Agrar forschung schweiz 2 0 1 3
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H e f t
6
Agroscope | BLW | HAFL | AGRIDEA | ETH Zürich
J u n i
Nutztiere
Melkroboter in der Käsereimilchproduktion mit Verbesserungspotenzial Seite 256
Gesellschaft
Serie AlpFUTUR: Funktionen der Alpwirtschaft aus Sicht der Bevölkerung Seite 272
Kurzbericht
Rehkitzrettung Seite 302
Forscher von Agroscope haben die Milchqualität von Betrieben mit automatischem Melksystem und solchen mit Melkstand verglichen. Die Melkroboterbetriebe fallen durch grosse Unterschiede in der Milchqualität auf. (Foto: Agroscope)
Inhalt Juni 2013 | Heft 6 255 Editorial Nutztiere Melkroboter in der Käsereimilchproduktion 256
Impressum Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenössische Ämter und weitere Fachinteressierte. Herausgeberin Agroscope Partner b Agroscope (Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil ACW; Agroscope Liebefeld-Posieux und Schweizerisches Nationalgestüt ALP-Haras; Agroscope Reckenholz-Tänikon ART), www.agroscope.ch b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern, www.blw.ch b Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Zollikofen, www.hafl.ch b Beratungszentrale AGRIDEA, Lindau und Lausanne, www.agridea.ch b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich, Departement für Umweltsystemwissenschaften, www.usys.ethz.ch Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21 Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW Postfach 1012, 1260 Nyon 1, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Direktor ACW), Sibylle Willi (ACW), Evelyne Fasnacht (ALP-Haras), Etel Keller-Doroszlai (ART), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (HAFL), Esther Weiss (AGRIDEA), Brigitte Dorn (ETH Zürich). Abonnement Preise Zeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten), inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–* * reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch Adresse Nicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21 Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Adressänderungen E-Mail: verkauf.zivil@bbl.admin.ch, Fax +41 31 325 50 58 Internet www.agrarforschungschweiz.ch www.rechercheagronomiquesuisse.ch ISSN infos ISSN 1663-7852 (Print) ISSN 1663-7909 (Internet) Schlüsseltitel: Agrarforschung Schweiz Abgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz © Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion. Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS
mit Verbesserungspotenzial Ernst Jakob, Daniel Goy, John Haldemann und René Badertscher Nutztiere Heu oder Haylage in der Pferdefütterung 264
im Vergleich Johanna Besier, Brigitte Strickler, Ruedi von Niederhäusern und Ueli Wyss Gesellschaft – Serie AlpFutur Funktionen der Alpwirtschaft aus Sicht 272
der Bevölkerung Xenia Junge und Marcel Hunziker 280
Umwelt – Serie AlpFutur odellierte Wiederbewaldung im Jahr 2021 M
und Artenvielfalt im Sömmerungsgebiet Beatrice Schüpbach, Thomas Walter, Gabriela Hofer und Felix Herzog Pflanzenbau Anfälligkeit der Kartoffel auf Nassfäule 288
hervorgerufen durch Dickeya spp. David Gerardin et al. Pflanzenbau Alexandriner- und Inkarnatklee: Ergebnisse 296
der Sortenversuche 2010 bis 2012 Rainer Frick, Eric Mosimann, Daniel Suter und Hansueli Hirschi Kurzbericht Rehkitzrettung 302 Nicole Berger 306 Porträt 307 Aktuell 311 Veranstaltungen Sortenliste Liste der empfohlenen Getreidesorten Beilage
für die Ernte 2014 Jürg Hiltbrunner et al.
Editorial
Neue Herausforderungen – neue Forschungsstruktur: Agroscope Liebe Leserin, lieber Leser
Jean-Philippe Mayor, Direktor Agroscope ACW
«Begegnen wir der Zeit, wie sie kommt und sich ändert». Shakespeare
*Schweizerische und ausländische Hochschulen, das FIBL und ausländische landwirtschaftliche Forschungsanstalten, Grossverteiler wie Migros, COOP, Fenaco, Lebensmitteltechnologiefirmen wie Nestlé und die Agrochemie in Basel, etc.
Neben der Herausforderung, die exponentiell wachsende Weltbevölkerung zu ernähren, ergeben sich als Folge der globalen Erwärmung unweigerlich bedeutende Schwankungen in der landwirtschaftlichen Produktion, was zusätzliche Probleme mit sich bringt. Zudem führen die Finanzspekulationen bei den landwirtschaftlichen Grunderzeugnissen zu vermehrter Instabilität der Kurse. Wir brauchen somit produktive Landwirte, die mit den Wetterrisiken, den auftretenden Pflanzenkrankheiten, den Preisschwankungen und mit den Grenzen des heutigen Wissens umgehen können. Wir müssen daher Systeme entwerfen können, welche es den vielen wichtigen Partnern* der Agroindustrie und des Lebensmittelsektors ermöglichen, sich auf technischer und ökonomischer Ebene auszutauschen. Zentralisierung oder Dezentralisierung Die für die schweizerische Forschung Verantwortlichen müssen hierzu Rahmenbedingungen schaffen, welche den vier Instituten von Agroscope erlauben, die Erwartungen der Gesellschaft und die Bedürfnisse der verschiedenen Branchen der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie heute und morgen zu erfüllen. Es geht somit darum, die Arbeitsabläufe quer durch alle Bereiche von Agroscope zu standardisieren und gleichzeitig die Besonderheiten jedes Instituts zu fördern. Soll also zentralisiert oder dezentralisiert werden? Das ist die Kernfrage von Agroscope! Es ist klar, dass jede Einheit, die sich klare Ziele setzt, eine zentrale Koordination benötigt. Diese muss die allgemeine Richtung definieren und sicherstellen, dass die Untereinheiten diese einhalten und zur Verwirklichung der gemeinsamen Ziele beitragen. Gewisse Abläufe werden also in Zukunft zentralisiert werden: Erarbeiten der Forschungsprogramme, Auftritt und Kommunikation, Investitionen, Anschaffungen und Verwaltung von Drittmitteln, Budgetplanung und Arbeitsreglemente. Es wurden intensive Gespräche über die Art der Harmonisierung geführt. In den letzten Jahren haben wir darin viel Erfahrung gesammelt, und dies in einem grossen und geografisch weit gestreuten Unternehmen. Von allen Abläufen werden wir die erfolgreichsten aufnehmen und im Rahmen des Möglichen für Agroscope verallgemeinern. Es ist jedoch klar, dass die wichtigen Entscheide nicht allein von der zentralen Koordinationsstelle aus getroffen werden können, da dieser die entsprechenden Informationen und die Zeit fehlen. Die effiziente Organisation von Agroscope muss daher die Vorteile der Dezentralisation, nämlich Flexibilität und Bereitstellung der Ressourcen, mit jenen der Zentralisierung für die nötige Kohärenz verbinden. Es muss somit eine gemeinschaftliche Unternehmenskultur erarbeitet werden. Welches ist die konstruktivste Art der Zusammenarbeit? Wie können wir im gesamten Bereich Agroscope den Dialog fördern? Welche Unternehmensphilosophie möchten wir entwickeln? Die leitenden Organe von Agroscope sind diese vielen Fragen gezielt angegangen und sie freuen sich auf die Umsetzung mit Hilfe aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – jetzt schon ein grosses Dankeschön an alle.
Agrarforschung Schweiz 4 (6): 255, 2013
255
N u t z t i e r e
Melkroboter in der Käsereimilchproduktion mit Verbesserungspotenzial Ernst Jakob, Daniel Goy, John Haldemann und René Badertscher Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras, 3002 Bern, Schweiz Auskünfte: Ernst Jakob, E-Mail: ernst.jakob@agroscope.admin.ch, Tel. +41 31 323 81 45
Kuh im Melkroboter Astronaut A3 vom Lely. (Foto: ALP-Haras)
Einleitung Der Einfluss des automatisierten Melkens (AMS) auf die Milchqualität wurde in vielen Studien untersucht. Diese zeigen übereinstimmend, dass die AMS-Milch wesentlich höhere Gehalte an freien Fettsäuren aufweist (Pomiès et al. 1998; Klungel et al. 2000; Slaghuis et al. 2004; Wiking et. al. 2006). Verschiedene Autoren konnten zeigen, dass der Gehalt an freien Fettsäuren stark von der Melk frequenz abhängt (Jellema 1986; Slaghuis et al. 2004; Wiking et al. 2006). Und diese ist in AMS-Betrieben
256
Agrarforschung Schweiz 4 (6): 256–263, 2013
höher ist als Betrieben mit zwei festen Melkzeiten pro Tag. Hinsichtlich der bakteriologischen Qualität der Milch stellten frühere Studien einen negativen Einfluss des AMS fest (Pomiès et al. 1998; Klungel et al. 2000; Rasmussen et al. 2002). Häni (2008) untersuchte den Einfluss des Melksystems auf die Qualität von silofreier Käsereimilch, die für die Herstellung von Gruyère AOC bestimmt war. Milch aus Betrieben mit AMS und solche mit Rohrmelkanalage wiesen signifikant höhere Keimzahlen und kürzere Methylenblau-Reduktionszeiten auf als die Milch aus Melkständen. Im Vergleich zur letzteren
enthielt AMS-Milch ausserdem dreimal mehr freie Buttersäure. Die Käsereimilch produzierenden AMS-Betriebe wurden darauf angewiesen, die Zwischenmelkzeiten nach unten auf acht Stunden zu begrenzen. Ziel der vorliegenden Arbeit war zu untersuchen, ob die Limitierung der Zwischenmelkzeit und allfällige Verbesserungen bezüglich Technik und Management zu einer Verbesserung der Milchqualität führen.
Material und Methoden Betriebe Für den Versuch wurden neun Milchproduktions betriebe mit AMS im Produktionsgebiet von Gruyère AOC ausgewählt. Hinzu kam ein AMS-Betrieb, dessen Milch zu Emmentaler AOC verarbeitet wird. Die Gruppe der AMS-Betriebe bestand somit aus zehn Betrieben verteilt auf zehn Käsereigenossenschaften. Acht Betriebe mit Melkstand aus dem Kreis derselben Genossenschaften bildeten die Vergleichsgruppe. In zwei Genossenschaften gab es keinen Betrieb mit Melkstand. In der AMSGruppe waren Melksysteme von nur zwei Herstellern (viermal Lely und sechsmal DeLaval) vertreten, in der Melkstandgruppe waren es Systeme fünf verschiedener Hersteller (DeLaval, GEA, SAC, Surge, Westfalia). Milchproben Während der Versuchsperiode von sieben Monaten (Juli bis Januar) wurde je Betrieb monatlich je eine Abendund eine Morgenmilchprobe gefasst. Die Probenahme erfolgte in der Käserei, wo die Milchproduzenten ihre Milch zweimal täglich ablieferten. Die Milchproben wurden sofort auf < 5 °C gekühlt, innert vier Stunden ins Labor gebracht und für die verschiedenen Analysen aliquotiert. Die für die Bestimmung der freien Fettsäuren vorgesehenen Probenaliquote wurden eingefroren und bis zur Analyse bei –20 °C gelagert.
Zusammenfassung
Melkroboter in der Käsereimilchproduktion mit Verbesserungspotenzial | Nutztiere
Die Milchqualität von zehn Betrieben mit automatischem Melksystem (AMS-Betriebe) und von acht Betrieben mit Melkstand (MS-Betriebe) wurde verglichen. Sommer, Herbst und Winter wurde von jedem Betrieb monatlich einmal eine Probe der Abendmilch sowie eine Probe der Milch des folgenden Morgens erhoben. Die Proben wurden hinsichtlich der Gehalte an Fett, Protein, somatischen Zellen und freier Buttersäure sowie der Zahl aerober mesophiler Keime, psychrotropher Keime und anaerober Sporen untersucht. Weitere Prüfparameter waren der Gefrierpunkt, die Titrationsazidität nach elf Stunden. bei 38 °C und die MethylenblauReduktionszeit nach elf Stunden Vorbebrütung bei 32 °C (MBRT). Bezüglich aller Prüfparameter ausser Fett und anaerober Sporen unterschieden sich die Mittelwerte von AMS- und MS-Betrieben signifikant (P < 0,05). Die Milch der AMS-Betriebe zeigte signifikant kürzere MBRT (38,0 vs. 47,3 min; P < 0,001) höhere Titrationsazidität (14,5 vs. 11,4 °SH; P < 0,001), leicht höhere Zahl aerober mesophiler Keime (6800 vs. 6000 kbE/ ml; P < 0,001) und deutliche höhere Gehalte an freier Buttersäure (0,107 vs. 0,061 mmol/L; P < 0,001). Bei allen Kriterien ausser freie Buttersäure war der Einfluss des Produzenten grösser als jener der Melktechnik.
Milchanalytik Die Gehalte an Fett, Protein sowie der Gefrierpunkt wurden infrarotspektroskopisch gemessen (MilkoScan FT; FOSS, DK-3400 Hillerød). Mittels fluoreszenzoptischer Zählung wurden die Zahl somatischer Zellen (Fossomatic FC; FOSS, DK-3400 Hillerød) und die aerobe mesophile Keimzahl bestimmt (BactoScan FC 150; FOSS, DK-3400 Hillerød). Kulturelle mikrobiologische Analysen umfassten die Zählung der psychrotrophen Keime (Plate Count Agar mit 0,1% Magermilchpulver; Inkubation bei 6,5 °C/10 d) sowie der Buttersäuresporen (MPN-Methode mit Bryant-Burkey-Medium; Inkubation bei 37 °C/7 d). Der Säuregrad nach elf Stunden. bei 38 °C und die vorbebrütete Methylenblau-Reduktaseprobe wurden gemäss
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Nutztiere | Melkroboter in der Käsereimilchproduktion mit Verbesserungspotenzial
Tab. 1 | Varianzanalyse aller Qualitätsparameter der Milch (N = 201) LSM(1)
LSM(1)
AMS
Melkstand
n. s.
4,001
4,066
g/100g
***
*
3,334
3,374
g/100g
*
***
*
–0,522
–0,524
°C
***
n. s/* (2)
***
**
5,222
5,141
log Zellen/ml
Keimzahl (AMK)
***
n. s.
***
***
3,835
3,777
log kbE/ml
Psychrotrophe Keime
***
n. s.
***
*
2,046
1,821
log kbE/ml
*
n. s.
***
n. s.
2,004
2,021
log kbE/ml
Vorbebrütete Reduktaseprobe
n. s.
*
***
***
38,0
47,3
min
Säuregrad 11 Std./38 °C
n. s.
*
***
***
14,5
11,4
°SH
Freie Buttersäure 0 Std. (C4 0 Std.)
***
n. s./** (2)
***
***
83
49
μmol/l
Freie Buttersäure 24 Std. (C4 24 Std.)
***
n. s.
***
***
107
61
μmol/l
*
n. s.
***
***
24
13
μmol/l
Einflussfaktor
Saison
Melkzeit
Betrieb
Melksystem
Fett
**
*/*** (2)
***
Protein
***
n. s.
Gefrierpunkt
n. s.
Zellzahl (SCC)
Einheiten
Prüfparameter
Buttersäuresporen
Zunahme freie Buttersäure
LSM = least square means Interaktionen zwischen Melkzeit und Melksystem (Signifikanz innerhalb der Betriebsgruppen AMS/Melkstand) n. s. = Die Mittelwerte unterscheiden sich nicht signifikant (P ≥ 0,05); * = P < 0,05; ** = P < 0,01; *** = P < 0,001 (1)
(2)
dem Handbuch von Fromarte (Anonymus 2010) bestimmt. Die freie Buttersäure wurde jeweils in der frischen Milchprobe gemessen sowie nach 24 Std. Lagerung der Milch bei 20 °C (Konservierung mit Bronopol). Dazu wurde die salzsaure Probe mit Ethanol verestert (1 ml Milch + 0,2 ml HCl 2,87 M + 0,2 ml Ethanol; Inkubation bei 95 °C während 3 min.) und mittels HeadspaceGaschromatographie analysiert (Badertscher 2009). Die statistische Auswertung erfolgte mittels Varianzanalyse (General Linear Model, SYSTAT Version 12) nach dem Model Y = m + α + β + γ + δ(γ) + ε, wobei m = Mittelwert, α = Einfluss Saison (Sommer/Herbst/Winter), β = Einfluss Melkzeit (Morgen/Abend), γ = Einfluss Melksystem (AMS/Melkstand), δ(γ) Einfluss des Betriebes innerhalb der Melksystem-Gruppe, ε = Reststreuung. Mit einem erweiterten Modell wurden Interaktionen zwischen den Faktoren Saison, Melkzeit und Melksystem geprüft. Interaktionen zeigten sich zwischen den Faktoren Melkzeit und Melksystem, und zwar bezüglich Fettgehalt, Zellzahl und freier Buttersäure (C4 0 Std), so dass hier das Modell Y = m + α + β + γ + δ(γ) + β×γ + ε zur Anwendung kam.
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Resultate Bei den meisten Qualitätsparametern der Milch war die Streuung innerhalb der Gruppe der Melkstandbetriebe tendenziell kleiner als in der Gruppe AMS. Als die klar wichtigste Streuungsursache erwies sich der Faktor Betrieb, der einen hoch signifikanten Einfluss auf alle untersuchten Qualitätsparameter hatte (Tab. 1). Die Jahreszeit beeinflusste erwartungsgemäss die Gehalte an Fett, Protein und somatischen Zellen (SCC) sowie die Keimflora der Milch. Die Gehalte an Fett, Protein und psychrotrophen Keimen lagen im Winter höher als im Sommer, die Zellzahl und die aerobe mesophile Keimzahl (AMK) dagegen tiefer. Im Winter zeigten die bei 38 °C bebrüteten Milchproben zudem allgemein tiefere Säuregrade und damit eine weniger aktive Säuerungsflora als die Proben von Sommer und Herbst. Auch die Fetthydrolyse zeigte sich stark saisonabhängig: Von Sommer bis Winter nahm der Gehalt der Milch an freier Buttersäure um rund 30 % ab, was sich mit den Beobachtungen von Chazal & Chilliard (1986) über die Saisonabhängigkeit der freien Fettsäuren in der Milch deckt.
Melkroboter in der Käsereimilchproduktion mit Verbesserungspotenzial | Nutztiere
Melkstand-Betriebe
60
60 Reduktionszeit [min]
80
40
40
20
0
0 Betrieb
10 1 10 2 11 21 22 31 32 41 42 51 52 61 62 71 81 82 91 92
20
10 1 10 2 11 21 22 31 32 41 42 51 52 61 62 71 81 82 91 92
Reduktionszeit [min]
AMS-Betriebe 80
Betrieb
Abb. 1 | Methylenblau-Reduktionstest der Milch nach elf Stunden Vorbebrütung bei 32 °C. Der schattierte Bereich markiert den Sollbereich (> 15 min). Die Rechtecke markieren den 50-%-Interquartil-Bereich (IB) mit zentraler Median-Linie, die Striche nach oben den Bereich 1. Quartil + 1,5 × IB, die Striche nach unten den Bereich 3. Quartil – 1,5 × IB. Sterne markieren Extremwerte.
Die Melkzeit hatte insgesamt einen geringen Einfluss auf die Zusammensetzung der Milch. Allerdings war der Einfluss auf den Fettgehalt, die Zellzahl und die Konzentration der freien Buttersäure in der frischen Milch (C4 0 Std.) signifikant vom Melksystem abhängig (Tab. 1). In der AMS-Gruppe variierten Zellzahl und Buttersäurewerte tageszeitlich nicht signifikant, und der durchschnittliche Fettgehalt der Morgenmilch lag um 0,12 g/100 g höher als in der Abendmilch (P < 0,05). In der Melkstand-Gruppe lag der Fettgehalt der Abendmilch um 0,37 g/100 g höher als in der Morgenmilch (P< 0,0001), ebenso die Zellzahl (5,174 vs. 5,109 log Zellen/ml; P < 0,05) und die freie Buttersäure (56 vs. 42 μmol/L; P < 0,01). Höhere Fettgehalte und Zellzahlen in der Abendmilch von zweimal täglich gemolkenen Herden wurden auch von anderen Autoren beobachtet (Quist et al. 2008). Die höheren Buttersäuregehalte in der Abendmilch aus den Melkständen erklären sich zumindest teilweise durch die um 13 Std. längere Lagerung der Milchproben im Vergleich zu den Proben der Morgenmilch. Bei den AMS-Betrieben, in denen es keine fixen Melkzeiten gab, war dieser Effekt nicht messbar. Signifikante Unterschiede zwischen den Betriebsgruppen AMS und Melkstand zeigten sich bei allen untersuchten Parametern ausser dem Fettgehalt und dem Gehalt an Buttersäuresporen (Tab. 1). Der Einfluss
der Betriebe war bei allen Parametern wesentlich grösser als jener des Melksystems, ausser bei der freien Buttersäure (C4 0 Std. und C4 24 Std.), wo der Einfluss des Melksystems grösser war. Die Schweizer Käsereien, welche Rohmilchkäse herstellen, beurteilen die hygienische Qualität der eingelieferten Milch in erster Linie anhand der MethylenblauReduktionszeit nach elf Stunden Vorbebrütung der Milchproben bei 32 °C und anhand des Säuregrades nach elf Stunden Vorbebrütung bei 38 °C. Sowohl AMS- als auch Melkstandbetriebe erfüllten die Anforderungen im Methylenblau-Reduktionstest (t > 15 min) mehrheitlich. In zwei AMS-Betrieben lag der Medianwert jedoch nahe der Beanstandungsgrenze (Abb. 1). Weniger befriedigend war die Situation bezüglich des Säuregrades der Milch, der ein Mass für die Aktivität säurebildender Keime in der Rohmilch ist. Bei drei der zehn AMS-Betriebe überschritten mindestens 75 % der Milcheinlieferungen den höchstzulässigen Säuregrad von 15 °SH (Abb. 2). Fünf AMS-Betriebe waren aber bezüglich des Säuregrades der Milch vergleichbar mit den allgemein gut abschneidenden Melkstandbetrieben. Die aerobe mesophile Keimzahl der Milch lag, von Ausreissern abgesehen, in beiden Betriebsgruppen im Rahmen der gesetzlichen Anforderungen (Abb. 3). Der für Herstellung von Rohmilchkäse empfohlene Höchst-
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Nutztiere | Melkroboter in der Käsereimilchproduktion mit Verbesserungspotenzial
Melkstand-Betriebe
30
30 Säuregrad 11h/38°C [°SH]
40
20
20
10
0
0
10 1 10 2 11 21 22 31 32 41 42 51 52 61 62 71 81 82 91 92
10
10 1 10 2 11 21 22 31 32 41 42 51 52 61 62 71 81 82 91 92
Säuregrad 11h/38°C [°SH]
AMS-Betriebe 40
Betrieb
Betrieb
Abb. 2 | Säuregrad der Milch nach elf Stunden Vorbebrütung bei 38 °C. Der grüne Bereich markiert den Sollbereich (< 15 °SH). Die Rechtecke markieren den 50-%-Interquartil-Bereich (IB) mit Median-Linie, die Striche nach oben markieren den Bereich 1. Quartil + 1,5 x IB, die Striche nach unten den Bereich 3. Quartil – 1,5 × IB. Sterne markieren Extremwerte mit einer Abweichung vom Median > 1,5 × IB, Kreise Extremwerte mit einer Abweichung vom Median > 3,0 × IB.
wert von < 10 000 kbE/ml, dessen Unterschreitung teilweise mit einer Qualitätsprämie belohnt wird, wurde von vielen Betrieben gut eingehalten. Nur bei zwei AMS-Betrieben waren die Keimzahlen in der Mehrzahl der Proben höher. Die festgestellten Unterschiede zwischen den Betriebsgruppen bezüglich der Zahl somatischer Zellen in der Milch waren gering, aber gleichwohl statistisch signifikant (P < 0,01). Die grössten Unterschiede zwischen AMS und Melkstand zeigten sich in der Milch im Gehalt an freier Buttersäure, und dies sowohl in den frischen als auch in den 24 h gelagerten Proben (Tab. 1 und Abb. 4). Die Milch aus den AMS-Betrieben enthielt im Durchschnitt rund 1,8 mal mehr freie Buttersäure als die Milch der Melkstandbetriebe. Bei sechs der zehn AMSBetriebe wurde der von Agroscope empfohlene Höchstwert von 105 μmol/L freier Buttersäure (C4 24 Std.) bei rund 50 % der untersuchten Milchlieferungen überschritten. Ein AMS-Betrieb zeigte allerdings durchwegs einwandfreie Buttersäurewerte, die vergleichbar mit dem Durchschnitt der Betriebe mit Melkstand waren.
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Agrarforschung Schweiz 4 (6): 256–263, 2013
Diskussion Ähnlich wie die im Jahr 2006 durchgeführte Studie (Häni 2008) zeigte auch die vorliegende Untersuchung, dass die Milch der AMS-Betriebe bezüglich der in der Käsereipraxis wichtigen mikrobiologisch-hygienischen Qualitätskriterien (Methylenblau-Reduktionszeit und Säuregrad der Milch nach Inkubation während elf Stunden.) schlechter abschneidet als die Milch aus Betrieben mit Melkstand. In der Milch der AMS-Betriebe fand Häni (2008) durchschnittlich 14 500 KbE/ml aerobe mesophile Keime gegenüber 4 600 KbE/ml in der Milch aus Melkständen (geometrische Mittelwerte), was die Beobachtungen anderer Autoren (Pomiès et al. 1998; Klungel et al. 2000; Rasmussen et al. 2002) bestätigte. Die hier gefundenen geometrischen Mittelwerte liegen bei 6800 für die AMS-Betriebe beziehungsweise bei 6000 KbE/ml auf den Betrieben mit Melkstand. Ein derart geringer Unterschied ist aus Sicht der Käsereipraxis ohne Bedeutung. Bedeutend ist jedoch die Tatsache, dass einige Betriebe mit AMS recht häufig ungenügende Ergebnisse zeigten (Abb. 2 und 3).
Melkroboter in der Käsereimilchproduktion mit Verbesserungspotenzial | Nutztiere
Melkstand-Betriebe 6
5
5
Keimzahl [log KbE/mL]
Keimzahl [log KbE/ml]
AMS-Betriebe 6
4
3
10 1 10 2 11 21 22 31 32 41 42 51 52 61 62 71 81 82 91 92
10 1 10 2 11 21 22 31 32 41 42 51 52 61 62 71 81 82 91 92
3
4
Betrieb
Betrieb
Abb. 3 | Aerobe mesophile Keimzahl der Milch. Der grüne Bereich markiert den für die Herstellung von Rohmilchkäse empfohlenen Bereich (< 10 000 kbE/ml), der gelbe Bereich die Anforderungen gemäss Verordnung über die Hygiene in der Milchproduktion von ≤ 80 000 kbE/ml (Anonymus 2013). Die Rechtecke markieren den 50-%-Interquartil-Bereich (IB) mit Median-Linie, die Striche nach oben den Bereich 1. Quartil + 1,5 × IB, die Striche nach unten den Bereich 3. Quartil — 1,5 × IB. Sterne markieren Extremwerte mit einer Abweichung vom Median >1,5 × IB, Kreise Extremwerte mit einer Abweichung vom Median >3,0 × IB.
AMS-Betriebe
Melkstand-Betriebe 300
200
200
100
0
0
10 1 10 2 11 21 22 31 32 41 42 51 52 61 62 71 81 82 91 92
100
Betrieb
10 1 10 2 11 21 22 31 32 41 42 51 52 61 62 71 81 82 91 92
C4 24 h [umol/L]
C4 24 h [umol/L]
300
Betrieb
Abb. 4 | Freie Buttersäure nach 24 Std. in der mit Bronopol konservierten Milch. Der grüne Bereich markiert den von Agroscope empfohlene Sollbereich für Käsereimilch (< 105 μmol/L). Die Rechtecke markieren den 50-%-Interquartil-Bereich (IB) mit Median-Linie, die Striche nach oben den Bereich 1. Quartil + 1,5 ×IB, die Striche nach unten den Bereich 3. Quartil – 1,5 × IB. Sterne markieren Extremwerte mit einer Abweichung vom Median > 1,5 × IB.
Agrarforschung Schweiz 4 (6): 256–263, 2013
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Nutztiere | Melkroboter in der Käsereimilchproduktion mit Verbesserungspotenzial
Zum Einfluss von AMS auf die Eutergesundheit beziehungsweise die somatische Zellzahl in der Milch liegen wenige und widersprüchliche Ergebnisse vor: Während Klungel et al. (2000) keinen Einfluss feststellen konnten, beobachteten Rasmussen et al. (2002) einen Anstieg der Zellzahl nach Umstellung auf AMS. Die AMSBetriebe der vorliegenden Studie wiesen nur gering fügig höhere Zellzahlen in der Milch auf als die Melkstand-Betriebe (Tab. 1). Der in vielen Studien nachgewiesene Anstieg der freien Fettsäuren in der Milch nach Installation eines AMS (Pomiès et al. 1998; Klungel et al. 2000; Slaghuis et al. 2004; Wiking et al. 2006) ist in erster Linie durch die kürzeren Melkintervalle bedingt (Slaghuis et al. 2004; Wiking et al. 2006). Die in der Studie von Häni (2008) involvierten AMS-Betriebe beachteten dies noch nicht. Erst im Jahre 2008 wurden die Käsereimilch produzierenden AMS-Betriebe angewiesen, Zwischenmelkzeiten von mindestens acht Stunden zu gewährleisten. Tatsächlich sind Gehalte an freier Buttersäure in der Milch der AMS-Betriebe in dieser Studie deutlich tiefer als in Studie von Häni (2008), wo die Werte der AMS-Milch im Durchschnitt 3,5 mal höher waren als in der Milch aus Melkständen. In der vorliegenden Studie wurden in der AMS-Milch noch 1,75 mal höhere Werte gefunden, was immer noch eine erhebliche Differenz darstellt. Um die Fettspaltung in der AMS-Milch weiter zu reduzieren, müssten die minimalen Zwischenmelkzeiten weiter angehoben werden. Wie Slaghuis und Mitarbeiter (2004) gezeigt haben, sinkt der Gehalt der Milch an freien Fettsäuren bei einer Verlängerung der Zwischenmelkzeit von acht auf zwölf Stunden um rund 40 %. Die gegenüber der Studie von 2006 (Häni 2008) festgestellte qualitative Verbesserung der Milch der AMSBetriebe ist wahrscheinlich auch durch technische Verbesserungen der AMS zustande gekommen. Insgesamt erwies sich der Einfluss des Melksystems auf die Milchqualität als deutlich geringer als der Einfluss des Betriebs. In dieser Studie waren drei der zehn AMS-Betriebe gegenüber dem Durchschnitt der Melkstandbetriebe in allen Milchqualitätsmerkmalen weitgehend ebenbürtig. Die Feststellung, dass die Ergebnisse der Milchprüfung in der Gruppe der AMS-Betriebe stärker streuen als in der Melkstandgruppe, deutet darauf hin, dass AMS teilweise unter nicht optimalen Bedingungen betrieben oder ungenügend überwacht werden.
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Agrarforschung Schweiz 4 (6): 256–263, 2013
Schlussfolgerungen ••Insgesamt ist der Einfluss des Melksystems auf die Milchqualität deutlich geringer als der Betriebs einfluss. ••Im Vergleich zur 2006 durchgeführten Studie (Häni 2008) hat sich die Qualität der mit AMS gemolkenen Käsereimilch bezüglich der Keimzahl und der freien Fettsäuren deutlich verbessert. ••Trotz der 2008 eingeführten Begrenzung der Zwischenmelkzeiten auf mindestens acht Stunden zeigt AMSMilch im Durchschnitt immer noch eine doppelt so starke Fettspaltung wie die Milch aus Melkständen. Hersteller von Rohmilchkäse sind gut beraten, die Milch aus AMS-Betrieben diesbezüglich zu überwachen. ••Die generell gute Milchqualität bei drei von zehn Betrieben mit AMS zeigt, dass die Melkroboter technisch und in der Anwendung weiter gereift sind. ••Die Feststellung, dass die Milchqualität in der Gruppe der AMS-Betriebe stärker streuten als in der Melkstandgruppe, deutet aber darauf hin, dass AMS teilweise unter nicht optimalen Bedingungen betrien ben oder ungenügend überwacht werden.
Robot di mungitura nella produzione lattifera con un potenziale di miglioramento È stata confrontata la qualità del latte di dieci aziende dotate di un sistema di mungitura automatica (aziende AMA) con otto aziende dotate di sala di mungitura (aziende SM). Durante l’estate, l’autunno e l’inverno è stato prelevato in ogni azienda, una volta al mese un campione di latte della mungitura serale e uno del mattino seguente. I campioni sono stati analizzati per quanto riguarda il tenore in grassi, proteine, cellule somatiche e acido butirrico libero, nonché il numero di germi aerobi mesofili, germi psicrotrofi e spore anaerobiche. Ulteriori parametri di esame erano il punto di congelamento, l'acidità di titolazione dopo 11 ore a 38 °C e il tempo di riduzione del blu di metilene dopo 11 ore di incubazione a 32 °C. Per quanto riguarda tutti i parametri esaminati, a eccezione dei grassi e delle spore anaerobiche, i valori medi delle aziende AMA e SM si differenziano in modo significativo (P<0,05). Il latte delle aziende AMA ha mostrato un tempo di riduzione del blu di metilene notevolmente inferiore (38,0 vs. 47,3 min; P<0,001), maggiore acidità di titolazione (14,5 vs. 11,4 °SH; P<0,001), un numero di germi aerobi mesofili leggermente più elevato (6800 vs. 6000 kbE/mL; P<0,001) e tenori di acido butirrico libero nettamente superiori (0,107 vs. 0,061 mmol/L; P<0,001). Per tutti i criteri, a eccezione dell’acido butirrico libero, l'influenza dei produttori è stata maggiore di quella esercitata dalla tecnica di mungitura.
Literatur ▪▪ Anonymus, 2010. QM Fromarte (Stand vom 7.4.2010). Fromarte, Gurtengasse 6, 3001 Bern. ▪▪ Anonymus, 2013. Verordnung des EDI vom 23. November 2005 über die Hygiene bei der Milchproduktion (Stand am 1. Januar 2013). SR-Nummer 916.351.021.1. Zugang: www.admin.ch/ch/d/sr/c916_351_021_1.html. ▪▪ Badertscher R., 2009. Flüchtige Carbonsäuren in Milch, direkt Headspace. Methode ALP Nr. 4176 (nicht publiziert). Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, CH-3003 Bern. ▪▪ Chazal M. P., Chilliard Y., 1986. Effect of stage of lactation, stage of pregnancy, milk yield and herd management on seasonal variation in spontaneous lipolysis in bovine milk. J. of Dairy Research 53 (4) 529–538. ▪▪ Häni J.-P., 2008. Influence des installations de traite automatique (robots de traite) sur la fromageabilité du lait à Gruyère AOC. Versuchsbericht Agroscope Liebefeld-Posieux. ALP interne 379, 22.04.2008. ▪▪ Jellema A., 1986. Some factors affecting the susceptibility of raw cow milk to lipolysis. Milchwissenschaft 41, 553–558. ▪▪ Klungel G. H., Slaghuis B. A. & Hogeveen H., 2000. The Effect of the introduction of automatic milk systems on milk quality. J. of Dairy Science 83, 1998–2003.
Summary
Riassunto
Melkroboter in der Käsereimilchproduktion mit Verbesserungspotenzial | Nutztiere
Automatic milking systems in cheese milk production: potential for improvements The quality of milk produced by ten farms with an automatic milking system (AMS) and eight farms with a milking parlour (MP) was compared. On each farm, two milk samples – one of evening milk and one taken the following morning were taken monthly in summer, autumn and winter. The samples were analysed for fat, protein, somatic cells, free butyric acid, aerobic mesophilic germs, psychrotrophic germs and anaerobic spores. Other test parameters were freezing point (FP) as well as titratable acidity and methylene blue reduction time after preincubation for 11h at 38 °C and 32 °C respectively. Mean values for AMS and MP milk were significantly different for all parameters except fat and AS (P<0.05). Milk from AMS farms had significantly shorter methylene blue reduction time (38,0 vs. 47,3 min; P<0,001), higher titratable acidity (14,5 vs. 11,4 °SH; P<0,001) and slightly higher counts for aerobic mesophilic germs (6800 vs. 6000 kbE/mL; P<0,001). Levels of free butyric acid were much higher in AMS milk than in MP milk (0,107 vs. 0,061 mmol/L; P<0,001). For all parameters except free butyric acid, farm-to-farm variations were more important than variations between the milking systems. Key words: automatic milking, season, milk quality, aerobic mesophilic germs, somatic cell count, lipolysis, free fatty acids.
▪▪ Pomiès D., Vimal T., Bony J. & Coulon J.B., 1998. Mise en place d’un robot de traites dans une ferme expérimentale: premiers résultats obtenus à l’INRA. Rencontres autour des recherches sur les ruminants No 5, Paris F (02/12/1998), no 5, 335–338. ISBN 2-84148-029-1. ▪▪ Quist M. A., LeBlanc S. J., Hand K.J., Lazenby D., Miglior F. & Kelton D. F., 2008. Milking-to-milking variability for milk yield, fat and protein percentage, and somatic cell count. J. of Dairy Science 91 (9) 3412–23. ▪▪ Rasmussen M. D., Bjerring M., P. Justesen P. & Jepsen L., 2002. Milk quality on Danish farms with automatic milking systems. J. of Dairy Science 85, 2869–2878. ▪▪ Slaghuis B., de Jong O., Bos K., Verstappen-Boerekamp J. & Ferwerdavan Zonneveld R., 2004. Milk quality on farms with an automatic milking system. Free fatty acids and automatic milking systems. Forschungs bericht zum EU-Projekt QLK5-2000-31006. Zugang: www.automaticmilking.nl [19. März 2013]. ▪▪ Wiking L., Nielsen J. H, Båvius A.-K., Edvardsson A. & Svennersten-Sjaunja K., 2006. Impact of Milking Frequencies on the Level of Free Fatty Acids in Milk, Fat Globule Size, and Fatty Acid Composition. J. of Dairy Science 89, 1004–1009.
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263
N u t z t i e r e
Heu oder Haylage in der Pferdefütterung im Vergleich Johanna Besier1, Brigitte Strickler1, Ruedi von Niederhäusern1 und Ueli Wyss2 1 Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras, 1580 Avenches, Schweiz 2 Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-Haras, 1725 Posieux, Schweiz Auskünfte: Ueli Wyss, E-Mail: ueli.wyss@agroscope.admin.ch, Tel +41 26 407 72 14
Ob Heu oder Haylage besser geeignet ist bei der Pferdefütterung, wird bei den Pferdehaltern kontrovers diskutiert.
Einleitung Die Herstellung von Heu ist für die Pferdefütterung die traditionelle Methode, um Futter lagerfähig zu machen (Müller und Uden 2007). In Skandinavien und Zentral europa wurde jedoch in den letzten Jahren im Pferdebereich Heu immer mehr durch Silage oder Haylage ersetzt (Schwarz et al. 2005; Müller 2012). Haylage unterscheidet sich von der konventionellen Silage durch ihren höheren TS-Gehalt. Nach Allen et al. (2011) hat eine Haylage einen TS-Gehalt über 50 %; nach Kalzendorf und Thaysen (2011)
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Agrarforschung Schweiz 4 (6): 264–271, 2013
wird für Haylage ein TS-Gehalt von 45 bis 60 % empfohlen. In der Praxis weist Haylage oft TS-Gehalte von über 60 % auf (Nater et al. 2007; Rathjen 2012). Die Herstellung von Heu von guter Qualität ist nicht nur abhängig von der Qualität des Ausgangsmaterials, sondern auch von den Witterungsbedingungen. Die oft während der Ernte herrschenden unbeständigen Wetterverhältnisse sind für die Herstellung von qualitativ hochwertigem Heu kritisch, denn sie können zu hohen Nährstoffverlusten und einer schlechten mikrobiologischen Qualität führen. Heu sollte bei der Einlagerung
einen TS-Gehalt von mindestens 85 % aufweisen, um der Schimmelpilzbildung vorzubeugen und um es dadurch auch vor einer Futtererwärmung zu bewahren (Gregory et al. 1963; Meyer 1986). Die Vorteile der Haylage gegenüber dem Heu liegen darin, dass die Trocknungsdauer auf dem Feld verkürzt und dadurch das Wetterrisiko vermindert werden kann. Zudem stellte Vandenput et al. (1997) fest, dass die in Folie verpackte Haylage im Vergleich zum Heu signifikant geringere Mengen an Schimmelpilzen aufwies. Die höhere Staubkonzentrationen im Heu wird häufig verantwortlich gemacht für Atemwegserkrankungen bei Pferden. Haylage kann deshalb präventiv zur Vermeidung dieser Krankheiten eingesetzt werden (Müller 2012). Inwieweit es Unterschiede bei den Inhaltsstoffen und der mikrobiologischen Qualität von Haylage und Heu gibt, die mit dem gleichen Ausgangsmaterial und zum gleichen Zeitpunkt hergestellt wurden, sollte in einem Versuch abgeklärt werden. Zudem stellt sich auch die Frage, ob sich ein reiner Raigrasbestand, der mehr Zucker und Fruktan aufweist, im Vergleich zu einem Mischbestand besser konservieren lässt. Im Rahmen einer Masterarbeit wurden Heu und Haylage aus einem italienischen Raigras-Bestand und einer Gräsermischung mit wenig Luzerne hergestellt und die Konservierungseigenschaften, die Nährwerte und die mikrobiologische Qualität des Futters im Hin blick auf die Pferdefütterung bewertet.
Zusammenfassung
Heu oder Haylage in der Pferdefütterung im Vergleich | Nutztiere
In der Praxis wird im Pferdebereich immer mehr Heu durch Haylage ersetzt. 2011 wurde in Avenches VD Heu und Haylage aus einem italienischen Raigras- und einem Gräsermisch-Bestand, der sich aus zehn Gräserarten und Luzerne zusammensetzte, hergestellt. Die Konservierungseigenschaften, die Nährwerte und die mikrobiologische Qualität des Futters wurden im Hinblick auf die Pferdefütterung bewertet. Das Raigras wies im Vergleich zur Mischung tiefere Rohasche-, Rohprotein-, Rohfaserund verdauliche Rohproteingehalte sowie höhere Zucker- und Fruktangehalte auf. Raigras enthält mehr an verdaulicher Energie Pferd, die anhand der Nährstoffe geschätzt wurde, als die Mischung. Die Konservierungsart Haylage oder Heu wirkte sich signifikant auf den Rohproteingehalt, das verdauliche Rohprotein und den Fruktangehalt aus. Dabei waren das Rohprotein und das verdauliche Rohprotein im Heu tiefer als in der Haylage; der Fruktangehalt war hingegen höher. Grosse Unterschiede gab es bei der mikrobiologischen Qualität der Haylage und des Heus. Das Heu war beim Pressen nicht genügend trocken (TS < 82 %) und wies deshalb nach der Lagerung einen hohen Schimmelpilzbefall auf. Im vorliegenden Vergleich wurde aufgrund der tieferen Fruktangehalte und des geringeren Schimmelpilzbefalls die Haylage für die Pferde als vorteilhafter als das Heu bewertet.
Abb. 1 | Oft wird Raigras in der Pferdfütterung verwendet, doch Raigras weist hohe Zucker- und speziell Fruktangehalte auf.
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Nutztiere | Heu oder Haylage in der Pferdefütterung im Vergleich
Tab. 1 | Zusammensetzung der Gräsermischung mit Luzerne
Pflanzenart
ausgesäte Menge in kg/ha
Italienisches Raigras (Lolium multiflorum) (Oryx)
3,8
Englisches Raigrass (Lolium perenne) (Alligator)
3,0
Knaulgras (Dactylis glomerata) (Pizza)
3,8
Rotschwingel (Festuca rubra) (Echo)
3,4
Wiesenschwingel (Festuca pratensis) (Preval)
7,6
Wiesen-Lieschgras (Phleum pratense) (Anjo)
2,3
Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus pratensis) (Vulpera MS)
0,8
Wiesen-Rispe (Poa pratensis) (Lato)
1,5
Wiesen-Kammgras (Cynosurus cristatus) (Cresta)
1,1
Gewöhnlicher Glatthafer (Arrhenaterum elatius) (Arone).
6,8
Luzerne (Medicago sativa) (Sanditi-Dormal)
3,8
Total
38,0
Material und Methoden In Avenches wurde 2010 einerseits italienisches Raigras (Lolium multiflorum) der Sorte Ellire mit 50 kg Saatgut/ ha im Drillsaatverfahren angesät (Abb. 1). Andererseits wurde eine Gräsermischung mit Luzerne (Medicago sativa), die vom Hersteller als spezielles Pferdefutter beworben wurde, mit 38 kg Saatgut/ha im Drillsaatverfahren angesät. Die Zusammensetzung der Mischung und die ausgesäten Teilmengen sind in Tabelle 1 aufgeführt. Das Futter vom ersten Aufwuchs wurde sowohl als Haylage als auch als Heu konserviert. Das Gras wurde am 23. Mai 2011 gemäht und stand zu diesem Zeitpunkt grösstenteils im Stadium 6 «Blüte». Nach zweitägiger Feldliegezeit mit ein- beziehungsweise zweimaligem Zetten pro Tag bei der Haylage beziehungsweise beim Heu wurden die Haylageballen am Mittag und die Heuballen am Abend hergestellt. Die Haylage wurde in Quaderballen im Format 170 × 120 × 70 cm gepresst und anschliessend mit Folie (neun Lagen) eingewickelt. Haylageballen mit Raigras wogen 460 kg und wiesen einen TS-Gehalt von 66,2 % auf. Die daraus ermittelte Pressdichte ergab 213 kg TS/ m3. Haylageballen der Gräsermischung wogen 485 kg und wiesen einen TS-Gehalt von 71,8 % auf. Dies ergab eine Pressdichte von 243 kg TS/m3.
Abb. 2 | Mit der sensorischen Beurteilung kann die Qualität des Futters gut eingeschätzt w erden.
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Agrarforschung Schweiz 4 (6): 264–271, 2013
Heu oder Haylage in der Pferdefütterung im Vergleich | Nutztiere
Tab. 2 | Inhaltsstoffe des Futters bei der Einlagerung (Haylage und Heu n=2) Raigras
Mischung
Haylage
Heu
Haylage
Heu
67,2
76,6
76,0
81,5
66
58
71
74
TS, % Rohasche, g/kg TS
Signifikanz
SD
K
F2
2,23
***
**
n.s.
4,9
n.s.
*
n.s.
1
K*F3
Rohprotein, g/kg TS
54
42
66
59
4,8
n.s.
*
n.s.
Rohfaser, g/kg TS
288
282
325
332
21,6
n.s.
*
n.s.
Rohfett, g/kg TS
20
17
20
18
1,7
n.s.
n.s.
n.s.
Zucker, g/kg TS
230
267
180
185
23,5
n.s.
*
n.s.
Fruktan, g/kg TS
113
162
80
89
17,1
n.s.
*
n.s.
VRP, g/kg TS
23
10
34
27
5,0
n.s.
*
n.s.
VEP, MJ/kg TS
9,0
9,2
8,3
8,0
0,51
n.s.
n.s.
n.s.
Nitrat, g/kg TS
0,03
0,07
0,22
0,37
0,252
n.s.
n.s.
n.s.
Pufferkapazität, g/kg TS
41
33
38
39
2,7
n.s.
n.s.
n.s.
Vergärbarkeitskoeffizient
112
142
114
120
8,2
*
n.s.
n.s.
Tab. 3 | Inhaltsstoffe des Futters nach der Lagerung (Haylage n=4, Heu n=2) Raigras TS, % Rohasche, g/kg TS
Mischung
Haylage
Heu
Haylage
Heu
66,2
84,3
71,8
82,8
78
68
84
82
SD
Signifikanz K1
F2
K*F3
3,35
***
n.s.
n.s.
5,8
n.s.
*
n.s.
Rohprotein, g/kg TS
53
41
71
61
6,4
*
**
n.s.
Rohfaser, g/kg TS
302
294
322
336
13,8
n.s.
**
n.s.
Rohfett, g/kg TS
17
18
19
18
1,5
n.s.
n.s.
n.s.
Zucker, g/kg TS
246
242
189
187
21,5
n.s.
**
n.s.
Fruktan, g/kg TS
95
139
61
79
12,1
**
***
n.s.
VRP, g/kg TS
21
9
40
29
6,6
*
**
n.s.
VEP, MJ/kg TS
8,5
8,8
8,1
7,8
0,29
n.s.
**
n.s.
SD: Standardabweichung TS: Trockensubstanz; VRP: verdauliches Rohprotein; VEP: verdauliche Energie Pferd 1 beschreibt die Konservierungsart des Futters (K) 2 beschreibt das Futter (F) 3 beschreibt die Interaktion zwischen K und F Signifikanz: n.s.: nicht signifikant; * p < 0,05; ** p < 0,01; *** p < 0,001
Das Heu wurde in Rundballen gepresst. Die Rundballen hatten einen Durchmesser von 150 cm und eine Höhe von 120 cm. Ballen des Raigras-Heus wogen nach der Lagerung 232 kg und hatten einen TS-Gehalt von 84,3 %. Die daraus ermittelte Pressdichte ergab 92 kg TS/m3. Heuballen der Gräsermischung wogen nach der Lagerung 221 kg und hatten einen TS-Gehalt von 82,8 %. Die errechnete Pressdichte ergab 86 kg TS/m3. Bei der Einlagerung im Mai 2011 und nach der Lagerung im Januar/Februar 2012 wurden Proben zur Bestimmung der Inhaltsstoffe und der mikrobiologischen Qualität gezogen. Darüber hinaus wurden in den Haylageproben nach der Lagerung die pH-Werte
und Gärsäuren analysiert und auch das Futter sensorisch beurteilt (Abb. 2). Im Weiteren wurden in den geöffneten Haylageballen nach sieben Tagen nochmals Proben zur Bestimmung der Inhaltsstoffe, der Gärparameter und der mikrobiologischen Qualität gezogen. In der Periode Januar/Februar, wo die Ballen geöffnet wurden, herrschten Aussentemperaturen von -11 °C bis 2 °C. Die Inhaltsstoffe wurden mit Hilfe von NIRS bestimmt. Die Nährwerte des Futters im Hinblick auf die Pferdefütterung wurden nach den Angaben von Zeyner et al. (2010) berechnet. Die statistische Auswertung erfolgte mit einer Varianzanalyse (Programm SYSTAT 12).
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Nutztiere | Heu oder Haylage in der Pferdefütterung im Vergleich
Tab. 4 | Mikrobiologische Qualität der Haylage und dem Heu nach der Lagerung (Haylage n=4, Heu n=2) Raigras
Mischung
SD
Signifikanz K1
F2
K*F3
0,79
**
n.s
n.s.
6,2
0,94
***
n.s.
n.s.
4,0
0,49
***
n.s.
n.s.
Haylage
Heu
Haylage
Heu
Bakterien, log KBE/g
3,9
5,1
4,4
6,6
Schimmel, log KBE/g
3,4
7,0
3,1
Hefen, log KBE/g
1,8
3,8
2,1
SD: Standardabweichung; KBE: Koloniebildende Einheit 1 beschreibt die Konservierungsart des Futters (K) 2 beschreibt das Futter (F) 3 beschreibt die Interaktion zwischen K und F Signifikanz: n.s.: nicht signifikant; * p < 0,05; ** p < 0,01; *** p < 0,001
Resultate und Diskussion
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Inhaltsstoffe und Nährwerte beim Pressen Beim Pressen wies die Haylage mit dem Raigras einen TS-Gehalt von 67,2 % und mit der Mischung von 76,0 % auf. Das Heu wurde mit TS-Gehalten von 76,6 % (Raigras) beziehungsweise 81,5 % (Mischung) gepresst. Diese TS-Gehalte sind für eine unproblematische Lagerung zu gering, wie die mikrobiologischen Untersuchungen nach der Lagerung auch gezeigt haben. Bei den meisten Inhaltsstoffen gab es zum Zeitpunkt der Einlagerung keine signifikanten Unterschiede zwischen Haylage und Heu (Tab. 2). Unterschiede gab es hingegen beim Rohasche-, Rohprotein-, Rohfaser-, Zucker- und Fruktangehalt zwischen dem Raigras und der Mischung. Dabei waren die Rohasche-, RohproteinRohfaser- und Nitratgehalte beim Raigras tiefer als bei der Mischung. Höher waren beim Raigras die Zuckerund Fruktangehalte sowie die verdauliche Energie Pferd. Die sehr tiefen Rohprotein- und Nitratgehalte sind dadurch erklärbar, dass der Frühling sehr trocken war und der N-Dünger von den Pflanzen nicht aufgenommen werden konnte. Beim Parameter Pufferkapazität, der für die Siliereignung wichtig ist, gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen dem Raigras und der Mischung. Die Vergärbarkeitskoeffizienten (VK) waren beim Heu im Vergleich zur Haylage sowohl beim Raigras als auch bei der Mischung, bedingt durch die höheren TS-Gehalte, höher. Generell gilt Futter mit VK-Werten über 45 als leicht silierbar (Jänike 2011). Nach Kalzendorf und Thaysen (2011) hingegen sind TS-Gehalte von über 60 % zu vermeiden, damit noch ein Mindestmass an Gäraktivitäten stattfinden kann.
1,0 %-Punkte tiefer als bei der Einlagerung. Bei der Mischung waren die Werte nach der Lagerung um 4,2 %-Punkte tiefer. Beim Heu wurden TS-Gehalte von 84,5 und 82,8 % festgestellt. Hier trocknete das Raigras während der Lagerung noch nach, es war um 7,7 %-Punkte trockener. Bei der Mischung waren die Werte nur leicht höher, nämlich um 1,3 %-Punkte höher als bei der Einlagerung. Die Konservierungsart Haylage oder Heu wirkte sich signifikant auf den Rohproteingehalt, das verdauliche Rohprotein und den Fruktangehalt aus (Tab. 3). Dabei war das Rohprotein und das verdauliche Rohprotein im Heu tiefer als in der Haylage. Der Fruktangehalt war im Heu jedoch höher. Keine Auswirkungen hatte die Konservierungsart hingegen auf den Zuckergehalt. Das Futter dürfte für eine intensive Gärung und einen Zuckerabbau zu trocken gewesen sein. Wie schon beim Pressen gab es nach der Lagerung mit Ausnahme des Rohfettgehaltes signifikante Unterschiede bei den Inhaltsstoffen zwischen dem Raigras und der Mischung. Das Raigras wies im Vergleich zur Mischung tiefere Rohasche-, Rohprotein-, Rohfaserund verdauliche Rohproteingehalte sowie höhere Zucker- und Fruktangehalte und mehr verdauliche Energie Pferd auf. Werden die Werte bei der Einlagerung mit den Werten nach der Lagerung verglichen, dann waren die Rohprotein-, Rohfett- und Zuckergehalte praktisch identisch. Eine Zunahme gab es bei der Rohasche und beim Raigras bei der Rohfaser. Abgenommen haben die Fruktangehalte und die verdauliche Energie Pferd. Während der sieben-tägigen offenen Lagerung der Ballen gab es keine signifikanten Veränderungen der Inhaltsstoffe.
Inhaltsstoffe und Nährwerte im gelagerten Futter Nach der Lagerung wiesen die beiden Haylagevarianten Raigras und Mischung TS-Gehalte von 66,2 und 71,8 % auf. Beim Raigras waren diese Werte um
Kontroverse Diskussion um Fruktane Die Fruktane werden in der Pferdefütterung zum Teil kontrovers diskutiert. Nach Kalzendorf und Thaysen (2011) sollten sie einen Wert von 50 g in der TS nicht
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Heu oder Haylage in der Pferdefütterung im Vergleich | Nutztiere
Tab. 5 | Mikrobiologische Qualität der Haylage nach der 7-tägigen Lagerung (Haylage n=4) Raigras
Mischung
Tag 0
Tag 7
Tag 0
Tag 7
Signifikanz
SD
T2
F1
F*T3
Bakterien, log KBE/g
3,9
4,6
4,4
5,3
0,73
n.s
*
n.s
Schimmel, log KBE/g
3,4
3,2
3,1
3,7
0,81
n.s.
n.s.
n.s.
Hefen, log KBE/g
1,8
2,3
2,1
3,6
1,18
n.s.
n.s.
n.s.
SD: Standardabweichung; KBE: Koloniebildende Einheit 1 beschreibt das Futter (F) 2 beschreibt den Einfluss vom Lufteinfluss (T) 3 beschreibt die Interaktion zwischen F und T Signifikanz: n.s.: nicht signifikant; * p < 0,05; ** p < 0,01; *** p < 0,001
überschreiten, da zu hohe Fruktangehalte zu Hufrehe führen können. Im vorliegenden Fall lagen die Werte sowohl bei der Haylage als auch beim Heu über diesem Wert. Die Werte waren beim Heu mit Werten von 139 (Raigras) und 79 (Mischung) jeweils höher als bei der Haylage mit Werten von 95 (Raigras) und 61 (Mischung). Nach Warren (2013) werden Hufrehen von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Dabei spielen neben Fruktanen und Stärke auch eine generelle Nährstoffüberversorgung eine wichtige Rolle. Mikrobiologische Qualität unterschiedlich In Bezug auf die mikrobiologische Qualität gab es sowohl bei den aeroben mesophilen Bakterien als auch bei den Schimmelpilzen und Hefen signifikante Unterschiede zwischen der Haylage und dem Heu (Tab. 4). Das Heu wies in allen Fällen deutlich höhere Werte auf als die Haylage. Bei den aeroben mesophilen Bakterien und bei den Hefen befanden sich die Werte nach den VDLUFA-Orientierungswerten in der Stufe I, was als normal bezeichnet wird (VDLUFA 2012). Bei den Schimmel-
pilzen lagen die Werte hingegen mehr als 10mal über den VDLUFA-Orientierungswerten (Stufe IV). Dies bedeutet, dass das Heu als verdorben eingestuft werden muss. Es stellt sich die Frage, welche Werte das Heu aufgewiesen hätte, wäre es bei der Einlagerung mit genügend hohen TS-Gehalten eingelagert worden. Bei den beiden Haylages, lagen die Werte für die mesophilen Bakterien und die Hefen in der Stufe I nach den Orientierungswerten für Grassilagen. Bei den Schimmelpilzen lag die Hälfte der Werte in der Stufe I (normal), die andere Hälfte in der Stufe II (leicht erhöht). Es muss noch erwähnt werden, dass die Orientierungswerte für die Silagen der Stufe I bedeutend tiefer sind als diejenigen für Heu der gleichen Stufe. Keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich dieser drei Keimgruppen gab es zwischen dem Raigras und der Mischung. Während der siebentägigen offenen Lagerung der Haylageballen konnten nur bei den mesophilen aeroben Bakterien sowohl beim Raigras als auch bei der Mischung eine Zunahme festgestellt werden (Tab. 5). Bei den Schimmelpilzen und Hefen gab es keine signifikanten
Tab. 6 | Gärparameter der Haylage direkt nach dem Öffnen der Ballen und nach der 7-tägigen Lagerung (n=4) Raigras
Mischung
Tag 0
Tag 7
Tag 0
Tag 7
TS, %
66,2
69,1
71,8
74,9
pH
5,6
5,6
5,5
5,6
SD
Signifikanz F1
T2
F*T3
4,13
*
n.s.
n.s.
0,13
n.s.
n.s.
n.s.
Milchsäure, g/kg TS
2,0
1,9
2,4
2,3
0,61
n.s.
n.s.
n.s.
Essigsäure, g/kg TS
0,5
0,5
0,7
0,8
0,12
**
n.s.
n.s.
Propionsäure, g/kg TS
1,7
2,0
2,7
2,7
0,81
n.s.
n.s.
n.s.
Ethanol, g/kg TS
18,8
4,1
5,8
1,0
3,47
***
***
*
NH3-N/N total, %
2,8
3,6
2,8
3,0
0,86
n.s.
n.s.
n.s.
SD: Standardabweichung; TS: Trockensubstanz; NH3-N/N total: Ammoniakstickstoffanteil am Gesamtstickstoff 1 beschreibt das Futter (F) 2 beschreibt den Einfluss vom Lufteinfluss (T) 3 beschreibt die Interaktion zwischen F und T Signifikanz: n.s.: nicht signifikant; * p < 0,05; ** p < 0,01; *** p < 0,001
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Nutztiere | Heu oder Haylage in der Pferdefütterung im Vergleich
Unterschiede. Dies dürfte vermutlich an den sehr tiefen Aussentemperaturen, die im Januar und Februar herrschten, gelegen haben. Geringe Gärung in beiden Haylages Bei den beiden Haylages – Raigras als auch Mischung – fand nur eine geringe Gärung statt, und es wurde nur wenig Milchsäure gebildet (Tab. 6). Dies dürfte vor allem auf die hohen TS-Gehalte zurückzuführen sein. Dementsprechend wiesen die Haylages pH-Werte von 5,5 beziehungsweise 5,6 auf. Werte im ähnlichen Bereich konnten auch in den Untersuchungen von Wyss et al. (2010) festgestellt werden. Bei der Essigsäure traten zwar signifikante Unterschiede zwischen dem Raigras und der Mischung auf, insgesamt sind die Essigsäuregehalte aber sehr tief. In beiden Haylages wurden auch geringe Gehalte an Propionsäure festgestellt. Buttersäure konnte hingegen in keiner Haylage ermittelt werden. Unterschiede gab es beim Ethanolgehalt zwischen den beiden Futterarten. Im Raigras wurde trotz einem ähnlichen Hefekeimbesatz mehr Ethanol gebildet. Der Ammoniakstickstoffanteil am Gesamtstickstoff war mit Werten unter 5 % insgesamt sehr tief. Während der siebentägigen offenen Lagerung der Haylageballen wurden die Gärsäuren nicht abgebaut, und der pH-Wert blieb stabil. Einzig beim Ethanol nahmen die Werte deutlich ab. In Versuchen von Wyss et al. (2010), wo die geöffneten Ballen während 14 Tagen gelagert wurden, verflüchtigte sich nach dem Öffnen der Ballen auch nur der Ethanol.
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Schlussfolgerungen ••Die Konservierungseignung zur Herstellung von Haylage war sowohl für das italienische Raigras als auch für die Gräsermischung mit Luzerne gut. ••Das italienische Raigras wies sowohl bei der Einlagerung als auch nach der Lagerung höhere Zucker- und Fruktangehalte auf als die Mischung. ••Während der Lagerung wurde das Fruktan in der Haylage stärker abgebaut als beim Heu. ••Die mikrobiologische Qualität war beim Heu schlechter als bei der Haylage. Dies ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass das Heu beim Pressen nicht genügend trocken war. ••Im vorliegenden Vergleich hatten die beiden Haylages tiefere Fruktangehalte und eine bessere mikrobiologische Qualität als das Heu, was als vorteilhaft für die Pferde bewertet wird. n
Confronto tra fieno o fieno-silo nel foraggiamento dei cavalli Nella pratica, il fieno silo sta sostituendo sempre più l’uso del fieno. Ad Avenches sono stati prodotti nel 2011 fieno e fieno-silo da loglio italico e da una miscela composta da 10 varietà di graminacee ed erba medica.Successivamente sono state valutate, dal profilo del foraggiamento dei cavalli, le proprietà di conservazioneivalori nutritivi, come pure la e qualità microbiologica del foraggio. Il loglio, rispetto alla miscela, presentava tenori in cenere grezza, proteina grezza, fibra grezza e proteina grezza digeribile inferiori e dei tenori in zucchero e fruttooligosaccaridi superiori, oltre a contenere più nutrienti digeribili per il cavallo Il tipo di conservazione fieno-silo o fieno risultava incidere in maniera significativa sul tenore in proteina grezza, sulla proteina grezza digeribile e sul tenore in fruttooligosaccaridi. Il tenore in proteina grezza e in proteina grezza digeribile nel fieno era inferiore rispetto al fieno-silo. La concentrazione di fruttooligosaccaridi, invece, era superiore. Notevoli differenze sono emerse in relazione alla qualità microbiologica del fieno-silo e del fieno. Quest'ultimo alla pressatura non era sufficientemente essiccato (SS < 82 %) e di conseguenza presentava dopo lo stoccaggio un'elevata formazione di muffa. Nel presente confronto, considerato il tenore in fruttooligosaccaridi più basso e la minore formazione di muffa, il fieno-silo è stato valutato più vantaggioso per i cavalli rispetto al fieno.
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Summary
Riassunto
Heu oder Haylage in der Pferdefütterung im Vergleich | Nutztiere
Hay or haylage for horses: a comparison In horse diets, hay is getting more and more replaced by haylage. In 2011, hay and haylage were produced in Avenches VD from an Italian ryegrass as well as from a mixture, which contained ten grasses and alfalfa. The conservation properties, the nutritional values and the microbiological quality of the feed were evaluated with regard to the feeding of horses. In comparison to the mixture, the ryegrass showed lower crude ash, crude protein, crude fiber and digestible crude protein contents, but higher sugar and fructan contents and more digestible energy for horses, which was estimated on the basis of the nutritional values. The conservation systems either hay or haylage, had a significant effect on the crude protein, the digestible crude protein and fructan contents. The crude protein and digestible crude protein in the hay were lower than in the haylage; however, the fructan contents were higher. There were considerable differences in the microbiological quality of hay and haylage. The hay was not dry enough at baling (DM-content < 82 %) and therefore, the hay had a high mould infestation after the storage period. In this comparison, haylage proved to be more advantageous than hay for horses due to lower fructan contents and the lower mould infestation. Key words: hay, haylage, fermentation quality, microbiological quality, nutritional values.
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271
G e s e l l s c h a f t
Serie AlpFUTUR
Funktionen der Alpwirtschaft aus Sicht der Bevölkerung Xenia Junge1 und Marcel Hunziker1 Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, 8903 Birmensdorf Auskünfte: Xenia Junge, E-Mail: xenia.junge@wsl.ch, Tel. + 41 44 739 24 84
1
Touristen auf einer Alp im Diemtigtal. (Foto: Xenia Junge, WSL)
Einleitung Die Alpwirtschaft prägt die Schweizer Kulturlandschaft im Sömmerungsgebiet und wird als eine noch stark traditionell anmutende Wirtschaftsweise, häufig als Versinnbildlichung für ein idyllisches Leben sowie als Symbol für die Schweizer Identität herangezogen. Ihr wird daher ein hoher gesellschaftlicher Wert und eine identitätsprägende Funktion für die Schweizer Bevölkerung zugeschrieben. Aufgrund des Agrarstrukturwandels
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zieht sich die Landwirtschaft jedoch teilweise aus der Bewirtschaftung der Alpweiden zurück. Ein Rückgang der Alpwirtschaft und damit die Verbuschung und Wiederbewaldung ehemals genutzter Alpweiden sind eine Folge davon (Baur et al. 2007). Darüber, wie sich Veränderungen der Alpwirtschaft und der damit verbundenen Landschaft in sozio-kultureller Hinsicht auswirken, ist wenig bekannt. Es wird jedoch vermutet, dass die traditionsverhaftete und die Eigenart der Alpenlandschaft prägende Alpwirtschaft
für die Identität der lokalen Bevölkerung im Berggebiet und auch der Schweizer Bevölkerung von besonderer Bedeutung sei (z. B. Schermer und Kirchengast 2006, Schütz 2010). Zwar werden das Brauchtum und andere kulturelle Aspekte der Alpwirtschaft in der volkskundlichen Literatur beschrieben (Maeder und Kruker 1983, Niederer 1996), doch ist ihre heutige Bedeutung für die Schweizer Gesellschaft (z.B. als identitätsstiftender Faktor) noch wenig untersucht, und sie finden auch im Landwirtschaftsartikel (Art. 104 BV) keine Erwähnung. Auch fehlen Kenntnisse über die Bedürfnisse der Bevölkerung hinsichtlich gemeinwirtschaftlicher Leistungen der Alpwirtschaft wie die Erhaltung der Kulturlandschaft und der Biodiversität im Sömmerungsgebiet. Die Direktzahlungen, die die gemeinwirtschaftlichen Funktionen der Landwirtschaft abgelten, sollen in Zukunft jedoch noch konsequenter und zielgerichteter an gesellschaftlichen Bedürfnissen orientiert sein als bisher, auch im Sömmerungsgebiet (Lanz et al. 2010). Im AlpFUTUR-Teilprojekt 15 «Gesellschaft»1 haben wir daher untersucht, wie verschiedene Funktionen der Alpwirtschaft (z.B. ökologische, ökonomische, kulturelle) aus Sicht der Bevölkerung gewichtet werden und welche Rolle die Alpwirtschaft für die Identität der Schweizer Bevölkerung respektive der lokalen Bevölkerung im Berggebiet spielt. Des Weiteren war von Interesse, wie sich die Ansichten verschiedener Anspruchsgruppen (allgemeine Schweizer Bevölkerung, Touristen, lokale Bevölkerung) voneinander unterscheiden.
Zusammenfassung
Funktionen der Alpwirtschaft aus Sicht der Bevölkerung | Gesellschaft
Die Alpwirtschaft prägt die Schweizer Kulturlandschaft im Sömmerungsgebiet. Ihr wird als eine noch traditionell anmutende Wirtschaftsweise ein hoher kultureller Wert und eine identitätsprägende Funktion für die Schweizer Bevölkerung zugeschrieben. Um zu untersuchen, welche Funktionen der Alpwirtschaft von verschiedenen Anspruchsgruppen in der Bevölkerung geschätzt werden und inwiefern die Alpwirtschaft identitätsstiftend ist, wurden Touristinnen und Touristen sowie Bewohnerinnen und Bewohner im AlpFUTUR-Fallstudiengebiet Diemtigtal befragt und zudem eine gesamtschweizerische Befragung durchgeführt. Landschaftspflege, vor allem zum Erhalt der Artenvielfalt und für Erholungszwecke, sowie die alpwirtschaftliche Produktion werden hoch gewichtet. Etwas weniger wichtig sind alptouristische Angebote. Bewohnerinnen und -bewohner des Berggebietes gewichten alle Funktionen höher und identifizieren sich stärker mit der Alpwirtschaft. Diese Studie bietet Grundlagen für die auch im Sömmerungsgebiet geplanten, an gesellschaftlichen Bedürfnissen orientierten Landschaftsqualitätsbeiträge.
Methoden Befragung Um die oben gestellten Fragen zu beantworten, wurden zwei schriftliche Befragungen im AlpFUTUR-Fallstudiengebiet Diemtigtal und eine schweizweite Befragung durchgeführt. Als Erhebungsinstrument wurde ein standardisierter Fragebogen verwendet. Um den Fragebogen zu entwickeln, wurden neben Literaturanalysen leitfadengestützte Experteninterviews und vertiefende qualitative Interviews mit Vertretern verschiedener Anspruchsgruppen im Diemtigtal durchgeführt. Im Herbst 2010 wurden 117 Touristinnen und Touristen in verschiedenen (Alp-)Restaurants im Diemtigtal befragt. Im Frühjahr 2011 wurden an alle Haushalte der Gemeinde Diemtigen 920 Fragebögen per Postversand verschickt. Insgesamt wurden 273 ausgefüllte Fragebögen zurückgeschickt (Rücklauf 30 %). Die schweizweite Befragung wurde im Spätsommer 2011 online durchge-
1 Dieses Forschungsprojekt wurde vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) finanziell u nterstützt.
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Gesellschaft | Funktionen der Alpwirtschaft aus Sicht der Bevölkerung
od
uk tio
n
Pr
od
uk
CH<B***, CH<T*** 3" Zusätzliche Weideflächen für die Talbetriebe CH<B***, CH<T***, T<B(*) CH<B***, T<B** CH<B***, T<B** Erhaltung der Alpwirtschaft alsErhaltung und Förderung der Naturnahe, Produktion von Milch, Käse undwenig technisierte 4 Wirtschaftssektor Landwirtschaft Artenvielfalt Fleisch CH<B***, T<B** CH<T **, CH<B***, T<B* 2 Offenhaltung der Landschaft Erzeugung gesunder Produkte
f ha sc nd r La ultu n vo d K ng un ltu tur ha Na Er
Pr
ft, ha sc nd r La ultu n vo d K ng un tu r al atu N
tio
CH<B***, CH<T*** Zusätzliche Weideflächen für die Talbetriebe CH<B***, T<B** Erhaltung der Alpwirtschaft als Naturnahe, wenig technisierte 4 Landwirtschaft Welche Funktionen der Alpwirtschaft sind aus Ihrer SichtWirtschaftssektor wichtig? CH<B***, T<B** CH<T **, CH<B***, T<B* Offenhaltung der Landschaft Erzeugung gesunder Produkte
h Er
n
Welche Funktionen der Alpwirtschaft sind aus Ihrer Sicht wichtig?
CH<B***, CH<T*** Herstellung von Käse
CH<B***, T<B(*) Schutz des Siedlungsgebietes vor
3"
CH<B***, CH<T***, direkt auf der Alp T<B(*) Produktion von Milch, Käse und Fleisch
CH<B***, T<B** Naturgefahren Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt
1
CH<B***, T<B*** Sicherung der CH<B***, CH<T*** Nahrungsmittelproduktion Herstellung von Käse direkt(Krisenzeiten) auf der Alp
t,
2
CH<B***, CH<T**
CH<B***,der T<B(*) Bewahrung Alpwirtschaft als Schutz des Siedlungsgebietes Kulturgutvor Naturgefahren
1
CH<B***, CH<T*** ErhaltCH<B***, der Kulturlandschaft CH<T** als BewahrungErholungsraum der Alpwirtschaft als
CH<B***, T<B*** Sicherung der Alp-Produkte✝ Direktverkauf Nahrungsmittelproduktion (Krisenzeiten)
Kulturgut
CH<B***, T<B*** Einblick CH<B***, in den Alpbetrieb: z.B. Schaukäsen CH<T***
Touristische Nebennutzung eines Alpbetriebs
Erhalt der Kulturlandschaft als
Direktverkauf Alp-Produkte✝
Gelebtes Brauchtum durch traditionelle Anlässe CH<B*** Touristische Nebennutzung eines Alpbetriebs Gelebtes Brauchtum durch traditionelle Anlässe CH<B***
Einblick ins Älplerleben:Erholungsraum Mitarbeiten für Gäste CH<B***, CH<B***,T<B*** T<B***
Tourismus Einblick in den Alpbetrieb: z.B. Schaukäsen Einblick ins Älplerleben: Mitarbeiten für Gäste CH<B***, T<B***
Tourismus
Schweiz (CH) Touristen Diemtgital (T) Bewohner Diemtigtal (B) Schweiz (CH) Touristen Diemtgital (T) Bewohner Diemtigtal (B)
Abb. 1 | Funktionen der Alpwirtschaft und ihre mittlere Gewichtung aus Sicht der Schweizer Bevölkerung, Touristen im Diemtigtal und der B ewohner im Diemtigtal. Skalenwerte: 1= unwichtig, 2 = eher unwichtig, 3 = eher wichtig, 4 = wichtig. Gruppenunterschiede sind in grau angegeben ((*) p < 0,10, * p < 0,05, ** p < 0,01, *** p < 0,001). Die einzelnen Items des Fragebogens wurden übergeordneten Dimensionen zugeordnet (gelb umkreist). Die Formulierung der Items ist in der Abbildung zum Teil gekürzt. ✝
wurde nur in der schweizweiten Befragung in den Fragebogen aufgenommen.
führt. Insgesamt nahmen 1526 Personen teil. Dafür wurden je hälftig die für die Schweiz repräsentativen OnlinePanels der Umfrageinstitute LINK und Panelbiz genutzt. Als soziodemographische Variablen wurden Alter, Geschlecht, Bildungsstand, Wohnort und Sprachregion sowie der Bezug zur Alp- und Landwirtschaft und zum Berggebiet erfasst. Auswertung Um Zusammenhänge zwischen den Variablen der einzelnen Frageblöcke zu erkennen, wurden Faktorenanalysen durchgeführt. Durch dieses Verfahren werden Variablen, die untereinander stark korrelieren, zu übergeordneten Dimensionen (Faktoren) zusammenzufasst. Durch die übergeordneten Dimensionen sollen die beobachteten Zusammenhänge zwischen den Variablen möglichst gut zusammenfassend erklärt werden. Für Mittelwertvergleiche zwischen den Anspruchsgruppen wurden Varianzanalysen mit Post-Hoc-Mehrfachvergleichen durchgeführt.
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Resultate Funktionen der Alpwirtschaft Nahezu alle im Fragebogen genannten Funktionen der Alpwirtschaft werden sowohl von der Schweizer Bevölkerung als auch von den Touristinnen und Touristen und der lokalen Bevölkerung im Diemtigtal als mindestens eher wichtig eingestuft, wobei die Bewohnerinnen und Bewohner des Tals allen und die Touristinnen und Touristen nahezu allen Funktionen eine höhere Wichtigkeit beimessen als die Schweizer Bevölkerung (Abb. 1). Die einzelnen Funktionen wurden in Abbildung 1 den drei Dimensionen «Produktion», «Erhaltung von Landschaft, Natur und Kultur» und «Tourismus» zugeordnet. Diese thematische Zuordnung ist durch eine Faktorenanalyse abgestützt, auf die in diesem Artikel nicht weiter eingegangen wird (Junge und Hunziker 2013). Für die Schweizer Bevölkerung am wichtigsten ist die übergeordnete Dimension «Erhaltung von Land-
Funktionen der Alpwirtschaft aus Sicht der Bevölkerung | Gesellschaft
Wenn Sie in die Berge gehen, was ist Ihnen da wichtig? Naturerfahrung
*
Aussicht Bergszenerie **
Blütenreiche Wiesen und Weiden
***
Fernab vom Alltag Bewegung
***
Wildtiere sehen Erschliessung (Bergbahn, ...) Alpprodukte kaufen Kühe sehen Älpler sehen
Schweiz Touristen Diemtigtal
* 1
2
3
4
Abb. 2 | Aspekte, die den Befragten wichtig sind, wenn sie in die Berge gehen. Die mittlere Gewichtung der Schweizer Bevölkerung ist rot und die der Touristen im Diemtigtal blau abgebildet. Skalenwerte: 1 = unwichtig, 2 = eher unwichtig, 3 = eher wichtig, 4 = wichtig. Signifikanzniveau: *p < 0,05, ** p <0,01, *** p < 0,001
schaft, Natur und Kultur» mit Erhaltung der Artenvielfalt als eine der wichtigsten Funktionen, gefolgt von der landwirtschaftlichen Produktionsfunktion der Alpwirtschaft. Etwas weniger wichtig sind touristische Angebote. Der Diemtigtaler Bevölkerung sind vor allem die ökonomischen Funktionen wichtiger, aber auch die Offenhaltung der Landschaft und die Erhaltung der Artenvielfalt. Touristen liegen meist zwischen der Schweizer und der Diemtigtaler Bevölkerung, jedoch finden sie die alptouristischen Angebote am unwichtigsten, wohingegen sie den Erhalt der Kulturlandschaft als Erholungsraum am wichtigsten finden. Im Gegensatz zur mehrheitlich hohen Gewichtung der alpwirtschaftlichen Funktionen spielt die Alpwirtschaft bei einem Besuch in den Bergen eine vergleichsweise untergeordnete Rolle: Naturerfahrung, Szenerie und Artenvielfalt sind sowohl der allgemeinen Bevölkerung als auch den Touristeninnen und Touristen wichtiger als alpwirtschaftliche Aspekte (Abb. 2). Die Alpwirtschaft als identitätsstiftendende Funktion Die Alpwirtschaft ist typisch für die Schweiz und ist damit ein prägendes Element der Schweizer Typizität oder Eigenart. Sowohl die Diemtigtaler Bevölkerung als auch die allgemeine Schweizer Bevölkerung stimmen
den Aussagen «die Alpwirtschaft gehört zur Schweiz» und «Alpweiden und Alphütten sind einfach typisch Schweiz» in hohem Masse zu (Mittelwert Schweiz: 4,48 respektive 4,05, Mittelwert Bevölkerung Diemtigtal: 4,88 respektive 4,68 auf einer 5er Skala; 1= trifft nicht zu 5= trifft zu; Touristen im Diemtigtal wurden zu dieser Frage nicht befragt). Um Zusammenhänge zwischen einzelnen Variablen, die die identitätsstiftenden Funktionen der Alpwirtschaft beschreiben, zu erkennen, wurden Faktorenanalysen durchgeführt. Dabei wurden die übergeordneten Dimensionen «die Alpwirtschaft prägt die persönliche Identität» (Faktor 1) und «die Alpwirtschaft prägt die Eigenart der Schweiz, respektive ein Gefühl der Schweizer Kollektividentität» (Faktor 2) gebildet (Tab. 1). Für die Bewohnerinnen und Bewohner des Diemtigtals ist vor allem die Dimension «die Alpwirtschaft prägt die persönliche Identität», aber auch die Dimension «die Alpwirtschaft prägt die Eigenart der Schweiz» von grösserer Bedeutung als für die Schweizer Bevölkerung (Abb. 3). Ein Index, der pro Faktor einen Mittelwert über alle Variablen mit einer Faktorladung über 0,5 (Tab.1) angibt, zeigt, dass die allgemeine Schweizer Bevölkerung sich mit der Alpwirtschaft auf persönlicher Ebene nur durchschnittlich identifiziert, jedoch eher zustimmt, dass
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Gesellschaft | Funktionen der Alpwirtschaft aus Sicht der Bevölkerung
Schweiz
Bewohner Diemtigtal
Persönliche Identität
***
Eigenart Schweiz
***
1
2
3
4
5
Abb. 3 | Index für die mittlere Bedeutung der Dimensionen «Alpwirtschaft prägt die persönliche Identität» und «Alpwirtschaft prägt die Eigenart der Schweiz». Die Mittelwerte wurden für Variablen mit Faktorladung über 0,5 berechnet. Skalenwerte: 1 = trifft nicht zu, 2 = trifft eher nicht zu, 3 = weder noch, 4 = trifft eher zu, 5 = trifft zu. Signifikanzniveau: *** p < 0,001
die Alpwirtschaft die Schweizer Eigenart prägt (Abb. 3). Auch äussert sich in der allgemeinen Bevölkerung ein Gefühl der Schweizer Kollektividentität, die sich durch die Faktorladungen Heimatgefühl und Stolz auf die Alpwirtschaft in der Dimension «Eigenart» äussert (Tab. 1).
Diskussion Die für die Bevölkerung wichtigsten alpwirtschaftlichen Funktionen sind die Erhaltung der Artenvielfalt, die Offenhaltung der Landschaft für Erholungszwecke und die alpwirtschaftliche Produktion. Dies deckt sich mit Erwartungen und Präferenzen der Bevölkerung an die Landwirtschaft als Ganzes. Ökologie, Erholungsräume und Nahrungsmittelproduktion sind Themen, die für die Bevölkerung einen hohen Stellenwert haben (Huber et al. 2007) und artenreiche Agrarlandschaften werden gegenüber artenarmen bevorzugt (Junge et al. 2011). Bezüglich Produktion werden in der vorliegenden Studie im Besonderen qualitativ hochwertige (gesunde) Produkte und alpspezifische Produktionsverfahren (Käsen direkt auf der Alp) geschätzt. Auch Böni und Seidl (2012) zeigen, dass Alpprodukte, allen voran der Alpkäse, beliebt sind und dass besonderer Wert auf wertvolle Inhaltstoffe und die Produktionsverfahren (Handarbeit, «Natürlichkeit») gelegt wird.
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Etwas weniger wichtig in der vorliegenden Studie sind kulturelle und soziale Aspekte der Alpwirtschaft wie touristische Angebote oder traditionelle Anlässe. Die alptouristischen Angebote werden allerdings nicht als unwichtig, sondern im Vergleich zu den «klassischen» Funktionen der Alpwirtschaft (Produktion und Landschaftspflege) als weniger wichtig eingestuft, vor allem von den Touristeninnen und Touristen im Diemtigtal. Touristische Angebote gewinnen jedoch als wirtschaftliches Standbein an Bedeutung in der Alpwirtschaft. Konsumentenbefragungen von Böni und Seidl (2012) zeigen eine steigende Nachfrage an alptouristischen Angeboten; jedoch sollten diese einfach und authentisch sein. Aus touristischer Sicht wichtiger scheint nach unseren Ergebnissen jedoch die Alplandschaft zu sein: Die Landschafts- und Naturerfahrung ist bei einem Besuch in den Bergen wichtiger als der Kontakt zur Alpwirtschaft, und der Erhalt der Kulturlandschaft als Erholungsraum ist für die Touristinnen und Touristen eine der wichtigsten alpwirtschaftlichen Funktionen. Die Diemtigtaler Bevölkerung gewichtet nicht nur Produktionsfunktionen, sondern auch touristische Funktionen – vermutlich ebenfalls aus ökonomischer Sicht – höher. Dass Aspekte der lokalen Ökonomie für Einheimische eine höhere Bedeutung haben als für Auswärtige stellen auch Kianicka et al. (2006) fest. Die Alpwirtschaft ist für viele Bewohnerinnen und Bewohner des Berggebietes Teil ihrer Existenzgrundlage - entweder direkt für Alpbewirtschafter oder indirekt als Betriebszweig, der mit anderen Betriebszweigen verbunden ist. Doch neben der Produktion ist für die Diemtigtaler Bevölkerung auch die Multifunktionalität der Alpwirtschaft im Vergleich zur Schweizer Bevölkerung und den Touristinnen und Touristen wichtiger: Die Offenhaltung der Landschaft, im Besonderen die Erhaltung der Artenvielfalt, werden von der Diemtigtaler Bevölkerung am höchsten bewertet. Der ökologische und ästhetische Wert der artenreichen Alpweiden ist im Bewusstsein der lokalen Bevölkerung verankert und wird als «Produkt» der Alpwirtschaft angesehen, auf das man stolz ist, wie aus den qualitativen Interviews der lokalen Vertreter während der Voruntersuchungen hervorgegangen ist. Die Gewichtungen der Touristinnen und Touristen liegen meist zwischen jenen der lokalen und jenen der Schweizer Bevölkerung, teils decken sie sich aber auch mit jenen der lokalen oder Schweizer Bevölkerung. Die Touristen haben durch ihren Besuch einer Alpregion eine persönliche Beziehung zur Region und damit auch zur Alplandschaft und Alpwirtschaft. Dadurch kann sich ihre Sichtweise derjenigen der lokalen Bevölkerung annähern; dennoch können touristische Interessen
Funktionen der Alpwirtschaft aus Sicht der Bevölkerung | Gesellschaft
Tab. 1 | Korrelationskoeffizienten für den Zusammenhang zwischen Aspekten, die eine identitätsstiftende Funktion der Alpwirtschaft wiedergeben und zwei Faktoren, die in einer Faktorena nalyse extrahiert wurden. Je höher die Korrelation der Variablen mit dem Faktor ist (Faktorladung), desto mehr trägt sie zur Erklärung des Faktors bei. Nur Korrelationen über 0,3 sind abgebildet. Erklärte Gesamtvarianz = 61,5 %; Rotationsmethode: Varimax Faktor 1 «Persönliche Identität»
Identitätsstiftende Funktion der A lpwirtschaft
Faktor 2 «Eigenart Schweiz»
Die Alpwirtschaft prägt meine Lebenseinstellung
0,832
Die Alpwirtschaft bedeutet mir sehr viel
0,796
Die Alpwirtschaft prägt meine Persönlichkeit
0,796
Ich empfinde ein starkes Zugehörigkeitsgefühl zur Alpwirtschaft
0,748
Wenn die Alpwirtschaft aufgegeben würde, würde ein wichtiger Teil von mir verloren gehen
0,737
Die Alpwirtschaft fasziniert mich
0,605
0,441
Durch Kindheitserlebnisse auf der Alp fühle ich mich mit der Alpwirtschaft v erbunden.
0,592
0,339
Wenn die Alpwirtschaft aufgegeben würde, würde mich das sehr verunsichern
0,577
Alpweiden und Alphütten sind einfach «typisch Schweiz»
0,324
0,356
0,813
Die Alpwirtschaft gehört zur Schweiz
0,794
Der Anblick von Alpweiden löst in mir ein H eimatgefühl aus
0,451
0,669
Die Alpwirtschaft prägt mein Heimatgefühl
0,547
0,654
Ich bin stolz auf die Alpwirtschaft in der Schweiz / im Diemtigtal
0,476
0,579
Eigenwert
4,84
3,15
Varianz (%)
37,3
24,2
1
wurde aufgrund der höheren Faktorladung auf Faktor 2 nur für den Index «Eigenart» verwendet.
1
sowie eine weiterhin bestehende Distanz zur Region auch zu einer gesamtschweizerischen Sichtweise führen (Kianicka et al. 2004). Die Identifikation mit der Alpwirtschaft auf persönlicher Ebene scheint für die allgemeine Bevölkerung eine eher nebensächliche Rolle zu spielen, jedoch weckt die Alpwirtschaft ein Schweizer «Wir-Gefühl». Die Alpwirtschaft als Kulturgut und als oft noch stark traditionell und ursprünglich anmutende Wirtschaftsform kann als Heimatsymbol ein prägendes Element lokaler oder auch nationaler Identität darstellen (Kianicka et al. 2006, Schermer und Kirchengast 2006, Kirchengast 2008, Walter 2009, Schütz 2010). In der vorliegenden Studie identifiziert sich die lokale Bevölkerung deutlich stärker mit der Alpwirtschaft als die Schweizer Bevölkerung. Bewohnerinnen und Bewohner des Berggebietes haben durch
ihre Ortsverbundenheit und durch ökonomische Interessen einen stärkeren Bezug und ein stärkeres Zugehörigkeitsgefühl zur Alpwirtschaft. Dieses Zugehörigkeitsgefühl spielt bei der Bildung und Stabilisierung lokaler und persönlicher Identität eine wichtige Rolle (Twigger-Ross und Uzzell 1996, Kianicka et al. 2006).
Schlussfolgerungen Mit der per 2014 beschlossenen Weiterentwicklung der Agrarpolitik sollen die Direktzahlungen noch konsequenter auf die gesellschaftlichen Bedürfnisse ausgerichtet werden. Die in diesem Zusammenhang auch für das Sömmerungsgebiet vorgesehenen Landschaftsqualitäts- und Biodiversitätsbeiträge orientieren sich gemäss unseren Ergebnissen an aktuellen gesellschaftlichen Bedürfnissen.
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Gesellschaft | Funktionen der Alpwirtschaft aus Sicht der Bevölkerung
Befragungssituation auf einer Alp im Diemtigtal. (Foto: Xenia Junge, WSL)
Die Landschaft im Sömmerungsgebiet hat für die Schweizer Bevölkerung einen höheren Stellenwert als alptouristische Angebote. Auch identifiziert sich die Schweizer Bevölkerung auf persönlicher Ebene nur unwesentlich mit der Alpwirtschaft. Dennoch prägt die Alpwirtschaft die Schweizer Eigenart und ein Gefühl der Schweizer Kollektividentität. Die «Swissness» der Alpwirtschaft und ebenso die eher hohe Gewichtung aller alpwirtschaftlichen Funktionen deutet auf einen ideellen Wert der Alpwirtschaft hin, der durch Bilder, Symbole und WerbeSujets, die eine «heile Welt unserer Vorfahren» suggerieren, geprägt ist (Kirchengast 2008, Schütz 2010). Dies könnte ein weiterer Grund sein, weshalb alptouristische Angebote, die möglicherweise nicht dem typischen Bild einer traditionell landwirtschaftlich geprägten Alpwirtschaft entsprechen, einen niedrigeren Stellenwert haben. Für den Tourismus wäre es daher wichtig, den aus gesamtschweizerischer Sicht authentischen Charakter der Alpwirtschaft bei alptouristischen Angeboten zu bewahren.
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Die hohe Gewichtung der alpwirtschaftlichen Produktion weist auf ein Wertschöpfungspotenzial von Alpprodukten hin, das in Zukunft an Bedeutung gewinnen könnte; eine Tendenz, die auch in einer Studie zu Alpprodukten festgestellt wurde (Böni und Seidl 2012). Alpbetriebe können über ihre Wertschöpfung einen Beitrag zur Regionalentwicklung leisten. n
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Le funzioni dell'economia alpestre dal punto di vista della popolazione Il paesaggio antropico delle zone di estivazione alpine è caratterizzato dall’economia alpestre. Essendo una forma d’economia tradizionale, gran parte della popolazione svizzera ne attribuisce un alto valore culturale e una forte capacità d’identificazione. Per poter esaminare quali funzioni dell’economia alpestre sono apprezzate da diversi gruppi d’interesse nella popolazione e in che misura essa favorisce l’identità si è condotta un’inchiesta, rappresentativa presso turisti e popolazione residente nella regione di studio «Diemtigtal» del progetto AlpFUTUR. Lo studio ha evidenziato la maggiore importanza attribuita ai prodotti alpestri e alla funzione di tutela del paesaggio, in particolare per la conservazione della biodiversità e per scopi ricreativi, mentre risulta meno importante l’aspetto agrituristico.I risultati dell’inchiesta dimostrano anche che i residenti della zona di montagna danno più importanza a tutte le funzioni e si identificano maggiormente con l’economia alpestre. Questo studio fornisce una base conoscitiva per la prevista introduzione di contributi per la qualità del paesaggio nelle zone di estivazione.
Literatur ▪▪ Aigner S. & Egger G., 2010. Tourismus – ein wirtschaftliches Standbein für die Almwirtschaft in Österreich. Jahrbuch des Vereins zum Schutz der Bergwelt (München), 74./75. Jahrgang. S. 17–28. ▪▪ Baur P., Müller P. & Herzog F., 2007. Alpweiden im Wandel. Agrarforschung 14 (6), 254–259. ▪▪ Böni R. & Seidl I., 2012. Alpprodukte und Alpdienstleistungen: Ergebnisse einer Nachfrageerhebung bei Konsumenten und einer Befragung von Käsehändlern. Bericht aus dem AlpFUTURTeilprojekt 10 «Alpprodukte – Untersuchung bestehender Märkte und Identifikation von Innovationen und ihrer Potenziale» WSL, Birmensdorf. 61 S. 2 ▪▪ Huber R., Haller Th., Weber M. & Lehmann B., 2007. Land(wirt)schaft 2020: Was erwartet die Gesellschaft? Agrarforschung 14 (9), 406–411. ▪▪ Junge X. & Hunziker M., 2013. Gesellschaftliche Ansprüche an die Alpwirtschaft und Alplandschaft. Schlussbericht AlpFUTUR-Teilprojekt 15 «Gesellschaft». Eidg. Forschungsanstalt WSL, Birmensdorf. 2 ▪▪ Junge X., Lindemann-Matthies P., Hunziker M. & Schüpbach B., 2011. Aesthetic preferences of non-farmers and farmers for different land-use types and proportions of ecological compensation areas in the Swiss lowlands. Biological Conservation 144, 1430–1440. ▪▪ Kianicka S., Gehring K., Buchecker M. & Hunziker M., 2004. Wie authentisch ist die Schweizer Alpenlandschaft für uns? Bündner Monatsblatt 2004 (2), 196–210.
Summary
Riassunto
Funktionen der Alpwirtschaft aus Sicht der Bevölkerung | Gesellschaft
Functions of alpine farming from the perspective of the Swiss public Alpine summer farming shapes the cultural landscape in the Alps. Since this form of agriculture still has a very traditional appearance, a high cultural value and identityforming aspects are attributed to alpine farming. To investigate which functions of alpine farming are valued by different stakeholders and to what extent alpine farming is identity-forming, questionnaire surveys with tourists as well as residents of the AlpFUTUR case-study area Diemtigtal and a Swiss-wide online-survey have been conducted. The production function of alpine farming as well as landscape management, especially for the conservation of species diversity and for recreation, received high importance ratings, whereas alp-touristic offers are slightly less important. Mountain residents put more importance on all functions of alpine farming and identify themselves more strongly with alpine farming. This study offers a basis for society-oriented landscape quality payments, which will be introduced in the alpine pasturing area as well. Key words: multifunctionality of alpine summer farming, society, public goods, Swiss identity, cultural landscape.
▪▪ Kianicka S., Buchecker M., Hunziker M. & Müller-Böker U., 2006 Locals’ and Tourists’ Sense of Place. Mountain Research and Development 26 (1), 55–63. ▪▪ Kirchengast C., 2008. Über Almen – zwischen Agrikultur und Trashkultur. Innsbruck University Press, Innsbruck, 138 S. ▪▪ Lanz S., Barth L., Hofer C. & Vogel S., 2010. Weiterentwicklung des D irektzahlungssystems. Agrarforschung Schweiz 1 (1), 10–17. ▪▪ Maeder, H. & Kruker, R., 1983. Hirten und Herden. Walter-Verlag, Olten. 211 S. ▪▪ Niederer A., 1993. Alpine Alltagskultur zwischen Beharrung und Wandel. Haupt Verlag, Bern. 518 S. ▪▪ Schermer M. & Kirchengast C., 2006. Perspektiven für die Berglandwirtschaft. In: alpine space - man & environment, vol. 1: Die Alpen im Jahr 2020 (Eds. R. Psenner, R. Lackner). Innsbruck University Press, Innsbruck. S. 41-55. ▪▪ Schütz M., 2010. Die Alp als Ort der Gegenkultur. Lizentiatsarbeit, U niversität Basel. 129 S. ▪▪ Twigger-Ross C.L., Uzzel D.L., 1996. Place and identity processes. Journal of Environmental Psychology 16, 205–220. ▪▪ Walter F., 2009. Die Alpen und die schweizerische Identität (Kap. 5.2). In: Alpen (Ed. J.-F. Bergier). Historisches Lexikon der Schweiz. http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8569.php [18.3.2013]. 2
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U m w e l t
Serie AlpFUTUR
Modellierte Wiederbewaldung im Jahr 2021 und Artenvielfalt im Sömmerungsgebiet Beatrice Schüpbach, Thomas Walter, Gabriela Hofer und Felix Herzog Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich, Schweiz Auskünfte: Beatrice Schüpbach, E-Mail: beatrice.schuepbach@agroscope.admin.ch, Tel. +41 377 73 28
Abb. 1 | Wiederbewaldung im Val Cama. (Foto: ART)
Bildlegende
Einleitung Der Strukturwandel in der Berglandwirtschaft führte in den letzten Jahrzehnten zu Vergandung und Wiederbewaldung. In der Schweiz nahm die Waldfläche zwischen 1880 und 2000 um 21 % oder 1940 km2 zu (Ginzler et al. 2011). Vergandung und Wiederbewaldung sind Phänomene, welche die gesamten Alpen betreffen. Eine Analyse der Landschaftsentwicklung in den Alpen über die
280
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letzten 150 Jahre zeigt jedoch grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Staaten des Alpenbogens in Bezug auf den Anteil der Brachflächen. Der Brachanteil liegt zwischen 20 und 70 % der landwirtschaftlich genutzten Flächen (Tasser 2007; Zimmermann et al. 2010). Die Folge davon ist in vielen Fällen Wiederbewaldung mit negativen Auswirkungen wie Bodenversauerung und Abnahme der Artenvielfalt (Tasser und Tappeiner 2007). Auf der Basis von Szenarien wurde kleinräumig auch die zukünftige Landschaftsentwicklung für das Stubaital (Tappei-
ner et al. 2006) und die Landschaft Davos (Gret-Regamey et al. 2008) modelliert. Rutherford et al. (2008) haben Wahrscheinlichkeiten für Landnutzungsäderungen in den Schweizer Alpen modelliert. Die Wahrscheinlichkeit der Wiederbewaldung ist dabei ein Aspekt. Das AlpFUTUR-Teilprojekt «Biodiversität und Landschaft» baut auf diesem gesamtschweizerischen Modell auf und modelliert die potenzielle Wiederbewaldung im Jura und in den Alpen bis 2021. Der vorliegende Beitrag erörtert die voraussichtlichen Auswirkungen dieser Wiederbewaldung auf Ziel- und Leitarten der Landwirtschaft.
Zusammenfassung
Modellierte Wiederbewaldung im Jahr 2021 und Artenvielfalt im Sömmerungsgebiet | Umwelt
Datengrundlagen und Methoden Bezugseinheiten Sowohl das Vorkommen der UZL-Arten als auch das Auftreten der Wiederbewaldung sind räumlich heterogen über den Alpenraum verteilte Phänomene. Dies macht eine Abgrenzung von Bezugseinheiten notwendig. Im Rahmen des Projektes «Operationalisierung der Umweltziele Landwirtschaft» (Walter et al. 2013) wurden Subregionen auf Grund von Landschaftstypen, Höhenstufen, Klimabedingungen und modelliertem Artenvorkommen abgegrenzt. Diese wurden zur Beurteilung der Bedeutung der Arten im Sömmerungsgebiet herangezogen. Die Abgrenzung der Subregionen ist in Abbildung 2 dargestellt. Bei der Auswertung der modellierten Wieder-
Im Rahmen des Verbundprojektes AlpFUTUR wurde der Einfluss der Wiederbewaldung auf die Artenvielfalt im Sömmerungsgebiet untersucht. Eine Auswertung der Ziel- und Leitarten der Umweltziele Landwirtschaft (UZL-Arten) für das Sömmerungsgebiet zeigt, dass alle Regionen des Juras und der Alpen für die Erhaltung der UZL-Arten gleichermassen wichtig sind. Basierend auf einem Modell mit Wahrscheinlichkeiten zu Landnutzungsänderung wurde die Wiederbewaldung bis 2021 modelliert. In den «Nördlichen Zentralalpen», im Tessin und in Teilen Graubündens beträgt der Anteil der Wiederbewaldung bis zu 50 %. Für die Erhaltung der UZL-Arten ist zentral, dass lokal die von Nutzungsaufgabe und Wiederbewaldung bedrohten artenreichen Flächen ermittelt werden und mit einem angepassten Nutzungskonzept deren Offenhaltung sichergestellt wird. Im Jura und in den «Westlichen Nordalpen» beträgt der modellierte Anteil der Wiederbewaldung lediglich zwischen 1 und 5 %. Hier gilt es, auf artenreichen Flächen eine extensive Nutzung zu gewährleisten, da Intensivierung die UZL-Arten ebenso bedroht wie Nutzungsaufgebe und Wiederbewaldung.
Legende SR 1.8 SR 2.1 SR 2.2
SR 2.3 SR 2.4 SR 2.5
SR 2.6 SR 2.7 SR 3.1
SR 3.2 SR 3.3 SR 3.4
SR 4.1 SR 4.2 SR 5.3
Übrige Subregionen Gebiete zwischen 1000 und 2000 m. ü. M
0
25
50
100 km
Abb. 2 | Abgrenzung der Bezugseinheiten zur Auswertung der UZL-Arten: Originale Subregionen. Die Nummerierung der Subregionen (SR) entspricht derjenigen in Tabelle 2.
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Umwelt | Modellierte Wiederbewaldung im Jahr 2021 und Artenvielfalt im Sömmerungsgebiet
Legende Regionen gruppiert: Hohe Alpen Hohe Lagen im Faltenjura
Nördliche Bündner Alpen Nördliche Zentralalpen Südliche Bündner Alpen
Südliches Tessin Tallagen im Wallis Tessiner Alpen
Wallis Westliche Nordalpen Westliche Randalpen und Alpentäler
Zentrale Randalpen und Alpentäler Östliche Nordalpen Östliche Randalpen und Alpentäler Übrige Gebiete
0
25
50
100 km
Abb. 3 | Abgrenzung der Bezugseinheiten zur Auswertung der Wiederbewaldung: Einzelpolygone der Subregionen gruppiert. Die Bezeichnung der gruppierten Polygone entspricht jener in den Abbildungen 4 und 5.
bewaldung zeigte sich, dass diese Abgrenzung der heterogen auftretenden Wiederbewaldung nicht gerecht wird. Das Problem waren insbesondere Sub regionen, die aus mehreren räumlich getrennten Polygonen bestanden, was in einigen Fällen die durchschnittliche Wiederbewaldung der Subregion verzerrte. Deshalb wurden die Subregionen in Einzelpolygone aufgetrennt und diese als Bezugseinheiten verwendet. Zur Interpretation der Resultate bezüglich Wiederbewaldung wurden benachbarte Einzelpolygone der Subregionen, mit ähnlicher Tendenz zu Wiederbewaldung wieder zusammengefasst (Schüpbach et al. 2012). Abbildung 3 zeigt die Abgrenzung der gruppierten Einzelpolygone der Subregionen. Im Nachfolgenden werden diese «gruppierte Einzelpolygone» genannt. Zur Abschätzung der Auswirkungen der Wiederbewaldung auf die UZL-Arten, müssten eigentlich die modellierten potenziellen Verbreitungsgebiete der UZLArten mit der Wiederbewaldung überlagert werden und zum Beispiel ausgewertet werden, welcher Anteil der potenziell in den Subregionen vorkommenden Arten von Wiederbewaldung betroffen ist. Die Modellierung des potenziellen Verbreitungsgebietes der einzelnen UZL-Arten lässt aber diese Vorgehensweise nicht zu (Schüpbach et al. 2012), weil sie lediglich auf
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Agrarforschung Schweiz 4 (6): 280–287, 2013
Funddaten von nach 1990 basiert. Regionen mit wenig oder keinen Funddaten aus dieser Zeitperiode würden unterschätzt. Ziel- und Leitarten Landwirtschaft Für die Operationalisierung der «Umweltziele Landwirtschaft» (BAFU und BLW 2008; Walter et al. 2013) wurde für 15 Artengruppen das potenzielle Verbreitungsgebiet modelliert und es wurden die ökologischen Bedürfnisse und die Verantwortung der Subregion für die einzelne Art in einer Datenbank erfasst. Dabei bedeutet «Verantwortung der Subregion» für eine UZL-Art, dass das potenzielle Verbreitungsgebiet der UZL-Art entweder mindestens 10 % Anteil an der Subregion hat, oder dass der Flächenanteil des potenziellen Verbreitungsgebietes in der Subregion mindestens 5 % des gesamtschweizerischen potenziellen Verbreitungsgebietes der UZL-Art beträgt (Walter et al. 2013). Von den 15 Artengruppen wurden für die vorliegende Studie die sechs im Sömmerungsgebiet artenreichsten Gruppen berücksichtigt: Gefässpflanzen, Flechten, Moose, Pilze, Schmetterlinge und Heuschrecken (Schüpbach et al. 2012; Walter et al. 2013). Aus der Datenbank wurden alle Arten mit montaner und subalpiner Verbreitung ermittelt (Gesamtpotenzial) sowie die Zahl der Arten mit montaner und subalpiner
Modellierte Wiederbewaldung im Jahr 2021 und Artenvielfalt im Sömmerungsgebiet | Umwelt
Tab. 1 | Änderungsraten der verschiedenen Landnutzungskategorien zwischen der Arealstatistik 1979/85 und 1992/97 als Basis zur Modellierung der Wiederbewaldung Änderung zu: Ursprüngliche Nutzung
Verbuscht [%]
Offener Wald [%]
Geschlossener Wald [%]
Intensiv genutzte Wiese
0,11
0,25
0,13
extensiv genutzte Wiese
1,60
0,63
0,27
3,9
8,70
Verbuscht Offener Wald
7,60
Verbreitung, für welche die Region eine hohe Verantwortung hat. Mit der Einschränkung auf die montane und subalpine Stufe wurde sichergestellt, dass die berücksichtigten UZL-Arten im Sömmerungsgebiet vorkommen. Mit diesen Auswertungen wurde abgeklärt, ob die Subregionen bezüglich Gesamtpotenzial und Verantwortung im Sömmerungsgebiet alle gleich wichtig sind, oder ob es grosse Unterschiede zwischen den Regionen gibt.
der Sömmerungsflächen erstellt. Dazu wurde die modellierte Wiederbewaldung mit den oben beschriebenen Einzelpolygonen der Subregionen und dem Digitalen Höhenmodell (DHM25 ©Eidg. Vermessungsdirektion, DV002207.1) überlagert. Anschliessend wurde für jedes Einzelpolygon der Anteil Wiederbewaldung berechnet.
Modellierte Wiederbewaldung Im Projekt WaSAlp (Baur 2004) wurde ein umfassendes Modell zur Wahrscheinlichkeit von Landnutzungsänderungen (sowohl Intensivierung wie Extensivierung) erstellt. Es basiert auf den beobachteten Landnutzungsänderungen zwischen der Arealstatistik 1979/85 und der Arealstatistik 1992/97 sowie Daten zu Bodeneigenschaften, Klima, Relief und Distanzen zu Strassen und Siedlungen (Rutherford et al. 2008). Für die vorliegende Studie wurden die Teile, welche die Wiederbewaldung beschreiben (Landnutzungsänderungen von «extensiv» oder «intensiv genutzter Wiese» zu «Verbuschung», «Offenem Wald» oder «Geschlossenem Wald») verwendet und zu einem Datensatz aggregiert. Dieser Datensatz enthält für jede Wiederbewaldungskategorie («Verbuschung», «Offener Wald» und «Geschlossener Wald»), die Rasterzellen mit der höchsten Wahrscheinlichkeit für eine Landnutzungsänderung gemäss dem ursprünglichen Modell von Rutherford et al. (2008). Diese Zellen wurden gemäss der Änderungsrate der einzelnen Landnutzungskategorien (siehe Tabelle 1) extrahiert. Der entstandene Datensatz beschreibt die Wahrscheinlichkeit der Wiederbewaldung bis 2009. Dieser Datensatz wurde mit Hilfe der bis Herbst 2012 vorhandenen Daten der Arealstatistik 2004/09 auf seine Qualität überprüft. Anschliessend wurde unter Berücksichtigung der doppelten Änderungsrate (Tab. 1) die Wiederbewaldung für das Jahr 2021 modelliert. Daraus wurde der Anteil der Wiederbewaldung an den Einzelpolygonen im Sömmerungsgebiet (zwischen 1000 und 2000 m ü. M). berechnet sowie eine Zeitreihe der Entwicklung
Ziel- und Leitarten Landwirtschaft Tabelle 2 zeigt, dass viele Subregionen einen beträchtlichen Anteil Sömmerungsgebiet haben. Ausserdem bieten sie alle für eine grosse Zahl an UZL-Arten Lebensraum (Gesamtpotenzial zwischen 642 und 1028 Arten). Für rund die Hälfte dieser Arten tragen die jeweiligen Subregionen hohe Verantwortung (244 bis 672 Arten). Die Verteilung der Grösse der Subregionen, ihres Sömmerungsgebietsanteils und ihrer Artenzahlen zeigt, dass eine Priorisierung der Subregionen auf Grund der Arten deshalb kaum möglich ist. In grossen Subregionen finden sich nicht unbedingt mehr Arten als in kleinen Subregionen. Ein im Vergleich zu einer anderen Subregion hohes Gesamtpotenzial bedeutet nicht unbedingt, dass auch die Zahl der Arten, für welche die Subregion hohe Verantwortung trägt höher ist und umgekehrt. Für die Erhaltung der UZL-Arten braucht es alle Regionen gleichermassen. Geht man davon aus, dass die einzelnen UZL-Arten mehr oder weniger gleichmässig über die Subregionen, in welchen sie vorkommen, verteilt sind, sagt der Anteil der Wiederbewaldung direkt etwas über die Gefährdung der UZL-Arten durch Wiederbewaldung aus. Es gibt jedoch auch viele UZL-Arten mit punktueller Verbreitung. Im nachfolgenden Kapitel sind die Verteilung der Wiederbewaldung und ihre Auswirkungen auf die UZL-Arten beschrieben.
Resultate
Modellierte Wiederbewaldung Auswertungen der modellierten Wiederbewaldung mit der Arealstatistik 2004/09 haben gezeigt, dass die Wiederbewaldung gemäss Modell (originale Änderungs-
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Umwelt | Modellierte Wiederbewaldung im Jahr 2021 und Artenvielfalt im Sömmerungsgebiet
Tab. 2 | Subregionen der höheren Lagen in den Alpen und im Jura mit ihrem Gesamtpotenzial an Umwelt Ziel- und Leitarten für die Landwirtschaft (UZL), ihrer Verantwortung für diese Arten sowie dem Anteil des Sömmerungsgebietes an der Gesamtfläche der Subregion. B erücksichtigte Artengruppen: Gefässpflanzen, Flechten, Moose, Pilze, Tagfalter, Heuschrecken. Die Namen und Nummern der Subregionen entsprechen derjenigen in Walter et al. (2013)
UZL Subregion (SR)
Potenzial montan oder subalpin [Anzahl Arten]
Anz. Arten, für welche die Region hohe Verantwortung trägt (montan oder subalpin)
Fläche Gesamtregion [km2]
Anteil Sömmerungsgebiet gemäss LW-Zonenplan [%]
Chablais (SR 1.8)
763
394
142
1
Alpen
Berglandschaften der nördlichen Randalpen (Klippenzone) und mittelhohe Nordalpen (SR 2.1)
980
491
4121
80
Alpen
Hohe Nordalpen, Faulhorn, Titlis, Clariden, Kärpf, Tödi, Pizol, mittlere Bündner Alpen (SR 2.2)
770
304
3167
96
Alpen
Hohe Zentralalpen, westliche und nördliche Walliser Alpen (SR 2.3)
962
350
3328
97
Alpen
Hohe Engadiner Alpen (SR 2.4)
642
268
2119
93
Alpen
Unterengadin, Val Müstair (SR 2.5)
694
424
928
84
Alpen
Bergell, Puschlav, mittlere Lagen der Tessiner Alpen (SR 2.6)
863
405
1826
74
Alpen
Südöstliche Walliser Alpen (SR 2.7)
761
244
1265
99
Hoher westlicher Jura, tiefe Lagen in den Alpen
Molassehügelland, nördliche Alpentäler (SR 3.1)
974
399
3806
13
Hoher westlicher Jura, tiefe Lagen in den Alpen
Tallagen des Vorderrhein, Hinterrhein u. der Landquart (SR 3.2)
813
445
811
13
Hoher westlicher Jura, tiefe Lagen in den Alpen
Molassebergland, Rigi, Sihlsee, Speer, Hochalp (SR 3.3)
659
271
682
48
Hoher westlicher Jura, tiefe Lagen in den Alpen
Hohe Lagen im Faltenjura (SR 3.4)
811
468
1127
44
Tiefe Lagen im Wallis
Tallagen im Wallis (SR 4.1)
1022
672
843
4
Tiefe Lagen im Wallis
Talflanken im Wallis (SR 4.2)
1028
589
1230
61
Südlicher Alpenrand
Südliches Tessin (SR 5.3)
674
459
268
1
UZL Grossregion
Mittelland, tiefe Lagen im Jura
rate) in der Höhenstufe zwischen 1000 und 2000 m ü. M., der für das Sömmerungsgebiet relevanten Höhenstufe, die Wiederbewaldung tendenziell überschätzt. Dies gilt insbesondere für die modellierte «Verbuschung» (Schüpbach et al. 2012). Abbildung 4 zeigt die Anteile der modellierten Wiederbewaldung bis 2021 (doppelte Änderungsrate) in den «gruppierten Einzelpolygonen». Die «Wiederbewaldung insgesamt» (oben links) wird durch den «Geschlossenen Wald» (oben rechts) dominiert. Dieser kommt im gesamten Alpenraum und auch im Jura vor, wobei die Anteile generell im südlichen und im östlichen Teil der Alpen höher als im nordwestlichen Teil oder im Jura. In
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den «Nördlichen Zentralalpen», in den «Tessiner Alpen», im Oberengadin, Bergell, Puschlav und in Teilen der «Nördlichen Bündner Alpen» («gruppierte Einzelpolygone‘», Abb. 3) ist die Wiederbewaldung am höchsten – im Extremfall bis über 50 % (dabei handelt es sich allerdings um ein kleines Einzelpolygon). Die Aufteilung in «Verbuschung» «Offener Wald» und «Geschlossener Wald» gibt für den Artenschutz zusätzliche Information. Während der «Geschlossene Wald» den auf offenes Grasland spezialisierten UZL-Arten keinen geeigneten Lebensraum bietet, ist dies bei «Verbuschung» und «Offenem Wald» noch bedingt der Fall. So zeigen zwei Studien, dass die Artenvielfalt bei mässiger Verbuschung
Modellierte Wiederbewaldung im Jahr 2021 und Artenvielfalt im Sömmerungsgebiet | Umwelt
Wiederbewaldung insgesamt
Geschlossener Wald
Legende
Anteil von Wiederbewaldung betroffene Fläche >= 10 % – 20 %
< 1 % >= 1 % – 5 %
>= 20 % – 50 %
>= 5 % – 10 %
>= 50 %
Unter 1000 oder über 2000 m.ü.M
0
25
50
Verbuschung
100
Offener Wald
Abb. 4 | Anteile von Wiederbewaldung, «Geschlossenem Wald», «Verbuschung» und «Offenem Wald» an der Fläche zwischen 1000 und 2000 m ü. M der Einzelpolygone.
sogar höher sein kann als ohne Verbuschung (Koch et al. 2012; Walter et al. 2007). Das bedeutet allerdings, dass die Verbuschung kontrolliert werden muss. Gemäss Modellierung findet Verbuschung vor allem in den «Nördlichen Zentralalpen«, in den «Tessiner Alpen» und in Teilen der «Nördlichen Bündner Alpen» statt, mit Anteilen zwischen 1 bis 5 %, im Extremfall bis 10 %. Die Ausbreitung des «Offenen Waldes» konzentriert sich auf die «Tessiner Alpen», das Bergell und das Oberengadin, sowie auf einzelne Teile der «Nördlichen Bündner Alpen» (Anteile 1 bis 5 %). Auch hier kann eine kontrollierte Entwicklung des «Offenen Waldes» einen Teil der UZLArten vielleicht erhalten. Abbildung 5 zeigt die Entwicklung der Sömmerungsweiden zwischen 1979/85 und 2004/09 sowie die Prognose für 2021 als Anteil der Fläche der Sömmerungsweiden gemäss Arealstatistik 1979/85. Die Ergebnisse sind aufgeschlüsselt nach den «gruppierten Einzelpolygonen» (Abb. 3). Hier zeigt sich wiederum das räumlich heterogene Bild: In einigen Fällen nimmt der Anteil an der Fläche von 1979/85 wie erwartet kontinuierlich ab. In anderen Fällen («Hohe Lagen im Faltenjura», «Zentrale Randalpen» und Alpentäler» oder «Westliche Rand alpen und Alpentäler») nimmt er zwischen 1992/97 und 2004/09 wieder zu. In den «Westlichen Nordalpen», den «Nördlichen Bündner Alpen», im «Südlichen Tessin», den «Tessiner Alpen» und den «Tallagen im Wallis» ist der in der Arealstatistik 2004/09 beobachtete Anteil an der Flä-
che von 1979/85 schon kleiner ist als der prognostizierte Anteil von 2021. Hier hat das Modell die Wiederbewaldung in Bezug auf die Sömmerungsweiden unterschätzt.
Diskussion Die Wahl der Bezugseinheiten ist für die Bearbeitung dieses Themas der zentrale Punkt. Da die Wiederbewaldung ein heterogenes Phänomen ist, darf die Bezugseinheit für deren Auswertung nicht zu gross sein und sollte sich insbesondere nicht über mehrere, räumlich getrennte Polygone erstrecken. Die Bezugseinheiten der UZL-Arten wiederum müssen der Ausbreitung und den ökologischen Bedürfnissen der Arten gerecht werden. Eine weitere Einschränkung ist die Begrenzung auf die Höhenstufe 1000 bis 2000 m ü. M. Die jüngste Auswertung des Bundesamtes für Statistik zeigt, dass der grösste Zuwachs der Waldfläche zwischen 1992/97 und 2004/09 auf der Höhenstufe zwischen 2200 und 2400 m ü. M. stattfand (BFS 2012). Dies erklärt auch, warum in gewissen Regionen die Sömmerungsflächen schon 2004/09 stärker von Wiederbewaldung betroffen waren als gemäss Modell vorhergesagt.
Schlussfolgerungen Die Ergebnisse zeigen, dass Wiederbewaldung sowohl im Jura wie im gesamten Alpenraum bis 2021 zunehmen wird. Allerdings sind die regionale Unterschiede
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Umwelt | Modellierte Wiederbewaldung im Jahr 2021 und Artenvielfalt im Sömmerungsgebiet
Tallagen im Wallis Südliches Tessin Tessiner Alpen Wallis Nördliche Bündner Alpen Nördliche Zentralalpen Hohe Alpen Westliche Nordalpen Östliche Randalpen und Alpentäler Östliche Nordalpen Westliche Randalpen und Alpentäler
Anteil Prognose 2021 Anteil 2009 Anteil 1997
Zentrale Randalpen und Alpentäler Hohe Lagen im Faltenjura 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100
Abb. 5 | Entwicklung der Fläche der Sömmerungsweiden gemäss Arealstatistik 1979/85, 1992/97 und 2004/09 sowie der Prognose für 2021 gemäss der modellierten Wiederbewaldung als Anteil der Fläche von 979/85. Einzelpolygone gruppiert; die Fläche von 1979/85 entspricht 100 %.
gross: Gemäss Modell werden die höchsten Anteile an Wiederbewaldung in den «Nördlichen Zentralalpen», im «Tessin» und in Teilen des Kanton Graubünden (Bergell, Oberengadin, Puschlav und Teile Nordbündens) erwartet. Auch wenn die zur Verfügung stehenden Daten die eigentlich erforderliche Überlagerung und Bilanzierung von Arten und Wiederbewaldung nicht zuliess, kann man für die Ziel- und Leitarten der Landwirtschaft aus den vorliegenden Resultaten doch zwei Schlüsse ziehen: Zum einen kommen Ziel- und Leitarten der Landwirtschaft in allen Regionen in grosser Zahl vor, so dass alle Regionen für die Erhaltung der UZL-Arten und die Erreichung der Umweltziele wichtig sind. Zum anderen ist Wiederbewaldung nicht in allen Regionen gleichermassen ein drängendes Problem. In Regionen mit hohem modellierten Wiederbewaldungsanteil (Tessin, Zentrale Nordalpen, Graubünden) ist der Offenhaltung grössere Beachtung zu schenken. Flächendeckende Wiederbewaldung führt nicht nur zu Kulturlandverlust, sondern auch zu einem Verlust an Arten- und Landschaftsvielfalt und ist deshalb zu vermeiden (Tasser und Tappeiner 2007). Deshalb sind in diesen Regionen lokal diejenigen artenreichen Flächen zu eruieren, die von Nutzungsaufgabe und Wiederbewaldung stark betroffen sind. Für diese Flächen ist ein angepasstes Nutzungskonzept zu erarbeiten. Demgegenüber ist den von Wiederbewaldung wenig betroffenen Gebieten («Westlichen Nordalpen» und «Jura») die Erhaltung einer extensiven Nutzung insbesondere auf den artenreichen Flächen vorrangig, während «Offenhaltung» eine eher untergeordnete Rolle
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spielt. Intensivierung wirkt sich auf die Mehrzahl der UZL-Arten genauso negativ aus wie eine Nutzungsaufgabe. Walter et al. (2013) haben gezeigt, dass neben der Tal- und Hügelzone auch in der Bergzone I und II der vorgeschlagene Soll-Anteil an artenreichen Flächen nicht erreicht wird. Wenn die in der Bergzone III und IV sowie im Sömmerungsgebiet noch in genügendem Mass vorhandenen Flächen mit UZL-Qualität erhalten werden sollen, sind entsprechende Anstrengungen notwendig. Schleichende Intensivierung ist ebenso zu unterbinden wie unkontrollierte Vergandung. Entsprechende Anreize werden von der Agrarpolitik gesetzt, indem zukünftig auch im Sömmerungsgebiet Biodiversitätsförderflächen angemeldet werden können. Es wird sich zeigen, ob diese Massnahme dazu beiträgt, die Umweltziele Landwirtschaft zu erreichen. n
www.alpfutur.ch
Dank
Die Studie ist Teil des Teilprojektes 5 «Landschaft» von AlpFUTUR und wurde durch Armasuisse Immobilien, der Sophie und Karl Binding Stiftung, der Ricola AG und den Kanton Graubünden finanziell unterstützt.
Delineati l'avanzamento del bosco nel 2021 e la biodiversità nella regione d'estivazione Nell'ambito del progetto collettivo AlpFUTUR è stato analizzato l'influsso dell'avanzamento del bosco sulla biodiversità nella regione d'estivazione. Una valutazione delle specie bersaglio e faro degli obiettivi ambientali nell'agricoltura (specie degli OAA) per la regione d'estivazione mostra che tutte le regioni del Giura e dell'arco alpino sono importanti per il mantenimento delle specie degli OAA. Sulla base di un modello probabilistico di modifiche dell'utilizzo dei terreni è stato delineato l'avanzamento del bosco fino al 2021. Nelle «Alpi centro-settentrionali», in Ticino e in parte dei Grigioni la quota dell'avanzamento del bosco arriva fino al 50 per cento. Per la salvaguardia delle specie degli OAA è fondamentale che a livello locale siano individuate le superfici ricche di specie minacciate dalla cessazione della gestione e dall'avanzamento del bosco e sia garantita la loro preservazione con un piano di utilizzazione adeguato. Nel Giura e nelle «Alpi nord-occidentali» la quota dell'avanzamento del bosco stimata si aggira soltanto tra l'1 e il 5 per cento. Si tratta pertanto di garantire un'utilizzazione estensiva sulle superfici ricche di specie, in quanto l'intensificazione minaccia le specie degli OAA allo stesso modo della cessazione della gestione e dell'avanzamento del bosco.
Literatur ▪▪ BAFU & BLW (2008). Umweltziele Landwirtschaft. Bern: Bundesamt für Umwelt BAFU und Bundesamt für Landwirtschaft BLW. ▪▪ Baur P., 2004. Die Landwirtschaft geht − der Wald kommt. Montagna 4, 12−14. ▪▪ BFS (2012). Die Waldausbreitung in den Alpen. In BFS aktuell, Raum und Umwelt, Raumnutzung und Landschaft: Bundesamt für Statistik BFS. ▪▪ Ginzler C., Brändli U.B. & Hägeli M., 2011. Waldflächenentwicklung der letzten 120 Jahre in der Schweiz. Schweizerische Zeitschrift für Forst wesen 162 (9), 377−343. ▪▪ Gret-Regamey A., Bebi P., Bishop I.D. & Schmid W.A., 2008. Linking GISbased models to value ecosystem services in an Alpine region. Journal of Environmental Management 89 (3), 197−208. ▪▪ Koch B., Giovanettina S., Schmid S., Bischof S. & Hofer G., 2012. Qualitätsindikatoren für die Biodiversität im Sömmerungsgebiet. Zürich: F orschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART. ▪▪ Rutherford G.N., Bebi P., Edwards P.J. & Zimmermann N.E., 2008. Assessing land-use statistics to model land cover change in a mountainous landscape in the European Alps. Ecological Modelling 212 (3−4), 460−471. ▪▪ Schüpbach B., Hofer G. & Walter T., 2012. Schlussbericht aus dem AlpFUTUR-Teilprojekt 5 «Qualität», Teil Landschaft. (revidierte Version vom 30. 5. 2013). http://www.alpfutur.ch/qualitaet.php?l=1.
Summary
Riassunto
Modellierte Wiederbewaldung im Jahr 2021 und Artenvielfalt im Sömmerungsgebiet | Umwelt
Modelled forest regrowth in 2021 and biodiversity in alpine summer pastures The influence of forest regrowth on biodiversity in alpine summer pastures was investigated as part of the joint research project AlpFUTUR. An evaluation of the target and indicator species of the agriculture-related environmental objectives (AEO species) for the alpine summer pastures shows that all regions of the Jura and the Alps are of equal importance for the conservation of AEO species. Forest regrowth up to 2021 was estimated on the basis of a model describing probabilities of land-use change. In the «North-Central Alps», the Tessin and parts of Graubünden, the percentage of forest regrowth can be as high as 50 %. For the conservation of AEO species, it is crucial for the species-rich meadows and pastures threatened by abandonment and forest regrowth to be identified locally, and for a locally adapted land-use concept to ensure that they remain under agricultural management. In the Jura mountains and in the «Northwestern Alps», the percentage of modelled forest regrowth is only between 1 and 5 %. Here, it is important to ensure extensive (i.e. low-input) land use on species-rich land, since intensification threatens the AEO species as much as abandonment and forest regrowth. Key words: forest re-growth, impact on species, Swiss Alps, summer pastures, Swiss land-use statistics, modeling.
▪▪ Tappeiner U., Tasser E., Leitinger G. & Tappeiner G., 2006. Landnutzung in den Alpen: historische Entwicklung und zukünftige Szenarien. In: Die Alpen im Jahr 2020 (Ed. R. Psenner und R. Lackner). innsbruck university press, Innsbruck, ▪▪ Tasser E., 2007. Vom Wandel der Bergbäuerlichen Kulturlandschaft. In: Bergwelt im Wandel (Ed. F. W. Merlin, S. Hellebart und M. Machatschek). Verlag des Kärntner Landesarchiv, Klagenfurt, 48−59. ▪▪ Tasser E. & Tappeiner U., 2007. Wenn der Bauer mäht ... Ökologische Folgen von Landnutzungsänderungen. Ländlicher Raum Online Fachzeitschrift des Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, 1−13. ▪▪ Walter T., Grünig A., Schüpbach B. & Schmid W., 2007. Indicators to predict quality of low intensity granzing areas in Switzerland. Grassland sceince in Europe 12, 259−262. ▪▪ Walter T., Eggenberg S., Gonseth Y., Fivaz F., Hedinger C., Hofer G., Klieber-Kühne A., Richner N., Schneider K., Szerencsits E. & Wolf S., 2013. Operationalisierung der Umweltziele Landwirtschaft; Bereich Ziel- und Leitarten, Lebensräume (OPAL). ART-Schriftenreihe 18, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART. ▪▪ Zimmermann P., Tasser E., Leitinger G. & Tappeiner U., 2010. Effects of land-use and land-cover pattern on landscape-scale biodiversity in the European Alps. Agriculture, Ecosystems & Environment 139 (1−2), 13−22.
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P f l a n z e n b a u
Anfälligkeit der Kartoffel auf Nassfäule hervorgerufen durch Dickeya spp. David Gerardin1, Jérémie Rouffiange2, Isabelle Kellenberger3, Santiago Schaerer3 und Brice Dupuis3 UFR PEPS, Université de Haute Alsace, 68000 Colmar, Frankreich 2 Institut Supérieur Industriel agronomique Huy-Gembloux, 4500 Huy, Belgien 3 Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon, Schweiz Auskünfte: Brice Dupuis, E-Mail: brice.dupuis@agroscope.admin.ch, Tel. +41 22 363 47 48
1
Abb. 1 | Entfernen des von der Nassfäule zerstörten Gewebes auf einer Kartoffelscheibe. (Photo: D. Gerardin)
Einleitung Bakterien der Gattung Erwinia können verschiedene Krankheiten der Kartoffel verursachen. Dazu zählen Fäulnisse des Stängels, welche Schwarzbeinigkeit genannt werden, und Fäulnisse der Knollen, die als Nassfäulen bezeichnet werden. Die Symptome der Schwarz-
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beinigkeit reichen, in Abhängigkeit der klimatischen Bedingungen, von einer Nassfäule bis zu einer Trockenfäule der Stängel, während die Knollen im Feld und bei der Lagerung von Nassfäulen befallen werden (Helias, 2008). Jüngste taxonomische Arbeiten haben zu einer Neugestaltung der Nomenklatur der für diese Symptome verantwortlichen Pathogene geführt, die von nun
an zwei Gattungen angehören: Pectobacterium, früher Erwinia carotovora, und Dickeya, früher Erwinia chrysanthemi (Helias 2008). Von 1986 bis 2010 wurden in der Schweiz 718 Proben kranker Stängel und Knollen untersucht. Im Durchschnitt gehörten 66 % der Bakterien zur Gattung Dickeya und 34 % zu Pectobacterium (Cazelles et Schwaerzel 1992; Dupuis et al. 2010). Die DickeyaBakterien dringen durch die Lentizellen, die Stolonen oder durch Verletzungen in die Knollen ein. Infektionen können auch während der Lagerung auftreten, vor allem wenn eine kranke Knolle in Kontakt mit einer gesunden Knolle kommt (Rousselle et al. 1996). Die Bakterien können auch in der Knolle in einem latenten Zustand verharren und sich erst beim Eintreten günstiger Milieubedingungen vermehren (Hélias 2008). Weber et al. (1996) haben die Mechanismen, welche bei der Entwicklung von Nassfäulen auftreten, zu einem Gesamtbild zusammengefasst. Diese Mechanismen sind in Abbildung 2 dargestellt. Zuerst bildet das Bakterium pektinolytische Enzyme (EP), vor allem Pektin abbauende Enzyme und Polygalaktorunasen (McMillan et al. 1993), welche das polymerisierte Pektin der Kartoffelzellwände in einfache Bausteine zerlegen. Die Oligogalakturonate (OGS), welche bei dieser Entpolymerisierung entstehen, werden vom Bakterium absorbiert und mittels oligogalakturonischen Enzymen zu 5-Keto-4-Deoxyuronate (DKI), 2,5-Diketo3-Deoxy-Gluconate (DKII) sowie Galacturonsäure (AG) abgebaut. Die DKI, DKII sowie weitere Produkte, die als Resultat des Zellwandabbaus entstehen, lösen eine Kettenreaktion aus, welche zu einer Zunahme der EP-Produktion führt und damit die Virulenz des Bakteriums erhöht (Yang et al. 1992). Die OGS, welche beim Abbau des Pektins durch die EP entstehen, lösen bei der Pflanze gegen diese Infektionen Resistenzmechanismen aus wie etwa die Erzeugung von Proteasen-Inhibitoren und anderen Phytoalexinen (Weber et al. 1996). Einige Arbeiten haben Unterschiede bei der Sortenempfindlichkeit gegenüber der Schwarzbeinigkeit im Feld aufgezeigt (Allefs et al. 1996, Radtke & Rieckmann, 1991). Die Studie von Haynes et al. (1997) hat hingegen bei Kartoffelscheiben, die künstlich infiziert wurden, keine Unterschiede der Sortenempfindlichkeit gegenüber Nassfäulen nachgewiesen. In dieser Studie erweist es sich als schwierig zu bestimmen, ob fehlende Unterschiede in der Sortenempfindlichkeit auf die verwendete Methode zurück zu führen sind, oder ob die getesteten Sorten Atlantic, Norchip und Superior der gleichen Sensibilitätsgruppe angehören. In derselben Studie wurde die Virulenz von zwei Isolaten von Pectobacterium und einem Isolat von Dickeya bei denselben drei Sorten verglichen. Bei den überprüften Isolaten konnten
Zusammenfassung
Anfälligkeit der Kartoffel auf Nassfäule hervorgerufen durch Dickeya spp. | Pflanzenbau
Die Nassfäule auf Kartoffelknollen wird hervorgerufen durch Bakterien der Arten Pectobacterium und Dickeya. Auf Grund der Untersuchung kranker Pflanzen wurden als häufigste Bakterienarten Dickeya solani und Dickeya dianthicola in Posten schweizerischer Kartoffelknollen bestimmt. Zur Ermittlung von Sortenunterschieden in Bezug auf die Empfindlichkeit gegenüber der Nassfäule wurden Labortests durchgeführt. Mit diesen Tests wurden auch Unterschiede in der Aggressivität der Isolate von D. dianthicola und D. solani ermittelt. Es wurden fünf Kartoffelsorten überprüft, wobei sich zeigte, dass Agria empfindlicher ist als Annabelle. Von den fünf getesteten Dickeya-Isolaten waren die drei Isolate von D. solani virulenter als die zwei Isolate von D. dianthicola. In dieser Arbeit werden mehrere Hypothesen diskutiert, welche diese Unterschiede erklären könnten. Die Resultate der vorliegenden Studie sollten eine Optimierung der Lagerung von Kartoffeln erlauben, wobei die Empfindlichkeit der Sorten und die Virulenz der vorhandenen Bakterienarten zu berücksichtigen sind. Damit sollte der Einfluss der Nassfäule auf die Kartoffeln während der Lagerung vermindert werden können.
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Pflanzenbau | Anfälligkeit der Kartoffel auf Nassfäule hervorgerufen durch Dickeya spp.
IP
EP
OGS DKI AG DKII
Bakterium
Stärkekörner
Kartoffelzelle
Abb. 2 | Schematische Darstellung der einwirkenden Mechanismen beim Befall der Kartoffel durch Dickeya spp. Die hier verwendeten Abkürzungen sind im Text erläutert.
keinerlei signifikante Unterschiede in Bezug auf die Schnelligkeit der Nassfäulenentwicklung auf Kartoffelknollenscheiben beobachtet werden. Indessen ist die Art von Dickeya, die in diesem Test verwendet wurde, nicht bekannt. Es scheint daher angebracht, die Aggressivität der beiden Arten von Dickeya, die in der Schweiz vorkommen, nämlich Dickeya dianthicola und Dickeya solani (Dupuis et al., 2010) zu vergleichen. Um das Risiko der Entwicklung von Lagerfäulen besser zu erfassen, stellt sich die vorliegende Studie zwei Hauptfragen: a) Lassen sich Unterschiede in der Empfindlichkeit in Bezug auf die Fäulnis bei den wichtigsten Kartoffelsorten, die in der Schweiz angebaut werden, nachweisen? b) Lässt sich bestimmen, ob gewisse Isolate von Dickeya, die unterschiedlichen Arten angehören, virulenter sind als andere in Bezug auf die Entwicklung von Nassfäulen.
Material und Methoden Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden zwei Versuche durchgeführt. Im Versuch A wurde die Aggressivität von fünf Isolaten von Dickeya auf der Sorte Agria studiert. Für diesen Versuch wurden zwei Isolate von D. dianthicola und drei von D. solani ausgewählt, nämlich D. dianthicola 980, D.
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dianthicola 8823, D. solani 07044, D. solani 05026 und D. solani 2222. Im Versuch B wurde die Empfindlichkeit von fünf Kartoffelsorten studiert: Agria, Victoria, Charlotte, Innovator und Annabelle. Diese fünf Sorten wurden mit dem Stamm D. dianthicola 8823 inokuliert. Beide Versuche wurden dreimal wiederholt. Das verwendete Versuchsprotokoll ist jenem von Haynes et al. (1997) entliehen. Die Knollen wurden oberflächlich sterilisiert in dem sie in 70 % Ethanol eingetaucht und anschliessend kurz durch eine Bunsenbrenner-Flamme gezogen wurden. Eine etwa 5 mm dicke Scheibe wurde aus der Mitte der Knolle herausgeschnitten und anschliessend in eine Petrischale mit 1 ml sterilem Wasser gelegt. Ein 1 cm2 grosses Filterpapier wurde in die Mitte der Scheibe gelegt, und es wurde eine erste Wägung vorgenommen, um das Anfangsgewicht festzuhalten. Danach wurden 100 µl einer Bakteriensuspension (107 ufc/ml) auf das Filterpapier aufgebracht. Die Verdünnungen wurden in einem Phosphatpuffer (PBS) vorgenommen. Die Petrischale wurde mit Parafilm verschlossen, um den Gasaustausch zu beschränken, und anschliessend bei 27 °C während 48 Stunden in einem Inkubationsschrank inkubiert. Am Ende der Inkubationsdauer wurde das durch die Bakterien verfaulte Gewebe entfernt (Abb. 1). Mit einer zweiten Wägung wurde das Endgewicht bestimmt und
Anfälligkeit der Kartoffel auf Nassfäule hervorgerufen durch Dickeya spp. | Pflanzenbau
18
f
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Gewichtsverlust (g)
14
e
12 d
10
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c
c
c
d cd
cd
b
6 4
d
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Versuch A1
2
Versuch A2 Versuch A3
0 D. dianthicola 980
D. dianthicola 8823
D. solani 05026
D. solani 2222
D. solani 07044
Abb. 3 | Mittlerer Gewichtsverlust von Kartoffelscheiben der Sorte Agria als Folge der Entwicklung von Nassfäule, hervorgerufen durch verschiedene Isolate von Dickeya spp. Als Mass für die Variabilität ist über den Säulen der Standardfehler eingezeichnet und signifikante Unterschiede sind durch unterschiedliche Kleinbuchstaben gekennzeichnet.
der Gewichtsverlust berechnet. Dieser Gewichtsverlust entspricht jenem Teil der Kartoffelscheibe, welcher durch die Bakterien abgebaut worden ist. Für das Studium der Aggressivität der Isolate wurden 250 Kartoffelscheiben geschnitten. Jedes Isolat wurde auf 40 Scheiben geprüft und zehn Scheiben pro Versuch wurden als nicht-inokulierte Kontrollen mitgeführt. Auf diesen zehn Scheiben wurde PBS anstelle von Bakteriensuspension aufgebracht. Für den Versuch zur Sortenresistenz wurden 50 Kartoffelscheiben pro Sorte geschnitten. Davon wurden 40 Scheiben inokuliert und zehn dienten als Kontrolle (PBS wurde aufgebracht anstelle von Bakteriensuspension). Bei beiden Versuchen stammte jede Kartoffelscheibe von einer anderen Knolle. Die statistische Analyse wurde mit dem Programm STATISTICA (StatSoft, Tulsa, USA) durchgeführt. Für jeden Versuch wurde eine zwei-faktorielle Varianzanalyse (ANOVA) durchgeführt (α=0,05). Der erste Faktor bezieht sich auf die Wiederholung des Versuches über die Zeit. Der zweite Faktor bezieht sich auf das Versuchsobjekt, das heisst auf das Isolat von Dickeya für Versuch A und auf die Sorte für Versuch B. Schliesslich wurde auch die Interaktion der beiden Faktoren untersucht. Falls für einen der Faktoren der Studie ein signifikanter Unterschied nachgewiesen wurde, hat man einen Vergleichstest der Mittelwerte ausgeführt (Test von Newman und Keuls). In diesen Versuchen wurde auch die zelluläre Struktur der Knollen der fünf untersuchten Kartoffelsorten beobachtet. Es wurden dazu histologische Schnitte durch das medulläre Parenchym bei jeweils vier Knollen pro Sorte vorgenommen. Diese Schnitte wurden unter dem Mikro-
skop bei einer Vergrösserung von 400X (Leica DMLB) beobachtet. Es wurden Abbildungen (Leica DFC 490) gemacht, um die Zellwände vermessen zu können. Damit konnte die Zellwanddicke der verschiedenen Sorten verglichen werden (ANOVA bei Faktor 1).
Resultate Aggressivität der Isolate Die Resultate aus Versuch A zeigen, dass die Entwicklung der Fäulnisprozesse auf den Kartoffelscheiben höchst unterschiedlich ausfällt (Variationskoeffizient des Versuches = 60 %). Die als Kontrolle mitgeführten Kartoffelscheiben (PBS) zeigten keine Anzeichen von Fäulnis, was belegt, dass die verwendeten Knollen gesund waren. Betrachtet man die Gesamtheit der Versuchswiederholungen (Versuch A1, A2 und A3) stellt man Unterschiede in der Sensibilität der Isolate fest. Die beiden Isolate von D. dianthicola sind weniger aggressiv als die drei Isolate von D. solani (F(4; 485)=98,21; p<0,001). D. solani 07044 hat beispielsweise zu einem mittleren Gewichtsverlust geführt, der etwa viermal grösser war als jener von D. dianthicola 980. Betrachtet man die Gesamtheit der Isolate, so war der mittlere Gewichtsverlust in der zweiten Versuchswiederholung mit 7,39 g pro Knollenscheibe höher als in der ersten und dritten Versuchswiederholung. Die erste und dritte Versuchswiederholung ergab statistisch identische Resultate mit 5,64 g beziehungsweise 5,27 g (F(2;485) = 31,66; p<0,001). Schliesslich wurde auch eine Interaktion zwischen den geprüften Isolaten und der Versuchswiederholung beob-
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9
e
8 7 cd
cde
cd
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6 Gewichtsverlust (g)
de
cde
cd
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3
b
2
b
b
b
a
Versuch B1 Versuch B2
1
Versuch B3
0 Annabelle
Innovator
Charlotte
Victoria
Agria
Abb. 4 | Mittlerer Gewichtsverlust (g) von Kartoffelscheiben bei fünf verschiedenen Sorten auf Grund der Entwicklung von Nassfäule, hervorgerufen durch D. dianthicola 8823. Die Variabilität wird durch die eingezeichnete Standardabweichung (n=40) dargestellt und signifikante Unterscheide werden durch unterschiedliche Kleinbuchstaben über den Säulen angezeigt.
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achtet (F(8; 485) = 9,63; p<0,05). Diese erklärt sich aus der Tatsache, dass die mit den Isolaten D. dianthicola 980, D. solani 05026 und D. solani 01044 erhaltenen Resultate zwischen den Versuchswiederholungen unterschiedlich ausfielen (Abb. 3).
und der Versuchswiederholung festgestellt (F(8; 559)=3,63; p<0,001). Trotz dieser Interaktion stellt man fest, dass die Sorte Agria unabhängig vom betrachteten Versuch signifikant mehr Fäulnis entwickelt als die Sorte Annabelle (Abb. 4).
Empfindlichkeit der Sorten Die Variabilität war beim Versuch B grösser als beim Versuch A (Variationskoeffizient des Versuches = 76 %). Wie im Versuch A wiesen die nicht-inokulierten Kartoffelscheiben (PBS) auch im Versuch B keinen Gewichtsverlust auf, was belegt, dass die verwendeten Knollen zu Beginn gesund waren. Betrachtet man die Gesamtheit der Versuchswiederholungen (Versuch B1, B2 und B3) zeigen sich Unterschiede in der Empfindlichkeit der Sorten (F(4; 559)=27,50; p<0,001) und es können drei Empfindlichkeitsgruppen unterschieden werden. Die erste Gruppe umfasst die wenig sensiblen Sorten, nämlich Annabelle und Innovator. Die entsprechenden mittleren Gewichtsverluste betrugen 2,59 und 3,19 g pro Knollenscheibe. Die zweite Gruppe bilden die Sorten Charlotte und Victoria mit 4,33 g und 4,78g. Agria ist die empfind lichste Sorte mit einem mittleren Gewichtsverlust von 5,61 g, was mehr als dem Doppelten der Sorte Annabelle entspricht. Über alle Sorten betrachtet war der mittlere Gewichtsverlust in der zweiten Versuchswiederholung mit 6,20 g pro Knollenscheibe am höchsten, während der entsprechende Wert in der ersten Versuchswiederholung bei 4,06 g lag und bei 2,32 g in der dritten Versuchswiederholung (F(2; 559)=114,59; p<0,001). In diesem Versuch wurde eine Interaktion zwischen der Sorte
Beobachtung unter dem Mikroskop Bei den einzelnen Sorten wurde eine unterschiedliche Zellwanddicke beobachtet (F(4; 29) = 5,33; p<0,01). Die Sorte Victoria wies dünnere Zellwände auf als die anderen geprüften Sorten (Tab. 1).
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Tab. 1 | Mittlere Dicke und Standardabweichung der Zellwände des medullären Parenchyms bei den verschiedenen getesteten Sorten. Statistisch gesicherte Gruppenunterschiede werden durch unterschiedliche nachgestellte Kleinbuchstaben angegeben (Test von Newman und Keuls). Sorte
Dicke der Zellwand (µm)
Victoria
12,5 ± 2,2 a
Agria
15,6 ± 1,9 b
Innovator
16,2 ± 3,3 b
Charlotte
17,3 ± 2,8 b
Annabelle
18,8 ± 2,3 b
Anfälligkeit der Kartoffel auf Nassfäule hervorgerufen durch Dickeya spp. | Pflanzenbau
Zellwand
Stärkekorn
Abb. 5 | Histologischer Schnitt durch das medulläre Parenchym der Sorte Victoria (Vergrösserung 400×)
Diskussion Zwischen den beiden Arten von Dickeya wurde ein Unterschied in der Virulenz beobachtet. Die Isolate von D. solani erwiesen sich in der Mehrheit der Fälle als aggressiver als jene von D. dianthicola. Eine Studie von Toth et al. (2011) konnte aufzeigen, dass die Temperatur eine entscheidende Rolle für die Entwicklung der Symptome spielt. Diese Studie belegte, dass D. solani bei erhöhten Temperaturen aggressiver ist als D. dianthicola. Es ist daher möglich, dass bei der verwendeten Temperatur in diesen Versuchen (27 °C) die Isolate von D. solani die kortikalen und medullären Parenchyme schneller abbauen, dies dank einer intensiveren enzymatischen Aktivität oder dank einer schnelleren Vermehrung der Bakterien. Es wurden auch Unterschiede in der Virulenz innerhalb derselben Bakterienart beobachtet, vor allem für die Art D. dianthicola. Diese Unterschiede könnten durch die genetische Vielfalt erklärt werden, welche bei D. dianthicola ausgeprägter vorliegt als bei D. solani (Saddler G., Science and Advice for Scottish Agriculture SASA, persönliche Mitteilung).
Die durchgeführten Versuche haben aufgezeigt, dass Unterschiede in der Sortenempfindlichkeit gegenüber der Entwicklung von Nassfäulen, die durch Dickeya hervorgerufen werden, bestehen. In der Tat hat sich die Sorte Annabelle im Vergleich zur Sorte Agria gegenüber diesem Pathogen als weniger empfindlich erwiesen. Es kommen zwei Hypothesen in Frage, um diesen Unterschied zu erklären. Die erste Hypothese besagt, dass die Zellwände der Sorte Agria möglicherweise reicher an Pektinen sind als jene der Sorte Annabelle. Dies könnte bedeuten, dass beim Abbau der Zellwände bei Agria durch die EP des Bakteriums mehr OGS produziert würden, was den Abbauprozess des Knollengewebes beschleunigen dürfte. Tatsächlich konnte in früher durchgeführten Studien auf andern Sorten gezeigt werden, dass es im Pektingehalt zwischen den Sorten Unterschiede gibt (Potter & McComb, 1957, Tajner-Czopek, 2003, Tajner-Czopek & Figiel, 2003). Die zweite Hypothese geht dahin, dass die Sorte Annabelle dank einem wirkungsvolleren Resistenzmechanismus gegenüber der Infektion mehr IP produziert als die Sorte Agria.
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Pflanzenbau | Anfälligkeit der Kartoffel auf Nassfäule hervorgerufen durch Dickeya spp.
Zur Überprüfung der ersten Hypothese haben wir die Zellwanddicken der fünf Sorten im Versuch (Abb. 5) verglichen. Gemäss der Hypothese würden dickere Zellwände einen höheren Pektingehalt sowie einen höheren Gehalt an Zellulosen und Hemizellulosen aufweisen. Unsere Resultate erlauben jedoch nicht, die erste Hypothese zu untermauern, da die Zellwanddicken bei den Sorten Agria und Annabelle vergleichbar sind (Tab. 1). Die Sorte Annabelle könnte als Folge einer erhöhten Produktion von IP und anderen Phytoalexinen weniger infiziert werden. Diese Hypothese könnte durch eine vergleichende Studie über die Akkumulation von ARNBotenstoffen, die die Phytoalexine codieren, bestätigt werden (Yang et al.1992). Die Resultate der vorliegenden Studie basieren auf Laborversuchen, welche mit Scheiben von Kartoffelknollen durchgeführt wurden. Wir können daher die Schlussfolgerungen nicht auf ganze Knollen übertragen. Wir können bloss mutmassen, dass die erhaltenen Resultate ein wirklichkeitsgetreues Abbild der Sortenempfindlichkeit gegenüber der Fäulnisentwicklung und der Virulenz der Isolate von Dickeya spp auf Kartoffelknollen wiedergeben. Auf Grund der Studien zur Verbreitung von D. solani, namentlich durch den Handel mit Kartoffelknollen (Toth et al. 2011; Cazelles et Schwaerzel 1992), sind die Auswirkungen insbesondere auf die Entwicklung bei der Nassfäule, welche dieses Bakterium auf den Kartoffelkulturen verursachen kann, beunruhigend. Diese Auswirkungen könnten durch die globale Klima erwärmung noch schwerwiegender werden, da diese die Entwicklung von Bakterien begünstigt (Toth et al. 2011).
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Schlussfolgerungen Im Hinblick auf eine optimale Lagerung wird der Lagerbetreiber die Empfindlichkeit der Sorten und die Virulenz der möglicherweise vorhandenen Bakterienart mitberücksichtigen, um das Risiko für das Auftreten von Nassfäulen zu verringern. Werden beispielsweise zwei Sorten, bei denen starke Infektionen vermutet werden, eingelagert, wobei eine empfindlich und die andere weniger empfindlich auf Fäulnis ist, kann der Lagerbetreiber die empfindlichere Sorte in erster Priorität für den n baldigen Verkauf bestimmen. Dank
Die Autoren bedanken sich bei Swissem, Swisspatat und der Kommission für Technologie und Innovation CTI, welche diese Studie finanziell unterstützt haben.
Sensibilità della patata al marciume molle provocato da Dickeya spp. I batteri del genere Pectobacterium e Dickeya sono all’origine dello sviluppo dei marciumi molli sui tuberi della patata. In base all’analisi di campioni prelevati da piante ammalate Dickeya solani e Dickeya dianthicola risultano essere le specie più correntemente rilevate nei lotti di patate svizzeri. Si sono condotte delle prove in laboratorio su fette di patate in modo da individuare delle differenze di sensibilità varietale allo sviluppo di marciumi molli e delle differenze di aggressività tra isolati di D. dianthicola e D. solani. Sulle 5 varietà di patate confrontate Agria si è dimostrata più sensibile di Annabelle. Sui 5 isolati di Dickeya testati i 3 isolati di D. solani si sono rivelati in media più virulenti dei 2 isolati di D. dianthicola. In questo articolo sono discusse diverse ipotesi miranti a spiegare queste differenze. I risultati di questo studio dovrebbero permettere di ottimizzare lo stoccaggio delle patate tenendo conto della sensibilità varietale e della virulenza delle specie batteriche presenti e di diminuire gli impatti del marciume molle durante lo stoccaggio.
Literatur ▪▪ Allefs J., Vandooijeweert W., Prummel W., Keizer L. C. P. & Hoogendoorn J., 1996. Components of partial resistance to potato blackleg caused by pectolytic Erwinia carotovora subsp atroseptica and E-chrysanthemi. In: Plant Pathology 45, 486–96. ▪▪ Cazelles O. & Schwaerzel R., 1992. Enquête sur les bactérioses causées par Erwinia dans les cultures de plants de pommes de terre en Suisse r omande. Revue suisse Agric 24, 215–8. ▪▪ Dupuis B., Schaerer S., Gilliand H. & Cazelles O. The Dickeya and Pectobacterium situation in Switzerland. Proceedings of the Dickeya Workshop, 2010. Emmeloord, The Netherlands. ▪▪ Haynes K. G., Potts M. J. E. & Goth R. W., 1997. Evaluation of the reliability of determining soft rot resistance in potatoes by the tuber slice m ethod. American Potato Journal 74, 265–75. ▪▪ Helias V., 2008. Pectobacterium spp. and Dickeya spp. on potato: a new nomenclature for Erwinia spp., symptoms, epidemiology and disease prevention. In: Cahiers Agricultures 17, 349–54. ▪▪ Mcmillan G. P., Hedley D., Fyffe L. & Perombelon M. C. M., 1993. Potato resistance to soft-rot Erwinias is related to cell-wall pectin esterification. Physiological and Molecular Plant Pathology 42, 279-89.
Summary
Riassunto
Anfälligkeit der Kartoffel auf Nassfäule hervorgerufen durch Dickeya spp. | Pflanzenbau
Potato susceptibility to soft rot caused by Dickeya spp. Soft rot on potato tubers is caused by bacteria belonging to the genus Pectobacterium and Dickeya. The most often detected species in rotting tubers or plants sampled from Swiss potato lots are Dickeya dianthicola and Dickeya solani. Laboratory tests on tuber slices were set up to determine differences in cultivar susceptibility and isolate aggressiveness. Among the five cultivars tested, Agria was more susceptible than Annabelle. Among the five bacterial isolates tested, the 3 D. solani isolates were in most cases more virulent than the 2 D. dianthicola isolates. Several hypothesis are discussed in this article to explain the differences in cultivar susceptibility and isolate virulence. The results of this study should allow an optimization of the potato storage, after considering the susceptibility of a given cultivar to soft rot development and the aggressiveness of the Dickeya specie which infected the lot. Key words: Dickeya, potato, soft rot, bacteria, Pectobacterium.
▪▪ Potter A. L. & Mccomb A., 1957. Carbohydrate composition of potatoes. Pectin content. American Journal of Potato Research 34, 342–6. ▪▪ Radtke W. & Rieckmann W., 1991. Maladies et ravageurs de la pomme de terre. Gelsenkircher-Buer: Th. Mann. ▪▪ Rousselle P., Robert Y.& Crosnier J. C., 1996. La pomme de terre. INRA, Paris. ▪▪ Tajner-Czopek A., 2003. Changes of pectic substances concentration in potatoes and French fries and the effect of these substances on the texture of the final product. Nahrung-Food 47, 228–31. ▪▪ Tajner-Czopek A. & Figiel A., 2003. Effect of the content of potato nonstarch polysaccharides (NSP) and lignin on the mechanical properties of french fries. P olish journal of food and nutrition sciences 12/53, 136–40. ▪▪ Toth I. K., Van Der Wolf J. M., Saddler G. et al., 2011. Dickeya species: an emerging problem for potato production in Europe. Plant Pathology 60, 385-99. ▪▪ Weber J., Olsen O., Wegener C. & Von Wettstein D., 1996. Digalacturonates from pectin degradation induce tissue responses against potato soft rot. Physiological and Molecular Plant Pathology 48, 389–401. ▪▪ Yang Z., Cramer C. L., Lacy G. H., 1992. Erwinia carotovora subsp. carotovora pectic enzymes – inplanta gene activation and roles in soft-rot. M olecular Plant-Microbe Interactions 5, 104–12.
Agrarforschung Schweiz 4 (6): 288–295, 2013
295
P f l a n z e n b a u
Alexandriner- und Inkarnatklee: Ergebnisse der Sortenversuche 2010 bis 2012 Rainer Frick1 , Eric Mosimann1, Philippe Aebi1, Daniel Suter2 und Hansueli Hirschi2 Station de Recherche Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon, Schweiz 2 Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich, Schweiz Auskünfte: Rainer Frick, E-Mail: rainer.frick@agroscope.admin.ch, Tel. +41 22 363 46 87 1
Abb. 1 | Der Alexandrinerklee ist eine wichtige Leguminose in raschwüchsigen Mischungen für den Herbst-Zwischenfutterbau, die ein schmackhaftes Futter mit hohem Eiweissgehalt liefern.
Einleitung Alexandriner- und Inkarnatklee sind schnellwüchsige und wärmeliebende Futterleguminosen, die aus dem Mittelmeergebiet stammen. Beide Arten finden hauptsächlich im Zwischenfutterbau Verwendung, da sie rasch auflaufen, den Boden gut decken und eine beachtliche Wurzelmasse bilden. Während es beim Inkarnatklee bis jetzt noch keine geprüften Sorten gab, figurieren in der Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen mehrere geprüfte Sorten von Alexandrinerklee (Suter et al. 2012a).
296
Agrarforschung Schweiz 4 (6): 296–301, 2013
Alexandrinerklee Der Alexandrinerklee (Trifolium alexandrinum L.) ist eine stattliche, aufrecht wachsende Leguminose, die bis 1 m hoch werden kann (Abb. 1). Im Wuchs ist sie ähnlich der Luzerne. Die Blüten sind gelb-weiss und stehen in Köpfen an der Spitze der Triebe. Der Alexandrinerklee ist eine Pflanze des warmen Klimas, benötigt hohe Keimtemperaturen (Optimum bei 25 °C) und ist frostempfindlich. In rauen Lagen ist sein Anbau daher nicht zu empfehlen. Er bevorzugt eher leichte Böden mit guter Kalkversorgung. Seine Ansprüche an die Wasserversor-
Zusammenfassung
Alexandriner- und Inkarnatklee: Ergebnisse der Sortenversuche 2010 bis 2012 | Pflanzenbau
Abb. 2 | Bei feuchtem Wetter kann der Stängelbrenner beim Alexandrinerklee zu grossen Ertragseinbussen führen. Sorten mit einer hohen Resistenz gegen diese Krankheit sind deshalb erwünscht.
gung sind hoch (Gujer et al. 1983). In feuchten Jahren kann der Stängelbrenner (Gloeosporium caulivorum Kirch.) die Bestände stark dezimieren (Raynal et al. 1989); (Abb. 2). Die Saat kann in der Zeit von Anfang Mai bis Mitte August erfolgen, in Mischungen mit Gräsern bereits von Mitte April an. Im Mai angesäter Alexandrinerklee ermöglicht unter günstigen Bedingungen drei Schnitte. Spätere Saaten liefern geringere Erträge. Im Sommer durchgeführte Stoppelsaaten ergeben in der Regel nur noch einen Schnitt mit einem TS-Ertrag von rund 30 – 40 dt/ha. Die Entwicklungszeit von der Saat bis zum ersten Schnitt beträgt als Stoppelfrucht 60 bis 70 Tage. Damit die Seitentriebe nicht zu stark gekröpft werden und ein guter Wiederaustrieb möglich ist, sollte der Alexandrinerklee früh, das heisst im Knospenstadium, und nicht zu tief geschnitten werden (Nösberger, 1984). Der Alexandrinerklee wird in den einjährigen Mischungen SM 106 und 108 (Alexandriner-PerserkleeRaigrasmischungen) sowie in der zweijährigen Mischung SM 210 verwendet (Suter et al. 2012b). Diese Mischungen bringen hohe Erträge und liefern ein schmackhaftes Futter, das idealerweise grün verfüttert oder als Anwelksilage konserviert wird. Inkarnatklee Wie der Alexandrinerklee gedeiht auch der Inkarnatklee (Trifolium incarnatum L.) nur in milden Lagen und erträgt kaum Fröste (Abb. 3). Milde Herbste, genügend Wärme und ausreichend Feuchtigkeit sind für seine Entwicklung notwendig. Er hat stark behaarte Stängel und Blätter, dunkelrote Blüten und ein ausgeprägtes Wurzelwerk, das bis zu 60 cm Tiefe reichen kann. Seine Wuchshöhe beträgt 20 bis maximal 40 cm. Er stellt keine besonderen Ansprüche an die Bodenart, bevorzugt jedoch eher tief-
Die Forschungsanstalten Agroscope Reckenholz-Tänikon ART und Changins-Wädenswil ACW prüften von 2010 bis 2012 in Sortenversuchen acht Sorten von Alexandrinerklee und drei Sorten von Inkarnatklee auf ihre Anbaueignung. Dabei untersuchten wir folgende Eigenschaften: Ertrag, Jugendentwicklung, Bestandesgüte, Konkurrenzkraft, Ausdauer, Krankheitsresistenz und TS-Gehalt und beim Inkarnatklee zudem die Überwinterung. Um die Sorten bewerten und miteinander vergleichen zu können, berechneten wir für jede Sorte einen Indexwert, der dem Durchschnitt aller erhobenen Parameter entspricht. Beim Alexandrinerklee wird das Sortiment der empfohlenen Sorten durch die Neuzüchtung Bluegold ergänzt. Elite II dagegen wird ab 2016 nicht mehr empfohlen. Von den drei geprüften Inkarnatkleesorten wurde die Neuzüchtung Contea in die Liste der empfohlenen Sorten aufgenommen. Die beiden anderen Sorten Clo und Carmina dürfen noch bis Ende 2015 neben Contea in Standardmischungen eingesetzt werden.
Abb. 3 | Der Inkarnatklee findet in Mischungen für den überwinternden Zwischenfutterbau (z.B. Landsberger-Gemenge) Verwendung. Für ein gehaltreiches Futter sollte er im Frühling spätestens bei Blühbeginn genutzt werden.
Agrarforschung Schweiz 4 (6): 296–301, 2013
297
Pflanzenbau | Alexandriner- und Inkarnatklee: Ergebnisse der Sortenversuche 2010 bis 2012
Tab. 1 | Orte und Daten der 2012 abgeschlossenen Sortenversuche mit Alexandriner (TA) - und Inkarnatklee (TI) Anzahl Wiederholungen Ort (Kanton)
Höhe (m.ü.M.)
Saatdatum
Changins (VD)
430
Reckenholz (ZH)
440
Seebach (ZH)
Reinsaat
Mischung
2010
2011
2012
TA1
TI2
TA 3
TI4
TA
TI
TA
TI
TA
TI
04/08/2010 02/08/2011
3 3
3 3
3 3
3 3
1 –
1 –
– 2
– 1
– –
– –
17/04/2010 30/04/2012
4 4
4 4
– 3
– 3
3 –
3 –
– –
– –
– 3
– 1
440
19/04/2010
–
–
3
–
–
4
–
–
–
–
Rümlang (ZH)
450
06/09/2010 29/07/2011
4 4
4 4
3 3
3 3
– –
– –
– 1
1 1
– –
– –
Oensingen (SO)
460
16/04/2010
–
–
–
–
–
2
–
–
–
–
Ellighausen (TG)
520
26/08/2010 20/08/2011
4 4
4 4
3 3
3 3
1 –
1 –
– 1
1 1
– –
– –
Goumoens (VD)
630
10/08/2010 05/08/2011
3 3
3 3
3 3
3 3
1 –
1 –
– 2
– 1
– –
– –
Saatdichte: 1 250 g/a Alexandrinerklee (Standardsorte «Winner») 2 300 g/a Inkarnatklee (Standardsorte «Carmina») 3 200 g/a Alexandrinerklee (Standardsorte «Winner») + 100 g/a Ital. Raigras «Ellire» + 100 g/a Westerwoldisches Raigras «Primora» 4 120 g/a Inkarnatklee (Standardsorte «Carmina») + 100 g/a Ital. Raigras «Ellire» + 100 g/a Westerwoldisches Raigras «Primora»
gründige Böden mit neutralem pH-Wert (Gujer et al. 1983). Nach der Saat wächst er sehr rasch und die Entwicklungszeit von der Saat bis zur Blüte beträgt rund 60 Tage. Bei rechtzeitiger Aussaat im Spätsommer ermöglicht er einen Schnitt im Herbst, sowie eine zweite Nutzung nach der Überwinterung, danach geht er ein. Der Inkarnatklee wird in Mischungen für überwinterndes Zwischenfutter verwendet, so zum Beispiel in der SM 151 (Landsbergergemenge) mit Zottelwicke und Raigras oder in der SM 155 mit Luzerne und Raigras (Suter et al. 2012b). Beide Mischungen eignen sich zur Grünfütterung und für die Silagekonservierung. Mischungen mit Inkarnatklee müssen im Herbst frühzeitig und nicht zu tief gemäht werden. Der zweite Schnitt im Frühjahr erfolgt ziemlich spät und ermöglicht praktisch nur noch den Anbau von Mais. Der Inkarnatklee ist sehr anfällig für Kleekrebs, was bei der Fruchtfolgeplanung («Kleemüdigkeit») zu beachten ist. Die Gemenge mit Inkarnatklee entziehen der nachfolgenden Kultur viel Wasser, was in trockenen Jahren nachteilig sein kann. Die Behaarung der Blätter kann beim Vieh, besonders bei überreifen Fruchtständen, zu Verdauungsstörungen führen (Nösberger 1984).
Material und Methoden In den Jahren 2010 bis 2012 prüften Agroscope Reckenholz-Tänikon ART und Changins-Wädenswil ACW an insgesamt sieben Standorten in vergleichenden Sortenversuchen acht Sorten Alexandrinerklee und drei Sorten
298
Ertragserhebungen
Agrarforschung Schweiz 4 (6): 296–301, 2013
Inkarnatklee auf ihre Anbaueigenschaften. Die Saaten erfolgten je nach Standort mehrheitlich im Sommer, vereinzelt auch im Frühling. Die Tabelle 1 vermittelt nähere Angaben über Standorte, Saattermine und Ernteerhebungen. Die zu prüfenden Sorten säte man in Parzellen von 9 m² Grösse in Reinkultur und in einfacher Mischung mit Italienisch und Westerwoldisch Raigras. Die Saaten als Gemenge dienten der Abschätzung der Konkurrenzkraft. Sowohl die Reinsaaten als auch die Gemenge erhielten keine N-Düngung. An den Reinbeständen führten wir Beobachtungen der Jugendentwicklung, der Bestandesgüte (allgemeiner Eindruck, Bestandesdichte, Nachwuchsvermögen), der Resistenz gegen Blattkrankheiten Tab. 2 | Sortenprüfung mit Alexandrinerklee: Kategorieneinteilung der geprüften Sorten Nr.
Sortenname
Antragsteller
Kategorie1
1
Tigri
Mediterranea, IT
1
2
Sacromonte
CRA-FLC, IT
1
3
Winner
Freudenberger, DE
1
4
Miriam
Sumeran, IT
1
5
Elite II
Seedmark, AU
6
Tabor*
Agridera, IL
1
7
Bluegold
Ferri, IT
1
8
Alex
Continental, IT
2/3
3
Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten * Einschnittige Sorte 1 Kategorieeinteilung der Sorten aufgrund der Ergebnisse aus den Versuchen: Kategorie 1: In der Schweiz in der «Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen» geführt Kategorie 2/3: Sorte vom 1. Januar 2016 an nicht mehr empfohlen Kategorie 3: Nicht empfohlen. Zeichnet sich weder durch gute noch durch schlechte Eigenschaften aus
Alexandriner- und Inkarnatklee: Ergebnisse der Sortenversuche 2010 bis 2012 | Pflanzenbau
Tab. 3 | Sortenversuche mit Alexandrinerklee: Ergebnisse der Ertragserhebungen und Bonitierungen der Jahre 2010 bis 2012
Nr.
Sorte
Ertrag erster Schnitt*
Gesamt- ertrag1*
Güte*
Jugendentwicklung
Konkurrenzkraft
Ausdauer*
Resistenz gegen Stängelbrenner*
TS- Gehalt
Index
1
Tigri
4,8
4,3
3,0
3,8
5,1
4,8
3,3
3,9
4,08
2
Sacromonte
4,6
4,4
2,8
3,9
5,1
4,8
3,8
5,4
4,24
3
Winner
5,2
4,7
3,1
4,3
5,5
5,0
3,3
4,8
4,39
4
Miriam
5,2
5,2
3,1
4,2
5,3
4,9
4,0
4,9
4,55
5
Elite II
5,1
4,9
3,6
5,3
5,9
4,5
4,4
5,0
4,71
Mittel (Standard)
5,0
4,7
3,1
4,3
5,4
4,8
3,7
4,8
4,39
6
Tabor***
4,0
5,5
3,0
3,0
5,0
**
**
4,7
4,17***
7
Bluegold
4,7
4,2
3,2
4,4
5,7
4,2
2,4
5,2
4,04
8
Alex
6,3
5,5
3,3
4,4
5,2
5,0
4,4
6,0
4,97
Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten Notenskala: 1 = sehr hoch bzw. gut; 5 = mittel; 9 = sehr niedrig bzw. schlecht 1 Ertragsnoten von 4 Versuchsstandorten mit je 1 bis 3 Erhebungen 2010 und 1 bzw. 2 Erhebungen 2011 sowie von 1 Standort mit 3 Erhebungen 2012 * Hauptmerkmal mit doppelter Gewichtung ** keine Beobachtung möglich *** einschnittige Sorte, Mittel (Standard): 4,41
(Inkarnatklee) beziehungsweise Stängelbrenner (Alexandrinerklee), der Überwinterung und der Ausdauer durch. Als weiteres Kriterium dienten die TS-Gehalte des Erntegutes, da beim Zwischenfutter tiefe TS-Gehalte Probleme bei der Fütterung und Konservierung verursachen können. Für die Bonituren verwendete man eine neunstufige Notenskala, wobei die Eins die beste und die neun die schlechteste Note darstellt. Um das Ertragspotential in die gleiche Bewertung einbeziehen zu können, wurden die TS-Erträge einer Varianzanalyse unterzogen und mit Hilfe statistischer Methoden in Noten umgerechnet. Dabei unterscheidet man zwischen dem Ertrag des ersten Schnittes und dem Gesamtertrag. Der Durchschnitt aller geprüften Merkmale ergibt den sogenannten Index, anhand dessen sich die verschiedenen Sorten untereinander vergleichen lassen. Beim Alexandrinerklee werden dabei der Ertrag, die Güte, die Ausdauer und die Resistenz gegen den Stängelbrenner doppelt, alle übrigen Kriterien einfach gewichtet. Beim Inkarnatklee erhielten der Ertrag, die Güte und die Resistenz gegen Blattkrankheiten doppeltes Gewicht. Eine neue Sorte kann empfohlen werden, wenn ihr Index den Mittelwert der mit geprüften Standardsorten um mindestens 0,20 Indexpunkte unterschreitet (tieferer Wert = besser). Eine bis anhin empfohlene Sorte wird aus der Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen gestrichen, wenn ihr Index denjenigen des Standards um mehr als 0,20 Punkte übertrifft. Da beim Inkarnatklee erstmals eine Sortenprüfung durchgeführt wurde und somit für die Bewertung der Sorten kein eigentlicher Standard ermittelt werden konnte, verwendete man den Mittelwert der drei Indizes als Vergleichswert.
Resultate Beim Alexandrinerklee wurden sechs bereits empfohlene Sorten sowie zwei Neuzüchtungen (Bluegold und Alex) geprüft (Tab. 2). Beide Neuzüchtungen sind italienischer Herkunft. Tabor ist die einzige einschnittige Sorte, alle anderen geprüften Sorten sind mehrschnittig und ermöglichen bei der Saat im Frühjahr (Ganzjahresanlagen) drei Schnitte, wobei im letzten Schnitt nur noch ein bescheidener Ertrag resultiert. Aufgrund seiner Einschnittigkeit wurde Tabor bezüglich Ausdauer nicht beurteilt. Auch die Bonitur des Befalls durch den Stängelbrenner war bei Tabor nicht möglich, da diese Krankheit nur in den Anlagen mit Frühjahrssaat und erst im Herbst auftrat (Standort Reckenholz im Jahre 2010). Für Tabor musste aus diesen Gründen ein separater Index ermittelt werden, um eine Beurteilung und Klassierung vornehmen zu können.
Tab. 4 | Sortenprüfung mit Inkarnatklee: Kategorieneinteilung der geprüften Sorten Nr.
Sortenname
Antragsteller
Kategorie1
1
Contea
Continental, IT
2
Clo
Ferri, IT
3*
3
Carmina
Carneau, FR
3*
1
Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten 1 Kategorieeinteilung der Sorten aufgrund der Ergebnisse aus den Versuchen: Kategorie 1: In der Schweiz in der «Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen» geführt Kategorie 3: Nicht empfohlen. Zeichnet sich weder durch gute noch durch schlechte Eigenschaften aus * Kann noch bis bis 31. Dezember 2015 an Stelle von «Contea» eingesetzt werden
Agrarforschung Schweiz 4 (6): 296–301, 2013
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Pflanzenbau | Alexandriner- und Inkarnatklee: Ergebnisse der Sortenversuche 2010 bis 2012
Tab. 5 | Sortenversuche mit Inkarnatklee: Ergebnisse der Ertragserhebungen und Bonitierungen der Jahre 2010 bis 2012
Nr.
Sorte
Ertrag erster Schnitt*
Gesamtertrag1*
Güte*
Jugendentwicklung
Konkurrenzkraft
Ausdauer
Toleranzen/ Resistenzen Wintereinflüsse
Blattkrankheiten*
TSGehalt
Index
1
Contea
2,6
2,8
3,6
1,8
6,1
5,7
6,4
5,1
4,6
3,94
2
Clo
5,5
5,8
4,0
3,1
6,8
6,8
5,4
4,3
5,4
5,07
3
Carmina
7,1
6,8
4,8
4,5
6,8
5,8
4,6
3,5
5,0
5,48
5,1
5,1
4,1
3,1
6,6
6,1
5,5
4,3
5,0
4,83
Mittel (Standard)**
Notenskala: 1 = sehr hoch bzw. gut; 5 = mittel; 9 = sehr niedrig bzw. schlecht 1 Ertragsnoten von 6 Versuchsstandorten mit je 1 bis 4 Erhebungen 2010 und 1 Erhebung 2011 sowie von 1 Standort mit 1 Erhebung 2012 * Hauptmerkmal mit doppelter Gewichtung ** Standard entspricht dem Mittel der drei geprüften Sorten, da noch keine empfohlenen Sorten vorliegen
Den besten Index erreichte die Neuzüchtung Bluegold (Tab. 3). Sie lieferte nicht nur den besten Gesamtertrag, sondern überzeugte auch durch gute Noten für die Resistenz gegen den Stängelbrenner, die Ausdauer und die Güte. Weniger vorteilhaft schnitt Bluegold hinsichtlich Jugendentwicklung, Konkurrenzkraft und TS-Gehalt ab. Da diese Eigenschaften bei der Gesamtbewertung nur einfach gewichtet werden, erzielte die Sorte dennoch einen Index, der die Aufnahme in die Liste der empfohlenen Sorten ermöglicht. Für die zweite geprüfte Neuzüchtung, die Sorte Alex, fielen die Ergebnisse dagegen ungenügend aus. Deren Index liegt weit über dem Wert des Standards und kann deshalb nicht neu empfohlen werden. Unter den bereits empfohlenen Sorten erzielte die Sorte Tigri den besten Index. Die Sorte ist in allen Eigenschaften gut. Hervorzuheben sind die gute Ertragsleistung und die hohen TS-Werte. Auch Sacromonte weist eine gute Ertragsleistung auf und erzielte die besten Werte für die Bestandesgüte. Nachteilig sind dagegen die vergleichsweise tiefen TS-Gehalte. Tabor konnte als einschnittige Sorte nicht mit den anderen Sorten verglichen werden. Ihr Index von 4,17 wurde an einem Standard gemessen, bei welchem die Ausdauer und Resistenz gegen den Stängelbrenner nicht berücksichtig wird. Seine Vorzüge hat Tabor vor allem in der Ertragsleistung des ersten Aufwuchses. Aber auch in der Güte und der Jugendentwicklung schneidet er gut ab. Tabor ist, ähnlich wie die Sorte Winner, hochwachsend und weist deshalb eine eher schlechte Standfestigkeit auf. Die Sorte Elite II erreichte den für eine Empfehlung erforderlichen Gesamtindex nicht mehr und wird deshalb von der Liste der empfohlenen Sorten gestrichen. Beim Inkarnatklee waren drei Sorten in der Prüfung: Contea, Clo und Carmina (Tab. 4). Da diese Sorten noch keine Empfehlung haben, dient der Mittelwert der Indexwerte der drei geprüften Sorten als Vergleichsbasis. Die Sorte Contea schnitt in fast allen Eigenschaften
300
Agrarforschung Schweiz 4 (6): 296–301, 2013
deutlich besser ab als die beiden anderen Sorten (Tab. 5). Insbesondere beim Ertrag, der Güte, der Jugendentwicklung, aber auch bei der Konkurrenzkraft, der Ausdauer und dem TS-Gehalt lag Contea deutlich vorne. Nur bezüglich Winterhärte und Resistenz gegen Blattkrankheiten war die Sorte vergleichsweise schlecht. Aufgrund der Ergebnisse wird Contea neu in die Liste der empfohlenen Sorten aufgenommen. Sie ersetzt in Zukunft die beiden Sorten Clo und Carmina. Ab 2016 darf in Standardmischungen mit Inkarnatklee nur noch Contea verwendet werden.
Schlussfolgerungen Aufgrund der Ergebnisse der Sortenprüfung mit Alexandriner- und Inkarnatklee der Jahre 2010 bis 2012 wird die Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen durch folgende Neuerungen ergänzt: ••Alexandrinerklee: Die bisher empfohlene Sorte Elite II verliert ab 1. Januar 2016 ihre Empfehlung und wird durch die neue Sorte Bluegold ersetzt. •• Inkarnatklee: Von den drei erstmals geprüften Sorten wird Contea neu in die Liste der empfohlenen Sorten aufgenommen. Die zur Zeit im Handel verwendeten Sorten Clo und Carmina dürfen anstelle von Contea in Standardmischungen noch bis am 31. Dezember 2015 n eingesetzt werden.
Trifoglio alessandrino e incarnato: Risultati delle prove varietali da 2010 a 2012 Le Stazioni di ricerca Agroscope Reckenholz-Tänikon ART e ChanginsWädenswil ACW tramite delle prove varietali hanno esaminato le attitudini di coltura di otto varietà di trifoglio alessandrino e tre varietà di trifoglio incarnato. Sono state appurate seguenti caratteristiche: produttività, vigore giovanile, bontà della cotica, concorrenzialità, persistenza, e resistenza alle malattie e allo svernamento e contenuto di sostanza secca. Per valutare e comparare le varietà è stato calcolato un indice per ogni varietà che corrisponde alla media di tutti parametri analizzati. Per il trifoglio alessandrino la lista delle varietà consigliate viene completata con la varietà Bluegold, mentre la varietà Elite II sarà stralciata dal 2016. Tra le tre varietà di trifoglio incarnato è la nuova selezione Contea che viene aggiunta alla lista delle varietà consigliate. Le altre due varietà Clo e Carmina possono essere utilizzate fino alla fine 2015 al posto di Contea.
Summary
Riassunto
Alexandriner- und Inkarnatklee: Ergebnisse der Sortenversuche 2010 bis 2012 | Pflanzenbau
Berseem clover and Crimson clover variety trials (2010-2012) From 2010 through 2012, the Agroscope Reckenholz-Tänikon ART and Agroscope Changins-Wädenswil ACW research stations tested in total eight varieties of Berseem clover and three varieties of Crimson clover in comparative variety trials at seven experimental sites. All varieties were grown in pure stands and in mixture with grasses. The parameters assessed were dry matter yield, juvenile development, vigour, competitive ability, persistence, resistance to leaf diseases and winter conditions and dry matter content. For each variety, an indexvalue based on field measurements and observations was calculated, allowing an accurate comparison of the varieties. According to the results, one new variety of Berseem clover (Bluegold) will be added to the «List of recommended varieties of forage plants». The previously recommended variety Elite II has been disqualified. With Crimson clover, one of the three breeds tested (Contea) reached the index-value required for recommendation. The two other varieties Clo and Carmina will not be recommended, but can still be used in standard mixtures until the end of 2015. Key words: Trifolium alexandrinum L., Trifolium incarnatum L., variety test, list of recommended varieties.
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▪▪ Suter D., Hirschi H.U., Frick R. & Bertossa M., 2012a. Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen 2013–2014. Agrarforschung Schweiz 3 (10), 1–8. ▪▪ Suter D., Rosenberg E., Mosimann E. & Frick R., 2012b. Standardmischungen für den Futterbau: Revision 2013–2016. Agrarforschung Schweiz 3 (10), 1–12.
Agrarforschung Schweiz 4 (6): 296–301, 2013
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K u r z b e r i c h t
Rehkitzrettung Nicole Berger, Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, 3052 Zollikofen, Schweiz Auskünfte: Nicole Berger, nicole.berger@bfh.ch, Tel. +41 31 910 22 29
Abb. 1 | Ein fast zwei Wochen altes Rehkitz drückt sich bei Gefahr flach auf den Boden statt zu flüchten. Dieser Instinkt wird den Tieren bei der Grünlandmahd zum Verhängnis. (Foto: Walter Berger)
In der Schweiz sterben jährlich mehrere tausend Rehkitze bei der Grasernte. Die herkömmlichen Methoden zur Rettung von Rehkitzen sind nicht immer erfolgreich. Im Rahmen eines Forschungsprojektes der Hochschule für Agrar-, Forst und Lebensmittelwissenschaften HAFL wurde nach technischen Lösungen gesucht um das Leiden der Kitze und die Abgänge von Nutztieren durch Kadaverteile im Futter zu verhindern.
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Rehe (Capreolus capreolus) setzen ihre Kitze bevorzugt von Mitte April bis Mitte Juli in Wiesen. Meist handelt es sich um Zwillingsgeburten. Die Neugeborenen suchen sich unabhängig voneinander einen Platz in der Wiese (Stubbe 2008). Während den ersten zwei bis drei Lebenswochen verfügen sie über einen Drückinstinkt (Abb. 1) und ducken sich bei Gefahr flach auf den Boden statt zu flüchten. Zudem sind sie dank ihrer Fellfarbe in Wiesen
Rehkitzrettung | Kurzbericht
Abb. 2 | Quadrokopter mit zweiachsigem Kameragestell und Thermalkamera beim Einsatz für die Rehkitzsuche. (Foto: Nicole Berger)
perfekt getarnt und werden zusätzlich von ihren Müttern äusserst sauber und geruchlos gehalten. Selbst von Fressfeinden mit guten Nasen (Fuchs, Hund, Luchs) können sie so nicht aufgespürt werden (Menzel 2007). Im gleichen Zeitraum werden die Wiesen gemäht. So kommt es zu Unfällen, bei denen die Rehkitze durch die Mähwerke getötet oder verstümmelt werden. Herkömmliche Methoden Die Anstrengungen von Seiten der Jäger und Landwirte sind gross, die Jungtiere vor der Mahd ausfindig zu machen oder zu vertreiben. Dazu verblenden und verwittern sie die Felder, indem sie auffällige Fahnen aufstellen und unangenehme Gerüche in den Feldern ausbringen. Es wird auch gezielt nach den Kitzen gesucht, indem Menschenketten mit und ohne Hunde die Felder durchkämmen. Viele Kitze können so gerettet werden und dennoch sind die Bemühungen nicht immer erfolgreich. Zur Vermeidung dieser Unfälle mit den negativen Folgen wurde an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) ein Projekt zur Detektion und Rettung von Rehkitzen in Grasbeständen durchgeführt. Am Projekt beteiligt waren auch das Departement Technik und Informatik der BFH in Burgdorf, das Institut für Geodäsie und Photogrammetrie (IGP) der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ) und das Bundesamt für Umwelt (BAFU). Verhalten der Rehe Die unterschiedliche Wirksamkeit von Massnahmen wie Verblenden und Verwittern könnte durch das individuelle Angstverhalten der Rehe erklärt werden. Während
die mutigen Rehe nach dem Fahnenstellen noch am selben Abend ihre Kitze aus dem Bestand führen, trauen sich die ängstlicheren erst nach zwei bis drei Tagen in den Bestand hinein. Wenn sich in der Wiese anschliessend nichts weiter tut, kehren die mutigen Rehe nach ein bis zwei Tagen wieder zurück (Jarnemo 2002). Um das Verblenden sicher anwenden zu können, müsste das Angstverhalten der Tiere bekannt sein. Im Rahmen der Projektarbeit konnte festgestellt werden, dass das genaue und ausdauernde Beobachten der Felder die sicherste, wenn auch eine sehr aufwändige Methode war, um Rehkitze in einem Bestand auszumachen. Wurde ein Kitz gesetzt, war die Geiss häufiger auf diesen Flächen anzutreffen. Auch stand die Geiss längere Zeit (mehrere Minuten) am selben Ort, um ihr Kitz zu säugen und zu säubern. Dabei war zu beachten, dass Rehgeissen nicht jedes Jahr zur gleichen Zeit und am gleichen Ort setzten. Dies erschwert die Vorhersage der kritischen Gebiete und Zeitpunkte. Zusätzlich wurden Rehkitze an Orten gefunden, wo noch nie zuvor solche gesichtet worden waren. Somit mussten und müssen nach wie vor alle zu mähenden Flächen aufwändig abgesucht werden. High-Tech-Suche aus der Luft Die wirkungsvollste Methode, Rehkitze in hohen Grasbeständen zu detektieren waren Thermalkameras auf Multikoptern (Abb. 2). Dabei wurden die zu mähenden Wiesen mit dem Fluggerät in einer Höhe von 50 Metern (Tab. 1) und einem Kamerawinkel von 28° (horizontal) x 21°(vertikal) systematisch (Autopilot) abgesucht. Mit einem zweiachsigen Kameragestell wurde die Kamera
Tab. 1 | Die Flughöhe ist abhängig von der Temperatur, der S onneneinstrahlung und den Eigenschaften des Bestandes Flughöhe
Sichtbedingungen
100 m
Sehr gut Dünner, stehender Bestand Keine Sonne, kühle Temperaturen
50 m
Normal Überwiegend stehender Bestand Sicht fast bis zum Boden Keine/wenig Sonne, eher kühl
30-40m
Schlecht Sehr dichter und/oder liegender Bestand sonnig und warm
Nicht mehr fliegen
Zu schlecht Viele offene Erdstellen (> 18°C) oder dürres Gras im Bestand Direkte Sonne und warm
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Kurzbericht | Rehkitzrettung
trollieren können, ob es sich bei einem Alarm um ein Rehkitz oder um ähnlich warme Objekte wie von der Sonne aufgewärmten Steine, Ameisen- oder Mäusehaufen oder dürres Gras handelt.
Abb. 3 | Im Thermalbild eines sich drückenden und eingerollten Rehkitzes sind die Augen und die Stellen am wärmsten wo sich der Kopf an den Körper schmiegt. (Quelle: Nicole Berger)
senkrecht nach unten ausgerichtete. Das aufgenommene Thermal-Video wurde in Echtzeit via Funk auf Bildschirme am Boden übertragen und von der Rettungsperson interpretiert. Kitze waren aufgrund ihrer Körpertemperatur (Abb. 3) als helle Flecken auf dem Thermalfilm sichtbar. Wurde ein solcher Wärmepunkt erkannt, konnte die momentane Position des Multikopters per Knopfdruck auf dem Laptop gespeichert werden. Diese gespeicherten Koordinaten wurden im Anschluss gezielt angeflogen und der Multikopter darüber in Schwebe gehalten. Die Retterin oder der Retter gelangte mit Hilfe eines zweiten Bildschirms, auf dem sie oder er sich selbst ebenfalls als hellen Wärmepunkt erkannte, zum Rehkitz. Mit dieser Methode wurden im Rehkitzprojekt an 26 Suchtagen auf 14 von 100 Feldern 21 Kitze, zehn Rehe und ein junger Hase gefunden. Im Anschluss an die Suche wurde zwölfmal gemäht und zuvor alle Kitze detektiert. Der Vorteil, dieses Verfahrens war, dass die Kitze nicht lange gesucht, sondern einfach und rasch aufgefunden und anschliessend gerettet werden konnten. Die Kosten eines solchen Systems betragen rund 25 000.– Franken. Zusammen mit einem Lohn für die Arbeit entspricht dies einem Preis von 140.– CHF pro Feld. Die Flächenleistung pro Feld (ca. 2 ha) beträgt mit Vorbereitung Detektion und Rettung 20 bis 30 Minuten, auf grossen, zusammenhängenden Flächen nur 7,5 Minuten. Damit können mit dieser Methode drei- bis viermal so viele Flächen abgesucht werden wie mit dem ebenfalls sehr wirkungsvollen, handgetragenen und mit Infrarotsensoren ausgerüsteten ISA-Wildretter (Abb. 4). Der Vorteil dieses Gerätes besteht darin, dass die Personen mit ihm direkt im Feld unterwegs sind und somit sofort kon-
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Rettungsstrategien Durch den Einsatz der neuen Technik bei der Rehkitzsuche konnten neue Erkenntnisse bezüglich des Rehverhaltens gewonnen werden. So wurde beobachtet, dass auch erwachsene Tiere in den Feldern ruhen. Wiesen dienen somit Jung- und Alttieren als Lebensraum. Weiter wurde erkannt, dass sich Rehkitze bei Starkregen unter das schützende Blätterdach der Bäume zurückziehen. Das Anmähen der Felder am Waldrand nach Regen kann somit tote Rehkitze zur Folge haben. Im Rahmen des Projekts wurde neu erkannt, dass je nach Alter der Rehkitze zwei Rettungsstrategien nötig sind (Abb. 5). So bedürfen auch die älteren Rehkitze, welche bereits vor Gefahr flüchten, der Rettung, da sie sich noch auf ihre gute Tarnung verlassen. Es waren also diese Rehkitze, die im letzten Moment noch aufsprangen um zu flüchten und dann von den Mähwerken verstümmelt wurden. Die jungen Rehkitze mit Drückinstinkt blieben liegen, wurden überfahren und waren in der Regel sofort tot. Rehkitze anfassen? Bei der Rettung kommen die jungen sich drückenden Rehkitze mit Menschen in Kontakt. Dabei besteht die Möglichkeit, dass die Kitze ihre Geruchlosigkeit verlieren. Die Gefahr, von ihren Müttern verstossen zu werden, besteht laut Hespeler (2006) nicht. Ein möglichst natürlicher Geruch ist trotzdem überlebenswichtig für die Kitze,
Abb. 4 | Ein getragener ISA-Wildretter mit Infrarotsensoren hilft Rehkitze sicher in Wiesen aufzuspüren. (Foto: Nicole Berger)
Rehkitzrettung | Kurzbericht
Zwei Rettungsstrategien
Sich drückendes Kitz
In anderen Bestand legen
In Kiste fixieren
Am Fundort (Markierung für Traktorlenker)
Flüchtendes Kitz
Am Waldrand
Vor Mäher her laufen
Schrittgeschwindigkeit fahren (noch testen)
In den Wald drücken
Sofort mähen Aufpassen, dass es nicht zurückläuft
Später mähen (verwittern und verblenden)
Abb. 5 | Es bedarf zweier unterschiedlicher Rettungsstrategien: eine für sich drückende junge Rehkitze und eine für f lüchtende ältere Rehkitze.
da sie sonst nicht mehr vor Fressfeinden geschützt sind (Hess 2012). Am sichersten ist es, die Hände gründlich mit Erde und frisch ausgerissenem Gras einzureiben und zusätzlich den direkten Kontakt mit den Kitzen zu vermeiden, indem mit Grasbüscheln zugefasst wird. Ausblick Die Thermaltechnik ist grundsätzlich sehr gut geeignet zur Rehkitzrettung. Es stellte sich heraus, dass sie am besten bei kühlen Temperaturen und in Abwesenheit der Sonne funktionierte. Am sichersten und auch planbar war die Suche von 5.00 bis 8.30 Uhr am Morgen. Die zukünftige flächendeckende Suche soll durch koordiniert arbeitende Suchteams sichergestellt werden. Im Moment werden an der HAFL Projekte für deren Ausbildung und die Anschaffung der Systeme vorbereitet. Die kurze Zeitspanne in welcher gesucht werden kann, schränkt die Flächenleistung der Methode ein. Aus diesem Grund und zur Reduktion der Kosten sollen Frühwarnsysteme entwickelt werden, welche Wiesen mit effektivem Rehkitzbestand ausweisen. Damit können sechs von sieben Feldern ausgeschlossen werden, auf denen sich keine Rehkitze aufhalten. Im Rahmen des Projektes wurde ausserdem ein automatisches Ortungssystem für die Detektion von Rehkitzen in Wiesenbeständen entwickelt. Dieses System kann
die Position der Rehkitze in den Wiesen auf 2–3 m Radius genau berechnen. Diese Koordinaten können dann mit einem einfachen Hand-GPS-Gerät aufgesucht werden. Um die perfekt getarnten Kitze vor Ort schnell und sicher auffinden zu können, wurde zusätzlich ein Handsuchgerät ähnlich einem Metalldetektor konstruiert. Das Ortungssystem sowie das Handdetektionsgerät befinden sich noch im Vorprototypenstadium und sollen in einem Folgeprojekt bis zur Serienreife weiter entwickelt werden. n
Literatur ▪▪ Hespeler B., 2006. Die Kitze kommen … . DJZ 5/2006, 41-43. ▪▪ Hess S., 2012. Den Rehkitzen auf der Spur. Neue Zuger Zeitung, 26.05.2012. Zugang: www.zugerzeitung.ch [26.05.2012]. ▪▪ Jarnemo A., 2002. Roe deer Capreolus capreolus fawns and mowing – mortality rates and countermeasures. Wildl. Biol. 8, 211–218. ▪▪ Menzel K., 2007. Hege und Bejagung des Rehwildes. Franckh-Kosmos, Stuttgart, S. 17, 18, 37/139. ▪▪ Stubbe C., 2008. Rehwild. Franckh-Kosmos, Stuttgart, S. 171–177/391.
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Stefan Lauber: Urban und doch der alpinen Zone verschrieben Wir treffen uns an der ETH, das Faltrad blieb vor der Tür. Stefan Lauber schält sich aus der Montur eines mobilen, urbanen Menschen: Er legt den Rucksack ab und zieht die Regenhose aus. «Mein mit Velo und Bahn kombinierter Arbeitsweg zwischen der WSL in Birmensdorf und dem Wohnort Luzern ist mein Fitnesstraining», entschuldigt er sich kurz, «denn für Sport bleibt neben Familie und Beruf sonst kaum Zeit». Er zückt den Laptop – das mobile Office wird manifest. Die Endphase des Verbundprojektes verlange ihm als Ko-Leiter und Koordinator von AlpFUTUR neben der aktiven Beteiligung an der Erziehung seiner beiden Kinder im Vorschulalter zeitlich und organisatorisch viel ab, erklärt er, zumal seine Frau wie er in einem 70 %-Pensum als Programmleiterin arbeite. Zurzeit würde die deutsche Version des Synthesebuches verfasst und verschiedene weitere Publikationen und Umsetzungsarbeiten seien auch noch am Laufen, erklärt er mit sichtlicher Freude an dieser Projektphase. Eine französische und italienische Version der Synthese folgten später. Verbundprojekt von A bis Z «AlpFUTUR war ein eigentliches Bottom-Up-Forschungsprojekt: Nachdem Stakeholder zu den möglichen Forschungsfragen im Sömmerungsgebiet befragt worden waren, wurde ein Forschungsprogramm entworfen. Dann folgten konkrete Projektskizzen und wir begannen mit der Suche nach der Finanzierung», blickt Lauber zurück. «Die Akquise der Finanzen wäre ohne eigene Webseite (www.alpfutur.ch) kaum möglich gewesen», ist sich der Ingenieur Agronom nachträglich sicher, «diese Seite ist für uns aber auch ein wichtiges Instrument zur Sichtbarmachung der Fortschritte und Resultate.» Für den erfolgreichen Projektverlauf sei schliesslich auch die gute Zusammenarbeit im Team entscheidend gewesen. 2013 und 2014 folgen nun in Zusammenarbeit mit Agridea zahlreiche Umsetzungsveranstaltungen in allen beteiligten Regionen. «Und dann gibt es im Sommer 2014 mit allen Beteiligten ein Abschlussfest», freut sich Stefan Lauber über diese Aussicht, «denn AlpFUTUR konnte nur dank ihnen und ihrem motivierten Einsatz gelingen.» Mit Projektmanagement den Fächer weiter geöffnet Er selbst, meint Stefan Lauber, habe mit dieser Arbeit das Thema seiner Dissertation im Bereich Umwelt- und Ressourcenökonomie1, die er im Rahmen des Nationa-
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Agrarforschung Schweiz 4 (6): 306, 2013
len Forschungsprogramms NFP 48 bei Agroscope in Tänikon schrieb, auf fachlicher Ebene weiterziehen können. «Die Alpen sind eine der grössten natürlichen Ressourcen der Schweiz», ergänzt er, und ihre Nutzung sei eine sehr spannende agrar- aber auch gesellschaftspolitische Frage; dafür habe er sich schon früh in seinem Werdegang interessiert. «Mit dem Forschungsmanagement konnte ich mich innerhalb meines Forschungsthemas an einer spannenden Schnittstelle zwischen Organisation und Forschung bewegen», meint Lauber. In der Freizeit bewegt sich Stefan Lauber auf Bergwanderungen mit seiner Familie immer wieder in der alpinen Zone. «Nur Klettern kommt für mich nach den vielen Arbeitsstunden am Computer nicht in Frage», führt er aus, denn dann brauche er Weitsicht und Horizont an Stelle einer weiteren vertikalen Wand vor dem Kopf. Etel Keller-Doroszlai, Forschungsanstalt Agroscope ReckenholzTänikon ART, 8046 Zürich
Agrarstrukturwandel im Berggebiet: Ein agentenbasiertes, räumlich explizites Agrarstruktur- und Landnutzungsmodell für zwei Regionen Mittelbündens. ARTSchriftenreihe 2 (2006), Agroscope, Ettenhausen. 1
A k t u e l l
Aktuell
2013
> Umwelt-Vollzug
> Landwirtschaft
> Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft Ein Modul der Vollzugshilfe Umweltschutz in der Landwirtschaft
Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft Ein Modul der Vollzugshilfe Umweltschutz in der Landwirtschaft Diese Vollzugshilfe erläutert die gesetzlichen Grundlagen im Gewässer- und Umweltschutz, im Chemikalienrecht sowie teilweise im Landwirtschaftsrecht, die beim Umgang mit Pflanzenschutzmitteln auf dem Landwirtschaftsbetrieb massgebend sind. Sie konkretisiert unbestimmte Rechtsbegriffe insbesondere im Hinblick auf die Lagerung und Anwendung von Pflanzenschutzmitteln sowie die Reinigung der Spritzgeräte. Die Vollzugshilfe richtet sich in erster Linie an die Vollzugsbehörden sowie an landwirtschaftliche Beraterinnen und Berater. Christian Leu, Bundesamt für Umwelt BAFU Ruth Badertscher, Bundesamt für Landwirtschaft BLW Die Vollzugshilfe «Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft» wird nur elektronisch veröffentlicht. Download: www.bafu.admin.ch/UV-1312-D
Bodenbakterien: wirksame Helfer im Kampf gegen Krankheiten im Kartoffelbau An der jährlichen Tagung des Arbeitskreises «Biologische Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten» der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft trafen sich über 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Witzenhausen, Deutschland. Verschiedene Aspekte der biologischen Krankheitsbekämpfung wurden diskutiert, mit starkem Fokus auf das Potenzial von Bodenbakterien für die Regulierung von wichtigen Kartoffelkrankheiten, wie der Krautfäule, der Schleimkrankheit oder der Wurzeltöterkrankheit. Die an dieser Tagung vorgestellten positiven
Effekte, die mit dem Einsatz von verschiedenen Bakterien (Pseudomonas- oder Bacillus-Arten) erzielt wurden, lassen hoffen, dass wir in Zukunft durch ein besseres Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Schadund Nutzorganismen nützliche Bakterienarten im Boden selektiv fördern oder gezielt inokulieren könnten, um Pflanzenkrankheiten im biologischen Anbau effizient und nachhaltig zu regulieren. Laure Weisskopf, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART
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Aktuell
Neue Publikationen
ART-Schriftenreihe 18 | Januar 2013
Operationalisierung der Umweltziele Landwirtschaft Bereich Ziel- und Leitarten, Lebensräume (OPAL)
Autorschaft: Thomas Walter, Stefan Eggenberg, Yves Gonseth, Fabien Fivaz, Christian Hedinger, Gabriela Hofer, Andrea Klieber-Kühne, Nina Richner, Karin Schneider, Erich Szerencsits, Sebastian Wolf
Operationalisierung der Umweltziele Landwirtschaft Bereich Ziel- und Leitarten, Lebensräume (OPAL) ART-Schriftenreihe 18 Im Jahr 2008 haben das Bundesamt für Umwelt BAFU und das Bundesamt für Landwirtschaft BLW Umweltziele für die Landwirtschaft formuliert. Um diese Ziele im Bereich «Arten und Lebensräume» weiter zu konkretisieren ist eine Quantifizierung und Regionalisierung erforderlich. Deshalb werden in dieser Schrift quantitative und qualitative Zielgrössen für die verschiedenen landwirtschaftlichen Zonen und Regionen vorgeschlagen, die anhand von Verbreitungspotenzialen der Zielund Leitarten abgegrenzt wurden. Dazu wurden in einem ersten Schritt unter Berücksichtigung der bestehenden Instrumente, wie beispielsweise der nationalen Inventare und der Öko-Qualitätsverordnung, Qualitätskriterien für Flächen und Regionen auf der Basis der gemäss BAFU und BLW zu fördernden Ziel- und Leitarten
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sowie Lebensräume definiert. Diese Qualität wird fortan Umweltziele Landwirtschafts- Qualität, kurz UZL-Qualität, genannt. In einem zweiten Schritt wurde abgeschätzt, wie gross der aktuell vorha dene Anteil an Flächen mit UZL-Qualität in den verschiedenen landwirtschaftlichen Zonen und den fünf Hauptregionen ist. In einem weiteren Schritt wurden Zielgrössen vorgeschlagen. Diese orientieren sich an Fallbeispielen von Vernetzungsprojekten und verschiedenen, bereits veröffentlichten Studien. In den Bergzonen III und IV sowie im Sömmerungsgebiet sind heute noch ausreichend Flächen mit UZL-Qualität vorhanden. Es zeigt sich aber ein Defizit an Flächen mit UZL-Qualität im Talgebiet und in den Bergzonen I und II. Mit den aktuell ausgewiesenen ökologischen Ausgleichsflächen werden die Soll-Anteile quantitativ beinahe erreicht. Um die qualitativen Defizite zu beheben und die vorgeschlagenen Soll-Werte zu erreichen, bedarf es einer Verdreifachung des Anteils an Flächen mit UZL-Qualität in diesen landwirtschaftlichen Zonen – insbesondere beim ökologischen Ausgleich im Ackerbau. Um die Artenvielfalt zu fördern, bedarf es darüber hinaus in allen Regionen spezifische Fördermassnahmen für Zielarten und national hoch prioritäre Leitarten. Dabei orientiere man sich an den Priorisierungen der National Prioritären Arten. Für 24 Subregionen werden zudem Schwerpunkte der zu erhaltenden und fördernden Lebensräume gegeben und es wird beispielhaft erwähnt, für welche Ziel- und Leitarten sie von Bedeutung sind. Thomas Walter et al., ART
Aktuell
Gestaltung des Fressplatzes für Ziegen ART-Bericht 757
Gestaltung des Fressplatzes für Ziegen Palisadenfressgitter, Fressblenden und ein angepasstes Fütterungsmanagement mindern Auseinandersetzungen
Oktober 2012
Autorinnen Nina M. Keil, Bundesamt für Veterinärwesen, Zentrum für tiergerechte Haltung: Wiederkäuer und Schweine, ART, CH−8356 Ettenhausen, E-Mail: nina.keil@art.admin.ch Sandra Hilfiker und Edna Hillmann, Verhalten, Gesundheit & Tierwohl, ETH, CH–8092 Zürich Eva Nordmann und Susanne Waiblinger, Veterinärmedizinische Universität Wien, Institut für Tierhaltung und Tierschutz, AT−1210 Wien
Impressum Herausgeber: Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Tänikon, CH-8356 Ettenhausen, Redaktion: Etel Keller, ART Die ART-Berichte/Rapports ART erscheinen in rund 20 Nummern pro Jahr. Jahresabonnement Fr. 60.–. Bestellung von Abonnements und Einzelnummern: ART, Bibliothek, 8356 Ettenhausen T +41 (0)52 368 31 31 F +41 (0)52 365 11 90 doku@art.admin.ch Downloads: www.agroscope.ch ISSN 1661-7568
Abb. 1: Ein für die Ziegenhaltung geeignetes Fressgitter muss klar unterteilte Fressplätze haben und möglichst einfaches Aus- und Einfädeln erlauben. Aufgrund des ausgeprägten Sozialverhaltens und der Konkurrenz beim Fressen ist der Fressplatz bei Ziegen ein Bereich im Stall, in dem es oft zu Auseinandersetzungen kommt. Dies kann sich insbesondere bei der Haltung von Ziegen in kleinen Beständen negativ auf das Wohlbefinden und die Leistung der Tiere auswirken. Zwei an der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART durchgeführte Experimente untersuchten die Eignung verschiedener Fressgittertypen und die Bedeutung von Fressblenden in Situationen mit und ohne Fixierung am Fressgitter. Die Verhaltensbeobachtungen fanden
an Gruppen mit behornten und hornlosen Tieren statt. Ziel der Untersuchungen war es, die Gestaltung des Fressplatzes zu optimieren, um Auseinandersetzungen zu minimieren und rangtiefen Ziegen den Zugang zum Futter zu erleichtern. Die Ergebnisse belegen, dass sich Palisadenfressgitter hierfür unabhängig von der Behornung am besten eignen. Fressblenden wirken sich positiv auf das Verhalten der Ziegen aus, wenn diese beim Fressen fixiert werden. Aufgrund der Verletzungsgefahr ist der Einsatz von Fressblenden besonders bei behornten Ziegen zu empfehlen.
ART-Bericht 757 Aufgrund des ausgeprä ten Sozialverhaltens und der Konkurrenz beim Fressen ist der Fressplatz bei Ziegen ein Bereich im Stall, in dem es oft zu Auseinandersetzungen kommt. Dies kann sich insbesondere bei der Haltung von Ziegen in kleinen Beständen negativ auf das Wohlbefinden und die Leistung der Tiere auswirken. Zwei an der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART durchgeführte Experimente untersuchten die Eignung verschiedener Fressgittertypen und die Bedeutung von Fressblenden in Situationen mit und ohne Fixierung am Fressgitter. Die Verhaltensbeobachtungen fanden an Gruppen mit behornten und hornlosen Tieren statt. Ziel der Untersuchungen war es, die Gestaltung des Fressplatzes zu optimieren, um Auseinandersetzungen zu minimieren und rangtiefen Ziegen den Zugang zum Futter zu erleichtern. Die Ergebnisse belegen, dass sich Palisadenfressgitter hierfür unabhängig von der Behornung am besten eignen. Fressblenden wirken sich positiv auf das Verhalten der Ziegen aus, wenn diese beim Fressen fixiert werden. Aufgrund der Verletzungsgefahr ist der Einsatz von Fressblenden besonders bei behornten Ziegen zu empfehlen. Nina M. Keil, ART, Sandra Hilfiker und Edna Hillmann, ETH Zürich, Eva Nordmann und Susanne Waiblinger, Veterinärmedizinische Universität Wien
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Aktuell
Medienmitteilungen
www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen 31.05.2013 Grosses Interesse am Bachelor-Studium in Biologischer Landwirtschaft – Lehre profitiert von anwendungsorientierter Forschung Die ersten Studierenden der neuen Bachelor-Vertiefungsrichtung «Biologische Landwirtschaft und Hortikultur» im Studium Umweltingenieurwesen an der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften stehen vor dem Abschluss. Das praxisbezogene Studium zeichnet sich durch die Nähe zu zahlreichen Akteuren in Praxis und Forschung aus. Bei Agroscope eigneten sich die Studierenden ihr Know-how im Bio-Acker- und BioFutterbau an.
30.05.2013 Winterverluste bei den Bienenvölkern: Imker/innen können aufatmen Nach den katastrophalen Verlusten im Winter 2011/2012 fehlt nach dem vergangenen Winter rund jedes vierte Bienenvolk für die Frühlingstracht. Dies entspricht etwa dem langjährige Durchschnitt. Das Problem Wintersterben ist aber nach wie vor ungelöst.
27.05.2013 Bedroht eine neue Gerstenkrankheit den Weizen? Seit den Neunziger Jahren haben die Sprenkelnekrosen der Gerste immer mehr an Bedeutung zugenommen. Diese Blattflecken sind unter anderem das Resultat einer neuen Gerstenkrankheit, die durch den Erreger Ramularia collo-cygni verursacht werden. Dieser Pilz wurde von Agroscope nachgewiesen. Dank einer von Agroscope entwickelten molekularen Nachweismethode konnte der Pilz 2012 auf den Blättern von verschiedenen Sommerweizensorten gefunden und identifiziert werden. Wiederholt sich die Geschichte der Gerstenkrankheit auf dem Weizen? Und wird der Pilz über das Saatgut übertragen?
16.05.2013 Später Kartoffelanbau: Welches sind die Risiken? Diesen Frühling verzögerte der anhaltende Regen den Kartoffelanbau im Schnitt um 3 bis 4 Wochen. Auf einigen Parzellen mit schwierigen Bedingungen wird der Anbau vermutlich erst im Juni erfolgen, was äusserst ungewöhnlich ist. Eine späte Pflanzung ist physiologischen, phytosanitären und klimatischen Risiken ausge-
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setzt, was sich auf den Ernteertrag auswirken dürfte. Agroscope stellt Informationen über die diesbezügliche Anfälligkeit der verschiedenen Sorten bereit. Bei günstigen Anbau- und Erntebedingungen in diesem Jahr könnten sich die Folgen des schlechten Starts in Grenzen halten. Das Angebot an Frühsorten wird jedoch vermutlich geschmälert, insbesondere zu Beginn der neuen Verkaufskampagne.
13.05.2013 Rotschwingel – eine stressresistente Pflanze für die Weide Der Rotschwingel ist ein kleines, in fast all unseren Regionen angesiedeltes Gras. Er zeichnet sich durch seine überdurchschnittliche Stressresistenz aus. Es ist daher kaum verwunderlich, dass er in zahlreichen Rasen- und Wiesenmischungen enthalten ist. Agroscope enthüllt nun das Geheimnis um diese unscheinbare Pflanze, die massgeblich für stabile Weideerträge sorgt.
07.05.2013 Aktuelle Information zu Kraut- und Knollenfäule via Smartphone – 25 Jahre PhytoPRE Kartoffelproduzenten in der Schweiz haben dank der neuen PhytoPRE WebApp via Smartphone Zugang zu Informationen bezüglich Kraut- und Knollenfäule, die mehrmals täglich aktualisiert werden. Abrufbar sind eine Befallskarte, die Haupt-infektions- und Sporulationsperioden (HISP), das regionale Infektionsrisiko so-wie verschiedene Pflanzenschutz-Bulletins. Die Entwicklung des Warn- und Prognosesystems PhytoPRE wurde im Jahr 1988 gestartet. Seitdem hat es zahlreiche Verbesserungen gegeben und zu diesem Jubiläum bietet Agroscope für die laufende Saison den Smartphone-Service kostenlos an.
Aktuell
Internetlinks
Veranstaltungen
Agrarpolitik 2014–2017 www.focus-ap-pa.ch Die Plattform «Focus AP-PA.ch» stellt den Multiplika torinnen und Multiplikatoren in der Landwirtschaft und im ländlichen Raum Informationen aus erster Hand, Unterlagen und Arbeitsinstrumente zur Verfügung, die die Umsetzung der Agrarpolitik 2014-2017 erleichtern.
Vor schau
Juni 2013 19. – 20.06.2013 Agrartechniktage Tänikon Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Ettenhausen Juli 2013 02. – 05.07.2013 ISHS Fireblight 2013 Agroscope Changins-Wädenswil ACW und ETH Zürich ETH Zürich
Juli–August 2013 / Heft 7–8 Die Roggenproduktion in der Schweiz hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Forschende von Agroscope untersuchen die Mahl- und Backqualität von Roggensorten, damit besser auf die Anforderungen der Verwender von Roggen eingegangen werden kann. (Foto: Agroscope)
••Backqualität von Roggen in der Schweiz, Cécile Brabant et al., ACW ••Knaulgras: Prüfergebnisse von 31 Sorten, Daniel Suter et al., ART und ACW ••Zwanzig Jahre Sortenversuche mit Silomais in der Schweiz, Alice Baux und Jürg Hiltbrunner, ACW und ART ••Einfluss der Maissorte und des Entwicklungsstadiums auf die aerobe Stabilität, Ueli Wyss und Yves Arrigo, ALP-Haras ••Serie Proficrops: Der HOLL-Raps in der Schweiz: vom Testanbau zur grossflächigen Produktion, Alice Baux et al., ACW ••Mikroorganismen – Bestandteil zukünftiger Düngungssysteme, Antonia Maria Müller et al., ETH Zürich
August 2013 23.08.2013 InfoTag Medizinal- und Aromapflanzen Agroscope Changins-Wädenswil ACW Attiswil BE 29.08.2013 AGFF-Strickhoftagung Agroscope ART, AGFF Strickhof, Eschikon, 8315 Lindau September 2013 05.09.2013 Informationstagung Agrarökonomie Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Ettenhausen Oktober 2013 01.10.2013 AlpFUTUR - wissenschaftliche Schlusstagung AlpFUTUR Verbund (Agroscope, WSL) Schüpfheim LU 02.10.2013 7. Ökobilanzplattform Agroscope
••Mastleistung, Schlachtkörper- und Fleischqualität verschiedener Masthybridlinien, Cédric Hoffmann et al., Micarna SA und Stiftung Aviforum ••Masthybridlinien: Benutzung des Aussenklimabereichs, Einstreuqualität und Gefieder, Cédric Hoffmann et al., Micarna SA und Stiftung Aviforum
Informationen: Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen
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www.alpfutur.ch
AGrAr ForSchUNG Schweiz recherche AGroNomiqUe SUiSSe
Aktuelle Forschungsergebnisse für Beratung und Praxis: Agrarforschung Schweiz publiziert 10-mal im Jahr Forschungsergebnisse über Pflanzenbau, Nutztiere, Agrarwirtschaft, Landtechnik, Lebensmittel, Umwelt und Gesellschaft. Agrarforschung ist auch online verfügbar unter: www.agrarforschungschweiz.ch Bestellen Sie jetzt Ihre Gratisausgabe! Name/Firma
Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Partner der zeitschrift sind das Bundesamt für Landwirtschaft, die hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaft hAFL, die Beratungszentralen AGriDeA, die eidgenössische Technische hochschule eTh zürich, Departement für Umweltsystemwissenschaften und Agroscope, die gleichzeitig herausgeberin der zeitschrift ist. Die zeitschrift erscheint in Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenössische Ämter und an weitere Fachinteressierte.
Vorname Strasse/Nr PLZ/Ort Beruf E-Mail Datum Unterschrift Talon einsenden an: redaktion Agrarforschung Schweiz, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP-haras, Postfach 64, 1725 Posieux Tel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00 e-mail: info@agrarforschungschweiz.ch | www.agrarforschungschweiz.ch