Syntax 03, 2010

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Das österreichweite Magazin für kritische Schüler_innen

aks.at ZVR: 270200209

reiche Eltern

Alle

für

hte Schule! Für eine sozial gerec

Die Kampagne der AKS für eine sozial gerechte Schule | Mehr Infos auf: aks.at

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Amtshausgasse 4, 1050 Wien aks@aks.at | aks.at

Aktion/Achse kritischer Schjüler_innen | 2010/2011

R eiche Eltern für alle!

23.08.10 13:20

Coverstory

Bildung darf nicht vom Geldbörsel der Eltern abhängig sein! Eigentlich ist staatliche Schulbildung in Österreich für alle frei zugänglich und kostenlos. Aber noch immer haben sozial schwächere Schüler_innen mit großem Mehraufwand und verstecktem Schulgeld zu kämpfen. Und noch immer werden Schüler_innen schon mit neun Jahren in ein Zweiklassensystem eingeteilt, das sich auch auf ihren weiteren Lebensweg auswirkt.

A

Interview mit Für diese Ausgabe hat das Syntax Christian Felber den Wirtschaftstheoretiker Christian S. 14/15 Felber interviewt.

Aktion kritischer Schüler_innen | aks.at | september 2010

Seite 4 Schon Das Syntax kann jetzt auch Ongewusst? line gelesen werden! Schau mal auf: syntax.aks.at

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Editorial

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Inhalt & Editorial

Inhaltsverzeichnis

Lieber Leserin! Lieber Leser! Willkommen im Schuljahr 2010/11! Wir hoffen, etwaige Nachprüfungen sind gut überstanden worden und die Ferien brachten die nötige Erholung. Damit die Gewöhnung an den Schulalltag nicht ganz so schwer fällt, hältst du mit dieser Syntax-Ausgabe deinen per-

Bildung

fekten Zeitvertreib für langweilige Schulstunden in den

Reiche Eltern für alle.

Händen. Auf den ersten Seiten findest du Infos über

Soziale Selektion in Österreich.....................................................................Seite 5

soziale Selektion an Österreichs Schulen, Sonderschu-

Lehrstuhl statt Hochstuhl.

len, Frauen an den Unis und aktueller Bildungspolitik.

Frauen in der Wissenschaft............................................................................ Seite 6

An der Bildung behindert. Sonderschulen.....................................................................................Seite

7

“Lehrjahre sind keine Herrenjahre”. Situation der Lehrlinge......................................................................Seite

8/9

“Reden wir über Bildung. Am besten ohne der ÖVP.” Integration in der Schule..................................................................Seite

Auf den Seiten 8 und 9 wird die Situation der Lehrlinge analysiert und Verbesserungsvorschläge daraus gezogen.

Als weitere Highlights findest du auf den Seiten 14 und 10

15 ein Interview mit dem Gründer der „Guten Bank“ und auf Seite 18 eine Kurzzusammenfassung des Frau-

Gesellschaft

enberichts 2010.

“Quote this!”

Quotendiskussion................................................................................Seite 11

“Es liegt noch viel Arbeit vor uns.“

Interview mit Iris Schwarzenbacher................................................Seite 12/13

Falls du immer schonmal deine journalistischen Fähigkeiten austesten wolltest oder deine eigenen Artikel in Österreichs größter Schüler_innenzeitung publizieren

Die gute Bank.

Interview mit Christian Felber..........................................................Seite 14/15

willst, dann melde dich ganz einfach unter aks@aks.at

We can do it!.

und du bist Teil des Redaktionsteams der Syntax!

Wissen

Wir wünschen noch einen guten Start in das angebro-

Wohin das Nichtbeachten einer Selbstverständlichkeit führt. Menschenrechte weltweit.................................................................. Seite

chene Schuljahr und viel Spaß beim Lesen! 17

“Gleiche Rechte bedeuten nicht immer gleiche Chancen” Frauenbericht 2010........................................................................... Seite

18/19

Frauen im Kapitalismus.....................................................................Seite 16

Kultur Frei, deutsch, jugendlich. Jugendkultur in der DDR................................................................. Seite

Impressum 20

Kunsthalle.

Neues vom Markt.............................................................................. Seite 21

Spass Spielplatz.

Tob dich aus!..................................................................................... Seite 22

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Seite 2

Deine Redaktion

MHV: AKS-Bundesorganisation | Chefinnenredaktion: Vanessa Gaigg | Layout: Franz Wilding | Redaktion: AKS Bundesorganisation Alle: Amtshausgasse 4, 1050 Wien, Österreich Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Syntax ist eine Zeitschrift der AKS-Bundesorganisation und steht zu 100% in deren Eigentum | Grundsätzliche Richtung: Das Syntax ist die Organisati-

onzeitung der Aktion kritischer SchülerInnen. Inhaltich den Werten der aks verpflichtet, ihr journalistischer Auftrag die Aufarbeitung gesellschaftlicher Themen aus einer Perspektive, die nicht von ökonomischen und gesellschaftlichen Verpflichtungen und Normen eingeengt ist. ZVR: 27 0 200 209 | Kontakt 01/523 12 43, aks@aks.at | Druck: LUIGARD Druck- und VerlagsGmbH, Johann-Pölzer-Gasse 3, 1100 Wien


Kommentar der Vorsitzenden

Täglich sitzen über ein Million Schüler_innen in Klassenräumen, weit weg davon, den Schulalltag selbst aktiv mitgestalten, eigene Interessen entwickeln und ausleben zu können oder gar Freude am Lernen zu haben. Schule ist im Moment nur selten der Ort, an dem sich Jugendliche frei entfalten können, an dem Talente individuell gefördert werden und soziales Lernen Priorität hat. Das ist in diesem Bildungssystem nicht möglich, in dem eine Lehrperson vor der Klasse steht und redet, redet und redet, in dem neben Frontalunterricht kaum andere Unterrichtsmethoden angewandt werden, in dem eine strikte Hierarchie herrscht und wir Schüler_innen de facto kaum Mitbestimmungsmöglichkeiten haben.

Doch Schule muss nicht langweilig, frustrierend und undemokratisch sein. Schule kann und muss sich verändern. Eine große Rolle spielt dabei natürlich die (Bildungs) Politik, aber es liegt vor allem auch an uns, den nötigen Druck für Veränderungen aufzubauen und uns selbst an Veränderungsprozessen zu beteiligen, überall dort, wo wir die Möglichkeit dazu haben!

Schüler_innenvertretung: get active! Als Schulsprecherin oder Schulsprecher an deiner Schule bekommst du eben genau diese Möglichkeiten, dich für eine fairere Schule und für die Interessen der Schüler_ innen einzusetzen. Egal ob du im Schulgemeinschaftsausschuss Forderungen wie Lehrer_innenfeedback oder Änderung der Hausordnung einbringst, als Sprachrohr der Schüler_innen und VermittlerIn zwischen Direktion, Lehrpersonen und Schüler_innen dienst – in der Schüler_innenvertretung (SV) kannst du so einiges für eine demokratischere Schule erreichen. Also kandidiere doch in deiner Schule als Schulsprecher_in und nütze die Möglichkeiten, den Schulalltag mitzugestalten!

Aktion kritischer Schüler_ innen Die aks ist eine Schüler_innenorganisation, die sich für die Interessen von Schüler_innen einsetzt und sowohl bildungs-, als auch gesellschaftspolitisch aktiv ist und dich gerne unterstützt, wenn du etwas in der SV machen oder dich anderweitig engagieren willst. Egal ob du Schulungen für das Schulsprecher_innenhearing, Unterlagen zur SV-Arbeit oder einfach nur mit anderen interessierten Jugendlichen in Kontakt treten willst, um Erfahrungen und Ideen auszutauschen – melde dich einfach bei uns!

Iris Schwarzenbacher, Vorsitzende der AKS

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Kommentar der Vorsitzenden


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Bildung

Reiche Eltern für Alle!

Bildung darf nicht vom Geldbörsel der Eltern abhängig sein! Eigentlich ist staatliche Schulbildung in Österreich für alle frei zugänglich und kostenlos. Aber noch immer haben sozial schwächere Schüler_innen mit großem Mehraufwand und verstecktem Schulgeld zu kämpfen. Und noch immer werden Schüler_innen schon mit neun Jahren in ein Zweiklassensystem eingeteilt, das sich auf ihren ge-

Eine Entscheidung für’s

Gesamtschule, sagt der

Leben

Hausverstand

Die Entscheidung Hauptschule oder Gym-

Egal ob Hauptschüler_in oder Gymna-

nasium beeinflusst auch den weiteren Bil-

siast_in, mehr als eine grobe Einteilung

dungsweg, denn nur 7% der Hauptschül-

nach vermeintlichen Schwächen mit neun

er_innen, deren Eltern höchstens über

Jahren gibt es nicht. Ein System ist not-

samten Lebensweg auswirkt.

nen mit Eltern, die höchstens über einen

einen

Pflichtschulabschluss

verfügen,

wechseln nach der Hauptschule in eine weiterführende Schule. Gymnasiast_in-

Pflichtschulabschluss verfügen, besuchen

“Ein System ist notwendig, in dem alle Schüler_innen individuell gefördert und erst so spät wie möglich getrennt werden”

Gleiche Bildungschancen

zu 63% eine weiterführende Schule. Bei

für alle?

Jugendlichen aus einem Akademiker_in-

wendig, in dem alle Schüler_innen in-

In Österreich gibt es noch immer ein dif-

nenhaushalt sind es 93%. Die Entschei-

dividuell gefördert und erst so spät wie

ferenziertes Schulsystem. Das bedeutet,

dung über den Bildungsweg wirkt sich also

möglich getrennt werden. Die Gesamts-

Schüler_innen müssen sich schon mit

auch auf den weiteren Lebensweg aus.

chule erfüllt diese Bedingungen. Schüler_

neun Jahren entscheiden, ob sie eine Hauptschule oder ein Gymnasium besuchen. Eine Studie hat ergeben, dass für 71% aller Schüler_innen, im Hinblick auf ihren sozialen Hintergrund, eine zutreffende Vorhersage über ihren Bildungsweg getroffen werden kann. Unter „sozialem Hintergrund“ versteht man zB das Einkommen der Eltern, Bildung der Eltern, Migrationshintergrund oder Geschlecht. Diese Faktoren bestimmen also, wer in eine Hauptschule oder ein Gymnasium geht. Nicht Talente, Schwächen oder persönliche Entscheidungen, wie oft seitens konservativer Politiker_innen propagiert wird.

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Hefte, Umschläge, die richtigen Pinsel und Taschenrechner: Der Schulanfang kommt vielen Familien teuer zu stehen.


innen haben länger Zeit eigene Interessen

große finanzielle Hürde im Schulalltag dar.

und Vorlieben zu entwickeln, bevor sie eine

Denn egal, ob die Materialien nötig sind,

Up, up and away

so schwerwiegende Entscheidung, wie die

um am Unterricht partizipieren zu können,

Ausflüge mit der ganzen Klasse lockern

über ihren weiteren Bildungsweg, treffen

gekauft werden müssen sie. Im Laufe des

die Stimmung und stärken die Klassenge-

müssen.

Schuljahres kommen auch noch weitere

meinschaft. Und natürlich wäre ein Schul-

Kosten dazu: Kopier- und Materialkosten,

jahr nicht mal halb so spannend, würde

Taschenrechner, Laptops und nicht zu ver-

nicht die verpflichtende Projekt-, Ski- oder

Verstecktes Schulgeld

gessen Projekt-, Ski- oder Sportwochen.

Sportwoche auf dem Programm stehen.

Doch neben der frühen Trennung in

Nicht zuletzt durch die Stundenkürzungen

Doch bei Kosten zwischen 600 und 1.200

Hauptschule und Gymnsium stellen auch

und zu großen Klassen sehen sich viele

Euro bleibt bei manchen Schüler_innen

finazielle Hürden, selbst in öffentlichen

Schüler_innen gezwungen, Nachhilfe zu

der Spaß auf der Strecke. Zwar stellen

Schulen, ein großes Problem für viele Fam-

nehmen.

Elternvereine teilweise finanzielle Unter-

ilien dar. Schon der Schulanfang birgt im-

stützung zur Verfügung, jedoch ist es für

mense Kosten in sich. Bücher, Hefte, Stifte,

Doch Nachhilfe ist leider ein teures „Hob-

viele stigmatisierend vor der ganzen Klasse

Pinsel, … Die Einkaufsliste, die die meisten

by“: Der Durchschnittspreis pro Einheit

Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen.

Schüler_innen in der ersten Schulwoche in

beträgt 25 Euro. Dass sich Nachhilfe natür-

Nie wächst eine Klasse mehr zusammen,

die Hand gedrückt bekommen ist beinahe

lich nicht alle leisten können, sondern vor-

als auf einem gemeinsamen Ausflug, fol-

endlos. Für Kinder aus sozial schwächeren

zugsweise diejenigen, denen es an Geld

glich haben es Schüler_innen, die an sol-

Familien stellt diese Einkaufsliste die erste

nicht fehlt, erklärt sich von selber.

chen Ausflügen nicht teilnehmen können, meist auch schwerer sich in die Klassengemeinschaft einzubringen.

Bildung ist mehr, als nur im Klassenzimmer zu sitzen und dem Unterricht folgen zu dürfen. Kindern und Jugendlichen, die sich aus finanziellen Gründen, nicht so einbringen können, wie sie vielleicht möchten, bleibt der Genuss einer freien Bildung bis auf Weiteres in Österreich leider verwehrt. Lisa Rastic Soziale Selektion stellt immer noch das größte Problem im österreichischen Bildungssystem dar.

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Bildung


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Bildung

Lehrstuhl statt Hochstuhl?

Frauen in die Wissenschaft!

Die angebliche Gleichberechtigung hat den Frauen schon oft einen Strich durch die Rechnung gemacht. Doch wie sieht die Situation der Frauen an Universitäten unterm Strich aus? „Frauen preschen in der Wissenschaft

che Veranlagungen bei Männern sind einer

vor!“ „39% weibliches Personal an den

der vielen Gründe, warum Mädchen und

Universitäten ist doch beachtlich, was

Frauen bei technischen Berufen zu wenig

wollen die Frauen mehr!“

gefördert werden.

Diese und viele andere Sprüche bekommt

Die alte Leier...

man zu hören, wenn es um Frauen in der

Doch wieso beträgt der Frauenanteil bei

Wissenschaft, besonders im universitären

universitärem Personal überhaupt nur In den Genuss hinter statt vor dem Lehrpult zu sitzen, kommen in Österreich nur wenige Frauen.

Bereich, geht.

Schönreden angesagt! Fakt ist, dass an Österreichs öffentlichen Universitäten

39%

des

Lehrpersonals

weiblich ist. Doch verschwiegen wird weiters oft, dass nur 17% der Professor_innen Frauen sind. Somit wird auch übergangen, dass zum Lehrpersonal auch zum Beispiel Assistent_innen

oder

Lehrbeauftragte

ohne Professur gehören, die um einiges weniger verdienen als Professor_innen. Doch das alles wird mit der fast 40% Quote an weiblichem Universitätspersonal schöngeredet. In wessen Händen die Macht und das Geld liegt - nämlich in denen der Männer – wird versucht, zu verdecken.

Von technischen Männern und kreativen Frauen Die oben genannten Zahlen fassen alle Bereiche der Universität zusammen. Betrachtet man jedoch die einzelnen Teilbereiche der Universitäten, kristallisiert

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sich noch viel stärker heraus, wie stark geschlechtsspezifische Rollenzuschreibungen die „neutrale und objektive Wissenschaft“ beherrschen. So beträgt der Professorinnenanteil an der technischen Universität in Wien nur 6, 9%. An der Technischen Universität Graz sind es sogar nur 2, 7%. An der Medizinischen Universität in Wien sind 14% der Professor_innen Frauen. In technischen und Naturwissenschaftlichen Bereichen ist also nicht einmal von 17% die Rede. Interessant ist jedoch, dass an der Akademie für angewande Kunst Wien der Professorinnenanteil im Schuljahr 2008 / 09 20%, an der Akademie der bildenden Künste Wien sogar 48% betrug. Es zeichnet sich also deutlich ab, in welchen Studienrichtungen Frauen gefördert werden und in welchen nicht. Vorhandene Klischees über kreative Begabungen und abstraktes Denken bei Frauen und technisch / logis-

39% und nicht die Hälfte? Und warum sind nur 17% der Professor_innen Frauen? Das ist leider einfach zu beantworten: Weil sie Frauen sind. Rollenzuschreibungen sind in unserer Gesellschaft leider immer noch Gang und Gäbe, und diese führen auch dazu, dass Frauen im Berufsleben benachteiligt werden. Immerhin sind es Frauen, die sich, wenn sie schon Kinder haben, auch darum kümmern müssen, und bei der Schulaufführung stolz zu klatschen haben.

Denn sonst heißt es von allen Seiten, sie seien schlechte Mütter. An die Väter, die daheim vor dem Fernseher liegen oder noch in der Firma zu tun haben denkt selten jemand. Nebenbei bemerkt besteht die Akademikerriege zum großen Teil aus älteren Herren in Männerbünden, die selten Lust darauf haben einer qualifizierten Frau den Weg zu bereiten. Valerie Kalnein


An der Bildung behindert Sind Sonderschulen im 21. Jahrhundert noch notwendig? Sonderschulen bieten für Schüler_innen mit Behinderungen leider oft nur noch die einzige Möglichkeit auf Bildung. Von einer vollständigen Integration kann kaum die Rede sein.

igt

das Recht auf Bildung. Der Artikel

besagt, dass Schüler_innen mit körper-

Schüler_innen in 40 Integrationsklassen im gesamten Bezirk genutzt.

lichen oder geistigen Behinderungen an regulären Schulen unterrichtet, also in

Behindertengerechte Bil-

den allgemeinen Bildungsweg inkludiert

dung in Sonderschulen?

werden sollen. Doch dies ist in Österre-

Der Monitoringausschuss, der die UNKonvention überwacht, zeigt

Im Jahre 2006 beschlossen

auf, dass Kinder mit Behin-

die Vereinten Nationen das

derungen

Übereinkommen über die

Lerngruppen

Rechte von Menschen mit

speziel-

gefördert werden, sondern

Übereinkommens sind die

das Bildungsniveau vielmehr

Chancengleichheit der Men-

gesenkt wird. „Es ist schon

schen mit Behinderungen

lange kein Geheimnis mehr,

zu fördern und ihre Diskri-

Während Österreich bis dato

und

kleinerer

len Materialien nicht besser

Behinderungen. Ziele des

minierung zu bekämpfen.

trotz

dass unter den ca. 300 000 Statt Integrationsklassen zu fördern werden in Österreich das System der sogenannten “Sonderpädagogische Zentren” weiter ausgebaut.

Analphabet_innen lige

immer nur von einer Integration sprach, geht die UN-Konvention weiter. Sie verlangt eine soziale Inklusion. Das heißt, eine Teilnahme im vollen Umfang an der Gesellschaft unter Wahrung der Autonomie und Unabhängigkeit. Die Konvention will Menschen mit Behinderungen auffordern, sich selbst nicht mehr als „defizitär“ sehen zu müssen und beabsichtigt zudem, die Gesellschaft von dieser missverstandenen Gesundheitsfixierung zu befreien, der nur Jugendlichkeit, Fitness und Leistungsfähigkeit entsprechen.

Das Recht auf allgemeine Bildung Einer der Artikel, der Artikel 24, bekräft-

ehema-

Sonderschüler_innen

ich wohl kaum der Fall. Seit 1993 haben

überproportional vertreten sind“, so eine

Eltern die Möglichkeit zu entscheiden, ob

Sprecherin des Ausschusses.

ihr Kind eine Regelschule im Rahmen der

Ein weiteres Defizit ist der verkürzte Bil-

behindertengerechten

oder

dungsweg. Schüler_innen mit geistigen

eine Sonderschule besuchen soll. Jedoch

und schweren körperlichen Behinderun-

nur etwa 50 Prozent der ca. 28.000 Schül-

gen können Integrationsklassen nur bis

er_innen mit Behinderungen besuchen in

zur 8. Schulstufe besuchen. Der Bildung-

Österreich Integrationsklassen. Am höch-

sweg wird damit um mindestens ein Jahr

sten ist die Zahl in der Steiermark mit rund

verkürzt.

85 Prozent, am niedrigsten in Vorarlberg

che Schulen können nur im Rahmen von

mit ca. 20 Prozent. In Tirol, wo nur etwa

Schulversuchen, und dies nicht flächen-

40 Prozent der Schüler_innen mit Be-

deckend, besucht werden. Unterrichtsmin-

hinderungen Regelschulen besuchen, ex-

isterin Schmied sprach auch von einer

istiert mit dem Bezirk Reutte jedoch eine

Ausweitung der Integrationsklassen auf

Vorzeigeregion. Seit etwa 14 Jahren steht

berufsbildende mittlere Schulen. Passiert

das Sonderpädagogische Zentrum hier be-

ist bis heute wenig.

reits leer. Das Personal und die Ressourcen

Roderick Martin, für die aks Vorarlberg

Integration

werden nur für die Betreuung von etwa 80

Weiterführende

Polytechnis-

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Bildung


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Bildung

“Lehrjahre sind keine Herrenjahre”

Über die Lehrlingssituation in Österreich

Rund 130.000 Lehrlinge befinden sich zurzeit in Österreich in Ausbildung. Obwohl sie für die österreichische Wirtschaft nicht wegzudenken sind, werden sie meist ausgenutzt und ungerecht

Saisonarbeiter_innen?

behandelt.

Lehrlinge

ingen Kosten für den Betrieb können Chefs

schwerwiegenden Gründen wie Diebstahl

und Chefinnen noch einige weitere Vorteile

gekündigt werden. Das macht Lehrlinge zu

aus der Ausbildung von Lehrlingen ziehen.

den ersten, die in Zeiten einer schwierigen wirtschaftlichen Lage ihren Arbeitsplatz

können

innerhalb

verlieren. einer

„Probezeit“ von drei Monaten entlassen

Förderungen für Firmen

Finanzielle Unabhängigkeit und somit die

werden. Besonders in stark saisonab-

In einigen Bundesländern können Lehr-

Möglichkeit, ein selbstbestimmtes Leben

hängigen Branchen hat das für Lehrlinge

linge nach der Hälfte der Ausbildungszeit

führen zu können, ist für viele Jugendliche

drastische Auswirkungen: Lehrbetriebe

eine Zwischenprüfung ablegen. Wird diese

ein aktraktiver Grund, sich für eine Lehre

können zu Saisonbeginn ausreichend Lehr-

Zwischenprüfung positiv abgeschlossen,

zu entscheiden. Der Alltag an Österreichs Lehrbetrieben sieht leider bei weitem nicht so rosig aus, wie man auf den ersten Blick vermuten möchte.

“Lehrlinge werden nur selten über ihre rechtlichen Möglichkeiten informiert.”

erhält der Lehrbetrieb eine Förderung von 3.000€. Für Lehrlinge hat die Prüfung oft keinerlei Vorteile. Laut Gesetz steht ihnen weder ein Teil der Förderung zu, noch wird sie zur Lehrabschlussprüfung angerechnet.

Um auf eigenen Beinen stehen zu können,

linge mit dem Wissen einstellen, sie nach

Diese Zwischenprüfung scheint nur zu

reicht die Lehrlingsentschädigung, welche

Ende der Saison nicht weiter ausbilden zu

Gunsten der Betriebe zu existieren.

oft nicht viel mehr als 300€ beträgt, bei

müssen. Die Tourismusbranche fällt hier

Es liegt alleine bei ihnen, zu enschei-

weitem nicht. Hungerlöhne scheinen selb-

extrem negativ auf. Hier können Lehrlinge

den, ob sie den Lehrlingen, denen sie die

stverständlich zur Lehre zu gehören, und

mit einer Wahrscheinlichkeit von rund

Förderung zu verdanken haben, auch ihren

das obwohl Lehrlinge häufig die Arbeit zu

40% damit rechnen, innerhalb von drei

Teil zugestehen oder sie durch die Finger

erledigen haben, für die sich die restlichen

Monaten den Job wieder loszuwerden,

schauen zu lassen.

Kolleg_innen scheinbar zu gut sind.

ohne etwas falsch gemacht zu haben.

Für einen Betrieb ist es selbstverständlich

Außerdem können Lehrlinge mittlerweile

äußerst lukrativ, Arbeitskräfte zu geringen

nach jedem Lehrjahr gekündigt werden.

Rechtliche Information

Löhnen einzustellen, doch neben den ger-

Bis 2009 konnten Lehrlinge nur aus

Lehrlinge werden nur selten über ihre recht-

syntax

Seite 8


lichen Möglichkeiten informiert.

Diese

Facts

Desinformation hat einen guten Grund,

Lehrlinge: 130.000

denn durch das Enthalten nötiger Infor-

Lehrbetriebe: 35.000

mationen können die Lehrberechtigten

Berufsschulen: 152

ihrer Willkür freien Lauf lassen. Neben

Lehrberufe: 252

der Tatsache, dass viele Lehrlinge nicht

Dauer der Lehre: 2-4 Jahre

wissen, dass das Ablegen der Zwischen-

(Stand 2009)

prüfung keine Vorteile für sie hat, werden

unzulässige Überstunden zu leisten und sie können sich auch nur selten gegen andere Ungerechtigkeiten am Arbeitsplatz wehren. Lehrlinge benötigen eine rechtliche Absicherung und es ist absolut erforderlich sie in der Berufsschule über ihre Rechte zu informieren. Die Lehre sollte Jugendlichen die Möglichkeit auf finanzielle Unabhängigkeit geben. Lehrlinge müssen mit dem Wissen leben können, dass ihr Job gesichert ist und sie müssen für ihre Arbeit gerecht entlohnt werden, denn ein geflügeltes Wort aus dem Jahre Schnee legitimiert Ungerechtigkeit noch lange nicht. Daniel Rosenlechner und Orhan Dönmez

Umfrage

sie oft von den Betrieben dazu veranlasst,

“Findest du das Schulsystem in Österreich sozial gerecht?” Manuel Maluenda, 14, Wien „Definitv nein, unser Schulsystem selektiert, und zwar nicht nach den Talenten und Begabungen der Menschen, viel zu oft entscheiden Kriterien wie Herkunft, Geschlecht oder finanzielle Möglichkeiten der Eltern über die Zukunft eines Kindes. Das ist alles andere als gerecht!“

Tarek Elsherif, 17, Linz „Noch immer leiden sozial schwächere Schüler_innen unter sozialer Selektion und verstecktem Schulgeld. Solange nicht alle Menschen, unabhängig von sozialer Stellung, Geschlecht, usw. Zugang zu freier Bildung genießen, ist das Schulsystem in Österreich nicht sozial gerecht.“

Magdalena Lang, 18, Salzburg „Ich persönlich finde es nicht gerecht, wenn die Trennung in Hautpschule und Gymnasium schon im Alter von neun Jahren von statten geht. Denn auch in meiner Volksschulklasse war es kein Zufall, wer in welche Schule wechselte.“

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Bildung


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Bildung | Kommentar

Reden wir über Bildung. Am besten ohne der ÖVP. Von Wiener Blut und deutschen Sprachkenntnissen Mit der aktuellen Kampagne „Reden wir über Bildung. Am besten auf Deutsch.“ hat die ÖVP-Wien im Wahlkampf den Vogel abgeschossen. Bei dieser Kampagne zeigt die als sonst so liberal geltende Truppe rund um VP-Bürgermeister_innenkandidatin Marek ihr wahres Gesicht. sen, individuelle Förderung (durch mehr Lehrpersonal), Ganztags - & Gesamtschule 1. Mehr Wien. Weniger Lehrerfrust.*

setzen hier an und beseitigen soziale (und

Gefordert werden 1000 Lehrer_innen

somit auch sprachliche) Unterschiede, im

mehr für Wien, um Nachmittagsbetreuung

Gegensatz zu einer Isolationshaft für Mi-

sicherstellen zu können. Diese Forderung

grant_innenkinder.

ist grundsätzlich unterstützenswert – wird

Aktuelles Wahlkampfplakat der ÖVP Wien

jedoch wenig bei den Sprachproblemen

3. Mehr Wien. Weniger Schulcontainer.

Allen war von Anfang an klar, dass der

von Kindern bewegen können. Denn eine

Beim dritten und letzten Punkt werden

Wiener Landtags- und Gemeinderatswahl-

echte individuelle Förderung und Gleich-

die 39 Schulcontainer, die in Wien exist-

kampf 2010 wahrscheinlich die Grausigkeit

behandlung aller Kinder ist nur durch eine

ieren, kritisiert. Zweifelsohne ist ein Un-

der letzten Wahlkämpfe in Österreich noch

ganztägige Schulform (mit mehr Lehrper-

terricht in einem Container kein qualitativ

einmal übertrumpfen wird. Schließlich hat

sonal) realisierbar – und hier wehrt sich

hochwertiger, witzig ist nur, dass die ÖVP

Strache als Bürgermeister_innenkandidat

die ÖVP seit geraumer Zeit heftig dagegen.

meint, mit diesem Zustand aufzuräumen.

für Wien schon vor über einem Jahr das

Schließlich ist nicht gerade sie die Partei,

„Duell um Wien“ angekündigt – und somit

2. Mehr Wien. Weniger Sprachprobleme.

die für mehr Mittel für Bildungsangelegen-

war der migrant_innenfeindliche Wahl-

Hier fordert die Wiener ÖVP eigene

heiten eintritt – und Österreichs Unis und

kampf eigentlich schon vorprogrammiert.

Vorschulklassen für Kinder mit geringen

Schulen kaputtspart.

Spätestens seit Maria Fekter als ÖVP-In-

Deutschsprachkenntnissen.

nenministerin ist auch von der Wir-leben-

dass dieser Vorschlag aus keiner gerin-

Conclusio

im-vorletzten-Jahrhundert-Partei

kein

geren Partei als der FPÖ stammt (Stich-

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass

Dagegenhalten zu erwarten. Doch nun hat

wort „Ausländer_innenklassen“), dieser

mit der ÖVP kein sozial gerechtes und

es die ÖVP-Wien geschafft, kleine Kinder

Lösungsansatz entbehrt sich jeglichem ge-

qualitativ hochwertiges Bildungssystem

zu den Sündenböcken verfehlter Integra-

sunden Menschenverstand. Sprachen lernt

für alle zu machen ist. Erfahrungen aus

tionspolitik zu verteufeln.

man nämlich dann am besten, wenn man

den letzten Jahrzehnten und die aktuelle

sie spricht, und zwar im Idealfall mit Men-

Schuss-ins-Knie Kampagne der Eliten-

Integration statt Isolation

Nicht

nur,

schen, die die Sprache schon beherrschen.

Partei lässt darauf schließen, dass man

Was steckt eigentlich hinter dem Slogan

Somit bezwecken eigene „Ausländer_in-

bildungspolitische Diskussionen ab jetzt

„Reden wir über Bildung. Am besten auf

nenklassen“ nur eine Isolation von den

am besten g’scheid führen sollte. Und zwar

Deutsch“? Auf der Wiener ÖVP-Homepage

anderen Kindern und tragen sicherlich

ohne der ÖVP.

finden sich 3 zur Kampagne ‘ausgearbe-

nicht dazu bei, die Sprachkenntnisse zu

Kommentar von Vanessa Gaigg

itete’ Forderungen.

erweitern. Maßnahmen wie kleinere Klas-

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Seite 10

* Diese Sätze beinhalten keine geschlechtergerechte Formulierung, da sie Zitate sind.


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Gesellschaft

“Quote this!”

Frauenquoten: Diskriminierung von Männern oder frauenpolitische Notwendigkeit? „Das Ziel, das mit Frauenquoten erreicht werden soll, ist die Verwirklichung der Chancengleichheit. Jede und jeder soll die rechtliche und faktische Möglichkeit haben, die eigene Position im Berufsleben ohne Beeinträchtigung durch geschlechtsspezifische Benachteiligungen autonom zu bestimmen.“ Monika Jarosch, feministische Wissenschaftlerin Überall dort, wo es um Machtpositionen,

Warum Quoten notwendig

fizierten Frauen mangelt es nicht, im Mo-

um Führungsebenen, um gut bezahlte

sind

ment werden diese Frauen allerdings viel

und angesehene Jobs in Wirtschaft und

zu oft übersehen. Frauenquoten sollen

Politik geht, überall dort gibt es eine ein-

„Quoten führen zur Bevorzugung von

Unternehmen, Parteien, etc. dazu bringen,

deutige Vorherrschaft von weißen, hetero-

Frauen und diskriminieren somit Män-

Frauen sehen zu müssen und zu fördern.

sexuellen, privilegierten Männern. Nur 5

ner“

Prozent der größten Unternehmen in Ös-

In der Diskussion um Frauenquoten wird

„Quoten diskriminieren Frauen, weil sie

terreich werden von Frauen geführt, der

oft vergessen, dass Quoten bereits exis-

auf ihr Geschlecht reduziert werden“

Frauenanteil im Nationalrat liegt unter 30

tieren. Und zwar als informelle, jedoch

Ein wichtiger Gleichheits- und Gerechtig-

Prozent, Frauen verdienen für die selbe

fast flächendeckende und unumstößliche

keitsgrundsatz besagt, dass es nichts mit

Arbeit im Schnitt 26 Prozent weniger als

70-, 80-, oft sogar 90-prozentige Männer-

Gerechtigkeit zu tun hat, Ungleiches gleich

Männer, nur eine Frau ist Rektorin einer

quoten. Der Gedanke hinter Frauenquoten

zu behandeln. Faktum ist, dass Frauen im

Österreichischen Universität. Zahlen wie

ist, diese Männerquoten aufzubrechen und

Erwerbsleben so wie in vielen anderen Be-

diese beweisen, dass Frauen immer noch in

eine gerechte Verteilung im Erwerbsle-

reichen strukturell benachteiligt werden.

allen Bereichen, in denen es um Macht und

ben zu erlangen. Der einzige Nachteil für

Von Gerechtigkeit auszugehen muss in

um Einfluss geht, enorm unterrepräsenti-

Männer besteht darin, dass sie bei gleicher

dieser Hinsicht also bedeuten, Frauen zu

ert sind.

Qualifikation nicht automatisch für einen

fördern und zu stärken, bis eine gerechte

Job ausgewählt werden, nur weil sie Män-

Verteilung in Politik und Wirtschaft erlangt

Frauenquoten sind ein Instrument, um

ner sind. Von einer Benachteiligung der

wird. Denn von wahrer Gleichberechtigung

diese Situation zu verändern und Ungleich-

Männer durch die Frauenquote kann also

kann erst die Rede sein, wenn gleiche Re-

behandlung auf Grund des Geschlechtes

nicht die Rede sein.

chte nicht nur auf formaler Ebene, sondern

abzubauen. Obwohl zahlreiche Studien

in der Realität existieren. Und dazu gehört

und Forschungen belegen, dass die Quote

„Quoten bringen Frauen in Positionen, für

eine annähernde 50:50-Verteilung zwis-

einen wichtigen Schritt in Richtung Gleich-

die sie nicht qualifiziert sind“

chen Frauen und Männern in allen Bere-

berechtigung bedeuten, verhindern Ängste

Bei einer verpflichtenden Frauenquote

ichen.

und Vorurteile gegenüber Frauenquoten

geht es, wie oft behauptet wird, nicht

Iris Schwarzenbacher

die längst überfällige Einführung verpfli-

darum, unqualifizierte Frauen einzustel-

chtender Quoten in Politik und Wirtschaft.

len, sondern nicht wie bisher weniger qualifizierte Männer nur aufgrund ihres Geschlechts zu bevorzugen. Denn an quali-

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Seite 11


syntax

Gesellschaft

„Wir haben noch viel Arbeit vor un Interview mit der Bundesvorsitzenden der Aktion kritischer Schüler_innen „Iris, du bist seit 2009 Bundesvorsitzende der AKS. Was genau

„Wie kann man sich die Arbeit der AKS genau vorstellen, und was

sind die Ziele der AKS?“

sind deine Aufgaben als Vorsitzende?“

Iris: Die AKS ist eine Organisation von Schüler_innen für Schül-

Meine Aufgaben bestehen im Wesentlichen darin, gemeinsam mit

er_innen. Wir verstehen uns als Serviceorganisation mit gesells-

dem Bundesteam, die vielen verschiedenen Projekte österreich-

chaftspolitischem Anspruch, das heißt, dass wir sowohl Anlauf-

weit zu koordinieren. Dazu zählen zum Beispiel die Organisation

stelle für schulrechtliche Fragen sind, uns aber auch gleichzeitig

von Seminaren wie dem Schüler_innenvertretungskongress, das

mit gesellschaftlichen Problemen und Fragestellungen, die die

Vernetzen mit bildungspolitischen Entscheidungsträger_innen

Schule betreffen, auseinandersetzen. Grundsätzlich kann man sa-

wie dem Bildungsministerium oder das Betreiben von gezielter

gen, dass wir uns für eine angstfreie, sozial gerechte und demo-

Lobbyingarbeit für Schüler_innen in der österreichischen Poli-

kratische Schule einsetzen. Insofern haben wir noch viel Arbeit

tiklandschaft.

vor uns, bis wir dieses Ziel erreichen. Anzeige

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EINE INITIATIVE VON FRAUENMINISTERIN GABRIELE HEINISCH-HOSEK UND ARBEITSMINISTER RUDOLF HUNDSTORFER

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Seite 12

11.06.10 16:23


syntax

Gesellschaft

ns, bevor wir unsere Ziele erreichen“

Iris Schwarzenbacher ist seit 2009 Bundesvorsitzende der Aktion kritischer Schüler_innen

Wir sind in jedem Bundesland vor Ort durch unsere Landeorgani-

Ansprechpersonen zur Vefügung haben. Da haben dann alle interessierten Schüler_innen die Möglichkeit, lokal relevante Probleme vor Ort zum Thema zu machen und Projekte wie Bandfestivals oder Schulworkshops zu realisieren. „Die aktuelle Kampagne der AKS ‘Reiche Eltern für alle’ beschäftigt sich mit dem Thema Chancengleichheit an Österreichs Schulen. Was hat euch dazu bewogen, euch mit dieser Problema-

Zur Person

sationen vertreten – das heißt, dass alle Schüler_innen vor Ort

Iris Schwarzenbacher ist die amtierende Bundesvorsitzende der Aktion kritischer Schüler_innen. Ursprünglich kommt sie aus Salzburg, dort besuchte sie das musisches Gymnasium. Sie ist seit 5 Jahren in der AKS aktiv, und wohnt in Wien. Erreichbar ist sie unter: iris@aks.at

tik auseinanderzusetzen, und was sind eure Forderungen?“ Mit der Kampagne „Reiche Eltern für alle“ wollen wir die Problem-

Diese Zahlen beweisen eindeutig, dass der Bildungsweg in Öster-

atik der sozialen Selektion an Österreichs Schulen aufzeigen und

reich immer noch vorgezeichnet ist, nach dem Motto „Zeig mir

Lösungsvorschläge zur Beseitigung ebendieser anbringen. Soziale

deine Eltern, und ich sag dir deine Bildung“. Da aber erst Bildung

Selektion bedeutet, dass Kinder und Jugendliche nicht dieselben

die Vorraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe und berufliche

Chancen im Schulsystem erhalten. Aufgrund verschiedener Merk-

Weiterentwicklung bedeutet, ist dieser Zustand für uns untragbar.

male wie Geschlecht, Herkunft oder sozialem Hintergrund werden

Eine gemeinsame Schule für alle würde dieser Ungerechtigkeit

viele Kinder strukturell benachteiligt – und diese Benachteiligung

massiv entgegenwirken und soziale Unterschiede ausgleichen.

wirkt sich dann auch auf den späteren Lebensweg aus. Beispiels-

Das Interview führte Tatjana Gabrielli

weise ist schon seit sehr langer Zeit nachgewiesen, dass nur 10, 3 Prozent der Kinder, deren Eltern keinen Uniabschluss haben, selbst einen erlangen. Hingegen kommen 42,8 Prozent der Akademiker_innen selbst aus einem Akademiker_innenhaushalt. syntax

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Gesellschaft

Die Bank zum Mitmachen

Gespräch mit Christian Felber

Für diese Ausgabe hat das Syntax den Wirtschaftstheoretiker und Mitbegründer von Attac Österreich: Christian Felber, interviewt. Mit der demokratischen Bank will er die Wirtschaft komplett umstellen. Zunächst nur in Österreich, in Zukunft vielleicht sogar Weltweit.

und längerfristig herkömmliche Banken ablösen. Dabei kann jede Person mitmachen. Wer bei dem Projekt mitmachen will, kann mit mindestens 1.000€ Gründungskapital Miteigentümer_in der Bank werden. Neben einem gratis Girokonto kann bei allen Entscheidungen demokratisch mitgestimmt werden. Die demokratische Bank gehört somit ausschließlich dem Volk, weder Parteien noch

„Gekommen ist es dazu, als Josef Ackermann (deutscher Bank-

Firmen sollen einen Einfluss auf sie ausüben können.

manager adr.) die Bad Bank gefordert hat und wir uns dachten: Jetzt müssen wir eine Good Bank fordern.“

„Herkömmliche Banken machen ihr Geschäft doppelt falsch. A,

Eine Bad Bank ist eine Art staatliche Bank, die mit Steuergeldern

versprechen sie hohe Renditen, B. versuchen sie möglichst viele

marode Kredite und faule Wertpapiere kaufen soll, um der

Produkte zu verkaufen, auch wenn es für den_die Kund_in nicht

Wirtschaftskrise entgegenzuwirken und die unter Druck ger-

sinnvoll ist.“

atenen Banken zu entlasten. Das große Problem dabei ist, dass

Die demokratische Bank setzt hier an. Sie möchte die Bevölkerung

sich die Banken auf eine Bad Bank verlassen, und weiterhin unge-

über die Wirtschaft aufklären, und den Leuten beibringen mit

prüfte Kredite vergeben können.

Geld sinnvoll umzugehen. Der_die Bürger_in soll mangels Wissen nicht mehr durch Banken getäuscht werden, selber entschei-

Die demokratische Bank soll aber nicht nur der Wirtschaftskrise

den was mit ihrem Geld passiert und dafür auch Verantwortung

entgegensteuern, sie soll das Bankensystem komplett ersetzten

zeigen.

syntax

Seite 14


Neben diesem Bildungsauftrag, fungi-

große Unternehmen müssen ihre Arbe-

geben. Für die Gründung werden gesetzlich

ert die demokratische Bank aber auch

itsweise größtenteils überdenken. Neben

5 Millionen Euro, sprich 5.000 Beteiligte

als einfache Bank, die sich nur auf das

der Kreditvergabe werden Unternehmen

benötigt, was aber kein Ziel sondern eine

Wesentliche, Kredite vergeben und Spa-

wirtschaftlich beraten und bekommen Hil-

Mindestgrenze darstellt.

reinlagen annehmen, beschränkt. Weder

festellungen bei ihrer finanziellen Planung. „Eine umfassende Demokratisierung des

wahnwitzige Spekulationen noch ungeprüfte Kreditvergaben stehen auf dem Pro-

Die demokratische Bank soll der gesamten

gramm. Die Zinsen für die Spareinlagen

„Das Geld geht uns alle an, nicht nur die Männer“

werden gering und realistisch sein, deshalb kaum mehr als einen Inflationsausgleich

syntax

Gesellschaft

Staates ist aus unserer Sicht nicht nur wünschenswert, sondern die Vorraussetzung, dass wir überhaupt Freund_innen des Staates bleiben“

darstellen. Es wird den Kund_innen nicht

Bevölkerung gehören. Jede Person kann in

Die demokratische Bank soll nicht eine

das große Geld versprochen oder der Floh

ihrer Gemeinde bei Gremien mitstimmen

weitere Bank sein. Sie soll das Bankensys-

ins Ohr gesetzt, dass sie ihr Geld für sich

und mitentscheiden. Um effizient arbeiten

tem und damit die Wirtschaft von Grund

arbeiten lassen können, die Kredite fallen

zu können, werden Führungspersonen

auf ändern. Durch ein demokratisches

dafür aber um einiges günstiger aus. Die

gewählt, die repräsentativ ihre Arbeit erl-

Bankensystem könnte sich auch der Staat

Kreditvergabe wird viel strenger als bisher

edigen. Die Gehälter dieses gewählten Vor-

als Ganzes ändern, eine neue Bank wäre

geprüft. Neben der ökonomischen Zahl-

standes sind mit 5.000€ beschränkt, die

dabei nur der Startpunkt. Weltweit betra-

ungsfähigkeit, muss ein Unternehmen (um

Bankangestellten sollen 50% mehr verdi-

chtet könnte somit die demokratische Bank

einen Kredit zu bekommen) auch gewähr-

enen als bei anderen Banken. Alle Gremien

in jedem Land zu einer Demokratisierung

leisten sozial und ökologisch zu wirtschaf-

und Vorstände haben eine 50% Quote, um

führen, die Finanzmärkte stabilisieren und

ten. Das ist ein wesentlicher Punkt, um

nicht wie bisher in sexistischen Mechanis-

die Arbeitswelt wesentlich ändern.

die Wirtschaft nachhaltig zu verändern

men zu fungieren. Bis zur zweiten Jah-

Wenn es funktioniert.

und schlechten Arbeitsbedingungen für

reshälfte 2012 soll die demokratische Bank

Umwelt und Mensch entgegenzuwirken.

fit für den Start sein, längerfristig soll es in

Das Interview führten Lucia Bischof & Franz Wilding

Gerade kleinere Firmen profitieren davon,

jeder Gemeinde (rund 2.300) eine Filiale

Zur Person

Christian Felber (Jahrgang 1972) ist freier Publizist aus Salzburg und Gründungsmitglied und aktueller Sprecher der globalisierungskritischen Bewegung “attac” in Österreich. Er studierte in Madrid und beendete sein Studium 1996 als Magister in romanischer Philologie. 2010 initiierte er das Projekt der “demokratischen Bank”. Mehr Infos zur Person: www.christian-felber.at

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Gesellschaft

We can do it!

Frauen im Kapitalismus – Eine Analyse Von der Einkommensschere bis zur gläsernen Decke – Es gibt viele Phänomene, welche die Ungerechtigkeit am Arbeitsmarkt aufzeigen, und sie alle sind symptomatisch für das derzeitige

Day auf diese Ungerechtigkeit hingew-

agement werden von Frauen besetzt und

iesen. Bis zu diesem Tag – im letzten Jahr

an den österreichischen Universitäten sind

war es der 13. April – müssen Frauen arbe-

nur 16% der Professuren an Frauen verge-

iten, um das gleiche verdient zu haben, wie

ben, außerdem gibt es derzeit nur eine ein-

Männer schon zum Jahresende.

zige Unirektorin. Die Staatsspitze spiegelt

Wirtschaftssystem.

die gesamte Gesellschaft wider: Noch nie Global betrachtet ist diese Ungerechtigkeit

hat eine Frau das höchste Amt im Staat

Kapitalismus basiert auf einem System der

noch um einiges gravierender: Obwohl

bekleidet.

Unterdrückung und Ausbeutung. Ein sol-

Frauen weit mehr als nur die Hälfte der

ches Wirtschaftssystem lebt dadurch, dass

Arbeit verrichten, besitzen sie nur knapp

Half of the earth – half

es Herrschende und Beherrschte gibt. Wer

ein Prozent des gesamten Produktivver-

of the power?

nicht dem Ideal - weiß, männlich und mit-

mögens. Das liegt vor allem daran, dass ein

Von diesem Ziel sind wir noch weit en-

tleren Alters - entspricht, hat ein großes

Großteil der unbezahlten Arbeit gemeinhin

tfernt. Die (ökonomische) Macht liegt im-

Risiko, zur Gruppe der Unterdrückten zu

als „Frauensache“ gilt, so etwa die Hausar-

mer noch zum Großteil in den Händen von

gehören.

beit und mehrheitlich auch die Kinderer-

Männern. Doch eine Gleichberechtigung

ziehung. Aufgrund dieser Doppelbelastung

am Arbeitsmarkt und davon ausgehend

...und Österreich hinkt

sehen sich viele Frauen gezwungen, in

in allen anderen Bereichen des Lebens ist

hinterher

schlechter bezahlte Teilzeitjobs zu wech-

keine Utopie, sondern möglich.

Gerade Frauen werden massiv strukturell

seln. Mehr als 40 Prozent der berufstätigen

benachteiligt. So verdienen sie in Österre-

Frauen*2 arbeiten Teilzeit, das sind rund

Um etwas am Status Quo zu verändern

ich immer noch rund ein Drittel weniger*1,

85% aller Teilzeitbeschäftigten.

braucht es bei weitem mehr als nur Lohntransparenz, nur durch ein grundlegendes

im Handel liegt dieser Unterschied sogar bei 55%. EU-weit liegt Österreich daher

Bis hierher und nicht weit-

Umdenken und darauf aufbauende tief

auf dem vorletzten Platz was Gleichbere-

er?

greifende

chtigung am Arbeitsmarkt angeht. Diese

Auch das Phänomen der gläsernen Decke

verändert werden. Eine gerechte Gesells-

Lohnschere hat sich in den letzten Jah-

zeigt deutlich, dass Frauen gerade in

chaft ist möglich, doch nur, wenn alle end-

ren – trotz erfolgter Reformen – weiter

Führungsetagen unterrepräsentiert sind.

lich die Augen öffnen und gemeinsam für

geöffnet. Jedes Jahr wird am Equal Pay

Nur 15% der Spitzenpositionen im Man-

eine solche Veränderung kämpfen.

Facts

70% der unbezahlten Arbeit wird von Frauen erbracht. Bei einem Stundenlohn von 7 Euro wären das rund 230 Milliarden Euro. 42,7 Prozent der Frauen arbeiten teilzeit Um das gleiche zu verdienen wie Männer in einem Jahr, müssen Frauen durchschnittlich 16 Monate arbeiten 90% des Lohnes weltweit wird an Männer ausgezahlt

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Seite 16

Veränderungen

kann

etwas

*1 nach Statistik Austria 2008 *2 nach einem Bericht des ÖGB aus 2009 Julia Spacil


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Wissen

Wohin das Nichtbeachten einer Selbstverständlichkeit führt Ein Einblick in die allgemeine Erklärung der Menschenrechte

Jeder Mensch besitzt sie, sie sind universell, unveräußerlich und unteilbar - Menschenrechte. Die aus 30 Artikeln bestehende „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ wurde am 10.Dezember 1948 in Paris verkündet. Bis 1945 war der Schutz der Menschenre-

714

Vollstreckungen

der

Todesstrafe.

chte Aufgabe der Einzelstaaten und wurde

Bei dieser von Amnesty International

von deren Verfassungen garantiert. Als

veröffentlichten Statistik wurde jedoch die

Vor der eigenen Türe

Reaktion auf die vielen Menschenrechts-

Volksrepublik China ausgelassen, die keine

kehren...

verletzungen der totalitären Staaten erk-

offizelle Zahl bekannt gab, man jedoch von

lärten die UN nach dem zweiten Weltkrieg

tausenden Hinrichtungen ausgeht.

passieren.

Kinderarbeit, Wahlbeschränkungen, Verfolgungen, Erniedrigung, Verschleppung... Für Verletzungen von Menschenrechten

den universellen Schutz der MenschenreOft wird die Todesstrafe bei Menschen

ist es möglich, Personen sowie den Staat

vollzogen, die sich gegen die in ihrem Land

anzuklagen, jedoch müssen alle Staaten

Jene Rechte hat jeder Mensch inne, „ohne

regierende Politik auflehnen. Obwohl die

den internationalen Strafgerichtshof (ICC)

Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe,

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte

anerkennen, damit die Verantwortlichen

Geschlecht, Sprache, Religion, politischer

auch Meinungsfreiheit sowie Pressefrei-

für Menschenrechtsverletzungen nicht un-

oder sonstiger Überzeugung, nationaler

heit beinhaltet, registrierte Amnesty Inter-

gestraft bleiben. 111 von 192 Ländern welt-

oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt

national in den acht Wochen rund um die

weit haben dieses noch nicht getan, dazu

oder sonstigem Stand“, wie es im zweitem

umstrittene

gehören China, Russland, Indien und die

Artikel geschrieben steht. Diese Artikel re-

im Iran äußerst viele Hinrichtungen. Doch

ichen vom Recht auf Asyl bis zum Recht auf

ist die Todesstrafe nur ein Aspekt der Men-

Freizeit und Erholung, und decken vor al-

schenrechtsverletzungen, die minütlich

chte zu einem ihrer Hauptziele.

Präsident_innenschaftswahl

USA.

Viele Menschen sehen Europa als einzigen

lem Grundbedürfnisse der Menschen

Ort der Gerechtigkeit an, doch auch

ab. Ebenso sollen sie vor Ungerechtig-

hier

keiten, wie Folter und der Todesstrafe

zungen statt. In Österreich starb der

schützen und die Individualiät und

Schubhäftling Marcus Omofuma an

Entwicklung jedes Menschen wahren.

Erstickungstod, der durch österrei-

Jedoch werden diese Rechte oft ver-

chische Polizeibeamt_innen während

letzt.

seiner Abschiebung verursacht wurde.

finden

Menschenrechtsverlet-

Denise Plattner

Entscheidung über Leben und Tod Im Jahr 2009 gab es in 18 Ländern

Spanische Version der Menschenrechte von 1949

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Wissen

Gleiche Rechte bedeuten nicht imme

Der österreichische Frauenbericht 2010 2010 erschien wieder der österreichische Frauenbericht. Er gibt Aufschlüsse über die Ungleichberechtigung zwischen Frauen und Männern und liefert darüberhinaus aktuelle Daten und Fakten zum Leben von Frauen in Österreich.t müssen wir eine Good Bank 1975, 1985, 1995 und 2010: Das sind die Jahreszahlen, in denen jeweils ein österreichischer Frauenbericht vom Frauenministerium publiziert wurde. Mit seinem Umfang und seiner Detailiertheit ist der Frauenbericht die mit Abstand zuverlässigste und umfangreichste Quelle, was die Situationsanalyse der in Österreich lebenden Frauen betrifft.

Dass zwischen dem vorletzten und aktuellen Frauenbericht 5 Jahre mehr liegen als zwischen allen anderen, ist dabei kein Zufall: Die Amtszeit des ehemaligen „Frauenminister“ (ja, wirklich!) Herbert Haupts

nen und einflussreiche Entscheidung-

mer noch unter 10 Prozent, während nicht

(damals FPÖ, heute BZÖ) fiel in diesen

sträger_innen in den verschiedensten

einmal für jedes sechste Kind ein Krippen-

Zeitraum.

Bereichen zu konkreten Handlungen auf-

platz zur Verfügung steht.

zufordern und zu bewegen, um die SituaNun hat das Frauenministerium unter

Frauenministerin

Gabriele

tion von Frauen zu verbessern.

Der Bericht gliedert sich in 8 Teilbereiche; Demografie,

Hein-

Bildung,

Erwerbstätigkeit,

isch-Hosek (SPÖ) 2010 endlich wieder

Grundsätzlich hat sich die Situation von

Sozioökonomie, Gesundheit, Land, Mi-

einen Frauenbericht publiziert, dessen

Frauen vom letzten bis zum aktuellen

grantinnen und Politik&Wirtschaft.

Berichtszeitraum sich von 1998 bis 2008

Frauenbericht verbessert, in vielen gesells-

erstreckt. Ein Ziel des Berichts ist es, mit

chaftlichen Bereichen sind Frauen vorger-

Bereich Bildung

der Aufschlüsselung über das ungleiche

ückt und sichtbarer als noch vor 15 Jahren.

Bildung ist eine wesentliche Vorrausset-

Verhätnis von Männern und Frauen, Poli-

Allerdings beträgt der Anteil von Frauen

zung aller Menschen für die Beteiligung am

tiker_innen, sowie die Sozialpartner_in-

in Führungsetagen von Unternehmen im-

Arbeitsmarkt, aber auch in allen anderen

syntax

Seite 18


syntax

Wissen

immer gleiche Chancen det, zur selben Zeit gab es

Jugendlichen in ihrer Schulwahl legen, ist

schon 77 Knabengymnasien

jedoch immer noch stark geschlechtsspezi-

in Österreich. 1919 hatten

fisch geprägt; der Anteil von Mädchen an

Frauen Zugang zur Univer-

technisch-gewerblichen Schulen beträgt

sität (abgesehen der theoli-

lediglich 21 Prozent, während sich an so-

gischen Fakultät).

zialberuflichen Schulen nur 8 Prozent Burschen befinden. Dasselbe Schema setzt sich

Bildungswahl ist

auch auf der Universität fort: Nur 21,5 Pro-

immer noch ge-

zent der Student_innen aller technischen

schlechts-

Studienrichtungen sind Frauen.

spezifisch In den 1980er Jahren ver-

Während an der Uni der Professorin-

fügten über die Hälfte aller

nenanteil verschwindend gering ist (be-

25- bis 64- jährigen Frauen

sonders bei technischen Professuren), sind

nur über einen Pflichtschul-

70 Prozent des Lehrkörpers an Schulen

abschluss (und 1/3 aller

Frauen.

Männer),

2006

besaßen

26,3 Prozent aller Frauen

Freie Bildung für alle

keinen höheren als einen

Zusammenfassend kann man sagen, dass

Pflichtschulabschluss

besonders Frauen von einem möglichst

und

14 Prozent der Männer.

freien Bildungszugang überproportional

Heute ist die Anzahl der

mehr profitieren als Männer. Besonders

gesellschaftlichen Bereichen. Somit muss

Uni-, FH- sowie Kollegabsolventinnen

der Anteil von Frauen mit lediglich einem

es ein wesentliches Ziel von Frauenpolitik

höher als die der Absolventen, obwohl sich

Pflichtschulabschluss ging zur Zeit der

werden bzw. bleiben, geschlechtsspezifis-

unter den Professor_innen lediglich 16

Bildungsexpansion in den 1960er und

che Unterschiede bei der Bildungswahl ab-

Prozent Frauen befinden.

1970er Jahren extrem zurück. Somit ist die Forderung nach einem freien Bildungszu-

zubauen. Denn unterschiedliche Qualifikationen führen im späteren Leben zu einer

Bezogen auf den laufenden Schulbe-

gang für alle nicht nur eine zutiefst sozial

unterschiedlichen Berufswahl – und nicht

such sind Mädchen an allgemein bil-

gerechte, sondern auch eine feministische

zufällig arbeiten viel mehr Frauen im Nie-

denden höheren Schulen (Gymnasien)

Forderung, für die es gerade jetzt zu kämp-

driglohnsektor als Männer.

sowie berufsbildenden höheren Schulen

fen gilt.

Lange Zeit waren Frauen hinsichtlich

(HTL, HAK, HLW...) stärker vertreten,

Vanessa Gaigg

des Bildungszugangs benachteiligt. 1892

auch unter den Maturant_innen macht

wurde erst das erste Mädchengymnasium

der Mädchenanteil 60 Prozent aus. Die

von einem Frauenbildungsverein gegrün-

Entscheidung, welchen Schwerpunkt die

Linktipp: www.bka.gv.at/site/7207/ default.aspx

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Kultur

Frei, Deutsch, Jugendlich

Über die Jugendkultur in der DDR

Wie in jeder Gesellschaft war auch in der DDR die Jugend eine sehr große und entscheidende Bevölkerungsgruppe, besonders in kulturellen Fragen. Die führenden Kräfte der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) haben das früh entdeckt und versucht, die Jugend zu beeinflussen, aber auch zu nützen um ihre eigene Ideologie zu verbreiten. Schon während des zweiten Weltkriegs

Neben der ideologischen Arbeit hatte die

si nie durchsetzen. Grund dafür war wohl,

wurden in Paris und in Prag Gruppen

FDJ aber auch die Aufgabe, Freizeitange-

dass er ein klassischer Paartanz war, und

der Freien Deutschen Jugend gegründet.

bote für Jugendliche zu schaffen. Dazu ge-

damit nicht überzeugen konnte.

Durch die deutsche Besetzung wurde die

hörten Sportangebote, Jugendreisen, aber

Ein großer Vorteil in der Kulturpolitik

Arbeit der FDJ jedoch verhindert, dafür

auch musikalische Angebote. So wurden

der SED war, dass, gerade weil man eine

baute sie sich 1939 in Großbritannien auf,

Jugendchöre der FDJ geschaffen, der be-

Alternative für westliche Musik und Kul-

mit der Zielsetzung, jüdische Migrant_in-

kannteste davon ist der Oktoberklub.

tur schaffen wollte, junge Künstler_innen

nen zu unterstützen. Ab ‘43 wurde auch in-

Besonders

gefördert wurden.

nerhalb der FDJ aufgerufen, in den Krieg

(Staatsratsvorsitzender der DDR) hatte

gegen Hitler zu ziehen.

die FDJ die Aufgabe, eine sozialistische

Abseits der Massenorganisationen FDJ

Jugendkultur aufzubauen, um ein Gegen-

sowie ihrer Kinderorganisation, der Thäl-

1946 gründete sich die FDJ in Deutschland

stück zum westlichen, kapitalistischen

mann-Pioniere, waren fast alle anderen

neu. Obwohl sie den Namen und das Em-

Rock’n’Roll und anderen Bewegungen, zu

Organisationen verboten. Nur wenige

blem der Exilgruppen übernahm, sah sie

schaffen. 1959 wurde dafür sogar ein ei-

kirchliche Vereine durften ihre Arbeit fort-

sich nicht als direkte Nachfolge-Organisa-

gener Tanz erfunden, der Lipsi. Trotz der

setzen.

tion.

einfachen Schrittfolge, konnte sich der Lip-

Lukas Wedrich

unter

Walter

Ulbricht

Facts

In der sowjetischen Besatzungszone wurden bis 1949 folgende Punkte als Organisations-Ziele bestimmt: die Erhaltung der Einheit Deutschlands die Gewinnung der deutschen, Jugend für die großen Ideale der Freiheit des Humanismus, einer kämpferischen Demokratie, des Völkerfriedens und der Völkerfreundschaft die aktive Teilnahme aller Jugendlichen beim Wiederaufbau des Vaterlandes die Schaffung eines neuen Deutschlands, das der Jugend das Mitbestimmungsrecht durch aktive Teilnahme an der Verwaltung des öffentlichen Lebens einräumt, und allen Jugendlichen ohne Unterschied ihrer Herkunft, des Vermögens und des Glaubens eine gute Berufsausbildung, Zutritt zu allen Bildungs- und Kulturstätten, gleiche Entlohnung für gleiche Arbeit, ausreichenden Urlaub und Erholung sichert die Förderung von jugendlichem Zusammengehörigkeitsgefühl die Bildung von Arbeits- und Interessengemeinschaften sozialer, kultureller und sportlicher Art sowie Förderung des Jugendwanderns

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Kultur

kunsthalle Buch: Zwangsprostitution, Menschenhandel, Korruption… man

Bataillon D’Amour: Eine würde nicht denken, dass diese Begriffe nicht auf ein armes Geschichte von Liebe und Land irgendwo auf der Welt bezogen sind, sondern auf Gewalt

Deutschland. Das Buch „Bataillon D’Amour“ von André Pilz erzählt die Geschichte eines kolumbianischen Mädchens, das nach Deutschland gelockt wird und dort gezwungen wird, ein grauenhaftes Leben als Zwangsprostituierte zu führen. Ohne Verharmlosung erlebt man hautnah mit, was für ein Leid tausende von Frauen jeden Tag ertragen müssen. Von Bruno Sagmeister

Iran 2010. Ein junger Mullah, eine alleinerziehende Mutter DVD: und ein einsamer Jungegeselle. Jede_r von ihnen gefangen im

Im Bazar der Geschlechter

System. Sudabeh Mortezai gewährt uns in ihrem Film einen Einblick in das verworrene Geschlechterverhältnis im Iran. Ihre Geschichten drehen sich um Zeit-Ehen, eine schiitische Tradition, die Ehen in einem Zeitraum von einer Stunde zu 99 Jahren ermöglicht. Legalisierte Prostitution oder die Möglichkeit für junge Paare eine Beziehung im repressiven Staat Iran zu führen? Camila Garfias

CD:

Auf Grund von M.I.A.s neuem Album MAYA wurde schon

M.I.A. – M A Y A

viel diskutiert, doch waren sich alle einig: es ist absolut einzigartig. Laut und kritisch singt M.I.A. über Ungerechtigkeit in der Gesellschaft und über Überwachung durch die Regierung, aber auch über die Liebe und das Leben. Auch wenn man nach dem ersten Hören etwas schockiert sein mag wie schroff das neue Album von M.I.A. klingt, merkt man schnell, dass eingespielte Bohrmaschinen noch nie zuvor so gut geklungen haben wie auf diesem Album. Bruno Sagmeister

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Wusstest du schon, dass?

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2 5

6 4

die Mehrzahl von Oktopus Oktopoden ist, was Achtfüßler bedeutet? nur 2 Tierarten Lepra bekommen können? Amerikanisches Gürteltier und Maus. wenn man die Atome einer Stecknadel in eine Reihe legen würde, eine Strecke entstehen würde, die eine 5-malige Reise zum Mond und wieder zur Erde entspricht? es in Russland erst seit ca. 1900 Nachnamen gibt? es in den USA genau 18 Ärzt_innen gibt, die Dr.Doctor heißen? Sissi ein Tattoo hatte, nämlich einen Anker auf ihrer Schulter? Simon and Garfunkel sich in ihrer Anfangszeit Tom and Jerry nannten? Vögel immer kalte Füße haben? Giraffen nur 5 Minuten am Tag schlafen? Kirschblüten mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5cm pro Sekunde fallen?

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Schulrecht

0699 / 11 40 82 00 Der Schüler_innennotruf der AKS Schüler_innen sitzen viel zu oft am kürzeren Ast, unsere Rechte

Die AKS bietet deshalb einen Schüler_innennotruf an, bei dem

werden häufig ignoriert oder schlichtweg missachtet. Meistens

du kompetente Antworten und Hilfestellungen bei deinen Schul-

wissen wir Schüler_innen auch garnicht über unsere Rechte be-

rechtsfragen erhältst. Du kannst auch unsere Broschüre „123

scheid, können uns daher auch kaum gegenüber Lehrer_innen

Fragen an das Schulunterrichtsgesetz” auf www.aks.at gratis bes-

oder Direktor_innen durchsetzen und uns gegen Rechtsverstöße

tellen, oder einfach den unteren Rücksender ausfüllen, und wir

wehren.

schicken dir die Sachen portofrei nach Hause.

Häufig gestellte Schulrechtsfragen Ingrid, 16, BORG Linz „Mein Mathelehrer hat uns erst 1 Monat vor der Schularbeit den Termin mitgeteilt, obwohl wir uns mehrmals nach dem Termin erkundigt haben – dabei war es schon Jänner. Darf er das?“ „Nein. Dein Mathelehrer hat hier klar gegen die Leistungsbeurteilungsverordnung verstoßen, die besagt: „Die Termine der Schularbeiten sind von der Lehrkraft des betreffenden Unterrichtsgegenstandes spätestens im ersten Semester vier Wochen und im zweiten Semester spätestens zwei Wochen nach Schulbeginn der Schulleitung und den Schüler_innen bekannt zu geben.“ (LB-VO §7 Absatz 6)

Martin, 17, HTL Pinkafeld „Ich möchte dieses Jahr eine Schüler_innenzeitung an meiner Schule gründen. Kann ich da Probleme mit meinem Direktor kriegen?“ „Die Schulleitung hat tatsächlich das Rechtsmittel, dir den Verkauf (nicht die Verteilung!) innerhalb der Schule zu verbieten. Die Zensur wurde vor ca 130 Jahren in Österreich abgeschafft und verkauft werden kann deine Zeitung ohne Probleme vor der Schule. Außerdem stößt die Gründung einer Schüler_innenzeitung bei der Direktion und auch unter dem Lehrpersonal meistens auf positive Resonanz!“

#

Das AKS Schulstartgewinnspiel Mach mit beim AKS-Schulstartgewinnspiel und hol dir deinen Ipod-Touch, mehrere Büchergutscheine oder eine gratis Teilnahme an einem AKS-Seminar! Einfach diesen Rücksender ausschneiden, ausfüllen und du bist dabei. (Falls Marke zur Hand, freuen wir uns, ansonsten übernehmen wir das Porto!)

Frage:

Wie viele Schüler_innen müssen jedes Jahr auf Grund eines Nicht Genügends eine Schulstufe wiederholen? Deine Antwort:

Zu Gewinnen gibt es:

22.000 Schüler_innen

1x IPod-Touch 10x Teilnahmen am SV StartUp 10x 30€ Büchergutscheine

35.000 Schüler_innen

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen

42.000 Schüler_innen

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syntax.aks.at Das österreichweite Magazin für kritische Schüler_innen

A

aks.at

Werde

er_in

prech Schuls

chule!

er S an dein

Hast du es auch satt, dass wir Schüler_innen in der Schule kaum mitbestimmen können, immer am kürzeren Ast sitzen und viel zu oft unfair behandelt werden? Hast du das Bedürfnis, an deiner Schule etwas zu verändern, die Interessen deiner Mitschüler_innen den Lehrpersonen gegenüber stark zu für eine starke Schüler_innenvertretung! vertreten und ihnen Gehör zu verschaffen? Möchtest du dich für Mitbestimmungsmöglichkeiten an deiner Schule einsetzen?

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Alle Infos findest du auf www.aks.at

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Dann werde doch Schulsprecherin bzw. Schulsprecher an deiner Schule!

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# Ich bin vorname, nachname

Kleb mir eine! (Falls Marke zur Hand)

adresse, plz, ort email

An die

Aktion kritischer Schüler_innen Bundeskoordination

telefon geb. dat., datum, schule, klasse

Ich will An einer Schulsprecher_innen-Hearingschulung teilnehmen Ein kostenloses Syntax-Abo

Für die Schüler_innenvertretung: SV-Toolbook (allgemeine SV-Broschüre)

Amtshausgasse 4, 1050-Wien AKS-Stuff

AKS-Wandkalender 10/11 Infos zu Schüler_innenzeitungen Weltfrieden

get active!

Infos über eure laufenden Aktivitäten

123 Fragen an das SchUG (Schulrechtsbroschüre)

einen Workshop an meiner Schule

Sozial-Broschüre (Beihilfen und Förderungen)

auf ein Seminar mitfahren

zu einem SV-Vernetzungstreffen kommen

eine Liste aller erhältlicher Materialien

Unterstützung bei einem SV-Projekt

aktiv werden

Materialien

zur Antirassismus Arbeit zu feministischer Arbeit zu Globalisierung zum Thema Homophobie zu Schule & Schulpolitik Folder: „Reiche Eltern für Alle“ Plakate: „Reiche Eltern für Alle“ Pickerl: „Reiche Eltern für Alle“


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