Ausstellungstexte
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Die Bereichstexte sind mit iberischen Schriftzeichen gekennzeichnet. Die Objektlegenden sind nummeriert. Audioguide-Stationen sind mit dem Symbol gekennzeichnet.
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IBERER Die Iberische Halbinsel, das heutige Spanien und Portugal, war im 1. Jahrtausend v. Chr. von zahlreichen Völkern unterschiedlicher Herkunft bewohnt. Während sich im Westen und im Zentrum der Halbinsel keltische Stämme niederliessen, erstreckte sich von den Küsten Andalusiens im Süden, über die gesamte Ostküste bis zum südfranzösischen Languedoc der Lebensraum unterschiedlicher Völker, die wir unter der Bezeichnung «Iberer» zusammenfassen. An der Schnittstelle zwischen Mittelmeer und Atlantik, zwischen einheimischer Tradition und fremden Einflüssen, entwickelte sich zwischen dem 6. und dem 1. Jahrhundert v. Chr. eine faszinierende Zivilisation. Die als Kooperation zwischen dem Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig und dem Museu d’Arqueologia de Catalunya konzipierte Ausstellung präsentiert die neuesten Erkenntnisse zu den Iberern. «Soll doch auch mit ‘Iberien’ von den früheren Griechen das ganze Gebiet jenseits der Rhône (…) bezeichnet worden sein. Die Heutigen dagegen setzen als Grenze die Pyrenäen an und gebrauchen als gleichbedeutende Bezeichnungen für dasselbe Land ‘Iberien’ und ‘Hispanien’.» Strabon, Erdbeschreibung III, 4, 19 (63 v. Chr. – 23 n. Chr.)
«Iberien ähnelt denn einer Rinderhaut, die der Länge nach von Westen nach Osten und in der Breite von Norden nach Süden gespannt ist.» Strabon, Erdbeschreibung III, 1, 2 (63 v. Chr. – 23 n. Chr.)
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CHRONOLOGIE Späte Bronzezeit
1200 – 800 v. Chr. Bronzezeitliche Kultur im Südwesten der Iberischen Halbinsel Frühe Eisenzeit (800 – 550 v. Chr.) 10. Jh. v. Chr. Phönizische Erkundungsfahrten Spätes 9. Jh. v. Chr. Phönizische Enklaven in Huelva und la Rebanadilla (Málaga) Frühes 8. Jh. v. Chr. Gründung von ʾgdr/Gadeira (Cádiz) 1. Hälfte 8. Jh. v. Chr. Gründung erster phönizischer Niederlassungen im Süden der Iberischen Halbinsel 814 v. Chr. Gründung Karthagos durch die Phönizier 753 v. Chr. Gründung Roms um 725 v. Chr. Ankunft der Phönizier auf Ibiza ab 7. Jh. v. Chr. Blüte der phönizischen Expansion; Orientalisierende, «tartessische» Kultur um 600 v. Chr. Gründung von Massalia (Marseille) durch die Phokäer Frühiberische Zeit (550 – 400 v. Chr.) Frühes 6. Jh. v. Chr. Urbaner Aufschwung im Süden der Iberischen Halbinsel um 550 v. Chr. Gründung von Emporion (Empúries) durch die Phokäer um 500 v. Chr. Ende der «tartessischen» Kultur ab 5. Jh. v. Chr. Früheste Belege der iberischen Schrift Hochiberische Zeit (400 – 175 v. Chr.) 4. Jh. v. Chr. Blütezeit der iberischen Kultur 264 – 241 v. Chr. Erster Punischer Krieg zwischen Karthago und Rom 229/226 v. Chr. Gründung von Carthago Nova durch den Punier Hasdrubal 219 v. Chr. Eroberung von Sagunt durch den Punier Hannibal 218 v. Chr. Römische Landung in Emporion 218 – 202 v. Chr. Zweiter Punischer Krieg zwischen Karthago und Rom 197 v. Chr. Einrichtung der römischen Provinzen Hispania Ulterior und Hispania Citerior ab 195 v. Chr. Romanisierung des Ostens und des Südens der Iberischen Halbinsel Spätiberische Zeit (175 – 10 v. Chr.) 155 – 153 v. Chr. Römische Expeditionen gegen die Keltiberer 133 v. Chr. Eroberung von Numantia durch Rom 123 v. Chr. Eroberung der Balearischen Inseln durch Rom 82 – 72 v. Chr. Sertorianischer Krieg auf der Iberischen Halbinsel 49 – 44 v. Chr. Caesar und Pompeius bekämpfen sich auf der Iberischen Halbinsel 19 v. Chr. Die gesamte Iberische Halbinsel steht unter römischer Herrschaft 6
1 Statue einer Wölfin, Teil eines Grabmonuments (?) Kalkstein, 2. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Cerro de los Molinillos, Baena (Córdoba) Museo Íbero de Jaén 2 DIE VORGESCHICHTE Neuere Forschungen im Bereich der Paläogenetik legen nahe, dass die Iberer das Ergebnis einer Evolution waren, die auf lokalen Bevölkerungen und deren Kontakten mit anderen kontinentalen Gruppen während der Vorgeschichte (5.– 2. Jahrtausend v. Chr.) beruhte. Bereits für das 3. Jahrtausend v. Chr. sind komplexe gesellschaftliche Strukturen bezeugt, die sowohl Metallerze (Kupfer) verarbeiteten, wie auch lose Kontakte zu Nordafrika und dem Vorderen Orient pflegten. Diese Kontakte sind durch importierte Rohstoffe wie Elfenbein nachgewiesen. 1. Schieferplattenidol Schiefer, frühes 3. Jt. v. Chr. Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig 2.– 3. Menschenförmige Idole Elfenbein, 3. Jt. v. Chr. Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig 3 DIE ERSTEN IBERER Die Iberer waren kein Volk, das eingewandert ist. Die aktuelle Forschung geht von einer allmählichen Entwicklung der lokalen Bevölkerung aus. Im 7. Jahrhundert v. Chr. wies die Gesellschaft bereits eine wachsende Komplexität auf. Es gibt Belege für das Aufkommen von Fürsten, die in getrennten Herrschaftssitzen lebten und privilegierte Kontakte zu phönizischen Händlern knüpften. Im Tausch gegen wertvolle Rohstoffe, vor allem Metallerze, erhielten sie Weinamphoren und Luxusobjekte. Die Güter dieser aufkommenden Oberschicht sind uns aus Gräbern überliefert. 1. Zwei Ketten mit tierförmigen Anhängern Bronze, 6./5. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Mianes, Santa Bàrbara (Tarragona) Museu de les Terres de l’Ebre 2. Messer Eisen, 6./5. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Mianes, Santa Bàrbara (Tarragona) Museu de les Terres de l’Ebre 7
3. Phönizische Schale mit hohem Fuss Ton, 1. Hälfte 6. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Sant Jaume - Mas d’en Serrà, Alcanar (Tarragona) Museu de les Terres de l’Ebre 4. Becher Ton, 1. Hälfte 6. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Sant Jaume - Mas d’en Serrà, Alcanar (Tarragona) Museu de les Terres de l’Ebre 5. Kette Bronze, 6./5. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Can Canyís, Banyeres del Penedès (Tarragona) Museu del Vendrell 6. Gürtelschnalle Bronze, 6./5. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Can Canyís, Banyeres del Penedès (Tarragona) Museu del Vendrell
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Wer waren die Iberer?
DIE VIELFALT DER IBERISCHEN VÖLKER Im Grunde genommen gibt es «die Iberer» als einheitliche Ethnie nicht. Es ist vielmehr von einem Mosaik von Völkern mit Gemeinsamkeiten und Unterschieden auszugehen. Ihre Namen sind uns hauptsächlich durch griechisch-römische Autoren überliefert, die oft tendenziös und voller Vorurteile über die einzelnen Stämme berichten. Ihre Kultur entstand und entwickelte sich im gesamten Gebiet auf zum Teil sehr unterschiedliche Weise, was auf eine Vielzahl von Faktoren zurückzuführen ist. Einen wichtigen Einfluss brachte der Kontakt mit Händlern und Siedlern aus dem östlichen Mittelmeerraum, zunächst mit den Phöniziern und später mit den Griechen. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in unterschiedliche, nicht-indoeuropäische Sprach- und Schriftsysteme wider, die die Iberer nutzten. «Denn einmal erlaubt die Natur des Landes wegen der Kargheit oder wegen der Entlegenheit und Ungezähmtheit keine Vielzahl von Städten, und zum anderen deuten ihre Lebensweise und ihre Tätigkeit auf nichts dergleichen: denn die in Dörfern Lebende sind Wilde, und dieser Art sind die meisten Iberer.» Strabon, Erdbeschreibung III, 4, 13 (63 v. Chr. – 23 n. Chr.)
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4 INDIGETES «Hernach dehnen die rauen Indigetes sich aus. Dies ist ein unzivilisiertes Volk, ein wildes Volk, das nur für Jagd und Wildlager Interesse hat.» Rufus Festus Avienus, Ora Maritima 160-163 (4. Jh. n. Chr.) Iberisches Gefäss Ton, bemalt, 4. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Mas Castellar, Pontós (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 5 LAIETANI «Scipio fuhr von der Rhônemündung ab, segelte an den Pyrenäen vorbei und landete dann bei Emporion. Dort lud er sein Heer aus. Er unterwarf, angefangen bei den Laietanern, den Römern die gesamte Küste bis zum Fluss Ebro.» Titus Livius, Von der Gründung der Stadt an XXI, 60 (59 v. Chr.– 17 n. Chr.) Iberisches Henkelgefäss Ton (Rotware), 3. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Can Rodon de l’Hort, Cabrera de Mar (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 6 CESSETANI «Das Gebiet der Cessetani, der Fluss Subi, die Kolonie Tarraco, eine Anlage der Scipionen, so wie Carthago eine der Punier.» Plinius d. Ä., Naturgeschichte III, 21 (23 – 79 n. Chr.) Iberische Schale Ton, bemalt, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Fontscaldes, Valls (Tarragona) Museu d’Arqueologia de Catalunya
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7 ILERCAVONES «Ferner das Gebiet der Ilercavones, der durch Handelsschifffahrt bedeutsame Fluss Iber. Nach ihm nannten die Griechen ganz Spanien Iberia.» Plinius d. Ä., Naturgeschichte III, 21 (23 – 79 n. Chr.) Iberische Kanne (Oinochoe) Ton, bemalt, 5. – 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von San Antonio, Calaceite (Teruel) Museu d’Arqueologia de Catalunya 8 SEDETANI «Herausragend unter diesen Männern waren die sedetanischen Soldaten, mit ihren glänzenden Brustpanzern, die an den eisigen Gewässern des Sucro, ausserhalb der hohen Zitadelle ihrer Stadt, Saetabis, lebten.» Silius Italicus, Punica III (1. Jh. n. Chr.) Deckel eines iberischen Gefässes Ton, bemalt, 3. – 2. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Cabezo de Alacalá, Azaila (Teruel) Museu d’Arqueologia de Catalunya 9 EDETANI «Von [Neu-Karthago] zum Fluss Ebro sind es etwa ebenso viele Meilen. Diese Küste hätten die Edetaner inne.» Strabon, Erdbeschreibung III, 4, 13 (63 v. Chr. – 23 n. Chr.) Deckel eines iberischen Gefässes Ton, bemalt, 3. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von El Castellar, Oliva (Valencia) Museu d’Arqueologia de Catalunya
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10 ILERGETES «Dann brach Scipio zum Stamm der Ilergeten auf, den der Unruhestifter verlassen hatte. Er fiel mit feindlichem Heer in ihr Gebiet ein und trieb sie alle nach Atanagrum, der Hauptstadt dieses Landes.» Titus Livius, Von der Gründung der Stadt an XXI, 61 (59 v. Chr. – 17 n. Chr.) Iberisches Gefäss (Kalathos) Ton, bemalt, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Tossal de les Tenalles, Sidamon (Lleida) Museu d’Arqueologia de Catalunya 11 BASTETANI «Von Calpe, dem Berg bei den Säulen, nach Carthago Nova sollen es 2’200 Stadien sein. Diese Küste sei bewohnt von den Bastetanern, die man auch Bastuler nennt.» Strabon, Erdbeschreibung III, 4, 1 (63 v. Chr. – 23 n. Chr.) 1. Iberisches Gefäss (Kalathos) Ton, bemalt, 4. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Cerro del Santuario, Baza (Granada) Sammlung Duran Vall-Ilosera 2. Iberisches Gefäss (Kalathos) Ton, bemalt, 3. Jh. v. Chr. Aus dem Südosten der Iberischen Halbinsel Museu d’Arqueologia de Catalunya 12 CONTESTANI «Dann Contestanien und die Kolonie Carthago Nova, von deren Vorgebirge, welches das des Saturnus heisst, die Überfahrt nach Caesarea, einer Stadt Mauretaniens, 197 Meilen beträgt.» Plinius d. Ä., Naturgeschichte III, 19-20 (23 – 79 n. Chr.) Iberische Kanne (Oinochoe) Ton, bemalt, 2. Jh. v. Chr. Aus Archena (Murcia) Museu d’Arqueologia de Catalunya
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Was haben die Phönizier mit den Iberern zu tun?
PHÖNIZIER AUF DER IBERISCHEN HALBINSEL
Die Iberische Halbinsel war trotz ihrer peripheren Lage am äussersten Rand der antiken Welt ein bedeutender Ort für kulturelle Interaktionen und transmediterraner Austausch. Besonders die an der östlichen Mittelmeerküste (heute Libanon und Syrien) beheimateten Phönizier spielten eine bedeutende Rolle. Phönizische Stadtstaaten wie Tyros und Sidon waren auf der Suche nach neuen Absatzmärkten und vor allem Ressourcen, insbesondere Metallvorkommen. Die Iberische Halbinsel, die reich an Metallen war, wurde zum Ziel der phönizischen Expansionsbemühungen. Die Gründung von Handelsniederlassungen an der Südküste, die entweder als Quartiere in bestehenden Siedlungen (Huelva) oder als Neugründungen (Gadeira/Cádiz) erfolgten, bildete die Grundlage für einen Austausch, der mehrere Jahrhunderte dauerte. Durch diesen regen Kontakt gelangten nicht nur materielle, aus dem Osten stammende Produkte auf die Iberische Halbinsel, sondern auch technologische Errungenschaften, wie die schnell rotierende Töpferscheibe, spezielle Techniken der Metallverarbeitung, sowie das phönizische Alphabet, das die Grundlage der iberischen Schrift(en) bildete. «Die Phönizier, die im Laufe der Jahre dank des Handels zu grossem Wohlstand gelangten, sandten viele Kolonien aus, einige nach Sizilien und den Nachbarinseln, andere nach Libyen, Sardinien und Iberien.» Diodor, Bibliothek V, 35, 4 (1. Jh. v. Chr.)
«Denn weder Gold noch Silber noch auch Kupfer oder Eisen hat sich bis heute irgendwo in der Welt in solcher Menge und solcher Qualität gefunden.» Strabon, Erdbeschreibung III, 2, 8 (63 v. Chr. – 23 n. Chr.)
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13 DIE PUNIER Die Griechen bezeichneten die Angehörigen der Stadtstaaten von Sidon, Berytos und Tyros kollektiv als Phönizier. Die Römer latinisierten den Namen zu Poeni / Puni und meinten damit die Phönizier im westlichen Mittelmeer unter der Ägide Karthagos. In der heutigen Sprachregelung bezeichnet man oft die Karthager der Frühzeit als Phönizier, als Punier aber ab dem 7. Jahrhundert v. Chr., als Karthago eine eigenständige Politik und Kultur zu entwickeln begann. 1. Weibliche punische Büste mit eingesetzten Armen Ton, 5./4. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Puig d’es Molins, Ibiza (Islas Baleares) Museu d’Arqueologia de Catalunya 2. Halskette Glasperlen, 4. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Emporion/Empúries, L’Escala (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 3. Weibliche punisch-hellenisierende Büste Ton, 4. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Puig d’es Molins, Ibiza (Islas Baleares) Museu d’Arqueologia de Catalunya 4. Weibliche punisch-hellenisierende Kopfprotome Ton, 5./4. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Puig d’es Molins, Ibiza (Islas Baleares) Museu d’Arqueologia de Catalunya 5. Räuchergefäss (Thymiaterion) in Form eines weiblichen Kopfes Ton, 4. – 2. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von El Bordissal, Camarles (Tarragona) Museu d’Arqueologia de Catalunya Der kleine, aus einer Matrize gewonnene Frauenkopf wird aufgrund der Vertiefung, die zur Aufnahme von aromatischen Stoffen diente, als Räuchergefäss bezeichnet. Solche Gefässe kamen im westlichen Mittelmeerraum vor und waren fast ausschliesslich im punischen Einflussgebiet vertreten. Der mit Früchten und Ähren verzierte Kopfschmuck weist in den Bereich der griechischen Fruchtbarkeitsgöttin Demeter, die seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. von den Puniern mit der Göttin Tanit gleichgesetzt wurde. Die meisten Räuchergefässe wurden in Heiligtümern gefunden. Es sind aber auch Exemplare aus Grab- und Siedlungskontexten überliefert. Was die Iberer mit diesen fremden Darstellungen verbanden entzieht sich unserem Wissen. Es ist aber davon auszugehen, dass sie für die iberische Bevölkerung eigene uns unbekannte Gottheiten darstellten. 14
14 DAS PUNISCHE MATERIAL Während phönizisches Handelsgut in vielen iberischen Fundstellen gefunden wird, hinterliess die dreissigjährige Herrschaft der Punier nicht viele archäologische Zeugnisse. Am eindrücklichsten ist die zuerst phönizische, dann punische Präsenz auf Ibiza belegt, z.B. in der Nekropole von Puig d’es Molins oder dem Heiligtum Es Culleram. 1.– 2. Punische Kopfprotome Ton, 6. – 3. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Puig d’es Molins, Ibiza (Islas Baleares) Museu d’Arqueologia de Catalunya 3. Männliche punische Statuette Ton, 6. – 3. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Puig d’es Molins, Ibiza (Islas Baleares) Museu d’Arqueologia de Catalunya 4. Punische grimassierende Maske Ton, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Mas d’en Gual, El Vendrell (Tarragona) Museu del Vendrell 5. Punischer Anhänger in Form eines bärtigen Kopfes (Gesichtsperle) Glaspaste, 4. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Turó del Montgrós, El Brull (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya
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Gab es Griechen auf der Iberischen Halbinsel?
DIE GRIECHISCHE KOLONIE EMPORION Emporion (heute Empúries, Girona) liegt an der Küste Kataloniens, im Nordosten der Iberischen Halbinsel. Die Siedlung wurde im frühen 6. Jahrhundert v. Chr. von Einwohnern aus Massalia (heute Marseille) gegründet. Massalia selbst war eine Kolonie, die eine Generation zuvor von kleinasiatischen Griechen aus Phokaia gegründet worden war. Der Name der Stadt leitet sich vom griechischen Begriff emporion ab, was mit Handelsniederlassung übersetzt werden kann, und deutet auf die ursprüngliche Bedeutung der Siedlung hin. Ähnlich dem phönizischen Vorgehen, wonach eine erste Siedlung geschützt auf einer Insel oder Halbinsel errichtet wurde, wurde die Altstadt von Emporion, die Palaiopolis, auf der vorgelagerten Insel Sant Martí d’Empúries errichtet. Im späten 6. Jahrhundert v. Chr. erfolgte dann der Sprung auf das Festland, wo die Neapolis gegründet wurde. Emporion bildete eine wichtige Schnittstelle zwischen der griechischen und der iberischen Welt. Im Gegensatz zu den Phöniziern, die zahlreiche Niederlassungen errichteten, waren die Griechen deutlich weniger präsent auf der Iberischen Halbinsel. «An der Küste folgt Emporiae, eine Stadt, bewohnt teils von Ureinwohnern, teils von Griechen, die Nachkommen der Phokäer gewesen sind.» Plinius d. Ä., Naturgeschichte III, 22 (23 – 79 n. Chr.)
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15 FUNDE AUS EMPORION 1. Griechische Grabinschrift Kalkstein, 1. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Emporion/Empúries, L’Escala (Girona) Museu d’Art de Girona Übersetzung: «Thespis, (Sohn) des Aristoleos, aus Massalia, sei gegrüsst!» 2. Iberisches Giessgefäss (Askos) in Form eines Vogels Ton, bemalt, 4. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Emporion/Empúries, L’Escala (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 3. Weibliche Statuette Ton, 5. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Emporion/Empúries, L’Escala (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 4. Attisch-schwarzfiguriges Salbölfläschchen (Lekythos) Ton, spätes 6. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Emporion/Empúries, L’Escala (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 5. Salbölfläschchen (Aryballos) Glaspaste, 6. - 4. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Emporion/Empúries, L’Escala (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 6. Salbölfläschchen (Amphoriskos) Glaspaste, 6./ 5. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Emporion/Empúries, L’Escala (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya
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Können wir die Schrift der Iberer lesen und verstehen?
SPRACHE UND SCHRIFT DER IBERER Das Iberische ist eine nicht-indoeuropäische Sprache, die vor mehr als zweitausend Jahren als Schriftsprache verschwand. Trotz der Bemühungen der Forschung und der Tatsache, dass eine annähernde phonetische Transkription der Texte erreicht wurde, bleibt sie aufgrund des Fehlens einer eng verwandten Sprache im Wesentlichen unverständlich. Dennoch kennen wir einige Aspekte des Iberischen dank Vergleichen mit ähnlichen zeitgenössischen Inschriften in bekannten Sprachen. Darüber hinaus lassen sich Personennamen anhand von Parallelen in lateinischen Inschriften leicht identifizieren. Die iberische Sprache wurde je nach Gebiet in drei verschiedenen Schriften geschrieben: die nordöstliche Schrift, die südöstliche Schrift und das graeco-iberische Alphabet. Die überwiegende Mehrheit der Inschriften entspricht der erstgenannten Schrift. Sowohl die nordöstliche als auch die südöstliche Schrift bestehen aus Buchstaben- und Silbenzeichen und stammen von einem gemeinsamen Vorläufer ab: dem phönizischen Alphabet. Beim graeco-iberischen Alphabet wurde für die schriftliche Wiedergabe der iberischen Sprache das griechische Alphabet verwendet. Die iberische Schrift war vom 5. Jahrhundert v. Chr. bis ins 1. Jahrhundert v. Chr. in Gebrauch. «Die Iberer bedienen sich der Schreibkunst, jedoch nicht in einer Form. Sie sprechen ja auch nicht nur eine Sprache.» Strabon, Erdbeschreibung III, 1, 6 (63 v. Chr. – 23 n. Chr.)
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16 Grabstele mit iberischer Inschrift Sandstein, 2. Jh. v. Chr. Aus Santa Perpètua de Mogoda (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya Umschrift: -]śtaneśe[intaneś ebanen.au ŕuninkika oŕdinse ikika. siba ntin 17 Grabstele mit iberischer Inschrift Stein, 2. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Cabanes (Castelló) Museu d’Arqueologia de Catalunya Umschrift: Ildiŕbigis en : seldar ḿi 18 BLEITÄFELCHEN Die längsten iberischen Inschriften befinden sich auf Bleitäfelchen. Dank dem Vergleich mit griechischen Parallelen handelt es sich bei einigen um Briefe, die einen Zusammenhang mit Handelstätigkeiten haben. Auf der Aussenseite der ursprünglich gerollten Bleitäfelchen steht der Name des Empfängers. Weitere Exemplare könnten Buchhaltungstexte mit Listen von Personen und entsprechenden Beträgen darstellen. 1. Täfelchen mit griechischer Inschrift (Replik) Kunstharz Original: Blei, 530 – 500 v. Chr. Aus der Siedlung von Emporion/Empúries, l’Escala (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya Das vorliegende Bleitäfelchen gehört in die Kategorie der Privatbriefe. Bleifolien wurden als Schreibmaterial verwendet, da sie mit einem Griffel einfach zu beschriften und dennoch resistent
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waren. Dieses Exemplar wurde in Emporion gefunden und war ursprünglich zusammengerollt. In dem in ionischem Dialekt verfassten Brief gibt der Verfasser Handelsanweisungen. 1 [–]ὠς ἐν Σαιγάνθηι ἔσηι, κἄν[–] [–] Ἐμππορίταισον οὐδ ἐπιβα[–] νες ἤ ἔκοσι κοἶνος οὐκ ἐλα[–]δ[–] 4 [– Σαιγ]ανθηῖον ὠνῆσθαι Βασπεδ[...]π[–] [–]αν ἄρσαν παρακομίσεν [..] εν[–] [–]ωνι τί τούτων ποητέον [..]ν[–] [–]α καὶ κέλευε σὲ Βασπεδ[..] ἐλκ[εν–] 8 [εἴρεσ]θαι [εἴ] τις ἔστιν ἕλξει ἐς δ[.]οστ[–] [–ἠ] μέτερον . κἄν δύο ωἶσι, δύο προ[έσ]θ[ω–] [διπ]λ[ό]ος δ’ ἔστω . κἄν αὐτὸς θέλη[ι–] [–τὤ]μυσυ μετεχέτω . κἄμ μὴ ὀ[–] 12 [–]τω κἀπιστελάτω ὀκόσο ἄν[–] [–]ν ὡς ἄν δύνηται τάχιστα[–] [–κεκ]έλευκα . χαῖρε. 1 ... so dass Du in Saiganthe bist, und wenn (du bleiben willst) ... ... unter den Emporitanern und nicht an Bord gehen … ... mehr als zwanzig und Wein nicht für … 4 ... die Ladung, die es in Saiganthe gab, hat Basped gekauft … … auf See gesetzt, um Waren auch in … …a ... was sollen wir mit all dem machen. ... bittet und befiehlt Basped[, dich … 8… frage, ob es jemanden gibt, der den Transport nach D..ost... macht. ... unserer (Ladung, Waren), und, wenn es zwei wären, dass er zwei ... schickt. ... aber er sei der ... ; und wenn er darüber hinaus (Handel treiben) will .... ... er soll halb teilen; aber wenn er nicht einverstanden ist. 12 … dass er hier bleibt und mir einen Brief schickt, in dem er mir sagt, wie viel er (haben möchte) ... ... so schnell wie möglich für ihn. ... hier sind meine Befehle. Lebe wohl. 2. Täfelchen mit iberischer Inschrift Blei, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Castellet de Banyoles, Tivissa (Tarragona) Museu d’Arqueologia de Catalunya Umschrift: iśtalar : ordinbeŕeteŕeikiaŕ śalaiaŕgisteŕokan : śalir o III: neitiniunstir : aiuniguŕskate :
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3. Tierförmiges Gefäss (Askos) mit iberischem Graffito Ton, 5./4. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Puig de Sant Andreu, Ullastret (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya Umschrift: neitiniunstir anbaikabalika ilbikon +ŕkelki koen [–] ekiaŕakerbikir [–] ban auskeikaŕ 19 INSCHRIFTEN Wir kennen mehr als zweitausend – oft sehr kurze – iberische Inschriften auf einer Vielzahl von Schriftträgern. Sie bezeichnen oft den Namen des Eigentümers auf Keramikgefässen oder Ortsnamen auf Münzen. Ferner sind Grabinschriften auf Steinstelen, religiöse Höhleninschriften, Amphorenstempel und auf Keramik gemalte Inschriften überliefert. 1. Attisch-schwarzfigurige Schale (Kylix) mit iberischem Graffito Ton, 5. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Puig de Sant Andreu, Ullastret (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya Umschrift: ]letaŕ 2. Attischer Schwarzfirnis-Teller mit iberischem Graffito Ton, 4. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Tossal de les Tenalles, Sidamon (Lleida) Museu d’Arqueologia de Catalunya Umschrift: kuleśuŕir 3. Scherbe einer Amphore (Ostrakon) mit iberischem Graffito Ton, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Mas Castellar, Pontós (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya Umschrift: [.]+Igitibaś lauŕsu : turin aluŕtileis bilotigeŕei
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4. Schale mit iberischer Inschrift Ton, 3. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Can Rodon de l’Hort, Cabrera de Mar (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya Umschrift: sosian INSCHRIFTEN AUF MÜNZEN Iberische Münzen tragen eine Legende in iberischer Sprache mit dem Namen des Ortes, an dem sie geprägt wurden. Oft lassen sich aber diese Prägestätten nicht genauer identifizieren. 5.– 7. Iberische Münzen (Prägungen von Undikesken) Bronze, 2. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Puig de Sant Andreu, Ullastret (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 8. Gewicht mit iberischer Inschrift Stein, Eisen, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Puig Castellar, Santa Coloma de Gramenet (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya Umschrift: ustainabaŕarban 20 Iberische Amphore Ton, 4./3. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Can Rodon de l’Hort, Cabrera de Mar (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 21 Punische Amphore Ton, 5./4. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Puig de Sant Andreu, Ullastret (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 22 DIE IBERISCHE KERAMIK Durch den Kontakt mit den Phöniziern gelangte die Töpferscheibe auf die Iberische Halbinsel. Ausschlaggebend für die iberische Keramikproduktion waren zunächst die Imitationen phönizischer Gefässformen, die das bereits aus der Spätbronzezeit (Ende 2. Jahrtausend v. Chr.) vorhandene Repertoire erweiterten. Auch der für phönizische Gefässe typische rote Überzug wurde teilweise übernommen. 22
1. Iberisches Henkelgefäss Ton (Rotware), 3. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Can Rodon de l’Hort, Cabrera de Mar (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 2. Iberisches Henkelgefäss Ton (Grauware), 3. Jh. v. Chr. Aus Bellaterra, Cerdanyola del Vallès (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 3. Iberische Graburne Ton (Rotware), 4./3. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Can Rodon de l’Hort, Cabrera de Mar (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 4. Phönizische Graburne (Typus «Cruz del Negro») Ton, 7./6. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Can Piteu - Can Roqueta, Sabadell (Barcelona) Museu d’Història de Sabadell 5. Gefäss mit Stierkopf, Import aus Zentraleuropa Ton, 6. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Tossal Redó, Calaceite (Teruel) Museu d’Arqueologia de Catalunya 23 1. Iberisches Giessgefäss (Askos) Ton (Grauware), 3. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Can Rodon de l’Hort, Cabrera de Mar (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 2. Iberisches Gefäss (Dinos) Ton, 5./4. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Puig de Sant Andreu, Ullastret (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 3. Punisches Giessgefäss (Askos) Ton, bemalt, 4. – 2. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Puig d’es Molins, Ibiza (Islas Baleares) Museu d’Arqueologia de Catalunya 4. Attisches Schwarzfirnis-Giessgefäss (Askos) Ton, 3. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Puig d’es Molins, Ibiza (Islas Baleares) Museu d’Arqueologia de Catalunya
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24 1. Iberische tiefe Schale Ton (Grauware), 4./3. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Can Rodon de l’Hort, Cabrera de Mar (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 2.– 3. Iberische Schalen Ton (Grauware), 4./3. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Can Rodon de l’Hort, Cabrera de Mar (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 4. Attische Schwarzfirnis-Schale mit Stempeldekor Ton, 4./3. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Can Rodon de l’Hort, Cabrera de Mar (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 5.– 6. Attische Schwarzfirnis-Schalen Ton, 4./3. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Cerro del Santuario, Baza (Granada) Sammlung Duran Vall-Ilosera Im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. wurden attische Vasen in grossem Masse auf die Iberische Halbinsel importiert. Die iberischen Töpfer liessen sich teilweise durch fremde Formen inspirieren. Das Dekor jedoch blieb weitgehend frei von äusseren Einflüssen.
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1. Iberisches Weinmischgefäss (Krater) Ton, bemalt, 4. Jh. v. Chr. Aus dem Südosten der Iberischen Halbinsel Sammlung Duran Vall-Ilosera 2. Attisch-rotfiguriges Weinmischgefäss (Krater) mit Bankettszene Ton, bemalt, 4. Jh. v. Chr. Aus dem Südosten der Iberischen Halbinsel Sammlung Duran Vall-Ilosera 26 1. Einhenkliger iberischer Becher Ton, bemalt, 3. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Can Rodon de l’Hort, Cabrera de Mar (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya, Barcelona 2. Bikonischer iberischer Krug Ton (Grauware), 3. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Can Rodon de l’Hort, Cabrera de Mar (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 24
3. Iberische Schale mit hohem Fuss Ton, bemalt, 4. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von San Antonio, Calaceite (Teruel) Museu d’Arqueologia de Catalunya 4. Iberische Schale mit hohem Fuss Ton, bemalt, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Turó del Montgrós, El Brull (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 5. Handgemachte iberische Henkelschale Ton, 3. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Can Rodon de l’Hort, Cabrera de Mar (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 6. Iberische Schale mit hohem Fuss Ton (Grauware), 3. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Can Rodon de l’Hort, Cabrera de Mar (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 7. Attische Schwarzfirnis-Schale Ton, 4. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Can Rodon de l’Hort, Cabrera de Mar (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 8. Attischer Schwarzfirnis-Trinkbecher (Skyphos) Ton, bemalt, spätes 5. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Puig de Sant Andreu, Ullastret (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 9. Attisch-rotfigurige Schale Ton, 4. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Cerro del Santuario, Baza (Granada) Sammlung Duran Vall-Ilosera 10. Attische Schwarzfirnis-Schale Ton, spätes 5. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Emporion/Empúries, L’Escala (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya
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DER ZWEITE PUNISCHE KRIEG (218 – 201 v. CHR.) Im 3. Jahrhundert v. Chr. mündeten die Spannungen zwischen Rom und Karthago, den wichtigsten Militär- und Handelsmächten im Mittelmeerraum, in den Ersten Punischen Krieg (264 – 241 v. Chr.), der mit einem römischen Sieg endete. Zwanzig Jahre später sollte der karthagische General Hannibal Barca Rache nehmen. Er verliess Qart Ḥadašt (Cartagena), seine Operationsbasis auf der Iberischen Halbinsel, mit der Absicht, Rom anzugreifen. Zunächst belagerte er die iberische Stadt Saguntum, die mit Rom verbündet war. Danach überquerte er den Fluss Ebro, was Rom dazu bewegte, Karthago den Krieg zu erklären. Römische Truppen landeten 218 v. Chr. in Emporion und besiegten 216 v. Chr. die Karthager in der Nähe des heutigen Tarragona. In der Zwischenzeit hatte Hannibal mit Infanterie, Kavallerie und Elefanten die Pyrenäen und die Alpen überquert. Zwischen 218 und 216 v. Chr. führte er einen erfolgreichen Feldzug gegen die römischen Truppen in Italien, doch nach Niederlagen bei Syrakus und Capua suchte er 211 v. Chr. Zuflucht in Nordafrika. Zur gleichen Zeit triumphierte Publius Cornelius Scipio im Süden der Iberischen Halbinsel. Schliesslich besiegte Scipio, nachdem er nach Nordafrika geschickt worden war, 202 v. Chr. Hannibal bei Zama und entschied damit den Konflikt zugunsten Roms.
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DER ZWEITE PUNISCHE KRIEG (218 – 201 V. CHR.) 237 – 219 v. Chr. Militärische Präsenz auf der Iberischen Halbinsel. Abgrenzung der Einflusssphäre zwischen Rom und Karthago. 226 Ebro-Vertrag zwischen Rom und Karthago. 219 Belagerung der Stadt Saguntum durch den punischen Feldherrn Hannibal. 218 Hannibal überquert den Fluss Ebro, die Pyrenäen und die Alpen. Kriegserklärung Roms. Schlacht am Ticinus. Schlacht an der Trebia. Landung einer römischen Streitmacht unter Gnaeus Cornelius Scipio in Emporion. 217 Hannibal besiegt die römischen Truppen am Trasimenischen See. Publius Cornelius Scipio landet mit Verstärkung in Emporion. 216 Römischer Sieg an der Ebro-Mündung. Hannibal besiegt acht römische Legionen bei Cannae (Apulien). 215 Die Brüder Gnaeus und Publius Cornelius Scipio siegen in der Schlacht von Ibera (Katalonien). 211 Schlacht an der Oberen Baetis. Sieg der Punier und Tod der beiden Scipionen. 210 Publius Cornelius Scipio, der Sohn des getöteten Feldherrn und späterer Scipio Africanus, übernimmt das römische Kommando auf der Iberischen Halbinsel. 209 Eroberung von Carthago Nova durch Scipio. 208 Schlacht bei Baecula (Jaén). Sieg Scipios über Hannibals Bruder Hasdrubal. 206 Schlacht von Ilipa (Andalusien). Sieg der römischen Truppen unter Scipio. Gades (Cádiz) fällt an Rom. Ende der punischen Vorherrschaft auf der Iberischen Halbinsel. Erster iberischer Aufstand unter den ilergetischen Fürsten Indibilis und Mandonius gegen die römische Präsenz auf der Iberischen Halbinsel. 205 Zweiter iberischer Aufstand. Tod der Brüder Indibilis und Mandonius. 202 Schlacht von Zama (Nordafrika). Sieg Roms unter Publius Cornelius Scipio. Kapitulation Karthagos. Scipio erhält den Ehrennamen Africanus. 197 Einteilung der römischen Territorien auf der Iberischen Halbinsel in zwei Provinzen: Hispania citerior und Hispania ulterior. Iberische Aufstände. 195 Marcus Porcius Cato der Ältere schlägt die iberischen Aufstände nieder.
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DAS ENDE DER IBERISCHEN UNABHÄNGIGKEIT Die Konfrontation zwischen Rom und Karthago erschütterte die Iberische Halbinsel. Im Jahr 197 v. Chr. teilten die siegreichen Römer Spanien in zwei Provinzen auf, während die nordöstlichen Iberer gegen ihre Herrschaft rebellierten. Dem Konsul Marcus Porcius Cato gelang es zwei Jahre später, sie zu unterwerfen. Sie waren gezwungen, ihre Städte und Dörfer aufzugeben. Die Römer gründeten weitere Städte und die Iberer übernahmen nach und nach römische Bräuche. Der starke Widerstand der übrigen Völker der iberischen Halbinsel konnte nicht verhindern, dass Rom seine Eroberung bis zum Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. abschloss. Die lokalen Kulturen verschwanden schliesslich unter dem Druck der römischen Sprache, Religion und Gesetzgebung. 27 1. Acht Drachmen (Prägungen von Emporion) Silber, 220 – 198 v. Chr. Aus der Siedlung von Turó del Montgrós, El Brull (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 2.– 3. Punische Münzen Bronze, spätes 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von La Palma, L‘Aldea (Tarragona) Generalitat de Catalunya, Conselleria de Cultura 4. Punische Pfeilspitze Bronze, 3. – 2. Jh. v. Chr. Aus Aixalelles, Ascó (Tarragona) Generalitat de Catalunya
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Wie sah die iberische Gesellschaft aus?
DIE IBERISCHE GESELLSCHAFT Ausgrabungen von Nekropolen lassen ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. tiefgreifende Veränderungen erkennen. Die Zahl der Bestattungen scheint im Vergleich zur vorangegangenen Periode stark rückläufig zu sein, was darauf hindeutet, dass die aufwendigen Einäscherungsrituale auf einige wenige Personen beschränkt waren. In Katalonien und Valencia entstanden «Kriegergräber», in die den Verstorbenen Schmuck, Bronzegefässe und Waffen mitgegeben wurden. Im Süden der Iberischen Halbinsel entstanden monumentale Grabdenkmäler. All dies wird als Entstehung einer herrschenden aristokratischen Schicht interpretiert. In einer solchen hierarchischen Gesellschaft befand sich der Grossteil der Bevölkerung am unteren Ende der Pyramide. Die Unterschicht bestand aus einer grossen Masse von Landarbeitern und Viehzüchtern. Es gibt Hinweise auf eine intensive Aneignung der landwirtschaftlichen Überschüsse durch die Eliten, aber wir wissen wenig über den Grad der Autonomie oder der Leibeigenschaft der bäuerlichen Familien. Viele von ihnen arbeiteten nebenbei als Handwerker, in Konfliktsituationen auch als Soldaten und manchmal als Söldner im Ausland. 28 VOTIVGABEN Das Museu d’Arqueologia de Catalunya (MAC) besitzt eine der am besten dokumentierten Sammlungen iberischer Bronzestatuetten. Die Figuren stammen aus Höhlenheiligtümern im Süden und Südosten der Iberischen Halbinsel, wo sie als Votivgaben aufgestellt wurden. Sie belegen kultische Praktiken in diesen Heiligtümern und bilden aufgrund ihrer Vielfalt eine wichtige Quelle zu Kleidung, Schmuck und Bewaffnung der iberischen Bevölkerung.
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Votivstatuetten Bronze, 5. – 2. Jh. v. Chr. Aus dem Heiligtum von La Luz, Verdolay (Murcia) und dem Höhlenheiligtum von Cueva de la Lobera, Castellar (Jaén) Museu d’Arqueologia de Catalunya 29 DIE WAFFEN DER IBERISCHEN KRIEGER Die iberischen Krieger benutzten verschiedene Defensivund Offensivwaffen mit regionalen Unterschieden. Die Verteidigungsausrüstung bestand aus einem Helm (Leder oder Metall), einem Brustpanzer, Beinschützern und einem runden oder ovalen Schild. Die Angriffswaffen waren Speere, Dolche sowie verschiedene Schwertarten. Die Speere, die man schwingen oder werfen konnte, waren aus taktischer Sicht wichtig. Sie konnten über grosse Entfernungen geworfen werden. Unter den schweren Speeren gab es Ganzmetallspeere, das sogenannte Soliferrum, und Pfähle mit einer langen Eisenspitze. Pfeilspitzen waren meist aus Bronze gefertigt und konnten auch für die Jagd verwendet werden. Bleigeschosse wurden mit Steinschleudern abgeschossen. «Als die Iberer nach dem Schleudern der Eisenspeere und der Lanzen die Schwerter zückten, da begann der Kampf sozusagen von neuem. Sie wurden nicht mehr von blindlings kommenden Schüssen aus der Ferne unversehens verwundet, sondern im Nahkampf beruhte die ganze Hoffnung auf ihrer Tapferkeit und ihrer Körperkraft.» Titus Livius, Von der Gründung der Stadt XXXIV, 14, 11 (59 v. Chr. – 17 n. Chr.) 1. Schwert (Typus «La Tène») Eisen, 4./3. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Can Rodon de l’Hort, Cabrera de Mar (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 2. Lanzenspitze Eisen, 3. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Can Rodon de l’Hort, Cabrera de Mar (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 3. Lanzenspitze Eisen, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Puig de Sant Andreu, Ullastret (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya
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4. Lanzenspitze Eisen, 4./3. Jh. v. Chr. Aus Can Garrofa, Aiguaviva (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 5. Eisenspeer (Soliferrum) Eisen, 4./3. Jh. v. Chr. Aus Can Garrofa, Aiguaviva (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 6. Brustpanzer (Cardiophylax) Bronze, 4. Jh. v. Chr. Aus Can Garrofa, Aiguaviva (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 7. Schildbuckel Eisen, 3. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Can Rodon de l’Hort, Cabrera de Mar (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 8. Sporn Eisen, 5. – 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Turó del Montgrós, El Brull (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 9. Schleudergeschosse Blei, 3./2. Jh. v. Chr. Aus Sant Miquel d’Olèrdola, Olèrdola (Barcelona) Aus Puig Castellar, Santa Coloma de Gramenet (Barcelona) Aus Emporion/Empúries, L’Escala (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 10. Iberisches Krummschwert («Falcata») Eisen, 4./3. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Can Rodon de l‘Hort, Cabrera de Mar (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya Das Krummschwert, die sogenannte Falcata, war in der iberischen Welt zwischen dem 5. und 1. Jahrhundert v. Chr. eine beliebte Angriffswaffe. Die Falcata war vor allem in Oberandalusien und im Südosten der Halbinsel verbreitet. Mit ihrer sehr spitzen, gebogenen und asymmetrischen Klinge mit einer einzigen scharfen Schneide ähnelt sie den balkanischen, italischen und griechischen Vorbildern, unterscheidet sich aber durch ihren Griff in Form eines Pferdekopfes, eines Vogels oder eines Greifs. Die Klinge war teils mit Längsrillen, die prächtigsten Exemplare mit Silbereinlagen verziert.
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30 Stele mit bewaffnetem Reiter und Lanzenspitzen Kalkstein, 2./1. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von San Antonio, Calaceite (Teruel) Museu d’Arqueologia de Catalunya 31 Stele mit bewaffnetem Reiter «Stele von Palermo» Kalkstein, 2./1. Jh. v. Chr. Aus Palermo (Teruel) Museu d’Arqueologia de Catalunya 32 Graburne mit Kriegerdarstellungen Ton, 4. – 2. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von El Castellar, Oliva (Valencia) Museu d’Arqueologia de Catalunya 33 SCHMUCK UND ACCESSOIRES 1. Gürtelschnalle Bronze, Silbereinlagen, 6./5. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Puig de Serra, Serra de Daró (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 2. Gürtelschnalle Bronze, Silbereinlagen, 6./5. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Espleters, La Salzadella (Castelló) Museu d’Arqueologia de Catalunya 3.– 4. Fibel (Typus «La Tène») Bronze, Silbereinlagen 4./3. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Puig de Serra, Serra de Daró (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 5. Ohrringe Gold, 4. Jh. v. Chr. Aus dem Südosten der Iberischen Halbinsel Sammlung Duran Vall-Ilosera 6. Halsreif (Torques) Bronze, Silbereinlagen, 6./5. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Espleters, La Salzadella (Castelló) Museu d’Arqueologia de Catalunya 32
34 Gefäss mit Jagdszene «Vaso Cazurro» Ton, 1. Jh. v. Chr. – 1. Jh. n. Chr. Angeblich aus Empúries (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya Das Gefäss wurde in einer der griechischen Nekropolen von Empúries gefunden und zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Manuel Cazurro im Kunsthandel erworben. Das Hauptmotiv zeigt eine Hirschjagd, die von geometrischen Motiven eingerahmt wird. Das Gefäss war stets umstritten, sowohl wegen seiner Form als auch wegen seiner Ikonographie, die bei Darstellungen aus der iberischen Welt praktisch unbekannt ist. Die Hypothesen reichen von einem direkten Einfluss der klassischen griechischen Keramik aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. bis hin zu einem sehr späten Beispiel der iberischen oder keltiberischen materiellen Kultur oder sogar einer modernen Fälschung (die inzwischen ausgeschlossen wurde).
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Wovon lebten die Ibererinnen und Iberer?
LANDWIRTSCHAFT UND HANDWERK
Die Vielfalt der iberischen Welt zeigt sich auch bei den wirtschaftlichen Strategien. Ackerbau und Viehzucht waren in allen Gebieten verbreitet, doch ist auch eine deutliche regionale Diversifizierung zu beobachten. Die ausgedehnten Getreidespeicher, die nur in einigen der nördlichen iberischen Gebiete zu finden sind, lassen sich durch eine Spezialisierung auf die Überschussproduktion von Getreide erklären, die zum Teil für den Aussenhandel bestimmt war. Das Vorkommen von Olivenölmühlen in den Edetani-Siedlungen deutet auf eine Konzentration auf den Oliven- und Weinanbau in der heutigen Region Valencia hin. Im Westen dürfte Viehzucht eine wichtige Rolle gespielt haben. Die Verarbeitung von mineralischen und metallurgischen Ressourcen, einschliesslich Blei und Silber, könnte die wichtigste wirtschaftliche Grundlage von Gebieten wie Ilercavonia (Unterer Ebro) und vor allem im Süden der Iberischen Halbinsel gebildet haben. Ein hohes Mass an Spezialisierung ist ferner im Bereich der Textilund Keramikproduktion zu vermuten. Besonders erwähnenswert sind die Belege für Drehmühlen, mit denen die Effizienz der Getreidemahlung optimiert wurde. Die frühesten bekannten Beispiele im Mittelmeerraum - vom späten 6. bis zum frühen 5. Jahrhundert v. Chr. - stammen aus iberischen Fundstätten. Die am meisten spezialisierten Handwerker, wie Töpfer oder Goldschmiede, waren möglicherweise hauptberuflich tätig und standen unter der Kontrolle der herrschenden Klassen. 35
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Iberisches Gefäss (Bierbrause) Ton, bemalt, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Molí d’Espígol, Tornabous (Lleida) Museu d’Arqueologia de Catalunya
36 MAHLSTEIN UND HANDDREHMÜHLE 1. Reibstein Stein, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Turó del Montgrós, El Brull (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 2. Reibstein Sandstein, 7. – 4. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Puig de Sant Andreu, Ullastret (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 3. Handdrehmühle (Läufer und Mahlplatte) Stein, 5./4. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Puig de Sant Andreu, Ullastret (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 37 1. Iberisches Gefäss Ton, bemalt, 3. – 1. Jh. v. Chr. Aus Archena (Murcia) Museu d’Arqueologia de Catalunya 2. Iberisches Gefäss Ton, bemalt, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Molí d’Espígol, Tornabous (Lleida) Museu d’Arqueologia de Catalunya 3. Iberische Graburne Ton, bemalt, 3. – 1. Jh. v. Chr. Villaricos (Almería) Museu d’Arqueologia de Catalunya 38 DIE TEXTILPRODUKTION 1. Spinnwirtel Ton, 4. – 2. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Molí d’Espígol, Tornabous (Lleida) Museu d’Arqueologia de Catalunya 2. Spinnwirtel Ton, 4./3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Tossal de les Tenalles, Sidamon (Lleida) Museu d’Arqueologia de Catalunya
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3. Spinnwirtel Ton, 2. Jh. v. Chr. Aus Sant Miquel d’Olèrdola, Olèrdola (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 4. Spinnwirtel Ton, 5./4. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Puig de Sant Andreu, Ullastret (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 5. Webgewicht Ton, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von San Antonio, Calaceite (Teruel) Museu d’Arqueologia de Catalunya 6. Webgewicht Ton, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Tossal de les Tenalles, Sidamon (Lleida) Museu d’Arqueologia de Catalunya 7. Webgewicht Ton, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Coll de Moro (Tarragona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 39 DIE METALLVERARBEITUNG 1. Scheibenförmiger Bleibarren Blei, 4./3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Turó de la Rovira (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 2. Barren Silber, 5. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Mas Castellar, Pontós (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 3. Düse eines Brennofens Ton, 6./5. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von El Piuró del Barranc Fondo, Maçalió (Teruel) Museu d’Arqueologia de Catalunya 4. Gussform Sandstein, 4. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Puig de Sant Andreu, Ullastret (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya
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5. Model für Schmuckstücke Stein, 4. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Tossal de les Tenalles, Sidamon (Lleida) Museu d’Arqueologia de Catalunya 6. Gussform für Schmuckperlen Ton, 4. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Mas Castellar, Pontós (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 7. Amboss Bronze, 4./3. Jh. v. Chr. Aus Sant Miquel d’Olèrdola, Olèrdola (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 40 1. Iberische Graburne Ton, bemalt, 3. – 1. Jh. v. Chr. Aus Peal de Becerro (Jaén) Museu d’Arqueologia de Catalunya 2. Iberisches Gefäss (Kalathos) Ton, bemalt, 4./3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Castellet de Banyoles, Tivissa (Tarragona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 3. Iberische Kanne (Oinochoe) Ton, Grauware, 4./3. Jh. v. Chr. Aus Sitges de Bellaterra, Cerdanyola del Vallès (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 4. Einhenkliges iberisches Gefäss Ton (Grauware), 4./3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Turó del Montgrós, El Brull (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 5. Iberische Schale Ton, bemalt, 3. – 1. Jh. v. Chr. Aus Villaricos (Almería) Museu d’Arqueologia de Catalunya 6. Iberische Schale Ton, bemalt, 3./2. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Fontscaldes, Valls (Tarragona) Museu d’Arqueologia de Catalunya
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Welche Vorteile brachte die Verarbeitung von Eisen?
DIE EISENZEIT
Als zu Beginn des 1. Jahrtausends v. Chr. Eisen allmählich Bronze als vorherrschendes Material ersetzte, erfolgte damit auch ein technologischer Sprung. Die Beherrschung der Eisenmetallurgie war ein entscheidender Meilenstein, vor allem in ihrer Anwendung auf so wichtige Bereiche wie die Landwirtschaft. Die neuen eisernen Werkzeuge ermöglichten einen qualitativen Sprung in der Produktionskapazität. So war es möglich, das anhaltende Bevölkerungswachstum aufrechtzuerhalten, das seinerseits die Bildung einer urbanen Gesellschaft förderte. 41 WERKZEUGE 1. Steinmetzhammer Eisen, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Puig de Sant Andreu, Ullastret (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 2. Gertel Eisen, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Tossal de les Tenalles, Sidamon (Lleida) Museu d’Arqueologia de Catalunya 3. Säge Eisen, 3./2. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Mas Castellar, Pontós (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 4. Messerklinge Eisen, 4./3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Illa d’en Reixac, Ullastret (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya
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42 LANDWIRTSCHAFT 1. Votivstatuette eines Ochsenpaares Bronze, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Castellet de Banyoles, Tivissa (Tarragona) 2. Gabel Eisen, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Mas Castellar, Pontós (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 3. Hacke Eisen, 4./3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Puig de Sant Andreu, Ullastret (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 4. Pflugschar Eisen, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Mas Castellar, Pontós (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya
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Welche Stellung hatten Frauen in der iberischen Gesellschaft?
DIE FRAU IN DER IBERISCHEN GESELLSCHAFT Klassische Autoren (wie Polybios, Titus Livius oder Strabon) sprechen von iberischen Frauen nur als Kriegsopfer oder im Rahmen von Heiratsbündnissen. Ihre Rolle war indes viel umfassender und hing von ihrer sozialen Stellung ab. Die meisten lebten ein bescheidenes Leben in bäuerlichen Handwerksgruppen und verbanden ihre täglichen Aufgaben (Versorgung mit Wasser und Brennmaterial zum Heizen und Kochen, Zubereitung von Speisen, Betreuung von Haus und Familie) mit landwirtschaftlichen Tätigkeiten oder der Herstellung von Textilien, Korbwaren und handgefertigten Töpferwaren. Grabbeigaben und -skulpturen zeigen wie sich wohlhabende Frauen kleideten, ihr Haar kämmten und sich schmückten. Die Teilnahme von Frauen an öffentlichen Zeremonien, das Tanzen in der Öffentlichkeit, Paraden oder das Spielen von Musikinstrumenten wurden ebenfalls dargestellt. Zahlreiche Bronze- oder Terrakottafiguren zeigen die Bedeutung, die der Mutterschaft beigemessen wurde. 43 1. Kopf einer weiblichen Statue Kalkstein, 4./3. Jh. v. Chr. Aus dem Heiligtum von Cerro de los Santos, Montealegre del Castillo (Albacete) Museu del Castell de Peralada 2. Kopf einer weiblichen Statue «Kore von Alicante» Kalkstein, spätes 6. Jh. v. Chr. Aus Alicante (?) Museu d’Arqueologia de Catalunya 44 Statuette einer Adorantin Kalkstein, 4. Jh. v. Chr. Aus Murcia Museu d’Arqueologia de Catalunya 40
45 1. Statuette einer Adorantin Bronze, 4. Jh. v. Chr. Aus dem Heiligtum von Cueva de la Lobera, Castellar (Jaén) Museu d’Arqueologia de Catalunya 2. Statuette einer Frau «Dama de Castellar» Bronze, 4. – 2. Jh. v. Chr. Aus dem Heiligtum von Cueva de la Lobera, Castellar (Jaén) Museu d’Arqueologia de Catalunya 3. Weibliche Votivstatuette Bronze, 5. Jh. v. Chr. Aus dem Heiligtum von La Luz, Verdolay (Murcia) Museu d’Arqueologia de Catalunya 4. Weibliche Votivstatuette Bronze, 2./1. Jh. v. Chr. Aus dem Höhlenheiligtum von Cueva de la Lobera, Castellar (Jaén) Museu d’Arqueologia de Catalunya 46 «Dama de Elche» (Replik) Gips, Ignasi Pinazo, 1908 Original: Kalkstein, 5./4. Jh. v. Chr. Aus Alcudia de Elche (Alicante) Museu d’Arqueologia de Catalunya Die 1897 in Alcudia de Elche (Alicante) entdeckte, ungefähr lebensgrosse Frauenbüste stellt das berühmteste iberische Kunstwerk dar, die «Dama de Elche». Die rundplastisch ausgeführte Büste zeigt eine reich gekleidete junge Frau mit reichem Schmuck auf dem Kopf und drei Halsketten an der Brust. Eine kleine Ringfibel verschliesst eines der Gewänder. Die Augen waren einst wohl mit Glaspaste gefüllt. Vereinzelte rote, ockerfarbene, ägyptisch-blaue und gelbe Farbreste wurden auf dem Schmuck gefunden, ebenso wie Spuren von Blattgold auf der Innenseite des Halses. Da es keinen archäologischen Kontext gibt, ist eine Interpretation schwierig. Verschiedene Hypothesen wurden aufgestellt, die sich auf die ursprüngliche Form (stehend, sitzend, Büste) und die Deutung der Vertiefung auf der Rückseite (Opfergabe, Aschenurne) beziehen. Der reiche Kopf-, Hals- und Ohrschmuck weist auf die besondere Stellung der Dargestellten hin. Möglicherweise repräsentierte sie eine Göttin, eine priesterliche Figur oder eine hochrangige Frau.
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47 «Dama de Baza» (Replik) Stein Original: Kalkstein, 4. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Cerro del Santuario, Baza (Granada) Sammlung Duran Vall-llosera 1971 wurde bei Ausgrabungen in der iberischen Nekropole Cerro del Santuario (Baza, Granada) eine aussergewöhnliche Entdeckung gemacht: Das Grab Nummer 155 enthielt die Skulptur einer reich geschmückten, auf einem geflügelten Thron sitzenden Frau. In ihrer linken Hand hält sie einen Vogel. Eine Öffnung unterhalb der Sitzfläche des Throns enthielt die Totenasche. Im ungestörten Grab wurden zahlreiche Beigaben gefunden: Amphoren, Schalen und Waffen. Die hier bestattete Ibererin gehörte zweifelsohne der Oberschicht an. 48 «Dama del Cerro de los Santos» (Replik) Gips, 1972 Original: Kalkstein, spätes 4./3. Jh. v. Chr. Aus dem Heiligtum von Cerro de los Santos, Montealegre del Castillo (Albacete) Museu d’Arqueologia de Catalunya Die Statue zeigt eine Gabenbringerin, die in ihren Händen ein Gefäss hält. Sie trägt ein langes Gewand, einen Mantel mit Schleier, sowie eine Schärpe. Ihr reicher Schmuck besteht aus einer Kopfbedeckung, grossen Ohrgehängen, drei Halsketten und Fingerringen. Fundort und Motiv weisen darauf hin, dass die Statue als Votivgabe gestiftet wurde. 49 1. Attisch-rotfiguriges Salbölfläschchen (Lekythos) Ton, 5. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Puig de Sant Andreu, Ullastret (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 2. Korinthisches Salbölfläschchen (Aryballos) Ton, 6. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Emporion/Empúries, L’Escala (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 3. Salbölfläschchen (Amphoriskos) Glaspaste, 6./5. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Emporion/Empúries, L’Escala (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 42
4. Salbölfläschchen (Aryballos) Glaspaste, 6./5. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Emporion/Empúries, L’Escala (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 5. Schaber (Scalptorium) Bronze, Bein, spätes 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Mas Castellar, Pontós (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 6. Schaber (Scalptorium) Bronze, frühes 2. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Mas Castellar, Pontós (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 50 1. Attisch-rotfigurige Schüssel (Lekanis) Ton, 5. Jh. v. Chr. Museu d’Arqueologia de Catalunya 2. Ohrringe Bronze, Gold, 4. Jh. v. Chr Aus der Nekropole von Puig de Serra, Serra de Daró (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 3. Ohrring Bronze, 4./3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Puig Castellar, Santa Coloma de Gramenet (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 4. Ohrring Gold, 3./2. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Castellet de Banyoles, Tivissa (Tarragona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 5. Spiralförmiger Armreif Bronze, 4./3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Turó de la Rovira (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 6. Fibel (Typus «La Tène») Bronze, 4./3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Puig de Sant Andreu, Ullastret (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 7.– 8. Ringfibel («Omegafibel») Bronze, 4. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Penya del Moro, Sant Just Desvern (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 43
DIE ABGETRENNTEN KÖPFE Wie die Kelten, so stellten auch die Iberer im Nordosten der Iberischen Halbinsel die abgetrennten Köpfe ihrer besiegten Feinde als Kriegstrophäen aus, zusammen mit den erbeuteten und unbrauchbar gemachten Waffen. Sie wurden an belebten öffentlichen Plätzen, an den Fassaden von Häusern oder an den Verteidigungsmauern ausgestellt und mit langen Eisennägeln befestigt. Zu den Siedlungen, in denen diese Praxis umfassend dokumentiert wurde, gehören Puig Castellar in Santa Coloma de Gramenet und die iberische Stadt Ullastret. Die Untersuchung dieser aussergewöhnlichen Knochenreste liefert uns wertvolle Informationen über die alten Iberer. «Den gefallenen Gegnern schlagen sie die Köpfe ab und hängen sie um den Hals ihrer Pferde. Die blutigen Waffen nehmen sie als Trophäen an sich und übergeben sie ihren Dienern, wobei sie ein Dank- und Siegeslied anstimmen. Diese Beute nageln sie an ihre Häuser, so als hätten sie auf der Jagd wilde Tiere erlegt.» Diodor, Bibliothek V, 29, 4 (1. Jh. v. Chr.) 51 DIE ABGETRENNTEN KÖPFE 1. Menschlicher Schädel mit Nagel Bein, Eisen, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Puig Castellar, Santa Coloma de Gramenet (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 2. Menschlicher Schädel mit Nagel Bein, Eisen, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Puig de Sant Andreu, Ullastret (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya
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3. Menschlicher Schädel mit Nagel Bein, Eisen, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Puig de Sant Andreu, Ullastret (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya
4. Schwert mit Scheide (Typus «La Tène») Eisen, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Illa d’en Reixac, Ullastret (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 52 DAS MONUMENT VON CAL POSASTRE Wie andere iberische Skulpturen wurde auch das Monument von Cal Posastre gegen Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. absichtlich zerstört und seine Überreste in verschiedene Gräber geworfen. In der Mitte der Stele waren einst drei thronende Figuren und ein möglicher Reiter dargestellt. Sechs männliche Köpfe, die vielleicht die Köpfe der besiegten Feinde darstellen, zierten jede Seite. Fragment eines Denkmals mit abgetrennten Köpfen Kalkstein, 2. Jh. v. Chr. Aus Cal Posastre, Sant Martí Sarroca (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 53 DAS OPPIDUM Auf der Iberischen Halbinsel existierten verschiedene Siedlungsformen mit unterschiedlichen Traditionen. Während vor allem im Süden Siedlungen mit urbanem Charakter zu verzeichnen sind, waren im Osten und im Nordosten befestigte Niederlassungen, sogenannte Oppida, charakteristisch. Ein Oppidum lag meistens auf einer Anhöhe und war mit einer Befestigungsanlage versehen. Die Stadtplanung passte sich meist den topographischen Verhältnissen an. Ein zum Oppidum gehörendes Umland lieferte die lebensnotwendigen Ressourcen. 1. Iberisches Giessgefäss (Askos) Ton (Grauware), 2. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Turó de la Rovira (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 2. Iberische Schale Ton (Grauware), 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Turó de la Rovira (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 3. Iberische Schale mit Stempeldekor Ton (Grauware), 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Turó de la Rovira (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 4. Iberisches Miniaturgefäss (Amphoriskos) Aus der Siedlung von Turó de la Rovira (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 45
54 IBERISCHE MÜNZEN Iberische Münzen wurden erst gegen Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr., zur Zeit des Zweiten Punischen Krieges, in grossem Umfang geprägt. Es handelte sich zunächst um Silbermünzen, die den Drachmen aus Emporion nachempfunden waren. Diese wurden in grossen Mengen zur Bezahlung der römischen Soldaten geprägt. 1. Münzhort von 54 Drachmen (Prägungen von Emporion) Silber, 230 – 220 v. Chr. Aus der Siedlung von Puig de Sant Andreu, Ullastret (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 2. Iberische Münze (Prägung von Kum) Silber, 218 – 198 v. Chr. Aus der Siedlung von Castellet de Banyoles, Tivissa (Tarragona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 3. Iberische Münze (Prägung von Ilturo) Bronze, 2. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Burriac, Cabrera de Mar (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 4. Iberische Münze (Prägung von Kese) Bronze, 150 – 90 v. Chr. Aus Sant Miquel d’Olèrdola, Olèrdola (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 5. Iberische Münze (Prägung von Unitkesken) Bronze, 2. – 1. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Puig de Sant Andreu, Ullastret (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 6. Iberische Münze (Prägung von Ausesken) Bronze, 2. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Burriac, Cabrera de Mar (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 7. Iberische Münze (Prägung von Iltirkesken) Bronze, frühes 2. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Turó del Montgrós, El Brull (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya
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ULLASTRET Das iberische Oppidum Ullastret, das zwischen dem 6. und dem 2. Jahrhundert v. Chr. besiedelt war, liegt im nordöstlichen Teil der Iberischen Halbinsel in einem Gebiet mit weitreichenden wirtschaftlichen und kulturellen Kontakten zu den Phöniziern, Etruskern und vor allem den Griechen. Die griechische Niederlassung Emporion befindet sich ca. 25 km nördlich der iberischen Siedlung. Ullastret bestand aus zwei grossen Siedlungskernen: der Oberstadt auf dem Hügel Puig de Sant Andreu und der Unterstadt Illa d‘en Reixac, die sich auf einer kleinen vorspringenden Insel inmitten eines Sees befand, der im 19. Jahrhundert trockengelegt wurde. Die Unterstadt war wahrscheinlich über ein Lagunensystem mit dem Meer verbunden, was die Navigation von der Küste zur Stadt mit flachbodigen Schiffen ermöglichte. Beide Siedlungskerne nahmen ab der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. eine Fläche von über 15 Hektaren innerhalb der Stadtmauern ein, mit einer Bevölkerung, die schätzungsweise 6’000 Einwohner erreicht haben könnte. Ullastret war höchstwahrscheinlich die Hauptstadt der Indigetes. ULLASTRET - DIE VIRTUELLE REKONSTRUKTION
Die interdisziplinären archäologischen Forschungen, die das Museu d’Arqueologia de Catalunya (MAC) in den letzten Jahren, zum Teil in Zusammenarbeit mit anderen nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen, durchgeführt hat, haben es ermöglicht, ein hohes Mass an Wissen über die städtischen und defensiven Strukturen der Siedlung zu erlangen. Auf dieser soliden Grundlage konnten Fortschritte bei der Erforschung der iberischen Welt in Katalonien erzielt werden und eine virtuelle Rekonstruktion der Stadt vorgeschlagen werden. Das Ergebnis ist eine immersive audiovisuelle Erfahrung.
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Wie bestatteten die Iberer ihre Toten?
BESTATTUNGSRITUALE Die Rituale und Bestattungspraktiken der Iberer waren sehr vielschichtig und hingen von sozialen und regionalen Komponenten ab. Die in den iberischen Nekropolen hauptsächlich dokumentierte Bestattungsform ist die Einäscherung. Diese Praxis setzte eine Tradition fort, die im nordwestlichen Mittelmeerraum gegen Ende der Bronzezeit um 1000 v. Chr. begann. Nicht jedes Mitglied der Gesellschaft wurde allerdings in einer Graburne mit persönlichen Gegenständen, Opfergaben und gelegentlich dem Geschirr für das Abschiedsmahl bestattet. Diese Zeremonie war den Eliten vorbehalten und wir wissen nicht, wie der Rest der Bevölkerung nach der Einäscherung behandelt wurde. Im Laufe der Zeit traten die Unterschiede zwischen den Nekropolen immer deutlicher zutage. Die Gräber reichten von einfachen, in den Boden gegrabenen Löchern mit minimalen Hinweisen im Nordosten bis hin zu grossen, komplexen und prächtigen Steinmonumenten im Südosten. Dies erklärt sich durch die ideologischen und sozialen Unterschiede in den jeweiligen Gebieten. 55 Statue eines Stieres, Teil eines Grabmonuments (?) Kalkstein, 5./4. Jh. v. Chr. Aus Santaella (Córdoba) Museu d’Arqueologia de Catalunya 56 Statue eines Stieres, Teil eines Grabmonuments (?) Kalkstein, 5. Jh. v. Chr. Aus Porcuna (Jaén) Museo de Jaén 57 Statuengruppe mit Kampf zwischen Mann und Greif Kalkstein, 5. Jh. v. Chr. El Cerillo Blanco (Jaén) Museo de Jaén 48
58 1. Apulisches Weinmischgefäss (Krateriskos) Ton (Gnathia-Ware), spätes 4. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Can Rodon de l’Hort, Cabrera de Mar (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 2. Lanzenspitze Eisen, 4./3. Jh. v. Chr. Aus der Nekropole von Can Rodon de l’Hort, Cabrera de Mar (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 3. Iberisches Krummschwert («Falcata») Eisen, 4./3. Jh. v. Chr. Aus Can Garrofa, Aiguaviva (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 59 Handgemachtes iberisches Gefäss mit Deckel Ton, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Coll de Moro (Tarragona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 60 Iberische Graburne Ton, bemalt, 4. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Castellot de la Roca Roja, Benifallet (Tarragona) Museu de les Terres de l’Ebre 61 Skelett eines Kindes Bein, 4. Jh. v. Chr. Aus Sant Miquel d’Olèrdola, Olèrdola (Barcelona) Museu d’Arqueologia de Catalunya BESTATTUNGEN VON KLEINKINDERN Neugeborene, die während oder wenige Tage nach der Geburt starben, wurden unter den Böden von Häusern und Werkstätten, d. h. in ihrem Lebensraum, begraben. Die sterblichen Überreste wurden in ein Bündel eingewickelt, gelegentlich mit einem Amulett versehen und direkt in die Erde oder in ein Gefäss gelegt. Diese Praktiken waren charakteristisch für den Osten und Nordosten der Iberischen Halbinsel. Sie waren tief in früheren Kulturen verwurzelt und haben in einigen ländlichen Gebieten bis ins 19. Jahrhundert überlebt. Die plausibelste Interpretation ist, dass die Neugeborenen, die nicht die erforderlichen Riten erhalten hatten, noch nicht als Teil der Gemeinschaft angesehen wurden und daher nicht in der Lage waren, die Privatsphäre zu verlassen. 49
Woran glaubten die Iberer?
DIE IBERISCHE GÖTTERWELT Unser Wissen zu Religion und Götterwelt der iberischen Völker ist sehr begrenzt und beruht – mangels schriftlicher Überlieferungen – hauptsächlich auf archäologische Funde. So vielfältig die Iberer waren, so unterschiedlich muss man sich auch ihre Götterwelt vorstellen. Wir wissen kaum etwas über einzelne iberische Gottheiten. Es ist auch davon auszugehen, dass Gottheiten aus anderen Kulturen, insbesondere der Griechen und Phönizier, übernommen wurden. Wir wissen allerdings nicht, welche Vorstellungen die Iberer genau mit diesen fremden Gottheiten verbanden. Zu den «importierten» Gottheiten gehören Demeter, vielleicht als Beschützerin der Landwirtschaft und der Fruchtbarkeit, und der ägyptische Gott Bes, möglicherweise Beschützer des Hauses. Die Iberer verehrten ihre Gottheiten an verschiedenen Orten. So sind religiöse Praktiken vor allem in natürlichen Umgebungen, wie Quell- oder Höhlenheiligtümern (El Collado de los Jardines in Jaén oder El Cerro de los Santos in Albacete) belegt, wo Votivgaben in teils grossen Mengen gefunden wurden. Diese Praxis lässt sich bis in prähistorische Zeit zurückverfolgen. Im städtischen Umfeld sind kleine Tempel (Ullastret oder Tivissa) bezeugt. 62 1. Statuette des ägyptischen Gottes Bes Ton, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Puig de Sant Andreu, Ullastret (Girona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 2. Kopf der Gorgo Medusa (Gorgoneion) Ton, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Puig de Sant Andreu, Ullastret (Girona). Im Bereich des Tempels A gefunden. Museu d’Arqueologia de Catalunya
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3. Kopf der Gorgo Medusa (Gorgoneion) Ton, bemalt, 3. Jh. v. Chr. Aus der Siedlung von Puig de Sant Andreu, Ullastret (Girona). Im Bereich des Tempels A gefunden. Museu d’Arqueologia de Catalunya 4. Männlicher Kopf Kalkstein, 5. – 3. Jh. v. Chr. Aus dem Heiligtum von Cerro de los Santos, Montealegre del Castillo (Albacete) Museu d’Arqueologia de Catalunya 63 VOTIVE 1. Relief mit der Darstellung eines Pferdebändigers Kalkstein, 3./2. Jh. v. Chr. Villaricos, Cuevas de Almazora (Almería) Museu d’Arqueologia de Catalunya 2.– 3. Männliche Votivstatuetten Bronze, 4./3. Jh. v. Chr. Aus dem Höhlenheiligtum von Cueva de la Lobera, Castellar (Jaén) Museu d’Arqueologia de Catalunya 4. Votivstatuette eines Säuglings Bronze, 4. – 1. Jh. v. Chr. Aus dem Höhlenheiligtum von Cueva de la Lobera, Castellar (Jaén) Museu d’Arqueologia de Catalunya 5. Votivstatuette eines Beins Bronze, 3./2. Jh. v. Chr. Aus dem Heiligtum von La Luz, Verdolay (Murcia) Museu d’Arqueologia de Catalunya 6. Votivstatuette eines Beinpaars Bronze, 4./3. Jh. v. Chr. Museu d’Arqueologia de Catalunya 7. Votivstatuette einer Hand Bronze, 4./3. Jh. v. Chr. Museu d’Arqueologia de Catalunya, Barcelona
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DER HORTFUND VON TIVISSA Der sogenannte Schatz von Tivissa wurde 1927 von einem Landarbeiter in der iberischen Siedlung von Castellet de Banyoles nahe der Stadt Tivissa gefunden. Er besteht aus vier Schalen (Omphalosschalen), elf Bechern, einem Halsreif (Torques) und einem spiralförmigen Armreif, dessen Enden als Schlangenköpfe gebildet sind. Alle Stücke sind aus Silber getrieben und gehören zu den eindrücklichsten Vertretern iberischen Tafelsilbers. Jüngere Ausgrabungen haben in Castellet de Banyoles ein städtisches Heiligtum freigelegt, aus dem das Silbergeschirr stammen könnte. Solche Hortfunde gehen in den meisten dokumentierten Fällen auf kriegerische Ereignisse zurück. Im Falle des Schatzes von Tivissa wurde das Material vermutlich aufgrund der Instabilität während des Zweiten Punischen Krieges (218 – 201 v. Chr.), in dem die Siedlung zerstört wurde, versteckt. Der Stil des Dekors widerspiegelt sowohl einheimische Bildformeln als auch fremde, der Mittelmeerwelt entnommene Elemente. Die iberische Kunst zeichnet sich durch die Fähigkeit aus, fremde Einflüsse aufzunehmen und mit lokalen Dekorelementen zu vermischen. «Ausserdem lieferte man dem Feldherrn eine beträchtliche Menge Gold und Silber ab. Goldene Schalen waren es 276, fast alle ein Pfund schwer, 18‘300 Pfund an unverarbeitetem und gemünztem Silber und zahlreiche Silbergefässe.» Titus Livius, Von der Gründung der Stadt an XXVI, 47, 7 (59 v. Chr. – 17 n. Chr.) 64 1. Omphalosschale mit Darstellung von drei Streitwagen (Quadrigae) Silber, 250 – 195 v. Chr. Aus der Siedlung von Castellet de Banyoles, Tivissa (Tarragona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 52
2. Omphalosschale mit Tierkopf Silber, 250 – 195 v. Chr. Aus der Siedlung von Castellet de Banyoles, Tivissa (Tarragona) Museu d’Arqueologia de Catalunya Die Schale ist ein vorzügliches Beispiel für die komplexe iberische Bildwelt, die eigene Elemente mit anderen Bildern mediterranen Ursprungs verbindet. Der zentrale Buckel wird vom Kopf eines bedrohlichen Tieres mit kurzer Mähne eingenommen, das von drei Szenen umgeben ist. In der oberen Szene nimmt eine auf einem Thron sitzende Gottheit eine Opfergabe entgegen, umgeben von einem Kentauren und einer kauernden Figur. Die rechte Szene zeigt die Opferung eines Tieres an die Gottheit, die von einem Dämon mit Hilfe zweier anderer Personen ausgeführt wird. In der linken Szene jagt ein Reiter mit Speer und Rüstung einen Löwen, während dieser ein Wildschwein angreift.
3. Omphalosschale mit Wolfskopf Silber, 250 – 195 v. Chr. Aus der Siedlung von Castellet de Banyoles, Tivissa (Tarragona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 4. Omphalosschale mit Darstellung von Fischen Silber, Goldeinlagen, 250 – 195 v. Chr. Aus der Siedlung von Castellet de Banyoles, Tivissa (Tarragona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 5. Trinkschale Silber, 250 – 195 v. Chr. Aus der Siedlung von Castellet de Banyoles, Tivissa (Tarragona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 6.– 12. Trinkbecher Silber, 250 – 195 v. Chr. Aus der Siedlung von Castellet de Banyoles, Tivissa (Tarragona) Museu d’Arqueologia de Catalunya
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1 3. Halsreif (Torques) Silber, 250 – 195 v. Chr. Aus der Siedlung von Castellet de Banyoles, Tivissa (Tarragona) Museu d’Arqueologia de Catalunya 1 4. Armreif Silber, 250 – 195 v. Chr. Aus der Siedlung von Castellet de Banyoles, Tivissa (Tarragona) Museu d’Arqueologia de Catalunya
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