GLOSSE
Wir Umweltschützer Nachhaltig dargestellt von Erich Daniel Der Schutz der Bergwelt ist für die Alpenvereine Programm und Verpflichtung. Aber der Teufel steckt bekanntlich im Detail und das sind die Mitglieder. Es wäre reizvoll herauszufinden, ob sich AV-Mitglieder umweltbewusster verhalten als andere Bergfexen. Wollen wir ihnen (uns) ein wenig zuschauen? Ein vollwertiges Mitglied unserer Ge sellschaft muss kaufen, damit es etwas zum Wegwerfen hat. Dabei lassen wir uns als (Werbe-)Träger des neues ten Outdoor-Outfits von den Sport geschäften den richtigen Weg weisen. Wir kaufen nicht mehr Rindsleder und Schafwolle, sondern goretexische was serdichte, windfeste, schweißabson dernde, atmungsaktive, superleichte Kunstfasern, mit denen wir langfristig die Fische des Meeres füttern, die unsere Enkel dereinst essen werden, daher der Ausdruck „enkeltauglich“. Dass wir AVSler hierin führend sind, lassen wir uns nicht nehmen! Das Getränk: Dose oder Plastik flasche? Was lässt sich unauffälliger entsorgen? Wanderstöcke braucht jeder, ob Mama oder Kind, ob auf der Alm oder auf dem Tappeinerweg, sie degenerie ren uns zu Vierbeinern und ruinieren unser angeborenes Gleichgewichts gefühl.
Frei wie die Berge Da für den Bergsteiger der Weg nicht das Ziel, sondern nur Mittel ist, stellt sich die Frage nach dem idealen Ver kehrsmittel: Zug, Bus, Seilbahn wären umweltfreundlich, aber man ist zeitlich gebunden, und der Tiroler will frei sein, frei wie seine Berge! Also hinein in den SUV, denn wozu hat eine um weltbewusste Politik den Bau der Bergstraßen subventioniert? Wander steige sind ohnehin nur Rennstrecken für Mountainbiker. In der Komfortzone Viele Alm- und Schutzhütten erfüllen unsere Erwartungen mit Speisen à la carte, Warmwasser, Dusche und Strom rund um die Uhr (notfalls aus dem Dieselaggregat nebenan). Aber eine Sauna mit Whirlpool auf 3.000 Metern ist natürlich ein Leckerbissen, nicht nur für unser Klima. Unseren Abfall nimmt der Hubschrauber mit ins Tal, wenn er die Bierfässer abgeladen hat. Nur unseren ökologischen Fußabdruck nimmt uns leider niemand ab. Selbstverständlich protestieren wir Bergsteiger umwelt- und pflichtbe wusst gegen den Bau neuer Straßen, Seilbahnen, Pisten und Hütten. Sobald
sie aber gebaut sind, erkennen wir sofort ihre Unverzichtbarkeit und nutzen sie – mit dem AVS-Ausweis in der Hand, wegen der Ermäßigung. Neinsager als Kompliment Also alles Fockalotti? Keineswegs! Es gibt die vielen engagierten, ehrenamt lichen, umweltbewussten und umwelt aktiven Alpenvereinsmitglieder, die Wege und Almen pflegen und Müll ein sammeln, es gibt die Hüttenwirte, die mit dem Umweltgütesiegel ausgezeich net werden. Trotzdem muss der Alpen verein als „Anwalt der Alpen“ wachsam bleiben und den Vorwurf des „ewigen Neinsagers“ als Kompliment sehen. Die Ökobilanz des Bergsports ist erwiesenermaßen insgesamt negativ. Aus der Sicht der Umwelt und der Vereinskasse sind also jene AVS-Mit glieder die idealen, die pflichtbewusst ihren Jahresbeitrag zahlen, die Berge von unten anschauen und vom freien Betretungsrecht keinen Gebrauch machen. Erich Daniel, Sektion Schlanders
Ausschnitt aus dem Südtirol-Spiel im Touriseum Meran. Der Riesenflipper setzt sich ironisch mit dem Südtiroler Tourismus und natürlich auch mit den Auswirkungen des Alpintourismus auseinander Foto: Touriseum – Südtiroler Landesmuseum für Tourismus
Bergeerleben 01/20
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