Syntax März 2015 | 61. Ausgabe

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61. Ausgabe März 2015

syntax Das österreichweite Magazin für kritische Schüler_innen Aktion kritischer Schüler_innen — www.aks.at

Die sich nicht bewegt, spürt ihre Fesseln nicht! Themenschwerpunkt: Grenzen

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GET ACTIVE! Wir wollen nicht einfach schlucken, was wir vorgesetzt bekommen. Wir wollen nicht zustimmend schweigen, wenn Ungerechtigkeit, Diskriminierung und autoritäre Strukturen ein immer fixerer Bestandteil unseres gesellschaftlichen Alltages werden. Wir wollen nicht wegsehen, wenn die Schule ein Ort des Schreckens wird und uns jede Lernfreude genommen wird. Wir wollen etwas verändern, in der Schule und in der Gesellschaft! Du auch?

Sei mit dabei und werde Teil der größten österreichweiten Schüler_innenbewegung! Informier dich unter www.aks.at


inhaltsverzeichnis

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Inhalt Editorial

Kommentar der Bundesfrauensprecherin

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Liebe Leserin, Lieber Leser!

Thema: Grenzen Meine Grenzen setze ich mir selbst! Armut in Österreich Interview mit "Flucht nach Vorn"

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Wir freuen uns dir die neueste Ausgabe der Syntax – der größten Schüler_innenzeitung Österreichs präsentieren zu können. Das besondere an dieser Ausgabe ist, dass ausschließlich Frauen und trans* idente Personen dabei mitgewirkt haben. Warum? Frauen sind vor allem in den Medien extrem unterrepräsentiert. Dem wollen wir entgegenwirken und vor allem jungen Frauen die Möglichkeit bieten, sich journalistisch zu betätigen. Auf Seite vier schreibt unsere Bundesfrauensprecherin über einen bewussten Sprachgebrauch, die Grenzen unserer Rollenbilder und warum Sprechen auch immer Handeln bedeutet. In dieser Ausgabe ist unser Themenschwerpunkt Grenzen, denn sie begegnen uns tagtäglich in allen möglichen Formen. Seien es geografische, rechtliche oder aber auch persönliche. Auf Seite sechs findet ihr einen spannenden Artikel über Grenzüberschreitungen. Weiters erwarten euch auch viele andere spannende Artikel. In der Rubrik Schüler_innenvertretung findet ihr neben einem Artikel über verstecktes Schulgeld und Beihilfen auch einen Leitfaden wie ihr selbst gegen sexualisierte Übergriffe an eurer Schule vorgehen könnt. Und für die besonders langweiligen Schulstunden findet ihr im Feuilleton neben der Kunsthalle auch noch Sudokus! Viel Spaß beim Lesen wünscht dir Deine Redaktion

unterstützt von

Bildung und Gesellschaft 170 Mio Wüstenblumen Was Schulbücher wirklich lehren Blasen platzen - Krisen entstehen

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Internationales Zermürbt vom Krieg Gemeint sind wir alle!

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fem.bio

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Schüler_innenvertretung Interview mit Romana Brait und Amina Al-Dubai Wir lernen nicht, wir zahlen! SV-HowTo

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Meinung

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Feuilleton Kunsthalle Sudoku

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IMPRESSUM

Medieninhaberin, Herausgeberin, Verlegerin: AKS Bundesorganisation | Chef_innenredaktion: Raphaela Jernej, Katharina Gärtner | Layout: Christina Götschhofer, Raphaela Jernej | Redaktion: AKS Bundesorganisation | Alle: Amtshausgasse 4, 1050 Wien, Österreich Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Syntax ist eine Zeitschrift der AKS-Bundesorganisation und steht zu 100% in deren Eigentum | Grundsätzliche Richtung: Die Syntax ist die Or-

ganisationszeitung der Aktion kritischer Schüler_innen. Inhaltich den Werten der AKS verpflichtet, ist ihr journalistischer Auftrag die Aufarbeitung gesellschaftlicher Themen aus einer Perspektive, die nicht von ökonomischen und gesellschaftlichen Verpflichtungen und Normen eingeengt ist. ZVR: 270 200 209 | Kontakt: 01/523 12 43 31, aks@aks.at | Druck: Fairdrucker GmbH Wintergasse 52, 3002 Purkersdorf | P.b.b. Verlagspostamt 1050 Wien, GZ: 02Z033431M

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kommentar

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Kommentar der Bundesfrauensprecherin Über einen bewussten Sprachgebrauch, die Grenzen unserer Rollenbilder und warum Sprechen auch immer Handeln bedeutet

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ie Debatte um geschlechtergerechte Sprache in der Schule ist aktuell wieder aufgeflammt. Denn während auf österreichischen Universitäten die Erwähnung von Männern und Frauen in Texten bereits Standard ist, wehren sich auf schulpolitischer Ebene die Verantwortlichen diesen längst überfälligen Schritt zu setzen. „Ich hab‘s ja nicht so gemeint“ Bewusste Sprache bedeutet eigentlich nicht mehr, als sich im Klaren darüber zu sein, was man eigentlich aussagen und mit den eigenen Worten erreichen möchte. Es bedeutet die Grenzen unseres Sprachgebrauchs zu kennen, weil man weiß, wann man zu weit geht. Wenn beispielsweise Wörter wie "schwul", "behindert" oder "arm" in einem negativen Kontext verwendet werden, so wird schnell argumentiert, man hätte "es ja gar nicht so gemeint". Da allerdings davon ausgegangen werden kann, dass Menschen ab einem bestimmten Alter bewusst nachdenken, bevor sie sprechen, so kann ganz schnell festgestellt werden, dass es sich hier um ein Scheinargument handelt und mit Schimpfwörtern dieser Art auch immer ein gewisses Weltbild transportiert wird. Es werden also in der Gesellschaft vorherrschende Bilder reproduziert. Minderheiten wer-

den weiterhin als minderwertig dargestellt. Schüler und Schülerinnen Genauso verhält es sich auch mit geschlechtergerechter Sprache. Wenn sich bestimmte Gruppen oder Parteien gegen gendersensible Ausdrucksweise wehren, passiert das oft unter fadenscheinigen Argumenten wie einer Erschwerung der Lesbarkeit. Hinter diesen steht allerdings der rückschrittliche Gedanke, dass Frauen nicht wichtig genug sind, um erwähnt zu werden, dass sie nicht die Hälfte eines Textes und somit auch nicht die Hälfte der Macht in einer Gesellschaft verdient hätten. Denn ist nicht mehr nur von Handwerkern die Rede, sondern auch von Handwerkerinnen, oder wird aus einer Sekräterin auch einmal ein Sekretär, so verändert sich auch unsere Sichtweise auf diese Berufe. Es findet eine Aufwertung von Frauen und somit auch eine sprachliche Gleichbehandlung statt, was sich in weiterer Folge auf die Perspektive innerhalb der Gesellschaft umlegen lässt. Sprache erzeugt Vorstellungen in unseren Köpfen und hat somit die Macht, auch ein Umdenken anzuleiten. Viele empfinden diese Ausdrucksweise anfangs als störend, weil sie es nicht gewöhnt sind, dass diese "typisch" männlich oder weiblich besetzten Berufe von allen ausgeübt werden können. Wir stoßen bei Doppelnen4

Katharina Gärtner ist Bundesfrauensprecherin der AKS

nungen (also statt "Schüler": Schülerinnen und Schüler) schnell an die Grenzen unserer eigenen verfestigten Rollenbilder. Das verunsichert und wirkt anfangs unangenehm. Somit ist Repräsentation in der Sprache ein erster Schritt zu einer Repräsentation in der Gesellschaft und bewirkt ein Aufbrechen von veralteten Rollenbildern. Frauen werden nicht nur mehr "mitgemeint" sondern auch mitgedacht und -gesprochen. Sprache (re-)produziert Bewusstsein und macht Frauen sichtbar. Sprache ist Handeln - entweder für oder gegen eine Gleichberechtigung der Geschlechter.


THEMA: GRENZEN


themenschwerpunkt

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Meine Grenzen setze ich mir selbst! Über Grezüberschreitungen Rund um das Thema Grenzen, ihre Vielfältigkeit und warum die Definitionsmacht von Grenzüberschreitungen in jeder Situation bei den Betroffenen liegen sollte. VON KATHARINA GÄRTNER

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renzen begegnen uns tagtäglich in allen möglichen Formen. Seien es geografische, rechtliche oder aber auch persönliche. Letzteres wird allerdings oft nicht von den Betroffenen selbst sondern von anderen fremdbestimmt. Erfahrungen, Erlebnisse und Gefühle werden Opfern von Grenzüberschreitungen abgesprochen und verharmlost. Grenze, die. Substantiv, weiblich. Recherchiert man den Begriff „Grenze“ mit Online-Suchmaschinen, so kommt man zu einer sehr einseitigen Definition, denn über Grenzen wird in der Allgemeinheit meist nur im Kontext von Nationalstaaten und geografischen Gebieten gesprochen.

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je nach zusammenhang kann unter grenzen allerdings noch viel mehr verstanden werden

Je nach Zusammenhang kann unter Grenzen allerdings noch viel mehr verstanden werden. Während politische und geografische Trennungen

auf einer Karte ganz klar erkennbar und definiert sind, so werden persönliche Grenzen in vielen Fällen erst bei einer Überschreitung dieser sichtbar

in körperlichen Übergriffen, und andererseits in Strukturen, die die persönliche Freiheit einschränken. Dazu gehören Gesetze, Normen und Machtverhältnisse innerhalb einer Gesellschaft, die nur für eine Gruppe gemacht werden und alle, die nicht zu dieser gehören, ins Abseits stellen, zu „den Anderen“ machen und unter-

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(gemacht). Die Schuld für das Unsichtbarmachen von individuellen Freiheiten und eigenem Willen liegt allerdings nicht bei der Person, die diese für sich bestimmt, sondern viel mehr bei jenen, die diese nicht respektieren. Außerdem sind viele Formen von Diskriminierung tief in unseren Köpfen und dem System, in dem wir leben, verankert , sodass sie für uns oft gar nicht mehr als solche wahrnehmbar sind. Das System dahinter Diskriminierung und Gewalt gegen marginalisierte Gruppen stellen massive Formen von Grenzüberschreitung dar. Diese äußern sich einerseits 6

werden grenzen nicht nur überschritten, sondern oft von vornherein oft ignoriert und freiheiten eingeschränkt

drücken. Betroffene von Grenzüberschreitungen sind sowohl auf dieser strukturellen, gleichzeitig auch auf körperlicher Ebene zum größten Teil Zugehörige einer Gruppe, die keine Machtposition innerhalb einer Gesellschaft inne hat oder nicht einer konstruierten Norm angehört. Besonders durch Mechanismen wie Sexismus, Homo- und Transphobie, Rassismus und Ableismus (Anders-Behandlung von Menschen aufgrund ihrer Fähigkeiten, „Behindertenfeindlichkeit“) und andere Formen von Diskriminierung werden Grenzen nicht nur


themenschwerpunkt

überschritten, sondern von vornherein oft ignoriert und Freiheiten eingeschränkt. Strukturelle Gewalt äußert sich aber nicht nur durch die Schaffung von Systemen und Ausschlussmechanismen, sondern lässt sich auch in alltäglichen Situationen beobachten, zum Beispiel durch das Re-

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oft muss das opfer erst beweisen, dass es einen übergriff erfahren hat, ihr wird kein glaube geschenkt

produzieren von Vorurteilen. Diese können zwar je nachdem positiv oder negativ wahrgenommen werden, sie bleiben als Auswirkungen eines diskriminierenden Systems aber trotzdem Teil des Problems. Immer und überall Betroffene einer oder mehrerer Diskriminierungsformen werden tagtäglich Opfer von Grenzüberschreitungen. Diese müssen nicht immer für alle als solche wahrgenommen werden, sie können individuell anders eingestuft werden. Je nach Diskriminierungsmechanismus sehen auch die Überschreitungen eigener Grenzen anders aus. So sehen sich etwa Menschen, die wir aufgrund ihres Aussehens und unserer eingeschränkten Sichtweise nicht in die „Österreich-Schublade“ stecken, ständig konfrontiert mit der Frage,

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woher sie denn eigentlich kommen. Antworten sie daraufhin, dass sie in Österreich geboren sind, so werden die Grenzen dennoch weiter überschritten, man fragt sie danach, wo sie denn „wirklich“ her sind, und nach der Herkunft ihrer Eltern. Sie kommen in eine verzwickte Lage, in der sie dazu gedrängt werden, sich zu rechtfertigen und zu erklären. Neben diesen oft nicht als Grenzüberschreitung definierten Situationen, werden aber auch in offensichtlicheren Fällen, wie körperlichen Übergriffen auf Frauen, die leider auch immer noch alltäglich sind, Grenzen verwischt und fremd-

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es ist daher notwendig, dass wir alle uns als gleichwertige mitglieder der gesellschaft gegeneinander respekt schenken und persönliche granzen als solche anerekennen

bestimmt. Denn oft muss das Opfer erst beweisen, dass es einen Übergriff erfahren hat, ihr wird kein Glaube geschenkt. Die Tat wird verharmlost und der Täter bekommt die Chance zu erklären, er „habe das ja gar nicht so gemeint“. Um eine solche Täter-Opfer-Umkehr und ein Victim-Blaming (Beschuldigung des Opfers) zu verhindern, muss die Definitionsmacht, wann es sich um eine Grenzüber7

schreitung handelt, daher in jedem Fall bei der Betroffenen selbst liegen. Das

Zustimmungskonzept

lesen:

http://defma.blogsport.de/images/ dt_v2_2_p.pdf „Du gehst zu weit!“ Denn wo eine Person vielleicht noch Spielraum sieht, ist für eine andere bereits eine Grenze erreicht. Rassistische oder sexistische Witze verletzen die Angehörigen der von diesen Diskriminierungsformen betroffenen Gruppen mehr als jene, die nicht dazu gehören. Und selbst innerhalb dieser Kategorien sind die Meinungen und Grenzen sehr individuell gesetzt. Nicht nur im psychischen, auch im körperlichen Kontakt mit anderen ist es oft schwer einzuschätzen, wann man zu weit geht, denn oft fällt es uns schwer, über die eigenen Grenzen zu sprechen und diese auch einzufordern. Es ist daher notwendig, dass wir alle uns als gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft gegenseitigen Respekt schenken und persönliche Grenzen als solche anerkennen. Durch ein Nachfragen nach dem Empfinden oder durch ein bewusstes Wahrnehmen von Gefühlen kann man sichergehen, ob und wann das eigene Verhalten sich auch für andere Personen in einem akzeptablen Rahmen bewegt.


themenschwerpunkt

syntax

Armut in Österreich Der finanzielle Absturz im Wohlfahrtsstaat Heutzutage sind viele, besonders auch junge Menschen von Armut betroffen. Nicht selten ist es in unserer Gesellschaft aufgrund von Intoleranz oder Diskriminierung schwer aus dieser Situation wieder auszubrechen. Es drohen soziale Ausgrenzung und als Folge Depression. VON FLORIAN MAGRUTSCH

Ö

sterreich zählt zu den wohlhabendsten Ländern der Welt. Trotzdem leben viele Menschen hierzulande in Armut oder sind „armutsgefährdet“. Eine Statistik der SILC-Erhebung (Statistics on Income an Living Conditions) zeigt, dass etwa 1,2 Millionen Österreicher_innen unter der Armutsgrenze leben. Wer gilt als „arm“? Nach offizieller Definition ist jede_r, dessen_deren Nettoeinkommen unter 60% des Österreichischen Durchschnitts liegt (das bedeutet 1.104€ pro

Monat) armutsgefährdet. Für viele ist ein Leben unter solchen Umständen unvorstellbar, doch manche müssen mit dieser Realität leben. Das Fehlen eines Smartphones ist hier nicht das Hauptproblem. Oft können sich Familien nicht einmal Heizung oder Strom leisten. Deprivation und Depression Der Verlust von materiellem Besitz und die damit verbundene psychische Belastung werden als Deprivation bezeichnet. Davon betroffen sind meist Menschen, die unerwartet in Armut geraten. Neue Lebensstandards müssen angenommen und finanzielle Einschränkungen akzeptiert werden. Soziale Kontakte zu pflegen, ist nur noch selten möglich, da dies oft mit Ausgaben verbunden ist. Der_die Betroffene leidet und verfällt in Depression. Meist sind es besonders die Kinder in Familien, die psychischer Belastung ausgesetzt sind. Im Schulalltag oder bei Freizeitak8

tivitäten treffen sie auf Kinder aus besseren Verhältnissen. Wenn hier ein Wohlstandszeugnis wie zum Beispiel schicke Kleidung, teures Make-up oder ein tolles Handy fehlen, ist man sofort „uncool“. Schnell wird man ausgegrenzt und gemobbt, da oft auch Vorurteile gegenüber sozial Schwächeren bestehen, und man ihnen beispielsweise Bildungsferne unterstellt. Die Jugendlichen finden nur sehr schwer Freund_innen oder Partner_innen und verbringen ihre Freizeit oft alleine zuhause. Auswege aus der Misere Es ist, wie bei fast allen Missständen in unserer Gesellschaft, eine Frage der Erziehung, nicht nur von Seiten der Erziehungsberechtigten. Es ist auch die Aufgabe von Schule und Medien, den Menschen bewusst zu machen, dass Armut nicht selbst verschuldet ist, und dass man, anstatt sozial Schwächere auszugrenzen, Rückhalt und Hilfe anbieten sollte. Es braucht im Grunde nur ein Mitglied der Familie, eine nahestehende Person arbeitslos zu werden, oder ein Unfall passieren, und rasch ist man auch selbst an der Armutsgrenze. Armut kann jede_n treffen.


themenschwerpunkt

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„Die Politik will nicht, dass Menschen hierher kommen und bleiben“ Interview mit Anahita Tasharofi von Flucht nach Vorn Verein zur Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Fluchthintergrund VON KATHARINA GÄRTNER UND VERONIKA GRIESMAYR

Syntax: Was macht der Verein „Flucht nach Vorn“, und wie können wir uns eure Arbeit vorstellen? Anahita Tasharofi: Wir bieten Jugendlichen mit Fluchterfahrung Workshops an, beispielsweise zu Kunst oder Sport. Unser Ziel ist es, sie von ihrem grauen Alltag abzulenken und ihnen Perspektiven aufzuzeigen. Junge Menschen, die nach Österreich geflüchtet sind, haben meist aus finanziellen Gründen keinen Zugang zu

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der name des vereins soll hoffnung vermitteln

solchen Aktivitäten. Deshalb schafft „Flucht nach Vorn“ diese Möglichkeiten für sie. Der Name des Vereins soll Hoffnung vermitteln. Alle, die Workshops bei uns leiten, arbeiten ehrenamtlich, die Sportler_innen und Künstler_innen nehmen sogar selbst Materialien mit. Wir finanzieren uns über Spenden, da wir momentan leider keine Förderungen bekommen.

einen Jungen, der im Alter von acht Jahren unbegleitet aus Afghanistan geflohen ist. Er hatte durch seine Fluchterfahrung eine große psychische Belastung erfahren, und da zwischen uns eine Freund_innenschaft entstanden war, wollte ich ihm einen Lichtblick bieten. Durch Sport hat er wieder Energie und Motivation gefunden. Vielen Jugendlichen und Kindern mit solchen Erfahrungen geht es ähnlich, daher habe ich mit Freund_innen gemeinsam beschlossen, das zu institutionalisieren. Syntax: Wie kann man euren Verein als Einzelperson unterstützen? Tasharofi: Man kann in jeder Form unterstützen, auch wenn man nur als Betreuer_in an Workshops teilnimmt. Wir freuen uns immer darüber, wenn Menschen mit einer bestimmten Begabung an uns herantreten, um selbst Workshops zu leiten. Außerdem haben wir ein Spendenkonto, bei dem es keine Unter- und Obergrenze gibt.

Syntax: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, diesen Verein zu gründen?

Syntax: Wie kommt es dazu, dass Minderjährige ohne ihre Eltern flüchten?

Tasharofi: Ich war Dolmetscherin für

Tasharofi: Das kann man sich natür9

Workshop von "Flucht nach Vorn" lich gar nicht vorstellen, wenn man das Privileg hat, in so sicheren Umständen aufzuwachsen, wie wir. Aber es gibt leider Menschen, die in Kriegsgebieten leben, wo eine Flucht sehr teuer ist. Eine Familie kann es sich oft nicht leisten, gemeinsam zu fliehen. Wenn Kinder oder Jugendliche in Österreich um Asyl ansuchen, bekommen sie meist humanitäres Bleiberecht, das auf ein Jahr beschränkt ist und jährlich verlängert werden muss. Eigentlich haben sie auch das Recht auf Familienzusammenführung, das heißt, dass die Herkunftsfamilie auch nach Österreich gebracht wird. In der


themenschwerpunkt

syntax

Realität wird das leider so gut wie nie durchgeführt. Syntax: Was sagst du zur aktuellen Diskussion über „Integrationsunwilligkeit“? Tasharofi: Ich weiß wirklich nicht, was hier unter dem Begriff „Integrationsunwilligkeit“ verstanden wird. Menschen wollen arbeiten, es wird ihnen verwehrt. Menschen wollen Deutsch lernen, sie können es sich nicht leisten. Aber das hat ja einen Grund, denn wenn sie all diese Möglichkeiten schaffen, integrieren sich die Menschen erst recht und davor hat die Politik Angst. Denn wenn Men-

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menschen wollen arbeiten, es wird ihnen verwehrt.

schen Teil der Gesellschaft werden, dann würden sie bleiben. Man will nicht, dass Menschen hierher kommen und bleiben, man wünscht sich, dass sie durch die menschenunwürdigen Lebensbedingungen aufgeben und Österreich verlassen. Man fokussiert sich immer auf die negativen Aspekte, sobald eine Person aus dem Rahmen fällt, den wir gewohnt sind,

sich anders anzieht und anders spricht, schwingen sehr viele Vorurteile mit. Die Qualitäten von Menschen gehen unter, es wird nicht gesehen, dass eine Person mit Fluchterfahrung oft bis zu acht verschiedene Sprachen spricht. Syntax: Was müsste sich zukünftig in der Asylpolitik ändern, um minderjährigen Flüchtlingen mehr Unterstützung zuzusichern? Tasharofi: Die Kinder und Jugendlichen, die hier ankommen, sollten mehr Respekt erfahren, ihre Fluchtgründe und ihre Vergangenheit müssen ernst genommen werden. Niemand flieht ohne Grund, und wenn eine Familie einmal so weit ist, ihr Kind allein loszuschicken, dann müssen die Umstände wirklich erschreckend gewesen sein. Außerdem muss das Recht auf Familienzusammenführung gewährt, und das Dubliner-Übereinkommen (besagt zB, dass nur in einem EU-Land ein Antrag auf Asyl gestellt werden darf, Anm. d. Red.) verändert oder abgeschafft werden. Syntax: Welche Möglichkeiten hat die 10

Schule, Vorurteile abzubauen und ein gleichwertiges Zusammenleben zu fördern? Tasharofi: Man könnte im Unterricht zum Beispiel Sensibilität lehren und lernen. In Workshops, zu denen man Menschen mit Fluchterfahrung einlädt und einen Dialog mit ihnen führt, kann man gegenseitiges Verständnis und Wertschätzung ihrer Erfahrungen schaffen. Pädagog_innen sollten ausgebildet sein, auf Schüler_innen mit Fluchterfahrung Rücksicht zu nehmen und sensibel mit ihnen umgehen.

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gemeinsam können wir so vieles kennenlernen

In Wirklichkeit stecken Menschen, die eine lange Flucht hinter sich haben, voller Energie, Stärke und Ressourcen. Sie haben viele Sprachen erlernt und bringen gewisses Know-How mit sich, das hier zu einem großen Teil nicht vorhanden ist. Gemeinsam könnten wir so vieles kennenlernen und Lücken in unserem Wissen schließen, anstatt bloß von Menschen in Form von billiger Arbeitskraft zu profitieren.


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BILDUNG UND GESELLSCHAFT

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bildung und gesellschaft

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170 Mio Wüstenblumen Alle 11 Sekunden wird weltweit ein Mädchen verstümmelt Female Genital Mutilation (FGM, zu Deutsch "weibliche Genitalverstümmelung) ist in unserer Gesellschaft noch immer ein Tabuthema. Wer darüber redet, wird schief angesehen. Doch wir müssen anfangen darüber zu reden und zu informieren, um auch dagegen vorgehen zu können. VON SVENJA KNISEL

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pätestens seit dem Buch „Wüstenblume“ ist weibliche Genitalverstümmlung auch in Europa ein Begriff. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind weltweit bis zu 170 Millionen Frauen und Mädchen von FGM (Female Genital Mutilation) betroffen. Innerhalb Europas liegt die Zahl bei mehr als 500.000 Betroffenen. FGM ist ein Eingriff, bei dem die weiblichen Geschlechtsteile teilweise oder ganz entfernt oder verletzt werden. Dadurch soll die sexuelle Lust der Frau verhindert werden. Die Verstümmelung findet meist vor der Pubertät statt, häufig bei Mädchen zwischen vier und acht Jahren. Allerdings werden solche Eingriffe inzwischen auch

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weibliche genitalverstümmelung hat gravierende gesundheitliche auswirkungen

bei Säuglingen vorgenommen, die erst wenige Wochen oder Monate alt sind. In den meisten europäischen Staaten ist FGM direkt oder indirekt verbo-

ten, meistens sind die Gesetzte aber lückenhaft und werden nicht angewandt. Das einzige Land, in dem es je zu einer Verurteilung wegen weiblicher Genitalverstümmelung kam, ist Frankreich. Außerdem ist FGM in keinem europäischen Staat als Asylgrund anerkannt. Weibliche Genitalverstümmelung wird hier noch als nicht europäisches Problem angesehen. Formen von FGM Die Weltgesundheitsorganisation unterscheidet vier verschiedene Typen von weiblicher Genitalverstümmelung. Einer der häufigsten ist die sogenannte „Sunna-Beschneidung“, bei der die Klitoris-Vorhaut und die Klitoris oder zumindest Teile davon entfernt werden. Eine Beschneidungsform, bei der nicht nur Klitoris, sondern auch die inneren Schamlippen entfernt werden, ist ebenfalls möglich. Die fatalste Form der weiblichen Genitalverstümmelung ist die „pharaonische Beschneidung“ oder auch „Infibulation“, bei der die gesamten äußeren Geschlechtsteile ausgeschnitten werden. Anschließend werden die Stümpfe der äußeren Schamlippen zusammengenäht. Übrig bleibt nur eine kleine Öffnung, damit Urin und 12

Menstruationsblut ablaufen können. Bei dieser Form von Genitalverstümmelung werden noch zusätzliche Schmerzen durch das Öffnen der Narbe vor dem Geschlechtsverkehr oder vor einer Geburt verursacht. 15% der betroffen Frauen und Mädchen werden durch diese Art von FGM verstümmelt. Dem vierten von der WHO festgelegten Typ werden alle anderen Prozeduren zugeordnet, bei der die weiblichen Geschlechtsteile verletzt oder beschnitten werden. Darunter fallen das Durchstechen, Einschneiden oder Dehnen der Klitoris oder der Schamlippen, Vernarbung durch Brandwunden und das Einführen von ätzenden Substanzen oder Kräutern zur Verengung der Vagina. Körperliche und psychische Folgen Weibliche Genitalverstümmelung hat gravierende gesundheitliche Auswirkungen. Sowohl auf das körperliche, als auch auf das psychische Wohlbefinden der betroffenen Frauen und Mädchen. Unmittelbar nach dem Eingriff kommt es häufig zu schweren Blutungen, Entzündungen, Tetanuserkrankungen, Blutvergiftungen oder Blasenlähmungen. Außerdem


bildung und gesellschaft

kann HIV/AIDS über nicht gereinigte Instrumente übertragen werden. Langfristige gesundheitliche Folgen treten in Form von chronischen Infektionen (vor allem chronische Harnwegsinfektionen) auf, die sich weiter verbreiten und zu Nierenoder Blasensteinen führen. Opfer von FGM klagen außerdem häufig über Schmerzen beim urinieren und insbesondere während der Menstruation. Außerdem wird der Geschlechtsverkehr zu einem schmerzvollen Akt und

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die meisten opfer von FGM erleiden durch den eingriff psychische traumata und es kommt zum verlust der sexuellen lustempfindung

die Geburt eines Kindes führt oft zu verstärkten Blutungen und Geweberisse, durch die die Dauer der Geburt drastisch verlängert wird. Die meisten Opfer von FGM erleiden durch den Eingriff psychische Traumata und es kommt zum Verlust der sexuellen Lustempfindung. Viele Mädchen und Frauen sind davon traumarisiert dass sie von einer sehr vertrauten Person – meistens der Mutter – an den_die Beschneider_in übergeben wurden. Da-

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rauf folgt meist ein Vertrauensverlust gegenüber dem engsten Verwandtenkreis. Oft wird die Erinnerung an den Eingriff von den meisten Frauen komplett verdrängt, was zu lebenslangen Panikattacken und Albträumen führt. Woher kommt FGM und warum existiert es immer noch? Die Ursprünge dieser Tradition sind nicht klar festzulegen, es ist aber sehr wahrscheinlich, dass sie bereits vor mehreren tausend Jahren begann. Die erste Aufzeichnung über eine weibliche Beschneidung entstand 500 v. Chr in Ägypten. Im Laufe der Geschichte wurde weibliche Genitalverstümmelung dann im Kontext der Verehrung von Jungfräulichkeit und Keuschheit durchgeführt. Diese Begründung für FGM findet man auch noch heute in vielen afrikanischen und arabischen Kulturen. Allerdings beschränkt sich FGM keinesfalls nur auf arabische und afrikanische Länder. Die Beschneidung der Klitoris war im 19. Jahrhundert in Europa weit verbreitet. Nach der damaligen Ansicht war Masturbation einer der Hauptgründe für geistige Krankheiten bei Frauen. Mit Hilfe der Beschneidung wollte man dem entgegenwirken. Außerdem versuchte 13

man weibliche Homosexualität und “Hyper-Sexualität” durch Verstümmelung der weiblichen Genitalien zu „heilen“. Heutzutage gibt es drei verschiedene Gründe, warum FGM durchgeführt wird. Der erste Grund ist die angebliche ungezügelte Sexualität der Frau, die durch die Genitalverstümmelung eingedämmt werden soll, da eine Heirat in diesen Kulturen Jungfräulichkeit zur Bedingung hat. Aus sozialer Sicht ist FGM in gewissen Kulturen ein Initiationsritus, mit dem der Prozess des Erwachsen-Werdens und des Frau-Werdens abgeschlossen wird. Als weitere Gründe werden häufig „Ästhetik und Hygiene“ angeführt, da in einigen Gesellschaften die Klitoris als unschön betrachtet wird. Außerdem sei FGM gut für die geistige und körperliche Gesundheit. Es gibt einige Organisationen die sich mit dem Thema FGM auseinandersetzten und dagegen vorgehen, zum Beispiel die „Desert Flower Foundation“. Diese Organisation eröffnete 2013 das erste ganzheitliche Betreuungszentrum für Opfer von FGM. Seit diesem Ereignis wurden noch einige wichtige Schritte zur Bekämpfung von weiblicher Genitalverstümmelung gemacht. Allerdings ist das Ziel heute leider noch lange nicht erreicht.


bildung und gesellschaft

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Was Schulbücher wirklich lehren Die Grenzen der Gesellschaft als Grenzen der Bildung Sie bieten ein verzerrtes Geschichtsbild, reproduzieren Rollenbilder und klären so bruchstückhaft auf, dass es wieder verklärend ist. Ein tieferer Blick in unsere Schulbücher zeigt, wie die österreichische Schule Grenzen wahrt und schafft. VON VICTORIA BENZ

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uh, morgen wieder Schule. Und Prüfungen stehen auch noch an. Ein Blick ins Schulbuch ist da wohl unausweichlich. Sie begleiten uns durch unseren gesamten Bildungsweg, diese Schulbücher, doch vermitteln sie uns die Bildung, die wir brauchen, um aufgeschlossen der Welt entgegenzutreten? Oder beeinflussen sie uns auf eine gegenteilige Weise? Lückenhafte Geschichte Kaum ein Geschichtsbuch weicht davon ab, das Geschehene auf Daten und Fakten zu reduzieren. Schüler_innen werden dazu getrimmt, Jahreszahlen auswendig zu lernen. Doch es wird nicht weiter reflektiert, wieso das Geschehene eigentlich passiert ist. Wie sollen wir Schüler_innen uns ein Bild des Vergangenen machen und daraus lernen, wenn der gesellschaftliche Kontext nicht ausreichend thematisiert wird? Wie viel Sinn macht es, etwas auswendig zu lernen, dessen Bedeutung nicht erklärt wird? Zudem findet nur ein kleiner Teil der Welt in den Büchern Wiederhall. Afrikanische und asiatische Geschichte

werden nur im Zusammenhang mit Kolonialismus behandelt. Das Zentrum der Welt scheint Europa zu sein. Selbst Russland wird nur am Rande gestreift. Aber auch die handelnden Personen sind in Schulbüchern sehr exklusiv. Bedeutende Errungenschaften werden ausschließlich Königen und anderen Herrschenden zugeschrieben. Arbeiter_innen, ohne die zum Beispiel der Bau der Pyramiden unmöglich gewesen wäre, werden verschwiegen und ignoriert. Geschichtsschreibung ist auch patriarchal (männerzentriert). Dies ist schon am Wort history (his story=seine Geschichte) erkennbar. Frauen kommen in den Büchern kaum bis gar nicht vor. Oder hat schon mal wer Olympe de Gouges, Clara Zetkin oder Rosa Luxemburg in einem Geschichte-Schulbuch gefunden? Wenn ja, dann nur als Randbemerkung oder in ein eigenes Kapitel “Frauen in der Geschichte” verschoben. Mitte der 1970er wurde die Frauengeschichtsforschung aufgenommen und hat vieles entdeckt, was “vergessen” wurde. Doch wurde dieses neu erworbene Wissen nicht in die Schulbücher eingegliedert, sondern als Anhang (in manchen Büchern) hin14

zugefügt. Im Buch “Zeitbilder 5/6” steht unter dem Kapitel “Entwicklung des Wahlrechts” ein Absatz über den Kampf für das Wahlrecht aller Männer, doch zum Frauenwahlrecht steht nicht mehr als: ”Die Frauen erhielten das Wahlrecht erst in der Republik Deutschösterreich(1918).” Die Unterdrückung der Frauen und die Bildung und Errungenschaften der Frauenbewegungen kommen, wenn überhaupt, erst in Büchern für die Oberststufe vor und selbst dann zu kurz. Neben der Tatsache, dass Lücken in die Geschichte geschlagen werden und daher eine verfälschte Version des Vergangenen unterrichtet wird, führt die Nichterwähnung der Frauen

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österreich wird im zweiten weltkrieg eine opferrolle zugesprochen, obwohl hitler widerstandslos empfangen wurde

zu der Fehlannahme, dass nur Männer etwas zur Geschichte beigetragen hätten. Verfälscht wird die Geschichtsschreibung unter dem Einfluss von Nationalismus. Die Folge: Österreich


bildung und gesellschaft

wird im zweiten Weltkrieg eine Opferrolle zugesprochen, obwohl Hitler widerstandslos mit empfangen wurde. Rollenbilder in Schulbüchern Rollenbilder, wie das einer emotionalen, schwachen und nach Schönheit strebenden Frau stehen dem des emotionslosen, starken und gefühlskalten Mannes gegenüber. Diese prägen uns von klein auf, indem Mädchen rosa angezogen werden und

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anstatt rollenbilder aufzubrechen, bringen schulbücher sie uns nur näher

Burschen mit Autos spielen dürfen. Anstatt diese Rollenbilder aufzubrechen, bringen Schulbücher sie uns nur näher. Vor allem in Sprachbüchern werden stereotype unbewusst aufgenommen. Obwohl in manchen Englischbüchern mittlerweile auch Frauen Fußball spielen, werden immer noch bestimmte Eigenschaften, Berufe und Hobbies entweder „Männern oder Frauen“ zugeschrieben. Zum Beispiel heißt es bei Vokabelsätzen so gut wie immer Sekretärinnen und Geschäftsmänner.”He is a very good salesman.” ”She works for...as an office clerk.” (Englischbuch, 4. Klasse).

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Auch auf Fotos sind nie Mechanikerinnen oder Informatikerinnen zu sehen, was das Bild vermittelt, es seien reine “Männerberufe”. In den Kapiteln, in denen es um Familie geht, wird hauptsächlich das traditionelle Familienkonstrukt von Mann, Frau und Kindern thematisiert. Erwähnt werden nebenbei geschiedene Eltern und alleinerziehende Mütter, gleichgeschlechtliche Eltern sind in keinem Sprachbuch zu finden. Sprache schafft Bewusstsein, weswegen eine geschlechtersensible Sprache in Schulbüchern sehr wichtig ist. Was im Biologiebuch fehlt Heteronormativ und sexistisch ist auch der Aufklärungsunterricht. So wie unser Gesellschaftssystem, lassen Biologiebücher wenig bis keinen Raum für Homosexualität, Bisexualität,Transgender, Intersexualität und Asexualität. Der Geschlechtsverkehr selbst ist meist ein Unterkapitel zu ”Bau und Aufgaben der Männlichen Geschlechtsorgane”. Die Botschaft ”Sex ist Männersache” wird hier klar vermittelt. Das Buch “Biologisch 4” lässt am Anfang des Kapitels eine Seite für “Formen der Sexualität” zu, doch findet sich hier lediglich ein kleiner Absatz zu Homosexualität, der folgenderma15

ßen einleitet: “Die meisten Menschen haben andersgeschlechtliche oder heterosexuelle Beziehungen. Es gibt aber auch Männer und Frauen, die nur vom gleichen Geschlecht körperlich und seelisch angesprochen werden.” Die Homosexualität wird hier vor allem mit der Formulierung ”es gibt aber auch” als etwas Ungewöhnliches dargestellt. Natürlich ist darüber ein Bild von zwei Männern*. Da die meisten Menschen sich sowieso schon zwei Männer vorstellt, wenn von Homosexualität gesprochen wird, passt das ja dazu. Im selben Paragraphen wird Bisexualität in einem Satz erklärt. Das schockierendste ist aber, dass es auf der selben Seite auch einen Paragraphen zu sexuellen Missbrauch gibt, was gleichsetztend wirkt. Über den Zusammenhang von Sex, Gender und Identität ist weder in diesem, noch in anderen Büchern etwas zu finden. Auch das Thema Schwangerschaftsabbruch kommt zu kurz. Dabei sollte der Aufklärungsunterricht eigentlich über alle Aspekte von Sexualität aufklären und Schüler_innen ermöglichen über die Grenzen gesellschaftlicher Konstrukte und Normen hinauszublicken.


bildung und gesellschaft

syntax

Wenn Blasen platzen Über den Beginn der Weltwirtschaftskrise „Die Weltwirtschaftskrise hätte verhindert werden können!“, „Die Banken sind schuld.“ Diese Aussagen tauchen seit dem Platzen der Immobilienblase häufig in Gesprächen auf. Doch wie ist die Krise überhaupt entstanden? VON ROMINA LEHKI

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eit Beginn des 21. Jahrhundert hielt die amerikanische Zentralbank die Zinsen bei circa 1% niedrig, um die Wirtschaft anzukurbeln. Dies hatte zur Folge, dass immer mehr Bürger_innen einen Kredit aufnehmen konnten, welchen sie dann häufig in Immobilien investierten. Für geraume Zeit stieg dadurch der Immobilienpreis. Immobilen sind sicher? Hohe Nachfrage = hohe Preise. Lange Zeit galten Kredite, die durch Immobilien gesichert waren, als besonders rentabel für Kreditgeber_innen. Der Grund dafür war die Immobilienwertsteigerung, die den Kreditge-

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immobiliengesicherte kredite galten aufgrund der immobilienwertsteigerung als besonders sicher

ber_innen trotz Zahlungsunfähigkeit der Kreditnehmer_innen Gewinne brachten. Um die Immobilienpreise weiterhin auf Kurs zu halten, wurden immer mehr Kredite genehmigt. Nun wurden auch Kredite an Bürger_in-

nen verteilt, die keinerlei Sicherheiten aufweisen konnten. Diese sogenannten Subprimes besaßen eine hohe Ausfallquote. Doch die Banken gingen immer größere Risiken ein. Immobilien sind nicht sicher! Um sich selbst zu refinanzieren, verbriefen sie die nun großteils risikoreichen Kredite. Das bedeutet, dass einzelne Kredite zu einem spekulativen Finanzprodukt (CDO) gebündelt werden. Diese neuartigen Wertpapiere wurden von Ratingagenturen in „hohe Gewinnchancen“ oder „hohes Ausfallrisiko“ eingestuft. Hierbei wird oftmals das Risiko einzelner Kredite verschleiert und Wertpapiere höher geratet als sie tatsächlich wert waren. Die CDOs wurden weltweit an Investoren_innen verkauft. Mit dem Weiterverkauf verlagerte sich das Risiko eines Ausfalls auf die Käufer_innen. Trotz Sättigung der Immobiliennachfrage, sank die Nachfrage nach CDOs jedoch nicht. Um weiterhin Gewinn garantierten zu können wurden Kredite an Kreditnehmer_innen vergeben, welche zuvor als nicht kreditfähig eingestuft worden waren. Dies führte zu einem sogenannten 16

Ninja-Effekt. Die Abkürzung NINJA (No Income, No Job, no Asset) steht hier dafür, dass die Kreditnehmer_innen weder Vermögen besitzen noch Einkommen beziehen. Die nun künstlich erzeugte Immobiliennachfrage war jedoch bald gesättigt. Weltwirtschaftskrise Internationale Investor_innen, meist Banken, besaßen das nun immer weiter sinkende Finanzprodukt. Das gesamte Bankensystem war voll von wertlosen Papiern und oftmals konnten die dabei entstehenden Verluste nicht selbst kompensiert werden. Viele mussten Insolvenz anmelden oder wurden vom Staat durch Rettungspakete vor der Zahlungsunfähigkeit bewahrt. Die Blase war geplatzt.

FA C T B O X Subprime: zu Deutsch „zweitklassig“; sind Kredite mit niedriger Sicherheit Insolvenz: akute oder drohende Zahlungsunfähigkeit von Unternehmen, die andern noch Geld schulden


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INTERNATIONALES

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internationales

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Zermürbt vom Krieg Über die Situation der kurdischen Frauen in Kobanê Beim Kampf um Kobanê griffen am 15. September 2014 Einheiten der dschihadistischen Organisation Islamischer Staat (IS) den syrisch-kurdischen Kanton Kobane in der seit Ende 2013 faktisch selbstverwalteten Region Rojava an. VON GÜLNIHAL AGIRTICI UND LENA HEIMBERGER

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ie Hauptangriffe erfolgten aus dem Westen, Süden und Osten. Innerhalb der ersten 3 Wochen konnten die Angreifer den Kanton unter ihre Kontrolle bringen und den Hauptort Kobanê einkesseln. Die vorwiegend kurdisch besiedelte Stadt an der Grenze Syriens zur Türkei wird von kurdischen Milizen wie den syrischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) verteidigt. Seit dem Beginn der Schlacht wurde der Großteil der Bevölkerung in die Türkei evakuiert. Bis zu 300.000 Flüchtlinge sollen bereits die Grenze zur Türkei überschritten haben. Die Organisation Islamischer Staat versuchte ein Jahr lang, die Stadt einzunehmen, scheiterte aber immer wieder an den Volksverteidigungseinheiten (YPG). Bis Mitte 2014 war die Zahl der Bewohner_innen aufgrund der Flüchtlinge von 54.000 auf über 100.000 angewachsen. In einer Blitzof-

fensive konnten die IS-Milizen bis zum 19. September 2014 sechzig kurdische Dörfer innerhalb der Enklave um Kobanê erobern. Die 45.000 Flüchtlinge konnten nur in Richtung der türkischen Grenze flüchten, wo sie erst nach heftigen Protesten eingelassen wurden. Nach monatelangen heftigen Kämpfen haben kurdische Einheiten die nordsyrische Stadt Kobanê vollständig von der IS-Terrormiliz befreit. Die Kurd_innen sind nun dabei, im Osten der Stadt Häuser auf der Suche nach Sprengladungen zu durchkämmen. „Sind Frauen versklavt, so sind es auch die Männer.“ Gemeinsam mit männlichen Brigaden versuchen ausschließlich aus Frauen bestehende Einheiten den Vormarsch der schwer bewaffneten Islamisten zu stoppen. Etwa ein Drittel der Mitglieder der YPG sind Frauen, einige ISKämpfer fürchten sie, da sie glauben,

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nicht in den Himmel zu kommen, wenn sie von einer Frau getötet werden. Dramen weiblichen Held_innentums, die kämpfen, um ihre Freiheit zu bewahren, werden fast täglich in den sozialen Medien geteilt. Am 5. Oktober sprengte sich eine junge Kurdin, zweifache Mutter, in Kobanê in die Luft und tötete dabei mehr als 20 ISMilizionäre. Vor zwei Wochen machte

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is-kämpfer fürchten sie, da sie glauben, nicht in den himmel zu kommen, wenn sie von einer frau getötet werden

der Tod der 19-jährigen Ceylan Ozalp Schlagzeilen, die sich angeblich mit ihrer letzten Kugel selbst das Leben nahm.


internationales

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Gemeint sind wir alle! Repression beherrscht unser Leben Was bedeutet Repression eigentlich? Wie kann man_frau sich das vorstellen? Was kann dagegen getan werden? VON GENOVEVA LORENZ

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epression beschreiben die einer Einzelperson oder einer Menschengruppe leidvoll zugefügte Erfahrung gezielter Gewalt und Machtmissbrauchs. Das heißt konkret, dass Menschen mutwillig durch eine übergeordnete Macht unterdrückt werden, unabhängig davon ob die betroffenen Personen tatsächlich ausgewählte Opfer oder zufällig ausgesuchte Personen waren, die dann unter verschiedensten Arten der Repression zu leiden haben. Arten der Unterdrückung Die Arten der Repression lassen sich durch ihre Merkmale unterscheide. Die Art der Unterdrückung ist abhängig von den Druckmitteln (=Merkmale) wie Gewaltbereitschaft, finanzieller Druck, Möglichkeit der öffentlichen Bloßstellung, usw. Jedoch muss auch zwischen der Unterdrückung durch die Regierung, gesellschaftliche Normen, Menschengruppen und Individuen ebenfalls unterschieden werden, weil diese jeweils ein anderes Maß und eine andere Form der Macht missbrauchen können. Beispiele für sich stark unterscheidende aber sich in mancher Hinsicht

ähnelnde Repressionsarten sind häusliche Gewalt, die gesellschaftliche Unterdrückung der freien und offenen Auslebung von Sexualität, Polizeigewalt, auf Herkunft reduzierte Arbeitsplatz-Chancen, Einschränkung der Pressefreiheit. Was diese Formen gemeinsam haben: die gezielte Einschränkung der Freiheit (körperlich und mental). Polizeigewalt Eines der zuvor erwähnten Beispiele, ist ein momentan international häufig diskutiertes Thema: Polizeigewalt. Diese Problematik hat aktuell weltweite Präsenz, da es nicht nur in den USA (Ferguson), sondern auch in Schweden (Malmö) und China (Hong Kong) zu Gewalttaten an Zivilist_innen durch die Polizei kam, wobei bei diesen Einsätzen auch Menschen ums Leben kamen. In diesen Fällen befand sich die Polizei nicht nur in einer Machtposition, sondern missbrauchte diese auch. Der Grundgedanke dieses sogenannten Exekutivorgans, ist es eigentlich für öffentliche Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Damit gehen verantwortungsvolle Aufgaben einher und Verantwortung bringt bekanntlich einen gewissen Grad an Macht mit sich. Nun kann 19

nicht jede_r mit Macht umgehen, was für die Arbeit als Polizist_in hinderlich ist und auch sein sollte, denn Sicherheit basiert auf Vertrauen, und das brauchen verantwortungsbewusste Beamten_Beamtinnen. Zusätzlich zur gezielten Vorbereitung auf diese Rolle, muss auch sicher gestellt werden, dass die Bediensteten gerichtliche Folgen erwarten, sollten polizeiliche Gewaltübergriffe ungerechtfertigt ausgeübt worden sein. Anti-Repression Das Ankämpfen gegen Repression, auch Anti-Repression genannt, besteht darin, die Machtverhältnisse zu ändern und sich gezielt gegen Unterdrückung zu wehren, wobei auch Flucht zum Teil als Mittel der Gegenwehr gesehen werden kann. Nun ist es schwer sich alleine und/oder ohne Hilfe aus solchen Lagen zu befreien, weshalb es für bestimmte Arten der Repression Institutionen oder Organisationen gibt, die den unter Repression Leidenden, unterstützend zur Seite stehen. In Österreich gibt es vor allem für Frauen, die von häuslicher Repression betroffen sind, Einrichtungen, die akute Hilfestellung leisten (z.B. Frauenhäuser oder den Frauennotruf ).


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fem.bio

bell hooks Autorin, Antirassistin, Feministin

geboren am 25. September 1952 als Gloria Jean Watkins in Kentucky

Feminism is a movement to end sexism, sexist exploitation and oppression.

Die amerikanische Literaturwissenschaftlerin bell hooks wuchs als eines von sieben Kindern einer Arbeiter_innenfamilie während der Zeit der amerikanischen Bürger_innenrechtsbewegung auf. Ihren bürgerlichen Namen Gloria Jean Watkins legte sie ab. Ein 1978 erschienener Gedichtband wurde erstmals unter dem Pseudonym bell hooks veröffentlicht. Bei ihrem Pseudonym handelt es sich um den Namen ihrer Großmutter, die sie sehr bewunderte.

Kulturkritikfragen. Bis heute veröffentlichte hooks über 30 Bücher zu verschiedensten Themen, zum Beispiel Pädagogik, Männlichkeit, Sexualität oder Patriarchat. Mit dem, im Jahr 2000 erschienenen, Text „Feminism is for everybody“ lieferte sie eine einfache Einführung in Feminismus und Mehrfachdiskriminierung von Frauen, in dem sie auch hier Aspekte von class und race berücksichtigt. Trotzdem ihre - von der Öffentlichkeit auch als radikal eingestuften - Meinungen zu race, Geschlecht, Bildung und sozialem Status oft kontrovers diskutiert wurden, hat sich bell hooks zu einer wichtigen, auch außerhalb der Bewegung bekannten, Vertreterin des „black feminism“ entwickelt.

Zu Beginn ihrer Schullaufbahn erlebte sie die in den Südstaaten praktizierte Rassentrennung noch am eigenen Leib, später konnte sie auf eine integrative Schule wechseln. Ihr Studium absolvierte sie unter anderem in Stanford, danach unterrichtete sie zum Beispiel in Yale, aktuell hat sie eine Professur am City College of New York inne und ist bekannt für ihre fesselnden Vorträge und Reden.

BLACK FEMINISM

bell hooks setzt sich mit verschiedensten Diskriminierungsformen und ihren Auswirkungen auseinander, vor allem Sexismus, Rassismus und Klassismus, außerdem mit feministischen und kulturkritischen Themen. In ihrem ersten größeren Werk „Ain’t I a woman? Black Women and Feminism“ kritisiert sie mit eben diesem Hintergrund besonders die Dreifaltigkeit von weißer Vorherrschaft, Kapitalismus und Patriarchat und die Marginalisierung von schwarzen Frauen in der feministischen Bewegung. Seit der Veröffentlichung dieses Textes entwickelte sie sich zu einer sehr bedeutenden Persönlichkeit vor allem in Feminismus- und

Theoretiker_innen des Black Feminism kritisieren vor allem die Repräsentation von Feminismus durch weiße Frauen. Sie betonen, dass es Mehrfachdiskriminierungen aufgrund verschiedener Merkmale gibt, und dass nicht-weiße Frauen in einer ganz anderen Form von Sexismus betroffen sind, da sie auch unter Rassismus leiden. Diese beiden Arten von Diskriminierung überschneiden sich nicht nur (Intersektionalität), sie bedingen und verstärken sich auch gegenseitig (Interdependenz). Theorien zu Mehrfachdiskriminierung befinden sich aktuell in einem stetigen Wandel, da ständig neue Erkenntnisse gefunden werden.

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SCHÜLER_INNENVERTRETUNG

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schüler_innenvertretung

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"Wir müssen laut aufschreien und für unsere Rechte kämpfen!" Eine Gegenüberstellung der Schüler_innenvertretung auf schulischer, landesweiter und bundesweiter Ebene in den Jahren 2003/2004 und jetzt. VON RAPHAELA JERNEJ

Romana Brait war AHS-Landesschulsprecherin in Niederösterreich, Bundesschulsprecherin im Schuljahr 2003/2004 und AKS-Aktivistin. Amina Al-Dubai ist derzeitige AHS-Landesschulsprecherin in Vorarlberg und ist somit ebenfalls Mitglied der Bundesschüler_innenvertretung (BSV). Wir trafen uns mit den beiden, um über die Landesschüler_innenvertretung (LSV), die BSV, die Veränderungen in der Vertretungsarbeit und das Vertretungssystem zu diskutieren. Syntax: Warum findest du es wichtig, in der Schüler_innenvertretung (SV) aktiv zu sein? Amina Al-Dubai: Wir Schüler_innen dürfen uns mit den gegebenen Missständen in der Schule nicht zufrieden geben. Wir müssen laut aufschreien und für unsere Rechte kämpfen. Genau deshalb ist es wichtig, dass es Leute gibt, die sich in der SV engagieren und im Sinne aller Schüler_innen die Probleme und Wünsche der Politik hartnäckig näherbringen. Romana Brait: Außerdem muss es mutige Jugendliche geben, die in bildungspolitischen Diskussionen die

Perspektive der Schüler_innen aktiv einbringen. So eine Schüler_innenverteterin wollte ich sein – im Nachhinein war das neben der Schule schon eine ziemliche Herausforderung. Syntax: Was könnt/konntet ihr LSV beeinflussen und verändern? Wo liegt/lag euer Einflussbereich überhaupt? Romana: Einer der wichtigsten Kämpfe, die die LSVen im Jahr 2003/2004 geführt haben war es, Schüler_innenparlamente (SIP) einzuführen. Leider konnte dies nicht flächendeckend durchgesetzt werden. Ich glaube Demokratie kann man nur zu einem Teil aus den Schulbüchern lernen – der Rest muss gelebt werden. Amina: In Vorarlberg haben wir das Glück, dass pro Semester mindestens zwei SIPs stattfinden, was unsere LSV-Arbeit um einiges erleichtert und auch stärkt, weil wir so einen direkten Austausch mit allen SVen an den Schulen haben und somit ihre Anliegen und Wünsche vor der Politik noch besser und authentischer vertreten können. Trotzdem ist es leider noch immer so, dass wir nicht viel verändern können, weil wir nicht gehört werden und die 22

Politik nicht auf uns zugeht. Syntax: Was würdest du/wolltest du an der LSV und BSV gerne ändern? Amina: Das größte Problem ist in meinen Augen, dass wir von den erwachsenen, „wichtigen“ Politiker_innen noch immer nicht gehört und ernstgenommen werden. Immer noch wird über Schüler_innen, anstatt mit uns geredet. Obwohl wir sogar selbst an deren Türen anklopfen und versuchen in einen Dialog zu treten, wird

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wir werden von den erwachsenen politiker_innen noch immer nicht genug ernst genommen!

ganz oft auf stur geschalten und die Scheuklappen heruntergeklappt. Das muss sich eindeutig ändern. Romana: Da stimme ich dir vollkommen zu! Was mir besonders in der BSV aber auch Schwierigkeiten bereitete, war die Kommunikation zwischen allen Schüler_innen und der BSV. Da das Vertretungssystem sehr hierarchisch aufgebaut ist, gibt es we-


schüler_innenvertretung

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nig Möglichkeiten, alle Schüler_innen an der Arbeit der BSV teilhaben zu lassen. Das finde ich sehr schade.

gut eingebunden gefühlt? / Fühlst du dich, als Teil der BSV von der österreichischen Politik gut eingebunden?

Syntax: Was hat die Bundesschüler_innenvertretung zu deiner Zeit umgesetzt/ verändert/geleistet?

Romana: Es gab zwar gemeinsame Sitzungen mit der Bildungsministerin, allerdings musste die BSV lediglich angehört, ihre Vorschläge aber nicht umgesetzt werden. Das heißt wir waren sehr abhängig vom „Good Will“ der Politik. Mit über 1 Million stellen Schüler_innen die größte Berufsgruppe in Österreich dar – großes Potential an kreativen Ideen und engagierten

Romana: Unser größtes Projekt in der BSV war damals die Erstellung einer Charta der Schüler_innenrechte – eine Art Grundreche-Katalog für Schüler_innen. Wie haben das in ganz Österreich an den Schulen direkt thematisiert und diese Charta auf einem bundesweiten Kongress ausgearbeitet. Umgesetzt wurde dies von der Politik leider nie, sie haben uns anscheinend nicht wirklich ernst genommen. Amina: Das hat sich bis heute leider nicht geändert! Wir können zwar als BSV bei Sitzungen des Ministeriums dabei sein, trotzdem hat unsere Meinung keine sonderlich große Gewichtung. Realpolitisch haben wir so gut wie keinen Einfluss, deshalb versuchen wir gerade über die Modulare Oberstufe aufzuklären. Für die Verbesserung der Zentralmatura hat die BSV heuer leider wenig getan. Syntax: Hast du dich als Bundesschulsprecherin von der österreichischen Politik

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wir waren sehr abhängig vom "good will" der politik.

Menschen. Die BSV muss ich daher Möglichkeiten überlegen, wie alle Schüler_innen besser eingebunden werden können und ein dauerhafter Austausch ermöglicht werden kann. Amina: Da stimme ich dir vollkommen zu. Nur um die Schüler_innen besser einbinden zu können, müssten diese zuerst überhaupt mal wissen, dass es eine LSV/BSV gibt – denn 66% aller Schüler_innen tun das NICHT (Umfrage der BSV 2012/2013). Meiner Meinung kann dieses Ziel nur mit 23

der Direktwahl erreicht werden. Erst wenn alle Schüler_innen ihre_n eigene_n oberste_n Vertreter_in wählen dürfen, können wir anfangen alle einzubinden und so mit der Unterstützung von über 1 Million Schüler_innen unsere Anliegen an die Politik zu bringen! Syntax: Wie stellst du dir das perfekte Vertretungssystem für Schüler_innen vor? Amina: Ich glaube vor allem ist es wichtig die Doppelbelastung, der Personen in der BSV ausgesetzt sind, von ihren Schultern zu nehmen. Wir brauchen ein System, in dem die LSV und die BSV von unterschiedlichen Personen gestellt wird. Denn schulinterne, landesweite und bundesweite Vertretungsarbeit UND den ganz normalen Schulalltag unter einen Hut zu bringen ist nur bedingt, mit Abstrichen oder gar nicht schaffbar. Romana: Da bin ich ganz deiner Meinung. außerdem muss die LSV/ BSV endlich anfangen alle Probleme gemeinsam mit allen Schüler_innen zu lösen und so das ganze Bildungssystem gleich mit zu verändern, was natürlich auch ein Appell an die Politik ist.


schüler_innenvertretung

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Wir lernen nicht, wir zahlen!

Wie Geld ein Menschenrecht beeinflusst - eine wahre Geschichte Unsere Schule und Bildung wird nicht nur immer mehr von der Wirtschaft beeinflusst, sondern scheint auch immer teurer zu werden. Schulreisen und teure Taschenrechner sind mittlerweile schon Standard und müssen aus eigener Hand bezahlt werden. Ein großer finanzieller Druck für viele Familien. VON LAURA UNTNER

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elicia scheint eine Schülerin wie viele andere zu sein. Sie ist 18 Jahre alt und besucht die dritte Klasse einer Berufsbildenden Höheren Schule (BHS). Sie hat durchschnittliche Noten und geht manchmal mehr, manchmal weniger gerne in die Schule. Was Felicia mit ihren Mitschüler_innen jedoch nicht teilt, ist die Tatsache, dass der Schulbesuch für sie und ihre Familie eine große finanzielle Belastung darstellt. Geld ersetzt Interessen Noch immer hängen die Bildungschancen von Schüler_innen in Österreich von der sozialen und finanziellen Stellung der Eltern ab. Immer wieder

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noch immer hängen die bildungschancen von der finanziellen stellung der eltern ab

sind nicht die individuellen Interessen und Stärken ausschlaggebend für den Bildungsweg, sondern viel mehr die Herkunft, der finanzielle Hintergrund, das Geschlecht, die Religion und vermeintliche Beeinträchtigun-

gen. Dadurch entstehen Bildungseliten und Ungleichheiten im Bildungssystem, welche vor allem durch die frühe Entscheidung zwischen AHS, Hauptschule und Neue Mittelschule gefördert werden. Auch Felicia scheint unter dieser sogenannten "Sozialen Selektion" zu leiden. Ihre Mutter hat einen Hauptschulabschluss und ist arbeitslos. Jeden Monat muss die Familie sparen. Eigentlich würde Felicia Nachhilfe benötigen, doch dazu fehlt das Geld. Auch die Finanzierung schulbezogener Ausflüge oder weiterer Unterrichtsmaterialien bereitet Kopfzerbrechen. Geld regiert die Welt Felicia bekommt kein Taschengeld. Sie ist abhängig von 1130 Euro Schulbeihilfe im Jahr, und auch wenn Felicias Schule eine öffentliche und daher offiziell „gratis und für alle zugänglich“ ist, sieht die Realität anders aus. €200,Kochbeitrag, €100,- Servierkleidung, €700,- Schulreise und €100,- Kosten für Bücher und vieles mehr. Etwa 1100 Euro also, die sie jährlich bloß für ihren vermeintlich „kostenlosen“ Schulbesuch aufbringen soll. Somit 24

bleiben ihr 30 Euro im Jahr, etwa 2,50 Euro im Monat und knapp 8 Cent pro Tag. Von Nachhilfekosten und überteuerten Schulveranstaltungen bis zu zusätzlichen Unterrichtsmaterialien und hohen Preisen für öffentliche Verkehrsmittel – jeder Tag stellt eine neue Herausforderung für die 18-jährige und ihre Familie dar. Doch ist es nicht eigentlich die Aufgabe der österreichischen Politik, allen Schüler_innen eine gleichberechtigte Schullaufbahn zu gewährleisten? Die vorhandenen Förderungen und Beihilfen für Schüler_innen werden zwar manchmal von Lehrpersonen erwähnt und in Anspruch genommen. Viel zu oft aber fehlen Informationen rund um dieses Thema, auch weil viele Schüler_innen erst gar nicht den Mut haben, nach diesen zu fragen. Damit du dich über bestehende Förderungsangebote für Schüler_innen und Lehrlinge erkundigen kannst, findest du auf der nächsten Seite Informationen dazu.

weitere infos findest du auf unserer homepage www.aks.at


schüler_innenvertretung

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Wie wir wissen, ist die Schule in Österreich gar nicht so "gratis", wie es immer heißt. Viele Kosten verstecken sich in unserem Schulalltag. Um das ganze ein wenig zu erleichtern gibt es viele verschiedene Beihilfen,zum Beispiel die Schulbeihilfe, die manchmal ein wenig kompliziert zu beantragen sind. Wir wollen dir hier ein paar Tipps geben, die dir das Beantragen erleichtern sollen. Weitere Informationen zu allen Beihilfen findest du in unserer Sozial-Broschüre. Du kannst und gene eine E-Mail schreiben oder sie auf unserer Homepage kostenlos bestellen.

Wer hat überhaupt Anspruch auf Schulbeihilfe? • • • •

österreichische Staatsbürger_innen oder gleichgestellte Auländer_innen, sowie Schüler_innen aus dem Ausland, deren Eltern mindestens fünf Jahre in Österreich einkommenssteuerpflichtig waren Schüler_innen die, eine mittlere oder höhere Schule ab der 10. Schulstufe besuchen Schüler_innen, die die gleiche Schulstufe noch nicht besucht haben Schüler_innen, die den Schulbesuch vor dem 30. Lebensjahr begonnen haben

Wie stelle ich einen Antrag auf Schulbeihilfe?

Was hat das Einkommen meiner Eltern damit zu tun?

Es gibt einige Unterlagen,die du ausfüllen/beilegen musst, damit dein Antrag auch gültig ist:

Das Einkommen deiner Eltern beeinflusst maßgeblich ob und wie viel du an Beihilfen bekommst Je mehr deine Eltern verdienen, desto weniger Chancen hast du auf Beihilfen. Sobal ein Elternteil alleinerziehend ist, steigt der Betrag der Beihilfen beispielsweise jedoch.

-Schulbesuchsbestätigung -Einkommensnachweis der Eltern

Bis wann muss ich meinen Beihilfen-Antrag spätestens abgeben? Du musst deinen Antrag bis 31.Dezember des betreffenden Schuljahres einreichen, um überhaupt noch Anspruch auf Beihilfe zu haben.

Die höhe der Beihilfe wird ziemlich kompliziert aus mehreren Faktoren errechnet. Zum Beispiel dienen die zumutbare Unterhaltsleistung der Eltern und sogenannte "Absätzbeträge" der Rechengrundlage. Die genauen Beträge und Faktoren findest du in unserer Sozial-Broschüre! 25


schüler_innenvertretung

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Schüler_innenvertretung

How-To?!

LEITFADEN BEI SEXUALISIERTER GEWALT

FA C T B O X Sexualisierte Gewalt meint alle Handlungen, die Persönlichkeit, Intimität und Sexualität der betroffenen Person dazu verwendet, um eigene Sexualität und Gefühle von Macht zu befriedigen. Dies trifft zu ob dabei berührt wird oder nicht, bei versteckten oder ganz offensichtlichen Handlungen.

TO DOs

~~Projekt im SGA vorstellen ~~Kontaktaufnahme mit Schulpsycholog_innen ~~Klassensprecher_innenkonferenz ~~Projekt allen Schüler_innen vorstellen ~~mit Klassensprecher_innen letzte Vorbereitungen treffen ~~z.B. Diskussionsrunden/Arbeitsgruppen organisieren

Die Schule ist kein abgetrennter Raum von der Gesellschaft. Dies bedeutet, dass Gewalt in verschiedensten Farcetten auch in der Schule auftritt. Deshalb stellen wir dir diesmal ein Projekt vor, mit dem du alle Schüler_innen an deiner Schule schützen kannst.

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Um als betroffene_r Schüler_in über sexuelle Übergriffe sprechen zu können, sollte es an jeder Schule qualifizierte Schulpsycholog_innen geben. Außerdem sollte der Leitfaden bei sexualisierter Gewalt allen Schüler_innen sowie allen Lehrpersonen vorgestellt und miteinander besprochen werden.

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Die AKS hat 2 Leitfäden ausgearbeitet, die du dir auf unserer Webseite herunterladen kannst. Beide Leitfäden können zur Anwendung kommen, sofern es sich bei dem Täter um eine Lehrperson handelt. In einem findest du Tipps, wie du als betroffene_r Schüler_in dagegen vorgehen kannst und im anderen wird die beste Vorgehensweise als Freund_in des Opfers näher beschrieben.

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Um den Leitfaden bei sexualisierter Gewalt in deiner Schule vorstellen zu können, musst du einige Dinge im Vorhinein planen. Zuerst solltest du das Projekt im SGA vorstellen und schnellstmöglich mit deinen Schulpsycholog_ innen in Kontakt treten. Sollte es bei dir in der Schule keine geben, kann dir die AKS gerne Kontakte vermitteln. Als nächsten Schritt solltest du eine Klassensprecher_innenkonferenz einberufen, um dort das Projekt vorzustellen und zu besprechen. Gemeinsam mit allen Klassensprecher_innen sollten dann die letzten Vorbereitungen für das Projekt getroffen werden – Bsp.: Wann und wie genau das Projekt ausschauen soll. Offene Diskussionsrunden, Arbeitsgruppen, etc.. – und schon kannst du los legen und den Schulalltag für alle Schüler_innen etwas sicherer gestalten!

Erfahrungsbericht einer Schulsprecherin Da ich die Idee der Erstellung eines Leitfades bei sexalisierter Gewalt als ich das erste mal davon hörte auf anhieb sehr toll fand, ergriff ich als Schulsprecherin die Chance und setzte dieses coole Projekte gleich an meiner Schule um. Das Feedback war noch viel besser, als ich es erwartet habe! Alle Schüler_innen waren sehr begeistert von den Leitfäden der AKS. Ich persönlich finde es sehr cool, dass es zwei verschiedene Leitfäden gibt, damit man nicht nur als betroffene Person weiß, wie man mit so einem Vorfall umgeht, sondern auch als Freund_in eines_r betroffenen Schüler_in. Ich kann die Thematisierung solcher Übergriffe nur empfehlen, weil man so besser lernt, damit um zu gehen. Darlene Serloth, Schulsprecherin an der SchülerInnenschule in Wien 26


meinung

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Europäische Union:

Pro und Contra Es gibt viele Argumente, die für die Europäische Union sprechen. Die Idee der Europäischen Union entsprang dem Gedanken, dass sich die Leiden der beiden Weltkriege nie mehr wiederholen dürfen. Das wurde vor allem letztes Jahr im Gedenken an den Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren und an den Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren klar. So etwas darf nie wieder passieren. Und das ist eines der wichtigsten pro-Argumente der EU, Frieden zwischen allen Mitgliedstaaten. Tatsächlich gab es seit 60 Jahren, also seit es die Europäische Union gibt, keinen Krieg zwischen EU-Ländern mehr, die EU hat uns also die bisher längste Friedensphase in Mitteleuropa gebracht.

Spätestens seit Ende der 1940er Jahre ist klar, dass der Sozialismus und nationale Befreiungsbewegungen in abhängigen Ländern gefährlich für den Kapitalismus und den Imperialismus sind. Angesichts dieser Situation haben sich Westeuropäische und Nordamerikanische imperialistische Staaten auf verschiedene Weisen zusammengeschlossen. Erste Schritte waren z.B. die Gründung des Militärbündnisses NATO, und Schaffung von Vorläuferstrukturen für die Europäische Union wie z.B. die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft. Heute ist die Europäische Union ein Staatenbündnis, das als politischer Schutzschirm für europäische Imperialismen fungiert. Die Hauptziele der Europäischen Union sind nach wie vor der Aufbau und die Stärkung des westeuropäischen Kapitalismus, dazu dienen die Ausbeutung der EU- abhängigen Staaten, die Bildung großer nationaler Monopole, Druck auf die Arbeiter_innenklasse und die Unterdrückung revolutionärer Bewegungen. Neben der brutalen Wirtschaftspolitik spielt auch der Charakter der EU als Militärbündnis eine wichtige Rolle. Die derzeitigen Verträge der EU lassen keine friedliche, soziale und ökologische Union zu. Durch die Institution EU wird inzwischen völlig gegen das europäische Grundverständnis von Frieden gearbeitet. Solange die EU als Militärbündnis bestehen bleibt, wird es keine Umwandlung der EU in eine solidarische und demokratischere transnationale Gemeinschaft geben können. Ständig rühmt sich die EU mit dem Ziel einen Raum zu schaffen, in dem sich Menschen frei bewegen können und die Gewissheit haben, dass ihre Rechte uneingeschränkt geachtet werden, doch in der Realität sieht es anders aus. Flüchtlinge versuchen an den Außengrenzen in die EU zu gelangen. Aufgabe der Grenzschutzagentur Frontex ist es, sie daran zu hindern. Zwei Milliarden Euro wurden zwischen 2007 und 2013 für den Bau von Zäunen, Überwachungssystemen und Grenzkontrollen ausgegeben, doch in den Ausbau der Asylverfahren sind hingegen nur 700 Millionen Euro aus dem EU-Budget geflossen. Da zeigt sich erneut, dass die EU hauptsächlich ein Wirtschafts- und Militärbündnis ist, das der Wahrung des Kapitalismus und wirtschaftlicher Interessen dient.

Die EU steht außerdem für Demokratie und Freiheit. Wie zum Beispiel die Freiheit zu Reisen, seit der Auflösung der Grenzen kann durch Länder, die das Schengener Abkommen unterschrieben haben, einfacher gereist werden. Gerade für die Jugend biete die EU sehr viele Möglichkeiten. Tausende Studierende und Lehrlinge nützen den Vorteil von Fernstudien und Auslandsaufenthalten innerhalb der EU, sie erweitern damit ihren Bildungshorizont und verbessern ihre Berufschancen. Auch das Arbeiten innerhalb der EU ist einfach geworden. Wolltest du immer schon mal ein Hotdog-Stand in Litauen aufmachen? Die EU macht´s möglich, Arbeiten und ausbilden quer durch die EU! Auch wenn nicht alle EU-Länder den Euro haben, ist er doch weit vertreten. Ob eine gemeinsame Währung jetzt gut oder schlecht ist, darüber kann lang diskutiert werden. Fakt ist, dass das früher eher arme Irland nach dem Beitritt zur EU, zu einem der reichsten Mitgliedstaaten wurde. Und mitunter eins der wichtigsten Argumente für mich ist der Feminismus in der EU. Die Partei „Feministiskt Initiativ“ hat bei den EU-Wahlen in Schweden mehr als fünf Prozent und damit einen Sitz im Europäischen Parlament erreicht. Ein richtiger Schritt in Richtung Gleichberechtigung.

Darlene Serloth ist 15 Jahre alt und besucht die SchülerInnenschule in Wien.

Anna Geser ist 17 Jahre alt und besucht das Akademische Gymnasium in Innsbruck. 27


feuilleton

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Kunst

„DONT GIVE A SHIT“

VON JULIA AICHINGER Julia Aichinger ist Schülerin in Salzburg und betreibt den Blog "Apfelstudel im Haar." auf Facebook. Sie ist auch auf Instagram zu finden. Besuche doch mal ihren Blog und unterstütze sie bei ihrer kreativen und feministischen Arbeit!

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feuilleton

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Halle syntax Rezension Wenn eins erst mal in den feministischen OnlineMikrokosmos hineingefunden hat, gibt es Blogs wie Sand am Meer. Eine Sandkorn-Empfehlung: Für alle, die sich ein wenig international vernetzen und aus dem Österreich-Schneckenhaus herauslugen wollen, gibt es bei www.the-toast.net ein Universum zu entdecken. Besonders erfrischend ist, dass die Postings von verschiedenen Autor_innen ein riesiges Spektrum abdecken, das von beinharten Politik-Analysen über witzige Fachbeiträge von Wissenschaftlerinnen bis zu beißend zynischen Satireartikeln reicht, die dir nach einem Bad Hair & Bad Life Day wieder ein Grinsen aufs Gesicht zaubern können. Obendrein schafft The Toast Satire, die nicht entwertend ist, was wohl auch eine Seltenheit ist. Da finden sich Listen à la Buzzfeed („11 Things every student has done“,…) und berühmte Renaissance-Malereien mit neuen Bildunterschriften, die so einiges erklären und wo plötzlich gar kein fades Museumsgefühl mehr mitschwingt (“Women rejecting marriage proposals in Western art history”, „women trying to sleep in western art history“,…). Die köstlichen Artikel, die ausgezeichnetes Entertainment liefern, und die ernsten Berichte zu LGBTQIA+ Themen, Rassismus, Klassismus, Film und Literatur machen jeden Couch-Potato Tag oder jede längere Wartezeit mit Internet zu nützlich verbrachter Zeit. Erwähnenswert ist auch die Tochter von The Toast, nämlich The Butter: hier liegt der Fokus auf Kurzgeschichten von Women of Color.

syntax fem. playlist Sookee – Frauen mit Sternchen Taylor Swift – Blank Space Kimya Dawson – Loose Lips Au Revoir Simone – Crazy Lykke Li – No Rest For the Wicked Florence + The Machine – What Kind Of Man Ariana Grand ft Iggy Azalea – Problem Jessie J – Bang Bang Charlie XCX – Break the Rules Shura – Touch

syntax Empfehlung Gibt es schwule Burschenschafter? Reproduzieren Trans*Personen heteronormative Stereotype? Welche Beziehungsformen außer der Romantischen Zweierbeziehung gibt es? Wie können feministische Pornos aussehen? Das deutsche Kollektiv „Queerulant_in“ veröffentlicht regelmäßig Artikel in gebundener Form: politisch und unkommerziell. Ein Magazin und ein Blog (www.queerulantin.de), die nicht „mitmeinen“-sondern alle zu Wort kommen lassen: Alle dürfen mitschreiben, diskutieren über Schönheitsideale, bloggen zu Themen wie Rassismus, Ländergrenzen und Kapitalismus. Es wird versucht, Machtstrukturen aufzubrechen- auch innerhalb der „queeren“ Community. Denn „Queerulant_in grenzt sich deutlich von schwul/lesbischen Szenemagazinen ab“, erklärt das Kollektiv. Es geht um feministische Diskussionen, gesellschaftlich konstruierte Zustände und Begehren: „Queer kann alles sein-nur nicht unpolitisch.“ Wenn du Lust hast mitzugestalten-oder die nächste Ausgabe nicht verpassen willst: Abonnier dir die Zeitschrift kostenlos unter: kontakt@queerulantin.de 29


feuilleton

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Der Schulrechtsnotruf der AKS

0699 / 12 14 81 20 Schüler_innen sitzen viel zu oft am kürzeren Ast, unsere Rechte werden häufig ignoriert oder schlichtweg missachtet. Meistens wissen wir Schüler_innen auch gar nicht über unsere Rechte Bescheid, können uns daher auch kaum gegenüber Lehrer_innen oder Direktor_innen durchsetzen und uns gegen Rechtsverstöße wehren. Die AKS bietet deshalb einen Schüler_innennotruf an,

bei dem du kompetente Antworten und Hilfestellungen bei deinen Schulrechtsfragen erhälst. Du kannst auch unsere Broschüre „123 Fragen an das Schulunterrichtsgesetz“ auf www.aks.at gratis bestellen, oder einfach den Rücksender auf der Seite rechts ausfüllen und wir schicken die Sachen portofrei nach Hause.

Sudoku Für frühlingshafte Zugfahrten, langweilige Schulstunden und den alltäglichen Zeitvertreib.

leicht

schwer

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Aktivist_innenkongress 2015 der Aktion kritischer Schüler_innen

17-19 April, St. Gilgen

120 Jugendliche ++ 6 Workshops ++ 3 Tage

Anmeldung & Infos unter

aks.at/akko

Das AKS-Frühlingsgewinnspiel Mach mit beim AKS-Frühlingsgewinnspiel und hol dir dein Longboard, mehrere AKS-Taschen oder eine gratis Teilnahme an einem AKS-Seminar! Einfach diesen Rücksender ausschneiden, ausfüllen und fertig!

Gewinnfrage: Wie hoch ist derzeit der Frauenanteil in der Bundesschüler_innenvertretung? 21,43% 46,12% 62,84%

Kleb mir eine (falls Marke zur Hand, sonst zahlen wir)

email

AKS-STUFF

geb. dat., schule, klasse

AKS-Wandkalender 14/15

GET ACTIVE!

1x Longboard 5x Teilnahmen am Aktivist_innenkongress 10x AKS-Taschen

adresse, plz, ort

telefon

Stundenplan Sticker

Das gibt‘s zu gewinnen:

vorname, nachname

ICH WILL: Schulrechtsnotruf Kärtchen

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen

FÜR DIE SCHÜLER_INNENVERTRETUNG:

An die Aktion kritischer Schüler_innen Amtshausgasse 4 1050 Wien

SV-Toolbook (allgemeine SV-Broschüre) 123 Fragen an das SchUG (Schulrechtsbroschüre)

MATERIALIEN

Infos über eure laufenden Aktivitäten

Sozial-Broschüre (Beihilfen und Förderungen)

zur Anti-Rassismus Arbeit

einen Workshop an meiner Schule

Schüler_innenzeitungsbroschüre (Schulzeitung ect.)

zu feministischer Arbeit

aktiv werden

Berufsschulbroschüre (Broschüre für Lehrlinge)

zum Thema Homophobie

auf ein Seminar mitfahren

Anti-Rassismus Broschüre

zu Schule & Schulpolitik

eine Liste aller erhältlicher Materialien

Unterstützung bei einem SV-Projekt

Materialien „gegenDruck“

ein kostenloses Syntax-Abo

an einem SV-Vernetzungstreffen teilnehmen

Materialien „Quer gestreift & bunt gepunktet“


F端r eine demokratische, angstfreie und sozial gerechte Schule und Gesellschaft!

P.b.b. Verlagspostamt 1050 Wien, GZ: 02Z033431M Retouren an: AKS, Amtshausgasse 4, 1050 Wien

www .aks .at


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