müsste eine gemeinsame Botschaft verschiedenster Akteure gefunden werden. ••Eine zentrale Koordinationsstelle für alle Akteure wo die Anliegen aller Beteiligten aufeinander treffen. ••Mehr Koordination zwischen den Behörden, übergreifende oder nationale Regulierungen, definierte Standards. ••Ein Aufbau eines Qualitätsmanagements auf allen Ebenen. Dieses soll auf individuelle Bedürfnisse abgestimmt sein, zum Beispiel durch sinnvolle Indika tionen, sowie vereinheitlichter Fallführung. Die Implementierung einer alltagstauglichen Form von Qualitätssicherung dient der Identitätsbildung der Anbietenden, zudem kann mit einem hochstehenden Produkt auch ein höherer, angemessener Preis gefordert werden.
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••Neue Formen und Vereinfachung von Finanzierungsmodellen für das System sozialer Dienstleistungen (beispielsweise durch Vereinheitlichung der Sozialversicherungen, Fallführung, Assistenzbeitrag, Systemübergreifende Finanzierungsmodelle etc.). ••Weitere zielgruppenspezifische Verbesserungen zum Beispiel in der Koordination von Weiterbildungsangeboten oder dem Austausch von fachlichem Know-how wären sinnvoll und wichtig. ••Die örtliche Vernetzung von städtischen Gebieten und Care Farming in «strukturarmen» Regionen. Die Workshops ermöglichten, dass sich Akteure aus verschiedenen Disziplinen austauschen und ihr persönliches Netzwerk vergrössern konnten. Die Form des Workshops und der theoretische Bezug zu Transition Management haben sich bewährt. Es zeigte sich auch, dass der Bedarf aller Beteiligten an Koordination rund um die vorgeschlagenen und gewünschten Verbesserungsmassnahmen gross ist. Von den Anwesenden wurde die Gelegenheit, sich über die Disziplinen hinweg auszutauschen, geschätzt. Laut mündlichen Rückmeldungen wurde mehrfach das Interesse für eine Weiterführung der Vernetzung ausgedrückt. Diese Workshops waren eine der ersten Möglichkeiten, wo Akteure aus unterschiedlichen Bereichen (Landwirtschaft/Soziales/Gesundheit/regionale Entwicklung) aus verschiedenen Ebenen aufeinander treffen. Deutlich ist auch: der Handlungsbedarf für die Erschliessung der Potenziale in vielen Bereichen rund um Care Farming ist eklatant, wenn eine Professionalisierung der gesamten Angebotskette von Klienten über die Gastfamilie zu den Weiterbildungsanbietenden und kantonal zuständigen Behörden angestrebt wird. Zu viel Zeit und Wissen geht heute noch verloren in einem unübersichtlichen Knäuel wertvoller, aber wenig bekannter Angebote. (Zu wenig profitieren die Bäuerinnen und Bauern selbst von der Alltagsstruktur und dem durch sie aufrechterhaltenen und gepflegten räumlichen Umfeld, welches ihr kulturelles Erbe ist und als solches Wertschätzung erfahren soll.) Zu undeutlich ist das Profil sozialer Dienstleistungen in der Landwirtschaft für die Bauern selber, für zuweisende Stellen und für die breite Öffentlichkeit. Informationsaustausch fördert die Transparenz: indem immer mehr Akteure die Bedürfnisse anderer sozialer Welten kennen, wird das Vertrauen und die Gemeinschaft gefestigt; letztere wird gebündelt und kann stärker auftreten und handeln. Weitere Informationen sind auf der neu erstellten Homepage www.greencare.ch ersichtlich. n
Potenziale di sviluppo nel settore del Care Farming Allo scopo di meglio comprendere e sfruttare appieno il potenziale del Care Farming (la prestazione di servizi sociali nell'agricoltura), la Stazione di ricerca Agroscope ReckenholzTänikon ART e l'Istituto universitario di scienze applicate di Zurigo (ZHAW), nel 2010, hanno tenuto tre workshop con la partecipazione di esperti di svariati campi professionali. I partecipanti ai workshop sono stati concordi sul fatto che il potenziale del care farming è considerevole (attività accessoria supplementare, sviluppo del sistema socio-sanitario). Esso potrebbe essere sfruttato meglio attraverso misure mirate, quali: • migliorare la trasparenza tra tutte le parti coinvolte: esplicitazione di esigenze, indennizzi, regole e competenze; • potenziare la comunicazione e l’interazione tra tutte le persone coinvolte nella prestazione di servizi sociali; • la creazione di una centrale di coordinamento potrebbe rivelarsi uno strumento utile per sfruttare appieno il potenziale; • sviluppare un sistema di assicurazione della qualità che costituisce uno strumento fondamentale; • ricercare nuove formule e semplificare i modelli di finanziamento per il sistema delle prestazioni sociali. Tutti i partecipanti hanno sottolineato la grande importanza dell'elevata qualità auspicata per le prestazioni nonché l'esigenza di dare la priorità alle necessità delle persone cui viene fornita assistenza. Il Care Farming si presenta come un settore complesso, con molte sfaccettature e differenze a livello geografico.
Literatur ▪▪ Christ Y., Widmer S.& Wydler H., 2010. Workshop Zwischenberichte 1–3. Potenziale Sozialer Dienstleistungen in der Schweizer Landwirtschaft. Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART und Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, IUNR Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen. Ettenhausen und Wädenswil. Zugang: http://www.greencare.ch/index.php?option=com_content& view=article&id=248%3Achrist-y-widmer-s-wydler-hans-care-farmingpotenziale-sozialer-dienstleistungen-in-der-schweizer-landwirtschaft& catid=63%3Apublikationen&Itemid=68&lang=de/ [24.1.2011]. ▪▪ Loorbach D., 2007. Transition management. New mode of governance for sustainable development. Utrecht: International Books. 328 S. ▪▪ The World Café Community, 2002. Das World Café präsentiert …– Eine kurze Einführung, um Gespräche in Gang zu bringen … Deutsche Über-
Summary
Riassunto
Entwicklungspotenzial im Bereich Care Farming | Gesellschaft
Development potential in the Care Farming sector In order to gain a better understanding of Care Farming (the provision of social services in farming) and to make better use of existing potential, Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Research Station and the Zurich University of Applied Sciences (ZHAW) conducted three workshops with experts from a wide variety of professional fields in 2010. The workshop participants agreed that Care Farming has great potential (additional sideline, expansion of the welfare and health system among other things). Targeted measures, including the following, could help to utilize it better: • more transparency between all participants is required: disclosure of requirements, remuneration, arrangements and responsibilities; • better communication and networking is needed between all those involved in social services; • a central coordination office could be a helpful tool in tapping potential; • the development of a quality assurance system is a central tool; • New forms and simplification of financing models for the social services system would be desirable. The participants agreed on the central importance of the desired high quality of services and the requirement to put the care recipient’s needs first. Organisation of the Care Farming sector is proving to be extremely complex, multilayered and geographically very uneven. Key words: Care Farming, Green Care, farm diversification, transition management, social innovation.
setzung: Sabine Bredemeyer, all in one zur Bonsen&Associates. Zugang: www.theworldcafe.com/translations/Germancafetogo.pdf/ [ 24.1.2011]. ▪▪ Wydler H., 2009. «Soziale Dienstleistungen»: Erste Ergebnisse der schriftlichen Befragung zu Betreuungs- und Pflegeleistungen in landwirtschaftlichen Haushalten und Betrieben. Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Ettenhausen, November 2009. Download (am 24.1.2011): ▪▪ www.greencare.ch/images/stories/pdf/resultate%20schriftliche%20befragung.pdf/ ▪▪ Wydler H., Picard R., 2010. Care Farming: Soziale Leistungen in der Landwirtschaft. Agrarforschung Schweiz, 1 (01), 24–29.
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A g r a r w i r t s c h a f t
Waldwirtschaft Schweiz: Was Kooperation erfolgreich macht Barbara Stöckli und Bernhard Pauli, Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft SHL, 3052 Zollikofen Auskünfte: Barbara Stöckli E-Mail: barbara.stoeckli@bfh.ch, Tel. +41 31 910 22 70
Gemeinsam sind wir stärker: Immer mehr einzelne Gemeindeforstbetriebe schliessen sich zu Zweckverbänden zusammen. (Foto: Zweckverbandes Falknis)
Einleitung Verbesserte Leistungsfähigkeit der Forstbetriebe ist nötig Seit vielen Jahren weisen die öffentlichen Forstbetriebe der Schweiz im Durchschnitt ein zwar jährlich schwankendes, aber konstant negatives Betriebsergebnis aus. Dies gilt sowohl für den reinen Holzproduktionsbetrieb als auch für den Gesamtbetrieb (BAFU 2009). Dieser Umstand wird im Allgemeinen auf die Strukturschwäche der Branche zurückgeführt (z.B. Amt für
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Wald des Kantons Bern 2002). Zu kleine Betriebe arbeiten mit zu hohen Fixkosten und erzielen infolge kleiner Angebotsmenge und wenig professioneller Vermarktungsstrukturen geringere Verkaufserlöse als ihre Mitbewerber jenseits der Schweizer Grenzen (Sekot 2007; Mai et al. 2007). Die Forstbetriebe haben grundsätzlich mehrere Optionen, sich aus der misslichen Lage zu befreien: sie können versuchen, ihre Betriebsfläche durch Zukauf von Wald zu vergrössern, sie können ihr Leistungsangebot diversifizieren oder sie können mit Nachbarbetrieben eine Kooperation eingehen. Private Waldbesitzer sind nur in geringem Mass bereit, Wald zu verkaufen (Krebs 2002), der Verkauf von öffentlichem Wald bedingt zumeist einen Volksbeschluss und ist damit politisch oft schwierig zu realisieren. Die Diversifikation des Leistungsangebots wird von den Betrieben als Strategie anerkannt, doch zeitigt diese nicht überall den gewünschten Erfolg (Hofer 2007). Als erfolgsversprechender Weg wird in der Waldwirtschaft daher die Kooperation gesehen (z.B. Amt für Wald 2002). In der Wald- und Holzwirtschaft sind Kooperationen international gesehen keine Seltenheit. Im Hinblick auf ihre Ausrichtung existieren aber regionale Unterschiede: während in Skandinavien und Nordamerika die vertikale Kooperation verbreitet ist, arbeiten die Betriebe in Mitteleuropa vor allem auf horizontaler Ebene zusammen. Die Gründung von forstlichen Kooperationen wird vom Bundesamt für Umwelt gefördert und daher in den meisten Kantonen auch finanziell unterstützt. Zusammen mit der wirtschaftlich eher düsteren Zukunft der einzelnen Betriebe und einer Reihe von Naturereignissen (z.B. Sturm Lothar, Käferkalamitäten, Trockenheit im Sommer 2003) ergibt sich ein Umfeld, das die Bildung von Kooperationen in den letzten zehn Jahren begünstigt hat. Im Rahmen einer vom Förderprogramm Holz21 und Verband Waldwirtschaft Schweiz finanzierten und der Abteilung Forstwirtschaft der SHL realisierten Studie wurde untersucht, welche Kooperationsformen mit welcher Kooperationstiefe in diesem Prozess im öffentlichen Wald entstanden sind, welche Rechtsformen gewählt worden sind und welche Faktoren im Einzelfall zur Kooperation geführt haben.
Waldwirtschaft Schweiz: Was Kooperation e rfolgreich macht | Agrarwirtschaft
Umfragen, Interviews und Betriebsabrechnungen als Basis Die Studie beruht zum einen auf Umfragen, die bei den kantonalen Waldwirtschaftsverbänden, beim Verband Waldwirtschaft Schweiz sowie bei den kantonalen Forstdiensten und ausgewählten Betriebsleitern durchgeführt worden sind. Zum andern wurden zwanzig bestehende Kooperationen ausgesucht und deren Struktur genauer analysiert. Die Auswahl der Kooperationsformen beruhte auf folgenden Kriterien: ••Verschiedenartigkeit der Kooperationsansätze in Bezug auf ihre Kooperationstiefe ••Räumliche Verteilung (Beispiele aus den Hauptproduktionsregionen Jura, Mittelland, Voralpen, Alpen, Alpensüdseite) ••Verschiedenartigkeit in Bezug auf das wahrgenommene Aufgabenspektrum (z.B. Schutzwald, Erholungswald etc.). Von den zwanzig untersuchten Kooperationen waren vier reine Holzvermarktungsorganisationen mit einer geringen Kooperationstiefe, sechzehn Kooperationen wurden den Betriebskooperationen zugeordnet. Zwei Vermarktungsorganisationen und drei Betriebskooperationen wurden der Produktionsregion Voralpen / Alpen / Alpensüdseite zugerechnet, sechs Betriebskooperationen stammten aus dem Jurabogen während die übrigen untersuchten Zusammenarbeitsformen aus dem Mittelland stammten.
hierarchisch
Steuerungsform
KB
Projektnetzwerke
Strategische Netzwerke
Verbundnetzwerke
VO
!!!! VU
Produktionsnetzwerke
FB G heterarchisch
stabil
dynamisch Notwendige Stabilität der Kooperation
VU = Virtuelle Unternehmung
Quelle: Sydow (2006)
Abb. 1 | Schema zur Einordnung der Kooperationsformen. KB = Kopfbetrieb; FBG = Forstbetriebsg emeinschaft; VO = Vermarktungsorganisation.
Zusammenfassung
Material und Methoden
Im Rahmen einer Studie der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft wurde untersucht, welche Kooperationsformen in der Schweizer Waldwirtschaft bestehen und welche Faktoren die Gründung begünstigt haben. Generell wurde dabei eine grosse Vielfalt der Zusammenarbeitsformen festgestellt. Die Vielfalt betrifft dabei die Kooperationstiefe, die Wahl der Rechtsform und die Anzahl beteiligter Partner. Ein einzelnes «bestes» Modell konnte nicht eruiert werden, vielmehr ist erfolgreiche Kooperation abhängig vom vorhandenen Umfeld und den darin agierenden Schlüsselpersonen. Einige Kooperationsformen wurden ausgewählt und in einer Praxishilfe präsentiert.
Alle Kooperationsformen wurden nach dem Sturm Lothar, in den Jahren 2001 bis 2006 gegründet und befanden sich zum Zeitpunkt der Datenerhebung noch in der Aufbauphase. Als Grundlagen für die Analyse der Betriebskooperationen dienten die Betriebsabrechnungen (wobei elf von sechzehn Kooperationen bereit waren, ihre Daten offen zu legen), die Kooperationsverträge beziehungsweise die Statuten und zugehörigen Reglemente sowie leitfadengestützte Gespräche mit den jeweiligen Betriebsleitern (Geschäftsführern). Theoretische Grundlagen Kooperation ist die freiwillige Zusammenarbeit von rechtlich selbstständigen Partnern, die ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit partiell zugunsten eines koordinierten Handelns aufgeben, um angestrebte Unternehmensziele im Vergleich zum individuellen Vorgehen besser erreichen zu können (Etter 2003, S. 44). Kooperation kann ganz unterschiedlicher Natur sein. Sydow (2006) weist darauf hin, dass die Möglichkeiten, Netzwerktypen zu unterscheiden, an sich grenzenlos sind. Die von ihm vorgeschlagene und in der Studie von Pauli et al (2008) verwendete Klassierung beschränkt sich auf die Steuerungsform (Hierarchie oder Gleich berechtigung zwischen den Partnern) und die zeitliche Stabilität des Netzwerks (Abb. 1). Theling und Loos (2004) nennen zusätzlich noch Klassifikationskriterien wie Anzahl Partner und ihre Herkunft aus geografischer oder institutioneller Sicht. Aus theoretischer Sicht gibt es drei Modellansätze zur Erklärung, warum sich Kooperationen überhaupt bilden. Der auf die Ökonomen Bains (1968) und Porter (1981) zurückgehende industrieökonomische Erklä-
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Agrarwirtschaft | Waldwirtschaft Schweiz: Was Kooperation e rfolgreich macht
Abb. 2 | Kooperative Holzvermarktung erleichtert den Zugang zu internationalen Märkten und den Handel mit Grosskunden, welche das Holz bahnwagenweise kaufen. (Foto: Michael Meuter, Zürich/L IGNUM)
rungsansatz für die Entstehung von Kooperationen geht davon aus, dass Gruppen von Unternehmen, die sich im gleichen Markt bewegen und sich substituierende Produkte anbieten, also zueinander in Konkurrenz stehen, ab einer gewissen Anbieterkonzentration beginnen, zusammenzuarbeiten, um ihre Position innerhalb des Marktes zu stärken. Alle sich im gleichen Markt mit einer ähnlichen Wettbewerbsstrategie bewegenden Unternehmen zusammen bilden eine strategische Gruppe welche sich durch sogenannte Mobilitätsbarrieren oder Marktschranken von anderen strategischen Gruppen abgrenzt (Porter 1980). Kooperation kann für ein Unternehmen auch eine Möglichkeit sein, diese Mobilitätsbarriere zu durchbrechen und in eine andere strategische Gruppe einzudringen. Ein zweiter Ansatz zur Erklärung von Kooperationen liefert die Neue Institutionenökonomie mit ihrer Transaktionskostentheorie, welche im Wesentlichen auf mehrere wissenschaftlichen Arbeiten von Coase (1937 bis 1960) zurückgeht und z.B. bei Pauli (2002) zusammengefasst ist. Zwei grundsätzlich unterschiedliche Organisationsformen existieren in der Welt der Neuen Institutionenökonomie: einerseits der Markt, in welchem Unternehmen flexibel sind, sich opportunistisch verhalten aber einen hohen Koordinationsaufwand betreiben müssen, um über Verträge Dienstleistungen und Güter zu beschaffen. Auf der anderen Seite des Spektrums steht die Firma, die hierarchisch organisiert ist, anti-opportunistisches, vertrauensbasiertes Handeln von den einzelnen Beteiligten erfordert, einen geringeren Koordinationsaufwand treiben muss dafür aber von geringerer Flexibilität ist. Nach Sydow (2006) ist die Kooperation nun Ausdruck einer hybriden Form zwischen Markt und Hierarchie in
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welcher versucht wird, die Vorteile der marktlichen Struktur (vor allem die Flexibilität) mit den Vorteilen der hierarchischen Firmenstruktur (geringer Koordinationsaufwand ergo geringe Transaktionskosten) zu vereinen. Die neuesten Erklärungsmodelle aus dem Supply Chain Management gehen davon aus, dass Kooperationen entstehen, weil sich Unternehmen schnell neue Kompetenzen oder neue Märkte erschliessen wollen (siehe hierzu z.B. Duschek und Sydow (2002)). Ein anderer Zweig der Kooperationsforschung untersucht das Kooperationsverhalten auf Ebene der einzelnen Menschen und versucht daraus die Auswirkungen auf ganze Systeme abzuleiten. Bereits in den 1980er Jahren konnte Axelrod (1984) mit spieltheoretischen Experimenten nachweisen, dass unter speziellen Bedingungen Kooperation auch unter an sich egoistisch handelnden Partnern lohnenswert ist und sich daher bis zu einem gewissen Grad in einer Gruppe durchsetzt. Neuere Arbeiten (z. B. Fehr und Fischbacher 2003) zeigen auf, dass Kooperation jedoch weitaus häufiger stattfindet, als die theoretische Herleitung dies vermuten lässt, weil auch bisher vernachlässigte Facetten des Menschen wie Altruismus oder Gerechtigkeitssinn (Fairness) die Handlungsentscheidungen beeinflussen. Angewandte Modelle im Bereich der Kooperation gehen daher davon aus, dass für deren erfolgreiche Einführung und Stabilisierung neben der Organisationsform und deren stategische Ausrichtung der Faktor Mensch die entscheidende Rolle spielt (z.b. Kyburz und Pfister 2005).
Resultate Kooperationen im Wald sind auf Stabilität ausgelegt Die im Rahmen der SHL-Studie analysierten Kooperationsformen wurden nach ihrer zeitlichen Dauer und ihrer Steuerungform einerseits und nach der Kooperationsintensität andererseits klassiert, hierbei wurde das Klassierungssystem von Sydow (1998) verwendet (Abb. 1). Es wurden drei grosse Gruppen von Kooperationsformen unterschieden, die nachfolgend kurz beschrieben werden. Forstbetriebsgemeinschaften (FBG) sind Kooperationsformen, bei welchen sich mehrere öffentliche Waldeigentümer zu einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft nach kantonalem Recht zusammenschliessen (zum Beispiel in Form eines Zweckverbandes). Die der Zusammenarbeit zu Grunde liegenden Verträge sind langfristig ausgelegt (stabil) und die beteiligten Betriebe sind gleichberechtigte Partner (heterarchisch). Nach Hess (2000) entsprechen die Forstbetriebsgemeinschaften somit einem Verbundnetzwerk (Abb.1, VN).
Waldwirtschaft Schweiz: Was Kooperation e rfolgreich macht | Agrarwirtschaft
Im Unterschied dazu sind Holzvermarktungsorganisationen (VO) Zusammenschlüsse von mehreren bis sehr vielen kleinen bis grossen Waldeigentümern zur gemeinsamen Vermarktung ihres Holzes. Die Kooperation ist im Ausmass somit bescheidener als diejenige der Betriebskooperationen. Die Vermarktungsorganisation ist auf ein langfristiges Bestehen ausgelegt (stabil), doch die einzelnen Lieferanten können nicht zur Vermarktung des Holzes über die Organisation verpflichtet werden und nutzen diese deshalb nur, wenn sie ihnen einen Vorteil verschafft. Dadurch ergibt sich eine ausgesprochen dynamische Komponente. Die Vermarktungsorganisation ist an der Schnittstelle zwischen Verbundnetzwerken und Produktionsnetzwerken (PN) einzuordnen . Häufig anzutreffen ist in der Schweizer Waldwirtschaft die Kooperationsform des Kopfbetriebs (KB). Hierbei übernimmt der Waldbesitzer, welcher auch den Betrieb besitzt, eine klare Führungsrolle gegenüber den Kooperationspartnern. Der Kopfbetrieb wird zum fokalen Unternehmen, die Kooperationsform bildet ein strategisches Netzwerk (SN). Allen untersuchten Kooperationsformen gemeinsam ist ihre Ausrichtung auf Langfristigkeit und Stabilität. Hinsichtlich der Intensität der Kooperation oder der Kooperationstiefe nimmt die Intensität vom Kopfbetrieb mit Einzelabrechnung hin zur Betriebsgemeinschaft mit gemeinsamer Rechnung zu. In der Schweizer Waldwirtschaft kommen alle Intensitätsstufen vor. Grosse Vielfalt an Rechtsformen Auch betreffend Wahl der Rechtsform herrscht in der Schweizer Waldwirtschaft eine grosse Vielfalt. So wurden neben eher klassischen Formen wie der Pacht, der Genossenschaft oder dem Auftrag auch Gesellschaften mit beschränkter Haftung, Aktiengesellschaften und Vereine gefunden. Unter den untersuchten Kooperationsformen organisierten sich die öffentliche Waldeigentümer jedoch am häufigsten in öffentlich-rechtlichen Zweckverbänden nach kantonalem und kommunalem Recht. Die Rechtsform definiert die internen und externen Rahmenbedingungen, nach welchen sich die Kooperationsform zu richten hat. Die Rechtsform wirkt sich auf Haftungsfragen aus und bestimmt die Möglichkeiten und Grenzen der Mitgestaltung und Mitbestimmung der einzelnen Betriebe. Entsprechend viel Bedeutung messen die Beteiligten der Wahl der Rechtsform beim Eingehen einer Kooperation oder bei der Firmengründung generell bei. Nach Analyse der zwanzig Kooperationsformen in der Schweiz kommen Pauli et al (2008) jedoch zum Schluss, dass die Rechtsform für den Erfolg der Kooperation nur eine untergeordnete Rolle spielt.
Abb. 3 | Eine vertrauensbildende Massnahme in neuen Kooperationen ist es, allen Mitarbeitern neue Aufgaben zu übertragen, die sie fördern und fordern ohne zu überfordern. (Foto: SHL FWI)
Alle Kooperationsformen mit Stärken und Schwächen Als Stärken der Kooperationen konnten grundsätzlich eine Professionalisierung in den durch die Zusammenarbeit betroffenen Teilbereichen festgestellt werden. Die Kooperationen zeichnen sich durch schlanke Strukturen und eine effiziente Aufgabenabwicklung aus. Generell haben die Kooperationen noch die Möglichkeit, weitere Partner aufzunehmen und dadurch ihre Stellung am Markt weiter zu verbessern. Schwächen weisen die Kooperationsformen bei der Formulierung ihrer Strategien und Zielsetzungen auf. Sie sind oft sehr allgemein gehalten und bergen somit Gefahr, dass (noch) nicht entdeckte Zielkonflikte bestehen. Auch ist der Aufbau von wirkungsvollen Kontrollmechanismen ohne Formulierung klarer Ziele nicht möglich. Die untersuchten Kooperationsformen schöpfen ihr Potenzial noch nicht aus, was zumindest teilweise damit zu erklären ist, dass sich alle Kooperationen noch im Aufbaustadium befinden. Synergien zum Beispiel bei der Rechnungslegung werden oft noch nicht genutzt und Personal- und Maschinenbestände sind den neuen Strukturen (noch) nicht angepasst. Gefahr droht denjenigen Zusammenarbeitsformen, welche stark von einer einzelnen Person (Geschäftsführer oder Betriebsleiter) abhängig sind und die Stellvertretung noch nicht geregelt haben. Der Wegfall dieser Schlüsselperson bedeutet Informations-, Kontroll- und Know-How-Verlust und gefährdet den Weiterbestand der ganzen Kooperation. Als Praxishilfe wurden aus dem umfangreichen Katalog der Kooperationsformen sechs Beispiele herausgegriffen. Nebst einem Kurzbeschrieb mit Eckdaten wurde eine vereinfachte Stärken-Schwächen-Analyse dargestellt. Ein Fazit rundet die Beschreibung ab (SHL, WVS & BAFU 2010).
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Agrarwirtschaft | Waldwirtschaft Schweiz: Was Kooperation e rfolgreich macht
Der Weg in die Kooperation führt über engagierte Meinungsmacher Die Befragung der Betriebsleiter diente auch der Sammlung von Entstehungsgeschichten, die anschliessend hinsichtlich ihrer Gemeinsamkeiten untersucht worden sind. Dabei ist festzustellen, dass in jedem näher untersuchten Fall ein aus betrieblicher Sicht gravierendes äusseres Ereignis den Weg frei gemacht hat für die Veränderung in der Organisationsform. Die schwierige Situation auf dem Holzmarkt nach dem grossen Sturm Lothar war einer dieser Auslöser. Noch häufiger aber waren personelle Veränderungen in einem oder mehreren räumlich nahestehenden Forstbetrieben der Anlass für den Beginn von Kooperationsverhandlungen. In einem ersten Schritt haben eine oder mehrere vor Ort akzeptierte Persönlichkeiten aus Wald- oder Polit kreisen den Weg in die Kooperation durch vertrauensbildende Massnahmen bereitet. Der Einbezug aller Beteiligten und Offenheit gegenüber deren Ängsten zeichnen diesen Prozess der Vertrauensbildung aus. Eine gemeinsame Wertebasis (eine ähnliche Unternehmenskultur) ist für die Phase des Zusammenfindens der neuen Kooperationspartner entscheidend. Sie drückt sich nicht nur in der Formulierung gemeinsamer Ziele und einer gemeinsamen Strategie, sondern auch im Umgang mit Mitarbeitern und der natürlichen Produktionsgrundlage «Wald» aus.
Diskussion Die ökonomische Analyse von Kooperationen und die zugehörigen theoretischen Erklärungsmodelle hat in der Vergangenheit sehr stark auf die technisch-organisatorische Ebene fokussiert (vgl. z.B. Pauli 2002, Sydow 2006 etc.). Hierbei wurde aus Gründen der Modellvereinfachung ausgeblendet, dass Organisationen durch Menschen gemacht und ihre Präferenzen und ihre Werthaltung daher sehr entscheidend für den Erfolg der Organisation sind (vgl. z.B. Kyburz und Pfister 2005). Die ebenfalls stark auf «harte Fakten» wie formulierte Strategien, Organisationsstrukturen und -prozesse sowie finanzielle Kennziffern ausgerichtete Untersuchung aus den Jahren 2006 bis 2008 konnte daher den Erfolg der einzelnen untersuchten Kooperationen nur in einem geringen Mass erklären. Statistische und vergleichende Aussagen sind durch das gewählte Auswahlverfahren für die Detailanalysen nicht möglich. Der Wert
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der Untersuchung beruht auf der Darstellung vieler möglicher Wege in die erfolgreiche Kooperation, die in der Schweizer Waldwirtschaft bereits beschritten worden sind. Sie dokumentiert einen Entwicklungsstand, der als Basis einer Zeitreihenanalyse dienen kann um so den Übergang von Aufbau- zu Dauerphase zu erfassen, zu untersuchen und letztlich besser zu verstehen.
Schlussfolgerungen Von zentraler Wichtigkeit bei der Gründung einer Kooperation ist die Identifikation und anschliessende Integration sämtlicher Schlüsselfiguren. Dazu gehören die lokalen Meinungsmacher, die politisch Verantwortlichen, die bisherigen Betriebsleiter, die Mitarbeiter und der lokale Forstdienst. Je früher alle diese Akteure in den Prozess mit einbezogen werden, desto grösser sind die Erfolgsaussichten für das Kooperationsprojekt. Bereits zu Beginn muss eine gemeinsame Wertebasis bestehen. Betriebe, die eine grundsätzlich verschiedene Auffassung von waldbaulichen Strategien haben, die eine diametral auseinandergehende Betriebskultur leben oder ein sich kaum überschneidendes Produkteportfolio aufweisen, werden es schwer haben, erfolgreich zu kooperieren. Allein die räumliche Nähe reicht daher für die Bildung einer Betriebskooperation nicht aus. Die Wahl der Rechtsform entscheidet zumindest in der hier dokumentierten Aufbauphase nicht über Erfolg oder Misserfolg einer Kooperation. Trotzdem sind die Autoren der Überzeugung, dass eine Rechtsform, die den einzelnen Partnern klare Rechte und Pflichten auferlegt, zu bevorzugen ist, weil dies die Kooperationspartner dazu zwingt, ihre Rollen genau zu definieren. Es ist nicht möglich und auch nicht nötig, den vollen Kooperationsnutzen bereits von Anfang an auszuschöpfen. Erstrebenswert ist das schrittweise Vorgehen begleitet von vertrauensbildenden Massnahmen wie kooperativer Betriebsführung durch mehrere bisherige Betriebsleiter, die Erstellung von Abrechnungen für jeden Teilbetrieb, die Übernahme des ganzen Personals, das in der neuen Betriebsform mitarbeiten will. Die Zusammenarbeit soll sukzessive weiter vertieft werden. Das Ziel ist die langfristige Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und das Bestehen in einem zukünftigen unter Umständen noch stärker globalisierten Markt. Diesem Ziel soll und n muss die kurzfristige Rendite untergeordnet sein.
Economia forestale svizzera: Quale forma di collaborazione porta al successo Nell’ambito di uno studio della Scuola superiore di agricoltura svizzera è stato esaminato quali forme di cooperazione nel settore dell’economia forestale svizzera esistono e quali fattori hanno promosso la loro costituzione. In generale vi è stata constatata una grande diversità tra le forme di collaborazione istaurate. Questa diversità è dettata dall’intensità di collaborazione, dalla scelta della forma giuridica e dal numero di partner coinvolti. Non è stato, tuttavia, possibile identificare un unico modello «ideale». Risulta piuttosto che la cooperazione di successo dipende dall’ambiente esistente e dalle attività svolte da persone chiave coinvolte. Alcune forme di collaborazione sono state selezionate e presentate come aiuto pratico.
Literatur ▪▪ Amt für Wald des Kantons Bern 2002. Bericht Galileo – Vision für die Berner Waldwirtschaft. ▪▪ Axelrod R., 1984. The evolution of cooperation. New York: Basic Books, Inc. Deutsche Fassung: Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH, M ünchen 2000. ▪▪ BAFU, 2009. Jahrbuch Wald und Holz 2008. Umwelt-Wissen Nr. 0904. Bundesamt für Umwelt, Bern. 202 S. ▪▪ Bain J.S., 1968. Industrial organization. New York: Wiley. 2nd edition. 678 S. ▪▪ Coase R., 1937. The nature of the firm. Economica 4, 386–405. ▪▪ Coase R., 1938/1973. Business organization and the accountant. In: Buchanan J. M. & Thirlby G. F. (ed.). L. S. E. essays on cost. New York: Univ. Press., 95–132. ▪▪ Coase R., 1960. The problem of social cost. Journal of Law and Economics 3, 1–44. ▪▪ Duschek S. & Sydow J., 2002. Ressourcenorientierte Ansätze des strategischen Managements – Zwei Perspektiven auf Unternehmungskooperation. WiSt . 31, 426–431. ▪▪ Etter C., 2003. Nachgründungsdynamik neugegründeter Unternehmen in Berlin im interregionalen Vergleich, Dissertation, FU Berlin. ▪▪ Fehr E. & Fischbacher U., 2003. The nature of human altruism. Nature 425, 785–791. ▪▪ Hess T. 2000. Anwendungsmöglichkeiten des Konzerncontrolling in Unternehmensnetzwerken. In: Sydow J. & Windeler A. (Hrsg.). Steuerung von Netzwerken. Konzepte und Praktiken. Westdeutscher Verlag GmbH Opladen, Wiesbaden. 391 S. ▪▪ Hofer P., 2007. Koreferat zum Thema Kooperationen in der Waldwirtschaft. Gehalten anlässlich des 4. Waldökonomischen Seminars in M ünchenwiler September 2007. Unveröffentlicht.
Summary
Riassunto
Waldwirtschaft Schweiz: Was Kooperation e rfolgreich macht | Agrarwirtschaft
Swiss forest economy: how to cooperate successfully Within the framework of a study conducted by the Swiss College of Agriculture, the types of cooperation currently in existence in the Swiss forestry industry together with the factors favorably influencing their establishment were examined. It was ascertained that a wide variety of cooperation types exist in terms of the depth of cooperation, the choice of legal structure and the number of participating partners. No «best» model could be determined; it was rather clear that successful cooperation depends on the existing situation and its key players. Some cooperation types have been selected and are presented in the form of practical advice. Key words: Swiss forest industries, cooperation.
▪▪ Krebs B., 2002. Projekt Auriga. Verbesserung der Bewirtschaftungs bedingungen im Privatwald des Kantons Bern. Grundlagenbericht zum Förderprogramm im Rahmen der Komponente 421.2. Amt für Wald des Kantons Bern. ▪▪ Kyburz P. & Pfister Th., 2005. So kommt der Faktor Mensch besser zum Tragen. In. Kooperationen gründen und erfolgreich führen. KTBL-Schrift 433, Darmstadt, 9–15. ▪▪ Mai W., Borchert R. & Schreiber R., 2007. Überschüsse der Forstbetriebe in Bayern deutlich gestiegen. AFZ-Der Wald 22, 1184–1185.. ▪▪ Pauli B., 2002. Gestaltungsfelder einer dauerhaften Kooperation und Koordination in Supply Chain Management Systemen. Unveröffentlichte Diplomarbeit TU München, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. ▪▪ Pauli B., Stöckli – Krebs B. & Bernhard St., 2008. Kooperationen in der Schweizer Waldwirtschaft. Unveröffentlichter Schlussbericht. ▪▪ Porter M.E., 1981. The contributions of industrial organization to strategic management. Academy of Management Review 6, 609–620. ▪▪ Porter M.E., 1980. Competitive Strategy: Techniques for analyzing industries and competitors. New York, The Free Press ▪▪ Sekot W., 2007. Österreichs Forstwirtschaft 2006. Überdurchschnittlich erfolgreich. AFZ-Der Wald 22, 1198–1199. ▪▪ SHL, WVS, BAFU 2010. Kooperationen in der Schweizer Waldwirtschaft. 20 S. ▪▪ Syodw J., (Hrsg.) 2006. Management von Netzwerkorganisationen. Verlag Gabler, Wiesbaden. 4 | Auflage. 472 S. ▪▪ Sydow J., 1998. Postmoderne Konzerne? – Zum Verhältnis von Konzernen und Netzwerk, Schriftfassung eines Vortrages auf dem 22. Workshop der Kommission «Organisation» im Hochschullehrerverband für BWL an der FU Berlin. ▪▪ Theling Th. & Loos P., 2004. Determinanten und Formen von Unternehmenskooperationen. Working Papers of the Research Group Information Systems & Management, Paper 18.
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 348–353, 2011
353
A g r a r w i r t s c h a f t
Projekt «Weidekuh-Genetik»: Wirtschaftliche Bewertung Christian Gazzarin1 und Valérie Piccand2 Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8356 Ettenhausen 2 Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft SHL, 3052 Zollikofen Auskünfte: Christian Gazzarin, E-Mail: gazzarin.christian@art.admin.ch, Tel. +41 52 368 31 31
1
Abhängig vom gewählten Milchzahlungssystem erreichten entweder die neuseeländischen Holstein oder die Schweizer Holstein das h öchste Einkommen pro Hektare. (Foto: Projekt «Weidekuh-Genetik»)
Einleitung In einem Milchproduktionssystem sind die Futterkosten die grösste Kostenposition. In der Schweiz können bis zu 30 Prozent der Selbstkosten auf die Futterproduktion und den Futterzukauf (v. a. Ergänzungsfutter) zurückgeführt werden (Gazzarin et al. 2005). Eine Steigerung des Weideanteils reduziert nicht nur die Konservierungskosten, sondern führt auch zu namhaften Arbeitszeiteinsparungen in der Fütterung, weil die Kühe ihr Futter selbst holen und fressen. Hierfür ist jedoch in der Regel eine genügende Arrondierung des Betriebes Voraussetzung. Eine saisonale Abkalbung im Frühling kann den Umfang der Futterkonservierung weiter reduzieren, indem die Galtphase in die Winterfütterung fällt. Einsparungen im Bereich der Futterkonservierung bedeuten tiefere Maschinen-, Gebäude- (d. h. Lager-) und Arbeitskosten. Gerade diese Strukturkostenpositionen haben in der Schweiz, die durch ein hohes Kostenumfeld geprägt ist, ein besonderes Gewicht (Gazzarin und Schick 2004, Gazzarin et al. 2005).
354
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 354–359, 2011
Eine vermehrte Weidehaltung sowie eine saisonale Abkalbung stellen andere Anforderungen an eine Kuh als eine vorwiegende Stallfütterung mit verteilter Abkalbung. In den letzten Jahren wurde zu einem hohen Anteil nordamerikanische, unter Stallfütterungsbedingungen selektierte Genetik in Schweizer Kuhrassen eingesetzt. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, inwiefern die aktuell verbreiteten Kuhtypen sich überhaupt für ein Vollweidesystem mit saisonaler Abkalbung eignen. Die Forschung der letzten Jahre zeigt nämlich auf, dass Kühe, die in Stallfütterungssystemen mit TotalMisch-Ration (TMR) gezüchtet worden sind, hinsichtlich Produktion, Fruchtbarkeit (Kolver et al. 2000, Horan et al. 2005, Fulkerson et al. 2008) und Wirtschaftlichkeit (McCarthy et al. 2007) nicht für Vollweidesysteme geeignet sind. Doch mit welchem Kuhtyp lässt sich unter Vollweidebedingungen und Frühjahrs-Blockabkalbungen das höchste Einkommen erzielen, wenn man die limitierten Flächenverhältnisse, wie sie für Schweizer Milchviehbetriebe typisch sind, berücksichtigt? Wie wird dabei die Arbeit monetär verwertet (Stundenlohn)?
Tiere, Material und Methoden Für die Wirtschaftlichkeitsberechnung standen die Daten aus drei Untersuchungsjahren des Projektes Weidekuh-Genetik der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft (SHL) und weiterer Partner zur Verfügung. Die Versuchstiere und involvierten Betriebe, die Versuchsanlage, die untersuchten Parameter sowie die statistischen Analysemethoden sind im ersten Artikel der Serie detailliert beschrieben worden (Piccand et al. 2011). Kurz zusammengefasst wurden von 2007 bis 2009 neuseeländische Holstein-Friesian (NZ HF) Kühe Schweizer Kühen auf 15 Praxisbetrieben gegenübergestellt, wobei der Versuch insgesamt 259 Laktationen von 134 Kühen beinhaltete (NZ HF, n = 131 Laktationen / 58 Kühe; Schweizer Holstein (CH HF) 40/24; Schweizer Fleckvieh (CH FV) 43/27; Schweizer Brown Swiss (CH BS) 45/25). Zu den wichtigsten Daten zählen die Laktationsleistungen der ersten drei Laktationen, Milchgehalte, mittlere Jah-
res-Körpergewichte und die Anzahl nicht trächtiger Kühe nach zwölf Wochen Besamungssaison. Auf Basis der erwähnten Daten ging es nun darum, je Versuchsgruppe eine gesamte Herde zu simulieren und die Versuchsdaten basierend auf einer definierten Herdenstruktur (Anteil der Kühe in den jeweiligen Laktationen) auf eine Herde hochzurechnen (Tab. 1). Die Leistung der dritten Laktation galt dabei als Basis für die vierte und alle folgenden Laktationen. Die Berechnungen erfolgen in verschiedenen Kalkulationsmodellen. In einem Herdenmodell liessen sich die mittlere Jahresleistung und das mittlere Gewicht pro Kuh aufgrund einer definierten Herdenstruktur berechnen. In einem weiteren Modell errechnete sich der Grundfutterverzehr für Winter und Sommer auf Basis einer vorgegebenen Grundfutterqualität in Abhängigkeit der Jahresleistung, des Kuhgewichtes und des Abkalbetermins. Der Kraftfutterverzehr wurde dabei auf 280 kg fixiert entsprechend der durchschnittlichen Fütterung auf den 15 Versuchsbetrieben des Weidekuh-Genetik Projekts. Weitere Anpassungen erfolgten in weiteren Berechnungsmodellen zu den Melkzeiten (in Abhängigkeit der Tagesmilchmenge) und zu den Gebäudekosten. Bei letzteren wurden nicht nur die Lagerkosten dem Trockensubstanz-Verzehr angepasst, sondern bei den CH HF auch die Funktionsflächen wie Liegeboxen, Stallgänge und Fressplätze um 5 % erhöht, da die CH HF teilweise eine Widerristhöhe von über 150 cm aufwiesen. Die errechneten Daten gelangten schliesslich in ein umfassendes Berechnungsmodell zur Ermittlung der diversen Leistungs- und Kostenpositionen eines geschlossenen Milchproduktionssystems (Gazzarin und Schick 2004). Tabelle 2 zeigt die dafür unterstellte Mechanisierung und den Gebäudetyp, wobei hier keine Differenzierung nach Kuhtypen vorgenommen wurde. Zur Interpretation der Ergebnisse muss berücksichtigt werden, dass es sich dabei um optimierte Systeme handelt. Das heisst, die Kapazitäten, insbesondere die Stallplätze, sind voll ausgelastet und es sind keine Altlasten (bestehende Schulden von Altgebäuden) vorhanden. Ausserdem wurden auch keine Wachstumskosten wie Kontingentsabschreibungen oder -mieten berücksichtigt.
Zusammenfassung
Projekt «Weidekuh-Genetik»: Wirtschaftliche Bewertung | Agrarwirtschaft
In einem Vollweidesystem mit FrühjahrsBlockabkalbung wird die Wirtschaftlichkeit verschiedener Kuhtypen untersucht. Hierfür erfolgte eine Herdensimulationsrechnung auf Basis der Versuchsdaten des Projekts «Weidekuh-Genetik». Die Ergebnisse zeigen Einkommensdifferenzen zwischen null und 15 %. Umgerechnet auf das Kilogramm Milch liegen die Differenzen bei null bis fünf Rappen. Eindeutige Vorteile eines bestimmten Kuhtyps sind nicht auszumachen. In der Modellberechnung zeigte sich jedoch, dass eine hohe Milchproduktion pro Hektare oder – bei einer Gehaltsbezahlung – die entsprechend produzierte Fett- und Eiweissmenge pro Hektare einen wesentlichen Erfolgsfaktor darstellen. Hohe Flächenleistungen können sowohl mit hohen Einzeltierleistungen als auch mit tieferen Kuhgewichten und der damit verbundenen Steigerung der Herdengrösse erreicht werden. Weitere kuhtypenbezogene Unterschiede ergaben sich in der Fleisch- und Fruchtbarkeitsleistung. Letztere ist für ein saisonales Vollweidesystem essentiell, konnte jedoch hinsichtlich der Auswirkungen auf den Arbeitszeitbedarf nicht vollumfänglich in den Ergebnissen berücksichtigt werden. Die Beschaffung solider Datengrundlagen über verschiedene Kuhtypen in verschiedenen Produktionssystemen soll deshalb fortgesetzt werden, um weitere Einflussfaktoren – nicht nur im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit, sondern auch auf weitere Aspekte der Nachhaltigkeit wie Ökologie oder Arbeitsbelastung zu evaluieren.
Resultate Tabelle 3 zeigt die Ergebnisse bei ausschliesslicher Heufütterung mit 15 ha intensivem Grünland unter Talbedingungen. Neben einer reinen Volumenbetrachtung werden die Ergebnisse zusätzlich unter der Voraussetzung einer Gehaltsbezahlung dargestellt («V + Gehalt»). Bei 15 ha können je nach Gruppe rund 29 bis 33 Kühe gehalten werden. Entscheidend für die Anzahl Kühe pro
Fläche ist der Grundfutterverzehr pro Kuh, der wiederum vom Körpergewicht und von der Milchleistung (energiekorrigierte Milch, ECM) abhängig ist. Das Einkommen aus der Milchproduktion liegt je nach Bezahlungssystem zwischen rund 3200 Franken (CH FV, Volumenbezahlung) und 3700 Franken pro Hektar (NZ HF, Gehaltsbezahlung).
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 354–359, 2011
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Agrarwirtschaft | Projekt «Weidekuh-Genetik»: Wirtschaftliche Bewertung
Tab. 1 | Abgeleitete Herdedaten auf Basis der Versuchsergebnisse des Projekts «Weidekuh-Genetik», 2007–2009 CH HF
CH FV
CH BS
NZ HF
Mittlere Jahresmilchproduktion pro Kuh
kg Milch
Einheit
6431
5811
5500
5799
Berechnete Laktationsdauer1
Tage
274
286
278
276
Fettgehalt
%
4,0
4,2
3,9
4,2
Eiweissgehalt
%
3,2
3,3
3,3
3,5
Mittlere Jahres ECM-Produktion pro Kuh
kg ECM
6344
5920
5381
6002
Mittleres Schlachtkuh-Gewicht
kg
586
607
516
509
Mittleres Kuhgewicht Herde
kg
598
643
537
540
mittlerer Grundfutterverzehr pro Jahr (silofrei)
kg / Kuh
5719
5654
5002
5331
mittlerer Grundfutterverzehr pro Jahr (mit Silage)
kg / Kuh
5662
5586
4949
5272
Remontierungsrate %
2
daraus abgeleitet Nutzungsdauer
Jahre
daraus abgeleitet Herdenstruktur (Anteil 4ff. Lakt.)
%
Aufzuchtfaktor (aufgezogene Kälber)
Faktor
Anteil Kreuzungskälber
%
31
24
3,25
4,24
37
54
0,95
0,95
32
46
Korrekturfaktor für 4. Laktation
Faktor
1,053
1,053
Kraftfutterverzehr pro Jahr
kg / Kuh
280
280
Fleischmehrerlösfaktor Kälber und Kühe
Faktor
1
1,1
1
1
Aufzuchtpauschale Jungvieh
CHF / Monat
90
90
80
80
3
Die Laktationstage sind anhand der Fruchtbarkeitsleistung angepasst. Kühe, die später trächtig werden, haben kürzere L aktationen, da alle gleichzeitig galt gestellt wurden. Remontierungsrate = Anteil nicht trächtiger Kühen nach 12 Wochen + 10% (gerundet). 3 Leistung 3. Laktation multipliziert durch Korrekturfaktor = Leistung 4. Laktation. 1
2
23
CHF / h
22 21 20 19 18 3100
3200
3300
3400 3500 CHF/ha
3600
3700
3800
Abb. 1 | Auswirkung der beiden Milchbezahlungssystemen (Volumenbezahlung – leere Symbole; Zuschlag für Gehalte mit System mit additivem Korrekturfaktor auf Basispreis (0,63 CHF/kg Milch) und 0,05 CHF* [Fett % + (2 × Protein %) – 10,5) – volle Symbole] über dem Einkommen pro ha und Arbeitsstunde für verschiedene Kuhtypen (CH HF ■; CH FV ■; CH BS ▲; NZ HF ●) auf 15 ha mit Heufütterung.
356
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 354–359, 2011
Von den Versuchsgruppen produzierte die CH HF zwar am meisten Milch pro Hektar. Dieser Leistungsparameter korreliert jedoch nur mit dem Einkommen, falls die Gehälter nicht bezahlt werden. Die Gehaltsbezahlung führt insbesondere bei den NZ HF-Tieren zu einem besseren Ergebnis trotz tieferer Milchproduktion (Abb. 1). Eine weitere entscheidende Grösse für die Wirtschaftlichkeit ist die Arbeitsverwertung (Stundenlohn). Diese errechnet sich, indem von den Erlösen sämtliche Kosten mit Ausnahme der Arbeitskosten abgezogen werden und dieses Einkommen durch die aufgewendete Arbeitszeit dividiert wird. Die tiefste Arbeitszeit weist die CH HFHerde und die CH FV-Herde aus (Tab. 3). Dies ist vor allem bedingt durch die geringere Kuhzahl, die sich vor allem bei der Winterfütterung bemerkbar macht. Je weniger Kühe, desto geringer ist der Arbeitszeitaufwand für Fütterung und Entmistung. Die Arbeitsverwertung schwankt zwischen 19 und 22 Franken je eingesetzte Arbeitsstunde, wobei der höhere Wert in beiden Bezahlungssystemen von den CH HF erreicht wird. Dies erklärt sich auch damit, als die Investitionen pro Hektar für ein Stallgebäude mit weniger Kühen geringer ausfallen – auch wenn in diesem Fall die Funktionsbereiche um 5 % vergrössert sind.
Projekt «Weidekuh-Genetik»: Wirtschaftliche Bewertung | Agrarwirtschaft
Die Ergebnisse bei 30 ha verhalten sich zwischen den Rassen ähnlich, liegen jedoch 40 bis 50 % über denjenigen der kleineren Bestände. Entsprechend der Grundfutterfläche können 57 bis 65 Kühe gehalten werden. Sämtliche Vergleiche sind auch mit Silofütterung gerechnet worden. Die Einkommen liegen, bei einem um drei Rappen tieferen Milchpreis, 7 bis 9 % tiefer als bei reiner Heufütterung. Die Unterschiede der verschiedenen Herden sind etwas grösser, jedoch grundsätzlich vergleichbar mit der Variante «Heufütterung».
Tab. 2 | Annahmen für Mechanisierung und Gebäude 15 ha HFF
30 ha HFF
Traktoren
41 kW, 60 kW (Occ.)
41 kW, 60 kW
Futterernte (Mähen / Bearbeiten)
mittlere Mechanisierung
hohe Mechanisierung
Rundballen / Flachsilo
Rundballen / Flachsilo
Ladewagen
Ladewagen
Pressen / Walzen im Lohn
Pressen / Walzen im Lohn
Frontlader, Blockschneider
Frontlader, Futtermischwagen
Silageproduktion Futterlager Futterernte
Diskussion
Futterentnahme
Geringe Auswirkungen von Fruchtbarkeits- und Fleischleistung? In Milchproduktionssystemen mit Blockabkalbung ist bekannt, dass Fruchtbarkeitsleistungen die Wirtschaftlichkeit ebenso beeinflussen wie Laktationsleistungen (McCarthy et al. 2007). In Irland schätzen Evans et al. (2006), dass die Verschlechterung der Fruchtbarkeitsleistung die erwarteten Einkommensverbesserungen zwischen 1990 und 2003 zur Hälfte belastet. In unseren Simulationsmodellen wurden die besten Wirtschaftlichkeitsresultate für die beiden Holsteintypen (CH HF und NZ HF) beobachtet – zweifellos sind dies die milchbetontesten Kuhtypen – und das trotz schlechteren Fruchtbarkeitsresultaten der Schweizer Holstein. In einer irischen Studie, welche neuseeländische Holstein mit nordamerikanischen Holstein mit unserer Studie ähnlichen Produk-
Futterlager
Heustock mit Belüftung
Heustock mit Belüftung
Futterernte
Ladewagen
Ladewagen
Futterentnahme
Heukran
Heukran
Stallgebäude
Offenstall mit Liegeboxen
Offenstall mit Liegeboxen
Melkanlage
Fischgrät 2 × 38 / 6 Einheiten Fischgrät 2 × 4 / 8 Einheiten
Dürrfutterproduktion
tions- und Fruchtbarkeitsleistung verglich (NZ HF und CH HF), erreichte der neuseeländische Holsteintyp bessere Wirtschaftlichkeitsresultate, bei allen untersuchten Szenarios (McCarthy et al. 2007). Die tiefere Milchproduktion wird weitgehend mit besseren Fruchtbarkeitsleistungen kompensiert. Die Fruchtbarkeitsleistungen beeinflussen in unseren Modellen nur die Laktationsdauer und die Remontierungsrate. Den indirekten Aus-
Tab. 3 | Einfluss des Kuhtyps und des Milchbezahlungssystems auf die wichtigsten Erfolgsfaktoren eines 15-ha-Vollweidebetriebes mit B lockabkalbungen und Heufütterung (Basismilchpreis: 0,63CHF / kg) Kuhtyp1
Einheit
Milch Bezahlungssystem²
CH HF
CH FV
CH BS
NZ HF
Volumen
V+Gehalt
Volumen
V+Gehalt
Volumen
V+Gehalt
Volumen
V+Gehalt
29
–
29
–
33
–
31
–
Anzahl Kühe
Anz.
Milchproduktion
kg Milch
183 927
–
167 357
–
179 300
–
178 029
–
Milcherlös
Fr. / 100 kg Milch
59,7
59,2
59,3
61,0
59,4
58,9
59,5
62,7
Fleischerlös
Fr. / 100 kg Milch
13,1
–
14,8
–
13,1
–
12,3
–
Direktzahlungen
Fr. / 100 kg Milch
21,2
–
23,3
–
22,3
–
22,2
–
93,5
97,5
99,1
94,8
94,3
94,0
97,2
Leistungen total
Fr. / 100 kg Milch
94,0
Kosten (ohne Arbeit)
Fr. / 100 kg Milch
72,1
–
77,3
–
74,5
–
74,0
–
Arbeitskosten
Fr. / 100 kg Milch
37,5
–
41,4
–
41,2
–
40,8
–
Selbstkosten (Vollkosten)
Fr. / 100 kg Milch
109,5
–
118,7
–
115,7
–
114,8
–
Einkommen pro ha3
Fr. / ha
3626
3568
3184
3368
3364
3307
3314
3696
Arbeitsverwertung
Fr. / Akh
22
22
19
20
19
19
19
21
Arbeitszeit
Akh / Jahr
2463
–
2473
–
2639
–
2592
–
CH HF= schweizer Holstein-Friesian, CH FV= schweizer Fleckvieh, CH BS= Brown Swiss, NZ HF= neuseeländische Holstein-Friesian Volumen= kg Milch bezahlt, V+Gehalt= additive Korrektur des Basismilchpreises (0,63 CHF / Kg Milch von 0,05 CHF × (Fett% + 2×Protein%)-10,5) 3 50 % Eigenkapital und Eigenland 1 2
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 354–359, 2011
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Agrarwirtschaft | Projekt «Weidekuh-Genetik»: Wirtschaftliche Bewertung
wirkungen wird nicht Rechnung getragen, obwohl gemäss Montgomerie (2002) die Hälfte des wirtschaftlichen Gewinns der besseren Fruchtbarkeitsleistungen von der Kapazität, die schlechtesten Produzentinnen zu ersetzen, abhängt. Im Gegensatz zu den Resultaten von Evans et al. (2004) mit der Rasse Montbéliarde oder Delaby et al. (2009) mit der Rasse Normande genügte die Kombination Fleischleistung, gute Fruchtbarkeits- und durchschnittliche Milchleistung der CH FV Kühe nicht, um die Wirtschaftlichkeitsresultate der beiden milch betontesten Kuhtypen (NZ HF und CH HF) zu erreichen. Grosser Einfluss des Milchbezahlungssystems Im Gegensatz zum nordamerikanischen oder schweizerischen System, wo meistens Milchvolumen unabhängig der Gehalte bezahlt wird, wird in Neuseeland nur der Fettgehalt und der Proteingehalt der Milch entlöhnt. Die neuseeländischen Kühe wurden aus diesem Grund auf hohe Gehalte selektioniert, was die grosse Spannbreite des Einkommens für NZ HF, abhängig vom gewählten Milchbezahlungssystem (Volumen oder Volumen und Gehalte) in Abbilung 1 erklärt. Eine Gehaltsbezahlung pro Kilogramm produzierter Fett- und Eiweiss menge, wie dies bereits bei einigen Schweizer Milchabnehmern der Fall ist, würde diese Abweichung noch unterstreichen. In der Schweiz, einem Land wo die Käseverarbeitung sehr wichtig ist, wird es, im Kontext der effizienten Ressourcennutzung, sehr wahrscheinlich zu einer Weiterentwicklung des Gehaltsystems kommen. Die Überlegungen zum Kuhtyp weiterführen Die Modellrechnung ist aufgrund der beschränkten Verfügbarkeit von Daten eine bestmögliche Annäherung an die Wirklichkeit. Diverse weitere Einflussfaktoren auf die Wirtschaftlichkeit unterschiedlicher Kuhtypen sind noch wenig bekannt oder konnten nicht ausreichend berücksichtigt werden. Dies betrifft die Melkbarkeit (Arbeitskosten), die Persistenz (Milcherlös und Futterkosten), die Robustheit der Kühe, des Jungviehs und der Kälber (Arbeits- und Tierarztkosten), die Reaktion bei Umweltveränderungen beziehungsweise veränderter Futterqualität hinsichtlich Milchleistung und Körpersubstanz (Milcherlös, Fleischerlös, Tierarztkosten), das Handling der Kühe (Arbeitskosten) sowie die Grasnarbenschäden durch den Tritt (Futterertrag). Die Beschaffung solider Datengrundlagen über verschiedene Kuhtypen in verschiedenen Produktionssystemen soll deshalb fortgesetzt werden, um weitere Einflussfaktoren – nicht nur auf die Wirtschaftlichkeit, sondern auch auf übrige Aspekte der Nachhaltigkeit wie Ökologie oder Arbeitsbelastung – zu evaluieren.
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Schlussfolgerungen Der Einfluss der Kuhtypen auf das Einkommen ist relevant. Die kuhtyp-bedingten Einkommensunterschiede liegen bei null bis maximal 15 %; umgerechnet auf den Liter Milch liegen die Unterschiede bei der Vollkostenrechnung bei null bis fünf Rappen. Die Differenzen bei der ausschliesslichen Heufütterung sind etwas geringer. Bei konstantem Kraftfutterimport und konstanter Grünlandfläche ist die Milchproduktion ins Verhältnis zu setzen zum Grundfutterverzehr respektive zum Körpergewicht. Eine Hektare Grünland kann bei geringeren Kuhgewichten mit mehr Kühen bestossen werden. In Kombination mit hohen Einzeltierleistungen steigt damit die Milchproduktion pro Hektare Grünland, was auch zu einem höheren Einkommen führt. Allerdings erhöht sich mit steigender Kuhzahl auch der Arbeitszeitbedarf in der Winterfütterung, was sich dann in der Arbeitsverwertung eher negativ auswirkt. Eine bessere Fleischleistung bei höheren Kuhgewichten wie am Beispiel der CH FV konnte die tiefere Milchproduktion pro Hektare zumindest teilweise wieder kompensieren. Allfällige Vorteile unter Alpungsbedingungen konnten nicht untersucht werden. Die schlechteren Fruchtbarkeitsleistungen der CH HF und die damit verbundenen höheren Remontierungskosten konnten von der höheren Einzeltierleistung und den höheren Schlachtkuherlösen ebenfalls kompensiert werden. Allerdings sind gute Fruchtbarkeitsleistungen für ein saisonales Abkalbungssystem in mehrerer Hinsicht essentiell. Gute Fruchtbarkeitsleistungen führen nicht nur zu höheren Laktationsleistungen und tieferen Remontierungskosten, die sich vor allem bei tiefen Schlachtkuhpreisen positiv auswirken. Bestimmte Aspekte, verknüpft mit den Fruchtbarkeitsresultaten, konnten in der Modellrechnung jedoch aufgrund mangelnder Daten nicht berücksichtigt werden: durch tiefere Tierarzt- beziehungsweise Besamungskosten sowie vor allem der geringere Arbeitszeitbedarf (für Besamung, Beobachtung und Kälberbetreuung) könnten die Fruchtbarkeitsresultaten das Ergebnis noch entscheidend beeinflussen. Insgesamt zeigte sich jedoch beim Vergleich, dass nicht nur Kuhgewichte und Laktationsleistung, sondern insbesondere auch das Bezahlungssystem auf das Ergebnis einen starken Einfluss hat. n
Progetto «La mucca da pascolo e la sua genetica»:
Which cow for pasture-based production systems?:
Valutazione economica
Economic evaluation
E’ stata studiata la redditività di diversi tipi di mucche, condotte con sistema di pascolo integrale e con parto a fine inverno. E stato realizzato un modello di simulazione di mandria, partendo dai dati del
Summary
Riassunto
Projekt «Weidekuh-Genetik»: Wirtschaftliche Bewertung | Agrarwirtschaft
The objective of the study was to compare, within pasture-based seasonal-calving systems, the economic performance of different types of cows. A herd simulation based on the results of the project «Which
progetto di ricerca «La mucca da pascolo e la sua
cow for pasture-based production systems?» was
genetica». I risultati indicano una differenza di resa
undertaken. There were no clear advantages of one cow
che varia da 0 a 15 %. Non è stata evidenziata nessuna
type over the others. The model calculation could,
differenza marcante tra le diverse tipologie di mucca.
however, show that high milk production per hectare or
Tuttavia, nel nostro modello, un’elevata produttività
– with a component-based payment scheme - produc-
lattiera per ettaro – oppure in caso di un pagamento
tion of fat and protein per hectare represented an
del latte in funzione dei contenuti in materia grassa e
important success factor. High production per hectare
proteica per ettaro – sono determinanti per la
could be achieved with high individual production or
redditività. Un’elevata produttività per ettaro può
with low bodyweight of the cow and an associated
essere ottenuta da animali con un elevato livello di
increase in cow numbers. Other cow-type-related
produzione lattiero individuale o attraverso un
differences were found in the meat and reproduction
numero maggiore di animali più piccoli e meno
performances. Reproduction is essential for seasonal-
produttivi. Sono state evidenziate altre differenze
calving pasture-based milk production systems, but its
relative alle diverse tipologie di mucche, tra cui il
impact on working hours could not be taken into
prodotto carne e la capacità riproduttiva – elementi
account in our results. The acquisition of solid basic data
essenziali per un sistema di pascolo integrale con
about different cow types in different production
parto raggruppato. Ma tutte le loro conseguenze non
systems should therefore be continued in order to evalu-
hanno potuto essere studiate. Per valutare l’impatto
ate further influencing factors – not only in terms of
di fattori supplementari, è necessario acquisire e
cost-effectiveness, but also regarding further aspects of
perseguire riferimenti più solidi sulle diverse tipologie
sustainability like ecology or workload.
di mucche condotte con diversi sistemi di produzione. L’impatto di questi fattori dovranno essere valutati
Key words: pasture, seasonal calving, dairy production,
anche in termini di ecologia e di carico di lavoro che
economic efficiency, breeds.
sono ulteriori componenti della sostenibilità. Literatur ▪▪ Burren A., Reist S., Piccand V., Stürm C., Rieder S. & Flury C., 2009. Züchterische Aspekte der Tiere im Projekt Weidekuh-Genetik. Agrarforschung 16 (8), 302–307. ▪▪ Delaby L., Pavie J., 2008. Impacts de la stratégie d’alimentation et du système fourrager sur les performances économiques de l’élevage laitier dans un contexte de prix instables. Rencontres Recherches Ruminants 15, 135–138. ▪▪ Evans R. D., Dillon P., Shalloo L., Wallace M. & Garrick D. J., 2004. An economic comparison of dual-purpose and Holstein-Friesian cow breeds in a seasonal grass-based system under different milk production scenarios. Irish Journal of Agricultural and Food Research 43, 1–16. ▪▪ Evans R. D., Wallace M., Shalloo L., Garrick D. J. & Dillon P., 2006. Financial implications of recent declines in reproduction and survival of Holstein-Friesian cows in spring-calving Irish dairy herds. Agricultural Systems 89 (1), 165–183. ▪▪ Fulkerson W. J., Davison T. M., Garcia S. C., Hough G., Goddard M. E., Dobos R. & Blockey M., 2008. Holstein-Friesian Dairy Cows under a Predominantly Grazing System: Interaction Between Genotype and Environment. Journal of Dairy Science 91 (2), 826–839. ▪▪ Gazzarin Ch. & Schick M. 2004. Milchproduktionssysteme für die Talregion – Vergleich von Wirtschaftlichkeit und Arbeitsbelastung. FAT-Berichte Nr. 608, Ettenhausen. ▪▪ Gazzarin Ch., Ammann H., Schick M., Van Caenegem L. & Lips M., 2005. Milchproduktionssysteme in der Tal- und Hügelregion, Was ist optimal für die Zukunft? FAT-Berichte Nr. 645, Ettenhausen.
▪▪ Gruber L., Susenbeth A., Schwarz F. J., Fischer B., Spiekers H., Steingass H., Meyer U., Chassot A., Jilg T. & Obermaier A., 2008. Untersuchungen zum Energiebedarf und zur Energieverwertung bei Milchkühen in Fütterungsversuchen. Institut für Nutztierforschung, LFZ Raumberg-Gumpenstein, Reichersberg 1. ▪▪ Horan B., Dillon P., Faverdin P., Delaby L., Buckley F. & Rath M., 2005. The Interaction of Strain of Holstein-Friesian Cows and Pasture-Based Feed Systems on Milk Yield, Body Weight, and Body Condition Score. Journal of Dairy Science 88 (3),1231–1243. ▪▪ Kolver E. S., Napper A. R., Copeman P. J. & Muller L. D., 2000. A comparison of New Zealand and overseas Holstein Friesian heifers. Proceedings of the New Zealand Society of Animal Production 60, 265–269. ▪▪ McCarthy S., Horan B., Dillon P., O'Connor P., Rath M. & Shalloo L., 2007. Economic Comparison of Divergent Strains of Holstein-Friesian Cows in Various Pasture-Based Production Systems. Journal of Dairy Science 90 (3), 1493–1505. ▪▪ Montgomerie W. A., 2002. Cow fertility and breeding objectives. Proceedings of the Society of Dairy Cattle Veterinarians of the NZVA Annual Conference 19, 147–154. ▪▪ Piccand V., Schori F., Troxler J., Wanner M., Thomet P., 2011. Projekt «Weidekuh-Genetik» Problemstellung und Beschreibung des Versuchs Agrarforschung 2 (5), 200–205.
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 354–359, 2011
359
N u t z t i e r e
Feuchtheu mit Konservierungsmitteln lagerfähig machen Ueli Wyss, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, 1725 Posieux Auskünfte: Ueli Wyss, E-Mail: ueli.wyss@alp.admin.ch, Tel. +41 26 407 72 14
Um Dürrfutter ohne Verderb lagern zu können, muss dieses genügend trocken sein. Mit dem Einsatz von wirksamen Konservierungsmitteln für Feuchtheu beim Pressen kann der Verderb verhindert werden. (Foto: ALP)
Einleitung Um Dürrfutter ohne Verderb dauerhaft lagern zu können, ist ein Trockensubstanz(TS)-Gehalt von mindestens 85 % notwendig. Seit einiger Zeit werden in der Schweiz bei Dürrfutterballen, die diesen TS-Gehalt nicht erreicht haben, Konservierungsmittel eingesetzt. Bei diesen Mitteln handelt es sich um chemische
360
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 360–365, 2011
Produkte auf der Basis von Propionsäure. Propionsäure ist eines der wirksamsten Mittel zur Verhinderung des Wachstums von Hefen, Schimmelpilzen und Bakterien. In zwei Versuchen wurden die beiden Konservierungsmittel Schaumasil supra NK und KRONI 909.01 Stabisil im Vergleich zu einer Negativkontrolle ohne Zusatz bei Feuchtheu im Labormassstab getestet.
Feuchtheu mit Konservierungsmittelnlagerfähig machen | Nutztiere
Das Produkt Schaumasil supra NK enthält hauptsächlich Ammoniumpropionat. Das Produkt KRONI 909.01 Stabisil besteht aus Propionsäure und Ammoniumpropionat. Für die zwei Versuche wurde Emd (2. Schnitt – gräserreicher, raigrasbetonter Bestand) auf verschiedene TSGehalte angefeuchtet. Beim ersten Versuch wurde das Konservierungsmittel Schaumasil supra NK und beim zweiten Versuch KRONI 909.01 Stabisil gemäss den Empfehlungen der Hersteller zudosiert. Die Dosierungen der eingesetzten Produkte sind aus Tabelle 1 ersichtlich. Als Negativkontrolle dienten Varianten ohne Zusatz. Jede Variante wurde dreimal wiederholt. Die Versuche wurden auf der von Meisser (2001) entwickelten Versuchsanlage im Labormassstab durchgeführt. Dabei wurde das Futter in PVC-Behälter eingefüllt (500 g pro Behälter). Das Futter wurde in den Behältern gepresst und wies Verdichtungen von 200 kg Frischsubstanz pro m3 auf. Jeder Behälter wurde mit einer Temperatursonde versehen (Abb.1). Während der Lagerdauer von 30 Tagen wurden alle 30 Minuten die Temperaturen gemessen und aufgezeichnet. Im Ausgangsmaterial sowie nach 30 Tagen Lagerung wurden die TS-Gehalte sowie verschiedene chemische Parameter bestimmt.
Zusammenfassung
Material und Methoden
Um Dürrfutter ohne Verderb lagern zu können, muss dieses genügend trocken sein. Eine Alternative stellt der Einsatz von Konservierungsmitteln für Feuchtheu beim Pressen der Ballen dar. In zwei Versuchen wurde die Wirksamkeit der beiden Konservierungsmittel Schaumasil supra NK und KRONI 909.01 Stabisil zur Stabilisierung von Feuchtheu bei unterschiedlichen TS-Gehalten geprüft. Als Negativkontrollen wurden unbehandelte Varianten mitberücksichtigt. Während 30 Tagen wurde kontinuierlich die Temperatur gemessen. Vor und nach dieser Periode wurden die TS-Gehalte und verschiedene weitere Parameter analysiert. Im Gegensatz zu den Negativkontrollen konnte durch den Zusatz von Schaumasil supra NK sowie KRONI 909.01 Stabisil die Erwärmung und der Verderb des Futters bei den geprüften TS-Gehalten verhindert werden. Aufgrund von diesen Ergebnissen wurden die beiden Produkte Schaumasil supra NK und KRONI 909.01 Stabisil zur Stabilisierung von Feuchtheu bewilligt.
Resultate Temperaturen während der Lagerung In beiden Versuchen erwärmte sich das Dürrfutter mit den tieferen TS-Gehalten (A + C) bei den Varianten ohne Zusatz (Abb. 2 und 3). Sowohl mit dem Zusatz Schaumasil supra NK (Abb. 2) als auch mit Kroni 909.01 Stabisil (Abb. 3) konnte bei allen drei Wiederholungen die Erwärmung beziehungsweise die Aktivität der unerwünschten Mikroorganismen verhindert werden. Beim Feuchtheu mit den höheren TS-Gehalten (B und D) fand bei den Varianten ohne Zusatz teilweise eine Erwärmung statt (Abb. 4 und 5). Die Erwärmung setzte im Vergleich zum feuchteren Ausgangsmaterial in den meisten Fällen etwas später ein und war weniger stark. Dass sich Futter mit höheren TS-Gehalten später und
Tab. 1 | Dosierungen der eingsetzten Konservierungsmittel Futter
Konservierungsmittel
Dosierung pro t
1
A
Schaumasil supra NK
16,2 kg
1
B
Schaumasil supra NK
10,8 kg
2
C
KRONI 909.01 Stabisil
9,6 kg
2
D
KRONI 909.01 Stabisil
5,3 kg
Versuch
Abb. 1 | Das Feuchtheu wurde in PVC-Behälter eingefüllt und mit Hilfe von Temperatursonden wurde kontinuierlich die Temperatur gemessen. (Foto: ALP)
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 360–365, 2011
361
Nutztiere | Feuchtheu mit Konservierungsmittelnlagerfähig machen
weniger stark erwärmt, deckt sich mit den früheren Untersuchungen von Meisser (2001). Auch beim Feuchtheu mit den höheren TS-Gehalten zeigten die beiden Produkte Schaumasil supra NK (Abb. 4) sowie Kroni 909.01 Stabisil (Abb. 5) eine gute Wirkung. Das Futter erwärmte sich nicht.
Temperaturdifferenz, °C
TS-Gehalte und Rohnährstoffe Die TS-Gehalte und die Rohnährstoffe des Futters vor der Lagerung sind für beide Versuche in Tabelle 2 aufgeführt. Geplant waren beim ersten Versuch TS-Gehalte von 74 und 78 %. Effektiv wies das Futter TS-Gehalte von 75 und 78 % auf. Beim zweiten Versuch gab es Abweichungen zwischen den geplanten TS-Gehalten mit 71 beziehungsweise 76 % und den effektiv erreichten Werten mit 74 und 81 %. Die Rohnährstoffgehalte der verwendeten Futter waren für alle Varianten nahezu identisch (Tab. 2). Alle Futter stammen von der gleichen Parzelle, wurden auf der Heubelüftungsanlage getrocknet und bis zur Verwendung an einem trockenen Ort gelagert. Einzig die Zuckergehalte waren beim Futter C und D leicht tiefer als beim Futter A und B. Dies könnte auf die unterschiedliche Lagerdauer bis zur Verwendung des Futters zurückzuführen sein. Während der 30-tägigen Lagerung des angefeuchteten Futters bildete sich durch den Verderb bei den feuchteren, unbehandelten Varianten Wasser. So waren die TS-Gehalte nach der Lagerung bei diesen Varianten tiefer als beim angefeuchteten Ausgangsmaterial. Bei den übrigen Varianten waren die TS-Gehalte etwas höher als im Ausgangsmaterial. Hier hat eine Nachtrocknung stattgefunden.
Tab. 2 | LTS-Gehalte und Rohnährstoffe des Ausgangsmaterials 1. Versuch Futter A
Futter B
Futter C
Futter D
TS-Gehalt
%
74,9
77,8
73,8
81,0
Rohasche
g/kg TS
102
101
111
93
Rohprotein
g/kg TS
211
204
209
202
Rohfaser
g/kg TS
227
225
225
239
Zucker
g/kg TS
186
190
170
176
ADF
g/kg TS
247
246
241
254
NDF
g/kg TS
448
444
470
494
%
2,7
2,6
2,8
2,2
NADF/T-N
ADF: Lignozellulose; NDF: Zellwände NADF/ T-N: Anteil unlöslicher Stickstoff am Gesamtstickstoff.
Beim feuchteren Futter zeigten beide Produkte eine gute Wirksamkeit. Hier wurde durch den Verderb bei den unbehandelten Varianten der Zucker sehr stark abgebaut. Durch den Einsatz von Schaumasil supra NK (Tab. 3) beziehungsweise KRONI 909.01 Stabisil (Tab. 4) konnte der Zuckerabbau verhindert werden. Auch beim Anteil an unlöslichem Stickstoff am Gesamtstickstoff zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen den behandelten und unbehandelten Varianten. Bei den unbehandelten Varianten waren die Werte grösser als 5 %, was auf einen Denaturierungsprozess des Proteins hindeutet. Nach Weiss et al. (1992) nimmt die Verdaulichkeit des Rohproteins mit zunehmendem Anteil an unlöslichem Stickstoff am Gesamtstickstoff ab. Beim trockeneren Futter gab es beim ersten Versuch nur beim Rohproteingehalt signifikante Unterschiede
20,0 19,0 18,0 17,0 16,0 15,0 14,0 13,0 12,0 11,0 10,0 9,0 8,0 7,0 6,0 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 0,0 -1,0
Ohne Zusatz - 1. Probe Ohne Zusatz - 2. Probe Ohne Zusatz - 3. Probe Schaumasil supra NK - 1. Probe Schaumasil supra NK - 2. Probe Schaumasil supra NK - 3. Probe
0
48
96
144
192
240
288
336
384
432
480
528
576
Erhebungsdauer, Stunden
Abb. 2 | Temperaturverlauf bei Feuchtheu ohne und mit Zusatz. (Futter A mit 75 % TS)
362
2. Versuch
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 360–365, 2011
624
672
Feuchtheu mit Konservierungsmittelnlagerfähig machen | Nutztiere
Tab. 3 | Chemische Parameter bei Feuchtheu nach der 30-tägigen Lagerung bei den Varianten des 1. Versuches Futter A Variante
Futter B
Ohne Zusatz
Schaumasil supra NK
SE
Signifikanz
Ohne Zusatz
Schaumasil supra NK
SE
Signifikanz
TS-Gehalt
%
69,5
75,3
1,5
n.s.
79,1
80,3
1,0
n.s.
Rohasche
g/kg TS
125
94
5,0
*
108
98
3,1
n.s.
Rohprotein
g/kg TS
244
205
5,3
**
217
207
1,6
*
Rohfaser
g/kg TS
257
231
3,0
**
230
228
5,7
n.s.
Zucker
g/kg TS
63
185
2,7
***
140
184
18,8
n.s.
ADF
g/kg TS
310
252
3,4
***
257
243
9,1
n.s.
NDF
g/kg TS
564
469
10,2
**
463
451
9,2
n.s.
NADF/T-N
%
5,6
2,3
0,7
*
2,9
2,1
0,2
n.s.
TS-Verluste
%
18,7
1,8
2,9
*
3,1
-1,3
1,9
n.s.
Temperaturdifferenz, °C
SE: Standardfehler; Signifikanz: n.s.: nicht signifikant, * p < 0,05, ** p < 0,01, *** p < 0,001 ADF: Lignozellulose; NDF: Zellwände NADF/ T-N: Anteil unlöslicher Stickstoff am Gesamtstickstoff
20,0 19,0 18,0 17,0 16,0 15,0 14,0 13,0 12,0 11,0 10,0 9,0 8,0 7,0 6,0 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 0,0 -1,0
Ohne Zusatz - 1. Probe Ohne Zusatz - 2. Probe Ohne Zusatz - 3. Probe Kroni 909.01 Stabisil - 1. Probe Kroni 909.01 Stabisil - 2. Probe Kroni 909.01 Stabisil - 3. Probe
0
48
96
144
192
240 288 336 384 432 Erhebungsdauer, Stunden
480
528
576
624
672
Abb. 3 | Temperaturverlauf bei Feuchtheu ohne und mit Zusatz. (Futter C mit 74 % TS)
Temperaturdifferenz, °C
10,0 9,0
Ohne Zusatz - 1. Probe
8,0
Ohne Zusatz - 2. Probe
7,0
Ohne Zusatz - 3. Probe
6,0
Schaumasil supra NK - 1. Probe
5,0
Schaumasil supra NK - 2. Probe
4,0
Schaumasil supra NK - 3. Probe
3,0 2,0 1,0 0,0 -1,0
0
48
96
144
192
240 288 336 384 432 Erhebungsdauer, Stunden
480
528
576
624
672
Abb. 4 | Temperaturverlauf bei Feuchtheu ohne und mit Zusatz. (Futter B mit 78 % TS)
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 360–365, 2011
363
Nutztiere | Feuchtheu mit Konservierungsmittelnlagerfähig machen
Tab. 4 | Chemische Parameter bei Feuchtheu nach der 30-tägigen Lagerung bei den Varianten des 2. Versuches Futter C Variante
Futter D
Ohne Zusatz
KRONI 909.01 Stabisil
SE
Signifikanz
Ohne Zusatz
KRONI 909.01 Stabisil
SE
Signifikanz
TS-Gehalt
%
71,6
77,2
1,6
n.s.
81,8
82,9
1,1
n.s.
Rohasche
g/kg TS
148
98
8,2
*
106
100
3,7
n.s.
Rohprotein
g/kg TS
246
213
1,6
***
217
210
2,9
n.s.
Rohfaser
g/kg TS
251
232
7,4
n.s.
238
225
6,1
n.s.
Zucker
g/kg TS
64
178
2,5
***
138
179
15,3
n.s.
ADF
g/kg TS
309
256
2,2
***
264
249
8,0
n.s.
NDF
g/kg TS
545
483
18,0
n.s.
499
472
15,1
n.s.
NADF/T-N
%
5,4
1,4
0,6
*
2,7
1,9
0,3
n.s.
TS-Verluste
%
17,4
2,0
3,2
*
4,5
2,6
2,1
n.s.
SE: Standardfehler; Signifikanz: n.s.: nicht signifikant, * p < 0,05, ** p < 0,01, *** p < 0,001 Stickstoff am Gesamtstickstoff
(Tab. 3). Beim zweiten Versuch konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den unbehandelten und behandelten Varianten (Tab. 4) festgestellt werden. Doch auch hier waren die Zuckergehalte bei den unbehandelten Varianten tiefer als bei den behandelten. Der Anteil an unlöslichem Stickstoff am Gesamtstickstoff lag bei allen Varianten klar unter 5 %. TS-Verluste Der Feuchtegehalt des Futters und der Zusatz der Konservierungsmittel wirkte sich stark auf die TS-Verluste aus. Die Verluste waren beim Futter mit 75 % TS bei den unbehandelten Varianten mit 18,7 und 17,4 % bedeutend höher als bei den behandelten Varianten mit 1,8 und 2,0 %. Beim trockeneren Futter waren die Unterschiede bei den TS-Verlusten zwischen den unbehandelten und behandelten Varianten wesentlich geringer und nicht signifikant unterschiedlich (Tab. 3 und 4).
ADF: Lignozellulose; NDF: Zellwände
NADF/ T-N: Anteil unlöslicher
Sensorische Einschätzung Bei der sensorischen Einschätzung des Futters zeigte sich, dass, die unbehandelten Varianten des feuchteren Futters A und C total verschimmelt waren und einen starken Ammoniakgeruch aufwiesen (Abb. 6). Das Futter musste als verdorben und nicht mehr fütterungstauglich eingestuft werden. Hier zeigten die beiden Produkte Schaumasil supra NK und Kroni 909.01 Stabisil eine gute Wirksamkeit. Das Futter war nicht verschimmelt. Das unbehandelte, trockenere Futter (B und D) wies teilweise verschimmelte Partien auf. Auch hier vermochte der Einsatz der beiden Konservierungsmittel die Verschimmelung zu verhindern.
Temperaturdifferenz, °C
10,0 9,0
Ohne Zusatz - 1. Probe
8,0
Ohne Zusatz - 2. Probe
7,0
Ohne Zusatz - 3. Probe Kroni 909.01 Stabisil - 1. Probe
6,0 5,0
Kroni 909.01 Stabisil - 2. Probe
4,0
Kroni 909.01 Stabisil - 3. Probe
3,0 2,0 1,0 0,0 -1,0 0
48
96
144 192 240 288 336 384 432 480 528 576 624 672 Erhebungsdauer, Stunden
Abb. 5 | Temperaturverlauf bei Feuchtheu ohne und mit Zusatz. (Futter D mit 81 % TS)
364
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 360–365, 2011
Feuchtheu mit Konservierungsmittelnlagerfähig machen | Nutztiere
Schlussfolgerungen ••Dürrfutter mit TS-Gehalten unter 85 % ist nicht lagerstabil. Es erwärmt sich und verschimmelt. Je tiefer der TS-Gehalt des Futters ist, desto stärker ist die Erwärmung und der Zuckerabbau. Zudem nehmen der Anteil an unlöslichem Stickstoff am Gesamtstickstoff und die TS-Verluste zu. ••Durch den Einsatz der beiden Konservierungsmittel Schaumasil supra NK und KRONI 909.01 Stabisil konnte die Erwärmung und der Verderb des Futters verhindert werden. n
Conservazione del fieno umido mediante prodotti di conservazione Affinché il foraggio secco si conservi senza deteriorarsi, è necessario che esso sia sufficientemente asciutto. In alternativa, possono essere utilizzati agenti conservanti per fieno umido in fase di pressatura delle balle. Sono state condotte due prove per testare l'efficacia di due prodotti, Schaumasil supra NK e KRONI 909.01 Stabisil, per la stabilizzazione di fieno umido con differenti tenori in SS. Quale controllo negativo sono state utilizzate varianti non trattate. Durante 30 giorni si è continuamente misurato la temperatura. I tenori in SS e diversi altri parametri sono stati rilevati e analizzati prima e dopo tale periodo. A differenza del controllo negativo, per i tenori in SS valutati con Schaumasil supra NK e KRONI 909.01 Stabisil, si sono potuti evitare il riscaldamento e il deterioramento del fieno. Considerati detti risultati, entrambi i prodotti per la stabilizzazione del fieno sono stati omologati.
Summary
Riassunto
Abb. 6 | Nach der 30-tägigen Versuchsperiode war das Futter mit 75 % TS der unbehandelten Varianten verschimmelt und wies einen starken Ammoniakgeruch auf. (Foto: ALP)
Preservation of moist hay with preservatives In order to be able to stock hay without spoilage, it must be dry enough. The use of preservatives / additives at baling of moist hay is an alternative. In two trials, the efficacy of two products, Schaumasil supra NK and KRONI 909.01 Stabisil, was investigated with hay with different dry matter contents. As negative control, variants without additives were tested. During a period of 30 days, hay temperature was continuously controlled. Before and after this period, the dry matter contents and different parameters were analysed. In contrast to the control variants without additives, the two additives Schaumasil supra NK and KRONI 909.01 Stabisil prevented the heating up and the spoilage of the hay with the different dry matter contents. Due to these investigations, the two products Schaumasil supra NK and KRONI 909.01 Stabisil were authorized for the stabilization of moist hay. Key words: hay, preservation, additives.
Literatur ▪▪ Meisser M., 2001. Konservierung von Feuchtheu. Agrarforschung 8 (2), 87–92. ▪▪ Weiss W.P., Conrad H.R. & St. Pierre N.R., 1992. A theoretically-based model for predicting total digestible nutrient values of forages and concentrates. Anim. Feed Sci. Technol. 39, 95–110.
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 360–365, 2011
365
P o r t r ä t
Weltweit anerkannter Kartoffelexperte Ruedi Schwärzel arbeitet seit 1987 als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei ACW Changins (Gruppe Brotgetreide, Ölpflanzen, Kartoffeln). Er liebt Herausforderungen, Veränderungen und die Suche nach praktischen Lösungen zu Problemen. Diese Charakterzüge, verbunden mit einer grossen Gewieftheit, viel Energie sowie einer vielseitigen Berufserfahrung haben ihn über all die Jahre in diverse Länder auf der ganzen Welt geführt, sei dies im Rahmen von kurzen Expertenmissionen mit dem IKRK, dem DEZA, der FAO, den Vereinten Nationen oder der Caritas. Ruedi Schwärzel hat von Bolivien über Azerbaïdjan, Akazien, Nagrony Karabakh, Bosnien-Herzegovina, Nordkorea oder Tadjikistan bis nach Russland an zahl reichen Projekten mitgewirkt, die sich mit einer qualitativ hochwertigen Produktion von Kartoffeln in von Armut und Krieg geschwächten Regionen befassten. Dazu gehörten menschliche, technische, wissenschaftliche und manchmal tragische und unglaubliche Erlebnisse: In Bolivien steckte er kurze Zeit im Gefängnis, flüchtete mit behelfsmässigen Mitteln quer durch Brasilien, in Bosnien-Herzegowina litt er während des Ramadans und der Lebensmittelknappheit unter Kälte und Hunger. Sein Einsatz in Nordkorea hat ihn bestimmt am stärksten geprägt. Zwischen 1998 und 2004 bereiste er das Land elf Mal. Der Wissenschaftler freut sich darüber, dass es dank dieser Besuche möglich war, auf einem Modellbetrieb von 10 000 ha eine qualitativ hochwertige Produktion von Pflanzgut zu ermöglichen und die Produktivität deutlich zu steigern. Während seinen Aufenthalten haben sich zahlreiche nordkoreanische Landwirte und Verantwortliche verschiedener Regionen davon inspirieren lassen. Sein Interesse für die Landwirtschaft, die Versuche und den Wissenstransfer hat Ruedi Schwärzel zweifellos von seinem Grossvater mütterlicherseits geerbt, mit dem er in seiner Kindheit viel Zeit auf dem Familienbauernhof in der Ostschweiz verbrachte. Dieser Grossvater mit Schweizer Vorfahren, der wie seine Grosseltern in Russland geboren wurde, flüchtete in seiner Jugend vor den Bolschewiken in die Schweiz und führte unzählige Versuche mit Bienen, Hühnern, Enten, Ziegen, Kühen sowie im Bereich der Veredelung durch. Ruedi Schwärzel wurde nach mehreren Ausbildungen und Berufserfahrungen auf dem Gebiet der Landwirtschaft, des Weinbaus und des Gemüsebaus in Changins angestellt. Seither hat er zusammen mit verschiedenen Forschern an zahlreichen Projekten, Sorten-
366
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 366, 2011
Ruedi Schwärzel, A groscope Changins-Wädenswil ACW.
versuchen, Zertifizierungen, Krankheitsstudien usw. teilgenommen. So war er beispielsweise an der Einführung von Soja, in der Schweiz beteiligt. Danach konzentrierte er sich auf sämtliche Arbeiten im Zusammenhang mit der Zertifizierung von Kartoffelpflanzgut und beteiligte sich an der Weiterentwicklung des ELISA-Labors oder der Entwicklung von Vorstufenpflanzgut aus In-vitro-Kultur in insektendichter Umgebung. Er trug ausserdem zur Erforschung oder Entwicklung verschiedener Maschinen bei wie beispielsweise einer Vorrichtung zur Zählung der Samen oder Knollen, einer Druckluftpumpe für Krautvernichtungsversuche, einer Mikroknollen-Setzmaschine, Roboter für Elisa-Knollentest usw. Heute teilt Ruedi Schwärzel seine Zeit zwischen den Sortenversuchen für Brotgetreide und der Sortenprüfung von Kartoffeln auf, die er in enger Zusammenarbeit mit den Branchenorganisationen swiss granum und swisspatat durchführt. Gemäss seinen Aussagen schätzt er besonders die Vielseitigkeit seiner Arbeit, den Kontakt zu allen Stufen eines Kulturzweiges sowie die Möglichkeit, Ideen zu entwickeln und einen Teil davon umzusetzen. Ruedi Schwärzel ist Vater von zwei erwachsenen Kindern. Seine Frau bezeichnet er als aussergewöhnlich, weiss sie doch, ihn zu unterstützen und seine Ambitionen zu kanalisieren! Sibylle Willi, Agrarforschung Schweiz, 1260 Nyon
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Genuss durch Sicherheit
Jahresbericht 2010
Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra
Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement EVD Agroscope
Agroscope Jahresbericht 2010 Diesen Titel setzte Manfred Bötsch, damals noch Vorsitzender der Geschäftsleitung Agroscope, über das Vorwort zum Agroscope Jahresbericht 2010, der Anfang Juni erschien. Agroscope zeigt, was sie unternimmt, um sichere und qualitativ hochstehende Lebensmittel schweizerischer Herkunft zu garantieren. Zu erwähnen ist zum Beispiel der Kampf gegen Mykotoxine oder der Nachweis der giftigen Pyrrolizidinalkaloide. Agroscope beschäftigt sich auch mit Fragen, wie denn Obst oder Salami schmecken sollen, damit diese Produkte den Kunden gefallen. Die Agroscope Forschungsprogramme stellen ihrerseits dar, welchen Beitrag sie für sichere, gesunde und geschmackvolle Lebensmittel leisten, seien dies attraktive Produktionsalternativen für das Berggebiet oder eine verbesserte Bioverfügbarkeit von Carotinoiden. Eine Übersicht über die Tätigkeit in sämtlichen Forschungsbereichen, ein Blick auf die problemorientierte Systemforschung sowie Finanz- und Kennzahlen runden den Bericht ab. Anton Stöckli, Bundesamt für Landwirtschaft Bestellungen an: gabriela.buehler@blw.admin.ch
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 367–371, 2011
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Aktuell
Neue Publikationen
ART-Bericht 741
Mutterkühe betreuen, sicher fixieren, treiben und verladen
Januar 2011
Autorinnen und Autoren Michael Zähner, Beat Steiner, Margret Keck, ART, michael.zaehner@art.admin.ch Franziska Klarer, CH-8400 Winterthur Impressum Herausgeber: Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Tänikon, CH-8356 Ettenhausen, Redaktion: Etel Keller, ART Die ART-Berichte/Rapports ART erscheinen in rund 20 Nummern pro Jahr. Jahresabonnement Fr. 60.–. Bestellung von Abonnements und Einzelnummern: ART, Bibliothek, 8356 Ettenhausen T +41 (0)52 368 31 31 F +41 (0)52 365 11 90 doku@art.admin.ch Downloads: www.agroscope.ch
Titelfoto: An Betreuungspersonen gewöhnte Tiere lassen sich einfacher treiben (Fotos: ART).
Der Umgang mit Mutterkühen ist nicht ungefährlich und bedarf viel Erfahrung seitens jener Person, welche die Tiere betreut. Dabei helfen die Kenntnis über bestimmte Verhaltensweisen der Tiere, eine regelmässige Tierbeobachtung, die Gewöhnung der Tiere an die Betreuungs person sowie ruhiges, bestimmtes Verhal ten. Alle diese Faktoren gestalten die Arbeit mit den Tieren sicherer. In der Mutterkuhhaltung kann eine ge ringe Betreuungsintensität dazu führen, dass die Tiere dem Menschen gegenüber scheuer sind. Bei den notwendigen Betreu ungsmassnahmen besteht so ein erhöhtes Unfallrisiko für Mensch und Tier. Das Ziel dieser Studie war, eine Standortbestim mung der Mutterkuhhaltung in der Schweiz
vorzunehmen, Problemsituationen zu er kennen und geeignete Empfehlungen ab zuleiten. Das Hauptaugenmerk galt den kritischen Punkten und Gefahren bei der Betreuung und Behandlung von Mutter kuhherden. 271 Betriebe mit Mutterkuhhaltung nah men an einer schriftlichen Umfrage teil. Schwierig durchzuführende Arbeitssituati onen und Verletzungen von Mensch und Tier kamen vor allem beim Abtrennen, Verladen und Fixieren von Tieren vor. Auf der Weide waren nur selten technische Einrichtungen für diese Arbeiten vorhan den. So müssen die Tiere für Betreuungs massnahmen oft eigens eingestallt wer den. Zwar besassen 80 % der Betriebe Fixiermöglichkeiten am Fressbereich, doch
ISSN 1661-7568
Mutterkühe betreuen, sicher fixieren, treiben und verladen ART-Bericht 741 Der Umgang mit Mutterkühen ist nicht ungefährlich und bedarf viel Erfahrung seitens jener Person, welche die Tiere betreut. Dabei helfen die Kenntnis über bestimmte Verhaltensweisen der Tiere, eine regelmässige Tierbeobachtung, die Gewöhnung der Tiere an die Betreuungsperson sowie ruhiges, bestimmtes Verhalten. Alle diese Faktoren gestalten die Arbeit mit den Tieren sicherer. In der Mutterkuhhaltung kann eine geringe Betreuungsintensität dazu führen, dass die Tiere dem Menschen gegenüber scheuer sind. Bei den notwendigen Betreuungsmassnahmen besteht so ein erhöhtes Unfallrisiko für Mensch und Tier. Das Ziel dieser Studie war, eine Standortbestimmung derMutterkuhhaltung in der Schweiz vorzunehmen, Problemsituationen zu erkennen und geeignete Empfehlungen abzuleiten. Das Hauptaugenmerk galt den kritischen Punkten und Gefahren bei der Betreuung und Behandlung von Mutterkuhherden. 271 Betriebe mit Mutterkuhhaltung nahmen an einer schriftlichen Umfrage teil. Schwierig durchzuführende Arbeitssituationen und Verletzungen von Mensch und Tier kamen vor allem beim Abtrennen, Verladen und Fixieren von Tieren vor. Auf der Weide waren nur selten technische Einrichtungen für diese Arbeiten vorhanden. So müssen die Tiere für Betreuungsmassnahmen oft eigens eingestallt werden. Zwar besassen 80 % der Betriebe Fixiermöglichkeiten am Fressbereich, doch waren damit Problemsituationen nicht immer vermeidbar. Um Tiere sicher treiben, fangen und behandeln zu können, sind Treibgänge zur Kanalisierung der Tiere und Fangeinrichtungen unerlässlich. Je nach Betrieb ist die Installation solcher Einrichtungen stationär an einem Ort oder mobil an unterschiedlichen Orten sinnvoll. Mobile Anlagen besitzen den grossen Vorteil, dass sie sowohl im Stall als auch auf der Weide einsetzbar sind. Ebenso erlauben sie eine überbetriebliche Nutzung. Solche Einrichtungen sind in die Planung und Betriebsorganisation zu integrieren. Michael Zähner, Beat Steiner und Margret Keck, ART, Franziska Klarer, Winterthur
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Aktuell
ART-Bericht 742
Kälberaufzucht optimieren Management rund um die Geburt, Tierbeobachtung und Fütterung sind wichtige Bausteine
Kälberaufzucht optimieren
ART-Bericht 744
Die Auswirkungen eines weiterentwickelten Direktzahlungssystems Modellberechnungen mit SILAS und SWISSland
Februar 2011
Die Auswirkungen eines weiterent wickelten Direkt zahlungssystems
Autorinnen Beatrice A. Roth und Edna Hillmann, Verhalten, Gesundheit & Tierwohl, ETH Zürich, CH-8092 Zürich Nina M. Keil, Bundesamt für Veterinärwesen, Zentrum für tiergerechte Haltung: Wiederkäuer und Schweine, ART E-Mail: nina.keil@art.admin.ch Impressum Herausgeber: Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Tänikon, CH-8356 Ettenhausen, Redaktion: Etel Keller, ART Die ART-Berichte/Rapports ART erscheinen in rund 20 Nummern pro Jahr. Jahresabonnement Fr. 60.–. Bestellung von Abonnements und Einzelnummern: ART, Bibliothek, 8356 Ettenhausen T +41 (0)52 368 31 31 F +41 (0)52 365 11 90 doku@art.admin.ch Downloads: www.agroscope.ch
Autorinnen und Autoren Albert Zimmermann, Anke Möhring, Gabriele Mack, Stefan Mann, Ali Ferjani, Maria-Pia Gennaio, ART stefan.mann@art.admin.ch
Abb. 1: Für die erfolgreiche Kälberaufzucht ist eine an die Bedürfnisse der Kälber angepasste Fütterung von grosser Bedeutung (Fotos: ART).
Die Aufzucht von Kälbern ist eine anspruchsvolle Aufgabe: Kälber sind relativ krankheitsanfällig, und für ihre spätere Verwendung müssen sie aus wirtschaftlichen Gründen möglichst schnell auf die Wiederkäuerernährung umgestellt werden. Ergebnisse einer Fallstudie und von experimentellen Untersuchungen an der Forschungsanstalt Agroscope ReckenholzTänikon ART zeigen, dass eine aufmerksame Betreuung und eine angepasste Fütterung bereits vielen Problemen vorbeugen können. Wichtig sind zunächst die
optimale Versorgung des Kalbes mit Kolostrum und eine gute Hygiene zur Senkung des Keimdrucks. Eine auf das Einzeltier abgestimmte Fütterung von Milch und Kraftfutter verbessert die Zunahmen, senkt das Absetzalter und reduziert auch das gegenseitige Besaugen. Um kranke Kälber möglichst früh zu erkennen, kann die Festfutteraufnahme als wertvolle Informationsquelle genutzt werden. Ein tägliches und aufmerksames Beobachten ist dabei unabdingbar.
ISSN 1661-7568
ART-Bericht 742 Die Aufzucht von Kälbern ist eine anspruchsvolle Aufgabe: Kälber sind relativ krankheitsanfällig, und für ihre spätere Verwendung müssen sie aus wirtschaftlichen Gründen möglichst schnell auf die Wiederkäuerernährung umgestellt werden. Ergebnisse einer Fallstudie und von experimentellen Untersuchungen an der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART zeigen, dass eine aufmerksame Betreuung und eine angepasste Fütterung bereits vielen Problemen vorbeugen können. Wichtig sind zunächst die optimale Versorgung des Kalbes mit Kolostrum und eine gute Hygiene zur Senkung des Keimdrucks. Eine auf das Einzeltier abgestimmte Fütterung von Milch und Kraftfutter verbessert die Zunahmen, senkt das Absetzalter und reduziert auch das gegenseitige Besaugen. Um kranke Kälber möglichst früh zu erkennen, kann die Festfutteraufnahme als wertvolle Informationsquelle genutzt werden. Ein tägliches und aufmerksames Beobachten ist dabei unabdingbar. Beatrice A. Roth und Edna Hillmann, Verhalten, Gesundheit & Tierwohl, ETH Zürich
Impressum Herausgeber: Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Tänikon, CH-8356 Ettenhausen, Redaktion: Etel Keller, ART Die ART-Berichte/Rapports ART erscheinen in rund 20 Nummern pro Jahr. Jahresabonnement Fr. 60.–. Bestellung von Abonnements und Einzelnummern: ART, Bibliothek, 8356 Ettenhausen T +41 (0)52 368 31 31 F +41 (0)52 365 11 90 doku@art.admin.ch Downloads: www.agroscope.ch ISSN 1661-7568
Der Getreideanbau wird sich um 12 Prozent ausdehnen (Fotos: ART). Der Bundesrat hat kürzlich die Vernehmlassung zur Agrarpolitik 2014 bis 2017 (AP 14–17) eröffnet. Kernelement der Vorlage ist die Weiterentwicklung des Direktzahlungssystems. Die durch die Landwirtschaft bereitgestellten öffentlichen Leistungen sollen zielgerichteter gefördert werden. In diesem ART-Bericht werden Ergebnisse der Optimierungsmodelle SILAS und SWISSland zu den erwarteten Auswirkungen eines solchen Systemwechsels zusammengefasst. Bereits bei konstanter Politik (Referenzszenario) würde der gesamte Tierbestand (GVE) bis 2017 um vier Prozent abnehmen. Mit der Umlagerung der heutigen Tierbeiträge in flächenbezogene Versorgungssicherheitsbeiträge wäre der Rückgang doppelt so hoch. Trotzdem würde die Milchproduktion infolge von Leistungssteigerungen auch nach 2013 noch ganz leicht zunehmen, während bei der Rindfleischproduktion mit einem Rückgang um vier Prozent zu rechnen wäre.
Im Gegenzug nähme die Getreideproduktion nach 2013 nochmals um fünf Prozent zu. Insgesamt würde sich die Kalorienproduktion mit der AP 14–17 kontinuierlich erhöhen, wenn auch leicht geringer als unter Beibehaltung der heutigen Politik. Aufgrund der höheren Anreize für ökologische Leistungen sagen die Modelle gegenüber der Referenz einen Anstieg der ökologischen Ausgleichsflächen um 13 Prozent voraus. Der sinkende Trend beim Sektoreinkommen kann mit der Umsetzung der AP 14–17 gestoppt werden. Der Strukturwandel wird durch das neue System leicht beeinflusst. Das durchschnittliche landwirtschaftliche Einkommen wird nach den Modellprognosen im Jahr 2017 13 Prozent über dem derzeitigen Einkommen liegen. Der Einkommensanstieg ist mit der AP 14–17 rund sechs Prozentpunkte stärker als im Referenzszenario.
ART-Bericht 744 Der Bundesrat hat kürzlich die Vernehmlassung zur Agrarpolitik 2014 bis 2017 (AP 14–17) eröffnet. Kernelement der Vorlage ist die Weiterentwicklung des Direktzahlungssystems. Die durch die Landwirtschaft bereitgestellten öffentlichen Leistungen sollen zielgerichteter gefördert werden. In diesem ART-Bericht werden Ergebnisse der Optimierungsmodelle SILAS und SWISSland zu den erwarteten Auswirkungen eines solchen Systemwechsels zusammengefasst. Bereits bei konstanter Politik (Referenzszenario) würde der gesamte Tierbestand (GVE) bis 2017 um vier Prozent abnehmen. Mit der Umlagerung der heutigen Tierbeiträge in flächenbezogene Versorgungssicherheitsbeiträge wäre der Rückgang doppelt so hoch. Trotzdem würde die Milchproduktion infolge von Leistungssteigerungen auch nach 2013 noch ganz leicht zunehmen, während bei der Rindfleischproduktion mit einemRückgang um vier Prozent zu rechnen wäre. Im Gegenzug nähme die Getreideproduktion nach 2013 nochmals um fünf Prozent zu. Insgesamt würde sich die Kalorienproduktion mit der AP 14–17 kontinuierlich erhöhen, wenn auch leicht geringer als unter Beibehaltung der heutigen Politik. Aufgrund der höheren Anreize für ökologische Leistungen sagen die Modelle gegenüber der Referenz einen Anstieg der ökologischen Ausgleichsflächen um 13 Prozent voraus. Der sinkende Trend beim Sektoreinkommen kann mit der Umsetzung der AP 14–17 gestoppt werden. Der Strukturwandel wird durch das neue System leicht beeinflusst. Das durc schnittliche landwirtschaftliche Einkommen wird nach den Modellprognosen im Jahr 2017 13 Prozent über dem derzeitigen Einkommen liegen. Der Einkommensanstieg ist mit der AP 14–17 rund sechs Prozentpunkte stärker als im Referenzszenario. Albert Zimmermann, Anke Möhring, Gabriele Mack, Stefan Mann, Ali Ferjani und Maria-Pia Gennaio, ART Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 367–371, 2011
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Aktuell
Medienmitteilungen
www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen 19.06.2011 / ALP Nutri11 – 11 000 Besucher in Posieux Der zum ersten Mal durchgeführte Mega-Anlass Nutri11 ging am Sonntag 19. Juni 2011 zu Ende und war eine eindrückliche Demonstration der Kompetenz im Bereich landwirtschaftlicher Forschung und Lehre am Standort Posieux. Die Forschungsanstalt Agroscope LiebefeldPosieux ALP-Haras, das Landwirtschaftliche Institut Grangeneuve, die Hochschule für Landwirtschaft SHL und die Vetsuisse Fakultät der Universität Bern zeigten an dem gemeinsam organisierten Anlass, anschaulich wie sich ihre Arbeitsfelder gegenseitig ergänzen und wie sie einen Beitrag zu einer gesunden Ernährung der Gesellschaft leisten.
16.06.2011 / ART Giftige Kreuzkräuter effektiv bekämpfen Kreuzkräuter breiten sich seit zehn Jahren vermehrt im Schweizer Grasland aus. Sie können zu schweren Vergiftungen bei Nutztieren führen und müssen deshalb eingedämmt werden. Doch sind die Pflanzen erst einmal auf einer Wiese angekommen, wird man sie nur schwer wieder los. Die Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART hat in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaues AGFF untersucht, welche Bekämpfungsmassnahmen am wirkungsvollsten sind.
14.06.2011 / SNG «Donnerstags im Gestüt»; der Sommeranlass im Schweizerischen Nationalgestüt SNG Zum vierten Mal organisiert das Schweizerische Nationalgestüt SNG an drei Donnerstagnachmittagen Vorführungen, die am 21. Juli sowie am 4. und 18. August stattfinden. Wie in den Vorjahren werden wiederum Pferdevorführungen und der Besuch der Werkstätten auf dem Programm stehen.
10.06.2011 / ACW Rekordbeteiligung an erster nationaler EdelbrandPrämierung von Distisuisse Am 9. und 10. Juni fand die erste nationale EdelbrandPrämierung der Distisuisse in Bern statt. Experten der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW haben die zwanzig Verkoster trainiert, die in der Folge in einem Degustations-Marathon alle 410 Edelbrand-Pro-
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ben beurteilten. Welche Brenner die begehrten Auszeichnungen «Edelbrand des Jahres» und «Goldbrenner des Jahres» erhalten, wird im Herbst bekannt gegeben. Diese Prämierung soll mithelfen, die Qualität der Schweizer Edelbrände weiter zu steigern.
27.05.2011 / ACW Erdmandelgras – Handeln, bevor es zu spät ist Die Herkunft von Erdmandelgras ist ungewiss. Heute ist diese Pflanzenart auf der ganzen Welt verbreitet. In Europa ist sie vermutlich mit Gladiolen-Zwiebeln eingeschleppt worden. Seit längerer Zeit tritt diese invasive Pflanze im Tessin, in der Chablais-Region und in der Orbeebene auf, aber auch in den Kantonen Bern, Zürich und St. Gallen. Die Pflanze gilt als landwirtschaftliches Unkraut mit hohem Vermehrungspotenzial. Anstatt durch Samen vermehrt es sich durch zahlreiche erbsengrosse Knöllchen im Boden. Diese werden mit landwirtschaftlichen Maschinen schnell weiterverbreitet. Im Zuge der intensiveren Landnutzung ist es derzeit auch nördlich der Alpen auf dem Vormarsch. Das Problem: Erdmandelgras ist in vielen landwirtschaftlichen Kulturen noch nicht bekämpfbar. Die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW führt daher in diversen Regionen der Schweiz Feldversuche durch, um Methoden zur direkten Bekämpfung von Erdmandelgras zu finden. Bereits klar ist: Mittels optimaler Fruchtfolge und vorbeugender Massnahmen können Teilerfolge erzielt werden.
26.05.2011 / ART und AGRIDEA Bäume zurück aufs Feld Bäume verschwinden mehr und mehr von bewirtschafteten Wiesen und Äckern. Dabei ist die Kombination von Forst- und Ackerbau nicht nur umweltfreundlich, sondern kann sogar rentabel sein. Um Nutzen und Vorteile bekannter zu machen, haben die Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART und AGRIDEA nun die Interessengemeinschaft «Agroforst» gegründet.
Aktuell
Veranstaltungen
Internetlinks
Oeschger-Zentrum für Klima- und Klimafolgenforschung www.oeschger.unibe.ch Das Oeschger Centre for Climate Change Research ist das Kompetenzzentrum der Universität Bern für Klimaforschung. Es wurde im Sommer 2007 gegründet und trägt den Namen von Hans Oeschger (1927-1998), einem Pionier der modernen Klimaforschung, der in Bern tätig war. Die Universität Bern ist der Sitz des Nationalen Forschungsschwerpunkts Klima. Unter anderem werden die Auswirkungen des Klimawandels auf wichtige Landökosysteme, aber auch auf Wirtschaft und Gesellschaft erforscht.
Vor schau September 2011 / Heft 9 Lysimeter sind mit Boden gefüllte Gefässe, an deren Unterseite das versickernde Bodenwasser aufgefangen werden kann. Die Lysimeter dienen der Erforschung des Wasser- und Stoff haushaltes landwirtschaftlich genutzter Böden. In erster Linie geht es dabei um die Nährstoffauswaschung ins Sickerwasser und um den Wasserverbrauch landwirtschaftlicher Kulturen.
••Einfluss von organischer und mineralischer Düngung auf die Nährstoffauswaschung, Ernst Spiess et al. ART ••Freilandversuche mit gentechnisch verändertem Weizen mit Mehltauresistenz, Andrea Foetzki et al. ART ••Viruskrankeiten beim Schweizer Raps, Carole Balmelli ACW ••Mikrobielle Rapsglanzkäferbekämpfung: Erste Erfahrungen aus der Schweiz, Stefan Kuske et al. ART ••Schotenklee und Esparsette: Ergebnisse der Sortenversuche 2008 bis 2010, Rainer Frick et al. ACW ••Systemvergleich Milchproduktion Hohenrain: Tierhaltung, P. Hofstetter et al. BBZ Schüpfheim ••Systemvergleich Milchproduktion Hohenrain: Milchqualität und Saisonalität der Milcheinlieferungen, Ueli Wyss et al. ALP ••Systemvergleich Milchproduktion Hohenrain: Weide- oder Stallfütterung – Was ist Wirtschaftlicher?, C. Gazzarin et al. ART
August 2011 20.08.2011 Güttingertagung 2011 Agroscope Changins-Wädenswil ACW und BBZ Arenenberg Versuchsbetrieb Güttingen, Güttingen TG 30.08. – 02.09.2011 EAAE 2011 Congress XIIIth Congress of the European Association of Agricultural Economist Agroscope Reckenholz-Tänikon ART und IED-ETH ETH Zürich Hauptgebäude September 2011 02.09.2011 Fachtagung – Systemvergleich Milchproduktion BBZN Hohenrain, SHL, ART, ALP, SMP, ZMP, lawa Luzern, AGFF und Profi-Lait BBZN Hohenrain 07.09.2011 Feldtagung – Systemvergleich Milchproduktion BBZN Hohenrain, SHL, ART, ALP, SMP, ZMP, lawa Luzern, AGFF und Profi-Lait BBZN Hohenrain
15.09.2011 34. Informationstagung Agrarökonomie Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Tänikon, Ettenhausen TG 15.- 18.09.2011 Equus helveticus Schweizerisches Nationalgestüt SNG Avenches 29.09.2011 ALP-Tagung 2011 Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Posieux
Informationen: Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen
Agrarforschung Schweiz 2 (7–8): 367–371, 2011
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Samstag, 20. August, 9.30 Uhr, Güttingen
Güttinger-Tagung 2011 Versuchsbetrieb Obstbau Güttingen, BBZ Arenenberg Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW
Referate • Begrüssung zur Güttinger-Tagung Lukas Bertschinger, Vize-Direktor Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW • 100 Jahre SOV – zukünftige Herausforderungen Bruno Pezzatti, Direktor Schweizer Obstverband SOV
Infostände • Ausstellung von Applikationsgeräten für den Obstbau • Eindrucksvoller Schweizer Sortenreichtum (BEVOG II) • SOA-Betriebswirtschaft im Obstbau • Info- und Medienstand ACW
Betriebsrundgang • Feuerbrandforschung – wo stehen wir? • 10 Jahre erfolgreiche Schorfbekämpfungsstrategie • Applikationstechnik – Basis eines wirkungsvollen Pflanzenschutzes
Restauration ab 8.30 Uhr Informationen – Gespräche – Gemütlichkeit Güttinger-Tagung – Das Treffen der Obstbranche www.agroscope.ch
Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra
Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement EVD Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW
Donnerstag, 15. September 2011
34. Informationstagung Agrarökonomie Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Tänikon, Ettenhausen TG
Schwerpunktthema Agrarmonitoring (Zentrale Auswertung von Buch haltungen und Agrarumweltmonitoring)
Tagungsort Forschungsanstalt Agroscope ReckenholzTänikon ART, Refental, Tänikon, CH8356 Ettenhausen TG
Weitere Themen • Mehraufwand für Qualitätsproduktion • Entwicklung Alpwirtschaft • Tiefe Milchpreise und ihre einzelbetrieblichen Folgen • Schliessen sich Ökologie und Ökonomie aus?
Detailprogramm und Anmeldung: www.agroscope.ch >Veranstaltungen >Informations tagung Agrarökonomie Anmeldeschluss ist der 9. September 2011