Heft 2 Februar 2010

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Agrar forschung schweiz 2 0 1 0

|

H e f t

2

Agroscope | BLW | SHL | AGRIDEA | ETH Z체rich

F e b r u a r

Pflanzenbau

Pr채ferenzen von Schweizer Apfelkonsumenten

Agrarwirtschaft L채ndervergleich der Apfelproduktion Nutztiere

Seite 44

Seite 52

Einfluss eines Energiedefizits auf die Zusammensetzung der Milch

Seite 66


Inhalt Eine Forscherin von Agroscope Changins-Wädenswil ACW misst mittels der Nahinfrarotspektroskopie innere Qualitäts­ eigenschaften eines Apfels. Im vorliegenden Heft präsentieren zwei Artikel Resultate aus dem ISAFRUIT-Projekt: Test von Apfelsorten bei Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten und ein Wirtschaftlichkeits-Vergleich der Apfelproduktion im Inland und in einigen EU-Ländern. (Foto: Carole Parodi, ACW) Impressum Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenös­ sische Ämter und weitere Fachinteressierte. Herausgeberin Agroscope Partner bA groscope (Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil ACW; Agroscope Liebefeld-Posieux ALP und Schweizerisches Nationalgestüt SNG; Agroscope Reckenholz-Tänikon ART) b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern b Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft SHL, Zollikofen b Beratungszentralen AGRIDEA, Lindau und Lausanne b E idgenössische Technische Hochschule ETH Zürich, Departement Agrar- und Lebensmittelwissenschaften Internet www.agrarforschungschweiz.ch www.rechercheagronomiquesuisse.ch Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / ­Recherche Agro­n omique Suisse, Forschungs­a nstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, Postfach 1012, 1260 Nyon 1, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Sekretariat Nicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Direktor ACW), Eliane Rohrer (ACW), Gerhard Mangold (ALP und SNG), Etel Keller-Doroszlai (ART), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (SHL), Philippe Droz (AGRIDEA), Jörg Beck (ETH Zürich). Abonnement Zeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten), inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–* * r eduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch oder info@agrarforschungschweiz.ch Druckerei Glasson Imprimeurs Editeurs SA, 1630 Bulle ISSN infos ISSN 1663-7852 (Print) ISSN 1663-7909 (Internet) Schlüsseltitel: Agrarforschung Schweiz Abgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz © Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion.

Februar 2010 | Heft 2 43 Editorial Pflanzenbau 44 Präferenzen von Schweizer

Apfelkonsumenten Simon Egger, Christine Brugger, Daniel Baumgartner und Alois Bühler, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 8820 Wädenswil Agrarwirtschaft 52 Ländervergleich der Apfelproduktion Esther Bravin und Adeline Kilchenmann, Forschungsanstalt Agroscope ChanginsWädenswil ACW, 8820 Wädenswil Pflanzenbau 60 Was beeinflusst die Anbaubereitschaft

transgener Kulturen? Jennifer Schweiger, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8356 Ettenhausen Nutztiere 66 Einfluss eines Energiedefizits

auf die Zusammensetzung der Milch Isabelle Morel1, Marius Collomb1, Anette van Dorland2 und Rupert Bruckmaier2 1 Forschungsanstalt Agroscope LiebefeldPosieux ALP, 1725 Posieux 2 Veterinärphysiologie, Vetsuisse Fakultät der Universität Bern, 1725 Posieux Sortenlisten Listen der empfohlenen Sorten von 74

Eiweisserbsen, Soja und Sonnenblumen für die Ernte 2010 Forschungsanstalt Agroscope ChanginsWädenswil ACW, 1260 Nyon 1 Forschungsanstalt Agroscope ReckenholzTänikon ART, 8046 Zürich Merkblatt 80 Kartoffelsorte Mustang 82 Porträt 83 Aktuell 87 Veranstaltungen

Berner Fachhochschule Haute école spécialisée bernoise Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft SHL Haute école suisse d’agronomie HESA

Agroscope


Editorial

Fokussierte Vernetzung Liebe Leserin, lieber Leser

Lukas Bertschinger Agroscope Changins-Wädenswil ACW

Vernetzung ist im Trend. Auch in Forschungskreisen. Keine Woche, in der nicht zahlreiche Ankündigungen in meiner Mailbox landen für Tagungen, an denen die Vernetzung im Zentrum steht: Brokerage events, PlattformWorkshops in Brüssel, EU-Research-Tagungen, etc. Vernetzung ist in der Forschung mehr denn je ein Gebot der Zeit. Vorbei sind die Zeiten, in denen ein Forschungsteam alleine den Durchbruch schaffen konnte. Forschungsteams müssen sich ergänzen, damit nachhaltig tragfähige Lösungen für konkrete Probleme entstehen können. Verstärkte inter-, multi- und transdiszplinäre Forschung wird darum von verschiedenster Seite berechtigterweise gefordert. Die Frage ist allerdings, wie die Vernetzung gefördert werden soll. Ich bin überzeugt, dass die Teilnahme an den erwähnten Treffen nur dann etwas bringt, wenn sie spezifisch ausgerichtet auf das zu bearbeitende Problem gezielt erfolgt – eben fokussiert. Ein Beispiel: Konsumentenbedürfnisse einbeziehen Ein erfolgreiches Beispiel der fokussierten Vernetzung ist das Projekt ISAFRUIT. Seine Ziele sind ambitiös, gar überrissen (die Erhöhung des Früchtekonsums in Europa …). Das Ziel verlangt die Ausrichtung der Agrar- und Lebensmittelforschung auf Konsumentenbedürfnisse. Dieses Thema ist für die Forschung von hoher Aktualität. ISAFRUIT ist mit über 60 Partnern das grösste Projekt im Bereich FAB (food, agriculture and biotechnology) des 6. EU-Forschungsrahmenprogrammes. Agroscope ist namhaft beteiligt. Durch das Zusammenwirken von Sozial- und Naturwissenschaften unter einem Dach gelingt es, wesentliche Neuerkenntnisse für eine verbesserte Versorgungs- und Produktionskette (supply chain) zu erreichen. Die Artikel auf Seite 44 und 52 zeigen Beispiele dieser Anstrengungen. Allerdings reicht es nicht aus, unter einem Dach zu forschen, damit nützliches multidisziplinäres Forschen entsteht. Mit neuen Methoden Brücken schlagen Gerade ISAFRUIT zeigt: Es braucht energische Anstrengungen und neue Methoden zur Unterstützung der fokussierten Vernetzung, damit Sozial- und Naturwissenschafter produktiv zusammenarbeiten. Zu verschieden sind Sprache, Erfahrungshintergrund und Denkweise der Disziplinen. ISAFRUIT ist hier im Begriff, neue Wege zu gehen – ein spannender Prozess. Er wurde in Anlehnung an den portugiesischen Seefahrer Vasco da Gama, der den Handelsweg zwischen zwei Kulturen, Indien und Europa, auf dem Seeweg eröffnete, «Vasco-da-Gama-Prozess» getauft. Zum Jahreswechsel ist eine erste Publikation im Journal of Horticultural Science and Biotechnology erschienen, welche die Grundzüge der für die angewandten Agrar- und Lebensmittelwissenschaften neue Methode beschreibt. Sie wird helfen, die Forschung noch besser auf die Bedürfnisse von Konsumentinnen und Konsumenten auszurichten, und sie wird auch dazu beitragen, Wissenslücken zu identifizieren, welche durch die Naturwissenschaften zu füllen sind, damit nachhaltige Anbau-, Lagerungs- und Verarbeitungsmethoden entwickelt werden, welche den Konsumbedürfnissen der Gesellschaft entsprechen.

Agrarforschung Schweiz 1 (2): 43, 2010

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P f l a n z e n b a u

Präferenzen von Schweizer Apfelkonsumenten Simon Egger, Christine Brugger, Daniel Baumgartner und Alois Bühler, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 8820 Wädenswil Auskünfte: Simon Egger, E-Mail: simon.egger@acw.admin.ch, Tel. +41 44 783 61 11

Die elf Apfelsorten wurden durch 550 Konsumentinnen und Konsumenten verschiedenen Alters beurteilt.

Einleitung Früchte haben heute mehr denn je ihren festen Platz in einer gesunden, ausgewogenen Ernährung. Jährlich werden von Züchtern weltweit dutzende neuer Obstsorten herausgegeben. Diese sollen nicht nur bessere Erträge bringen und ökonomisch wie ökologisch nachhaltiger zu produzieren sein als etablierte Sorten, sondern vor allem auch ansprechend aussehen und eine bessere Essqualität bieten. Denn die Konsumenten bestimmen mit ihrem täglichen Kaufverhalten mit über Erfolg oder Misserfolg neuer Sorten. Häufig werden in Konsumententests Mittelwerte erhoben um die Beliebtheit verschiedener Sorten miteinander zu vergleichen. Eine derartige Rangliste von Sorten

44

Agrarforschung Schweiz 1 (2): 44–51, 2010

gibt gewisse Hinweise zum Potenzial, das eine neue Sorte in der Markteinführung hat. Die Eigenschaften, die ein guter Apfel besitzen muss, variieren. Der Mittelwert der Bewertungen sagt nichts aus über die Verteilung der Beliebtheit bei unterschiedlichen Konsumenten. Eine Sorte, die im Durchschnitt nur mässig bewertet wird, kann durchaus einen Teil der Konsumenten begeistern, während andere sie vielleicht völlig ablehnen. Genau solche Informationen können aufschlussreich sein für die Positionierung einer neuen Sorte im Markt. Einerseits um das mögliche Marktvolumen abzuschätzen, andererseits für die Ausrichtung des Marketings auf bestimmte Zielgruppen oder auch für das Anbringen von zusätzlichen Informationen zum Geschmack oder anderen Eigenschaften einer Sorte am Verkaufspunkt.


OVA Deutschland

WUR-PPO Niederlande

NOVADI Frankreich

RIPF Polen ACW Schweiz

UNIBO, LAIMB, CIV Italien IRTA Spanien

Abb. 1 | Die Partner des Apfel-Konsumententests in sechs Ländern der EU und der Schweiz.

Methode Studie mit 550 Schweizer Konsumenten Bei der ISAFRUIT-Konsumentenstudie mit 4300 befragten Konsumenten in 22 Städten in sieben Ländern handelt es sich wohl um eine der umfangreichsten repräsentativen Studien zur Konsumentenakzeptanz neuer Obstsorten, die bisher in Europa und der Schweiz durchgeführt wurden. Dabei arbeitete die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW mit acht Projektpartnern aus Forschung und Industrie zusammen (Abb. 1). Die Konsumententests wurden in allen Partnerländern im gleichen Zeitraum mit identischen Produkten durchgeführt. In der Schweiz wurden 550 Konsumenten befragt. Die Degustationen fanden in drei Supermärkten in der Agglomeration Zürich sowie in Lausanne und Sion zwischen dem 26. Januar und dem 9. Februar 2007 statt. Die Standardisierung der Produkte und Abläufe unter Verwendung einheitlicher Früchte aus einheitlichen Obstanlagen erfolgte nach genau etablierten Protokollen im Hinblick auf eine möglichst hohe Vergleichbarkeit und Aussagekraft der Ergebnisse. Für jede der elf Sorten wurden Früchte von einem Standort an alle andern Partner verteilt. An den kritischen Stellen in der Verteilkette, Lagerung und Probenvorbereitung für die Konsumententests wurden Kontrollmessungen von Qualitätsparametern eingebaut um Fehler der Produkte ausschliessen zu können und die Ergebnisse besser interpretieren zu können. Mit der ISAFRUIT-Konsumentenstudie konnten die beteiligten Partner wertvolle methodische Erfahrung aufbauen, die in künftigen ähnlichen Studien genutzt werden kann. Nachfolgend werden die Ergebnisse des Schweizer Konsumententests vorgestellt.

Zusammenfassung

Präferenzen von Schweizer Apfelkonsumenten | Pflanzenbau

Weltweit versuchen Apfelzüchter den noch perfekteren Apfel zu selektieren. Welche Sorten sich am Markt durchsetzen, hängt massgeblich von der Beliebtheit bei den Konsumentinnen und Konsumenten ab. Im Rahmen des EU-Projekts ISAFRUIT wurde untersucht, wie beliebt Apfelsorten bei den Konsumenten sind. Dabei wurde die Beliebtheit von elf verschiedenen Apfelsorten in einer Degustation mit 550 Schweizer Konsumenten getestet. Die neuen Sorten wurden im Durchschnitt signifikant besser bewertet als die herkömmlichen Vergleichssorten Golden Delicious und Jonagold. Im Vergleich mit den Ergebnissen aus den EU-Ländern ergaben sich diesbezüglich kaum Unterschiede. Neben der Beliebtheit der Sorten interessierte, ob einzelne Sorten auf Grund gewisser Eigenschaften mehr oder weniger bevorzugt werden und welche Gruppen von Konsumenten mit ähnlichen Präferenzen es gibt. Aufgrund der Datenanalyse konnten in der Schweiz drei unterschiedliche, annähernd gleich grosse Gruppen von Konsumenten identifiziert werden. Konsumenten der einen Gruppe bevorzugen tendenziell süss-säuer­ liche, knackige und aromatische, festfleischige Früchte. Diese Konsumenten tolerieren eine etwas geringere Feinheit des Fruchtfleisches. Etwa gleich viele Konsumenten bevorzugen süssere, fruchtig-aromatische Äpfel, teilweise mit einem blumigen Rückgeruch, deren Textur fein ist, aber durchaus etwas weniger bissfest sein kann. Die dritte Gruppe liegt in ihren Präferenzen zwischen den beiden anderen. Allen befragten Konsumenten gemeinsam ist die Ablehnung von zu weichen, mehligen und aromaschwachen, deutlich grasig schmeckenden Äpfeln.

Auswahl der Sorten Die Auswahl der Sorten war eine der methodischen Herausforderungen. Einerseits sollten neue Apfelsorten, die in der Markteinführung stehen, mit herkömmlichen Sorten verglichen werden. Andererseits mussten die verwendeten Sorten den «sensorischen Raum» möglichst gut abdecken, um ihre Eigenschaften in einer Präferenzlandkarte in Beziehung zu den Konsumentenurteilen zu setzen. Früchte neuer Apfelsorten werden

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Pflanzenbau | Präferenzen von Schweizer Apfelkonsumenten

Tab. 1 | Lösliche Trockensubstanz (Zuckergehalt in %), titrierbare Gesamtsäure (Säure), Zucker-Säureverhältnis (ZSV)

und Festigkeit (Penetrometerwert) als Mittelwerte der Analysen im Zeitraum der drei Befragungsdaten. Die Werte wurden mithilfe des Messroboters Pimprenelle ermittelt.

46

Sortenname

Markenname

Zucker (0Brix)

Säure (g/l)

Nicoter Ariane

ZSV

Festigkeit (kg/cm2)

Kanzi®

12,7

Les Naturianes® (Dachmarke in F)

16,4

6,8

18,7

6,4

8,5

19,3

Milwa

Junami® (EU), Diwa® (CH)

14,3

8,5

6,0

23,8

6,9

Ligol

12,6

Jonagold

11,7

5,1

24,7

6,5

4,5

26,0

Cripps Pink

Pink Lady®

14,4

5,2

27,7

5,6 6,9

Civni

Rubens®

14,6

5,2

28,1

6,3

CPRO 47

Wellant®

13,6

4,7

28,9

5,6

Pink Gold

Goldchief

16,4

5,1

32,2

6,2

Golden Delicious

14,8

4,3

34,4

5,3

Fuji

14,1

2,8

50,4

6,1

®

heute oft unter einer Markenbezeichnung in den Markt eingeführt um die spezifischen Vorzüge der Sorte zu unterstreichen und die Sorte rascher in den Köpfen der Kunden zu verankern. In Tabelle 1 mit den analytischen Zucker-, Säure- und Festigkeitswerten sind die Sortenund zugehörigen Markennamen aufgeführt. Bei Schlussfolgerungen aus dieser Studie muss berücksichtigt werden, dass einerseits die meisten neuen Apfelsorten, die in der Schweiz zur Zeit in der Markteinführung stehen oder in Diskussion sind, im Konsumententest enthalten waren. Andererseits fehlen in diesem Vergleich vier Sorten, die auf Grund der Flächenstatistik des Bundesamtes

für Landwirtschaft (BLW, Flächenstatistik 2009) mit über 10 ha Anbaufläche aufgeführt sind und sich ebenfalls in der Phase der Markteinführung befinden. Es sind dies Scifresh (Jazz®), La Flamboyante (Mairac®), sowie Nicogreen (Greenstar®) und Delblush (Tentation®). Die Anzahl Sorten für den Konsumententest musste aus versuchstechnischen Gründen limitiert werden.

Abb. 2 | Die elf Sorten des Konsumententests mit codierten Apfelproben.

Abb. 3 | Die Geschmacksbeurteilung erfolgte getrennt von der Beurteilung des Aussehens.

Agrarforschung Schweiz 1 (2): 44–51, 2010

Ausgefeilte Methodik Bei der Befragung der Konsumenten wurde nach der Beliebtheit des Geschmacks und des Aussehens gefragt. Diese Attribute wurden mit codierten Proben, das heisst


Präferenzen von Schweizer Apfelkonsumenten | Pflanzenbau

Präferenzlandkarte. Erst die Integration dieser unterschiedlichen Daten erlaubt eine Interpretation der Konsumentenpräferenzen und der Bewertungen der Sorten. In der Untersuchung auf homogene Gruppen von Konsumenten wurden die Daten zunächst mit dem CLIPVerfahren von Cailler und Schlich (1997) in eine Ähnlichkeitsmatrix umgewandelt und diese dann mittels einer multidimensionalen Skalierung (MDS) gefolgt von einer k-means-Clusterung gruppiert. Dies ist ein Verfahren zur Einteilung einer Anzahl von Objekten in homogene Gruppen. Dabei sollen die Objekte bezüglich der Variablen innerhalb einer Gruppe möglichst ähnlich und zwischen Gruppen möglichst verschieden sein (Wiedenbeck und Züll 2001). Resultate und Diskussion Tabelle 1 zeigt die Mittelwerte der Analysedaten der einzelnen Sorten zu Beginn des Testzeitraums Ende Januar nach Lagerung im CA-Lager. Die meisten Sorten lagen in ihren Zucker- und Säuregehalten recht nahe beieinander. Ariane zeichnet sich wie Kanzi® durch einen höheren Säuregehalt aus. Dies zeigte sich auch in der sensorischen Erhebung. Fuji wies im Gegensatz zu den anderen Sorten und vor allem im Vergleich zu Ariane wenig Säure auf. Bezüglich der Festigkeit lagen die Sorten im Mittel über der üblicherweise kritischen Akzeptanzschwelle von 5 kg/cm2. Im Grossteil konnten alle Sorten in akzeptablem bis optimalem, sortentypischem Zustand verwendet werden. Jonagold fällt mit einem geringeren Zuckergehalt im Vergleich zu den anderen Testsorten etwas ab. Abbildung 5 veranschaulicht die Mittelwerte der geschmacklichen Beliebtheit der elf Apfelsorten, beurteilt durch 550 Konsumenten der französisch- und deutsch-

8 7 6 5 4 3 2 Rubens_f

Goldchief_f

Kanzi_e

Pink Lady_e

Junami_de

Fuji_cd

Ariane_cd

Ligol_c

Wellant_c

Golden Delicious_b

1 Jonagold_a

im Blindtest, und zudem unabhängig voneinander erhoben, so dass eine gegenseitige Beeinflussung der beiden Attribute ausgeschlossen werden konnte (Abb. 3). Zudem wurden weitere Merkmale der Konsumenten wie Geschlecht, Alter und Häufigkeit des Apfelkonsums erfragt (siehe Fragebogen in Abbildung 4). Parallel zur Erhebung von Konsumentendaten wurden die einzelnen Sorten instrumentell analysiert und durch ein trainiertes Panel der Forschungsanstalt ACW in Wädenswil sensorisch charakterisiert. Diese Messungen dienten als Grundlage für die Hauptkomponentenanalyse und die

9 Beliebtheit Geschmack (Skala 1–9)

Abb. 4 | Auf den Fragebogen wurde nebst der Beurteilung von Geschmack und Aussehen auch nach demographischen Daten gefragt.

Abb. 5 | Mittelwert der geschmacklichen Beliebtheit bei Schweizer Konsumenten. Signifikante Unterschiede (p = 0,05) sind durch unterschiedliche Buchstaben gekennzeichnet.

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Pflanzenbau | Präferenzen von Schweizer Apfelkonsumenten

9

schmack flossen dabei neben der süssen und sauren Wahrnehmung auch die Geruchskomponenten mit ein, die nach dem Kauen aus dem Rachenraum an die Riechschleimhaut gelangen (sogenannter Rückgeruch).

7 6 5 4 3 2 Junami_d

Kanzi_d

Wellant_cd

Ligol_cd

Rubens_cd

Goldchief_bc

Fuji_ab

Golden Delicious_ab

Pink Lady_ab

Jonagold_a

Ariane_a

1

Abb. 6 | Mittelwert der optischen Beliebtheit bei Schweizer Konsumenten. Signifikante Unterschiede (p = 0,05) sind durch unterschiedliche Buchstaben gekennzeichnet.

sprachigen Schweiz. Alle Sorten wurden im Mittel mit «weder gut noch schlecht» bis «gut» beurteilt. Die Sorten Rubens® und Goldchief® wurden von den Konsumenten signifikant höher beurteilt. Dies mit einer Bewertung von «gut» auf einer 9-teiligen hedonischen Skala von «ausserordentlich schlecht = 1» bis «ausserordentlich gut = 9». Die signifikanten Unterschiede zwischen den einzelnen Sorten sind anhand des Buchstabens hinter der Sortenbezeichnung ersichtlich. Kanzi®, Pink Lady® und Junami® unterscheiden sich so z. B. nicht signifikant voneinander, da sie der überschneidende Buchstabe «e» verbindet. Jonagold und Golden Delicious werden signifikant niedriger als die anderen Sorten bewertet. Abbildung 6 zeigt die Beliebtheit des Aussehens der Sorten bei den Schweizer Konsumenten auf. Im Vergleich der Mittelwerte zwischen Aussehen und Geschmack zeigt sich, dass Ariane, Rubens®, Pink Lady® und Goldchief ® höhere Bewertungen im Geschmack verglichen mit dem Aussehen aufweisen. Bezüglich Aussehen am besten bewertet wurden Junami® und Kanzi®, die sich aber nicht signifikant von Wellant®, Ligol und Rubens® unterscheiden. Es zeigt sich generell, dass die neuen Apfelsorten bezüglich des Geschmacks und des Aussehens gut von den Konsumenten angenommen und beurteilt werden. Allgemein kann davon ausgegangen werden, dass das Aussehen besonders für den Erstkauf wichtig ist, während die Geschmacksbeurteilung eher den Wiederkauf beeinflusst. Die sensorisch objektive Beschreibung der Äpfel in Geruch, Konsistenz und Geschmack wurde mit einem trainierten Panel (n = 12) an der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW durchgeführt. Beim Ge-

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Agrarforschung Schweiz 1 (2): 44–51, 2010

Charakterisierung der degustierten Sorten Die Ergebnisse der beschreibenden Prüfung wurden mithilfe einer Hauptkomponentenanalyse (HKA) in einem sogenannten Biplot dargestellt. In der HKA werden die Achsen so gewählt, dass sie in absteigender Reihenfolge jeweils die grösste verbleibende Variabilität abbilden. In den Abbildungen 7 und 8 sind die drei wichtig­ sten Hauptkomponentenachsen für die analytischen und die objektiv gemessenen sensorischen Daten der elf untersuchten Apfelsorten dargestellt. Zusammen erklären sie 58,6 % der Gesamtvarianz. Die Dimension F1 repräsentiert vor allem die Variablen des Geruchs, Geschmacks und Rückgeruchs mit den beiden Hauptrichtungen Grasig sowie auf der anderen Seite Blumig, Fruchtig und Süss. Die Attribute Bissfestigkeit, Kaubarkeit und Säure werden in der Dimension F2 besser repräsentiert. Die Dimension F3 ist wichtig für die Darstellung der Knackigkeit und Saftigkeit der Äpfel. Die Nähe einer Apfelsorte zu einem Attribut zeigt sich in der graphisch ersichtlichen Distanz. Die beliebtesten Sorten Goldchief®, Pink Lady® und Rubens® sind in den Attributen Fruchtig (Geruch und Rückgeruch), Blumig und Süss, sowie in der Gesamtaromaintensität und der Intensität des Apfelaromas prägnant.

7

Ariane

6 5 4

A:Säure A:Festigkeit T:Bissfest G:Sauer T:Feinheit T:Kaubar G:Gesamt T:Knackig A: Brix Junami G:Apfel Ligol T:Zäh Haut R:Grasig G:Fruchtig

3 2 F2 (30.1 %)

Beliebtheit Aussehen (Skala 1–9)

8

1

Kanzi

0

G:Grasig

-1

T:Mehlig

-2 Jonagold

-3

Golden Delicious

-4

Goldchief Pink Lady

G:Süss G:Blumig R:Blumig R:Fruchtig

Rubens

T:Saftig

Wellant

R:Gesamt

Fuji

-5 -6 -7

-7

-6

-5

-4

-3

-2

-1

0

1

2

3

4

5

6

F1 (28.5 %) Abb. 7 | Hauptkomponentenanalyse der analytischen und senso­ rischen Variablen nach Varimax-Rotation. Darstellung der 1. und 2. Dimension (F1, F2) mit insgesamt 58,6 % erklärter Varianz. A= Analytik, T = Textur, R = Geruch, G = Geschmack und Rückgeruch.

7


Präferenzen von Schweizer Apfelkonsumenten | Pflanzenbau

Die Sorten Ariane und Junami® zeichnen sich in der sensorischen Beurteilung im Vergleich mit den anderen Sorten durch ihre Bissfestigkeit, Knackigkeit und die Säure aus. Auch Kanzi® wird als knackig, saftig, im Geruch aber tendenziell eher grasig dargestellt, Fuji als wenig sauer. Golden Delicious hingegen zeichnet sich in der Untersuchung als süss, mehlig und wenig knackig aus, Jonagold als wenig bissfest, tendenziell eher grasig und wenig süss. Zu beachten ist, dass beim Attribut Kaubarkeit ein hoher Wert bedeutet, dass das Fruchtfleisch dieser Sorte eine lange Kauzeit erfordert. Bei Feinheit bedeuten hohe Werte ein eher grobzelliges Fruchtfleisch. Identifikation von Konsumentengruppen In der Untersuchung auf homogene Gruppen der Konsumenten wurde eine k-meansClusteranalyse durchgeführt (siehe unter der Beschreibung der Methodik). Die so gebildeten Gruppen mit einer ähnlichen Ausrichtung der Präferenzen nennt man Cluster, Gruppierungen oder Segmente. Die Schweizer Konsumenten konnten aufgrund der Ähnlichkeit Ihrer Bewertungen in drei Gruppen eingeteilt werden. In Gruppe 1 befinden sich 187 Konsumenten, in der 2. Gruppe 183, und in der 3. Gruppe 180 Konsumenten. Mittelwerte der Konsumenten-Präferenzwerte wurden als Funktion der Hauptkomponenten mithilfe von PREFMAP (XLStat) modelliert. Abbildung 9 zeigt eine zweidimensionale Darstellung der Präferenzlandkarte. Die fruchtig-aromatische und knackige Sorte Ru-

bens® ist in allen drei Konsumentengruppen sehr beliebt. Die Gruppe 1 bevorzugt im Vergleich zu den beiden anderen Gruppen eher süss-säuerliche, knackige und eher bissfeste Sorten wie Kanzi® und Junami®. Diese beiden Sorten heben sich etwas durch ihre Textureigenschaften ab, unter Anderem auch dadurch, dass das Fruchtfleisch etwas grobzelliger ist und beim Kauen nicht so schnell zergeht sowie durch ihre Säure. Die beiden anderen Gruppen bevorzugen eher süssliche und fruchtig aromatische Sorten wie Goldchief ® und Pink Lady®. Konsumentengruppe 3 beurteilt die Sorte Ariane im Vergleich zu den anderen beiden Gruppen als weniger beliebt. Ariane zeichnet sich durch eine ausgeprägte Säure sowie durch eine sehr hohe Bissfestigkeit aus. In Gruppe 3 scheint diese ausgeprägte Säure weniger beliebt und die Bevorzugung eher auf süsseren Sorten zu liegen. Gruppe 2 weist im Vergleich zu Gruppe 3 noch eine homogenere Mischung der Präferenz von Äpfeln mit einem eher ausgewogenen Süsse-Säure Verhältnis auf, bewertet die Sorte Ariane noch beliebter als Gruppe 3. Interessant ist, dass alle drei Gruppen Golden Delicious und Jonagold homogen als wenig beliebt beurteilt haben. Dies könnte auf die nicht optimale Fruchtqualität der beiden Sorten im durchgeführten Konsumententest zurückzuführen sein. Die Gruppen zeigen in der Untersuchung auf demographische Hintergründe keine ausgeprägten Zusammenhänge auf. Interessant ist lediglich eine geschlechterspezifisch unterschiedliche Präferenz für die Sorte Goldchief® in Gruppe 1. Die annä-

5

7 5 T:Saftig

F3 (18.2 %)

2

R:Grasig

1

G:Grasig

T:Bissfest T:Zäh Haut T:Kaubar

Junami Wellant G:Sauer

Ligol

0

Jonagold

4

T:Knackig

Kanzi

A:Säure

2

G:Blumig

R:Gesamt

Pink Lady

-4

-3

-2

-1

0

1

R:Gesamt

Jonagold

Golden Delicious

-4

Fuji

-5

Golden Delicious

-5

Goldchief Pink Lady

G:Süss G:Blumig R:Blumig R:Fruchtig

T:Saftig

Wellant

-3

T:Mehlig

-4

G:Grasig

-2

A:Brix

-3

Rubens

0 -1

Goldchief

G:Fruchtig R:Fruchtig

-2

Gruppe 3

1

G:Gesamt A:Festigkeit G:Süss T:Feinheit R:Blumig Rubens G:Apfel

Ariane

-1

Gruppe 2 Gruppe 1

A:Säure A:Festigkeit G:Sauer T:Bissfest T:Feinheit T:Kaubar G:Gesamt T:Knackig Junami A:BrixG:Apfel Ligol T:Zäh Haut G:Fruchtig R:Grasig Kanzi

3

Fuji

F2

3

-5

Ariane

6

4

-6

2

3

4

5

F1 (28.5 %) Abb. 8 | Hauptkomponentenanalyse der analytischen und senso­ rischen Variablen nach Varimax-Rotation. Darstellung der 1. und 3. Dimension (F1, F3) mit insgesamt 46,7 % erklärter Varianz. A = Analytik, T = Textur, R = Geruch, G = Geschmack und Rückgeruch.

-7

-7

-6

-5

-4

-3

-2

-1

0

1

2

3

4

5

6

7

F1 Abb. 9 | Präferenzlandkarte. Darstellung der Apfelsorten und der drei Konsumentengruppen in der Schweiz.

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Pflanzenbau | Präferenzen von Schweizer Apfelkonsumenten

hernd gleiche Verteilung von Männern und Frauen in dieser Gruppe zeigt auf, dass Männer die Sorte Goldchief ® als die beliebteste Sorte bewertet haben im Vergleich zu Frauen, die Goldchief® im unteren Drittel als weniger präferiert beurteilt haben. Die Sorte Kanzi® hat bezüglich der beiden untersuchten Regionen polarisiert. In Gruppe 2 und 3 ist die Kanzi® in der französischsprachigen Schweiz deutlich weniger beliebt beurteilt worden als die Urteile aus der Deutsch-Schweiz in der jeweilig gleichen Gruppe. Auch wenn die vorliegenden Untersuchungen aufschlussreiche Informationen zur Akzeptanz neuer Sorten und zur Verteilung von Konsumentengruppen mit ähnlichen Präferenzen liefern, liegt auf der Hand, dass daraus nicht direkt auf ein zu erwartendes Kaufverhalten geschlossen werden kann. Einige andere Faktoren beeinflussen das Kaufverhalten der Konsumenten ebenfalls, man denke etwa an den Preis, an die Konkurrenzierung durch andere Sorten oder andere Obstarten, den Ort und die Aufmachung des Angebots, gezielte Werbemassnahmen, die Jahreszeit und weitere mögliche Einflussfaktoren.

Tab. 2 | Rangierung der Präferenzen der Sorten in den

einzelnen Gruppen nach der Beliebtheit des Geschmacks in absteigender Präferenz von oben nach unten. Gruppe 1 (N = 187)

Gruppe 2 (N = 183)

Gruppe 3 (N = 180)

Rubens®

Rubens®

Goldchief®

Kanzi®

Goldchief®

Rubens®

PinkLady

PinkLady®

Junami

®

Goldchief PinkLady

50

®

®

Kanzi

Kanzi®

®

Junami

Junami®

Fuji

Ariane

Fuji

Ariane

Ligol

Ligol

Ligol

Wellant®

Wellant®

Wellant®

Fuji

Ariane

Golden Delicious

Golden Delicious

Golden Delicious

Jonagold

Jonagold

Jonagold

®

®

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Schlussfolgerungen • Einige der neue Sorten, die aktuell in der Markteinführung stehen, kommen bei den Konsumenten gut an. Vom Aussehen her sind dies vor allem Junami® und Kanzi®, gleichauf mit den signifikant nicht verschiedenen Wellant®, Ligol und Rubens®. Vom Geschmack her wurden Rubens® und Goldchief ® am besten beurteilt. • Dagegen sind die etablierten Sorten Jonagold und Golden Delicious weniger beliebt. • Es wurden drei Gruppen von Konsumenten mit unterschiedlichen Präferenzen gefunden. Sie unterscheiden sich bezüglich der Geschmacks- und Texturvorlieben. • Die Präferenzen der drei Gruppen weisen auf Chancen von sowohl säuerlichen wie auch süsslicharomatischen neuen Sorten hin. • Die Wichtigkeit der sensorisch wahrgenommenen Süsse ist für die Konsumenten der zweiten und dritten Gruppe grösser als die Textureigenschaften. • Die Ergebnisse bestätigen, dass mehlige, aromaschwache Früchte vom Konsumenten abgelehnt werden. Disclaimer Der Artikel entspricht nicht einer offiziellen Sicht der Europäischen Kommission, sondern allein jener der Autorinnen und Autoren. n


Le preferenze dei consumatori di mele svizzeri I selezionatori di tutto il mondo cercano di creare una mela sempre più perfetta. Il successo commerciale di una varietà dipende ampiamente dalla sua accettazione da parte dei consumatori. Nell’ambito del progetto europeo ISAFRUIT è stato esaminato il giudizio espresso di consumatori su diverse varietà di mele. 11 varietà sono state così degustate da 550 consumatori elvetici. Le nuove varietà hanno ottenuto in media valutazioni significativamente migliori rispetto alle varietà classiche, rappresentate da Golden Delicious e Jonagold. I risultati si sono rivelati in linea con quelli ottenuti nei paesi dell’UE. Oltre al gradimento delle diverse varietà, si trattava di sapere se tale preferenza fosse legata a determinate proprietà e quali gruppi di consumatori avessero preferenze analoghe. L’analisi dei dati ottenuti ha permesso di distinguere tre differenti gruppi di consumatori, tutti tre di proporzioni approssimativamente uguali. Un gruppo preferisce tendenzialmente frutti croccanti, sodi, piuttosto dolci-aciduli e aromatici, tollerando una tessitura un po’ meno fine della polpa. Un numero equivalente di consumatori preferisce mele più zuccherate, fruttate e aromatiche, con un eventuale retrogusto di fiorale a tessitura fine, ma tendenzialmente un po’ meno soda al morso. Le preferenze del terzo gruppo si situano tra quelle dei primi due. Tutti i consumatori interpellati rifiutano mele troppo molli, farinose e poco aromatiche con sapore vegetale.

Literatur b C ailler P. & Schlich P., 1997. La cartographie des préférences incomplètes – Validation par simulation. Sci. Alim. 17, 155 – 172. b G unzinger S., 2009. Obstkulturen der Schweiz – Flächenstatistik 2009. Bundesamt für Landwirtschaft. Zugang: http://www.blw.admin.ch [18.12.2009]. b M eilgaard M.M., Civille G.V. & Carr T., 2007. Sensory Evaluation Techniques. 4 th Ed. CRC Press, New York, NY. b W iedenbeck M. & Züll C., 2001. Klassifikation mit Clusteranalyse: Grundlegende Techniken hierarchischer und K-means-Verfahren. ZUMA, How-to-Reihe, Nr. 10.

Summary

Riassunto

Präferenzen von Schweizer Apfelkonsumenten | Pflanzenbau

Preferences of Swiss Apple Consumers Apple breeders around the world are trying to please the consumer with the perfect apple. The success of varieties in the demanding market environment mostly depends on the consumer’s taste. To investigate these preferences, the acceptance of 11 varieties was tested with 550 Swiss consumers within the European project ISAFRUIT, in Framework «6». New varieties have shown significantly higher acceptance ratings than traditional Golden Delicious and Jonagold. Mean ratings of Swiss consumers liking are quite similar to the results obtained with European consumers. Another focus was the identification of preferences based on certain sensory apple characteristics and which consumer clusters could be made on these preferences. Evaluation of the data shows 3 clusters of about the same size. Consumers differ in their variety preferences: one cluster prefers sweet to rather acidic, aromatic and crisp apples with a firm fruit flesh, tolerating a slightly lower fineness of the fruit flesh. A second group of consumers prefers sweeter, fruity and aromatic apples, partially with a floral aroma and a higher fineness of the texture, whereas they are less demanding on firmness. The preferences of the third group are intermediate. All consumers share the rejection of soft and mealy apples with low aroma intensity and a tendency to a grassy aroma. Key words: consumer preferences, apple varieties.

Dank Die Autoren bedanken sich beim BLW und der Europäischen Kommission für die Unterstützung des Projekts. ISAFRUIT ist ein Projekt, finanziert durch die Europäische Kommission unter der thematischen Priorität 5 Lebensmittelqualität und -sicherheit im 6. Forschungsrahmenprogramm (Vertrag No. FP6-FOOD-CT-2006-016279).

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A g r a r w i r t s c h a f t

Ländervergleich der Apfelproduktion Esther Bravin und Adeline Kilchenmann, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 8820 Wädenswil Auskünfte: Esther Bravin, E-Mail: esther.bravin@acw.admin.ch, Tel. +41 44 783 62 44

Die Erntearbeit wird in der Schweiz durch Familie und externe Arbeitskräfte erledigt.

Einleitung Mit dieser Analyse wollen wir am Beispiel von Äpfeln identifizieren, wo es aus produktionstechnischer und betriebswirtschaftlicher Sicht die grössten Unterschiede zu den wichtigsten Obst produzierenden Ländern der Europäischen Union (EU) gibt.

Methode Verglichen werden die nach Mouron und Carint (2001) identifizierten Schlüsselfaktoren für die Apfelproduk­ tion (Produzentenpreis der besten Qualität, Anteil Klas-

52

Agrarforschung Schweiz 1 (2): 52–59, 2010

se I und Ertrag), die Arbeitskosten und die totalen Arbeitsstunden pro Betrieb. Einige Vergleiche wurden aus unterschiedlichen Quellen zusammengestellt und interpretiert.

Resultate Produzentenpreis Nach Mouron und Carint (2001) ist der Preis der Klasse I ein Schlüsselfaktor, da der Produzentenpreis überproportionalen Einfluss auf das Arbeitseinkommen hat. Durchschnittliche Produzentenpreise sind mit den Klassenanteilen und den Preisen pro Klasse berechnet. Sind


die Ernteergebnisse (Anteil Klasse I) besser, so steigen tendenziell auch die durchschnittlichen Produzentenpreise an. Der durchschnittliche Produzentenpreis der wichtigsten EU-Länder, die Äpfel produzieren, ist deutlich tiefer als in der Schweiz. Vergleichen wir die Produzentenpreise der Klasse I bei Elstar (Bravin et al. 2007), liegen die Schweizer Preise 80 % höher als die Produzentenpreise in Holland und Deutschland. Fazit: Die Produzentenpreise (Durchschnitt aller Klassen) in der Schweiz sind deutlich höher als in der EU. Sinkt der Preis der Klasse I auf EU-Niveau, wird das Arbeitseinkommen der Obstproduzenten überproportional gesenkt. Qualität In der Schweiz unterscheiden sich die Sortierergebnisse je nach Sorte stark. Aus einer Schweizer Umfrage ging hervor, dass sich die Sortierergebnisse zwischen Trendsorten (Gala und Braeburn) und Standard-Sorten (Golden Delicious, Maigold, Jonagold-Gruppe, Idared, Gravensteiner, Boskoop, Elstar und Topaz, Cox Orange) klar unterscheiden (Bravin et al. 2009). Bisher wurde angenommen, dass der Anteil der Klasse I an der Erntemenge mindestens 70 % beträgt. Dies ist aber nur für die Trendsorten und Topaz der Fall. Dieser Anteil wird nicht erreicht bei den Standardsorten (ohne Topaz), die in der Schweiz 46 % der Apfelfläche ausmachen (BLW 20091).

Zusammenfassung

Ländervergleich der Apfelproduktion | Agrarwirtschaft

Im Rahmen des ISAFRUIT-Projektes sind wichtige produktionstechnische (z. B. Flächenerträge, Sortierergebnisse) und betriebswirtschaftliche (z. B. Arbeitsstunden und Produzentenpreise) Grössen verglichen worden zwischen der Schweiz und wichtigen EU-Ländern, die Äpfel produzieren. Die Produzentenpreise und die Arbeitskosten sind in der Schweiz deutlich höher als in der EU. Die Apfelfläche pro Betrieb in der Schweiz ist deutlich kleiner. Zwischen der Schweiz und den benachbarten Ländern, die Äpfel produzieren, gibt es je nach Sorte Unterschiede der Flächenerträge und Sortier­ ergebnisse.

Wir haben die Schweizer Klassenanteile mit Quellen aus Holland und Deutschland verglichen. In dieser Umfrage konnte nicht überprüft werden, ob die Kategorien zwischen den Ländern auch wirklich übereinstimmen. In Holland betrugen die Anteile der Klasse I bei Elstar 75 %, in Deutschland 80 % (vgl. Expertenumfrage ISAFRUIT 2009). Elstar gehört in der Schweiz nicht zu den wichtigsten Sorten; aus der ISAFRUIT-Umfrage resultierte, dass in den Jahren 2005 und 2006 der Anteil Klasse I bei 64 % lag. Vergleicht man die Sortierergebnisse der wichtigsten Sorten in den Ländern Holland, Deutschland,

Produzentenpreis (EUR/Tonnen)

600 500 400 300 200 100 0

2004 Frankreich

2005 Italien

Polen

2006 Deutschland

Spanien

2007 Holland

Schweiz

Quelle: FAO 2009

Abb. 1 | Durchschnittliche Produzentenpreise ausgewählter EU-Länder bei Äpfeln.

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Agrarwirtschaft | Ländervergleich der Apfelproduktion

Frankreich und der Schweiz, so schwanken die Sortier­ ergebnisse zwischen 50 (Granny Smith- Frankreich) und 80 Prozent (Elstar und Jonagold – Deutschland; Jonagold – Holland). Fazit: Trendsorten erreichen in der Schweiz ähnlich gute Ergebnisse wie in Deutschland und Holland. Standardsorten in der Schweiz erreichen tiefere Anteile Klasse I.

Klasse II

Klasse I

Ertrag Der Flächenertrag ist ein Schlüsselfaktor (Mouron und Carint 2001). Holland, Frankreich und Italien haben die höchsten Erträge. Die Erträge in Deutschland und in der Schweiz haben seit 1998 stark zugenommen. Heute liegen die durchschnittlichen Erträge für Tafeläpfel in der Schweiz zwischen 30 und 35 Tonnen pro Hektare.

Verarbeitung

100%

Ernteergebnisse in Prozent

90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Bisherige Annahmen

Topaz

Braeburn

Gala

Maigold

Boskoop

JonagoldGruppe

Idared

Golden Delicious

Quelle: Bravin et al. 2009

Abb. 2 | Sortierergebnisse von Apfelsorten in der Schweiz in Prozent – Mittelwert 2005 – 2006.

45 40 Ertrag (t/ha)

35 30 25 20 15 10 5 0 1998 Frankreich

1999

2000 Italien

2001 Deutschland

2002

2003 Spanien

2004

2005

Holland

2006 Österreich

2007

2008

Schweiz

Quelle: Eurostat 2009 (EU-Länder) und BLW 20092 (Schweiz)

Abb. 3 | Flächenerträge Tafeläpfel – ausgewählte EU-Länder und Schweiz.

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Agrarforschung Schweiz 1 (2): 52–59, 2010


Ländervergleich der Apfelproduktion | Agrarwirtschaft

45

Platzhalter TAbelle

40 35 Ertrag (t/ h a)

30 25 20 15 10 5 0 Elstar Holland

Elstar Deutschland

Golden Delicious Frankreich

Golden Delicious Schweiz

Quelle: Expertenumfrage ISAFRUIT 2009 (EU-Länder) und Bravin et al. 2009 (Schweiz)

Abb. 4 | Durchschnittliche Apfel-Erträge.

Aus der Expertenumfrage konnten für Holland, Deutschland (Norddeutschland, Region Altes Land), Frankreich (Südfrankreich Region Provence-Alpes-Côte d’Azur, PACA) und der Schweiz wichtige Informationen für diese Untersuchung entnommen werden. Zum Beispiel haben wir die Erträge für die wichtigsten Sorten aus professionellen Betrieben zusammengestellt. In Holland und Deutschland ist Elstar die wichtigste Sorte, mit 45 % (Prakijkonderzeok Plant und Obveving B.V, 2009 / 10) bzw. 30 % (Görgens 2009) der Fläche. In Frankreich ist es Golden Delicious mit 50 % (DRAAF PACA 2007) Flächenanteil. In der Schweiz hat Golden Delicious mit fast 19 % der Flächen die gleiche Bedeutung wie Gala (auch 19 %) und ist somit zusammen mit Gala die wichtigste Sorte (BLW 20091). Die Resultate aus der Expertenbefragung zeigen, dass sich die mittleren Erträge für die wichtigste Sorte zwischen den drei ausgewählten EU-Ländern und der Schweiz unterscheiden. Die Streuung der Erträge zwischen den Obstproduzenten in der Schweiz ist sehr gross (Bravin et al. 2009). Fazit: Schweizer Erträge liegen auf einem leicht tieferen Niveau wie die Erträge der untersuchten EU-Länder (v. a. Holland und Frankreich). Die Streuung der Schweizer Erträge ist sehr gross. Die Flächenanteile der wichtigsten Sorten sind in der Schweiz kleiner als die

Anteile der wichtigsten Sorte in den EU-Ländern, die in der Analyse angeschaut wurden. Arbeit Der Anteil der Arbeitskosten an den Gesamtkosten liegt nach Modellberechnungen (Arbokost 2009) in der Schweiz und in Holland bei 60 %. In Deutschland allerdings bei 40 bis 50 % (Expertenschätzung ISAFRUIT 2009). Aus verschiedenen Quellen und Erfassungsmethoden konnten Experten im Rahmen des ISAFRUIT-Projekts die Anzahl Arbeitsstunden pro Hektare vergleichen. Die Anzahl Arbeitsstunden pro Hektare in der Schweiz betragen rund 540 Stunden pro Hektare (Sichert et al. 2006). Aus den Vergleichen resultiert, dass in Deutschland und in Holland weniger Zeit in der Formierungsarbeit (60 h in der Schweiz, 0 h in Deutschland und 20 h in Holland) und Handausdünnung eingesetzt wird (weniger als die Hälfte der Schweizer Stunden in Deutschland und Holland). Die Lohnkosten für externe Arbeitskräfte im Obstbau betragen in der Schweiz 13 € (Bergmann und Fueglistaller, 2007) in Deutschland 7 € und 10 € in Holland (Expertenumfrage ISAFRUIT 2007). Fazit: In der Schweiz sind die Arbeitskosten höher als in den untersuchten Ländern der Europäischen Union. Betriebsleiter und familieneigene Arbeitskräfte sind

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Agrarwirtschaft | Ländervergleich der Apfelproduktion

mehr in produktionstechnischen Aufgaben involviert (z. B. Handausdünnung oder Ernte), und es wird mehr Arbeit in der Formierung und Handausdünnung eingesetzt. Apfelfläche Die durchschnittliche Apfelfläche pro Betrieb mit Apfelanbau (mindestens 1 Hektare Apfelfläche) beträgt in Holland 9.5 ha, in Südfrankreich 12 ha und in der Schweiz 2 ha (Expertenumfrage ISAFRUIT 2009 und BLW 20093). In Norddeutschland ist die durchschnittliche Betriebsgrösse

1–10 ha Apfelfläche

10–20 ha Apfelfläche

der Obstbetriebe (100% Obst) 12.5 ha (Görgens, 2009). Die Verteilung der Betriebe nach Apfelfläche zeigt, dass es in der Schweiz mengenmässig mehr Betriebe mit einer Apfelfläche unter 10 ha gibt. Es gibt aber regionale Unterschiede. Walliser und Waadtländische Betriebe haben grössere Apfelflächen pro Betrieb. Aus der ISAFRUIT-Studie (Mencarelli Hofmann 2009) ist ersichtlich, dass in der Schweiz die Betriebe mit mehr Apfelfläche auch die besseren Erträge erzielen. Betriebe mit kleineren Apfelflächen haben weniger Chancen, er-

20–50 ha Apfelfläche

50–100 ha Apfelfläche

+100 ha Apfelfläche

Schweiz

Süd-Frankreich

Holland

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Quelle: Schweiz: BLW (20093), Frankreich: DRAAF PACA (2007) Holland: PPO (2009/10)

Anzahl Betriebe mit ... ha Apfelfäche (in %) Abb. 5 | Verteilung der Betriebe nach Apfelfläche Schweiz – Süd Frankreich – Holland.

1–5 ha

5–10 ha

10–20 ha

+20 ha

Kanton (totale Apfelflächen)

SG (195 ha) TG (1308 ha) VD (643 ha) VS (1170 ha) ZH (183 ha) 0%

20%

40%

60%

80%

100%

Anzahl Betriebe mit ... ha Apfelfäche (in %) Quelle: BLW 20093

Abb. 6 | Verteilung der Betriebe nach Apfelfläche in der Schweiz – wichtigste Produktionsregionen.

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Ländervergleich der Apfelproduktion | Agrarwirtschaft

folgreich zu sein. Da die Erträge das Einkommen überproportional beeinflussen, hat demzufolge eine Spezialisierung positive Einflüsse auf das Arbeitseinkommen aus der Apfelproduktion. Fazit: Schweizer Obstbaubetriebe haben eine kleinere Apfelfläche als Betriebe in den Vergleichsregionen der EU. In der Schweiz gibt es grosse regionale Unterschiede. Schweizer Betriebe, die mehr Apfelfläche haben und spezialisiert sind, erzielen höhere Flächenerträge und können aus der Apfelproduktion ein besseres Arbeitseinkommen erwirtschaften.

• Produzentenpreise • Arbeitskosten • Apfelfläche pro Betrieb Aus der Studie lassen sich wichtige Strategien für die Schweizer Obstproduzenten identifizieren und besprechen.

Schlussfolgerungen

Grössere Apfelfläche Einer der wichtigsten Unterschiede von schweizerischen Betrieben gegenüber deutschen oder holländischen Betrieben ist die grössere Apfelfläche. Die Fläche im Obstbau auszudehnen ist aber nicht einfach. Zuerst muss der Betriebsleiter in der Nähe eine für die Apfelproduktion taugliche Fläche pachten oder kaufen können. Jede zusätzliche Fläche ist für den Obstproduzent eine neue Herausforderung. Um erfolgreich neue Apfelflächen bewirtschaften zu können, sind produktionstechnische und organisatorische Fähigkeiten gefragt. Mit der Flächenausdehnung im Obstbau kommen viele neue Fragen hinzu. Die familieneigenen Arbeitskräfte kommen an die Grenze, und neue Mitarbeiter müssen gesucht und angestellt werden. Dadurch gewinnt die Organisation der Arbeit an Bedeutung. Für die Flächenausdehnung sind Management-Kompetenzen der Obstbauproduzenten sehr wichtig. Damit können Obstbauproduzenten Einkommensverluste reduzieren (Mouron und Scholz, 2007).

Datenvergleich Schweiz – EU Durch den Vergleich mit den wichtigsten Obstbauregionen der Europäischen Union konnten wir feststellen, dass zwischen der EU und der Schweizer Apfelproduk­ tion die wichtigste Unterschiede bei folgenden Faktoren zu finden sind:

Hauptbetriebszweig: Apfel Die spezialisierten Obstbaubetriebe könnten mit einer Rationalisierung der Bewirtschaftung versuchen, die Produktionskosten zu senken. Produzenten, die mehr Stunden in der Vorernte einsetzen, haben bessere Erträge und bessere Qualität (Mouron und Scholz, 2007).

Spezialisierung statt Kombination In 2007 gab es in der Schweiz 3096 erfasste Betriebe mit Apfelanlagen (BFS, 2009). 60 % davon haben daneben auch Tierproduktion (Milchproduktion oder Aufzucht), 10 % andere Pflanzenkulturen und 30 % sonstige spezialisierte Dauerkulturen. 2009 existierten in der Schweiz nur 220 Obstbaubetriebe, die über eine Fläche von 5 ha Äpfel verfügten BLW 20093. Anders ist die Situation in Holland, Deutschland und Frankreich. Fazit: Es gibt nur wenige Betriebe in der Schweiz, die auf Obst spezialisiert sind. Die meisten Betriebe mit Apfelflächen sind Mischbetriebe, die auch Milch- oder Fleischproduktion betreiben.

Tab. 1 | Produktionszweige Obstbaubetriebe – Holland, Deutschland, Frankreich und Schweiz Holland

Deutschland

Frankreich

Schweiz

Nur Obst

74%

100%

16%

30%*

Obst und Pflanzenbau

19%

0%

84%

10%

Obst und Milch Obst und Fleisch

6%

0%

0%

60%

Quelle: Holland: Centraal Bureau voor de Statistiek (2008), Deutschland: Statistisches Bundesamt Deutschland (2007) und Frankreich: DRAAF PACA (2007), Schweiz: BFS 2009 * 30 %: Betriebe mit Apfelbau die auf Dauerkulturen (Obst, Beeren und Reben) spezialisiert sind.

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Agrarwirtschaft | Ländervergleich der Apfelproduktion

Nach Mouron (2005) sind die Apfelproduzenten, die mehr Erfolg haben diejenigen, die hohe und stabile Erträge haben. Die Chance, die Produktivität zu steigern, haben v. a. die spezialisierten Betriebe, da sie sich besser auf die Anforderungen der Obstproduktion konzentrieren können. Die richtige Sorte Mit der Wahl der richtigen Sorten könnten die Obstproduzenten bessere Erträge und eine höhere Qualität erzielen. Mit Clubsorten und gemanagten Sorten oder sogar einer exklusiven Schweizer Sorte (Swissness-Bonus) könnten sich Schweizer Produzenten am Apfelmarkt abheben, sich profilieren und höhere Preise erzielen. In Schweizer Betrieben wird oft eine Verzettelung bei der Sortenwahl festgestellt. In Deutschland haben Obstproduzenten im Durchschnitt acht Sorten im Betrieb, in Frankreich und Holland hingegen nur vier. Mit einer Konzentration auf weniger Sorten – dafür mit besseren Erträgen, Qualität und weniger Aufwand – können die Produktionskosten gesenkt (Rationalisierung der Arbeit) und das Arbeitseinkommen verbessert werden.

Kasten 1 | ISAFRUIT-Projekt1

Ziel des ISAFRUIT Projektes ist, durch quali­ tativ hochwertige Früchte und umweltfreundliche Produktion den Obstkonsum in Europa nachhaltig zu steigern. Im ISAFRUIT Projekt wird durch die ganze Wertschöpfungskette in folgenden Bereichen geforscht: Konsumenten, Gesundheit, Verarbeitetes Obst, Nach-Ernte Technik, Produktion (Vorernte) und Genetik. Am Projekt arbeiten Wissenschaftler von über sechzig Institutionen aus sechzehn verschiedenen Ländern mit. Das Motto des Projektes lautet: «from fork to farm». Das Projekt wird vom sechsten Rahmenprogramm für Forschung und technologische Entwicklung der Europäische Kommission gefördert. Die Schweiz ist durch Agroscope ChanginsWädenswil (ACW), mit dem Forschungs­ institut für Biologischen Landbau (FIBL) und mit dem Schweizerischen Obstverband am Projekt auch dabei.

Ausblick In Zukunft wird die Schweizer Forschung noch mehr gefordert, die Obstproduzenten mit Wissen im produktionstechnischen und betriebswirtschaftlichen Bereich zu unterstützen. Im Rahmen des Interreg-Projektes Betriebsmanagement Obstbau2, ein Projekt im Rahmen des Interreg IV Programm von Beratung und Forschung, werden Strategien gesucht, um die Management-Kompetenzen der Obstproduzenten zu stärken. In Zukunft kommen Obstproduzenten mit guten ManagementKompetenzen weiter. n

ISAFRUIT ist ein Projekt, finanziert durch die Europäische Kommission unter der thematischen Priorität 5 – Lebensmittelqualität und -sicherheit im 6. Forschungsrahmenprogramm (Vertrag No. FP6-FOOD-CT-2006-016279). Der Artikel entspricht nicht einer offiziellen Sicht der Europäischen Kommission, sondern allein jener der Autorinnen und Autoren.

1

Projektpartner: Kompetenzzentrum für Obstbau Bodensee, Steuerberatungsbüro Dr. Schneckenburger, Steuerberatungsbüro Waggershauser, AGRIDEA, AgroTreuhand Thurgau, Agroscope Changins-Wädenswil (ACW), Kanton Thurgau Fachstelle Obst- und Rebbau, Kanton St. Gallen, Fachstelle für Obstbau.

2

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Confronto internazionale della produzione di mele Nell’ambito del progetto ISAFRUIT, importanti fattori, relativi alla tecnica di produzione (p. es. resa per super­ ficie, resultati di selezione) ed all’economia aziendale (numero ore di lavoro, prezzo alla produzione), sono stati messi a confronto tra Svizzera e importanti paesi produttori di mele dell’Unione europea. I prezzi alla produzione e i costi di lavoro sono nettamente più elevati in Svizzera rispetto all’UE. In Svizzera le superfici aziendali coltivate a melo sono inferiori. D’altro canto esiste tra Svizzera e i paesi produttori di mele vicini differenze di resa per superficie e di risultati di selezione in funzione delle varietà.

Literatur b A greste, 2007. Enquête Vergers 2007 (DRAAF PACA), Ministère de l’alimentation, de l’agriculture et de la pêche, Frankreich. b A rbokost 2009, Betriebswirtschaftliches Simulationsprogramm, Agroscope Changins Wädenswil. Zugang: www.arbokost.info-acw.ch. b B ergmann H. & Fueglistaller U., 2007. Auswirkungen eines Agrarfreihandelsabkommens CH-EU auf die Produktion und den Grosshandel von Tafeläpfeln, Lagerkarotten und Rispentomaten in der Schweiz. Forschungsbericht Schweizerisches Institut für Kleinund Mittelunternehmen (KMU-HSG), Universität St. Gallen. b B ravin E., Schreuder R., Peppelmann G., Görgens M. & Fricke K., 2007. PROFITFRUIT First results – Poster, ISAFRUIT General meeting 2007, Bologna. b B ravin E., Kilchenmann A., Gilg R. & Leumann M., 2009. Sortierergebnisse unter der Lupe. Früchte und Gemüse 76 (7),14 – 16. b B undesamt für Landwirtschaft, 2009 1. Obstkulturen der Schweiz – Flächenstatistik 2009, URL: www.blw.admin.ch b B undesamt für Landwirtschaft, 2009 2. Ernteschätzung 1998 – 2007. Zugang: www.blw.admin.ch b B undesamt für Landwirtschaft, 2009 3. Statistik Betriebsgrössenstruktur nach Kanton 2009, Datenbank Obst.ch. Zugang: https://obst.admin.ch b B undesamt für Statistik, 2009. Eidgenössiche Betriebszählung 2007, Interaktive Datenbank des Primärsektors. Zugang: www.bfs.admin.ch b C entraal Bureau voor de Statistiek, 2009. Landen tuinbouwcijfers 2008. LEI-rapport 2008-048, LEI Wageningen UR, Holland. b E urostat, 2009. Pflanzliche Erzeugnisse – Obst und Gemüse, Eurostat Datenbank. Zugang: http://epp.eurostat.ec.europa.eu/portal/ page/portal/statistics/search_database. b F ood and agriculture organisation FAO, 2009. FAOSTAT – Agriculture. Zugang: www.fao.org. b G örgens M., 2009. Niederelbe Baumobsterhebung 2007. Monatsschrift 97 (2), 88 – 90, Bonn, Deutschland.

Summary

Riassunto

Ländervergleich der Apfelproduktion | Agrarwirtschaft

International comparison in apple production Within the ISAFRUIT project, important production-related (for example yield and grading results) and economic (working hours and producer prices) dimensions were compared between Switzerland and main apple growing EU countries. Producer prices and labor costs are higher in Switzerland than in European Union. Apple surfaces per farm are clearly smaller in Switzerland. Dependent on the cultivar, yield and grading results may differ between Switzerland and the EU countries considered. Key words: apple production, international comparison, key factors.

b M encarelli Hofmann D., 2009. Für eine nachhaltige Wirtschaftlichkeit im Apfelanbau. Agrarforschung 16 (03), 58 – 63. b M ouron P. & Carint D., 2001. Rendite-Risiko-Profil von Tafelobstanlagen. Schweiz. Z. Obst-Weinbau 137, 78 – 81, Wädenswil. b M ouron P.,2005. Ecological-Economic Life Cycle Management of Perennial Tree Crop Systems: The Swiss Fruit Farms. ETH Dissertation Nr. 15899, Zürich. b M ouron P. & Scholz, R. W., 2007. Management Influence on Income Risk in an Apple Production System on Swiss Fruit Farms. International Journal of Fruit Science 7 (4), 47 – 70. b P rakijkonderzoek Plant & Omgeving B.V. – Sector fruit, 2009/10. Kwantitatieve Informatie Fruittelt 2003/2004. Wageningen UR, Holland. b Sichert I., Heitkämper K., Schick M., Marbé-Sans D., 2006. Arbeitswirtschaftliche Kennzahlen zur Tafelapfelproduktion, ART-Bericht Nr. 663/2006. b Statistisches Bundesamt Deutschland, 2007. Baumobsterhebung 2007, Deutschland b Zentrale Markt- und Preisberichtstelle ZMP, 2008. ZMP-Marktbilanz Obst 2008, 160 – 170, Bonn, Deutschland. E xpertenumfrage ISAFRUIT 2009: Holland: Peter Roelofs, Applied Plant Research Wageningen (WUR-PPO) Deutschland: Karin Fricke, Obstbauversuchsring Altes Land Frankreich: Guillaume Nieuwjaer, Service Régional de l’Information Statistique et Economique, DRAAF-PACA Expertenumfrage ISAFRUIT 2007: Holland: Remco Schreuder, Applied Plant Research Wageningen (WUR-PPO) Deutschland: Matthias Görgens, Obstbauversuchsring Altes Land

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P f l a n z e n b a u

Was beeinflusst die Anbaubereitschaft transgener Kulturen? Jennifer Schweiger, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8356 Ettenhausen Auskünfte: Jennifer Schweiger, E-Mail: jennifer.schweiger@art.admin.ch, Tel. +41 52 368 31 31

Agrarraum im Mittelland. (Foto: Matthias Schick, ART)

Einleitung Sollte der Anbau transgener Kulturen nach Ablauf des Schweizer Gentech-Moratoriums zugelassen werden, ist von Interesse, welche Bedeutung diese Technologie unter den Schweizer Landwirtinnen und Landwirten einnehmen wird. Bedeutsam sind zudem die Faktoren, die eine potenzielle Anbaubereitschaft von transgenen Kulturen beeinflussen. Fraglich ist beispielsweise, ob Eigenschaften transgener Kulturen, wie die spezielle gentechnische Veränderung oder einzelbetriebliche Eigenschaften und das Ausmass der einzelnen angebauten Kulturen im Betrieb beeinflussen oder ob die Charakteristika der Betriebsleiterin oder des Betriebsleiters, wie Bildungsniveau die Bereitschaft transgene Kulturen zu nutzen, einen Einfluss haben. Derartige Untersuchungen wurden bereits in Ländern durchgeführt, in denen schon transgene Kulturen genutzt werden (ex-post-Analysen). Die Bereitschaft von Landwirtinnen und Landwirten transgene Kulturen anzubauen und die dabei berücksichtigten Einflussfaktoren wurden bisher vorrangig für 60

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den amerikanischen Raum untersucht. Hierbei ergaben sich Unterschiede bezüglich der identifizierten Bestimmungsfaktoren der Anbaubereitschaft transgener Kulturen. Chimmiri (2006) begründet dies anhand der geografischen Unterschiede und differierenden Forschungs­ methoden. Useche et al. (2005) lenkte zur Erklärung die Aufmerksamkeit auf die spezifischen Eigenschaften der gentechnisch modifizierten Kulturen. Je nach gentechnischer Modifikation könnten andere Einflussfaktoren im Entscheidungsprozess relevant sein. Die Landwirte und Landwirtinnen erwarten mit Hilfe von herbizidtoleranten Kulturen (Ht-Kulturen) aufgrund einer effektiveren Unkrautkontrolle ein vereinfachtes Farmmanagement. Die Anwendung eines nicht-selektiven Totalherbizides verringert die Komplexität der Mischung, wobei das Einsparspotential von der Betriebsgrösse abhängt. Der Vorteil Insektizid-exprimierender Kulturen wie BtMais liegt für die Landwirtin oder den Landwirten darin, dass diese keine zeitliche Abstimmung der Insektizidanwendung mit dem Lebenszyklus des Maiszünslers erfordern und der Ertragsverlust durch den Schädling vermindert wird (Marquard 2005; Merrill 2005). Unter-


schiedliche Ergebnisse bezüglich der als bedeutsam identifizierten Faktoren liessen sich beispielsweise in den Studien von Fernandez-Cornejo und McBride (2002) feststellen. Deren Ergebnisse zeigten, dass die Betriebsgrösse sowie ein höheres Bildungsniveau eine Adoption von Ht- und Bt-Mais positiv beeinflusste, während für Ht-Soja kein solcher statistischer Zusammenhang bestand. Ein vergleichbarer Einfluss ging jedoch bei Ht-Soja von der Berufserfahrung aus. Aus der hohen Bedeutung des Bildungsniveaus im Zusammenhang mit dem Vorteil des vereinfachten Unkrautmanagements durch die Nutzung herbizidtoleranter Kulturen lässt sich schliessen, dass die Anwendungsbedingungen der Technologie für potenzielle Anwender mit hohem Bildungsniveau leichter nachzuvollziehen sind. In einem ähnlichen Beitrag von Alexander et al. (2003) ergaben sich Unterschiede für die Faktoren Anzahl verschiedener angebauter Kulturen (positiver Effekt bei Bt-Mais) und für die Höhe des Bildungsniveaus, das sich ausschliesslich bei Ht-Soja negativ signifikant auswirkte. Methodisch und lokal ähnlich angelegt war die Arbeit von Darr und Chern (2002). Auch in ihrem Modell ergaben sich Unterschiede in den Signifikanzen der Variablen für die jeweilige Kulturart. Die Anbaubereitschaft von Bt-Mais wurde beispielsweise durch erwartete Pestizideinsparungen sowie durch erwartete Verlustminderungen positiv, und durch Zweifel an der Marktfähigkeit negativ beeinflusst, während diese Eigenschaften keine statistischen Auswirkungen auf die Anbaubereitschaft von Ht-Soja besassen. Die Angst vor einem erschwerten Marktzugang ist beim Handel mit Süss­mais, der mehrheitlich für Ernährungszwecke hergestellt wird, nachvollziehbar, während der überwiegende Anteil Soja der Tierfütterung zufliesst. Im Vergleich hierzu wies der Faktor geringer eingeschätzte Produk­ tionskosten durch die Nutzung transgener Kulturen einen bedeutsamen Effekt hinsichtlich der Anbaubereitschaft von Ht-Soja auf. In den oben geschilderten Studien, handelte es sich allesamt um ex-post-Untersuchungen für den amerikanischen Raum, denen die gleiche Methode zugrunde lag. Insgesamt sind die Ergebnisse dennoch schwierig zu vergleichen, da die verwendeten Variablen nicht identisch sind. Aufgrund dieser Ergebnisse wird angenommen, dass auch die Bestimmungsfaktoren der Anbaubereitschaft von Landwirtinnen und Landwirten einer Schweizer Untersuchungsregion, je nach gentechnischer Modifikation der Kulturen variieren.

Methode Als Datengrundlage für die vorliegende Studie dienten Interviews mit männlichen Landwirten, die im Jahr 2008 in einer Untersuchungsregion im Kanton Zürich

Zusammenfassung

Was beeinflusst die Anbaubereitschaft transgener Kulturen? | Pflanzenbau

Der Anbau transgener Kulturen könnte nach Ablauf des Gentech-Moratoriums auch in der Schweiz zu einer Option werden. Dabei stellt sich die Frage, welche Bedeutung diese neue Technologie bei den Landwirtinnen und Landwirten erreichen wird und welche Faktoren die Entscheidung beeinflussen, transgene Kulturen zu nutzen. Die potenzielle Bereitschaft von Landwirtinnen und Landwirten transgene Pflanzen anzubauen sowie die wesentlichen Einflussfaktoren wurden mittels Interviews in einer Unter­suchungsregion anhand eines statistischen Verfahrens analysiert. Es zeigte sich, dass kulturspezifische Eigenschaften, wie die spezielle gentechnische Modifikation, im Entscheidungsprozess von Bedeutung sind. Unabhängig von den Kulturen, spielt das soziale Umfeld bei der Anbauentscheidung eine starke Rolle, und scheint in Entscheidungsprozessen, in denen kein Erfahrungswert vorliegt, einen verstärkten Einfluss zu besitzen.

durchgeführt wurden. Diese Region zeichnet sich durch einen hohen Anteil an Ackerbaubetrieben mit durchschnittlichen Schweizer Betriebsgrössen aus. Die für die Studie relevanten Kulturen Mais, Raps und Weizen werden in einem hohen Mass angebaut. 74 Prozent der Landwirte mit bewirtschafteten Flächen in dieser Region nahmen an einem persönlichen Interview teil (n = 61). Die Beteiligten wurden anhand eines standardisierten Fragebogens gebeten, ihre Einschätzungen zu Aussagen über Eigenschaften von transgenen Kulturen abzugeben, sowie die eigene Anbaubereitschaft im Falle einer Zulassung von transgenen Kulturen zu ermessen. Zur Einschätzung der eigenen Anbaubereitschaft standen fünf Antwortkategorien zur Verfügung: «ja, sicher», «ja, wahrscheinlich», «nein, wahrscheinlich nicht», «nein, sicher nicht» und «weiss nicht». Zur Auswahl standen den Landwirten die folgenden Kulturen: Maiszünsler toleranter Mais (BtMais), herbizidtoleranter Mais oder Raps (Ht-Mais / HtRaps) und fusarientoleranter Weizen (Ft-Weizen). Zudem wurden sozioökonomische Angaben zu Betrieb und zur Person erfasst. Aufgrund der binären Zielvariablen (abhängige Variable mit zwei Ausprägungen hier: 0 / 1) wurde die Methode der binären logistischen Regression ausgewählt, um mögliche Bestimmungsfaktoren einer potenziellen Anbaubereitschaft der erwähnten transgenen Kulturen Agrarforschung Schweiz 1 (2): 60–65, 2010

 61


Pflanzenbau | Was beeinflusst die Anbaubereitschaft transgener Kulturen?

zu identifizieren. Rücksicht nehmend auf die geringe Beobachtungszahl und als Folge der geringen Anzahl an erlaubten unabhängigen Variablen im Modell wurden die Antworten aus der Umfrage für die abhängige Variable «Anbaubereitschaft» in zwei Gruppen transformiert. «Ja» entspricht den Antworten aus der Umfrage «ja, sicher» und «eher, ja» (entsprechendes gilt für «Nein»). Die Landwirte mit Antwort «weiss nicht» wurden aus der Analyse ausgeschlossen. Das Schätzmodell Das Logit (Z) der logistischen Regression bildet den Effekt der unabhängigen Variablen (Xi) auf die Eintrittswahrscheinlichkeit ab (Formeln nach Backhaus 2003). Das Logit entspricht dem logarithmierten Wahrscheinlichkeitsverhältnis (Odds), ein Ereignis (y = 1) im Vergleich zum Gegenereignis zu erhalten. Während der Zähler P (Z  = 1) die Wahrscheinlichkeit eines Anbaus transgener Pflanzen angibt, wird die Wahrscheinlichkeit der gentechfreien Produktion im Nenner dargestellt:

Die Eintrittswahrscheinlichkeiten für y = 1 berechnen sich als:

Die Einflussstärke ist konkret an den Odds Ratio abzulesen: Die Konstante des Modells wird durch β0 dargestellt, die Regressionskoeffizienten als βi’s. ui repräsentiert die Störgrösse. Ist βi positiv (also eβ > 1), dann steigt das Wahr, ebenfalls steigt die Einscheinlichkeitsverhältnis um trittswahrscheinlichkeit P (Y = 1). Ist βi negativ (also eβ < 1), dann sinkt das Wahrscheinlichkeitsverhältnis (Tab. 1).

Resultate und Diskussion Die Betriebe der Stichprobe (n = 61) werden zu 82 Prozent im Haupterwerb bewirtschaftet. Den Betrieben stehen durchschnittlich 13 Hektar offene Ackerfläche zur Verfügung. Nach Interviewangaben werden im Durchschnitt auf dieser Fläche 22 Prozent Mais, 32 Prozent Weizen und acht Prozent Raps angebaut. Nahezu alle Befragten haben in diesen Kulturen mit Befall von Maiszünslern, Fusarien oder Unkrautdruck zu kämpfen. Die Stärke des Befalls wird in den meisten Fällen als eher gering wahrgenommen. Somit nutzen nur rund 34 Prozent der Befragten Schlupfwespen zur Bekämpfung des Maiszünslers (eine Alternative ist in der Schweiz nicht erlaubt), 44 Prozent Fungizide im Weizen (der geringe Anteil ist auf die Extenso-Auflagen

Tab. 1 | Definition der Variablen Variablen

Beschreibung

Kodierung

Einschätzung der eigenen Nutzung von Bt-Mais, Ht-Mais/Raps, fusarienresistenter Weizen

1 = Ja 0 = Nein

Auskreuzungsrisiko_Mais Auskreuzungsrisiko_Raps Auskreuzungsrisiko_Weizen

Einschätzung zu Auskreuzungsrisiken

1 = Überzeugt, dass Auskreuzungsrisiko existiert, andere Antwort = 0

Anteil_Mais Anteil_Raps Anteil_Weizen

Prozentualer Anteil der jeweiligen Kultur an der offenen Ackerfläche pro Betrieb

Kontinuierlich (%)

Arbeitsaufwand Feld

Erwarteter veränderter Arbeitsaufwand auf dem Feld

1 = Arbeitsauwand auf dem Feld wird durch Nutzung von GVP geringer eingeschätzt, andere Antwort = 0

Bildungsniveau

Grad der landwirtschaftlichen Ausbildung

1 = Hoher Ausbildungsgrad (über Grundausbildung), andere Antwort = 0

Einstellung Nachbar

Einschätzung der zukünftigen Nutzung von transgenen Kulturen des Nachbars

1 = Nutzung von GVP durch Nachbar wird erwartet, andere Antwort = 0

Maiszünsler-Befall Unkrautdruck Fusarienbefall

Eher starker Maiszünsler-Befall (ohne Schlupfwespeneinsatz)/Unkrautdruck (mit Herbizideinsatz)/Pilzbefall (mit und ohne Fungiziden)

1 = Ja, andere Antwort = 0

Haupterwerbsbetrieb

Bewirtschaftung als Haupterwerbsbetrieb

1 = Haupterwerbsbetrieb, andere Antwort = 0

Haupterwerbsbetrieb

Höhe des steuerbaren Gesamteinkommens

1 = über 80 000 CHF 0 = unter 80 000 CHF

Abhängige Variable Anbau Prädiktoren

62

Agrarforschung Schweiz 1 (2): 60–65, 2010


Was beeinflusst die Anbaubereitschaft transgener Kulturen? | Pflanzenbau

zurückzuführen, die von einem Grossteil befolgt werden). Etwa 97 Prozent der Befragten wendet Herbizide in Raps beziehungsweise Mais an. Knapp die Hälfte der Befragten absolvierte zusätzlich zur landwirtschaftlichen Grundausbildung eine Weiterbildung wie beispielsweise die Meisterschule. Die Mehrheit der Befragten gibt ein Einkommen in der Kategorie 40 000 bis 60 000 Schweizer Franken an. Bestimmungsfaktoren des potenziellen Anbaus Die Landwirte wurden gebeten, ihre potenzielle Anbaubereitschaft anzugeben. Im Vergleich zwischen den Kulturen ist festzustellen, dass Ft-Weizen (fusarienresistenter Weizen) eine stärkere Befürwortung als Ht-Mais / Raps (herbizidresistenter Mais oder Raps) geniesst. Die Anbaubereitschaft von Bt-Mais (Insektizidexprimierender Mais) widerspiegelt die generelle potenzielle Anbaubereitschaft (Abb.1). Die Ergebnisse der Regressionsanalysen zeigen, dass die Regressionskoeffizienten zur Erklärung der abhängigen Variablen beitragen. Modellgültigkeitstests, wie der Hosmer-Lemeshow-Test zeigen, dass von zufälligen Abweichungen zwischen den empirisch beobachteten und den berechneten Werten ausgegangen werden kann. Es können daher gute Vorhersagen von Einflüssen der Prädiktoren auf die abhängige Variable vermutet werden. Das Regressionsmodell, mit dessen Hilfe die Bestimmungsfaktoren der potenziellen Anbaubereitschaft von Bt-Mais untersucht wurden, zeigt, dass zwei Faktoren einen bedeutsamen Einfluss auf die Chance einer Anbaubereitschaft von Bt-Mais besitzen. Hochsignifikant ist in diesem Modell der Effekt einer vermuteten Anbaubereitschaft durch einen oder mehrere Nachbarbetriebe. Wird eine Anbaubereitschaft transgener Kulturen durch den nachbarlichen Betrieb vermutet, steigt die Chance einer eigenen Anbaubereitschaft von Bt-Mais um das 12-fache. Ebenso besitzt ein erwarteter Vorteil

Anbaubereitschaft von Bt-Mais Koeffizient (S.E.)

Odds Ratio

Arbeitsaufwand_Feld

–1,191 (0,710)*

3,289

Anteil_Mais

–0,022 (0,022)

0,979

Auskreuzungsrisiko_Mais

–0,578 (0,753)

0,561

35

Maiszünslerbefall

–0,950 (1,368)

0,387

30

Einstellung Nachbar

–2,513 (0,883)***

12,345

Bildungsniveau

–0,706 (0,794)

2,027

Einkommen

–0,150 (1,218)

0,861

20

Konstante

–2,814 (1,040)

0,060

15

Modellevaluationen Hosmer und Lemeshow

P = 0,659

Lieklihood Quotiententest

P = 0,013

Nagelkerkes R-Quadrat

0,373

Korrekt ja (%)

75,0

Korrekt nein (%)

72,2

Korrekt gesamt (%)

74,1

25

10 5 0

Ft-Weizen

Bt-Mais

Ht-Mais/ Ht-Raps

Abb. 1 | Potenzielle Anbaubereitschaft (Summe der Antworten: «ja, sicher» und «ja, wahrscheinlich»).

Tab. 2 | L ogistische Regression zur potenziellen

Prädiktor

40

Anteil in Prozent

durch einen als geringer eingeschätzten Arbeitsaufwand auf dem Feld einen bedeutsamen Einfluss auf die potenzielle Anbaubereitschaft. Die Chance einer Anbaubereitschaft steigt hierbei um das Dreifache. Der Faktor Maiszünsler-Befall besitzt keinen statistischen Effekt, ein Grund könnte die schlechte Einschätzbarkeit des Befalls sein, da dieser jährlich variiert (Tab. 2). Im Regressionsmodell, welches die Faktoren der Anbaubereitschaft von Ht-Mais/Ht-Raps analysiert (Tab. 3), konnten vier Faktoren als statistisch signifikant identifiziert werden. Im Gegensatz zur Anbaubereitschaft von Bt-Mais, wird die Chance einer Anbaubereitschaft von Ht-Mais beziehungsweise Ht-Raps zusätzlich zur vermuteten Nutzung durch den Nachbarn und zu dem verringert eingeschätzten Arbeitsaufwand auf dem Feld, durch den Anteil Mais an der offenen Ackerfläche und durch das Einkommen beeinflusst. Wird der Arbeitsaufwand auf dem Feld durch die Nutzung transgener Kulturen geringer eingeschätzt, steigt die Chance einer Nutzung von Ht-Raps und HtMais um das Achtfache. Ein steigender Anteil der Maisfläche an der offenen Ackerfläche pro Betrieb und ein hohes Einkommen verringern hingegen die Chance einer potenziellen Nutzung. Die hohe Odds Ratio der Prädiktoren Auskreuzungsrisiko_Raps und Unkrautdruck legen einen starken Einfluss auf etdie Anbaubereitschaft der Ht-Kulturen nahe. Die potenzielle Nutzung von Ft-Weizen durch Nachbarn stellt auch im Ft-Weizen-Regressionsmodell einen bedeutsamen und erklärenden Faktor dar. Gleiches gilt für das Einkommen, das jedoch die Chance einer Anbaubereitschaft reduziert. Im Gegensatz zu

*** 1 %-Signifikanzniveau, * 10 %-Signifikanzniveau

Agrarforschung Schweiz 1 (2): 60–65, 2010

63


Pflanzenbau | Was beeinflusst die Anbaubereitschaft transgener Kulturen?

Tab. 3 | L ogistische Regression zur potenziellen

Anbaubereitschaft von Ht-Mais / Ht-Raps Prädiktor

Koeffizient (S.E.)

Odds Ratio

Arbeitsaufwand_Feld

–2,135 (0,905)**

8,460

Anteil_Raps

–0,027 (0,050)

1,027

Anteil_Mais

–0,053 (0,030)*

0,949

Auskreuzungsrisiko_Mais

–1,433 (0,964)

0,239

Auskreuzungsrisiko_Raps

–1,138 (0,949)

3,120

Unkrautdruck

–1,474 (1,232)

4,369

Einstellung Nachbar

–3,508 (1,125)***

33,380

Bildungsniveau

–1,011 (1,000)

2,747

Einkommen

–2,940 (1,541)*

0,053

Konstante

–4,256 (1,402)***

0,014

Modellevaluationen Hosmer und Lemeshow

P = 0,463

Lieklihood Quotiententest

P = 0,003

Nagelkerkes R-Quadrat

0,495

Korrekt ja (%)

90,7

Korrekt nein (%)

58,8

Korrekt gesamt (%)

81,7

*** 1 %-Signifikanzniveau, ** 5 %-Signifikanzniveau, * 10 %-Signifikanzniveau

allen anderen Regressionen besitzt der als geringer eingeschätzte Arbeitsaufwand auf dem Feld keinen statistisch signifikanten Effekt. Gleiches gilt für das Bildungsniveau. Hier ist jedoch aufgrund des hohen Odds Ratio von 3,025 ein Effekt in der Realität nicht auszuschliessen (Tab.4).

Schlussfolgerungen In den Ergebnissen der Regressionsanalysen sind Unterschiede hinsichtlich der als statistisch signifikant identifizierten Faktoren in den Modellen erkennbar.1 Mit Ausnahme des Regressionsmodells für Ft-Weizen, konnte der Prädiktor Arbeitsaufwand auf dem Feld als ein die Entscheidungen der Landwirte beeinflussenden Faktor identifiziert werden. Wie bereits erwähnt, spielen laut Literatur die vermuteten Vorteile für die Landwirtinnen und Landwirte im Entscheidungsprozess eine bedeutsame Rolle. Dass der Prädiktor Arbeitsaufwand auf dem Feld im Ft-WeizenRegressionsmodell nicht signifikant erscheint, bestärkt diese Vermutung, da die gentechnische Veränderung weniger den Arbeitsaufwand reduziert, als vielmehr den Ertragsverlust und die Mykotoxinbelastung im Endprodukt positiv beeinflusst. Mit Ausnahme des Bt-Mais-Regressionsmodells, hat ein hohes Einkommen einen negativen Einfluss auf die Anbaubereitschaft. Möglicherweise haben Betriebe mit geringem Einkommen höhere Erwar-

tungen an transgene Kulturen im Bezug auf finanzielle Vorteile. Der schwer einzuschätzende Frassschaden des Maiszünslers hängt unmittelbar mit einem nicht einschätzbaren Einkommensverlust zusammen und könnte die statistische Insignifikanz im Bezug auf die potenzielle Anbaubereitschaft von Bt-Mais bewirken. Unabhängig von der Kultur und der gentechnischen Modifikation wurde der Faktor «Einstellung Nachbar» als statistisch hochsignifikant in allen Regressionsmodellen identifiziert. Wird eine positive Einstellung des Nachbarn gegenüber transgenen Kulturen vermutet, steigt die Chance einer potenziellen Anbaubereitschaft in allen Modellen um ein Vielfaches. Das soziale Umfeld scheint also ein bedeutsames Kriterium für die Anbauentscheidung zu sein. Diese Folgerung deckt sich mit dem Ergebnis einer ex-ante-Analyse zur Anbaubereitschaft von gentechnisch veränderten Raps in Deutschland (Breustedt 2008). Das soziale Umfeld wurde in den vorgestellten ex-post-Studien nicht berücksichtigt. Fraglich ist, ob die Meinung benachbarter Landwirtinnen und Landwirte in ex-ante-Studien (vor Anbauliberalisierung transgener Kulturen) von stärkerer Bedeutung als in ex-post-Studien ist, da kein Erfahrungswert der Landwirtinnen und Landwirte vorhanden ist. Dieses lässt sich vermuten, da diese, vor der Übernahme einer neuen Technologie auf Kolleginnen und Kollegen warten und sich nicht allein dem Druck des sozialen Umfeldes aussetzen (Voss 2009). Das soziale Umfeld scheint demnach einen entscheidenden Einfluss auf die potenzielle Anbaubereitschaft von transgenen Kulturen zu besitzen. Wie sich dieser in

Tab. 4 | L ogistische Regression zur potenziellen Anbau-

bereitschaft von fusarienresistenten-Weizen Prädiktor

Koeffizient (S.E.)

Odds Ratio

Arbeitsaufwand_Feld

–0,987 (0,686)

2,684

Anteil_Weizen

–0,023 (0,024)

0,977

Auskreuzungsrisiko_Weizen

–1,090 (0,789)

0,336

Einstellung Nachbar

–1,974 (0,723)***

7,201

Bildungsniveau

–1,107 (0,728)

3,025

Einkommen

–2,342 (1,324)*

0,960

Konstante

–1,607 (1,111)

0,200

Modellevaluationen Hosmer und Lemeshow

P = 0,234

Lieklihood Quotiententest

P = 0,003

Nagelkerkes R-Quadrat

0,399

Korrekt ja (%)

80,6

Korrekt nein (%)

72,7

Korrekt gesamt (%)

77,6

*** 1 %-Signifikanzniveau, ** 5%-Signifikanzniveau, * 10 %-Signifikanzniveau

Bei den Ergebnissen der Befragung ist kritisch anzumerken, dass diese mit Vorsicht zu interpretieren sind. Tatsächlich sind Verzerrungen im Antwortverhalten nicht auszuschliessen, da die Landwirte über keinerlei Erfahrungswerte verfügen.

1

64

Agrarforschung Schweiz 1 (2): 60–65, 2010


Was beeinflusst die Anbaubereitschaft transgener Kulturen? | Pflanzenbau

Fattori per la coltivazione di piante geneticamente modificate Alla scadenza della moratoria sull’ingegneria genetica, la coltivazione di colture geneticamente modificate potrebbe diventare un’alternativa anche in Svizzera. Quanto sarà importante questa nuova tecnologia per gli agricoltori e quali fattori incideranno sulla decisione di ricorrere a colture geneticamente modificate? In una regione determinata sono state condotte e in seguito esaminate delle interviste, utilizzando un metodo statistico per identificare specifici fattori determinanti relativi alla disponibilità a coltivare OGM e i principali fattori d’influenza. I risultati mostrano che le caratteristiche proprie delle colture, quali la modifica specifica indotta per ingegneria genetica, ricoprano un ruolo importante nell’ambito del processo decisionale. Indipendentemente dalle colture in questione l’ambiente sociale è ugualmente decisivo, tanto più che il processo di decisione non può appoggiarsi su valori empirici.

Literatur b A lexander C., Fernandez-Cornejo J. & Goodhue R. E., 2003. Effects of the GM controversy on IOWA corn-soybean farmers’ acreage allocation decisions. Journal of Agricultural and Resource Economics 28 (3), 580 – 595. b B ackhaus K., Erichson B., Plinke W. & Weiber R., 2003. Multivariate Analysemethoden. Eine anwendungsorientierte Einführung, 10. Auflage. Springer-Verlag Berlin S. 425 – 489. b B reustedt G., Müller-Scheeßel J. & Meyer-Schatz H. M., 2008. Unter welchen Umständen würden deutsche Landwirte gentechnisch veränderten Raps anbauen? Ein Discrete Choice Experiment. Schriften der Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaues e.V. Bd. 43, 123 – 131. b Chimmiri N., Tudor K.W. & Spaulding A. D., 2006. An analysis of McLean County, Illinois farmers’ perceptions of genetically modified crops. AgBioForum 9 (3), 152 – 165. b D arr D.A., Chern & W. S., 2002. Analysis of genetically modified organism adoption by Ohio grain farmers. In: ICABR Conference on agricultural Biotechnology: New Avenues for Production, Consumption and Technology Transfer, in Ravello, Italy.

Kulturen auswirkt, soll im weiteren Forschungsverlauf auch unter zur Hilfenahme eines Geoinformationssystems untersucht werden. n

Summary

Riassunto

der Schweiz insbesondere aufgrund des kleinstrukturierten Agrarraums mit Hinblick auf das Nebeneinander von gentechnisch veränderten und gentechnikfreien

Factors influencing the potential cultivation of transgenic crops If the cultivation of transgenic crops is permitted after the Swiss moratorium on the commercial cultivation of GMPs expiration, it will be of interest to investigate the importance of this new technology and the factors influencing the decision to cultivate GM crops. Using a specific statistical method, interviews conducted with farmers of a research region are analysed with regard to the determinants of the potential willingness to cultivate those crops. Crop-specific characteristics are shown to be important in the decisionmaking process. Irrespective of the crops, the social environment plays a decisive role in decision-making, and seems to exert a stronger effect in the absence of experience in cultivating transgenic crops. Key words: transgenic crops, Switzerland, determinants.

b F ernandez-Cornejo J., McBride & W.D., 2002. Adoption of bioengineered crops. Economic Research Service, United States Departement of Agriculture, Washington, D.C. b M arquard E. & Durka W., 2005. Auswirkungen des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen auf Umwelt und Gesundheit: Potenzielle Schäden und Monitoring. UFZ-Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle GmbH, Halle. b M errill J., Goldberger J. & Foltz J. , 2005. The adoption of genetically engineered crop varieties in Wisconsin (Program on Agricultural Technology Studies (PATS)). Cooperative Extension, University of Wisconsin, Madison. b Useche P., Barham B. & Foltz J., 2005. A trait specific model of GM crop adoption among U.S. corn farmers in the upper midwest. In: AAEA, in Rhode Island. b Voss J., Spiller A. & Enneking U., 2009. Zur Akzeptanz von gentechnisch verändertem Saat-gut in der deutschen Landwirtschaft. Agrarwirtschaft 58 (3), 155 – 165.

Agrarforschung Schweiz 1 (2): 60–65, 2010

65


N u t z t i e r e

Einfluss eines Energiedefizits auf die Zusammensetzung der Milch Isabelle Morel1, Marius Collomb1, Anette van Dorland2 und Rupert Bruckmaier2 1 Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, 1725 Posieux 2 Veterinärphysiologie, Vetsuisse Fakultät der Universität Bern, 1725 Posieux Auskünfte: Isabelle Morel, E-Mail: Isabelle.Morel@alp.admin.ch, Tel. +41 26 407 72 46

Einleitung Ist eine negative Energiebilanz bei Hochleistungskühen zu Beginn der Laktation so gut wie unvermeidbar, so scheint diese Situation ab dem 3. Laktationsmonat doch weniger problematisch zu sein. Auf der Alp oder während Phasen mit schwierigen Weidebedingungen kann diese Situation jedoch durchaus eintreten. Nach Leiber (2005) könnte dieses Energiedefizit eine Hypothese sein, um bestimmte Veränderungen des in Höhenlagen produzierten Milchfetts zu erklären. Dieser Versuch folgte direkt auf einen ersten, in welchem 28 Kühe in zwei verschiedenen Fütterungsgruppen während der Galtzeit eingeteilt waren und anschliessend während der ersten 12 bis 18 Laktationswochen gleich gefüttert wurden (Morel et al. 2008). Da die Zusammensetzung des Körper- und Milchfetts dieser Kühe bekannt war, waren die Voraussetzungen erfüllt, um zu versuchen, die Auswirkungen eines Energiedefizits auf die Zusammensetzung des Milchfetts zu erklären.

NEL-Bilanz-C

NEL-Bilanz-D

10 5

–20 –25 –30

Nachversuch 2

Nachversuch 1 Versuch 2

–15

Versuch 1

–10

Anpassung Defizit

–5 Anpassung

Das Energiedefizit der Milchkühe ging hauptsächlich auf eine Reduktion der Kraftfuttergabe zurück. Heu stand ad libitum zur Verfügung.

NEL-Bilanz, MJ/Tag

0

Abb. 1 | Während den verschiedenen Versuchsphasen geschätzte NEL-Bilanz.

66

Agrarforschung Schweiz 1 (2): 66–73, 2010


Einfluss eines Energiedefizits auf die Zusammensetzung der Milch | Nutztiere

Zusammenfassung

Methode Projektdurchführung Die Versuchsbedingungen und die Zusammensetzung der Versuchsfuttermittel werden in den Tabellen 1 bis 3 dargestellt. Da die Abkalbungen in einen etwa zweimonatigen Zeitraum fielen, erfolgte der Versuch in zwei Serien nach dem gleichen Modell. Eine erste Serie begann mit den zwölf in der Laktation am weitesten fortgeschrittenen Kühen, während die zweite Serie anfing, sobald die letzte Kuh ihre 12. Laktationswoche abgeschlossen hatte. Folglich befanden sich die Kühe zu Beginn der Anpassungsphase im Durchschnitt in der 14. Laktationswoche (mindestens in der 12. und höchstens in der 18. Woche). Für die Auswertung wurden die Ergebnisse beider Serien (24 Kühe) zusammengeführt, mit Ausnahme der Resultate zu Futteraufnahme und Energiebilanz.

Resultate und Diskussion Entwicklung von Futteraufnahme und Energiebilanz Der Übergang vom Freilaufstall (Anpassungswoche) zum Anbindestall (Defizitanpassungswoche und zwei Wochen Defizit) führte sowohl bei der Kontrollgruppe C (–1,4 kg TS / Tag) als auch bei der Defizitgruppe D (etwa –3 kg TS / Tag) zu einer Abnahme der Futteraufnahme. Die manuell gewogenen Futterreste bestehen nur aus einer Mischung von Silage, Heu (feucht durch die Silage) und etwaigen Kraftfutterresten, bei welchen es schwierig ist, die genauen Anteile jeder Einzelkomponente zu schätzen. Deshalb ist die einzig auf den Ergebnissen der Kühe aus der Serie 1 basierende und in Abbildung 1 dargestellte Energiebilanz lediglich ein Anhaltspunkt und deren Werte sind nicht als absolut zu betrachten. Dennoch lässt sich feststellen, dass das geplante zweiwöchige Energiedefizit von

Der durchgeführte Versuch hatte das Ziel, die Auswirkungen einer zweiwöchigen energetischen Unterversorgung in der Höhe von minus 15 MJ pro Tag auf die Zusammensetzung des Milchfetts zu prüfen. 24 Kühe in der Anfangsphase der Laktation wurden auf zwei Varianten aufgeteilt, nachdem sie gleich gefüttert (Heu, Mischung aus Grasund Maissilage, Kartoffeln, Energie- und Proteinkraftfutter, Mineralstofffutter) und nach dem Abkalben unter gleichen Bedingungen gehalten wurden. In der Variante C (Kontrolle) erfolgte die Fütterung der Kühe gemäss den Fütterungsempfehlungen, während die Kühe der Gruppe D (Defizit) während der Adaptationsphase progressiv in eine zweiwöchige energetische Unterversorgung von minus 15 MJ pro Tag geführt wurden. Auf diese Phase folgten zwei Wochen mit Versorgung gemäss Empfehlungen. Während der Defizitphase sanken das Lebendgewicht, der BCS, die Milchproduk­ tion und der Proteingehalt der Milch, wohingegen der Fett- und Harnstoffgehalt der Milch anstiegen. Im Vergleich zu den in der Anpassungsphase gemessenen Werten veränderte sich die Zusammensetzung des Milchfetts tendenziell durch einen Anstieg der langkettigen (C18 und mehr) Fettsäuren (FS), vor allem der C18 : 1c9 (Ölsäure) sowie der Summe der Omega-3 FS. Verhältnis­ mässig lässt sich ein Absinken der gesättigten FS zugunsten der einfach und mehrfach ungesättigten FS beobachten. Die während der Defizitphase festgestellten Auswirkungen haben sich nach einer zweiwöchigen Rückkehr zu einer den Empfehlungen entsprechenden Fütterung teilweise oder vollständig normalisiert.

Tab. 1 | Versuchsanordnung und Rationierung RATION Variante C Kontrolle

Variante D Defizit

Heu guter (Serie 1) bis mittlerer (Serie 2) Qualität ad lib. Silagemischung Gras und Mais (50 : 50) ad lib. Energiereiches Kraftfutter Proteinfutter Mineralstofffutter

DAUER (Versuchswochen)

BEZEICHNUNG RATIONEN

1 Woche (= Wo. 1)

Anpassung

Zufuhr gemäss Empfehlungen

1 Woche (= Wo. 2)

Anpassung Defizit

Zufuhr gemäss Empfehlungen

Progressives energetisches Defizit von 0 bis 15 MJ pro Tag

2 Wochen (= Wo. 3 – 4)

Versuch (1 und 2)

Zufuhr gemäss Empfehlungen

Energetisches Defizit von 15 MJ pro Tag

2 Wochen (= Wo. 5 – 6)

Nachversuch (1 und 2)

Zufuhr gemäss Empfehlungen

Agrarforschung Schweiz 1 (2): 66–73, 2010

67


Nutztiere | Einfluss eines Energiedefizits auf die Zusammensetzung der Milch

Tab. 2 | Versuchsbedingungen Varianten

Kontrolle C

Defizit D

Anzahl Tiere

12 Kühe (6 pro Serie)

Zuteilung zu den Varianten C und D

Je nach Benotung der Körperkondition BCS (body condition score), der Laktationsnummer, der Milchproduktion und der Milchinhaltsstoffe.

Haltung

Anpassungsphase (1 Woche) und Nachversuchsphase (2 Wochen): Freilaufstall Defizitanpassungsphase (1 Woche) und Versuchsphase (2 Wochen): Anbindestall

Versuchsparameter (Erfassungshäufigkeit)

Lebendgewicht (2 x pro Tag) Milchproduktion (2 x pro Tag) Futteraufnahme (täglich) BCS (3 x; Anfang Woche 1, Ende Woche 4, Ende Woche 6) Milchgehalte: – Fett, Proteine, Laktose, Harnstoff, Kasein, Zellen (2 x pro Woche) – Fettsäuren (3 x; Ende Woche 1, Ende Woche 4, Ende Woche 6) Blutparameter: NEFA (nicht veresterte Fettsäuren) und BHB (Betahydroxybutyrat) (3 x; Ende Woche 1, Ende Woche 4, Ende Woche 6)

12 Kühe (6 pro Serie)

Tab. 3 | Chemische Zusammensetzung und Nährwert der Grünfutter und Futtermittel (in g / kg TS) Inhaltsstoff (Proben : n) Trockensubstanz

Heu Serie 1 (1)

Heu Serie 2 (2)

Grassilage (3)

Maissilage (3)

Energiefutter (4)

Proteinfutter1 (4)

Mineralstoff­ futter (4)

886

903

362

334

865

865

937

Rohasche

93

84

102

32

51

53

521

Rohprotein

157

138

183

74

117

578

52

Rohfaser

244

274

241

201

28

24

47

20

18

35

23

32

29

60

Rohfett (RL) Lignocellulose

269

307

276

225

43

65

62

Zellwand­bestandteile

475

530

416

407

125

88

130

NEL (MJ)

5,8

5,0

6,5

6,4

8,1

8,2

4,5

APDE

96

85

87

66

109

344

35

APDN

100

87

115

46

80

443

24

Ca

3,3

5,4

5,4

1,7

10,0

2,5

101,1

P

4,2

3,8

4,8

1,8

3,7

6,1

59,9

Mg

1,3

2,1

1,6

1,0

1,2

2,3

30,2

C 14:0

0

0

0

0

0

0

1,2

C 16:0

2,2

1,9

3,1

3,5

3,6

3,6

11,8

C 16:1

0

0,9

1,5

0,2

0

0

1,2

C 18:0

0,2

0,2

0,3

0,5

0.5

0,9

7,2

C 18:1

0,4

0,4

0,5

5,6

5,3

6,1

17,9

C 18:2

2,3

1,7

3,6

11,8

13,8

11,9

8,0

C 18:3

7,0

5,1

12,7

1,4

0,7

0,9

0,8

Σ gesättigt

2,3

2,1

3,6

4,3

4,0

4,7

21,0

Σ einf. ungesättigt

0,4

1,3

1,3

5,7

5,3

6,1

20,0

Σ mehrf. ungesättigt

9,3

6,8

16,3

13.6

14,5

12,8

8,7

Um die Milchzusammensetzung nicht zu beeinflussen, enthielt das Proteinfutter keine fettreichen Ausgangsstoffe. Es bestand aus 60 % Sojaextraktionsschrot (9,5 g RL / kg TS), 25 % Maisgluten 60, 10 % Kartoffelprotein und 5 % Melasse.

1

68

Agrarforschung Schweiz 1 (2): 66–73, 2010


Einfluss eines Energiedefizits auf die Zusammensetzung der Milch | Nutztiere

15 MJ pro Tag anscheinend erreicht wurde. Aufgrund des oben erwähnten Absinkens der Futteraufnahme ist auch die Energiebilanz der Gruppe C während der dreiwöchigen Anbindehaltung leicht negativ. Dies wird bei der Interpretation der Ergebnisse zu berücksichtigen sein.

5.50 5.30 5.10 4.90 4.70 4.50 4.30 4.10 3.90 3.70 3.50

3.65

Protein, %

3.60 3.55 3.50 3.45 3.40

Anpassung

Anpassung Defizit

Versuch 1

Versuch 2

Nachversuch 1

Nachversuch 2

Anpassung Defizit

Versuch 1

Versuch 2

Nachversuch 1

Nachversuch 2

Nachversuch 2

Nachversuch 1

Versuch 2

Versuch 1

Anpassung Defizit

Harnstoff, mg/dl Kontrolle

30.0 28.0 26.0 24.0 22.0 20.0 18.0 16.0 14.0 12.0 10.0

Anpassung

3.30

Nachversuch 2

Nachversuch 1

Versuch 2

Versuch 1

Anpassung Defizit

3.35

Anpassung

Laktose, %

5.20 5.10 5.00 4.90 4.80 4.70 4.60 4.50 4.40 4.30 4.20

3.70

Anpassung

Fett, %

Entwicklung von Gewicht und BCS Das Gewicht und der BCS (Beurteilung der Körperkondition) der Gruppe D haben, bezogen auf die Ausgangswerte während der Defizitphase, auf die energetische Unterversorgung mit einer Gewichtsabnahme in Höhe von ca. 20 kg und einem Absinken des BCS von 0,06 Punkten reagiert. Auch bei der Kontrollgruppe kam es aufgrund der Veränderung von Haltungssystem und Futtervorlage zu einer geringen Abnahme von 9 kg und 0,04 BCS-Punkten.

Milchproduktion und Milchgehalte in den verschiedenen Versuchsphasen Sowohl in der Gruppe C als auch in der Gruppe D sank die Milchproduktion um 2 bis 2,5 kg zwischen der Anpassungsphase und der zweiten Versuchswoche. Trotz des energetischen Defizits, welchem die Tiere der Gruppe D unterzogen wurden, reagierten sie in den beiden Versuchswochen nicht stärker als die Tiere der Kontrollgruppe. Wahrscheinlich konnten sie ihre Körperreserven besser mobilisieren. Bei der Rückkehr in den Freilaufstall stieg die Milchproduktion beider Gruppen erneut an. Das Absinken der Milchproduktion scheint folglich mehr mit dem Wechsel des Haltungssystems als mit dem Energiedefizit zusammenzuhängen. Die Milchinhaltsstoffe der Kühe der Gruppe D haben sich wie erwartet entwickelt (Abb. 2). Es kam zu einer zeitweisen Erhöhung des Fettgehaltes während der De-

Defizit

Abb. 2 | Entwicklung der Gehalte von Fett, Protein, Laktose und Harnstoff während der verschiedenen Versuchsphasen.

Agrarforschung Schweiz 1 (2): 66–73, 2010

69


3.25

88.5

3.20

88.0 gesamt FS (g/ 100 g Fett)

C10:0 (g/ 100 g Fett)

Nutztiere | Einfluss eines Energiedefizits auf die Zusammensetzung der Milch

3.15 3.10 3.05 3.00 2.95 2.90 Versuch

gesättigte FS / gesamt FS (%)

76.5 76.0 75.5 75.0 74.5 74.0 73.5 Versuch

Nachversuch

3.85

Summe langkettige FS (g / 100 g Fett)

mehrfach ungesättigte FS/ gesamt FS (%)

Anpassung

3.80 3.75 3.70 3.65 3.60 3.55 3.50 Anpassung

Versuch

Nachversuch

86.5 86.0 85.5 85.0 Anpassung

Versuch

Nachversuch

Versuch

Nachversuch

Versuch

Nachversuch

22.0 21.5 21.0 20.5 20.0 19.5 19.0 Anpassung

29.00 28.50 28.00 27.50 27.00 26.50 26.00 25.50 25.00 24.50 24.00

Anpassung

1.05

13.00

Omega-3 (g / 100 g Fett)

C18:1c9 (g/ 100 g Fett)

13.50

12.50 12.00 11.50

1.00 0.95 0.90 0.85 0.80 0.75

11.00 Anpassung Kontrolle

87.0

84.5

Nachversuch

einfach ungesättigte FS / gesamt FS (%)

Anpassung

87.5

Versuch

Nachversuch

Anpassung

Versuch

Defizit

Abb. 3 | Konzentration der Hauptfettsäuren und Fettsäuregruppen in der Milch während der drei Versuchsphasen (Anpassungsphase, Versuchsphase und Nachversuchsphase).

70

Agrarforschung Schweiz 1 (2): 66–73, 2010

Nachversuch


Einfluss eines Energiedefizits auf die Zusammensetzung der Milch | Nutztiere

fizitphase (Mobilisierung von Körperreserven) sowie zu einer Senkung der Protein- und Caseingehalte (weniger verfügbares APDE) bei einer gleichzeitigen Erhöhung des Harnstoffgehalts. Bei den Kühen der Kontrollgruppe, bei welchen die Harnstoffgehalte ebenso wie die Protein- und Laktosegehalte stabil blieben, lässt sich eine Entwicklung des Fettgehalts erkennen, welche derjenigen der Gruppe D gleicht. Fettsäuren im Milchfett In Bezug auf die analysierten Hauptfettsäuren (FS) unterschied sich die Milch der gemäss Empfehlungen gefütterten Tiere weder in der Versuchsphase noch in der post-experimentellen Phase signifikant von der Milch der energetisch unterversorgten Kühe. Zum Ende der Anpassungsphase unterschieden sich die Werte statistisch nicht, mit Ausnahme der C18 : 0 Säure, deren Werte zu Versuchsbeginn in der Milch der Kühe der Gruppe C höher waren. Das Energiedefizit hat dennoch zu einigen Veränderungen geführt, wie in Abbildung 3 ersichtlich ist, nämlich in der Entwicklung einiger Fettsäuren oder Fettsäuregruppen sowie im Verhältnis verschiedener Fettsäuregruppen zueinander. Am Beispiel der Caprinsäure (C10 : 0) lässt sich erkennen, dass die kurzkettigen Fettsäuren (C6, C8, C10) bis zu C12 während der Defizitphase abnehmen. Nach Palmquist et al. (1993) sinkt die de novo Synthese der kurzund mittelkettigen Fettsäuren in der Milchdrüse, wenn die Kühe eine negative Energiebilanz aufweisen, wohingegen die Mobilisierung der Fettsäuren des Fettgewebes zunimmt. Die Buttersäure C4 ist hingegen stabil, was für diese FS charakteristisch zu sein scheint (Chilliard et al. 2001). Gemäss den im Zusammenhang mit dem Fettgehalt angestellten Beobachtungen stieg die Gesamtfettsäurenmenge während der Defizitphase aufgrund einer Mobilisierung von Fettsäuren aus dem Fettgewebe bevor sie anschliessend wieder sank. Quantitativ kam es in erster Linie zu einer Erhöhung der langkettigen FS (C18 und mehr), deren Menge durch diese Mobilisierung zwischen der Anpassungsphase und der Defizitphase um mehr als 8 % anstieg. Entsprechend sank der Anteil gesättigter Fettsäuren um etwa 1 % bei den Kühen der Gruppe D zwischen Anpassungs- und Defizitphase, bevor er sich in der post-

experimentellen Phase stabilisierte. Gleichzeitig stieg der Anteil einfach ungesättigter FS um 0,8 %-Punkte bevor er sich anschliessend ebenfalls stabilisierte. Auch die mehrfach ungesättigten FS reagierten zum Zeitpunkt des Defizits positiv (+0,2 %), bevor sie wieder auf die Ausgangsgehalte zurückfielen. Auch die Kontrollgruppe unterlag bestimmten Veränderungen in Bezug auf das Verhältnis von Fettsäuregruppen zueinander; dies jedoch wie bei einer zeitlichen Entwicklung deutlich linearer.

Abb. 4 | Während der Phase des Energiedefizits war der Fettgehalt der Milch und der Gehalt an Omega-3-Fettsäuren höher als wenn die Kühe entsprechend den Empfehlungen gefüttert wurden. (Foto: Alexandra Schmid, ALP)

Agrarforschung Schweiz 1 (2): 66–73, 2010

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Nutztiere | Einfluss eines Energiedefizits auf die Zusammensetzung der Milch

Unter den langkettigen Fettsäuren, die von einer Erhöhung während des Defizits betroffen sind, befindet sich die Ölsäure (C18 : 1c9), welche als Indikator einer energetischen Unterversorgung bekannt ist (Kaufmann 1980). Hierbei handelt es sich mit einem Anteil von nahezu 45 % nach Rukkwamsuk et al. (2000) um den Hauptbestandteil der Körperreserven. Bei denselben Kühen lag der C18 : 1 Anteil drei Wochen nach dem Abkalben in den Analysen der Fettgewebeproben bei 43 %. Andererseits stieg auch die Summe der Omega-3 Fettsäuren, deren Hauptvertreter die α-Linolensäure ist, zwischen der Anpassungs- und der Versuchsphase deutlich an (+15 %). In seiner Doktorarbeit hat Leiber (2005) gezeigt, dass die Konzentration an α-Linolensäure in Milch von Kühen, die auf Alpwiesen geweidet hatten, 0,63 mal höher war als in Milch, die von denselben Kühen drei Wochen zuvor im Talgebiet produziert worden war (P < 0,001), obwohl die Aufnahme von 18 : 3n3 auf der Alp deutlich geringer war. Unter den drei möglichen Hypothesen, um dieses Phänomen zu erklären, hingen zwei mit dem Energiedefizit der Kuh zusammen. Einerseits aufgrund der bevorzugten Mobilisierung von 18 : 3n3 aus dem Fettgewebe und andererseits wegen einer reduzierten Aktivität der Biohydrogenierung im Pansen aufgrund eines energetischen Defizits oder wegen spezifischer sekundärer Pflanzenstoffe (3. Hypothese). Agenäs et al. (2002) haben auch einen Anstieg der α-Linolensäuren-Konzentration in der Milch bei einer negativen Energiebilanz festgestellt. Auch die CLA steigen tendenziell, jedoch parallel zu der in der Kontrollgruppe beobachteten Entwicklung und auf einem sehr geringen Niveau (0,48 g/100 g RL am Ende der Versuchsphase). Gemäss Agenäs et al. (2002) wird die Aktivität der Δ9Desaturase begünstigt, wenn die de novo Synthese in der Milchdrüse gering ist, womit sich auch der C18 : 1c9 Anstieg erklären liesse. Dieser Mechanismus würde also der Regulierung des Schmelzpunktes des Milchfetts dienen.

72

Agrarforschung Schweiz 1 (2): 66–73, 2010

Schlussfolgerung Die Unterschiede zwischen den beiden Versuchsvarianten sind nicht signifikant, dies betrifft insbesondere die Ergebnisse für die Fettsäurenzusammensetzung des Milchfetts. Da alle Tiere der Kontrollgruppe auf die Umstellung des Haltungssystems reagierten, basieren die unten genannten Schlussfolgerungen einzig auf den Ergebnissen der Gruppe D. Das zweiwöchige Energiedefizit in Höhe von 15 MJ/ Tag wirkt sich folgendermassen aus: • Absinken des Lebendgewichts und des BCS. • Verminderung der Milchproduktion, des Protein­ gehalts und der Proteinproduktion bei gleich­ zeitiger Erhöhung des Milchfettgehalts und der Harnstoffkonzentration in der Milch. • Im Milchfett kommt es zu einem Anstieg der langkettigen FS (C18 und mehr), darunter C18 : 1c9 (Ölsäure) und die Summe der Omega-3 FS. • Der Anteil gesättigter FS sinkt verhältnismässig zugunsten der einfach und mehrfach gesättigten FS. Nach einer zweiwöchigen Fütterung gemäss Empfehlungen erreichten die meisten Parameter wieder ihre Ausgangswerte. n


Effetto di un deficit energetico sulla composizione del latte Una prova è stata effettuata per valutare l’effetto di un deficit energetico dell’ordine di 15 MJ/giorno durante due settimane sulla composizione della materia grassa (MG) del latte. Ventiquattro vacche all’inizio della fase di piena lattazione sono state suddivise in due varianti dopo essere state afforaggiate con la medesima dieta (fieno, miscela d’insilati d’erba e di mais, patate, alimenti concentrati energetici e proteici, alimenti minerali) e tenute nelle stesse condizioni post-parto. Nella variante C (controllo), le vacche sono state afforaggiate seguendo le raccomandazioni, mentre nel gruppo D (deficit) sono state messe progressivamente in situazione di deficit energetico fino a raggiungere un bilancio energetico di –15 MJ/ giorno per un periodo di due settimane. Dopo questa fase si è ritornati per ulteriori due settimane ad un approvvigionamento una dieta normale. Durante la fase deficitaria il peso vivo, il BCS, la produzione lattiera e il tasso proteico sono diminuiti mentre il tasso di MG e quello d'urea nel latte sono aumentati. Tendenzialmente, rispetto ai valori misurati durante la fase d’adeguamento, la composizione della MG del latte è stata modificata con un aumento degli acidi grassi (AG) lunghi (C18 e oltre), in particolare il C18 : 1c9 (acido oleico) e la somma degli AG omega 3. Proporzionalmente si osserva un calo degli AG saturi a vantaggio degli AG mono e polinsaturi. La maggior parte degli effetti constatati durante il deficit sono parzialmente o interamente reversibili dopo due settimane di ritorno a un’alimentazione conforme alle raccomandazioni.

Literatur b A genäs S., Holtenius K., Griinari M. & Burstedt E., 2002. Effects of turnout to pasture and dietary fat supplementation on milk fat composition and conjugated linoleic acid in dairy cows. Acta Agriculturae Scandinavica, Section A-Animal Sciences 52 (1), 25 – 33. b B achmann H.-P. & Jans F., 1995. Interner Bericht FAM 7/95. Einfluss von Milch von Kühen im Energiedefizit auf die Qualität von Modell-Emmentaler und Gruyère, 23 p. b C hilliard Y., Ferlay A. & Doreau M., 2001. Contrôle de la qualité nutritionnelle des matières grasses du lait par l’alimentation des vaches laitières: acides gras trans, polyinsaturés, acide linoléique conjugué. INRA Prod. Anim. 14 (5), 323 – 335. b K aufmann W., 1980. Protein degradation and synthesis within the reticulo-rumen in relation to milk protein synthesis. Bulletin of the IDF 125 (14), 152 – 158.

Summary

Riassunto

Einfluss eines Energiedefizits auf die Zusammensetzung der Milch | Nutztiere

Influence of an energy deficient diet on milk composition An experiment was set up to study the effect of an energy deficit of approximately 15 MJ per day for two weeks on the composition of milk fat. Twenty-four cows at the beginning of full lactation, which were fed the same diet (hay, mixtures of silage of grass and corn, potatoes, concentrates of energy, protein and minerals) and kept under the same conditions after calving, were allotted to two groups. In group C (control), the cows were fed according to the recommendations, whereas in group D (deficit), the cows were slowly introduced to a diet resulting in an energy deficit of 15 MJ/day for two weeks. This phase was followed by a two weeks return to a normal diet. During the deficit phase, the live weight, BCS, milk production and protein levels decreased whereas the urea and fat content of milk increased. Compared to the values measured during the adaptation phase, the composition of the fat content of milk tended to have increased long (C18 and more) chain fatty-acids (FA), mainly C18: 1c9 (oleic acid) as well as the sum of omega-3 FA. There was a proportional decrease in saturated FA compared to mono- and poly-unsaturated FA. The majority of the effects noted during the deficit period were partially or entirely reversed after two weeks back to a recommended diet. Key words: dairy cows, milk fat, fatty acids, body reserves.

b L eiber F.,2005. Causes and extent of variation in yield, nutritional quality and cheese-making properties of milk by high altitude grazing of dairy cows. Diss. ETHZ No. 15735, 132 p. b M orel I., Collomb M., Richter S., Reist M. & Bruckmaier R.M., 2008. Galt Fütterung und Milchzusammensetzung bei Laktationsbeginn. Agrarforschung 15 (9), 452 – 457. b Palmquist D.L., Beaulieu A.D. & Barbano D.M., 1993. Feed and animal factors influencing milk fat composition. J. Dairy Sci. 76, 1753 – 1771. b R ukkwamsuk T., Geelen M.J.H., Kruip T.A.M. & Wensing T., 2000. Interrelation of fatty acid composition in adipose tissue, serum, and liver of dairy cows during the development of fatty liver postpartum. J. Dairy. Sci. 83, 52 – 59.

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73








M e r k b l a t t

Mustang

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Mustang | Merkblatt

Agrarforschung Schweiz 1 (2): 80–81, 2010

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P o r t r ä t

Professorin Shana J. Sturla: Ernährung im Fokus der Krebsforschung Der D-Stock im Gebäude für Lebensmittelwissenschaft der ETH Zürich gleicht einer Baustelle. Die Arbeitsflächen der Syntheselabors sind mit Malerfolie zugedeckt; der Duft frischer Farbe hängt in der Luft. Durch die Gänge tönen Bohrmaschinen und Winkelschleifer. Fein aber stetig löst sich aus dem Baulärm das Geräusch zweier Vakuumpumpen. Ungestört vom Lärm laufen in einem kleinen Raum die ersten Testserien zur Analyse von DNA Fragmenten. Die Tandemapparatur mit Flüssigchromatographen und Massenspektrometer ist das analytische Herzstück des Labors. Lebensmitteltoxikologie für die Krebsprävention Anfangs November 2009 bezog die neugewählte Professorin für Lebensmittel- und Ernährungstoxikologie Shana J. Sturla das erste fertig gestellte Büro ihres Labors am neuen Institut für Lebensmittelwissenschaften, Ernährung und Gesundheit (IFNH) (vgl. Aktuell S. 83). Die neugeschaffene Professur betreibt Grundlagenforschung im Bereich der Wechselwirkung von Nahrungsmitteln und Medikamenten. Damit baut die ETH Zürich den strategischen Bereich «Leben und Gesundheit» weiter aus. Konkrete Forschung wird Shana J. Sturla auf molekularer Ebene betreiben; Schritt für Schritt will sie den Interaktionen zwischen Nahrungsinhaltsstoffen und Supplementen mit Chemotherapeutika auf die Spur kommen. Daneben übernimmt sie Forschungsthemen im Bereich von kanzerogenen Stoffen in Lebensmitteln, welche bereits von den Vorgängern Professor Amadó und Professor Escher bearbeitet wurden. Frau Sturla interessiert sich für die Stoffklasse der Nitrosamine. Es wird einen Zusammenhang zwischen dem hohen Einsatz von Kunstdünger in der Landwirtschaft und dem vermehrten Vorkommen von Nitrosaminen in der Nahrungsmittelkette vermutet. Die ETH eröffnet neue Perspektiven Das Departement Agrar- und Lebensmittelwissenschaften holt eine junge, talentierte Forscherin an Bord. Die Chemikerin aus New Jersey promovierte am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT). Gewürdigt wurde die Arbeit mit dem Roche Preis für organische Chemie. Als Assistenzprofessorin an der Universität in Minnesota widmete sich Shana Sturla ganz der Krebsforschung mit Fokus auf Krebsentstehung und Krebsprävention.

Shana J. Sturla, Professorin für Lebensmittel- und Ernährungstoxikologie an der ETH Zürich

Der Ruf an die ETH Zürich eröffnet der Forscherin neue Möglichkeiten. «Die Konzentration von Spitzenforschung in der anorganischen, organischen Chemie oder Humanmedizin ist geradezu einmalig» meint Shana Sturla begeistert. Der Abschied von Minnesota sei ihr nicht leicht gefallen. Als Assistenzprofessorin oblag ihr der Aufbau eines interdisziplinären Forschungsprogramms im Bereich der Krebsprävention und Krebstherapie. Die zahlreichen Publikationen und eingeworbenen Drittmittel von privaten Stiftungen und nationalen Fördergeldern belegen das grosse Interesse an ihrem Forschungsansatz. Die Frage, was sie an der Schweiz am meisten beeindrucke, wusste die junge Professorin schnell zu beantworten. Es seien die hohen Qualitätsstandards, vor allem bei den Lebensmitteln. Für die leidenschaftliche Köchin ist es ein Vergnügen, saisonale Produkte aus nachhaltiger Produktion im Quartierladen einzukaufen und daraus ein schmackhaftes, fleischloses Menu herzurichten. Aus Sicht der Forscherin die einfachste und gesündeste Art der Krebsprävention. Jörg Beck, Departement Agrar- und Lebensmittelwissenschaften, ETH Zürich

82

Agrarforschung Schweiz 1 (2): 82, 2010


A k t u e l l

Aktuell Labor für das Welternährungssystem Das Departement Agrar- und Lebensmittelwissenschaften (D-AGRL) verfügt seit dem 1. Januar 2010 über eine neue Organisationsstruktur. Die strategischen Schwerpunkte heissen «Agrarökosysteme » und «Lebensmittel, Ernährung und Gesundheit». Die ehemals drei Institute Lebensmittelwissenschaften, Nutztierwissenschaften und Pflanzenwissenschaften wurden Ende 2009 aufgelöst. Die 19 Professuren formierten sich nach Forschungsschwerpunkte neu im Institut für Pflanzen-, Tier- und Agrarökosystem- Wissenschaften (Institute of Plant, Animal and Agroecosystem Sciences, IPAS) sowie im Institut für Lebensmittelwissenschaften, Ernährung und Gesundheit, (Institut of Food Science, Nutrition, and Health, IFNH). Beide Institute können zudem auf die Expertise der

D-AGRL Professuren in den interdepartementalen Instituten für Integrative Biologie und Umwelt­entscheidungen zählen. Dem IPAS gehören zudem vier Professuren aus dem Departement Biologie an. Das Budget für Forschung und Lehre wird bis 2013 je zur Hälfte auf die beiden Schwerpunktbereiche aufgeteilt. Damit konsolidiert das Departement die vor zwei Jahren beschlossene Neuausrichtung auf das Welternährungssystem und stärkt die Aspekte der Ernährung und Gesundheit. Die organisatorische Anpassung vollzieht zudem den langjährigen Trend in der Lehre. Die Erhöhung von sechs auf neun Professuren im IFNH widerspiegelt die grosse Nachfrage nach dem Studiengang Lebensmittelwissenschaft. Das D-AGRL verfolgt damit konsequent die Weiterführung von Forschung und Lehre auf höchstem Niveau.

D-AGRL Institut für Pflanzen-, Tierund Agrarökosystemwissenschaften (IPAS)

Institut für Lebensmittelwissenschaften, Ernährung und Gesundheit (IFNH)

Pflanzenbiotechnologie D-BIOL

Graslandwissenschaften

Tierernährung

Lebensmittel und weiche Materialien

Lebensmittelbiotechnologie

Humanernährung

Entwicklungsbiologie der Planzen D-BIOL

Angewandte Entomologie

Einheit für Verhalten, Gesundheit und Tierwohl

Lebensmittelverfahrenstechnik

Lebensmittelmikrobiologie

Physiologie und Verhalten

Pflanzenbiochemie D-BIOL

Pflanzenernährung

Tiergenetik

Verbraucherverhalten

Lebensmittelbiochemie

Lebensmittel- und Ernährungstoxikologie

Pflanzengenetik D-BIOL

Physiologie Terrestrischer Ökosysteme

Pflanzenpathologie

Kulturpflanzenwissenschaften

Agrar-, Lebensmittelund Umweltökonomie

Translationale Ernährungsbiologie

Januar 2010

Abb. 1 | Das Organigramm des Departements Agrar- und Lebensmittelwissenschaften, ETH Zürich nach der Reorganisation Januar 2010.

Agrarforschung Schweiz 1 (2): 83–87, 2010

83


Aktuell

Neue Publikationen

Mit dem Rindvieh Schotte verwerten

höhere Rohleistungen erreicht, die stärker steigen als die Kosten. Das landwirtschaftliche Einkommen verzinst einerseits die 433 000 Franken Eigenkapital, die 2008 im Betrieb investiert sind, andererseits ist damit die Arbeit der 1,23 Familienarbeitskräfte zu entschädigen. Der durchschnittliche Arbeitsverdienst je Familienarbeitskraft liegt im Jahr 2008 bei 41 700 Franken und nimmt gegenüber dem Vorjahr um 5,7 Prozent zu. Dierk Schmid und Judith Hausheer Schnider, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART

Merkblatt für die Praxis ALP aktuell. (35), 2009, 1 – 4

Erstkalbende in Milchviehherden eingliedern: Paare haben es leichter als Einzeltiere

Das ALP aktuell Nr. 35 ist erschienen. In diesem neuen Merkblatt zeigt Fredy Schori auf, dass die Verwertung von frischer Schotte über das Rindvieh durchaus sinnvoll sein kann, aber nicht immer unproblematisch ist. Wie der möglichst sichere Einsatz zu geschehen hat, wird hier erläutert. Fredy Schori, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP

Die wirtschaftliche Entwicklung der schweizerischen Landwirtschaft 2008 Hauptbericht Nr. 32 der Zentralen Aus­wertung von Buchhaltungsdaten (Zeitreihe 1999 – 2008)

ART-Bericht 714 Die wirtschaftlichen Ergebnisse der landwirtschaftlichen Betriebe sind im Jahr 2008 erwartungsgemäss besser als im Vorjahr und erreichen damit nominal das Niveau des sehr guten Jahres 2000. Das landwirtschaftliche Einkommen je Betrieb beträgt 64 100 Franken und nimmt gegenüber dem Vorjahr um 4,9 Prozent zu. Dieses positive Resultat wird durch

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Agrarforschung Schweiz 1 (2): 83–87, 2010

ART-Bericht 715 Mit Hilfe eines neuartigen, automatischen Ortungssystems wurde auf sechs Milchviehbetrieben mit Liegeboxenlaufställen und Herdengrössen von 20 bis 50 Kühen untersucht, wo sich die Kühe im Stall wie lange aufhalten. Zudem konnten die sozialen Beziehungen der Kühe aufgrund der Häufigkeit, mit der sie gemeinsam bestimmte Stallbereiche aufsuchten, und anhand der Distanz zueinander mit einer Detailgetreue beschrieben werden, die bisher mit direkter Beobachtung in solchen Herdengrössen nicht möglich war. Ob und wie sich die Eingliederung von Erstkalbenden einzeln oder in Paaren auf die Nutzung der Stallbereiche und die sozialen Beziehungen in der Herde auswirkt, wurde experimentell untersucht. Die Ergebnisse führen zum Schluss, dass das paarweise Eingliedern für die Tiere weniger belastend sein dürfte. Lorenz Gygax, Gesa Neisen, Beat Wechsler, Zentrum für tiergerechte Haltung: Wiederkäuer und Schweine, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART


Aktuell

Die wirtschaftliche Entwicklung der Landwirtschaft in der Bergregion der Schweiz

tionen: Während die Betriebe in der Bergzone II und III in den Jahren 2006 / 07 mehr investieren als noch 1998 / 99, schränken die Betriebe in der Bergzone IV ihre Investitionen – insbesondere die Gebäudeinvestitionen – ein.

Analyse der Referenzbetriebe in der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten (Zeitreihe 1998 – 2007)

Christian Flury, Andreas Roesch und Andrea Valoti, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART

Maschinenkosten 2009 / 2010 mit Kostenansätzen für Gebäudeteile und mechanische Einrichtungen

ART-Bericht 716 In der Bergregion sind die landwirtschaftlichen Einkommen je Betrieb im Zeitraum 1998 / 99 bis 2006 / 07 um 12 % auf 47 050 Franken gestiegen. Der Arbeitsverdienst je Familienarbeitseinheit steigt im Betrachtungszeitraum um 16 % auf 27 120 Franken. Zwischen den Berg­ zonen II bis IV bestehen jedoch grosse Unterschiede und auch die landwirtschaftlichen Einkommen und der Arbeitsverdienst streuen stark. Während die Bergzone II von einem deutlichen Anstieg der landwirtschaftlichen Einkommen und der Arbeitsverdienste profitiert, steigt der Arbeitsverdienst je Familienarbeitseinheit in den letzten zehn Jahren in der Bergzone III lediglich um 4,9 % und in der Bergzone IV um 1,7 %. Zudem vergrössert sich das Einkommensgefälle zwischen den besten und den schlechtesten Betrieben. Die unterschiedliche Entwicklung zwischen den Zonen erklärt sich in erster Linie dadurch, dass die Fremdkosten mit zunehmender Höhenlage relativ stärker zunehmen als die Roherträge beziehungsweise die Rohleistungen. Diese steigenden Roh­ erträge und -leistungen sind auf Betriebswachstum, höhere Erlöse aus der Paralandwirtschaft und höhere Direktzahlungen zurückzuführen. Werden diese Einflüsse ausgeklammert, so sinkt in den Bergzonen II und III der produktionsbezogene Rohertrag pro Flächeneinheit, in der Bergzone IV bleiben diese stabil. Hingegen steigen in der Bergzone IV die Fremdkosten pro Flächeneinheit wesentlich stärker als in den zwei anderen Bergzonen. In der Bergzone IV zeigt sich auch eine von den Bergzonen II und III abweichende Entwicklung bei den Investi-

ART-Bericht 717 Die vorliegende Datensammlung enthält Grundlagen und Richtwerte für die Entschädigung von überbetrieblich eingesetzten Landmaschinen. Infolge einer grundsätzlichen Revision der Berechnungsmethode und der Datengrundlagen können sich gegenüber den Ansätzen 2009 zum Teil deutliche Abweichungen ergeben. Die Entschädigungsansätze sind ausdrücklich als Richtwerte zu verstehen. Sie sind eine kalkulatorische Grösse, die unter den getroffenen Annahmen eine kostendeckende Benutzung der Maschine ermöglicht. Für Kostenberechnungen im Einzelfall sind die Annahmen entsprechend der konkreten Betriebssituation anzupassen. In der Praxis sind die effektiv geltenden Entschädigungsansätze durch Angebot und Nachfrage bestimmt, sodass sich mehr oder weniger grosse Abweichungen zu den ARTAnsätzen ergeben können. Christian Gazzarin und Gregor Albisser Vögeli, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART

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Aktuell

Medienmitteilungen

www.agroscope.ch 19.01.2010 / ART Ehre für den Retter Europas Der Klee bewahrte einst die Böden Europas vor dem Kollaps. Wegen seinen ausserordentlichen Leistungen als Landwirtschaftspflanze wird er nun in einem neuen Handbuch für Pflanzenzüchter geehrt. Nach einem halben Jahrhundert ist erstmals wieder ein umfassendes Werk über die Zucht von Klee- und Grassorten erschienen. Mitgeschrieben haben drei Forscher von der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART. Boller, B., Posselt, U. K. und Veronesi, F. (Eds.). Fodder Crops and Amenity Grasses, Series: Handbook of Plant Breeding, Vol. 5, 523 p., Springer Science + Business Media, New York. ISBN: 978-1-4419-0759-2

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11.01.2010 / ALP Wie wirken sich trans-Fettsäuren auf unsere Gesundheit aus? Forscherinnen und Forscher in der Schweiz nehmen die Wirkungen von trans-Fettsäuren unter die Lupe. Die Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP führt in Zusammenarbeit mit dem Inselspital in Bern eine klinische Studie durch, welche die natürlichen transFettsäuren in Milchprodukten mit den trans-Fettsäuren industrieller Herkunft vergleicht.


Aktuell

Neue Internetlinks

Veranstaltungen

Gesunde Früchte für ein gesundes Europa

Februar 2010

www.isafruit.eu

25. – 28.2.2010 Tier & Technik: Biodiversität ist Gold wert! Forschungsanstalten Agroscope ACW, ALP, ART und Schweizerisches Nationalgestüt St. Gallen

Ziel des ISAFRUIT Projektes ist, durch qualitativ hochwertige Früchte und umweltfreundliche Produktion den Obstkonsum in Europa nachhaltig zu steigern. Im ISA­ FRUIT Projekt wird durch die ganze Wertschöpfungskette in folgenden Bereichen geforscht: Konsumenten, Gesundheit, Verarbeitetes Obst, Nach-Ernte Technik, Produktion (Vorernte) und Genetik. Am Projekt arbeiten Wissenschaftler von über sechzig Institutionen aus sechzehn verschiedenen Ländern mit. Das Projekt wird vom sechsten Rahmenprogramm für Forschung und technologische Entwicklung der Europäische Kommission gefördert. Die Schweiz ist durch Agroscope Changins-Wädenswil (ACW), mit dem Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FIBL) und mit dem Schweizerischen Obstverband am Projekt auch dabei. Auf den Webseiten von ISAFRUIT sind alle Publikationen zum Projekt, Veranstaltungen und eine Wissenskarte zu finden.

25. – 28.2.2010 Sonderschau Biolandbau an der Tier & Technik Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Zürich St. Gallen März 2010 4.3.2010 Pflanzenschutztagung Gemüsebau 2010 Agroscope Changins-Wädenswil ACW Wädenswil 19.3.2010 ART-Tagung Agroscope Teckenholz-Tänikon ART Reckenholz, Zürich April 2010 22.4.2010 5. Bioforschungstagung Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Posieux 22.4.2010 Zustand der Biodiversität in der Schweiz Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Reckenholz, Zürich

Vor schau März 2010 / Heft 3 Ein Forscher von Agroscope Liebefeld-Posieux ALP untersucht die Gesundheit von Kälbern. (Foto: Olivier Bloch, ALP)

• Einfluss des Einstallalters auf die Gesundheit von Mastkälbern, M. Rérat ALP

30.4.2010 5. Jahrestagung Netzwerk Pferdeforschung Schweiz Schweizerisches Nationalgestüt SNG Avenches Mai 2010 05. – 06.05.2010 10. Tagung – Landtechnik im Alpenraum Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Feldkrich, Österreich

• Simulation zukünftiger Betriebsgrössenstrukturen, C. Flury, Flury & Giuliani GmbH • Beurteilung der Transferrisiken von Pestiziden durch Oberflächenabfluss, D. Noll, Ecole d’ingénieurs de Changins EIC • Lärm und Vibrationen im Melkstand – Auswirkungen auf das Tier, P. Savary ART

Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

• Liste der empfohlenen Maissorten für die Ernte 2010

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Freitag, 19. März 2010

Berglandwirtschaft: Minimalnutzung als Teil der Multifunktionalität ART-Tagung Agroscope-Forschungsprogramm AgriMontana

Worum geht es? Die Nutzung der Flächen in der Berglandwirtschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert: Einerseits wurden in der Vergangenheit laufend Flächen aufgegeben, ande rerseits werden produktive Standorte intensiv genutzt oder noch intensiviert. Beide Prozesse gefährden das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung und die multifunktionalen Leistungen der Landwirtschaft. Dazu stellen sich unter anderem folgende Fragen, die an der Tagung diskutiert werden: • Wie viel landwirtschaftliche Nutzfläche und vor allem welche Teile davon werden und sollen in Zukunft noch genutzt werden? • Was heisst «flächendeckende Bewirtschaftung» konkret? • Mit welchen Nutzungssystemen oder Kombinationen können die multifunktionalen Leistungen der Berglandwirtschaft gesichert werden? • Mit welchen Massnahmen können Nutzungsstrategien für die Landwirtschaft im Berggebiet gestaltet und gesteuert werden?

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Wer ist angesprochen? Akteure aus Verwaltung, der landwirtschaftlichen Beratung sowie Fachpersonen aus den Bereichen Berglandwirtschaft, Biodiversität und Landschaft. Ort und Zeit: Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Vortragssaal, Reckenholzstrasse 191, CH-8046 Zürich Freitag, 19. März 2010, 9.45 bis 16.40 Uhr Anmeldung/Detailprogramm und Auskunft: Anmeldung bis Dienstag, 9. März 2010 unter www.agroscope.ch > Veranstaltungen Matthias Müller, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Telefon +41 44 377 74 20 oder matthias.mueller@art.admin.ch www.agroscope.ch www.agroscope.admin.ch/agrimontana

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