SV-Genderreport 2015

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SV-Genderreport Eine Erhebung zum Geschlechterverhältnis in der österreichischen Schüler_innenvertretung

Schuljahr 2014/15

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aktion kritischer schüler_innen Seite 1


Impressum: MHV: AKS-Bundesorganisation I Chefinnenredaktion: Katharina Gärtner I Layout: Daniel Preglau I Redaktion: AKS-Bundesorganisation I Quellen: SV-Genderreport der AKS, Statistik Austria, Frauenbericht 2012 des Bundesministeriums für Frauen und Öffentlichen Dienst, Österreichisches Parlament I Aktion kritischer Schüler_innen, Amtshausgasse 4, 1050 Wien, Österreich ZVR: 270 200 209 Wien, Mai 2015

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Vorwort

der Bundesministerin für Bildung und Frauen

Als Frauen- und Bildungsministerin finde ich Initiativen wie den AKS Genderreport besonders wichtig. Denn nur wenn wir auf der Ebene der Schulen ansetzen und dort Geschlechtergerechtigkeit und Geschlechterdemokratie (vor-)leben, werden wir in Zukunft gesamtgesellschaftliche Entwicklungen erreichen, die dazu beitragen, dass mehr Frauen die gläserne Decke durchbrechen.

Foto: Astrid Knie

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Gleichberechtigung bedeutet auch gleichberechtigt mitreden, mitentschieden, mitgestalten. Mir ist es daher selbstverständlich ein Anliegen, dass Mädchen und junge Frauen in der SchülerInnenpolitik mitmischen und ihre demokratischen Rechte wahrnehmen und leben. Nicht nur weil wir wissen, dass Gremien in denen Frauen und Männer gemeinsam entscheiden vielfältigere Ergebnisse erzielen, sondern insbesondere auch, weil nicht über Mädchen und Frauen hinweg entscheiden werden darf. Das gilt für die Wirtschaft genauso wie für die (SchülerInnen-)Politik. Gelebte Gleichstellung zwischen Männern und Frauen kann gar nicht früh genug beginnen. Bereits in der SchülerInnenpolitik scheint aber die Luft für Frauen dünner zu werden, je weiter sie die Leiter nach oben klettern. Deswegen finde ich diesen Report auch so notwendig, denn er zeigt die IstSituation und ermöglicht durch die enthaltenen Analysen Strategien zur Verbesserung im Bereich der SchülerInnenvertretung. Dafür ein großes Danke! Eure Gabriele Heinisch-Hosek Frauen- und Bildungsministerin

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Vorwort

der Aktion kritischer Schüler_innen Dass Frauen in unserer Gesellschaft noch immer benachteiligt werden, belegen zahlreiche Studien und Statistiken. Im österreichischen Nationalrat sind von 183 Abgeordneten 61 weiblich, das sind 33,33 Prozent. Damit liegt Österreich weit unter dem europäischen Durchschnitt. Doch die Benachteiligung von Frauen beginnt nicht erst ab dieser Ebene, sondern schon viel früher. Die Bundesschüler_innenvertretung, die 1,1 Millionen Schüler_innen in Österreich vertritt, liegt mit sechs weiblichen von 28 Mitgliedern, also einem Frauenanteil von 21,43 %, sogar noch hinter dem Nationalrat. Von den Parlamentsparteien haben nur FPÖ und NEOS eine niedrigere Quote als die BSV. Die Schule ist kein Raum, der von der Gesellschaft abgeschottet ist. Schülerinnen müssen bereits früh gefördert und bestärkt werden. In der Sekundarstufe II gibt es in Österreich mehr Schülerinnen als Schüler, trotzdem spiegelt sich dies nicht in den Vertretungsorganen wider. Der SV-Genderreport soll das Geschlechterverhältnis in der österreischischen Schüler_innenvertretung auf Schul-, Landes- und Bundesebene beleuchten und Lösungsansätze bieten. Diese Erhebung dient nicht dazu, Frauen in eine Opferrolle drängen, viel mehr sollen sie motiviert werden, sich in der Schüler_innenvertretung zu engagieren und alle dazu anregen, über gesellschaftliche Rollenbilder und Vorurteile zu reflektieren und diese aufzubrechen. Es ist ein längst notwendiger Schritt, gleiche Ausgangschancen für alle zu schaffen. Die Schule muss dieser Aufgabe gerecht werden, also Ungleichgewichten entgegenwirken und ein gesellschaftliches Umdenken fördern. Je früher Menschen lernen, Gleichberechtigung zu leben, desto eher kann diese Realität werden. Gerade daher muss Gleichberechtigung auch der Schule ein Anliegen sein. Aktuelle Machtverhältnisse, nicht nur in der Politik, sondern auch an der eigenen Schule und der überschulischen Schüler_innenvertretung müssen offengelegt und hinterfragt werden.

Janina Hellwagner Frauensprecherin der AKS

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Einleitung Die größte Berufsgruppe Österreichs wird bei den meisten Statistiken, in denen Geschlechterverhältnisse analysiert oder erhoben werden, nicht genannt. In Österreich gibt es insgesamt 1,1 Millionen Schüler und Schülerinnen. Die Schüler_innenvertretung, kurz SV, stellt auf Schul-, Landes und Bundesebene wichtiges Sprachrohr für Schüler_innen dar. Dass Schule kein abgetrennter Raum der Gesellschaft ist und sich dort ebenso gesellschaftliche Ungleichheiten manifestieren und Stereotype genauso wie Vorurteile und Rollenbilder vorherrschen, zeigen die Parallelen zwischen der SV und anderen politischen Vertretungsgremien. Diese Strukturen werden im SV-Genderreport aufgezeigt. Dieser spiegelt die ungleichen Geschlechterverhältnisse in den Vertretungsgremien von Schüler_innen wider. Ziel des SV-Genderreport ist es einerseits, die unausgeglichenen Geschlechterverhältnisse als Missstände anzuerkennen und außerdem, die Ursachen für diese Verhältnisse zu beleuchten, Gründe für deren Struktur zu benennen und Lösungsansätze zu finden. Dieser Bericht zeigt die Anzahl biologisch männlicher und weiblicher Kandidat_innen zur Schulsprecher_innenwahl, sowie das Verhältnis von Männern und Frauen in der gewählten Schüler_innenvertretung. Diese Zahlen stehen in Relation zur Gesamtanzahlt der weiblichen und männlichen Schüler_innen der befragten Schulen.

Frauen ans Steuer! Die Reproduktion von Rollenbildern durch Medien und Erziehung hat Auswirkungen auf alle Menschen und deren Wahrnehmung der Geschlechter. Unterschiedliche Eigenschaften und Rollen werden einander zugeschrieben, damit einhergehend auch die Vorstellung, wer in welchen Bereichen als kompetent wahrgenommen wird. Eigenschaften wie Durchsetzungsvermögen, Stärke, Ernsthaftigkeit und auch sogenannte Führungskompetenzen werden eher Männern zugeschrieben. Diese Rollenbilder haben starke Auswirkungen auf das Wahlverhalten bei der Schüler_innenvertretungswahl. Es ist wichtig, Schüler und Schülerinnen anzuregen, gängige Stereotype und Rollenbilder zu hinterfragen und ein Bewusstsein für ungerechtfertigte und einschränkende Rollenzuschreibungen zu entwickeln. Denn dahingehende Sensibilisierungsarbeit kann als Maßnahme zur Änderung der momentanen Strukturen gesehen werden, und ungleichberechtigenden Tendenzen in der Schule sowie der Gesellschaft entgegenwirken. Durch Repräsentationen von Rollenbilder durch Medien und Erziehung ist es oft vom Geschlecht abhängig, wer für kompetent empfunden wird. Schüler und Schülerinnen anzuregen, gängige Stereotypen und Rollenbilder zu hinterfragen sind eine Maßnahmen um den derzeitigen Zustand zu ändern.

Berufsschulen Berufsschulen konnten aus organisatorischen Gründen nicht in die Erhebung miteinbezogen werden. Die Wahlmodi sowie die Struktur ließen es leider nicht zu, einen vollständigen Überblick zu erheben, der Schlüsse zulassen würde.

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Ebenen der Schüler_innenvertretung Die Schüler_innenvertretung Für Schülerinnen und Schüler stellt die Schule einen Lebensraum dar, in dem sie einen Großteil ihrer Zeit verbringen. Es ist also unvermeidbar, Verbesserungen im Schulalltag zu ermöglichen, sodass die Schule zu einem Ort wird, in dem man die ohnehin vielen Stunden gerne und in angenehmer Atmospäre verbringt. Doch die Interessen der Schüler_innen unterscheiden sich oftmals von denen der Lehrer_innen, der Verwaltung und der Eltern. Für schulspezifische Forderungen ist hier der Schulsprecher oder die Schulsprecherin gefragt, der_die die Interessen der gesamten Schüler_innenschaft vor der Eltern und den Lehrpersonen vertritt und durchsetzt. Im Schulgemeinschaftsausschuss (SGA) hat hier der_die Schulsprecher_in und seine beiden aktiven Stellvertreter_innen die Möglichkeit dazu. Hier werden schulbezogene Anliegen zwischen Lehrpersonal, Eltern und Schüler_innen diskutiert und abgestimmt. Die Wahl der SV-Mitglieder, die die Schüler_innen im SGA vertreten, läuft von Schule zu Schule unterschiedlich ab. Es gibt Schulen, an denen kandidieren die Personen mit einem Hearing, in dem sie ihre Projekte vorstellen und ihre Motivation für das Amt erklären. An anderen Schulen wird wiederum nur die Möglichkeit gegeben, sich kurz vorzustellen. Zum Teil sind noch nicht einmal alle Schüler_innen einer Oberstufe wahlberechtigt, sondern nur die Klassensprecher_innen, obwohl dieser Umstand eigentlich gegen die aktuelle Gesetzeslage verstößt. Doch egal, ob die SV-Wahl nach Gesetz abläuft oder nicht, die gewählte Vertretung wird in die landesweite Wähler_innenevidenz eingetragen und hat dadurch das Recht, für die Landesschüler_innenvertretung zu kandidieren. Wählen jedoch darf diese nur der_die Schulsprecher_in.

Überschulische Vertretung Landesschüler_innenvertretung (LSV) Jedes Bundesland hat eine Landesschüler_innenvertretung (LSV). Sie besteht aus drei Bereichen: Allgemein bildende höhere Schulen (AHS), Berufsbildende mittlere und höhere Schulen (BMHS) und Berufsschulen (BS), wobei jeder Bereich aktiv – je nach Bundesland vier bis acht Mitglieder hat. Die Aufgabe der LSV ist es zum einen, die Interessen der Schülerinnen und Schüler vor dem Landesschulrat zu vertreten und zum anderen, die einzelnen Schüler_innenvertretungen in ihrer Arbeit zu unterstützen. Die Wahl zur Landesschüler_innenvertretung erfolgt immer am Ende des Schuljahres. Kandidieren können alle Schüler_innen, die in jenem Schuljahr in der SV aktiv waren. Wählen können jedoch nur die amtierenden Schulsprecher_innen.

Bundesschüler_innenvertretung (BSV) Die Bundesschüler_innenvertretung setzt sich aus den drei Landesschulsprecher_innen jedes Bundeslandes und aus ein bis zwei Vertreter_innen der Zentrallehranstalten (Schulen, Seite 6

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die rechtlich keinem Landesschulrat, sondern direkt dem Bildungsministerium unterstellt sind) zusammen, diese werden also nicht mehr gewählt. Dadurch, dass es für die BSV keine direkten Wahlen mehr gibt, wird das drastische Geschlechterverhältnis der Bundesschüler_innenvertretung erst nach den jeweiligen Wahlen zur Landesschüler_innenvertretung sichtbar. Im Großteil der Bundesländer konnten sich männliche Kandidaten als Landesschulsprecher durchsetzen. Die insgesamt 29 Mitglieder wählen am Anfang des Schuljahres aus ihrem Kreis den_die Bundesschulsprecher_in und drei Bereichssprecher_innen (AHS-Bereich, BMHS-Bereich, BS-Bereich), die auch gleichzeitig die Stellvertreter_innen des_der Bundesschulsprecher_in darstellen. Die Bundesschüler_innenvertretung hat vom Gesetz her vor allem die Aufgabe, die Interessen der Schüler_innen vor dem Bildungsministerium und der Öffentlichkeit zu vertreten. Mit engagierten Vertreter_innen ist es auch hier möglich innovative Projekte zu verwirklichen.

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Überblick Es wurden alle 876 AHSen und BMHSen der Sekundarstufe II angefragt, 215 Schulen nahmen an der Erhebung teil. Diese umfassen 105.226 Schüler_innen. Bei der Auswertung der Ergebnisse wurde sowohl im AHS- als auch im BMHS-Bereich auf die verschiedenen Schulschwerpunkte Rücksicht genommen. Durch die Erhebung der Kandidaturen, Geschlechterverhältnisse in der Schüler_innenvertretung und dem biologischen Geschlecht der Schulsprecher_innen, wurde ein Durchschnitt erfasst. Die Ergebnisse decken sich mit Erfahrungswerten, die durch jahrzehntelange Arbeit mit und in der österreichischen Schüler_innenvertreutng gesammelt wurden und machen die Zahlen zulässig. Die BSV-Mandate sind hier mit Einbeziehung der Vertreter_innen der Berufsschulen dargestellt. Anzahl der Frauen in Prozent

Anzahl der Männer in Prozent

Schüler_innen

57729

54,86%

47497

45,14%

Kandidiert

607

43,99%

773

56,01%

SV

286

44,34%

359

55,66%

Schulsprecher_in

83

38,60%

132

61,40%

1. Stv.

100

46,51%

115

53,49%

2. Stv.

103

47,91%

112

52,09%

BSV Mandate1

6

21,43%

22

78,57%

Im Schuljahr 2014/15 war nur eine Person für die Zentralen Lehranstalten in der BSV vertreten, anstatt regulär zwei Personen. Daher besteht die BSV in diesem Schuljahr aus nur 28 statt 29 Personen. 1

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AHS Bereich (99) - Stichprobe: Frauen

in Prozent

M채nner

in Prozent

Sch체ler_innen

29234

53,54%

25369

46,46%

Kandidiert

267

40,64%

390

59,36%

SV

126

42,42%

171

57,58%

Schulsprecher_in

40

40,40%

59

59,60%

1. Stv.

46

46,46%

53

53,54%

2. Stv.

40

40,40%

59

59,60%

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BMHS Bereich (116) - Stichprobe: Frauen

in Prozent

M채nner

in Prozent

Sch체ler_innen

28495

56,29%

22128

43,71%

Kandidiert

340

47,03%

383

52,97%

SV

160

45,98%

188

54,02%

Schulsprecher_in

43

37,07%

73

62,93%

1. Stv

54

46,55%

62

53,45%

2. Stv

63

54,31%

53

45,69%

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Die gläserne Decke in der Schüler_innenvertretung Oft heißt es, dass Frauen einfach kein Interesse haben, wenn gefragt wird, warum der weibliche Anteil in Spitzenpositionen so gering ist. Auch in der österreichischen Bundesschüler_innenvertretung scheint diese Aussage auf den ersten Blick zu stimmen. Lediglich 6 von 28 Mandatar_innen sind Frauen. Fasst man jedoch die Anzahl an Kandidaturen von Schülerinnen zu den SV-Wahlen ins Auge, so erkennt man dass sich dieses Geschlechterverhältnis nicht auf einen Mangel an Interesse zurückführen lässt, sondern sich eher das Phänomen der gläsernen Decke zeigt. Doch abgesehen von den üblichen Verdächtigen, wie höheren technischen Lehranstalten und wirtschaftsorientierten Schulen, sind Frauen mit nur sehr wenig Rückstand in der SV vertreten. Allgemein ist zu sagen, dass an Allgemein Bildenden Höhere Schulen (AHS) und Berufsbildenden Mittleren und Höheren Schulen (BMHS) ohne Rücksichtnahme auf den Schultyp, die Anzahl von Schülerinnen überwiegt. Von den 215 befragten Schulen, die insgesamt 105.226 Schüler_innen umfassen, sind 57.729, also 54,86%, weiblich. Trotzdem kandidierten im letzten Jahr 27,35% mehr Männer für das Amt zum Schulsprecher. Diese Zahl bestätigt, dass es für Frauen tendenziell eine größere Hemmschwelle gibt, sich zur Wahl als Schulsprecherin aufzustellen. Diese Hemmschwelle kann mit gesellschaftlichen Strukturen und Rollenbildern erklärt werden. Denn während Burschen von klein auf Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen, genauso wie Durchsetzungsvermögen anerzogen bekommen, lernen Mädchen still und brav zu sein. Stark zu sein ist keine Eigenschaft, die Mädchen und jungen Frauen beigebracht wird. Daraus lässt sich ableiten, wieso mehr Männer als Frauen für die SV kandidieren: Sie trauen es sich eher zu. Es muss, vor allem im Hinblick auf gesellschaftliche Strukturen und oben angeführte Unterschiede in der anerzogenen Selbstwahrnehmung von Frauen und Männern, von dem Argument, Frauen würden nicht kandidieren wollen, Abstand genommen werden. Ausgehend von einer höheren Anzahl an Schülerinnen als Schülern in Österreich wird sichtbar, dass es hier genauso, wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen, eine gläserne Decke besteht. Die gläserne Decke bezeichnet in unserer Gesellschaft eine Struktur, die Frauen daran hindert, hohe Positionen einzunehmen. Je höher die Position wird, desto weniger Frauen nehmen sie ein. So gibt es auch in der SV insgesamt um 20,33% weniger Frauen. Dieses Faktum kann als direkte Auswirkung fehlender Vorbilder für Frauen gesehen werden. Der Umstand, dass wenige Schülerinnen in die SV und noch weniger zur Schulsprecherin gewählt werden, kann als demotivierend und einschüchternd für andere Schülerinnen gesehen werden, weshalb sich diese die nötigen Kompetenzen nicht zutrauen, um eine Aufgabe als Vertreterin der Schüler_innen einzunehmen. Diagonal dazu gibt es einen Überhang an männlichen Vorbildern, die Schülern Mut machen und sie in ihrer ohnehin schon anerzogenen Rolle der Selbstbewussten noch mehr bestätigen. Vorbilder zu haben, die einem_r Mut machen, SV-Genderreport 2015 | aks.at

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sind auf jeden Fall gutzuheißen und auch wichtig, allerdings muss es diese ausgeglichen für Schüler und Schülerinnen geben. Nur so kann fairen Strukturen entgegengearbeitet werden. In der nächsten Instanz, den Landeschüler_innenvertretungen (LSV), vergrößert sich der Unterschied extrem. Von insgesamt 158 Mandaten, haben 62 Frauen inne. Der Unterschied ist enorm, so sind 35,42% weniger Frauen in der LSV. Landesschulsprecher_innen als höchste Instanz in der LSV und gleichzeitig Mitglieder der BSV, gibt es von insgesamt 28 nur 6 Frauen. Hier zeigt sich deutlich, dass der Sprung in diese höchste Instanz der österreichischen Schüler_innenvertretung nicht für alle offen steht. Die Bundesschüler_innenvertretung vertritt alle 1,1 Millionen Schüler_innen in Österreich. In Volksschulen entspricht der Mädchenanteil dem etwas geringeren Anteil der Mädchen in der gleichaltrigen Wohnbevölkerung. Erste Unterschiede zeigen sich im Sekundarbereich I: Mädchen sind an der AHS-Unterstufe überrepräsentiert, Burschen an Hauptschulen und Neuen Mittelschulen. Mädchen besuchen deutlich seltener eine Sonderschule als Burschen. Besonders deutlich werden die Unterschiede dann in der Sekundarstufe II. Maturaführende Schulen sowie berufsbildende mittlere Schulen werden häufiger von Frauen besucht, an den Berufsschulen sind hingegen die Burschen deutlich überproportional vertreten. Dieser Umstand spiegelt sich in der bundesweiten Vertretung in keiner Weise wider. Deswegen kann nicht von fairen Strukturen und gleichen Bedingungen, was den Zugang zu Vertretungsgremien in der österreichischen SV betrifft, gesprochen werden. Sondern hier muss das Bestehen der gläsernen Decke erkannt werden.

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Schüler_innenvertretung auf Landesebene Bundesland

Frauen

Männer

Landesschulsprecher_in

AHS

4

4

männlich

BMHS

6

2

männlich

BS

3

5

weiblich

AHS

1

5

männlich

BMHS

2

4

männlich

BS

2

4

männlich

AHS

6

2

männlich

BMHS

3

5

weiblich

BS

0

8

männlich

AHS

3

1

männlich

BMHS

3

1

weiblich

BS

0

4

männlich

AHS

4

4

weiblich

BMHS

2

6

männlich

BS

4

4

männlich

AHS

1

4

männlich

BMHS

2

3

männlich

BS

0

4

männlich

AHS

1

3

männlich

BMHS

2

2

männlich

BS

0

4

männlich

AHS

2

4

männlich

BMHS

4

2

männlich

BS

1

5

männlich

Wien

Steiermark

Niederösterreich

Burgenland

Oberösterreich

Kärnten

Salzburg

Tirol

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Bundesland

Frauen

Männer

Landesschulsprecher_in

AHS

3

1

weiblich

BMHS

2

2

männlich

BS

1

3

männlich

Vorarlberg

Frauen

in Prozent

Männer

in Prozent

AHS LSV

25

47,17%

28

52,83%

BMHS LSV

26

49,06%

27

50,94%

BS LSV

11

21,15%

41

78,85%

Gesamte LSV in Österreich

62

39,24%

96

60,76%

Landesschulsprecher_innen

6

22,22%

21

77,78%

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Schüler_innenvertretung auf Bundesebene Die Bundesschüler_innenvertretung stellt das wichtigste Sprachrohr der Schüler und Schülerinnen Österreichs dar. Seit 2005 ist der Frauenanteil enorm gesunken. Männer

in Prozent

Frauen

in Prozent

Bundesschulsprecher_in

2002/03

18

62%

11

38%

männlich

2003/04

15

52%

14

48%

weiblich

2004/05

15

52%

14

48%

weiblich

2005/06

14

48%

15

52%

männlich

2006/07

15

52%

14

48%

männlich

2007/08

18

62%

11

38%

männlich

2008/09

19

66%

10

34%

männlich

2009/10

20

69%

9

31%

weiblich

2010/11

17

59%

12

41%

männlich

2011/12

23

80%

6

20%

weiblich

2012/13

19

66%

10

34%

männlich

2013/14

22

76%

7

24%

weiblich

2014/15

22

78%

6

21%

männlich

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Interpretation der Ergebnisse Wie die Ergebnisse zeigen, gibt es die sogenannte gläserne Decke bereits in der Schule. Bei der Anzahl aller Schüler und Schülerinnen gibt es mehr Frauen, doch so bald es zu Funktionen auf Vertretungsebene kommt, wird der Anteil an Frauen immer geringer. Je höher die Vertretungsebene wird, desto weniger Frauen finden sich in den Vertretungsgremien wieder. Auf jeder Vertretungsebene, in der Schule, auf Landes- und Bundesebene, gibt es einen Männerüberhang. In den Spitzenpositionen (Schulsprecher_in, Landeschulsprecher_in, Bundesschulsprecher_in) wird der Unterschied immer größer, was ein weiterer Beweis für die Existenz der gläsernen Decke in Österreichs Schulen, darstellt. Spätestens, wenn ein Blick in die BSV geworfen wird, wird klar: Frauen haben nicht annähernd die gleichen Chancen und Möglichkeiten wie Männer, in Vertretungspositionen gewählt zu werden. In den Schulen vor Ort lässt sich das vor allem auf das Wahlverhalten der Schüler_innen zurückzuführen. Oft wird es Frauen immer noch nicht zugetraut, eine leitende Funktion einzunehmen, und stattdessen wird der männliche Gegenkandidat Wahlsieger. Das führt dazu, dass Frauen aufgrund fehlender Vorbilder prinzipiell entmutigt werden, sich für die SV an ihrer Schule aufstellen zu lassen, da ihnen das Gefühl, für diese Aufgabe fähig zu sein, nicht vermittelt wird. Diese Unsicherheit seitens der Schülerinnen stellt einerseits einen hemmenden Faktor und gleichzeitig eine diskriminierende Struktur dar. Obwohl es bei den Wahlen zur Landesschüler_innenvertretung ebenso ein Personenwahlprinzip gibt, ist es üblich, dass sich Teams zur Kandidatur zusammenfinden.
 Ob dabei auf eine ausgewogene Geschlechterverteilung geachtet wird, ist vom jeweiligen Team abhängig. Hier entscheiden sich die wahlberechtigten Schüler_innen jedoch oft nicht mehr zwischen mehreren Kandidat_innen, sondern wählen in den meisten Fällen einen Teamvorschlag. Das führt dazu, dass auf dieser Ebene die Wählenden nicht mehr direkt zwischen den weiblichen und männlichen Kandidat_innen entscheiden und die Frage nach Geschlecht, zumindest für die Wählenden selbst, meist in den Hintergrund tritt. Wie bereits unzählige Studien aufgezeigt haben, folgt auch die Schüler_innenvertretung dem Phänomen: Je dünner die Luft wird, desto weniger Platz gibt es in diesen Gremien für Frauen. Der auffällig starke Abschwung des Frauenanteils in der Bundesschüler_innenvertretung ist vor allem auf einen Wechsel der Mehrheitsverhältnisse seit 2005 zurückzuführen.

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Frauen- und Mädchenförderung Der SV-Genderreport soll nicht nur eine Erhebung sein, die aufzeigt, dass es bereits im Bildungssektor zum Phänomen der gläsernen Decke kommt. Er soll außerdem dazu dienen, dass Ableitungen getroffen werden und Maßnahmen zur Frauen- und Mädchenförderung ergriffen werden. Anstatt gesellschaftliche Missstände zu reproduzieren, eignet sich der schulische Rahmen um diese kritisch zu hinterfragen. Daher ist die Bewusstseinsbildung direkt in der Schule ein wichtiger Prozess. Ein Ansatzpunkt sind die Schulbücher. Schülerinnen und Schüler werden von Schulbüchern geprägt, die wiederum die derzeitig gesellschaftliche Norm widerspiegeln. Hier werden oft Stereotypen reproduziert und gefestigt. Eine Auseinandersetzung mit Stereotypen in den Schulbüchern, reicht jedoch nicht aus. Es braucht ebenfalls eine weitere Sensibilisierung von Schulbuch-Autor_innen, Lehrpersonen und Schüler_innen. Ein nächster Schritt wäre, die reflexive Koedukation verstärkt anzuwenden. Geschlechtergetrennter Unterricht stellt ein Element dieser dar. Mit dem Modell der reflexiven Koedukation soll die koedukative Praxis weiterentwickelt und neu gestaltet werden. Ziel ist es, ein gleichberechtigtes Zusammenleben und -lernen beider Geschlechter zu erreichen, sowie geschlechtsstereotype Rollenzuweisungen aufzulösen und alle notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen zu fördern. Insgesamt geht es um eine Sensibilisierung, um das Wahrnehmen und Erkennen von ungleichgewichtigen Kommunikationsstrukturen, auch und gerade zwischen Lehrpersonen und Schüler_innen und um die Entwicklung von geschlechterbewussten Konzepten und Umgangsformen auch für den gemeinsamen Unterricht. Schon seit mehreren Jahren sollte es bereits sogenannte Genderbeauftragte an allen Schulen geben. Deren Aufgabe ist es, im Bereich von geschlechtsspezifischen Ungleichheiten oder Konflikten Bewusstein für die unterschiedlichen Aspekte des Themas „Gender“ zu schaffen. Genauso liegt es im Aufgabenbereich der Genderbeauftragten, Schwerpunkte zu setzen und diese zu koordinieren, um Sensibilisierungsarbeit zu fördern, sowie die sogenannte Genderkompetenz - die Fähigkeit, relevante Geschlechteraspekte zu erkennen und gleichstellungsorientiert zu bearbeiten - der Schüler_innen und Lehrer_innen zu fördern. An vielen Schulen wird Genderbeauftragten kein Platz eingeräumt, die meisten Schüler_innen wissen nicht, dass es so eine Person an ihrer Schule gibt, oder es gibt sie de facto auch gar nicht. In Folge dessen kommt auch die diesbezügliche Sensibilisierungsarbeit zu kurz. Der Handlungsspielraum von Genderbeauftragten muss ausgebaut werden, denn nur so kann bewusste Aufklärungsarbeit an Schulen geleistet werden. Eine weitere Methode, um mehr Frauen in die Vertretungsgremien zu bringen, ist die Einführung einer Frauenquote auf allen Ebenen der Schüler_innenvertretung. Diese würde garantieren, dass mehr Schülerinnen in der SV/LSV/BSV vertreten sind, und so ihre Kompetenz beweisen können, sowie auch Schülerinnen repräsentiert werden. Dadurch würde einerseits der Idee, Frauen hätten weniger Führungskraft und anderersetis dem Fehlen weiblicher Vorbilder effektiv entgegengewirkt werden. Eine Quotierung soll nicht das Ziel darstellen, sondern dient vielmehr als Mittel, um ein ausgewogenes Geschlechterverhältnisse sicherzustellen. SV-Genderreport 2015 | aks.at

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Schlussfolgerung Es ist uns wichtig, mit dem SV-Genderreport aufzuzeigen, dass die Schule kein von gesellschaftlichen Mechanismen abgetrennter Raum ist und sich gesellschaftliche Benachteiligungen, Missstände und Diskriminierungen auch in der Schule abzeichnen. Politischer Bildung wird in unserem Schulsystem immer noch nicht die Relevanz entgegengebracht, die ihr zusteht. In der Sekundarstufe II der Allgemein Höher Bildenden Schulen gibt es noch nicht einmal ein eigenes Fach für Politische Bildung. 
Dabei ist es wichtig, dass die Schule auch ihrem politischen Bildungsauftrag nachkommt und Jugendliche zu kritischen und sensiblen Menschen macht, die bestehenden Ungleichheiten und Machtverhältnissen entgegenwirken. Und nicht nur das: Gleichberechtigung muss von der Schule ernstgenommen und im Alltag gelebt werden. Sexismus und männerdominierte Strukturen dürfen keinen Platz haben. Wie die Erhebung zeigt, verringert sich der Frauenanteil, je höher die Vertretungsebene ist. Die Reproduktion gesamtgesellschaftlicher Verhältnisse in der Schule führt dazu, dass junge Menschen schon früh ein männerdominiertes Vertretungs- und Politikverständnis vermittelt bekommen, nicht nur in der politischen Sphäre, sondern auch direkt in ihrem eigenen Umfeld. Diesen Umstand gilt es zu verändern! Daher ist es wichtig, direkt an den Schulen anzusetzen und sich verstärkt für die Aufhebung von Geschlechterungleichheiten einzusetzen. Denn nur eine progressive Schule kann eine Gesellschaft schaffen, in der allen die gleichen Chancen zustehen!

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