UNIVERSALIS Nr. 06

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UNIVERSALIS 06 // September 2015 // www.alanus.edu

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Titelthema

SOZIALE IMPULSE Seite 6 – 19 // Mit Initiativkraft und Verantwortung unsere Gesellschaft gestalten

INNOVATION – NUR ETWAS FÜR MACHER? Seite 14 // Gesellschaftsgestalter gesucht!

„ICH MUSS NICHT ALLES SELBST KÖNNEN“

Seite 36 // Erkenntnisse aus dem Praxistraining zur Teamleitung in sozialen Einrichtungen


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Editorial

LIEBE LESERINNEN

UND LESER,

Die soziale Frage wurde im Lichte sozialistischer Weltdeutung im 19. und 20. Jahrhundert häufig nur als Klassenkampf und als Überwindung der materiellen Ungleichheit mit dem Ziel Wohlstand für alle zu schaffen, gesehen. Gelingen sollte dies mittels eines omnipräsenten sozialistischen Staates. Der Staat sollte dabei, um das Wohl aller zu garantieren, das Leben der Bürger organisieren, bestimmen und überwachen und so das egoistischkapitalistische Streben des Einzelnen ausschalten. Die Überwindung von sozialer Benachteiligung ist zweifelsohne ein hohes gesellschaft­ liches und staatliches Ziel. Jedoch lehren gerade die Erfahrungen mit totalitären Regimen im 20. Jahrhundert, dass der gute Staat eher der zurückgenommene Staat ist und dass gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen nicht in erster Linie von Parteien und Behörden, sondern von den Bürgern ausgehen müssen. Es geht vor allem darum, die Freiräume des individuellen und kollektiven Handelns zu sichern und zu schützen. Ein Staat ist daher daran zu messen, wie viel Freiheitsraum er seinen Bürgern ermöglicht, und wie sehr er es vermeidet, sie zu bevormunden und zu funktionalisieren. Gute Verfassungen schützen ihre Bürger vor dem übergriffigen Staat und wertschätzen damit ihre Würde. Die Würde des Menschen gründet in seiner Freiheit und in der Fähigkeit, Verantwortung für sich selbst und das Ganze zu übernehmen. Freiheit und Verantwortung erfordern Initiative und die Fähigkeit, sein Leben sinnvoll und mit Respekt gegenüber Natur und Mensch zu gestalten. Solche sozialen und ökologischen Kompetenzen kommen nicht von selbst, sondern bedürfen der Pflege. Hier liegt die Aufgabe von Bildung insgesamt und von Hochschulbildung im Speziellen. Gelingt ihr dies, so sorgt sie dafür, dass die Freiräume der modernen Gesellschaft tatsächlich mit der Initiative der Bürger gefüllt werden können. Gute Bildung entfacht im Menschen das Bewusstsein, dass er ein Kulturwesen ist, das sich biographisch und gesellschaftlich selbst in die Hand nehmen kann und für sich und das Ganze stets mitverantwortlich ist. Sie vermittelt Mut und Vertrauen in die Initiativkraft des Individuums einerseits und Sinn für Verantwortung andererseits. Bildung ist der beste Garant für eine nachhaltige Zukunft und für soziale Innovationen, die allein den immer komplexer werdenden gesellschaftlichen Problemen gerecht werden können. Dieses Thema greifen wir in der vorliegenden Ausgabe unter dem Titel Soziale Impulse auf und möchten damit einige Denkanstöße geben. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.

Ihr Prof. Dr. Marcelo da Veiga Rektor der Alanus Hochschule

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Inhalt

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Titelthema: Soziale Impulse

Campus

6 DER SOZIALIMPULS DER WALDORFPÄDAGOGIK Analyse und Standortbestimmung der „Schule für alle“

11 HERAUSFORDERUNG ARMUT Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft fördert ­S tudentenprojekte

14 INNOVATION – NUR ETWAS FÜR MACHER? Gesellschaftsgestalter gesucht!

20 MAHLGUT WIRD KUNSTGUT LandArt in der Mühle von Lézaff

22 BEGEGNUNGSRÄUME UND COUCHSURFING Im Gespräch mit den Studenten Aljoscha Zöller und Jan Vaupel

24 EINE OASE AUF DEM DACH Architekturstudenten entwerfen für das Uniklinikum Bonn

17 GUTES TUN UND DAVON PROFITIEREN?! BWL-Absolventen und ihre Gründerprojekte

Forschung 26 EINE MITTE FÜR SCHMIDTHEIM Architekten erforschen bürgerschaftliches ­Engagement für Baukultur

29 GEMEINSAM NACHHALTIG Forschungsprojekt zur Einbindung von Mitarbeitern


Inhalt

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Der besondere Ort

Menschen

31 ROTE LINIEN AM JOHANNISHOF

38 ANNETTE WEISSKIRCHER Eine Professorin, die sich um die Balance kümmert

Engagement 32 „IMPULSE SETZEN“ Gespräch mit Achim Grenz, Vorstandsmitglied der Software AG-Stiftung, zum neugegründeten ­G raduiertenkolleg Waldorfpädagogik

40 DENKEN IN RÄUMEN Ein Atelierbesuch bei Hannah Schneider – Trägerin des Alanus Kunstpreis

42 ABSOLVENTEN MIT GESTALTUNGSWILLEN

43 Kurz & Knapp

Alanus Werkhaus

46 Terminvorschau

34 „ICH MUSS NICHT ALLES SELBST KÖNNEN!“

47 Impressum

Erkenntnisse aus dem Praxistraining zur Teamleitung in sozialen Einrichtungen

36 DEN MENSCHEN IN DEN MITTELPUNKT STELLEN Fortbildung für Ausbilder am Alanus Weiter­ bildungszentrum

A lle abgeb ilde ten Werke sin d A rbeiten von S tuden ten oder Mit a rb ei tern der A lanus Hoc hschule oder de s A lanus Werkhause s

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Titelthema: Soziale Impulse

DER SOZIALIMPULS DER WALDORFPÄDAGOGIK


Titelthema: Soziale Impulse

Eine Schule für alle, weg vom bürgerlichen Bildungsprivileg hin zu einem individualisierten ­Bildungsverständnis – das war eine der Ideen, die Rudolf Steiner bei der Gründung der ersten Waldorfschule zu Beginn des 20. Jahrhunderts verfolgte und mit der er wegweisende Impulse gab. Doch wird die Waldorfschulbewegung diesem Anspruch heute noch gerecht?

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Titelthema: Soziale Impulse

Bunt lasierte Räume in Gebäuden, bei denen der rechte Winkel verpönt ist und deren schräge Ecken an Fenstern und Wandflächen das Label organische Architektur tragen, die aber nicht selten von einer eigentümlich monumental-schwerfälligen Dachlastigkeit geprägt sind. Darin fröhliche und lerneifrige Kinder, die sich scheinbar spielend und stressfrei Rechnen, Lesen und Schreiben aneignen und dabei zugleich ein Feld bebauen, Schnitzarbeiten ausund in pastellenen Eurythmiekittelchen Reigentänze aufführen. Dieses Bild prägt seit Jahrzehnten die Waldorfpädagogik in Deutschland. Jeden Morgen werden die Kleinen von im Alternativchic gestylten „SUV-Müttern“ zur Schule gefahren: eine elitäre, akademisch geprägte Gesellschaftsschicht, die sich Bildung jenseits staatlicher Verfügungswillkür, die in grauen Lernsilos mit hohem Migrantenanteil stattfindet, leisten können. Dabei ist die erste Waldorfschule 1919 in Stuttgart aus dem Unternehmerethos Emil Molts, Inhaber der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik, als Bildungseinrichtung für Arbeiterkinder gegründet worden. Was ist aus diesem Sozialethos der Waldorfpädagogik geworden?

In Deutschland und weltweit sind Waldorfschulen Privatschulen, die sich trotz staatlicher Beihilfen nur mit dem zusätzlichen Schulgeld der Eltern finanzieren können, wobei das staatliche Sonderungsverbot, demnach die Schulwahl nicht einkommensabhängig sein darf, von den Waldorfschulen unterstützt wird. Und dennoch: Die Waldorfschule hat sich zu einer Schule für die bürgerliche akademische Mittelschicht in Deutschland etabliert. Das ist so nicht intendiert gewesen. Rudolf Steiner, der das pädagogische Konzept der Waldorfschule entworfen hat, wollte, wie viele Reformpädagogen in dieser Zeit, den staatlichen Buchschulen, die abfragbare Wissensbrocken in die Köpfe der Schüler transferierten, eine kindzentrierte Pädagogik gegenüberstellen. Der soziale Impuls war weitreichend.

EINE SCHULE FÜR ALLE Die Waldorfschule will eine Schule für alle sein. Zur Zeit ihrer Gründung war höhere Bildung das alleinige Privileg einer bürgerlichen Gesellschaftsschicht. Die Waldorfschule sollte eine Schule für alle Kinder werden. Dies ist heute nichts Besonderes mehr, da der Bildungszu-

Waldorfschulen sind Vorkämpfer für ein individualisiertes Bildungsverständis

Werden Waldorfschulen ihren pädagogischen ­Idealen gerecht?

gang für alle und die freie Schulwahl verfassungsrechtlich geschützt sind. Entscheidender ist gegenwärtig, dass die Waldorfschule keine Leistungsselektion vornimmt und daher auch entsprechende Instrumente wie Notengebung und Sitzenbleiben ablehnt. Der Unterricht findet in leistungsheterogenen Gruppen statt und ist um ein hohes Maß an individueller Förderung bemüht. Zudem lehnt sie eine einseitig kognitive Gewichtung des Lernens ab, wie es durch die Dominanz der sogenannten Hauptfächer (Mathematik, Deutsch und Englisch) im Regelschulsystem zum Ausdruck kommt. Die Waldorfpädagogik steht für einen ganzheitlichen Ansatz, der kognitive, musisch-künstlerische und handlungspraktische Lernbereiche (Kopf, Herz und Hand) gleichermaßen gewichtet. Das Begabungsspektrum der Kinder soll in allen Bereichen angesprochen und gefördert werden. Dabei wird auch der unterschiedlichen Lern- und Entwicklungsgeschwindigkeit der einzelnen Kinder Rechnung getragen. Denn


Titelthema: Soziale Impulse

die frühe Selektion des deutschen Regelschulsystems führt dazu, dass Berufsbiographien oft schon nach dem Ende der Grundschulzeit feststehen, wenn verpflichtende Empfehlungen für weiterführende Schulen ausgesprochen werden.

FREIE SCHULEN Waldorfschulen gelten und begreifen sich selbst als freie Schulen. Das bedeutet, dass sie gegenüber den ministeriellen Vorgaben für das Regelschulsystem bestimmte Freiräume (bundeslandspezifisch variierend) bezogen auf ihre Lehrplangestaltung und die Anstellung von Lehrkräften besitzen. Rudolf Steiner hatte hier eine weitreichendere Perspektive. Er setzte in Bildungseinrichtungen auf die Autonomie eines sich selbst regulierenden freien Geisteslebens, wie es im Hochschulbereich selbstverständlich ist. Im Schulbereich gibt es dagegen bis heute ein hohes Maß an externer Kontrolle durch Schulaufsichten, die – wie sich an vielen Stellen zeigt – ungeeignet ist, Bildungsqualität und -zufriedenheit zu gewährleisten.

Kognitive, künstlerisch-musische und handwerkliche Elemente sind gleichermaßen wichtig

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Titelthema: Soziale Impulse

Hier sind Waldorfschulen bis heute Vorkämpfer für ein individualisiertes Bildungsverständnis, das seine qualitativen Maßstäbe im Dialog aller Beteiligter (Eltern, Lehrer und Schüler) generiert (selbstverständlich im Einklang und in Anerkennung des bundesrepublikanischen Wertekanons).

ELTERNBETEILIGUNG Die Einbeziehung und aktive Zusammenarbeit mit den Eltern ist eine der tragenden Säulen der Waldorfpädagogik. Denn Waldorfschulen existieren nur und können nur existieren, weil es Eltern gibt, die das Vertrauen haben, dass ihr Kind auf einer Waldorfschule von den Lehrern verstanden und gefördert wird. Dies sind die entscheidenden Qualitätsmerkmale: Verständnis und Förderung. Waldorfschulen werden nicht von Behörden und auch nicht von Lehrern, sie werden von Eltern gegründet, die für ihr Kind die aus ihrer Sicht beste Pädagogik wünschen. Dabei ist viel Einsatz gefragt, der über die finanzielle Beteiligung hinaus Mithilfe bei der Schulraumgestaltung und bei Schulfeiern, pädagogische Begleitung auf Elternabenden und im Austausch mit Lehrkräften fordert. Unberührt bleibt allerdings die pädagogischfachliche Autonomie und Autorität der Lehrkräfte, die dafür ausgebildet sind.

LEHRERKOLLEGIUM UND WIRTSCHAFTSGEMEINSCHAFT Ein besonderes soziales Ethos der Waldorfpädagogik besteht darin, dass sich alle am pädagogischen Prozess beteiligten Lehrkräfte als egalitäre Wirtschaftsgemeinschaft begreifen. Die Waldorfpädagogik verzichtet auf eine Binnenhierarchisierung in Form eines Rektorates. Oberstes beschlussfähiges und verantwortungstragendes Organ ist die Lehrerkonferenz, in der alle Kolleginnen und Kollegen gleiche Rechte haben. In der Regel gibt es aus arbeitsökonomischen Gründen auf Zeit gewählte Delegationen, die allerdings gegen-

Die soziale Kraft der Waldorfpädagogik weiterentwickeln

über der Lehrerkonferenz rechenschaftspflichtig sind. Wirtschaftlich sind alle Kolleginnen und Kollegen untereinander gleichgestellt. Es gibt in der Regel lediglich deputats- bzw. alters- und familienstandsabhängige finanzielle Differenzierungen, die wiederum in einer gemeinsam verabschiedeten Gehaltsordnung vereinbart werden. Eine Lehrkraft der Unterstufe hat demnach im Prinzip das gleiche Einkommen wie eine Lehrkraft der Oberstufe. Dies ist für deutsche, aber auch für internationale Verhältnisse einmalig, da hierdurch die pädagogische Arbeit aller gleichermaßen gewürdigt wird.

INSEL DER SELIGEN? Bilden die Waldorfschulen damit Inseln der Seligen in der heutigen Bildungslandschaft? Mitnichten. Das oben ausgesprochene pädagogische Ideal wird sicherlich nicht an allen Waldorfschulen vollständig umgesetzt. Viele hadern mit Qualitätsproblemen und Konflikten im Zuge ihrer Selbstverwaltung. Zudem bilden Waldorfschulen schon lange nicht mehr (wie oben bereits angedeutet) den Querschnitt unserer Gesellschaft ab. Es gibt kaum Kinder mit Migrationshintergrund an Waldorfschulen. Das

hat Christiane Leiste, Initiatorin eines neuen Schulprojektes in Hamburg, dazu geführt, Waldorfpädagogik ganz bewusst und gezielt in einer staatlichen Grundschule in einem sogenannten Brennpunktviertel in HamburgWilhelmsburg zu integrieren. Christiane Leiste sagt dazu: „Die Waldorfschule hat die letzten hundert Jahre im Gewächshaus existiert“, d. h. unter geschützten Bedingungen, „nun wird es Zeit, dass sie sich der Wirklichkeit stellt“. Ein weiteres sozial impulsierendes Beispiel bildet die interkulturelle Waldorfschule in Mannheim. Und auch international gibt es zahlreiche Waldorfschulen, die in von Not, Armut und Konflikten geprägten Regionen über politische und kulturelle Grenzen hinweg eine hervor­ ragende pädagogische Basisarbeit leisten. In diesem Sinne ist zu hoffen, dass sich die innovative soziale Kraft der Waldorfpädagogik weiterentwickelt und sie aus ihrem bürgerlichen Dornröschenschlaf in Deutschland heraustritt.

Von: Jost Schieren   //  Professor für Schulpädagogik mit Schwerpunkt Waldorf­pä­dagogik


Titelthema: Soziale Impulse

HERAUSFORDERUNG ARMUT

Studenten entwickeln mit Unterstützung der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft künstlerische Projekte mit sozialer Teilhabe

Sie begleitet uns in den Nachrichten, auf den Straßen, vielleicht sogar im persönlichen Umfeld und bleibt doch oft unsichtbar: Armut. Ein Thema, mit dem sich die meisten Menschen nicht gerne beschäftigen. Der Wettbewerb „Perspektive Armut“ der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft und der Alanus Hochschule forderte Studenten auf, sich künstlerisch im öffentlichen Raum mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Die fünf Gewinnerprojekte werden aktuell umgesetzt. Dazu gehört das Projekt „Drinnen trifft Draußen“ von Theresa Herzog, Sarah Arend und Lisa Küpper. Die drei jungen Frauen wollen die Besucherzone der Justizvollzugsanstalt Köln-Ossendorf künstlerisch gestalten, um eine angenehme Gesprächsatmosphäre für Insassen und Angehörige zu schaffen. In dem Projekt vereinen die drei ihre unterschiedlichen Studienhintergründe: Kunst-PädagogikTherapie, Kindheitspädagogik und Architektur. Malereistudent Leo Fischer und Leon von der Eltz, Absolvent der Betriebswirtschaftslehre, werden mit einem „Büro für Wunschvermittlung“ durch die Stadt ziehen, um Wünsche und Angebote von Menschen zusammenzubringen. Die Malereistudentinnen Lilian Friese und

Jacqualine Burk wiederum binden den aktuellen „Selfie-Trend“ in ihr Projekt ein. Wie sehen mich andere? Wer bin ich wirklich? Wie möchte ich gerne gesehen werden? Dazu werden sie Kameras und einen Kostümfundus in Bahnhofsmissionen und Flüchtlingsheimen aufstellen und Menschen bitten, sich selbst zu fotografieren. Außerdem sind eine Ausstellung in der LVR-Klinik Bonn, einer Klinik für Psychiatrie, und ein Projekt zur Gefühlsarmut bei Kindern und Jugendlichen aufgrund von Sprachbarrie-

ren geplant. Die Studenten haben bis November Zeit, ihre Ideen umzusetzen. Die Stiftung fördert die Projekte mit jeweils 1.000 Euro. Wieso hat die Jury sich für diese Projekte entschieden? Was lösen partizipative Kunstprojekte bei den unterschiedlich Beteiligten aus? Diese und weitere Fragen beantworten Stiftungsvorständin Ruth Gilberger und Professor Thomas Egelkamp, der die Projekte betreut, im Gespräch.

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Titelthema: Soziale Impulse

Dortmund und entwickelten mit der Bevölkerung Projekte, die das Quartier verändern sollten). Armut als eigentliches Thema ist dabei auf einmal in den Hintergrund gerückt. Was sehr interessant ist, da die meisten Menschen dort als arm bezeichnet werden. Das Thema schien mir noch nicht abgeschlossen. Wir haben uns gefragt, wer uns das Recht gibt, darüber zu be-

Im vergangenen Jahr baute eine Gewinnergruppe gemeinsam mit Flüchtlingen eine Tafel am Frankenbad in Bonn

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Frau Gilberger, Herr Egelkamp, was hat Sie an den geförderten Projekten überzeugt? GILBERGER: Alle Projekte überzeugten durch ebenso präzise Fragestellungen wie ergebnisoffene Projektverläufe, die sich zielgruppen­ orientiert mit dem Thema „partizipative Kunstprojekte als Motor gesellschaftlichen Wandels – Armut als Herausforderung“ beschäftigen. Ein besonderer inhaltlicher Fokus liegt auf dem Ort des Projektgeschehens: Justizvollzugsanstalt, Landesklinik, Flüchtlingsheim und der öffentliche Raum werden von den partizipativen Projekten in besonderer Weise künstlerisch sichtbar gemacht, indem sie durch ungewohnte Perspektiven mit den Menschen vor Ort neue Möglichkeits- und Handlungsräume gestalten. — EGELKAMP: Die Entscheidung für die Förderung fiel nicht leicht. Es wurden aktuell dreimal so viele Projekte eingereicht wie beim ersten Mal, und zwar aus allen Fachbereichen. Eine sehr große Spannbreite künstlerischer Projektideen.

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Frau Gilberger, Armut war bereits Thema der ersten Ausschreibung 2014. Warum haben Sie es erneut aufgegriffen? GILBERGER: Die erste Ausschreibung sollte auf das große Praxisprojekt „Public Residence“ der Stiftung in Dortmund reagieren (Anm. d. R.: Insgesamt lebten sieben Kunstschaffende ein Jahr lang am Borsigplatz in

finden, wer arm ist und wer nicht. Geht es um materielle Armut? Freiwillige Armut? Kulturelle Armut? Mit diesem Thema beschäftigen sich die meisten Menschen nicht gerne, aber bei den Studierenden hat es einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Es haben sich während der ersten Ausschreibung viele interessante Fragen ergeben, so dass wir uns entschieden haben, das Thema erneut aufzugreifen.

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Nach welchen Kriterien entscheiden Sie über die geförderten Projekte? GILBERGER: Ein Kriterium ist der Tandem-Gedanke. Wir bemühen uns, Projekte zu finden, bei denen die Teams möglichst unterschiedlich sind, zum Beispiel Wirtschaftsstudierende, die zusammen mit Kunststudierenden


Titelthema: Soziale Impulse

PERSPEKTIVE ARMUT Das Projekt „Perspektive Armut“ des Instituts für philosophische und ästhetische Bildung der Alanus Hochschule wird zum zweiten Mal, zusammen mit der Transferstelle „Partizipative Kunst“, unter der Leitung von Professorin Gabriele Oberreuter, als Kooperation mit der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft durchgeführt. Ein zentrales Ziel ist die Verbindung künstlerischer Handlungsweisen mit sozialem Engagement und gesellschaftlichen Fragestellungen. Am 4. Dezember 2015 findet die öffentliche Abschlusspräsentation statt.

arbeiten. Das zweite Kriterium ist die Relevanz des Themas und das Dritte ist die Innovation und Einzigartigkeit des Projektes. Nicht zuletzt zählt natürlich die ästhetische und künstlerische Qualität. — EGELKAMP: Und die Projekte sollen partizipativ sein. Es geht nicht um die Selbstdarstellung der Künstlerinnen und Künstler, sondern es muss eine Art der Partizipation geben, das heißt zu dem jeweiligen Thema sollen passende Bevölkerungsgruppen einbezogen werden.

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Herr Egelkamp, welche Erfahrungen können die Studenten im öffentlichen Raum machen? EGELKAMP: Die meisten Studierenden haben noch nicht viel Erfahrung im öffentlichen Raum. Durch die Praxisprojekte lernen sie, wie sie sich als Kunstschaffende im öffentlichen Raum bewegen, was notwendig ist, um mit verschiedenen Personengruppen partizipativ zu arbeiten, aber auch, wo Grenzen sind. Nicht alles funktioniert wie in der Vorstellung. Bei

Projektarbeit gibt es keine Wiederholungen, du kannst keine Rezepturen einsetzen. Durch sie wird die Lehre fassbar. Die Studierenden gleichen die Theorie mit der Praxis ab und gehen beim nächsten Mal ganz anders mit dem theoretischen Wissen um. Sie merken, dass Studieren nicht nur Wissensvermittlung, sondern auch Erfahrungswissen ist. Um es mit den Worten von John Dewey zu sagen: „Ein Gramm Erfahrung ist besser als eine Tonne Theorie.“

GILBERGER: Von Stiftungsseite interessiert mich im Rahmen der Kooperation auch der Theorie-Praxis-Transfer in beide Richtungen. Uns freut es natürlich, wenn zwei von drei Projekten weitergehen und man das Gefühl hat, man kann mit diesen Projekten ganz viel bewegen. Herzlichen Dank für das Gespräch!

SST

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Wie nachhaltig sind die Projektideen? EGELKAMP: Eines der laufenden Projekte wurde bereits im vergangenen Jahr gefördert. Die Studierenden sind mittlerweile im Masterstudiengang und haben das Thema weiterentwickelt. Auch für den Stadtteil Medinghoven wurde erneut eine Projektidee eingereicht. Viele Studierende, die bei der Ausschreibung mitmachen, sind im zweiten oder dritten Studienjahr und kommen dadurch auch in Kontakt zu Institutionen. Projektarbeit ist der beste Einstieg in die berufliche Praxis. —

Ruth Gilberger  //  Vorständin der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft in Bonn — Thomas Egelkamp  // Professor für Kunstvermittlung und Kunst im öffent­ lichen Raum

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Titelthema: Soziale Impulse

INNOVATION – NUR ETWAS FÜR MACHER? Gesellschaftsgestalter gesucht!

„Mein altes Leben schmeckt wie ein labbriger Toast … Mir platzt der Kopf, alles muss sich verändern … Wenn’s dir nicht gefällt, mach neu!“ Diese Zeilen stammen aus einem Lied von Peter Fox, das vor einigen Jahren den Nerv der Zeit traf und die Spitze der Charts erklomm. Dazu trug auch das innovative Musikvideo bei, in dem trommelnde Affen den Takt vorgeben und scheinbar unaufhaltsam Farbe in die graue Landschaft bringen, womit „alles neu“ wird. Der ganze Vorgang erscheint symp-

tomatisch: Was neu ist, landet ganz oben. Wer innovativ ist, gewinnt. Und wer nicht beim Alten verharrt, kommt voran.

NUR NOCH NEUES UNTER DER SONNE? Der hohe Stellenwert, den das Neue, das Innovative in unserem Leben einnimmt, ist freilich älter als ein Jahrzehnt, aber so alt dann doch nicht, wie man vielleicht glauben könnte. Er


Titelthema: Soziale Impulse

entstand am Ende des Mittelalters und damit zu Beginn einer Epoche, der man später bewusst den Namen „Neuzeit“ gab. Eine Fülle von historischen, philosophischen, religiösen, ästhetischen, sozialen und ökonomischen Faktoren führte damals dazu, dem Alten und Traditionellen kein Vertrauen mehr zu schenken. Wer sicheren Stand finden wollte, um die theoretischen und praktischen Herausforderungen der Gegenwart zu bewältigen, musste die morschen alten Gebäude mitsamt ihren Grundmauern abreißen und selbst ein neues Fundament legen, auf dem man dann sichere Aufbauarbeit leisten konnte. „Ich denke, also bin ich“ – so lautete die bekannte Einsicht von René Descartes, die den Beginn der modernen Wissenschaften markierte. Diese gehen analytisch vor, methodisch und akzeptieren nur das als Wissen, was der Überprüfung durch Experimente standhält, noch standhält – bis es durch neue Erkenntnisse abgelöst wird. Weil damit auch der Siegeszug der modernen Technologien zusammenhängt, deren Fortschritt bis heute nicht nur anhält, sondern sich ste-

tig zu beschleunigen scheint, kann man das Selbstverständnis des neuzeitlich-modernen Menschen um folgende Aussage erweitern: „Ich mache, also bin ich.“

DAS IMMER GLEICHE IM GEWAND DES NEUEN? Der Ruf nach Innovation erschallt also seit Langem, aber heute offensichtlich lauter denn je. Auch Fox rückt daher in seinem Lied mit „Baumaschinen, Baggern und Walzen und Kränen“ an, um auf und aus den Trümmern des Alten Neues zu erschaffen. Kein Wunder, dass diese umfassende Erneuerungsbewegung vor unserem Selbstverständnis als Menschen nicht halt macht. Zu machen, um zu sein, heißt eben auch, sich zu machen, sich besser zu machen, um mithalten zu können in unserer Gesellschaft. Vor dem Hintergrund der digitalen Technologien klingt das dann so: „Bin das Update, Peter Fox 1.1 … Ich bin euphorisiert, und habe teure Pläne.“ Mit Nachdruck an sich selbst zu arbeiten, sich zu optimieren, scheint das Gebot der Stunde. Und doch mischen sich Misstöne in das innovative Konzert. Ist das Neue wirklich immer das Bessere? Führt uns dieser Fortschritt nicht auch fort von uns selbst? Erkaufen wir die Euphorie der Selbstoptimierung nicht mit

einem Grundgefühl der Unzufriedenheit, weil wir so, wie wir jetzt sind, noch nicht gut genug sind? Ist das so verstandene Neue wirklich neu oder nicht vielmehr ein Höher, Schneller und Weiter des immer Gleichen? „Hey, alles glänzt so schön neu“, heißt es im Lied, und die Ironie ist nicht zu überhören beziehungsweise zu übersehen, wenn im Musikvideo die weiße Wäsche an der Leine weht. Unter der polierten Oberfläche unserer Gesellschaft klafft eine große Leere, verbreiten sich Depressionen und Burnout, greift die Sinnlosigkeit um sich. Immer mehr Menschen kommen daher zu der Einsicht, dass hier etwas nicht stimmt. Es wird Zeit, Innovation (wieder) neu zu denken.

DAS INNOVATIVE POTENZIAL VON PHILOSOPHIE UND KUNST! Philosophie und Kunst fördern ganzheitliches Denken und Handeln. Sie verhelfen dazu, die eindimensionale Sicht von Mensch und Welt unter der Maßgabe der Machbarkeit zu überwinden und ihre Vielschichtigkeit zu erfassen. Sie analysieren nicht nur, sondern erkennen Zusammenhänge und tragen dazu bei, neue Orientierung zu finden. Ganzheitliches Denken und Handeln versetzen aber auch in die Lage, überkommene Auffassungen kreativ zu verändern – jene eingeschlossen, die Innovation auf den immergleichen Gleisen betreiben.

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Titelthema: Soziale Impulse

Gefragt sind daher Menschen, die dazu in der Lage sind, sich auf unberechenbare, aber gestaltbare Prozesse einzulassen, die neue Perspektiven einnehmen, kreativ tätig sind und erfahren haben, dass auf diese Weise Möglichkeiten ins Spiel kommen, die eine Machbarkeitsstudie gar nicht auf der Rechnung haben kann. Das erfrischend Neue, welches dabei entsteht, muss auch keine Berührungsängste mit dem Alten haben. In diesem Sinne erneuert der Studiengang die Tradition der Liberal Arts, die schon zur Geburtsstunde der Universität Gesellschaft gestaltet haben. Wer hier mittelalterliches Gedankengut vermutet, liegt allerdings weit daneben. Kulturelle Bildung sucht nicht Imitation, sondern Inspiration. Auch Peter Fox kann ein Lied davon singen. Der markante Einstieg seines Songs „Alles neu“, der am stärksten ins Ohr geht und über das Liedende hinaus nachklingt, ist nämlich gar keine neuartige Idee, sondern stammt aus der siebten Symphonie von Dimitri Schostakowitsch. Aber die Art, wie der Songwriter diese Stelle aufgreift, umgestaltet und einsetzt, ist von einer innovativen Kraft, die auch heute nichts von ihrer Frische verloren hat.

Das Institut für philosophische und ästhetische Bildung der Alanus Hochschule entwickelt daher gerade einen Studiengang*, der dieses innovative Potenzial aufgreifen und für die Gesellschaft fruchtbar machen möchte: „Philosophy, Arts and Social Entrepreneurship“. Die Studierenden erhalten dabei die Gelegenheit, ihren persönlichen Bildungsweg zu gehen. Dieser Findungsprozess ist freilich kein einsames, sondern ein zutiefst soziales Unternehmen. Der Studiengang fördert daher die aktive Beteili-

gung in Gesellschaft wie Wirtschaft und befähigt zu sozialer Intervention jenseits bloßer Konventionen. Wer frischen Wind in unsere Gesellschaft bringen möchte, selbst etwas bewirken und nachhaltig verändern will, muss kein Macher sein. Das Einüben von reflexivem und kontempla­ tivem Denken und die Erfahrungen von schöpferischen Prozessen zeigen vielmehr, dass sich das wirklich Neue gar nicht herstellen lässt.

Von: Thomas Schmaus // Juniorprofessor für philosophische Anthropologie

* Der sechssemestrige Bachelorstudiengang startet zum Herbstsemester 2015/2016.


Titelthema: Soziale Impulse

GUTES TUN UND DAVON PROFITIEREN?! Fair gehandelte Produkte kaufen, beim Carsharing mitmachen, Ökostrom beziehen – nachhaltiges Verhalten sollte belohnt werden, finden Milan Wolfs und Sebastian Schulz. Noch besser gefällt ihnen die Idee eines nachhaltigen Kreislaufs. Dazu arbeiten die Jung­ unternehmer gerade an einem ganzheitlichen Bonussystem. Kunden bekommen Punkte für nachhaltiges Konsumverhalten. Diese entsprechen einem bestimmten Geldwert und können gegen einen Wertgutschein für weitere nachhaltige Produkte oder Dienstleistungen eingelöst oder in Spenden umgewandelt werden. „Wertewandel“ haben sie ihr Vorhaben genannt. Die Idee kam Schulz während seiner Praxisphase bei dm-drogerie markt, einem von rund fünfundzwanzig Partnerunternehmen des Fachbereichs Wirtschaft. Im sechsten Semester wurde daraus gemeinsam mit Wolfs ein konkretes Geschäftsmodell. Ende 2014 schlossen die beiden ihr Studium ab. Seit Anfang des Jahres führen sie Gespräche mit passenden Unternehmen, beantragten Fördermittel, konnten mit ihrer Idee bei einem Gründerwett­ bewerb ein vierstelliges Preisgeld erzielen und stehen nun vor der Gründung einer GmbH.

Die drei ausgestreckten Finger für das „W“ in ihrem Firmennamen „Wertewandel“ sind das Marken­zeichen von Milan Wolfs und Sebastian Schulz

Die wichtigste Zielgröße vieler Unternehmen ist Profit. Kristina Wilms, Milan Wolfs und Sebastian Schulz sehen das anders. Wilms hat eine App gegen Depression ent­ wickelt. Die beiden anderen Absolventen der Betriebswirtschaftslehre wollen nachhaltiges Verhalten prämieren. Die Gesellschaft zu verändern ist für sie keine Nebensache.

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Titelthema: Soziale Impulse

Die App gegen Depression soll noch 2015 auf den Markt kommen

der Professorin heißt „Individuum, Organisation und Institution“ und bietet den Rahmen für die Entwicklung einer eigenen sozialen Geschäftsidee. Die Studenten überlegen sich ein lokales Problem, etwas, das sie oder ihre Freunde und Familie betrifft, und entwickeln dafür Lösungsansätze. Im letzten Semester kamen dabei ganz unterschiedliche Projekte

NACHHALTIGKEIT UND UNTER­ NEHMENSETHIK Nachhaltigkeit ist für beide erst während des Studiums zum Thema geworden. „Das Bewusstsein dafür war da, aber ich selbst habe lange etwas Anderes gelebt“, erklärt Wolfs. „Das erste Studienjahr hat mich wachgerüttelt. Auf einmal wurden ganz andere Dialoge als in der Schule geführt. Mit meinem heutigen Wissen kann ich nicht mehr so tun, als ginge mich das Thema nichts an“, ergänzt Schulz. Beide absolvierten den Bachelorstudiengang Betriebswirtschaftslehre an der Alanus Hochschule. Nachhaltigkeit und Unternehmensethik stehen hier genauso auf dem Stundenplan wie klassische BWL. Die Studenten können sich etwa auf NGO-Management, Social Banking oder nachhaltige Unternehmensführung spezialisieren. Wer, wie die beiden Jungunternehmer, gründen möchte und soziale Ziele verfolgt, entscheidet sich für den Schwerpunkt „Entrepreneurship“ und „Social Innovation und Business Design“. Vom ersten Semester an bietet der Fachbereich Wirtschaft entsprechende Kurse und die Begleitung eigener Projekte an.

„Wir verstehen Innovation nicht im klassischen Sinne. Wir sind keine Erfinder. Oft sind es Ideen, die schon in einem anderen Kontext mit großem Erfolg betrieben werden“, erklärt Susanne Blazejewski, Professorin für allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Führung, Organisation und Personal. Im Vordergrund der Lehre stehe nicht die Frage, wieviel Geld man mit seinem Unternehmen verdienen kann, sondern wie man als Individuum oder mithilfe einer Organisation gesellschaftliche Probleme lösen kann. Die Studenten müssen dafür nicht direkt die Welt retten. Ein Seminar

zusammen. Die Studenten entwickelten Konzepte gegen die Vereinsamung in den Städten und für einen besseren Zugang zu beruflicher Bildung von Flüchtlingen, bearbeiteten aber auch ganz persönliche Fragen, etwa, welche Räume sie am Campus für den gegenseitigen Austausch außerhalb des Unterrichts gestalten könnten. Am Ende des Seminars steht ein Pitch vor einer Jury, ganz wie im echten Leben vor potenziellen Investoren. In zwei bis drei Minuten müssen die Studenten ihre Idee verkaufen können, inklusive überzeugendem Finanzierungskonzept. Auch Jacob Hörisch beginnt seine Seminare auf einer persönlichen Ebene. Er ist seit Beginn dieses Jahres Juniorprofessor für Sustain­ able Innovation und Entrepreneurship. Wenn sich die Studenten zu Beginn des Studiums in einem Tagesworkshop zum ersten Mal mit dem

Im BWL-Studium lernen die Studenten neue Perspektiven für wirtschaftliches Handeln kennen


Titelthema: Soziale Impulse

Kristina Wilms wurde für ihre „Arya App“ als ­ ­K ultur- und Kreativpilotin von der Bundesregierung ausgezeichnet

Thema Entrepreneurship beschäftigen, erzählen sie sich zunächst in Zweier-Teams gegenseitig von einem Nachhaltigkeitsproblem, das sie persönlich bewegt. Durch die Lösungsideen des Gegenübers lernen sie neue Perspektiven auf das Problem kennen – sogenannte „Design Thinking Methoden“ unterstützen die systematische Ideenfindung und -entwicklung. „Im Tagesworkshop behandeln wir das Thema im Kleinen. Es gibt aber auch EntrepreneurshipKurse, die das ganze Semester dauern. So hat man die Möglichkeit, eine Idee kontinuierlich während des Studiums weiterzuentwickeln“, erklärt Hörisch.

EINE APP GEGEN DEPRESSION Auch Kristina Wilms Weg zu einem Start up begann mit einer persönlichen Betroffenheit. Ihr BWL-Studium hat sie vor fünf Jahren abgeschlossen. Sie lebte selbst mit einer Depression und hat sich immer so etwas wie die von ihr entwickelte „Arya App“ gewünscht. Mit ihr können Patienten immer und überall ihre Gedanken und Gefühle ins Handy eintippen und an ihren Therapeuten schicken. Das lästige und auffällige Mitführen eines therapiebegleitenden Tagebuchs entfällt. Dass aus Wilms Idee ein Unternehmen wurde, war letztlich Zufall. In ihren E-Mails fand die junge Frau einen Wettbewerbsaufruf von einem australischen App-Entwickler. Sie reichte ihre Idee ein, lernte

während des Wettbewerbs ihren heutigen Unternehmenspartner kennen und gewann. In den nächsten Jahren folgten die technische Entwicklung der App und die Kontaktaufnahme mit Ärzten und Patienten. 2014 wurde Wilms von der Bundesregierung als Kultur- und Kreativpilotin ausgezeichnet. Mittlerweile lebt sie in Berlin. „Social Impact Start", ein Stipendium für soziale Start ups ermöglicht ihr einen Arbeitsplatz in einem Co-Working-Space mit anderen Sozialunternehmern. Auch eine Förderung der gesetzlichen Krankenkassen haben sie mittlerweile bekommen. Im Laufe des Jahres soll die App auf den Markt kommen. Doch damit ist das Projekt keineswegs abgeschlossen. „Wir möchten das Leben von Menschen mit Depressionen verbessern und eine Gesellschaft schaffen, in der man Verschiedenheit durch Inklusion begegnet. Dazu wollen wir Projekte durchführen, die gegen die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen vorgehen“, erklärt Wilms.

SOZIALE ZIELE UND PROFIT Bis aus einem Start up ein tragfähiges Unternehmen wird, dauert es. Der Fachbereich Wirtschaft will den Studenten dafür von Beginn an die richtigen Konzepte an die Hand geben. „Auch wenn ich etwas für die Gesellschaft tue, muss ich damit zuerst einmal meinen Lebensunterhalt finanzieren und die Einkommenser-

zielung meiner Mitarbeiter berücksichtigen. Ich kann ein soziales Ziel profitabel und nicht profitabel erreichen und ich freue mich für jeden, der es profitabel erreicht“, erklärt Blazejewski. Ein Unternehmensmodell könne dafür in manchen Fällen sogar die bessere Wahl sein. So bergen Non-Profit-Organisationen etwa die Gefahr, dass die Fördermittel bei einem Politikwechsel gestrichen werden. „Profit zu erzielen und sozialen oder ökologischen Nutzen zu stiften, steht nicht automatisch im Gegensatz, es ist kein Entweder-Oder. Wenn die Produkte oder Dienstleistungen, die ein Unternehmen anbietet, zwar einen sozialen Nutzen stiften würden, aber nicht konsumiert werden, kreiert das Unternehmen weder einen finanziellen noch sozialen Nutzen “, ergänzt Hörisch. Nicht alle Studenten streben nach dem Studium die Selbstständigkeit an. Durch die kontinuierlichen Praxisphasen während des Studiums werden viele Absolventen von ihrem Partnerunternehmen übernommen. Viele davon verfolgen selbst eine ökologische oder soziale Unternehmensführung. Und wenn nicht, sind die Studenten bestens ausgebildet, das zu ändern. „Es gibt Unternehmen mit viel Gestaltungsspielraum. Auch im Unternehmen selbst kann ich als sogenannter Intrapreneur mit einem Bewusstsein für Nachhaltigkeitsprobleme viel bewegen“ erklärt Hörisch.   SST

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Campus

MAHLGUT WIRD KUNSTGUT

LandArt in der Mühle von Lézaff

Mühlen stehen für einen Vorgang der Zerkleinerung von Naturmaterialien. Sie zerreiben, und zermahlen den Naturstoff und wandeln ihn in einen Kulturstoff um. Diesen Vorgang der Transformation haben vierzehn Studenten der Alanus Hochschule in ihrem LandArtProjekt aufgegriffen. Von Mai bis Juni lebten und arbeiteten sie – angeleitet von Bild­

hauerei­professor Jochen Breme – in einer ehemaligen Wassermühle bei Brest in der Bretagne. Materialien, Eindrücke und am Ort gefundene Motive haben sie künstlerisch verarbeitet – „gemahlen“. Es wurde gezeichnet, gebaut, verformt, medial bearbeitet, gemalt und installiert – was immer denkbar war an künst­lerischen Herangehensweisen.    CZ


Campus

v.l. im Uhrzeigersinn: Miriam Nolte & Darja Esser: „Jusqu’à ce que tu aies croqué la pomme“ Jochen Breme: „Interstellar“ Darja Esser: „L’ombre d’Orphélie“ „Le souper d’or“, Abendessen in der Mühle Christiane Wien: „Cubes“

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Aljoscha Zöller und Jan Vaupel studieren beide im vierten Jahr an der Alanus Hochschule. Aljoscha ist Schauspielstudent in Alfter, während Jan sich ca. 200 Kilometer entfernt am Mannheimer Standort der Waldorfpädagogik widmet. Ein Gespräch, das zu einer Annäherung wird.

BEGEGNUNGSRÄUME UND COUCHSURFING ?

Wenn Sie morgens an Ihren Campus kommen, was denken Sie dann? ZÖLLER: Bei uns im Fachgebiet gibt es den Spruch: Studieren, wo andere Urlaub machen. Hier kann man sich im Sommer auf die Wiese legen, es gibt Pferdekoppeln, dann der weite Ausblick und der kleine Tümpel – da kann man schön Texte lernen. Oder die Bildhauerwiese, da machen wir abends schon mal – wenn die Proben nicht allzu lange dauern – ein Lagerfeuer oder grillen. Der Campus lädt

ein, das Studium mit der Freizeit zu verbinden. Man kann auch mal einen Gedichtabend oder einen Sprechkurs nach draußen verlegen, wenn man beispielsweise gerade Naturgedichte behandelt und sich auf die Wiese hier stellt – das ist genial. Ich bin froh hier, auch wenn ich eigentlich in die Stadt wollte, nach Berlin Mitte oder so. — VAUPEL: Das ist spannend, ich kann das nachvollziehen, diesen Dorfcharakter, den man in Alfter hat, so im Grünen. Dagegen ist Mann-

heim ein großer Kontrast. Ich bin genau der gegenteilige Typ, ich würde am liebsten so im Grünen studieren. Mannheim ist da eher eine Industriestadt, wo ich morgens an rauchenden Schloten vorbeifahre. Und dann ist es wie eine Insel, auf der ich stranden darf, wenn ich an die Hochschule komme und den Garten und das wunderschön gestaltete Gebäude genießen kann. Ich bin glücklich, dort – obwohl es mitten in der Stadt ist – einen solchen Freiraum zu haben, einen Ort, an dem etwas Anderes wirksam ist.

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Welche Bedeutung hat die Anthroposophie in Ihrem Studienalltag? Welche Bedeutung hatte sie vor dem Studium? VAUPEL: Ich bin während der Oberstufe mit Steiner und seinem Werk in Berührung gekommen, habe dann aber etwas ganz Anderes – im Bereich der Schreinerei – gemacht. Ich habe immer wieder philosophische Texte gelesen und jetzt im Studium hat die An­-


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Jan Vaupel (links) und Aljoscha Zöller (rechts) im Gespräch

throposophie eine sehr große Bedeutung, die Auseinandersetzung mit dem pädagogischen Werk Steiners. Sehr schnell kommt man dann auch in den Bereich der Selbstschulung, da bietet die Anthroposophie viele Möglichkeiten, die man ergreifen kann, aber zum Glück nicht muss. Das ist das Schöne, dass man nicht muss, sich aber bei Interesse bei sehr guten Dozenten Nahrung beschaffen kann. Für mich persönlich hat die Anthroposophie einen großen Stellenwert; ich sehe aber auch, dass das an der Hochschule gerade bei wachsenden Studentenzahlen zurückgeht. — ZÖLLER: Ich hatte vor dem Studium überhaupt nichts mit An­throposophie zu tun, ich kannte das Wort nicht mal. Mir ist das Thema dann hin und wieder im zweiten Studienjahr begegnet. Erst sehr viel später ist mir bewusst geworden, dass beispielsweise Michael Tschechow, den wir bereits im ersten Studienjahr behandelt haben, sich intensiv mit Steiner beschäftigt hat.

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Und welchen Stellenwert hat die Kunst in Ihrem Studienalltag? VAUPEL: In Mannheim wird gerade in Bezug auf die Persönlichkeitsbildung ein großer Schwerpunkt auf die Kunst gelegt. Man hat da drei Einheiten am Tag – mindestens. Die erste Einheit ist theoretisch, die zweite Einheit Kunst und die dritte Einheit wieder eine theoretische Arbeit, das ist ein sehr schöner Kontrast und Ausgleich. Das sind dann Künste, die wir spä-

ter in unserer pädagogischen Praxis einfließen lassen können, während es insbesondere beim Plastizieren um die Persönlichkeitsbildung geht: Das Schulen der Wahrnehmung an dem Objekt und das Sehen lernen, was auch wieder für die pädagogische Praxis wichtig ist. Dann ist da noch die Sprachgestaltung, die Stimme ist eines der wichtigsten Elemente des Lehrers. Also für mich hat die Kunst einen hohen Stellenwert, wobei man das nicht vergleichen kann mit dem, wie Kunst hier in Alfter verstanden wird. Bei uns ist es eben pädagogisch ausgerichtet, es geht nicht um einen kreativen Entfaltungsprozess, sondern Kunst als ­Medium zu nutzen. Zum Beispiel beim Malen geht es um das Farberlebnis und nicht darum, ein schönes Bild zu malen – der Prozess ist das Entscheidende. Bei uns sind es kleine Impulse, die gesetzt werden. — ­ZÖLLER: Das gibt es bei uns ja auch, beispielsweise im Studiengang Kunst-Pädagogik-Therapie, da geht es auch um den Prozess, und dass man lernt, mit Schülern zu arbeiten oder etwas über die therapeutische Entwicklung. Für mich stellt sich die Frage, wie sehr der Künstler sich neben dem künstlerischen Prozess darauf einstellen muss, ergebnisorientiert zu arbeiten. Was nützt es, wenn er keine Produkte herstellt und zum Schluss brotlos ist. Wir müssen im Fachgebiet Schauspiel auch Produkte abliefern. Am Ende der Ausbildung müssen wir dann dahin kommen, selbstständige Künstler zu werden. Hier werden Künstler ausgebildet, die das

technische Handwerk können, aber auch eine Persönlichkeit darstellen. — VAUPEL: Und bei uns kommt auch irgendwann der Punkt, wo wir das, was wir an Handwerkszeug bekommen haben, in die Praxis umsetzen und zum Erziehungskünstler werden müssen. Das ist der Impuls, den Steiner gesetzt hat, die Erziehung als eine Kunst zu betrachten. Und dafür bestimmte künstlerische Techniken zu nutzen. Die Herausforderung liegt darin, nach dem Studium eine eigenständige Persönlichkeit zu sein, die darüber hinaus künstlerisch erzieherisch tätig wird.

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Wie können sich Alfter und Mannheim näherkommen? Wie kommt ein Austausch zustande? BEIDE: Der findet doch schon statt. ZÖLLER: Wir haben „Der Geizige“ am Standort in Mannheim gespielt, bei Mannheimer Studenten gewohnt und uns beim Couchsurfing kennengelernt. — VAUPEL: Die Anfänge sind auf jeden Fall gemacht; es ist ja noch eine ganz junge Beziehung, da muss man sich noch ein wenig beschnuppern – sich vertraut machen. Durch die Zusammenarbeit mit Alanus ist für das Institut in Mannheim eine neue Zukunft entstanden. Das Thema des voneinander Lernens und der sozialen Plastik – ich bin noch sehr gespannt darauf, wie wir das befruchtend gestalten und Begegnungsräume schaffen. Ich glaube, da ist noch eine Menge Potenzial da.   JWD

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Campus

EINE OASE AUF DEM DACH

In vielerlei Hinsicht ist der Tod ein Tabuthema; nicht so für die Teilnehmer eines Entwurfsworkshops, der Anfang 2015 im Rahmen des Architekturstudiums stattgefunden hat. Die Studenten legten fünf Konzepte zur Gestaltung des Dach­gartens der Palliativstation des Uniklinikums Bonn vor. Eine ausgeprägte Naturverbundenheit, Rückzugs- sowie Gemeinschaftsflächen – dies sind die einenden Elemente der fünf Konzepte, die Architekturstudenten der Alanus Hochschule Anfang des Jahres in einem Entwurfsworkshop für die Gestaltung eines Dachgartens entwickelt haben. Dabei handelt es sich aber nicht um irgendeinen Dachgarten. Das Projekt verlangte den Studenten unterschiedlicher Fachsemester nicht nur Kreativität, sondern auch Einfühlungsvermögen und Sensibilität ab. Unter der Überschrift „Der letzte Mantel“ galt es, im Auftrag der Palliativstation eine räumlich-atmosphärische Umgebung zu schaffen, die Schutz bietet und die Menschen fried- und würdevoll durch die letzte Lebensphase begleitet. Initiiert wurde das Projekt durch Professor Radbruch, Direktor der Palliativstation. In seiner Abteilung finden Patienten, die keine Heilung mehr zu erwarten haben, die Lebensqualität, die ihnen woanders nicht oder nur schwer ermöglicht werden kann. Neben medizinischtherapeutischer Versorgung besteht auch das Angebot zu einer psychosozialen und spiritu­ ellen Begleitung, denn für die Erholung von Körper und Seele sollte es in der letzten Lebensphase genug Raum geben.

„VIELE GUTE IDEEN“ Grundskizze des Dachgartens mit ersten Gedanken der Studenten

Die sieben Studenten um den Architekturprofessor Willem-Jan Beeren stellten sich der Auf-


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Die Studenten mit Klinikdirektor Radbruch (hinten links) und Architekturprofessor Beeren (hinten rechts)

gabe, den Dachgarten des für 2017 geplanten Gebäudes der Neurologie, Psychiatrie und Palliativmedizin, kurz NPP, zu gestalten. „Der Bezug von Studienaufgaben zu realen Projekten ist etwas, worauf wir generell viel Wert legen. Die Studenten können ihre bereits erworbenen Fähigkeiten erproben und anhand einer realen Fragestellung weiterentwickeln“, so Beeren. Eine Woche lang setzten sich die Studenten mit dem Krankenhausgelände und den Gegebenheiten der zu planenden Fläche sowie den Bedürfnissen der Palliativ-Patienten, ihrer Angehörigen und dem Personal auseinander. Zudem hatten sie die Möglichkeit, sich mit den Architekten auszutauschen, die für die Planung des NPP-Gebäudes verantwortlich sind. Aus ihren Erlebnissen und Ideen entwickelten die Studenten fünf Konzepte. Auch Radbruch zeigt sich begeistert von den Skizzen, Modellen und Beschreibungen für den Neubau: „Die Treffen mit den angehenden Architekten waren sehr ­inspirierend. Wir freuen uns über die fruchtbare Zusammenarbeit. In dieser einen Woche sind viele gute Ideen entstanden.“

NACHDENKEN – WANDERN – SPIELEN Zunächst machten sich die Workshop-Teilnehmer mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut. Durch die Unterstützung des Teams der Palliativstation, besonders des Direktors selbst und der Krankenschwester Almut Guercke-Bellinghausen, standen vor Ort weitere fachkundige

Ansprechpartner Frage und Antwort. Die Architekturstudenten erarbeiteten gemeinsam eine Grundstruktur der zu planenden Fläche. Hierbei wurden die baulichen Rahmenbedingungen und funktionalen Beziehungen zum Gebäude reflektiert. Ein entscheidender Schritt war die Einteilung der Terrasse in drei Bereiche, die durch die Schlagworte „Nachdenken – Wandern – Spielen“ widergespiegelt werden. Jedes Konzept sollte nun also einen Rückzugsbereich zum Nachdenken, eine bestimmte Wegführung, die das Wandern zwischen einem „introver­ tierten“ und einem „extrovertierten“ Bereich fördert und Platz zum Spielen, beispielsweise für die Kinder der Patienten, enthalten.

EIN KONZEPT – EIN SCHWERPUNKT In Kleingruppen arbeiteten die Studenten dann mit unterschiedlichen Schwerpunkten weiter. Willem-Jan Beeren resümiert: „Die Ausarbeitungen der Studenten deuten bis in Stilistik und Materialsprache unterschiedliche Stimmungen und Atmosphären an.“ Eine der Arbeitsgruppen konzentrierte sich zum Beispiel auf eine klare Wegführung, während sich eine andere Gruppe mit bestimmten Gestaltungs­ elementen als zentralem Aspekt auseinandersetze. Angelina Frechen entwarf ein Konzept, das Wert auf viele Grünflächen und barrierefreie Flächen legt. Bei ihrem Entwurf steht die organische Gestaltung des Dachgartens im Mittelpunkt. Verschiedene Blumen, Wasser­ läufe sowie die freigelassene Sicht zum an-

grenzenden Wald beleben ihren Entwurf. Zudem zielen die duftende, bunte Flora und die plätschernden Wasserläufe darauf ab, die Sinne der Patienten anzuregen. Den Rückzugsbereich gestaltet sie bewusst abgeschottet und in die Natur eingebettet: Dicht bepflanzte Hochbeete und ein Dach aus Efeu oder Weinranken gewährleisten Ruhe und Schutz vor fremden Blicken. Eine ganz andere Herangehensweise zeigt das Konzept von Lars Pohlmann und Tom Walther. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem Entwerfen einer schlichten Terrasse. Die Skizzen zeigen ein sehr geordnetes Bild. Gerade und symmetrisch angelegte Wege, die in regelmäßigen Abständen von Beeten und Sitzmöglichkeiten unterbrochen werden, prägen das Konzept. Um den freien Blick auf den umliegenden Wald zu wahren, arbeiteten sie verstärkt mit Blickachsen und Sichtbezügen: „Die stärksten Sichtachsen, welche unseren Entwurf bestimmen, sind ausgehend von den Patientenzimmern und deren Öffnungen zur Dachterrasse in Richtung Wald. Diese fassten wir als Rahmen, sodass eine Beziehung zwischen Innen und Außen entsteht,“ erklärt Walther.

MEHR ALS NUR EIN STUDIEN­ PROJEKT Pohlmann betont neben der fachlichen Wissenserweiterung durch den Workshop auch den persönlichen Gewinn: „Das war eine sehr intensive Woche – auch emotional.“ Durch die Aufenthalte vor Ort und die Beschäftigung mit dem Thema entstanden innerhalb des Workshops viele Gespräche über den Tod. „Wir haben viel über das Thema Sterben gesprochen und uns hierdurch mehr mit dem Leben auseinandergesetzt. Das war eine sehr wertvolle Erfahrung.“ Besonders im Gedächtnis ist dem Student ein Satz des Klinikdirektors geblieben: „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“ (Cicely Saunders)   NK

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Forschung

Vom Generationenpark bis zum Musikcafé: In einem 1.500-Seelen-Ort in der Eifel realisiert eine Interessengemeinschaft verschiedene Baumaßnahmen, um ihren Wohnort lebenswerter zu machen. Ein Team der Alanus Hochschule erforscht, mit welchen Mitteln bürgerschaftliches Engagement wie dieses mehr Dynamik, Wirkung und Akzeptanz erhalten kann. Dazu entwickeln ­Professoren und engagierte Bürger gemeinsam Projekte.

EINE MITTE FÜR SCHMIDTHEIM


Forschung

An einem sonnigen, aber kühlen Frühlingstag betritt Florian Kluge das Hinterzimmer einer ehemaligen Bäckerei in der Nordeifel. Auf der Wand, deren Tapete den Betrachter schlagartig in die 1980er Jahre zurückversetzt, ist ein Schaubild aus Skizzen und zahlreichen bunten Haftnotizen angebracht, auf das der Professor für Projektmanagement zusteuert. „Netzwerke schaffen“, „Zusammenarbeit mit Gemeinderat stärken“ und „Studentenwettbewerb“ ist darauf zu lesen. Kluge folgen gut zwanzig Menschen, die meisten von ihnen wohnen hier in Schmidtheim und kennen die Bäckerei noch aus längst vergangenen Tagen, als hier Brötchen und Streuselkuchen verkauft wurden. Schuhe quietschen auf dem grauen PVC-Boden, Stimmengewirr erfüllt den Raum. „Die Interessengemeinschaft Schmidtheim hat hier im Ort bereits große Projekte angeschoben und realisiert – in den vergangenen zwei Tagen haben wir gemeinsam versucht herauszufinden, was als nächstes anstehen könnte und wie es in die Tat umgesetzt werden kann“, beginnt Kluge.

INITIATIVEN UNTERSTÜTZEN Gemeinsam mit der Interessengemeinschaft, dem Bürgermeister und Mitgliedern des Gemeinderates fanden dazu Workshops statt. Sehr schnell habe sich die „Dorfmitte“ herauskristallisiert, deren Zustand allen Schmidtheimern „im Magen liegt“, an deren Umgestaltung sich aber niemand herantraue – „das Projekt wird als zu umfangreich oder nicht realisierbar empfunden“, beschreibt der Professor die Sachlage. Kluge gehört zu einem Team des Fachbereichs Architektur der Alanus Hochschule, dem Leipziger Büro für urbane Projekte sowie dem österreichischen Verein LandLuft,

Studenten und Dozenten bringen neue Blickwinkel nach Schmidtheim

der Baukultur im ländlichen Raum fördert. Sie bilden gemeinsam die Arbeitsgemeinschaft „Baukultur konkret“, die im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung erforscht, mit welchen Verfahren, Instrumenten und Prozessen gemeinschaftsorientierte Bauvorhaben auf dem Land und in Kleinstädten gefördert und realisiert werden können. Um diese Forschung möglichst praxisnah zu gestalten, führt die Arbeitsgemeinschaft Projekte mit insgesamt zwölf Initiativen durch, die sich für Baukultur in ihrer Region engagieren – eine davon ist die Interessen­ gemeinschaft Schmidtheim.

NEUGIER, SKEPSIS, OFFENHEIT „Wir haben Möglichkeiten für eine Belebung der Dorfmitte erarbeitet“, fährt Kluge fort.

Dazu hat das Team Ideen und Wünsche der Einwohner zusammengetragen und strukturiert, Ziele festgelegt „und auch versucht, der ‚Dat geht eh‘ nich‘-Haltung entgegenzuwirken“, fährt der Professor fort und erlangt damit ein Schmunzeln bei vielen Anwesenden. Die Atmosphäre in der Bäckerei ist geprägt von einer Mischung aus Neugier und Skepsis, aber auch spürbarer Offenheit für die „externen Berater“, wie einer der Besucher das Team nennt. Die Herausforderung, die die Umgestaltung der Dorfmitte hin zu einem Ort der Begegnung mit sich bringt, wird bei einem Blick aus dem Fenster sofort klar: Die Hauptdurchfahrts­ straße teilt den sogenannten „Dorfplatz“, von dem ein Drittel als Parkmöglichkeit genutzt wird. Eine der beiden vorhandenen Grünflächen verschwindet hinter dem verwitterten Wartehäuschen der Bushaltestelle. An Feste

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Forschung

Ermitteltes Ziel: Die Ortsdurchfahrt zum Ort der Begegnung machen

oder einen Wochenmarkt ist auf diesem Areal derzeit nicht zu denken. „Aber genau das ist der Wunsch vieler Schmidtheimer“, fasst Florian Kluge zusammen.

EXPERTENWISSEN NUTZEN Renate Krumpen ist Mitglied der Interessengemeinschaft Schmidtheim, die hier alle kurz „IG“ nennen. „Wunderbar“, beschreibt sie begeistert die Zusammenarbeit mit dem Projektteam. Die zierliche Frau lebt „mit kurzen Unterbrechungen“ seit fast 60 Jahren in Schmidtheim und realisierte mit der IG unter anderem ein Musikcafé und einen Generationenpark – eine einladende, fußballfeldgroße Freizeitanlage mit Bouleplatz, Kräutergarten, Barfußpfad, Grillhütte und Spielplatz, die Besucher aus der ganzen Region anzieht. Aufgrund dieser Projekte wurde die IG ausgewählt, und nun in kurzen Intensiveinsätzen durch das Projektteam von „Baukultur konkret“ begleitet. „Die gemeinsamen Überlegungen zur Umgestaltung der Dorfmitte waren sehr hilfreich. Vor allem die Expertenkenntnisse der Professoren waren dabei wirklich wertvoll“, stellt Krumpen fest. Das mache Mut. „Wenn wir alle an einem Strang ziehen, können wir hier noch viel be-

Die „Dat geht eh nich-Haltung“ ablegen

wegen“, stellt sie optimistisch fest und lächelt verschmitzt. Krumpen sitzt bei Brezel und Bier in der Sonne, die Präsentation zum Abschluss der Workshops ist beendet. Auch der Vorsitzende der IG, Richard Wolf, ist mehr als zufrieden. „Das war eine gute Sache“, fasst er nüchtern, aber anerkennend zusammen. „Durch die Zusammenarbeit mit dem Projektteam ist die Belebung des Dorfplatzes zu einem konkreten Ziel geworden, für dessen Realisierung wir unterschiedliche Ideen entwickelt haben.“ Das sei unter anderem durch den Blick von außen und die „richtigen Fragen“ möglich geworden.

die Belange der neuen Dorfmitte schon berücksichtigt, Straßenführung und -breite könnten angepasst werden. Im Anschluss daran soll mithilfe von Fördermitteln ein professioneller Planer beauftragt werden. „Auf dem langen Weg einer Initiative gehen wir einen Schritt gemeinsam“, setzt Kluge die Arbeit seines Teams ins Verhältnis. Auch wenn es sich bei der Zusammenarbeit mit der IG Schmidtheim nur um einen Schritt von vielen handelt, ist er doch ein beachtliches Beispiel für die gelungene Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis – eine, die bürgerschaftliches Engagement noch wirksamer macht.   TF

ENTSCHEIDENDER IMPULS Sechs Wochen später. Florian Kluge sieht zufrieden aus, als er den Abschlussworkshop resümiert, mit dem das Forschungsteam soeben die Begleitung der IG Schmidtheim abgeschlossen hat: „In Schmidtheim ist viel mehr gelungen, als wir zu träumen gewagt hätten: Die IG hat – mit unserer punktuellen Unterstützung – den entscheidenden Impuls gesetzt und ein reales Baukulturprojekt in Gang gebracht: die neue Dorfmitte.“ Der Bürgermeister sei „voll ins Projekt eingestiegen“: Bei den kurzfristig anstehenden Kanalarbeiten werden

BAUKULTUR KONKRET Das Forschungsprojekt mit einer Laufzeit von drei Jahren wird realisiert durch den Fachbereich Architektur der Alanus Hochschule (Miriam Hamel wissenschaftliche Mitarbeiterin, Prof. Swen Geiss, Prof. Dr. Florian Kluge), das Leipziger Büro für urbane Projekte sowie den österreichischen Verein LandLuft. Auftraggeber sind das Bundesinstitut für Bau-, Stadtund Raumforschung (BBSR) und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit; die Auftragssumme beläuft sich auf über 730.000 Euro. Die Bundesstiftung Baukultur begleitet das Vorhaben.


Forschung

GEMEINSAM NACHHALTIG Bio-Essen in der Kantine oder umweltbewusstere Produkte – viele Mitarbeiter haben nachhaltige Ideen, doch werden diese im Unternehmen nicht umgesetzt. Das neue Forschungsprojekt „IMKoN“ untersucht, woran das liegt.

Max Bauer* arbeitet in einem großen Unternehmen. Nachhaltigkeit ist wichtiger Teil der Firmenphilosophie. Trotzdem gibt es kein BioEssen. Das möchte er ändern, doch der Koch in der Großkantine winkt ab, als er ihm seinen Vorschlag unterbreitet. Bauer bekommt Zwei-

fel an der Idee und vergisst sie bald wieder. Petra Wagner* geht es ähnlich. Sie arbeitet bei einem Lieferdienst und regt bei einem Ideenwettbewerb die Umstellung auf CO2 freundliches Verpackungsmaterial an. Doch sie erhält nie eine Rückmeldung. Wagner ist enttäuscht.

„In beiden Fällen treffen die Mitarbeiter auf eine organisationale Barriere. Man müsste ihnen andere Kanäle für ihre Ideen öffnen“, erklärt Susanne Blazejewski, Professorin für allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Führung, Organisation und Personal.

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Forschung

INTEGRATION VON MITARBEITERN ALS KONSUMENTEN IN NACHHALTIGKEITSINNOVATIONSPROZESSE An dieser Stelle setzt das neue Forschungsprojekt „IMKoN“ der Technischen Universität Berlin und der Alanus Hochschule an. Gemeinsam untersuchen die Wissenschaftler, wie Unternehmen ihre Mitarbeiter stärker in nachhaltige Innovationsprozesse einbinden können. Ziel des Projekts ist es, die Anzahl und den Erfolg von Nachhaltigkeitsinnovationen zu erhöhen. Es sollen Strukturen geschaffen werden, die nachhaltigen Konsum einfacher und nachhaltiges Management erfolgreicher machen.

OPEN INNOVATION Die Öffnung des Innovationsprozesses ist als „Open Innovation“ schon länger bekannt. Viele Unternehmen nutzen das Verfahren, um dem steigenden Wettbewerbsdruck durch Globalisierung und kürzere Produktlebenszyklen entgegenzuwirken. Oft sind es die Kunden, die dabei miteinbezogen werden. Diese testen neue Produkte, schicken eigene Produktideen oder entwickeln gemeinsam mit dem Unternehmen bestehende Produkte in Workshops weiter. Das Forschungsprojekt „IMKoN“ konzentriert sich hingegen bewusst auf die Potenziale innerhalb eines Unternehmens, da externe Personen teilweise schwer zu selektieren und zu motivieren sind und oft erforderliche Hintergrundkenntnisse erst aufwendig vermittelt bekommen müssen. Um diese Hindernisse zu umgehen, nimmt das IMKoN-Projekt gezielt die Mitarbeiter in den Fokus. „Die Einbindung von Mitarbeitern als Konsumenten ist ein vielversprechender und in der Open-Innovation-Forschung bisher

vernachlässigter Ansatz“, betont Ulf Schrader, Professor für Nachhaltigen Konsum an der TU Berlin und Leiter des Forschungsverbunds. In-

seiner Mitarbeiter, lässt laut den Forschern positive Effekte für die Zufriedenheit und Bindung der Mitarbeiter und damit für das Perso-

novationen sollen nicht mehr nur in Innovationsabteilungen erdacht und umgesetzt werden, sondern jeder Mitarbeiter soll sein kreatives Potenzial einbringen können.

nalmanagement insgesamt erwarten. „Nicht zuletzt kann das Projekt einen Beitrag dazu leisten, die Nachhaltigkeitsidee über die eigenen Mitarbeiter in allen Unternehmensbereichen zu verankern und somit die strategische Organisationsentwicklung in Richtung eines verantwortungsvollen Wirtschaftens positiv zu beeinflussen“, erklärt Blazejewski.   SST

NACHHALTIGKEIT IM PRAXISTEST Inwiefern Mitarbeiter in der Praxis bereits bei der Entwicklung von Nachhaltigkeitsinnovationen einbezogen werden, wollen die Forscher gemeinsam mit Unternehmen herausfinden. Mit dem Bioverlag, EWS Schönau, Henkel, Otto, Sonett, Tchibo, Triaz und Wala haben sie Unternehmen unterschiedlicher Größe gefunden, die für ihre nachhaltige Ausrichtung beziehungsweise die Einbeziehung ihrer Mitarbeiter in Innovationsprozesse bekannt sind. Zusammen mit ihnen werden die Forscher Formen, Erfolgsfaktoren und Effekte von partizipativen Innovationsprozessen für Nachhaltigkeit identifizieren und empirisch analysieren. Ziel ist es, daraufhin in Ideenworkshops neue Nachhaltigkeitskonzepte zu entwickeln und diese dann tatsächlich in den Unternehmen zu realisieren. In einem zweiten Schritt sollen Handlungsempfehlungen für ein verbessertes Management von Nachhaltigkeitsinnovationen durch Mitarbeiter entwickelt werden, die auch auf andere Unternehmen übertragbar sind. Eine solche Öffnung des Arbeitgebers, auch für die privaten Interessen und Fähigkeiten

* Name von der Redaktion geändert

DAS PROJEKT „IMKON" Das Projekt „IMKoN“ (Integration von Mitarbeitern als Konsumenten in Nachhaltigkeitsinnovationsprozesse) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt 1,1 Mio. Euro gefördert und läuft bis April 2018. Aktuell widmen sich gleich zwei weitere Forschungsprojekte im Fachbereich Wirtschaft dem Thema Nachhaltigkeit. Das Forschungsprojekt „enEEbler“ untersucht, wie Mitarbeiter ihr privates Engagement für Erneuerbare Energien auch am Arbeitsplatz einsetzen können. Bei „Benerkon“ steht die Identifizierung und erfolgreiche Handhabung von Konflikten in Bürger-Energie-Genossenschaften im Vordergrund.


Der besondere Ort

DER BESONDERE ORT: ROTE LINIEN AM ­JOHANNISHOF Zu entdecken gibt es auf dem Johannishof viel. Wer seinen Blick einmal weg von der Gutshofarchitektur, der Aussicht über ganz Bonn und der Natur nach unten senkt, entdeckt einen grauschwarz-rot gepflasterten Boden. Doch dieser ist keineswegs durch Zufall entstanden. Mitte der 1970er-Jahre musste das buckelige Pflaster des ehemaligen Bauernhofs im Zuge einer Abwasserrohrsanierung entfernt und neu gelegt werden. Der Architekt und Hochschulmitbegründer Peter Ferger übernahm nicht nur den Entwurf, sondern pflasterte auch den ganzen

Hof selbst, denn Geld für die Ausführung durch eine Firma war nicht vorhanden: „Die runden Formen sollten Leben in den rechteckigen Hof bringen. Die bisher öde, wie eine Straße gepflasterte Fläche sollte sichtbar machen, dass sie nun ein Ort für Menschen in Bewegung ist, in Konzentration und Ausweitung, wie das Bild der Spirale zeigt. Bis zu der Linde und den aus dem Pflaster wachsenden Bänken sollte eine Gesamtkomposition entstehen.“ Zudem hatte die Hinzunahme der ebenen roten Ziegel in den Boden einen sehr pragmatischen Grund: Die

Pfennigabsätze der Damen sollten nicht mehr zerkratzt werden. Ganz einfach war die Realisierung damals aber nicht. Wenn auch mit weit weniger Studierenden als heute war die Hochschule bereits in Betrieb und die Wege somit in Benutzung. Da die Spiralen nur von innen nach außen Ring um Ring gepflastert werden konnten, waren die Wege zwischenzeitig nicht begehbar. Alle Betroffenen zeigten aber Verständnis und Geduld. Das Ergebnis kann sich auch 40 Jahre danach noch sehen lassen und ist ein Blickfang des Campus I.   NK

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Engagement

„ IMPULSE SETZEN“

Die Software AG-Stiftung hat gemeinsam mit der Pädagogischen ­Forschungsstelle des Bundes der Freien Waldorfschulen, der Alanus Hochschule und weiteren Partnern das Graduierten­kolleg Waldorf­pädagogik ins Leben gerufen und fördert das Projekt mit fast zwei Millionen Euro. Ein Gespräch zu den Hintergründen und ­Zielen mit Achim Grenz, Vorstandsmitglied der Stiftung.

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Worin liegt der besondere Reiz für die Software AG-Stiftung, ein Graduiertenkolleg Waldorfpädagogik zu fördern? Was Pädagogik in diesem Land sein soll, wird von der Politik definiert, und die ist eher der Wirtschaft hörig als dem Geistesleben. Gelegentlich werden noch Ergebnisse aus der akademischen Forschung akzeptiert. Das Resultat ist eine Pädagogik, die das Ziel hat, den Menschen an die Gesellschaft anzupassen,

und das ist nicht menschenwürdig. Als Stiftung haben wir die große Chance, ohne Rücksichtnahme auf politische und wirtschaftliche Interessen, Impulse zu setzen. Das tun wir insbesondere in der Pädagogik. In der Reformpädagogik allgemein und als spezielles Thema haben wir uns die Waldorfpädagogik ausgesucht. Aus unserer Sicht ist sie eine wirklich menschengerechte Pädagogik. Jeder Mensch bringt die Anlagen zu seinen individuellen Fä-

higkeiten mit auf diese Welt. Eltern und Pädagogen sind im optimalen Fall Forscher und Entwickler. Sie erkunden die versteckten Merkmale des noch jungen Menschen und bringen sie zur Entfaltung. Das ist die Erziehung zur Freiheit und nicht eine Erziehung zur Angepasstheit. Ich zitiere hier gerne Heraklit: Erziehen heißt, ein Licht anzünden und nicht ein Fass füllen. Das ist einer der Gründe, warum wir uns als Stiftung mit diesem Thema ganz besonders befassen. Wir fördern das Graduiertenkolleg, um der Waldorfpädagogik durch seriöse wissenschaftliche Arbeit einen angemessenen Stellenwert zu verschaffen.

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Mit welcher Summe wird die Software AG-Stiftung das Graduiertenkolleg ­fördern? Die Software AG-Stiftung fördert niemals ein Projekt alleine, sondern immer nur mit Part-


Engagement

nern. Gemeinsam lassen sich Ziele leichter erreichen. Wir haben Finanzmittel, die wir für solche Dinge bereitstellen können, aber umsetzen müssen es die Menschen, die sich für die Aufgabe zusammenfinden. Und zusammengefunden haben sich hier die Forschungsstelle des Bundes der Freien Waldorfschulen, die Alanus Hochschule, wir und weitere Förderer. Die Software AG-Stiftung hat für die nächsten fünf bis sechs Jahre 1,75 Mio. Euro bereitgestellt. Die Alanus Hochschule fördert das Projekt als Keimzelle der wissenschaftlichen Arbeit auf diesem Gebiet sehr stark ideell.

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Kann man von einem strategischen Ziel Ihrer Stiftung sprechen? Ja, auf jeden Fall. Unsere Stiftung ist die größte Stiftung in Deutschland, die sich mit pädagogischen Themen dieser Art befasst. Wir sehen hier eine Herausforderung als Stiftung, denn durch zahlreiche kleinere Projekte, die wir im Bereich der Waldorfpädagogik fördern, haben wir einen sehr guten Einblick und sehen, was gebraucht wird, um die Qualität der Arbeit der Pädagogen zu unterstützen. Die Größe der Stiftung an sich ist keine Tugend, aber die Voraussetzung, um ein solches Projekt auf den Weg zu bringen.

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Wofür sollen die finanziellen Mittel primär eingesetzt werden? Die finanziellen Mittel werden im Wesentlichen für zwei Dinge gebraucht. Zum einen für Stipendien, denn wir wollen qualifizierte Menschen finanziell soweit freistellen, dass sie diesen Weg gehen können – bis zur Promotion oder auch Habilitation. Zum anderen braucht es eine Infrastruktur: ein Kollegium, technische Voraussetzungen usw. Das Kollegium verwaltet diese Kosten entsprechend des Finanz- und

Kostenplans autark. Wir nehmen keinen besonderen inhaltlichen Einfluss.

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Schaffen Sie es auf diese Weise, Ihr ­Anliegen noch mehr in die Gesellschaft zu tragen? Wir wollen mit dem Kolleg möglichst viele qualifizierte Menschen gewinnen, die eine akademische Karriere machen, promovieren, einen Lehrstuhl erhalten, aber auch die Qualität der pädagogischen Arbeit befruchten – nicht zuletzt durch die akademischen Ergebnisse, die sie in der Forschung erzielen. Diese Menschen sollen dann als Multiplikatoren wirken. Wir wünschen uns, dass auch an den großen Universitäten verstärkt reformpädagogische Angebote untersucht und entwickelt werden. Der Bedarf ist da. Wir brauchen viel mehr qualifizierte Waldorflehrer, Elementarpädagogen und Menschen, die diese akademisch ausbilden.

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Wie lange im Voraus wird ein solcher Projektantrag geprüft, bis es tatsächlich zu einer Bewilligung der Fördersumme kommt? Jedes Projekt wird hinsichtlich seiner Ziele und der inneren Qualitäten entwickelt. Wir haben mit der Gruppe der Akteure über ein Jahr zusammengearbeitet, bis es rund war. Es gab viele Gespräche, Abstimmungen usw. Wenn wir als Stiftung ein Projekt fördern, dann gehört es im Vorfeld dazu, dass wir uns mit den Akteuren zusammensetzen und einen Blick auf das gesamte Konzept werfen; durch diese intensive Vorarbeit hat sich dann das notwendige gegenseitige Vertrauen entwickelt. Das Vertrauen zwischen Förderern und Projektakteuren muss da sein, die Kompetenzen müssen stimmen, ebenso wie der Wille zur Umsetzung und zum Erfolg, sonst fördern wir nicht.

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In welchen Forschungsthemen könnte sich das wiederfinden? Hier nenne ich gerne ein Beispiel: Wir machen an den Waldorfschulen viele Dinge anders als an anderen Schulen. In England habe ich ein Projekt begleitet, in dem eine Waldorfschule in die öffentliche Förderung aufgenommen wurde. Die staatliche Evaluation dort hat festgestellt: „Against all rules, but the results are outstanding.“ Die Briten stellen fest, die Methoden passen überhaupt nicht zum Üblichen, aber die Resultate sind überzeugend. Das kann man wissenschaftlich untersuchen und als Brücke verstehen, zwischen dem, was Standard ist und dem, was im reformpädagogischen Ansatz der Waldorfpädagogik lebt.

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Wie erreicht eine Stiftung, dass sich aus einem Impuls ein nachhaltiges Projekt entwickelt? In unserer Satzung steht etwas, das uns unser Stifter Peter Schnell aufgetragen hat: Wir suchen nach dem heilsamen Impuls. Impuls heißt, wir stoßen etwas an und lassen es dann in Freiheit laufen. Wenn an uns eine Idee herangetragen wird, dann besuchen wir die Menschen, wir reden mit ihnen, wir versuchen Vertrauen zu finden bis in alle Ebenen des Projektes, und vom Menschlichen bis ins rein Organisatorische. Wenn es uns gelingt, eine solche Beziehung zu schaffen, verbinden wir uns nicht nur mit dem Portemonnaie, sondern auch mit dem Herzen. Herzlichen Dank für das Gespräch!

JWD

Achim Grenz // Vorstandsmitglied der Software AG-Stiftung

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Alanus Werkhaus

„ICH MUSS NICHT ALLES SELBST KÖNNEN!“


Alanus Werkhaus

Erkenntnisse aus dem Praxistraining zur Teamleitung in sozialen Einrichtungen

Nicht alles selbst können zu müssen und die Unmöglichkeit, es allen recht zu machen – das sind zwei wichtige Erkenntnisse, die Nora Wallach aus der Fortbildung zur Teamleitung in sozialen Einrichtungen am Alanus Weiterbildungszentrum mitnimmt. Die Ergotherapeutin arbeitet als Teamleitung des ambulant betreuten Wohnens bei ODILIA e. V., einer anthroposophischen Einrichtung für junge Menschen mit geistiger Behinderung in Halle in Westfalen, und besuchte die Fortbildung auf Wunsch ihres Arbeitgebers. Zur Vorbereitung auf ihre Leitungsfunktion sollte sie sich dort einen „Werkzeugkoffer“ mit grundlegenden Methoden aneignen, mit denen sie für die Aufgaben einer Leitungskraft gerüstet ist. Nach Meinung der 35-jährigen ist dies gut gelungen: „Ich habe viele Methoden kennengelernt, um mich bei meiner Arbeit besser zu organisieren und auch vor Überarbeitung zu schützen.“ Nicht zuletzt die eingangs angeführten Erkenntnisse und – der auch über den Abschluss der Fortbildung hinausgehende – fachliche Austausch mit Mitarbeitern anderer Einrichtungen in ähnlichen Positionen war und ist für sie hilfreich.

FÜHRUNGSROLLE UND FÜHRUNGSIDENTITÄT Das Besondere beim Führen in sozialen Einrichtungen und Schulen ist unter anderem, dass die „Hierarchien eher flach sind und der Führungsauftrag oft nicht direkt formuliert ist“, so Angela Kühn und Elsabe Elson, Dozentinnen der Fortbildung. Oftmals ist die Führungsrolle von Leitungskräften nicht eindeutig legitimiert, oder sie arbeiten wie Nora Wallach in einer Doppelrolle als Teamleiter und Betreu-

Elsabe Elson und Angela Kühn

er. Deswegen ist es gerade für Leitungskräfte sozialer Einrichtungen enorm wichtig, sich über die eigene Führungsidentität und den eigenen Führungsstil klar zu werden, sich in diesen Bereichen zu entwickeln und den Umgang mit den Mitarbeitern und somit die Sicherheit im Führen zu verbessern.

anderen Einrichtungen ganz ähnliche Erfahrungen machen“.

Um dies zu ermöglichen, konzipierten Kühn und Elson die seit 2012 im Alanus Weiterbildungszentrum angebotene Fortbildung, die aus drei dreitägigen Blockseminaren mit den inhaltlichen Schwerpunkten „Führungsrolle und Führungsidentität“, „Mitarbeiterführung und Veränderungsprozesse“ sowie „Konflikte, Krisen und Selbstmanagement“ besteht. Dabei kombinieren sie abwechslungsreich eine Vielzahl von Methoden, die „viel praktischen Raum für Selbsterfahrung“ geben, wie die Teilnehmerin Wallach beschreibt.

Am Lernort Alanus Weiterbildungszentrum kann eine besonders dichte und angenehme Lernatmosphäre entstehen, so die Pädagogin Kühn, „vor allem wenn die Gruppe gemeinsam im Alanus Gästehaus untergebracht ist“. Die umgebende Natur und die künstlerische Atmosphäre auf dem Johannishof wirken zudem inspirierend, und manches Mal entsteht im Zusammenspiel aller Faktoren ein für sie bemerkenswerter Zustand: Dass nämlich die Teilnehmer sich gegenseitig unterstützen, Anteil nehmen und Aufmerksamkeit schenken.

Kurze fachliche Inputs, interaktive Trainingsphasen in kleinen Gruppen, Analyse und Auswertung konkreter Praxissituationen, kollegiale Beratung, Reflexionsphasen und Feedbackrunden kennzeichnen die Fortbildung mit künstlerischen, spielerischen und meditativen Unterrichtselementen. Auch telefonische Einzelcoachings gehören zum Konzept der Weiterbildung.

Das bekräftigt auch Nora Wallach: „Das Besondere an der Fortbildung war für mich die gute Stimmung und das achtsame und wertschätzende Miteinander.“   KS

MIT- UND VONEINANDER LERNEN Wichtig ist dem Dozentinnenduo, dass sie den Fortbildungsteilnehmern auf gleicher Augenhöhe und mit großem Interesse begegnen. Gelernt wird mit- und voneinander. Für die junge Teamleiterin Nora Wallach ein wesentlicher Aspekt. So war es für sie beispielsweise entlastend zu erfahren, „dass Führungskräfte in

ZERTIFIKATSKURSE TEAMLEITUNG IN SOZIALEN EINRICHTUNGEN 21.09.2015 – 20.01.2016 (Kurs 2015) 3 Blockseminare: 21.09. – 23.09.2015 // 16.11. – 18.11.2015 // 18.01. – 20.01.2016 Jeweils Mo – Di 09:00 – 18:00 und Mi 09:00 – 16:30 Uhr 19.09.2016 – 30.11.2016 (Kurs 2016) 3 Blockseminare: 19.09. – 21.09.2016 // 24.10. – 26.10.2016 // 28.11. – 30.11.2016 Jeweils Mo – Di 08:30 – 17:00, Mi 08:30 – 16:30 Uhr Kosten: jeweils 1.800 Euro

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DEN MENSCHEN IN DEN MITTELPUNKT STELLEN Fortbildung für Ausbilder

„Das Alanus Weiterbildungszentrum ist einer der schönsten Orte zum Lernen, die ich kenne“, antwortet Tobias Rusch sofort auf die Frage, was für ihn das Besondere an seiner Fort­bildung sei. Im Weiterbildungszentrum auf dem Johannishof in Alfter absolviert der 39-jährige momentan berufsbegleitend die Fortbildung zum Geprüften Aus- und Weiterbildungspädagogen, die hier bereits seit 2009 nach dem Konzept der Gesellschaft für Ausbildungsforschung und Berufsentwicklung München angeboten wird. Hauptberuflich tätig ist Tobias Rusch als Berater für Aus- und Weiterbildung beim dmdrogerie markt. Als Berater beschäftigt er sich mit der Konzeptionierung und Evaluierung der firmeninternen Aus- und Weiterbildung, berät dm-Filialen in Sachsen und Sachsen-Anhalt und ist unter anderem auch als Referent aktiv. Für die Fortbildung entschied sich der Fami­ lienvater bewusst. Zum einen, weil es eine langjährige Verbindung zwischen seinem Arbeitgeber und der Alanus Hochschule sowie dem Weiterbildungszentrum gibt, und zum anderen, weil auch er den anthroposophischen Gedanken und die Haltung zum Menschen und zum Lernen wertschätzt: den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, Individualität wertzuschätzen, berufliche sowie persönliche Entwicklungen zu unterstützen – darum geht es

auch ihm, und dies motiviert ihn, neben seinem ausfüllenden und reiseintensiven Job, die anderthalbjährige Fortbildung zum Aus- und Weiterbildungspädagogen zu machen.

MODELLPROJEKT ZUR AUSBILDUNG VON AUSBILDERN Fachkräftemangel, die damit zusammenhängende gesellschaftliche Notwendigkeit, Fachkräfte auszubilden sowie die Zunahme vor allem der pädagogischen Anforderungen in der betrieblichen Ausbildung und nicht zuletzt die Relevanz von Ausbildung und Beruf als Entwicklungsraum für den einzelnen Menschen bildeten im Jahr 2011 den Anstoß für das ­Alanus Weiterbildungszentrum und die Alanus Hochschule, gemeinsam das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Modellprojekt „Trialer Berufspädagoge“ ins Leben zu rufen, an dem Tobias Rusch nun partizipiert. In den aufeinander aufbauenden Fortbildungen „Geprüfter Aus- und Weiterbildungspädagoge“ und „Geprüfter Berufspädagoge“ des staat-

lich anerkannten Bildungswerks qualifizieren sich Menschen, die die Aus- und Weiterbildung in Betrieben, Unternehmen oder Institutionen managen. Berufspädagogen haben darüber ­hinaus die Möglichkeit, im Masterstudiengang „Pädagogik, Schwerpunkt Betriebliche Berufspädagogik/Erwachsenenbildung“ der Alanus Hochschule ihre Erfahrungen wissenschaftlich zu vertiefen und theoretisch zu reflektieren. Die verschiedenen berufspädagogi-


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zu Planungsprozessen in der beruflichen Bildung. Im Masterstudium vertieft Tobias Rusch seine praktischen Erfahrungen theoretisch. Die beiden Ausbildungskomponenten Studium und Fortbildung sind dabei didaktisch aufeinander abgestimmt.

AUF DEM JOHANNISHOF FLIESSEN GUTE ENERGIEN Besonders reizvoll sind für den dm-Mitarbeiter die in die vier Lernmodule der Fortbildung integrierten künstlerischen Übungen sowie die Heterogenität seiner Fortbildungsgruppe, die das Lernen noch anregender und interessanter macht. Als „Hotelprofi“, wie er sich selbst bezeichnet, freut sich Tobias Rusch außerdem jedes Mal auf seinen Aufenthalt im Alanus Gästehaus und lobt begeistert den guten Service und die ruhige und angenehme Atmosphäre. schen Abschlüsse bauen aufeinander auf. Der Master of Arts kann auf verschiedenen Wegen erlangt werden.

HANDLUNGSORIENTIERT UND ­ANWENDUNGSBEZOGEN Tobias Rusch bewältigt beispielsweise gleichzeitig Masterstudium und Fortbildung. Kennzeichnend für die Fortbildung ist nach Meinung des Dresdners, dass sie handlungsorientiert, anwendungsbezogen und methodisch span-

nend angelegt ist. Sie ermöglicht ihm, seine in der Praxis erworbenen Kompetenzen methodisch anzureichern, was wiederum seinen praktischen Handlungsspielraum erweitert. So erprobt er das Gelernte im Rahmen seiner Tätigkeit bei dm oft schon am nächsten Tag und nennt dies schmunzelnd „praktisches Tun im Selbstversuch“. Die Fortbildung enthält Lernmodule zur Gestaltung von Lernprozessen, zur psychologisch-­ pädagogisch gestützten Lernbegleitung sowie

AUSBILDUNGEN FÜR AUSBILDER Fortbildungen des Alanus Weiterbildungszentrums zur betrieblichen Aus- und Weiterbildung ¢ Vorbereitung auf die Ausbildereignungsprüfung (AEVO) (ab 05.10.2015) ¢ Das Konzept Lernprozessbegleitung (24. bis 26.09.2015 und 08. bis 10.10.2016) ¢ Geprüfter Aus- und Weiterbildungspädagoge (ab 04.03.2016) ¢ Geprüfter Betriebspädagoge (ab 04.03.2016) Masterstudium an der Alanus Hochschule ¢ Master of Arts „Pädagogik, Schwerpunkt Betriebliche Berufspädagogik / Erwachsenenbildung“ (Start: jährlich zum Frühjahrssemester)

Am Alanus Weiterbildungszentrum und der Alanus Hochschule findet er seine Überzeugung bestätigt, dass die Lernumgebung mitentscheidend für den Lernerfolg ist. Für ihn ist es ein bewegender (Lern-)Ort. Hier findet er Ruhe und Inspiration und kann den Blick in die Ferne schweifen lassen. „Auf dem Johannishof“, so beschreibt Tobias Rusch, „fließen die Energien auf eine gute Weise“.   KS

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ANNETTE WEISSKIRCHER – EINE PROFESSORIN, DIE SICH UM DIE BALANCE KÜMMERT Annette Weisskircher ist Eurythmie-Therapeutin und Professorin. Sie liebt ihren Beruf und begeistert sich für die heilsame Wirkung der Eurythmie. Mit Offenheit und Gelassenheit lässt sie Neues auf sich zukommen. Sie hört gerne erst einmal zu, bevor sie Lösungen anbietet. Ab September 2015 übernimmt sie das Amt der Prorektorin der Alanus Hochschule und möchte auch in dieser Rolle für ein harmonisches Gleichgewicht sorgen. Zehn Minuten macht Annette Weisskircher jeden Morgen „ihre Übungen“. Das braucht sie, um wach zu werden und gut in den Tag starten zu können. Erst im Stehen vor dem Bett, nach dem Duschen dann im Wohnzimmer. Sie steht gerade, spürt die Füße am Boden, versucht „ihre Mitte zu finden“, öffnet die Arme und beginnt bewusst gleichmäßig zu atmen. Bei jedem Atemzug bewegt sie die Arme mit. Ihre Morgengymnastik ist nicht etwa Yoga oder Tai Chi, sondern Eurythmie. Dass diese Bewegungsform – Anfang des 20. Jahrhunderts von Rudolf Steiner entwickelt – genauso selbstverständlich zum heutigen Zeitgeist dazugehört wie andere, das wünscht sie sich. Und daran arbeite sie. So zeigt sie etwa Journa-

listinnen von Frauenzeitschriften EurythmieÜbungen zur Stressprophylaxe. Die Eurythmie soll in der Mitte der Gesellschaft ankommen. „Wenn es in jeder Stadt mindestens ein Eurythmie-Studio gäbe, das fände ich toll“, sagt sie und lacht. Dabei bilden sich Lachfältchen um Augen und Mund, die das ganze Gesicht zum Strahlen bringen. Von der positiven Wirkung der Eurythmie ist die 59-jährige überzeugt. Sie selbst macht Eurythmie seit Kindergartentagen – während ihre Freundinnen zum Ballett gingen, wollte sie zur Eurythmiestunde. Das gefiel ihr so gut, dass sie sich später für ein Eurythmiestudium entschied. In den 1970er Jahren gehörte sie

zu den ersten Studentinnen der freien Alanus Studienstätte, die ihr Vater, Günther Schönemann, mitgegründet hatte. Aber die Eurythmie als Bühnenkunst genügte ihr nicht. Sie wollte wissen, wie man mit Eurythmie Kranken helfen kann, und ging zum Heileurythmiestudium in die Schweiz.

THERAPEUTIN AUS LEIDENSCHAFT Seit fast dreißig Jahren ist sie in einer eigenen Praxis als Therapeutin tätig und sagt: „Ich habe den schönsten Beruf der Welt, weil die Patienten immer so positiv reagieren.“ Ihre Sprechstundenhilfe habe beobachtet, dass ihre Patienten immer gestresst und gebeugt in die Therapiestunde gingen und lächelnd und sichtlich entspannt wieder herauskämen. Sich Zeit zu nehmen und auf jeden Patienten und seine Sorgen einzugehen, ist ihr sehr wichtig – „das ist dann meist mehr als nur Bewegungstherapie“. Bei Ärzten sei das oft nicht möglich. Die Patienten fühlen sich dann allein gelassen. Kommt jemand mit einer Krebs-Diagnose zu ihr, kann sie daran natürlich nichts ändern. „Aber ich kann mit dem


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Eurythmie-Therapie an der Alanus Hochschule aufgebaut und wurde 2008 zur Professorin für dieses Fach ernannt. Ihre Therapeutentätigkeit hat sie seitdem reduziert, öffnet aber immer noch einen Tag pro Woche ihre Praxis – das braucht sie, „um weiterhin nah dran zu sein, an den Bedürfnissen der Patienten“.

FASZINIERT VON DER FORSCHUNG Patienten gemeinsam dafür sorgen, dass er mit dem Krankheitsprozess besser fertig wird, Bewegungsübungen machen, Atemtechnik und Durchwärmung verbessern und das Immunsystem stärken. Und wenn das gestärkt ist, sind die Patienten insgesamt glücklicher und kommen mit der Krankheit besser klar.“ Wenn Annette Weisskircher von ihrer Arbeit erzählt, kann man sie sich sehr gut als Therapeutin vorstellen. Sie spricht ruhig und klar, fast ohne Fachterminologie, schaut ihr Gegenüber offen an und hört genau hin. Aber das Auffälligste ist ihre Gestik: Jeden Satz begleitet die Professorin mit passenden ausladenden Bewegungen der Hände und Arme, manchmal des ganzen Oberkörpers. Spricht sie von der „harmonisierenden Wirkung“ der Eurythmie, beschreiben ihre Hände eine fließende Wellenbewegung. Bei Gegensätzen fliegen ihre Arme erst nach rechts, dann nach links, bei Aufzählungen setzen ihre Hände Punkte in die Luft. Man hört bei ihr vor allem Begeisterungsfähigkeit – für andere Menschen, für neue Aufgaben und für die Eurythmie-Therapie. Annette Weisskircher hat den Masterstudiengang

Täglich unterrichtet sie nun angehende Eurythmie-Therapeuten, begutachtet Masterarbeiten, sitzt in Konferenzen und Arbeitsgruppen und hat ihre Leidenschaft für die Forschung entdeckt. Dass die Eurythmie wirkt, hat sie in ihrer langjährigen Arbeit erlebt, aber wie genau und warum, dazu gibt es bisher keine Forschung. Für die Anerkennung der Therapieform ist dies jedoch entscheidend. Fasziniert erzählt sie nun von einem Messapparat, der angeschlossen an einen Tabletcomputer, Daten zum vegetativen Nervensystem eines Patienten liefert. Er wird in einer Studie zur Wirkung von Eurythmie bei Stress eingesetzt, vor und nach entsprechenden Bewegungsübungen zur Stressreduktion. „Man kann sofort sehen, wie sich die Kurven verändern. Das ist wahnsinnig spannend“, erzählt Weisskircher voller Enthusiasmus; und nun sprudeln doch einige medizinische Fachbegriffe.

HARMONIE IM SOZIALEN Zu Lehre, Forschung und therapeutischer Arbeit kommt bald noch eine weitere Aufgabe hinzu: Ab September übernimmt sie das Amt der Prorektorin der Hochschule. Eine Heraus-

forderung, der Annette Weisskircher mit der gleichen Neugier und Gelassenheit begegnen wird, wie allen Dingen in ihrem Leben. „Die Alanus Hochschule ist meine Heimat“, sagt sie. Sie war bei ihrer Gründung dabei, hat als junge Frau beim Ausbau der Gebäude geholfen, hat hier ihren Mann kennengelernt und die Anfänge der damals noch nicht staatlich anerkannten Hochschule während ihrer eigenen Studienzeit miterlebt. Etwas der familiären Atmosphäre von damals, „ als jeder immer wusste, an welchen Projekten die anderen arbeiten“, möchte sie auch in die heutige Hochschule zurückbringen. Die interne Vernetzung, „damit die beiden Standorte sich nicht verlieren“ und die Förderung eines „harmonischen Miteinanders“ hat sie sich selbst als Schwerpunkte für ihre Amtszeit gesetzt. Gremienarbeit, Konzepte schreiben und Unterrichtsvorbereitung ziehen sich oft bis in die Nacht. Bevor der Tag zu Ende ist, steht Annette Weisskircher wieder im Schlafzimmer, in aufrechter Position, mit festem Kontakt zum Boden, die Arme zur Seite getreckt und lässt in Gedanken alle Ereignisse des Tages hinter sich. Loslassen und zur Ruhe kommen, das macht sie – wie sollte es anders sein – mithilfe der Eurythmie.   CZ

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DENKEN IN RÄUMEN Ende 2014 erhielt Hannah Schneider den mit 5.000 Euro dotierten Alanus Kunstpreis vom Förderverein der Hochschule. Verbunden damit ist eine Einzelausstellung, die im August 2015 im Stadtmuseum Siegburg eröffnet wurde. Wir haben die Künstlerin drei Monate vor der Vernissage in ihrem Atelier in Köln besucht.

Hannah Schneider braucht einen Schuppen. Eigentlich nur eine Giebelwand von einem Schuppen. In ihrer Vorstellung ist er aus verwittertem, vergilbtem Holz. Ein Foto vom ihrem Wunschschuppen, ein einfacher Schwarz­ weißausdruck, hängt an der Wand in ihrem Atelier. Jetzt telefoniert sie Landwirte ab und hat ihre Familie in Süddeutschland gebeten, die Augen offen zu halten. Eigentlich müsste sie nervös werden. Drei Monate vor ihrer Ausstellung hat sie noch nicht

das Material für eine der zentralen Arbeits­ ideen zusammen. Laut dem Zeitplan, der an ihrer Ateliertür hängt und ihr hilft, alles Organisatorische im Blick zu haben, sollte die Material­beschaffung jetzt abgeschlossen sein. Auf einem großen Papierbogen hat sie mit Daten und Pfeilen alles geplant und handschriftlich notiert, was bis zur Ausstellung noch zu tun ist: Material beschaffen, Sound aufnehmen, Katalog planen, Sockel bauen, Technik aufbauen. Aber Hannah Schneider ist optimistisch und überzeugt: „Ich finde einen

Hannah Schneider mit Fotos des Austellungsraumes

Schuppen, wenn ich ihn wirklich brauche.“ Als sie ein Kanu für eine frühere Arbeit benötigte, bekam sie es, auch die Mitfahrgelegenheit auf einem Lastkahn auf dem Rhein für eine Videoarbeit ergab sich noch in letzter Minute.

DEN RAUM ERFASSEN Hannah Schneider, die 2006 ihren Abschluss in Bildhauerei an der Alanus Hochschule gemacht hat, arbeitet vorwiegend ortsspezifisch. Ihre Installationen, Zeichnungen und Videoarbeiten nehmen Bezug zu den Ausstellungsräumen, zu der Geschichte des Ortes oder zu den Assoziationen, die er weckt. So auch bei der Ausstellung im Siegburger Stadtmuseum. Im Januar hat sie sich zum ersten Mal die Räume angeschaut, in denen sie ausstellen wird. Sie war alleine dort und hat sich viel Zeit genommen. Zwei Stunden lang hat sie die Räume auf sich wirken lassen, ist Wände abgeschritten, um Dimensionen zu erfassen, hat sich die Umgebung angeschaut und Fotos gemacht – von den Räumen und Details. Es ist

Filmstill aus der Videoarbeit „bäuchlings auf dem Rhein“, 2014


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ein „toller, heller Raum, hoch, offen, weit, mit Blick nach draußen“, begeistert sie sich. Sie hat sofort angefangen, sich zu überlegen, was zur Situation passen könnte, und im Kopf Konzepte für den Raum entwickelt. Schnell war ihr klar, dass sich der kleinere Raum für Videoarbeiten eignet, der größere jedoch frei von alten Arbeiten bleiben soll. Hierfür wollte sie gezielt Neues entwickeln. Zeichnungen helfen Hannah Schneider, Themen für ihre räumlichen Arbeiten zu entwickeln

IDEEN FINDEN UND VERWERFEN Für die Ideenfindung nimmt sie sich gerne Zeit, so auch bei dieser Ausstellung: Zeit, um Dinge auszuprobieren, zu verwerfen und „alles nochmal komplett durch zu wälzen“. Selten kommen ihr direkt vor Ort „klare Gedankenblitze“, die sie weiterverfolgt und die sich bis zum Ende halten und tatsächlich realisiert werden. „Meistens kommen die Ideen beim späteren Nachdenken über den Ort und beim Anschauen der Fotos“, erklärt sie ihre Arbeitsweise. So ist auch das Vorhaben mit dem Schuppen entstanden. Die besondere Dachkonstruktion, ein Sheddach, das den Ausstellungsraum im Museum prägt, hat sie fasziniert. Sie hat die Silhouette gezeichnet und ist so auf die Idee mit der Giebelwand eines Schuppens gekommen, mit der sie eine Installation für eine der großen Wände plant. Parallel zu der Entstehung ihrer großen Arbeiten zeichnet Hannah Schneider auch immer. Wichtig ist ihr dabei, „open minded“ zu sein, intuitiv zu zeichnen, ohne konkret an den Raum zu denken, auch wenn er im Bewusstsein im Hintergrund ist. Die Zeichnungen mit Bleistift und Aquarell auf Papierbögen hängen an Schnüren an einer Wand des Ateliers. Sie dienen zur Vorbereitung und sind zugleich ei-

genständige Arbeiten. Direkt inspiriert bei der Auseinandersetzung mit dem jetzigen Ausstellungsraum haben sie mehrere alte Wasserspeier, die an der Balustrade hängen. Die „skurrilen Wesen“ in ihrer besonderen Form und dem Bezug zur Mythologie haben es ihr angetan. Sie wusste: „Ich will daran anknüpfen.“ Daraus entstanden ist eine Soundinstallation mit Wassergeräuschen, die den ganzen Raum bespielen wird. Diese sehr sinnliche, raumfüllende Arbeit ist drei Monate vor der Vernissage die einzige, die bisher fertiggestellt ist. Alle anderen Ideenstränge verfolgt Hannah Schneider nun parallel. Dabei hat sie immer den ganzen Raum im Blick und weiß, für welche Wände sie arbeiten möchte.

MATERIAL UND FORMSTUDIEN Für keine der Arbeitsideen hat sie bisher das endgültige Material zusammen. In ihrem Atelier macht sie derzeit Form- und Material­ studien: an einer Wand stehen grobe Holzbretter – daneben das Bild des Schuppens, außerdem überall im Raum kleine Modelle der Giebelwand aus grünen Schaumstoffplatten. Auf dem Boden liegt ein Spiegel – auch

nur eine Arbeitsidee: „Ich überlege, die Decke und den Umraum auf den Boden zu holen.“ Diverse Stangen aus unterschiedlichen Ma­ terialien lehnen an den Wänden, zwei dünne Stangen sind an der Wand befestigt, darüber ein Gardinenstoff drapiert. Eine Arbeit mit Stoff, etwas Luftiges, Leichtes schwebt ihr vor. Auf dem Tisch und auf den Fensterbänken liegen Formen aus Ton, eine Assoziation zu den Wasserspeiern drängt sich auf. Aber ob sich aus diesen Entwürfen letztendlich eine Arbeit entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Was aus den einzelnen Ideen geworden ist, davon können sich die Besucher vom 23. August bis zum 20. September 2015 in der Ausstellung im Stadtmuseum Siegburg selbst ein Bild verschaffen.   CZ

DER ALANUS PREIS FÜR BILDENDE KUNST Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wurde zum dritten Mal vom Förderverein der Alanus Hochschule verliehen. Neben dem Preisgeld umfasst er eine Einzelausstellung im Stadtmuseum Siegburg, die mit einem Katalog dokumentiert wird. Er wird gefördert von der Kreissparkassenstiftung für den Rhein-SiegKreis sowie von der Deutsche Steinzeug AG und den Quarzwerken Witterschlick GmbH.

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Julia Kittner verhilft mit Kunsttherapie Hochwasseropfern zu neuem Mut, Franziska Hüning bildet Waldorfpädagogen aus. Dabei lassen sich beide Absolventinnen von ihren Ideen und Überzeugungen leiten.

ABSOLVENTEN MIT GESTALTUNGSWILLEN

Julia Kittner (re.)

Als im Sommer 2013 das Hochwasser der Elbe ganze Landstriche überschwemmt und Häuser zerstört, läuft die materielle Hilfe sofort an. „Es fehlten jedoch Angebote, um die seelischen Probleme der Menschen aufzuarbeiten“, erinnert sich Julia Kittner. Die KunsttherapieAbsolventin hat daher in Zusammenarbeit mit dem Caritasverband Stendal ein Konzept für den Einsatz von Kunsttherapie in der Hochwassernachsorge entwickelt. Die Ideen stießen auf Zustimmung, Gelder wurden bewilligt und eine Stelle für die junge Kunsttherapeutin geschaffen. Jeden Mittwoch treffen sich nun seit Anfang 2014 sechs bis acht Betroffene, um künstlerisch zu arbeiten und zu reden. Wichtig ist Julia Kittner dabei, „dass wir nicht das Hochwasser zum Thema machen“. Sie arbeitet nach einem ressourcenorientierten Ansatz, „welche Stärken haben die Betroffenen, woran glauben sie, was ist ihnen wichtig?“ Diese Fragen bearbeitet sie mit den Teilnehmern. Neben der freien Arbeit, gibt sie auch Themen vor:

„Der gute Ort“ oder „Die Wärme in mir“. Ein wichtiger Bestandteil der Therapiesitzungen

gesstätten ausgebildet werden. Die 46-jährige unterrichtet dort nicht nur angehende Erzieher,

ist die Bildbesprechung mit der Gruppe am Ende jeder Stunde. Das Malen hilft ihnen, die Gedanken zu sortieren und Kraft zu schöpfen. Zusätzlich finden Workshops mit Schulklassen, regelmäßige Kindergruppen und Einzeltherapien statt. „Es war wahnsinnig spannend, so etwas aufzubauen, und ich habe sehr viel positives Feedback bekommen“, resümiert die Therapeutin, die das Projekt aktuell nicht mehr ganz so eng begleitet. Sie ist derzeit in Elternzeit und wird durch die ehemalige Alanus-Kommilitonin Stefanie Spilles vertreten.

sondern konzeptioniert auch Fortbildungen für den Kleinkindbereich, entwickelt Lehrpläne, betreut die Öffentlichkeitsarbeit, akquiriert Dozenten und vernetzt „ihr“ Seminar. Besonders viel Freude machen ihr „die Konzeptionierung von Lehrplänen – denn da habe ich große Freiheit“ und die Unterrichtstätigkeit. Ein Punkt ist ihr dabei besonders wichtig: „Die Waldorfpä­ dagogik vermittele ich nicht isoliert, sondern im Kontext anderer pädagogischer Ansätze – wir zeigen Gemeinsamkeiten, Gegensätze und Ergänzungen auf.“ Das „Handwerkszeug“ dazu habe sie in ihrem Studium erlernt. Derzeit entwickelt Hüning gemeinsam mit Dozenten der Alanus Hochschule und anderen Ausbildungsstätten eine Weiterbildung für Erzieher, die zu einem Hochschulabschluss führen soll. Als „Lernende“ empfindet sie sich weiterhin und hat sich nicht zuletzt aus diesem Grund entschlossen, ein berufsbegleitendes Masterstudium in Pädagogik an der Alanus Hochschule aufzunehmen.    CZ / TF

Als Franziska Hüning sich für das berufsbegleitende Kindheitspädagogikstudium an der Alanus Hochschule einschreibt, ist sie bereits viele Jahre als Erzieherin tätig. Der Wunsch, ihre Arbeit auf professioneller Ebene zu reflektieren und ihr großes Interesse für die Erziehungswissenschaft waren der Anstoß für die Aufnahme des Studiums. Besonders schätzt sie die Ebene, auf der die Studenten an der Hochschule angesprochen werden: „Man fühlt sich den Dozenten gegenüber nicht wie der unwissende Student – alle sind Lernende und profitieren voneinander. Die Kompetenzen jedes Einzelnen werden wahrgenommen.“ Nach Abschluss ihres Studiums 2013 nahm sie sich vor, diese Mentalität weiterzugeben. Sie tritt eine Stelle als Leiterin des Seminars für Waldorfpädagogik in Dortmund an, in dem Erzieher für waldorfpädagogische Kindergärten und Ta-

Franziska Hüning


Kurz & Knapp

ERSTER PREIS FÜR ­ARCHITEKTUR-ALUMNI

Daniel Schilp und Jonas Greubel, die ihr Architekturstudium an der Alanus Hochschule 2009 abgeschlossen haben, erhielten mit ihrem Partner André Schmidt den ersten Preis bei einer Ausschreibung zur Neugestaltung des Hortgebäudes der Freien Waldorfschule am Prenzlauer Berg in Berlin. Der Förderverein Schulemachen e. V. hatte den Wettbewerb mit dem Ziel ausgeschrieben, nicht nur einen Entwurf zu erhalten, der „die Waldorfpädagogische Zielsetzung überzeugend umsetzt, eine gute Nutzungsqualität, -vielfalt und hohen ökologischen Standard aufweist“, sondern auch die Schulerweiterung als Gesamtkonzept mitdenkt. Überzeugt hat die Jury die „konsequente Haltung“ und das „räumliche Angebot im Innen- und Außenbereich“. Die Alumni mit ihrem Büro MONO Architekten konnten sich mit ihrem Entwurf aus fünfeckigen, eingeschossigen Gebäuden gegen elf weitere Konzepte durchsetzen und wurden nun mit der Umsetzung des Projektes beauftragt. Wir gratulieren herzlich!

STUDICA GEHT IN DIE ZWEITE RUNDE

NGO-STIPENDIUM FÜR BWL-STUDENTEN

Nach erfolgreicher Erprobung setzt nun die zweite Förderphase von „STUDICA – studieren à la carte“ die erlangten Ergebnisse weiter um. Lebens- und berufserfahrene Menschen erhalten die Möglichkeit, sich wissenschaftlich weiterzubilden. Anstelle fest vorgeschriebener Studienverläufe tritt bei STUDICA eine umfassende und offene Palette von Studien- und Serviceangeboten. Je nach persönlichen und beruflichen Fähigkeiten und Bedürfnissen stellen die Teilnehmer sich aus den Angeboten der Hochschule ein für sie geeignetes Programm wissenschaftlicher Weiterbildung zusammen. Im Rahmen des Wettbewerbs „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) bietet die zweite Phase des Projektes ein Angebot aus den Bereichen Architektur, Betriebswirtschaftslehre, Berufspädagogik, Bildhauerei, Schauspiel, Kunsttherapie, Kindheitspädagogik und Heilpädagogik an. Ein umfassendes Begleitangebot aus Werkstätten und Beratungen unterstützt die Teilnehmer zusätzlich. Die Fördersumme für die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten beträgt rund 760.000 Euro. Weitere Informationen unter www.alanus.edu/ studica

Im Herbstsemester 2015/2016 bietet der Fachbereich Wirtschaft in Kooperation mit seinem neuen Praxispartner Germanwatch erstmalig ein NGO-Stipendium an. Der Stipendiat bekommt die monatlichen Studiengebühren für den Bachelorstudiengang BWL der Hochschule erlassen und verbringt gegen ein zusätzliches Praktikumsgehalt seine Praxisphasen während des sechssemestrigen Studiums bei Germanwatch, einer gemeinnützigen, unabhängigen Umwelt- und Entwicklungsorganisation. „Mit Germanwatch erweitern wir unser großes Netzwerk an Partnerunternehmen um eine Nichtregierungsorganisation. Besonders für diejenigen Studenten, die das Studium mit dem Schwerpunkt NGO-Management abschließen möchten, bietet dieser Praxispartner spannende Einblicke“, erklärt Dirk Battenfeld, Leiter des Fachbereichs Wirtschaft.

berufsbegleitend flexibel

BEATLES-THEATERABEND Das „Weiße Album“ der Beatles war der Soundtrack des Jahres 1968: ein Jahr, das für das Aufbruchsgefühl einer ganzen Generation, die Sehnsucht nach einer besseren Gesellschaft und den Kampf gegen Unterdrückung und Krieg steht. In einer Inszenierung von Michael Barfuß lassen Schauspielstudenten des dritten Studienjahres die vergangenen revolutionären Zeiten wieder lebendig werden. Im September erwartet die Besucher an der Alanus Hochschule ein musikalischer Theaterabend mit unterschiedlichsten Schauspielperformances und den legendären Beatlessongs. Im Oktober wird das Stück außerdem in der Brotfabrik Bonn aufgeführt.

AUGEN.BLICK.MAL – TAGE DER OFFENEN TÜR Im Frühjahr ist es wieder soweit: Mit Ausstellungen, Aufführungen, Performances, Rundgängen, Workshops, Vorträgen und Beratung zu Studium und Weiterbildung erwartet die Gäste der Tage der offenen Tür ein spannendes, abwechslungsreiches Programm. Vom 18. bis zum 20. März 2016 präsentieren sich Hochschule und Weiterbildungszentrum in über 100 verschiedenen Kultur- und Informationsangeboten an beiden Standorten in Alfter. Eingeladen sind alle Kultur- und Studieninteressierten, Jung und Alt, Familien und Freunde sowie alle, die vielfältige Facetten von Kunst und Wissenschaft erleben möchten. Die ausführliche Veranstaltungsübersicht ist ab Februar unter www.alanus.edu/augenblickmal zu finden.

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NEUE PROREKTOREN Im September 2015 treten Annette Weißkircher und Horst Philipp Bauer als Prorektoren in die bestehende Amtszeit des Rektors bis 2018 ein. Weißkircher ist Professorin für Eurythmietherapie und stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Kunsttherapie. Mit ihrem Arbeitsplatz am Johannishof vertritt sie insbesondere die Kunstbereiche und ist für studentische sowie Prüfungsangelegenheiten verantwortlich. Bauer ist Professor für Erziehungswissenschaft und berufliche Bildung. Seine Schwerpunkte liegen vor allem in der Betreuung des Mannheimer Standortes und den wissenschaftlichen Bereichen. „Die Zusammensetzung des Rektorats mit den neuen Prorektoren sehe ich als große Chance: ein Team mit unterschiedlichsten Qualitäten und Perspektiven“, betont Marcelo da Veiga, Rektor der Alanus Hochschule.

NEUE GLOBUSSTIFTUNGSPROFESSUR Eva-Maria Walker wurde zur Juniorprofessorin für das Fachgebiet „Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Kommunikation und Unternehmenskultur im Handel“ ernannt. Die Stiftungsprofessur wird von der Globus SB-Warenhaus Holding GmbH & Co. KG finanziert, die damit die Weiterentwicklung des Fachbereichs Wirtschaft unterstützt. Mit der Globus Stiftungsprofessur wird der rege Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaften gefördert. Reale Fragestellungen aus der Praxis können unmittelbar wissenschaftlich ergründet werden und ermöglichen dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern einen kontinuierlichen Bezug zum aktuellen Stand der Forschung.

CHANCEN SCHENKEN – MIT DEM DEUTSCHLANDSTIPENDIUM Unterstützen auch Sie mit nur 150 Euro monatlich einen Studenten der Alanus Hochschule. Sprechen Sie uns an: Véronique Chalvet Tel. 0 22 22 . 93 21-17 41 veronique.chalvet@alanus.edu www.alanus.edu/deutschlandstipendium

HERVORRAGENDE ­DIDAKTIK IN DER KINDHEITSPÄDAGOGIK Erfahrungen von Veränderungen und Brüchen prägen in zunehmendem Maße die Lebensläufe von Kindern und deren Familien. Neben familiären und anderen Herausforderungen nimmt der Übergang von der ausschließlich familiären Betreuung in die Kindertagesstätte und von der Betreuung in der Kindertagesstätte in die Grundschule eine besondere Stellung ein. Gut ausgebildete Pädagogen spielen hier eine Schlüsselrolle. Das Modul „Kooperationen und Transitionen“ des Studiengangs Kindheitspädagogik der Alanus Hochschule unter Leitung von Stefanie Greubel, Juniorprofessorin im Fachbereich Bildungswissenschaft, befasst sich mit genau diesem Thema. In der Studie „Übergang Kita – Grundschule auf dem Prüfstand“ wurde das Lehr- und Lernkonzept der entsprechenden Seminare als Best-PracticeModell – also als Erfolgsmodell mit bewährter und optimaler Vorgehensweise ausgezeichnet. Unter anderem wurden die Aspekte Nachhaltigkeit und Innovation untersucht. Auch die Verknüpfung von Theorie und Praxis wird in dem von Greubel verantworteten Modul positiv hervorgehoben. Im Rahmen der deutschlandweiten Studie wurden weitere Konzepte von Studiengängen der Kindheitspädagogik, des Grundschullehramts und der Fachschulen/akademien für Sozialpädagogik beleuchtet. Wir gratulieren herzlich!

FACHTAGUNG MITARBEITERPOTENZIALE FÜR NACHHALTIGKEIT

In Mitarbeitern steckt viel Potenzial, um Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen in Unternehmen voranzutreiben. Erfolgreiche Initiativen und Innovationen für Klimaschutz und Nachhaltigkeit gehen oft von umweltbewussten Mitarbeitern aus, die motiviert sind, ihr vielfältiges Wissen und ihre Kompetenzen hierfür einzubringen. Obwohl sich viele Mitarbeiter im privaten Bereich für eine nachhaltigere Zukunft interessieren und engagieren, gelingt es Unternehmen oft nicht, dieses Potenzial zu mobilisieren. Im Rahmen der Fachtagung am 26. November soll daher die Nutzung von Mitarbeiterpotenzialen in Unternehmen zur Entwicklung von Nachhaltigkeit und Klimaschutz mit den anwesenden Referenten diskutiert werden. Interessierte können sich über www. alanus.edu anmelden.


Kurz & Knapp

EURYTHMIELABOR 2015 Aufführungen, offene Proben, Vorträge und Workshops: Am 2. und 3. Oktober findet an der Alanus Hochschule das dritte EurythmieLabor statt, eine experimentelle Plattform für Performance. Ensembles und Solokünstler zeigen ihre aktuellen Projekte und analysieren sie gemeinsam mit dem Publikum. Zudem geben Werkstatt-Aufführungen blitzlichtartige Ein­ blicke in neue Performanceproduktionen.

Auf der Bühne sind nicht nur Eurythmisten, sondern auch Künstler weiterer zeitgenössischer Tanzrichtungen zu sehen. Diskussionen und Workshops mit Choreografen und Künstlern ermöglichen dem Publikum, tiefer in die Ideenwerkstatt der Künstler einzudringen und ihre individuellen Kunstgriffe besser verstehen und erleben zu können. Die Veranstaltung bietet ein Forum für die Behandlung aktueller Arbeitsfragen in der performativen Kunst, für den Austausch zwischen verschiedenen Tanzrichtungen und die Weiterentwicklung der Eurythmie als Performancekunst.

BWL-STUDIUM DER ALANUS HOCHSCHULE ­ERNEUT ­AUSGEZEICHNET

Der Rat für Nachhaltige Entwicklung hat das Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Alanus Hochschule mit dem Qualitätssiegel „Werkstatt N 2015“ ausgezeichnet. Mit diesem Label würdigt das von der Bundesregierung beauftragte Beratungsgremium zukunftsweisende Initiativen für ein nachhaltigeres Deutschland. Bereits 2011 und 2013 erhielt das Studienangebot die Auszeichnung vom Nachhaltigkeitsrat. Das Studienkonzept unter dem Motto „Wirtschaft neu denken“ hat die Alanus Hochschule 2006 gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft, die eine sozial und ökologisch orientierte Unternehmensführung betreiben, ins Leben gerufen. Neben betriebswirtschaftlichem Fachwissen sind die praktische Tätigkeit sowie Kunst, Kulturwissenschaften und Philosophie fester Bestandteil des dreijährigen Bachelor- und Masterstudiums. Die Studenten werden angeregt, neue Ideen für ein zukunftsfähiges und ökologisches Wirtschaftsleben zu entwickeln.

ABI – WAS DANN?

Architekt, Manager oder Lehrer? Viele Abiturienten wissen noch nicht, was sie nach der Schule beruflich machen möchten. Über 330 anerkannte Ausbildungen und knapp 7.500 ­Bachelorstudiengänge gibt es bereits, und das Angebot wächst ständig. Wie soll man sich da zurechtfinden und das „Richtige“ auswählen? Eine Hilfe bietet ab dem Herbstsemester 2015/2016 das Orientierungsstudium, ein ein- bis zweisemestriges Studienangebot an der Alanus Hochschule. Hier können vielseitig Interessierte in die verschiedenen Fachrichtungen der Hochschule reinschnuppern, erhalten eine Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten, kommen in Austausch mit Berufserfahrenen und werden individuell begleitet. Wer danach ein Studium an der Alanus Hochschule beginnt, kann sich die erbrachten Leistungen anrechnen lassen. Weitere Informationen unter www.alanus.edu/orientierungsstudium

NEUES MASTERSTUDIUM KINDHEITSPÄDAGOGIK Die Alanus Hochschule bietet neben einem Voll- und einem Teilzeit-Bachelorstudiengang Kindheitspädagogik nun auch die Möglichkeit, sich in dieser Studienrichtung für einen Master einzuschreiben: Der Schwerpunkt „Pädagogische Praxisforschung“ mit der Vertiefungsrichtung „Kindheit und Gesellschaft“ richtet sich an Absolventen eines kindheitspädagogischen Bachelorstudiengangs sowie an Sozialpädagogen aus anderen Berufsfeldern, die ein Hochschulstudium abgeschlossen haben und Fragen aus der früh- und vorschulpädagogischen Praxis mit wissenschaftlichen Methoden untersuchen möchten, um das eigene Tätigkeitsfeld auf akademischem Niveau zu reflektieren. Das Studium vermittelt die nötige Forschungsqualifikation, um empirische Studien in pädagogischen Handlungsfeldern planen, durchführen und auswerten zu können. Die Studierenden professionalisieren ihre pädagogischen Kompetenzen in den Bereichen Erziehungsund Bildungsarbeit sowie Team- und Einrichtungsleitung. Im Hinblick auf die Veränderungen und Herausforderungen des Bildungssystems wird, neben der fachlichen und methodischen Qualifikation, der Persönlichkeitsbildung der Pädagogen eine besondere Bedeutung beigemessen.

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Termine

TERMINVORSCHAU bis 20. September 2015

28. September bis 7. Dezember

29. und 30. Oktober

„Was ist und wozu studiert man Waldorf­ pädagogik?“ g Vortrag über alternative ­Pädagogiken und die Schule von morgen, Campus II

30. September bis 4. Oktober

29. Oktober bis Januar 2016

4. bis 13. September

2. Oktober

Gegenhall g Ausstellung Alanus Kunstpreis von Preisträgerin Hannah Schneider, Stadtmuseum Siegburg

4. September

...noch feucht g Studenten der Klasse von ­Andreas Orosz zeigen gegenständliche Malerei, Fabrik 45 Bonn

11., 12., 15. und 16. September

The Beatles „Das weiße Album“ g Ein ­musi­kalischer Theaterabend mit Schauspiel­ studenten, Campus I

12. September

Hardtberger Kulturnacht g Kunstaktion von Bildhauereistudent Achim Kirsch, Kulturzentrum Bonn-Hardtberg

15. und 16. September

vocatium Bonn/Rhein-Sieg g Stand bei der Fachmesse für Ausbildung und Studium, Stadthalle Bad Godesberg

18. und 19. September

Drittes Forschungssymposium Eurythmiepädagogik g Abschlussveranstaltung des ­Forschungsprojektes „Eurythmiepädagogik heute“, Campus I

22. und 23. September

vocatium Köln g Stand bei der Fachmesse für Ausbildung und Studium, Stadthalle KölnMühlheim

23. September, 28. Oktober und 2. Dezember

Licht und Schatten der Malerei im Film g Hofkino, Campus I

Arbeitssinn – Lebenssinn? g Öffentliche Ringvorlesung von Alanus Hochschule, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Universität Bonn und GeneralAnzeiger Bonn, wechselnde Veranstaltungsorte

vestigare g Absolventen des Bachelorstudiengangs Kunst-Pädagogik-Therapie präsentieren ihre Arbeiten, Schloss Alfter

EurythmieLabor 2015 g Werkstatt für ­Eurythmie und Performance mit umfangreichem Bühnenprogramm, Campus I

6. Oktober bis 15. Dezember

TOPOS Kunsttherapie: aktuelle Positionen aus der Vielfalt der Arbeitsfelder g Öffent­ liche Ringvorlesung, Campus II

19. Oktober bis 18. März 2016

Studienvorbereitung Mappenkurs g Für Interessenten aller bildenden künstlerischen Berufsund Studienrichtungen, Alanus Werkhaus

21. Oktober

Geprüfter Aus- und Weiterbildungspädagoge und Geprüfter Berufspädagoge g Infoabend zu den berufsbegleitenden Fortbildungen, Alanus Werkhaus

22. Oktober

Mensch – Maßstab – Größe g Start der Kinder­uni im Rhein-Sieg-Kreis, Campus II

23. Oktober

Worte finden. Schweigen. Sprechen. Schreiben. Lesen g Dialogischer Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung Kunsttherapie – Medizin – Psychologie, Campus II

24. Oktober

Kölner Museumsnacht g Studenten der Alanus Hochschule zeigen aktuelle Arbeiten, ecosign/Akademie für Gestaltung Köln

Die letzte Insel. Eine quasipolitische Farce übers Menschsein in Krisenzeiten g Lesung zu einer Klima-Konferenz mit Schauspielstudenten, Campus I

Malereiausstellung g Studenten zeigen ­aktuelle Arbeiten, Wissenschaftszentrum Bonn

29. Oktober bis 23. Juli 2016

Psychosozialer Berater g Berufliche Fort­ bildung, Alanus Werkhaus

30. und 31. Oktober

Woher will ich wissen, was ich will? g Berufsfindungskurs für Jugendliche, Alanus Werkhaus

31. Oktober

Studieninfotag g Informationen zu allen B­ achelor- und Masterstudiengängen, ­Campus I und II

4. November

Kollektive Wertschöpfung – die sich selbst führende Organisation g Tagung des Institut für Sozialorganik, Campus II

6. November bis Oktober 2017

Qualifizierung: Künstlerischer Prozess­ begleiter g Berufliche Fortbildung, Alanus Werkhaus

12. November

Green Day g Vorstellung der BWL-Studiengänge, Campus II

13. und 14. November

ANDERS tun ... anders TUN. Zum Selbst­ verständnis von AkteurInnen im Handlungsfeld zwischen Kunst und Gesellschaft g Symposium, Campus I

20. November

Essstörungen und Adipositas g Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung Kunsttherapie – Medizin – ­Psychologie, Campus II


IMPRESSUM Herausgeber Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft Anschrift Villestraße 3 — 53347 Alfter Tel. 0 22 22 . 93 21-0 — info@alanus.edu www.alanus.edu

www.alanus.edu/veranstaltungen www.alanus.edu/weiterbildung

Träger Alanus Hochschule gemeinnützige GmbH Geschäftsführung Prof. Dr. Marcelo da Veiga, Dirk Vianden

20. und 21. November

Bewegungssymposium XIV g Vorträge, ­Darstellungen und Gespräche, Campus I

25. November bis Dezember

unter dem Tellerrand g Studenten der ­Bildenden Kunst zeigen ihre Arbeiten, Frauen­ museum Bonn

26. November

10. Dezember

Ich und Du sind Wir g Kinderuni im Rhein-SiegKreis, Campus II

17. Dezember

Oberuferer Weihnachtsspiele g Aufführung der Studenten, Standort Mannheim

26. Januar 2016

Mitarbeiterpotenziale für Nachhaltigkeit g Fachtagung, Campus II

Bonner Hochschulmesse g Stand bei der ­Fachmesse für Studieninteressierte, Beethovenhalle Bonn

ab 27. November

29. Januar

Ringvorlesung Social Finance g erster Beitrag des Vorstandsvorsitzenden der Pax Bank eG Köln, Dr. Klaus Schraudner, Campus II

28. November

parentum g Messestand der Alanus Hochschule bei den Eltern+Schüler-Veranstaltungen für die Berufswahl, Friedrich-Ebert-Gymnasium Bonn

Rudolf sucht Steiner g Jobmesse für den ­Waldorflehrer, Standort Mannheim

6. Februar

Studieninfotag Mannheim g Informationen zu allen Bachelor- und Masterstudiengängen, Standort Mannheim

4. bis 6. Dezember

Singen ums Verrecken g Ein experimenteller Volxliederabend mit Schauspielstudenten, Campus I

ALANUS HOCHSCHULE FÜR KUNST UND GESELLSCHAFT

Campus I: Johannishof — Campus II: Villestraße 3 — 53347 Alfter ALANUS HOCHSCHULE – INSTITUT FÜR WALDORFPÄDAGOGIK, INKLUSION UND INTERKULTURALITÄT Zielstraße 28 — 68169 Mannheim WEITERBILDUNGSZENTRUM ALANUS WERKHAUS Campus I: Johannishof — 53347 Alfter

Idee und Konzept Dr. Julia Wedel, Elisabeth Höhnen, steinrücke+ich Redaktionsleitung Dr. Julia Wedel, Elisabeth Höhnen Redaktion Tatjana Fuchs (TF), Nina Kep (NK), Karin Scherer (KS), Sandra Stempel (SST), Dr. Julia Wedel (JWD), Claudia Zanker (CZ) Weitere Autoren dieser Ausgabe Prof. Dr. Jost Schieren, Prof. Dr. Thomas Schmaus Werknachweise „Kiosk am Badesee Düren“ (Ausschnitt), 2014, Simon Kool­ mann (Titelseite) — „ohne Titel“, 2015, Anna Kleinsorg (S. 4 li., 6/7) — Foto des Projekts „Tischgespräch“, 2014, Raphael Arweiler und Joakim Couchoud (S. 11) — Foto des Projekts „Tabula Rasa“, 2014, Miriam Nolte und Loïc Devaux (S. 12) — „o.T.“, 2015, Karin Humberg (S. 14/15) — „Aleph, Wattestaebchen“, 2014, Injung Sung (S. 15 o.) — „Schattenspiel", Chong Zhang, 2015 (S. 16) — „Jusqu’à ce que tu aies croqué la pomme“, 2015, Miriam — Nolte & Darja Esser (S. 20) — „Interstellar“, 2015 Jochen Breme (S. 21 o.) — „L’ombre d’Orphélie“, 2015, Darja Esser (S. 21 2. v. o.) — „Cubes“, 2015, Christiane Wien (S. 21 u.) — 2015, Frieda Berger (S. 37) — „bäuchlings auf dem Rhein“, 2014, Hannah Schneider (S. 40) — „Neues Hortgebäude Waldorfschule Am Prenzlauer Berg“, 2015, MONO Architekten (S. 43) Fotos und Abbildungen Alanus Hochschule (S. 5 re., 12 u., 13, 22, 23, 26 – 28, 31, 40 o., 41) — Willem-Jan Beeren (S. 24) — Jochen Breme (S. 21 o.) — Nola Bunke (S. 3, 4 re., 14 o., 18 u., 29, 42 u., 45 re.) — Caritasver­band Stendal (S. 42 o.) — Uwe Ditz (S. 32, 44 o. li.) — Darja Esser (S. 20, 21 3. v. o.) — Charlotte Fischer (S. 8 – 10, 45 o. li.) — Sheridan Flipse (S. 18 o.) — FOTOBONN (S. 44 o. re.) — Jonas Greubel (S. 43) — Andreas Kermann (S. 19) — Alexander Krebs (S. 35) — Volker Lannert (S. 37 o., 39) — Muyan Lindena (S. 40 u.) — Lukas Schreck (S. 17) — Britta Schüßling (Titelseite, S. 4 li., 5 li., 6/7, 14/15 u., 15, 16, 36, 37 u. re.) — Universitätsklinikum Bonn (S. 25) — Anne von-Hoyningen-Huene (S. 11, 12 o.) — Julia Wedel (S. 34) — Argia Wehner (S. 21 2. v. o.) — Christiane Wien (S. 21 u.) — Rawpixel / Fotolia.com (S. 44) — Laurent Ziegler (S. 45 u.) Anzeigen Susanne Krause Erscheinungsweise 2-mal jährlich Druck und Auflage Warlich Druck Meckenheim GmbH — 5.000 Exemplare In diesem Magazin wird aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachform verzichtet. Sämtliche Bezeichnungen von Personengruppen gelten gleichgestellt sowohl für die männliche als auch für die weibliche Form. Für den ­Inhalt der einzelnen Artikel sind die jeweils benannten Autoren verantwortlich. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung der Alanus Hochschule. Alfter, September 2015


UNIVERSALIS DAS ALANUS MAGAZIN

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Dieses Magazin wurde klimaneutral auf FSC®-Papier gedruckt. Das Papier stammt aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern und aus kontrollierten H­ erkünften. Es ist ­recycelbar.

Alanus [aːlaːnʊs]: Die Alanus Hochschule und das Alanus Werkhaus beziehen sich in ihrem Namen auf den Universalgelehrten Alanus ab Insulis (ca. 1120 bis 1202), der den Beinamen „doctor universalis“ trug. Er lehrte die Sieben Freien Künste in Paris und Montpellier. Alanus ab Insulis vertrat die Vorstellung, dass Studieren die Bildung des Menschen zum Menschen durch Interdisziplinarität bedeutet und über ein reines Fachstudium hinausgeht. Angelehnt an Alanus ab Insulis ist ein wichtiger Teil des Konzepts der Alanus Hochschule und des Werkhauses die Gemeinschaft und Begegnung von Kunst und Wissenschaft.


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