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WEGWEISER DENALI - DAS DACH NORDAMERIKAS S. 6 GIPFELTREFFEN BERGFÜHRERSOHN ADOLF OGI S. 18 EXPERT HINTERGRUND SPORTKLETTERSEILE S. 30
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KONTRASTE – ESSENZ DES LEBENS «Abwechslung ist die Seele des Lebens» – das wusste schon der preussisch-deutsche Staatsmann und erste Reichskanzler Otto von Bismarck. Ich wäre der Letzte, der widersprechen würde. Im Gegenteil – ich liebe die Kontraste, die das Leben bietet! Ob gerade deshalb der Mai einer meiner Lieblingsmonate ist? Auf einer Höhe von über 3500 Metern liegt noch genug Schnee, um die letzten Skihochtouren zu machen. Das Weiss des Schnees kontrastiert mit dem satten Grün im Tal. Die Natur – so scheint es – hat den ganzen Winter nur darauf gewartet, um im Frühling in einer «Geruchs- und Farbexplosion» den Winter vergessen zu machen. Die Skitourenski verschwinden im Keller, Wanderschuhe und Kletterausrüstung liegen stets griffbereit im Kofferraum des Autos. Genauso wie die Veränderungen der Jahreszeitenwechsel liebe ich die Abwechslung des Reisens. Unabhängig davon, ob ich mich für die Besteigung des Weisshorns in den Zug Richtung Wallis setze oder – wie letztens – mit der Familie eine Kletterreise nach Nevada unternehme. Die «Casino-Hauptstadt» Las Vegas bot uns eine Basis, die all unsere Sinne bisweilen bis zur Überreizung stimulierte. Im Kontrast dazu standen unsere alltäglichen Kletterausflüge in die Red Rocks. Nur gerade 45 Minuten Autominuten vom Stadtzentrum entfernt, fanden wir die totale Ruhe. Der intensiv rote Sandstein der Red Rock Canyon National Conservation Area ist so vielseitig wie kaum eine andere Gesteinsart. Auf einer halbe Seillänge kann man eine Route Fingerlöcher, Reibungsplatten, Risse und Piazkanten kombinieren. Dieselbe Ruhe wie in der Wüste Nevadas findet man natürlich auch in heimischen Sportklettergebieten oder auf den unzähligen Gipfeln des Alpenbogens – Bergsport als Gegenpol zum oft hektischen Alltag. Aber vergessen wir nie: Das gute Gefühl, den Gipfel erreicht zu haben, ergibt sich erst durch die Anstrengung des Aufstiegs. Kontraste sind die Essenz des Lebens.
Herzlich,
Felix Bächli
INHALTSVERZEICHNIS AUSGABE 2/2015 6 – WEGWEISER Bergsteigen am Denali 12 – WEGWEISER Wandern im Parc Ela 18 – GIPFELTREFFEN Politiker Adolf Ogi 24 – HOCHGENUSS Genusstal Val Poschiavo 30 – EXPERT Hintergrundwissen Sportkletterseile
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WEGWEISER DENALI - DAS DACH NORDAMERIKAS S. 6 GIPFELTREFFEN BERGFÜHRERSOHN ADOLF OGI S. 18 EXPERT HINTERGRUND SPORTKLETTERSEILE S. 30
FOTO TITELSEITE: Mikey Schaefer
36 – EXPERT Hintergrundwissen externe Stromversorgung 38 – 3 x 3 Produktneuheiten & Bergsport-News 42 – PARTNERCHECK Rucksackspezialist Deuter 48 – BERGKAMERAD Silvia Grundemann
ZUSTIEG
Geschäftsführer Bächli Bergsport AG
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AUFGEGABELT
Fr端haufsteher erleben beim Aufstieg auf das Obergabelhorn Bergromantik vom Feinsten: das Matterhorn im Mondlicht. Nur nicht ablenken lassen ... TOUR: Hochtour auf dem Arbengrat in Richtung Gipfel des Obergabelhorns (4063 m).
AUSSICHT
Dan Patitucci
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AUSSICHT
ZÄHNE ZEIGEN
Kein Wunder, dass Reinhold Messner gelernt hat, den höchsten Bergen die Zähne zu zeigen. Aufgewachsen im Villnösstal fand er nicht nur bestes Trainingsgelände, sondern konnte sich auch vom Anblick des «Raubtiergebisses» der Geislergruppe inspirieren lassen. TOUR: Janine Patitucci auf dem Günther-Messner-Steig im Südtiroler Villnösstal nahe des Würzjochs.
AUSSICHT
Dan Patitucci
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AUSSICHT
WEGWEISER
Auf gut 5000 Metern wird die Luft dünn. Noch fehlen gut 300 Höhenmeter bis zum Hochlager.
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EXPEDITION DENALI: ES LOCKT DER KÄLTESTE BERG In der Sprache der Indianer ist er schlicht «Der Grosse». Für Bergsteiger gibt es weltweit keinen kälteren. Der 6194 Meter hohe Denali in Alaska erwartet Alpinisten mit knallharten Bedingungen. Perfekt für uns Freizeitbergsteiger – oder? laden, schon dröhnen die Motoren wieder. Bald sind die drei Flugzeuge nur noch drei fliegengleiche Punkte am Horizont. Mit ihnen verschwindet auch die letzte direkte Verbindung in die Zivilisation. Um bequem wieder von hier wegzukommen, sind wir auf die Buschpiloten und ihre Maschinen angewiesen – und auf gutes Wetter. Und das an einem Berg, der berüchtigt ist für seine launischen und schnellen Wetterwechsel. Das Dröhnen verstummt. Nun sind wir also hier – an dem Ort, an dem wir gedanklich schon so oft standen.
Schwerstarbeit – gewichtige Ausrüstung Ab jetzt herrscht Expeditionsalltag: schleppen, laufen, schaufeln und Zelte auf- und abbauen. Der Weg ist lang und fordernd, von 2100 Meter Höhe bis hinauf zum Gipfel auf 6194 Metern. Und auch auf dem Rückweg mit Zwischenanstiegen wird uns nichts geschenkt werden. Jeder Höhenmeter will erkämpft werden, jeden Schritt müssen wir unser Gepäck selbst tragen oder im Schlitten ziehen.
WEGWEISER
Wohlig und warm im Schlafsack zu liegen ist eigentlich richtig angenehm. Oder besser gesagt: war es – bis jetzt. Denn langsam kriecht die Kälte in den Körper. Im Halbschlaf wird eine dunkle Ahnung Gewissheit. Der Isomatte ist die Luft entwichen. Die Uhr zeigt vier Uhr morgens. Vor acht, bevor die Sonne über die eisigen Bergfl anken reicht, macht Aufstehen an diesem windumtosten Berg keinen Sinn. Eine Etappe noch trennt uns vom Gipfel. Auf 5300 Metern liege ich praktisch auf dem Schnee. Wie lange noch? Draussen heult der Sturm. Er hält uns im Zelt, wieder mal. Ist unser Ziel noch erreichbar? Seit zwei Wochen nichts als Schnee und Eis. Langsam reicht’s ... Vor 14 Tagen war die Motivation noch eine andere. Auch wenn sich der Berg von Anfang an launisch gezeigt hat. Anchorage, vor zwei Wochen. Wir treffen gleich am Tag nach der Ankunft unsere drei amerikanischen Bergführer. Nach einer gründlichen Materialkontrolle fahren wir als Teil einer organisierten Expedition mit dem Bus weiter nach Talkeetna. Der kleine Ort mit seinen Holzhäusern ist Ausgangsort für viele Denali-Expeditionen. Der Regen hält die Ausrüstung und uns am Boden, drei Tage lang. Per Flugzeug soll es ins Basecamp auf dem Kahiltna-Gletscher gehen. Dann, endlich, heben unsere drei Flugzeuge über die Tundra in den abendlichen Himmel ab Richtung Denali. Beim Blick aus dem Cockpit zeichnen sich das erste Mal die Ausmasse des Denali ab – fast bedrohlich. Mit einem sanften Rütteln landet die Maschine auf der Gletscherpiste. Schnell ist sie ent-
7 Material ist gewogen und liegt im Hangar bereit. Sobald das Wetter passt, wird es in die Flugzeuge verladen.
WEGWEISER
Das Medical Camp auf 4300 Metern dient als vorgeschobenes Basislager. Die Zelte sind mit Schneemauern vor den Winden geschützt.
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Mit der Sonne kommt nach der ersten Nacht die Wärme. Anfang Mai sind am Denali die Tage zwar bereits lang, die Nächte aber immer noch sehr kalt. So kalt, dass die Eisbrücken über Spalten auch am Nachmittag noch halten. So können wir also bequem warten, bis die Sonne am Himmel steht und Lagerleben und Aufstieg leichter macht. Aufbruch. Wir sind erst einen Tag unterwegs, und schon herrscht zum ersten Mal Chaos. So viel Material! Wohin damit? Die überlebenswichtige Daunenbekleidung ist immer am Mann, der Rest auf dem Schlitten. Neben der eigenen Ausrüstung und Verpflegung wird weiteres Material wie Kocher und Zelte zugeladen, was wir als Gruppe benötigen. Trotz gutem Training muss das Gehen mit 50 Kilo oder mehr inklusive Schlitten erst erfühlt werden. Die Beine kommen beim Abmarsch kaum in Gang. Schon nach den ersten Stunden zeigt sich: Keine Minute Training war zu viel. Das Ziehen des Schlittens und das Gewicht des Rucksacks belasten vor allem den unteren Rücken, die Bauch- und die Oberschenkelmuskulatur. Die Sonne brennt auf den Gletscher, als müsste der gesamte Schnee vom Winter heute noch schmelzen. Wo ist denn die Kälte, die wir erwartet hatten? Sonnenbrille, Sonnenhut und Sonnencreme sind auf einmal wichtiger als Daunenjacke und Daunenhose. Die Etappe zieht sich. Spätabends, es ist immer noch hell, dösen wir in Lager I ein – Kräftesammeln für den nächsten Tag.
Warten, bis das Warten ein Ende hat Beim meditativen Gehen während des Aufstiegs zu Camp II schweifen die Gedanken immer wieder ab. Worte wie «Motorcycle Hill», «Squirrel Hill» und «Windy Corner» tauchen auf. Alles Schlüsselstellen, über die allerlei wilde Gerüchte kursieren. Oft haben wir darüber diskutiert, nun stehen sie uns unmittelbar bevor. Vorerst halten uns aber heftige Windböen zurück. Wir sind gefangen im Zelt. Warten. Neben der körperlichen Herausforderung ist das auf einer Expedition eine der mentalen Belastungen. Der Körper ist auf Leistung eingestellt, und jetzt liegt er da, verdammt zum Herumsitzen, Liegen, Warten. Die ideale Basis für einen Lagerkoller, genauso wie das dürftige Essen, die bescheidenen sanitären Bedingungen. Doch noch geht es uns gut. Allerdings lässt der ungewollte Ruhetag die ersten Expeditionsteilnehmer nervös werden und die Tage zählen. Ob es noch reicht für den Gipfel? Für Patrick und mich gilt die ganze Konzentration vorerst den sagenumwobenen Schlüsselstellen. Als es schliesslich mit Sack und Schlitten weiter zu Camp III geht, zeigt sich der «Motorcycle Hill» gnädig. Doch der Rest des Weges über «Squirrel Hill» und «Windy Corner» wird zur Tortur. Im abschüssigen Gelände zieht der Schlitten entweder nach links oder rechts. Unter uns klaffen wie dunkle Schlunde die Glet-
scherspalten. Hüft- und Rumpfmuskulatur melden «wir sind am Limit!». Jeder Schritt schmerzt. Mit jedem weiteren Schritt verkommt die Schönheit der Natur mehr zu einem unscharfen Zerrbild. Nach einem kaum enden wollenden Marsch erreichen wir Camp III. Mit schmerzenden Hüften schaufeln wir Zeltplattformen. Hier werden wir einige Tage hausen. Seit Camp II ist das Wetter nicht mehr so stabil wie zu Beginn der Expedition. Nordwinde bringen sehr kalte Luft. In den Nächten fallen die Temperaturen bereits ohne Wind auf minus 30 Grad Celsius. Tagsüber ist es zwar «wärmer», aber mit dem Wind kann es schnell gefährlich werden für ungeschützte Hautstellen. Wir sind bereit, wollen höher. Doch nach dem Winter sind die Fixseile im Gletscher eingefroren. Ein paar Bergführer legen sie frei. Wir trainieren derweil deren Einsatz und warten ... und warten.
Der psychische Druck steigt Die Zeit verstreicht. Die vielen ungeplanten Pausen zerren an den Nerven. Ich bin froh, mit meinem Freund Patrick das Zelt zu teilen. Da reichen auch Blicke zur Verständigung. Es fühlt sich an, als würde das Zelt schrumpfen, immer kleiner werden. Da ist es wertvoll, den Zeltpartner gut zu kennen. Als es dann endlich zum ersten Mal Rich-
Ganz schön eng! Umso besser, wenn man seinen Zeltpartner bereits kennt und sich gut versteht.
tung Eisschild und Depot vor dem Hochlager geht, muss ich mich vor lauter Anspannung übergeben. Ich fokussiere mich auf die bevorstehende Aufgabe, und so gelingt der Weg hoch und zurück doch ohne grössere Probleme. Allerdings steht der wirkliche Gipfelangriff noch bevor. Dann schliesslich ist es so weit. 20 Kilo Gewicht ziehen am Rücken Richtung Tal. Wir
INFO: DENALI – EISRIESE IN ALASKA Der Denali (Mt. McKinley) ist mit 6194 Metern der höchste Berg Nordamerikas und zählt damit zu den Seven Summits. Wegen seiner nördlichen Lage zählt er zu den kältesten Bergen der Welt. Der Name «Denali» ist athabaskisch und heisst «Der Grosse». Der Berg liegt im Denali Nationalpark. Das Basislager erreicht man in der Regel per Flugzeug. Ein Anmarsch zu Fuss dauert ein bis drei Wochen. Kommerzielle Besteigungen sind nur mit amerikanischen Organisatoren möglich. In der Schweiz bieten Kobler & Partner offiziell geführte Expeditionen an. Die Verantwortung am Berg hat ihr amerikanisches Partnerunternehmen, das auch die Bergführer stellt. Es ist aber auch möglich, den Denali auf eigene Faust zu besteigen. Anders als bei kommerziellen Expeditionen im Himalaya tragen und ziehen die Bergsteiger am Denali ihr Material selber. Die Strecke ist lang und die Expedition dementsprechend anstrengend. Nicht umsonst wird die Expedition bei Kobler & Partner ähnlich anspruchsvoll wie eine Everest-Besteigung bewertet. Für die Expedition muss man rund drei Wochen am Berg einplanen. Sehr gute körperliche Fitness und ein entsprechendes Vorbereitungstraining sind unerlässlich. Patrick Stoll und Tobias Keller wurden für die Expedition zum Denali von Bächli Bergsport und Edelrid ausgerüstet.
WEITERE INFOS www.denali2014.ch; www.kobler-partner.ch
WEGWEISER
Duo: Patrick und Tobias (v. l.) vor dem Abflug zurück in die Zivilisation.
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WEGWEISER
Die erste Etappe hat es in sich: 50 Kilogramm Material müssen 12 Kilometer weit geschleppt werden.
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sind definitiv unterwegs ins Hochlager. Vor mir liegt blank glänzend der Eisschild in der Sonne. Steil, sehr steil, zieht sich das Eis gen Himmel. Das Wetter ist perfekt, perfekt für die entscheidende Phase der Expedition. Das Gehen wird nun gefährlicher. Der Grat, der zum Hochlager auf 5300 Metern führt, ist schmal. Jetzt trotz der Müdigkeit die Konzentration hochzuhalten ist schwer. Ein Blick in die Ferne. Irgendwo dort in der Weite liegt Russland. Die Landschaft ist unglaublich schön. Doch mich von ihr wirklich berühren zu lassen, dazu bleibt wenig Zeit. Als wir den Lagerplatz erreichen, heisst es wieder: schaufeln, Zelte aufstellen. Das zehrt. Die Akkus in meinem Körper sind für heute aufgebraucht. Kurz nach Mitternacht zwingt mich Patrick, ein lauwarmes Chili-conCarne-Fertigmenü runterzuwürgen. Zwischen den Bissen schlafe ich sitzend immer wieder ein. Noch fehlen 900 Meter bis zum Gipfelerfolg. Ein paar Stunden später. An einen erholsamen Schlaf ist längst nicht mehr zu denken. Die Zeltplane knattert im Wind. Auf 5300 Metern liege ich morgens um vier, abgesehen von einigen Millimetern Plastik, unter dem Schlafsack auf dem Schnee. Ich wälze mich hin und her, bis endlich die Sonne ein wenig wärmt. Wieder einmal hat das Wetter umgeschlagen. Den Tag verbringen wir wegen des starken Winds gezwungenermassen im Hochlager. Ich werfe Patrick einen müden Blick zu. Beide haben wir eigentlich genug.
Genug von Kälte, von Eisgebilden, produziert durch unseren Atem, die wie Damoklesschwerter über unseren Köpfen hängen. Wir wollen nicht mehr 15 Minuten brauchen, um uns anzuziehen. Wir wollen nicht mehr jeden Morgen mit Kopfschmerzen erwachen.
Vom Winde verweht Draussen heult weiter der Sturm. Am folgenden Morgen verweht er sämtliche Gipfelträume. Dennoch, wir müssen raus. Der Wind und die Kälte lassen einen weiteren Aufstieg nicht zu, aber runter müssen wir trotzdem. Bei minus 40 Grad Kälte und starken Böen packen wir im Hochlager unsere Ausrüstung zusammen. Der Traum vom Gipfel des Denali ist erfroren, hier oben auf 5300 Metern. Wir steigen ab ins Camp III, nach einer erholsamen Nacht weiter bis auf den Kahiltna-Gletscher. Dann nehmen wir den letzten Aufschwung in Angriff: Heartbreak Hill heisst der Anstieg zum Basislager. Ein letzter Blick schweift über die grandiose Bergwelt. Bis zum Gipfel hat es nicht gereicht, schade. Doch für uns ist die Expedition trotzdem gelungen. Das Erlebnis war genau, wie wir es uns vorgestellt hatten: intensiv, spektakulär, unvergesslich. TEXT: TOBIAS KELLER, PATRICK STOLL FOTOS: PATRICK STOLL
EXPEDITIONEN 8000M SUIT MARMOT Im Namen steckt das Ziel: Der 8000M von Marmot ist ein zuverlässiger Anzug für Expeditionen und Höhenbergsteiger. Die isolierende Füllung besteht zum Grossteil aus Daunen mit 800 Cuin Bauschkraft. An nässeempfindlichen Stellen, wie im Rücken- und Wadenbereich, kommt Primaloft-Kunstfaser zum Einsatz. Eine robuste Membran mit 20.000-mm-Wassersäule sorgt dafür, dass Feuchtigkeit erst gar nicht nach innen vordringen kann. Gemacht für harte Einsätze. Auf geführten Touren am Denali sind laut einheimischer Guides Dauneneinteiler nicht erlaubt.
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POWERMONKEY EXPEDITION POWERTRAVELLER So geht elektronischen Geräten auch fernab der Zivilisation nicht der Saft aus: Der robuste Akku ist wasserdicht, verfügt über eine Kapazität von insgesamt 10500 mAh und kann über Solarpanel, Handkurbel oder direkt an einer Steckdose aufgeladen werden. Über die Adapterkabel lassen sich Geräte wie GPS oder kleine Kameras per USB-Anschluss bequem vom Akku aus laden. Eine digitale Statusanzeige informiert über den aktuellen Ladestand.
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Die Flüeseen oberhalb von Juf.
BÜNDNER DOLOMITI- TOUR Durch das Felsenreich zwischen Bivio und Bergün führen einsame Wandertage in eine ursprüngliche Bergwelt mit grossartigen Panoramen und alter rätoromanischer Kultur. WEGWEISER
Auf Tour im Parc Ela, dem grössten Naturpark der Schweiz.
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«Erst in der Stille beginnst du zu hören. Erst wenn die Sprache verstummt, beginnst du zu sehen.» Jener Spruch, den ich in einer Kirche am Thunersee einmal gelesen habe, kommt mir auf der Alp Tussagn wieder in den Sinn. Ähnlich muss sich einst der Maler Giovanni Segantini gefühlt haben, als er auf dem kleinen Wiesenplateau hoch über Savognin stand.
Zu seinen Füssen grüne Talböden, in die sich niedliche Dörfer schmiegen, eingerahmt von einem atemberaubenden Gipfelband. In seinem Rücken ein glasklares Seelein, über dem sich die schroffen Dolomitfl anken des Piz Mitgel in den Himmel bohren. «Che Paradiso» sollen seine ersten Worte gewesen sein. Mit lebhaften Pinselstrichen bannte er auf Lein-
Auf einem Drittel des Parkgeländes liegen besondere Lebensräume, wie beispielsweise drei artenreiche Moorgebiete. 200 Quadratkilometer umspannen unberührte Landschaften. Zwei bedeutende Burganlagen (Belfort und Riom) sowie zehn Ortsbilder von nationaler Bedeutung gesellen sich hinzu. Mit dieser Mischung aus rätoromanischer Kultur und einsamer Bergwelt, in der die Geologie mitunter wie ein offenes Buch zutage tritt, gibt sich der Naturpark Ela als ungemein abwechslungsreiches Wandereldorado.
Donnerwetter – was für ein Bergsommer Am intensivsten lernt man den Naturpark auf der Veia Parc Ela kennen, einer 15-tägigen Weitwanderroute, die die wildesten Na-
WEGWEISER
wand, was mit Worten kaum zu beschreiben ist. Das reine Licht im Gebirge wurde hier zu seiner Passion. Graubündens berühmtester Maler hat acht seiner Schaffensjahre (1886– 1894) in Savognin verbracht. Und viele Sommerwochen auf Tussagn, wo er mit seiner Familie eine Berghütte bewohnte. Auch heute, über 120 Jahre später, ist der Blick paradiesisch. Damit das auch so bleibt, hat sich die Bevölkerung für einen Naturpark ausgesprochen. Nach sechs Jahren Aufbauphase trägt der Parc Ela seit 2012 das offizielle Label als «Regionaler Naturpark von nationaler Bedeutung». Mit 548 Quadratkilometern erstreckt er sich als grösster Naturpark der Schweiz über die Talschaften Surses (auf deutsch Oberhalbstein) und Albula. Letzteres, bekannt durch das spektakulärste Teilstück des Glacier-Express, wurde 2008 von der UNESCO in die Welterbeliste aufgenommen.
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Verträumtes Etappenziel auf der Veia Parc Ela: Der Weiler Tga im Val Faller.
WEGWEISER
turwinkel, die prächtigsten Alpwiesen, die schönsten Bergseen, aber auch kulturelle Highlights einschliesst. Weil wir nur eine Woche Zeit haben, beschränken wir uns auf den spektakulärsten Teil der Route, das Gebiet, in dem sich die Bündner Dolomiten besonders eindrucksvoll bäumen. Die Tour beginnt mit einem Sprung ins kühle Wasser. Es ist heiss und der Lai Barnagn lädt zum Bade. Hohe Temperaturen bedeuten im Sommer fast immer auch Gewitter. Und die nahen an den ersten Wandertagen jeweils ziemlich früh. So geniessen wir die Landschaft bis mittags in vollen Zügen, die zweite Hälfte der Route legen wir im Eiltempo zurück. In alpinem Gelände kostet das Kraft, doch an Picknickpausen ist angesichts der in die Höhe schiessenden Haufenwolken nicht zu denken. Nach der Wanderung über Tussagn zum Orgels-Pass mit seinem Gewirr an Felspfeilern, durch ein Gelände, das in den Südtiroler Dolomiten liegen könnte, hinauf zum Elapass und vorbei an den tiefblauen Seeaugen
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Die Alp Flix trumpft mit botanischer Vielfalt auf.
der Lajets hinab ins Val d’Err, das mit seinem Blumenreichtum auf der Hitliste der Botaniker steht, bricht doch ein Gewitter über uns herein. Es lässt uns die Haare zu Berge stehen. Also wählen wir nicht die vorgesehene alpine Route, sondern steigen in tieferer Lage durch den Wald zur Alp Flix auf. Eine gute Wahl. Der Wald wirkt wildromantisch. Er dämpft den Regen, und ein Blitz sucht sich doch eher einen einzelnen Baum aus, oder? Das Etappenziel, das Berghotel Piz Platta, liegt ganz am Ende der lang gezogenen Alpterrasse. Als wir die Unterkunft erreichen, fühlen sich die Beine nach den vielen Höhenmetern an wie Gummi. Beim Abendessen fallen uns fast die Augen zu, auch wenn die Bündner Spezialitäten wirklich köstlich sind: Hinter dem Namen Capuns verbergen sich mit Mangold umwickelte Knödel in sämiger Käserahmsosse, hinter Pizokel hausgemachte Spätzle aus Buchweizenmehl.
Artenreiche Schatzinsel Am nächsten Morgen sind die Gewitterwolken wie weggeblasen. In gereinigter Luft liegt die Alp Flix inmitten kunterbunter Feuchtwiesen. Im grünen Moorgelände sorgen Bilderbuchseelein für dunkelblaue Tupfer. Am Horizont erhebt sich der Piz Platta, dessen markante Form fast ein bisschen an das Matterhorn erinnert. Eine unermessliche Mikro-
INFO PARC ELA Allgemeine Infos: Info- und Buchungsstelle Parc Ela c/o Savognin Tourismus, Tel. 081/659 16 18, www.parc-ela.ch
VEIA PARC ELA
Das Wegenetz im Parc Ela ist bestens markiert.
Der spektakulärste Teil der 15 Etappen umfassenden Weitwanderroute: 1. Etappe: Savognin – Pass digls Orgels – Chamonas d’Ela, 6 ½ h. Das mühsame erste Stück kann auch umgangen werden. Savognin Tourismus organisiert einen Shuttlebus bis Plang la Curvanera, dem Parkplatz unterhalb der Alp Nassegl. 2. Etappe: Chamonas d’Ela – Pass d’Ela (1 ½ h) – Lajets – Alp d’Err (1 ½ h) – Piz Colm – Alp Flix/Tigias, 6 ½ h. 3. Etappe: Tigias – Kanonensattel – Alp Natons (1 ¼ h) – Bivio 2 ¼ h (genügend Zeit, um sich die Seen der Alp Flix anzuschauen). 4. Etappe: Bivio – Stallerberg (2 ½ h) – Flüeseen – Fallerfurgga – Val Faller/Tga, 5 ½ h. Die sehr reizvolle Variante von Bivio über den Columban See und die Fuorcla de la Valletta hinüber zum Stallerberg dauert 3 ½ h. 5. Etappe: Tga – Fuorcla Starlera (2 ½ h) – Radons, 4 ½ h. 6. Etappe: Radons – Savognin 1 ¾ h oder auf dem Panoramaweg hinauf zum Sessellift Somtgant 1 ¼ h und sich genussvoll nach Savognin chauffieren lassen.
UNTERKÜNFTE Savognin: Reiche Auswahl, eine sympathische Adresse ist das Hotel Romana, Tel. 081/684 15 44. 1. Etappe: Chamonas d’Ela, Juli bis Oktober, nur an Wochenenden bewirtschaftet, immer offen, Tel. 078/878 98 41. 2. Etappe: Alp Flix/Tigias: Berghaus Piz Platta, Tel. 081/659 19 29, www.flix.ch 3. Etappe: Bivio: Mehrere Hotels, z.B. Hotel Solaria, Tel. 081/684 51 07. 4. Etappe: Val Faller: Ski-und Wanderhütte Piz Platta, bewirtschaftet Anfang Juli bis Mitte Oktober, Tel. 081/684 55 95. Wer in Juf Zwischenstation machen möchte: Pension Edelweiss, Tel. 081/667 11 34. 5. Etappe: Berghaus Radons, Tel. 081/659 10 10, www.radons.ch
MOORLANDSCHAFTEN Im Parc Ela befinden sich drei Moorlandschaften von nationaler Bedeutung: Alp Flix, Alp da Stierva und Val da Sett. Info: www.schatzinselalpflix.ch
KLETTERSTEIG Seit 2005 kann der Piz Mitgel (3159 m) über einen Klettersteig erobert werden. Die Route ist eigentlich nicht schwierig, wäre da nicht der kurze, aber kraftraubende Überhang kurz vor dem Ausstieg am Vorgipfel. Aufgrund des alpinen Geländes fällt die Einstufung in die Kategorie schwierig. Aufstieg von Plang la Curvanera (1844 m): 5 h.
PFERDETREKKING Der Reitstall Solaria in Bivio veranstaltet regelmässig Wochenendritte über den Septimerpass ins Bergell sowie auch Ausritte ins Val Faller oder zur Alp Flix. Info: www.hotelsolariabivio.ch
KARTE Parc Ela Wanderkarte 1:50'000, mit wertvollen Infos auf der Rückseite.
LITERATUR «Parc Ela», Peter Donatsch, Appenzeller Verlag 2007. «Parc Ela – Ein Wegweiser zu Natur und Kultur im Albulatal und Surses», Hansjürg Gredig, Ott-Verlag 2009.
WEGWEISER
welt soll sich in den Moorbiotopen verbergen. Das hat zumindest der vor einigen Jahren veranstaltete «Geo-Tag der Artenvielfalt» hervorgebracht. Damals katalogisierten Wissenschaftler aus aller Welt in nur 24 Stunden 2092 Arten, darunter auch bisher noch unbekannte Spezies. Die Stiftung «Schatzinsel Alp Flix» wurde daraufhin gegründet und ein kleines Forschungszentrum eingerichtet, das den Namen der damals entdeckten Dungmückenart Rhexoza flixella trägt. Wer zur richtigen Zeit kommt, kann den Experten bei ihren Studien zur Artenvielfalt im alpinen Raum über die Schulter schauen. Regelmässig finden Exkursionen statt. Wir begeistern uns an den wilden Orchideen, die sich von Ende Juni bis Anfang Juli in seltener Fülle präsentieren. Über den Kanonensattel zieht unsere Route zur Alp Natons. Wir genehmigen uns ein kühles Bier und kaufen würzigen Alpkäse als Proviant für die Berg-Picknicks der nächsten Tage. Tief drunten im Tal glitzert der Marmorera-Stausee, in dem einst ein ganzes Dorf verschwunden ist. Pünktlich zur Nachmittagszeit legen wir wieder unseren Turbogang ein. Doch die Gewitterwolken kennen kein Pardon und ergiessen sich, noch bevor wir den Etappenort Bivio erreichen. Durchnässt kommen wir am Hotel Solaria an. «Bun di» begrüsst uns Herr Torriani, der Gastwirt, auf Romanisch. Wie viele andere ist auch seine Familie einst aus dem Bergell umgesiedelt. In Bivio, dessen Name «Wegscheide» bedeu-
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BLACKLIGHT SOFTSHELL SHORTS UND LITE TEE KOMBINATION PEAK PERFORMANCE Die Kombination aus Softshell-Shorts und sportlichem Funktionsshirt bietet die richtigen Voraussetzungen für wechselhafte Frühsommertage. Die Bergsteiger-Shorts mit Stretch und Slim-Fit sowie das Shirt aus elastischer Polyester-Woll-Mischung sind strapazierfähig, bieten viel Bewegungsfreiheit und leichten Schutz vor Wind und Wetter. Sind aber so atmungsaktiv, dass die Kombination auch an heissen Tagen keine Schweissausbrüche verursacht. x Gewicht: Kombination Shirt 120 g/ Hose ca. 210 g x Preis: CHF Shirt 79.-/Hose 145.-
BLACKLIGHT 3S JACKET PEAK PERFORMANCE Die Gore-Tex Pro Hardshell-Jacke ist Teil der Peak Performance Black Light Kollektion. Das heisst: extrem leichtes Material, das robuste Qualität und einen zuverlässigen Schutz bietet. Der vorgeformte athletische Schnitt erlaubt hohe Bewegungsfreiheit in allen Situationen. Egal, ob Hochtour, Klettersteig, Wandern oder Eisklettern. Eine zuverlässige Wetterschutzjacke, die speziell für sportliche Touren mit gewichtsoptimiertem Material entwickelt wurde. x Gewicht: 430 g x Preis: CHF 509.-
WEGWEISER
ALPINE FLZ STOCK BLACK DIAMOND
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Der zusammenfaltbare Trekkingstock aus Aluminium ist mit einer raffinierten Technik ausgestattet: Durch leicht zu bedienende Klemmverschlüsse lässt sich die Stocklänge mit wenigen Handgriffen an das Gelände anpassen. Das oberste Segment ist um bis zu 20 Zentimeter verstellbar. Ein handlicher Griff aus Naturkork sorgt für guten Halt. Zusammengefaltet nur 40/42 Zentimeter gross – passt in jeden Rucksack und in das Handgepäck im Flieger.
tet, treffen die Pässe Julier und Septimer aufeinander. Torriani, der als Letzter in Bivio noch zu Hause zur Welt kam und vor seiner Zeit als Gastwirt als Bobfahrer in St. Moritz aktiv war, weiss viel zu erzählen: beispielsweise über abenteuerliche Pferdetrekkings, die er und seine Frau über den Septimer hinüber ins Bergell veranstalten.
Farbenvielfalt um den Piz Platta Im ersten Sonnenlicht streifen wir durch einsames Weideland hinauf zum Columban See. Als wir höher steigen, zeigt sich im Süden das vergletscherte Berninamassiv, davor der Lunghinpass. Hier liegt das Quellgebiet von drei Weltmeeren – die wichtigste Wasserscheide Europas. Nördlich zu Füssen liegt das Averstal mit Juf. Auf 2126 Metern über dem Meer ist Juf eine der am höchsten gelegenen Gemeinden Europas. Wir folgen dem Grat von der Fuorcla da la Valletta über den Stallerberg zu den Flüeseen. Traumhaft betten sich da mehrere übergrosse Naturbadewannen in den gletschergeschliffenen Fels. An der Fallerfurgga liegen noch Schneereste. Darüber steht gewaltig der Piz Platta. Seine starke Ausstrahlung lässt uns Pläne schmieden. Seine Besteigung gilt nicht als schwer. «Beim nächsten Mal stehen wir auf dem Gipfel», grinst meine Begleiterin, dann nimmt sie der Abstieg von der Fallerfurgga gefangen. Nicht, weil er so steil ist, sondern so farbig. Ein Kaleidoskop an Gesteinen leuchtet in der Sonne – Serpentine, Amphibolite, Grünschiefer und vieles mehr, von Ocker über Olivgrün bis Violett. Weiter unten gurgeln Bächlein, liegen üppige Alpwiesen, und kurz bevor das Val Bercla ins Val Faller einmündet, lässt sich plötzlich der Piz Mitgel blicken. Er verbindet sich mit dem Corn da Tinizong und mit dem Piz Ela zu einer imposanten Kalkmauer. Direkt vor uns wartet das verträumte Val Faller, in dem der archaische Weiler Tga mit einer rustikalen Wanderhütte liegt. Adolf, der Gastgeber, gibt uns die erste Lektion in Rätoromanisch. Tga, wie «Tscha» ausgesprochen, heisst nichts anderes als «Haus». «Arnoz», der Weiler etwas oberhalb, lässt sich mit «gehoben» übersetzen und Ela mit «Flügel» – fürwahr ein Park, der beflügelt.
x Gewicht: ca. 600–612 g/Paar x Preis: CHF 135.-
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Ein Felsendrama aus Türmen und Pfeilern begleitet auf dem Weg zum Orgels-Pass.
In der holzgetäfelten Stube wird unterm Hirschgeweih Feines aufgetischt. Adolf verrät auch, wo sich mit grosser Wahrscheinlichkeit ein paar Hirsche beobachten lassen. So pirschen wir uns nach dem Nachtessen noch an die Stelle heran und haben tatsächlich Glück, Wild zu sichten. Geheimnisvoll und mächtig erhebt sich als Kulisse der Piz Platta über der Fallerebene in den klaren Sternenhimmel. Am nächsten Morgen steigen wir das blumenreiche Tal gegen den Wyssberg auf.
Wieder so ein Kalkstock, der an die Dolomiten erinnert. Kein Mensch begegnet uns, nur Steinböcke und Gämsen. So muss auch Segantini die Landschaft erlebt haben. «Que Paradiso! Welch ein Paradies!» Erst im Weiler Radons treffen wir wieder auf die Zivilisation. Savognin ist nicht mehr weit, eigentlich schade, denn jetzt haben wir uns eingelaufen, und es könnte bis ans Ende der Welt gehen. TEXT UND FOTOS: IRIS KÜRSCHNER
Arktische Wunderwelt auf Skis – Grönland und Spitzbergen Genuss-Skitouren an der arktischen Ostküste über Fjorden, Eisbergen und Gletschern. Übernachtung in geheizten Häusern in Inuit-Siedlungen, Transfers mit Hundeschlitten 18.03. – 31.03.2016 / 14 Tage, Fr. 6450.–
Grönland – Karale Haute Route Ski-Expedition in fantastischer arktischer Bergwelt, wunderbare Stimmungen und Panoramen in klarem Licht. Gipfelbesteigungen mit herrlicher Fernsicht. 08.04. – 24.04.2016 / 17 Tage, Fr. 6950.–
Spitzbergen – Atomfjella
Spitzbergen – Oskar II-Land
Starke Kontraste zwischen weissen Schneegipfeln, riesigen Gletschern und tiefblauen Fjorden. GenussSkitouren. Wunderbares Erlebnis in arktischer Bergwelt. 22.05. – 05.06.2016 / 15 Tage, Fr. 5450.– Gerne informieren wir Sie ausführlich auf www.berg-welt.ch oder persönlich: berg-welt ag, 3612 Steffisburg Tel. 033 439 30 15, mail@berg-welt.ch
WEGWEISER
Grönland – Skitourenreise
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genussvolle berg-reisen weltweit
Skidurchquerung mit Zelt, Ski und Pulka im Hochgebirge von Spitzbergen, unterschiedlichste, atemberaubende, arktische Berglandschaften, zahlreiche Genuss-Skitouren. 24.04. – 08.05.2016 / 15 Tage, Fr. 6650.–
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GIPFELTREFFEN
Adolf Ogi: «Der Verzicht auf die Besteigung des Mont Blanc ist mir schwergefallen».
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«DER TOD GEHÖRT ZUM LEBEN, NICHT ZU DEN BERGEN!» Alt-Bundesrat Adolf Ogi stammt aus einer Bergführerfamilie und hätte am liebsten auch diesen Berufsweg eingeschlagen. Weshalb es nicht dazu kam, erklärt der 72-Jährige im Interview, in dem er auch über seine prägendsten Bergerlebnisse spricht.
Obwohl dies eine sehr anspruchsvolle Tour ist: Bevor auf der Route Eisenstangen montiert wurden, gab es über hundert Tote ... Ja, das stimmt. Aber ich war als Elfjähriger zum ersten Mal dort oben. Das war die erste grosse Herausforderung für mich. Mein Vater vermass im Auftrag der Universität Bern die Gletscher, darunter auch den Blüemlisalpgletscher. Mit einer Viererseilschaft überquerten wir damals das Blüemlisalphorn, die Wyssi Frau und das Morgenhorn. Der Abstieg war unglaublich eindrucksvoll: Die Wand war extrem steil und vereist, und ich hatte keine Steigeisen. Da schlug mein Vater drei Stunden lang so grosse Stufen ins Eis, dass ich als elfjähriger Bub fast darin verschwunden bin. Er wusste, wie gefährlich die Passage war. Die Eisenstangen wurden übrigens nicht nur zur Sicherung angebracht, sondern auch zur Orientierung. Man hat die Tendenz, am Grat zu bleiben, aber man muss mehr rechts ziehen. Sonst gerät man auf die Platten, die sehr abschüssig sind und auf denen sich Wassereis bildet. Dort sind viele ausgerutscht.
Auch der Mont Blanc stand bis vor Kurzem noch auf Ihrem Programm. Jetzt haben Sie ihn abgeschrieben. Ist Ihnen dieser Verzicht schwergefallen? Ja, sehr. Mein Vater hat mir mal den Unterschied zwischen Weisheit und Intelligenz erklärt. Dieser Entscheid fiel ins Kapitel Weisheit. Ein guter Freund von mir, ein Bergführer, hatte einen schweren Unfall am Mont Blanc. Zusammen mit dem Verlust meines Sohnes gab dies den Ausschlag, dieses Vorhaben zu überdenken, weniger Risiko einzugehen und meine Frau nicht weiter mit diesem Vorhaben zu belasten. Auch unsere Tochter ist Bergsteigerin. Aber meine Frau kommt nicht aus einer Bergsteigerfamilie. Und darauf möchte ich Rücksicht nehmen. Mit 70 waren Sie immerhin noch auf dem Allalinhorn. Ja, das war kein Problem und ist auch nicht schwierig. Ich wollte einfach noch mal auf einen Viertausender (lacht). Im selben Jahr habe ich mit meiner Tochter die Haute Route von Arolla nach Zermatt gemacht. Auch dabei ist mein Entscheid gereift, den Mont Blanc nicht mehr zu machen. Woher kommt Ihre Begeisterung für den Outdoor-Sport? Die ist in meinem Körper eingepfl anzt. Mein Vater war Förster, Bergführer, Skilehrer und Gemeindepräsident. Schon früh übten die Berge eine Anziehung auf mich aus. Sie sind für mich eine Kathedrale. Sie relativieren al-
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Herr Ogi, vor zwei Jahren sagten Sie, Sie wollten noch einmal das Blüemlisalphorn besteigen. Waren Sie schon oben? Adolf Ogi: Leider nicht. Ich wollte es letztes Jahr unbedingt tun, da ich von der Gemeinde Kandersteg zum 70. Geburtstag ein Gipfelkreuz mit einer Widmung geschenkt bekommen habe, aber das Wetter war einfach zu schlecht. Aber ich werde es nachholen – das schaffe ich noch! (lacht)
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«Ich wäre gerne Bergführer geworden.»
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Immer in der Tasche: ein Bergkristall.
les. Sie zeigen, wie klein wir und unsere Probleme sind. Die Berge waren da, bevor wir kamen, und werden noch da sein, wenn wir wieder weg sind. Die Liebe meines Vaters zu den Bergen hatte zwei Seiten. Als Bergführer hat er mich schon früh auf die Gipfel mitgenommen: mit elf aufs Blüemlisalphorn, mit 13 aufs Bietschhorn, mit 16 aufs Matterhorn. Aber er war auch Förster, musste in die Natur eingreifen. Da hat mich sein Wille beeindruckt. Unser Keller wurde damals mehrmals vom Wätterbach überflutet. Daraufhin hat mein Vater alles aufgeforstet und auch ich habe dort rund 200 Bäume gesetzt. Von da an sind wir nicht mehr überflutet worden. Ich habe die Wirkung der Taten meines Vaters am eigenen Leib erfahren. Und gelernt: Der Mensch kann, wenn er will. Mein Vater war immer ein Dienender. Das hat mich stark geprägt.
Bereuen Sie den Entscheid? Bereuen nicht, aber ich wäre schon gerne Bergführer geworden. Es lag einfach nicht drin, ich machte die Unteroffiziersschule, dann die Offiziersschule, die Skilehrer-Ausbildung, das Trainer-Lehramt. Die Bergführerausbildung hatte einfach keinen Platz.
Wollten Sie selber nie Bergführer werden? Doch! Ich war auch auf dem Weg dazu. Damals war ich Sekretär des Verkehrsvereins Meiringen-Haslital, war fit, bin viel geklettert in den Engelhörnern. Doch es kam anders. 1964, nach den Olympischen Winterspielen, herrschte im Schweizerischen Skiverband Katastrophenstimmung. Damals bot man mir einen Job an mit dem klaren Ziel, in Sapporo 1972 Medaillen zu holen. Ich habe mich dann für den Skiverband entschieden. Und das Schweizer Team gewann 1972 sieben Medaillen, darunter drei goldene.
Sie sagen, Berge helfen, Antworten zu finden. Wann war das für Sie der Fall? Wenn ich als Bundesrat müde war, ging ich ins Gasterental. Das ist mein Kraftort. Das Tal ist geblieben wie vor 300 oder 400 Jahren. Die Kander schlängelt sich unbegradigt durchs Tal, der Geltibach schiesst direkt aus dem Fels. Die Natur zeigt uns, dass sie stärker ist als wir. Sie führt uns unsere Bedeutungslosigkeit vor Augen.
Sind Sie eher ein Sommer- oder Wintersportler? Beides. Aber ich freue mich immer extrem auf den Winter. Langlaufen und Skifahren liebe ich, und in Kandersteg habe ich ideale Voraussetzungen dafür. Da kann ich zwei Stunden intensiv auf Ski stehen und nach der Talfahrt direkt zu meinem Haus fahren. Die Langlaufloipen sind bis abends um Zehn beleuchtet. Ich bin zudem schnell im Lötschental oder in Zermatt, wo meine Tochter ein Hotel führt.
Einmal haben Sie als Bundespräsident auch eine Bundesratssitzung zum Budget auf
«Die Natur zeigt uns, dass sie stärker ist.»
SPORT IM DIENST DES FRIEDENS Adolf Ogi (72) stammt aus Kandersteg und wohnt heute in Fraubrunnen und Kandersteg. 13 Jahre lang war er Direktor des Schweizerischen Skiverbandes (heute Swiss Ski), bevor er 1979 für die SVP in den Nationalrat gewählt wurde. Von 1988 bis 2000 war er Mitglied des Bundesrats, den er 1993 und 2000 präsidierte. Bis 1995 wirkte Ogi als Verkehrsminister. Im Jahr 2001 wurde er vom damaligen UNO-Generalsekretär Kofi Annan zum UNO-Sonderberater für «Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden» ernannt. Dieses Mandat gab er 2007 ab. Neben vielen anderen Ehrungen und Auszeichnungen erhielt er auch den Ehrendoktor-Titel der Universität Bern. Mit seiner Frau Katrin hat Ogi zwei Kinder, Mathias (verstorben 2009) und Caroline, die mit ihrem Mann in Zermatt das Hotel Walliserhof führt.
OGIS APPELL FÜR SCHNEESPORTLAGER
Welches war Ihr prägendstes OutdoorErlebnis? Als ich 1948 mit sechs Jahren mit meinem Vater auf die Bire stieg, den Kletterberg von Kandersteg. Mit dabei war Philip Frank, ein Belgier, etwa gleich alt wie ich. Er konnte kein Deutsch, ich weder Französisch noch Flämisch. Wir hingen den ganzen Tag am Seil meines Vaters, das Wetter schlug um, es war abenteuerlich, aber wir schafften es – gemeinsam. Als wir wieder im Tal waren, waren wir Freunde, und ich legte ich ihm spontan den Arm um die Schulter. Dieses Erlebnis gab mir die Öffnung, die ich auch später als Bundesrat immer wieder zeigen
Ein grosses Anliegen ist Adolf Ogi die Förderung der Schneesportlager in der Schweiz. «Erziehungsdirektion, Hotellerieund Skisportverbände, öV-Unternehmen und alle anderen wichtigen Player sollten miteinander eine grosse Aktion starten, um diese Lager zu fördern.» Denn Skifahren gehöre zu unserer Kultur und fördere den Austausch unter den Kindern der verschiedenen Sprachregionen. «Es ist wichtig, dass Kinder von den elektronischen Geräten wegkommen und dass auch Secondos den Zugang zum Schneesport finden.» Mit seiner Stiftung «Freude herrscht» hat Ogi als Signal der Gemeinde Walkringen bereits zum dritten Mal die Durchführung eines Schneesportlagers ermöglicht.
konnte. Wir hatten eine andere Sprache und Kultur, das Erlebnis schweisste uns aber zusammen. Noch heute hab ich viele Freunde aus dieser Zeit. Die Outdoor-Branche hat sich stark gewandelt. Welche Veränderungen sind für Sie am einschneidendsten? Die Entwicklung der Ausrüstung und der gestiegene Komfort in den SAC-Hütten. In den Hütten gab es früher sehr wenig zu essen. Man musste alles mittragen. Als wir nach der Offiziersschule zu viert, unter anderem auch mit Franz Steinegger, die Haute Route machten, mussten wir zwischendurch absteigen, um wieder Proviant zu kaufen. Durch die Spezialisierung gibt es im Alpinismus zudem immer mehr Sportarten.
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dem Schilthorn angeordnet, um eine Einigung zu erzielen. Ja, denn mein Credo ist: Wenn man ein Problem hat, sollte man auf einen Berg steigen, etwas zum Essen mitnehmen, und erst wieder runterkommen, wenn es gelöst ist. Das hab ich auch im Bundesrat vorgeschlagen. Nach 50 Minuten Sitzung auf dem Schilthorn schickte ich die Bundesräte raus. Die Nacht schlich herein, die Lichter gingen an, man sah den Männlichen, die Eiger-Nordwand, den Thunersee. Auf einmal wurden alle zu Lämmchen. Die Natur berührte jeden von uns. So konnten wir das Budget friedlich beschliessen. Im Folgejahr, 2001, hat der Bund dann 6,5 Milliarden Franken Überschuss gemacht. (lacht)
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an der Kander stellte er seinen Rucksack ab und ich bekam ein bisschen Kondensmilch, die er mir aufgespart hatte. Danach sind wir nach Hause gegangen. Dann kam ein Telefon: wieder zwei Verunglückte. Mein Vater musste sich erneut anziehen und mit der Lampe raus in die Nacht. An Sonntagen hatte ich immer Angst und betete, wenn er fortmusste. Er selber hat nie geflucht. Es ging ja um Menschen, und der Vater wollte helfen.
In Bern immer noch ein gern gesehener Gast: Ex-Bundesrat Adolf Ogi.
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Haben Sie einen Lieblingsausrüstungsgegenstand? Meinen Pickel. Bevor die leichten Pickel aufkamen, gab es den Schild-Pickel aus Kandersteg und den Bhend-Pickel aus Grindelwald. Beide Produzenten kannte ich persönlich. Ich habe gesehen, wie die Pickel hergestellt wurden.
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In den Bergen haben Sie auch intensive Erfahrungen mit dem Tod gemacht. Als 16-Jähriger halfen Sie, einen Toten zu bergen. Es ging um die Bergung zweier Brüder. Der eine lag zerschmettert in der Tiefe, wir mussten ihn vier Stunden ins Gasterental hinuntertragen. Der andere hatte überlebt. Das hat mich ins Grübeln gebracht: Warum ist der eine Bruder tot und der andere hat überlebt? Ist das Zufall? Schicksal? Damals hab ich gespürt, wie vergänglich auch ein junges Leben sein kann. Die Natur wirft uns immer wieder zurück: auf uns selbst. Auch Ihr Onkel, ebenfalls ein Bergführer, ist tödlich verunglückt. Ja, und auch der Sohn meines Cousins. Beim Tod meines Onkels am Breithorn war ich noch ein Kleinkind. Aber ich bekam natürlich mit, wie das meinen Vater bewegte. Als Bub holte ich den Vater nach seinen Bergtouren immer am Bahnhof ab. Bei der ersten Bank
Gehört der Tod in den Bergen dazu? Er gehört nicht zu den Bergen, er gehört zum Leben. Man darf ihn nicht den Bergen zuschreiben. Einmal kommt er. Das muss man akzeptieren. 2009 ist Ihr Sohn an Krebs gestorben. Gelingt es, ein solches Erlebnis zu akzeptieren? Nein, das wird nie ganz gelingen. Es ist die fundamentalste Erschütterung, die wir als Vater und Mutter machen mussten. Man bleibt fragend, suchend und nicht findend. Ich habe mich damals zwei Jahre zurückgezogen, meine Frau fast vier. Jetzt versuchen wir, uns die schönen Erlebnisse mit Mathias vor Augen zu halten. Gerade gestern fand meine Frau Katrin Zeichnungen von ihm. Auch heute bekommen wir noch täglich Briefe. Aber wir möchten das jetzt abschliessen. Dabei ist mir wichtig, festzuhalten, dass meine Frau und ich nicht die einzigen sind, die den Tod eines Kindes erleben mussten. Früher schenkten Sie wichtigen Personen einen Bergkristall. Tragen Sie einen in der Tasche? Selbstverständlich (packt einen Rauchkristall aus). Ich glaube daran. Seine Entstehung brauchte zwei Millionen Jahre, ich lebe vielleicht 80 oder 90 Jahre. Das relativiert alles. Ich habe nur den Leuten einen geschenkt, die ich wirklich schätzte. George Bush etwa bekam keinen, weil er den Irak-Krieg begonnen hat. Der Papst bekam einen, alle damaligen Bundesräte auch. Und natürlich Kofi Annan – den treffe ich übrigens gleich zum Mittagessen. INTERVIEW: MIA HOFMANN UND THORSTEN KALETSCH FOTOS: MANU FRIEDERICH
05:21, ICELAND / Linn Asplund and henrik windstedt in the vapor jacket and vapor shorts #catchmagichour
HOCHGENUSS
Im Sommer duftet es im Valposchiavo nach frischen Kr채utern.
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FEINSCHMECKERTAL Im südöstlichsten Zipfel Graubündens, jenseits des Berninapasses, liegt das Valposchiavo verborgen. Hier können Feinschmecker auf Schatzsuche gehen. Kulinarische Kostbarkeiten verschiedenster Art werden in Handarbeit produziert. Das Motto: 100 Prozent Valposchiavo.
Kräuterkunst für Magen, Nase und Augen Wer zur richtigen Jahreszeit – gegen Ende Juli – ins Valposchiavo kommt, den empfangen blühende und duftende Felder, bepfl anzt mit diversen Sorten von Minze, Melisse, Thymian, Lavendel, Salbei, Malve, Kamille, Frauenmantel, Ringelblumen und viele mehr. In nahezu direkter Nachbarschaft liefern die Bio-Betriebe von Raselli Erboristeria
Biologica und Al Canton feinste Kräuterteemischungen für die Schweiz und weit darüber hinaus. Reto Raselli – fülliger Schnauzer, volles dunkles Haar, leicht ergraute Schläfen, prüfender Blick – ist Bio-Kräuterbauer der ersten Stunde. 1981 hat er angefangen, seit über 20 Jahren beliefert er Coop, seit über 30 Jahren zählt Kräuterbonbonhersteller Ricola zu seinen Kunden. «Nebenbei» ist er noch Landwirt, hält Mutterkühe, Schweine, Hühner, Esel und Pferde, ebenfalls im Bio-Betrieb. Seine Leidenschaft aber sind die Kräuter. Das merkt man, wenn Reto Raselli über seine Produkte erzählt und sich dabei regelmässig über den gepflegten Schnauzbart fährt. «Ich bin überzeugt, dass Bio die Zukunft der Landwirtschaft in der Schweiz und in Europa ist», sagt er, gefolgt von einem spitzbübischen Grinsen. Vom Anbau bis zur Verpackung, alles geschieht hier vor Ort. In einer alten Postpferde-Station werden die Raselli-Kräuter getrocknet, 48 Stunden bei 40 Grad, so bleiben Geschmack und Struktur bestmöglich erhalten. Eine Spezialmühle
Reto Raselli baut 27 verschiedene Pfl anzen an. Viele davon landen in schmackhaften Bio-Teesorten.
HOCHGENUSS
Kommen sie von Westen, drehen die meisten Besucher am Berninapass um. Und von Stilfser Joch und Bormio herunterrollend, fahren sie weiter nach Süden in Richtung Comer See. Dabei verpassen sie eine echte alpine Perle, ein fast verstecktes Tal, in dem sowohl Bergsportler als auch Genussmenschen voll auf ihre Kosten kommen. Die Bewohner des Valposchiavo – lombardisch Puschlav – haben sich darauf spezialisiert, ihren Besuchern aussergewöhnliche Erlebnisse für Gaumen und Magen zu kredenzen. Auf den 1750 Höhenmetern, die das Tal auf knapp 25 Kilometern Länge vom Berninapass bis zum schweizerisch-italienischen Grenzort Campocologno «verliert», zeigen Lebensmittelkünstler verschiedener Gattungen, dass sie ihr Handwerk bestens beherrschen. Käse, Kräuter, Wurst, Trockenfleisch, Pizzoccheri, Tee – man sollte nur nicht vergessen, die aufgenommenen Kalorien in der atemberaubend schönen Berglandschaft des Puschlav auf ausgedehnten Wanderungen wieder zu «verbrennen».
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Herzblut-Käser Tony Giacomelli mit seinem «Supertony».
HOCHGENUSS
In der Macelleria Scalino kredenzt der Chef feinste Bündner Wurstund Trockenfleischspezialitäten.
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trennt Blätter und Stängel, die Ausbeute fliesst in grosse graue Kisten. Circa 35‘000 Teebeutel in Pyramidenform werden mit dem Inhalt einer solchen Kiste befüllt. Auf ihnen stehen Namen wie Pfefferminze, Orangenminze, Apfelminze, Melissenkraut, Zitronenkraut, Salbei und Spitzwegerich – insgesamt 27 verschiedene Pfl anzen baut Raselli an. In der gesamten Halle hängt ein wohlriechendes Aroma in der Luft, im Nebenraum lagern in Trocknungsschränken Blüten für die blumige Optik im Teebeutel. Man bekommt unweigerlich Lust auf eine grosse Tasse dampfenden Kräutertees. Ein paar Felder weiter steht Rasellis Logistikzentrum. Im Obergeschoss verarbeitet eine Hightech-Maschine Teekräutermischungen, Netzstoff, Fäden, Papier-Label und Verpackungsrohlinge in Sekundenschnelle zu Teebeuteln, akkurat einsortiert in verkaufsfertige 20er-Schachteln. Auf ihnen wirbt seine Nichte Evelina Raselli, Mitglied der Eishockey-Nationalmannschaft und Bronzemedaillen-Gewinnerin bei den Olympischen Spielen in Sochi, für die Bekömmlichkeit der Produkte ihres Onkels. Ein Stockwerk tiefer stehen sie zur Abholung bereit, die Zigtausender-Einheiten von Familientee, Morgentee, Abendtee, Nach-der-Mahlzeit-Tee, Silhouettentee und viele mehr. Auch bio, aber mit einer spürbar anderen Philosophie bewirtschaftet die fünfköpfige Familie Zanetti-Lazzarini ihren Betrieb Al Canton. Neben dem Kräuteranbau sind sie Pferdezüchter, ihre Herde bildet mittlerweile die grösste reine Berberzucht im
deutschsprachigen Raum. Claudia Lazzarini träumt nicht nur von einer besseren Welt, sie arbeitet mit Hochdruck selbst daran – eigentlich seit ihrer Kindheit: «Ich habe in der Grundschule gelernt, dass es nur einen Planeten Erde gibt, das habe ich dem Lehrer geglaubt – und dadurch schon immer irgendwie ‹bio› gelebt.» Nach einem Juraabschluss, einer Hebammen- und einer Reittherapeutenausbildung scheint die drahtige Frau mit dem herzlichen Lachen nun ihre Bestimmung gefunden zu haben. Ihr Bio-Ansatz ist ganzheitlich, quasi von der Erde bis zurück zur Erde. Der Pferdemist wird im Wendeverfahren kompostiert und dadurch mit Sauerstoff angereichert. So können aerobe Mikroorganismen den Dung in nur sechs Wochen zu feinster Düngeerde verarbeiten. Ihre Felder decken sie mit Planen mit Ausschnittlöchern für die Pfl anzen ab, sodass der Abbau von Humus durch Erosion verhindert wird. Traktoreinsätze werden so zwar verhindert, doch der Boden federt wie in einer guten Sporthalle. Insgesamt werden im Betrieb Al Canton 30 Sorten an Geschmacks- und Blütenpfl anzen angebaut. Ihre Diplomarbeit hat Claudia Lazzarini über den Einsatz von Kräutern bei südamerikanischen Hebammen geschrieben, dadurch hat sie sehr viel Wissen über die nicht nur geschmacklich wertvolle, sondern auch heilsame Wirkung der einzelnen Pfl anzen. Sie ist keine Esoterikerin, aber überzeugt, «dass ein Produkt auch eine ‹innere Qualität› haben muss. Dazu gehört auch Gewissen und ein gutes Gefühl.»
Im Speisesaal «Leonardo Da Vinci» der Stazione della Posta La Rösa werden von Landfrauen und Gourmetköchen regionale Köstlichkeiten aus dem Holzofen serviert.
INFORMATIONEN ZU DEN VERSCHIEDENEN STATIONEN BIO-KRÄUTER-PRODUKTION Al Canton, Tel. 081 834 63 12, info@al-canton.ch, www.al-canton.ch Raselli Erboristeria Biologica, Tel. 081 844 08 14, info@bioraselli.ch, www.bioraselli.ch
KÄSEREIEN Caseificio Valposchiavo, Tel. 081 844 01 89, info@caseificio.ch, www.caseificio.ch Ziegenkäseherstellung Luca Compagnoni (Bezug u.a. über La Rösa)
METZGEREI Lo Scalino, Tel. 081 844 02 67, www.scalino.ch
KULINARISCHES
Für das gute Gefühl hat das Valposchiavo vieles zu bieten. Erholung auf höchstem Niveau und mit zugleich vermeintlich einfachsten Mitteln erfahren Gäste der Stazione della Posta La Rösa. Die 250 Jahre alte ehemalige Säumer-Raststation wurde zwar komplett renoviert, in ihrem Stil aber weitgehend im Originalzustand erhalten. Gebettet wird man auf echten Rosshaarmatratzen und -kissen, gebadet in grossen Kupferzubern und «abgespiesen» an einem langen rustikalen Holztisch in der urigen Küche mit Holzofen und reich gedeckter Frühstückstafel. Gemeinsam mit den anderen Gästen, so sieht es das Hotelkonzept vor. Zum Nachtessen geht es freilich mondäner zu. Hausköchin Elena, andere Landfrauen aus der Region oder immer öfter auch Schweizer Gourmets servieren im Sala da pranzo «Leonardo Da Vinci» oder in einer der historischen Stuben feinste Vier-Gänge-Menüs der Bündner Küche mit lokalen Zutaten. Käse, Frischkäse und Ziegenfleisch kommen vom Betrieb von Luca Compagnoni, der das Käsen von seinem Grossvater gelernt hat. Gemeinsam mit seinem Vater Andrea führt er in Poschiavo einen Betrieb mit 300 Milchziegen. 600 Liter Ziegenmilch verwandelt der Jungbauer jeden zweiten Tag in der hofeigenen Käserei in 60 Kilogramm herzhaft würzige Laibe. Das besondere Aroma verleihen dem Käse die Gräser und Kräuter, die die Tiere über den Sommer auf den Alpwiesen verzehren.
ÜBERNACHTUNG Stazione della Posta La Rösa, Tel. 081 832 60 51, mail@larosa.ch, www.larosa.ch Hotel Le Prese, Tel. 081 839 12 00, info@hotel-le-prese.com, www.hotel-le-prese.com
ALLGEMEINE INFORMATIONEN Ente Turistico Valposchiavo, Tel. 081 844 05 71, www.valposchiavo.ch
HOCHGENUSS
Köstliches aus Puschlaver Milch
Agriturismo Miravalle, Tel. 081 846 55 22, info@miravalle.ch, www.miravalle.ch
27 Luca Compagnoni und sein Vater Andrea wollen die Leidenschaft für Milchziegenwirtschaft auch an die nächste Generation weitergeben.
HOCHGENUSS
48 Stunden müssen die Blüten in Rasellis Trockenschrank verweilen. Dann werden sie als Farbtupfer in den Kräuterteesorten verarbeitet.
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Eine Region – viele Lebensmittelkünstler
dem Gütesiegel «Presidio Slow Food». Die Macelleria Scalino zum Beispiel ist weit über die Bündner Grenzen hinaus bekannt für ihre hausgemachte Bio-Schweinepastete Furmagin Da Cion. Und nicht nur dafür: Salami von Pferd, Hirsch, Ziege, Esel, Wildschwein, Rind und Schwein – natürlich alles im Naturdarm, dazu Trockenfleisch- und Schinkenspezialitäten. Wer ein komplettes GaumenArrangement der heimischen Produktpalette geniessen möchte, dem sei ein Besuch beim Agriturismo Miravalle der Familie Migliacci-Compagnoni empfohlen. Ein bisschen wie Speisen bei Mama – ohne Schnörkel, dafür mit viel Geschmack. Fast noch besser als bei Mama ist es bei Maria Grazia. Die Wildkräuterköchin aus dem Ort Poschiavo, die auch regelmässig in der Stazione della Posta La Rösa auf dem Holzofen aufkocht, kennt die Pfl anzen der Region wie ein Lexikon. Sie gibt gerne ihr Wissen weiter und freut sich über Begleitung, wenn sie loszieht und die natürlich gewachsenen Geschmacksverstärker auf den Alpwiesen einsammelt. Nicht nur die Zunge, auch das Auge kommen bei einem von ihr zubereiteten Menü voll auf ihre Kosten: blumig leuchtende Aufstriche, serviert auf natürlich eingefärbtem Brot, dazu Risotto mit Steinpilzen und Wildkräutern und zum Nachtisch ein tiefgrüner Löwenzahnkuchen. Wie gesagt – man sollte nur darauf achten, die aufgenommenen Kalorien auch wieder zu verbrauchen. Doch auch dazu gibt es auf den Wanderwegen im Valposchiavo reichlich Gelegenheit.
Das Valposchiavo bietet mehr als Kräuter und Käse. Vieles davon wurde ausgezeichnet mit
TEXT: MORITZ BECHER FOTOS: MORITZ BECHER, ZVG
Eine Nummer grösser ist der Caseificio Valposchiavo angelegt. 2012 wurden die beiden Käsereien von Poschiavo und San Carlo fusioniert, die Gemeinden investierten in eine neue Bio-Produktion mit modernstem Standard. Eine Million Liter Milch verarbeitet der Caseificio pro Jahr, mehr als das Valposchiavo liefern kann. Deshalb wird auch Bio-Milch aus dem Bergell hierher gebracht. Die Seele des Betriebs ist Antonio «Tony» Giacomelli. 1976 hat er als 14-Jähriger das Käser-Handwerk erlernt, 1990 kam er mit eigenen Rezepten in San Carlo an. Geplant war ein Aufenthalt von zwei Wochen – geblieben ist er bis heute. Sechs Tage pro Woche arbeitet Tony, der ursprünglich aus Grosio im Veltlin kommt, in der Produktion. Arbeitsbeginn ist zwischen zwei und drei Uhr morgens, um elf Uhr vormittags hat er sein Tagwerk vollbracht. Mit einer Spezialmaschine kann der Chefkäser alleine 60 Laibe in nur fünf Minuten in Form bringen, circa 350 Kilogramm bester Bio-Käse sind die Tagesausbeute. Zehn bis zwölf verschiedene Voll-, Halb- und Viertelfett-Sorten führt der Caseificio im Sortiment, neben Joghurt, Milch und Ricotta. Auf eine Sorte ist Meister Tony besonders stolz: eine mit Rahm verfeinerte Rezeptur, die dadurch besonders geschmackvoll ist. Getauft hat er sie auf den standesgemässen Namen «Supertony» …
Keb Jacket
Keb Trousers
Novel Awards 2012
Product of the Year
Keb
FÜR DIE HÖHEPUNKTE DEINES OUTDOORLEBENS Die hochfunktionellen OutdoorKleidungsstücke der Keb-Reihe wurden für den Einsatz auf anspruchsvollen Touren in schwierigem Gelände entwickelt, bei denen es auf Bewegungsfreiheit, Strapazierfähigkeit und Schutz ankommt. Die bis ins kleinste Detail durchdachten Schnitte und die bewusst scheuerarm platzierten Nähte runden Design und Funktionalität ab. Die Inspirationsquelle dieser Kollektion ist der Kebnekaise, der höchste Berg Schwedens.
Weitere Informationen findest du unter: www.fjallraven.de
EXPERT
Rund 60'000 Fasern aus Polyamid, jeweils halb so dick wie ein menschliches Haar, machen den Fels zum Spielplatz f端r Kletterer.
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STRANG DES LEBENS Grenzen ausloten, neue Gipfel erreichen, Abenteuer erleben: Gut gesichert, eröffnen Kletterseile Bergerlebnisse am Limit. Bächli-Seilexperte Matthias Schmid verrät, was moderne Hochleistungsseile können und welches Seil das richtige ist. die Erde reicht. In mehreren Schritten werden die Härchen verzwirnt, also aufgedreht. Diese Spiralen erzeugen eine Vorspannung, vergleichbar mit einer Sprungfeder. Entscheidende Dehnfähigkeit bringt aber erst der nächste Arbeitsschritt: Das Rohmaterial wird in einer Art überdimensionalem Dampfkochtopf geschrumpft. Temperatur, Feuchtigkeit und Luftdruck lassen die Kunstfaser-Bestandteile eingehen wie einen Wollpulli im Kochwaschgang. Die Zwirne ziehen sich dabei etwa auf ein Drittel ihrer Länge zusammen. «So viel das Material zusammenschrumpft, so viel kann es sich auch wieder ausdehnen», erklärt Martin Schlemmer, Seilentwickler bei Edelrid.
EXPERT
Edelrid/Christian Pfanzelt
Instinktiv wehren sich Kopf und Körper gegen diese Situationen: Der Zug über die letzte Zwischensicherung beim Klettern ruft ein Kribbeln hervor, ebenso der Schritt auf die Schneebrücke über eine Gletscherspalte. Fliegen ist eben nicht die bevorzugte Fortbewegungsart des Homo sapiens. Dennoch: Gerade beim Sportklettern gehören Stürze zum Alltag. Meistens gehen sie glimpflich aus – dank fast 60'000 feinen Fasern. Die sind jeweils halb so dick wie ein menschliches Haar und werden Schritt für Schritt zum fertigen Seil verflochten. Aber welches Modell ist das richtige? Die Auswahl ist verwirrend gross. «Ich kann nicht ein Seil für alles verwenden. Man muss sich vor dem Kauf klar werden, wo der Schwerpunkt liegen soll», sagt Matthias Schmid, Seilexperte bei Bächli Bergsport. Vom robusten Einfachseil, das täglich in der Kletterhalle durch Karabiner läuft, über Ultraleicht-Seile, die den Rucksack abspecken, bis hin zu Doppelseilen, die alpinistische Abenteuer mit grösstmöglicher Sicherheit in wilden Wänden ermöglichen. All diesen Seilarten gemein ist die grundlegende Funktionsweise. «Dynamik» heisst das Zauberwort. Um die zu verstehen, werfen wir einen Blick ins Innenleben: Kletterseile dehnen sich bei einem Sturz und nehmen dadurch Energie auf. Rund 58'500 Polyamid-Filamente strecken sich, wenn sich das Seil beim Sturz spannt. Einzeln kann man sie mit der Hand zerreissen, doch gemeinsam sind sie stark. Die zusammengeknüpften Fasern von zehn 70-Meter-Seilen würden einen Strang bilden, der einmal um
31 Rund 40 Mantelgarne werden auf der Flechtmaschine paarweise um den Mantel gelegt – der formgebende Schritt zum Bergseil.
Edelrid
Schrumpfkur im Autoklaven: Eine ausgeklügelte Behandlung gibt den Rohmaterialien die entscheidende Dynamik.
Seitenwechsel: Beim Einbinden immer wieder die Seilenden tauschen, das gibt dem Seil Erholungspausen und sorgt für gleichmässige Abnutzung. Ein Extraseil für die Halle (ca. 40–50 m) schont den langen Draussen-Strick. Krangelstopp: Um lästiges Verdrehen auszuschalten das Seil nach dem Klettern einer Route hin und wieder durch den Umlenker ziehen.
Trockenhaube
Matthias Schmid, Produktmanager Hartwaren bei Bächli Bergsport, erklärt, worauf es bei Pflege und Handling von Kletterseilen ankommt. Transporthülle: Ein Seilsack schützt vor Schmutz und verlängert die Lebensdauer. Putzteufel: Dreckige Seile sind nicht nur unangenehm, Schmutzpartikel erhöhen auch die Abnutzung. Wie kleine Steinchen reiben sie im Inneren an den tragenden Fasern. Eine schonende Handwäsche in lauwarmem Wasser mit mildem Synthetik-Waschmittel hilft (Herstellerhinweise beachten). Tipp: Enden miteinander verknoten. Das Seil im Schatten auslegen (nicht aufhängen) und gut trocknen lassen.
EXPERT
Meilenstein der Seilentwicklung: Ein schützender Mantel umgibt die tragenden Kerneinlagen.
Diese Schrumpfbehandlung durchlaufen sogenannte Kerneinlagen, die später das Innere des Seils bilden, und die Mantelgarne. Die beiden Komponenten werden auf einer Flechtmaschine miteinander vereint. Ein schützender Mantel umgibt den tragenden Kern. Diese Kern-Mantel-Konstruktion ist die Grundlage für alle modernen Seile. UV-Strahlen und mechanische Einflüsse werden durch den Mantel von den tragenden Fasern abgehalten. Auch gegen den grössten Feind der Seile, die scharfe Felskante, bietet er einen ersten Schutz. Unter normalen Umständen kann ein Kletterseil kaum reissen. In Ausnahmefällen ist eine gefährliche Beschädigung bis hin zum Riss dennoch möglich. «Wenn man mit Doppelseilen unterwegs ist, ist die Gefahr bei Scharfkantenstürzen oder auch bei Steinschlag deutlich reduziert», sagt Schmid. Fernab von normgeprüften Kletterhallen und bestens abgesicherten Klettergärten bieten Halb- und Zwillingsseile grösstmögliche Sicherheit.
SEILPFLEGE – FÜR EIN LANGES LEBEN
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Edelrid/Christian Pfanzelt
Lagerung: Seile nicht dauerhaft im Auto aufbewahren. Hier machen Temperaturschwankungen oder sogar chemische Einflüsse (z. B. durch die Autobatterie) dem Seil unnötig zu schaffen und können ihm sogar gefährlich schaden. Optimale Lagerbedingungen: dunkel, trocken und kühl, am besten im Seilsack. Innere Werte: Fangstoss, statische Dehnung und Sturzzahl – Aufklärung über die Kennzahlen des Seils und weitere nützliche Tipps geben die Seilfibeln von Edelrid und Mammut:
Bei alpinen Projekten setzen wir unsere Ausrüstung zudem Wind, Wetter, Eis und Schnee aus. Durchnässte Seile verlieren drastisch an Festigkeit und lassen sich nur sehr schlecht handhaben. Vor allem beim Eisklettern und auf Gletschertouren ist deshalb eine Imprägnierung unerlässlich. Seit diesem Jahr gibt es den UIAAStandard für wasserabweisende Seile. Dadurch sind die Produkte verschiedener Hersteller bezüglich ihrer Wasseraufnah-
Edelrid
DAS PASSENDE SEIL EINFACHSEIL
Mammut Archiv
Der Klassiker. Klettern in der Halle oder am Fels. Im Handling unkompliziert, ermöglicht es doch eine Vielzahl von lohnenden Routen.
STERLING ION R 9.4 MILLIMETER
Schlankheitskur Die Innovationsschübe der Seilindustrie haben in den letzten Jahren vor allem den Durchmesser schmelzen lassen: immer dünner, immer leichter. Der Rekord für ein Einfachseil liegt im Moment bei 8,5 Millimetern, das Normalmass zwischen 9,4 und 9,8. «Wenn der Durchmesser zu gering wird, muss man vorsichtig sein», sagt Schmid. Je dünner das Seil, desto mehr Erfahrung und Wissen sind nötig. Falsch angewendet, können die dünnen Stricke zum Unfallrisiko werden. Ein zum Durchmesser passendes Sicherungsgerät ist Pflicht. «Als Anfänger hat man mehr Spass, wenn das Seil eine gewisse Dicke hat und dadurch auch mehr Vertrauen ausstrahlt. Dann ist auch das Handling unproblematischer», fügt Schmid hinzu. In Summe profitieren alle Bergsportler vom Schlankheitstrend: Ob auf Hochtouren, in Mehrseillängen-Touren oder auf dem Weg zum Klettergarten: Ein Kilo weniger im Rucksack zaubert jedem ein Lächeln auf die Lippen.
ZWILLINGSSEIL
Mammut Archiv
Oft in schwierigen Mehrseillängen-Sportkletterrouten verwendet, in denen zum Schluss abgeseilt werden muss. Beim Klettern müssen zwei Zwillingsseile immer im Doppelstrang, also parallel nebeneinander, benutzt werden. Das bringt im alpinen Gelände Sicherheitsreserven: Wird ein Seil beschädigt - z. B. durch Steinschlag oder eine scharfe Felskante -, kann der zweite Strang einen Absturz verhindern.
MAMMUT «TWILIGHT DRY SD 7.5» x Gewicht: 38g/m x Preis: CHF 159.-/50 m
HALBSEIL Die Normanforderungen an Halbseile sowie Durchmesser und Gewicht liegen zwischen denen von Einfach- und Zwillingsseilen. Auch sie müssen beim Klettern im Doppelpack verwendet werden. Allerdings können die Stränge einzeln in Zwischensicherungen eingehängt werden. Das kann Seilreibung und Scharfkantenbelastung vermindern. Auf Gletschertouren kann ein Halbseil auch einzeln verwendet werden.
Mammut Archiv
me vergleichbar. «Wir sind der Überzeugung, dass man auch in der Kletterhalle mit einer Imprägnierung länger Freude an seinem Seil hat», sagt Schmid. «Deshalb verkaufen wir fast nur noch entsprechend behandelte Modelle. Die Imprägnierung schützt auch vor Schmutz und verlängert so die Lebensdauer.» Denn Schmutzpartikel, die ins Seilinnere gelangen, reiben bei jeder Bewegung an den Polyamid-Fasern – und sind damit im wahren Wortsinn Sand im Getriebe.
x Gewicht: 57g/m x Preis: CHF 269.-/60 m
EDELRID «APUS SD 7.9» x Gewicht: 42g/m x Preis: CHF 162.-/50 m
DREIFACH-ZERTIFIZIERUNG Viele dünne Einfachseile erfüllen inzwischen alle drei Normen, sind also Einfach-, Halb- und Zwillingsseil zugleich. In Doppelseiltechnik oder einfach auf dem Gletscher eingesetzt, geben sie ein deutliches Plus an Sicherheit, verglichen mit Halbseilen. Das Mehrgewicht hält sich in Grenzen.
BEAL «OPERA UNICORE SD 8.5» Das derzeit dünnste und leichteste Einfachseil am Markt. x Gewicht: 48g/m x Preis: CHF 225.-/50 m
EXPERT
Seil im Seil: Bei sehr dünnen Seilen werden die Kerneinlagen im Inneren verflochten (links im Bild). Das verbessert die Dynamik bei weniger Materialeinsatz.
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Das richtige Seil am richtigen Fleck: In Schnee und Eis ist eine Imprägnierung wichtig. Doppelseiltechnik gibt zusätzliche Sicherheit.
SEILSPEZIALITÄTEN Für besondere Einsatzzwecke werden mittlerweile hoch spezialisierte Seile hergestellt.
TROCKENHAUT Kern und Mantel sind separat imprägniert, damit erfüllt das Seil den «UIAA Water Repellent Standard». Perfekt für den Einsatz in Schnee, Eis und bei Nässe.
EXPERT
Thomas Senf/Mammut
MAMMUT «INFINITY DRY SD 9.5»
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Eine Einschränkung muss man bei den Leichtgewichten allerdings in Kauf nehmen: Je dünner das Seil, desto geringer ist in der Regel der Mantelanteil. Das verkürzt die Lebensdauer. Wer zum Austüfteln einer Route oft im Seil sitzt oder stürzt, sollte also auf einen hohen Mantelanteil achten. Ebenso, wer viel im Toprope klettert. Aber warum muss ein Seil überhaupt ausgesondert werden, wenn es äusserlich noch tadellos scheint? Wieder der Blick ins Innenleben: Nach einer hohen Belastung, bspw. einem Sturz, ziehen sich Fasern und Strukturen aus der Dehnung wieder zusammen. Sie erreichen aber nicht ganz ihren Ursprungszustand, die Dynamik nimmt ab. Bei Stürzen, wie sie in der Praxis vorkommen, ist die Verformung minimal. Sie summiert sich aber im Laufe der Zeit, und die Dehnfähigkeit nimmt ab. Das Seil ist also ein Gebrauchsgegenstand, der regelmässig ausgetauscht werden muss. Übrigens: Auch wenn das Seil nur im Schrank liegt, altern die Kunststofffasern. Nach spätestens zehn Jahren sollte auch ein ungenutzter Strick ausgesondert werden. Je intensiver man das Seil beansprucht, desto stärker der Verschleiss. Wer jede Woche intensiv am Fels klettert, sollte sein Seil nicht länger als ein Jahr nutzen, so die Faustregel. Detaillierte Infos zur Haltbarkeit von Seilen in den BächliPflegehinweisen.
x Gewicht: 58g/m x Preis: CHF 225.-/60 m
MODERNER MISCHLING Reepschnüre zum Nachziehen von Material oder zum Abseilen in Kombination mit einem Einfachseil liegen im Trend. Durch einen innovativen Materialmix hat Edelrid eine dynamische Sicherheitsreserve in die neue Rap Line integriert – im Notfall hält die Leine einer Sturzbelastung stand.
EDELRID «RAP LINE II 6.5» x Gewicht: 25g/m x Preis: CHF 3.40/m
SPÜRBAR SICHER Durchrutschende Seilenden sind eine der häufigsten Unfallursachen. Haptische Mittel- und Endmarkierungen erhöhen die Sicherheit: Beim Seilausgeben oder Abseilen spürt der Sicherer bzw. Kletterer, wenn die Seilmitte erreicht ist oder das Seilende näherkommt.
MAMMUT «ETERNITY PROTECT BICO SENSE SD 9.8» x Gewicht: 64g/m x Preis: CHF 245.-/60 m
Das Seil steht wie kein anderes Produkt für die Grenze zwischen Sturz und Absturz, zwischen Leben und Tod. Abstriche bei Pflege und Modellwahl sind fehl am Platz, wenn man dem Strang des Lebens folgen will: neue Ziele entdecken, Grenzen ausloten, Berge geniessen – im sicheren Schoss von fast 60'000 feinen Härchen. TEXT: FLORENTIN VESENBECKH
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Goalzero
Am Ende der Welt gibt es keine Steckdose.
IMMER UNTER STROM Da würde selbst James Bonds Gadget-Entwickler «Q» neidisch. Minikraftwerke mit Solarmodulen und Brennstoffzellen vermeiden auf Tour Energiekrisen mit Handy, GPS, Kamera & Co. – ein Überblick über den Stand der
EXPERT
Technik von Outdoor-Ladegeräten.
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Wenn James Bond die Welt rettet, hat er meist nette Accessoires dabei: Laserkanonen in Kugelschreiberformat, Smartphones mit speziellen 007-Apps, supergenaue GPS-Tracker und kleine Headsets, mit denen sich Bösewichte aus grösster Entfernung belauschen lassen. Eines hat Bond jedoch nie dabei: Ladegeräte für all diese feinen Sachen. Wozu auch. Ein 007 wartet nicht in Hotelzimmern, bis seine Akkus geladen sind, ein 007 ist unterwegs. Fast so viel wie Outdoor-Sportler – vielleicht würde sich für den Agenten deshalb ein Blick in die Kataloge der Outdoor-Ausrüster lohnen. Dort finden sich inzwischen
Produkte, die aus der Werkstatt von Bonds Gadget-Entwickler «Q» stammen könnten, so futuristisch kommen sie daher: kompakte Akku-Packs mit konzentrierter Leistung, tragbare Solarzellen und sogar kleine Brennstoffzellen, in denen Wasserstoff aus einer Kartusche mit dem Sauerstoff aus der Luft reagiert. Sind die Hersteller also verrückt geworden? Nein, meint Marcus Liss, bei Bächli Bergsport zuständig für den Einkauf und somit so etwas wie Bächlis oberster Qualitätsprüfer. «Vor allem die Solargeräte sind mittlerweile wirklich ernst zu nehmen, das sind keine Lifestyle-Spielzeuge für Möchtegern-007.»
KLEINE KAUFBERATUNG Bächli-Experte Marcus Liss empfiehlt …
Unterwegs nachladen
… GRAMMZÄHLERN, DIE AUF DAS GEWICHT DER AUSRÜSTUNG ACHTEN:
GPS-Geräte, Smartphones oder Digitalkameras müssen deshalb nicht mehr im Deckelfach verschwinden, wenn ihnen am Ende des zweiten Tourentages der Saft ausgeht. Heute lädt man einfach nach, das geht zum einen mit Akku-Packs, die zu Hause geladen werden und die Energie dann bereitstellen können, wenn sie benötigt wird. Um abschätzen zu können, welche Grösse der Pack haben sollte, braucht man nur die Kennzahlen der zu ladenden Geräte: Ein Handy-Akku benötigt etwa sieben Wattstunden, ein GPS genauso viel. Wer nun beide Geräte einmal aufl aden will, benötigt also einen Akku-Pack mit 14 Wattstunden – mindestens, denn trotz aller Innovationen werden Batterien mit der Zeit schwächer. Mit dem Akku-Pack hat man allerdings immer nur die Energie zur Verfügung, die man zu Hause von der Steckdose abgezapft hat. Ist die Tour lang und der Energiebedarf gross, wird selbst der grösste Pack irgendwann leer sein – hier kommen Ladegeräte mit eigener Stromerzeugung ins Spiel. «Die Brennstoffzellen-Technik sehe ich eher noch am Anfang der Entwicklung, sie hat aber noch einiges an Potenzial», meint Marcus Liss. Die Geräte sind zwar sicher und explodieren nicht im Rucksack – der Hersteller garantiert sogar, dass man die Wasserstoff-Patronen mit ins Flugzeug nehmen kann. Ihr Einsatz lohnt sich jedoch bisher erst, wenn man wirklich sehr viel Strom benötigt.
«Das iLand Fly USB Pack. Ein sehr kleines und leichtes Set, bei dem der Akku allerdings maximal für eine Smartphone-Ladung ausreicht.»
Robuste Technik mit Militärstandard
… SCHUSSELIGEN MENSCHEN, DIE GERNE MAL WAS FALLEN LASSEN: «Den Powertraveller Powermonkey Explorer 2, der bald herauskommt, plus das Solarpanel Powertraveller Solarmonkey Expedition. Ultra-robuste Kombi in edlem Alu-Gehäuse, perfekt zugeschnitten für die Apple-Generation.»
… POLARFÜCHSEN, DIE SELTEN DIE SONNE SEHEN: «Den Brunton Hydrogen Reactor. Durch die Brennstoffzellen-Technik ist man temperaturunabhängig und produziert keinen Batterie-Müll.»
eher diffuses Licht und bewegt sich». Die Solarpanels der neueren Generationen sind nämlich nicht nur dazu gedacht, sie bei der Gipfelrast oder am Biwakplatz aufzustellen. Man kann sie auch während der Tour an den Rucksack, das Deck des Kajaks oder die Packtasche am Fahrrad schnallen und so Energie in einem Akku-Pack sammeln, an den man später seine Geräte anschliesst. Robust genug sind die Solarpanels für solch einen Einsatz während des Einsatzes allemal: Sie halten Erschütterungen und Schläge aus, trotzen Dreck und Staub und dürfen sogar ein wenig nass werden. Damit erfüllen sie laut Marcus Liss diverse Militärstandards. Ob sie auch die Standards von James Bonds MI6 erfüllen, ist noch geheim – bis zum nächsten Kinofilm. TEXT: MORITZ BAUMSTIEGER
«Hosensack-Kraftwerk»: Brunton Hydrogen Reactor
EXPERT
Für den Outdoor-Normalverbraucher sind deshalb auf absehbare Zeit Solarpanels die erste Wahl. Marcus Liss schwärmt von dem Westschweizer Start-up iLand, dessen Solarpanels «sensationell gut» seien, und von der britischen Firma «Powertraveller», die durch einfach anzuwendende Technik hervorsteche. Und noch etwas hat es Liss bei beiden Herstellern angetan: Ihre Solargeräte erzeugen auch dann Energie, wenn die Tropensonne nicht senkrecht vom Himmel knallt – «auf Touren hat man ja oft
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3 X 3 – NEUES AUS DER WELT DES BERGSPORTS NICHTS FÜR FLASCHEN! Das «Endurance Concept» des Schweizer Sportnahrungsprodukt-Spezialisten Winforce eignet sich dank maximaler Energiedichte bei minimalem Gewicht/Volumen bestens für den Bergsport. Die Flüssignahrung zeichnet sich durch eine lang anhaltende, gestaffelte Energiefreigabe, speziell gute Verträglichkeit und verkürzte Regenerationszeit aus. Bei einem Wareneinkauf über 50 Franken gibt es bei Bächli Bergsport eine kostenlose Trinkfl asche.
LOCKER LASSEN Raus aus dem Klettergurt, rein in die Gemütlichkeit. Dank dem weichen Taillenbund aus Rippstrick und einem lockeren Stretch-Woven-Gewebe sitzt die Sinestra Pants wie angegossen – und so bequem, dass Frau sie gar nicht mehr ausziehen möchte. Sie fällt luftig gerade und ist an den Beinabschlüssen mittels Kordelzügen in der Weite regulierbar. Die Hose ist ideal für Auszeiten vor dem Klettern, nach dem Training oder zum Ausruhen in der Hängematte nach einem harten Tag am Fels. In den zwei Handeinschubtaschen und zwei Gesässtaschen lassen sich kleine Gegenstände locker verstauen.
BLACK DIAMOND SINESTRA W PANTS
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Robert Bösch/MAMMUT
Gewicht: ca. 270 g Preis: CHF 109.-
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GEWINNEN & DAS MATTERHORN BESTEIGEN Am 14. Juli jährt sich die Erstbesteigung des Matterhorns zum 150. Mal. Das ist für alle Alpinisten ein Grund zum Feier n, das schönste Geburtstagsgeschenk erhalten aber mit etwas Glück Sie! Bächli Bergsport und der Schweizer Bergsportspezialist Mammut bringen Sie aufs Matterhorn. Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf und überzeugen Sie die Jury, weshalb gerade Sie die richtige Wahl sind für diese Jubiläumstour. Ihre Bewerbung können Sie auf den entsprechenden Microsites BAECHLI-BERGSPORT.CH oder MAMMUT.CH platzieren. Mit etwas Kreativität und Glück gewinnen Sie das Matterhorn-Paket der Mammut Alpine School mit drei Übernachtungen, einem Bergführer an Ihrer Seite sowie einem Erinnerungsstück aus der Matterhorn Jubiläums-Kollektion von Mammut. Wir drücken Ihnen schon jetzt die Daumen!
RUNDE SACHE Der neue Arc‘teryx AR-385a Women’s Klettergut ist speziell auf die weibliche Anatomie zugeschnitten. Schlüssel dazu ist die sogenannte Warp Stretch Technology: Dank ihr wird das Gewicht gleichmässig auf den ganzen Gurt verteilt. Mit vier PU-Materialschlaufen und vier IceClipper-Slots sind alle in der Wand nötigen Tools jederzeit greifbar. Eine zusätzliche Haul- und Transportschlaufe am Rücken macht den AR-385a endgültig zum Alleskönner. Das Resultat: ein widerstandsfähiger, kompakter und bequemer Klettergurt.
ARC‘TERYX AR-385A WOMEN’S Gewicht: 385 g Preis: CHF 169.-
AUF STABILEN SOHLEN Ticam für Männer. Lavena für Frauen. So lauten die klingenden Namen der bequemen und stabilen Lowa Bergschuhe für anspruchsvolle Wanderungen und Klettersteigtouren. Das atmungsaktive und wasserabweisende GoreTex Innenmaterial sorgt für ein angenehmes Klima im Schuh – so bleiben die Füsse warm und trocken. Aussen bietet das Veloursleder-Obermaterial robusten Schutz. Unten gewährleistet die Vibram Apptrail Sohle gute Dämpfung sowie zuverlässigen Halt auf felsigem und wurzeligem Terrain. Die extrem bequeme Passform entsteht durch das neuartige X-Lacing: Dabei passt sich die leicht asymmetrische Kletterschnürung optimal an die Fussform an und verhindert so Scheueroder Druckstellen. Auch für lange Touren mit schwerem Gepäck geeignet.
LOWA TICAM II GTX & LAVENA II GTX Gewicht: Ticam II ca. 1640 g/Paar (8.0), Lavena ca. 1340 g/Paar (5.0) Preis: je CHF 275.-
Der sportliche Alleskönner fürs Handgelenk. Die fenix 3 ist Smartwatch, Activity Tracker und Navigationsgerät in einem und eignet sich für Tourenplanung, Trainingskontrolle- und -analyse – oder eben auch als ganz normale Alltagsuhr. Beim Trailrunning, Bergsteigen, Skifahren und Klettern dokumentiert sie mit dem selbstkalibrierenden barometrischen Höhenmesser Auf- und Abstiegsmeter und generiert automatisch ein detailliertes Höhenprofil. Dank unterschiedlicher Darstellungsoptionen und Apps können Bergsportler die fenix 3 an ihre persönlichen Bedürfnisse anpassen. In Kombination mit einem Smartphone zeigt die Uhr zudem eingehende Anrufe oder Benachrichtigungen an.
GARMIN FENIX 3 Gewicht: 70 g Preis: ab CHF 469.-
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ASSISTENZ
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HEISSE SOCKE
STARKE ERFINDUNG
«Die Berge sind mein vielseitiges Fitnessstudio. Für jede Bergsport-Disziplin habe ich das passende Paar Schuhe – doch beim Thema Socken war ich bisher in Sachen Recherche eher nachlässig. Wie wirken sich Funktionssocken eigentlich auf die Passform und das Klima im Schuh aus?» Christian Meier, Chur
Als Personal Trainer und Sportkletter-Coach war Stuart Brown lange Zeit auf der Suche nach dem perfekten Trainingsgerät. Einfach zu benutzen, schnell verstellbar und platzsparend sollte es sein. Mit dem Torquetrainer hat er letztendlich selbst die perfekte Lösung für Therapeuten, Fitnesstrainer, Fitnessenthusiasten und Kletterer entworfen. Die vielseitige Trainingswand ermöglicht zielgerichtetes Training einzelner Muskelgruppen und gleichzeitig ein ganzheitliches Training des gesamten Körpers. Runde Aussparungen in der Wand erlauben eine stabile Positionierung von Füssen oder Händen und ermöglichen so ein effizientes Training. Erhältlich in zwei verschiedenen Schwierigkeitsstufen, mit jeweils unterschiedlichen Klettergriffen. Die Neigung ist zwischen -10° bis +20° (+35°) einstellbar. Preis inkl. Lieferung und Montage an der Wand.
BÄCHLI BERGSPORT ANTWORTET: Unsere Füsse sind mit zahlreichen Sensoren ausgestattet, die dem Gehirn mitteilen, auf welchem Untergrund wir uns bewegen. Ziel von Sportsocken ist es, diese sensorischen Fähigkeiten durch die richtige Polsterstärke und Passform zu unterstützen. Denn beim Sport wirkt zum Teil das Dreifache unseres Körpergewichts auf die Füsse ein. Funktionssocken sind daher an sportliche Herausforderungen angepasst und absolut sinnvoll. Formstabile Polster an der richtigen Stelle verteilen die Kräfte eines Druckpunktes auf eine grössere
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Fläche und bieten einen guten Schutz vor drückenden Falten und vor Blasen! Zusätzlich sorgen spezielle Stricktechniken für eine optimale Passform. Entscheidend ist zudem das Material: Kontakt mit Schweiss weicht die Haut auf und erhöht die Gefahr von Blasen. Das richtige Material transportiert Feuchtigkeit von der Haut weg und hält den Fuss einigermassen trocken. Welche Socke sich für Ihre individuellen Ansprüche am besten eignet, erfahren Sie bei einer ausführlichen Beratung in Ihrer Bächli Filiale.
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Terminvereinbarung Stephan Janke, Filiale Basel
TORQUETRAINER CLASSIC & PRO Grösse: 2.2m x 2.4/2.6 m Preis: CHF 2990.- (classic) CHF 3790.- (pro)
DREIFACH DACH Robust. Leicht. Geräumig. Diese Eigenschaften prädestiniert das stabile Tunnelzelt Dodo 3 für Abenteuertouren. Das Alljahreszelt kommt im Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter zum Einsatz und bietet ein geräumiges Vestibül mit seitlichem und frontalem Zugang. Das Vorzelt dient als Gepäckaufbewahrungsraum, Küche oder Wohnzimmer – je nach Wetter- und Temperaturlage. Dank dem speziell verarbeiteten GorLyn 30 Stoff, kombiniert mit einem leichten Gestänge, bringt die Dreipersonen-Unterkunft rund 2,6 kg auf die Waage. Weiterer Vorteil: Die Entwickler setzen für einen schnellen Aufbau auf ein voreingehängtes Innenzelt. So bleibt der Innenbereich selbst beim Aufstellen in schlechtem Wetter trocken. In nur zehn Minuten ist das Zelt fertig aufgebaut. Stabile Konstruktion, hohe Wasserdichtigkeit, viel Platz bei geringem Gewicht. Einfach so, wie ein Zelt sein soll.
NIGOR DODO 3 Gewicht: 2659 g Preis: CHF 849.-
WOLL CHIC! Der neuseeländische Merinospezialist Icebreaker präsentiert auf diesen Sommer hin elegante Hemden, die gekonnt sportlich diskreten Chic mit vielseitiger Funktionalität verbinden. Der angenehme Griff des Materials fällt ebenso auf wie die kühlende Wirkung des reinen Merinogewebes. Die aussergewöhnliche Naturfaser bietet noch zwei weitere Vorteile: Das Gewebe ist völlig knitterfrei und braucht auch nach dem Waschen nicht gebügelt zu werden. Ausserdem hat die Faser natürliche antibakterielle Eigenschaften, die Geruchsbildung verhindert. Kombiniert werden die multifunktionalen Icebreaker Hemden mit den robusten und schlichten Terra Shorts (70% Merino/30% Polyester).
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TERRA SHORTS
Preis: CHF 135.-
Preis: CHF 119.-
REISEN MIT STIL Viel mehr als nur eine Reisetasche. Der Bach Wood N Drift ist eine Kombination aus Rucksack und ziehbarem Rollkoffer. Die 75-Liter-Reisetasche kann zusätzlich mit einem integrierten Tragesystem aufgerüstet werden. Dieses besteht aus weich gepolsterten Schultergurten, einem breiten Hüft- und einem schmalen Brustgurt. So lässt sich die Tasche auf holprigem oder matschigem Untergrund problemlos schultern. Das «Wood» im Namen weist auf die 3D-Schichtholz-Rahmenkonstruktion hin. Die ist angenehm leicht und dabei extrem stabil. Dank solider Verarbeitung und robustem CorduraMaterial übersteht die Reisetasche Situationen wie Gepäckbeförderung am Flughafen, vollgepacktes Auto oder zugestopftes Gepäckfach unbeschadet – ebenso der Inhalt.
BACH WOOD N DRIFT Gewicht: 4160 g Preis: CHF 349.-
Wander- oder Fotorucksack? Beides! Der Rotation 180 verbindet einen praktischen Fotound funktionellen Wanderrucksack in einem Gepäckstück. Im unteren Teil des Tourenrucksacks ist ein rotierbarer Hüftgurt integriert. Dieses System ermöglicht einen unkomplizierten Zugriff auf Kamera und Zubehör, ohne den Rucksack von den Schultern nehmen zu müssen. Einfach Gurt nach vorne ziehen, zur Kamera greifen und abdrücken – ohne lästiges Absetzen oder Auspacken. Praktisch: Die Kamera-Hüfttasche lässt sich auch als Einzelstück ohne Rückenteil tragen. Das ergonomische Tragesystem ist mit gepolsterten Schulterträgern und einem 16,6-Liter-Fach ausgestattet. Spezielle Halterungen für Stativ, Eispickel oder Stöcke kommen allen Berg- und Outdoor-Fotografen entgegen.
MINDSHIFT GEAR ROTATION 180° PANORAMA Gewicht: 1300 g Preis: CHF 239.-
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IM HANDUMDREHEN
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PARTNERCHECK
GANZ NACH OBEN Als Hans Deuter 1898 seine Firma gründete, konnte er nicht ahnen, dass Deuter-Rucksäcke eines Tages zu den meistgetragenen Modellen gehören würden. Doch die Leidenschaft für Berge führt den Augsburger Hersteller Stück für Stück näher zum Ausrüstungsgipfel. Von der Bierzelt-Manufaktur zum Mount Everest – eine bayerische Erfolgsgeschichte. Generation Deuter auf die Reise – durch das Königreich Bayern, in den hohen Norden und über die deutsche Grenze hinaus. Segeltuch, Leinenwebereien, Pferdedecken und Zelte gehören zu dieser Zeit in das Sortiment der Firma mit dem Zeigefinger-Logo. Sogar bis auf das Münchner Oktoberfest schaffen es Deuter-Zelthallen in den goldenen Zwanzigern.
«Bergausrüstung statt Bierzelte» Doch in Bayern und anderen Teilen Deutschlands gibt es eine Handvoll Menschen, die es weniger in Bierzelte, dafür in ferne Länder und auf hohe Berge zieht. Der Ruf der Berge erreicht immer öfter auch Entwickler und Ideenfinder bei Deuter. Die klare Antwort folgt rasch in Form der «Tauern»-Rucksäcke. Für viele Bergsteiger wird das Modell zum essenziellen Teil der Ausrüstung. Toni Hiebeler, dem zusammen mit Toni Kinshofer und Anderl Mannhardt die Erstbesteigung der Eiger-Nordwand im Winter gelang, erinnert sich noch an seine Kindheit als Sohn eines Bergführers: «Wenn mein Vater mit seinen Gästen in den Bergen war und ich als zehnjähriger Stöpsel auch auf ‹meine Berge› steigen wollte, klaute ich einfach Vaters zweiten ‹Tauern›- Rucksack.» Bald schon konzentriert sich das Unternehmen fast ausschliesslich auf Bergsportausrüstung und wird zum Hauptausrüster zahlreicher Alpinisten.
PARTNERCHECK
Es muss kalt gewesen sein, auf jeden Fall war es riskant und sehr anstrengend. Als Hermann Buhl im Jahr 1953 alleine auf dem 8122 Meter hohen Gipfel des Nanga Parbat steht, ist er der Erste, der den Berg im Himalaya bestiegen hat. Mit dabei hat er nur das Nötigste an Ausrüstung wie Gletscherbrille, Sonnenhut und einen Rucksack – von Deuter. Er war als Erster am Gipfel, jedoch war er nicht der erste Alpinist, der die robusten Rucksäcke aus Leinen und Leder des bayerischen Fabrikanten zu schätzen wusste. Das bereits im Jahr 1930 entwickelte Modell «Tauern» hat es vor Buhls Erstbesteigung schon auf zahlreiche Gipfel und in exotische Länder der Welt geschafft. Bereits bei einer Himalaya-Expedition 1934 in Richtung Nanga Parbat schultern die Bergsteiger «Tauern»-Rucksäcke von Deuter. Der Expeditionsteilnehmer Fritz Bechtold hält in einem seiner Briefe fest: «Bei den ausserordentlich schweren Anforderungen, die bei dieser Expedition an Mann und Ausrüstung gestellt wurden, haben wir den Tauernsack als hochwertig alpines Gerät kennen und schätzen gelernt.» Im Jahr 1938 durchsteigt der deutsche Bergführer Anderl Heckmair erstmals die Eiger-Nordwand. Auf dem Rücken trägt auch er den Rucksack einer kleinen Firma aus Augsburg. Zurück zum Anfang, zurück ins Jahr 1898. Hans Deuter spezialisiert sich auf die Verarbeitung von Leinen und Leder. In Form von Briefbeuteln und Säcken für die königlich-bayerische Post macht sich die erste
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1957
1898 1919 1930
Augsburg-Oberhausen: Gründung der Firma durch Hans Deuter. Die ersten Packsäcke gehen an die königlich-bayerische Post.
Deuter produziert Koffer, Rucksäcke und Zelte zum Verleih. Die grossen Zelte schaffen es bis auf das Oktoberfest in München.
Aus dem Familienbetrieb wird die Aktiengesellschaft «Deuter Industriewerke AG Augsburg». Der erste «Tauern»Rucksack kommt auf den Markt und Rücken.
Vom Tausendsassa zum Spezialisten
PARTNERCHECK
Es läuft gut - von 1928 bis in die 70er-Jahre stattet Deuter praktisch alle deutschen Expeditionen mit Rucksäcken und Zelten aus. Doch auch die Konkurrenz schläft nicht. Zahlreiche Hersteller drängen Anfang der 80er-Jahre auf den Markt und stellen die Geschäftsführung und Mitarbeiter von Deuter vor neue Herausforderungen. Die Erfolgsmodelle «Zugspitze» oder «Gröden» geraten immer mehr in Vergessenheit. «Deuter war bekannt für deutsche Qualitätsarbeit, aber die Produkte waren zu alt für den Markt.» Das realisiert auch Johannes Busch, der zu dieser Zeit als Produktmanager verantwortlich ist für die Weiterentwicklung altbewährter Produkte. «Wo
44 Ehemaliger und aktueller Geschäftsführer: Bernd Kullmann und Martin Riebel – ein erfolgreiches Gespann auf dem Weg nach oben.
1972
geht es hin?» Schlaflose Nächte plagen den Tüftler. Ein Einfall muss her, um das schwächelnde Unternehmen wieder auf Gipfelkurs zu bringen. Und er kommt – mehr oder weniger beim Zvieri am Berg. «Ich dachte daran, dass viele Wanderer, die ich beispielsweise auf den Hütten traf, über das starke Schwitzen unter dem Rucksack und den folglich nassen Rücken klagten. So kam ich darauf, an diesem Problem zu arbeiten.» Wie lässt sich also ein Rucksack konstruieren, der den Schweiss entweichen lässt und dem Rücken Entlastung bietet? In einer der nächtlichen Denkstunden hat Busch die Idee mit dem Netz, das zwischen Rucksackstoff und Rücken positioniert werden soll. Mit einem Team von Entwicklern und erfahrenen Handwerkern entstehen die ersten Prototypen. Ein dauerelastischer Federstahlrahmen ist das Herzstück des Systems und bildet einen Ventilationsraum, der die Schweissbildung reduziert. Doch anfänglich werden dem Projekt nur geringe Erfolgschancen eingeräumt. Zu neu und abwegig scheint die Idee. Bis die Wissenschaft in Form des renommierten Textilinstituts Hohenstein sich dem Produkt in Form eines Tests annimmt und sensationelle Ergebnisse präsentiert. «Das Ergebnis hat uns damals selbst überrascht!», erzählt Busch. «Schliesslich zeigte es, dass der Flüssigkeitsverlust beim Wandern durch das belüftete Rückenteil um bis zu einen Viertel reduziert wird.» Der «Aircomfort»-Rucksack –
Deuter stattet das Olympische Team mit Sport- und Reisetaschen aus.
Der Original DeuterAircomfort wird geboren. Das neue Tragesystem bedeutet eine Revolution am Rucksackmarkt.
1991
2011 2006
Zusammen mit TransalpPionier Andi Heckmair entwickelt Deuter den ersten MTB-Rucksack: Bike I mit Airstripes-System
Mit der SL (SlimLine) Linie entwickelt Deuter Rucksäcke, die auf die weibliche Anatomie zugeschnitten sind.
so der Name der Innovation – verhilft dem angeschlagenen Unternehmen 1984 zur Wiedergeburt und macht Deuter zum Branchen-Vorreiter in der Rucksackentwicklung.
Mit Cleverness auf den «Rucksackgipfel» Doch anfänglich ist die Umsetzung noch mit Problemen behaftet. «Als ich zu Deuter kam, war der ‹Aircomfort› ein ungeschliffener Edelstein, der noch dazu falsch vermarktet wurde», so Bernd Kullmann. Gerade von einer Expedition zum 8201 Meter hohen Cho Oyu zurückgekehrt, stösst Kullmann 1986 zum Unternehmen – die Geschäftsführung hat hohe Erwartungen an den erfahrenen Alpinisten, der die Weiterentwicklung und Vermarktung der Rucksäcke auf Vordermann bringen soll. Der finale Startschuss fällt bereits ein Jahr später, als auch Händler im Ausland beginnen, die Rucksäcke mit dem Aircomfort-Rückensystem zu bestellen. Bei Heinz Bächli beisst sich Bernd Kullmann zuerst die Zähne aus. 1987 freut er sich zunächst, dass er überhaupt die Gelegenheit bekommt, die neuen Rucksäcke zu präsentieren. Heinz Bächli lässt sich allerdings nicht auf Anhieb vom neuen Aircomfort-Belüftungssystem überzeugen. Der Kontakt zwischen den zwei Alpinisten bricht jedoch nie ab und einige Zeit später ordert Bächli Bergsport erstmals Deuter-Rucksä-
In Deutschland bekommt der «Drecksack» ein neues Gesicht: Der DAV Summit Club und Deuter rufen die Wanderer auf, den Müll mit nach Hause zu nehmen, um somit die Natur zu schonen.
cke – der Anfang einer langen und erfolgreichen Partnerschaft. «Das neue System war die Innovation, die Deuter geholfen hat, zu überleben. Der Vorteil des Belüftungssystems war leicht zu verstehen und damit auch ein unschlagbares Verkaufsargument für die Händler», weiss Kullmann, der dank seiner alpinen Erfahrung und dem Gespür für den Markt bald an die Spitze des Unternehmens klettert. Dass das innovative Belüftungssystem viel Potenzial bot, zeigt auch die Tatsache, dass andere Hersteller sich bei der Entwicklung eigener Modelle sehr bald von Deuter «inspirieren»
«Frische Brise» von allen Seiten: Das Aircomfort-Tragesystem sorgt für gute Belüftung und revolutioniert den Rucksackmarkt.
PARTNERCHECK
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Deuter Bernd Ritschel
Alpinisten und Wanderer in der ganzen Welt verlassen sich auf die Qualität der Rucksäcke aus Augsburg.
lassen. Geschickt umgehen die Mitbewerber Deuters Patente und präsentieren ihre eigenen belüfteten Rucksackrücken.
PARTNERCHECK
2,5 Millionen Rucksäcke
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Fast 30 Jahre nach dem furiosen «Neustart» steht Deuter als Marktführer da: Mit 150 unterschiedlichen Modellen und 2,5 Millionen verkauften Rucksäcken im Jahr. Stillstand ist trotzdem keine Option. Evolution gehört zur Firmenphilosophie ebenso wie der Drang, etwas immer noch ein bisschen besser machen zu wollen. Essenziell für die Weiterentwicklung der Rucksäcke ist die Zusammenarbeit mit der «Deuter Family». Zu den Familienmitgliedern gehören Bergführer und Freizeitalpinisten, aber auch Profibergsteiger und Athleten, wie zum Beispiel Gerlinde Kaltenbrunner oder Transalp-Pionier und MTB-Legende Andi Heckmair, die auf ihren Touren die Produkte auf Herz und Nieren testen und ihr Feedback an die Entwickler zurückspielen. Die Kombination aus Praxistests und Entwicklung hilft, grundlegende Innovationen voranzutreiben, aber auch Stück für Stück Kleinigkeiten zu verbessern, die am Berg einen grossen Unterschied machen. Trotz Evolution und Verbesserung der bewährten Dinge wächst die
Deuter-Palette Jahr für Jahr auch um neue Ideen und Produkte: Kindertragen, Schlafsäcke, MTB-Rucksäcke, um nur einige zu nennen. Die nötige Expertise bringt der Leiter der Produktentwicklung, Steve Buffinton, bei fast 20 Jahren Firmenzugehörigkeit zweifellos mit. «Wenig Gewicht bringt auch eine Leistungssteigerung mit sich – dass der Rucksack dabei nicht an Komfort und Funktion einbüsst, ist mir ganz wichtig.» Daher kam 2014 die nächste Generation der Aircomfort-Serie mit dem FlexLite-System auf den Markt, ein Rucksack mit höchstem Tragekomfort und gleichzeitig geringstmöglichem Gewicht – pünktlich zum 30-Jahre-Jubiläum des Aircomfort-Systems. «Wir müssen uns ständig bewusst sein, wo wir herkommen und wo wir hinwollen. Innovationen gehören da immer dazu», weiss Bernd Kullmann, der als ehemaliger Geschäftsführer auch seinem Nachfolger Martin Riebel ans Herz gelegt hat, dass das Unternehmen nie stillstehen darf. So kann sich auch 50 Jahre nach Hermann Buhls Erfolg am Nanga Parbat ein jeder Bergsteiger, Wanderer oder Mountainbiker sicher sein, dass er ein Produkt am Rücken trägt, das Perfektionismus und Leidenschaft vereint. TEXT: BARBARA MEIXNER/JÜRG BUSCHOR FOTOS: ARCHIV DEUTER
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«FRÜHER BEIM KLETTERN WAREN WIR LUFTIKUSSE» Zu Berge geht Silvia Grundemann (64) seit ihrer Kindheit. In jungen Jahren lotete sie dabei die Grenzen aus. Als Mutter kleiner Kinder trat sie dann etwas kürzer. Jetzt dreht sie wieder auf – alleine oder zusammen mit ihren
BERGKAMERAD
Freundinnen oder Söhnen.
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«Einen der gefährlichsten Momente erlebte ich wohl in der Grande Dixence: Ich war mit meinem Mann unterwegs. Der Gletscher war gegen Abend hin aufgetaut. Da fielen plötzlich vor und hinter uns riesige Steine auf den Weg – so gross wie ein VW-Bus! Wir sind nur noch gerannt ... Natürlich gab es immer wieder brenzlige Situationen – aber so ist das nun mal in den Bergen. Oft sind wir die letzte halbe Stunde einer Tour noch gejoggt, weil das Gewitter schon gefährlich nah war. Ich bin schon seit über 50 Jahren in den Bergen unterwegs, da kommt so einiges zusammen. Seit ich aber Kinder bekommen habe, gehe ich deutlich weniger Risiken ein. Die längsten und strengsten Touren habe ich mit dem SAC Genf unternommen. Ich erinnere mich etwa an eine Skitour in der Nähe von Bourg-Saint-Pierre, da haben wir die Ski drei Stunden getragen, bis zur Hütte. Von da ging es auf die Tour, bei der ein Grossteil geklettert werden musste. Am Ende dann wieder der dreistündige Marsch mit Ski auf den Schultern ins Tal. Ich war so kaputt, dass ich nur noch lachen konnte ... Was ich mir immer gewünscht habe? Den Gipfel des Mont Blanc zu erreichen oder ein Basislager im Himalaya. Als diese Ideen aber konkreter wurden, wurde ich schwanger. Und heute ist es wohl zu spät. Dafür kann ich jetzt mit meinen Söhnen in die Berge gehen: Der eine macht Hochtouren und wollte sogar Bergführer werden. Leider ver-
hinderten drei versteifte Rückenwirbel den Plan. Die Jungs haben mir aber eine neue Sportart nähergebracht: das Mountainbiken. So zwei, drei Mal pro Woche gehe ich zu Berg. Aber nicht, um ein Leistungsziel zu erreichen, sondern einfach um an der frischen Luft zu sein. Eines ist mir bis heute geblieben: die Neugierde, was wohl hinter dem nächsten Rank auf mich wartet. Zu Bächli gekommen bin ich über einen Kollegen aus dem SAC. Das Tolle an Bächli ist die grosse Auswahl – früher musste man für jeden Ausrüstungsgegenstand in ein anderes Geschäft. Ja, das waren noch Zeiten! Am meisten habe ich meine Grenzen wohl ebenfalls damals in jungen Jahren ausgelotet, zusammen mit meinem Mann: Beim Klettern waren wir manchmal richtige Luftikusse. Wir stiegen in eine Wand ein, ohne wirklich zu wissen, ob unser Ziel erreichbar war. Dafür war das Gefühl dann umso schöner, wenn man etwas völlig Unerwartetes geschafft hatte!» TEXT: MIA HOFMANN FOTO: ZVG
Impressum «Inspiration», die Kundenzeitschrift der Bächli Bergsport AG, erscheint 4 x jährlich und ist in allen Filialen kostenlos erhältlich. Auflage: 90‘000 Exemplare
Redaktion & Layout outkomm gmbh Eichbergerstrasse 60, 9452 Hinterforst Telefon 071 755 66 55 E-Mail info@outkomm.com
Herausgeber Bächli Bergsport AG Gewerbestrasse 12, 8606 Nänikon Telefon 0848 448 448 (8 Rp./Min.) E-Mail info@baechli-bergsport.ch
Druck Bruhin AG Pfarrmatte 6, 8807 Freienbach Telefon 055 415 34 34 E-Mail info@bruhin-druck.ch
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