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GIPFELTREFFEN TOP-ALPINIST ROGER SCHÄLI S. 18 WEGWEISER GÖTTLICHES KLETTERN AUF KALYMNOS S. 12 EXPERT NAVIGATION – ALPINSPORT MIT GPS S. 32
ZUGABE IM INDIAN SUMMER Der Sommer neigt sich dem Ende zu. Nicht nur die Tage werden jetzt kürzer, auch die Routen am Berg. Der Spätsommer und der Herbst stehen für mich persönlich ganz im Zeichen des Sportkletterns. Was jetzt noch kommt, ist die letzte Zugabe, bevor dann mit dem ersten Schneefall die Skitourensaison beginnt. Ich erlebe diese Zeit als weniger hektisch. Das Licht ist weicher, das Wetter stabiler, die Temperaturen sind angenehmer. Ideal für sonnige Routen im Tessin und im mediterranen Raum. Dort finden Sportkletterer schier unendliche Möglichkeiten. Und je nach Schwierigkeit, Gesteinsart oder Gebietscharakter wird jeder das Passende für seinen Geschmack und sein Können entdecken. Die Bächli Bergsport Filialen helfen dabei: In den Bücherregalen warten Topoführer für über 200 verschiedene europäische Sportklettergebiete. Mich begeistern zum Beispiel immer wieder aufs Neue die Vielseitigkeit und die Schönheit der Klettereien in Siurana oder auf Mallorca. Die Tiefe und Steilheit der Verdonschlucht. Der Gardasee, wo man an einem Tag eine 600-Meter-Wand klettert und sich am Abend vor der Pizza kurz im See abkühlt. Eine Ausnahmestellung nehmen bei mir auch die Calanques in Südfrankreich ein, in denen ich schon mehr als 20 Wochen geklettert bin. Sie kenne ich wie meine Hosentasche. Die verwitterten Haken des Devenson und die steile Wand direkt über dem Meer in l’Oule haben meine Nerven als junger Mann fl attern lassen. Egal, ob man sich für eine klassische Destination oder ein neu erschlossenes Gebiet wie beispielsweise San Vito auf Sizilien entscheidet – ihnen sind meist drei Punkte gemeinsam: intensive Gefühle, geringe Risiken und kurze Zustiege, die einem viel Zeit zum Klettern lassen. Der Herbst ist auch die Zeit, da Klettern und Familie zusammenkommen. Der Tag beginnt mit einem guten Espresso und endet in einem lauschigen Gartenrestaurant mit einem guten Essen und einem Glas Wein. Wohin es mich diesen Herbst zieht, habe ich noch nicht entschieden. Vielleicht lasse ich mich ja durch die Kalymnos-Reportage in dieser Ausgabe inspirieren und versuche mich erstmals an den unzähligen Routen dieser griechischen «Kletterinsel». Ich wünsche Ihnen viel Spass beim Lesen des neuen INSPIRATION und unvergessliche Herbsttouren.
Herzlich,
Felix Bächli
INHALTSVERZEICHNIS AUSGABE 3/2014 6 – WEGWEISER Wandern Blüemlisalp 12 – WEGWEISER Göttliches Klettern – Kalymnos 18 – GIPFELTREFFEN Top-Alpinist Roger Schäli 24 – HOCHGENUSS Schweizer Trockenfleisch 30 – BASISLAGER 40 Jahre Bächli Bergsport
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GIPFELTREFFEN TOP-ALPINIST ROGER SCHÄLI S. 18 WEGWEISER GÖTTLICHES KLETTERN AUF KALYMNOS S. 12 EXPERT NAVIGATION – ALPINSPORT MIT GPS S. 32
FOTO TITELSEITE Fredrik Schenholm
32 – EXPERT Navigation – Alpinsport mit GPS 38 – 3 x 3 Produktneuheiten & Bergsport-News 42 – PARTNERCHECK 100 Jahre Haglöfs 48 – BERGKAMERAD Martin Ineichen
ZUSTIEG
Geschäftsführer Bächli Bergsport AG
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AM KLETTERHIMMEL
Der Volksmund sagt «Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen». Wörtlich genommen traf dies auf Adam Ondra nicht zu. Er konnte pro Tag nur einen Versuch unternehmen, so hart war die Route mit Aussicht auf die norwegische Küste. TOUR: Adam Ondra klettert die Route «Move» im Schwierigkeitsgrad 9b in der Küstenregion Flatanger in Norwegen.
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Claudia Ziegler
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WEGZEHRUNG
Batterien aufl aden mit Blick auf das von der untergehenden Sonne beschienene Panorama. Genau der richtige Zeitpunkt f端r einen meditativen Zwischenstopp. ROUTE: Auf dem Weitwanderweg Alta Via 1 zwischen Passo Giau und Forcella Ambrizolla in den Dolomiten.
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Dan Patitucci / patitucciphoto.com
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WEGWEISER
Nicht Nepal sondern Schweiz, genauer: am Fusse der Wilden Frau.
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HIMALAYA HELVETIENS Überwältigend! Gigantische Gletscher ziehen Wanderer beim Trekking rund um die Blüemlisalp in ihren Bann. Bisweilen kommt man sich fast vor wie im Himalaya.
Der Luxus des einfachen Lebens Himalaya-Kenner identifizieren das bunte Gewand von Carolyn Künzi sofort als tibetische Schürze. In der Stube des Berghotels Steinbock in Selden im Gasteretal hängen nepalesische Glücksbringer. Die junge Lehrerin hilft im Familienbetrieb und hat sich vor Jahren einem Projekt angeschlossen, dessen Ziel es ist, Sherpas in die Schweiz zu holen. Seither sind tiefe Freundschaften entstanden. Nepalesische Gesichter sind im Hotel an der Tagesordnung, während Carolyn alljährlich ausserhalb der Saison für ein paar Wochen nach Lukla reist, wo sie auch unterrichtet. Wir sind vom zwei Fussstunden entfernten Hotel Waldhaus gekommen. Dort gibt es nicht einmal Strom. Im Himalaya ist so etwas Alltag, hier in der Schweiz eine Seltenheit. Man sitzt bei fl ackernden Kerzen am Kaminfeuer. Die Waschschüsseln in den Zimmern sind kei-
ne Dekoration, sondern Teil der sanitären Ausstattung. Im Himalaya sehnt man sich nach ein bisschen Wohlstand, und «hier haben viele Menschen genug vom Luxus und suchen wieder das einfache Leben, wenigstens für ein paar Ferientage», sagt Marianne Aellig-Ryter über ihre Oase der Ursprünglichkeit. Seit ihr Grossvater 1936 das Anwesen am Eingang des Gasteretals gekauft hat, hat sich hier kaum etwas verändert.
Das «Dach der Welt» Als Mark Twain im August 1878 hier durchzog, fühlte er sich an das «Dach der Welt» erinnert. Die das Gasteretal «umgebenden Mauern waren so gigantisch und alles ringsherum war in einem so gewaltigen Massstab gehalten», ereiferte sich der Literat. Seine Begeisterung lässt sich spätestens dann nachvollziehen, wenn man vor dem mächtigen Aufschwung zuhinterst im Talschluss steht. Neben riesigen Wasserfällen bäumt sich nacktes Gestein bald 2000 Meter zum Doldenhorn auf. Ein Pfad balanciert jenseits der Kander über einen Moränenwall und zickzackt gen Himmel, bis das ewige Eis blendet. Dort oben liegt auch die Mutthornhütte. Toni Brunner steht schon vor der Tür und reicht Tee und ein Stück Schoggi. Schon von Weitem sieht er die Ankömmlinge. Er weiss, was sie am meisten brauchen: Flüssigkeit. Die Höhenluft dörrt aus, und die wenigsten trinken genug. Die Mutthornhütte ist ein Beobachtungsposten par excellence. Stundenlang kann man auf der Terrasse sitzen und den Blick über Gletscher und Gipfel schweifen lassen, Seilschaften beobachten, die müde über den Gletscher trotten, auf
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Puja-Klänge tönen über von Morgentau getränkte Wiesen durch die glasklare Bergluft. Ein geübtes Ohr könnte vielleicht «Om mani padme hum» aus dem monotonen Gebetsgesang heraushören, der im Bachrauschen und Vogelgezwitscher fast untergeht. Auf einem Balkon wehen Gebetsfahnen. Steile, dunkle Wände türmen sich auf. Darüber glitzern Gletscher. Nur wenige wissen von dem buddhistischen Kloster, das sich in einem Gebäude gleich jenseits der Autoverladestation am Lötschbergtunnel verbirgt. Der Blick wandert weiter zu einem schmalen Schlitz in der Felsenarena: das Gasteretal – Ausgangspunkt einer an den Himalaya erinnernden Gebirgsrunde um das Blüemlisalpmassiv.
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Über dem Oeschinensee türmen sich Blüemlisalpmassiv, Fründenhorn und Doldenhorn (v.r. nach l.).
der Heimkehr von grossen Gipfeln wie dem Breithorn oder Tschingelhorn, ein Leuchten in den Augen, das erhabene Erlebnisse verrät. Genauso imposant wie der abendliche Blick auf das Jungfrau-Massiv, an dessen schroffen Westabstürzen die letzten Sonnenstrahlen verglühen. 1895 errichteten die Erbauer der Mutthornhütte hier einen ersten Stützpunkt für 24 Personen. Damals noch «zweigeteilt – in eine Bauernstube und den Damensalon, um dem stärkeren Geschlecht keinen Anstoss zu geben». Heute geht’s freilich liberaler zu. Die Hütte ist grösser und moderner geworden. Nur am Donnerbalken weht wie vor über 100 Jahren immer noch ein eisiger Hauch ums Hinterteil.
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Wilde Wege
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Der Hausberg, das Mutthorn, ist ein dankbarer Gipfel. Er verlangt keine Gletscherausrüstung, und schon in einer guten halben Stunde kann man auf einem einmaligen Belvedere stehen. Gut lässt sich von dort der Weiterweg studieren: die Gamchilücke hinüber ins Kiental. Die Steigeisen knirschen am nächsten Morgen über das Blankeis am Fusse des Mutthorns. An der Randkluft unter der Gamchilücke hängt ein erstes Seil. Ordentlich Muskelkraft ist gefragt, um sich hinaufzuhieven. An den Ketten geht’s dann besser. Der Fels ist von Steigeisen zerkratzt. Es folgen rutschige
Schuttterrassen. Permafrost- und Gletscherschwund lassen die Berge bröseln. Mit Staub paniert steht man schliesslich auf dem schneeweissen Gamchigletscher und staunt über die neuen Perspektiven. Hoch überm Kopf bäumt sich das Gspaltenhorn, vis-à-vis das Morgenhorn. Weiter unten der Felsenbusen der Wildi Frau und gewaltige Gletschertore. Eine Urwelt – kein Mensch weit und breit. Erst wieder auf den Wanderwegen der Bundalp. Da ist eine Menge los, die Route über das Hohtürli zur Blüemlisalphütte und dem Oeschinensee ist ein Klassiker. Aber etwas abseits warten stille Wege: zum Beispiel von der Bundalp gen Bundstock. Der ist in der Swisstopo-Karte nicht eingezeichnet und doch ein gut markierter Wanderpfad. Von dort schaut man dann an sonnigen Hochsaisontagen herab auf die Bergsteigerkolonnen.
Alpinistische Herausforderungen Auf dem Grat zwischen Bundstock und Schwarzhorn zeigt sich die eisige Pracht der Blüemlisalp. Mächtige Hängegletscher, die einst blumenreiche Wiesen zugeschüttet haben sollen, weil dort ein ruchloser Senn in Verschwendung und Sünde lebte, so erzählt es die Sage. Ein abenteuerlicher Panoramapfad folgt dem Kamm zur Blüemlisalphütte. Das stattliche Steinhaus gehört zu den am besten besuchten Hütten der
Morgens kann man Heidi Heiniger auf der Alp Oberbärgli beim Käsen zuschauen.
INFO: RUND UM DIE BLÜEMLISALP ANREISE Per Zug nach Kandersteg: sbb.ch. Vom 2. Juni bis 30. September per Bus ins Gasteretal, Platzreservierung obligatorisch, Tel. 033 671 11 72, kander-reisen.ch. Mit dem Auto ab Spiez durch das Frutigen- ins Kandertal. Von Kandersteg ins Gasteretal Mautpflicht.
INFO Kandertal Tourismus, Tel. 033 675 80 80, kandersteg.ch, gasterntal.ch
UNTERKÜNFTE
KARTEN Swisstopo, 1:50 000, Blatt 264 T Jungfrau und Blatt 263 T Wildstrubel. Praktischer ist die Wanderkarte von Kandersteg Tourismus, eine Blattzusammensetzung von vier LKS-Karten 1:25 000.
DIE ETAPPEN 1. Etappe: Selden – Mutthornhütte, 2898 m: durch das tief eingekerbte Gasteretal hinauf zu gigantischen Gletschern. 5 h, 1370 hm, mittelschwer. Route: Von Selden in den Talschluss und zum Kanderfirn. Gipfelabstecher: Mutthorn, 3034 m (zusätzlich 1.30 h. hin und zurück). 2. Etappe: Mutthornhütte - Bundalp, 1840 m: eindrucksvolle Gletschertour. 7 h, 70 hm Aufstieg, 1080 hm Abstieg, schwer. Route: Mutthornhütte – Tschingelpass – Gamchilücke – Gamchigletscher – Abzweig Gspaltenhornhütte – Berghaus Bundalp. Achtung: exponierte Route, Abseilstelle am Gletscherschrund. Gletscherausrüstung nötig. 3. Etappe: Bundalp – Blüemlisalphütte, 2840 m: einsame Panoramaroute mit Blicken auf Eiger und Blüemlisalpmassiv. 5 h, 1050 hm, mittelschwer. Route: Bundalp – Sattel östlich des Bundstocks am Kamm unterm Schwarzhorn zum Hohtürli und zur Blüemlisalphütte. 4. Etappe: Blüemlisalphütte – Kandersteg, 1176 m: vor allem an Wochenenden gut frequentierter Abschnitt vorbei am herrlichen Oeschinensee. 3,5 h, 1670 hm, leicht. Route: Blüemlisalphütte – Hohtürli – Alp Oberbärgli – Underbärgli – Felsenweg zu den Berghäusern am Oeschinensee – Bergstation Gondelbahn nach Kandersteg. Tipp: Übernachtung am Oeschinensee und zusätzliche Gipfeltour von der Blüemlisalphütte zum Wandergipfel (ca. 3200 m) zwischen Wildi Frau und Blüemlisalpsattel (3,5 h hin und zurück).
WEGWEISER
Schweiz. Waren es früher Alpinisten, sind es heute überwiegend Wanderer, die hier nächtigen. Nur mehr ein paar wenige Seilschaften machen sich in aller Herrgottsfrühe auf zum Morgenhorn, zur Wyssi Frau oder zum Blüemlisalphorn. Die Überschreitung dieser drei Gletscherthrone gilt als die schönste alpinistische Unternehmung der Berner Alpen. Will man sich nicht in die Gletscherwelt wagen, lässt sich die Wildi Frau bestaunen – am besten auf der Tour zum Wandergipfel zwischen Wildi Frau und Blüemlisalpsattel. Zurück zum Znüni in der Blüemlisalphütte. Die meisten Gäste sind längst ausgeflogen, und der Kaffee schmeckt ohne Hektik doppelt so gut. Gerade der richtige Zeitpunkt, um danach gen Oeschinensee abzusteigen. Mit jedem Meter abwärts kommen die blumenreichen Wiesen näher. Ihre Würze kann man in der rahmigen Milch und vor allem im Käse schmecken, den Heidi und Hans-Ruedi Heiniger auf der Alp Oberbärgli im Sommer täglich herstellen. Die Kühe dieser Alp sind fast so klein wie die im Himalaya. «Hinterwälderkühe» nennt man diese Spezies hier, leichter und mit zierlicheren Hufen ausgestattet als gewöhnliche Milchkühe. So richten sie auf dem Alpboden weniger Schaden an. Und trittsicher müssen sie sein! Wie hätten sie sonst diese Felsstufe geschafft, an der sich nicht wenige Wanderer die Zähne ausbeissen? «Nein, nein», lacht Heidi, «wir treiben sie durch
Gasteretal: Hotel Waldhaus, 1358 m, Tel. 033 675 12 73; Hotel Steinbock in Selden, 1537 m, Tel. 033 675 11 62, www.steinbock-gasterntal.ch; Mutthornhütte, 2898 m, SAC, Tel. 033 853 13 44 oder 079 260 06 30, www.mutthornhuette.ch; Gspaltenhornhütte, 2458 m, SAC, Tel. 033 676 16 29, www.gspaltenhornhuette.ch; Berghaus Bundalp, 1740 m, Tel. 033 676 11 92, www.bundalp.ch; Blüemlisalphütte, 2840 m, SAC, Tel. 033 676 14 37, www.bluemlisalphuette.com; Alp Oberbärgli, 1978 m, Tel. 079 386 10 60. Berghotel Oeschinensee, 1593 m, Tel. 033 675 11 19, www.oeschinensee.ch; Berghaus am Oeschinensee, 1593 m, Tel. 033 675 11 66, www.berghausoeschinensee.ch
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Tägliches Ritual: Hüttenwart Hans Hostettler von der Blüemlis alphütte bekennt Flagge.
J 33 WOMEN GREGORY Der sportliche Wanderrucksack mit gut belüftetem Netzrücken und Federstahlrahmen bietet ausreichend Platz für ausgedehnte Tagestouren oder Mehrtageswanderungen. Mit 33 Liter Volumen ist er eine sehr gute Wahl für Ein- bis Zweitagestouren. Zusätzlicher Stauraum findet sich im geräumigen Deckelfach. Mithilfe der vorderseitigen Kompressionsriemen lässt sich das Gepäck sicher und stabil festzurren. Eine effektive Lastenübertragung auf die Hüfte entlastet den Rücken. Dank der integrierten Regenhülle ist der J 33 gegen jegliche Wetterkapriolen gewappnet. Auch in der Herrenversion Z 35 II bei Bächli Bergsport erhältlich. x Gewicht: 1190 g x Preis: CHF 155.-
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SHIRT LONG SLEEVE & GOMERA SHORTS WOMEN ORTOVOX
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die Schlucht dort drüben herauf.» Die sieht aber auch nicht ohne aus. Unterhalb der gesicherten Felsstufe glitzert Helvetiens schönster Bergsee: der Oeschinensee. Das türkisblaue Juwel schmiegt sich in einen dramatischen Felskessel. «Pures Trinkwasser», betont David Wandfluh stolz, der mit seiner Familie am Ufer das Berghotel Oeschinensee betreibt. Urgrossvater David Wandfluh (nomen est omen) errichtete die heimelige Herberge bereits anno 1892. In fünfter Generation betreiben seine Nachfahren nun neben dem Hotel auch Landwirtschaft. Die Erzeugnisse landen beispielsweise als Bio-Lammpfeffer mit Zwetschgen, Äpfeln, Champignons, hausgemachten Spätzli und Rotkraut auf dem Tisch. Wie himmlisch das schmeckt, zeigt die gut besuchte Stube. In der Seemitte dümpeln ein paar Boote im spiegelnden Wasser. Der Blick klettert hinauf zu den Gletschern von Doldenhorn, Fründenhorn, Blüemlisalphorn. Durch die Wandfluh darunter zieht sich ein Band. Die Fründenschnur nennen es die Einheimischen. Eine gewagte Route. Das könnte die nächste Herausforderung sein.
«Rock'n'Wool» durch den Sommer – so das Motto der stylischen Ortovox Wanderkollektion. Die bunte Karo-Optik des Shirts bringt bei sportlichen Bergtouren Farbe ins Spiel. Und bietet dank der Kombination aus geruchsneutralisierender Merinowolle und kühlender Tencel-Faser immer die richtige Antwort auf die physiologischen Gegebenheiten. Die dazu passenden Shorts Gomera aus einem elastischen Merino-Nylon-Mix sind schnelltrocknend und passen sich ebenfalls allen Anforderungen des Bergsommers an. Egal ob Sonne oder Regen, die Kombination macht alles mit. Preise: x Shirt Long Sleeve: CHF 149.x Gomera Shorts: CHF 89.-
RAMBLER GTX GARMONT Der Rambler GTX des italienischen Schuhmachers Garmont ist vielseitig einsetzbar: von leichten Bergtouren und schnellen Wanderungen bis hin zu langen Mehrtagesmärschen. Gefertigt aus flexiblem Wildleder und reissfestem Cordura-Material, passt sich der Schuh dem Fuss und dessen Bewegungen geschmeidig an. Je nach Wetterund Temperaturlage kommen die atmungsaktiven und wasserdichten Eigenschaften der integrierten Gore-Tex-Membran zum Einsatz. Eine spezielle Konstruktion, genannt «Heel Lock», fixiert die Ferse fest an der Sohle, um schmerzhafte Blasenbildung zuverlässig zu verhindern. Als Damen- und Herrenmodell erhältlich.
TEXT UND FOTOS: IRIS KUERSCHNER x Gewicht: 1440 g x Preis: CHF 279.-
Erfrischend vielfältig. Schöffel Outdoor Hosen. Herren Trekkinghose OUTDOOR PANTS M II
Wasserabweisend UV-Schutz Beinbelüftung 119.90 CHF
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Himmlisches Vergn端gen: die Sintergrotten mit Meerblick auf der Insel Kalymnos.
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EINFACH GÖTTLICH Die Klettersaison ist bald zu Ende. Aber wieso nicht in die Verlängerung gehen? Das Swiss Climbing Team Nachwuchs hat himmlische Routen auf Kalymnos ausgecheckt. sie sich als Kletterer weiterentwickeln.» Peter kennt Kalymnos von vielen Aufenthalten beinahe wie seine eigene Westentasche. Und er weiss die Vielfalt der Kletterinsel zu schätzen. «Jeder neue Fels stellt andere Anforderungen. Die erweitern den Bewegungsschatz sowie die technischen und koordinativen Fähigkeiten. Ausserdem setzen neue Gebiete und unterschiedliche Gesteinsarten neue Kraftreize.»
Liebe auf den ersten Blick Apropos Reize: Einer der ersten, der die Reize von Kalymnos als Klettergebiet entdeckte, war der italienische Kletterer Andrea di Bari. Es war 1996 auf seiner Hochzeitsreise, als er sich in die Felsen der Insel verliebte. Im Frühjahr darauf kam er zurück – und mit ihm bald die Crème des Klettersports. Nun wurde gespäht, geklettert, gebohrt. Und auch die Einheimischen erkannten, dass da gerade jemand die Insel aus dem Dornröschenschlaf wachküsste. «Mit 180 Routen haben wir im Jahr 1999 begonnen, den Sport auf der Insel zu etablieren – in einer Mischung aus offiziellem Sportdepartment und Privatpersonen, die sich um das Klettern auf Kalymnos verdient gemacht haben», sagt George Hatzismalis vom Tourist-Department of Kalymnos. Heute finden Kletterer auf der Insel an die 2500 installierte Routen – und ständig werden es mehr. Besonders faszinierend sind die zahlreichen Routen in den Grotten der Insel. Ihre Sinterstrukturen wirken wie aus einem Fantasy-Film. Am zweiten Tag entdeckt das Team um Peter Keller das «Arhi» für sich – eine der eindrucksvollsten Grotten auf der Insel. Steht man mit dem Rücken zur Wand und legt
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Irgendetwas ist hier anders: Ungewöhnlich viele auffällig gut gebaute Menschen bewegen sich an den Stränden. Adonis-Figuren, wohin man blickt. Und irgendwie scheinen diese göttlichen Körper ein Ergebnis der Geografie der Insel zu sein. Gaia (Mutter Erde) und Uranus (Himmel), so die Sage, sollen hier den Titanen Kalydnos gezeugt haben – ein Massiv aus Bergen, mitten im Meer. Nun schaffen Berge alleine noch keine durchtrainierte Statur, keine breiten Schultern, keinen starken Bizeps und keinen Sixpack. Doch sie sind zumindest eine Einladung, daran zu arbeiten. Dieses Angebot hat auch das Swiss Climbing Team Nachwuchs angenommen. Doch vor den Erfolg haben die Götter bekanntlich den Schweiss gesetzt. Entsprechend motiviert gehen die Schweizer Jungs und Mädels am ersten Tag ihres Klettercamps zur Sache. «Secret Garden» heisst der Sektor, in dem sie sich in 8a-Routen bewegen. Sinterkletterei vom Feinsten an einer Felswand, die sich über den Hügelketten im Norden der Insel überhängend wölbt wie eine Woge, kurz bevor sie am Strand bricht. Für die Nachwuchskletterer Beni Blaser, Kevin Huser, Mättel König, Miro Fischer, Obed Hardmeier, Kevin Köhler, Ruben Firnenburg, Alina Ring, Andrea Kümin, Jara Späte, Ladina Gebert und Steffi Küenzli eine imposante Kulisse und zugleich Herausforderung, Motivation und willkommener Perspektivenwechsel. Schliesslich verbringen die Sportkletterathleten viel Zeit an künstlichen Kletterwänden. «Der Fels eines neuen Klettergebietes setzt da ganz neue Reize», sagt Peter Keller, zusammen mit Nationaltrainer Urs Stöcker Coach, Mitinitiator und Organisator des Klettercamps. «Mit neuen Tipps und Tricks am Fels können
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Scooter-Safari: Die schönsten Ecken der Insel erkunden.
den Kopf in den Nacken, sieht man hoch oben und weit draussen die Umlenkungen. Zur Freude der Athleten sind dies aber nur die Zubringer zu den ganz fetten Routen. Das Trainingsabenteuer kann beginnen. 80 Meter Seil reichen gerade so, wenn der Sichernde beim Ablassen etwas hochsteigt. Die Truppe rockt deutlich härter als am ersten Tag. Alle sind bis in die Haarspitzen motiviert.
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Ziegen, Kräuterduft und Schwammtaucher
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Beim Zeus, das ist kein Wunder! Alleine die Landschaft ist Ansporn. Zwölf Kilometer nördlich der Badeinsel Kos liegt das bergige Eiland im tiefblau schimmernden Meer. Auf 676 Metern über dem Meeresspiegel markiert das Kloster St. Ioannis Theologos den höchsten Punkt der Insel. Der Wind trägt das Meckern von Ziegen über die Felsen. Dazwischen wachsen duftende Büschel von Thymian, Salbei und Oregano. Bis zu 1500 Meter reichen die Gesteinsmassen vulkanischen Ursprungs in die Tiefe. Bekannt wurde die Insel wegen ih-
rer Schwammtaucher. Bis in 30 Meter Tiefe drangen die Naturschwammjäger beim Apnoetauchen vor und hielten dabei bis zu fünf Minuten die Luft an. Doch die Hochzeiten des Schwammtauchens sind längst vorbei. Kletterer aus ganz Europa bringen mittlerweile mehr Geld. Auch wenn sie in der Wand höchstens mal an einer Schlüsselstelle kurz den Atem anhalten, sind die Nachwuchskletterer nach drei Tagen im griechischen Fels doch etwas ausser Puste. Eine prima Gelegenheit, auf einer Scooter-Safari mit dem Motorroller andere schöne Ecken der Insel auszukundschaften. Weiss getünchte Häuser, traumhafte Buchten ... Auf Kalymnos herrschen auch dann T-Shirt-Temperaturen, wenn in den Schweizer Bergen schon oder noch Schnee liegt. Für Peter Keller sind solche Ausflüge mehr als nur Trainingspausen. «Eine prima Gelegenheit zum Teambuilding», meint er. «Klettern ist zwar Einzelsport, aber in einem starken Team entwickeln sich alle schneller weiter.» Und Jara Späte aus dem Team pflichtet ihm bei: «Klar, wir haben uns durch solche Aktionen auch persönlich viel besser kennengelernt.» Ihre Kollegin Andrea Kümin ergänzt: «Es ist sehr motivierend, mit einem leistungsstarken Team unterwegs zu
Gefl asht: motivierende Routen für die Nachwuchskletterer.
INFO: KLETTERN AUF KALYMNOS UND TELENDOS REGION Kalymnos ist das viertgrösste Eiland der Inselgruppe Dodekanes und liegt zwölf Kilometer entfernt von Kos und etwa 17 Kilometer vor der türkischen Bodrum-Halbinsel. Telendos war ursprünglich Teil von Kalymnos und wurde 554 n. Chr. durch ein mächtiges Erdbeben abgespalten. Beide Inseln zählen zu den besten und attraktivsten Sportklettergebieten weltweit.
ANREISE Am schnellsten per Flugzeug nach Kos. Vom Flughafen zum Fährhafen Mastichari und von dort mit der Fähre nach Kalymnos: www.anemferries.gr, www.anekalymnou.gr Weitere Bootsverbindungen von Kalymnos nach Telendos. Einige Klettergebiete auf Telendos lassen sich schnell auch per Boot erreichen (Captain Yiannis, Tel. +30 694 481 9073).
BESTE ZEIT Die besten Jahreszeiten zum Klettern sind im Frühjahr und Herbst. Im Sommer kann es sehr heiss werden, aber vormittags finden sich schattige, nach Westen ausgerichtete Wände. Auch im Winter ist Klettern möglich. Während Schlechtwetterphasen kann es allerdings ungemütlich werden.
ÜBERNACHTUNG
Sinter mit viel Grip Frisch und ausgeruht, ist der richtige Zeitpunkt gekommen, einem der Secret Spots der Insel einen Besuch abzustatten. Immerhin ist die «Skalia Cave» so geheim, dass sie nicht mal im Up-Date-Topo der Glaros Bar in Masouri zu finden ist. Zum Glück ist Führerautor und Kletteraktivist Aris Theodoropoulos da. Und ein, zwei «Mythos» später sind Peter Keller und sein Team im Besitz einer Routenauflistung. Wie eine urzeitliche Felswüste wirkt der Kletterspot am Eingang der Karsthöhle. Die Nachwuchskletterer fl ashen weitere Routen in den Schwierigkeitsgraden 7c bis 8b. Gespickt wird die Trainingseinheit mit anspruchsvollen Bouldern. Das Team attackiert wieder mit voller Power und Erfolg. Kalymnos hat Kletter-Cracks einiges zu bieten. Doch keine Panik, auch Genusskletterer kommen auf ihre Kosten. Die Routen sind mit Bohrhaken und Umlenkern bestens abgesichert. Kalymnos ist mittlerweile so etwas wie das Arco der Ägäis. Eine
Auf Kalymnos und Telendos gibt es viele kleine Hotels, Pensionen und Appartements. Als Ausgangspunkte für Kletterer bieten sich die Orte Armeos, Masouri und Myrties an der Westküste an. Von hier aus lassen sich viele Sektoren sogar zu Fuss erreichen. www.kalymnosinfo.com, www.kalymnos-bookings.gr
MOBILITÄT Um zu entlegeneren Kletterspots zu kommen oder einfach um die Insel zu erkunden, bieten sich Motorroller an. Verleih: www.bike-rental.gr, www.scooterfun.gr
ROUTEN UND GUIDEBOOK Aris Theodoropoulos und Carl Dawson haben eine umfangreiche Website für Kletterer auf Kalymnos zusammengestellt. Hier gibt es u.a. eine Auflistung der wichtigsten Routen und auch das Guidebook «kalymnos» kann hier bestellt werden (38.- Euro). www.climbkalymnos.com
in vielen Ecken noch ursprüngliche Insel ohne Hotelsilos, aber mit einer perfekten Infrastruktur für Kletterer. Die Sektoren sind gut ausgeschildert. Viele leichtere Routen ermöglichen dank grosser Sintergriffe dennoch spektakuläre Überhänge. Und auch noch fast zwei Jahrzehnte nach
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sein, schwere Routen zu klettern und sich dabei gegenseitig anzufeuern.»
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Angebandelt: Hals über Kopf in Kalymnos verliebt.
seiner Entdeckung durch Andrea di Bari sind abgespeckte Griffe selten.
WEGWEISER
Euphorische Klettergötter
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Mit einer Bootsfahrt beginnt ein absolut eindrucksvoller Klettertag gegen Ende des Kletter-Camps. Die Insel Telendos liegt etwa einen Kilometer vor Kalymnos’ Westküste. Wie ein aus dem Meer ragender Saurier erhebt sich die kleine Insel aus den Fluten. «Hier gibt es die besten und die am sorgfältigsten eingebohrten Routen weltweit», schwärmt Peter Keller. Zugegeben, sein Urteil ist etwas gefärbt, da er viele der Routen zusammen mit Urs Odermatt selbst eingebohrt hat. Doch ein Besuch auf der Nachbarinsel lohnt sich auf jeden Fall. Die Athleten stürzen sich sofort auf die schönsten und schwersten Linien. Als hätte die Gravitation nachgelassen, gelingen ihnen an diesem Tag zahlreiche harte und ultraknappe Begehungen. Doch feine Kletterrouten und viel Ruhe sind längst nicht das Einzige, was Telendos zu bieten hat. Im Hafen warten kleine Tavernen mit Köstlichkeiten aus dem Meer. Ein weiterer Grund, weshalb die jungen Klettergötter aus der Schweiz auf Kalymnos und Telendos dem Himmel ein Stück näher gekommen sind. Ihr Fazit ist jedenfalls so euphorisch wie nach einer gefl ashten 8b. «Von Platten bis hin zu grossen Dächern, kurzen und intensiven Boulderproblemen und langen Ausdauerrouten an Sintern findet sich hier einfach alles», fasst Andrea Kümin begeistert zusammen. Und Beni Blaser grinst: «Ich habe mich total in Kalymnos verliebt. Zuerst dachte ich, dass alle Routen sehr lang sind und dass man ohne Ausdauer zu nichts kommt. Ich habe aber in jedem Sektor etwas Passendes für mich gefunden. Die Felsqualität ist der Hammer. Ich hatte nie das Gefühl, dass etwas speckig oder abgegriffen war. Ich kann Kalymnos nur empfehlen, der absolute Knüller!» TEXT: PETER KELLER/CHRISTIAN PENNING FOTOS: RAINER EDER
KENDO JEANS LA SPORTIVA Höchste Schwierigkeitsgrade klettern mit einer Jeans-Hose? Mit der Kendo Jeans von Kletterspezialist La Sportiva kein Problem. Ein Mix aus Cordura-Stoff, Baumwolle und hochelastischem Spandex ermöglicht eine ungeahnte Bewegungsfreiheit und zugleich erstaunliche Robustheit. Sämtliche Details wurden auf die Bedürfnisse von Sportkletterern und Boulderern zugeschnitten, wie etwa zwei Einschubtaschen für Zahnbürsten, ein integrierter Zwickel und vorgeformte Kniepartien. Und nach einer anstrengenden Route kann man entspannt an der Piazza ein Kaltgetränk geniessen, ohne modisch aus der Reihe zu tanzen.
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Dominik Haas
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GIPFELTREFFEN
18 «Das Leben als Profi ist nicht immer einfach. Aber ich bin frei, erfolgreich, es könnte nicht besser sein.»
«STOLZ? AUF MEINEN MUT, NICHT AUF GIPFEL.» Roger Schäli ist einer der besten Allround-Alpinisten der Welt. Beim Gipfeltreffen spricht er über seine «Museumstage», das harte Leben eines Profis, die falsche Bescheidenheit der Schweizer und einen Unfall, «bei dem es richtig ernst wurde.»
Inwiefern? Ich war für Werbeaufnahmen dort, und am Anfang spielte das Wetter nicht mit, was für Kalifornien aussergewöhnlich ist. Zum Schluss wurde deshalb die Zeit knapp. Ich geriet am zweiten Tag an einer Schlüsselstelle an meine Grenzen. Zwei Mal scheiterte ich, schaffte sie dann aber im dritten Anlauf. Trotz Zeitdruck konnte ich 800 Meter über dem Boden vollkommen abschalten, mich auf die Aufgabe konzentrieren und die Stelle wie im Klettergarten überwinden. Das gab mir ein gutes Gefühl: Wenn es sein muss, kann ich die Komfortzone verlassen und das leisten, was von mir gefordert wird. Auch das Übernachten in der Wand war einmalig, mit einer Suppe, ohne Internet, weit weg von der Zivilisation. Das ist das, was ich liebe. Das sind meine «Museumstage»: Wenn ich alt bin, werde ich mich an jene Tage erinnern, die wirklich wichtig waren. Erlebst Du die «Museumstage» nur in den Bergen? Viele davon. In den Bergen bin ich ganz bei mir selber. Da gibt es nichts, was mich ablenkt. Aber «Museumstage» kann ich auch mit anderen Menschen erleben, ganz ohne Berge.
Wie lange hältst Du es denn ohne Berge aus? Leider nicht so lange. Aber ich möchte auch «Museumstage» erleben, wenn ich in der Stadt bin oder am Computer arbeite und mich ganz auf eine Sache konzentrieren kann – und mich nicht dauernd von anderen Dingen ablenken lasse. Aber im Moment verbringe ich sechs von sieben Tagen in den Bergen. Welches mühsame Erlebnis hattest Du in letzter Zeit? Mühsam? Ich würde es allgemein formulieren: Das Leben als Profi ist nicht immer ganz einfach. Bei Werbeaufnahmen muss man dort klettern, wo die Foto-Bedingungen gut sind und nicht die Kletter-Bedingungen für die Hände. Wenn ich zu Werbeaufnahmen nach Amerika fliege, muss ich dafür sorgen, dass die Spesen gedeckt sind. Das Leben als Profi beinhaltet sehr viel
«In den Bergen bin ich ganz bei mir selber». Roger Schäli beim Klettern in Südafrika.
GIPFELTREFFEN
Roger, welches war der schönste Moment, den Du in letzter Zeit erlebt hast? Roger Schäli: Ich konnte am El Capitan in zwei Tagen die «Golden Gate»-Route frei und ohne Sturz klettern. Eine heisse Erfahrung!
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Roger Schäli regt sich manchmal über die falsche Schweizer Bescheidenheit auf: «Wir relativieren sogar Erfolge auf tollen und schwierigen Routen.»
Arbeit im Büro, sehr viel Organisation und einen ständigen Kampf ums Geld. Was unter dem Strich übrig bleibt, wird in neue Expeditionen gesteckt. Reich wird man dabei sicher nicht. Und man muss Sorge tragen, dass die Leidenschaft nicht auf der Strecke bleibt, dass das Klettern «cool» bleibt.
GIPFELTREFFEN
Tut es das? Ja, natürlich. Ich bin frei, ich habe Erfolg, es könnte nicht besser sein. Und ich weiss es auch sehr zu schätzen, dass ich meine Leidenschaft zum Beruf machen konnte. Das ist keine Selbstverständlichkeit.
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Dabei hätte Dich als 16-Jähriger ein Unfall in den Bergen beinahe das Leben gekostet. Ja, da hatte ich ziemlich viel Glück. Ich kletterte mit einem Kollegen an der Schrattenfluh und stürzte aufgrund eines Missverständnisses und einer gehörigen Portion Naivität aus 30 Metern Höhe auf den Boden. Meinen Kollegen traf überhaupt keine Schuld. Schon während des Sturzes merkte ich, dass es ernst wird. Im Spital sagten mir die Ärzte: «Herr Schäli, vielleicht müssen wir Haut verpfl anzen, wenn es dumm läuft, den einen Fuss versteifen und im schlimmsten Fall amputieren.» Das war schon ein Schock, aber als junger Wilder war ich einfach optimistisch. Es sind ja dann zum Glück auch keine Bewegungseinschränkungen geblieben. Meine Lehre als Zimmermann konnte ich aber erst ein hal-
bes Jahr später antreten, ich ging vorerst nur im Rollstuhl in die Gewerbeschule. Die Lust aufs Klettern ist Dir aber nicht vergangen. Nein, ganz im Gegenteil. Unmittelbar nach besagtem Unfall ging mein Kollege von damals in ein Kletterlager nach Frankreich, für das ich auch angemeldet war. Noch auf der Unfallstelle dachte ich: «Schade, jetzt kann ich dort nicht mitgehen. Und ich kann mein neues Seil nicht testen, das ich von meinem Vater als vorgezogenes Geburtstagsgeschenk bekommen hatte.» Das ist kaum mehr nachvollziehbar, aber beschreibt wohl meine Leidenschaft am besten: Die Berge und das Klettern sind tief in mir drin verankert. Und einen Teil der Intensität der Erlebnisse in den Bergen macht ja auch der Umstand aus, dass es von der einen auf die andere Sekunde vorbei sein kann, dass alles endlich ist. Aber der Unfall hat mich auch vorsichtiger gemacht, ich gehe seither viel bewusster mit Risiken um. Ich habe auf die ganz riskanten Touren verzichtet, bin auch nicht oft solo unterwegs. Auf welche Unternehmungen bist Du besonders stolz? (überlegt) Eigentlich auf keine. Aha. Dann kommen diese Touren und Gipfel erst noch? Nein, auch nicht.
«Bei Bächli sind sie selber begeistert von dem, was sie verkaufen.»
«FACHLICH AUF DER HÖHE» ROGER SCHÄLI ÜBER DEN «KLETTER-SPIRIT» IN DEN BÄCHLI BERGSPORT FILIALEN. Roger, was schätzt Du besonders an Bächli Bergsport? Dass alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gut geschult und fachlich auf der Höhe sind. Eine jährliche Weiterbildung ist Pflicht, ich selber habe auch schon Kurse geleitet. In den Bächli-Filialen wird einem nichts «angedreht», man spürt, dass die Leute wirklich das verkaufen wollen, was der Kunde braucht. Zudem herrscht in den Geschäften sehr oft ein echter «Kletter-Spirit», weil auch junge Kletterer Teilzeitjobs bekommen, die von dem, was sie verkaufen, selber begeistert sind. Gehst Du selber bei Bächli einkaufen? Ja, ein, zwei Mal jährlich. Ich finde dort hochwertiges, technisches Berg- und Klettermaterial wie Keile, Karabiner oder Kamelots, die es in vergleichbarer Qualität nicht bei vielen Anbietern gibt. Dann geht es mir wie einer Frau, die in einem Handtaschen-Geschäft steht: Ich nehme alles in die Hand, wäge ab, kann dort Stunden verbringen. Genau deshalb bin ich auch Bächli-Botschafter: Ich stehe wirklich voll und ganz hinter dem, was sie verkaufen.
Davon lebt ein Profi. Musst Du schmerzhafte Kompromisse eingehen? Ich bewege mich ja nun nicht gerade im Mainstream und spreche deshalb ein fachkundiges und interessiertes Publikum an. Feedback und Aufmerksamkeit, die ich so erhalte, erlebe ich als angenehm. Anders wäre es wohl, wenn ich den K2 oder den Mount Everest besteigen würde. Natürlich faszinieren mich beide, aber Priorität haben die steilen Wände. Also bleibe ich in meiner
Kennst Du auch die Familie Bächli? Ja, den Senior-Chef Heinz und auch seinen Sohn Felix, den aktuellen CEO und VR-Präsidenten, und dessen Frau Susanna, VR-Vizepräsidentin. Sie gehen selber in jeder freien Minute in die Berge. So stelle ich mir eine glaubwürdige Geschäftsleitung vor.
DER ALLROUNDER Roger Schäli, 35, aufgewachsen im luzernischen Sörenberg, zählt zu den weltbesten Allround-Alpinisten. Im Fels erbringt er ebenso spektakuläre Höchstleistungen wie im Eis oder im gemischten Gelände. Der gelernte Zimmermann und Bergführer hat Erstbegehungen in Patagonien, Grönland und den USA in seinem Tourenbuch. Für die Besteigung des Arwa-Spire-Zentralgipfels (6193 m ü. M.) im indischen Gharwal Himalaya wurde er mit Bruno Hasler und Stephan Harvey für den «Piolet d‘Or» nominiert, den «Oskar der Alpinisten». Letzten Sommer absolvierte er mit seinem Kletterpartner David Hefti einen «Ausdauermarathon in der Vertikalen»: 3320 Höhenmeter in 16 Stunden, vom Trümmelbach in Lauterbrunnen auf die Jungfrau.
Nische. Ansonsten wäre ich ja auch nicht mehr authentisch. Besonders oft berichtest Du von der Eiger Nordwand, die hat es Dir angetan. Was macht sie so aussergewöhnlich? Die grossen, steilen Wandfluchten faszinieren und inspirieren mich. Wenn du da
GIPFELTREFFEN
Darf man nicht stolz auf Gipfel sein? Doch, natürlich. Mich regt im Gegenteil die falsche Bescheidenheit von uns Schweizern sehr oft auf. Wir relativieren sogar Erfolge auf tollen und schwierigen Routen, sagen, dass «es ja eigentlich gar nicht so wild war.» Das ist bei den ausländischen Kollegen anders. Ich selber bin nicht stolz auf das Ergebnis, vielmehr darauf, dass ich etwas versucht habe. Ich bin zwar nicht der weltbeste Kletterer, aber ich habe den Mut, an meine Grenzen zu gehen. Ich bin nicht abhängig vom Ergebnis. Das gefällt mir. (überlegt) Obwohl: Zusammen mit Simon Gietl gelang mir im Herbst 2012 nach einem gescheiterten Versuch im Jahr zuvor die erste freie Begehung der Tour am Arwa Spire. Das ist eine der schwersten Freiklettereien auf 6000 Metern in einer Nordwand. Darauf bin ich eigentlich schon stolz. Es ist also trotzdem schön, wenn man ab und an den Gipfel erreicht und davon berichten kann. (lacht)
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einen Fehler machst, ist es vorbei. Die Eiger-Nordwand beherbergt weltweit einige der schwersten Routen in Fels und Eis, und es gibt dort noch viel zu entdecken. Als Kletterer ist man nun mal von der Vertikalen fasziniert, da kommt man an dieser Wand nicht vorbei. Zudem: Sie ragt senkrecht aus der Kuhwiese heraus. Du kannst dort hinspazieren und stehst direkt vor der 1700 Meter hohen Steilwand. Das ist einmalig. Und wenn du in der Wand kletterst, hörst du die Leute unten sprechen, bist zwischen zwei Welten, so fern und doch so nah. Wenn ich davor stehe, macht es mich demütig und bescheiden.
GIPFELTREFFEN
Wie stellst Du Dir Dein Leben in 20 Jahren vor? Schön wäre es, wenn ich mir immer noch Träume in den Bergen erfüllen könnte, als Bergführer oder in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Aber alles im kleinen Rahmen, ich halte nichts von «Berg-Gurus», die sich bis ins hohe Alter in der Öffentlichkeit immer wieder zu Wort melden. Und Kinder wünschst Du Dir auch? Ich hatte immer gedacht, dass ich eine Familie gründen würde. Nun ist es aber anders gekommen, ich habe eine andere Richtung eingeschlagen, eine super coole Partnerschaft ging in die Brüche. Aber auch das stimmt für mich, ich bin «Götti», das kann auch erfüllend sein. Sicher ist: Wenn ich eigene Kinder hätte, würde ich weniger Risiken eingehen. Aber klar: In den Bergen bewegt man sich immer in einer Zone, in der es gefährlicher ist als im normalen Leben auf der Autobahn. Und auch dort leben wir Kletterer gefährlicher als andere, wenn ich nur daran denke, wie oft wir beim Fahren telefonieren ... INTERVIEW: PETER BADER BILDER: DAN PATITUCCI, FRANK KRETSCHMANN
22 «Die grossen, steilen Wandfluchten faszinieren mich. Wenn du da einen Fehler machst, ist es vorbei.»
HOCHGENUSS
Jörg Brügger hängt die eingesalzenen Fleischstücke in der Naturlufttrocknerei in Parpan auf.
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VON DER BERGLUFT VEREDELT Bündnerfleisch, Appenzeller Mostbröckli oder Walliser Trockenfleisch: Dank der speziellen klimatischen Bedingungen reifen in den Schweizer Alpenregionen Fleischspezialitäten, die den Gaumen von Liebhabern auf der ganzen Welt kitzeln. «Bü... Bü... Bündnerfleisch!» Die unvergessliche Lachattacke von Bundesrat Hans-Rudolf Merz im Parlament bescherte der Trockenfleisch-Spezialität aus dem Kanton Graubünden (und dem Politiker selber) einen riesigen Popularitätsschub. Auch andere Alpenkantone sind bekannt für ihre getrockneten Fleisch-Delikatessen – etwa das Wallis oder das Appenzellerland. Und das nicht erst seit ein paar Jahren. Schliesslich waren die Bewohner dieser Regionen jahrhundertelang gezwungen, haltbare Vorräte anzulegen, um während der kalten Jahreszeit überleben zu können. Findige Hirten sollen im Wallis schon im 14. Jahrhundert das trockene Klima mit Wind und Sonne genutzt haben, um Fleisch haltbar zu machen. Nach dem Einsalzen hängten sie es in Estrichen und Raccards zum Trocknen auf. Anschliessend überdauerte es problemlos mehrere Monate. Heute gehören Walliser Trockenfleisch und Bündnerfleisch zu den edelsten und teuers-
ten Schweizer Fleischspezialitäten, die in viele Länder exportiert werden und gerade auch auf Bergtouren als Energielieferanten beliebt sind. Sie enthalten Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Eisen – ideal für eine fettarme, kohlenhydratarme und proteinreiche Ernährung. Wie das Walliser Trockenfleisch ist auch das Bündnerfleisch eine regionale Exklusivität. Auch hier erlauben es die natürlichen klimatischen Bedingungen, das Trockenfleisch praktisch ohne technische Hilfsmittel herzustellen. Früher schlachteten die Bündner Bauern nach dem Alpabzug einen Teil ihrer Herde und servierten an den «Metzgeten» Nierli, Leberli und Blutwürste – also die leicht verderblichen Innereien. Die schönsten und magersten Stücke vom Rind dagegen behandelten sie mit Salz, Pfeffer, Knoblauch, Wacholder und Lorbeer und hängten sie vor ihren Heimetli auf. Der Wind trocknete dann das Fleisch und machte es lange haltbar.
HOCHGENUSS
Trockenfleisch: eine der edelsten und teuersten Schweizer Spezialitäten.
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Höhenluft als Erfolgsrezept
Wie anno dazumal – Trockenfleisch vom Biohof Ein überzeugter Hersteller von Walliser Trockenfleisch ist Biobauer Orlando Schmid vom Hof Fischerbiel in Ausserberg, einer kleinen Gemeinde an der Lötschberg-Südrampe auf gut 1000 Metern über Meer. Er legt das beste Fleisch seiner Rinder zuerst eine Woche lang in einer Salzlake ein, presst es dann in einer aufwändigen manuellen Prozedur, trocknet es zwei Wochen lang in alten Holzstadeln, presst es erneut und hängt es wieder zum Trocknen auf. Der ganze Vorgang dauert drei Monate und findet wegen der trockenen Luft nur in den Wintermonaten statt. «Das ist echtes Handwerk», sagt der Biobauer und verweist als Beispiel auf den Föhn: «Der lässt sich nicht computersteuern. Wenn er drei Tage bläst, muss ich das Fleisch in den Keller räumen, damit es nicht zu sehr austrocknet, und kann es erst nachher wieder an die frische Luft hängen.» Im Gegensatz zur industriellen Produktion verwenden die vielen kleinen Hersteller von Walliser Trockenfleisch kein Pökelsalz, sondern nur Salz, Pfeffer und eine Kräutermischung. Jeder Produzent hütet dabei sein eigenes Rezept, was eine beeindrucken-
HOCHGENUSS
Mithilfe ausgeklügelter Anlagen ist es inzwischen möglich, die begehrte Spezialität auch in den Sommermonaten herzustellen. Eine Vielzahl von kleinen und kleinsten Herstellern, aber auch grössere Produzenten veredeln das Rohmaterial wie eh und je in der Bergluft Graubündens. Und zwar in Höhenlagen zwischen 800 und 1800 Metern über Meer. Nur in den Südtälern Graubündens darf auch in tiefer gelegenen Gebieten Bündnerfleisch hergestellt werden. Kein Trockenfleisch im eigentlichen Sinne ist hingegen das Appenzeller Mostbröckli. Im Unterschied zum Bündnerfleisch und zum Walliser Trockenfleisch wird das Mostbröckli nämlich vor dem Trocknen mehrere Stunden lang geräuchert. Hergestellt wird es in Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden sowie in den nördlich angrenzenden Teilen des Kantons St. Gallen. Natürliche Grenze des Produktionsgebiets ist der Alpstein. Bündnerfleisch, Walliser Trockenfleisch und Appenzeller Mostbröckli sind allesamt mit dem Qualitätszeichen IGP (Indication Géographique Protégée) der Schweizerischen Vereinigung der AOPIGP versehen und dadurch geschützt. Das IGP-Label kennzeichnet Naturprodukte mit einer Identität, die stark an ihr Ursprungsgebiet gebunden ist. Dazu gehört auch die italienische Spezialität Bresaola, die im Veltlin auf ähnliche Weise hergestellt
wird wie die Trockenfleisch-Delikatesse im angrenzenden Bündnerland.
26 Mit Salz, Pfeffer und einer Kräutermischung …
… wird das Fleisch eingerieben, …
BÜNDNERFLEISCH ALS LEBENSRETTER
de Geschmacksvielfalt gewährleistet. Die Salz-Kristallisation beim Trocknen erzeugt eine weisse Schicht auf der Oberfl äche. «Das ist aber kein Schimmel, wie viele Käufer meinen», sagt Schmid. Weissen Schimmel könne es hingegen bei der industriellen Fertigung in Trocknungsanlagen geben. «Aber dieser Edelschimmel ist durchaus erwünscht.» Orlando Schmid stellt jedes Jahr zwischen 300 und 500 Kilo Walliser Trockenfleisch her. Das Ausgangsmaterial, «alles was sich auch zum Schnellbraten eignet», wiegt übrigens deutlich mehr als das Endprodukt. «Rund 50 Prozent des Gewichts gehen durch das Trocknen an der Luft verloren.»
Föhn und Bise statt Maschinen
DÜNN ODER DICK GESCHNITTEN? Jörg Brügger von der Naturlufttrocknerei Parpan schwört auf dünn geschnittenes Bündnerfleisch, «am liebsten traditionell mit Schwarzbrot und einem Glas Wein – und sicher ohne Pfeffer.» Der Ausserberger Biobauer Orlando Schmid dagegen schneidet sein Walliser Trockenfleisch nicht mit der Maschine, sondern mit dem Messer. Und lieber etwas dicker, circa vier bis fünf Millimeter breit und in Streifen. «So kann es seine Aromatik am besten entfalten.» Schmid reicht in seinem Hofl aden dazu Walliser Roggenbrot, Dörrfrüchte und Hobelkäse. Er empfiehlt, das Fleisch «genau wie Käse» rund eine Stunde vor dem Genuss aus dem Kühlschrank zu nehmen.
HOCHGENUSS
Um grössere Mengen geht es in der Naturlufttrocknerei Brügger in Parpan. Engelhard Brügger, der Urgrossvater des heutigen Geschäftsführers, gilt als Gründer der professionellen Fleischtrocknerei im Bündnerland. Was vor über 100 Jahren hier, zehn Kilometer südlich der Kantonshauptstadt Chur und auf 1500 Metern über Meer, begann, führen heute Jörg und Marlene Brügger in der vierten Generation mit viel Engagement weiter. «Für Bündnerfleisch darf man nur vier Muskelteile des Stotzens verwenden», sagt Jörg Brügger. «Das Eckstück, die Unterspälte, den Fisch und
Der Engadiner Arzt Oscar Bernhard (1861–1939) gilt als Erfinder der Heliotherapie im Bereich der chirurgischen Tuberkulose. Beim entscheidenden Geistesblitz im Spital Samedan stand dem Bergführer und Präsidenten der SAC-Sektion Bernina das Bündnerfleisch Pate: So wie die Fleischspezialität durch Trocknung haltbar gemacht werden konnte, könnten Besonnung und Frischluft doch auch bei Wunden und Krankheiten Gutes bewirken. Die Heliotherapie war erfunden, die später vielen Menschen das Leben rettete und zahlreiche Höhenkliniken aus dem Boden schiessen liess. Bündnerfleisch ist aber nicht das einzige alpine Nahrungsmittel, das einen Arzt inspirierte: Fast zur gleichen Zeit entwickelte Maximilian Bircher-Benner (1867–1939) seine Lehre von der «Sonnenlichtnahrung». Als Vorbild für sein Rohkostgericht «Spys», das heute als «Birchermüesli» weltberühmt ist, dienten ihm die Getreidemus-Speisen der Alphirten, die er «Alpenkost» nannte und für besonders gesund hielt.
27 … über Monate zum Trocknen aufgehängt …
… und durch Pressen in seine Form gebracht.
HOCHGENUSS
Biobauer Orlando Schmid mit seinen Rindern: Walliser Trockenfleisch stammt zu 100 Prozent aus der Schweiz.
die Nuss.» Nach dem Einsalzen wird das Fleisch bei Brüggers eine Woche lang «wie früher» an der frischen Luft auf dem Balkon angetrocknet. Dann kommt es in die Trocknungsräume, wo die Luftfeuchtigkeit je nach Witterung durch Öffnen oder Schliessen der Fenster reguliert wird. «Wir brauchen dafür kein Hightech», sagt der Chef. «Der Wald rund ums Haus und der Bach schaffen zusammen mit der Bise und dem Föhn ideale Voraussetzungen für die Trocknung.» In seinem Betrieb kämen auch keine Geschmacksverstärker oder Zuckerarten zum Einsatz, betont Jörg Brügger. In der Naturlufttrocknerei Parpan wird das Bündnerfleisch in regelmässigen Abständen drei- oder viermal gepresst. So verteilt sich die im Fleisch vorhandene Flüssigkeit gleichmässig. «Während der 10- bis 24-wöchigen Trocknungszeit wird jedes Fleischstück 60 bis 70 Mal in die Hand genommen», sagt der Geschäftsführer. Zum Trocknen eigne sich auch das Fleisch vom Schwein (Rohschinken), vom Hirsch, von der Gämse und vom Steinbock. «In unserem Betrieb veredeln wir neben Bündnerfleisch auch viele Wildspezialitäten.»
Weltweit geschätzte Köstlichkeit
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Die grössten Hersteller von Bündnerfleisch und Walliser Trockenfleisch sind
die Fleischtrocknerei Churwalden mit der Marke Grischuna und die Cher-Mignon SA in Chermignon. Die Jahresproduktion an Bündnerfleisch beläuft sich gegenwärtig auf rund 2350 Tonnen, Tendenz steigend. Rund 1000 Tonnen davon werden im Inland abgesetzt. Die restlichen 1350 Tonnen schlemmen Geniesser in der Europäischen Union, in den USA und in Fernost. Bei diesen Mengen ist es verständlich, dass nicht nur Rinder verarbeitet werden können, die auf den Bündner Alpen grasen: Zwei Drittel des Fleisches, das an der Bündner Alpenluft veredelt wird, stammt aus dem Ausland. Auch für Appenzeller Mostbröckli wird ausländisches Rindfleisch verarbeitet. Walliser Trockenfleisch dagegen besteht zu 100 Prozent aus Schweizer Rindfleisch. Und so schreibt Trockenfleisch aus der Schweiz mittlerweile eindrucksvoll(e) Geschichte(n) – von der Konserve für harte Zeiten zur begehrten Delikatesse. TEXT: THORSTEN KALETSCH FOTOS: ZVG
Unser Ursprung: die raue Wildnis der Coast Mountains in Kanada. Unsere Verpflichtung: unermüdlich innovativ in der Entwicklung, präzise in der Verarbeitung. Unser Anspruch: beste Performance genau dann, wenn sie gebraucht wird.
Geschafft: Felix Bächli hat schon viele Herausforderungen bewältigt – alpinistisch wie unternehmerisch.
Mit Leidenschaft und Ehrgeiz Felix Bächli prägt seit zwei Jahrzehnten das Unternehmen. In zweiter Generation hat der Sohn von Gründer Heinz Bächli nicht nur den Ausbau der Filialen stark vorangetrieben, sondern auch das Unternehmen fit gemacht für die
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Herausforderungen der Zukunft.
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«Die Schachteln mit Kletterausrüstung stapelten sich bei uns zu Hause bis unter die Decke. Bis zu dem Zeitpunkt jedenfalls, da meine Eltern in Volketswil das erste Ladenlokal anmieteten», reflektiert Felix Bächli seine frühen Kindheitserinnerungen. «Mein Vater hatte an der Decke über dem Balkon einen Bohrhaken gesetzt, an dem er jeweils Sicherungs-, Abseil- und Rettungstechniken einübte oder versuchte, neue Knoten zu entwickeln. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich als fünfjähriger Knirps mit Hilfe von Reepschnüren mit Prusikknoten an den herabhängenden Kletterseilen zur Decke hochhangelte», erzählt Bächli, um gleich anzufügen: «Alpinismus war daheim immer ein Thema. Unter der Woche wurde über das Geschäft gesprochen, an den Wochenenden zog es die Familie dann selber in die Berge.» Dass er einst selber in das Familienunternehmen eintreten würde, war trotzdem nicht von Anfang an vorgegeben, auch
wenn sich Felix als Gymnasiast regelmässig als Aushilfsverkäufer sein Taschengeld verdiente. Im Alter von 23 Jahren schliesslich trat er Vollzeit in den elterlichen Betrieb ein. «Als Mädchen für alles», wie er schmunzelnd anfügt. «Ich habe in diesen Jahren viel von meinem Vater gelernt. Vor allem, dass es Beharrlichkeit und Durchhaltewillen erfordert, um grosse Ziele zu erreichen.» Heinz und Margrit Bächli hatten mit viel Leidenschaft, Ehrgeiz und Beratungskompetenz das Unternehmen zu einer der ersten Adressen für Schweizer Alpinisten aufgebaut. Als Felix Bächli im Jahr 2003 die Geschäftsleitung des Unternehmens übernahm, ahnte er bereits, dass mehr nötig sein würde, um die Boom-Jahre des Unternehmens zu sichern. «Die Boomjahre mit jährlichen Wachstumsraten im zweistelligen Bereich haben viele unternehmerische Fehlentscheidungen verziehen. Aber mit der Konsolidierung des Markts war
Aufbruch mit neuen Mitteln Mit dieser Erkenntnis fing er beispielsweise damit an, klar zu definieren, wie der Prozessablauf einer Reparatur oder eines Garantiefalls auszusehen hatte. Dank klarer Vorgaben konnte jetzt jeder Mitarbeiter mehr Entscheidungen selber treffen und Verantwortung übernehmen. Das nötige theoretische Rüstzeug holte sich Felix Bächli in verschiedenen Management-Ausbildungen. «Mindestens ebenso wichtig wie die Theorie war für mich aber der Austausch mit Menschen mit mehr Berufserfahrung und aus anderen Branchen», so Bächli. «Das gab mir die Sicherheit, den von mir geplanten Weg auch effektiv zu beschreiten. Auch gegen zahlreiche Widerstände.» Er begann auch, die Unternehmenswerte zu definieren und festzuschreiben. Für sich, für die Bächli-Mitarbeiter, aber auch für die bestehende und potentielle Kundschaft. Die Frage, was ihm denn besonders wichtig sei, beantwortet er ohne Zögern: «Vertrauen!». Das sei nicht nur in einer Bergsteigerseilschaft essentiell, sondern auch in der Beziehung zu den
Vertrauen ist Felix Bächli besonders wichtig – zu seinem Umfeld und in seine Ausrüstung.
Mitarbeitern und Kunden. Sagt es, hält lange inne und fügt an, dass ihm auch gegenseitiger Respekt und Ehrlichkeit viel bedeuten.
Prägende Momente In zwanzig Jahren Betriebszugehörigkeit erlebt man viel. Aber welches waren die prägendsten Momente? «Die Einführung eines neuen Informatik-Systems im Jahr 2003 war meine Meisterprüfung», so Bächli. «Wir haben im Rahmen einer general stabsmässig organisierten Aktion innerhalb eines Wochenendes die Kassensysteme, die Lagerbewirtschaftung, den Wareneinkauf und die gesamte Buchhaltung auf das neue System umgestellt, ohne dass es dabei zu grösseren Problemen gekommen wäre. Das hat mich neben einigen schlaflosen Nächten auch zahlreiche Nerven gekostet! Aber der Erfolg dieser Teamleistung war überwältigend.» Ebenso einschneidend sei für ihn persönlich der Moment gewesen, als 2006 sein Vater aus gesundheitlichen Gründen unvermittelt aus dem Unternehmen ausschied. Felix Bächli hatte fortan alle Entscheidungen selber zu treffen, gleichzeitig verlor er im Unternehmen einen seiner wichtigsten Ansprechpartner, um sich im Rahmen von Entscheidfindungen auszutauschen. Umso wichtiger ist ihm eine ganz besondere «Seilschaft»: die mit seiner Frau Susanna, die nicht nur im Verwaltungsrat der Bächli Bergsport AG sitzt, sondern in einem Teilzeit-Engagement den Einkauf der Berg sportbücher und Kinderbekleidung verantwortet. «Ich schätze ganz besonders, dass sie sich so begeistern lässt und dass sie auch in schwierigen Momenten immer hinter mir steht. Dass wir gemeinsam immer noch im 8. Schwierigkeitsgrad auf alpinen Touren unterwegs sind, setzt dem Ganzen die Krone auf», schwärmt Felix Bächli und zeigt damit, dass er mit derselben Leidenschaft und dem Ehrgeiz in den Bergen unterwegs ist, mit der er auch sein Unternehmen führt. TEXT: Jürg Buschor FOTOS: Archiv Bächli
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40 Jahre Bächli Bergsport: Episode 2 – die zweite Generation übernimmt Verantwortung
auch eine Professionalisierung gefordert. Wir mussten lernen, dass es mit jeder weiteren Filiale und mit jedem weiteren Mitarbeiter schwieriger wurde, die Firmenwerte gleich zu leben wie in dem Kleinstunternehmen, das Bächli Bergsport einmal war. Allein mit gutem Beispiel voranzugehen – das funktioniert bei zehn Mitarbeitern, aber bereits in der damaligen Betriebsgrösse waren zusätzliche Führungsinstrumente und angepasste Organisationsformen nötig, um das Unternehmen voranzubringen», so Felix Bächli.
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Geschafft: Felix Bächli hat schon viele Herausforderungen bewältigt – alpinistisch wie unternehmerisch.
Mit Leidenschaft und Ehrgeiz Felix Bächli prägt seit zwei Jahrzehnten das Unternehmen. In zweiter Generation hat der Sohn von Gründer Heinz Bächli nicht nur den Ausbau der Filialen stark vorangetrieben, sondern auch das Unternehmen fit gemacht für die
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Herausforderungen der Zukunft.
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«Die Schachteln mit Kletterausrüstung stapelten sich bei uns zu Hause bis unter die Decke. Bis zu dem Zeitpunkt jedenfalls, da meine Eltern in Volketswil das erste Ladenlokal anmieteten», reflektiert Felix Bächli seine frühen Kindheitserinnerungen. «Mein Vater hatte an der Decke über dem Balkon einen Bohrhaken gesetzt, an dem er jeweils Sicherungs-, Abseil- und Rettungstechniken einübte oder versuchte, neue Knoten zu entwickeln. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich als fünfjähriger Knirps mit Hilfe von Reepschnüren mit Prusikknoten an den herabhängenden Kletterseilen zur Decke hochhangelte», erzählt Bächli, um gleich anzufügen: «Alpinismus war daheim immer ein Thema. Unter der Woche wurde über das Geschäft gesprochen, an den Wochenenden zog es die Familie dann selber in die Berge.» Dass er einst selber in das Familienunternehmen eintreten würde, war trotzdem nicht von Anfang an vorgegeben, auch
wenn sich Felix als Gymnasiast regelmässig als Aushilfsverkäufer sein Taschengeld verdiente. Im Alter von 23 Jahren schliesslich trat er Vollzeit in den elterlichen Betrieb ein. «Als Mädchen für alles», wie er schmunzelnd anfügt. «Ich habe in diesen Jahren viel von meinem Vater gelernt. Vor allem, dass es Beharrlichkeit und Durchhaltewillen erfordert, um grosse Ziele zu erreichen.» Heinz und Margrit Bächli hatten mit viel Leidenschaft, Ehrgeiz und Beratungskompetenz das Unternehmen zu einer der ersten Adressen für Schweizer Alpinisten aufgebaut. Als Felix Bächli im Jahr 2003 die Geschäftsleitung des Unternehmens übernahm, ahnte er bereits, dass mehr nötig sein würde, um die Boom-Jahre des Unternehmens zu sichern. «Die Boomjahre mit jährlichen Wachstumsraten im zweistelligen Bereich haben viele unternehmerische Fehlentscheidungen verziehen. Aber mit der Konsolidierung des Markts war
Aufbruch mit neuen Mitteln Mit dieser Erkenntnis fing er beispielsweise damit an, klar zu definieren, wie der Prozessablauf einer Reparatur oder eines Garantiefalls auszusehen hatte. Dank klarer Vorgaben konnte jetzt jeder Mitarbeiter mehr Entscheidungen selber treffen und Verantwortung übernehmen. Das nötige theoretische Rüstzeug holte sich Felix Bächli in verschiedenen Management-Ausbildungen. «Mindestens ebenso wichtig wie die Theorie war für mich aber der Austausch mit Menschen mit mehr Berufserfahrung und aus anderen Branchen», so Bächli. «Das gab mir die Sicherheit, den von mir geplanten Weg auch effektiv zu beschreiten. Auch gegen zahlreiche Widerstände.» Er begann auch, die Unternehmenswerte zu definieren und festzuschreiben. Für sich, für die Bächli-Mitarbeiter, aber auch für die bestehende und potentielle Kundschaft. Die Frage, was ihm denn besonders wichtig sei, beantwortet er ohne Zögern: «Vertrauen!». Das sei nicht nur in einer Bergsteigerseilschaft essentiell, sondern auch in der Beziehung zu den
Vertrauen ist Felix Bächli besonders wichtig – zu seinem Umfeld und in seine Ausrüstung.
Mitarbeitern und Kunden. Sagt es, hält lange inne und fügt an, dass ihm auch gegenseitiger Respekt und Ehrlichkeit viel bedeuten.
Prägende Momente In zwanzig Jahren Betriebszugehörigkeit erlebt man viel. Aber welches waren die prägendsten Momente? «Die Einführung eines neuen Informatik-Systems im Jahr 2003 war meine Meisterprüfung», so Bächli. «Wir haben im Rahmen einer general stabsmässig organisierten Aktion innerhalb eines Wochenendes die Kassensysteme, die Lagerbewirtschaftung, den Wareneinkauf und die gesamte Buchhaltung auf das neue System umgestellt, ohne dass es dabei zu grösseren Problemen gekommen wäre. Das hat mich neben einigen schlaflosen Nächten auch zahlreiche Nerven gekostet! Aber der Erfolg dieser Teamleistung war überwältigend.» Ebenso einschneidend sei für ihn persönlich der Moment gewesen, als 2006 sein Vater aus gesundheitlichen Gründen unvermittelt aus dem Unternehmen ausschied. Felix Bächli hatte fortan alle Entscheidungen selber zu treffen, gleichzeitig verlor er im Unternehmen einen seiner wichtigsten Ansprechpartner, um sich im Rahmen von Entscheidfindungen auszutauschen. Umso wichtiger ist ihm eine ganz besondere «Seilschaft»: die mit seiner Frau Susanna, die nicht nur im Verwaltungsrat der Bächli Bergsport AG sitzt, sondern in einem Teilzeit-Engagement den Einkauf der Berg sportbücher und Kinderbekleidung verantwortet. «Ich schätze ganz besonders, dass sie sich so begeistern lässt und dass sie auch in schwierigen Momenten immer hinter mir steht. Dass wir gemeinsam immer noch im 8. Schwierigkeitsgrad auf alpinen Touren unterwegs sind, setzt dem Ganzen die Krone auf», schwärmt Felix Bächli und zeigt damit, dass er mit derselben Leidenschaft und dem Ehrgeiz in den Bergen unterwegs ist, mit der er auch sein Unternehmen führt. TEXT: Jürg Buschor FOTOS: Archiv Bächli
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40 Jahre Bächli Bergsport: Episode 2 – die zweite Generation übernimmt Verantwortung
auch eine Professionalisierung gefordert. Wir mussten lernen, dass es mit jeder weiteren Filiale und mit jedem weiteren Mitarbeiter schwieriger wurde, die Firmenwerte gleich zu leben wie in dem Kleinstunternehmen, das Bächli Bergsport einmal war. Allein mit gutem Beispiel voranzugehen – das funktioniert bei zehn Mitarbeitern, aber bereits in der damaligen Betriebsgrösse waren zusätzliche Führungsinstrumente und angepasste Organisationsformen nötig, um das Unternehmen voranzubringen», so Felix Bächli.
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Garmin
Hilfreich und mitunter lebensnotwendig: Navigation im Hochgebirge.
HIGHTECH FÜR HIMMELSSTÜRMER EXPERT
Nie vom rechten Weg abkommen: Elektronische Navigati-
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onsgeräte helfen, am Berg nicht die Orientierung zu verlieren. INSPIRATION verrät, wie sie funktionieren, was sie zu leisten vermögen, wo ihre Grenzen liegen – und welche Alternativen es gibt.
Alpin-Puristen mögen aufheulen, wenn es um das Thema elektronische Orientierungshelfer geht. Und getreu dem Motto: «Wer ein Ziel mit Karte und Kompass nicht findet, der gehört dort auch nicht hin», auf die Leute herunterschauen, die mit GPS-Tracker oder Navigationsuhr durch die Wildnis laufen. Aber so mancher Purist ist schon schnell ein Ex-Purist geworden. An kalten, dunklen Wintertagen etwa, an denen er abends noch schnell mit den Skiern zur Hütte aufsteigen wollte. Und dann eine geschlagene Stunde suchend mit dem Höhenmesser in der Hand den Hang querte, weil der Nebel viel zu dicht war für das wenige Licht, das aus den Fenstern der warmen Stube kam.
«Voraussichtliche Ankunftszeit: 11:20 Uhr. Drücken Sie ‹OK›, um die Navigation zu starten.» «Natürlich sind GPS-Geräte und -Uhren vor allem auch für Leute interessant, die sich bei der Orientierung nicht allzu sicher sind»,
sagt Marcus Liss, der bei Bächli Bergsport als Produktmanager für all das zuständig ist, was das Zurechtfinden am Berg einfacher macht. «Aber einfach nur blind dem Gerät hinterherzurennen – das geht sowieso nicht. Wer in der Natur unterwegs sein will, braucht in jedem Fall Grundkenntnisse in Orientierung.» Zunächst leisten elektronische Navigatoren in der Grundeinstellung nicht mehr, als die genauen Koordinaten ihrer Position auszuspucken. Die Daten bekommen die Geräte durch himmlische Unterstützung: Sie empfangen SatellitenSignale vom «Global Positioning System», kurz GPS, das einst das amerikanische Militär aufbaute und im Jahr 2000 zur zivilen Nutzung freigab. Falls dessen Signal nicht stark genug sein sollte, können viele Geräte auf das «Glonass»-System ausweichen, das – dem Kalten Krieg sei Dank – das sowjetische Militär aufbaute. Jedes System betreibt etwa 30 Satelliten. Empfängt ein Gerät die Signale von mindestens drei, kann es seine aktuelle Position und Seehöhe exakt bestimmen. Wer diese Koordinaten aber nicht auf eine Karte übertragen kann, dem nützt sein Navigationsgerät wenig.
«In einem Kilometer: Einsteigen in Jungfraujochbahn. Der Route sehr lange folgen.» Aber natürlich ist die Technik heute viel weiter – und für die Geräte führender Hersteller wie Garmin ist es ein Leichtes, eben jenen Transfer der Koordinaten auf die Oberfl äche einer Karte zu leisten. Kartensoftware kann einzeln gekauft werden, doch meist ist es günstiger, sie gleich zusammen mit der Hardware zu erwerben. Bächli Bergsport bietet etwa Geräte mit Karten von Swisstopo an, dem Dienstleister des Eidgenössischen Bundesamts für Topographie. «Mit ihnen lassen sich dann wirklich Routen berechnen, wie man das vom Navi im Auto gewöhnt ist», erklärt Marcus Liss. Zumindest so lange man sich im Netz der Schweizer Wander- und Velowege bewegen will,
«Einfach nur blind dem Gerät hinterherrennen, das geht nicht.» Marcus Liss, Produktmanager und Navigations-Experte bei Bächli Bergsport.
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«System starten – bitte warten Sie. Ihre Route wird berechnet.»
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Gerade bei Wetter umschwüngen in den Bergen sind Navigationsgeräte besonders wichtig.
kann man bequem Pfeilen auf dem Display folgen. An Weggabelungen macht einen das Gerät nicht mit barschen Anweisungen auf Richtungsänderungen aufmerksam, sondern gibt einen kurzen Ton von sich. «Trotz allem technischen Fortschritt denkt die Software aber noch nicht wie ein Mensch», sagt Liss. «Es kann immer noch passieren, dass sie einen Velo-Fahrer auf einen Klettersteig schickt, weil das eben der kürzeste Weg zum Gipfel ist.» Völlig überlassen – so Liss Credo – darf der Mensch das Denken der Maschine also nicht.
«Nächste Ausfahrt nehmen Richtung Jungfraujoch, dann in Richtung Süden zu Jungfraufirn.» Viel attraktiver ist deshalb ein anderes Feature: die Tracking-Funktion. Sie ermög-
EXPERT
Technische Multitalente: moderne GPS-Geräte.
Garmin
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KRAFTWERKE AUS DEM DECKELFACH
licht es, Touren zu dokumentieren – der zurückgelegte Weg wird dann mit einer Linie auf der Karte eingezeichnet. Diese Daten lassen sich auf Plattformen im internet überspielen und können dort von anderen Nutzern heruntergeladen und für eigene Touren als Vorlagen genutzt werden. «Das wird vor allem dann interessant, wenn ich mich nicht auf ausgewiesenen Wegen bewegen will, sondern im freien Gelände – auf Hochtour oder Skitour zum Beispiel», sagt Liss. Auf der Karte des Navigationsgeräts ist die Route durch eine dünne Linie angezeigt – «so kann man checken, ob man sich auf dem richtigen Weg befindet.» Checken sollte man aber auch, was für einen Track man sich heruntergeladen hat: Liss empfiehlt Plattformen wie www.gps-tracks.com oder www.gps-tour. info, die teilweise mit Herstellern wie Garmin kooperieren. Nur sollte man nie vergessen, dass die Routen dort nicht von professionellen Anbietern eingestellt werden, sondern von anderen Nutzern. Wie meist im Social Web, ist die Qualität also nicht garantiert. «Deshalb prüft man am besten auf einer traditionellen Karte auf Papier, ob der Track Sinn ergibt», meint Liss. Ein guter indikator für die Qualität sei zum Beispiel, wie geradlinig der Track verlaufe: «Wenn man
Auch den besten Navigationsgeräten geht irgendwann der Saft aus. Damit Sie schnell wieder die Orientierung erlangen, haben die Hersteller Ladegeräte entwickelt, die verlässlich funktionieren. Das Solar-Ladegerät «iLand Track» etwa ist federleicht und genial einfach zu transportieren, da sich die Solarfläche einrollen lässt. Auch bei bewölktem Wetter vermag es das vorhandene Licht in Energie umzuwandeln. Die wird in einem Akku-Pack gespeichert, an den Sie ihre Geräte anschliessen können – wer den Akku-Pack zum Beispiel mittags bei der grossen Pause auflädt, ist so vollkommen unabhängig von Licht und Wetter. Ein wenig nach James Bond klingt der «Hydrogen Reactor» von Brunton. Eine Wasserstoff-Brennstoffzelle aus dem Rucksack? Ja! Wasserstoff aus Patronen reagiert mit dem Sauerstoff aus der Luft. Die so entstehende Energie versorgt dann ihre Geräte mit Strom.
Erst Daten sammeln, danach sicher zurück ins Basislager führen: Alexander Huber vertraut auf Sportuhren mit Navigationsfunktion.
EXPERT
Selbst einige Sportuhren bieten Navigationsmöglichkeiten.
Suunto
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immer wieder Schlaufen und Kringel sieht, die andeuten, dass sich der Ersteller verlaufen hat, sollte man vorsichtig sein.» Und natürlich sollte man auch einem gut aufbereiteten Track nicht blind folgen: Gletscherspalten etwa verschieben sich, sind mal bedeckt, mal gähnende Abgründe – auch als GPS-Nutzer sollte man die Umgebung im Auge behalten und in der Lage sein, einen Plan B zu entwickeln.
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«Nach 100 Metern: rechts abbiegen, dann in westlicher Richtung steil hinauf in Richtung Rottalsattel.»
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Die meisten GPS-Geräte erinnern in der Form an Handys und nähern sich auch in der Menüführung immer weiter der Bedienung, die die Nutzer von den Touchscreen-Displays der Smartphones kennen. Trotzdem haben auch Geräte mit Tastaturbedienung ihre Berechtigung: Bergsteiger, Wanderer
Suunto
Elektronische Helfer sind mittlerweile unersetzlich für Top-Alpinisten wie Ueli Steck.
und Skitourengeher tragen oft Handschuhe – mit ihnen lassen sich Knöpfe nun mal leichter bedienen als Touchscreens. Wer sein Gerät vornehmlich auf Hoch- und Skitouren benutzen will, sollte das im Hinterkopf behalten. Je nach geplanter Nutzung kommt vielleicht auch noch ein anderes Produkt in Frage: Uhren mit eingebauter GPS-Funktion. Mit ihnen lassen sich nicht nur Positions- und Höhenangaben bestimmen sondern auch Trainingsdaten wie die Herzfrequenz aufzeichnen. Zur Orientierung können Tracking-Funktionen genutzt werden. Sich auf Karten selbst den Weg zu suchen, ist mit dem kleinen Ziffernblatt aber recht mühsam. «Die Uhren haben andere Vorteile», sagt Experte Marcus Liss. «Bei Sportarten, bei denen man die Hände frei haben muss – Klettern, kombiniertes Gelände oder Gleitschirmfliegen etwa, sind sie sehr praktisch.»
3 X 3 – NEUES AUS DER WELT DES BERGSPORTS Der Bergsommer ruft! In den Bergen beginnt nun eine traumhafte Zeit für Touren. Das Wetter ist stabiler, der Schnee vom vergangenen Winter ist weitgehend abgeschmolzen, die Temperaturen sind angenehmer und die Spätsommersonne taucht die Landschaft in ein warmes Licht. Höchste Zeit also, die Tourenplanung in Angriff zu nehmen. «Bächli on Tour» bietet von Kursen in den verschiedenen Bergsportdisziplinen über ausgewählte Touren in allen Schwierigkeitsgraden bis hin zu speziellen Familienerlebnissen ein spannendes Programm mit erfahrenen Bergführern. Weitere Informationen und Buchung unter
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Beat Glanzmann
EIN NEUER
HORIZONT
Kanadas Wildnis auf Leinwand «Ich will die Natur spüren, in ihr leben.» Seit über 25 Jahren durchstreift der Schweizer Fotograf und Wildnisführer Beat Glanzmann die Natur Kanadas und Alaskas. Er lebt im einzigartig schönen Kluane National Park im Yukon, beobachtet und fotografiert Grizzly- und Schwarzbären, Elche und andere Wildtiere aus vorderster Reihe. Ab Januar 2015 zeigt er bei Bächli Bergsport in einer faszinierenden Multimedia-Show die Schönheit der Wildnis Kanadas und Alaskas. Nähere Informationen und Termine werden ab Mitte Oktober auf WWW.BAECHLI-BERGSPORT.CH bekanntgegeben.
Umbau Filiale Bern
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Die Bächli Bergsport Filiale in Bern am Waldhöheweg 1 wird sich einer «Frischzellenkur» in Form eines Ladenumbaus unterziehen. Seit dem 15. August dient die Outlet-Filiale in Belp als vorübergehender Standort, bis die Umbaumassnahmen abgeschlossen sind. Geplant ist, die Filiale in Bern ab Ende Oktober 2014 wieder zu öffnen. Der genaue Termin wird am 22. September unter WWW.BAECHLI-BERGSPORT.CH/BERN bekanntgegeben.
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VORÜBERGEHENDER STANDORT VON 15. AUGUST BIS ENDE OKTOBER 2014: BÄCHLI BERGSPORT, HÜHNERHUBELSTRASSE 66, 3123 BELP, TEL.: 031 330 80 80, E-MAIL: BERN@BAECHLI-BERGSPORT.CH
Sonnensucher Die Sonne dient Reisenden als praktischer Energielieferant – wenn man zum Beispiel das «Trek» von Hersteller ILand dabei hat. Es besteht aus einem flexiblen Solarpanel, einem Akku-Pack und variablen Anschlüssen. Sobald der Akku durch Sonnenenergie aufgeladen ist, lassen sich darüber Basislager-Beleuchtung, GPS oder Smartphone auch abseits von zivilisatorischen Strukturen laden. Der als kompakte Röhre konzipierte Akku wiegt weniger als 2.5 Kilogramm. Mit dem rollbaren, flexiblen Solarpanel, das den Akku umwickelt, lässt sich das Set mit einem Packmass von nur 45 mal 15 Zentimeter gut im Reisegepäck verstauen.
ILAND TREK Gewicht: 2’200 g Preis: CHF 599.-
Verantwortung tragen Will man mit Kleinkindern die Bergwelt entdecken, darf eine Kindertrage nicht fehlen. Das Modell «Kid Comfort 3» von Deuter setzt das von Trekking-Rucksäcken bewährte Tragesystem ein. Damit lassen sich Lasten bis zu 22 Kilogramm komfortabel schultern. Ein stabiler, ausklappbarer Aluminiumbügel erlaubt das sichere Abstellen samt Insasse. Rückenlänge des Trägers und Sitzhöhe des kleinen Passagiers lassen sich individuell einstellen. Zahlreiche Staufächer – insgesamt 18 Liter – fassen nahezu alle notwendigen Utensilien. Ein Sonnendach ist inklusive, ein Regendach als Zubehör erhältlich.
DEUTER KID COMFORT 3 Gewicht: ca. 3500 g Preis: CHF 359.-
Saubere Energie ohne Rückstände – und das Ganze im Taschenformat. Was nach entfernter Zukunftsvision klingt, hat der US-Spezialist Brunton umgesetzt: Wasserstoff als alternative Energiequelle für unterwegs. Der «Hydrogen Reactor» ist ein kleines Kraftwerk, das mit gespeichertem Wasserstoff Natel, GPS oder Tablet-PC aufl ädt. Der Strom wird über einen elektrochemischen Vorgang erzeugt: Wasserstoff aus einer Patrone reagiert mit Sauerstoff aus der Umgebungsluft. Neben Strom entsteht nur Wasserdampf, getankt wird über einen USB-Anschluss. Gewicht und Packmass gleichen dem eines Portemonnaies. Mittels einer gesondert erhältlichen Ladestation und destilliertem Wasser wird den Wasserstoff-Kartuschen zuhause neues Leben eingehaucht. Alternativ können die Patronen bei Bächli Bergsport getauscht werden.
BRUNTON HYDROGEN REACTOR Gewicht: 216 g (inkl. Patrone) Preis: CHF 219.-
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Wasserkraftwerk
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KUNDEN FRAGEN
Wechselspiel
«Im August 2013 habe ich in der ersten Ausgabe von INSPIRATION mit grossem Interesse den Artikel über die Sicherheitsdiskussionen bei Klettersteig-Sets, die Hintergründe der vorangegangenen Rückruf-Aktionen der Marken und die Lösungsansätze der Bergsportindustrie gelesen. Mittlerweile ist fast ein Jahr vergangen, deshalb würde mich interessieren, was sich seitdem getan hat? Können die neuen Klettersteig-Sets die Sicherheitsstandards gewährleisten?» Gian Capaul aus Zürich
Nicht selten müssen sich Sportler am Berg auf extreme Wetterkapriolen und ungeplante Herausforderungen einstellen. Gut, wenn die Kleidung so flexibel wie die Bergsteigerin selbst ist. Das auf zwei Seiten tragbare «Vapourlight Hypertherm Jacket» des britischen Herstellers Berghaus bietet der Trägerin eine windabweisende, wärmende und eine luftdurchlässige, kühlende Seite. So ist Frau – je nach Wetterlage und Intensität der Aktivität – richtig geschützt. Eine spezielle Isolierschicht sorgt für hohen Wasserdampfdurchlass und eine starke Wärmeleistung in Relation zu einem geringen Gewicht: Gerade einmal 159 Gramm wiegt das Textilteil. Die Jacke ist dank einer Beschichtung wasserabweisend und schnelltrocknend – wenn das Wetter mal nicht mitspielt der passende, stylische Begleiter.
BÄCHLI BERGSPORT ANTWORTET:
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Lieber Gian Capaul, seit den ersten Rückrufen im Herbst 2012 hat sich einiges getan. Die Klettersteig-Sets müssen nun zusätzlich eine Verschleiss-Prüfung durchlaufen, bevor sie in den Handel gelangen. Dies bildet die heutigen Nutzungsgewohnheiten natürlich sehr viel besser ab. Zudem haben viele Hersteller ihre Produktdokumentation überarbeitet, um die Käufer auf alle relevanten Aspekte des Klettersteig-Gehens hinzuweisen. Viele Marken haben sich enorm engagiert, um mitzuhelfen, neue Normen zu erarbeiten und die Produkte zu verbessern. Das ist ihnen auch wirklich gut gelungen. Die Ausrüstung, die ich zurzeit auf Klettersteigen antreffe, war noch nie besser. Wobei unsere Partner top motiviert sind, sich auch weiterhin nicht auf bestehenden Sicherheitsstandards auszuruhen: Zurzeit wird weiterhin an technischen Details gefeilt. Zum Beispiel das Thema Klettersteig-Gehen mit Kindern. Wir dürfen also gespannt sein auf weitere Innovationen.
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Matthias Schmid, Produktmanager für Hartwaren bei Bächli Bergsport
BERGHAUS VAPOURLIGHT HYPERTHERM WOMEN JACKET Gewicht: 159 g Preis: CHF 199.-
Reduziert auf das Beste Bei der neuen «Beta LT»-Jacke hat der kanadische Hersteller Arc’teryx wieder einmal die Grenzen des Machbaren ausgelotet. Die wasser- und winddichte Schutzschicht ist auf das Wesentliche beschränkt, das ist aber in Perfektion umgesetzt. Die Entwickler in Vancouver konnten die Nahttechnologie nochmals verbessern – das Ergebnis: weniger Gewicht und mehr Geschmeidigkeit. Gefertigt ist das Beta LT Jacket aus dem neuen, besonders leichten Gore-Tex Pro Laminat, welches eine neue Dimension von Wasserdampfdurchlass mit gleichzeitig erstaunlicher Robustheit vereint. Dadurch bringt die Jacke gerade einmal gut 300 Gramm auf die Waage und liefert ein minimales Packmass. Der Schnitt ist am Rücken verlängert und insgesamt enganliegend, so kann der Schweiss zügig abtransportiert werden. Zwei grosszügige Aussentaschen, eine Innentasche sowie eine helmtaugliche, regulierbare Kapuze machen das Beta LT Jacket zu einem echten Allround-Begleiter in den Bergen.
ARC’TERYX BETA LT JACKET WOMEN‘S Gewicht: 310 g Preis: CHF 559.-
Bewegungstalent Eine Jacke auf dem Velo. Eine am Fels. Eine für den Alltag. Da ist der Schrank recht schnell voll. Lieber eine einzige «Alleskönner-Jacke» für unterschiedlichste Einsätze. Die «Silberhorn Jacket»-Windjacke ist ein leichter und elastischer Windschutz für Damen. Aufgrund des besonders hohen Elasthan-Anteils bietet der Stoff auch in anspruchsvollen, sportlichen Situationen viel Bewegungsfreiheit. Der doppellagige Stehkragen mit fester Kapuze soll Hals und Nacken bei starkem Wind schützen. Für eine bessere Sichtbarkeit bei Nebel und Dunkelheit hat die Softshell-Jacke reflektierende Elemente auf Vorder- und Rückseite, sie kann als Aussen- oder Mittelschicht getragen werden.
PEAK PERFORMANCE SILBERHORN JACKET WOMEN Gewicht: 160 g Preis: CHF 179.-
Immer und überall Sonne, Regen, Wind und Wetter – das «Tuqsm. Jacket» der Oberbayerischen Marke Maloja ist überall dort einsetzbar, wo der Sportlerkörper auf verschiedenste Temperaturbereiche reagieren muss. Die Ärmel lassen sich bei Bedarf wie Stulpen über die Arme streifen und bleiben dank einem elastischen Stretch-Band an Ort und Stelle. Wird es noch wärmer, lassen sie sich komplett abnehmen und verwandeln die Jacke in ein wetterfestes Shirt. Das Tuqsm. Jacket kombiniert eine dauerhafte Wasser- und Winddichtigkeit mit einer lässigen Passform – samt hohem Tragekomfort. Dank der Gore-Tex Active Membran ist der Stoff schnelltrocknend und verfügt über versiegelte Nähte, die keinen Regentropfen nach innen durchlassen. Dies macht sie zu einer vielfältigen Wetterschutzjacke und zu einem perfekten Begleiter für Multisportler.
MALOJA TUQSM. JACKET Gewicht: k.A. Preis: CHF 375.-
Teleskop-Stöcke entlasten nicht nur spürbar die Gelenke, Muskeln, Bänder und Sehnen, sie sind auch ein massgeblicher Sicherheitsgewinn bei heiklen Passagen. Der «Hike AL3 Cork» von Easton ist ideal für den Ganzjahreseinsatz geeignet. Per doppeltem Schnellklickverschluss lässt sich der aus gehärtetem Aluminium gefertigte Stock schnell in der Länge anpassen oder am Rucksack verstauen. Der Korkgriff gibt sicheren Halt mit angenehmer Haptik. Eine Griffverlängerung aus EVA-Schaum erleichtert das Traversieren oder steile Aufstiege. Sehr guten Halt geben die robusten Stockspitzen aus Karbid. Im Lieferumfang sind Sommer- und Winterteller inbegriffen.
EASTON HIKE AL3 CORK Gewicht: 510 g (p. Paar) Preis: CHF 115.- (p. Paar)
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Mit Stock über Stein
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BUNT WIE ABBA, ROBUST WIE EIN VOLVO Futuristisches Design trotz 100-jähriger Geschichte: Bei der schwedischen Marke Haglöfs ergänzen sich Modernität und Tradition. Ergebnis: hoch funktionelle Outdoor- und Bergsport-Ausrüstung. was da plötzlich an Kleidungsständern von Ausrüstern wie Bächli Bergsport hing: Outdoor-Bekleidung, die so bunt und farbenfroh war wie Abba, im Designs aber so klar und bestimmt wie die Bilder aus skandinavischen Einrichtungs-Magazinen. Die Herren der Schöpfung beeindruckte, dass die Stücke dieser scheinbar neuen Marke mit dem futuristischen Buchstaben «H» als Logo so robust und widerstandsfähig waren wie ein Volvo-Kombi. Dass die Kollektion deshalb so ausgeruht und ausgereift daherkam, weil die Firma auf den Erfahrungsschatz einer langen und bewegten Geschichte zurückgreifen konnte, wusste hingegen kaum einer. Der Gründungsmythos von Haglöfs liest sich fast wie eine Lagerfeuergeschichte, die man sich in einer schwedischen Mittsommernacht erzählt: Im Jahr 1914 überlegte sich im Dorf Torsång im Kreis Dalarna ein junger Mann, was er mit seinem Leben anstellen könnte.
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Kann man sich vorstellen, dass Schweizer Bergretter einen verunglückten Kletterer aus der Eigernordwand bergen – und dabei von Kopf bis Fuss mit Kleidung aus Skandinavien ausgestattet sind? Klingt unwahrscheinlich, schliesslich stammen einige der renommiertesten Outdoor-Hersteller aus der Schweiz, ihre Produkte geniessen weltweit Ansehen. Trotzdem ist es so: Die alpinen Engel tragen seit 2007 ausschliesslich schwedische Bekleidung: die der Marke Haglöfs. «Für eine Firma, die hierzulande erst seit 14 Jahren am Markt ist, ist das sehr beachtlich», sagt Richi Bolt, einerseits selbst einer der rund 3000 Schweizer Bergretter, andererseits der Mann, der Haglöfs im Jahre 2000 als Erster in die Schweiz importierte. «Und genau-so gut wie bei der Bergrettung haben die Produkte von Haglöfs auch bei den Kunden eingeschlagen.» Zunächst seien es vor allem die Damen gewesen, erzählt Bolt, die verstanden hätten,
43 Am Anfang war der Rucksack: Logo und Design ändern sich, die Qualität bleibt.
Langlebig: Haglöfs-Produkte machen einiges mit – weil beste Materialien und Verarbeitung zusammenkommen.
Wiktor Haglöf steigert die Produktion – kontrolliert die Qualität jedoch persönlich (ca. 1920).
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Nordisches Idyll: 1919 liess Haglöf in Dalstugan seine erste Werkstatt bauen.
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Bauer oder Holzfäller werden, wie die meisten in der Gegend, wollte Wiktor Haglöf nämlich nicht. Zu hart erschien ihm die Arbeit, zu karg der Lohn. Wiktor Haglöf fiel aber auf, dass der Lohn weniger karg ausfallen könnte, wenn man versucht, das Leben der Waldarbeiter und Bauern etwas weniger hart zu gestalten: Indem man ihnen Ausrüstung bietet, die praktisch und langlebig ist, die einen verlässlichen Begleiter in der rauen schwedischen Natur abgibt. Wiktor kaufte Stoff, entwarf in einer kleinen Holzhütte seinen ersten Rucksack, schnitt die Muster zu, brachte sie zu einer Nachbarin zum Nähen. Seine ersten Modelle lieferte Haglöf mit dem Velo aus, verkaufte sie an die Holzfäller, an Bauern, an Schulkinder. Weil der Preis von 90 Öre – das wären heute gerade mal zwölf Rappen – sehr moderat und die Qualität ungleich höher war, verbreitete sich die Kunde von Haglöfs Rucksäcken schnell. Die nachgefragte Menge
wurde gross und grösser, die Radtouren zum Verkaufen lang und länger. Nach fünf Jahren musste Haglöf einsehen, dass es so nicht weitergehen konnte. Er verliess seine kleine Hütte, liess in Dalstugan eine Werkstatt bauen, stellte Arbeiter ein und übertrug die langen Touren einem Verkäufer, der Legenden nach die Haglöfs-Rucksäcke mit dem Velo bis ins 400 Kilometer entfernte Östersund brachte. Heute würde man ein Unternehmen, das in einer kleinen Holzhütte entsteht, «Startup» nennen. Doch während viele Gründer der Jetzt-Zeit darauf setzen, ihr Unternehmen schnell grosszuziehen, um es dann zu verkaufen, verfolgte Haglöf seine Mission mit Ausdauer: 1934 war die Werkstatt schon wieder zu klein, ein grösserer Bau folgte. Die Söhne Hans und Rolf stiegen in das Unternehmen ein und tüftelten bald genauso erfolgreich wie der Vater an neuen Modellen. Mitte der fünfziger Jahre übernahmen sie die Firma und fügten
NORDISCHE NACHHALTIGKEIT
dem Sortiment Schritt für Schritt weitere Outdoor-Produkte zu: Schlafsäcke und Bekleidung. Nach 61 Jahren endete Haglöfs Geschichte als Familienunternehmen. Die Brüder verkauften die väterliche Firma 1975 an ein schwedisches Konsortium, im Jahre 2010 fand die Marke unter dem Dach des japanischen Schuhfabrikanten Asics ein neues Zuhause. Die Werte, für die Wiktor Haglöf aber seit seinen Anfängen in der schwedischen Holzhütte stand, sind für Haglöfs auch jetzt noch identitätsstiftend, 100 Jahre nach der Gründung: Hochwertige Materialien, mit Sorgfalt ausgesucht, werden in durchdachten Konstruktionen verarbeitet, so dass die Endprodukte widerstandsfähig und langlebig sind. Das trifft für Bekleidung genauso zu wie für Rucksäcke, Schuhe oder Schlafsäcke. Dass es manchmal dauern kann und viel Arbeit kostet, bis man den Weg von einer guten Idee zum wirklich ausgereiften Produkt findet, nehmen die Schweden gerne in Kauf. Zum Beispiel bei der Konstruktion von Outdoor-Jacken. Es ist zwar komplizierter, sie
DIE SCHWEDEN KOMMEN! ZUM START DER WINTERSAISON FEIERN HAGLÖFS UND BÄCHLI-BERGSPORT RUNDE GEBURTSTAGE – MIT IHNEN! 1974 nahmen Heinz und Margit Bächli in Volketswil bei Zürich all ihren Mut und all ihr Erspartes zusammen, um einen Bergsportladen zu gründen, in dem es nur die beste und smarteste Ausrüstung geben sollte. Im selben Jahr feierte knapp 2000 Kilometer nördlich eine Firma, die genau solche Ausrüstung herstellt, bereits ihren 60. Geburtstag: Haglöfs. Die nächsten 40 Jahre waren für beide Unternehmen gute Jahre. Anfangs verkauften die Bächlis die Bergsport-Artikel aus ihrem Wohnzimmer. Wie der Rest der Wohnung war es vollgestellt mit Seilen, Pickeln, Rucksäcken und Zelten. Heute betreibt das Unternehmen neun Filialen in der gesamten Schweiz. Auch Haglöfs expandierte in den 40 Jahren: 1974 war das Unternehmen ausserhalb Skandinaviens fast unbekannt. Mittlerweile, 100 Jahre jung, zählt Haglöfs zu den ganz grossen, weltweit etablierten Outdoor-Marken. Diese runden Geburtstage wollen Haglöfs und Bächli-Bergsport mit Ihnen feiern: Zum Saisonstart präsentiert sich Haglöfs in allen Filialen mit eigenen Ständen, Angeboten und Aktionen. Auch Bächli feiert wie jedes Jahr den Start in eine neue Bergsaison. Dieses Jahr steht das Thema «Sicherheit abseits der Piste» im Vordergrund. Die besten Lawinen-Airbags und LVS-Geräte werden vorgestellt. Richtig heimelig wird es dann zum grossen Finale: Am 14. November bringt Haglöfs echtes Skandinavien-Feeling in die Schweiz. In einer Schwedennacht mit extralangen Öffnungszeiten werden Lagerfeuer vor den Bächli-Bergsport-Filialen entzündet, über denen Kessel mit Glögg dampfen. Mit ihrem Nationalgetränk, dem Glühwein nicht ganz unähnlich, bekämpfen die Schweden die Kälte. In diesem Sinne: Skål! Auf die nächsten 40, auf die nächsten 100 Jahre!
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15 Jahre später wird die Werkstatt wieder zu klein – die Fabrik in Tylla entsteht.
2008 ergänzte Haglöfs sein Geschäftskonzept um ein kleines Adjektiv, das grosse Auswirkungen hatte: «verantwortlich». Schon seit einigen Jahren wurde das Thema Nachhaltigkeit im schwedischen Stammsitz leidenschaftlich diskutiert, jetzt sollte das neue Selbstverständnis nach innen und nach aussen deutlich gemacht werden. Seither hat Haglöfs einen Nachhaltigkeits-Beauftragten, der weit oben in der Firmenhierarchie angesiedelt ist. Das Unternehmen ist Mitglied bei «bluesign», dem strengsten Umweltgütesiegel der Textilbranche. Eine derartige Umstellung der Produktion ist nicht von heute auf morgen umsetzbar. Die Schweden haben sich aber ehrgeizige Ziele gesteckt: Im Jahre 2015 sollen bei der Kleidung 80 Prozent der verwendeten Stoffe das bluesign-Siegel tragen, zudem soll die Hälfte aus Recycling-Materialien stammen. Dass Umweltschutz aber nicht nur Beschränkung bedeutet, demonstrieren die Schweden in ihrem zentralen Haglöfs-Laden in Stockholm mit skandinavischer Lässigkeit: Wer hier ein gebrauchtes Haglöfs-Produkt zurückgibt, erhält 20 Prozent Nachlass auf ein neues – das alte Lieblingsstück wird mit einem Label versehen, auf dem kurz die Geschichten erzählt werden, die der Besitzer mit seiner Jacke oder seinem Rucksack erlebt hat. Der Erlös dieser «Swapstories»Second-Hand-Produkte wird gespendet – seit dem Start der Initiative 2012 kamen so pro Monat rund 10.000 Schwedische Kronen (etwa CHF 1350.-) zusammen.
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aus nur wenigen, grossen Stoffstücken zu fertigen – aber je weniger Nähte nötig sind, desto weniger leicht dringt Wasser in die Jacke ein. Also wird getüftelt und verworfen, bis das richtige Schnittmuster gefunden ist. Richi Bolt, der selbst lange eine Art Mitarbeiter der Entwicklungsabteilung im Aussendienst war, hat auf seinen Einsätzen als Bergretter und -führer viele Ausrüstungsgegenstände getestet und so mitgeholfen, die Ärmelabschlüsse, Taschen und Belüftungskonzepte der Haglöfs-Jacken zu optimieren. Wenn die kleinen Details dem Bergsteiger gar nicht mehr auffallen, weil sie sich intuitiv bedienen lassen und nichts an ihnen stört, dann hat die Entwicklungsabteilung alles richtig gemacht. «Vor allem aber haben wir viel Arbeit investiert, um die einzelnen Teile der Kollektionen aufeinander abzustimmen», erzählt Bolt. «Es bringt nichts, wenn die Funktion
des Schweisstransportes von den inneren Schichten zu den äusseren Schichten nicht gewährleistet ist, weil ein falsches Material zum Einsatz kommt.». In allen drei Segmenten von Haglöfs-Bekleidung – «Mountain» (Klettern/Hochtouren), «Trekking» (Bergsteigen) und «Intense» (Trailrunning/Speedhiking) – sollen die Stücke nicht nur problemlos kombinierbar sein, sondern perfekt ineinandergreifen. Diese Benutzerfreundlichkeit erklärt vielleicht, warum die Schweizer Bergretter in Kleidungsfragen fremdgehen. Wer manchmal sein Leben riskiert, um ein anderes zu retten, kann sich dabei nun wirklich nicht mit einem hakenden Reissverschluss oder einem rutschenden Hosenträger herumärgern. TEXT: MORITZ BAUMSTIEGER FOTOS: HAGLÖFS Bild: Panoramawanderung Hochstollen
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Nach 100 Jahren auf dem Weg zu neuen Höhen: Inzwischen schätzen viele Alpinisten auch Haglöfs` durchdachtes Bekleidungskonzept.
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«IM SEPTEMBER WARTET DER NÄCHSTE SECHSTAUSENDER» Er hat alle 44 Viertausender der Schweiz mindestens zwei Mal bestiegen und versuchte sich schon an der Annapurna: Martin Ineichen (69) aus Schwarzenberg LU ist seit 50 Jahren
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mit Leidenschaft in den Bergen der Welt unterwegs.
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«An der Annapurna bin ich 1982 gescheitert. Wir waren 30 Expeditionsteilnehmer, nur drei haben den Gipfel erreicht. Ich hatte Erfrierungserscheinungen und Magenprobleme – deshalb bin ich ins Lager zurückgekehrt. Zum Glück, denn bei dieser Expedition ist Werner Bürkli, der damalige Sektionsleiter des SAC Luzern, umgekommen. Er hatte sich derart verausgabt, dass er nach der Rückkehr ins Lager tot zusammenbrach. Selber habe ich zwei ganz brenzlige Situationen erlebt. Die erste ebenfalls auf der Annapurna-Expedition: Ein Eisschlag hatte eine Staublawine ausgelöst, die nur knapp neben uns hinunterfegte – wir sind fast erstickt. Wären wir nur ein Stück weiter gewesen, hätte es bestimmt Tote gegeben. Schauplatz des zweiten Vorfalls war die Nordwand des Matterhorns: Ich war der zweite im Seil, als sich bei meinem Vordermann ein Tritt löste. Wäre ich nicht sicher gestanden, wären wir beide in die Tiefe gestürzt. Als Mechaniker und später Chauffeur bei den Verkehrsbetrieben Luzern konnte ich mir früher Touren in die Berge nur an den Wochenenden und während der Ferien erlauben. Heute bin ich pensioniert und geniesse meine Freiheit. Mein Schwager hat mich mit 20 Jahren erstmals in die Berge mitgenommen. Es folgten unzählige gemeinsame Hoch- und Skitouren. Heute ist er leider nicht mehr fit genug – aber er ist schliesslich auch neun Jahre älter als ich. Ich gehe gerne mit meinen 22-jährigen Söhnen zu Berg. Allerdings nehme ich
Gipfelfreuden auf dem Täschhorn: Martin Ineichen in seinem Element.
mir auch immer häufiger einen Führer. Nicht, dass ich ängstlicher geworden wäre, aber Vorsicht ist einfach angebracht. Und meine Gelenke machen mir immer mehr zu schaffen. Zu den wichtigsten Faktoren unterwegs zählt die Ausrüstung. Bergbekleidung war früher alles andere als atmungsaktiv – und schwer. Hier sind aus meiner Sicht die grössten Fortschritte passiert. Wenn ich etwas bereue, dann die Tatsache, dass ich nie einen Achttausender bestiegen habe. Jetzt könnte ich es wohl gerade noch schaffen. Aber die hohen Auslagen dafür im Vergleich mit all den anderen Reisen, die ich für diesen Betrag machen kann, halten mich davon ab. Ende September etwa fahre ich mit meiner Frau nach Nepal – da steht dann auch wieder ein Sechstausender auf dem Programm.» TEXT: MIA HOFMANN FOTO: ZVG
Impressum «Inspiration», die Kundenzeitschrift der Bächli Bergsport AG, erscheint 4 x jährlich und ist in allen Filialen kostenlos erhältlich. Auflage: 90‘000 Exemplare.
Redaktion & Layout outkomm gmbh Fleubenstrasse 6, 9450 Altstätten Telefon 071 755 66 55 E-Mail info@outkomm.com
Herausgeber Bächli Bergsport AG Gewerbestrasse 12, 8606 Nänikon Telefon 0848 448 448 (8 Rp./Min.) E-Mail info@baechli-bergsport.ch
Druck Bruhin AG Pfarrmatte 6, 8807 Freienbach Telefon 055 415 34 34 E-Mail info@bruhin-druck.ch
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