2 minute read

Glosse: Wir Umweltschützer

GLOSSE Wir Umweltschützer Nachhaltig dargestellt von Erich Daniel

Der Schutz der Bergwelt ist für die Alpenvereine Programm und Verpflichtung. Aber der Teufel steckt bekanntlich im Detail und das sind die Mitglieder. Es wäre reizvoll herauszufinden, ob sich AV-Mitglieder umweltbewusster verhalten als andere Bergfexen. Wollen wir ihnen (uns) ein wenig zuschauen?

Advertisement

Ein vollwertiges Mitglied unserer Gesellschaft muss kaufen, damit es etwas zum Wegwerfen hat. Dabei lassen wir uns als (Werbe-)Träger des neuesten Outdoor-Outfits von den Sportgeschäften den richtigen Weg weisen. Wir kaufen nicht mehr Rindsleder und Schafwolle, sondern goretexische wasserdichte, windfeste, schweißabsondernde, atmungsaktive, superleichte Kunstfasern, mit denen wir langfristig die Fische des Meeres füttern, die unsere Enkel dereinst essen werden, daher der Ausdruck „enkeltauglich“. Dass wir AVSler hierin führend sind, lassen wir uns nicht nehmen!

Das Getränk: Dose oder Plastikflasche? Was lässt sich unauffälliger entsorgen?

Wanderstöcke braucht jeder, ob Mama oder Kind, ob auf der Alm oder auf dem Tappeinerweg, sie degenerieren uns zu Vierbeinern und ruinieren unser angeborenes Gleichgewichtsgefühl.

Frei wie die Berge Da für den Bergsteiger der Weg nicht das Ziel, sondern nur Mittel ist, stellt sich die Frage nach dem idealen Verkehrsmittel: Zug, Bus, Seilbahn wären umweltfreundlich, aber man ist zeitlich gebunden, und der Tiroler will frei sein, frei wie seine Berge! Also hinein in den SUV, denn wozu hat eine umweltbewusste Politik den Bau der Bergstraßen subventioniert? Wandersteige sind ohnehin nur Rennstrecken für Mountainbiker.

In der Komfortzone Viele Alm- und Schutzhütten erfüllen unsere Erwartungen mit Speisen à la carte, Warmwasser, Dusche und Strom rund um die Uhr (notfalls aus dem Dieselaggregat nebenan). Aber eine Sauna mit Whirlpool auf 3.000 Metern ist natürlich ein Leckerbissen, nicht nur für unser Klima. Unseren Abfall nimmt der Hubschrauber mit ins Tal, wenn er die Bierfässer abgeladen hat. Nur unseren ökologischen Fußabdruck nimmt uns leider niemand ab.

Selbstverständlich protestieren wir Bergsteiger umwelt- und pflichtbewusst gegen den Bau neuer Straßen, Seilbahnen, Pisten und Hütten. Sobald sie aber gebaut sind, erkennen wir sofort ihre Unverzichtbarkeit und nutzen sie – mit dem AVS-Ausweis in der Hand, wegen der Ermäßigung.

Neinsager als Kompliment Also alles Fockalotti? Keineswegs! Es gibt die vielen engagierten, ehrenamtlichen, umweltbewussten und umweltaktiven Alpenvereinsmitglieder, die Wege und Almen pflegen und Müll ein sammeln, es gibt die Hüttenwirte, die mit dem Umweltgütesiegel ausgezeich net werden. Trotzdem muss der Alpenverein als „Anwalt der Alpen“ wachsam bleiben und den Vorwurf des „ewigen Neinsagers“ als Kompliment sehen. Die Ökobilanz des Bergsports ist erwiesenermaßen insgesamt negativ. Aus der Sicht der Umwelt und der Vereinskasse sind also jene AVS-Mitglieder die idealen, die pflichtbewusst ihren Jahresbeitrag zahlen, die Berge von unten anschauen und vom freien Betretungsrecht keinen Gebrauch machen. Erich Daniel, Sektion Schlanders

Ausschnitt aus dem Südtirol-Spiel im Touriseum Meran. Der Riesenflipper setzt sich ironisch mit dem Südtiroler Tourismus und natürlich auch mit den Auswirkungen des Alpintourismus auseinander Foto: Touriseum – Südtiroler Landesmuseum für Tourismus

This article is from: