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Einer, der nach Kanada ging

Der Name Konrad Kain ist hierzulande nur Wenigen ein Begriff. In Übersee wird der gebürtige Österreicher jedoch als Klettertalent und erster professioneller Bergführer des Alpine Club of Canada gefeiert, dem über 50 Erstbesteigungen zugeschrieben werden.

von Evelin Stark

Konrad Kain wurde 1883 in Naßwald (NÖ) geboren. Seine Kindheit war geprägt von Armut, die Jugend von harter körperlicher Arbeit: Wie sein Vater arbeitete er als Holzknecht, später als Steinbrucharbeiter. Schon in jungen Jahren fiel Kain – durch viel Übung an den Wänden der Rax – als begabter Kletterer auf und konnte unter der Fuchtel des ebenfalls aus Naßwald stammenden Alpinisten Daniel Innthaler zum Bergführer zugelassen werden. So machte er sich von 1904 bis 1908 in den Ost- und Westalpen einen Namen.

1909 verließ Kain 26-jährig seine Heimat und folgte der Einladung des Alpine Club of Canada, als Bergführer in den Rocky Mountains zu arbeiten. In den folgenden Jahren führte er zahlreiche Erstbesteigungen durch, darunter die bekannten Gipfel Mount Robson, Mount Louis und Bugaboo Spire. Kain arbeitete außerdem bei der Landvermessung mit und erwies sich in den kanadischen Wintern als talentierter Fallensteller und Pelztierjäger.

Zum 100. Jahrestag seiner Ankunft in Kanada wurde 2009 mit Unterstützung des Österreichischen Alpenvereins ein Denkmal in Wilmer, British Columbia, enthüllt. Dieses Denkmal würdigt nicht nur Kains Errungenschaften, sondern erinnert auch an seinen nachhaltigen Einfluss auf das Bergsteigen. Die Conrad Kain Centennial Society (www.conradkain.com) hat zahlreiche Projekte ins Leben gerufen, um sein Andenken zu ehren. Neben der Pflege von Denkmälern und der Konrad-Kain-Hütte in den Rockies, die vielen Bergsteigern als Ausgangspunkt für Touren dient, unterstützt die Society auch Bildungsinitiativen. Unter anderem fördert sie das Bugaboo Teens Climbing Program, ein jährlich stattfindendes Camp, das Jugendliche kostenlos in die Welt des Bergsteigens einführt und so auch zukünftige Generationen für alpinen Sport begeistert.

Vor 90 Jahren, im Februar 1934, ist Kain in Cainbrook (Kanada) verstorben. Die treibende Kraft, die heute die Erinnerung an Konrad Kain in Kanada aufrechterhält, ist der Fotograf und Filmemacher Pat Morrow in seiner Eigenschaft als Präsident der Konrad-Kain-Gesellschaft.

Ein zentrales Element von Kains Erbe ist seine Autobiographie „Where The Clouds Can Go“, die erstmals 1935 veröffentlicht wurde und auf seinen Tagebüchern basiert. Die treibende Kraft hinter der Neuauflage der mittlerweile fünften Edition ist Pat Morrow. Die Vorstellung der neuen Auflage findet am 12. Juni statt, organisiert in Zusammenarbeit mit der österreichischen Botschaft in Ottawa und Canadian Geographic. Botschafterin Mag. Meier-Kajbić, selbst eine begeisterte Wanderin, setzt sich besonders für die Würdigung Kains ein und hofft auf eine baldige deutsche Ausgabe des Werks.

Übrigens: Die Loswand auf der Rax auf dem Wiener-Neustädter-Weg hat beim „Büchlriss“ einen sehr schwierigen Teil – den so genannten „Kainschritt“.

Konrad Kain am 31. Juli 1913 nach der Erstbesteigung des Mount Robson.
Foto: Whyte Museum/Byron Harmon
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