01 // NOVEMBER 2012
w w w. a l a n u s . e d u
UNIVERSALIS DAS ALANUS MAGAZIN
1O JAHRE STAATLICHE ANERKENNUNG Seite 6-17
BLICK ZURÜCK NACH VORN Seite 6
BRÜCKENBAUER ZWISCHEN KUNST UND BERUF Seite 30
Unser Jubiläum steht im Mittelpunkt dieser Ausgabe
Rektor Marcelo da Veiga über Idee und Vision der Alanus Hochschule
Lebenslanges Lernen im Weiterbildungszentrum Alanus Werkhaus
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Editorial
LIEBE LESERINNEN UND LESER,
Sie halten in Ihren Händen die erste Ausgabe unseres neuen Alanus Magazins, das künftig ein Mal pro Semester erscheinen soll. Der Name Universalis passt in doppelter Hinsicht zu uns: Er spielt auf unseren Namensgeber, Alanus ab Insulis, an, den sogenannten Doctor universalis, und verweist ferner auf den universitären Status der Alanus Hochschule. Wir feiern in diesem Jahr das 10-jährige Jubiläum als staatlich anerkannte Kunsthochschule. Ein Ereignis, das mich persönlich sehr bewegt und Anlass gibt, einerseits zurückzuschauen und andererseits den Blick nach vorn zu richten. Zehn Jahre sind eine sehr kurze Zeit für eine Hochschule, dennoch ist in dieser Zeit unglaublich viel passiert: Wir haben unseren Campus ausgebaut und um einen zweiten Standort erweitert, zahlreiche neue Bachelor- und Masterstudiengänge eingeführt und rund 65 neue Professoren berufen, wir wurden erfolgreich durch den Wissenschaftsrat akkreditiert und haben das Promotionsrecht erhalten. All diese Bemühungen dienten dazu, jungen Menschen durch neue Bildungsangebote Möglichkeiten zur Selbstbildung in unserer sehr komplexen Zeit zu bieten. Eine Zeit, die mit technokratischem Wissen allein nicht weiterkommen kann, sondern dringend wieder den Raum benötigt, um über Werte, Sinn und unsere gesellschaftliche Zukunft nachzudenken. Ars et scientia, Kunst und Wissenschaft zusammenzudenken, ist ein Motiv, das die Universitätsidee in Europa seit jeher begleitet. Die Alanus Hochschule greift dieses zutiefst europäische und gleichzeitig universale Bildungsmotiv in einer neuartigen Form auf, sie bringt die Künste in einen interdisziplinären Dialog mit kultur- und gesellschaftswissenschaftlichen Themen. Die Bildungschancen, die entstehen, wollen nicht vorab normiert und kalkuliert werden, sondern sind lediglich der Freiheit und der Verantwortung des europäischen Humanitätsideals verpflichtet. Dass dieses Abenteuer der Vernunft und des Geistes aber gelingen konnte, verdanken wir zahlreichen Wegbegleitern, Förderern, Freunden und konstruktiven Kritikern, insbesondere der Weitsichtigkeit und Nachhaltigkeit der Software AG-Stiftung. Um auch in Zukunft höchstmögliche Qualität sicherstellen zu können, hoffen wir den Kreis verantwortungsvoller Förderer erweitern zu können. Im Namen des gesamten Rektorats der Hochschule möchte ich aber auch einen tief empfundenen Dank an die Mitarbeiter, Kollegen und Studierenden aussprechen, die diesen anspruchsvollen Weg mit uns gegangen sind. Mit ihren Fähigkeiten, ihrem Elan und ihrer Disziplin machen sie die Hochschule zu dem, was sie ist, und die Idee und Vision erst zu einer gemeinsamen Sache. Viel Freude bei der Lektüre!
Ihr Prof. Dr. Marcelo da Veiga Rektor der Alanus Hochschule
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IMPRESSUM Herausgeber Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft
Anschrift Villestraße 3, 53347 Alfter Telefon: (02222) 9321-0 info@alanus.edu www.alanus.edu
Träger Alanus Hochschule gemeinnützige GmbH
Geschäftsführung Prof. Dr. Marcelo da Veiga, Prof. Andreas Kienlin, Prof. Dr. Steffen Koolmann, Werner Zidek
Idee/Konzept Elisabeth Höhnen, Dr. Julia Wedel, steinrücke+ich
Redaktionsleitung Elisabeth Höhnen, Dr. Julia Wedel
Redaktion Tatjana Fuchs, Josefine Hintze, Carolin Krämer, Anja Piske, Sandra Stempel, Claudia Zanker
Weitere Autoren dieser Ausgabe: Franziska Collet, Helmut Habermehl, Prof. Dr. Steffen Koolmann, Prof. Dr. Jost Schieren, Dr. Thomas Schmaus, Prof. Benedikt Stahl, Prof. Dr. Marcelo da Veiga, Prof. Götz W. Werner
Gestaltung steinrücke+ich, Köln
Titel „Alanus – Das sind wir“ Gestaltung: Dirk Drevermann, Alanus Werkhaus gGmbH
Fotos W.-J. Beeren (S. 10 re.); N. Bunke (S. 3, 5, 39); C. Fischer (S. 26); Forster (S. 40 re.); J. Greubel u. D. Schilp (S. 40 li.); D. Hellings (S. 4 o., 28 o., 29, 32/33); HHL Leipzig Graduate School of Management (S. 12); D. Kühr (S. 4 u., 18, 37); M. Missal (S. 40 mi.); A. Piske (S. 28 u.); J. Schäfer (S. 36); B. Schüßling (S. 30/31); senseLAB (S. 24/25); Stabalux (S. 6/7); J. Wedel (S. 8/9, 10 li.); C. Zanker (S. 17)
Anzeigen elisabeth.hoehnen@alanus.edu
Erscheinungsweise // Auflage 2 mal jährlich // 5.000 Exx. Druck Köllen Druck + Verlag GmbH, Bonn In diesem Magazin wird aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachform verzichtet. Sämtliche Bezeichnungen von Personengruppen gelten gleichgestellt sowohl für die männliche als auch für die weibliche Form. Für den Inhalt der einzelnen Artikel sind die jeweils benannten Autoren verantwortlich. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung der Alanus Hochschule.
Alfter, November 2012
Inhalt / Impressum
INHALT 10 Jahre staatliche Anerkennung 6 BLICK ZURÜCK NACH VORN Rektor Marcelo da Veiga über Idee und Vision der Alanus Hochschule
12 „SO GUT, SO SCHNELL, SO NACHHALTIG“
Forschung 22 FORSCHUNG FÜR UND MIT GESELLSCHAFT 24 DER KREATIVITÄT AUF DER SPUR 26 WALDORFPÄDAGOGIK IM DIALOG
Ein Interview mit Andreas Pinkwart
14 MEILENSTEINE
Alanus Werkhaus
16 BEGEGNUNG MIT KLISCHEES
28 KÜNSTLERFÖRDERUNG IM SCHLAF
Namen tanzen, Waldorfuni, typisch BWL, typisch Eurythmie
Campus 18 WO SICH KUNST UND WISSENSCHAFT GUTEN MORGEN SAGEN
Warum im Alanus Gästehaus Tintenfeder und Bettfeder zusammengehören
30 BRÜCKENBAUER ZWISCHEN KUNST UND BERUF Lebenslanges Lernen im Weiterbildungszentrum Alanus Werkhaus
32 ZUM AUSGLEICH NEUE GEBÄUDE 20 DAS HOCHSCHULDORF WÄCHST
Vergrößerung des Campus durch Bonn-Berlin-Ausgleichfonds
Ein neuer Campus als zweiter Standort
Engagement 35 NEUE WEGE GEHEN WIRTSCHAFT NEU DENKEN 36 WAS WÄREN WIR OHNE SIE? Partner und Förderer lassen die Hochschule wachsen
Menschen 38 ANDREAS KIENLIN Ein Professor, der (Frei-)Räume schafft
41 KURZ & KNAPP 42 TERMINE
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BLICK ZURÜCK NACH VORN Rektor Marcelo da Veiga über Idee und Vision der Alanus Hochschule
10 Jahre staatliche Anerkennung
Auf welchen geistigen Grundlagen fußt das Bildungsverständnis der Alanus Hochschule? Welche Rolle spielt die Philosophie bei der Persönlichkeitsentwicklung und der wissenschaftlichen Forschung? Und wie können Kunst und Wissenschaft Antworten auf aktuelle gesellschaftliche Fragen finden?
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Als die Alanus Hochschule Ende 2002 als Kunsthochschule neu gegründet wurde, konnte sie schon auf eine fast 30-jährige Geschichte zurückblicken: Hervorgegangen war diese Neugründung aus einer staatlich anerkannten Weiterbildungseinrichtung. Diese hatte wiederum ihren Vorläufer in einer 1974 gegründeten freien Kunststudienstätte.
WAS DIE HOCHSCHULE PRÄGT Gleichermaßen prägend für alle drei Phasen dieser Entwicklung war ein besonderes Bildungsverständnis, das seine Wurzeln in der Geisteswissenschaft Rudolf Steiners hat. Es besagt, dass der Mensch ein aus der Evolution hervorgegangenes Gruppen- und Gesellschaftswesen ist, das als solches zugleich auf eine autonome Selbstbildung hin orientiert ist. In diesem Selbstbildungsprozess, der sich in ständiger Auseinandersetzung mit dem Leben (Lebensschule) vollziehen muss, konstituiert sich die personale Freiheit des Menschen als individuelle Errungenschaft. Diese Freiheit ihrerseits ist die Voraussetzung für eine neue und zukünftige, auf individuelle
Initiative und Verantwortung gegründete Gesellschaftsfähigkeit. Die Gesellschaft der Zukunft beruht, wie Richard Barret sagt, nicht auf den Interessen der Blutsbande oder der Volkszugehörigkeit, sondern auf der Entfaltung universaler geistiger Werte, die sich das Individuum durch Bewusstseinsentwicklung erst erschließen muss. Es gilt, um mit den Worten Viktor Frankls zu sprechen, den Blick für die Realität des Geistigen zu entwickeln. Das Medium, in dem sich dieses Menschenund Bildungsverständnis vielleicht am uneingeschränktesten entfalten kann, ist die Kunst. Denn Kunst ist per se keiner Tradition oder Überlieferung verpflichtet und verlangt daher permanent die Bereitschaft zum Neubeginn. Jede künstlerische Produktion erzeugt trotz der scheinbaren Finalität des Werkes stets auch ein neues Niveau der Unfertigkeit
und löst so im Kunstschaffenden den Drang zum nächsten Schritt aus, einen Drang, der in der Produktion des Werkes stets auch eine neue Selbstschöpfung intendiert.
DER AUSBAU ERÖFFNET EIN SPANNUNGSFELD Ein für die Geschichte der Alanus Hochschule als Kunsthochschule besonderer Entwicklungsschritt vollzog sich in den Jahren 2005 und 2006: Mit der Gründung der Fachbereiche Wirtschaft und Bildungswissenschaft erweiterte sich das Profil der Alanus Hochschule zusätzlich um wissenschaftliche Forschung und Lehre. Im Sinne des Kunsthochschulgesetzes von Nordrhein-Westfalen nimmt die Alanus Hochschule seitdem auch universitäre Aufgaben wahr.
10 Jahre staatliche Anerkennung
Im Inneren der Hochschule hat dieser Ausbau zugleich ein Spannungsfeld eröffnet, das ihren Charakter in besonderer Weise prägt. Wissenschaft fußt zwar auf Forschung und Entdeckung; dennoch scheint sie auf den ersten Blick eher auf Verlässlichkeit und Überprüfbarkeit ihrer Ergebnisse aus zu sein als auf eine Intensivierung des Erlebens und ein sich immer neu überbietendes Produzieren. Der Künstler darf und soll von Anfang an bei sich selbst und nicht im Wiederholen der Werke anderer ansetzen. Dagegen wird, wer mit einer Wissenschaft beginnt, zunächst dazu angehalten, den Gedanken anderer zu folgen, bevor er es wagt, seine eigenen zu entwickeln.
nicht nur zum bloßen „Wissenschaftsbetrieb“ degradieren lassen, sondern ihre eigentliche Bedeutung für den Menschen behaupten will. Wer aufgeklärt und nicht naiv wissenschaftlich arbeitet, wird daher im Nachvollziehen des Früheren stets nur ein Vehikel sehen, das helfen soll, die autonome Denkkraft zu entfesseln. Umgekehrt wird letztlich auch jedes authentische Künstlertum ein Verständnis für den eigenen Prozess entwickeln und den Blick für die Bedeutung der Produktionen anderer schärfen wollen.
Dennoch war und ist das „Selbstdenken“ im Sinne Arthur Schopenhauers seit jeher das eigentliche Ziel der Wissenschaft, wenn sie sich
Die Erweiterung der Hochschule um wissenschaftliche Fachdisziplinen ging und geht einher mit der Stärkung der Philosophie als
PHILOSOPHIE ALS UNIVERSALDISZIPLIN
fundierender Universaldisziplin. Denn die Philosophie eröffnet eine gedankliche Sphäre, in der das Wesen und die Bedeutung der wissenschaftlichen und künstlerischen Fachdisziplinen und ihrer Ergebnisse erfragt und erforscht werden kann. Die philosophische Reflexion, die in Form des Studium Generale in allen Studiengängen fest verankert ist und sämtliche Fachstudien durchzieht, kann und will diese Spannung zwischen Kunst und Wissenschaft nicht auflösen, sondern nur vermitteln und neu entfachen! Aufgabe der Philosophie ist es nämlich keineswegs zu beruhigen. Sie liegt vielmehr darin, die produktive Unruhe wach zu halten, ohne welche sowohl die Kunst als auch die Wissenschaft absterben müssten. Man darf in diesem Zusammenhang auch darauf verweisen, dass der Aufstieg der Natur-
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nicht nur darin, Güter und kulturelle Werte, die aus der europäischen Geistesgeschichte erwachsen sind, zu bewahren und weiterzupflegen. Sie muss, ohne ihre Bildungsideale unterwegs zu vergessen oder zu verlieren, auch den gesellschaftlichen Erfordernissen unserer Zeit im Medium von Kunst und Wissenschaft gerecht werden. Ihre Zukunft liegt darin, zu beweisen, dass Hochschulbildung jungen Menschen die Kraft und Fähigkeit verleiht, die gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit zu erkennen und sie gestalten zu wollen. wissenschaften und der daraus entstandenen modernen Technologien in Europa auf dem Boden einer multiplen und dissonanten Entfaltung philosophischer Reflexion geschehen ist. Der spekulative Geist hat jene Kräfte erst erzeugt und entbunden, die dann im empirischen Denken domestiziert wurden. Empirische Wissenschaften sind domestizierte Philosophie, und sie tun daher gut daran, ihre Quelle zu pflegen.
ANTWORTEN FÜR DAS MORGEN Ein so gefasster Nährboden akademischer Produktivität ist die Voraussetzung dafür, dass Kunst und Wissenschaft überhaupt zu Antworten auf die Entwicklungsbedürfnisse der heutigen Gesellschaft fähig bleiben. So liegt die Aufgabe der Alanus Hochschule
Für die Ausbildung in der freien Kunst bedeutet dies, von Anfang an auch die Zeit nach dem Kunststudium im Blick zu behalten und Studierende entsprechend zu professionalisieren; in der Pädagogik und Lehrerbildung heißt es, künftige Lehrer so auszubilden, dass sie in der Lage sind, den drastisch veränderten Lebens- und Entwicklungsbedingungen von Kindern und Jugendlichen gerecht zu werden und ihre fachliche Kompetenz unter diesen Rahmenbedingungen zur Entfaltung zu bringen. Für das Studium der Wirtschaft muss es darum gehen, einen schonungslosen analytischen Blick für ökologische Folgen und soziale Implikationen der Wirtschaft zu entwickeln, ebenso aber die ökonomische Effizienz, die auch für alternative Wirtschaftsformen unentbehrlich ist. Gefragt sind also die Selbstsicherheit und der Mut derer, die in der Wirtschaft vor allem ein zu gestal-
tendes Handlungsfeld sehen, statt bloß ein vermeintliches Systems von festgelegten, unveränderlichen Regeln, das für Initiative und Verantwortung keinen Raum mehr lässt. Künstlerische Therapien und Architektur leben von der Integration künstlerischer und wissenschaftlicher Kompetenzen. Gerade hier bieten sich der Alanus Hochschule also bahnbrechende Möglichkeiten: Mit ihrer Forschung zur therapeutischen Wirksamkeit der Kunst kann sie dieser eine zusätzliche Dimension von Sinnhaftigkeit öffentlich bescheinigen, und indem die Architektur das Bauen als künstlerischen Prozess begreift, der zwischen Mensch, Natur, Gesellschaft und Kultur jeweils neu und originell vermittelt, können Statik und Bauphysik in den Dienst eines menschen- und umweltgerechten Bauens gestellt werden. Die Zukunft der Alanus Hochschule liegt somit darin, die geistigen Impulse ihrer Herkunft mit den Herausforderungen der Gegenwart so zu konfrontieren, dass sie sich dabei immer wieder neu erfindet und sich selbst und ihr Umfeld mit den Ergebnissen überrascht.
Marcelo da Veiga, geb. 1960 in Blumenau/Brasilien, Professor für philosophische und ästhetische Bildung, ist Gründungsrektor der Alanus Hochschule.
Wir gratulieren zu 10 Jahren staatlicher Anerkennung
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„Mensch werden ist eine Kunst“ Novalis (Georg Philipp Friedrich Freiherr von Hardenberg) Deutscher Dichter 1772 - 1801
Zu 10 Jahren erfolgreicher Arbeit gratulieren wir sehr herzlich!
ZEITUNG FÜR KUNST & KULTUR www.haken-kulturzeitung.de
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Ein Interview mit Andreas Pinkwart Der ehemalige Wissenschafts- und Innovationsminister Andreas Pinkwart über die Entwicklung der Alanus Hochschule in den vergangenen zehn Jahren.
„SO GUT, SO SCHNELL,
Herr Professor Pinkwart, Sie waren in den vergangenen zehn Jahren, auch in denen als Innovationsminister, ein Wegbegleiter der Alanus Hochschule. Was fällt Ihnen als erstes ein, wenn Sie an die Alanus Hochschule denken? Wenn ich an die Alanus Hochschule denke, fallen mir die ganzheitliche Perspektive, der künstlerische Ansatz sowie die herausragende Entwicklung ein, die die Alanus Hochschule in den letzten Jahren genommen hat.
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Was waren aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen für die Alanus Hochschule in dieser Zeit? Sicherlich war es wichtig, nach der staatlichen Anerkennung die Alanus Hochschule zu einer vollwertigen akademischen Einrichtung zu entwickeln. Zu einer Hochschule, die den hohen akademischen Anforderungen des Wissenschaftsrates standhalten konnte. Und so kam es auch zu der hochwertigen und bestmöglichen Anerkennung im Rahmen der institutionellen Akkreditierung. Das war ein ganz wichtiger Erfolg, der damit erzielt wurde.
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An welche Highlights und an welche Schwierigkeiten erinnern Sie sich konkret? Schwierigkeiten gab es in dem Sinne nicht. Es waren positive Herausforderungen, die gelungen sind. Nämlich die Entwicklung einer freien Kunsteinrichtung zu einer profilierten akademischen Einrichtung. Ein Umbau, der in vielerlei Hinsicht so gut, so schnell und so nachhaltig
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erreicht wurde, wie es zu Beginn kaum jemand erwartet hätte. Dies ist ein besonderer Verdienst der Hochschulleitung. Als ein Highlight habe ich die schnelle Errichtung der neuen Gebäude auf dem Gelände um den Johannishof aus Mitteln des Bonn-BerlinAusgleichsfonds in Erinnerung. Schon dadurch ist die Hochschule sichtbarer geworden. Die „architektonische“ Sichtbarkeit wurde durch den Erweiterungsbau im Tal noch einmal besonders verstärkt. Die Hochschule wurde plötzlich ganz anders wahrgenommen. Von außen gesehen war es eine sehr harmonische Entwicklung, ein erfolgreicher und nachhaltiger Wandlungsprozess. Seitens des Ministeriums wurde der Prozess wohlwollend, aber mit dem entsprechenden qualitätssichernden Anspruch begleitet. Die Hochschule hat die Chance genutzt, ihr Profil weiterzuentwickeln und gleichzeitig ihren Charakter als eine sehr persönliche Hochschule bewahrt, die den einzelnen Studierenden in den Mittelpunkt stellt. Welche Rolle spielte an dieser Stelle, dass die Alanus Hochschule eine nichtstaatliche Bildungseinrichtung ist? Es ist der spezifische Charakter der Hochschule und ihre Innovationsbereitschaft – auch was die Studiengänge angeht. Vorbildlich ist die Förderung der Studierenden durch Partnerschaften mit Stiftungen und Unternehmen. Am Beispiel der Partnerunternehmen des Fachbereichs Wirtschaft wird deutlich, dass es von Beginn an das Ziel war, künftige Arbeitgeber mit einzubeziehen und ein Augenmerk auf nachhaltiges Wirtschaften zu legen.
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10 Jahre staatliche Anerkennung
SO NACHHALTIG“ Können Sie beschreiben, was die Besonderheit der Alanus Hochschule und ihres Selbstverständnisses ausmacht? Ein großer Unterschied zu anderen Hochschulen zeigt sich im Fächerspektrum mit dem erziehungswissenschaftlichen und künstlerischen Zweig bei gleichzeitiger Einbeziehung wirtschaftswissenschaftlicher Studiengänge. Damit erzielt die Alanus Hochschule ein besonderes Alleinstellungsmerkmal.
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Was unterscheidet sie von den sogenannten Business Schools, die in den letzten zehn Jahren vielfach gegründet wurden? Bei der Alanus Hochschule kommen Kunst und Kultur, Wirtschaft und Soziales zusammen. Das macht die Besonderheit aus und schärft zugleich das Profil der Hochschule. Dies unterstreicht den ganzheitlichen Bildungsansatz, den die Hochschule verfolgt. Synergieeffekte werden deutlich: Der künstlerisch-gestaltende Bereich eröffnet den Wirtschaftsstudenten eine neue Sichtweise – fördert ihre Kreativität, ihre Soft Skills. Im Gegenzug dazu können die Künstler und Pädagogen von dem Wissen der Wirtschaftswissenschaftler profitieren, die sie dabei unterstützen können, soziale und künstlerische Einrichtungen wirtschaftlich erfolgreich zu führen.
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wicklung der Hochschule daher von Beginn an mit viel Wohlwollen begleitet. Denn sie trägt zur Bildungsvielfalt in NRW bei, stellt Studienplätze zur Verfügung, bietet ein außergewöhnliches Angebot für Studierende, fördert die anwendungsbezogene Forschung in verschiedenen Disziplinen und strahlt in ihrem Feld über die Landesgrenze hinaus. Und nicht zuletzt ist sie eine kulturelle Bereicherung und ein Aushängeschild für Alfter und die Region Bonn/Rhein-Sieg geworden. Welche Gemeinde dieser Größenordnung kann für sich in Anspruch nehmen eigenständiger Hochschulstandort zu sein? Darauf können die Alfterer stolz sein. Gibt es von Ihrer Seite Ideen, wie eine Zusammenarbeit zwischen der Leipzig Graduate School of Management (HHL) und der Alanus Hochschule aussehen könnte? Aktuell gibt es noch keine Kooperation, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass sich in den Bereichen Entrepreneurship sowie Sustainability and Competitiveness Wege der Zusammenarbeit finden lassen.
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Was wünschen Sie der Alanus Hochschule für die Zukunft? Ich wünsche der Alanus Hochschule, dass sie sich in den kommenden zehn Jahren genauso erfolgreich weiterentwickelt wie bisher. Das wäre die sichere Garantie für eine nachhaltige und gleichermaßen erfolgreiche Zukunft der Hochschule.
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Das Interview führte Julia Wedel.
Andreas Pinkwart, geb. 1960 in Berg-Seelscheid, Professor für Betriebswirtschaftslehre, ist Rektor und Inhaber des Lehrstuhls für Innovationsmanagement und Entrepreneurship der
Würde etwas fehlen, wenn es die Alanus Hochschule nicht gäbe? Auf jeden Fall. Die Alanus Hochschule ist eine Bereicherung der nordrhein-westfälischen Hochschullandschaft. Das Land hat die Ent-
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HHL Leipzig Graduate School of Management. Von 2005 bis 2010 war der damalige Siegener Universitätsprofessor stellvertretender Ministerpräsident und Innovationsminister des Landes Nordrhein-Westfalen.
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MEILENSTEINE 2002
Die neuen Gebäude des staatlich anerkannten Bildungswerks Alanus Werkhaus und das Alanus Gästehaus, gefördert aus Mitteln des Bonn-Berlin-Ausgleichfonds, werden am Campus I (Johannishof) eingeweiht.
2003
Die Alanus Stiftung wird gegründet.
2004 Der Bildhauerhof mit den Bildhauerhallen, die Malerateliers und der Begegnungssaal (Glashaus), gefördert aus Mitteln des Bonn-Berlin-Ausgleichfonds, werden am Campus I (Johannishof) eingeweiht. // Gründung des Fachbereichs Wirtschaft in enger Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen.
2005
Neuer Studiengang: Betriebswirtschaftslehre (B.A.). Gründung des Fachbereichs Bildungswissenschaft. gründet.
2006 Die Alanus Hochschule erhält den Solarpreis von der Europäischen Vereinigung für Erneuerbare Energien (Eurosolar) für ihr Projekt „Architekturstudenten bauen Photovoltaikanlage“. // Die neue Bildhauerhalle mit Seminarraum und Medienraum wird am Campus I (Johannishof) eingeweiht. // Die Diplomstudiengänge Eurythmie sowie Architektur und Stadtraum werden auf Bachelor- und Masterstudiengänge umgestellt. Neue Studiengänge: Kunsttherapie (M.A.) //Pädagogik (M.A.) // Lehramt Kunst (Staatsexamen an erster und einziger nichtstaatlicher Hochschule in Deutschlands).
2007
Stand: Herbst 2012
Die Alanus Hochschule wird nach dem nordrhein-westfälischen Hochschulgesetz als Kunsthochschule staatlich anerkannt. Professor Marcelo da Veiga, der die staatliche Anerkennung initiiert hat, wird zum Gründungsrektor der Hochschule gewählt. Fortgeführte Studiengänge: Bildhauerei (Diplom) / Malerei (Diplom) / Eurythmie (Diplom) / Schauspiel / Sprechkunst (Diplom) / Architektur (Diplom)
52 VER 52 VE VVERWALTUNGS-MITARBEITER ER RW RWA WAALT WAL ALLTU LTTUN TU UNNGS UNG NGGSGSS-M -M MIITA MIT TAARB TAR AR RB RBE BEEIT BEI ITE TER TE ER R
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ALANUS HOCHSCHULE
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Die Diplomstudiengänge Bildhauerei und Malerei werden auf Bachelor- und Masterstudiengänge Bildende Kunst umgestellt. Neuer Studiengang: Leitung, Bildung und Forschung in heilpädagogischen und sozialtherapeutischen Arbeitsfeldern (M.A.)
2008
10 Jahre staatliche Anerkennung
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11000 100 10 000 00 0000 STUDIERENDE STU ST STU UDIE UD DIE IER ERE REEN NDE ND DE Stand: Herbstsemester 2012
2011
Die Alanus Hochschule erhält als erste nichtstaatliche Kunsthochschule Deutschlands die institutionelle Akkreditierung und das Promotionsrecht für den Fachbereich Bildungswissenschaft. Neue Studiengänge: Kindheitspädagogik (B.A.) / Prozessarchitektur (M.A.) / Betriebswirtschaftslehre (M.A.) / Pädagogische Praxisforschung (M. Ed.)
2010
Der neu gebaute Campus II an der Villestraße in Alfter wird feierlich eröffnet. // Ein neues Ateliergebäude für das Fachgebiet Malerei und der Erweiterungsbau des Gästehauses werden am Campus I (Johannishof) eingeweiht. // Der Diplom-Studiengang Schauspiel wird von der ZAV-Künstlervermittlung anerkannt.
2009
An der Alanus Hochschule startet das Forschungs- und Entwicklungsprojekt „Trialer Berufspädagoge“. Das Projekt zur Kompetenzerweiterung von Führungskräften in der betrieblichen Bildung wird vom BMBF gefördert. Die Alanus Hochschule feiert das Jubiläum der staatlichen Anerkennung.
2012
1140 14 400 AKADEMISCHE AK AKA AKAD KAADE AD DEEMI DEM EM MIS ISC SC CHHEE MITARBEITER MITA MI MIT TAARB TAR AR RB RBE BE BEI EIT ITE TE TER ER R Stand: Herbst 2012
An der Alanus Hochschule startet das Forschungsprojekt „Studica – Studieren à la Carte“. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie vom Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union (ESF) gefördert. // Der Rat für Nachhaltige Entwicklung zeichnet das BWLStudium der Alanus Hochschule mit dem Qualitätssigel „Werkstatt-N-Impuls-2011“ aus. Neue Studiengänge: Kunst-Pädagogik-Therapie (B.A.) / Kunsttherapie/Sozialkunst (B.A.)
FACHBEREICHE Standorte Fachbereich 01 // Bildende Kunst ¢ Bildende Kunst – Malerei (B.A.) ¢ Bildende Kunst – Bildhauerei (B.A.) ¢ Bildende Kunst (M.A.)
Campus I, Johannishof, Alfter Campus II, Villestraße 3, Alfter
Fachbereich 02 // Darstellende Kunst ¢ Schauspiel (Diplom) ¢ Eurythmie (B.A. und M.A.) Fachbereich 03 // Künstlerische Therapien ¢ Kunsttherapie (B.A. und M.A.) ¢ Eurythmietherapie (M.A.) Fachbereich 04 // Architektur ¢ Architektur und Stadtraum (B.A.) ¢ Prozessarchitektur (M.A.) Fachbereich 05 // Bildungswissenschaft ¢ Kunst-Pädagogik-Therapie (B.A.) ¢ Kindheitspädagogik (B.A.) ¢ Pädagogik (M.A.) ¢ Pädagogische Praxisforschung (M. Ed.) ¢ Leitung, Bildung und Forschung in heilpädagogischen und sozialtherapeutischen Arbeitsfeldern (M.A.) ¢ Lehramt Kunst (M. Ed.) ¢ Promotion (Dr. phil., Dr. päd.) Fachbereich 06 // Wirtschaft ¢ Betriebswirtschaftslehre (B.A. und M.A.) BESONDERHEITEN DES STUDIUMS Fach- und jahrgangsübergreifendes Studium Generale als Bestandteil aller Studiengänge
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BEGEGNUNG MIT KLISCHEES Namen tanzen, Waldorfuni, typisch BWL, typisch Eurythmie Die BWL-Studentin Sarah Deutschmann und der Eurythmieprofessor Stefan Hasler im Gespräch über Klischees.
Herr Hasler, muss man seinen Namen denn tanzen können, um Eurythmie zu studieren? HASLER: Nein, muss man überhaupt nicht.
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Was muss man denn können? HASLER: Was wir bei der Aufnahmeprüfung sehen wollen, ist die Liebe zur Sprache, zur Bewegung und zur Musik.
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Können Sie Ihren Namen tanzen, Frau Deutschmann? DEUTSCHMANN: Ich weiß nicht, ob ich das hinkriegen würde. Wir haben im BWL-Studium zwar auch Eurythmie gemacht. Hier ging es aber eher um Körperbewusstsein und eine andere Sicht auf die Dinge.
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Was bringt einem BWLer denn die Eurythmie? DEUTSCHMANN: In der Wirtschaftswissenschaft geht es ja vereinfacht um zwei Produkte a und b, die sich auf einem Gütermarkt begegnen. Das ist das typische Marktdiagramm, das man im ersten Semester lernt. Es gibt ja aber noch viel mehr hinter den Produkten: Es gibt zum Beispiel Menschen, die diese herstellen und diese Menschen stehen in Beziehung zueinander. In der Eurythmie wird ein Fokus darauf gesetzt, dass es um den Menschen und das Zwischen den Menschen geht. Das ist etwas, was man in der klassischen Wirtschaftswissenschaft überhaupt nicht sieht. Da geht es um das Berechenbare: Produkte, versehen mit einem Preis. Die Eurythmie kann diesbezüglich Denkanstöße geben und kann die Beziehungen hinter den Produkten sichtbar machen.
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Wenn wir den Blick jetzt einmal komplett umdrehen, wie viel BWL braucht denn ein Eurythmist? HASLER: Naja, er muss seine Steuererklärung ausfüllen können und mit solchen Dingen umgehen. Aber vielleicht gucken wir lieber auf die Wissenschaften überhaupt, die ja im Studium Generale für die Eurythmiestudenten auch ein wichtiger Bestandteil sind. Da geht es um das Denken in Zusammenhängen. Ohne das können unsere Studenten hier nicht studieren.
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Das, was man so klischeemäßig der BWL zuordnen würde – Strukturen, Diagramme – braucht ein Eurythmist so etwas? HASLER: Ja gerade! Bei uns geht es ja viel um Bewegung, ums Fühlen und Erleben. Da haben wir ein großes Bedürfnis, klare Struktur hineinzubringen. Ich freue mich aber auch umgekehrt, dass eine BWL-Studentin sagt, ich will an die Dinge ganzheitlich herangehen, sie fühlen und erleben. Diese Gegenbewegungen können wir eben hier erlebbar machen.
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Das heißt, BWL-Studenten und Eurythmiestudenten unterscheiden sich gar nicht? HASLER: Doch das tun sie. Die Blickrichtung unterscheidet sich fundamental. Bei jedem neuen Stück, das wir in der Eurythmie erarbeiten, geht es um die Frage: Was erlebe ich, was fühle ich, was ist drin im Stück? Das ist der Hauptjob. Und dann ist der zweite Schritt, das zu strukturieren, zu verstehen, methodisch zu verarbeiten.
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Von außen wird die Alanus Hochschule ja nicht selten als Waldorfuni wahrgenommen. Wie viele Studenten kommen denn von der Waldorfschule? HASLER: Bei uns sind es, das bedingt das Fach natürlich, relativ viele, so rund 70 bis 80 Prozent.
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10 Jahre staatliche Anerkennung
Und wie sieht es in der BWL aus? DEUTSCHMANN: Ich glaube ein Drittel zu zwei Drittel; also zwei Drittel, die nicht von einer Waldorfschule kommen.
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Waren Sie auf einer Waldorfschule? DEUTSCHMANN: Nein, ich musste sogar Anthroposophie erst mal googeln, bevor ich hierhingekommen bin.
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Aber Anthroposophie spielt schon eine Rolle? HASLER: Eurythmie ohne Anthroposophie geht nicht. Aber eben natürlich so, wie wir das an der Alanus Hochschule umsetzen. Anthroposophie wird in Bezug gesetzt zu anderen philosophischen Ansätzen. Und das ist das, was die Studenten und wir Kollegen hier schätzen. DEUTSCHMANN: In der BWL kommt man zum Beispiel über Götz Werner in Kontakt mit der Anthroposophie, der dm-Gründer hält ja bei uns Vorlesungen. Und ansonsten über das Studium Generale, aber da kann man dann wählen, ob man was zu Rudolf Steiner macht, oder Adorno oder lieber Theater- oder Kunstgeschichte.
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wichtig. Auch die Möglichkeit, auf die Nase zu fallen und wieder aufzustehen. HASLER: Ich will da gerne noch mal anknüpfen. Forschungsprojekte zum Beispiel, mache ich nur interdisziplinär mit anderen zusammen. Denn nur, wenn ich mich erklären muss vor anderen, die nicht in meinem Fach drin sind, dann wird es spannend. Wissenschaftler, die keine Ahnung haben, was Eurythmie ist, die stellen dann die richtigen Fragen. Umgekehrt kann ich gut nachbohren bei den Wissenschaftskollegen. Und die Begegnungen hier vor Ort, die machen das möglich. Das heißt die Alanus Hochschule als Ort der Begegnung? HASLER: Ja genau. Auseinandersetzung und Begegnung und dadurch Neues und Unerwartetes. Oder: Raus aus dem Klischee! Raus aus der engen Sicht des eigenen Fachs! Das geht an der Alanus Hochschule. DEUTSCHMANN: Wenn man hier eins lernt, dann ist es, hinter festgfahrene Begrifflichkeiten und Klischees zu gucken.
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Das Gespräch führte Claudia Zanker. Wie muss denn ein Studium sein, ganz unabhängig vom Fach, damit jemand nachher sagt, die Zeit hat sich für mich gelohnt? HASLER: Neben den ganzen fachlichen Dingen ist ein wesentlicher Faktor: Wen trifft man? Die Begegnungen und Auseinandersetzungen, die man im Studium hat. Dass ein Eurythmist neben einem BWLer im Seminar sitzt, ins Gespräch kommt, über die Fachgrenze hinaus. DEUTSCHMANN: Ich finde die interdisziplinären Gestaltungsmöglichkeiten wichtig. Wenn ich mich engagieren will, dann habe ich hier die Möglichkeiten dazu. Dafür den Raum zu haben, finde ich
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Sarah Deutschmann, geb. 1988 in Hamburg, BWL-Studentin an der Alanus Hochschule, schreibt derzeit ihre Bachelor-Arbeit zum Thema „Geld und Commons“. // Stefan Hasler, geb. 1965 in Zürich, ist seit 2003 Professor für Eurythmie an der Alanus Hochschule. Hasler hatte die erste Professur für Eurythmie in Deutschland inne.
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WO SICH KUNST UND WISSENSCHAFT GUTEN MORGEN SAGEN Wenn Wirtschaftswissenschaftler Theater spielen und K체nstler mit P채dagogen 체ber Philosophie und gesellschaftliche Fragen diskutieren, dann kann Neues entstehen.
Inside-Outside, interdisziplin채res Kunstprojekt BWL und Darstellende Kunst, 2012
Campus
Die Zeiten, in denen es im wahren Sinn des Wortes eine artistische Meisterleistung war, einen wissenschaftlichen Abschluss zu erlangen, liegen lange zurück. Immerhin, dem Namen nach ist es auch heute noch so: Wer seinen „Master of Arts“ macht, darf sich Meister der Künste nennen, und der „Bachelor of Arts“ bekommt mit seinem Zeugnis einen künstlerischen Gesellenbrief ausgestellt. Weil diese Titel in der Regel unübersetzt und abgekürzt zugleich bleiben, fällt kaum auf, dass sie wenig darüber aussagen, was sich ihre Träger eigentlich an Fähigkeiten erworben haben. Mit Kunst muss ein solcher Absolvent nämlich nicht ein einziges Mal in seinem Studienleben in Berührung gekommen sein. Es sei denn, er hatte das Glück, an der Alanus Hochschule zu studieren. Denn dort kann man auch als Student der Betriebswirtschaftslehre schöpferisch tätig werden.
STUDIUM GENERALE Die Begegnung von Kunst und Wissenschaft ist ein Herzensanliegen dieser Hochschule, und es gibt viele Gelegenheiten, an denen sie zustande kommen kann. Das Studium Generale, das alle Studenten gemeinsam besuchen, eröffnet in philosophischen, kunst- und kulturwissenschaftlichen Veranstaltungen bewusst einen Raum dafür. Es erneuert damit die Tradition einer ganzheitlichen Bildung, die das Fachstudium sowohl fundiert als auch überschreitet. Diese Tradition inspirierte nicht nur den Titelgeber unserer Hochschule, Alanus ab Insulis (ca. 1120-1202). Sie ist es auch, aus der unsere akademischen Titel stammen, hat doch im Mittelalter jeder Student die „artes liberales“, die freien Künste studiert, um die Bildung zu erhalten, die einem freien Menschen zusteht. Dass zu diesen Künsten neben Musik und Rhetorik auch Dis-
ziplinen wie Grammatik und Arithmetik gehörten, macht deutlich, dass die Verbindung von Kunst und Wissenschaft selbstverständlicher und gelassener sein kann, als sie das heute vielfach ist. Freilich wird diese Beziehung in Zukunft anders aussehen als damals. Wenn wir an der Alanus Hochschule in Lehre und Forschung diese Tradition wiederbeleben und pflegen, dann tun wir das nicht, um die Asche
In der dynamischen, krisenhaften und chancenreichen gesellschaftlichen Situation, in der wir uns gegenwärtig befinden, ist die erfrischende Begegnung von Kunst und Wissenschaft ein zukunftsträchtiges Geschehen. Davon bekommen nicht nur die Studierenden und Gäste der Alanus Hochschule Wind. Auch die Arbeits- und Forschungsgemeinschaft der Lehrenden belebt sich durch den frucht-
vergangener Tage zu bewachen, sondern um eine Glut anzufachen, deren schöpferische Kraft dazu beitragen kann, Feuer und Flamme dafür zu sein, unsere Gesellschaft mitzugestalten.
baren Austausch zwischen den Disziplinen und die Arbeit an gemeinsamen Projekten. Was dabei entsteht, fließt wiederum in die Lehre ein, während umgekehrt aus interdisziplinärer Lehre auch neue Forschungsfragen entstehen.
KUNST IM DIALOG Frischer Wind in diese Glut, in die spannende Begegnung von Kunst und Wissenschaft, kommt auch durch die Tandem-Projekte, um ein weiteres Beispiel aus der Landschaft unserer Hochschule aufzugreifen. Studenten der Betriebswirtschaftslehre und der Bildenden wie Darstellenden Künste arbeiten miteinander an künstlerischen Aktionen und kommen dabei in Fahrt. Sie berichten davon, wie sie im gemeinsamen Handeln und gegenseitigen Austausch voneinander lernen, Verständnis für die Denk- und Lebenswelt des Anderen entwickeln und neue Impulse für das eigene Tun und Schaffen erhalten. Was dabei geschieht und entsteht, kann sich sehen lassen. Um dies auch angemessen zu würdigen, verleiht darum der Förderverein der Alanus Hochschule in diesem Jahr erstmals den Preis „paarweise“. Begleitet werden die Tandem-Projekte vom Institut für Kunst im Dialog, dessen vielfältige Angebote auf eine Kultur im Wandel eingehen, die in immer mehr Bereichen einen Lebensstil erfordert, den man als künstlerischen Prozess begreifen kann.
Natürlich stellt es für die Beziehung zwischen Kunst und Wissenschaft eine ständige Herausforderung dar, Reflexionsfähigkeit und schöpferisches Potential so miteinander ins Spiel zu bringen, dass es zu einer wechselseitigen Bereicherung kommt. Beide können auch gegeneinander ausgespielt werden und sich gegenseitig hemmen. Wer darum weiß, daran wächst und reift und sich so immer besser darauf versteht, wie das Spiel gelingt, nimmt diese Herausforderung gerne an. Die Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft ist ein Ort, an dem dies geschieht, immer wieder neu, in vielschichtiger Weise und im besten Fall ebenso leidenschaftlich wie gelassen. Alfter, das ist dort, wo sich Kunst und Wissenschaft guten Morgen sagen.
Thomas Schmaus, geb. 1978 in Augsburg, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für philosophische und ästhetische Bildung an der Alanus Hochschule.
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Die Studierendenzahl hat sich seit der staatlichen Anerkennung vor 10 Jahren verfünffacht. Um der wachsenden Hochschulgemeinschaft ausreichend Raum zu bieten, startete 2008 der Bau eines zweiten Standortes. Benedikt Stahl, Professor im Fachbereich Architektur, war unter den Ersten, die 2008 die neuen Räume bezogen. Er blickt auf die Entstehung des Campus II zurück und erklärt das architektonische Konzept.
DAS HOCHSCHULDORF WÄCHST
Ein neuer Campus als zweiter Standort
Mit dem Wachsen der Hochschule stieg auch der Bedarf an geeigneten Räumen, passender Infrastruktur und Erweiterungsmöglichkeiten. Da am Johannishof die Kapazitäten erschöpft waren, stellte sich mit den Plänen der Einrichtung neuer und dem Ausbau vorhandener Fachbereiche die Aufgabe, an anderer Stelle einen neuen Standort zu errichten. Nach mehreren Vorstudien, die auch vom Fachbereich Architektur unterstützt wurden, entschied man sich für ein Grundstück an der Bonn-Brühler-Straße. Die Stuttgarter Architekten FP 7 wurden von der Software AG – Stiftung damit beauftragt, die Pläne zu erarbeiten.
EINE ARCHITEKTUR, DIE KONTRASTE SCHAFFT Gemeinsam mit einem von der Hochschule zu diesem Zweck eingerichteten Baukreis entschied man sich für ein ausbaufähiges städtebauliches Konzept mit dem Leitbild eines „Hochschuldorfes“. Neben drei Atelierhäusern für die Fachbereiche Architektur, Kunsttherapie und Bildungswissenschaften entstanden im ersten Bauabschnitt ein großes Verwaltungsgebäude mit Seminarräumen sowie die Cafeteria mit Bibliothek. Zum Schutz vor der stark befahrenen Straße schottet sich das Ensemble zu dieser Seite ab und ermöglicht im dahinterliegenden Teil aufgelöstere Bauformen mit freistehenden Häusern und dazwischen angeordneten nutzbaren Höfen und Freiräumen. Im Alanus-Baukreis einigte man sich schnell darauf, im Kontrast zu der gewachsenen Struktur am Johannishof eine andere Architektursprache zu sprechen und klare, helle und gut nutzbare Räume und Häuser
zu bauen, deren Formen sich eher unterordnen, die sich als Lernwerkstätten anbieten, die es den Nutzern überlassen, ihre Kreativität frei zu entfalten und die Atmosphäre durch lebendige Arbeiten und Projekte zu gestalten.
LEBEN AUF DER BAUSTELLE Die drei Atelierhäuser aus Massivholzwänden konnten zum größten Teil vorgefertigt und damit als erste bezogen werden. Den Anfang machte der Fachbereich Architektur, deren Mitglieder in einer kleinen Prozession im Winter 2008 aus dem Alfterer Schloss in das erste neue Haus zogen. Vor allem für die angehenden Architekten war das „Leben auf der Baustelle“ ein lehrreicher Abschnitt ihrer Ausbildung und noch heute schwärmen die Erstbewohner davon, wie gerne sie in dieses neue, helle und freundlich wirkende Gebäude eingezogen sind und das stete Wachsen der Nachbarhäuser aufmerksam beobachten konnten. Neben der Besonderheit eines für
Campus
DER NEUE CAMPUS IN ZAHLEN 1:1-Studien extra eingerichteten Raumlabors konnte mit einem Beachvolleyballplatz im Hof des Fachbereichs ein von den Studenten eingebrachter Wunsch erfüllt werden. Dieser sorgt durch gelegentlich stattfindende Freundschaftsturniere für regen Austausch unter den Campus-Mitbewohnern.
NEUE RÄUME – NEUE MÖGLICHKEITEN Nach Fertigstellung der beiden weiteren Atelierhäuser wurden dann im Herbst 2009 auch die großen Gebäude bezogen. Verwaltung und Seminarräume sind durch das einladende und vielfach einsetzbare Foyer miteinander verbunden und die Bibliothek fand ganz nach „Wiener Art“ über der Cafeteria ihren Platz. Bei der Gestaltung der Außenräume lassen sich die Möglichkeiten erahnen, die der neue Campus noch in sich birgt und die in den nächsten Jahren weiter vorangetrieben werden sollen. Dabei soll nicht verschwiegen werden, dass vor allem die Trennung der beiden Campusstandorte - insbesondere in der Anfangszeit für Kritik und neue Herausforderungen gesorgt hat, die es zu überwinden galt. Die Tatsache, dass der sogenannte Campus II mehr
Baubeginn:
März 2008
Erstbezug:
Oktober 2008 (Atelierhaus des Fachbereichs Architektur)
Einweihung:
14. September 2009
Bauherr und Finanzierung: Software AG – Stiftung, Gesamtinvestition ca. 14 Mio. Euro Planung:
Freie Planungsgruppe 7, Stuttgart
Fläche des Grundstücks:
25.000 m²
Nachhaltige Bauweise:
Holzbauweise, Pellets- und Hackschnitzelheizung, begrünte Dachflächen und Brunnenkühlung
Gebäude:
e Drei Atelierhäuser für die Fachbereiche Architektur, Kunsttherapie,
Bildungswissenschaft e Seminar- und Verwaltungsgebäude mit 14 Seminarräumen und Büros der
Verwaltung, der Fachbereiche Bildungswissenschaft, Künstlerische Therapien, Architektur und Wirtschaft e Bibliothek und Cafeteria
in der Öffentlichkeit steht als der etwas versteckte Johannishof und sich die Räume und Nutzung der beiden Geschwister sehr voneinander unterscheiden, bietet jedoch viele Chancen, die sehr lebendige Hochschularbeit mit den ihr eigenen verschiedenen Akzenten zu gestalten und zu präsentieren. Besonders auffällig war das in dem Moment, als die Künstlergruppe beispielhaft.com unter Beteiligung engagierter Studenten aus verschiedenen Fachbereichen im Winter 2010 mit dem Projekt „Lattenwald“ eine beeindruckende Holzskulptur errichtete, die kräftig genug war, den etwas strengen Freiräumen
Leben einzuhauchen und bei den „Alanern“ ein Gefühl von Zuhause erzeugen konnte. Die gemeinschaftliche Arbeit an der Weiterentwicklung des neuen Campus zu einem Hochschuldorf mit vielfältigen Qualitäten wird ein ehrgeiziges aber notwendiges Ziel für die kommenden zehn Jahre.
Benedikt Stahl, geb. 1960 in Olpe, Professor für Architektur und Stadtraum, leitet den Fachbereich Architektur an der Alanus Hochschule.
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FORSCHUNG FÜR UND MIT GESELLSCHAFT Künstler, Pädagogen, Wirtschaftswissenschaftler und Architekten treffen an der Alanus Hochschule zusammen. Sie gestalten die Lehre und forschen – oft in fachübergreifenden Projekten. Prorektor Steffen Koolmann beschreibt Ziele, Charakteristika und Perspektiven der Forschung an der Alanus Hochschule.
Forschung
DIALOG ALS PRINZIP Der Dialog mit der Gesellschaft ist der Grundgedanke in Forschung und Lehre der Alanus Hochschule. In Forschungsprojekten und künstlerischen Entwicklungsvorhaben zeigt sich der Anspruch gesellschaftsrelevanter Forschung in Zielen, Methoden sowie nicht zuletzt durch eine starke Praxisorientierung und die Reflexion gesellschaftlich-politischen Handelns unterschiedlicher Akteure.
KÜNSTLERISCHE ENTWICKLUNGSVORHABEN Forschung ist die systematische Suche nach neuen Erkenntnissen. An der Alanus Hochschule findet diese Suche nicht nur in den wissenschaftlichen Fachbereichen statt – auch die Dozenten der Bildenden und Darstellenden Kunst gehen in Projekten aktuellen Fragen nach, evaluieren Zusammenhänge und entwickeln neue Konzepte. Diese „künstlerischen Entwicklungsvorhaben“ sind das Äquivalent zur wissenschaftlichen Forschung. Ebenso wie bei wissenschaftlichen Forschungsprojekten werden die Ergebnisse dokumentiert und veröffentlicht.
GESELLSCHAFT GESTALTEN Damit einher geht ein Verständnis von Forschung als kulturellem Akt, der auf der einen Seite in Kultur und Gesellschaft verankert ist und durch diese beeinflusst wird, und auf der anderen Seite Kultur und Gesellschaft gestaltet. Mit ihren Forschungsaktivitäten zielt die Hochschule darauf ab, sowohl Grundlagenwissen weiterzuentwickeln als auch dieses Wissen bei der Gestaltung von Gesellschaftsprozessen und -systemen zur Anwendung zu bringen.
INTER- UND TRANSDISZIPLINARITÄT – BEGEGNUNG VON GEGENSÄTZEN Als Dialogpartner einer offenen Gesellschaft versteht sich die Alanus Hochschule als lernende Organisation. Sie nimmt die Herausforderungen an, die mit einem pluralen Wissenschaftsverständnis verbunden sind: Geltende Annahmen zu hinterfragen und Widersprüche anzunehmen, ist für die Erforschung gesellschaftlicher Sachverhalte unabdingbar. Daher wird der konstruktiv-kritische wissenschaftliche Diskurs gefördert – sowohl innerhalb der Fächer als auch fach- und hochschulübergreifend. Der Austausch geschieht insbesondere über die Grenzen unterschiedlicher Wissenschaftsverständnisse hinweg.
Bewusst wird die Spannung genutzt, die durch die Begegnung von Polaritäten entsteht, wie etwa der zwischen Theorie und Empirie, qualitativer und quantitativer Modellbildung, Mainstream und heterodoxen Ansätzen, kritisch-rationaler Erfahrungswissenschaft und der Geisteswissenschaft Rudolf Steiners. Die überschaubare Größe, die Vielfalt der Disziplinen, die klare Leitbildausrichtung sowie die gegenseitige Wertschätzung zwischen den Hochschullehrern unterstützen die gesellschaftsrelevante Forschung an der Alanus Hochschule. Vor diesem Hintergrund geht es – neben der Entwicklung der einzelnen Fachdisziplinen – um das systematische Herausarbeiten interdisziplinärer Qualitäten sowie um das Zusammenführen vielfältiger Kompetenzen im Rahmen eines wissenschaftlichen und künstlerischen Diskurses. Inter- und Transdisziplinarität sind damit wichtige Charakteristika des Forschungsprofils der Hochschule.
WERTORIENTIERTE FORSCHUNG FÜR EINE ZUKUNFTSFÄHIGE GESELLSCHAFT Nicht zuletzt prägt Wertorientierung das forschende Handeln an der Alanus Hochschule. Forschungsfragen ergeben sich nicht allein aus unmittelbaren fachbezogenen Zielen, sondern richten sich darüber hinaus an den Belangen einer zukunftsfähigen Gesellschaft aus – sowohl im ökonomischen, ökologischen und sozialen Sinne als auch in Bezug auf Bildungsansätze und Kultur. Mit Blick auf die Forschung an der Alanus Hochschule seit ihrer staatlichen Anerkennung 2002 ist zu konstatieren: Bisher galt die Konzentration der inneren Entwicklung und Stabilisierung, jetzt geht es um den verstärkten Schritt nach außen – in die Gesellschaft, in das Wissenschaftssystem und die Welt der Kunst durch das Aufzeigen von Forschungsleistungen und künstlerischen Entwicklungsvorhaben.
Steffen Koolmann, Professor für Ökonomie und Gesellschaft im Fachbereich Wirtschaft, ist Prorektor der Alanus Hochschule und für Forschung und Qualitätssicherung zuständig.
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DER KREATIVITÄT AUF DER SPUR Das Projekt senseLAB versteht sich als transdisziplinäre Wahrnehmungsschulung für Kunst- und Kunsttherapiestudenten aus Deutschland und Kuba. Als experimentelle Plattform wurde es von zwei Alanus-Dozentinnen initiiert und aufgebaut.
Wie kann ein Künstler aus sich selbst heraus ein künstlerisch eigenständiges Werk schaffen? Welchen Stellenwert haben dabei jeweils Intuition, bewusste Sinneswahrnehmung und Intellekt? Wo und wie lassen sich Impulse für kreatives Arbeiten finden? Was bedeutet Sinnlichkeitsschulung in einer von visuellen Ereignissen dominierten Welt? Das transdisziplinäre Projekt „senseLAB“ beschäftigt sich seit 2008 mit diesen Fragen. Als experimentelle Plattform verstanden, können hier Studenten der Bildenden Kunst und Kunsttherapie praktisch und theoretisch den Einfluss der sinnlichen Wahrnehmung auf kreative und künstlerische Prozesse erkunden. Vom Deutschen Akademischen Austauschdienst und der Peter und Irene Ludwig Stiftung unterstützt, wurde das Projekt von der Kunstprofessorin Andrea Sunder-Plassmann und der Kunsttherapie-Dozentin Dagmar Wohler initiiert. Sie lehren an der Alanus Hochschule.
Forschung
Transdisziplinär bedeutet bei senseLAB ein über verschiedene Arbeitsbereiche, künstlerische Medien und Disziplinen hinweg reichender Zugang, um den Prozess des „Erschaffens“ so weitreichend wie möglich zu erfahren und zu erforschen: In den Seminaren lassen die Dozenten deshalb künstlerische Praxis auf kunsttherapeutische Ansätze sowie philosophische und kunsttheoretische Impulse treffen. Diese auf den Prozess fokussierten Kurse zielen dabei nicht auf Ergebnisse mit hohem künstlerischem Anspruch ab. „Mit den kunstpraktischen und kunsttherapeutischen Übungen wollen wir den Studenten ein Werkzeug an die Hand geben, mit dem sie ihren Wahrnehmungshorizont erweitern können“, betont Andrea Sunder-Plassmann. Wichtig ist den Dozenten, dass die Studenten ihre Sinne und Intuition bewusst erfahren, diese reflektieren und so langfristig einen Zugang zu ihnen schaffen.
Das Projekt belebt von Beginn an den akademischen Austausch und künstlerischen Diskurs mit Kuba: Zum Dozenten-Team gehört etwa auch Frency Fernández, der in Havanna als Kurator, Kunstprofessor und -historiker sowie Künstler erfolgreich tätig ist. Die enge Zusammenarbeit mit dem Instituto Superior de Arte, Kubas angesehenster Ausbildungsstätte in der Bildenden Kunst, zeigt sich in den kontinuierlich stattfindenden Studienreisen und Gastaufenthalten von Studenten und Dozenten beider Institutionen. Auch das in Havanna ansässige Instituto Nacional de Oncología y Radiología (INOR) hat das kunsttherapeutische Modul in der Klinik vor Ort implementiert. „Es ist bislang einzigartig auf Kuba, eine akademische Kooperation über Jahre hinweg aufrechtzuerhalten und das Netzwerk beständig zu erweitern“, unterstreicht die Kunttherapeutin Dagmar Wohler.
Frency Fernández, der als Kunst- und Kulturschaffender die kubanische Kunstszene gut kennt, beobachtet zudem, dass seit senseLAB die sinnliche Wahrnehmung mehr und mehr in die künstlerischen Arbeiten einfließt. Wie Sunder-Plassmann und Wohler ist auch er der Ansicht, dass diese mindestens eine ebenso große Bedeutung hat wie ein schlüssiges künstlerisches Konzept: „Ich denke, dass eine mit Bewusstsein erfüllte Sinneswahrnehmung erst künstlerisches Schaffen mit Relevanz ermöglicht.“
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WALDORFPÄDAGOGIK
IM DIALOG Das Interesse an Waldorfpädagogik wächst – nicht erst seit dem Interesse an alternativen Bildungsansätzen nach dem „PISA-Schock“. In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Erziehung und Bildung spielt die auf Rudolf Steiner zurückgehende Pädagogik allerdings eine marginale Rolle. Welche Wege geht die Alanus Hochschule, um die Waldorfpädagogik im akademischen Diskurs zu etablieren?
Die mit der ersten Waldorfschule in Stuttgart von Rudolf Steiner begründete Waldorfpädagogik hat sich mit 220 Waldorfschulen in Deutschland und knapp 1.000 Schulen weltweit – hinzu kommen Kindergärten und heilpädagogische Einrichtungen – zu einem der meist verbreiteten Reformschulmodelle entwickelt. Trotz dieses Erfolges ist die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Waldorfpädagogik bisher nur rudimentär und zum Teil unter ideologischen Vorbehalten erfolgt.
Aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive war und ist die Waldorfpädagogik mit dem Ruf der Vor- bzw. Unwissenschaftlichkeit behaftet. Ihre anthroposophischen Grundlagen erscheinen weltanschauungsbelastet und mit einem modernen Wissenschaftsverständnis unvereinbar. Auf der anderen Seite muss festgestellt werden, dass sich die Waldorfpädagogik in ihrem Selbstverständnis über Jahrzehnte in einem Binnendiskurs bewegt hat. Die verwendeten Sprachformen und Termini verließen selten die Hermetik waldorfpädago-
gischer Selbstvergewisserung. Damit befindet sie sich innerhalb der Erziehungswissenschaft in einem Zustand relativer Isolation.
DAS POTENZIAL LIEGT IM DIALOG Der Fachbereich Bildungswissenschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Waldorfpädagogik aus ihrem wissenschaftlichen „Dornröschenschlaf“ herauszuführen. In Forschung und Lehre soll zwischen Erziehungswissenschaft und Waldorfpädagogik ein Dialog auf Augenhöhe etabliert werden. Hierin liegt für beide Seiten ein großes Entwicklungspotenzial: Die Erziehungswissenschaft wird um das Konzept einer am Menschen ausgerichteten, anthropologisch fundierten Pädagogik bereichert, in deren Zentrum die Freiheitsentwicklung als zentrales Bildungsgut steht. Die Waldorfpädagogik kann sich mit den Erkenntnissen und Befunden der allgemeinen Erziehungswissenschaft produktiv auseinandersetzen und deren Forschungs- und Reflexionsniveau in ihre Entwicklung integrieren.
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Forschung
Warum ist die Akademisierung von Waldorfpädagogik wichtig? Ein akademisches Studium der Erziehungswissenschaften mit waldorfpädagogischem Schwerpunkt ist ein Befreiungsschlag. Studenten müssen nicht mehr vor dem Studium entscheiden, ob sie ihren Beruf z.B. an einer Waldorfschule in freier Trägerschaft oder an einer staatlichen Schule ausüben. Zudem eröffnet die akademische Ausbildung neue Lern- und Forschungsfelder. Das lebendige, dialogische Klima einer wissenschaftlichen Hochschule entwickelt Waldorfpädagogik und ihre Didaktik qualitativ weiter. Die Schwelle ihrer Wahrnehmung in Fachkreisen wird sinken. Für Kollegien in staatlichen Schulen wird es leichter, sich für Erfahrungen aus der Waldorfpädagogik zu öffnen. Deshalb ist die Akademisierung von Waldorfpädagogik ein sehr wichtiger, zeitgemäßer Schritt in die Zukunft. Lukas Beckmann, Zukunftsstiftung Bildung in der GLS Treuhand e.V.
der pädagogischen Praxis an Waldorfschulen empirisch untersucht. Kaum eine andere Schule aus der klassischen Reformpädagogik hat sich für die Forschung so weit geöffnet.
ANTHROPOSOPHIE ALS GRUNDLAGE DER BLICK IN WEITGEHEND UNERSCHLOSSENE GEBIETE ERÖFFNET VIELE MÖGLICHKEITEN Dieser Dialog steht im Zentrum der pädagogischen Studiengänge an der Alanus Hochschule. Die Studierenden blicken über den Tellerrand der üblichen erziehungswissenschaftlichen Diskussion in die bisher wenig erschlossenen Gebiete der Waldorf- und Reformpädagogik und sind so in ihrer pädagogischen Reflexions- und Handlungskompetenz breiter aufgestellt.
SCHWERPUNKT SCHULFORSCHUNG Neben den Studiengängen bildet die Forschung im Bereich der Waldorfpädagogik einen wichtigen Bestandteil der Arbeit im Fachbereich Bildungswissenschaft. Insbesondere die empirische Forschung hat dazu geführt, dass die Waldorfpädagogik über den engen Kreis ihrer Sympathisanten hinaus positiv wahrgenommen und diskutiert wird. Im vergangenen Jahrzehnt wurden zahlreiche Felder
Dennoch stellen die theoretischen Grundlagen der Waldorfpädagogik und ihr Geltungsanspruch für die Erziehungswissenschaft weiterhin eine Herausforderung dar. Über den Wissenschaftscharakter der Waldorfpädagogik und über die Anschlussfähigkeit ihrer Konzepte und Praxen herrscht in weiten Bereichen des Faches Dissens und Unklarheit.
Im Fachbereich Bildungswissenschaft gibt es deshalb auch Forschungsprojekte, die sich mit den Grundlagenfragen der Anthroposophie und ihrer wissenschaftlichen Verortung beschäftigen. Den anthroposophischen Denkansatz als Alternative in den (erziehungs-) wissenschaftlichen Diskurs in Form eines unideologischen und offenen Austauschs einzubringen, ist das Ziel und die Herausforderung des Fachbereiches Bildungswissenschaft an der Alanus Hochschule.
JOST SCHIEREN ÜBER ANTHROPOSOPHIE Im Zentrum der Anthroposophie steht die Freiheitsfähigkeit des Menschen. Rudolf Steiner begreift die natürliche Welt, die wir zivilisatorisch durch unser antiökologisches Verhalten im 20. und 21. Jahrhundert bis an die Grenze ihrer Existenzfähigkeit bringen, als geistige Schöpfung, die unsere Achtung und einen ethisch angemessenen, nachhaltigen Umgang erfordert. Der Mensch ist nach Steiner aus dieser natürlichen Evolution als bewusstseinsfähiges und damit freiheitsveranlagtes Wesen hervorgegangen. Er hat die Möglichkeit, sich selbst zu bestimmen und seinen Einsichten zu folgen. Das Ideal der menschlichen Entwicklung, für das die Anthroposophie in vielen Lebensfeldern (Landwirtschaft, Medizin, Kunst, Ökonomie, Pädagogik usw.) Verwirklichungsbeispiele entworfen hat, liegt darin, dass der Mensch seine Freiheit in sozialer und ökologischer Harmonie entwickelt.
Jost Schieren, Professor für Schulpädagogik mit Schwerpunkt Waldorfpädagogik, leitet den Fachbereich Bildungswissenschaft sowie das Institut für Schulpädagogik und Lehrerbildung an der Alanus Hochschule.
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KÜNSTLERFÖRDERUNG IM SCHLAF
Warum im Alanus Gästehaus Tintenfeder und Bettfeder zusammengehören
Das Alanus Gästehaus ist ein Hotel der besonderen Art: Umgeben von Kunst und Natur kann man hier Erholung und Inspiration finden.
Alanus Werkhaus
schule und des Weiterbildungszentrums als auch für private und geschäftliche Besucher des Köln-Bonner-Raums.
Dutzende handbeschriebene Papierbögen spannen sich durch das Zimmer und tanzen im Licht-Schatten-Spiel, durch das geöffnete Fenster hört man entfernt Bildhauerei-Studenten ihre Steinskulpturen bearbeiten, im Nachbargebäude üben Schauspiel-Studenten am Klavier ihre Balladen: Wer im Alanus Gästehaus übernachtet, erlebt die Ruhe der Natur und die Kreativität junger Künstler. Das Hotel mit seinen 29 Zimmern ist eine besondere Übernachtungsmöglichkeit sowohl für Tagungsgäste und Kursteilnehmer der Hoch-
„Wir möchten unseren Gästen, egal ob Urlauber oder Kursteilnehmer, eine inspirierende Atmosphäre bieten“, so Melanie Hellings, Leiterin des Hotels. Die unmittelbare Nähe zur Kunsthochschule nahm sie zum Anlass und ließ den Großteil der Zimmer von jungen Künstlern gestalten. Diese können so nicht nur ihre Werke ausstellen, sie werden auch mit zwei Prozent am Umsatz beteiligt. Quasi im Schlaf fördern also die Besucher des Gästehauses den künstlerischen Nachwuchs der Hochschule. Durchweg positiv ist die Resonanz auf dieses ungewöhnliche Konzept: „Kunst wird den Besuchern hier in einem privaten Umfeld präsentiert – das kommt an“, freut sich
Hellings. Einige Gäste sind so begeistert von den „Künstlerzimmern“, dass sie sogar etwas zurückschenken: Von den durch die Künstlerin Eva Rebmann installierten Papierbögen angetan, schickte ein Besucherin dem Gästehaus nach ihrer Abreise ein kleines Päckchen: Ein altes Tintenfässchen mit Feder und Schreibablage waren der Inhalt und gehören nun auch zum Ambiente des Zimmers.
ALANUS WERKHAUS IN ZAHLEN 2012 wurden unter dem Dach des Alanus Werkhauses 140 Kursen und Weiterbildungen mit mehr als 1.000 Teilnehmer angeboten. Im Gästehaus hießen wir rund 8.900 Übernachtungsgäste willkommen. 250 externe Tagungen, Feste und Veranstaltungen fanden in den Räumen des Werkhauses und der Alanus Hochschule statt. Mehr als 56.000 Mittagessen wurden für Studenten und Gäste von der Küche der Mensa zubereitet.
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BRÜCKENBAUER ZWISCHEN KUNST UND BERUF Lebenslanges Lernen im Weiterbildungszentrum Alanus Werkhaus Das Weiterbildungszentrum Alanus Werkhaus feiert 2013 sein zehnjähriges Bestehen. Als staatlich anerkanntes Bildungswerk wurde es auf dem Gelände der Alanus Hochschule gegründet und hatte von Beginn an die berufliche Professionalisierung mit künstlerischen Mitteln im Blick.
„Ja, es war eine richtige Pionierzeit“, erinnert sich Marlies Rainer, Mitbegründerin und pädagogische Leiterin des Weiterbildungszentrums Alanus Werkhaus. Sie fügt lachend hinzu: „Sören Kierkegaards Einschätzung, das Leben ließe sich zwar rückwärts verstehen, aber nur vorwärts leben, lässt sich auch wunderbar auf die Entwicklung des Alanus Werkhauses münzen.“ Wenn das Meiste im Vorhinein auch nicht absehbar war, erscheint vieles im Rückblick logisch: 2003 wurde das Alanus Werkhaus als Bildungswerk staatlich anerkannt; im gleichen Jahr wurden auch das Tagungs- und das Gästehaus eröffnet. Die Kurs- und Teilnehmerzahlen steigen seither kontinuierlich, das Bildungsangebot wird immer umfangreicher und mit der Zertifizierung durch die CERTQUA im Jahr 2010 wurde die Qualität bestätigt. Jüngst beteiligte sich das Werkhaus an dem Entwicklungsprojekt „Trialer Berufspädagoge“ und wirkt so an der bundesweit geforderten engen Verknüpfung von beruflicher und akademischer Bildung mit.
Von Beginn an war klar, dass am Alanus Werkhaus kulturelle und berufliche Bildung kombiniert werden und dass sich die Angebote an Interessierte aus unterschiedlichsten Lebenssituationen richten: Fach- und Führungskräfte aus der Wirtschaft sollen sich hier genauso weiterbilden können wie bereits tätige Künstler, Kunstpädagogen oder andere Kreative. Auch junge Menschen sollen hier die Chance erhalten, sich einerseits kreativ auszuleben und sich andererseits ihrer beruflichen Wünsche bewusst zu werden. Die Vorbereitungskurse für künstlerische Studiengänge und Berufe gehören etwa zum festen Kanon des Weiterbildungszentrums. „Mit unseren vielfältigen Angeboten haben wir die Arbeitswelt im Blick, wir möchten aber auch die Persönlichkeitsentwicklung unserer Teilnehmer unterstützen“, erläutert Marlies Rainer. Mit der Anerkennung des Bildungswerkes nach dem nordrhein-westfälischen Weiterbildungsgesetz im Jahr 2003 wurden dieser konzeptionelle Ansatz bestätigt und das Potenzial
Alanus Werkhaus
der Einrichtung erkannt: Die unmittelbare Nähe zur Hochschule sichere zu, dass sich die Weiterbildungen durch ein hohes Niveau auszeichnen und der Professionalisierung dienen würden. „Letztlich bestätigt unsere Anerkennung auch, dass Künstler-Sein genauso ein Beruf ist wie jeder andere, für den man sich fortbilden kann und muss“, unterstreicht Rainer. Alle Veranstaltungen konnten fortan als Bildungsurlaub wahrgenommen oder mit einem Bildungscheck verrechnet werden. Das Werkhaus gibt seither einerseits Kunstschaffenden die Möglichkeit, sich weiterzubilden. Andererseits versteht es sich als Brückenbauer und Spezialist der Verzahnung: „Wir bieten zum einen berufliche Bildung mit enger akademischer Anbindung an und lassen zum anderen auch in Seminaren und Weiterbildungen zu beruflichen Themen künstlerische Elemente einfließen“, erläutert die Leiterin des Weiterbildungsbereiches, Elisabeth Höhnen, das Konzept.
Für Letzteres hat das Werkhaus in gewisser Weise auch Pionierarbeit geleistet: Zusammen mit anderen europäischen Weiterbildungsträgern entwickelte es Ansätze, wie künstlerische Praxis die Erwachsenenbildung bereichern kann. Das Projekt – von 2008 bis 2010 unter dem Titel „ARTID: Identity and Difference – Creative Artistic Exercises as Didactic Support in Adult Education“ durchgeführt und von der Europäischen Kommission gefördert – hat gezeigt, dass handlungsorientiertes Vorgehen mit künstlerischen Mitteln berufliches Fachwissen auf anderen Ebenen festigt und zur Persönlichkeitsbildung beiträgt. „Wir wollen mit Kunst andere Perspektiven eröffnen. Diesen Ansatz werden wir auch in den nächsten zehn Jahren mit Herzblut verfolgen und weiterentwickeln“, ist sich Geschäftsführer Werner Zidek sicher.
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ZUM AUSGLEICH NEUE GEBÄUDE Vergrößerung des Campus durch den Bonn-Berlin-Ausgleichsfonds
Für die Alanus Hochschule war der Umzug der Bundesregierung nach Berlin 1994 von Bedeutung: Aus dem „Bonn-Berlin-Ausgleichsfonds“ erhielt sie zahlreiche Fördermittel, die die bauliche Erweiterung der Hochschule und den Bau des Alanus Werkhauses ermöglichten.
Alte Fotos und Pläne belegen es: Die Alanus Hochschule hat klein angefangen – mit wenigen Personen und Räumen. Dass die Institution heute fast 1000 Studenten Platz bietet und rund 250 Mitarbeiter beschäftigt, liegt auch am Berlin/Bonn-Gesetz und dem daraus entstandenen „Bonn-Berlin-Ausgleichsfonds“. Dank der Fördergelder konnten der Bildhauerhof, die Malerateliers, das Glashaus sowie das Alanus Werkhaus und das Gästehaus gebaut werden. Die Alanus Hochschule war die einzige private Einrichtung im Raum Bonn/Rhein-Sieg, die staatliche Mittel aus dem Ausgleichsfonds erhalten hat.
Engagement
Damit die Alanus Hochschule diese Fördergelder bekommen konnte, musste sie neue Arbeitsplätze schaffen und weiteres Bauland erschließen. Für die Hochschule waren das große Herausforderungen, die vor allem durch die Unterstützung von Ministerialrat Michael Deres aus dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung gelang, der dem Stab des Beauftragten der Bundesregierung für den Bonn-Berlin-Ausgleich angehörte. Ebenso engagierten sich Monika Lohr, die damalige Kreisdirektorin des Rhein-Sieg-Kreises und Hermann Tengler, Leiter der Wirtschaftsförderung des Rhein-
Sieg-Kreises, sehr für die Alanus Hochschule. „Mit ihrem zukunftsweisenden, durch neues Denken geprägten Bildungsangebot qualifiziert die Alanus Hochschule junge Menschen dafür, kreativ und innovativ gesellschaftliche und wirtschaftliche Lösungen für morgen zu finden“, sagt Tengler. Die Alanus Hochschule sei daher ein wichtiger Impulsgeber und Unterstützer für die Entwicklung der Region Bonn/Rhein-Sieg, begründet er das Engagement für die Hochschule.
Die Vergrößerung des Standortes trug auch dazu bei, dass sich die Alanus Hochschule noch mehr nach außen geöffnet hat, etwa durch Kooperationen mit Museen aus der Region, durch öffentliche Vorträge oder Ausstellungen. „Wir wollten und wollen Kunst in die Gesellschaft tragen und den Austausch zwischen der Öffentlichkeit und den Künstlern fördern“, erklärt Andreas Kienlin, Prorektor und Professor für Bildhauerei.
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Wir gratulieren der Alanus Hochschule für die zehn Jahre! Die Mitarbeitenden des Goetheanum
Herzlichen Glückwunsch
zur 10-jährigen staatlichen Anerkennung der Alanus Hochschule! Auch die Triaz GmbH - Waschbär der Umweltversand wünscht als Partnerunternehmen alles Gute.
w w w. w a s c h b a e r. d e
Engagement
NEUE WEGE GEHEN
WIRTSCHAFT NEU DENKEN
Die Software AG – Stiftung ist der größte finanzielle Förderer der Alanus Hochschule. Mit ihrer Unterstützung wurden der Ausbau des akademischen Personals der Hochschule sowie die Weiterentwicklung der Studiengänge in den Wirtschafts- und Bildungswissenschaften unterstützt. Helmut Habermehl erklärt für den Vorstand der Software AG – Stiftung die Gründe für das Engagement der Stiftung und dafür, neue Wege zu fördern:
Der Fachbereich Wirtschaft wurde 2005 in enger Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen gegründet. Die Bachelor- und Masterstudiengänge Betriebswirtschaftslehre fördern zukunftsorientiertes wirtschaftliches Denken, Bewusstsein und Handeln. 2011 zeichnete der Rat für Nachhaltige Entwicklung das BWL-Studium der Alanus Hochschule mit dem Qualitätssigel „Werkstatt-N-Impuls-2011“ aus. Götz W. Werner, Gründer und Aufsichtsrat von dm-drogerie markt und Gastprofessor im Fachbereich Wirtschaftder Alanus Hochschule, erklärt, warum es wichtig ist, Wirtschaft neu zu denken:
Als eine der großen Förderstiftungen Deutschlands, die sich auch mit Bildungsthemen befasst, hat die Software AG – Stiftung die Alanus Hochschule als einen besonderen Studienort erkannt und gefördert, wo über neue Wege nicht nur geredet wird, sondern diese auch begangen werden. Beispiel Lehrerbildung: Dass in ihr ein wichtiger Schlüssel zur Erneuerung unseres Bildungswesens liegt, ist längst ein Gemeinplatz. An der Alanus Hochschule im Fachbereich Bildungswissenschaft findet eine Lehrerbildung statt, die den Studierenden reformpädagogische Kenntnisse und Erfahrungen vermittelt, unabhängig vom späteren Einsatzort. Die Alanus Hochschule ist die erste – und einzige – Hochschule in nichtstaatlicher Trägerschaft, an der im Fach Kunst das Staatsexamen für Gymnasien und Gesamtschulen abgelegt werden kann.
Erfolg heißt Erfolg, weil er Folgen hat: Das bedeutet, dass man nicht so weitermachen kann, wie man zum Erfolg gekommen ist. Ein Unternehmer sollte sich stets fragen: Kann ich heute so weitermachen wie gestern? Man muss ständig Neues dazulernen und sich neu erfinden, damit die Komplexität einem nicht über den Kopf wächst. Das gilt überall – nicht nur in der Wirtschaft.
Beispiel Kunst: In einer breiten Palette der Künste, Malerei, Bildhauerei, Tanz, Architektur wird Könnerschaft erworben, und in der Begegnung mit „handfesten“ Ökonomen kann man noch lernen, wie Kreativität ihren Markt findet. Beispiel Studium Generale: Es bietet für alle Studierenden eine Klammer um die Lern- und Erfahrungsangebote der Hochschule und schafft eine Basis für Wertorientierungen und Persönlichkeitsbildung. Beispiel Betriebswirtschaftslehre: Wirtschaft „neu denken“ ist in aller Munde. Traditionelle Ökonomie trifft hier auf Social Entrepreneurship, trifft auf das Kreativpotenzial der Kunst-Fachgebiete der Hochschule sowie auf aktiv mitarbeitende, erfolgreiche Unternehmer. Diese Beispiele machen deutlich, dass die Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft ein junger und dynamischer Studienort ist, der immer mehr Studierende anzieht und eine wertvolle Bereicherung der Hochschul-Landschaft ist. Wir sind sicher, dass sich die Hochschule mit ihren Alleinstellungsmerkmalen weiterhin gut entwickelt und immer mehr private und staatliche Förderer finden wird.
Wenn die Lösungen von gestern nicht nur perpetuiert werden sollen, ist die Sinnfrage entscheidend. Wer die Frage nach dem Warum und Wozu stellt und die Bedürfnisse der Menschen im Blick hat, erkennt: Ein Unternehmen stellt für jeden Beteiligten einen Lebensschauplatz dar, der ihn dabei unterstützen sollte, sich seiner selbst bewusst zu werden und seine Lebensbiografie zu gestalten. Dafür braucht der Einzelne Freiräume, denn Entwicklung kann man nicht anweisen. Jeder Mensch kann sein Potenzial nur selbst erschließen.
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Die Alanus Hochschule ist staatlich anerkannt, erhält aber keinerlei staatliche Förderung. Daher ist sie auch auf die Unterstützung von Unternehmen, Organisationen und privaten Förderern angewiesen.
WAS WÄREN WIR OHNE SIE? Partner und Förderer lassen die Hochschule wachsen Die Finanzierung durch Studiengebühren deckt nur ein Viertel der tatsächlichen Kosten. Ohne die vielen Unterstützer und Förderer würde es die Alanus Hochschule nicht geben. Zahlreiche Unternehmen, Organisationen und Stiftungen, allen voran die Software AG – Stiftung, unterstützen die Hochschule bereits mit langfristigen Kooperationen. Auch für ihre weitere Entwicklung ist die Hochschule auf externe Unterstützung angewiesen.
UNTERNEHMENSKOOPERATIONEN UND PARTNERUNTERNEHMEN „Der Bachelorstudiengang BWL konnte 2006 durch besonders erfolgreiche Kooperationen mit unseren Partnerunternehmen auf den Weg gebracht werden. So zählen zu unseren
Partnern der ersten Stunde Unternehmen wie dm-drogerie markt, Alnatura, Weleda oder die GLS Bank, die alle für ihre nachhaltige Unternehmensführung bekannt sind“, erläutert Gregor Krämer, Fachbereichsleiter Wirtschaft. Die Partner unterstützen die Hochschule finanziell, sodass diese für Studienplätze im BWL-Studiengang Voll- und Teilstipendien vergeben kann. Darüber hinaus ermöglichen die Partner den Studenten mit 60 Praxiswochen im Unternehmen einen Einblick in das spätere Berufsleben. Die Unternehmen wiederum schätzen die Impulse und Denkanstöße der Studenten, die sich in ihrem BWL-Studium auch mit Kunst und Kulturwissenschaften auseinandersetzen. „Ein offener, suchender Blick, das Potenzial, zwischen Ra-
tionalität und Kreativität balancieren zu können, und Entwicklungsfreude: Das ist es, was wir an ‚unseren Alanus-Studenten‘ schätzen. Angesagt ist die künstlerische Beweglichkeit der Integration von Werte-, Sozial- und Fachkompetenz – hier leistet die Alanus Hochschule Vorbildliches“, betont Uwe Urbschat, Leiter Kultur- und Identitätsmanagement bei Weleda. Führungskräfte und Mitarbeiter der Partnerunternehmen halten regelmäßig Vorträge an der Hochschule. Darüber hinaus forschen die Dozenten der Alanus Hochschule zu unternehmensspezifischen Inhalten und entwickeln sie gemeinsam mit den Unternehmen weiter.
Engagement
CHANCEN SCHENKEN – STUDENTEN FÖRDERN
FÖRDERVEREIN DER ALANUS HOCHSCHULE E. V. Die Förderung von Wissenschaft und Kunst steht im Fokus des Fördervereins der Alanus Hochschule. Ziel ist es darüber hinaus, die Hochschule als Ort des kulturellen Miteinanders zu stärken. Neben der materiellen Unterstützung ist dem Verein der „Trialog“ von Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft ein Anliegen. Mitglieder des Fördervereins können kostenpflichtige Veranstaltungen der Hochschule und des Alanus Werkhauses zu ermäßigten Preisen besuchen und erhalten weitere Vergünstigungen. Darüber hinaus partizipieren sie am reichhaltigen Kulturleben der Hochschule.
Neben der Förderung der Hochschule als Institution ist auch die Unterstützung jedes einzelnen Studenten wichtig. Die Alanus Hochschule möchte so vielen jungen Menschen wie möglich ein Studium mit einem alternativen Bildungskonzept ermöglichen und ihnen so die Chance bieten, ihre Berufung zum Beruf zu machen. Für jeden Studenten zahlt sie deshalb in einen Stipendien.Fonds ein. Dieser ermöglicht den Studenten eine ganzheitliche Hochschulausbildung, in der sie lernen, immer wieder über den eigenen Fachbereich hinauszublicken und vernetzt zu denken. Aus dem Fonds werden Stipendien an Studenten vergeben, die ohne Unterstützung ihr Studium nicht oder nicht vollständig finanzieren können. Auch kleinere studienbegleitende Projekte, wie das Norwegensymposium der Bildhauer, Ausstellungen der Bildenden Künstler und interdisziplinäre, fachbereichsübergreifende Projekte können nur mit Hilfe von Spendern und Sponsoren realisiert werden.
DIE HOCHSCHULE UNTERSTÜTZEN Informationen zu den Fördermöglichkeiten als Unternehmen finden Sie im Internet unter www. alanus.edu. Hier haben Sie auch die Möglichkeit, direkt online für den Stipendien.Fonds zu spenden, Mitglied im Förderverein zu werden oder sich für ein bestimmtes studentisches Projekt zu engagieren. Unsere Spender erhalten selbstverständlich eine steuerlich absetzbare Zuwendungsbestätigung.
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ANDREAS KIENLIN – EIN PROFESSOR, DER (FREI-)RÄUME SCHAFFT Die Alanus Hochschule ist für Andreas Kienlin ein ganz besonderer Ort. Ein Ort in stetigem Wandel, den er in den letzten Jahrzehnten als Künstler, Dozent und Prorektor mitgestaltet hat. Universalis stellt den Bildhauereiprofessor vor und erklärt, warum er mit seinen Studentinnen und Studenten dennoch für mehrere Wochen im Jahr diesem Ort den Rücken kehrt.
Andreas Kienlin beginnt 1974 sein Studium in Alfter. Von Anfang an ist er von dem fasziniert, was hier im wahrsten Sinn des Wortes „am Werden und Entstehen ist“. Schließlich ist an der damaligen freien Kunststudienstätte noch kein Atelier fertiggestellt, alles gleicht einer Baustelle. Dem gebürtigen Schwaben ist es aber nicht fremd, mit anzupacken. Er nimmt an den sogenannten Bauzeiten teil, in denen die Studierenden ihre eigenen Räume auf- und ausbauen. Nach seinem Abschluss absolviert er eine Ausbildung zum Waldorflehrer in Stuttgart, bevor er wieder an die Alanus Hochschule zurückkehrt – diesmal als Dozent. Damit beginnt seine Karriere als Lehrer an der Hochschule, an der er 1985 Leiter des Fachbereichs Bildhauerei wird. Zusätzlich zu seiner Lehrtätigkeit übernimmt er nun immer mehr Leitungsaufgaben und wird 1992 Geschäftsführer. Damit fällt ihm auch eine wichtige Rolle bei der Anerkennung der Alanus Hochschule und bei der Umstellung der Studiengänge auf Bachelor und Master zu.
Menschen
BAUEN MIT DEM BLICK FÜRS GROSSE GANZE Doch aus dem Lehrer und Künstler wird kein Verwalter. Für ihn ist es wichtig, das Ganze im Blick zu haben, Menschliches wahrzunehmen und die Studierenden zu fördern. Für sie und ihre Angelegenheiten hat er immer ein offenes Ohr. Eigenschaften, die ihm bei einer seiner wichtigen Aufgaben von großem Nutzen sind: Von 2000 bis 2007 ist er mitverantwortlich für Konzept, Planung und Durchführung der Erweiterungsbauten am Campus I. Vor allem die erste Bauphase bezeichnet Kienlin als „echtes Wagnis“. Denn die Ideen zu diesem Bauprojekt sind an der Alanus Hochschule in einem dynamischen Prozess entstanden, wie Kienlin es beschreibt. Die Hochschule bringt stets viele und immer wieder neue Ideen hervor. Hier gilt es, zwischen Wünschen, Machbarkeit und den Vorstellungen öffentlicher Geldgeber auszugleichen.
das Werk hinaus zum Mitmenschen weiten. Eine Zeit, die Spuren im Denken und Schaffen hinterlässt: „Die ‚Norweger’, die erkennt man“, sagen Kienlins Kollegen auf dem Campus über die Studierenden, die voller neuer Eindrücke wieder nach Alfter zurückkehren. In Norwegen findet er selbst auch den Raum für das eigene künstlerische Schaffen: großformatige Steinarbeiten. In ihren Entstehungsprozess bezieht Kienlin die Studierenden gerne mit ein, so können sie erste berufspraktische Erfahrungen sammeln. Denn die Professionalisierung der jungen Künstler liegt ihm besonders am Herzen, dazu gehört selbstverständlich auch die spätere Präsentation der Werke an renommierten Orten, die er begleitet.
DIE HOCHSCHULE BLÜHT UND WÄCHST EIN PRÄGENDES ERLEBNIS FÜR STUDIERENDE Doch Ateliers und Seminarräume sind nicht das einzige, das Kienlin seinen Studierenden eröffnet. Seit 1990 schafft er für sie einen ganz besonderen Freiraum: Zwischen sieben und neun Wochen verbringt er mit Studierenden des ersten Studienjahres und Gästen gemeinsam in Norwegen. Fern vom Lehrbetrieb steht die elementare, sinnliche Erfahrung des Arbeitens mit Stein im Vordergrund. Die jungen Künstlerinnen und Künstler kommen zur Ruhe und finden Zeit, „mit sich und ihrem Werk zu ringen“. Neben der intensiven künstlerischen Arbeit ist es auch die gemeinsam verbrachte Zeit, die den Aufenthalt zu etwas Besonderem macht. Man lebt, arbeitet und feiert gemeinsam. So entsteht eine Atmosphäre, in der sich die Studierenden öffnen, austauschen und so den Blick über
Doch wer beim Stichwort „Ausland“ jetzt nur an Norwegen denkt, wird Andreas Kienlin nicht gerecht. Er knüpft und pflegt Kontakte zu Kunsthochschulen weltweit und hilft dadurch, das Netzwerk der Alanus Hochschule auszubauen und ihre Wahrnehmung auch im Ausland zu stärken. Trotz dieses großen Engagements ist die Begeisterung des Anfangs geblieben. Noch immer freut er sich, dass die Alanus Hochschule blüht und wächst und dass Studierende heute noch Räume für ihre Entwicklung finden. Räume, die er gerne mitgestaltet – nicht nur die mit vier Wänden und einem Dach.
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Menschen House of Arts and Culture, Entwurf von Jonas Greubel und Daniel Schilp Hausboot im Eilbekkanal, Entwurf von Jonas Greubel und Daniel Schilp
VON DER ALANUS HOCHSCHULE ERFOLGREICH IN DEN BERUF In den zehn Jahren seit der staatlichen Anerkennung haben über 700 Studenten ihren Abschluss an der Alanus Hochschule gemacht. Rund 420 von ihnen haben die Hochschule mit einem Diplomzeugnis in der Tasche verlassen. Über einen Bachelorabschluss konnten sich 120 Studenten freuen. Der Mastertitel wurde 180 Mal verliehen. Wir stellen drei Absolventen vor.
Jonas Greubel und Daniel Schilp haben von 2002 bis 2009 Architektur an der Alanus Hochschule studiert und bereits während ihres Studiums erfolgreich zusammengearbeitet. 2007 gewannen sie einen Realisierungswettbewerb der Stadt Hamburg mit ihrem Entwurf für ein Hausboot. Das schwimmende Büro liegt seit August 2009 im Hamburger Eilbekkanal. Ihre Abschlussarbeit, einen Entwurf für das House of Arts and Culture in Beirut, zeichnete der Bund Deutscher Architekten (BDA) mit dem Walter-Henn-Förderpreis aus. Ende 2009 erhielten sie den mit 7.500 Euro dotierten Förderpreis des Landes NRW für ihr bisheriges gemeinsames Schaffen. „Die Auszeichnungen haben uns Rückenwind gegeben und uns auf dem Weg in die Selbstständigkeit bestärkt“, erinnert sich Daniel Schilp. Die beiden bieten mit zwei weiteren Partnern als Büro MONOArchitekten Bauberatung und Entwurfsplanung. Parallel arbeiten sie auch in namhaften Architekturbüros. Auch hier waren die gewonnenen Preise ein Türöffner. Daniel Schilp ist stellvertreten-
der Büroleiter der Berlin Dependance von Nieto Sobejano Arquitectos und plant dort unter anderem Museen für Graz und Marrakesh. Jonas Greubel ist erfolgreich bei Artdepartement Berlin, wo er einen Loftausbau und temporäre Architekturprojekte aus Schiffscontainern in Berlin und Kairo betreut. In Zukunft möchten die beiden vermehrt selbstständig tätig sein. Der staatlich anerkannte Abschluss ist dafür Voraussetzung, denn ohne ihn ist die Eintragung in die Architektenkammer nicht so einfach möglich. Aus ihrer Zeit an der Alanus Hochschule nehmen sie neben vielem anderen die „ganzheitliche Betrachtungsweise“ mit. „Wir haben gelernt, den Blick vom Großen ins Kleine zu lenken und uns immer zu fragen, wo steht der Mensch, betont Jonas Greubel. Auch Charity Laufer war schon während des Studiums in ihrem Beruf aktiv. Die Schauspielerin hat von 2008 bis 2012 an der Alanus Hochschule studiert. Während dieser Zeit war sie am Theater Bonn in der Produktion Hed-
Charity Laufer in der Titelrolle von Khady
da Gabler als Au-Pair-Mädchen zu sehen und spielte in der Uraufführung von Sybille Bergs Lasst euch überraschen die uneheliche Tochter Minu. Im Rahmen ihres Studiums entwickelte sie außerdem das Kinder-Tanzprojekt Little Afrika und führte Regie. Mit der Arbeit gastierte sie unter anderem am Theater Bonn. Nach ihrem Abschluss erhielt sie gleich eine Hauptrolle. In der Inszenierung Khady, nach dem Roman Drei starke Frauen von Marie N‘Diaye, des Landestheaters Schwaben spielte Charity Laufer die Titelrolle. Seit der Spielzeit 2012/2013 ist sie fest am Jungen Theater Heidelberg engagiert und spielt eine Lieblingsgeschichte aus ihrer Kindheit: Jim Knopf und der Lokomotivführer. Sie hat die Rolle von Jim. Ihr Engagement erhielt sie über die staatliche ZAV-Künstlervermittlung, die den Diplomabschluss der Alanus Hochschule seit 2009 anerkennt. Sie nimmt die Absolventen aller staatlichen Ausbildungsinstitute in einem Katalog auf und organisiert zentrale Vorsprechen.
Kurz & Knapp
CASPAR PAULI ERHÄLT ALANUS PREIS FÜR BILDENDE KUNST 2012 Zum zweiten Mal hat der Förderverein der Alanus Hochschule den Alanus Preis für Bildende Kunst vergeben: Eine Jury aus namhaften Vertretern der Kunst- und Kulturszene zeichnete Caspar Pauli mit dem 5.000 Euro dotierten Preis aus. Der derzeit in Berlin lebende Künstler studierte von 2002 bis 2006 an der Alanus Hochschule Malerei. Er darf sich neben dem Preisgeld auch über eine Einzelausstellung im Stadtmuseum Siegburg freuen, die im Herbst 2013 eröffnet und mit einem Kata-
log dokumentiert wird. Für den Preis konnten sich Ehemalige und Studenten der Alanus Hochschule bewerben. Pauli überzeugte die hochkarätig besetzt Jury mit seinen authentischen und zugleich überraschenden künstlerischen Arbeiten: „Das Werk des Künstlers ist zwischen Architektur, Zeichnung und Inszenierung angesiedelt. Es besticht durch Vielfältigkeit auf der einen und Konsequenz auf der anderen Seite,“ begründet die Jury ihre Entscheidung.
ALANUS-TEAM ERLÄUFT JAHRESSTIPENDIUM Anlässlich des „Heldenrennens“ rund um den Decksteiner Weiher in Köln hat das Team aus Mitarbeitern und Studenten der Alanus Hochschule 3.645 Euro Spendengelder gesammelt. Das Team, zu dem auch der Rektor und der Kanzler der Alanus Hochschule gehörten, hat somit sein Ziel, einem Studenten ein Jahresstipendium zu finanzieren, sogar übertroffen. Da Veiga erhielt zudem den Teilnehmerpreis für die meisten gesammelten Spenden einer Einzelperson.
DEUTSCHLANDWEIT ERSTE UMFASSENDE STUDIE ZUM SOCIAL BANKING
STUDIE ZU DAAD-PREIS AN BILDUNGSERFAHRUNGEN ARCHITEKTURAN WALDORFSCHULEN STUDENTIN
Die Alanus Hochschule hat in diesem Jahr gemeinsam mit zeb/ und puls Marktforschung die erste umfassende Studie zum Social Banking in Deutschland vorgelegt. Hierfür wurden 1.010 Verbraucher ab 16 Jahren sowie 3.199 Kunden von sozialökologisch ausgerichteten Banken befragt. Die Studie zeigte, dass sozial-ökologisch ausgerichtete Bankinstitute zu den am stärksten wachsenden Bankengruppen der Branche gehören, der Anteil am deutschen Privatkundenmarkt mit 0,2 Prozent dennoch sehr gering ist. Die Ergebnisse der Studie sind unter www.alanus.edu/ bankstudie abrufbar.
Dirk Randoll, Professor für Erziehungswissenschaft an der Alanus Hochschule, hat gemeinsam mit Profofessor Heiner Barz und Sylvia Liebenwein von der Universität Düsseldorf die Studie „Bildungserfahrungen an Waldorfschulen“ veröffentlicht. Die an der Alanus Hochschule durchgeführte Befragung von 800 Schülerinnen und Schülern ergab, dass Waldorfschüler freudiger lernen als Schüler von staatlichen Schulen. Zu den weiteren Ergebnissen der im Springer VS Verlag publizierten Studie gehörte, dass Waldorfschüler weniger gesundheitliche Probleme wie Schlafstörungen oder Nervosität haben und überdurchschnittlich zivilgesellschaftlich engagiert sind.
Der diesjährige DAAD-Preis für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender wurde an der Alanus Hochschule in diesem Jahr an die Architekturstudentin Anna Marchenko aus der Ukraine vergeben. Sie bekam den mit 1.000 Euro dotierten Preis im Rahmen der feierlichen Eröffnung des Studienjahres überreicht. Florian Kluge, Professor für Projektmanagement, betonte bei der feierlichen Übergabe: „Anna Marchenko hat sich in ihren selbstgewählten Studienprojekten großen Herausforderungen in ihrer Heimat gestellt und diese in höchster Qualität und außerordentlich eigenständig gelöst.“
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Termine
TERMINVORSCHAU 18. November bis 5. Dezember 2012
28. November 2012
16. Februar bis 1. März 2013
„Schweigende Gesellschaft“, Ausstellung,
„Schein oder Sein? – Nackte Haut als
„Die Brise kommt von vorn“, Abschlus-
Kurfürstliches Gärtnerhaus Bonn
Wahrheitsbeweis? Der body turn in der
sausstellung Absolventen Bildhauerei ,
Fotografie der Postmoderne“, Ringvorle-
Tapentenfabrik, Bonn-Beuel
21. November 2012
sung des Studium Generale, Campus II
„Ohne Vorliebe. Das Schöne (der Kunst) als das Ganze (der Welt). Zur Aktualität von
13. Februar 2013 30. November 2012
„Waldorfpädagogik kontrovers. Wie Erzie-
Rilkes Kunstauffassung“, Ringvorlesung des
„Last Exit: Schiller“, Schauspielaufführung,
hungswissenschaftler die Waldorfschulen
Studium Generale, Campus II
Campus I
sehen“, Vortrag mit Buchpräsentation, Campus II
22. November bis 18. Januar 2013
5. Dezember 2012
„Schaltbahnen“, Ausstellung von Kunst-
„Erscheinung und Wirklichkeit in Raffaels
studenten der Alanus Hochschule, Wissen-
Sixtinischer Madonna“, Ringvorlesung des
„Griechenland. Mein Abenteuer.“, Dip-
schaftszentrum/Deutsche Forschungsgesell-
Studium Generale, Campus II
lominszenierung der Abschlussklasse Schau-
21., 23. und 25. Februar 2013
spiel, Werkstattbühne des Theater Bonn
schaft, Bonn 11. Dezember 2012 23. November 2012 „Projektmanagement in gemeinnützigen
„Body-Walk“, choreographische Performance der Schauspielstudenten, Campus I
Fachbereichs Wirtschaft, Campus II
12. Dezember 2012 4. Öffentliches Kolloquium zum Heilpädagogischen Kurs Rudolf Steiners
Kurfürstliches Gärtnerhaus Bonn
„Es tönen die Lieder II“, Eurythmietherapie-
13., 14. und 15. Dezember 2012 „Die Dunkle Seite der Engel“, Schauspielaufführung, Campus I
15. März 2013 Komponistensymposium X, Podiumsgespräch, Werkvorstellung und Konzert des
22. November bis 18. Januar 2013 „Schaltbahnen“, Ausstellung von Studenten
8. bis 9. März 2013 Symposium, Campus I
18. November bis 5. Dezember 2012 „Schweigende Gesellschaft“, Ausstellung,
„GZSZ – Wie alles anfing“, Schauspielstudenten zeigen Commedia dell’Arte, Campus I
Organisationen – Impulse aus Extrem- und Krisensituationen“, Veranstaltung des
7. bis 9. März 2013
13. bis 28. Dezember 2012
der Alanus Hochschule, Wissenschaftszen-
„BLEIB und sag niemandem, dass du hier
trum/Deutsche Forschungsgesellschaft in
warst“, Almni zeigen aktuelle Arbeiten,
Bonn
Kunsthaus Rhenania, Köln
Fachgebiets Eurythmie, Campus I 15. bis 17. März 2013 „Innen ist außen ist innen. Mensch und Raum.“, öffentliches Symposium Studium
24. November 2012
19. und 20. Dezember 2012
Studieninfotag, Workshops, Ausstellungen,
„Die Räuber“, Gastspiel von Schauspielab-
Vorträge, Studienberatung, Campus I und II
solventen, Campus I
Generale/Fachbereich Architektur, Campus I 22. bis 24. März 2013 „Blickwechsel – Tage der offenen Tür“,
24. und 29. November 2012
29. Januar 2013
Öffentliches Intendanten-Vorsprechen,
„Unternehmen in Bewegung“, 8. Unter-
Schauspielabsolventen zeigen Monologe und
nehmertag des Fachbereichs Wirtschaft,
Duoszenen an der Alanus Hochschule und
Campus II
Rheinischen Landestheater Neuss
Ausstellungen, Aufführungen, Vorträge, Workshops, Campus I und Campus II 22. März bis 19. April 2013 „Lebenskunst“, Ausstellung von Kunsttherapiestudenten
Die Geburt bringt nur das Sein zur Welt. Die Person wird im Leben erschaffen. THÉODORE SIMON JOUFFROY
Geld ist Mittel zur Entwicklung — wenn wir es gemeinsam dazu machen.
gl
s.d
e
Machen Sie’s gut! Werden Sie Mitglied.
w ww
.
das macht Sinn
ALANUS HOCHSCHULE FÜR KUNST UND GESELLSCHAFT
WEITERBILDUNGSZENTRUM ALANUS WERKHAUS
Villestraße 3 — 53347 Alfter Tel. 0 22 22 . 93 21-0 — info@alanus.edu www.alanus.edu
Johannishof — 53347 Alfter Tel. 0 22 22 . 93 21-17 13 — werkhaus@alanus.edu www.alanus.edu/werkhaus
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