UNIVERSALIS Nr. 03

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UNIVERSALIS 03 // Dezember 2013 // www.alanus.edu

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Verortung

Grundeinkommen – was wäre wenn?

Seite 6 – 17 Über die Relevanz von Bildungs- und ­Schaffensräumen

Talent, Mut und Leidenschaft herausfordern

Seite 24 // Götz W. Werner und Sascha Liebermann erklären Seite 32 // Mappenkurs Bildende Kunst am Alanus Werkhaus


Wir danken Anna Lynn Dobslaw, Ga Eun Kim und Cedric Müller für die Verwendung der Fotografie auf der Titelseite dieser Ausgabe. Die Fotografie ist im Rahmen einer Studie zu „Skulptur und Landschaft“ während des LandArt-Projektes in Griechenland (S. 14) entstanden. Gemeinsam haben sie dort mit Stühlen verschiedene Raumsituationen ­untersucht. Ga Eun Kim und Cedric Müller studieren derzeit Bildhauerei an der Alanus Hochschule. Anna Lynn Dobslaw hat ihr Bildhauerei-Studium im September 2013 ­abgeschlossen.


Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Von Ort zu Ort: Wer für eine Weile an eine Bildungseinrichtung kommt, bringt in der Regel auch eine bestimmte Erwartung mit, was er dort vorfinden, was ihn bald umgeben wird. Wie uns ein solcher Ort dann schließlich empfängt, hängt aber entscheidend von seinen „Bewohnern“ ab. Speziell an einer Hochschule sind es vor allem die Wissenschaftler und Künstler, die mit ihrer Lehre, Forschung und Kunst der Einrichtung ihren Inhalt geben und die gemeinsam mit den Studenten und den weiteren Mitarbeitern den Gesamteindruck ausmachen. Eine Hochschule steht heute vor besonderen kulturgeschichtlichen Herausforderungen. Sie muss sich ganz anderen Aufgaben und Notwendigkeiten stellen als zur Zeit der Entstehung der Universitäten im Europa des 11. und 12. Jahrhunderts. Denn spätestens seit der Renaissance sehen wir den Menschen viel stärker in der Pflicht, sein Verhältnis zu sich, zur Gesellschaft, zur Welt und zu Gott selbst zu ordnen und so gewissermaßen zum „Designer“ seiner selbst, seines Lebens und seiner Umwelt zu werden. Der moderne Mensch ist im Beruf und in seinem Privatleben gefordert, sich seinen persönlichen Weg zu suchen und selbständig zu sein. Das ist unter den gegenwärtigen Studienbedingungen nicht leicht, denn die „neue“ Verschulung der Studiengänge zwängt die Studenten vielerorts in ein enges Raster von Veranstaltungen und Prüfungen, die wenig Raum ­lassen, sich auszuprobieren. Die Alanus Hochschule möchte, was ihr Bildungsverständnis betrifft, durchaus etwas Anderes sein. Sie will eben diesen Raum zur Entfaltung und zu Entdeckungen geben und dazu ermutigen zu entwerfen, zu verwerfen oder zu „übermalen“ um dem stets Vorläufigen des echten Bildungsprozesses seine Berechtigung zu lassen. Zwischen den Polen Kunst und Wissenschaft erschließt dieser Bildungsprozess ein Spektrum an Möglichkeiten – zur Skizze und zur Ausgestaltung, zu gegenseitiger Inspiration, zur ­eigenen Entfaltung und geistigem Halt – und erlaubt, Entwicklungsimpulse aufzunehmen, zu bearbeiten und schließlich selbst zu einer eigenständigen Form zu bringen. Dass dies nur im zwischenmenschlichen Austausch geschieht, bildet dabei den eigentlichen Reiz. Zu kommen, zu verweilen in die Auseinandersetzung zu treten und wieder in die Welt zu gehen, ist der Kreislauf, der der Institution die Chance gibt, sich immer wieder zu erneuern. Am Ende sind es doch die besonderen Menschen, die einen bestimmten Ort erst zu einem besonderen Lebens- und Entfaltungsraum werden lassen. Und so gestalten die Studenten, die sich hierauf einlassen, nicht nur ihren eigenen Bildungsprozess, ­sondern fordern auch ihre Dozenten stets neu auf, sich selbst immer wieder neu zu ­verorten und so den gemeinsamen Bildungsort entstehen zu lassen. „Verortung“ machen wir daher zum Thema dieser Ausgabe.

Ihr Prof. Dr. Marcelo da Veiga Rektor der Alanus Hochschule

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Inhalt

Der Ort

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Grundeinkommen – was wäre wenn?

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Talent, Mut und Leidenschaft herausfordern

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Inhalt

Inhalt Verortung 6 Der Ort 10 Bildung zur Selbstbildung

30 Kunsttherapie bei Brustkrebs­ patientinnen 31 Vom Klassenzimmer ins Physik-Journal Alanus-Professor entwickelt neue Methode für Forschung und Unterricht in der Physik

12 Neues Leben für alte Gebäude Mehr Raum für künstlerisches Arbeiten

13 Tänzer sind Magier für Räume Interview mit Andrea Heidekorn

14 Schauplätze, Standpunkte und Kunsträume Auf Studienexkursion mit vier Kunstprofessoren

16 Zweites Zuhause oder Stippvisite? Die Alanus Hochschule aus Sicht eines Vollzeitstudenten und einer Teilzeitstudentin

Alanus Werkhaus 32 Talent, Mut und Leidenschaft ­herausfordern Mappenkurs Bildende Kunst am Alanus Werkhaus

34 Das Prinzip 360° Das Weiterbildungsangebot für 2014 steht

Engagement 36 Sechzehn glückliche Gesichter Vergabe des Deutschlandstipendiums

Campus 18 Die Kunst des Hörens Architekturstudenten erweitern ihren akustischen Horizont

21 Grünes Klassenzimmer Ein interdisziplinäres Studentenprojekt

22 Nicht nach Plan zum Ziel Der Weg zu einer fertigen Ausstellung

Forschung

38 Von der Projektspende bis zur ­S tiftungsprofessur Vielfältige Formen des Engagements

Menschen 40 Janne Fengler – Eine Professorin, die Bildung zum Erlebnis macht Portrait

42 Vom Leihen und Lernen Absolventen erzählen

24 Grundeinkommen – Was wäre wenn? Götz W. Werner und Sascha Liebermann erklären

27 Eurythmie gegen Heuschnupfen

Der besondere Ort 43 Der rote Bauwagen

28 Sinn statt Gewinn Forschung am Institut für Sozialorganik

29 Kunst und Teilhabe Kooperation mit der Montag Stiftung

44 Kurz & Knapp 46 Terminvorschau

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DER ORT „Was sonst du warst, / das sagte dir Wotan: / was jetzt du bist, / das sage dir selbst!“ Diese Sentenz, der „Walküre“ entnommen, bezeugt die Aktualität Richard Wagners auch noch im Jahr seines 200. Geburtstages: Sie läutet die Epoche der Ortlosigkeit des Menschen und damit auch die der Ort-Suche ein. Diese Worte richtet der Göttervater Wotan an seine Lieblingstochter Brünnhilde, als er sie – bedingt durch die Zuspitzung eines schicksalhaften Geschehens, das er nicht mehr in der Hand hält – aus dem Kreise der Götter verstößt, verstoßen muss.


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Die physische und metaphysische Ortlosigkeit wurde unser Schicksal Die letzten hundertfünfzig Jahre der Menschheitsgeschichte des Abendlandes waren Jahre der Ortlosigkeit: Noch nie waren so viele Menschen umhergeirrt, noch nie waren so viele auf der Suche nach einem Ort des BleibenKönnens. Und diese Suche erfolgte nicht aus freien Stücken – sie wurde erzwungen. Im metaphysischen Sinne der Ortlosigkeit ist der moderne Mensch der Verstoßene, dem die überkommenen Traditionen keine geistige Heimat mehr sein können, im empirischen Sinne aber der durch die rohe Macht anderer Menschen Vertriebene.

Und so findet die Ort-Suche sowohl im metaphysischen wie im physischen Raum statt – und beide Suchbewegungen hängen aufs engste zusammen. Denn Ort meint nicht nur eine Stelle im Raum, den man durch Längenund Breitengrad bestimmen könnte – Ort meint ein Zuhause-Sein und ein HeimischWerden. In diesem Sinne kann auch eine Religion, kann eine Kunst, ja kann sogar ein einzelnes Kunstwerk oder ein Buch zum Ort werden. Zu einem Ort, den man mit sich herumtragen kann. So hat Heinrich Heine, ein Vertriebener, die Tora als das „portative Vaterland“ der Juden bezeichnet. Und Marcel Reich-Ranicki, der die Schrecken des Terrors im 20. Jahrhundert am eigenen Leib erfahren hat, konnte von sich sagen: „Auch ich habe ein portatives Vaterland – es ist die deutsche Literatur, die

deutsche Musik.“ Rilke hat angesichts der von ihm hellsichtig diagnostizierten technischen Verwüstung der Welt als einer der ersten die Ortlosigkeit des Menschen zum Ausgangspunkt seiner Dichtung gemacht. „Wo, o wo ist der Ort“, fragt er in den Duineser Elegien – um zu antworten: „- ich trag ihn im Herzen -...“

Die Katastrophen des 20. Jahrhunderts Überblicken wir das 20. Jahrhundert, so fallen sofort die vielen Vertriebenen, die Gefallenen und die Kriegsgefangenen auf. Offenkundig wird, dass im 20. Jahrhundert die Ortlosigkeit unser aller Schicksal wurde: 11,5 Millionen Deutsche waren es, die sich 1945 in Kriegsgefangenschaft befanden, dazu kamen noch 800 000 Zivilisten in Internierungslagern. Millionen wurden vertrieben, und nicht weniger als 300.000 Kinder sind in den Wirren des Krieges von ihren Eltern getrennt worden. Am anrührendsten sind hier wohl die Schicksale der sogenannten Wolfskinder, zumeist aus Ostpreußen stammend: Sie wurden durch die sich überstürzenden Ereignisse in den letzten Monaten des Krieges von ihren Eltern getrennt und hielten sich zunächst in Wäldern versteckt. Hatten sie Glück im Unglück, so wurden sie von litauischen Familien aufgenommen und erhielten litauische Namen; ihr Geburtsjahr konnte in den meisten Fällen nur geschätzt werden. „Ortlos“ kann auch heißen: unfreiwillig getrennt von Menschen, mit denen man gerne zusammen wäre. Sechs Millionen Deutsche haben ihr Leben im Zweiten Weltkrieg verloren, weltweit waren es unvorstellbare 50 Millionen. Und allein in Deutschland gin-


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gen in den Nachkriegsjahren des Zweiten Weltkrieges 17 Millionen Suchanfragen bei den zentralen Suchdienststellen des Roten Kreuzes ein. Nach diesen Vermissten wurde gesucht in Tages- und speziellen Suchdienst-Zeitungen, im Radio und in den Wochenschauen der Kinos. Noch heute gelten mehr als eine Million Verschollenen-Schicksale als ungeklärt.

Ortlosigkeit heute Bis heute haben wir die Ortlosigkeit nicht ablegen, einen Ort wie vor dem 20. Jahrhundert nicht wiederfinden können. Dieses hektischunbedachte Streben nach etwas, meist nach etwas Ungeprüftem und bei genauerem Hinsehen oft Unsinnigem, bestimmt die heutige Friedenszeit. Sind wir nicht alle ortlose Menschen geworden, displaced persons im weiteren und grundlegenderen, im metaphysischen Sinn des Wortes? Ist nicht unser Verkehrswesen mit den

vielen Toten und Versehrten ein sinnfälliges Zeichen für diese Ortlosigkeit? Und dann gibt es ja heute weltweit mehr displaced persons auch im engeren, im empirischen Sinne als in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. In Afrika vor allem. Hier sind es die Stammesfehden, welche die Menschen zu Flüchtlingen machen; aber auch das Suchen nach Wasser treibt viele von Ort zu Ort, nein, nicht von Ort zu Ort, sondern von Unort zu Unort, von Raumstelle zu Raumstelle. Bei alledem wollen wir, im hochtechnisierten Westen, die Augen davor verschließen, dass wir durch unser eigenes, die Erderwärmung forcierendes, energetisches und konsumorientierte Verhalten, dieses Herumirren und Suchen nach Wasser gehörig mitverschulden. Hat unsere heutige Ortlosigkeit womöglich damit zu tun, dass wir auch heute noch und

auf andere Weise eine Art von Krieg führen? Einen Krieg gegen die Natur und „Umwelt“ mit all den industrialisierten Ausbeutungssystemen, die wir entwickelt haben? Einen Krieg gegen die Kreatur, der wir ein artgerechtes Leben aufgrund unseres wahnwitzigen Hungers nach billigem Fleisch nicht mehr gönnen? Einen Krieg schließlich gegen uns selbst, da wir – nicht zuletzt auch durch diesen Fleischkonsum – uns krank und zu Tode fressen und zudem jährlich Zigtausende an Verkehrs­ toten, Verletzten und Versehrten zu beklagen haben? Rechnet man diese heutigen Zahlen für die nächsten Jahre weltweit hoch, dann sind Opferzahlen erreicht, die vor der Industrialisierung weder Krieg noch Seuche verursacht haben.

Günter Seubold // Professor für Philosophie und Kunsttheorie

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Bildung zur Selbstbildung Durch die Wiederbelebung der Bildungsidee der Sieben Freien Künste an der Alanus Hochschule werden die Studenten gefördert, sich selbst zu bilden und dazu ermutigt, ihren eigenen Weg in der Berufs- und Lebenswelt zu finden.

Zu den Zeiten, in denen Alanus ab Insulis (ca. 1120 – 1202) seinem Bildungsauftrag derart gründlich nachkam, dass man ihn als „doctor universalis“ bezeichnete, waren die sogenannten „Sieben Freien Künste“ ein prägender Bestandteil des Studienlebens. Sie trugen maßgeblich dazu bei, dass die „universitas“ als Ort umfassender Bildung ihren Namen zu

Recht tragen konnte. Wenn man Martin Heidegger zustimmt, dass Herkunft Zukunft bleibt, dann wird man womöglich im mittelalterlichen Bologna, in dem die erste freie Universität Europas gegründet wurde, auch Spuren finden, die einen Weg weisen, der den Bologna-Prozess unserer Tage auf ursprüngliche Weise weiterführt. Die Alanus Hochschule,

deren Namensgeber aus eben dieser lebendigen Vergangenheit stammt, ist ein Ort, an dem genau das versucht wird.

Artistenschule Dabei geht es freilich nicht darum, die damals üblichen sieben Fächer der „artes liberales“ wiederzubeleben, wenngleich Grammatik, Rhetorik, Logik, Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik auch heute noch von Relevanz sind. Es geht um den Anspruch einer ganzheitlichen Bildung, der mit dieser Bildungsidee verbunden ist. Das zeigt sich schon darin, dass der lateinische Begriff „ars“ nicht bloß Kunst, sondern auch Fertigkeit, Fähigkeit und Wissenschaft bedeutet, übrigens analog zur griechischen „techne“. Die Begegnung von Kunst und Wissenschaft ist denn auch eines der Hauptanliegen unserer Hochschule.


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Fahrzeugtechnik

Grundlagenforschung

Gartenbaukunst

In einem berühmten Vergleich hatte Alanus einst die freien Künste als Fahrzeug beschrieben, das von der Klugheit gelenkt wird, welche die Sinnesorgane einspannt, damit sie als Zugpferde agieren. Hoch auf demselben Wagen ist der Mensch dazu in der Lage, einen Bildungsweg zurückzulegen, der bis an die Grenzen seiner Welt reicht und damit sein volles Potenzial ausschöpft. Das Reiseziel bestand für den Doctor universalis keineswegs nur im Wissenserwerb, sondern vorrangig in der Tugend- bzw. Persönlichkeitsbildung. Diesen Fahrzeugcharakter hat auch das Studium an der Alanus Hochschule. Es ermöglicht Bildung zur Selbstbildung und hilft den einzelnen Studenten dabei, ihren eigenen Weg durch die vielgestaltige Bildungslandschaft zu finden.

Damit dient dieses Studium natürlich auch der Ausbildung, also der Vorbereitung auf die heutige Berufs- und Lebenswelt – allerdings in der Überzeugung, dass jeder darin seinen Ort frei zu finden hat und nicht bloß den funktionalen Stellenwert besitzt, der ihm von der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zugewiesen wird. Um ein Gespür für unsere gegenwärtige geschichtliche Situation zu bekommen, fördert beispielsweise das Studium Generale durch Grundlagenreflexionen die Einsicht, dass viele Standpunkte, auch die eigenen und die des Studienfaches, auf Setzungen beruhen und damit veränderbar sind. Der Boden bleibt fruchtbar, wenn man ihn umgräbt.

Herrad von Landsberg (ca. 1125 – 1195), eine Zeitgenossin des Alanus, hatte ihr Modell der freien Künste an den Paradiesgarten angelehnt. Gärten sind Orte, die dem Menschen freundlich gesonnen sind und seiner Sehnsucht nach Ursprünglichkeit, Ganzheitlichkeit und Wachstum entgegenkommen. Auch für die Alanus Hochschule kann der Garten ein fruchtbares Leitbild sein. Ich denke dabei allerdings weniger an Eden, als vielmehr an das Urban Gardening, das sich heute zunehmender Beliebtheit erfreut. Nicht jenseits der städtischen Lebenswirklichkeit, sondern mitten in ihr erschließt sich mit dem suburbanen Garten in Alfter ein offener Bildungsort, in welchem ­Alternativen kultiviert werden und wachsen können, auf deren Bewährung in anderen Bereichen wir gespannt sein dürfen.

Thomas Schmaus // Juniorprofessor für p­ hilosophische Anthropologie

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Kunst im Keller

Die Alanus Hochschule hat sich vergrößert und mit Ateliers des Bachelorstudiengangs Kunst-Pädagogik-Therapie ein ehemaliges Fabrikgebäude in Bonn bezogen.

Neues Leben für alte Gebäude 850 Quadratmeter Atelierfläche, umgeben von Laubbäumen und ehemaligen Fabrikgebäuden am Rande von Bonn: Seit dem Herbstsemester 2013 studieren auf dem einstigen Gelände des französischen Chemiekonzerns Arkema die Studenten des Bachelorstudiengangs KunstPädagogik-Therapie (KPT). Das Gebäude, das auf dem insgesamt 60.000 Quadratmeter großen Industriegelände benutzt wird, bietet den drei Jahrgängen des Studiengangs genügend Platz für Ateliers, eine Druckwerkstatt und Büros der Professoren. „Alle sind hier unter einem Dach. Man erfährt, woran die anderen Jahrgänge grad arbeiten. Das gefällt mir“, erzählt Bini Rheinbay. Sie studiert erst seit wenigen Wochen an der Alanus Hochschule und ist von der Atmosphäre im Studiengang und

der Arbeitsumgebung in den neuen Ateliers begeistert. Sie will mit Kunst und Menschen arbeiten – ob im therapeutischen oder pädagogischen Bereich weiß sie noch nicht genau. Diemut Schilling, Professorin für Zeichnung und Druckgrafik, versteht den sechssemestrigen Bachelorstudiengang als Antwort auf das aktuelle Schulsystem: „Die Studienanfänger werden immer jünger, die Berufswahl mit 18 Jahren halte ich für zu früh. KPT verschafft den Studenten Freiräume: Mit theoretischem Wissen, praktischen Erkenntnissen und drei Jahren mehr Lebenserfahrung können sie nach dem Bachelorabschluss entscheiden, ob sie später als Kunsttherapeut oder Kunstlehrer arbeiten wollen und welchen Masterstudiengang sie dementsprechend studieren möchten.“

Außer vier großen Atelierräumen, in denen bis zu neun Studenten einen Arbeitsplatz haben, ist auch ein Seminarraum geplant. Der weiß getünchte Keller, der fast so groß wie die Atelierfläche ist, soll sowohl für Ausstellungen als auch als Werkzeugraum und Archiv genutzt werden. Einen Monat nach Einzug haben jedoch erst einmal KPT-Studenten die Kellerräume für sich eingenommen und nach Motiven gesucht, die sie großformatig abmalen können. Juliane Witton hat eine abgeblätterte Wand entdeckt, die sie mit Pinselstrichen gewissenhaft in schwarzen, weißen und grauen Schattierungen auf Pappe bringt. Der industrielle Charme des Geländes inspiriert sie. Witton hatte bereits an einer staatlichen Universität Kunstpädagogik studiert, bevor sie zur Alanus Hochschule wechselte. Sie ist sich sicher, dass sie mit KPT nun den richtigen Studiengang gefunden hat: „Das Konzept überzeugt mich. Auch wenn ich inzwischen weiß, dass ich Kunsttherapeutin werden will, helfen mir die pädagogischen Inhalte, mich weiter zu bilden.“

Nähe zu den anderen AlanusStandorten Vom Campus II an der Villestraße ist der neue Standort gut zehn Minuten mit dem Fahrrad entfernt. Für das Studium Generale sowie fachspezifische Theorieveranstaltungen fahren die Studenten immer noch zurück nach Alfter und treffen dort auch die anderen Studenten. Einige freie Räume auf den neuen 850 Quadratmetern in Bonn gibt es noch. Auch der Mas­terstudiengang Kunsttherapie bezieht dort ein Atelier. Dafür müssen noch unzählige Staffeleien, Blöcke und Unterrichtsmaterialien verladen werden.


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Tänzer sind Magier für Räume

Interview mit Andrea Heidekorn über Verortung in der Eurythmie

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Frau Heidekorn, inwieweit spielen der Raum und die eigene Position im Raum eine Rolle in der Eurythmie? Merce Cunningham, ein sehr großer Tänzer des letzten Jahrhunderts, hat sinngemäß gesagt: „Da, wo der Tänzer steht, ist der Mittelpunkt der Welt.“ Wir schaffen als Tänzer einen Raum. Das kann ein physischer Raum sein. Ich kann mich auf den Fußboden, die Decke, die Wände beziehen. Der reale physische Raum wird anders, wenn ich mich darin bewege. Ich kann auch einen Kräfteraum erzeugen, so dass man zum Beispiel plötzlich das Gefühl hat, es wird dunkel – es verändert sich aber äußerlich nichts. Oder einen emotionalen Raum, voll Hass, Angst, Verfolgung. Oder ich erzeuge einen mentalen Raum, das ist ganz extrem bei der apollinischen Eurythmie, wo wir sogar grammatische Strukturen im Raum sichtbar machen. Und der Zuschauer ist reingezogen in diesen Raum. Wir sind als Tänzer also eigentlich Magier für Räume.

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Und was hat das wiederum mit unserem Thema „Verortung“ zu tun? Für mich ist der erste und einzige Ort, der wirklich mir gehört, mein Körper. Da, wo ich sitze, kann kein anderer sitzen. Durch die Beschäftigung mit Anthroposophie habe ich gemerkt, dass man von mehreren eigenen Körpern sprechen könnte – eben nicht nur der rein physischen Ebene, sondern auch von anderen Dimensionen. Und die Eurythmie ist eine Bewegungsform, die mit allen diesen Körpern tanzt. Mit der Eurythmie helfe ich Menschen, sich zu verorten. Es ist eine Art Geburtshilfe in die eigene Biographie.

Performance von Andrea Heidekorn „mein kostbarstes, mein letztes hemd“, Unkel 2013

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Also Verortung auch im Sinne von Identitätsfindung? Ja, total. Sozusagen in Schichten – mental, emotional, körperlich und energetisch. Das machen wir in der Eurythmie: eine sehr differenzierte, vieldimensionale Verortung.

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Der Einzelne steht aber nie allein, sondern bewegt sich in seinem Umfeld, oder? Genau. Aber wenn man seinen eigenen Raum definiert, merkt man plötzlich, wie der Raum um einen herum ist und beginnt ihn zu verändern. Man merkt, was um uns herum ist, was zwischen uns entsteht. Der Zwischenraum ist

in der Ensemblearbeit das Wichtigste – Enge, Weite, Verdichtung, Dynamik; aneinander vorbei, durcheinander durch. An diesen energetisch ganz verschiedenen Raumkonzepten kann man soziales Leben studieren. Man begreift Beziehungen und Gedankengänge auch anders, wenn man versucht, sie zu tanzen, und man versteht Menschen anders.

Andrea Heidekorn // Professorin für Eurythmie mit Schwerpunkt Sozialeurythmie

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Schauplätze, Standpunkte und Kunsträume Vier Orte, vier Kunstprofessoren mit ihren Studenten und (mindestens) vier künstlerische Ansätze und Haltungen: Schlaglichter auf Studienreisen, die der Fachbereich Bildende Kunst 2013 unternommen hat.

Künstler als Katalysatoren in Südafrika Künstlerisch zu handeln bedeutet für Kunstprofessorin Ulrika Eller-Rüter, Leben und Gemeinschaft zu gestalten. Mit Künstlern und Studenten der Bildenden und Darstellenden Kunst sowie mit dem Musiker Friedemann Geisler bot sie künstlerische Kurse für Kinder aus Townships bei Stellenbosch und McGregor­ an und machte eine Wandmalerei-Aktion. Die Ortswahl war nicht beliebig: Die Künstler wurden an diese virulenten Punkte eingeladen, um dort nach einer „Anamnese“ künstlerische Impulse für den Ort zu entwickeln und diese gemeinsam mit den Menschen umzusetzen. Dadurch sollten ethnische und soziale Grenzen aufgehoben und die Wirkung von Kunst auf den Einzelnen und den sozialen Kontext unmittelbar erfahrbar werden. Von dort haben die Künstler viele existenzielle Erfahrungen in ihre Ateliers mitgenommen.


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Am Stein Künstler werden, ­Norwegen

Radikale Offenheit für den Prozess in Thermi, Griechenland

Selbstbegegnung durch Ortsbegegnung in Becˇkov, Tschechien

Stein ist ein massives Material, das Künstlern viel abverlangt. Der Stein fordert Kraft und Ausdauer, Zeit und Geduld, um ihn in eine Skulptur zu verwandeln. Über eine lange Zeit hinweg muss man sich dem künstlerischen Prozess hingeben und aussetzen. Diese grundlegende Erfahrung künstlerischen Arbeitens machten auch wieder die diesjährigen Bildhauereistudenten des ersten Studienjahres während des Steinsymposiums in Norwegen mit Bildhauereiprofessor Andreas Kienlin. Aus einem Steinbruch vor Ort suchten sie sich ihre Steine aus und erschafften aus ihnen Skulpturen. Sie probierten dabei sowohl eine eher impressionistische als auch konzeptionelle Herangehensweise aus. Ihre Ideen konnten abseits vom Alltag in Ruhe reifen und Form annehmen, denn Stein ist von Eile unbeeindruckt. Die dort entstandenen Werke sind bis Juni 2014 im Bundesrechnungshof in Bonn zu sehen.

An einen unbekannten Ort gehen, sich ihm ausliefern, ihn wahrnehmen, mit ihm spielerisch umgehen – und dabei in einen künstlerischen Prozess eintauchen: Bildhauereiprofessor Jochen Breme hatte auch bei dem diesjährigen LandArt-Projekt kein künstlerisches Ergebnis vor Augen, als er mit 20 Bildhauereistudenten für vier Wochen auf die D’Litzas Eco Farm in Thermi reiste. Wichtig war ihm, dass sich die Studenten ganz und gar auf den Ort, die spezifische gesellschaftliche Situation in Griechenland und den künstlerischen Prozess einlassen. Vollkommen offen war zunächst, ob dabei Performances, Installationen, minimale Interventionen oder Objekte entstehen. Vielmehr lag der Fokus darauf, mit dem jeweils eigenen Blick und den eigenen Mitteln den Ort zu gestalten und zu pflegen. Gemeinsame Reflexionen über die künstlerischen Ansätze, Gespräche und Übungen sowie den Austausch mit den Gastgebern und Künstlern der Kunstakademie Thessaloniki bildeten den Rahmen für das freie künstlerische Schaffen.

Malereiprofessor Uwe Battenberg reiste mit acht Studenten in die Einsamkeit des Riesengebirges. Im Gepäck hatten sie Fragen wie: Was ist „richtiges“ Zeichnen? Wie geht man mit Bekanntem in der Fremde um? Was bedeutet Ortsbezug? Weder Menschen, Sehenswürdigkeiten noch Internet schafften Zerstreuung; die Reise entwickelte sich zu einer Begegnung mit dem Selbst durch die Konfrontation mit dem Ort. So ging es im Wanderzeichnen bei Regen nicht darum, das Gesehene abzuzeichnen, sondern das eigene Erleben der Orte zeichnerisch wiederzugeben. Die Künstler verorteten sich in der Gegend und die Gegend in ihren Erfahrungen und künstlerischen Themen: „Man bekommt, was man erwartet, nicht, was man sieht“ – dieser Gedanke von Ronald B. Kitaj wurde zum Motto. Sichtbar konnte die eigene Einseitigkeit werden, die das Potenzial hat, zu besonderer Qualität zugespitzt zu werden.

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Zweites Zuhause oder Stippvisite? Der Studienort ist ein wichtiger Teil der eigenen Biografie. Er ist verbunden mit Begegnungen, Gebäuden, Gefühlen und besonderen Momenten. Wie jeder Ort prägt er die Menschen, die sich dort aufhalten – bei einem Vollzeitstudium anders als bei einem Studium in Teilzeit. Ein Gespräch mit dem Schauspielstudenten Konstantin Hertel, der nahezu immer an der Hochschule ist, und Irina Schweizer, die parallel zum Alltag als Erzieherin und Mutter das Fach Kindheitspädagogik studiert.

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Frau Schweizer, Herr Hertel: Wie viel Zeit verbringen Sie in etwa an der Alanus Hochschule? Hertel: Gefühlt mehr Stunden als der Tag hat, im Grunde genommen von morgens bis abends. Wenn ich keinen Unterricht habe, nutze ich die Räume für selbständiges Üben. Schweizer: Ich bin etwa zehn Wochenenden pro Jahr hier und eine Blockwoche pro Semester, also von Freitag bis Freitag.

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Zwischen welchen verschiedenen Orten bewegt sich Ihr Leben denn derzeit? Hertel: Am Anfang habe ich noch in Köln gewohnt. Aber dann habe ich gemerkt, dass ich nur noch zum Schlafen nach Hause komme. Jetzt bewegt sich mein Tag zwischen meiner Wohnung in Alfter-Oedekoven und der Hochschule, also den Schauspielräumen oben auf dem Berg (= Campus I, Anm. d. Redaktion). Schweizer: Ich habe im Gegensatz viele Ortswechsel. Meine Familie, meine Arbeitsstelle und dann die Alanus Hochschule. Das ist wie ein Dreieck, in dem ich mich bewege. An der Hochschule bin ich immer unten (= Campus II, Anm. d. Redaktion) im gleichen Seminarraum.

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Und wo ist der Ort, an dem Sie lernen? Hertel: Als Schauspieler ist man auf die Räume angewiesen. Zuhause geht das nur bis zu einem gewissen Punkt, wenn man an einer Rolle arbeitet. Man braucht den Platz, die Kostüme, die Requisiten. Da steige ich auch am Sonntag aufs Fahrrad und fahre den Berg hoch. Schweizer: Bei uns ist die Zeit hier eher wie ein Appetizer. Wir bekommen Anregungen und zum Glück auch eine Literaturliste. Und dann geht’s wieder nach Hause und da vertiefen wir das dann. Weil die Distanzen zwischen unseren Wohnorten so groß sind, können wir auch keine Lerngruppen bilden. Deshalb sitze ich, vor allem wenn es um Endergebnisse wie die


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Verschriftlichung einer Hausarbeit geht, alleine im Wohnzimmer und lerne. Hertel: Das funktioniert bei uns nicht. Wir können die Sachen nicht mit uns alleine ausmachen. Wir sind auf das Feedback der anderen angewiesen. Das ist ein ständiges Arbeiten miteinander an einer Sache.

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Wenn Sie an der Hochschule sind, wo halten Sie sich dann gerne auf? Gibt es einen besonderen Ort für Sie? Hertel: Wir haben einen Kostüm-Fundus, da gibt es eine kleine Küche mit Sofa. Das ist ein intimer, isolierter Raum für die Schauspielstudenten. Da bin ich oft, um mir was zu essen zu machen, aber auch, um Leute zu treffen, zu quatschen. Schweizer: Ich liebe die Mensa. Da ist so eine angenehme Atmosphäre – eine schöne Mischung aus Essen, Kommunikation, Gemütlichkeit, aber auch Emsigkeit.

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Fühlen Sie sich denn heimisch an der Alanus Hochschule, ist das eine Art zweites Zuhause? Hertel: So viel Zeit, wie ich hier verbringe, klar. Ich koche hier. Irgendwie sagt man ja auch „da wo du kochst, ist dein Zuhause“. Wenn Freunde oder Familie zum ersten Mal zu Besuch kommen und begeistert sagen: „Hier würde ich aber auch gerne studieren“, dann wird einem erst klar, dass dieser Ort etwas Besonderes ist. Wenn man jeden Tag hier ist,

kriegt man das gar nicht immer so mit: Die ganz eigene Atmosphäre, auch die Aussicht runter ins Tal bei klarem Wetter. Schweizer: „Heimisch“ könnte ich jetzt schwer sagen. Ich bin in einem anderen Bundesland, weit weg von Zuhause und auch noch gar nicht so lange hier. Aber ich fühle mich sehr, sehr wohl. In diesem Gebäude kann man sich wohlfühlen, mit den Dozenten und auch mit der Gruppe.

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Gibt es Erlebnisse oder tolle Momente, die Sie mit der Alanus Hochschule verbinden? Hertel: Ich liebe die Endprobenphase von Projekten. Die heiße Phase, wenn alles sehr konzentriert ist. Wenn man bis in die Nacht an dem Projekt feilt und alles auf den Punkt bringt. Schweizer: Wir sind in der Gruppe ganz bunt gemischt, aus waldorfpädagogischen, kirchlichen und städtischen Einrichtungen. Und ich finde es so spannend, was aus den verschiedenen Richtungen, von meinen Mitstudenten kommt. Es ist schon etwas Besonderes, dass sich alle Richtungen so fachlich kompetent und zugewandt austauschen.

dass die Zeit hier zu Ende geht. Und manchmal frage ich mich dann wieder, wie lange es noch dauern soll, bis ich endlich meine eigenen Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt machen kann. Schweizer: Ich habe meinen Beruf, ich brauche das Studium nicht als grundsätzliche Ausbildung, um Geld zu verdienen. Ich sehe das für mich als Weiterbildung, so dass ich in neue Berufsfelder gehen kann. Hertel: Bei uns kommt noch dazu, dass ich nicht weiß, was nach dem Studium passiert. Es kann mich nach Hamburg verschlagen oder nach München, die Bewerbungen gehen quer durchs ganze Land. Das ist manchmal ein merkwürdiges Gefühl. Schweizer: Ihr habt so eine Offenheit. Meine Arbeitsstelle gibt mir natürlich eine Sicherheit, aber auch eine Einschränkung. Eine gewisse Vorstrukturierung ist schon da, auch dadurch, dass ich familienmäßig anders verankert bin. Ich möchte noch eine Zeit lang weiter machen, wo ich jetzt bin, und dann teilweise in eine Dozententätigkeit.

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Sie sind beide im Leben ganz anders „verortet“. Was bedeutet die Zeit an der Alanus Hochschule für Ihr Leben? Hertel: Ich denke einerseits oft, ich will noch weiter studieren, weiter lernen, will gar nicht,

Konstantin Hertel // geb. 1987, lebt in Alfter, studiert im 5. Semester Schauspiel Irina Schweizer // geb. 1973, lebt im badenwürttembergischen Geislingen, ist Mutter von einer 15-jährigen Tochter, arbeitet als Waldorferzieherin und studiert im 2. Semester berufsbegleitend Kindheitspädagogik

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Die Kunst des Hรถrens Architekturstudenten erweitern ihren akustischen Horizont


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Kunstprojekte spielen bei der Ausbildung zukünftiger Architekten­ ­an der Alanus Hochschule eine wichtige Rolle. Bei „sonotopia“ loten Architekturstudenten die Möglichkeiten und Qualitäten von Klang im Raum aus und setzen ihre Erkenntnisse künstlerisch um. „Das Hören ist eine Qualität, die in der Architektur oft vernachlässigt wird“, erklärt Willem-­ Jan Beeren, Professor für Architektur und Kunst im Dialog. Gemeinsam mit der Klangkünstlerin Christina Kubisch und acht Architekturstudenten sitzt er in einem lichtdurchfluteten Seminarraum der Alanus Hochschule. Heute ist der Auftakt des Projekts „sonotopia“, das Beeren und Kubisch leiten. „Wir Architekten arbeiten visuell orientiert. In diesem Projekt haben wir die Chance, uns intensiv mit Klang auseinander zu setzen“, verdeutlicht der Professor. Nach einem Seminar zu Klangkunst und Aufnahmetechniken sollen die Studenten während des Sommers Ideen für audiovisuelle Installationen entwickeln. Christina Kubisch erläutert die thematische Vorgabe: Der Rhein und die ihn umgebende Landschaft. Dabei sollen die Kontraste von visueller und akustischer Wahrnehmung berücksichtigt werden. An einem Tisch an der Seite sitzt Paula Kurz. Sie wirkt neugierig aber auch etwas orientierungslos, als sie nach dem Seminar umfangreiche Notizen in ihrem Rucksack verstaut. „Ich bin nicht besonders technikaffin und keine Künstlerin. Für mich ist das eine echte Herausforderung“, sagt sie nachdenklich. „Aber ich freue mich darauf, frei an ein Thema heranzugehen. Ohne die vielen Vorgaben, die Architekturprojekte oft mit sich bringen.“

Eine akustische Bahnreise Wochen später sitzt Paula in der Bonner Stadtbahn. Seit drei Stunden pendelt sie zwischen Bertha-von-Suttner-Platz und Adenauerplatz. Auf grün gepolsterten Sitzen über die Kennedybrücke und wieder zurück. Bestimmt zehn Mal hat die Studentin die Strecke über den Rhein bereits zurückgelegt. In ihren Ohren:

In-Ear-Mikrofone, die aussehen wie gewöhnliche Kopfhörer. Sie lauscht konzentriert dem Treiben in der Bahn, das die Mikrofone aufzeichnen. Paula sammelt akustische Eindrücke für ihren Beitrag zu sonotopia 2013. Gestern hat der abschließende Workshop begonnen. Täglich arbeiten die Studenten jetzt an ihren Werken. Am Ende der Woche findet eine Ausstellung der Ergebnisse in der ehemaligen Kirche St. Helena in der Bonner Innenstadt statt. Dort treffen sich alle Beteiligten morgens und nachmittags, tauschen sich aus und verfolgen unter der Leitung von Christina Kubisch ihre Projekte.

Kamerafahrt unter Wasser Zwei Tage später steht Paula mit Jan Verbeek, Video-Assistent von Christina Kubisch, am höchsten Punkt der Kennedybrücke. Die technischen Möglichkeiten des Equipments haben Paulas Ideenspektrum erweitert: „Jetzt, wo ich weiß, dass wir eine wasserdichte Kamera haben, möchte ich Unterwasseraufnahmen integrieren.“ Die Autos rauschen vorbei, am Horizont eröffnet sich am strahlend blauen Himmel der Blick auf das Siebengebirge. Der Einfluss des Klanges auf die Wahrnehmung der Landschaft zeigt sich aufdringlich. Die Kamera bewegt sich an weißen Schnüren abwärts. Paula verfolgt das mit angespanntem Gesichtsausdruck. „Wenn jetzt ein Schiff kommt, könnte es knapp werden.“ Die Kamera dreht sich unkontrolliert um die eigene Achse. An der Wasseroberfläche angelangt, schwimmt sie, statt unterzutauchen. Als Paula die Kamera wieder in den Händen hält, sieht sie trotzdem optimistisch aus. „Immerhin wissen wir jetzt, dass die Kamera der Strömung standhält – und die Tonqualität scheint auch in Ordnung

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zu sein.“ Die Bilder, welche die kreisende Kamera aufgenommen hat, sind unbrauchbar. Ein neuer Versuch mit einer stabileren Schnur und einem Gewicht an der Kamera ist erfolgreicher.

Stunden sollen zu Minuten werden Am vierten Workshoptag sitzt Paula vor ihrem Laptop. Sie klickt sich durch unzählige Dateien mit Tönen und Bildern. Die Bahn von innen, Sonnenstrahlen, die durch graugrünes Rheinwasser tanzen, blecherne Lautsprecherdurchsagen und dumpfe Unterwasserakustik. „Daraus möchte ich eine virtuelle Bahnfahrt mit einem tagtraumähnlichen Ausflug in das Wasser des Rheins zusammenstellen.“ Nicht länger als fünf Minuten soll der Film dauern. Paula scheint ein wenig überfordert zu sein. „Gerade habe ich das Gefühl, den Überblick zu verlieren.“ Noch zwei Tage bis zur Vernissage. Das Filmmaterial ist geschnitten. Trotz vieler

offener Fragen wirkt Paula ruhig und souverän. „Jetzt müssen wir entscheiden, über wel-

rieren“, erklärt Paula. Sehr zufrieden ist sie mit dem Ort, an dem sie ihre Installation platziert

che Kanäle wir Film und Ton präsentieren und an welcher Stelle die Werke platziert werden, damit sie gut korrespondieren“, fasst sie die nächsten Schritte zusammen. Aber erst einmal macht sich die Studentin auf den Weg zu den Bonner Stadtwerken, um alte Bahnsitze zu organisieren. Darauf sollen die Besucher Platz nehmen, wenn sie sich den Film ansehen. „So kann man noch besser in das Bahn-Gefühl eintauchen“. Paula grinst. „Fehlt nur noch der bahntypische Geruch nach Huba Buba und altem Öl – aber den Geruchssinn lassen wir außen vor.“

hat: „Hier, zwischen ehemaligem Altar und Kirchenwand entsteht genau die nötige Enge, die man aus der Bahn kennt, wo man sich irgendwie immer zu nah ist.“ In einer Stunde beginnt die Vernissage. Jetzt ist das Zusammenspiel aller Werke in dem großzügigen Raum zu erleben, der in seinem reduzierten Stil der 50er Jahre kaum an die Nutzung als Kirche erinnert. Videoinstallationen kontrastieren die Idylle des Rheins mit der städtischen Klangkulisse, Fotografien laden per Audio-Guide zu einem akustischen Spaziergang ein und in einer Nische ist eine Klangcollage aus Geräuschen vom Rheinufer zu hören. Und hinter dem Altar das Werk von Paula und Jan: Hier können sich die Besucher dem großen Strom aus der Perspektive eines Bahnpassagiers zu nähern. „Die Beiträge ergänzen sich sehr gut und bilden ein stimmiges Ganzes“, findet Paula und man sieht ihr die Freude darüber an. Zwei Stunden später steht sie strahlend vor dem gut besuchten Ausstellungsraum. „Ich bin total erleichtert. Es ist schön zu sehen, dass die Ausstellung gut ankommt.“ Morgen fährt sie in den Urlaub, an einen See. „Ich bin schon gespannt auf die Akustik dort. Das Projekt hat meinen akustischen Horizont definitiv erweitert.“ Man darf gespannt sein, wie sich das in den zukünftigen Entwürfen der angehenden Architektin zeigt.

Eine audiovisuelle Ausstellung Der Ton wird schließlich über Kopfhörer eingespielt. „Dadurch werden die Geräusche der anderen Installationen hier im Raum gedämpft und man kann sich ganz auf den Film konzent-

sonotopia sonotopia 2013 ist bereits der zweite Studentenworkshop, den der Fachbereich Architektur der Alanus Hochschule im Rahmen des Projektes „bonn hoeren“ ausrichtet. Wie schon bei sonotopia 2012 arbeiten die Studenten unter der Leitung des von bonn hoeren jährlich ernannten Bonner Stadtklangkünstlers und Willem-Jan Beeren, Professor für Architektur und Kunst im Dialog an der Alanus Hochschule. Im Juni 2014 findet ein internationales Klangkunstfestival von bonn hoeren mit sonotopia 2014 statt. sonotopia 2013 wurde realisiert mit freundlicher Unterstützung durch Kreuzung an Sankt Helena – ein Dialograum für christlichen Kult und zeitgenössische Kultur e.V. „bonn hoeren“ ist ein Projekt der Beethovenstiftung für Kunst und Kultur der Bundesstadt Bonn in Zusammenarbeit mit der Alanus Hochschule, Beethovenfest Bonn, Stadt Bonn, Kunstmuseum Bonn, Initiative Hören, Ensemble MusikFabrik, Universität Bonn – Abteilung für Musikwissenschaft /Sound.


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grünes Klassenzimmer Gemeinsam zum Ziel – in „Tandem-Projekten“ erarbeiten BWL-Studenten mit Kommilitonen künstlerische Aktionen. Ein Team entwickelte ein Outdoor-Klassenzimmer für eine Bonner Schule. Bei jungen Menschen ein Bewusstsein für Umwelt und Nachhaltigkeit wecken – dieses Anliegen motivierte Katharina Grube zu dem Projekt „Das grüne Klassenzimmer“. Die BWL-Studentin konzipierte mit der Schülervertretung des Aloisiuskollegs in Bonn-Bad Godesberg ein Outdoor-Klassenzimmer. Mit vielen helfenden Händen sowie Sach- und Geldspenden ist das Klassenzimmer im Sommer Realität geworden.

Vom Kiesplatz zum Klassen­ zimmer Mit von der Partie waren ein Architekturabsolvent der Alanus Hochschule und ein Landschaftsgärtner, die einen 250 Quadratmeter großen, ungenutzten Kiesplatz in einen begrünten Lernort im Freien verwandelten. Eine Kindheitspädagogikstudentin beriet, wie der Ort für verschiedene Unterrichtsmethoden genutzt werden kann. Gesessen wird auf 31 regional abgebauten Grauwacksteinen. Eine Hecke und Hainbuchen umgeben das Klassenzimmer

und sorgen für die nötige Ruhe. Im Nutzgarten mit Kräuterbeet, Insekten-Waben und VogelNistkästen können die Schüler Natur praktisch erleben. Während heißer Sommertage ist der Ort bei Schülern und Lehrern sehr beliebt. Die Idee entwickelte Grube gemeinsam mit ihrer Schwester aus der Schülervertretung des Aloisiuskollegs. Ihr Anliegen war es nicht nur, ein neues und natürliches Lernumfeld für die Schüler zu schaffen, sondern diese auch zu motivieren, selbst die Initiative für Projekte zu übernehmen. „Wir wollen zeigen, dass man mit Engagement und guten Ideen etwas bewegen und erreichen kann“, erklärt Grube. Die Lehrer- und Schülerschaft sowie der Rektor stehen hinter dem Projekt. „Nach einiger Skepsis zu Beginn haben uns die Idee und vor allem die Begeisterung der beteiligten Jugendlichen schnell angesteckt und überzeugt. Das Ergebnis rechtfertigt das Vertrauen: Das grüne Klassenzimmer ist toll, ein neues Schmuck-

stück im Aloisiuskolleg“, sagt Pater Johannes Siebner, Rektor des Aloisiuskollegs. Neben Alnatura, Biogarten und Weleda, Partnerunternehmen des Fachbereichs Wirtschaft der Alanus Hochschule, und dem Aloisiuskolleg haben unter anderem die BB Bank und die Stiftung Ignatianische Jugendpastoral die Entstehung des grünen Klassenzimmers mit Spenden unterstützt.

Die Tandem-Projekte Der Bachelorstudiengang Betriebswirtschaftslehre integriert Kunstmodule, die der Bildung berufsrelevanter Handlungskompetenzen dienen und auf Managementaufgaben vorbereiten. Wichtige Lernfelder stellen die „TandemProjekte“ dar. Hier erarbeiten BWL-Studenten mit Kommilitonen gemeinsam künstlerische Aktionen. „Wenn es gelingt, dass Studierende verschiedener Disziplinen sich auf Augenhöhe begegnen, sich gegenseitig inspirieren und voneinander lernen, entwickelt sich neues Potenzial“, meint Sandra Freygarten, Professorin für Kunsttransfer an der Alanus Hochschule, die für die Konzeption und Lehre der künstlerischen Module im BWL-Studiengang verantwortlich ist und das Projekt betreut hat.

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Nicht nach Plan zum Ziel

Eine Ausstellung ist ein Höhepunkt im Laufe eines Kunst­ studiums und ein Abenteuer dazu. Die Bildhauereistudentin Christiane Wien ließ sich über die Schulter blicken.

An einem Spätsommertag schiebt Christiane­ Wien in ihrem Atelier eine prall-gefüllte Latex-­ Form mit kugelförmigen Ausbuchtungen hin und her. Federn schweben aus einer noch offenen Naht – deren Leichtigkeit steht ganz im Kontrast zu der an Haut erinnernden Oberfläche des Latex-Objektes. „Vielleicht komme ich jetzt auf eine neue Idee“, lacht sie und drapiert konzentriert weiter. Die gebürtige BadenBadenerin, die für das Studium aus Hamburg nach Alfter gezogen ist, steckt mitten in der Vorbereitung für ihre erste öffentliche Ausstellung: Mit acht anderen Bachelor- und Masterstudenten der Bildenden Kunst präsentiert sie in vier Wochen ihre Arbeit im Künstlerforum Bonn. Bis dahin ist noch viel zu tun: Ihre Arbeit wird sie weiterentwickeln, Einladungskarten müssen erstellt und die Pressearbeit koordiniert werden, der Transport will geplant, die Ausstellung kuratiert und für die Vernissage müssen Getränke besorgt werden.

Christiane wollte sich unbedingt bei der gesamten Organisation einbringen: „Ich will lernen, wie das alles funktioniert“, sagt sie und zeigt ein Modell vom Ausstellungsraum. Die Studenten haben es gebaut, um gemeinsam mit ihren Professoren zu überlegen, wo die einzelnen Werke stehen könnten. Ihre Arbeit ist für das Obergeschoss vorgesehen: Eine Steinskulptur aus Larvikit, die sie 2012 während des Steinsymposiums in Norwegen begonnen hat. Diese will sie kombinieren mit Latex-Objekten, um dem gespannten, harten und kalten Stein etwas entgegenzusetzen und so die Skulptur weiterzuentwickeln. Die ersten Latex-Häute habe sie von der Steinskulptur schon vor einigen Monaten abgezogen. Für die Ausstellung möchte sie nun diese Häute weiterverarbeiten: Sie nähte einen Prototyp in der Form der Skulptur mit grobem Garn zusammen und füllte ihn mit Federn. „Mir gefällt die ganz andere Wirkung: Die Objekte haben etwas Menschliches.“

Auf einem Bock in ihrem Atelier lagern schon zehn andere Latex-Abzüge. Daneben ruht der schwere Stein, auf dem bereits die nächste Schicht Latex seit 24 Stunden trocknet. Gleich wird sie sie abziehen und das Material sofort einpudern, damit es nicht aus Versehen zusammenklebt. Aufregend sei es, denn die Arbeit verlangt, dass sie sich ganz und gar auf sie einlässt. „In 14 Tagen muss ich wissen, was ich mit diesen Formen machen möchte. Wenn nicht, dann brauche ich eine andere ­Lösung für die Ausstellung.“

Auf den Prozess einlassen Zwei Wochen später sitzt sie vor ihrem Atelier in der Sonne und näht die Latex-Abzüge mit schwarzem Garn zusammen. Lachend erzählt Christiane, dass sie vor wenigen Tagen erfahren hat, dass ihre Steinskulptur nicht im Künstlerforum ausgestellt werden kann: „Es


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Viele einzelne Schritte führen zu einer Ausstellung: Das Modell des Ausstellungsraumes, die Arbeit am Kunstwerk und der Aufbau in den Ausstellungsräumen.

sind maximal 100 Kilogramm pro Quadratmeter erlaubt. Mein Stein wiegt 500 Kilogramm.“ Erst sei es gar nicht schlimm gewesen, dass sie sich von der Idee trennen musste, ihre Steinskulptur auszustellen. Doch dann verstärkte sich ihr Gefühl, dass der Stein notwendig ist für das Verständnis der Arbeit. Die kantige Form der mit Federn gefüllten LatexKissen ließe sich nicht ohne ihn herleiten. „Ich steckte fest und fragte schließlich meinen Professor Jochen Breme um Rat.“ Gemeinsam überlegten sie im Atelier, was die Arbeit braucht. „Gestern Abend bin ich dann erst einmal wieder durch den Baumarkt geschlendert und habe mich inspirieren lassen.“ Das Gespräch mit ihrem Professor habe ihren künstlerischen Prozess wieder in Gang gebracht. Fragen zu stellen, mit Abstand genau hinzusehen, Impulse zu suchen und für die eigene Arbeit zu nutzen – dies in einem Kunststudium zu lernen ist für Christiane genauso wichtig, wie Aktzeichnen oder Techniken der Steinbildhauerei. Denn spätestens nach dem Studium müsse ein Künstler selber in der Lage sein, diese Krisen als Herausforderung zu begreifen, die das künstlerische Werk bereichern können. „Langsam verstehe ich wirklich, warum man Kunst studieren muss, wenn man Kunst machen will: Ich lerne, mich auf den künstlerischen Prozess einzulassen und erfahre, dass es vollkommen normal ist, wenn

dieser nicht nach Plan verläuft.“ In acht Tagen werden alle Kunstwerke aus den Ateliers in den Ausstellungsraum wandern, doch Christiane hat immer noch keine ganz genaue Vorstellung, wie ihre Arbeit aussehen wird. Zu beunruhigen scheint sie das nicht: „Eventuell gehen mir die Federn aus – dann entscheide ich, ob ich neue besorge oder ob ich einen anderen Weg finde.“

Am Ende fügt sich alles Die Federn sind ihr nicht ausgegangen, dafür hat sie die drei Tage vor dem Transport ganz nach den Trockenzeiten des Lacks durchorganisiert, mit dem sie Podeste in der Größe ihrer Steinskulptur weiß gestrichen hat. Schließlich war alles fertig und die Arbeiten wurden ins Künstlerforum transportiert. Als dort alles ausgepackt im Raum stand, wurden noch einmal die Werkstandorte in der Gruppe diskutiert und Christianes Arbeit zog vom Obergeschoss ins Erdgeschoss. Im Nu hatte sie ihre Installation aufgebaut – wie in einem Puzzle fügte sich alles von alleine zusammen. Bei der Vernissage ist das Künstlerforum voller Menschen, die gespannt auf die Werke und Einführungsreden warten, bald den Künstlern applaudieren und sich über die Arbeiten angeregt austauschen. Die gemeinsame Mühe aller Beteiligten um die Bewerbung der Ausstellung hatte sich gelohnt; auch diese Erfahrung ist ein kleiner Baustein für die künstlerische Professionalisierung.

In den kommenden zwei Wochen sieht man immer wieder Besucher, die durch die Räume streifen und ihren Gedanken nachgehen. An einem Tag kommt Christiane in den Ausstellungsraum und bemerkt, dass eines ihrer Latex-Objekte nicht wie bisher auf dem Sockel liegt. Sie ist irritiert, ordnet es wieder anders an und fragt sich, wie das wohl passieren konnte. „Auf dem Heimweg wurde mir bewusst, dass ich das Objekt gar nicht wie ursprünglich hingelegt hatte. Aber das machte nichts, so bleibt das Ganze in Bewegung“, erinnert sie sich an einem Herbsttag, wenige Wochen nach der Ausstellung. Dieses Erlebnis war für sie überraschend, genauso wie die Erfahrung, dass der Abbau ganz schnell ging: Die letzten Besucher waren gerade gegangen und schon begannen die Künstler, ihre Arbeiten einzupacken. „Gefühlte zwei Stunden später war mein Platz geräumt, das Auto beladen und der Raum wieder ganz weiß und leer.“ Sie sitzt in ihrem Atelier, aus dem man draußen die Blätter fallen sieht. Auf ihrem Tisch liegen noch ein Latex-Knäuel, Reste von den Abzügen. Daneben stehen kleine Modelle für eine neue Arbeit, die sie am nächsten Tag präsentieren wird. Die federgefüllten Latex-Kissen hat Christiane eingelagert, ihre Steinskulptur kann sie nun aber doch noch andernorts ausstellen. „Das war meine erste öffentliche Ausstellung in Bonn“, sagt sie strahlend und die Vorfreude auf die nächste ist zu spüren.

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Grundeinkommen – Was wäre wenn?


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Ein fixes monatliches Einkommen für jeden, ohne arbeiten zu müssen – dass das längst keine ­Utopie mehr ist, zeigt die Schweiz. Dort soll in ein paar Jahren über das bedingungslose Grundeinkommen abgestimmt werden. Götz W. Werner und Sascha Liebermann befassen sich schon lange mit Idee und Effekten des bedingungslosen Grundeinkommens. Mehr Zeit mit den Kindern verbringen, sich stärker im Ehrenamt engagieren, oder den Schritt in die Selbstständigkeit wagen – für Götz W. Werner, Gastprofessor im Fachbereich Wirtschaft, und Sascha Liebermann, Professor für Soziologie, sind viele Szenarien denkbar, für die man sich mit einem bedingungslosen Grundeinkommen einfacher entscheiden könnte. Denn darum geht es den beiden Professoren: Der Bürger soll Rückendeckung bekommen, sich im Sinne der Demokratie seinen Weg zu suchen, wie er wirken kann und will. „Grundeinkommen würde die Menschen in die Lage versetzen, es darauf ankommen zu lassen, Engagement zu zeigen und auch mal ein Risiko einzugehen“, meint Liebermann, der sich seit vielen Jahren mit seiner Initiative „Freiheit statt Vollbeschäftigung“ für die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens einsetzt. Einer der bekanntesten deutschen Fürsprecher des bedingungslosen Grundeinkommens ist Götz W. Werner. Der Gründer von dm-drogerie markt meint: „Es gibt junge Menschen, die studieren, weil man das eben so tut. Und sie studieren ein Fach, das später ein hohes Einkommen in Aussicht stellt. Aber sie fragen sich nicht, ob sie das Fach auch wirklich studieren wollen.“ Die öffentliche Diskussion konzentriere sich nach Meinung der Professoren zu einseitig auf politische und wirtschaftliche Frage, etwa nach der Höhe des monatlichen

Einkommens oder der Herkunft des Geldes. Die Professoren setzen mit ihren Thesen einen Schritt davor an. „Das bedingungslose Grundeinkommen ist zunächst eine Idee, bei der es aus philosophischer Sicht um Grundfragen und die Weiterentwicklung der Menschheit geht“, erklärt Werner. Politische Strategien ließen sich daraus erst mit der Zeit entwickeln.

Arbeit neu denken Werner und Liebermann ist es wichtiger, dass die Menschen sich mit der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens befassen und es mit ihrer momentanen Situation vergleichen. Die aktuelle Diskussion sei dabei der erste Schritt, damit sich etablierte Begriffe und Vorstellungen verändern, die unser Umdenken behindern. So kritisiert Werner die begriffliche Verkopplung von Einkommen und Arbeit und regt zum radikalen Umdenken an. Er unterstützt die Europäische Bürgerinitiative zum bedingungslosen Grundeinkommen und fordert, dass das bedingungslose Grundeinkommen zum Menschenrecht wird. Um diese Überlegung nachzuvollziehen, müsse man sich vor Augen führen, dass das Einkommen das Stück Land als Lebensgrundlage abgelöst hat. Da der Mensch sich nicht mehr selbst versorgen könne, würde das Einkommen laut Werner notwendig für ein menschenwürdiges Leben. „Es ist ein Denkirrtum, dass Einkommen die Folge der Arbeit ist. Das Einkommen ist die

Götz W. Werner ist einer der bekanntesten ­deutschen Fürsprecher des bedingungslosen Grundeinkommens.

Ermöglichung von Arbeit und nicht deren Bezahlung. Erst wenn ich leben kann, kann ich arbeiten“, bekräftigt er. Dass der Begriff der Arbeit bei uns mit bestimmten Vorstellungen verknüpft ist, verdeutlicht Werner an einem weiteren Beispiel: „Dass eine allein erziehende Mutter mit zwei Kindern arbeitslos ist – das trifft nicht zu. ‚Arbeitslos‘ ist ein bürokratischer Begriff, der in die Irre führt.“ Auch Liebermann sieht das Umdenken des Arbeitsbegriffs als erste wichtige Hürde, um die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens besser zu verstehen, da mit Begriffen „eine sehr wirkmächtige Wertvorstellung und normative Bewertung vorgenommen wird.“ Dies erkenne man schon daran, dass alle Tätigkeitsfelder jenseits der Erwerbstätigkeit bisher nur wenig

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der beiden Forscher heißt Vertrauen. Wie beim Monopoly-Spiel bekommen die Bürger als eine Art Vertrauensvorschuss ihr Geld. „Wenn du über Los kommst, bekommst du ein Grundeinkommen, weil du lebst. Und jetzt zeig mal, was du kannst. Jemand der sich dann differenzieren will, sich weiter entwickeln will, muss sich in die Gesellschaft einbringen“, erklärt Werner.

Sascha Liebermann setzt sich mit seiner Initiative „Freiheit statt Vollbeschäftigung“ für das bedingungslose Grundeinkommen ein.

Anerkennung fänden. Beispielhaft dafür sei die Frage „Arbeitest du auch oder bist du nur zu Hause?“

„Wenn du über Los kommst, ­bekommst du ein Grundeinkommen.“ Die Vorstellung, die Berufswahl nur von seinen Neigungen und nicht von finanziellen Notwendigkeiten abhängig zu machen, trifft den Nerv der Zeit. Doch es ruft auch Kritiker auf den Plan, die fragen, wer unbeliebte Berufe dann noch ausüben soll. Liebermann sieht diese Kritik als ungerechtfertigt, da Menschen ganz unterschiedliche Vorstellungen davon hätten, was sie machen wollen. „Durch das Problem, dass heute im Bildungswesen dazu tendiert wird, möglichst alle an die Universitäten zu drängen, wird alles andere entwertet“, meint er. Andere Kritiker gehen noch einen Schritt weiter und bezweifeln, dass es überhaupt noch genügend Anreize gäbe, um zu arbeiten. Die Lösung

Liebermann findet in seinen soziologischen Forschungen die Bestätigung, dass Menschen bereit sind, sich einzubringen, sofern die Sozialisation einigermaßen gelungen verlaufen ist. Die Vermutung, dass der Mensch sich aus dem Gemeinwesen zurückzieht, beobachtet er nicht. „Sie haben auch heute Anspruch auf Arbeitslosengeld II. Sie müssen nur die harten Bedingungen erfüllen. Wenn die Leute es drauf ankommen ließen, hätten sie auch jetzt schon die Möglichkeit, nicht zu arbeiten“, schlussfolgert Liebermann. Der Soziologe ist seit April 2013 Leiter der Forschungsstelle „Bildung und gesellschaftlicher Wandel“ an der Alanus Hochschule. Dort untersucht er Bildungs- und Wandlungsprozesse in Gemeinwesen, Familie und Beruf. Das bedingungslose Grundeinkommen ist für ihn besonders interessant, da die öffentliche Diskussion „vorherrschende Weltanschauungen wie durch ein Brennglas sichtbar macht“.

Auswirkungen auf Studium und Forschung Als Professoren bewerten beide auch die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens für die Qualität und den Inhalt von Lehre und Forschung positiv. An Universitäten habe man heute meist erst mit einer Professur eine langfristige Perspektive. Nachwuchswissenschaftler könnten sich durch die neu gewon-

nenen Freiräume nicht mehr nur mit Themen befassen, die in ihrem Fachgebiet anerkannt sind, sondern die sie selbst für wichtig halten. Die Qualität der Lehre würde steigen und Randthemen neue Beachtung finden, wenn Studium wieder heißt, sich mit etwas um seiner selbst willen zu beschäftigen. Liebermann glaubt, dass auch die Hochschulen ihr Rollenverständnis überdenken müssen: „Hochschulen müssten sich eigentlich viel mehr fragen, was sie zu einer interessanten Hochschule für interessante Leute macht. Sie würden nicht mehr nur auf den Output und die Eventkultur gucken, sondern sich von Sachfragen leiten lassen und dann eine Tagung veranstalten, wenn sie den Eindruck haben, dass es etwas zu sagen gibt und nicht, um einfach im Wissenschaftsbetrieb mitzumischen.“ Auch die viel diskutierte Auftragsforschung würde sich verändern und wieder freier werden. Werner kann hier nur beipflichten. Nicht nur in Bezug auf die Forschung sondern in allen Bereichen böte das Grundeinkommen die Möglichkeit, „dass möglichst viele Menschen nein sagen können“.


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Eurythmie gegen ­Heuschnupfen Studie erforscht Wirk­ samkeit der Therapie

Juckende Augen, laufende Nase, Müdigkeit – diese Symptome sind Menschen mit Pollen­ allergie wohlbekannt. Die meisten helfen sich mit Tabletten und Nasensprays oder führen jahrelange Hyposensibilisierungen beim Aller­ gologen durch. Seit über vier Jahren untersucht ein Forscherteam der Alanus Hochschule, inwieweit Eurythmietherapie eine wirksame Alternative darstellt. Im Februar 2009 begann die erste Pilotphase. Zehn Heuschnupfen-Geplagte, die aus der Presse von dem Projekt erfahren hatten, waren bereit, sich auf die ungewöhnliche Therapieform einzulassen. Viele von ihnen waren skeptisch, ob Bewegung wohl etwas nutzen könnte. Sieben Wochen lang trafen sie sich zwei Mal wöchentlich, um die bewegungstherapeutischen Übungen zu lernen. An den anderen Tagen sollten sie selbstständig üben, auch noch in den folgenden zwei Monaten, während der Hauptphase des Pollenangriffs. In einem Übungstagebuch mit Beschwerdeskala dokumentierten sie die Therapie. In Fragebögen und einem ärztlichen Abschlussgespräch beurteilten sie subjektiv den persönlichen Therapieerfolg. Seitdem wurde jedes Frühjahr die Studie an weiteren zehn bis zwölf Probanden durchgeführt – unter Leitung des Mediziners

A­ lbrecht Warning und der Professorin für Eurythmietherapie, Annette Weißkircher.

Beschwerdefreiheit und mehr Lebensqualität „Die ersten Ergebnisse sind sehr erfreulich“, so Weißkircher. Bei den meisten Probanden sei eine deutliche Verbesserung der Symptome bis hin zur Beschwerdefreiheit eingetreten. Einige Teilnehmer berichteten sogar, dass sich auch andere Beschwerden wie Neurodermitis oder Asthma gebessert hätten. Damit einher ging bei den meisten eine Steigerung der Lebensqualität, sie berichten von mehr Ruhe und Gelassenheit und einem besseren Körpergefühl. Zwei Patientinnen, die es nicht geschafft hatten zu üben, konnten im Gegenzug keine Wirkung feststellen.

Stärkung der Selbst­ heilungskräfte Wie lässt sich der Erfolg der Bewegungsübungen erklären? „Bei Heuschnupfen funktioniert die gesunde Abwehr des Körpers gegen Einflüsse von außen, gegen die Pollen, nicht“, erläutert Weißkircher. Es liege also eine Irritation oder Überforderung des Immunsystems vor. Da die Pollenallergie zu den psychosomatischen Krankheiten gehört, könne man davon ausge-

hen, „dass auch auf der seelischen Ebene eine Überforderung vorliegt oder zu wenig Abgrenzung gegenüber Außeneinflüssen stattfindet“. Da setzt die Eurythmietherapie an. Ziel der Behandlung ist, die Patienten innerlich und äußerlich wieder ins Gleichgewicht zu bringen, Einseitigkeiten auszugleichen und körperlich wie seelisch für mehr Bodenhaftung zu sorgen. So sollen die Selbstheilungskräfte angeregt und das Immunsystem aktiviert werde. Die Patienten sind auf diese Weise zudem aktiv am eigenen Genesungsprozess beteiligt. Die angewendeten Übungen werden in der Heileurythmie seit rund hundert Jahren eingesetzt, es fehlt bisher jedoch der wissenschaftliche Beleg der Wirksamkeit. Die Pilotstudie stellt die erste Forschung in dieser Richtung dar. Um die Ergebnisse weiter zu festigen, ist eine Multicenterstudie unter Beteiligung von Eurythmietherapeuten auf der ganzen Welt geplant.

Weitere Probanden gesucht Für die nächste Therapiephase ab Februar 2014 werden neue Teilnehmer gesucht. Wer Interesse hat, meldet sich unter Tel. 0 22 22 . 93 21-18 63 oder 0 22 22 . 93 21-18 64. Die Teilnahme an der Therapie ist kostenfrei.

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Sinn statt Gewinn Wirtschaft für Menschen von Menschen – das Institut für Sozialorganik erforscht wirtschaftliche Fragestellungen unter geisteswissenschaftlicher Perspektive und entwickelt daraus konkrete Handlungsempfehlungen für unsere Zeit. „Das Wirtschaften erhält seinen Sinn nur, wenn es sich dienstbar zeigt einem Inhalt des Menschenlebens, der über das Wirtschaften hinaus liegt“, stellte Rudolf Steiner 1919 fest. In heutigen Zeiten von Überfluss, Bevölkerungswachstum und Finanzkrisen ist diese Aussage aktueller denn je. Die Geisteswissenschaft Steiners findet in der Forschung am Institut für Sozialorganik besondere Berücksichtigung. Der Gründer und Geschäftsführer von Alnatura und Honorarprofessor im Fachbereich Wirtschaft, Götz E. Rehn, untersucht dort seit 2007 mit seinen Mitarbeitern Lösungsansätze für Wirtschaftsformen, die dem Wesen des Menschen gerecht werden. Im Sinne Rudolf Steiners werden dabei Gesellschaftsbereiche nicht als „Funktionseinheiten“, sondern als lebendige Organismen verstanden. Im Gegensatz zu einem natürlichen Organismus wie einer Pflanze, deren Entwicklung „unfrei“ nach bestimmten Naturgesetzen verläuft, können sich soziale Organismen durch die individuellen Handlungen ihrer Mitglieder bewusst und immer wieder neu entwickeln. Herbert Witzenmann (1905 – 1988), Unternehmer und Mitglied des Vorstandes der Allgemeinen Anthro-

posophischen Gesellschaft, prägte dafür Ende des 20. Jahrhunderts den Begriff „Sozialorganik“: Nicht Kausalitätsgesetze von Ursache und Wirkung bestimmen das Wirtschaftsleben, sondern die Geisteshaltungen und Handlungen freiheitsfähiger Menschen, die Wirtschaft tagtäglich selbst mitgestalten und beeinflussen. „Es geht um die Frage, wie eine Wirtschaft von Menschen für Menschen aussieht. Dabei orientieren wir uns an der Kernfrage ‚Was macht Sinn?‘“, erklärt Rehn. Forschungsschwerpunkte des Instituts sind die Wertbildungsrechnung (WBR) und das Modell der Situativen Führung. Die WBR ist ein Instrument des unternehmensinternen Rechnungswesens, welches die Leistungsströme eines Unternehmens transparent darstellt. Alles, was zur Entstehung einer Leistung, etwa eines Produktes, beiträgt, wird nicht als Kostenfaktor, sondern als Leistung betrachtet, die in den Wert eines Produktes einfließt. Diese Begrifflichkeit führt zu einer anderen Betrachtung von Mitarbeitern, die im Gegensatz zu herkömmlichen Kostenrechnungsmodellen nicht als Kostenfaktor, sondern als essentielle Bestandteile der Wertbildung betrachtet wer-

den. Diesem Wert gegenüber treten die Kunden, die ihre Wertschätzung durch den Kauf oder Nichtkauf der erbrachten Leistungen ausdrücken. Auch beim Ansatz der Situativen Führung steht der Gedanke, dass der Mensch ein Freiheitswesen ist, im Mittelpunkt. Führung wird nicht als Kontrollinstrument verstanden, sondern als Förderung der Selbstentwicklung und Eigenverantwortung – bei anderen wie bei sich selbst. Neben der „Mitarbeiterführung“ bilden dabei die „Selbstführung“ und die „Führung durch den Kunden“ zwei wesentliche Führungsdimensionen. „Unsere Leistungen als Unternehmen, wie ebenso als einzelne Mitarbeiter, Filialen oder Abteilungen, werden nur dann nachgefragt, wenn die Kunden sie wertschätzen. Insofern können wir davon sprechen, dass wir unser Denken und Handeln von unseren Kunden ‚führen‘ lassen. Das Prinzip der konsequenten Kundenorientierung ist Voraussetzung für eine Mitarbeiterführung, die auf Eigeninitiative baut“, verdeutlicht Rehn. Beide Ansätze werden von den Mitarbeitern des von Rehn gegründeten und geführten BioHandelsunternehmen Alnatura im Arbeitsalltag umgesetzt. Die dort erlebten Erfahrungen ­fließen in die wissenschaftliche Arbeit des Instituts mit ein. Die Forschungsinhalte finden wiederum in den Lehrveranstaltungen der BWL-Studenten an der Alanus Hochschule ­Berücksichtigung.


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KUNST UND TEILHABE

Was kann Kunst in der Gesellschaft bewegen? Mit dieser Frage beschäftigen sich sowohl die Alanus Hochschule als auch die Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft, die seit August kooperieren.

Studenten und Dozenten zu Besuch bei der Montag Stiftung

Beide Partner beschäftigen sich seit vielen Jahren mit Kunst und gesellschaftlicher Teilhabe. An der Hochschule steht Kunststudenten etwa eine Wohnung in dem Brennpunkt-Stadtteil Bonn-Tannenbusch zur Verfügung, deren Tür auch den dort wohnhaften Kindern offen steht. Die Montag Stiftung unterstützte unter anderem Künstler, die mit Häftlingen in Berliner Gefängnissen gearbeitet haben. Mit einer Kooperation vertiefen beide nun das Thema „Partizipative Kunst“. Den Auftakt der Kooperation bildete ein gemeinsames „Offenes Forum“ im Herbstsemester 2013. Vertreter der Bildenden und Darstellenden Künste, Hochschulabsolventen und Künstler tauschten sich mit dem Publikum zu Positionen und Problemfeldern im Bereich partizipatorischer Kunst aus. Der Künstler Enno Schmidt sprach etwa über sein Engagement für das bedingungslose Grundeinkommen, während Stefan Krüskemper und María Linares

die von ihnen mit initiierten „Citizen Art Days“ vorstellten, bei denen Künstler und Stadtakteure zusammen mit interessierten Bürgern mittels künstlerischer Strategien öffentliche Räume in Berlin untersuchten. Für das Frühjahrssemester 2014 sind Projekte zum Thema „Armut“ geplant, das auch der Auslobung der Montag Stiftung für den Preis „faktor kunst“ 2013 zugrunde lag. Der Preis fördert Kunstprojekte, die sich für mehr Chancengleichheit und Verteilungsgerechtigkeit einsetzen. Einige Studenten haben im Prozess der Auslobung hospitiert. Eine Exkursion und ein Gespräch mit Stiftungsgründer Carl Richard Montag boten ihnen Einblicke in die Stiftungsarbeit. „Partizipatorische Kunst hat ein sehr breites Spektrum. Die Kooperation gibt uns die Möglichkeit, die reichen, neuen Impulse, die aus dem künstlerischen Sektor kommen, zu sam-

meln, zu konzentrieren und auszuwerten und damit Forschungsvorhaben anzustoßen“, sagt Gabriele Oberreuter, Professorin für Kunstgeschichte an der Alanus Hochschule. Sie leitet die für den Informationsaustausch eingerichtete Transferstelle im Studium Generale, die anhand konkreter Praxisbeispiele zu wissenschaftlichen Grundfragen von Kunst und gesellschaftlicher Teilhabe forscht.

Der Kooperationspartner Die Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft engagiert sich für eine Gesellschaft, in der jeder Mensch die Möglichkeit hat, die vielfältigen Ausdrucksformen der Kunst kennenzulernen und ihr Potenzial für sich zu nutzen. Sie unterstützt Künstler darin, sich für die Entwicklung einer chancengerechten Gesell­ schaft einzusetzen. Sie konzentriert sich dabei auf Kunstprojekte mit Veränderungspotenzial und echter Teilhabe aus den Bereichen Bildende Kunst, Tanz, Theater und Musik sowie spartenübergreifende Projekte.

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„Regines Sonne“, Patientenarbeit

„Krebs“ – diese Diagnose allein ist für alle Betroffenen ein Schock. Die lange medizinische Behandlung mit Operation, ­Bestrahlung oder Chemotherapie ist körperlich und psychisch belastend. Harald Gruber erforscht, ­inwieweit künstlerische Therapieformen bei der Krankheits­verarbeitung unterstützen können.

Kunsttherapie bei Brustkrebs Im deutschsprachigen Raum kommt fast keine Rehaklinik für Krebspatienten mehr ohne Kunsttherapie aus. Sie hat sich neben anderen Therapieformen – wie Gesprächstherapie oder Entspannungstherapie – fest etabliert. Dies beruht vor allem auf den guten Erfahrungen mit der Kunsttherapie. „Gerade bei Brustkrebspatientinnen gibt es einerseits eine große Bereitschaft, sich auf diese Art mit sich selbst aus einander zu setzen, und andererseits wird von diesen Patientinnen ein ganz hoher Gewinn beschrieben“, berichtet Harald Gruber, Professor für Kunsttherapie an der Alanus Hochschule.

Wer profitiert von Kunst­ therapie? Die Deutsche Rentenversicherung, die die Rehabilitation in vielen Fällen bezahlt, hat in ihren Leitlinien festgelegt, dass mindestens ein Viertel der Brustkrebspatientinnen Kunsttherapie erhalten muss. Aber für wen ist die

Kunsttherapie die geeignete Therapieform? Welche Patientinnen profitieren besonders von ihr, welche weniger oder gar nicht? Dazu gibt es bisher keine wissenschaftlichen Untersuchungen. Hier setzt eine neue Studie an, die Gruber mit Kollegen aus dem Forschungsverbund Kunsttherapie entwickelt hat und gemeinsam mit Professor Jörg Oster von der Universität Ulm sowie in Kooperation mit drei Rehakliniken durchführen wird.

GroSS angelegte Studie Jede Klinik wird 100 Patientinnen in die Studie einbeziehen, so dass insgesamt 300 Frauen, die nach einer Krebserkrankung in einer Reha­klinik behandelt werden, teilnehmen. „Eine Studie in dieser Dimension gab es für Kunsttherapie in Deutschland noch nie. Insofern ist es ein wirklich innovativer Schritt“, betont Gruber. Alle Patientinnen werden vor der Therapie zu Art und Stärke ihrer Belastung be-

fragt und erhalten dann mindestens drei bis sechs Sitzungen Kunsttherapie. Im Anschluss werden sie gebeten, einzuschätzen, wie viel die Therapie bei der Auseinandersetzung mit der Erkrankung geholfen hat. Zehn Prozent der Patientinnen werden ausführlich unter Berücksichtigung qualitativer empirischer Forschungsansätze befragt. Ziel ist es, einen Zusammenhang zwischen dem Profil der Patientinnen und dem persönlichen Gewinn, den sie aus der Behandlung mit Kunsttherapie ziehen, herzustellen und so klare Kriterien für eine mögliche Indikation zu finden. Letztendlich soll die Studie dazu beitragen, das wissenschaftliche Fundament für die in der Praxis bereits etablierte Kunsttherapie zu liefern und so die Anerkennung dieser Therapieform in entsprechenden medizinischen Leitlinien zu fördern. Mit ersten Ergebnissen ist voraussichtlich in zwei bis drei Jahren zu rechnen.


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vom Klassenzimmer ins Physik-Journal Wilfried Sommer baute Versuchsreihen aus dem Physikunterricht an Waldorfschulen zu einem Forschungsprojekt aus. Die Ergebnisse finden international Beachtung.

Die Idee hatte Wilfried Sommer auf einer Rolltreppe am Flughafen. Beim Blick in die unendlichen Räume, die durch zwei sich gegenüberliegende Spiegel entlang der Rolltreppe entstanden, kamen dem Professor für Schulpädagogik die Versuchsreihen zur Beugung von Licht im Physikunterricht an Waldorfschulen in den Sinn. Dabei wird den Schülern verdeutlicht, „dass Licht um die Ecke gehen kann“, erklärt Sommer. Physiker wie er bezeichnen dieses Phänomen als Beugung. Bei den Versuchen strahlt eine Lichtquelle durch ein Gitter auf eine weiße Fläche. Auf der Fläche erscheinen viele Lichtflecken, obwohl es nur eine Lichtquelle gibt – eine Folge der Beugung. Was hat das mit den unendlichen Räumen neben der Rolltreppe zu tun? Sommers Idee ist, den Versuchsaufbau so zu modifizieren, dass das zweidimensionale Gitter zwischen Lichtquelle und Fläche zu einem dreidimensionalen Gitter wird – mit Hilfe von spiegelnden

Flächen. „Durch die mehrfache Spiegelung des zweidimensionalen Gitters kann eine räumliche Form entstehen“, so Sommer. Räumliche Gitter können bisher nur in aufwändigen Verfahren mit Hilfe von Röntgenstrahlen analysiert werden. „Man nutzt dieses Verfahren zur Analyse von Kristallen – also den meisten Gesteinen und Metallen – denn die stofflichen Bestandteile aller Kristalle sind in räumlichen Gittern angeordnet“, erklärt der Professor. „Will man diese Gitter analysieren, ist bisher ein enormer finanzieller und apparativer Aufwand nötig. In der Schule und bei der Lehrerbildung an Universitäten sind diese Versuche zur Analyse räumlicher Gitter daher nur selten möglich“, führt Sommer aus. Doch die Idee ist nur der Anfang. „Wir haben mehr als zwei Monate lang täglich daran gearbeitet, durch Spiegelung ein dreidimensionales zu Gitter erzeugen“, erinnert er sich. Aber der Aufwand hat sich gelohnt: Mit Sommers Me-

thode ist es in Zukunft kostengünstig möglich, im Physikunterricht das Prinzip der Kristallanalyse zu zeigen. Und das international renommierte „European Journal of Physics“, ein Fachmagazin für Physikdidaktik, veröffentlichte die Erkenntnisse. „Das ist eine große Auszeichnung“, freut sich der Professor und fügt hinzu: „Der Erfolg zeigt, dass der waldorfpädagogische Ansatz, naturwissenschaftliche Phänomene durch das Erleben zu vermitteln, über die Schule hinaus tragfähig ist – und sich sogar bis in wissenschaftliche Forschungsbeiträge bewährt“. Wer weiß, auf welche Ideen Wilfried Sommer der nächste Blick in den Spiegel bringt.

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Alanus Werkhaus

Talent, Mut und Leidenschaft herausfordern


Alanus Werkhaus

Im Mappenkurs Bildende Kunst am Alanus Werkhaus ­lassen junge Menschen ihr künstlerisches Talent aufleben. Fünf Monate arbeiten sie unentwegt – und entdecken die Fülle ihrer eigenen Ideen. Es gibt gute und weniger gute Tage – an keinem darf man Scheu vor dem Anfang haben: „Einfach tun, das ist alles.“ Die fünf jungen Menschen, die dies rückblickend feststellen, stehen gerade in den „Startlöchern“. Sie wollen an einer Kunst- oder Designhochschule studieren und haben sich darauf in den vergangenen fünf Monaten im Mappenkurs des Alanus Werkhauses intensiv vorbereitet. Viele von ihnen wussten am Anfang noch nicht, in welche Richtung sie gehen wollen. Jetzt ist es für alle klar: Sie werden sich mit ihren Mappen für ein Illustrations-, Kommunikationsdesign-, Malerei- und Modedesign-Studium bewerben. Den Studienvorbereitungskurs Bildende Kunst gibt es seit 2006 am Alanus Werkhaus. Ein Stammteam von sieben Dozenten aus den Bereichen Malerei, Bildhauerei, Illustration, Grafik und Fotografie hilft den Teilnehmern, ihr schöpferisches Talent zu entwickeln und eine aussagekräftige Bewerbungsmappe zu erstellen. „Unsere Dozenten haben uns zunächst viele künstlerische Techniken und Grundlagen vermittelt“, erinnert sich die 20-jährige Cissel Dubbick, die demnächst Modedesign studieren wird. „Sie stellten uns ein Thema, an dem wir bestimmte Techniken ausprobieren sollten.“ Schritt für Schritt wurden sie und ihre Kommilitonen an das selbstständige künstlerische Arbeiten herangeführt. „Einmal haben wir eine ganze Woche nur mit Kartoffeln gearbeitet. Schließlich sagten uns unsere Dozenten „Macht etwas aus der Kartoffel!“ Also haben wir etwas aus ihr gemacht“, erzählt Cissel. Thema und Technik konnten sie selbst wählen. „Wir wollen unseren Teilnehmern viele verschiedene Ansätze des künstlerisch-kreativen Arbeitens vorstellen, damit sie den für sich

passenden Weg wählen können“, erläutert Sven Büngener, der als Dozent den Mappenkurs von Beginn an betreut. Wichtig sei vor allem, dass sich niemand in diesen vielfältigen Möglichkeiten verliert. Anna Lyn Neuhaus, die ihren Atelierplatz neben dem von Cissel hat, fühlt sich gut betreut: „Die richtigen Fragen und die ehrliche Kritik von allen Dozenten haben mir geholfen, meine Stärken zu entdecken und weiterzuentwickeln.“ Auch sie will in die Angewandte Kunst gehen und Grafikdesign studieren. Vieles nimmt sie in ihr Studium mit, auch ihr neues Motto: „Zu viel Rot ist zu wenig Rot.“ Im Nachbaratelier arbeitet Annabell Häfner konzentriert an einer Zeichnung. „Ich möchte Freie Malerei studieren, am liebsten in Berlin, Leipzig oder Dresden“, erzählt die junge Frau aus Bonn, deren Mappen-Thema „Warten“ ist. Von freudigem, ungeduldigen und verärgertem bis hin zum resignierten Warten – Annabel hat viele Facetten des Wartens in Gesichtern und Gesten beobachtet und gibt sie nun in ihren Zeichnungen und auf Leinwänden wider. Sie selbst wartet immer hoffnungsvoll auf das Unerwartete, denn das hat sie bisher meist weitergebracht. „Ich habe mir ein Kunststudium nicht zugetraut und dachte, ich hätte nicht genügend Talent dafür“, erzählt sie. Eigentlich wollte sie sich im Mappenkurs auf

ein Illustrations- oder Grafik-Studium vorbereiten. Die Gespräche mit den Dozenten, das tägliche Arbeiten im Atelier und vor allem die Erfahrung, dass auch andere Kunst studieren möchten, ermutigten sie: „Plötzlich erschien mir ein Kunst-Studium nicht mehr so groß und unerreichbar, weil ich hier im Kurs Mitstreiter gefunden habe.“ Wie wichtig die Eigenmotivation für das künstlerische Arbeiten ist, haben alle Mappenkursteilnehmer in den vergangenen Monaten erfahren. „In erster Linie geht es um die Haltung zur Arbeit und dass man mit Begeisterung und Hingabe dabei ist“, erklärt Sven Büngener. „Letztendlich macht genau das die Qualität einer Bewerbung aus und wird auch für Außenstehende sichtbar sein. Man muss bereit sein, wirklich alles zu geben.“ Vanessa Schlöder, die Illustratorin werden will, bestätigt das: „Einen freien Tag gönne ich mir in der Woche. Aber wenn ich länger zuhause bleibe, dann werde ich unruhig und es zieht mich wieder ins Atelier.“ Auch für Marc Heinrich ist das Atelier fast zu einem Zuhause geworden. Beinahe täglich ist er hier und zeichnet. Schon immer war das Zeichnen seine Leidenschaft und bereits seit längerer Zeit wollte er Kunst oder Design studieren. Doch die Angst, eine Mappe zu erstellen, ließ es ihn herauszögern. „Meine Mutter hat schließlich den Mappenkurs entdeckt, mit dem Ergebnis, dass meine Mappe jetzt fertig und an eine Design-Akademie geschickt ist.“

Studienvorbereitung am Alanus Werkhaus In der anregenden Ateliergemeinschaft des Mappenkurses sind in den letzten Jahren unzählige individuelle Bewerbungsmappen entstanden, die an vielen Kunsthochschulen und Kunstakademien erfolgreich angenommen wurden. An allen einschlägigen Akademien und Hochschulen studieren Absolventen des Kurses. Für 2014 können sich schon jetzt Interessenten anmelden: Frühjahrskurs 19. Mai bis 2. Oktober 2014; Herbstkurs 20. Oktober 2014 bis 20. März 2015 Auch auf die Aufnahme an einer Schauspielschule bereitet das Alanus Werkhaus in verschiedenen Kursen vor. Mehr Informationen und aktuelle Kurse unter www.alanus.edu/weiterbildung.

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Alanus Werkhaus

Das Prinzip 360° Von Moderationstraining bis zum Teambuilding mit künst­le-­ rischen Mitteln: Das Weiterbildungszentrum Alanus Werkhaus bietet auch 2014 neue Perspektiven für den Beruf. Auch wenn es viele Wege zum Erfolg gibt, wird in Betrieben, Unternehmen und Institutionen meistens der schon bekannte Pfad eingeschlagen. So sind zwar reibungslose und sichere Abläufe möglich, aber es bleiben oft versteckte Potenziale von Mitarbeitern verborgen, der Blick verengt sich und die Motivation aller leidet – und dies verhindert mitunter, Veränderungen wahrzunehmen und auf sie zu reagieren. „Vor allem für Unternehmen und Institutionen ist es eine Herausforderung, neben dem Alltagsgeschäft den Rund-um-Blick zu behalten und alle Möglichkeiten abzuwägen,“ weiß Elisabeth Höhnen. Als Leiterin des Weiterbildungsbereichs hat sie gerade mit ihren Referenten das Bildungsprogramm für das Jahr 2014 zusammengestellt. Dem Team des Weiterbildungszentrums sei es dabei besonders wichtig gewesen, Seminare und Fortbildungen anzubieten, die dazu ermutigen, eingefahrene Bahnen zu verlassen und den Blick für andere, neue Wege zu öffnen. „Wir sind uns sicher, dass das inspiriert, motiviert und schlussendlich gewinnbringend ist,“ erläutert Höhnen.

Kompetenzen stärken und neue Ansätze vermitteln Die Seminare und Fortbildungen in den Bereichen Personal, Kommunikation, Führung und Inspiration vermitteln einerseits einschlägiges Wissen und stärken die Kompetenzen der Teilnehmer. Fach- und Führungskräfte können beispielsweise ihren Moderations- und Präsentationsstil erweitern, Sales-Mastery-Techniken erlernen oder ihre Führungskompetenz weiterentwickeln. Zugleich regen die Weiterbildungen zu neuem Handeln und zu anderen Perspektiven an. Etwa werden in der Qualifizierung zum Geprüften Aus- und Weiterbildungspädagogen Ansätze der Lernprozessbegleitung integriert, bei denen das eigenaktive, selbstgesteuerte, handlungs- und kompetenzorientierte Lernen im Mittelpunkt steht. Die Teilnehmer werden so befähigt, eine nachhaltige Lernkultur in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung ihrer Unternehmen zu verankern und tragen dadurch auch zu einer zukunftsorientierten Personalentwicklung bei.

Von Künstlern lernen Künstlerische Übungen spielen in den Weiterbildungen ebenfalls eine wichtige Rolle: „Wir sind der Überzeugung, dass es viele Gemeinsamkeiten gibt zwischen künstlerischen Prozessen und Strukturen in anderen Arbeitsbereichen,“ erklärt die pädagogische Leiterin des Weiterbildungszentrums, Marlies Rainer, die Herangehensweise. Vielleicht sei es ein ungewöhnlicher Weg, wenn etwa Mitarbeiter von Unternehmen mit Künstlern zusammen­ arbeiten, um von ihnen zu lernen, wie sich Umbruchsituationen als positive Veränderungen gestalten lassen. „Aber im Ungewöhnlichen steckt ja oft das Potenzial zu Neuem,“ unterstreicht sie.

Improvisieren und Querdenken Eine solche frische Perspektive auf Bekanntes gewinnt man zum Beispiel in dem Seminar „Improvisation als Kompetenz“. Obwohl in der heutigen Arbeitswelt erwartet wird, auf Entwicklungen spontan und kurzfristig, aber zugleich fundiert und souverän zu reagieren, gilt das Improvisieren oft immer noch als Notlösung. Dabei ermöglicht es Handlungsstärke in ungeplanten Situationen und ist somit eine


Weiterbildungszentrum Alanus Werkhaus Alanus Werkhaus

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Fokus Kunst Vorkurs Schauspiel: Coaching für Aufnahmeprüfungen an Schauspielschulen

06.02. – 31.07.14

Freie Malerei mit Jo Bukowski

11.04. – 13.04.14

Osterwerkstatt: Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene

14.04. – 17.04.14

Studienvorbereitung Schauspiel

22.04. – 26.04.14

Aktzeichnen am Feiertag Jahreskurs Bildende Kunst: Malerei und Bildhauerei

16.05. – 18.05.14

Fotografisch Sehen lernen

16.05. – 18.05.14

Räumliches Zeichnen und Perspektive

16.05. – 18.05.14

Studienvorbereitung / Mappenkurs

19.05. – 02.10.14

Reisefotografie: Die Welt im Fokus

Menschen dabei zu unterstützen, Ideen umzusetzen und ihr persönliches Potenzial zu entfalten – dies ist das Anliegen des Weiterbildungszentrums. „Den Rund-um-Blick, das Prinzip 360°, rufen wir deshalb in unseren Seminaren immer wieder in Erinnerung,“ erklärt Höhnen. Heute sei dies vielleicht Kür, aber „es ist die Voraussetzung für den Erfolg von morgen,“ ist sie sich sicher.

Alanus Weiterbildung 2014 Nahezu 200 künstlerische Kurse, Weiterbildungen für den Beruf, Seminare für Fach- und Führungskräfte und Ferienworkshops bietet das Weiterbildungszentrum Alanus Werkhaus auch im Jahr 2014 an. Das Programm „Alanus Weiterbildung: Kompetenzen stärken – Innovationspotential entfalten“ sowie das „Kursbuch 2014“ können ab sofort kostenlos bestellt werden: weiterbildung@alanus.edu Tel. (0 22 22) 93 21-17 13 www.alanus.edu/weiterbildung

02.05.14 – 12.04.15

Land Art: Mit Ort und Zeit arbeiten

Point Zero Painting: Intuitives Malen

wertvolle Kompetenz. Im Seminar kann die Fähigkeit zu improvisieren als Kompetenz weiterentwickelt werden. Auch hier werden künstlerische Übungen gezielt eingesetzt, um das Querdenken und mutige Handeln jenseits von standardisierten Lösungswegen anzuregen.

01.05.14

23.05. – 25.05.14 07.06. und 20.09.14

Bausteine zum Erfolg: Marketingseminar für Künstler

13.06. – 14.06.14

Steinbildhauerei

19.06. – 22.06.14

Großformatige Zeichnung: Raumgreifend

20.06. – 22.06.14

Fokus Beruf Meine Wirkung auf andere: Sicher auftreten und persönlich überzeugen Aus- und Weiterbildung leiten: Geprüfter Aus- und Weiterbildungspädagoge Mediation in der Schule

13.01. – 14.01.14 17.01.14 – 2015 24.01.14

Kompetenter Umgang mit persönlichen Grenzen

13.02. – 14.02.14

Sicher auftreten und souverän präsentieren: Mentaltraining

20.03. – 21.03.14

Das Feuer als Mentor: Neue Perspektiven und Inspiration gewinnen

21.03. – 22.03.14

Mit Crowdfunding Ideen und Projekte umsetzen

25.03.14

Jung in Führung: Führungskompetenz gezielt stärken

26.03. – 27.03.14

Wertschöpfung durch Wertschätzung

28.03. – 29.03.14

Die Kunst zu führen: Teamleitung in sozialen Einrichtungen und Schulen

31.03. – 10.09.14

Erfolgreich selbstständig

09.04. – 10.04.14

Zukunft Ausbilder: Vorbereitung auf die AEVO-Prüfung

28.04. – 04.06.14

Teambuilding geht alle an: Zusammenarbeit durch künstlerische Mittel stärken Fortbildung zum Psychosozialen Berater Schulen muss gelernt sein: Workshop-Methoden für Nicht-Pädagogen Stärke statt Macht: Neue Autorität in Erziehung und Schule

12.05. – 14.05.14 22.05.14 – 07.02.15 02.06. – 04.06.14 10.06.14

Beschwerdemanagement: Mit Unzufriedenheit professionell umgehen

10.06. – 11.06.14

Status und Macht: Angemessen und strategisch kommunizieren

12.06. – 13.06.14

Mediation im Gesundheitswesen

13.06. – 14.06.14

Woher will ich wissen, was ich will? Berufsfindung für Jugendliche

17.06. – 18.06.14

Improvisation als Kompetenz: Personal Training mit künstlerischen Mitteln

23.06. – 25.06.14

Kreatives Schreiben

27.06. – 28.06.14

Fokus Inspiration Singen und Stille mit Markus Stockhausen

15.02.14

Feldenkrais-Methode für besseres Gehen

06.03. – 20.03.14

Geistesblitze: Seminar für geistige Fitness

21.03. – 22.03.14

Stimme und Berufsalltag: Der Ton macht die Person

09.05. – 10.05.14

Spaziergangsseminar: Eine neue Sicht erlaufen

31.05.14

Der Denkpfad® – Ein Spaziergang im Gehirn

07.06.14

Weitere Kurse und Anmeldung unter www.alanus.edu/weiterbildung


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Engagement

Sechzehn glückliche Gesichter Förderer und Freunde der Hochschule feierten mit Professoren und Mitarbeitern die diesjährigen Stipendiaten des Deutschlandstipendium.


Engagement

Die Stipendiaten gemeinsam mit Rektor und Geschäftsführer der Alanus Hochschule (v.l.n.r.): Kerstin Janzen, Ursula Eggertsberger, Christiane Dessecker, Rektor Marcelo da Veiga, Johanna Laurentia Martin, Anna Sofie van Aalst, Geschäftsführer Dirk Vianden, Nika Daerr, Marie Felicitas Butschle, Anna-Lena Häußler, Johannes Bethmann, Julia ­Brügmann, Lina Samira Meiling, Dominique Buchmaier, Michael Weiß, Alexandra Lunow, Sophia Büthe, Mieke Bubenzer

Für ihre besonderen Leistungen und ihr großes Engagement wurden im Rahmen einer Feier 16 Studenten aus allen Fachbereichen mit dem Deutschlandstipendium ausgezeichnet. Im laufenden Studienjahr 2013/14 werden sie nun monatlich mit 300 Euro unterstützt. Das Deutschlandstipendium wird jeweils zur Hälfte von der Bundesrepublik Deutschland sowie von Unternehmen, Privatspendern oder Stiftungen finanziert. In besonderer Weise gestalteten die Stipendiaten des Studienjahres 2012/13 den Festakt: Der Kunstpädagogikstudent Albert Sonnabend

resümierte die kleinen, aber entscheidenen Veränderungen, die das Stipendium für ihn mit sich gebracht hatte und die EurythmieStudentin Kristina Wilms zeigte mit Kommilitonen eine Werkschau. Zudem präsentierte eine kleine Ausstellung künstlerische Arbeiten sowie Projektdokumentationen der anderen Stipendiaten aus den Fachbereichen Malerei, Architektur, Wirtschaft und Kunsttherapie. Die Feier ermöglichte den Stipendiaten, Förderern und Freunden der Hochschule sich kennenzulernen und in Gesprächen miteinander auszutauschen.

Dank Für ihre Unterstützung des Deutschlandstipen­ diums danken wir herzlich unseren Förderern: ❚ B und der Freien Waldorfschulen e.V., Stuttgart ❚ CreActive GmbH, Bonn ❚ dennree GmbH, Töpen ❚ Dr. Quendt KG, Dresden ❚ Gemeinnützige Voelkel Stiftung Verantwortung für Mensch und Natur, Höhbeck ❚ GLOBUS Holding GmbH & Co. KG, St. Wendel ❚ PICOS Grafik GmbH, Rheinbreitbach ❚ Stiftung Evidenz, Arlesheim ❚ Stipendien.Fonds der Alanus Hochschule ❚ WALA Heilmittel GmbH, Bad Boll/Eckwälden Möchten auch Sie Deutschlandstipendien an der Alanus Hochschule ermöglichen? Wir freuen uns, wenn Sie mit uns Kontakt aufnehmen! Carolin Krämer Tel. 0 22 22 . 93 21-17 42 carolin.kraemer@alanus.edu

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Engagement

Von der Projektspende bis zur Stiftungsprofessur Kulturpartnerschaften

Stipendien

Stiftungsprofessur

Seit den neunziger Jahren bietet das Fachgebiet Malerei Unternehmen der Region Kulturpartnerschaften an. Studenten und Absolventen stellen ihre Bilder in den Unternehmen und Kanzleien aus, im Gegenzug zahlen diese einen festgelegten Betrag pro Jahr. Ein Unternehmen, das seit den Anfängen dabei ist, ist die Unternehmensberatung Simon-Kucher & Partners mit weltweit 27 Standorten. In Köln und Bonn befinden sich in den Büroräumen der Beratungsfirma zahlreiche Werke von Alanus-Absolventen. „Die Kunst der Alanus Hochschule gehört heute zum Alltag in unseren Büros und bereichert das Unternehmen sehr. Ohne sie würde etwas fehlen“, findet Dr. Andrea Maessen, die Partnerin bei Simon-Kucher & Partners in Köln ist.

Im Jahr 2012 hat die Alanus Hochschule erstmals am Programm „Deutschlandstipendium“ teilgenommen, das im Sommer 2010 von der Bundesregierung aufgelegt wurde. Schon im ersten Jahr wurden neun Stipendien an besonders begabte und engagierte Studenten vergeben; im Studienjahr 2013/14 werden bereits 16 Studenten gefördert. Im Rahmen des Deutschlandstipendiums verdoppelt der Bund Spenden in einer Höhe von 1.800 Euro, die zuvor Unternehmen, private Förderer oder Stiftungen gegeben haben. Jeder Stipendiat erhält so ein Jahr lang eine monatliche Förderung von 300 Euro. Im aktuellen Studienjahr ist dennree mit drei Stipen­ dien der größte Förderer. „Das Stipendium an der Alanus Hochschule ist für uns eine wunderbare Möglichkeit, junge Studenten der Kunst und somit die Freiheit des ­Geisteslebens zu fördern“, begründet der Marketingleiter des Bio-Handelsunternehmen, Lukas Nossol, das Engagement.

Mit der Stiftungsjuniorprofessur „Unternehmenskultur und Kommunikation im Handel“ unterstützt beispielsweise die Globus SB-Warenhaus Holding GmbH & Co. KG die Weiterentwicklung des Fachbereichs Wirtschaft und demonstriert ein besonderes Engagement für die wirtschaftswissenschaftliche Lehre und Forschung. Der rege Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaften befähigt dazu, reale Fragestellungen aus der ­Praxis unmittelbar wissenschaftlich zu ergründen und ermöglicht dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern einen kontinuier­ lichen Bezug zum aktuellen Stand der Forschung. „Die Zusammenarbeit mit der Alanus Hochschule ist für uns ein optimaler Schritt, um unsere Perspektive zu erweitern, Impulse zu setzen und neue Wege zu gehen“, findet Thomas Bruch, Geschäftsführer von Globus.


Engagement

Unternehmen, Stiftungen und Privatpersonen begleiten und fördern die Alanus Hochschule seit ihrer Gründung. Ein Überblick über die vielfältigen Möglichkeiten der Zusammenarbeit.

Projektförderung

Kunstpreis

Partnerunternehmen

Die Abschlussausstellung der Kunststudenten, Studienprojekte oder -reisen: Zahlreiche Projekte konnten in der Vergangenheit mit Spenden realisiert werden. Auch das achtwöchige Steinsymposium – eine prägende Studienreise der Bildhauereistudenten im ersten Studienjahr – wird über Projektförderungen ermöglicht. Das Symposium erlaubt den Studenten am Anfang ihres Studiums intensiv die Steinbildhauerei kennenzulernen und erste eigene Skulpturen zu schaffen. Die Finanzierung der Studienreise wird neben der Unterstützung zahlreicher Spender durch studentisch organisierte Benefizpartys und Kunstauktionen sichergestellt. „Vor einigen Jahren habe ich selbst an der Hochschule Bildhauerei studiert“, erzählt der Bildhauer Georg Koch, der für die Studienreise gespendet hat. „Ich unterstütze das Steinsymposium, weil ich weiß, wie gewinnbringend der Aufenthalt in Norwegen für die Studenten ist. Wenn möglich, nehme ich selbst jedes Jahr teil.“

Der MLP-Kunstpreis für Malerei-, Kunsttherapie- und Kunstpädagogik-Studenten wurde erstmals 2012 auf Initiative des Leiters der Geschäftsstelle MLP Bonn, Nikolaus Reeder, ausgelobt. „Mir ist es wichtig, die Sensibilität und das Bewusstsein für den gesellschaftlichen Wandel und die daraus resultierende Verantwortung eines jeden zu erhöhen. Kunst bietet hier eine gute Möglichkeit, da sie Menschen berührt“, erklärt Reeder sein Engagement. Der Preis ist sowohl mit einer Ausstellung als auch mit einem Stipendium verbunden, das den Preisträgern das Studium an der Kunsthochschule für ein Jahr sichert.

Der Fachbereich Wirtschaft setzt seit ­seiner Gründung stark auf die Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen. Jeder Bachelor-Student verbringt während des Studiums insgesamt 60 Wochen bei einem Unternehmen, um dort in den Arbeitsalltag einzutauchen und erworbenes Wissen praktisch anzuwenden. Dabei knüpfen die Studenten wichtige Kontakte, unterstützen das Unternehmen und machen wertvolle Erfahrungen. Im Gegenzug fördern die Unternehmen den Stipendienfonds des Fachbereichs Wirtschaft. „Alnatura kooperiert mit der Alanus Hochschule, weil in dem Studium die Persönlichkeitsbildung und der gesellschaftliche Kontext genauso im Fokus stehen wie die Wissensbildung. An der Hochschule lernen die Studenten nicht bloß die Anwendung wirtschaftlicher Erkenntnisse, sondern werden in die Lage versetzt, wirtschaftliche Phänomene kritisch zu hinterfragen und in einen gesellschaftlichen Gesamtzusammenhang zu setzen.“, erläutert ­Joachim Schledt, der den Mitarbeiter­ service und die Mitarbeiterentwicklung der Alnatura Produktions- und Handels GmbH verantwortet.

Möchten Sie sich für die Alanus Hochschule engagieren, eine Kooperation eingehen oder ein bestimmtes Projekt unterstützen? Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme: Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft Leitung Marketing / Fundraising Elisabeth Höhnen Tel. 0 22 22 . 93 21-17 14 elisabeth.hoehnen@alanus.edu

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Menschen

JANNE fengler – eine professorin, die bildung zum erlebnis Macht Neugierig und forschend nähert sich Janne Fengler auf Reisen fremden Kulturen. Auch als Wissenschaftlerin nimmt sie diese Haltung ein, wenn sie sich mit pädagogischen und psychologischen Phänomenen auseinandersetzt. Ihren Studenten möchte sie diesen Entdeckergeist als Zugang zur Welt vermitteln. „Du wirst mal akademische Bergführerin Dr. phil.“ So stellte sich nach bestandenem Abitur ein Freund augenzwinkernd die Zukunft von Janne Fengler vor. Damit erfasste er ihr Wesen und ihren zukünftigen Weg erstaunlich gut. Die 34-Jährige ist heute Professorin für Kindheitspädagogik und Pädagogische Psychologie. Ihre Tage und Wochen sind prall gefüllt mit Seminaren, Forschungsprojekten, akademischen Kongressen und Gremienarbeit. Sie publiziert regelmäßig Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften und arbeitet gegenwärtig an zwei eigenen Fachbüchern. Gleichzeitig zieht es die Professorin immer wieder in die Ferne. Für Reisen nach Australien, Kuba, Madagaskar oder Costa Rica bucht sie nur Flug und Mietwagen,

manchmal schlägt sie sich auch mit öffent­ lichen Verkehrsmitteln durch.

Raus aus der Komfortzone Am liebsten kommt sie dabei „raus aus der Komfortzone“, wie sie sagt. Auf ihren Reisen gibt es Tage ohne fließendes Wasser, ohne Internet und ohne Kaffee – auch wenn sie auf das heiße Getränk morgens nur ungern verzichtet. „Für mich sind diese Reisen ein Lebensquell“, sagt die Professorin. Dieses Gefühl entstehe aus dem Wechsel von einem strukturierten beruflichen Alltag hin zu häufig nicht planbaren Tagesabläufen mit überraschenden Herausforderungen in einer anderen Kultur.

„Flexibel sein und manchmal improvisieren, das muss ich als Hochschullehrerin auch, und dieses Moment des Gestaltens schätze ich. Auf Reisen lasse ich mich hierin auch gern fordern. Dieser lebendige Wechsel, die Vielfalt reizen und inspirieren mich.“ Wenn Janne Fengler von ihren Urlauben erzählt, blitzen ihre blauen Augen, die Erlebnisse sprudeln förmlich aus ihr heraus. Sie untermalt ihre Erzählungen mit weit ausholenden Gesten. Und sie lacht viel, wenn sie von Ausflügen in dichtem Dschungel erzählt, wenn sie sich an Ameisenstraßen durch die letzte Ration ihres Proviants erinnert oder Jeepfahrten auf schwer befahrbaren Strecken schildert. „Nach diesen Reisen kehre ich mit Enthusiasmus und Schwung zu meinen wissenschaftlichen Aufgaben an der Hochschule zurück“, offenbart sie eine ihrer Energiequellen.

vielfältige interessen Ihre Tätigkeit in der Wissenschaft beschreibt Janne Fengler als „neugier- und leidenschafts-


Menschen

gesteuert“. Dementsprechend vielfältig sind die Inhalte, mit denen sie sich beschäftigt: Derzeit entwickelt sie im Rahmen eines Praxisprojektes in Zusammenarbeit mit einer anderen Hochschule, einem Jugendamt, einem Migrantenverband und einem Polizeipräsidium Methoden, die Kinder in ihrer sozialen und individuellen Entwicklung stärken sollen. In einem ihrer Forschungsprojekte untersucht sie, wie Persönlichkeitsbildung in der Ausbildung von Kindheitspädagogen stattfindet. Ein weiteres ihrer Forschungsgebiete ist das Phänomen des „Sensation Seeking“ – die Suche nach Erfahrungsintensität und Abenteuer.

praxis und wissenschaft Neben der Faszination für die, wie sie sagt, „Gründlichkeit und Präzision in Theorie und Forschung“ ist eine weitere Leidenschaft der Professorin die Zusammenarbeit mit Menschen in der pädagogischen Praxis. Seit Beginn ihres Studiums ist sie in der Moderation, Supervision, Personalentwicklung und Fortbildung tätig. Dabei arbeitet sie mit allen Altersklassen: Sie ist sowohl mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen im Hochseilgarten zu finden als auch bei Seminaren zu Kreativitätstechniken oder Kursen zur Burnout-Prophylaxe. Heute widmet sie sich hauptberuflich ihren Studenten. Enthusiastisch berichtet Janne Fengler von ihrer Arbeit als Hochschullehrerin, bei der

sie in Bachelor- und Masterstudiengängen ein breites Spektrum von Inhalten aus Pädagogik und Psychologie lehrt. Darüber hinaus leitet sie den berufsbegleitenden Bachelorstudiengang Kindheitspädagogik. In Seminaren zu Entwicklungspsychologie, Reformpädagogik, Professionalisierung und anderen Themen qualifiziert die Professorin darin Erzieher mit Berufserfahrung akademisch weiter. Die Verschränkung von Wissenschaft und Praxis ist ihr dabei ein wichtiges Anliegen. „Wir müssen Studierende dazu befähigen, das pädagogische Wissen, das wir ihnen vermitteln, in der Praxis anzuwenden; sie auch in Verhaltensdimensionen befähigen, nicht nur in Wissensdimensionen“, ist sie überzeugt. Janne Fengler ist es aber auch wichtig, ihren Studenten zu vermitteln, dass die Aneignung wissenschaftlicher Befunde und Positionen einen eigenständigen Wert hat. „Auch ohne unmittelbaren Praxisbezug ist die kontinuierliche Beschäftigung mit neuen Forschungsergebnissen, Theorien und Konzepten wichtig für die Professionalisierung und eine gute Schulung der intellektuellen Neugier und Fähigkeiten. Sie regt zur Entwicklung eigenständiger weiterführender Überlegungen an“, sagt Janne Fengler.

Ganzheitliche Lehre Wissen vermittelt sie auf vielfältige Art und Weise. In Ergänzung zur klassischen Hoch-

schuldidaktik, bei der Inhalte ausgehend von Theorien vermittelt werden, greift sie gerne auf handlungsorientierte Methoden zurück. Dabei erschließen sich die Studenten ein Thema über das eigene Ausprobieren und Beobachten, davon ausgehend wird die Theorie entwickelt. „Ich kann damit auch dazu beitragen, den Studierenden eine forschende Haltung zu vermitteln.“ Das bezieht sie nicht ausschließlich auf die Aneignung wissenschaftlicher Zusammenhänge. „Diese Haltung ermöglicht einen wichtigen Zugang zur Welt.“ Janne Fengler unterstreicht: „Bildung ist viel mehr als die Summe modularisierter Puzzlesteine für die Praxis.“ Ihrem Anspruch an eine ganzheitliche Lehre wird Janne Fengler unter anderem mit einer erlebnispädagogischen Sommer- und Winter-universität gerecht, die sie gemeinsam mit Kollegen anderer Hochschulen aus Deutschland und dem europäischen Ausland in regelmäßigen Abständen ausrichtet. Die Kombination von Theorie und Praxis, die ihr so am Herzen liegt, wird hier zum Prinzip. Nach theorieorientierten Seminaren zur Erlebnispädagogik geht es schon mal mit Schneeschuhen zu einer Berghütte hinauf, in der Dozenten und Studenten unter spartanischen Bedingungen die Nacht verbringen. Dann ist Janne Fengler wieder mal als „akademische Bergführerin Dr. phil.“ unterwegs. Eine, die den ganzen Menschen im Blick hat.

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Menschen

Absolventen erzählen vom Leihen und Lehren Seit ihrem Studium spielen Kinder eine zentrale Rolle im Berufsleben von Florian Spathelf und Christoph Kremp. BWL-Absolvent Spathelf sorgt für Abwechslung in deutschen Kinderzimmern, während Kremp seit dem Abschluss im Masterstudiengang Pädagogik seinen Schülern die Rätsel der Natur erklärt. Eisenbahn, Bauklötze und Puppentheater – Florian Spathelf ist in der Welt der Spielzeuge zu Hause. Ende 2011 gründete der BWLAbsolvent den Online-Verleih „meinespielzeugkiste.de“. Das Modell ist ähnlich wie das des Carsharing: Die Kunden stellen sich eine Kiste mit Spielzeugen nach ihren Bedürfnissen zusammen, behalten diese eine Zeit lang und senden sie dann an das Unternehmen zurück, das es wiederum anderen Kunden zur Verfügung stellt. Der Jungunternehmer studierte von 2006 bis 2009 im Pionier-Jahrgang Betriebswirtschaftslehre an der Alanus Hochschule. Nach dem Studium arbeitete er zunächst in einer Unternehmensberatung in der Textilbranche und dann für den Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus, Gründer der Grameen Bank, in Bangladesch als Projektleiter. Mit dem Ziel, ein eigenes Unternehmen zu gründen, zog es ihn dann nach Berlin. „Durch die Zeit an der Alanus Hochschule war es mir wichtig, dass der Sinn und Zweck des Unternehmens einen gesellschaftlichen Mehrwert liefert“, erklärt Spathelf. Mit zwei Mitgründern entwickelte er das Konzept für die Spielzeugkiste. Die Startfinanzierung sicherten sie durch

Crowdfunding. Mittlerweile hat das Unternehmen neun Mitarbeiter und rund 1.000 Kunden. Vor kurzem hat die erste BWL-Studentin der Alanus Hochschule dort ihr Praktikum absolviert. Das BWL-Studium mit seinen künstlerischen Inhalten ist laut Spathelf die optimale Vorbereitung für die Tätigkeit als Geschäftsführer. „Wir haben nicht nur gelernt, sauber und gut zu administrieren, sondern vielmehr kreativ und ideenreich zu kreieren.“ Als Geschäftsführer brauche man Kreativität und das Bewusstsein, dass der Weg zu großen Zielen immer wieder anders sein kann. Fähigkeiten, die ihm jetzt zum Beispiel in der Entwicklung neuer Produkte weiterhelfen. Christoph Kremp arbeitet seit rund zwei Jahren als Lehrer an einer nordrhein-westfälischen Waldorfschule. Wer bei dieser Beschreibung einen jungen Referendar vor Augen hat, täuscht sich: Christoph Kremp ist 52 Jahre alt, Vater von drei Töchtern und hat über 20 Jahre Berufserfahrung in der Entsorgungsbranche. Der gelernte Agrarwirt schloss 2011 den berufsbegleitenden Masterstudiengang Pädagogik mit dem Schwerpunkt „Schule und Unterricht“ an der Alanus Hochschule ab. „Der

Lehrerberuf hat mich immer interessiert“, erzählt Kremp. Die angebliche „Lehrerschwemme“ der 1980er Jahre ließ ihn zunächst davor zurückschrecken. „Der Schulbesuch meiner Kinder hat den Wunsch, Lehrer zu werden, dann wieder konkretisiert.“ Mit seinem Pädagogik-Studium qualifizierte er sich für die Tätigkeit als Waldorflehrer. Jeden Vormittag unterrichtet er jetzt im für Waldorfschulen typischen Epochenunterricht über drei bis vier Wochen hinweg zu einem Thema. Das können Himmelskunde, das menschliche Skelett oder Vegetation und Klima in Ozeanien sein – „das Themenspektrum ist sehr vielfältig“, sagt Kremp. Das Studium sei sehr fruchtbar gewesen, nicht nur für seine beruflichen Möglichkeiten, sondern auch für die persönliche Entwicklung, beschreibt der Pädagoge. „Besonders profitiert habe ich von den Kursen des Studium Generale und der Kunstpraxis.“ Diese ergänzen die pädagogischen und fachdidaktischen Inhalte des Masterstudiums. Die künstlerischen Fähigkeiten, die Kremp dabei erworben hat, bewähren sich in der Unterrichtspraxis: Für die Vorbereitung des Biologieunterrichts in der achten Klasse fertigte er detaillierte Zeichnungen von Gelenken, Fuß- und Handknochen an. Position und Namen der Knochen weiß er seit dieser Detailarbeit aus dem Stegreif. „Es braucht enorm viel Vorbereitung, wenn man erstmals eine Epoche zu einem Thema unterrichtet“, sagt Kremp. „Aber es hat sich gelohnt, den Aufbruch in den Lehrerberuf zu wagen“, resümiert er.


Der besondere Ort

Der besondere ort Der rote Bauwagen Der Bauwagen auf Campus II der Alanus Hochschule ist ein Hingucker: Auf der Wiese neben dem Teich steht der rot leuchtende Wagen, hat inzwischen einen Schuppen und einen Grill und oft Besuch von Studenten, die sich die Zeit zwischen Vorlesungen und Seminaren vertreiben. Der Bauwagen gehört dem Studierendenrat der Alanus Hochschule, dieser nutzte ihn zunächst für seine Sitzungen. Mit dem Wachstum der Hochschule stieg auch die Mitgliederzahl des Studentenrats – der Bauwagen wurde zu klein für die regelmäßigen Treffen der Mitglieder. So zogen sie an den Hertersplatz im Zentrum von Alfter, der Wagen geriet etwas

in Vergessenheit. Der aktuelle Jahrgang des Studierendenrats wollte den Bauwagen jedoch wiederbeleben. Seit dem Herbstsemester 2013 steht er allen Studenten offen: „Wir wollen den Bauwagen als besonderen Ort für alle Studenten etablieren. Er soll ‚unabhängig und frei sein‘, ein belebendes Element auf dem Campus II, selbstverwaltet von den Studenten unserer Hochschule“, erklärt Moritz Grenz, Architekturstudent an der Alanus Hochschule und Mitglied der „Bauwagengruppe“ des Studierendenrats. Um dem Bauwagen nach der Nichtnutzung wieder etwas Leben einzuhauchen, wurde ihm ein neuer Anstrich verpasst.

Innen wurde die Ausstattung komfortabler gestaltet, der Wagen verfügt jetzt auch über Strom, Sofa, Kaffeemaschine und einen Grill: „Mit dem Bauwagen soll ein bunter Punkt auf dem Campus bestehen bleiben. Grillen, chillen, Kaffee trinken – wir hoffen, dass unsere Kommilitonen Lust dazu haben, den Bauwagen auch zu ihrem besonderen Ort an der Alanus Hochschule zu machen“, so Moritz Grenz.

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Kurz & Knapp

Alanus-Professorin in den „Rat für Kulturelle ­Bildung“ Berufen Diemut Schilling, Professorin für Zeichnung und Druckgrafik im Fachbereich Bildungswissenschaft, wurde zum Mitglied im „Rat für kulturelle Bildung“ ernannt. Als erstes unabhängiges Gremium untersucht dieser Expertenrat umfassend die Lage und Qualität kultureller Bildung in Deutschland. Von der Stiftung Mercator ins Leben gerufen, hat sich der Expertenrat zum Ziel ­gesetzt, kulturelle Bildung nachhaltig strukturell in Deutschland zu verankern und diese damit als selbstverständlichen Teil von Bildung zu etablieren. Der Initiative gehören unter anderem auch die Altana Kulturstiftung, die Bertelsmann Stiftung und die Deutsche Bank Stiftung an. Unter den zwölf Mitgliedern des Rates sind auch der Neurobiologe Gerald Hüther, der Bildungswissenschaftler Heinz-Elmar Tenoth sowie die Theaterintendantin Shermin Langhoff.

René Harder beim ­Festival von Locarno Der Dokumentarfilm „Die Hüter der Tundra“ von René Harder, Schauspielprofessor an der Alanus Hochschule, feierte beim diesjährigen internationalen Filmfestival von Locarno Premiere. Das Festival gehört zu den ältesten und renommiertesten Filmfestspielen der Welt. „Die Hüter der Tundra“ zeigt, wie das letzte Dorf samischer Rentierzüchter versucht, seine Identität zu wahren. Das Dorf auf der russischen Kola-Halbinsel liegt nördlich des Polarkreises. Jedes Jahr versammeln sich hier die Hirten beim „Fest des Nordens“ zu spektakulären Rentierschlitten-Rennen. Doch ihre Weidegründe in der Tundra sind von Erschließungsprojekten internationaler Rohstoffkonzerne bedroht. Harder hat das Drehbuch geschrieben und Regie geführt. Der Film ist eine Produktion von Arte/ZDF sowie den Produktionsfirmen Lichtblick (Deutschland) und Relation04 (Norwegen).

Neuer Kanzler an der Alanus Hochschule

Die Alanus Hochschule hat einen neuen Kanzler und kaufmännischen Geschäftsführer. Der Bonner Rechtsanwalt, Dirk Vianden, wurde in der Senatssitzung im November 2013 bestätigt. Neben der Verantwortung für den kaufmännischen Bereich der Hochschule übernimmt er zugleich die Geschäftsführung der Alanus Stiftung und des Alanus Werkhauses.

Alanus Hochschule und Hochschule BonnRhein-Sieg kooperieren

Hartmut Ihne und Marcelo da Veiga

Unter dem Leitgedanken „Gemeinsam mehr erreichen“ haben Marcelo da Veiga, Rektor der Alanus Hochschule, und Hartmut Ihne, Präsident der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, einen Kooperationsvertrag der beiden Hochschulen unterzeichnet. Mit der Zusammenarbeit wollen sie den Austausch zwischen den Studenten und auch zwischen Vertretern aus Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft anregen: „Unsere Hochschulen ergänzen sich hervorragend in ihren Angeboten. Durch die Zusammenarbeit bereichern sie auf ganz besondere Weise das Bildungsangebot der Region“, sagt da Veiga. Aktuelle Projekte der Kooperation sind die Kinderuni im Rhein-Sieg-Kreis sowie eine gemeinsame Ringvorlesung, die jeweils im Frühjahrssemester stattfinden soll. Darüber hinaus wird die Zusammenarbeit in verschiedenen Themenfeldern ausgebaut, wie beispielsweise in der Weiterbildung oder in künstlerischen Kooperationen.

„Raum auf Zeit“: Publikation ZEIGT INTERVENTIONEN IM ÖFFENTLICHEN RAUM Ein Wald aus Dachlatten oder eine Mauer aus zahllosen Getränkekisten im Hohlraum einer Brücke: Architekturprofessoren und -studenten der Alanus Hochschule haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Interventionen im öffentlichen Raum durchgeführt, die sich als Schnittstelle zwischen Kunst, Architektur und Stadtplanung begreifen. Nun präsentieren Willem-Jan Beeren und Florian Kluge, Professoren im Fachbereich Architektur, gemeinsam mit ihrem Kollegen Ulrich Berding von der RWTH Aachen, eine Vielzahl der Interventionen im Band „Raum auf Zeit. Temporäre Interventionen im öffentlichen Raum“. Das Buch dokumentiert die Ideen, Orte und Methoden der Architekten durch zahlreiche großformatige Abbildungen und skizzenhafte Projektbeschreibungen.

Szene aus „Die Hüter der Tundra“


Kurz & Knapp

Publikation zu selbstverantwortlichem Lernen an Waldorfschulen

„Studica“ in der ­Erprobungsphase

Dirk Randoll, Professor im Fachbereich Bildungswissenschaft an der Alanus Hochschule, hat für die Software AG – Stiftung ein Projekt zu selbstverantwortlichem Lernen an Freien Waldorfschulen geleitet. Im Rahmen eines Symposiums an der Alanus Hochschule wurden über 60 Praxisbeispiele selbstverantwortlichen Lernens dreier Waldorfschulen vorgestellt, die das Konzept erproben. In Vorträgen wurden zudem wissenschaftliche Positionen dargelegt: Dirk Randoll und Peter Schneider, Professoren im Fachbereich Bildungswissenschaft, erläuterten die theoretischen Grundlagen des Konzepts und führten in die geschichtlichen Bezüge ein, Michael Harslem stellte Prinzipien des kindlichen Lernens vor. Die Praxisbeispiele und Vorträge des Symposiums wurden nun von Dirk Randoll und Michael Harslem in der Publikation „Selbstverantwortliches Lernen an Freien Waldorfschulen – Ergebnisse eines Forschungsprojekts“ herausgegeben und bieten inspirierende Anregungen für alle Lehrer, die sich mit diesem Konzept beschäftigen möchten.

Im Forschungs- und Entwicklungsprojekt „Studica – Studieren à la carte“ folgt nach Untersuchungen zur Studierbarkeit und Zulassungsfragen sowie der Entwicklung des Konzepts jetzt die Realisierung und Erprobung in den Bereichen „Socially Responsible Banking“ und „Betriebliche Berufspädagogik“. Die Veranstaltungen richten sich an Teilnehmer, die aus der Arbeitspraxis stammen und sich akademisch weiterbilden möchten. Mit frei kombinierbaren Einheiten ergeben sich viele Möglichkeiten einer bedarfsgerechten wissenschaftlichen Weiterbildung. Im Rahmen der Erprobungsphase, die bis November 2014 andauert, ist die Teilnahme an den Veranstaltungen der Hochschule kostenfrei. Das Projekt „Studica – Studieren à la carte“ wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie dem Sozialfonds der Europäischen Union (ESF). Das Projekt wird im Rahmen des BundLänder-Wettbewerbs „Aufstieg durch Bildung: Offene Hochschulen“ realisiert. Weitere Informationen unter www.alanus.edu/studica.

Blickwechsel – Tage der offenen Tür

Kinderuni im Rhein-Sieg-Kreis Die Alanus Hochschule und die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg veranstalten erstmalig eine Kinderuni im Rhein-Sieg-Kreis. Im Schuljahr 2013/2014 widmen sich die Veranstaltungen dem Thema Nachhaltigkeit. Unter dem Titel „Grün Grün Grün sind alle meine Fragen“ können Kinder zwischen acht und zwölf Jahren etwa einen Fahrradsimulator testen oder ein Theaterstück zum Thema Wald anschauent. Informationen unter www-kinderuni-rhein-sieg.de.

An „Blickwechsel“ öffnen die Hochschule­und das Alanus Werkhaus ihre Türen. Die Studenten präsentieren ihre Arbeiten, Dozenten geben Einblicke in die Studiengänge und auf dem Markt der Möglichkeiten kann man sich ausführlich über das Weiterbildungsprogramm des Werkhauses informieren. Aufführungen der Schauspiel- und Eurythmiestudenten und Rundgänge durch die Ausstellungen der Bildenden Künstler zeigen den Besuchern das künstlerische Spektrum der Hochschule. Mit Workshops, Kurzvorlesungen und Informationsgesprächen präsentieren sich die wissenschaftlichen Fachrichtungen. „Blickwechsel“ findet vom 4. bis 6. April 2014 statt. Das Programm steht ab März zum Download bereit unter www.alanus.edu/blickwechsel.

Online einkaufen – Alanus ­unterstützen Mit dem Spendenportal „Bildungsspender“ ist es möglich, bei jedem Online-Einkauf einen bestimmten Anteil des Einkaufspreises zu spenden. So kann man ganz einfach und ohne Mehrkosten den Stipendien.Fonds der Alanus Hochschule unterstützen und damit die Studenten fördern. Vor dem Einkauf muss lediglich die Bildungsspender-Website aufgerufen und dort auf den passenden Online-Shop geklickt werden. Anbieter wie Amazon, die Deutsche Bahn und Hess Natur beteiligen sich an dem Onlineportal. Weitere Informationen: www.bildungsspender.de/alanus

Nachruf Charlotte Heinritz Die Alanus Hochschule trauert um Charlotte Heinritz, die am 10. Juli 2013 nach schwerer Krankheit im Alter von 59 Jahren verstarb. Sie war Professorin der ersten Stunde des Fachbereichs Bildungswissenschaft. Mit großem Engagement, ihrer Kompetenz und ihrer erfrischenden, kommunikativen Art hat sie den Fachbereich in besonderer Weise geprägt. Als stellvertretende Fachbereichsleiterin hatte sie eine tragende Rolle und als inspirierende Dozentin hat sie ihre Studenten nicht nur begeistert, sondern auch intensiv betreut. Sie hinterlässt eine große Lücke, die nur schwer zu füllen sein wird. Ihr Rat, ihre Ideen, ihr Enthusiasmus und ihr stets offenes Ohr fehlen uns. Mit Dankbarkeit und Hochachtung blicken wir auf ihr Wirken zurück.

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Termine

TERMINVORSCHAU 17. und 18. Januar

21. und 22. Februar

5. und 6. April

Die Welt der Berufsbildung und die ­Bildungswege der Waldorfschule g ­Weiterbildung für Lehrer am Waldorf-Berufskolleg, Freie Waldorfschule Sankt Augustin

Phänomenologie der persistierenden ­Reflexe g Expertenkonferenz Eurythmie­ therapie, Campus I

Markt der Möglichkeiten g Alanus Weiterbildung 2014 stellt sich vor, Alanus Werkhaus

17. Januar bis 19. September Geprüfter Aus- und Weiterbildungspä­ dagoge g Qualifizierung, Alanus Werkhaus

21. Januar Hochschulmesse Bonn g Messestand der Alanus Hochschule, Beethovenhalle Bonn

24. bis 26. Januar Traumabearbeitung durch Eurythmie­ therapie g Symposium, Campus I

7. Februar Bewegungssymposium XIII – Die Poesie des Jahreslaufs g Symposium des Fach­ gebiets Eurythmie, öffentliche Aufführungen, Campus I

7. und 8. Februar Einstieg Köln g Messestand der Alanus Hochschule, Messe Köln

7. bis 14. Februar Störprotokoll g Abschlussausstellung des Fachgebiets Bildhauerei, Kunsthaus ­Rhenania e. V. Köln

www.alanus.edu/veranstaltungen www.alanus.edu/weiterbildung

7. bis 9. März

14. bis 17. April

„Der Geizige“ g Commedia dell’arte der Schauspielstudenten, Hoftheater Campus I

Osterwerkstatt g Ferienkurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Alanus Werkhaus

14. bis 16. März

22. bis 26. April

„Wirf deine Angst in die Luft“ g Interdisziplinäres Symposium, Campus I

Studienvorbereitung Schauspiel g ­Vorbereitung auf das Vorsprechen an ­Schauspielschulen, Campus I

18. und 20. März Made in Alfter g Aufführung von ­Schauspielstudenten, Campus I

21. März Komponistensymposium XI g Konzert und Eurythmieaufführung mit dem dänischen Komponisten Peter Bruun, Campus I

25. März

30. April bis 1. Oktober Kunst to go g Offenes Malatelier am ­Vormittag oder Abend, Alanus Werkhaus

Mai Duo-Szenen der Weltliteratur g ­Aufführung von Schauspielstudenten, ­Hoftheater Campus I

Mai

Wirtschaftsprozesse – Kunstprozesse g Unternehmertag des Fachbereichs Wirtschaft, Campus II

Hamlet g Aufführung von Schauspiel­ studenten, Hoftheater Campus I

April

2. Mai 2014 bis 12. April 2015

Monologe der Weltliteratur g Aufführung von Schauspielstudenten, Hoftheater Campus I

Jahreskurs Bildende Kunst: Malerei und Bildhauerei g künstlerische Fortbildung, Alanus Werkhaus

4. bis 6. April

9. bis 11. Mai

Blickwechsel – Tage der offenen Tür g Ausstellungen, Rundgänge, Aufführungen, Vorträge, Workshops, Campus I und II

Biografie in Bewegung – Biography and Movement g Symposium des Fachgebiets Eurythmie, Campus I


Termine

19. Mai bis 2. Oktober Studienvorbereitung / Mappenkurs g Studienvorbereitung für Interessenten von Kunst- oder Designstudiengängen, Alanus Werkhaus

Juni Balladen g Aufführung von Schauspielstudenten des 2. Studienjahres, Hoftheater, Campus I

Juni sonotopia 2014 g Beitrag des Fachbereichs Architektur beim internationalen Klangkunstfestival bonn hoeren, Bonn

14. Juni Studieninfotag g Workshops, Aus­ stellungen, Vorträge, Studienberatung, ­Campus I und II

20. und 21. Juni Bachelorabschluss Eurythmie g Auf­führung von Eurythmiestudenten, Campus I

Juli Duo-Szenen der Weltliteratur g Aufführung von Schauspielstudenten, ­Hoftheater, Campus I

IMPRESSUM Herausgeber Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft Anschrift Villestraße 3 — 53347 Alfter Tel. 0 22 22 . 93 21-0 info@alanus.edu — www.alanus.edu Träger Alanus Hochschule gemeinnützige GmbH Geschäftsführung Prof. Dr. Marcelo da Veiga, Dirk Vianden Idee und Konzept Elisabeth Höhnen, Dr. Julia Wedel, steinrücke+ich Redaktionsleitung Elisabeth Höhnen, Dr. Julia Wedel Redaktion Tatjana Fuchs, Josefine Hintze, Carolin Krämer, Anja Piske, Sandra Stempel, Claudia Zanker Weitere Autoren dieser Ausgabe Prof. Dr. Thomas Schmaus, Prof. Dr. Günter Seubold Lektorat Barbara Milde-Schulz Werknachweise Improvisation zu „Skulptur und Landschaft“, 2013, Anna Lynn Dobslaw, Ga Eun Kim, Cedric Müller (Titelseite), „Goldene Palestine“, 2013, André Kentenich (S. 4, 6), „Alpha und Omega (A und Ω), Selbstheilung der Zeit“, 2013, Younsook Nam (S. 9), „a-live-game or a-life-game“, Franziska Stephan, 2012 (S. 10 oben), „Hügel F40.2“, 2013, Brigitte Mekelburg (S. 11), Improvisation zu „Skulptur und Landschaft“, 2013, Milena Volke (S. 14), „reinsprung“, 2013, Paula Kurz, Jan Verbeck (S. 20), Aus der Reihe „Box to change the world“, 2012, Lilian Friese (S. 24), „Embodiment“, 2013, Christiane Wien (S.23) Fotos und Abbildungen Alanus Hochschule (S. 12, 14 re. o., 16, 17, 22, 23, 40, 41, 42, 44 re.), Willem-Jan Beeren (S. 18, 20), Ute Bockshecker (S. 13), Nola Bunke (S. 4, 6, 9, 11, 24), dm-drogeriemarkt (S. 25), Marc Doradzillo (S. 28), Ulrika Eller-Rüter (S. 14 li. o.), Katharina Grube (S. 21), René Harder (S. 44 li.), Doreen Kühr (S. 8, 10 re.), Damian Paderta (S. 29), Britta Schüssling (S. 4, 10 mi., 26, 27, 32, 36, 37, 44, 45), Wilfried Sommer (S. 31), Milena Volke (S. 14 li. u.), Miriam Waal (S. 14 re. u.), Christiane Wien (S. 23) Gestaltung Dirk Drevermann Anzeigen bettina.vogel@alanus.edu Erscheinungsweise 2-mal jährlich Druck und Auflage Media Cologne GmbH, Hürth — 5.000 Exemplare

Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft Campus I: Johannishof — Campus II: Villestraße 3 — 53347 Alfter Weiterbildungszentrum Alanus Werkhaus Campus I: Johannishof — 53347 Alfter

In diesem Magazin wird aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachform verzichtet. Sämtliche Bezeichnungen von Personengruppen gelten gleichgestellt sowohl für die männliche als auch für die weibliche Form. Für den Inhalt der einzelnen Artikel sind die jeweils benannten Autoren verantwortlich. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung der Alanus Hochschule. Alfter, Dezember 2013

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UNIVERSALIS

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Alanus [aːlaːnʊs]: Die Alanus Hochschule und das Alanus Werkhaus beziehen sich in ihrem Namen auf den Universalgelehrten Alanus ab Insulis (ca. 1120 bis 1202), der den Beinamen „doctor universalis“ trug. Er lehrte die Sieben Freien Künste in Paris und Montpellier. Alanus ab Insulis vertrat die Vorstellung, dass Studieren die Bildung des Menschen zum Menschen durch Interdisziplinarität bedeutet und über ein reines Fachstudium hinaus geht. Angelehnt an Alanus ab Insulis ist ein wichtiger Teil des Konzepts der Alanus Hochschule und des Werkhauses die Gemeinschaft und Begegnung von Kunst und Wissenschaft.

Dieses Magazin wurde klimaneutral auf FSC®-Papier gedruckt. Das Papier stammt aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern und aus kontrollierten H­ erkünften. Es ist ­recycelbar.

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