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[SESSIONS]

vol. 1

Cantina Monti, Cademario


[SESSIONS]

vol. 1




Wie ein Raumschiff schwebt ein Objekt über dem Tal: Schon der Sitzplatz der Familie Monti inmitten ihrer Merlot-Rebstöcke ist mehr als blosses Metall …


4 — 5

Präzision

6 — 7

Tradition

8 — 9

Terroir

10 — 11

Sergio Monti

12 — 13

Komplexität

14 — 15

Flexibilität

16 — 17

Ivo Monti

18 — 19

Ausbau

20 — 21

Alte Reben

22 — 23

Poesie


[SESSIONS]

vol. 1

Sergio und Ivo Monti, Cantina Monti, Cademario, Schweiz


4 — 5

Auch Korken erzählen Geschichten. Das sich diskret auf einen Artgenossen abstützende Exemplar auf unserem Bild verschloss 16 Jahre lang einen als Experiment gekelterten Pinot Noir. Der Kork wirkt für sein Alter erstaunlich frisch. Kein Zufall, denn Sergio und Ivo Monti lassen ihre Flaschen nach der Abfüllung immer ein paar Tage aufrecht stehen. So lange, bis sich die Druckverhältnisse in den Flaschen so ausgeglichen haben, dass später, wenn sie liegen, der Wein nicht mehr in den Bereich zwischen Flaschenhals und Kork «gezogen» wird. Denn dort könnte er irgendwann Unerwünschtes anrichten. Ein weiteres Detail an diesem Kork ist die überlappende Ausdehnung an seinem Ende. Die ultramoderne Abfüllanlage in der Cantina Monti ist so justiert, dass die Korken immer exakt 1,5 Millimeter aus dem Flaschenhals herausragen. So ergibt sich jene Überlappung, welche die Flaschen zusätzlich abdichtet (ohne den Luftkontakt durch den Kork zu beeinträchtigen). «Es gibt Weinliebhaber und Journalisten, die sind geradezu beleidigt, wenn ihnen ein Winzer die Abfüllanlage zeigen will. Sicher, guter Wein entsteht zuallererst im Rebberg. Doch die Qualität der Abfüllung entscheidet darüber, ob ein Wein unter besten Voraussetzungen reifen kann», sagt Sergio Monti und ergänzt: «Ein gelungener Wein ist immer eine fehlerfreie Addition unzähliger Komponenten. Darum müssen wir bis zum Schluss mit höchster Konzentration arbeiten. Es wäre unverzeihlich, am Schluss dieser fragilen Kette mit einem Flüchtigkeitsfehler etwas Grossartiges aufs Spiel zu setzen.» Bei der Cantina Monti besteht diese Gefahr garantiert nicht. Der Kork ist der beste Beweis dafür.

Präzision



6 — 7

Tief wie ihre Reben ist auch die Familie Monti in Cademario verwurzelt. Vom Dorf aus, hoch über dem Flugplatz von Agno gelegen, scheint Lugano greifbar nahe. Und doch dauert die abenteuerliche Autofahrt über die Serpentinen hinauf zum Dorf und von dort wieder über halsbrecherisch anmutende Haarnadelkurven hinunter zur Cantina noch heute eine gute halbe Stunde. Früher lebten die Menschen hier in ihrer eigenen, in sich geschlossenen Welt. Der erste Monti kam im 15. Jahrhundert nach Cademario. Noch vor hundert Jahren betrieb die Familie im Dorf eine Schmiede. In ihr wurden nicht nur Hufeisen geschlagen, sondern ab und zu auch Zähne von Dorfbewohnern gezogen. In ihrem Stall unterhalb des Dorfes hielten die Montis, wie die anderen Dorfbewohner auch, ihre Kuh und ihr Schwein, bauten Kartoffeln und Wein an und fütterten die Kaninchen in ihrem Stall, bis diese an einem Festtag in den Kochtopf wanderten, um zusammen mit heiss dampfender Polenta aufgetischt zu werden. Battista Monti, der Vater von Sergio, war der Erste, der mit dieser dörflichen Tradition brach. Er lernte Mechaniker, wurde stolzer Fahrer eines Postautos der Marke Saurer und befuhr jahrzehntelang die Strecke zwischen Lugano und Carona, wo er sich auch niederliess. In der Ahnengalerie im Wohnzimmer der Cantina Monti sehen wir ihn (unten rechts) in seiner PTT-Uniform, neben dem eindrücklichen Bild seiner Grosstante. Der alte Stall unterhalb seines Heimatdorfes geriet nach dem Krieg zusehends in Vergessenheit, wie die anderen Ställe auch. Ein tiefer Dornröschenschlaf legte sich in den Wirtschaftswunderjahren über die Ronchi di Cademario ...

Tr a d i t i o n



8 — 9

Eigentlich, ja eigentlich erzählt dieses Bild schon alles ... Dank ganzjähriger Begrünung und weitgehendstem Verzicht auf synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel wurzeln in der Cantina Monti gesunde Rebstöcke in einer gesunden Erde. Es ist ein leichter, tiefgründiger Moränenboden mit unterschiedlichen Anteilen von Sand und Ton. Wenn wir den Blick heben, weil Terroir ja immer die Einheit von Boden und Himmel umschreibt, sehen wir nicht selten Falken in der Luft kreisen, die in den rund um das Gut gelegenen Waldpartien nisten. Hier, 550 Meter über Meer, ist die Luft frischer als unten im Tal. Es ist nie windstill an diesem Ort, wo der Blick alles auffängt, was das Tessin ausmacht. Wir sehen im Norden die schon schroffen Gipfel der Alpen und im Süden das Glitzern des Lago di Lugano. Der Talboden mit seinem urbanen Gewusel ist nah und doch Teil einer fernen Welt, die einen kaum berührt. Man fühlt sich den Wildschweinen im nahen Tobel näher als dem Kleinjet, der unten auf der Startbahn von Agno seine Triebwerke auf Touren bringt ... Ein weiter Horizont in einer exponierten Höhenlage, das bedeutet ein Maximum an täglichen Sonnenscheinstunden bei einem langen Vegetationszyklus – nach heutigen Erkenntnissen die bestmögliche Voraussetzung zum Anbau vielschichtiger, aromaintensiver und eleganter Weine. «Finesse» ist denn auch das zentrale Charakteristikum aller MontiWeine. Wer glaubt, in ihnen den subtilen Charme eines grossen St-Emilion zu erkennen, liegt bestimmt nicht falsch.

Te r r o i r



10 — 11

Jahrzehntelang kletterte Sergio Monti steil nach oben. So wurde er Direktor der Cornèr Bank in Lugano. Und er erklomm 1977 den höchsten Berg Amerikas, den 6959 Meter hohen Aconcagua. Während der Rückfahrt von einer seiner Bergtouren erlitt er bei einem Autounfall eine schwere Hinerschütterung. Der Arzt verschrieb ihm frische Luft. Da erinnerte sich Sergio Monti an den verlassenen Stall seiner Familie in den Ronchi di Cademario, kaufte sich eine Gartenschere und machte sich ans Werk. Damals gab es dort keine Strasse, keinen Strom und kein fliessendes Wasser. Er arbeitete wie ein Eremit und schuf sich eine kleine Klause. Mit 47 Jahren zog es ihn nicht mehr zu eisigen Gipfeln in fernen Ländern, sondern zu den Wurzeln seiner Familie. Und er hatte eine Vision: In den Ronchi di Cademario sollten Tessiner Spitzenweine reifen. Eine Aufgabe, so komplex wie eine Himalaya-Expedition. Denn hier, 500 Meter über Meer, musste der Tessiner Weinbau erst erfunden werden. Doch wenn Sergio Monti etwas anpackt, dann richtig. Egal ob als Bankier, Bergsteiger oder eben Winzer. So entstand am Steilhang allmählich ein Musterweingut mit einer Experimentalkellerei, wie sie die Schweiz noch nicht gesehen hat. Einer der ersten Räume, die er sich im ehemaligen Stall einrichtete, dient noch heute zum Wohnen und Schlafen. Umgeben von Erinnerungsstücken wie einer Elefanten-Glocke aus Nepal, Stoffen aus Tibet und Bildern seiner Vorfahren, philosophierte er viele Stunden über Gott, seine Familie und den Wein. «Ich weiss nicht, wie viele Nächte ich hier wach lag und nachdachte, wie ich noch besseren Wein machen könnte», sagt er.

Sergio

Monti



12 — 13

Das Meistern einer «Grande Complication» bereitet Uhrmachern wie Winzern besondere Genugtuung. Die Montis näherten sich mit seltener Beharrlichkeit ihrer Vision von einem perfekten Wein. Die Basis dazu ist ein komplexes Puzzle aus 12 Parzellen. In bis zu 70 Prozent Gefälle thront fast jede Rebreihe auf einer eigenen Terrasse. Doch richtig kompliziert wird die Sache erst, wenn die Sorten ins Spiel kommen. Auf den 12 Parzellen, die zusammen gut vier Hektar ausmachen (von zwei weiteren sorgsam ausgesuchten Rebbergen ausserhalb der Ronchi di Cademario werden Trauben gekauft), reifen zehn verschiedene Traubensorten. In der höchsten Lage, 650 Meter über Meer, ist der Pinot Gris zuhause, in der untersten Lage, 400 Meter über Meer, haben sie Merlot angepflanzt. Sorten wie Gamaret oder die aus Italien stammende Agiodola wurden nach negativen Erfahrungen wieder ausgerissen beziehungsweise umgepfropft. Auch den Cabernet Sauvignon haben sie nach anfänglicher Euphorie kontinuierlich zurückgestuft, weil er in zehn Jahren nur dreimal voll ausreift. Heute verzeichnet die penibel geführte Reb-Buchhaltung noch ganze 72 Cabernet-Sauvignon-

Komplexität

Stöcke. Wie man durch jahrelanges Tüfteln eine Cuvée findet, die exakt dem Terroir entspricht, zeigt vor allem ihr Bianco di Cademario. Nachdem der prozentuale Anteil der Sorten bis auf die Stellen hinter dem Komma kalibriert wurde, besteht dieser Wein nun aus 65 Prozent Müller-Thurgau, 25 Prozent Chardonnay, 8 Prozent Pinot Gris und 2 Prozent Pinot Noir, der weiss abgepresst wird. Wissenschaftlicher Akribie, gepaart mit Intuition, schufen einen einzigartigen Weisswein, für viele den besten im Tessin. Das Gleiche gilt für sein rotes Gegenstück, den Rosso dei Ronchi, eine Cuvée aus Merlot, Diolinoir, Carminoir, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc.



14 — 15

Kein Architekt konnte diesen Keller planen. Der Wille, den bestmöglichen Wein herzustellen, hat ihn quasi von sich aus entstehen lassen. Streben nach Weinqualität erfordert bestimmte Arbeitsabläufe. Um diese zu ermöglichen, waren an diesem speziellen Ort auch spezielle bauliche Massnahmen notwendig. Doch die Kantonsbeamten in Bellinzona beurteilen Kellereibauten nach einem festen Schema. Die Grösse des Kellers etwa muss in direkter Relation zur verarbeiteten Traubenmenge stehen. Irgendwann merkten glücklicherweise auch sie, dass sich die Cantina Monti in kein Standardschema pressen lässt. Es gibt ja auch keine andere Kellerei im Kanton, die in extremem Gefälle auf vier Hektaren zehn verschiedene Sorten anbaut und vinifiziert. Das Projekt Monti ist ein Ausnahmefall in jeder Beziehung. Ein Teil der High-Tech-Ausrüstung dieses Kellers musste mit Super-Puma-Helikoptern in den Steilhang geflogen werden. Die Cantina selber ist ein verwinkelter Weiler mit kleinen Steinhäusern aus typischem Tessiner Granit, erbaut zwischen 1640 und 2000. Gearbeitet wird auf fünf verschiedenen Niveaus. Sechs Hebebühnen, so minuziös eingepasst, dass man sie erst bemerkt, wenn man zufällig auf einer von ihnen steht, helfen, das Gefälle zu überwinden. Der experimentelle Charakter des Betriebes zeigt sich an den vielen kleinen, ja winzigen edelstahlglänzenden Behältnissen. Alle Stahltanks stehen auf Rädern. Flexibilität ist in der Cantina Monti das oberste Prinzip. Für jeden Arbeitsschritt wird der Keller neu zusammengestellt.

Flexibilität



16 — 17

Als 16-Jähriger wollte er nur eines: auf und davon. Er heuerte als Deckhand auf einem Frachtschiff an. Wurde Matrose, dann Offizier. Zehn Jahre lang blieb er auf hoher See. Die Arbeit auf dem General-Cargo-Schiff gefiel ihm. So ein Schiff hat eigene Kranbäume, um selber laden und entladen zu können. «Wir brachten etwa Maschinen und Ersatzteile über den Atlantik, entluden in kleinen Häfen in Costa Rica, Nicaragua oder Panama und kamen zurück mit Zucker, Kaffee und Kakao», erzählt er. Als 17-Jähriger verpasste er im brasilianischen Santos mal sein Schiff, er blieb ohne Ausweis zurück und fand seinen Frachter erst nach abenteuerlicher Odyssee in Buenos Aires wieder. Tempi passati. 1985 kehrte er in der Schweiz zurück. Er stieg in die Vermögensverwaltungsfirma seines Vaters ein und kümmerte sich mit ihm zusammen um die Cantina Monti. Das Meer vermisst er nur selten. «Als ich damals anfing, kochten sie noch zu viert in der Kombüse, am Schluss wars noch einer. Im heutigen Frachtverkehr hat Lebensqualität keinen Platz mehr.» Zwischen der Arbeit als Offizier auf einem Schiff und dem Führen eines Weingutes sieht er durchaus Paralle-

Ivo

len: «Beides basiert auf einer möglichst guten Organisation.» Vor allem, weil ihm sein Vater mit der Cantina Monti das wahrscheinlich komplizierteste Weingut der Schweiz übergeben hat. Inzwischen kennt der Junge die tausendundeins Facetten des Betriebes genauso gut wie der Alte. Nur beim Investieren ist er etwas vorsichtiger. Darum wartet sein Vater jeweils, bis er in die Ferien fährt. «Als ich das letzte Mal weg war, stand bei der Rückkehr eine neue Abfüllanlage da», meint er schmunzelnd. Längst ist er in den Ronchi di Cademario, dem Land seiner Vorfahren, sesshaft geworden. Unterhalb der Kellerei hat er einstige Ställe zu einem Haus ausgebaut, wo er mit Frau, Kindern und Papagei lebt. Nur eines stört ihn: Kommt er nach Hause, schleudert ihm der Vogel ein «Heee Bastard!» entgegen, während er seiner Frau ein «Ciao Bella» entgegenflötet.

Monti



18 — 19

Jeder Wein der Cantina Monti reift in französischer Eiche. Wie gut sie diesen Teil der Vinifikation beherrschen, beweist der Umstand, dass keiner ihrer Weine vordergründig von Eichenholzwürze geprägt wird. Jahrelang tüftelten sie am bestmöglichen Eichenursprungs-Mix für ihre eleganten, ja oft geradezu subtil anmutenden Gewächse. Zuerst setzten sie auf Nevers, doch in dieser eher grossporigen Eiche gerieten die Weine eine Spur zu verschlossen, zu eckig. «Wir haben zum Glück viele Fehler gemacht, im Rebberg, im Keller, ja im Prinzip überall, wo man Fehler machen kann. Ich bin stolz auf alle diese Fehler. Ohne sie ständen wir heute nicht da, wo wir sind», sagt Sergio Monti. Mit der Zeit entschieden sie sich für einen grösseren Anteil von Allier- und Tronçais-Eiche von mittlerer Röstung («Chauffe moyenne»). Als sie der französischen Küferei Seguin Moreau irgendwann mitteilten, nun die vermeintlich beste Holzmischung gefunden zu haben, erhielten sie eine überraschende Antwort. «Sie sagten uns, wir hätten uns für die exakt dieselbe Mischung entschieden, die das legendäre Château Pétrus in Pomerol schon seit vielen Jahren verwendet», erinnert sich Sergio Monti. Der einzige Unterschied: Das Bordeaux-Gut bestellte nicht einfach verschiedene Barriques aus unterschiedlichem Holz, sondern liess die Fässer so fertigen, dass die Mischung des Holzes bereits bei der Wahl der Dauben erfolgte. Seit vielen Jahren arbeitet nun auch die Cantina Monti mit den sogenannten «Pétrus-Fässern».

Ausbau



20 — 21

Warum berühren uns die tiefen Furchen dieses Merlot-Rebstocks ähnlich wie das wettergegerbte Gesicht eines alten Bauern oder eines Fischers, wie ihn etwa Spencer Tracy in «Der alte Mann und das Meer» verkörpert? Vielleicht, weil beide gelebte Zeit sichtbar machen. Vielleicht weil sowohl der Mensch als auch der Rebstock die seltene Fähigkeit entwickeln, im Alter ihre ganze Kraft den elementaren Dingen zu widmen. In der Cantina Monti wurden die 2500 ältesten Stöcke, alle über 30 Jahre alt, mit besonderen Bändern markiert. An ihnen reifen die Trauben, aus denen – einzig in klimatisch guten Jahren – der Spitzenwein des Gutes, der «Canto della Terra», reift. Nur vier Trauben pro Stock werden geerntet. Zwei Drittel dieser Mini-Ernte werden noch in den Ernteboxen mit blossen Füssen getreten und so eingemaischt. Die Stiele werden von Hand entfernt. Das verbleibende Drittel der Trauben wird in einem künstlichen Windkanal bei Normaltemperatur während zweier Tage getrocknet. Durch die Verdunstung von Wasser steigt der Zuckergehalt um zehn Grad Öchsle an.

Alte

Danach wird der Wein in aufrecht stehenden Barriques, deren Stirndeckel hierfür entfernt wird, vergoren. Schliesslich reift dieser besondere Wein während 16 Monaten in neuen Barriques aus französischer Eiche. Kaum ein anderer Tessiner Spitzencru vereint auf ähnlich vollkommene Weise Kraft und Eleganz. Bald sind dreissig Jahre vergangen, seit sich Sergio Monti mit einer Gartenschere aufmachte, um die Ronchi di Cademario von neuem urbar zu machen. Nicht in seinen kühnsten Träumen hätte er sich damals erhofft, hier je so einen Wein keltern zu können. Fast scheint es, als habe er mit seinem Willen diesen Berg ein Stück weit nach Bordeaux versetzt ...

Reben



22 — 23

Wissenschaftliche Genauigkeit und Präzision sind wichtig, garantieren alleine aber noch keinen guten Wein. Es braucht auch Intuition. Und vielleicht braucht es noch mehr, nämlich Poesie und einen erweiterten kulturellen Horizont. Ivo und Sergio Monti haben einen musikalischen Pakt geschlossen. In den stürmischen Zeiten der Gärung schallt wilder Jazzrock durch die Kellerräume, die alle mit Lautsprecherboxen ausgerüstet sind. In den stillen Zeiten des Reifens aber hört der Wein klassische Musik, wie sie Sergio Monti liebt, der nach dem frühen Tod seiner ersten Frau eine Konzertpianistin aus St. Petersburg geheiratet hat. Besonders oft bekommen die Weine den «Canto della Terra» von Gustav Mahler zu hören. Zu dieser symphonieartigen Komposition, die um die ultimativen Dinge des Lebens kreist, hat der 72-Jährige eine ähnlich tiefe Beziehung wie zu seinen Weinen. Immer präsent im Weingut, wenn auch nicht physisch anwesend, ist auch Sergio Montis zweiter Sohn Delio. Der Bühnenbildner, Bildhauer und Maler hat besonders subtile Spuren hinterlassen. Da sind etwa die Fenstergitter, deren

Poesie

Stäbe mit sicherem Schwung das Profil eines Kopfes nachzeichnen, oder die schelmischen Gestalten, die uns auf den Etiketten der Monti-Weine begegnen. Irgendwann vor etlichen Jahren war Delio Monti wohl damit beschäftigt, mit «Strippen» die jungen Triebe an die Drahtzüge zu binden. Die «gummigen Dinger», deren gezacktes Ende durch ein ösenartiges Loch gezogen werden musste, scheinen ihm gefallen zu haben. Zuhause formte er nach ihren Vorbild überlebensgrosse Eisenplastiken. Und er steckte die Objekte in die Erde zwischen den Rebzeilen. So ist aus einem profanen Gegenstand ein Stück Weinpoesie geworden ...



CANTINA MONTI Ronchi di Cademario, Ticino Svizzera Ronchi di Cademario CH-6905 Cademario Tel. +41 (0)91 605 34 75 Fax +41 (0)91 922 98 23 www.cantinamonti.ch info@montifid.ch

Konzept: mettler vaterlaus gmbh, Kommunikation f端r Wein und Kulinarik, Z端rich, www.auslese.ch Text: Thomas Vaterlaus Bilder: Martin Hemmi Fotografie, Z端rich Gestaltung: Monika Schiess, buob und schiess, St. Gallen




Cantina Monti, Cademario



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