Universalis Das Alanus Magazin | Ausgabe 08 | Oktober 2016
Titelthema
Sinn, Sinne, sinnvoll
Was wir erleben und wie wir es wahrnehmen, Seite 6 – 17
www.alanus.edu/universalis
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Editorial 3
Liebe Leserinnen und Leser … Die allgegenwärtigen Werbeagenturen gefallen sich in der Assoziation von Wortklängen, die eigentlich wenig oder nichts miteinander zu tun haben. Man hört und liest sie allerorts im Radio und auf Plakaten. Das Widersinnige, das unter der Hand sinnvoll klingt, wird so zum Hingucker. Sätze wie „Das macht Sinn” und „Sie hat einen Sinn für Kunst oder Musik” scheinen ebenfalls phonetisch auf Zusammengehöriges zu verweisen. Sie sind aber semantisch so weit voneinander entfernt wie die Rede vom Schimmel auf der Koppel und dem Schimmel auf dem Käse. Ist „Sinn, Sinne, sinnvoll“ somit ein weiterer ausgewiesener Kandidat für völlig Sinnloses oder Unsinniges? Es könnte der Fall sein, aber die folgende Überlegung legt eine andere Sichtweise nahe: Durch Sinne beziehen wir uns im Wahrnehmen auf die Welt. Sie ist dadurch für uns vielfältig und immer wieder anders und neu. Egal was wir sinnlich wahrnehmen, es ist stets nur ein momentaner Ausschnitt aus oder eine momentane Sicht auf die Welt. Weil Dinge und Vorgänge für die Sinne nur so erscheinen, fordern sie unser Denken heraus. Das Denken versucht das zunächst Vereinzelte zu fassen, zu verknüpfen und, wenn es gelingt, in einen Sinnzusammenhang zu stellen. Das mitunter Disparate wie verschiedene Klänge, Geräusche, Stimmen und Gerüche in einer Situation wird so unter einem Begriff zusammengefasst und beispielsweise als Sommerfest identifiziert. Durch Einbettung in den Zusammenhang erhalten isolierte Eindrücke Struktur und können so zu einem sinnvollen Ganzen werden. Sinn entsteht für uns durch Zusammenhang und Kontextbildung. Sinnbedürfnis wird in der Begegnung gelegentlich auch in der Konfrontation mit dem Zusammenhanglosen angefacht. Die Sinne sind also, existentiell gesehen, Sinnstifter, weil sie das Leben zunächst potenziell „sinnlos“ erscheinen lassen und die Suche nach Zusammenhang und Sinn unserer Aktivität überlassen. Die Existenzialisten haben in diesem Punkt, was die Deutung des Menschen betrifft, recht: Die Existenz geht der Essenz voraus oder wir müssen unserem individuellen und gesellschaftlichen Leben selbst einen Inhalt geben. Wenn wir auch biologisch in mancher Hinsicht vorbestimmt sind, so hängt die kulturelle Dimension unseres Daseins wesentlich davon ab, was wir als Menschen daraus machen. Darin besteht das Abenteuer und das Drama der Geschichte und Kultur.
Ihr Prof. Dr. Marcelo da Veiga Rektor der Alanus Hochschule
Unser Magazin können Sie kostenlos abonnieren unter www.alanus.edu/ universalis
Inhalt 4
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Titelthema Sinn, Sinne, sinnvoll 6 Wie viele Sinne hat ein Mensch? 11 „Wir haben gezeigt, was wir können“ Vor 10 Jahren startete der BWL-Studiengang 14 Aus dem Erlebnis entsteht Bildung Gespräch mit Janne Fengler über die Ziele der Erlebnispädagogik und die Wahrnehmung mit allen Sinnen 16 Inklusion am Arbeitsplatz Abschlussarbeit einer BWL-Studentin
Campus
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18 Farbe mit Sinn Das Projekt Färbergarten 20 Begegnungen und Austausch in aller Welt Eine Auswahl internationaler Projekte 22
Wege ins Studium Stella Braasch und Ruben Tsangaris erzählen, wie sie an die Alanus Hochschule kamen
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orhang auf für die Kunst V Kunst im Raum beim „testbetrieb“ im Volkshaus Gelsenkirchen-Rotthausen
Forschung 26 Nachhaltige Kleidung Grün denken, aber gedankenlos kaufen? 28 Gemeinsam zur Hochschulreife – Waldorf und Montessori in einem Boot Der Campus Wien West 30 Die Kunst hilft bis zum Lebensende Kunsttherapie in der Palliativversorgung 31 Aus Japan zum Graduiertenkolleg Gespräch mit dem Doktoranden Shozan Shimoda 32
E xistenzielle Fragen Neue Perspektiven auf das Alter
„Temporäre Licht-Installation“ anlässlich der Bonner Wissenschaftsnacht 2016, Studenten des Fachbereichs Architektur (Foto: Peter Piotrowski)
Inhalt 5
Die abgebildeten Werke sind Arbeiten, die im Kontext der Alanus Hochschule oder des Alanus Werkhauses entstanden sind.
Der besondere Ort 33 Die Bildhauerwiese
Engagement 34
L ebendige Kunst fördern Petra Kosberg setzt sich für eine zeitgemäße Eurythmie ein
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ider die Herrschaft der Zahlen W Martin Booms fördert den Studiengang Philosophy, Arts and Entrepreneurship
Alanus Werkhaus 36
en Horizont erweitern D Zum 10-jährigen Jubiläum der Weiterbildung zum Handelsfachwirt am Alanus Werkhaus
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it Kunst neue Perspektiven öffnen M Über die Anwendung künstlerischer Methoden in der Weiterbildung
Menschen 40 Michael Schwarzmann – Professor der ersten Stunde
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I m Auftrag der Zufriedenheit Annabel Köster ist „Zufriedenheitsbeauftragte“ bei Globus
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ionier ohne Scheuklappen P Absolvent Ephraim Krause erzählt von den Anfängen des BWL-Studiengangs am Johannishof
44 Kurz & Knapp 46 Terminvorschau 47 Impressum
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Weitere Informationen zum Hochschulgeschehen finden Sie unter k www.alanus.edu oder besuchen Sie die Weiterbildungseinrichtung unter k www.alanus.edu/werkhaus
Titelthema: Sinn, Sinne, sinnvoll 6
Wie viele Sinne hat ein Mensch?
Titelthema: Sinn, Sinne, sinnvoll 7
Die Aufnahme von Sinnesreizen und die Prozesse der Wahrnehmung in unserem Bewusstsein stellen einen faszinierenden physiologischen Vorgang dar. Dabei wird immer wieder der Übergang von der körperlichen Ebene in die (seelische) Welt des Erlebens durchlaufen. Diese Tatsache beschäftigt Naturwissenschaftler wie Philosophen seit Langem. Das Verständnis der Sinneswahrnehmung ist ein wichtiger Zugang zum Verständnis des menschlichen Daseins. Die Fähigkeit zur Sinneswahrnehmung wird als so selbstverständlich empfunden, dass kaum darüber nachgedacht wird, wie komplex die Vorgänge selbst sind und wie erstaunlich es ist, dass die korrekte Wahrnehmung in den meisten Fällen gelingt. Je mehr in der Neurophysiologie und Bewusstseinswissenschaft über die Vorgänge der Sinneswahrnehmung und ihrer Evolution verstanden wird, umso erstaunlicher sind diese Phänomene. Die Sinne eröffnen uns einen Zugang zur Welt, so wie auf anderen Ebenen die Atmung und die Nahrung. Durch diese drei Ströme nehmen wir Anteile aus der Welt in uns auf. Ohne die Wahrnehmungsfähigkeit wären wir in unserem Menschsein extrem eingeschränkt. Einzelne Sinne, vor allem der Sehsinn, sind neurophysiologisch relativ gut untersucht, andere Sinne zeigen sich einer messenden Analyse schwerer zugänglich. Der Wahrnehmungsprozess erschließt sich nur über das Erleben selbst und der Erlebende muss dazu befragt werden. Diese Aussagen können dann auf Messergebnisse bezogen werden. Hierin liegen die beiden Anteile der Sinneswahrnehmung: zum einen der Sinnesreiz, bei dem ein physiologischer Prozess an Sinneszellen beginnt und der Reiz in die verarbeitenden Areale im Gehirn weitergeleitet wird, und zum anderen die Aktivität, die der Wahrnehmende dem Reiz aufnehmend und erkennend entgegenbringt. Ein Zeichen für das geringe Hinterfragen unserer tradierten Konzepte ist die Tatsache, dass die meisten Menschen immer noch von fünf Sinnen ausgehen. Dies geht auf ein anatomisch geprägtes, seit der Antike be-
Titelthema: Sinn, Sinne, sinnvoll 8
schriebenes Verständnis zurück, das sich an den großen, allgemein sichtbaren Sinnesorganen orientierte: Augen, Nase, Mund, Ohren und – da zögern die meisten noch – Haut. Die Haut ist tatsächlich das größte der Sinnesorgane, da sie sich bei einem Erwachsenen über etwa zwei Quadratmeter erstreckt. Hier liegt vor allem das Organ des Tastsinns weit ausgebreitet. In der naturwissenschaftlichen Forschung sind für den Menschen längst weitere Sinne beschrieben worden.
Aus fünf Sinnen werden acht Wissenschaftsgeschichtlich vollzog sich im 19. Jahrhundert ein Wechsel von dem anatomischen Menschbild zum physiologisch geprägten: Man ließ sich immer mehr von der untersuchbaren Funktion leiten als von der mit bloßem Auge sichtbaren anatomischen Struktur, dem Organ. So untersuchte man die Sinnesfähigkeit für das Gleichgewicht (Gleichgewichtssinn) und auch die Wahrnehmung der eigenen Bewegungen (Bewegungssinn) und fand entsprechende Korrelate als bisher unbekannte Sinnesorgane. Innerhalb der Haut wurde der Temperatur- oder Wärmesinn lokalisiert. So kam man von fünf auf acht Sinne. Der Tastsinn wurde weiter differenziert und nach verschiedenen Sinneszellen für Druck, Zug und Vibration spezialisiert. Dem war als neues Paradigma das Konzept der Zelle vorausgegangen, das nicht mehr dem sichtbaren Organ als Funktionsträger, sondern der als Baustein gedachten einzelnen Zelle die Leistung zuschreibt. Einzelne Zellen, die koordiniert zusammenwirken, bilden ein Sinnesorgan, auch wenn sie sich weit über den gesamten Körper verteilt finden: So erstreckt zum Beispiel
der Bewegungssinn seine Sinneszellen auf die einzelnen Gelenke und führt die Informationen auf verschiedenen Ebenen schließlich im Gehirn zusammen. Die Reflexionen in der anthropologischen Philosophie suchen nach einem angemessenen Verständnis des Wahrnehmungsaktes und entwickeln hierfür geeignete methodische Ansätze. Seit Ende des 19. Jahrhunderts stellen sie 1 eine wichtige Ergänzung der naturwissenschaftlichen Forschung dar. Durch ihre Reflexionen vertieft sich das Denken über einerseits die Sinnesfunktion und andererseits den Wahrnehmungsakt für das Bilden des Bewusstseins.
Sinne und Bewusstsein Deutlich wird, dass der Sinnesreiz allein nicht ausreicht: Der Stimulierung von Sinneszellen von außen kommt ein Erkennen entgegen, in dem der Wahrnehmende aktiv werden muss, damit es zu einer bewussten Wahrnehmung kommt. Die Sinneswahrnehmung ist also eng mit dem Phänomen des menschlichen Bewusstseins einer Person verbunden. Der Geschmack braucht den Schmeckenden, der Geruch den Riechenden. Dem Sinnesreiz, der die Sinneszelle „anstößt“, muss der sie Aufnehmende mit eigener Aktivität begegnen. Es muss jeweils jemanden geben, der den Reiz empfängt, ihm Interesse und Aufmerksamkeit entgegenbringt, ihn mit bereits Erfahrenem verbindet, ihn erkennt und ins Bewusstsein aufnimmt. Ohne diesen weiteren Akt des aktiven Aufnehmens bleibt der Sinnesreiz bloße physiologische Aktivität, ohne sein eigentliches Ziel zu erreichen: eine Information zu vermitteln, Orientierung zu geben, einen Wahrnehmenden zu erreichen.
Dies stellt innerhalb der Philosophie ein eigenes Feld dar, vertreten von Franz Brentano und weiteren Phänomenologen, zu denen Edmund Husserl und zahlreiche andere Denker gehören. Neben Max Scheler kann in diesen Kreis philosophiegeschichtlich auch Rudolf Steiner eingeordnet werden sowie später auch Maurice MerleauPonty, Karl Jaspers und Herbert Witzenmann. Seit den 1990er Jahren ist dies wieder ein sich fruchtbar entwickelndes Gebiet.
1
2
Brentano, Franz: Deskriptive Psycho logie, Hamburg, 1982.
3
Steiner, Rudolf: Anthroposophie: Ein Fragment, in R udolf Steiner Gesamt ausgabe, Dornach, 2009, S. 31.
Titelthema: Sinn, Sinne, sinnvoll 9
Steiner und die Sinne Rudolf Steiner widmet sich sehr eingehend dem Verständnis der Sinneswahrnehmung und ihrer konstituierenden Funktion für den Menschen. Er knüpft methodisch an der „Deskriptiven Psychologie“ von Franz Brentano 2 an, die mit wissenschaftlicher Genauigkeit und mit dem Ziel der Nachvollziehbarkeit für andere eine eigene methodische Grundlage für die Beobachtung des Erlebens legt. Steiner differenziert die Sinneswahrnehmungen anhand der Beobachtung der Erlebniswelt. Die Grundlage ist der Wahrnehmende, der durch die Sinne etwas über die sein Wesen umgebende Welt erfährt. Er unterscheidet Teilbereiche der Wirklichkeit, zum Beispiel Klang von Licht, Umriss einer Form von Bewegung. Die menschliche Leiblichkeit mit entsprechenden Sinnesorganen nimmt diese Teilbereiche zunächst gesondert voneinander auf. Erst im Verlauf des Wahr-
nehmungsakts kommen sie wieder zusammen in ein Gesamterlebnis, in dem die verschiedenen Sinnesmodalitäten sinnmachend aufeinander bezogen sind: Der im Sehsinn wahrgenommene bewegte Mund bringt die gehörte und verstandene Sprache hervor und das Gesagte wird mit der sprechenden Person in Beziehung gebracht. Diese Integrationsleistung ist entscheidend für eine gesunde Wahrnehmung. „In anthroposophischer Beleuchtung darf alles dasjenige ein menschlicher Sinn genannt werden, was den Menschen dazu veranlaßt, das Dasein eines Gegenstandes, Wesens oder Vorganges so anzuerkennen, daß er dieses Dasein in die physische Welt zu versetzen berechtigt ist.“ 3 Steiner kommt so auf zwölf verschiedene Sinnesmodalitäten. Verschiedene Felder dieser Wahrnehmung sind zuerst dem direkten Zusammenhang mit der eigenen Leiblichkeit, dann dem seelischen Umfeld und schließlich den mehr geistigen Zusammenhängen (Begriffe, Ideen, Wesen) zuzuordnen. Das sind lediglich Gewichtungen: Jeder Sinn hat einen physischen, seelischen und geis-
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Sensus communis: Das Zusammenfließen aller Wahrnehmungen und Gedanken in einem Bewusstsein.
tigen Anteil, nur ist der jeweilige Anteil unterschiedlich groß, beispielsweise wenn man den an Gegenständen orientierten Tastsinn und den an intellektuellen Inhalten orientierten Sprachsinn vergleicht. Entsprechend ist das Tastorgan leiblich stark ausgebildet, während der Sprachsinn kaum als Organ fassbar mit einem Hirn areal korreliert.
Drei weitere Sinne Der „Leib-Wahrnehmung“ dienen zunächst der Tastsinn und der Eigenbewegungssinn sowie der Gleichgewichts- und Temperatursinn. Ergänzend beschreibt Steiner neu den Lebens- oder besser Vitalsinn. Hiermit wird der innere Zustand der Leiblichkeit erfasst, beispielsweise Müdigkeit, Erschöpfung, Hunger oder Durst, Krankheitsgefühl und andere leibliche Zustände. Dieser Vitalsinn wird in der Physiologie bisher nicht als eigene physiologische Ganzheit – als Sinn für sich – verstanden. Der Vitalsinn ist damit ein gutes Beispiel für die Selbstverständlichkeit, mit der eine Sinnesleistung zwar von jedem täglich praktiziert und beispielsweise im Rahmen der ärztlichen Untersuchung erfragt wird, physiologisch allerdings erst noch exakt beschrieben werden muss. Erst dann wird der Vitalsinn in der Sinnesphysiologie seinen wichtigen Platz bekommen.
Und noch weitere drei Sinnesmodalitäten hat S teiner beschrieben. Der Wort- oder Sprachsinn, der Gedankenoder Ideensinn sowie der Ich-Sinn bilden die konsequente Vervollständigung der Beschreibung der menschlichen Sinneswahrnehmung aus der Perspektive des wahrnehmenden Bewusstseins. Diese Sinne richten sich auf die Kommunikation mit anderen Wesen mit einer differenzierten Wahrnehmungsleistung bei zunächst nicht sichtbarem Sinnesorgan. Eine Erweiterung der wissenschaftlichen Methodik im Sinne einer Zusammenführung von psychischer Beobachtung und neurowissenschaftlichen Ergebnissen ist längst möglich und eine überaus vielversprechende, interdisziplinäre Aufgabenstellung. ■
Von: Urs Pohlman Juniorprofessor für Medizin in komplementärmedizinischen Anwendungsbereichen im Fachbereich Künstlerische Therapien und Therapiewissenschaft
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„Wir haben gezeigt, was wir können“ Das Kunststück ist gelungen: Vor zehn Jahren startete die Alanus Hochschule den ersten Bachelorstudiengang in Betriebswirtschaftslehre an einer Kunsthochschule. Seit Herbst 2006 bildet der Fachbereich Wirtschaft die Manager von morgen aus – und lehrt, wie man Wirtschaft neu denken und nachhaltig gestalten kann.
Uwe Urbschat, Head Corporate Culture & Identity bei Weleda, gerät geradezu ins Schwärmen, wenn er über die Studenten des ersten BWL-Studienjahrgangs erzählt: „Wir waren begeistert von ihrem Engagement und ihrer Motivation. Die große Überschrift ‚Wirtschaft neu denken‘ – die ist in der Beziehung tatsächlich berechtigt. Junge Menschen, die das Gegebene infrage stellen, die werteorientiert sind, die eine Mission in sich tragen. Das ist das, was wir brauchen.“
Unkonventionell vorgehen, den Ideen freien Lauf lassen und um die Ecke denken: In klassischen BWL-Studiengängen lernen das die wenigsten. Immer mehr Unternehmen suchen jedoch Führungskräfte, die beweglich im Denken sind und innovative Wege gehen. Die Alanus Hochschule setzt deswegen auf Kunst, um Wirtschaft neu zu denken. „Uns ist wichtig, dass die Studenten neben dem betriebswirtschaftlichen Fachwissen lernen, wirtschaftliche Fragestellungen aus
unterschiedlichen Perspektiven – zum Beispiel der Nachhaltigkeitsperspektive – zu betrachten. Sie werden angeregt, innovative Ideen für ein zukunftsfähiges und ökologisches Wirtschaftsleben zu entwickeln“, sagt Dirk Battenfeld, Leiter des Fachbereichs Wirtschaft. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen möchte er den Studenten Mut zu kreativem Handeln machen. Sie sollen durch Kunst und Kultur ihre Wahrnehmung schärfen.
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Die Gründer des Studiengangs, Götz E. Rehn und Marcelo da Veiga (rechts), blicken auf eine zehnjährige Erfolgsgeschichte zurück.
Einzigartig in Deutschland: BWL-Studenten an der Alanus Hochschule machen Kunst, um Wirtschaft neu zu denken.
„Wirtschaft ist keine Naturwissenschaft, sondern eine Gesellschaftswissenschaft. Und damit ist sie auch gestaltbar. Ich möchte die Gestaltbarkeit von wirtschaftlichen Prozessen vermitteln und die Studenten zum eigenständigen Denken anregen“, ergänzt Juniorprofessorin Eva-Maria Walker, die vor allem Kommunikation und Unternehmenskultur im Handel lehrt. Das Curriculum blickt daher weit über den Tellerrand hinaus. Die Wirtschaftsstudenten belegen Seminare in Ethik und Kunstwissenschaft, bekommen Schauspielunterricht, malen und bildhauern. Ein deutschlandweit einzigartiges Konzept. In der Kreativität sieht Götz W. Werner eine wichtige Tugend im unternehmerischen Alltag. „Kunst ist ein wunderbares Mittel, um das Denken, Wollen und Fühlen der Menschen zu fördern“, sagt der Gründer von dm-drogerie markt. Wirtschaft und Kunst: An der Alanus passt das zusammen. Der BWL-Studiengang ist längst etabliert – und ausgezeichnet: Viermal hat der Rat für Nachhaltige Entwicklung das Studium schon mit dem Qualitätssiegel „Werkstatt N“ prämiert. „Ein Meilenstein und der Durchbruch in eine neue Ära“, so beschreibt Rektor Marcelo da Veiga die
Einführung des ersten wissenschaftlichen Studiengangs an der Alanus Hochschule im Herbst 2006. „Dass wir als Kunsthochschule einen Wirtschaftsstudiengang anbieten, war innovativ für die Hochschule, aber auch bildungspolitisch innovativ“, erzählt der Philosophie-Professor. Gemeinsam mit Götz E. Rehn, Gründer und Geschäftsführer der Biomarktkette Alnatura, entwickelte da Veiga damals das Studienkonzept. Ziel und Anspruch wurden klar formuliert: „Die Studenten sollen sensibilisiert werden. Sie sollen erkennen, dass die Wirtschaft für den Menschen da ist und nicht der Mensch für die Wirtschaft“, erklärt Honorarprofessor Rehn, der das Institut für Sozialorganik an der Ala-
Die Studenten sollen durch Kunst und Kultur ihre Wahrnehmung schärfen.
nus Hochschule leitet. Man lehre aber nicht Antikapitalismus, betont da Veiga. „Ein Unternehmen, das ständig Defizite macht, ist nicht nachhaltig. Wogegen wir uns wenden, das ist der Geist von Gewinnmaximierung und Profit als Selbstzweck.“ Vor allem dm-drogeriemarkt, Alnatura und der Naturkosmetik-Hersteller Weleda haben damals die Entwicklung des Bachelor-Studiengangs vorangetrieben. Später kamen andere mittelständische Unternehmen hinzu. Heute kooperiert die Alanus Hochschule mit rund 30 Praxispartnern, die eine sozial und ökologisch orientierte Unternehmensführung betreiben. Dort sammeln die Studenten
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Ein Apfelbaum zum Jubiläum: Der Fachbereich Wirtschaft wurde auf der 10-Jahres-Feier am 19. September nachhaltig beschenkt.
bis zu ihrem Abschluss 60 Wochen Berufserfahrung – vom Regaleinräumen bis zur Führungsetage. „Daher erleiden sie auch keinen Praxisschock, wenn sie ihre erste Position in einem Unternehmen anstreben“, sagt Fachbereichsleiter Battenfeld. Die Partnerunternehmen schätzen die vielfältigen Kompetenzen der Alanus-Studenten. Joachim Schledt, Leiter Mitarbeiterservice und -entwicklung bei Alnatura, lobt sie in den höchsten Tönen und wünscht sich, dass künftig „in der deutschen, in der europäischen und vielleicht sogar in der Weltwirtschaft Unternehmen und Organisationen von Menschen geleitet werden, die an der Alanus Hochschule studiert haben“. Für Marisa Lehr war es die beste Entscheidung, an der Alanus zu studieren. Sie gehörte zum Pionier-Jahrgang 2006 und arbeitet heute als Referentin für Mitarbeitergewinnung, -ausbildung und -entwicklung bei Alnatura. Lehr blickt gerne auf ihre Studienzeit zurück: „Es war ein neuer, innovativer Studiengang. Die Kombination aus Kunst, Wirtschaft und Studium Generale war sehr besonders und anders. Es wurde damals viel improvisiert, und wir konnten vieles mitgestalten. Als Jahrgang sind wir dadurch stark zusammengewachsen.“
Auch BWL-Professor Battenfeld erinnert sich noch gut an die Pionierzeit vor zehn Jahren. Als Kunsthochschule habe man unter besonderer Beobachtung gestanden: „Wir waren zunächst noch etwas konservativer, hatten eine etwas stärkere Anlehnung an die Studiengänge, die man auch an staatlichen Universitäten findet.“ Das aber ist Vergangenheit. Der Fachbereich Wirtschaft hat sich weiterentwickelt und im vergangenen Jahrzehnt rund 400 Studenten begleitet. Heute präsentiert er sich selbstbewusst, visionär und ist stolz auf seine Angebote: „Wir haben gezeigt, was wir können. Wir haben unsere Kräfte um das Thema Nachhaltigkeit konzentriert, aber gleichzeitig die Breite der Betriebswirtschaftslehre in den BWL-Studiengängen erhalten“, so Battenfeld. Rektor Marcelo da Veiga blickt daher auf eine zehnjährige Erfolgsgeschichte mit stabilen Partnerschaften zurück. Schwierigkeiten? Gab es natürlich auch, gibt da Veiga unumwunden zu. Nicht jeder sei damals begeistert über den neuen Studiengang gewesen. „Aber die Kollegen, die im Fachbereich Verantwortung getragen haben, haben sich als gestaltungsfähig und gestaltungswillig erwiesen. Dass sich der Studiengang so
gut entwickelt hat, hängt auch und vor allem mit dem Engagement der Beteiligten im Fachbereich zusammen“, sagt da Veiga. Wünsche für die Zukunft hat der Rektor zum zehnjährigen Geburtstag des BWL-Studiums natürlich auch: „Ich hoffe, dass der Fachbereich und Studiengang offen und alert bleibt für die Vorgänge in der Gesellschaft. Denn man muss in jeder Generation die Frage nach dem Menschsein neu stellen, weil sich die Rahmenbedingungen und die Menschen ändern.“ ■ FC
Wirtschaft neu denken Der Fachbereich Wirtschaft bietet einen Bachelor- und einen berufsbegleitenden Masterstudiengang Betriebswirtschaftslehre unter dem Motto „Wirtschaft neu denken“ an. Zudem vermittelt ein neuer Bachelor-Studiengang „Nachhaltiges Wirtschaften“ seit dem Herbstsemester 2016 vor allem Kompetenzen und betriebswirtschaftliches Wissen in Management, Marketing und Mitarbeiterführung mit einem Schwerpunkt im Nachhaltigkeitsmanagement. Informationen zum Studium und Bewerbungsund Aufnahmeverfahren gibt es im Netz unter k www.alanus.edu/studium-bwl
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Aus dem Erlebnis entsteht Bildung Erlebnispädagogische Lernangebote sprechen Kopf, Herz und Hand g leichermaßen an: Sie fordern Problemlösefähigkeiten heraus, berühren emotional und sind verhaltensbezogen – ein ganzheitlicher Ansatz, der also nicht nur kognitive Lern arrangements berücksichtigt. Janne Fengler, Leiterin des Instituts für Kind heitspädagogik, verrät, was Ziele der Erlebnispädagogik sind und wie Eltern und Pädagogen die Wahrnehmung von Kindern mit allen Sinnen fördern können.
Frau Fengler, was wird denn überhaupt unter einem „Erlebnis“ verstanden? Den Begriff „Erlebnis“ versteht man gut in Abgrenzung zu dem der Erfahrung. Die Erfahrung wird dabei als das Überdauernde verstanden: Alles ist Erfahrung, und so, wie man nach Paul Watzlawick nicht nicht kommunizieren kann, kann man nicht nicht Erfahrung machen. Das Erlebnis tritt aus dem Erfahrungsstrom hervor. Es gilt als einmalig, nicht wiederholbar und vollständig subjektiv. In der Erlebnispädagogik geht man davon aus, dass Erlebnisse besondere Potenziale als Bildungswert enthalten, wenn sie unter umsichtiger Begleitung ermöglicht werden. Worum geht es in der Erlebnispädagogik genauer und welche Ziele hat sie? In der Erlebnispädagogik wird das Erlebnis zum Ausgangspunkt für Lern- und Bildungsprozesse. Dieses Lernangebot, das ganz unmittelbar durch den Ernstcharakter der Situation Kopf, Hand und Herz anspricht, soll eine Verbindung zu inneren Lernbereitschaften und -zielen schaffen. Die Settings, damit sind spezifische Lernumgebungen gemeint, werden unter Nutzung von Strukturähnlichkeiten zwischen Lebenswelt und Lernfeld passgenau gestaltet. Dies lässt sich auch mit sprachlichen Redewendungen nachvollziehen, die das implizite Wissen von solchen Lernvorgängen veranschaulichen: Beim Kanufahren geht es darum zu spüren „dass alle in einem Boot sitzen“ – dass alle also den gleichen Bedingungen ausgesetzt sind – und nur die
gemeinsam koordinierte Anstrengung zielführend ist. Lernziele der Erlebnispädagogik können schwerpunktmäßig auf individueller Ebene oder auf Gruppen ebene liegen, also die Steigerung von Selbstwirksamkeitserwartungen oder die Verbesserung im Umgang mit Diversität zum Ziel haben. Wie werden die Sinne in der Erlebnis pädagogik berücksichtigt? Die Erlebnispädagogik beginnt im konkreten Tun, vor allem mit sportlichen Aktivitäten in der Natur. Hier können wir gut an Alltagserfahrung anknüpfen: Der Marathonläufer scheint „automatisch“ etwas darüber zu lernen, etwas „durchzuziehen“ und der Kletterer etwas darüber, wie es ist, sich in die durch den Partner gewährleistete Sicherung „fallen zu lassen“. Hier sind die Sinne – die Körpererfahrung, die körperliche Beanspruchung – zentral beteiligt. Allerdings: Das Körperliche mag ein starker Impulsgeber sein, aber Gefühle und Gedanken schwingen natürlich immer mit. Die Erlebnispädagogik versteht sich als reformpädagogischer Ansatz und realisiert den dort historisch beheimateten Dreiklang von Kopf, Herz und Hand – das Ganzheitliche im Zugang also – sehr ausgeprägt. Welche Rolle spielt die kognitive Ver arbeitung des sinnlich Erlebten? Nehmen wir eine Schulklasse beim Paddeln: Zunächst haben die Kleingruppen vielleicht Mühe, in einen gemeinsamen
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Rhythmus zu kommen. Das Steuern klappt nicht, die Kanus geraten von einer Stromschnelle in die andere. Irgendwann stellt sich aus dem konkreten Tun heraus, mit „try and error“, die Erkenntnis ein, dass es funktioniert, wenn der Einsatz aller Kräfte im Team koordiniert geschieht. Augenzwinkernd können wir sagen: „Die Stromschnelle spricht für sich – und deutlich eindrücklicher als jede pädagogische Kommentierung.“ Interessant ist nun, was neben einer eindrücklichen Outdoor-Erfahrung bleibt: Wird die Gruppe – zurück an ihrer Schule – diese Teamfähigkeit „automatisch“ wieder aufrufen? Oder war diese Gruppenerfahrung nur unter den bestimmten Bedingungen der pädagogisch arrangierten Situation möglich? In der Geschichte der Erlebnispädagogik wurde viel über die Rolle der Kognition diskutiert: Ist der Weg über die Reflexion der beste Schritt, um solche Erfahrungen in den eigenen Alltag übertragen zu können? Man differenziert das je nach Zielgruppe und Lernanliegen und natürlich je nach Situation, aber übergreifend wird der altersangemessenen Reflexion neben der passgenauen Gestaltung von Programmen heute ein hoher Stellenwert beigemessen. Wie kann der erlebnispädagogische Ansatz erfolgreich im institutionellen Bereich angewandt werden? In der Didaktik gibt es zwei große Ansätze: den deduktiven und den induktiven. Der deduktive meint den Weg vom Abstrakten zum Konkreten. Der induktive Ansatz geht vom Konkreten aus und mündet im Regelhaften. Die Erlebnispädagogik arbeitet überwiegend induktiv. Wenn Kindern Aufbau und Beschaffenheit von Blumen auf der Sommerwiese vermittelt werden sollen, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man zeigt ihnen die Pflanzenanatomie zunächst anhand von Schautafeln und geht anschließend auf die Wiese. Oder umgekehrt: Erst Sommerwiese, dann Klassenzimmer mit Systematiken. Was können Eltern tun, um die Wahr nehmung mit allen Sinnen ihrer Kinder zu fördern? Folgerichtig ist die Schaffung von Lernangeboten zu empfehlen, die ganzheitlich
Kopf, Hand und Herz ansprechen – für Bildungserfolge im Sinne der sogenannten klassischen Bildung, aber auch im Sinne der Persönlichkeitsbildung. Auch bei vorgeplanten Angeboten ist zunächst offen, ob diese von den Kindern und Jugendlichen äußerlich und innerlich so angenommen werden, dass der gewünschte Lerneffekt entsteht. Deshalb ist es wichtig, auch ihre Erlebensfähigkeit zu fördern: Die Fähigkeit, mit sich selbst in Resonanz zu stehen und Erlebnisangebote so aufgreifen zu können, dass sie der eigenen Weiterentwicklung dienen – statt dass diese nur „vorbeirauschen“. Dazu kann man Kinder ermuntern, indem man ihnen vorlebt, in sich hineinzuhören: Was macht mir wirklich Spaß? Woran merke ich das? Was kann ich schon gut und was will ich verbessern? Welchen Grad von Herausforderung wünsche ich mir? So lernen Kinder über Zeit immer besser, mit sich selbst in Kontakt zu sein. Sie ler-
nen auch, Erlebnisse gezielt auszuwählen und diese so zu „durchleben“, dass sie daran wachsen können. Inwiefern macht die Reihenfolge einen Unterschied? Man könnte im ersten Moment annehmen, die Reihenfolge sei nicht so relevant. Doch im ersten Fall strukturiert das Schema im Kopf die Wahrnehmung: „Im Unterricht habe ich gelernt, dass es Staubblätter gibt, also suche ich auf der Wiese danach.“ Beim zweiten Ansatz nehmen Kinder die Beschaffenheit der Blumen mit hoher Wahrscheinlichkeit zunächst stärker ganzheitlich und sinnlich wahr; sie sind mehr explorierend unterwegs und blicken mehr nach „links und rechts“. Ein gut balancierter Wechsel zwischen Konkretisierung und Abstraktion unter Einbeziehung der Selbsterfahrung ist ein Zugang, den die Erlebnispädagogik in besonderer Weise weiterentwickelt hat und der sich sehr gut in die klassische Pädagogik und Didaktik in vorschulischen, in schulischen und in außerschulischen Lernsettings integrieren lässt. ■ MG
Janne Fengler Professorin für Kindheitspädagogik und Pädagogische Psychologie und Leiterin des Instituts für Kindheitspädagogik
Titelthema: Sinn, Sinne, sinnvoll 16
Inklusion am Arbeitsplatz Wie muss ein Arbeitsplatz aussehen, um den Fähigkeiten und Bedürfnissen eines jeden Menschen gerecht zu werden? Diese Frage untersuchte BWL-Absolventin Marlene Wölfle in ihrer Bachelorarbeit.
Inklusion
Exklusion
Separation
Integration
Marlene Wölfle bezieht sich auf das Inklusionsverständnis von Boban und Hinz.
Marlene Wölfle ist Assistentin der Geschäftsführung bei einem Holzspielzeughersteller. Sieben ihrer 35 Kollegen sind schwerstbehindert. „Jeder gehört ganz selbstverständlich dazu. Jeder macht die Aufgaben, die seinen Fähigkeiten entsprechen“, erzählt Wölfle begeistert. Die Absolventin der Betriebswirtschaftslehre hat bereits die Praxisphasen während ihres Studiums bei ihrem heutigen Arbeitgeber verbracht und wusste: Das passt! Hier wollte sie gerne arbeiten. Doch warum eigentlich genau? Was muss ein Arbeitsplatz bieten, um den Bedürfnissen und Fähigkeiten von Arbeitnehmern gerecht zu werden – unabhängig von körperlichen oder geistigen Ein-
schränkungen? Diese persönliche Frage regte Wölfle zu ihrer Bachelorarbeit an: Dimensionen von Inklusion in der Arbeitsplatzgestaltung. Wölfle fiel auf, dass Inklusion in der wissenschaftlichen Diskussion oft begrenzt wird auf Menschen mit Behinderung. In ihrer Bachelorarbeit befasste sie sich daher zunächst umfangreich mit dem Inklusionsbegriff. Dabei gelangte sie schließlich zu einem Verständnis von Inklusion als grundlegende Veränderung der gesellschaftlichen Ausrichtung. „Man muss nicht die Frage stellen, wie sich die Menschen unterscheiden und wieso diese Unterscheidung ein Grund für eine
ungleiche Behandlung ist“, macht die 26-Jährige klar. Entscheidend sei viel mehr, dass man eine grundsätzliche Ungleichheit akzeptiert und die Normalitätsvorstellungen hinterfragt, die diese Ungleichheit erst zum Problem machen.
Entwicklung, Selbstständigkeit und Anerkennung Im Hauptteil ihrer Arbeit brachte die BWL-Absolventin vorhandene Daten aus der Pädagogik und Betriebswirtschaftslehre in einem neuen Kontext zusammen. Als Methode wählte sie die induktive Theoriebildung auf der Grundlage von Fallstudien. Ausgehend von Einzelfällen
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wird dabei eine allgemeine Theorie formuliert. Ziel von Wölfles Arbeit war die Entwicklung eines eigenen Modells, das zeigt, was Inklusion am Arbeitsplatz bedeuten kann. Wölfle identifiziert Entwicklung, Selbstständigkeit und Anerkennung als entscheidende Kriterien für Inklusion. Ihr Modell zeigt, wie diese Aspekte auf den verschiedenen Ebenen von Arbeit Anwendung finden sollten. Damit der Mensch sich am Arbeitsplatz entwickeln kann, sind beispielsweise gesunde Arbeitsbewegungen (physisch-sachliche Ebene), individuell angepasste Aufgaben (Aufgabenebene), Teamwork (Interaktionsebene) und eine menschenfreundliche Unternehmenskultur (Erwartungsebene) nötig. Ihr Modell überprüfte sie anhand von Interviews mit Arbeitnehmern in Inklusionsbetrieben. Die Aussagen decken sich mit Wölfles Erkenntnissen. Eine Fortbildung machen, sich die Aufgaben selbst einteilen können, Wertschätzung durch die Vorgesetzten – in den qualitativen Interviews bestätigt sich die Relevanz von Entwicklung, Selbstständigkeit und Anerkennungfür Arbeitnehmer.
Weiterentwicklung des Modells „Die Arbeit hat sich vor allem dadurch ausgezeichnet, dass Frau Wölfle diszip-
linübergreifend sehr präzise zu einer eigenständigen, theoretisch anspruchsvollen Argumentation kommt und gleichzeitig Bodenhaftung behält, indem sie die Perspektive von Betroffenen und Akteuren durch ihre empirische Studie in die Arbeit hereinholt“, erklärt ihre Gutachterin und BWL-Professorin Susanne Blazejewski. Wölfle eröffne durchweg eine Perspektive auf Inklusion am Arbeitsplatz, die gerade nicht zwischen Menschen mit oder ohne Beeinträchtigungen unterscheidet, sondern die Kraft inklusionärer Arbeitsplatzgestaltung für alle Mitarbeiter anerkenne. Einen nächsten möglichen Forschungsschritt sieht Wölfle darin, das Modell durch weitere Interviews mit Arbeitnehmern in Nicht-Inklusionsbetrieben zu überprüfen. Das Thema Inklusion liegt Marlene Wölfle am Herzen. Im Herbst will sie eine Weiterbildung zu Inklusion und Führung machen und dabei ihr Modell weiterentwickeln. „Mich interessiert die Frage, wie Führung funktionieren kann, wenn jeder Mensch ein individuelles Maß an Freiheit, Anerkennung und Entwicklung braucht.“ Wie wichtig inklusiv gedachte Arbeitsbedingungen sind, erlebt sie an ihrem Arbeitsplatz tagtäglich. So bietet ihre Firma beispielsweise Personen, die sonst durch den Arbeitsmarkt fallen würden oder durch die Betreuung von Kindern eingeschränkt sind, die Möglichkeit von zu Hause zu arbeiten.
BWL-Absolventin Marlene Wölfle
Ihr theoretisches Modell mit ihren praktischen Beobachtungen zusammenzubringen, gefällt Wölfle. Auch auf sie selbst treffen die wissenschaftlich herausgearbeiteten Ansprüche zu: „Mir ist es wichtig, dass ich meine Arbeit ein Stück weit selbst bestimmen kann, dass ich Anerkennung bekomme für das, was ich mache, und dass ich etwas lernen kann.“ ■ SST
Entwicklung
Freiheit, Selbstständigkeit
Anerkennung
Physisch-sachliche Ebene Aspekte der Arbeitsbedingungen • anthropometrisch • physiologisch • psychisch
• Gesunde Arbeitsbewegung •U nterstützenden Arbeitsbedingungen
• Selbstständiges Ausführen des Arbeitsprozesses
• Entlohnung
Aufgabenebene Aspekte der Arbeitsaufgaben • Sinnhaftigkeit • Verantwortung • Ergebnis
• I ndividuell angepasste Aufgaben • Vielfalt • Bedeutsamkeit
•M itgestaltung der Aufgaben ziele und -inhalte • Autonomie in der Durchführung
•S oziale Wertschätzung für Leistungen und Fähigkeiten • Job-Feedback
Interaktionsebene Aspekte der sozialen Beziehungen • Führung • Zusammenarbeit
•U nterstützende, achtsame Zusammenarbeit • Fehlertoleranz
• Freilassende Zusammenarbeit
•R espekt- und würdevoller Umgang
Erwartungsebene Aspekte der Unternehmenskultur • Erwartungshaltungen
• Humanistische Unternehmenskultur
•A npassungsbereitschaft an den Arbeitsplatzinhaber
•E inhaltung jeglicher G esetze • Zugehörigkeit
Dimensionen von Inklusion in der Arbeitsplatzgestaltung nach Wölfle
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Farbe mit Sinn Das Projekt Färbergarten
Zwölf Studenten stehen an den Tischen in einem Seminarraum, vor ihnen Mörser, Küchenmesser und Schneidebretter. Sie zerkleinern rote Beete, Kamillenblüten und Stiefmütterchen, in einer Ecke verströmen zerschnittene Rosenblätter ihren intensiven Duft. Was auf den ersten Blick an einen Kochkurs erinnert, ist tatsächlich ein Workshop zur Gewinnung und Verwendung von Pflanzenfarben an der Alanus Hochschule. Seit dem Frühjahr 2016 gedeiht am Campus II der Hochschule ein Färbergarten, den Studenten der Kunstthera-
pie und Kunstpädagogik, unterstützt von Architekturstudenten, angelegt haben. In sieben Beeten wachsen Pflanzen zur Herstellung unterschiedlicher Naturfarben heran. Mit ihrem Färbergarten ist die Hochschule Teil der globalen Netzwerk-Initiative sevengardens, die weltweit landestypische Gärten mit Färberpflanzen anlegt und Workshops zur Farbgewinnung aus Pflanzen anbietet. In Zusammenarbeit mit Schulen, Universitäten, Museen, in Parks und Botanischen Gärten schafft sie so Räume zum Lernen, Experimentieren und für interdisziplinäres Arbeiten. 2012 wurde die Ini
tiative als offizielle Maßnahme der UN Weltdekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet. Hildrun Rolff, Professorin für Kunsttherapie, und Margaret Ellis, Lehrkraft für besondere Aufgaben im Bachelorstudiengang Kunsttherapie/Sozialkunst, brachten die Idee, Pflanzenfarben in das Studium zu integrieren, an die Alanus Hochschule. Sie knüpften den Kontakt zu Peter Reichenbach, Initiator der weltweiten Färbergärten-Initiative sevengardens. Aus dem begeisternden ersten Workshop mit den Studenten entstand die Idee,
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einen eigenen Garten anzulegen. Auch der Studiengang Kunst-Pädagogik-Therapie war, begleitet von Beatrice Cron, von Beginn an engagiert dabei. Die Professorin im Fachbereich Bildungswissenschaft übernahm daraufhin zusammen mit Corinne Roy, Künstlerische Mitarbeiterin im Bachelorstudiengang Kunsttherapie, die weitere Koordination des Projektes. In den regelmäßig stattfindenden Workshops können die Studenten unterschiedliche Pflanzen mit ihren Farbvarianten entdecken und sich untereinander austauschen. Darüber hinaus werden sie als sogenannte „Dialoguer“ ausgebildet und lernen die Arbeit mit Pflanzenfarben und deren Herstellung in pädagogischen, therapeutischen und sozialen Kontexten einzusetzen. „Ich möchte die Studenten zu ganz ursprünglichen Farben inspirieren, die sie selber herstellen können und die unmittelbar durch ihre besondere Qualität berühren und darüber hinaus sensibilisieren, für was uns direkt umgibt“, meint Cron. „Diesen Impuls können die Studenten dann in ihre Arbeit mit Kindern, zum Beispiel in die Schulen mitnehmen und weitergeben.“
Farbe gibt es nicht nur am Bildschirm Kindern und Jugendlichen eine kreative Möglichkeit zur Beschäftigung mit der Natur zu geben, erscheint besonders vor dem Hintergrund einer immer digitaler werdenden Welt sinnvoll: Laut der JIM-Studie 2015 (Jugend, Information, (Multi-) Media) besitzen 92 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen ein Smartphone und sind nach eigener Aussage durchschnittlich 208 Minuten täglich damit online, Tendenz steigend. Die Arbeit mit Naturfarben kann dabei eine Möglichkeit sein, spielerisch ein Bewusstsein für Umwelt und Nachhaltigkeit zu schaffen, gleichzeitig kreative Impulse zu geben und dabei zu zeigen, dass Farben nicht nur am Bildschirm oder in der Tube existieren. Ökologische, biologische sowie physikalische und chemische Zusammenhänge werden veranschaulicht, das Selber-aktiv-Werden der Kinder und Jugendlichen durch Sammeln, Schneiden oder Mörsern schult die motorischen Fähigkeiten. Die Naturfarben haben im Ge-
gensatz zu industriell hergestellter Farbe keine chemischen Zusatzstoffe, sie können also bedenkenlos mit den Händen verarbeitet und danach umweltfreundlich entsorgt werden.
In der Hexenküche Kunst-Pädagogik-Therapie Studentin Maja Schachl ist von Beginn an mit Leidenschaft bei dem Projekt dabei. Sie experimentiert mit unterschiedlichen Pflanzen und testet, welche Zusätze die Farben auf welche Weise verändern. „Die Farbe ist offen, immer im Prozess. Man hat keine Garantie, dass sie so bleibt, wie sie am Anfang war. Mit Natron wird das kräftige Rot der roten Beete beispielsweise nach spätestens einer Stunde grün“, erklärt sie. „Das ist natürlich insbesondere für Kinder toll, sie fühlen sich oft wie beim Experimentieren in einer Hexenküche“, ergänzt die Studentin schmunzelnd. Die Herstellung der Farben braucht Zeit: Zuerst werden die Pflanzen sortiert nach Farbe gesammelt, danach auf einem Brett mit einem Messer zerkleinert. Die so entstandenen Pflanzenteile werden nun im Mörser weiterbearbeitet und mit wenig Wasser verdünnt durch ein mit Wachs behandeltes Tuch gepresst. Die in kleinen Tropfen austretende Flüssigkeit ist die Farbbasis, mit der gemalt oder die weiter verarbeitet werden kann. Für Schachl geht es dabei nicht in erster Linie um das Ergebnis, sondern um den Prozess, das „Erlebbar-Machen“ von Farbe und das Ansprechen der verschiedenen Sinnesebenen. Besonders Tast- und Geruchssinn spielen in Ergänzung des Sehsinns bei der Arbeit mit den natürlichen Materialien ein wichtige Rolle und beeinflussen das Farbempfinden mit.
Naturfarben in der Kunsttherapie Corinne Roy sieht bei der Arbeit mit Pflanzenfarben besonders die Anwendungsmöglichkeiten in der Kunsttherapie: „Pflanzen sammeln, zerkleinern, zu einem Brei zermörsern wird von den meisten Menschen willig, manchmal neugierig mitgemacht. Wenn dann aber die ersten Tropfen einer meist klaren, farbigen Tinte aus dem Tuch tropfen, ist jeder begeistert.“ Es scheint zu erstaunlich, dass aus einfachsten Zutaten und vollständig durchschaubarer Bearbeitungstechnik ein so wertvoller Stoff entsteht. Das sei erlebte Selbstwirksamkeit und könne so zu einem gestärkten Selbstbewusstsein, Vertrauen in das eigene Können und Wirken führen, erklärt die Kunsttherapeutin. Auch der Einstieg in den künstlerischen Gestaltungsprozess fiele wesentlich leichter, wenn man die Farben vorher selbst herstelle, so die Projektleiterin des Workshops. Während die Studenten die Spuren des Workshops beseitigen, tauschen sie sich rege aus: Welche Farbe ist bei dem Kommilitonen aus den gesammelten Pflanzen entstanden, wieviel Wasser nimmt der andere, warum hat sich der Farbton bei der Nachbarin verändert? Genau dieser Austausch ist es, der die selbsthergestellten Pflanzenfarben so interessant macht: Er fördert die Kommunikation und solidarisches Handeln in der Gruppe. Aspekte, die die Workshop-Teilnehmer sowohl in den Alltag als auch in ihr späteres Berufsleben mitnehmen und weitergeben können. ■ SK
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Begegnungen und Austausch in aller Welt Eurythmie in Ägypten, Kunstprojekte mit Krakauer Studenten und Drachenfliegen in der Kunsttherapie in Malaysia – das Hochschulleben findet nicht nur auf dem Campus statt, sondern auch an verschiedenen Orten auf der Welt. Eine Auswahl internationaler Projekte.
Auf zu neuen Ufern – Eurythmie an der Heliopolis Universität Kairo Eurythmie auf Arabisch – wie geht das? „Das ist die wichtigste Frage für mich, wenn wir in Ägypten gemeinsam Stücke erarbeiten“, so Alexander Seeger, Professor für Eurythmie. Arabische Musik eurythmisch zu bewegen, sei jedes Jahr aufs Neue eine Herausforderung. Damit die Eurythmie hier wirklich bei den Menschen ankommt, müsse der lokale Reichtum traditioneller epischer Werke und orientalischer Musik in die Ausbil-
dung mit einfließen. Alexander Seeger reist jährlich für mehrere Wochen in die Nähe von Kairo und fördert die dortige Eurythmieausbildung mit seiner Fachkenntnis. Die Eurythmieausbildung ist an die „Heliopolis Universität für nachhaltige Entwicklung“ und an die dazugehörige Sekem Schule und Farm angegliedert. Die Auszubildenden sind meist Sportlehrer. Die Ausbildung ist berufsbegleitend und dadurch zeitaufwendig. Das Ziel des Austauschs zwischen der Alanus Hochschule und der Heliopolis Universität Kairo ist die Weiterentwicklung der loka-
len Ausbildung. „Am Ende meines Aufenthalts findet stets ein Eurythmie-Event mit Kindern, Mitarbeitern und Studenten statt: Das ist dann wie ein Festival!“ erzählt der Eurythmie-Professor begeistert. Vergessen darf man den kulturellen und sozialen Kontext dabei nicht: Viele Kinder, die auf die Sekem Schule gehen, haben vorher auf der Straße gelebt. Auf der Sekem Farm helfen sie bei der Kamillenernte – so fließt ein bisschen Geld in die Familien. Gleichzeitig sorgt die Sekem Schule für ihre Bildung. Alanus Studenten können an der Schule ein Praktikum im Eurythmieunterricht absolvieren, während in Zukunft Studenten aus Ägypten an der Alanus Hochschule Eurythmie studieren sollen. Erstmals ist im Herbstsemester 2016 eine ägyptische Lehrerin in Alfter zu Gast und nimmt am Unterricht teil. Das Projekt wird durch das EU-Programm „Erasmus+“ finanziert.
Drachenfliegen und Bambus – Kunsttherapie in Malaysia Die Kunsttherapie ist in Malaysia weitgehend unerforschtes Terrain: Ein Weiterbildungsstudium mit Kunsttherapeuten der Alanus Hochschule, das „International Foundation Programm – Art Therapy Social Art 2016 – 2017“ vermittelt nun – zunächst für ein Jahr – Grundlagen der Kunst, Medizin und Psychologie für die Kunsttherapie/Sozialkunst. „Die Vermittlung von Kompetenzen ist nicht einseitig gedacht, wir können ebenso von den asiatischen Ansätzen und Methoden wie Eurythmie-Aufführung auf der Sekem Farm in Kairo
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Bambus ist ein beliebtes Mittel in der künstlerischen Praxis Malaysias.
Studentinnen des Weiterbildungsstudiums auf der Halbinsel Penang
der traditionellen chinesischen Medizin oder kulturspezifischen Handwerks- und Kunsttechniken für die Kunsttherapie lernen“, betont Hildrun Rolff, Professorin für Kunsttherapie. Als sie auf dem IPMT * Malaysia 2014 die Kunsttherapie vorstellte, war die Reaktion auf malaysischer Seite sehr positiv. Die Kunsttherapeutin erhielt prompt diverse Einladungen von malaysischen Universitäten. Manche waren so enthusiastisch, dass sie gleich darauf eine Organisation gründeten: die Art Therapy Education Society. Die Idee: Ein Kunsttherapiestudium sollte es auch in Malaysia geben. Die sieben einwöchigen Kurse der Weiterbildung finden über anderthalb Jahre auf der Halbinsel Penang in einem buddhistischen Zentrum statt.
bergarten aus und haben Patenschaften gebildet. In den Färbergärten stellen sie selbst ihre Farben zum Malen und Zeichnen aus den jeweils heimischen Pflanzen her.
Kunst im Gefängnis in Kooperation mit der Kunstakademie Krakau Dass hinter Gefängnismauern Kunst entsteht, würde man vielleicht nicht so leicht vermuten. Aber Kunst im Gefängnis ist für Ulrika Eller-Rüter kein Gegensatz. Die Professorin für Malerei und Kunst im gesellschaftlichen Kontext beschäftigt sich mit partizipatorischer
Kunst an besonderen Orten. Im September präsentierten die Malerei-Klassen von Ulrika Eller-Rüter und Zbigniew Bajek, Professor an der Kunstakademie Krakau, in der Justizvollzugsanstalt Siegburg 50 großformatige Banner. Zehn dieser Arbeiten gestalteten die Studenten gemeinsam mit Inhaftierten der JVA Siegburg zum Thema „Frei-Räume“. „Wir als Künstler nehmen uns die Freiheit und arbeiten mit jedem Menschen zusammen und achten nicht darauf, was er verbrochen hat“, so Eller-Rüter. Die Bedeutung der Freiheit, erahnte Horizonte hinter schweren Mauern und die Vieldeutigkeit des Raumes sind existenzielle Anliegen, unabhängig von Land und Sprache. Im Krakauer Gefängnis Montelupich setzten sich die Professoren und Studenten bereits 2014 mit „Topographien und Dramen der Freiheit“ auseinander. Insgesamt waren daraus individuelle Werke hervorgegangen, die nicht nur die Grenzen des Gefängnisses, sondern auch Ländergrenzen überquerten. In Siegburg wurden die Arbeiten schließlich gemeinsam ausgestellt. Seit vielen Jahren realisiert die Alanus-Kunstprofessorin interkulturelle, partizipatorische Projekte im öffentlichen Raum. Mit ihren interdisziplinären Kunstaktionen macht sie auf neuralgische Punkte in der Gesellschaft aufmerksam. ■ MG
* International Postgraduate Medical Training, ausgerichtet von der medizinischen Sektion des Goetheanums
Kulturelles Wissen beeinflusst die unterschiedlichen Herangehensweisen in der künstlerischen und therapeutischen Praxis. In Malaysia werden zum Beispiel andere Materialien verwendet: Bambus ist ein beliebtes Medium und andere pflanzliche Materialien zum Flechten. Die künstlerisch-wissenschaftliche Weiterbildung berücksichtigt neben Malerei, Skulptur und digitalen Medien somit die lokalen Traditionen. Auch der seit Jahrhunderten praktizierte traditionelle Drachenbau soll als Medium der Kunsttherapie in die therapeutische Praxis einfließen. Studentinnen aus den beiden Ländern tauschen sich zum Thema FärBanner an den Mauern des Krakauer Gefängnisses Montelupich
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Wege ins Studium Stella Braasch lebte zwei Jahre in England und studiert nun Bildhauerei und den neuen Bachelor-Studiengang „Philosophy, Arts and Social Entreprenuership“. Ruben Tsangaris wollte einmal Bauingenieur werden und studiert nun im dritten Semester Architektur. Im Interview erzählen sie, wie ihr persönlicher Weg ins Studium sie menschlich weitergebracht hat.
Sie sind beide nicht den direkten Weg vom Abitur ins Studium an der Alanus Hochschule gegangen. Was haben Sie zuvor gemacht? Braasch: Ich war bis zum Ende der neunten Klasse auf einem Gymnasium in Karlsruhe. Dann bin ich für ein Auslandsjahr nach England gegangen, habe das verlängert und dort mein Fachabitur gemacht. Letztendlich war ich zwei Jahre in England und habe dort sehr viel künstlerisch gearbeitet und hatte auch ein eigenes Atelier. Danach habe ich noch ein Jahr lang in Karlsruhe ein Praktikum bei einer Künstlerin und bei einem Stadtmagazin gemacht. Ich wollte Bildhauerei studieren, weil Material für mich immer der Ausgangspunkt für Arbeiten ist und war. An die Alanus bin ich dann gekommen, weil ich eigentlich so ein Universalstudium wie das Studium Generale gesucht habe. Später, als ich schon hier war, bin ich noch zu einem student hearing zum neuen Bachelor „Philosophy, Arts and Social Entrepreneurship“ gegangen und dachte: „Das ist genau das Studium, was ich auch machen will!“ Tsangaris: Ich war auf einer Waldorfschule in der Nähe von Wuppertal, von der ersten bis zur zwölften Klasse. Dann bin ich an ein Berufskolleg gegangen und habe dort Fachabitur gemacht. Damals war meine Idee: Ich möchte etwas in Richtung Ingenieur machen. Deswegen bin ich nach Köln gegangen und habe an einer Fachhochschule Bauingenieurwesen studiert, aber relativ schwer den Zugang gefunden. Zur Uni an sich, das ist ja ein riesiger Laden, super unpersönlich. Und dazu kam: So ein Ingenieursstudium ist sehr theoretisch. Das entsprach einfach nicht meiner Arbeitsweise. Jeden-
falls wurde ich zunehmend unglücklicher und habe nach einem Jahr gemerkt: Das kann es eigentlich nicht sein. Warum haben Sie sich für ein S tudium an der Alanus Hochschule e ntschieden? Braasch: Mich hat einfach fasziniert, dass ich hier in der Natur bin, dass es klein und familiär ist, dass ich wenig Ablenkung habe. Das halte ich für sehr wichtig für die künstlerische Entwicklung. Mir persönlich ist es wichtig zu schauen, was wirklich aus mir selbst heraus kommt. Als ich mir die Hochschule angeschaut habe, war mir sofort klar, dass ich mich hier zuhause fühlen kann. Tsangaris: Der ausschlaggebende Punkt war bei mir auf jeden Fall das soziale Umfeld. An der Fachhochschule, wo alles so unpersönlich ist, wo du alle zwei Wochen zehn Minuten einen Termin beim Professor kriegst und dann nur kurz dein Anliegen besprechen kannst, habe
ich gemerkt: Das funktioniert nicht. Ich brauche auf jeden Fall Bezugspersonen, ein intaktes, gesundes soziales Umfeld, um dort reinzukommen und auch wirklich anzukommen. Wie hat Ihr zurückgelegter Weg Sie persönlich weitergebracht? Braasch: Ich bin mit fünfzehn ausgezogen, in ein anderes Land mit einer anderen Sprache. Ich habe dadurch sehr viel Unabhängigkeit bekommen, aber mir ist auch klargeworden, was mir wichtig ist, nämlich ein familiäres Umfeld, ein geschützter Raum, um sich zu entwickeln. Ein Kunststudium ist ganz klar Persönlichkeitsentwicklung. Man findet ja seinen eigenen Weg und muss komplett originell arbeiten. Das Praktikumsjahr hat mir gezeigt, dass dieser Weg möglich ist, und ich habe gemerkt, dass ich auf die Welt aus einer Künstlersicht schaue. Das war eben auch eine innere Entwicklung.
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Thema haben. Besonders für den späteren Berufsweg finde ich das wichtig. Tsangaris: Wir haben im letzten Semester unser großes Projekt zusammen mit den Kunstpädagogiktherapie-Studenten gemacht. Sie gestalten im Rahmen ihres Studiums eine Naturbegräbnisstätte in Daun in der Eifel und haben dann die Architekten dazu geholt, damit wir auch einen Teil davon – die Aussegnungshalle – planen. So wird von der Hochschule angeboten, dass man ein Projekt zusammen realisieren kann. Das ist auf jeden Fall sehr interessant.
Tsangaris: An der Fachhochschule kam ich zum ersten Mal an einen Punkt, an dem es nicht so leicht funktioniert hat und ich vor eine imaginäre Wand gefahren bin. Das war, im Nachhinein betrachtet, eine sehr wichtige Erfahrung. Dadurch schätze ich jetzt das, was ich hier an der Alanus habe, viel mehr: dass wir super viele Möglichkeiten haben, viele Freiheiten und dass der persönliche Kontakt zu allen Kommilitonen und allen Professoren einem viel gibt. Was ist das Besondere an Ihrem Studiengang? Braasch: Für mich ist Bildhauerei mein primäres Studium, aber das zweite ist auch ganz wichtig, weil mein Kopf jetzt auch etwas zu tun hat und nicht nur meine Hände. Für mich ist sehr besonders, dass man im Rahmen von „Philosophy, Arts and Social Entrepreneurship“ Praxisprojekte machen kann und die Professoren einen gut kennen und unterstützen. Das gibt es so woanders nicht. Und da ich später eventuell in einer Organisation arbeiten möchte, hilft es auch, einen akademischen Abschluss zu haben und sich inhaltlich darauf vorzubereiten. In Bildhauerei gehen wir außerdem im ersten Jahr für zwei Monate nach Norwegen, um da Steinbildhauern zu lernen. Das schweißt die Gemeinschaft zusam-
men, weil wir zwei Monate auf engstem Raum zusammenleben. Tsangaris: Die Rahmenbedingungen sind natürlich etwas Besonderes, zum Beispiel, dass wir als Fachbereich ein eigenes Atelierhaus haben, in dem jeder seinen eigenen Schreibtisch und 24 Stunden Zugang hat. Und dass man studiert im klassischen Sinne: Dass man sich untereinander viel austauscht, Anreize bekommt von außen, aber sich dann auch selber damit auseinandersetzen muss. Obwohl es ein Bachelor-Studiengang ist, ist er vielleicht nicht ganz so verschult, wie es an anderen Hochschulen der Fall ist. Man hat viele Freiheiten, aber das fordert einen auf der anderen Seite auch. Wie erleben Sie Interdisziplinarität an der Hochschule? Braasch: Weil ich zwei Studiengänge parallel studiere, die sich ergänzen, erlebe ich stark, dass die verschiedenen Disziplinen nicht gegeneinander arbeiten, sondern miteinander, füreinander. Und da sehe ich ganz klar, wie meine theoretische Ausbildung mich im Künstlerischen stärkt und auch andersrum. Und auch das Studium Generale ist für mich interdisziplinär: dass wir dort andere Menschen kennenlernen, auch in den Seminaren von den verschiedenen Menschen verschiedene Standpunkte zu einem
Was möchten Sie nach Ihrem Studium tun? Braasch: Ich möchte als freie Künstlerin arbeiten. Ich kann mir aber auch vorstellen, in der Kunst Workshops anzubieten. Mit der Philosophie und dem akademischen Teil kann ich mir auch gut vorstellen, im Organisationsbereich oder Kulturbereich zu arbeiten, zum Beispiel Veranstaltungen zu organisieren. Das lernen wir hier auch schon in der Kunstvermittlung. Wie macht man wirklich Kultur? Vom Inhaltlichen bis zum Organisatorischen. Tsangaris: Bevor ich nach Köln gegangen bin und dort studiert habe, habe ich mich mit dieser Frage total unter Druck gesetzt. Weil ich gedacht habe, du musst jetzt in drei Jahren das und das fertig machen, damit du dann da hinkommst. Am Ende habe ich gemerkt, es kommt sowieso ganz anders, als man denkt. Ich kann mir nach wie vor vorstellen, in den Bereich Bauleitung zu gehen. Und das im Idealfall mit künstlerischen Aspekten verbinden. Aber das Wichtigste ist auf jeden Fall, dass ich an dem, was ich mache, Spaß habe! ■ ST
Stella Braasch Jahrgang 1996, geboren in Karlsruhe, studiert im dritten Jahr Bildhauerei und im zweiten Jahr den Bachelorstudiengang Philosophy, Arts and Social Entrepreneurship Ruben Tsangaris Jahrgang 1990, kommt aus Haan-Gruiten und studiert im zweiten Jahr Architektur
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Vorhang auf für die Kunst An einem frühlingshaften Wochenende neigt sich der Veranstaltungsmonat „testbetrieb“ im Volkshaus Rotthausen dem Ende zu. Der Gemeinschaftsbau mit seinem großen Festsaal soll getestet und wiederbelebt werden. Dafür setzt sich die Stadt Gelsenkirchen in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Architektur sowie interessierten Bürgern ein.
Gardinen-Installation „Vorhang auf!“, Festsaal im Volkshaus Rotthausen
Es hängt etwas in der Luft: Weiße Gardinen schweben in parallelen Reihen unter der Decke des weiten Festsaals. Menschen ziehen langsam durch den Raum, den Blick andächtig nach oben gerichtet. Jeder dieser Vorhänge unterscheidet sich in Form, Muster und Blickdichte. Nur zwei Dinge haben sie gemeinsam: Sie sind alle etwas in die Jahre gekommen, oft mit altmodischen Spitzenborden versehen, und sie sind weiß. „Vorhang auf“ heißt die Installation im großen Festsaal des Volkshauses in Gelsenkirchen-Rotthausen. Die Künstlerinnen Barbara Locher-Otto und Miriam Hamel haben damit die Kunst in den seit Jahren kaum genutzten Saal des Volks-
hauses gebracht. Hier findet am letzten Wochenende des „testbetrieb“ ein Kunstereignis statt – an einem Ort, der für „Ausstellungen bisher keinen Raum bot“, wie Miriam Hamel weiß. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Architektur. Zusammen mit Studenten und Kollegen und unter der Leitung von Swen Geiss hat sie das Projekt begleitet. In Kooperation mit der Stadt Gelsenkirchen – Eigentümerin des Volkshauses – wollen sie das „Herz des Hauses“, den imposanten Festsaal, für Neues öffnen. Einen Monat lang läuft das Programm des „testbetrieb“ aus Lesungen, Konzerten, Poetry Slam, Sport- und Tanzwettbewerben, Vereinstreffen und Bildungsmessen.
Der Gesangsverein hinterlässt ungewollt seine Fußspuren auf dem Kreidekreis und wird Teil der Kunst.
Kunst im Raum Selten sind alle Türen, die vom Saal in den Garten des Volkshauses führen, so sperrangelweit offen wie heute: Ein frischer Wind weht, seit sich täglich verschiedene Veranstaltungsformate im Volkshaus abwechseln. An diesem letzten Wochenende des „testbetrieb“ ist die Bildende Kunst an der Reihe: Die Künstler, unter anderem Absolventen der Alanus Hochschule, bespielen mit ihren Installationen die Räumlichkeiten des Gebäudes. Ihre Werke schlagen Brücken zur Vergangenheit des Hauses. Seit 1986 steht der Klinkerbau unter Denkmalschutz, 1920 wurde er gebaut. In den 1920er Jahren war er vor allem Bil-
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dungs-, Sport- und Veranstaltungsstätte für lokale Vereine. Hier trafen allerlei Sportarten aufeinander. Es flogen sogar die Fäuste. Keiner der Beteiligten will diese Geschichte ausblenden – weder die Kulturschaffenden, noch die Politik und schon gar nicht die Bürger, die an diese Vergangenheit anknüpfen. Der Tischtennisverein „TTC Rotthausen“, den es seit 1932 gibt, hat sich beispielsweise mit „Tischtennis für jedermann“ in das Programm des „testbetrieb“ eingebracht. Der Blick ist dennoch fest auf die Zukunft gerichtet. „Kunst kann dabei im Vergleich zu anderen Veranstaltungen im Hinblick auf die zukünftige Nutzung nochmal ganz viel bewirken“, betont Swen Geiss. Sie eröffne einen neuen Zugang zu den Räumen, über die Besucher plötzlich anders nachdenken. Deshalb sei auch nur ortsbezogene Kunst infrage gekommen. Eine Kunst, die aus dem Ort heraus und in Auseinandersetzung mit ihm entstehe, erklärt Hamel.
Gelsenkirchener Vorhänge Für ihre Installation hat Miriam Hamel die Bürger Rotthausens dazu aufgerufen, alte Gardinen und Vorhänge zu spenden. So will sie die Verbindung zwischen Volkshaus und Stadtteil stärken. Gardinen als trennendes Element zwischen privater und öffentlicher Sphäre symbolisieren das Spiel mit den Grenzen. Möglichkeiten und Grenzen austesten ist auch eines der zentralen Anliegen des „testbetrieb“: Was wird zugelassen und stoßen Ideen auch buchstäblich an ihre Grenzen? Die Gardinen sind die lokalen Geschichten – Abbilder Gelsenkirchener Lebenswelten – die, hier versammelt, den Raum zum Sprechen bringen. Dass Miriam Hamel, die sich seit Jahren an der Schnittstelle zwischen Raum und Kunst bewegt, diese Veränderung im Saal gelungen ist, findet auch Swen Geiss, dem die Freude über das vielfältige Potenzial des Hauses ins Gesicht geschrieben steht: „Ich bin begeistert, wie die Atmosphäre sich wendet!“ Im Saal sorgen die Gardinen für eine feierliche, bedeutungsschwere Atmosphäre. Ungewohnte Klänge und Geräusche – eine Mischung aus Musikfragmenten und Stimmen – dringen aus den Ecken des Saals in die Mitte und hängen zusammen mit den Gardinen in der
Luft. Auch das ist Teil eines Kunstprojekts. „Hast du schon gehört?“ heißt die Sound-Installation mit Audiowalk von Julian Rybarski, der Klänge aus dem Volkshaus von ihren Ursprüngen isoliert und dem Besucher akustisch in einer Neuzusammensetzung präsentiert.
Vergangenheit neu aufbereiten Was deutlich wird: Vergangenheit und Tradition sind wiederkehrende Themen. Mit seiner Installation „Immer sportlich“ in der Garderobe des Volkshauses knüpft der Künstler Lukas Thein an die Sportmode der 1920er an. Er verwendet für altes Design jedoch neues Material – das eingearbeitete Fischleder im Sporttrikot verrät, dass sie nicht aus der Zeit selbst stammen. Mitglieder des Rotthauser Gesangsverein, der hin- und wieder im Volkshaus probt, haben sich aus Versehen an der Installation „Flur_ Gedicht“ von Valerie Häußler beteiligt – und sind somit Teil der Kunst geworden. Ursprünglich hatte die Künstlerin die Idee von einem klar definierten Kreidekreis auf dem Boden. Die Männer des Gesangsvereins überquerten den Kreis und hinterließen ihre auffälligen Fußspuren. Partizipation, sei sie unvorhergesehen oder wie bei der Gardinen-Installation geplant, ist zentral für die angestrebte Öffnung des Volkshauses. „Das Projekt dient als Schlüssel, um die Bürger und den Ort zu erschließen“, erklärt Swen Geiss. „Das geht aber nur in Verbindung mit der Vergangenheit“, fügt er hinzu. Am Abend sitzen Bürger und Initiatoren auf den altbewährten Sperrholzstühlen der 1970er Jahre: Die leicht schwebenden Gardinen über ihren Köpfen vermitteln Geborgenheit und Schutz. Und dann heißt es wirklich „Vorhang auf“. Bei der Abschlussperformance – eine Mischung aus Theater und Tanz – von ehemaligen Studenten der Alanus Hochschule betritt eine in schwarz gekleidete Frau barfuß den Saal und schiebt die Vorhänge der ersten Reihe zur Seite. „Ich werde jetzt auf die andere Seite des Raumes gehen, um zu sehen, wie es ist, dort zu sein“, ruft ein Mann, ebenso in schwarz gekleidet. Er schreitet dabei von einer Seite des Saals zur anderen. An diesem Abend spielt die Kunst die Hauptrolle im großen Festsaal des Volkshauses. ■ MG / SSC
Großer Festsaal im Volkshaus Rotthausen
testbetrieb Volkshaus Rotthausen Projektlaufzeit Oktober 2015 bis September 2016 Dauer des Testmonats 30. April bis 5. Juni 2016 Ausblick Vorlage eines Schlussberichts durch das Team „testbetrieb“ mit Empfehlungen für ein favorisiertes neues Nutzungskonzept bei der Stadt Gelsenkirchen Weitere Informationen www.testbetrieb-volkshaus.de und www.alanus.edu/ipa
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Nachhaltige Kleidung GrĂźn denken, aber gedankenlos kaufen?
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Alle reden über „Nachhaltigkeit“ und alle finden sie gut. Aber kaufen die Menschen deshalb auch automatisch nachhaltige Produkte? Das untersucht nun eine Studie des Fachbereiches Wirtschaft. Nachhaltige Kleidung – das ist ökologisch und fair produzierte Mode. Doch die Umsetzung hinkt diesem grünen Wunschbild leider noch in vielen Punkten hinterher. Immer wieder müssen Umweltschutzorganisationen auf die Gefahren durch Chemikalien in der Kleidung für Arbeiter, Umwelt und Kunden hinweisen. Der Einsturz der Rana Plaza Fabrik in Bangladesh 2013 löste weltweit Entsetzen aus und die Medien berichteten verstärkt über die schlechten Arbeitsbedingungen von Textilarbeitern. Viele Menschen kennen daher die negativen Konsequenzen des fashion-orientierten Lifestyles und lehnen ihn ab. Und trotzdem ist der Anteil nachhaltiger Mode am Textilmarkt in Deutschland vergleichsweise niedrig. Schätzungen zufolge liegt er bei unter einem Prozent und ist damit deutlich kleiner als der Anteil der Bioware im Lebensmittelhandel. Handeln die Deutschen also gedankenlos, wenn sie beim Shoppen ins Kleiderregal greifen?
Quantitative Studie der Nachhaltigkeitsforschung in der Modebranche Was man weiß: Es gibt einen Widerspruch zwischen der positiven Einstellung zur Nachhaltigkeit und dem tatsächlichen Kaufverhalten. Diesen Effekt nennt man auch „attitude behaviour gap“. Welche Aspekte diesen Widerspruch genau beeinflussen, untersuchen Forscher unter der Leitung von Professor Dirk Battenfeld in einer quantitativen Studie an der Alanus Hochschule. Die Idee zu der Studie hatte die wissenschaftliche Mitarbeiterin Kathleen Krause. Schon in ihrer Masterarbeit verwendete sie einen Datensatz des Ökomode-Herstellers hessnatur, den dieser im Rahmen einer Marktforschungsstudie erhoben hatte. Hessnatur befragte dabei
Forschen für grüne und faire Mode: Lars Petersen, Kathleen Krause, Jacob Hörisch und Dirk Battenfeld (v. l. n. r.)
eigene Kunden sowie Kunden konventioneller Anbieter zu ihren Vorlieben beim Kleidungskauf, zum Beispiel für Modeattribute oder ökologische und soziale Produktmerkmale. Diese Informationen glichen die Wissenschaftler nun mit den Angaben zur tatsächlichen Kaufentscheidung ab.
Fashion versus Nachhaltigkeit? Das Ergebnis: Neben soziodemografischen Aspekten beeinflussen vor allem zwei Faktoren die Kaufentscheidung. Zum einen die Modeorientierung, also individueller Geschmack, Stil und der Einfluss der genutzten Medien, zum anderen spielt die spezifische Einstellung zu nachhaltiger Kleidung eine viel größere Rolle als eine allgemeine nachhaltige Orientierung. Mit anderen Worten: Es genügt nicht, Nachhaltigkeit einfach nur „gut zu finden“. Menschen müssen sich gezielt mit grüner Mode auseinandersetzen, um diese dann auch wirklich zu kaufen. Die Forscher schlussfolgern daraus, dass „man in der Bildungsarbeit nicht bei einer globalen Nachhaltigkeitsdebatte stehenbleiben, sondern gezielt in die einzelnen Themenfelder reingehen sollte, um bei den Konsumenten beziehungsweise den Bürgern das Verhalten zu ändern“, so Krause. Dann würden auch Menschen, die bisher noch keine Öko mode gekauft haben, neben der Mode
orientierung auch die Nachhaltigkeit stärker berücksichtigen. Studienleiter Battenfeld wünscht sich, dass die Studenten der Alanus Hochschule ihr Wissen mit in die Berufspraxis nehmen. Denn ein sehr hoher Anteil der Absolventen gründe später tatsächlich eigene nachhaltige Firmen und habe dadurch eine besondere Möglichkeit, die Gesellschaft aktiv mit zu gestalten. „Gerade im Bereich Mode gründen viele unserer Studenten und Alumni eigene Unternehmen, wie z. B. die Mode-Label ‚Bam Larsson‘, ‚Mischu Mischa‘ oder ‚Around Titans‘ zeigen. Vielleicht braucht es ja eine neue Gründergeneration von Alanus, die zeigt, dass Fashion und Nachhaltigkeit kein Widerspruch sein muss.“ ■ ST
Die Studie Die Studie „Thinking green but buying thoughtless? An empirical examination of the attitude behavior gap among German clothing consumers“ wird derzeit am Fachbereich Wirtschaft durchgeführt. Der Forschungsgruppe gehören Professor Dirk Battenfeld, Professor Lars Petersen, Juniorprofessor Jacob Hörisch und die wissenschaftliche Mitarbeiterin Kathleen Krause an. Die Ergebnisse wurden auf der ICCR (International Conference on Consumer Research) im September 2016 in Bonn vorgestellt.
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Gemeinsam zur Hochschulreife – Waldorf und Montessori in einem Boot Der Campus Wien West vereint Waldorf- und MontessoriSchüler unter einem Dach und bereitet sie auf das Internationale Baccalaureat als alternativen Hochschulzugang vor. Die Pionierphase dieses einzigartigen Angebots wurde von der Alanus Hochschule wissenschaftlich begleitet – die Ergebnisse sind ausgesprochen positiv.
Seit dem Schuljahr 2013/14 bietet der Campus Wien West (CWW) jungen Menschen im Alter von 16 bis 19 Jahren die Möglichkeit, sich in zwei Jahren auf die Hochschulreife vorzubereiten: Mit dem „International Baccalaureate Diploma Programme“ (IBDP) erlangen sie ein international anerkanntes Äquivalent zu Abitur und Matura. Die beiden Kooperationspartner des CWW, die Freie Waldorfschule Wien West und der Montessori
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Campus Wien, hatten etwa zeitgleich mit dem Aufbau einer Oberstufe begonnen und dabei nach alternativen Formen und einem Schulabschluss gesucht, der zu ihrem jeweiligen reformpädagogischen Ansatz passt. Mit dem Campus Wien West beschreiten sie nun gemeinsam neue Wege.
Schrittweise Annäherung Der Anspruch beider Schultypen, möglichst selbstständiges und umfassendes Lernen zu fördern, wird am Curriculum deutlich: So leisten alle Schülerinnen und Schüler im Rahmen des „Creativity Activity Service“ (CAS) im Laufe von zwei Jahren 150 Stunden im Bereich Kunst, Sport oder Sozialer Dienst. Ebenfalls verpflichtend ist eine umfangreiche Hausarbeit zu einem frei gewählten Thema. Kunst und Mathematik werden in englischer Sprache unterrichtet, auch das Lerntagebuch zum CAS-Projekt muss auf Englisch verfasst werden. Nach Abschluss der Vorbereitungszeit erfolgt eine zentrale Prüfung durch die in Genf ansässige International Baccalaureate-Stiftung. Derzeit gibt es in beiden Jahrgängen je eine Waldorf- und eine Montessori-Klasse – es hat sich gezeigt, dass der Anspruch, beide Gruppen in allen Fächern
Diskussions-Situation im Englischunterricht
gemischt zu unterrichten, aufgrund der unterschiedlichen Ansätze nicht sofort umgesetzt werden kann. Das Kollegium setzt nun auf eine schrittweise Annäherung: Den Anfang machen im Schuljahr 2016/2017 das Fach Mathematik, in dem alle Schüler gemeinsam unterrichtet werden. Außerdem gibt es gemeinsame Ausstellungsbesuche und Exkursionen.
Wissenschaftliche Begleitung durch die Alanus Hochschule Seit dem Start im Jahr 2013 hat die Alanus Hochschule, finanziert durch Mittel der Software AG – Stiftung, den Campus Wien West wissenschaftlich begleitet. Die Prozessevaluation basiert auf schriftlichen Befragungen der Schüler (n=40), der Lehrkräfte (n=10) und Eltern (n=40). Ein wesentliches Ergebnis ist, dass sich die Schüler von den Lehrkräften in hohem Maße unterstützt und wahrgenommen fühlen (97,3 % Zustimmung) und das Angebot persönlich sehr schätzen. Die größte Belastung war aus ihrer Sicht die Fülle des zu verarbeitenden Lernstoffs. Aus Elternsicht wurden sie jedoch nicht überfordert und auch der Übergang aus den vorherigen Schulformen gelang ihrer Einschätzung nach sehr gut.
Hohe Wertschätzung von Schülerseite Der überwiegende Teil der Schüler ist mit der eigenen Entwicklung eher zufrieden und weiß, die Schulkultur zu schätzen. Nahezu 100 Prozent finden das Verhältnis zu ihren Lehrern gut, fühlen sich von ihnen ernst genommen und unterstützt. Auch die Schulorganisation wird insgesamt positiv beurteilt, allerdings wünschen sich viele Schüler eine größere Fächervielfalt. Ihre unterschiedlichen Vorerfahrungen fanden etwa 70 Prozent für das Arbeitsklima hilfreich (30 % volle Zustimmung, 40 % trifft eher zu). Der Wunsch, mehr Kurse im Angebot zu haben, die Waldorf- und Montessori-Schüler gemeinsam besuchen können, war bisher noch nicht sehr ausgeprägt, nimmt aber tendenziell zu. Die Eltern, von denen ein Viertel den Fragebogen ausgefüllt hat, beurteilen Lernverhalten und Persönlichkeitsentwicklung ihrer Kinder positiv. Mit der Begleitung durch die Lehrkräfte, der Organisation und der didaktischen Qualität sind sie weitgehend zufrieden. Für die Lehrer war insbesondere in der Anfangsphase das Aufeinandertreffen der beiden Schulkulturen eine große Herausforderung. Die Trennung in einen Montessori- und einen Waldorfzweig hat zunächst eine deutliche Entlastung gebracht, dennoch strebt das Kollegium weiterhin ein organisches Zusammenwachsen an. Dem Campus Wien West ist daher nach einem gelungenen Start zu wünschen, dass die in dieser Form einmalige Bereicherung durch die pädagogische Vielfalt durch eine zukünftig kontinuierlich verstärkte Integration beider Schulkulturen weiterhin gestärkt wird. ■
Von den Autoren der Studie: Dirk Randoll, Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt quantitative empirische Sozialforschung und Jürgen Peters, Lehrkraft für besondere Aufgaben im Institut für Erziehungswissenschaft und empirische Bildungs- und Sozialforschung
Forschung 30
Die Kunst hilft bis zum Lebensende Seit etwa 30 Jahren wird Kunsttherapie erfolgreich in der Palliativversorgung angeboten. Wissenschaftler der Alanus Hochschule haben den aktuellen Forschungsstand nun in einem Review zusammengefasst – ein entscheidender Schritt für zukünftige Forschungsvorhaben.
„Mit dem Mantel bedecken“ – die Palliativmedizin geht auf das lateinische Wort palliare zurück und meint eine Medizin, die die Beschwerden einer Krankheit lindert, aber nicht (mehr) deren Ursachen bekämpft. Seit dem Aufkommen der Palliativmedizin in den 1980er-Jahren wird Kunsttherapie bereits erfolgreich in der Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen eingesetzt. Die künstlerische Tätigkeit ermöglicht den Patienten eine aktive und kreative Rolle in der Auseinandersetzung mit ihrer Erkrankung. Ihre Wirksamkeit im Rahmen eines ganzheitlichen Behandlungsansatzes ist jedoch bislang wenig erforscht. Den Grund dafür sieht Harald Gruber, Leiter des Fachbereichs Künstlerische Therapien und Therapiewissenschaft, darin, dass sich „die Palliativmedizin erst in den letzten zehn bis 15 Jahren als anerkannter Bereich in der Medizin fest etabliert hat, für den auch Forschungsgelder bereitgestellt und Lehrstühle eingerichtet wurden“. Gemeinsam haben Ria Kortum, Sabine C. Koch und Harald Gruber eine systema-
tische Datenbankanalyse zum aktuellen Forschungsstand durchgeführt und die Ergebnisse im ersten Review zur Kunsttherapie in der Palliativmedizin zusammengefasst. Ein Review gibt den aktuell recherchierten Forschungsstand auf der Grundlage der publizierten Erkenntnisse wieder. „Es ist ein wesentliches wissenschaftliches Instrument, um auf der Grundlage dieses systematischen Überblicks neue Fragestellungen entwickeln zu können“, erklärt Gruber. Dafür werteten die Forscher rund 70 internationale Artikel zur Kunsttherapie aus, darunter mehr als 50 Fall- und Erfahrungsberichte.
Der Patient im Fokus Kunsttherapie erweist sich in den gesichteten Materialien als hilfreiche komplementärmedizinische Intervention, die Patienten in vielen Bereichen sehr gut unterstützen kann. Insbesondere bei schwierigen Aufgaben wie dem Abschiednehmen, der Regulation von Schmerzen sowie Emotionen wie Angst und Trauer, bei der Kommunikation mit Angehörigen oder beim Hinterlassen
Harald Gruber, Sabine C. Koch und Ria Kortum forschen zur Kunsttherapie bei schwerstkranken Menschen.
eines persönlichen Vermächtnisses kann sie hilfreich sein. „Bei der Kunsttherapie in der Palliativversorgung gibt es keine ganz klare Vorgehensweise, dennoch ist sie nicht beliebig. Mit einer Reihe methodischer Zugänge bietet die Kunsttherapie die Möglichkeit, auf die verschiedenen Bedürfnisse einzugehen“, erklärt Kortum. Bewährt haben sich zum Beispiel Wahrnehmungsübungen, Phantasiereisen oder biografische Verfahren. Bei Patienten, die nicht selbst malen können oder wollen, kann der Therapeut auf Materialien zurückzugreifen, bei denen die haptische Erfahrung im Vordergrund steht, oder mit dem „Bilddiktat“ arbeiten, bei dem der Therapeut nach Anleitung des Patienten etwas gestaltet. Diese Patientenorientierung hält Gruber für entscheidend. Neben der evidenzbasierten Medizin, die bei der Behandlung auf empirisch nachgewiesene Wirksamkeit setzt, brauche es eine wertebasierte Medizin. „Wir müssen uns nicht nur fragen, was statistisch gesehen hilft, sondern auch, was der einzelne Mensch in seiner jeweiligen Situation braucht. Diesem Diskussionsraum müssen wir uns auch wissenschaftlich stellen“, verdeutlicht Gruber. ■ SST
Das Review Das erste Review zur Kunsttherapie in der Palliativversorgung wurde vom Fachbereich Kunsttherapie bei einer wissenschaftlichen Fachzeitung eingereicht. Nähere Informationen erteilt Ria Kortum: ria.kortum@alanus.edu.
Forschung 31
Aus Japan zum Graduiertenkolleg Shozan Shimoda kommt aus Japan und lebt seit fünf Jahren in Deutschland. Er schreibt an seiner Doktorarbeit über Intuition am Graduiertenkolleg Waldorfpädagogik.
Seit wann beschäftigen Sie sich mit dem Thema Waldorfpädagogik und was ist Ihr Thema genau? Seit 2011 beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema. An der Freien Hochschule Stuttgart habe ich einen Master, eine Ausbildung zum Waldorflehrer – Klassen- und Musiklehrer – abgeschlossen. Mein Thema ist die Theorie und Bildung der pädagogischen Intuition.
Wie verbreitet ist die Waldorfpädagogik in Japan? In Japan gibt es heute mehr als zehn Waldorfschulen, aber nur zwei Schulen sind staatlich anerkannt. Es ist zwar als Gedanke schon bekannt, aber trotzdem allgemein wenig wertgeschätzt. Es gibt auch nur wenige Leute, die sich mit der Anthroposophie oder der Waldorfpädagogik beschäftigen.
Was war Ihr konkretes Anliegen, wenn Sie sagen, Sie haben sich mit Steiner und seiner Lehre beschäftigt? In Japan habe ich neben meinem Studium an der pädagogischen Fakultät fünf Jahre an einer Nachhilfeschule gearbeitet. Meine Erfahrungen waren gut, aber diese Erziehung ist dort „echt kopfig“; nur auf kognitiver Ebene bringt man den Kindern etwas bei. Das hat mir immer wehgetan und ich suchte dann alternative pädagogische Ansätze. Auf dieser Suche bin ich zum ersten Mal der Waldorfpädagogik begegnet. Sie hat mich sehr fasziniert. Ich wollte dann auch die Waldorfbewegung in Deutschland kennenlernen.
Was möchten Sie im Anschluss an Ihre Promotion gerne tun? Ich würde gerne die Waldorfpädagogik, wie ich sie in Deutschland kennengelernt habe, nach Japan bringen. In Deutschland habe ich bei Waldorflehrern ein freies Denken kennengelernt, und dass ihnen ihre Individualität am wichtigsten ist. In Japan ist es oft das Gegenteil. Die Lehrer müssen in der Waldorfschule handeln, wie Steiner es vorgeschrieben hat. Das erscheint mir dogmatisch. Deshalb ist es mein Ziel, dass ich die Waldorfpädagogik, wie ich sie hier erlebe und erforsche, in Japan verbreite und weiterentwickele. Wie spiegelt sich dieser kritische Diskurs in Ihrer wissenschaftlichen Arbeit wider? Ich schreibe bei Professor Wolfgang Nieke aus der Steuergruppe des Graduiertenkollegs – wie gesagt – über Intuition. Jeder versteht dieses Wort anders, aber in der Anthroposophie existiert eine beschriebene Begrifflichkeit von Steiner. Mein Interesse besteht darin, diese zu hinterfragen und zu erforschen, wie sie in der Wissenschaft diskutiert wird; interdisziplinär, also nicht nur philosophisch oder anthroposophisch, sondern alle möglichen Zugänge zu integrieren.
Was zeichnet das Graduiertenkolleg aus Ihrer Sicht aus? Alle zwei Monate findet ein Treffen an der Alanus Hochschule statt, dort lernen wir viel. Was die Steuergruppe aus Professoren von verschiedenen Hochschulen uns da bietet, ist immer ein Geschenk. In der letzten Sitzung im Juni habe ich mein Forschungsprojekt vorgetragen. Ich habe sehr viele Anregungen erhalten, das war sehr hilfreich. Was könnte die Forschung in der Waldorfpädagogik bewirken? Ich wünsche mir, dass man durch die Wissenschaft eine kritische Auseinandersetzung mit der Waldorfpädagogik anregt. Es geht nicht darum, blind zu lernen, was Steiner gesagt hat, sondern sich mit dem pädagogischen Ansatz kritisch auseinanderzusetzen. ■ JWD
Graduiertenkolleg Waldorfpädagogik Es wurde 2015 von der Alanus Hochschule gemeinsam mit der Software AG – Stiftung und der Pädagogischen Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen eingerichtet. Zentrales Anliegen ist die Erforschung und Weiterentwicklung der Waldorfpädagogik in Theorie und Praxis. Das Kolleg schreibt Promotionsstipendien aus und wird mit einer Summe von bis zu zwei Millionen Euro von der Software AG – Stiftung, der Pädagogischen Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen und der Hans Stockmar GmbH gefördert.
Forschung 32
Existenzielle Fragen Neue Perspektiven auf das Alter Der Prozess des Alterns wird oft im Hinblick auf Abbauprozesse im Bereich der Sinnesorgane diskutiert. Bei älteren Menschen stellt man jedoch häufig eine wachsende Freude und Hinwendung zu Sinneserfahrungen, etwa im Bereich der Naturerfahrung oder des ästhetischen Wahrnehmens, fest. Im Alter verstärkt sich zugleich die in der eigenen Biografie begründete Frage nach dem Sinn. Perspektiven auf das Alter können sich um diese biografische Dimension, um Spiritualität, um Religion und existentielle Sinngebung erweitern. Das ist ein hoch individueller Prozess und gilt noch mehr bei Menschen in besonderen Lebenslagen, etwa in Verbindung mit Behinderung. Menschen, die sie im Alltag begleiten, sollten ihre Wahrnehmungsfähigkeit für die individuelle Person und die Vielfalt ihrer Lebenssituation schulen und ausbilden. Aus der gesellschaftlichen Herausforderung des demografischen Wandels – immer mehr Menschen mit Behinderung
werden älter – ergeben sich neue Aufgaben für die Heilpädagogik. Das Forschungsprojekt und die Veröffentlichung „Heilpädagogische Perspektiven auf das Alter“ beleuchten das Alter(n) von Menschen mit Behinderung und möchten einen Beitrag zur Bewältigung dieser Aufgaben leisten. Die Herangehensweise ist interdisziplinär. So wird der Blick erweitert: Perspektiven aus der Philosophie, Soziologie, Psychologie und den Kulturwissenschaften sind bei der Begleitung von älteren Personen mit und ohne Beeinträchtigungen erforderlich. Die Ergebnisse des Projekts beruhen auf eigenen beruflichen Erfahrungen und sind das Ergebnis eines dialogischen Austauschs mit älteren Menschen mit Behinderungen, mit ihren Begleitpersonen und mit Fachleuten. Es wurde deutlich, dass sich der Prozess des Alterns bei Menschen mit einer Behinderung in seinen wesentlichen Aspekten nicht vom Altern bei Menschen ohne eine Beeinträchtigung unterscheidet. In den Ge-
sprächen zeigte sich, dass Menschen mit Beeinträchtigungen über beträchtliche Kompetenzen verfügen, ihre eigene Situation zu reflektieren und zu beurteilen. Sie haben genaue Vorstellungen davon, wie sie ihren Ruhestand gestalten möchten. Diese Gedanken und Wünsche sollten in fachlichen Gesprächen und in der biografischen Begleitung Gehör finden. Zum Umgang mit älteren Menschen liegt ein Kanon von Forschungsergebnissen und heilpädagogischen Ansätzen vor, insbesondere für die Begleitung von Demenz. Die Heilpädagogik trägt auf fruchtbare Weise zur Arbeit mit älteren Menschen bei und diese verändert wiederum die Heilpädagogik. Sie ist zunehmend für die Frage nach dem „Sinn“ und spirituelle Anliegen sensibilisiert. Ihr Blick richtet sich auf den individuellen Lebenslauf: Wie wirken Erfahrungen in Kindheit, Jugend und frühem Erwachsenenalter in spätere Phasen des Lebens hinein? Auch Methoden der Kunsttherapie können einen besonderen Zugang zur Lebensphase des Alters ermöglichen: Kunstwerke und künstlerische Tätigkeiten begleiten Prozesse biografischer Selbstvergewisserung. Kunst kann so ein genuines Medium des Ausdrucks und der Entwicklung für ältere Menschen sein. ■
Von: Bernhard Schmalenbach Professor für Heilpädagogik und Leiter des Instituts für Heilpädagogik und Sozialtherapie Sören Roters-Möller Dipl.-Pädagoge, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Heilpädagogik Die vollständigen Ergebnisse des Projektes wurden im Buch „Heilpädagogische Perspektiven auf das Alter“ (Athena Verlag/Verlag am Goetheanum) im August 2016 veröffentlicht.
Der besondere Ort 33
Die Bildhauerwiese Umgeben von hohen Bäumen, eingerahmt von einem bewaldeten Graben – dem Siefen – und dem Alfterer Kultur- und Erlebnisweg: Die weitläufige Bildhauerwiese mit ihrem Skulpturenpark ist für Melanie Hellings eine „andere Welt“. Häufig zieht sich die Leiterin des Tagungshauses und der Servicebetriebe am Alanus Werkhaus in ihrer Mittagspause hierhin zurück. „Wenn man oben steht, hat man einen fantastischen Blick hinunter bis Bonn. Da der Johannishof mir so ans Herz gewachsen ist, ist das für mich schon ein besonderer Ort. Es ist so ab vom Hochschulbetrieb. Sehr idyllisch“, erzählt Hellings. Sie schwärmt von den vielen wilden Osterglocken, die hier jedes Jahr den Frühling ankündigen. „Hier spürst du den Frühling so richtig. Man kommt auf diese Wiese – alles andere ist noch ziemlich grau und braun – und dann kommen überall auf der Wiese die Narzissen raus. Das ist richtig, richtig schön.“ Auch Paul Petry kommt so oft wie möglich auf die große Wiese mit den vielen Skulpturen aus Stein, Stahl und Holz. Und das seit knapp 20 Jahren. Früher war die Bildhauerwiese von der Bildhauerhalle durch den Siefen getrennt. Trampelpfade führten
durch den schlammigen Graben. Mittlerweile haben Studenten der Fachbereiche Architektur und Bildende Kunst zwei Brücken über den Siefen gebaut. „Die Wiese ist ständig im Wandel, sie hat sich immer in ihrem eigenen Rhythmus verändert“, sagt Petry. Der Professor für Bildhauerei genießt die entspannte Atmosphäre inmitten der Natur: „Das ist ein total schöner Platz, ein Naherholungsgebiet für mich. Selbst wenn es regnet. Ich habe hier jahrelang ganz viel mit Holz und Stein gearbeitet, hatte meinen eigenen Pavillon. Hier hat man seine Ruhe und wird nicht ständig abgelenkt.“ Die Bildhauerwiese ist aber nicht nur ein besonderer Arbeitsplatz und Ausstellungsort. In den Sommermonaten erwacht die Wiese aus ihrem Dornröschenschlaf, wird zu einem beliebten und belebten Open-Air-Platz. Zwischen den Skulpturen feiern Studenten Partys am Lagerfeuer. Und Studienanfänger lernen den Campus Johannishof hier bei einem Willkommenswochenende gleich an einem seiner besonderen Orte kennen. ■ FC
Engagement 34
Lebendige Kunst fördern Petra Kosberg setzt sich für eine zeitgemäße Eurythmie ein Frau Kosberg, warum sind Sie Vorstand im Verein zur Förderung der Eurythmie geworden? Ich halte es für wichtig, dass sich auch „Nicht-Alanus-Absolventen“ bzw. Laien mit einem Blick von außen in die Arbeit einbringen. Gerne möchte ich daher mit meinen Fähigkeiten die Arbeit des Fördervereins unterstützen. Danke für das Vertrauen! Warum erscheint Ihnen eine Unterstützung der Eurythmieausbildung und künstlerisch-eurythmischen Arbeit sinnvoll? Eurythmie ist eine wichtige lebendige Kunstform in der heutigen Zeit. Im künstlerischen Bereich und in der Sozial eurythmie bietet sie wertvolle Impulse und Kräfte, deren Wirkung und Verbreitung ich unterstützen möchte. Beschreiben Sie bitte kurz Ihre Verbindung zur Hochschule und besonders zur Eurythmie. Ich kenne die Hochschule seit 1974 und war in den ersten Jahren oft dort. Immer wieder habe ich dann aus der Ferne in Köln die weitere Entwicklung verfolgt. Vor einigen Jahren habe ich bei einem Besuch auf dem Johannishof von dem GAIANNA Projekt gelesen. Das ist eine freie Arbeitsgruppe von Menschen über fünfzig, die
sich intensiv mit der Eurythmie beschäftigen. Amateure und Berufseurythmisten arbeiten hier gemeinsam. So wie Eurythmie hier gelehrt und praktiziert wird, entspricht es meinem Verständnis von einer zeitgemäßen Eurythmie. Vielleicht legen Sie Ihr Augenmerk auf die Veränderung und das „Neue“? Eurythmie ist vielen Menschen unbekannt, wird belächelt, ist mit Klischees belegt („Ich tanze meinen Namen!“) und wird in eine Nische geschoben. Ich möchte mit dazu beitragen, dass viele
Menschen sich selber einen Eindruck verschaffen können: durch Eurythmie- Aufführungen auch außerhalb der gewohnten Orte wie Waldorfschulen und anthroposophische Institutionen, durch Vernetzung mit der vielfältigen Tanzszene in Köln, durch Kurse/Projekte für Laien. Was möchten Sie im Verein anregen? Es braucht noch eine Verbindung der aktiven Studenten mit den Ehemaligen, den Aufbau einer Alumni-Gemeinschaft und viele, viele weitere Fördermitglieder. ■ ST
Was ist der Verein zur Förderung der Eurythmie?
Petra Kosberg arbeitet in Köln als Sozialpädagogin mit Mädchen und jungen Frauen.
Der Verein zur Förderung Eurythmie an der Alanus Hochschule e. V. unterstützt die eurythmische Arbeit sowie die Arbeit in den eng damit verbundenen Künsten. Er fördert Projekte von Kooperationspartnern, Kollegen, Absolventen oder anderen mit der Hochschule verbundenen Menschen. Auch die Hilfe für bedürftige Studenten in schwierigen persönlichen biografischen Situationen gehört dazu. Petra Kosberg bildet zusammen mit Annette und Ulrich Warntjen den Vorstand des Vereins. k www.eurythmieverein.de
Engagement 35
Wider die Herrschaft der Zahlen Wenn man sich mit Martin Booms über Bildung unterhält, sprudeln die Sätze nur so aus ihm heraus. Der promovierte Philosoph erzählt begeistert und begeisternd. Booms versteht sich als Aufklärer: Er möchte neue Wege gehen, vorhandene Denkmuster in der Gesellschaft aufbrechen. Und Bildung ganzheitlich denken. „Natürlich ist es sinnvoll, junge Menschen in Schulen und Hochschulen für den Beruf zu qualifizieren. Nichts spricht dagegen. Es spricht aber vieles dagegen, die Bildung auf Employability zu verkürzen“, sagt Booms. Für ein neues, ganzheitliches Bildungsverständnis müsse man aber kämpfen: „Weil das derzeit nicht der Mainstream ist.“ Er sucht deshalb nach Menschen, die Bildung so verstehen (wollen) wie er. Daher sei er gerne Mitglied im Beirat des Instituts für philosophische und ästhetische Bildung der Alanus Hochschule geworden. „Ich sehe große Überschneidungen in dem Verständnis, welche bedeutende Rolle Wertefragen, philosophische und ideelle Fragen für Gesellschaft und Wirtschaft spielen. Ich möchte gerne diese Denkart, die am Institut befördert wird, unterstützen“, sagt Booms. Es sei wichtig, dass sich diejenigen, die ein neues Bildungsverständnis haben, finden und vernetzen. Andere Maßstäbe und Werte setzen, ganzheitlich denken: Booms ist vom Konzept des Bachelorstudiengangs „Philosophy, Arts and Social Entrepreneurship“, den die Alanus Hochschule seit Herbst 2015 anbietet, überzeugt: „Das ist ein Ansatz, der in die Zukunft führt. Ein freiheitlicher Ansatz, der auf lebensunternehmerisches Handeln hinausläuft und Menschen befähigt, ihren eigenen Weg zu finden und zu gehen.“ Hauptberuflich leitet Booms die Akademie für Sozialethik und Öffentliche Kultur (ask) in Bonn, die er 2007 gründete.
Außerdem lehrt er Philosophie und Wirtschafts- sowie Unternehmensethik an den Universitäten Bonn und St. Gallen sowie der Steinbeis University Berlin. Im Beirat des Instituts für philosophische und ästhetische Bildung engagiert er sich ehrenamtlich. Das Institut profitiert neben der fachlichen Expertise auch von den ganz unterschiedlichen Erfahrungen und Perspektiven der Beiratsmitglieder: Diese kommen aus dem akademischen Bereich und der unternehmerischen Praxis. „Ich sehe uns als Berater und Ansprechpartner sowohl für die Studenten als auch für die Verantwortlichen. Insofern verstehe ich den Beirat als ein Gremium von Ratgebern, die mitgestalten können“, sagt Booms. Die Arbeit im Beirat sieht er dabei keineswegs als Einbahnstraße: „Es geht um einen wechselseitigen Prozess und Austausch.“ Er selbst möchte den Studenten ganz konkrete Erfahrungen mit auf ihren Weg geben – und jüngeren Menschen vor allem gerne die Angst nehmen. „Die Angst davor, ein freies und selbstbestimmtes Leben zu wählen – auch wenn das nicht in vorgefasste Schablonen passt.“ Dafür müsse man jedoch auch den Leistungsdruck, der auf den jungen Menschen laste, infrage stellen. Booms moniert, dass heutzutage nur das zahlenmäßig erfassbare Bedeutung hat. „Viele Unternehmen werden nach diesem Bewusstsein geführt, das Sinnvolle und das nicht Sinnvolle ausschließlich an Zahlen
Martin Booms sitzt im Beirat des Instituts für philosophische und ästhetische Bildung.
festzumachen. Wir müssen ein Bewusstsein dafür schaffen, die nicht quantifizierbaren Aspekte neu in Wert zu setzen.“ Denn gerade Bildungserfolg könne man nicht unmittelbar in Zahlen messen. „Sie können eben nicht sagen, jemand ist zu 87 oder zu 64 Prozent gebildet. Bildung heißt ja, Menschen zu befähigen, in sich selber zu stehen und von dieser im Wortsinn selbstbewussten Position heraus, kritische, auch selbstkritische Urteile bilden zu können. Ohne sich dabei vom Mainstream treiben zu lassen.“ ■ FC
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Den Horizont erweitern Zum 10-jährigen Jubiläum der Weiterbildung zum Handelsfachwirt am Alanus Werkhaus
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Gemeinsam mit dem Handelsunternehmens dm-drogeriemarkt wurde die Weiterbildung im Jahre 2006 für an Führungsaufgaben im Handel interessierte Mitarbeiter konzipiert und zum ersten Mal am Alanus Weiterbildungszentrum angeboten.
„Wachstum, Professionalisierung und Herausbildung einer klaren Struktur“ – rasch antwortet die Bildungsreferentin Katharina Bertulat auf die Frage, was die Entwicklung der Weiterbildung in den letzten zehn Jahren kennzeichnet. Ziele und Inhalt der Qualifizierung sind die Entwicklung von Handlungskompetenz im Beruf und die Vorbereitung der Teilnehmenden auf die Prüfung zum Handelsfachwirt an der IHK. „Ein Zeichen für die gute Qualität der Weiterbildung ist“, ergänzt die seit 2008 für die Weiterbildung verantwortliche Wirtschaftsjuristin, „dass die meisten Teilnehmer die Prüfung erfolgreich bestehen und in der Praxis erfolgreiche Führungskräfte werden.“ Oft schafften Teilnehmer der Weiterbildung den Karrieresprung in die zweite Führungsebene.
Den Horizont erweitern Vor zehn Jahren startete der erste Kurs auf dem Johannishof in Alfter mit 21 jungen Frauen und Männern. Im Jahr 2007 waren es bereits zwei und im Jahr darauf drei Kurse mit jeweils etwa 25 Teilnehmenden. Die Zahl stieg seitdem kontinuierlich. Insgesamt nahmen in den letzten zehn Jahren über 1.000 Menschen an der Weiterbildung teil. Dabei handelte es sich in der Regel um ausgebildete Drogisten von dm-drogeriemarkt. Offen ist das Angebot jedoch für alle Interessierte. Für Marius Mückler, Absolvent des diesjährigen Kurses und stellvertretender Leiter der dm-Filiale in Rheinbrohl, stellte die Weiterbildung eine gute Alternative zum Studium dar und er bestätigt, dass er „mit viel Fachwissen und einem erweiterten Horizont“ aus ihr hervorgeht. Gerade auch das Eröffnen neuer Sichtweisen für die Teilnehmenden ist ein wichtiges Ziel der Ausbildung und gelingt unter anderem durch die Anwendung künstlerischer Methoden.
schen Lage des Alanus Werkhauses verbundene „Ruhe und gute Lernatmosphäre“, so Mückler. Besonders am Alanus Werkhaus ist auch die Qualitätsentwicklung. Zusammen mit weiteren Partnern hat das Alanus Werkhaus in einem Modellversuch des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) ein Qualitätsmodul entwickelt, in dem alle Beteiligten gemeinsam an der Verbesserung der Weiterbildung arbeiten.
Improvisationen zum Thema nonverbale Kommunikation im Rahmen eines Kunstmoduls der Weiterbildung zum Handelsfachwirt
Persönlichkeitsentwicklung durch Kunstprozesse So erleben die Teilnehmer in mehrtägigen Kunstmodulen künstlerische Prozesse, reflektieren die dabei gemachten Erfahrungen und übertragen sie in ihren Berufsalltag im Handelsunternehmen. Auf diese Weise entwickeln sie wichtige Schlüsselqualifikationen wie Führungskompetenz, Team- und Konfliktfähigkeit, Ausdrucksfähigkeit sowie die Fähigkeit zu sensibler Wahrnehmung und zur Improvisation. Fähigkeiten, die in ihrem Arbeitsumfeld wichtig und hilfreich sind. „Toll“, „langweilig“ und „skurril“ – Marius Mücklers Erfahrungen fallen je nach Kunstmodul gemischt aus. Dennoch ist sein Erkenntnisgewinn, sich weiterhin auf Neues und Unbekanntes einlassen zu wollen. „Auch wenn ich nicht direkt den Sinn dahinter erkenne. Vielleicht bin ich dann auch wieder positiv vom Ergebnis überrascht.“
Mehrwert sichtbar machen Neben den künstlerischen Übungen zählen zu den besonderen Merkmalen der Ausbildung weiterhin die mit der idylli-
Mit Herzblut widmet sich das WerkhausTeam den vielfältigen und komplexen Aufgaben, die die Weiterbildung mit sich bringt. Ganz aktuell wird beispielsweise die digitale Lernform Blended Learning in das Konzept eingebunden. Die Entwicklung geht auch nach zehn Jahren immer weiter und für die Zukunft wünscht sich Katharina Bertulat ganz klar, „den nicht in Zahlen zu messenden ideellen Mehrwert der Ausbildung zum Handelsfachwirt sichtbarer zu machen.“ ■ KS
Weiterbildung zum Handelsfachwirt (IHK) In der zehnmonatigen berufsbegleitenden Weiterbildung am Alanus Werkhaus werden die Themen Unternehmensführung, Beschaffung und Logistik, Handelsmarketing und Vertrieb, Führung, Personalmanagement, Kommunikation und Kooperation vertieft. Integriert in die Weiterbildung sind der Erwerb der Qualifikation als Ausbilder (AEVO) sowie künstlerische Module zur Persönlichkeitsentwicklung. Zum Abschluss der aus zehn Unterrichtswochen bestehenden Fortbildung erhalten die Teilnehmenden ein Alanus-Zertifikat. Neue Kurse starten jeweils im September eines Jahres.
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Mit Kunst neue Perspektiven eröffnen Dieser Slogan steht auf dem blauen Titelblatt des Kursbuches des Alanus Werkhauses. Aber was ist damit eigentlich gemeint? Die Teilnehmenden der Fortbildung zum Geprüften Aus- und Weiterbildungspädagogen am Alanus Werkhaus sitzen an einem Tisch und zeichnen die darauf stehende Kaffeekanne und Kaffeetasse. Eine Aufgabe, die ihnen unabhängig von ihrem Zeichentalent recht leicht fällt. Als nächste Übung sollen sie das gleiche Stillleben, ohne aufzustehen und den Platz zu wechseln, aus der Perspektive ihres Gegenübers aufs Papier bringen. Das finden alle deutlich schwerer und sie rätseln, was genau der andere vor sich auf dem Tisch sieht.
„Erstaunlicherweise“, so Florian Martens, Dozent der Fortbildung, „bittet jedoch keiner der Mitwirkenden seine Mitstreiter, ihre jeweilige Sicht zu beschreiben.“ Ein Umstand, den er in der anschließenden Reflexion der Übung mit den überraschten Teilnehmern bespricht.
Perspektivwechsel durch künstlerische Methoden Die Zeichen- und Wahrnehmungsübung zur Zusammenarbeit von haupt- und nebenamtlichen Ausbildern dient dazu, dass die Beteiligten ihre Perspektive wechseln und für die Sichtweise der anderen sensibilisiert werden. Deutlich wird, dass dies durch den Einsatz künstlerischer Methoden spielerisch erreicht
wird. Dabei gibt es, laut Martens, kein Thema, das nicht auf diese Weise bearbeitet werden kann. Vor allem Themen wie Zusammenarbeit in Teams, Konfliktsituationen und Gestaltung von Prozessen jeglicher Art bieten sich an.
Entwicklung von Gestaltungs kompetenz „Die Kunst bietet eine andere Ebene der Selbsterfahrung“, erklärt der Maler, der seinen Abschluss an der Alanus Hochschule gemacht hat, „und ist außerdem ein starkes Erlebnis, welches das Lernen fördert.“ Egal ob zeichnerische, malerische, bildhauerische, darstellende oder musische Methoden – künstlerische Prozesse weisen Parallelen zum
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Bildhauerische Gestaltung und Reflexion in einem Kunstmodul der Ausbildung zum Aus- und Weiterbildungspädagogen am Alanus Werkhaus
Handeln eines Menschen beispielsweise in herausfordernden beruflichen Situationen auf. Sie erfordern, mit Unsicherheiten und offenen Situationen umzugehen, kreative Lösungen zu entwickeln und flexibel zu reagieren. Der Transfer des im künstlerischen Prozess Erlebten ermöglicht die Entwicklung einer (neuen) Haltung ebenso wie von Gestaltungskompetenz.
Lernprozesse anstoßen
Im Alanus Weiterbildungszentrum werden künstlerische Übungen vor allem in die Weiterbildungen in den Bereichen Führung und Personal (vgl. auch Artikel S. 36 – 37) integriert. Dabei, beschreibt Martens schmunzelnd, reichen die Reaktionen der Teilnehmenden von großer Offenheit über gesunde Skepsis bis hin
Aufgrund seiner langjährigen Berufserfahrung fällt es dem 41-Jährigen leicht, mit solchen Herausforderungen umzugehen. Bei der Anwendung künstlerischer Methoden in der Weiterbildung ist für ihn gerade eine intensive künstlerische Ausbildung wichtig. Sie garantiert eine Vertrautheit mit dem künstlerischen Pro-
zu extremer Ablehnung, denn nicht selten bringen sie negative Erfahrungen aus dem Kunstunterricht der Schulzeit mit. Hier gilt es, ihnen Vorbehalte und Angst zu nehmen und zu verdeutlichen, dass nicht die Ergebnisse der künstlerischen Übungen bewertet, sondern lediglich die Prozesse betrachtet werden.
zess, die es dem Dozenten ermöglicht, eine (Seminar-)Situation bewusst wahrzunehmen, frei und kreativ zu agieren und einen Lernprozess professionell mit künstlerischen Mitteln anzustoßen. So eröffnen sich den Teilnehmenden dann die neuen Perspektiven, von denen im eingangs erwähnten Werkhaus-Slogan die Rede ist. ■ KS
Werkhaus-Fortbildungen, in die künstlerische Methoden integriert sind –G eprüfter Aus- und Weiterbildungs pädagoge – Geprüfter Berufspädagoge – Geprüfter Handelsfachwirt IHK –Z ertifikatskurs Teamleitung in sozialen Einrichtungen und Schulen – „ Big picture“ – Eine Auseinander setzung mit dem Thema Führung Das Alanus Werkhaus bildet darüber hinaus Künstler fort, die das Arbeitsfeld der „Künstlerischen Prozessbegleitung“ für sich erschließen wollen.
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Michael Schwarzmann – Professor der ersten S tunde Seit knapp 40 Jahren begleitet Michael Schwarzmann die Entwicklung der Alanus Hochschule. In zwei Jahren geht der langjährige Schauspielprofessor in Rente. Zeit, um gemeinsam auf sein bewegtes Leben zurückzublicken. Alfter, 1977. Auf dem Gelände des ehemaligen Bauernguts Johannishof herrscht reges Treiben. Junge Menschen tanzen, malen, bauen und s chauspielern. Mittendrin der 24-jährige Medizinstudent Michael Schwarzmann aus München. „Ich habe direkt gespürt, dass das hier ein guter Ort ist“, erinnert sich Schwarzmann lächelnd. Fast 40 Jahre sind seit seinem ersten Besuch an der Alanus Hochschule vergangen. Schwarzmann trägt seine typischen Pluderhosen und eine kurze Mütze. Er wirkt nachdenklich. In den vergangenen Jahrzehnten hat er viel erlebt. Zahlreiche Tätigkeiten als Regisseur und Schauspieler an verschiedenen Theatern sowie als Sprachgestalter und Theaterpädagoge an Waldorfschulen in Hannover, Stuttgart, München und Freiburg liegen hinter Schwarzmann. Auch die Alanus Hochschule hat sich verändert. Aus einer Handvoll Studenten sind weit über 1.000 geworden, aus fünf Studiengängen über 20, ein zweiter Campus wurde gebaut. Schwarzmann kennt die Hochschule aus Studenten- und Professorensicht.
Auf Umwegen Bis er das Schauspiel für sich entdeckte, musste er aber erst mal Umwege gehen. Nach einem sehr guten Abitur an dem renommierten Internat Marquartstein in Oberbayern stehen Schwarzmann 1972 viele Wege offen. „Nur etwas Künstleri-
sches schied eigentlich direkt aus“, erzählt der jüngste Sohn einer Brauereifamilie. Weder dort noch in der Schule hatte Kunst bis dahin eine Rolle gespielt. Der Zivildienst in einer Behinderten einrichtung prägt seine berufliche Laufbahn. Gedankenversunken blickt Schwarzmann auf seinen ersten Tag dort zurück: „Es strömte aus den Räumen heraus, es rollte und humpelte und die Fragen der Kinder prasselten auf mich ein. Das war komplett neu für mich. Das hat mich sehr berührt.“ Schwarzmann spürt, dass er sich intensiver mit dem Menschen beschäftigen möchte. Er beginnt ein Studium der Humanmedizin.
Überwältigende Zeiten Aber Schwarzmann muss bald feststellen, dass physikalische Formeln, Anatomie und Biochemie nicht sein Verständnis vom Menschen fördern. „Ich hatte eine Sinnkrise durch die verschiedenen Eindrücke beim Sezieren und im Krankenhaus mit den Sterbenden. Das hat mich überwältigt“, konstatiert Schwarzmann. Seine ansonsten ruhige Erzählung wird laut und schnell. Da kommt die Idee einer Freundin, die Alanus Hochschule zu besuchen, genau zur rechten Zeit. Schwarzmann fühlt gleich eine starke Verbindung zur Hochschule. „Das Künstlerische und das Spirituelle waren Dinge, die mir bisher im Leben gefehlt hatten.“ Wieder geht Schwarzmann seinen eigenen Weg. Er bricht sein Medizinstudium
nach bestandenem Physikum ab. Als er ein letztes Mal die großen Flügeltüren der Universität München hinter sich schließt, weiß er, dass er die richtige Entscheidung getroffen hat. „Ich hatte das Gefühl, etwas wie ein Felsbrocken wächst aus mir heraus, fällt zu Boden, zerspringt und verschwindet“, erzählt er mit dramatischen Gesten. Schwarzmann hört man gerne zu. Durch seine lebhaften Schilderungen hat man die Szene sofort vor Augen.
Das Schauspiel und die große Liebe Von 1977 bis 1985 studiert Schwarzmann an der Alanus Hochschule: Nach Sprachgestaltung und Schauspiel auch Eurythmie. Er möchte die Kunst komplett durchdringen. Hier lernt er auch seine große Liebe kennen: die Musikstudentin Diana-Maria Breuer. Immer wieder arbeiten er und seine Frau an ihrer ehemaligen Studienstätte zusammen. Nach dem Studium geht es für beide, bedingt durch wechselnde Engagements, quer durch Deutschland und in die Schweiz. In den 90er Jahren kehrt er immer wieder als Gastdozent an die Alanus Hochschule zurück. 2000 arbeitet Schwarzmann als Schauspieldozent am Goetheanum in Dornach, als seine Frau ein Engagement am Schauspielhaus Bochum bekommt. Schwarzmann sieht seine Chance an
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die nur 100 Kilometer entfernte Alanus Hochschule zurückzukehren. Die Hochschule hat gerade die staatliche Anerkennung beantragt und der Schauspielstudiengang braucht dringend Unterstützung. Mit seiner Erfahrung ist Schwarzmann prädestiniert für den Job. „Pack ma’s!“, ist das Motto des Bayern. „Ich habe das Gefühl gehabt, dass dieser Studiengang mein Kind ist. Ich fühlte mich verantwortlich“, resümiert er. Sein Engagement zahlt sich aus. Die Hochschule und der Studiengang werden 2002 staatlich anerkannt. Michael Schwarzmann wird zu einem der ersten Professoren der Hochschule ernannt. In den kommenden Jahren formt Schwarzmann – die „Säule“ des Studiengangs, wie ihn Kollegen auch nennen – maßgeblich den Studiengang, viele Jahre davon als Fachgebietsleiter. Nicht immer einfache Zeiten, aber Michael Schwarzmann sieht das mittlerweile gelassen: „Konflikte sind unser Geschäft: Drama! Darum geht es im Theater.“
Sitcom dell’arte In der eigenen Arbeit ist dem Professor die fröhliche Seite des Theaters lieber. Bei Alessandro Marchetti, einem Spezialisten für Commedia dell’arte, lernt er das Körpertheater kennen und lieben. Untrennbar mit Schwarzmann verbunden ist das von ihm begründete Genre der Sitcom dell’arte, eine Modernisierung der klassischen Commedia. Dabei verbindet Schwarzmann die klassischen Maskentypen und ihre charakteristische Spielweise mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen. Seine temporeichen und lebendigen Inszenierungen um Liebe, Lust und Leidenschaft sind ein echter Publikumsmagnet und werden immer wieder zu Festivals eingeladen, zuletzt zum Sommerblutfestival in Köln. In der Schauspielerei hat der Professor mit Schwerpunkt Körpertheater und Commedia dell’arte gefunden, was er lange gesucht hat. „Hier werden die elementaren Fragen des Lebens immer wieder neu verhandelt und die Höhen und Tiefen des Menschseins durchschritten.“ Vor kurzem feierte Schwarzmann seinen 63. Geburtstag. Langsam möchte der Professor etwas kürzer treten. Er freut sich auf den Urlaub mit seiner
Frau: „Ich bin ein großer Fan des Regenerierens, vorausgesetzt es steht wieder etwas Neues an“, verrät Schwarzmann. Doch lange kann man ihn sich nicht in einer Hängematte vorstellen. Pläne für die kommenden Jahre sind längst gefasst. Vor Kurzem hat er eine Fortbildung zum Theatertherapeuten abgeschlossen.
Einen entsprechenden Studiengang aufzubauen – am liebsten an der Alanus Hochschule – das würde ihn reizen: „Das Bild von mir selbst ist noch nicht fertig. Vielleicht wird es das irgendwann mal, aber ich könnte mir vorstellen, dass man nicht nur ein Bild im Leben malt – Schau‘n mer mal.“ ■ SST
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Im Auftrag der Zufriedenheit Annabel Köster fängt an zu lachen, als sie die Frage hört: „Sie sind Zufriedenheitsbeauftragte, oder?“ Selbst würde sich die 24-Jährige wohl nicht so nennen. Aber ja, das Miteinander bei Globus ist ein zentrales Thema, mit dem sich die Studentin beschäftigt.
Immer wieder gerne kommt Köster an die Alanus Hochschule zurück, wo sie derzeit den berufsbegleitenden Master in Betriebswirtschaftslehre (BWL) macht und 2013 ihren Bachelor in BWL abschloss. „An der Alanus erlebt man jedes Mal etwas Neues. Ob es neue Kunstinstallationen oder interessante Begegnungen sind. Man bekommt immer wieder neue Impulse. Das verändert die Denkweise und bringt neue Perspektiven.“ Hier lernte sie auch den Einzelhandel kennen, den sie zunächst als „sehr speziell“ empfand. Je tiefer sie eintauchte, desto begeisterter war sie. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Globus investieren in der Regel acht bis neun Stunden am Tag in die Arbeitsgemeinschaft. Deswegen ist es uns wichtig, Arbeitszeit als Lebenszeit zu begreifen und sie entsprechend zu gestalten“, sagt Annabel Köster. Fast 37.000 Menschen arbeiten für das saarländische Familienunternehmen mit Sitz in St. Wendel. Hier absolvierte Köster den Praxisteil ihres Bachelorstudiums, arbeitet begleitend zum Masterstudium weiter und kann sich auch ihre Zukunft im Unternehmen vorstellen. „Mein Job macht mir Freude und erfüllt mich“, sagt Köster. Mit ihrer Aufgabe im Unternehmen steht sie nicht alleine da. Die Festigung und Erlebbarkeit der Globus-Unternehmenskultur liegt nicht zuletzt Thomas Bruch, dem Geschäftsführenden Gesellschafter von Globus, am Herzen. Mit ihm steht Köster im engen Austausch, beobachtet, entwickelt Konzepte und initiiert wegweisende Projekte. Regelmäßig verlässt die Studentin dafür auch das Saarland und besucht Globus-Märkte in ganz Deutschland. „Ich höre viel zu, um die Stimmung im Unternehmen mitzubekommen“, so Köster. Helfen konnte sie unter anderem auch Kolleginnen und Kollegen mit Kindern. Für die Ferien-Betreuung entwickelte Köster eine Plattform im Intranet, die verschiedene Angebote im jeweiligen Landkreis auflistet. ■
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Pionier ohne Scheuklappen Kassel, Rendsburg, Australien, Neuseeland, Berlin, Alfter, Hamburg: Ephraim Krause ist schon ein wenig rumgekommen. Der 32-Jährige ist in der Provinz aufgewachsen, hat in einer Weltstadt gelebt und ist um den Globus gereist. Lange war Krause auf der Suche „nach einem Ort, wo Anthroposophie modern gelebt wird“. Sein Ziel erreichte er schließlich auf einem Berg in Alfter. „Alles grün statt grau, alles rheinischherzlich statt rau“ – so erinnert sich Krause an seinen ersten Besuch auf dem Johannishof im Sommer 2006. Zu dieser Zeit lebte er noch in Berlin, hatte gerade seine Ausbildung zum Internationalen Touristikassistenten in der Tasche. „Die Ausbildung hat mich nicht wirklich ausgefüllt. Deshalb habe ich mich auf die Suche nach innovativen Studiengängen gemacht. Das Konzept des damals neu eingeführten BWL-Studiengangs unter dem Motto ‚Wirtschaft neu denken‘ fand ich sehr attraktiv.“ Dafür brach Krause seine Zelte in der Hauptstadt ab und zog ins Rheinland. Und läutete im Herbst 2006 mit mehr als 30 Kommilitonen ein neues Kapitel in der Geschichte der Alanus Hochschule ein. „Wir haben uns schon als Pioniere gefühlt. Vieles war noch provisorisch. Aber dadurch konnten wir das Studium mitgestalten“, erzählt Krause. Offen und gut sei das Verhältnis zwischen Studenten und Dozenten gewesen. Er und seine Kommilitonen hätten jedoch große Erwartungen und Ansprüche an den Studiengang gehabt. Ein bisschen zu große, gibt er zu. „Als Pionierstudiengang sind wir unseren Professoren und Dozenten, glaube ich, schon ab und zu tierisch auf den Wecker gegangen mit unseren Anforderungen“, sagt Krause lachend. Krause ist froh, dass er Betriebswirtschaftslehre noch auf dem Johannishof studieren konnte. „Das direkte Aufeinan-
dertreffen von Künstlern und Betriebswirten war genial. Die Künstler waren bei vielen gemeinsamen Projekten zum Teil sehr dankbar für das strukturierte und zielorientierte Denken der BWLer. Und wir waren wiederum dankbar, dass unsere Scheuklappen aufgemacht wurden“, erinnert sich Krause. Auch deshalb blieb er der Alanus Hochschule nach seinem Bachelor-Abschluss 2009 drei Jahre als Veranstaltungs- und Projektkoordinator des Fachgebiets Eurythmie verbunden. Erst 2013 zog es den „Vollblut-Waldorfschüler“ nach Hamburg. Natürlich an eine Waldorfschule. Krause leitet heute als Geschäftsführer die kaufmännischen
Geschicke der Christophorus Schule in Bergstedt und ist Mitglied der Schulleitung. Dabei profitiert er auch von den Kunst- und Philosophiemodulen aus dem Studium. Er könne sich heute besser in andere Menschen hineindenken, sei empathischer. „Ich weiß einfach, dass Lehrer und Therapeuten in einem ganz anderen Modus sind, ganz anders denken, als ich es als Geschäftsführer tue.“ Als Typ sei er immer noch sehr zielorientiert, strebe nach Ergebnissen. „Mittlerweile kann ich jedoch besser loslassen und mich auf einen Prozess einlassen.“ ■ FC
Kurz & Knapp 44
Architekturstudenten entwerfen Andachtsraum für Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
Architekturstudenten präsentierten einer Jury neun facettenreiche Ideen für einen Andachtsraum auf dem Campus Sankt Augustin der Hochschule BonnRhein-Sieg. Die Konzepte sind im Rahmen eines Wettbewerbs entstanden, den die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg für die Architekturstudenten aus Alfter ausgerufen hatte. Der Siegerentwurf „Andachts-Baum“ wurde mit 2.000 Euro prämiert. Mit dem „Andachts-Baum“ soll ein etwa 50 m² großes Gebäude in dem bisher ungenutzten Innenhof zwischen Verwaltungsgebäuden gebaut werden. Der schlichte Bau mit sanft geschwungenen Außenwänden ist zum Teil ein geschlossener Raum, der in einen Hof übergeht. Aus diesem wächst ein Baum aus dem Innenraum über die Außenwände heraus. Benedikt Stahl, Leiter des Fachbereichs Architektur, betont: „Wir freuen uns sehr, wieder eine Aufgabe bekommen zu haben, die aus einem realen Bedürfnis heraus entstanden ist.“ n
Wer ist Klaus?
Zum Beginn des neuen Schuljahres hat eine Forschungsgruppe am Institut für Schulpädagogik und Lehrerbildung die Laborphase des Projektes KLAUS gestartet. Der Name KLAUS steht für „Kunstlabor an und mit Schulen“. Die Initiative hat im Gymnasium Sedanstraße in Wuppertal und in der Alexander-
Coppel-Gesamtschule in Solin gen jeweils einen großen Raum als Atelier eingerichtet. Im Rahmen eines Artist-in-Residence-Programms arbeiten die Künstlerinnen Magdalena von Rudy, Theresa Herzog und Sabrina Azizi vor Ort und öffnen ihre Türen zum Mitmachen und Ausprobieren. Es sind schon viele Schüler sowie Lehrpersonen in das Ateliergeschehen involviert und freuen sich über den neuen „Freiraum“ an ihrer Schule. Über die praktische Auseinandersetzung mit Kunst an den Schulen sollen zukünftig auch frei zugängliche Materi alien für qualitätsvolle kulturelle und künstlerische Bildungsangebote entstehen. Das Projekt KLAUS wird von der Stiftung Mercator gefördert. k www. klaus-kunstlabor.de n
Kooperation mit YIP in Schweden
Wer engagierte Pläne schmiedet, um das gesellschaftliche Geschehen mitzugestalten, findet bei „YIP“ Gleichgesinnte. YIP – das steht für Youth Initiative Program. Seit diesem Sommer kooperiert die schwedische Bildungseinrichtung in Järna, nahe Stockholm, mit dem Institut für philosophische und ästhetische Bildung. YIP verfolgt ein ganzheitliches Bildungsideal und ermutigt junge Menschen dazu, eigeninitiativ zu handeln. In Workshops geht es um Nachhaltigkeit, wirtschaftliche Fragestellungen, aber auch um die eigene Persönlichkeit. Zehn Monate lang diskutieren und lernen die Teilnehmer des Programms miteinander. Nun wurde eine Brücke zur Alanus Hochschule geschlagen: Absolventen des Bildungsjahres können in den Studiengang „PhASE“ nach Alfter wechseln. Sie erhalten dafür Leistungspunkte – und verkür-
zen das dreijährige Studium um ein Jahr. Studierende der Alanus Hochschule können wiederum Praktika bei YIP absolvieren und ebenfalls Leistungspunkte für ihr Studium sammeln. n
Öffentliche Ringvorlesung über die Grundlagen der Anthroposophie
Die Anthroposophie bildet die Grundlage für zahlreiche Erneuerungsimpulse in Medizin, Landwirtschaft, Kunst und Pädagogik, die bis in die Gegenwart wirksam sind. Interessierte erhalten bei der Ringvorlesung seit Beginn des Herbstsemesters Einblicke in die von Rudolf Steiner zu Beginn des 20. Jahrhunderts begründete Anthroposophie. In der Ringvorlesung werden alle wichtigen Themengebiete der Anthroposophie – Erkenntnistheorie, Ethik, Entwicklung der Welt und des Menschen, Schulungsweg, Kunst und einzelne Lebensfelder – behandelt. Die Ringvorlesung findet über ein ganzes akademisches Jahr statt und wird im Frühjahrssemester ab dem 6. März 2017 fortgesetzt. Interessierte sind willkommen. n
Bildungserfahrungen an Freien Alternativschulen
Welche Qualitäten hat eine Schulform, die vor allem auf Eigenständigkeit, Selbstmotivation und Selbstverantwortung ihrer Schüler setzt und ihnen viel Freiheit beim Lernen lässt? Dieser Frage geht die Studie
„Bildungserfahrungen an Freien Alternativschulen“ nach, die jetzt im Springer Verlag erschienen ist. Autoren der Studie über Schüleraussagen zu Lernerfahrungen und Schulqualität sind Dirk Randoll, Leiter des Instituts für Erziehungswissenschaft und empirische Bildungs- und Sozialforschung, Jürgen Peters, Lehrkraft für besondere Aufgaben im Fachbereich Bildungswissenschaft, sowie die freie wissenschaftliche Mitarbeiterin Ines Graudenz. Die Ergebnisse gehen aus einer umfangreichen Befragung von Schülern hervor, die systematisch dargestellt und kritisch reflektiert werden. n
Neuer Bachelorstudiengang „Nachhaltiges Wirtschaften“ an der Hochschule
Der Fachbereich Wirtschaft bietet seit dem Herbstsemester 2016 den Bachelorstudiengang „Nachhaltiges Wirtschaften“ an. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle spielt. Das Bachelorstudium vermittelt vor allem Kompetenzen und betriebswirtschaftliches Wissen in Management, Marketing und Mitarbeiterführung. „Nachhaltiges Wirtschaften“ ist ein praxisorientiertes Studium. In den Veranstaltungen berichten regelmäßig Manager und Führungskräfte aus Unternehmen und Organisationen aus ihrem Arbeitsalltag. Im Laufe ihres Studiums spezialisieren sich die Studenten: Das Angebot von Schwerpunktfächern wie Green Human Ressource Management, Social Banking oder Marketing und Konsumkritik ist in dieser Form einmalig in einem Bachelorstudiengang. Der management orientierte Studiengang bereitet auf den Berufsstart in den kreativen Bereichen der Wirtschaft –
Kurz & Knapp 45
wie etwa im Marketing oder im Personalbereich – vor. Studenten werden in den Semesterferien ermutigt und unterstützt, bei nachhaltigen Unternehmen Praktika zu absolvieren. n
Kinderuni 2016/2017 im Rhein-Sieg-Kreis
Bereits zum vierten Mal findet die Kinderuni im Rhein-SiegKreis statt. Unter dem diesjährigen Motto „Voller Energie!“ können Kinder von acht bis zwölf Jahren an einem spannenden Programm aus Vorträgen und Mitmachaktionen teilnehmen. Sie erfahren zum Beispiel, was das Wetter mit grünem Strom zu tun hat oder bringen bei einem Märchen zum Tanzen die eigene Energie mit ein. Neben der Alanus Hochschule und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ist auch die PhilosophischTheologische Hochschule SVD St. Augustin mit drei Veranstaltungen dabei. Nach vier besuchten Veranstaltungen erhalten die Kinder ein Kinderuni-Diplom als Anerkennung für ihre Teilnahme. n
Handbuch Waldorfpädagogik und Erziehungswissenschaft
Die waldorfpädagogische Praxis bietet eine erfolgreiche und inzwischen beinah hundert Jahre bewährte Alternative zur Regelschule und hat sich weltweit zu einer der am meisten verbreiteten alternativen Schulformen entwickelt. Dennoch bleibt ihr theoretischer Hintergrund wei-
terhin umstritten. In der erziehungswissenschaftlichen Diskussion gilt die Waldorfpädagogik als weltanschauungsbelastet. Das Handbuch „Waldorfpädagogik und Erziehungswissenschaft“ greift dieses Problem auf. Herausgeber ist Jost Schieren, Professor für Schulpädagogik mit Schwerpunkt Waldorfpädagogik und Leiter des Fachbereichs Bildungswissenschaft. In der Publikation werden die Grundlagen der Waldorfpädagogik als wissenschaftlich zu erschließendes Konzept innerhalb der Kerndisziplinen der Erziehungswissenschaft diskutiert. Erschienen ist das Handbuch im Beltz Juventa Verlag. n
Studieren à la carte ist offiziell gestartet
Studieren à la carte – unter diesem Motto können sich alle Interessierten ohne klassische Zugangsbeschränkungen ein „Lernmenü“ nach ihrem persönlichen Interesse zusammenstellen. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 750.000 Euro gefördert. Insbesondere Berufstätige ohne Abitur können Lehrveranstaltungen losgelöst von Studiengängen besuchen und dadurch einen Zugang zur Hochschule erhalten. „Lebens- und berufserfahrene Menschen sollen von Weiterbildung auf akademischem Niveau profitieren. Dazu benötigt man nicht unbedingt ein ganzes Studium mit Hochschulabschluss“, so Marcelo da Veiga, Rektor der Alanus Hochschule und Projektleiter. Daher biete das Studienprinzip STUDICA jedem die Möglichkeit, gezielt und praxisbezogen einzelne Lehrveranstaltungen aus dem Hochschulangebot auszuwählen und individuell zu kombinieren. n
„literally“ – Gedichte im Bus
„Ich steige ein, Du steigst aus. Reiche Dir die Hand, Du weichst aus“ – das ist der Anfang eines der zehn Gedichte, die seit Mitte Juni in rund 110 Bussen zu lesen sind. Geschrieben hat das Gedicht die BWL-Studentin Anna Henrichsen. Insgesamt 40 Studenten der Alanus Hochschule haben sich an dem Gedichtwettbewerb „literally“ beteiligt, den ihre Kommilitonen Lena Lemke und Frederic Bettini in einem fachübergreifenden Studienprojekt ins Leben gerufen haben. In einer Kooperation mit der RVK, der Regionalverkehr Köln GmbH, wurden zehn ausgewählte Gedichte nun auf großformatige Aufkleber gedruckt und bringen Fahrgäste im Rhein-Sieg-Kreis und Kreis Euskirchen zum Nachdenken oder Schmunzeln. n
„Wie wir leben“: AlanusStudenten schaffen Kunst- Orte im öffentlichen Raum
Interventionen. Parallel wurde eine Ausstellung von Kunstwerken der Studenten zum Thema „Wie wir leben“ im Künstler forum Bonn gezeigt. Zum Tag der Vereinten Nationen am 29. Oktober präsentierten die Studenten eine Auswahl ihrer Arbeiten auf dem Bonner Marktplatz. n
Studiengänge erfolgreich (re-)akkreditiert Zum Herbstsemester hat sich im Studienangebot einiges verändert: Neu akkreditiert und in das „3+2-Prinzip“ überführt wurde z. B. das Architekturstudium. An das dreijährige Bachelorstudium – vorher war es noch vierjährig – kann ein zweijähriger Vollzeitmaster angeschlossen werden, den es bisher nur in berufsbegleitender Form und einjährig gegeben hat. Studiengänge, die sich mit ihren Studienkonzepten bewährt haben, wurden erfolgreich reakkreditiert. Dazu gehören die Studiengänge Betriebswirtschaftslehre, Kindheitspädagogik, Kunsttherapie/Sozialkunst, Kunst-Pädagogik-Therapie und auch Studiengänge am Standort Mannheim wie z. B. Waldorfpädagogik (BA und MA) und Social Care/Heilpädagogik. n
Nachträglicher Werknachweis der Universalis 07
Bonn feiert 20. Geburtstag – als deutsche Stadt der Vereinten Nationen. Aus diesem Anlass schufen Kunststudenten der Alanus Hochschule in Kooperation mit der Stadt Bonn viele verschiedene Kunst-Orte und mobile Aktionen im Bonner Stadtgebiet. Vom 24. bis 29. Oktober 2016 setzten sich die Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen Perspektiven und mit unterschiedlichen Medien mit dem Motto „Wie wir leben“ auseinander – und machten Bonn zum Schauplatz für Ausstellungen und künstlerische
„Die Träume im Frühling“ (Ausschnitt), 2015, Chong Zhang n
Terminvorschau 46
Okt. 1. Oktober bis 15. Januar 2017 Fantiefisch k Ausstellung des Bildhauers Loïc Devaux, Meisterschüler von Professor Andreas Kienlin, Botanische Gärten der Universität Bonn 10. Oktober bis 12. Dezember, 6. März bis 26. Juni 2017 Grundlagen der Anthroposophie k Öffentliche Ringvorlesung des Fach bereichs Bildungswissenschaft, Campus II 12. und 26. Oktober, 9. und 23. November, 7. Dezember Worte und Werke k Kommunikation und Stadtplanung, in Kooperation mit dem Museum für Architektur und Ingenieurkunst (M:AI) – Ringvorlesung, Campus II
Nov. 2. November Unternehmensführung neu gestalten k Tagung des Instituts für Sozialorganik, Fachbereich Wirtschaft, Campus II 3. November Responsible Investments: Die Bewertung von Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen k Ringvorlesung Social Finance, Fachbereich Wirtschaft, Campus II 7. und 8. November Auf dem Weg zum nachhaltigen Unternehmen k Berufliche Fortbildung, Alanus Werkhaus 10. November bis Juni 2017 Psychosoziale Beratung k Berufliche Fortbildung, Alanus Werkhaus
11. bis 12. November Macht und Ohnmacht des Menschen. Chancen und Grenzen seiner Optimierung k Interdisziplinäre Veranstaltung des Instituts für philosophische und ästhetische Bildung, Campus II 14. November Greenday k Der Fachbereich W irtschaft bietet Hospitationen, Beratungsgespräche und Führungen über den Campus an, Campus II 17. November Alles was zählt k Intendantenvorspiel der Abschlussklasse Schauspiel, Rheinisches Landestheater Neuss 18. November BDA Masters Preisverleihung k Preisverleihung des Studienpreis BDA Masters Architektur des Bund Deutscher Architekten BDA, Campus II 18. und 25. November Vorträge zur Kunsttherapie in der Reihe „Kunsttherapie, Medizin, Psychologie“, Campus II 18. und 25. November 2016 Vortragsreihe k Kunsttherapie, Medizin, Psychologie, Campus II 20. November bis 17. Februar 2017 Steinsymposium Norwegen 2016 k Ausstellung, Fachbereich Bildhauerei, Forschungszentrum caesar, Bonn
Dez. 3. bis 11. Dezember 2016 Master-Bühnenprojekt und Tournee k mit Rob Barendsma, Fachgebiet Eurythmie, Campus I 10. Dezember Lysistra k Sitcom dell’arte, Campus I
14. Dezember Alles was zählt k Intendantenvorspiel der Abschlussklasse Schauspiel, Theater in der Josefstadt Wien 16. und 17. Dezember Szenen der Weltliteratur k Schauspielaufführung, Campus I
Jan. 13. Januar bis Juni 2017 Zertifikatskurs „Stimme, Sprechen und Präsentation“ k Berufliche Fortbildung, Alanus Werkhaus 18. Januar Alles was zählt k Intendantenvorspiel der Abschlussklasse Schauspiel, Brot fabrik Berlin 20. Januar bis Dezember 2019 Aufbau-Fortbildung „Theaterpädagogik (BuT®) k Berufliche Qualifizierung für darstellende Künstler, Alanus Werkhaus 27. Januar 2017 Kunsttherapie mit geburtsblinden K indern: Einblicke in Praxis und Forschung k Vortrag im Rahmen der Weiterbildungen „Künstlerische Therapien interdisziplinär – Medizin & Psychologie“, Campus II
Feb. 10. Februar 2017 Entwicklungsförderung im Kindesund Jugendalter k Vortrag im Rahmen der Weiterbildungen „Künstlerische Therapien interdisziplinär – Medizin & Psychologie“, Campus II
Terminvorschau 47
März
April
Impressum Herausgeber Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft
3. März 2017 Erzählwelten – Trickfilme in der Kunsttherapie k Vortrag im Rahmen der Weiterbildungen „Künstlerische Therapien interdisziplinär – Medizin & Psychologie“, Campus II 3. März bis Februar 2018 Zertifikatskurs „Theaterstücke ent wickeln und inszenieren“ k Berufliche Fortbildung, Alanus Werkhaus 4. März 2017 Komponistensymposium XIV k mit Franz Vorraber, Fachgebiet Eurythmie, Campus I 10. März bis September 2018 Geprüfter Aus- und Weiterbildungs pädagoge k Berufliche Qualifizierung für Ausbilder, Alanus Werkhaus 10. März bis April 2019 Geprüfter Berufspädagoge k Berufliche Qualifizierung für Ausbilder, Alanus Werkhaus 30. März 2017 Voller Energie – ein Märchen zum Tanzen k Kinderuni 2016/2017 Fachgebiet Eurythmie, Campus I 30. März bis. 1. April 2017 Augen.Blick.Mal k Tage der offenen Tür, Campus I und II
3. bis 12. April 2017 Eurythmieprojekt mit Gegenständen k Tournee des ersten Studienjahres für die Unter- und Mittelstufe auf Tournee, Fachgebiet Eurythmie 10. bis 13. April Osterwerkstatt k Ferienkurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Alanus Werkhaus 3. bis 12. April 2017 Märchen-Tournee k Fachgebiet Eurythmie, Campus I 7. April 2017 Kunsttherapie mit Fotografie k Vortrag im Rahmen der Weiterbildungen „Künstlerische Therapien interdisziplinär – Medizin & Psychologie“, Campus II
Mai 12. bis 28. Mai 2017 Ausstellung von Werken aus Pflanzenfarben von Studenten und externen Künstlern, Campus II
Anschrift Villestraße 3 – 53347 Alfter Tel. 0 22 22 . 93 21-0 – info@alanus.edu www.alanus.edu Träger Alanus Hochschule gemeinnützige GmbH Geschäftsführung Prof. Dr. Marcelo da Veiga, Dirk Vianden
Redaktionsleitung Dr. Julia Wedel, Elisabeth Höhnen Redaktion Felix Cornelsen (FC), Maria Gambino (MG), Susanne Krause (SK), Svenja Schimmelpfennig (SSC), Karin Scherer (KS), Sandra Stempel (SST), Stefanie Teßner (ST), Dr. Julia Wedel (JWD) Weitere Autoren dieser Ausgabe Prof. Dr. Urs Pohlman, Prof. Dr. Dirk Randoll, Dr. Jürgen Peters, Prof. Dr. Bernhard Schmalenbach, Sören Roters-Möller Lektorat Heike Fangrat, Stefanie Teßner Gestaltung Dirk Drevermann Anzeigen Bettina Vogel
Werknachweise „Temporäre Licht-Installation“, Bonner Wissenschaftsnacht, 2016, Studenten des Fachbereichs Architektur (Titelbild); „Verborgene Leichtigkeit“, 2016, Christine Bongard (S. 6); „Amorphos II“, 2016, Julia Frey (S. 8); Sensus communis: Das Zusammenfließen aller Wahrnehmungen und Gedanken in einem Bewusstsein, 1503, Gregor Reisch (S. 10); „Flur_Gedicht“, 2016, Valerie Häußler (S. 24, r.); „Vorhang auf“, 2016, Barbara LocherOtto und Miriam Hamel (S. 24, 25); „Die Kugel und Ich“, 2016, Yeunjin Ryu (S. 45, 3. Spalte u.)
Fotos und Abbildungen Alanus Hochschule (S. 12, 13, 15, 19, 22, 23, 25 mitt., 27, 30, 33, 34, 41, 44, 1. Spalte, 45, 3. Spalte ob.); Britta Schüßling (S. 11); Campus Wien West (S. 29); Charlotte Fischer (S. 9, 14, S. 15 ob., 32, 44, 3. Spalte u., 45, 2. Spalte); Dominik Weber (S. 34); Ephraim Krause (S. 43); Globus (S. 42); hessnatur (S. 26); Hildrun Rolff (S. 21 li. ob.); Lara Klaas (S. 24, 25 1. ob. und 3.); Marie Fleur Borger (S. 18); Martina Dinkel (S. 20); Medien.de (S. 35); Nola Bunke (S. 3, 28, 44, 4. Spalte u., 45, 1. Spalte ob.); Peter Piotrowski (Titelbild); Rudolf Steiner Archiv (S. 44, 3. Spalte ob.); Yeunjin Ryu (S. 45, 3. Spalte u.); Zbigniew Bajek (S. 21 u.)
Erscheinungsweise 2-mal jährlich Druck und Auflage Media Cologne GmbH, 4.000 Exemplare
Nähere Informationen, weitere Veranstaltungen und Aktualisierungen finden Sie unter k www.alanus.edu/veranstaltungen oder besuchen Sie unsere Weiter bildungseinrichtung unter k www.alanus.edu/werkhaus
In diesem Magazin wird aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachform verzichtet. Sämtliche Bezeichnungen von Personengruppen gelten gleichgestellt sowohl für die männliche als auch für die weibliche Form. Für den Inhalt der einzelnen Artikel sind die jeweils benannten Autoren verantwortlich. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung der Alanus Hochschule.
Alfter, Oktober 2016
Alanus [aːlaːnʊs]: Die Alanus Hochschule und das Alanus Werkhaus beziehen sich in ihrem Namen auf den Universalgelehrten Alanus ab Insulis (ca. 1120 bis 1202), der den Beinamen „doctor universalis“ trug. Er lehrte die Sieben Freien Künste in Paris und Montpellier. Alanus ab Insulis vertrat die Vorstellung, dass Studieren die Bildung des Menschen zum Menschen durch Interdisziplinarität bedeutet und über ein reines Fachstudium hinausgeht. Angelehnt an Alanus ab Insulis ist ein wichtiger Teil des Konzepts der Alanus Hochschule und des Werkhauses die Gemeinschaft und Begegnung von Kunst und Wissenschaft.
Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft Villestraße 3 – 53347 Alfter Tel. 0 22 22 . 93 21-0 – info@alanus.edu www.alanus.edu Weiterbildungszentrum Alanus Werkhaus Johannishof – 53347 Alfter Tel. 0 22 22 . 93 21-17 13 – werkhaus@alanus.edu www.alanus.edu/werkhaus
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Universalis Das Alanus Magazin | Ausgabe 08