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ACSI

Europas CaravaningMann

ACSI ist unter Campern in ganz Europa ein Begriff. ACSI stellt seit über 55 Jahren die bekannten grünen Campingführer her, die für viele Camper einen festen Platz im Zelt, Wohnwagen oder Wohnmobil haben. In diesen Führer finden Camper immer die aktuellsten Informationen von rund 10.000 Campingplätzen in ganz Europa. Diese Informationen werden jedes Jahr durch ein Team von 300 Inspektoren überprüft. Wir haben den ACSI-CEO Ramon van Reine zum Verlauf der ersten “Nach-Pandemie”-Saison und zu den Trends im Camping- und Stellplatzbereich befragt.

Text: Claus-Detlev Bues

Neben den Campingführern bietet ACSI auch eine beliebte Rabattkarte für Camper, verschiedene Websites und Apps, ein Magazin und organisiert Campingausflüge und Campingferien. Einige im Markt bekannte Marken sind CampingCard ACSI, Eurocampings, Suncamp und ACSI Campingreisen. Seit 2021 bietet ACSI speziell auf Camper zugeschnittene Versicherungen an.

Camper Professional: Herr van Reine, wie ist aus Ihrer Sicht die jetzt so langsam auslaufenden Camping-Saison verlaufen?

Ramon van Reine: Sehr gut, für viele Campingplätze sogar über den Erwartungen. Die Preise, die man verlangen konnte (insbesondere von Campingplätzen mit dynamischer Preisgestaltung), waren höher als zuvor. Darüber hinaus haben die Camper auch viel Geld im Gastgewerbe auszugeben. Ein großes Problem für viele Campingplätze war jedoch, genügend Personal zu finden. Dies bedeutete manchmal sogar, dass die Restaurants nicht die ganze Woche, sondern nur an einer begrenzten Anzahl von Tagen geöffnet sein konnten. Außerdem hatten viele Campingplätze eine lange Nachsaison mit hoher Belegung. Wir hören also hauptsächlich von zufriedenen Campingplatzbesitzern.

Camper Professional: Ihr Haus ACSI hat durch die Pandemie und die Lockdowns schwierige Zeiten durchlebt und auch herbe finanzielle Verluste hinnehmen müssen, um den Campingplätzen in der Pandemie zu helfen. Wie hat ACSI das verkraftet?

Ramon van Reine: 2020 und 2021 waren für unser Unternehmen die schwierigsten Jahre überhaupt. In finanzieller, aber auch in emotionaler Hinsicht. Wir mussten die Zahl der Mitarbeiter von 220 auf 140 bis Ende 2020 reduzieren. Hinzu kommt, dass wir wegen Corona bis zu diesem Frühjahr praktisch mit einem leeren Büro dastanden. Mit anderen Worten: kein Spaß. Ja, wir haben den Campingplätzen sehr geholfen. Da wir in engem Kontakt mit den Campingplätzen standen, wussten wir, in welchen Ländern und Regionen es am meisten weh tat. Wir haben sofort darauf mit Rabatten reagiert und zwischen 20 und 50 Prozent auf die Werbung gegeben. Gleichzeitig verzeichneten wir aber keinen Rückgang beim Verkauf unserer Produkte an den Endverbraucher, sprich Camper. Die europäischen Camper wollten anscheinend zum erwarteten Reisestart gut vorbereitet sein.

Camper Professional: Sehen Sie bestimmte Änderungen und neue Trends der Camping-Kunden beim Buchen nach der Pandemie bei Campingplätzen und im Tour-Operatingbereich?

Ramon van Reine: Ja, wir haben festgestellt, dass die Buchungen auf einen späteren Zeitpunkt in der Saison verschoben wurden. Ein klarer Trend war auch, dass die Preise stiegen und die verfügbaren Plätze auf den Campingplätzen weniger buchbar wurden. Dies war vor allem auf die große Nachfrage zurückzuführen. Alle wollten wieder in den Urlaub fahren, soweit es dieses Jahr wieder möglich war.

Camper Professional: ACSI macht regelmäßig Umfragen bei den Campern. Hat sich das Reiseverhalten der europäischen Camper durch die Pandemie verändert und wie?

Ramon van Reine: Ja, wir möchten wissen, was unsere europäischen Kunden wollen. Als Corona anfing waren viele Camper gezwungen in ihren Heimatländern zu bleiben. Es ist eingetreten, was wir vorhergesagt haben: In diesem Jahr sind alle zu den früheren Zielen vor Corona zurückgekehrt. Dieser Trend wird auch im Frühjahr und Herbst wieder zu beobachten sein. Außerdem signalisieren wir, dass Camper in der Nebensaison gerne einen Platz gesichert haben wollen. ACSI Camping INFO kommt diesem Bedürfnis nach Voranmeldung entgegen.

Camper Professional: ACSI hat kürzlich eine enge Kooperation mit dem Buchungsportal Camping.info bekanntgegeben. Auf dem Markt tummeln sich ja jede Menge Portale, die Camping- und Stellplatzbuchungen anbieten. Können Camping-Kunden jetzt in absehbarer Zeit mit einem - vielleicht sogar europaweitem - einheitlichen Buchungssystem für Camping- und Stellplätze rechnen?

Ramon van Reine: Ja, viele Start-Ups stürzen sich auf einen ihrer Meinung nach sehr lukrativen Campingmarkt. ACSI gehört zusammen mit dem niederländischen ANWB und dem deutschen ADAC zu den Vorreitern. Der Vorteil den wir als ACSI haben ist, dass wir über sehr gute und zuverlässige Inhalte verfügen, die von europäischen Campern durch unsere jährlichen Inspektionen geschätzt werden. Die neuen Plattformen starten oft mit Informationen, die online von Dritten gesammelt wurden. Ich denke, dass es weiterhin mehrere Buchungsplattformen geben wird, wobei ACSI Camping Info weiterhin eine bedeutende Marktposition einnehmen wird.

Camper Professional: Trotz der Krise boomt der Caravaningbereich immer noch. Aber nicht nur Wohnwagen und Reisemobil können mit Rekordwerten aufwarten, auch die Produktion von Mobilheimen boomt. Sehen Sie auch den Trend, dass - besonders im Süden - immer mehr normale Tour-Stellplätze wegfallen und zu wesentlich lukrativeren Mobilheim-Angeboten umgewandelt werden?

Ramon van Reine: Ja, wir sehen das Problem, gegen das wir aber gleichzeitig wenig tun können. Die Zahl der neuen Initiativen für Campen bei Privatpersonen und auf Minicampingplätzen ist nette Ergänzung, gleicht aber den Rückgang der Campingplätze nicht aus. Die Möglichkeit zu buchen wird also immer wichtiger, um den Campern einen guten Service zu bieten.

Camper Professional: Wenn die europäischen Ziele umgesetzt werden, dann fahren in wenigen Jahren Millionen Elektroautos auf den Straßen Europas.

Und die werden künftig auch auf den Camping- und Stellplätzen zu finden sein. Sind die Campingplätze Ihrer Meinung nach dafür gerüstet?

Ramon van Reine: Viele Campingplätze sind dafür noch nicht ausgerüstet, und so zapfen die Camper den Strom auf dem Stellplatz oder in ihrer Mietunterkunft an. Die Campingplätze müssen sich mit diesem Problem auseinandersetzen, da die Elektrifizierung der Autos zunehmen wird, insbesondere in Nordeuropa.

Camper Professional: Campingführer in Print-Form wurden selbst von Fachleuten der Branche schon lange durch das Angebot im Netz für tot erklärt. Bei ACSI ist anscheinend ein entgegengesetzter Trend feststellbar. Wollen die Camper weiter einen grünen Campingführer mit im Wohnwagen oder Reisemobil haben?

Ramon van Reine: Ja, die ACSI-Führer sind sehr beliebt. Wir wissen auch warum! Wir sind immer noch der einzige Verlag in Europa, der jedes Jahr alle Campingplätze inspiziert. Das bedeutet, dass unsere Informationen sehr zuverlässig sind. Außerdem stimmt unser Preis/Leistungsverhältnis. Wir bieten optimale Informationen in Kombination mit dem CampingCard-Rabatt. Und das zu einem günstigen Preis, der leider im nächsten Jahr steigen wird. Und das auch nur notgedrungen, weil die Druckkosten für die kommende Auflage um 65 Prozent gestiegen sind.

Camper Professional: Nachhaltigkeit in der Campingbranche war beim diesjährigen Caravan Salon ein Hauptthema. Wie sieht ACSI da die Branche aufgestellt und was sind die Entwicklungen in den nächsten Jahren?

Ramon van Reine: Camping steht in puncto Nachhaltigkeit ganz oben. Kaum eine andere Reiseart erreicht einen so niedrigen CO2Wert. Darüber hinaus werden viele Campingplätze so gestaltet, damit das Klima so wenig wie möglich belastet wird. Die überwiegende Mehrheit liegt im Außenbereich und an Naturschutzgebieten mit sehr sehr hohen behördlichen Auflagen. Die gestiegen Nachfrage der Kunden nach nachhaltigem Camping wird vielfach mit besonderen Angeboten und Ausstattung beantwortet. Was übrigens teilweise zu enormen zusätzlichen finanziellen Belastungen der Betreiber geführt hat.

Camper Professional: ACSI hat im letzten Jahr erstmals die „ACSI-Awards 2022“ ausgeschrieben, um die bei den Campern beliebtesten Plätze zu ermitteln und zu ehren. Was steckt hinter den ACSI-Awards, warum dieser Publikumspreis?

Ramon van Reine: Wir wollten eine Methode finden etwas Unverwechselbares zu schaffen, und so entstanden die ACSI Awards. Der einzige europäische öffentliche Preis für Campingplätze von Campern. Mit bis zu 50.000 Stimmen vom Start weg ein großer Erfolg. Da wir die Abstimmung für die Preisverleihung 2023 vorgezogen haben, erwarten wir die doppelte Anzahl von Stimmen. Die Campingplätze sind hellauf begeistert und fühlen sich geehrt. Das war die Absicht.

ACSI-Inspektoren im Jahr 2019

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