UNIVERSALIS Nr. 04

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UNIVERSALIS 04 // Juni 2014 // www.alanus.edu

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Biografie Seite 6 – 15 Leben, das erzählbar wird

Denken in Bildern

Seite 24  //  Ein Forscherteam analysiert das Lernverhalten von Bilddenkern

Die Gestaltung der Berufsbiografie

Seite 32  //  Ein Balanceakt zwischen eigenen Wünschen und äußeren Gegebenheiten


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Editorial

Meinen Sie auch, das Leben schreibt die besten Geschichten?

Liebe Leserinnen und Leser,

Wenn aus scheinbar trivialen Alltagssituationen völlig unerwartet große Momente entstehen, dann sieht es manchmal sogar so aus, als ob das wirklich Bedeutende im Leben, obwohl wir eifrig planen, vermeiden und streben, von selbst geschieht. Doch ob uns etwas widerfährt oder ob wir es wirklich erleben, ist mehr als bloß ein sprachlicher Unterschied. Dass unser Lebenslauf uns nicht nur zufällt, sondern auch unser eigenstes Werk ist, aktiv von uns hervorgebracht und mitgeschaffen, hat Max Frisch besonders deutlich zum Ausdruck gebracht mit den Worten: „Jeder Mensch erfindet sich früher oder später eine Geschichte, die er für sein Leben hält“. Die aktuelle Ausgabe von Universalis widmet sich diesmal dem Thema Biografie. Und auch sie will zeigen, dass Biografie sehr viel mehr ist als einfach das Leben, wie es so spielt. Biografie ist nicht die Summe der verlebten Jahre; sie ist Leben, das erzählbar geworden ist, und damit ist sie eine Leistung des Erschaffens und des verstehenden Deutens. Nur ein Leben nämlich, das man befragt und versteht, kann zur Lebensgeschichte werden. Zugleich ist Biografie keine bloße Fiktion, kein reines Geschichtenerzählen und Sicherfinden, und deshalb ist sie auch nicht nur unser eigenes Produkt. Weil unser Leben nicht ein einzelner Faden ist, den wir spinnen, sondern ein dichtes, vielfach verwobenes Netz, das unsere Handlungen mit denen anderer Menschen verknüpft und verstrickt, gehört zu jeder Lebensgeschichte, dass andere Menschen darin eingreifen und darin verwoben sind, unsere Pläne durchkreuzen oder daran mitwirken. Schließlich, und das ist das Wichtigste, kann die Abfolge unserer Erlebnisse nur dann zu einer erzählbaren, stimmigen Lebensgeschichte, zu einer Biografie werden, weil es Menschen gibt, die diese Geschichte verstehen und gemeinsam mit uns den Sinn, die Wahrheit darin entdecken. Darin ähnelt die Biografie also der Kunst: Nicht eine maßstabsgetreue Nachbildung der sichtbaren Fakten ist das Entscheidende, sondern der Blick auf den Sinn, auf das Wesentliche, den sie eröffnet. Als Stätte künstlerischer und wissenschaftlicher Bildung, wo Verständnis erzeugt, nach Wesentlichem geforscht und eine sinnvolle, schöpferische Selbstentfaltung angeregt werden soll, zeigt sich die Alanus Hochschule in besonderer Weise als biografischer Ort, und ich verspreche Ihnen: Es werden auch diesmal viele gute Geschichten erzählt!

Ihr Prof. Dr. Marcelo da Veiga Rektor der Alanus Hochschule

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Inhalt

Biografie

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Denken in Bildern

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K端nstlerisches Handeln als Haltung


Inhalt

Inhalt Biografie 6 Kraft aus der Krise 11 Leben, Schreiben und Lesen Wie eine Biographie entsteht

12 Patientenbiografien 14 Lebensgeschichten Ein Forschungsteam befragt Menschen   mit Behinderung

Campus 16 Blickwechsel – Tage der offenen Tür 2014 18 Ein bisschen wie Muskelkater

Alanus Werkhaus 30 Künstlerisches Handeln als Haltung Ein Zertifikatskurs vermittelt Künstlern das Rüstzeug   für neue Berufsfelder

32 Die Gestaltung der Berufsbiografie Ein Balanceakt zwischen eigenen Wünschen und äußeren Gegebenheiten

Engagement 34 Eine gestiftete Professur Pieter van der Ree lehrt organische Architektur

36 Wegbegleiter und Förderer Im Gespräch mit der ehemaligen Bürgermeisterin von Alfter Bärbel Steinkemper und dem Journalisten Gode Japs

Einblicke ins Schauspieltraining

20 Reise ins unbekannte Zwei ausländische Studentinnen im Gespräch

22 Lehren Lernen Angehende Waldorflehrer qualifizieren sich   im Masterstudiengang Pädagogik

Forschung 24 Denken in Bildern Ein Forscherteam analysiert das Lernverhalten   von Bilddenkern

27 Eurythmie am Puls der Zeit

Menschen 38 Dirk Vianden – Ein Kanzler, der bewegen will 40 Das Kunststudium an der Alanus ­Hochschule  Die Kuratorin Irene Kleinschmidt-Altpeter über Wege zur Selbstständigkeit und künstlerischen Authentizität

42 Ausgezeichnete Absolventen erzählen

Der besondere Ort 43 Das Glashaus

28 Energiewende von Unten?! Forschungsprojekt zum Mitarbeiter-Engagement   für Nachhaltigkeit

44 Kurz & Knapp 46 Terminvorschau

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Biografie


Biografie

Kraft aus der Krise Krisen sind Teil jeder Biografie und stellen diese erstmal gehörig auf den Kopf. Sie können aber auch Chance für etwas Neues sein, wie die Betrachtung von Künstlerbiografien zeigt.

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Biografie

Ich bin überzeugt, daß es mit zum Erdenleben gehört, daß jeder in dem gekränkt werde, was ihm das Empfindlichste, das Unleidlichste ist: Wie er da herauskommt, ist das Wesentliche. Rahel Varnhagen (1771 – 1833)

Gleich die erste Autobiografie unseres Kulturkreises und zugleich wirkmächtigste für die Spätantike und das gesamte Mittelalter ist gekennzeichnet von einer Krise des bisherigen Lebensweges. In seinen Confessiones schildert uns der spätantike Autor Aurelius Augustinus seine quälenden Seelenzustände in seinem Streben nach Wahrheit, die ihn einfach nicht zur Ruhe kommen ließen. Erst das berühmte „Nimm und lies!“ – eine unerklärbare Stimme, die Augustinus vernahm und ihn aufforderte, die Heilige Schrift zu lesen – führte ihn heraus aus seiner existentiellen Krise. Aus dem Lebemann, dem nichts Menschliches fremd war, wurde der spätere Bischof von Hippo in Nordafrika. Aus einer existentiellen Krise herauszukommen, das mag uns heute, mit reichlich Ratgeberliteratur ausgestattet, wie ein garantiert zu erreichendes Ziel vorkommen. Begriffe wie Scheitern, Krise und Ausstieg haben Konjunktur. Konjunktur hat aber auch deren existentielle Verharmlosung. Es sagt sich leicht: eine Krise könne zur Klärung dienen, sei eine Chance, am Ende winke Läuterung und Fortschritt. Das erinnert geradezu an Prozesse wie Heil­ fasten, die man bewusst in seinen Jahresablauf einbaut, um innere Einkehr zu halten und sich selbst zu stärken.

So einfach ist es aber keineswegs. Ich kann eine Krise nicht planen, um gewisse Erfahrungen zu machen. Sie ist kein Instrument, das wir einsetzen können. Die Krise ereilt mich und stellt mein Leben, meine bisherigen Erfahrungen und Entscheidungen auf den Kopf. Sie kommt einem meist umfassenden Auflösungsprozess gleich, was große Ängste, Gefühle der Ohnmacht hervorruft und zum – zeitweiligen – Einbruch allen Selbstbewusstseins führt. Der Initialaspekt – zum Beispiel das künstlerische Credo eines Malers – ist dann nicht der alleinige schwankende Punkt. Vielmehr kann das gesamte Leben mit seinem bis dato leitenden Orientierungssystem zusammenbrechen. Die belastende Phase einer Krise kann mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Sobald man den anfänglichen, völlig natürlichen Widerstand aufgibt, das Nichts und das Dunkel akzeptiert und sich offen hält für mögliches Fremdes und Neues, das sich erst beim „Gehen“ weiter offenbart, kann sich eine Wende entfalten.

Künstlerkrisen So vollzog es sich bei dem Maler David, mit dem ich mich in meiner Habilitationsschrift auseinandersetzte: gestartet als mittelmäßiger, ehrgeiziger Rokokomaler, schaffte er erst

nach jahrelanger Krise den Durchbruch und begründete einen neuen, internationalen Stil, den Klassizismus. Lange vor Freud analysierte er in Briefen präzise, was ihn schließlich aus der jahrelangen Krise herausbrachte und Neues entwickeln ließ. Der Prozess des Vergessens, des Aufgebens von konkreten Plänen und Hoffnungen gehört wesentlich zum konstruktiven Ausgang aus einer Krise. Einem noch so tapferen Loslassen folgen allerdings nicht etwa umgehend neue Konzepte! Erst einmal umgeben mich Hilflosigkeit, Irritation, Ohnmacht. Diese Phase ist die belastendste einer Krise: nach dem Verlust meiner vertrauten Lebensanteile stehe ich vor dem Nichts, einer Leere ohne jedwede Perspektive. Gegebenenfalls zeigen sich dann langsam in einem diffusen Raum neue Möglichkeiten, die behutsam erprobt oder durchdacht sein wollen. Dafür gibt es aber keine Garantie! Das Gestütztwerden in einer Krise ist ein notwendiges, jedoch keineswegs hinreichendes Kriterium für das Aufscheinen oder Ergreifen von Neuem. Es gibt eben auch ein dauerhaftes Scheitern und kein Patentrezept, eine Krise erfolgreich zu bewältigen. Lediglich Rahmenbedingungen lassen sich angeben, wie zum Beispiel das Ausbalancieren von Neuem, das Raum und Zeit braucht, wie innere Offenheit


Biografie

und Gelassenheit, um dann ganz von vorn zu beginnen, tastend und lernend wie ein Kind. Joseph Beuys ist ein „Fall“ im Raum der Kunst. Er zögerte nicht, nachträglich Einblick zu geben in seine dunkle Lebensphase, die Krise von 1955 bis 57. Er hatte damals die traumatischen Kriegserlebnisse noch keineswegs verarbeitet, an einen künstlerischen Durchbruch war noch lange nicht zu denken, und nun mußte er nach absolviertem Studium sein Hochschulatelier in der Düsseldorfer Akademie verlassen. Zudem löste auch noch seine Verlobte unvermittelt die Beziehung. In dieser desolaten Lage, in der er erst einmal keine Hilfe finden konnte, schloss er sich wochenlang in einer verdunkelten Wohnung ein und wollte nur noch sterben. Freunde brachen in sein Domizil ein und fanden einen völlig entkräfteten Beuys mit bereits geschwollenen Beinen auf dem Boden liegend zwischen zerknüllten Zeichnungen. Er hatte sich zuvor eine Kiste bauen lassen, die er von innen mit schwarzer Teerfarbe anstrich. Später berichtete er, dass

er den Drang verspürt habe, in dieser Kiste zu sitzen und mit dem Leben aufzuhören. Zwei Jahre lang hält insgesamt der Krisen-Prozess an, verharrt er in seinem Leidenskokon – wie erstarrt und entfernt von menschlicher Kommunikation. Als auch medizinische Betreuung seine desolate Verfassung nicht ändert, beschließt ein Freund vom Niederrhein, Hans van der Grinten, ihn zu sich auf den heimatlichen Bauernhof einzuladen, den Beuys kennt. Mutter van der Grinten wird von ihren beiden Söhnen gebeten, den erschöpften Beuys aufzunehmen. Trotz einiger Vorbehalte – die Mutter hatte den Tod ihres Mannes noch nicht recht verkraftet – willigt sie ein und kümmert sich um den Gast, der sechs Wochen bleiben wird. Beuys wird zur Feldarbeit gebeten, wie zu allerlei anderen Arbeiten, die auf dem Hof anfallen – was er alles mit großem Geschick ausführt. Auch sein künstlerischer Elan scheint sich wieder zu regen – er zeichnet, arbeitet an Aquarellen und entwirft bildhauerische Arbeiten. Ganz neue Ideen nehmen Gestalt an. Immer wieder gibt es aber auch Phasen des

Rückzugs, in denen Beuys ganze Tage im Bett verbringt. Frau van der Grinten hält schließlich das Beuys’sche „Gegen-sich-Wüten“, wie sie es nennt, nicht mehr aus und bittet ihn, abzureisen. Sie entlässt ihn mit energischen Impulsen, er möge sein Talent nicht vernachlässigen, schließlich sei ihm die Kunst „in’s Herz gelegt worden“, wofür er Verantwortung trage. Mit der Zusicherung, dass ihm auch in Zukunft das Haus offenstehe, reist Beuys ab, neue Arbeiten im Gepäck. Die Wende konnte eintreten, als er wieder zeichnete und seine tiefe Resig­ nation nachließ. Dieses Erleben durchbrach offensichtlich Beuys’ lähmende Vision, nie mehr künstlerisch tätig sein zu können. Seine Kreativität blühte wieder auf und fand sogar zu neuen Gestaltungen und Einsichten. Beuys hatte sein Selbstvertrauen wiedergefunden – nach zwei Jahren und vier Monaten der Krise! Nach dem kathartischen Aufenthalt auf dem Land findet Beuys ein neues Atelier in Kleve, und drei Jahre später wird er an die Düsseldorfer Kunstakademie als Professor berufen. Er selbst erlebte die Kunst in seiner tiefen Krise

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Biografie

als Therapeutikum – und dieses Wissen gab er in vielen seiner späteren Arbeiten weiter.

Umgang mit der Krise Hier kommen wir zu einem wesentlichen Aspekt der „Scheitern-Thematik“: wie gehe ich mit einer Krise um? Nicht die Niederlage an sich wirkt sich auf meinen beruflichen oder privaten Erfolg aus, sondern der Umgang mit ihr. Das machen uns so unterschiedliche Beispiele wie Augustinus, J. L. David oder Beuys deutlich. Eine aktuelle Studie von der Bertelsmann Stiftung und Mourlane Management Consultants zeigt, dass es auf die psychische Widerstandskraft (Resilienz) ankommt, mit der ich eine Krise bewältige. Laut dieser Studie sind resiliente Menschen optimistischer, disziplinierter und empathischer, sie steuern ihre Emotionen besser, glauben an ihre Fähigkeiten und setzen sich stets neue, herausfordernde Ziele. An Rückschlägen innerlich wachsen und die Angst vor dem Scheitern verlieren – das ist das konstruktive Fazit. „Der Sieg schmeckt am süßesten, wenn du die Niederlage kennengelernt hast – Victory is sweetest when you’ve known defeat“ so Malcolm Forbes. Der Umgang mit Kunst und Künstlern ermöglicht uns eine intensive Begegnung mit dem biografischen Phänomen der Krise – wenn ich selbst einmal eine „Krisen-Passage“ erlebt habe und erfolgreich aus ihr hervorgegangen bin, weiß ich, dass sie Gefahr bedeutet, aber auch Chancen bereithält. Dass es uns trifft, lässt sich wohl nicht vermeiden, aber wie wir da herauskommen – das ist das Wesentliche, wie  Rahel Varnhagen schon vor 200 Jahren postulierte.

Von: Gabriele Oberreuter  //  Professorin für Kunstgeschichte am Institut für philosophische und ästhetische Bildung


Biografie

Leben, Schreiben und Lesen Der Mensch lebt als handelndes Subjekt, als „Zentrum des Erlebens“ (Peter Bieri) zwischen Raum und Zeit von seiner Geburt bis zu seinem Tod auf der Erde. Er gestaltet seine Biographie und schreibt dadurch das Leben in sich, in seine Mitmenschen und seine Umgebung ein. ‚Bios‘ bedeutet Leben, ‚-graphie‘ (von griech. gráfein) bedeutet Schreiben. Aber was schreibt sich ein, um welche Ereignisse geht es, was ist es, das den Lebenslauf eines Menschen zu einer individuellen Biographie macht und wie lassen sich Lebensgeschichten lesen? Jeder Mensch lebt in dem Spannungsfeld zwischen eigenen Motiven, die er mitbringt, die sich in ihm entwickeln, denen er nachstrebt und seiner sozialen Umwelt, die durch Normen, Werte, Gepflogenheiten und Gesetze bestimmt ist. Individuum und Welt passen nicht immer zusammen, gehen aber als Prozessgeschehen auseinander hervor (Ursula Stenger), denn sie sind beide Teil voneinander und bedingen sich gegenseitig.

Wie eine Biographie entsteht

Himmlischen noch als einen Irdischen, weder als einen Sterblichen noch als einen Unsterblichen geschaffen, damit du als dein eigener, vollkommen frei und ehrenhalber schaltender Bildhauer und Dichter dir selbst die Form bestimmst, in der du zu leben wünscht. Es steht dir frei, in die Unterwelt des Viehs zu entarten. Es steht dir ebenso frei, in die höhere Welt des Göttlichen dich durch den Entschluß deines eigenen Geistes zu erheben.“ Wie ein Bildhauer und Dichter heißt es. Der Mensch, als ein seelisches Wesen, das mit Gefühlen und eigenen Motiven ausgestattet ist, steht zwischen Materie und Geist und darf, ja muss gestalten, wenn er nicht zu einer Marionette des Gesellschaftssystems werden möchte. Wie ein Bildhauer, der in dem unbehauenen Stein die Skulptur erblickt und sie hervorholt und/oder wie ein Dichter, der mit Worten sowohl Vergangenes als auch Zukünftiges entstehen lassen kann, Wahres und Erdachtes, Gutes und Böses, der mit seinen Worten trennen und verbinden kann.

wicklung bergen. Wenn der seelische Schnittpunkt zwischen Geist und Materie und der zwischen mir und dem anderen als Quelle und Ziel zugleich verstanden wird, wird die Biographie zu einem selbsterschaffenen Kunstwerk  (Michel Foucault). Individuum und biografisches Kunstwerk gestalten sich gegenseitig in einem reziproken Verhältnis und präsentieren sich als Lebensgeschichte. Da der Mensch nicht allein existieren muss, sondern in einem polyphonen sozialen Gefüge lebt, Teil eines menschlichen Miteinanders ist, das auch von Nähe und Distanz geprägt ist, hat er es mit Anregungen und Herausforderungen seiner Mitmenschen und seiner Umwelt zu tun. Die eigene Motivgeschichte verschränkt sich mit der anderer, durch Hinwendung zum Gegenüber. Eine Biographie erlangt Bedeutung, wenn Mitmenschen sie lesen. Leben bedeutet, sich in einem ergebnisoffenen Prozess zwischen Schreiben des eigenen Lebens und Lesen der Motive meiner Mitmenschen zu bewegen.

Der Mensch gestaltet Pico della Mirandola, Dichter und Philosoph im Florenz der Renaissance, schreibt im Vorwort zu seinem Werk Über die Würde des Menschen: „Wir haben dich weder als einen

Selbsterschaffenes Kunstwerk Alles, was äußerlich geschieht, hat eine innere Entsprechung, kann zum Lebensereignis erhoben werden und die Möglichkeit zur Ent-

Von: Sophie Pannitschka  // Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Schulpädagogik und Lehrerbildung

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Biografie

Patientenbiografien Der Arzt Albrecht Warning und die Kunsttherapeutin Hildrun­ ­Rolff arbeiten beide auf Basis eines anthroposophischen ­Menschenbildes. Sie beschäftigen sich mit zyklischen Wiederholungen in Lebensläufen und nutzen diese für die Arbeit mit ­Patienten. Während Warning sich besonders für Biografien aus der Perspektive des Alters interessiert, setzt Rolff schon in der frühen Kindheit an. In zwei Gesprächen erläutern sie ihren Blick auf Lebensläufe.

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Herr Warning, was fasziniert Sie am Thema „Biografie“? Wenn man sich die Lebensläufe viele Menschen anschaut, kann man Gesetzmäßigkeiten  erkennen, Rhythmen, die sich in den allen Biografien spiegeln. Rudolf Steiner hat die Entwicklung des Kindes in Sieben-Jahres-Zyklen beschrieben und auch im Erwachsenalter  kann man diese 7er-Schritte erkennen: Um das 21. Lebensjahr der Schritt aus dem Elternhaus und die Entscheidung für den beruflichen Lebensweg. Mit 35 erlebe ich oft, dass dann Menschen mit ihrem Beruf aktiv der Gesellschaft dienen wollen. Um das 56. Lebensjahr gibt es einen klaren Drehpunkt mit der Frage: bin ich authentisch mit mir selbst? Um das 70. Lebensjahr herum beruhigt sich dann der

Mensch und widmet sich oft nochmal etwas Eigenem, geht zum Beispiel auf die Seniorenuni. Wenn man auf sein Leben zurück schaut, erkennt man, dass in diesen Schritten, immer plus-minus ein bis zwei Jahre, einschneidende Dinge geschehen sind. Erik Erikson stellt in seinem Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung übrigens ähnliche Erfahrungen dar.

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Und welche Bedeutung hat diese Erkenntnis für Ihre Arbeit als Arzt? Die Menschen kommen natürlich mit körperlichen Problemen zu mir. Oft verbergen sich hinter den Symptomen jedoch seelische Ursachen, die man in Gesprächen ergründen muss. Wenn ein Patient zu mir kommt, ahne ich aufgrund seines Lebensalters manchmal schon,

worum es gehen wird. Mit 55/56 Jahren sitzen dann zum Beispiel Menschen bei mir als Arzt, die verzweifelt sind und nicht wissen, wie es weiter gehen soll. Oft ist es dann die zentrale Frage „Wer bin ich wirklich? Was will ich in meinem Leben sein?“ Und wenn sie diese Frage wegschieben und ihren inneren Aufforderungen nicht zuhören, dann werden sie im Verlauf der nächsten 14 Jahre in eine typische geriatrische Depression hineinwandern.

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Forschen Sie auch zum Thema Biografie? Ich habe als Internist in Essen die geriatrische Abteilung aufgebaut. Daher interessiert mich besonders die Biografie aus der Perspektive des alten Menschen. Ich möchte wissen, welche seelischen Prozesse alte Menschen typischer Weise haben, welche Konflikte bei einem alten Menschen der Hintergrund dafür sind, dass er noch mal krank wird, oder vielleicht auch nicht. Es geht um die Frage nach dem harmonischen oder disharmonischen Alter. Oft habe ich alte Menschen erlebt, bei denen das Alter nicht geglückt ist. Das möchte ich darstellen, so wie sie mir das erzählen.


Biografie

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Frau Rolff, was fasziniert Sie am Thema „Biografie“? Interessant ist, dass sich altersspezifische Bildsymbole aus Kinderzeichnungen auch in den Arbeiten von Patienten und von Künstlern zeigen. Viele moderne Künstler beschäftigen sich etwa stark mit dem Thema Kreis. Das ist beim Kleinkind im Alter von dreieinhalb Jahren ein wichtiges Motiv. Dieses Thema wiederholt sich im Lauf des Lebens auf immer neuen Ebenen. Es geht dabei um die Frage, wie man Zusammenhänge herstellt. Der Kreis thematisiert zugleich aber Zentrierung und Individuation. Oder es gibt Menschen, die immer wieder Tiere malen. Das gehört zu einer bestimmten Altersstufe. Wenn man nachfragt, wie diese Zeit war, stellt man fest, dass es für den Menschen in dieser Zeit besondere Einbrüche oder Momente gab.

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Wie sieht das dann konkret in der kunsttherapeutischen Arbeit aus? In der therapeutischen Sitzung lasse ich ein Erstbild malen, eine Szene aus einem Märchen, Film oder Buch. In der Regel kommt darin die eigene Biografie vor. Das gibt Hinweise darauf,

welcher Punkt in der Biografie genauer angeschaut werden sollte. Der nächste Schritt kann dann sein, herauszufinden, ob es notwendig ist, an dieser Stelle ‚nachzufüttern‘. Das Runde hat zum Beispiel etwas mit Geborgenheit zu tun, mit dem Gefühl, gehalten zu werden. Bei vielen war das nie der Fall und dann gibt es eine Sehnsucht, die wir in der Therapie aufgreifen können.

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Hilft die Kunsttherapie auch bei der Bewältigung von Krisen oder Brüchen im Leben? Zum Alltag des Kunsttherapeuten gehört es, dass Menschen mit Lebenskrisen kommen, oft hervorgerufen durch eine Erkrankung, die es unmöglich macht, dass man im Leben so weitermacht, wie vorher. Es gibt auch gewisse biografische Rhythmen. Im Alter von 42 Jahren gibt es bei vielen den Moment, bei dem klar wird, so will ich den Rest meines Lebens nicht verbringen. Es muss etwas Neues kommen. Wenn man sein Leben dann nicht ändert, führt

das oft zu Krisen und es entsteht eine Krankheit. Patienten müssen die aktuelle Situation als Chance begreifen können, etwas Neues zu entwickeln. Auch dazu dient die Kunsttherapie. In der Kunst kann man neue Dinge ausprobieren und dann überlegen, was würde es in meinem Alltag bewirken, wenn ich da auch Veränderungen vornehme. Oftmals verändern Menschen Dinge nicht, weil sie Angst haben, dass dadurch alles kaputt geht. Wenn sie durch das Probehandeln in der Kunst das Vertrauen aufbauen können, dass die Dinge in gewinnbringende, positive Konstellationen geschoben werden, dann kann das hilfreich sein.    CZ

Albrecht Warning  // Honorarprofessor für Medizin im Fachbereich Künstlerische Therapien Hildrun Rolff  //  Professorin für Kunst­t herapie im Fachbereich Künstlerische Therapien

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Biografie

Ein Forschungsprojekt befragt   Menschen mit Behinderung

Lebensgeschichten Das Projekt LebensGeschichten bietet Menschen mit Behinderung die Möglichkeit, ihre Lebensgeschichte zu erzählen und in einem fachlich angeleiteten biografischen Dialog zu reflektieren. Die Pilotphase dieses Projektes wandte sich an Menschen, welche in der Einrichtung Hohenfried e. V. ihre Heimat gefunden haben. Die mit ihnen geführten biografischen Interviews wurden dokumentiert und mit Methoden qualitativer Auswertungsverfahren im Hinblick auf die individuellen Lebensverläufe und die damit einhergehenden Sinngebungen analysiert. Die Ergebnisse wurden den Befragten vorgestellt und auf Wunsch in Form von ‚Rückgaben‘ zur Verfügung gestellt. Folgende Fragen standen am Ausgang des Projektes: ■  Was erzählen Menschen mit einer Behinderung aus ihrem Leben? ■  Wie sehen und bewerten Menschen mit ­Behinderung sich selbst und ihre Lebensgeschichte? ■  Wie sprechen sie über sich, über das, was ihnen wichtig ist, über Erlebnisse des Scheiterns und des Verlustes, über die Barrieren, die sich ihnen in den Weg gestellt haben, über das, was sie glücklich macht? ■  Welchen Sinn geben sie ihrem Leben?

Sich des Lebens erzählend ­vergewissern Eine weitere Ebene im Projekt betrifft die Erkundung und Erprobung geeigneter Bedingungen, Verfahren, Methoden und Vorgehenswei-

„Ich fand’ das Gespräch sehr gut. Und ja, ich finde es auch gut, dass so was gemacht wird. Weil ich denke, früher war das mehr so, dass man das [eine Befragung] mit gesunden Menschen gemacht hat und nicht mit Behinderten, und man eben versucht, ­Behinderte heute auch zu integrieren und da gehört auch der Lebenslauf dazu.“ sen, die eine biografische (Selbst-)Erzählung gelingen lassen. Dazu orientiert sich das Projekt an folgenden Fragen: ■  Wie müssen biografische Gespräche gestaltet und eventuell durch andere Formen der Kommunikation ergänzt werden? ■  Welche Methoden / Unterstützungsformen sind hilfreich, um das eigene Leben (wieder) in die Hand zu nehmen?

In den Gesprächen zeigte sich ein starkes Interesse der Interviewten, aus ihrer Lebensgeschichte zu erzählen und sich ihres Lebens erzählend zu vergewissern – auch gegenüber ihnen bislang fremden Personen. Die Gesprächspartner äußerten oft den Wunsch ­danach, die Aufzeichnungen des Gespräches zu bekommen. Ein Gesprächspartner bat darum, eine Geschichte aus seinem Leben,


Biografie die er erzählen wollte, in Form einer Erzählung ‚zurückzubekommen‘. Diese Anliegen führten zur Formulierung von ‚Rückgaben‘, Zusammenfassungen der Gespräche in einer für die Gesprächspartner zugänglichen Sprache. Die Gespräche unterscheiden sich in vielen Aspekten: In ihrer Dauer und Atmosphäre sowie darin, wie eigenständig die Interviewten erzählen, bzw. wie eingehend auf Fragen geantwortet wird. Hier zeigt sich, dass auch Personen, deren Interviews in hohem Maße durch die Befrager strukturiert werden, eigene Intentionen, Akzente und Bewertungen ausdrücken können – wenn ihre Aussagen nur hinreichend differenziert analysiert werden. Viele Themen, die die Gesprächspartner bewegten, waren in keiner Weise spezifisch für Menschen mit Behinderungen: Etwa die Bedeutung der Beziehungen und des Kontaktes zu den Familienangehörigen, die Reflexion der glücklichen und der tragischen Ereignisse im Leben, der Begegnung mit eigenen Stärken und Schwächen, der Vergewisserung von nahen und fernen Zielen, die innere Begeg-

nung auch mit dem ‚ungelebten Leben‘. Weitere, häufig angesprochene Themen betreffen Arbeit und Partnerschaft sowie das Verhältnis von Autonomie und Fremdbestimmung. Bemerkenswert differenzierte Aussagen finden sich zudem zum Thema ‚Behinderung‘: Zum einen als Beschreibung von körperlichen, seelischen oder kognitiven Einschränkungen, zum anderen aber auch als eine Kategorie, welche den Betroffenen von ihrer Umgebung angeheftet wird.

Emanzipatorische Wirkung des Erzählens Das Erzählen einer Biografie ist zugleich eine Arbeit an der Biografie; das Erzählen selbst, sofern es gelingt, stellt eine biografische Ressource dar. Wir leben in Geschichten: Erzählungen verleihen den Lebensereignissen ihren Sinn und geben dem Selbst und dem Leben Kohärenz; gleichzeitig kann der Prozess des Erzählens eine emanzipatorische Wirkung haben, indem der Erzähler fremde Zuschreibungen in Frage stellt oder ablehnt und die ihm zugedachte Erzählung verändert. Die Distanz der

Erzählung zum Leben ermöglicht einen freien Raum, Ereignisse und Begegnungen mit den sie begleitenden Empfindungen, Gedanken und Wünschen in einer schöpferischen und höchst individuellen Weise zu verbinden, zu gewichten und zukünftige Perspektiven zu entwerfen. Die Interviews zeigen zudem die Stimmen verschiedener Generationen, etwa vor dem Hintergrund von Teilhabe und Inklusion: Die jüngeren Befragten sehen Optionen vor sich, welche der älteren Generation verschlossen waren. Dies bedeutet für die Betroffenen einen deutlich wahrnehmbaren Ansporn, sich zu entwickeln. Manche Befragte lassen jedoch auch erkennen, dass die Vielfalt von Möglichkeiten in Verbindung mit der Ungewissheit über das eigene Potential und der Unterstützung durch die Gesellschaft die Betroffenen unter Druck setzt. In jedem Fall bedeutet das erweiterte Spektrum der Lebensformen eine Frage an das eigene Selbstverständnis, den biografischen Entwurf und seiner Chancen auf Realisierung im Rahmen und jenseits von Institutionen. Einige Interviews führen vor Augen, dass auch unter – sehr – ungünstigen biografischen Umständen Lebenserzählungen entstehen können, in denen ein positives Selbstgefühl und eine eher optimistische Zukunftssicht zum Ausdruck kommen. Hier zeigt sich auch das kompensierende Potential von Adoptionsfamilien und stationären Einrichtungen. In allen Interviews stellt sich die Schlüsselfrage nach der Verwandlung von Lebensereignissen in Erfahrungen im Sinne eines positiven biografischen Potentials. Es ist die Aufgabe der Bezugspersonen und der Gesellschaft, diesen Prozess – und mit ihm die Verwirklichung der je eigenen biografischen Motive in der Lebenswelt – zu ermöglichen und zu begleiten.

Von: Bernhard Schmalenbach // Professor für Heilpädagogik, Institut für Heilpädagogik und Sozialtherapie

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Campus

Blickwechsel – Tage der offenen Tür 2014 Wenn die Bildenden Künstler zum Rundgang bitten, Schauspieler und Eurythmisten das Parkett zum Beben bringen oder Dozenten in Kurzvorlesungen über ihre Forschung berichten – dann sind die Tage der offenen Tür an der Hochschule gemeint.


Campus

Bei frühlingshaften Temperaturen wagten am ersten Aprilwochenende viele Freunde und Interessierte den „Blickwechsel“. Einen glänzenden Anblick bot diesmal der Johannishof: Die Künstlergruppe beispielhaft.com verpasste dem Innenhof ein goldenes Gewand, das mit der Sonne um die Wette strahlte. Im nächsten Jahr öffnet die Hochschule vom 20. bis 22. März wieder ihre Pforten. Interessierte können sich 2014 auch noch an den Studieninfotagen am 14. Juni und  22. November über das Studienangebot informieren.

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Campus

Ein bisschen wie Muskelkater „Wissen Sie, was komisch ist? Er hat mich angebaggert, mein Lehrer, bei einem dieser Ausflüge“. Esra Kreder wird in den nächsten zwei Stunden diesen Satz gefühlte hundert Mal ­wiederholen. Die Schauspielstudentin probt ihre Rolle für die erste öffentliche Aufführung im Studium. Sie spielt „Medea Redux“, einen Einakter von Neil LaBute. In der modernen Medea-Version geht es um eine junge Mutter, die ihren 14-jährigen Sohn umgebracht hat. Als Teenager war sie von ihrem Lehrer geschwängert worden. Im Untersuchungsgefängnis erzählt sie nun einem Psychologen die Hintergründe der Tat. Esra sitzt in schwarzer Jogginghose, Trägershirt und Schnürstiefeln auf einem Stuhl mitten im Probenraum und beginnt immer wieder von vorne mit ihrem rund 20-minütigen Monolog, voll konzentriert auf die Kommentare ihres Dozenten Dieter Braun. Er unterbricht sie, wiederholt Sätze mit anderer Betonung, umschreibt die Situation und stellt entschei-

dende Fragen: „Was ist das für ein Erregungszustand, in dem sich die Frau befindet? Was verbindet sie mit den Ausflügen?“ „Was willst du hier zeigen?“ Esra startet noch mal von vorne: Satz für Satz arbeitet sie sich vor und testet dazu verschiedene Handbewegungen, Blicke und Körperhaltungen. Und dann heißt es „Jetzt hast du’s.“ oder „Schön, gleich nochmal“. Dann streicht Esra sich eine Locke aus dem Gesicht und steigt wieder in die Rolle ein.

Bilder im Kopf „Es geht darum, nicht Text zu sprechen, sondern Empfindungen und Gedanken zum Ausdruck zu bringen“, erläutert Esra nach dem Unterricht. Seit rund drei Monaten kennt sie ihre Rolle. Sie hat sie selbst gemeinsam mit ihren Dozenten und Kommilitonen ausgesucht. Den rund 15 Seiten langen Text hat sie auf drei Seiten gekürzt, sich in die Situation hineingedacht, den Text in Sinnschritte eingeteilt und innere Bilder entwickelt. Jedes Wort hat sie mit

Bildern und Vorstellungen verbunden, die sich aneinanderreihen und wie ein innerer Film ablaufen, wenn sie die Rolle spielt. Wichtig sei immer wieder Redepausen zu machen, um das nächste Bild als neuen Impuls aufkommen zu lassen. „Die Gedanken manifestieren sich im Körper“, sagt Braun. „Das Tolle ist, das erinnert der Körper, anders als bei auswendig gelerntem Text“. Und Esra ergänzt „Das ist ein bisschen wie Muskelkater – nach und nach baut sich was auf.“ In den Semesterferien hatten Esra und ihre Kommilitonen sich die Rollen wechselseitig vorgespielt und verschiedene Varianten ausprobiert, bevor sie diese ihren Professoren zum ersten Mal präsentiert haben. „Da wurde dann alles auseinander genommen. Alles war falsch“, erinnert sich Esra und lacht dabei. „Ich habe die Rolle viel zu melodramatisch gespielt, zu sehr als verzweifeltes Opfer“. Mit ihrem Dozenten Dieter Braun hat sie nun noch weitere vier Treffen, bei denen sie die


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Eine Rolle einzustudieren ist ein Prozess, auf den man sich voll und ganz einlassen muss und der mitunter zu unerwarteten Entwicklungen führt. Die Schauspielstudentin Esra Kreder ließ sich dabei begleiten. Rolle überarbeiten wird und dabei das ganze Handwerkszeug anwendet, das sie im ersten Semester gelernt hat. Figur, psychologische Geste, verschiedene Bewegungsqualitäten, Choreografie – mit diesen Grundbegriffen geht Esra wie selbstverständlich um.

Die Rolle zu etwas Eigenem ­machen Zwei Wochen später: Premiere. Hinter der Bühne herrscht nervöse, leicht hysterische Stimmung. Unter dem Titel „Total ausgerastet“ präsentieren neun Studenten ein Programm mit zeitgenössischen Monologen – von ernsthaft bis komisch. Esra ist als Erste

dran. Sie sitzt in orangefarbenem Overall, blass geschminkt auf einem Stuhl, mitten auf der Bühne, hinter ihr eine Wand mit Graffiti. Vom Band kommt das Geräusch von schweren Metalltüren, die geschlossen werden. Esra spielt ihre Rolle kühl, scheinbar emotionslos. Die Handbewegungen, die in der Probe noch ausladend waren, sind zurückgenommen. Nur durch Händekneten und Reiben der Fingernägel, lässt Esra Erregungen der Figur durchblicken. Und dann passiert es: als sie vom Mord an ihrem Sohn berichtet, bricht Esra die Stimme weg. Für den Zuschauer ein schlüssiges Aufbrechen der Fassade, aber eigentlich so nicht beabsichtigt. „Da ist was mit mir passiert, es hat mich irgendwie überrollt“, sagt

sie nachher. Richtig zufrieden ist Esra mit ihrer Rolle immer noch nicht, trotz begeisterter Zuschauer und großem Lob von den Dozenten. „Die Rolle ist noch immer entfernt von mir. Da gibt es noch Potential“, meint sie selbstkritisch. Die Endphase war noch einmal richtig anstrengend. Esra hatte schlaflose Nächte oder träumte von der Rolle. Immer wieder hat sie alles umgeworfen, war verwirrt von den Kommentaren des Dozenten, die sie erst im Nachhinein Stück für Stück begriffen hat. „Aber es ist wahnsinnig spannend, so etwas spielen zu dürfen“, sagt sie strahlend.    CZ

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Campus

Die beiden Masterstudentinnen Natia Vashakidze und Nara Yoon begannen tausend Kilometer von ihrem Geburtsort entfernt einen neuen Lebensabschnitt. Im Interview sprechen sie über ­Heimat, ungewohnte Ruhe und den rheinischen Karneval.

Reise ins Unbekannte ?

Frau Yoon, Frau Vashakidze: Seit wann leben Sie in Deutschland und wo kommen Sie ursprünglich her?  —  Yoon: Ich komme aus Südkorea und lebe seit 2007 in Deutschland.  —  Vashakidze: Ich bin erst seit November 2013 hier. Ursprünglich komme ich aus Georgien.

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Was war der Anlass für Ihren Umzug? Vashakidze: Ich bin für das Masterstudium Betriebswirtschaftslehre hierhin gekommen. Ich wollte bereits mein Bachelorstudium an der Alanus Hochschule fortsetzen, aber das war aus verschiedenen Gründen nicht möglich.

Neben meinem Studium arbeite ich in einem IT-Dienstleistungsunternehmen und unterstüt­ ze die Kreditgenossenschaft „EthicCapital“  in Georgien, die ethische und ökologische Ziele verfolgt.  —  Yoon: Nach einem Bachelor in Bildhauerei in Korea habe ich zwei Jahre einen Deutschkurs gemacht und zwei Jahre an der Uni Frankfurt Kunstgeschichte studiert. Dann fand ich, dass ich genug Theorie gemacht habe und bin an die Alanus Hochschule gewechselt. Ich studiere jetzt den Master Bildende Kunst mit Schwerpunkt Bildhauerei und bin seit letztem Jahr auch Meisterschülerin.

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Wie sind Sie auf die Alanus Hochschule aufmerksam geworden?  —  Yoon: Als ich noch in Frankfurt studiert habe, hatte ich eine Freundin, die von der Alanus Hochschule dorthin gewechselt ist. Ich habe gerade nach einem Masterstudium gesucht und sie hat mir die Hochschule empfohlen.  —  Vashakidze: Seit meiner Schulzeit an der Waldorfschule in Tiflis habe ich in den Ferien immer wieder Deutschland besucht, erstmals als Austauschschülerin und später für Praktika. Während eines Besuchs habe ich durch Bekannte einen

Alanus-BWL-Bachelorstudenten kennengelernt. Wir haben uns darüber unterhalten, was ich im Leben machen möchte. Er hat mir dann von der Alanus Hochschule erzählt. Das fand ich sehr ansprechend.

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Yoon, hatten Sie auch schon vor Ihrem Umzug einen Bezug zu Deutschland?  —  Yoon: Mein Vater ist auch Künstler. Als ich ein Kleinkind war, hatte er viele Ausstellungen in Deutschland. Da sind wir oft mitgereist. Mein Bruder lebt auch schon seit 15  Jahren hier.

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Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie an Unterschiede zwischen Ihrem Geburtsort und Deutschland denken?  —  Vashakidze: Hier ist alles geplant und bei uns ist alles spontan. Das fehlt mir ein bisschen. Hier gibt es feste Regeln und nach denen wird es auch gemacht. Bei uns gibt es Regeln, um sie zu brechen.  —  Yoon: In Korea ist viel Hektik. Es heißt immer: Schnell, schnell, schnell! Alles läuft sehr schnell, aber es ist egal was. Hier ist es ein bisschen ruhiger und ich kann die Zeit genießen. Das gefällt mir sehr.


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Wie unterschiedet sich das Studium an der Alanus Hochschule von den Studienerfahrungen in Ihrer Heimat?  —  Vashakidze: Hier erlebe ich Menschlichkeit, so wie es auch sein sollte. Deine Persönlichkeit ist wichtig. Man ist nicht nur eine Matrikelnummer. Ich habe vorher an einer sehr großen Uni studiert, an der das nicht so war. Hier interessieren sich die Dozenten dafür, was ich über die Dinge denke, ob es interessant für mich ist und geben mir Feedback. So, wie es auch bei mir in der Waldorfschule war.  —  Yoon: An meiner Uni in Korea hören die Studenten nur zu und stellen nicht so viele Fragen. Es gab auch nicht so viel Feedback. Hier ist das ganz normal. Praxisarbeit meinte bei uns auch ‚nur‘ Atelierarbeit. Es gab nicht so viele Möglichkeiten auszustellen und Kontakt zu anderen Künstlern. Auch Selbstständigkeit habe ich hier gelernt.

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Fühlen Sie sich in Deutschland zu Hause?  —  Vashakidze: Heimat wird es nie werden aber wohl fühle ich mich auf jeden Fall. Ich wollte ganz gezielt von zu Hause ausziehen. Bei uns in Georgien wohnt man normalerweise bis zur Heirat bei den Eltern, und ich wollte ein selbstständiges Leben ­anfangen. Das war eine tolles Gefühl aber auch eine große Umstellung. Es ist eine Heraus­forderung, dass ich jetzt alles selbst

managen muss. Zum Glück habe ich hier viele Freunde, die mich besonders am Anfang ganz stark unterstützt haben, aber meine Familie fehlt mir doch.  —  Yoon: Bei mir war es anfangs nicht so. Aber nun wohne ich schon fast sieben Jahre hier und mittlerweile habe ich eher ein bisschen – wenn man das so nennen kann – Angst, wieder nach Hause zu gehen, da ich mich hier so wohlfühle. Ich könnte mir auch vorstellen erst mal zu bleiben.

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Sie kommen beide aus der Großstadt. Jetzt wohnen Sie in Alfter beziehungsweise Bonn. Was hat sich verändert? —  Vashakidze: Ich bin in der Hauptstadt von Georgien geboren und jetzt wohne ich in Alfter. Das sagt schon alles, oder? (lacht) Ich musste mich erst mal daran gewöhnen, dass es viel ruhiger und friedlicher ist. In der Gegend, wo ich früher wohnte, war es immer laut, mit vielen singenden Jugendlichen und Kindern. Hier ist es nur laut, wenn irgendetwas passiert, wie beim Karneval. Bei meiner Arbeit in Bonn sind alle ziemlich laut. Das hilft mir. Dann kann ich bei der Arbeit das Laute genießen und nach einem anstrengenden Tag die Ruhe. Das ist ein guter Ausgleich.  —  Yoon: Mir ist es ähnlich ergangen. Ich komme auch aus der Hauptstadt, aus Seoul. Aber ich bin mit meinen Eltern oft zwischen Dorf und Großstadt umgezogen.

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Haben sich durch die Zeit in Deutschland Ihre Zukunftspläne verändert?  —  Yoon: Am Anfang wollte ich nach dem Studium direkt nach Korea zurück, aber jetzt möchte ich mein Wissen und meine Möglichkeiten ausnutzen. Ich habe viele Künstler kennengelernt, mit denen ich in Kontakt bleiben möchte und will noch mehr Erfahrungen sammeln und an Ausschreibungen teilnehmen. Später möchte ich aber auf jeden Fall nach Korea zurück.  —  Vashakidze: Ich weiß ganz genau, was ich im Leben erreichen möchte. Ich bin ein zielstrebiger, aber offener Mensch, der immer neue Entwicklungsmöglichkeiten sucht. Genau diese Suche hat mich nach Deutschland und meinen ­Zielen näher gebracht. Das ist eigentlich das, was Deutschland in meinem Leben geändert  hat.    SST

Natia Vashakidze  //  Masterstudentin BWL im 2. Semester, geb. 1990 in Tiflis (Georgien), wohnt in Alfter Nara Yoon  //  Masterstudentin und Meisterschülerin Bildende Kunst mit Schwerpunkt Bildhauerei, geb. 1982 in Seoul (Süd-­ Korea), wohnt in Bonn

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Campus

LEHREN LERNEN Absolventen unterschiedlichster Fächer qualifizieren sich im staatlich anerkannten Masterstudiengang Pädagogik für die Tätigkeit als Waldorflehrer. Während ihres berufsbegleitenden Studiums begeben sich die ­angehenden Lehrer in die Position des Lernenden.

Kritische Auseinandersetzung mit Theorie – unterfüttert mit vielfältiger Lebens- und Berufserfahrung

Ein frühlingshafter Nachmittag im März. In einem sonnendurchfluteten Seminarraum sitzen etwa 35 Frauen und Männer zwischen Mitte 20 und Ende 50. Unter ihnen ein Anglist und ein Indologe, ein Erzieher, Kommunikationswissenschaftler sowie ein Sozialarbeiter, eine Instrumentalpädagogin und eine nebenberufliche Politikerin. Sie haben sich Urlaub genommen. Nicht, um die Sonne zu genießen, sondern um ihrem berufsbegleitenden Pädagogik-Studium nachzugehen. Einige von ihnen verbindet der Wunsch, als Lehrer tätig zu sein. Dafür studieren sie im zweiten Semester den Schwerpunkt „Schule und Unterricht“. Derzeit findet eine neuntägige Blockwoche statt, in der täglich bis zu acht Stunden Unterricht anstehen. An einem der Gruppentische sitzen Jenny Reinhold und Almut Mayer-Wepner. Sie brüten über Texten zur Kooperation von Jugendarbeit und Schule. Reinhold ist selbständige


Campus Industriedesignerin. Bei der Suche nach einer Schule für ihre Tochter stieß sie zufällig auf eine Waldorfschule. Aus diesem ersten Kontakt zur Pädagogik Rudolf Steiners hat sich das Ziel entwickelt, Waldorf-Klassenlehrerin zu werden. „Zuerst dachte ich, das ist nicht gerade naheliegend – von der Industriedesignerin zur Lehrerin“, beschreibt die 33-jährige lachend ihre Zweifel vor der Aufnahme des Studiums. „Aber ich fühle mich sehr wohl mit meiner Entscheidung und kann für die Lehrtätigkeit durchaus aus meinem ursprünglichen Beruf schöpfen“. Almut Mayer-Wepner möchte Fachlehrerin für Musik werden. Auch die Instrumentalpädagogin ist zufällig mit Waldorfschulen in Kontakt gekommen. „Ich wurde gefragt, ob ich ein Chor- und Orchesterprojekt leiten könne. Seitdem bin ich in musikalische und andere Aktivitäten des Schullebens eingebunden“, erzählt Mayer-Wepner. Sie sieht ihre berufliche Zukunft an der Waldorfschule. „Im Studium möchte ich den waldorfpädagogischen Hintergrund vertiefen und anwenden lernen und natürlich die Voraussetzungen für meine Lehramtsbefähigung schaffen.“

Vielfältige berufliche ­Hintergründe Das Studium kann jeder aufnehmen, der einen ersten Hochschulabschluss hat. Die vielfältigen Bildungshintergründe ihrer Kommilitonen empfinden die Student/innen als Gewinn. „Die kritische Auseinandersetzung mit Theorien wird unterfüttert mit Lebens- und Berufserfahrung aus den verschiedensten Bereichen“, verdeutlicht Almut Mayer-Wepner. „Das erzeugt in den Diskussionen eine große Vielfalt der Blickwinkel“, ergänzt ihre Kommilitonin Jenny Reinhold. „Auf der anderen Seite verbindet alle Kommilitonen das Interesse an der Reform- und Waldorfpädagogik, das Interesse an einem umfassenden pädagogischen Ansatz“, beschreibt Mayer-Wepner.

„Es aushalten, dass man angeschaut wird“ im Clowning-Seminar

Später am Nachmittag erfüllen beschwingte Gitarrenklänge den Seminarraum, in dem Tische und Stühle zur Seite geschoben sind. Die Studenten aus dem Schwerpunkt „Schule und Unterricht“ sind jetzt unter sich – im Clowning-Seminar. Jenny Reinhold mimt in der Mitte des Raumes mit roter Nase und plüschigem Pelzhut einen Clown, der seinen ungeschickten kleinen Bruder ernst und nachdrücklich zu einem etwas lächerlichen Tanz anhält. Es wird ausgelassen gelacht.

Anregungen für die ­Unterrichtspraxis „Das Improvisationstheater beim Clowning ist durchaus vergleichbar mit der Situation, vor Schülern zu stehen“, beschreibt Jenny Reinhold später. „Da muss man auch mit den Bällen, die einem entgegen kommen, jonglieren“, fügt sie hinzu. Auch ihre Kommilitonin schätzt das Clowning: „Es ist wahnsinnig hilfreich, Präsenz

üben zu können. Und zu lernen, es auszuhalten, dass man angeschaut wird.“ Die Blockwoche endet am Samstagmittag. Auf dem Programm standen unter anderem Veranstaltungen zur Erkenntniswissenschaft und zur Struktur des Bildungswesens, zu Theorien der Erziehungswissenschaft und zur Reformpädagogik. Aber die Student/innen haben mehr gelernt, als beim Blick auf den Stundenplan ersichtlich ist: „Ich habe hier die Rolle gewechselt und kann jetzt wieder besser nachvollziehen, wie es sich anfühlt, Schüler zu sein“, beschreibt Almut Mayer-Wepner. Als Lerngruppe seien sie vermutlich gar nicht so anders als eine Oberstufenklasse, stellt Jenny Reinhold mit einem Grinsen fest. Und betont: „Daraus kann ich sehr gut Rückschlüsse darauf ziehen, wie ich Dinge am besten einer Gruppe vermittele.“ In den anstehenden Phasen der Unterrichtspraxis können sie diese Erkenntnisse bald selbst als Lehrer in die Tat umsetzen.    TF

Waldorflehrer werden Die Alanus Hochschule ist die einzige Hochschule in Deutschland, die ein staatlich anerkanntes Teilzeitstudium zum Waldorf-­Klassenlehrer anbietet. Der Studienschwerpunkt „Schule und Unterricht“ im berufsbegleitenden Masterstudiengang Pädagogik bereitet in sechs Semestern auf den Unterricht als Fach- oder Klassenlehrer insbesondere an Waldorfschulen vor. Zugangsvoraussetzung ist ein ­Abschluss in einem ersten Hochschulstudium, bei einer angestrebten Tätigkeit als Fachlehrer in einem unterrichtsrelevanten Fach.

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Forschung

Denken in Bildern

Mangelnde Konzentrationsfähigkeit, Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung und kein gutes Gefühl für Zahlen – diesen Phänomenen kann ein angeborenes Lernverhalten zugrunde liegen, bei dem Informationen im Gehirn „einseitig“ verarbeitet werden. „Bilddenker“ werden diese Menschen genannt. Dirk Randoll und Jürgen Peters haben Eigenschaften von Bilddenkern untersucht und daraus abgeleitet, wie sie am besten lernen.


Forschung

Auf dem österreichischen Gaisberg, unweit von Salzburg, liegt auf 700 Höhenmetern das Obersteinwandgut. Auf diesem biologisch-dynamisch bewirtschafteten Bergbauernhof war sechs Jahre lang eine Schule untergebracht. Zwischen Ställen, Getreidespeichern und Obstwiesen besuchten 21 Schüler zwischen neun und 15 Jahren die „Freie Hofschule Gaisberg“. Das Besondere: Alle Schüler sind Bilddenker. „Bilddenker zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine überdurchschnittliche Intelligenz aufweisen, sehr kreativ und sensibel sind, jedoch die Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen nur bedingt oder unter großen Mühen erlernen“, erklärt Dirk Randoll, Professor für Erziehungswissenschaft an der Alanus Hochschule. Gemeinsam mit seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter Jürgen Peters führte er auf Grundlage von Interviews mit Lehrern, Schülern und Eltern der Hofschule die weltweit erste empirische Untersuchung des Phänomens „Bilddenker“ durch.

Wie lernen Bilddenker? Kurz nach dem fünfjährigen Jubiläum der Hofschule wurde Randoll von deren Schulleiter Michael Harslem mit der Evaluation betraut. „Wir haben analysiert, welche Lernverhalten für Bilddenker typisch sind“, erklärt der Professor. Auf dieser Grundlage entwickelte das Forscherteam Kriterien, die zeigen, mit welchen Methoden und unter welchen Umständen Bilddenker am besten lernen. Die besonderen Eigenschaften der Bilddenker kommen dadurch zustande, dass sie „rechtshemisphärisch denken“, wie Randoll sagt. Das bedeutet, dass etwa Prozesse des abstrakten Denkens und der Erkennung von Details, die bei der Mehrheit der Menschen vor allem in der

linken Gehirnhälfte ablaufen, bei Bilddenkern primär in der rechten stattfinden. Diese Seite unseres Gehirns ist allerdings eher darauf ausgelegt, Prozesse der Kreativität und Problemlösung zu verarbeiten und dabei die Dinge in ihre vielfältigen Zusammenhänge zu stellen – das Gegenteil eines detaillierten, fokussierten Denkens also. „Das führt dazu, dass bilddenkende Menschen ihre Umwelt imaginieren“, erklärt Randoll – also primär in Bildern denken. Anschaulich werden die Folgen der Schwierigkeiten beim Fokussieren und Abstrahieren zum Beispiel beim Thema Lesen: „Bilddenker lesen nicht, sie Betrachten vielmehr die Wörter, umkreisen sie mit dem Blick“, beschreibt Randoll. Allein für das Wort „der“ ergeben sich dadurch viele Möglichkeiten des Lesens: erd, der, bre, erb, reb. Ein Wort wird mehr als Bild denn als Reihung von Zeichen erfasst. Auf einer anderen Stufe wird der Sinn eines Textes erkannt, das Vorlesen bereitet jedoch Probleme: „Das Kind erblickt das Wort „Ferkel“ und liest „Schweinchen“ vor“, führt Peters ein Beispiel an.

Sensibel, sozial und leicht ­abzulenken Bilddenker können eher auf Beschreibungen als auf abstrakte Begriffe zurück greifen. „Dieser Mangel an Exaktheit und begrifflicher Klarheit stellt Bilddenker im klassischen Schulsystem natürlich vor große Probleme“, erklärt Peters, der die Interviews an der Hofschule führte. Dafür können Bilddenker in Sekundenschnelle Situationen in ihrer Gesamtheit erfassen, auch den Gemütszustand ihres Gegenübers. „Abnehmen“ nennen die Experten dieses „Scannen“ von Situation. Das „Abnehmen“ geht mit großer Sensibilität und Empa-

thie einher. „Bilddenker erkennen die Verfassung ihres Gegenübers sehr gut“, so Peters. Dadurch können sie sehr sozial sein. „Da Bilddenker sehr sensibel sind, ist ein authentisches Verhalten ihnen gegenüber besonders wichtig“, sind sich Randoll und Peters einig. Durch die Fülle an Eindrücken, denen sie aufgrund ihrer Sensibilität ausgesetzt sind, lassen sich Bilddenker leicht ablenken. „Das erschwert das konzentrierte Lernen“, erklärt der Erziehungswissenschaftler. John Davis, der den Begriff Bilddenker in den 1970er Jahren prägte, geht davon aus, dass viele Kinder beim Eintritt in die Schule eher mit der rechten Gehirnhälfte denken – also ganzheitlich und kreativ. „Diese Anlage wird durch die Schule meist nicht gefördert, sondern unterdrückt. Dies führt bei einem Großteil der Kinder zu einer Anpassung an das stärker

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Forschung

zusammenhang stellen“, erklärt Randoll. Dann merkten sich die Schüler die detailliertesten Fakten. Eine wesentliche Aufgabe der Lernbegleiter ist es daher, das Interesse der Schüler zu wecken und sie dabei zu unterstützen, sich zu fokussieren.

Auf Potenziale zurückgreifen analytisch orientierte Lernen“, sagt Randoll. Bilddenkern – etwa vier Prozent der Bevölkerung können dazu gerechnet werden – gelingt diese Anpassung jedoch nicht gut oder gar nicht. So auch bei den Schülern der Hofschule Gaisberg. „Die meisten Kinder und Jugendlichen galten vor ihrem Eintritt in die Hofschule als nicht beschulbar“, berichtet Jürgen Peters. Die Schulgründung kam auf Initiative einiger Eltern zustande. Begleitet von Pädagogen wurde ein Konzept für die Schule entwickelt, das sowohl waldorfpädagogische als auch andere alternative pädagogische Ansätze einbezieht und auf dem Prinzip des „Erlebnislernen“ beruht: Ausgehend von Arbeiten im Alltag des Bauernhofes oder eigenen Interessen bestimmen die Schüler die Lerninhalte mit. So eröffnet die Reparatur am Motor eines Traktors den Zugang zur mathematischen Berechnung von Volumen oder der Umgang mit der Mistgabel leitet die Hebelwirkung im Physikunterricht ein. Darüber hinaus widmeten sich die Schüler in Lernprojekten individuell gewählten Themen.

Phänomenales Gedächtnis Die Lehrer verstehen sich dabei als „Lernbegleiter“, die den Schülern Zugänge zu verschiedenen Themen eröffnen. Das Lernen finde im Rahmen einer „dialogischen Kultur“ statt, erklärt Randoll. Viele Gelegenheiten zum Ein-

zelgespräch, ein demokratisch angelegtes Forum für Wünsche und Vorschläge und vor allem die Begegnung auf Augenhöhe zwischen Schülern und Lernbegleitern haben eine Atmosphäre geschaffen, in der die Vermittlung von Wissen stattfinden konnte. „Wir konnten zeigen, dass Stress unbedingt vermieden werden sollte“, schildert der Professor eines der Forschungsergebnisse. In diesem Zustand würden die ausgezeichneten sozialen und kreativen Fähigkeiten der Bilddenker gebremst und sie verlören ihr „phänomenales Gedächtnis“. „Druck und Zwang können zu erheblichen Widerständen und auch aggressivem Verhalten führen“, beschreibt Peters. Als einen Stressfaktor identifizierten die Forscher „jeglichen Übergang von visuellen Faktoren in die Verschriftlichung.“ Schriftliche Tests sind demnach per se eine große Herausforderung für bilddenkende Menschen – unabhängig vom Inhalt. „Präsentationen sind die wesentlich geeignetere Prüfungsform“, so Peters. Solange in der Situation kein Stress empfunden wird, gehen die Schüler laut Peters kreativ mit ihren Aufgaben um. „Das äußert sich zum Beispiel darin, dass sie eigene Lösungsstrategien finden“, erklärt er. Darüber hinaus betonen die Forscher die große Relevanz des Eigeninteresses der Schüler: „Nachhaltiges Lernen funktioniert bei Bilddenkern nur, wenn sie sich für eine Sache interessieren und sie in einen Sinn-

Die Hofschule Gaisberg musste ihren Betrieb vor rund einem Jahr aus wirtschaftlichen Gründen einstellen. Die Software AG-Stiftung finanzierte die abschließende Evaluation durch Randoll und Peters, die in den letzten Wochen des Schulbetriebs stattfand. „Alle Kinder konnten im Anschluss an anderen Institutionen ihre Ausbildung fortsetzen“, erzählt Peters. Die Hofschule habe die Freude am Lernen wieder geweckt und die Angst vor der Schule genommen. „Die Schüler können wieder auf ihre Potenziale zurückgreifen“, resümiert der Wissenschaftler. Das Forscherteam möchte jetzt das Phänomen der Bilddenker weiter untersuchen. „Unsere nächsten Schritte sollen dazu beitragen, Methoden zur Diagnose des Bilddenkens zu finden“, so Randoll. Erste Gespräche zu einem Kooperationsprojekt mit der Universität Hamburg waren bereits erfolgreich. Derzeit bereiten Randoll und Peters ein Symposium zum Thema Bilddenker vor, das 2015 an der Alanus Hochschule stattfindet.    TF

Weitere Informationen Die Evaluation der Hofschule Gaisberg wurde beauftragt von der Akademie für Entwicklungsbegleitung und durchgeführt vom Fachbereich Bildungswissenschaft der Alanus Hochschule. Der ausführliche Bericht kann unter akademie@entwicklungsbegleitung.net angefordert werden.


Forschung

Eurythmie am Puls der Zeit Durch die Zusammenarbeit mit zeitgenössischen ­Kom­ponisten bleibt die Bewegungskunst aktuell „Wir wollen die Eurythmie weiterentwickeln und das geht am besten in der aktiven Auseinandersetzung mit den Komponisten von heute“, davon ist Stefan Hasler überzeugt. Er wurde 2003 zu Deutschlands erstem Professor für Eurythmie berufen und hat im folgenden Jahr an der Alanus Hochschule die Tradition der Komponistensymposien eingeführt. Sechzehn Komponisten für zeitgenössisch-klassische Musik waren seither zu Gast an der Hochschule.

Komponisten schreiben ­Auftragswerke In der Anfangszeit waren jeweils zwei bis drei Komponisten zu einer Veranstaltung geladen. Bewusst wurde auf eine polare Besetzung geachtet. Vor sechs Jahren setzte Hasler dann eine neue Idee um: Er lud pro Symposium nur

Hasler wieder aufs Neue eine Herausforderung, dazu mit den Studenten der Abschlussklasse die passende Eurythmie-Choreografie zu entwickeln, auch wenn die Komponisten bewusst ein Stück schreiben, das in Bewegung umgesetzt werden kann.

noch einen Komponisten ein, an den die Hochschule ein Auftragswerk vergab. „Das ist natürlich spannend, man sucht jemanden aus, beauftragt ihn etwas zu schreiben und man

Kurz vor der Aufführung kommen die Komponisten an die Alanus Hochschule, um mit den Studenten an der Choreografie zu arbeiten. Die wenigsten kennen Eurythmie. Umso be-

weiß nicht, was dann vom anderen Ende der Welt kommt“, begeistert sich Hasler. Passende Komponisten findet er über eigene Kontakte aus seiner Zeit als Profi-Musiker, über seinen Kooperationspartner Michael Kurtz vom Goetheanum in Dornach und mithilfe einer Agentur. Das erste Auftragswerk schrieb Augusta Read Thomas aus Chicago. Ihr Stück „Eurythmy Etudes“ wurde 2008 an der Alanus Hochschule uraufgeführt.

glückender sind für Hasler die Momente, wenn Komposition und Performance zusammen passen. „György Órban war lange still, als die Präsentation zu Ende war und dann drehte er sich zu mir um und sagte ‚ja, das ist meine Musik‘. Das war unglaublich“, erinnert sich Hasler an die Zusammenarbeit mit dem ungarischen Komponisten vor zwei Jahren.

Choreografien zu unbekannter Musik

Diese Begegnungen mit den Komponisten sind auch für die Studenten ganz besondere Momente. Anna Lena Häußler, die in diesem Jahr zu einem Werk des dänischen Komponisten Peter Bruun gearbeitet hat, war fasziniert davon, dass sie mit dem Komponisten direkt eine Verständigungsbasis gefunden hat: „Ich hatte das Gefühl, er war total überrascht, dass er mitreden kann. Er als Komponist und Musiker versteht sofort, was wir machen. Er hat uns bestätigt und hat uns Impulse gegeben, an denen wir weiter arbeiten konnten.“

Die Noten kommen rund drei Monate vor dem Symposium per E-Mail, und jedes Mal ist es für

Bereicherung für das Studium

Für ihre Kommilitonin Friederike Heine liegt  die Faszination vor allem darin, zu der Musik, die noch nicht existiert hat, Bewegungen zu finden. „Aber nicht klassische Bewegungen, die man schon hundert Mal gesehen hat, sondern genau so neu daran zu gehen, wie die Musik daran geht“, betont die junge Eurythmistin.    CZ

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Forschung

Energiewende von unten?! Bürger-Energie-Genossenschaften liegen im Trend. Nicht nur das wachsende ­Interesse an Erneuerbaren Energien sorgt für eine hohe Beteiligung. Die Unterstützung regionaler Projekte oder die erwartete Rendite sind zusätzliche Anreize aktiv zu werden. Wie man sein privates Engagement für Nachhaltigkeit auch am Arbeitsplatz einbringt, untersucht das Forschungsprojekt „enEEbler".

Mehr als 200.000 Menschen engagieren sich in Projekten zu Erneuerbaren Energien, so die Bundesgeschäftsstelle Energiegenossenschaften. Ihr Ziel: Erneuerbare Energien in der Region gewinnen, verkaufen und fördern. Dennoch legen viele Bürger ihre Identität als Umweltschützer an der Unternehmenspforte ab. „Hier ist weiteres Engagement gefragt, denn zwei Drittel des Energieverbrauchs in Deutschland entfallen auf Unternehmen und staatliche Institutionen“, erklärt Susanne Blazejewski, Professorin für Allgemeine BWL an der Alanus Hochschule. Hier setzt das Forschungsprojekt „enEEbler – Mitarbeiter-Engagement für Erneuerbare Energien in Unternehmen“ des Fachbereichs Wirtschaft an. „Im Mittelpunkt unseres Forschungsinteresses steht die Frage, ob, wann und wie Bürger, die sich privat für die Energiewende einsetzen, dieses Engagement auch an ihrem Arbeitsplatz

einbringen und wann ihnen dort Barrieren entgegenstehen“, betont Blazejewski. Gemeinsam mit Carsten Herbes, Professor für International Management und Erneuerbare Energien an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geißlingen, leitet sie das Forschungsprojekt, welches das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 700.000 Euro fördert.

Leitfaden für BelegschaftsEnergiegenossenschaften Neben zahlreichen Bürger-Energie-Genossenschaften existieren in Deutschland bereits rund zehn Belegschafts-Energie-Genossenschaften, unter anderem bei Volkswagen oder Unilever. Sechs davon hat das Projektteam mit seinem Partner, dem Borderstep Institut, untersucht und die Ergebnisse in einem Leitfaden veröffentlicht. Der Schwerpunkt liegt weniger auf dem bereits in Handbüchern sehr


Forschung

(v.l.n.r) Anja Graf, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Prof. Dr. Carsten Herbes, Franziska Dittmer, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Prof. Dr. Susanne Blazejewski

ausführlich beschriebenen Gründungsprozess einer Genossenschaft, als vielmehr auf Best-Practice-Beispielen und alternativen Geschäftsmodellen. Denn um ihre Rendite zu sichern, müssen Genossenschaftler künftig neue Wege einschlagen. Bisher brauchten sie sich kaum Gedanken über den Absatz des Stroms am Markt machen, da sie aufgrund des Erneuerbare-Energien-Gesetzes in der Regel einen für 20 Jahre festen Vergütungssatz pro Kilowattstunde erhalten. Die Zukunft dieser Regelung ist jedoch ungewiss, da das Gesetz, unter anderem wegen der Kosten der Energiewende, überarbeitet wird. Mit Instrumenten wie dem Leitfaden wollen die Forscher Arbeitnehmer ermutigen, ihr Engagement ins Unternehmen zu tragen. „Eine Genossenschaft ist eine Organisationsform, die auf besondere Weise Mitgestaltung ermöglicht. Jede Stimme zählt gleich viel, unabhängig von

der Anteilshöhe“, verdeutlicht Blazejewski den Reiz des Geschäftsmodells. Auch für Unternehmen bringen Belegschafts-Genossenschaften Vorteile. Da die Genossenschaft vom Unternehmen losgelöst ist, tragen die Unternehmen selbst kein finanzielles Risiko, profitieren aber von einem möglichen Imagegewinn und positiven Effekten auf die Mitarbeiteranwerbungund Entwicklung.

Identität der Umweltpioniere Um herauszufinden, warum Menschen sich für die Energiewende stark machen, werden in der ersten Projektphase auf Basis qualitativer Interviews die Motive von Engagierten ermittelt. In der zweiten Phase, die im Sommer beginnen soll, wird mit Fallstudien untersucht, ob und inwiefern Unternehmen das Engagement ihrer Mitarbeiter aufgreifen und dieses in konkrete Projekte mündet. „Oft stoßen Mitarbeiter auf

Barrieren, die nicht bewusst aufgebaut werden sondern mit der Struktur der Organisation zusammenhängen, weil Sachen zum Beispiel immer schon so gemacht wurden. Diese wollen wir aufzeigen und durchbrechen“, erläutert die Professorin mit Schwerpunkt Führung, Organisation und Personal. Realisiert wird das Forschungsprojekt zusammen mit der IG Metall, der IG Bergbau, Chemie, Energie, dem Unternehmerverband B.A.U.M. e. V. sowie dem Borderstep Institut und der Volkswagen Belegschaftsgenossenschaft für regenerative Energien.    SST

Leitfaden online Der Leitfaden „Belegschaftsgenossenschaften zur Förderung der Energiewende“ steht ab sofort unter www.eneebler.de zum Download bereit und kann dort kostenlos als Printversion bestellt werden.

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Alanus Werkhaus

Künstlerisches Handeln als Haltung Ab Oktober 2014 können sich auch darstellende Künstler am Weiterbildugszentrum Alanus ­Werkhaus zum „Künstlerischen Prozessbegleiter“ fortbilden. Für bildende Künstler und Kreative besteht diese Möglichkeit schon seit 2013 – ein Blick auf den Status quo.


Alanus Werkhaus

Ein Zertifikatskurs vermittelt Künstlern das Rüstzeug für neue Berufsfelder „Künstlerisch handeln zu können, wird zu einer Grundkompetenz des modernen Menschen“, ist sich Sandra Freygarten sicher. Die Künstlerin ist Professorin für Kunsttransfer an der Alanus Hochschule und hat den vom Weiterbildungszentrum Alanus Werkhaus angebotenen Zertifikatskurs „Künstlerischer Prozessbegleiter“ maßgeblich mitentwickelt. „Unsere Lebens- und Arbeitsbedingungen wandeln sich unablässig“, resümiert sie. „Ständig ist man neuen Situationen ausgesetzt und muss Krisen und Unsicherheiten meistern.“ Die Auseinandersetzung und Beschäftigung mit Kunst und eigenes kreatives Schaffen könne aus ihrer Sicht helfen, mutig und flexibel mit solchen offenen Prozessen umzugehen. „Gerade darin sehe ich eine wichtige Aufgabe der Kunst in unserer Zeit“, bekräftigt Sandra Freygarten diesen Ansatz. In dem berufsbegleitenden Zertifikatskurs lernen Künstler und Kreative, wie sie ihre Lebensund Arbeitsstrategien an Menschen so weitergeben können, dass diese ihren beruflichen und privaten Alltag „künstlerisch“ gestalten: Methodik und Didaktik der Kunstvermittlung und kulturpädagogischen Arbeit, Grundlagen des Kulturmanagement aber auch die wissenschaftliche Reflexion darüber, was etwa Ler-

nen oder künstlerisches Handeln ist, gehören zu den Inhalten der zweijährigen Fortbildung. Diese theoretischen, aber auch praktischen Impulse zielen darauf ab, dass die Teilnehmer ihre bestehenden künstlerischen Kompetenzen weiterentwickeln und ihnen eine neue Richtung geben. Andrea Froneck-Kramer hatte beispielsweise irgendwann das Gefühl, dass sie ihre eigene Position als Künstlerin und Kommunikationsdesignerin neu anschauen und ihren Handlungsraum weiterentwickeln musste: Einerseits hatte sie immer wieder erfahren, welches Potenzial Kunst für Nicht-Künstler hat. Als Kommunikationsdesignerin war sie andererseits in Gestaltungsprozessen oft in die Rolle einer Moderatorin geraten, die Firmen dabei begleitet, ein klares Profil herauszuarbeiten. Diese vielschichtigen Erfahrungen, aber auch die offenen Fragen an ihr eigenes Arbeitsfeld als Künstlerin und Designerin bewogen sie dazu, den Zertifikatskurs anzufangen. „Der wissenschaftliche Blick auf meine eigenen Erfahrungen haben mir ein tieferes Verständnis für Prozesse und Strukturen ermöglicht und vor diesem Hintergrund kann ich neue Herangehensweisen entwickeln“, stellt sie nach anderthalb Jahren Studium fest.

Auch die Bühnenbildnerin und Mitinhaberin der Wittener Galerie „Kunst in der Halle“, Karin Eppelsheimer, sieht den Zertifikatskurs als Ergänzung zu ihrer bisherigen Tätigkeit und als eine Art Trainingslager für geplante Projekte: „Ich kann mir zur Zeit sehr gut vorstellen, mehr in das Kulturmanagement für die Region Witten einzusteigen. Dafür brauche ich betriebswirtschaftliche, aber auch methodische und didaktische Kompetenzen – und die kann ich mir hier aneignen.“ Facettenreich und zahlreich sind die Handlungsfelder von Künstlern, die als „Künstlerische Prozessbegleiter“ soziale und biografische Prozesse begleiten: Unternehmen interessieren sich etwa mehr und mehr dafür, ihre Personal- und Organisationsentwicklung mit künstlerischen Mitteln zu begleiten. Auch die künstlerische Arbeit mit Menschen, die sich zum Beispiel durch Krankheit, Migration oder Arbeitslosigkeit in einer besonderen Lebenssituation befinden, findet zunehmend Resonanz. „Ständig tun sich neue Arbeitsfelder auf“, sagt Sandra Freygarten. „Daher vermitteln wir unseren Teilnehmern keine konkreten Handlungsfahrpläne, sondern statten sie mit Rüstzeug aus, mit dem sie sich selbst ihre individuellen Arbeitsbereiche erschließen können.“    AP

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Alanus Werkhaus

Ein Balanceakt zwischen eigenen Wünschen und äußeren Gegebenheiten

Die Gestaltung der Berufsbiografie Immer wieder erleben wir, dass die Situationen im Berufs- und Arbeitsleben von raschen Veränderungen geprägt sind. Unternehmen werden umstrukturiert oder halten dem Konkurrenzdruck im Zuge der Globalisierung nicht Stand und müssen schließen; andere expandieren oder aus innovativen Ideen entstehen neue Initiativen. Dann ändern sich durch technische und andere Entwicklungen Aufgabenfelder und Tätigkeiten so, dass neue Berufsbilder entstehen und alte abgeschafft werden: Zum Beispiel wird der Schriftsetzer in Druckereien schon lange nicht mehr gebraucht oder der Beruf des Fitnesstrainers ist ganz neu durch den Bewegungsmangel der Bevölkerung entstanden. Auch die persönliche Situation der Menschen hat sich durch die zunehmende Individualisierung gewandelt: Haben früher die Eltern die Berufswahl mitbestimmt, werden junge Menschen nun in die Freiheit entlassen, sich selbst für einen beruflichen Weg zu entscheiden. Nicht selten sind sie mit dieser Wahlmöglichkeit überfordert. Der Umgang mit dieser Freiheit der Entscheidung ist im Laufe des Lebens eine ständige Herausforderung. Der einmal erlernte Beruf ist oft nicht mehr der, der ein Leben lang ausgeübt wird und dies wird auch nicht mehr erwartet. Eher wird es begrüßt, wenn jemand in


Alanus Werkhaus seinem Leben unterschiedliche Erfahrungen machen konnte. Eine Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hat ergeben, dass rund ein Drittel der Erwerbstätigen in Deutschland nach eigenem Bekunden im Laufe des Berufslebens mindestens einmal die ­berufliche Tätigkeit gewechselt hat, acht Prozent darunter sogar mehrmals. Die Beweggründe für einen Berufswechsel sind vielfältig: Mal ist man in einer beruflichen Sackgasse, in der keine weiteren Entwicklungsmöglichkeiten in Aussicht sind; mal haben sich die Interessen geändert und man möchte etwas Neues, Anderes machen. Es gibt auch berufliche Bereiche, bei denen man sich bei der ersten Entscheidung meist sehr sicher ist und dann auch dabei bleibt, wie etwa bei einem Medizinstudium. Bei einem Wechsel werden die einmal erworbenen Fähigkeiten mitgenommen, auch wenn sich der fachliche Kontext ändert. Soziale und persönliche Kompetenzen, die sich während

einer Tätigkeit entwickeln konnten, lassen sich auf andere Situationen übertragen. Dabei kann sich so etwas wie „Berufsbiografische Gestaltungskompetenz“ entwickeln. Dazu gehört, dass man seine Interessen, Werte, inneren Motive und Visionen kennt. Außerdem ist es wichtig, sich seiner Fähigkeiten, Talente und Ressourcen bewusst zu sein. Ein Blick auf die eigene biografische Situation, das Alter oder die Lebensgeschichte kann den eigenen „roten Faden“ durch alle Wechsel deutlich machen. Diese Gesichtspunkte haben mit der eigenen Identität zu tun und sollten mit der Frage verbunden werden, welche Aufgaben man in der Gesellschaft übernehmen möchte und kann – auch losgelöst von konkreten Stellenanzeigen. Während dieses Prozesses stellt man vielleicht fest, dass eigene Motive in den vergangenen Jahren irgendwie untergegangen sind, weil man sich zu sehr dem Druck von außen beugen musste. Dann gilt es, Wege zu finden, sich dieser Motive wieder bewusst zu werden und

Weiterbildungszentrum Alanus Werkhaus September 2014 Mo 01 Sa 06 Mo 08 Fr 19 Fr 19 Mo 22 Do 25 Fr 26 Fr 26 Fr 26 Sa 27 Mo 29

Zukunft Ausbilder: Vorbereitung auf die Ausbildereignungsprüfung (AEVO) Singen und Sprechen im Beruf Sozial-verantwortlich und wertebasiert: Zertifikatskurs Socially Responsible Finance Professionalisierung für Mediatoren: Familienmediation Empathie und Selbstempathie: Anderen und sich selbst zuhören Gekonnt moderieren: Methoden und Techniken trainieren Vom Lehrenden zum Lernprozessbegleiter: Lernen nachhaltig gestalten Balance finden im Bildungswesen Mit Humor durch Beruf und Alltag Aktzeichnen: Technik – Komposition – Bildidee Stärke statt Macht: Neue Autorität in Erziehung und Schule Führen heißt gestalten: Von der Kunst lernen

Oktober 2014 Mi 01 Qualifizierung: Künstlerischer Prozessbegleiter Fr 03 Heilende Klänge: Workshop mit Markus Stockhausen Fr 03 Freie Malerei mit Jo Bukowski Fr 03 Formen und Begreifen: Plastisches Portrait Fr 10 Überzeugend frei sprechen: Stimme, Ausdruck und rhetorische Techniken Mo 13 Kinderatelier im Herbst Mo 13 Street Art, Pop Art und Stencil Art Mo 13 Steinbildhauerei Mi 15 Konflikte professionell lösen: Ausbildung zum Mediator Fr 17 Visuelle Kommunikation für Mediatoren und Coaches

Mo 20 Mo 20 Fr 24 Fr 24 Fr 24 Fr 24

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sie stärker leben zu können. Die eigenen Visionen und Werte können aber auch so stark sein, dass es schwerfällt, sich mit der Realität und all ihren Unebenheiten zu verbinden und einen beruflichen Platz einzunehmen. Es ist eine Art lebendige Gleichgewichtsübung, die Passung zwischen den eigenen Motiven einerseits und den äußeren Anforderungen eines Berufes andererseits immer wieder herzustellen. Das allein ist ein lebenslanger Lernprozess, der durch alle Angebote des lebenslangen Lernens unterstützt werden kann.

Von: Marlies Rainer  //  Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „Studica – Studieren à la carte“, ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie vom Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördertes Forschungsprojekt an der Alanus Hochschule, und ist pädagogische Leiterin des Bildungswerks Alanus Werkhaus.

Studienvorbereitung / Mappenkurs Das Heldenprinzip® – Schritte zu einer ganzheitlichen Veränderungskultur Wendepunkte erfolgreich meistern Holzschnitt: Konturen geben Sägen und Denken Menschen fotografieren: Portraitfotografie

November 2014 Di 04 Menschen begeistern, Kunden gewinnen: Sales-Mastery-Techniken Do 06 Kein Grund zum Zähneknirschen! Die Feldenkrais-Methode Fr 07 Das ist mein Leben: Biografiearbeit Fr 07 Alchemie der Malerei Fr 07 Portraitzeichnung: Dem Wesen auf der Spur Sa 08 Digitale Fotografie: Die Kamera als Werkzeug Mo 10 Den Kunden im Blick: Kundenorienterung durch künstlerisches Handeln Di 11 Das (Handwerks-)Zeug zum Führen: Vom Mitarbeiter zur Führungskraft Fr 14 Experimentelle Zeichnung: Dem Zufall folgen Fr 14 Ölfarben: Intensive Farbe und Leuchtkraft Di 18 Erfolg und Erfüllung im Beruf: Persönlichkeitsentwicklung fördern Fr 21 Training gegen Lampenfieber: Mit künstlerischen Techniken Prüfungsangst begegnen Fr 28 Großformatige Malerei: Den (Frei-)Raum erobern Fr 28 Collage und Assemblage: Spiel mit dem Zufall Sa 29 Singen und Stille mit Markus Stockhausen

Dezember 2014 Mo 01 Fr 05 Fr 05 Fr 19

Die Kunst zu führen: Aufbauseminar Das Bild im Kopf: Der fotografische Essay Hell und Dunkel in der Malerei Freie Malerei mit Jo Bukowski

Weitere Kurse und Anmeldung unter www.alanus.edu/weiterbildung


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Engagement

Pieter van der Ree hat eine Stiftungsprofessur für organische Architektur inne. Die nieder­ ländische Iona Stiftung finanziert seine Professur und fördert damit die Ausbildung zukünftiger Architekten, die ihre Entwürfe mit einem bewussten Blick auf den Zusammenhang von Mensch, Architektur und Gesellschaft gestalten. „Jetzt wird es abstrakt“, warnt Pieter van der Ree lachend, als er zu einer Erklärung über die Eigenschaften organischer Architektur ansetzt. Er nennt Stichworte wie „Gestaltungsprinzipien der Natur“, „Funktion als Ausgangspunkt“ und „Orientierung an den zukünftigen Nutzern – nach innen und außen“. Plastisch wird das Bild, wenn der 55-jährige Beispiele zeigt und erläutert: Die Berliner Philharmonie, das Guggenheim Museum in New York oder das Goetheanum in Dornach. Der Betrachter sieht lebendig gestaltete Bauwerke, die sich

harmonisch in ihre Umgebung einfügen. Es ist eine „menschengerechte Architektur“, wie der Professor betont, die Natürliches und Künstlerisches gleichermaßen integriert.

Liebe zur Architektur wecken Seit 2005 ist van der Ree als Stiftungsprofessor an der Alanus Hochschule tätig. Durch eine Initiative des damaligen Fachbereichsleiters Nikolaus von Kaisenberg kam die Förderung durch die Iona Stiftung zustande. „Wir

möchten Architekten ausbilden, die Lebenszusammenhänge erkennen und gestalten – und genau das ist ein Ziel der organischen Architektur. Daher ist es für unseren Fachbereich so bedeutend, dass die organische Architektur durch eine eigene Professur einen festen Platz hat“, betont von Kaisenberg. „Ich hatte im Auftrag der Iona Stiftung eine Wanderausstellung zur organischen Architektur konzipiert – dadurch wurde die Hochschule auf mich aufmerksam“, sagt van der Ree, der


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Eine gestiftete ­Professur als freischaffender Architekt vor allem Schulen und Wohnsiedlungen plant. In zwei Seminaren pro Semester lehrt der Professor Baugeschichte und Architekturtheorie, ein Schwerpunkt dabei ist die organische Architektur. „Am wichtigsten ist mir, dass die Studenten ein Gespür dafür bekommen, welch große Bedeutung die Architektur für den Menschen hat“, beschreibt van der Ree. Und er möchte die angehenden Architekten in seinen Seminaren dazu bringen, ihr Fach „zu lieben“. „Denn dann fällt das Lernen leicht und findet ständig statt – Architektur ist ja überall“, fügt er schmunzelnd hinzu.

Interdisziplinäre Projekte Durch seine Lehrtätigkeit entwickeln sich nicht nur seine Studenten weiter, sondern auch van der Ree selbst: „Um gut und vor allem am Puls der Zeit unterrichten zu können, bilde ich mich ständig weiter, und muss mich mit den Dingen, die ich vermittele, sehr gründlich auseinandersetzen.“ In regelmäßigen Treffen und Berichten präsentiert van der Ree seinen Förderern aktuelle und anstehende Lehrprojekte. Besonders begeistere sich die Stiftung für interdisziplinäre Projekte, wie beispielsweise das Symposium über Raum und Bewegung, das er gemeinsam mit einem Kollegen aus dem Fachgebiet Eurythmie ausgerichtet hat. Aber auch

Projekte in Zusammenarbeit mit Personen und Institutionen außerhalb der Hochschule werden gerne gesehen. „Die Iona Stiftung leistet mit ihrem Engagement einen sehr wertvollen Beitrag zur Integration der organischen Architektur in die Ausbildung angehender Architekten“, resümiert van der Ree. Neben einem Kollegen in Kiew ist seine Professur weltweit die einzige für organische Architektur.

Plastisch und bewegt Derzeit bereitet Pieter van der Ree die Neuauflage seines 250 Seiten starken Buches zur organischen Architektur vor. Damit möchte er die Architekturströmung, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihre Anfänge nahm, neu positionieren. „Die Gegenwartsarchitektur ist oft plastisch und bewegt – vor 20 Jahren waren diese Eigenschaften fast exklusiv auf die organische Architektur beschränkt“, begründet er. Heute stelle sich die Frage: „Ist jede plastische oder dynamische Form schon ‚organisch‘ und welche Bedeutung hat sie für den Menschen, der das Gebäude nutzt?“ Für seine architektonische Zeitdiagnose hat van der Ree Bauwerke auf der ganzen Welt besichtigt. 4.000 Fotos hat er dabei gemacht. Man kann davon ausgehen, dass die Neuauflage des Buches ein Bild organischer Architektur zeichnet, das alles andere als abstrakt ist.    TF

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WegbeGleiter und ­Förderer Im Gespräch mit der ehemaligen Bürgermeisterin von Alfter, Bärbel Steinkemper und dem Journalisten Gode Japs

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Die Alanus Hochschule wurde als Kunststudienstätte 1973 gegründet. Wissen Sie, wie damals in Alfter darüber gedacht wurde? Japs: Ein Großteil der Bevölkerung war entsetzt, als viele – in ihren Augen – ungepflegte, langhaarige Menschen in der Gemeinde auftauchten. Viele Alfterer hatten große Vorbehalte gegenüber der Hochschule.  —  Steinkemper: Da kamen viele Dinge zusammen. Die dörfliche Struktur war noch sehr ausgeprägt und auch sehr konservativ. Ich erinnere mich an Geschichten, dass ein Student mit einer Ziege am Halsband durch den Ort kam – die Ziege war für die Alfterer ein Nutztier, sie am Halsband spazieren zu führen, fand man absurd. So brauchte das Aufeinandertreffen zweier Kulturen eine Eingewöhnungsphase.

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Wann hatten Sie zu ersten Mal einen Berührungspunkt mit der Hochschule?

Steinkemper: Wegen des Bonn-Berlin-Umzuges stellte sich die Frage, was wir tun können, damit hier „die Lichter nicht ausgehen“. Von der Kommunalpolitik haben wir geguckt, was wir zu bieten haben. Sehr schnell stand die Alanus Hochschule im Fokus. Daraus ergab sich das Bemühen, Bundesmittel für Alanus zu gewinnen. Vorher hatte ich meist flüchtige Begegnungen, allerdings blieb mir hier das Gefühl, dass es sich um eine Institution handelt, die man im Auge behalten sollte.  —  Japs: Zu der Zeit war es nicht die Lehr- und Forschungsstätte, die es heute ist – es war etwas wie eine „Hochschul-Spielwiese“.

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Hätten Sie damals gedacht, dass in Alfter mal über 1000 Menschen studieren? Steinkemper: Ja, aber ich hatte da eine sehr viel längere Perspektive vor Augen. Ich hätte nicht gedacht, dass das so schnell geht und eine solche Eigendynamik entwi-

ckelt.  —  Japs: Ja, auch die Schnelligkeit bei den neuen Bauprojekten war beeindruckend.

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Sie haben die Hochschule über viele Jahre begleitet, welche Veränderungen nehmen Sie wahr? Steinkemper: Die Hochschule hat sich nach ihren exotischen Anfängen hin zu einem ernstzunehmenden Studienbetrieb gewandelt und ist zu einem Standortfaktor geworden, mit dem man punkten kann. Es macht daher Sinn, die Hochschule zu begleiten. Das ist die Sichtweise der Gremien der Gemeinde und die Bevölkerung nimmt wahr, dass es hier durch die Hochschule lebendig ist, wenn auch „anders“.  —  Japs: Es war ein Integrationsprozess von beiden Seiten. Die Hochschule war als Kunststudienstätte zunächst irgendwie abgekapselt und hatte in gewisser Weise auch Berührungsängste zur Bevölkerung. In den letzten Jahren ist es gut gelungen, die Hochschule


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ment der Studenten und des Lehrkörpers. Und natürlich von der Atmosphäre, die einmalig und ein Gewinn für jeden ist, der hier studieren darf. Da das so war, habe ich entschieden, zu helfen, wo ich helfen kann.  —  Steinkemper: Alfter ist ein lebens- und liebenswerter Ort. Das hat etwas für mich mit der Atmosphäre zu tun und da ist die Hochschule

Mittelpunkt, in Zukunft müssen wir die Förderung der Studierenden noch mehr in den Fokus nehmen. Davon profitiert auch die Hochschule.  —  Japs: Die Fördervereine sind aus meiner Sicht für die Studenten da, damit fördere ich dann auch die Hochschule. Für diese Arbeit benötigen wir die Unterstützung der Bevölkerung, die hiesigen Unternehmen könnten die

mit ihren Studenten und mit ihrem Angebot ein ganz wichtiger Faktor, das hebt den Ort heraus – aus den 300 Kommunen im Lande, die die gleiche Größe haben. Dies zu erhalten, ist mir wichtig, dafür engagiere ich mich gerne.

Fördervereine der Hochschule ruhig ein bisschen mehr unterstützen.  —  Steinkemper: Die Bevölkerung muss erkennen, wie wichtig es ist, dass Alanus in Alfter ist und dass jeder mit Blick auf die Gesamtsituation davon profitiert. Da diese Institution auch ein wirtschaftlicher Faktor für die Gemeinde ist, ist es wichtig, sie zu unterstützen. Hierfür muss mehr Bewusstsein entstehen. Viele ansässige Unternehmen haben auch noch nicht erkannt, dass sie vom Angebot des Weiterbildungszentrums profitieren können.    JWD

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nach außen zu öffnen. Das könnte noch mehr gelingen, zum Beispiel durch die Unterstützung des Hoftheaters. Steinkemper: Durch die staatliche Anerkennung wurden neue Pflöcke eingeschlagen. Die Hochschule hat im Zuge dieses Prozesses auch organisatorisch ein neues Profil entwickelt und neue Strukturen geschaffen.  —  Japs: Heute ist die Gemeinde dankbar und auch die Bevölkerung empfindet es als Bereicherung, dass die Hochschule hier ist, dass die Studenten hier sind. Studenten und Einheimische kommen beispielsweise in einer Kneipe ins Gespräch, das ist wunderschön.

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Was hat und bewegt Sie noch, sich für Alanus zu engagieren? Japs: Ich hatte das Vergnügen, zwei Jahre als Dozent für den Bereich Hörspiel mit Studenten zu arbeiten. Ich war beeindruckt von der Lernfähigkeit, der Tüchtigkeit und dem Engage-

Sie sind in die Arbeit der Alanus Hochschule regelmäßig eingebunden. Was macht Ihnen daran Freude? Japs: Es macht Spaß, eingebunden zu sein und zu merken, dass man etwas geben kann. Steinkemper: Für mich ist es das öffentliche Veranstaltungsangebot der Hochschule und des Weiterbildungszentrums, das sich an alle Bürgerinnen und Bürger richtet. Darüber hinaus ist es die Tatsache, dass viele junge Menschen im Ort sind und diesen mit Leben füllen.  —  Japs: Ja, die Angebote im Weiterbildungszentrum sind sehr vielfältig und sehr zu empfehlen. Ich habe da schon selbst an einem Kurs teilgenommen, das war sehr bereichernd.

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Sie beide haben sich viele Jahre in verschiedenen Fördervereinen eingebracht, was motiviert Sie und was macht einen Förderverein aus? Steinkemper: Heute muss man darüber nachdenken, welche neuen Schwerpunkte man in der Förderung setzen kann. Wie können wir weiterhin zur Verankerung der Hochschule beitragen. Bisher standen hier Kunstpreise im

Dr. Bärbel Steinkemper war Bürgermeisterin von Alfter und gehörte zum Gründungsvorstand des Alanus Förderverein e. V. Sie hat den Verein in den vergangenen Jahren maßgeblich mitgeprägt. In diesem Jahr hat sie den Vorstandsvorsitz an Bürgermeister Dr. Rolf Schumacher übergeben, stellvertretender Vorsitzender ist Thomas Wagner, Kulturdezernent des Rhein-Sieg-Kreises. www.alanus.edu/foerderverein Gode Japs war Redakteur beim Deutschlandfunk und gehört zum Gründungsvorstand von Rampe e. V. Er hat den Verein mitgegründet, um sich verstärkt für die Schauspielausbildung an der Alanus Hochschule einzusetzen.

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Dirk Vianden – Ein Kanzler, der bewegen will „Der Geist eines Ortes und die Kraft der Natur sind für mich von besonderer Bedeutung.“ Dirk Vianden, der Verwaltungsleiter der Alanus Hochschule hält sich am liebsten dort auf, wo man die Zeit vergessen, sich sammeln kann. „Wenn alles fließt, bedeutet das für mich Kraft schöpfen“. Wenn er einen Studiengang an der Alanus Hochschule wählen sollte, könnte er sich am ehesten vorstellen Eurythmie zu studieren. Dieser Studiengang eröffne, so der 52-jährige, den Fluss der Bewegung und eine Sicht auf das Dasein, die für ihn bislang eine Unbekannte gewesen sei. „Das macht mich neugierig – auch das Spirituelle, das damit verbunden ist und mich zu mir selbst führen kann.“

„auf die Spur“ und zwar die des Rechtsanwaltes. „Das Studium hat mich dann ‚klar‘ gemacht – für Geduld, Beharrlichkeit und Ausdauer, aber auch, meinen eigenen Willen neu zu erleben; und ich habe gelernt, mich einzuordnen.“ Wichtig ist ihm heute, sich stets einzubringen – insbesondere in einem gemeinnützigen Kontext.

Suche nach dem Weg

„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ zitiert er Erich Kästner und leitet daraus sein persönliches Motto ab. Neben seiner 20-jährigen Tätigkeit als Rechtsanwalt hat er sich zahlreichen gemeinnützigen Projekten gewidmet und tut dies noch immer. Er ist überzeugt, dass unsere Gesellschaft des Gebens bedarf

Der Frischluftliebhaber hat jedoch Rechtswissenschaft studiert. Nachdem er im Anschluss an die Schulausbildung zunächst mal „alles und nichts“ gemacht, „hier und da“ gejobbt hat, führte ihn die Vielzahl begangener Wege

Gutes tun

und bedauert, dass viel zu Wenige dazu bereit seien. „Es macht mich glücklich, dass ich aufgrund meiner Organisationsfreude Projekte und Einrichtungen unterstützen kann.“ So kommt es, dass er, wenn er auf seinem Hollandrad mit „verwehtem“ Haar durch die Straßen radelt, gar nicht weit kommt. Man kennt ihn und er kennt sie – die Bonner und die Alfterer. Genährt wird sein Engagement von seiner „vaterstädtischen“ Leidenschaft auf der einen und einem ausgeprägten kulturellen Interesse auf der anderen Seite. Seine Begeisterung schwappt förmlich über, wenn er von seinem Engagement für das Bonner Stadtmuseum erzählt, wo sich Wurzeln gelebten Bürgersinns wiederfinden lassen, „hier kommt Schmackes in die Sache, wenn die Bürger sich wiederfinden“, sagt er in rheinischem Tonfall.

„Schmackes“ für die ­Hochschule Und so möchte er es auch für Alanus, „denn hier kommt „Schmackes“ herein, wenn sich


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Studenten und Mitarbeiter in ihrer Hochschule wiederfinden“. Sein Anliegen ist es, ein gutes Miteinander auf den verschiedensten Ebenen zu gewährleisten, für die rund 200 Mitarbeiter da zu sein und die Forschung und Lehre sicher zu stellen. „Das ist allerdings an einer solchen Hochschule, an der alles sehr direkt und unmittelbar passiert, eine besondere Herausforderung.“ Dirk Vianden sieht es positiv – als Chance.

Die Menschen dort sind anders Die Hochschule ist ihm seit Kindesbeinen bekannt, war er doch bis 1982 Alfterer Bürger und hat den Aufbau und Werdegang der Kunststudienstätte hautnah mitbekommen. „Die Alanus Hochschule ist mir schon früh positiv aufgefallen, weil die Menschen dort anders waren.“ Das ist ihm immer sympathisch gewesen, denn auch er möchte nicht Konventionen entsprechen und fährt nun morgendlich von Bonn nach Alfter – nicht selten auf einer grünen Vespa mit einer rustikalen Holzkiste als Stauraum.

Inspirierende Kraft Hin und wieder nimmt er sich Auszeiten. Und wenn das mal nicht in Maria Laach oder im Bonner Hofgarten ist, zieht er sich – auf den Tennisplatz oder – in sein Atelier zurück und malt, am liebsten großformatig. „In der Kunst kann ich mich selbst erproben, offen und frei, das gibt Kraft“. Seine Urlaube verbringt er  am liebsten gemeinsam mit seiner Partnerin in der Toskana, zum Beispiel nahe der Stadt Lucca. „Dort findet man Härte, wo sie sein muss und Freude, wo sie sein kann – sie bedingen sich.“ Das entspricht seiner Lebensphilosophie und dann stellt er auch mal das Telefon ab und testet Unerreichbarkeit.

Neue Wege Nach einem privaten Umbruch vor einigen Jahren zog bei ihm nicht nur eine Veränderung in punkto Ernährung ein, ab diesem Moment hat er begonnen, seine berufliche Zukunft neu zu fassen. Auf der eher unbewussten Suche nach etwas Neuem, begegnete er der Alanus Hoch-

schule quasi ein zweites Mal. Für Alfter sei die Alanus Hochschule etwas ganz Besonderes, meint er, „so wie die Universität in Bonn für die Stadt“. Eine Hochschule gibt einer Stadt oder Gemeinde ein besonderes Profil und in Alfter hält er den Geist des Studienortes und die daran geknüpfte Verbindung von Kunst und Wissenschaft für ganz außergewöhnlich. Alanus, die Hochschule und das Weiterbildungszentrum, werden in den nächsten Jahren weiter wachsen, gedeihen und blühen und der Campus II werde erweitert, da ist er sicher. Dirk Vianden ist und bleibt Optimist und freut sich, sein Know-how in Kulturmanagement an diesem Ort einbringen zu können. Und inspirierende Ruhe und Kraft findet er – hin und wieder zwischen Sitzungen, Gesprächen und Organisations- und Entscheidungsprozessen – auch am Campus I, dem Johannishof, am Rande des Kottenforstes.    JWD

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Die Kuratorin Irene Kleinschmidt-Altpeter über Wege zur Selbstständigkeit und künstlerischen Authentizität

Das Kunststu Alanus Hochs Viele anregende Begegnungen mit Studierenden der Alanus Hochschule sind mir gegenwärtig. Bei einigen von ihnen konnte ich den Gang in die Selbstständigkeit verfolgen oder auch unterstützen. Diese Künstlerinnen und Künstler gehören einer jüngeren bis mittleren Generation an und arbeiten in unterschiedlichen Ausdrucksformen und Formaten. Sie sind in Bonn und Umgebung geblieben und können stellver-  tretend für eine subjektive Auswahl stehen: Cornelia Genschow, die von 1996 bis 2000 Malerei studiert hat; Samo Skoberne, Bildauereistudent von 1995 bis 1999; Amely Spötzl, die von 1997 bis 2001 Bildhauerei studiert hat; Hannah Schneider, die von 2002 bis 2006 ebenfalls Bildhauereistudentin war; Muyan ­Lindena, dessen Bildhauereistudium von 2003 bis 2007 währte sowie Eveline Mürlebach, die von 2005 bis 2009 Malerei studierte. Außerdem erhielten alle diese ehemaligen Alanus-Studenten auch eine geisteswissenschaftliche Ausbildung an der Hochschule. Zusätzlich erworbene Qualifikationen wie bei Skoberne (Maschinenbau, Celje / Slowenien), Schneider (HfBK Dresden) und Mürlebach (Theaterwerkstatt Heidelberg) vergrößern das mögliche Berufsspektrum. Fünf der sechs Künstler bewarben sich erfolgreich für ein von der Stadt Bonn gefördertes Atelierstipendium im Atelierhaus Bonn, das vom Bonner Kunstverein betreut wird. Dort können sie sich an den Tagen der „Offenen Ateliers“ der Öffentlichkeit präsentieren sowie damit verbunden, Kontakte aufbauen und pflegen. Lehrtätigkeit oder selbstständige Mitarbeit an Projekten gehören zu ihren Arbeitsfeldern, Auszeichnungen durch Preise bringen Anerkennung und erweitern den Bekanntheitsgrad. Im Jahr 2010 eröffneten Cornelia Genschow und Samo Skoberne in der Eifelstraße 22, Bonn, eine Produzentengalerie, in der sie auch regelmäßig andere Künstler ausstellen, von deren Arbeit im Kontext zur Natur sie überzeugt sind. Ihr „Raum für Kunst und Natur“ entwickelte sich zügig zu einer


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dium an der chule viel beachteten Institution in Bonn. Als 2008 die UN-Naturschutzkonferenz in Bonn tagte, zeigte das Bonner Kunstmuseum eine Rauminstallation der Künstlerin unter dem Titel „Streuner“. 2004 präsentierte Amely Spötzl im Rahmen von ArtLyaison.BonnLyon ihre subtile Zwiesprache mit der Natur, die in ihrer Vorgehensweise an museale Aufgaben herankommt: sammeln, forschen und bewahren. 2010 erhielt sie für ihre konzeptuelle Vorgangsweise in unterschiedlichen Medien den Alanus Preis für Bildende Kunst. Hannah Schneider und Muyan Lindena arbeiten zuweilen für ihre Projekte zusammen, so auch erfolgreich für das European Art Projekt „Canoe Cut“, ausgestellt im Atelierhaus Bonn 2010. 2013 erhielt Schneider den Deutsch-Französischen Kunstpreis vom Rotary Club Bonn & Rotary Club Strasbourg im Rahmen ihrer Ausstellung „Contemporary“ im Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn. Eveline Mürlebach hat während ihrer Zeit im Atelierhaus Bonn Installation und Performance verbunden. Zurzeit arbeitet sie in Bonn im Bereich der Theaterpädagogik. Alle hier erwähnten Künstlerinnen und Künstler stehen inzwischen auf eigenen Füssen und haben in ihrem künstlerischen Schaffen zu eigenen Ausdrucksformen gefunden. Die Natur hat dabei durchaus eine Referenz­ ebene behalten, und die gelegentliche Liaison mit der Pädagogik offenbart zusätzlich eine Rückbindung zur Alanus Hochschule.

Zu den Bildern „Canoe Cut“ von Hannah Schneider und Muyan Lindena: Auf dem noch gebrauchsfähigen Kanu wurde in Amsterdam ein roter Laserstrahl („Tideliner“) projeziert, der jeweils fiktive Wasserstände markierte. In Amsterdam und im Atelierhaus Bonn präsentierten die Künstler u. a. einen schlichten 1:1 Nachguss des Kanus, die Filmarbeit „1/4 Erdrundliegen“ und „Tideliner  (Video)“ sowie das in regelmäßige Elemente zerlegt und rythmisch arangierte Kanu „Tideliner“. Von: Dr. Irene Kleinschmidt-Altpeter // Kuratorin im Kunstmuseum Bonn

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Trägerin des „BDA Masters“: Dominique Buchmaier

Ausgezeichnete Absolventen erzählen Carina Barg erhielt den Wissenschaftspreis

Ein Schritt in die Zukunft: Zwei Studentinnen wurden für ihre herausragenden Abschlussarbeiten prämiert und verraten, wie es beruflich für sie weitergeht und was der Preis ihnen bedeutet. Die Lernkultur im Unternehmen ist für Mitarbeiter im Einzelhandel entscheidend bei der Identifizierung mit dem Arbeitgeber. So lautet das Fazit der Abschlussarbeit von Carina­ Barg. Die BWL-Absolventin wurde dafür mit dem Wissenschaftspreis in der Kategorie „Beste Bachelorarbeit“ ausgezeichnet.

liche Arbeiten, die eine hohe Relevanz für die Handelsbranche haben. „Ich bin überrascht, dass die Auszeichnung solche Wellen schlägt“, berichtet die 24-Jährige. Bei der Preisvergabe habe sie viele spannende Gespräche geführt und mittlerweile sogar erste Jobangebote erhalten.

Auf ihr Thema kam Barg während ihrer Praxisphasen in der Personalabteilung und den Filialen von dm-drogerie markt, dessen Prinzip „Lernen in Arbeit“ für eine besondere Lernkultur steht. „Ich habe auch dort vieles hinterfragt – davon sind Menschen oft überrascht“, erzählt Barg. Eine prägende Eigenschaft, die sie im Studium erworben habe. „Die Kunstmodule waren für mich entscheidend, um andere Perspektiven einnehmen zu können. Ich merke, dass ich offener und ganzheitlicher an Dinge rangehe“, ergänzt Barg.

Nach einem Praktikum bei der Deutschen Telekom möchte Barg im Herbst aber zunächst einen Master in Wirtschaftspsychologie beginnen. „Mich fasziniert die Frage, was entscheidend für die Zufriedenheit von Mitarbeiterin ist und wie man sie motivieren kann“, erläutert sie.    SST

Der von der EHI Stiftung und GS1 Germany ausgeschriebene Preis prämiert Nachwuchswissenschaftler für exzellente wissenschaft-

Dominique Buchmaier, Absolventin des Bachelorstudiengangs „Architektur und Stadtraum“, erhielt für ihre Abschlussarbeit den Studienpreis „BDA Masters“. Der Preis, der jährlich vom Landesverband Nordrhein-Westfalen des Bundes Deutscher Architekten (BDA) vergeben wird, dient als Förderstipendium für das anschließende Masterstudium.

Mit ihrem architektonischen Konzept für die Aula des Carl-Humann-Gymnasiums in Essen konnte die Studentin die Jury überzeugen. Diese lobten ihren Entwurf als „beeindruckende Arbeit“, deren architektonische Sprache eine „sympathische Leichtigkeit“ erzeuge. „In erster Linie ist das natürlich eine Anerkennung für die Arbeit und Zeit, die ich investiert habe.“, freut sie sich. Seit vergangenem Herbst studiert die 25-Jährige im berufsbegleitenden Masterstudiengang „Prozessarchitektur“. „Das Preisgeld ist bei der gleichzeitigen Belastung von Beruf und Studium eine wirkliche Erleichterung“, erklärt Buchmaier. Seit 2013 wird sie zudem durch das Deutschlandstipendium in Höhe von 300 Euro monatlich gefördert, welches die Alanus Hochschule an begabte und engagierte Studenten vergibt. Die Besonderheiten an dem Architektur-Studium der Alanus Hochschule sind für die Studentin die familiäre Atmosphäre sowie die umfassende Betreuung durch die Professoren. Nun steht ein einjähriges Studienprojekt an, in dem Buchmaier konzeptionelle und gestalterische Lösungen für den Rudolfplatz in Köln entwickeln wird. Mit dem Preis hat sie bereits den ersten Schritt in Richtung Masterabschluss gemacht.    APE


Der besondere Ort

Der Besondere Ort: Das Glashaus Fast zweihundert Quadratmeter Fensterfronten – das Glashaus hat seinen Namen nicht von ungefähr. 2005 aus Geldern des Bonn-BerlinFonds finanziert, sollte es ursprünglich die Cafeteria beherbergen und zum Begegnungsort werden. Doch kaum war es fertig, hatte das Fachgebiet Eurythmie die größte Raumnot. Was nur als vorübergehende Zwischennutzung gedacht war, hält bis heute an. „Der Raum ist nicht nur groß und hoch, sondern auch hell und hat eine unglaublich schöne und besonders weit Aussicht“, schwärmt

Ulrike Dohs. Die Eurythmie-Studentin hat dort seit einem halben Jahr täglich rund neun Stunden Unterricht und liebt ihr „großes Wohnzimmer“. Als „Verbindungsraum zwischen der Landschaft und der Hochschule“ hatte das Architektenteam den Raum geplant. „Voll verglast und nach außen orientiert wollten wir bewusst einen Kontrast zum nach innen gerichteten Hof und zur Mensa setzen“, betont Architekturprofessor Nikolaus von Kaisenberg, der den Erweiterungsbau gemeinsam mit sei-

nen Kollegen Frank-Rüdiger Hildebrandt und Willem-Jan Beeren entworfen hat. Das Glashaus sollte Leichtigkeit ausstrahlen und sich von den Anbauten aus den 1980er-Jahren, bei denen Backstein und Holz dominieren, abheben. Wegen des besonderen Ambientes wird das Glashaus auch gerne für Tagungen, Familienfeiern oder Hochzeiten gemietet. Die Versorgungsanschlüsse für die Cafeteria sind übrigens bereits vorhanden und auch die Treppe, die auf die Galerie führen sollte, liegt im Keller. „Das wäre in wenigen Tagen umgebaut“, schätzt von Kaisenberg.    CZ

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Kurz & Knapp

Notifizierung für ­Bachelorstudiengang Architektur Der Fachbereich Architektur der Alanus Hochschule schneidet nicht nur ausgezeichnet im aktuellen CHE-Hochschulranking ab, sondern erhielt auch eine Notifizierung für den Bachelorstudiengang „Architektur und Stadtraum“ durch die Europäische Kommission. Damit ist der Studiengang EU-weit anerkannt. Absolventen können fortan ohne Umwege in Architektenkammern oder ähnliche Berufsorganisationen des Landes aufgenommen werden.    APE

Frauenmuseum Bonn und Alanus Hochschule stärken ihre Partnerschaft

Kinderuni im Rhein-Sieg-Kreis wird fortgesetzt

Internationale Tagung zur Kindheitspädagogik-Forschung

Das Pilotprojekt Kinderuni 2013/14 ging im Juni erfolgreich zu Ende und bot ein breites Angebot an Vorlesungen, Vorträgen und praktischem Ausprobieren, um Kindern zwischen acht und zwölf Jahren den Hochschulalltag näher zu bringen. Diese lernten unter anderem Fachwerkkonstruktionen aus Trinkhalmen zu bauen oder konnten eine Eurythmie-Aufführung zum Mitmachen besuchen. Die gemeinsamen Veranstalter Alanus Hochschule und die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg wollen das Projekt im nächsten Jahr in Zusammenarbeit mit dem „Rhein-Sieg-Kreis“ fortsetzen. Unter dem Motto „Auf Spurensuche“ warten auf die jungen Besucher neue wissenswerte Veranstaltungen.    APE

Wie kann der Dialog zwischen verschiedenen pädagogischen Richtungen zu einem tieferen Verständnis frühkindlicher Bildung und der Sozialpädagogik beitragen? Diese Frage diskutieren Vertreter unterschiedlicher theoretischer Positionen und praktischer Ansätze auf der internationalen Tagung „Research in Early Childhood Education and Social Pedagogy“  im Juni an der Hochschule. Das Symposium, das gemeinsam mit der Hochschule Niederrhein und in Kooperation mit dem Crossfield Institute veranstaltet wird, betrachtet dabei auch alternative pädagogische Konzepte, etwa die von Maria Montessori, Rudolf Steiner oder Emmi Pickler.    SST

Perspektive Armut: Neues Kooperationsprojekt von Montag Stiftung und Alanus Hochschule Die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen dem Frauenmuseum Bonn und der Alanus Hochschule wurde nach zahlreichen gemeinsamen Projekten, insbesondere mit dem Institut „Kunst im sozialen Brennpunkt“, im November 2013 mit einer Kooperationsvereinbarung gefestigt. Der Fokus der weiteren Zusammenarbeit liegt auf interdisziplinären, interkulturellen und partizipatorischen Ausstellungsund Forschungsprojekten. Somit erhalten die Kunststudenten der Hochschule die Gelegenheit öfter ihre Arbeiten auszustellen sowie in einen Dialog mit Vertretern aus Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft zu treten.    AP

Nach dem Auftakt der Veranstaltungsreihe „Zuschauen? Mitmachen!“ findet erstmalig im Rahmen der Kooperation zwischen der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft und der Alanus Hochschule eine Ausschreibung statt, bei der Studenten aller Fachrichtungen der Alanus Hochschule partizipatorische Kunstprojekte mit sozialer Relevanz zum Thema „Armut“ einreichen können, wobei die Projektarbeit inhaltlich vom Arbeitsbereich „Kunst im Dialog“ betreut wird. Die Umsetzung der besten Projektideen werden von der Montag Stiftung mit bis zu 5.000  Euro gefördert. Die Abschlusspräsentation der Projekte findet im November 2015 statt.    APE

Ringvorlesung für die Region Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und die Alanus Hochschule laden im kommenden Herbstsemester erneut zu einer öffentlichen Ringvorlesung ein. Wissenschaftler und Praktiker beleuchten das Thema „Äußerer Reichtum – Innere Armut“ aus unternehmerischer, philosophischer und medizinischer Sicht. Weitere Informationen unter www.alanus.edu.    SST


Anzeige_Kornfeld_100x130_Anzeige_Kornfeld_100x130 30.04.14 Seite 1 Kurz 15:24 & Knapp

Zusammenarbeit mit der Polizei NRW Die Berufsethik spielt bei der Aus-und Fortbildung von Polizisten eine wichtige Rolle, da sie in ihrem Beruf oftmals mit Extremsituationen konfrontiert werden. Zu diesem Zweck beauftragte das Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten (LAFP) der Polizei NRW die Dezernate Ausbildung und Auslandsverwendungen im Bildungszentrum Brühl, ein Konzept für Ethik-Schulungsräume zu entwickeln. Architekturstudenten der Alanus Hochschule prüften dieses Konzept auf seine Realisierbarkeit. Unter dem Leittitel „MenschenBILDer“ entwickelten die Studenten in einem Workshop zusammen mit der Polizei konkrete Entwürfe zur Umsetzung des Konzepts. Entstanden ist ein interaktiver Erlebnisraum, der an neun Stationen jeweils mit ethischen Fragestellungen konfrontiert und zu einer praktischen Auseinandersetzung damit auffordert.    APE

Publikation: Geschichte der anthroposophischen Heilpädagogik und Sozialtherapie „Geschichte der anthroposophischen Heilpädagogik und Sozialtherapie“, heißt die beim Athena-Verlag erschienene Publikation, die von Alanus-Professor Rüdiger Grimm mit herausgegeben wurde. Das Werk stellt eine historische Mehrfachbetrachtung der anthroposophischen Heilpraxis in ihrer Wechselwirkung mit den Kulturimpulsen der Anthroposophie und den Entwicklungen der Arbeit mit Menschen mit Behinderung dar. Von ihren Anfängen in den zwanziger Jahren, über ihre Situation in der NS-Zeit und ihren Wiederaufbau in der Nachkriegszeit, bis hin zu heutigen Neuentwicklungen bietet das Werk nicht nur eine Gesamtdarstellung der Heilpädagogik in Bezug zur Anthroposophie, sondern setzt auch aufklärerische Impulse.    APE

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Waldorf-elternstudie geht an den Start Freie Waldorfschulen werden in gemeinsamer Eltern-Lehrer-Trägerschaft geführt. Somit sind die Eltern der Waldorfschüler profilbildend für die Waldorfschulen. Doch wer sind diese Eltern und was treibt sie an? Um diesen Fragen nachzugehen, beauftragte der Bund der Freien Waldorfschulen e.V. das Institut für Bildungsökonomie der Hochschule damit, eine empirische Elternstudie durchzuführen. Im Oktober 2014 startet die bundesweite WEiDE-Studie (Waldorfeltern in Deutschland) an insgesamt 120 Waldorfschulen. Geplant ist, dass 7000 Eltern an der Befragung teilnehmen.    APE

Pädagogik-Biografie-Forschung

Zum Tit elt he m a fg

Eine Vortragsreihe mit dem Titel „Pädagogik-Biografie-Forschung“ greift die wissenschaftlichen und forscherischen Impulse für Pädagogik und Biografieforschung auf, die Charlotte Heinritz, Professorin für Erziehungswissenschaft, bis zu ihrem Tod im Juli 2013 gesetzt hat. Die Vorträge finden im Frühjahrssemester 2014 und im Herbstsemester 2014/15 statt. Die Referenten sind Weggefährten von Charlotte Heinritz sowie andere Wissenschaftler, die, wie sie, wichtige Forschungsimpulse gegeben haben.    APE

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Termine

TERMINVORSCHAU 12. Juni

22. und 23. Juni

5. September

Wandmalerei XXL g Öffentliche Präsentation des Kunstprojektes in Bonn-Tannenbusch, KunstRaum Tannenbusch, Bonn

Liebe ums Verrecken g Schauspielstudenten zeigen Szenen aus „Kabale und Liebe“ (Schiller) und „Maria Magdalena“ (Hebbel), Campus I

Erzählwelten – Trickfilme in der Kunsttherapie g Vortrag von Prof. Thomas ­Staroszynski im Rahmen der Vortragsreihe   zu Kunsttherapie, Medizin, Psychologie, ­Campus II

13. Juni und 14. Juni Generation Hamlet g Schauspielstudenten zeigen ein Projekt nach Shakespeare, Campus I

28. Juni

14. Juni

28. Juni bis 6. Juli

Tag des Waldorflehrers g Informations­ veranstaltung für Beruf und Ausbildung   (im Rahmen des Studieninfotags), Campus II

Absolventen 2014 g Abschlussausstellung des Fachbereichs Bildende Kunst, Campus I

14. Juni Studieninfotag g Informationsveranstaltungen, Beratungsgespräche und Workshops zum Studienangebot, Campus I und ­  Campus II

18. Juni Schuld und Scheitern. Zur Frage der ­›Besserung‹ des Menschen aus theologisch-ethischer Sicht g Vortrag von Prof. Dr. em. Konrad Hilpert im Rahmen der Ringvorlesung „Negativität als Bildungsimplus“, Campus II

19. bis 22. Juni "klang im macke-viertel" g Beitrag des Fachbereichs ­Architektur zum Klangkunstfestival bonn ­hoeren, Bonn

20. bis 21. Juni Aufführung der Bachelorabsolventen ­Eurythmie g Campus I www.alanus.edu/veranstaltungen www.alanus.edu/weiterbildung

Der Geizige g Sitcom dell’arte, Premiere Sommertheater, Campus I

2. und 3. Juli Blackout g Schauspielstudenten zeigen ­Szenen der modernen Theaterliteratur rund um das Thema Liebe, Sex und Dummheit, Campus I

4. Juli Wenn Worte fehlen, können Bilder eine Geschichte erzählen g Vortrag von ­Markus Treichler im Rahmen der Vortragsreihe   zu Kunsttherapie, Medizin, Psychologie, ­Campus II

1. bis 21. August Ausstellung im Kurfürstlichen Gärtnerhaus g Kunststudenten der Alanus Hochschule stellen aus, Beethovenplatz 1, Bonn

26. August Konflikte professionell lösen g Infoabend zur berufsbegleitenden Ausbildung zum/r ­Mediator/in, Campus I, Werkhaus

6. September Ausbildungs- und Studienorientierungsbörse Kreis Euskirchen g Messestand der Alanus Hochschule, Berufsbildungszentrum Euskirchen

10. und 11. September Vocatium Köln g Messestand der Alanus Hochschule bei der Fachmesse für Ausbildung und Studium, Stadthalle Köln Mülheim

12. September Von der Ganzheit im Gebrochenen g Vortrag von Dr. Ursula Wirtz im Rahmen   der Vortragsreihe zu Kunsttherapie, Medizin, Psychologie, Campus II

12. und 13. September „Kunst-Pädagogik-Therapie“ g Erste Abschlussausstellung des Bachelorstudiengangs

13. September Bornheimer Berufsmesse g Messestand der Alanus Hochschule bei der Berufsfachmesse, Europaschule Bornheim

18. September bis 2. November Kunstereignis g Ausstellung von Studenten im Masterstudiengang Kunsttherapie, Gelände der ehem. Arkema-Werke, Bonn


Termine

19. September bis Januar 2015

November

Bilder einer Frau in Isolationshaft g Ausstellung Atelierhaus Kunsttherapie, Campus II

senseLAB g transdisziplinäres Symposium mit Gastdozent Fernández Rosales aus Kuba, Campus II

20. und 21. September Aus- und Weiterbildungsmesse Köln g Messestand Weiterbildungszentrum Alanus Werkhaus, Mediapark 6 und 7, Köln

26. bis 27. September „Forschungssymposium Eurythmie­ pädagogik II“ g Campus I

3. bis 5. Oktober

5. November Von der Leistung zur Schöpfung g Jahrestagung des Instituts für Sozialorganik, Campus II

22. November Studieninfotag g Informationsveranstaltungen, Beratungsgespräche und Workshops zum Studienangebot, Campus I und II

EurythmieLabor 2014 g Werkstatt und Aufführungen, Campus I

15. Oktober Geprüfte/r Berufspädagoge/in g Infoabend zur berufsbegleitenden Fortbildung, Campus I, Werkhaus (Um Anmeldung wird gebeten: weiterbildung@alanus.edu)

31. Oktober Bewegungssymposium XIV g Im Rahmen des Kymatik-Kongresses, Campus I

IMPRESSUM

Herausgeber Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft Anschrift Villestraße 3 — 53347 Alfter  Tel. 0 22 22 . 93 21-0   info@alanus.edu — www.alanus.edu Träger Alanus Hochschule gemeinnützige GmbH Geschäftsführung Prof. Dr. Marcelo da Veiga, Dirk Vianden Idee und Konzept Elisabeth Höhnen, Dr. Julia Wedel, steinrücke+ich Redaktionsleitung Elisabeth Höhnen, Dr. Julia Wedel Redaktion Tatjana Fuchs (TF), Anja Piske (AP), Sandra Stempel (SST), Dr. Julia Wedel (JWD), Claudia Zanker (CZ) Weitere Autoren dieser Ausgabe Dr. Irene Kleinschmidt-Altpeter, Prof. Dr. Gabriele Oberreuter, Sophie Pannitschka, Anna Peters (APE), Marlies Rainer, Prof. Dr. Bernhard Schmalenbach Lektorat Barbara Milde-Schulz Werknachweise „Putzteufel“, 2014, Jana Merkens (Titelseite); „Frowin Schweer“, 2014, Frowin Schweer (S. 4 o.); „Hier“, 2012, Julia Quentel (S. 4 u. re., 10); „o.T.“ Lisanne Büchele, 2012, (S. 9); „Frei-Raum“, 2014, Klasse Prof. Ulrika Eller-Rüter (S. 11); Werk aus der Reihe „Verarbeitungsprozesse“, 2013, Katja Schuchert (S. 15); „international gold“, 2014, beispielhaft.com (S. 16) „Bewegung“, 2013, Julia Quentel (S. 24, 26); „10.000 Sachen“, 2013, Lena Skrabs (S. 25); „o.T.“, 2013, Anna Fernengel (S. 32); „Canoe Cut“, 2010, Muyan Lindena, Hannah Schneider (S. 40 – 41); „International Ornaments“, Intervention im Frauenmuseum Bonn, Klasse Prof. Ulrika Eller-Rüter (S. 44 li.) Fotos und Abbildungen Alanus Hochschule (S. 9, 10, 13, 20 – 21, 22 – 23, 27, 29, 34 – 35, 36 – 37, 44 li. u. Mitte); Neil Baynes (S. 12 o.); Nola Bunke (S. 3, 4 u. re., 13, 14, 24 – 25, 32, 47); EHI GS1 Germany Hauser (S. 42 re.);   Charlotte Fischer (S. 44 o. re.); Doreen Kühr (S. 6 – 7,   12. u. re); Muyan Lindena, Hannah Schneider   (S. 40 – 41); Rene Schiffer (S. 42 li.); Britta Schüßling (Titelseite, S. 4 o./u. li., 11, 15, 16 – 17, 18 – 19, 26, 28, 30 – 31, 39, 43) Anzeigen bettina.vogel@alanus.edu Erscheinungsweise 2-mal jährlich Druck und Auflage Media Cologne GmbH, Hürth — 5.000 Exemplare

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In diesem Magazin wird aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachform verzichtet. Sämtliche Bezeichnungen von Personengruppen gelten gleichgestellt sowohl für die männliche als auch für die weibliche Form. Für den Inhalt der einzelnen Artikel sind die jeweils benannten Autoren verantwortlich. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung der Alanus Hochschule. Alfter, Juni 2014

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UNIVERSALIS Das Alanus Magazin

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Alanus [aːlaːnʊs]: Die Alanus Hochschule und das Alanus Werkhaus beziehen sich in ihrem Namen auf den Universalgelehrten Alanus ab Insulis (ca. 1120 bis 1202), der den Beinamen „doctor universalis“ trug. Er lehrte die Sieben Freien Künste in Paris und Montpellier. Alanus ab Insulis vertrat die Vorstellung, dass Studieren die Bildung des Menschen zum Menschen durch Interdisziplinarität bedeutet und über ein reines Fachstudium hinaus geht. Angelehnt an Alanus ab Insulis ist ein wichtiger Teil des Konzepts der Alanus Hochschule und des Werkhauses die Gemeinschaft und Begegnung von Kunst und Wissenschaft.

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