syntax 5/2010
Das österreichweite Magazin für kritische Schüler_innen
Kein Mensch ist illegal! Coverstory
Einblick in das Bildungskonzept der AKS In Österreich hat sich in den letzten Monaten eine breite Front gegen die derzeitige Abschiebepolitik gebildet. Mit Maria Fekter hat diese Politik nun auch ein Namen, doch viele Menschen gehen mit der „Schottermizzi“ und ihrer Politk schon länger nicht mehr d’accord. Asyl ist ein Menschenrecht, das auch durch die österreichische Rechtssprechung nicht verletzt werden darf.
A
Highlight dieser In dieser Ausgabe kommt die FlüchtAusgabe: lingshelferin Ute Bock zu Wort. S. 6
Aktion kritischer Schüler_innen | aks.at | Dezember 2010
Seite 10 Schon Die AKS hat gemeinsam mit der gewusst? SV des BORG3 Wien eine Initiative gegen unmenschliche Abschiebungen gestartet. www.ausmitraus.aks.at aks.at
Inhaltsverzeichnis
Editorial
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Inhalt & Editorial Lieber Leserin! Lieber Leser! Anstatt dir jetzt Frohe Weihnachten zu wünschen – das tun derzeit wahrscheinlich die meisten in deinem Bekanntenkreis – präsentieren wir dir hiermit die zweite Ausgabe des Syntax im Schuljahr 2010/11! In dieser „frohen Zeit“ hat sich das Redaktionsteam des Syntax einem
Bildung
weniger erfreulichen Thema gewidmet: Der österreichis-
Bildung soll allen zugänglich sein. Man darf keine Standesunterschiede machen
chen Abschiebepolitik. Auf den ersten Seiten erhältst du
Einblick in das Bildungskonzept der AKS............................................. Seite 4/5
„Wenn jemand nicht Deutsch sprechen will, dann kann er auch schweigen“
außerdem Infos über die aktuelle Bildungspolitik – so zum Beispiel über die viel diskutierte Verwaltungsreform oder den uns bevorstehenden Auswirkungen der Kür-
Kontroversen über die Deutschpflicht an Schulen..........................Seite 6
zungen im Bildungsbereich. Auf den Seiten vier und fünf
Schule braucht Veränderung, nicht Verländerung!
findest du einen Einblick in das aktuelle Bildungskonzept
Die Verwaltung von Österreichs Schulen gleicht einem Fleckerlteppich..................................................................................... Seite 7
Das Streichkonzert der Bundesregierung
der AKS.
Die Kürzungen im Schulbereich werden uns alle betreffen.... Seite 8
Auf den Seiten 12 und 13 kommt Flüchtlingshelferin
Quer durch Europa mit einem Ziel: Schüler_innenrechte!
Ute Bock zu Wort und findet klare Worte zur Situation
Die Bus-Tour der OBESSU...............................................................Seite 9
von Asylsuchenden in Österreich. Weiters beschäftigen
Gesellschaft
sich die Redakteur_innen der aktuellen Ausgabe unter
Kein Mensch ist illegal!
anderem mit den Themen Sexismus in der Werbung, dem
Widerstand gegen die Abschiebepolitik formiert sich............... Seite 10/11
Bettelverbot, der Tea Party und der Situation von Roma
„So grauslich wie jetzt war’s noch nie“
in Europa. Falls du immer schonmal deine journalis-
Gespräch mit Ute Bock......................................................................... Seite 12/13
Aus den Augen, aus dem Sinn?
Wie die Politk die Armut verschwinden lässt..............................Seite 14
Sex(ism) sells?!
Braucht es Rollenbilder, um Anklang zu finden?....................... Seite 15
Internationales Europa zerbricht am Streit um Roma
tischen Fähigkeiten austesten wolltest und deine Artikel in Österreichs größter Schüler_innenzeitung publizieren möchest, melde dich einfach unter aks@aks.at und du bist Teil des Redaktionsteams des Syntax! Wir wünschen dir erholsame Ferien, eine nette Silvester-
Roma sind eine vergessene Minderheit in Europa.................... Seite 16/17
party und einen guten Rutsch! Deine Redaktion
Heilige und Illegale
Die Tea Party in den USA als neue Plattform für Ultrakonservative.....Seite 18
FEUILLETON Facebook vs. Diaspora
Soziale Netzwerke unter der Lupe................................................ Seite 19
Speaker’s Corner
Sag uns deine Meinung....................................................................Seite 20
Kunsthalle.
Neues vom Markt...............................................................................Seite 21
Spielplatz.
Tob dich aus!......................................................................................Seite 22/23
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Seite 2
Impressum
MHV: AKS-Bundesorganisation | Chefinnenredaktion: Vanessa Gaigg | Layout: Franz Wilding | Redaktion: AKS Bundesorganisation Alle: Amtshausgasse 4, 1050 Wien, Österreich Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Syntax ist eine Zeitschrift der AKS-Bundesorganisation und steht zu 100% in deren Eigentum | Grundsätzliche Richtung: Das Syntax ist die Organisationzeitung der Aktion kritischer SchülerInnen. Inhaltich den Werten der aks verpflichtet, ihr journalistischer Auftrag die Aufarbeitung gesellschaftlicher Themen aus einer Perspektive, die nicht von ökonomischen und gesellschaftlichen Verpflichtungen und Normen eingeengt ist. ZVR: 27 0 200 209 | Kontakt 01/523 12 43, aks@aks.at | Druck: LUIGARD Druck- und VerlagsGmbH, Johann-Pölzer-Gasse 3, 1100 Wien
Kommentar der Vorsitzenden
Ausgespart? Nicht mit uns! Die Regierung hat Ende Oktober ein Spar-
Trotz Zugeständnissen durch Bundeskan-
budget beschlossen, das vor allem auf dem
zler Faymann an die Protestierenden, dass
Rücken von Schüler_innen, Lehrlingen
die Situation von BHS-Absolvent_innen
und Studierenden ausgetragen wird. So
berücksichtigt werden soll, wird es nichts
wird neben den Einsparungen im Schul-
dergleichen geben.
bereich vor allem die Kürzung der Bezugsdauer der Familienbeihilfe von 26 auf 24
Es ist ein bildungs-, jugend- und sozial-
Jahre nicht spurlos an uns Jugendlichen
politischer Skandal, dass ein Sparbudget
vorbeiziehen. Die Familienbeihilfenkür-
auf den Rücken derer ausgetragen wird,
zung bedeutet für viele Student_innen
denen das Geld ohnehin schon an allen
den Verlust ihrer Existenzgrundlage – in
Ecken und Enden fehlt. Dass die SPÖ es
Zukunft werden sich gerade Jugendliche
jedoch nicht einmal bei dem Versuch zur
mit finanziell schwächerem Hintergrund
Abschwächung der Auswirkungen schafft,
ein Studium schlichtweg nicht mehr leisten
ernsthafte und sozial gerechtere Abfeder-
können.
ungen zu verhandeln, ist entweder auf fehlenden politischen Willen oder schlicht-
Seit Anfang Dezember rühmt sich die Re-
weg auf politische Unfähigkeit und Inkom-
gierung mit Ausnahmeregelungen bei den
petenz zurückzuführen.
Kürzungen und ist anscheinend selbst davon überzeugt. Dass es diese sogenannten
Die Meinungen und der Protest von Ex-
Einschleifregelungen de facto nicht gibt,
pert_innen und vor allem von Betroffenen
kratzt die Verantwortlichen anscheinend
sowie zehntausende Schüler_innen und
nicht.
ein
Student_innen, die in den letzten Wochen
Studium vor ihrem 24. Lebensjahr nur in
für ein sozialeres, zukunftsweisenderes
den seltensten Fällen abschließen können,
Budget auf die Straße gegangen sind, ha-
wird es trotz vorheriger Zugeständnisse
ben für die Regierung anscheinend noch
seitens der Regierung keine Verlängerung
weniger Bedeutung, als sowieso zu er-
des Familienbeihilfenbezugs geben. Die
warten war. Die Regierung muss jedoch
AKS hat im Rahmen des Protests gegen die
endlich Vernunft annehmen und erken-
Einsparungen die Initiative “Ausgespart?
nen, dass dieses Budget einen Skandal für
Nicht mit uns!“ gestartet, die als Haupt-
die Zukunft junger Menschen darstellt.
forderung die Berücksichtigung der Situ-
Jetzt gilt es, Jugendliche ernst zu nehmen
ation von BHS-Schüler_innen beinhaltet.
und wenigstens die versprochenen Ab-
Mittlerweile wird die Initiative von knapp
federungsmaßnahmen – allen voran die
100 Schulen österreichweit und von tause-
Berücksichtigung von BHS-Schüler_innen
nden Einzelpersonen unterstützt.
– auch wirklich umzusetzen!
BHS-Absolvent_innen,
die
Iris Schwarzenbacher, Vorsitzende der AKS syntax
Seite 3
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Kommentar der Vorsitzenden
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Bildung
Bildung soll allen zugänglich sein. Man
Einblick in das Bildungskonzept der AKS
Diesen Herbst hat die AKS gemeinsam mit Schüler_innen aus ganz Österreich ein bildungspolitischfindet. Auf den folgenden zwei Seiten findest du einen Einblick in ausgewählte Thembereiche des Pädagogik und Lehrplan
schlechte Betragensnoten und Disziplinarkonferenzen sind die
Im heutigen Schulsystem dominiert der Frontalunterricht, ru-
Konsequenzen für Fehlverhalten. Dies führt allerdings nur in
higes Sitzen, Zuhören, Aufzeigen. Dabei ist dies nur eine von
den seltensten Fällen zur Verbesserung der Situation und zur
vielen didaktischen Methoden, die angewendet werden können.
Auseinandersetzung des schlechten Verhaltens, ganz im Ge-
Um den Unterricht interessanter und vielfältiger zu gestalten
genteil verschärft es häufig nur noch Konflikte. Der Klassen-
und den Lerneffekt zu erhöhen, muss daher die abwechselnde
rat, in dem Schüler_innen gemeinsam mit Lehrer_innen Ver-
Benutzung verschiedenster didaktischer Methoden Realität
haltensvereinbarungen treffen können, bietet den geeigneten
werden. Außerdem werden mit unterschiedlichen Methoden
Raum um über diese Probleme zu diskutieren, das Verhalten zu
auch verschiedene Fähigkeiten, wie zum Beispiel Teamfähig-
reflektieren und gemeinsam Lösungen zu finden.
keit und Soft Skills erworben. Momentan werden Schüler_innen nur durch die Angst vor schlechten Noten zum Lernen mo-
Bewusste Koedukation durchführen
tiviert, ihre Lernfreude und Wissbegierde wird von Anfang an
Lehrer_innen müssen schon während ihres Studiums auf ge-
beschnitten und degeneriert.
schlechtersensibles Verhalten sensibilisiert werden und die Geschlechterrollen und –verhältnisse in der Klasse ständig
Team-Teaching
reflektieren und auf diese reagieren. Einerseits muss in koedu-
In der Form, in der Unterricht heute stattfindet, ist die Förde-
kativen Gruppen auf Ungleichheiten zwischen den Geschlech-
rung individueller Stärken bzw. das Ausgleichen eventueller
tern reagiert werden, andererseits sollen Freifächer vor allem
Schwächen der einzelnen Schüler_innen praktisch unmöglich.
im technischen und naturwissenschaftlichen Bereich nur für
Durch das System des Team-Teachings, in dem mindestens
Mädchen angeboten werden, um ihnen die Möglichkeit zu bie-
zwei Lehrpersonen in einem Fach eine Klasse unterrichten,
ten, sich in einer geschlossenen Gruppe mit männerdominier-
kann besser individuell auf die Bedürfnisse der Schüler_innen
ten Themen zu beschäftigen.
eingegangen werden. Klassenschüler_innenhöchstzahl 20
Schuldemokratie und Schüler_innenver-
Um diese tiefgehende Beschäftigung mit jedem_r einzelnen
tretung
Schüler_in auch wirklich garantieren zu können darf die Klas-
Die AKS ein eigenes Budget für die Schüler_innenvertretung,
senschüler_innenhöchstzahl nicht über 20 steigen.
damit diese nicht vom Geld des Elternvereins und anderer Sponsor_innen abhängig ist. Dieses Budget ist der Schüler_in-
Abschaffung von Strafen
nenvertretung vom Schulbudget zur Verfügung zu stellen, die
Lob und Anerkennung für gute Leistungen bekommen wir nur
Höhe bemisst sich nach der Anzahl der Schüler_innen der be-
selten zu hören. In der Schule sind wir es gewohnt, für unsere
treffenden Schule, beginnend bei einem Sockelbetrag von 500
Fehler bestraft zu werden. Klassenbucheinträge, Strafarbeiten,
€. Gehen in eine Schule mehr als 500 Schüler_innen, erhöht
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Seite 4
syntax
Bildung
darf keine Standesunterschiede machen. es Konzept ausgearbeitet, das konkrete Antworten auf alle wesentlichen Fragen des Schulsystems Konzepts. Die vollständige Version kannst du dir auf www.aks.at downloaden!
sich dieser Sockelbetrag um 100 € pro 100 Schüler_innen. Da-
einen Streik, eine Demonstration oder diverse Formen von Ak-
mit ist gewährleistet, dass auch die Schüler_innenvertretung
tionismus. Dieses Recht muss gesetzlich verankert sein, damit
von kleineren Schulen ein Budget hat, mit dem sie arbeiten
sich die Schüler_innenvertretung auch darauf berufen kann.
kann. Wahl zur Landes - & Bundesschüler_innenvertretung Protestrecht
Die LSV soll von allen Schülerinnen und Schülern zu Schulbe-
Wir Schüler_innen sind die größte Berufsgruppe Österreichs,
ginn für zwei Jahre gewählt werden. Zur Wahl zugelassen ist
gleichzeitig sind wir auch die einzige ohne Protestrecht. Diese
jede Einzelperson oder jedes Team, sofern sie in einer Frist von
Tatsache ist Ausdruck der Hierarchie im derzeitigen Bildungs-
drei Wochen nach der Wahl der Schüler_innenvertreter_innen
system. Wenn massive Ungerechtigkeiten und Missstände auf-
200 Unterstützungserklärungen aus mindestens fünf (Oberös-
treten und die demokratischen Möglichkeiten der Schüler_in-
terreich, Niederösterreich, Steiermark, Wien) oder drei (Vorarl-
nenvertretung auf allen Ebenen ausgeschöpft sind, muss es für
berg, Tirol, Salzburg, Kärnten, Burgenland) Schulen eines Be-
uns Schüler_innen eine Möglichkeit geben, auf solche untrag-
reichs sammeln können. Die Wahl der LSV erfolgt weiterhin in
baren Zustände aufmerksam zu machen – beispielsweise durch
den vier getrennten Schulartbereichen AHS, BMHS, BS und PS.
Bundesvorsitzende Iris Schwarzenbacher bei der Übergabe des Konzepts an Bundeskanzler Faymann
!
Das ganze Konzept ist zum freien Download auf www.aks.at zur Verfügung gestellt! syntax
Seite 5
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Bildung
„Wenn jemand nicht Deutsch sprechen will, dann kann er auch schweigen“
Kontroversen über die Deutschpflicht an Schulen
Dieses Zitat stammt von der Salzburger Intergrationslandesrätin Eberle und beschreibt die Diskussion rund um die Deutschpflicht an Österreichs Schulen. In der aktuellen Diskussion gibt es jedoch auch viele kritische Stimmen, die einer Pflicht zum Deutschsprechen negativ gegenüber stehen. wenn man seine eigene Muttersprache wirklich beherrscht.
Mit dieser Regelung wäre es vielen Schüler_innen nur mehr zuhause hinter verschlossener Türe möglich, sich mit ihrer Familie in ihrer Muttersprache zu unterhalten.
Diskussion
über
Landes-
Veronika Griesmayr
eigenen Persönlichkeit, da es nun mal
grenzen hinweg
Das Elisabethinum in St.Johann (Pon-
nicht möglich sei, sich auf einer Fremd-
Überlegungen, nur mehr die jeweils ei-
gau, Salzburg) fordert seit kurzen
sprache so auszudrücken, wie man es in
gene Landessprache in der Schule zu
von seinen Schüler_innen, dass sie
seiner Muttersprache gewöhnt ist.
erlauben, gibt es jedoch nicht nur im Elisabethinum in Salzburg. Auch viele
sich nicht nur im Unterricht, sondern auch in den Pausen ausschließlich auf
Sinn der Deutschpflicht
anderen österreichiche Schulen dis-
Deutsch unterhalten. Laut der Direkti-
ÖVP und FPÖ argumentieren, dass es
kutieren diese Regelung in den Schul-
on soll diese Maßnahme zur Integration
den Schüler_innen leichter fallen wür-
gemeinschaftsausschüssen. In einigen
der 15 Schüler_innen mit Migrations-
de, sich zu integrieren und die deutsche
deutschen Schulen wird sogar über
hintergrund beitragen. Diese Diskus-
Sprache zu erlernen, wenn nur diese
Strafen und Kontrollmaßnahmen dis-
sion ist schnell aus der Schule zu den
Sprache am Schulhof erlaubt ist. Kriti-
kutiert, sollte die Deutschpflicht in der
Parteien gedrungen. SPÖ, ÖVP und die
sche Stimmen stellen den verantwort-
Schule nicht von allen Schüler_innen
FPÖ äußern sich positiv zur Deutsch-
lichen Politiker_innen in diesem Zu-
eingehalten werden.
pflicht an Schulen. „Wenn jemand
sammenhang die Frage, ob das Deutsch
Wie so oft ist die Debatte aber vor allem
nicht Deutsch sprechen will, dann kann
lernen den Kindern unter diesem Druck
durch die Meinungen der Eltern und
er auch schweigen“ so die Salzburger
Freude bereitet, oder ob sie es eher als
Lehrer_innen geprägt – Schüler_innen
Integrationlandesrätin Doraja Eberle
Pflicht ansehen, und nicht als Chance.
kommen in den wenigsten Fällen zu
(ÖVP). Teile der SPÖ und der Grünen
Ein anderer Aspekt, der in dieser Dis-
Wort.
stehen diesem Vorstoß eher negativ
kussion zu erwähnen ist, ist die Tatsa-
Die Autorin besucht das Musische
gegenüber. Die Grünen sehen in die-
che, dass das Erlernen einer Fremd-
Gymnasium in Salzburg.
ser Maßnahme eine Beschneidung der
sprache nur dann wirklich möglich ist,
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Seite 6
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Bildung
Schule braucht Veränderung, nicht Verländerung!
Die Verwaltung von Österreichs Schulen gleicht einem Fleckerlteppich
In Österreich erscheint der prozentuelle Anteil der Staatsausgaben, der für Bildung ausgegeben wird, zwar auf den ersten Blick nicht gerade klein, leider sagt dieser wenig darüber aus, ob das Geld auch wirklich bei den Schüler_innen ankommt und nicht im österreichischen mehrgleisigen Verwaltungssystem hängen bleibt. Eleonora Kleibel Geld, das für Bildung ausgegeben wird, muss vor allem für
Wer Bildung mag muss Schule verändern
Schüler_innen ausgegeben werden. Leider sind die Kompeten-
Auch die Unterrichtsministerin Schmied sieht den Vorschlag
zen im Bildungsbereich vielfach verschachtelt, und benötigen
mancher Landeshauptleute, einer Übernahme aller Lehrer_in-
daher Unmengen an finanziellen Ressourcen. Mit den unter-
nen in die Länderkompetenz nicht als „ihr Zukunftsbild“. In
schiedlichen Zuständigkeiten von den Ländern und dem Bund
weiterer Folge könnte diese Aufspaltung der Zuständigkeiten
wird die Organisation des österreichischen Schulsystems nicht
dazu führen, dass Schüler_innen in Salzburg bis 14 eine ge-
nur undurchsichtig, sondern auch teuer.
meinsame Schule besuchen, in Kärnten nur die Option zwischen Gymnasium und Hauptschulen zur Auswahl steht und in
In letzter Zeit wurde aber nicht der Ruf nach der notwendigen
Niederösterreich ein Parallelsystem zwischen der Neuen Mit-
Verwaltungsreform laut, sondern Vizekanzler Pröll und auch
telschule und der traditionellen Unterstufe in Gymnasium oder
so manche Regionalkaiser wie Erwin Pröll und Michael Häupl
Hauptschule entsteht.
machten mit der Forderung von Verländerung der Bildung auf sich aufmerksam. Die Länder beharren auf der Zuständigkeit
Progressive Bildungspolitik darf aber nicht von den Machtge-
nicht nur für die Pflichtschulen und deren Lehrer_innen, son-
lüsten der Landeshauptleute blockiert werden. Neben namhaf-
dern für das gesamte Schulwesen. Was das bedeutet wird bei
ter Bildungsexpert_innen haben sich auch Eltern- und Lehrer_
genauerem Hinsehen schnell klar: weitere Kompetenzen im
innenvertretungen klar gegen die Verländerung ausgesprochen.
Bildungsbereich in Länderhand zu geben macht bundesweite
„Reformpolitik braucht Bundeskompetenz“, so die Bildungsmi-
Reformen quasi unmöglich. Ein bildungspolitischer Fleckerl-
nisterin.
teppich in Österreich würde das jetzt schon schwierige Unterfangen bundesweite Reformen im Bildungsbereich durchzuführen schier unmöglich machen.
Die Autorin besuchte das Musische Gymnasium in Salzburg und arbeitet im Bundesteam der AKS.
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Seite 7
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Bildung
Das Streichkonzert der Bundesregierung
Die Kürzungen im Schulbereich werden uns alle betreffen
Im Zuge der Budgetverhandlungen wurden neben der Kürzung der Familienbeihilfe auch zahlreiche andere, auf den ersten Blick nicht so umfangreiche, Streichungen vorgenommen. Alexander Obermüller
Einführung des Ethikunterrichts be-
freiheit stehen auf der Tagesordnung.
läuft sich auf 57 Millionen Euro.
Auch in diesem Bereich will die Bun-
Ethikunterricht -
desregierung sparen, auf Grund einer
gestrichen
Modulare Oberstufe -
Friständerung werden Maßnahmen für
Der Ethikunterricht wird in Österreich
gestrichen
Barrierefreiheit erst zu einem späteren
seit 13 Jahren als Schulversuch und Al-
Eine deutsche Studie des Bildungsfor-
Zeitpunkt realisiert, das Bekenntnis zur
ternative zum Religionsunterricht an-
schers Eckhard Kliene ist nach vierjäh-
Barrierefreiheit bleibt freilich aufrecht.
geboten. Schüler_innen, die sich vom
riger Forschung im November diesen
Sanierungen und Neubauten werden in
konfessionellen
Religionsunterricht
Jahres zu dem Schluss gekommen, dass
Summe erst in Zukunft angegangen.
abmelden, müssen den Ethikunter-
ganztägige Schulformen die Quote des
richt besuchen, falls dieser angeboten
„Sitzenbleibens“ signifikant reduzieren
wird. An 194 Schulstandorten besteht
können. So sinkt der Prozentsatz der
diese Möglichkeit und wird auch re-
Sitzenbleiber_innen in der Sekundar-
gelmäßig in Anspruch genommen. Ein
stufe 1 in einer Ganztägigen Schulform
eigenes Fach für den Ethikunterricht
von 8,4 auf 1,4. Berechnungen der Ar-
Insgesamt spart das Bildungsministe-
stand auf den Reformplänen von Mi-
beiter_innenkammer
drüber
rium mit fehlendem Angebot an Ethik-
nisterin Schmied. Die Pädagogischen
hinaus ergeben, dass Sitzenbleiben die
unterricht, nicht barrierenfreien und
Hochschulen der Bundesländer bieten
Steuerzahler_innen im Jahr 900 Mil-
kaputten Gebäuden bescheidene 400
bereits eine entsprechende Ausbildung
lionen Euro kostet – für die Bundesre-
Millionen Euro. Die Kosten für das
an. Diese Ausbil-
gierung keine guten Argumen-
Fortführen des Systems „Sitzenbleiben“
dung dürften zahl-
te. Die Modulare Oberstufe,
noch nicht gegen gerechnet, denn hier-
reiche
Pädagog_
eine Maßnahme die Sitzenblei-
bei entfallen ohnedies 600 Millionen
innen
umsonst
ben reduzieren sollen, wurde
direkt auf die Erziehungsberechtigten.
absolviert haben –
das
haben
gestrichen. Der Autor besuchte das Europaym-
Sparpo-
tenzial für die
InfrastrukturmaSS-
Nicht-
nahmen - gestrichen Die bauliche Situation an vielen Schulen stellt sich, charmant beschrieben, als schwierig dar. Containerklassen,
baufällige
und unzureichend sanierte Gebäude und fehlende Barrieresyntax
Seite 8
Sanierungen und Neubauten werden erst in Zukunft angegangen.
nasium Linz-Auhof und arbeitet im Bundesteam der AKS.
Quer durch Europa mit einem Ziel: Schüler_innenrechte!
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Bildung
Die Bus-Tour der OBESSU
Sechs Wochen lang ging die OBESSU (Organising Bureau of European School Student Unions) auf Tour durch Europa, um ihre Mitgliedsorganisationen in ganz Europa zu besuchen und sich für Schüler_innenrechte stark zu machen. Eleonora Kleibel
innen eine Podiumsdiskussion mit dem Unterrichtsminister, bei dem vor allem über die prekäre Situation von pendelnden Schüler_innen debatiert wurde.
Anfang Oktober machte der Bus auch in Österreich halt. Von 6. bis 10. Oktober unterstützte das Team der OBESSU die AKS bei verschiedenen
Aktionen.
Light on the rights
Unter anderem wurde ein
Light on the rights ist eine Kam-
gemeinsamer
pagne der OBESSU, dem Dach-
vor
verband
Schü-
Schulen abgehalten, um
Im
die Schüler_innen über
Rahmen der Initiative hat die
europäische Bildungspoli-
OBESSU mit den über 24 Mit-
tik zu informieren. In einer
gliedsorganisationen eine Dekla-
Linzer Schule hatten die
ration der Schüler_innenrechte
Klassensprecher_innen
europäischer
ler_innenorganisationen.
verfasst, die mittlerweile schon in mehr als 15 Sprachen über-
mehreren
Wiener
die Möglichkeit, mehr über
Aktion der OBESSU in Dänemark
setzt wurde. Die Deklaration beinhaltet die Grundrechte der
Infostand
die Kampagne „Light on the rights“ und die internationale Arbeit der AKS zu erfahren.
Schüler_innen die im gesamten europäischen Raum implementiert werden müssen, wie zum Beispiel das Recht auf freien
Die Tour endete mit einem finalen Event in Brüssel. Die Bus-
Bildungszugang für alle. Das Ziel der Bus-Tour im Rahmen der
Crew hatte viele Geschichten über Autodiebstähle, Pannennot-
Kampagne war, Schüler_innenorganisationen bei ihren ganz
rufe und natürlich über die unterschiedlichsten Bildungskrisen
unterschiedlichen Anliegen im Bezug auf Schüler_innenrechte
zu erzählen. Diese Eindrücke sollen nun auch verbreitet werden,
zu unterstützen.
um Bewusstsein für die Problematik auf europäischer Ebene zu schaffen. Daher war auch ein Kameramann mit an Board des
The bus is on the road
Light on the rights-Busses der alle Aktionen bildlich festhielt.
Weitere Stopps waren unter anderem Estland, wo sich die
Mit dem kommenden Jahr wird es einen Film über das einzig-
OBESSU gemeinsam mit der regionalen Organisation ESCU
artige Projekt geben. Die ersten Eindrücke sind jetzt schon auf
für gratis Mahlzeiten in der Schule einsetzte. In Frankreich gin-
der Website der OBESSU zu sehen.
gen die internationalen Schüler_innenvertreter_innen mit der L’Union nationale lycéenne (UNL) auf die Straßen von Paris,
Die Autorin arbeitet im Bundesteam der AKS und ist dort als
um mit lautstarkem Protest gegen die Politik von Minister_in-
internationale Sekretärin tätig.
nenpräsident Sarkozy zu demonstrieren. Mit der slowenischen Schüler_innenorganisation DOS veranstalteten die Aktivist_
Linktipps: www.obessu.org, www.lightontherights.org syntax
Seite 9
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Gesellschaft
Kein Mensch ist illegal!
Widerstand gegen die Abschiebepolitik formiert sich In Österreich hat sich in den letzten Monaten eine breite Front gegen die Abschiebepolitik gebildet. Das zeigt sich nicht nur durch Initiativen wie gegen-unrecht.at, die mittlerweile von fast 120.000 Personen unterstützt wird, sondern spiegelt sich auch in der medialen Berichterstattung wieder, die mehrheitlich positiv ist. Auch die Initiative ausmitraus.aks.at, die von der Schüler_innenvertretung des BORG 3 in Wien initiiert und von der AKS unterstützt wurde macht deutlich, dass sich viele Menschen nicht mit einem Asylgesetz abfinden wollen, das es möglich macht Mitschüler_innen abzuschieben.
Johanna Griesmayr Die
menschenunwürdige
men setzen, um die Protestierenden zu
unter bestimmten Vorraussetzungen
besänftigen.
antragsberechtigt sind. Zum anderen,
Asylpolitik
weil auf Grund des österreichischen
hat in den vergangen Monaten in Ös-
Härtefälle
Ausländer_innenbeschäftigungsgeset-
terreich ein Gesicht bekommen. Die
Die jüngsten Ereignisse haben aber vor
zes viele gesellschaftlich gut integrierte
Abschiebung von Kindern und Ju-
allem auch gezeigt, dass nicht alles, was
Asylwerber_innen nicht ausreichend
gendlichen ist für viele eine Grenz-
gemäß des österreichischen Asylgeset-
verdienen, um der Vorraussetzung der
überschreitung, die nicht einfach mit
zes „rechtens“ ist, unhinterfragt akzep-
finanziellen Selbsterhaltung bereits bei
dem überstrapazierten Argument der
tiert werden kann und darf. Wird in den
Antragsstellung gerecht werden kön-
Rechtstaatlichkeit vom Tisch gewischt
Medien von wenigen „Härtefällen“ ge-
nen.
werden kann. „Kinder gehören nicht ins
sprochen, wird langsam offensichtlich,
Gefängnis!“ war und ist das Schlagargu-
dass es wohl doch nicht so wenige sind
Flucht ist nie Freiwillig
ment in der geführten Debatte, welches
wie gerne angenommen. Die „Härtefäl-
„Flucht ist nie Freiwillig. Asyl heißt
auch in Kreisen Zustimmung findet,
le“ sind systemimmanent. Dagegen hilft
überleben.“
von denen man andere Töne gewöhnt
auch die 2009 beschlossene Möglich-
Kampagne des UNHCR (UN-Flücht-
ist. Sogar die rechts-konservative In-
keit auf humanitäres Bleiberechts we-
lingshochkommissariat) aus dem Jahr
nenministerin Maria Fekter musste
nig. Zum einen, weil nur Personen, die
2008. Asyl ist ein Menschenrecht. Die
einlenken, und erste (Schein-)Maßnah-
vor 1. Mai 2004 nach Österreich kamen
Stigmatisierung
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Seite 10
war
der
von
Slogan
einer
Asylwerber_in-
Mythen
Lautstarke Proteste gegen die Abschiebepolitik brachten schon erste Erfolge
syntax
Gesellschaft
„Es kommen immer mehr. Wir brauchen einen kompletten Einwanderungsstopp!“ Asylwerber_innen sind keine Einwander_innen, sondern Schutzbedürftige, deren Recht auf Asyl nicht beschnitten werden darf. Davon abgesehen hat sich nach der Ratifizierung des Asylgesetzes 2005 die Zahl der Asylanträge in Österreich halbiert. Auch im ersten Halbjahr 2010 war die Anzahl der gestellten Asylanträge deutlich geringer als im Vergleichszeitraum 2009. „Asylwerber_innen sind selbst Schuld wenn das Verfahren so lange dauert.“ Durch die Einführung des Asylgerichtshofs wurde der Instanzenzug gekürzt und mittlerweile die Beschwerdefrist von zwei, wie in Verwaltungsverfahren üblich, auf eine Woche halbiert. Diejenigen die es jedoch schaffen trotz bürokratischer Hürden einen negativen Bescheid zu beeinspruchen bekommen in zweiter Instanz meist Recht.
nen durch Politik und Medien führt zu einer negativen Grundhaltung und Ab-
„Asylwerber_innen sind Sozialschmarotzer_innen!“
lehnung innerhalb der Gesellschaft und
Asylwerber_innen haben keinen Anspruch auf Sozialhilfe. Lebt eine
widerspricht dem Grundgedanken von
Person in einem Heim erhält sie €40,- Taschengeld im Monat
Asyl. Laut einer jüngsten Umfrage hält
und eine Bekleidungpauschale von € 150,- im Jahr in Form von
die Mehrheit der Österreicher_innen
Gutscheinen. In einer eigenen Wohnung muss mit € 290,-/Monat
Asylwerber_innen für kriminell und
und der Bekleidungspauschale ausgekommen werden. Die Armust-
verlogen. Eine Tatsache die vom UNH-
grenze liegt bei € 950.
CR stark kritisiert wird. Asyl bedeutet Schutz vor Verfolgung, doch Schutzbe-
„Asylwerber_innen nehmen uns die Arbeitsplätze weg!“
dürftige werden in Österreich meist wie
Asylwerber_innen haben erst 3 Monate nach Erhalt eines positiven
Verbrecher_innen behandelt.
Bescheids Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt. Jedoch wird eine Beschäftigungsbewilligung (BB) benötigt, die durch den/die
Die Autorin besuchte die HLW Annah-
Arbeitgeber_in eingeholt werden muss und einem Bundes- sowie
of in Salzburg und ist Bundessekretä-
Landeskontingent unterliegt. BBs werden in der Regel nur für Sai-
rin der AKS
sonarbeit im Gastgewerbe und der Landwirtschaft für 6 Monate erteilt. Außerdem sind inländische Arbeitskräfte gemäß dem Ausländerbeschäftigungsgesetz immer zu bevorzugen. syntax
Seite 11
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Gesellschaft
„So grauslich wie jetzt war’s noch nie“
Gespräch mit Ute Bock
Dieses Interview mit der Flüchtlingshelferin Ute Bock wurde von der Schüler_innenzeitung „Brainstorm“ geführt und wird hier zur Verfügung gestellt. Benjamin Jaquemar und Elias Winter
Kinder ohne Eltern oder arme Kinder
ich dann in Pension und gründete den
unter. In den letzten Jahren kamen
Verein Ute Bock. Dann eröffnete ich ein
Brainstorm: Frau Bock, wie sind Sie zu
vermehrt Migrantinnen und Migranten
Vereinskonto, denn wie schaut denn
Ihrem Engagement im Asylbereich ge-
dazu, vor allem nach der Balkankrise.
das aus wenn alle auf mein Privatkonto
kommen?
1995 kam der 1. Afrikaner, der aber
spenden. (lacht) Ich habe dann Woh-
keine Ausbildung machen durfte, weil
nungen angemietet, wo Asylwerberin-
Ute Bock: Ich habe die Ausbildung als
es damals keine Integration gab. Im
nen und Asylwerber wohnen können
Erzieherin absolviert, aber anfangs
Heim gab es dann 2 Gruppen, die ei-
und verpflegt werden. Außerdem bie-
keinen Posten bekommen. Ich erhielt
nen durften lernen, die anderen nicht.
ten wir Rechtsberatung an, stellen Zu-
dann eine Beschäftigung im Gesellen-
Dann organisierte ich in den Heimen
stelladressen bereit und organisieren
heim Zohmanngasse im 10. Wiener Ge-
Kurse, damit die Kinder aus dem Heim
Kurse, damit man den Hauptschulab-
meindebezirk, wo ich dann zur Leiterin
Deutsch lernen und einen Hauptschul-
schluss nachholen kann. (Anm. d. Red.:
ernannt wurde. Dort kamen vor allem
abschluss machen konnten. 2002 ging
Zurzeit nutzen etwa 1500 Personen die-
syntax
Seite 12
syntax
Gesellschaft
ses Angebot, finanziert wird es durch
fen und es ist eine Frechheit wenn man
mit meinem Chef ärgern würde und der
Spendengelder)
sie dann so behandelt.
andere wird dann erst munter, dreht
Brainstorm: Wie stehen Sie zur aktuellen Asylpolitik?
Es kann nicht sein, dass ein Bruchteil von der Weltbevölkerung alles hat und alle anderen nichts haben, das kann nur schief gehen
den Fernseher laut auf, dann bekommt Brainstorm: Sind Sie bis jetzt in Ihrer
er Besuch und dann lachen die, dann
Arbeit behindert worden?
würde mich das auch ärgern. Da werden mutwillig zwei Klassen geschaffen
Ute Bock: Ich werde schon ange-
und das ist nicht gut.
schimpft. Zum Beispiel ist jemand bei meinem Lokal vorbeigegangen und hat
Brainstorm: Woher nehmen Sie die
gesagt: „Die Gschissene is noch immer
Motivation?
da!“ Ich hab auch einmal ein böses EUte Bock: Das ist eine rhetorische Frage,
Mail bekommen wo drinnen gestanden
Ute Bock: Ich habe das mein ganzes
oder? (lacht) Natürlich bin ich dagegen.
ist, dass ich In jedem anderen Land
Leben gemacht. Wie ich zum Arbeiten
So grauslich wie jetzt war’s noch nie.
schon aufgehängt worden wäre.
angefangen habe, ist alles besser ge-
Es kann nicht sein, dass ein Bruchteil
worden. Nicht weil ich zum Arbeiten
von der Weltbevölkerung alles hat und
Brainstorm: Wie würden Sie gegen den
begonnen habe (lacht), sondern weil
alle anderen nichts haben, das kann nur
Rechtsruck vorgehen?
sich die gesamte Situation verbessert
schief gehen. Es wird irgendwann so
hat. Die Sozialleistungen sind besser
sein, dass sich die das holen, was wir ih-
Ute Bock: Ich würde mich nicht so viel
geworden, das Jugendamt ist ausge-
nen nicht freiwillig geben. Ich glaube es
scheren um den kleinen Mann auf der
baut worden, es hat viele Dienste gege-
ist besser, wenn wir jemanden freund-
Straße, sondern Rückrat bewahren.
ben, die es vorher noch nicht gegeben
lich aufnehmen, ihn unterstützen und
Zum Beispiel wenn der Bürger_innen-
hat. Dann ist alles wieder schlechter ge-
schauen, dass er wieder auf die Beine
meister von Wien sagen würde, wir sind
worden und jetzt ist es wieder wie frü-
kommt als das was wir jetzt machen. Es
nicht so begeistert von den vielen Aus-
her und das stört mich.
geht keiner freiwillig von daheim weg.
länder_innen, aber wir wollen nicht,
Man muss sich einmal vorstellen, wie
dass die auf der Straße stehen. Wir
Die Interviewer besuchen das Gym-
das ist, wenn jemand seine Familie ver-
wollen, dass die ordentlich wohnen, die
nasium Josefstr. St.Pölten und das
lässt, seine Freunde und alles um ihn
Kinder in die Schule gehen und dass sie
BORG St.Pölten und sind Mitglieder
herum und in eine ungewisse Zukunft
genug zum Essen haben. Weil ich den-
der Landesschüler_innenvertretung
geht und er nicht weiß, ob er überhaupt
ke, dass es die Wienerinnen und Wie-
Niederösterreich.
aufgenommen wird und nicht die Spra-
ner am meisten stört, dass die (Anm.
che kann. Wir sollten Leute die zu uns
d. Red.: Migrant_innen) nix arbeiten.
kommen mit Respekt behandeln, und
Wenn ich um 5 Uhr in der Früh auf-
nicht so wie jetzt. Noch dazu sind das
stehen müsste und dann in die Arbeit
ja intelligente Leute, die bis daher kom-
fahren, ich keine Lust dazu hätte und
men. Ein Trottel würde das nicht schaf-
dann bis 4 Uhr am Nachmittag mich
Linktipp: www.facebook.com/#!/ pages/Brainstorm/378640482526 www.fraubock.at syntax
Seite 13
syntax
Gesellschaft
Aus den Augen, aus dem Sinn?
Wie die Politk die Armut verschwinden lässt
Im Zuge der Budgetverhandlungen wurden neben der Kürzung der Familienbeihilfe auch zahlreiche andere, auf den ersten Blick nicht so umfangreiche, Streichungen vorgenommen. Armut gibt es überall auf der Welt, auch in Österreich. Durch Bettelverbote versucht man nun arme Menschen von der Straße zu vertreiben. Die Bettler_innen werden einfach von den Straßen gekehrt - in die nächste Seitenstraße oder ins Gefängnis. Sarah Schmidt
Die Definition des Bettelns
holt am selben Ort in kurzen zeitlichen
sind. „Dieses Gesetz bekämpft nicht die
Abständen bettelt“
Armut, sondern die Armen“, kritisierte der nicht amtsführende, grüne Stadt-
Das Ziel ist es Bettler_innen unsichtbar
rat David Ellensohn. Die FPÖ will eine
werden, zur Verbesserung von Wiens
Verschärfung des Gesetzes, also ein ge-
Stadtbild. Bedenken muss man dabei,
nerelles Bettelverbot. Dieses gibt es be-
Mit einer Strafe von wahlweise € 700,00 oder sieben Tagen Haft ist das Betteln zu einer teuren Angelegenheit geworden.
reits in Salzburg und in Tirol. Außerdem wird auch in der steirischen Landeshauptstadt Graz heftig über ein Bettelverbot diskutiert. Von einigen Parteien kam der Vorschlag das Betteln
Das gewerbsmäßige Bettelverbot für
dass sich Bettler_innen immer da auf-
für bestimmte Zonen und Straßen zu
Wien trat im Juni 2010 in Kraft. Die
halten werden, wo am meisten Men-
verbieten.
FPÖ und die ÖVP setzten sich für die
schen sind. Das ist denjenigen auch er-
Einführung dieses Verbotes ein. Sie ge-
laubt, die für den Eigenbedarf betteln.
ben an, dass sie somit versuchen wol-
Schon bei der Gesetzformulierung ist
len, den Menschenhandel in Österreich zu unterdrücken. Nach langen Debatten stimmte die SPÖ zu - vermutlich
Es scheint eher so, dass dieses Bettelverbot dazu dient, die klar, dass nichts klar ist. Die EntscheiArmut zu verstecken dung, ob nun Strafe oder nicht, liegt in den Händen der Polizei.
Armut verstecken Es scheint eher so, dass dieses Bettel-
weil damals die Wahlen vor der Tür
Organisiertes Betteln?
verbot dazu dient, die Armut zu verste-
Dass so viele Menschen in Österreich
cken. Man vertreibt die Bettler_innen,
Mit einer Strafe von wahlweise €
betteln, schieben rechte Parteien größ-
doch die Armut bleibt bestehen, wenn
700,00 oder sieben Tagen Haft ist das
tenteils organisierten Bettelbanden zu.
auch nicht mehr so gut erkennbar wie
Betteln zu einer teuren Angelegenheit
Diese Organisationen sollen Kinder,
früher. Vielleicht wartet sie nur an der
geworden. Bestraft werden Menschen,
wie auch körperlich behinderte Men-
nächsten Ecke oder bei der nächsten U-
die gewerbsmäßig Betteln.
schen nach Österreich bringen, sie zum
Bahn-Station - auf ein paar Centstücke.
standen.
Betteln zwingen, und das ganze Geld Was das ist, erklärt die Wiener Integ-
einkassieren. Es ist jedoch stark um-
Die Autorin besucht die HBLA Leoben
rationsstadträtin Sandra Frauenberger
stritten, ob solche Organisationen tat-
in der Steiermark
(SPÖ) folgendermaßen:
sächlich existieren.
„Gewerbsmäßig handelt, wer wieder-
Hirngespinste einiger Politiker_innen
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Seite 14
Sex(ism) sells?!
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Gesellschaft
Braucht es Rollenbilder, um Anklang zu finden? Seit langem gehört Werbung zu unserem Alltag. Überall begegnen wir ihr: ob zu Hause beim Fernsehen oder beim Autofahren im Radio. Es werden so gut wie alle Motive akzeptiert, kaum etwas ist heute noch tabuisiert. Bruno Sagmeister terladen und entweder direkt an das betroffene Unternehmen oder an den österreichischen Werberat schicken.
Versteckter Sexismus Doch meistens wird Sexismus in der Werbung nicht einmal erkannt, oft ist er dafür viel zu unauffällig. Wer denkt sich schon etwas dabei, wenn die hilflose Hausfrau immer wieder ihren männlichen Hausverstand um Hilfe bitten muss? Oder wenn die beiden besten Freundinnen mal wieder dem Shoppingwahn verfallen, während ihre Männer ihnen gutmütig ihre Taschen Aktion gegen sexistische Werbung in Linz
nachtragen? Frauen und Männer werden immer wieder in Rollenbilder gedrängt, die wir kaum noch hinterfragen. Die Frau
Schon seit Jahrzehnten wird mit Erotik geworben, doch noch
ist aber meistens mit negativen Eigenschaften belastet, wäh-
nie war die Werbung so auf Sex fokusiert wie heute. Immer öf-
rend der Mann hauptsächlich positiv erscheint.
ters ist es nicht mehr das Produkt das einem_r ins Auge springt, sondern die halb nackte Frau daneben. Ob drei nackte Frauen
Sexismus in der Wahlwerbung
Werbung für eine Biermarke machen oder eine Frau halb nackt
Auch in der Politik wird mit sexistischen Methoden Wahlkampf
ihre neuen Stiefel anzieht: die Frau soll ein Produkt sexy ma-
geführt: Die JVP Wien startete im Herbst 2010 die Kampag-
chen und wird dabei auf ihren Körper reduziert.
ne „Schwarz macht geil“. „Geilmacherinnen“ (junge Frauen die sich in hautengen T-Shirts auf sogenannten „Geilomobilen“ rä-
Widerstand formiert sich
keln) sollten im Zuge dieser Kampagne die Wähler_innen „geil
Allerdings gibt es auch Gruppen, die der Sexualisierung der
auf Schwarz“ machen und der JVP so Stimmen verschaffen.
Werbung entgegen arbeiten. In Graz und Umgebung überprüft
Wie man sieht, ist sowohl in der Werbung als auch in der Po-
beispielsweise die
Initiative ‚Watchgroup gegen sexistische
litik Sexismus noch weit verbreitet. Solange jeden Tag Frauen
Werbung‘ die Werbelandschaft auf sexistische Inhalte. Wenn
auf offener Straße auf ihren Körper reduziert werden, um ein
solche gefunden werden, macht die Watchgroup öffentlich
Produkt aktraktiver wirken zu lassen, ist die Gesellschaft noch
auf den (manchmal versteckten) Sexismus aufmerksam. Auch
weit davon entfernt eine gleichberechtigte Gesellschaft zu sein.
in Wien wird aktiv gegen sexistische Werbung gearbeitet: Die Frauenstadträtin Sandra Frauenberger stellte zwei Musterbrie-
Der Autor besucht das BG Gallus in Vorarlberg.
fe online, mit denen man sich über sexistische Werbung beschweren kann. Alle Österreicher_innen können dieses herun
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Seite 15
syntax
Internationales
Europa zerbricht am Streit um Roma
Roma sind eine vergessene Minderheit in Europa
Kritik am Umgang mit der Roma Minderheit in Europa, insbesondere Frankreich, gibt es vor allem von Seiten der UNO und EU. Die Europäische Einheit ist durch den Streit um die Abschiebungen in Gefahr.
Paul Schmid
onale
Tagtäglich haben Roma in Europa mit
Staatspräsident Nicholas Sarkozy ord-
Armut,
Bildungschancen
nete diesen Schritt zur Verbrechensbe-
und sozialer Ausgrenzung zu kämpfen.
kämpfung im Hinblick auf die Wahlen
Die gesundheitliche Versorgung ist sel-
2012 an. Seine Umfragewerte sind am
ten gewährleistet und auch am Arbeits-
Sinken und in der Bevölkerung wächst
markt fehlt Chancengleichheit. Obwohl
der Glaube, die Regierung sei korrupt.
es Projekte gibt, die die Integration der
So kamen in letzter Zeit immer wieder
Roma fördern sollen, leben viele noch
Gerüchte über angebliche Steuerhin-
immer in gesellschaftlich abgeschlos-
terziehungen und Veruntreuungen von
senen Siedlungen und eigenen Lagern.
Staatsgeldern auf. Für Sarkozy bietet
Vor allem in Westeuropa leben Roma
die Abschiebung der Roma die Gele-
abseits der Gesellschaft. Initiativen,
genheit, seine Macht im rechten Lager
dies zu ändern, fehlt von Seiten der Re-
zu festigen. Während die französische
gierungen weitgehend. Seit kurzem ha-
Bevölkerung Sarkozys Weg stark kriti-
ben Roma mit einem weiteren Problem
siert, hält der Minister_innenpräsident
zu kämpfen.
an seinem Entschluss fest. Er geht da-
fehlenden
Aufmerksamkeit.
Frankreichs
mit sogar das Risiko ein, mit der Euro-
Wiederwahl durch Ab-
päischen Union zu brechen.
schiebung
Demonstration gegen die Diskriminierung von
Seit Jahresbeginn wurden in Frank-
Wie viel zählt EU-Recht?
EU-Recht. Scharfe Kritik kommt vor
reich über 8000 Menschen in ihre
Mit seinem Umgang mit Roma trifft
allem von Seiten der EU-Justizkom-
Heimatländer Bulgarien und Rumä-
Frankreich auf starken Widerstand in
missarin Vivian Reding. Sie spricht von
der EU. Das EU-Recht sieht vor, dass
einer „Situation, von der ich gedacht
es jeder Bürgerin und jedem Bürger
habe, dass Europa sie nicht mehr erlebt
der EU gestattet ist, in jedem anderen
seit dem Zweiten Weltkrieg“. Auch sei
Mitgliedsland zu leben. Frankreichs
bereits eine Klage gegen Frankreich in
nien abgeschoben. Hierbei hatte man
Roma sind alles EU-Bürgerinnen und
Vorbereitung. Unterstützt wird Reding
es besonders auf die Roma abgesehen.
Bürger. Sie haben daher das Recht, in
dabei von EU-Kommissionspräsident
Vor kurzem erregte Frankreich mit
Frankreich frei zu leben und zu arbei-
Barroso und dem Großteil der EU-
dem Plan, über 1000 weitere Roma
ten. Die Abschiebepolitik Frankreichs
Kommissarinnen und Kommissare.
abzuschieben,
steht hiermit klar im Gegensatz zum
Seit jahresbeginn wurden über 8000 Menschen in ihre Heimatländer abgeschoben
syntax
Seite 16
neuerdings
internati-
syntax
Internationales
vor Mailand ab und auch vor Neapel
erregenden Prozess wegen Diskrimi-
und Rom wurden immer wieder illegale
nierung wird verzichtet. Die Anklage
Siedlungen geräumt. Auch andere Staa-
lautet stattdessen „nur“ auf Verstoß
ten Europas greifen hart durch, wenn
gegen das Recht der Bewegungsfrei-
es um das Thema Roma geht. Im als to-
heit der Unionsbürgerinnen und Bür-
lerant geltenden Skandinavien nimmt
ger aus dem Jahr 2004. Da Frankreich
man bettelnde oder kriminelle Roma
aber den abgeschobenen Roma keine
fest und schiebt sie danach ab. Es sind
Möglichkeiten gab, gegen ihre Abschie-
aber nicht nur EU-Bürgerinnen und
bung gerichtlich zu berufen, wird wohl
Bürger, welche in Europa abgeschoben werden. Deutschland erntet für seine Vorgehensweise, die in Deutschland lebenden Roma - Einwanderinnen und
Frankreich ist aber nicht der einzige Staat Europas, der mit einer Klage rechnen muss.
Einwanderer - in den Kosovo abzu-
noch eine zweite Klage auf Frankreich
schieben, herbe Kritik von Seiten der
zu kommen. Frankreich ist aber nicht
UNO. Die UN-Hochkommissarin für
der einzige Staat Europas, der mit ei-
Menschenrechte, Navi Pillay, kritisiert
ner Klage rechnen muss. Vier weitere
den Umgang Europas mit den Roma. Es
europäische Staaten stehen bereits im
herrsche eine „starke Abneigung gegen-
Gespräch, wegen Vertragsverletzungen
Roma
über den Roma“ und die EU-Mitglieds-
angeklagt zu werden. Im
Frankreich ist kein Einzel-
staaten müssten „ihre Haltung deutlich
Verurteilung hätte das nicht nur hohe
fall
verbessern“. In Ländern wie Ungarn
Strafzahlungen der angeklagten Län-
Frankreich spaltet mit seinem Vorge-
oder der Slowakei sind Übergriffe auf
der zur Folge, sondern auch Europa als
hen die Europäische Union. Italiens
Roma keine Seltenheit, und auch in
Einheit würde darunter leiden.
Minister_innenpräsident Silvio Berlus-
vielen anderen Ländern werden Roma
coni gilt als einer der stärksten Befür-
gezielt abgeschoben.
Falle einer
Der Autor besucht das BG Pestalozzi in der Steiermark.
worter von Frankreichs Abschiebepolitik. Italien verfolgt schon seit Langem
Konsequenzen für die EU
eine strenge Politik gegenüber der dort
Die Europäische Union drängt inzwi-
lebenden Roma-Minderheit. Erst im
schen auf einen Prozess. Die franzö-
September rissen italienische Behör-
sische Regierung sieht dies bereits als
den hunderte Unterkünfte der Roma
Freispruch, denn auf einen aufsehensyntax
Seite 17
syntax
Internationales
Heilige und Illegale
Die Tea Party in den USA als neue Plattform für Ultrakonservative Niemand kann genau festmachen, was die Tea Party Bewegung ist. Es ist keine Partei und auch keine Organisation. Es ist ein Begriff, der für extreme Inhalte steht. Philipp Stadler
der Regierung sind und das Land domi-
Bevölkerung der USA krankenversi-
12. September 2010. Sacramento, Wa-
nieren, sich der Staat dennoch weiter
chert ist. Dazu passend befürwortet die
shington und St. Louis. Tausende Men-
aufbläht und alles teurer wird.“ Die Be-
ultrakonservative Gruppierung einen
schen versammeln sich, um das “Gefühl
wegung hat keine geregelte Organisati-
Abbau der Sozialleistungen. Weiters
der amerikanischen Eintracht” herauf-
onsstruktur. Sie finanziert sich durch
fordert sie Steuererleichterungen und
zubeschwören. Warum? Weil die Tea
Spenden von großen Unternehmen und
eine Senkung des Staatsdefizits. Gesell-
Party Bewegung dazu aufrief.
besteht aus mehreren Teilbereichen.
schaftspolitisch ist die Bewegung reaktionär: „Traditionelle Familienwerte
Die neue, ultrakonservative Gruppierung verbindet mehr als nur der Name mit dem historischen Ereignis der Bostoner Tea Party 1773. In diesem Jahr
Eines meiner ersten Dates hatte ich mit einer Hexe an einem satanischen Altar
sind erwünscht“.
Militanz und Rassismus haben einen besonderen Stellenwert. So heißt es auf
lehnte sich die amerikanische Bevölke-
Der Gründer, Dale Robertson, war bei
der Tea Party Homepage wörtlich über-
rung gegen ihre Kolonialmacht Groß-
der Marine und später Leutnant bei der
setzt: „Waffenbesitz ist heilig“, „Ein
britannien auf. Drei Jahre später er-
Navy. Gallionsfiguren der Gruppierung
stärkeres Militär ist essentiell“ und
reichten die USA die Unabhängigkeit.
sind der TV-Moderator und streng gläu-
„Illegale Ausländer_innen sind illegal
Aktivist_innen der Bewegung kämpfen
bige Mormone Glenn Beck, die ehema-
hier“.
nun dafür, die amerikanische Ehre und
lige
nationalistische Werte wieder herzuzu-
Sarah Palin und Christine O‘Donnell.
Der US-Komiker Jon Stewart initiier-
stellen.
Letztere verurteilt Masturbation und
te eine Gegenbewegung. Geplant ist
Sex außerhalb der Ehe als Sünde und
ein Marsch zur „Wiederherstellung
Zuerst Marine, dann Navy
gibt zu: „Eines meiner ersten Dates hat-
der Vernunft“. Auf Facebook kündig-
und nun Tea Party
te ich mit einer Hexe an einem satanis-
ten bereits 160 000 Menschen ihre
tischen Altar.“
Teilnahme an. Das sind mehr als jene
Vize-Präsidentschaftskandidatin
Die Tea Party entstand einerseits als
Tausende, die sich am 12. September in
Reaktion auf die Wahl Barack Obamas
„Ein stärkeres Militär ist
Sacramento, Washington und St. Lou-
zum US-Präsidenten. Andererseits ver-
essentiell“
is versammlten, um das “Gefühl der
steht sie sich auch als Kritikerin der
Die Themen, zu denen sich die Tea Party
amerikanischen Eintracht” heraufzube-
republikanischen Partei, wie die Tea
Bewegung äußert, reichen von politisch
schwören.
Party Unterstützin Peggy Noonan zu-
aktuellen bis zu ideologisch grundsätz-
sammenfasst: „Man muss sich doch
lichen. Die Aktivist_innen kritisieren
fragen, woher es kommt, dass selbst
Obama´s
immer dann, wenn die Republikaner an
Diese ermöglicht, dass ein Großteil der
syntax
Seite 18
Gesundheitsreform
heftig.
Der Autor besucht das BORG Linz
Facebook vs. Diaspora
syntax
FEUILLETON
Soziale Netzwerke unter der Lupe
Nach den vielen Facebook Skandalen kommt nun endlich eine Benutzer_innen freundliche Alternative: Diaspora, ein Internetnetzwerk, das keine Daten speichert.
So hat der_die Nutzer_in immer einen
dem ist das Programm für die Anfangs-
Überbilick darüber wer ihre_seine Daten
phase schon sehr weit fortgeschritten.
sehen kann, doch Diaspora hat dabei kei-
Natürlich ist es mit Facebook noch nicht
nerlei Einsicht in die Daten.
Datenschutz – weit gefehlt
alle Menschen können Diaspora weiterentwickeln.
Sind die Beschuldigungen, dass die Be-
zu vergleichen, wobei man bedenken
Sophia Christall
treiber_innen von facebook
uns ein-
muss, dass es erst freigegeben wurde als
Ein großer Hype um das neue US-ame-
fach schamlos ausnutzen berechtigt oder
es fertig entwickelt war und dadurch eine
rikanische Social-Network Diaspora ist
übertreiben Datenschützer_innen ein-
sogenannte Entwicklungsphase niemals
weltweit ausgebrochen. Doch was steckt
fach?
durchlebt hat. Da mitlerweile der Quel-
hinter diesem neuen Open Sources Pro-
lentext im Internet verfügbar ist, können
dukt, das so viele Internetnutzer_innen
Die Warnung vor Facebook ist nicht ganz
alle Menschen Diaspora weiterentwi-
nach noch nicht mal einem Monat Lauf-
ungerechtfertigt, denn der Betreiber hat
ckeln.
zeit derartig überzeugt hat?
dieses Jahr die allgemeinen Geschäftsbedingungen so geändert, dass nach
Mark Zuckerberg, der Erfinder von Face-
Die vier Hersteller versprechen den Nut-
dem Veröffentlichen von Text und Bild
book, erwähnte in einem Interview, dass
zer_innen ein Netzwerk wie Facebook,
sofort alle Rechte davon abgetreten wer-
er die Idee nett finde und auch schon
nur ohne Hauptserver und Hauptmin-
den, dieser Vorgang kann auch durch den
selbst für die Ermöglichung des Projekts
strator_in, der Werbewirtschaft mit den
Austritt aus dem Netzwerk nicht rück-
gespendet habe. Gegner_innen und Be-
Daten der angemeldeten Personen be-
gängig gemacht werden.
fürworter_ innen gibt es in diesem The-
treiben kann.
ma wie auch in jedem anderen Thema Doch kann so ein Datenschutz freund-
sehr viele, doch bleibt dennoch abzuwar-
Denn bei der Anmeldung bleiben alle
liches Netzwerk wie Diaspora auch von
ten, ob sich Diaspora auf dem interna-
Daten auf dem eigenen Computer und
„normalen“ Internetnutzer_innen
tionalen Markt längerfristig behaupten
werden nicht wie bei Facebook an einen
wendet werden? Ein erster Test der Re-
Zentralserver geschickt.
daktion hat gezeigt, dass Diaspora im
ver-
können wird.
Moment noch nicht so einfach zu bedie-
Die Autorin besucht das BORG Nonntal
Nutzer_innen erzeugen bei ihrer
nen ist, wenn man keine Programmier-
in Salzburg.
Anmeldung auf ihrem Coputer einen so-
sprache spricht, doch nach einiger Zeit
genannten Seed (englisch: Samen), der
des herrum Probierens können sich alle
sich mit anderen seeds verknüpfen lässt.
auf der website zurecht finden. Außer-
Die
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Seite 19
Speakers’ Corner
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FEUILLETON
Sag uns deine Meinung! Viel zu oft werden die Meinungen der Schüler_innen in bildungspolitischen Diskussionen überhöhrt oder ignoriert. Dabei sind es gerade wir Schüler_innen, die schulische Entscheidungen in erster Linie betreffen, somit sind wir die eigentlichen Expert_innen in diesem Bereich. Im „Speakers’ Corner“ des Syntax bekommen Schüler_innen regelmäßig die Möglichkeit, ihre eigene Meinung zu aktuellen Themen zu äußern. Hast du auch ein Statement abzugeben oder ein Projekt an deiner Schule realisiert, das du gerne mit anderen Schüler_ innen aus ganz Österreich teilen würdest? Dann melden dich einfach unter aks@aks.at!
„Was ist deiner Meinung nach das größte Problem im österreichischen Bildungssystem?“
Myriam Wieser, 16 Jahre, Schulsprecherin des Europaymnasiums Linz/Auhof: „Leistungsdruck hat schwerwiegende psychische und physische Folgen für uns Schüler_innen und ist für mich in einem fortschrittlichen Schulsystem nicht vorstellbar!“
Mana Samadzadeh,17 Jahre, Schulsprecherin des BG Dornbirn
„Was mich am meisten an unserem Schul- und Bildungssystem stört, ist der im Unterricht mangelnde Bezug zum praktischen Leben. Wir werden viel zu oft mit teils langweiligen und für unsere Zukunft unbedeutenden Fakten gefüttert, was der Motivation von Schüler_innen und der Freude am Lernen alles andere als fruchtbaren Boden bietet.“
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Seite 20
Emanuel Doljar, 16 Jahre, Schulsprecher am Alpen Adria Gymnasium in Völkermarkt
„Ganz ehrlich? Dass LehrerInnen vor der Klasse an der Tafel stehen, diktieren oder sogar selbst vorlesen – alles immer so passiv. Wie sollen wir Schüler_innen uns da noch im Unterricht entfalten können?“ „Unser Schulsystem ist verbesserungswürdiger denn je! Es beginnt bei einem unfairen Notensystem, das längst überholt gehört und endet dabei, dass dieses Bidungssytem sozial selektiert! Die Möglichkeit zwischen Hauptschule und Gymnasiumunterstufe zu entscheiden ist kontraproduktiv! Wir wissen wie man es besser machen kann, also versuchen wir, auf uns aufmerksam zu machen!“
Tara Pollak, 16 Jahre, SV BG/BRG Pestalozzi in Graz
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FEUILLETON
kunsthalle Buch: Am 19.Mai 1940 jubelte Deutschland über den Einmarsch der Wehr-
Peter Pirker - Gegen macht in Brüssel. Der steirische Arbeiter Engelbert Glitzner tat an das “Dritte Reich“ diesem Tag anderes. Er montierte an den Schinensträngen der Südbahn Sprengstoff, um die deutsche Kriegsmaschinerie zu schädigen. Daraufhin wurde er zum Tode verurteilt. Der Autor untersucht in diesem Buch das transnationale Sabotagewerk in den Jahren 1939 und 1940. Er zeigt die komplexen Zusammenhänge und Hintergründe auf und unterzieht den Nachkriegsumgang mit den Widerstandskämpfer_innen in Slowenien und Österreich der Kritik. Alexander Obermüller
Der preisgekrönte Film der Exiliranerin Shirin Neshat spielt DVD:
shirin neshat - Women Die kunstliebende Fakhri, die junge Prostituierte Zarin, without Men im Teheran der 50- er Jahre, als ein Militärputsch stattfand.
die politische Aktivistin Munis und deren Freundin Faezeh flüchten vor ihren Schicksalen. Zufällig treffen sie einander auf einem Landgut und können für kurze Zeit, Glück und Freiheit erleben. Besonders hervorzuheben ist die meisterliche Kameraführung. Tara Pollak
CD:
Männer mit Gitarren. Nichts Neues, würde mensch denken.
Deerhunter – Noch ein paar Adjektive dazu: Verträumt. Rhythmisch. AlHalcyon Digest ternativ. Und schon haben wir das typische Ergebnis des Musikmarktes der letzten drei Jahre. Auch wenn diese Beschreibung auf tausende Bands zutrifft, merkt mensch schon nach einem Lied, dass Deerhunter nicht in einen Topf mit diesen zu werfen ist. Vergesst alle neuen und gehypten Bands, die ein ‚The‘ im Namen tragen, lasst euch lieber selbst von Deerhunter überzeugen. Bruno Sagmeister
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syntax
FEUILLETON
0699 / 12 14 81 20 Der Schüler_innennotruf der AKS Die AKS bietet deshalb einen Schüler_innennotruf an, bei
werden häufig ignoriert oder schlichtweg missachtet. Meistens
dem du kompetente Antworten und Hilfestellungen bei deinen
wissen wir Schüler_innen auch garnicht über unsere Rechte
Schulrechtsfragen erhältst. Du kannst auch unsere Broschüre
bescheid, können uns daher auch kaum gegenüber Lehrer_in-
„123 Fragen an das Schulunterrichtsgesetz auf www.aks.at gra-
nen oder Direktor_innen durchsetzen und uns gegen Rechts-
tis bestellen, oder einfach den unteren Rücksender ausfüllen,
verstöße wehren.
und wir schicken dir die Sachen portofrei nach Hause.
Malen nach Zahlen
Schüler_innen sitzen viel zu oft am kürzeren Ast, unsere Rechte
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90 86
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Wusstest du schon, dass?
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FEUILLETON … Thomas Gottschalk früher als Postbote arbeitete? … der Körper der meisten Chamäleons nur die Hälfte ihrer Zungenlänge misst? … in Paris durchschnittlich 12 Japaner_innen wegen eines Kulturschocks nach Japan zurückgebracht werden müssen? … weltweit mehr Menschen durch umfallende Getränkeautomaten sterben als durch Haiattaken? … Neptun, Saturn und Venus drei Badeorte in Rumänien sind? … Tiramisu „Zieh mich hoch“ heißt? … der Inhalt der ersten Mail überhaupt „QWERTYUIOP“ lautete? … Australien Kamele und Sand nach Saudi Arabien exportiert? … 39 Päpste verheiratet waren? … Kiwis aus China stammen? … 2005 George W. Bush die Goldene Himbeere als schlechtester Schauspieler erhielt? … der erste Toaster 1909 in Amerika auf den Markt kam? … Flusspferde durch den Mund furzen?
#
Ich bin vorname, nachname
Kleb mir eine! (Falls Marke zur Hand, sonst zahlen wir)
adresse, plz, ort email
An die
Aktion kritischer Schüler_innen Bundeskoordination
telefon geb. dat., datum, schule, klasse
Ich will Auf den SVK fahren! Ein kostenloses Syntax-Abo
Amtshausgasse 4, 1050-Wien AKS-Stuff
AKS-Wandkalender 10/11 Infos zu Schüler_innenzeitungen Weltfrieden
Für die Schüler_innenvertretung: SV-Toolbook (allgemeine SV-Broschüre)
get active!
Infos über eure laufenden Aktivitäten
123 Fragen an das SchUG (Schulrechtsbroschüre)
einen Workshop an meiner Schule
Sozial-Broschüre (Beihilfen und Förderungen)
auf ein Seminar mitfahren
zu einem SV-Vernetzungstreffen kommen
eine Liste aller erhältlicher Materialien
Unterstützung bei einem SV-Projekt
aktiv werden
Materialien
zur Antirassismus Arbeit zu feministischer Arbeit zu Globalisierung zum Thema Homophobie zu Schule & Schulpolitik Folder: „Reiche Eltern für Alle“ Plakate: „Reiche Eltern für Alle“ Pickerl: „Reiche Eltern für Alle“
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Seite 23
syntax.aks.at
Das österreichweite Magazin für kritische Schüler_innen
A
aks.at
r_inn
Schüle
ss
kongre
etungs envertr
200 Schüler_innenvertreter_innen 12 Workshops 3 Tage Seminar
SVK
2010
Der Schüler_innenvertretungskongress 2010
Alle Infos unter aks.at
#
Das AKS Winter-gewinnspiel Mach mit beim AKS-Schulstartgewinnspiel und hol dir deinen Ipod-Touch, mehrere Büchergutscheine oder eine gratis Teilnahme an einem AKS-Seminar! Einfach diesen Rücksender ausschneiden, ausfüllen und du bist dabei. (Falls Marke zur Hand, freuen wir uns, ansonsten übernehmen wir das Porto!)
Frage:
Welchen Platz nimmt Österreich bei der aktuellen PISA-Studie (Kompetenzfeld Naturwissenschaften) ein? Deine Antwort: 23 30 Ich kann die Frage nicht lesen
Zu Gewinnen gibt es:
1x IPod-Touch 10x Teilnahmen am SV StartUp 10x 30€ Büchergutscheine Der Rechtsweg ist ausgeschlossen