DIGITALE RECHTE EMPOWERMENT IN NIGERIA
Hauptsache gut vernetzt Die Organisation She Code Africa bietet in Nigeria kostenlose Programmierkurse an. Damit bringt sie Frauen in die IT-Branche und stärkt ihr Selbstbewusstsein. Von Frank Odenthal
I
ch bin auf dem Land aufgewachsen«, sagt Ruth Ikegah. »Meine Familie hatte keinen Computer.« Erst in der High School in der nigerianischen Stadt Lagos habe sie einen Laptop bekommen. Den musste sie sich mit einigen Mitschülern teilen. Ihre Mitschülerinnen hatten andere Interessen. »Es waren nur wenige Mädchen in meiner Klasse, die sich für Computer und Informationstechnologie interessierten.« Doch bei Ruth Ikegah weckte der Laptop Begeisterung. Schnell wollte sie tiefer einsteigen: die Programme darauf nicht nur nutzen, sondern am liebsten selbst programmieren. Ikegah erzählt, dass sie versucht habe, sich die Programmiersprache Python in Eigenregie beizubringen. Das habe aber nicht sonderlich gut geklappt. Eine Freundin machte sie dann auf das Mentor_innenprogramm von She Code Africa aufmerksam. Dort erlebte sie zum ersten Mal, dass sie nicht allein war, sondern dass es viele andere Frauen gab, die ihr Interesse an Informationstechnologie teilten. »Sich mit anderen Frauen austauschen zu können, über Probleme sprechen zu können, die besonders Frauen betreffen, fand ich ungemein hilfreich«, sagt Ikegah. »Es stärkt das Selbstbewusstsein, wenn man erkennt, dass man mit seinen Schwierigkeiten nicht allein ist und es anderen Frauen ähnlich geht.« Vor allem bestätigte sich, was sie schon immer vermutet hatte: dass Frauen genauso gut programmieren können wie Männer. »Einem Computercode sieht man nicht
24 AMNESTY JOURNAL | 01/2022
an, ob er von einer Frau oder einem Mann programmiert wurde.« Frauen sind im IT-Bereich bis heute unterrepräsentiert – nicht nur in Nigeria. Die digitale Welt kann für viele Frauen jedoch befreiend wirken und sie stärken. Schließlich bietet sie unzählige Möglichkeiten der Vernetzung. Außerdem ist es für Frauen und Mädchen leichter, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, wenn sie einen anspruchsvollen Beruf ausüben und damit ihr eigenes Geld verdienen.
Hier setzt das Programm She Code Africa an: Es ermutigt junge Frauen, sich mit Informationstechnologien zu beschäftigen und im IT-Bereich Fuß zu fassen. »Es ging uns darum, jungen Frauen eine Plattform zu bieten«, sagt Ada Nduka Oyom, die die Initiative 2016 in Lagos gründete. Ihr Engagement für She Code Africa ist ehrenamtlich. Das gilt auch für ihre inzwischen 26 Kolleg_innen. Ada Nduka Oyom verdient ihr Geld als Managerin bei Google und ist dort für das sub-